„Weigelien - Sichtungsergebisse“, in Gärtner+

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„Weigelien - Sichtungsergebisse“, in Gärtner+
Gartenbau
Die umfassende Sichtung – 26 Sorten wurden im Sichtungsgarten Königshof gesichtet – wurde in den Jahren von 2009 – 2011 hinsichtlich Laubwirkung und Gesamteindruck jeweils zur Blütezeit im Mai und Juni sowie in den Herbstmonaten September und Oktober bonitiert
Weigelien-Sichtungsergebnisse
Sichtungsergebnisse am LFZ Schönbrunn – Im April 2008 erfolgte die Auspflanzung im Sichtungsgarten für
Gehölze und Stauden Königshof, Außenstelle der HBLFA Schönbrunn. Die Sichtung umfasste insgesamt 26
Sorten von gelbbunten, panaschierten und rotlaubigen Weigela-Sorten sowie Zwergsorten dieser Gattung.
Die folgende Übersicht bietet Ihnen einen Überblick über die ermittelten Auswertungen.
A
Die Sichtung
umfasste insgesamt 26
Sorten von
gelbbunten,
panaschierten und rotlaubigen
Weigela-Sorten sowie
Zwergsorten
dieser Gattung
lljährlich kommt eine Flut neuer
Sorten von den vielen Gehölzarten
auf den Markt. Es wird dadurch immer
schwieriger, sich im Sortiment zurechtzufinden. Außerdem wird ein- und dieselbe Sorte unter verschiedenen Namen
gehandelt. Dazu kommt noch, dass einmal der „echte“ Sortenname, z. B. Weigela ’Bokrashine’, verwendet wird,
gleichzeitig wird dieselbe Sorte unter
einem ganz anderen Namen, nämlich
dem Handelsnamen (Weigela Naomi
Campbell, richtigerweise NAOMI CAMPBELL) verkauft.
Buntlaubigkeit und Schwachwüchsigkeit ist im Trend
Da es inzwischen nahezu unmöglich geworden ist, alle neuen Sorten einer bestimmten Art oder auch nur einer bestimmten Hybridgruppe zuzuordnen, ist
man in Holland dazu übergegangen, die
Sorten einfach nach Wuchs, Blattfarbe
und Blütenfarben einzuteilen. Dazu
wurden die folgenden Gruppen gebildet: 1) Rotlaubige Sorten; 2) Zwergformen, Sorten < 1 m; 3) Panaschierte Sorten; 4) Gelblaubige Sorten; 5) Rotblühende Sorten; 6) Rosablühende Sorten;
7) Weißblühende Sorten; 8) Zweifärbig
blühende Sorten
Im Rahmen der internationalen Gehölzsichtung „Eurotrial“ – seit 2007 nimmt
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auch Österreich mit der HBLFA Schönbrunn daran teil – wird seit 2009 auch
Weigela gesichtet. Es ist auch in diesem
Fall natürlich nicht möglich, alle zurzeit
vorhandenen Sorten einer Sichtung zu
unterziehen. In den vergangenen Jahren ist aber eine große Anzahl neuer
buntlaubiger (rotlaubige, gelblaubige
und panaschierte) und schwachwüchsiger Sorten in den Handel gekommen.
Deshalb wurde beschlossen, nur Sorten
dieser Kategorie zu sichten. In der Tabelle (Siehe www.gaertner-und-florist.
at) sind alle im Sichtungsgarten für Stauden und Gehölze in Königshof ausgepflanzten Sorten sowie deren Züchter
aufgelistet. Die Bonitierung erfolgte
von 2009 bis 2012.
Versuchsdurchführung
Die Weigela-Sichtung wurde unter der
Obhut von Andrew McSeveney und
Chris Sanders-Royal Hortical Society
(RHS), RHS Garden, Wisley/UK durchgeführt. 2007 wurden dazu Stecklinge von
26 verschiedenen buntlaubigen Weigela-Sorten und Zwergsorten (dwarf
shrubs) gesammelt und von der New
Place Nursery in England vermehrt. Die
bewurzelten Stecklinge wurden im April 2008 an die teilnehmenden Institute
der europäischen Gehölzsichtung (Eurotrial) verschickt. Im April 2008 erfolgte
die Auspflanzung im Sichtungsgarten
für Gehölze und Stauden Königshof,
Außenstelle der HBLFA Schönbrunn.
Dazu wurden je fünf Pflanzen pro Sorte
im Abstand von 1 x 1 m ausgepflanzt.
Aus pflegetechnischen Gründen wurde
der Boden mit MayPex-Folie abgedeckt.
Die Sichtung umfasste insgesamt 26 Sorten von gelbbunten, panaschierten und
rotlaubigen Weigela-Sorten sowie
Zwergsorten dieser Gattung. Nach demselben Schema wurden auch an zwei
Standorten in Deutschland sowie in England und Frankreich Sichtungspflanzungen angelegt.
Bonitiert wurde hinsichtlich Laubwirkung und Gesamteindruck jeweils zur
Blütezeit im Mai und Juni sowie in den
Monaten September und Oktober in
den Jahren 2009, 2010 und 2011. Im
Sommer 2012 wurde eine abschließende
Bewertung durchgeführt und Wuchshöhe und -breite gemessen.
Bewertungsmethode
Im Rahmen der Sichtung wurde jeweils
von den drei bewerteten Pflanzen pro
Sorte die erste stark (2/3), die zweite
Pflanze mäßig (1/3) zurückgeschnitten,
die dritte Pflanze blieb ungeschnitten.
Mit dieser Maßnahme sollte der Einfluss
des Schnittes auf Wuchs und Blüte erfasst werden. Nach einheitlichem
Fotos: Helmut Pirc
‘Briant Rubidor‘
konnte sich als beste Sorte innerhalb der
Gruppe der gelbbunten Weigelien profilieren.
Kompakter und dichter Wuchs sowie reiche
Blüte zeichnen ‘Briant Rubidor‘ aus
‘Naomi Campbell‘
Ihr Habitus ist auch ohne Schnittmaßnahmen
ansprechend. Die dunkelrosa Blüte steht farblich im Einklang mit dem braunroten Blatt
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Sorte ’Brigela’ (= MOULIN ROUGE).
Die Sorte MONET (’Verweig’) hat sich
unter den vorgegebenen Standortbedingungen nicht bewährt. Es traten alsbald
Wachstumsstörungen auf, eine Pflanze
hat grün durchgetrieben (Rückmutation), und am Ende der Sichtung nach
zwei strengen Wintern traten auch
Frostschäden auf. Eine Blütenwirkung
konnte nicht erfasst werden da diese
Sorte kaum Blüten ansetzt, sondern ausschließlich durch das an sich attraktive
Laub besticht. Unter günstigen Standortbedingungen kann sie aber eine durchaus interessante Ergänzung darstellen.
‘Brigela‘
ist sowohl hinsichtlich der Wuchseigenschaften als auch hinsichtlich
der Blüte die eindeutig beste Sorte mit cremegelber Panaschierung
Schema wurden auf einer Skala von
0–10 (0 = sehr schlecht; 10 = ausgezeichnet) Blütenwirkung, Blattwirkung,
Wuchs und Gesamteindruck bewertet.
Darüber hinaus wurden zur jeweiligen
Bewertung zusätzliche Aufzeichnungen
Im Rahmen gemacht und Bildmaterial von allen Sorder Sichtung ten angefertigt.
wurde jeweils
von den drei
bewerteten
Pflanzen pro
Sorte die erste
stark, die
zweite mäßig
zurückgeschnitten, die
dritte Pflanze
blieb ungeschnitten
Ergebnisse
Wichtigstes Ergebnis der vorliegenden
Sichtung ist die Tatsache, dass sich sowohl die gelbbunten als auch die panaschierten Sorten unter den für buntlaubige Gehölze eigentlich ungünstigen
Verhältnisse am Standort Königshof relativ gut entwickelten.
Gute Wüchsigkeit
bei gelbbunten Sorten
Vor allem die gelbbunten Sorten erwiesen sich als sehr wüchsig. Es scheint, dass
’Looymansii Aurea’, ’Gold Rush’ und
’Jean’s Gold’ ident sind. Sie unterscheiden sich weder bezüglich des Wuchses,
der Laubfärbung, noch der Blüte. Die
beste Sorte innerhalb der Gruppe der
gelbbunten Weigelien ist eindeutig ’Briant Rubidor’, sie zeichnet sich durch
kompakten, dichten Wuchs und reicher
Blüte aus.
der Basis nicht ganz. Auch hier scheint
es sich um eine bereits ältere Sorte zu
handeln, denn die Beschreibung dieser
Sorte scheint mit der ursprünglichen Beschreibung von Weigela florida ’Variegata’ übereinzustimmen.
Cremegelb
panaschierte Sorten
Von den Sorten mit cremegelber Panaschierung waren die Sorten ’Wessex
Gold’ und ’Kosteriana Variegata’ aufgrund des etwas sparrigen Wuchses und
der Verkahlung an der Basis der Sträucher nicht zufriedenstellend. Sie sind
zwar recht schön belaubt, die Verkahlung der Triebe mindert aber die Attraktivität der Pflanzen doch beträchtlich.
Dies könnte man aber durch regelmäßig
durchgeführte Schnittmaßnahmen umgehen. Die eindeutig beste Sorte mit
cremegelber Panaschierung ist, sowohl
hinsichtlich der Wuchseigenschaften
als auch hinsichtlich der Blüte, die
Rotlaubige Sorten
Unter den rotlaubigen Sorten ist NAOMI
CAMPBELL (’Bokrashine’) eine Klasse für
sich. Die Pflanzen dieser Sorte weisen
einen einheitlichen, kompakten Wuchs
auf, ihre Blätter sind das ganze Jahr hindurch dunkel braunrot gefärbt. Die dunkelrosa Blüte fällt allerdings unter dem
stark gefärbten Laub nicht übermäßig
auf – das gilt auch für alle anderen rotlaubigen Sorten! Der Habitus war auch
ohne Schnittmaßnahmen durchaus ansprechend. ’
Alexandra’ (= WINE and ROSES) verkahlt
stark und der Wuchs ist auch nicht befriedigend. Bezüglich der Laubwirkung
war MINOR BLACK (= ’Verweig 3’)
durchaus interessant, aber der etwas
sparrige Wuchs war nicht befriedigend.
’Foliis Purpureis’ hat weniger intensiv
gefärbte Blätter wie vorige, ihre Blüten
sind heller rosa und deshalb etwas auffälliger. Auch hier ist das Verkahlen etwas problematisch. ’Victoria’ ist der
Sorte ’Foliis Purpureis’ sehr ähnlich, sie
verkahlt tendenziell aber noch mehr.
Auch die weißbunt panaschierten Sorten unterscheiden sich nicht wesentlich
voneinander. Weigela ’Florida Variegata’ – diese Sorte ist in den Baumschulen meist unter dem Namen Weigela florida ’Nana Variegata’ im Handel!– und
’Praecox Variegata’ sind einander sehr
ähnlich. Letztere unterscheidet sich
durch den etwas schwächeren Wuchs.
’Sunny Princess’ besticht durch eine ungemein reiche Blüte. ’Suzanne’ entspricht durch den etwas schmäleren
Wuchs mit Tendenz zur Verkahlung an
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Fotos: Helmut Pirc
Weißbunt panaschierte Sorten
Golden Candy
besitzt einen schönen Habitus, kleine, gelbgrüne Blätter und besticht mit
ihrer Reichblütigkeit
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Die rotlaubigen Sorten könnten bei entsprechenden Schnittmaßnahmen nach
der Blüte und besseren Bodenverhältnissen durchaus eine bessere Bewertung
erfahren.
Zwergformen
Die klein bleibenden Sorten ’Minuet’,
’Rumba’, ’Samba’ und ’Tango’ konnten
sich am Standort Königshof nicht etablieren. Alle Pflanzen dieser Sorten erlitten Trocken- und Frostschäden, von welchen sie sich kaum erholten und sich am
Ende der Sichtung unattraktiv zeigten.
Diese Sorten könnten unter besseren
Standort- und Bodenbedingungen jedoch durchaus auch bessere Bewertungen erzielen. ’Little Red Robin’ wäre an
sich eine schöne schwachwüchsige Sorte
mit kräftig roten Blüten, allerdings ist
diese Sorte offensichtlich sehr frostempfindlich und konnte sich ebenfalls nicht
entsprechend etablieren. Dagegen versagten die Sorten ’Elvera’ (= MIDNIGHT
WINE) und ’Ruby Queen’ völlig.
Zusammenfassung
Zusammenfassend kann gesagt werden,
dass es unter den gelblaubigen und panaschierten Weigelien sehr gute Sorten
gibt. Bei allen Weigelien muss allerdings
Sunny Princess
zeichnet sich unter den weißbunt panaschierten
Sorten durch eine ungemein reiche Blüte aus
vorausgesetzt werden, dass sie nach der
Blüte entsprechend geschnitten werden,
ein mäßig durchgeführter Rückschnitt
ist unbedingt notwendig. Alle abgeblühten Triebe sollten dabei bis auf die
Neutriebe zurückgenommen werden.
Unter den rotlaubigen Sorten stellt
NAOMI CAMPBELL eine deutliche Verbesserung der älteren Sorten dar. Die
schwachwüchsigen Sorten benötigen,
damit sie sich gut entwickeln, jedenfalls
bessere Böden, eine gute Nährstoffversorgung und sollten auch etwas geschützter gepflanzt werden.
Helmut Pirc, LFZ Schönbrunn
Die Vollversion lesen Sie unter
der Rubrik „Baumschule“:
www.gaertner-und-florist.at
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