ÖGER TOURS - Hallo Türkei

Transcription

ÖGER TOURS - Hallo Türkei
Nr. 7
Jan
2014
hallo
Das Insider Reisemagazin
www.oeger.de
Zu Besuch bei |
Erdoğan Atalay
Actionheld mit
sozialer Ader
Unterwegs |
Wilde Schönheiten
Flussdelta und
Schwarzmeerküste
Praktisch:
Preisbeispiele
für Ihre Reise
Kultur |
Backstage |
Lebensart |
Kulinarik |
Krimirätsel
Mardan Palace
June & die Liebe
Herzhafte Genüsse
Die Zeitzeugin
Ein Hotel der Superlative
zu den Schildkröten
Eine kulinarische Reise durch Istanbul
Unterwegs |
Kultur |
Backstage |
Lebensart |
Kulinarik |
Inhalt
Zu Besuch bei |
Actionheld mit
Sehnsuchtsorte
Krimirätsel Insidertipps sozialer Ader - Büyükada, die
Die Zeitzeugin 12 Reiseziele
Erdoğan Atalay 4 Prinzeninsel
8
von unseren
Buchtipps
32 Mitarbeitern
Die deutschWilde Schönheiten
für Sie
7
türkische
- Flussdelta und
SchwarzmeerGrößer. Schöner.
Modedesignerin
Mardan Palace
Jasmin Erbaş 18 küste
14
- Ein Hotel der
Superlative
26
Frisör Studio
Der kleine König
Endorphine der Buchtenwelten
28
Fotowettbewerb
Geheimtipp in
2013 - die
Hamburg
20
Gewinner
34
June & die Liebe
Herzhafte Genüsse
zu den Schild- Eine kulinarische
kröten
22 Reise durch
Istanbul
26
Die türkische
Leichtigkeit des
Seins - Bodrum 13
Liebe Leser,
die Festtage sind vorbei, ein neues Jahr hat begonnen und wir befinden uns mitten in der kalten, dunklen Jahreszeit. Das ist
wohl der Grund, warum man sich gerade jetzt am liebsten mit der Planung für den nächsten Sommerurlaub befasst. Die
Vorfreude auf Sonne, Strand und Meer kann über trübe Tage hinweg helfen.
Traumhafte Segeltörns oder ein fünfeinhalb Sterne Hotel der Superlative sind nur einige Urlaubsfreuden, die Sie in dieser
Ausgabe finden. Beeindruckt sind wir vom Projekt einer einzelnen Dame, die mit Ihrer Hartnäckigkeit und Leidenschaft
ganze Bauprojekte stoppte, eine Stiftung gründete und damit den Lebensraum der Karett-Schildkröte erhalten hat.
Ob Lob, Kritik oder Ihre persönliche Türkei-Geschichte, wir freuen uns auf Ihr Feedback an: [email protected]
Bildcredits
Impressum
Editorial
Herzlichst, Ihr ÖGER-Redaktionsteam
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Cathrin Klytta
Cathleen Richert
Martina Fronzek
ÖGER TOURS hallo türkei | Nr. 7, Januar 2014 | Herausgeber: ÖGER TOURS GmbH, Marketing, Heidenkampsweg 81, 20097 Hamburg | Verantwortlich
für Konzept und Inhalt: Cathrin Klytta | Redaktionsleitung: Cathrin Klytta | Redaktion: Cathleen Richert, Martina Fronzek, Belinda Menzel, Carmen
Diehl | Redaktionelle Beiträge: Sophie Neubauer, Michael Anton, Christian Schmicke, Bernd Köstering, Oliver Abraham, Maggi Riepl, Verena Schulz,
Martina Fronzek, Belinda Menzel, Brigitte Jurczyk, Harald Peters | Art Direction & Layout: franXraum - Art Work & Design, Frank Rieder, Hamburg,
www.franxraum.de | Fotos: siehe Bildcredits | Druck: RR Donnelley Global Print Solutions, ul. Obr. Modlina 11, 30-733 Kraków, Poland
Legende: l = links, m = Mitte, r = rechts, o = oben, u = unten. Art der Bezeichnung bei Agenturnachweisen = Name d. Agentur (Urheber)
Titel: Sabine Brauer Photos. S.3: v.l.n.r. Sabine Brauer Photos, Oliver Abraham, Philipp List, Mardan Palace, Barbara Trottnow, ÖGER Archiv. S.4-6: Sabine Brauer Photos. S.7: ÖGER Archiv. S.8|9: ÖGER Archiv. S.10|11:
ÖGER Archiv. S.12: l.o. Lupe: RFSole - Fotolia, l.o. Bild in Lupe: Philipp List, r.o. Hotel: ohne Angabe, r.m.: Gmeiner Verlag, r.u.: eyetronic - Fotolia. S.14|15: Oliver Abraham. S.16: Tursab. S.17: l.o: Oliver Abraham, l.u.:
Tursab, r.o.: Tursab, r.u.: Oliver Abraham. S.18|19: Jasmin Erbaş. S.20|21: m.: bruniewska - Fotolia, r.u.: Studio Endorphine. S.22-25: Barbara Trottnow. S.26|27: Mardan Palace. S.29: l.o.: Brigitte Jurczyk, andere: ÖGER
Archiv. S.30|31: ÖGER Archiv, Artikel erschienen: Welt am Sonntag vom 11.08.2013, Axel Springer AG. S.32|33: l.o.: Piper Verlag GmbH, l.u.: S. Fischer Verlage, m.o.: Philipp List, r.o.: Oliver Mark. S.34: Teilnehmer
Fotowettbewerb.
hallo türkei | 3
Interview
Action-Held
mit sozialer Ader
Erdoğan Atalay
Aladin und seine Wunderlampe
haben ihm einst Glück gebracht:
In dem Stück aus 1001er Nacht
wurde Erdoğan Atalay als
18-Jähriger im Staatstheater
Hannover entdeckt. Heute
kennen ihn Millionen ActionFans als knallharten Polizisten aus
der erfolgreichen deutschen RTLSerie "Alarm für Cobra 11 - Die
Autobahnpolizei".
Sophie Neubauer
Dreharbeiten zu einer Actionszene
S
ie sind in dem kleinen Dorf Berenborstel in Niedersachsen aufgewachsen. Was war ihr schönstes Kindheitserlebnis?
Schon als Kind bin ich leidenschaftlich gern geritten, vor allem
in die Wälder der Umgebung. Aber mit meinen Pony Bronco habe ich
auch an Spring- und Dressurturnieren teilgenommen. Noch heute erinnert mich der Geruch von Pferden, Stroh und Heu an die schönen
Stunden im Pferdestall.
Ihr Vater ist Türke, Ihre Mutter Deutsche. Wie gut ist Ihr Türkisch?
Mein Vater, der in meiner Kindheit nur gebrochen Deutsch konnte,
war sehr darauf bedacht, dass wir perfekt Deutsch lernen. Daher ist
nun mein Türkisch leider so gut wie gar nicht vorhanden.
Die türkische Mentalität beschreibt man mit Eigenschaften wie
emotional, herzlich, stolz, großzügig, lebensfroh – die deutschen
Eigenschaften sind eher: fleißig, diszipliniert, pünktlich, muffelig,
sparsam. Welche Eigenschaften haben Sie?
Eigentlich von allem ein bisschen. Ich bin von der Mentalität her sowohl Türke aber auch Deutscher.
Was verbinden Sie mit der türkischen Kultur?
Ich verbinde mit der Türkei vor allem Gastfreundschaft, gutes Essen
und natürlich den türkischen Stolz.
Ihr Vater war Schauspieler in der Türkei. Wollte er, dass Sie in seine
Fußstapfen treten?
Durch meinen Vater bekam ich zwar die ersten Verbindungen zur
Schauspielerei. Die Entscheidung, dass ich diesen Beruf ergreife, habe
Lesen Sie weiter auf S. 6
ich jedoch alleine getroffen.
4 | Zu Besuch bei
Zu Besuch bei | 5
Fortsetzung von S. 4
Es heißt, Sie würden gerne Ihre
Familienchronik schreiben. Was fasziniert Sie an Ihrer Familie?
Aus Erzählungen weiß ich, dass
mein türkischer Großvater im 1.
Weltkrieg in der Staffel vom Roten
Baron (Manfred von Richthofen) geflogen ist. Um sich dem türkischen
Freiheitskampf anzuschließen, hat er
dem Sultan 17 Flugzeuge gestohlen.
Für seine Verdienste hat ihm Atatürk
persönlich einen Orden verliehen.
Unter meinen deutschen Vorfahren
gab es einen italienischen Raubritter.
Und außerdem einen sehr reichen
Geschäftsmann, der in Izmir eine
Moschee bauen ließ, die heute noch
steht. Unter meinen Vorfahren war
auch ein Pirat, der im Dienste eines
Sultans Handelsschiffe ausraubte.
Das sind einfach tolle Geschichten!
Was vermitteln Sie Ihren Kindern
von der deutschen und von der türkischen Kultur?
Ich versuche meinen Kindern beizubringen, dass man jedem Menschen
mit Respekt begegnen und andere
so behandeln sollte, wie man selbst
behandelt werden möchte. Das sollte in jeder Kultur so sein. Meine
Erfahrungen, wie es ist, in zwei
Kulturen aufgewachsen zu sein, habe
ich 2005 in der Kurzgeschichte „Die
Türkei ist da oben“ aufgeschrieben.
...denn die Kinder von heute werden die Erwachsenen
von morgen sein, die die
Zukunft unseres Landes
beeinflussen.
Sie ist meiner Tochter gewidmet.
Die Geschichte beinhaltet zahlreiche persönliche und groteske
Situationen, die dadurch entstanden
sind, dass ich in zwei Kulturen aufgewachsen bin.
Sie besitzen einen Maserati. Sind
Sie privat auch so ein wilder Fahrer
wie bei Cobra 11? Ihre Stunts sind ja
berühmt.
6 | Kultur
Im Gegenteil, dadurch, dass ich
durch die Serie zahlreiche Unfälle
miterlebt habe, fahre ich sehr vorausschauend und defensiv Auto.
Die Serie „Alarm für Cobra 11“ wurde in mehrere Länder exportiert.
Sind Sie jetzt auch in der Türkei ein
Star, der auf der Straße angesprochen
wird?
Ich werde dort sehr oft auf die Serie
angesprochen. Die Menschen in der
Türkei sind glücklich darüber, dass
ich als Türke mit der Serie international erfolgreich bin.
Seit 17 Jahren läuft die Serie erfolgreich. Was ist das Erfolgsrezept der
Serie? Was fesselt die Zuschauer?
Cobra 11 ist wirklich eine Gemeinschaftsarbeit von allen Beteiligten.
Ich denke, dass der Erfolg der Serie
daran liegt, dass wir uns weiterentwickelt haben anstatt uns auf unserem
Erfolg auszuruhen.
Was war das Gefährlichste, was Sie je
erlebt haben?
Das waren schon die Stunts bei
Cobra 11, allerdings sehen die oft gefährlicher aus als sie in Wirklichkeit
sind.
Sie wohnen in Köln und in Berlin, in
welcher Stadt fühlen Sie sich mehr
zuhause?
Ich fühle mich in beiden Städten zuhause. Aber letztendlich ist mein
Zuhause immer dort, wo meine
Familie ist.
Welches Land ist Ihr Lieblingsreiseland?
Die Türkei natürlich! Vor ein paar
Monaten war ich für Dreharbeiten
in Istanbul. Ich habe die Zeit dort
sehr genossen. Auch meine Frau
war begeistert von der Türkei. Leid
getan haben mir nur die türkischen
Händler, denn sie kann unglaublich
gut feilschen, besser als die Türken
selbst.
Sie engagieren sich für verschiedene
soziale Projekte, zum Beispiel sind Sie
Botschafter für das Kinderhilfswerk
„Die ARCHE e.V.“. Haben Sie ein
Projekt, das Ihnen besonders am
Herzen liegt?
Ich finde es beschämend, dass sich
in Deutschland, einer der größten
und mächtigsten Industrienationen,
eine Parallelgesellschaft entwickeln
konnte, in der die Kinderarmut stetig
steigt. Als Botschafter kann ich
meine Popularität nutzen, um Spendengelder für das Kinderhilfswerk zu
sammeln. Diese Projekte sind notwendig, denn die Kinder von heute
werden die Erwachsenen von morgen sein, die die Zukunft unseres
Landes beeinflussen.
Sie sollen ein begeisterter Taucher
sein?
Im Meer fühle ich mich einfach wohl
und geborgen. Ich denke, das kommt
daher, dass wir neun Monate im
(Frucht-) Wasser leben, bevor wir das
Licht der Welt erblicken. Gleichzeitig
gibt das Tauchen mir aber auch das
Gefühl, fliegen zu können.
Stellen Sie sich vor, Sie bekommen in
der Türkei die Rolle des unbeliebten
Fieslings in einer Serie angeboten.
Würden Sie annehmen?
Auf jeden Fall! Ich bin dabei!
Was sind ihre Pläne für die Zukunft
und was wollen Sie noch erleben?
Beruflich würde ich in Zukunft gerne
eigene Filmprojekte verwirklichen.
Ein Drehbuch für einen Film, der
in der Türkei spielt, habe ich schon
verfasst. Wir sind noch auf der
Suche nach einem türkischen CoProduzenten und nach Sponsoren.
Privat möchte ich erleben, wie meine Kinder und meine zukünftigen
Enkelkinder gesund und glücklich
aufwachsen.
Tipps und Lieblingsziele für Ihren
nächsten Türkei-Urlaub von unseren
Mitarbeitern für Sie.
Insidertipps
Unsere Mitarbeiter entdecken besonders im eigenen Urlaub immer wieder neue Highlights abseits der klassischen
Tourismusorte, ursprüngliche Regionen oder unbekannte Ausflugsziele in der Türkei. Drei unserer Insider verraten ihre
persönlichen Reiseempfehlungen und ganz speziellen Geheimtipps:
Reise
Reisetipp Marcus Brill, Produktmanager
Ab kommendem Sommer lässt sich die bezaubernde Landschaft der lykischen Küste
besonders komfortabel während einer Blauen Reise entdecken, denn ÖGER sticht
mit einer neuen Schiffsflotte in See. „Die neue Flotte fährt mit exklusiven Schiffen,
auf denen unsere Gäste Segelabenteuer und Romantik gleichermaßen erleben. Die
verschiedenen Kategorien der Admiral-Flotte, von Premium bis Standard, bieten für
jeden Gast den passenden Komfort und Preis. „Unter den PremiumSeglern ist die MS Grand Admiral ein absoluter Geheimtipp für
Segelliebhaber, die auf Luxus an Bord nicht verzichten möchten“,
erzählt uns Markus Brill.
%ODXH5HLVHšMS Grand Admiral
1 Woche in einer Doppelkabine, Vollpension
inkl. Flug p.P. ab € 839,-
Katalog
Katalogtipp von Anna Sonntag, Publishing
Der neue Erlebnis-Katalog vereint außergewöhnliche Rund- und Aktivreisen sowie
die beliebten Schiffstouren, die Blauen Reisen. „Als Türkeispezialist möchten wir
unsere Gäste zu neuen Entdeckungsreisen inspirieren und zeigen mit dem neuen
Erlebnis-Katalog die volle Urlaubsvielfalt, die der Gast in der Türkei erleben kann.
Dafür bietet der Katalog echte Highlights wie z.B. einen einwöchigen Reiturlaub an
der türkischen Westküste oder die Genussreise „Küche, Wein und
Kultur“, so Anna Sonntag. Echte Türkeifans finden eine Rundreise
an die unbekannte Schwarzmeerküste sowie den Osten der Türkei.
Küche, Wein und Kultur - Die Genussreise
8 Tage im Doppelzimmer, Halbpension
exkl. Flug p.P. ab € 969,- (ab Istanbul/bis Antalya)
Hotel
Hoteltipp von Carmen Diehl, Auszubildende
„Wer bunten und qualitätsgeprüften Urlaub in Bodrum für wenig Geld sucht, ist
hier genau richtig“, verrät uns Carmen Diehl. Das smartline Hotel auf der Halbinsel
fällt durch sein modernes und wiedererkennbares „colour me“-Design auf. Damit
spricht das Bitez Garden Familien, Pärchen sowie jüngeres Publikum gleichermaßen an, die in lockerer Atmosphäre guten und preiswerten Urlaub
machen wollen. Die smartline-Hotels überzeugen alle durch besondere Service-Leistungen wie zum Beispiel Deutsch sprechendes
Personal, Komforttransfer, Spätaufsteher-Frühstück sowie kostenfreies WLAN.
ÖGER Hoteltipp: BodrumšVPDUWOLQH%LWH]*DUGHQ/LIH
1 Woche im Doppelzimmer, All Inclusive
inkl. Flug p.P. ab € 429,-
Kultur | 7
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Die Prinzeninsel
D
er Moment ist perfekt: Ich sitze auf dem Deck
Schon bei den ersten Schritten auf der Insel fällt mir die herreiner Fähre und genieße die Vormittagssonne
liche Ruhe auf. Ein schöner Gegensatz zu der pulsierenden
und die wunderschöne Aussicht auf den
Metropole Istanbul. Es gibt auf den Prinzeninseln keine Autos.
Sultanspalast Topkapı in Istanbul. Gemächlich gleitet
Wer nicht zu Fuß gehen möchte, kann die Insel per Fahrrad
die Fähre auf das offene Meer hinaus und ich bestaune
oder stilvoll und bequem mit einer Pferdekutsche erkunden.
die einzigartige Metropole vom Wasser aus. Das Ziel
Diese Kutschen heißen auf Büyükada „faytons“ und stehen am
meines heutigen Ausfluges sind die Prinzeninseln im
Anleger für eine Inselrundfahrt bereit. Ich bleibe stehen und
Marmarameer. Istanbul habe ich in den letzten Tagen
genieße die Ruhe und das ganz besondere Licht der Insel.
kennen- und lieben gelernt. Jetzt bin ich sehr gespannt
auf diese Inseln, die außergewöhnlich schön sein
Die prachtvollen Häuser und Gärten des Hafenortes möchsollen und von den Istanbulern gern für einen Tageste ich mir in Ruhe ansehen. Diese palastartigen Villen sind
oder Wochenendausflug besucht werden. Neben mir
sehr gepflegt und besitzen einen ganz besonderen Charme.
sitzt ein sehr sympathisches junges Paar und zu meiIch beschließe, die Insel zu Fuß zu erkunden. Schon nach kurner Freude kommen wir ins Gespräch. Rahim und
zer Zeit habe ich den Ort hinter mir gelassen und bin in der
Leila kommen aus
Natur. Mein Ziel ist ein seIstanbul und wollen ...ein Ort zum Sich-Verlieben: Keine Autos, herr- henswertes Kloster, dass
auch nach Büyükada liche Ruhe und atemberaubende Ausblicke: Ein sich auf einem kleinen Berg
– zur größten der Tagesausflug zu den Prinzeninseln ist ein sehr schö- befindet. Nachdem ich eiinsgesamt
neun
nen Park passiert habe,
ner Kontrast zu der pulsierenden Metropole Istanbul geht es nun bergan. Immer
Inseln. „Diese Insel
Michael Anton wieder bleibe ich stehen
ist bestimmt ein – nicht nur für Liebespaare...
sehr schöner Ort für
und genieße die wunderVerliebte“, sage ich. Rahim lächelt etwas verlegen.
schöne Aussicht. Fast von jedem Punkt der Insel kann man
„Nein, nein – ein Paar sind wir nicht...“, sagt er. Wir
das Meer sehen. Das ist alles zu schön, um schnell daran vorgenießen die Fahrt und unterhalten uns prächtig. Die
beizugehen. Während es weiter bergan geht, denke ich an
Silhouette von Istanbul ist jetzt weit weg, aber immer
die wechselvolle Geschichte der Inseln, von der mir Rahim
noch zu sehen. Schon nach einer Stunde sind wir in
und Leila auf der Fähre erzählt haben: Sie waren jahrhuneinem kleinen Paradies angekommen: Vor uns liegt
dertelang nur von Mönchen bewohnt und in byzantinischer
Büyükada - bewaldete Hügel, malerische kleine Orte,
Zeit ein Ort der Verbannung für unliebsame Prinzen, die
die typischen kleinen weißen Häuser und eine berunicht für die Thronnachfolge vorgesehen waren. Daher der
higende Atmosphäre heißt uns herzlich willkommen.
Name Prinzeninseln. In der Spätphase des Osmanischen
8 | Unterwegs
Sehnsuchh
Reiches entdeckte die Oberschicht die Schönheit der Insel.
Prachtvolle Sommerresidenzen entstanden. Staatspräsident
Atatürk hatte, nach seinem ersten Aufenthalt auf Büyükada im
Jahr 1928, ein Autoverbot auf dem gesamten Archipel erlassen. Heute sind die Inseln ein beliebter Ausflugsort für viele
Istanbuler. Das Kloster St. Georg im Süden der Insel ist ein besonderer Ort und wird von vielen Pilgern unterschiedlicher
Glaubensrichtungen aufgesucht. Die Schönheit und die außergewöhnliche Atmosphäre der Inseln lockt auch Künstler an.
Der türkische Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk hat
hier einige Sommer verbracht, um zu schreiben.
Ich bin jetzt am Kloster auf dem höchsten Punkt des
Berges angekommen und denke an Rahim und Leila, meine
Bekanntschaft von der Fähre. Wie die beiden wohl den Tag
verbringen?
Direkt neben dem Kloster ist ein kleines Restaurant mit einer
herrlichen Aussicht. Der Aufstieg hat mich hungrig gemacht
und ich setze mich an einen freien Tisch. Für mich ist jetzt klar:
Diese Insel muss ich irgendwann noch einmal besuchen. Es ist
ein ganz besonderer Ort mit einer bezaubernden Stimmung.
Der Ausblick auf die Schiffe am Horizont die hintereinander
wie an einer Perlenkette in Richtung Bosporus fahren, ist so
fesselnd, dass ich das händchenhaltende Liebespaar erst bemerke, als es direkt an meinem Tisch steht. Es sind Rahim und
Leila! „Dürfen wir uns dazusetzen?“, fragt Rahim. Die beiden
sehen sehr glücklich aus. „Du hast doch gesagt, dass ihr kein
Paar seid.“, sage ich zu Rahim. Mit der Antwort kommt Leila
ihm zuvor: „Er hat dich auf der Fähre nicht angelogen. Wir sind
ein Paar – aber erst seit ungefähr fünfzehn Minuten.“, sagt Leila
freudestrahlend. Die frisch Verliebten nehmen Platz und wir
genießen gemeinsam ein köstliches Essen. Sie schweben gerade auf einer Wolke des Glücks und diese besondere Stimmung
ist ansteckend. Wir schauen auf das funkelnde Marmarameer,
auf die Schiffe am Horizont und auf die Silhouette von Istanbul
in der Ferne.
Wie schön ist diese Insel! Wie schön ist Istanbul! Wie schön ist
die Liebe! Wie schön ist das Leben!
Buchen Sie bequem in Ihrem Reisebüro
Istanbul · Tagesausflug
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p.P. €
62,-
Die Prinzeninseln sind eine
Inselgruppe im Marmarameer
und liegen 10 bis 23 Kilometer
südöstlich des Bosporus. Fünf
von den insgesamt neun Inseln
sind bewohnt und zählen rund
20.000 Einwohner. Im Sommer
allerdings, wenn die Istanbuler
Hitze, Smog und GroßstadtStress entfliehen, können es bis
zu 120.000 werden. In byzantischer Zeit wurden rebellische
Herrschersöhne auf die Inseln
verbannt, die im Türkischen
auch schlicht so benannt werden (Adalar) – daher der Name
Prinzeninseln.
Unterwegs | 9
W
er Istanbuls Zentrum
durchstreift, erlebt an jeder Ecke kulinarische
Überraschungen.
Zum Mittagessen gibt es Kebab.
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durch Istanbul. Und dann das?
Wenn man in einer Weltmetropole
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doch Spannenderes geben! Aber
schon ein kurzer Abstecher in das
Restaurant Sehzade im Stadtteil
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werden, nichts mit den Fast-FoodKreationen unserer Dönerbuden zu
tun haben. Zunächst einmal wird
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Eine
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Hackfleisch verarbeitet, anschlieĔHQGZLUGHVJHZĞU]WXQGDXIHLQHQ
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Schwert erinnert. Dann wird das
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wie Zwiebeln, Tomaten, Paprika,
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Das Ergebnis unterscheidet sich im
Geschmack erheblich vom Döner(LQHUOHL GHXWVFKWĞUNLVFKHU ,PELVV
kultur. Überhaupt hat Istanbuls
Gastronomie auch jenseits der schicken Nobelrestaurants einiges zu
bieten. Vieles von dem, was heute
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nicht aus der Metropole. Die kulinaULVFKH9LHOIDOWGHU6WDGWSURıWLHUWYRQ
ihrem Status als Handelszentrum
XQGGHQ.RFKNĞQVWHQGHUHUGLHNDmen und blieben.
Das Restaurant Fasuli etwa, im
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wie das Gericht und sämtliche Zutaten, aus der östlichen
Schwarzmeerregion. Der schmackKDIWH XQG DXĔHUGHP SUHLVZHUWH
(LQWRSI GHU PLW 6XFXN HLQHU WĞUNLschen Hartwurst, Rinderschinken
oder mit Gulaschfleisch zubereitet wird, ist vor allem unter
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so populär, dass die Familie ihr
Restaurant mittlerweile zu einer
NOHLQHQ .HWWH PLW IĞQI /RNDOHQ HUweitern konnte.
kulinarische
Reise durch
Christian Schmicke
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10 | Kulinarik
ʑʜ˽ʽɏ
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ammdarm und Fischbrot.
Ein lohnendes Ausflugsziel
ist auch Istanbuls Fischmarkt.
Hier gibt es immer noch zahlreiche Fisch- und Gemüsestände,
aber im Kern sind die Gassen des
Fischmarkts im Stadtteil Beyoglu zu
einer Restaurantmeile geworden. Bei
Şampiyon Kokoreç, dem »KokoreçMeister«, isst man an Stehtischen
gegrillte, klein geschnittene Lammdärme. Korokeç wird mit Brot
serviert und schmeckt gut gewürzt
so ähnlich wie Hackfleisch. Wer sich
nicht an die Innereien wagen will,
findet in gebratenen Miesmuscheln
mit Reisfüllung im selben Lokal eine
schmackhafte Alternative.
Ein paar Meter weiter bringt das
Restaurant Kalamar, wie es der
Name schon verrät, Tintenfische
auf den Tisch. Neben Calamari in
verschiedenen Versionen gibt es
eine breite Auswahl an leckeren
Fisch- und Fleischgerichten. Dazu
ein Glas Raki, der hier traditionell zu
Fischgerichten getrunken wird.
Richtig rustikal geht es zu, wenn man
auf der Galata-Brücke den BosporusSeitenarm Haliç überquert hat. In
Eminönü wird direkt am Ufer Balik
Ekmek, mit gegrilltem Fisch belegtes Brot, zubereitet. Um das Ganze
leichter verdaulich zu machen,
gibt es dazu sauer-salzig eingelegtes Gemüse im Plastikbecher.
Die deftigen Fischbrote sind bei
Einheimischen wie Gästen gleichermaßen beliebt.
Wem der Sinn nach etwas Gediegenerem steht, der sucht sein Heil
am besten in einem der Restaurants,
die sich auf den Dächern der Stadt
angesiedelt haben. Unter den gehobenen Adressen beansprucht Frankie
Restaurant & Bar auf dem Dach des
Hotels The Sofa im Modebezirk
Nişantaşı die Nummer eins unter den
türkischen Sommeliers und einen
besonders gut sortierten Weinkeller
für sich.
Neben internationalen Weinen hat
Sommelier Serdar Kömbe auch
zahlreiche einheimische Gewächse
im Keller. Weinfreunde, denen die
faden Tropfen der türkischen AllInclusive-Hotellerie nicht die Lust
darauf verdorben haben, können
hier erleben, dass der Weinanbau
in der Türkei durchaus zu guten
Ergebnissen führen kann. Bei den
Speisen setzt Frankie auf lokale und
saisonale Produkte und verbindet
türkische Küche mit Einflüssen der
übrigen Mittelmeerländer. Übrigens
wird das Lokal nicht nur zum
Essen oder Weintrinken besucht.
Dienstags, mittwochs und donnerstags finden ab 22 Uhr Live-Konzerte
statt.
Kulinarische Tipps:
Frankie Restaurant & Bar:
www.frankieistanbul.com
Restaurant Fasuli: www.fasuli.com.tr
Sampiyon Kokorec: Hüseyinaga
Mahaselli Sahne Sokak 3, Beyoglu
Restaurant Kalamar:
beyoglukalamarrestaurent.com.tr
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Istanbul · Tagesausflug
Kulinarisches Istanbul
p.P. €
73,-
'HU%DNODYD.ąQLJYRQ,VWDQEXO
Herzhafte
A
ls Nadir Güllü den Raum betritt, legt er sich erst einmal
eine rote Schärpe um die Schultern. Der Mann verbirgt seinen Stolz nicht. Über einen Monitor flimmern
Filmsequenzen von TV-Sendern aus aller Herren Länder, alle
mit demselben Thema: Es geht um sein Unternehmen. Güllü
lässt am Tag 2,5 Tonnen Baklava herstellen, jenes süße Gebäck
aus vielen Schichten dünnsten Blätterteigs, der mit gehackten
Walnüssen, Mandeln oder Pistazien gefüllt und mit Zuckersirup
übergossen wird. Von seinem Vater Mustafa 1949 gegründet, ist
Karaköy Güllüoğlu heute der bekannteste türkische Hersteller
der traditionellen Süßspeise – mit Kundschaft bis nach Asien
und zu den Herrscherfamilien in der arabischen Welt, wie
der Firmenchef anmerkt. Güllü sieht sich als Verfechter und
Verteidiger türkischer Traditionen und als Bollwerk gegen den
auch in der Türkei um sich greifenden Fastfood-Trend. Alles,
was in seinem Gebäck lande, sei aus heimischer Produktion und
ohne künstliche Zusätze, versichert er. Und: Er beschäftige nur
Patrioten. Wem es an der Liebe zur Heimat fehle, für den sei in
seinem Unternehmen kein Platz. So viel Pathos ist ebenso wie
zu viel Baklava nicht leicht verdaulich. Aber einen Besuch ist der
Süßspeisen-König der Bosporus-Metropole schon wert.
Krimi
Zq\[MT
,QM
BMQ\bM]OQV
Bernd Köstering
H
orst hatte auf die Nachmittagsmaschine nach Istanbul
umgebucht. Seine Mutter, mit
der er ein kleines, heruntergekommenes Haus in Hamburg-Billstedt
bewohnte, hatte darauf bestanden. Sie legte großen Wert darauf,
mit ihm Punkt 12 Uhr zu essen.
Jeden Tag schaltete sie mittags den
Fernseher ein und wartete, bis die
Fernsehuhr genau zwölf schlug.
Dann trug sie das bereitstehende
Mittagessen auf – ein Ritual. Noch
nie seit seinem ersten Geburtstag
hatte sie das verpasst. Seit 42 Jahren.
Schließlich musste der Junge etwas
auf die Rippen bekommen, bei der
schmächtigen Figur …
„Horsti, warum musst du eigentlich
in die Türkei fliegen?“, fragte sie und
lud ihm eine dicke Kohlroulade auf
den Teller. „Gibt es hier in Hamburg
nicht genug Möglichkeiten für einen
sauberen Bruch?“
„Ach Mutti, du kennst doch meinen
Kumpel Mehmet, er hat echt gute
12 | Kultur
Verbindungen da unten. Ich
bringe dir auch Gold mit.“
Sie hob die Augenbrauen.
„Gold? Hört sich gut an. Aber erst
wird gegessen!“
Drei Stunden später saß Horst
Penkmeier am Flughafen Fuhlsbüttel
und wartete auf das Signal zum
Einsteigen. Sein Handy klingelte.
„Hier Mehmet, alles klar?“
„Natürlich. In genau 6 Stunden bin
ich am Treffpunkt.“
„Gut, aber denk an den Istanbuler
traffic, so einen verrückten Verkehr
gibt es in Hamburg nicht. Wann geht
dein Rückflug?“
„Morgen früh. Ich muss um 12 Uhr
wieder zu Hause sein.“
„Ich weiß, Gruß an Adele.“
„Danke. Tschüß!“
„Güle, güle!“
Horst nahm ein Taxi in die
Istanbuler Innenstadt, das teilweise nur sehr langsam vorwärts kam.
Doch er genoss die Fahrt durch die
kleinen Straßen, die der Taxifahrer
als Umweg benutzte, genoss das
pralle bunte Leben auf den Märkten
und in den Straßencafés. Nach diesem Coup würde auch sein Leben
so bunt werden. Sie erreichten den
Stadtteil Beyoglu. Der Treffpunkt lag
vor dem Hotel Adahan, einer alten,
denkmalgeschützten Villa mit einer
Dachterrasse, die – so hatte er gehört
– einen tollen Blick über das goldene
Horn bot. Bisher hatte er sich solch
ein Hotel nie leisten können, aber
auch das würde sich bald ändern.
Das Adahan war nur 5 Minuten von
dem Laden des Goldschmieds in
der Istiklal-Straße entfernt. Mehmet
würde die Alarmanlage außer Kraft
setzen und er würde den Tresor
ausräumen. Dafür war er bekannt:
Horsti der Tresorknacker. Er kannte bereits den Tresortyp, für solch
ein altes Modell brauchte er höchstens 10 Minuten. Mehmets Schwager
würde ihm über Nacht Quartier bieten und die Ware nächste Woche auf
dem Landweg nach Hamburg bringen. Adele Penkmeier kannte genug
Abnehmer. Mehmet wartete bereits
vor dem Hotel. Es konnte losgehen.
Am nächsten Morgen stand Horst
Penkmeier auf dem Flughafen
Atatürk am Check-In-Schalter. Da er
keine Hehlerware bei sich hatte und
auch sonst alles glatt gelaufen war,
fühlte er sich vollkommen sicher.
Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
„Herr Penkmeier?“
„Äh, ja?“
„Komiser Doğan. Kriminal Polis
Istanbul. Das sind meine Kollegen.“
Er zeigte auf zwei humorlose Typen
in schwarzen Anzügen.
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Horst versuchte, gelassen zu bleiben.
„Um was geht es?“
„Sie werden verdächtigt, auf der
Istiklal Caddesi den Tresor eines
Goldschmieds ausgeraubt zu haben.“
„Was? Wie kommen Sie denn
darauf?“
„Ein Zeuge hat einen dünnen Mann
beobachtet, der möglicherweise
Deutsch sprach. Der Rest kam via
Interpol aus dem Polizeipräsidium
Hamburg.“ Der Kommissar grinste.
„Wann soll das denn gewesen sein?“
„Gestern Abend zwischen 21.45 Uhr
und 22.00 Uhr.“
„In dieser Zeit habe ich mit meiner
Mutter in Hamburg telefoniert. Sie
können sie gerne fragen.“ Er zog sein
Handy aus der Tasche und wählte.
„Hallo Mutti, ich geb´ dir mal die
Polizei, die wollen dich etwas fragen!“
Er schaltete den Lautsprecher ein
und reichte dem Kommissar sein
Mobiltelefon. Doğan nickte, dann
erklärte er Adele Penkmeier die
Situation.
„Hat Ihr Sohn gestern Abend mit
Ihnen telefoniert?“, fragte er.
„Ja, er hat angerufen, er hat mir ja so
viel Schönes von Istanbul erzählt …“
„Entschuldigung, aber ich muss wissen, wann Ihr Sohn angerufen hat.“
„Das war um 21.45 Uhr und wir haben eine halbe Stunde gesprochen.“
„Woher wissen Sie das denn so genau?“, bohrte Kommissar Doğan
nach.
„Na ja, ich musste extra aus dem
Fernsehstuhl aufstehen und genau
in diesem Moment fing das HeuteJournal an. Die Fernsehuhr hat´s
gezeigt – 21.45 Uhr.“
„Gut, vielen Dank, Frau Penkmeier!“
Der Kommissar gab Horst sein
Handy zurück. „Herr Penkmeier, Sie
sind vorläufig festgenommen!“
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Ü
Kultur | 13
Das Flussdelta des
Kizilirmak, ein
Küstenabschnitt am
Schwarzen Meer, zeigt ein
ungewohntes Bild der Türkei.
Wilde Schönh
Flussdelta und Schwarzmeerküste
14 | Zu Besuch bei
Oliver Abraham
A
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präsentierte sich mir eine ganz ungewohnte
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mit Zikaden, Eidechsen und Teepflanzungen
Sonnenglanz liegt über den Seen, träge schwappt das
Wasser ans Ufer, ein sachter Wind kämmt das Schilf.
Ich habe meinen Reiseführer Ismail in der Stadt
Samsun getroffen, um mit ihm eine unbekannte Region
der Türkei zu entdecken – die Schwarzmeerküste.
Im Weiler Yörükler liegt der Duft von Holzfeuern
zwischen den Holzhäusern, die letzten Gehöfte bleiben zurück und wir steuern auf der Schotterpiste ins
Nirgendwo. Mit der herben Schönheit der Marschen
unter dem weiten Himmel sieht es hier aus wie an der
Nordsee. Weinreben, Paprikapflanzen, Pelikane oder
der Oleander in den bunten Gärten aber erinnern daran, dass wir im Süden sind.
Der Weg führt durch menschenleeres Land,
Staubteufel tanzen auf der Straße mit dem Wind und
weiße Reiher fliegen vorüber. Still liegt das Delta des
Kizilirmak unter der Sonne Anatoliens und der salzige
Geschmack des Meeres in der Luft. Seen und Sümpfe,
das nahe Meer; es ist eine amphibische Landschaft –
nicht mehr Land, noch nicht Wasser. „Schau mal hier“,
sagt Ismail und hält den Wagen an, „eine Schildkröte“.
Er weist in den Himmel, dort flattern exotische Vögel.
„Und das da vorn sind Wasserbüffel“, sagt er.
eiten
Nachdem der Kizilirmak, der längste ausschließlich durch die Türkei fließende Fluss, den Riegel des
Pontischen Gebirges durchbrochen hat, wird er flacher,
breitet sich aus und kommt in tausend kleinen Seen zur
Ruhe. Zwischen Sumpf und Strand bilden sich im ewigen Wind Dünenzüge. Die Wasserstände in den Seen
schwanken je nach Jahreszeit. Die Schotterpiste, sie
führt nördlich der Stadt Samsun über Ondokuzmayis
und Yörükler im Bogen am Ufer des Schwarzen
Meeres Richtung Bafra durch einen geschützten
Bereich des Deltas, liegt nun auf einem Damm. Nach
ergiebigen Regenfällen, wenn die Wassermassen nicht
schnell genug ins Schwarze Meer abfließen können,
versinken große Gebiete in den Fluten. Das ganze Jahr
über bleiben von den Überflutungen Seen, Tümpel
und Lagunen mit einer großen Vielfalt und Zahl an
Fischen und Wasservögeln.
Wir fahren zum Gehöft der lokalen Fischereigenossenschaft weiter nördlich am Seeufer. „Wenn hier
jemand ein Boot hat, dann die Fischer“, meint Ismail.
Zwischen Pappeln lärmen Spatzen, ein Grill qualmt
am Ufer, Netze trocknen im Gras. Die Männer schleppen ihren Fang an Land und laden uns zum Tee ein.
Ismail übersetzt und wir sind uns schnell einig. Gern
fahren sie uns hinaus in die verwunschene Welt aus
Unterwegs | 15
Idylle am
Schwarzen Meer,
der Ort Üzüngöl.
Schilfinseln, verborgenen Kanälen
und in der Nachmittagssonne gleißenden Seen.
Vor uns breitet sich eine trockengefallene Fläche aus, 40, 50 vielleicht
noch mehr Störche stehen drauf.
Regnet es im Hochland, dort, wo sich
der Kizilirmak speist, schwillt der
Fluss an und flutet die Flächen wieder. Es ist ein ewiges Hin und Her im
Rhythmus der Zeit. Der Wechsel von
Flut und Trockenheit verändert fortwährend die Landschaft und macht
das Delta so vielfältig und reich. Zur
Zeit des Vogelzuges wimmelt es hier
von tausenden und abertausenden
Gänsen und Enten.
Und plötzlich, mitten im Nirgendwo,
es riecht es nach Stall und Kuhdung,
bevor wir sie sehen – Wasserbüffel!
Ganz geschmeidig bewegen sich die
ebenso gewaltigen wie friedlichen
Tiere durch das Schilf und schreiten
gemächlich hinaus in den See. Die
Bauern bereiten leckeren Käse
und Joghurt aus ihrer fetten Milch.
Längst hat sich der Abend über die
Landschaft gesenkt. Der See liegt in
völliger Stille, die Wolken spiegeln
sich zart auf der Wasserfläche. Bis
auf das Zirpen der Zikaden und einen gelegentlichen Möwenschrei
hört man keinen Laut.
I
smail steht am Wagen und lächelt fein. Auch er staunt über
dieses kleine Paradies, diese geheimnisvolle Welt zwischen Land
und Meer. Ein Vogelschwarm fliegt
vorüber und die Sonne geht unter.
Ein wunderbarer erster Tag unserer
Entdeckungsreise.
Am nächsten Tag fahren wir über
die E 70, den Küsten-Highway,
der sich von Samsun zwischen
dem Schwarzen Meer und dem
Pontischen Gebirge Richtung Osten
nach Georgien entlangzieht.
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16 | Unterwegs
Einen Vorgeschmack auf Georgien
bekommt man im Restaurant von
Bülent Bolat, direkt an der E 70.
Während LKW vorbeidonnern und
Popmusik aus den Lautsprechern
dudelt, serviert der Wirt eine
Platte mit Spezialitäten aus seiner
Heimat, Huhn mit Pinienkernen und
Maisküchlein – gehaltvoll und lecker.
„Bevor die E 70 mit Tunneln und
Brücken
fertiggestellt
wurde,
musste sich der gesamte Verkehr
mancherorts durch die Berge
quälen“, erklärt Ismail und biegt demonstrativ vor Ordu vom Highway
ab. Sofort kehrt Stille ein. Die Straße
windet sich in Serpentinen durch
das Küstengebirge. Wer etwas sehen
und erleben will, muss die Autobahn
verlassen.
Bei Perşembe ragt eine felsige
Halbinsel ins Meer. „Wir fahren mal
hin“, sagt Ismail. Uns erwartet nicht
nur eine spektakuläre Aussicht, sondern noch einmal etwas Gutes zu
essen. So macht Reisen Spaß. Eine
weinlaubumrankte Pergola führt hinunter zu einem kleinen Restaurant.
Meterlang aneinandergereiht stehen
hier Gläser mit Gemüse: Turşu, eine
typische Spezialität der Schwarzmeerküste. Alles was hier wächst,
Obst und Gemüse, ja sogar Fisch,
wird sauer eingelegt. Celal Vonali
führt 128 Varianten und serviert sie
zu frischem Fisch. Unten tost die
Brandung um die Felsen und oben
muss man aufpassen, dass sich nicht
freche Möwen ihren Teil vom Essen
holen. Manche sind sogar trainiert:
Ein Pfiff von Celal – und der Fisch
fliegt im Schnabel einer Möwe davon.
Später am Tag erreichen wir die
Stadt Trabzon. Wir besuchen
eine Silberschmied und bummeln
durch die Budengassen der alten
Markthallen. Das Stöbern hier macht
Spaß – Gewürze, Gold und Teppiche.
Auf dem Gemüsemarkt liegen liebevoll aufgestapelt Tomaten, Paprika,
Kirschen, Maulbeeren und vieles
mehr. Vielfältige Düfte, friedliches,
freundliches Stimmengewirr, überall
wird man zum Probieren genötigt –
eine wundervolle Atmosphäre.
Am kommenden Tag steuert Ismail
den Wagen abseits der E70 durch die
Haselnusshaine südlich von Ordu,
die kleine Straße windet sich durch
ein schönes Tal. Wieder und wieder
öffnet sich ein weiter Blick in das
Pontische Gebirge, das in mehreren
Staffeln in den Himmel ragt. Ismail
hält den Wagen an und wir wandern
auf einem schmalen Pfad durch dichtes Haselnussgebüsch zum Ohtamis
Selalesi, einem Wasserfall. Bis auf
das einsame Gebell eines Hofhunds
ist es still. Der Pfad wird immer steiler und rutschiger; die Gischt des
Wasserfalls macht die Steine glitschig und erfrischt die Luft.
Hinter Trabzon scheinen die Straßen
in den Himmel zu klettern. Die E
70 führt weiter nach Georgien. Wir
biegen ab und fahren in die Berge,
in das kleine Dorf Soguksu (Kaltes
Wasser) in der Nähe von Sürmene.
Dort sitzt Herr Karadeniz am
Schleifstein. Der Messermeister fertigt in seiner kleinen Manufaktur
fein ziselierte Stilette, Messer und
andere Werkzeuge für die Küche in
Handarbeit. In der engen Werkstatt
stehen Esse, Amboss, und Gebläse,
es riecht nach Kohlefeuer. Ich fühle mich wie auf einer Zeitreise in die
Vergangenheit.
Unser Wagen müht sich über steile und enge Straßen immer weiter
in die Berge hinauf. Je höher wir
kommen, desto kühler wird es, aber
desto schöner sind die Ausblicke.
Die Hänge sind dicht bewaldet und
scheinen wie ein grünes Meer über
die Flanken des Pontischen Gebirges
zu wogen, Wolken schwappen über
die höchsten Bergriegel. Zikaden
zirpen, Eidechsen huschen über die
Mauern, in der Luft liegt der Duft
von Feuer und reifem Obst. Hier
oben treffen wir auf Teeplantagen
mit ihrem dunkelgrünen Laub. Die
Ernte wird komplett im eigenen
Land verbraucht, für den çay, das
Nationalgetränk der Türkei.
Ich bin wieder einmal fasziniert
von der Vielfalt der türkischen
Landschaften und dem, was ich allein
in den letzten Tagen kennenlernen
durfte. Wer sich darauf beschränkt,
an der Mittelmeerküste am Strand zu
liegen, bekommt wirklich nur einen
ganz kleinen Eindruck von diesem
gewaltigen Land.
Unterwegs | 17
Die deutsch-türkische
Modedesignerin
Jasmin
Maggie Riepl
Jasmin (4. v. links) und ihre Models
18 | Zu Besuch bei
S
chon während der Schulzeit gab es für Jasmin Erbaş nichts
Schöneres, als Kleider zu entwerfen und aus alten Sachen
neue schicke Klamotten zu schneidern. Ihren Traum,
Modedesignerin zu werden, hat sich die 28-Jährige inzwischen
erfüllt. „Gerade noch rechtzeitig“, wie sie mit einem Lächeln
verrät. Ihre Eltern, Mutter Dagmar ist Berlinerin, Vater Edip
ist Türke, waren gar nicht erfreut, als die Tochter die Schule
in der 12. Klasse plötzlich hinschmiss. Dann wenigstens was
Solides: Und Jasmin begann auf Elternwunsch eine Ausbildung
als Bürokauffrau. Doch heimlich bewarb sie sich am renommierten Berliner Lette-Verein für Modedesign. Dass sie unter
den vielen Anwärtern angenommen wurde, überzeugte auch
Mama und Papa, die inzwischen sehr stolz auf ihre schöne und
erfolgreiche Tochter sind.
Nach ihrem Abschluss ging Jasmin nach Istanbul, um bei der
bekannten Designerin Arzu Kaprol ein Praktikum zu machen –
und gleichzeitig ihr Türkisch zu verbessern. „Als mein Bruder
und ich klein waren, hat mein Vater mit uns Türkisch gesprochen, aber wir haben auf Deutsch geantwortet. Irgendwann
hat er es dann aufgegeben“, erzählt die Berlinerin. Zurück in
Ihre ehemaligen Lehrer hatten sie empfohlen, als
Berlins Partnerstadt Los Angeles junge Designer aus
der deutschen Hauptstadt für die „Runway Fashion
Show“ in Kalifornien suchte. 2012 wurde sie dann
in ihrer Heimatstadt auf dem „Walk of Fashion“ zur
besten Jungdesignerin gewählt. Das Highlight ihrer
bisherigen Karriere war die Schau auf der „Berliner
Fashion Week“ im Juli diesen Jahres, wo sie auf
dem Lavera-Showfloor eine nachhaltige Kollektion
aus Naturmaterialien zeigte. Begeisterten Applaus
gab es für die einfarbigen Gewänder aus Chiffon,
Seide und Gabardine mit einfacher, aber eleganter
Schnittführung. Ihre Handschrift beschreibt die junge Modeschöpferin so: „ Ich liebe klare Linien und
vor allem Struktur. Daher arbeite ich gerne mit Falten
und Plissees. Das ist mir wichtiger als mit Farben zu
spielen.“ Und immer findet man eine subtile orientalische Note – ob in fließenden Faltenwürfen, den
bauchfreien Ensembles, üppiger Stickerei und Spitze
oder osmanischen Mustern wie der Tulpe. Jasmin
Berlin, gründete sie ihr eigenes Modelabel. Ihre Kollektion
steht für Eleganz und vor allem Weiblichkeit. „Da bin ich
doch sehr orientalisch beeinflusst“, sagt Jasmin, die statt Jeans
lieber Röcke und Kleider trägt. Istanbul findet sie mega-inspirierend: „Das Leben dort macht einfach Spaß. Ich habe mehr
Energie, vielleicht, weil alles überwiegend draußen stattfindet“,
erzählt Jasmin. Sie ist in die türkische Großfamilie mit diversen Onkels und Tanten eingebunden, liebt es, am Bosporus
zu sitzen, mit ihren Cousinen Fotos zu machen und Schuhe
und Taschen zu kaufen: „Ich bringe von jedem Besuch mindestens ein Paar Schuhe mit.“ Und doch geht es ihr wie vielen
Deutschtürken, ihr Herz kann sich nicht entscheiden: „Wenn
ich in Istanbul lebe, sehne ich mich nach Berlin, bin ich an der
Spree, träume ich vom Bosporus.“ Dass ihr Name in beiden
Ländern verkehrt ausgesprochen wird, stört Jasmin wenig. Die
Türken sagen „Schasmin“, weil ihr Vorname mit „J“ und nicht
mit „Y“ geschrieben ist. Und die Deutschen wissen nicht, dass
sich ihr Nachname eigentlich „Erbasch“ ausspricht.
2010 gründete Jasmin in Berlin ihr eigenes Modellabel. Die
erste Kollektion, ausschließlich in ihrer Lieblingsfarbe Schwarz
und überwiegend aus Leder, stellte sie gleich in den USA vor.
Erbaş' Kleider sind immer prachtvoll, ohne protzig
zu sein. Vor allem aber betonen sie die Weiblichkeit.
Daher kommen neuerdings immer mehr Kundinnen
in den komplett schwarz gestrichenen Showroom im
Szeneviertel Friedrichshain, um sich für 2000 bis 3000
Euro ein traumhaftes Brautkleid nach Maß schneidern zu lassen. Eine der ersten war ihre Schwägerin.
Eine große Karriere in Paris oder Mailand ist der
hübschen Jasmin gar nicht so wichtig. Sie sagt: „Ich
möchte dafür bekannt sein, dass sich Frauen in meinem Kleidern wohl fühlen.“ Einen Traum hat sie aber
doch: „Meinen eigenen Laden in Istanbul!“
Zu Besuch bei | 19
M
itten im Herzen Hamburgs,
im
aufstrebenden
Viertel
Großneumarkt findet sich
ein Stück vom Glück. Hier betreiben Hairstylist Bülent Özcan (34) und
sein Team das angesagte Frisör-Studio
„Endorphine“. Damit verbunden kein geringerer Anspruch als der, jeden Kunden
mit einer Ladung Endorphine nach
Hause zu entlassen – der Freude über
den individuell perfekten Schnitt.
Salih, Buket und Elli kümmern
sich neben Bülent mit großer
Leidenschaft um ihre Kunden. Das
Publikum ist international und bunt
gemischt. „Zu uns kommen sowohl
Fußballer von HSV und St. Pauli, als
auch Vorstandsvorsitzende der umliegenden Firmen oder Promis, aber
auch einfach Leute wie du und ich“,
erzählt Bülent und ergänzt: „Wichtig
ist, dass die Chemie zwischen den
Mitarbeitern und unseren Kunden
stimmt.“
Es sind vor allem die Ehrlichkeit,
Herzlichkeit und Fairness (auch
preislich), die den Erfolg des Studios
begründen. „Unsere Stärke ist es,
dass wir den Kunden einschätzen
können und uns ganz um ihn kümmern. Wir möchten unseren Kunden
das Gefühl geben, dass ihr Geld
gut angelegt ist. Das ist eine Kunst,
Kopfentscheidung mit Bauchgefühl
quasi unsere Philosophie“, so Bülent.
Der Laden zählt viele Stammkunden
und sie alle schätzen die Empathie,
das Gespür für Individualität, die
Lebendigkeit im Studio sowie das
professionelle Handwerk.
Der Weg dorthin war Bülent, der
im Alter von acht Jahren aus dem
Osten der Türkei nach Deutschland
kam, dabei nicht in die Wiege gelegt: „Mein Kollege Salih wusste
schon sehr früh, dass er Frisör werden möchte, das war bei mir nicht
so“, erzählt Bülent. „Ich wusste nicht,
was ein Frisör macht. Zu Hause hat
die Haare immer meine Nachbarin
geschnitten.“ Seine Ausbildung fing
er zunächst in einem 10 EUROLaden in Hamburg an. Doch schnell
wollte er mehr, als auf das Waschen
und Färben reduziert zu sein und
20 | Zu Besuch bei
wechselte zur Trend-Adresse „Cut
for friends“ in Hamburg-Eppendorf.
Die Zeit dort hat ihn geprägt, er
durfte höchst anspruchsvoll arbeiten, lernte viel über den Umgang mit
Kunden und die Vermarktung eines
Studios. „Ich war talentiert, hatte
Spaß an der Frisörkunst und einfach
das Glück, dass man viel von mir gefordert hat“, fasst er zusammen.
Später
machte
Bülent
einen
Abstecher in die Barkeeper-Szene,
entdeckte 2008 aber direkt um die
Ecke seiner Wohnung einen leer stehenden Laden und beschloss, es mit
der Selbständigkeit zu probieren.
Erste Berichte in der Presse feierten
den Laden als neuen Geheimtipp und
die Mundpropaganda sorgte dafür,
dass das Geschäft schnell brummte. Auch vom Aufschwung des
Stadtteils profitiert Bülent. Während
die Gegend vor zehn, zwanzig Jahren
noch ein Problemviertel mit vielen
Sozialwohnungen war, kamen irgendwann die Besserverdienenden,
der Mietenspiegel wurde angepasst und es wurde gezielt an der
Idee eines Künstlerviertels gearbeitet. In der nahe liegenden
Wexstraße gibt es heute viele
Galerien und Ausstellungen. Es wurde neu gebaut und große Firmen
wie Gruner + Jahr, Kanzleien und
Unternehmensberatungen siedelten
sich an.
So erklärt es sich auch, dass zwischen
12 und 15 Uhr im „Endorphine“ der
Ausnahmezustand herrscht. Bülent
erklärt: „Dann kommen viele Leute
aus den umliegenden Büros vorbei.“
Festgelegte Öffnungszeiten gibt es
zwar, aber hier wird auch gerne mal
eine Ausnahme gemacht. „Wir sind
zeitlich sehr flexibel, denn gerade
unsere Stammkundschaft kommt
auch gern später“, so Bülent. Auch
das entspricht eher dem türkischen
Lebensstil und der Hairstylist bestätigt: „Es ist immer lebendig hier,
manchmal eng und chaotisch. Mein
Bruder arbeitet gegenüber in der
„Gerüchteküche“ und auch meine Eltern arbeiten mit, räumen auf,
Ko
pf
Entscheidung
mit
Bauch
Gefühl
Studio Endorphine – Frisör-Geheimtipp
in Hamburgs Mitte
Verena Schulz
nehmen Kundengespräche entgegen. Hier wird Gemeinschaft gelebt.
Wer von uns Brötchen holen geht,
kauft gleich für die gesamte Meute
ein“, lacht Bülent. Dialog, Gespräche,
Austausch, Spaß – der Job ist vor
allem auch ein kommunikativer.
Die Wahrung des Gleichgewichts
der Themen sowie Vorlieben der
Kunden, Mitarbeiter (und Besucher)
übernimmt Bülent in moderativer Funktion und mit spielerischer
Leichtigkeit. Auch die Musik, die das
Team auflegt, ist Teil der Philosophie
und leistet einen eigenen Beitrag zur
positiven Atmosphäre. „Bei uns läuft
viel Funk & Soul und Musik der 60er
und 70er Jahre“, so Bülent.
Der Laden wird aber auch unverkennbar von der gemeinsamen
Wellenlänge zwischen Bülent und
Salih getragen, die beide eine enge
Freundschaft verbindet. Kennengelernt haben sich die beiden auf
der Silvesterparty einer gemeinsamen Freundin in Düsseldorf vor
drei Jahren. Salih war gerade auf
der Suche nach einem neuen Job
in Hamburg, kam direkt zum
Probearbeiten vorbei. Seitdem sind
die Männer unzertrennlich. Ein Plus:
„Wer hier arbeitet, bekommt die
Nachbarschaft und Freunde automatisch dazu“, zwinkert Bülent. Wer hat
welche Stärken? Salih sieht hier klare
Präferenzen: „Bülent ist ein absolutes
Allroundtalent und hat ein brilliantes Auge für neue Trends“. Und er
selbst? – „Ich mache wirklich alles
gut“, lacht er. „Vor allem aber liebe
ich Farben, Paintings, Eventfrisuren.
Und ich föhne gern. Das ist immer die Wahrheit am Ende. Finish,
Schnitt, Farbe – man sieht dann die
Schönheit des gesamten Ergebnisses.“
Der nächste Schritt? – „Der Ausbau
der Marke „Endorphine“ und eine
Vergrößerung“,
erklärt
Bülent.
Die Stammkundschaft wird das
sympathische Team dabei sicher
unterstützen!
Studio Endorphine
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Web: studio-endorphine.de
Zu Besuch bei | 21
Das Erdenleben des Menschen ist nur ein
S
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June
& die
Liebe
zu den
Schild
kröten
Martina Fronzek
22 | Lebensart
uns manchmal an bestimmten Orten, die
aus der Zeit gefallen zu
sein scheinen, und uns
zeigen, wie perfekt die
Natur auch oder gerade
ohne den Menschen ist.
o muss es auch June Haimoff
gegangen sein, als sie 1975
mit ihrem Boot Bouboulina
vor dem Istuzu-Strand vor Anker ging. Dieser Strand ist eine
Landzunge, die vor dem Mündungsdelta des Dalyan-Flusses
und einer Lagune liegt. 1975 waren das 4 km feiner, unberührter Sand.
Für June Haimhoff war es Liebe auf den ersten Blick: „Es war
ein sehr starker Moment in meinem Leben. Ich schaute auf den
riesigen Sandstreifen, auf diesen wunderbaren Strand. Ganz
unberührt. Ich empfand eine solche Leidenschaft für ihn, ich
wollte hinrennen, mich in den Sand werfen und ihn küssen
wie einen Liebhaber“, erzählt die mittlerweile 91-Jährige in der
Doku „Kaptan June“ der Filmemacherin Barbara Trottnow.
Neun Jahre später, 1984, lässt sich June Haimhoff am IstuzuStrand nieder. Eine einfache, auf Pfählen gebaute Hütte wird
ihr neues Zuhause. Von dem Leben, dass sie vorher geführt
hat, träumt so mancher. Geboren in Sussex, England, wuchs
sie in Afrika auf, reiste mit ihrem ersten Mann auf einer
Luxusyacht um die Welt, verbrachte einige Jahre als Malerin
in der Schweiz und schipperte schließlich auf ihrem eigenen
kleinen Boot durch die Ägäis.
Ihre „baraka“ war nicht die einzige am Istuzu-Strand. In
den Sommermonaten lebten hier ca. 40 Familien aus der
Umgebung – eine echte Sommerfrische mit Ruhe vor den
Moskitos in Dalyan. June führte wie die Einheimischen ein
einfaches Leben. Sie sagt selbst, sie hätte am Istuzu-Strand ihr
Paradies gefunden.
In dieser Zeit hatte June eine weitere Begegnung, die ihr Leben
verändern sollte. Von den Caretta-caretta-Schildkröten hatte sie schon erzählen hören und bemerkte die Spuren ihrer
Flossen am Strand, aber selbst gesehen hatte sie noch keine.
Eines Abends, nah am Meer, konnte sie eine Schildkröte beobachten, die das Wasser verließ, sich langsam mit ihren Paddeln
durch den Sand schob, geschickt eine Röhre im Sand aushob
und in dieses Nest mehr als 100 Eier legte. Anschließend bedeckte sie ihr Gelege sorgfältig und machte sich schwerfällig
wieder auf den Weg zurück ins Meer. Die Eiablage hatte ca.
eine Stunde gedauert. June Haimhoff hat Tränen in den Augen,
noch als sie im Film von dieser Begegnung berichtet, und stellt
fest: „Ich bin ein anderer Mensch von diesem Moment an“.
Die sogenannte unechte Karettschildkröte (caretta-caretta) lebt in tropischen und subtropischen Meeren, u. a.
im Mittelmeer, ist weltweit vom Aussterben bedroht und
steht unter Artenschutz. Nicht nur durch Jagd wurden die
Bestände dezimiert, sondern auch durch die Ausbreitung
der Zivilisation. Die Schildkröten bleiben nämlich über
Generationen ihren Stränden treu. Zur Eiablage kommen sie
immer wieder an den Strand zurück, an dem sie selbst aus dem
Ei geschlüpft sind. Die Schlüpflinge, die nach ca. 50 Tagen ihr
Ei verlassen, erreichen im Schutz der Dunkelheit das Meer –
wenn alles gut geht und sie nicht unterwegs einem Fressfeind
(Raubvögeln, Hunden, Füchsen) oder dem Menschen und seinen Errungenschaften begegnen.
Am Istuzu-Strand war es der aufstrebende Türkei-Tourismus,
der die Karettschildkröten bedrohte.
Schon 1986 wurden die Hütten am Strand verboten und June zog nach Dalyan um, wo
die Strandhütte in ihrem Garten
einen Ehrenplatz bekam. 1988 kamen ihr Gerüchte zu Ohren,
dass am Strand Hotels, ein
Feriendorf, eine Straße
und vielleicht sogar ein
Yachthafen geplant waren. Sie hatte sich in
der Zwischenzeit über
die
Gewohnheiten
der
Schildkröten
informiert und sorgte sich um Ihren
Lebensraum.
„Ich
fing an, darüber
nachzudenken, was
mit diesen Lebewesen
geschieht, die nachts
hierher kommen. Sie
werden Angst haben,
wenn hier gebaut wird,
Planierraupen, Bagger und
Autos hier unten sind“, erzählt
sie Barbara Trottnow im Interview.
bewegen, das Bauen am Istuzu-Strand komplett zu
verbieten. 1988 wurde nicht nur der Istuzu-Strand,
sondern die gesamte Köyegiz-Dalyan-Region zur
Special Environment Protection Zone, zum UmweltSonderschutzgebiet, erklärt. Das bedeutet z. B. auch,
dass es im Ort Dalyan strenge Bauauflagen gibt.
Mit Leidenschaft und Charisma setzte
sich June für den Erhalt des unberührten Strandes ein. Drei
Jahre lang sammelte sie unermüdlich Unterschriften und
holte Umweltschutzverbände ins Boot (u. a. den WWF, dessen Präsident zu dieser Zeit Prinz Philipp war). Mit 700
Unterschriften im Gepäck fuhr sie nach Ankara zu Premier
Turgut Özal. Es gelang ihr nicht nur, das 1.800-BettenHotelprojekt zu stoppen, obwohl es sich bereits seit 9 Monaten
im Bau befand, sondern auch, die türkische Regierung zu
Pfählen abgetrennt, hier dürfen keine
Liegen aufgestellt und keine
Sandburgen gebaut werden. Gelege werden mit
Drahtkörben abgedeckt. June Haimhoff unterstützte
DEKAMER anfangs und stellte auch ihre Strandhütte
neben dem Zentrum auf.
June hatte dafür gesorgt, dass das Schicksal der
Karett-Schildkröten weltweit Beachtung fand, und
nun standen plötzlich auch der kleine Ort Dalyan und
der Strand im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Immer mehr Besucher kamen und die Bewohner von
Dalyan profitierten davon, eröffneten im Ort kleine
Pensionen und Restaurants. June Haimoff wurde eine
Berühmtheit und musste immer wieder Interviews
geben.
In den folgenden Jahren entstand am Istuzu-Strand
das Sea Turtle Research, Rescue and Rehabiltation
Centre (DEKAMER) unter Leitung von Prof. Yakup
Kaska von der Pamukkale-Universität. Verletzte
Schildkröten werden hier aufgenommen,
behandelt, gefüttert und wieder ausgesetzt, wenn sie gesund sind. Viele
haben z.B. einen Angelhaken
oder eine Angelschnur verschluckt oder sind verletzt.
Auch
verirrte
Schlüpflinge, die den
Weg ins Meer nicht
geschafft haben, werden hier versorgt.
Die Schildkrötenzone
am Strand ist mit
Lebensart | 23
Kleine Maßnahme, große
Wirkung: Der Propellerschutz
für ein schildkrötenfreundliches
Boot wird montiert.
Die Popularität des Schutzgbebiets hat aber dazu beigetragen, dass Besucher jetzt nicht mehr nur wegen
der Schönheit der Landschaft kommen, sondern auch,
um Karett-Schildkröten zu sehen. Und es werden jedes
Jahr mehr, längst ist die Dalyan-Region ein beliebtes
Ziel für Tagestouristen aus Marmaris und Fethiye oder
von Blaue-Reise-Schiffen geworden. Dalyan selbst ist
kein verschlafenes Dorf mehr, sondern eine Kleinstadt,
und vom Tourismus-Boom profitieren mehrheitlich
Anleger, die nicht aus der Region stammen. Ca. 500
bis 600 Boote sind auf dem Fluss unterwegs, um die
Besucher zu den Sehenswürdigkeiten zu fahren.
June muss sich deshalb weiterhin Sorgen um
die Schildkröten machen. Sie möchte nicht, wie
DEKAMER, erst helfen, wenn sie schon in Not geraten sind, sondern verhindern, dass sie behindert
und verletzt werden. Als sichtbares Zeichen ihres
neuerlichen Engagements steht ihre Hütte nun nicht
mehr neben dem Schildkrötenzentrum, sondern ein
Stück entfernt. Ihr Anliegen ist es, den Schildkröten
24 | Lebensart
ihr angestammtes Habitat zu erhalten und die negativen
Auswüchse des Tourismus zu begrenzen. Damit macht sie sich
nicht nur Freunde unter den Geschäftsleuten in Dalyan.
2001 gründete Haimhoff eine eigene Stiftung, die Kaptan June
Sea Turtle Conservation Foundation, deren Hauptquartier ihre
ehemalige Strandhütte wird. Dafür musste sie zunächst die türkische Staatsbürgerschaft annehmen. Finanzielle Mittel erhält
die Stiftung durch Fundraising und den Verkauf von Souvenirs,
Kappen und T-Shirts. Information und Aufklärung sollen bei
den Besuchern ein Bewusstsein für die Schutzwürdigkeit
der Karett-Schildkröten und ihres Lebensraums schaffen. Zwei Probleme sind es, die June besonders am Herzen
liegen: Sie möchte erstens erreichen, dass es unter Strafe gestellt wird, die Schildkröten mit Futter anzulocken, um sie
Besuchern vorführen zu können. Viele der Meerestiere werden nämlich mittlerweile schon an unüblichen Stellen, wie
am Eingang zum Köycegiz-See und im Fluss, gesichtet. Und
zweitens wünscht sie sich, dass jedes Boot auf dem Fluss mit
einem Propellerschutz ausgestattet wird, der Verletzungen
bei den Schildkröten verhindert. Die Stiftung stellt ihn den
Bootsbesitzern sogar kostenlos zur Verfügung. Trotzdem ist
June Haimoff
Geboren 1922 in Essex als Joan
Christine Fairy
t[XFJNBMWFSIFJSBUFUEBT[XFJUF.BMNJU$IBSMFT
Haimoff )
tTFJUJO%BMZBOBOTÊTTJH
t3FHJPO%BMZBO,ÚZDFHJ[XJSE4QFDJBM
Environmental Protection Area (SEPA)
t(SàOEVOHEFS4UJGUVOH,BQUBO+VOF4FB5VSUMF
Conservation Foundation
t+VOF)BJNIPĉMFCUJO%BMZBOJOJISFN)BVTvͳF
Peacable Kingdom“
Barbara Trottnow
Die Dokumentarfilmerin studierte
Sozialwissenschaften in Göttingen
und war Redakteurin bei Rundfunk
und Fernsehen. Der Schwerpunkt ihrer filmischen Arbeit liegt zurzeit auf
dem Thema Migration und Türkei.
June Haimhoff hat sie 1991 kennengelernt und seitdem
regelmäßig in Dalyan besucht.
Sie porträtiert die engagierte Umweltschützerin kurz vor
deren 90. Geburtstag in ihrem Film „Kaptan June“
Die DVD kann bestellt werden unter:
bt-medienproduktion.de
viel Überzeugungsarbeit nötig. June hofft, dass ein kleiner
Aufkleber „Dies ist ein schildkrötenfreundliches Boot“ die
Touristen und damit auch die Kapitäne überzeugen wird.
Ihre Perspektive für die Zukunft? June Haimhoff freut
sich, dass mit Hilfe der Stiftung andere auch ohne sie ihr
Lebenswerk fortsetzen werden. Sie hat in Dalyan einen Strand
gerettet, aber, ihn und den Lebensraum der Schildkröten auch
für nachfolgende Generationen zu erhalten, erfordert noch
viel Arbeit und Umdenken, vor allem auch bei den Behörden.
„Ich liebe dieses Delta. Es ist ein Wunder. Dieser Ort verdient
die bestmögliche ökologische Rücksichtnahme. Er sollte ein
Weltklasse-Ökotourismus-Reiseziel sein“ sind ihre abschließenden Worte in dem Dokumentarfilm von Barbara Trottnow.
Ihre charismatische Persönlichkeit, ihre Stärke und Beharrlichkeit, ihr Weitblick sowie ihre Liebe zur Natur haben June
Haimhoffs Engagement möglich gemacht. Sie selbst sieht sich
allerdings ganz bescheiden als die „richtige Person am richtigen Ort zur richtigen Zeit“.
Die unechte Karett-Schildkröte (caretta-caretta)
t-FCFOTSBVNUSPQJTDIFVOETVCUSPQJTDIF
Meere (u. a. Mittelmeer)
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t/BISVOH,SFCTF2VBMMFO4FFJHFM,PQĉà•MFS
t1BBSVOHJN8BTTFS&JBCMBHFBN4USBOE
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Anamur
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Washingtoner Artenschutz-Abkommen
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Lebensart | 25
Mardan Palace
größer
schöner
Ein Hotel der Superlative
Nachgebauter "Mädchenturm"
Superlative auf einen Blick:
Ê Der erste Eindruck zählt: Das Mardan empfängt seine Gäste
in einer 2.800 qm großen Hotellobby, die dem „Dolmabahçe
Palast“ in Istanbul nachempfunden wurde
Ê Platz im Pool: In Europa gibt es derzeit keinen größeren –
der Außenpool misst 16.000 qm
Ê Hier schnorcheln Anfänger oder Profis: Rochen und über
1.600 verschiedene Fische bewohnen das hoteleigene
Schwimmriff
Ê Die Seele baumeln lassen im größten Spa der Türkei:
7.500 qm Spa-Landschaft inkl. VIP-Bereich
Ê Fußballstars wohnen im nahegelegenen Mardan-Sporthotel
und trainieren auf insgesamt 5 Fußballfeldern
Ê Größter und exklusivster Weinkeller der gesamten
Mittelmeerküste: fast 200 Weinsorten aus 11 Ländern von
78 verschiedenen Herstellern (die exklusivste Weinflasche
ist ein 1996er Château Pétrus und kostet 10.000 €)
26 | Backstage
Imposante Treppe in der Lobby
Bei der Eröffnungsfeier: Mariah Carey
Mondäne Zimmer
D
irekt am Strand an der türkischen Riviera öffnet sich eine Welt voller Luxus. Die Hotelanlage
des Mardan Palace ist ein Hotel der Superlative
und übertrifft die Erwartungen und Urlaubswünsche nahezu jedes Türkeireisenden. Bereits die Eröffnung im Mai
2009 war keine normale Hoteleröffnung, sondern vielmehr ein pompöses Spektakel, bei dem neben geladenen
Partnern auch hochkarätige Stars wie Sharon Stone, Seal,
Monica Bellucci, Richard Gere, Paris Hilton, Mariah Carey
und Tom Jones anwesend waren.
Die Annehmlichkeiten, die dem Hotel fünfeinhalb Hotelsterne
einbrachten, und ein außergewöhnliches Ambiente versprechen einzigartigen Luxus und eine unvergessliche
Atmosphäre. Die auf ein Haupthaus und Nebengebäude verteilten 546 Zimmer sowie die gesamte Hotelanlage wurden
vom Hotelbesitzer in den verschiedenen Stilepochen der
Istanbuler Geschichte eingerichtet und dekoriert.
Der Unternehmer liebt die Stadt Istanbul, vermisste jedoch immer den Strand. So entstand seine Idee, eine eigene Istanbuler
Welt als Luxushotel direkt am Strand zu errichten.
Dem Gast begegnen in der Anlage zahlreiche Istanbuler
Wahrzeichen aus dem Osmanischen Reich wie zum Beispiel
der bekannte „Mädchenturm“. Der Leuchtturm aus dem 18.
Jahrhundert ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Die
Nachbildung im Mardan Palace hingegen beherbergt einen
Großteil der exklusiven Restaurants des Luxusresorts. Über
die Poollandschaft spannt sich die Da-Vinci-Brücke, die der
berühmten Galatabrücke aus Istanbul ähnelt.
Besonders die große Hotellobby ist an Luxus kaum zu übertreffen, denn nicht nur der Innenraum wurde der ehemaligen
Residenz des Sultans, dem Dolmabahçe-Palast, nachempfunden, sondern auch die Fassade des Gebäudeteils, das den Gast
empfängt. Der pompöse Lobby-Bereich begrüßt mit antikem
Mobiliar und einer 21 m hohen Decke aus Glas, die mit traditionellen Palastmotiven und handgemalten Dekors verziert ist.
Das zu den führendsten Luxushotels der Welt gehörende
Mardan Palace vereint in der Einrichtung und Ausstattung der
Zimmer osmanischen, orientalischen und europäischen Stil.
Im anatolischen Flügel ist die Inneneinrichtung der Zimmer
und Suiten orientalisch und beeindruckt durch dunkle Hölzer,
majestätische Farben und vergoldete Elemente. Die Zimmer
im europäischen Flügel begeistern durch postmodernes
Design und die Zimmer und Suiten im Dolmabahçe-Flügel
bieten ein Höchstmaß an Luxus und Eleganz in osmanischem
Design. Die großzügige Aufteilung der Zimmer und die warme
Atmosphäre lassen diesen Flügel palastartig erscheinen.
Das Mardan Palace ist preisgekrönt und wurde bereits mehrfach mit dem „Oscar der Tourismusbranche”, dem World
Travel Award, ausgezeichnet. Es wurde unter anderem zum
führenden Luxushotel Europas gewählt und gewann den
Preis für das weltbeste Hotel-Spa sowie den weltbesten
Hotel-Swimmingpool.
Concierge
Der ausgezeichnete Außenpool ist der zur Zeit größte
Europas in dem sogar Gondeln durchs Wasser gleiten und ein hoteleigenes Schwimmriff den Gast zum
Schnorcheln einlädt.
Auch der schneeweiße Strand ist eine Besonderheit
des Hotels. In der riesigen Spa-Landschaft kann der
Gast in edlem Ambiente entspannen und aus einem
großen Angebot von Massagen, Anwendungen oder
medizinischen Behandlungen aus aller Welt wählen.
Für kulinarische Genüsse sorgen zehn verschiedene
Restaurants und mehrere Bars und Cafés. Ganz gleich,
ob der Gast Appetit auf ein exotisch-fernöstliches
Genusserlebnis, Fischspezialitäten oder ein klassischelegantes europäisches Menü verspürt, im Mardan
Palace kann sich jeder Gaumen verwöhnen lassen.
Ein Urlaub im Mardan Palace ist nicht einfach eine
Reise in die Türkei, sondern wahrhaftig eine Reise in
eine Traumwelt, in der Opulenz und Genuss zu Hause
sind.
Belinda Menzel
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Backstage | 27
M
an hätte es ja wenigstens mal versuchen können. Aber die Lage
scheint aussichtslos. Unten in
der Koje zu schlafen: keine Chance. Wie in
der Sauna. Kein Lüftchen kühlt. Selbst die
Zikaden an Land haben das Zirpen aufgegeben. Und oben an Deck verwandeln
Millionen von funkelnden Sternen den
Himmel in ein Lichtermeer. Dazwischen
wirft der Mond einen Scheinwerferstrahl
wie eine Lichtstraße aufs Wasser. Viel zu
hell! Dafür legt sich eine Stille samtweich in
die Bucht. Erst spät findet die Crew in den
Schlaf. Er ist tief.
Am nächsten Morgen hat sich der
Himmel frisch gewaschen, strahlt
in reinstem Blau und macht dem
Mittelmeer unter sich Konkurrenz.
Ein Sprung von Bord ins gar nicht
kühle Wasser – ahhhh. Das ist
Luxus! Unter den Badenden zieht
ein Schwarm von silbrig glänzenden
Barschen seine Bahnen, ein langgezogener Trompetenfisch kommt
von rechts, ein Tintenfisch von links.
Und oben an Bord dampft schon der
Tee in den Tassen.
Langsam wachen auch die Schiffsnachbarn auf, die sich gestern noch
schnell dazugesellt und Anker
geworfen hatten. Gähnen noch, strecken sich und dann ab ins Wasser.
Die Bucht von Karacaören: ein einziger großer Swimmingpool.
Can ist einer der kleinen Könige der
Buchtenwelt im Golf von Fethiye.
Er betreibt ein kleines Restaurant
in der Bucht von Karacaören und
macht wie viele ein gutes Geschäft
mit den Skippern aus aller Welt, die
hier an der Lykischen Küste cruisen. Die „Côte d’Azur“ der Türkei
ist attraktiv wie nie zuvor – ganz besonders für Wassersportler. Sogar
aus Südafrika kommen sie angeflogen, um sich im Labyrinth der
kleinen, pinienbestandenen Buchten
zu verirren. Moderne Marinas, bestens organisiert und mit netten
Restaurants und Lebensmittelläden
ausgestattet, eröffnen in jeder kleinen Küstenstadt. Das Angebot an
Charterschiffen ist groß. Viele haben aber auch ihre eigene Segelyacht
28 | Unterwegs
hier an der Südwestküste der Türkei
festgemacht.
Can Özem, 31, attraktiv und durchtrainiert, hat eigentlich Marketing
studiert, aber dann rief sein alter
Vater. Der ehemalige Fischer hatte
vor Jahren die Gunst der Stunde genutzt, von Fisch- auf Touristenfang
umgestellt und auf dem Stück Land
mit Meeresanschluss ein Freiluftrestaurant neben den Ziegenstall
gesetzt. Er war einer der ersten hier
im Golf, der den Skippern einen
gegrillten Fisch servierte. Dafür wanderte er sogar ins Gefängnis.
Weil die türkische Regierung aus den
Fehlern anderer Mittelmeerländer
lernen wollte, erklärte sie weite Teile
der Küste zum Naturschutzgebiet
und verhängte ein striktes Bauverbot.
Das hat die Landschaft gerettet. Die
mit einfachsten Mitteln selbsterrichteten Bretterbuden in jeder zweiten
Bucht duldet man zähneknirschend,
aber wenn einer der Wirte auch nur
eine Toilette anbauen will, wandert
er hinter Gitter.
Jetzt ist Cans Vater alt und müde
und will nur noch Geige spielen.
Das so hart erkämpfte Restaurant
in der Bucht von Karacaören, in
dem auch Sonnen gereifte Tomaten,
Auberginen und Paprika aus dem
Garten verkauft werden, wollte
er aber keinem Fall aufgeben. „Da
bin ich halt gekommen“, sagt Can.
„Meine Schwester ist Anwältin. Für
die ist das hier nichts, genauso wie
für die beiden anderen Geschwister.
Da blieb ich nur übrig!“
Viel Überwindung den Schreibtisch
mit dem Fischerboot zu tauschen
hat es dem smarten jungen Mann
nicht gekostet. Statt eines Nine-tofive-Jobs genießt er die grenzenlose
Freiheit, lebt vom Frühling bis zum
Winter mehr oder weniger auf und
im Wasser und was er in seinem
Marketingjob gelernt hat, kann er
auch hier zu Geld machen.
Morgens geht er mit Boot und
Harpune rauf aufs Meer, abends
schiebt er Brote in den selbstgebauten Holzkohleofen und wirft
später am Abend die Diskokugel an.
Dazwischen nimmt er die großen
und kleinen Segelschiffe in Empfang,
weist ihnen freundlich einen Platz in
der geschützten Bucht zu und bringt
die Crew auch schon mal mit seinem
klapprigen Boot zum Abendessen
ins Restaurant. Man könnte neidisch
werden auf ihn.
Wer so rührend umsorgt wird,
bleibt gerne länger und kommt
auch wieder. Die Empfehlungen der
Segler im Internet überschlagen
sich: „Empfang wie bei Freunden“,
„Bestes Schnorchelrevier im Golf“,
„Gutes Essen!“ Das spricht sich herum. Manchmal schaukeln bis zu 25
Segelschiffe in dem Naturhafen, der
durch Klippen vom offenen Meer geschützt ist.
Draußen auf hoher See, wenn sich
die felsige Küste im Dunst des
Meeres fast auflöst, wechselt das
Tempo von geruhsam zu rasant. Der
Wind hat aufgefrischt, die wenigen
Yachten, die sich hier draußen begegnen, segeln hart am Wind. Unten
in der Kombüse klirren die Gläser im
Schrank. So mancher holt jetzt das
Tuch herunter, refft das Großsegel.
Mit sieben, acht Knoten schießen
die weißen Schiffe über die tiefblauen Wogen. Die Geschwindigkeit
macht süchtig, aber so manchem
Freizeitkapitän geht bald die Puste
aus. Schnell ist der Kurs geändert, die nächste schützende Bucht
angesteuert.
So könnte es endlos weitergehen:
Zwei, drei Stunden segeln, dann zur
Entspannung in die nächste kleine
Bay, Anker setzen, hinein ins angenehm temperierte Nass. Zurück an
Bord sich von der Sonne trocknen
lassen, ein Gin Tonic zur Belohnung
und dann ist das Vorhaben, die lykischen Felsengräber zu besuchen,
auch schon wieder auf den nächsten Tag verschoben. Dass man hier
mit dem gleichen Wind wie vor
Tausenden Jahren die Griechen,
Römer oder Byzantiner segelt – interessant zu wissen. Was aber jetzt
zählt, ist nicht die Vergangenheit,
sondern die Gegenwart mit der
wunderbar erträglichen Leichtigkeit
eines Sonnentages auf dem Wasser.
Der kleine
König der
Buchtenwelten
Wer mit Can vor
der Lykischen Küste
segelt, spürt die
Kraft des Windes,
den Luxus des
Meeres und seine
Herzlichkeit.
Brigitte Jurczyk
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Unterwegs | 29
D
er Weg vom Flughafen zum Hotel
führt entlang einer Küstenstraße,
die eine so prächtige Aussicht bietet,
dass ich den Fahrer kurz vor dem Ziel beinahe darum bitte umzukehren, damit wir die
gesamte Strecke noch einmal fahren können.
Doch weil der Wunsch einerseits nur schwer zu
vermitteln gewesen wäre und man andererseits,
egal wie lang die Anreise ist, lieber erst einmal ankommen und das Gepäck loswerden möchte, lasse
ich es sein in der Hoffnung, dass sich in den kommenden drei Tagen wohl noch Gelegenheiten bieten
werden, die Straße ein wenig auf und ab zu fahren.
Man sagt, Bodrum sei das St-Tropez der Ägäis, aber
irgendetwas erinnert mich hier auch an Italien, wegen
des kurvigen Weges entlang der Amalfiküste vielleicht, nur dass es hinter der Leitplanke nicht so steil
bergab geht. Die Straße ist auch besser ausgebaut und
das Meer überhaupt viel blauer. Es ist Spätsommer
und der Himmel wolkenfrei. Die Sonnenstrahlen
tänzeln auf der Wasseroberfläche. Die Häuser sind
ein- bis zweistöckige weiße Quader, die man dekorativ in der Landschaft platziert hat. Untergebracht bin
ich im "Kempinski Hotel Barbaros Bay", einem FünfSterne-Haus, das 2006 eröffnete und in der Gegend
das erste seiner Art war. Es liegt
etwa 15 Kilometer von
der Stadt Bodrum
entfernt; die
Betreiber
30 | Lebensart
'LHWĞUNLVFKH
des SSeins
d
i
Bodrum gilt als das Saint-Tropez der Ägäis: In der
schmucken Hafenstadt wird gern und gepflegt gefeiert.
Manchmal mischen sich auch Milliardäre unter die Gäste
Harald Peters
halten sich zugute, mit ihrem Haus den Luxustourismus an
die türkische Ägäis gebracht zu haben. Als Pioniere hatten
sie in der Standortfrage einigermaßen freie Wahl und haben
sich gleich eine ganze Bucht ausgesucht, wie man sie sich
prächtiger kaum vorstellen kann. Von Weitem betrachtet
schmiegt sich das Hotel wie ein Dorf, das aus vielen kleinen
weißen Häusern besteht, an einen Hang. Jedes Zimmer hat
Meerblick, zur Rechten gibt es einen Privatstrand, zur Linken
eine Badeplattform, von der man ins Wasser springen kann,
dazwischen eine Poollandschaft. Platz ist also ausreichend da.
Mittlerweile sind hier Buchten wie diese längst nicht mehr
zu haben, was aber nichts daran ändert, dass ständig neue
Häuser im Luxussegment eröffnet werden. Vor einem Jahr
wurde der Flughafen um einen Terminal erweitert, um den
stetig wachsenden Zustrom von Urlaubern zu bewältigen.
Wohlhabende Türken kommen schon seit vielen Jahren zur
Erholung nach Bodrum, dann hat man in England den Ort
für sich entdeckt, inzwischen steuert halb Europa den
Südwesten der Türkei an. Warum es so lange dauerte, ist
im Grunde unerklärlich, denn die Gegend wirkt, als sei
sie wie für Urlaubszwecke gemacht.
Andererseits hatte man in Bodrum so ausreichend Zeit,
aus den Fehlern von Antalya zu lernen. Hier säumen keine Bettenburgen die Küste, All-inclusive-Häuser sind
eher die Ausnahme, in der Regel fügen sich die Hotels
ganz wunderbar ins landschaftliche Bild. Irgendwie hat
man es hier geschafft, all die Dinge, die einem sonst an
touristischen Epizentren mächtig auf die Nerven gehen,
zu vermeiden. Es wirkt alles auf so angenehm mühelose
Weise hübsch.
Bodrum ist eine Stadt mit 30.000 Einwohnern, die aussieht, als hätte man einen riesigen Becher voller weißer
Würfel auf möglichst ansprechende Weise in Küstennähe auf
die Hänge gekippt. Weil das Bauen von Häusern, die mehr
als zwei Geschosse haben, behördlich untersagt ist, ist der
Gesamteindruck erfreulich stimmig. Spaziert
man dieser Tage durch Bodrum, herrscht
zwar angenehme Betriebsamkeit, doch
wird man nirgends von Eisverkäufern,
Teppichhändlern und hyperaktiven jungen Männern belagert, die
mit großformatigen Speisekarten
winken, um in beklagenswerte
Lokale zu locken.
An der Marina schaukeln die
Yachten dicht an dicht vertäut
in der Sonne, in den Höfen des
Johanniterkastells St. Peter, einer alten Kreuzritterburg, in der
seit 2011 das Meeres-Museum
untergebracht ist, gehen Pfauen ihrem Tagwerk nach, und wenn man
selbst schon ganz tiefenentspannt ist,
setzt man sich in das eine oder andere Café und trinkt sich wieder ein bisschen
munter.
Natürlich hat Bodrum auch eine andere Seite. Rechts neben
dem Kastell geht es gleich ein wenig lebhafter zu, ein bisschen
lauter und bunter, der Ort hat schließlich einen Ruf als herausragende Partystadt zu verlieren. Doch Ballermann-Zustände
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Bodrum ·.HPSLQVNL+RWHO%DUEDURV%D\1111
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939,-
herrschen hier nicht, obwohl es hier zu Beginn
der Hauptsaison in Sachen Ausgehvergnügen
deutlich schwungvoller zugeht, wie man mir erklärt. Lohnenswert sei vor allem ein Besuch in der
Nebensaison, im Spätsommer und Herbst wie auch
im Frühling oder Frühsommer. Weniger Leute, nicht
so heiß, mehr Erholung.
Das Wetter sei aber eigentlich immer gut, sagt man
mir. Das weiß auch der russische Oligarch Roman
Abramowitsch, der mit seiner "Eclipse", der größten
Yacht der Welt, direkt vor meinen Augen vor Anker
liegt. Vor Kurzem wurde die "Eclipse" angeblich mit
einem geheimen Raketenabwehrsystem ausgerüstet.
Mitunter soll sich der Schiffseigner ins "Kempinski"
fahren lassen, möglicherweise, um sein schönes Schiff
vom Land aus zu betrachten. Wie er denn so sei, der
Herr Abramowitsch, frage ich. "Ein ganz freundlicher
Mann, ganz normal geblieben", heißt es dann sehr diskret. Ja, so sind sie, die Supermilliardäre, im Grunde
wie du und ich. Deswegen lassen sie sich auch Yachten
mit Raketenabwehrsystemen bauen.
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Dilek Güngör:
Das Geheimnis
meiner
türkischen
Großmutter
Piper Verlag
D
er Familienroman
behandelt ein sperriges Thema. Die Journalistin Zeynep reist
mit ihrer Mutter und
ihrem Vater in das abgelegene
anatolische
Dorf, in dem sie geboren wurde. Die Großmutter liegt im Sterben. Die
Autorin erzählt von archetypischen Verhaltensweisen
ihrer türkischen Verwandten, demütigen Frauen, autoritären Männern und ihrer Großmutter, zu der sie nach und
nach wieder ein innigeres Verhältnis entwickelt. Aber die eigene Familie bleibt Zeynep, die in Deutschland groß wurde,
trotzdem fremd, denn sie hütet ein schreckliches Geheimnis:
Der jüngere Bruder ihres Vaters wurde gegen seinen Willen in
die Blutrache-Fehde
mit einer Familie aus
dem Nachbardorf verwickelt. Wirklich kein
humoristischer Roman,
aber eine gute Milieustudie aus Anatolien,
geschrieben von einer
Insiderin.
B
U
C
H
Lale Akgün:
Tante Semra im
Leberkäseland
S. Fischer Verlage
A
uch Lale Akgün
ist Deutsche (seit
1981) mit türkischen
Wurzeln, sie wurde 1953
in Istanbul geboren und
kam als Neunjährige mit
Ihren Eltern nach Köln.
Ihr (biographischer) Roman ist ein Migrantenroman,
aber die Familie hat einen komplett anderen
Hintergrund als die typischen „Gastarbeiter“. Ihr Vater,
ein Zahnarzt, kommt aus Abenteuerlust und nicht aus
wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland, ihre
Mutter entstammt einer wohlhabenden und angesehenen Istanbuler Familie.
32 | Kultur
Komik entsteht so
auch weniger aus dem
Gegensatz zwischen
deutsch und türkisch,
als aus dem zwischen
dem etwas beleibten
Vater, einem überzeugten Sozialisten und
Genussmenschen, und
seiner großbürgerlichen Frau („So war halt meine Mama! Sie war einen Kopf größer
als Papa, schlank und vornehm. Und völlig humorlos“) oder
zwischen Tante Semras religiösen Überzeugungen und ihrer
gelebten Leidenschaft für Leberkäsebrötchen und deutschen
Wein. Lale Akgün erzählt amüsant über die Vorlieben und
Schwächen ihrer Familie und der deutschen Nachbarn. „Türken
sind anders, Deutsche aber auch“ - ist die Erkenntnis, die man
schmunzelnd gewinnt, denn es gibt den Türken ebenso wenig
wie den Deutschen. Nach der Lektüre ist man sicherlich um
ein paar Vorurteile ärmer.
T
I
Hatice Akyün:
Ich küss dich, Kismet
Kiwi Verlag
H
atice Akyün, die wir schon 2012 in "hallo türkei"
vorstellten, ist zurück und präsentiert ihr drittes
Buch „Ich küss dich, Kismet“.
P
P
Wie die anderen beiden, ist auch dieser Roman
biographisch und gewürzt mit einer guten Prise
deutsch-türkischem Humor. Weil Hatice keine Lust
mehr hat, in Deutschland die „Vorzeige-Migrantin“ zu
geben, wandert sie aus, natürlich in ihr Geburtsland.
Kismet, das türkische Schicksal, kommt ihr dabei zu
Hilfe: Ihre Eltern schenken ihr ein renovierungsbedürftiges Appartement in Istanbul. Verheiratet ist
die Tochter immer noch nicht, so soll sie doch wenigstens ein eigenes Dach über dem Kopf haben. Ihre
türkischen Wurzeln helfen Hatice immerhin, sich in
kürzester Zeit einen kleinen Freundeskreis zu schaffen,
auch eine neue Liebe begegnet ihr ausgerechnet auf
der Galatabrücke, aber der Kulturschock ist doch größer als gedacht. Äußerlich angepasst (zu Beginn muss
sie umfangreiche Schönheitsbehandlungen über sich
ergehen lassen, um mit den schicken Istanbulerinnen
mithalten zu können), macht sie sich auf die Suche
nach ihrer Identität. Ihr Leben in Istanbul ist eine
Mischung aus Verkehrschaos, Baumarktbesuchen,
Fußballstadion, türkischer Frauensolidarität und dem
Versuch, beruflich Fuß zu fassen. Auch eine Reise
in ihr Heimatdorf gehört zum Programm. Als sie
ihre Tochter aus Berlin nachholt, wird ihr klar, dass
sie für ein Leben in Istanbul doch „zu deutsch“ und
mittlerweile Berlin ihre Heimat ist. Die Wohnung in
Istanbul behält sie – als Ausweichquartier und sichtbares Zeichen ihrer deutsch-türkischen Identität.
Auch dieses Buch ist lesenswert, weil Akyün sowohl
ihre Mitmenschen als auch sich selbst mit liebevoller
Ironie und Verständnis betrachtet.
Kultur | 33
Fotowettbewerb Unsere diesjährigen
Gewinner
Aus über 750 Einsendungen wunderschöner Türkei- und Orientmotive hat
die ÖGER - Jury die Gewinner des diesjährigen Fotowettbewerbs gewählt,
die nun einen festen Platz im ÖGER-Jahreskalender 2014 finden
Titel
1
Januar
2
3
4
5
 6
7
8
9
10
11
12
Gerald Jung aus Hütschenhausen
Can Kurt aus Saarlouis
2
Februar
Steven Bendix aus Uckerfelde
3
März
Jakob Drygalski aus Dreireich
4
April
5
Mai
Dieter Groß aus Appenweier Sabine Bork aus Neuberg
6
Juni
Gerald Jung aus Hütschenhausen
7
Juli
Silvana Scholze aus Dresden
8
August
Radoslaw Zabinski aus Neuss
9
September
Kirstin Lohfink aus Salzkotten
10
Oktober
Dorothee Bunge aus München
11
November
Bruno Hoffmann aus Velpke
12
Dezember
Gabriele Engel aus Berlin
Gewinner

1

8UODXEIĞUSOXV
Titelheld
Der Fotograf des Titelbildes freut sich über einen einwöchigen Traumurlaub mit Partner/in im 5-Sterne Hotel
MARITIM Club Alantur in Alanya. Und: Sein Motiv ist
der Titelheld des neuen ÖGER-Jahreskalenders 2014!
Unser Dank geht an all die tollen Fotografen, die uns
beeindruckende Urlaubsaufnahmen gesendet haben.
Wir gratulieren allen Gewinnern!
Tipp: Alle Gewinnerbilder finden Sie unter
www.oeger.de/fotowettbewerb
%RLEBEMEHR
İstanbul
Tel: 030 214 3752 - Tel: 069 23 30-81/82
[email protected] / [email protected]
www.facebook.com/pages/Türkei-fasziniert
www.tuerkeifasziniert.de