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UNTERNEHMEN & MÄRKTE
MONTAG,
22. OKTOBER 2012
wirtschaftsblatt.at
GASTRONOMIE Österreichs größter Flughafenwirt will durch neue Geschäftsfelder Umsatz in drei Jahren verdoppeln
Airest hat Appetit auf Kantinen, Partys und Hotels
Foltinπ
Airest-Chef Werner Cerutti
greift breit an
Schwechat. Um den ehemaligen AUA-Caterer Airest war
es lange ruhig. Der neue Chef
Werner Cerutti will das
Schlag auf Schlag ändern. Bei
der Vergabe der ÖBB-Speisewägen hatte der 980-MannBetrieb aus Schwechat noch
das Nachsehen gegen Do&Co,
aber seither komme er immer
häufiger zum Zug. „Ich will
bis zum Ende meines derzeitigen Dienstvertrags – also bis
2014 – den Umsatz und die
Gewinne verdoppeln“, kündigt Cerutti an. Die Formel
dazu heiße Diversifizierung.
„Mit kleinen Flughafenrestaurants wird das Kraut leider
nicht fett. Daher wollen wir
Betriebskantinen betreiben,
Restaurants auf Donauschiffen, Hotels und Veranstaltungs-Catering“, sagt der 50jährige Steirer, der nach ausgiebiger Karriere als Direktor
von Kreuzfahrtschiffen und
Großhotels im Ausland vor einem Jahr zu Airest gekommen
ist.
Sieg in Schönbrunn
Als Beweis für seine Offensivstrategie führt Cerutti das
Kaffeehaus im Schlosshof von
Schönbrunn an. Bei der
Neuvergabe des bisherigen
Vivatis-Betriebes habe Airest
gegen die geballte Wiener
Gastronomieprominenz gesiegt, meint Cerutti. Weitere
Renommier-Aufträge für die
Airest würden demnächst folgen. Im Schwechater Checkin 3 (ehemals Skylink) hat die
Tochter des Flughafen Venedig-Betreibers Save sechs
Lokale bekommen, darunter
das Asia-Restaurant mit Wini
Brugger. Die Anlaufkosten
von zwei Millionen € für die
sechs neuen Filialen drücken
das Airest-Ergebnis heuer
freilich auf plus-minus null.
Airest hat 2007 den Vertrag
mit der AUA nach 30 Jahren
verloren. Seither gehört die
„Gastronomy and Retail
GmbH“ zur Save-Gruppe aus
Venedig. Mit Flughafenlokalen in Wien, Linz, Salzburg,
Graz, Klagenfurt, Laibach und
Prag sowie dem Catering der
slowenischen Adria Airlines
setzt sie jährlich rund 29 Millionen € um.
Sparen beim Einkauf
Die Ergebnisse will Airest
unter anderem durch die Bündelung des Einkaufs mit der
Mutter Save – sie setzt 250
Millionen € um – heben. „In
Zukunft sollen Gewinne keine Zitterpartie mehr sein“,
meint Airest-Chef Cerutti. Zu-
mindest wolle er dieselben
Konditionen haben wie die
Schwester Airest Italia. (mjm)
AIREST GMBH
Branche: Gastronomie
Angaben in Millionen €
2010
2011
Umsatz
28,13
29
EGT
1,08
1,08
Mitarbeiter 790
980
Schwechat
GETRÄNKE
GEWÜRZE Vertrieb in Deutschland wird ausgebaut, das Sortiment angepasst
Hanf-Eistee aus
Tirol erobert
Bioläden in USA
Kotanyi ist scharf
auf deutschen Markt
Mils. Es handelt sich um einen kleinen Durchbruch auf
dem US-Markt: Die Seagull
Trading GmbH mit Sitz im
Tiroler Mils ist mit ihrem
Eistee namens C-Swiss, hergestellt aus der Hanfpflanze, seit Kurzem in den amerikanischen Whole Foods
Markets gelistet. „Das ist ein
großer Player in den USA
und die Auflagen sind sehr
streng“, sagt Seagull-Geschäftsführer Peter Wurm.
So müsse man nachweisen,
dass das Produkt entweder
völlig bio oder 100 Prozent
aus natürlichen Inhaltsstoffen erzeugt ist.
Die USA sind aber keineswegs der erste Exportmarkt der Seagull GmbH. In
Summe werden C-Swiss sowie das neue Produkt namens Chillo, ein Energydrink aus Extrakten der
Cannabis-Pflanze, in rund
20 Länder exportiert. Demnächst sollen Russland und
die Ukraine hinzukommen.
Allerdings kämpft man dort
um die Zulassung: „Es ist
sehr schwierig, weil die Behörden oft mit dem Hanfblatt ein Problem haben“,
sagt Wurm. Auch in Italien,
Spanien und Frankreich ist
der Eistee daher nicht erlaubt.
Dabei seien „die psychoaktiven Substanzen der
Hanfpflanze natürlich nicht
enthalten“, betont Wurm. Es
sei vielmehr so wie bei der
Weintraube und dem Wein:
Tanzerπ
Die berauschende Wirkung
fehle, nur der „leicht grasige“ Geschmack zeuge vom
Hanf.
Angebaut wird der Hanf
übrigens in der Schweiz. Der
Name C-Swiss kommt aber
daher, dass Wurm und sein
Partner Gerhard Rubatscher
die Vertriebsrechte für den
Eistee 2003 dem Schweizer
Getränkekonzern Thurella
abgekauft haben. Erzeugt
und abgefüllt wird das Getränk in der trendigen orangen Dose von der Ennstal
Milch.
Doch obwohl die Seagull
GmbH im kommenden Jahr
sein zehnjähriges Bestehen
feiert und 75 bis 80 Prozent
ihres Umsatzes im Export
erzielt, ist sie nach wie vor
klein: Mit vier Mann wird
heuer ein Umsatz von knapp
1,4 Millionen € erwirtschaftet. Gerade diese schlanken
Strukturen sind Wurm zufolge aber der Grund, „warum es uns überhaupt noch
gibt“.
Bisher konzentrierten
sich die Auslandsaktivitäten fast ausschließlich auf Osteuropa. Da
das Wachstum dort
aber abflacht, startet
Kotanyi eine Exportoffensive in Deutschland.
Ausgerechnet Zypern
Erwin Kotanyi
Gerade im Export hat die
Seagull GmbH die Krise
schließlich stark gespürt:
„Wir sind ein Nischenprodukt und kein Produkt des
täglichen Bedarfs. 2009 und
2010 waren schon harte Jahre“, so Wurm. Auch deshalb,
weil die stärksten Auslandsmärkte aufgrund ihrer
langen Sommersaison ausgerechnet Griechenland
und Zypern waren. Heuer
allerdings steige der Umsatz
wieder und das um stolze 25
bis 30 Prozent.
(df)
Gewürzhersteller
Wolkersdorf. Osteuropa zählt
für Gewürzhersteller Kotanyi
zwar nach wie vor zu den
Wachstumsmärkten, allerdings ist das Wachstum nicht
mehr ganz so groß, wie es
schon einmal war. Aus diesem
Grund sieht sich der Betrieb
mit Sitz im niederösterreichischen Wolkersdorf nach neuen Exportländern um.
„Nur fünf Prozent
vom deutschen
Markt zu haben,
wäre schon etwas“
„Wir probieren jetzt, mit etwas größeren Anstrengungen
in den deutschen Markt zu gehen“, kündigt Firmenchef Erwin Kotanyi im WirtschaftsBlatt-Gespräch an. So werde
die Vertriebsmannschaft in
Deutschland verstärkt, ebenso laufe eine Sortimentsüberarbeitung speziell für den
deutschen Markt. Schließlich
sei der gesamte Retail-Gewürzmarkt im Nachbarland
laut Nielsen rund 400 Millionen € wert. „Davon nur fünf
Prozent zu haben, wäre schon
etwas“, so Kotanyi. Derzeit
hält man bei rund einem Prozent. „Unsere Auslandsstrategie lautete bisher fast ausschließlich Osteuropa“, so Kotanyi.
Beigestellt (Montage)
Diskonter-Konkurrenz
Der ungewöhnliche Eistee ist nun in der US-Kette Whole
Foods gelistet. Doch mancherorts eckt der Hanf an
Firmenchef Erwin Kotanyi will durch Produktinnovationen
und die Eroberung neuer Exportmärkte wachsen
Persönliches Exemplar für AOM-Benutzer wiblatt-gastager - (C) APA-DeFacto GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Eine Herausforderung ist allerdings der hohe Anteil von
Diskontern wie Lidl und Aldi
in Deutschland. Der Vormarsch der Diskonter setzt
Kotanyi aber auch auf anderen Märkten zu: „Wie alle
Markenartikler versuchen wir,
uns durch Innovationen abzuheben und dadurch auch
den höheren Preis gegenüber
Billiganbieter zu rechtfertigen“, sagt Kotanyi. Unter anderem habe man Einwegmühlen mit neuen Funktionen ausgestattet sowie neue
Produkte wie ein „Fünf-Sinne-Salz“ kreiert.
In Summe sollte dadurch
heuer ein Umsatzwachstum
auf 140 Millionen € (von 135
Millionen im Vorjahr) gelingen. Hauptverantwortlich
sind das Österreich- sowie das
Russland-Geschäft. Am Heimmarkt Österreich, auf den
rund 30 Prozent des Umsatzes entfallen, liege die Steigerung bei rund vier Prozent. In
Russland, das bereits auf einen Umsatz-Anteil von 20
Prozent kommt, fällt das
Wachstum sogar noch etwas
höher aus: „Wir haben 1995 in
Russland begonnen, aber erst
vor vier bis fünf Jahren so
richtig losgelegt und sind
mittlerweile bis Novosibirsk
vertreten und Marktführer im
Land“, so Kotanyi.
Sorgenkind Polen
Nicht ganz so rund läuft es in
Ungarn, nach Russland der
zweitwichtigste Auslandsmarkt. Zwar ist der Gewürzhersteller Marktführer im
Land, doch wegen massiver
Steuererhöhungen und gesunkener Kaufkraft erzielt er
in Ungarn „nicht mehr ganz
die Ergebnisse, die wir einmal
hatten“. Leichte Rückgänge
gibt es zudem in Rumänien;
und Polen ist dem Firmenchef
zufolge seit jeher „ein Sorgenkind“. Da der Wettbewerb
dort besonders hart und die
größte Handelskette im Land
namens Biedronka noch dazu
ein Diskonter sei, komme man
einfach nicht voran.
DANIELA FRIEDINGER
[email protected]
KOTANYI
Branche: Gewürzhersteller
Angaben in Millionen €
2011
2012e
Umsatz
135
140
Mitarbeiter 540
540
Wolkersdorf