Februar 2015

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Februar 2015
NACHRICHTEN,
TERMINE
UND
POSITIONEN
FEUILLETON FÜR AUGSBURG STADT/LAND UND WITTELSBACHER LAND
#02 | Februar 2015
Jahr eins nach dem Rekord
Die letzte Auktion bei Rehm trug die Nummer 263
und wird in die Geschichte des Hauses eingehen.
Denn Georg Rehm konnte das letzte Jahr mit
einem Rekord abschließen. Beim eingelieferten
Liebermann »Sommer am Wannsee« fiel der Hammer nach 200 spannenden
Sekunden bei 290.000 Euro.
Auf a3kultur.de können Sie
diese Rallye als Clip nachverfolgen. Die nächste Möglichkeit,
bei Rehm mitzubieten, gibt
es am 5. und 6. Februar.
Neben exzellenten Barockmöbeln, wertvollem
Schmuck, Porzellan und Bildern kommt unter anderem
auch diese wunderbar in die
Faschingszeit passende Bronze »Harlekin« von René
Charles de Saint-Marceaux
zum Aufruf. Die Besichtigung
ist ab dem 29. Januar im Auktionshaus im Textilviertel möglich. Die 265. Auktion ist für
den 23. und 24. April angesetzt.
 w w w. a u k t i o n s haus-rehm.de
monatlich/gratis
SYSTEMKRITIK
am 7. februar lädt das theater
augsburg im Rahmen des
brechtfestivals zur Premiere
des ewig aktuellen theaterhits »die heilige Johanna der
Schlachthöfe«. christian weise inszeniert die Parabel aus
dem Jahr 1929 über die mechanismen des markts, inklusive monopolbildung und finanzkrise, als
comic noir, das in die urbanen
dreckwinkel des kapitalismus
leuchtet. dem modellcharakter des
Stücks begegnen der theatermacher und sein team mit einer besonderen ästhetik, die geprägt
wird durch die Sichtweise der
künstlerin Julia oschatz. lustvoll
spielt sie mit der ikonographie unserer konsumgesellschaft.
die opulenten kostüme stammen
von andy besuch und der Soundtrack von Jens dohle, der als einmann-orchester das geschehen live
vertont. in dieser ausgabe finden
Sie eine umfangreiche Sonderveröffentlichung zum brechtfestival
augsburg.
Oh Seok Kwon
Spiegel Blick 12.12.14Ð 01.03.15
Neue Galerie im Hš hmannhaus
Maximilianstr. 48 | Augsburg I Di-So 10-17 Uhr
KULTURTERMINE
für augsburg Stadt/land und
wittelsbacher land
für den Zeitraum vom
01.02. – 28.02.
Die Quadratur des Kreises Reiner Erben,
Referent für Interkultur sucht nach einem neuen Konzept für die Kresslesmühle. Eine Analyse
von Jürgen Kannler.
S. 2
Rekord ohne Römer
2014 war für die
Kunstsammlungen und Museen Augsburg besuchertechnisch gesehen ein Rekordjahr. 285.488
Besucher konnten gezählt werden.
S. 10
Deutsch richtig und gut Für seine neue Kolumne hat Gino Chiellino Begriffe gesucht, die er
paarweise umschreibt, um zu zeigen, wie er sie
anders versteht als seine Gesprächspartner. S. III
www.a3kultur.de
POLITIK & GESELLSCHAFT
Seit nunmehr zwei Jahren schleppt sich das einstige Kulturhaus Kresslesmühle durch eine Art
Wachkoma. Die Gesellschafter der BetriebsgGmbH waren nicht in der Lage, das Haus mit
nationalem Renommee nach dem freiwilligen
Ausscheiden von Geschäftsführer Hansi Ruile
und dem nur bedingt freiwilligen Ausscheiden
von Geschäftsführer Bert Schindlmayr auf Kurs
zu halten. Eine geordnete Übergabe an Gabriele
Spiller, die aus der Schweiz importierte Nachfolgerin der beiden alten Hasen, fand nie statt. Es
scheint heute, als sei ein echter Neuanfang nicht
gewollt gewesen. Einer längst fälligen, breit angelegten inhaltlichen Auseinandersetzung mit der
Zukunft der Mühle standen auch ein ruppiger
Kommunalwahlkampf und die daraus resultierende Neubesetzung der für das Haus relevanten
Schlüsselstellen in den Ressorts entgegen.
Frustriert verließ Spiller die Mühle, und von nun
an hatten die Anwälte das Sagen. Mit York Gärtner wurde ein Branchenfremder mit der
Geschäftsleitung betraut. Man kann dem Juristen
immerhin zugutehalten, den Sturz ins Bodenlose
für die Mühle mit abgefangen zu haben. Der
Münchner Impresario und Branchenkenner Klaus
Meier übernahm zeitgleich das Kabarettbooking.
Das einstige Paradethema Interkultur wurde in
der Mühle zum Niemandsland und die Kneipe
schloss zum Jahresende ohne weites Wehklagen.
Zum Glück organisieren Vivian Zameni und Anke
Häusler weiterhin die verbliebenen Strukturen.
Lediglich am Kinderhaus Kolibri schien der Sturm
der Zeit vorbeizuziehen. Doch auch wenn sich die
Mitarbeiterinnen der Einrichtung ohne Unterbrechung für ihre junge Klientel engagieren, gingen
Stress, Unsicherheit und Ärger auch an ihnen
nicht spurlos vorüber.
Es ist also höchste Zeit, einen neuen Rahmen für
die Mühle zu schaffen, damit es in naher Zukunft
nicht bald im gesamten Haus wie momentan nur
in der Kneipe heißt: Leider geschlossen!
Seit der Wahl ist der Grünenpolitiker Reiner
Erben nicht nur Referent für Umwelt und Nach-
Die Quadratur
des Kreises
Die Stadt sucht nach einem neuen Konzept für die Mühle
Eine Analyse von Jürgen Kannler
haltigkeit, sondern auch für Migration und Interkultur verantwortlich. Damit fiel ihm auch die
Verantwortung für die Mühle zu. Das heißt, nicht
ganz, sein ebenfalls neu ins Amt gewählter Kollege, der parteilose Kulturreferent Thomas Weitzel,
darf die Sparte Kabarett verantworten.
Kurz nach den Winterferien lud Erben zum
offenen Gespräch über die Zukunft der Mühle
eben dorthin und viele kamen. Gemeinsam mit
den anwesenden Vertretern der gGmbH verkündeten die Referenten, welche Punkte für die
Zukunft der Mühle sie bereits als gesetzt sehen:
1.
Die Gesellschafter kündigen den Vertrag mit
der Stadt fristgerecht im März.
2.
Die Auflösung soll so schnell als möglich
erfolgen und nicht erst im Sommer 2016,
wie vertraglich vorgesehen.
3.
Neue Chefin im Haus wird die noch zu benennende neue Leiterin des Büros für Migration,
Interkultur und Vielfalt, das ebenfalls im März
fünf Stellen stark seine neuen Räume über der
AZ am Rathausplatz beziehen wird.
4.
Das Kabarettprogramm läuft wie geplant bis
zum Jahresende weiter.
5.
Die städtischen Zuschüsse von momentan
190.000 Euro jährlich, die Etats für die Interkulturelle Akademie und das Festival der 1000
Töne nicht mitgerechnet, bleiben dem Haus
erhalten.
IMPRESSUM – a3kultur
Chefredakteur: Jürgen Kannler (kaj) (V.i.S.d.P.)
Kontakt: [email protected]
Titelvorlage: Andreas Holzmann
Grafik & Satz: Andreas Holzmann
Redaktionelle Mitarbeit in dieser Ausgabe:
Sarvara Urunova (sur), Patrick Bellgardt (pab),
Thomas Ferstl (fet), Martin Schmidt (msc),
Bettina Kohlen (bek), Julian Stech
Gastbeitrag: Dr. Reinhard Laube
Schlussredaktion: Christiane Kühn
Redaktionsschluss #03/2015: 16. Februar
Verlag: studio a ug,
Austraße 27, 86153 Augsburg, www.a3kultur.de
Tel.: 0821 – 508 14 57, Fax: 0821 – 349 91 37
Druck: Mayer & Söhne (Aichach)
KINDERKULTUR
FREIER EINTRITT
studio a übernimmt für unverlangt eingesendete Unterlagen
und Daten keine Haftung. Namentlich gekennzeichnete
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Redaktion wieder. Eine Verwertung der urheberrechtlich
geschützten Beiträge, Abbildungen, Anzeigen etc. ist unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts
anderes ergibt.
1. bis 28. Februar 2014
6.
Ein noch zu benennender Anteil davon wird
zur Kabarettförderung aufgebracht.
7.
Dieses Programm soll weiterhin von externen
Veranstaltern in zwei Programmfenstern à 30
Tagen mit jeweils rund 20 echten Spieltagen
im Haus zusammengestellt werden.
8.
Das Kinderhaus Kolibri erhält einen neuen
Träger.
9.
Vereinen, Verbänden und anderen aktiven
Gruppen aus Reihen der Bürgerschaft sollen
die Räume der Mühle aktiv angeboten werden.
10. Die
Kneipe wird nach einer Renovierungs
phase neu verpachtet.
11. Für
die notwendige Generalsanierung fehlt
das Geld.
12. Was aus den Mitarbeitern der Mühle wird, ist
unklar.
Nun waren alle Anwesenden dazu aufgefordert,
ihre Positionen zur Zukunft des Hauses darzulegen.
Es folgt eine Zusammenfassung der wesentlichen
Wortmeldungen:
1.
Programmmacher aus diversen Sparten rufen
nach Planungssicherheit für ihre Termine
und hinterfragen die zukünftigen Kriterien
bei dieser Terminvergabe.
2.
Alle Veranstalter kritisieren das bisherige
Tarifmodell zur Anmietung von Räumen als
zu teuer.
3.
Der Betreiber des Kulturcafés Neruda hat sich
um die Kneipe beworben und gilt den Wortbeiträgen der Entscheider nach auch als ihr
Wunschkandidat.
4.
Auch der Neruda-Wirt fordert Planungssicherheit und Zugriff auf die verschiedenen Räume
der Mühle, um seine eigenen, sehr erfolgreichen interkulturellen Kulturprogramme
weiterführen bzw. ausbauen zu können.
5.
Die anwesenden Vertreter der Weltmusik beanspruchen in der Mühle in Zukunft zumindest
eine Gleichsetzung ihrer Sparte mit dem Thema
Kabarett in puncto Zeit- und Zuschussvolumen.
6.
Die verbliebenen Macher der Interkulturellen
Akademie wünschen sich im Haus eine Struktur und ein allgemeines Umfeld, das mit
ihren Themen etwas anzufangen weiß.
7.
Allgemeine Ansicht ist, die Mühle brauche
wieder verlässliche Gesichter, sprich Personen, die verlässlich mit ihren Zielen und
Aufgaben in Einklang stehen.
8.
Die Mühle soll sich zum interkulturellen Zentrum entwickeln, ohne dabei die üblichen
Klischees zu bedienen.
9.
Welche Rolle kann die Mühle als Teil einer
Kulturmeile in der Altstadt spielen, die sich
aus Orten wie der Ecke Galerie, dem Grandhotel Cosmopolis, einem neu konzeptionierten
Brechthaus und möglicherweise auch einer
Stadtmetzg mit kulturellem Auftrag zusammensetzt?
02
10. Vor
einem Neustart sollten die architektonischen Möglichkeiten des Hauses neu überdacht werden und die Ergebnisse in eine
baldige Renovierung einfließen, deren Ergebnis in vielerlei Hinsicht barrierefrei sein kann.
11. Die
Mitarbeiter der Mühle wollen wissen,
wie sicher ihre Jobs sind.
12. Der
Spagat zwischen der Behäbigkeit der
Verwaltung und der Anarchie von Kulturschaffenden ist wie die Quadratur des Kreises.
Darum sollte die Stadt nicht die Leitung der
Mühle übernehmen.
Reiner Erben hat zugesichert, diese Punkte zu prüfen und nach Möglichkeit in seiner zu erarbeitenden Vorlage an den Stadtrat für den 5. Februar zu
berücksichtigen. Darüber hinaus stellt er sich
weiterhin der Diskussion um die Mühle, wie
zuletzt beim Treffen der Ständigen Konferenz in
der Staatsbibliothek. Das sind zunächst einmal
gute Nachrichten. Auch dass Erben und Weitzel
einen runden Tisch zu diesem wichtigen Thema
unkompliziert und transparent begleiten und
moderieren, gehörte bisher nicht unbedingt zum
politischen Tagesgeschäft in Augsburg. Beides
kann als gutes Zeichen gewertet werden, dass
sich auch in Augsburg langsam das Miteinander
von Bürgern, Verwaltung und Politik zum Besseren verändern könnte. Am Ende wird wohl kein
Konsens stehen können, bei dem es nur Sieger
gibt. Doch alle Beteiligten sollten angehalten
werden, trotzdem mit offenen Karten zu spielen.
Dazu gehört auch die Nennung belastbarer ZahAnzeige:
DIE SAMMLUNG
NEUE KUNST
B
27.2.Ð 28.6.2015
H2 Ð Zentrum fŸ r Gegenwartskunst im Glaspalast
Beim Glaspalast 1, 86153 Augsburg, DiÐ So 10-17 Uhr
www.kunstsammlungen-museen-augsburg.de
len. Dass die Kabarettsparte in den letzten fünf
Jahren defizitär war, wie beim Treffen von Gesellschafterseite behauptet wurde, darf in diesem
Zusammenhang beispielsweise in Zweifel gezogen werden. Nach Informationen von a3kultur
gab es in dieser Zeit zumindest eine Überschussrückzahlung von der Mühle an die Stadt Augsburg in Höhe von etwa 30.000 Euro, und zwar
nicht zum Gefallen der Gesellschafter, wie zu
vernehmen ist. Nicht nur dieser Vorgang sollte
aufgearbeitet werden und das Ergebnis Eingang
in die Neukonzeptionierung des Bürgerhauses
Kresslesmühle finden. Dann könnte sie mit
einigem Mut und dem nötigen Etat angegangen
werden, die Quadratur des Kreises.
Premieren im Februar 2015
brecht und exil Brechtfestival Augsburg 2015
die heilige johanna der schlachthöfe
Bertolt Brecht
7. Februar | 19.30 | Großes Haus
schauspiel für die ohren 5. Sinfoniekonzert
9./ 10. Februar | 20.00 | Kongress am Park
goldland VON AUGBURG NACH ELDORADO
EIN THEATERPROJEKT VON TOBIAS GINSBURG
14. Februar | 19.30 | brechtbühne
Besucherservice 0821. 324 4900
www.theater-augsburg.de
www.a3kultur.de
Alexander Darkow; Foto: Nik Schölzel
30. Januar bis 10. Februar | www.brechtfestival.de
03
GESELLSCHAFT
1. bis 28. Februar 2015
Schwäbisches Volkskundemuseum
Oberschönenfeld
Besuch Wert: 32 eingerichtete Häuser geben Auskunft über bäuerliche Lebensumstände.
www.bauernhofmuseum.de
Vier Kunstausstellungen und zwei kulturhistorische Sonderausstellungen stehen im Mittelpunkt des Programms 2015. 1840 – vor genau 175
Jahren – wurde die Bahnverbindung zwischen
München und Augsburg fertiggestellt. Anlässlich
dieses Jubiläums beleuchtet die Ausstellung
»Höchste Eisenbahn! – Mobilität für alle?« vom 22.
März bis 18. Oktober das Thema Mobilität auf
unterschiedlichste Weise. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Bedeutung für ländliche
Gegenden. Auch in der Schwäbischen Galerie gibt
es 2015 »Schöne Aussichten«: Felix Weinold vereint in seiner neuen Ausstellung vom 26. April bis
12. Juli Malerei und Fotografie. In beiden Bereichen
bilden für ihn Motive anderer Urheber den Ausgangspunkt. Diese integriert er in seine Bilder und
verfremdet sie bis zur Unkenntlichkeit.
www.schwaebisches-volkskundemuseum.de
Trachtenkulturberatung
Das neue Programm der Trachtenkulturberatung
mit Sitz in Krumbach präsentiert sich umfangreicher denn je. Im Mittelpunkt steht das
umfangeiche Kursangebot. Egal ob Festtagstracht
Foto: Georg Drexel
und Werktagsgewand, Knöpfe, Hemden, Westen,
Schultertücher, Krägen, Strümpfe oder historische
Detailtechniken – Kreative, Laien und Profis,
Handwerker und Hobbykünstler kommen gleichermaßen auf ihre Kosten. Und auch auf diversen
Märkten ist die Trachtenkulturberatung wieder
vertreten. So wird das Team unter anderem bei
den Trachten- und Volksmusiktagen im Bauernhofmuseum Illerbeuren am 11. und 12. Juli, dem
Schwäbischen Trachtenmarkt in Krumbach am
10. und 11. Oktober und dem Textilmarkt im tim
am 21. und 22. November anwesend sein.
www.trachten-schwaben.de
Hammerschmiede und Stockerhof Naichen
Die Außenstelle des Schwäbischen Volkskundemuseums öffnet vom 12. April bis 8. November
sonntags von 13 bis 17 Uhr ihre Pforten. WerkFoto: Andreas Brücklmair
Volksmusikberatung
Vor 25 Jahren, im September 1990, nahmen die
Forschungs- und die Beratungsstelle für Volksmusik in Schwaben ihre Arbeit im Hürbener Wasserschloss auf. Dieses Jubiläum soll mit einer Reihe
von Veranstaltungen in Krumbach gebührend
gefeiert werden: Am 12. September wird zu einem
bunten Abend mit Wirtshausmusik und Tanz
geladen, am 18. September stellt die Gruppe Liadhaber bei einem Konzert Lieder aus der Feldforschung der letzten Jahre vor und zum Abschluss
gibt es am 26. September einen großen Festabend,
bei dem der Volksmusikpreis »Schwäbische Nachtigall« verliehen wird. Bereits über das ganze Jahr
hinweg wird wie gewohnt ganz Schwaben bespielt.
So gastiert zum Beispiel die Konzertreihe »Volksmusikschätze« am 8. Februar um 19:30 Uhr im
Parktheater im Kurhaus Göggingen.
www.bezirk-schwaben.de/volksmusik
statträume und Kraftanlage ermöglichen, Technikgeschichte aus der Nähe zu erleben und in die
Arbeitswelt eines ländlichen Handwerksbetriebes
einzutauchen. Ab dem 10. Mai zeigt die Sonderausstellung »Siegt, spendet, schreibt an die Front!«
Plakate aus dem Ersten Weltkrieg. Anlässlich der
Gedenkjahre zur 100-jährigen Wiederkehr der
»Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«, ist eine
Auswahl aus der Sammlung des Volkskundemuseums zu sehen, wo die Schau bereits Anfang vergangenen Jahres zu besichtigen war.
www.hammerschmiede-naichen.de
Rieser Bauernmuseum Maihingen
Vom 15. März bis 10. November dreht sich im
Museum alles um die ländliche Kultur im Ries. In
zwei Gebäuden einer barocken Klosteranlage werden auf einer Fläche von 2.400 Quadratmetern
volkskundliche Bestände vom Leben, Wohnen und
Arbeiten gezeigt. In neuem Gewand präsentiert
sich die Dauerausstellung im ehemaligen Brauhaus: Der neue, barrierearme Rundgang führt
durch 300 Jahre Alltagskultur. Die moderne
Gestaltung mit interaktiven Medien hält so manche Überraschung bereit. Im Rahmen der Sonderausstellung »Zeit-Raffer« wird der lange Weg zum
neuen Museum beleuchtet.
www.rieser-bauernmuseum.de
KulTuR
BE z I R K
Bezirksheimatpflege
Die Projekte und Veranstaltungen der Bezirksheimatpflege gestalten sich auch 2015 sehr vielfältig.
Neben der Verleihung des Denkmalpreises, des
Kunstpreises und des Schwäbischen Literaturpreises ist insbesondere das Engagement im Theaterbereich hervorzuheben. So findet am 30. und
31. Januar sowie am 6. und 7. November jeweils ein
Amateurtheaterseminar in der Schwabenakade-
Eine erste Programmempfehlung von Patrick Bellgardt
Schloss Höchstädt
Die Saison im Renaissanceschloss startet am 1.
April. Neben der Dauerausstellung zur Schlacht
von Höchstädt, zur Baugeschichte und dem Museum Deutscher Fayencen widmet sich das Haus bis
zum 4. Oktober einem höchst aktuellen Thema.
»Neustart. Heimatvertriebenen- und Flüchtlingskindheit« lautet der Titel der neuen Sonderausstellung. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen 12
Millionen Deutsche unfreiwillig ihre Heimat, zurzeit sind weltweit über 50 Millionen Menschen auf
der Flucht. Wie Kinder die Flucht und ihren Neustart in Deutschland erlebten und erleben, davon
erzählt die Ausstellung.
www.hoechstaedt-bezirk-schwaben.de
Schwäbisches Bauernhofmuseum
Illerbeuren
Das Schwäbische Bauernhofmuseum wird 60:
Vom 1. März bis 30. November dürfen sich die
Besucher auf zahlreiche Aktionen freuen. Im
Rückblick auf das Gründungsjahr thematisieren
Foto: Tanja Kutter
diverse Veranstaltungen die 1950er-Jahre. Zu den
Highlights zählen der kulinarisch-musikalische
Saisonauftakt am 1. März, das Jubiläumswochenende am 13. und 14. Juni, die Museumsnacht am
8. August und die Ausstellung »Lebensgefühl
1950er-Jahre« im September. 2015 wird zudem der
erste Teil eines Kinderpfades eröffnet. Das Schwäbische Bauernhofmuseum ist aber auch so einen
Felix Weinold präsentiert in seiner Ausstellung »Schöne Aussichten« Fotografie und Malerei in der Schwäbischen Galerie
(Foto oben: »Lotte«). Im Volkskundemuseum Oberschönenfeld wird Mobilität in all ihren Facetten beleuchtet (Foto links,
Erika Groth-Schmachtenberger). Das Schloss Höchstädt widmet sich der Kindheit von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen gestern und heute (Foto rechts).
Zukunft hat, wer auf Kultur setzt
Der Bezirk Schwaben erhöht seinen Kulturetat einstimmig
»Neue Kulturen verändern unsere Fragestellungen.« Mit diesem Satz eröffnete Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert die Jahrespressekonferenz seines Hauses zum Kulturprogramm 2015. Wo mancher in dieser Aussage eine Bedrohungslage
erkennen mag, erklärt sie Reichert zur Chance. Seit Jahren bereitet der Bezirk vorbildlich den
Boden für ein friedliches Miteinander der Kulturen in unserer Heimat, und zwar in Theorie und
Praxis. Dieses Engagement ist nicht zum Nulltarif zu haben. Knapp neun Millionen Euro steckt
der Bezirk im laufenden Jahr in seine vielschichtige Kulturarbeit zwischen Trachtenforschung,
Gegenwartskunst und Hochkultur und erhöht damit seinen Kulturetat um gut 6,5 Prozent.
Zeitgleich wurden die Schwellen für Anspruchsteller gesenkt und Vergabeverfahren vereinfacht. Das ist natürlich eine gute Nachricht und ein starkes Zeichen für alle Politiker im Land.
Der Bezirk Schwaben hat erkannt, dass nur zukunftsfähig ist, wer auf Kultur setzt, und er handelt mit größtmöglicher Einigkeit. Die Entscheidung pro Kultur der Bezirksräte, sie rekrutieren
sich immerhin aus neun Parteien, fiel einstimmig. Hier setzt eine Institution auf den Faktor
Kultur, die sich traditionell im Schwerpunkt eher um soziale, wirtschaftliche und gesundheitliche Aspekte der Schwächsten unserer Gesellschaft kümmert und gelernt hat, knappe Etats
effektiv zu verwalten. Das sollte einigen anderen Volksvertretern zu denken geben. (kaj)
mie Irsee statt. Und auch für das Schwäbische
Theaterjugendfestival, das am 24. und 25. Oktober
im Sensemble gastiert, zeigt sich die Amateurtheaterberatung des Bezirks verantwortlich. Bereits
im Januar erschien die neue Publikation »Die NSZeit in Ortsgeschichten«. Im achten Band der
Schriftenreihe der Bezirksheimatpflege zur
Geschichte und Kultur nähern sich sieben Historiker den Schwierigkeiten und Möglichkeiten einer
umfassenden Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Bayrisch-Schwaben.
www.bezirk-schwaben.de/heimatpflege
Schwäbisches Jugendsinfonieorchester
Zweimal jährlich kommt das Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Allan Bergius zu
Probenwochen zusammen, um anschließend Konzerte in ganz Schwaben und darüber hinaus zu
geben. Im Frühjahr stehen Termine in der Musikakademie Marktoberdorf (10. April, 19 Uhr), im
Stadtsaal Kaufbeuren (11. April, 20 Uhr) und im
Kongress am Park in Augsburg (12. April, 19 Uhr)
auf dem Programm. Modest Mussorgskys »Eine
Nacht auf dem Kahlen Berge«, Sergej Prokofjews
»Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur« und Nicolai RimskyKorsakows »Scheherazade« versprechen einen Spaziergang durch die russische Musikgeschichte. Als
Solist wird der Pianist Yi Lin Jiang zu hören sein.
www.sjso.de
Alle Veranstaltungen, Ausstellungen und Projekte im
Überblick finden Sie auf den jeweiligen Homepages. Insbesondere die umfangreichen museumspädagogischen
Angebote lohnen einen genaueren Blick.
www.bezirk-schwaben.de
www.a3kultur.de
KLASSIK & JAZZ
1. bis 28. Februar 2014
04
Finale grandioso
Der Augsburger Sound Artist gerald fiebig ist auf
der nun erschienenen 12. compilation-cd der
deutschen gesellschaft für elektroakustische
musik (DEGEM) vertreten. »Seltene erden« lauten
Titel und Thema der neuen DEGEM-Soundanthologie, die wie immer die aktuelle Benchmark für
zeitgenössische, elektroakustische Komposition
abbildet. Fiebig hat den Track »Forbidden Transition« beigesteuert. Als seltene Erden bezeichnet
man eine Gruppe von 17 Metallen, die aufgrund
ihrer spezifischen Eigenschaften Rohstoffe für
Hightech-Produkte wie Smartphones, Notebooks
oder Plasmabildschirme bilden und deren Gewinnung ungemein aufwendig und ökologisch
höchst problematisch ist. Ein Spannungsverhältnis, das die Beiträge der gut 74-minütigen CD in
ihrer abstrahierenden Komplexität und Tiefe einfangen und akustisch spiegeln – und eine souveräne, im ästhetischen Diskurs gestählte Stimme aus
Augsburg dazumischen. (msc)
Music Finland ist eine
Organisation, die sich
der Förderung finnischer Musik verschrieben hat. Mit der
Kompilation
»Jazz
from finland 2014–
2015« veröffentlichte
sie jüngst eine hervorragende Zusammenstellung finnischer Jazzmusik
– spannende Hintergrundinfos zu den Künstlern
in einem wunderschönen Booklet inklusive.
www.musicfinland.fi
»Spinning wheel« von
walter bittners Zakedy music feat. ute legner verbindet sozialkritische Dichtungen
aus dem deutschen
und englischen Sprachraum mit Popsongs,
Jazztunes und Volksliedern. Deren textilbezogene Motive wurden teils
rearrangiert und mit dem originalen Sound historischer Webstühle aus dem tim zu pulsierenden
Kompositionen verwoben. www.walterbittner.de
KlASSIK & JAzz IM FEBRuAR
Schwabmünchen – Gospel Gottesdienst 19:00
| RokokoSaal deR RegieRung von Schwaben – Musik für Violoncello 19:30 | kongReSS
am PaRk – 5. Sinfoniekonzert: Schauspiel für die
Ohren20:00
do 12.02. lmZ – Konzert der Liedklasse Rudi Spring
19:00
fR 13.02. lmZ – Musik für Viola 19:30 | goldeneR
Saal – Oper einmal anders, mit dem Concertino
Ensemble 19:30 | hoffmannkelleR – Jilman
Zilman (Jazz) 20:30
Sa 14.02. dom – Orgelmusik und Gregorianischer
Choral 18:00 | büRgeRSaal StadtbeRgen – Kaiser, König, Bettelmann: Jazz für Arme 19:00
So 15.02. ZuR göttlichen voRSehung/königSbRunn – Jazz meets Gospel: Glorify God. Modern
Mass for Choir 10:30 | PaRktheateR – Operettenkonzert im Fasching 15:00 | moZaRthauS – Konzert im Mozarthaus: Frauenliebe und Leben 18:00 |
dReifaltigkeitSkiRche/bobingen – Jazz meets
Gospel: Glorify God. Modern Mass for Choir 18:30 |
SAMSTAG 07.02.
19:30
abRaxaS – Ménage à Trois präsentieren
ihr Programm »Mozart meets Märchen«.
Das Kernstück des Abends ist »Der Froschkönig« – mit eigenen Kompositionen, tänzerisch dargestellt und begleitet vom ganzen Ensemble. Mit einem ganz besonderen
Mozart und farbenprächtigen Tänzerinnen beginnt die Reise 1985 in Wien. Moderiert von Rale Oberpichler geht es weiter
mit unbekannten skurrilen, wie auch
ernsten Stücken (Requiem), über Mozarts
humorige Facette, bis hin zu einem absoluten Klassiker aus der Zauberflöte.
So 01.02. goldeneR Saal – Sonderkonzert: Eine
Stunde Sturm und Drang, mit Mathias Dittmann
(Flöte) und Augsburger Philharmonikern 11:00
di 03.02. lmZ – Klavierabend 19:30 | hoffmannkelleR – Auxburg Jam Session (Jazz) 20:30
mi 04.02. univeRSitätSbibliothek – Klingende
Bibliothek 17:00
do 05.02. lmZ – Studio für zeitgenössische Musik
19:30 | PaRktheateR – Park Stickney (Jazz) 19:30
Sa 07.02. dom – Orgelmusik und Gregorianischer
Choral 18:00 | ZuR heiligen familie/bobbingen – Jazz meets Gospel: Glorify God. Modern
Mass for Choir 18:30 | abRaxaS – Kammerkonzert Ménage à Trois: Mozart meets Märchen 19:30 |
RathauSSaal fRiedbeRg – Benefizkonzert mit
dem Friedberger Kammerorchester 20:00 |
SchloSS ayStetten – Komm, fein Liebchen,
komm ans Fenster: Lieder und Gitarrenmusik der
europäischen Romantik 20:00
So 08.02. moZaRthauS – Liederabend 18:00 |
maRtin-lutheR-hauS/königSbRunn – Jazz
meets Gospel: Glorify God. Modern Mass for Choir
10:30 | lmZ – Romantische Klaviermusik 19:30
mo 09.02. lmZ – Themenabend: Natur, mit Werken
von Beethoven, Schubert, Debussy 19:30 | kongReSS am PaRk – 5. Sinfoniekonzert: Schauspiel
für die Ohren 20:00 | PuPPenkiSte – Armin Heitz
Trio (Jazz) 20:30
di 10.02. evangeliSche chRiStuSkiRche
www.a3kultur.de
MOZART&DIE
K L A R I N E TT E
– Mit Sabine Meyer (Schirmherrin),
Jörg Widmann, Sharon Kam, der
Akademie für Alte Musik Berlin,
Alex Penda, u.v.m.
www.mozartstadt.de
PaRktheateR – Operettenkonzert im Fasching
19:30 | lmZ – Faschingskonzert 19:30
mo 16.02. lmZ – Fagott- und Kammermusik19:30
di 17.02. hoffmannkelleR – Auxburg Jam Session (Jazz) 20:30
do 19.02. Soho Stage – Kiesewetters GammaRama & Zwangtang Duo (Jazz)
fR 20.02. lmZ – Dozentenkonzert 19:30
Sa 21.02. dom – Orgelmusik und Gregorianischer
Choral 18:00 | lmZ – Musik für Klavier 19:00
So 22.02. wollmaRktSaal deS StiftS St. maRgaRet – Die wundersamen Märchenballons
11:00/15:00
do 26.02. PaRktheateR – Sagenhaft 10, mit Seraphin-Trio 19:30 | SenSemble – Jazzentiell
20:30
fR 27.02. Stadthalle geRSthofen – The 12 Tenors 19:30 | theateR – 3. Kammerkonzert: Tiefenrausch 20:00 | auguStanaSaal – Christian Bolz
Quintet: Blaues Krokodil (Jazz) 20:30
Sa 28.02. dom – Orgelmusik und Gregorianischer
Choral 18:00 | kleineR goldeneR Saal – Walpurgisnacht, mit Bayerischer Kammerphilharmonie 20:00 | Soho Stage – It’s oh so quiet: Tones
&Yuki (Swing/Jazz) 20:00
Im Sommer endet nach neun Jahren das Projekt Mozart-Sinfonien in
27 Teilen. a3kultur sprach einen Tag nach der 26. Veranstaltung mit Heinz
Schwamm, Initiator der beachtlichen Reihe und leiter des ausführenden
leopold Mozart Kammerorchesters. Von Jürgen Kannler
Eigentlich stand Nikolaus Harnoncourt Pate für
die Idee, alle Sinfonien von Wolfgang Amadeus
Mozart in einer Veranstaltungsreihe zur Aufführung zu bringen. Und das kam so: Im Sommer
2006 fand Heinz Schwamm die Muße, eine CD mit
Neueinspielungen früher Sinfonien des Wunderkinds durch den österreichischen Klassikstar zu
hören. Dieses Weihnachtsgeschenk der Gattin
inspirierte den Musiklehrer und Orchesterleiter,
die selten zur Aufführung gebrachten Werke auf
die Bühne zu bringen. Doch irgendetwas an dem
Plan passte noch nicht. Schwamm verwarf ihn
und entschloss sich stattdessen, gleich alle Sinfonien Mozarts mit seinem Kammerorchester aufzuführen. Natürlich nicht auf einmal, eine lockere
Serie sollte es werden, und es sollten neun Jahre
ins Land ziehen, bevor sie am 28. Juni ihr »Finale
grandioso« finden wird.
Es ist nicht nur das Talent, das Schwamm an
Mozart so fasziniert. Es ist vor allem diese nie
enden wollende Fantasie des Meisters, die im klaren Kompositionsreglement der damaligen Zeit
ihre Möglichkeiten zu nutzen verstand, die ihn
immer wieder in ihren Bann zieht. Wohl wissend,
dass in die Sinfonien nicht das eigentliche Herzblut Mozarts floss. Dieses blieb natürlich der Oper
vorbehalten.
Das Leopold Mozart Kammerorchester setzte sich
damals wie heute zu Teilen aus den Besten der
Sing- und Musikschule Mozartstadt Augsburg,
hier unterrichtet Schwamm, aber auch aus Studenten des Leopold-Mozart-Zentrums und einigen Profikollegen zusammen. Das Projekt
entwickelte sich, und mit ihm der Klangkörper.
Aus vielversprechenden Musikschülern wurden
nicht selten professionelle Künstler. Viele hielten
dem Orchester ebenso die Treue wie die alten
Hasen, denen auch heute noch die Lust am
gemeinsamen Musizieren mit jüngeren Generationen anzumerken ist. Die jüngsten Mitglieder
des Orchesters sind Teenager, die ältesten stehen
in den 60ern.
Vielleicht ist diese breite Aufstellung eines der
Erfolgsgeheimnisse der Reihe. Wer sich das Publikum anschaut, dem fällt auf, dass es hier einige
junge Klassikfreunde mehr zu geben scheint als
bei vergleichbaren Konzerten. Die günstigen Eintrittspreise spielen dabei wohl auch eine Rolle,
ganz gewiss jedoch trägt das entspannte Konzept
der Abende zu dieser Entwicklung bei. Heinz
Schwamm hat es sich von Beginn an zur Aufgabe
gemacht, neben der weitgehend chronologischen
Abfolge der Sinfonien, mit ihnen beginnt und
endet jeder Abend, auch aus dem Leben des Komponisten zu erzählen. Er wählte dafür Auszüge aus
der stattlichen Korrespondenz, die die Mozarts der
Nachwelt hinterlassen haben. Diese werden gern
von Arien unterbrochen, die ja immer wieder
auch Gegenstand dieser Briefe sind. So wird nicht
nur die Musik des Meisters lebendig, sondern auch
sein Leben. Ein Vorzug, den das Publikum zu
schätzen weiß, und ein Mix, der damals noch
nicht zum Standard der Konzerthäuser gehörte.
Mit seinem Programm möchte das Orchester
Geschichten erzählen, mit denen auch ein Laie
etwas anfangen kann.
Heute liest Schwamm die Briefe selber. Bei den
Passagen, die dem Wolferl zugeschrieben werden,
färbt sich seine Stimmlage etwas, sie gewinnt an
Höhe und wirkt sehr lebendig. Das Publikum verfolgt sie aufmerksam.
Über Jahre hinweg übernahm Wolf Euba die Sprecherrolle und hatte damit gewiss auch Anteil am
Erfolg der Reihe. Schwamm lernte »die Stimme
Bayerns« bei Freunden kennen und konnte ihn
von einer Mitarbeit bei seinem Projekt mit den
Mozart-Sinfonien überzeugen. Vor zwei Jahren ist
Euba überraschend verstorben. Schwamm musste
zwei Tage vor der Aufführung umdisponieren und
übernahm von da an diesen Part, in memoriam
Euba, selber.
Wolf Eubas Engagement war ehrenamtlich, denn
keiner der am Projekt beteiligten Künstler erhält
eine Gage. Die unvermeidlichen Unkosten werden
mittels Eintrittsgeldern, einer überschaubaren
Anzahl von Förderabonnenten und durch Zuwendungen der Kurt und Felicitas Viermetz Stiftung
und der Arno-Buchegger-Stiftung gedeckt. Den
Hauptteil davon verschlingt mit 1.000 Euro allein
die Miete des Kleinen Goldenen Saals. In der
Mozartstadt Augsburg gibt es für das Projekt keine
festen Etatzuschüsse. Und auch die Miete der städtischen Immobilie ist nicht verhandelbar.
Dennoch ist Heinz Schwamm voll des Lobes, wenn
es um diesen Aufführungsort geht. Er schätzt die
Akustik und die historischen Bezüge des Ortes zu
seinem Thema. Schließlich war der Namenspatron des Orchesters im Vorgängerbau an gleicher
Stelle selber aktiv. Schwamm befindet, Augsburg
könne sich glücklich schätzen, gleich mehrere
Konzertsäle dieser Qualität zu haben, und hat
damit wohl recht.
Seine Erwartungen in Sachen Förderung durch
die Stadt werden sich nach diesen Erfahrungen
auch in Zukunft in Grenzen halten. Der beschlossenen Ansiedlung eines Mozartbüros beim Kulturamt sieht er mit gelassenem Interesse entgegen.
Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Mozartprotagonisten der Stadt stört er sich nicht daran, dass
diese Stelle sowohl erste Anlaufstelle, allgemeines
Koordinationsbüro und Marketingzentrale für die
Dachmarke sein soll als auch zukünftig für die
Leitung des Mozartfestes verantwortlich sein wird.
Wer die Programmbroschüren zum Projekt
Mozart-Sinfonien aufmerksam liest, kann feststellen, dass ein guter Teil der etwa 30 Orchestermusiker den Nachnamen Schwamm trägt. Beim letzten
Konzert tauchte der Name gleich sechs Mal auf.
Maximal sieben aktive Musiker könnten die
Schwamms stellen. Von Felix, dem jüngsten Mitglied der Familie, er spielte umjubelt das Fagott in
der g-moll-Sinfonie, bis zur großen Schwester Teresa, die gefeierte Künstlerin ist im Sommer mit der
Viola zu hören, trägt jedes Familienmitglied zum
Gelingen der Konzerte bei.
Heinz Schwamm hat alle Kinder in ihren jungen
Jahren natürlich selbst unterrichtet. Ein präzise
ausgearbeiteter Probenplan und nette, musikbegeisterte Nachbarn waren dabei wohl unerlässlich.
Die Musik wurde jedoch nicht zum interfamiliären Wettbewerb. Vielmehr verbindet diese
gemeinsame Basis die Familie bis heute, obwohl
die Kinder nun aus dem Haus sind und ihre eigenen musikalischen Wege erfolgreich gehen.
Am 28. Juni werden wohl alle Mitglieder der Musikerfamilie Schwamm beim »Finale grandioso« des
Projekts im Kleinen Goldenen Saal mitwirken. Zur
Aufführung kommen unter anderem die erste
Sinfonie des achtjährigen Wolferl als auch die
letzte A-Dur-Sinfonie des Amadeus, die unter dem
Namen »Jupitersinfonie« Musikgeschichte schrieb.
05
THEATER & BALLETT
1. bis 28. Februar 2015
Alle sieben Wellen
Nachfolgestück von »Gut gegen Nordwind« im Sensemble Theater
Sehnlich haben die Zuschauer
darauf gewartet, auf der SensembleBühne zu sehen, wie es mit dem Liebespaar Emmi
und Leo aus »Gut gegen Nordwind« weitergeht –
jetzt ist es so weit! Nachdem ihre virtuelle Liebesgeschichte im ersten Anlauf über wunderbare
Mails nicht hinausgekommen war und schließlich in einer todtraurigen Funkstille endete, nehmen Emmi und Leo nun nämlich wieder Kontakt
zueinander auf – und alles scheint von vorn zu
beginnen, ein Treffen unausweichlich. Aber: Beide
sind ja immer noch vergeben …
Das klingt auf den ersten Blick wie das Drehbuch
für eine Schmonzette, aber weit gefehlt: Regisseur
Jörg Schur umschifft jeden Kitsch zielsicher. Das
liegt zum einen an der klaren Ästhetik der Inszenierung mit einem minimalistischen, aber vielsei-
tigen Bühnenbild, das von beiden Schauspielern
bespielt wird, auch wenn sie sich nicht begegnen.
Zum anderen liegt es aber an den einfach wunderbaren Schauspielern: Auf Kerstin Beckes bzw.
Emmis Gesicht spiegeln sich die widerstreitenden
Gefühle so authentisch, dass man mit ihr weinen
und lachen möchte. Und Ralph Jungs Leo dabei
zuzusehen, wie er im krampfhaften Versuch,
Emmis Ehe nicht zu zerstören, fast die »siebte
Welle« verpasst, die alles umwälzt, das ist einfach
beglückend. Und keine Angst: Wer »Gut gegen
Nordwind« nicht gesehen hat, hat ganz genau so
seinen Spaß an »Alle sieben Wellen«.
Weitere Termine am 30. und 31. Januar, 13. und 14. Februar, jeweils um 20:30 Uhr.
www.sensemble.de
THEATER & BAllETT IM FEBRuAR
So 01.02. kReSSleSmühle – Oh, wie schön ist Panama (ab 3 J) 11:00 Kinderkultur | theateR – Schauspiel Extra: Die heilige Johanna der Schlachthöfe,
nach Bertolt Brecht 11:00 | PuPPenkiSte – Die
kleine Hexe (ab 5 J) 15:00
| JungeS theateR –
Rosa Parks: Als Sitzenbleiben noch geholfen hat (ab
8 J) 16:00
di 03.02. JungeS theateR – Rosa Parks: Als Sitzenbleiben noch geholfen hat (ab 8 J) 10:00
|
abRaxaS – Hänsel und Gretel (ab 4 J) 10:00
|
kReSSleSmühle – Oh, wie schön ist Panama
(ab 3 J) 11:00 | kongReSS am PaRk – Das Phantom der Oper 20:00
mi 04.02. annahof – Augsburger Literaturgespräche 17 (Brechtfestival) 19 30
do 05.02. JungeS theateR – Rosa Parks. Als Sitzenbleiben noch geholfen hat (ab 8 J) 10:00
|
SenSemble – Schwarze Liste. Exilhaus 20:00
fR 06.02. PuPPenkiSte – Der kleine Wassermann
(ab 3 J) 16:00 Uhr | bRechtbühne – Die Reisen
des Glücksgotts 19:30 | SenSemble – Schwarze Liste. Exilhaus 20:00
Sa 07.02. PuPPenkiSte – Der kleine Wassermann
(ab 3 J) 15:00
| theateR – Die heilige Johanna
der Schlachthöfe, nach Bertolt Brecht 19:30 | SenSemble – Schwarze Liste. Exilhaus 20:00
So 08.02. kReSSleSmühle– Oh, wie schön ist Panama (ab 3 J) 11:00
| PuPPenkiSte– Der kleine
Wassermann (ab 3 J) 15:00
| abRaxaS – Eine
kleine Dickmadam (ab 3 J) 15:00
mo 09.02. abRaxaS – Eine kleine Dickmadam
(ab 3 J) 10:00 | SenSemble – Tanz mit Antje Papke 19:00 | theateR– Mutter Courage und ihre Kinder 19:30
di 10.02. JungeS theateR – Giraffe, Krokodil &
ziemlich viel Gefühl (ab 5 J) 10:00 | theateR –
Mutter Courage und ihre Kinder 19:30 | hoffmannkelleR – Eine Sommernacht, von David
Greig und Gordon McIntyre 20:30
mi 11.02. PuPPenkiSte – Der kleine Wassermann
(ab 3 J) 16:00 | SenSemble –Schauspieltraining
19:30 | theateR – Die heilige Johanna der
Schlachthöfe, nach Bertolt Brecht 19:30
do 12.02. JungeS theateR – Giraffe, Krokodil &
ziemlich viel Gefühl (ab 5 J) 10:00 | theateR –
Romeo und Julia 19:30
fR 13.02. PuPPenkiSte – Der kleine Wassermann
(ab 3 J) 16:00 | theateR– Die heilige Johanna der
Schlachthöfe, nach Bertolt Brecht 19:30
Sa 14.02. SenSemble – Schminkworkshop für
Bühne,Tanz und Party mit Thyra Templiner 12:00 |
Ganz gewöhnliche Nervensägen
Trauriger Revoluzzer
linkes erste Inszenierung glückt
Klösel glänzt bei Ernst-Toller-Abend
Es ist schon verrückt in dieser Welt.
Da verabreden sich zwei Paare zum
Wohnungswechsel auf Zeit, und instinktiv wissen
alle, es soll eigentlich nicht sein. So geschieht es
Hannah (Lea Sophie Salfeld) und ihrem Freund
Sebastian (Kai Meyer), die sich mit dem Schweizer
Ehepaar Roman (Alexander Darkow) und Magdalena (Jessica Higgins) zum Höhlen- oder besser Höllentausch verabredet haben.
Auch am großartigen Bühnenbild in der Brechtbühne (Wolfgang Menardi, auch Kostüme) kann
man die Brisanz in Moritz Rinkes Drama »Wir lieben und wissen nichts« ablesen. Es explodiert
förmlich wie das Leben der beiden Paare. Die
Grundrisse der Zimmer verschieben sich förmlich
ineinander, wie eine Reihe verrückt gewordener
tektonischer Platten auf dem Weg wer weiß wohin.
Das ist natürlich ganz lustig anzuschauen und
kein Grund zur Anteilnahme. Denn unsere vier
Freunde sind im Grunde gewöhnliche Nervensägen, wie sie uns jeden Tag begegnen, nicht zuletzt
beim Blick in den Spiegel. Mit Ausnahme von
Roman, der ist doch sehr speziell, selbst für einen
Schweizer. Alexander Darkow spielt ihn auch wirklich ganz wunderbar und sieht dabei wieder einmal aus wie Tom Cruise in Groß. Sein Gegenpart ist
in Augsburg bisher noch ein Nobody. Doch das
Publikum kann sich jetzt schon auf Meyers nächsten Auftritt bei Brechts »Heiliger Johanna« freuen.
Der Mann ist klasse.
Dass die beiden Damen als Kontrapunkte auf der
Bühne bestens funktionieren, wissen wir ja bereits
vom Tennessee-Williams-Knaller im aktuellen
Spielplan. Jessica Higgins ist hier gut angekommen
und die Salfeld lassen wir eh nicht mehr gehen.
Kurz, wieder einmal eine super Teamleistung im
Schauspiel.
Und was sagt uns der Abend über die erste Regie
von Maria Viktoria Linke am Theater Augsburg?
Guter Einstand, so viel ist klar. Die neue künstlerische Leitung des Schauspiels wollte alles richtig
machen und hat es auch geschafft. Nur die letzten
fünf Minuten, die hätte es vielleicht nicht
gebraucht, oder?
Egal, besuchen Sie diese Aufführung zu den nächsten Terminen am 28. Februar sowie am 3., 22. und
27. März. (Jürgen Kannler)
www.theater-augsburg.de
Eine Revolution in Bayern? Kaum
vorstellbar, oder? Sie ist in Vergessenheit geraten, aber es gab sie. Im November 1918
stürzt eine Gruppe von Dichtern und Schriftstellern wie Ernst Toller die Monarchie in Bayern. Sie
haben die Schnauze voll von Kriegstreiberei und
kapitalistischer Ausbeutung. Kunst nur als schöngeistige Unterhaltung? Nein und nochmals nein ...
Ernst Tollers Leben und Sterben stehen exemplarisch für die Jugend einer verlorenen Generation,
der durch Krieg, Anonymität in den rasch wachsenden Städten, Industrialisierung und Mechanisierung des Lebens Sinn und Orientierung
abhanden kamen.
Der verdiente Augsburger Theatermann Matthias
Klösel hat es sich zur ebenso ehrenvollen wie
arbeitsreichen Aufgabe gemacht, diese Geschichte
in seinem Einmannstück »Hoppla, Wir leben!
Ernst Toller – Ein bayerisches Revolutionsdrama«
zu erzählen. Eindringlich erzählt er von den letzten tragischen Stunden des großen Dichters und
bayerischen Revolutionärs in seinem New Yorker
Exil. Ein Stück, das von seiner Qualität und Thematik her auch ganz hervorragend zum Brechtfestival gepasst hätte. Unter der Regie des Münchners
Jürg Schlachter wurde es im Januar in einer ersten
Reihe von vier Vorstellungen in der Werkstattgalerie Krüggling zur Aufführung gebracht. Die Premiere war kein schöner, aber ein sehr guter
Theaterabend. »Hoppla, Wir leben!« kann ab sofort
auch als Schulaufführung gebucht werden.
(Jürgen Kannler)
www.theaterwerkstatt-augsburg.de
Die KULTURTERMINE präsentiert Ihnen:
Die KULTURTERMINE präsentiert Ihnen:
s Stadtsparkasse
Augsburg
s Stadtsparkasse
Sa 21.02. PuPPenkiSte – Das kleine Gespenst (ab
3 J) 15:00
| abRaxaS – Pippi Langstrumpf (ab
Augsburg
hoffmannkelleR – Quick and Dirty 22:30
SAMSTAG 28.02.
19:30
bRechtbühne – Zwei Paare treffen sich in Moritz Rinkes »wir lieben und wissen
nichts« zum Wohnungstausch auf Zeit. Der vergrübelte Kulturhistoriker Sebastian soll
seiner toughen Freundin Hannah nach Zürich folgen, wo sie gestresste Bankmanager mit
Zen-Kursen beglückt. Als Computerfanatiker Roman mit seiner Frau Magdalena das »Bewusstseinszimmer« besetzen will, brechen seit längerem schwelende Beziehungskrisen
plötzlich offen aus und eskalieren zu einem abgründig komischen Kampf der Kulturen.
In scharf pointierten Dialogen zeichnet Moritz Rinke seine Jobnomaden ebenso liebevoll
wie gnadenlos.
abRaxaS – Räuber Hotzenplotz (ab 4 J) & Kinderfasching 14:00
| PuPPenkiSte – Der kleine Wassermann (ab 3 J) 15:00 | theateR – Hänsel und
Gretel, Oper von Engelbert Humperdinck 19:30 |
bRechtbühne – Goldland, von Tobias Ginsburg
19:30
So 15.02. abRaxaS – Urmel aus dem Eis (ab 4 J) &
Kinderfasching 14:00 | PuPPenkiSte– Der kleine Wassermann (ab 3 J) 15:00
mo 16.02. JungeS theateR – Alles Theater (ab 7 J)
10:00
| abRaxaS – Froschkönig (ab 3 J) & Kinderfasching 14:00
di 17.02. JungeS theateR – Alles Theater (ab 7 J)
10:00 | kReSSleSmühle– Oh, wie schön ist Panama (ab 3 J) 11:00
| bRechtbühne – Der
Brandner Kaspar und das ewigÁ Leben 19:30
mi 18.02. JungeS theateR – Alles Theater (ab 7 J)
10:00 | PuPPenkiSte – Das kleine Gespenst (ab
3 J) 16:00 | bRechtbühne – Der Brandner Kaspar und das ewigÁ Leben 19:30 | kongReSS am
PaRk – Das Phantom der Oper 20:00
do 19.02. JungeS theateR – Alles Theater (ab 7 J)
10:00 | PuPPenkiSte – Das kleine Gespenst (ab
3 J) 16:00
| theateR – Die heilige Johanna der
Schlachthöfe, nach Bertolt Brecht 19:30 | PlanetaRium – Folie à Deux: Wahnsinn zu Zweit (ab 14 J)
19:30 | SenSemble – linner & trescher 20:30
fR 20.02. JungeS theateR – Alles Theater (ab 7 J)
10:00
| PuPPenkiSte – Das kleine Gespenst
(ab 3 J) 16:00 | bRechtbühne – Goldland, von
Tobias Ginsburg 19:30 | SenSemble – Love, Peace
and Happiness, von Sebastian Seidel 20:30 |
4 J) 15:00 | Stadthalle geRSthofen – Frau
Müller muss weg 19:30 | theateR – Die heilige
Johanna der Schlachthöfe, nach Bertolt Brecht
19:30 | kongReSS am PaRk – Pulp Fiction Vollplaybacktheater 20:00 | SenSemble – Love, Peace
and Happiness, von Sebastian Seidel 20:30 |
hoffmannkelleR – Tschick, nach Wolfgang
Herrendorf 20:30
So 22.02. PuPPenkiSte – Das kleine Gespenst (ab
3 J) 15:00
| abRaxaS – Lumpengesindel auf
Reisen (ab 4 J) 15:00
| JungeS theateR – Giraffe, Krokodil & ziemlich viel Gefühl (ab 5 J)
16:00
| SenSemble – Isola di Lampedusa, von
Samuel Lange 19:30
mo 23.02. SenSemble – Tanz mit Antje Papke 19:00
di 24.02. kReSSleSmühle – Oh, wie schön ist Panama (ab 3 J) 11:00 | hoffmannkelleR – Tschick,
nach Wolfgang Herrendorf 20:30 11:00 | JungeS
theateR– Giraffe, Krokodil & ziemlich viel Gefühl
(ab 5 J) 11:45
| theateR – Die heilige Johanna
der Schlachthöfe, nach Bertolt Brecht 19:30
mi 25.02. PuPPenkiSte – Rumpelstilzchen (ab 3 J)
16:00
| SenSemble – Isola di Lampedusa, von
Samuel Lange 19:30 | PaRktheateR – Tanzhommage an Queen 19:30 | bRechtbühne – Michael
Kohlhaas, nach Heinrich Kleist 19:30
do 26.02. JungeS theateR – Die zweite Prinzessin
(ab 5 J) 10:00
fR 27.02. abRaxaS – Pippi Langstrumpf (ab 4 J)
10:00 | PuPPenkiSte – Rumpelstilzchen (ab 3 J)
16:00
| SenSemble – Isola di Lampedusa, von
Samuel Lange 19:30 | theateR – Die heilige Johanna der Schlachthöfe, nach Bertolt Brecht 19:30 |
bRechtbühne – Goldland, von Tobias Ginsburg
19:30 | tRachtenheim/königSbRunn – Gespenstermacher, von Ralph Wallner 19:30 |
Schwabenhalle – Ehrlich Brothers 20:00 |
Stadthalle neuSäSS – Maria Goos: Der letzte
Vorhang 20:00
Sa 28.02. PuPPenkiSte – Rumpelstilzchen (ab 3 J)
15:00 | theateR – Der blaue Stuhl (ab 3 J) 15:00
// Romeo und Julia 19:30 | bRechtbühne – Wir
lieben und wissen nichts, von Moritz Rinke 19:30 |
tRachtenheim/königSbRunn – Gespenstermacher, von Ralph Wallner 19:30 | SenSemble – Love,
Peace and Happiness, von Sebastian Seidel 20:30 |
hoffmannkelleR – Eine Sommernacht, von David Greig und Gordon McIntyre 20:30
www.a3kultur.de
LIvEmuSIK & CLuBEvENTS
Intro schrieb über HGich.T: »So scheiße, dass es
schon wieder scheiße ist.« Das Hamburger GagaDada-Künsterkollektiv knöpft sich im Februar
abermals die Kantine vor. Man kann vorwegschicken, dass sie pubertär sind, arty-farty und
tatsächlich scheiße. Aussprechen tut man
HGich.T als »Ha-Ge-Ich-Te«, aber ganz so genau
weiß das auch niemand. Vielleicht sind HGicht.T
auch keine Künstler, sondern lediglich Verzweifelte, die sich mit Schlingensief-Goa und Lobotomie-Rave eine Sinngebung ins limbische System
knallen.
1. bis 28. Februar 2014
DJ Hundefriedhof im vollkontakt
lobotomie-Trash für Bescheuerte, ein Kellerpaket voll Rock für die Harten
und Youtube-Sessions für die Surfenden – das sind
die live-Highlights im Februar
Projekt von Tocotronic-Member Rick McPhail
und Deichkind-Mitglied Sven Janetzko. Was für
eine Paarung, was für ein Ergebnis: krach-knackiger Fuzzrock mit lässiger Hippie-Geste. Das
ist unerwartet, das ist gut.Und am freitag, 13.
februar, geht »Kantine im Soho« weiter – mit
einem Doom- und Postmetal-Paket. Man fasst es
nicht. Dabei: die gefeierten mantar (Bremen/
Hamburg) sowie die throwers (Leipzig) und
michael Zimmel (Linz).
live-Session digital
Schon die Namen der Mitglieder: DJ Hundefriedhof. Tutenchamun. Dr. Diamond. Aber
Namen sind Krawall und Rauch. Sind Deichkind
Kindergarten, so sind HGich.T schillernde Psychiatrie. Kunstkacke. Hackedicht und selber
bewusstseinsverändernde Substanz. Kennt man
das in Augsburg? Google und ein Anruf bei der
Stadtverwaltung geben wenig Aufschluss.
Darum: Am Freitag, 27. Februar, eskaliert die
mindestens zehnköpfige Truppe in der Kantine
und gibt, in simplen Wahnsinn gegossen, Krankheit und Provokation einen neuen Namen.
Nebenbei präsentieren sie ihr im letzten Herbst
erschienenes Album »Megabobo«. Und erwarten
Sie bitte keinen Respekt.
eine kolumne von martin Schmidt
»Kantine im Soho«
Respekt aber bitte für die neue Koop-Reihe »Kantine im Soho«. Was für eine krasse Idee, das
Geilo-Booking der Kantine mit dem Taste des
Soho zu verlinken. Wer hier einen Live-Gig
erlebt, der hat ihn, bei Schweiß und Bier, im
Vollkontakt erlebt. Intimer, näher, intensiver
geht es dort, treppab im Ludwigsviertel, wohl
06
Dieser labile Herr isst Katzennahrung. Warum tut er das? Darum: DJ Hundefriedhof bereitet sich auf seinen Gig mit seiner
Truppe HGich.T in der Kantine vor. Musikkantine, nicht Katzenkantine. Und am Freitag, 27. Februar.
kaum. Einen starken Start legt die Reihe am
freitag, 3. februar, mit trümmer und mint
mind hin. Trümmer aus Hamburg, Kritikerlieblinge und 2014 im Fokus der Popmedien, stellen
ihr Debütalbum vor. Gehandelt werden sie als
eine Neuauflage der Hamburger Schule aka
Tocotronic, Blumfeld, Die Sterne. Und was für
ein geiler Support: Mint Mind sind das neue
Fiel in diesem Artikel nicht schon mehrmals der
Name Tocotronic? Also dann zitieren wir: »Digital ist besser.« Am Valentinstag, Samstag,14.
Februar, startet nämlich das Projekt augsburger kegelbahnkonzerte. Findet digital auf Youtube statt, eingespielt in der analogen Welt der
Kegelbahn im einstigen Provino Club. Leider
dürfen in der Kegelbahn wegen Brandschutzverordnung und fehlender Fluchtwege keine Konzerte stattfinden, aber die Truppe von
Raumpflegekultur (stecken auch hinter der
Metzgerei und Bedroomdisco) hatte die Idee der
Ideen: Wir zeichnen Live-Sessions von Bands
einfach auf und geben sie dann im Netz dem
Publikum. Augsburger Vorzeigebands wie we
destroy disco, Sedna and makemake und bassas da india haben ihre Proberäume ohnehin
vor Ort, warum nicht Proben mit Mehrwert?
Und dazu, aus dem Freundeskreis, kommen
dann noch die Songwriter the wolle sings und
tanja kitzberger. Ein Clip von We Destroy Disco
macht am Valentinstag den Anfang. Jeden
Monat zeigt eine weitere Band eine Live-Performance eines ausgesuchten Tracks. Professionell
geschnitten, mit zwei Kameras gefilmt, in hochwertigem Audio. Inklusive etwas Statistenpublikum. Tun Sie also Folgendes: Gehen Sie am
Valentinstag auf Youtube. Geben Sie »Augsburger Kegelbahnkonzerte« ein. Lehnen Sie sich
zurück. Und danach: Abonnieren Sie den Kanal.
lIVEMuSIK & CluBEVENTS IM FEBRuAR
So 01.02. PaRktheateR – Vox Orange (Pop/Jazz/
Klassik/Schlager) 19:30 | SPectRum – In Legend:
Stones At Goliath (Rock) 20:00 | deR Rabe – Karl
Poesl: Telling Tales by Music 20:00
di 03.02. Soho Stage – Trümmer & Mint Mind (Indie) 20:00 | deR Rabe – Backdoor Connection
(Pop) 20:30
SAMSTAG 28.02.
23:00
kantine – Zum Auftakt des Reggae-Jahres in der Kantine, kommt mit Rebellion
the Recaller (Gambia) eine internationale
Größe auf die Bühne. Bekannt durch seine
energiegeladenen Auftritte, eine kraftvolle Stimme und natürlich den Hit »We must
rebel«, kann sich die Augsburger ReggaeMassive auf eine starke Performance freuen. Präsentiert wird das Ganze wie gewohnt von Culture Fiyah und Sound
Control Movement.
do 05.02. bRauhauS 1516 – Silvertown (Rock/Oldies) 19:30
| buchhandlung Schmid – Max
Meinhardt: Swing in Smü 20:00 | city club – BenefizKONZERT: BassasdaIndia &The Strolers &
King The Fu 20:00 | SPectRum – 3 Dayz Whizkey
(R’n’B/Bluesrock) 20:30 | ballonfabRik – Les Malentendus (Jazz/Swing/Folk) 21:00
fR 06.02. mahagoni baR – Jura Semster Ending
Party 22:00 | Soho Stage – Werkschauparty
(Techno) 22:00 | geStRandet – Discobeach
(Beach-Pop/Freaky Classics) 22:00 | bob’S – RoadShot (Rockabilly) 22:30
| kantine – Karotte
(Techno) 23:00 | city club – Die Nadel im Clubgetuemmel 23:00
Sa 07.02. kantine – Band des Jahres: Vorentscheidung 19:00 // Boombastic 90ies 22:00 // Everything
Nice (Hip Hop) 23:00 | bRauhauS 1516 – Purple
www.a3kultur.de
Heart (Rock/60ies–90ies) 19:30
| Soho Stage
– Freak Scene presents: Chuckamuck & Endlich Blüte (Indietrashpop) 20:30 | SPectRum – Ü30 Faschingsparty 21:00 | PaRktheateR – Big Band
Galaball 2015 20:00 | ganZe bäckeRei – echokammer: Noise Arcade & Niku Senpuki 20:00 |
mahagoni baR – Ping Pong Pussy Party 22:00 /
Rock im Raum 22:30 | SchwaRZeS Schaf –
Schlepp Geist (Techno) 23:00 | keSSelhauS –
Format:B 23:00 | cube club – Black Pariz: Chapitre 2 23:00
So 08.02. PaRktheateR – Schätze der Volksmusik
19:30
mo 09.02. lamm – Karneval der Gefühle: Rosenmontagsball 21:00
do 12.02. bRauhauS 1516 – Weiberfasching mit
Sylvie Ray Band 19:30
| PlanetaRium – Boy
Miez Girl (Folk Pop) 20:00 | gRandhotel – Wooden Peak 20:00 | keSSelhauS – Weiberfasching
U18 20:00 | oStweRk – Boote versenken (Schlager
& Fetenhits) 22:00
fR 13.02. büRgeRSaal StadtbeRgen – Café Arrabiata (Foxtrott/Tango/Walzer/Swing) 19:00 | Soho
Stage – Mantar & Throwers & Michael Zimmel
(Doom Metal) 20:00 | ballonfabRik – Scheisse
Minnelli & Smalltown (Punkrock/Hardcore) 21:00
| kantine – WG Party 22:00 | bob’S – Hörstreich
(Punk-Rock) 22:30
| mahagoni baR – Picasso
What? (HipHop/Trap) 22:00 // Im Dunkeln ist gut
Munkeln 23:00 | SchwaRZeS Schaf – WTF!?!
(House) 23:00
Sa 14.02. bRauhauS 1516 – Nacht der Tracht: Kzwoa (Schlager/Pop/Rock) 19:30
| Soho Stage
– Pink Lint (Indie) 20:00 | oStweRk – Bad Taste
Party (Mixed Partysound) 21:00 | mahagoni baR
– All You Can Shake 22:00 | cube club – Valentinstag 22:00 | keSSelhauS – 90er Party Februar
22:00 | kantine – Pappenheimer (Abstract Techno) 23:00 | SchwaRZeS Schaf – auto.matic.music (Techno) 23:00
mo 16.02. bRauhauS 1516 – Rosenmontag mit Cck
Fantasia 19:30
| SPectRum – Rosenmontagsmaskenball 20:00 | keSSelhauS – Freak Show:
Bad Taste Party 22:00
mi 18.02. PaRktheateR – The Firebirds
(Rock’n’Roll/Twist/Doo Wop/Mersey Beat) 19:30
do 19.02. PaRktheateR – Viva Voce: Ego (Pop)
19:30 | bRauhauS 1516 – Young & Easy mit Die
Performer (Cover) 19:30 | ballonfabRik – Buffos Wake (Gypsy) 21:00 | oStweRk – Boote versenken (Schlager & Fetenhits) 22:00
fR 20.02. PaRktheateR – Viva Voce: Ego (Pop)
19:30 | kantine – Deine Lakaien (Dark Pop/Wave)
20:00 // Nico Pusch (Tech House) 23:00 | ballonfabRik – B_Daltons & Toprakete (Rock/Wave/Punk)
21:00 | gRandhotel – Tipps für Wilhelm (Singer/Songwriter) 21:00 | Soho Stage – Pinewood
Soul: EP-Release-Party (Folk) 21:30 | cube club –
FREITAG 20.02.
21:00
Soho Stage – Alle Fans von Rock, Blues, Soul und Folk können sich auf den 20. Februar
freuen. An diesem Abend erscheint die erste EP der Augsburger Band Pinewood Soul mit
dem Titel »Woodpecker’s Cry«. Die dazugehörige Release-Party findet ab 21 Uhr auf der
Soho Stage statt. Die vier Jungs von Pinewood Soul werden natürlich die komplette EP live
performen und haben mit Boy Miez Girl auch noch einen wunderbaren Support-Act mit
am Start. Nach den Konzerten wird gefeiert bis die letzte Kiefer fällt.
Nachtschwärmerei 22:00 | mahagoni baR –
Rewind it!: 3 Years Birthday Special 22:00 | bob’S
– Cadillac Cowboys (Country) 22:30 | glyZeRin
– SimonSays vs. TanzNeurose 22:00 | keSSelhauS
– Semester Ending Party 23:00
Sa 21.02. mahagoni baR – Beam Me Up 22:00 |
kantine – R.E.L.O.A.D.E.D feat. Joseph Disco (Techno) 23:00 // Pink?! (Pop/Black/House) 23:00 | keSSelhauS – Winter Wunderland Festival 2015 23:00
So 22.02. PaRktheateR – Voice 4 U: Love is all you
need 19:30 | SPectRum – Django 3000: Bonaparty
2015 (Folk Pop) 20:00 | gRandhotel – Boris von
der Burg 20:00
mi 25.02. kongReSS am PaRk – Bodo Wartke &
The Capital Dance Orchestra 20:00
do 26.02. kongReSS am PaRk – Trailerpark (Rap)
19:00 | bRauhauS 1516 – Isar Rider (Alpenrock/
Polkapunk) 19:30
fR 27.02. RauhauS 1516 – Die bayrischen Hiatamadln (Schlager) 19:30
| kantine – HGich.T
(Trash/Techno) 20:00 / Sven Wittekind & Eric Sneo
23:00 | Soho Stage – Revelling Crooks (Folkpunk) 21:30 | ballonfabRik – Cutana & Under H
& Triggerman (Drum’n’Bass) 22:00 | mahagoni
baR – HipHop Skills 22:00 | bob’S – Johann Nepomuk Band (Blues/Reggae/Country/Rumba) 22:30
Sa 28.02. kantine – Project Pitchfork & Monica Jeffries 19:00 // Tun Up Loud mit Special Guest Rebellion the Recaller (Reggae/Dancehall) 23:00 |
Stadthalle geRSthofen – Fantasy (Schlager/
Pop) 20:00 | ballonfabRik – Missbrauch & Ni Ju
San (Punkrock) 21:00 | mahagoni baR – Back to
the 90s 22:00 / Electric Maha presents Grenzfrequenz 23:00 | keSSelhauS – 2000er 23:00
07
LIvEmuSIK & CLuBEvENTS
1. bis 28. Februar 2014
zwischen Pop und Ballade, zwischen Rock und
Indiechanson hin und her, und es macht verdammt Spaß, zuzuhören. Das passt in Indieclubs
genauso wie auf Hochzeitsfeiern, ins Radio genauso wie in die mp3-Library des studentischen Smartphones. Klingt beliebig? Ist es aber genau eben
nicht, »Zurück als Tourist« ist die geniale Mitte (aka
Pop), ein toller Wurf, songschreiberisch und produktionstechnisch. Wer bisher dachte, Gottwalds
Stimme sei in Umfang und Ausdruck eher
begrenzt, erlebt hier einen befreiten Olli. Keine
Angst davor, seine Stimme mal quäken, sich keck
überschlagen zu lassen. In »Alles muss raus« klingt
stimmlich Tom Liwa an, auch ein bisschen Element of Crime, aber ohne Altherrenkäse.
Ein neues Album von the notwist – so schnell,
kaum ein Jahr nach dem großartigen, 2014 auf
Sub Pop erschienenen Album »Close to the Glass«?
Ja und nein. Vor allem: ja, weil das Nein sehr gut
ist. »messier objects« (via Alien Transistor, als CD,
Download und Doppel-Vinyl) ist eine Auswahl an
Instrumentalarbeiten, die Notwist zu Theater- und
Hörspielproduktionen beisteuerten. 17 Tracks,
zum Teil Miniaturen um die zwei bis drei Minuten,
die ganz im Zeichen der Library Music oder der
Soundtracks aus, so die Presseinfo, der 60er- und
70er-Jahre stehen. Erkennbar, wie sie als Pneuma
für »Close to the Glass« dienten. Kein inkohärentes
Sammelsurium, sondern ein Notwist-Album erster
Güte – nur Notwist ohne Gitarre und Gesang halt.
Modularsynthies, Bläser und analoge Percussion
treffen auf knuspriges Klickern, Gluckern und
Beepen. Ein Gespinst aus Minimal Postrock, romantischer Electronica, einem groovy Whatever. Wunderschön. (msc) www.alientransistor.de
a3kultur-Tipp zum Brechtfestival: feine Sahne fischfilet bringen mit ihrem inzwischen vierten Album
»bleiben oder gehen« (via Audiolith) ihr wohl wegweisendstes Werk an den Start. Nicht nur in ihren
Texten bewegt sich die Band zwischen Aufbruch
und Veränderung, Kontinuität und Innehalten –
auch musikalisch wagen sich die sechs »Verfassungsschutzbericht-Abonnenten« auf neue Pfade.
Indierock-Anklänge bei »Lass uns gehen« und die
tragisch-schöne Gitarrenballade »Warten auf das
Meer« überraschen positiv. Halbwüchsige AntifaParolen oder reine Partysongs sucht man vergebens. Es geht ruhiger zu, melancholischer. Trotz
allem bleiben Feine Sahne Fischfilet aber dem politischen Punkrock treu. Klare Kante, keine Kompromisse, vor allem gegen Rechts – hier steckt ihr
Herzblut drin. Letztendlich ist »Bleiben oder
gehen« nichts weniger als eines der besten und
intelligentesten deutschsprachigen Punkalben der
letzten Jahre. (pab) www.audiolith.net
»Hard Boiled« war John Woos letzte Hongkong-Produktion, bevor sich der
Regisseur dem Hollywood-Kino zuwandte. »Heroic Bloodshed« oder »Hongkong-Blutoper« nennt sich das knallharte Action-Subgenre, zu dem der Film
heute gezählt wird. Wem diese In-your-face-Mentalität auch musikalisch
zusagt, sollte sich »last chance« besorgen. Das neue Album der Augsburger
Band – na, raten Sie mal – hard boiled erschien im Dezember bei HeadApe
Records. Mit ihrem von Schweiß, Rauch und der ein oder anderen Flasche Jack
Daniels getränkten Hardrock scheint die vierköpfige Formation gerade aus der
Rock-’n’-Roll-Zeitmaschine gestiegen zu sein. Die zehn schnörkellosen und
ehrlichen Songs zeigen, dass es hierzulande durchaus noch junge Bands gibt, die den Sound von AC/
DC, Black Sabbath oder Motörhead am Leben erhalten. (pab) www.hardboiledband.de
In einer limitierten Auflage von 50 CD-Rs veröffentlicht das Augsburger
Label Attenuation Circuit den Mitschnitt einer 30-minütigen Live-Performance aus dem Jahr 2011 von Sebastian giussani, martin krejci und keiko
uenishi. Giussani und Krejci sind in Augsburg keine Unbekannten; Ersterer
bekam 2008 den Augsburger Kunstförderpreis, Letzterer ist wie Ersterer ein
Augsburg verbundener Sound & Visual Artist. Gemeinsam mit Uenishi,
einem aus New York stammenden, derzeit in Wien lebenden Klangkünstler,
kam es bereits zu mehreren Zusammenarbeiten. Was nun hier unter dem
Titel »counting sheep won’t cause to encounter a dream of a stray dog (or
will it?)« vorliegt, sind fordernde 33 elektronische Minuten: ein kleiner Monolith aus schabender
Bedrohung und dunkler Beruhigung, zwischen kohärenter Impro und souveränem Soundprocessing, zwischen Laptop und Jazzgebläsestückchen und zwischen Field Recording und Rätselsounds.
(msc) www.attenuationcircuit.de
+++ Die freak Scene-Macher hauen Augsburg
eine Runde Indietrashpop in die Fresse: Am
Samstag, 7. februar, spielen chuckamuck (Berlin) und endlich blüte (Augsburg) auf der Soho
Stage. Die lässigen Chuckamuck bieten rumpeligen Garagenindie, die Augsburger Blüten
waren gerade erst im Studio und geben Indie
einen guten Namen. Davor, dazwischen und
danach gibts DJ-Sets von Van Slacker und dem
Freak-Scene-DJ-Team. Beginn: 20:30 Uhr. +++
Indie deluxe, die Zweite: Die Treppe hoch, um im
Untergrund zu landen – nur wer in Sachen
Underground eben doch ganz oben ist, kann so
was! Für freitag, 20. februar, laden die DJs von
going underground wieder ins wohlbekannte
obere Stockwerk des City Club. Ab 22:30 Uhr
legen Unlucky Charm und The Bad & The Ugly
(clap your hands klub) erlesenen obscure indiepop, (Post-)Punk und 60ies-Stuff auf. Indie-Ekstase bis 4:45 Uhr in der Früh! Und: Für den
Frühling versprechen die Going-UndergroundMacher wieder einige geschmackssichere Konzerte … +++ »boote versenken« heißt die neue
donnerstagsreihe im ostwerk. Schlager und
Fetenhits mit Getränkespecials machen den
Donnerstag zum gar nicht so kleinen Freitag.
Die Opening Party der neuen Reihe steigt am
Donnerstag, 19. februar, 22 uhr. »Treffer und
versenkt« heißt es ab dann jeden Donnerstag.
+++ Auch die kantine hat eine neue Reihe:
»Pink?!« ist die neue gay, lesbian & friends
Party, die in der Regel immer am dritten Samstag im Monat stattfinden wird. Am Samstag, 21.
februar, legt DJane Simoné (Heidelberg, Himbeerparty Mannheim u.a.) Pop, Black, House,
Dance & Queer Classics auf. Start: 23 Uhr, präsentiert von, wem sonst, Lovepop. www.lovepop.
info +++ Da kann man nix sagen: In der kantine
schlägt im Februar die Stunde der Dark-WaveLegenden. Senioren und Junioren der schwarzen
Eine Punktlandung in Pop. oliver gottwald, Sänger der aufgelösten Anajo, legt sein erstes Soloalbum vor. Während ich das schreibe, liegt neben
mir das allererste Anajo-Demo aus dem Jahre 1999,
und wenn man dem damals beiliegenden Infozettel glauben darf, gründete sich das Trio im Januar
ebenjenes Jahres: Auf den Monat genau nach 16
Jahren geht es nun also für Oliver Gottwald mit
»Zurück als tourist« auf Solopfaden weiter. Der
Anajo-Vibe bleibt (zurück als Purist!), und doch ist
vieles, oder alles, anders. Süße trifft Kante, Pop
trifft den typischen Gottwald-Soul.
»Zwischen Pubertät und Midlife-Crisis« holt der
Album-Waschzettel in seiner Beschreibung aus,
und das trifft es ganz gut. Oliver Gottwald hüpft
Dazu gibt es »Ahh-ahh«-Chorusse und eine Produktion (Michael Kamm und Marc Frank), die nicht
den Fehler begeht, alles in allzu Süßes umschlagen
zu lassen, sondern die immer wieder schrabbelige
Gitarrenkanten setzt. Die Texte sind tongue-incheek und erinnern in ihrem Gestus kess-rotziger
Weisheit manchmal sogar an Hildegard Knef.
Manchmal verhöre ich mich auch: »Alles muss
raus – wegen Geschlechtsaufgabe«, aber es heißt
natürlich »Geschäftsaufgabe«. Kein Zweifel: Mit
»Zurück als Tourist« beginnt etwas Großes. Ich
möchte wissen, wie Oliver Gottwald in zehn Jahren
klingt. Ein popgestählter Chansonnier? Ein junger
Hans Albers des Northern Soul? Ich kann es kaum
erwarten. – Am Samstag, 11. April, spielt Oliver
Gottwald in der Kantine. (msc)
www.olivergottwald.de
Angriff des Gipsy-Disco! django 3000 nennen sich
die »bayrischen Zigeuner aus dem Chiemgau« und
stellen am Sonntag, 22. februar, 20 Uhr, in Augsburg ihr drittes Album »bonaparty« vor. Im Spectrum schütten die vier Burschen dem feierwilligen
Publikum eine brodelnde Soundmixtur aus Gipsy,
Polka, Dance und Rock in die Tanzschuhe. Eine
Live-Bombe galore, Ziel: superguter AftershowMuskelkater. Das neue Album »Bonaparty« ist eine
pralle Direktinjektion aus Wodka, Tabak und Kaviar, und es ergibt in Party gemeißelten Sinn, dass
Django 3000 mit der finnischen Band Jaako Laitinen & Väärä Raha ausgedehnt Russland betourten.
Gitarre, Geige, Kontrabass, Schlagzeug sind die
Zutaten für euphorische Wildheit. »Gruaß ans
oide Lem«, »Sau koid«, »Host as scho g’heat« oder
auch »Heidi« lauten die Songtitel und geben ein
klares Feierstatement ab: Selten war Bayrisch so
feurig, und selten tanzte Gipsy derart ein Prosit auf eine sehr spezielle, nämlich im Tanzhüpfsport verankerte Gemütlichkeit. Wodka is ozapft! (msc) www.django3000.de
HELGE LEIBERG
16.01.Ð 01.03.2015
Szene dürfen ausflippen: Am freitag, 20. februar, stellen deine lakaien ihr neues Album vor
und am Samstag, 28. februar, machen Project
Pitchfork Station auf ihrer Tour. +++ Bei Augsburgs Plattform für experimentelle Musik, der
echokammer, spielen am Samstag, 7. februar,
noise arcade (Peking) und niku Senpuki (Augsburg). In der Ganzen Bäckerei gibt es damit
Ambient und IDM aus China sowie die immer
faszinierende laufende akustische Versuchsreihe
des Augsburger Grafikdesigners und Gitarristen
Fabian Otto zu hören. Beginn: 20 Uhr. +++ Und
zum Schluss noch was Spezielles: Am 14. Februar
endet eine crowdfunding-kampagne für ein
»PINK?!« heißt die neue Gay, Lesbian & Friends-Reihe in der
Kantine. Am Samstag, 21. Februar, mit DJ Simoné.
vom Meitinger yasin bueber entwickeltes Large
Diaphragm Condenser Studio Microphone im
Vintage-Look. Augsburger Musiker zeigen sich
sehr angetan. Zu finden unter »Yazztru 1« auf
www.indiegogo.com. (msc)
GALERIE NOAH
Beim Glaspalast 1 | 86153 Augsburg | T 0821-8151163 | F 0821-8151164
www.galerienoah.com | DiÐ Do 11Ð 15 Uhr; Fr/Sa/So/Feiertage: 11Ð 18 Uhr
www.a3kultur.de
BILDuNG
1. bis 28. Februar 2015
VORTRÄGE IM FEBRuAR
Kreativ ins neue Jahr
Dritte Auflage der Kulturpark-KreativWorkshops startet
Mit dem Programm für Winter/Frühjahr 2015
präsentiert der Kulturpark West bereits die dritte Auflage seines Kursangebots von Augsburger
Künstlern aus den Bereichen Bildende Kunst,
Musik, Tanz und Do-it-yourself. Zwischen Februar und Mai darf nicht nur gefilzt, gebastelt,
gezeichnet und getöpfert werden – Anna Winter
bietet eine Einführung in die Kunst des Lufttanzes am Vertikaltuch, Stefan Beckenbauer
gibt einen Workshop zum Freestyle-Rap und
Arnold Leo Schenk zeigt, wie man ein Hörspiel
oder einen Podcast erstellt. Durch die Kooperation mit Akteuren aus den Augsburger Szenen,
wie dem Grandhotel Cosmopolis, der Projektschmiede, dem Skateboard- und BMX-Verein
Razed oder Der Metzgerei, finden einige Kreativworkshops nun auch in der Innenstadt, Lechhausen oder Oberhausen statt.
Alle Angebote im Überblick und weitere Informationen zur Anmeldung finden Sie unter:
www.kulturparkwest.de
08
Am 5. Februar um 9:30 Uhr kommt die amerikanische Politikwissenschaftlerin dr. erica chenoweth ins grandhotel cosmopolis. Sie schrieb
den Bestseller »Why Civil Restistance Works«
und wurde 2013 unter die 100 wichtigsten globalen Köpfe gewählt. In Zusammenarbeit mit
dem Lehrstuhl für Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg wird sie mit
Fragen und Anregungen konfrontiert, die am
Tag zuvor im Grandhotel erarbeitet werden. Da
nur eine begrenzte Anzahl an Teilnehmern
möglich ist, wird um eine Anmeldung an [email protected] gebeten.
www.grandhotel-cosmopolis.org
Das neue vhs-Programm für frühjahr/Sommer
2015 liegt spätestens ab dem 31. Januar in allen
Auslegestellen zur Abholung bereit. Das Semester steht unter dem Motto »Engerie – Treibstoff
fürs Leben«. Vom 23. bis 27. Februar findet auch
wieder die beliebte vhs-Gesundheitswoche statt.
Ob Yoga, Pilates, Qigong oder Zumba – zahlreiche kostenlose Kurse laden zum Reinschnuppern ein. Eine Voranmeldung ist nicht nötig.
Die Reihe »Mein Augsburg«, in der bekannte
Augsburger ihre Stadt zeigen, startet am 20.
März um 15 Uhr mit einer Führung durch das
Wasserwerk am Hochablass. Dr. Ing. Franz Otillinger, Betriebsdirektor der Stadtwerke Augsburg Wasser GmbH, führt durch das historische
Gebäude. Am 27. März um 15 Uhr zeigt Bibliotheksdirektor Dr. Reinhard Laube die Schätze
der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Das
komplette Semesterprogramm gibt es zeitnah
auch unter: www.vhs-augsburg.de
mo 02.02. vhS – Vier starke Frauen: Frauen als Vordenkerinnen und Vorbilder im zeitgenössischen
Kontext 19:00 // Ausleiten, entsäuern, entgiften
20:00 | theateR – Exil Heute: Politische PodiumsDiskussion (Brechtfestival 2015) 19:30 | büRgeRSaal StadtbeRgen – Kopfschmerzen: Ursachen
und Therapiemöglichkeiten 19:30
DONNERSTAG 19.02.
19:30
vhS augSbuRg – dr. aryo makko, geboren 1979 in Augsburg, derzeit tätig am
Historischen Institut der Universität
Stockholm, spricht im Rahmen der Interkulturellen Akadmie zum Thema: »Europa von Sinnen? – Der Einfluss migrationskritischer Polemik auf die interkulturelle
Debatte und den politischen Diskurs in
Deutschland und Schweden«. Mit seinem
Buch »Deutschland schafft sich ab« gelang Thilo Sarrazin 2010 ein gewaltiger
Erfolg. Der Titel ebnete der Migrationskritik den Weg in den literarischen und politischen Mainstream. Ähnliches ist in weiten Teilen Europas zu beobachten.
di 03.02. vhS – Iran: Ein neuer Präsident – eine neue
Politik? 20:00 // Die Kopten: Die christliche Minderheit in Ägypten II 20:00
do 05.02. gRandhotel – Dr. Erica Chenoweth:
Why Civil Restistance Works 09:30
fR 06.02. Stadthalle fRiedbeRg – Outdoorsport:
Impulse zur Fortsetzung unserer Abenteuer 20:00
mo 09.02. büRgeRSaal StadtbeRgen – Kopfschmerzen: Ursachen und Therapiemöglichkeiten
19:30
di 10.02. vhS – Wanderbares Deutschland 19:00
do 12.02. ZeughauS/filmSaal – Grenzen: Bis zur
Unendlichkeit und noch viel weiter 17:00
mo 23.02. JüdiScheS kultuRmuSeum – Öffentlicher Abendvortrag: Kein Weg als Deutscher und
Jude. Eine Relecture nach zwanzig Jahren 18:00
| büRgeRSaal StadtbeRgen – Der geschädigte
Nerv: Eingeklemmt entzündet verletzt? 19:30
di 24.02. hollbau – Internationale Tagung: Rückkehr-Erzählungen. Von der (Un-)Möglichkeit, nach
1945 in Deutschland als Jude zu leben 8:30
|
neue StadtbücheRei – Unterwegs zur Weisheit
(8–12 J) 17:00
mi 25.02. hollbau – Internationale Tagung: Rückkehr-Erzählungen. Von der (Un-)Möglichkeit, nach
1945 in Deutschland als Jude zu leben 9:00
|
neue StadtbücheRei – Infoabend: Digitale Lebenswelten unserer Kinder und Jugendlichen 19:00
| kongReSS am PaRk – Augsburger Allgemeine Wissen mit Patrick Heizmann: Meine Gesundheit, mein Kapital! 19:30
do 26.02. ZeughauS/filmSaal – Studium Generale: Auf des Messers Schneide? Die Interpretation
der Kunst als ein Grenzgänger 17:00
| neue
StadtbücheRei – Vortrag von Bianca Schmolze:
Straflosigkeit bei Folter 19:30
FÜHRuNGEN IM FEBRuAR
Stefan Beckenbauer (»Der laute Gast«) zeigt am 9. und 10.
April, wie man einen Raptext schreibt und den richtigen
Flow entwickelt.
Kreativworkshops im Februar:
mi 04.02. PRoJektSchmiede – Gerd Sommerer:
Töpfern. Ton Tag (alle Altersgruppen) 10:00
Sa 07.02. kultuRPaRk – Christa Spaniol: Filzen (für
Erwachsene) 14:00
mi 11.02. die metZgeRei – Marlene Kröhnert: Kinder basteln mit den Eltern Konfetti Bilder (3–8 J)
16:30
Sa 14.02. & Sa 21.02. bluebox RollSPoRtaRena
– Florian Steppacher: Bau dein eigenes Longboard!
(ab 12 J) 10:00
mo 16.02.–do 19.02. kultuRPaRk – Stefanie Kraut:
Bücherwerkstatt für Kinder (ab 8 J) 09:00
di 17.02. kultuRPaRk – Christa Spaniol: Filzen (für
Kinder) 14:00
do 19.02. kultuRPaRk – Arnold Leo Schenk: Podcast- und Hörspielgestaltung (ab 12 J) 14:00
fR 20.02. bluebox RollSPoRtaRena – Razed e.V.:
Dein Style.Dein Board – Gestalte Dein eigenes Skateboard! (10–15 J) 10:30
So 22.02.–So 29.03. kultuRPaRk – Rebecca Kehrle:
Burlesque & Showtanz (ab 16 J), jeden Sonntag 13:30
do 26.02./do 5.03./do 12.03. kultuRPaRk – Marlene Kröhnert: Lustige Sockentiere nähen (ab 12 J)
18:00
www.a3kultur.de
So 01.02. StaatSgaleRie modeRne kunSt –
Jörg Immendorff Versuch Adler zu werden 12:00 |
SchwäbiScheS volkSkundemuSeum obeRSchönenfeld – Workshop: Kleine Kostbarkeiten
mit Klosterarbeiten 12:30 // Themenführung 15:00
| SchaeZleRPalaiS – Rocci die kleine Rocaille
(6–12 J) 14:00
// Führung: Kunst oder Kommerz
14:00 // Turnusführung 14:00 | StadtmuSeum
aichach – Sonntagsführung 14:15 | diöZeSanmuSeum St. afRa – Der Weg nach Betlehem und
weiter 14:30
di 03.02. SchaeZleRPalaiS – Die Kunstsprechstunde 16:00
Sa 07.02. mewo kunSthalle – Gruselorchester!
Was für ein Lärm! (ab 6 J) 14:00 | maximilianmuSeum – Wunderkammer: Kostbares und Kurioses aus dem Depot 15:00
So 08.02. StaatSgaleRie modeRne kunSt –
Jörg Immendorff Versuch Adler zu werden 12:00 |
SchaeZleRPalaiS – Turnusführung 14:00 |
maximilianmuSeum – Turnusführung im Lapidarium 14:00 // Das Mäxchenmuseum (8–12 J)
15:00
| diöZeSanmuSeum St. afRa – Weihnachten ist Präsent 14:30 | SchwäbiScheS volkSkundemuSeum obeRSchönenfeld – Kunstführung: Licht hören 15:00
di 10.02. SchaeZleRPalaiS – Die Vanitassymbolik im Barock 18:00
fR 13.02. SchaeZleRPalaiS – Venezianischer
Karneval (8–14 J) 14:00
Sa 14.02. maximilianmuSeum – Wunderkammer: Kostbares und Kurioses aus dem Depot 15:00
So 15.02. maximilianmuSeum – Geheimnisvolles aus der Gruft 11:00 // Lapidariumsführung im
Dunkeln (ab 8 J) 11:00 | StaatSgaleRie mod-
eRne kunSt – Jörg Immendorff: Versuch Adler zu
werden 12:00 | SchaeZleRPalaiS – Turnusführung 14:00 | SchwäbiScheS volkSkundemuSeum obeRSchönenfeld – Geführter Rundgang: Licht hören 15:00
di 17.02. mewo kunSthalle – Maskenparade:
Wilde Gestalten überall! (ab 6 J) 14:00
Sa 21.02. h2 – Immendorff nach Strich und Faden
(ab 12 J) 10:00 Kinderkultur | ZeughauS – Von
alten Römern und jüngsten Schäden (ab 10 J) 11:00
| maximilianmuSeum – Wunderkammer:
Kostbares und Kurioses aus dem Depot 15:00
So 22.02. maximilianmuSeum – Royals: Kaiser
FREITAG 13.02.
und Könige in Augsburg 11:00 | StaatSgaleRie
modeRne kunSt – Jörg Immendorff: Versuch Adler zu werden 12:00 | h2 – Immendorff eigen
14:00 | SchaeZleRPalaiS – Turnusführung
14:00 | SchwäbiScheS volkSkundemuSeum
obeRSchönenfeld – Kunstführung: Licht hören 15:00
di 24.02. SchaeZleRPalaiS – Allerheiligen das
ganze Jahr 18:00 | holbeinhauS – Drive By Shooting 19:00
mi 25.02. h2 – Immendorff entspannt 11:00
Sa 28.02. maximilianmuSeum – Wunderkammer: Kostbares und Kurioses aus dem Depot 15:00
14:00
SchaZleRPalaiS – der venezianische karneval war und ist noch heute eines der prachtvollsten und aufregendsten Feste. Passend zum Höhepunkt des Faschings erfahren die Kinder in einer Führung mit Nicole Hofmann M.A. mehr über die närrische Zeit in der Lagunenstadt und erstellen danach mit allerlei Material fantasievolle Masken. Diese werden
anschließend beim gemeinsamen Tanz – selbstverständlich im Stil des Rokoko – auf ihre
Karnevalstauglichkeit getestet. Für Kinder von 8 bis 14 Jahren.
09
BILDuNG
1. bis 28. Februar 2015
Eine Bibliothek mit Profil und historisch eingeschriebenen sowie zukunftsfähigen Perspektiven
ist mehr als eine geordnete Sammlung von Altpapier. Das galt für die 1537 begründete Staats- und
Stadtbibliothek Augsburg in städtischer Trägerschaft und gilt ebenso für das im Jahr 2012 in
staatliche Obhut überführte Haus, das der Tradition einer großen Sammlung verpflichtet bleibt. Sie
gehört nun zu dem Verbund der bayerischen staatlichen Bibliotheken und hat den Auftrag, als
bayerisch-schwäbische Staatsbibliothek der Öffentlichkeit eine innovative und serviceorientierte
Forschungs- und Regionalbibliothek anzubieten.
Inhaltlich geht es um die Ausrichtung als regionalorientierte Archiv- und Forschungsbibliothek für
die Reichsstadt Augsburg, Bayerisch-Schwaben
und die Wissensgeschichte der Frühen Neuzeit.
Baulich geht es darum, die Bibliothek in einem
denkmalgeschützten Gebäude als einen öffentlichen Raum zu ermöglichen, als einen Erinnerungsort mit einem kulturellen Angebot für
Augsburg und Bayerisch-Schwaben.
mehr als Altpapier
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: Perspektiven und Strategien
nach der Verstaatlichung
Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek verwies zwei Jahre nach der Verstaatlichung
auf das bereits Erreichte und betonte vor allem die
Fortschritte bei den Infrastrukturmaßnahmen
und der baulichen Neukonzeption. Bevor mit
einer großen Baumaßnahme begonnen wird, werden bereits jetzt dringende Sanierungsarbeiten
und bestandserhaltende Maßnahmen umgesetzt,
die den Betrieb des Gebäudes sicherstellen und
den historischen Buchbestand schützen. In den
Bauplanungen ist vorgesehen, neben einem
von Dr. Reinhard Laube
Ständige Konferenz
Am 26. November 2014 hat die Bibliothek die Perspektiven der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg nach der Verstaatlichung zum Gegenstand
eines Kolloquiums gemacht. »Die Zukunft der
Memoria« war Titel der Veranstaltung und bildet
zugleich den Leitfaden einer programmatischen
und strategischen Ausrichtung der Bibliothek, die
den umfassenden Begriff der Memoria in der Fülle
seiner Bedeutungen in den Mittelpunkt stellt. Das
Phänomen der Memoria erläuterte der Berliner
Mediävist Otto Gerhard Oexle im Allgemeinen
und mit Blick auf die Gründungsphase der Sammlung im Besonderen, und zwar unter dem Titel
»Die Memoria der Reformation«. Dabei geht es
zunächst um die »Memoria als eine spezifische
Form des kulturellen Gedächtnisses. Sie bedeutet
die Überwindung des Todes und des Vergessenes
durch Gedächtnis und Erinnerung«, aber auch
»objektivierte Formen von Memorialüberlieferung
im weitesten Umfang, nämlich Texte, Bilder und
Architektur, Denkmäler und Riten, Geschichtsschreibung und Dichtung.« Bibliotheken gehören
zu den Institutionen, die Memoria verwahren und
Dr. Reinhard Laube ist seit Ende 2013 Direktor der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg.
in der Erschließung und Vermittlung gestalten.
Das ist die Zukunft der Memoria, die in ihrer adäquaten Verwahrung und Beschreibung zukunftsfähig wird. Auf diese Weise gerät auch die Memoria
in den Blick, für die die Staats- und Stadtbibliothek
Augsburg steht und die im Zuge ihrer Aufgabe als
regionalorientierte Forschungsbibliothek sichtbar
werden soll, durch Erforschung und Erschließung
sowie bauliche und bibliothekarische Vermittlung.
In Probebohrungen zum Forschungspotenzial der
Sammlung haben verschiedene Beiträge zum Kolloquium Perspektiven für weitere Projekte der
Erschließung und Erforschung vorgestellt: So wies
der Historiker Rolf Kießling auf »Konrad Peutingers Vermächtnis als Forschungsgegenstand« hin
und der Musikwissenschaftler Franz Körndle auf
die hier verwahrte Orlando-di-Lasso-Überlieferung. Mit Blick auf die Bibliothek der Familie von
Stetten wurden »Bausteine für den Erinnerungsraum Reichsstadt« vorgestellt (Barbara Rajkay). Ein
Projekt zur Rekonstruktion der Bibliothek des
Klosters Irsee (Helmut Zäh) verweist auf die Bedeutung des Bestandes für Bayerisch-Schwaben, die
auch eine Zusammenarbeit mit dem Schwäbischen Tagungs- und Bildungszentrum Irsee
ermöglicht. Renate Pfeuffer hat mit der »Bibliothek des Naturwissenschaftlichen Vereins für
Schwaben« ein Juwel der Staats- und Stadtbibliothek neu sichtbar gemacht und zugleich in eine
aktuelle Ausstellung im Cimeliensaal des Hauses
eingeführt, die Friedrich Heinrich Wilhelm Martinis »Neues Systematisches Conchylien-Cabinett«
im Zusammenhang mit anderen Objekten der
Sammlung präsentiert.
attraktiven öffentlichen Raum für die Angebote
der Bibliothek ein klimatisiertes Magazin für den
herausragenden Altbestand mit angeschlossenen
Lese- und Sonderlesebereichen sowie Büroflächen
zu schaffen. Mit Erschließungs- und Digitalisierungsprojekten sowie einem auf die Region und
die Themen der Sammlung zugeschnittenen
Erwerbungsprofil wird der Bestand der Bibliothek
laufend aktualisiert und für die öffentliche Nutzung aufbereitet. Als Archivbibliothek, die auch
das Pflichtexemplarrecht für Bayerisch-Schwaben
wahrnimmt und gefährdete Sammlungen sowie
Vor- und Nachlässe übernimmt, sichert die Staatsund Stadtbibliothek Augsburg die kulturelle Überlieferung der Region.
Ziel sämtlicher Planungen ist ein Haus, das die
Bürger und Leser in Bayerisch-Schwaben mit Freude aufsuchen und mit Blick auf das hier verwahrte
und ständig erweiterte kulturelle Gedächtnis der
Region ihr Eigen nennen.
www.a3kultur.de
JAHRESRÜCKSCHAu & GLAuBE
1. bis 28. Februar 2015
10
Rekord ohne Römer
2014 war für die Kunstsammlungen und Museen Augsburg besuchertechnisch gesehen ein Rekordjahr. Von Jürgen Kannler
Christine
Prayon
FR 13. Februar
Februar Mär z
01.02.
01.02.
03.02.
04.02.
05.02.
06.02.
07.02.
08.02.
08.02.
12.02.
13.02.
14.02.
17.02.
19.02.
20.02.
21.02.
24.02.
24.02.
26.02.
27.02.
28.02.
01.03.
05.03.
06.03.
07.03.
08.03.
12.03.
13.03.
14.03.
15.03.
18.03.
19.03.
20.03.
21.03.
22.03.
26.03.
27.03.
28.03.
Kindertheater Schaubühne
Wiggerl
Kindertheater Schaubühne
Augs. Schaumschläger
Josef Brustmann
Hennes Bender
Sarah Hakenberg
Kindertheater Schaubühne
Riscant Musiktheater
Angelika Beier
Christine Prayon
Die Lästerschwästern
Kindertheater Schaubühne
Fastfood Best of Impro
Ingo Börchers
Gunkl
Kindertheater Schaubühne
Werner Röhrl Diavortrag
Ulan & Bator
Hans Gerzlich
Reiner Kröhnert
El Mago Masin
TBC
Hagen Rether
Maul & Clownseuche Bäuerle
Simon & Jan
Fastfood Best of Impro
Volker Weininger
Martina Ottmann
Martina Schwarzmann
Jens Neutag
Nadja Maleh
Christopher Köhler
Christian Springer
This Maag
Volker Pispers
Volkmar Staub
Streckenbach & Köhler
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Die Stimmung war gelöst bis heiter, als der Leiter der Kunstsammlungen, Christof Trepesch, und sein neuer
Vorgesetzter, Kulturreferent Thomas Weitzel, die Zahlen für die vergangene Saison präsentierten. 285.488
Besucher zählten die acht Orte, die 2014 bespielt werden konnten. Und gäbe es in Augsburg zurzeit ein Römermuseum, die 300.000er Marke wäre wohl spielend genommen worden. So verzeichnete das Römische Museum
eine schwarze Null, ein Zustand der nur einem Bundesfinanzminister Freude bereiten kann, wie Manfred
Hahn, Museumsleiter ohne Museum beim Pressetermin lakonisch feststellte.
Doch die gebündelten Ergebnisse der anderen Häuser wischten diesen Wermutstropfen rasch beiseite. Als
Gewinner der Saison kann Christoph Emmendörffer vom Maximilianmuseum genannt werden. Sein Haus
samt Viermetzhof verzeichnete mit 113.341 Besuchern ein Plus von über 16.000 Gästen im Vergleich zum Vorjahr. Seine Ausstellung »Wunderwelten« fand Anklang und die Publikation zum Thema ist in Fachkreisen ein
Renner. Den stärksten Besucherzuwachs verzeichnete das H2 im Textilviertel. Vor allem Dank der von Shahab
Sangestan verantworteten Paul-Klee-Ausstellung konnte das Haus von Thomas Elsen einen satten Besucherzuwachs von knapp 20.000 auf fast 50.000 verzeichnen. Natürlich trugen zu diesem Ergebnis auch die guten
Zahlen der Fotoausstellung mit Arbeiten von Edward Steichen und Jean Noel Schramm sowie der Jaume-PlensaTriathlon bei. Die aufregenden Arbeiten des Katalanen fanden neben dem H2 auch im Schaezlerpalais und im
Gaskessel ihr Publikum. Immerhin 7.574 Interessierte fanden den Weg zum Industriedenkmal in AugsburgOberhausen, um das geheime Herz schlagen zu sehen.
Die dritte Plensa-Location Schaezlerpalais blieb mit gut 90.000 Besuchern eine feste Konstante auf hohem
Niveau, die durch die Große Schwäbische zum Jahresende wohl noch einen sanften Push erlebte. Die direkten
Nachbarn, Neue Galerie im Höhmannhaus und Grafisches Kabinett, fielen im Vergleich zum Vorjahr in der
Besuchergunst deutlich zurück. Auf insgesamt rund 6.000 Besucher mussten die beiden Einrichtungen verzichten. Gerade die Besuchermenge, die das Brechthaus für 2014 verzeichnen konnte, wie Götz Beck berichten
konnte. Als Chef der Regio Augsburg Tourismus GmbH verwaltet er noch bis Mitte 2016 diesen umstrittenen
Kulturort. Das ebenfalls seinem Team zugeschriebene Mozarthaus zählte 8.800 Besucher und blieb damit im
Vergleich zum Vorjahr konstant.
Insgesamt verzeichnen die Einrichtungen ein fettes Besucherplus von 18,32 Prozent. Damit festigt die Kultur
auch ihre wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Gemeinsam mit dem Tourismus liegt ihre Wirtschaftskraft in Augsburg bei 650 Millionen Euro. Ein Wert, ohne den die Stadt nicht mehr existenzfähig ist. Vielleicht
ist dies das fehlende Argument, um Referent Weitzel bei seinen Bemühungen, den Kulturetat auf ein zukunftsfähiges Niveau zu hieven, den noch nötigen Schwung zu verleihen.
Aramäer in Augsburg
Deutsch-Aramäische Gesellschaft
in Augsburg gegründet
Mitte November vergangenen Jahres wurde die
»Deutsch-Aramäische Gesellschaft Augsburg mit
Sitz in Augsburg e.V.« (DAG) ins Leben gerufen.
Der Verein will sich künftig für die Förderung
des wechselseitigen Verständnisses sowie für die
Wahrung der Belange der in Deutschland und
Augsburg lebenden Aramäer einsetzen. Neben
wissenschaftlichen Tagungen, Podiumsdiskussionen und Kulturveranstaltungen, sollen auch
Hilfs- und Spendenmaßnahmen durchgeführt
werden. Im Rahmen der Gründungsversammlung wurde der Augsburger CSU-Bundestagsabgeordnete Dr. Volker Ullrich zum Vorsitzenden
gewählt. Als Stellvertreter agieren Paulus Akgüc,
Fehmi Gök und Rainer Schaal.
Aufgrund von Verfolgung und Unterdrückung in
ihren Heimatländern (Türkei, Irak und Syrien)
kamen viele Aramäer als Flüchtlinge nach
Deutschland. Der größte Teil folgte jedoch dem
Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik und der Türkei in den 1960er und 1970er
Jahren. Der Rest ist Geschichte: Aus »Gastarbeitern« wurden Mitbürger. In Augsburg leben derzeit über 5.000 Aramäer, womit die Stadt neben
Wiesbaden, Paderborn, Essen und Gütersloh zu
den größten Gemeinden Deutschlands zählt.
Mehrere aramäische Kultur- und Sportvereine
sind hier ansässig. Mit der syrisch-orthodoxen
Sankt-Marien-Kirche (Zusamstraße 17) befindet
sich das größte Glaubenszentrum im Stadtteil
Lechhausen.
Am 30. Januar lädt die Deutsch-Aramäische
Gesellschaft Augsburg zu einem Vortrags- und
Diskussionsabend zum Thema »Ist das Christentum im Nahen und Mittleren Osten am Ende?«.
Ab 19 Uhr werden im oberen Fletz des Rathauses
Experten wie Prof. Dr. Shabo Talay (FU Berlin)
oder S.E. Mor Timotheos Mousa Al Shamani (Kloster Sankt Matai in Mossul, das Kloster gilt als
eines der geistigen Zentren der syrisch-orthodoxen Kirche) zu Gast sein. Die Referenten werden sich zur Geschichte und zur aktuellen
Situation der Christen im Nahen Osten, insbesondere im Irak und Syrien, äußern. Um eine Anmeldung zur Veranstaltung über dag.augsburg@
gmail.com wird gebeten. (pab)
Foto:
Hong Wei
SchloSS höchStädt I RItteRSaal
Sa Chen
Klavier
Sonntag, 1. März 2015,
20 Uhr
Meisterkonzert u. a. mit
Werken von Chopin,
Franck und Debussy
Kartenvorverkauf mit
Platzreservierung:
Tel. (08 21) 31 01-292
[email protected]
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89420 höchstädt a. d. D.
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RElIGIÖSE FEIERTAGE IM FEBRuAR
mo 02.02. Lichtmess: Katholischer Festtag zur
Präsentation Jesu im Tempel und zur Reinigung
Marias
mo 15.02. Lichtmess: Orthodoxer Festtag zur
Präsentation Jesu im Tempel und zur Reinigung
Marias
So 15.02. Parinirvana: Mahayana-Fest zum Eintreten des Buddha in das Nirvana
di 17.02. Maha Shivaratri: hinduistische Nacht
des großen Shiva, sein kosmischer Tanz schafft,
erhält und zerstört die Welt
mi 18.02. Aschermittwoch: Beginn der österli-
chen Fastenzeit für Katholiken, bis 4. April
do 19.02. Tet (Vietnamesisches Neujahr): Gedenken der Toten und Frühlingsfest
do 19.02. Chunjie (Chinesisches Neujahr): Frühlingsfest mit Tanz, Feuerwerk, Blumen und Geschenken
do 19.02. Losar (Tibetisches Neujahr): Zweiwöchiges Fest um das Leben des Buddha.
mo 23.02. Große Fastenzeit der orthodoxen Kirchen: 40-tägige Enthaltsamkeit, Sonntage sind
ausgenommen, bis 3. April
11
KABARETT
1. bis 28. Februar 2015
Foto: Nele Martensen
Swingende Notwendigkeit
Klavierkabarettist Bodo Wartke erweckt zusammen mit David Canisius, Dirigent
und Geiger des Capital Dance Orchestras, die legendären Tanzpaläste in ihrer
ganzen Pracht zu neuem Leben: ein opulentes Programm mit Evergreens aus vier
Kabarettprogrammen und ganz neuen Kompositionen erwartet die Besucher am
25. Februar um 20 Uhr im Kongress am Park. www.konzertbuero-augsburg.de
KABARETT IM FEBRuAR
11./12.02.
19:30
PaRktheateR – Sie sind Bayerns einzig
wahre Schwester-Partei und kämpfen seit
1986 für »Freiheit, Gleichheit und Stubenmusik«. Doch selbst die wellküren sind
gegen Niederlagen nicht gefeit: Die Biermösl-Brüder trennten sich, der Papst dankte ab, die Kinder sind aus dem Haus. Und
die Männer auch. Fazit: Bayern ist noch
nicht reif für den Wechsel … Ganz im Gegensatz zu den drei Schwestern, die in ihrem neuen Programm »Herz sticht« nur
kurzzeitig den Blues bekommen
So 01.02. kReSSleSmühle – Wiggerl: Leb’n und
Leb’n lass’n 18:00 | PuPPenkiSte – Kabarett
2015 18:00
mo 02.02. Schwabenhalle – Martin Rütter: Nachsitzen 20:00 | hoffmannkelleR – Exilkabarett 20:00 | PuPPenkiSte – Kabarett 2015 19:30
do 05.02. kReSSleSmühle – Josef Brustmann:
Fuchstreff nichts für Hasenfüße! 20:00
fR 06.02. PaRktheateR – Göggingen Abdelkarim: Zwischen Ghetto und Germanen 19:30 |
PuPPenkiSte – Kabarett 2015 19:30 | kReSSleSmühle – Hennes Bender: Klein/Laut 20:00
Sa 07.02. büRgeRSaal StadtbeRgen – Madame Divot Travestie & Dinner 18:00 | PuPPenkiSte – Kabarett 2015 19:30 | kReSSleSmühle
– Sarah Hakenberg: Struwwelpeter reloaded
20:00
So 08.02. kReSSleSmühle – Riscant: Das muss
einmal gesungen werden 18:00 | PuPPenkiSte
– Kabarett 2015 18:00
mi 11.02. PaRktheateR – Wellküren: Herz
sticht 19:30 | PuPPenkiSte – Kabarett 2015
19:30
do 12.02. kReSSleSmühle – Angelika Beier:
Zwischen Sex und 60 18:00 | PaRktheateR –
Wellküren: Herz sticht 19:30 | kongReSS am
PaRk – Günter Grünwald: Da sagt der Grünwald
Stop 20:00
fR 13.02. PaRktheateR – Mark Britton: Forever
Jungs 19:30 | kReSSleSmühle – Christine Prayon: Die Diplom Animatöse 20:00
Sa 14.02. PaRktheateR – Männerabend: Nicht
nur für Frauen 19:30 | PuPPenkiSte – Kabarett
2015 19:30 | kReSSleSmühle – Die Lästerschwästern: Best off 20:00
So 15.02. PuPPenkiSte – Kabarett 2015 18:00
mo 16.02. Stadthalle neuSäSS – Maxi SchafFoto: Thomas Dashuber
roth: Faszination Allgäu 20:00
mi 18.02. Stadthalle geRSthofen – Wolfgang Krebs & Die Bayerischen Löwen 19:30
do 19.02. kReSSleSmühle – Fastfood Impro
Theater 20:00 | kongReSS am PaRk – Harry G:
Leben mit dem Isarpreiß 20:30
fR 20.02. PuPPenkiSte – Kabarett 2015 19:30 |
kReSSleSmühle – Ingo Börchers: Ferien auf Sagrotan 20:00
Sa 21.02. PuPPenkiSte – Kabarett 2015 19:30 |
kReSSleSmühle – Gunkl: So Sachen. Ein Stapel
Anmerkungen. 20:00
So 22.02. PuPPenkiSte – Kabarett 2015 18:00 |
Stadthalle geRSthofen – Kabarett Geisterfahrer 19:00
mi 25.02. PuPPenkiSte – Kabarett 2015 19:30 |
SPectRum – Karsten Kaie: Ne Million ist so
schnell weg 20:00
do 26.02. kReSSleSmühle – Ulan & Bator: Irreparabeln 20:00 | SPectRum – Karsten Kaie: Ne
Million ist so schnell weg 20:00
fR 27.02. PaRktheateR – Cavewoman 19:30 |
kReSSleSmühle – Hans Gerzlich: So kann ich
nicht arbeiten! 20:00 | Singoldhalle bobingen – Mademoiselle Mirabelle 20:00
Sa 28.02. PaRktheateR – Cavewoman 19:30 |
PuPPenkiSte – Kabarett 2015 19:30 | kReSSleSmühle – Reiner Kröhnert: Mutti Reloaded 20:00
| Schwabenhalle – Die Teddy Show 20:00
Schwäbische
Galerie im
Volkskundemuseum
Oberschönenfeld
Licht hören
Bilder von Carmen Jaud
bis 12. April
Studioausstellung
„Gelb mit allen Sinnen
erleben“
8. und 22. Februar,
jeweils 15 Uhr:
Sonntagsführung
13. Februar, 15–18 Uhr:
Workshop: Herstellung
gelber Farben mit
Naturstoffen
(nur mit Anmeldung)
15. Februar,
15.00–16.30 Uhr:
Familienführung mit
kreativem Gestalten
19. Februar, 10–13 Uhr:
Ferienkurs für Kinder
„Farbmäuse“
(nur mit Anmeldung)
Oberschönenfeld 4
86459 Gessertshausen
Tel. (0 82 38) 30 01-0
[email protected]
www.schwaebischesvolkskundemuseum.de
Öffnungszeiten:
DONNERSTAG 05.02.
20:00
kReSSleSmühle – Schreit der Fuchs frühmorgens im Hühnerstall: Raus aus den Federn!
Mit schlauen Texten und frechen Liedern streift der Musikkabarettist Josef brustmann
in seinem Programm »Fuchs-Treff – nichts für Hasenfüße!« durchs wildwüchsige Lebensunterholz. Er findet immer was und zieht dem Leben das Fell über die Ohren, schaut
nach, was darunter ist.
„Enthüllet also wild“, Foto: Doris Jungwirth
Di bis So 10–17 Uhr,
montags geschlossen,
an Feiertagen geöffnet.
Für Gruppen auch nach
Vereinbarung.
www.bezirk-schwaben.de
www.a3kultur.de
AuSSTELLuNGEN & KuNSTPROJEKTE
264. KUNSTAUKTION
in Augsburg am 5./6. Februar 2015
Metallskulptur,
„Spielendes
Kind“
Ludwig
Blume
Siebert
1853-1929
Wir versteigern exzellente BAROCK
BAROCKMÖBEL - SILBER - 350 Positionen
SCHMUCK - UHREN (6 Standuhren)
- HOLZSKULPTUREN des 17. - 19.
Jahrhunderts - BRONZEN - VOLKSKUNST - PORZELLANE - TEPPICHE
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des 17. - 19. Jahrhunderts, u. a. zahlreiche sakrale Exponate, u. v. a. m.
Majolika,
Italien
17./ 18.Jhdt.
Schmuckset,
Amethystcabochons
Auktion:
Donnerstag
5. Februar ab 16 Uhr
Freitag
6. Februar ab 14.30 Uhr
Tabernakelsekretär,
Süddeutsch 18 Jhdt.
Portraitgemälde
Umkreis
Frans Hals
illustrierter Katalog 10,- Euro
Internetkatalog mit allen
Abbildungen ab
23. Januar 2015 unter
www.auktionshaus-rehm.de
Das Team der galerie extrawurst erneuert sich
und präsentiert Arbeiten alter und neuer Mitglieder. Bild und Wort gehen in den Werken der
vier Künstler ungewohnte Verbindungen ein. Ob
Collagen, ein Reisebericht in Buttonform oder
Wortbilder im Unterholz – die extrawurst bleibt
sehenswert. Davon überzeugten sich schon während der Vernissage am 11. Januar zahlreiche alte
Vier Künstler nähern sich am 31. Januar um 20
uhr in der galerie am graben aus unterschiedlichen Richtungen dem Thema »Stille«. Das Projekt taucht ein in eine Begegnung aus Klang,
Raum, Schrift und Wort. Sabine StiegelmayrHagspiel (Schriftbildzeichnung), Stefan Barcsay
(klassische Gitarre), Michael Kaeuffer (Lesung)
und Mark Robertz (Landschaftsfotografien) präsentieren kraftschöpfende Momente der Stille.
Die Ausstellung mit Werken von Sabine Stiegelmayr-Hagspiel und Mark Robertz ist am 31. Januar bereits ab 14 Uhr zu sehen, ebenso am 1.
Februar von 14 bis 18 Uhr.
www.stefan-barcsay.de
Der kunstverein bobingen startet das neue Jahr
mit einer mitgliederausstellung: vier Künstler
laden den Besucher bis zum 15. februar in die
Galerie des Unteren Schlösschens. Die Augsburgerin Karin Jakob widmet sich vornehmlich der
Malerei und Grafik, wobei ihre Werke durch
zumeist reduzierte Formensprache und
bedachten Einsatz der Farben atmosphärische
Dichte ausstrahlen. Margarita van Dorsser erzielt
durch kreatives Experimentieren mit dem Werkstoff Glas ausdrucksstarke Unikate, die durch
ihren Formen- und Farbenreichtum bestechen.
Rita Höfler hebt mit dem Duktus des Pinselstrichs und der Kraft der Farben die Lebendigkeit
ihrer Bilder hervor. Unter den Händen Franz Josef
Zistlers, Bildhauer, Maler und Musiker, entstehen
Wandbilder, Objekte und Skulpturen in vielfältiger Abwandlung von ganz besonderer Ausstrahlung. www.kunstverein-bobingen.de
und neue Freunde der Galerie. Die Ausstellung,
die Schlaglichter auf teils Bekanntes, teils Unvertrautes wirft, läuft bis 22. februar. Öffnungszeiten: Donnerstag, Freitag und Sonntag von 14
bis 18 Uhr, sonntags wird neben Kaffee auch
hausgemachter Kuchen angeboten.
2015 ist ein Jubiläumsjahr für Daniel Spoerri, er feiert seinen 85. Geburtstag. Das künstlerhaus
marktoberdorf zeigt bis zum 15. märz unter dem Titel »Jäger und gejagte: daniel Spoerri und hara
walther« knapp 70 seiner Werke sowie die raumgreifende Installation »Alpha & Omega« (Foto). Diese
Arbeit, mit Totenschädeln und Kinderstühlen aus aller Welt, wird erstmals in ihrem gesamten
Rene Charles de
Saint-Marceaux,
„Harlekin“
Glasvase,
Emile Galle
KUNSTAUKTIONSHAUS GEORG REHM
Organisations GmbH
Provinostraße 50 ½ • 86153 Augsburg
Tel. 0821 / 55 10 01 • Fax 0821 / 55 67 58
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E-Mail: [email protected]
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12
Im vergangenen Jahr faszinierte
Sara opic mit ihrer Installation
»Johanna« in der Moritzkirche.
Eigens für dieses Projekt hatte die
Bildhauerin drei lebensgroße Frauenfiguren erschaffen. Nun ist die
Künstlerin in Friedberg zu Gast:
»herr Pallotti/Zurück zur wirklichkeit« heißt der Titel ihrer neuen
Installation, welche seit dem 25.
Januar in der Sankt Jakob kirche zu
sehen ist. Die Öffnungszeiten des
Gotteshauses sind täglich von 9 bis
18 Uhr. www.saraopic.com
Nymphenburg,
19.Jhdt.
Besichtigung:
Do. 29.01.:
14 - 18 Uhr,
Fr. 30.01. bis
Di. 03.02.:
10 – 18 Uhr,
Mi. 04.02.:
10 – 19 Uhr
In seiner aktuellen Ausstellung »präsent/present
– fläche/Raum/analog/digital ii« zeigt der Lehrstuhl für Kunstpädagogik der Universität Augsburg wieder neue Arbeiten in Fläche und Raum.
Aktuelle künstlerische Projektarbeiten sowie
Ergebnisse laufender Seminare geben Einblick in
das vielfältige Schaffen am Lehrstuhl. Die Ausstellung läuft bis zum 9. april im foyer des Zentrums für kunst und musik. Sie ist bei freiem
Eintritt von Montag bis Freitag jeweils zwischen
9 und 17 Uhr zugänglich. www.philso.uniaugsburg.de/lehrstuehle/kunstpaed/
1. bis 28. Februar 2015
Foto: Piero Manzoni
Umfang präsentiert. Daniel Spoerri gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Objektkunst. Als Meister der Assemblage, Mitbegründer der Nouveaux Réalistes und Erfinder der »Eat Art« schreibt er
Kunstgeschichte und ist in den großen Museen der Welt vertreten. Hara Walther ist Künstlerin und
Falknerin. Inspiriert von den Texten Friedrichs II., der die Falknerei als die höchste aller Künste
betitelte, findet sie 2008 zu der Arbeit mit Greifvögeln. Seither bilden Kunst und Falknerei in ihrem
Leben und Werk eine untrennbare Einheit.
www.kuenstlerhaus-marktoberdorf.de
13
AuSSTELLuNGEN & KuNSTPROJEKTE
1. bis 28. Februar 2015
Fotografischer Rundumschlag
Die Bandbreite der fotografischen Positionen, die derzeit in Augsburg in
Augenschein genommen werden können, ist groß
Das Architekturmuseum Schwaben widmet sich
in seiner aktuellen Ausstellung (bis 15. März) »Positionen der aktuellen Architekturfotografie«. Fotografie ist eines der Medien, um Gebautes zu
vermitteln. Die verschiedenen möglichen Herangehensweisen werden anschaulich erläutert,
indem dasselbe Bauwerk, wie die Münchner
Sammlung Brandhorst, gezeigt wird, aufgenommen von mehreren Fotografen mit jeweils eigenem Ansatz. Doch Architektur wird auch
fotografiert, um etwas darüber hinausweisendes
zu zeigen. Der Bau ist nicht Objekt des Bildes, sondern Mittler, er erzählt eine Geschichte. Schön,
dass das Architekturmuseum in dieser Ausstellung auch Bilder zeigt, die – jenseits klassischer
Foto: Todd Hido
Architekturfotografie – solche (Un-)Orte thematisieren. Bei der Auswahl der Fotografen und Motive
und der Präsentation wäre mehr drin gewesen,
doch werden Wesen und Bandbreite der Architekturfotografie wirklich plausibel eingefangen.
Eine weitere Gruppenausstellung findet sich in
der Ecke Galerie (bis 28. Februar). »Wie man sieht
…« geht nicht von einem Sujet aus, sondern orientiert sich an sieben Fotografenpersönlichkeiten.
Thematisch und technisch völlig unterschiedlich
gehen die Künstler die Sache an: Da werden
Geschichten erzählt, angestoßen durch simple
Alltagsdinge und/oder kunstvolle Inszenierung
(Ieva Jansone, Tom Schmid, Alexander von Fäckl,
Michael Schreiner). Da werden technische Möglichkeiten ausgereizt und Oberflächen untersucht, um etwas völlig Neues entstehen zu lassen,
die Bedeutung zu wandeln (Michael Baumgartner,
Werner Bauer, Jochen Kohlenberger). Eine wirklich gelungene Ausstellung mit makellosen
Arbeiten. Möglicherweise hätte eine Prise rau
Unperfektes den Reigen der Perfektion noch klarer
hervorgehoben?
Der Kunstverein Augsburg hat mit Todd Hido
sein Ausstellungsprogramm 2015 eröffnet. Der
amerikanische Fotograf hat sich mit seinen verlassenen Settings bereits international einen Ruf
erarbeitet, dies ist jedoch seine erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland (bis 8.
März). »Drive by Shooting« versammelt einen
Querschnitt durch das Werk. Einen Schwerpunkt
bilden – wie der Titel nahelegt – Bilder, die Hido
durch die Scheiben seines Autos geschossen hat.
Die Verschmutzungen und
Beeinträchtigungen werden
zum Teil des Bildes, (ver)stören
es. Bekannt wurde der Künstler durch seine Fotografien
nächtlicher menschenleerer
Vorstadtarchitekturen. Einzig
die alienhaft erleuchteten Fenster verweisen auf Leben. (Vorschlag: Gehen Sie ins Architekturmuseum und sehen Sie
sich die Unterschiede an.)
Doch auch die Serie von Mädchen, die er in schäbigen Motels
abgelichtet hat, zeigt die Tristesse geplatzter Illusionen. Die Bilder sind von hoher ästhetischer
Qualität, die sich aus dem Zusammenspiel von
malerischer Anmutung und messerscharfer Bildsprache speist. Todd Hido erzählt vom Leben und
lässt dennoch dem Betrachter Raum. Dem Kunstverein ist hier eine wichtige Ausstellung gelungen. Werkgespräch mit Todd Hido am 7. März.
Foto: Michael Baumgartner
Fotografie ist schwer zu fassen,
die Bandbreite enorm. Zudem
fungiert die Fotografie sowohl
als dokumentarisches Instrument wie als künstlerisches
Medium oder künstlerische
Technik. Eine Fotografie kann
Dokument oder Kunstwerk
sein – vielleicht auch beides,
vielleicht nichts davon. Wer
das Wesen der Fotografie erfassen möchte, muss Fotografie
sehen. Und das kann er in Augsburg in diesen Tagen ausführlich tun.
Wer noch mehr Fotografie verträgt, sollte auch die
Inszenierung »Spiegel Blick« von Oh Seok Kwon
besuchen, die das Höhmannhaus bereits seit
Dezember zeigt (bis 1. März). Der Künstler arbeitet
mit fotografischen und filmischen Mitteln, um
seine Geschichte(n) zu erzählen.
Und noch etwas: Seit
einiger Zeit gibt es ein
Augsburger Galerieprojekt, das sich ausschließlich
der
Fotografie
widmet: Der Künstler
Christof Rehm, der selbst
vorzugsweise fotografisch
arbeitet, möchte in seinem kleinen Pavillon an
der Bergstraße mit kleinen, feinen Ausstellungen
einen fotografischen Diskurs in Gang bringen. Zurzeit ist dort Pause, doch
die Dokumentation der
vorangegangenen Konzepte ist auf der Website
zu finden.
AuSSTElluNGEN IM FEBRuAR
abRaxaS/bbk-galeRie – Jan Prein: Retrospektive / bis 22. März | aRchitektuRmuSeum
– Positionen der aktuellen Architekturfotografie / bis 15. März // Weiß ist ein guter Anfang
(installative Plastik im Garten) / bis 25. April
| diöZeSanmuSeum St. afRa – Weihnachten ist PRÄSENT / bis 8. Februar | ecke galeRie – Wie man sieht ...: Sieben fotografische Postionen / Carl Dau: Objekte und Miniaturen / bis 28. Februar | galeRie extRawuRSt – Extrawurst bleibt sehenswert / bis 22. März | galeRie mZ – Johanna Strobel / bis 28. Februar |
galeRie noah – Helge Leiberg: Tanzrausch / bis 1. März | galeRie & Raum – Norbert Kiening: Malerei & Holzschnitt / bis 14. Februar | h2 – Die neue Sammlung VII / ab 27. Februar
Die Bandbreite der Positionen, die derzeit in Augsburg in Augenschein
genommen werden können, ist groß. Was zu sehen
ist, ist durchaus heterogen, das ist gut so. Die
Qualität der Arbeiten ist in
einigen Fällen diskutabel,
das ist nicht verwunderlich. Doch gibt es in dieser
Stadt selten die Möglichkeit, zur gleichen Zeit so
viel Fotografie zu erleben, darunter so Herausragendes wie die Arbeiten von Todd Hido.
(Bettina Kohlen)
www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de
www.kunstverein-augsburg.de
www.eckegalerie.de
www.architekturmuseum.de/am-schwaben
www.fotodiskurs.info
Foto: Stefan Müller-Naumann
Foto: Bernd Bauchart
bis 01. März
galeRie noah – Mit Helge Leibergs neuen Gemälden und Plastiken startet man im Glaspalast farbenfroh ins neue Jahr. Im »Tanzrausch« befinden sich Leibergs Figuren der gezeigten aktuellen Arbeiten. Filigrane Gliedmaße, grazile Positionen des klassischen Balletts oder Gesten archaischer Stammesrituale führen seine Werke vor Augen, verführen,
verzaubern und berauschen: Im hellen, undefinierten, positiven Sein frönen Leibergs Protagonisten in expressiver Körpersprache und individueller Gestik Tanz und Kunst und
Leben. Foto: »Trommeln in der Nacht«.
| höhmannhauS – Oh Seok Kwon: Spiegel Blick / bis 1. März | kaffehauS dichtl – Hu| kunSthauS kaufbeuRen – Designobjekte aus
bert Rieber : Masken / bis 17. Februar
Kunststoff: Die Koelsch Collection / bis 8. März | künStleRhauS maRktobeRdoRf – Daniel
Spoerri und Hara Walther: Jäger und Gejagte / bis 15. März | kunStveRein im holbeinhauS
– Todd Hido: Drive By Shooting / bis 8. März | landRatSamt augSbuRg – Bildarium: Alles
Maske oder was? / bis 12. Februar | mewo kunSthalle memmingen – Josef Madlener:
Fliegende Blätter und Karikaturen/ bis 11. März // Alles Maskerade! Fasching, Karneval & Mummenschanz im Spiegel der Kunst / bis 22. Februar // Jonathan Drews: Erosion / ab 21. Februar //
Jugendfotowettbewerb / ab 28. Februar | moRitZPunkt – Martin Widl: Großformatige Arbei| muSeum im PflegeSchloSS SchRobenhauSen – Krippenaussteten / ab 3. Februar
lung / bis 8. Februar // Kunst und mehr / bis 8. Februar | PuPPentheateRmuSeum – Fädeln,
Löten, Programmieren: Mechanische Wesen im Figurentheater / bis 12. April | Sankt Jakob
kiRche fRiedbeRg – Sara Opic: Herr Pallotti/Zurück zur Wirklichkeit / ab 25. Januar bis Open
End | SchwäbiSche galeRie – Licht hören: Bilder von Carmen Jaud / bis 12. April | StaatSgaleRie im glaSPalaSt – Jörg Immendorf: Versuch Adler zu werden / bis 17. Mai | tim
– Elvira Rodriguez Puerto: Ganz in Weiß / bis 1. März | univeRSität – präsent/present: Fläche/
Raum/Analog/Digital II / bis 9. April
// DOZ 15 / bis 9. April
| unteReS SchlöSSchen
bobingen – Wir vier / bis 15. Februar | vhS – Werkschau Aquarellmalerei // Gertrud Pöllmann: Wunderwelt / bis 27. Februar
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FILm
1. bis 28. Februar 2015
ko nzerte
kongresse
events
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Oscar who?
Foto: Scott Garfield
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AUgsBUrg
Milliardär und Trainer du Pont (l.) macht seine Schützlinge zu Untertanen
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Egal ob Designermode, Flippiges, Vintage oder Accessoires, es ist für jedes Alter und in allen Größen
Eine Auslese an populären Schmankerln und begehrten Raritäten in erstklassigen
etwas dabei. Ihr neues Lieblingsoutfit hat sich bestimmt bei uns irgendwo versteckt. Spiegel und
Interpretationen
der K&K
undkontakten.
des Österreichischen K&K Balletts.
Umkleiden sind vorhanden.
Mit Philharmoniker
anderen stöbern und
Januar
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Eine
Mischung
aus
Akrobatik, Tanz, Theater, Comedy, Musik und Mitmach• Kurttraumhafte
Weill (1900–1950):
Kleine
Dreigroschenoper
• Karl Amadeus
(1905–1963):
Sinfonia Tragica
Aktionen
vollerHartmann
Phantasie
und Lebensfreude
– zum Staunen, Lachen, Träumen.
• Ludwig van Beethoven (1770–1827): Schauspielmusik zu Goethes Egmont op.84
Januar
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d i e n s ta g
D O N N E R S TA G
michl müller
GÜNTER
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s! AUs! Fer t Ig!« – Der JA HresrüCk BL ICk
D APointen-Marathon
S A G T D E R Gdurch
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T O P Bild-Schlagzeilen und Ereignisse des
Ein
Skandale,
Der Titel »Da sagt der Grünwald Stop« ist deswegen so super, weil eigentlich alles drin ist was ein
Jahres mit Vollgas durch 365 Tage Nachrichten aus Politik, Sport und Gesellschaf t.
gutes Kabarettprogramm ausmacht. Mehr kann man von einem unterhaltsamen Kabarettprogramm
nicht verlangen.
Januar
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26
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eine kolumne von thomas ferstl
Mit »Die Oscarnominierungen wurden bekannt
gegeben« lockt man heute kaum noch jemanden
hinter dem Ofen hervor. Zumindest nicht unter
meinen Mitstudierenden. »Ich beschäftige mich
momentan mit Kapitalwerten, Branchenstrukturanalysen und gelegentlicher Nahrungsaufnahme
und Schlaf. Soll heißen: keine Ahnung«, »Was, ich
dachte, den gibts gar nicht mehr« oder ein stumpfes
»Hä?« gehören zu den Regelantworten, wenn man
nach den persönlichen Favoriten der diesjährigen
Oscarverleihung fragt. Dass die Academy Awards
dieses Jahr überhaupt wieder so groß in den Medien sind, ist drei Umständen geschuldet: Weil es
halt immer schon so war, weil Frauenmagazine sie
als Aufmacher für Promiklatsch und Fashion-Dos
and Don’ts nutzen und weil ein handfester Skandal natürlich auch nicht fehlen darf. 20 Schauspieler sind nominiert. Alle sind sie weiß. Ist das
rassistisch? Die Academy sagt natürlich nein.
Schwer zu glauben bei 93 % weißen Mitgliedern.
Muss jetzt eine Rassenquote bei den Oscars her?
Top 5 der erfolgreichsten Filme:
(Stand: 11. Januar in Deutschland)
1. der hobbit: die Schlacht der fünf heere
(5.664.540 Besucher)
2. die tribute von Panem – mockingjay teil 1
(3.877.064 Besucher)
3. monsieur claude und seine töchter
(3.702.571 Besucher)
4. drachenzähmen leicht gemacht 2
(2.721.046 Besucher)
5. honig im kopf
(2.641.640 Besucher)
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mystisch,
magisch,
und
ein Gänsehautgarant.
Comedy mit Nährwert: Patric Heizmann lotst sein Publikum auf verblüffend leichten Wegen durch den
Die zwölf Sänger aus England verneigen sich vor den größten Filmmusiken.
Ernährungsdschungel und räumt dabei auf mit überholten Mythen und populären Irrtümern.
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Mit
ausgeprägten
für gute
Unterhaltung
erweckt
der preisgekrönte
Klavierkabarettist
Ein seinem
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mit Stefan
Schön
als Leser:
ungewöhnliche
Texte
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w w w. k o n g r e s s – a u g s b u r g . d e
Würden dann nicht weiße Schauspieler der Quote
zum Opfer fallen? Wie bestimmt man über Talent
versus Quote? Viele Fragen, doch das einzig Positive
aus meinem studentischen Umkreis war die Einladung vonseiten einer bezaubernden Kommilitonin
zu einem Trinkspiel während der Verleihung. Sie
wissen schon, trinken, wenn einer weint, seiner
Mutter dankt oder der eigene Tipp in die Hose
gegangen ist. In der Hoffnung, dass der reichliche
Genuss von 100 % veganem Gerstensaft unter dem
jungen Bildungsvolk doch noch die politische Rassendiskussion anregt, gebe ich hier meine Gewinnertipps in den vier prestigeträchtigsten Kategorien
preis:
Bester Film: Birdman, Beste Regie: Wes Anderson,
Bester Hauptdarsteller: Steve Carell, Beste Hauptdarstellerin: Marion Cotillard
Bennett Millers »foxcatcher« (5. Februar, Kinodreieck) brachte Steve Carell die Oscarnominierung. Er
spielt den sportbegeisterten Multimillionär John
du Pont, der den abgehalfterten Ringer und Olympiasieger von 1984 Mark Schultz (Channing Tatum)
einlädt, bei ihm für die nächsten Spiele zu trainieren. Auch Marks Bruder Dave (Mark Ruffalo), ebenfalls Medaillengewinner bei Olympia, schließt sich
dem Trainingslager an. Durch wachsenden Erfolgsdruck steigern sich die Spannungen der Männer
ins Unermessliche und drohen schließlich zu eskalieren. Dieser biografische Film zeigt eine wahrlich
beeindruckende Leistung aller drei Hauptprotagonisten und fasziniert durch seine kühle Dramatik.
Unter dem Namen »Grand Cinema« zeigt das
Grandhotel Cosmopolis am 3. Februar um 19:30
Uhr »everyday Rebellion« der Riahi-Brüder. Eine
crossmediale Dokumentation über gewaltlose Proteste und zivilen Ungehorsam auf der ganzen Welt,
www.a3kultur.de
die mit inspirierenden Geschichten aufwartet.
Zudem werden Bewegungen wie Occupy oder
Umstürze wie bei der Arabellion miteinander verglichen und Parallelen gezogen. Die Teilnahme an
der Vorführung ist nur mit vorheriger Anmeldung
beim Grandhotel möglich.
FIlMEVENTS
So 01.02. cinemaxx – Super Bowl live aus
Phoenix, Arizona 22:30
So 01./08./15./22.02. cinePlex – Reisedokumentationen über Neuseeland, Portugal, USA, Toskana je 13:00
mo 02.02. kinodReieck – »Wem gehört die
Stadt?«, Regisseurin Anna Ditges zu Gast
di 03.02. cinemaxx – Arthur Millers »The Crucible« aus dem Londoner Old Vic Theatre 20:00
di 10.02. cinePlex – Reisedokumentationen über
Island 18:00 und Norwegen 20:00
Sa 14.02. cinemaxx – Tschaikowskys »Iolanta« //
Bartóks »Herzog Blaubarts Burg« live aus der Metropolitan Opera New York 18:30
So 15.02. cinePlex aichach – Romeo und Julia
vom Broadway 10:30
do 19.02. cinemaxx, cinePlex – Nuit de la Glisse: Addicted to Life 20:00
di 24.02. cinemaxx, cinePlex – Wagners »Der
fliegende Holländer« aus dem Royal Opera House
London 20:15
do 25.02. kinodReieck – »Als wir träumten«, Regisseur Andreas Dresen zu Gast
Weitere Kinostarts im Februar:
do 05.02. cinemaxx, kinodReieck – 300 Worte
Deutsch | cinemaxx – Blackhat // Project Almanac // Jupiter Ascending
do 12.02. cinemaxx, cinePlex, kinodReieck
– Fifty Shades of Grey | cinemaxx – Manolo und
das Buch des Lebens | cinemaxx, cinePlex –
Wild Card | kinodReieck – Inherent Vice: Natürliche Mängel // Sehnsucht nach Paris
do 19.02. cinemaxx, kinodReieck – Traumfrauen | cinemaxx, cinePlex – Into the Woods
| cinemaxx – Jacky im Königreich der Frauen
do 26.02. cinemax, kinodReieck – Heute bin
ich Samba | cinemaxx, cinePlex – Asterix im
Land der Götter // Kingsmen: The Secret Service |
kinodReieck – Als wir träumten // Stopping: Wie
man die Welt anhält
filmfiguR deS monatS:
oScaR
Foto: Neilson Barnard
– Bürgerlich: Academy Award
– Geboren: am 12. Februar 1929 in Los Angeles
– Vater: Louis B. Mayer, damaliger MGM-Präsident
– Größe/Gewicht: 34,29 cm/3,856 kg
– Material: Mischung aus Kupfer, Nickel und
Silber mit Haut aus 24-karätigem Gold
– Materialwert: ca. 300 US-Dollar
– Erste Verleihung: 16. Mai 1929
– Erster Preisträger als Hauptdarsteller:
Emil Jannings (bisher einziger Deutscher)
– Erste Fernsehübertragung: 1953
– Zuschauerzahlen: ca. 800 Millionen weltweit
NACHRICHTEN,
TERMINE
UND
POSITIONEN
FEUILLETON FÜR AUGSBURG STADT/LAND UND WITTELSBACHER LAND
Sonderveröffentlichung BRECHTFESTIVAL 2015
zwischen dem 30. Januar und dem
10. Februar lädt Augsburg zum
Brechtfestival. Das Thema könnte
kaum aktueller sein. Es lautet:
Exil
auf den ersten blick wirkt das
Plakat zum diesjährigen brechtfestival augsburg gar nicht so, wie
man sich einen entwurf, der das
thema exil transportieren soll,
gemeinhin vorstellt. es sieht eher
aus wie die farbenfrohe einladung
eines dna-forschungsteams zum
gemeinsamen Picknick im Stadtpark. auch das motiv, mit dem
bluespots Productions für ihren
Performance-beitrag »Reise ins
exil« zum festival werben, kommt
heiter und gut gelaunt daher.
da steht ein mann am bahnsteig
und dampft mit der einfahrenden
lok um die wette. doch schnell
erkennt man brecht als den Reisenden und im exil den unfreiwilligen
anlass. nutzen Sie die gelegenheit
und wagen Sie beim brechtfestival den zweiten, dritten oder x-ten
blick. es wird sich lohnen. in dieser
a3kultur-Sonderveröffentlichung
finden Sie für diese Reise nützliche
texte und informationen.
(Jürgen Kannler)
www.brechtfestival.de
www.a3kultur.de
ii
BRECHTFESTIvAL
BRECHTFESTIvAL – Das Programm
Theater, Performance, Musik und literatur – vom 30. Januar bis 10. Februar dreht sich alles um das Thema »Exil«. Eine Auswahl von Pattrick Bellgardt
Thieme spielt Galilei
lange Brechtnacht
Flucht ins Exilhaus
30. Januar, 19 Uhr, Theater Augsburg
31. Januar, 19 Uhr, diverse Locations
5., 6. und 7. Februar, 20 Uhr, Sensemble Theater
Brechts »Leben des Galilei« entstand 1939 im
dänischen Exil. Das Drama verknüpft auf
einzigartige Weise wissenschaftliche Neugier
mit avantgardistischem
Theater. 1945 schrieb
Brecht – nun in den
USA – zusammen mit
dem Hollywood-Star
Charles Laughton eine
zweite, überarbeitete
Fassung.
Zentraler
Aspekt des Stücks ist
die Frage nach dem
Wert und der Verwertbarkeit von Wissen.
Zur Eröffnung des
Brechtfestivals ist eine originelle Neuinszenierung des Klassikers zu sehen. Thomas
Thieme, der die Titelrolle übernimmt, wird
hierbei von einem Kinderchor begleitet. Im
Anschluss wird zu einem Empfang ins Theaterfoyer geladen.
Die Lange Brechtnacht, kuratiert von Girisha Fernando, hat sich in den vergangenen Jahren zu
einem der Highlights des Festivals entwickelt. Auch in diesem Jahr gestaltet sich das Programm
mit Theater, Literatur und Musik gewohnt vielfältig. Künstler aus London, Grenbole und Kopenhagen treffen dabei auf Protagonisten aus Berlin, Köln, Rostock – und Augsburg.
Wer ins Exilhaus will, der muss Straßensperren und Grenzkontrollen über sich ergehen
lassen – und wird vom Zuschauer zum Exilsuchenden. Zwar ist man dort zunächst außer
Lebensgefahr, aber auch hier drohen Verfolgung, Verhöre und Willkür. Wer einmal auf
der Schwarzen Liste steht, der ist überall in
Ab 19 Uhr macht das dänische »Quasi Theater« die Straßen des Theaterviertels unsicher und konfrontiert das Publikum mit Gedanken und Texten aus Brechts Zeit im Exil. Zeitgleich interpretiert
der Berliner Rapper Robin Haefs auf der Brechtbühne Texte aus der Dreigroschenoper und »Aufstieg
und Fall der Stadt Mahagonny« neu. Sigrun Fritsch vom Aktionstheater Pan.Optikum setzt die
Kunst aus finsteren zeiten
1. Februar, 19 Uhr, Theater Augsburg
»Vertriebene sind wir, Verbannte« – der große
Abend zu Brecht im Exil versammelt mit
Burghart Klaußner, Max Hopp, Angela Winkler, Traute Hoess und Katharina Schüttler
Mischung aus Rap, Beats und Projektion in Szene. Um 20 Uhr startet mit PeterLicht das Programm
im Großen Haus. Der Kölner Songpoet und Gesellschaftskritiker (»Lied vom Ende des Kapitalismus«)
konnte bereits 2012 seine Brechtfestivaltauglichkeit unter Beweis stellen. Nicht weniger politisch
wird es – ebenfalls um 20 Uhr – in der Kantine: Die Punkband Feine Sahne Fischfilet, wegen ihres
Engagements gegen Rechts in Mecklenburg-Vorpommern mehrfach im Verfassungsschutzbericht
erwähnt, hat ihr neues Album »Bleiben oder gehen« mit im Gepäck.
geballte Schauspielpower. Die hochkarätige
Besetzung bringt Brechts Kunst »aus den finsteren Zeiten« auf die Bühne. Brecht fertigte
während seines Exils Aufzeichnungen in
Form von künstlerisch gestalteten Arbeitsjournalen an. Diese ästhetischen wie dokumentarischen Zeugnisse liefern überraschende Beobachtungen: Kommentare der
Betroffenheit stehen neben einfühlsamen
lyrischen Ermutigungen und hoffnungsvollen Liedern.
Exil heute
2. bis 5. Februar, 19:30 Uhr, diverse Locations
Flüchtlinge, die ihr Leben auf dem Weg nach
Europa verlieren, Anschläge auf Asylbewerberheime, überforderte Kommunen und überfüllte
Unterkünfte – mit der Veranstaltungsreihe »Exil
heute« legt das Brechtfestival seinen Fokus auch
auf die aktuelle Flüchtlingsdebatte. Am 2. Februar um 19:30 Uhr diskutieren Politiker sowie
Vertreter des Bayerischen Flüchtlingsrats, der
Caritas und der Künstler Darioush Shirvani mit
Andreas Bönte (BR) über das Thema im Theaterfoyer. An den drei darauffolgenden Abenden
finden in Zusammenarbeit mit dem PEN-Zentrum Deutschland Lesungen und Gespräche
mit Exilschriftstellern statt. Den Auftakt am 3.
Februar bestreitet die tunesische Dichterin,
Schriftstellerin und Journalistin Najet Adouani
in der Flüchtlingsunterkunft Ottostraße. Es folgen die syrischen Menschenrechtsaktivisten
Yamen Hussein (4. Februar, Calmbergstraße)
und Amer Matar (5. Februar, Grandhotel Cosmopolis). Der Beginn ist jeweils um 19:30 Uhr.
Inspiriert vom osteuropäischen Gypsy Folk, entführen die Briten von Barbarella© s Bang Bang (Foto)
das Publikum um 21:30 Uhr im City Club auf eine Reise in die Tanztempel des Londoner Soho. Ebenso aufsehenerregend präsentieren sich MIA. Das Berliner Quintett um Sängerin Mieze Katz ist mit
seiner Mischung aus Punk, Pop, NDW und Elektro um 21:45 Uhr im Großen Haus zu hören. Ausklingen lassen kann man den Abend wahlweise mit Jazz von Zakedy Music (23 Uhr, Soho Stage), Gastarbeitersongs und Refugee-HipHop von DJ Dirk Wagner (23 Uhr, Weißes Lamm), Elektro-Swing von
Lamuzgueule (23:15 Uhr, Theaterfoyer) oder Beat, Jazz und Spoken Word im Rahmen der »Abenteuer
mit kühnen Wesen I« (23:30 Uhr, Brechtbühne).
Das Programm der langen Brechtnacht im Überblick:
bRechtbühne – Rapucation: Brecht (Remix) 19:00 | theateRvieRtel – Quasi Theater: Herr
Keuner im Exil 19:00 | gRoSSeS hauS – PeterLicht 20:00 | kantine – Feine Sahne Fischfilet 20:00
| hoffmannkelleR – Helena Kolb: Die musikalisch-poetische Reise einer Transsib-Diva 20:00 |
bRechtS biStRo – Christel Peschke: Als ich ins Exil gejagt wurde. Lieder- und Gedichte-Abend
20:00 | theateR foyeR – HipHop mit den DJs Sofa Queen und Roughmix 20:00 | bRechtbühne
– Rapucation: Brecht (Remix) 20:30 | hoffmannkelleR – Helena Kolb: Die musikalisch-poetische
Reise einer Transsib-Diva 21:30 | city club – Barbarella© s Bang Bang 21:30 | Soho Stage – Zakedy Music 21:30 | gRoSSeS hauS – MIA. 21:45 | bRechtbühne – Abenteuer mit kühnen Wesen I:
Beat, Jazz und Spoken Word 21:45 | Soho Stage – Zakedy Music 23:00 | weiSSeS lamm – Exile
On Lamm Street mit DJ Dirk Wagner 23:00 | theateR foyeR – Lamuzgueule 23:15 | bRechtbühne – Abenteuer mit kühnen Wesen I: Beat, Jazz und Spoken Word 23:30
Gefahr und muss mit Schikanen rechnen. So
ist Georg Büchner immer auf der Flucht,
Mascha Kaléko erschafft sich unterm Dach
ihre eigene Welt, Bertolt Brecht wird pausenlos verhört, und viele weitere Flüchtlinge
sammeln sich in der Massenunterkunft und
hoffen auf eine Arbeitserlaubnis. »Schwarze
Liste – Exilhaus« ist der Beitrag des Sensemble
Theaters zum Brechtfestival.
Mit Bluespots auf Reisen
7. und 8. Februar, jeweils 16 und 19 Uhr,
Hauptbahnhof Augsburg
Wohin es geht wird noch nicht verraten –
Bluespots Productions laden zu einer ganz
besonderen Reise: zur Reise ins Exil. In
Brechts Exil. Ins eigene, innere Exil. Treffpunkt ist der Hauptbahnhof Augsburg. Nach
drei Stunden voller spannender Orte, Fragen, Poesie, Tanz, Musik und Theater, geht es
wieder zum Ausgangspunkt zurück. Die einzigen Voraussetzungen: warm anziehen und
die Bereitschaft, sich auf die Erfahrung einzulassen. Der Ausspruch von Bertolt Brecht
ist dabei das Credo, denn das Stück endet in
den Köpfen der Zuschauer: »Verehrtes Publikum, los, such Dir selbst den Schluß! Es muß
ein guter da sein, muß, muß, muß!«
Chicago Blues
7. Februar, 19:30 Uhr, Theater Augsburg
»Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht« –
das Theater Augsburg präsentiert mit Christian Weises Inszenierung von »Die heilige
Johanna der Schlachthöfe« die Premiere
eines Stücks, das aktueller denn je erscheint.
Johanna Dark kämpft mit viel Idealismus
gegen die Ungerechtigkeit auf den Schlacht-
Geschichten vom Herrn Keuner 3
5. Februar, 20 Uhr, Theater Augsburg
Initiiert durch Kurt Idrizovic hatten Studierende der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Augsburg 2012 und 2013 nach Wegen einer künstlerischen Annäherung an Brechts »Geschichten vom
Herrn Keuner« gesucht. Im Rahmen des Illustrationsunterrichts bei Prof. Mike Loos entstanden so
bereits zwei wunderbare Bände. Die Textinhalte werden von den Studierenden dabei nicht einfach
bildlich wiederholt, sie nähern sich den Themenfeldern vielmehr mittels persönlicher Stellungnahmen oder Deutungen an. Die Serie schließt nun mit einem dritten, 20 weitere Illustrationen
(Foto: Stephanie Reis) umfassenden Band ab. Mit dieser Trilogie liegen 60 der insgesamt 87 KeunerGeschichten in einer liebevoll gestalteten Fassung vor. Zur Buchvorstellung lesen Augsburger Politiker
und Kulturschaffende, umrahmt von einer musikalischen Begleitung.
www.a3kultur.de
höfen Chicagos. Aber kann das Elend der
Arbeiter wirklich durch Johannas gute Worte
beseitigt werden? Oder mit den gutgemeinten Taten, zu denen sie den Fleischkönig
Mauler animiert? Brecht meint nein, als er
1929/30 zur Zeit der Weltwirtschaftskrise
das Stück schreibt. Anhand des Scheiterns
seiner Protagonistin stellt er die Vergeblichkeit sozialer Kompromisse in der Krise dar.
Die darauffolgenden Termine: 11., 13., 19.,
21., 24. und 27. Februar.
iii
BRECHTFESTIvAL & LITERATuR
Deutsch richtig und gut
Für seine Kolumne »Deutsch richtig und gut« hat Gino Chiellino Begriffe
gesucht, die er paarweise umschreibt, um zu zeigen, wie er sie anders
versteht als seine Gesprächspartner. Der erste Teil startet mit
»Integration oder zugehörigkeit?«
Kriegsfibel neu vertont
8. Februar, 11 und 19:30 Uhr, Brechtbühne
Brecht sammelte im Exil Zeitungsartikel und -bilder, die er ausschnitt und an die Wand heftete.
Sie zeigten die Realität des Krieges und des Nazi-Regimes. Viele davon versah er mit einem Gedicht
aus vier Zeilen. 69 solcher »Fotoepigramme« stellte er unter dem Namen »Kriegsfibel« zusammen.
Einige wurden später von Hanns Eisler und Paul Dessau vertont. Das Programm auf der Brechbühne macht diese »Fotoepigramme« hör- und erlebbar. Fünf Komponisten unterschiedlichster Stilprägungen – Wolfgang Lackerschmid, Stefan Schulzki, Michael Kamm, Richard Heller und Rhytm
Police (Foto) – steuern ihre eigens für diesen Anlass geschriebenen Werke bei. Als Interpreten sind
die Schauspielerin und Sprecherin Rike Schmid, das Junge Vokalensemble Schwaben und der
Pianist Geoffrey Abbott zu hören.
Berlin zu Gast in Augsburg
Die Kolumne erscheint im Original online in der Kultur- und Literaturzeitschrift www.interessen.org. »Deutsch richtig und
gut« lautete der Titel der Fibel, mit der sich Chiellino 1970 in Düsseldorf Deutsch beibringen wollte. Der interkulturelle
Literaturwissenschaftler, Dichter, Essayist, Herausgeber und Übersetzer wurde unter anderem mit dem Adelbert-vonChamisso-Preis für sein lyrisches Werk ausgezeichnet. Er lebt in Augsburg
9. und 10. Februar, 19:30 Uhr, Theater Augsburg
Nach Gastspielen in Lyon, Paris, Teheran und
Porto Alegre kommt das Berliner Ensemble nun
auch nach Augsburg. Mit im Gepäck hat die
Gruppe ein Stück, das nicht nur Theatergeschichte geschrieben hat, sondern auch den
Ruhm des Berliner Ensembles mitbegründete:
»Mutter Courage und ihre Kinder«. Brecht erzählt
die Geschichte der Marketenderin Anna Fierling.
Mit ihren drei Kindern schlägt sie sich als
Geschäftsfrau an den Rändern des Krieges durch.
Eine vermeintlich starke Frau, die Krieg und Tod
nicht fürchtet, aber trotz aller Härte die Balance
auf dem schmalen Grat zwischen Krieg und
Geschäft nicht halten kann.
BRECHTFESTIVAl 2015
do 29.01. theateR foyeR – Preopening: Theaterwettbewerb Reden wir von Schande 17:00
fR 30.01. bRechtbühne – Kindereröffnung: Kleine Brechtrevue 11:00/16:00 | bRechthauS – Vortragsreihe Teil 1: Jan Knopf 17:00 | gRoSSeS hauS – Festivaleröffnung mit Thomas Thieme und Brechts Leben
des Galilei 19:00
Sa 31.01. PlanetaRium – Matinee: Ein Weltstar
stößt zum Brecht-Team 11:00 | bRechthauS –
Brecht-Sprechstunde Teil 1 11:00 | RathauSPlatZ – Stadtführung: Brecht-Live! 16:00 | alte
liebe – Festivaltalk 17:00 | diveRSe locationS
– Lange Brechtnacht 19:00
So 01.02. gRoSSeS hauS – Der große Abend zu
Brecht im Exil 19:00
mo 02.02. bRechthauS – Vortragsreihe Teil 2: Jürgen Hillesheim und Carolin Sibilak 17:00 | theateR foyeR – Podiumsdiskussion zur aktuellen
Flüchtlingspolitik 19:30 | hoffmannkelleR –
Exilkabarett 20:00
04.02. Poetry Slam
20:00
di 03.02. bRechthauS – Vortragsreihe Teil 3: HelPaRktheateR – Beim traditionell hochmut Koopmann 17:00 | aSylunteRkunft ottokarätig besetzten Poetry Slam »Poetry –
StRaSSe – Lesung mit Najet Adouani 19:30
Dead or Alive?!« treten fünf der besten
mi 04.02. bRechthauS – Die besondere BrechtSlam-Poeten Deutschlands in einem WettFührung für Schulklassen 9:00/11:00 // Führung:
streit der Worte gegen verstorbene WeltliteBrecht meets Brechthaus 14:00 // Vortragsreihe Teil
raten an, die exklusiv für diesen Abend von
4: Michael Friedrichs 17:00 | alte liebe – FestiSchauspielern zum Leben erweckt werden.
valtalk 17:00 | aSylunteRkunft calmbeRgJeder Künstler, ob tot oder lebendig, hat
StRaSSe – Lesung mit Yamen Hussein 19:30 | ansechs Minuten Zeit, mit seinem Text zu begeistern. Durch den Abend führt galant
nahof – Augsburger Literaturgespräche 19:30 |
und kantig die Slam-Koryphäe Michel AbPaRktheateR – Poetry: Dead or Alive?! 20:00
dollahi (Foto).
do 05.02. bRechthauS – Die besondere BrechtFührung für Schulklassen 9:00/11:00 // Vortragsreihe 5: Dieter Henning 17:00 | mittelSchule königSbRunn Süd – Vortrag Helmut Koopmann: Brecht
und Humor 19:00 | gRandhotel – Lesung mit Amer Matars 19:30 | höhmannhauS – a3kulturgespräche: Wer zahlt die Zeche für den kreativen Input? Teil 3: Geistiges Eigentum 19:30 | SenSemble – Premiere: Schwarze Liste. Exilhaus 20:00 | theateR foyeR – Buchvorstellung: Brechts Geschichten von Herrn
Keuner 3 20:00 | hoffmannkelleR – Exilkabarett 20:00
fR 06.02. bRechthauS – Brecht-Sprechstunde Teil 2 11:00 // Führung: Brecht meets Brechthaus 14:00 //
Vortragsreihe Teil 6: Frank D. Wagner 17:00 | bRechtbühne – Erstaufführung: Die Reisen des jungen
Glücksgott 19:30 | SenSemble – Schwarze Liste. Exilhaus 20:00 | hoffmannkelleR – Abenteuer mit
kühnen Wesen II 20:30
Sa 07.02. hauPtbahnhof – Performance: Reise ins Exil 16:00/19:00 | gRoSSeS hauS – Premiere: Die
heilige Johanna der Schlachthöfe 19:30 | SenSemble – Schwarze Liste. Exilhaus 20:00
So 08.02. bRechtbühne – Brechts Kriegsfibel 11:00/19:00 | hauPtbahnhof – Performance: Reise ins
Exil 16:00/19:00 | alte liebe – Festivaltalk 17:00
mo 09.02. gRoSSeS hauS – Gastspiel des Berliner Ensembles: Mutter Courage und ihre Kinder 19:30 |
kongReSS am PaRk – Augsburger Philharmoniker: Schauspiel für die Ohren 20:00
di 10.02. bRechthauS – Finissage: Brecht in Progress 17:00 | gRoSSeS hauS – Gastspiel des Berliner
Ensembles: Mutter Courage und ihre Kinder 19:30 | kongReSS am PaRk – Augsburger Philharmoniker:
Schauspiel für die Ohren 20:00
Für einen Einwanderer ist es vernünftig, Deutsch
richtig und gut zu lernen. Unvernünftig ist die
damit verbundene Hoffnung, hinterher könne
man sich endlich mit den Einwohnern des Einwanderungslandes verstehen.
Das Erste, was ich verstanden habe, nachdem ich
Deutsch fast richtig gelernt hatte, war die an mich
gerichtete Mitteilung, dass Einwanderer Menschen sind. Ein großer Schriftsteller hatte es
irgendwann seiner Nation mitgeteilt, und ihre
Staatsbürger fühlten sich fast verpflichtet, jeden
Einwanderer, den sie mochten, wissen zu lassen,
dass er sich in ihrem Land als Mensch betrachten
durfte. Keiner von den Einheimischen ist aufgestanden, hat den Mund aufgemacht und mit großem Erstaunen ausgeschrien, dass er bis dahin
kein größeres Loch in einem Schweizer Käse gesehen hatte als diese Aussage.
Dieser ersten deutschsprachigen Erfahrung nach
war ich versucht zu verstehen, dass Einwanderer
Menschen sind, die sich auf der Suche nach der
endgültigen Bestätigung ihrer Zugehörigkeit zur
Gattung der Menschen befinden. Sie sind daher
glücklich, dass es ihnen mit einer derartig unbekümmerten Offenheit mitgeteilt wird.
Später und im Gespräch unter Freunden erfuhr
ich, dass die Einwanderer eine Bereicherung für
das Gastgeberland seien. In der Tat sind sie es. Bei
mir hat sich z.B. die Universität Gießen ein wenig
dadurch bereichert, dass sie sich, nach meiner
rotationsmäßigen Entlassung, die bis dahin von
ihr eingezahlten Beiträge für meine Betriebsrente
hat auszahlen lassen.
Bei der Universität Augsburg dagegen wurde mir
die einzige planmäßige Gehaltserhöhung nicht
nach 15, sondern nach 25 Dienstjahren gewährt.
Wie die Bereicherung der deutschen Nation durch
andere Einwanderer ausgefallen ist, weiß ich
nicht, aber man braucht keine große Fantasie, um
es sich vorzustellen.
Später, als mein Deutsch so weit war, dass ich es,
abgesehen von meinen Fehlern, als perfekt
betrachtete, ist mir aufgefallen, dass Medien und
Staatsbürger bei ihrer Betrachtung des Lebens der
Einwanderer besonders gerne von Integration
redeten und heute noch reden. Nicht dass sie in
der Lage wären, den Einwanderern zu erklären,
was sie damit meinen. Integration ist etwas, das
grundsätzlich von den Einwanderern verlangt
wird, ohne ihnen sagen zu wollen, worin sie
besteht.
Denn jede Festlegung der Erwartungen an die
Einwanderer könnte dazu führen, dass sie die
festgelegten Erwartungen erfüllen. Und dann?
Was könnte man ihnen vorwerfen, um sie von
einer staatsbürgerlichen Gleichstellung fernzuhalten? Also, Integration wird verlangt, jedoch soll
niemand wissen, worin sie besteht und wie sie
erreicht werden kann.
Es sei denn, dass man nicht nachschaut, woraus
sich die Integration der Staatsbürger ergibt.
Bekanntlich ergibt sie sich aus der erwarteten
Beachtung der unterschiedlichen Gesetzbücher,
die das Zusammenleben unter den Staatsbürgern
regeln. Wenn es so ist, dann sind die Einwanderer
längst und besser als die Staatsbürger integriert,
denn sie beachten sogar Gesetze, die extra für sie
verfasst worden sind, wie z.B. das Ausländergesetz.
All dies interessiert mich heute nicht mehr. Heute
und hier interessiert mich die Frage, wieso
Freunde weiterhin auf Integration bestehen und
das Wort Zugehörigkeit unterschlagen. Soll ich
vermuten, dass die Freunde sich die Frage überhaupt nicht stellen wollen oder können? Reicht
ihnen die Vorstellung, dass es, wenn die Einwanderer sich integriert haben, kein Problem mehr
geben wird? Oder soll ich vermuten, dass meine
Freunde wissen, dass Zugehörigkeit nicht verliehen werden kann, gerade weil »aus Fisch nicht
Fleisch wird«, wie mir ein bayerischer Polizist bei
der Überprüfung meiner Aufenthaltserlaubnis
erklärt hat?
Wenn dem so ist, was soll geschehen, damit Einwanderer als zugehörig angesehen werden, zumal
die erworbene Staatsangehörigkeit keine sichtbaren Veränderungen bei ihnen auslöst? In der Tat
geht es nicht um Veränderungen, sondern um
Leistungen. Leistungen, die so einmalig sein sollen, dass die Nation bereit ist, den fremden Leistungserbringer als das Eigene zu verstehen.
Todd Hido
»Drive By Shooting«
18.1. bis 8.3.2015
Kunstverein Augsburg
www.kunstverein-augsburg.de
Es gibt verschiedene Bereiche, in denen einmalige
Leistungen erbracht werden können. Manche sind
sehr elitär wie z.B. Kunst oder Forschung, andere
sehr volksnah wie Sport. Gerade beim Sport, wo
nur das Gewinnen zählt, wird überdeutlich, dass
Zugehörigkeit mit Gewinn zu tun hat.
Wie gesagt, für Einwanderer ist es vernünftig,
Deutsch richtig und gut zu lernen. Unvernünftig
ist die damit verbundene Hoffnung, hinterher
könne man sich mit den Staatsbürgern des Landes
verstehen. In der Tat versteht man sich, nicht weil
man die gleiche Sprache spricht: Gesprächspartner verstehen sich, weil sie sich verstehen wollen
und dabei keine Wörter unterschlagen.
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iv
BRECHTFESTIvAL
Zum Ende des Brechtfestivals gastiert das Berliner
Ensemble in Augsburg. An zwei Abenden läuft
»Mutter Courage und ihre Kinder« im Stadttheater.
Grund genug für Jürgen Kannler, sich in der Vorweihnachtszeit auf den Weg von A nach B zu
machen, um zu sehen, was die Hauptstadt so alles
mit dem Sohn unserer Stadt anzufangen weiß.
Der ICE ist pünktlich wie immer und das Hotel in
Moabit entlang der Spree zu Fuß schnell zu erreichen. Ich habe vergessen, die Reservierung des
Zimmers per Mail zu bestätigen, nun ist es belegt.
Kein Problem, ruft mir die russische Oma an der
Rezeption zu und reicht mir die Schlüssel zu
einem Apartment mit Hofblick. Sie berechnet keinen Aufpreis für den Luxus, sondern überreicht
mir auf Nachfrage aus ihrem privaten Vorrat einige Teebeutel. Die klimatisierte Luft im Zug kratzt
noch immer in meiner Kehle und meine soeben
bezogene Küche verfügt glücklicherweise über
einen Wasserkocher.
Auch mein Weg zum Berliner Ensemble führt
immer am Wasser entlang. Die Stadt wirkt Ende
Dezember fast verlassen zwischen neuem Hauptbahnhof, Regierungsviertel und Schiffbauerdamm. Die Berliner bleiben bei diesem Wetter
lieber zu Hause und meine Touristenkollegen
bevorzugen wohl die Vergnügungsviertel östlich
der Friedrichstraße. Ich freue mich über die
Glückssträhne und beschließe, in den kommenden Tagen alle Strecken zu Fuß zu gehen.
unser mann
in
Berlin
zum Ende des Brechtfestivals gastiert das Berliner Ensemble in
Augsburg. An zwei Abenden läuft »Mutter Courage und ihre Kinder«
im Stadttheater. Grund genug für Jürgen Kannler, sich in der Vorweihnachtszeit auf den Weg von A nach B zu machen, um zu sehen, was
die Hauptstadt so alles mit dem Sohn unserer Stadt anzufangen weiß.
Das Theater am Schiffbauerdamm empfängt im
Haupteingang mit einer flotten kleinen Bar. Hier
kann man, kurz bevor der Vorhang hochgeht und
auch sonst zu fast jeder Tageszeit, ein schnelles
Bierchen zischen, dazu gibt es Buletten mit Senf
für zweifünfzig. Am Theater zu Hause überlegen
sie gerade, was man alles neu oder anders machen
sollte, wenn 2016 umgebaut wird. So eine Theke,
für jeden offen und gut zu erreichen, wäre ein
willkommener Ort, um zwischendurch den Stecker zu ziehen.
Heute Abend steht eine Premiere auf dem Spielplan, die eine Revue durch Brechts Stücke in Liedern und Gedichten verspricht. Titel: »Es wechseln
die Zeiten …«. Ich habe noch etwas Zeit und sehe
mich um. Wolfgang Thierse steht vor dem Theater
und raucht. Ich frage ihn, ob er gerne ins Berliner
Ensemble geht. Klar, das stand schon auf dem Programm, als die Stadt noch eine Mauer trennte.
Dass Teile der Augsburger CSU Brecht für sich entdeckt haben, findet er lustig. Die haben entweder
Brecht nicht verstanden oder ihr Parteiprogramm.
Brecht suchte den schönen Ausblick, ob an
der Kahnfahrt oder am Schiffbauerdamm
In den letzten Jahren luden er und seine Frau
Helene die Kollegen vom Ensemble ja eher zum
Gulasch in die eigenen vier Wände, als das Nachtleben Berlins zu bereichern. In der Brecht-WeigelGedenkstätte Chausseestraße 125 kann man
sehen, wie er bis zuletzt gelebt und gearbeitet
hat, unser Mann in Berlin. Im Halbstundentakt
führen Mitarbeiterinnen Besucher durch die
Räume. Es sind viele Tausend im Jahr. Seine Wohnung lag im ersten Stock, mit einfachen, aber
soliden Möbeln ausgestattet. Neben dem Sterbebett die abgelegten Zeitungen vom 14. August
1956. Obenauf eine Ausgabe der Herald Tribune.
An den Wänden einige Regale voll mit seinen
zerlesenen Büchern. Dazwischen drei japanische
Masken, die so winzig erscheinen, als wären sie
für Kinderköpfe geschnitzt. Asiatika auch im
Schlafzimmer. Konfuzius, Tusche auf Pergament.
Schriftrollen mit chinesischen Texten und im
großen Zimmer Jesus und Maria. Mittelalterliche
Holzfiguren aus Schwaben, wie Stefani Thomas,
mein freundlicher Guide, zu berichten weiß. Da
schau her. Der Gottessohn und seine Frau Mama
aus heimischen Hölzern gearbeitet. Und der Platz
in der Mitte bleibt frei. Der Blick auf den benachbarten Park ist der Blick auf seine letzte Ruhestätte. Brecht suchte den schönen Ausblick. Ob an
der Kahnfahrt in der alten Heimat, am Schiffbauerdamm oder hier in seinem Arbeitszimmer.
Der Platz vor dem Theater gehört zur guten Stube
der Stadt, mit Blick über das Wasser hin zu den
protzigen Hauptstadtbüros der Fernsehsender. Die
Berliner haben ihn nach dem Augsburger Bertolt
Brecht benannt. Eine übermannsgroße Bronzeskulptur ehrt den Mann, der seine künstlerische
Heimat bis zuletzt im Berliner Ensemble hatte. Das
Denkmal ist trotz seiner Präsenz nicht wuchtig.
Brecht sitzt, wie man ihn zu kennen glaubt, auf
einer Bank und hat ein Plätzchen für alle, die sich
kurz neben ihn setzen wollen, frei gelassen. In
dieser kalten Dezembernacht suchen viele seine
Nähe, und sei es nur für ein gemeinsames Foto. Ich
knipse ein Ehepaar aus Brandenburg. Er sieht aus
wie der nette Ossi mit der Schiebermütze aus dem
Berliner Tatort, seine Frau wie meine Mutter. Auch
sie haben sich fein gemacht fürs Theater.
Über der Bühne, auf der im August 1928 die Dreigroschenoper uraufgeführt wurde, breiten etwas
heruntergekommene Engel ihre Flügel aus. Ich
suche mir meinen Platz und vertue mich in der
Reihe. Der freundliche Herr zeigt Verständnis und
wertet es als legitimen Versuch, den Abend neben
seiner Begleitung zu verbringen. Sein Name ist Peymann und er ist der Chef im Berliner Ensemble.
Heute Abend sitzt er zwischen der bereits erwähnten
Dame und einem Kameramann, der die Revue aufnehmen soll. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
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Am folgenden Abend sehe ich »Mutter Courage
und ihre Kinder« des Noch-Intendanten Claus
Peymann. Heute sitzt er nicht vor mir. Dafür ist
das Programmheft ein 120 Seiten starkes Buch
mit sämtlichen Textänderungen des Meisters.
Kostenpunkt: 3,50 Euro. Das Publikum heute:
deutlich jünger und international. Viele sehen
aus wie Studenten oder Schüler. Neben Deutsch
sind Sprachfetzen in Französisch, Italienisch und
Ungarisch zu hören. Hinter mir sitzen Schweizer
und neben mir eine Mama aus der Vorstadt mit
ihren Söhnen (12 und 16 Jahre). Die Stimmung ist
ein wenig aufgekratzt, das nahezu ausverkaufte
Haus fiebert dieser zehn Jahre alten Inszenierung tatsächlich entgegen. Kaum zu glauben.
Natürlich wird der Abend ein voller Erfolg. Carmen-Maja Antoni und ihre Kollegen ziehen den
Wagen über die Bühne, wie sie es seit Jahren tun,
und dennoch ist kaum Routine spürbar. Besonders anrührend auch Michael Rothmann als
Schweizerkas und natürlich Karla Sengteller, sie
spielt die Tochter Kattrin.
Ich gehe essen. Gleich um die Ecke wirbt die Brasserie Ganymed mit einladender Zurückhaltung.
Restaurantleiter Patrick Willems kennt mich
vom Vorabend und organisiert mir einen hübschen Tisch in der Mitte des Geschehens, mit
Blick auf eine anmutige Tänzerin im roten Kleid,
die zum Sound einer Jazzkapelle Pirouetten
dreht. Das ist Anita Berber, flüstert er mir zu. Sie
liebte Kokain, Cognac, Frauen und Männer. Die
Ausstatter vom Berliner Ensemble haben das Bild
eigens für diesen Raum gemalt. Ich bestelle ein
Glas Champagner, proste der schönen Rothaarigen dezent zu und freue mich, dass es zumindest in Berlin noch Lokale gibt, in denen auch
Brecht gern verkehrte.
Der Platz vor dem Theater gehört zur guten
Stube der Stadt. Die Berliner haben ihn nach dem
Augsburger Bertolt Brecht benannt
Die dominierende Haarfarbe an diesem Abend ist
Grau. Die Stimmung locker. Eher Hirn statt große
Show. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass
OIiver Reese 2017 neuer Intendant des Berliner
Ensembles werden soll. Die Süddeutsche Zeitung
brachte es auf der Titelseite. Es gibt nicht viele
Theater, deren Personalpolitik an dieser Stelle
Erwähnung findet. Obwohl das Haus augenblicklich wohl weniger zu den ganz heißen Pulsgebern
in der deutschsprachigen Theaterlandschaft
gehört, steht das Theater am Schiffbauerdamm
und damit das Berliner Ensemble beständig im
Interesse der Öffentlichkeit. Es wird verehrt,
geliebt und wohl auch etwas verklärt. Zu verdanken hat es diesen Status Brecht, unserem Mann in
Berlin, und seinen Nachfolgern.
Das Programm, eigentlich für ein Gastspiel am
Pariser Théâtre de la Ville zusammengestellt,
wird vom Ensemble spielend beherrscht. Bühnenbild, Orchester und Kostüme unterscheiden
sich kaum von vergleichbaren Inszenierungen,
wie es sie hier immer wieder gab und wie sie in
Auszügen auch beim Brechtfestival in Augsburg
zu sehen waren. Der Applaus: nicht stürmisch,
aber warmherzig. Das Publikum hat sich gut
unterhalten und geht erst einmal einen trinken.
Von oben links nach rechts: Der Eingang zu Brechts
letzter Wohnung in Berlin Mitte. Obwohl sich das
Haus in der Chausseestraße nur wenige Fußminuten
vom Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm befindet, legte der Augsburger den Weg vorwiegend im
eigenen Pkw zurück. Er war eben doch ganz Sohn
seiner Stadt. Carmen-Maja Antoni zieht seit zehn
Jahren den Wagen der Mutter Courage in der gefeierten Inszenierung von Claus Peymann über die
Bühne, in Augsburg am 9. und 10. Februar. Auf dem
Bertolt-Brecht-Platz vor dem Berliner Ensemble ist
beim Denkmal mit dem sitzenden Brecht meist ein
Plätzchen frei. Nach einem solchen Sit-in auf Bronze
empfiehlt sich ein Besuch der Brasserie Ganymed.
Auch der Brecht, heißt es, kehrte gerne hier ein.
Helene Weigel lebte eine Etage tiefer. Hier gab es
auch eine Küche und den kleinen Garten. Im
Vergleich zu Brechts Reich wirken die Räume
schwerer und etwas gekünstelt. In der zweiten
Etage hat Weigel das Archiv untergebracht.
Zusammen mit dem Literaturforum im BrechtHaus bildet es das akademische Gerüst für die
Gedenkstätte. Wer sich fragt, was aus dem Brechthaus in Augsburg werden soll, der könnte hier
Antworten finden. Ihre Besucher fragen oft nach
den Arbeiten von Brecht, erzählt Stefani Thomas
beim Verlassen des Hauses. Hierzu gibt es allerdings keine Dokumentation.
Natürlich besuche ich zum Abschluss das Grab von
Brecht und Weigel auf dem Dorotheenstädtischen
Friedhof. Zuerst laufe ich daran vorbei, so schlicht
ist es. Brecht befindet sich hier in bester Gesellschaft. Männer wie Hanns Eisler, Johannes R.
Becher oder John Heartfield liegen in der Nachbarschaft. Die Ruhe inmitten der Hauptstadt macht
mich etwas melancholisch und ich wünsche mir
auch einen Platz in Augsburg, wo ich unserem
Mann in Berlin jederzeit so nahe sein kann.
v
BRECHTFESTIvAL & LITERATuR
Fortschritt, kein Stillstand
Geistiges Eigentum
Ein Gespräch mit den Freunden der Neuen Stadtbücherei
Horst Thieme und Kurt Idrizovic. Von Jürgen Kannler
a3kultur lädt am 5. Februar um 19.30 uhr im
Rahmen des Brechtfestivals zum dritten Teil
seiner Gesprächsreihe ins Höhmannhaus.
Der Freundeskreis ist schließlich der Freund der
Stadtbücherei, aber auch fordernder Partner.
k.i.: Um solche Aufgaben angehen zu können,
holen wir uns Fachkompetenz von allen möglichen Seiten. Im Beirat sitzen Leute wie Intendantin Juliane Votteler oder der Germanist Professor
Kaspar Spinner und sein Kollege Ulrich Hohoff, der
Leiter der Unibibliothek. Aber eben auch Manfred
Lutzenberger als Chef der Stadtbücherei. Wir müssen die Strukturen der Verwaltung nutzen und
nicht dagegen angehen. Die gemeinsame Frage ist:
Was kann eine Stadtbücherei abseits der bekannten
Wege leisten?
Vor ziemlich genau zehn Jahren formierte sich
eine Handvoll Gleichgesinnter, um in Augsburg
gegen den Willen der damaligen Regenbogenregierung den Bau einer neuen Stadtbücherei durchzusetzen. Zu diesem Zweck bereiteten sie ein
Bürgerbegehren vor und sammelten auf dem Weg
dorthin rund 15.000 Unterschriften von Augsburgern, die diese Idee unterstützten. Angesichts
dieses kraftvollen Bürgerengagements knickte die
Politik ein und gab grünes Licht für den Bau der
Neuen Stadtbücherei am Ernst-Reuter-Platz. Bis
heute fühlen sich die Initiatoren der Kampagne für
»ihre« Bibliothek mitverantwortlich. Der Förderverein Freunde der Neuen Stadtbücherei Augsburg
e.V. zählt heute rund 30 Mitglieder. Den ersten
Vorsitz übernahm Slam-Master Horst Thieme vor
wenigen Wochen von Klaus Döderlein, beide Mitstreiter der ersten Stunde. Wir trafen uns mit Thieme und dem Buchhändler Kurt Idrizovic, er gilt als
Hauptinitiator der Bürgeraktion Neue Stadtbücherei, im Hinterzimmer seiner Buchhandlung am
Obstmarkt, um über die Literaturstadt Augsburg
im Allgemeinen und die veränderten Aufgaben
einer Stadtbücherei im Speziellen zu sprechen.
a3kultur: Die Bürgeraktion, die Sie vor zehn Jahren initiiert
haben, war erfolgreich. Die Stadtbücherei steht und verzeichnet seit Jahren wachsende Ausleihzahlen. Welche Aufgabe hat Ihr Verein heute?
horst thieme: Wir sind dem Haus alle sehr verbunden. Ich glaube, man kann schon sagen, da
steckt auch unser aller Herzblut mit drin. So war
klar, dass wir die Arbeit der Stadtbücherei auch
weiterhin unterstützend begleiten wollen. Ein Förderverein ist für so ein Vorhaben eine gute Plattform. Er ist auf der einen Seite eigenständig, kann
andererseits aber auch starke Akzente setzen.
kurt idrizovic: Vor einiger Zeit konnten wir zum
Beispiel ein Projekt auf den Weg bringen, bei dem
Fachleute auf nationaler Ebene gemeinsam mit
den Mitarbeitern des Hauses ein Zukunftskonzept
entwickeln. Das war wichtig, weil nach der Neueröffnung eigentlich nicht klar war, welche Richtung die Bücherei einschlagen soll. Wir haben
auch die Hälfte des Etats beigesteuert.
So ein Angebot kann die Stadt kaum ablehnen. Aber fühlen
sich die Mitarbeiter denn nicht etwas überrumpelt, wenn
quasi von außen eine so prägende Initiative in das Haus
getragen wird? Wie geht man mit diesen Reibungen um?
h.t.: Wichtig an unserem Verein ist zuallererst
einmal das Wort »Freunde«. Die können sich auch
mal tief in die Augen schauen und sich die Wahrheit sagen. Dazu braucht es eine professionelle
Ebene und Durchhaltekraft, gute Netzwerke und
eine sauber formulierte Forderung, die nachhaltig
vertreten werden kann.
k.i.: Natürlich lassen sich Reibungen nie ganz vermeiden. Doch das müssen wir in Kauf nehmen.
Unser Weg heißt Fortschritt und nicht Stillstand.
Eine starke, aktive gesellschaftliche Begleitung
nicht nur kultureller Themen ist wichtig und im
Endeffekt für alle Seiten ein Gewinn.
h.t.: Ein einfaches Beispiel kann das vielleicht verdeutlichen. Die Stadtgesellschaft wünscht sich
Büchereien mit möglichst langen Öffnungszeiten.
Die Mitarbeiter wünschen sich freie Wochenenden. Da heißt es erst einmal Mitarbeiter versus
Stadtgesellschaft. Hier muss moderiert werden.
Die Mitarbeiter dürfen in solchen Prozessen nicht
allein gelassen werden. Wir können da helfen.
Ein Teil Ihres Engagements betrifft den Bereich der kulturellen Bildung.
h.t.: Leseförderung verstehen wir als eine soziale
Aufgabe und als elementaren Bestandteil kultureller Bildung. Folgerichtig ist die Bücherei nun auch
nicht mehr beim Kultur-, sondern beim Bildungsreferat angesiedelt. Auch das war eine Forderung
des Freundeskreises.
k.i.: Das hat vor allem auch in der Praxis Vorteile.
Nehmen wir das Beispiel Leseinseln. In diesem
Frühjahr können wir zum achten Mal dieses Projekt an einer Schule starten. Inhaltlich, organisatorisch, aber auch vom Design her es voll an die
Stadtbücherei angeschlossen. Die Erfolge, zum
Beispiel bei der Lesekompetenz, sind deutlich. Das
bestätigen auch die Lehrer. Ohne die solche Projekte natürlich nicht umgesetzt werden könnten.
Wir sorgen nämlich nur für die Hardware. Die
Stadt ist für die Software zuständig und auch die
Schulen sind gefordert. Sie müssen sich für eine
Leseinsel bewerben, den schönsten Raum der Schule dafür zur Verfügung stellen und natürlich auch
das Team vor Ort stellen. Auch da zeigt sich der
Wert des Miteinanders.
Sie sind beide auch seit Langem als Veranstalter von Literaturprojekten sehr erfolgreich. Horst Thieme organisiert im
November in Augsburg über fünf Tage die deutschen SlamMeisterschaften mit 280 Künstlern und Kurt Idrizovic war
zuletzt Pulsgeber für das Projekt »Eine Stadt liest ein Buch«.
Mit diesen Veranstaltungen helfen Sie auch die Trennungen in verschiedenen Milieus aufzubrechen, die den
Literaturbetrieb lange kennzeichneten. Doch nicht überall
in der Literaturstadt Augsburg herrscht so gelöste Aufbruchsstimmung. Nicht zuletzt beim Thema Brecht gibt es
gehörige Spannungen. Auf welchem Weg befindet sich
unsere Literaturstadt?
h.t.: Das Thema Brecht ist in der Tat verfahren. Im
Brechthaus hat sich über Jahre ein Vakuum aufgebaut, das niemandem guttut. Die letzten Referenten waren auch zu sehr auf das Festival
fokussiert. Das ist doch alles noch sehr 80er-Jahre.
Einmal im Jahr ein Feuerwerk und sonst Leere. Die
Literaturstadt kam bei all dem zu kurz. Umso wichtiger ist es, mit neuen Formaten neue Gruppen zu
erreichen. Die Leute sind nämlich sehr interessiert
daran, Sprache als Kunstform wahrzunehmen.
Beim Slam beschäftigen sich junge Menschen mit
authentischer, zeitgemäßer Lyrik.
k.i.: Spannende Akzente werden heute eher von
unabhängigen Literaturmachern gesetzt. Die Diskussion um ein Literaturhaus ist voll im Gange.
Auch das Brechthaus spielt dabei eine wichtige
Rolle. Der Erfolg, den wir mit Seethalers »Trafikanten« als stadtübergreifendem Literaturprojekt
hatten, zeigt auch das große Interesse des Publikums an den großen Namen. Die kann sich nur
kein Veranstalter ohne Förderung mehr leisten.
Man sieht, die Nachfrage ist da, auf allen Ebenen.
Nun muss sie bedient werden. Da ist auch die Stadt
in der Pflicht.
Der schöpferische Akt ist die Triebfeder unserer Gesellschaft. Ohne diesen Prozess gebe es keine
Entwicklung, die Welt wäre armselig und fad. Eine gewaltige Branche definiert diesen Akt als
ihren kleinsten gemeinsamen Nenner. Die Rede ist von der Kultur- und Kreativwirtschaft, die
sich aus elf Teilbereichen zwischen den Themen Architektur, Game Design und darstellender
Kunst zusammensetzt. Wie steht es in unserer Gesellschaft um die Achtung dieser Gestaltungsfähigkeit, um den Schutz des geistigen Eigentums und um den konkreten Respekt vor den
daraus resultierenden Ergebnissen und Produkten?
Im dritten Teil der a3kulturgespräche zum Thema: »Wer zahlt die Zeche für den kreativen
Input?« gehen wir der Frage aus unterschiedlichen Blickwinkeln nach. Nämlich dem klassischem Produktdesign, der darstellenden Kunst und der Malerei, sowie der Literatur.
Schließlich sind wir beim Brechtfestival und in diesem Kontext gibt es auch zu Brecht einiges
zu sagen. Unsere Gäste sind Dr. Thomas Elsen (Kunstsammlungen und Museen Augsburg),
Dr. Karl Borromäus Murr (Museumsleiter des tim) und Dr. Joachim A. Lang (Künstlerischer Leiter
des Brechtfestivals). Die Moderation übernimmt a3kultur-Herausgeber Jürgen Kannler.
lITERATuR IM FEBRuAR
So 01.02. theateR – Der große Abend zu Brecht im
Exil: Vertriebene sind wir verbrannte 19:00
mi 04.02. annahof – Augsburger Literaturgespräche 17, Sonderausgabe zum Brecht Festival 19:30 |
mäRchenZelt – Mitmachmärchen für Schule und
Kindergarten 10:00 | neue StadtbücheRei – Bilderbuchkino: Hermeline auf Hexenreise (ab 4 J)
14:30
// Bilderbuchkino: Die Geschichte vom
kleinen Onkel (4–6 J) 15:30
| PaRktheateR –
Poetry: Dead or Alive? 20:00 | kReSSleSmühle –
Augsburger Schaumschläger: Poetry Show 20:00
do 05.02. mittelSchule Süd/königSbRunn –
Brechtlesung: Gibt es einen Brecht der auch mal
lacht? 19:00 | theateR – Buchvorstellung: Geschichten vom Herrn Keuner 3 20:00
fR 06.02. hoffmannkelleR – Abenteurer mit kühnen Wesen II 20:30
Sa 07.02. mäRchenZelt – Schneemannmärchen
und Winter-Filzen (ab 5 J) 14:00
// Märchen von
Mut Kraft und Herzensstärke (für Erw.) 19:30
So 08.02. bRechtbühne – Die Kriegsfibel, Gedichte
und Kompositionen zu Brechts Fotoepigrammen
11:00/19:30 | mäRchenZelt – Märchen von mutigen starken klugen Rittern Räubern und Edelleuten (ab 4 J) 16:00
mi 11.02. neue StadtbücheRei – Vorlesewettbewerb
| StadtteilbücheRei göggingen – Bilderbuchkino: Käpten Knitterbart und seine Bande
(ab 4 J) 15:00
do 12.02. StadtteilbücheRei göggingen – Literaturkreis: Michael Köhlmeier, Spielplatz der Helden
19:30
Adolf Hitler, dem sein Bart
Ist von ganz besondrer Art,
Kinder, da ist etwas faul;
Ein so kleiner Bart und
ein so großes Maul.
Es war einmal ein Rabe ...
Kinder illustrieren Brecht
erschienen beim Wißner-Verlag Augsburg
Motivauschnitt von Silas Troßmann, Merkur-Klasse
www.wissner.com
MITTWOCH 04.02.
19:30
annahof – Gastautorin in dieser Sonderausgabe der Augsburger Literaturgespräche ist barbara honigmann, die ihr Werk
vor und zur Diskussion stellt. »Eine Liebe
aus Nichts« verschränkt die Geschichte
einer Vater-Tochter-Beziehung mit den
Themen Nähe und Distanz, Heimat und
Exil. Es diskutieren: Barbara Honigmann,
Bettina Bannasch (Professorin für Neuere
deutsche Literaturwissenschaft) und Stefanie Wirsching (Kulturjournalistin).
Sa 14.02. mäRchenZelt – Märchen von und für
Prinzessinnen (ab 4 J) 14:00 // Seeräubermärchen
(5–8 J) 16:00
So 15.02. mäRchenZelt – Im Elfenland (ab 5 J) 16:00
// Über Liebe und Rosen (für Erw.) 19:00
mo 16.02. mäRchenZelt – Cowboyfrühstück (ab 5
J) 10:00
di 17.02. mäRchenZelt – Prinzessinnenmärchen
(ab 4 J) 16:00
mi 18.02. neue StadtbücheRei – Bilderbuchkino:
Käpten Knitterbart und seine Bande (ab 4 J) 15:00
Trollen (ab 6 J) 10:00
| bRechtbühne – Grand
Slam 20:30
fR 20.02. mäRchenZelt – Irische Lügenmärchen
(ab 5 J) 15:45
// Märchen von Liebe und Eros (für
Erw.) 20:00
Sa 21.02. mäRchenZelt – Schneefarbe und Eiszapfenfee (ab 3 J) 15:00
| buchhandlung Schmid/
Schwabmünchen – Thomas Raab: Still Chronik eines Mörders 20:00
mo 23.02. neue StadtbücheRei – Vorlesewettbewerb 15:00
mi 25.02. neue StadtbücheRei – Bilderbuchkino:
Käpten Knitterbart und seine Bande (ab 4 J) 15:00
| buchhandlung Schmid/Schwabmünchen
– Bernhard Aichner: Totenfrau 20:00
fR 27.02. StadtteilbücheRei lechhauSen – Das Bi-
bliotheksgeheimnis (7–10 J) 16:00
Sa 28.02. mäRchenZelt – Schneefarbe und Eiszapfenfee (ab 3 J) 16:00
// Orientalische Liebesmärchen (für Erw.) 20:00
IMPRESSUM
a3kultur-Sonderveröffentlichung Brechtfestival 2015
Chefredakteur: Jürgen Kannler (kaj)
Titelvorlage: Nontira Kigle
Grafik & Satz: Andreas Holzmann
Redaktionelle Mitarbeit: Patrick Bellgardt (pab),
Sarvara Urunova (sur), Gino Chiellino
Schlussredaktion: Christiane Kühn
Verlag: studio a UG (haftungsbeschränkt),
Austraße 27, 86153 Augsburg,
www.a3kultur.de // [email protected]
Tel.: 0821 – 508 14 57
Druck: Mayer & Söhne (Aichach)
Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Beiträge, Abbildungen, Anzeigen etc. ist unzulässig und strafbar, soweit sich aus
dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt.
do 19.02. mäRchenZelt – Märchen von Hexen und
www.a3kultur.de
vi
ESSAY
Ich treffe Joachim Lang zwei Wochen vor Festivalstart.
Seine Stimmung war schon besser. Er kommt gerade
aus dem Rathaus. Statt zu erzählen, macht er erst
einmal dicke Backen und lässt langsam, wie ein Ballon, Luft ab. Der Oberbürgermeister wollte heute eine
Entscheidung von Lang, ob er 2016 nach sechs Festivaljahren auch für ein letztes zur Verfügung stehen
wird. Kurt Gribl hat dieses Angebot des Stadtrats mitgetragen. Wohl wissend, dass sein parteiloser Kulturreferent andere Pläne hat. Welche genau, dazu
schweigt Thomas Weitzel. Nun bleibt Lang dem OB
die Antwort vorerst schuldig. Gribl möchte es vermeiden, in diesem Gezerre beschädigt zu werden, und
warnt Lang davor, nicht auf das Angebot einzugehen.
Für Einlassungen dieser Art hat der Brechtfachmann
und Fernsehprofi heute Abend nur noch ein müdes
Lächeln übrig. Seine Forderung waren drei weitere
Jahre. »Ich würde, wenn überhaupt, eher mir selber
als der Sache schaden, wenn ich das Angebot annehmen und noch ein Festival gegen den Willen der
Spitze der Augsburger Kulturpolitik machen würde.« Sein Verhältnis zu Thomas Weitzel gilt
zumindest als verfahren.
Gute Besucherzahlen sprechen für Lang und auch
einige einflussreiche Politiker und ein breites Bündnis
der freien Szenen stehen
hinter ihm. Ihnen war er in
der Vergangenheit ein verlässlicher Partner. Doch Lang
hat auch Gegner mit nicht
öffentlich gemachten
Konzepten und
Systemkritik
Mit dem Thema Exil trifft Brechtfestivalmacher Joachim lang 2015 den
Nerv der zeit. Dennoch sind die Querelen um seine Person mehr Gegenstand der öffentlichen Diskussion als der Inhalt seines Programms.
Von Jürgen Kannler
unterschiedlichsten Motiven. Einige von ihnen versuchten sogar, den harmlosen Bert Brecht Kreis in
einer Art Handstreich zu übernehmen. Doch nicht
einmal dieses Unternehmen gelang ihnen. Der Kreis
wird nach wie vor von Langs Programmpartner, dem
Brechtkenner Michael Friedrichs, geführt. Vieles erinnert im Augenblick an die Zeit, als Albert Ostermaier,
der Vorgänger Langs als Leiter des Festivals, öffentlich
demontiert wurde. Auch sein Vertragsende wurde von
Hinterzimmerdiplomatie und Respektlosigkeiten
begleitet. Die Folgen waren eine politisch herbeigeführte Zäsur in Sachen Brecht und eine Wiederbelebung der Strukturen ohne klare Konzepte und
finanzielle Sicherheiten. Eine Spiegelung der
Geschichte hält Lang durchaus für möglich.
Schon vor Monaten brachte ein Beitrag der a3kulturRedaktion einen möglichen Kompromiss ins Spiel.
Lang verlängert um ein Jahr und bringt seine Reihe
mit dem Thema Brecht in der DDR zum Abschluss.
Die Zeit bis zum Festival 2017 nutzt das Kulturreferat,
um ein tragfähiges, zukunftsweisendes und gesichertes Konzept zum Thema auszuarbeiten. Thomas
Weitzel selber skizzierte mehrfach grob die
Module einer möglichen Neukonzeption.
Sie beinhalten neben dem Festival auch
Themen wie Brechthaus, Literaturpreis
und Theater. Nicht zuletzt die Schließung des Stadttheaters ab Sommer
2016 auf unbestimmte Zeit spielt diesem Lösungsansatz in die Hand.
Auch Joachim Lang ist prinzipiell
bereit, diese Neuausrichtung des
Themas Brecht in Augsburg zu
unterstützen.
Im Augenblick jedoch raten
ihm enge Vertraute fürs Erste
einmal dazu, sein Engagement in Augsburg zu beenden. »Belastung und Aufwand
stehen nicht in dem Verhältnis zum Ergebnis, wie ich
mir das wünsche.« Und
er meint damit nicht
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das Honorar von rund 40.000 Euro, die er sich pro
Festival mit seinem wissenschaftlichen Berater Jan
Knopf teilt. *** 2. dezember 2015, Prof. dr. Jan knopf
legt wert auf folgende Richtigstellung: Die Behauptung, dass sich Joachim Lang das Honorar von rund 40.000
Euro pro Festival mit seinem wissenschaftlichen Berater Jan
Knopf teilt, ist unrichtig. Lang hat zwar einen Vertrag mit der
Stadt Augsburg, nach dem er zur Honorierung des wissenschaftlichen/dramaturgischen Beraters verpflichtet ist. Tatsächlich aber teilt er sein Honorar nicht mit Knopf, sondern
zahlt ihm lediglich ein Honorar/eine Aufwandsentschädigung
in Höhe von 1.500 Euro pro Festival (außer 2013).
Lang gehört zu den erfolgreichsten Fernsehmachern
in Europa und kann auch ohne Zahlungen aus Augsburg gut leben. Für sein Göbbelsprojekt mit einem
Etat von fünf Millionen Euro werden gerade die
Hauptrollen gecastet. Und auch ohne Festival in Augsburg wird er seinem Herzensthema Brecht treu bleiben. Die Verhandlungen mit den Rechteinhabern für
einen für den internationalen Markt angelegten Film
stehen vor dem Abschluss. »Es geht um einen Theatererfolg, der in den späten 20er-Jahren von Berlin aus
um die Welt ging. Da steckt viel Musik drin.« Mehr
möchte Lang vorerst zu dem mit neun Millionen Euro
veranschlagten Projekt nicht sagen.
Bei all den Querelen kommt »Exil«, Langs Thema für
2015, in der öffentlichen Diskussion zu kurz, und das,
obwohl damit der Nerv der Zeit so deutlich getroffen
wird wie niemals zuvor bei einem Brechtfestival. »Die
Gewissheit, dass der Augsburger Bertolt Brecht das
Ende des Kriegs niemals erlebt hätte ohne die Gastfreundschaft der Länder, die im nach 1933 Asyl boten,
sollte die Willkommenskultur nicht nur hier prägen.«
Joachim Lang geht die Geschichte natürlich von
Brechts Werk her an. Er spricht von der Angst als ständigem Begleiter, trotz der geglückten Flucht. Er erzählt
von der Zeit in Finnland, als die Visa zur Weiterreise in
die USA noch nicht gesichert und plötzlich Kriegsschiffe mit gehisster Hakenkreuzfahne von Brechts
Veranda aus zu sehen waren. »Schock und Panik
waren die Folge.« Die Weiterreise nach Russland
erschien ihm als zu risikoreich. Wohl zu Recht, zahlreiche deutschsprachige Künstler fanden im Moskauer
Exil nur den Tod. Darunter Carola Neher, die 1930
Brechts Premiere von »Die heilige Johanna der
Schlachthöfe« in der Titelrolle mit zum Erfolg führte
– das Stück, mit dem sich das Theater Augsburg in
diesem Jahr am Festival beteiligt. Auch in dieser
Zusammenarbeit, lässt Lang erkennen, sieht er Möglichkeiten zur Optimierung.
Das Misstrauen gegen die deutschen Kolonnen um
Walter Ulbricht, die erst in Moskau und dann in Ostberlin in Stalins Sinn das Sagen hatten, da ist sich
Lang sicher, verlor Brecht bis zu seinem Tod nie. Deshalb wohl auch ein österreichischer Pass für ihn und
seine Frau Helene Weigel, die 1950 eilig während der
Salzburger Festspiele besorgt wurden, und einige
Konten bei internationalen Banken. »Dieses stete
Gefühl der Unsicherheit und Heimatlosigkeit, des
Sich-absichern-Müssens nach allen Seiten, das alles
sind Konsequenzen der im Exil gesammelten Erfahrungen, die natürlich auch in vollem Umfang in sein
Werk eingeflossen sind.« Aus diesem Grund hat Lang
die Inszenierung von »Mutter Courage und ihre Kinder« des Berliner Ensembles für zwei Abende ans
Stadttheater nach Augsburg geladen. »Das 1939 im
schwedischen Exil entstandene Stück ist ein weltweit
verstandenes Statement gegen Krieg und eine universelle Verteidigung aller, die aus diesem Unglück kommend versuchen, ihr Glück an einem anderen Ort zu
finden.« Diese gefeierte Inszenierung von Claus Peymann ans Große Haus zu holen, gehört vielleicht zu
den letzten Coups von Joachim Lang für das Brechtfestival in Augsburg.
Das Thema Exil ist nicht nur vom chronologischen
Aufbau seiner Festivalreihe her für Lang in diesem Jahr
logisch. Es liegt ihm am Herzen. Bei unserem Treffen
zitiert es Brecht Gedicht »Über die Bezeichnung Emigranten« von 1937 frei: »Immer fand ich den Namen
falsch, den man uns gab: / Emigranten. / Das heißt
doch Auswanderer. Aber wir / Wanderten doch nicht
aus, nach freiem Entschluss / Wählend ein anderes
Land. Wanderten wir doch auch nicht / Ein in ein
Land, dort zu bleiben, womöglich für immer / Sondern
wir flohen. Vertriebene sind wir, Verbannte. / Und kein
Heim, ein Exil soll das Land sein, das uns da aufnahm.«
Das Gedicht ist auch im Programmheft zum Festival
zu finden. Der Text eröffnet die Seiten des Programmteils »Exil heute«. Neben politischen Diskussionen
bietet dieser vor allem eine Auswahl an Exilautoren,
die während des Festivals ihre Texte in verschiedenen
Asylen der Stadt lesen. Es ist auch dieser Spannungsbogen von Welttheater bis zu den ganz leisen Tönen,
die diese Festivalreihe zu etwas Besonderem macht.
Ob es 2016 einen Anschluss geben wird, werden wir
wohl bald erfahren.