МЕЖДУНАРОДНОЕ СОТРУДНИЧЕСТВО ГУ-ВШЭ

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МЕЖДУНАРОДНОЕ СОТРУДНИЧЕСТВО ГУ-ВШЭ
МЕЖДУНАРОДНОЕ СОТРУДНИЧЕСТВО ГУ-ВШЭ
Академическая мобильность: стажировки и гранты, конкурсы
Wodka ohne Ende? Ein Märchen ...
erschienen im Audi!max 02/03 2002
von Sven Grählert
Melancholie bei der Abreise
Dreizehnuhrfünfundvierzig Moskauer Zeit. Ich sitze im Flugzeug der Mongolischen
Fluggesellschaft. Gäste aus Russland, der Mongolei und Deutschland fallen mir zuerst auf. Es ist
Ende April, in Moskau waren es noch achtzehn Grad Celsius. Für Berlin erwartet man es etwas
kälter. Eigentlich hat mein Mitbewohner Recht: man sollte mit dem Zug nach Hause fahren.
Achtundzwanzig Stunden hätte man Zeit, die Zeit in Moskau abzuschließen und sich langsam
auf Deutschland einzulassen. Etwas mulmig war mir dann doch zu Mute auf dem Weg zum
Flugplatz. Was war im letzten Dreivierteljahr eigentlich passiert?
In großer Erwartung
Den Gedanken, für einen bestimmten Zeitraum in Russland zu leben, hatte ich schon lange. Nun
bot sich endlich die Gelegenheit. Durch Kontakte zu einer der neuen Russischen Hochschulen,
der Higher School of Economics (HSE), bot sich schließlich kurzfristig die Möglichkeit, ein
Semester in Moskau zu studieren. Anfängliche Koordinationsschwierigkeiten aufgrund von
»Sommerschlaffe«, Prüfungen, Aufgabe meines Zimmers in Tübingen, Bewerbung um
Stipendium, Visum usw. ließen wenig Zeitraum zum gedanklichen Einstieg und zur
Vorbereitung auf das Abenteuer Russland. Obwohl ich bereits vor fünf Jahren einen Monat im
Sprachinstitut in Puschkin (bei St. Petersburg) war, hatte ich großen Respekt vor der »Zentrale
Moskau«. Was hört man so in den Medien? Mafia, Kriminalität, Kälte, Hunger, Armut etc.… Ich
war neugierig, ob ich das bestätigt sehen würde. Nach achtundzwanzig Stunden Fahrt mit dem
Zug und Ankunft auf dem weißrussischen Bahnhof folgte die übliche Ausländernepperei: zu viel
Geld für ein Taxi, das fünf Fußminuten in eine zwanzigminütige Reise verwandelt. Das soll
allerdings kein negatives Urteil gegenüber Taxis sein – man muss nur den Preis aushandeln
können. Und das z. B. habe ich in den Folgemonaten gelernt.
Ein Semester Studium und danach
Die ersten Wochen konnte ich glücklicherweise vorläufig bei einem Bekannten unterkommen.
Ich erkundete Moskau zu Fuß und lernte unser freundliches »International Office« an der
Hochschule kennen. Von Anfang September bis Januar folgte dann eine schöne und interessante
studentische Zeit. An der Hochschule gab man sich uns gegenüber sehr flexibel, was für
russische Studenten weniger der Fall ist. Ich konnte Kurse belegen, die mich interessieren und
die ich auch sprachtechnisch meistern konnte. So war ich Student in Seminaren mit fünf bis zehn
russischen Studenten. Der Ausländeranteil war sehr gering. Ich gehörte neben Benjamin
(meinem lieben Roommate aus Leipzig für die ganze Zeit in Moskau) und einem Japaner zu den
einzigen Ausländern. Die Kleingruppenseminare waren ideal: Diskussionen sind für mich besser
verständlich als lange Vorlesungen. Ich hatte besseren Kontakt zu den Lehrern, die auf meine
Sprachprobleme Rücksicht nahmen. Außerdem habe ich wirkliche Freundschaften zu Russen
knüpfen können. Mein Hörverstehen habe ich von anfänglichen niedrigen dreißig auf – für mich
– stolze achtzig Prozent gesteigert.
Neben dem Vollzeitstudium hatte ich ausreichend Zeit, mich aktiv am Aufbau einer
studentischen Regionalgruppe, »dialog+«, zu beteiligen. Diese soll eine Basis der
Zusammenarbeit zwischen unserem Verein dialog e. V. in Tübingen und an deutsch-russischen
Beziehungen Interessierten in Moskau bieten. Mit russischen Studenten haben wir gemeinsam
einen runden Tisch (»Putinomika v Zerkale Pressui«), Führungen in Unternehmen und deutschrussischen Instituten organisiert. Diese Veranstaltungen haben sehr große Resonanz gefunden
und mittlerweile eine gute Chance, zukünftig in Eigeninitiative russischer Studenten
weitergeführt zu werden. Dabei spielt unsere Universität, die uns bei Organisationsfragen immer
unterstützt hat, eine sehr wichtige Rolle. In Zukunft sollen mit den Veranstaltungen Interessierte
auch von anderen Universitäten und aus allen anderen Bereichen zur Mitarbeit und Teilnahme
angeregt werden.
Mitten im Berufsleben
Nach erfolgreichen Prüfungen im Januar entschied ich mich nach intensivem Genießen des
Studentenlebens, durch ein AIESEC-Praktikum (Praktika sind eher unbekannt und schwer zu
finden) einen Einblick in reales Arbeitsleben zu bekommen. Für die letzten drei Monate war ich
bei einem internationalen Unternehmen tätig. Ich habe mich gefühlt wie in einem westlichen
Unternehmen mit viel Spielraum für Eigeninitiative. Interessant für mich war – neben meiner
eigentlichen Tätigkeit als »Process Mapper«- zu erfahren, wie sich ein ausländisches
Unternehmen – bestehend aus fünfundneunzig Prozent russischer Kollegen – auf dem
turbulenten russischen Markt mit bestimmter Bürokratie und Regeln behauptet. Interessanter und
ungewohnter, aber wohl schlechter bezahlt, wäre eine Tätigkeit bei einer hundert Prozent
russischen Firma gewesen.
Ein Resümee
Die billige Wohnung nahe der Ringlinie (zehn Gehminuten zum Roten Platz) erleichterte die
Möglichkeit, das kulturelle Leben mit Konzerten (klassisch bis Russischer Rock), Ausstellungen,
Fußballspielen, Vorträgen, langem Nachtleben und »Vecherinkas« ausgiebig zu genießen. Wir
haben wirklichen und nahen Kontakt zu Russen finden können. Das Einlassen auf die in vielen
Bereichen völlig andere russische Mentalität und Menschen hat mir geholfen, mir zumindest von
Moskau ein eigenes Bild machen zu können. Es gab weniger Wodka als erwartet, dafür mehr
Bier als erträumt, der Winter war weniger streng, aber langwieriger grau, die Transportmittel
verlässlicher und die Straßen verstopft und mit schlechter Luft, die Straßenatmosphäre meist
unfreundlich und hektisch, die russische Gastfreundlichkeit groß, der Anteil an armer
Bevölkerung ist groß, ebenso wie der Anteil an Wohlhabenderen. All dies und das sehr reiche
und erstklassige kulturelle Angebot ließen mir Moskau wie eine »Stadt der unbegrenzten
Möglichkeiten« erscheinen. Allerdings ist mein derzeitiges Bild natürlich von einer zehn
Millionen Einwohner zählenden Stadt geprägt, deren Lebensstandard höher als in Petersburg und
nochmals um ein Vielfaches höher als der des restlichen Russlands ist. Dies konnte ich
zumindest in einigen wenigen Kurzreisen hautnah erleben.
Wie auch immer, die Zeit in dieser faszinierenden Stadt wird für mich prägend bleiben und
meine Zukunft entscheidend mitbestimmen. Dieser kurze Bericht, geschrieben in zwei
Flugstunden auf meinem Weg nach Berlin, ist gewidmet unserem Tübinger Bekannten und
Freund, der diesen Aufenthalt initiierte, unseren Begleitern an der Hochschule in Moskau, die
uns bei allen Fragen und Problemen weitergeholfen haben, unseren Freunden und Tanja, die uns
Moskau in allen Formen näher gebracht haben. Nicht zuletzt möchte ich mich bei unserem
Stipendiengeber ganz herzlich bedanken, der uns finanziell diesen Aufenthalt ermöglicht hat.
Dreizehnuhrfünfundvierzig Berliner Zeit. Unser Flugzeug wartet auf die Landegenehmigung in
Berlin.
Moskau-Info:
Größe:
47 000 qkm
Einwohner:
ca. 10 000 000
Visum & Übernachten:
Visum spätestens einen Monat beantragen. Nicht vergessen: Registrierung innerhalb von 3
Tagen nach Ankunft (sonst evtl. Stress und Strafe ca. 25 Euro). Wo registrieren? – beim OVIR
(nur wenn man offiziell für längere Zeit bleiben wird). Registrieren (auch inoffiziell) kann man
sich außerdem bei verschiedenen Hotels (z. B. Gostinitsa Ukraina). Touri-Reisende: Durch die
Buchung der Übernachtung ist die Registrierung geregelt.
www.russische-botschaft.de.
Finanzen:
Am besten Dollar oder Euro mitnehmen, Umtausch in kleinen Wechselstuben. In der Bank
dauert’s zu lange. Oder man geht zum EC-Automat.
Essen & Trinken:
Essen auch mit kleinem Budget möglich, Vegetarier müssen etwas kämpfen, aber es ist auch
möglich. Überall kann man blinchiki (Eierkuchen), sloiki/piroshki (Blätterteig herzhaft mit
Wurst, Käse, Pilzen, Weißkraut,... oder süß mit Marmelade,...) finden. Wer McDonalds vermisst,
auch den gibt es. Weitere gute preiswerte Restaurants sind u. a. Elki Palki und das Russki Bistro.
Fürs Kochen zu Hause: Die Lebensmittelpreise sind im Schnitt etwas höher als in Deutschland.
Wasser nicht aus dem Wasserhahn, sondern im Laden kaufen.
www.e-da.ru und www.medu.ru.
Nightlife:
Alles ist möglich. Aktuelle Infos findet man in im Folgenden genannten Zeitschriften oder im
Internet. Achtung: Metro fährt nur bis 1 Uhr nachts. Danach kann man aber immer ruhig mit
Schwarztaxen nach Hause fahren. Weiblich besser nicht alleine. www.afisha.ru,
www.moscowout.ru,
www.weekend.ru,
www.dosug.ru, www.ogi.ru.
Sonstige Infos:
Als Tourist bezahlt man in Museen westliche
Preise. Die vielen Theater sind klasse, sehr gut besucht und sehr preisgünstig. Das Filmangebot
in Kinos ist wie im Westen – auch die Preise. Außer man geht mal ins Musei kino (Metro
Barrikadnaya)… Telefonkarten für öffentliche Telefone bekommt man günstig am
Fahrkartenschalter in der Metrostation. Prepaid-Cards fürs Internet (zu günstigen westlichen
Provider-Preisen) gibt es in Computer- oder Mobile Phone-Geschäften. Einfach über Modem
und Telefonanschluss einwählen. Aber es gibt auch Internet-Cafe’s: ulitsa Kuznetski Most, 20;
Zentralnui Telegraf (Metro Tverskaya); Einkaufszentrum bei Metro Okhotnui Ryad;
www.online.ru.
Weitere Informationen –besonders für Ausländer – findet man u. a. in verschiedenen
englischsprachigen Zeitschriften, die man in
Hotels kostenlos bekommt.
www.expat.ru und
www.moscowtimes.ru.