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Zeitung
Ausgabe 03/2013
Star-Produzent
Leute
Er hat mit den Großen
zusammengearbeitet:
Michael Jackson oder
Frank Sinatra. SoundEntwickler Quincy
Jones über Musik
und das Leben
Lichtblick aktiv
Seite 20
Flutopferhilfe
Wie der Verein Lichtblick Seniorenhilfe
nach dem Hochwasser
in Passau betroffene
alte Menschen per
Soforthilfe finanziell
unterstützt hat
Schwerpunkt
Wohnen 2035
Was passiert, wenn
die Babyboomer
ins Rentenalter
eintreten, wie
werden sie wohnen?
Antworten auf:
Seite 8
Geben macht glücklich
Liebe kurbelt auch die Selbstheilungsprozesse im Körper an. Das bestätigen die Studien von US-Herzspezialist Dean Ornish, wonach sich der
Zustand schwer kranker Patienten
dank echter Liebe deutlich verbesserte. Eine langjährige glückliche Beziehung, dies fand eine Forschergruppe
in Versuchen mit 90 Ehepaaren heraus, wirkt sich positiv auf den Hormonspiegel und sogar auf die Wundheilung aus.
Ähnlich sieht es bei den Tieren aus.
Auch deren Körper reagiert positiv
Ein Münchner Hautarzt
heilt die Wunden und
Male von Patienten,
die durch Krebsoperationen entstanden
sind, erst dann fühlen
sie sich gut
Seite 6
• Foto: © Kzenon / fotolia
nun eine ehrenamtliche Tätigkeit ist
oder eine persönliche Passion, die das
Selbstwertgefühl und damit die Liebe
zu sich selbst stärkt. Denn genau daraus speist sich eine unerschöpfliche
Quelle des Wohlbefindens und der
Liebe zu unseren Mitmenschen. Die
Empfehlung der Forscher klingt simpel, ist aber gar nicht so einfach in
die Praxis umzusetzen. Liebesmuffel
findet man zuhauf. Gerade im heutigen IT-Zeitalter, in dem man lieber via
Internet in Kontaktbörsen chattet als
beim Kaffee zusammen zu plauschen
oder zärtlich zueinander zu sein.
Bestes Schönheitsmittel:
Leidenschaft
Ein Hoch auf die Liebe: sie lässt uns strahlen, beflügelt und wirkt sich positiv auf unseren gesamten Organismus aus
Jeder von uns kennt sie, die berühmten Schmetterlinge, die bei akuter Verliebtheit
im Bauch umherflattern. Oder das warme Gefühl ums Herz, wenn man den langjährigen Partner
an seiner Seite betrachtet. Liebe – ob Nächstenliebe, Tierliebe oder Liebe für eine Sache,
der man sich verschrieben hat – all das ist nicht nur Balsam für die Seele, sondern auch ein
Jungbrunnen für unseren Körper
auf emotionale Zuwendung. So litten
etwa Kaninchen, die täglich 30 Minuten gestreichelt und mit Aufmerksamkeit bedacht wurden, zu 60 Prozent
seltener an Arterienverkalkung als
die Tiere, die ignoriert wurden.
Liebe, ein Heiltonikum. Das gilt
übrigens auch für jene Menschen, die
Liebe schenken. Der Gebende profitiert ebenso vom Rausch der Sinne
wie der Nehmer. So sieht es auch der
Buchautor und „Spiegel“-Journalist
Joachim Mohr in seinem Essay zum
Das wohl älteste Liebessymbol des Christentums ist der Apfel aus
dem Garten Eden: Er steht für den Sündenfall und für die pure Verführung.
Granatapfel: Bereits im alten Griechenland war
er wegen seiner vielen Kerne Symbol für Fruchtbarkeit; auch in China schreibt man dem Granatapfel diese Bedeutung zu.
Sie hat vor allem in
Asien große Symbolkraft: Man spricht
ihr Herzensreinheit, Schöpfungskraft
und Treue zu. In China gilt die rote Lotosblüte als
Sinnbild für die Vagina.
Thema „Wie findet der Mensch sein
Glück?“. Im Kern geht es Mohr um
das „Das Dreieck des Wohlbefindens“.
Neben materieller Sicherheit und
menschlichen Bindungen zu einem
langjährigen Partner, einer liebevollen Familie und guten Freunden zählt
auch der Einsatz für andere. Es sind
jene einfachen Gesten der Nächstenliebe, die wohl zufrieden und glücklich machen. Tue Gutes, und du wirst
dich wohler fühlen, lautet der Tenor
des Hamburger Autors.
Eine Gruppe von Soziologen und
Glücksforschern der Jacobs University Bremen hat Folgendes herausgefunden: „Wer sich etwa in der
Nachbarschaft oder in Vereinen engagiert, ist im Durchschnitt zufriedener
als ein stiller Stubenhocker.“ Andere
Studien kommen etwa zu dem Schluss:
„Wer regelmäßig Geld spendet, fühlt
sich gut.“ Jeder Mensch sollte etwas
tun, das seine Liebe zu den Mitmenschen oder seine Leidenschaft für ein
bestimmtes Projekt ausdrückt – ob es
LiebesSymbole
Apfel:
Lotosblume:
Seelenheiler
Seite 2
W
as ist nur los? Der sonst
so mürrische Chef kommt
morgens fröhlich summend ins Büro und sieht über kleine
Fehler mit einem milden Lächeln hinweg. Die graue Maus am Bankschalter trägt plötzlich eine kecke Frisur
und bunte Blusen. Die Kollegin kritzelt in vermeintlich unbeobachteten
Momenten kleine Herzen auf ihren
Notizblock. Sie alle hat er getroffen:
Amors Pfeil, der kleine Liebesblitz mit
großer Wirkung.
Dass Liebe der Seele gut tut, ist
sonnenklar, doch auch ihre gesundheitsfördernden Effekte sind für
Forschung und Medizin längst kein
Geheimnis mehr. So produziert der
Körper von Verliebten etwa deutlich
mehr Adrenalin und Dopamin, was
zu positiver, innerer Erregung und
Euphorie führt. Wir sind hochaktiviert und strotzen vor Energie. Auch
das Empfinden für Hunger, Durst und
Schmerzen ist bei Verliebten deutlich
abgesenkt. Menschen, die lieben, umgibt zudem eine ganz besondere Aura.
Sie strahlen nicht nur übers ganze Gesicht, sondern sie strahlen auch von
innen heraus. Das liegt unter anderem an der vermehrten Ausschüttung
des Glückshormons Endorphin. Der
Stoff löst ein tiefes Wohlbefinden aus.
Er wirkt sich positiv auf den gesamten
Organismus aus. Menschen, die über
lange Zeit in einer glücklichen Partnerschaft leben, sehen oft mehr als
zehn Jahre jünger aus, als sie eigentlich sind.
Modernes
Leben
Gesundheit
Schon im Altertum spielten Zeichen für Liebe, Lust und Fruchtbarkeit eine große Rolle.
Hier einige Symbole und ihre Bedeutung in den verschiedenen Kulturkreisen
Weiße Lilie:
Sie steht im Christentum für die
Reinheit Marias und für Fruchtbarkeit.
Rote Rose: Im Mittelalter und auch
bereits in der Antike war die rote
Rose Symbol für Verschwiegenheit
und Geheimnisse. Da man einst die weiblichen
Geschlechtsmerkmale nicht benennen durfte,
wurden sie als Rosenknospen oder Rosenlippen
bezeichnet.
Tauben: Zwei schnäbelnde Täubchen
gelten als Symbol für Liebende, daher
auch der Ausdruck „Turteltauben“.
Drache: In China gilt der Drache als
Zeichen der Liebe und Fruchtbarkeit.
Herz: Das Herz ist DAS Symbol für die
Liebe schlechthin, wobei die Darstellung nicht auf
das Organ, sondern auf eine stilistische Wieder-
Dabei tut ein aktives, leidenschaftliches Liebesleben unserem Körper
und unserem Aussehen gut. US-Wissenschaftler haben herausgefunden,
dass aktiver Sex Erkältungskrankheiten vorbeugt, die Durchblutung und
die Hautregeneration durch die Stimulation von Neurotransmittern anregt und obendrein noch die schlanke
Linie fördert. So verbraucht man bei
einem 30minütigen Liebesspiel etwa
350 Kalorien, die man dann gerne bei
einem gemeinsamen Dinner wieder
zu sich nehmen kann.
Doch aufgepasst: Während sich
Menschen, die in einer stabilen Beziehung leben, besonders als Köche eignen, weil sie laut einer Studie des ttz
Bremerhaven, süß, sauer, bitter und
salzig hervorragend auseinanderhalten können, mögen‘s frisch Verliebte
eher salzig. Daher der sprichwörtliche „verliebte Koch“, der dazu neigt,
seine Gerichte zu versalzen. Aber
sei’s drum, denn der oder die Bekochte sieht den Liebsten und seine Taten
ohnehin durch die rosarote Brille.
Fazit: Gerade im Herbst, wenn es
kühler wird und die erste Erkältungswelle das Land erfasst, lautet also
die beste Vorsorgemaßnahme: Sich
frisch verlieben, Zuneigung schenken und Liebe zulassen – dann haben
Schnupfennase und grauer Herbstalltag keine Chance.
Susanne Wess
gabe des Feigenblatts, später auch des
Efeublatts zurückgeht. In der Minneliteratur des Mittelalters stand das rote
Efeublatt für ewige Liebe und Treue.
Ringe: Seit jeher symbolisierten Ringe die niemals endende Verbindung zwischen Mann und
Frau. Bereits im alten Rom und in Ägypten trug man
Eheringe, und zwar am vierten Finger
der linken Hand, da man ihm direkte
Verbindung zum Herzen zusprach.
Diamanten: Aufgrund ihrer Eigenschaft der
Unzerstörbarkeit gelten Diamanten als Symbol für
immerwährende Liebe.
2 | Schwerpunkt
Her mit den kleinen
Wohnungen
E dito r i a l
Liebe Leserinnen
und Leser,
was löst der Anblick einer schönen Sonnenblume bei Ihnen aus?
Das kräftige Gelb, das satte Grün?
Der Farbmix ist unwiderstehlich,
nicht wahr? Ein Hingucker, eine
Augenweide, schlichtweg eine
Freude. Farben sind mächtig,
sie wirken auf Körper und Seele,
können heilen, bei Therapien
helfen und uns sogar kreativ
beeinflussen. Wie etwa tiefes
Blau: es versetzt uns in träumerische Stimmung. Das macht sich
die Werbung gern zunutze, um
Produkte in positives Licht zu
rücken. Stellen Sie sich doch genau jetzt einmal einen strahlend
blauen Himmel über türkisblauem Meer vor. Sind nicht die traurigen Gedanken von gerade eben
jetzt schon ein bisschen heller?
Rot, eine Signalfarbe, steht für
Vitalität und Dynamik und kann,
in der Kleidung strategisch eingesetzt, so manchen Vorsprung
möglich machen. Testen Sie die
Wirkung bei Ihrem nächsten
Rendezvous! Rosa sorgt für
guten Schlaf. Gelb unterstützt
jede Form geistiger Aktivität.
Grün beruhigt, fördert die
Konzentration und ist eindeutig
mein persönlicher Farbfavorit.
Jeder hat eine andere Lieblingsfarbe. Wieso? Weil Sie und ich
intuitiv spüren, welche Farbe die
schönsten Gefühle in uns weckt.
Seien Sie Ihr eigener Farbtherapeut. Umgeben Sie sich bewusst
mit Ihrer Farbe – mit blauer Tischwäsche, grünen Handtüchern
im Bad, rosa Bettwäsche oder
mal einem gelben Mantel oder
Schal. Das macht die Welt für
alle bunter und fröhlicher.
Für die Rentnerinnen und
Rentner, die im Juni Opfer der
schlimmen Flutkatastrophe
wurden, brauchte es indes mehr
als einen farbigen Blumengruß,
um ihre Welt wieder ein bisschen heiler zu machen.
Lesen Sie, wie Lichtblick Seniorenhilfe spontan zur Stelle war
und half. Und lesen Sie, woher
die Wissenschaft weiß, was uns
Bürgern hier und heute wirklich
wichtig ist.
•3/2013
Die klassische Wohnkarriere sah bisher so aus:
1. Auszug aus dem elterlichen Haushalt in eine kleine, preiswerte Wohnung.
2. mehrere Umzüge zwischen dem
20. und 30. Lebensjahr, wobei die
Größe der Wohnung mit dem Einkommen wächst.
3. Bis zum 45. Lebensjahr haben die
meisten die zu ihrer Lebensform passende Wohnung gefunden.
Eine neue Studie weist nach: Im Alter werden wir
keine passende Bleibe mehr haben. Damit niemand
sagen kann, er hätte es nicht gewusst, präsentieren
wir die Ergebnisse im Detail
W
ie werden wir im Jahr 2035
leben, wenn die BabyboomerGeneration im Rentenalter ist? Nicht
gut – jedenfalls, wenn die Situation auf
dem Wohnungsmarkt so bleibt, wie
sie ist. Darauf weist die kürzlich erschienene Untersuchung des Eduard Pestel
Instituts hin. Diese widmete sich dem
Thema „Wohnen der Altersgruppe 65
plus“. Hier die beängstigenden Erkenntnisse im Detail:
n Derzeit leben Menschen, die 65
Jahre und älter sind, überwiegend in
Eigentumswohnungen und verfügen
mit 60 Quadratmeter pro Bewohner
über eine hohe Wohnfläche. Deren
Häuser sind zumeist 20 Jahre und älter, nur fünf Prozent sind barrierearm
ausgestattet. Es fehlen also Zugänge
ohne Treppen, die Bäder sind nicht
altersgerecht konstruiert. Und zur
B
Pflege von Kranken sind die Wohnungen völlig ungeeignet.
n Viele Senioren haben zu geringe
Einkünfte, um ihre Wohnung altersgerecht umzubauen oder Häuser
energetisch zu sanieren. Die stark
steigenden Heiz- und Stromkosten
machen das Wohnen in unsanierten
Gebäuden teuer.
n Die Altersgruppe 65 plus wächst
enorm und erreicht 2035 mit 23 bis
24 Millionen Personen einen Höchststand. 30 Prozent der Bevölkerung
werden dann älter als 65 Jahre sein.
n Die Altersarmut nimmt zu. Sogar
das Bundesarbeitsministerium geht
davon aus, dass 36 Prozent aller derzeit Vollzeitbeschäftigten (acht Millionen Personen) nur noch eine Rente in
Höhe der Grundsicherung beziehen
werden. Ganz zu schweigen von den
Teilzeitbeschäftigten.
esichtigungen sind noch lange nicht möglich.
Aber wenigstens ist inzwischen der Grundstein
gelegt. Das hat auch schon lange genug gedauert.
Sieben Jahre rangen die Initiatoren um ein Projekt,
in dem Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen
wohnen können. Nun endlich geht es los. In zweieinhalb Jahren soll das Mehrgenerationenhaus
„Forum am Luitpold“ fertig sein. Bauherr ist die
Pfennigparade, Münchens renommiertes Rehabilitationszentrum. „Ein Leuchtturmprojekt“, lobte
Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer beim
feierlichen Spatenstich.
Wie für Leuchttürme typisch, steht dieses Projekt
sehr einsam in der Münchner Landschaft. Beim Wohnen wird im „Millionendorf“ wenig experimentiert.
Dabei täten solche Versuche bitter Not, wie die kürzlich veröffentlichte Studie „Wohnen der Altersgruppe
65 plus“ belegt (siehe oben). Im Jahr 2030 – weiter
reichen die Vorausberechnungen der Landeshauptstadt nicht – werden gut 18 Prozent der Münchner
4. Dort bleiben sie bis zum Tod.
Dies wird sich ändern. Die Einkünfte
im Alter sinken, zugleich aber steigen
die Mieten und auch die Energiekosten stark. Ältere Menschen werden zukünftig häufiger in kleinere,
günstigere Wohnungen umziehen
müssen.
Das »Forum am Luitpold« – hier ein
Modell des dort im Bau befindlichen
Mehrgenerationenhauses • Foto: © Bauer
Kurz Stockburger & Partner
n Die Zahl der Pflegebedürftigen
steigt. Von derzeit 2,3 Millionen auf
4 Millionen. Bei rund 50 Prozent werden staatliche Stellen die Pflegekosten
voll oder anteilig übernehmen müssen.
Die Pflegeversicherung gibt zurzeit
jährlich 22 Milliarden Euro aus, 2035
werden es 33 Milliarden Euro sein. Die
Hilfe zur Pflege schießt hoch von 3,6
Milliarden auf 18 Milliarden Euro.
n Heute wird fast die Hälfte der Pflegebedürftigen von ihren Angehörigen betreut. Diese Quote ist kaum zu
halten, da immer mehr Frauen arbeiten, viele Senioren kinderlos sind und
die Generationen häufig nicht mehr in
einem Ort wohnen.
Das neue Miteinander
In München entsteht ein Haus, in dem
innovative Wohnformen gelebt werden
sollen. Alle Bewohner brauchen Hilfe –
die einen mehr, die anderen weniger
älter als 65 Jahre sein. Das ist deutlich weniger als
der Bundesdurchschnitt (30 Prozent), entspannt die
Situation aber nicht. In München sind nämlich Mieten
und Pflege überdurchschnittlich teuer.
Ideen sind also gefragt. Daher lohnt sich ein genauerer Blick auf das „Forum am Luitpold“ in der
Nähe des Scheidplatzes. Es gibt in dem Komplex das
übliche Café und auch eine Kindertagesstätte. Interessant ist aber das Wohnkonzept, das unterschiedlich stark eingeschränkte Menschen unter einem
Dach vereinen will. Es bietet Platz für 40 körperlich
So weit der ernüchternde Befund der
Wissenschaft. Die Forderungen, die
sich aus den Fakten ergeben, liegen
auf der Hand. Sie lauten:
n Förderung von Umbau und Sanierungen. Rund 16.000 Euro kostet
der Umbau zu einer barrierearmen
Wohnung, in der auch Pflegebedürftige bleiben können. Es müssen mehr
kleine, barrierearme, energieeffiziente
Wohnungen angeboten werden.
n Über Pilotprojekte sollte so schnell
wie möglich herausgefunden werden, wer sich in welchen Wohnformen wohlfühlt.
Das Fazit der Wissenschaftler ist klar:
Wenn nichts geschieht, zahlen alle
drauf. Bleibt Wohnen nicht bezahlbar, wird es auch für den Staat teuer.
Schließlich trägt die Gesellschaft die
Mieten und Nebenkosten von Rentnern, die von der Grundsicherung
leben müssen. n
Susanne Wittlich
behinderte Menschen, die stationär gepflegt werden
müssen. Sie leben in Wohngruppen mit jeweils zehn
Personen. Auch ein kleiner Hospizbereich ist vorgesehen, wo Sterbende begleitet werden.
Ein Treppenhaus entfernt liegen die Wohngemeinschaften mit ambulanter Versorgung. Jeweils vier Mieter bilden eine Hausgemeinschaft mit gemeinsamem
Wohnzimmer, einer großen Küche und ambulanter
Versorgung. Jeder Bewohner hat aber ein kleines
Appartement mit eigener Mini-Küche und Bad.
Zwei Seitengebäude, durch Laubengänge mit dem
Haupthaus verbunden, beherbergen 36 Eineinhalbbis Dreizimmerwohnungen für Körperbehinderte und
deren Angehörige. Insgesamt sollen rund 100 Personen im „Forum am Luitpold“ einziehen.
Der Bau hat erst begonnen, doch bereits jetzt gibt es
eine Warteliste. Auch wenn München näher an den
Bergen und nicht am Meer liegt, braucht die Stadt
offensichtlich solche Leuchttürme. n
Susanne Wittlich
Impressum
Die nächste
Lichtblick-Zeitung
erscheint am 1. Dezember 2013
Noch ein Highlight in dieser
Ausgabe: das Interview mit
Quincy Jones, einem der einflussreichsten Musiker des
Jahrhunderts. Er ist Produzent,
Komponist, Jazzmusiker und
auf meiner Beliebtheitsskala
eindeutig – grün.
Herausgeber:
Projekt Lichtblick GmbH
Balanstr. 45, D-81669 München
Telefon: 089 / 67 97 10 10
Telefax: 089 / 67 97 10 129
Gute Lektüre wünscht
Lydia Staltner
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Herbert Barnehl, Monika A. Gimpel,
Bea Hufelschulte, Uli Martin, Marika
Schärtl, Axel Spilcker, Rudolf Stürzer,
Simone Ullmann, Dorothea Wiepcke,
Susanne Wess, Thomas Winzker,
Susanne Wittlich, Eckart Witzigmann,
Gisela Wunderskirchner, Sandra Zistl
E-Mail: [email protected]
V.i.S.d.P.: Lydia Staltner
Chefredaktion: Axel Spilcker
Grafik-Design: Heide Blut
ICH-Momente |
•3/2013
3
Auf Nachtstreife mit der ZEG
München gilt als sicherste Stadt
Deutschlands. Lichtblick-Mitarbeiter
Herbert Barnehl wollte wissen, wie
die Polizei den Schutz der Bürger
speziell in der Nacht sicherstellt.
Er erlebte bis in den frühen Morgen
hinein eine spannende Schicht
M
eine Zivile Einsatzgruppe (Polizeikürzel
ZEG) wird durch Schichtleiter Polizeihauptkommissar Gerd Mauberger (53) (alle Namen geändert) geführt. Sein Partner ist Polizeiobermeister Dennis Winter (28). Bevor wir in
einem unauffälligen dunklen BMW das Revier
der Polizeistation 13 (Schwabing) erkunden, erklärt Gerd (wir nennen uns beim Vornamen) die
Aufgaben der ZEG. Im Vordergrund steht die
Kriminalitätsbekämpfung. Jede Polizeiinspektion
verfügt über vier Teams mit je zwei Beamten. Es
sind Kollegen aus dem normalen Polizeidienst.
Hier kommt die besondere Komponente der absoluten Ortskenntnis zum Tragen. Es werden
auch nur ZEG-Anwärter genommen, die teamfähig sind. „Ich brauche, wenn ich im Einsatz
die Lage erkunde, volle Rückendeckung“, so be-
Dumm gelaufen: eigentlich wollte Polizeiobermeister Winter an der Tankstelle Getränke kaufen,
erwischte dabei zwei Jugendliche beim Diebstahl. Das Bild dokumentiert die Personalüberprüfung vor Ort
• Foto: H. Barnehl
schreibt es Dennis. Und was macht den Reiz dieses Jobs aus? Die Antwort kommt schnell: „Es ist
spannend, undercover zu sein.“ Ich frage mich,
ob ich bei diesen Dienstzeiten so etwas machen
würde: Drei Nachtschichten und eine Tageseinheit, dann vier Tage frei.
Endlich sitzen wir im Einsatzfahrzeug. Es ist
23 Uhr, die Tour beginnt an der Münchner Freiheit. Für einen Samstagabend ist es noch ziemlich
ruhig. Die Leute stehen vor den Lokalen wie
„Hopfendolde“, „Filou“ oder „Schwabinger 7“.
Die zivilen Einsatzgruppen haben intensiven
Beeindruckt und erschöpft beendet der Autor die
Nachtschicht um vier Uhr • Foto: H. Barnehl
Kontakt zu den Anwohnern und kennen das Bewegungsprofil von Straftätern. Besonders Gerd
hat mit seiner dreißigjährigen Dienstzeit und
18 Jahren Revier Schwabing den richtigen Riecher. „Riecher“ ist jetzt das richtige Stichwort.
Es geht in die Ainmillerstraße mit den Problemdiscos „Crash“ und „DeNiro“. Hier werden
mir die dunklen Ecken gezeigt, wo ungestört gedealt wird. Bei dieser Runde ist es noch zu früh,
um etwas Verdächtiges zu erkennen. Da kommt
auch schon aus dem Funk: Ruhestörung neben
der „Seerose“, Gunezrainerstraße. ZEG 13 übernimmt und wir treffen auf vier Jugendliche, die
nicht laut sind, sich aber verdächtig entfernen.
Es stellt sich heraus, dass die Jungs sauber sind.
Wenig später der nächste Einsatz in der
Hohenzollernstraße. Seit Stunden bellt in der
zweiten Etage ein Hund bei greller Wohnungsbeleuchtung. Ein Gewaltdelikt? Per Drehleiter
lässt sich der Polizeihundeführer in die Wohnung heben und gibt schnell Entwarnung. Das
Herrchen war aushäusig und der Hund musste
einfach nur mal „biesln“.
Es ist weit nach Mitternacht und die Einsätze über die Leitstelle häufen sich. Überwiegend
Ruhestörungen und Prügeleien. Für uns wird
es auf einmal ernst. Die Einsatzmeldung lautet: Zweite Brücke BMW-Welt Petuelring, Mann
hangelt sich an Geländer entlang. Suizidabsicht
oder Fehlalarm nicht klar. Dennis, diese Nacht
der Fahrer, legt auf der Leopoldstraße los. Mit
Sonderrechten rasen wir zum Petueltunnel,
durchfahren ihn mit erhöhter Geschwindigkeit
zum Ziel mit der Feststellung, keine verdächtige Person vorzufinden. Fast drei Uhr. Es geht
zurück über die Schleißheimer Straße. Vor uns
radelt ein junges Mädchen, und wie es kommen
muss, die Kreuzung wird bei Rot überquert.
Nach der zweiten Ampel muss die berüchtigte
Kelle raus.
Ich erlebe ein verschüchtertes Mädchen,
das nun vom „väterlichen“ Polizisten Gerd über
deren Ordnungswidrigkeit aufgeklärt wird.
Dann die Durchsage: Schießerei im Luitpoldpark. Das Mädchen hat Glück gehabt. Minuten
später sind wir im dunklen Park, mit uns zehn
VW-Busse, die das Gelände weiträumig absuchen. Auch hier lässt die Spannung erst langsam nach, als sich herausstellt, dass es sich
vermutlich um Knallkörper von feiernden
Gossips und Gruftis handelte. Endlich haben
auch wir Schichtende. Zu Hause angekommen
weiß ich, dass mich die ZEG in Zukunft sicher
schlafen lässt. n
Herbert Barnehl
Zurück zu alten Tugenden
Neuen Studien zufolge klafft eine große Lücke
zwischen den Vorstellungen der Bürger und ihrer
Politiker. Während der deutsche Michel vor allem
Zuverlässigkeit, Fleiß, Respekt und Ehrlichkeit
präferiert, geht es den Volksvertretern eher um
Toleranz und Freiheit
W
ussten Sie schon , dass die Deutschen lieber zum Bildungsadel gehören würden als zur Geldelite? Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt die Berliner Strategy
Agentur Different in einer repräsentativen Onlinebefragung
und mittels 40 Interviews mit Unternehmensvorständen und
Wissenschaftlern. Zwei Drittel der Bürger bewundern demnach Menschen, die nicht dem schnöden Mammon nachjagen, sondern ihrem Leben einen tieferen Sinn verleihen wollen. Eine überraschende Erkenntnis: statt nach einem dicken
Bankkonto sehnt sich der moderne Deutsche nach geistigem
Tiefgang, nach Moral, nach Empathie, nach Zufriedenheit.
Auf Platz 1 der Beliebtheitsskala rangiert laut DifferentAnalyse der Wunsch, mehr Zeit für sich selbst zu haben. Dicht
gefolgt vom Verlangen nach einer Familie mit Kindern, einem
unbefristeten Arbeitsvertrag, sich ehrenamtlich zu engagieren, körperlich fit zu sein, stets über die Weltpolitik informiert
zu sein und wirklich gut kochen zu können. Unter den Top-10
der Different-Wunschliste lässt sich lediglich die Nummer vier
mit Geld erwerben: Das eigene Haus oder die Eigentumswohnung. Das Eigenheim steht bei 80 Prozent aller Befragten weit
oben. Unter jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren liegt
der Anteil sogar etwas höher – bei 84 Prozent.
Trotz allem Hype um soziale Netzwerke zeigt die DifferentStudie, dass nur 16 Prozent der Befragten ein vielfältiges Kontaktnetz auf Facebook anstreben. 60 Prozent wünschen sich
hingegen im realen Leben einen großen Freundeskreis. Gerade junge Leute stehen der Untersuchung zufolge auf konservative Werte. Immerhin träumen 59 Prozent von einem gepflegten Garten. ’’In vielen Bereichen ist eine Übersättigung
eingetreten’’, sagt der Autor der Studie, Dirk Jehmlich, Director Trends&Innovation bei Different.
Die Deutschen besinnen sich wieder auf alte Tugenden. Zu
diesem Ergebnis kommt zumindest die YouGov-Wertestudie
2013. Neben einer Bevölkerungsumfrage haben die Demos-
Spitzenreiter: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht ganz
oben auf der Beliebtheitsskala. Ihr Auftreten wirkt in den Augen
vieler Bürger authentisch und ehrlich • Foto: flickr / S. Zeimke
kopen auch Volksvertreter in Kommunen, Landes- und Bundestag interviewt und die Ergebnisse miteinander verglichen.
Das Resultat ist frappierend: Die Kluft zwischen dem Volk und
seinen Vertretern ist erschreckend. Die Diskrepanz in den
Wertvorstellungen zwischen Bürgern und ihren Abgeordneten
fällt je nach Partei unterschiedlich groß aus. Laut YouGov steht
bei den Bürgern Respekt mit 44 Prozent an erster Stelle. Dicht
gefolgt von Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Familie, Zuverlässigkeit
und Toleranz. Bei den Mandatsträgern geben dagegen die Gemeinschaftswerte wie Gerechtigkeit (63 Prozent), Toleranz (55
Prozent) und Freiheit (53 Prozent) den Ausschlag. Das Wertebild ihrer Wähler folgt mit deutlichem Abstand.
Insgesamt erscheint der Tugendkanon bei den Bürgern homogener. Die Deutschen schätzen etwa auch Höflichkeit, Loyalität, Pünktlichkeit und Fleiß höher ein als ihre Parlamentarier. Diese Diskrepanz führt YouGov auf die unterschiedliche
Lebenswirklichkeit beider Gruppen zurück. Fazit: Um ihrem
Wähler näherzukommen, müssen Politiker dem Volk wieder
mehr aufs Maul schauen, und dessen Vortellungen sowie Wünsche ernst nehmen, dann klappt‘s auch, das wachsende Heer
politikverdrossener Nichtwähler zu verkleinern. n
Axel Spilcker
4 | Soziales
•3/2013
„Mehr für Senioren tun“
Er befindet sich im Dauerwahlkampfmodus: Der Münchner
CSU-Spitzenpolitiker und OBKandidat Josef Schmid über
seine Chancen und Pläne, die
Wohnungsnot und die Altersarmut zu bekämpfen
n Lichtblick: Herr Schmid, in den
letzten Jahren schwächelte die
Münchner CSU bei den Urnengängen. Nun stehen Wahlen im Bund und
in Bayern an, im nächsten Jahr treten
Sie als OB-Kandidat gegen SPD und
Grüne an. Wie stehen die Chancen?
Schmidt: Die Umfragen sprechen für
uns. Danach würden wir bei der Landtagswahl in München sechs Prozentpunkte dazu gewinnen, auf 38 Prozent
steigen. Die SPD hingegen würde trotz
ihres Spitzenkandidaten Ude sogar einen
Punkt verlieren und auf 27 Prozent sinken. Das ist nicht nur für die Landtagswahl ein sehr verheißungsvolles Zeichen,
sondern möglicherweise auch ein für
uns positiver Trend für die OB- und Kommunalwahl 2014.
CSU-Spitzenkandidat Josef Schmid versteht sich
als Vertreter einer modernen Großstadtpartei,
will Schulen sanieren und Wohnmodelle schaffen
• Foto: CSU München
n Woran machen Sie den Aufschwung der CSU gerade auch in
München fest, das ist ja kein leichtes
Pflaster für die Union oder?
Nein, das ist wahr. Allerdings haben
wir uns als CSU München gerade in den
vergangenen Jahren stark von innen
heraus erneuert. Wir sind dadurch eine
moderne, offene und liberale Großstadtpartei geworden. Die Partei versucht
stärker denn je, Lösungen für die Probleme der Menschen in einer Metropo-
le wie München zu finden. Das kommt
gut an.
n Stichwort: moderne Großstadtpartei. Ihre Schwesterpartei tut sich
in den Städten schwer. Was machen
Sie anders?
Wir nehmen die politischen Herausforderungen der Metropole München an,
wir kümmern uns um die Probleme der
Menschen hier wie sie sind und zwar
ideologiefrei und pragmatisch. München
leidet unter einer 23-jährigen rot-grünen
Stadtregierung, bei der viele Menschen
heute zu Recht den Eindruck haben, dass
alles verkrustet und erstarrt ist.
n Wo hapert es in München konkret?
Die Stadt leidet unter einer Schulmisere
sondersgleichen. Ein Drittel der Münchener Schulgebäude sind marode. Wir
haben einen riesigen Investitionsstau,
der von Rot-Grün verursacht wurde
und kommen jetzt kaum hinterher, die
Schultoiletten zu sanieren oder aber genügend Klassenzimmer zu bauen. Auch
beim Ganztagsprogramm in den Schulen geht nichts vorwärts.
n Viele Münchner klagen über die
hohen Mieten in der Stadt, was tun?
Zu den hohen Mieten trägt bei, dass
aufgrund des hohen Zuzugs Wohnraum
einfach knapp ist. Rot-Grün hat in seiner 23-jährigen Regierung schlicht nicht
ausreichend Wohnraum geschaffen. Wir
haben zahlreiche Vorschläge für mehr
Wohnraum gemacht, die wir bei unserer
Wahl umsetzen wollen.
n Thema Altersarmut. Die Zahl bedürftiger Rentner steigt. Wie wollen
Sie dem begegnen?
Dem zu begegnen, ist ist für mich eine
große Herausforderung. 2007 waren es
10.000 Senioren, die staatliche Zuwendungen brauchten, jetzt sind es über
12.000. Das bedrückt mich. Im Rahmen
der gesetzlichen Möglichkeiten hat der
Stadtrat versucht, an die obere Grenze
der Zuzahlung zu gehen, um vieles möglich zu machen. Da sind sich die Parteien
einig. Aber ich sage: Die Stadt muss für
notleidende Senioren künftig mehr tun.
Mein Ziel ist es, beispielsweise in jedem
Neubaugebiet Mehrgenerationenhäuser
zu errichten, in denen alte und junge
Menschen zusammen und damit eine
großstädtische Abwandlung des Generationenvertrags leben. In solchen
Wohnmodellen sollte die Stadt bedürftige Seniorinnen und Senioren mit entsprechenden Leistungen fördern.
n Wer staatliche Grundsicherung
bekommt, steht besser da als jene,
die knapp darüber liegen. Letztere müssen mit 250 Euro im Monat
auskommen. Muss man da nicht den
Hilfssatz höher setzen?
Als CSU-München haben wir klar gesagt, der muss höher sein. Das sieht
die SPD genauso. Wir machen uns vermehrt Gedanken über die Menschen,
die knapp an der Förderschwelle liegen.
Der Hoffnungsträger
Am 16. März 2014 strebt Josef
Schmid (CSU), 43, bei den Kommunalwahlen in München den
Machtwechsel an. Der Anwalt
und Diplom-Kaufmann geht als
OB-Spitzenkandidat ins Rennen
und hofft, die 23 Jahre währende rot-grüne Herrschaft im
Münchner Rathaus zu beenden.
Schon als Jugendlicher trat Josef Schmid 1987 in die CSU ein.
Nach Abitur und Wehrdienst
studierte der gebürtige Münchner Betriebswirtschaft und Jura.
Seit 2002 sitzt der Jurist im
Stadtrat der Landeshauptstadt,
seit 2003 ist er Partner einer
überregionalen
mittelständischen Rechtsanwaltskanzlei.
Der Tourbus: mit dem alten VW-Bus
auf Stadtteil-Tour • Foto: CSU München
Beispiel Wohnungsbau: Bald kann sich
auch der untere Mittelstand keine Wohnung in München-City mehr leisten. Die
Stadt muss in beiden Fällen mehr Mittel
bereitstellen, will sie verhindern, dass
die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht. Wir können sie nur
schließen, wenn wir als Stadtgesellschaft
solidarischer sind. n
Axel Spilcker
Meldungen
Grüne gehen beim Kickern in die Offensive
Die Münchner Grünen spielten sich beim politischen Kickerabend Mitte August
mit dem Bundestagsspitzenkandidaten Jürgen Trittin eifrig die Bälle zu. Neben Trittin gingen auch die Bayerische Spitzenkandidatin für die Landtagswahl Margarete
Bause sowie Münchens Spitzengrüne Sabine Nallinger auf Torejagd. In den Spielpausen warb Trittin dafür, die Energiewende konsequent fortzusetzen: für Strom,
der sauber und sicher produziert werde und bezahlbar bleibe. n
Da sein für München
SPD-OB-Kandidat Dieter Reiter hat auf dem Aktionstag „Da sein“ Mitte Juli zu mehr Verständnis für die Leistungen der 45 000 städtischen
Bediensteten in München aufgerufen. „Es gibt
immer etwas zu verbessern“, meinte der SPDPoltiker. „Bei einem großen Betrieb wie der
Stadt München funktioniert nicht immer alles
reibungslos“. Schilderungen der kommunalen
Mitarbeiter zufolge sei es aber so, dass es nie
mal ein Lob gebe oder Anerkennung. „Ich will
die Kritik gar nicht wegwischen“, so Reiter unlängst. Man brauche die konstruktive Kritik der
Bürger. Allerdings könne man auch mal sagen:
Gut, dass München so sauber ist! Gut, dass
München so sicher ist! Gut, dass die Parks so
gepflegt sind! Das habt ihr alle gut gemacht! n
Dieter Reiter: Der SPDOB-Kandidat • Foto: Privat
Modernes Leben |
•3/2013
Bewegtes
Leben 2068
Dauerstress und Terminnot: die Uhr am
Handgelenk hilft Spitzenpolitikern, ihren
Alltag zu bewältigen. Das gewählte
Modell verrät einiges über das Naturell
des jeweiligen Trägers
D
Die Metronome der Macht könnten nicht unterschiedlicher ausfallen. Bei der oder dem einen darf
es ein bisschen teurer sein, bei anderen wiederum
etwas günstiger. Während manche Volksvertreter
sich als Uhrenliebhaber bekennen, interessiert andere ausschließlich die korrekte Uhrzeit. Die Modellwahl fällt genauso
unterschiedlich aus wie
das Naturell der jeweiligen Träger aus der Politikarena: mal elegant,
mal extravagant, mal
schlicht.
Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU)
bevorzugt als eher
Der eine mag es lieber exklusiver und teurer,
nüchtern-sachliche
der andere eher bescheidener und funktionaler,
die Zeitgeber der Politiker am Arm sind genau
so unterschiedlich wie ihre Träger
a hätten wir zum
Beispiel Nordrhei n-West fa len s
Finanzminister
Norbert Walter-Borjans (SPD). So flüssig
der Spitzenpolitiker
über die Nachteile
des deutschschweizerischen Steuerabkommens
doziert,
so
schnell entscheidet er
sich, wenn ihm etwas
gefällt. Als sein alter
s.Oliver-Taktgeber ausfiel, brauchte er schnell
einen neuen Zeitmesser.
In der Auslage am Flughafen entdeckte der NRWKassenwart schließlich einen adäquaten Ersatz: ein
Modell des dänischen Herstellers Skagen.
Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, erzählte der Minister dem Nachrichtenmagazin FOCUS.
Deshalb habe er auch nicht lange überlegen müssen: „An der Uhr fasziniert mich das schlichte skandinavische Design – und ein normaler Preis.“ Das
gute Stück habe etwas über 100 Euro gekostet, erinnert sich Walter-Borjans.
Etwas teurer darf es da bei seinem Amtskollegen in Berlin sein. Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble (CDU) setzt voll und ganz auf
ein Produkt aus seiner baden-württembergischen
Heimat. Er trägt eine geradlinige Berlin Mega
Solar Ceramic des Schwarzwälder Traditionshauses
Junghans zum Preis von 850 Euro.
Ja, so ticken unsere Politiker. Häufig klagen sie
über Terminstress, Zeitnot und ihren eigenen kleinen
„Sklaventreiber“ am Handgelenk. „An hektischen
Tagen“ empfindet etwa Familienministerin Kristina
Schröder (CDU) ihre Uhr mehr als „Gegner“ denn
als Freund. Auch ihr Parteifreund und Ministerkollege Thomas de Maizière pflegt ein ambivalentes
Verhältnis zum Präsent seiner Frau. Die Uhr sei
„Hilfe und Feind“ zugleich, bekannte er im August
im Magazin Cicero.
Pina Bauschs „Kontakthof“ war die Inspiration.
Nach der Vorlage der Grande Dame des deutschen Tanztheaters brachten
jetzt Senioren aus dem Würmtal szenisch die Summe ihrer Lebensjahre auf
die Bühne. Das „bosco“ in Gauting war ausverkauft
Die Mächtigen
und ihr Faible
für Uhren
5
I
f you can talk, you can sing, if you can
walk, you can dance.“ Dieses ermutigende Motto in einer Zeitungsannonce war der
Beginn des Bühnenerfolgs der Tanztheatercollage „Bewegtes Leben 2068“. Vor einem
Jahr suchte die Gautinger Tänzerin und Choreografin Bettina Fritsche – angeregt durch
den Leiter des Theaterforums Hans-Georg
Krause – Laiendarsteller um 65 Jahre für
ein Projekt mit Senioren, die Ideen, Träume
und Episoden aus ihrem eigenen Leben tänzerisch darstellen. Sie mussten nicht tanzen
können, aber sie sollten Neugierde mitbringen und „bereit sein, etwas zu riskieren“.
Mindestens zehn Teilnehmer, besser 20,
„
(darunter auch zwei Männer) ist nicht wie bei
Pina Bausch von einer fertigen Choreografie
ausgegangen, sondern erarbeitete in neun
Monaten – genau die Zeit, die die Entstehung neuen menschlichen Lebens braucht –
ihr bewegtes Leben gemeinsam neu. Dabei
wechselt sich bei dieser Collage das Bild der
gesamten Truppe mit solistischen Aktionen
ab. Jeder konnte dabei selbst bestimmen,
wie weit er aus sich herausgeht und wie weit
er aus dem Gruppengeschehen hervortritt.
So gelang es der erfahrenen Choreografin
Fritsche, das „freie Agieren“ auf der Bühne
und die Freude am Miteinander zu einem
runden Ganzen zu verschmelzen.
Traditionsbewusst: Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble setzt auf einen Taktgeber aus seiner württembergischen Heimat • Foto: © Flickr / European University Institute
Vertreterin ihrer Zunft nach Angaben der Berliner
Tageszeitung B.Z. eine Boccia Tianium für 89 Euro.
Kleinkram im Vergleich zu Russlands Präsident Wladimir Putin. Zu seiner Sammlung zählt eine Lange &
Söhne Tourbillon im Wert von 380 000 Euro. Wer
hat, der hat. n
Axel Spilcker
Neun Monate probten die 32 Senioren aus dem Würmtal unter der Leitung der Choreografin Bettina Fritsche für ihren großen Auftritt im »bosco« • Foto: Hans-Georg Krause
wünschte sie sich – gerne auch Männer. Am
Ende meldeten sich 38 mutige und neugierige Menschen zwischen 60 und 75 Jahren,
von denen 32 nach 88 montäglichen Probestunden das erstaunliche Ergebnis auf der
Bühne des »bosco« präsentierten. Die Interessenten waren gebeten, zum ersten Treffen zwei oder mehr Musikstücke mitzubringen, „Stücke, die sie oder er gern mag
oder eben auch gar nicht mag! Musik ist
wichtig, weil sie Erinnerungen und Gefühle auslöst und auch wesentlich ist, um sich
kennenzulernen, weiß die Tanzpädagogin.
Ältere Menschen um die 60 Jahre wären
reich an Erlebnissen und hätten viel zu erzählen: Was sie bewegt, beschäftigt oder
auch beunruhigt. Die Musik könne dabei wie eine
Art Katalysator wirken.
Für Pina Bausch, die im
Jahr 2000 ihr Stück „Kontakthof“ mit Wuppertaler
Laien im Seniorenalter
neu interpretierte, ging es
um einen Ort, an dem man
sich trifft, um Kontakt zu
suchen: Sich zeigen, sich
verwehren. Mit Ängsten,
mit Sehnsüchten, Enttäuschungen, Verzweiflungen.
Diese Erfahrungen aus
dem eigenen Leben, die
Höhen und Tiefen, sowie
die individuellen Stärken
und Schwächen sind in die
neun Szenen des Gautinger
Bühnenexperiments
eingeflossen, musikalisch
untermalt mit Mozart,
Schubert, Grieg, Jazz und
Rock ’n’ Roll. Die Gruppe
Zu Beginn betreten die älteren Damen
und Herren nacheinander die Bühne. Sie
sind sich noch fremd. Eine Art „Casting“
zu Menuettklängen. Im nächsten Augenblick paarweise kämpfende Heldinnen, ein
wogendes Meer, die Wellen, die am Ufer
auslaufen und sich wieder zurückziehen,
Sport (von Hula-Hoop bis Rollerblading)
treibende Individuen, Verwandlung symbolisiert durch Tänzerinnen in kokonartigen
Kostümen, kollektives Sterben und ein bezauberndes kleines Mädchen, das die Toten
zu neuem Leben erweckt. Schließlich das
große Finale, ein gemeinsames Fest in bunten Kleidern, das wie eine Hommage an das
Broadway-Musical „Cabaret“ anmutet.
„Da capo“ möchte der
Zuschauer rufen. Und der
Wunsch könnte in Erfüllung gehen: Das aufregende und spannende Experiment wird aufgrund
der großen Nachfrage
noch einmal im November wiederholt und hat
uns auf wunderbare Weise gezeigt, dass das Alter
eine Zeit großer Freiheit
und voller Abenteuer sein
kann und dass es für Neuanfänge nie zu spät ist. n
Gisela Wunderskirchner
Wegen großer Nachfrage noch einmal als
Matinee am Sonntag,
17.11., 11 Uhr im bosco,
Oberer Kirchenweg 1,
82131 Gauting. Karten
zu 10 Euro unter www.
theaterforum.de
6 | Modernes Leben
Das Wunder nach
dem Krebs
Meldungen
Sing für Lichtblick
Die Meldung erreichte uns kurz vor
Redaktionsschluss: Münchner dmDrogeriemärkte hatten am frühen
Abend des 28. August zu einer
Sing-Wette auf den Wiener Platz in
München geladen. Der BelCantoChor gab den Ton an, um vier Jahrzehnte „dm“ zu feiern. Sollten sich
100 Menschen als Mit-Singer zum
Event einfinden, spendet die Handelskette 400 Euro an den Verein –
in der nächsten Ausgabe erzählen
wir, wie es ausgegangen ist. n
Rentner – und
was nun?
Mit dem Rentnerdasein werden
viele Männer einsam. „Männer
denken, sie haben Freunde. Dabei waren es Kollegen, die allerdings nach dem Berufsaustritt
zurückbleiben“, mahnt Professor
Eckart Hammer, Sozialgerontologe
aus Ludwigsburg, im Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“.
Während 38 Prozent der Frauen
im Rentenalter ihre sozialen Netzwerke nutzen, sind es bei den
Männern mit 19 Prozent gerade
mal halb so viele. n
•3/2013
Chemotherapie, Strahlenbehandlung,
Operation – das tödliche Geschwulst ist
zwar weg, der Patient geheilt, doch
häufig genug bleibt er entstellt zurück.
In München haben nun Hautspezialisten
und plastische Chirurgen Methoden
entwickelt, die helfen
S
ie sitzt im Zug, „Das Telefonat könnnte auch
mal abbrechen“, sagt Karla Menzel. „aber wir
können ja mal anfangen mit dem Interview“. Karla
Menzel will erzählen, über ihren Brustkrebs, den
sie besiegt hat, über die Zeit nach der OP. Wie sich
in Folge der Strahlentherapie rot-violette Wundflecken auf ihrer Brust ausbreiteten, wie sich die
Narben bildeten, das Gewebe so hart, dass jede Bewegung des Oberkörpers höllisch schmerzte. „Im
Spiegel betrachtet, sah das nicht gerade schön aus“,
bekennt Karla Menzel.
Die Taschenfrage
Doggy-Bag, Tüten-Bauch, BeautyCase: Laut „Amica“ verrät die Tasche alles über ihre Trägerin. Das
Blatt beruft sich auf die Kulturwissenschaftlerin Margarete MeggleFreund, die im Handtaschenbüro
des Münchner Fundamts mit Besitzern über Tascheninhalte gesprochen und diese Ergebnisse zusammengetragen hat. So spiegelt
der Frau liebstes Utensil immer ihre
verschiedenen Rollen wider. Sie
kann „Finanzzentrum, Schönheitskoffer, Komfortzone oder sogar
eine Art Altar, ein spirituelles Zentrum sein“, so die Forscherin. n
Therapie: Mit einem Laser hellt der Arzt die fahle
Haut der Patientin wieder auf, für viele Krebspatienten ist dies ein wichtiger Schritt, um ganz zu
genesen • Foto: fotolia
Knapp drei Jahre lang lebte die 58-jährige
Münchnerin nach dem klinischen Eingriff 2010 mit
den Folgen, drei Jahre, in denen sie mit ihrem Körper haderte, mit den Wundflecken auf der Brust.
Karla Menzel fühlte sich entstellt. „Ich habe mich
nicht wohl in meiner Haut gefühlt – das Schlimmste
Heimat im Netz
Auf http://www.seniorbook.de/profil/thomas_bartl ist immer
Betrieb: Rainer bedankt sich für den Austausch zum Thema
„Mehrgenerationen-Wohnen“, Kristin freut sich über ein nettes
Gruppentreffen, Christian und Frieder gratulieren zum Geburtstag. Thomas Bartl aus Ludwigsburg ist zwar jeden Tag auf
diversen Internetseiten unterwegs und meldet sich in OnlineForen zu Wort. Doch sein Profil auf www.seniorbook.de liegt
ihm ganz besonders am Herzen: „Hier“, sagt der 56-Jährige in
seinem netten schwäbischen Dialekt, „habe ich meine zweite
Heimat gefunden“.
T
homas Bily ist seniorbook-Vorstand und erklärt den Hintergrund: „seniorbook verbindet Menschen mit Erfahrung. Es sind Menschen, die wissen, wie Leben geht
und für die Werte wichtig sind: Werte
wie Sicherheit, Verlässlichkeit – oder
Heimat.“
Für seniorbook-Nutzer, so Bily, ist
nicht der Austausch banaler Videoclips oder die Verbreitung neuester
Witzchen wichtig, womit sich viele
Facebook-User amüsieren. seniorbook-Nutzer suchen den „erwachsenen“ Austausch mit Gleichgesinnten.
Als Anker gibt es Rubriken und spezielle „Themenwelten“: Unter anderem
„Kultur & Unterhaltung“ oder „Haus
& Garten“, „Fitness & Gesundheit“
oder „Finanzen & Recht“, auch „Familie & Partnerschaft“ oder „Politik &
Gesellschaft“.
Solche Rubriken nutzt Thomas
Bartl auch, um sein neues Leben nach
einem schweren Unfall zu bewältigen. Der LKW-Fahrer lag 14 Tage im
Koma und sechs Monate im Krankenhaus, nachdem er in der Nähe von
Augsburg gegen eine Betonmauer gekracht war.
Auf seniorbook erhält er viele ermunternde Reaktionen auf sein Buch,
in dem er sein Schicksal verarbeitet
hat. Er ist gefragter Gesprächspartner auf regionalen Nutzertreffen, die
über das Portal im ganzen Land organisiert werden, und findet Unterstützer für sein Lieblingsprojekt, mehrere
aber waren die Schmerzen durch die Narben“, erinnert sie sich. Bis zu jenem Tag, an dem ihre Tochter
im Internet auf die Homepage des Schönheitschirurgen Hans-Peter Schoppelrey stieß. Die Münchner Praxis des renommierten Hautarztes hat sich
unter anderem darauf spezialisiert, die unschönen
Nebenwirkungen durch Op‘s, Chemo- und Strahlentherapien bei Krebspatienten zu lindern oder zu
beseitigen. „Viele Leute leiden darunter, dass ihnen
etwa nach der Chemotherapie die Haare ausfallen
oder ihre Haut eingefallen und fahl wirkt“, erklärt
der Mediziner. „Ihre Angehörigen nehmen solche
Klagen oft nicht ernst“, so Schoppelrey. Dort heiße es immer: „Werde erst einmal gesund“, erläutert
der Schönheitschirurg. „Um aber zu genesen, ist es
wichtig, dass man sich selbst wohl fühlt“
Beinahe jeden Tag kommen Patienten wie Karla Menzel zu Schoppelrey und seinen Kollegen.
Manche klagen über heftigen Ausschlag durch
die Einnahme starker Krebsmittel, dagegen hilft
zum Beispiel ein spezielles Peeling. Bei
anderen hängt die Haut nach der Strahlentherapie schlaff herab. Ein Lifting per
Ultraschall bewirkt mitunter wahre
Wunder. Die Krankheitsbilder sind oft
erschreckend: „Hautkrebspatienten fehlen oft ganze Haut- oder Fettpartien“,
weiß Schoppelrey, „andere hatten einen
Hirntumor an der Schläfe, das Geschwür
wurde ihnen heraus-operiert“. Das Loch
an der Kopfseite füllte der Münchner
Hautarzt mit Eigenfett des Patienten.
Blasse Haut peppt Schoppelrey etwa
durch eine Meso-Therapie nebst Vitaminkuren wieder auf. In die mittlere (meso) Hautschicht spritzt er Injektionen mit
homöopathischen sowie niedrigdosierten herkömmlichen Medikamenten ein (Injektionsakupunktur). Die jeweiligen Mischungen sind unterschiedlich, sie enthalten oft Vitamine und
Spurenelemente. In anderen Fällen stellt der Mediziner die Brust bei Krebspatientinnen wieder her. Die
Ergebnisse sind frappierend: „Die Menschen schauen wieder zufrieden in den Spiegel“, erläutert
Schoppelrey.
Generationen unter einem Dach wohnen zu lassen.
„seniorbook ist auch gelebtes bürgerschaftliches Engagement“, sagt
Markus Erl, ebenfalls seniorbook-Vorstand. „Außerdem lassen sich einfach
und lebensnah Hilfsprojekte anlegen.
Menschen, die helfen wollen, finden
konkrete Aufgaben und Ideen, wie
und wo sie sich engagieren können.“
Erl ist 26, Bily, ein erfahrener
Verlagsmanager, 48 Jahre alt. Beide bauten das Unternehmen seit der
Gründung im Juli 2011 auf. Heute beschäftigen sie an Standorten in der
Münchner City und im niederbayerischen Plattling 18 Mitarbeiter. Die
Idee hatte vor fast vier Jahren Erl senior, Vorname Alois, heute 57 Jahre alt,
in Gesprächen mit seinem Sohn Markus. Der erfolgreiche Unternehmer
aus Deggendorf hat sein Geld mit dem
Bau von Wohnanlagen für ältere Menschen gemacht. Dass es für die möglichen Bewohner und die Betreiber, für
staatliche und kommunale Institutionen, Arztpraxen und andere Dienstleister noch keine spezielle Kommunikationsplattform im Internet gab,
wunderte ihn. Denn entsprechend der
demographischen Entwicklung steigt
die Zahl der sogenannten Silver Surfer, der grauhaarigen Internetnutzer.
Der gelernte Maurermeister hatte
eine Nische entdeckt, nun wird sie
Vorkämpfer: Dermatologe Hans-Peter Schoppelrey,
50, hat mit seinen Kollegen im Haut- und Laserzentrum
an der Münchner Oper Methoden entwickelt, um
Krebspatienten von entstellenden Malen zu befreien
• Foto: Tom Gonsior
So wie Karla Menzel. Anfang des Jahres suchte sie die Schönheits-Praxis nahe der Münchner
Oper auf. Der Gang fiel ihr nicht leicht. „Ich hatte
eigentlich nur die leise Hoffnung, dass Herr Schoppelrey die Schmerzen an der Narbe ein wenig
lindern könnte“, sagt die Hausfrau im Rückblick. Doch der Hautspezialist konnte noch viel mehr.
Anfangs injizierte er Kortikosteroide in die wuchernde Narbe (Keloid). „Das verdünnt das Gewebe,
stoppt die Wucherungen, die Narbe wird flacher“,
erläutert Schoppelrey. Anschließend hellte er mit
einem Laser die störenden Flecken so auf, dass sie
kaum noch auffallen.. „Das ist wie ein Wunder, das
ist einfach unglaublich, die Schmerzen sind weg
und die Flecken sieht man nicht mehr“, sagt Karl
Menzel.
Die Endfünfzigerin rät Leidensgenossinnen denselben Schritt zu wagen – ganz gleich, ob die Krankenkasse dafür aufkommt oder nicht. „Es ist doch
wichtig für jede Frau, dass sie sich in ihrer Haut
wohl fühlt – auch nach so einer schweren OP“, resümiert die Münchnerin. Im Hintergrund ist leises
Rattern zu hören, dann bricht die Verbindung ab.
Funkloch. Aber wir waren ja auch fertig mit dem
Interview. n
Axel Spilcker
Steigende Nutzerzahlen im Blick: seniorbook-Gründer Markus Erl (l.) und Thomas Bily
• Foto: © Seniorbook AG
gefüllt. Vor einem Jahr startete das
soziale Netzwerk, heute sind bereits
mehr als 50 000 Nutzer bei seniorbook aktiv, über 100.000 Seitenaufrufe werden pro Tag registriert. Es sind
meist Menschen ab 45, die mitten
im Leben stehen, kommunikationsfreudig, aufgeschlossen und sozial
engagiert sind.
Sie kommunizieren auf einer
Website, die auf Schickschnack verzichtet, klar und übersichtlich gegliedert ist und – darauf legen die
Betreiber nicht nur angesichts der
aktuellen Debatten um Datenmissbrauch und digitaler Überwachung
großen Wert – das heimliche Abzapfen persönlicher Informationen
nicht zulässt. „Das ist sozusagen
vertrauensbildendes Prinzip“, bekräftigt Thomas Bily. Daher garantiert
seniorbook seinen Nutzern auch,
dass sie ihre Aktivitäten und Profildaten schnell und zuverlässig auch
wieder löschen können – mit nur
drei Klicks und wann immer sie
das wünschen. n
Uli Martin
Service |
•3/2013
Pro und Kontra:
Wenn Mann in die Jahre kommt
Generationen haben sich schon
darum gestritten – um das
Wesen, das männliche, wenn es
älter wird, schrulliger, sonderbarer, vielleicht auch grantiger.
Woher kommt der auffällige
Wandel? Eine widersprüchliche Betrachtung
Die Frau: „Das darf doch nicht
wahr sein!“ Der spitze Schrei aus
dem Badezimmer lässt mich hochschrecken und zu meinem Liebsten
in die Nasszelle eilen. Kakerlaken
in der Dusche? Nein, viel schlimmer.
Mein Freund starrt mit schreckgeweiteten Augen in den Spiegel: 87 ... 40.
Was sagt mir diese mysteriöse Zahlenkombination? Verspielte Lottozahlen? Nein, die Lösung kommt wie aus
einem Maschinengewehr: „Ich wiege
87 Kilo und da liegen 40 Haare im
Waschbecken.“ Das ist das Ende! Dramatisch legt er die Hand auf die Stirn
und setzt sich auf den Badewannenrand. Seine Stimmung ist im Keller,
genauso das Selbstbewusstsein. Die
tragische Erkenntnis: Auch Männer
haben Wechseljahre.
Uns Frauen wird ja oft nachgesagt,
dass wir im „Wechsel“ besonders launisch und lustlos sind, wir werden von
schwallartigen Hitzeströmen, dünner
werdenden Haaren und dicker werdenden Hüften geplagt. Bei uns sinkt
der Östrogenspiegel, bei den Männern das Testosteron. Bei uns nennt
sich das Ungetüm Menopause, bei den
Männern Andropause. Laut einer Studie der University of Manchester, bei
der 3369 Männer zwischen 40 und 79
befragt wurden, leiden die Herren der
Schöpfung vor allem an Mattigkeit,
Gut
zu
7
wissen!
Aufnahme eines Lebensgefährten in die Mietwohnung
Frage: Mein Mieter möchte seine Lebensgefährtin in seine Wohnung aufnehmen. Muss
ich dem zustimmen und was passiert, wenn die
Beziehung in die Brüche geht und mein Mieter
auszieht?
Antwort: Ob der Mieter für die Aufnahme von
Personen, die nicht im Mietvertrag stehen, die
Rechtsanwalt
Erlaubnis des Vermieters einholen muss, hängt
Rudolf Stürzer
davon ab, in welchem Verhältnis diese zum
Vorsitzender HAUS +
GRUND MÜNCHEN
Mieter stehen. Ohne ausdrückliche Erlaubnis
darf der Mieter neben Hausangestellten und
Pflegepersonen nur die nächsten Familienangehörigen aufnehmen.
Dazu zählt in jedem Fall der Ehepartner, die gemeinschaftlichen Kinder
sowie der eingetragene (gleichgeschlechtliche) Lebenspartner.
Mannomann: Der Herr der Schöpfung hat‘s nicht leicht, wenn er in die Jahre kommt.
Von allen Seiten Kritik und dann noch die Figur • Foto: fotolia
Potenzstörungen, Haarausfall, Zunahme des Bauchfetts, Schweißausbrüchen und Reizbarkeit. Kommt uns
irgendwie bekannt vor, nicht wahr?
Das Tröstliche ist nur, dass der Wechsel ja oft beide Partner trifft, außer
Mann schafft sich einen 25-jährigen
Junghasen an, um mit ihm im neuen knallroten Cabriolet zu flanieren.
Aber dann ist Mann selbst Schuld,
wenn‘s am nächsten Morgen im Rücken ziept, die Augen so rot sind wie
bei einem Albino-Karnickel und der
Junghase schnell davonhoppelt.
Wesentlich entspannter wäre es
doch, wenn sich die kleinen Menound Andropausen-Ungetüme anfreunden könnten und wir die Zahlen
87 und 40 gemeinsam bei der nächsten Lotterie einsetzten. Wer weiß,
vielleicht ist der Hauptgewinn ja ein
schickes Cabriolet. n
Der Mann: Also jetzt mal ganz sachte.
Von wegen Meno- oder Andropause.
Ich zum Beispiel werde heuer 50. Ein
halbes Jahrhundert, da darf man doch
mal ein bisschen jammern, nicht zu laut,
aber ein bisschen eben. Das hat doch nix
mit Wechsel oder dem ganzen Quatsch
zu tun. Ist halt ein wenig Rücken, macht
ja auch nix, die Gräten mussten ja auch
schon lange tragen, und inzwischen
nicht zu wenig. Ich sach nur Bauchfett.
Ok sieht nicht schön aus, aber zur Zeit
schmeckt es einfach zu gut. Liegt nicht
am Wechsel. Das ist doch nur eine
Erfindung der Frauenmagazine, die uns
ein schlechtes Gewissen machen wollen. Und mal im Ernst, welcher 50er
will ernsthaft mit einer halb so jungen
Gespielin ... Das hält Man(n) doch nicht
lange durch. Und der Wechsel auch
nicht. Aber was verstehen schon Frauen
davon. n
Susanne Wess
Axel Spilcker
Für die Aufnahme eines Lebensgefährten muss der Mieter zwar grundsätzlich die vorherige Erlaubnis des Vermieters einholen; allerdings hat
der Mieter einen Anspruch auf Erteilung dieser Erlaubnis, wenn er ein
berechtigtes Interesse an der Aufnahme des Lebensgefährten hat, z. B.
wenn er mit ihm eine Lebensgemeinschaft bilden möchte; ferner in der
Person des Lebensgefährten kein wichtiger Grund vorliegt, der gegen
eine Aufnahme spricht und die Aufnahme auch zu keiner Überbelegung
der Wohnung führt. Um den Vermieter die Prüfung zu ermöglichen, ob
in der Person des Lebensgefährten ein wichtiger Grund für die Verweigerung der Erlaubnis vorliegt, kann der Vermieter verlangen, dass ihm der
Lebensgefährte namentlich benannt und ggf. vorgestellt wird.
Endet die Beziehung, ist Ihr Mieter nicht berechtigt, die Wohnung seiner (ehemaligen) Lebensgefährtin zur alleinigen Nutzung zu überlassen.
Dies würde einen vertragswidrigen Gebrauch darstellen, der Sie zur fristlosen Kündigung des Mietverhältnisses berechtigen würde.
Knapp, teuer und begehrt
Kartoffeln
Für Menschen mit kleinem
Haushaltsbudget war es
ein harter Schlag:
Der Kartoffelpreis stieg
um fast die Hälfte –
so teuer war der
Erdapfel seit vielen
Jahren nicht
S
chuld ist das Wetter, das besonders den Kartoffelerzeugern im Süden
Deutschlands zusetzte. „Eine fatale
Folge
ungünstiger
Wachstumsbedingungen“ musste Andreas
Hatzl, Kartoffelbauer in
Esting bei Fürstenfeldbruck, in diesem Jahr registrieren: „Erst verzögerte die lange Kälteperiode die
Auspflanzung, dann überschwemmte
der Starkregen im Mai die Äcker, und
schließlich hemmte die mehrwöchige
Hitzeperiode das Wachstum.“
Hatzl, der mit den Erzeugnissen
seines Biolandhofs als regionaler Versorger auch das landwirtschaftliche
Netzwerk „Unser Land“ beliefert, beklagt wie die meisten seiner Kollegen
Ernteeinbußen von etwa 50 Prozent.
Auf seinen Äckern erntet er im Schnitt
statt der üblichen 28 nur 15 Tonnen
pro Hektar; auf einigen Flächen sind
es gerade mal 8 Tonnen.
Darauf reagiert der Markt mit erheblichen Preissteigerungen – nicht
nur, weil die Produktionskosten der
Kartoffelbauern dramatisch steigen.
Ganz gleich, ob die Landwirte ihre
Rohware für 30 oder für 50 Cent pro
Kilo verkaufen – der Handel schlägt
stets etwa 40 Prozent drauf, egal, wie
Das Wetter verdarb die Ernte:
Es gibt viel weniger Kartoffeln –
und viele sind auch kleiner als diese
Exemplare • Foto: fotolia
hoch der Erzeugerpreis ist. Dass trifft
am Ende den Verbraucher: Das Kilo
Frühkartoffeln kostete nach Angaben
der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft Anfang Juli im Schnitt sogar
1,42 Euro.
Dass die Kartoffel künftig zum
Luxusprodukt werden könnte, glaubt
Landwirt Hatzl allerdings nicht:
„Eine erneute Abfolge solch extremer
Wetterlagen wie in diesem Jahr ist
ausgesprochen selten.“
Fachleute rechnen zudem mit sinkenden Preisen schon im Herbst. So
lange wollten allerdings einige Kartoffel-Fans in der Nähe von Coburg
nicht warten: Auf dem Acker eines
Landwirts buddelten sie nachts vier
Zentner der begehrten Knollen aus.
Mit ihrer Beute entkamen sie unerkannt. Nach Tätern und Beute wird
seither gefahndet. n
Uli Martin
8 | Lichtblick AKTIV
•3/2013
Hier waren
WIR aktiv
Ein Bild der Zerstörung: Rein der materielle Schaden wiegt schwer. Aber noch
mehr leiden die Flutopfer unter den
traumatischen Erlebnissen
Ein offenes Ohr, Trost und natürlich auch
die wichtige materielle Zuwendung:
mit unserem Vor-Ort-Einsatz konnten wir
vielen von der Flut betroffenen RentnerInnen
spontan helfen
brechliche Mutter gekommen, die
das Haus nicht mehr verlassen will.
Sie hätten selbst nicht viel zum
Leben, erklären die Frauen, und ihre
Stimmen beben, deshalb könnten sie
ihrer Mutter nicht unter die Arme
greifen, so sehr sie sich das auch
wünschten.
Oder der Achtzigjährige, der mit
Tränen in den Augen Fotos von seiner überschwemmten Erdgeschosswohnung zeigt: Vor kurzem erst seien endlich die letzten Schäden vom
Hochwasser 2002 beseitigt worden,
das hätte alles so viel Geld gekostet.
Und jetzt sei alles wieder dahin.
„In solchen Augenblicken musst du
geduldig zuhören und Trost spenden.
Das kostet viel, viel Kraft, weil man so
viel Kümmernis für sich selbst kaum
verarbeiten kann“, sagt Lydia Staltner.
Aber was soll‘s, winkt die VereinsChefin dann ab. 6.800 Euro seien verteilt, die Aktion gut angenommen
worden. So wie im von der Flut ebenfalls stark betroffenen Rosenheim,
dem der Verein 12.000 Euro an Soforthilfe zur Verfügung stellte.
• Foto: © PhotographyByMK / fotolia
E
in Bildmotiv von zweifelhaftem Ruhm ist
der Pegelstandmesser am Turm von
Passaus Altem Rathaus. Über Jahrhunderte markiert er die Hochwasser
von Donau, Inn und Ilz. Und auch das,
was im vergangenen Juni über die
Dreiflüssestadt hereinbrach, wird mit
12,80 Metern einen obersten Platz
einnehmen. Nur einmal, vor gut 500
Jahren, lag der Donaupegel um weitere 40 Zentimeter höher.
Eine Woche nach der verheerenden Flut scheint es fast wie ein Wunder, dass Straßen und Plätze wieder
blank gescheuert und Treibgut und
Schlick beseitigt sind. Doch der
Schein trügt. Denn in den Seelen der
Betroffenen sitzt die Verstörung über
den Verlust von Besitz und Eigentum
noch tief. Vor allem bei jenen, die sich
allein aus eigener Kraft nicht helfen
können – bei den Rentnern, die schon
im ganz normalen Alltag oft genug zu
knapsen haben. Menschen also, die
auf Hilfsorganisationen angewiesen
sind wie Lichtblick Seniorenhilfe e.V.
mit der zupackenden und höchst einsatzfreudigen Lydia Staltner als Chefin.
Unbürokratische
Soforthilfe
Angesichts des großen Leids, das die
Flut bei so vielen auslöste, gerät selbst
Lydia Staltner an die Grenzen ihrer
Kräfte. Wie etwa eine Woche nach
der Katastrophe im Passauer Gasthof
„Bayerischer Löwe“, der verschont
blieb und deshalb Basis wurde für
die einzigartige Hilfsaktion, mit der
Lichtblick gezielt älteren Mitmenschen unter den Opfern helfen will.
Senioren, die auch deshalb oft zu
Flutopfern werden, weil sie aus Altersgründen besonders gefährdete
Wohnungen im Erdgeschoss bezie-
Ein Lichtblick
für flutgeschädigte
Rentner
Bargeld auf die Hand und stets ein offenes Ohr für Kummer und Sorgen:
In einer einzigartigen Aktion in Passaus Altstadt unterstützt
Lichtblick Seniorenhilfe e.V. hilfesuchende Rentner, die durch die Jahrtausendflut
Hab und Gut verloren haben
hen. 200, 300 Euro bekommen diese
Menschen – ganz unbürokratisch –
bar auf die Hand ausbezahlt. Das Geld
soll beim Beschaffen von Lebensmitteln und dringend notwendigen, vom
Hochwasser vernichteten Dingen des
täglichen Lebens helfen, wie Wäsche
und Kleidung, Arzneien und medizinische Hilfsmittel, und die nicht in
der zugesagten staatlichen Soforthilfe von 1.500 Euro enthalten sind.
Feuchte Wände und
tröstende Worte
Im Sedanstüberl des „Bayerischen
Löwen“, wo Lydia Staltner und Mitarbeiterin, Sonja Pehjan, mit der tatkräftigen Unterstützung von Monika
A. Gimpel, der Lichtblick-Seniorenbeauftragten, einen Stand errichtet haben, erscheinen die ersten Hilfesuchenden. Zögerlich, unsicher und
aufgeregt. Mit zittrigen Händen legen
sie das offizielle Schreiben vor, das
sie als Flutopfer ausweist, beglaubigt von der Stadt. Und dann, ja dann
öffnen sich plötzlich die Schleusen,
Tränen können nicht mehr zurückgehalten werden, der Schmerz braucht
sein Ventil. Schluchzend werden Fotos gezeigt von dem, was die Fluten
angerichtet haben – mit ihrem Zuhause, ihren Besitztümern. „Menschliche Dramen spielen sich da ab, im
„Halbstundentakt.“, so Lydia Staltner.
„Die Menschen müssen sich dringend
aussprechen, ihren Kummer, ihre
Sorgen loswerden. Man kann ihnen
nicht einfach nur die Geldscheine in
die Hand drücken. Man muss sich
Zeit für sie nehmen.“
Da ist das alte Ehepaar, seit einer
Ewigkeit verheiratet, der Mann inzwischen dement, die Frau – obwohl
selbst leicht hinfällig – seine Pflegerin. Rund um die Uhr. „Mein Mann
sitzt jetzt in der kahlen, feuchten
Wohnung und sagt nur, es sei so kalt.
Er weiß gar nicht, was passiert ist.“,
erzählt die Frau unter Tränen. „Aber
wahrscheinlich ist das gut so“, setzt
sie nach.
Oder die zwei Schwestern, beide
Mitte Fünfzig. Sie sind für ihre ge-
+ + + Meldungen + + + Meldungen + + + Meldungen + + +
Es gibt noch viel zu tun
Und in Deggendorf ist für nächste
Woche Hilfe geplant. Lichtblick Seniorenhilfe e.V. wird auch hier den
Opfern eine umfangreiche Summe
zukommen lassen. Denn in den völlig
verwüsteten Ortsteilen Fischerdorf
und Natternberg – beides „Landunter-Sinnbilder“ der Katastrophe – ist
die Not nach wie vor riesengroß.
Im September kommt es dann
zu einem Hilfsaktions-„Nachspiel“.
Dann nämlich kommt Lichtblick erneut nach Passau und Rosenheim um zu erfahren, was sich zwischenzeitlich getan hat. Ob die staatlichen
Hilfsmittel auch tatsächlich geflossen
sind, woran es den Leuten noch fehlt,
wo noch ganz konkret Hilfe benötigt
wird.
„Wir lassen die Menschen auch
in Zukunft nicht allein mit ihrem
Schicksal“, sagt Lydia Staltner. Das
sind keine hohlen Worte. Das ist ein
Versprechen. n
Thomas Winzker
Bitte spenden Sie!
U n s e r e S p e n d e n k o n te n :
Erste Gelder aus dem Flutopfer-Hilfsfond
Das Bundeskabinett hat am 14. August 2013 die Verordnung für den Aufbauhilfefonds nach dem Hochwasser 2013 gebilligt. Damit können noch im August erste Gelder aus dem acht Milliarden Euro umfassenden Hilfsfonds an Betroffene der
Flutkatastrophe fließen. Hierzu führt der Bundesfinanzminister weiter aus: Mit der
Verordnung wird die Verteilung der Mittel auf die vom Hochwasser betroffenen
Länder geregelt. Bund und Länder haben sich hierzu auf einen vorläufigen Schlüssel
entsprechend der bisher von den Ländern gemeldeten Flutschäden geeinigt. Endgültig werden die Mittel erst nach einer genaueren Feststellung der entstandenen
Schäden verteilt. Die Abwicklung der Hilfe liegt nunmehr in den Händen der Länder,
von denen die Geschädigten die Wiederaufbauhilfe ausgezahlt bekommen. Anträge
können bei den dort zuständigen Behörden gestellt werden.
Bis zu 80 Prozent der Schäden ersetzt
Die Gelder aus dem Fonds können eingesetzt werden, um Hochwasserschäden zu
beseitigen, betroffene Privathaushalte und Unternehmen zu entschädigen und die
beschädigte Infrastruktur des Bundes, der Länder und der Gemeinden wiederaufzubauen. Dabei können die betroffenen Bürger und Unternehmen bis zu 80 Prozent
der entstandenen Schäden geltend machen. Versicherungsleistungen sowie andere
mit dem Hochwasser zusammenhängende Hilfen Dritter werden berücksichtigt, so
dass kein doppelter Schadenersatz erfolgt.
Horrorszenario: Mit einer
irrsinnigen Gewalt schießen
die Wassermassen durch die
Straßen und richten schwere Schäden an
• Foto: Gina Sanders / fotolia
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Bund streckt
Mittel vor
Das Flutopferpaket finanzieren Bund und Länder
gemeinsam. Dabei trägt Berlin die Kosten für den Wiederaufbau der zerstörten
Bundesinfrastruktur in Höhe von circa 1,5 Milliarden Euro alleine. An den weiteren Zuwendungen für die Bevölkerung in den betroffenen Hochwasserregionen beteiligen sich Bund und Länder jeweils zur Hälfte. Die Bundesregierung wird den Fonds im Rahmen seines normalen Schuldenmanagements vorfinanzieren. Der dafür notwendige Nachtragshaushalt für 2013
ist bereits am 28. Juni durch den Bundestag beschlossen worden. Die Länder
werden ihre Hälfte an den Kosten des Aufbaufonds, also Tilgung und
Zinsen, über einen Zeitraum von 20 Jahren abstottern. n
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•2/2013
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| 9
10 | Lichtblick AKTIV
•3/2013
Weitere Veranstaltungen
Außergewöhnlich |
Carmina Burana
meets Klazz Brothers
Hier waren
WIR unterwegs
Etwas Neues sehen, etwas Neues hören, unter
Leute kommen und damit ein Stück Einsamkeit
hinter sich lassen – unter diesem Credo lädt
der Seniorenhilfe-Verein bedürftige Rentner
zu kostenlosen Ausflügen, Museumsbesuchen,
Konzerten oder anderen Events ein
S
chon der Heimatdichter Quirin Hagn
schwärmte von der Bergfahrt auf den
Wallberg: „Es ist ein traumhaft schönes, sicheres Schweben, das mit einzigartigen Blicken in das Tegernseer
Tal, auf den Kranz der umliegenden
Berge und auf die sich immer neu
zeigenden Gipfel der Hochgebirgswelt überrascht. Die Unterhaltung
verstummt, der Mund schweigt, Augen und Herzen öffnen sich.“ Und so
war die Gondelfahrt ein einzigartiges
Erlebnis vor allem für die „Stadterer“
unter den Rentnern, und manch einer
blickte ein wenig ängstlich hinunter
auf den Tegernsee, der – von kleinen
Nebelschwaden bedeckt – königlich
und silbern glänzend zu Füßen seines
Hausberges, des trapezartig schön
geformten Wallbergs, lag.
Aber begleitet von den helfenden
Händen von Bergwacht und Rotem
Kreuz kamen alle wohlbehalten oben
an und genossen das gute Essen
und die Gastfreundschaft der Familie Schönhöfer in ihrem Panoramarestaurant am Wallberg. Bei schönem
Wetter hat man von hier aus dank der
270 Grad umfassenden Glasfassade
einen einmaligen Rundblick, vom
Großglockner bis zur Zugspitze und
dem Tegernseer Tal über das Voralpenland bis nach München.
Aber die Lichtblickler genossen
an diesem trüben Tag auch den Blick
auf die von Nebelschwaden umgebenen Berge. Leider fehlten aufgrund
der schlechten Sichtverhältnisse und
der Thermik die vielen wagemutigen
Gleitschirm- und Drachenflieger, für
Kuh »Liesl« erfreute sich an den
zahlreichen Streicheleinheiten unserer
Senioren • Foto: Rudolf Tipolt
Trotz schlechten Wetters ein rundum gelungener Tag:
Die Senioren stimmten fröhlich mit ein, und so manch einer
entpuppte sich als wahres Gesangstalent • Foto: Rudolf Tipolt
Der singende
Wallberg
Es war ein recht trüber und regnerischer Tag,
als sich 150 Münchner Rentnerinnen und Rentner aus dem
Tegernseer Tal auf dem Wallberg trafen. Anlass war das
10-jährige Bestehen des Vereins Lichtblick Seniorenhilfe
die der Wallberg wahrhaftig ein
Eldorado darstellt.
Zusammen mit Diakon Klaus
Schießl von der katholischen Pfarrgemeinde Tegernsee-Rottach-Kreuth
wanderten einige aus der LichtblickGruppe hinüber zum Wallberg-Kircherl, diesem Kleinod und Wahrzeichen, das man schon von Weitem bei
der Anfahrt an den Tegernsee sieht.
Diakon Schießl berichtete, dass das
Wallberg-Kircherl am 4. September
1910 geweiht wurde und seitdem von
vielen Gläubigen, egal welcher Konfession, besucht wird. Unter Bewunderung der schönen Glasfenster des
Kircherls stimmten alle sehr bewegt
und andächtig einen kleinen Jodler
an. Auf dem Weg zum Wallberg-Kircherl schlossen die Wanderer eine
besondere Freundschaft mit einer
wunderschönen Kuh der Rasse Deutsches Fleckvieh, die hingebungsvoll
alle, die sie zärtlich streichelten, abschleckte. Obwohl lt. Kennzeichnung
am Ohr die Nr. 07/206, so nannten wir
sie alle liebevoll und artgerecht Liesl,
und das gefiel ihr sehr!
Am Nachmittag leiteten dann Ernst
Schusser und Frau Bruckner vom
Bayerischen Volksmusikarchiv des
Bezirks Oberbayern unter Verteilung
von Liederbüchern wie zweistimmigen Volksliedern aus der Sammlung
des Kiem Pauli und einigen anderen
bekannten Liedertexten das gemeinsame Singen ein. Mit der Einübung
von „Schö langsam, schö langsam,
schö langsam fang ma o“ brachte
Ernst Schusser in seiner eindrucksvollen Art die Senioren zum gemeinsamen Singen und diese stimmten
fröhlich mit einem kritischen Blick
nach draußen das in Bayern und Österreich weit verbreitete Vierzeilerlied an:
„Schau, schau, wia‘s regna tuat,
schau, schau, wia‘s giaßt, wia‘s giaßt…“
Und dann das „Gamserllied“: „De
Gamserl schwarz und braun, de san
so liab zum Schaugn, ja wannst as
schiaßn willst, na muaßt di aufitraun….“ Ja, da dachte so mancher
an die vielen Wilderergeschichten
aus dem Tegernseer Tal und war da
nicht – auf dem gegenüberliegenden
Berg – gerade a Gamserl schwarz und
braun zu Sehen?
Ernst Schusser und Frau Bruckner
verstanden es mit ihrem lebendigen
Singen und Musizieren, die Anwesenden für ihre echte Volksmusik
zu begeistern und beim Schlusslied
„Das war im Böhmerwald“ und dem
beliebten Andachtsjodler floss auch
so manche Träne.
Mit dem Segen von Diakon Schießl
gondelten die Rentnerinnen und Rentner wieder hinab ins Tal. Nein, sagten
einige, nicht hinab ins Tal, sondern in
den Himmel! Dieser Tag war für viele wie im Paradies gewesen, einfach
pfundig, alle Alltagssorgen zurückgelassen, nicht alleine gewesen, so viel
erlebt!
Dafür sprachen die Senioren ein
herzliches Dankeschön aus, das Lichtblick Seniorenhilfe e.V. gerne weitergibt an alle, die zum Gelingen dieses schönen Tages beigetragen haben, insbesondere an Peter Lorenz,
Geschäftsführer der Brauneck- und
Wallberg-Bahnen, Heinrich Sendhardt, der die Idee „Singender Wallberg“ hatte, Marille Tipolt, Seniorenbeauftragte der Gemeinde RottachEgern, für ihre unermüdliche Hilfestellung für Lichtblick Seniorenhilfe
im Tegernseer Tal, Rudolf Tipolt für
seine künstlerische fotografische Arbeit, Diakon Klaus Schießl für seine
seelsorgerische Begleitung, sowie an
die Familie Schönhöfer vom „Wallberg-Restaurant“ für ihre Gastfreundschaft und die helfenden Händen von
Bergwacht und Rotem Kreuz. n
Monika A. Gimpel
Im Rahmen der 4. Orff-Tage der Bayerischen
Philharmonie im Münchner Prinzregententheater
bot das Konzerterlebnis „Carmina Burana meets
Klazz Brothers“ einen ausdrucksstarken Hörgenuss mit zeitloser Popularmusik. Die mehrfach mit
dem ECHO Klassik und Jazz Award ausgezeichneten
Klazz Brothers führten zusammen mit Maria Markesini Improvisationen im Geiste Orffscher Musik auf.
Kinderchor, Chor und Percussion-Ensemble der Bayerischen Philharmonie, ein Solisten-Trio mit Carmela Konrad (Sopran), Dean Power (Tenor) und Florian
Götz (Bariton) präsentierten unter dem Dirigat von
Mark Mast die Carmina Burana in der besonderen
Version für Klaviere und Percussion-Ensemble. Mit
einem eigens für die 4. Orff-Tage der Bayerischen
Philharmonie entwickelten Programm widmeten sich
die Klazz Brothers mit Maria Markesini im ersten Teil des
Abends erstmals dem Schaffen von Carl Orff. Dabei zielten
sie auf eine zeitgenössische Reflexion des berühmtesten
Werkes der Chorsymphonik, den Carmina Burana, die von der Bayerischen Philharmonie im zweiten Teil aufgeführt wurden.
In der beeindruckenden Kulisse des Prinzregententheaters wurden
die Zuhörer Zeuge einer einzigartigen Präsentation der musikalischen
Verwandtschaft von Orffscher und Jazzmusik. n
Bilderwelten |
Blickwechsel – Pioniere der Moderne –
Klassische Moderne trifft 19. Jahrhundert
Mit der Führung durch diese sehr interessante Ausstellung in der Neuen
Pinakothek brachte Dr. Angelika Grepmair-Müller den Lichtblick-Rentnerinnen und Rentnern den Blickwechsel auf weltbekannte
Meisterwerke
der
Klassischen Moderne aus der Pinakothek der Moderne
künstlerisch näher:
von Max Beckmann
bis Pablo Picasso
und ihr Zusammentreffen mit herausragenden Wegbereitern des 19. Jahrhunderts wie August
August Macke (1887–1914) Mädchen unter
Macke oder Edgar
Bäumen • Bild: © Bayerische Staatsgemäldesammlungen,
Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München
Degas. n
Hörgenuss |
Die „taschenphilharmonie“ – das kleinste
Sinfonieorchester der Welt
Dirigent Peter Stangel stellte seinen Zuhörern Richard Wagners Vorspiel
zu „Tristan und Isolde“ und „Isoldes Liebestod“ dem „Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn Bartholdy in seiner brillanten Weise mit
seinen Top-Musikern in Münchens stimmungsvollstem Konzertsaal, der
Allerheiligen Hofkirche in der Residenz zu München, gegenüber – ein
wirklicher Hörgenuss für unsere Senioren. n
Kleine Besetzung: Gekonnte Balance zwischen den vielen Farben eines großen Orchesters und der Intimität von Kammermusik • Foto: taschenphilharmonie
Lichtblick AKTIV |
Gut, dass es
SIE gibt!
•3/2013
11
Erfolgreicher Abschlag
Unsere Spender, Sponsoren, Freunde und
Gönner des Vereins! Ohne Sie gäbe es diese wertvolle Arbeit und alle die Hilfsangebote für unsere bedürftigen Rentnerinnen
und Rentnern nicht – Danke!
Herausragendes Ergebnis beim Golfturnier des Lions Club München Blutenburg:
Zehn bedürftige Rentnerinnen und Rentner können mit einer
Jahres-Seniorenpatenschaft rechnen
S
Geburtstag feiern und anderen Menschen eine Freude machen: eine wunderbare
Geste von Jubilar Berti Gaßner – hier mit Ehefrau und Sohn Andy • Das Foto wurde von
Herrn Michael Graeter kostenlos zur Verfügung gestellt
Ein Rentner geht
fremd
Weißwurstkönig Berti Gaßner feiert 75. Geburtstag:
mit Fischdelikatessen und Geschenken
für bedürftige Rentner
E
twa 50 geladene Gäste fanden
sich bei herrlichem Sommerwetter an einem Samstag im Juli zu
einem feinen Mittagessen im Restaurant „Atlantik Fisch“ im Schlachthofviertel ein. Gaßner, der neben
Wiggerl Wallner und Magnus Bauch
zu den drei Weißwurstkönigen Münchens zählt, wollte „aus Gründen der
Toleranz“ seinen Feiertag lieber mit
schmackhaften Zutaten aus See und
Meer begehen als mit hauseigenen
Schmankerln. Die Anwesenden hat‘s
gefreut, und so gab es nach einem
stimmungsvollen Sektempfang mit
Livemusik ein feines Drei-GängeMenü, das immer wieder mit kleinen
Gedichteinlagen von Salesianer-Pater Alois Gaßner, einem Cousin des
Jubilars, sowie augenzwinkernden
Gesangseinlagen von Gaßner-Sohn
Andy verfeinert wurde. Gaßner, selbst
ein Münchner Urgewächs, hat an seinem Ehrentag nicht nur Geschenke
erhalten, sondern vor allem selbst ein
besonders schönes Geschenk dargebracht: Ihm war es „eine Herzensangelegenheit“, seine seine Feier zugunsten von Lichtblick Seniorenhilfe
e.V zu veranstalten und bedürftige
Münchner Rentner zu unterstützen.
Und so konnte Gründerin und Vereinsvorsitzende Lydia Staltner am
Ende 3065 Euro entgegennehmen,
die von den Gästen im Laufe des Tages
gespendet wurden. Gaßner will damit
die Aktion des Hofbräukellers unterstützen, der bedürftige Rentner einmal pro Woche auf ein Mittagessen
mit Getränk im Wert von je zehn Euro
einlädt. Dank der edlen Spender und
der vorbildlichen Initiative Gaßners
werden nun viele Lichtblick-Seniorinnen und Senioren in den nächsten
Monaten ein richtiges Mittagessen
erleben dürfen. Was für ein wunderbares Geburtstagsgeschenk. n
Susanne Wess
Bitte spenden Sie!
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elbst die Sonne hat in all ihrer
Pracht mitgespielt: Beim 30. Golfturnier des Lions Club München Blutenburg, das am 15. Juni in Rottbach
bei Maisach zugunsten der Lichtblick
Seniorenhilfe e.V. bei strahlendem
Wetter stattgefunden hat, war einfach
alles perfekt.
94 passionierte Golfer haben um
12 Uhr beim Kanonenstart ihr Spiel
begonnen und Schlag um Schlag mit
großer Passion Geld in die Kassen der
Turnierveranstalter gespielt.
Und dank des großen Engagements von Organisator Ludwig Straßner und seiner Ehefrau Karin durften
auch fünf Lichtblick-Rentnerinnen
und Rentner einen ganz besonderen
Tag erleben. Das große Abendessen
im weitläufigen Garten des Golfclubs
und ein Fahrservice, der die Senioren
abgeholt und sie auch wieder sicher
und komfortabel nach Hause gebracht
hat, standen auf dem Programm.
Das köstliche Menü sowie eine
Combo, die für ausgelassene Stimmung sorgte, waren neben der großen
Tombola die Highlights des Abends.
500 Lose fanden bei den 120 anwesenden Gästen reißenden Absatz.
Und so konnte Lydia Staltner,
Gründerin und Vorsitzende der Lichtblick Seniorenhife e.V., voller Stolz
und Freude an diesem gelungenen
Tag von Ludwig Straßner eine Sonderspende im Wert von 4200 Euro
entgegennehmen. Mit diesem Betrag
werden zehn einjährige Seniorenpa-
D
as Programm der diesjährigen
Kulturtage war wieder einmal
sehr vielfältig und begeisterte das
Publikum. Das Konzert von zwei
Gospelchören, bayerischer Brunch
mit Livemusik und akustischem FolkRock, „Tanzen statt Tatort“, Rock
Afternoon vom sonnigen Rock-Pop
aus Österreich/Australien bis hin
zum authentischen Blues-Rock aus
München, eine Theateraufführung,
Chill-out mit Jazz und Funk-Pop,
spannende Aktivitäten für Kinder, ein
Kreativmarkt und vieles andere mehr,
lockten zahlreiche Gäste an, und das
Wetter spielte auch mit.
Erstmals gingen in diesem Jahr
die Erlöse der 4. Kulturtage an drei
Einrichtungen, die unter dem Motto
„Generationen im Dialog“ zusammengefasst waren.
So erhielt Lichtblick Seniorenhilfe
e. V. einen Spendenscheck über 3000
Euro. Überreicht wurde der Scheck
von der Künstlerischen Leitung der
Unterhachinger Kulturtage, Stefanie
Trinker. Lichtblick Seniorenhilfe hat
sich hierüber sehr gefreut. Ein herzliches Dankeschön geht daher an
Pfarrer Kilian-Thomas Semel, alle
ehrenamtlichen Teams der Pfarrei
St. Brigitta in Unterhaching sowie
an alle Künstler, die zugunsten der
Veranstaltung auf ihre Gage verzichteten. An dieser Stelle sei auch
allen Sponsoren der Kulturtage und
der Unterhachinger Geschäftswelt
gedankt. Durch deren finanzielle Unterstützung konnten die im Vorfeld
getätigten Ausgaben für die Kulturtage abgedeckt werden.
10 Senioren können sich über eine Patenschaft freuen:
Lionsfreunde Ludwig Straßner (li.) und Wolfgang Hilder (re.) übergaben
die Sonderspende in Höhe von 4200 Euro an Lydia Staltner, 1. Vorstand der Lichtblick
Seniorenhilfe e. V. • Foto: Lichtblick
tenschaften finanziert, damit für zehn
weitere bedürftige Rentner und Rentnerinnen ein heller Lichtstreifen am
Horizont auftaucht. Ein gelungener
Abschlag für das kommende Jahr! n
Susanne Wess
Spaß, Kultur und
dabei Gutes tun
Die 4. Kulturtage der Pfarrei St. Brigitta in Unterhaching waren
auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg
Eine großzügige Spende übergab Stefanie Trinker, Künstlerische Leitung Kulturtage
Unterhaching an Monika A. Gimpel und Jelica Komljenovic, Lichtblick Seniorenhilfe
e.V. (v. l. n. r) • Foto: Christian Amberg
Mit der Spende kann der Verein
wieder ein Lichtblick für bedürftige
Rentner sein, deren Rente für den
notwendigsten Lebensunterhalt nicht
ausreicht. n
Monika A. Gimpel
12
Gut, dass es
SIE gibt!
Lichtblick AKTIV
•3/2013
Unsere Spender, Sponsoren, Freunde und
Gönner des Vereins! Ohne Sie gäbe es diese
wertvolle Arbeit und alle die Hilfsangebote
für unsere bedürftigen Rentnerinnen und
Rentnern nicht – Danke!
Meisterköche
servierten
15000-EuroScheck
Voller Einsatz: Für die zahlreichen Gäste bereiteten
die Köche in rasantem Tempo 30 verschiedene und
ausnahmslos köstliche Gerichte zu • Foto: Marcel Hajnal
Großartige Benefiz-Aktion im „Hotel Königshof“
zugunsten der Lichtblick Seniorenhilfe e. V.
F
ür Hotelier Carl Geisel war es
„eine Herzensangelegenheit“, und
Lydia Staltner strahlte mit der Sommersonne um die Wette. Einen
15000-Euro-Scheck konnte die Vorsitzende der Lichtblick Seniorenhilfe
e.V. am letzten Juli-Wochenende in
der Lobby des renommierten Hotels
Königshof am Münchner Stachus entgegennehmen. Das Geld stammt aus
dem Erlös der Küchenparty „Martin
Fauster & Friends“: 14 Meisterköche
aus Deutschland und Europa und ihre
Teams hatte Martin Fauster, Chef des
Restaurants im „Königshof“, für eine
ganz besondere Küchenparty aufgeboten. Angeführt von Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann verwöhnten
sie ein begeistertes Publikum mit allerfeinsten Gaumenschmankerln.
Ebenfalls 15000 Euro gingen an
die Philipp-Lahm-Stiftung, die mit
Bildungs- und Sportprojekten in
Deutschland und in Südafrika benachteiligte Kinder und Jugendliche
fördert. Stiftungs-Geschäftsführerin
Prof. Dr. Patricia East freute sich
über den Spendenscheck. Außerdem
erhielt die Bayerische Sportstiftung
1500 Euro.
Augen- und
Gaumenschmaus für einen
guten Zweck
30 verschiedene Gerichte, fast 300
Genießer: Das erforderte etliche Tausend Teller und Gläser, riesige Men-
gen an Besteck und ganze Batterien
von Wasser- und Weinflaschen. Eine
enorme logistische Herausforderung,
die das „Königshof“-Team souverän
meisterte – vor allem die Servicemitarbeiter, die ihre Tabletts durchs
Gewusel der Gourmets zu balancieren
hatten und (fast) unfallfrei unterwegs
waren.
Das Publikum besichtigte beeindruckt große kulinarische Handwerkskunst an allen möglichen und
scheinbar unmöglichen Orten: in der
Hotelküche konzentriert arbeitende,
stresserprobte junge Männer und
Frauen in Kochmontur; im Restaurant, auf den Gängen und in den Salons weitere Teams, die mit transportablem Kochgerät ebenso engagiert
Köstlichkeiten zubereiteten.
Viele Gäste hielten mit ihren Fotohandys fest, wie etwa Thomas Kahl
vom mallorquinischen Top-Restaurant „Es Fum“ perfekt gegarten Kabeljau im Paella-Sud anrichtete oder
wie Tohru Nakamura vom aufstrebenden Alt-Schwabinger „Werneckhof“
und seine Patissière ein aromastrotzendes Fruchtdessert wie ein essbares Ikebana arrangierten.
Hans Haas aus dem legendären
Münchner
Zwei-Sterne-Restaurant
„Tantris“ präsentierte seine witzige
Gänseleberzigarre mit Mango nebst
marinierter bretonischer Makrele auf
gerösteter Ciabatta-Scheibe, Christian Scharrer vom „Buddenbrooks“ in
Travemünde (ebenfalls zwei Sterne)
reichte gefüllten Ochsenschwanz mit
Périgord-Trüffel. Bei höchst sommerlichen Außentemperaturen waren nicht wenige Esser besonders
dankbar für die ebenso delikate wie
erfrischende Gazpacho mit Szechuangurke und Garnelen, die sich Thomas
Kellermann vom Restaurant „Kastell“
in Wernberg/Südtirol hatte einfallen
lassen.
„Eine vergnügt schmausende Gästeschar ist für alle Köche und ihre
Mitarbeiter, die ihre Freizeit geopfert
haben, die beste Motivation“, erklärte
ein äußerst zufriedener Eckart Witzigmann. Gastgeber Carl Geisel war
„allen Mitwirkenden dieser wieder
einmal sehr gelungenen Veranstaltung außerordentlich dankbar für ihr
tolles Engagement“.
„Mit den Spenden lässt sich so viel
Gutes tun“, erklärte Lichtblick-Gründerin und Vorsitzende Lydia Staltner.
Denn Unterstützung tut not: „Angesichts steigender Altersarmut können
sich immer mehr Rentnerinnen und
Rentner oft viele wichtige Dinge des
täglichen Lebens gar nicht oder nur
selten leisten.“ n
Uli Martin
Showtime in der Hotelküche: die Kunstfertigkeit der Köche und die feinen Gaumenschmankerl begeisterten das zahlreich vertretene Publikum • Foto: Marcel Hajnal
Gesundheit |
•3/2013
13
DurchAT MEN
Im Alltag haben viele das Natürlichste überhaupt verlernt: Das
bewusste Atmen. Übungen aus dem Yoga können helfen, wieder
zu sich und dem eigenen Atem zu finden
A
tmen heißt Leben. Wir nehmen
lebensnotwendigen Sauerstoff
auf und geben im Gegenzug schädliche Abfallstoffe ab. Unsere Zellen
bleiben jung und frisch, gesund und
leistungsfähig. Hektik, Stress und
Unaufmerksamkeit lassen uns jedoch
immer weniger Gelegenheit, bewusst
auf unseren Atem zu achten. Wir merken ihn oft nur, wenn wir mal wieder
außer Atem sind, wenn wir atemlos
von einem Termin zum anderen hetzen, wenn uns ein Problem in Atem
hält oder uns ein unvorhergesehenes
Ereignis gar den Atem verschlägt.
Immer weniger gelingt es, eine Atempause einzulegen und neuen Atem zu
schöpfen. Mehr und mehr Menschen
haben die gesunde und natürliche Art
der Tiefenatmung verlernt, die jeder
als Kind automatisch beherrscht.
Durch bewusste Atemarbeit lernen
wir unsere eigene Atembewegung
kennen. Achten Sie beim Üben vor
allem auf eine lange Ausatmung! Die
Einatmung kommt danach von ganz
allein, ohne Druck und Zwang.
Atemübungen geben Ihnen mehr
Ruhe, Energie und Kraft und vergrößern auch Ihr Atemvolumen. Die
Atemwände weiten sich und ziehen
sich wieder elastisch zusammen.
Bisher ungenutzte Lungenbläschen
werden aktiviert. Dadurch sind Sie
weniger krankheitsanfällig. Außerdem helfen die Übungen, wieder ökonomisch zu atmen – sie sorgen für
optimale Sauerstoffzufuhr bei gerin-
gem Energieaufwand. Probieren Sie
es aus: drei Atemübungen stellen wir
Ihnen hier vor. n
Simone Ullmann
Tiefenatmung
Mit dieser Atemübung lernen Sie, sich
Ihren persönlichen Atemrhythmus bewusst zu machen.
Legen Sie sich auf den Rücken. Schließen
Sie die Augen und bringen Sie die rechte
Hand auf den Bauch. Fühlen Sie, wie der
Bauch sich hebt und senkt, wenn Sie die
Luft in den Körper ein- und wieder ausatmen. Nehmen Sie jetzt die linke Hand auf
den Brustkorb. Dadurch bemerken Sie,
wie sich auch die Brust beim Ein- und Ausatmen hebt und senkt. Atmen Sie durch
die Nase und lassen Sie dabei jeweils ein
feines sanftes Rauschen entstehen – wie
das Rascheln der Blätter im Wind. Verschließen Sie dafür leicht die Muskeln im
Hals. Erlauben Sie jetzt nach jeder Ausatmung eine kleine Pause, bis die Luft
von ganz allein wieder durch die Nase in
den Körper strömt. Halten Sie den Atem
jedoch nicht gewaltsam an.
Um aus der Haltung zu kommen, atmen
Sie ein paar Mal wieder ganz frei ein und
aus. Gähnen und seufzen Sie, rekeln und
strecken Sie sich und lassen Sie Ihrem
Atem wieder ganz freien Lauf.
Blasebalg-Atem (Kapalabhati)
Kapalabhati ist eine kraftvolle Atemübung, die Giftstoffe entsorgt und
das Zwerchfell stärkt. Sie beruhigt
das Nervensystem und füllt das Blut
Einfache Atemübungen bewirken Wunder:
Der Körper wird mit Energie angereichert,
und sogar kleine Fettpölsterchen können
verschwinden • Foto: fotolia
mit Sauerstoff an. Die Zellaktivität
steigt. Sie fühlen sich lebendiger.
Allerdings sollte diese Übung nicht
geübt werden von Menschen mit hohem Blutdruck und bei Schmerzen im
Bauchraum. Auch für Schwangere ist
sie nicht zu empfehlen.
Setzen Sie sich für den Blasebalg-Atem
bequem und aufrecht hin und atmen Sie
langsam durch die Nase. Legen Sie eine
Hand auf den Bauch. Atmen Sie tief ein
und füllen Sie den Bauch mit Luft. Der
Oberkörper ist gerade aufgerichtet. Ziehen Sie jetzt den Bauch kraftvoll ein.
Durch diese Kontraktion wird die Luft aus
der Nase herausgedrückt. Stellen Sie sich
vor, Sie würden kräftig die Nase putzen.
Ist die Luft ausgestoßen, entspannen Sie
sich sofort wieder, damit er sich erneut
leicht ausdehnt. Dabei strömt die Luft wie
von selbst zurück in die Lunge. Wiederholen Sie das feste Anspannen der Bauchmuskeln, um die Luft wieder hinauf-
Strahlendes
Glück
scheiden sich statt medikamentöser und
chirurgischer Schmerztherapie für die
Heilung bzw. Linderung der Beschwerden durch Strahlen.
n Wie ist in etwa das Zahlenverhältnis zwischen Schmerz- und Tumorpatienten?
Sie hätten diese Antwort vielleicht nicht
erwartet, aber wir bestrahlen weit weniger Krebskranke.
n Haben Sie dafür eine Erklärung?
Ganz einfach. Die Bestrahlung ist wohl
eine weitgehend vergessene Therapieoption bei Arthrose, Tennisarm, Fersensporn & Co. Aber bei entzündlichen und
schmerzhaften Gelenksveränderungen
tritt meist nach sechs bis acht Wochen
(zwei bis drei Termine pro Woche) eine
deutliche Verbesserung ein. Bei Tumorpatienten muss die gesamte Strahlendosis in zahlreiche Einzelsitzungen aufgeteilt werden. Das bedeutet: in der
Regel fünfmal pro Woche über einen
Gesamtzeitraum von mehreren Wochen.
n Auf welche Gebiete ist Ihre Praxis
spezialisiert?
Die Mammografie (meine Mutter, Seniorchefin hier, eröffnete die erste Praxis mit
der Röntgendiagnostik zur Früherken-
Wechselatmung
(Nadi Shodana)
Die Wechselatmung beruhigt einen unruhigen Geist
und sorgt dafür, dass die
Energie harmonisch durch
den ganzen Körper fließt.
Beide Körperhälften werden
synchronisiert und ausgeglichen. Dadurch können wir uns friedlich und
frei fühlen.
Setzen Sie sich bequem hin. Beugen Sie
dann Zeige- und Mittelfinger der rechten
Hand (Linkshänder die der linken Hand).
Frau Dr. WuttgeHannig praktiziert
„patientenorientierte
Medizin“ mit Wohnzimmeratmosphäre
• Foto: Tom Gonsior
Seit einem halben Jahrhundert pilgern Tumor- und Schmerzpatienten zu den Experten auf dem Gebiet der Strahlentherapie,
Radiologie und Nuklearmedizin: Dres. Wuttge-Hannig.
Lichtblick sprach mit der Seele der Praxis am Karlsplatz
n Lichtblick: Frau Dr. Wuttge-Hannig,
Sie haben mich ins sogenannte Traditionszimmer gebeten, was hat es
mit dem Namen auf sich?
Dr. Anita Wuttge-Hannig: Es ist sozusagen die Kernzelle dieser Praxis. Seit
1960, als meine Mutter Dr. Annemarie
Wuttge die Praxis gründete, beraten
wir hier die Patienten. Die Wohnzimmeratmosphäre mit Bildern an der Wand –
auch in unserem Bestrahlungszentrum
am Maximiliansplatz im ehemaligen
Luftschutzbunker (früher „Regina-PalastHotel“) – liegt uns sehr am Herzen: Der
Kranke soll sich gut aufgehoben fühlen.
Und trotzdem ist die technische Ausstattung hier auf dem allerneuesten Stand.
Ich kann mir die Röntgenbilder auf einem Gerät ansehen, und der unmittelbar
damit verbundene Schreibcomputer notiert den Befund, den ich ihm während
des Patientengesprächs diktiere.
n Ihre Arztfamilie betreibt eine der
führenden Radiologien Süddeutschlands. Wer lässt sich behandeln?
Bei uns arbeiten Nuklearmediziner und
Strahlentherapeuten erfolgreich zusammen. Viele junge Sportler (darunter auch
Olympiasieger) kommen zu uns und ent-
und herauszupressen. Beginnen Sie mit
20 Ausatmungen pro Minute und steigern Sie die Zahl der Ausatmungen langsam. Üben Sie zwei bis drei Abfolgen hintereinander, dazwischen machen Sie je
30 Sekunden Pause, in denen der Atem
frei fließt. Ganz am Ende können Sie
einige Minuten meditieren.
nung bei Brustkrebs), Nachsorge von
Tumorpatienten, neueste Nuklearmedizin und die Diagnostik und Rehabilitation bei Schluckstörungen.
n Wann ist das indiziert?
Seit 1983 haben wir weit über 40 000
Patienten behandelt. Wir rehabilitieren
ältere Menschen nach Schlaganfällen
und schwerbehinderte Kinder, betreuen
aber auch „Schnarcher“ und Sänger mit
Stimmproblemen. Damals haben wir die
AG Disphragie München ins Leben gerufen. Vor zwei Jahren haben wir einen
Kongress für Schluckpatienten organisiert. Zu Gast war der Münchner PromiKoch Alfons Schuhbeck, der mit capsaicinhaltigen Gewürzen den Schluckreflex
stimulieren konnte.
n Wie setzt sich Ihr erprobtes Expertenteam zusammen?
Drei Physiker, zwei
MTAs und ausschließlich Fachärzte, wobei
einer während des gesamten Behandlungszeitraums für einen
Patienten zuständig
bleibt. Auch meine
betagte Mutter (88) ist
heute noch beratend
tätig. Ein großer Vorteil ist, dass wir auf 18
verschiedene Muttersprachler zurückgreifen können (darunter
Russisch, Arabisch, Armenisch).
n Wo sehen Sie persönlich die Stärken Ihrer Arbeit?
Wir verfolgen in erster Linie eine patientenorientierte Medizin. Das Credo meines Vaters Dr. Kurt-Heinz Wuttge war
es, hochtechnologisierte Therapien mit
menschlichen Aspekten zu kombinieren.
Uns konsultierte einmal ein bekannter
Pianist, der mit seiner Prostata-Erkrankung aus einem großen Klinikum mit
einer geringen Lebenserwartung entlassen worden war. Wir sahen es als unseren Auftrag, die Lebensqualität dieses
Patienten noch vier, fünf Jahre zu verbessern. Zum Dank überließ er mir nach
seinem Tod seinen Konzertflügel.
n Vielen Dank für das interessante
und ermutigende Gespräch!
Gisela Wunderskirchner
Ringfinger und kleiner Finger bleiben gestreckt. Atmen Sie durch beide Nasenlöcher ein. Dann verschließen Sie mit dem
rechten Daumen das rechte Nasenloch,
atmen durch das linke Nasenloch ein und
zählen dabei bis vier. Verschließen Sie
nun mit kleinem und Ringfinger das linke Nasenloch und atmen nur durch das
rechte Nasenloch wieder aus. Zählen Sie
dabei wieder bis vier. Atmen Sie durch
das rechte Nasenloch wieder ein. Das
linke bleibt weiter verschlossen. Zählen Sie wieder bis vier. Verschließen
Sie dann das rechte Nasenloch mit
dem Daumen und atmen Sie durch das
linke Nasenloch aus, während Sie wieder
bis vier zählen. Je nach Atemvolumen
können Sie auch bis sechs zählen oder
auf drei verkürzen. Beginnen Sie mit vier
Durchgängen und steigern Sie sich langsam bis auf 20. Auch nach der Wechselatmung ist es schön, einige Minuten lang
zu meditieren. n
Meldungen
Risiko für Demenz
Schwedische Forscher haben neun
Risikofaktoren für eine Frühdemenz
ausgemacht. Besonders gefährlich
ist laut aponet.de massiver Alkokoholkonsum. Bei einem Schlaganfall und der Einnahme von Antipsychotika stieg das Risiko für eine frühzeitige Demenz um das Dreifache.
Ähnliche Folgen können Depressionen oder eine Demenzerkrankung
beim Vater nach sich ziehen.
Dasselbe gilt laut den Wissenschaftlern bei Drogenkonsum, bei eingeschränkten geistigen Fähigkeiten,
einer geringen Körpergröße und
einem dauerhaft erhöhten Blutdruck. n
Hirntrainer Kakao
Kakao wirkt im Gehirn Wunder.
Dies geht aus einer Studie von USForschern hervor. 60 Senioren, im
Schnitt 73 Jahre alt, nahmen einen
Monat lang den Schokotrunk zu
sich. Bald machten die Probanden
erste Fortschritte. Die Wissenschaftler stellten bei ihnen einen
verstärkten Blutfluss von mehr als
acht Prozent in wichtigen Hirnbereichen fest. Auch konnten die
Versuchsteilnehmer
Gedächtnisaufgaben schneller lösen. Fazit der
Forscher: Die Blutversorgung im
Gehirn steht offenbar in engem
Zusammenhang mit geistigen Leistungen. n
14 | Kulinarisches
•3/2013
Die feine französische Küche
im „Le Stollberg“ Frankreichs Klassiker wie gebratene Froschschenkel mit
Knoblauch oder Kalbsnieren in Rotweinsauce zu den Bestsellern. Anette
Huber will ihren Gästen feine französische Küche mit Bodenhaftung und
besten Zutaten bieten. Dafür geht sie
auch jeden Tag selbst zum Einkaufen
in die Großmarkthalle, besorgt sich
frische Karpfen oder Saiblinge von einer hiesigen Fischzucht und lässt sich
Käse aus dem Elsass vom bekannten
Affineur René Tourrette liefern.
All diese Köstlichkeiten trägt sie
dann wie Jagdtrophäen in ihre Küche,
um sie später als kleine Kunstwerke in
die Durchreiche zu schieben Oder sie
flitzt selbst heraus und serviert ihre
einmalig geschmeidge Crème brûlée
mit der hauchdünnen Zuckerkruste.
Diesmal funkeln vor allem die Augen
der Gäste vor Freude. n
Nichts ist für Anette Huber
beim Kochen wichtiger als
exzellente Zutaten:
Im Restaurant „Le Stollberg“
gibt die junge Köchin französischen Klassikern ihren ganz
eigenen modernen Touch
O
“
ngle vom US-Beef, das sind die
Nierenzapfen beim Rind oder
Kalb – etwas ganz Feines.“ Wenn
Anette Huber über Fleisch redet,
dann leuchten ihre Augen so wie bei
anderen Damen nur beim Anblick von
Juwelen. Aber genau das sind diese
edlen Fleischteile für die junge Köchin: Diamanten der Küche, die sie
mit ihrer Kochkunst auf Hochglanz
poliert. Die 33-jährige Köchin des
Restaurant „Le Stollberg“ liebt vor
allem Kutteln, Nieren und Co. Berührungsängste kennt sie nicht, dazu ist
ihre gastronomische Neugierde viel
zu groß.
Anette Hubers Liebe zum Kochen
wurde schon zu Hause in Freimehring
bei Haag geweckt, wo sie als jüngstes von vier Kindern aufwuchs. Der
große Gemüsegarten und die sonn-
Das Credo von Anette Huber:
Kreativität und behutsame
Kombinationen sollen den
Eigengeschmack der einzelnen
Produkte unterstreichen
• Fotos: Susanne Wess
täglichen Mittagessen an
der großen Tafel haben sich
fest eingeprägt. Und so war
es eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass die damals
17-Jährige nach München
ging und bei Feinkost Käfer
ihre Ausbildung zur Köchin
begann. Nach den Münchner
Lehrjahren zog es sie hinaus
in die Welt: Im „Cliveden
House“ bei London, nur 45 Minuten
von der Küste entfernt, entflammte ihre
Begeisterung für die Frische des Produkts, während sie die Geheimnisse
Das flüssige Gold
Bereits die alten Griechen verabreichten ihren olympischen
Kämpfern Olivenöl. Im Mittelalter trug es den
Namen „flüssiges Gold“. Tipps zu Einkauf, Verkostung
und Lagerung des wertvollen Elixiers
O
livenöl ist nicht nur ein kulinarischer Genuss, sondern auch
ein Labsal für die Gesundheit: Es
enthält den Radikalenfänger Vitamin E und entzündungshemmende
Flavonoide, die möglicherweise das
Wachstum von Bakterien und Viren
hemmen. Vor allem aber lässt Olivenöl
die Herzen länger schlagen. Mit
einem Anteil von 70 Prozent ist es
äußerst reich an einfach ungesättigten Fettsäuren, die das schädliche LDL-Cholesterin senken und so
die Gefäße schützen können. Die
höchste Qualitätsstufe des Olivenöls
ist das kalt gepresste „native Olivenöl extra“, das maximal 0,8 Prozent freie Fettsäuren enthalten darf.
So schmeckt gutes
Olivenöl: frisch, grasig
bis nussig, mit
scharfem Abgang
• Foto: @ L. Giordano / fotolia
Michaela Bogner, Münchens erste
geprüfte Olivenölverkosterin, bietet
Olivenöl-Verkostungsabende an:
9.10. / 6.11. / 4.12. bei Landersdorfer
& Innerhofer Feine Kost.
Nähere Informationen unter:
www.dasgoldderbauern.de
Je nach Herkunftsland wird es als
„Olio d‘oliva extra vergine“ (Italien)
oder „Aceite extra virgen“ (Spanien)
bezeichnet. Bei italienischen Ölen
ist die Aufschrift DOP (geschützte
Ursprungsbezeichnung), bei griechischen die Bezeichnung Protected designation of origin (PDO) und Protected Geographical Indication (PGI) ein
Zeichen für gute Qualität. Das beste
Olivenöl kommt übrigens aus Kreta!
Doch wie erkennt der Laie ein gutes Öl? Am besten probiert man es
pur und saugt beim Verkosten reichlich Luft an. Hochwertiges Olivenöl
schmeckt extrem frisch, die Tendenzen variieren von grasig bis nussig –
oft auch mit scharfem Abgang – es
hat eine leuchtende Farbe und
einen angenehmen Duft.
Manche Öle weisen auch
Zitrus- oder Bitternoten auf.
Zwar sind diese Aromen nicht
jedermanns Geschmack, doch
gesund sind sie allemal, da die
für diese Geschmacksnuancen zuständigen Polyphenole
antioxidative Wirkung haben
können. Lagern sollte man Olivenöl nicht länger als 18 Monate
ab Herstellung, und zwar an einem kühlen und dunklen Ort, da
die wertvollen Fettsäuren durch
Licht und Wärme oxidieren. Deshalb ist es auch wichtig, bei der
Verpackung von Olivenöl immer
auf dunkle Flaschen zu achten. Beim
Kochen empfiehlt sich, native Olivenöle nicht extrem zu erhitzen, um die
wertvollen Inhaltsstoffe und Vitamine zu schonen. Besser einige Tropfen
kalt auf die Speisen geben und so das
feine Aroma genießen. n
Susanne Wess
Susanne Wess
der gehobenen französichen Küche
im Anschluss bei Sternekoch Wolfgang Nagler im „Brandenburger Hof“
in Berlin erlernte. Und so zählen auch
Le Stollberg
Stollbergstraße 2; Tel. 089 24 24 34 50
Montag bis Freitag 11.30 – 14.30 Uhr
und 18 – 1 Uhr; Samstag 12 – 1 Uhr
www.lestollberg.de
Weintipp
2010 Altano Douro tinto,
Symington Family Estate
Die Symington Familie zählt seit 5 Generationen zu den besten
Unternehmen in Portugal. Nach über 350 Jahren Erfahrung
im Weinbau liegt es nahe, auch exzellente trockene
DOC-Weine zu produzieren. Auf 7 Hektar (seit 2006 zertifiziert für organischen Weinbau) wachsen die für diese
Cuvée vorgesehenen einheimischen Rebsorten Touriga
Franca, Tinta Roriz und Tinta Barroca. Ein Duft nach Wildblumen,Lavendel und dunklen Beeren entspringt dem Glas.
Seine erfrischende Frucht nach Pflaume und Schwarzkirschen begleitet von würzigen Pfeffernoten findet sich am
Gaumen wieder.Zum Lammkarree passt er hervorrragend.
0,75l-Flasche 7,50 Euro
zu beziehen über:
GEISELS WEINGALERIE
im „Hotel Königshof“
Karlsplatz 25 | 80335 München
Tel +49 (0)89 55136 6129
Fax +49 (0)89 55136 6413
[email protected]
www.geisels-weingalerie.de
Lammkarree
mit Bohnen
und Tomaten
Sternekoch
Eckart Witzigmann
Zutaten (für 4 Personen)
Für die Kruste
•½ Aubergine
•½ Zucchini,
je in 3 mm große Würfel
geschnitten
•Salz
•4 EL Olivenöl
•100 g Butter
•1 Zweig Thymian
•1 Msp. gehackter Basilikum
•1 EL gehackte Petersilie
•1 Knoblauchzehe, fein gewürfelt
•30 g grüne Oliven, fein gehackt
•30 g schwarze Oliven,
fein gehackt
•1 Eigelb
•30 g frische Weißbrotbrösel
ohne Rinde (Mie de pain)
•weißer Pfeffer aus der Mühle
•Zitronensaft
Für das Gemüse
•12 Schlangenbohnen
•Salz
•4 Schalotten
•Meersalz
•2 EL Olivenöl
•20 g Butter
•1 EL Semmelbrösel
•2 Tomaten gehäutet,
geviertelt und entkernt
Für das Lamm
•2 Lammkarrees zu je 600 g
•Salz
•frisch gemahlener Pfeffer
•etwa Lammjus
•Meersalz
•schwarzer Pfeffer,
grob gestoßen
Zubereitung
Für die Kruste die Auberginen- und
Zucchiniwürfel leicht einsalzen und
etwa 30 Minuten ziehen lassen. Dann
ausdrücken, in Olivenöl kross braten
und auskühlen lassen. Die Butter
schaumig schlagen und mit den
gesamten Zutaten vermengen. Mit
Salz, Pfeffer und Zitronensaft pikant
abschmecken.
Für das Gemüse die Schlangenbohnen putzen, in Salzwasser blanchieren, abschrecken und abtropfen
lassen. Die Schalotten nebeneinander
auf reichlich Meersalz setzen und im
auf 180-200° C vorgeheizten Ofen in
15-20 Minuten garen.
Die Lammkarrees mit Salz und Pfeffer würzen und rundherum anbraten.
In den 180°C heißen Ofen schieben
und in 12-18 Minuten (je nach gewünschter Garstufe) braten. Herausnehmen, mit der Kruste bedecken und
mit starker Oberhitze gratinieren, bis
sie leicht Farbe angenommen hat.
Inzwischen für das Gemüse das
Olivenöl mit der Butter erhitzen, die
Bohnen darin leicht andünsten und
mit den Bröseln bestreuen. Die Tomaten zufügen und kurz erhitzen, die auf
Salz gegarten Schalotten halbieren.
Anrichten: Die Lammkarrees aufschneiden. Den erhitzten Lammjus auf
vorgewärmten Tellern verteilen, das
Fleisch mit dem Gemüse darauf anrichten und mit etwas Meersalz sowie
grob gestoßenem Pfeffer bestreuen.
Reise | 15
•3/2013
Mit Hund und Lizenz dem weißen
Trüffel auf der Spur
A
genau orten kann, der Glückliche.
Tuber. In seinem Restaurant in Livade
lba im Piemont – das ist der Ort,
Doch auch die menschlichen Riechwartet der knuffige „Mister Giancarlo“
an den alle denken, wenn vom
organe reichen aus, um anschließend
mit lizensiertem Trüffelsucher nebst
Tuber Albidum Pico, dem hocharobeim Essen dem betörenden Duft der
Trüffelhund auf uns. Giancarlos Aumatischen, intensiv duftenden und
weißen Knolle zu verfallen. Pasta, nur
gen leuchten noch immer vor Freude,
zugleich sündhaft teuren weißen Trüfin Butter geschwenkt, mit gehobelten
wenn er von seinem damaligen Fund
fel die Rede ist. Doch wahre Kenner
Trüffeln, dazu frisches Brot und Olierzählt, als er durch die dichten Wälder weißen Knolle haben inzwischen
venöl aus der Region – ein kulinarider der Hügellandschaft streifte, den
ein anderes Mekka: Motovun heißt es
und ist eine Waldregion rund
um die kleine kroatische Ortschaft Livade in Istrien, nur
rund 30 Minuten von der adriatischen Küste entfernt.
Im Herbst findet man hier
die berühmten weißen Trüffeln, ihr schwarzes Pendant
gibt es das ganze Jahr über.
Und just hier ereignete sich
1999 eine kleine kulinarische
Sensation: Der Trüffelsucher
Giancarlo Zigante fand einen
1310 Gramm schweren weißen Trüffel, hielt Einzug ins
Guiness Buch der Rekorde
und schuf in Livade ein neues
Feinschmeckerparadies, das
inzwischen Liebhaber des
Tuber Albinum Pico aus ganz
Europa anlockt.
So auch uns. Der Beschluss,
endlich
einmal
Erfolgreicher Schnüffler: die feine Hundenase findet die bei Feinschmeckern
Gigantes haubengekröntes so begehrte weiße Trüffel, mit der einfach in Butter geschwenkte Pasta zum kulinaTrüffelrestaurant zu besu- rischen Hochgenuss werden • Foto: Kempinski Hotel Adriatic
chen, bescherte uns eine Reischer Hochgenuss der
frischen Duft der Natur in der Nase. Er
se an die Adriaküste Kroatiens. UnseExtraklasse, zu dem es
gerät ins Schwärmen, doch der Hund
re Anlaufstelle: Das auf den Hügeln vor
nichts weiter braucht.
nebendran ist schon ganz wuschig. Er
der Küste gelegene Kempinski Adria Dass auch Rührei
will los – ab in die Wälder, nach Trüftic Hotel mitsamt seines zweitägigen
mit Trüffeln oder gefeln schnüffeln, die er mit seinen 200
Trüffelpakets: Gleich am Vormittag
hobelter Trüffel auf Fleisch eine
Millionen Riechzellen unterirdisch
nach der Ankunft geht es in medias
Geschmacksexplosion im Mund auslösen, das erleben wir am Abend, als
uns Serafin Koutni, der Chefkoch des
„Kempinksi“, seine Kreationen auf
der Terrasse des Gourmetrestaurants
„Kanova“ kredenzt.
Trüffelduft in der Nase, einen gehaltvollen Rotwein im Glas, der Blick
schweift über die sanften Wellen der
Adria hinweg in die Ferne. Doch da
wollen wir gar nicht hin, denn die Toskana Kroatiens hat unser Feinschmeckerherz im Sturm erobert. n
Susanne Wess
Restaurant Zigante:
www.restaurantzigante.com
Tel. + 385 52 66 43 02
Neue App fürs
Reiserecht
Oh Julia, Färbergraben 18
Wo Adriano zur Pizza röhrt
Man weiß eigentlich nicht, ob es eher
der Duft der Steinofenpizza oder die
durchdringende Stimme von Adriano
Celentano ist, die einen ins „Oh Julia“
lockt. Vielleicht ist es auch die geniale
Innenhofterrasse mit den Zitronenbäumchen. Oder alles zusammen? Auf alle
Fälle ist das „Oh Julia“ ein gelungener,
bunter Italien-Mix für Gaumen, Ohren
und Nase.
A
uf den Caféterrassen der Leopoldund Maximilianstraße, am Weißenburger- oder Gärtnerplatz, in den
vielen Trattorien und Edellokalen sitzen die Münchner und bestellen Cappuccino oder Sprizz bei Wirten namens Mario oder Luigi. Fast jeder hat
ein Stammlokal, das er abends gern
auf eine Pasta und ein Glas Rotwein
aufsucht. Sie lieben das italienische
Ambiente zwischen großen SchinkenSchneidemaschinen und noch größeren Pfeffermühlen, freuen sich, wenn
ihr Wirt sie mit „Buona Sera, Dottore“
begrüßt und mit typisch italienischer
Gastlichkeit aufnimmt. Geschätzte 400
bis 500 italienische Restaurants gibt
es in München – das sind mehr als in
Siena und Florenz zusammen. Einge
darunter sind ganz besonders italie-
nisch. Sie sind es, die des Münchners
ewige Sehnsucht nach dem „La dolce
vita“ stillen.
Quattro Tavoli
Dreimühlenstr. 10
Die lässigen Jungs
Dreadlocks, Gitarre und immer ein Lächeln auf den Lippen – so macht Maurizio Cinesi seine Gäste glücklich. Der
Wirt und Liedermacher hockt sich gern
auch mal auf die Straße und spielt mit
Inbrunst einen Song, während Kompagnon Marco und Kellner Lolo mit Charme,
Espresso und knusprigen Piadizze für
Ferienstimmung sorgen.
Publikumsmagnet: Das Sommerfest im
»Oh Julia« begeisterte Jung und Alt •
Foto: LeCopain
Osteria Alpenhof
Alpenplatz 1
Der Nostalgiker
Rot-weiß karierte Tischdecken, Strohstühle und das riesige Rimini-Strandbild wecken Kindheitserinnerungen an
die Adria.
Und wenn Wirt Jörn, der lange in
Rom Kocherfahrung sammelte, seine
Linguine relazione mit Salsiccia und
Weißwein serviert, dann fühlt man sich
(fast) wie in Trastevere.
Streiks am Flughafen sind der Horror vieler Reisender. Der Bundesgerichtshof entschied nun, dass
Fluggäste wegen eines Streikaufrufs der Pilotenvereinigung Cockpit keinen Anspruch auf Ausgleichzahlungen nach der Fluggastrechteverordnung haben. Dies ist dann
der Fall, wenn die Airline mit einem
Sonderflugplan geeignete und zumutbare Maßnahmen getroffen
hat, Ausfälle „auf das unvermeidbare Maß zu beschränken“. Urteil
vom 21. August (X ZR138/11) n
Reiseinformationen:
Und ewig lockt Italien ...
Die Ferien sind zu Ende.
Noch haben wir den Meeresduft in und die Bräune auf
der Nase. Wir wünschen uns,
den Urlaub ein wenig auszudehnen. Kein Problem in München,
der angeblich italienischsten
Stadt nördlich der Alpen
Fluggäste können
bei Streiks leer
ausgehen
Kempinski Hotel Adriatic
Tel. + 385 52 70 70 22;
www.kempinski.com/de/istria
Trüffelpaket mit Besuch bei
Giancarlo Zigante und
Trüffelgeschenk.
Im Oktober:
2 Nächte 285 Euro p.P. im DZ
Foto: © Be
TA-Artwor
ks / fotolia
Sanfte Hügel mit Pinienwäldern und Zypressen, Olivenhaine, türkisblaues Meer und weite Wiesen.
Die Landschaft Istriens gleicht der Toskana und hat ihr doch eines voraus: jede Menge Trüffel
Reisetipps
ELLA, Luisenstraße 33
Vor römischer Kulisse
Seit im neuen Lenbachhaus das Restaurant „ELLA“ eröffnet hat, ist München
um eine italienische Piazza reicher. Unverfälschte regionale Gerichte, dazu
Weine von kleinen italienischen Winzern
und ein unglaublicher Blick auf die Propyläen – Rom im Kleinformat.
Bar Centrale, Ledererstraße 23
Venezianisch, atmosphärisch
In der „Bar Centrale“ sind sie legendär:
der gut geschäumte Cappuccino und die
ofenfrischen Cornetti. Abends trinkt man
hier eine Ombra, ein kleines Glas Wein
wie in Venedig, dazu ein paar Leckereien, die sich Stuzzichini nennen. Fehlt nur
noch der Canal Grande, aber wir haben
ja die Isar... n
Susanne Wess
Urlauber, die auf einem Flughafen festsitzen oder auf fehlendes
Gepäck warten, können sich mit
Hilfe einer Smartphone-App auf
der Stelle über ihre Rechte informieren. Die Europäische Kommission hat eine Anwendung für
Smartphones herausgegeben, die
zunächst für Flug- und Bahnreisende bestimmt ist und auf vier
Plattformen funktioniert: Apple
iPhone und iPad, Google Android, RIM Blackberry und Microsoft
Windows Phone 7. Die App steht
in 22 EU-Sprachen zur Verfügung.
Derzeit erfasst sie den Luft- und
Bahnverkehr, wird aber noch auf
den Reisebus- und Schiffsverkehr
erweitert, sobald diese Rechte in
Kraft treten. n
Neues Reiseschutzportal
Mit ReiseSchutzWeltWeit (www.
rsww.de) stellt sich ein neuartiger
Online-Preisvergleich für Reiseversicherungen vor, der einen direkten Produktecheck zwischen Einmal- und Jahresschutz ermöglicht.
Ein besonderes Merkmal ist dabei
der individuell einstellbare Reiseschutz-Faktor sowie die transparente Reiseschutz-Vergleichsmatrix, die dem Kunden vielfältige
Versicherungsalternativen auf einen Blick bietet. Kunden können
mit Hilfe eines Schiebereglers den
Reiseschutz-Faktor beliebig zwischen niedrigem, mittlerem und
hohem Schutz navigieren, um
die Suche nach der individuell
passenden Reiseversicherung zu
optimieren. Je nach Bedarf kann
sich der Urlauber die entsprechenden Versicherungspakete anzeigen lassen. Schnell verschafft
sich der User einen Überblick im
Tarifdschungel von Jahres- und
Einzelversicherungen sowie Versicherungstarifen mit und ohne
Selbstbehalt – ganz nach den
Bedürfnissen jedes einzelnen Reisenden. n
16 | Die Grüne Seite
Anspruchsvolle Aromabomben
Kohlgemüse sind allgemein anspruchsvoll. Für
einen erfolgreichen Anbau ist ein humoser, mittelschwerer Boden perfekt, der regelmäßig mit
Kompost und Mist versorgt wird und ein hohes
Wasserhaltevermögen besitzt. Im Gegensatz
zu den meisten Gartengemüsen schätzen Kohlarten einen nur leicht sauren bis neutralen
Boden. Wenn Ihr Gartenboden einen pH-Wert
unter 6,0 aufweist, sollten Sie deshalb vor dem
Anbau vorsichtig kalken.
Ob gekauft oder selbst angezogen – die
Sämlinge von Kohlgemüsen sollten relativ tief
gepflanzt werden, bis knapp unter die Blätter.
Dieses „bis zum Kragen eingraben“ erschwert
es der Kohlfliege, ihre Eier abzulegen. Nur Kohlrabi bildet eine Ausnahme, da er zu tief gesetzt
zum Faulen neigt. Für alle Kohlarten gilt: Eine
Prise Algenkalk ins Pflanzloch gestreut, beugt
der gefürchteten Kohlhernie vor – einer Pilzerkrankung, die zum Abdorren der Pflanzen führt.
Kohlpflanzen sind ausgesprochene Starkzehrer, die nur auf gut mit Nährstoffen versorgten
Beeten gesund und zügig heranwachsen. Sie
sind für mehrere zusätzliche Düngergaben
während der Vegetationsperiode dankbar, auch
in Form von Brennnesseljauche, und wirklich
zart werden sie nur bei einer gleichmäßigen
Wasserversorgung. Gute Partner für die Mischkultur sind Tomaten, Kartoffeln, Sellerie, Spinat,
Salate, Lauch und Erbsen.
•3/2013
Winterkohl à point
Viele Kohlarten können teils sogar bis in den Winter auf den Beeten
belassen und einfach bei Bedarf geerntet werden.
Ein bunter Überblick von Rosenkohl über Grünkohl bis Wirsing
Späte Ernten
_ Die lagerfähigen Sorten von Weißkohl, Rotkohl und Wirsing werden erst Mitte bis Ende
Juni gepflanzt und bleiben am besten bis zum
ersten Frost auf den Beeten. Die Ernte sollte also
nicht vor Ende Oktober erfolgen.
• Schon etwas früher, zwischen
Mitte Mai und Mitte Juni, kommt
der Rosenkohl in die Erde.
Pflanzt man zu früh, werden vielleicht keine Röschen ausgebildet, pflanzt
man zu spät, bleiben
die Röschen oft klein.
Auch Rosenkohl sollte möglichst lange
auf dem Beet bleiben, um viel Aroma
zu bilden – leichtere Fröste machen
ihm nichts aus.
_ Grünkohl wird bis
Ende Juni gepflanzt und
Blütensegen fürs Frühjahr
Ein buntes Blumenmeer im Frühling – das wünscht sich jeder Gärtner.
Doch wer in der neuen Saison eine Blütenoase haben will, der muss noch
im Herbst die entsprechenden Zwiebeln und Knollen in die Erde bringen
D
amit Standort und Pflanzung stimmen,
sollten Sie Folgendes beachten:
_ Nur großes, festes und makelloses Pflanzgut
bringt üppige Blüten. Kaufen Sie es erst ein,
wenn Sie in nächster Zeit auspflanzen wollen,
sonst treibt es vorzeitig aus.
_ Alle Zwiebel- und Knollengewächse sind empfindlich gegen Staunässe – lockern Sie die Erde
mit einer Grabgabel tiefgründig und vermischen
Sie sie bei schweren Böden mit Sand und reifem
Kompost.
_ Der Standort sollte zumindest zur Blütezeit
sonnig sein. Frühblüher wie Schneeglöckchen
oder Wildkrokusse gedeihen in Steingärten,
unter laubabwerfenden Bäumen oder im Rasen.
Spätere Tulpen, Narzissen oder Hyazinthen sind
besser im Staudenbeet aufgehoben. Am besten
kommen die Blüten in kleinen Gruppen gleichartiger Sorten gepflanzt zur Geltung.
_ Die beste Pflanzzeit für Frühjahrsblüher ist
September bis zum ersten Bodenfrost, also An-
ist die kälteunempfindlichste der Kohlarten.
Er kann während des ganzen Winters auf dem
Beet bleiben und blatt- oder stielweise geerntet
werden. n
Susanne Wess / Joachim Kraus
Schmackhaft und gesund: Kohl bereichert unseren
winterlichen Speiseplan • Foto: fotolia
• Grafik: fotolia
Bei vielen einjährigen Sommerblumen ist es kinderleicht, selbst Samen zu gewinnen und diese
bis zum nächsten Frühjahr trocken zu lagern.
Kälteempfindliche Sorten wie die Schwarzäugige Susanne, Löwenmäulchen oder Studentenblume keimen ab März auf dem Fensterbrett
oder unter Glas und sollten erst ab Mai ausgepflanzt werden. Robuste Arten wie Kapuzinerkresse, Ringelblume oder Kornblume können
Sie ab April/Mai auch direkt ins Freiland säen.
Die Tage werden allmählich wieder kürzer, die ersten Blätter fallen, und die Kastanien erinnern uns,
dass es tatsächlich schon Herbst wird. Nun ist es auch
für uns an der Zeit, den Blick wieder nach innen zu
richten und uns mehr auf uns selbst zu besinnen.
Widder
m
21.3. – 20.4.
n
21.4. – 20.5.
In Liebesangelegenheiten sollten Sie bald eine Entscheidung treffen, sonst könnte es endgültig zu spät sein. Ihrer
Gesundheit tun Sie mit ausgiebigen Spaziergängen etwas
Gutes. Ein paar Kilo weniger würden Ihnen sicher nicht schaden. Herbst-Motto: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!
Zwillinge
o
21.5. – 21.6.
Eine Fortbildung oder ein neues Hobby wäre jetzt genau das
Richtige für Sie. Sie brennen darauf, etwas Neues zu lernen.
Es kann gut sein, dass Sie im Oktober jemanden kennenlernen, der Ihr Leben in vielerlei Hinsicht bereichern wird. HerbstMotto: Erschließen Sie sich aktiv neue Horizonte!
fang bis Mitte November. Solange der Boden
nicht hart gefroren ist, können „vergessene“
Zwiebeln nachgepflanzt werden – sie werden
dann aber später blühen und sollten vor starken
Frösten mit Reisig geschützt werden .
_ Für die Pflanztiefe gibt es eine einfache Faustregel: Zwei- bis dreimal so tief wie die Zwiebel
hoch ist, also je nach Art und Sorte 3 bis 15 cm.
Damit die Zwiebeln und Knollen einen guten
Anschluss an den Boden haben und kräftige
Wurzeln bilden, sollten Sie für das Pflanzloch
kein spitzes Pflanzholz benutzen, sondern einen
Spaten oder einen speziell entwickelten Blumenzwiebelpflanzer.
_ Viele hochgezüchtete Tulpensorten lassen
schon im zweiten bis dritten Jahr in ihrer Blühkraft nach und müssen ersetzt werden. Einfache
gelbe und rote Sorten dagegen können Jahrzehnte lang immer wieder blühen und sich im
Garten sogar ausbreiten. Dasselbe gilt für die
kleinwüchsigen Wildtulpen, Schneeglöckchen,
Winterling, Blausternchen und die einfacheren
Krokussorten. n
Bunte Blütenpracht im Frühjahr: es lohnt sich, im
Herbst Zwiebeln und Knollen in die Erde zu stecken
• Foto: fotolia
Eine Garantie, dass so vermehrtes Saatgut sortenrein ist, haben Sie dabei zwar nicht, denn die
Blüte kann auch von einer in der Nähe stehenden
anderen Sorte befruchtet worden sein. Aber das
ist ja gerade das Spannende –
vielleicht entsteht dabei Ihre
ganz spezielle Gartensorte.
Gärtnerfreuden: aus den im Herbst
Nur bei sogenannten
eingesäten Blumensamen entwickeln
Hybriden sind die oft
sich stattliche Pflanzen • Grafik: fotolia
besonders prächtigen Blüten die Folge einer gezielten
einmaligen Kreuzung, die
kaum an die Nachkommen weiter gegeben werden.
Sedanstraße 33 · 81667 München ·
Telefon 089 / 482946
[email protected]
www.mariannescherer.de
Stier
Susanne Wess / Joachim Kraus
Wer sich auch im nächsten
Gartenjahr an seiner Lieblingsblume
erfreuen will, kann im Sommer
oder Herbst ihre Samen trocknen oder
sie mit Stecklingen vermehren
Astrologie & Kabbala
Marianne Scherer
Wenn Sie im Sommer sehr unternehmungslustig waren, sollten Sie jetzt etwas runterschalten. Seien Sie nicht gleich gekränkt, wenn Ihr Schatz Ihnen die Meinung sagt. Vorsicht in
Geldangelegenheiten im September und Oktober. HerbstMotto: Hören Sie auch mal zu, statt nur zu reden!
Lieblingsblumen hausgemacht
Eigenes Saatgut gewinnen –
einjährige Sommerblumen
Astrovorschau
September • Oktober • November 2013
Stecklinge anziehen –
Geranien und Fuchsien
Mit Stecklingen dagegen vermehren Sie immer
sortenrein: Bei Geranien schneiden Sie im Sommer bis Frühherbst gesunde, kräftige Triebe
mit drei bis vier Blättern knapp unterhalb des
letzten Blattes. Entfernen Sie jetzt alle Blütenund Samenansätze sowie das unterste Blatt und
drücken Sie den Steckling etwa drei Zentimeter tief in Töpfchen mit Anzuchterde. Stellen
Sie den Topf an einen hellen, aber nicht sonnigen Platz und halten Sie die Erde immer mäßig
feucht. Im nächsten Frühjahr kann die Pflanze
dann in einen größeren Topf oder Kasten verpflanzt werden.
Mit Fuchsien verfahren Sie genauso. Nur
sollten Sie die Stecklinge zum Bewurzeln zwei
bis drei Wochen in ein Glas mit Wasser stellen
und erst danach in die Erde setzen. n
Susanne Wess / Joachim Kraus
Krebs
p
22.6. – 22.7.
Sagen Sie klipp und klar, was Sie wollen. Dann weiß Ihr Partner, woran er oder sie ist. Klären Sie unbefriedigende Arbeitsverhältnisse Mitte September. Gönnen Sie Ihrem Körper
etwas Gutes, z.B. mit einer gesunden Trauben-Kur. HerbstMotto: Bleiben Sie sich selbst treu!
Löwe
q
23.7. – 23.8.
Ihre Erfolge können Sie erst einmal genießen. Ab Mitte Oktober sollten Sie wieder durchstarten und sich vor allem um
Ihre finanzielle Lage kümmern. In der Liebe läuft erst mal
alles glatt. Herbst-Motto: Lassen Sie die Dinge langsam
angehen!
Jungfrau
r
24.8. – 23.9.
Im September können Sie auf fast allen Gebieten Punkte
sammeln. Falls Sie solo sind, gehen Sie jetzt aktiv auf das andere Geschlecht zu. Im November könnte Ihnen ein kleiner
Geldsegen ins Haus stehen. Wie wäre es dann mit einem gesunden Bergurlaub? Herbst-Motto: Nutzen Sie die Gunst
der Stunde!
Waage
s
24.9. – 23.10.
Gehen Sie viel in die Natur, am besten mit Menschen, die
Ihnen gut tun. Gönnen Sie sich auch mal wieder etwas Schönes und verwöhnen Sie Ihren Körper mit Massagen usw.
In Ihrer Familie sollten Sie Frieden stiften. Herbst-Motto:
Erfreuen Sie sich an der Schönheit der Natur!
Skorpion
t
24.10. – 22.11.
Vergessen Sie unangenehme Konfrontationen und starten
Sie neu. Der Herbst ist schließlich eine tolle Zeit für Sie.
Aktivieren Sie alte Bekanntschaften und unternehmen Sie
gemeinsam schöne Dinge! Herbst-Motto: Konzentrieren
Sie sich mehr auf Ihr Privatleben!
Schütze
u
23.11. – 21.12.
Die beste Zeit für einen Urlaub ist Anfang Oktober. Frischer
Wind wird Ihnen gut tun und lässt Sie auf andere Gedanken
kommen. Handeln Sie im November überlegt in Arbeitsangelegenheiten. Herbst-Motto: Überdenken Sie Ihren
momentanen Lebensplan!
Steinbock
v
22.12. – 20.1.
Ihren Ehrgeiz können Sie schon im September befriedigen.
Ein Jobangebot könnte das Angebot Ihres Lebens werden.
Mit Ihrem Liebsten sollten Sie jetzt offen reden. Reduzieren Sie Ihren Stresspegel durch Sport oder Yoga. HerbstMotto: Bringen Sie die Dinge auf den Punkt!
Wassermann
w
21.1. – 19.2.
Dieser Herbst sorgt für Überraschungen: Machen Sie im Oktober Nägel mit Köpfen! Schließlich wollen Sie ja mal etwas
Neues erleben – gerade in der Liebe! In Geldangelegenheiten sollten Sie besonnen sein. Herbst-Motto: Zeigen Sie
sich von Ihrer besten Seite!
Fische
x
20.2. – 20.3.
Gehen Sie den Herbst ruhig an. Bei finanziellen Investitionen
lieber etwas abwarten. Ab November werden Sie klarer sehen. Fragen Sie in Herzensdingen Freunde um Rat. HerbstMotto: Nehmen Sie sich genügend Zeit für sich!
Kunst & Kultur | 17
•3/2013
Alte Lieder und Piano
im Bayerischen Wald
Wir sind Kultur
V
om 27. Oktober bis zum 3. November verwandelt sich der Bayerische Wald wieder in
den Kulturwald. Zum sechsten Mal organisiert
der Bariton Thomas E. Bauer gemeinsam mit der
Pianistin Uta Hielscher das Festival „Kulturwald“. Dieses zeigt, wie sich Kunst und Kultur in
dieser ländlichen Gegend begegnen und ideenreich entfalten. Zehn Spielorte von der Basilika
Niederalteich bis zur Auferstehungskirche in
Deggendorf bilden den würdigen Rahmen für
außergewöhnliche Veranstaltungen. Dazu gehört die Vorstellung des legendären Hilliard
Ensembles: Ein britisches Gesangsensemble,
das sich nach dem englischen Miniaturenmaler Passt mit seinen Liedern
Nicholas Hilliard (1547 – 1619) benannt hat. Die aus alter Zeit gut in den
vier Sänger haben sich auf eine Musik konzent- Bayerischen Wald: Das
Vokalensemble Hilliard
riert, die vor 1600 geschrieben wurde.
• Foto: © Marco Borggreve
Das Konzert des Jungpianisten Alexander Maria Wagner aus Cham ist quasi sein Heimspiel. Er
interpretiert nicht nur klassische Klavierwerke,
sondern setzt mit eigenen Kompositionen musikalische Höhepunkte.
4. September bis 3. November
Top im GOP | Die sprechende Pantomime
Hilliard Ensemble, „Morimur – Chaconne“, Basilika
St. Mauritius, Niederalteich, Fr 1. November, 19 Uhr,
Karten zu 15 und 20 Euro, und Alexander Maria
Wagner, „Rising Stars: Chromatische Fuge d-moll
und eigene Kompositionen, KulturForum Oberalteich, So 3. November, 15 Uhr, Karten zu 10 und
15 Euro. Weitere Informationen zu den einzelnen
Veranstaltungen unter www.kulturwald.de
Waldmusik, Möpse
und Pop-Art-Katzen
Der Sommer neigt sich dem Ende zu, der Herbst steht
vor der Tür. Es beginnt wieder die Zeit, Kultur einzuatmen.
Lichtblick gibt einen Ausblick
Aus dem Nachlass: Loriots Spätlese
A
„Ein Leben ohne
Mops ist möglich,
aber sinnlos”
• © LORIOT
uch nach dem Tod Victor von Bülows müssen wir feststellen, dass der
begnadete Humorist und Karikaturist dem verehrten Publikum nicht alles
gezeigt hat. Dieses holt nun eine Ausstellung im Literaturhaus am Salvatorplatz
nach. Die Schau versammelt Schätze aus dem Nachlass, die bislang unbekannt
waren: frühe Zeichnungen, nie gesehene Möpse natürlich und „Nachtschattengewächse“, die Loriot in den schlaflosen Stunden seiner letzten Lebensjahre
schuf. Kaum bekannt, dass er eine Art Gästebuch führte. Er fotografierte seine Gäste in stets gleichbleibender Kulisse und in höchst unterschiedlichen
Selbstinszenierungen. Bewegtbilder zeigen eine Auswahl von Loriots musikalischen Aufführungen. Die großartige Ausstellung ist eine Hommage an den beliebtesten Humoristen. Und das nicht nur für Mopsfreunde.
Begleitend zur Ausstellung erscheint der Katalog „Spätlese“ von Loriot, Diogenes, 39,90 Euro (ab Mitte September).
Literaturhaus München – die Ausstellung endet am 12. Januar 2014
»Reading Andy Warhol« – die unbekannten Seiten
des Andy Warhol. Das Museum Brandhorst zeigt
seine Buchillustrationen • Bild: © 2013 The Andy Warhol
Foundation for the Visual Arts
Peter Shub gilt als gesprächigste Pantomime der Welt. Die Bühnenauftritte mit seinen „denglisch“ eingefärbten Texten sind urkomisch. Der
gebürtige Amerikaner war 19 Jahre alt, als er, von Straßenzauberern inspiriert, eine Schauspielschule in Paris besuchte. Jahre später landete er
beim Circus Roncalli. „Der Start als bester Spaßmacher der Welt“, wie
Roman Polanski urteilte.
Zur Jubiläumsshow 5 Jahre
GOP Varietétheater an der
Maximilianstraße präsentiert er sein neues Programm SHUBCRAFT. Unterstützt wird Peter Shub von
Artisten, die in ihren Disziplinen zur Weltklasse gehören. Spielzeit vom 4. September bis 3. November.
Karten ab 39 Euro. Beginn
20 Uhr.
21. bis 29. September
Skandalbesuch | Die Päpstin
Das Musical nach dem Weltbestseller der amerikanischen Schriftstellerin
Donna W. Cross kommt nach München. Nachdem der Bischof von Fulda
das Stück bei seiner Uraufführung als „saudumm“ niedergemacht hatte,
kamen dennoch bisher mehr als 150000 Zuschauer.
Auf der Drehbühne versetzen die Darsteller, in prächtige Kostüme gewandet, das Publikum in das finstere Mittelalter: Die Pest wütet. Johanna
kommt im Jahr 814 als Pfarrerstochter auf die Welt. Als Mönch und Mann
verkleidet wird sie Leibarzt des Papstes und die erste Päpstin.
Spielzeit vom 21. September bis 29. September im Prinzregententheater
Beginn 19.30 Uhr, Karten ab 61 Euro.
20./21. Oktober
The Illusionists
Die besten
Magier der Welt
Am 21. Oktober starten
„The Illusionists“ ihre
Deutschlandtournee.
Wir verlosen dreimal
2 Eintrittskarten!
Circus Krone wird zum magischsten
Frage: Auf welcher Bühne
Ort der Stadt. Erstmalig in Deutschzaubern die sieben Magier?
land präsentiert Dan Sperry – MariAntwort bitte an Lichtblick:
lyn Manson trifft David Copperfield
[email protected]
– Zauber auf die bizarre Art. Jeff
Einsendeschluss ist der 30.09.2013.
Hobson wird „The Trickster“. Andrew
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Basso gibt den Entfesselungskünstler
nach dem Motto: Der
große Houdini war
erst der Anfang. „Der
Schöpfer“ Kevin James
macht auf Comedian
und Unterhalter. Mark
Kalin lässt als „Gentleman“ einfach mal
einen Jet verschwinden. Jinger Leigh, die
Zauberhafte, brilliert
mit Tanz, Zauber und
Bewegung. Und Philip Escoffey kann Gedanken lesen. Ob das denn auch alles stimmt? Davon kann man sich am
20. und 21. Oktober ab 20 Uhr im Circus Krone überzeugen.
Saison 2013/2014
Münchner Philharmoniker
Die Musiker der Stadt
Der unbekannte
Andy Warhol
E
r war berühmt und umstritten. Wer wusste
aber, dass der Pop-Art-Künstler ein Faible
für Bücher hatte? Bereits in den 40er-Jahren
arbeitete er als Illustrator. Warhol schuf Themenhefte, die er in der New Yorker Modewelt
als Werbegeschenke verteilte. Große Verlage
wie Doubleday oder New Directions beauftragten ihn, Koch- und Kochbücher zu illustrieren.
Besonders beeindruckend sind seine Sieb-drucke, die er befreundeten Dichtern für deren Gedichtbände überließ. Das Museum Brandhorst
im Kunst-Areal zeigt mit der opulenten Übersichtsschau die unbekannte Seite von Andy
Warhol. Besonders Katzenliebhaber kommen
auf ihre Kosten. Ausstellung: 18. September
2013 bis 12. Januar 2014 n
Herbert Barnehl
Für die Saison 2013/14 sind ab sofort Abonnements buchbar, die einen ungetrübten Musikgenuss ermöglichen. München Ticket bietet für alle individuellen Wünsche maßgeschneiderte Angebote mit Preisvorteilen und festem Platz im Konzertsaal. Anfragen sind online rund um die Uhr möglich.
Persönliche und telefonische Beratung gibt es von Montag bis Freitag von
9 bis 20 Uhr, samstags von 9 bis 16 Uhr und sonntags ab 10 Uhr bis 16 Uhr.
18 | Bücher-Tipps
•3/2013
Die Lady – oder hüten Sie sich vor dem
rosenholzfarbenen Lippenstift
Kultur &
Copacabana –
Ein Titel, der sicher vielen Midlife-Frauen aus der Seele spricht: „Endlich Lady! Älter werden muss nicht beige sein“. Genau, habe ich mir
gedacht. Denn warum bloß sehen so viele ältere Damen aus wie
geklont? Um den Kopf herum die obligate „Silberzwiebel“ und unterhalb davon Beige in Beige. Jacke, Tasche, Schuhe am besten Ton
in Ton unauffällig und farblos. Das muss doch nicht sein. Welche
Freude dann über das Buch von Elke Krüsmann, angekündigt als
„das Chanel-Kostüm unter den Büchern zum Thema Älterwerden“.
Romane aus Brasilien
Brasilien, derzeit wegen Fußball, Protesten
oder Papstbesuch gefühlt häufiger in den
Nachrichten als sonst, wird weiter von sich
reden machen: als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Mehr als 70 brasilianische
Autoren werden im Oktober in Frankfurt
erwartet. Hier zwei Lesetipps:
Die Autorin, Journalistin für Mode und Stilfragen und selbst in den 50ern, geht
darin indes weit über pure Äußerlichkeit hinaus, vermittelt fein beobachtete,
exakt beschriebene Bilder, Gedanken und Anregungen, illustriert mit federleichten Vignetten. Es gehe darum, „eine Haltung zu entwickeln, mit der
man sich graziös durch die mittleren (und höheren) Jahre bewegt.“ Geistiger
Chic, Humor und Ironie
seien unwiderstehliche
Anti-Aging-Waffen, die
Botox und Konsorten
letztlich erübrigten.
Antonio, Held des Romans „Der Hochzeitsreis“
von Francisco Azevedo, bereitet ein besonderes Familienfest vor: Anlass ist der hundertste
Hochzeitstag seiner Eltern. Damals spielten Reis,
genauer 12 Kilo Reis, und Antonios Tante Palma eine besondere Rolle. Antonio, ehemaliger
Restaurantbesitzer und selbst stolze 88 Jahre alt,
will seinen Nachkommen jetzt das Rezept für eine
glückliche Familie weitergeben. Ein Buch voller
Menschenfreundlichkeit, Humor und Zuversicht.
Kein Kitsch, aber viel Gefühl! Francisco Azevedo,
Der Hochzeitsreis, dtv, 14,90 Euro, eBook
12,99 Euro.
Tierisch bunt: Gewinner beim Plakatwettbewerb
für junge Gestalter war der „Dackel“
@ Yvonne Winnefeld, Hochschule Darmstadt
Ebenfalls eine Geschichte über Generationen, aber ungleich härter, schneller
erzählt als „Der Hochzeitsreis“ – Daniel
Galeras Roman „Flut“ beginnt denkbar
erschütternd. Ein Vater erschießt sich vor
den Augen seines erwachsenen Sohnes und
lässt ihn mit Beta, der alten Hündin, allein.
Weil sich um das Verschwinden des Großvaters ein Mythos rankt, beginnt der Enkel
Nachforschungen. Riskant und bedrohlich.
Das Buch des 34-jährigen Autors stand
monatelang auf der brasilianischen Bestsellerliste und erscheint in mehr als 20 Ländern.
Daniel Galera, Flut, Suhrkamp,
22,95 Euro.
Wissen Sie etwa,
warum Sie sich vor
Menschen hüten
sollten, die ihnen
einen rosenholzfarbenen Lippenstift verkaufen wollen? Oder wie man
Autorin
das Gebot der mittElke Krüsmann:
„Zwei Dinge sollte
leren Jahre in die
man ab 40 selbst
Tat umsetzt: Du
in die Hand nehmen:
sollst dich selbst
die Geldanlage und die Weiterentwicklung
glücklich machen?
des eigenen Stils.“ • Foto: Susie Knoll
Erkenntnisreiche,
ermutigende Antworten nebst „Lady-Code“ finden sich in diesem Buch. Nicht
in klassischer Rezeptmanier, vielmehr als anspruchsvoller Lesetext mit Tiefgang,
aus dem amüsante Bonmots wie erfrischende Fontänen springen, etwa wenn
Schauspielerin Iris Berben seufzt: „Manchmal kommt es mir vor, als wäre mein
Badezimmer eine Autowerkstatt. Auf allen Töpfen und Tuben steht ‚Repair’.“
Rüstzeug zum Weiterdenken! Elke Krüsmann, Endlich Lady!, Mosaik Verlag,
19,99 Euro, als eBook 15,99 Euro.
„Aus Überzeugung“
Jetzt, nach seiner Pensionierung, zieht er
Bilanz – und die fällt gar nicht gut aus
für Deutschland. Egbert Bülles, mehr als
30 Jahre lang aktiv im Kampf gegen die
organisierte Kriminalität, gegen Schleuser,
internationale Mafia und Rocker-Gangs
sagt: Der Krieg ist kaum zu gewinnen.
Deutsche Ermittler stehen gegen ausländische Syndikate auf verlorenem Posten.
In seinem spannend zu lesenden Buch
„Deutschland, Verbrecherland?“ seziert
der ehemalige Oberstaatsanwalt aus Köln
schonungslos Schwachstellen der deutschen Verbrechensbekämpfung. Freunde
sagen dem Juristen einen ausgeprägten
Gerechtigkeitssinn nach. Er sei „Staatsanwalt aus Überzeugung“, hat Bülles selbst einmal gesagt. Die Energie ist spürbar
in der Arbeitsbiografie, das Fazit frustrierend: 1:0 für das Verbrechen. Keine
leichte Kost, aber unverblümtes Zeitzeugnis. Egbert Bülles, Axel Spilcker,
Deutschland, Verbrecherland?, Econ,
18,99 Euro, eBook 14,99 € (erscheint im
Oktober 2013).
Mörderjagd in Wien
1a-Empfehlung für Freunde intelligenter
Krimis: „Mädchenauge“ von Christian
David. Der Autor ist Österreicher. Der
Roman spielt in Wien, ist dennoch
weder schräg, skurril noch überwitzig.
Vielmehr sprachlich erfreulich präzise,
fährtenreich, mit originellen Protagonisten und einem Serienmörder-Plot, der
Wien so gut steht wie das Burgtheater. Lesen! Fortsetzung ist laut Verlag
schon in Arbeit. Christian David,
Mädchenauge, Deuticke, 19,99
Euro, eBook 15,99 Euro.
Mobiles Leben | 19
•3/2013
Mit Strom gegen den Strom
Seit zwei Monaten läuft der E-Plan München. Privatpersonen, Car-Sharing-Kunden und ein Taxifahrer testen
im Rahmen eines Regierungsprogramms Elektroautos
E
rst kommt die Verwirrung, dann
der Aha-Moment. Philip Bachhausen sitzt zum ersten Mal in seinem Leben in einem elektrischen
Auto. Obwohl er als Computertechniker Maschinen vertraut, tut er sich
schwer zu glauben, was er liest. „Ich
dachte, ich mache etwas falsch. Aber
tatsächlich: Das Auto ist an, obwohl
man nichts hört“, beschreibt er seine
Wahrnehmung.
Bachhausen ist einer von 45000
Drive-Now-Kunden in München, die
seit Mitte Juni die Gelegenheit haben,
Elektroautos zu testen. Im Rahmen
des sogenannten E-Plans bietet das
Car-Sharing-Joint-Venture von BMW
und Sixt mittlerweile E-Autos an. Der
E-Plan ist eines von 50 Projekten im
Rahmen des „Schaufenster Elektromobilität Bayern-Sachsen“. Die Bundesregierung hat dafür etwas mehr
als 38 Millionen Euro zur Verfügung
gestellt. Mehr als die Hälfte davon
stammen aus dem Bundesverkehrsministerium. Insgesamt hat der Bund
sogar 180 Millionen Euro für vier
Regionen in Deutschland locker gemacht.
Der E-Plan
Seit Mitte Juni haben dadurch
auch Münchner die Gelegenheit, 36
E-Autos zu fahren, ohne sich selbst
eines anzuschaffen. Die Stadt hat da-
Grafik: fotolia
für fünfeinhalb Millionen Euro erhalten und den E-Plan auf drei Füße gestellt: 15 Schwabinger fahren ein Jahr
lang mit Audi A1 e-trons herum, das
Carsharing-Angebot Drive Now hat
seine Flotte um 20 BMW Active E aufgestockt, und ab September wird ein
Taxler des Isarfunk mit dem neuesten
Modell des Nissan Leaf Fahrgäste im
Bereich der Städtischen Kliniken herumkutschieren.
Lob und Kritik der Probanden und
natürlich Verbrauch, Fahrleistung und
Ladezeiten – all diese Daten werden
erhoben und wissenschaftlich ausgewertet. Ein Marktforschungsinstitut
kümmert sich um die Angaben der
Testfahrer. Die Universität der Bundeswehr konzentriert sich auf die
Infrastruktur der Ladesäulen. In drei
Jahren soll ein Masterplan für die
ganze Stadt entstanden sein. Für die
Taxi-Daten ist die Forschungsstelle für
Energiewirtschaft (FfE) zuständig.
Wie attraktiv
sind Elektroautos?
Das Projekt fällt in eine Zeit, in der
der Durchschnitt der Bundesbürger
der Elektromobilität wieder skeptischer gegenübersteht. Einer ADACStudie zufolge, für die 1024 Mitglieder befragt wurden, empfinden sie
Hybridautos, Erd- und Autogasfahrzeuge mittlerweile als attraktiver.
Die Ergebnisse der Umfrage wurden
mit jenen einer Studie aus dem Jahr
2011 verglichen. Für den Kunden ist
Moveplus in München und Köln:
Mitfahrbörse
auch für kurze Strecken
Vor einigen Monaten ist
Deutschlands erste regionale
Mitfahrbörse moveplus
gestartet: vorerst in München/
Oberbayern und im Raum
Köln/Bonn. Weitere Regionen
sollen in Kürze folgen.
moveplus verbindet den Netzwerkgedanken von aktiver
Nachbarschaftshilfe mit dem
Service einer herkömmlichen
Mitfahrzentrale
Auf www.moveplus.de, einem Portal des ADAC, können sich Menschen kostenlos für lokale Fahrten
verabreden: Ältere werden wieder
mobil, Jüngere profitieren über eine
Benzinkosten-Beteiligung von dem
neuen Angebot. Interessierte können
kostenfrei und unkompliziert online
Fahrgelegenheiten für kurze Strecken
suchen oder anbieten und individuelle Vereinbarungen treffen. Ganz nach
Belieben können Fahrten vereinbart
und Benzinkosten-Beteiligungen vereinbart werden. Anwender registrieren sich einmalig über ein einfaches
Online-Formular, und schon sind sie
bei moveplus dabei.
Ob Einkauf im Supermarkt, die
Fahrt zum Arzt oder ein Besuch in
der Oper: Was für Autofahrer selbstverständlich scheint, ist für all die-
Verabredung zur Einkaufsfahrt: über die ADAC-Initiative moveplus
können sich Menschen im Raum München/Oberbayern und Köln/Bonn
kostenlos für lokale Fahrten verabreden • Foto: ADAC
jenigen in der Realität ein Problem,
die über kein eigenes Fahrzeug
verfügen. Gerade ältere Menschen,
die nicht mehr selbst hinter dem
Steuer sitzen, wissen häufig nicht,
wie sie ihre Alltagsfahrten erledigen
sollen.
Gemäß dem Motto „Ein Leben
lang mobil“ will die regionale Mitfahrbörse den entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass niemand mehr
zu Hause bleiben muss. So kommen
Fahrer und Mitfahrer zusammen,
egal ob alt oder jung. Das generationenübergreifende Angebot will
genau dort die letzte Mobilitätslücke
schließen, wo Bahn, Bus und Taxi
fehlen oder zu teuer sind. Eine zusätzliche Suchfunktion stellt sicher,
dass darüber hinaus Fahrdienste
und Bürgerbusse gefunden werden
können, die in der jeweiligen Region
zur Verfügung stehen. n
Bea Hufelschulte
wichtig: Wie weit komme ich mit dem
E-Auto, wie lange dauert es, bis der
Wagen wieder aufgeladen ist und wie
viel mehr muss ich bezahlen?
Am deutlichsten wird der Unterschied beim Preis. 2011 gab nur ein
Viertel der Befragten an, keinen Auf-
Umweltfreundlich und leise: Trotz ihrer
Vorteile stoßen E-Autos in unserer Gesellschaft noch auf mangelnde Akzeptanz • Grafik: fotolia
preis für ein Auto zahlen zu wollen,
das die Umwelt nicht mit CO2 verpestet. 2013 sagte bereits die Hälfte:
Mehr zahlen geht gar nicht.
Bachhausen interessieren Elektroautos, weil er wissen will, „was machbar ist“. Als jemand, der der Technologie eine Chance gibt, schwimmt er
mit Strom gegen den Strom. Während
seiner Test-Tour hat sich der Techniker auch als Hobby-Evolutionsforscher betätigt. „Ich konnte das kaum
fassen“, erzählt er halb verwundert,
halb begeistert. Offenbar sende das
Gehirn nur dann die Botschaft „Vorsicht Auto!“ aus, wenn nicht nur die
Augen dieses sähen, sondern auch
die Ohren einen Motor hörten. „Die
Leute sehen den Wagen, man fährt
auf sie zu, sie schauen einen an, aber
sie laufen trotzdem los über die Straße.“ Sein Fazit: „E-Auto fahren ist toll,
aber man muss verdammt viel für die
anderen mitdenken. Die Gesellschaft
ist noch nicht so weit.“n
Sandra Zistl
20 | Leute
•3/2013
Ein Mensch ist ein Mensch
nur durch andere Menschen
n Sie sind 77 und immer noch ständig weltweit unterwegs. Ist das Alter dabei manchmal lästig?
Nein, aber ich reise etwas weniger. Ich
war noch nie so glücklich wie heute.
Weil mein Leben ehrlich ist. Ich muss mir
und anderen nichts mehr vorgaukeln.
Das wäre mir viel zu stressig. Wenn man
eine Menge Kinder und Enkel hat wie
ich, muss man sich bewusst sein: sie hören nicht darauf, was man sagt. Aber sie
achten darauf, was man ihnen vorlebt.
Ich nehme keine Drogen, lebe authen-
tisch, bin ganz ich selbst. Das beschert
einem auch einen friedlichen Schlaf.
n Es gibt nie Sorgen, die Sie um den
Schlaf bringen?
Ich bin höchstens mal um fünf Uhr morgens schlaflos, wenn ich über den perfekten Song nachdenke. Sowas hört bei
einem Musiker nie auf.
n Was würden Sie heute jungen Musikern raten?
Sein Handwerk zu lernen. Ein großartiger Song kann den miserabelsten Sänger sehr erfolgreich machen. Musik ist
ndo Frankl
Quincy Jones, geboren am 14. März 1933 in Chicago als Sohn
eines Schreiners. Als Teenager lernte Quincy Jones Ray Charles kennen, mit
dem er eine kleine Combo gründete und durch die lokalen Jazz-Klubs von
Seattle zog. Mit 17 Jahren gewann er ein Stipendium für das Berklee College of Music in Boston, gab die Studien dort jedoch nach kurzer Zeit auf,
als ihn 1951 Lionel Hampton als Trompeter für eine Tournee engagierte.
1957 bekam er einen Vertrag bei ABC-Paramount und konnte dort sein erstes
Album unter eigenem Namen »This Is How I Feel About Jazz«, veröffentlichen. Neben Jazz produzierte er später auch Pop- und Filmmusik.
1963 gewann er seinen ersten Grammy für sein Arrangement zu »I Can’t Stop
Loving You« vom Orchester Count Basie. Erfolgreich arbeitete er zusammen mit zahlreichen Musikern wie Frank Sinatra, Michael Jackson, Aretha
Franklin, Little Richard, Herbie Hancock, Lionel Richi und vielen anderen.
Für seine musikalische Arbeit wurde Quincy Jones bis 2010 79 Mal für
einen Grammy nominiert – 27 Mal hat er diesen Preis bislang errungen.
2005 erfolgte seine Aufnahme in die Dance Music Hall of Fame.
in
ger Mensch. Je älter man wird, umso
mehr begreift man, wie wenig man
weiß.
n Sie sind mit Staatsmännern weltweit befreundet. Wen würden Sie
gern noch für einen Gedankenaustausch treffen?
Ich möchte lieber mit großartigen Leuten Gespräche führen, die ich schon
lange kenne. Mit Ruandas Präsident Paul
Kagame zum Beispiel. Kagame ist ein
faszinierender Mann, für mich der neue
Mandela. Dann noch mit Vaclav Havel,
auch ein guter Freund. Und mit Carl
Gustav, dem König von Schweden.
n Der schwedische König gilt in
der Öffentlichkeit nicht gerade als
brillant?
Er ist durchaus ein sehr interessanter
Mann. Und ich bin sehr verbunden
mit Schweden durch meine beiden
Kinder aus zweiter Ehe, die durch
ihre Mutter halb schwedisch sind.
ickr, Revere
rer. Das ist mein Motto. Ich glaube fest
daran.
n Sie sagten mal, Gutes zu tun, sei
Ihre Obsession. Für viele Hollywood-Stars ist Gutmenschentum
eine Art Statussymbol geworden.
Befremdet Sie das manchmal?
Damit habe ich nichts zu tun. Was ich
tue, mache ich aus tiefster Seele. Kennen Sie den Bestseller „Blink“ von Malcolm Gladwell? Ein tolles Buch über die
Macht des Instinkts, das mich durchs
Leben begleitet. Ich identifiziere mich
zum Beispiel mit Ghetto-Kids, um die
ich mich kümmere, weil ich selbst erlebt
habe, was sie durchmachen.
Ich komme aus den Ghettos in Chicago.
In den 30er Jahren, der Zeit der großen
Depression, war dort das größte Ghetto Amerikas, fünf Millionen Schwarze.
Mein Vater arbeitete als Tischler für
Gangster. Jeden Tag sah ich Leichen und
Maschinenpistolen. Ich kannte nichts anderes. Und bis ich elf Jahre war, wollte
ich unbedingt auch ein Gangster werden. Böse Jungs waren meine Idole. Und
dann stand ich eines Tages völlig zufällig
vor einem Klavier und mit jeder Faser
meines Körpers fühlte ich: Musik ist das,
was ich bis ans Ende meines Lebens machen will.
n Also eine Art höhere Eingebung?
Absolut. Gott hatte da zweifellos die
Finger im Spiel. Ich wäre vorher nie im
Traum darauf gekommen, ein Instrument zu spielen. Und dann berührte
ich plötzlich dieses Klavier und wusste:
Das ist es. Okay, Posaunen fand ich auch
spannend. Aber die Posaunisten und
Trompeter stehen immer ganz hinten im
Orchester, weit weg von den schönen
Mädchen im Publikum. Da dachte ich
dann doch eher praktisch.
n Sie haben 26 Grammys, den höchsten US-Musikpreis, gewonnen, Welthits produziert. Was ist heute wichtig für Sie?
Meine Kinder. Meine Familie, meine
Freunde, meine Gesundheit. Musik auch.
Und Wissen: Ich befasse mich auch seit
37 Jahren mit dem Silicon Valley, bin
begeistert von Nanotechnologie. Nanotechnologie hat einen Rieseneinfluss
auf die Menschheit. Man muss einfach
wach, aufmerksam bleiben. Ich bin ein
wahnsinnig neugieriger, wissensdursti-
Foto: © Fl
n Lichtblick: Herr Jones, stimmt es,
dass Sie nicht Auto fahren können?
Quincy Jones: Ich habe keinen Führerschein. Ich habe es in jungen Jahren mal
mit Fahrstunden versucht, aber der Fahrlehrer sagte nach meinen ersten Versuchen: „Ich gebe Ihnen lieber Ihr Geld zurück, wir brauchen nicht noch so einen
Verrückten auf den Autobahnen“.
n Wie sind Sie denn ohne Auto
durchs Leben gekommen?
Als ich junger Musiker war, habe ich immer auf den Drummer oder den Bassisten der Band gewartet, damit sie mich
nach Hause fuhren. Die haben mich aber
immer extra lange warten lassen, bis sie
ihre Sachen zusammengepackt hatten.
Heute habe ich freilich einen Chauffeur.
n Sie engagieren sich für zahlreiche wohltätige Zwecke, wie zum
Beispiel für die Stiftung der LuxusAutomarke Maybach. Also haben Sie
ein Faible für teure Wagen?
Ich sage Ihnen mal was: Ich habe schon
in einem sieben Millionen Dollar teuren,
mit viel Gold und Schnickschnack aufgepimpten Maybach gesessen. Beeindruckt hat mich das überhaupt nicht.
n Die Maybach Foundation bringt
junge Talente mit Mentoren zusammen. Wer war der wichtigste Mentor
in Ihrem Leben?
Ich hatte eine Menge Mentoren. Count
Basie und Lionel Hampton, der mich
entdeckt hat, zum Beispiel. Auch Ray
Charles war sehr wichtig für mich.
n Weshalb?
Ich habe ihn in Seattle kennengelernt,
als ich 14 war. Er war 16. Wir fingen an,
miteinander Musik zu machen. Er kam
mir vor, als wäre er hundert Jahre älter
als ich. Er war so smart. Obwohl er blind
war, war er sehr unabhängig. Er hatte einen Rieseneinfluss auf mein Leben.
Ich hatte das Glück, dass sehr mächtige,
großartige Männer mein Leben inspiriert
haben. Wie Nelson Mandela. Ich kenne
ihn seit 45 Jahren. Jedesmal, wenn ich
ihn treffe, lässt er mich in der südafrikanischen Sprache Zulu den Satz „Umuntu
ngumuntu ngabantu“ üben. Der steht
für die südafrikanische Philosophie und
heißt: „Ein Mensch ist ein Mensch nur
durch andere Menschen“, soviel wie:
Menschlich sein kann man nur durch
Anerkennung der Menschlichkeit ande-
Musik ist seine
große Leidenschaft: Quincy Jones –
einer der einflussreichsten Musiker
unseres Jahrhunderts
harte Arbeit. Zu 90 Prozent besteht sie
aus Frustration. Zehn Prozent sind eine
kleine Gnade Gottes.
n Ihr größter Erfolg war die Produktion von Michael Jacksons „Thriller“, meistverkauftes Album der
Welt. Sie haben lange mit ihm zusammengearbeitet. Beschäftigt Sie
sein Tod noch?
Es ist eine Katastrophe. Ich war damals
gerade beruflich in Luxemburg, als ich
hörte, dass er tot ist, und konnte es
nicht fassen. Aber man muss sich nun
mal damit abfinden. Wir haben sehr
eng zusammengearbeitet. Aber davon,
was in ihm vorging, habe ich keine Ahnung.
n Sie haben mit den größten Musikern gearbeitet, ob Aretha Franklin, Marvin Gaye, Chaka Khan oder
Frank Sinatra. Welcher aktuelle
Musikstar besitzt für Sie dieselbe
Weltklasse?
Bis jetzt sehe ich keinen einzigen am
Horizont. Aber ich will auch niemanden entmutigen. Meine achtzehnjährige
Tochter Kenya (aus der Beziehung mit
Nastassja Kinski) würde sagen: Tokio
Hotel und Lady Gaga.
Aber die Anforderungen sind auch nicht
mehr die selben wie früher. Wir hatten
früher Zeit, langsam eine Karriere aufzubauen. Wir scherten uns nicht ums Geld,
sondern wollten in erster Linie Musik
machen.
n Wie wichtig ist Geld heute für Sie?
Scherzen Sie? Sehr wichtig! Ich habe
sieben Kinder. Da ist Geld unweigerlich
wichtig. Ich denke aber nicht groß nach
über Geld. Immer wenn ich was getan
habe, was mir Spaß machte, kam das
Geld automatisch hinterher. n
Marika Schärtl