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Zeitung Ausgabe 03/2013 Star-Produzent Leute Er hat mit den Großen zusammengearbeitet: Michael Jackson oder Frank Sinatra. SoundEntwickler Quincy Jones über Musik und das Leben Lichtblick aktiv Seite 20 Flutopferhilfe Wie der Verein Lichtblick Seniorenhilfe nach dem Hochwasser in Passau betroffene alte Menschen per Soforthilfe finanziell unterstützt hat Schwerpunkt Wohnen 2035 Was passiert, wenn die Babyboomer ins Rentenalter eintreten, wie werden sie wohnen? Antworten auf: Seite 8 Geben macht glücklich Liebe kurbelt auch die Selbstheilungsprozesse im Körper an. Das bestätigen die Studien von US-Herzspezialist Dean Ornish, wonach sich der Zustand schwer kranker Patienten dank echter Liebe deutlich verbesserte. Eine langjährige glückliche Beziehung, dies fand eine Forschergruppe in Versuchen mit 90 Ehepaaren heraus, wirkt sich positiv auf den Hormonspiegel und sogar auf die Wundheilung aus. Ähnlich sieht es bei den Tieren aus. Auch deren Körper reagiert positiv Ein Münchner Hautarzt heilt die Wunden und Male von Patienten, die durch Krebsoperationen entstanden sind, erst dann fühlen sie sich gut Seite 6 • Foto: © Kzenon / fotolia nun eine ehrenamtliche Tätigkeit ist oder eine persönliche Passion, die das Selbstwertgefühl und damit die Liebe zu sich selbst stärkt. Denn genau daraus speist sich eine unerschöpfliche Quelle des Wohlbefindens und der Liebe zu unseren Mitmenschen. Die Empfehlung der Forscher klingt simpel, ist aber gar nicht so einfach in die Praxis umzusetzen. Liebesmuffel findet man zuhauf. Gerade im heutigen IT-Zeitalter, in dem man lieber via Internet in Kontaktbörsen chattet als beim Kaffee zusammen zu plauschen oder zärtlich zueinander zu sein. Bestes Schönheitsmittel: Leidenschaft Ein Hoch auf die Liebe: sie lässt uns strahlen, beflügelt und wirkt sich positiv auf unseren gesamten Organismus aus Jeder von uns kennt sie, die berühmten Schmetterlinge, die bei akuter Verliebtheit im Bauch umherflattern. Oder das warme Gefühl ums Herz, wenn man den langjährigen Partner an seiner Seite betrachtet. Liebe – ob Nächstenliebe, Tierliebe oder Liebe für eine Sache, der man sich verschrieben hat – all das ist nicht nur Balsam für die Seele, sondern auch ein Jungbrunnen für unseren Körper auf emotionale Zuwendung. So litten etwa Kaninchen, die täglich 30 Minuten gestreichelt und mit Aufmerksamkeit bedacht wurden, zu 60 Prozent seltener an Arterienverkalkung als die Tiere, die ignoriert wurden. Liebe, ein Heiltonikum. Das gilt übrigens auch für jene Menschen, die Liebe schenken. Der Gebende profitiert ebenso vom Rausch der Sinne wie der Nehmer. So sieht es auch der Buchautor und „Spiegel“-Journalist Joachim Mohr in seinem Essay zum Das wohl älteste Liebessymbol des Christentums ist der Apfel aus dem Garten Eden: Er steht für den Sündenfall und für die pure Verführung. Granatapfel: Bereits im alten Griechenland war er wegen seiner vielen Kerne Symbol für Fruchtbarkeit; auch in China schreibt man dem Granatapfel diese Bedeutung zu. Sie hat vor allem in Asien große Symbolkraft: Man spricht ihr Herzensreinheit, Schöpfungskraft und Treue zu. In China gilt die rote Lotosblüte als Sinnbild für die Vagina. Thema „Wie findet der Mensch sein Glück?“. Im Kern geht es Mohr um das „Das Dreieck des Wohlbefindens“. Neben materieller Sicherheit und menschlichen Bindungen zu einem langjährigen Partner, einer liebevollen Familie und guten Freunden zählt auch der Einsatz für andere. Es sind jene einfachen Gesten der Nächstenliebe, die wohl zufrieden und glücklich machen. Tue Gutes, und du wirst dich wohler fühlen, lautet der Tenor des Hamburger Autors. Eine Gruppe von Soziologen und Glücksforschern der Jacobs University Bremen hat Folgendes herausgefunden: „Wer sich etwa in der Nachbarschaft oder in Vereinen engagiert, ist im Durchschnitt zufriedener als ein stiller Stubenhocker.“ Andere Studien kommen etwa zu dem Schluss: „Wer regelmäßig Geld spendet, fühlt sich gut.“ Jeder Mensch sollte etwas tun, das seine Liebe zu den Mitmenschen oder seine Leidenschaft für ein bestimmtes Projekt ausdrückt – ob es LiebesSymbole Apfel: Lotosblume: Seelenheiler Seite 2 W as ist nur los? Der sonst so mürrische Chef kommt morgens fröhlich summend ins Büro und sieht über kleine Fehler mit einem milden Lächeln hinweg. Die graue Maus am Bankschalter trägt plötzlich eine kecke Frisur und bunte Blusen. Die Kollegin kritzelt in vermeintlich unbeobachteten Momenten kleine Herzen auf ihren Notizblock. Sie alle hat er getroffen: Amors Pfeil, der kleine Liebesblitz mit großer Wirkung. Dass Liebe der Seele gut tut, ist sonnenklar, doch auch ihre gesundheitsfördernden Effekte sind für Forschung und Medizin längst kein Geheimnis mehr. So produziert der Körper von Verliebten etwa deutlich mehr Adrenalin und Dopamin, was zu positiver, innerer Erregung und Euphorie führt. Wir sind hochaktiviert und strotzen vor Energie. Auch das Empfinden für Hunger, Durst und Schmerzen ist bei Verliebten deutlich abgesenkt. Menschen, die lieben, umgibt zudem eine ganz besondere Aura. Sie strahlen nicht nur übers ganze Gesicht, sondern sie strahlen auch von innen heraus. Das liegt unter anderem an der vermehrten Ausschüttung des Glückshormons Endorphin. Der Stoff löst ein tiefes Wohlbefinden aus. Er wirkt sich positiv auf den gesamten Organismus aus. Menschen, die über lange Zeit in einer glücklichen Partnerschaft leben, sehen oft mehr als zehn Jahre jünger aus, als sie eigentlich sind. Modernes Leben Gesundheit Schon im Altertum spielten Zeichen für Liebe, Lust und Fruchtbarkeit eine große Rolle. Hier einige Symbole und ihre Bedeutung in den verschiedenen Kulturkreisen Weiße Lilie: Sie steht im Christentum für die Reinheit Marias und für Fruchtbarkeit. Rote Rose: Im Mittelalter und auch bereits in der Antike war die rote Rose Symbol für Verschwiegenheit und Geheimnisse. Da man einst die weiblichen Geschlechtsmerkmale nicht benennen durfte, wurden sie als Rosenknospen oder Rosenlippen bezeichnet. Tauben: Zwei schnäbelnde Täubchen gelten als Symbol für Liebende, daher auch der Ausdruck „Turteltauben“. Drache: In China gilt der Drache als Zeichen der Liebe und Fruchtbarkeit. Herz: Das Herz ist DAS Symbol für die Liebe schlechthin, wobei die Darstellung nicht auf das Organ, sondern auf eine stilistische Wieder- Dabei tut ein aktives, leidenschaftliches Liebesleben unserem Körper und unserem Aussehen gut. US-Wissenschaftler haben herausgefunden, dass aktiver Sex Erkältungskrankheiten vorbeugt, die Durchblutung und die Hautregeneration durch die Stimulation von Neurotransmittern anregt und obendrein noch die schlanke Linie fördert. So verbraucht man bei einem 30minütigen Liebesspiel etwa 350 Kalorien, die man dann gerne bei einem gemeinsamen Dinner wieder zu sich nehmen kann. Doch aufgepasst: Während sich Menschen, die in einer stabilen Beziehung leben, besonders als Köche eignen, weil sie laut einer Studie des ttz Bremerhaven, süß, sauer, bitter und salzig hervorragend auseinanderhalten können, mögen‘s frisch Verliebte eher salzig. Daher der sprichwörtliche „verliebte Koch“, der dazu neigt, seine Gerichte zu versalzen. Aber sei’s drum, denn der oder die Bekochte sieht den Liebsten und seine Taten ohnehin durch die rosarote Brille. Fazit: Gerade im Herbst, wenn es kühler wird und die erste Erkältungswelle das Land erfasst, lautet also die beste Vorsorgemaßnahme: Sich frisch verlieben, Zuneigung schenken und Liebe zulassen – dann haben Schnupfennase und grauer Herbstalltag keine Chance. Susanne Wess gabe des Feigenblatts, später auch des Efeublatts zurückgeht. In der Minneliteratur des Mittelalters stand das rote Efeublatt für ewige Liebe und Treue. Ringe: Seit jeher symbolisierten Ringe die niemals endende Verbindung zwischen Mann und Frau. Bereits im alten Rom und in Ägypten trug man Eheringe, und zwar am vierten Finger der linken Hand, da man ihm direkte Verbindung zum Herzen zusprach. Diamanten: Aufgrund ihrer Eigenschaft der Unzerstörbarkeit gelten Diamanten als Symbol für immerwährende Liebe. 2 | Schwerpunkt Her mit den kleinen Wohnungen E dito r i a l Liebe Leserinnen und Leser, was löst der Anblick einer schönen Sonnenblume bei Ihnen aus? Das kräftige Gelb, das satte Grün? Der Farbmix ist unwiderstehlich, nicht wahr? Ein Hingucker, eine Augenweide, schlichtweg eine Freude. Farben sind mächtig, sie wirken auf Körper und Seele, können heilen, bei Therapien helfen und uns sogar kreativ beeinflussen. Wie etwa tiefes Blau: es versetzt uns in träumerische Stimmung. Das macht sich die Werbung gern zunutze, um Produkte in positives Licht zu rücken. Stellen Sie sich doch genau jetzt einmal einen strahlend blauen Himmel über türkisblauem Meer vor. Sind nicht die traurigen Gedanken von gerade eben jetzt schon ein bisschen heller? Rot, eine Signalfarbe, steht für Vitalität und Dynamik und kann, in der Kleidung strategisch eingesetzt, so manchen Vorsprung möglich machen. Testen Sie die Wirkung bei Ihrem nächsten Rendezvous! Rosa sorgt für guten Schlaf. Gelb unterstützt jede Form geistiger Aktivität. Grün beruhigt, fördert die Konzentration und ist eindeutig mein persönlicher Farbfavorit. Jeder hat eine andere Lieblingsfarbe. Wieso? Weil Sie und ich intuitiv spüren, welche Farbe die schönsten Gefühle in uns weckt. Seien Sie Ihr eigener Farbtherapeut. Umgeben Sie sich bewusst mit Ihrer Farbe – mit blauer Tischwäsche, grünen Handtüchern im Bad, rosa Bettwäsche oder mal einem gelben Mantel oder Schal. Das macht die Welt für alle bunter und fröhlicher. Für die Rentnerinnen und Rentner, die im Juni Opfer der schlimmen Flutkatastrophe wurden, brauchte es indes mehr als einen farbigen Blumengruß, um ihre Welt wieder ein bisschen heiler zu machen. Lesen Sie, wie Lichtblick Seniorenhilfe spontan zur Stelle war und half. Und lesen Sie, woher die Wissenschaft weiß, was uns Bürgern hier und heute wirklich wichtig ist. •3/2013 Die klassische Wohnkarriere sah bisher so aus: 1. Auszug aus dem elterlichen Haushalt in eine kleine, preiswerte Wohnung. 2. mehrere Umzüge zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, wobei die Größe der Wohnung mit dem Einkommen wächst. 3. Bis zum 45. Lebensjahr haben die meisten die zu ihrer Lebensform passende Wohnung gefunden. Eine neue Studie weist nach: Im Alter werden wir keine passende Bleibe mehr haben. Damit niemand sagen kann, er hätte es nicht gewusst, präsentieren wir die Ergebnisse im Detail W ie werden wir im Jahr 2035 leben, wenn die BabyboomerGeneration im Rentenalter ist? Nicht gut – jedenfalls, wenn die Situation auf dem Wohnungsmarkt so bleibt, wie sie ist. Darauf weist die kürzlich erschienene Untersuchung des Eduard Pestel Instituts hin. Diese widmete sich dem Thema „Wohnen der Altersgruppe 65 plus“. Hier die beängstigenden Erkenntnisse im Detail: n Derzeit leben Menschen, die 65 Jahre und älter sind, überwiegend in Eigentumswohnungen und verfügen mit 60 Quadratmeter pro Bewohner über eine hohe Wohnfläche. Deren Häuser sind zumeist 20 Jahre und älter, nur fünf Prozent sind barrierearm ausgestattet. Es fehlen also Zugänge ohne Treppen, die Bäder sind nicht altersgerecht konstruiert. Und zur B Pflege von Kranken sind die Wohnungen völlig ungeeignet. n Viele Senioren haben zu geringe Einkünfte, um ihre Wohnung altersgerecht umzubauen oder Häuser energetisch zu sanieren. Die stark steigenden Heiz- und Stromkosten machen das Wohnen in unsanierten Gebäuden teuer. n Die Altersgruppe 65 plus wächst enorm und erreicht 2035 mit 23 bis 24 Millionen Personen einen Höchststand. 30 Prozent der Bevölkerung werden dann älter als 65 Jahre sein. n Die Altersarmut nimmt zu. Sogar das Bundesarbeitsministerium geht davon aus, dass 36 Prozent aller derzeit Vollzeitbeschäftigten (acht Millionen Personen) nur noch eine Rente in Höhe der Grundsicherung beziehen werden. Ganz zu schweigen von den Teilzeitbeschäftigten. esichtigungen sind noch lange nicht möglich. Aber wenigstens ist inzwischen der Grundstein gelegt. Das hat auch schon lange genug gedauert. Sieben Jahre rangen die Initiatoren um ein Projekt, in dem Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen wohnen können. Nun endlich geht es los. In zweieinhalb Jahren soll das Mehrgenerationenhaus „Forum am Luitpold“ fertig sein. Bauherr ist die Pfennigparade, Münchens renommiertes Rehabilitationszentrum. „Ein Leuchtturmprojekt“, lobte Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer beim feierlichen Spatenstich. Wie für Leuchttürme typisch, steht dieses Projekt sehr einsam in der Münchner Landschaft. Beim Wohnen wird im „Millionendorf“ wenig experimentiert. Dabei täten solche Versuche bitter Not, wie die kürzlich veröffentlichte Studie „Wohnen der Altersgruppe 65 plus“ belegt (siehe oben). Im Jahr 2030 – weiter reichen die Vorausberechnungen der Landeshauptstadt nicht – werden gut 18 Prozent der Münchner 4. Dort bleiben sie bis zum Tod. Dies wird sich ändern. Die Einkünfte im Alter sinken, zugleich aber steigen die Mieten und auch die Energiekosten stark. Ältere Menschen werden zukünftig häufiger in kleinere, günstigere Wohnungen umziehen müssen. Das »Forum am Luitpold« – hier ein Modell des dort im Bau befindlichen Mehrgenerationenhauses • Foto: © Bauer Kurz Stockburger & Partner n Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. Von derzeit 2,3 Millionen auf 4 Millionen. Bei rund 50 Prozent werden staatliche Stellen die Pflegekosten voll oder anteilig übernehmen müssen. Die Pflegeversicherung gibt zurzeit jährlich 22 Milliarden Euro aus, 2035 werden es 33 Milliarden Euro sein. Die Hilfe zur Pflege schießt hoch von 3,6 Milliarden auf 18 Milliarden Euro. n Heute wird fast die Hälfte der Pflegebedürftigen von ihren Angehörigen betreut. Diese Quote ist kaum zu halten, da immer mehr Frauen arbeiten, viele Senioren kinderlos sind und die Generationen häufig nicht mehr in einem Ort wohnen. Das neue Miteinander In München entsteht ein Haus, in dem innovative Wohnformen gelebt werden sollen. Alle Bewohner brauchen Hilfe – die einen mehr, die anderen weniger älter als 65 Jahre sein. Das ist deutlich weniger als der Bundesdurchschnitt (30 Prozent), entspannt die Situation aber nicht. In München sind nämlich Mieten und Pflege überdurchschnittlich teuer. Ideen sind also gefragt. Daher lohnt sich ein genauerer Blick auf das „Forum am Luitpold“ in der Nähe des Scheidplatzes. Es gibt in dem Komplex das übliche Café und auch eine Kindertagesstätte. Interessant ist aber das Wohnkonzept, das unterschiedlich stark eingeschränkte Menschen unter einem Dach vereinen will. Es bietet Platz für 40 körperlich So weit der ernüchternde Befund der Wissenschaft. Die Forderungen, die sich aus den Fakten ergeben, liegen auf der Hand. Sie lauten: n Förderung von Umbau und Sanierungen. Rund 16.000 Euro kostet der Umbau zu einer barrierearmen Wohnung, in der auch Pflegebedürftige bleiben können. Es müssen mehr kleine, barrierearme, energieeffiziente Wohnungen angeboten werden. n Über Pilotprojekte sollte so schnell wie möglich herausgefunden werden, wer sich in welchen Wohnformen wohlfühlt. Das Fazit der Wissenschaftler ist klar: Wenn nichts geschieht, zahlen alle drauf. Bleibt Wohnen nicht bezahlbar, wird es auch für den Staat teuer. Schließlich trägt die Gesellschaft die Mieten und Nebenkosten von Rentnern, die von der Grundsicherung leben müssen. n Susanne Wittlich behinderte Menschen, die stationär gepflegt werden müssen. Sie leben in Wohngruppen mit jeweils zehn Personen. Auch ein kleiner Hospizbereich ist vorgesehen, wo Sterbende begleitet werden. Ein Treppenhaus entfernt liegen die Wohngemeinschaften mit ambulanter Versorgung. Jeweils vier Mieter bilden eine Hausgemeinschaft mit gemeinsamem Wohnzimmer, einer großen Küche und ambulanter Versorgung. Jeder Bewohner hat aber ein kleines Appartement mit eigener Mini-Küche und Bad. Zwei Seitengebäude, durch Laubengänge mit dem Haupthaus verbunden, beherbergen 36 Eineinhalbbis Dreizimmerwohnungen für Körperbehinderte und deren Angehörige. Insgesamt sollen rund 100 Personen im „Forum am Luitpold“ einziehen. Der Bau hat erst begonnen, doch bereits jetzt gibt es eine Warteliste. Auch wenn München näher an den Bergen und nicht am Meer liegt, braucht die Stadt offensichtlich solche Leuchttürme. n Susanne Wittlich Impressum Die nächste Lichtblick-Zeitung erscheint am 1. Dezember 2013 Noch ein Highlight in dieser Ausgabe: das Interview mit Quincy Jones, einem der einflussreichsten Musiker des Jahrhunderts. Er ist Produzent, Komponist, Jazzmusiker und auf meiner Beliebtheitsskala eindeutig – grün. Herausgeber: Projekt Lichtblick GmbH Balanstr. 45, D-81669 München Telefon: 089 / 67 97 10 10 Telefax: 089 / 67 97 10 129 Gute Lektüre wünscht Lydia Staltner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Herbert Barnehl, Monika A. Gimpel, Bea Hufelschulte, Uli Martin, Marika Schärtl, Axel Spilcker, Rudolf Stürzer, Simone Ullmann, Dorothea Wiepcke, Susanne Wess, Thomas Winzker, Susanne Wittlich, Eckart Witzigmann, Gisela Wunderskirchner, Sandra Zistl E-Mail: [email protected] V.i.S.d.P.: Lydia Staltner Chefredaktion: Axel Spilcker Grafik-Design: Heide Blut ICH-Momente | •3/2013 3 Auf Nachtstreife mit der ZEG München gilt als sicherste Stadt Deutschlands. Lichtblick-Mitarbeiter Herbert Barnehl wollte wissen, wie die Polizei den Schutz der Bürger speziell in der Nacht sicherstellt. Er erlebte bis in den frühen Morgen hinein eine spannende Schicht M eine Zivile Einsatzgruppe (Polizeikürzel ZEG) wird durch Schichtleiter Polizeihauptkommissar Gerd Mauberger (53) (alle Namen geändert) geführt. Sein Partner ist Polizeiobermeister Dennis Winter (28). Bevor wir in einem unauffälligen dunklen BMW das Revier der Polizeistation 13 (Schwabing) erkunden, erklärt Gerd (wir nennen uns beim Vornamen) die Aufgaben der ZEG. Im Vordergrund steht die Kriminalitätsbekämpfung. Jede Polizeiinspektion verfügt über vier Teams mit je zwei Beamten. Es sind Kollegen aus dem normalen Polizeidienst. Hier kommt die besondere Komponente der absoluten Ortskenntnis zum Tragen. Es werden auch nur ZEG-Anwärter genommen, die teamfähig sind. „Ich brauche, wenn ich im Einsatz die Lage erkunde, volle Rückendeckung“, so be- Dumm gelaufen: eigentlich wollte Polizeiobermeister Winter an der Tankstelle Getränke kaufen, erwischte dabei zwei Jugendliche beim Diebstahl. Das Bild dokumentiert die Personalüberprüfung vor Ort • Foto: H. Barnehl schreibt es Dennis. Und was macht den Reiz dieses Jobs aus? Die Antwort kommt schnell: „Es ist spannend, undercover zu sein.“ Ich frage mich, ob ich bei diesen Dienstzeiten so etwas machen würde: Drei Nachtschichten und eine Tageseinheit, dann vier Tage frei. Endlich sitzen wir im Einsatzfahrzeug. Es ist 23 Uhr, die Tour beginnt an der Münchner Freiheit. Für einen Samstagabend ist es noch ziemlich ruhig. Die Leute stehen vor den Lokalen wie „Hopfendolde“, „Filou“ oder „Schwabinger 7“. Die zivilen Einsatzgruppen haben intensiven Beeindruckt und erschöpft beendet der Autor die Nachtschicht um vier Uhr • Foto: H. Barnehl Kontakt zu den Anwohnern und kennen das Bewegungsprofil von Straftätern. Besonders Gerd hat mit seiner dreißigjährigen Dienstzeit und 18 Jahren Revier Schwabing den richtigen Riecher. „Riecher“ ist jetzt das richtige Stichwort. Es geht in die Ainmillerstraße mit den Problemdiscos „Crash“ und „DeNiro“. Hier werden mir die dunklen Ecken gezeigt, wo ungestört gedealt wird. Bei dieser Runde ist es noch zu früh, um etwas Verdächtiges zu erkennen. Da kommt auch schon aus dem Funk: Ruhestörung neben der „Seerose“, Gunezrainerstraße. ZEG 13 übernimmt und wir treffen auf vier Jugendliche, die nicht laut sind, sich aber verdächtig entfernen. Es stellt sich heraus, dass die Jungs sauber sind. Wenig später der nächste Einsatz in der Hohenzollernstraße. Seit Stunden bellt in der zweiten Etage ein Hund bei greller Wohnungsbeleuchtung. Ein Gewaltdelikt? Per Drehleiter lässt sich der Polizeihundeführer in die Wohnung heben und gibt schnell Entwarnung. Das Herrchen war aushäusig und der Hund musste einfach nur mal „biesln“. Es ist weit nach Mitternacht und die Einsätze über die Leitstelle häufen sich. Überwiegend Ruhestörungen und Prügeleien. Für uns wird es auf einmal ernst. Die Einsatzmeldung lautet: Zweite Brücke BMW-Welt Petuelring, Mann hangelt sich an Geländer entlang. Suizidabsicht oder Fehlalarm nicht klar. Dennis, diese Nacht der Fahrer, legt auf der Leopoldstraße los. Mit Sonderrechten rasen wir zum Petueltunnel, durchfahren ihn mit erhöhter Geschwindigkeit zum Ziel mit der Feststellung, keine verdächtige Person vorzufinden. Fast drei Uhr. Es geht zurück über die Schleißheimer Straße. Vor uns radelt ein junges Mädchen, und wie es kommen muss, die Kreuzung wird bei Rot überquert. Nach der zweiten Ampel muss die berüchtigte Kelle raus. Ich erlebe ein verschüchtertes Mädchen, das nun vom „väterlichen“ Polizisten Gerd über deren Ordnungswidrigkeit aufgeklärt wird. Dann die Durchsage: Schießerei im Luitpoldpark. Das Mädchen hat Glück gehabt. Minuten später sind wir im dunklen Park, mit uns zehn VW-Busse, die das Gelände weiträumig absuchen. Auch hier lässt die Spannung erst langsam nach, als sich herausstellt, dass es sich vermutlich um Knallkörper von feiernden Gossips und Gruftis handelte. Endlich haben auch wir Schichtende. Zu Hause angekommen weiß ich, dass mich die ZEG in Zukunft sicher schlafen lässt. n Herbert Barnehl Zurück zu alten Tugenden Neuen Studien zufolge klafft eine große Lücke zwischen den Vorstellungen der Bürger und ihrer Politiker. Während der deutsche Michel vor allem Zuverlässigkeit, Fleiß, Respekt und Ehrlichkeit präferiert, geht es den Volksvertretern eher um Toleranz und Freiheit W ussten Sie schon , dass die Deutschen lieber zum Bildungsadel gehören würden als zur Geldelite? Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt die Berliner Strategy Agentur Different in einer repräsentativen Onlinebefragung und mittels 40 Interviews mit Unternehmensvorständen und Wissenschaftlern. Zwei Drittel der Bürger bewundern demnach Menschen, die nicht dem schnöden Mammon nachjagen, sondern ihrem Leben einen tieferen Sinn verleihen wollen. Eine überraschende Erkenntnis: statt nach einem dicken Bankkonto sehnt sich der moderne Deutsche nach geistigem Tiefgang, nach Moral, nach Empathie, nach Zufriedenheit. Auf Platz 1 der Beliebtheitsskala rangiert laut DifferentAnalyse der Wunsch, mehr Zeit für sich selbst zu haben. Dicht gefolgt vom Verlangen nach einer Familie mit Kindern, einem unbefristeten Arbeitsvertrag, sich ehrenamtlich zu engagieren, körperlich fit zu sein, stets über die Weltpolitik informiert zu sein und wirklich gut kochen zu können. Unter den Top-10 der Different-Wunschliste lässt sich lediglich die Nummer vier mit Geld erwerben: Das eigene Haus oder die Eigentumswohnung. Das Eigenheim steht bei 80 Prozent aller Befragten weit oben. Unter jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren liegt der Anteil sogar etwas höher – bei 84 Prozent. Trotz allem Hype um soziale Netzwerke zeigt die DifferentStudie, dass nur 16 Prozent der Befragten ein vielfältiges Kontaktnetz auf Facebook anstreben. 60 Prozent wünschen sich hingegen im realen Leben einen großen Freundeskreis. Gerade junge Leute stehen der Untersuchung zufolge auf konservative Werte. Immerhin träumen 59 Prozent von einem gepflegten Garten. ’’In vielen Bereichen ist eine Übersättigung eingetreten’’, sagt der Autor der Studie, Dirk Jehmlich, Director Trends&Innovation bei Different. Die Deutschen besinnen sich wieder auf alte Tugenden. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die YouGov-Wertestudie 2013. Neben einer Bevölkerungsumfrage haben die Demos- Spitzenreiter: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Ihr Auftreten wirkt in den Augen vieler Bürger authentisch und ehrlich • Foto: flickr / S. Zeimke kopen auch Volksvertreter in Kommunen, Landes- und Bundestag interviewt und die Ergebnisse miteinander verglichen. Das Resultat ist frappierend: Die Kluft zwischen dem Volk und seinen Vertretern ist erschreckend. Die Diskrepanz in den Wertvorstellungen zwischen Bürgern und ihren Abgeordneten fällt je nach Partei unterschiedlich groß aus. Laut YouGov steht bei den Bürgern Respekt mit 44 Prozent an erster Stelle. Dicht gefolgt von Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Familie, Zuverlässigkeit und Toleranz. Bei den Mandatsträgern geben dagegen die Gemeinschaftswerte wie Gerechtigkeit (63 Prozent), Toleranz (55 Prozent) und Freiheit (53 Prozent) den Ausschlag. Das Wertebild ihrer Wähler folgt mit deutlichem Abstand. Insgesamt erscheint der Tugendkanon bei den Bürgern homogener. Die Deutschen schätzen etwa auch Höflichkeit, Loyalität, Pünktlichkeit und Fleiß höher ein als ihre Parlamentarier. Diese Diskrepanz führt YouGov auf die unterschiedliche Lebenswirklichkeit beider Gruppen zurück. Fazit: Um ihrem Wähler näherzukommen, müssen Politiker dem Volk wieder mehr aufs Maul schauen, und dessen Vortellungen sowie Wünsche ernst nehmen, dann klappt‘s auch, das wachsende Heer politikverdrossener Nichtwähler zu verkleinern. n Axel Spilcker 4 | Soziales •3/2013 „Mehr für Senioren tun“ Er befindet sich im Dauerwahlkampfmodus: Der Münchner CSU-Spitzenpolitiker und OBKandidat Josef Schmid über seine Chancen und Pläne, die Wohnungsnot und die Altersarmut zu bekämpfen n Lichtblick: Herr Schmid, in den letzten Jahren schwächelte die Münchner CSU bei den Urnengängen. Nun stehen Wahlen im Bund und in Bayern an, im nächsten Jahr treten Sie als OB-Kandidat gegen SPD und Grüne an. Wie stehen die Chancen? Schmidt: Die Umfragen sprechen für uns. Danach würden wir bei der Landtagswahl in München sechs Prozentpunkte dazu gewinnen, auf 38 Prozent steigen. Die SPD hingegen würde trotz ihres Spitzenkandidaten Ude sogar einen Punkt verlieren und auf 27 Prozent sinken. Das ist nicht nur für die Landtagswahl ein sehr verheißungsvolles Zeichen, sondern möglicherweise auch ein für uns positiver Trend für die OB- und Kommunalwahl 2014. CSU-Spitzenkandidat Josef Schmid versteht sich als Vertreter einer modernen Großstadtpartei, will Schulen sanieren und Wohnmodelle schaffen • Foto: CSU München n Woran machen Sie den Aufschwung der CSU gerade auch in München fest, das ist ja kein leichtes Pflaster für die Union oder? Nein, das ist wahr. Allerdings haben wir uns als CSU München gerade in den vergangenen Jahren stark von innen heraus erneuert. Wir sind dadurch eine moderne, offene und liberale Großstadtpartei geworden. Die Partei versucht stärker denn je, Lösungen für die Probleme der Menschen in einer Metropo- le wie München zu finden. Das kommt gut an. n Stichwort: moderne Großstadtpartei. Ihre Schwesterpartei tut sich in den Städten schwer. Was machen Sie anders? Wir nehmen die politischen Herausforderungen der Metropole München an, wir kümmern uns um die Probleme der Menschen hier wie sie sind und zwar ideologiefrei und pragmatisch. München leidet unter einer 23-jährigen rot-grünen Stadtregierung, bei der viele Menschen heute zu Recht den Eindruck haben, dass alles verkrustet und erstarrt ist. n Wo hapert es in München konkret? Die Stadt leidet unter einer Schulmisere sondersgleichen. Ein Drittel der Münchener Schulgebäude sind marode. Wir haben einen riesigen Investitionsstau, der von Rot-Grün verursacht wurde und kommen jetzt kaum hinterher, die Schultoiletten zu sanieren oder aber genügend Klassenzimmer zu bauen. Auch beim Ganztagsprogramm in den Schulen geht nichts vorwärts. n Viele Münchner klagen über die hohen Mieten in der Stadt, was tun? Zu den hohen Mieten trägt bei, dass aufgrund des hohen Zuzugs Wohnraum einfach knapp ist. Rot-Grün hat in seiner 23-jährigen Regierung schlicht nicht ausreichend Wohnraum geschaffen. Wir haben zahlreiche Vorschläge für mehr Wohnraum gemacht, die wir bei unserer Wahl umsetzen wollen. n Thema Altersarmut. Die Zahl bedürftiger Rentner steigt. Wie wollen Sie dem begegnen? Dem zu begegnen, ist ist für mich eine große Herausforderung. 2007 waren es 10.000 Senioren, die staatliche Zuwendungen brauchten, jetzt sind es über 12.000. Das bedrückt mich. Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten hat der Stadtrat versucht, an die obere Grenze der Zuzahlung zu gehen, um vieles möglich zu machen. Da sind sich die Parteien einig. Aber ich sage: Die Stadt muss für notleidende Senioren künftig mehr tun. Mein Ziel ist es, beispielsweise in jedem Neubaugebiet Mehrgenerationenhäuser zu errichten, in denen alte und junge Menschen zusammen und damit eine großstädtische Abwandlung des Generationenvertrags leben. In solchen Wohnmodellen sollte die Stadt bedürftige Seniorinnen und Senioren mit entsprechenden Leistungen fördern. n Wer staatliche Grundsicherung bekommt, steht besser da als jene, die knapp darüber liegen. Letztere müssen mit 250 Euro im Monat auskommen. Muss man da nicht den Hilfssatz höher setzen? Als CSU-München haben wir klar gesagt, der muss höher sein. Das sieht die SPD genauso. Wir machen uns vermehrt Gedanken über die Menschen, die knapp an der Förderschwelle liegen. Der Hoffnungsträger Am 16. März 2014 strebt Josef Schmid (CSU), 43, bei den Kommunalwahlen in München den Machtwechsel an. Der Anwalt und Diplom-Kaufmann geht als OB-Spitzenkandidat ins Rennen und hofft, die 23 Jahre währende rot-grüne Herrschaft im Münchner Rathaus zu beenden. Schon als Jugendlicher trat Josef Schmid 1987 in die CSU ein. Nach Abitur und Wehrdienst studierte der gebürtige Münchner Betriebswirtschaft und Jura. Seit 2002 sitzt der Jurist im Stadtrat der Landeshauptstadt, seit 2003 ist er Partner einer überregionalen mittelständischen Rechtsanwaltskanzlei. Der Tourbus: mit dem alten VW-Bus auf Stadtteil-Tour • Foto: CSU München Beispiel Wohnungsbau: Bald kann sich auch der untere Mittelstand keine Wohnung in München-City mehr leisten. Die Stadt muss in beiden Fällen mehr Mittel bereitstellen, will sie verhindern, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht. Wir können sie nur schließen, wenn wir als Stadtgesellschaft solidarischer sind. n Axel Spilcker Meldungen Grüne gehen beim Kickern in die Offensive Die Münchner Grünen spielten sich beim politischen Kickerabend Mitte August mit dem Bundestagsspitzenkandidaten Jürgen Trittin eifrig die Bälle zu. Neben Trittin gingen auch die Bayerische Spitzenkandidatin für die Landtagswahl Margarete Bause sowie Münchens Spitzengrüne Sabine Nallinger auf Torejagd. In den Spielpausen warb Trittin dafür, die Energiewende konsequent fortzusetzen: für Strom, der sauber und sicher produziert werde und bezahlbar bleibe. n Da sein für München SPD-OB-Kandidat Dieter Reiter hat auf dem Aktionstag „Da sein“ Mitte Juli zu mehr Verständnis für die Leistungen der 45 000 städtischen Bediensteten in München aufgerufen. „Es gibt immer etwas zu verbessern“, meinte der SPDPoltiker. „Bei einem großen Betrieb wie der Stadt München funktioniert nicht immer alles reibungslos“. Schilderungen der kommunalen Mitarbeiter zufolge sei es aber so, dass es nie mal ein Lob gebe oder Anerkennung. „Ich will die Kritik gar nicht wegwischen“, so Reiter unlängst. Man brauche die konstruktive Kritik der Bürger. Allerdings könne man auch mal sagen: Gut, dass München so sauber ist! Gut, dass München so sicher ist! Gut, dass die Parks so gepflegt sind! Das habt ihr alle gut gemacht! n Dieter Reiter: Der SPDOB-Kandidat • Foto: Privat Modernes Leben | •3/2013 Bewegtes Leben 2068 Dauerstress und Terminnot: die Uhr am Handgelenk hilft Spitzenpolitikern, ihren Alltag zu bewältigen. Das gewählte Modell verrät einiges über das Naturell des jeweiligen Trägers D Die Metronome der Macht könnten nicht unterschiedlicher ausfallen. Bei der oder dem einen darf es ein bisschen teurer sein, bei anderen wiederum etwas günstiger. Während manche Volksvertreter sich als Uhrenliebhaber bekennen, interessiert andere ausschließlich die korrekte Uhrzeit. Die Modellwahl fällt genauso unterschiedlich aus wie das Naturell der jeweiligen Träger aus der Politikarena: mal elegant, mal extravagant, mal schlicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bevorzugt als eher Der eine mag es lieber exklusiver und teurer, nüchtern-sachliche der andere eher bescheidener und funktionaler, die Zeitgeber der Politiker am Arm sind genau so unterschiedlich wie ihre Träger a hätten wir zum Beispiel Nordrhei n-West fa len s Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD). So flüssig der Spitzenpolitiker über die Nachteile des deutschschweizerischen Steuerabkommens doziert, so schnell entscheidet er sich, wenn ihm etwas gefällt. Als sein alter s.Oliver-Taktgeber ausfiel, brauchte er schnell einen neuen Zeitmesser. In der Auslage am Flughafen entdeckte der NRWKassenwart schließlich einen adäquaten Ersatz: ein Modell des dänischen Herstellers Skagen. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, erzählte der Minister dem Nachrichtenmagazin FOCUS. Deshalb habe er auch nicht lange überlegen müssen: „An der Uhr fasziniert mich das schlichte skandinavische Design – und ein normaler Preis.“ Das gute Stück habe etwas über 100 Euro gekostet, erinnert sich Walter-Borjans. Etwas teurer darf es da bei seinem Amtskollegen in Berlin sein. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) setzt voll und ganz auf ein Produkt aus seiner baden-württembergischen Heimat. Er trägt eine geradlinige Berlin Mega Solar Ceramic des Schwarzwälder Traditionshauses Junghans zum Preis von 850 Euro. Ja, so ticken unsere Politiker. Häufig klagen sie über Terminstress, Zeitnot und ihren eigenen kleinen „Sklaventreiber“ am Handgelenk. „An hektischen Tagen“ empfindet etwa Familienministerin Kristina Schröder (CDU) ihre Uhr mehr als „Gegner“ denn als Freund. Auch ihr Parteifreund und Ministerkollege Thomas de Maizière pflegt ein ambivalentes Verhältnis zum Präsent seiner Frau. Die Uhr sei „Hilfe und Feind“ zugleich, bekannte er im August im Magazin Cicero. Pina Bauschs „Kontakthof“ war die Inspiration. Nach der Vorlage der Grande Dame des deutschen Tanztheaters brachten jetzt Senioren aus dem Würmtal szenisch die Summe ihrer Lebensjahre auf die Bühne. Das „bosco“ in Gauting war ausverkauft Die Mächtigen und ihr Faible für Uhren 5 I f you can talk, you can sing, if you can walk, you can dance.“ Dieses ermutigende Motto in einer Zeitungsannonce war der Beginn des Bühnenerfolgs der Tanztheatercollage „Bewegtes Leben 2068“. Vor einem Jahr suchte die Gautinger Tänzerin und Choreografin Bettina Fritsche – angeregt durch den Leiter des Theaterforums Hans-Georg Krause – Laiendarsteller um 65 Jahre für ein Projekt mit Senioren, die Ideen, Träume und Episoden aus ihrem eigenen Leben tänzerisch darstellen. Sie mussten nicht tanzen können, aber sie sollten Neugierde mitbringen und „bereit sein, etwas zu riskieren“. Mindestens zehn Teilnehmer, besser 20, „ (darunter auch zwei Männer) ist nicht wie bei Pina Bausch von einer fertigen Choreografie ausgegangen, sondern erarbeitete in neun Monaten – genau die Zeit, die die Entstehung neuen menschlichen Lebens braucht – ihr bewegtes Leben gemeinsam neu. Dabei wechselt sich bei dieser Collage das Bild der gesamten Truppe mit solistischen Aktionen ab. Jeder konnte dabei selbst bestimmen, wie weit er aus sich herausgeht und wie weit er aus dem Gruppengeschehen hervortritt. So gelang es der erfahrenen Choreografin Fritsche, das „freie Agieren“ auf der Bühne und die Freude am Miteinander zu einem runden Ganzen zu verschmelzen. Traditionsbewusst: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble setzt auf einen Taktgeber aus seiner württembergischen Heimat • Foto: © Flickr / European University Institute Vertreterin ihrer Zunft nach Angaben der Berliner Tageszeitung B.Z. eine Boccia Tianium für 89 Euro. Kleinkram im Vergleich zu Russlands Präsident Wladimir Putin. Zu seiner Sammlung zählt eine Lange & Söhne Tourbillon im Wert von 380 000 Euro. Wer hat, der hat. n Axel Spilcker Neun Monate probten die 32 Senioren aus dem Würmtal unter der Leitung der Choreografin Bettina Fritsche für ihren großen Auftritt im »bosco« • Foto: Hans-Georg Krause wünschte sie sich – gerne auch Männer. Am Ende meldeten sich 38 mutige und neugierige Menschen zwischen 60 und 75 Jahren, von denen 32 nach 88 montäglichen Probestunden das erstaunliche Ergebnis auf der Bühne des »bosco« präsentierten. Die Interessenten waren gebeten, zum ersten Treffen zwei oder mehr Musikstücke mitzubringen, „Stücke, die sie oder er gern mag oder eben auch gar nicht mag! Musik ist wichtig, weil sie Erinnerungen und Gefühle auslöst und auch wesentlich ist, um sich kennenzulernen, weiß die Tanzpädagogin. Ältere Menschen um die 60 Jahre wären reich an Erlebnissen und hätten viel zu erzählen: Was sie bewegt, beschäftigt oder auch beunruhigt. Die Musik könne dabei wie eine Art Katalysator wirken. Für Pina Bausch, die im Jahr 2000 ihr Stück „Kontakthof“ mit Wuppertaler Laien im Seniorenalter neu interpretierte, ging es um einen Ort, an dem man sich trifft, um Kontakt zu suchen: Sich zeigen, sich verwehren. Mit Ängsten, mit Sehnsüchten, Enttäuschungen, Verzweiflungen. Diese Erfahrungen aus dem eigenen Leben, die Höhen und Tiefen, sowie die individuellen Stärken und Schwächen sind in die neun Szenen des Gautinger Bühnenexperiments eingeflossen, musikalisch untermalt mit Mozart, Schubert, Grieg, Jazz und Rock ’n’ Roll. Die Gruppe Zu Beginn betreten die älteren Damen und Herren nacheinander die Bühne. Sie sind sich noch fremd. Eine Art „Casting“ zu Menuettklängen. Im nächsten Augenblick paarweise kämpfende Heldinnen, ein wogendes Meer, die Wellen, die am Ufer auslaufen und sich wieder zurückziehen, Sport (von Hula-Hoop bis Rollerblading) treibende Individuen, Verwandlung symbolisiert durch Tänzerinnen in kokonartigen Kostümen, kollektives Sterben und ein bezauberndes kleines Mädchen, das die Toten zu neuem Leben erweckt. Schließlich das große Finale, ein gemeinsames Fest in bunten Kleidern, das wie eine Hommage an das Broadway-Musical „Cabaret“ anmutet. „Da capo“ möchte der Zuschauer rufen. Und der Wunsch könnte in Erfüllung gehen: Das aufregende und spannende Experiment wird aufgrund der großen Nachfrage noch einmal im November wiederholt und hat uns auf wunderbare Weise gezeigt, dass das Alter eine Zeit großer Freiheit und voller Abenteuer sein kann und dass es für Neuanfänge nie zu spät ist. n Gisela Wunderskirchner Wegen großer Nachfrage noch einmal als Matinee am Sonntag, 17.11., 11 Uhr im bosco, Oberer Kirchenweg 1, 82131 Gauting. Karten zu 10 Euro unter www. theaterforum.de 6 | Modernes Leben Das Wunder nach dem Krebs Meldungen Sing für Lichtblick Die Meldung erreichte uns kurz vor Redaktionsschluss: Münchner dmDrogeriemärkte hatten am frühen Abend des 28. August zu einer Sing-Wette auf den Wiener Platz in München geladen. Der BelCantoChor gab den Ton an, um vier Jahrzehnte „dm“ zu feiern. Sollten sich 100 Menschen als Mit-Singer zum Event einfinden, spendet die Handelskette 400 Euro an den Verein – in der nächsten Ausgabe erzählen wir, wie es ausgegangen ist. n Rentner – und was nun? Mit dem Rentnerdasein werden viele Männer einsam. „Männer denken, sie haben Freunde. Dabei waren es Kollegen, die allerdings nach dem Berufsaustritt zurückbleiben“, mahnt Professor Eckart Hammer, Sozialgerontologe aus Ludwigsburg, im Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“. Während 38 Prozent der Frauen im Rentenalter ihre sozialen Netzwerke nutzen, sind es bei den Männern mit 19 Prozent gerade mal halb so viele. n •3/2013 Chemotherapie, Strahlenbehandlung, Operation – das tödliche Geschwulst ist zwar weg, der Patient geheilt, doch häufig genug bleibt er entstellt zurück. In München haben nun Hautspezialisten und plastische Chirurgen Methoden entwickelt, die helfen S ie sitzt im Zug, „Das Telefonat könnnte auch mal abbrechen“, sagt Karla Menzel. „aber wir können ja mal anfangen mit dem Interview“. Karla Menzel will erzählen, über ihren Brustkrebs, den sie besiegt hat, über die Zeit nach der OP. Wie sich in Folge der Strahlentherapie rot-violette Wundflecken auf ihrer Brust ausbreiteten, wie sich die Narben bildeten, das Gewebe so hart, dass jede Bewegung des Oberkörpers höllisch schmerzte. „Im Spiegel betrachtet, sah das nicht gerade schön aus“, bekennt Karla Menzel. Die Taschenfrage Doggy-Bag, Tüten-Bauch, BeautyCase: Laut „Amica“ verrät die Tasche alles über ihre Trägerin. Das Blatt beruft sich auf die Kulturwissenschaftlerin Margarete MeggleFreund, die im Handtaschenbüro des Münchner Fundamts mit Besitzern über Tascheninhalte gesprochen und diese Ergebnisse zusammengetragen hat. So spiegelt der Frau liebstes Utensil immer ihre verschiedenen Rollen wider. Sie kann „Finanzzentrum, Schönheitskoffer, Komfortzone oder sogar eine Art Altar, ein spirituelles Zentrum sein“, so die Forscherin. n Therapie: Mit einem Laser hellt der Arzt die fahle Haut der Patientin wieder auf, für viele Krebspatienten ist dies ein wichtiger Schritt, um ganz zu genesen • Foto: fotolia Knapp drei Jahre lang lebte die 58-jährige Münchnerin nach dem klinischen Eingriff 2010 mit den Folgen, drei Jahre, in denen sie mit ihrem Körper haderte, mit den Wundflecken auf der Brust. Karla Menzel fühlte sich entstellt. „Ich habe mich nicht wohl in meiner Haut gefühlt – das Schlimmste Heimat im Netz Auf http://www.seniorbook.de/profil/thomas_bartl ist immer Betrieb: Rainer bedankt sich für den Austausch zum Thema „Mehrgenerationen-Wohnen“, Kristin freut sich über ein nettes Gruppentreffen, Christian und Frieder gratulieren zum Geburtstag. Thomas Bartl aus Ludwigsburg ist zwar jeden Tag auf diversen Internetseiten unterwegs und meldet sich in OnlineForen zu Wort. Doch sein Profil auf www.seniorbook.de liegt ihm ganz besonders am Herzen: „Hier“, sagt der 56-Jährige in seinem netten schwäbischen Dialekt, „habe ich meine zweite Heimat gefunden“. T homas Bily ist seniorbook-Vorstand und erklärt den Hintergrund: „seniorbook verbindet Menschen mit Erfahrung. Es sind Menschen, die wissen, wie Leben geht und für die Werte wichtig sind: Werte wie Sicherheit, Verlässlichkeit – oder Heimat.“ Für seniorbook-Nutzer, so Bily, ist nicht der Austausch banaler Videoclips oder die Verbreitung neuester Witzchen wichtig, womit sich viele Facebook-User amüsieren. seniorbook-Nutzer suchen den „erwachsenen“ Austausch mit Gleichgesinnten. Als Anker gibt es Rubriken und spezielle „Themenwelten“: Unter anderem „Kultur & Unterhaltung“ oder „Haus & Garten“, „Fitness & Gesundheit“ oder „Finanzen & Recht“, auch „Familie & Partnerschaft“ oder „Politik & Gesellschaft“. Solche Rubriken nutzt Thomas Bartl auch, um sein neues Leben nach einem schweren Unfall zu bewältigen. Der LKW-Fahrer lag 14 Tage im Koma und sechs Monate im Krankenhaus, nachdem er in der Nähe von Augsburg gegen eine Betonmauer gekracht war. Auf seniorbook erhält er viele ermunternde Reaktionen auf sein Buch, in dem er sein Schicksal verarbeitet hat. Er ist gefragter Gesprächspartner auf regionalen Nutzertreffen, die über das Portal im ganzen Land organisiert werden, und findet Unterstützer für sein Lieblingsprojekt, mehrere aber waren die Schmerzen durch die Narben“, erinnert sie sich. Bis zu jenem Tag, an dem ihre Tochter im Internet auf die Homepage des Schönheitschirurgen Hans-Peter Schoppelrey stieß. Die Münchner Praxis des renommierten Hautarztes hat sich unter anderem darauf spezialisiert, die unschönen Nebenwirkungen durch Op‘s, Chemo- und Strahlentherapien bei Krebspatienten zu lindern oder zu beseitigen. „Viele Leute leiden darunter, dass ihnen etwa nach der Chemotherapie die Haare ausfallen oder ihre Haut eingefallen und fahl wirkt“, erklärt der Mediziner. „Ihre Angehörigen nehmen solche Klagen oft nicht ernst“, so Schoppelrey. Dort heiße es immer: „Werde erst einmal gesund“, erläutert der Schönheitschirurg. „Um aber zu genesen, ist es wichtig, dass man sich selbst wohl fühlt“ Beinahe jeden Tag kommen Patienten wie Karla Menzel zu Schoppelrey und seinen Kollegen. Manche klagen über heftigen Ausschlag durch die Einnahme starker Krebsmittel, dagegen hilft zum Beispiel ein spezielles Peeling. Bei anderen hängt die Haut nach der Strahlentherapie schlaff herab. Ein Lifting per Ultraschall bewirkt mitunter wahre Wunder. Die Krankheitsbilder sind oft erschreckend: „Hautkrebspatienten fehlen oft ganze Haut- oder Fettpartien“, weiß Schoppelrey, „andere hatten einen Hirntumor an der Schläfe, das Geschwür wurde ihnen heraus-operiert“. Das Loch an der Kopfseite füllte der Münchner Hautarzt mit Eigenfett des Patienten. Blasse Haut peppt Schoppelrey etwa durch eine Meso-Therapie nebst Vitaminkuren wieder auf. In die mittlere (meso) Hautschicht spritzt er Injektionen mit homöopathischen sowie niedrigdosierten herkömmlichen Medikamenten ein (Injektionsakupunktur). Die jeweiligen Mischungen sind unterschiedlich, sie enthalten oft Vitamine und Spurenelemente. In anderen Fällen stellt der Mediziner die Brust bei Krebspatientinnen wieder her. Die Ergebnisse sind frappierend: „Die Menschen schauen wieder zufrieden in den Spiegel“, erläutert Schoppelrey. Generationen unter einem Dach wohnen zu lassen. „seniorbook ist auch gelebtes bürgerschaftliches Engagement“, sagt Markus Erl, ebenfalls seniorbook-Vorstand. „Außerdem lassen sich einfach und lebensnah Hilfsprojekte anlegen. Menschen, die helfen wollen, finden konkrete Aufgaben und Ideen, wie und wo sie sich engagieren können.“ Erl ist 26, Bily, ein erfahrener Verlagsmanager, 48 Jahre alt. Beide bauten das Unternehmen seit der Gründung im Juli 2011 auf. Heute beschäftigen sie an Standorten in der Münchner City und im niederbayerischen Plattling 18 Mitarbeiter. Die Idee hatte vor fast vier Jahren Erl senior, Vorname Alois, heute 57 Jahre alt, in Gesprächen mit seinem Sohn Markus. Der erfolgreiche Unternehmer aus Deggendorf hat sein Geld mit dem Bau von Wohnanlagen für ältere Menschen gemacht. Dass es für die möglichen Bewohner und die Betreiber, für staatliche und kommunale Institutionen, Arztpraxen und andere Dienstleister noch keine spezielle Kommunikationsplattform im Internet gab, wunderte ihn. Denn entsprechend der demographischen Entwicklung steigt die Zahl der sogenannten Silver Surfer, der grauhaarigen Internetnutzer. Der gelernte Maurermeister hatte eine Nische entdeckt, nun wird sie Vorkämpfer: Dermatologe Hans-Peter Schoppelrey, 50, hat mit seinen Kollegen im Haut- und Laserzentrum an der Münchner Oper Methoden entwickelt, um Krebspatienten von entstellenden Malen zu befreien • Foto: Tom Gonsior So wie Karla Menzel. Anfang des Jahres suchte sie die Schönheits-Praxis nahe der Münchner Oper auf. Der Gang fiel ihr nicht leicht. „Ich hatte eigentlich nur die leise Hoffnung, dass Herr Schoppelrey die Schmerzen an der Narbe ein wenig lindern könnte“, sagt die Hausfrau im Rückblick. Doch der Hautspezialist konnte noch viel mehr. Anfangs injizierte er Kortikosteroide in die wuchernde Narbe (Keloid). „Das verdünnt das Gewebe, stoppt die Wucherungen, die Narbe wird flacher“, erläutert Schoppelrey. Anschließend hellte er mit einem Laser die störenden Flecken so auf, dass sie kaum noch auffallen.. „Das ist wie ein Wunder, das ist einfach unglaublich, die Schmerzen sind weg und die Flecken sieht man nicht mehr“, sagt Karl Menzel. Die Endfünfzigerin rät Leidensgenossinnen denselben Schritt zu wagen – ganz gleich, ob die Krankenkasse dafür aufkommt oder nicht. „Es ist doch wichtig für jede Frau, dass sie sich in ihrer Haut wohl fühlt – auch nach so einer schweren OP“, resümiert die Münchnerin. Im Hintergrund ist leises Rattern zu hören, dann bricht die Verbindung ab. Funkloch. Aber wir waren ja auch fertig mit dem Interview. n Axel Spilcker Steigende Nutzerzahlen im Blick: seniorbook-Gründer Markus Erl (l.) und Thomas Bily • Foto: © Seniorbook AG gefüllt. Vor einem Jahr startete das soziale Netzwerk, heute sind bereits mehr als 50 000 Nutzer bei seniorbook aktiv, über 100.000 Seitenaufrufe werden pro Tag registriert. Es sind meist Menschen ab 45, die mitten im Leben stehen, kommunikationsfreudig, aufgeschlossen und sozial engagiert sind. Sie kommunizieren auf einer Website, die auf Schickschnack verzichtet, klar und übersichtlich gegliedert ist und – darauf legen die Betreiber nicht nur angesichts der aktuellen Debatten um Datenmissbrauch und digitaler Überwachung großen Wert – das heimliche Abzapfen persönlicher Informationen nicht zulässt. „Das ist sozusagen vertrauensbildendes Prinzip“, bekräftigt Thomas Bily. Daher garantiert seniorbook seinen Nutzern auch, dass sie ihre Aktivitäten und Profildaten schnell und zuverlässig auch wieder löschen können – mit nur drei Klicks und wann immer sie das wünschen. n Uli Martin Service | •3/2013 Pro und Kontra: Wenn Mann in die Jahre kommt Generationen haben sich schon darum gestritten – um das Wesen, das männliche, wenn es älter wird, schrulliger, sonderbarer, vielleicht auch grantiger. Woher kommt der auffällige Wandel? Eine widersprüchliche Betrachtung Die Frau: „Das darf doch nicht wahr sein!“ Der spitze Schrei aus dem Badezimmer lässt mich hochschrecken und zu meinem Liebsten in die Nasszelle eilen. Kakerlaken in der Dusche? Nein, viel schlimmer. Mein Freund starrt mit schreckgeweiteten Augen in den Spiegel: 87 ... 40. Was sagt mir diese mysteriöse Zahlenkombination? Verspielte Lottozahlen? Nein, die Lösung kommt wie aus einem Maschinengewehr: „Ich wiege 87 Kilo und da liegen 40 Haare im Waschbecken.“ Das ist das Ende! Dramatisch legt er die Hand auf die Stirn und setzt sich auf den Badewannenrand. Seine Stimmung ist im Keller, genauso das Selbstbewusstsein. Die tragische Erkenntnis: Auch Männer haben Wechseljahre. Uns Frauen wird ja oft nachgesagt, dass wir im „Wechsel“ besonders launisch und lustlos sind, wir werden von schwallartigen Hitzeströmen, dünner werdenden Haaren und dicker werdenden Hüften geplagt. Bei uns sinkt der Östrogenspiegel, bei den Männern das Testosteron. Bei uns nennt sich das Ungetüm Menopause, bei den Männern Andropause. Laut einer Studie der University of Manchester, bei der 3369 Männer zwischen 40 und 79 befragt wurden, leiden die Herren der Schöpfung vor allem an Mattigkeit, Gut zu 7 wissen! Aufnahme eines Lebensgefährten in die Mietwohnung Frage: Mein Mieter möchte seine Lebensgefährtin in seine Wohnung aufnehmen. Muss ich dem zustimmen und was passiert, wenn die Beziehung in die Brüche geht und mein Mieter auszieht? Antwort: Ob der Mieter für die Aufnahme von Personen, die nicht im Mietvertrag stehen, die Rechtsanwalt Erlaubnis des Vermieters einholen muss, hängt Rudolf Stürzer davon ab, in welchem Verhältnis diese zum Vorsitzender HAUS + GRUND MÜNCHEN Mieter stehen. Ohne ausdrückliche Erlaubnis darf der Mieter neben Hausangestellten und Pflegepersonen nur die nächsten Familienangehörigen aufnehmen. Dazu zählt in jedem Fall der Ehepartner, die gemeinschaftlichen Kinder sowie der eingetragene (gleichgeschlechtliche) Lebenspartner. Mannomann: Der Herr der Schöpfung hat‘s nicht leicht, wenn er in die Jahre kommt. Von allen Seiten Kritik und dann noch die Figur • Foto: fotolia Potenzstörungen, Haarausfall, Zunahme des Bauchfetts, Schweißausbrüchen und Reizbarkeit. Kommt uns irgendwie bekannt vor, nicht wahr? Das Tröstliche ist nur, dass der Wechsel ja oft beide Partner trifft, außer Mann schafft sich einen 25-jährigen Junghasen an, um mit ihm im neuen knallroten Cabriolet zu flanieren. Aber dann ist Mann selbst Schuld, wenn‘s am nächsten Morgen im Rücken ziept, die Augen so rot sind wie bei einem Albino-Karnickel und der Junghase schnell davonhoppelt. Wesentlich entspannter wäre es doch, wenn sich die kleinen Menound Andropausen-Ungetüme anfreunden könnten und wir die Zahlen 87 und 40 gemeinsam bei der nächsten Lotterie einsetzten. Wer weiß, vielleicht ist der Hauptgewinn ja ein schickes Cabriolet. n Der Mann: Also jetzt mal ganz sachte. Von wegen Meno- oder Andropause. Ich zum Beispiel werde heuer 50. Ein halbes Jahrhundert, da darf man doch mal ein bisschen jammern, nicht zu laut, aber ein bisschen eben. Das hat doch nix mit Wechsel oder dem ganzen Quatsch zu tun. Ist halt ein wenig Rücken, macht ja auch nix, die Gräten mussten ja auch schon lange tragen, und inzwischen nicht zu wenig. Ich sach nur Bauchfett. Ok sieht nicht schön aus, aber zur Zeit schmeckt es einfach zu gut. Liegt nicht am Wechsel. Das ist doch nur eine Erfindung der Frauenmagazine, die uns ein schlechtes Gewissen machen wollen. Und mal im Ernst, welcher 50er will ernsthaft mit einer halb so jungen Gespielin ... Das hält Man(n) doch nicht lange durch. Und der Wechsel auch nicht. Aber was verstehen schon Frauen davon. n Susanne Wess Axel Spilcker Für die Aufnahme eines Lebensgefährten muss der Mieter zwar grundsätzlich die vorherige Erlaubnis des Vermieters einholen; allerdings hat der Mieter einen Anspruch auf Erteilung dieser Erlaubnis, wenn er ein berechtigtes Interesse an der Aufnahme des Lebensgefährten hat, z. B. wenn er mit ihm eine Lebensgemeinschaft bilden möchte; ferner in der Person des Lebensgefährten kein wichtiger Grund vorliegt, der gegen eine Aufnahme spricht und die Aufnahme auch zu keiner Überbelegung der Wohnung führt. Um den Vermieter die Prüfung zu ermöglichen, ob in der Person des Lebensgefährten ein wichtiger Grund für die Verweigerung der Erlaubnis vorliegt, kann der Vermieter verlangen, dass ihm der Lebensgefährte namentlich benannt und ggf. vorgestellt wird. Endet die Beziehung, ist Ihr Mieter nicht berechtigt, die Wohnung seiner (ehemaligen) Lebensgefährtin zur alleinigen Nutzung zu überlassen. Dies würde einen vertragswidrigen Gebrauch darstellen, der Sie zur fristlosen Kündigung des Mietverhältnisses berechtigen würde. Knapp, teuer und begehrt Kartoffeln Für Menschen mit kleinem Haushaltsbudget war es ein harter Schlag: Der Kartoffelpreis stieg um fast die Hälfte – so teuer war der Erdapfel seit vielen Jahren nicht S chuld ist das Wetter, das besonders den Kartoffelerzeugern im Süden Deutschlands zusetzte. „Eine fatale Folge ungünstiger Wachstumsbedingungen“ musste Andreas Hatzl, Kartoffelbauer in Esting bei Fürstenfeldbruck, in diesem Jahr registrieren: „Erst verzögerte die lange Kälteperiode die Auspflanzung, dann überschwemmte der Starkregen im Mai die Äcker, und schließlich hemmte die mehrwöchige Hitzeperiode das Wachstum.“ Hatzl, der mit den Erzeugnissen seines Biolandhofs als regionaler Versorger auch das landwirtschaftliche Netzwerk „Unser Land“ beliefert, beklagt wie die meisten seiner Kollegen Ernteeinbußen von etwa 50 Prozent. Auf seinen Äckern erntet er im Schnitt statt der üblichen 28 nur 15 Tonnen pro Hektar; auf einigen Flächen sind es gerade mal 8 Tonnen. Darauf reagiert der Markt mit erheblichen Preissteigerungen – nicht nur, weil die Produktionskosten der Kartoffelbauern dramatisch steigen. Ganz gleich, ob die Landwirte ihre Rohware für 30 oder für 50 Cent pro Kilo verkaufen – der Handel schlägt stets etwa 40 Prozent drauf, egal, wie Das Wetter verdarb die Ernte: Es gibt viel weniger Kartoffeln – und viele sind auch kleiner als diese Exemplare • Foto: fotolia hoch der Erzeugerpreis ist. Dass trifft am Ende den Verbraucher: Das Kilo Frühkartoffeln kostete nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft Anfang Juli im Schnitt sogar 1,42 Euro. Dass die Kartoffel künftig zum Luxusprodukt werden könnte, glaubt Landwirt Hatzl allerdings nicht: „Eine erneute Abfolge solch extremer Wetterlagen wie in diesem Jahr ist ausgesprochen selten.“ Fachleute rechnen zudem mit sinkenden Preisen schon im Herbst. So lange wollten allerdings einige Kartoffel-Fans in der Nähe von Coburg nicht warten: Auf dem Acker eines Landwirts buddelten sie nachts vier Zentner der begehrten Knollen aus. Mit ihrer Beute entkamen sie unerkannt. Nach Tätern und Beute wird seither gefahndet. n Uli Martin 8 | Lichtblick AKTIV •3/2013 Hier waren WIR aktiv Ein Bild der Zerstörung: Rein der materielle Schaden wiegt schwer. Aber noch mehr leiden die Flutopfer unter den traumatischen Erlebnissen Ein offenes Ohr, Trost und natürlich auch die wichtige materielle Zuwendung: mit unserem Vor-Ort-Einsatz konnten wir vielen von der Flut betroffenen RentnerInnen spontan helfen brechliche Mutter gekommen, die das Haus nicht mehr verlassen will. Sie hätten selbst nicht viel zum Leben, erklären die Frauen, und ihre Stimmen beben, deshalb könnten sie ihrer Mutter nicht unter die Arme greifen, so sehr sie sich das auch wünschten. Oder der Achtzigjährige, der mit Tränen in den Augen Fotos von seiner überschwemmten Erdgeschosswohnung zeigt: Vor kurzem erst seien endlich die letzten Schäden vom Hochwasser 2002 beseitigt worden, das hätte alles so viel Geld gekostet. Und jetzt sei alles wieder dahin. „In solchen Augenblicken musst du geduldig zuhören und Trost spenden. Das kostet viel, viel Kraft, weil man so viel Kümmernis für sich selbst kaum verarbeiten kann“, sagt Lydia Staltner. Aber was soll‘s, winkt die VereinsChefin dann ab. 6.800 Euro seien verteilt, die Aktion gut angenommen worden. So wie im von der Flut ebenfalls stark betroffenen Rosenheim, dem der Verein 12.000 Euro an Soforthilfe zur Verfügung stellte. • Foto: © PhotographyByMK / fotolia E in Bildmotiv von zweifelhaftem Ruhm ist der Pegelstandmesser am Turm von Passaus Altem Rathaus. Über Jahrhunderte markiert er die Hochwasser von Donau, Inn und Ilz. Und auch das, was im vergangenen Juni über die Dreiflüssestadt hereinbrach, wird mit 12,80 Metern einen obersten Platz einnehmen. Nur einmal, vor gut 500 Jahren, lag der Donaupegel um weitere 40 Zentimeter höher. Eine Woche nach der verheerenden Flut scheint es fast wie ein Wunder, dass Straßen und Plätze wieder blank gescheuert und Treibgut und Schlick beseitigt sind. Doch der Schein trügt. Denn in den Seelen der Betroffenen sitzt die Verstörung über den Verlust von Besitz und Eigentum noch tief. Vor allem bei jenen, die sich allein aus eigener Kraft nicht helfen können – bei den Rentnern, die schon im ganz normalen Alltag oft genug zu knapsen haben. Menschen also, die auf Hilfsorganisationen angewiesen sind wie Lichtblick Seniorenhilfe e.V. mit der zupackenden und höchst einsatzfreudigen Lydia Staltner als Chefin. Unbürokratische Soforthilfe Angesichts des großen Leids, das die Flut bei so vielen auslöste, gerät selbst Lydia Staltner an die Grenzen ihrer Kräfte. Wie etwa eine Woche nach der Katastrophe im Passauer Gasthof „Bayerischer Löwe“, der verschont blieb und deshalb Basis wurde für die einzigartige Hilfsaktion, mit der Lichtblick gezielt älteren Mitmenschen unter den Opfern helfen will. Senioren, die auch deshalb oft zu Flutopfern werden, weil sie aus Altersgründen besonders gefährdete Wohnungen im Erdgeschoss bezie- Ein Lichtblick für flutgeschädigte Rentner Bargeld auf die Hand und stets ein offenes Ohr für Kummer und Sorgen: In einer einzigartigen Aktion in Passaus Altstadt unterstützt Lichtblick Seniorenhilfe e.V. hilfesuchende Rentner, die durch die Jahrtausendflut Hab und Gut verloren haben hen. 200, 300 Euro bekommen diese Menschen – ganz unbürokratisch – bar auf die Hand ausbezahlt. Das Geld soll beim Beschaffen von Lebensmitteln und dringend notwendigen, vom Hochwasser vernichteten Dingen des täglichen Lebens helfen, wie Wäsche und Kleidung, Arzneien und medizinische Hilfsmittel, und die nicht in der zugesagten staatlichen Soforthilfe von 1.500 Euro enthalten sind. Feuchte Wände und tröstende Worte Im Sedanstüberl des „Bayerischen Löwen“, wo Lydia Staltner und Mitarbeiterin, Sonja Pehjan, mit der tatkräftigen Unterstützung von Monika A. Gimpel, der Lichtblick-Seniorenbeauftragten, einen Stand errichtet haben, erscheinen die ersten Hilfesuchenden. Zögerlich, unsicher und aufgeregt. Mit zittrigen Händen legen sie das offizielle Schreiben vor, das sie als Flutopfer ausweist, beglaubigt von der Stadt. Und dann, ja dann öffnen sich plötzlich die Schleusen, Tränen können nicht mehr zurückgehalten werden, der Schmerz braucht sein Ventil. Schluchzend werden Fotos gezeigt von dem, was die Fluten angerichtet haben – mit ihrem Zuhause, ihren Besitztümern. „Menschliche Dramen spielen sich da ab, im „Halbstundentakt.“, so Lydia Staltner. „Die Menschen müssen sich dringend aussprechen, ihren Kummer, ihre Sorgen loswerden. Man kann ihnen nicht einfach nur die Geldscheine in die Hand drücken. Man muss sich Zeit für sie nehmen.“ Da ist das alte Ehepaar, seit einer Ewigkeit verheiratet, der Mann inzwischen dement, die Frau – obwohl selbst leicht hinfällig – seine Pflegerin. Rund um die Uhr. „Mein Mann sitzt jetzt in der kahlen, feuchten Wohnung und sagt nur, es sei so kalt. Er weiß gar nicht, was passiert ist.“, erzählt die Frau unter Tränen. „Aber wahrscheinlich ist das gut so“, setzt sie nach. Oder die zwei Schwestern, beide Mitte Fünfzig. Sie sind für ihre ge- + + + Meldungen + + + Meldungen + + + Meldungen + + + Es gibt noch viel zu tun Und in Deggendorf ist für nächste Woche Hilfe geplant. Lichtblick Seniorenhilfe e.V. wird auch hier den Opfern eine umfangreiche Summe zukommen lassen. Denn in den völlig verwüsteten Ortsteilen Fischerdorf und Natternberg – beides „Landunter-Sinnbilder“ der Katastrophe – ist die Not nach wie vor riesengroß. Im September kommt es dann zu einem Hilfsaktions-„Nachspiel“. Dann nämlich kommt Lichtblick erneut nach Passau und Rosenheim um zu erfahren, was sich zwischenzeitlich getan hat. Ob die staatlichen Hilfsmittel auch tatsächlich geflossen sind, woran es den Leuten noch fehlt, wo noch ganz konkret Hilfe benötigt wird. „Wir lassen die Menschen auch in Zukunft nicht allein mit ihrem Schicksal“, sagt Lydia Staltner. Das sind keine hohlen Worte. Das ist ein Versprechen. n Thomas Winzker Bitte spenden Sie! U n s e r e S p e n d e n k o n te n : Erste Gelder aus dem Flutopfer-Hilfsfond Das Bundeskabinett hat am 14. August 2013 die Verordnung für den Aufbauhilfefonds nach dem Hochwasser 2013 gebilligt. Damit können noch im August erste Gelder aus dem acht Milliarden Euro umfassenden Hilfsfonds an Betroffene der Flutkatastrophe fließen. Hierzu führt der Bundesfinanzminister weiter aus: Mit der Verordnung wird die Verteilung der Mittel auf die vom Hochwasser betroffenen Länder geregelt. Bund und Länder haben sich hierzu auf einen vorläufigen Schlüssel entsprechend der bisher von den Ländern gemeldeten Flutschäden geeinigt. Endgültig werden die Mittel erst nach einer genaueren Feststellung der entstandenen Schäden verteilt. Die Abwicklung der Hilfe liegt nunmehr in den Händen der Länder, von denen die Geschädigten die Wiederaufbauhilfe ausgezahlt bekommen. Anträge können bei den dort zuständigen Behörden gestellt werden. Bis zu 80 Prozent der Schäden ersetzt Die Gelder aus dem Fonds können eingesetzt werden, um Hochwasserschäden zu beseitigen, betroffene Privathaushalte und Unternehmen zu entschädigen und die beschädigte Infrastruktur des Bundes, der Länder und der Gemeinden wiederaufzubauen. Dabei können die betroffenen Bürger und Unternehmen bis zu 80 Prozent der entstandenen Schäden geltend machen. Versicherungsleistungen sowie andere mit dem Hochwasser zusammenhängende Hilfen Dritter werden berücksichtigt, so dass kein doppelter Schadenersatz erfolgt. Horrorszenario: Mit einer irrsinnigen Gewalt schießen die Wassermassen durch die Straßen und richten schwere Schäden an • Foto: Gina Sanders / fotolia Sparda-Bank München Kto. 490 10 10 BLZ 700 905 00 IBAN: DE30 7009 0500 0004 9010 10 BIC: GENODEF1S04 STadtsparkasse München Bund streckt Mittel vor Das Flutopferpaket finanzieren Bund und Länder gemeinsam. Dabei trägt Berlin die Kosten für den Wiederaufbau der zerstörten Bundesinfrastruktur in Höhe von circa 1,5 Milliarden Euro alleine. An den weiteren Zuwendungen für die Bevölkerung in den betroffenen Hochwasserregionen beteiligen sich Bund und Länder jeweils zur Hälfte. Die Bundesregierung wird den Fonds im Rahmen seines normalen Schuldenmanagements vorfinanzieren. Der dafür notwendige Nachtragshaushalt für 2013 ist bereits am 28. Juni durch den Bundestag beschlossen worden. Die Länder werden ihre Hälfte an den Kosten des Aufbaufonds, also Tilgung und Zinsen, über einen Zeitraum von 20 Jahren abstottern. n Kto. 300 509 BLZ 701 500 00 IBAN: DE20 7015 0000 0000 3005 09 BIC: SSKMDEMM Lichtblick Seniorenhilfe e.V. [email protected] www.lichtblick-sen.de Hinweis: Diese Zeitung finanziert sich ausschließlich durch Anzeigen. •2/2013 Anzeige | 9 10 | Lichtblick AKTIV •3/2013 Weitere Veranstaltungen Außergewöhnlich | Carmina Burana meets Klazz Brothers Hier waren WIR unterwegs Etwas Neues sehen, etwas Neues hören, unter Leute kommen und damit ein Stück Einsamkeit hinter sich lassen – unter diesem Credo lädt der Seniorenhilfe-Verein bedürftige Rentner zu kostenlosen Ausflügen, Museumsbesuchen, Konzerten oder anderen Events ein S chon der Heimatdichter Quirin Hagn schwärmte von der Bergfahrt auf den Wallberg: „Es ist ein traumhaft schönes, sicheres Schweben, das mit einzigartigen Blicken in das Tegernseer Tal, auf den Kranz der umliegenden Berge und auf die sich immer neu zeigenden Gipfel der Hochgebirgswelt überrascht. Die Unterhaltung verstummt, der Mund schweigt, Augen und Herzen öffnen sich.“ Und so war die Gondelfahrt ein einzigartiges Erlebnis vor allem für die „Stadterer“ unter den Rentnern, und manch einer blickte ein wenig ängstlich hinunter auf den Tegernsee, der – von kleinen Nebelschwaden bedeckt – königlich und silbern glänzend zu Füßen seines Hausberges, des trapezartig schön geformten Wallbergs, lag. Aber begleitet von den helfenden Händen von Bergwacht und Rotem Kreuz kamen alle wohlbehalten oben an und genossen das gute Essen und die Gastfreundschaft der Familie Schönhöfer in ihrem Panoramarestaurant am Wallberg. Bei schönem Wetter hat man von hier aus dank der 270 Grad umfassenden Glasfassade einen einmaligen Rundblick, vom Großglockner bis zur Zugspitze und dem Tegernseer Tal über das Voralpenland bis nach München. Aber die Lichtblickler genossen an diesem trüben Tag auch den Blick auf die von Nebelschwaden umgebenen Berge. Leider fehlten aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse und der Thermik die vielen wagemutigen Gleitschirm- und Drachenflieger, für Kuh »Liesl« erfreute sich an den zahlreichen Streicheleinheiten unserer Senioren • Foto: Rudolf Tipolt Trotz schlechten Wetters ein rundum gelungener Tag: Die Senioren stimmten fröhlich mit ein, und so manch einer entpuppte sich als wahres Gesangstalent • Foto: Rudolf Tipolt Der singende Wallberg Es war ein recht trüber und regnerischer Tag, als sich 150 Münchner Rentnerinnen und Rentner aus dem Tegernseer Tal auf dem Wallberg trafen. Anlass war das 10-jährige Bestehen des Vereins Lichtblick Seniorenhilfe die der Wallberg wahrhaftig ein Eldorado darstellt. Zusammen mit Diakon Klaus Schießl von der katholischen Pfarrgemeinde Tegernsee-Rottach-Kreuth wanderten einige aus der LichtblickGruppe hinüber zum Wallberg-Kircherl, diesem Kleinod und Wahrzeichen, das man schon von Weitem bei der Anfahrt an den Tegernsee sieht. Diakon Schießl berichtete, dass das Wallberg-Kircherl am 4. September 1910 geweiht wurde und seitdem von vielen Gläubigen, egal welcher Konfession, besucht wird. Unter Bewunderung der schönen Glasfenster des Kircherls stimmten alle sehr bewegt und andächtig einen kleinen Jodler an. Auf dem Weg zum Wallberg-Kircherl schlossen die Wanderer eine besondere Freundschaft mit einer wunderschönen Kuh der Rasse Deutsches Fleckvieh, die hingebungsvoll alle, die sie zärtlich streichelten, abschleckte. Obwohl lt. Kennzeichnung am Ohr die Nr. 07/206, so nannten wir sie alle liebevoll und artgerecht Liesl, und das gefiel ihr sehr! Am Nachmittag leiteten dann Ernst Schusser und Frau Bruckner vom Bayerischen Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern unter Verteilung von Liederbüchern wie zweistimmigen Volksliedern aus der Sammlung des Kiem Pauli und einigen anderen bekannten Liedertexten das gemeinsame Singen ein. Mit der Einübung von „Schö langsam, schö langsam, schö langsam fang ma o“ brachte Ernst Schusser in seiner eindrucksvollen Art die Senioren zum gemeinsamen Singen und diese stimmten fröhlich mit einem kritischen Blick nach draußen das in Bayern und Österreich weit verbreitete Vierzeilerlied an: „Schau, schau, wia‘s regna tuat, schau, schau, wia‘s giaßt, wia‘s giaßt…“ Und dann das „Gamserllied“: „De Gamserl schwarz und braun, de san so liab zum Schaugn, ja wannst as schiaßn willst, na muaßt di aufitraun….“ Ja, da dachte so mancher an die vielen Wilderergeschichten aus dem Tegernseer Tal und war da nicht – auf dem gegenüberliegenden Berg – gerade a Gamserl schwarz und braun zu Sehen? Ernst Schusser und Frau Bruckner verstanden es mit ihrem lebendigen Singen und Musizieren, die Anwesenden für ihre echte Volksmusik zu begeistern und beim Schlusslied „Das war im Böhmerwald“ und dem beliebten Andachtsjodler floss auch so manche Träne. Mit dem Segen von Diakon Schießl gondelten die Rentnerinnen und Rentner wieder hinab ins Tal. Nein, sagten einige, nicht hinab ins Tal, sondern in den Himmel! Dieser Tag war für viele wie im Paradies gewesen, einfach pfundig, alle Alltagssorgen zurückgelassen, nicht alleine gewesen, so viel erlebt! Dafür sprachen die Senioren ein herzliches Dankeschön aus, das Lichtblick Seniorenhilfe e.V. gerne weitergibt an alle, die zum Gelingen dieses schönen Tages beigetragen haben, insbesondere an Peter Lorenz, Geschäftsführer der Brauneck- und Wallberg-Bahnen, Heinrich Sendhardt, der die Idee „Singender Wallberg“ hatte, Marille Tipolt, Seniorenbeauftragte der Gemeinde RottachEgern, für ihre unermüdliche Hilfestellung für Lichtblick Seniorenhilfe im Tegernseer Tal, Rudolf Tipolt für seine künstlerische fotografische Arbeit, Diakon Klaus Schießl für seine seelsorgerische Begleitung, sowie an die Familie Schönhöfer vom „Wallberg-Restaurant“ für ihre Gastfreundschaft und die helfenden Händen von Bergwacht und Rotem Kreuz. n Monika A. Gimpel Im Rahmen der 4. Orff-Tage der Bayerischen Philharmonie im Münchner Prinzregententheater bot das Konzerterlebnis „Carmina Burana meets Klazz Brothers“ einen ausdrucksstarken Hörgenuss mit zeitloser Popularmusik. Die mehrfach mit dem ECHO Klassik und Jazz Award ausgezeichneten Klazz Brothers führten zusammen mit Maria Markesini Improvisationen im Geiste Orffscher Musik auf. Kinderchor, Chor und Percussion-Ensemble der Bayerischen Philharmonie, ein Solisten-Trio mit Carmela Konrad (Sopran), Dean Power (Tenor) und Florian Götz (Bariton) präsentierten unter dem Dirigat von Mark Mast die Carmina Burana in der besonderen Version für Klaviere und Percussion-Ensemble. Mit einem eigens für die 4. Orff-Tage der Bayerischen Philharmonie entwickelten Programm widmeten sich die Klazz Brothers mit Maria Markesini im ersten Teil des Abends erstmals dem Schaffen von Carl Orff. Dabei zielten sie auf eine zeitgenössische Reflexion des berühmtesten Werkes der Chorsymphonik, den Carmina Burana, die von der Bayerischen Philharmonie im zweiten Teil aufgeführt wurden. In der beeindruckenden Kulisse des Prinzregententheaters wurden die Zuhörer Zeuge einer einzigartigen Präsentation der musikalischen Verwandtschaft von Orffscher und Jazzmusik. n Bilderwelten | Blickwechsel – Pioniere der Moderne – Klassische Moderne trifft 19. Jahrhundert Mit der Führung durch diese sehr interessante Ausstellung in der Neuen Pinakothek brachte Dr. Angelika Grepmair-Müller den Lichtblick-Rentnerinnen und Rentnern den Blickwechsel auf weltbekannte Meisterwerke der Klassischen Moderne aus der Pinakothek der Moderne künstlerisch näher: von Max Beckmann bis Pablo Picasso und ihr Zusammentreffen mit herausragenden Wegbereitern des 19. Jahrhunderts wie August August Macke (1887–1914) Mädchen unter Macke oder Edgar Bäumen • Bild: © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München Degas. n Hörgenuss | Die „taschenphilharmonie“ – das kleinste Sinfonieorchester der Welt Dirigent Peter Stangel stellte seinen Zuhörern Richard Wagners Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ und „Isoldes Liebestod“ dem „Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn Bartholdy in seiner brillanten Weise mit seinen Top-Musikern in Münchens stimmungsvollstem Konzertsaal, der Allerheiligen Hofkirche in der Residenz zu München, gegenüber – ein wirklicher Hörgenuss für unsere Senioren. n Kleine Besetzung: Gekonnte Balance zwischen den vielen Farben eines großen Orchesters und der Intimität von Kammermusik • Foto: taschenphilharmonie Lichtblick AKTIV | Gut, dass es SIE gibt! •3/2013 11 Erfolgreicher Abschlag Unsere Spender, Sponsoren, Freunde und Gönner des Vereins! Ohne Sie gäbe es diese wertvolle Arbeit und alle die Hilfsangebote für unsere bedürftigen Rentnerinnen und Rentnern nicht – Danke! Herausragendes Ergebnis beim Golfturnier des Lions Club München Blutenburg: Zehn bedürftige Rentnerinnen und Rentner können mit einer Jahres-Seniorenpatenschaft rechnen S Geburtstag feiern und anderen Menschen eine Freude machen: eine wunderbare Geste von Jubilar Berti Gaßner – hier mit Ehefrau und Sohn Andy • Das Foto wurde von Herrn Michael Graeter kostenlos zur Verfügung gestellt Ein Rentner geht fremd Weißwurstkönig Berti Gaßner feiert 75. Geburtstag: mit Fischdelikatessen und Geschenken für bedürftige Rentner E twa 50 geladene Gäste fanden sich bei herrlichem Sommerwetter an einem Samstag im Juli zu einem feinen Mittagessen im Restaurant „Atlantik Fisch“ im Schlachthofviertel ein. Gaßner, der neben Wiggerl Wallner und Magnus Bauch zu den drei Weißwurstkönigen Münchens zählt, wollte „aus Gründen der Toleranz“ seinen Feiertag lieber mit schmackhaften Zutaten aus See und Meer begehen als mit hauseigenen Schmankerln. Die Anwesenden hat‘s gefreut, und so gab es nach einem stimmungsvollen Sektempfang mit Livemusik ein feines Drei-GängeMenü, das immer wieder mit kleinen Gedichteinlagen von Salesianer-Pater Alois Gaßner, einem Cousin des Jubilars, sowie augenzwinkernden Gesangseinlagen von Gaßner-Sohn Andy verfeinert wurde. Gaßner, selbst ein Münchner Urgewächs, hat an seinem Ehrentag nicht nur Geschenke erhalten, sondern vor allem selbst ein besonders schönes Geschenk dargebracht: Ihm war es „eine Herzensangelegenheit“, seine seine Feier zugunsten von Lichtblick Seniorenhilfe e.V zu veranstalten und bedürftige Münchner Rentner zu unterstützen. Und so konnte Gründerin und Vereinsvorsitzende Lydia Staltner am Ende 3065 Euro entgegennehmen, die von den Gästen im Laufe des Tages gespendet wurden. Gaßner will damit die Aktion des Hofbräukellers unterstützen, der bedürftige Rentner einmal pro Woche auf ein Mittagessen mit Getränk im Wert von je zehn Euro einlädt. Dank der edlen Spender und der vorbildlichen Initiative Gaßners werden nun viele Lichtblick-Seniorinnen und Senioren in den nächsten Monaten ein richtiges Mittagessen erleben dürfen. Was für ein wunderbares Geburtstagsgeschenk. n Susanne Wess Bitte spenden Sie! U n s e r e S p e n d e n k o n te n : Sparda-Bank München Kto. 490 10 10 BLZ 700 905 00 IBAN: DE30 7009 0500 0004 9010 10 BIC: GENODEF1S04 STadtsparkasse München Kto. 300 509 BLZ 701 500 00 IBAN: DE20 7015 0000 0000 3005 09 BIC: SSKMDEMM Lichtblick Seniorenhilfe e.V. Balanstraße 45 81669 München Tel.: 089 / 67 97 101 0 Fax: 089 / 67 97 101 29 [email protected] www.lichtblick-sen.de Hinweis: Diese Zeitung finanziert sich ausschließlich durch Anzeigen. elbst die Sonne hat in all ihrer Pracht mitgespielt: Beim 30. Golfturnier des Lions Club München Blutenburg, das am 15. Juni in Rottbach bei Maisach zugunsten der Lichtblick Seniorenhilfe e.V. bei strahlendem Wetter stattgefunden hat, war einfach alles perfekt. 94 passionierte Golfer haben um 12 Uhr beim Kanonenstart ihr Spiel begonnen und Schlag um Schlag mit großer Passion Geld in die Kassen der Turnierveranstalter gespielt. Und dank des großen Engagements von Organisator Ludwig Straßner und seiner Ehefrau Karin durften auch fünf Lichtblick-Rentnerinnen und Rentner einen ganz besonderen Tag erleben. Das große Abendessen im weitläufigen Garten des Golfclubs und ein Fahrservice, der die Senioren abgeholt und sie auch wieder sicher und komfortabel nach Hause gebracht hat, standen auf dem Programm. Das köstliche Menü sowie eine Combo, die für ausgelassene Stimmung sorgte, waren neben der großen Tombola die Highlights des Abends. 500 Lose fanden bei den 120 anwesenden Gästen reißenden Absatz. Und so konnte Lydia Staltner, Gründerin und Vorsitzende der Lichtblick Seniorenhife e.V., voller Stolz und Freude an diesem gelungenen Tag von Ludwig Straßner eine Sonderspende im Wert von 4200 Euro entgegennehmen. Mit diesem Betrag werden zehn einjährige Seniorenpa- D as Programm der diesjährigen Kulturtage war wieder einmal sehr vielfältig und begeisterte das Publikum. Das Konzert von zwei Gospelchören, bayerischer Brunch mit Livemusik und akustischem FolkRock, „Tanzen statt Tatort“, Rock Afternoon vom sonnigen Rock-Pop aus Österreich/Australien bis hin zum authentischen Blues-Rock aus München, eine Theateraufführung, Chill-out mit Jazz und Funk-Pop, spannende Aktivitäten für Kinder, ein Kreativmarkt und vieles andere mehr, lockten zahlreiche Gäste an, und das Wetter spielte auch mit. Erstmals gingen in diesem Jahr die Erlöse der 4. Kulturtage an drei Einrichtungen, die unter dem Motto „Generationen im Dialog“ zusammengefasst waren. So erhielt Lichtblick Seniorenhilfe e. V. einen Spendenscheck über 3000 Euro. Überreicht wurde der Scheck von der Künstlerischen Leitung der Unterhachinger Kulturtage, Stefanie Trinker. Lichtblick Seniorenhilfe hat sich hierüber sehr gefreut. Ein herzliches Dankeschön geht daher an Pfarrer Kilian-Thomas Semel, alle ehrenamtlichen Teams der Pfarrei St. Brigitta in Unterhaching sowie an alle Künstler, die zugunsten der Veranstaltung auf ihre Gage verzichteten. An dieser Stelle sei auch allen Sponsoren der Kulturtage und der Unterhachinger Geschäftswelt gedankt. Durch deren finanzielle Unterstützung konnten die im Vorfeld getätigten Ausgaben für die Kulturtage abgedeckt werden. 10 Senioren können sich über eine Patenschaft freuen: Lionsfreunde Ludwig Straßner (li.) und Wolfgang Hilder (re.) übergaben die Sonderspende in Höhe von 4200 Euro an Lydia Staltner, 1. Vorstand der Lichtblick Seniorenhilfe e. V. • Foto: Lichtblick tenschaften finanziert, damit für zehn weitere bedürftige Rentner und Rentnerinnen ein heller Lichtstreifen am Horizont auftaucht. Ein gelungener Abschlag für das kommende Jahr! n Susanne Wess Spaß, Kultur und dabei Gutes tun Die 4. Kulturtage der Pfarrei St. Brigitta in Unterhaching waren auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg Eine großzügige Spende übergab Stefanie Trinker, Künstlerische Leitung Kulturtage Unterhaching an Monika A. Gimpel und Jelica Komljenovic, Lichtblick Seniorenhilfe e.V. (v. l. n. r) • Foto: Christian Amberg Mit der Spende kann der Verein wieder ein Lichtblick für bedürftige Rentner sein, deren Rente für den notwendigsten Lebensunterhalt nicht ausreicht. n Monika A. Gimpel 12 Gut, dass es SIE gibt! Lichtblick AKTIV •3/2013 Unsere Spender, Sponsoren, Freunde und Gönner des Vereins! Ohne Sie gäbe es diese wertvolle Arbeit und alle die Hilfsangebote für unsere bedürftigen Rentnerinnen und Rentnern nicht – Danke! Meisterköche servierten 15000-EuroScheck Voller Einsatz: Für die zahlreichen Gäste bereiteten die Köche in rasantem Tempo 30 verschiedene und ausnahmslos köstliche Gerichte zu • Foto: Marcel Hajnal Großartige Benefiz-Aktion im „Hotel Königshof“ zugunsten der Lichtblick Seniorenhilfe e. V. F ür Hotelier Carl Geisel war es „eine Herzensangelegenheit“, und Lydia Staltner strahlte mit der Sommersonne um die Wette. Einen 15000-Euro-Scheck konnte die Vorsitzende der Lichtblick Seniorenhilfe e.V. am letzten Juli-Wochenende in der Lobby des renommierten Hotels Königshof am Münchner Stachus entgegennehmen. Das Geld stammt aus dem Erlös der Küchenparty „Martin Fauster & Friends“: 14 Meisterköche aus Deutschland und Europa und ihre Teams hatte Martin Fauster, Chef des Restaurants im „Königshof“, für eine ganz besondere Küchenparty aufgeboten. Angeführt von Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann verwöhnten sie ein begeistertes Publikum mit allerfeinsten Gaumenschmankerln. Ebenfalls 15000 Euro gingen an die Philipp-Lahm-Stiftung, die mit Bildungs- und Sportprojekten in Deutschland und in Südafrika benachteiligte Kinder und Jugendliche fördert. Stiftungs-Geschäftsführerin Prof. Dr. Patricia East freute sich über den Spendenscheck. Außerdem erhielt die Bayerische Sportstiftung 1500 Euro. Augen- und Gaumenschmaus für einen guten Zweck 30 verschiedene Gerichte, fast 300 Genießer: Das erforderte etliche Tausend Teller und Gläser, riesige Men- gen an Besteck und ganze Batterien von Wasser- und Weinflaschen. Eine enorme logistische Herausforderung, die das „Königshof“-Team souverän meisterte – vor allem die Servicemitarbeiter, die ihre Tabletts durchs Gewusel der Gourmets zu balancieren hatten und (fast) unfallfrei unterwegs waren. Das Publikum besichtigte beeindruckt große kulinarische Handwerkskunst an allen möglichen und scheinbar unmöglichen Orten: in der Hotelküche konzentriert arbeitende, stresserprobte junge Männer und Frauen in Kochmontur; im Restaurant, auf den Gängen und in den Salons weitere Teams, die mit transportablem Kochgerät ebenso engagiert Köstlichkeiten zubereiteten. Viele Gäste hielten mit ihren Fotohandys fest, wie etwa Thomas Kahl vom mallorquinischen Top-Restaurant „Es Fum“ perfekt gegarten Kabeljau im Paella-Sud anrichtete oder wie Tohru Nakamura vom aufstrebenden Alt-Schwabinger „Werneckhof“ und seine Patissière ein aromastrotzendes Fruchtdessert wie ein essbares Ikebana arrangierten. Hans Haas aus dem legendären Münchner Zwei-Sterne-Restaurant „Tantris“ präsentierte seine witzige Gänseleberzigarre mit Mango nebst marinierter bretonischer Makrele auf gerösteter Ciabatta-Scheibe, Christian Scharrer vom „Buddenbrooks“ in Travemünde (ebenfalls zwei Sterne) reichte gefüllten Ochsenschwanz mit Périgord-Trüffel. Bei höchst sommerlichen Außentemperaturen waren nicht wenige Esser besonders dankbar für die ebenso delikate wie erfrischende Gazpacho mit Szechuangurke und Garnelen, die sich Thomas Kellermann vom Restaurant „Kastell“ in Wernberg/Südtirol hatte einfallen lassen. „Eine vergnügt schmausende Gästeschar ist für alle Köche und ihre Mitarbeiter, die ihre Freizeit geopfert haben, die beste Motivation“, erklärte ein äußerst zufriedener Eckart Witzigmann. Gastgeber Carl Geisel war „allen Mitwirkenden dieser wieder einmal sehr gelungenen Veranstaltung außerordentlich dankbar für ihr tolles Engagement“. „Mit den Spenden lässt sich so viel Gutes tun“, erklärte Lichtblick-Gründerin und Vorsitzende Lydia Staltner. Denn Unterstützung tut not: „Angesichts steigender Altersarmut können sich immer mehr Rentnerinnen und Rentner oft viele wichtige Dinge des täglichen Lebens gar nicht oder nur selten leisten.“ n Uli Martin Showtime in der Hotelküche: die Kunstfertigkeit der Köche und die feinen Gaumenschmankerl begeisterten das zahlreich vertretene Publikum • Foto: Marcel Hajnal Gesundheit | •3/2013 13 DurchAT MEN Im Alltag haben viele das Natürlichste überhaupt verlernt: Das bewusste Atmen. Übungen aus dem Yoga können helfen, wieder zu sich und dem eigenen Atem zu finden A tmen heißt Leben. Wir nehmen lebensnotwendigen Sauerstoff auf und geben im Gegenzug schädliche Abfallstoffe ab. Unsere Zellen bleiben jung und frisch, gesund und leistungsfähig. Hektik, Stress und Unaufmerksamkeit lassen uns jedoch immer weniger Gelegenheit, bewusst auf unseren Atem zu achten. Wir merken ihn oft nur, wenn wir mal wieder außer Atem sind, wenn wir atemlos von einem Termin zum anderen hetzen, wenn uns ein Problem in Atem hält oder uns ein unvorhergesehenes Ereignis gar den Atem verschlägt. Immer weniger gelingt es, eine Atempause einzulegen und neuen Atem zu schöpfen. Mehr und mehr Menschen haben die gesunde und natürliche Art der Tiefenatmung verlernt, die jeder als Kind automatisch beherrscht. Durch bewusste Atemarbeit lernen wir unsere eigene Atembewegung kennen. Achten Sie beim Üben vor allem auf eine lange Ausatmung! Die Einatmung kommt danach von ganz allein, ohne Druck und Zwang. Atemübungen geben Ihnen mehr Ruhe, Energie und Kraft und vergrößern auch Ihr Atemvolumen. Die Atemwände weiten sich und ziehen sich wieder elastisch zusammen. Bisher ungenutzte Lungenbläschen werden aktiviert. Dadurch sind Sie weniger krankheitsanfällig. Außerdem helfen die Übungen, wieder ökonomisch zu atmen – sie sorgen für optimale Sauerstoffzufuhr bei gerin- gem Energieaufwand. Probieren Sie es aus: drei Atemübungen stellen wir Ihnen hier vor. n Simone Ullmann Tiefenatmung Mit dieser Atemübung lernen Sie, sich Ihren persönlichen Atemrhythmus bewusst zu machen. Legen Sie sich auf den Rücken. Schließen Sie die Augen und bringen Sie die rechte Hand auf den Bauch. Fühlen Sie, wie der Bauch sich hebt und senkt, wenn Sie die Luft in den Körper ein- und wieder ausatmen. Nehmen Sie jetzt die linke Hand auf den Brustkorb. Dadurch bemerken Sie, wie sich auch die Brust beim Ein- und Ausatmen hebt und senkt. Atmen Sie durch die Nase und lassen Sie dabei jeweils ein feines sanftes Rauschen entstehen – wie das Rascheln der Blätter im Wind. Verschließen Sie dafür leicht die Muskeln im Hals. Erlauben Sie jetzt nach jeder Ausatmung eine kleine Pause, bis die Luft von ganz allein wieder durch die Nase in den Körper strömt. Halten Sie den Atem jedoch nicht gewaltsam an. Um aus der Haltung zu kommen, atmen Sie ein paar Mal wieder ganz frei ein und aus. Gähnen und seufzen Sie, rekeln und strecken Sie sich und lassen Sie Ihrem Atem wieder ganz freien Lauf. Blasebalg-Atem (Kapalabhati) Kapalabhati ist eine kraftvolle Atemübung, die Giftstoffe entsorgt und das Zwerchfell stärkt. Sie beruhigt das Nervensystem und füllt das Blut Einfache Atemübungen bewirken Wunder: Der Körper wird mit Energie angereichert, und sogar kleine Fettpölsterchen können verschwinden • Foto: fotolia mit Sauerstoff an. Die Zellaktivität steigt. Sie fühlen sich lebendiger. Allerdings sollte diese Übung nicht geübt werden von Menschen mit hohem Blutdruck und bei Schmerzen im Bauchraum. Auch für Schwangere ist sie nicht zu empfehlen. Setzen Sie sich für den Blasebalg-Atem bequem und aufrecht hin und atmen Sie langsam durch die Nase. Legen Sie eine Hand auf den Bauch. Atmen Sie tief ein und füllen Sie den Bauch mit Luft. Der Oberkörper ist gerade aufgerichtet. Ziehen Sie jetzt den Bauch kraftvoll ein. Durch diese Kontraktion wird die Luft aus der Nase herausgedrückt. Stellen Sie sich vor, Sie würden kräftig die Nase putzen. Ist die Luft ausgestoßen, entspannen Sie sich sofort wieder, damit er sich erneut leicht ausdehnt. Dabei strömt die Luft wie von selbst zurück in die Lunge. Wiederholen Sie das feste Anspannen der Bauchmuskeln, um die Luft wieder hinauf- Strahlendes Glück scheiden sich statt medikamentöser und chirurgischer Schmerztherapie für die Heilung bzw. Linderung der Beschwerden durch Strahlen. n Wie ist in etwa das Zahlenverhältnis zwischen Schmerz- und Tumorpatienten? Sie hätten diese Antwort vielleicht nicht erwartet, aber wir bestrahlen weit weniger Krebskranke. n Haben Sie dafür eine Erklärung? Ganz einfach. Die Bestrahlung ist wohl eine weitgehend vergessene Therapieoption bei Arthrose, Tennisarm, Fersensporn & Co. Aber bei entzündlichen und schmerzhaften Gelenksveränderungen tritt meist nach sechs bis acht Wochen (zwei bis drei Termine pro Woche) eine deutliche Verbesserung ein. Bei Tumorpatienten muss die gesamte Strahlendosis in zahlreiche Einzelsitzungen aufgeteilt werden. Das bedeutet: in der Regel fünfmal pro Woche über einen Gesamtzeitraum von mehreren Wochen. n Auf welche Gebiete ist Ihre Praxis spezialisiert? Die Mammografie (meine Mutter, Seniorchefin hier, eröffnete die erste Praxis mit der Röntgendiagnostik zur Früherken- Wechselatmung (Nadi Shodana) Die Wechselatmung beruhigt einen unruhigen Geist und sorgt dafür, dass die Energie harmonisch durch den ganzen Körper fließt. Beide Körperhälften werden synchronisiert und ausgeglichen. Dadurch können wir uns friedlich und frei fühlen. Setzen Sie sich bequem hin. Beugen Sie dann Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand (Linkshänder die der linken Hand). Frau Dr. WuttgeHannig praktiziert „patientenorientierte Medizin“ mit Wohnzimmeratmosphäre • Foto: Tom Gonsior Seit einem halben Jahrhundert pilgern Tumor- und Schmerzpatienten zu den Experten auf dem Gebiet der Strahlentherapie, Radiologie und Nuklearmedizin: Dres. Wuttge-Hannig. Lichtblick sprach mit der Seele der Praxis am Karlsplatz n Lichtblick: Frau Dr. Wuttge-Hannig, Sie haben mich ins sogenannte Traditionszimmer gebeten, was hat es mit dem Namen auf sich? Dr. Anita Wuttge-Hannig: Es ist sozusagen die Kernzelle dieser Praxis. Seit 1960, als meine Mutter Dr. Annemarie Wuttge die Praxis gründete, beraten wir hier die Patienten. Die Wohnzimmeratmosphäre mit Bildern an der Wand – auch in unserem Bestrahlungszentrum am Maximiliansplatz im ehemaligen Luftschutzbunker (früher „Regina-PalastHotel“) – liegt uns sehr am Herzen: Der Kranke soll sich gut aufgehoben fühlen. Und trotzdem ist die technische Ausstattung hier auf dem allerneuesten Stand. Ich kann mir die Röntgenbilder auf einem Gerät ansehen, und der unmittelbar damit verbundene Schreibcomputer notiert den Befund, den ich ihm während des Patientengesprächs diktiere. n Ihre Arztfamilie betreibt eine der führenden Radiologien Süddeutschlands. Wer lässt sich behandeln? Bei uns arbeiten Nuklearmediziner und Strahlentherapeuten erfolgreich zusammen. Viele junge Sportler (darunter auch Olympiasieger) kommen zu uns und ent- und herauszupressen. Beginnen Sie mit 20 Ausatmungen pro Minute und steigern Sie die Zahl der Ausatmungen langsam. Üben Sie zwei bis drei Abfolgen hintereinander, dazwischen machen Sie je 30 Sekunden Pause, in denen der Atem frei fließt. Ganz am Ende können Sie einige Minuten meditieren. nung bei Brustkrebs), Nachsorge von Tumorpatienten, neueste Nuklearmedizin und die Diagnostik und Rehabilitation bei Schluckstörungen. n Wann ist das indiziert? Seit 1983 haben wir weit über 40 000 Patienten behandelt. Wir rehabilitieren ältere Menschen nach Schlaganfällen und schwerbehinderte Kinder, betreuen aber auch „Schnarcher“ und Sänger mit Stimmproblemen. Damals haben wir die AG Disphragie München ins Leben gerufen. Vor zwei Jahren haben wir einen Kongress für Schluckpatienten organisiert. Zu Gast war der Münchner PromiKoch Alfons Schuhbeck, der mit capsaicinhaltigen Gewürzen den Schluckreflex stimulieren konnte. n Wie setzt sich Ihr erprobtes Expertenteam zusammen? Drei Physiker, zwei MTAs und ausschließlich Fachärzte, wobei einer während des gesamten Behandlungszeitraums für einen Patienten zuständig bleibt. Auch meine betagte Mutter (88) ist heute noch beratend tätig. Ein großer Vorteil ist, dass wir auf 18 verschiedene Muttersprachler zurückgreifen können (darunter Russisch, Arabisch, Armenisch). n Wo sehen Sie persönlich die Stärken Ihrer Arbeit? Wir verfolgen in erster Linie eine patientenorientierte Medizin. Das Credo meines Vaters Dr. Kurt-Heinz Wuttge war es, hochtechnologisierte Therapien mit menschlichen Aspekten zu kombinieren. Uns konsultierte einmal ein bekannter Pianist, der mit seiner Prostata-Erkrankung aus einem großen Klinikum mit einer geringen Lebenserwartung entlassen worden war. Wir sahen es als unseren Auftrag, die Lebensqualität dieses Patienten noch vier, fünf Jahre zu verbessern. Zum Dank überließ er mir nach seinem Tod seinen Konzertflügel. n Vielen Dank für das interessante und ermutigende Gespräch! Gisela Wunderskirchner Ringfinger und kleiner Finger bleiben gestreckt. Atmen Sie durch beide Nasenlöcher ein. Dann verschließen Sie mit dem rechten Daumen das rechte Nasenloch, atmen durch das linke Nasenloch ein und zählen dabei bis vier. Verschließen Sie nun mit kleinem und Ringfinger das linke Nasenloch und atmen nur durch das rechte Nasenloch wieder aus. Zählen Sie dabei wieder bis vier. Atmen Sie durch das rechte Nasenloch wieder ein. Das linke bleibt weiter verschlossen. Zählen Sie wieder bis vier. Verschließen Sie dann das rechte Nasenloch mit dem Daumen und atmen Sie durch das linke Nasenloch aus, während Sie wieder bis vier zählen. Je nach Atemvolumen können Sie auch bis sechs zählen oder auf drei verkürzen. Beginnen Sie mit vier Durchgängen und steigern Sie sich langsam bis auf 20. Auch nach der Wechselatmung ist es schön, einige Minuten lang zu meditieren. n Meldungen Risiko für Demenz Schwedische Forscher haben neun Risikofaktoren für eine Frühdemenz ausgemacht. Besonders gefährlich ist laut aponet.de massiver Alkokoholkonsum. Bei einem Schlaganfall und der Einnahme von Antipsychotika stieg das Risiko für eine frühzeitige Demenz um das Dreifache. Ähnliche Folgen können Depressionen oder eine Demenzerkrankung beim Vater nach sich ziehen. Dasselbe gilt laut den Wissenschaftlern bei Drogenkonsum, bei eingeschränkten geistigen Fähigkeiten, einer geringen Körpergröße und einem dauerhaft erhöhten Blutdruck. n Hirntrainer Kakao Kakao wirkt im Gehirn Wunder. Dies geht aus einer Studie von USForschern hervor. 60 Senioren, im Schnitt 73 Jahre alt, nahmen einen Monat lang den Schokotrunk zu sich. Bald machten die Probanden erste Fortschritte. Die Wissenschaftler stellten bei ihnen einen verstärkten Blutfluss von mehr als acht Prozent in wichtigen Hirnbereichen fest. Auch konnten die Versuchsteilnehmer Gedächtnisaufgaben schneller lösen. Fazit der Forscher: Die Blutversorgung im Gehirn steht offenbar in engem Zusammenhang mit geistigen Leistungen. n 14 | Kulinarisches •3/2013 Die feine französische Küche im „Le Stollberg“ Frankreichs Klassiker wie gebratene Froschschenkel mit Knoblauch oder Kalbsnieren in Rotweinsauce zu den Bestsellern. Anette Huber will ihren Gästen feine französische Küche mit Bodenhaftung und besten Zutaten bieten. Dafür geht sie auch jeden Tag selbst zum Einkaufen in die Großmarkthalle, besorgt sich frische Karpfen oder Saiblinge von einer hiesigen Fischzucht und lässt sich Käse aus dem Elsass vom bekannten Affineur René Tourrette liefern. All diese Köstlichkeiten trägt sie dann wie Jagdtrophäen in ihre Küche, um sie später als kleine Kunstwerke in die Durchreiche zu schieben Oder sie flitzt selbst heraus und serviert ihre einmalig geschmeidge Crème brûlée mit der hauchdünnen Zuckerkruste. Diesmal funkeln vor allem die Augen der Gäste vor Freude. n Nichts ist für Anette Huber beim Kochen wichtiger als exzellente Zutaten: Im Restaurant „Le Stollberg“ gibt die junge Köchin französischen Klassikern ihren ganz eigenen modernen Touch O “ ngle vom US-Beef, das sind die Nierenzapfen beim Rind oder Kalb – etwas ganz Feines.“ Wenn Anette Huber über Fleisch redet, dann leuchten ihre Augen so wie bei anderen Damen nur beim Anblick von Juwelen. Aber genau das sind diese edlen Fleischteile für die junge Köchin: Diamanten der Küche, die sie mit ihrer Kochkunst auf Hochglanz poliert. Die 33-jährige Köchin des Restaurant „Le Stollberg“ liebt vor allem Kutteln, Nieren und Co. Berührungsängste kennt sie nicht, dazu ist ihre gastronomische Neugierde viel zu groß. Anette Hubers Liebe zum Kochen wurde schon zu Hause in Freimehring bei Haag geweckt, wo sie als jüngstes von vier Kindern aufwuchs. Der große Gemüsegarten und die sonn- Das Credo von Anette Huber: Kreativität und behutsame Kombinationen sollen den Eigengeschmack der einzelnen Produkte unterstreichen • Fotos: Susanne Wess täglichen Mittagessen an der großen Tafel haben sich fest eingeprägt. Und so war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass die damals 17-Jährige nach München ging und bei Feinkost Käfer ihre Ausbildung zur Köchin begann. Nach den Münchner Lehrjahren zog es sie hinaus in die Welt: Im „Cliveden House“ bei London, nur 45 Minuten von der Küste entfernt, entflammte ihre Begeisterung für die Frische des Produkts, während sie die Geheimnisse Das flüssige Gold Bereits die alten Griechen verabreichten ihren olympischen Kämpfern Olivenöl. Im Mittelalter trug es den Namen „flüssiges Gold“. Tipps zu Einkauf, Verkostung und Lagerung des wertvollen Elixiers O livenöl ist nicht nur ein kulinarischer Genuss, sondern auch ein Labsal für die Gesundheit: Es enthält den Radikalenfänger Vitamin E und entzündungshemmende Flavonoide, die möglicherweise das Wachstum von Bakterien und Viren hemmen. Vor allem aber lässt Olivenöl die Herzen länger schlagen. Mit einem Anteil von 70 Prozent ist es äußerst reich an einfach ungesättigten Fettsäuren, die das schädliche LDL-Cholesterin senken und so die Gefäße schützen können. Die höchste Qualitätsstufe des Olivenöls ist das kalt gepresste „native Olivenöl extra“, das maximal 0,8 Prozent freie Fettsäuren enthalten darf. So schmeckt gutes Olivenöl: frisch, grasig bis nussig, mit scharfem Abgang • Foto: @ L. Giordano / fotolia Michaela Bogner, Münchens erste geprüfte Olivenölverkosterin, bietet Olivenöl-Verkostungsabende an: 9.10. / 6.11. / 4.12. bei Landersdorfer & Innerhofer Feine Kost. Nähere Informationen unter: www.dasgoldderbauern.de Je nach Herkunftsland wird es als „Olio d‘oliva extra vergine“ (Italien) oder „Aceite extra virgen“ (Spanien) bezeichnet. Bei italienischen Ölen ist die Aufschrift DOP (geschützte Ursprungsbezeichnung), bei griechischen die Bezeichnung Protected designation of origin (PDO) und Protected Geographical Indication (PGI) ein Zeichen für gute Qualität. Das beste Olivenöl kommt übrigens aus Kreta! Doch wie erkennt der Laie ein gutes Öl? Am besten probiert man es pur und saugt beim Verkosten reichlich Luft an. Hochwertiges Olivenöl schmeckt extrem frisch, die Tendenzen variieren von grasig bis nussig – oft auch mit scharfem Abgang – es hat eine leuchtende Farbe und einen angenehmen Duft. Manche Öle weisen auch Zitrus- oder Bitternoten auf. Zwar sind diese Aromen nicht jedermanns Geschmack, doch gesund sind sie allemal, da die für diese Geschmacksnuancen zuständigen Polyphenole antioxidative Wirkung haben können. Lagern sollte man Olivenöl nicht länger als 18 Monate ab Herstellung, und zwar an einem kühlen und dunklen Ort, da die wertvollen Fettsäuren durch Licht und Wärme oxidieren. Deshalb ist es auch wichtig, bei der Verpackung von Olivenöl immer auf dunkle Flaschen zu achten. Beim Kochen empfiehlt sich, native Olivenöle nicht extrem zu erhitzen, um die wertvollen Inhaltsstoffe und Vitamine zu schonen. Besser einige Tropfen kalt auf die Speisen geben und so das feine Aroma genießen. n Susanne Wess Susanne Wess der gehobenen französichen Küche im Anschluss bei Sternekoch Wolfgang Nagler im „Brandenburger Hof“ in Berlin erlernte. Und so zählen auch Le Stollberg Stollbergstraße 2; Tel. 089 24 24 34 50 Montag bis Freitag 11.30 – 14.30 Uhr und 18 – 1 Uhr; Samstag 12 – 1 Uhr www.lestollberg.de Weintipp 2010 Altano Douro tinto, Symington Family Estate Die Symington Familie zählt seit 5 Generationen zu den besten Unternehmen in Portugal. Nach über 350 Jahren Erfahrung im Weinbau liegt es nahe, auch exzellente trockene DOC-Weine zu produzieren. Auf 7 Hektar (seit 2006 zertifiziert für organischen Weinbau) wachsen die für diese Cuvée vorgesehenen einheimischen Rebsorten Touriga Franca, Tinta Roriz und Tinta Barroca. Ein Duft nach Wildblumen,Lavendel und dunklen Beeren entspringt dem Glas. Seine erfrischende Frucht nach Pflaume und Schwarzkirschen begleitet von würzigen Pfeffernoten findet sich am Gaumen wieder.Zum Lammkarree passt er hervorrragend. 0,75l-Flasche 7,50 Euro zu beziehen über: GEISELS WEINGALERIE im „Hotel Königshof“ Karlsplatz 25 | 80335 München Tel +49 (0)89 55136 6129 Fax +49 (0)89 55136 6413 [email protected] www.geisels-weingalerie.de Lammkarree mit Bohnen und Tomaten Sternekoch Eckart Witzigmann Zutaten (für 4 Personen) Für die Kruste •½ Aubergine •½ Zucchini, je in 3 mm große Würfel geschnitten •Salz •4 EL Olivenöl •100 g Butter •1 Zweig Thymian •1 Msp. gehackter Basilikum •1 EL gehackte Petersilie •1 Knoblauchzehe, fein gewürfelt •30 g grüne Oliven, fein gehackt •30 g schwarze Oliven, fein gehackt •1 Eigelb •30 g frische Weißbrotbrösel ohne Rinde (Mie de pain) •weißer Pfeffer aus der Mühle •Zitronensaft Für das Gemüse •12 Schlangenbohnen •Salz •4 Schalotten •Meersalz •2 EL Olivenöl •20 g Butter •1 EL Semmelbrösel •2 Tomaten gehäutet, geviertelt und entkernt Für das Lamm •2 Lammkarrees zu je 600 g •Salz •frisch gemahlener Pfeffer •etwa Lammjus •Meersalz •schwarzer Pfeffer, grob gestoßen Zubereitung Für die Kruste die Auberginen- und Zucchiniwürfel leicht einsalzen und etwa 30 Minuten ziehen lassen. Dann ausdrücken, in Olivenöl kross braten und auskühlen lassen. Die Butter schaumig schlagen und mit den gesamten Zutaten vermengen. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft pikant abschmecken. Für das Gemüse die Schlangenbohnen putzen, in Salzwasser blanchieren, abschrecken und abtropfen lassen. Die Schalotten nebeneinander auf reichlich Meersalz setzen und im auf 180-200° C vorgeheizten Ofen in 15-20 Minuten garen. Die Lammkarrees mit Salz und Pfeffer würzen und rundherum anbraten. In den 180°C heißen Ofen schieben und in 12-18 Minuten (je nach gewünschter Garstufe) braten. Herausnehmen, mit der Kruste bedecken und mit starker Oberhitze gratinieren, bis sie leicht Farbe angenommen hat. Inzwischen für das Gemüse das Olivenöl mit der Butter erhitzen, die Bohnen darin leicht andünsten und mit den Bröseln bestreuen. Die Tomaten zufügen und kurz erhitzen, die auf Salz gegarten Schalotten halbieren. Anrichten: Die Lammkarrees aufschneiden. Den erhitzten Lammjus auf vorgewärmten Tellern verteilen, das Fleisch mit dem Gemüse darauf anrichten und mit etwas Meersalz sowie grob gestoßenem Pfeffer bestreuen. Reise | 15 •3/2013 Mit Hund und Lizenz dem weißen Trüffel auf der Spur A genau orten kann, der Glückliche. Tuber. In seinem Restaurant in Livade lba im Piemont – das ist der Ort, Doch auch die menschlichen Riechwartet der knuffige „Mister Giancarlo“ an den alle denken, wenn vom organe reichen aus, um anschließend mit lizensiertem Trüffelsucher nebst Tuber Albidum Pico, dem hocharobeim Essen dem betörenden Duft der Trüffelhund auf uns. Giancarlos Aumatischen, intensiv duftenden und weißen Knolle zu verfallen. Pasta, nur gen leuchten noch immer vor Freude, zugleich sündhaft teuren weißen Trüfin Butter geschwenkt, mit gehobelten wenn er von seinem damaligen Fund fel die Rede ist. Doch wahre Kenner Trüffeln, dazu frisches Brot und Olierzählt, als er durch die dichten Wälder weißen Knolle haben inzwischen venöl aus der Region – ein kulinarider der Hügellandschaft streifte, den ein anderes Mekka: Motovun heißt es und ist eine Waldregion rund um die kleine kroatische Ortschaft Livade in Istrien, nur rund 30 Minuten von der adriatischen Küste entfernt. Im Herbst findet man hier die berühmten weißen Trüffeln, ihr schwarzes Pendant gibt es das ganze Jahr über. Und just hier ereignete sich 1999 eine kleine kulinarische Sensation: Der Trüffelsucher Giancarlo Zigante fand einen 1310 Gramm schweren weißen Trüffel, hielt Einzug ins Guiness Buch der Rekorde und schuf in Livade ein neues Feinschmeckerparadies, das inzwischen Liebhaber des Tuber Albinum Pico aus ganz Europa anlockt. So auch uns. Der Beschluss, endlich einmal Erfolgreicher Schnüffler: die feine Hundenase findet die bei Feinschmeckern Gigantes haubengekröntes so begehrte weiße Trüffel, mit der einfach in Butter geschwenkte Pasta zum kulinaTrüffelrestaurant zu besu- rischen Hochgenuss werden • Foto: Kempinski Hotel Adriatic chen, bescherte uns eine Reischer Hochgenuss der frischen Duft der Natur in der Nase. Er se an die Adriaküste Kroatiens. UnseExtraklasse, zu dem es gerät ins Schwärmen, doch der Hund re Anlaufstelle: Das auf den Hügeln vor nichts weiter braucht. nebendran ist schon ganz wuschig. Er der Küste gelegene Kempinski Adria Dass auch Rührei will los – ab in die Wälder, nach Trüftic Hotel mitsamt seines zweitägigen mit Trüffeln oder gefeln schnüffeln, die er mit seinen 200 Trüffelpakets: Gleich am Vormittag hobelter Trüffel auf Fleisch eine Millionen Riechzellen unterirdisch nach der Ankunft geht es in medias Geschmacksexplosion im Mund auslösen, das erleben wir am Abend, als uns Serafin Koutni, der Chefkoch des „Kempinksi“, seine Kreationen auf der Terrasse des Gourmetrestaurants „Kanova“ kredenzt. Trüffelduft in der Nase, einen gehaltvollen Rotwein im Glas, der Blick schweift über die sanften Wellen der Adria hinweg in die Ferne. Doch da wollen wir gar nicht hin, denn die Toskana Kroatiens hat unser Feinschmeckerherz im Sturm erobert. n Susanne Wess Restaurant Zigante: www.restaurantzigante.com Tel. + 385 52 66 43 02 Neue App fürs Reiserecht Oh Julia, Färbergraben 18 Wo Adriano zur Pizza röhrt Man weiß eigentlich nicht, ob es eher der Duft der Steinofenpizza oder die durchdringende Stimme von Adriano Celentano ist, die einen ins „Oh Julia“ lockt. Vielleicht ist es auch die geniale Innenhofterrasse mit den Zitronenbäumchen. Oder alles zusammen? Auf alle Fälle ist das „Oh Julia“ ein gelungener, bunter Italien-Mix für Gaumen, Ohren und Nase. A uf den Caféterrassen der Leopoldund Maximilianstraße, am Weißenburger- oder Gärtnerplatz, in den vielen Trattorien und Edellokalen sitzen die Münchner und bestellen Cappuccino oder Sprizz bei Wirten namens Mario oder Luigi. Fast jeder hat ein Stammlokal, das er abends gern auf eine Pasta und ein Glas Rotwein aufsucht. Sie lieben das italienische Ambiente zwischen großen SchinkenSchneidemaschinen und noch größeren Pfeffermühlen, freuen sich, wenn ihr Wirt sie mit „Buona Sera, Dottore“ begrüßt und mit typisch italienischer Gastlichkeit aufnimmt. Geschätzte 400 bis 500 italienische Restaurants gibt es in München – das sind mehr als in Siena und Florenz zusammen. Einge darunter sind ganz besonders italie- nisch. Sie sind es, die des Münchners ewige Sehnsucht nach dem „La dolce vita“ stillen. Quattro Tavoli Dreimühlenstr. 10 Die lässigen Jungs Dreadlocks, Gitarre und immer ein Lächeln auf den Lippen – so macht Maurizio Cinesi seine Gäste glücklich. Der Wirt und Liedermacher hockt sich gern auch mal auf die Straße und spielt mit Inbrunst einen Song, während Kompagnon Marco und Kellner Lolo mit Charme, Espresso und knusprigen Piadizze für Ferienstimmung sorgen. Publikumsmagnet: Das Sommerfest im »Oh Julia« begeisterte Jung und Alt • Foto: LeCopain Osteria Alpenhof Alpenplatz 1 Der Nostalgiker Rot-weiß karierte Tischdecken, Strohstühle und das riesige Rimini-Strandbild wecken Kindheitserinnerungen an die Adria. Und wenn Wirt Jörn, der lange in Rom Kocherfahrung sammelte, seine Linguine relazione mit Salsiccia und Weißwein serviert, dann fühlt man sich (fast) wie in Trastevere. Streiks am Flughafen sind der Horror vieler Reisender. Der Bundesgerichtshof entschied nun, dass Fluggäste wegen eines Streikaufrufs der Pilotenvereinigung Cockpit keinen Anspruch auf Ausgleichzahlungen nach der Fluggastrechteverordnung haben. Dies ist dann der Fall, wenn die Airline mit einem Sonderflugplan geeignete und zumutbare Maßnahmen getroffen hat, Ausfälle „auf das unvermeidbare Maß zu beschränken“. Urteil vom 21. August (X ZR138/11) n Reiseinformationen: Und ewig lockt Italien ... Die Ferien sind zu Ende. Noch haben wir den Meeresduft in und die Bräune auf der Nase. Wir wünschen uns, den Urlaub ein wenig auszudehnen. Kein Problem in München, der angeblich italienischsten Stadt nördlich der Alpen Fluggäste können bei Streiks leer ausgehen Kempinski Hotel Adriatic Tel. + 385 52 70 70 22; www.kempinski.com/de/istria Trüffelpaket mit Besuch bei Giancarlo Zigante und Trüffelgeschenk. Im Oktober: 2 Nächte 285 Euro p.P. im DZ Foto: © Be TA-Artwor ks / fotolia Sanfte Hügel mit Pinienwäldern und Zypressen, Olivenhaine, türkisblaues Meer und weite Wiesen. Die Landschaft Istriens gleicht der Toskana und hat ihr doch eines voraus: jede Menge Trüffel Reisetipps ELLA, Luisenstraße 33 Vor römischer Kulisse Seit im neuen Lenbachhaus das Restaurant „ELLA“ eröffnet hat, ist München um eine italienische Piazza reicher. Unverfälschte regionale Gerichte, dazu Weine von kleinen italienischen Winzern und ein unglaublicher Blick auf die Propyläen – Rom im Kleinformat. Bar Centrale, Ledererstraße 23 Venezianisch, atmosphärisch In der „Bar Centrale“ sind sie legendär: der gut geschäumte Cappuccino und die ofenfrischen Cornetti. Abends trinkt man hier eine Ombra, ein kleines Glas Wein wie in Venedig, dazu ein paar Leckereien, die sich Stuzzichini nennen. Fehlt nur noch der Canal Grande, aber wir haben ja die Isar... n Susanne Wess Urlauber, die auf einem Flughafen festsitzen oder auf fehlendes Gepäck warten, können sich mit Hilfe einer Smartphone-App auf der Stelle über ihre Rechte informieren. Die Europäische Kommission hat eine Anwendung für Smartphones herausgegeben, die zunächst für Flug- und Bahnreisende bestimmt ist und auf vier Plattformen funktioniert: Apple iPhone und iPad, Google Android, RIM Blackberry und Microsoft Windows Phone 7. Die App steht in 22 EU-Sprachen zur Verfügung. Derzeit erfasst sie den Luft- und Bahnverkehr, wird aber noch auf den Reisebus- und Schiffsverkehr erweitert, sobald diese Rechte in Kraft treten. n Neues Reiseschutzportal Mit ReiseSchutzWeltWeit (www. rsww.de) stellt sich ein neuartiger Online-Preisvergleich für Reiseversicherungen vor, der einen direkten Produktecheck zwischen Einmal- und Jahresschutz ermöglicht. Ein besonderes Merkmal ist dabei der individuell einstellbare Reiseschutz-Faktor sowie die transparente Reiseschutz-Vergleichsmatrix, die dem Kunden vielfältige Versicherungsalternativen auf einen Blick bietet. Kunden können mit Hilfe eines Schiebereglers den Reiseschutz-Faktor beliebig zwischen niedrigem, mittlerem und hohem Schutz navigieren, um die Suche nach der individuell passenden Reiseversicherung zu optimieren. Je nach Bedarf kann sich der Urlauber die entsprechenden Versicherungspakete anzeigen lassen. Schnell verschafft sich der User einen Überblick im Tarifdschungel von Jahres- und Einzelversicherungen sowie Versicherungstarifen mit und ohne Selbstbehalt – ganz nach den Bedürfnissen jedes einzelnen Reisenden. n 16 | Die Grüne Seite Anspruchsvolle Aromabomben Kohlgemüse sind allgemein anspruchsvoll. Für einen erfolgreichen Anbau ist ein humoser, mittelschwerer Boden perfekt, der regelmäßig mit Kompost und Mist versorgt wird und ein hohes Wasserhaltevermögen besitzt. Im Gegensatz zu den meisten Gartengemüsen schätzen Kohlarten einen nur leicht sauren bis neutralen Boden. Wenn Ihr Gartenboden einen pH-Wert unter 6,0 aufweist, sollten Sie deshalb vor dem Anbau vorsichtig kalken. Ob gekauft oder selbst angezogen – die Sämlinge von Kohlgemüsen sollten relativ tief gepflanzt werden, bis knapp unter die Blätter. Dieses „bis zum Kragen eingraben“ erschwert es der Kohlfliege, ihre Eier abzulegen. Nur Kohlrabi bildet eine Ausnahme, da er zu tief gesetzt zum Faulen neigt. Für alle Kohlarten gilt: Eine Prise Algenkalk ins Pflanzloch gestreut, beugt der gefürchteten Kohlhernie vor – einer Pilzerkrankung, die zum Abdorren der Pflanzen führt. Kohlpflanzen sind ausgesprochene Starkzehrer, die nur auf gut mit Nährstoffen versorgten Beeten gesund und zügig heranwachsen. Sie sind für mehrere zusätzliche Düngergaben während der Vegetationsperiode dankbar, auch in Form von Brennnesseljauche, und wirklich zart werden sie nur bei einer gleichmäßigen Wasserversorgung. Gute Partner für die Mischkultur sind Tomaten, Kartoffeln, Sellerie, Spinat, Salate, Lauch und Erbsen. •3/2013 Winterkohl à point Viele Kohlarten können teils sogar bis in den Winter auf den Beeten belassen und einfach bei Bedarf geerntet werden. Ein bunter Überblick von Rosenkohl über Grünkohl bis Wirsing Späte Ernten _ Die lagerfähigen Sorten von Weißkohl, Rotkohl und Wirsing werden erst Mitte bis Ende Juni gepflanzt und bleiben am besten bis zum ersten Frost auf den Beeten. Die Ernte sollte also nicht vor Ende Oktober erfolgen. • Schon etwas früher, zwischen Mitte Mai und Mitte Juni, kommt der Rosenkohl in die Erde. Pflanzt man zu früh, werden vielleicht keine Röschen ausgebildet, pflanzt man zu spät, bleiben die Röschen oft klein. Auch Rosenkohl sollte möglichst lange auf dem Beet bleiben, um viel Aroma zu bilden – leichtere Fröste machen ihm nichts aus. _ Grünkohl wird bis Ende Juni gepflanzt und Blütensegen fürs Frühjahr Ein buntes Blumenmeer im Frühling – das wünscht sich jeder Gärtner. Doch wer in der neuen Saison eine Blütenoase haben will, der muss noch im Herbst die entsprechenden Zwiebeln und Knollen in die Erde bringen D amit Standort und Pflanzung stimmen, sollten Sie Folgendes beachten: _ Nur großes, festes und makelloses Pflanzgut bringt üppige Blüten. Kaufen Sie es erst ein, wenn Sie in nächster Zeit auspflanzen wollen, sonst treibt es vorzeitig aus. _ Alle Zwiebel- und Knollengewächse sind empfindlich gegen Staunässe – lockern Sie die Erde mit einer Grabgabel tiefgründig und vermischen Sie sie bei schweren Böden mit Sand und reifem Kompost. _ Der Standort sollte zumindest zur Blütezeit sonnig sein. Frühblüher wie Schneeglöckchen oder Wildkrokusse gedeihen in Steingärten, unter laubabwerfenden Bäumen oder im Rasen. Spätere Tulpen, Narzissen oder Hyazinthen sind besser im Staudenbeet aufgehoben. Am besten kommen die Blüten in kleinen Gruppen gleichartiger Sorten gepflanzt zur Geltung. _ Die beste Pflanzzeit für Frühjahrsblüher ist September bis zum ersten Bodenfrost, also An- ist die kälteunempfindlichste der Kohlarten. Er kann während des ganzen Winters auf dem Beet bleiben und blatt- oder stielweise geerntet werden. n Susanne Wess / Joachim Kraus Schmackhaft und gesund: Kohl bereichert unseren winterlichen Speiseplan • Foto: fotolia • Grafik: fotolia Bei vielen einjährigen Sommerblumen ist es kinderleicht, selbst Samen zu gewinnen und diese bis zum nächsten Frühjahr trocken zu lagern. Kälteempfindliche Sorten wie die Schwarzäugige Susanne, Löwenmäulchen oder Studentenblume keimen ab März auf dem Fensterbrett oder unter Glas und sollten erst ab Mai ausgepflanzt werden. Robuste Arten wie Kapuzinerkresse, Ringelblume oder Kornblume können Sie ab April/Mai auch direkt ins Freiland säen. Die Tage werden allmählich wieder kürzer, die ersten Blätter fallen, und die Kastanien erinnern uns, dass es tatsächlich schon Herbst wird. Nun ist es auch für uns an der Zeit, den Blick wieder nach innen zu richten und uns mehr auf uns selbst zu besinnen. Widder m 21.3. – 20.4. n 21.4. – 20.5. In Liebesangelegenheiten sollten Sie bald eine Entscheidung treffen, sonst könnte es endgültig zu spät sein. Ihrer Gesundheit tun Sie mit ausgiebigen Spaziergängen etwas Gutes. Ein paar Kilo weniger würden Ihnen sicher nicht schaden. Herbst-Motto: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl! Zwillinge o 21.5. – 21.6. Eine Fortbildung oder ein neues Hobby wäre jetzt genau das Richtige für Sie. Sie brennen darauf, etwas Neues zu lernen. Es kann gut sein, dass Sie im Oktober jemanden kennenlernen, der Ihr Leben in vielerlei Hinsicht bereichern wird. HerbstMotto: Erschließen Sie sich aktiv neue Horizonte! fang bis Mitte November. Solange der Boden nicht hart gefroren ist, können „vergessene“ Zwiebeln nachgepflanzt werden – sie werden dann aber später blühen und sollten vor starken Frösten mit Reisig geschützt werden . _ Für die Pflanztiefe gibt es eine einfache Faustregel: Zwei- bis dreimal so tief wie die Zwiebel hoch ist, also je nach Art und Sorte 3 bis 15 cm. Damit die Zwiebeln und Knollen einen guten Anschluss an den Boden haben und kräftige Wurzeln bilden, sollten Sie für das Pflanzloch kein spitzes Pflanzholz benutzen, sondern einen Spaten oder einen speziell entwickelten Blumenzwiebelpflanzer. _ Viele hochgezüchtete Tulpensorten lassen schon im zweiten bis dritten Jahr in ihrer Blühkraft nach und müssen ersetzt werden. Einfache gelbe und rote Sorten dagegen können Jahrzehnte lang immer wieder blühen und sich im Garten sogar ausbreiten. Dasselbe gilt für die kleinwüchsigen Wildtulpen, Schneeglöckchen, Winterling, Blausternchen und die einfacheren Krokussorten. n Bunte Blütenpracht im Frühjahr: es lohnt sich, im Herbst Zwiebeln und Knollen in die Erde zu stecken • Foto: fotolia Eine Garantie, dass so vermehrtes Saatgut sortenrein ist, haben Sie dabei zwar nicht, denn die Blüte kann auch von einer in der Nähe stehenden anderen Sorte befruchtet worden sein. Aber das ist ja gerade das Spannende – vielleicht entsteht dabei Ihre ganz spezielle Gartensorte. Gärtnerfreuden: aus den im Herbst Nur bei sogenannten eingesäten Blumensamen entwickeln Hybriden sind die oft sich stattliche Pflanzen • Grafik: fotolia besonders prächtigen Blüten die Folge einer gezielten einmaligen Kreuzung, die kaum an die Nachkommen weiter gegeben werden. Sedanstraße 33 · 81667 München · Telefon 089 / 482946 [email protected] www.mariannescherer.de Stier Susanne Wess / Joachim Kraus Wer sich auch im nächsten Gartenjahr an seiner Lieblingsblume erfreuen will, kann im Sommer oder Herbst ihre Samen trocknen oder sie mit Stecklingen vermehren Astrologie & Kabbala Marianne Scherer Wenn Sie im Sommer sehr unternehmungslustig waren, sollten Sie jetzt etwas runterschalten. Seien Sie nicht gleich gekränkt, wenn Ihr Schatz Ihnen die Meinung sagt. Vorsicht in Geldangelegenheiten im September und Oktober. HerbstMotto: Hören Sie auch mal zu, statt nur zu reden! Lieblingsblumen hausgemacht Eigenes Saatgut gewinnen – einjährige Sommerblumen Astrovorschau September • Oktober • November 2013 Stecklinge anziehen – Geranien und Fuchsien Mit Stecklingen dagegen vermehren Sie immer sortenrein: Bei Geranien schneiden Sie im Sommer bis Frühherbst gesunde, kräftige Triebe mit drei bis vier Blättern knapp unterhalb des letzten Blattes. Entfernen Sie jetzt alle Blütenund Samenansätze sowie das unterste Blatt und drücken Sie den Steckling etwa drei Zentimeter tief in Töpfchen mit Anzuchterde. Stellen Sie den Topf an einen hellen, aber nicht sonnigen Platz und halten Sie die Erde immer mäßig feucht. Im nächsten Frühjahr kann die Pflanze dann in einen größeren Topf oder Kasten verpflanzt werden. Mit Fuchsien verfahren Sie genauso. Nur sollten Sie die Stecklinge zum Bewurzeln zwei bis drei Wochen in ein Glas mit Wasser stellen und erst danach in die Erde setzen. n Susanne Wess / Joachim Kraus Krebs p 22.6. – 22.7. Sagen Sie klipp und klar, was Sie wollen. Dann weiß Ihr Partner, woran er oder sie ist. Klären Sie unbefriedigende Arbeitsverhältnisse Mitte September. Gönnen Sie Ihrem Körper etwas Gutes, z.B. mit einer gesunden Trauben-Kur. HerbstMotto: Bleiben Sie sich selbst treu! Löwe q 23.7. – 23.8. Ihre Erfolge können Sie erst einmal genießen. Ab Mitte Oktober sollten Sie wieder durchstarten und sich vor allem um Ihre finanzielle Lage kümmern. In der Liebe läuft erst mal alles glatt. Herbst-Motto: Lassen Sie die Dinge langsam angehen! Jungfrau r 24.8. – 23.9. Im September können Sie auf fast allen Gebieten Punkte sammeln. Falls Sie solo sind, gehen Sie jetzt aktiv auf das andere Geschlecht zu. Im November könnte Ihnen ein kleiner Geldsegen ins Haus stehen. Wie wäre es dann mit einem gesunden Bergurlaub? Herbst-Motto: Nutzen Sie die Gunst der Stunde! Waage s 24.9. – 23.10. Gehen Sie viel in die Natur, am besten mit Menschen, die Ihnen gut tun. Gönnen Sie sich auch mal wieder etwas Schönes und verwöhnen Sie Ihren Körper mit Massagen usw. In Ihrer Familie sollten Sie Frieden stiften. Herbst-Motto: Erfreuen Sie sich an der Schönheit der Natur! Skorpion t 24.10. – 22.11. Vergessen Sie unangenehme Konfrontationen und starten Sie neu. Der Herbst ist schließlich eine tolle Zeit für Sie. Aktivieren Sie alte Bekanntschaften und unternehmen Sie gemeinsam schöne Dinge! Herbst-Motto: Konzentrieren Sie sich mehr auf Ihr Privatleben! Schütze u 23.11. – 21.12. Die beste Zeit für einen Urlaub ist Anfang Oktober. Frischer Wind wird Ihnen gut tun und lässt Sie auf andere Gedanken kommen. Handeln Sie im November überlegt in Arbeitsangelegenheiten. Herbst-Motto: Überdenken Sie Ihren momentanen Lebensplan! Steinbock v 22.12. – 20.1. Ihren Ehrgeiz können Sie schon im September befriedigen. Ein Jobangebot könnte das Angebot Ihres Lebens werden. Mit Ihrem Liebsten sollten Sie jetzt offen reden. Reduzieren Sie Ihren Stresspegel durch Sport oder Yoga. HerbstMotto: Bringen Sie die Dinge auf den Punkt! Wassermann w 21.1. – 19.2. Dieser Herbst sorgt für Überraschungen: Machen Sie im Oktober Nägel mit Köpfen! Schließlich wollen Sie ja mal etwas Neues erleben – gerade in der Liebe! In Geldangelegenheiten sollten Sie besonnen sein. Herbst-Motto: Zeigen Sie sich von Ihrer besten Seite! Fische x 20.2. – 20.3. Gehen Sie den Herbst ruhig an. Bei finanziellen Investitionen lieber etwas abwarten. Ab November werden Sie klarer sehen. Fragen Sie in Herzensdingen Freunde um Rat. HerbstMotto: Nehmen Sie sich genügend Zeit für sich! Kunst & Kultur | 17 •3/2013 Alte Lieder und Piano im Bayerischen Wald Wir sind Kultur V om 27. Oktober bis zum 3. November verwandelt sich der Bayerische Wald wieder in den Kulturwald. Zum sechsten Mal organisiert der Bariton Thomas E. Bauer gemeinsam mit der Pianistin Uta Hielscher das Festival „Kulturwald“. Dieses zeigt, wie sich Kunst und Kultur in dieser ländlichen Gegend begegnen und ideenreich entfalten. Zehn Spielorte von der Basilika Niederalteich bis zur Auferstehungskirche in Deggendorf bilden den würdigen Rahmen für außergewöhnliche Veranstaltungen. Dazu gehört die Vorstellung des legendären Hilliard Ensembles: Ein britisches Gesangsensemble, das sich nach dem englischen Miniaturenmaler Passt mit seinen Liedern Nicholas Hilliard (1547 – 1619) benannt hat. Die aus alter Zeit gut in den vier Sänger haben sich auf eine Musik konzent- Bayerischen Wald: Das Vokalensemble Hilliard riert, die vor 1600 geschrieben wurde. • Foto: © Marco Borggreve Das Konzert des Jungpianisten Alexander Maria Wagner aus Cham ist quasi sein Heimspiel. Er interpretiert nicht nur klassische Klavierwerke, sondern setzt mit eigenen Kompositionen musikalische Höhepunkte. 4. September bis 3. November Top im GOP | Die sprechende Pantomime Hilliard Ensemble, „Morimur – Chaconne“, Basilika St. Mauritius, Niederalteich, Fr 1. November, 19 Uhr, Karten zu 15 und 20 Euro, und Alexander Maria Wagner, „Rising Stars: Chromatische Fuge d-moll und eigene Kompositionen, KulturForum Oberalteich, So 3. November, 15 Uhr, Karten zu 10 und 15 Euro. Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen unter www.kulturwald.de Waldmusik, Möpse und Pop-Art-Katzen Der Sommer neigt sich dem Ende zu, der Herbst steht vor der Tür. Es beginnt wieder die Zeit, Kultur einzuatmen. Lichtblick gibt einen Ausblick Aus dem Nachlass: Loriots Spätlese A „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos” • © LORIOT uch nach dem Tod Victor von Bülows müssen wir feststellen, dass der begnadete Humorist und Karikaturist dem verehrten Publikum nicht alles gezeigt hat. Dieses holt nun eine Ausstellung im Literaturhaus am Salvatorplatz nach. Die Schau versammelt Schätze aus dem Nachlass, die bislang unbekannt waren: frühe Zeichnungen, nie gesehene Möpse natürlich und „Nachtschattengewächse“, die Loriot in den schlaflosen Stunden seiner letzten Lebensjahre schuf. Kaum bekannt, dass er eine Art Gästebuch führte. Er fotografierte seine Gäste in stets gleichbleibender Kulisse und in höchst unterschiedlichen Selbstinszenierungen. Bewegtbilder zeigen eine Auswahl von Loriots musikalischen Aufführungen. Die großartige Ausstellung ist eine Hommage an den beliebtesten Humoristen. Und das nicht nur für Mopsfreunde. Begleitend zur Ausstellung erscheint der Katalog „Spätlese“ von Loriot, Diogenes, 39,90 Euro (ab Mitte September). Literaturhaus München – die Ausstellung endet am 12. Januar 2014 »Reading Andy Warhol« – die unbekannten Seiten des Andy Warhol. Das Museum Brandhorst zeigt seine Buchillustrationen • Bild: © 2013 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts Peter Shub gilt als gesprächigste Pantomime der Welt. Die Bühnenauftritte mit seinen „denglisch“ eingefärbten Texten sind urkomisch. Der gebürtige Amerikaner war 19 Jahre alt, als er, von Straßenzauberern inspiriert, eine Schauspielschule in Paris besuchte. Jahre später landete er beim Circus Roncalli. „Der Start als bester Spaßmacher der Welt“, wie Roman Polanski urteilte. Zur Jubiläumsshow 5 Jahre GOP Varietétheater an der Maximilianstraße präsentiert er sein neues Programm SHUBCRAFT. Unterstützt wird Peter Shub von Artisten, die in ihren Disziplinen zur Weltklasse gehören. Spielzeit vom 4. September bis 3. November. Karten ab 39 Euro. Beginn 20 Uhr. 21. bis 29. September Skandalbesuch | Die Päpstin Das Musical nach dem Weltbestseller der amerikanischen Schriftstellerin Donna W. Cross kommt nach München. Nachdem der Bischof von Fulda das Stück bei seiner Uraufführung als „saudumm“ niedergemacht hatte, kamen dennoch bisher mehr als 150000 Zuschauer. Auf der Drehbühne versetzen die Darsteller, in prächtige Kostüme gewandet, das Publikum in das finstere Mittelalter: Die Pest wütet. Johanna kommt im Jahr 814 als Pfarrerstochter auf die Welt. Als Mönch und Mann verkleidet wird sie Leibarzt des Papstes und die erste Päpstin. Spielzeit vom 21. September bis 29. September im Prinzregententheater Beginn 19.30 Uhr, Karten ab 61 Euro. 20./21. Oktober The Illusionists Die besten Magier der Welt Am 21. Oktober starten „The Illusionists“ ihre Deutschlandtournee. Wir verlosen dreimal 2 Eintrittskarten! Circus Krone wird zum magischsten Frage: Auf welcher Bühne Ort der Stadt. Erstmalig in Deutschzaubern die sieben Magier? land präsentiert Dan Sperry – MariAntwort bitte an Lichtblick: lyn Manson trifft David Copperfield [email protected] – Zauber auf die bizarre Art. Jeff Einsendeschluss ist der 30.09.2013. Hobson wird „The Trickster“. Andrew Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Basso gibt den Entfesselungskünstler nach dem Motto: Der große Houdini war erst der Anfang. „Der Schöpfer“ Kevin James macht auf Comedian und Unterhalter. Mark Kalin lässt als „Gentleman“ einfach mal einen Jet verschwinden. Jinger Leigh, die Zauberhafte, brilliert mit Tanz, Zauber und Bewegung. Und Philip Escoffey kann Gedanken lesen. Ob das denn auch alles stimmt? Davon kann man sich am 20. und 21. Oktober ab 20 Uhr im Circus Krone überzeugen. Saison 2013/2014 Münchner Philharmoniker Die Musiker der Stadt Der unbekannte Andy Warhol E r war berühmt und umstritten. Wer wusste aber, dass der Pop-Art-Künstler ein Faible für Bücher hatte? Bereits in den 40er-Jahren arbeitete er als Illustrator. Warhol schuf Themenhefte, die er in der New Yorker Modewelt als Werbegeschenke verteilte. Große Verlage wie Doubleday oder New Directions beauftragten ihn, Koch- und Kochbücher zu illustrieren. Besonders beeindruckend sind seine Sieb-drucke, die er befreundeten Dichtern für deren Gedichtbände überließ. Das Museum Brandhorst im Kunst-Areal zeigt mit der opulenten Übersichtsschau die unbekannte Seite von Andy Warhol. Besonders Katzenliebhaber kommen auf ihre Kosten. Ausstellung: 18. September 2013 bis 12. Januar 2014 n Herbert Barnehl Für die Saison 2013/14 sind ab sofort Abonnements buchbar, die einen ungetrübten Musikgenuss ermöglichen. München Ticket bietet für alle individuellen Wünsche maßgeschneiderte Angebote mit Preisvorteilen und festem Platz im Konzertsaal. Anfragen sind online rund um die Uhr möglich. Persönliche und telefonische Beratung gibt es von Montag bis Freitag von 9 bis 20 Uhr, samstags von 9 bis 16 Uhr und sonntags ab 10 Uhr bis 16 Uhr. 18 | Bücher-Tipps •3/2013 Die Lady – oder hüten Sie sich vor dem rosenholzfarbenen Lippenstift Kultur & Copacabana – Ein Titel, der sicher vielen Midlife-Frauen aus der Seele spricht: „Endlich Lady! Älter werden muss nicht beige sein“. Genau, habe ich mir gedacht. Denn warum bloß sehen so viele ältere Damen aus wie geklont? Um den Kopf herum die obligate „Silberzwiebel“ und unterhalb davon Beige in Beige. Jacke, Tasche, Schuhe am besten Ton in Ton unauffällig und farblos. Das muss doch nicht sein. Welche Freude dann über das Buch von Elke Krüsmann, angekündigt als „das Chanel-Kostüm unter den Büchern zum Thema Älterwerden“. Romane aus Brasilien Brasilien, derzeit wegen Fußball, Protesten oder Papstbesuch gefühlt häufiger in den Nachrichten als sonst, wird weiter von sich reden machen: als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Mehr als 70 brasilianische Autoren werden im Oktober in Frankfurt erwartet. Hier zwei Lesetipps: Die Autorin, Journalistin für Mode und Stilfragen und selbst in den 50ern, geht darin indes weit über pure Äußerlichkeit hinaus, vermittelt fein beobachtete, exakt beschriebene Bilder, Gedanken und Anregungen, illustriert mit federleichten Vignetten. Es gehe darum, „eine Haltung zu entwickeln, mit der man sich graziös durch die mittleren (und höheren) Jahre bewegt.“ Geistiger Chic, Humor und Ironie seien unwiderstehliche Anti-Aging-Waffen, die Botox und Konsorten letztlich erübrigten. Antonio, Held des Romans „Der Hochzeitsreis“ von Francisco Azevedo, bereitet ein besonderes Familienfest vor: Anlass ist der hundertste Hochzeitstag seiner Eltern. Damals spielten Reis, genauer 12 Kilo Reis, und Antonios Tante Palma eine besondere Rolle. Antonio, ehemaliger Restaurantbesitzer und selbst stolze 88 Jahre alt, will seinen Nachkommen jetzt das Rezept für eine glückliche Familie weitergeben. Ein Buch voller Menschenfreundlichkeit, Humor und Zuversicht. Kein Kitsch, aber viel Gefühl! Francisco Azevedo, Der Hochzeitsreis, dtv, 14,90 Euro, eBook 12,99 Euro. Tierisch bunt: Gewinner beim Plakatwettbewerb für junge Gestalter war der „Dackel“ @ Yvonne Winnefeld, Hochschule Darmstadt Ebenfalls eine Geschichte über Generationen, aber ungleich härter, schneller erzählt als „Der Hochzeitsreis“ – Daniel Galeras Roman „Flut“ beginnt denkbar erschütternd. Ein Vater erschießt sich vor den Augen seines erwachsenen Sohnes und lässt ihn mit Beta, der alten Hündin, allein. Weil sich um das Verschwinden des Großvaters ein Mythos rankt, beginnt der Enkel Nachforschungen. Riskant und bedrohlich. Das Buch des 34-jährigen Autors stand monatelang auf der brasilianischen Bestsellerliste und erscheint in mehr als 20 Ländern. Daniel Galera, Flut, Suhrkamp, 22,95 Euro. Wissen Sie etwa, warum Sie sich vor Menschen hüten sollten, die ihnen einen rosenholzfarbenen Lippenstift verkaufen wollen? Oder wie man Autorin das Gebot der mittElke Krüsmann: „Zwei Dinge sollte leren Jahre in die man ab 40 selbst Tat umsetzt: Du in die Hand nehmen: sollst dich selbst die Geldanlage und die Weiterentwicklung glücklich machen? des eigenen Stils.“ • Foto: Susie Knoll Erkenntnisreiche, ermutigende Antworten nebst „Lady-Code“ finden sich in diesem Buch. Nicht in klassischer Rezeptmanier, vielmehr als anspruchsvoller Lesetext mit Tiefgang, aus dem amüsante Bonmots wie erfrischende Fontänen springen, etwa wenn Schauspielerin Iris Berben seufzt: „Manchmal kommt es mir vor, als wäre mein Badezimmer eine Autowerkstatt. Auf allen Töpfen und Tuben steht ‚Repair’.“ Rüstzeug zum Weiterdenken! Elke Krüsmann, Endlich Lady!, Mosaik Verlag, 19,99 Euro, als eBook 15,99 Euro. „Aus Überzeugung“ Jetzt, nach seiner Pensionierung, zieht er Bilanz – und die fällt gar nicht gut aus für Deutschland. Egbert Bülles, mehr als 30 Jahre lang aktiv im Kampf gegen die organisierte Kriminalität, gegen Schleuser, internationale Mafia und Rocker-Gangs sagt: Der Krieg ist kaum zu gewinnen. Deutsche Ermittler stehen gegen ausländische Syndikate auf verlorenem Posten. In seinem spannend zu lesenden Buch „Deutschland, Verbrecherland?“ seziert der ehemalige Oberstaatsanwalt aus Köln schonungslos Schwachstellen der deutschen Verbrechensbekämpfung. Freunde sagen dem Juristen einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn nach. Er sei „Staatsanwalt aus Überzeugung“, hat Bülles selbst einmal gesagt. Die Energie ist spürbar in der Arbeitsbiografie, das Fazit frustrierend: 1:0 für das Verbrechen. Keine leichte Kost, aber unverblümtes Zeitzeugnis. Egbert Bülles, Axel Spilcker, Deutschland, Verbrecherland?, Econ, 18,99 Euro, eBook 14,99 € (erscheint im Oktober 2013). Mörderjagd in Wien 1a-Empfehlung für Freunde intelligenter Krimis: „Mädchenauge“ von Christian David. Der Autor ist Österreicher. Der Roman spielt in Wien, ist dennoch weder schräg, skurril noch überwitzig. Vielmehr sprachlich erfreulich präzise, fährtenreich, mit originellen Protagonisten und einem Serienmörder-Plot, der Wien so gut steht wie das Burgtheater. Lesen! Fortsetzung ist laut Verlag schon in Arbeit. Christian David, Mädchenauge, Deuticke, 19,99 Euro, eBook 15,99 Euro. Mobiles Leben | 19 •3/2013 Mit Strom gegen den Strom Seit zwei Monaten läuft der E-Plan München. Privatpersonen, Car-Sharing-Kunden und ein Taxifahrer testen im Rahmen eines Regierungsprogramms Elektroautos E rst kommt die Verwirrung, dann der Aha-Moment. Philip Bachhausen sitzt zum ersten Mal in seinem Leben in einem elektrischen Auto. Obwohl er als Computertechniker Maschinen vertraut, tut er sich schwer zu glauben, was er liest. „Ich dachte, ich mache etwas falsch. Aber tatsächlich: Das Auto ist an, obwohl man nichts hört“, beschreibt er seine Wahrnehmung. Bachhausen ist einer von 45000 Drive-Now-Kunden in München, die seit Mitte Juni die Gelegenheit haben, Elektroautos zu testen. Im Rahmen des sogenannten E-Plans bietet das Car-Sharing-Joint-Venture von BMW und Sixt mittlerweile E-Autos an. Der E-Plan ist eines von 50 Projekten im Rahmen des „Schaufenster Elektromobilität Bayern-Sachsen“. Die Bundesregierung hat dafür etwas mehr als 38 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Mehr als die Hälfte davon stammen aus dem Bundesverkehrsministerium. Insgesamt hat der Bund sogar 180 Millionen Euro für vier Regionen in Deutschland locker gemacht. Der E-Plan Seit Mitte Juni haben dadurch auch Münchner die Gelegenheit, 36 E-Autos zu fahren, ohne sich selbst eines anzuschaffen. Die Stadt hat da- Grafik: fotolia für fünfeinhalb Millionen Euro erhalten und den E-Plan auf drei Füße gestellt: 15 Schwabinger fahren ein Jahr lang mit Audi A1 e-trons herum, das Carsharing-Angebot Drive Now hat seine Flotte um 20 BMW Active E aufgestockt, und ab September wird ein Taxler des Isarfunk mit dem neuesten Modell des Nissan Leaf Fahrgäste im Bereich der Städtischen Kliniken herumkutschieren. Lob und Kritik der Probanden und natürlich Verbrauch, Fahrleistung und Ladezeiten – all diese Daten werden erhoben und wissenschaftlich ausgewertet. Ein Marktforschungsinstitut kümmert sich um die Angaben der Testfahrer. Die Universität der Bundeswehr konzentriert sich auf die Infrastruktur der Ladesäulen. In drei Jahren soll ein Masterplan für die ganze Stadt entstanden sein. Für die Taxi-Daten ist die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) zuständig. Wie attraktiv sind Elektroautos? Das Projekt fällt in eine Zeit, in der der Durchschnitt der Bundesbürger der Elektromobilität wieder skeptischer gegenübersteht. Einer ADACStudie zufolge, für die 1024 Mitglieder befragt wurden, empfinden sie Hybridautos, Erd- und Autogasfahrzeuge mittlerweile als attraktiver. Die Ergebnisse der Umfrage wurden mit jenen einer Studie aus dem Jahr 2011 verglichen. Für den Kunden ist Moveplus in München und Köln: Mitfahrbörse auch für kurze Strecken Vor einigen Monaten ist Deutschlands erste regionale Mitfahrbörse moveplus gestartet: vorerst in München/ Oberbayern und im Raum Köln/Bonn. Weitere Regionen sollen in Kürze folgen. moveplus verbindet den Netzwerkgedanken von aktiver Nachbarschaftshilfe mit dem Service einer herkömmlichen Mitfahrzentrale Auf www.moveplus.de, einem Portal des ADAC, können sich Menschen kostenlos für lokale Fahrten verabreden: Ältere werden wieder mobil, Jüngere profitieren über eine Benzinkosten-Beteiligung von dem neuen Angebot. Interessierte können kostenfrei und unkompliziert online Fahrgelegenheiten für kurze Strecken suchen oder anbieten und individuelle Vereinbarungen treffen. Ganz nach Belieben können Fahrten vereinbart und Benzinkosten-Beteiligungen vereinbart werden. Anwender registrieren sich einmalig über ein einfaches Online-Formular, und schon sind sie bei moveplus dabei. Ob Einkauf im Supermarkt, die Fahrt zum Arzt oder ein Besuch in der Oper: Was für Autofahrer selbstverständlich scheint, ist für all die- Verabredung zur Einkaufsfahrt: über die ADAC-Initiative moveplus können sich Menschen im Raum München/Oberbayern und Köln/Bonn kostenlos für lokale Fahrten verabreden • Foto: ADAC jenigen in der Realität ein Problem, die über kein eigenes Fahrzeug verfügen. Gerade ältere Menschen, die nicht mehr selbst hinter dem Steuer sitzen, wissen häufig nicht, wie sie ihre Alltagsfahrten erledigen sollen. Gemäß dem Motto „Ein Leben lang mobil“ will die regionale Mitfahrbörse den entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass niemand mehr zu Hause bleiben muss. So kommen Fahrer und Mitfahrer zusammen, egal ob alt oder jung. Das generationenübergreifende Angebot will genau dort die letzte Mobilitätslücke schließen, wo Bahn, Bus und Taxi fehlen oder zu teuer sind. Eine zusätzliche Suchfunktion stellt sicher, dass darüber hinaus Fahrdienste und Bürgerbusse gefunden werden können, die in der jeweiligen Region zur Verfügung stehen. n Bea Hufelschulte wichtig: Wie weit komme ich mit dem E-Auto, wie lange dauert es, bis der Wagen wieder aufgeladen ist und wie viel mehr muss ich bezahlen? Am deutlichsten wird der Unterschied beim Preis. 2011 gab nur ein Viertel der Befragten an, keinen Auf- Umweltfreundlich und leise: Trotz ihrer Vorteile stoßen E-Autos in unserer Gesellschaft noch auf mangelnde Akzeptanz • Grafik: fotolia preis für ein Auto zahlen zu wollen, das die Umwelt nicht mit CO2 verpestet. 2013 sagte bereits die Hälfte: Mehr zahlen geht gar nicht. Bachhausen interessieren Elektroautos, weil er wissen will, „was machbar ist“. Als jemand, der der Technologie eine Chance gibt, schwimmt er mit Strom gegen den Strom. Während seiner Test-Tour hat sich der Techniker auch als Hobby-Evolutionsforscher betätigt. „Ich konnte das kaum fassen“, erzählt er halb verwundert, halb begeistert. Offenbar sende das Gehirn nur dann die Botschaft „Vorsicht Auto!“ aus, wenn nicht nur die Augen dieses sähen, sondern auch die Ohren einen Motor hörten. „Die Leute sehen den Wagen, man fährt auf sie zu, sie schauen einen an, aber sie laufen trotzdem los über die Straße.“ Sein Fazit: „E-Auto fahren ist toll, aber man muss verdammt viel für die anderen mitdenken. Die Gesellschaft ist noch nicht so weit.“n Sandra Zistl 20 | Leute •3/2013 Ein Mensch ist ein Mensch nur durch andere Menschen n Sie sind 77 und immer noch ständig weltweit unterwegs. Ist das Alter dabei manchmal lästig? Nein, aber ich reise etwas weniger. Ich war noch nie so glücklich wie heute. Weil mein Leben ehrlich ist. Ich muss mir und anderen nichts mehr vorgaukeln. Das wäre mir viel zu stressig. Wenn man eine Menge Kinder und Enkel hat wie ich, muss man sich bewusst sein: sie hören nicht darauf, was man sagt. Aber sie achten darauf, was man ihnen vorlebt. Ich nehme keine Drogen, lebe authen- tisch, bin ganz ich selbst. Das beschert einem auch einen friedlichen Schlaf. n Es gibt nie Sorgen, die Sie um den Schlaf bringen? Ich bin höchstens mal um fünf Uhr morgens schlaflos, wenn ich über den perfekten Song nachdenke. Sowas hört bei einem Musiker nie auf. n Was würden Sie heute jungen Musikern raten? Sein Handwerk zu lernen. Ein großartiger Song kann den miserabelsten Sänger sehr erfolgreich machen. Musik ist ndo Frankl Quincy Jones, geboren am 14. März 1933 in Chicago als Sohn eines Schreiners. Als Teenager lernte Quincy Jones Ray Charles kennen, mit dem er eine kleine Combo gründete und durch die lokalen Jazz-Klubs von Seattle zog. Mit 17 Jahren gewann er ein Stipendium für das Berklee College of Music in Boston, gab die Studien dort jedoch nach kurzer Zeit auf, als ihn 1951 Lionel Hampton als Trompeter für eine Tournee engagierte. 1957 bekam er einen Vertrag bei ABC-Paramount und konnte dort sein erstes Album unter eigenem Namen »This Is How I Feel About Jazz«, veröffentlichen. Neben Jazz produzierte er später auch Pop- und Filmmusik. 1963 gewann er seinen ersten Grammy für sein Arrangement zu »I Can’t Stop Loving You« vom Orchester Count Basie. Erfolgreich arbeitete er zusammen mit zahlreichen Musikern wie Frank Sinatra, Michael Jackson, Aretha Franklin, Little Richard, Herbie Hancock, Lionel Richi und vielen anderen. Für seine musikalische Arbeit wurde Quincy Jones bis 2010 79 Mal für einen Grammy nominiert – 27 Mal hat er diesen Preis bislang errungen. 2005 erfolgte seine Aufnahme in die Dance Music Hall of Fame. in ger Mensch. Je älter man wird, umso mehr begreift man, wie wenig man weiß. n Sie sind mit Staatsmännern weltweit befreundet. Wen würden Sie gern noch für einen Gedankenaustausch treffen? Ich möchte lieber mit großartigen Leuten Gespräche führen, die ich schon lange kenne. Mit Ruandas Präsident Paul Kagame zum Beispiel. Kagame ist ein faszinierender Mann, für mich der neue Mandela. Dann noch mit Vaclav Havel, auch ein guter Freund. Und mit Carl Gustav, dem König von Schweden. n Der schwedische König gilt in der Öffentlichkeit nicht gerade als brillant? Er ist durchaus ein sehr interessanter Mann. Und ich bin sehr verbunden mit Schweden durch meine beiden Kinder aus zweiter Ehe, die durch ihre Mutter halb schwedisch sind. ickr, Revere rer. Das ist mein Motto. Ich glaube fest daran. n Sie sagten mal, Gutes zu tun, sei Ihre Obsession. Für viele Hollywood-Stars ist Gutmenschentum eine Art Statussymbol geworden. Befremdet Sie das manchmal? Damit habe ich nichts zu tun. Was ich tue, mache ich aus tiefster Seele. Kennen Sie den Bestseller „Blink“ von Malcolm Gladwell? Ein tolles Buch über die Macht des Instinkts, das mich durchs Leben begleitet. Ich identifiziere mich zum Beispiel mit Ghetto-Kids, um die ich mich kümmere, weil ich selbst erlebt habe, was sie durchmachen. Ich komme aus den Ghettos in Chicago. In den 30er Jahren, der Zeit der großen Depression, war dort das größte Ghetto Amerikas, fünf Millionen Schwarze. Mein Vater arbeitete als Tischler für Gangster. Jeden Tag sah ich Leichen und Maschinenpistolen. Ich kannte nichts anderes. Und bis ich elf Jahre war, wollte ich unbedingt auch ein Gangster werden. Böse Jungs waren meine Idole. Und dann stand ich eines Tages völlig zufällig vor einem Klavier und mit jeder Faser meines Körpers fühlte ich: Musik ist das, was ich bis ans Ende meines Lebens machen will. n Also eine Art höhere Eingebung? Absolut. Gott hatte da zweifellos die Finger im Spiel. Ich wäre vorher nie im Traum darauf gekommen, ein Instrument zu spielen. Und dann berührte ich plötzlich dieses Klavier und wusste: Das ist es. Okay, Posaunen fand ich auch spannend. Aber die Posaunisten und Trompeter stehen immer ganz hinten im Orchester, weit weg von den schönen Mädchen im Publikum. Da dachte ich dann doch eher praktisch. n Sie haben 26 Grammys, den höchsten US-Musikpreis, gewonnen, Welthits produziert. Was ist heute wichtig für Sie? Meine Kinder. Meine Familie, meine Freunde, meine Gesundheit. Musik auch. Und Wissen: Ich befasse mich auch seit 37 Jahren mit dem Silicon Valley, bin begeistert von Nanotechnologie. Nanotechnologie hat einen Rieseneinfluss auf die Menschheit. Man muss einfach wach, aufmerksam bleiben. Ich bin ein wahnsinnig neugieriger, wissensdursti- Foto: © Fl n Lichtblick: Herr Jones, stimmt es, dass Sie nicht Auto fahren können? Quincy Jones: Ich habe keinen Führerschein. Ich habe es in jungen Jahren mal mit Fahrstunden versucht, aber der Fahrlehrer sagte nach meinen ersten Versuchen: „Ich gebe Ihnen lieber Ihr Geld zurück, wir brauchen nicht noch so einen Verrückten auf den Autobahnen“. n Wie sind Sie denn ohne Auto durchs Leben gekommen? Als ich junger Musiker war, habe ich immer auf den Drummer oder den Bassisten der Band gewartet, damit sie mich nach Hause fuhren. Die haben mich aber immer extra lange warten lassen, bis sie ihre Sachen zusammengepackt hatten. Heute habe ich freilich einen Chauffeur. n Sie engagieren sich für zahlreiche wohltätige Zwecke, wie zum Beispiel für die Stiftung der LuxusAutomarke Maybach. Also haben Sie ein Faible für teure Wagen? Ich sage Ihnen mal was: Ich habe schon in einem sieben Millionen Dollar teuren, mit viel Gold und Schnickschnack aufgepimpten Maybach gesessen. Beeindruckt hat mich das überhaupt nicht. n Die Maybach Foundation bringt junge Talente mit Mentoren zusammen. Wer war der wichtigste Mentor in Ihrem Leben? Ich hatte eine Menge Mentoren. Count Basie und Lionel Hampton, der mich entdeckt hat, zum Beispiel. Auch Ray Charles war sehr wichtig für mich. n Weshalb? Ich habe ihn in Seattle kennengelernt, als ich 14 war. Er war 16. Wir fingen an, miteinander Musik zu machen. Er kam mir vor, als wäre er hundert Jahre älter als ich. Er war so smart. Obwohl er blind war, war er sehr unabhängig. Er hatte einen Rieseneinfluss auf mein Leben. Ich hatte das Glück, dass sehr mächtige, großartige Männer mein Leben inspiriert haben. Wie Nelson Mandela. Ich kenne ihn seit 45 Jahren. Jedesmal, wenn ich ihn treffe, lässt er mich in der südafrikanischen Sprache Zulu den Satz „Umuntu ngumuntu ngabantu“ üben. Der steht für die südafrikanische Philosophie und heißt: „Ein Mensch ist ein Mensch nur durch andere Menschen“, soviel wie: Menschlich sein kann man nur durch Anerkennung der Menschlichkeit ande- Musik ist seine große Leidenschaft: Quincy Jones – einer der einflussreichsten Musiker unseres Jahrhunderts harte Arbeit. Zu 90 Prozent besteht sie aus Frustration. Zehn Prozent sind eine kleine Gnade Gottes. n Ihr größter Erfolg war die Produktion von Michael Jacksons „Thriller“, meistverkauftes Album der Welt. Sie haben lange mit ihm zusammengearbeitet. Beschäftigt Sie sein Tod noch? Es ist eine Katastrophe. Ich war damals gerade beruflich in Luxemburg, als ich hörte, dass er tot ist, und konnte es nicht fassen. Aber man muss sich nun mal damit abfinden. Wir haben sehr eng zusammengearbeitet. Aber davon, was in ihm vorging, habe ich keine Ahnung. n Sie haben mit den größten Musikern gearbeitet, ob Aretha Franklin, Marvin Gaye, Chaka Khan oder Frank Sinatra. Welcher aktuelle Musikstar besitzt für Sie dieselbe Weltklasse? Bis jetzt sehe ich keinen einzigen am Horizont. Aber ich will auch niemanden entmutigen. Meine achtzehnjährige Tochter Kenya (aus der Beziehung mit Nastassja Kinski) würde sagen: Tokio Hotel und Lady Gaga. Aber die Anforderungen sind auch nicht mehr die selben wie früher. Wir hatten früher Zeit, langsam eine Karriere aufzubauen. Wir scherten uns nicht ums Geld, sondern wollten in erster Linie Musik machen. n Wie wichtig ist Geld heute für Sie? Scherzen Sie? Sehr wichtig! Ich habe sieben Kinder. Da ist Geld unweigerlich wichtig. Ich denke aber nicht groß nach über Geld. Immer wenn ich was getan habe, was mir Spaß machte, kam das Geld automatisch hinterher. n Marika Schärtl