Projektdokumentation Interaudio I 2002

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Projektdokumentation Interaudio I 2002
Inhaltsverzeichnis
I. Vorwort
II. InterAudio – ein Projekt für Interkulturellen Hörfunk
III. Interkulturelles regionales Radio- Netzwerk Ost
1. Ostdeutsche Radio-Initiativen
2. Medienpolitik
3. Interkultureller Rundfunk in Ostdeutschland
Projektdokumentation 2002
InterAudio
Koordinierungsstelle für Interkulturellen Hörfunk
Unterberg 11
06108 Halle/S.
Fon: 0345 - 2038641
Fax: 0345 – 2036842
mail: [email protected]
Internet: www.interaudio.org
IV. Einblicke in das Seminar „Integration von Minderheiten im Freien Radio
am Beispiel der russischsprachigen Minderheit“
1. Russkoe Radio bei Radio Corax in Halle
1.1. Die Sendung „Rodina“
1.2. Die Sendung „Schum“
2. Klaipeda - Der litauische melting-pot
2.1. Bericht über das Leben und die Erfahrungen von Minderheiten
in Klaipeda
2.2. Förderung und Einbindung von Minderheiten in
das kulturellen Leben
3. Die Präsenz von Minderheiten in den russischen Medien
4. Radio für Minderheiten in Klaipeda
V. Werkstatt „Internet und Nord-Süd-Berichterstattung im Freien Radio“
1. Nord-Süd-Berichterstattung und Freies Radio
2. Information Süd-Nord-Süd: Multimedia statt Einbahnstraße
2.1. Die Idee
2.2. Das Projekt
2.3. Interessante Links (audio)
3. Europa im Netz mit Europhonia.de
4. Was bringt Tagesaktualität bei entwicklungspolitischer Berichterstattung?
5. Unendliche Weiten im Internet?
6. Internetglossar
VI. Fragebogen „Interkulturellem Hörfunk“
VII. Veranstaltungsübersicht
VIII. Textnachweise
IX.
Anhang
I. Vorwort
Das Projekt „InterAudio – Koordinierungsstelle für Interkulturellen Hörfunk“ begann im Juni
2002 mit der Arbeit. Doch schon viele Monate zuvor wurden Ideen, Meinungen und
Vorstellungen zu Thema interkulturelle Arbeit im nichtkommerziellen Hörfunk
zusammengetragen, diskutiert und ausgearbeitet. Als Grundlagen dienten die vielen
langjährigen Erfahrungen, die es in den verschiedenen nichtkommerziellen Radios gab. Es
wurden Möglichkeiten für eine finanzielle Unterstützung des Projektes gesucht und
schließlich gefunden. Für den Zeitraum von Juni bis Dezember 2002 konnte eine halbe
Personalstelle finanziert werden, die mit der Organisation und Durchführung beauftragt
wurde.
Trotz des beschränkten Zeitraumes konnte eine Vielzahl von Veranstaltungen und Seminaren
durchgeführt werden. So wurden zwei Ausbildungsseminare im Bereich interkultureller
Hörfunk bei Radio Corax, ein Seminar zum Thema Integration von Minderheiten im Freien
Radio, die Werkstatt „Internet und Nord-Süd-Berichterstattung im Freien Radio“ und das
InterKult Festival veranstaltet.
In dieser Abschlussdokumentation von InterAudio werden ausgewählte Veranstaltungen
dargestellt, von denen wir denken, dass sie besonders interessant waren.
Andrea Seifert
Projektleiterin
II. InterAudio – ein Projekt für Interkulturellen Hörfunk
In der medial vermittelten Öffentlichkeit sind MigrantInnen kaum wahrnehmbar. In der
Berichterstattung kommen sie meistens nur als Opfer oder als Täter vor. Sie werden aber nicht
als eigenständige gesellschaftliche Akteure wahrgenommen. Außerdem sind MigrantInnen
medial unterversorgt. Für ihre spezifischen Schwierigkeiten und Probleme gibt es selten ein
Podium, schon gar nicht unter Berücksichtigung der Sprachbarrieren.
Die politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge, aus denen heraus
Flucht und Migration, aber auch bestimmte Integrationsschwierigkeiten in Deutschland oft
erst nachvollziehbar werden, sind in den Medien wenig bis gar nicht präsent. Das betrifft die
internationale Berichterstattung generell, aber auch die Art, in der sie stattfindet.
In diesem Zusammenhang fällt auf, dass auch der selbstorganisierte und alternative
Medienbereich in den interkulturellen und antirassistischen Projekten eine vergleichsweise
marginale Rolle spielt. Wenn über Medien und Öffentlichkeit nachgedacht wird, dann in aller
Regel mit Bezug auf die etablierten Medien.
Ein Grund dafür ist auch, dass in vielen Regionen die Alternative einer selbst- organisierten,
für Minderheiten offenen politischen und kulturellen Öffentlichkeit zumindest im
Medienbereich fehlt.
Gerade hier liegen aber die Stärken des alternativen Medienbereichs, insbesondere des nichtkommerziellen Hörfunks. Freies Radio bietet als Medienstruktur nahezu ideale
Möglichkeiten, eine relevante Öffentlichkeit mit der notwendigen Zugangsoffenheit und
Selbstbestimmtheit zu koppeln. Die Produktion von Sendungen und Beiträgen für den
Hörfunk ist im Gegensatz zu Fernsehen vergleichsweise unaufwendiger und auch weniger
kostenintensiv. Zugleich ist Radio das schnellste Medium überhaupt und kann, bei einer
entsprechender Profilierung und Nutzung, in hohem Maße die regionale Presse ergänzen und
zu Teilen auch ersetzen. Ein vielfältiges, aber strukturiertes Programmumfeld trägt dazu bei,
vielschichtige Bevölkerungskreise erreichen zu können.
Das Tätigkeitsfeld von InterAudio liegt explizit im Bereich des Interkulturellen Hörfunks.
Durch Fortbildungsangebote an MigrantInnen sowie Flüchtlings- bzw. antirassistische
Initiativen sollen die Zugangsschwellen zum Hörfunk gesenkt werden. Die Seminare werden
bei Bedarf in den verschiedenen Sprachen durchgeführt. Durch die verstärkte Förderung von
nicht deutschsprachigen oder mehr- sprachigen Sendungen soll der Zugang zu Informationen
für MigrantInnen möglich bzw. erleichtert werden. Aber auch die Organisation und
Gestaltung eigener kommunikativer Räume, deren Regeln und Strukturen von den Akteuren
selbst entwickelt und verändert werden, soll dadurch befördert werden.
Durch ein interkulturelles Hörfunkangebot wird die Möglichkeit geboten, Einblicke in andere
Kulturen, Lebens(um)welten und Realitäten zu erlangen. Dies kann mit dazu beitragen, ein
besseres Verständnis über die verschiedenen politischen, ökonomischen, sozialen und
kulturellen Zusammenhänge von Flucht und Migration zu befördern.
Darüber hinaus sind für InterAudio folgende übergreifende Ziele verbunden:
-
die Förderung publizistischer Vielfalt sowie demokratischer, politischer
Öffentlichkeit und Streitkultur
die Stärkung von regionalen zivilgesellschaftlichen Strukturen und
Alternativkulturen
die Aufklärung über die Hintergründe und Zusammenhänge in den Bereichen Flucht
und Migration, Rassismus und Rechtsextremismus
die Förderung von interkultureller Kompetenz
die Vernetzung von alternativer Medieninitiativen, insbesondere im
nichtkommerziellen Hörfunk
InterAudio stellte sich folgende Aufgabenbereiche:
- Dokumentation, Vernetzung und infrastrukturelle Unterstützung von nicht
deutschsprachigen, mehrsprachigen bzw. auf die Themen Rechtsextremismus, Rassismus,
Flucht und Migration, kultureller Austausch und internationale Entwicklung bezogenen
Beiträgen und Sendungen im nichtkommerziellen Hörfunk.
- Organisation von Fortbildungsseminaren und Arbeitstreffen für nichtkommerzielle Radios,
die sich auf die genannten Programmbereiche beziehen und überregional von Belang sind.
- Förderung und Koordinierung von Austausch innerhalb der nichtkommerziellen Radios in
den genannten Programmbereichen unter der Einbeziehung von Internet und Neuen Medien.
- Förderung qualifizierter Öffentlichkeitsarbeit und der Medienkompetenz von Flüchtlingsund antirassistischen Initiativen in Bezug auf Interkulturellen Hörfunk.
- Erbringung von Auftrags- und Serviceleistungen für die genannten Programmbereiche in
den einzelnen nichtkommerziellen Radios.
- Förderung des Zugangs gesellschaftlicher bzw. politischer Minderheiten, insbesondere von
MigrantInnen und Flüchtlings- bzw. antirassistischen Initiativen, zur (regionalen) politischen
Öffentlichkeit sowie die Förderung selbstorganisierter politischer Öffentlichkeit für die
genannten Akteure im nichtkommerziellen Hörfunk.
III. Interkulturelles regionales Radio-Netzwerk Ost
„... wie kann man erreichen, daß nicht nur irgendwo irgendwelche Nichtdeutschen
Sendungen machen und sonst nichts passiert...?“
Phillip – O.K. Berlin
Im Januar 2002 (vom 18.-20.01.) fand erstmals ein Treffen von Vertretern der relativ jungen
ostdeutschen freien Radioszene in Halle statt.
Der Einladung von Radio CORAX e.V. folgten Vertreter aller sendenden freien Radios (außer
Naumburg & Aschersleben) und Mitglieder von offenen Kanälen und nicht sendenden
Radios.
Radioinitiative Blankenburg, ColoRadio Dresden, Radio B.L.A.U. Leipzig, OK Berlin,
Radio- Initiative Berlin, MS Stubnitz Rostock, OK Nordhausen, Radio Lotte Weimar, Radio
T Chemnitz, Radio F.R.E.I. Erfurt
Warum ein solches Treffen?
„Ja- Jeder macht sein Ding ... und da kann man das ja wunderbar als multikulturelle
Arbeit verkaufen und sich damit schmücken..., aber Interkultur, die etwas bringt, die es
erlaubt, daß man sich besser versteht – das, was lokal passiert, und darüber hinaus, was
global passiert – das ist die eigentliche Aufgabe. Und das ist es, was wir im Auge haben
müssen – eine Interkultur des wirklichen Verständnisses entwickeln.
Und das geht nur zusammen – nicht einzeln...“
Phillip – O.K. Berlin
Ausgangspunkt des Treffens war neben der Kontaktaufnahme der Versuch einer
Koordinierung von redaktioneller Arbeit im Bereich interkulturellen Radios und der
Bekämpfung rechtsradikaler Ideologien.
Die Zielstellung bestand in der Erörterung der Möglichkeiten von redaktioneller
Zusammenarbeit und der Bündelung politischer und personeller Ressourcen der RadioInitiativen Ostdeutschlands.
Warum in Halle – warum ostdeutsche Radios?
„... im Bundesverband freier Radios gibt es einiger solcher Initiativen, aber vielleicht ist die
Zielrichtung in Ostdeutschland doch eine andere. In jedem Fall müssen die Ergebnisse
dieser Arbeit mit denen der westdeutschen und österreichischen Initiativen vernetzt
werden.“
Martin – ColoRadio Dresden
Die Spezifik der Integration ausländischer Mitbürger und die Besonderheiten rechtsradikaler
Alltags- Tendenzen in Ostdeutschland führten bei Radio CORAX zu Überlegungen, eine
spezifische ostdeutsche Medienarbeit in diesem Bereich zu organisieren. Um diese Arbeit
kontinuierlich organisieren zu können, soll eine diesbezügliche Personalstelle im Rahmen des
CIVITAS-Programms über die Stiftung demokratische Jugend eingerichtet werden.
Die bisher weitgehend separate Entwicklung der ostdeutschen freien Radios führte unter
anderem dazu, daß einzelne Radio- Aktivisten im beschriebenen Tätigkeitsfeld mit viel
Aufwand ähnliche Sendestrukturen entwickelten. Dies betrifft vor allem muttersprachliche
Sendungen, die überregionale Problematiken redaktionell bearbeiten (kurdische oder
russische Sendungen beispielsweise).
Hier, wie auch im antirassistischen und antifaschistischen Redaktionsbereich gibt es in der
ostdeutschen Region stärkeren Nachholbedarf als in den westlichen Bundesländern, um diese
Aktivitäten zu vernetzen und gemeinsame Ressourcen (personell und Informationsseitig) zu
entwickeln.
Nicht zuletzt war es auch möglich, ein erstes Treffen der ostdeutschen Radio- Initiativen in
Halle zu organisieren, da die Medienanstalt Sachsen- Anhalt diese Dokumentation finanziell
unterstützte und die Antonio- Stiftung Anreisekosten in überschaubaren Dimensionen hielt.
1. Ostdeutsche Radio- Initiativen
Radio- Initiative Rostock auf der MS Stubnitz (2 Mitglieder anwesend)
mobiles Studio auf dem Motorschiff Stubnitz (seetauglich)
12-15 Sendegruppen, die einmal wöchentlich drei Stunden im lokalen offenen Kanal TV auf
Sendung gehen (Y4HK auf R.O.K.TV Rostock)
kaum Wortbeiträge und Aktuelles- im wesentlichen musikalische Nischen- Programme
im Jahr 2001 gemeinsame Sendungen mit FSK Hamburg
seit zwei Jahren erfolglos um UKW- Frequenz bemüht
ab Sommer nach Möglichkeit und Frequenzvergabe Sendung von Bord
Interesse an gemeinsamer Medienpolitik freier Radios und redaktioneller Zusammenarbeit
OKB Berlin (Philip Lorenz– anwesend)
Gruppe von 6 Mitarbeitern, die beim OKB einen Sendeplatz zu interkultureller Arbeit
belegen: zwei mal wöchentlich zwei Stunden
punktuelle Arbeit zu Europa und Welt (ca. 10 Tage Vorbereitung)
Vorbereitung einer internationalen Anti- Rassismus- Konferenz für 2002
medienpädagogische Arbeit mit Jugendgruppen zu Europa- Themen
Interesse an Analyse interkultureller Radioarbeit Berlin und Ostdeutschland
redaktionelle Zusammenarbeit
Info- Pool
Radioverbund.de - Berlin (Internetplattform) (3 Mitglieder anwesend)
Initiative will Austauschplattform für verschiedene freie Radios aufbauen – in verschiedenen
Musik- und Info- Bereichen gemeinsame Internet- Radio- Programme als Ziel
Interesse an redaktioneller Zusammenarbeit
medienpolitische Stärkung der Berliner Radioszene
RIB Radio- Initiative Blankenburg (3 Mitglieder anwesend)
Verein in Blankenburg – keine Lizenz
einmal monatlich Sendefenster bei CORAX
lokale Bands – internationale Independent- Musik
Dez. 2001 Ausrichtung eines internationalen Radio- Workshops in Blankenburg (6 Länder)
Ziel: Aufbau einer internationalen Austausch- Plattform im www
Interesse an internationaler redaktioneller Zusammenarbeit in den Themen Anti- Rassismus,
Jugendarbeit, Demokratie
Radio CORAX (6 Mitglieder anwesend)
24h – Frequenz in Halle seit Juli 2000
Verein- ca. 200 sendende Einzelmitglieder
verschiedene muttersprachliche und interkulturelle Sendungen, denen allerdings oft die
überregionale Anbindung und Unterstützung fehlen
(siehe CD- Dokumentation)
Interesse an redaktioneller und politischer Zusammenarbeit auch mit Initiativen und Personen
außerhalb des BFR
Koordinierung eines interkulturellen regionalen Netzwerkes Ost
Radio Blau Leipzig (1 Mitglied anwesend)
einmal wöchentlich ein vierstündiges Sendefenster
einige muttersprachliche Sendungen (kurdisch, iranisch)
Aufbau einer interkulturellen Jugendredaktion
Interesse an Netzwerkarbeit und redaktioneller Zusammenarbeit
ColoRadio Dresden (3 Mitglieder anwesend)
seit 1992 auf Sendung
einmal wöchentlich ein vierstündiges Sendefenster
interkulturelle redaktionelle Tätigkeit im Rahmen des Programmes
eine kurdische Sendung (Kultur, Politik)
Vernetzung der ostdeutschen antirassistischen Bemühungen mit denen des BFR
Radio T (ein Mitglied anwesend)
wie alle drei freien Radios Sachsens nur 4 Stunden wöchentlich Sendung
daher keine rein interkulturellen Sendungen
wegen geplanter Programm- Erweiterungen starkes Interesse an Programm- Austausch und
gemeinsamer Redaktion in bestimmten Bereichen
Radio F.R.E.I. Erfurt (ein Mitglied anwesend)
Piraten- Radio als Ursprung
wie in allen thüringischen freien Radios gesplittete Sendezeit (O.K. Erfurt und BBC)
verschiedene muttersprachliche Sendungen (russisch, african spirits- zweisprachig- täglich
12-13 verschiedene Nachrichten unterschiedlicher europäischer Stationen im Original
Potpourri- dt-frz. Sendung
eine Stunde pro Woche interkulturelles politisches Magazin (u.a. ONDA- Magazin)
Radio LOTTE Weimar (ein Mitglied anwesend)
gesplittete Sendezeit (O.K. Erfurt, BBC, BAUHAUS- Radio)
lokale Kultur und Politik
internationales Team der Radio- Macher
keine muttersprachlichen Sendungen
Zusammenarbeit mit polnischen und französischen Radios im Bereich europäischer
Medienpolitik
Interesse an Zusammenarbeit im redaktionellen Bereich antifa / antira und Medienpolitik
OK Jena (ein Mitglied anwesend)
gesplittete Sendezeit (BBC)
im OK Interesse an Gründung eines NKL
einzelne politische Sendungen
wöchentlich französisch- sprachige Sendung
monatlich eine Sendung african spirit
Weltnachrichten
Interesse an überregionaler politischer Zusammenarbeit stärker strukturiertes Programm (ZielNKL)
OK Nordhausen (ein Mitglied anwesend)
gesplittete Sendezeit (BBC)
Weltmusiksendung wöchentlich mit politischen Hintergründen
„schrankenlos“ 2xmonatl. vom Verein für interkulturelle Arbeit; mit amnesty – Fenster;
kulturellen Hinweise zu Veranstaltungen etc.
„Don Camillo – Kultur kreuzweise“ kirchliche Jugendarbeit – Sendung 2xmonatl.;
Jugendaustauschprojekte
unregelmäßige Sendungen: Afrika zw. Gestern und heute zu interkulturellen Veranstaltungen
, Liveschaltungen
Interesse an überregionaler Zusammenarbeit im Bereich interkulturellen Radios
Wartburg- Radio - OK Eisenach (telefonisch und via www informierend)
gesplittete Sendezeit (BBC)
geplant ist über OK- Beiträge hinaus lokalpolitisches Magazin
Zusammenarbeit mit Collage- Radio in Wavewly (Iowa)Sendeaustausch und praktischer Austausch von PraktikantInnen
Sendeaustausch mit anderen Radios im Bereich interkulturellen Radios
Medienpolitik
2. Medienpolitik
Auf der Grundlage einer Retrospektive der Entwicklung freier Radios in Deutschland wurde
von allen Anwesenden die Notwendigkeit medienpolitischer Arbeit diskutiert.
Da die Lizensierung und Rahmengesetzgebung für Bürgermedien Ländersache ist, gibt es –
bezogen auf die ostdeutschen Bundesländer- sehr unterschiedliche Realitäten der freien
Radiolandschaften.
Gibt es in Brandenburg, Berlin und Mecklenburg- Vorpommern bislang keine UKWFrequenzen für die sogenannten Bürgermedien (OKB sendet im Kabel, OK Rostock TV
ebenfalls, in Berlin existiert ein 2h/Woche- Sendefenster für ein Uni- Radio), wurde in
Sachsen das notdürftige Modell der Sendefenster bevorzugt.
Über die drei Sendefenster für freie Radios (BLAU, ColoRadio und T) hinaus, die einmal
wöchentlich 4 Stunden auf Frequenzen privatkommerzieller Anbieter senden, gibt es eine
Fenster- Frequenz für das Ausbildungsradio Mephisto Leipzig.
In Sachsen- Anhalt wurde die Trennung in OK TV (8 Sender) und NKL- Radios (CORAX
Halle, HBW Aschersleben mit OK-Fenster und FRN Naumburg) als 24- StundenVollfrequenz vorgenommen.
Weitere Lizensierungen sind aus finanziellen Gründen nicht vorgesehen. Das Uni- Radio
Magdeburg sendet in Campus- internen Kabelnetzen und im Fenster beim lokalen OK TV.
In Thüringen wurde die komplizierte Lizensierung aller Formen von nichtkommerziellen
Lokalradios in einer Mischform gewählt.
In der Folge existieren zwei NKL- Radios (Lotte in Weimar und Radio F.R.E.I. in
Erfurt). Beide müssen sich die Frequenz teilen mit dem OK Erfurt, der in direkter
Trägerschaft der TLM verwaltet wird, und dem Privat- Anbieter BBC. Weitere Offene
Kanäle Hörfunk gibt es in Nordhausen, Jena und Eisenach. Auch hier sind die
Frequenzen mitbelegt durch die BBC.
Ausbildungs- Radios wurden an der TH Ilmenau und der BAUHAUS- Uni in Weimar
lizensiert.
Geht man von den allgemein anerkannten Funktionen der Bürgermedien aus:
Meinungsfreiheit auch im Medium
Ausbildung einer breiten Medienkompetenz,
ergänzten die Teilnehmer dies um die NOTWENDIGKEIT der Förderung von ethnischen,
sozialen, politischen und kulturellen Minderheiten.
-
Um eine relevante Öffentlichkeit für diese Minderheiten und darüber hinaus die
Meinungsfreiheit jedes/ jeder Einzelnen zu gewährleisten, kann das Ziel nur sein, in jedem
Bundesland die Lizensierung mehrerer lokaler Vollfrequenzen zu erreichen.
zur Kopplung der Rundfunkgebühren an den Etat der Medienanstalten
ab 2005 automatische Partizipation an der Erhöhung der Rundfunkgebühren
abgeschafft
- Folgen nicht absehbar
Ergebnisse des Gesprächs mit dem Referenten für Bürgermedien
der LMA R. Feigel
zur digitalen Technik
- Vorschlag: Treffen mit Michael Richter (LMA S.-A.) zu Thema DAB & Co.
durchführen
-
-
zur Zusammenarbeit auf Bundesebene der verschiedenen Landesmedienanstalten:
-
zu den AKOK- und NOKO- Budgets
- stellen Mittel für bundesweite Projekte zur Verfügung
- knappe Budgets (AKOK- Etat 50000-70000 DM)
Differenzen innerhalb der Gremien der Bundespolitik über
Existenzberechtigung
Folge: ArbeitsKreisBürgerMedien (ehem. AKOK) aufgelöst
Weiterarbeit AKBM (Kontakte bestehen weiter, Treffen finden statt)
Bayern und Sachsen behindern bundesweite Fortschritte
zu den unterschiedlichen Ausschüttungen der Landes- Medien- Anstalten
- Teil der Arbeit der Medienanstalten: Mittel in Projekte ausschütten
- Viele Restmittel „geben Auskunft über Qualität der Arbeit“
- Restmittel fließen in die Kassen des MDR (in dessen Sendegebiet), der
ausreichend finanziert ist
zu den niedersächsischen Forschungsergebnissen im Bereich Bürgermedien:
-
-
Bürgermedien übernehmen Grundversorgung zu freier Meinungsäußerung auf
lokaler Ebene, welche vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht (mehr?) geleistet wird
Vorreiter Niedersachsen wird bei Auswertung und Umsetzung der Erkenntnisse
von Medienanstalten beobachtet (Entwicklungen noch nicht abgeschlossen):
Problem: enorm zunehmende Kosten (nach abgeschlossener Lizensierung teure
Unterhaltung)
Einsatz nur von techn. Personal, kein journalistisch ausgebildetes
Trend, Ziel: kleine Lokalfernsehsender mit wöchentlich 1 Stunde Sendung
anderes Modell Rheinland-Pfalz (weg von Grundrecht zur freien
Meinungsäußerung zur Förderung Medienkompetenz)
zur Begleitforschung der Bürgermedien in Sachsen-Anhalt
- Evaluation wichtig und sinnvoll, aber zu teuer (450000-500000 DM)
- Mittel müßten den Haushalten der Bürgermedien abgezogen werden
- Budgeterhöhung bei Bürgermedien unvorstellbar (zur Zeit geht die Hälfte der
Mittel der LMA Sachsen-Anhalt an die BM)
zur Perspektive weiterer Lizensierungen in Sachsen-Anhalt
- gute Chancen, da bei Medien „keine politischen Scheuklappen vorhanden“
- aus politischer Sicht gute, aus finanzieller Sicht schlechte Chancen für weitere
Lizensierungen
Blankenburg: Interessen in den Landtag tragen, „mit Erfolgen wuchern“
(Lobbyarbeit => Einfluß auf Entscheidungen) [hbw (Bürgerradio in Aschersleben)
in Anspruch nehmen]
weiterhin wird auf Trägervereinsmodell gesetzt (finanziell)
die nächsten 4 Jahre ist der Bestand der Bürgermedien in S.-A. gesichert
Zielstellung der TeilnehmerInnen des Treffens zur Medienpolitik:
• Bündelung der medienpolitischen Aktivitäten (Solidaritäts- Aktionen, gemeinsame
Petitionen und Projekte, Interessenvertretung im BFR auch für Nichtmitglieder
• Erreichung der Lizensierung von Radio- Initiativen in Mecklenburg-Vorpommern,
Brandenburg und Berlin
•
• Änderung der Lizensierungsbedingungen in Sachsen
•
• Zulassung von NKL- Radios in Blankenburg und Jena
•
perspektivisch Lizensierung von Vollfrequenzen in allen Bundesländern
-
neben Arbeit im Radio Lobbyarbeit notwendig (Problem: Sendebetrieb bindet
Kräfte)
Lobbyarbeit (mit öffentlicher, politischer und wissenschaftlich/juristischer
Agenda)
Lobby über einzelne Personen mit Gremientätigkeit, die dann als
Multiplikatoren fungieren
-
-
Partnersuche (gegenseitige Interessenlage) im Sende- bzw. "Noch-nichtSendegebiet", um Anliegen zu bekräftigen
Partner innerhalb der Medienanstalten suchen (Verbände und Gewerkschaften
sind Teil dieser), dort für Programmrelevanz [Ergebnisse Forschung
Niedersachsen] stark machen
Verweis auf Medienmonopolsituation in den neuen Bundesländern in
Argumentationen
-
-
3. Interkultureller Rundfunk in Ostdeutschland
-
„Es steht erst mal grundsätzliche Akzeptanz im Vordergrund: die Erfahrung, die wirklich
gelebt wird. Akzeptanz grundsätzlich unterschiedlicher Lebensformen- die sehe ich
zumindest in der Berliner Radio- Arbeit überhaupt nicht. Das müßte ja wohl zuerst
passieren!“
- Radioverbund.de
-
Diskussion
-
-
Probleme:
undifferenziertes Nebeneinanderstehen der einzelnen Sendungen
es findet kaum inhaltlicher Austausch/ Zusammenarbeit zwischen Nichtdeutschen und
Deutschen statt (aufgrund von Sprachbarrieren)
muttersprachliche Sendungen haben Sonderstatus, sind in die Prozesse des Radios nicht
eingebunden (Aushandlungsprozesse über Philosophie des Radios)
„also erst mal ist ja wichtig, daß die kurdische Sendung überhaupt läuft, die Kurden in
Berlin freuen sich genau darüber, egal, ob das ein Deutscher überhaupt versteht. Das ist in
dem Zusammenhang erst mal völlig egal.“
Pierre – Radio Lotte Weimar
„..wenn ein Inder für zwei andere Inder Sendung machen will, dann muß er das dürfen.
Das ist ein Grundrecht- und das müssen wir gewährleisten! Es kann nicht darauf
hinauslaufen, daß wir Deutschen auf dieser Grundlage bereichern können,...wir haben
kein Recht darauf, zu verlangen, daß diejenigen Deutsch sprechen.“
Martin - ColoRadio
verschiedene Standpunkte wurden geäußert (nicht chronologisch geordnet):
-
Migranten benötigen Basis zur Verständigung in ihrer Muttersprache (Grundrecht)
prinzipiell wird das Bestehen von muttersprachlichen Sendungen als Vorteil/
Bereicherung angesehen
mangelnde Plattformen in den Medien, die Loslösen aus den Nischen ermöglichen,
Bedürfnis muß aus den Gruppen selbst formuliert werden
Freie Medien müssen Oase für Gleichberechtigung schaffen, sonst Geruch des
Betroffenheitskultes; caritatives Element der Kulturarbeit funktioniert nicht auf Dauer
bloßes Aneinanderreihen muttersprachlicher Sendungen nicht sinnvoll, wesentlich ist das
„Miteinander ins Gespräch kommen“
Miteinander Migranten/ Deutsche schwierig => rechtlich keine gleichwertigen Partner
gemeinsame Diskussion und Austausch über Programmphilosophie ist notwendig und
legitim
Auseinandersetzung der Migranten mit unserem Problem des Nichtverstehens ist nicht
erzwingbar
Wichtiger Fokus in Auseinandersetzung mit Interkulturalität:
Wie ist Idee des Austauschs in die Köpfe der 80 Mill. Deutschen hereinzubringen ?
Mangel an Austausch innerhalb der eigenen Kultur ist schlechte Basis für angestrebten
interkulturellen Austausch
Weimar: positive Variante; gemeinsame Zusammenarbeit im Sender; verschiedene
Sichtweisen verändern Inhalte (Bsp.: Presseschau türkischer und russisch/
tschetschenischer Zeitungen in deutscher Sprache)
„muttersprachlichliche Sendungen genießen einen Sonderstatus- weil, wo sollen sie laufen,
wenn nicht hier... da findet der Austausch erst mal nicht wirklich statt.“
Thomas K. - Radio CORAX
Zielstellungen der TeilnehmerInnen:
•
Treffen zur Erforschung und Entwicklung des interkulturellen Hörfunks
(Phillip OKB) – Finanz- Aquise dafür, Arbeitsgruppe bilden
•
Beantragung einer Personalstelle für Koordination interkulturellen
Hörfunks in der Region Ostdeutschland (Sitz und Beantragung bei der
Stiftung demokratische Jugend / CIVITAS: Radio CORAX
Erwartungen und Vorschläge (Arbeitsaufgaben) an die evtl. entstehende Netzwerkstelle
für interkulturellen Hörfunk:
- Überregionale Vernetzung des interkulturellen Hörfunkbereichs (entstehende Struktur für
alle freien Radios nutzbar)
- Erstellen einer Korrespondentenliste von gut deutsch sprechenden Ausländern (für
Hintergrund- und aktuelle Infos weltweit)
- Treffen organisieren für ostdeutschen Austausch und Vernetzung
- Betreuung eines Themenschwerpunktes beim BFR- Treffen in der zweiten
Hälfte dieses Jahres (2002)
„wenn wir die Notwendigkeit akzeptieren, interkulturelles Verständnis zu befördern, dann
muß man sich auch nen Kopf darüber machen, wie kann so ein Verständnis zustande
kommen...“
Thomas R. – Blankenburg
•
Aufbau eines Korrespondenten- Netzes zu speziellen Aufgabenbereichen
innerhalb des interkulturellen Hörfunks
Anlegen einer Adressen- und Telefonnummernliste wurde abgelehnt (Sicherheit,
Arbeitsaufwand der Aktualisierung)
Vorschläge:
- Kontakt zu einzelnen Personen über Sender herstellen bzw. individuelle Kontakte
knüpfen
- Mailingliste freie-radios.de erweitern
- Plattform freie-radios.de nutzen (Tel.-Nr. reinsetzen, wenn bei aktuellen
Anlässen Leute vor Ort sind)
•
Einrichtung einer speziellen Austausch – Plattform bei www.freie-radios.net
•
Nutzung der bestehenden Austauschnetze – insbesondere www.freie- radios.net
BFR www.freie-radios.de
- mp3s zum Runterladen fertiger Beiträge
- Uploads sind personengebunden
- 3 Mailinglists:
1. bfr cafe: Newsletter – freier Zugang
2. bfr programm: Programmaustauschliste, virtuelle
Redaktionsplattform – Zugangsberechtigung
3. bfr Koordination: interne Vorbereitung
- für Zugangsberechtigung ist keine Verbandsmitgliedschaft notwendig,
- für einzelne, kleinere Initiativen Passwörter über BFR- Mitglieder in ihrer Nähe
erhältlich (Bsp. Berliner Ini. über ONDA – Info)
- in Zukunft wird es Rubrikenauswahl, Suchfunktionen geben
- Ansprechpartner: Martin (ColoRadio DD)
Vorschläge:
- als Ergänzung diese Plattform weiterentwickeln für kleinere Bestandteile (O –Töne,
Rohmaterial) – radioübergreifende Arbeit an Beiträgen und Sendungen fördern
- Erweiterung der Angebote (passiert durch Uploaden von Sendungen mit verschiedenen
Inhalten)
- um Navigation infolgedessen zu vereinfachen: verschiedene Sparten einrichten
(Politik, Ökologie.... künstlerische Beiträge)
- mehrsprachige Suchmaske, Stichwortregister
- ganze Sendungen nach einiger Zeit [3 Wochen] löschen (Übersichtlichkeit,
Kapazitäten)
- kurze Hörausschnitte (6-7 min) in realaudio und Begleitinformationen
- andere Variante: Inhaltsübersicht ins Netz stellen (ohne download); dadurch
direkte Rückkopplung über Nachfrage => mehr Motivation und Attraktivität
für MacherInnen
- Eingabemaske für Musiksendungen ohne upload
- Forum zur Diskussion technischer Fragen
andere Plattformen:
- Radio4all: meist englischsprachige Sendungen; derzeit Listung der 10 aktuellem
- Beiträge anhand der Produktionsdaten; ein Zurückgehen ist aber möglich Vorschlag: dies
geht an Nutzern vorbei, besser wäre nach upload – Datum aufzulisten
- ONDA: Nachrichtenpool für Lateinamerika – Infos; Mitglied bfr; Korrespondenten vor
Ort; Magazinbeiträge aller 14 Tage (10 – 20 Min. Länge)nur Beitragsangebote, keine
uploads
- context.xxi: wertktritisch, marxistisch orientiert; syndicated radio
- Europa von unten: www.fro.at.: syndicated radio; Sendungen zu Ost/Südosteuropa
(Kultur, Politik, Landeskunde)
Technik
Folgende Punkte sollten koordiniert werden:
- Erfahrungsaustausch über Geräte und Sendesysteme
- Sammelbestellungen => Rabatte
- Vermittlung gebrauchter, nicht mehr benötigter Technik (evtl. Verleih?)
Vorschläge:
- Erfahrungen aufschreiben und an BFR senden (Veröffentlichungen animieren zum
„Nachahmen“), dazu nutzen des BFR-Rundbriefes (momentan)
- Plattform im Netz auf (freie-radios.net) einrichten mit Schwerpunkten digitale Systeme,
einzelne Geräte (zukünftig)
- Treffen der TechnikerInnen der freien Radios
- Radioübergreifende AG Technik bilden
Besonderer Diskussionsbedarf besteht weiterhin zu:
-
der redaktionellen Zusammenarbeit bei der Gestaltung gemeinsamer Sendungen
Erstellung eines Mantelprogramms freier Radios.
Zusammenfassung
Das erste Treffen freier Radio - Initiativen Ostdeutschlands in Halle hat grundlegende
Übereinkunft in folgenden Punkten ergeben:
•
•
•
•
Notwendigkeit der medienpolitischen Zusammenarbeit
überregionale Zusammenarbeit in verschiedenen Redaktions- Ressorts
mit aufwendigen Recherche-, Produktions- und Geltungs- Bereichen
Unterstützung der Bundesländer ohne bisherige Lizensierungen für freie
Radios
Fortführung der Zusammenarbeit ostdeutscher Radio- Initiativen im
Rahmen des BFR
•
•
•
•
•
Aufbau einer gemeinsamen Struktur im Bereich des interkulturellen
Hörfunks – Organisation einer Arbeitsgruppe beim BFR – Treffen im
Herbst
Einrichtung einer Koordinationsstelle interkultureller Hörfunk bei
CORAX
Reformation der Internet- Platform www.freie-radios.net für die
Erleichterung der Arbeit überregionaler Redaktionen
Organisation einer Konferenz zum Stand und zu Chancen
interkulturellen Hörfunks
perspektivische Erstellung eines Mantelprogrammes freier Radios im
deutsch- sprachigen Raum
„Die Unzufriedenheit, die aus der mangelnden Kommunikation untereinander resultiert,
Halle sollte umgemünzt werden in Initiative, programmlich und inhaltlich nachzudenken
im Sinne einer gemeinsamen Diskussion, eines gemeinsamen Austausches.“
Thomas K. – Radio CORAX
Vielen Dank an Alle, die kommen konnten – und an Alle, ohne die ein solcher ArbeitsAnsatz nicht möglich gewesen wäre.
Darüber hinaus danken wir den folgenden Institutionen für die Unterstützung unserer Arbeit
im Bereich interkultureller Hörfunk:
Medienanstalt Sachsen- Anhalt
Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung e.V.
Amadeu-Antonio-Stiftung
Stiftung CIVITAS
IV. Einblicke in das Seminar „Integration von Minderheiten im Freien Radio am
Beispiel der russischsprachigen Minderheit“
Das Seminar „Integration von Minderheiten im Freien Radio am Beispiel der
russischsprachigen Minderheit“ fand vom 11. bis 13. Oktober 2002 in Halle/S. statt. Die
Veranstaltung sollte in erster Linie die Möglichkeit des Erfahrungs- und
Interessenaustausches bieten. Dazu wurden Referenten eingeladen, die aus verschiedenen
Ländern und Arbeitsbereichen kamen und zudem Erfahrungen mit der Integration von
Minderheiten hatten.
Als Gäste konnten:
- Ricardas Zulcas (Leiter der Abteilung für Auslandsbeziehungen bei der Stadtverwaltung
Klaipeda, Litauen)
- Natalie Kronast (Journalistin und Kulturberaterin für die Kulturabteilung der Stadt
Klaipeda im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung)
- Oleg Korotki (Hörfunkjournalist in Russland)
- Sergej Schtschedrin (Fernsehjournalist in Russland)
- André Böttger (Redakteur der russischsprachigen Sendung „Rodina“ bei Radio Corax)
- Juri Kharlamow (Redakteur der russischsprachigen Sendung „Schum“ bei Radio Corax)
begrüßt werden.
Das Seminar orientierte sich an einem vorgegebenen Ablauf, der aber jederzeit Raum für
Diskussion und Nachfragen lies. Der erste Tag fand in den Räumlichkeiten von Radio Corax
statt und die Teilnehmer hatten die Möglichkeit sich vor Ort mit dem Radiosender und seinen
Arbeitsabläufen vertraut zu machen. Die weiteren Veranstaltungstage wurden im alternativen
Kulturzentrum „Kellnerstraße e.V.“ durchgeführt, um den Gästen auch andere Projekte in
Halle vorstellen zu können.
1. Russkoe Radio bei Radio Corax in Halle
Für die Macher der beiden russischsprachigen Sendungen bei „Radio Corax“, André Böttger
und Juri Kharlamow, ist besonders wichtig, dass sie in ihrer Muttersprache senden können.
Dadurch ist es ihnen möglich mit Menschen zu kommunizieren, die ebenso aus Russland oder
russischsprachigen Gebieten kommen und nun in Deutschland leben und einen ähnlichen
gesellschaftlichen Hintergrund wie sie selbst haben. Allerdings hat auch der kulturelle
Interaktionsaspekt eine große Bedeutung, da beispielsweise russische Musik nicht nur von
Landsleuten, sondern auch von Deutschen gehört werden kann. Dadurch werden gemeinsame
Erfahrungen gemacht und der kulturelle Austausch gefördert. Dies geschieht z.B., indem
westeuropäische Bands vorgestellt werden, die ihre Liedtexte grundsätzlich auf russisch
singen. Beide Redakteure sahen vor allem Probleme in der fehlenden oder seltenen
Kommunikation mit ihren HörerInnen. Juri Kharlamow äußerte die Vermutung, dass sich
einige russische Mitbürger verunsichert, verängstigt und womöglich irritiert fühlen, bei einem
Radiosender anzurufen, dessen Mitarbeiter sie nicht kennen und diesen daher auch kein
Vertrauen schenken. Mit einer verstärkten Werbung in Form von Flyern und Plakaten wollen
sie noch mehr Menschen auf ihre Sendungen aufmerksam machen.
Da es nur wenige russischsprachigen Radiosendungen in Deutschland gibt, ist es schwierig,
mit anderen ebenfalls russischen Redaktionen in Kontakt zu treten und einen informativen
Austausch aufzubauen. Die meisten noch vor kurzem aktiven, russischsprachigen
Radiosendungen scheiterten vor allem an den staatlichen Aufenthaltsbedingungen für ihre
russischen Mitarbeiter. Zudem besteht das Problem einer fehlenden Interessenvertretung
seitens der russischsprachigen Bevölkerung in Halle und bei der Stadt selbst, die eine wenig
integrative kulturelle Richtung vertritt und mit der offenen Atmosphäre in anderen Städten,
wie z.B. Berlin, nicht zu vergleichen ist. Ein Imagewechsel der Stadt Halle wäre, nach
Ansicht der beiden Redakteure, dringend nötig, um ein positives Lebensgefühl der russischen
Mitbürger aufzubauen und ihre Integration in die deutsche Gesellschaft voranzutreiben. Durch
die Zuweisung eines bestimmten Wohngebietes für alle russischsprachigen Aussiedler und
Flüchtlinge in der Stadt kommt es nicht nur zu Integrationsschwierigkeiten bzw. –
hemmnissen, sondern auch zur Ghettoisierung bestimmter Stadtgebiete. Besonders die
Plattensiedlung des Stadtteils Halle-Neustadt ist Wohnraum und -ort vieler in Halle lebender
Russen oder sogenannter Russlanddeutschen. Grund hierfür ist der vergleichbar
kostengünstige Wohnraum. Nach Meinung von Juri Kharlamow und André Böttger würde
eine womöglich unkompliziertere und einfachere Integration im Zentrum der Stadt gelingen,
was jedoch aus Kapazitäts- und Geldgründen in naher Zukunft nicht durchführbar sein wird.
Verständlich scheint jedoch, dass ein Großteil der russischsprachigen Bevölkerung in Halle
ein solches Ballungsgebiet als Wohnraum wählen, weil sie Hinzugezogene in einem fremden
Land sind und vermutlich die eigene Community bevorzugen. Außerdem ist der Zugang zu
Informationen über die russischsprachigen Medien wie Rundfunk via Satellit und Printmedien
problemlos möglich. Dadurch wird vor allem das Gefühl des Fremdsein und der Verlust der
Heimat gemindert, aber auch die Integrationsmöglichkeiten werden in ihrer Wirkung
geschwächt.
Für André Böttger und Juri Kharlamow vereinfachen das Internet und der freie Zugang zu
russischsprachigen Medien die Produktion ihrer Sendung. Allerdings wollen sie nicht nur eine
Sendung für die russischsprachige Bevölkerung aus einem Gefühle der Heimatverbundenheit
heraus machen, sondern sehen ihre Sendungen auch als Integrationsmittel an. Sie können in
ihren Sendungen Informationen über Deutschland (Kultur, Bildung, Behördenvorgänge,
Lebensweisen) in der russischen Sprache verbreiten und Hilfestellung für die russischen
Flüchtlinge und Aussiedler leisten. Der damit verbundene Wunsch, aus Halle eine
internationale Stadt werden zu lassen, scheint schwierig umsetzbar, aber dennoch machbar.
Zukünftig würden sich André Böttger und Juri Kharlamov über mehr Feedback der
Hörerschaft freuen, die nicht nur aus Russen, sondern auch zunehmend auch aus Deutschen
bestehen soll.
1.1. Die Sendung „Rodina“
„Rodina“ bedeutet „Heimat“. Für André Böttger, den Redakteur der Sendung, steht dieser
Name aber auch für eine Stimme für alle russisch sprechenden Menschen, die Kontakt zu
anderen suchen und Hilfe brauchen. Die einstündige Sendung wird seit September 2001
regelmäßig alle 14 Tage bei Radio Corax ausgestrahlt. Zum Inhalt von „Rodina“ gehören
Rubriken wie die Berichterstattung über verschiedene Ereignisse in der Welt, Interviews mit
in Deutschland lebenden Russen, lokale Nachrichten aus Halle und Umgebung sowie die
informative Wiedergabe von Nachrichten und Berichten aus Osteuropa. Nach Ansicht des
Redakteurs soll die Sendung auch als Sprachrohr für die russische Minderheit gelten, die in
der Saalestadt auf etwa 8.000 Menschen geschätzt wird. Die Aufforderung an die Hörer zur
Diskussion über gesellschaftliche und kritische Themen, wie Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit, sowie zur Lage im eigenen Land (Russland) soll die russischen Bürger
in die Sendung einbinden und somit eine Hilfestellung zur Integration in die hallesche
(deutsche) Gesellschaft bieten. André Böttger benutzt zur Vorbereitung seiner Sendung
hauptsächlich das Internet, um an Informationen über die osteuropäische beziehungsweise
russische Nachrichtenlage zu gelangen. Außerdem verfügt er über einen guten Kontakt zur
russischen Community und dadurch zu zahlreichen Gesprächspartnern. Ein Problem für ihn
ist allerdings das geringe Feedback durch die potentielle Hörerschaft. Die vereinzelten
Höreranrufe kommen zum Großteil von Studenten der auf Fremdsprachen konzentrierten
Studiengänge.
1.2. Die Sendung „Schum“
Juri Kharlamov ist der Redakteur und Moderator der Musiksendung „Schum“, was auf
Deutsch soviel wie „Lärm“ bedeutet. Juri Kharlamov nannte seine Sendung so, weil Lärm
etwas ist, was wir immer hören, und Musik ist ein Bestandteil davon. In seiner Sendung
versucht er, den Lärm aus Russland „nachzubilden". „Schum“ ist seit Juni 2002 auf Sendung
und möchte vor allem jugendliche HörerInnen ansprechen. Die von Juri Kharlamov
präsentierte Musik bezeichnet er als alternativ mit dem Schwerpunkt auf Rock. Außerdem
werden Musik aus der Ukraine sowie neue russischsprachige Bands vorgestellt. In den
Moderationen informiert er seine HörerInnen über die aktuellen Entwicklungen in der
russischen Musikszene und über Konzerttermine verschiedener russischer Bands in
Deutschland. Dabei möchte Juri Kharlamow auf keinen Fall eine rein nostalgisch-russische
Sendung produzieren. Besonders das Spielen neuer sowie alter Musiktitel soll als Leitgedanke
von „Schum“ gelten, wobei sich hier ebenfalls, wie bei „Rodina“, das Internet als beste
Recherchemöglichkeit anbietet.
2. Klaipeda - Der litauische melting-pot
Die Stadt Klaipeda liegt an der litauischen Küste, wo das Kurische Haff mit der Ostsee
verbunden ist. 1252, als der Schwertbrüderorden die Küstengegenden des Baltikums besetzte
und an der Mündung des Flusses Dane eine Holzfestung namens Memelburg baute, wurde
Klaipeda gegründet. Mehrmals wurde die Burg überfallen, einige Male besetzt und bis auf die
Grundmauern niedergebrannt; später wurde sie wiederaufgebaut und blieb unter der Kontrolle
des Ordens. 1254 erhielt Klaipeda Hanserechte. Über Jahrhunderte hinweg wurde die Stadt
vom Deutschen Ritterorden, dem Königtum Preußen und dem Deutschen Reich beherrscht.
Außerdem war sie von den Schweden und von Russland besetzt. Erst 1923 kam das Gebiet
von Klaipeda zu Litauen. Von 1939 bis 1945 wurde das Gebiet erneut okkupiert, dieses Mal
durch das faschistische Deutschland. Von 1945 bis zur Unabhängigkeit Litauens im Jahre
1990 gehörte Klaipeda zur Sowjetunion.
2.1. Minderheiten in Klaipeda
Ricardas Zulcas arbeitet in der litauischen Stadt Klaipeda in der Stadtverwaltung als leitender
Referent für auswärtige Beziehungen. Dabei ist er vor allem für internationale Projekte,
Städtepartnerschaften sowie den internationalen Austausch zuständig. Er berichtete über seine
Erfahrungen bei der täglichen Arbeit in einer Stadt, in der viele Nationalitäten leben.
Nach dem zweiten Weltkrieg kam es 1945 zur natürlichen und künstlichen Neubesiedelung
der litauischen Stadt, was zu einer Art Auswechselung der Gesamtbevölkerung Klaipedas
führte. Infolge der Siedlungspolitik stieg die Einwohnerzahlen von 50.000 auf 200.000 und es
entstand ein sehr liberales Klima, da fast alle Einwohner Zuwanderer waren. Heute leben in
Klaipeda ca. 200.000 Einwohner und davon sind 60 Prozent Litauer und 40 Prozent
verschiedene nationale Minderheiten. Den größten Anteil hat mit 25 Prozent die russische
Minderheit, was jedoch durch die sowjetische Besatzung nicht verwundert. Außerdem bilden
Juden, Deutsche, Russlanddeutsche sowie russische Juden einen nicht unerheblichen Anteil
der Minderheiten in Klaipeda. Insgesamt schätzt man 100 verschiedene Nationalitäten in
Klaipeda, die alle eine Bereicherung für die Stadt darstellen. Anfang der 90iger Jahre
begannen viele Minderheiten, sich in Vereinen zu organisieren. Die damit verbunden stärkere
Interessensvertretung wurde und wird in Klaipeda sehr positiv aufgenommen.
Besonders diese Vereine und deren Mitglieder waren Ausgangspunkt für eine soziologische
Studie, die das Klima und die Lage der Minderheiten in Klaipeda untersuchen sollte. Dabei
waren die verschiedenen Identifizierungsmerkmale unter den Minderheiten besonders
interessant. Es stellte sich heraus, dass meist ältere Menschen in den ihrer Nationalität
zugehörigen Interessenverbänden aktiv sind. Damit tritt in vielen Vereinen das Problem der
Überalterung auf. Es fehlt an einer gemischten Basis aus Berufstätigen und Jugendlichen.
Trotzdem sollten diese Vereine nicht als homogene Gruppe angesehen werden, sondern eher
als heterogene Gruppe betrachten werden, die unterschiedlichen Interessen nachgeht.
Gerade die Interessensvertretungen der Minderheiten müssten, nach Ricardas Zulcas,
verstärkt in das städtische Leben von Klaipeda einbezogen werden. Dies wird unter anderem
durch Präsentationen auf bei öffentlichen Veranstaltungen versucht. Außerdem entstand der
Gedanke einer Verbesserung der Medienpräsenz für die Minderheiten in dieser Region, was
mit der Organisation von lokalen Radio- und Fernsehprogrammen erreicht werden sollte.
Dazu konzipierte die Stadt Klaipeda ein Projekt, in dem Minderheiten Sendeplätze im
Hörfunk bekamen. Das Projekt wurde mit der finanziellen Unterstützung der Europäischen
Union durchgeführt. Dabei wurden einem privat-kommerziellen Hörfunkanbieter die
Sendezeit und die Techniknutzung abgekauft. Die verschiedenen Minderheitsgruppen waren
für die Gestaltung der Sendungsinhalte selbst verantwortlich. Durch dieses und ein weiteres
Medienprojekt zur Verbesserung der Öffentlichkeit der Minderheiten wurde eine erhöhte
Präsenz der Minderheiten in den Medien und vor allem in der lokalen Berichterstattung
erreicht. Die Kommunikationsmöglichkeiten für diese Interessengruppen wurden
wahrnehmbar verbessert.
Trotzdem bleibt, laut Ricardas Zulacs, die Lage der Minderheiten in Klaipeda weiterhin
problematisch, da sie in der Stadt selbst immer noch kaum wahrzunehmen sind. Das Ziel
Klaipedas, als eine multikulturelle Stadt angesehen zu werden, ist immer noch nicht erreicht.
Auch zeichnet sich ab, dass das Interesse unter den Minderheiten an Klaipeda zum Teil selbst
sehr gering ist und sich ihr Blick viel mehr nach Westeuropa als in das eigene Land richtet.
2.2. Förderung und Einbindung von Minderheiten in das kulturellen Leben
Natalie Kronast arbeitet als Kulturberaterin im Rahmen einer Förderung durch die RobertBosch-Stiftung in der Stadt Klaipeda. Bei ihrer Arbeit kann Natalie Kronast auf ihre
Erfahrungen als Journalistin in St. Petersburg bei einer deutschsprachigen Zeitung für die
dortige deutsche Minderheit zurückgreifen. Das Zeitungsprojekt wurde durch das
Innenministerium der Bundesrepublik Deutschland teilweise gefördert. Dabei muss ganz klar
gesagt werden, dass die Mittel nur zu dem Zweck nach Russland fließen, damit die
deutschstämmigen Russen nicht umsiedeln. So hatte das Zeitungsprojekt zwar keine
finanziellen Probleme, da die Finanzierung gesichert war, aber ein viel größeres Problem trat
durch die fehlenden Akzeptanz in St. Petersburg auf. Die deutsche Minderheit hatte nur ein
geringes Interesse an der Zeitung, was sich vor allem in der geringen Resonanz
widerspiegelte. Weder Themen, noch Aufgaben der ‚Minderheitenredaktion’ wurden vom
Bundesinnenministerium geklärt, was die Produktion der Zeitung erschwerte. Auch der
Rückgang der Anzeigeneinnahmen, über die sich die Zeitung im wesentlichen finanzierte,
muss als Reaktion auf die Umstellung auf eine Zeitung für die deutsche Minderheit angesehen
werden. Ohne Bezug auf die russische Bevölkerung sahen sich die Werbe- und
Anzeigekunden gezwungen, nicht mehr in diese, seit 1724 existierende, Zeitung zu
investieren. Zudem konnte Natalie Kronast eine Art Abschottung und gleichzeitig eine
geringe Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Minderheiten beobachten.
Es entstand eine Diskussion mit den Seminarteilnehmern darüber, wie sich die Förderung und
Einbindung von Minderheiten in Halle/Saale darstellt. Dabei wurden verschiedene
Veranstaltungen erwähnt, wie z.B. die Interkulturelle Woche, afrikanische, ungarische oder
auch spanische Abende. Diese Veranstaltungen wurden im wesentlichen ehrenamtlich von
StudentInnen organisiert. Die Stadt Halle selbst fördert jedoch in dieser Hinsicht wenig oder
überhaupt nichts, da Finanzmittel und das nötige Interesse fehlen. Ansonsten gibt es wenige
staatliche Programme, die sich vor allem auf den Deutschunterricht für die ausländische
Mitbürger beziehen. An diesem Punkt verwies Natalie Kronast auf die jährlich stattfindenden
deutschen Kulturtage in Klaipeda, an deren Organisation sie momentan arbeitet und dazu
ausreichende Unterstützung von litauischen Unternehmen erfährt. Somit fällt das Sponsoring
von interkulturellen Projekten in Klaipeda größer und bereitwilliger aus, als es in Halle der
Fall ist.
3. Die Präsenz von Minderheiten in den russischen Medien
Oleg Korotkin arbeitet als Hörfunkjournalist für einen russischen Radiosenders und Sergej
Schtschtedrin als Fernsehjournalist. Beide waren zum Zeitpunkt des Seminars in Deutschland
im Rahmen eines Austauschprogramms für russische Journalisten, welches vom DeutschRussischen-Austausch e.V. Berlin durchgeführt wird.
Oleg Korotkin stellte fest, dass es sehr wenig bis gar keine Berichterstattung über die
verschiedenen Minderheiten bzw. Minderheitenprogramme in den russischen Medien gibt. Im
Internet gibt es allerdings die Möglichkeit, auf Seiten der jeweiligen Interessengruppen zu
treffen. Da aber nicht jeder russische Bürger grundlegende Computerkenntnisse und einen
Zugang zum Internet hat, wird dies kaum wahrgenommen. Fernseh- und Radioprogramme
sind immer noch die am meisten genutzte Informationsquelle in Russland. Diese jedoch
halten sich enorm zurück mit Berichten und Reportagen über die Minderheiten im eigenen
Land, was zu einer geringen Wahrnehmung der Minderheiten in den lokalen Massenmedien
führt. Zudem steht für diese russischen Fernseh- und Radioprogramme vielmehr die eigene
Finanzierung im Vordergrund, was sie durch die Werbeeinnahmen und ein auf möglichst viel
Unterhaltung (viel Musik, wenig Wort) zugeschnittenes Programm erreichen.
Sergej Schtschtedrin bezeichnete Russland als ein Land, welches probiert, nach außen
multikulturell zu wirken, es im Inneren aber dafür viel zu bürokratisch ist. Obwohl es einige
Fernsehprogramme über die Minderheiten gebe, würden diese nicht von und mit Hilfe dieser
Minderheiten gestaltet und produziert. Die vielen privat kommerziellen Fernseh- und
Radiosender in Russland berichten kurz und knapp über die Minderheiten, ohne ihnen ganze
Sendungen (volle Sendezeit) zu widmen. Dennoch kommt es zu vielen Vereins- und
Gemeindegründungen der Minderheiten, aber nur aus dem Grund der internen Treffen
untereinander und keineswegs, um zu überlegen, wie man sich der russischen Bevölkerung
präsentieren könnte. Die einen oder anderen Projektideen, die von vereinzelten Minderheiten
vorgeschlagen werden, scheitern meist an der Finanzierung, da der russische Staat zu keiner
Finanzierung bereit ist.
Ein weiterer Grund für die fehlende Berichterstattung über Minderheiten in Russland liege,
laut Oleg Korotkin und Sergej Schtschedrin, an den Minderheiten selbst und der restriktiven
Mediengesetzgebung. Zum einen würden sich Mitarbeiter der russischen Medien, die selbst
zu den Minderheiten gehören, nicht für Themen oder Sendungen von und über die
Minderheiten einsetzen. Andrerseits herrschen in der russischen Medienlandschaft ganz
offensichtliche ökonomische Abhängigkeiten, die eine wertfreie, objektive Berichterstattung
gar nicht zulassen. Zudem kommt es besonders in den Medien zu immer mehr kriminellen
Methoden, die sich beispielsweise in den exakten Auflistungen der geführten Telefonate von
bestimmten russischen Journalisten widerspiegeln. Die derzeitige Situation Russlands und das
geringe Interesse der Bevölkerung im Hinblick auf die Minderheiten, lassen weder ein
Minderheitsprogramm im Fernsehen oder Radio zu, noch würde sich solch eine Sendung in
Russland gar finanzieren lassen.
4. Radio für Minderheiten in Klaipeda
Gelangweilt von dem Klima der litauischen Massenmedien kam es zur Entwicklung eines
Radioprojektes für die deutsche Gemeinde in Klaipeda. Was am Anfang noch lustig und hoch
unprofessionell wirkte, gewann an Seriosität und entwickelte sich zu einem fortlaufenden
Arbeitsprozess. Dabei sollten Vertreter der nationalen Minderheit für das gesamte Programm
verantwortlich sein und selbst produzieren. Außerdem hatten fünf dieser Vertreter nationaler
Minderheit die Möglichkeit jeweils ein Praktikum in Deutschland oder Österreich zu
absolvieren, um damit Erfahrungen für die spätere eigenständige Radioarbeit zu erlangen.
Was zu Beginn dieses Radioprojektes in Klaipeda mit vorproduzierten Sendungen begann,
nahm nach und nach an inhaltlicher und technischer Qualität zu, so dass zunehmend LiveSendungen stattfanden. Es schien als hätte sich die abgekaufte Sendezeit und Sendetechnik
von dem ansässigen privatkommerziellen Radiosender gelohnt. Doch trotzdem fehlten
Reaktionen der Hörer beziehungsweise stufte man die gesamte Hörerschaft des Radioprojekts
auf ein Minimum ein. Folglich wurde der Programmplan des Radioprojektes Klaipeda in zwei
großen Zeitungen abgedruckt, um damit mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Insgesamt lief das erste Projekt ein Jahr lang und jeder Verein aus Klaipeda nutzte die
Möglichkeit zur eigenen, muttersprachlichen Programmgestaltung. Ein Jahr später wurde das
Radioprojekt für nationale Minderheiten nochmals vom Europarat genehmigt, wobei jetzt die
Möglichkeit bestand, in den frühen Tagesstunden (ab 10Uhr) zu senden und nicht mehr am
späteren Abend, wie es beim ersten Projekt noch üblich war. Die Resonanz nahm merklich zu
und die Stadtverwaltung von Klaipeda bemüht sich derzeit um eine Fortführung des
Projektes. Außerdem sucht sie nach Möglichkeiten, das Projekt auf eigene finanzielle Füße zu
stellen.
V. Werkstatt „Internet und Nord-Süd-Berichterstattung im Freien Radio“
Die Werkstatt „Internet und Nord-Süd-Berichterstattung im Freien Radio“ fand vom 18. bis
20. Oktober 2002 in Halle/S. statt. Die Veranstaltung richtete sich in erster Linie an
Redaktionen im Freien Radio, die sich mit den Arbeitsfeldern Politik, Wirtschaft und
Gesellschaft in Afrika, Asien und Lateinamerika beschäftigen. In Form eines
Onlinerecherchekurses sollten schnelle und effektive Arbeitstechniken bei der Suche nach
Informationen aufgezeigt werden. Die Referenten zeigten eine Vielzahl von informativen
Quellen auf. Außerdem wurde innerhalb der Werkstatt versucht eine Webseite für den
interkulturellen Hörfunk zu konzipieren
Als Gäste konnten:
- Michael Liebler (Radio Z, Nürnberg)
- Angela Isphording (Nachrichtenpool Lateinamerika e.V., Berlin)
- Thomas Kupfer (Geschäftsführer Radio Corax, Halle)
- Uwe Kerkow (epo.de, Bonn)
- Johannes Ackner (infobote.de, Leipzig)
begrüßt werden.
Die Werkstatt fand in den Räumen von Radio Corax und im Computerkabinett der
Deutschen-Angestellten-Akademie statt. Der Stiftung Nord-Süd-Brücken gilt unser Dank für
die finanzielle Unterstützung.
1. Nord-Süd-Berichterstattung und Freies Radio
Das Thema Nord-Süd hat es in Ostdeutschland schwer. Dafür sprechen zumindest die Zahlen.
Die Verbreitung der überregionalen Tageszeitungen mit umfangreicher und fundierter
internationaler Berichterstattung tendiert gegen 0 und wird dazu noch teilweise von
umgesiedelten ‚Wessis‘ an einem kümmerlichen Leben erhalten. Internationale Themen – erst
recht Nord-Süd-Themen – nehmen in der ostdeutschen Regionalpresse einen geringeren
Raum ein als in vergleichbaren westdeutschen Medien, und die Dominanz des Lokalen
erweist sich bei allen Untersuchungen zum Publikumsinteresse als erdrückend. Mithalten
kann da allenfalls das Themenfeld „Innere Sicherheit“, was wohl ebenfalls als Aversion gegen
die Zumutungen grenzüberschreitender Phänomene und Interdependenzen gedeutet werden
muss. Kommen Länder der sogenannten Dritten Welt medial überhaupt vor, dann in der Regel
mit dem altbekannten Fokus auf Krieg, Katastrophe und Sensation, auf Eliten und auf
Negatives.
Wie in vielen anderen Bereichen auch, ist damit aber die Frage, wer da wem voraus ist,
keineswegs beantwortet. Einige Indizien sprechen dafür, dass sich die noch nie wirklich guten
Voraussetzungen für eine vielfältige, mit entsprechenden Ressourcen ausgestattete und
kontinuierliche Nord-Süd-Berichterstattung generell weiter verschlechtern. Allein die
Bündelung von Zuständigkeiten für immer mehr Länder, Regionen und Themen bei immer
weniger Korrespondenten spricht Bände. Wer von seinem Büro aus das Geschehen halber
Kontinente zu bearbeiten hat, wird sich nicht vertiefen, wird wenig recherchieren, Themen,
Informationen und Gesprächspartner nach arbeitsökonomischen Gesichtspunkten sondieren.
Vor-Ort-Berichterstattung fällt aus, und selbst im Fernsehen tut’s notfalls die projizierte
Silhouette. Ansonsten bleibt der Korrespondent ebenso wie die Korrespondentin angewiesen
auf das, was er oder sie zu Teilen auch von Deutschland aus auswerten könnte: Agenturen,
mehr oder weniger zuverlässige Quellen sowie Presse, Funk und Fernsehen der jeweiligen
Länder.
Vielleicht aber ist die Misere des Berufsjournalismus im Fokus Nord-Süd ja auch eine
Chance. Eine Chance für einen nichtkommerziellen Journalismus von unten, einen
Journalismus, der sich professioneller Mittel und Methoden bedient, um subjektive
Verstehensleistungen in Wort, Bild und Schrift zu setzen und im besten Fall Realität
erkennbar, auch wiedererkennbar, werden lässt, ohne Komplexität oder Spezifika zu
ignorieren. Die Wirklichkeit strukturiert sich plötzlich nicht mehr nach dem Schema ‚wir
(hier)‘ und ‚die Anderen (dort)‘, ‚wir‘ und ‚die Anderen‘ sind Kategorien, die keine
nationalen Grenzen kennen und somit immer auch wieder Fragen aufwerfen, die
zurückverweisen. Ob einem deutschen Konzern die Mitschuld an der Ermordung von
argentinischen Gewerkschaftern während der Militärdiktatur nachgewiesen wird, ein
deutsches Pharmaunternehmen sich an der Sammelklage gegen Südafrika wegen der
Verletzung des Patentrechts für lebenswichtige Medikamente beteiligt oder eine große Firma
sich russisches Öl aus defekten Pipelines liefern lässt – Nord-Süd- bzw. Auslandsthemen
können oft auch Inlandsthemen werden und umgekehrt.
Seit dem Siegeszug des Internet muss Nord-Süd-Berichterstattung kein Privileg staatlicher
bzw. quasistaatlicher Institutionen oder kommerzieller Agenturen mehr sein. Dabei lassen
sich zwei Entwicklungen beobachten, die sich im Alltag eines alternativen Journalismus
bestens ergänzen können:
1. Unabhängige Medien, zum Beispiel Freie Radios, entwickeln grenzüberschreitende
Basiskontakte, Kooperationen und Kommunikationswege zu gleich oder ähnlich gesinnten
Akteuren weltweit. Sie werten anderswo ignorierte Publikationen aus und sind dort, wo
kommerzielle oder öffentlich-rechtliche Organe nicht vertreten sind und nicht einmal sein
könnten, wenn sie es wollten: an den Rändern, in den Subkulturen, in den Basisbewegungen.
Sie stellen ihre Arbeitsergebnisse wiederum unentgeltlich zur Verfügung, und im Idealfall
entwickelt sich ein alternatives ‚Korrespondenten‘- und Kommunikationssystem jenseits der
Struktur von Ware und Geld.
2. Freie Medienproduzenten arbeiten zweigleisig, stoßen in die Leerstellen und Brachen,
welche offenkundig Öffentlich-Rechtliche und Privat-Kommerzielle nicht mehr ausfüllen
können. Sie sichern darüber ihre Existenz, dass sie – in bekannter Manier der
Selbstausbeutung – qualifizierte Aktivitäten im non-profit-Sektor entwickeln und zugleich
marktaktiv werden und Angebote erstellen, auf die auch etablierte Medien als Käufer
zugreifen.
Die Nord-Süd-Berichterstattung im Freien Radio hat ihre theoretisch vorhandenen
Möglichkeiten noch nicht annähernd ausgeschöpft. Sie nutzt die vorhandenen
Recherchemöglichkeiten ungenügend, sie verzichtet weitgehend auf eigene Quellen vor Ort,
sie verachtet zwar die ebenso fade wie illusionäre ‚Objektivität‘ und ‚Ausgewogenheit‘ des
öffentlich-rechtlichen Auslandsjournalismus, stellt dem aber zu wenig an zurechenbarer und
kenntlicher Subjektivität entgegen. Parteilichkeit liegt in der Regel in einer eigenen
Gewichtung von Beobachtungskriterien, nicht aber in der Vielfalt und Individualität der
anderswo nicht öffentlich zu Wort kommenden Beobachterinnen und Beobachter, im besten
Fall aus den Ländern selbst.
Freies Radio verfügt über Ressourcen, die sich kein kommerzieller Sender auch nur
annähernd leisten könnte: politische und künstlerische (und damit auch journalistische)
Partner weltweit, eigene Experten und Dolmetscher beispielsweise in Person der
Migrantinnen und Migranten, die in den meisten Radioprojekten mitarbeiten, und frei
verfügbare Sendezeit (leider nicht überall). Freies Radio hat Zugriff auf Internetplattformen,
Zeitungen und andere Medien des Südens und auf ein Netzwerk unterschiedlichster
Nichtregierungsorganisationen, deren Vor Ort-Kenntnisse und Verankerung in der Regel
besser sind als die der überlasteten Berufskorrespondenten oder staatlicher Institutionen.
Freies Radio arbeitet jenseits der Warenform von Informationen, kann vielfältigste Wege der
Kooperation, des Programmaustauschs und der Mehrfach’verwertung‘ gehen, ohne dabei
urheberrechtliche Schranken und Programmbudgets beachten zu müssen. Freies Radio findet
regional statt und ist dennoch potentiell grenzüberschreitend, global. Freies Radio kann es
sich leisten, die lokale Borniertheit und den beschränkten Horizont kommerzieller lokaler
bzw. regionaler Medien zu ignorieren und den ideologischen Begriff der ‚Heimat‘ zu
dekonstruieren. Freies Radio kann vielsprachig sein.
2. Information Süd-Nord-Süd: Multimedia statt Einbahnstraße
o
Die Idee
Die rasante Entwicklung im Bereich der elektronischen Datenübertragung im Internet und die
wachsende Zahl von Personen, die dazu einen Zugang haben, eröffnen neue Perspektiven für
die Kommunikation zwischen Menschen verschiedener Kontinente und Lebenssituationen.
Diese Veränderung birgt eine Chance, Gruppen und Individuen, die bislang nicht zu Wort
gekommen sind, einen Raum zu geben, um sich und ihre Realität darzustellen. Bevor wir aber
die „Demokratisierung der Medien“ feiern, sollten wir uns vor Augen führen, dass die meisten
BenutzerInnen des „Netzes“ sich in Nordamerika und Europa befinden, Englisch die
dominante Sprache ist und in den Ländern des Südens bislang noch viel zuwenig Menschen
Zugang zu diesem Medium haben. So beziehen die meisten Menschen (auch im Norden) ihre
Informationen nach wie vor aus den traditionellen Medien wie Presse, Fernsehen und Radio.
Der Nachrichtenpool Lateinamerika, e.V., setzt sich seit seinem Bestehen dafür ein,
Menschen aus dem Süden - mit ihrer Sichtweise und Schwerpunktsetzung - auch im Norden
zu Wort kommen zu lassen; und dies nicht nur im Kreise der engagierten
Solidaritätsbewegung, sondern in einer breiten Öffentlichkeit. Unser Ziel ist es dabei, der
oftmals einseitigen Berichterstattung über Lateinamerika, die in europäischen Medien
vorherrscht etwas entgegen zu setzen. Statt der üblichen Katastrophen, Misere, Exotik,
Hoffnungs- und Hilflosigkeit, auf die dieser Kontinent und seine BewohnerInnen in
europäischen Medien gern reduziert werden, sollen auch seine sozialen Bewegungen,
politischen Analysen und Lösungsansätze, Kultur und Alltagsleben den hiesigen
MedienkonsumentInnen näher gebracht werden. Das Projekt versteht sich als
internationalistischer Beitrag zur entwicklungspolitischen Bildung der deutschen
Bevölkerung.
Unsere langjährige Erfahrung im Medienbereich hat gezeigt, dass diese Aufgabe am besten
von LateinamerikanerInnen selbst geleistet werden kann, in unserem spezifischen Feld durch
die Zusammenarbeit von lateinamerikanischen und deutschen JournalistInnen in einer
gleichberechtigten Beziehung, bei der die einen für das inhaltliche Profil und die
Schwerpunkte, die anderen für die Bearbeitung im Hinblick auf das hiesige Publikum
zuständig sind.
2.2. Das Projekt
Diese Arbeit setzen wir in drei unterschiedlichen Projekten um:
poonal
Am Anfang der Tätigkeit des Nachrichtenpools Lateinamerika e.V. stand 1991 die
Zusammenarbeit mit poonal (Pool de Nuevas Agencias de América Latina), einem
Zusammenschluss von damals zehn unabhängigen Presseagenturen verschiedener Staaten
Lateinamerikas und der Karibik. poonal hat seinen Sitz in Mexiko-Stadt und ist Mitglied der
Lateinamerikanischen Journalistenföderation (FELAP). 1988 hat poonal ein erstes Netzwerk
für die ProduzentInnen alternativer Informationen auf dem lateinamerikanischen Kontinent
geschaffen.
Die MitarbeiterInnen des Nachrichtenpools Lateinamerika im Projekt poonal wählen aus der
Vielzahl von Agenturinformationen wöchentlich Berichte und Meldungen aus, übersetzen sie
ins Deutsche und machen sie im poonal-Pressedienst der deutschsprachigen Öffentlichkeit
zugänglich. Die Beiträge werden von alternativen Presseagenturen in Lateinamerika erstellt,
die sich teilweise verschiedenen inhaltlichen oder journalistischen Schwerpunkten widmen.
So berichten Agenturen wie Cerigua aus Guatemala und Actualidad Colombia aus Kolumbien
über soziale und politische Prozesse in ihren Ländern, die Frauenagentur Sem aus Costa Rica
schreibt über den gesamten Kontinent aus feministischer Sicht, Alai aus Ecuador, Noticias
Aliadas aus Peru oder Comcosur aus Uruguay publizieren Analysen und Hintergründe zu
aktuellen Themen aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas.
poonal dient Nichtregierungsorganisationen, Solidaritätsgruppen sowie anderen Institutionen
und interessierten Menschen als regelmäßige und solide Informationsgrundlage. Der
Pressedienst ist über e-mail, newsgroups oder das Internet erhältlich. Die "Dritte-Welt"Zeitschriften "ILA" (Bonn) und "Lateinamerika anders" (Wien) haben eine mehrseitige
Rubrik mit Nachrichten von poonal eingerichtet. Interessierten steht außerdem auf unserer
Homepage das gesamte digitale Archiv mit mehr als 500 poonal-Ausgaben zur Verfügung. Es
kann nach Schlagwörtern durchsucht werden.
npl
Ende 1997 startete der Nachrichtenpool Lateinamerika ein weiteres Projekt, um den
Verbreitungsgrad der Berichte aus Lateinamerika zu erhöhen.: Der npl-Artikelservice bietet
deutschsprachigen Tages- und Wochenzeitungen jede Woche exklusiv mehrere journalistisch
aufgearbeitete Artikel an. AutorInnen sind die Poonal-Agenturen und ein neu geschaffenes
Netz von freien lateinamerikanischen JournalistInnen in mehreren Ländern Lateinamerikas.
Nur in Ausnahmefällen kommen auch deutsche AutorInnen zu Wort, um das Angebot
abzurunden.
onda
1999 schließlich begann der Nachrichtenpool Lateinamerika, ein neues Medium zu erkunden:
das Radio. Auch hier diente die Entwicklung in Lateinamerika als Orientierung: Im Gegensatz
zum alternativen Printsektor entwickeln sich die Basisradios und der Radiojournalismus weit
dynamischer. Leider fehlt aber in den meisten Fällen der Kontakt zwischen deutschen und
lateinamerikanischen Sendern - hier kommt das Projekt onda ins Spiel.
Das Konzept von onda folgt den anderen Projekten des Nachrichtenpool Lateinamerika:
Radio-Agenturen und KorrespondentInnen schicken uns, nach intensiver Absprache, per
Internet O-Töne, vor allem Interviews, als Audiodateien und Skripte zu. In unserem Studio in
Berlin wird alles übersetzt, ein- und übergesprochen, bis eine fertige deutschsprachige
Sendung entsteht. Einerseits bietet onda - entsprechend dem nichtkommerziellen Projekt
poonal - die erstellten Programme mittels unserer Audio-Datenbank im Internet den Freien
Radios kostenlos an. Wichtigstes Produkt dieser ehrenamtlichen Redaktion ist das Onda-Info,
ein 10- bis 15-minütiges Radio-Magazin mit O-Ton-Beiträgen von lateinamerikanischen
Agenturen und aktuellen Meldungen von poonal. Das onda-Info erscheint seit Mitte 2000 alle
zwei Wochen. Andererseits bietet onda - entsprechend dem kommerziell ausgerichteten nplArtikelservice - ausgewählte Sendungen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk an, um die
Präsenz lateinamerikanischer Themen auf dem Medienmarkt auszuweiten, ein größeres
Publikum für die Region zu sensibilisieren und die Honorierung der Korrespondenten zu
gewährleisten.
Für das Projekt onda ist die Zusammenarbeit mit Community Radios in Lateinamerika und im
deutschsprachigen Raum sehr wichtig. Dazu gehören vor allem das Netzwerk
lateinamerikanischer Community Radios ALER mit Sitz in Quito und der Bund Freier Radios
(BFR) in Deutschland.
2.3. Interessante links (audio)
http://www.indymedia.org (International)
http://www.oneworld.net (International)
http://www.interadio.org (International -englisch)
http://www.aler.org.ec (Lateinamerika)
http://www.noticias.nl/links/index.htm (Lateinamerika)
http://www.mundolatino.org/index.shtml (Lateinamerika)
http://www.collectifs.net/risbal (Lateinamerika)
http://www.cnr.org.pe/ (Peru)
http://www.freie-radios.net (deutschsprachige Freie Radios)
3. Europa im Netz mit Europhonia.de
Michael Liebler, Mitarbeiter bei Radio z in Nürnberg berichtete über das Radio- und
Internetmagazin europhonia.de.
Neues Gelände tat sich für RadiomacherInnen mit der Möglichkeit auf, Radiosendungen in
erträglicher Qualität online verfügbar zu machen. Doch bei der Ausschöpfung des Potentials
eines neuen Mediums stehen wir noch an den Anfängen. Europhonia.de bedeutet für Radio Z
- neben der spannenden Aufgabe über die europäischen Tellerränder zu schauen - auch den
Versuch, die bisherigen Erfahrungen mit den Anforderungen des Internet an eine veränderte
journalistische Praxis gezielt umzusetzen. Insgesamt drei Mitarbeiter sind bei europhonia.de
beschäftigt und kümmern sich gemeinsam um Themen, wie die Nord-Süd-Berichterstattung,
allgemein europäische Ereignisse und Geschehnisse, die generell etwas mit Europa
beziehungsweise mit der Europäischen Union zutun haben.
Europhonia.de wird einmal wöchentlich ausgestrahlt. In einem zweiwöchigen Wechsel wird
eine Diskussions- bzw. Gesprächsrunde und ein 30minütiges Magazin zusammenstellt. Die
einstündige Studiodiskussion bietet Raum für die verschiedensten Gäste, die sich mit
europäischen Themen auseinandersetzen und über diese dann berichten. Das ebenfalls alle
zwei Wochen laufende Magazin beschäftigt sich ausschließlich mit Nachrichten, rund um das
Thema Europa.
Das Internetangebot von europhonia.de bietet, im Vergleich zum Internetauftritt von Radio Z,
keine nur sendebegleitende Funktionen an. Vielmehr wird hier das Internet als eigenständiges
Medium begriffen, mit dem man sich inhaltlich auseinandersetzen muss. Dabei stellte sich zu
Beginn bei europhonia.de die Frage, was die HörerInnen, User und Besucher von der
Website erwarten und was sich womöglich wünschen würden.
Bei diesen Überlegungen kam der Gedanke der Informationsabfrage per interner
Suchmaschine zum Auffinden von sendebegleitenden Material. Weiterhin beschloss man die
Website, wie die Sendung zu gliedern und die Startseite mit dem aktuellsten Beitrag zu
versehen. Zudem erfolgte nach und nach einer Archivierung der gesamten Sendebeiträge, die
allesamt übers Internet abspielbar und zu downloaden sind. Eine so genannte
Ländererkennungsseite wurde grafisch optimiert und eine Art Diskussionsforum bietet Platz
zur Kommentierung der Sendung und Mitgestaltung der gesamten Website.
Ein weiterer Vorteil ist der ständige Zugang zum internet an sich. Während das Radio immer
mit einer Zeitschiene versehen ist, spielt es sich im Internet anders ab, so dass man dort zu
jeder Zeit aktuell sein kann, ohne einen gewissen Zeitablauf im Hinterkopf zu haben.
Außerdem sei man, so Michael Liebler, dem Radio und seinen Moderatoren machtlos
ausgeliefert, da man als Hörer nie wisse, was in den nächsten Sendeminuten passieren wird.
Das Internet hingegen bietet eine Möglichkeit der Interaktion und Rückkoppelung, was im
Radio nur durch Gewinnspiele per Telefon möglich sei.
4. Was bringt Tagesaktualität bei entwicklungspolitischer Berichterstattung?
Tagesaktualität im Bereich der entwicklungspolitischen Berichterstattung ist ein hoher
Anspruch, dem auch Profis eigentlich nicht gerecht werden können. Berichte, die von
Auslandskorrespondenten - nicht über Agenturen - kommen, treffen oft mit Tagen Verspätung
ein und haben deshalb fast immer den Charakter von Hintergründen oder Reportagen.
Das hat teilweise mit der – etwas absurden – Situation zu tun, dass grundlegende
Informationen vor Ort oft nicht verfügbar sind, während sie in den Industrieländern bereits
über die Ticker gehen. Das hängt zum Einen mit einem erheblichen Mangel an Infrastruktur
zusammen. Selbst wenn man über die komplette Ausrüstung verfügt, kommt man unter
Umständen gar nicht an Webinhalte außerhalb des eigenen Standortes heran, weil alle
auswärtigen Telefonleitungen einfach überlastet sind. Zum Zweiten sind betroffene
Regierungen gerade in Krisenfällen in der Regel bemüht, den Informationsfluss aus und ins
Land zu behindern.
Dazu kommt, dass westliche Auslandskorrespondenten ihre Beiträge oft von einheimischen
Kollegen recherchieren lassen - sogenannten Stringern – was zusätzlich Zeit kostet. Auch
Fernsehbilder sind meist nicht so aktuell, wie suggeriert wird. Wer aufpasst, stellt fest, dass
die Nachrichten einer ganzen Woche gelegentlich von Ausschnitten aus ein und derselben
Bildsequenz/Fotostrecke begleitet werden. Und welcher westliche Zuschauer kann schon
erkennen, woher ein Bild wirklich kommt und in welchem Kontext es entstanden ist.
Andererseits ist es schwierig, Akzente ‚gegen’ die großen Korrespondentennetze und Pools
der Tageszeitungen und der öffentlich-rechtlichen Massenmedien zu setzen. Das hängt nicht
zuletzt mit Fragen der Glaubwürdigkeit zusammen.
Es gilt also, sorgfältig zu trennen:
1. Geschehnisse in Ländern des Südens können ohne ein Netz guter und vertrauenswürdiger
Korrespondenten nicht aktuell aufbereitet werden. Viel interessanter ist es unter
eingeschränkten Produktionsbedingungen - so denn Kontakt zu Migranten oder ausländischen
Fachleuten besteht -, zum Beispiel einen seriösen Hintergrund zu machen, der auch auf die
Unwägbarkeiten und Unsicherheiten beim täglichen Überleben in der ‚Einen Welt’ hinweist
(und nicht ‚allwissend’ daherkommt). In diesem Rahmen könnten die Migranten ihre eigenen
Erfahrungen, Fluchtgründe und Einschätzungen – in der für sie sicherlich seltenen Rolle als
Fachleute – einbringen. Da sich Asylbewerber häufig in Opposition zur jeweiligen Regierung
ihres Heimatlandes befinden, kann zwar keine ‚unparteiische’ zumindest aber eine
vergleichsweise unabhängige Sicht der Dinge präsentiert werden. Im Moment wären unter
anderem der Irak, Afghanistan, Nepal, die Elfenbeinküste oder Somalia von großem Interesse.
Aber auch Kolumbien, Argentinien oder Sri Lanka, Algerien, die DR Kongo, Ruanda und
viele weitere Länder kommen in Frage.
Zudem muss ein Beitrag nicht immer um ‚große’ politischen Fragen kreisen. Manchmal sind
Alltagsgeschichten viel sprechender und erklären wesentlich mehr: Interviews mit Fachleuten
oder betroffenen Laien zur Rolle der Frau, zu Glaubensfragen, zu sozialen Strukturen, zur
Rolle von Ethnien im Herkunftsland (und hier?!), zur Frage, ob und unter welchen
Bedingungen Arbeit, Kredite und andere Ressourcen zu bekommen sind und warum nicht alle
Kinder zur Schule gehen oder warum immer noch gehungert wird und wie gegebenenfalls
zum Beispiel die Versöhnungsarbeit oder der Kampf gegen HIV/AIDS voran geht, können
tiefe Einsichten vermitteln.
Werden die ‚subjektiven’ Statements der Betroffenen dann mit ‚passenden Fakten’ in
Kontrast gebracht, lässt sich die Rubrik ‚Menschliches und allzu Menschliches’ technisch und
inhaltlich sauber vermeiden. Wer weiß den schon, dass jährlich 7000 Menschen im
Mittelmeer bei dem Versuch ersaufen, Europa zu erreichen? Wer kann sich vorstellen, dass
die reichsten 230 Menschen soviel haben, wie die 1,2 Milliarden Ärmsten pro Jahr
‚verdienen’; dass allein der Umsatz der Kosmetikindustrie in den USA größer ist, als Geld
nötig wäre, um weltweit alle Kinder mit Grundbildung zu versorgen.
Auch in Reiseberichten lassen sich viele Erkenntnisse über fremde Kulturen vermitteln. Sie
erlauben es zudem, den subjektiven Standpunkt zu seinem vollen Recht zu verhelfen.
Allerdings geht ihnen das zwingende Moment eines gut recherchierten Hintergrundes ab.
2. Entwicklungs- und migrationspolitische Themen aus dem Inland, aus Europa oder von
großen entwicklungspolitischen Organisationen sollten zeitnah Eingang in die
Berichterstattung finden.
Ganz anders stellt sich die Situation im Bezug auf die Berichterstattung bei deutschen
europäischen oder internationalen Ereignissen mit Bezug auf Entwicklungspolitik statt. Hier
ist die lokale Medienlandschaft – und oft genug auch die regionale und überregionale – meist
nicht hinreichend kompetent und nicht in der Regel auch nicht willens, die Themen
aufzugreifen.
Lokal kann das Programm als Forum für weniger bekannte Aktivitäten, Veranstaltungen und
Gruppen (ATTAC et al) – mit entsprechenden Infos, Darstellung der Zielsetzung etc. genutzt
werden.
3. Bundesweit sind Kommentare zu aktuellen Entwicklungen in der Nord-Süd-Politik
wünschenswert.
Public Private Partnership ist ein aktuelles Beispiel für ein solches Thema. Interessant wird es
vor allem dann, wenn sich Parallelen zur Situation hierzulande auftun (Privatisierung der
Wasserwirtschaft).
Ein anderer Ansatz wäre, über das Kompetenzgerangel zwischen Auswärtigem Amt und
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu berichten (Vertretung im Ausland,
Friedensdienst).
International kann zum Beispiel eine Plattform für Berichte von wichtigen
Veröffentlichungen (Bericht über Menschliche Entwicklung von UNDP; Weltbericht zu
Hunger und Unternährung der FAO; Johannesburg und andere Weltkonferenzen; einzelne
Studien, wie die über Kaffee, die kürzlich von Oxfam vorgestellt wurde) wünschenswert sein.
Über Berichte aus dem kulturellen Bereich wollte ich eigentlich völlig schweigen, denn ich
will keine Eulen nach Athen tragen. Aber neben entsprechenden eigenen Kulturprojekten,
Ausstellungsbesprechungen und Event-Berichterstattung könnten Lesungen aus
Übersetzungen (und/oder originalen) von Literatur aus dem Süden stattfinden und
entsprechende Buchbesprechungen im Netz veröffentlicht werden. Im Netz fehlt eine solche
Seite noch völlig und auch im öffentlich rechtlichen Hörfunk ist Literatur aus dem Süden –
mit Ausnahme einiger Autoren – auch in den einschlägigen Kulturprogrammen doch recht
wenig vertreten.
5. Unendliche Weiten im Internet? - Die journalistische Onlinerecherche am Beispiel der
Nord-Süd- Berichterstattung
Rasant haben sich die neuen Informationstechnologien (IT) in den letzten fünf Jahren
verbreitet. Gab es nach Angaben des Internet Domain Survey im Januar 1993 1.313 Millionen
Host-Rechner, waren es im Januar 2000 bereits über 72 Millionen (siehe Grafik). Dieses
schnelle Wachstum war vor allem deshalb möglich, weil es sich beim Internet um eine
Kombination bereits vorhandener Technologien handelt. Und viele potentielle Kunden
besaßen schon die meisten Endgeräte, die nötig sind, um einen Internet- Anschluss
einzurichten. Einen persönlichen Telefonanschluss sein eigen zu nennen, ist in den
Industrieländern heute eine Selbstverständlichkeit. Selbst Personal-Computer waren Anfang
der 90er Jahre schon weit verbreitet – wenn sie auch noch nicht so selbstverständlich zum
Haushalt gehörten wie heute. Viele Leute brauchten Mitte der 90er Jahre also nur noch ein
Modem zu kaufen, um für das Internet gerüstet zu sein. Es wird geschätzt, dass jeder fünfte
Bewohner der Industrieländer - also rund 300 Millionen Menschen - über einen
Internetanschluss verfügt.
Dennoch kann von unendlichen Weiten keine Rede sein. Rund 45 Staaten versuchen nach
Angaben von „Reporter ohne Grenzen“, das Netz der Netze auf die eine oder andere Weise zu
zensieren. In 20 Ländern wird dem Bericht zufolge der Zugang zum Internet vom Staat völlig
oder sehr stark kontrolliert. Hierzu zählen Aserbaidschan, Burma, China, Irak, Iran,
Kasachstan, Kirgisistan, Libyen, Kuba, Nord-Korea, Saudi-Arabien, Sierra Leone, Sudan,
Syrien, Tadschikistan, Tunesien, Turkmenistan, Usbekistan, Vietnam und Weißrussland. Eine
Einführung von Klaus Boldt findet sich unter www.epo.de/specials/zensur_internet.html.
Websites, die umfangreiche Informationen über Zensur und unterdrückte Nachrichten bieten,
sind der Index on Censorship (www.indexonline.org) und da Magazin für unterdrückte
Nachrichten (www.suppressednews.com).
Die zweite Begrenzung findet sich vor allem aufgrund steigender Kommerzialisierung des
Netzes. Einige Firmen versuchen, die Ergebnisse von Suchmaschinen im Sinne ihrer
Auftraggeber zu manipulieren. Andererseits nimmt der relative Anteil nicht kommerzieller
Angebote ab. Gerade, wenn man seine Sache gut macht, kommen einige Kosten – z.B. in
Form von Traffic-Gebühren an den Provider – zusammen.
Die dritte Grenze wird als „digitaler Graben“ bezeichnet. Die Wortschöpfung bezeichnet
materielle, kulturelle und sprachliche Barrieren, die die übergroße Mehrheit der
Weltbevölkerung von der Benutzung des Netzes ausschließen. Das einzige weltweit
durchgesetzte Massenmedium ist – und bleibt bis auf weiteres – das Radio. Die Hörer
brauchen nicht lesen und schreiben zu können. Zudem können die Programme ziemlich
problemlos in einer Vielzahl von Sprachen hergestellt werden, die über Kurzwelle relativ
einfach fast weltweit verbreitet werden können.
Damit sind ersten beiden nicht technischen Hürden genannt, die den Nutzerkreis im Internet
erheblich einschränken: Fast alle Inhalte im Netz bleiben Analphabeten – und damit einem
erheblichen Teil der Weltbevölkerung - verschlossen. Doch die sprachliche Kluft im Web ist
erst auf den zweiten Blick zu erkennen: 800 von 1000 Webseiten sind in englischer Sprache
verfasst - doch weniger als zehn Prozent der Weltbevölkerung spricht diese Sprache. Alta
Vista, eine der großen Suchmaschinen im Internet, bietet eine Bedienerführung in Estnisch an
- aber nicht in Hindi, das von 400 Millionen Menschen gesprochen wird. Wie andere
Technologien und Privilegien ist auch das Internet zudem weitgehend Männersache. Sind in
den USA 38 von 100 Usern Frauen, in Brasilien 25, in Japan 17 und in China sieben, stehen
in der arabischen Welt 96 Männern gerade noch vier Frauen mit einem Zugang zum Internet
gegenüber.
Die vierte Grenze ist vielen Menschen nicht sehr bewusst: Bis auf lexikalische Einträge hat
das Netz noch so gut wie keine Geschichte. Archive reichen in der Regel höchstens bis 1993
zurück.
Es sind drei verschiedene Rechercheziele zu unterscheiden:
Der erste journalistische Grundsatz gilt im Internet noch mehr als sonst:
Die Art der Quellen studieren, (oder überprüfen, wenn es geht) bevor man Fakten übernimmt.
1. Tagesaktuelle und allgemeine Informationen
Hier ist zunächst erst einmal der Rückgriff auf die gängigen Medien im Norden sinnvoll. Das
sind die großen Agenturen ebenso wie Tages- und im begrenzteren Maße auch
Wochenzeitungen sowie die bekannten Angebote der einschlägigen elektronischen
Massenmedien.
Auch die westlichen Medien sind allerdings nicht frei von Einäugigkeit und oftmals
voreingenommen. Beispiele gab es in letzter Zeit zuhauf: die Kriege auf dem Balkan, der
zweite Golfkrieg oder der sogenannte Krieg gegen den Terror. Je nach Recherchethema sind
auch besondere Interessenlagen zu berücksichtigen: So berichtet die im Allgemeinen sehr
zuverlässige BBC (news.bbc.co.uk/hi/english/world/) zu den Ereignissen in Zimbabwe
genauso umfassend wie einseitig. Nützlich sind auch die Links, die bei der BBC oftmals zu
den Stories gestellt werden.
Einäugigkeit muss in gewissen Grenzen sogar Quellen wie dem Integrierten Regionalen
Informations-Netzwerk der UN (IRIN) (www.irinnews.org) vorgeworfen werden. Schließlich
wird es von westlichen Hilfsorganisationen finanziert. Hier gibt es jedoch akribisch genaue
Informationen aus den meisten Krisenregionen der Welt mit Schwerpunkt Afrika und ein
ausgezeichnetes Archiv sowie Tondateien. Wer etwa wissen will, wie sich die Verhandlungen
zwischen Äthiopien und Eritrea nach dem Krieg gestalten, ist hier genau richtig.
Doch kann man sich entsprechende Besonderheiten auch zunutze machen: Ein regelmäßiger
Blick in die Webseiten der chinesischen Nachrichtenagentur
(www.xinhua.org/english/index.htm) lässt die LeserInnen eine weitgehend andere Weltsicht
kennen lernen. Bei propagandabelasteten Themen wie Falun Gong oder der TaiwanProblematik ist dies oft weniger interessant als bei anderen Fragen, wo chinesische Interessen
nicht direkt berührt sind. Im übrigen berichtet Xinhua sehr aktuell und genau über Vorgänge
in allen anderen asiatischen – und auch aus vielen afrikanischen – Ländern.
Weitere wichtige Nachrichtenagenturen mit freiem Webangebot sind u.a.:
Die russische www.interfax.ru, der Press Trust of India (www.ptinews.com); die
panafrikanische Nachrichtenagentur Panapress (www.panapress.com); das Internetangebot
allafrica (allafrica.com). Die auch von den deutschen Tageszeitungen abgerufenen
Agenturmeldungen finden sich kostenlos mit einigen Stunden Verspätung bei Yahoo:
de.news.yahoo.com/4.
Wer sich über Tages-, Fach- und Wochenpresse aus den Ländern, über die berichtet werden
soll, informieren will, sollte das schweizerische Presseweb nutzen: (www.presseweb.ch).
Vergleichbare Angebot bieten auch www.kidon.com/media-links/index.shtml - wo man sich
sämtliche Presseerzeugnisse auch nach Sprachen vorselektieren lassen kann – und bei
www.newspapers.com. Wichtig ist auch die Suchmaschine Paperball, bei der man sich einen
Überblick über die Qualität und Verbreitung von Artikeln in der deutschen Presselandschaft
machen kann (paperball.fireball.de).
Weitere nützliche und seriöse Quellen sind beispielsweise die von der Friedrich-EbertStiftung herausgegebene Zeitschrift „Internationale Politik und Gesellschaft“
(www.fes.de/ipg) und die US-amerikanische Zeitschrift Foreign Affairs
(www.foreignaffairs.org/). Unverzichtbar ist das Register bei Entwicklungspolitik Online:
www.epo.de/register/laender.html und www.epo.de/register/medien.html.
Ein Überblick über alle im Netz präsenten Regierungen findet sich unter
www.gksoft.com/govt/en/world.html, und unter www.cia.gov/cia/publications/factbook hat
die CIA grundlegende Informationen über sämtliche Staaten im Angebot.
Interessant für eine eingehendere Analyse sind zudem Webangebote der jeweiligen Diaspora
und/oder etwaiger Oppositionsgruppen (z.B. Oromos und Tamil Tigers), die man jedoch
fallweise selbst zusammensuchen muss.
Zweiter Grundsatz:
Ohne zumindest grundlegende Kenntnisse der Situation in dem Land, über das berichtet
werden soll, macht eine Süd-Berichterstattung keinen Sinn. Es ist deshalb unerlässlich, sich
regional oder zu einzelnen Themen zu spezialisieren.
2. Hintergrundberichterstattung
Das Angebot an thematischen Seiten ist riesig. Detaillierte und zitierfähige Infos bieten vor
allem die jeweiligen UN-(Unter)Organisationen, die sämtlich unter (www.unsystem.org)
aufgelistet und verlinkt sind. Auch wissenschaftliche Einrichtungen und Datenbanken bieten
wertvolle Informationen. Einen Einblick in deutsche Online-Datenbanken gibt www.onlinedatenbanken.de. Die Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE) bietet ebenfalls
Links zu drei, für die Entwicklungspolitik relevanten Datenbanken (www.dse.de/home.htm).
Unten auf der Startseite ist eine kleine Leiste, wo der Link zu finden ist. Einige wichtige
Forschungseinrichtungen hat Klaus Boldt zusammengetragen und unter
www.epo.de/register/forschungsinstitute.html verfügbar gemacht. Einen guten Überblick über
die laufende Diskussion bietet das Oneworld-Netzwerk (www.oneworld.net). Hier kann man
eine Reihe von Unterangeboten abrufen, die aus verschiedenen Ländern kommen. So kriegt
man ein Gefühl dafür, wen wo was interessiert. Wiederum bei Entwicklungspolitik Online
findet sich auch ein Register zu verschiedenen Sachgebieten
(www.epo.de/register/sachgebiete.html) und eine Serie von Artikeln zu verschiedenen
Internet-Recherchen von IWF und Weltbank über Medienkritik und Fragen der
Nachhaltigkeit bis zu Verschuldung (www.epo.de/serie/index.html).
Dennoch bleibt letztlich ein Griff in die Suchmaschine unverzichtbar. Google
(www.google.com) - obwohl zur Zeit hart von kommerziellen Anbietern bedrängt - ist immer
noch die mächtigste Maschine im Netz. Wird ein bestimmtes Webangebot benötigt, von dem
bekannt ist, dass es existiert, bietet sich auch www.alltheweb.com an. Hier landet das
Wichtigste mit großer Präzision ganz oben.
Ein Tipp zur Suche selbst: Gut ist es, immer mit der präzisesten Anfrage zu beginnen – z. B.
„deutscher Social Watch Report 2002“. Erst wenn das nichts bringt, macht es Sinn,
allgemeiner zu werden: „Social Watch Report 2002“. Dafür muss jedoch immer die Funktion
„exact phrase“ oder „genaue Wortgruppe“ o.ä. eingeschaltet sein. Wer auf ein Stichwort gar
nichts findet, sollte überlegen, welche Begriffe für den gesuchten Inhalt noch typisch sind und
etwas Neues probieren.
Hilfreich ist oft auch ein Blick in ein Online-Lexikon wie die Columbia Encyclopedia
(www.bartleby.com) oder die www.encyclopedia.langenberg.com, die eher einer
Suchmachine ähnelt. Auch die Library of Congress bietet ein reichhaltiges lexikalisches
Angebot (lcweb2.loc.gov/frd/cs).
Empfehlenswerte linksgerichtete Quellen sind das iz3w (www.iz3w.org/iz3w/index.htm), die
„Blätter für Deutsche und Internationale Politik“ (www.blaetter.de), und in englischer
Sprache gibt’s den New Internationalist (www.newint.org), Indymedia
(germany.indymedia.org) und die New Left Review (www.newleftreview.net/index.shtml).
Zur Frage von Ausländern in Deutschland soll hier lediglich auf Pro Asyl (www.proasyl.de),
wo auch Links auf die Webseiten der Flüchtlingsräte (www.proasyl.de/fl-raete.htm)
verwiesen wird. Zudem hat ProAsyl zu dem Thema Migration/Menschenrechte eine kleine
aber grundlegende Linkliste ins Netz gestellt: www.asyl.org.
3. Entwicklungspolitik in Deutschland und anderswo
Auch die Angebote entwicklungspolitischer Akteure (staatlicher und nichtstaatlicher) sind
umfangreich. Sie sind einerseits für thematische Recherchen sehr nützlich, andererseits kann
natürlich ihre Poltitik oder Tätigkeit selbst Gegenstand von Berichterstattunge sein. Eine
hervorragende Linksammlung deutscher entwicklungspolitischer Organisationen bietet
www.aktiv.org/3wlkoeln/lnksorg.htm. Sinnvoll ist auch hier wieder ein Blick in die epoRegister – diesmal unter www.epo.de/register/nro.html und
www.epo.de/register/organisationen.html. Darüber hinaus bietet Entwicklungspolitik Online
einen Pressedienst, der unter www.epo.de/redsys/index.html eingesehen werden kann.
Stellvertretend für Tausende von NRO sei hier nur auf einige der zuverlässigen „Watch“Organisationen wie Human Rights Watch (www.hrw.org), Social-Watch
(www.socialwatch.org), Trade Watch (www.citizen.org/trade) oder Germanwatch
(www.germanwatch.org) hingewiesen. Doch auch in diesem Umfeld gibt es unsichere
Kantonisten: So fiel Algeria Watch (www.algeria-watch.de) auf, weil die NRO die
algerischen Sicherheitsbehörden regelmäßig denunzierte und der New African schreibt in
seiner neuesten Ausgabe (02/10), dass Zimbabwe Watch im Prinzip von ehemaligen
Rhodesiern gemanagt wird (www.niza.nl/zimbabwewatch/frameset.htm).
Etwas schwierig gestaltet sich die Suche nach NRO, die nicht international, sondern nur in
einzelnen Industrie- oder Entwicklungsländern arbeiten (vor allem, wenn man ihren genauen
Namen nicht kennt). Einen Versuch kann man sicherlich bei Oneworld machen, die ihre rund
1250 Mitgliedsorganisationen unter www.oneworld.net/partners aufgelistet haben. Über
30.000 NRO sind unter www.contact.org aufgelistet, die sich nach Suchkriterien wie
Herkunftsland und Arbeitsgebiet auffinden lassen. Viele davon verfügen natürlich nicht über
eigene Websites, Adressen, Ansprechpartner und Telefonnummern werden jedoch auf alle
Fälle geboten.
Schließlich sei noch auf die sogenannten interaktiven Möglichkeiten im Netz verwiesen. Wer
spezialisiert ist, kann aktuelle Infos von Quellen seiner Wahl fast immer via E-Mail (als
Newsletter) ins Haus kriegen. Sehr unterschiedliche Erfahrungen macht jedoch, wer KontaktEmailadressen im Netz nutzt und die Betreffenden direkt anschreibt. Von prompten
hochqualifizierten bis zu völlig ausbleibenden Reaktionen kann alles passieren......
6. Internetglossar
Klickrate
Plattform
Anzeige eingesehen
Anzeige-Klickaktionen
Bandbreite
Benutzeradresse
Benutzeragent
Browser
Client
Client-Fehler
Domänenname
Domänennamenübersetzung
Echtheitsbestätigung
Firmendatenbank
Formular
FTP
GIF
Hit
Homepage
HTML
HTML- Editor
HTTP
IP- Adresse
JPEG
Anzeige einer Anzeige auf einer HTML-Seite, die ein Anwender gerade
einsieht.
Eine Handlung von Seite des Benutzers, in der er auf eine Anzeige klickt, um
so weitere Informationen zu erhalten.
Ein Maß (in Kilobytes oder übertragenen Daten) des Verkehrs auf einer
Web-Site.
Der Domänenname bzw. die IP- Adresse eines entfernten Benutzers.
Die Felder in einem erweiterten Web- Serverlog, die den Browser und die
Plattform des Besuchers angeben.
Ein Programm, das zum Einsehen von HTML-Dokumenten benutzt wird
(z.B. NetScape, Mosaic, Microsoft Explorer etc.).
Der Browser (siehe oben), der vom Besucher zu einer Web-Site benutzt
wird.
Ein Fehler, der auf Grund einer ungültigen Anforderung des BesucherBrowsers entsteht. Die numerischen Werte für Client-Fehler liegen zwischen
400 und 499. Siehe Definition zu "Return Code".
Der Textname, der numerische IP- Adresse eines Computers im Internet
entspricht (z.B. www.epo.de).
Der Vorgang, in dem eine numerische IP- Adresse in einen Textnamen
umgewandelt wird.
Eine Technik, die den Zugriff zum Internet bzw. zu Internet-Ressourcen
beschränkt, indem der Anwender sich durch Angabe eines Benutzernamens
und Kennwortes identifizieren muß.
Die Datenbank, die von WebTrends installiert und dazu benutzt wird,
Firmenname, Stadt, Staat und Land eines bestimmten Domänennamens
nachzusehen.
Eine HTML-Seite, die Eingaben (Variablen) an den Server weiterreicht.
Diese Seiten werden benutzt, um vom Anwender Informationen einzuholen.
File Transfer Protocol (Dateiübertragunsprotokoll) ist eine Standardmethode
zum Übertragen von Dateien über das Internet.
Graphics Interchange Format ist ein grafisches Dateiformat, das häufig in
HTML-Dokumenten benutzt wird.
Eine Aktion auf dem Web-Server, wie z.B. das Einsehen einer Seite durch
einen Anwender oder das Herunterladen einer Datei.
Die Hauptseite einer Web-Site. Die Homepage gibt den Besuchern eine
Übersicht und enthält Links zu den anderen Seiten der Site. Häufig enthält
sie auch ein Inhaltsverzeichnis der Site bzw. einen Link dazu.
Hyper Text Markup Language wird zum Schreiben von Dokumenten im
World Wide Web benutzt, um Hypertext-Verknüpfungen zwischen
verwandten Objekten und Dokumenten zu bestimmen.
Anwenderprogramm, mit dem man Internetseiten erstellt
Hyper Text Transfer Protocol ist eine Standardmethode zur Übertragung von
Daten zwischen einem Web-Server und einem Web-Browser.
Internet Protokolladresse, die einen Computer identifiziert,der mit dem
Internet verbunden ist.
Joint Photographic Expert Group ist ein grafisches Dateiformat zum
Speichern einer Grafik in digitaler Form.
Protokoll
Referrer
Rückgabe-Code
Seitenimpressionen
Server (Web)
Server-Fehler
Site (Web)
Sitzung
Skript
Spider (Crawler)
Suchsystem
Suffix (Domänenname)
URL
Prozentteil der Anwender, die auf eine Anzeige klicken, die sie gerade
einsehen. Dies ist ein gutes Maß für die Effektivität der Anzeige.
Das Betriebssystem (z.B. Windows 95, Windows NT etc.), das vom
Besucher zu Ihrer Web-Site benutzt wird.
Eine festgesetzte Methode zum Austausch von Daten über das Internet.
URL einer HTML-Seite, die auf Ihre Web-Site verweist.
Der Rückgabe-Status der Anforderung, der angibt, ob und warum die
Übertragung erfolgreich war.
Ein Hit, der nur den Zugriff auf die HTML-Seite zählt (Zugriffe auf
Dokumente, die nicht im HTML-Format verfasst sind, werden nicht gezählt).
Ein Computer, der Informationen für alle Internet-Anwender bereitstellt. Die
Aktivitäten auf einem Web-Server werden protokolliert und in einem ServerLog gespeichert.
Ein Fehler, der auf Seiten des Servers eintritt. Die numerischen Werte für
Server-Fehler liegen zwischen 500 und 599. Siehe die Definition für
"Rückmelde-Code".
Ein Ort im Internet, der HTML-Dokumente enthält, die Besucher unter
Verwendung eines Browsers einsehen können.
Eine Sitzung mit Aktivitäten (Hits), die von einem Anwender einer Web-Site
durchgeführt wird. Ein individueller Anwender wird eindeutig durch IPAdresse und Domänennamen identifiziert. Standardmäßig wird eine
Anwendersitzung beendet, wenn der Anwender mehr als 30 Minuten lang
inaktiv war.
Eine HTML-Seite, die Benutzereingaben (Variablen) an den Server
weiterreicht.
Ein automatisiertes Programm, das das Internet durchsucht.
Eine Web-Site, die aus einer Datenbank besteht, die Informationen zum
Auffinden anderer Sites im Internet enthält.
Das dreistellige Suffix einer Domäne kann zur Identifizierungdes
Organisationstyps benutzt werden. Standard-"Suffixe" sind:
.com = Kommerziell
.edu = Forschung/Lehre
.int = International
.gov = Regierung
.mil = Militär
.net = Netzwerk
.org = Organisation
Uniform Resource Locator ist eine Methode zur genauen Bestimmung eines
Ortes im Internet.
Das URL http://www.epo.de/specials/flashafrique.html bestimmt z.B. die
Verwendung von HTTP zum Zugriff auf die Webseite flashafrique.htm im
Verzeichnis /specials/ der Web-Site von Entwicklungspolitik Online. Wie
das vorstehende Beispiel zeigt, besteht ein URL aus vier Teilen: Protokolltyp
(HTTP), Servername (www.epo.de), Verzeichnispfad (/specials/) und
Dateiname (flashafrique.htm).
VI. Fragebogen „Interkultureller Hörfunk“
2.2. Die Sendetypen
Rubrik/Sendetyp
(zusammengefasst/gekürzt)
Eine Aufgabe die sich InterAudio gestellt hat, war einen möglichst repräsentativen Überblick
über den Interkulturellen Hörfunk in den nichtkommerziellen Radios zu erarbeiten. Dieser
sollte als Arbeitsgrundlage für weitere Projekte der einzelnen Radios und für die
Koordinierungsstelle dienen. Bei der Erstellung des Fragebogens wurde versucht, möglichst
viele Aspekte für eine Auswertung der bisherigen Arbeit im Bereich des interkulturellen
Hörfunks einzuarbeiten. Dabei wurde kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.
1. Auswertung
-
Ein großes Problem stellte der sehr geringe Rücklauf von ausgefüllten Fragebögen dar.
Insgesamt wurden 122 Fragebögen an nichtkommerzielle Radios in Deutschland, Österreich,
Schweiz und Luxemburg versandt.
Dabei wurden folgende Einteilung vorgenommen:
Radios im Bundesverband Freie Radios
Nichtkommerzielle Lokalradios
Uniradios
Offene Kanäle Hörfunk.
Leider konnten nur 13 Fragebögen ausgewertet werden, da sonst keine Rückmeldung erfolgte.
Dies liegt sicher auch in der ehrenamtlichen Arbeitsstruktur der einzelnen Radios begründet.
3
6
3
6
5
4
4
3
2
4
2
4
9
1
3
3
1
2
3.1. Anzahl der Programmzeitung
1. Die definierte Sendezeit
Programmzeitung
Anzahl
8
1
2
1
1
13
2. Die Sendungen
2.1. Anzahl der Sendetypen
Anzahl der Sendungen
0 – 30 Sendungen
31 – 50 Sendungen
51 – 70 Sendungen
71 – 90 Sendungen
Über 90 Sendungen
Keine Angaben
Gesamt:
Nachrichten (lokal/regional)
Magazine:
Soziales
Kulturelles
Politisches
Hochschule/Uni/Bildung
Literatur (u.a. Kino)
Jugend
Sport
Gesundheit
Senioren
Sprach bezogen
Kinder
allgemein
Musik
Beiträge
Reportagen
Features
Werkstatt
Keine Angaben
3. Die Programmzeitung
2. Statistik
Frequenztyp
Vollfrequenz
Fenster
Mit eingeschränkter Sendezeit
Internet
Keine Angaben
Gesamt:
-
Vorkommen von 13
Mehrfachnennung
möglich
4
Vorkommen
3
2
2
2
1
3
13
Vorhanden
4
Nicht vorhanden
9
Gesamt: 13
3.2. Inhalte der Programmzeitung (wenn vorhanden)
Inhalt
Sendeplätze
Sendeinhalte
Veranstaltungshinweise
Aktuelles/Mitteilungen aus Radio
Vorstellen von Sendungen/Redaktionen
Adressen
Vorkommen (von 4)
4
2
2
2
3
1
6. Sendungen mit interkulturellem Bezug
4. Mitglieder und Nutzer
0 – 50 Personen
51 – 100 Personen
101 – 150 Personen
151 – 200 Personen
201 – 250 Personen
251 – 300 Personen
Über 300 Personen
Keine Angaben
Gesamt:
Mitglieder
3
2
2
1
1
1
2
1
13
Nutzer
1
1
3
1
0
0
4
3
13
5. muttersprachliche Sendungen
5.1. Anzahl der muttersprachlichen Sendungen
Muttersprachliche Sendungen
Vorhanden
10
Nicht vorhanden
3
Gesamt: 13
5.2. Sprachen in den muttersprachlichen Sendungen
Sprache
Armenisch
Kurdisch
Deutsch
Russisch
Portugiesisch
Bulgarisch
Englisch
Arabisch
Spanisch
Persisch
Brasilianisch
Albanisch
Serbisch
Türkisch
Sudanisch
Bosnisch
Afghanisch
Griechisch
Italienisch
Tigrina
Französisch
Polnisch
Somalisch
Vorkommen (von 10)
1
3
4
2
2
1
3
4
2
3
1
1
1
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
6.1. Anzahl der Sendungen mit interkulturellem Bezug
Sendungen mit
interkulturellem Bezug
Vorhanden
Nicht vorhanden
9
4
Gesamt: 13
6.2. Sprachen in den Sendungen mit interkulturellem Bezug
Sprache
Deutsch
Afrikanische Sprachen
Englisch
Französisch
Spanisch
Russisch
Modernes Deutsch (?)
Vorkommen (von 9)
4
1
1
1
1
1
1
7. Interkulturelle Projekte
7.1. Anzahl der interkulturellen Projekte
Interkulturelle Projekte
Vorhanden
6
Nicht vorhanden
7
Gesamt: 13
7.2. Namen/Bezeichnung der interkulturellen Projekte
Name
Andon Stimnu
Radio Grünau
Begegnung der
Nationen
Kulturkoffer
Inhalt
Ausbildung von MigrantInnen im Rundfunk
regelmäßige Sendungen von und für BewohnerInnen des Züricher „Problem“ Quartiers Grünau
(50% MigrantInnen)
Zusammenführung Naumburger Bürger mit ausländischen Gästen der Stadt
Literatur- und Musik- CD/ Sammlung aus
interkulturellen Bereich zur Verwendung in
Radiosendungen + bei Veranstaltungen
Seminarangebote
Regelmäßige Radioworkshops im Rahmen unseres
(interkulturelle und Seminarprogramms
muttersprachliche
Sendungen)
InterAudio
Koordinierungsstelle für Interkulturellen Hörfunk
Radio
Onda
Radio Lora
(Schweiz)
Freies Radio
Naumburg
OK Lübeck
OK Lübeck
Radio Corax
VII. Veranstaltungsübersicht
8. Austausch mit „InterAudio“
Austausch
Ja
11
Nein/keine Angaben
2
Gesamt: 13
9. Bedarf an Seminaren (Ideen/Vorschläge)
Bedarf
Ja
3
Keine Angaben
10
Gesamt: 13
9.1. Ideen/Vorschläge zum Seminarbedarf
- Seminare, die sich mit Diskriminierung/Rassismus und Vielfalt auseinandersetzen
- Seminare der "kulturellen Übersetzung"
- Technik; Technik-Kenntnisse
- Abbau von Artikulationsschwierigkeiten
- mehrsprachige Sendungsgestaltung
Folgende Veranstaltungen wurden im Projektzeitraum von InterAudio realisiert:
Nr.: 01-2002
Seminar:
Datum:
Ort:
Nr.: 02-2002
Seminar:
“Interkulturelles Radio in der Praxis“
26./27./28.07.2002
Halle/Saale
Datum:
Ort:
“Integration von Minderheiten im Freien Radio am Beispiel
der russischsprachigen Minderheit“
11./12./13.10.2002
Halle/Saale
Nr.: 03-2002
Werkstatt:
Datum:
Ort:
„Internet und Nord-Süd-Berichterstattung im Freien Radio“
18./19./20.10.2002
Halle/Saale
Nr.: 04-2002
BFR Kongress: „Treffen ostdeutscher nichtkommerzieller Radios und
Radioinitiativen“
Datum:
01./02./03.11.2002
Ort:
Dresden
Nr.: 05-2002
Seminar:
Datum:
Ort:
„InterKult Festival“
13.12.2002
Halle/Saale
Nr.: 06-2002
Seminar:
Datum:
Ort:
“Interkulturelles Radio II“
06./07./08.12.2002
Halle/Saale
VIII. Textnachweise
IX. Anhang
Viele verschieden Autoren haben zum gelingen dieser Dokumentation beigetragen.
Im Folgenden sind die Autoren aufgelistet:
Vielen Dank an Alle, ohne die InterAudio nicht möglich gewesen wäre.
Besonderer Dank gilt:
Thomas Kupfer für seine Ideen und die Hilfe bei der Überwindung bürokratischer Hürden;
Kristina Schmidt für ihren Arbeit als Praktikantin;
Thomas Fasshauer für die Betreuung der Veröffentlichungen und des Internets
sowie
Mark Westhusen für Satz und Layout dieser Dokumentation.
Texte zu III.:
Mark Westhusen
Daniela Biernoth
Ralf Wendt
Texte zu IV:
IV.1.
IV.2./3./4.
Andrea Seifert
nach Protokollen von Kristina Schmidt;
überarbeitet von Andrea Seifert
Außerdem bedanken wir uns für die finanzielle und logistische Unterstützung bei:
Texte zu V:
V.2.
V.1.
Thomas Kupfer
Angela Isphording
Michael Liebler; überarbeitet von Andrea Seifert
Uwe Kerkow
Radio Corax in Halle/Saale
Texte zu VI:
V.4.
V.4./5./6.
Der Fragebogen wurde von Andrea Seifert und Kristina Schmidt
erstellt und ausgewertet.
Civitas –
Initiativ gegen Rechtsextremismus in den Neuen Ländern
Bundesministerum für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend
Miteinander – Netzwerk für Demkratie und Weltoffenheit
in Sachsen-Anhalt e.V.
Stiftung Nord-Süd-Brücken
Medienanstalt Sachsen-Anhalt