karl popper kolleg - Alpen-Adria

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karl popper kolleg - Alpen-Adria
UNIsono
Nr. 104/2-2015 | Jg. 28 | Preis 1,80 Euro
Zeitschrift der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Juni 2015
www.aau.at/unisono
KARL POPPER KOLLEG
Fachübergreifende Forschungscluster
7
Neues Lehramtsstudium ab Herbst
23
Neue Studienzweige an der Technischen Fakultät
25
Die Menschen sind das neue Territorium
31
'15
DIE JOB- & KARRIEREMESSE IN KÄRNTEN
SCHAFFT VERBINDUNGEN
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www.aau.at/connect
Dienstag
17.11.2015
CONNECT - DIE JOB- & KARRIEREMESSE IN KÄRNTEN
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
9-15 Uhr
© Alex-Fotolia.com
EDITORIAL
AUS DEM INHALT
Zum Thema
DIE SCHULE UND DIE UNIVERSITÄTEN
Karl Popper Kolleg
Initiativkolleg „Modelling – Simulation – Optimization
(MSO)“
4
Karl Popper Fellow Stephan Wagner im Interview
5
Karl Popper bringt die Universität auf die wissenschaftliche Landkarte
6
Forschung
Fachübergreifende Forschungscluster
Energiemanagement und -technik
8
Selbstorganisierende Systeme
10
Visuelle Kultur
12
Unternehmertum
14
Human Centered Computing and Design
16
Bildungsforschung
18
Nachhaltigkeit
20
Studium & Lehre
Lehrende vor den Vorhang
22
Gemeinsames Lehramtsstudium startet ab Herbst
23
Neue Studienzweige im Masterstudium „Information and
Communications Engineering“
25
Neuberufungen
Neue ProfessorInnen im Kurzporträt
27
Alumni & Karriere
Absolventin Silke Bergmoser im Porträt
29
Kultur
Kostbarkeiten aus der Bibliothek
30
Performigrations: Menschen sind das neue Territorium
31
Campus
Ausblick: Die wichtigsten Termine
IMPRESSUM
Herausgeberin: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt | Redaktionsleitung:
Lydia Krömer | Redaktionsteam: Romy Müller (Forschung), Barbara Maier
(Kultur), Johanna Ortner und Theresa Rimmele (Alumni & Karriere), Annegret Landes, Katharina Tischler-Banfield, Wolfgang Hoi | Grafik, Layout &
Satz: Susanne Banfield-Mumb | Titelbild: Sir Karl Popper, Fotocredit: Horst
Tappe/ Roger Violett_picturedesk_com | Akquisition: Elfi Steiner | Vertrieb:
Tatjana Valentinitsch | Fotos ohne Vermerk: aau/archiv | Alle: Universitätsstraße 65–67, 9020 Klagenfurt, Austria | T.: 0463/2700-9304 | www.aau.at/unisono
| [email protected] | Druck: 1aDruck, Hans-List-Straße 6, A-8750 Judenburg
35
Dies ist die letzte Ausgabe von UNIsono. Es wird
zwar weiterhin eine UniZeitschrift geben, jedoch
in anderem Gewand, mit
neuer Gliederung und
veränderten
Schwerpunktsetzungen. Das Ziel
bleibt das gleiche: über
Entwicklungen an der
Universität Klagenfurt zu
informieren.
Maurer
Mit Herbst 2015 wird es weitere Neuigkeiten an der
AAU geben, darunter auch ein neues Lehramtsstudium. Das Ziel bleibt das gleiche: Für den LehrerInnenberuf ausbilden. Dazu mussten wir Neues
schaffen, was mit alten Traditionen bricht: Das
Gewand ist ein anderes, denn die Entwicklung und
die Implementierung der Curricula erfolgt(e) als
Kooperation zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen im Burgenland, in Kärnten und
in der Steiermark. Die Aufteilung ist eine neue, denn
der bildungswissenschaftliche, der schulpraktische
und der fachdidaktische Anteil der Ausbildung wurden dezidiert erhöht – dank der Ausweitung des
Studiums geschah dies jedoch nicht auf Kosten der
fachwissenschaftlichen Ausbildung. Die Schwerpunktsetzung wurde den aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen angepasst, so
dass ein wichtiger Fokus nun zeitgemäßen Kernkompetenzen des LehrerInnenberufs wie Diversität,
Gender, Inklusion, Global Citizenship, Sprache und
Literalität gilt.
Die Arbeit der LehrerInnen ist anspruchs- und verantwortungsvoll. Nicht nur in der Schule, aber besonders dort werden essenzielle Weichen gestellt:
für die Persönlichkeitsentfaltung, für die Grundausbildung und somit für die „gedeihliche Entwicklung
der Gesellschaft“. Die forschungsgeleitete Lehre an
den Universitäten ist hierfür eine zentrale Grundlage. Die Qualität der Lehre an den Schulen stellt
wiederum eine wichtige Grundlage für das Niveau
der Studierenden und somit auch der universitären
Lehre dar, in weiterer Folge für einen international
erfolgreichen wissenschaftlichen Nachwuchs. Universitäten sind gut beraten, hierbei ihre Rolle ernst
zu nehmen. Den KollegInnen an der AAU, die sich an
der Arbeit im Entwicklungsverbund Süd-Ost unermüdlich und unter enormem Zeitaufwand beteiligt
haben, kann nicht genug gedankt werden. Ich meine, dass das Ziel die viele Arbeit rechtfertigt.
Cristina Beretta
Vizerektorin für Lehre und Internationales
Wir danken den Autorinnen und Autoren für die Bereitstellung der veröffentlichten Texte und Fotos. Die Beiträge müssen nicht mit der Meinung der
Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Manuskripte zu kürzen und zu bearbeiten.
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3
„STARKE SCHULTERN, AUF DENEN
KÜNFTIGE RIESEN STEHEN KÖNNEN“
Das neu gegründete Karl Popper
Kolleg ist ein internationales Wissenschafts- und Doktoratskolleg.
Die Aufgabe des Kollegs besteht
darin, hervorragende NachwuchswissenschaftlerInnen bei ihren Forschungsvorhaben zu unterstützen
und international zu vernetzen. Das
erste Initiativkolleg wurde zum Themenbereich „Modelling – Simulation – Optimization (MSO)“ am Institut für Mathematik eingerichtet.
Beim offiziellen Kick-off des Karl Popper Kollegs wandelte Rektor Oliver
Vitouch ein klassisches Gleichnis ab:
„1676 schrieb Isaac Newton: ‚Wenn ich
weiter geblickt habe, so deshalb, weil
ich auf den Schultern von Riesen stand.‘
Der MIT-Informatiker Hal Abelson hat
das umgedreht: ‚Wenn ich nicht so weit
sehen konnte wie andere, so deshalb,
weil Riesen auf meinen Schultern standen.‘ Mit dem Karl Popper Kolleg wollen
wir starke Schultern bieten, auf denen
künftige Riesen stehen können.“
Die WissenschaftlerInnen der AAU erbringen international konkurrenzfähige Forschungsleistungen und tragen
wesentlich zur Schärfung des Forschungsprofils bei. Mit der Gründung
des Karl Popper Kollegs (KPK) wurde
eine weitere profilbildende Aktivität
gesetzt. Das Kolleg leistet Beiträge zur
Öffnung, Internationalisierung und Reputation der Region und bietet besondere Möglichkeiten für den hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs.
Das KPK schafft Synergien zwischen
NachwuchswissenschaftlerInnen und
internationalen SpitzenforscherInnen.
Für dieses Projekt konnte auch der
Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds
(KWF) gewonnen werden. Friederike
Wall, Vizerektorin für Forschung, sieht
das Kolleg als eine „wichtige strategische Maßnahme in Bezug auf die Nachwuchsförderung“. Die AAU verfolgt das
Ziel, ein „ausgeprägtes Forschungsprofil zu entwickeln, Stärken in den
Vordergrund zu stellen, um so international sichtbarer zu sein“.
Aufgrund der thematischen Breite von
Karl Poppers Schriften, seines Ranges als Erkenntnistheoretiker, seiner
fächerübergreifenden Bedeutung und
der bestehenden Bezüge zur AAU wurde das Kolleg symbolkräftig unter seinem Namen initiiert.
4
„Die Karl Popper Fellows
werden Forschungstätigkeit
nachhaltig stimulieren.“
Barbara Kaltenbacher
Schwerpunktthema des Karl Popper
Kollegs
Das Doktorats- und Wissenschaftskolleg widmet sich von 2015 bis 2017 dem
Thema „Modelling – Simulation – Optimization (MSO) of discrete continuous
and stochastic systems“. „Die im Titel
des Kollegs genannten Begriffe diskret,
kontinuierlich und stochastisch deuten
die mathematische Breite an, die das
Kolleg abzudecken versucht. Das reicht
von der diskreten Mathematik über
kombinatorische Optimierung, inverse
Probleme und dynamische Systeme bis
hin zur Statistik“, sagt Clemens Heuberger vom Institut für Mathematik.
Derzeit arbeiten 13 PhD-Studierende
am MSO-Doktoratskolleg, knapp die
Hälfte davon ist international. Dies belegt die hohe Attraktivität des Kollegs
für internationale NachwuchswissenschaftlerInnen bzw. für qualifizierte
MathematikerInnen. Die Sprecherin
des Kollegs, Barbara Kaltenbacher,
sieht im KPK „die Möglichkeit, mit einer großen Gruppe von NachwuchswissenschaftlerInnen über hochaktuelle gebietsübergreifende Themen
zu forschen. Sie ist überzeugt davon,
dass „die Karl Popper Fellows diese Forschungstätigkeit nachhaltig stimulieren werden“.
Die besten Köpfe
Zu jedem Kolleg werden zwei WissenschaftlerInnen mit hervorragender
internationaler Reputation als Karl
Popper Fellow für drei bis sechs Monate an der AAU forschen. Für das MSODoktoratskolleg wurden Professor
Stephan Wagner von der Stellenbosch
University (South Africa) und Professor
Ken Palmer von der National Taiwan
University (Taiwan) nominiert. „Der
Aufenthalt der Fellows fällt meist mit
einem Sabbatical zusammen. Während
dieser Zeit entwickeln sie neue Forschungsthemen und tauschen sich mit
den KollegInnen und DoktorandInnen
aus“, so Clemens Heuberger, der seit
Jahren intensive Forschungskontakte zum ersten Fellow Stephan Wagner
pflegt.
Unisono 2/2015
ZUM THEMA
„MEIN KOFFER IST PERMANENT MIT
MATHEMATISCHEN FRAGEN GEFÜLLT“
Mit Stephan Wagner von der Stellenbosch University in Südafrika konnte
der erste Fellow für das Karl Popper Kolleg gewonnen werden.
Maurer
Herr Wagner, Sie sind der erste Fellow am Karl Popper Kolleg. Wie kam es
dazu?
Eigentlich durch glückliche Fügung. Ich
hatte schon lange im Voraus geplant,
2015 ein Forschungssemester zu nehmen. Das fiel passenderweise genau mit
der Einführung des Fellowships zusammen. Außerdem kooperieren Clemens
Heuberger und ich schon seit vielen
Jahren. Er hat ein hervorragendes Team
aus jungen, talentierten MathematikerInnen um sich, mit denen es eine
Freude ist, zusammenzuarbeiten.
Mit was beschäftigen Sie sich in der Mathematik?
Ich bin allgemein auf dem Gebiet der
diskreten Mathematik tätig, das sehr
breit ist und viele Berührungspunkte mit
anderen mathematischen Teilgebieten,
aber auch anderen Wissenschaften hat.
Mein besonderes Augenmerk gilt dabei
vor allem kombinatorischen Abzählproblemen. Ein kleines Beispiel zur
Illustration: es gibt 6 670 903 752 021
072 936 960 mögliche Lösungen für ein
klassisches Sudoku. Das ist nicht einfach eine Zahl, die ein Computer errechnet hat, da stecken viele mathematische
Ideen dahinter.
Welche beispielsweise?
Angenommen wir wollen ein Computernetzwerk aus zehn Rechnern errichten. Wir können sie jeweils paarweise
durch Kabel verbinden, und am Ende
soll es zwischen je zwei Computern eine
Verbindung geben. Dafür gibt es bereits
34 496 488 594 816 Möglichkeiten. Die
Berechnung solcher Zahlen ist dabei
mehr als eine nette Spielerei von akademischem Interesse. Kombinatorische
Fragen wie diese sind ein erster Schritt
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auf dem Weg, etwa die Struktur großer
Netzwerke zu verstehen. Sie kommen in
der statistischen Physik ebenso wie in
der organischen Chemie oder in der Analyse von Algorithmen in der Informatik vor.
Und zu welchen Themen werden Sie während Ihres dreimonatigen Fellowships am
Institut für Mathematik forschen?
Mein Koffer ist permanent mit mathematischen Fragen gefüllt, für die drei
Jahre nicht ausreichen würden. Vieles
ist also noch offen, aber einige spezielle Themen haben wir schon ins Auge
gefasst: Wir werden der Frage nachgehen, wie sehr Baumstrukturen durch
lokale Information – Knotengrade –
charakterisiert sind. Oder eine andere
Frage handelt von optimalen Zifferndarstellungen ganzer Zahlen für gewisse
Algorithmen.
Mit 32 Jahren wurden Sie zum Full Professor an der Stellenbosch University ernannt. Das ist sehr jung.
Danke. Ich denke das zeigt einfach, dass ich
in meiner Karriere sehr viel Glück hatte.
Sie sind auch am African Institute for
Mathematical Sciences tätig und betreuen junge WissenschaftlerInnen. Was ist
das Besondere daran?
Dieses Institut wurde vor etwas mehr
als zehn Jahren in Kapstadt als Kooperationsprojekt mehrerer Universitäten
gegründet. Studierende aus ganz Afrika
absolvieren Intensivkurse, die die gesamte Bandbreite der mathematischen
Wissenschaften abdecken. Auf diese
Art kommen junge MathematikerInnen,
die in ihren Heimatländern oft sehr
isoliert sind, mit der internationalen
Szene in Kontakt und haben so die Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln. Vie-
le von ihnen machen mit Master- und
Doktoratsstudien weiter – ich selbst
habe schon einige ausgezeichnete Arbeiten betreut.
Worauf führen Sie Ihre Begeisterung für
die Mathematik zurück?
Ich bin einfach von Zahlen und mathematischen Strukturen fasziniert, und
davon, wie sie manchmal auf scheinbar
magische Art zusammenwirken. Wenn
ich an einem spannenden mathematischen Problem arbeite, kann ich oft
alles andere beiseite schieben, und
dementsprechend ist es auch ein wunderbares Gefühl, ein Rätsel letztlich zu
knacken.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lydia Krömer.
ZUR PERSON
Stephan Wagner studierte Technische
Mathematik an der TU Graz, wo er
2006 „sub auspiciis praesidentis“
promovierte.
Seit 2006 arbeitet Wagner am Institut
für Mathematik an der Stellenbosch
University in Südafrika und ist seit
2014 als „Full Professor“ tätig.
5
ZUM THEMA
KARL POPPER BRINGT DIE UNIVERSITÄT AUF DIE
WISSENSCHAFTLICHE LANDKARTE
Die Alpen-Adria-Universität ist in
ganz besonderer Weise mit Sir Karl
Popper verbunden. Seit 1995 verwaltet sie den gesamten Nachlass
des Philosophen, gründete in diesem
Jahr das Karl Popper Kolleg, und die
Karl Popper Foundation ist an der
AAU angesiedelt. Alles begann mit
einem Geschenk an die Universität.
2.000 Sonderdrucke sowie 61 Laufmeter
Zeitschriften. Von 1996 bis 1999 erfolgte die formale und inhaltliche Erschließung der Werke. Rechte an den Werken
und Korrespondenzen Karl Poppers
wurden 2008 der Alpen-Adria-Universität/Karl Popper-Sammlung übertragen
und werden seither im Copyright-Büro
von Manfred Lube verwaltet.
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2001 wurde die Karl Popper-Sammlung feierlich eröffnet. Sie hat den Charakter einer
Hausbibliothek.
1995 erhielt die Universität anlässlich
ihres 25-jährigen Bestehens die Karl
Popper-Sammlung von Bund und Land
geschenkt, die bei Sotheby’s in London
um 11 Millionen Schilling ersteigert
wurde. Im August 1995 wurden der
Universitätsbibliothek von einer Londoner Speditionsfirma 310 Laufmeter
an unsystematisiertem Material mit
einem Lieferschein, lautend auf „A
quantity of Books, Private Papers and
Household Effects“, geliefert. Der gesamte Nachlass von Karl Popper wurde der Universität als Geburtstagsgeschenk überantwortet.
Die Karl Popper-Sammlung umfasst 205
Bände bibliophiler Literatur des 15. bis
19. Jahrhunderts mit fünf Inkunabeln,
49 Aldinen, 85 Erstausgaben und 744
Ausgaben von Poppers eigenen Werken
im Original und in Übersetzungen, 7.100
Bände der Arbeitsbibliothek mit Bänden aus diversen Wissensgebieten, einschließlich Belletristik, Kinderbüchern
und Expeditionsliteratur. In der Sammlung befinden sich weiters viele Fotos
und Kompositionen Karl Poppers, rund
6
Das Herzstück der Karl PopperSammlung
„Für die Popper-ForscherInnen stellen vor allem die 462 Archiv-Boxen
der Hoover Institution Archives aus
Stanford, Kalifornien, das Herzstück
der Sammlung dar“, sagt Lydia Zellacher, Bibliotheksdirektorin und einstige Mitarbeiterin der Karl PopperSammlung. Diese beinhalten Kopien
der Manuskripte zu Publikationen und
Vorträgen sowie die gesamte Briefkorrespondenz Karl Poppers bis zum
Jahre 1984. Ergänzend bis 1995 ist das
Archivmaterial in digitalisierter Form
verfügbar.
Eine weitere Besonderheit der Bücher
sind die persönlichen Widmungen,
handschriftlichen Bemerkungen und
Ergänzungen Poppers und das Vorhandensein der in die Bücher eingelegten Briefe und Notizen. Ein Blickfang der Sondersammlung sind alte,
ledergebundene Bücher, darunter fünf
Inkunabeln. Eine Besonderheit stellen auch die 49 Aldinen dar, Werke
des venezianischen Druckers Aldus
Manutius Ende des 15. Jahrhunderts.
Lydia Zellacher hat beim Bearbeiten
der Sammlung viel über den Menschen Popper erfahren: „Er war ein
sehr vielfältiger und äußerst ordentlicher, jedoch bescheidener Mensch.
Bis ins hohe Alter hatte er eine klare
Handschrift. Er war Komponist, leidenschaftlicher Bergsteiger, daher
besaß er auch so viele Bücher über
Expeditionen.“
Die Karl Popper Foundation
1997 wurde die Karl Popper Foundation mit dem Ziel der „Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung des
kreativen Denkens“ des in Österreich
geborenen Philosophen gegründet.
Präsident des an der AAU ansässigen
Vereins ist Reinhard Neck vom Institut für Volkswirtschaftslehre. Die Karl
Popper Foundation führt thematisch
offene Veranstaltungsreihen durch –
wie beispielsweise die Klagenfurter
Stadtgespräche – und stellt aktuelle
Probleme unserer Zeit auch außerhalb
des Kontexts Popperscher Philosophie
zur Diskussion. Ferner werden wissenschaftliche Vorträge und Tagungen
organisiert, die in Zusammenhang mit
dem Werk Karl Poppers und dem Kritischen Rationalismus stehen. Vieles
findet in Publikationen (Schriftenreihe
der Karl Popper Foundation) seinen
Niederschlag.
ZUR PERSON
Sir Karl Popper (1902-1994) war ein
österreichisch-britischer Philosoph,
der mit seinen Arbeiten zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, zur
Sozial- und Geschichtsphilosophie und
zur politischen Philosophie den Kritischen Rationalismus begründete.
Er war Professor an der London
School of Economics (LSE) und Fellow
of the British Academy und Fellow of
the Royal Society.
Unisono 2/2015
FORSCHUNG
FORSCHUNGSCLUSTER – EIN BEITRAG ZUM PROFIL
DER ALPEN-ADRIA-UNIVERSITÄT
Die Besonderheit
Die Kombination von Überschaubarkeit und Vielfalt ist eine Stärke der
AAU. Dies bietet Voraussetzungen dafür, dass Forscherinnen und Forscher
verschiedener Disziplinen auf „kurzen
Wegen“ zueinander finden und daraus
neue Forschungsfragen und Innovationen erwachsen.
Die Themen
ɒ Bildungsforschung
ɒ Energiemanagement und -technik
ɒ Human Centered Computing and
Design
ɒ Nachhaltigkeit
psdesign1 Fotolia
Der Weg dorthin
Ausgangspunkt war die Identifikation
von sieben fachübergreifenden Forschungsclustern in einem mehrfachen
Bottom-Up- und Top-Down-Prozess
ab 2011. Die Cluster haben teils enge
Bezüge zu den „Grand Challenges“.
ɒ
ɒ
ɒ
Selbstorganisierende Systeme
Unternehmertum
Visuelle Kultur
an der Gesamtzahl der Publikationen,
der gelisteten Publikationen sowie im
Drittmittelbereich – eine positive Dynamik entwickelt.
Was ist passiert?
In den vergangenen Jahren hat sich in
allen Forschungsclustern – gemessen
3 FRAGEN AN...
...FRIEDERIKE WALL
Vizerektorin für Forschung
Warum gibt es die Forschungscluster?
Die Universitäten sind dazu angehalten, an ihrer Profilbildung zu arbeiten.
Dies betrifft insbesondere auch die
Forschung. Profilbildung ist für die
Sichtbarkeit der Forschungsleistungen von großer Bedeutung.
Warum hat man sich auf diese Themen
geeinigt?
Gesellschaftliche Relevanz von Forschung und ihr Beitrag zur Erkenntnisfindung und Lösung aktueller
Probleme sind wichtiger denn je. Die
FTI-Strategie der Bundesregierung
und entsprechende Pendants auf EUEbene sehen Schwerpunktsetzungen
in Bezug auf die so genannten „Grand
Challenges“ vor: Klimawandel, Ernährungssicherheit, Gesundheit, demographischer Wandel, Innovation in
kleinen und mittleren Unternehmen,
Energieeffizienz und saubere Energieerzeugung sind unter anderem solche
Unisono 2/2015
Maurer
Herausforderungen, die mit Unterstützung von Forschung bewältigt werden
müssen. Dazu haben wir uns angesehen, zu welchen Herausforderungen
an der Alpen-Adria-Universität bereits
intensiv gearbeitet wird, und haben
diese Themen identifiziert.
Wie geht es weiter?
Die Cluster sind in ganz unterschiedlichen Phasen eines „Lebenszyklus-
modells“ gestartet. Bisher konnten
bereits vier Cluster profilbildenden
Charakter für die Alpen-Adria-Universität erreichen, andere werden sich
noch weiter vertiefen oder verdichten.
Für das breite Spektrum an herausragenden Forschungsarbeiten an der
AAU und die Profilbildung in der Forschung sind aber auch die fach- und
fakultätsspezifischen Aktivitäten von
großer Bedeutung.
7
FORSCHUNG
ENERGIE: ÖKOLOGISCH, ÖKONOMISCH UND
TECHNOLOGISCH
Im Forschungscluster „Energiemanagement und -technik“ entwickeln Forscherinnen und Forscher Lösungen, die ökologisch, technologisch und ökonomisch sinnvoll sind und zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft
beitragen.
Der Umgang mit knappen Ressourcen
und der drohende Klimawandel gehören zu den großen gesellschaftlichen
Herausforderungen der Gegenwart.
„Dem Energiesektor kommt dabei angesichts der langfristigen Erschöpfbarkeit fossiler Energien und deren
Auswirkungen auf den Klimawandel
eine zentrale Bedeutung zu“, erklärt
Cluster-Koordinator Wilfried Elmenreich (Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme). „Die Entwicklung
von Optionen zur Verbesserung bestehender und Anwendung neuer Technologien, etwa in den Bereichen der
Energieaufbringung und -verwendung,
des Verkehrs oder der Produktion,
stellt eine wichtige Säule in jeder Strategie zur Aufrechterhaltung der langfristigen Ressourcenbasis dar“, so sein
Kollege Norbert Wohlgemuth (Institut
für Volkswirtschaftslehre). Mindestens genauso gefragt sind, so die Koordinatoren, aber auch systematische
und gesellschaftliche Lösungen, da
technologische Ansätze unter anderem wegen der Existenz von Reboundeffekten und deren Wachstumsanreizen langfristig nicht ausreichen, um
dauerhaft tragfähiges Wirtschaften zu
ermöglichen.
Gemäß der „20/20/20-Ziele“ der Europäischen Union möchte der Forschungscluster Beiträge zur Lösung
der genannten Herausforderungen
liefern: Ein 20-prozentiger Rückgang
8
der Treibhausgasemissionen, die Erhöhung der Energieeffizienz um 20
Prozent sowie ein 20-Prozent-Anteil
erneuerbarer Energien am Energieverbrauch. In eine ähnliche Kerbe
schlägt der „Energiefahrplan 2050“
der EU, der bis zum Jahr 2050 eine
fast vollständige Dekarbonisierung
des Energiesystems vorsieht.
„Ökonomische Aktivität und Umweltschutz bzw. Beschränkung des Ressourcenverbrauchs müssen nicht
notwendigerweise Zielkonflikte darstellen“, so Wohlgemuth. Demnach
könnten Konzepte einer „green economy“ beim Erreichen der Ziele helfen. Der Forschungscluster sieht an
der Schnittstelle der Problemfelder
ein interdisziplinäres Handlungsfeld,
dem er sich in mehreren Schwerpunkten widmet: Energie und Recht,
technologische Innovationen, betriebliche Energiewirtschaft, Energie und
Landnutzung, regional- und volkswirtschaftliche Energiefragen. Ein besonderer Fokus liegt im Bereich „Smart
Grids“. Die Aktivitäten des Clusters
sollen in Zukunft noch zusätzlich
durch die Gründung einer Stiftungsprofessur „Nachhaltiges Energiemanagement“ verstärkt werden. Im Sinne forschungsgeleiteter Lehre sollen
die Erkenntnisse auch in einen fachübergreifenden Studienzweig „Energietechnik und Energiemanagement“
einfließen.
Wohlgemuth
NOCH ZU
WENIG SPARPOTENZIAL
Alternative, innovative Smart-GridsDesigns scheinen die Lösung für vieles
zu sein. Dennoch werden sie noch zu
selten eingesetzt. Natalie Prüggler hat
in ihrer Dissertation nach den Hemmnissen und Problemen für die Implementierung gefragt – und Antworten
gefunden. Der Erfolg hängt zu einem
großen Teil davon ab, ob Haushalte teilnehmen wollen und ob die Nutzerinnen und Nutzer selbst wirtschaftlichen
Nutzen haben. Solange das Potenzial
für tatsächliche Kosteneinsparungen
durch Smart-Grids-Konzepte nicht
hoch genug ist und gleichzeitig die für
deren Anwendung nötige intelligente
Technologie zu teuer ist, sind die Chancen für eine breite Smart-Grids-Umsetzung gering, so das Ergebnis von
Prüggler.
Natalie Prüggler wurde von Norbert
Wohlgemuth (Institut für Volkswirtschaftslehre) betreut und erhielt
Ende 2014 den „Award of Excellence“
des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft für
ihre Dissertation. Seit Jänner 2014 ist
sie Geschäftsführerin der MOOSMOAR
Energies OG.
Electriceye Fotolia
Unisono 2/2015
FORSCHUNG
ENERGIESPAREN IN KÄRNTEN UND FRIAUL-JULISCH
VENETIEN
Forscher haben die Energienutzung in den beiden Regionen unter die Lupe genommen, um – im Sinne von
Energieeinsparung – technische Unterstützungsmöglichkeiten zu entwickeln. Projektleiter Wilfried Elmenreich
erklärt im Interview, zu welchen Ergebnissen sie kamen.
und an deren Weiterentwicklung mitzuwirken. Außerdem ist es gelungen,
Algorithmen zur Load Dissaggregation
zu entwickeln: Dominik Egarter hat
dabei an Methoden gearbeitet, wie es
gelingen kann, den Energiekonsum
von einzelnen Geräten in einem Haushalt mit hoher Genauigkeit zu schätzen, ohne dass bei jeder einzelnen
Steckdose Messeinheiten notwendig
sind. Ein weiterer Erfolg ist ein Konzept für einen selbstorganisierenden
Miniaturmarkt der Geräte.
Was war die Grundidee in Ihrem Projekt?
Wir bauten vor allem auf ein „SmartHome“-Konzept, bei dem Personen
Unterstützung durch Messeinrichtungen, künstliche Intelligenz und visuelles Feedback bekommen, um in ihren
Haushalten Energie einzusparen. Die
Grundidee ist, dass der Mensch mehr
Energie spart, wenn er sieht, wo – vielleicht übermäßig – viel Energie verbraucht wird.
Es spielt also nicht nur die Technik, sondern vor allem der Mensch eine große
Rolle. Wie sind Sie vorgegangen?
Wir mussten zu Beginn das Verhalten in unseren Zielregionen, Kärnten
und Friaul-Julisch Venetien, erfassen.
Dazu haben wir eine Messkampagne
über die Dauer eines Jahres durchgeführt und, auch um anderen Forscherinnen und Forschern den Einstieg zu
erleichtern, die Ergebnisse öffentlich
zugänglich gemacht.
Zu welchen Ergebnissen sind Sie dabei
gekommen? Wo wird mehr und warum
mehr Strom verbraucht?
Wir machten die Messungen in sehr
unterschiedlichen Haushalten, um ein
möglichst breites Spektrum der Bevölkerung abzubilden. Als Ergebnis zeigte
sich, dass zum Beispiel das Gerät mit
dem meisten Energieverbrauch in unterschiedlichen Haushalten mal ein
Kühlschrank, mal ein Fernseher und
mal der Computer ist. Das zeigt, dass
die Aufteilung des Energieverbrauchs
nicht ohne Messung vorhersagbar ist.
Ihnen reichte es aber nicht zu wissen,
wo wie viel verbraucht wird, sondern
Sie haben im Projektteam an technischen Lösungen gearbeitet. Was ist dabei entstanden?
Wir konnten Mechanismen, Algorithmen und Geräte als Basis für ein effektives Energiemanagement entwickeln.
Was ist das beispielsweise?
Ich möchte drei Beispiele nennen:
Erstens haben wir eine frei verfügbare Software, die so genannte MjölnirSoftware, zum Aufbau eines Energiemonitoringsystems entwickelt. Unter
Unisono 2/2015
Wilfried Elmenreich forscht und lehrt am
Institut für Vernetzte und Eingebettete
Systeme.
http://mjoelnir.sourceforge.net/ kann
man die Software herunterladen. Wir
möchten damit insbesondere andere
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu einladen, die Software
bei Feldtests zum Einsatz zu bringen
Projekttitel: Monergy
Laufzeit: 2012−2015
Partner: Lakeside Labs und WiTiKee
s.r.l.
Förderung: EU Interreg IV
Infos: http://www.monergy-project.eu/
INTELLIGENZ FÜR DAS STROMNETZ
Unser Stromnetz hat sich in den letzten 50 Jahren kaum verändert, die
Anforderungen aber sehr. Smart Grids sind eine Kombination von Stromund Kommunikationsnetz mit aktiver Beteiligung der Konsumentinnen
und Konsumenten.
Mit der Einbindung von alternativen
Stromerzeugern können Haushalte,
Industrie oder Kommunen aktiver und
vom globalen Stromnetz unabhängiger
agieren. Solche Systeme, die sich selbst
mit Energie versorgen, bezeichnet man
als Smart Microgrids. „Mit einem Netzwerk von intelligenten Microgrids entstehen neue Herausforderungen“, so
die ForscherInnen einer durch die Lakeside Labs geförderten Smart-GridForschungsgruppe an der Technischen
Fakultät. Theoretisch kann jeder Haushalt Energie kaufen und verkaufen. Das
klingt vorteilhaft, benötigt aber eine
intelligente Steuerung, um die Erzeugung, einen eventuellen Überschuss
und die Last im System permanent auszugleichen. Es braucht also „intelligente Agenten“. Sie können hier automatisch Nutzungsmuster für Geräte wie
Klimaanlagen, Geschirrspülmaschinen
und Waschmaschinen vorschlagen, um
Energieverbrauch und Preis zu optimieren. Eine Geschirrspülmaschine
kann sich beispielsweise automatisch
dann einschalten, wenn Strom günstig
und in Überschuss vorhanden ist, und
auf den Betrieb während der Stoßzeiten
am Tagesrand verzichten.
„Die Umstellung unseres Stromnetzes
kann nur erreicht werden, wenn ein
entsprechendes Know-how aufgebaut
wird und eine große Anzahl von gut
ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieuren zur Verfügung steht. Um dies
zu erreichen, schaffen wir mit unserem
Smart-Microgrid-Labor ein experimentelles Umfeld, wo motivierte Studierende lernen und praktische Erfahrungen sammeln können“, so Wilfried
Elmenreich. In der Forschungsgruppe
fokussieren sich die Anstrengungen
auf die Integration vorhandener Einzellösungen in ein intelligentes Microgrid.
Da ein System mit so vielen Akteuren
schwer zentral zu verwalten ist, werden selbstorganisierende Algorithmen
und Mechanismen eingesetzt.
9
FORSCHUNG
INTELLIGENZ DER NATUR ALS VORBILD
Der Forschungscluster „Selbstorganisierende Systeme“ versucht Systeme zu verstehen, in denen die Einheiten
direkt miteinander interagieren und kontinuierlich aufeinander und auf die Umgebung reagieren. Die Natur ist
GDEHLKlX¿JHLQ9RUELOGIU3UR]HVVHLQ:LUWVFKDIW3V\FKRORJLHXQG7HFKQLN
Die Natur zeigt uns viele Phänomene, die erfolgreich mit dem Konzept
der Selbstorganisation beschrieben,
analysiert und modelliert werden können: Fische schwimmen in strukturierten Schwärmen, Ameisen finden
kürzeste Wege zu Nahrungsquellen,
und Glühwürmchen blinken in perfekter Synchronität. Dabei etablieren
die beteiligten Einheiten eine Organisationsstruktur, die keine zentrale
Koordination erfordert und die sehr
robust gegenüber negativen Umwelteinflüssen sein kann. „Stattdessen interagieren die Einheiten direkt miteinander und reagieren kontinuierlich auf
Änderungen in ihrer Umgebung. Solche als selbstorganisierende Systeme
bezeichneten Phänomene findet man
auch in der Wirtschaft, der Psychologie und in technischen Systemen, um
nur einige weitere Gebiete zu nennen“,
führt Koordinator Christian Bettstetter
aus.
Die Wissenschaft interessiert sich dafür, wie selbstorganisierende Systeme
funktionieren und wie beispielsweise
technische oder wirtschaftliche Systeme entworfen und entwickelt werden
können, die sich selbst organisieren
und die ähnliche positive Eigenschaften, beispielsweise in Hinblick auf
Robustheit oder Evolution, wie natürliche selbstorganisierende Systeme
haben. Auch in den Sozialwissenschaften werden Fragen aufgegriffen, inwiefern soziale Prozesse über
Selbstorganisation beschreibbar sind
und welche Konsequenzen Selbstorganisation beispielsweise in Hinblick
auf Krisensituationen haben könnte.
Aktuelle Ereignisse wie Finanzkrisen
und Krankheitsepidemien werden als
Anlass genommen, um mit Methoden der Selbstorganisation alternative Konzepte zu modellieren und zu
analysieren. „Auch in der Technik hält
Selbstorganisation Einzug. Waren zum
Beispiel selbstfahrende Autos und
selbstheilende Roboterschwärme vor
kurzem noch Science Fiction, so werden sie in wenigen Jahren zu unserem
Alltag gehören“, so Bettstetter.
Der Forschungscluster „Selbstorganisierende Systeme“ konzentriert sich
an der Alpen-Adria-Universität auf
die vier Themenbereiche „Theorie der
Selbstorganisation“, „Verteilte Prozesse in dynamischen Netzen“, „Selbstorganisation in der Natur“ und „Selbstorganisation in der Technik“. Rund 20
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den verschiedenen Fachbereichen arbeiten dazu gemeinsam
mit ForscherInnen der Lakeside Labs
GmbH und Living Systems Research.
Dem Cluster können diverse Beiträge in renommierten Zeitschriften und
knapp 30 Drittmittelprojekte zugeordnet werden.
VERHALTEN EINES SELBSTORGANISIERENDEN
SYSTEMS SIMULIEREN
Eine Forschungsgruppe arbeitet
daran, wie man verteilte Systeme
entwickeln und funktionstüchtig
halten kann.
Technische Systeme werden immer
komplexer. Die Interaktion zwischen
mehreren Geräten und Komponenten
gewinnt an Bedeutung. Hierarchische
Systeme, wo eine Komponente auf der
anderen aufbaut, werden zunehmend
durch verteilte Systeme ersetzt, die
der Funktionslogik von Schwärmen
in der Natur entsprechen. Damit wird
auch die Aufgabe, solche Systeme zu
entwickeln und funktionstüchtig zu
halten, immer herausfordernder. Dazu
gibt es drei Ansätze: Trial-and-Error,
die Orientierung an biologischen Vorbildern oder „Evolutionary Computing“. Trial-and-Error ist dadurch eingeschränkt, dass ein großes System
manchmal unerwartete Reaktionen
zeigt, wie dies beispielsweise bei Stra10
ßensystemen der Fall ist: Ein eingeführtes Tempolimit verlangsamt zwar
ein einzelnes Fahrzeug, kann aber
auch zu einer Erhöhung der Geschwindigkeit des Verkehrs als Gesamtheit
führen. Das Einsetzen der Inspiration
aus der Biologie funktioniert nur, wenn
es adäquate Beispiele gibt.
Daher interessiert sich die Forschungsgruppe rund um Wilfried
Elmenreich (Institut für Vernetzte
und Eingebettete Systeme) in seinen Projekten DEMESOS und MESON
insbesondere für das „Evolutionary
Computing“, mit dem solche Problemstellungen leichter bewältigt werden
können. „Dabei handelt es sich um
eine Art automatisierte ‚Trial-andError‘-Suche, die von einer kontinuierlichen Anpassungsevaluation geleitet
wird“, erklärt Elmenreich.
stützend wirkt. Forscher haben daher FREVO entwickelt, das dabei hilft,
„Evolutionary Computing“ zu vereinheitlichen, indem alle Basisdaten auf
drei Parameter reduziert werden: das
Problem, die Agenten und der Algorithmus. Diese Daten werden in einen
Simulator eingespeist, mit dem sich
das Problem nachahmen lässt und
wo sich das Verhalten der Komponenten entwickeln kann. „FREVO bietet
alle Komponenten für die Evolution
von Multiagentensystemen aus einer
Hand. Inkompatibilitäten zwischen
verschiedenen Systemen können so
ausgeschlossen werden“, so Elmenreich. Beispielsweise ist es bereits
gelungen, ein automatisch agierendes Fußballteam oder experimentelle
Studien für soziales Verhalten zu kreieren. Auch ein Algorithmus für einen
Drohnenschwarm, der ein Areal beobachtet, konnte entwickelt werden.
Dafür braucht es ein Tool, das unterUnisono 2/2015
FORSCHUNG
SYNCHRON WIE DIE GLÜHWÜRMCHEN
Ähnliches möchten Forscherinnen
und Forscher auch bei technologi-
sche Anwendungen, insbesondere auf
drahtlose Kommunikationsnetzwerke,
anwenden. „Synchronität ist dabei ein
wichtiger Faktor in großen Netzwerken“, erklärt Christian Bettstetter. Sie
soll dabei selbstorganisiert entstehen,
ohne dass eine zentrale Einheit aktiv
werden muss. Die Forschungsgruppe
am Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme hat mathematische
Lösungen für selbstorganisierende
Synchronisation erarbeitet und diese in
Feldtests untersucht. „Von besonderem
Interesse ist für uns dabei auch die Robustheit dieser Netzwerke gegen fehlerhafte Knoten. Wir fragen uns also:
Was passiert, wenn ein oder mehrere
Geräte fehlerhaft agieren?“, erläutert
Johannes Klinglmayr. Dazu analysieren
Bettstetter, Klinglmayr und ihre Kollegen ein Konzept aus den Neurowissenschaften und kombinieren Aspekte
daraus mit den eigenen Ergebnissen.
tunat Fotolia
Tausende von Glühwürmchen können
sich in den Bäumen versammeln und
im Gleichklang blinken. Der verteilte Mechanismus, in dem sie das tun,
kann mit der Theorie der gekoppelten
Oszillatoren verstanden werden. Diese Theorie wurde erfolgreich für die
Modellierung von vielen anderen Synchronitäts-Problemen, zum Beispiel
die Vibration von Brücken, angewandt.
WIE FUNKTIONIEREN MUREN?
Frau von Elverfeldt, was ist das Besondere an Muren?
Muren verursachen in Gebirgsregionen wie in den Alpen immer wieder
ernste Schäden, ihre Dynamiken sind
aber noch nicht hinreichend bekannt.
wenig. Wir möchten uns fragen, ob
hinter den Prozessen eine komplexe
oder gar chaotische Ordnung steht.
Dazu werden wir versuchen, die Theorie der Selbstorganisation in Hinblick
darauf zu testen.
„Wir fragen uns, ob hinter den
Prozessen eine komplexe
oder gar chaotische
Ordnung steht.“
Wie möchten Sie vorgehen?
Wir nutzen den Rahmen der „Selbstorganisierenden Systeme“, insbesondere von Hakens Theorie der Synergetik.
Darauf basierend wollen wir die Dynamik von Muren – unter anderem mit
Hilfe von FREVO (siehe S.10) – modellieren und mögliche Regeln im Verhalten erkennen.
Kirsten von Elverfeldt (Institut für Geographie und Regionalforschung) hat gemeinsam mit Wilfried Elmenreich und Margreth
Keiler (Universität Bern) das Projekt
„Investigating the self-organization of
mountain torrent processes“ entwickelt
und wird es als DACH-Projekt einreichen.
Beispielsweise spielt die Erosion und
die Mitnahme von Material sowie deren
zerstörerische Kraft eine große Rolle.
Messungen und Beobachtungen funktionieren aber gerade deshalb schlecht.
Daher sind die Interaktionen zwischen
Gewässerbett und Mure noch weitreichend unbekannt.
Sie sind also unberechenbar?
Ja, wir verstehen mit den herkömmlichen Forschungsmethoden nicht hinreichend, warum manchmal viel Material mitgenommen wird und manchmal
Unisono 2/2015
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11
FORSCHUNG
DAS BILD ALS
UNTERSUCHUNGSOBJEKT
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Bilder sind allgegenwärtig und im Alltag präsenter
denn je. Der Forschungscluster „Visuelle Kultur“
untersucht, wie sie Bedeutungen in kulturellen und
sozialen Kontexten vermitteln.
„Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Visuelle Kultur zu einem wichtigen und sich
in verschiedene Richtungen entwickelnden interdisziplinären Forschungsfeld
geworden“, erklärt ForschungsclusterKoordinatorin Alice Pechriggl. Die Auseinandersetzung mit den Cultural Studies haben in mehreren Disziplinen der
Geisteswissenschaften und später auch
der Sozialwissenschaften zu einem
„cultural turn“ geführt. Cluster-Sprecher Rainer Winter erklärt dazu weiter:
„Kultur wird nun nicht mehr als eine von
der Sozialstruktur abhängige Variable,
sondern als ein zentraler Faktor in sozialen, politischen und ökonomischen
Prozessen betrachtet.“ Vor allem die
weltweite Produktion, Zirkulation und
Rezeption von Zeichen und Bildern hat,
so Jörg Helbig, zu einer „kulturellen Revolution“ geführt.
Lange Zeit analysierten Geistes- und
KulturwissenschaftlerInnen fast ausschließlich Texte. Nun werden auch
Bilder daraufhin untersucht, wie sie
eigenständig Bedeutungen in kulturellen und sozialen Kontexten vermitteln.
„Ins Zentrum der Betrachtung rückt
die kulturelle Konstruktion des Visuellen“, fasst Brigitte Hipfl zusammen.
Dabei geht es den ForscherInnen nicht
nur um den visuellen Charakter von
Kunstwerken wie Gemälden oder avancierten Filmen, sondern auch und vor
allem um die Bilder des Fernsehens,
der Werbung oder der Computerspiele,
die das Alltagsleben durchdringen und
Identität mitbestimmen. Insbesondere interaktive visuelle Medien wie das
Internet, Handy-Applikationen oder
Videogames stellen neue Herausforderungen dar, deren Möglichkeiten zunehmend erforscht werden.
Das Forschungsthema „Visuelle Kultur“ wird bereits seit 2005 vom Arbeitskreis Visuelle Kultur koordiniert. Als
fachübergreifender Forschungscluster
ist es in den letzten Jahren gelungen,
Forschungsschwerpunkte und praxisrelevante Lehrangebote zu bündeln
und dabei – im Sinne der zentralen
Philosophie der Transdisziplinarität –
auch Fächer aus anderen Fakultäten
einzubinden. Neben Ringvorlesungen
und Gastvorträgen sind in den letzten
Jahren mehrere Publikationen aus der
Forschungsarbeit hervorgegangen. Inhaltlich befassen sich die ForscherInnen mit den Schwerpunkten „Film- und
Fernsehforschung“, „Digitale Kultur
und Game Studies“ sowie „Medienphilosophie“. In vielen Bereichen wird eng
mit künstlerischen Beiträgen kooperiert. Ein diesbezügliches Highlight ist
das europaweite Projekt „PERFORMIGRATIONS - People Are the Territory“, in
dem eine interaktive Online-Plattform
sowie eine performative Kunstinstallation zu Themen der Mobilität von Menschen und Kulturen in der zunehmend
durch Medien vernetzten Gegenwart
entwickelt wurden (siehe S. 31). In Zukunft möchte man, so die KoordinatorInnen, noch verstärkt auf die Einwerbung
von Drittmittelprojekten setzen und die
bisherigen Stärken in die Entwicklung
von neuen Masterstudiengängen einbringen.
Herzog
„AM ENDE IST ES DOCH EIN KÖRPER,
DURCH DEN SICH ETWAS DENKT“
„Korporale Perfomanz – Generating Bodies“, so der Titel eines FWF-Projekts,
das am Institut für Philosophie durchgeführt wurde. Im Kern beschäftigt sich
das Projekt mit den Beziehungen von
Körper und Geist: Während man üblicherweise hinter der Philosophie eine
rein geistige Angelegenheit vermutet,
konnten die ForscherInnen und KünstlerInnen zeigen, dass das eine eng mit
dem anderen zusammenspielt. Wie
„die prekäre Rolle des Körpers im Vollzug wissenschaftlicher Praktiken gesehen werden kann“, so die Projektleite12
rin für die AAU Alice Pechriggl, wurde
unter anderem im Kontext des „überwältigend gut besuchten“ Forschungsfestivals „Philosophy On Stage#3“ im
Wiener Haus Wittgenstein sichtbar.
Auf einer theoretischen Ebene wurden
die Erkenntnisse in drei Sammelbänden sichtbar: „Korporale Performanz“,
„Wissen wir, was ein Körper vermag?“
und „Scores#4 On Adressing“. Im
künstlerisch-experimentellen Teil des
Projekts haben die ProtagonistInnen
drei Art-Labs organisiert, in denen
Lecture-Performances für das Forschungsfestival erarbeitet wurden.
Weiteres: www.uni-klu.ac.at/fkuwi/inhalt/301.htm
Das Titelzitat stammt von Marcus Steinweg
aus einem Rückblick des „Standard“ auf
die Veranstaltung.
Unisono 2/2015
FORSCHUNG
KLIMAWANDEL IN FILMEN:
WAS MÜSSEN WIR FÜHLEN, UM ZU HANDELN
Wenn man Gletscher schwinden,
Meerespegel steigen und fruchtbares
Land vertrocknen sieht, wird so manchem angst und bange. Doch können
Filme tatsächlich Auslöser für Umdenken, und – viel wichtiger – ein
verändertes Handeln sein? Brigitte
+LSÀXQG$OH[D:HLNYRQ0RVVQHU
antworten im Gespräch mit UNIsono
zu den Ergebnissen einer Studie, die
sie dazu durchgeführt haben.
Können Filme zum Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit bewegen?
Weik von Mossner: Das kommt stark
auf den Film an. Wir haben in unserer
Studie die Wirkung zweier Filme analysiert: „Chasing Ice“ aus den USA thematisiert den dramatischen Eisverlust
in der Arktis, „PEAK“ aus Deutschland/
Italien setzt sich mit den Auswirkungen
des Klimawandels auf alpine Schigebiete in Österreich und Südtirol sowie
mit dem Abschmelzen der Gletscher
im Alpenraum auseinander. Beides
sind Dokumentarfilme, sie erzählen
ihre Geschichten aber völlig anders und
unterscheiden sich auch in den Reaktionen.
Inwiefern?
Hipfl: „Chasing Ice“ ist ein sehr direkter
Film. Er spricht die Notwendigkeit eines Umdenkens in Sachen Klimawandel direkt an: Über das leidenschaftliche Engagement des Fotografen James
Balog, über überwältigende ästhetisierte Bilder, die ein Gefühl des Erhabenen vermitteln, sowie über Zeitrafferaufnahmen, die den Rückgang der
Gletscher dokumentieren.
Wie ist diese Form der Darstellung bei
Ihrem Untersuchungspublikum angekommen?
Hipfl: Unsere Befragten waren von den
Bildern – der Schönheit des Eises, der
Größe des Gletschers und dessen Fragilität und Vergänglichkeit – beeindruckt.
Die Hauptfigur des Films, der Fotograf,
wird als Verkörperung von Engagement,
Übernahme von Verantwortung und bis
an körperliche Grenzen gehendem Einsatz wahrgenommen. Manche sahen
das positiv, einige andere lehnten die
Stilisierung als Held ab.
Unisono 2/2015
Inwiefern unterschied sich der andere
Film?
Weik von Mossner: „Peak“ arbeitet im
Verhältnis dazu viel subtiler, vermeidet
jegliche Wertung oder eindeutige Botschaft und zwingt die ZuschauerInnen
mit langen Einstellungen, auf Aspekte
unseres Alltags zu schauen, die auf den
ersten Blick nicht spektakulär, sondern
geradezu langweilig erscheinen.
Titel der Studie: Zur „affektiven Arbeit“
von Klimawandel-Filmen. Eine explorative Studie zur gesellschaftlichen Relevanz von Filmen zum Thema Nachhaltigkeit
Team: Brigitte Hipfl, Alexa Weik von
Mossner, Tonia Walder
Förderung: Forschungsrat der AAU
Welche Gefühle löste er aus?
Weik von Mossner: Wir haben in unserer Studie drei verschiedene Gruppen
– darunter zwei Studierendengruppen
– mit den Filmen konfrontiert und danach Fragebögen ausgeteilt bzw. Kleingruppendiskussionen aufgezeichnet.
Insbesondere bei den Studierenden
kam der Film nicht gut an. Er wurde
als langweilig und langsam eingestuft;
nur wenige sprachen davon, vom Film
emotional berührt worden zu sein. Das
hat wahrscheinlich mit den Filmerfahrungen dieser Gruppe zu tun.
Alexa Weik von Mossner ist Assistenzprofessorin am Institut für Anglistik. Derzeit ist sie
mit einem Stipendium für fortgeschrittene
Forschende des Schweizerischen Nationalfonds für ein Jahr an der University of
California, Los Angeles (UCLA), um ihr
Projekt „Troubling Futures: Emotion, Risk,
and Ecology in American Popular Culture”
abzuschließen.
Das direkte Bilderfeuerwerk mit Heldengeschichte oder die langsam erzählte Gedankenanregung – was führt dazu,
dass Menschen umdenken?
Hipfl: Das kann man weder vom einen
noch vom anderen so direkt sagen. Bei
„Chasing Ice“ ist die Erfahrung des Erhabenen etwas, das so überwältigend
sein kann, dass es keine Handlungsimpulse auslöst. Andererseits könnte
das leidenschaftliche Engagement des
Filmhelden auffordernden Charakter
haben. Bei „Peak“ wissen viele nicht,
was mit dem Film anzufangen ist. Andererseits zeigt sich das Gefühl von
Fatalismus, das heißt, zwar zu wissen,
dass die Industrialisierung die Bergwelt
zerstört und ausbeutet, aber gleichzeitig auch die damit verknüpften Vorteile,
wie beispielsweise den Gletscherschilauf, in Anspruch zu nehmen. Diese Gefühlsstruktur entspricht in vielem der
Gefühlsstruktur, die gegenwärtig im
Hinblick auf Klimawandel existiert, und
trägt nicht dazu bei, selbst aktiv zu werden.
FILMPRODUKTION:
PLAY THE GAME
%ULJLWWH+LSÀLVWDX‰HURUGHQWOLFKH
Professorin am Institut für Medien- und
Kommunikationswissenschaft.
Genre: Mystery-Thriller
Sprache: mehrsprachig
Länge: 30 Minuten
Regie & Drehbuch: Jörg Helbig
Crew (Kamera, Ton, Beleuchtung,
Schnitt): Studierende der Anglistik
Darsteller: u. a. Ursula Posratschnig, Carmen Amerstorfer, Angela
Fabris, Arno Rußegger
Musik: u. a. Werner Delanoy
13
FORSCHUNG
ENTREPRENEURSHIP IM FOKUS
Instrumente und Mechanismen zur Unterstützung von UnternehmerInnen, potenziellen UnternehmerInnen sowie
Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) sind das Ziel der Arbeiten im Forschungscluster „Unternehmertum“.
99 Prozent aller Unternehmen in der
Europäischen Union sind Kleine und
Mittlere Unternehmen (KMU); insgesamt gibt es 23 Millionen KMU in der
EU. Die Förderung des innovativen Unternehmertums ist von besonderem
Interesse, da es als eine der Triebfedern für Innovation, wirtschaftliches
Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung sowie soziale Integration
gesehen wird.
„Forschung über ‚Unternehmertum‘
bezieht sich auf unterschiedliche Bereiche, nämlich zunächst auf personale Akteure wie UnternehmerInnen
und Teams einerseits und andererseits auf Wirtschaftsorganisationen
wie Unternehmen, Inkubatoren oder
regionale Cluster. Wir versuchen deren soziale, technologische und ökonomische Chancen unter strukturellen Gesichtspunkten von Kontinuität
und Diskontinuität zu untersuchen“,
erklärt Koordinator Dieter Bögenhold.
Die dafür angelegten Perspektiven
können vielgestaltig sein: historisch,
betriebswirtschaftlich,
soziologisch,
geographisch, rechtsinstitutionell, kulturbezogen, technologiespezifisch, arbeitsmarkt- und sozialpolitisch oder
evulationsökonomisch.
„In Bezug auf Entrepreneurshipforschung sind derzeit an der AAU nicht
nur zahlreiche Kompetenzen in der
wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät vorhanden, sondern es können
auch fakultätsübergreifende Synergien und Kooperationsbestrebungen
schnell identifiziert werden“, so Erich
Schwarz, der gemeinsam mit Dieter
Bögenhold den Forschungscluster koordiniert. Neben den wirtschafts- und
rechtswissenschaftlichen
Fächern
kann auch die Soziologie mit Beiträgen
zur Arbeitsmarkt- bis Gründungsforschung, von Opportunity- und Marktforschung bis zu Spezialthemen wie
„female“ oder „ethnic“ Entrepreneurship, von Konkurrenz bis Kooperation
und Teamgründungen, von Netzwer-
VERÄNDERT DER 3D-DRUCK GANZE
WIRTSCHAFTSZWEIGE?
Die Technologie des 3D-Drucks ist
bereits seit einigen Jahren fester Bestandteil in technischen als auch medizinischen Forschungsfeldern. „Von
Seiten der Entrepreneurshipforschung
ist dieses Thema hingegen noch beinahe unberührt. Das kann durchaus
als Paradoxon angesehen werden,
wird dem 3D-Druck doch großes Potenzial nachgesagt, eine so genannte
disruptive Innovation zu sein und ganze Wirtschaftszweige zu verändern“,
erklärt Patrick Holzmann (Institut für
Innovationsmanagement und Unternehmensgründung), der gemeinsam
mit Erich Schwarz und Robert Brei14
tenecker eine empirische Untersuchung von jungen Unternehmen in der
3D-Druck-Industrie durchführt.
Im Wesentlichen geht es den Forschern darum herauszufinden, welche
Geschäftsmodelle die Unternehmen
einsetzen. Gerade bei (potenziell)
disruptiven Technologien ist die Wahl
eines Modells aufgrund fehlender Erfahrungswerte mitunter diffizil. Insgesamt werden sie 300 Unternehmen
weltweit in Hinblick auf Nutzenversprechen, Wertschöpfungsarchitektur
und Ertragsmechanik untersuchen.
ken bis zu weiteren sozialen Qualifikationen zur Weiterentwicklung dieses
Forschungsthemas beitragen.
Die Universität verfügt mit „build!“
über einen Inkubator für innovative und wachstumsorientierte Gründungsvorhaben. Außerdem wurde
zuletzt beispielsweise in Kooperation
mit der Universität Maribor sowie dem
Innovationszentrum in Udine eine Studie zu „Spin Offs“ in der Alpen-AdriaRegion durchgeführt.
UNSICHER, ABER
ZUFRIEDEN
Andrea Klinglmair und Dieter
Bögenhold haben die Motive, Arbeitsmuster, Zufriedenheit und Zukunftsperspektiven von FreiberuflerInnen in Österreich untersucht.
Wie viele so genannte FreiberuflerInnen
gibt es denn hierzulande?
Mehr als die Hälfte aller Unternehmen
der gewerblichen Wirtschaft sind EinPersonen-Unternehmen, das heißt
Einzelunternehmen und GmbHs ohne
unselbstständig Beschäftigte. In Kärnten sind es 55,6 Prozent, in Österreich
57,3 Prozent.
Ist die Zahl im Steigen begriffen?
Ja, in Kärnten ist sie seit 2008 um 30,8
Prozent angestiegen; allein im Jahr
2013 betrug das Wachstum 9,5 Prozent, Tendenz steigend.
Sie haben diese EinzelunternehmerInnen nach ihren Motiven gefragt. Warum
gehen so viele in die Selbstständigkeit?
Mehr Eigenverantwortung, persönliche Entfaltung und flexible Arbeitszeiten locken viele in die Selbstständigkeit.
Unisono 2/2015
FORSCHUNG
Die Gründe für den Ausstieg aus gegründeten Unternehmen sind, so die
StudienautorInnen Zulaicha Parastuty,
Robert Breitenecker und Erich Schwarz
(Institut für Innovationsmanagement
und Unternehmensgründung), vielfältig und setzen sich aus persönlichen
und firmenbezogenen Gründen zusammen. Besonders Ausstiege aus Firmen,
die noch sehr jung sind, begründen sich
dadurch, dass sich den UnternehmerInnen andere berufliche Optionen boten, die sie nunmehr verfolgen wollen.
Dahinter stehen häufig eine sinkende
Leidenschaft für das Unternehmen und
der Druck, verbunden mit hohen Risiken, die eingegangen werden sollten.
Firmenbezogene Gründe finden sich
häufig in Bezug auf das Produkt, den
Markt, die Organisation, das Finanzielle
und die Strategie. „Interessanterweise
geben einige UnternehmerInnen an,
nicht genug Erfahrung im Umgang mit
den Problemen zu haben. BeispielsWorin liegen die Stolpersteine?
Die Akquirierung von Kundinnen und
Kunden, Finanzielles und die Vermarktung stellen die größten Problemfelder
für unsere Befragten dar. Darüber
hinaus werden das unsichere Einkommen, die Notwendigkeit, ständig verfügbar zu sein, und der hohe zeitliche
Aufwand als Nachteile empfunden.
Selbstständige verdienen im Mittel weniger und sind verstärkt von Armut und
finanzieller Deprivation betroffen.
Puch
Dieter Bögenhold ist Institutsvorstand des
Instituts für Soziologie..
Sind solche Selbstständige also tendenziell unzufriedener?
Nein, das Gegenteil ist der Fall. Trotz
dieser Probleme weisen sie im VerUnisono 2/2015
Ausstiegs: Eine empirische Untersuchung zur Analyse, warum und wie junge UnternehmerInnen aus ihrem Unternehmen aussteigen“ wurde von der
Privatstiftung der Kärntner Sparkasse,
der Wirtschaftskammer Kärnten, dem
Verein zur Förderung der Wirtschaftswissenschaften und der Gehringstiftung unterstützt.
ARBEITEN UNTER
EINEM DACH:
COWORKINGSPACES
weise haben sie die Komplexität des
Marktes unterschätzt, den sie aber
bereits vor der Firmengründung kannten“, erläutert Zulaicha Parastuty. Der
Ausstieg endet meist im Verkauf der
Anteile an Partner, die Firmenauflösung oder den Wechsel zu einem (oft
auch selbst neu gegründeten) anderen
Unternehmen.
Die Studie mit dem Titel „Wege des
Die Digitalisierung der Wirtschaft führt
dazu, dass sich Arbeitsverhältnisse
und die Organisation von Arbeit stark
verändern. Eine solche Innovation sind
Coworking-Spaces, eine neue Art von
Gemeinschaftsbüros, in denen neben
der Bereitstellung eines Arbeitsplatzes und der Infrastruktur wie Internet
oder Drucker auch die Bildung einer
Coworking-Community von Bedeutung
sein kann.
gleich zu den unselbstständig Erwerbstätigen eine höhere Arbeitszufriedenheit auf. Dies ist auf Faktoren
wie mehr Selbstbestimmung, fehlende
Hierarchien, flexiblere Arbeitszeiten
und interessantere Jobs zurückzuführen. Besonders zufrieden sind weibliche Einzelunternehmerinnen und jüngere EPUs.
Ist die Selbstständigkeit nicht auch oft
ein Weg aus der Erwerbsarbeitslosigkeit?
Ja, rund ein Viertel der Befragten haben den Weg in die Selbstständigkeit
aus diesen Gründen gewählt. Diese
UnternehmerInnen sind, so zeigen unsere Ergebnisse, mit ihrer beruflichen
Situation vergleichsweise unzufriedener, generieren niedrigere Löhne und
blicken pessimistischer in die Zukunft.
Projekttitel: Freiberufliche Tätigkeit im
Bereich neuer Medien in Österreich: Ein
Beitrag zu einer international-vergleichenden Untersuchung. Eine empirische
Studie über Motivation, Arbeitsmuster,
Zufriedenheit und Zukunftsperspektiven
von Freiberuflern.
Laufzeit: 2013-2015
Förderung: Privatstiftung der Kärntner
Sparkasse
Michael Knapp und Dieter Bögenhold
(Institut für Soziologie) untersuchen
in einem Projekt, gefördert vom Forschungsrat der AAU und vom Verein
zur Förderung der Wirtschaftswissenschaften, welche Bedeutung Coworking-Spaces für die Arbeit von selbstständig Erwerbstätigen haben können.
„Wir wollen zum Beispiel herausfinden, ob Coworking-Spaces ein Umfeld
bieten, in dem neues Wissen und Innovation produziert werden. Wir fragen
uns auch: Entstehen in diesen Büros
reale Kooperationen in Bezug auf gemeinsame Projekte oder arbeiten die
Coworker zwar zusammen, aber letztlich doch alleine?“, erläutert Michael Knapp. Die Studie begann Anfang
2015, mit ersten Ergebnissen ist in der
zweiten Hälfte von 2015 zu rechnen.
15
newb1 Fotolia
AUSWEGE: WARUM STEIGEN
JUNGUNTERNEHMERINNEN AUS
FORSCHUNG
TECHNIK FÜR MENSCHEN
Der Forschungscluster „Human Centered Computing and Design“ fokussiert auf die stärkere Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse bei der
Entwicklung von Technik und anderen Produkten.
„Der Forschungscluster verbindet Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Disziplinen, deren gemeinsames
Interesse es ist, auf Basis eines breiten
Spektrums an wissenschaftlichen Zugängen technische Produkte und andere Artefakte des täglichen Lebens so zu
gestalten, dass sie den Anforderungen,
Bedürfnissen und Fähigkeiten der Menschen entsprechen“, erläutert einer der
Koordinatoren, Gerhard Leitner, dessen
wissenschaftlicher Hintergrund die Psychologie ist.
Das dahinter stehende Grundproblem
sieht sein Kollege, der Informatiker Da-
vid Ahlström, wie folgt: „Die Probleme im
Umgang – vor allem mit konventioneller
– Technik sind oft das Resultat eines zu
eingeschränkten Fokus bei deren Entwicklung und Gestaltung. Vielfach wird
mehr Aufwand in technische Details und
Funktionsvielfalt als in Bedürfnisorientierung, bessere Verständlichkeit und
einfache, nachvollziehbare Bedienungsabläufe investiert.“ Daher möchte man,
so die Koordinatoren, durch eine stärker
interdisziplinäre
Herangehensweise,
beispielsweise durch das Hereinholen
psychologischer, soziologischer oder
linguistischer Expertise, den Fokus erweitern.
In Zukunft will man sich unter anderem
darauf konzentrieren, Forschungsaktivitäten mit einer Plattform zu unterstützen, die im weitesten Sinne auf der
Durchführung von Interaktionsstudien
und -experimenten basieren. Solche
Studien werden zum Beispiel in den Fächern Psychologie, Soziologie, Betriebswirtschaft, Informatik und Didaktik
durchgeführt. Die Plattform ist in einer
ersten Ausbaustufe bereits vorhanden.
Mittelfristig geht es den Koordinatoren
auch darum, zur vermehrten inter- und
transdisziplinären Nutzung vorhandener Forschungsinfrastruktur und speziellen Equipments beizutragen: Geräte
für Eyetracking, Biofeedback, Videobearbeitung oder standardisierte Befragungs- und Testinstrumente könnten
zentral zur Verfügung gestellt und mit
deren Nutzung nicht vertraute Personen
durch die am Cluster beteiligten ExpertInnen unterstützt werden.
TECHNIK ERMÖGLICHT ALTWERDEN
ZUHAUSE
Eine der wichtigsten AAL-Funktionen
Tageszeit, gemeinsamen Auftretens mit
anderen Ereignissen und Ähnliches analysieren.
ist für die ForscherInnen die Erhöhung
der Sicherheit für Leib und Leben durch
Aktivitätsanalyse bzw. die Analyse signifikanter Aktivitäts-Abweichungen. Im
Alltag der Seniorinnen und Senioren
bedeutet dies, dass in den teilnehmenden Haushalten derzeit pro Haushalt ca.
acht Komponenten verbaut wurden, die
über vier Jahre hinweg insgesamt rund
2,5 Millionen Aktivitätsdaten gesammelt
haben. Das sind unter anderem das Einschalten des Herdes, das Vorbeigehen
an einem Bewegungsmelder oder das
Öffnen einer Tür. Leitner erklärt dazu:
„Dies ergibt eine durchschnittliche Anzahl von vier Ereignissen pro Stunde.
Wenn nun ein Bewohner nicht zur üblichen Zeit seinen Kaffee kocht, wird
das System „hellhörig“ und schlägt bei
weiteren Abweichungen Alarm und informiert die Angehörigen. Somit sollten
die Fälle von stunden- bzw. tagelang in
ihren Wohnungen auf Hilfe wartenden
Personen verringert werden können.“
Damit das System auch adäquat reagiert, werden entsprechende Auswertungsalgorithmen eingesetzt, die zum
Beispiel die Wahrscheinlichkeit einer
Aktivität hinsichtlich Regelmäßigkeit,
Neben solchen automatisch arbeitenden
Funktionen setzen die ForscherInnen
auf Technologien, die die aktive Kommunikation mit Angehörigen oder den
Lebenskomfort verbessern. Das sind
beispielsweise eine vereinfachte E-MailKommunikation, lokale Wettervorhersagen oder personalisierte Nachrichten.
Die Technik wird dabei sensibel zum Einsatz gebracht, damit gewohnte Abläufe
nicht verändert oder gestört werden. „Mit
unserem System ist es nicht notwendig,
dass aus technischer Sicht veraltete, den
TeilnehmerInnen aber vertraute bzw. lieb
gewordene Geräte weggeworfen werden.
Auch ein dreißig Jahre alter Herd kann in
AAL-Funktionen integriert werden“, erläutert Leitner.
Alt werden zuhause, das ist der
Wunsch vieler. Verbunden ist der
:XQVFK KlX¿J PLW YLHOHQ +HUDXVforderungen in Bezug auf Sicherheit, Komfort und Kommunikation,
insbesondere am Land, wo viele
ältere Menschen alleine leben. Genau hier setzen Ambient-AssistedLiving-Technologien (AAL) an, wie
sie unter anderem im Projekt „Casa
Vecchia“ am Institut für InformatikSysteme entwickelt werden.
leremy Fotolia
In 23 unterschiedlichen Wohnumgebungen von allein oder als Paar lebenden
Seniorinnen und Senioren ist das System
„Casa Vecchia“ bereits installiert und an
die Bedürfnisse der BewohnerInnen angepasst. „Die Bandbreite der Installationsorte geht dabei von einem mehr als
dreihundert Jahre alten Bauernhof, über
Einfamilienhäuser aus der Mitte des
zwanzigsten Jahrhunderts, Wohnungen
in Mehrparteienhäusern, bis zu einem
Niedrigenergiehaus neuester Bauart
und einem vollständig energieautark mit
Photovoltaik betriebenen Reiterhof“, erklärt Projektleiter Gerhard Leitner.
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Projekttitel: Casa Vecchia (Carinthian Association of Smart Ambience – Venue Enabling Collaboration and Communication in
the accostumed home to support Independent Aging)
Laufzeit: 2012−2014 (zzgl. Vorgängerprojekten)
Förderung: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)
FORSCHUNG
TECHNISCHER SOUFFLEUR MIT DEM EIGENEN WISSEN
Der technische Fortschritt hält in vielen
Gebieten unseres Lebens Einzug. Obwohl sich viele Alltagshandlungen dadurch vereinfacht haben, wird die Bedienung und Handhabung von technischen
Errungenschaften immer komplizierter.
Projektmitarbeiterin Judith Michael
(Institut für Angewandte Informatik)
nennt Beispiele: „Schon das Entkalken
eines Kaffeevollautomaten setzt ein gewisses Wissen der richtigen Reihenfolge
der Tasten voraus, die selten als logisch
erscheint. Ganz zu schweigen von der
Programmierung eines DVD-Players
oder Videorekorders, der zur gegebenen
Zeit die Lieblingsserie aufnehmen soll.
Allein die Auswahl der richtigen Fernbedienung ist schwierig.“
Die im Projekt HBMS (Human Behavior Monitoring and Support, 2011−2014)
entwickelten Anwendungen können
bei der Bedienung von elektronischen
Geräten und der Durchführung elektronischer Geschäftsprozesse hilfreich
sein und Unterstützung bieten. „Wenn
ich nur wüsste, wie ich das damals gemacht habe“, ist ein häufig empfundener Wunsch insbesondere älterer Menschen. Mit HBMS soll ein persönlicher
„Souffleur“ zur Seite gestellt werden.
Die Forscherinnen und Forscher möchten so genanntes episodisches Wissen,
also Handlungswissen, in einem Modell abbilden, damit vor dem Vergessen schützen und bei Bedarf für die
betreffende Person wieder zugänglich
machen. Konkret funktioniert das, indem eine Person ihr Verhalten mit Hilfe eines Programms Schritt-für-Schritt
abbilden, also modellieren kann. Damit
„lernt“ das System das Verhalten der
jeweiligen Person und kann später unterstützen. Längerfristig wird die Abfolge der individuellen Handlungsschritte
vorab mit Sensoren beobachtet und in
dem System gespeichert. Das Projekt
wurde 2011 bis 2014 durchgeführt, das
Nachfolgeprojekt HBMS II läuft von 2015
bis 2016.
Projekttitel: Human Behavior Monitoring
and Support (HBMS).
Laufzeit: 2011−2014
Förderung: Klaus Tschira Stiftung
FAST GLEICHZEITIG: WIE LANGE DARF DAS „FAST“ SEIN?
Multimedia-Anwendungen wie
Fernsehen oder Computerspiele
kann man mittlerweile gemeinsam
konsumieren, ohne sich am selben
Ort aufzuhalten. Man sieht am eigenen Gerät fern oder spielt, gleichzeitig kommuniziert man in Echtzeit
miteinander. Doch die Echt-Zeit in
der Übertragung des Bildes ist nicht
immer ganz synchron, wie Christian
Timmerer (Institut für Informationstechnologie) erklärt.
Ihnen geht es um das Multimedia-Erlebnis. Was verstehen Sie darunter?
Timmerer: Wir untersuchen in verschiedenen Projekten die so genannte
„Quality of Experience“. Demnach ist
eine Innovation im Bereich der Multimedia-Kommunikation nur dann erfolgreich, wenn sie vom Nutzer auch
als qualitätsvoll erlebt wird. Die entsprechenden Evaluationen sind jedoch
noch sehr aufwendig. Ein neuer Ansatz
ist eine crowdsourcing-basierte Eva-
luation, die mehr Benutzer und damit
Daten einbinden kann.
Und das Multimedia-Erlebnis kann eingeschränkt sein, wenn an den verschiedenen Standorten nicht ganz gleichzeitig das Gleiche am Bildschirm zu sehen
ist?
Timmerer: Ja, beispielsweise beim gemeinsamen Fernsehen ist Synchronität entscheidend, wenn der Jubel über
ein Fußballtor bei dem einen schneller
einsetzt als bei dem anderen. In einer aktuellen Untersuchung nahmen
wir die Wirkung der Asynchronität bei
einem Reaktionsspiel am Computer
unter die Lupe. Wir untersuchten die
generelle „Quality of Experience“, das
Gemeinschaftsgefühl, die Fairness
und den Ärger beim Spielen. Zum Einsatz kam die so genannte „Inter-Destination Multimedia Synchronization
(IDMS)“, die das Werkzeug der Wahl
ist, um Nutzerinnen und Nutzern ein
hochqualitatives Multimediaerlebnis
zu ermöglichen.
Zu welchem Ergebnis kamen Sie?
Rainer: Kurz gesagt: Eine Sekunde Verzögerung ist schon zu viel.
Und im Detail?
Rainer: Wenn die Asynchronität über
750 Millisekunden liegt, sinkt die
allgemeine „Quality of Experience“.
Gleichzeitig konnten wir zeigen, dass
Asynchronität auf einem Level von 400
Millisekunden keine signifikanten Verschlechterungen für die Erlebnisqualität hat.
Christian Timmerer und Benjamin Rainer
lehren und forschen am Institut für Informationstechnologie.
17
FORSCHUNG
VIELFALT IN DER
BILDUNGSFORSCHUNG
Der Forschungscluster „Bildungsforschung“ schreibt die zentrale Gründungsidee der Alpen-Adria-Universität, Bildung zu erforschen, zu gestalten und zu fördern, fort. Seine Inhalte sind dementsprechend vielfältig.
„Wissensgesellschaften mit den Ansprüchen von Partizipation und Inklusion möglichst aller Mitglieder
benötigen für die Erreichung dieser
demokratiepolitischen Ziele umfassendes Wissen über die effektive Planung, Gestaltung und Umsetzung von
Bildungsprozessen und –umgebungen
im weitesten Sinn. Der Forschungscluster Bildungsforschung wird von
diesem Gedanken getragen“, erklärt
Koordinatorin Margit Böck. Ziele bildungswissenschaftlicher Forschung
an der Alpen-Adria-Universität seien
demnach Erkenntnisgewinne zu individuellen, sozialen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und
Möglichkeiten, diese im Sinne von
Chancengerechtigkeit mitzugestalten.
puckillustrations Fotolia
Die an der Alpen-Adria-Universität
beforschten Themenfelder sind sehr
breit gestreut: Democratic Citizenship,
Individualität, Diversität, Interkulturalität, Gender, Mehrsprachigkeit,
demographischer Wandel, Inklusion, Kompetenzen und Qualifikationen, Lebenslanges Lernen, Aus- und
Fortbildung von PädagogInnen und
Lehrenden,
Hochschulentwicklung,
Wissensgesellschaft und Wissenschaftskommunikation. Böck betont
dazu: „Angesichts der anstehenden
Reformen im Bildungswesen ist nicht
zuletzt die Forschung zu Qualität von
Schule und Unterricht sowie Fachdidaktiken und LehrerInnenbildung ein
wichtiger Punkt.“
Ein besonderes Anliegen für den Forschungscluster ist die Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses. Daher wurde 2013 und 2014 jeweils ein
Förderpreis für Bildungsforschung
ausgeschrieben und vergeben. Ziel
des Preises ist, dass eine interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe
von NachwuchswissenschaftlerInnen
einen Forschungsantrag entwickelt,
der beim FWF, dem Jubiläumsfonds
der Österreichischen Nationalbank
oder einer anderen Forschungsförderungsinstitution eingereicht wird. Das
2014 prämierte Projekt mit dem Titel
18
„Erinnerungsgemeinschaften in Kärnten. Nationalsozialismus und Zweiter
Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis
der Jugendlichen“ konnte bereits umfassende hochkompetitive Drittmittel
einwerben (siehe Text zum Projekt).
Der Forschungscluster veranstaltete
im Sommersemester 2015 eine Ringvorlesung zum Thema „Empirische Zugänge zu Bildungsprozessen“, für die
auch international renommierte KollegInnen gewonnen werden konnten.
VORLESESCHULALTER
Frau Mitterer, warum lieben Kinder das
Vorlesen?
Es eröffnet utopische Räume des
Wahrnehmens, Denkens und Fühlens;
sowohl wenn Kinder Bekanntes und
Gefälliges vorgelesen bekommen, das
sie gierig und lustvoll konsumieren,
als auch wenn sie Fremdes in den Texten erkennen, das ihnen den Blick auf
neue Welten eröffnet.
Wofür interessieren Sie sich in Ihrer
Forschung?
WER IST FÜR BILDUNG ZUSTÄNDIG?
Eine Forschungsgruppe arbeitet
daran, wie man verteilte Systeme
entwickeln und funktionstüchtig
halten kann.
Wer ist nun zuständig für die Bildung:
Schule oder Familie? Und wer arbeitet wem zu? Die Schule der familialen
Bildung oder die Familie der schulischen Bildung? Ulrike Loch (Institut
für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung) hat im Rahmen der
Ringvorlesung „Empirische Zugänge
zu Bildungsprozessen“ bisher wenig
bearbeitete Forschungsfragen zur
„Familialen Bildung“ aufgeworfen. Sie
stellt dabei fest, dass es eine Dominanz der Schulorientierung im Diskurs
über familiale Bildung gibt. „Familie
und Schulerfolg werden im aktuellen
Diskurs über Familie untrennbar miteinander verbunden“, erklärt sie. Die
umgekehrte Frage, was leistet Schule
zur Unterstützung familialer Bildungsprozesse, stehe zugleich außerhalb
der Diskussion. Der in Familien hineinwirkende Bildungsbegriff sei daher
vor allem formal geprägt: „Schule ist
in der Gegenwartsgesellschaft die Instanz, die über ihre Zeugnisse indirekt
auch familiale Bildungsprozesse anerkennt oder Anerkennung verweigert.“
Die in Familien stattfindenden Bildungsprozesse werden als informelle
Bildung bezeichnet. Die „lebensweltliche Grundbildung“ wie soziale und
kulturelle Praxen (u. a. Kommunika-
tion, soziales Handeln, Beziehungsgestaltung) und unser alltagskulturelles,
praktisches Wissen (wie Problemlösungskompetenzen), auf welche formale Bildung aufbaut, eignen wir uns
vorwiegend in Familien an. Ulrike Loch
plädiert für eine intensivere Auseinandersetzung mit den familialen (insbesondere generationenübergreifenden)
Bildungsprozessen.
WIE WIRKSAM IST
FORTBILDUNG?
Die Wirkungskette scheint einfach:
Man bildet Lehrerinnen und Lehrer
fort, um am Ende bessere Schülerleistungen zu erhalten. „In Wahrheit
ist die Wirkungskette aber viel länger
und komplexer“, erläutert Stefan Zehetmeier (Institut für Unterrichts- und
Schulentwicklung), der zu „Nachhaltigen Wirkungen von Lehrerfortbildungen“ kürzlich habilitiert hat. Er
hat Lehrkräfte und deren Umfeld über
einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren
immer wieder befragt. Grundsätzlich
gelte es zu hinterfragen, welche Wirkungen man erreichen möchte: Möchte man mehr Wissen, neue Werthaltungen oder veränderte Handlungen
erreichen? Und wo muss man ansetzen, um auf den anderen Ebenen Weiterentwicklung zu erreichen? Zehetmeier erklärt dazu: „Die Modelle und
Unisono 2/2015
FORSCHUNG
BEGEISTERTE IM VOR- UND GRUNDWir wollen wissen, wie weitgehend ungesteuerte, von schulischen Vorgaben
noch freie Zugänge zu Texten im Kleinkindalter aussehen. Das Gespräch
über literarische Texte – Bilderbücher
zuallererst – ist eine eigene Kultur, die
etabliert, gestützt und gefördert werden muss.
Bilderbüchern zu führen und sind dabei auf ein sehr positives Echo gestoßen. Zusätzliches Material haben wir
im Rahmen einer empirischen Vorstudie gewonnen. Nun stehen Einzelinterviews mit den Kindern an. Mittelfristig
wollen wir dazu ein Drittmittelprojekt
einreichen.
Nicola Mitterer (Institut für Deutschdidaktik) beschäftigt sich mit den Literarästhetischen Fähigkeiten im Vor- und
Grundschulalter.
Gibt es diese Kultur?
Wir haben versucht, solche Gespräche mit Kindern von 3 bis 6 Jahren in
einem Kindergarten zu ausgewählten
ERINNERUNGSGEMEINSCHAFTEN IN KÄRNTEN
Wie werden in Kärnten Erinnerungen an und Bildungswissen über die
Zeit des Nationalsozialismus an die
Enkelgeneration der ZeitzeugInnen
weitergegeben? Diese Frage steht im
Mittelpunkt eines interdisziplinären
Forschungsprojekts von Johannes Dafinger (Institut für Geschichtswissenschaft), Andreas Hudelist (Institut für
Medien- und Kommunikationswissen-
schaft, nun Deutschdidaktik), Samo
Wakounig (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung)
sowie Mira Wagner und Daniel Wutti
(Institut für Psychologie).
DIE LEHRERTheorien zu dem Thema sind weder
einheitlich noch generell anwendbar.
In meinen Forschungen hat sich gezeigt, dass viel mehr Einflussfaktoren bei der Wirkungsanalyse beachtet
werden müssen, als dies meist der Fall
ist. In Fallstudien wurde aber dennoch
offensichtlich, dass Lehrerfortbildung
auf allen Ebenen nachhaltig wirksam
sein kann.“ Die Annahme, aus dem Input Lehrerfortbildung kämen am Ende
beispielsweise bessere PISA-Ergebnisse als Output heraus, sei für Zehetmeier aber zu kurz gegriffen.
Unisono 2/2015
das öffentliche Erinnern in Kärnten?
Dabei fokussiert die Forschungsgruppe unter anderem auf verschiedene
Erinnerungsgemeinschaften wie Gedenkvereine und diesbezügliche Projekte, aber auch auf den Umgang mit
dem Nationalsozialismus und dem
Zweiten Weltkrieg an den Schulen in
Kärnten. Von Interesse sind für sie
auch die im Spannungsfeld zwischen
öffentlicher und familiärer Erinnerung
von Jugendlichen konsumierten, aber
auch selbst erstellten Medien.
Das Projekt gliedert sich in sechs
Teile, die – großteils getrennt voneinander – vom Forschungscluster Bildungsforschung, der Privatstiftung
der Kärntner Sparkasse, dem Nationalfonds der Republik Österreich für
Opfer des Nationalsozialismus sowie
dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank gefördert werden.
Das spezielle Interesse der Forscherinnen und Forscher gilt – in einer
Zeit, in der sich Zeitzeuginnen und
Zeitzeugen kaum noch und bald schon
gar nicht mehr am Diskurs beteiligen
(können) – jenen Jugendlichen, die als
letzte mit den ZeitzeugInnen in Austausch treten können: Wie werden Erinnerungen weitergegeben? Auf welche Weise beeinflussen Jugendliche
als Angehörige der Enkel- und Urenkelgeneration der ZeitzeugInnen des
Zweiten Weltkriegs das private und
19
FORSCHUNG
HERAUSFORDERUNG NACHHALTIGKEIT:
GESELLSCHAFTLICHE VERÄNDERUNGEN NOTWENDIG
Nachhaltigkeitsforschung hat an der
Alpen-Adria-Universität eine lange Tradition. Die vielen Beiträge
werden nun im Forschungscluster
„Nachhaltigkeit“ gebündelt.
Der globale Klimawandel und die Knappheit von Energie- und Naturressourcen
sind zwei der „Grand Challenges“, denen sich die Europäische Union stellt.
„Wir teilen die Einschätzung des Wissenschaftlichen Beirats für Globale Umweltfragen der Deutschen Bundesregierung, dass eine ‚Große Transformation‘
in Produktion, Konsum und Lebensstil
nötig ist, um diesen Herausforderungen
zu begegnen“, so Koordinator Daniel
Barben. „Eine solche Transformation
kann nur durch gesellschaftliche Veränderungen zustande kommen, die nicht
nur aus technischen, sondern auch aus
sozialen Innovationen bestehen“, erklärt
sein Kollege Karlheinz Erb.
Nachhaltige Entwicklung, aufgefasst
als regulative Idee einer umweltverträglichen, sozial gerechten und wirtschaftlich tragfähigen Entwicklung, ist
ein international stark forciertes Forschungsthema. Interdisziplinarität ist
nötig, um den Anforderungen an Nachhaltigkeitsforschung und die wissenschaftsgestützte Politikberatung gerecht zu werden.
An allen Fakultäten der Alpen-AdriaUniversität, insbesondere an der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und
Fortbildung, existieren bereits in zahlreichen Projekten und Publikationen
ausgewiesene disziplinäre, interdisziplinäre und transdisziplinäre Kompetenzen in der Nachhaltigkeitsforschung.
Günter Getzinger, ebenfalls im Koordinatorenteam des Clusters, führt dazu
aus: „Für die AAU profilbildend und daher von besonderer Bedeutung sind die
Beiträge der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zur Nachhaltigkeitsforschung, wenngleich auch beachtliche
technikwissenschaftliche und rechtswissenschaftliche Beiträge geleistet
werden.“
Die Schwerpunktfelder, in denen Forscherinnen und Forscher der AAU arbeiten, sind unter anderem: Energie,
nachhaltige Landnutzung, nachhaltiger
gesellschaftlicher Stoffwechsel und
Naturestock Fotolia
TSUNAMI-WIEDERAUFBAU:
WER HILFT HIER EIGENTLICH WEM?
Der Tsunami im Jahr 2004 zerstörte auf der Inselgruppe der Nikobaren
beinahe alles. Nach der Soforthilfe
folgte durch Hilfsorganisationen eine
Art zweiter Tsunami, der den Konsum
20
von ursprünglich bescheidenem Ausmaß auf westliche Niveaus anschwellen ließ. Die indogene Bevölkerung
wurde von einem Tag auf den anderen
in eine neue, moderne Welt geschleudert. Eine Fortführung der modernen
Konsummuster wird aus eigener Kraft
nicht möglich sein. Mehrere Jahre
lang begleitete der Filmemacher Raphael Barth (Golden Girls Filmproduktion) das Schicksal des Inselvolkes der
Nikobaren und das ihnen gewidmete
Forschungsprojekt des Instituts für
Soziale Ökologie unter der Leitung von
Simron Jit Singh. Gemeinsam mit den
Betroffenen wurde die Planung, Umsetzung und Evaluation von Wiederaufbaumaßnahmen und die Formulierung von Entwicklungsoptionen für die
indigene Bevölkerung erarbeitet.
AFTERMATH -The Second Flood,
www.aftermath-thesecondflood.net
nachhaltige Ressourcenpolitik, interdisziplinäre Umweltberichterstattung,
soziale und kulturelle Aspekte einer
nachhaltigen Gesellschaft sowie Nachhaltigkeitsbildung. In diesen Bereichen
existieren zahlreiche (hochkompetitiv
eingeworbene) Drittmittelprojekte, darunter ein ERC-Grant, wissenschaftliche
Publikationen in hochgerankten Journals sowie diverse „Science-to-Public“Leistungen, die auf regionale wie globale
Innovations- und Lernprozesse abzielen.
UNGESUNDER
KLIMAWANDEL: IM
JAHR 2065 BIS ZU
3.000 HITZETOTE
IN ÖSTERREICH
„Auf vielfältige Weise beeinflusst der
Klimawandel unsere Gesundheit“, erklärt der Klimaforscher Willi Haas (Institut für Soziale Ökologie). Im Projekt
„COIN – Cost of Inaction“ hat er mit KollegInnen den Einfluss von steigenden
Temperaturen und Hitze auf Todesfälle
in Österreich untersucht. Eine wesentliche Rolle spielen dabei jene Hitzeperioden, während derer an mindestens
drei (Hitze-)Tagen hintereinander jeweils das Temperaturmaximum von
mindestens 30 Grad Celsius erreicht
oder überschritten wird. Zwischen
2003 und 2012 gab es in Österreich im
Schnitt jährlich sechs in solcher Weise
direkt aufeinander folgende Hitzetage.
„Je nachdem, wie stark der Klimawandel in Österreich voranschreitet, könnte
sich bis zum Zeitraum 2036 bis 2065 die
jährliche Anzahl solcher Hitzetage in
Österreich auf durchschnittlich acht bis
27 erhöhen“, erläutert Haas.
Die Ergebnisse sind erschreckend:
„Unter den Annahmen keiner weiteren Anpassungsmaßnahmen und eines
starken Klimawandels werden zwischen
2016 und 2045 jährlich bis zu rund 1.200
Hitzetote in Österreich erwartet – zwischen 2036 und 2065 bis zu rund 3.000.
Eine Abschätzung für extreme Hitzejahre des moderaten Klimaszenarios der
Periode 2036−2065 ergibt eine Verdoppelung hitzebedingter Todesfälle“, führt
Haas aus.
Unisono 2/2015
FORSCHUNG
1 VON 3 HEKTAR ACKERLAND FÜR EU-KONSUM LIEGT
AUSSERHALB DER EU
Biomasseprodukte wie Nahrung,
Textilfasern oder Bioenergie werden
weltweit gehandelt. Damit einher
geht eine Verschiebung des Drucks
auf die Ökosysteme. Am Institut für
Soziale Ökologie arbeitet man an einem besseren Verständnis der Dynamiken von Landnutzung.
Herr Erb, Land wird nicht überall gleichermaßen intensiv genutzt. Wo wird
besonders viel oder besonders wenig
angebaut?
Ein Beispiel ist die Europäische Union,
eine Region, die weltweit zu den am intensivsten genutzten Regionen gehört.
Allerdings nimmt nach einer Phase
der extremen Steigerung die Landnutzungsintensität heutzutage kaum mehr
zu – obwohl der Konsum nach wie vor
steigt. Der Grund dafür ist, dass viele Güter vermehrt importiert werden.
Ungefähr einer von drei Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, die die EUKonsumation abdeckt, liegt außerhalb
der EU-Grenzen. Im Gegensatz dazu
wird nur einer von zehn Hektar der EUFlächen für Exporte genutzt. Der Großteil kommt aus Lateinamerika.
Was bedeutet das für Lateinamerika?
Dort wächst der Druck auf die Ökosysteme. Insgesamt entstehen durch
die Globalisierung engere Kopplungen
zwischen den Kontinenten: So könnten
zum Beispiel Restriktionen für die Agrarwirtschaft oder Veränderungen bei
der Bioenergie-Nachfrage in Europa
oder in den USA zu großflächigen Abholzungen in Lateinamerika oder im
sub-saharischen Afrika führen. Uns
geht es darum, Landnutzungsintensität
und deren Veränderung darzustellen
und Ursachen und Auswirkungen dieser Intensivierung zu erklären.
(z. B. Dünger, Wasser), die Intensität
des Outputs (z. B. Erträge) und die Konsequenzen für das Ökosystem, wie die
Kohlenstoffspeicherung oder die Biodiversität. Es braucht also eine systematische Entwicklung von Indikatoren, die
alle Dimensionen abdecken.
Wie gehen Sie dabei vor?
Viele unserer Untersuchungen haben
eine historische Dimension. Diese erlaubt es uns, langfristige Veränderungen von sozialökologischen Systemen in
Hinblick auf die Landnutzungsintensität
zu untersuchen und so auch die angewandten Indikatoren zu hinterfragen.
Pichler
Karlheinz Erb forscht und lehrt am Institut
für Soziale Ökologie.
Wie misst man diese Effekte?
Wir nutzen dafür unter anderem den Indikator „eHANPP“. Der Begriff steht für
„embodied human appropriation of net
primary production“. Mit diesem Wert
lassen sich die Landnutzungseffekte auf
den globalen sozialökologischen Biomassestoffwechsel berechnen und auf
den Konsum von Produkten beziehen.
Generell gibt es aber noch große Wissenslücken darüber, welche Mechanismen bei der Dynamik der Landnutzung
zusammenwirken. So studieren wir die
Entwicklungen der Intensität der Inputs
Letztlich geht es Ihnen aber auch um ein
Umdenken, oder?
Das Verständnis für die komplexen
räumlichen und zeitlichen Dynamiken
von Gesellschaft-Natur-Interaktionen
soll natürlich auch die Basis für Lösungen für problematische Entwicklungen
darstellen. Letztlich geht es um einen
Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft
des Systems Erde.
Projekttitel: LUISE – An integrated socioecological approach to land-use intensity: Analyzing and mapping biophysical
stocks/flows and their socioeconomic drivers
Laufzeit: 2010-2016
Förderung: EU-European Research Council (ERC), Starting Grant
NEUER WIND AM ENERGIEMARKT: BÜRGERKRAFTWERKE ALS „GRASSROOT INNOVATION“
Selbst ist die Frau und der Mann: Immer häufiger gründen Privatpersonen
gemeinschaftlich geführte Bürgerkraftwerke. Anna Schreuer (Institut
für Technik- und Wissenschaftsforschung) hat nun in ihrer Dissertation
untersucht, wie sich diese Kraftwerke
im Bereich der Windkraft und Photovoltaik in Deutschland und Österreich
entwickeln und ausbreiten.
„Mich hat besonders interessiert, ob
die Verbreitung dieser Innovation einen Prozess der Ermächtigung darstellt und welche Konflikte mit der
Unisono 2/2015
Ausbreitung von Bürgerkraftwerken
einhergehen“, erklärt Schreuer. Obwohl Bürgerkraftwerksinitiativen viele Ressourcen mobilisieren konnten,
stellt Schreuer drei Problemfelder
fest, die die Interpretation der Ausbreitung der Kraftwerke als Ermächtigungsprozess einschränken: Fortwährende Abhängigkeitsverhältnisse, das
Problem der Vereinnahmung sowie die
Ermächtigung bereits privilegierter
Akteure. Schließlich diskutiert sie drei
Arten von Konflikten, die damit einhergehen: lokale Konflikte in Bezug auf
einzelne Projekte, Konflikte zwischen
etablierten Akteuren und Herausforderern im Energiesystem sowie Konflikte hinsichtlich der definierenden
Merkmale von Bürgerkraftwerken.
„Diese Konflikte können als Wettstreit
um Ressourcen oder als Auseinandersetzung um deren Verwendungsweise verstanden werden“, so Schreuer.
Basis für ihre Überlegungen ist die
Theorie der Ressourcenmobilisierung
aus dem Bereich der Theorie sozialer
Bewegungen.
21
STUDIUM & LEHRE
LEHRENDE VOR DEN VORHANG
Jedes Semester haben Studierende die Möglichkeit, Feedback zu den Lehrveranstaltungen zu geben. Im letzten
Semester wurden 800 Lehrende beurteilt und über 9.600 Fragebögen ausgefüllt. Für die Auswahl der Lehrenden
werden neben der Bewertung der Studierenden auch Kriterien wie die Feedbackquote oder die Anzahl der Lehrveranstaltungen berücksichtigt. Drei Lehrende unterschiedlicher Fakultäten werden jeweils im UNIsono vorgestellt: Rachel Pole (Anglistik und Amerikanistik), Stefan Perner (Rechtswissenschaften) und Klaus Schöffmann
(Informationstechnologie).
PRAXIS ALS KERNELEMENT
KONSTRUKTIVES FEEDBACK
WERTSCHÄTZENDE DISKUSSIONEN
Maurer
Hoi
Klaus Schöffmann
Stefan Perner
Rachel Pole
„Ich versuche meine Lehre möglichst
praxisnah zu gestalten und sehr aktuelle Themen zu behandeln“, sagt Klaus
Schöffmann. Von Beginn an werden
Erwartungen der Studierenden berücksichtigt und flexibel agiert. Die Entwicklung von mobilen Applikationen sowie
technische Details verschiedenster
Systeme in Form von Betriebssystemen, Peer-to-Peer, Videostreaming
und mehr sind zentrale Bestandteile
der Lehre und bilden damit eine ideale
Brücke zwischen Praxis und Lehrveranstaltung. „In praktischen Kursen müssen die Studierenden zwar Lösungen
zu Aufgaben präsentieren, es geht mir
dabei aber mehr um die Diskussion des
Lösungswegs als um eine vollständig
richtige und fehlerlose Präsentation“,
beschreibt Schöffmann. Die von KursteilnehmerInnen positiv aufgenommene
Annäherung an solche Problemstellungen sorgt für Dynamik in den Gruppen.
Sich selbst in Themen einarbeiten zu
können, zu recherchieren und relevante
Informationen richtig zu filtern, gepaart
mit der notwendigen Kritik, sind zudem
wesentliche Wegbegleiter, die vermittelt
werden. „Für spezielle Veranstaltungen,
wie etwa Interaktive Multimedia Anwendungen A, in der die Applikationsprogrammierung für Apple behandelt wird,
wird die nötige Hardware vom Institut
leihweise zur Verfügung gestellt“, lobt
Schöffmann die Strukturen. „Das wird
von den Studierenden sehr geschätzt.“
„Ich versuche einfach, Interesse für
mein Fach in möglichst ungezwungener Atmosphäre zu vermitteln“, sagt
Stefan Perner. Er nähert sich der
Vielschichtigkeit des Privatrechts mit
Humor, Leidenschaft und klar definiertem Fokus auf das Verständnis der
Materie. Dabei wird auf unkomplizierte
Vorgehensweisen ohne große formale
Belastungen geachtet. Die ideale Balance zwischen Selbstständigkeit und
Rückmeldung bildet eine tragende
Säule in den Veranstaltungen des Lehrenden. „Ich bemühe mich vor allem
um eine kollegiale Atmosphäre, die zu
kritischem Denken und eigenständiger
Beschäftigung mit dem Stoff anregt.
Niemand soll Angst davor haben, eine
Frage zu stellen.“ Konstruktives Feedback sowohl auf der Seite der Studierenden als auch gegenüber dem Kursleiter ist ein wichtiger Schlüssel. „Es
ist Voraussetzung, um besser zu werden“, so Perner, dem seine „Rolle als
Ausbildner“ sehr am Herzen liegt. Die
eigene Begeisterung und den Enthusiasmus für das Fach auf die Studierenden zu übertragen, steht im Zentrum
von Perners Überzeugungen. „Sollte
am Ende einer Lehrveranstaltung das
Interesse für das Fach geweckt oder
gesteigert worden sein, ist es für mich
ein erfolgreiches Semester“, ist sich
der Lehrende sicher.
„Bildung sehe ich als eine Art Reise“,
sagt Rachel Pole. Gemeinsam mit den
Studierenden unternimmt die Lehrende diesen „Weg der Sprache“ und
achtet dabei stets auf Transparenz,
gegenseitige Wertschätzung und Respekt. Unterschiedliche Perspektiven,
Argumente und individuelle Ansichten
treffen in behutsam geführten Diskussionen aufeinander. „Eine gesunde
Debatte, egal ob in mündlicher oder
schriftlicher Form, ist eine der besten
Sachen, die im Unterricht passieren
können“, ist sich Pole sicher. Ihren eigenen Part sieht die Anglistin darin, dass
sie die Teilnehmenden an den Kursen
an die „Wichtigkeit von Neugier, Logik
und das Respektieren gegenteiliger
Meinungen“ erinnert. „Manchmal sind
es genau die Argumente der gegnerischen Seite, von denen man am meisten lernen kann.“ Die Veranstaltungen
sind geprägt von Verantwortung und
dass die Studierenden eine solche für
ihr eigenes Lernen übernehmen und in
kreativen Output wandeln. „Die Studierenden arbeiten in Kleingruppen an der
Erstellung einer Idee, zu der sie Hintergründe und Statistiken recherchiert haben, und anschließend erstellten sie zu
ihrem Thema einen Podcast“, hebt Pole
einen Kurs hervor. Neue Medien im Einsatz, der Raum für Entfaltung lässt und
der Sprache auf ganz besondere Art und
Weise begegnen.
22
Unisono 2/2015
STUDIUM & LEHRE
GEMEINSAMES LEHRAMTSSTUDIUM STARTET AB
HERBST
Ab dem Wintersemester 2015/16
wird ein neu gestaltetes Lehramtsstudium für die Sekundarstufe an
der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Kärnten angeboten. Kärnten ist somit einer der
österreichweiten Vorreiter.
Vier Universitäten und vier Pädagogische Hochschulen in Kärnten, der
Steiermark und im Burgenland – kurz
Entwicklungsverbund Süd-Ost – haben gemeinsam eine Ausbildung für
die „Sekundarstufe Allgemeinbildung“
entwickelt. Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und die Pädagogische
Hochschule Kärnten – Viktor Frankl
Hochschule sind Mitglieder des Entwicklungsverbunds Süd-Ost.
„An die 200 WissenschaftlerInnen und
ExpertInnen haben seit Oktober 2013
gemeinsam an der Entwicklung neuer
Lehramtsstudien gearbeitet. Ziel war
es, die Kompetenzen beider Institutionstypen bestmöglich miteinander zu
verknüpfen: die wissenschaftlichen
Kompetenzen der Universitäten, die
didaktischen und allgemeinpädagogischen Kompetenzen beider und die
schulpraktischen Kompetenzen der
PHs“, sagt Cristina Beretta, Vizerektorin
für Lehre und Internationales der AAU.
Gemeinsame akademische Ausbildung
für alle LehrerInnen
Die AbsolventInnen des Bachelorstudiums sind berechtigt, in den Neuen
Mittelschulen, allgemeinbildenden höheren Schulen und den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen
zu unterrichten. Für den dauerhaften
Airport Stop
Tickets Online
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01
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Verbleib im Schuldienst ist jedoch der
Abschluss eines Masterstudiums erforderlich.
Für Marlies Krainz-Dürr, Rektorin der
PH Kärnten, „endet somit in Österreich
die paradoxe Situation, dass LehrerInnen, die SchülerInnen der gleichen
Altersstufe nach wortidenten Lehrplänen unterrichten, unterschiedlich
lang und mit unterschiedlichen akademischen Abschlüssen ausgebildet
werden.“
Das Bachelorstudium hat den Umfang
von acht Semestern und umfasst 240
ECTS-Anrechnungspunkte und schließt
mit dem „Bachelor of Education“ (BEd)
ab. Das weiterführende viersemestrige Masterstudium (120 ECTS) schließt
mit dem „Master of Education“ (MAd)
ab. Darüber hinaus ist eine einjährige
Induktionsphase vorgesehen. Diese
verpflichtende Induktionsphase kann
wahlweise nach dem Bachelorstudium,
berufsbegleitend zum Masterstudium
oder nach dem Masterstudium absolviert werden.
Vielfältiges Studienangebot
Das Studienangebot für künftige LehrerInnen ist sehr breit. Es reicht von
Sprachen, Geschichte, Geographie, Mathematik, Informatik bis Musik. Es sind
jeweils zwei Unterrichtsfächer oder ein
Unterrichtsfach und eine Spezialisierung für das Bachelorstudium Lehramt
zu kombinieren. Anstelle des zweiten
Unterrichtsfachs kann die Spezialisierung „Inklusive Pädagogik mit Fokus
Behinderung“ gewählt werden. Diese
Spezialisierung ist am Standort Klagenfurt ab 2016/17 geplant.
Am Standort Klagenfurt können folgende Unterrichtsfächer gewählt werden:
Deutsch; Englisch; Französisch; Slowenisch; Italienisch; Spanisch; Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung;
Geographie und Wirtschaftskunde; Informatik; Mathematik und Musikerziehung.
Ein weiteres Unterrichtsfach oder eine
Spezialisierung kann an einer der im
Entwicklungsverbund Süd-Ost teilnehmenden Institution studiert werden. Infos unter: www.lehramt-so.at.
4x
täglich
dnevno
ab od
€ 10,10
Klagenfurt Klagenfurt Kirschentheuer
Airport
Bbf*
Kranj
AP*
Aerodrom
Ljubljana
Ljubljana
AP*
* Bbf / AP > Busbahnhof / Avtobusna postaja
Informationen & Reservierungen
Informacije & rezervacije
www.alpeadrialine.com
[email protected] | +43 (0) 463 931 800
mit Unterstützung des Landes Kärnten
6SRGSRURGH{HOH.RURxNH
eine Linie von
Linija podjetja
STUDIUM & LEHRE
NEUES PEER REVIEW-VERFAHREN
ZUR EVALUATION VON INSTITUTEN
cenverteilung innerhalb der Universität
könnte etwas deutlicher die hochwertige Forschung fördern bzw. anerkennen,
so die Gutachter.
Das Institut für Informationstechnologie ist das erste Institut an der
AAU, das im Rahmen eines neu
DGDSWLHUWHQ PHKUVWX¿JHQ (YDOXDWLonsverfahrens von externen Experten begutachtet wurde.
Nach dem offiziellen Start des Peer
Review-Verfahrens im November 2014
wurden im April die ersten Zwischenergebnisse von externen Gutachtern
präsentiert. Die Gutachter sind international anerkannte Forscher aus dem
Bereich der Multimediatechnik: Christian Breiteneder, Wolfgang Effelsberg und
Carsten Griwodz.
Die Gutachter hoben die hohe nationale
und internationale Reputation des Instituts in der wissenschaftlichen Community hervor und empfahlen dem Institut,
den zukunftsträchtigen Forschungsschwerpunkt im Bereich Multimediasysteme beizubehalten. Wolfgang Effelsberg lobte „die exzellente kollegiale
Zusammenarbeit“ der Institutsmitglieder sowie die große Anzahl an hochwertigen Publikationen sowie an Drittmittelprojekten. Nachholbedarf gäbe es
laut Carsten Griwodz bei der Mobilität
der MitarbeiterInnen. Um Studierende
Laszlo Böszörmenyi, Wolfgang Effelsberg, Carsten Griwodz, Christian Breiteneder, Clemens
Heuberger, Hermann Hellwagner (v. l.)
von anderen europäischen Universitäten
anzusprechen, wäre es außerdem ratsam, das Masterstudium vollständig auf
Englisch anzubieten. Hervorgestrichen
wurde, dass sich die MitarbeiterInnen
des Instituts sehr stark in der Lehre engagieren. Um allerdings die exzellente
Position in der internationalen Forschung aufrechtzuerhalten, wäre es von
Vorteil, wenn die Lehrbelastung reduziert werden könnte. Auch die Ressour-
Die Institutsleitung zieht ein durchaus
positives Resümee aus dem Verfahren.
„Am Institut ist einiges in Bewegung, da
wir in den letzten zwei Jahren drei Habilitationen durchgeführt haben. Wir müssen uns in gewisser Hinsicht also neu
orientieren. Dazu bietet die Evaluierung
eine gute Möglichkeit“, sagt Institutsvorstand Laszlo Böszörmenyi.
MOBILITÄT IN DER
LEHRE
with the work of the department. So the
invitation by the department was easy to
accept.
Den Alpen-Adria-Schwerpunkt der
Universität unterstützt die Fakultät
für Kulturwissenschaften mit einer
dauerhaft eingerichteten AlpenAdria-Gastprofessur. In diesem
Semester forscht und lehrt Marina
*UåLQLüDP,QVWLWXWIU0HGLHQXQG
Kommunikationswissenschaften.
What are your links with this specific department?
In the past I was invited to have a presentation of the videofilm Relations. This
is a documentary video film about the 25
anniversary of the lesbian group ŠKUCLL and the lesbian movement in former
Yugoslavia. This videofilm that works
with oral history is important as it was
done in an invigorated homophobic moment in Slovenian society and in the
space of ex-Yugoslavia in 2012. The film
includes the analysis of LGBTQ community within and with relation to politics,
economics, culture, arts and legal institutional structures analysis of the movement in the EU after 2004. Therefore
exists a connection with the topic of my
course that is about global capitalism
and the status of the formation of political subjectivity.
Why have you accepted this professorship?
The topic of my seminar is on “Biopolitics-Theory-Art-Community“ and will
center on contemporary philosophy and
aesthetics after modernism and towards
a theory of technology, biopolitics/necropolitics, video technology and transfeminism in connection with decoloniality.
This means that my work in philosophy,
theory and arts derives from concrete
theoretical practice and interventions
and related cultures. This is connected
24
0DULQD*UåLQLüLVUHVHDUFKHUDWWKH,QVWLWXWH
RI3KLORVRSK\DWWKH6FLHQWL¿FDQG5HVHDUFK
Center of the Slovenian Academy of Science
and Art in Ljubljana and at the Academy of
Fine Arts in Vienna.
What are your further plans?
My plan is an intensive work on questions of emancipative politics through
analysis of philosophical approaches
and as well an intensive networking on
the axes Ljubljana-Klagenfurt for developing future possibilities of exchange
and as well drawing a line of connection
to the Academy of Fine Arts in Vienna.
Unisono 2/2015
STUDIUM & LEHRE
NEUES MASTERSTUDIUM „INFORMATION AND COMMUNICATIONS ENGINEERING“
Im Wintersemester 2015/16 startet das englischsprachige Masterstudium mit den drei Studienzweigen Kommunikationsnetzwerke, Robotik und Wirtschaftsingenieurwesen.
ständen“, die Menschen bei ihren Tätigkeiten unterstützen.
TEWI
Das ursprüngliche Masterstudium „Information Technology“ (Informationstechnik) wurde nun durch die englischsprachige Bezeichnung „Information
and Communications Engineering“ (ICE)
abgelöst und durch neue Studienzweige
ergänzt. „Der Fokus des Studiums liegt
auf den sehr aktuellen und von der Industrie nachgefragten Studieninhalten,
wie etwa Robotik“, sagt Studienprogrammleiter Kyandoghere Kyamakya
vom Institut für Intelligente Systemtechnologien. Eine praxisorientierte Zusammenarbeit mit Unternehmen wird durch
ein Industriepraktikum verstärkt. „Darüber hinaus verfügen wir über modernst
ausgestattete Labore“, so Kyamakya.
Informationstechnische Systeme prägen Alltag
Informationstechnik ist einer der wesentlichen Treiber des technischen und
ökonomischen Fortschritts weltweit. Wir
arbeiten täglich mit Notebook und PC,
Unisono 2/2015
hören Musik mit dem MP3-Player und
sind weltweit über Internet und Handy
vernetzt. Fahrassistenzsysteme im Auto
oder die automatischen Fahrgastinformationen im öffentlichen Nahverkehr
begleiten uns im Alltag. In der Medizin
stehen Hightech-Geräte zur Diagnose
zur Verfügung.
Im industriellen Bereich montieren Roboter komplexe Geräte, und vernetzte
Sensoren überwachen Prozesse. Von
Informationstechnik wird immer dann
gesprochen, wenn Informationen mit
technischen Mitteln erzeugt, verarbeitet, transportiert, gespeichert und ausgegeben werden (z. B. als Sprachdaten,
Bilder, Videos oder Messdaten).
Informationstechnische Systeme verschwinden sozusagen immer häufiger
in Alltagsgegenständen – sie werden
sprichwörtlich dort „eingebettet“ und
machen diese zu „intelligenten Gegen-
Die Studienzweige
Der Studienzweig „Networks and Communications“ (NC) beschäftigt sich mit
eingebetteten Systemen, mobilen und
drahtlosen Netzwerken und selbstorganisierenden Netzen mit Anwendungen
in den Bereichen Mobilität und Energie.
Autonome Robotik, Fahrassistenzsysteme, selbstfahrende Autos, vernetzte
Sensor- und Aktortechnik, vernetzte
Regelungstechnik und intelligente Produktionssysteme sind Lehrinhalte des
neuen Studienzweigs „Autonomous
Systems and Robotics“ (ASR). Neben
technischen Komponenten sind auch
wirtschaftliche Aspekte und Erfolge von
informationstechnischen Neuerungen
von Bedeutung. Dem wird im Studienzweig
„Wirtschaftsingenieurwesen“
(WI) Rechnung getragen.
Die Tätigkeitsfelder der AbsolventInnen
des Masterstudiums ICE sind sehr vielfältig und reichen von EntwicklerInnen
technischer Systeme, ProduktmanagerInnen bei Automobilzulieferern, Chipherstellern, Consultingfirmen, Softwareunternehmen, Medizintechnik bis
hin zu den typischen Aufgabenfeldern
der WirtschaftsingenieurInnen.
Das Masterstudium wird in englischer
Sprache angeboten, dauert vier Semester und schließt mit dem akademischen
Titel „Diplom-Ingenieur/in“ (kurz Dipl.Ing., DI) ab.
25
Daniel Wutti, Veronika Oelkrug und Marcel Leuschner (von links) haben die Ausbildung zu InklusionsbegleiterInnen initiiert.
BEGEGNUNG MIT DEM FREMDEN
Knapp 1.800 offene Asylanträge gibt es derzeit im Land Kärnten. Die Flüchtlinge sind mit dem Asylverfahren
oftmals überfordert und benötigen eine professionelle Betreuung und Unterstützung. Seit dem Sommersemester
ZLUGDQGHU$OSHQ$GULD8QLYHUVLWlWHLQH]HUWL¿]LHUWH$XVELOGXQJ]XÄ,QNOXVLRQVEHJOHLWHU,QQHQ³DQJHERWHQ
„AsylwerberInnen kennen sich mit den
bürokratischen Abläufen nicht gut aus.
Erschwerend kommt die sprachliche
Barriere hinzu, und oft sind traumatische Erfahrungen von Flucht, Gewalt
und Krieg tief in dem Menschen verankert“, so die Psychologiestudierende
Veronika Oelkrug, die gemeinsam mit
Student Marcel Leuschner und Daniel Wutti vom Institut für Philosophie
die Zertifizierung initiiert hat. Und das
mit großem Erfolg: Die Ringvorlesung
„Flucht, Asyl und Migration“ wird von
rund 220 Studierenden besucht, 36 davon werden zertifiziert und sind nach
ihrer Ausbildung befähigt, Flüchtlinge –
insbesondere AsylwerberInnen – mit
dem notwendigen Hintergrundwissen
zu beraten. „Es freut uns besonders,
dass unter den Teilnehmenden auch
neun Flüchtlinge aus den verschie-
densten (Krisen-)Regionen die Ausbildung absolvieren und so ihre Erfahrungen einbringen können“, sagt Daniel
Wutti.
Menschen zuhören und Anerkennung
schenken
Die dreisemestrige Ausbildung richtet sich an in der psychosozialen Arbeit tätige Personen, die Interesse an
den Themen Flucht, Asyl, Migration
und Inklusion haben, sowie an Studierende aller Studienrichtungen. Ziel
der Ausbildung ist die Vermittlung von
drei wesentlichen Kompetenzen: interkulturelle Kompetenz (Begegnung
mit dem Fremden), niederschwellige
fremdenrechtliche Beratung (österreichische Fremdenrechtsgesetzgebung) und niederschwellige psychologische Grundfähigkeiten (Trauma
Counselling). Ein anschließendes Volontariat rundet das Programm ab.
„Der Fokus der Ausbildung liegt derzeit
stark auf der Erstversorgung von Flüchtlingen. Zukünftig wären aber auch umfassendere Beratungen in Richtung Migration, das sind sozusagen freiwillige
Bewegungen nach Österreich, denkbar“,
sagt Marcel Leuschner. „Wir wollen ein
ganzheitliches Migrations- und Integrationsverständnis etablieren.“
Die Ausbildung ist ein gemeinsames
Projekt des Instituts für Psychologie,
der ÖH Klagenfurt, dem Zentrum für
Friedensforschung und Friedenspädagogik der AAU sowie dem Verein ASPIS −
Integrationsprojekt MELLON. Infos unter: http://inklusion.aau.at
AUSSTELLUNG
MAI BIS SEPTEMBER 2015
ÖGB/AK BILDUNGSFORUM
Eingang Bahnhofstraße 44, 9020 Klagenfurt
Öffnungszeiten: von 9.00 bis 16.00 Uhr – Eintritt frei
Führungen auf Anfrage: 050 477-2307 | [email protected]
26
Unisono 2/2015
NEUBERUFUNGEN
„UMWELTTHEMEN MÜSSEN SICHTBAR GEMACHT
WERDEN“
„Global, national und regional. Die Verflochtenheit der Umweltpolitik mitsamt
ihren Ebenen und Akteuren reizt mich
sehr“, sagt Christoph Görg. Der gebürtige Westerwälder rückt mit seinen
Forschungen sozial-ökologische Transformationen,
Ökosystemleistungen,
„Landscape Governance“ und die Bedeutung räumlicher Skalen in den Mittelpunkt. Dabei bekommen allgemeine
Themen der Umweltpolitik hinsichtlich
der Landnutzung ebenso einen großen
Stellenwert wie auch die „Schnittstellenfunktion“ zwischen Wissenschaft
und Politik. „Der rote Faden in meinen
Untersuchungen ist das Verhältnis zwischen gesellschaftlichen und biophysikalischen Prozessen.“
Görg absolvierte 1986 das Studium der
Soziologie an der Goethe-Universität
in Frankfurt am Main mit einer Arbeit
über „Subjektivität und Anerkennung“
und promovierte 1990 mit einer kritischen Analyse zur Bedeutung „sozialer Bewegungen in verschiedenen gesellschaftstheoretischen Ansätzen der
Gegenwart“. „Die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft und die
zahlreichen Vorhaben im Rahmen von
Beiratstätigkeiten wie dem „ARTEC –
Forschungszentrum für Nachhaltigkeit“
oder dem „Fachzentrum Klimawandel
Hessen“ wirkte Görg als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sigmund-FreudInstitut in Frankfurt am Main sowie am
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig und hatte unter anderem Professuren in Kassel und
Frankfurt inne.
Pichler
Christoph Görg
Institut für Soziale Ökologie
seit April 2015
ökologische Problematik standen dabei
im Fokus“, beschreibt der Professor die
Annäherung an die Thematik. 2001 habilitierte Christoph Görg mit einer Arbeit
über die „Regulation der Naturverhältnisse“ mit der Biodiversitätspolitik als
Anwendungsfeld. Die wissenschaftliche
Laufbahn führte den Forscher an zahlreiche globale Knotenpunkte im In- und
Ausland. Von der Universität Brasilia
über die „Facultad de Sciencas Políticas
y Sociales“ der UNAM in Mexiko bis hin
zur „York-University“ in Toronto. Neben
Seit April 2015 ist der Forscher an der
AAU am Standort Wien tätig und schätzt
bereits die ähnliche und transdisziplinäre Schwerpunktsetzung des Instituts.
„Ich möchte das Wechselspiel zwischen
Umwelt- und Sozialproblemen, Klima,
Ressourcen und ökologischen Folgen
den Studierenden näher bringen“, so
Görg, und „das Verständnis dafür stärker sensibilisieren.“ Zukünftig wird der
Professor intensiv an seiner Publikationstätigkeit arbeiten und auch sein aktuelles Projekt über die „Verbesserung
und Harmonisierung von politischen
Prozessen auf europäischer Ebene“ abschließen.
„ANWENDUNGSBEZUG IST MIR SEHR WICHTIG“
„Durch die Lektüre vieler, gerade auch
ästhetischer Texte und die zunehmende Vertrautheit mit verschiedenen
Schreibanlässen entwickelte ich ein
intuitives Gefühl für gute, wohlgeformte und angemessene Sprache“,
beschreibt Ulrike Krieg-Holz ihre Ursprünge, Texte auf systematische Art
und Weise zu untersuchen. Die gebürtige Lobensteinerin konzentriert ihre
Forschungen sowohl auf Aspekte der
Medien- und Werbesprache als auch
auf die Vielschichtigkeit der Sprache in
unserer Gesellschaft. „Ich komme ursprünglich aus der Dialektologie, der
Variationsforschung“, sagt die Professorin, die diesen „Anwendungsbezug“
als ständigen Begleiter in ihrem Schaffen sieht.
Ulrike Krieg-Holz absolvierte 1997 das
Studium der Deutschen Sprachwissenschaft, Deutschen Literaturwissenschaft und Geographie an der Universität Passau und promovierte 2003 mit
einer Arbeit über „Wortbildungsstrategien in der Werbung“. 2010 habilitierUnisono 2/2015
König Bad Lobenstein
Ulrike Krieg-Holz
Institut für Germanistik
seit April 2015
te sie mit der Arbeit „Textsortenstile“.
Methoden und Parameter für die Stilbeschreibung und Textsortenklassifikation standen dabei im Fokus. „Mit
der Habilitation ist die Erforschung der
linguistischen Stil- und Textanalyse in
den Mittelpunkt meines Interesses gerückt.“ Die wissenschaftliche Laufbahn
führte die Forscherin unter anderem
an die Friedrich-Schiller-Universität in
Jena und die Universität Leipzig.
Neben verschiedenen Forschungsvorhaben arbeitet die Professorin aktiv in
einer Kooperation mit der Universität
Sorbonne Nouvelle in Paris. Seit April
2015 ist Ulrike Krieg-Holz an der AAU
am Institut für Germanistik tätig und beschäftigt sich intensiv am Aufbau zweier
Korpora, welche sich mit bestimmten
Einzelmerkmalen der sprachlichen
Ausformung zum einen und mit Musterhaftem und textsortenspezifischen
Routinen zum anderen befassen. „Ich
möchte die Deutschlehrerausbildung
auf eine solide sprachwissenschaftliche
Grundlage stellen.“ Den Studierenden
wird die Forscherin ein starkes Bewusstsein für den Umgang mit Sprache
mit auf den Weg geben. Zukünftig möchte sich die Professorin gerne aus linguistischer Perspektive mit den Aspekten
von Rhythmus und Metrik in der literarischen Sprache auseinandersetzen.
„Nach welchen Regeln es genau funktioniert, das würde ich gerne herausfinden“, so Krieg-Holz.
27
ALUMNI & KARRIERE
KONTAKTE KNÜPFEN UND EINBLICKE SCHAFFEN:
Studierende und AbsolventInnen zu Gast bei der Stadtwerke Klagenfurt AG
Im April nutzten über 20 interessierte Studierende und AbsolventInnen der Alpen-Adria-Universität
die Chance, um im Rahmen der
Alumni Business Tour hinter die
Kulissen der Stadtwerke Klagenfurt-Gruppe zu blicken.
Die Führung durch das Unternehmen
richtete sich an Studierende und Alumni aus den Bereichen Wirtschaft, Medien und Kommunikation sowie Technik
und IT. Dabei bekamen die TeilnehmerInnen Informationen zu den vielfältigen Arbeitsfeldern der STW-Gruppe
aus erster Hand. MitarbeiterInnen und
Alumni der AAU begleiteten die Tour
und stellten ihre Tätigkeitsbereiche im
Netzkundenmanagement, Information
CONNECT 2015 –
DIE JOB- &
KARRIEREMESSE
IN KÄRNTEN:
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1
1
17.
Im November organisiert die Alpen-AdriaUniversität Klagenfurt
bereits zum 17. Mal
die bedeutendste Job& Karrieremesse im
Süden Österreichs.
Damit unterstützt sie nationale und
internationale Unternehmen sowie
Organisationen bei den Themen Recruiting, Marketing und Employer
Branding. Die Veranstaltung bietet
den Ausstellern vielfältige Präsentationsmöglichkeiten bei Studierenden,
AbsolventInnen und MaturantInnen
sowie ein buntes Rahmenprogramm.
2014 haben über 3.000 BesucherInnen
den Messetag für ihre Karriereentwicklung genutzt.
Weitere Informationen und Buchung
von Ausstellerplätzen:
www.aau.at/connect
28
and Process Management, in der Internen Revision, im Personal sowie PR und
Kommunikation vor. Das abschließende
get-together diente dem persönlichen
Austausch und Networking.
PRAKTIKUMSMESSE SPEZIELL FÜR
START-UPS UND KMUS:
Der Verband „Career Service Austria“ startet eine österreichweite KampagQH]XP7KHPDÄ3UDNWLNXP³'D]X¿QGHWDP-lQQHUDQGHU$OSHQ
Adria-Universität Klagenfurt eine Praktikumsmesse statt.
Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
ist Mitglied des Dachverbands „Career
Services Austria“, der zehn Universitäten über deren Career Center vernetzt.
In Kärnten ist die Wirtschaftsstruktur
maßgeblich von Kleinst-, Klein- und
Mittleren Betrieben geprägt. Die AlpenAdria-Universität Klagenfurt entwickelt
im Rahmen der nationalen Kampagne
daher ein Format, das sich speziell an
der Kärntner Wirtschaftslandschaft
orientiert. Am Campus der AAU findet
am 19. Jänner 2016 eine Praktikumsmesse statt, bei der sich regionale
Start-ups sowie KMUs als Arbeitgeber
für Studierende präsentieren und konkrete Praxismöglichkeiten anbieten
können.
zu machen und die Employability von
Studierenden zu fördern. In Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern
aus Kärnten soll die Praktikumsmesse
als konzentrierte Maßnahme dem brain
drain entgegenwirken und das Image
der Kärntner Wirtschaft stärken.
Weitere Informationen und Voranmeldungen für interessierte Unternehmen:
UNI Services | Karriere & Alumni:
[email protected]
Die AAU will mit der Veranstaltung eine
Plattform bieten, um die vielfältigen
Einstiegsmöglichkeiten bei Kleinst-,
Klein- und Mittleren Betrieben sichtbar
Unisono 2/2015
ALUMNI IM PORTRÄT
„MIT SPRACHEN KANN MAN IM LEBEN ALLES BEWEGEN“
Silke Bergmoser ist die erste
weibliche Direktorin einer HTL
in Kärnten und bekam heuer den
„Femme-Award als „Kärntnerin
des Jahres 2015“ verliehen. Auf
diesen Lorbeeren ruht sie sich aber
nicht aus, sondern blickt fokussiert
in die Zukunft. Porträt einer Frau,
die weiß, was sie kann.
„Ich werde sicher nicht Lehrerin!“
Aus einer Lehrerdynastie stammend,
war für Silke Bergmoser klar: „Ich
werde sicher nicht Lehrerin!“. Sie fuhr
nach Graz an die Karl-Franzens-Universität und war im Begriff, sich für
das Studium der Rechtswissenschaften
einzuschreiben. Kurz vor der Inskription machte sie allerdings kehrt, folgte
ihrer inneren Stimme und schrieb sich
an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt für das Lehramtsstudium Englisch
und Italienisch ein. Im Rückblick sagt
sie: „Ich ging meiner Leidenschaft, den
Sprachen, nach. Mit Sprachen kann
man im Leben alles bewegen.“ In Mailand absolvierte Silke Bergmoser ihr
Erasmus-Auslandssemester, in dem
sie auch für ihre Diplomarbeit recherchierte. Als kommunikative und offene
Person, die Freude am internationalen
und interkulturellen Austausch hat, arbeitete sie während des Studiums jahrelang als Reiseleiterin, was sich als
wertvolle „Schule“ erwies. „Dort habe
ich gelernt, wie man Inhalte vermittelt,
sich gut präsentiert und Menschen für
etwas begeistern kann.“
Neue Aufgaben offen annehmen
Nach dem Studium übernahm Silke
Bergmoser eine Klasse, die sie innerhalb von zwei Monaten auf die Matura
in „Italienisch Handelskorrespondenz“
vorbereitete. Frisch von der Universität war dies eine besondere Herausforderung, die sie aber gerne annahm.
Bis heute folgt sie ihrem persönlichen
Lebensmotto, das sie auch jungen AbsolventInnen auf den Weg mitgibt. „Wer
etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht
will, sucht Gründe (Jürgen Spahl) – Mit
Verlässlichkeit, Ehrgeiz und Fleiß ist alles zu bewältigen und es findet sich so
immer ein Weg“. So war sie zwischen
1999 und 2004 als Lehrerin sowohl an
der Landwirtschaftlichen Fachschule
Goldbrunnhof, an der HAK1 in Klagenfurt als auch an der HTL Ferlach angeUnisono 2/2015
Silke Bergmoser ist die erste weibliche Direktorin einer Höheren Technischen Lehranstalt in Kärnten.
stellt, bis sie nach ihrer Karenz 2005 ein
Deputat an der HTL Ferlach übernahm.
EUREGIO HTBLVA Ferlach
2013 bewarb sich Silke Bergmoser
als einzige Frau mit zehn männlichen
Mitbewerbern um den Direktorenposten der HTL Ferlach. Bis dato war sie
dem Direktor im Hinblick auf Marketing
und Öffentlichkeitsarbeit beratend zur
Seite gestanden. Diesen persönlichen
und beruflichen Schwerpunkt wusste
sie zu nutzen und entwickelte parallel zum Bewerbungsprozess ein von
ihr neu entwickeltes, ganzheitliches
Marketing-Konzept: EUREGIO HTBLVA
Ferlach, das sie mit ihrer Übernahme
der Kollegenschaft vorstellte. Sie wurde zur Direktorin berufen und hielt, was
sie versprach. Dem Leitbild „Grenzen-
lose Bildung“ entsprechend, richtet sie
die Höhere Lehranstalt internationaler, offener und auf der Grundlage von
Mehrsprachigkeit aus.
Beruflichen Ausgleich findet Silke
Bergmoser im Sport, beim Kaffee mit
Freundinnen und zu Hause bei ihrer
Familie (Tochter Jana ist 10 Jahre
alt). „Zu Hause kann ich entspannen
und ohne berufliche Termine durchschnaufen.“ Zu lange aber auch nicht,
denn für die nächsten zehn Jahre hat
sich Silke Bergmoser viele neue Aufgaben und Ziele gesteckt: „Ich möchte die Arbeitsbedingungen für meine
KollegInnen weiter verbessern, mich
strategischeren Dingen widmen und
noch viel mehr Mädchen für technische Berufe begeistern.“
29
KULTUR
KEPLER, GALILEI UND NEWTON IN
WERTVOLLEN ORIGINALAUSGABEN
AUS DER POPPER-SAMMLUNG
Die vierte Präsentation von „Kostbarkeiten aus der Bibliothek“ widmet
sich Johannes Kepler, Galileo Galilei und Isaac Newton. Drei bibliophile
Ausgaben mit Originaltexten der großen neuzeitlichen Naturforscher aus
dem persönlichen Besitz von Karl Popper bleiben über den Sommer 2015
im Zeitschriftenlesesaal der Universitätsbibliothek ausgestellt.
Poppers Sammlung bibliographischer
Drucke besteht aus rund 200 Werken
aus dem 15. bis zum 19. Jahrhundert
und ging zusammen mit seiner gesamten Bibliothek und seinem Nachlass 1995 in den Besitz der Universität
Klagenfurt über. Die bibliophilen Werke
demonstrieren Poppers Wertschätzung
für die großen Autoren und Gelehrten
der Geschichte. Die dabei erkennbaren
Entwicklungslinien, ausgehend von den
aus der Antike übernommenen kosmologischen Vorstellungen aufgrund von
Naturbeobachtungen, die zu den durch
die moderne Mathematik und Physik unterstützten wissenschaftlichen
Theorien unserer Zeit führten, sind zu
Grundlagen von Poppers erkenntnistheoretischen Überlegungen geworden.
In zahlreichen Publikationen des österreichisch-britischen Philosophen
finden sich Hinweise auf Autoren wie
Kepler, Galilei und Newton und deren
Beziehungen zueinander. Ausgehend
von Vermutungen und Hypothesen
führt der Weg über deren Widerlegungen zu immer wieder verbesserten
Theorien und schließlich zu immer
besser abgesicherten Kenntnissen
und zu Wissen. Für Prozesse dieser
Art sind die drei vorgestellten Werke
besonders markante Positionen. Die
VERDÄCHTIGE
FAMILIEN
Wissen schafft Bücher Nr. 37
Im einen Fall gut, im anderen Fall
schlecht erweist sich der DNA-Test bei
MigrantInnen als Entscheidungshilfe
beim Familiennachzug. Familien formieren sich in den Kulturen sehr verschieden, und je nach liberalem Verständnis des EU-Landes decken sich
diese mit den Vorstellungen der Einwanderungsbehörden oder auch nicht.
Problematisch und hochsensibel bleiben die Vorgangsweisen in der Familienzusammenführung in jedem Fall. Das
zeigen die faktischen Ergebnisse und
deren interdisziplinäre Bewertung in
der wissenschaftlichen Untersuchung
ebenso wie die Praxis bei Asylbetreibern
und Integrationsbeauftragten.
Maier
Frontispiz von Stefano della Bella in Galileo
Galileis „Dialogo“, (Florenz 1632)
UB Klagenfurt gehört zu den wenigen
Bibliotheken, die im Besitz dieser für
die europäische Geistesgeschichte so
einflussreichen Bücher sind.
Die Reihe „Kostbarkeiten aus der Bibliothek“ wurde im September 2014 begründet, um wertvolle und interessante
Bücher und Dokumente in die Öffentlichkeit zu holen.
Wolfgang Walkensteiner
so gut wie nichts
Maier
Eröffnung durch Alice Pechriggl, rechts
Herausgeber Martin G. Weiß
Die Präsentation des Forschungsbands
„Suspect Families“ und die Diskussion mit Torsten Heinemann, Martin
G. Weiß, Barbara Payer und Elisabeth
Steiner unter Moderation von Erhard
Stackl am 2. Juni brachten eine solide
und differenzierte Aufklärung über ein
unpopuläres und schwieriges Thema.
Es wird weiter daran geforscht und
nach menschengerechten und praktikablen Lösungen gesucht.
Peter Jellitsch
Bezahlte Anzeige
26. März bis
11. Oktober 2015
30
9. April bis
11. Oktober 2015
Unisono 2/2015
KULTUR
DIE MENSCHEN SIND
DAS NEUE TERRITORIUM
Puch
Beim EU-Culture-Projekt Performigrations kollaboriert die Kunst mit der Wissenschaft wirkungsvoll zum
Thema Migration und Mobilität.
Im Kunstraum Lakeside herrschen derzeit keine konstanten Lichtverhältnisse.
Zwar ist die Beleuchtung Tag und Nacht
an, aber sie scheint einmal stärker, einmal schwächer oder geht völlig aus, je
nachdem, ob die Energiespenderinnen
gerade arbeiten oder nichts tun. „Natalia, turn the light on“, nennt Ioana
Păun ihre reduzierte Installation, die
den Arbeitsalltag von fünf Migrantinnen
in Klagenfurt in Lux abbildet. Dafür hat
die Künstlerin die Frauen mit komplexen
Kalorienzählern ausgestattet, die den
Energieverbrauch aller körperlichen
Tätigkeiten aufzeichneten. Der über 24
Stunden ermittelte Gesamtenergieverbrauch wird mit allen Schwankungen
eins zu eins auf das Lichtsystem im
Kunstraum übertragen. Die aufwendige
Programmierung von Grig Burloin und
Teodor Stoenescu macht die Umkehrung möglich.
onalen Kunst- und Wissenschaftsprojekts „Performigrations. People Are The
Territory“ für eine Realisierung ausgewählt wurde. Sie arbeitet wie auch die
anderen Künstler(gruppen) in Athen,
Bologna, Lissabon, Montreal, Toronto, Vancouver und Valetta nicht alleine,
sondern kollaborativ mit WissenschaftlerInnen, Studierenden und lokalen Initiativen vor Ort.
Franz
Mit dieser eindringlichen Lichtinstallation bleiben die oft nicht angemeldet und
versteckt in Wohnungen arbeitenden
Frauen zwar weiterhin anonym, aber
zumindest ihre Leistung wird sichtbar.
„Die gewonnenen Daten zeichnen das
digitale Diagramm der undokumentierten Migrantinnen“, erklärt Păun, die
das Verhältnis Arbeit und Migration ins
Zentrum ihrer künstlerischen Tätigkeit
gestellt hat.
Mobilität in jeder Hinsicht
Die rumänische Medien- und Performancekünstlerin Păun ist eine von sieben ausgewählten KünstlerInnen, die im
Rahmen des weit gespannten internatiUnisono 2/2015
,RQD3΁XQ
Das Ziel ist überall das gleiche: die Themen Mobilität von Menschen und Kulturen, Migration und Identität in Bezug
zum jeweiligen Standort setzen und ein
gemeinsames, mobiles Werk entstehen
lassen, das die Geschichte(n) weiter erzählen lässt. Die modernen Medien- und
Kommunikationstechniken sind dabei
die bevorzugten Umsetzungsmedien.
Sie werden zu Zeiten der allumfassenden Mobilität als neue und stetig wandelbare Lebensterritorien jenseits nationalstaatlicher Grenzen begriffen bis
hin zur These, dass die doppelt mobilen
Menschen von heute selbst neue Territorien bilden. Beim Klagenfurter Sym-
posium „The Art of Migration“ Ende Juni
werden u. a. Migrationserfahrungen diskutiert und die 60-minütige Storytelling
Performance „Cloudberry connections“
von Natalie Doonan gezeigt.
Breite Beteiligung
Das Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft (Rainer Winter,
Matthias Wieser, Elena Pilipets und Eve
Schiefer) ist der österreichische Partner
des Projektes. „Die Schwerpunktsetzung
ist unterschiedlich“, erzählt Matthias Wieser, „in Klagenfurt ist der Fokus auf Intermedia gelegt, in Bologna auf Film und in
Montreal auf Literatur.“ Eine interaktive
Online-Plattform bildet alle Aktivitäten
von 2014 bis 2016 in den insgesamt acht
beteiligten Ländern und Städten des EUCulture-Projekts ab. In Klagenfurt kollaboriert man mit dem Kunstraum Lakeside
(Kuratorinnen Hemma Schmutz und Nora
Leitgeb) und dem Verein lend|hauer. Nora
Leitgeb und Johannes Wouk beteiligen
zudem im Rahmen von dazu angebotenen
Lehrveranstaltungen Studierende theoretisch wie praktisch am Produktionsprozess von Kunst.
Păun kommt Ende Juni noch einmal nach
Klagenfurt, um ein weiteres Projekt zur
prekären Migrationssituation zu realisieren: Bei „Close to the Skin“ wird die
Unterwäsche arabischer Asylwerber zu
einem Patchworktuch verarbeitet. Mit
diesem können jene Gäste, die die „Tage
der deutschsprachigen Literatur“ (Bachmannpreis) im geselligen Hafen des
Lendkanals verfolgen, auf Tuchfühlung
gehen.
31
SPIELZEIT
15/16
Così fan tutte
Oper von W. A. Mozart
Beginn
19.00 Uhr
Carmen
A Chorus Line
Oper von Georges Bizet
Musical von Marvin Hamlisch
nach einer Idee
von Michael Bennett
MUSIKAL LTG Alexander Soddy
REGIE Marco Štorman
MUSIKAL LTG Lorenzo Viotti
REGIE Cesare Lievi
ab 17. Sep 15
ab 12. Dez 15
REGIE UND CHOREOGRAPHIE
Baayork Lee
ab 24. Mär 16
Lavant!
Theaterprojekt
zum 100. Geburtstag
der Dichterin Christine Lavant
von Bernd Liepold-Mosser
und Ute Liepold
KONZERT
Nora oder
Ein Puppenheim
I Capuleti
e i Montecchi
Schauspiel von Henrik Ibsen
Oper von Vincenzo Bellini
REGIE
Mateja Koležnik
ab 07. Jan
16
MUSIKAL LTG
Giacomo Sagripanti
ab 07. Apr 16
REGIE Bernd Liepold-Mosser
MUSIK Clara Luzia
ab 08. Okt 15
A Midsummer
Night’ s Dream
Oper von Benjamin Britten
MUSIKAL LTG Alexander Soddy
REGIE Immo Karaman
ab 29. Okt
0DGDPD%XWWHUó\
Die bessere Hälfte
Oper von Giacomo Puccini
Komödie von Alan Ayckbourn
MUSIKAL LTG Alexander Soddy
REGIE Carlos Wagner
ab 04. Feb
16
REGIE
Henry Mason
ab 28. Apr 16
15
Der Gott des Gemetzels
Schauspiel von Yasmina Reza
REGIE
Michael Sturminger
ab 25. Feb 16
ANGEBOTE FÜR STUDIERENDE
— 50% Ermäßigung auf den regulären Kartenpreis
Last-Minute-Tickets für Euro 10,50 ab 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn in allen noch verfügbaren Kategorien
Gratis ins Theater mit den STW-Bussen: In der Spielzeit 2015/16 gilt Ihre Theaterkarte am Tag der Vorstellung
ab 90 Minuten vor Vorstellungsbeginn und nach der Vorstellung bis Betriebsschluss als Fahrschein.
Jugend- & Studenten-Abo für Euro 30,—/50,—: Nora oder Ein Puppenheim (Sa, 16. Jan 16), Carmen (Mi, 17. Feb 16),
Der Gott des Gemetzels (Sa, 02. Apr 16), A Chorus Line (Fr, 06. Mai 16)
INFORMATIONEN UND KARTEN
www.stadttheater-klagenfurt.at (0463) 54 0 64 [email protected]
facebook.com/StadttheaterKlagenfurt
CAMPUS
MOSAIK DER SPRACHEN UND KULTUREN: 40 JAHRE
SLAWISTIK AN DER AAU
Dieses Jubiläum wurde am 26. März mit einem vielfältigen Kulturprogramm unter dem Motto „Mosaik der
Sprachen“ gefeiert.
Seit Anbeginn der Universität 1973/74
standen die Fächer Russisch und Slowenisch als Diplom- und Lehramtsstudien im Lehrprogramm. 1979 kam Bosnisch/Kroatisch/Serbisch – damals als
„Serbokroatisch“ bezeichnet – hinzu.
Die erste Lehrkanzel für Slawistik wurde 1975 eingerichtet, nachdem der Literaturwissenschaftler Rudolf Neuhäuser
als erster Professor für Slawistik an die
Universität Klagenfurt berufen wurde.
Er wirkte dort als Ordinarius bis zu seiner Emeritierung 2001. Mit Berufung
des Sprachwissenschaftlers Gerhard
Neweklowsky erhielt die Slawistik 1979
ihr zweites Standbein.
Das Slawistikstudium wird neben dem
Erlernen der Sprache auch von der
wissenschaftlichen Betrachtung der
Sprachen, Literaturen und Kulturen der
slawischen Länder bestimmt. Die Kultur
Unisono 2/2015
als besonderer Faktor der Attraktivität
des Slawistikstudiums stand im Mittelpunkt der Feierlichkeiten.
Tänzerische Darbietung des serbischen
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Mit Fotowänden, einem Fotostrick mit
Bildern zum Pflücken und mehrsprachigen Beschriftungen der Universitätsräumlichkeiten machte die studentische
Vertretung „Slawistik“ den Auftakt. Am
Nachmittag traten Kinder des zweisprachigen Horts ABCČ und der russischen
Sprachschule „Rusinka“ als Sprachleh-
rerInnen auf. Sie wurden vom „Verein
zur Anregung des dramatischen Appetits“ VADA und dem Universitätszentrum
UNIKUM abgelöst. Im Mittelpunkt der
Feierlichkeiten stand die tänzerische
Darbietung des serbischen Kulturvereins „Zavičaj“. Weitere Höhepunkte des
Programms waren eine Aufführung des
Figurentheaters „Lutke Mladje“ und
die Festveranstaltung, die musikalisch
durch ein Konzert des Komorni zbor
Borovlje (Kammerchor Ferlach) und des
AAU-Trios umrahmt wurde.
Zum Festakt reisten zahlreiche Gäste
an, darunter der Präsident des Staatsrates der Republik Slowenien, Mitja
Bervar, und viele KollegInnen der Partneruniversitäten Ljubljana, Maribor, Koper und Zagreb.
33
„LANDSCHAFT DES WISSENS“
'LHGULWWH$XÀDJHGLHVHVYRQ+RUVW3HWHU*UR‰RUJDQLVLHUWHQ6\PSRVLXPVZLUGVLFKLQGHU=HLWYRPELV
Oktober 2015 – wiederum am idyllischen Weißensee – unter dem Motto „Wage zu denken“ dem Thema „Die
offene Gesellschaft – eine Illusion?!“ widmen.
In Kooperation mit der Universität und
weiteren Partnern wird der Universitäts.club | Wissenschaftsverein Kärnten den Fokus der gesellschaftlichen
Verantwortung auf Problembereiche
wie die Abschottung vor drohenden
Migrationsströmen, die exzessive
Überwachung im Sinne einer ebensolchen Sicherheitsdoktrin, aber auch
die industrielle Monopolisierung durch
Weltkonzerne oder aber die überbordende Bürokratie richten.
Das alles soll in der Abgeschiedenheit
der Weißensee-Region mit Experten/
Verantwortlichen aus allen denkbaren Bereichen der Wissenschaft
und aus internationalen Institutionen
diskutiert und auf Zukunftsorientierung hin durchdacht werden. Die
Liste der Vortragenden ist ebenso
eindrucksvoll wie lang, daher bietet
sich ein Blick auf unsere Homepage
www.uniclub.aau.at an. Dort sind
auch die einzelnen Themenbereiche
im Detail ausgeführt. Der gesamte
Symposiumsverlauf wird durch eine
Studierendengruppe unter der Leitung von Franz Rauch gemeinsam
mit Horst Peter Groß wissenschaftlich begleitet.
Ein Anmeldeformular sowie weitere
organisatorische Details finden Sie
unter dem Link https://uniclub.aau.
at/landschaft-des-wissens/.
„ZEITBOMBE UMWELTGIFTE“
Unter diesem Titel fand jüngst eine vielbeachtete Veranstaltung des Universitäts.club | Wissenschaftsverein
Kärnten in Kooperation mit dem Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten mit freundlicher Unterstützung
der Kelag im Stiftungssaal der Universität statt.
Aus dem aktuellen Anlass des HCBSkandals im Görtschitztal hat sich der
nahe am Geschehen agierende Umweltexperte des Amtes der Kärntner
Landesregierung, Unterabteilungsleiter Kurt Hellig, mit dem Thema „Umweltgifte – Vergiftete Umwelt?! mit den
Details der Umweltgift-Belastung im
Allgemeinen, aber auch im konkreten
Anlassfall befasst und einen Bericht
abgeliefert, der bei den Zuhörern eine
geradezu lähmende Betroffenheit ausgelöst hat.
Über die Fakten des Einzelfalls hinaus
ließ sich klar die Tendenz erkennen,
dass die öffentliche Hand in den Fällen des Umgangs mit problematischen
chemischen Stoffen schlicht und einfach den von der Industrie geschaffe34
nen Fakten zumeist hoffnungslos hinterherläuft.
Die darauf replizierende Expertise der
Umwelthistorikerin Verena Winiwarter, Dekanin der IFF-Fakultät an der
AAU Klagenfurt und österreichische
Wissenschaftlerin des Jahres 2013,
erweiterte und vertiefte das Themenspektrum unter dem Motto „Nebenwirkung Umweltverschmutzung“ in
Richtung einer Gesamtschau auf die
Industrie- und Umweltgeschichte: So
wurden die global schlimmsten Umweltkatastrophen einer Analyse unterzogen, die dazu dienen soll, aus diesen
katastrophalen Fehlern zu lernen:
Eindrucksvoll ordnete Winiwarter die
Zukunftschancen zur Vermeidung von
Fehlentwicklungen niemand anderem
als einer Wissenschaft zu, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung
bewusst wird!
Das Diskursformat „Mensch und Natur“ hat damit wieder einmal die Notwendigkeit eines transdisziplinären
Zugangs von Wissenschaft und Forschung unter Beweis gestellt.
Helmut Friessner
PR-TEXT
CAMPUS
VORSCHAU UND TERMINE
19. EUROPÄISCHE LITERALITÄTSKONFERENZ
13.−16. Juli
Der Titel der diesjährigen internationalen Tagung lautet „Literalität in der
neuen Kommunikationslandschaft: Forschung, Vermittlung und Alltag“. Der Begriff „Literalität“ bezieht sich auf die uns
für Repräsentation und Kommunikation
zur Verfügung stehenden Potenziale der
Schrift und schriftlicher Texte sowie auf
die Kompetenzen des Schreibens und
Lesens, auf deren Erwerb und Vermittlung in außerschulischen, schulischen
und anderen institutionellen Kontexten.
INTERNATIONAL CONFERENCE ON
SCIENCE, RESEARCH AND POPULAR CULTURE
17.−18. September
Im Mittelpunkt der Konferenz steht die
Frage, was die Integration von traditionellen und neuen Formen der Literalität
in unserer gegenwärtigen Kommunikationslandschaft für Forschung, Unterricht, Vermittlung und Förderung von
Schreiben und Lesen in formellen wie
informellen Lernkontexten sowie für die
Gestaltung von Alltag bedeuten.
Die internationale Tagung beschäftigt
sich mit wissenschaftlichen Perspektiven zum Themenkomplex Wissenschaft
und Forschung in der Populärkultur
und deren gesellschaftlichen Folgen.
Die Tagung wird von Joachim Allgaier
von der Alpen-Adria-Universität gemeinsam mit Hauke Riesch, Brunel
University London, organisiert.
www.lesenundschreiben.at
http://easst.net/
TAGUNG DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FÜR GESCHLECHTERFORSCHUNG
21.−23. September
Thema der 3. Jahrestagung mit mehr
als 80 Vortragenden ist die „Kritik der
Repräsentation – Geschlechterimaginäres im Wandel Visueller Kulturen“.
Die Tagung beleuchtet die Relevanz
des Visuellen und des Audiovisuellen,
seine argumentativen und politischen
Handlungspotenziale bzw. seine ästhetischen, analytischen und bildlich-
textuellen Praktiken in Hinblick auf
die Konstituierung und Destituierung
von Geschlecht und Geschlechterherrschaftsverhältnissen. Die Tagung
wirft u. a. Fragen auf, mit welch trivialen, komischen, schönen, grausamen,
traurigen Bildern wir täglich konfrontiert werden. Wie wirken Bilder auf das
Denken, Fühlen und Handeln? Wie sol-
che Phänomene mit der Kategorie Geschlecht und damit verbundenen Herrschafts- und Dominanzmechanismen
interagieren, beschäftigt ForscherInnen
aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen vor allem unter dem Begriff der
Repräsentationskritik.
IMST-TAGUNG 2015
22.−24. September
8TH EUROPEAN CONFERENCE ON
PSYCHOTHERAPY RESEARCH
24.−26. September
CONFERENCE ON
STRATEGY USE”
16.−17. October
The meeting will take place under
the headline: “Psychotherapeutic diversity: How many approaches do we
need?” The title of the meeting refers
to the peculiar situation in Austria
where 23 different therapeutic approaches are accepted as evidence based
within the national health care system
and psychotherapy training is basically
open for any prequalification.
This conference will inspire academic exchange within an international community of scholars on the complex topic of
language learning strategies. It aims to
develop new perspectives on the interaction between individual learner characteristics and the choice and use of language learning strategies. The presentations
and workshops will cover theoretical
frameworks, methodological approaches, and practical implications related
to language learning strategy use. In this
context, particular emphasis will be given
to individual learner differences such as
age, gender, personality, learning style,
motivation, self, emotions, language proficiency, social background, etc.
Die IMST-Tagung zielt darauf ab, Innovationen im österreichischen Mathematik-, Naturwissenschafts-, Informatik- und Deutschunterricht sichtbar zu
machen und den Erfahrungsaustausch
und die Kooperation unter den Bildungsinteressierten und -einrichtungen zu fördern sowie die Vernetzung
zwischen Fachdidaktik und Schulpraxis
zu unterstützen. Heuer findet erstmals
auch eine enge Kooperation mit dem
Netzwerk ÖKOLOG statt, welche das
Thema Umweltbildung für Nachhaltigkeit verstärkt einfließen lässt.
www.spr2015.com/klagenfurt/
www.imst.ac.at/tagung2015
www.oeggf.at
“SITUATING
https://conference.aau.at/event/9/
7. BUSINESSMANAGEMENTKONGRESS 2015
27.−28. November
®
Der Kongress der M/O/T Management School der AAU findet heuer
zum Thema „Disruptive Leadership
– Außergewöhnliches Wagen als Führungs-KRAFT“ statt. Gewohnte Wege
Unisono 2/2015
und Methoden geben Sicherheit. Allerdings: diese Sicherheit kann auf die
Dauer trügerisch sein. Es braucht herausragende Strategien, um Veränderungen im Denken und Verhalten bei
MitarbeiterInnen auf Märkten und in
Kulturen gerecht zu werden. Wo finden
sich nun die passenden Lösungen?
www.mot.ac.at
35
www.kaerntnersparkasse.at
Ich habe keine
Wertpapiere
eröffnen neue
Möglichkeiten.
Bei Wertpapieren gut beraten.
P.b.b. 02Z030431M
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt | Universitätsstraße 65-65 | 9020 Klagenfurt | Austria