an Rhein und Main

Transcription

an Rhein und Main
Wir
an Rhein
und Main
Ausgabe 2014
Mainz und die AKK-Gemeinden
Kasteler
Krankenhaus
Verein
Jubiläen in
Kastel und
Kostheim
Zwei
Starke
Weinfrauen
Seite 5
Seiten 6 und 7
Seite 10
Im Sommer
zeigt sich
die Maaraue
von ihrer
schönsten
Seite.
Ein Kleinod für die Naherholung
Die Kostheimer Maaraue zog schon im Hochmittelalter die Massen an
von Ralph Keim
S
ie war Austragungsort des vielleicht ersten
Massenspektakels
der
deutschen Geschichte. Sie bietet abwechslungsreiche Möglichkeiten der Naherholung.
Und sie bot erst in jüngster Vergangenheit Anlass für erbitterten Streit. Die Rede ist von der
Maaraue.
Wenn es die Sonne an einem grauen Novembertag doch
noch durch den zähen Hochnebel geschafft hat, zeigt sich am
besten, warum ein Besuch der
Aue immer lohnt. Zwar sind
die meisten Bäume schon kahl,
doch bei einigen sind die Blätter noch golden gefärbt, was
diesem Fleckchen Erde eine
fast schon mystische Atmosphäre verleiht.
Die Maaraue ist
etwas Besonderes
Das haben bereits die Staufer
gewusst. Es war Kaiser Friedrich
Barbarossa aus dem berühmten
Herrschergeschlecht, der hier
an Pfingsten 1184 einen großen
Hoftag abhielt. Mehrere zehntausend Ritter, Geistliche, Edelleute
und ihre Gefolgsleute lagerten
auf der großen Insel. Chronisten schwärmten davon, dass es
noch nie einen solch glanzvollen
Hoftag gegeben habe. Anlass des
Hoftags war die Schwertleite,
die die beiden Barbarossa-Söhne
Heinrich und Friedrich erhielten.
Umrahmt wurde der feierliche
Akt von grandiosen Ritterspielen, die allerdings wegen eines
schweren Unwetters ein abruptes
Ende fanden.
Mehr als 800 Jahre nach diesem Ereignis gehört die rund
75 Hektar große Maaraue fast
ausschließlich denjenigen, die
Erholung und Abwechslung
suchen. Dies finden Besucher
auf einem Campingplatz, in
einer Kleingartenkolonie, auf
drei Sportanlagen, in einem der
schönsten Freibäder der Region
und auf den zahlreichen Liegeund Spielwiesen.
Grüner
Anziehungspunkt
Von Mainz aus ist die Maaraue bestens mit dem Fahrrad
zu erreichen. Auf dem Radtourenf lyer „Festungsroute“,
herausgegeben von der Stadt
Mainz und dort auch erhältlich, ist die auf der Maaraue
befindliche
Rheinschanze
ebenfalls vermerkt. Auf der
Kasteler Seite der TheodorHeuss-Brücke geht es an der
Reduit vorbei über einen Fußgängersteg und schon ist man
da. An schönen Tagen teilen
sich unzählige Spaziergänger, Jogger und Fahrradfahrer
die Wege. Mit dem Auto ist
die Maaraue nur über Kostheim erreichbar. Besonders
im Sommer kommt es wegen
zahlreicher
Badeausf lügler
immer wieder zu hohem Verkehrsauf kommen.
Jahrelang bot die Maaraue
allerdings auch einen Zankapfel, der Politik und Bevölkerung spaltete: die kastanienbestandene Lesselallee, benannt
nach dem 1848 geborenen Kostheimer Bürgermeister Georg
Lessel. Pilz- und Mottenbefall
hatten dafür gesorgt, dass von
den 100 Jahre alten Bäumen
immer mal wieder einer gefällt
werden musste. Kürzlich vollzog die Stadt Wiesbaden dann
den Radikalschnitt und ließ
alle noch übrig gebliebenen
Kastanienbäume fällen. Alle
Aktionen und Proteste, auch
die aus Mainz, hatten nicht gefruchtet. Was geblieben ist, ist
die Hoffnung, dass der unschöne Anblick, der sich derzeit am
ehemaligen Standort der Allee
bietet, so schnell als möglich
mit einer Neubepf lanzung beseitigt wird.
2 I
Wir an Rhein und Main
EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Bürgerinnen und Bürger
rechts und links des Rheins,
Weihnachtszauber, Glühwein
und Lichtermeer
Die Weihnachtsmärkte in Mainz und Wiesbaden bescheren
Besuchern eine stimmungsvolle Vorweihnachtszeit von Dana Eva Stehle
eine neue Ausgabe
des AKK-Journals
liegt in Ihren Händen und wieder
gibt es viele interessante Themen
aus Gegenwart
und Geschichte
von Mainz, Wiesbaden und den
„AKK-Stadtteilen“ zu berichten:
Das Schwimmbad
Maaraue feiert
50. Jubiläum. Zu
den „Best Agern“
gehören aber auch
die evangelische Stephanuskirche,
das Gemeindezentrum Sankt Ferutius und das Bürgerhaus Kastel.
Alle diese Institutionen sind es
wert, nicht nur gefeiert, sondern
auch näher vorgestellt zu werden.
Weihnachten steht vor der Tür,
sodass auch die beliebten Weihnachtsmärkte nicht fehlen dürfen.
Segensreiches Tun ist mit dem Kasteler Krankenhaus Verein verbunden. Ursprünglich gegründet, um
eine eigene Krankenhausversorgung
rechts des Rheins sicherzustellen, hat
sich dieser Verein in seiner 125-jährigen Geschichte durchaus positiv
entwickelt und für die mobile Alten- und Krankenversorgung in den
Stadtteilen Verdienste erworben.
Dies und noch vieles mehr finden
Sie in der vorliegenden Ausgabe.
Ich wünsche Ihnen bei der
Lektüre viel Vergnügen.
Ihr
Besucher unter dem romantischen Lichterzelt des Mainzer Weihnachtsmarktes.
„A
dvent, Advent, ein
Lichtlein brennt. Erst
eins, dann zwei, dann
drei, dann vier, dann steht das
Christkind vor der Tür.“ – Bis
es jedoch soweit ist, bieten die
Weihnachtsmärkte der beiden
Landeshauptstädte ein glanzvolles Weihnachtsprogramm.
Lassen Sie sich bei einem
Bummel über die Märkte von
ihrer weihnachtlichen Atmosphäre in den Bann ziehen und
genießen Sie einen dampfenden Glühwein vor märchenhaften Kulissen.
Der Mainzer
Weihnachtsmarkt
Michael Ebling
Oberbürgermeister der
Landeshauptstadt Mainz
Wenn sich der Mainzer
Marktplatz in ein funkelndes
Lichtermeer verwandelt, die
kühle Winterluft erfüllt ist von
süßen Düften und sich fröhli-
che Menschen an ihren heißen
Glühweintassen wärmen, dann
ist es wieder so weit: der Mainzer Weihnachtsmarkt ist eröffnet. Rund um den imposanten
1.000-jährigen Dom St. Martin
treffen sich dann all jene, die
sich unter dem Mainzer Lichterhimmel gerne von der vorweihnachtlichen Atmosphäre
verzaubern lassen.
tionelle Märchenaufführung im
Mainzer Staatstheater sowie der
beliebte Weihnachtskartendruck
im Druckladen des GutenbergMuseums verstärken auch 2014
die Vorfreude auf das Weihnachtsfest.
Der Mainzer Weihnachtsmarkt
blickt auf eine lange Tradition zurück: Schon 1788 gab es in Mainz
den „Nikolose Markt“. Heute präsentieren in der Adventszeit rund
100 festlich geschmückte Stände
ihr weihnachtliches Angebot und
laden zu Glühwein, Punsch, Lebkuchen und anderen Leckereien.
Ein Bühnenprogramm auf dem
Liebfrauenplatz, zahlreiche Konzerte im und am Dom, die tradi-
INFO
Karussells und handgemachtes
Spielzeug
lassen
Kinderherzen höher schlagen.
Öffnungszeiten:
Noch bis 23. Dezember 2014
Sonntag bis Donnerstag:
11 bis 20.30 Uhr
(am 23.12. bis 19 Uhr)
Freitag und Samstag:
11 bis 21 Uhr
Informationen im Internet unter:
www.mainz.de/weihnachtsmarkt
Wir an Rhein und Main
Kunsthandwerklich
interessierte Besucher kommen in
der Künstlerwerkstatt auf ihre
Kosten.
Zudem wartet der Mainzer
Weihnachtmarkt mit besonderen Attraktionen auf: Die
elf Meter hohe, reich verzierte Weihnachtspyramide sorgt
gleich am Eingang des Weihnachtsmarktes (Höfchen) für
strahlende Augen. Nur ein paar
Schritte weiter beeindrucken
die handgeschnitzten, lebensgroßen Krippenfiguren vor der
Gotthardkapelle des Domes St.
Martin. Wer den Weihnachtsmarkt vom Rhein her betritt,
den heißt eine neun Meter
hohe, sich drehende Spieluhr
mit 18 handgeschnitzten Engelsfiguren willkommen.
Weiterhin hat der Mainzer
Weihnachtmarkt eine ausgesprochen gemütliche Besonderheit zu
bieten: Gleich vor dem Druck-
ihre Kosten. Auf einer 20 mal
40 Meter großen Fläche können
Groß und Klein fröhlich ihre
Runden übers Eis drehen.
Geöffnet ist die Freiluftbahn
auf dem Ernst Ludwig-Platz
täglich von 10 bis 22 Uhr.
Der Wiesbadener
Sternschnuppenmarkt
Auch rechtsrheinisch weihnachtet es dieses Jahr wieder
sehr. Auf dem malerischen
Schlossplatz zwischen Rathaus
und Stadtschloss bietet der
Wiesbadener Sternschnuppenmarkt einen stimmungsvollen
Anblick.
Vier sternengeschmückte
Lilien-Tore bilden den Eingang
in die märchenhafte Szenerie. Der knapp 30 Meter hohe
Weihnachtsbaum, mit 1.000
blau-goldenen Schleifen und
3.000 Lichtern geschmückt, ist
ebenso Blickfang wie die vor
programm des Sternschnuppenmarktes: Chöre, Turmbläser,
Konzerte, Märchenerzählungen
und vieles mehr wird den Gästen geboten. Zum kulinarischen
Angebot auf dem Weihnachtsmarkt der hessischen Landeshauptstadt gehören Glühwein,
weihnachtliche
Knabbereien
wie Lebkuchen, Maronen oder
heiße Waffeln, aber auch deftige Imbissmahlzeiten. Die weihnachtlich dekorierten Stände
beherbergen Schätze der Handwerkskunst, die teilweise vor
Ort angefertigt werden.
Nostalgische
Karussells
und eine Kindereisenbahn
begeistern nicht nur die die
kleinen Marktbesucher. Ein
weiterer Höhepunkt ist die
„Eiszeit“ am Warmen Damm.
Am Hessischen Staatstheater
lädt eine 800 Quadratmeter
große Eisbahn noch bis zum 11.
Januar 2015 zum romantischen
Schlittschuhlaufen ein.
I 3
FREIZEITTIPPS
IN AKK UND MAINZ
SAMSTAG, 13. DEZEMBER:
MAINZ: Auftritt von Tobias Mann mit „Verrückt in die Zukunft“, 20 Uhr, Frankfurter Hof
SONNTAG, 14. DEZEMBER:
MAINZ: Führung durch die Ausstellung „Und es geschah in
jenen Tagen“, 14 Uhr, Dom-Museum
KASTEL: Adventskonzert der Kasteler Musikanten, 17 Uhr,
Pfarrkirche St. Georg
FREITAG, 19. DEZEMBER:
MAINZ: Auftritt von Ingo Oschmann mit „Space Cowboy“, 20
Uhr, Unterhaus
SONNTAG, 21. DEZEMBER:
MAINZ: Führung durch die Ausstellung „Und immer wieder
der Dom“, 14 Uhr, Dom-Museum
KOSTHEIM: Adventskonzert mit „Harmonic Brass“, 17 Uhr,
katholische Kirche St. Kilian
DIENSTAG, 23. DEZEMBER:
MAINZ: Letzter Tag des Weihnachtsmarktes
MITTWOCH, 24. DEZEMBER:
MAINZ: Weihnachtliches Gospelkonzert, 16 Uhr, Kurfürstliches Schloss
FREITAG, 26. DEZEMBER:
MAINZ: Musical „Night of the Dance“, 20 Uhr, Rheingoldhalle
DONNERSTAG, 1. JANUAR:
MAINZ: Umzug der Fastnachtsgarden durch die Innenstadt,
ab 11.11 Uhr
SONNTAG, 4. JANUAR:
MAINZ: Musical „Feucht & Fröhlich“, 15 Uhr, Unterhaus
DONNERSTAG, 8. JANUAR:
MAINZ: Auftritt von Martin Reinl und Carsten Haffke mit
„Wiwaldi-Show“, 20 Uhr, Frankfurter Hof
SAMSTAG, 10. JANUAR:
KASTEL: Erste von fünf Funzelsitzungen der Jocus-Garde,
19.33 Uhr, Reduit, Karteninfos unter www.jocus-garde.de
DONNERSTAG, 15. JANUAR:
KOSTHEIM: Närrische Weinprobe des KCV, 19 Uhr,
Kloster Eberbach, Eltville, Karteninfos unter
www.kostheimer-carneval-verein.de
SAMSTAG, 17. JANUAR:
Die leuchtenden Lilien auf dem Weihnachtsmarkt Wiesbaden, Foto: Wiesbaden Marketing GmbH, Axel Unbehend
laden des Gutenberg-Museums
Mainz lädt das lauschige Weihnachtsdorf zum Verweilen ein.
Ganz behaglich lässt es sich dort
bei Glühwein und Lagerfeuerromantik in einer der Weinfasshütten sitzen und genießen.
Noch bis zum 11. Januar
2015 kommen in Mainz zudem
Schlittschuh-Liebhaber
auf
dem Weihnachtsbaum aufgebaute Krippe mit ihren lebensgroßen, geschnitzten Holzfiguren. Die Buden des Marktes
sind in blau und gold gehalten
und spiegeln ebenso wie die
großen illuminierten Lilien das
Stadtwappen wieder.
So stimmungsvoll wie das
Ambiente ist auch das Begleit-
INFO
Öffnungszeiten:
Noch bis 23. Dezember 2014
Montag bis Donnerstag:
10.30 bis 21 Uhr
Freitag und Samstag:
10.30 bis 21.30 Uhr
Sonntag: 12 bis 21 Uhr
Informationen im Internet unter:
www.wiesbaden.de
KASTEL: Garde-Sitzung der Jocus-Garde, 19.11 Uhr,
Bürgerhaus
SONNTAG, 18. JANUAR:
KOSTHEIM: Seniorensitzung, 16.33 Uhr, Bürgerhaus
MONTAG, 19. JANUAR:
MAINZ: Auftritt der Leipziger Pfeffermühle, täglich bis
24. Januar, 20 Uhr, Unterhaus
MITTWOCH, 21. JANUAR:
MAINZ: Glühwein und Fackelwanderung, 18 Uhr, ab Endhaltestelle Bürgerhaus der Linie 50
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4 I
Wir an Rhein und Main
An den Vorträgen
wird noch gefeilt
Die Fastnachtskampagne in AKK
von Ralph Keim
N
och haben die Narren
Pause um an den Versen ihrer Vorträge zu
feilen, die Lieder einzustudieren und die Tänze zu perfektionieren. Am 1. Januar ist damit Schluss! Der traditionelle
Gardeumzug durch die Straßen der Mainzer Innenstadt ab
11.11 Uhr markiert nach dem
11. 11. den Neustart der Fastnachtskampagne. Dann geht
es, bis die Kampagne am 17.
Februar endet, in die Säle.
Die Narren der Korporationen in AKK sind gut gerüstet, um die vielen Sitzungen und Veranstaltungen zu
bewältigen. Der Kostheimer
Carneval-Verein (KCV) wartet auch in diesem Jahr wieder
mit zahlreichen Sitzungen auf,
die das Bürgerhaus mit mehreren Tausend Besuchern füllen
werden. Detaillierte Informationen im Internet unter kcvonline.de.
Nicht mehr wegzudenken
aus der Kostheimer Saalfastnacht sind die Sitzungen der
drei Traditionschöre „Liedertafel“, MGV Kostheim und
„Harmonie“. Eng verbunden
mit der Fastnacht sind selbstverständlich auch die Roten Husaren. Ein Blick auf
die jeweiligen Internetseiten
lohnt sich. Bis in die 40er Jahre reicht die Geschichte der
Fastnacht der Pfarrgemeinde
St. Kilian in Kostheim. Infos
zu den beiden Sitzungen des
Kilianer Carneval Clubs gibt
es unter kilianer.de.
Für den Karneval-Club Kastel (KCK) geht es in dieser
Kampagne gleich fünf Mal zu
Die Narren in AKK, hier das Komitee des Kostheimer Carneval-Vereins, freuen sich auf die Kampagne.
Sitzungen in die Rheingoldhalle nach Mainz. Detaillierte
Programm- und Karteninfos
finden Sie unter kck-kastel.de.
Im Fall der beliebten Funzelsitzungen sowie der Burgfräuleinsitzung und der Landsknechtsitzung der Kasteler
Jocus-Garde sollten Sie sich
beeilen – teilweise sind die
Sitzungen schon ausverkauft.
Die Sitzungen der Kasteler
Ratschenbande sind es bereits.
Nicht zu vergessen sind die
vielen Sitzungen und Kreppelkaffeenachmittage in den einzelnen
Pfarr- und Kirchengemeinden in
AKK. Hier wird Fassenacht mit
Herzblut gemacht!
Mitte Februar erreichen die
Narren die Zielgerade: Am
Fastnachtsamstag, 14. Februar,
geht es bis tief in die Nacht.
Vormittags steht um 11.11 Uhr
die Erstürmung der AKK-Ortsverwaltung an, mittags beginnt
um 13.33 Uhr der AKK-Umzug.
Danach wird kräftig weitergefeiert – in den Kneipen, Gaststätten und närrischen Hauptquartieren. An Rosenmontag
geht es selbstverständlich nach
Mainz zum Rosenmontagszug.
Inseln der Winde. Die maritime Kultur der bronzezeitlichen Ägäis
Ausstellung im Museum für Antike Schiffahrt
von Dana Eva Stehle
D
ie Sonderausstellung
widmet sich dem maritimen Leben auf den
ägäischen Inseln in der Bronzezeit. Dort lebten Kulturen
des 3. und 2. Jahrtausends v.
Chr. – die Kyklader und die
Minoer. Die Schau befasst
sich mit dem Lebensraum der
Bewohner – die Inseln und
das sie umgebende Meer. Der
Schiffbau mit seinen Materialien und Werkzeugen und
das logistische Umfeld der
Schifffahrt werden beleuchtet. Im Mittelpunkt stehen
Rekonstruktionen und detaillierte Modelle von Schiffen
und Hafenanlagen der Minoer.
Die Ausstellung verdeutlicht
das vielfältige Beziehungsge-
flecht zwischen den Inselgesellschaften der Ägäis und beleuchtet die Hintergründe der
erstaunlichen
Entwicklung
dieser ersten europäischen
Hochkultur.
Begleitprogramm
Jeden Sonntag um 16 Uhr
wird eine öffentliche Führung
durch die Sonderausstellung
angeboten.
Modell eines spätbronzezeitlichen
Thera-Schiffes,
Foto: Hubert
Vögele, Institut für
Klassische Archäologie der Universität Heidelberg
Am Donnerstag, 15. Januar
2015, hält Thomas Guttandin
um 19 Uhr einen Vortrag zum
Thema „Die Rekonstruktion
bronzezeitlicher
ägäischer
Schiffe“. Die Veranstaltung
findet im Infopoint „Archäologisches Zentrum Mainz“ in
der Neutorstraße 1 statt.
Für Familien
Das Geheimnis der Kykladenidole – kleine Figürchen
aus Marmor – wird während
des Familiensonntags „Die
Magie der Figuren“ am 28.
Dezember 2014 um 15 Uhr
gelüftet.
INFO
Noch bis 8. Februar 2015 im Museum für Antike Schiffahrt des
RGZM
Neutorstraße 2b, 55116 Mainz
Geöffnet Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
Der Eintritt in die
Sonderausstellung ist frei.
Weitere Informationen unter:
web.rgzm.de
Wir an Rhein und Main
125 Jahre soziale Verantwortung
Kasteler Krankenhaus-Verein feiert Jubiläum
I 5
FREIZEITTIPPS
IN AKK UND MAINZ
von Dana Eva Stehle
FREITAG, 23. JANUAR:
D
MAINZ: MCV-Sitzung „Gelacht, gebabbelt und gestrunzt“,
19.33 Uhr, Rheingoldhalle
er Kasteler Krankenhaus
Verein (KKV) ist ein
mittlerweile nicht mehr
wegzudenkender
Bestandteil
der medizinischen und sozialen
Versorgung in AKK. Dem Vereinsleitbild „Alle Menschen sind
gleich und haben das Recht in
Würde zu leben und zu sterben“
folgend, sind aktuell 47 Festangestellte sowie rund 60 ehrenamtlich tätige Helfer für den KKV im
Einsatz. Am 8. November 2014
feierte der Verein sein 125-jähriges Jubiläum.
SAMSTAG, 24. JANUAR:
KOSTHEIM: Prunksitzung des KCV, 17.11 Uhr, Bürgerhaus
SONNTAG, 25. JANUAR:
MAINZ: Führung durch die Ausstellung „Inseln der Winde“,
16 Uhr, Museum für Antike Schifffahrt
MAINZ: Gemeinschaftssitzung von KCK und GCV, 16.11 Uhr,
Rheingoldhalle
DIENSTAG, 27. JANUAR:
MAINZ: Vortrag „Wollen Sie gesund alt werden?“, 20 Uhr,
Ratssaal des Rathauses
MITTWOCH, 28. JANUAR:
MAINZ: Vortrag zum Thema: „Humanität im Krieg – Wie die
Rettung des Dorfes Sombernon durch einen deutschen Offizier 1944 zu einem Baustein für deutsch-französische Versöhnung wurde“;19.30 Uhr, Erfurter Zimmer des Rathauses.
Der KKV im
Wandel der Zeit
„Da ein städtisches Krankenhaus für Kastel mit seinen über
7000 Einwohnern ein unabweisbares Bedürfnis ist, die Gemeinde aber wohl zur Zeit nicht in der
Lage ist, aus eigenen Mitteln ein
solches erbauen zu können, so hat
es eine größere Anzahl hiesiger
Bürger unternommen (…) einen
Verein zu gründen, der sich die
Aufgabe stellt, die zur Erbauung
eines Krankenhauses nötigen
Geldmittel (…) zu erlangen.“
Mit diesen Worten berichtete
die Mainzer Zeitung am 14. November 1889 von der Gründung
des Kasteler Krankenhaus Vereins. Bereits wenige Tage nach
der Vereinsgründung waren zahlreiche Spenden eingegangen.
Der Vereinszweck entfiel jedoch,
als Kastel 1908 nach Mainz eingemeindet wurde, was ein abnehmendes Interesse in der Bevölkerung mit sich brachte. Ab
Mitte der 1960er Jahre gelang es
dem mittlerweile mitgliederarmen Verein, sich erfolgreich im
Bereich des ambulanten Pflegedienstes zu engagieren. Das Angebot an Sozialen Diensten wurde seither stetig ausgebaut.
Leistungen des KKV
Im pflegerischen und medizinischen Bereich bietet der
KKV heute neben der professionellen ambulanten Krankenpflege zudem Beratungsgesprä-
DONNERSTAG, 29. JANUAR:
MAINZ: Lars Reichow, Benefiz für das Schloss, 20 Uhr,
Frankfurter Hof
FREITAG, 30. JANUAR:
MAINZ: Familientag „Mit Taschenlampen auf Monsterjagd“,
17 und 18 Uhr, Naturhistorisches Museum
SAMSTAG, 31. JANUAR:
MAINZ: „Im Saal un uff de Gass – Meenzer Fastnacht“, ab
14.11 Uhr, Innenstadt
SONNTAG, 1. FEBRUAR:
KOSTHEIM: 1. Sitzung des Kilianer Carneval-Clubs, 17.11
Uhr, Ferrutiushaus, 2. Sitzung am 8. Februar
IMPRESSUM
Der Kasteler Krankenhausverein in der Kloberstraße.
che, Palliativpflege oder einen
24 Stunden Notdienst für seine
Patienten an. Der Verein stellt
weiterhin umfassende Alltagshilfen zur Verfügung. Unterstützung im Haushalt wird dabei
ebenso angeboten, wie soziale
Betreuungsdienste. Denn schon
die Begleitung zu Terminen
außer Haus bedeutet für alte
oder hilfsbedürtige Menschen
oft eine enorme Erleichterung.
Beim Thema Alltagshilfe geht
es jedoch nicht ausschließlich
um die Versorgung und Unterstützung alter und kranker Menschen. Das KKV-Team steht
beispielsweise auch dann bereit,
wenn ein Elternteil ins Krankenhaus muss und hilft bei der
Organisation der Kinderbetreuung. Aktuell kümmern sich die
Mitarbeiter des KKV um 140
Patienten der Pflege und stehen
über 150 Menschen im Bereich
der Alltagshilfen zur Seite.
INFO
Umfassende Informationen zum
KKV, zu den Hilfsangeboten des
Vereins und zur Mitgliedschaft
finden Sie auf kkv-pflege.de.
Telefonisch erhalten Sie unter
06134 29869-0 Auskunft.
Herausgeberin:
Landeshauptstadt Mainz
Hauptamt | Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 3820, 55028 Mainz
[email protected]
www.mainz.de
Abwicklung:
LENOVerlag, Hubertusstraße 1, 65388 Schlangenbad
[email protected]
Auflage:
15 000 im Dezember 2014
Redaktion:
Elke Höllein, Dana Eva Stehle, Ralph Keim, Helmut
Wirth und Horst Maus
Fotos:
Ralph Keim, Carsten Costard, Kristina Schäfer, Weingut
Lemb, Morayma Becher.
6 I
Wir an Rhein und Main
Jubiläum: Gleich vier Mal
von Helmut Wirth
2015
wird in
beiden
Stadtteilen zum großen Jubiläumsjahr: Maaraue-Schwimmbad,
Bürgerhaus Kastel, Stephanuskirche und Ferrutius-Ge-
meindezentrum feiern runden Geburtstag.
Fünfzig Jahre Freibad auf
der Maaraue, fünfzig Jahre
Bürgerhaus Kastel aber auch
fünfzig Jahre evangelische Ste-
Das Freibad auf der Maaraue wird im Sommer zum Naherholungsgebiet.
In sonnenreichen Sommern
ist die großzügig angelegte
Badelandschaft auf der Halbinsel zwischen Rhein und Main
ein wahrer Publikumsmagnet.
Um die 100.000 sonnenhung-
Schwimmbecken der beiden
heute schon legendären Oberbürgermeister von Mainz und
Wiesbaden – Jockel Fuchs und
Georg Buch – buchstäblich ins
Wasser.
Badevergnügen auf der Rheininsel
rige Besucher finden sich hier
allsommerlich ein – mal sind es
mehr, mal auch deutlich weniger wie in diesem regenschweren Sommer 2014. Aber auch
der Badestart auf der Maaraue
vor fünfzig Jahren im Juli 1965
war regelrecht durchnässt. Kalte Regenschauer vermasselten
die Einweihungsfeier. So fiel
auch der als Gag geplante gemeinsame Sprung ins große
Unvollendet ließ der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
vor just 75 Jahren den Wiener
Platz, Herzstück der Kostheimer
Siedlung, zurück. Mit einer großen Freifläche an der Ecke Linzer- und Bischofsheimer Straße.
Hier hatte die damals zuständige
Mainzer Stadtplanung den Bau
eines Gemeindezentrums mit
Kirche für die evangelischen
Christen der Siedlung vorgesehen. Nach Kriegsende 1945
sollte es aber noch zwanzig Jahre dauern, ehe dieser Plan Wirklichkeit werden konnte. Neu zu
Papier brachte ihn der Wiesbadener Architekt Rainer Schell,
der zuvor schon den Neubau des
Beide
Landeshauptstädte
waren an dem großen Freizeitund Erholungsprojekt beteiligt.
Mainz stellte seine Grundstücke auf der Insel kostenlos zur
Verfügung. Dazu noch einen
Zuschuss in Höhe von 300.000
DM. Wiesbaden übernahm die
Finanzierung der gesamten Anlage, vorwiegend aus dem damals noch gut bestückten AKKStadtteil-Etat.
Rund 6,8 Millionen Deutsche
Mark flossen in das Vorhaben,
planerisch gestaltet von dem
Wiener Architektur-Professor
Franz Schuster, der schon viele
Jahre zuvor das Opel-Bad auf
dem Neroberg gebaut hatte. Er
konzipierte das Maaraue-Areal
für 10.000 bis 12.000 Besucher
mit einer Gesamtwasserfläche
von 3.700 Quadratmeter. Es
entstanden ein fünfzig Meter
langes Schwimmerbecken mit
fünf Bahnen, ein um die Hälfte
kleineres Nichtschwimmerbecken und ein Wasserparadies für
Kinder in Gestalt eines Planschbeckens. Dazu noch eine Vielfalt an bewegungssportlichen
Angeboten. Auch heute noch
gilt es als das schönste Freibad
im Rhein-Main-Dreieck.
Moderne am Wiener Platz:
die Stephanuskirche
Mainzer
Gutenberg-Museums
und der evangelischen Erlöserkirche Kastel konzipiert hatte.
In zweijähriger Bauzeit entstand ein kompakter und dennoch wohlgegliederter Komplex
mit Stephanuskirche, Pfarrhaus
und einem Gemeindesaal sowie anderen Räumen im Untergeschoss. Ausgeprägt als
kubusartiger Baukörper setzte
Schell auf moderne Baustoffe:
dunkelrot gebrannten Klinker –
in den Innenwänden mit Loch-
struktur – und Beton, aus dem
der campanileartige, zwanzig
Meter hohe Turm in der Flucht
der Bischofsheimer Straße „gegossen“ ist. Ein Wandelgang
verbindet die beiden Baukörper
als Abschluss eines atriumartigen, kleinen Innenhofs mit
dem Zugang zum Pfarrhaus, in
dem außer der Wohnung für den
Seelsorger auch das Gemeindebüro seinen Platz fand.
Kontemplation, innere Sammlung, war das geistige Leitmotiv
St. Stephan am
Wiener Platz
des Architekten. Spärlich geht
er deshalb auch mit dem Tageslicht um – nur ein schmales Oberlichtband in der einen
Außenfront und eher indirekte
Beleuchtung von der anderen
Seite. Das haben die Kirchengemeinden in Kastel vor einigen Jahren behutsam geändert.
Mehr Tageslicht strömt nun
herein. Zudem hat der Glaskünstler Tobias Kammerer mit
seinen surrealistischen Stephanus-Visionen noch interessante farbliche Akzente gesetzt.
Zeitgenössische Kunst des 20.
Jahrhunderts war in und an der
Stephanuskirche schon bei der
Einweihung zu bewundern:
die Kermik „Paradiesgarten“
der Künstlerin Beate Kuhn an
der Außenwand und der handgewebte, farbenfrohe große
Wandteppich von Heinz Diekmann an der Altarwand.
Die eigenständige Stephanusgemeinde ist aus der Kostheimer
evangelischen Gesamtgemeinde
hervorgegangen.
Wir an Rhein und Main
I 7
„Gold“ in Kastel-Kostheim
phanuskirche in der Kostheimer Siedlung sowie ein halbes
Jahrhundert Ferrutius-Gemeindezentrum mit Saalbau der katholischen Pfarrgemeinde St.
Kilian in Alt-Kostheim – wenn
das kein Grund zu einem gro-
ßen AKK-Jubiläumsjahr ist!
Zumal 2015 auch noch närrische Jubiläen hinzukommen
sowie das 25-jährige Bestehen
des weit über AKK hinaus bekannten Museum Castellum in
der Reduit.
In Kastel: das erste Bürgerhaus
Kastel zu Beginn der 1960er
Jahre: Noch ist die Brückenkopfgemeinde gezeichnet von
den schweren Zerstörungen
des großen Krieges – zwischen
neu errichteten Häusern starren noch zahlreiche Trümmergrundstücke ins Leere. Eines
davon ist die Ruine des ehemaligen Zehnthofs in der Nachbarschaft der katholischen Pfarrkirche St. Georg. Es gehört den
Erben des aus Kastel stammenden amerikanischen Bier-Magnaten Adolphus Busch. Und
genau hier, im Zentrum von
Alt-Kastel, wurde ab Sommer
1963 für 3,87 Millionen DM
ein Bürgerhaus gebaut – das
erste im gesamten Stadtgebiet
von Wiesbaden. Zu diesem Vorzeigeprojekt steuerte das Land
Hessen 1,5 Millionen DM bei.
Unbefriedigend waren in
den frühen 1960er Jahren auch
in Kostheim die Saalverhältnisse für Vereine und Kirchengemeinden. Völlig ungewiss
war, ob und wann auch in die-
Der Kostheimer Baumeister Valentin Noll schuf nicht
nur die Pläne für den Neubau,
sondern setzte sie auch um
und organisierte den Einsatz
freiwilliger Helfer. Ohne ihre
Vorausgegangen war ein
Wettbewerb, den die Mainzer
Architekten Wagner und Giani
gewonnen hatten. Ihr Entwurf
nahm in seinem äußeren Erscheinungsbild nicht nur Rück-
Die Erbauung des Kasteler Bürgerhauses sorgte für Freude bei den Vereinen.
sicht auf die Umgebung, er
erfüllte auch die Bedingungen
eines multifunktionalen Bauwerks, das unter seinem Dach
mehreren sozialen und kommunalen Einrichtungen Raum
bot. Herzstück aber war der
große Saal im Obergeschoss,
der Platz für etwas über 500
Personen an Tischen bot.
Als das Bürgerhaus am 27. August 1965 unter Teilnahme von
viel Prominenz eingeweiht wurde,
war die Freude bei den zahlreichen Kasteler Vereinen besonders
groß. Hatten sie nun endlich wieder einen repräsentativen, großen
Saal für ihre Veranstaltungen: von
der bunten Vielfalt der Fastnachtssitzungen über sportliche Prä-
akzeptable
Größenordnung
für viele Events.
Ferrutius-Zentrum: ein früher
Saal-Neubau für Kostheim
sem Stadtteil ein Bürgerhaus
das Problem lösen könnte. Da
fasste die katholische Pfarrgemeinde Sankt Kilian den Mut,
ihr Pfarrzentrum an der Herrenstraße mit Kindergarten und
Schwesternhaus durch einen
Saalbau zu komplettieren. Er
war zwar vorwiegend für die
Arbeit der eigenen Vereinigungen und Gruppen gedacht, sollte aber auch den „weltlichen“
Vereinen und für private Feiern
zur Verfügung stehen.
engagierte Mitarbeit hätte die
Pfarrgemeinde das Projekt
nicht stemmen können. So
entstand ein Saalbau mit fester Bühne und einer Empore.
Dazu als Infrastruktur eine
Küche mit Servicebereich
und Lagerraum wie auch Nebenräume für den Betrieb der
Bühneneinrichtung. Rund 250
Personen fanden an Tischen
Platz. Bei Veranstaltungen mit
Stuhlreihen erhöhte sich die
Kapazität auf über 300 – eine
sentationen bis hin zu Konzerten
der Sänger und Musikanten. Das
Bürgerhaus wurde zum neuen kulturellen Mittelpunkt. Denn nach
den Zerstörungen des Zweiten
Weltkrieges mussten sich Vereine
und Kulturschaffende in Kastel
mit der wiederaufgebauten Turnhalle der damaligen Volksschule
am Ludwigsplatz begnügen.
Das Ferrutius-Zentrum in Kostheim wurde 1965 eingeweiht.
Mit einer Feierstunde am
vierten Advent des Jahres
1965 wurde der Saalbau eingeweiht. Auch nach dem Bau
des Kostheimer Bürgerhauses
blieb er – Teil des inzwischen
nach dem heiligen Ferrutius
benannten Gemeindezentrums
von St.Kilian – noch für manche Vereinsfeier interessant.
In die Jahre gekommen, wurde das Bauwerk vor einiger
Zeit von Grund auf erneuert.
Dabei erhielt es unter anderem
einen gefälligeren Eingang.
Unter der Wärmedämmung
verschwand dann allerdings
ein beliebtes Bauelement
der Nachkriegszeit: die dezent strukturierte Fassade aus
Sichtbeton an der Straßenfront.
8 I
Wir an Rhein und Main
Sanierung der Erbenheimer Warte
umfangreicher als erwartet
Tiefergehende Schäden erfordern neues Konzept
von Horst Maus
D
ie im Eigentum der
Landeshauptstadt
Mainz befindliche
E r b e n h e i m e r Wa r t e i s t e i n
1497 errichteter Wartturm der
ehemaligen Kasteler Landwehr
auf dem Hochplateau im
Bereich der heutigen Siedlung
Fort Biehler. Das Denkmal,
das von der Gesellschaft für
Heimatgeschichte
Kastel
e.V. GHK betreut wird, zeigt
seit drei Jahren zunehmende
Rissbildungen im spitzen
Steindach.
In einem 2012 von Mainz in
Auftrag gegebenen Gutachten
wurden massive Temperaturschwankungen im Dachbereich
als Ursache für die Rissbildungen identifiziert und eine Sanierung des Daches mit einem
dauerelastischen Verputz empfohlen.
Die umrüstete Erbenheimer Warte
Nach Abstimmungen mit
der hessischen Denkmalpflege
starteten die Sanierungsarbeiten im Frühjahr 2014 mit einer
Freilegung der Risse. Die dabei
vorgefundenen Schäden gehen
tiefer als erwartet. Die Porosität des Turmgesteins erfordert
nunmehr nicht nur eine zusätzliche Stützung des Daches im
Inneren, sondern auch einen
teilweisen Austausch der zerbröselnden Steine. Die Ausgestaltung der Dachhaut ist damit
nur Teil einer weit umfangreicheren Instandsetzung als ursprünglich angenommen.
Neue Kostenschätzung
steht noch aus
Zusammen mit der Denkmalbehörde und Experten wird nun
ein neues Sanierungskonzept
entwickelt. Der im Gutachten
von 2012 bezifferte Aufwand
von 100.000 Euro, für den sowohl die Landeshauptstadt
Wiesbaden als auch die hessische Landesdenkmalbehörde
einen Zuschuss zugesagt hatten, wird nach Auffassung der
Experten in jedem Fall nicht
ausreichen.
Da eine Sanierung in der
nächsten Zeit nicht zu erwarten ist, wird derzeit über die
Sicherung des Baudenkmals
durch ein Provisorium nachgedacht. Das Gerüst, das auch
eine Verkehrssicherungsmaßnahme gegen eventuell herabfallende Steine darstellt, soll
stehenbleiben. Ebenso soll
eine das Dach überspannende
Folie angebracht werden, um
die eindringende Feuchtigkeit
in den Wintermonaten zu minimieren.
„Rechts des Rheins ist auch noch Mainz“
Buchveröffentlichung
von Dana Eva Stehle
N
icht selten wird man
als Mainzer von seinen
Besuchern verwundert
angesehen und etwas irritiert gefragt, warum denn Vororte wie
Kastel auf der hessischen Rheinseite ein „Mainz-“ vorangestellt
hätten? „Das ist etwas kompliziert“, holt der bemühte Gastgeber dann vereinfacht erklärend
aus, „ursprünglich gehörten die
rechtsrheinischen Vororte mal
zu Mainz, aber nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Rhein
sozusagen als natürliche Grenze
zwischen französischer und amerikanischer Besatzungszone und
diese Grenzziehung besteht eben
auch heute noch…“.
Hunderte Kilometer von Berlin entfernt wurde 1945 eine
weitere Stadt geteilt: Durch
die Ziehung der Besatzungszonengrenzen nach dem Ende
des Zweiten Weltkrieges verlor Mainz seine sechs zwischen
1908 und 1930 eingemeindeten
rechtsrheinischen Stadtteile –
und damit letztlich „21,1% seiner Bevölkerung, 50,4% seiner
Fläche und 24,5% seines Steueraufkommens“ (vgl. Kersten
2011: S. 28). Dass die rechtsrheinischen Mainzer Vororte nach
dem Ende der Besatzungszeit
der hessischen Landeshauptstadt
Wiesbaden zugeschlagen wurden
(AKK-Vororte) bzw. als selbstständige Gemeinden im Landkreis Groß-Gerau neuentstanden
(Ginsheim-Gustavsburg
und
Bischofsheim), ist für Außenstehende überraschend, für Mainze-
rinnen und Mainzern hingegen
eine bekannte Tatsache. Doch
wie genau kam es damals zu
dieser Entscheidung, wie ist die
Lage heute und was wünscht sich
die Bevölkerung zu beiden Seiten des Rheins? Antworten, unter
anderem auf diese Fragen, sind
in dem kürzlich veröffentlichten Buch „Mainz – Die geteilte
Stadt“ von Dr. Eike-Christian
Kersten zu finden.
In der mit dem GutenbergStipendium der Stadt Mainz
ausgezeichneten Studie von Dr.
Kersten wird das Thema erstmals umfassend unter rechtlichen und politischen Gesichtspunkten analysiert. Denn auch
70 Jahre nach Kriegsende erregt
die bis heute bestehende „Main-
zer Teilung“ immer
wieder die Gemüter
der Bevölkerung und
führt zu kontroversen Diskussionen in
der Regionalpolitik.
Kersten studierte an
der Johannes Gutenberg-Universität
Osteuropäische
Geschichte, Politik
sowie Allgemeine
und Vergleichende
Literaturwissenschaft.
Seine Promotionsschrift zur
geteilten Stadt Mainz wurde
nun von der Kommission des
Landtages für die Geschichte
des Landes Rheinland-Pfalz
(Band 30) veröffentlicht und
ist im verlag regionalkultur erschienen.
„Mainz die
geteilte Stadt“,
Buch von Dr. EikeChristian Kersten, Foto:
verlag regionalkultur
Wir an Rhein und Main
I 9
Konzerttermine
Sonntag, 14.12. 2014
„Der Teddy und die Tiere“
Ein Märchen von Michael Ende mit viel Musik.
(Für Kinder von 5 bis 9 Jahre)
Samstag, 20.12.2014
„Winterträume“
Olga Scheps (Klavier), Andreas Henning (Dirigent),
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Violinist Stefan
Jackiw, Foto: Die
Klassik-Agentur
Mainzer Meisterkonzerte
Große Orchester. Internationale Solisten. Namhafte Dirigenten.
von Dana Eva Stehle
D
ie Mainzer Meisterkonzerte zählen seit 30 Jahren zu den kulturellen
Höhepunkten des Kulturangebotes in Rheinland-Pfalz. Auch
2014 warten die sinfonischen
Abende in der Rheingoldhalle
wieder mit internationalen Stars
und jungen Talenten auf.
Am 13. September bereits
startete die Reihe mit insgesamt
neun Konzerten in die neue
Saison, bis Mai 2015 können
Sie noch sechs Konzerte vom
Allerfeinsten besuchen. Solistischen Glanz versprechen dabei internationale Künstler wie
die gebürtige Moskauerin Olga
Scheps, die seit 2013 zum erlesenen Kreis der offiziellen
„Steinway Artists“ gehört, die
gefeierte lettische Geigerin Baiba Skride oder der russische
„Klavierhexer“
zowsky.
Boris
Bere-
Für Kinder haben die Mainzer
Meisterkonzerte einen eigenen
Programmpunkt zu bieten: Mit
dem Familienkonzert „Der Teddy
und die Tiere“, ein musikalisches
Märchen von Michael Ende, laden
die Mainzer Meisterkonzerte am
14. Dezember zur Adventsmatinee
in den Frankfurter Hof ein.
Städteausschuss MainzWiesbaden
Zusammenarbeit der Landeshauptstädte weiter intensivieren
von Horst Maus
B
ei der Sitzung des Städteausschusses am 5. November 2014 wurden neben dem Topthema „Kastanien
in der Lesselallee auf der Maaraue“ – das durch die am Vortag
erfolgte Fällung der Bäume eine
besondere Aktualität erhielt –
auch Fragen der Ortsbeiräte
Mainz-Kastel und Mainz-Kostheim zu verschiedenen Liegenschaften der Stadt Mainz in
AKK erörtert sowie mögliche
Felder einer Zusammenarbeit
der beiden Landeshauptstädte
vorgestellt.
Zur Fällung der Kastanien erläuterte Wiesbadens zuständiger
Stadtrat Dr. Franz noch einmal
die Historie des Beschlusses auf
der Grundlage der verschiedenen
Gutachten. Auf eine weitergehende Diskussion wurde aufgrund
der aktuellen Sachlage verzichtet.
Aus den Ortsbeiräten gab
es unter anderem Anfragen aus
Mainz-Kastel zum Stand der Sanierungsvorhaben an der Erbenheimer Warte (siehe auch Artikel
dazu in dieser Ausgabe, Seite 8)
und der Reduit sowie zur Weiterentwicklung des Grundstückes
ehemals Kies-Menz. Der Ortsbeirat Mainz-Kostheim wünscht
Auskunft zu den Besitzverhältnissen auf der Maaraue und
eine baldige Abstimmung beider
Landeshauptstädte zum Thema
Hochwasserschutz Rhein/Main.
Aufgrund der Vielzahl von Ein-
Sonntag, 22.02.2014
„Der Feuervogel“
Nikolaus Friedrich (Klarinette), Karl-Heinz Steffens
(Dirigent), Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Samstag, 21.03.2015
„Oper für Instrumente“
Stefan Jackiw (Violine), Mario Venzago (Dirigent),
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Samstag, 18.04.2015
„Fabelhaft“
Baiba Skride (Violine), Titus Engel (Dirigent),
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Sonntag 17.05.2015
„Von neuer Grösse“
Boris Berezowsky (Klavier), François-Xavier Roth
(Dirigent), SWR Sinfonieorchester Baden-Baden
und Freiburg
Weitere Informationen zu den Mainzer Meisterkonzerten,
zu Ticketpreisen und Vorverkaufsstellen finden Sie auf
www.mainz-klassik.de
zelfragen wurde eine schriftliche
Beantwortung zugesagt.
Der Mainzer Schuldezernent
Kurt Merkator erläuterte die aktuelle Situation beim Zugang von
Schülerinnen und Schülern aus
AKK an weiterführende Schulen
in Mainz. Derzeit besuchen mehr
als 1.800 Schülerinnen und Schüler aus Hessen Mainzer Schulen.
Die Entscheidung zur Aufnahme
erfolge durch jede Schule eigenständig, wobei es eine Aufnahmepriorität für Mainzer Schulkinder
gebe. (Ausnahme: Rabanus Maurus Gymnasium als einziges altsprachliches Gymnasium).
Zu den Ergebnissen der Arbeitsgruppensitzungen mit Vertretern
beider Verwaltungen gehören unter
anderem die Untersuchung einer
Wiederbelebung des Schiffsverkehrs zwischen den beiden Städten,
gemeinsame Sportevents wie z.B.
der „Inklusive Fackellauf“, eine
gemeinsame Bewerbung des JobCenters Mainz und der Kommunalen Arbeitsvermittlung Wiesbaden
für ein Bundesprogramm zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit, die Prüfung gemeinsamer
Fortbildungsangebote für städtische Beschäftigte, die Fortsetzung
des Kulturprojekts „Brückenschlag“ und erste Überlegungen
zu einer gemeinsamen Museumsnacht 2017.
Der Vorsitz des Städteausschusses wechselt turnusgemäß
ab 2015 für zwei Jahre nach
Wiesbaden.
10 I
Wir an Rhein und Main
Zwei starke Weinfrauen
Brücken schlagen über den Rhein
von Dana Eva Stehle
L
ängst schon ist der Winzerberuf keine reine Männerdomäne mehr. Wie erfolgreich Frauen in der Weinwelt
sein können, beweisen die beiden
Winzerinnen Sigrid Lemb-Becker
und Bärbel Frosch-Brunnenstein.
Beide leiten ein Weingut – die
eine auf der Kostheimer Rheinseite, im Rheingau, die andere auf
der Mainzer Seite, in Hechtsheim,
also Rheinhessen. Beide sind Vorsitzende der jeweiligen Winzervereine in Mainz und Wiesbaden
und beide wünschen sich für die
Zukunft gemeinsame Aktionen
„über den Rhein hinweg“.
Weinbau seit 1886
In der nunmehr fünften Generation leitet Bärbel Frosch-Brunnenstein das Weingut Frosch,
das am Fuße der Kostheimer
Weinberge liegt. Ursprünglich
wollte Sie Gärtnerin werden erzählt die Winzerin, aber 1982
entschied sie sich dann doch
dafür, den Weg in die Keller
des elterlichen Weinguts einzuschlagen. Nach der Ausbildung
zur Weinhandelsküferin drückte
die Kostheimerin die Schulbank
und wurde staatlich geprüfte
Weinbautechnikerin. 1990 stieg
Besonders viel Spaß mache ihr
die Kellerarbeit, das Betreuen
der Weinstände und der Kundenkontakt, aber auch in die
Traubenlese gehe sie gerne.
Die Frage nach ihrem Lieblingswein sei schwer zu beant-
eine besondere Affinität, das
muss ich zugeben“.
Es begann 1737
Das Weingut Lemb, im alten
Ortskern von Hechtsheim gelegen, schaut ebenfalls auf eine
mit 20 Jahren in den väterlichen
Betrieb ein. Als ihr besonderes
Anliegen benennt sie die Kellerarbeit im Herbst. Das Einlagern der Moste, die Kontrolle
der Jungweine und das spätere
Abfüllen der Flaschen liegen
ihr am Herzen. Aber auch der
Kundenkontakt und vor allem,
so erklärt sie lachend, die Präsentkörbe seien ihr besonderes
Hobby. Ihre Leidenschaft für
den Beruf resultiere stark aus
der Abwechslung. Besonders
Gemeinsames Event
Als Vorsitzende der jeweiligen Winzervereine kennen sich
die beiden Weinfrauen schon
lange. „Man weiß einfach voneinander, ich glaube schon unsere Väter kannten sich“, berichtet
Frosch-Brunnenstein.
Richtig bewusst habe man sich
aber wohl erst bei einem Wein-
„Jedes Jahr kommt es
anders als man denkt“
Sigrid Lemb-Becker
worten. Eigentlich ändere sich
das von Jahr zu Jahr, aber in
Rebsorten gesprochen trinke
sie am liebsten Riesling. Dann
gebe es da aber auch noch
den Gewürztraminer – zu dem
verrät Frau Frosch-Brunnenstein schmunzelnd – hat sie
lange Weinbau-Tradition zurück. Seit nun mehr vier Generationen wird dort mit Leidenschaft Wein produziert. Sigrid
Lemb-Becker, die seit 14 Jahren
das Weingut Lemb leitet, lernte
zunächst ländliche Hauswirtschaft. Schnell wurde der jun-
wichtig sei ihr daher der Kontakt über die Generationen hinweg. „Da sagt einem dann schon
mal jemand: dieses Jahr, das war
genau wie 1974“.
Zu ihren Lieblingsweinen
zählen Burgunder und Silva-
„In der Traubenlese
erntet man gewissermaßen
die Früchte der Arbeit des
ganzen Jahres“
Bärbel Frosch-Brunnenstein
sie offiziell in den elterlichen
Betrieb ein. „Ich mache hier auf
dem Weingut alle Arbeiten mit,
nur die Maschinenarbeit, die
macht mein Mann“, erklärt Frau
Frosch-Brunnenstein lachend.
tegorie „Gebietsübergreifend“
gekürt wurde.
eine ganz besondere Beziehung. „Unser Gewürztraminer wurde 1965 angelegt, ist
also mein Jahrgang und feiert
nächstes Jahr so wie ich ein
Jubiläum. Zu dem habe ich
gen Frau jedoch klar, dass ihr
die Hauswirtschaft allein nicht
genügt. Die 1963 geborene Winzertochter erkannte, wie gerne sie in Keller und Weinberg
selbst Hand anlegt, und stieg
ner, besonders stolz ist die
Hechtsheimerin jedoch auf ihren 2012er Riesling brut, der
im Oktober durch die Landwirtschaftskammer RheinlandPfalz zum Siegersekt in der Ka-
bergsrundgang 2013 kennengelernt. Dieser rheinübergreifende
Termin sei gewissermaßen der
„Ausgangspunkt für gemeinsame Aktivitäten“, so Lemb-Becker. Zu den traditionsreichen
Rundgängen auf Mainzer wie
auf AKK-Seite lädt zwei Mal
im Jahr der Mainzer Oberbürgermeister ein – übrigens auch
den Kollegen aus Wiesbaden.
Verstanden haben sich die beiden Winzerinnen sofort und an
gemeinsamen Ideen für die Zukunft mangelt es nicht. „Unser
Wunsch ist, ein gemeinsames
Event zu finden und so Brücken
zu schlagen“ erklärt Lemb-Becker. „Wir schauen nicht über
den Tellerrand, wir schauen über
den Rhein“, ergänzt ihre Kostheimer Kollegin. Einen guten
Anlass biete das Jubiläumsjahr
2016. Dann wird Rheinhessen
200 Jahre alt – ein Grund rheinübergreifend zu feiern. „Wir
haben viele Ideen“ versprechen
die engagierten Winzerinnen.
Zu viel wollen sie aber nicht
verraten, denn bisher sei noch
nichts spruchreif. Erst müsse
mit den Kollegen auf beiden
Rheinseiten beraten werden.
Wir an Rhein und Main
I 11
Vom Wasserspeicher zum Weingut
Was den goldenen Rebensaft angeht hat Kostheim einiges zu bieten
von Ralph Keim
In den Kostheimer Weinbergen ist nach der Lese Ruhe eingekehrt. Der Jahrgang 2014 reift jetzt in den Kellern heran.
S
ie heißen „Kostheimer
Steig“, „Weiß Erd“ und
„St. Kiliansberg“ – die
Kostheimer Weinlagen sind
das Erbe eines Jahrtausende
alten Vermächtnisses. Denn es
waren die Römer, die den Wein
hierher in die Region brachten.
Dass Kostheim eine bedeutende Weinbaugemeinde ist, daran
hat sich bis heute nichts geändert, trotz so mancher Rückschläge in der langen Vergangenheit. Auf rund 40 Hektar
werden die Trauben angebaut,
die in den Kellern der Winzer
zu hervorragenden Tropfen heranreifen.
prägt sind. Für die Winzer bedeutet dieser Untergrund Weine
mit einer pikanten Säure und
einem feinen Aroma. Die Lage
„Weiß Erd“ hat ihren Namen
vom hellen Boden, der ebenfalls von Löß und Lößlehm geprägt ist. Die Weine aus dieser
Lage sind für eine fruchtige
Säure bekannt.
Da ist zum Beispiel die Lage
„Kostheimer Steig“, deren Böden von Löß und Lößlehm ge-
Das versteckt liegende Weingut „Bacchus
Speicher“ war früher einmal ein Wasserspeicher.
Die Kostheimer Lage „St.
Kiliansberg“ ist nach St. Kilian benannt. Er ist nicht nur der
Namenspatron der katholischen
Kirche von Alt-Kostheim, sondern auch der Schutzpatron der
Holzflößer, die Jahrhunderte
lang das Leben und die Arbeit
in der Region geprägt haben.
Die Böden dieser Lage sind
kalkhaltig geprägt und verleihen dem Wein eine mineralische Säure.
In den Weinbergen
dominiert der Riesling
Kostheim gehört zum Weinanbaugebiet Rheingau. Neben
alteingesessenen Weingütern
gibt es mit dem „Bacchus Speicher“ einen recht neuen Betrieb
in historisch alten Gemäuern.
Das Weingut ist von einem
mehr als 110 Jahre alten Gebäude mit einem ebenso alten
unterirdischen Gewölbekeller
geprägt, was einmal ein alter
Wasserspeicher war. Antonie
Pietsch erwarb ihn im Jahr
2003 und baute ihn in einen
Weinanbaubetrieb mit 1,3 Hektar Fläche um.
Antonie Pietsch steht wie
vielerorts im Rheingau und in
Rheinhessen und damit selbstverständlich auch in Kostheim
für eine junge Generation an
Winzern, die in den Betrieben
das Ruder übernommen haben.
Sie setzen auf Klasse statt auf
Masse. Auch wollen sie ihren
Kunden mehr als Wein bieten.
In den Hofläden gibt es regionale Produkte. Hoffeste laden
zu Geselligkeit ein. Hinzu kommen die zahlreichen Straußwirtschaften, die ihre Gäste mit
für die Region typischen Gerichten bewirten.
12 I
Wir an Rhein und Main
Restaurantschiff „Pieter van Aemstel“ in neuen Händen
von Dana Eva Stehle
W
er von Mainz kommend über die Theodor-Heuss-Brücke in
Richtung Kastel unterwegs ist,
dem springt die „Pieter van Aemstel“ sofort ins Auge. Seit eh
und je liegt das alte Segelschiff
am Kasteler Rheinufer und bietet seinen Gästen ein „schwimmendes Gastronomieerlebnis“.
Pieter van
Aemstel bei
Sonnenuntergang
Pieter van Aemstel
wird moderner
Auf dem Restaurantschiff am
Museumsufer, das am 1. Mai
2014 von dem Kasteler Unternehmen Procardis erworben
wurde, stehen einige Veränderungen an: Da der Dreimaster
dringend modernisiert werden
muss, sind 2015 umfassende
Sanierungsarbeiten
geplant.
Bis März nächsten Jahres soll
die Pieter van Aemstel optisch
aufgewertet und dem Ambiente der Rheinpromenade angepasst werden. „Das Schiff soll
modern aber locker werden.
Das Oberdeck wird komplett
in Holz gehalten, ein weißes
Segel wird als Überdachung
dienen. Auch eine Bar werden
unsere Gäste künftig auf dem
Oberdeck vorfinden“, so Bobby Mejzlik von Procardis zum
geplanten Umbau. Im Frühjahr
2015 – angepeilt ist momentan
eine Eröffnung im April – soll
die Pieter van Aemstel in neuem Glanz erstrahlen. Die Karte
des Restaurantschiffes hat bereits jetzt einige Veränderungen erfahren. Statt Fast Food
setzen die Betreiber auf frische
Gerichte im schwimmenden
Restaurant. „Wir peilen keine
Sterneküche an, eine vernünftige und moderate Küche für
Jedermann, das wollen wir unseren Gästen bieten“, so Mejzlik. Wenn die Schiffsküche
fertig umgebaut ist werde sich
zeigen, was kulinarisch künftig
noch möglich sei erklärt Mejzlik weiter. Auch private Feiern
wie Hochzeiten oder Geburtstage können künftig auf dem
Dreimaster, der nach dem Umbau für 140 Gäste Platz bieten
wird, abgehalten werden.
Der niederländische Gastronom Henk Meijer, dem das
Schiff fast drei Jahrzehnte gehörte, fiel die Verkaufsentscheidung nicht leicht. Er bleibt jedoch als Betriebsleiter an Bord
und wird somit auch weiterhin
für das Wohl seiner Gäste sorgen können.
Geschichte
des Dreimasters
Die Pieter van Aemstel, im Hintergrund das Mainzer Johannisfest,
Fotos: Restaurantschiff Pieter van Aemstel GmbH
Ursprünglich stammt die
Pieter van Aemstel aus den
Niederlanden. Gebaut wurde das Schiff 1964 auf einer
Werft in Scheveningen, einem
Stadtteil Den Haags. Zunächst
war die Pieter van Aemstel auf
der Nordsee und dem Eismeer
(Grönland) unterwegs. Bis
1974 drehte das Schiff dort als
Heringsfänger seine Runden.
Nach der Umgestaltung in einen Dreimastschoner kam die
Pieter van Aemstel schließlich
als Nobelrestaurant zum Ein-
satz. Von 1975 bis 1986 ließen
sich Gäste auf dem schwimmenden Restaurant in Groningen kulinarisch verwöhnen.
Nach Mainz-Kastel kam der
ehemalige Heringsfänger im
Jahre 1986. Im darauffolgenden November öffnete die Gastronomie auf dem Rhein ihre
Türen für Gäste. Der Dreimaster hat keinen Motor mehr und
liegt das ganze Jahr über am
Museumsufer vor der historischen Reduit in Mainz-Kastel.
Von den Wiesbadener Behörden
wurde das Segelschiff als „Gebäude mit besonderer Bauart“
eingestuft.
INFO
Technische Daten:
Baujahr: 1964
Bauort: Scheveningen, NL
Länge: 41,30 Meter
Breite: 7,40 Meter
Gewicht: 640 Tonnen
Höhe vom Kiel bis zur Spitze des
1. Mastes: 28 Meter
Die Schiffswand besteht aus einem Stahlmantel mit einer Dicke
von 1 bis 1,5cm.