Urärztlich: Mit Peer Reviews Qualität gestalten und leben

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Urärztlich: Mit Peer Reviews Qualität gestalten und leben
Nr. 1
Januar 2016
Bad Segeberg
69. Jahrgang
Herausgegeben von
der Ärztekammer
Schleswig-Holstein
Mit den Mitteilungen
der Kassenärztlichen
Vereinigung
Schleswig-Holstein
Eine positive Atmosphäre gehört beim Peer Review zum Erfolgsrezept: Nicht gegenseitiges Bewerten, sondern voneinander lernen ist das Ziel.
PEER REVIEW
T H E M E N
12
Interview mit
Dekan Prof.
Ulrich Stephani
Urärztlich: Mit Peer Reviews
Qualität gestalten und leben
17
Seit 2011 gibt es das Verfahren in Schleswig-Holstein. Nach den Intensivmedizinern sollen nun auch Allgemeinmediziner davon profitieren.
18
Q
Klinikum
Nordfriesland
vor Einschnitten
UPD in Kiel
zieht Bilanz
20
Ärzte proben den
Wiedereinstieg in
den Beruf
23
Rendsburger
Ärzte helfen im
Nordirak
ualitätsmanagement wird im medizinischen Arbeitsalltag nicht immer
als attraktives Betätigungsfeld wahrgenommen, sondern oft mit Bürokratie, Dokumentationsaufwand und
Datensammlungen assoziiert. Spaß ist
ein Begriff, den man in diesem Zusammenhang selten hört. Beim Peer Review
Verfahren, bei dem sich Fachkollegen
gegenseitig in der Praxis oder in der Klinik besuchen und auf Augenhöhe voneinander lernen, ist das anders: „Es macht
Freude, daran teilzunehmen und die direkten Effekte wahrzunehmen“, ist einer
der Sätze, den fast jeder Beteiligte mühelos über die Lippen bringt – egal ob besuchter Arzt oder besuchender Peer.
Das Verfahren, das von Ärzten für
Ärzte entwickelt wurde, steht für gegenseitigen Respekt und kollegialen Dialog.
Besuchender und besuchter Arzt analysieren dabei gemeinsam die medizinischen Sachverhalte, erarbeiten Stärken
und Schwächen, wägen Chancen und
Risiken ab. Verbesserungspotenziale sollen erkannt, Prozessabläufe optimal organisiert und Fehler möglichst vermieden werden.
Seit 2011 wird das Peer Review-Verfahren von der Ärztekammer SchleswigHolstein als Koordinierungsstelle als freiwillige Methode der Qualitätsverbesserung angeboten. Zunächst nur im Rahmen der Intensivmedizin gestartet, ist
das Verfahren seit 2015 auch als Pilotprojekt auf die Allgemeinmedizin ausgeweitet worden. Um sich als Peer zu qualifizieren, ist die Teilnahme an einem Kurs
nach dem Curriculum der Bundesärztekammer erforderlich.
Aufgrund der besonderen Struktur und der Möglichkeit, Qualitätssicherung selbst mitbestimmen zu können, erfährt das Verfahren eine hohe
Akzeptanz in der Ärzteschaft. Das zeigt
sich auch in den Erfahrungsberichten
der Teilnehmer aus Intensiv- und Allgemeinmedizin, die in diesem Heft zu
Wort kommen. Wie genau das Peer Review-Verfahren abläuft, wie es sich in
der Intensiv- und in der Allgemeinmedizin in Schleswig-Holstein entwickelt hat, welche Vorteile und Verbesserungspotenziale die Teilnehmer für
sich persönlich und ihr Fachgebiet sehen und warum es auch ein interessantes Verfahren für Praxisnetze sein
könnte, lesen Sie in unserer Titelgeschichte.
 W EI T ER AUF SEI T E 6
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt informiert elf mal im Jahr über
zentrale Themen aus dem Gesundheitswesen zwischen Nord- und Ostsee.
Das Mitgliedermagazin der Ärztekammer Schleswig-Holstein erreicht neben
den Ärzten auch viele Entscheidungsträger aus dem Gesundheitswesen.
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Kontakt: Stefanie Beinl 089 55241-240, [email protected]
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
E D I T O R I A L // 3
Auf dass es ewig bleibe ...
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Datenschutz und Transparenz sind bei uns seit einigen Jahren ein hoch angesagtes Begriffspaar. Erfahrene Strategen wissen, dass bei fehlenden oder ausgehenden Argumenten allemal der Versuch über den Vorwurf fehlenden Datenschutzes und/oder mangelnder Transparenz lohnt, um ein Projekt noch in letzter Minute zu Fall zu bringen.
Auch im Gesundheitswesen sind uns derartige Verhaltensmuster nicht ganz fremd.
Etwas völlig anderes ist es, wenn ein derartiger Vorwurf – nicht ganz zu Unrecht –
auf der Komplexität eines Verfahrens beruht, das nur noch wenigen Eingeweihten den
Ein- und Durchblick erlaubt. Im KV-Bereich betrifft dies zum Beispiel den großen Bereich der Honorarverteilung, bei uns in der Kammer herrscht nicht selten Verwirrung
angesichts der jeweils gültigen Fassung einer Weiterbildungsordnung mit den zahlreichen – sich zum Teil sogar überlappenden – Übergangsbestimmungen.
Ein gemeinsames Problem, das in gleicher Weise die Transparenz- als auch die Datenschutzproblematik berührt, ist der in fünfjährigen Abschnitten zu leistende Nachweis der erfüllten Fortbildungsverpflichtung. Zur Erinnerung: Zur Jahrhundertwende
hatten die Ärztekammern zur Abwehr einer drohenden Rezertifizierung, bei der eine
Facharztanerkennung nur noch auf Zeit hätte vergeben werden können, das zunächst
freiwillige Fortbildungszertifikat mit jährlich 50 nachzuweisenden Punkten eingeführt.
Der Gesetzgeber hat dies in Form eines fünfjährigen Fortbildungszyklusses mit dann
obligaten 250 Fortbildungspunkten übernommen.
So weit so gut.
Das Problem besteht nun aber darin, dass ein Kammerzertifikat über abgeleistete
Fortbildung nach dem Erreichen der erforderlichen Punktzahl beantragt werden kann,
für angestellte Krankenhausärzte und für Niedergelassene mit Sonderverträgen aber
spezifische Fortbildungsverpflichtungen bestehen, die zusätzlich eine qualitative Komponente beinhalten. Das kann bedeuten, dass zur Erreichung des im SGB V verankerten Fortbildungsziels eventuell mehr Punkte als im Kammerzertifikat bescheinigt erforderlich sind, wenn diese speziellen Pflichten nicht von vornherein in einem individuellen Fortbildungsplan berücksichtigt waren. Und um es noch etwas komplizierter zu machen: Die 250 Punkte müssen während eines Fünf-Jahreszeitraumes erlangt
werden, der bei den KV-Ärzten erstmals mit dem Zeitpunkt der Niederlassung beginnt, bei den angestellten Krankenhausärzten mit Erlangung der Facharztreife. Diese
Zeiträume können dann wiederum durch Unterbrechung der ärztlichen Tätigkeit z. B.
Krankheit, Schwangerschaft oder Elternzeit unterbrochen werden und damit variieren.
Alles klar?
Wenn Ja – Herzlichen Glückwunsch!
Wenn Nein – Das verstehen wir!
Und deshalb möchten wir Sie in Zukunft noch besser als bisher in dieser Sache unterstützen. Unsere EDV-Abteilungen sind gemeinsam dabei, eine Plattform zu entwickeln,
auf der Sie transparent Ihren Fortbildungsverlauf und den jeweiligen Fortbildungsstand, auch im Hinblick auf Ihre speziellen Anforderungen, verfolgen können. Und
selbstverständlich können Sie dann auch Ihr Zertifikat selbst ausdrucken. Einen ausreichenden Punktestand vorausgesetzt, müssen Sie sich über die Meldung an die Kassenärztliche Vereinigung zum Ablauf Ihres Fortbildungszeitraumes keine Gedanken mehr
machen – diese erfolgt automatisch! Natürlich werden wir Sie – aus Datenschutzgründen – einmalig dafür um Ihre Zustimmung bitten müssen.
Und wenn es Sie zumindest etwas tröstet: Klagen über eine immer verrücktere Welt
und eine viel bessere Vergangenheit sind uns spätestens aus der Literatur der griechischen Antike überliefert.
Illustration: Bernd Schifferdecker
... so wie es niemals war.
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Ihr
Dr. med. Franz Joseph Bartmann
Präsident
Schreiben Sie uns gerne Ihre
Meinung – wir freuen uns über
Kritik und Anregungen:
[email protected]
4 // N A C H R I C H T E N
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Inhalt
4
Errichtungsausschuss für Pflegekammer ernannt
4
Hörbuch zur Abstimmung zwischen Therapeuten erstellt 4
20 Jahre Psychiatrie in Heide
5
Jubiläum für Arzneimittelüberwachungsstelle
5
Kurz notiert
5
TITELTHEM A 6
Freude an Qualität: Das Peer Review-Verfahren
6
G ES UN DHEIT S P OLIT IK 12
Interview: Prof. Ulrich Stephani
12
Flüchtlingsversorgung: Engagement auf allen Seiten
14
Nordfriesland diskutiert über Zukunft seiner Kliniken
17
UPD: Der Lotse auf neuen Wegen
18
ZIP: Zukunftsfähige Psychiatrie
19
Serie: Neue Mitglieder der Kammerversammlung
16
I M N OR DEN
20
Wiedereinstieg: Es geht doch noch!
20
Früherkennung: Zwischen Segen und Kritik
22
Medizinische Hilfe für Flüchtlinge vor Ort im Nordirak
23
Digitalisierung: Mehr Chancen als Risiken
24
Weiterbildung: Pädiater gründen Verbund
26
IGeL: Geld darf Medizin nicht beeinflussen
28
PE RS ON A LIA 30
ME DIZ IN & W IS S ENS C H A F T 32
Ärzte und Politik gefragt
32
F OR TB ILDU NGEN/ A K A D E M I E / E C S 34
AR ZT & REC HT 36
Faktor Zeit entscheidet über Amputation 36
Schwanger in der Ausbildung
38
KASSE NÄ RZT LIC HE V ER E I N I G U N G 39
AN ZEIG EN
45
I MP RES S U M / T ELEFONVE R Z E I C H N I S 50
Sozialministerin Kristin Alheit (Mitte) mit den Mitgliedern des Errichtungsausschusses.
Pflegekammer kommt Hörbuch hilft
E
inen wichtigen Schritt in Richtung
Pflegekammer hat Schleswig-Holstein
im Dezember mit der Ernennung der
Mitglieder des Errichtungsausschusses der Pflegeberufekammer getan. Sozialministerin Kristin Alheit ernannte die
13 Mitglieder und ihre Stellvertreter am
9. Dezember in ihrem Ministerium. Alheit bezeichnete die Pflegekammer als
„starke Basis für eine gleichwertige Anerkennung der Pflegeberufe im Gesundheitswesen“. Mit der Kammer erhalte die
Pflege eine „kompetente und mandatierte Stimme“. Zur Diskussion um die
Kammer sagte die Ministerin: „Ja, sie ist
umstritten. Aber sie ist beschlossen.“
Der Landtag hatte im Juli das entsprechende „Gesetz zur Errichtung einer
Kammer für die Heilberufe in der Pflege“ verabschiedet. Die Kammer wird zukünftig alle im Land tätigen Pflegefachkräfte vertreten. Damit bekommt die
Pflege als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen ein Selbstverwaltungsorgan ähnlich wie andere berufsständige
Vertretungen etwa der Ärzte, Zahnärzte,
Apotheker und Psychotherapeuten. Neben Rheinland-Pfalz gehört SchleswigHolstein zu den ersten Bundesländern,
in denen eine Pflegekammer gegründet
wird. Über den weiteren Gründungsverlauf entscheiden nun die Mitglieder
des Errichtungsausschusses, für den sich
mehr Interessenten gemeldet hatten, als
Plätze zu vergeben waren. Die drei Berufsgruppen Altenpflege, Krankenpflege
und Kinderkrankenpflege sind genauso vertreten wie die wesentlichen Tätigkeitsbereiche ambulant, stationär, Reha,
Pflegedienstleitung, Qualitätsmanagement und Ausbildung. Auch Vertreter von Berufsverbänden, Gewerkschaft
und freie Bewerbungen wurden berücksichtigt. (PM/Red)
E
in „Hörbuch“ soll die Abstimmung
zwischen den an der Therapie hörgeschädigter Kinder beteiligten Berufsgruppen erleichtern. Entwickelt
wurde die Idee nach Hamburger Vorbild an einem Runden Tisch, an dem
schleswig-holsteinische Ärzte unterschiedlicher Fachgruppen und weitere Berufsgruppen teilnahmen. Das
Buch beinhaltet u. a. eine Entbindung
von der Schweigepflicht, eine Übersicht über die Personen und Institutionen, die für die Therapie relevant sind,
Behandlungsplanungen und -termine. Der behandelnde Arzt trägt Daten
der pädaudiologischen Erstdiagnose
ein, empfiehlt Zusatzuntersuchungen,
verschreibt Hörhilfen und leitet weitere Maßnahmen ein. Das Buch wird Begleiter des Kindes. „Akustiker, Ärzte und Pädagogen können so Hand in
Hand zum Wohle des Kindes agieren.
Auch bei einem Akustikerwechsel lassen sich die Vorgeschichte und die Fortschritte des hörgeschädigten Kindes jederzeit nachvollziehen“, heißt es in einer
Mitteilung der beteiligten Therapeuten. Sie sehen das Hörbuch als erhebliche Verbesserung für die ganzheitliche
Behandlung und Betreuung hörgeschädigter Kinder. Die Hörbehinderung eines Kindes hat erhebliche Auswirkungen auf seine gesamte Entwicklung. In
den meisten Fällen ist davon auszugehen, dass ohne intensive Hilfe und Betreuung eine Kommunikationsbehinderung die Folge der Hörbehinderung ist. Besonders Eltern benötigen
beratende Unterstützung. Interessenten können die Seiten des Buches unter
www.lfzhoeren-schleswig.de im Downloadbereich unter „Hörbuch“ herunterladen. Den Einband kann man bei
[email protected] bestellen. (pm/red)
Titelbild: adobe Stock Kurhan
Foto: Di
N AC HRIC HT EN
N A C H R I C H T E N // 5
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KURZ NOTIERT
20 Jahre
Psychiatrie
am WKK
SÄTAZ-Ball steigt am 20. Februar
Ärzte und andere Heilberufe aus der Region Segeberg feiern
am 20. Februar den „SÄTAZ“ 2016. Die Abkürzung steht für
Segeberger Ärzte, Tierärzte, Apotheker und Zahnärzte. Der
Ball findet in diesem Jahr zum 15. Mal statt. Neben Tanzvergnügen kündigen die Veranstalter auch Showeinlagen und einen geselligen Abend an. Der Ball beginnt um 19:30 Uhr im
Vitalia-Seehotel. Anmeldungen sind noch bis 7. Februar per
Mail ([email protected]) oder Fax (04551 963
615) möglich. Die Karten kosten 40 Euro pro Person und müssen per Überweisung bezahlt werden. Die Karten werden
nicht vorher versandt, Plätze werden in der Reihenfolge der
Reservierung vergeben. (PM/Red)
D
ie Psychiatrische Klinik im WKK
Heide feierte vergangenen Monat ihr
20-jähriges Jubiläum. Leiter ist von
Beginn an Dr. Thomas Birker, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Die Klinik stellt die gemeindenahe stationäre Behandlung für die Dithmarscher Bevölkerung sicher. Das 20-jährige Jubiläum wurde im Dezember im Rahmen
eines Symposiums gefeiert, an dem rund
100 Personen teilnahmen. Dabei wurde
Rückschau gehalten, Aktuelles beleuchtet und ein Ausblick in die Zukunft gewagt. Gelobt wurde die Zusammenarbeit mit dem Kreis Dithmarschen und
den Sozialstellen. Zudem wurde die stetige Entwicklung der Klinik mit inzwischen fünf Bereichen, fünf Tageskliniken und einem Tiergarten immer wieder als Meilenstein für die Versorgung
der Patienten hervorgehoben. „Die Entwicklung geht aber weiter“, sagte WKKGeschäftsführerin Dr. Anke Lasserre.
„Wir bauen derzeit eine Tagesklinik für
Psychosomatik mit 15 Betten, sodass wir
Patienten, bei denen körperliches und
psychisches Leid eng zusammenhängen,
verstärkt betreuen können.“
Merkmale der Klinik waren von Beginn an das sozialpsychiatrische Konzept und das Bemühen, die betroffenen
Menschen in einer möglichst „offenen“
Psychiatrie, mit hoher therapeutischer
Kontinuität zu behandeln. So wurde auf
Haushalts- und Beitragssatzung 2016
Dr. Thomas Birker
eine spezialisierte Aufnahmestation verzichtet, die Behandlung von Menschen
mit verschiedenen Diagnosen auf einer Station und die Kooperation mit anderen Einrichtungen erfolgreich umgeStudierende zieht es nach Hamburg
setzt.
Die medizinischen Konzepte und
Jeder zweite Studierende in Schleswig-Holstein will das Land
Vergütungssysteme entwickelten sich
weiter. 2008 stieg die Psychiatrische Kli- nach Studienabschluss verlassen. Schon im vergangenen Jahr
gab es einen negativen Wanderungssaldo: Der Wegzug junger
nik in das bundesweit beachtete „Psychiatrische Regionalbudget“ ein. Dieses Akademiker lag um 19 Prozent über dem Zuzug. Dies ist laut einer Pressemitteilung das Ergebnis einer Befragung von StudieFinanzierungsmodell ermöglicht den
renden in der Studienreihe „Fachkraft 2020“ von Studitemps.de
Leistungserbringern, Patienten in inteund der Maastricht University. Besonders Studierende der sogrierten patientenorientierten Behandlungspfaden zu versorgen. Am Westküs- genannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwistenklinikum Heide konnte die Nachhal- senschaften, Technik) zieht es in andere Regionen. Besonders
tigkeit der Therapie dadurch vergrößert Hamburg profitiert von der Wanderung: 23 Prozent der Abwerden, sodass individualisiert, bedarfs- solventen aus Schleswig-Holstein gingen im vergangenen Jahr
nach Hamburg, den umgekehrten Weg nahmen nur drei Proorientiert und flexibel auch ambulante
zent. Um mehr Absolventen zum Bleiben zu motivieren, empund teilstationäre Behandlungen erfehlen die Initiatoren der Umfrage mehr Gehalt und Investitiomöglicht wurden. (pm/red)
nen der Unternehmen in die Familienfreundlichkeit. (PM/Red)
18.000 Arzneimittelproben untersucht
Foto: Westküstenklinken Brunsbüttel und
Heide gGmbH
R
Die Satzung über die Feststellung des Haushaltsplanes der
Ärztekammer Schleswig-Holstein (Haushaltssatzung) für das
Rechnungsjahr 2016 sowie die Beitragssatzung für das Beitragsjahr 2016 wurden im Dezember veröffentlicht. Die Dokumente
sind auf der Homepage der Kammer unter www.aeksh.de/amtliche_bekanntmachungen und www.aeksh.de/aerzte/recht/
rechtsgrundlagen einzusehen. (Red)
und 18.000 Arzneimittelproben hat die gemeinsame Arzneimitteluntersuchungsstelle (OMCL, Official Medicines Control Laboratory) der Länder Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland und Schleswig-Holstein mit
Sitz in Bremen seit ihrer Gründung vor 20 Jahren untersucht. Um die Qualität aller in Deutschland in den Handel gebrachten Arzneimittel sicherzustellen,
muss die jeweils zuständige Landesbehörde nach dem Arzneimittelgesetz Proben
von Arzneimitteln amtlich untersuchen lassen. Nach Angaben des Institutsleiters
und Geschäftsführers Dr. Konrad Horn werden neben regulär aus der Vertriebskette oder bei Pharmaunternehmen gezogenen Arzneimittelproben auch Verdachtsproben von den Behörden zur Untersuchung eingesandt. Dies sind Proben, bei denen aufgrund von Nebenwirkungen, äußerlichen Auffälligkeiten oder aus sonstigen Gründen der Verdacht besteht, dass sie in ihrer Qualität gemindert sind. „Während die Qualität der aus der legalen Vertriebskette stammenden Proben nur selten
zu beanstanden ist, werden vor allem bei illegal über das Internet vertriebenen Arzneimitteln häufig und zum Teil auch gravierende Qualitätsmängel festgestellt“, sagte Horn. Ursprünglich von den vier norddeutschen Bundesländern gegründet, sind
der Gesellschaft in den Jahren 2001 das Land Hessen und 2002 das Saarland beigetreten. (PM/Red)
Beskes Perspektiven
Gesundheitsökonom Prof. Fritz Beske will mit seinem jüngsten Buch „Perspektiven des Gesundheitswesens“ eine Diskussion über eine geregelte Gesundheitsversorgung im Rahmen der
sozialen Marktwirtschaft anregen. Beske geht in dem Buch insbesondere auf die Finanzierung und auf die Frage ein, wer künftig die benötigten Leistungen im Gesundheitswesen erbringen
soll. Für beides fehlt nach seiner Beobachtung die öffentliche
Bewusstseinsbildung. Der Politik wirft der Kieler Arzt, Gesundheitsökonom und Staatssekretär a. D. vor, das Problem zu vertagen. Aus seiner Sicht ist dies fahrlässig, denn: „Im nächsten Jahr
beginnt die Baby-Boomer-Generation aus dem Erwerbsleben
auszuscheiden. Als Rentner stehen sie dann nicht mehr als volle Beitragszahler zur Verfügung.“ Zweites großes Thema in dem
Buch ist die Patientensicherheit. Beske und seine Lübecker MitAutoren Alexander Katalinic, Elke Peters und Ron Pritzkuleit
zeigen Wege auf, wie die Patientensicherheit verbessert werden
kann. Das Buch erscheint im Springer-Verlag Berlin Heidelberg (ISBN 978-3-662-48940-6) (PM/Red)
6 // T I T E L T H E M A
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PEER REVIEW
Freude an
Qualität
Prof. Petra Saur
Foto: am
Einhellige Begeisterung: Das Peer
Review-Verfahren wird von Intensivund Allgemeinmedizinern geschätzt.
T I T E L T H E M A // 7
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Foto: Äksh
E
ine ungewöhnliche Geschichte: Ein
Hausarzt von der Westküste be­
sucht an einem regulären Arbeits­
tag einen Kollegen an der Ostküste
in seiner Praxis. Dort schaut er ihm
bei der Sprechstundenarbeit zu, be­
obachtet die Medizinischen Fach­
angestellten (MFA) bei der Arbeit und
tauscht sich zwischendurch über die be­
obachteten Arzt-Patienten-Kontakte aus.
Anfangs sind beide Kollegen etwas ner­
vös, denn die Situation ist für sie recht
ungewohnt, aber schnell stellt sich die
gewohnte Routine ein. Dies gelingt u. a.
auch deswegen, weil der Besucher sich
überhaupt nicht in die Arzt-PatientenGespräche einmischt. Am Ende des Ta­
ges setzen die Ärzte sich zusammen und
besprechen den Tag. Beide haben sich
schon vor dem Praxisbesuch einige The­
men zurechtgelegt, zu denen sie gerne
die Meinung des Fachkollegen einho­
len würden. Etliche weitere Themen er­
geben sich aus den Eindrücken des Ta­
ges. Am Ende des Gesprächs werden die
wichtigsten Inhalte stichwortartig no­
tiert und beide sind verblüfft, über wie
viele Themen sie sich schließlich unter­
halten haben: Fachliches und Praxisor­
ganisation, Kommunikation, Arbeitstei­
lung in der Praxis, Fragen der Hygiene,
das Einarbeiten neuer Mitarbeiter und
vieles mehr.
Noch erstaunlicher ist aber für bei­
de, dass sie sogar kritische Themen oder
echte Defizite in ihrer jeweiligen Ar­
beitsweise besprechen konnten, ohne
dass sie sich gekränkt oder demotiviert
fühlen. Im Gegenteil: Sie nehmen viele
neue Impulse und Ideen für ihre Pra­
xisarbeit mit nach Hause und sind mo­
tiviert, diese bald umzusetzen. In vielen
Bereichen entdecken sie aber auch Ge­
meinsamkeiten und schätzen viele Din­
ge medizinisch ganz ähnlich ein, sodass
sie sich insgesamt jetzt etwas sicherer
und auf ihrem Weg bestätigt fühlen.
Das klingt alles weit hergeholt? Nein,
das ist es zum Glück nicht, sondern es
ist gelebte Praxis: In Schleswig-Holstein
ist dies eine neue Möglichkeit, als Haus­
arzt CME-Fortbildung und Qualitäts­
management (QM) zugleich durchzu­
führen und nebenher Spaß am kollegi­
alen Austausch zu haben. Die Rede ist
vom Peer Review-Verfahren in der All­
gemeinmedizin. Angeregt durch Berich­
te aus anderen Ländern, wo Praxisbege­
hungen und -hospitationen unter Haus­
ärzten schon länger für Fortbildung und
QM genutzt werden, wird in SchleswigHolstein ein ähnliches Modell zurzeit in
einer Pilotphase getestet. Der eingangs
skizzierte Fall stellt den Prototyp der
praktischen Anwendung dar, und es fällt
auf, dass diese Art des Peer Reviews er­
staunlich unbürokratisch anmutet. Dies
ist auch so gewollt: Der Entwicklung
gingen u. a. etliche Interviews mit Haus­
ärzten aus ganz Deutschland voraus, die
mit einem ähnlichen Konzept, das die
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinund Familienmedizin (DEGAM) 2012
entwickelt hatte, bereits Erfahrungen
gesammelt hatten. Auch die DEGAM
setzt sich dafür ein, gegenseitiges Hos­
pitieren unter Hausärzten als Mittel der
Fortbildung zu etablieren, und ist über
das Institut für Allgemeinmedizin der
CAU Kiel an der Entwicklung des Peer
Reviews in Schleswig-Holstein betei­
ligt (nähere Informationen zu DEGAMHospitationen finden sich auf www.de­
gam.de/praxishospitation.html).
Untersuchung der DEGAMHospitationen
DEGAM-Hospitationen bestehen eben­
falls aus einem Praxisbesuch mit Beglei­
tung der Sprechstunde und einer Feed­
backrunde im Anschluss. Ein Charakte­
ristikum der DEGAM-Hospitationen ist
der niedrigschwellige Ansatz mit mög­
lichst wenigen Vorgaben. Die Interview­
teilnehmer hatten dieses unbürokrati­
sche Vorgehen als eine der wichtigsten
Eigenschaften sehr geschätzt, und genau
dies sollte auch für das Peer Review-Pro­
jekt oberste Maßgabe bleiben. Die In­
terviews gewährten viele weitere Einbli­
„KE I N PAPI E RTIGER“
cke in die Abläufe und Erfahrungen bei
Praxishospitationen und ergaben häu­
fig ein Bild, das dem Beispiel zu Beginn
des Artikels ähnelte. Im Unterschied zu
regulären Fortbildungsformaten wur­
de während der Hospitationen eine äu­
„Peer Review is defined as a continuous,
ßerst breite Palette an Themen diskutiert.
systematic, and criDas Besondere an Hospitationen ist da­
tical reflection by a
bei die Art des Lernens, wie ein Kollege
number of care probeschrieb: „Die personenzentrierte Me­
viders, on their own
and colleagues perfor- dizin, die lernt man ja nicht aus irgend­
mance, using structu- welchen Büchern oder wenn man ir­
red procedures, with
gendeinem Lehrer zuhört, sondern die
the aim of achieving
lernt man, wenn man Kollegen zuhört.“
continuous improvement of the quality of Angeregt durch den kollegialen Aus­
care.“ Grol (1994)
tausch führten viele Hospitationen di­
rekt zu Veränderungen in der Praxistä­
Definition
Marcus Jünemann ist Facharzt für
Innere Medizin, in hausärztlicher
Gemeinschafts­praxis in Großhansdorf niedergelassen und seit 2013 Mitglied im Ausschuss Qualitätsmanagement
der Ärztekammer, wo ihm das Peer Review-Verfahren zum ersten Mal begegnete: „Ich fand das spontan interessant und
konnte mir sofort vorstellen, selbst mitzumachen.“ Vor dem ersten Besuch seines „Peer“ war Jünemann schon etwas
aufgeregt, aber „ich hatte den Vorteil,
dass es vor dem Besuch eine Schulung gab Marcus Jünemann
und ich meine Partnerin, meinen „Peer“,
schon kannte und wusste, was auf mich zukommt.“ Jünemanns Peer habe eigentlich auch eine Arzthelferin
mitbringen wollen, die an jenem Tag aber erkrankt war und so kam spontan eine Studentin mit: „Das war
sehr interessant, da sie noch einmal andere Sichtweisen eingebracht und neue Fragen gestellt hat.“ Das Vertrauensverhältnis spielt für den Hausarzt beim Peer Review eine große Rolle, da es am Anfang schon ein komisches Gefühl sei, wenn da plötzlich jemand anderes mit im Patientenzimmer sitzt. „Insofern war das mehrstündige Kommunikationstraining vorab schon sehr hilfreich.“ Aber auch ein Problem tat sich während des
fünfstündigen Besuchs auf: „In der Allgemeinmedizin haben wir im Gegensatz zur Intensivmedizin sprechende Patienten. Ich hatte eine Situation, wo es um den Beginn einer Therapie ging und der Patient dann meinen
Peer fragte, was sie dazu sagen würde. Das hat das eingeschliffene Arzt-Patienten-Gespräch in diesem Moment verändert. Das ist problematisch und man muss sehen, wie man damit umgeht. Wie weit darf sich der
Peer einbringen und wie kann man die Bitte entsprechend formuliert abweisen?“ Insgesamt zeigt sich Jünemann aber begeistert: „Das Verfahren macht einfach sehr viel Spaß. Ich habe QM sonst immer als etwas verstaubt wahrgenommen. Es ist großartig, die gute und hohe Qualität in der ambulanten Versorgung dadurch
selbst mit zu definieren. Das Verfahren macht Freude, weil es nichts von außen Aufgezwängtes und auch kein
‚Papiertiger‘ wie sonst häufig bei QM ist. Das ist eine Art von Qualitätsmanagement, die lebt. Ich bin sicher,
dass wir in der ambulanten Versorgung Qualität in Zukunft auch nachweisen müssen und das ist ein sehr
schönes Verfahren dafür.“
Jünemann kann sich vorstellen, auch selbst Besucher zu werden. Ein Gegenbesuch mit seiner Besucherin
ist bereits angestrebt. „In diesem Jahr wird es wieder eine Schulung geben, sodass mehr Peers geschult werden und mehr Dynamik reinkommt. Dann würde ich sehr gern auch andere besuchen, weil es wirklich Spaß
macht und eine sehr gute Fortbildung ist.“ (am)
8 // T I T E L T H E M A
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
Das Peer Review Verfahren
– eine Einordnung
Datensammlung und zusätzliche Bü­
rokratie – damit werden etablierte Ver­
fahren wie die sogenannte externe Qua­
litätssicherung mit ihrem strukturier­
ten Dialog nach § 137 SGB V, umfassen­
des Qualitätsmanagement, Audits und
Zertifizierungen, häufig assoziiert. Auch
der konkrete Nutzen für Patienten wird
hin und wieder infrage gestellt. Nichts­
destotrotz machen aktuell das Kranken­
hausstrukturgesetz (KHSG) sowie die
Gründung des Instituts für Qualitätssi­
cherung und Transparenz im Gesund­
heitswesen (IQTIG) einmal mehr deut­
lich, was für einen Stellenwert der Quali­
tät im deutschen Gesundheitswesen bei­
gemessen wird.
Peer Review dagegen kann, wie von
Martin Williamson und Prof. Hanna Ka­
duskiewicz zuvor eindrücklich geschil­
Weiterentwicklung zum Peer Reviewdert, ein Verfahren sein, das allen Be­
Verfahren in Schleswig-Holstein
teiligten „Spaß macht“ und trotzdem
Zurück zum Peer Review-Verfahren in
zur Qualitätssteigerung und Verbesse­
Schleswig-Holstein: Um möglichst of­
rung der Patientensicherheit beiträgt.
fen und konstruktiv über alle Aspekte
Schon seit Jahren werden Elemente des
Peer Review-Verfahrens im Qualitäts­
management eingesetzt und methodolo­
gisch weiterentwickelt. Allerdings wird
der Begriff des Peer Review nicht im­
mer einheitlich gebraucht. Den meis­
ten Ärzten wird der Begriff des Peer Re­
view aus der Wissenschaft bekannt sein:
Zur Publikation vorgesehene Artikel
werden hier durch unabhängige Gut­
achter des gleichen Fachgebietes auf Eig­
Die Bundesärztekam- nung zur Veröffentlichung nach qualita­
mer sieht das Peer Re- tiven Gesichtspunkten bewertet. Hier­
view-Verfahren invon soll hier nicht die Rede sein. Bei
nerhalb der Qualidem beschriebenen Peer Review-Ver­
tätsmanagementbefahren
handelt es sich um ein „urärzt­
strebungen als ärztProf. Ulf Linstedt, Diakonissenkrankenhaus Flensburg liche Leitmethode an liches“ freiwilliges Verfahren, das von
und hat das Curricu- Ärzten für Ärzte entwickelt wurde. Die
lum „Ärztliches Peer
Kollegen besuchen sich in der Regel ge­
Review“ zur Qualifider Praxistätigkeit sprechen zu können,
lichst gering ausfällt. Sowohl die einmali­ kation zum Peer sogenseitig am Arbeitsort. Eine mögliche
ist es äußerst wichtig, dass stets eine At­
ge Schulung wie auch jedes durchgeführ­ wie einen Leitfaden
Übersetzung für „Peer“ wäre „Ebenbür­
mosphäre der gegenseitigen Wertschät­
te Peer Review wird für beide Teilnehmer „Ärztliches Peer Retiger“ – im Fokus steht der kollegiale Di­
view“ herausgegezung herrscht. Beide Seiten verstehen
mit CME-Punkten bewertet und kann
alog auf Augenhöhe, bei dem eine Ana­
ben, zu finden unter:
sich als Partner, die denselben Sachver­
als Nachweis über durchgeführte QMlyse medizinischer und organisatori­
www.bundesaerztehalt aus zwei Blickwinkeln betrachten,
Maßnahmen eingereicht werden.
scher Sachverhalte erfolgt. Gemeinsam
kammer.de/aerzte/
nämlich dem des Inhabers und dem des
Zurzeit befindet sich das Peer Re­
werden Stärken, Schwächen, Chancen
qualitaetssicherung/
Außenstehenden. Eine Aufteilung in ei­
view in Schleswig-Holstein in der Pilot­ peer-review/
und Risiken erarbeitet und Lösungswe­
nen „Prüfer“ und einen „Geprüften“ wie
phase und wird vom Institut für Allge­
ge aufgezeigt. Ziel des Peer Reviews ist
etwa beim QM-Audit ist nicht Teil des
meinmedizin intensiv begleitet und eva­
die Verbesserung der Qualität der Pati­
Peer Reviews. Die Beteiligten sollten al­
luiert. Es ist also „work in progress“ im
entenversorgung und damit implizit der
lerdings in der Lage sein, kritische As­
besten Sinne. Interessierte Hausärzte
Patientensicherheit. Es können sich aber
pekte zu diskutieren, ohne unbeabsich­
sind herzlich eingeladen, das Peer Re­
durch den gegenseitigen Austausch der
Die Kassenärztliche
Bundesvereinigung
tigt verletzend zu wirken. Viele Ärzte ha­ view auszuprobieren und an der Evalu­
Experten auch hilfreiche Aspekte erge­
ben mit einer solchen Situation wenig
ation und Weiterentwicklung mitzuwir­ hat im Jahr 2014
ben, die den ärztlichen Alltag erleichtern
Empfehlungen für
Erfahrung und fühlen sich verunsichert, ken. Die nächste Schulung ist für den
können.
Peer Reviews fördern somit ei­
Praxen, Arztnetze
insbesondere wenn es um ihre eige­
Sommer geplant. Zusätzliche Termine
nen effektiven Wissenstransfer und eine
und Qualitätszirkel
ne Arbeit geht. Oft besteht auch Unklar­
sind in Planung. Interessenten können
konkrete direkte Anwendung der Er­
erarbeitet: „Peer Review-Verfahren in
heit, wie bzw. aufgrund welcher Kriterien diesbezüglich gern Kontakt mit Dr. Uta
kenntnisse im Alltag.
man einer anderen Praxis Feedback ge­
Kunze von der Ärztekammer Schleswig- der vertragsärztliHierfür ist eine gewisse minimale
chen Versorgung“ und
ben soll. Als Weiterentwicklung gegen­
Holstein aufnehmen.
Strukturvorgabe
sehr hilfreich. Nach ei­
rekurriert darin auf
über den DEGAM-Hospitationen bie­
Martin Williamson, Prof. Hanna Ka­ das genannte Curriner offiziellen Anmeldung aus Eigenin­
tet das Peer Review-Verfahren in Schles­
duszkiewicz, Institut für Allge­ culum: www.kbv.de/
itiative läuft ein Peer Review in der In­
wig-Holstein daher eine Professionali­
meinmedizin, Christian-Albrechts- html/10848.php
tensivmedizin typischerweise in drei
sierung dieser Bereiche an, damit bei­
Universität Kiel
Phasen ab: In der ersten Phase findet
tigkeit: Manchmal handelte es sich dabei
nur um kleine Kniffe zur Arbeitserleich­
terung wie z. B. praktischere Computer­
formulare oder anders gestellte Stühle
im Behandlungszimmer. In anderen Fäl­
len bezogen sich die Änderungen mehr
auf die Umsetzung von Leitlinien oder
die Wortwahl bei bestimmten Krank­
heitsbildern. Zwei Teilnehmer berichte­
ten sogar, dass Hospitationen Änderun­
gen bei geplanten Baumaßnahmen be­
wirkt hätten. Gerade für Einzelpraxen
war zudem die Rückversicherung durch
Kollegen von besonderem Wert: „Ich
habe mich gefreut, dass da mal von au­
ßen jemand kam, der einem auch mal
sagt: ‚Das machst du gut‘.“ Der allgemei­
ne Tenor der Interviews war entspre­
chend positiv, ein Hausarzt aus Nieder­
sachsen formulierte es schließlich so:
„Fazit ist, es macht total Spaß.“
de Seiten aus dem kollegialen Austausch
möglichst viel für sich herausziehen kön­
nen. Drei Ergänzungen gegenüber den
DEGAM-Hospitationen wurden entwi­
ckelt. Erstens: eine sechsstündige Schu­
lung über die konkrete Durchführung
des Peer Reviews. Diese Schulung geht
weit über eine allgemein gehaltene Feed­
backschulung hinaus und vermittelt ein
praktisch erprobtes Verständnis über
die Rolle sowohl als Besucher wie als Be­
suchter. Zu den weiteren Inhalten zählen
verschiedene Aspekte der Kommunikati­
on, der Umgang mit problematischen Si­
tuationen und die sinnvolle Dokumen­
tation des Besuchs. Zweitens wurde ein
Satz ergänzender Unterlagen entwickelt,
um den Besuch zu gliedern und bes­
ser vor- und nachzubereiten. Die Ver­
wendung dieser Unterlagen ist freiwillig
(Stichwort wenig Bürokratie), die ersten
Rückmeldungen zeigen aber, dass die­
se gerne genutzt werden. Drittens wurde
dafür gesorgt, dass die Ärztekammer die
interessierten Praxen beim Finden einer
„Partnerpraxis“ unterstützt, sodass der
Planungsaufwand für die Praxen mög­
„Man weiß, wie man es machen
sollte, aber in der Realität läuft
es dann doch häufig anders. Da
ist der Blick von außen auf die
eingefahrene Klinikstruktur sehr
wertvoll. “
BÄK
KBV
T I T E L T H E M A // 9
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
eine Selbstbewertung der zu besuchen­
Im Jahr 2014 kamen dann die ersten
den Einheit statt, anschließend erfolgen
Impulse auf, im ambulanten Bereich
eine Fremdbewertung und das Kern­
in Schleswig-Holstein ein Peer Re­
element eines Peer Review: der kollegi­
view-Verfahren in der Allgemeinmedi­
ale Dialog der Experten im Rahmen ei­
zin zu etablieren, das zuvor bereits be­
nes Besuches vor Ort mit Abschlussge­
schrieben wurde. Bereits ein Jahr spä­
spräch. Nach dem Besuch erfolgt in der
ter konnte das Verfahren im Rahmen
Regel innerhalb von etwa vier Wochen
eines Pilotprojektes starten, nachdem
die Erstellung und Zusendung des ver­
sich sowohl der Kernbereichsausschuss
traulichen Abschlussberichtes. Die Er­
Qualitätsmanagement als auch der Vor­
gebnisse können in der besuchten Abtei­ stand der Ärztekammer eingehend mit
lung des Krankenhauses diskutiert und
der Thematik befasst hatten. Es wurde
idealerweise in das interne Qualitätsma­ eine dem Ausschuss angegliederte Ar­
nagement integriert werden. Adressat ist beitsgruppe mit dem Auftrag gegrün­
immer der jeweilige Chefarzt, der auch
det, das weitere Verfahren und Proce­
über die weitere Verwendung der Ergeb­ dere zu entwickeln. Die wesentlichen
nisse dieses vertraulichen Berichtes ent­ Eckpunkte sind mittlerweile unter Ein­
scheidet. Alle Teilnehmer des Peer Re­
beziehung der Bundesebene festgelegt.
views unterzeichnen zudem eine Ver­
Die Ärztekammer hat für beide
schwiegenheitserklärung.
Verfahren die Koordinierungsfunkti­
Ein Peer Review nimmt je nach Fach­ on übernommen, ist Ansprechpartner
gebiet etwa einen halben bis einen Tag in
für Interessierte und stellt umfangrei­
Anspruch. Wichtig sind der gegenseiti­
che Informationsmaterialien zur Ver­
ge Respekt, eine vertrauensvolle Atmo­
fügung.
sphäre und die Bereitschaft, voneinan­
Dr. Uta Kunze, Leiterin
der zu lernen. Mit entscheidend für den
Qualitätsmanagement der Dr. Thomas Schang, Vositzender des Ärztenetzes Eutin-Malente e.V.
Erfolg sind die sozialen und kommuni­
Ärztekammer SH
kativen Kompetenzen des besuchenden
Peer Review in der Intensivmedizin:
Peers. Die Rolle des Peers ist eine ande­
re als die in der täglichen Arbeit als Chef­ Besser werden, Qualitätsindikatoren
arzt oder Praxisinhaber. Deshalb umfasst umsetzen, von anderen IntenAuch der ambulante Versorgungsbereich
die Fortbildung zum Peer nach dem Cur­ sivmedizinern lernen – eine
interprofessionelle Aufgabe
hat ein zunehmendes Interesse, die erriculum der Bundesärztekammer nicht
brachten hohen Qualitätsleistungen auch
nur die Vermittlung theoretischer Kennt­ Die Intensivmedizin war die erste me­
öffentlich zu kommunizieren. Dabei ist
dizinische Disziplin, die das Peer Re­
nisse, sondern auch ein intensives Trai­
es eine ureigene ärztliche Aufgabe, ärztning der kommunikativen Kompetenzen view-Verfahren bundesweit etabliert
liche Qualität zu definieren und geeignein der Rolle als Peer, wie z. B. die lösungs­ hat. Als Verfahren im Qualitätsma­
te Wege zur Umsetzung von Standards zu
nagement schaut es auf die Qualität ei­
orientierte Gesprächsführung und der
finden. Der kollegiale Austausch bei Fortner Intensivstation in der Realität am
Umgang mit Konflikten. In Schleswigbildungen, Qualitätszirkeln und ArbeitsKrankenbett.
Holstein wurden mittlerweile vier Fort­
gemeinschaften in Ärztenetzen hatte imEs ist ein freiwilliges Qualitätsma­
bildungen in Anlehnung an das Curricu­
mer schon einen hohen Stellenwert in den
nagementverfahren der Intensivmedi­
lum der Bundesärztekammer angeboten
Praxen. Qualität in der ärztlichen Verund die Resonanz war – auch bei anfäng­ ziner selbst, und zwar von Ärzten und
sorgung kann nicht nur an nüchternen
Pflegekräften, die die Durchführung in
licher Skepsis bezüglich des Erfordernis­
ging ein deutlicher
Impuls zur EtablieKennzahlen festgemacht werden. Vielder Hand haben, aber auch an der Ent­
ses – durchweg positiv.
rung von Peer Remehr müssen „weiche“ Faktoren wie Pawicklung der Inhalte und an der Ent­
Derzeit werden in Schleswig-Hol­
view-Verfahren von
tientenzentrierung, Kooperationswilstein jeweils im Rahmen eines Pilotpro­ wicklung der Qualitätsindikatoren selbst der Initiative Qualile, Kooperationsfähigkeit und die Wahr– gemeinsam mit den Fachgesellschaf­
jektes zwei Verfahren angeboten:
tätsmedizin (IQM)
und dem Peer Renehmung eines Versorgungsauftrages weten – und an ihrer Umsetzung auf der
Seit dem Jahr 2011 das Peer Reviewview Verfahren in
sentliche Bestandteile des QualitätsbegrifIntensivstation arbeiten. Die Landes­
Verfahren in der Intensivmedizin, das
der Intensivmedizin
fes sein. Deshalb erscheint es sehr sinnvoll,
ärztekammern übernehmen rein orga­
Prof. Elke Muhl, Sprecherin der Natio­
der DeutschenGesellnisatorische Aufgaben und die Bundes­ schaft für Anästhesi- unter Berücksichtigung dieser Kriterien
nalen Steuerungsgruppe Peer Reviewkollegial und auf Augenhöhe einen strukärztekammer ist für das Curriculum für ologie und IntensivVerfahren in der Intensivmedizin, im
turierten Austauschprozess zwischen
die Ausbildung der Peers verantwortlich medizin, der DeutFolgenden näher vorstellen wird. Nach
schen Interdisziplinä- den Praxen zu schaffen. Das Peer Reund gibt strukturelle Unterstützung.
einer Bedarfsermittlung wurde zur Eta­
ren Vereinigung für
view-Verfahren ist geeignet, genau diesem
Die Fortbildung von Peers, Inten­
blierung dieses Verfahrens in Schles­
Notfall- und Intensivsivmedizinern und Pflegekräften über­
wig-Holstein eine Lenkungsgruppe ge­
medizin und dem Be- Zweck zu dienen und sollte daher perspektivisch auf den gesamten ambulanten
gründet. Das Review Team in der Inten­ nimmt die jeweilige Landesärztekam­
rufsverband DeutVersorgungsbereich ausgedehnt werden.
mer. Aus diesen Peers rekrutiert sich das scher Änästhesissivmedizin ist multidisziplinär besetzt
Netzwerk Intensivmedizin im Kammer­ ten aus.
und besteht aus zwei Chefärzten Inten­
sivmedizin und einer Fachpflegekraft In­ bezirk, das dann auch in der nationa­
len Steuerungsgruppe für das Verfahren
tensivmedizin. Es wird von einem ärzt­
tion kann man natürlich nach außen
lichen Mitarbeiter der Ärztekammer be­ vertreten ist und dessen Sprecherin die
kommunizieren: „Wir unterziehen uns
Verfasserin ist.
gleitet (Methodenkompetenz). Für den
einer Kontrolle von außen! Und zwar
Besuch ist etwa ein Tag zu veranschla­
von Intensivmedizinern und Pflegekräf­
Review-Besuche wur- ten, die etwas von dem verstehen, was
Die Ziele
gen. Zehn Review-Besuche haben mitt­
den in Schleswig-HolDas Ziel des Peer Reviews ist keine Zer­ stein im Bereich der
lerweile in Schleswig-Holstein stattge­
wir tun. Wir lassen uns in die Karten gu­
tifizierung, die als Marketinginstrument Intensivmedizin bisfunden, bundesweit waren es Mitte 2015
cken! Wir wollen noch besser werden.“
der Klinik eingesetzt werden kann. Aber her durchgeführt.
etwa 150. Eine Evaluation begleitet das
Das Deutsche Ärzteblatt titelte in einem
als am Peer Review teilnehmende Sta­
Verfahren.
Bericht über das Peer Review-Verfahren
PEER REVIEW AUCH FÜ R
PRAXISNETZE SINN V O LL?
2008
Foto: Äksh
10
1 0 // T I T E L T H E M A
Intensivmedizin: „Abgucken erwünscht“
und trifft es damit gut.
Das Ziel ist auch kein Ranking der
Intensivstationen in einem bundeswei­
ten Benchmark-Verfahren, so sinnvoll
diese auch ergänzend sein mögen. Und
Herr der Daten ist im Fall des Peer Re­
view-Verfahrens nicht die Organisation/
das Krankenhaus, sondern der Leiter der
Intensivstation.
Dies waren und sind wichtige Vo­
raussetzungen für die Verwirklichung
der Ziele des Peer Review-Verfahrens:
Qualitätsverbesserung durch kollegia­
les Voneinanderlernen; das Erkennen
und Heben von Optimierungspotenzial
auf der eigenen Station; die Umsetzung
und Standardisierung evidenzbasierter,
leitliniengerechter Qualitätsindikatoren;
Strukturmerkmale und Prozesse verbes­
sern; die Mitarbeiter für qualitätsverbes­
sernde Prozesse motivieren.
Das Peer Review-Verfahren stellt die
Frage nach leitliniengerechten und evi­
denzbasierten Therapiestandards und
darauf aufbauenden individualisierten
Therapieplänen, nach Systemen zur Feh­
lervermeidung. Und es schaut, ob die
Ziele für den Patienten tatsächlich er­
reicht, ob und bei wieviel Prozent der
Patienten die Qualitätsindikatoren um­
gesetzt werden.
Was ist Qualität in der Intensivmedizin?
Wenn wir von Qualität sprechen, ist zwi­
schen Struktur-, Prozess- und Ergeb­
nisqualität zu unterscheiden. Bei den
komplexen und vielfältigen Prozessen
und Prozeduren in der Intensivmedi­
zin und der Vielfältigkeit der behandel­
ten Erkrankungen wird das Qualitäts­
management leicht zu einem schwerfäl­
ligen Schiff. Das Peer Review-Verfahren
in der Intensivmedizin aber will mit we­
nig bürokratischem Aufwand viel bewir­
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
ken. Es gibt vier wesentliche Pfeiler des
Peer Review-Verfahrens in der Intensiv­
medizin:
Termine
Die nächste Schulung zum Peer in der
Allgemeinmedizin
in Anlehnung an das
Curriculum „Ärztliches Peer Review“ der
Bundesärztekammer
wird am Samstag,
18. Juni 2016 von 9 bis
16 Uhr in der Akademie für medizinische
Fort- und Weiterbildung in Bad Segeberg angeboten. Weitere Termine sind in
Planung. Interessierte wenden sich gern
an die Ärztekammer
Schleswig-Holstein.
P E E R R EV I EW A LS GU T E S ME SSI NST RU ME N T
1. Der Fragebogen vorab
Der Fragebogen umfasst 52 Fragen zur
Selbstbewertung und Vorbereitung der
zu besuchenden Intensivstation und zur
Überprüfung in der Fremdbewertung
durch das Peer Review-Team. Es werden
Struktur-, Prozess- und Ergebnisquali­
tät erfragt. Auch Fragen zur Organisati­
on der Station, zur Zahl und Weiterbil­
dung der Mitarbeiter, zum Umgang mit
Patienten und Angehörigen, zu Stations­
abläufen und Verantwortlichkeiten, zum
Controlling und Berichtswesen und zur
Umsetzung der zehn Qualitätsindika­
toren sind Bestandteil des Dokuments.
Die Beantwortung des Fragebogens wird
erleichtert durch die semiquantitative
Struktur der Antworten: z. B. voll umge­
setzt, teilweise umgesetzt, in Planung/in
Vorbereitung, nicht vorhanden.
Ich habe die Erfahrung gemacht,
dass schon die Vorbereitung auf den Be­
such des Peer Review-Teams ein Ge­
winn für unser intensivmedizinisches
Team war. Das Pflegeleitungsteam und
die ärztliche Leitung nehmen den Be­
such zum Anlass, sich zusammenzuset­
zen und anhand des Fragebogens über
die Qualität auf der eigenen Intensivsta­
tion nachzudenken: Wo sind wir gut?
Was machen wir noch nicht so gut? Was
sollten wir machen, tun es aber im Mo­
ment nicht? Was hindert uns, etwas bes­
ser zu machen? Welche Ressourcen ha­
ben wir, welche brauchen wir und wie
können wir dahin kommen?
2. Die zehn Qualitätsindikatoren
Die Initiatoren des Peer Review-Verfah­
rens Intensivmedizin haben hohe An­
forderungen an die Qualitätsindikato­
Imke Otto, Fachpflegekraft Intensivmedizin an den Segeberger Kliniken, hat schon einige Erfahrungen beim Peer Review-Verfahren gesammelt. Sie ist seit der ersten Gruppe dabei und hat inzwischen vier Reviews als Peer absolviert. Sie war sofort Feuer und Flamme: „Mein Chefarzt hat mich gefragt, ob ich das nicht machen möchte und hat uns direkt angemeldet. Ich war sofort begeistert. Ich
bin jemand, die immer gern am Ball bleiben möchte und das leitliniengetreue Arbeiten schätzt. Daher passte das gut.“ Vor dem ersten Review war sie neugierig und gespannt, wie andere arbeiten und
was sie möglicherweise für ihre eigene Arbeit mitnehmen kann. „Man kann sich über Peer Review
gut mit anderen messen, Dinge übernehmen oder Anregungen für eigene Verbesserungen finden. Es
ist ein gutes Messinstrument, um zu erkennen, ob man selbst gut aufgestellt ist.“ Otto schätzt daran
auch, dass Besucher und Besuchte auf einer Ebene miteinander kommunizieren: „Nirgendwo sonst
erlebe ich diese Ebenbürtigkeit, man spricht mit Gleichgesinnten und braucht nichts zu erklären. Das
Verfahren hat eine super Energie, es macht Spaß und ist auf jeden Fall empfehlenswert.“ Aus diesem Grund wirbt die Fachpflegekraft auch in ihrem Arbeitsumfeld für das Verfahren: „Es müsste meiner Meinung nach viel mehr publik gemacht werden. Ich frage auch unter neuen Kollegen und Ärzten
immer mal, ob sie schon etwas von Peer Review gehört haben. Aber häufig haben sie noch nichts davon gehört. Es scheint also noch nicht so angekommen zu sein. Ich wünsche mir, dass das Thema auch
auf Kongressen viel mehr an den Mann gebracht wird. Das Verfahren ist etwas, was uns voranbringt.
Wir wollen das Beste an das Patientenbett bringen und genau das sollte mehr kommuniziert werden.“
(am)
ren gestellt: Sie sollten validiert und evi­
denzbasiert sein, gut verständlich, mess­
bar, überprüfbar und natürlich relevant
für die Behandlung von Intensivpatien­
ten. Außerdem sollten sie vom intensiv­
medizinischen Team veränderbar, er­
reichbar und durchführbar sein.
Es wurde festgelegt, dass die An­
zahl der Qualitätsindikatoren zehn nicht
übersteigen sollte, um das Verfahren
nicht aufzublähen, sondern schlank und
damit praktikabel zu halten. Es sollte
sich zudem um Indikatoren handeln, die
an einem Besuchstag vom Peer ReviewTeam überprüft werden können. Derzeit
gelten diesen Maßstäben gerecht wer­
dend folgende Qualitätsindikatoren:
 Tägliche multiprofessionelle klini­
sche Visite mit Dokumentation von
Tageszielen
 Monitoring von Sedierung, Analge­
sie und Delir
 Protektive Beatmung
 Weaning und andere Maßnahmen
zur Vermeidung ventilatorassoziier­
ter Pneumonien
 Frühzeitige und adäquate Antibioti­
katherapie
 Therapeutische Hypothermie nach
Herzstillstand
 Frühe enterale Ernährung
 Strukturierte Dokumentation von
Angehörigengesprächen
Händedesinfektionsmittelverbrauch
(BQS Indikator 2010)
 Leitung der Intensivstation durch
Facharzt mit Zusatzbezeichnung In­
tensivmedizin, der keine anderen kli­
nischen Aufgaben hat, Präsenz eines
FA mit Zusatzbezeichnung Intensiv­
medizin in der Kernarbeitszeit und
Gewährleistung der Präsenz von in­
tensivmedizinisch erfahrenem ärzt­
lichem und pflegerischem Personal
über 24 Stunden.
Die genaue Definition der Qualitätsindi­
katoren, Daten zu ihrer Evidenz und Li­
teraturhinweise finden sich auf der Web­
seite der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Intensivmedizin und
Notfallmedizin DIVI (www.divi.de/qua­
litätssicherung/peer-review).
Der Prozess der Findung und Ak­
tualisierung dieser Qualitätsindikato­
ren erfolgt in einem Delphi-Verfahren
durch die Nationale Steuerungsgruppe
Peer Review Intensivmedizin in Abstim­
mung mit allen Fachgesellschaften, die
in die Intensivmedizin-Weiterbildung
eingebunden sind. Denn selbstverständ­
lich haben die Qualitätsindikatoren ein
„Haltbarkeitsdatum“ und müssen mit
Ablauf desselben nach dem Stand der
Wissenschaft aktualisiert werden.
3. Der Peer Review-Besuch
auf der Station
Bei dem Besuch erfolgt die Fremdbe­
wertung anhand des Fragebogens und
der Qualitätsindikatoren. Im kollegialen
T I T E L T H E M A // 1 1
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
Gespräch werden die qualitätsrelevan­
ten Fragen besprochen. Mögliche Diffe­
renzen zwischen Selbst- und Fremdbe­
wertung werden im Abschlussgespräch
ebenso thematisiert wie die Stärken und
Schwächen, Chancen und Risiken sowie
das Entwicklungspotenzial, das das Peer
Review-Team auf der Station bei seinem
Besuch wahrgenommen hat. Das Ergeb­
nis des Peer Review-Besuchs mündet in
einem abschließenden Bericht.
Foto: Privat
4. Der strukturierte Ergebnisbericht
Dieser geht auf Stärken und Schwä­
chen, Risiken und Chancen sowie Ent­
wicklungsoptionen der besuchten In­
tensivstation ein. Letzterer Punkt ist die
Grundlage für die Planung der weiteren
Qualitätsziele der Station, die im Ideal­
fall Früchte tragen und im Re-Review
dann überprüft werden können.
Der strukturierte Ergebnisbericht
sollte gegebenenfalls auch Best-Practice
Beispiele enthalten, d. h. Beispiele be­
sonders guter Umsetzung bestimmter
qualitätsrelevanter Prozesse auf der In­
tensivstation oder von Qualitätsindika­
toren. Diese können dann – anonymi­
siert über die Ärztekammern und mit
dem Einverständnis der besuchten Stati­
on – auch anderen Intensivstationen zur
Kenntnis gebracht werden. Die Nationa­
le Steuerungsgruppe plant die Veröffent­
lichung solcher „Best-Practice“-Mel­
dungen für alle zugänglich auf der Web­
seite der DIVI.
Was ist der Benefit für die
Peers? Was ist der Benefit der
besuchten Intensivstationen?
Erfahrungen der Peers zeigen: Schon die
Fortbildung zum Peer bei der Ärztekam­
mer ist wertvoll für die eigene Perfor­
mance. Wie besuche ich eine Station als
ebenbürtiger Partner und Kollege? Wie
vermeide ich es, als Kontrolleur oder
Besserwisser aufzutreten? Wie kommu­
niziere ich so, dass gemeinsames Lernen
möglich wird? All dies lerne ich als Peer
in dem entsprechenden Seminar.
Viele Intensivstationen kamen als
Team aus Intensivmedizinern und lei­
tenden Pflegekräften zur Peer ReviewFortbildung. Dies hat sich als Vorteil er­
wiesen. Allein schon die Tatsache ei­
ner gemeinsamen berufsübergreifen­
den Fortbildung verbessert die Kom­
munikation im multiprofessionellen
Team auf der Station, eine Erfahrung,
die nicht nur ich selbst gemacht habe. In
Schleswig-Holstein, aber auch in ande­
ren Kammerbezirken haben sich inten­
sivmedizinische Netzwerke gebildet, die
das Peer Review-Verfahren regional tra­
gen. Zum einen besucht man sich ge­
genseitig in den Peer Reviews. Ein jähr­
liches Treffen bei der Kammer unter­
stützt zum anderen das bessere Kennen­
lernen und den Austausch zwischen den
Intensivstationen. Die Peers lernen so
weiter voneinander und auch die Abläu­
fe im Peer Review-Verfahren lassen sich
so verbessern.
In meinen persönlichen Besuchen
als Peer auf anderen Stationen konnte
ich Problemlösungen entdecken, die ich
als „Best-Practice“ mitnehmen konnte.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die sys­
tematische Sammlung und Kommuni­
kation von „Best-Practice“-Beispielen
zur Entstehung einer Art SOP-Tausch­
börse (Standard-Operating Procedures)
beitragen kann, von der viele, auch über
die Grenzen des eigenen Kammerbezir­
kes hinaus, profitieren könnten.
Je mehr Feedback aus der Evaluati­
on der Peer Review-Verfahren zurück­
kommt, desto besser wird auch die Stan­
dardisierung des Verfahrens. Die Fort­
schritte in der Entwicklung der Berichts­
dokumente und des Fragebogens sind
Resultate aus der Praxis der intensivme­
dizinischen Netzwerke.
Kontakt
Alle Interessierten
zum Thema Peer Review können sich
bei Dr. Uta Kunze
von der Ärztekammer Schleswig-Holstein unter 04551 803
302 melden. Dies gilt
auch, wenn Sie gern
an einer Schulung
zum Peer in der Intensivmedizin teilnehmen wollen.
zureichendes klinikinternes Berichts­
wesen wird im Nachgang verbessert. Es
werden strukturelle Veränderungen in
Angriff genommen. Es werden Wege zur
Optimierung von Prozessen stationsin­
tern angestoßen und im interprofessio­
nellen Dialog auch umgesetzt. Nächste
Ziele für die Qualitätsverbesserung und
die Umsetzung von Qualitätsindikato­
ren lassen sich festlegen und auch beim
nächsten Re-Review überprüfen.
Mein Fazit: Das Peer Review-Ver­
fahren lohnt sich – für die Peers und für
die besuchten Stationen. Ich würde mich
freuen, wenn das Verfahren im Kam­
merbezirk Schleswig-Holstein an Breite
gewinnt.
Prof. Elke Muhl, Klinik für Allge­
meine Chirurgie, UKSH Lübeck
Erfahrungen aus Review-Verfahren
bei den besuchten Intensivstationen
An dieser Stelle möchte ich nur einige
Punkte aus meinen eigenen Beobach­
tungen sowie den Erfahrungsberichten
anderer nennen. Die Fokussierung auf
die Problemzonen einer Station durch
das Review-Verfahren wirkt auf die Sta­
tion zurück. Die interprofessionelle He­
rangehensweise wird gefördert. Ein un­
AU S DE R PRA XIS FÜR DIE
PRAXI S
Prof. Elke Muhl ist Oberärztin und Intensivmedizinerin in der Klinik für Allgemeine Chirurgie am UKSH, Campus Lübeck.
Die Fachärztin für Chirurgie hat ihre
Fortbildung zum Peer gemeinsam mit einer Fachpflegekraft aus ihrem Team gemacht: „Das fördert auch die Kooperation auf der eigenen Station.“ Inzwischen
hat sie drei Reviews als Peer durchgeführt
und war zwei Mal selbst „Besuchte“ bei ei- Prof. Elke Muhl
nem Review und einem zweiten Re-Review auf ihrer Station. „Das war eine sehr interessante Erfahrung. Wir haben im Anschluss alle zusammen
mit dem Pflegeleitungsteam die Ergebnisse besprochen und den Handlungsbedarf analysiert und dann auch
konkrete Projekte angestoßen. Bei dem Re-Review nach zwei Jahren haben sich diese qualitätsverbessernden
Effekte dann schon gezeigt. Es hat also auch nachhaltig etwas gebracht.“ Doch sie sammelte nicht nur als Besuchte wertvolle Erfahrungen für ihre Arbeit in der Intensivmedizin: „Man bekommt als Peer tolle Ideen für
die eigene Station. Es ist ein Verfahren, bei dem ‚Abgucken erwünscht‘ ist. Sowohl Besucher als auch Besuchte haben einen Benefit davon.“ Als Peer ist Muhl stets besonders gespannt zu sehen, was in den Kliniken anders ist, was die besuchten Intensivmediziner anders machen, wie die Ausstattung und die Abläufe sind oder
auch welche Geräte benutzt werden. „Außerdem ist es eine Gelegenheit, andere Fachkollegen kennenzulernen und sich weiter auszutauschen“, so Muhl zu den allgemeinen Vorteilen des Verfahrens. Sie hält Peer Review für eine besondere Form des Qualitätsmanagements, „da Intensivmediziner und Fachpflegekräfte auf
Augenhöhe agieren und sich begegnen. Der Fokus liegt auf der Qualität im täglichen Arbeitsleben. Es werden
nicht nur einfach Daten ausgewertet und man stützt sich auf diese Ergebnisse. Es ist berufsübergreifend und
es nimmt nicht so viel Zeit in Anspruch wie beispielsweise eine Zertifizierung mit den ganzen bürokratischen
Anforderungen. Es ist ein Verfahren aus der Praxis für die Praxis.“ Muhl würde sich wünschen, dass das Verfahren noch mehr an Breite gewinnt. Auch für andere Fachgebiete hält sie Peer Reviews für sinnvoll: „Wir
sammeln weiter Erkenntnisse und haben die Qualitätsindikatoren des Verfahrens schon mit einem Update
versehen. Aus meiner Sicht sollten noch mehr Stationen an dem Verfahren teilnehmen.“ (am)
1 2 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
Neue Runde,
neues Glück
Prof. Ulrich Stephani, Dekan der Medizinischen Fakultät
an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, über Denkräume, Baustellen und Professuren als Vorleistung.
Prof. Ulrich Stephani, Dekan der Medizinischen Fakultät an der Kieler Christian-Albrecht-Universität (CAU), nimmt im Interview mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt Stellung zu den
Herausforderungen für die CAU im neuen Jahr.
Herr Professor Stephani, verlassen Sie
dieses Jahr klüger als Sie hineingegangen sind?
Ulrich Stephani: Selbstverständlich
lernen wir alle ständig dazu, natürlich
auch ich, in jeder Hinsicht. Aber unter
,klüger’ verstehe ich, seine Handlungsoder Herangehensweisen zu ändern.
Und dazu sehe ich keinen Anlass.
Die Medizinische Fakultät insgesamt
hat sich bemüht, dazuzulernen: Aus
Anlass des 350. Gründungstages der
Christian-Albrechts-Universität zu
Kiel hat sie einen „Denkraum“ eingerichtet. Lassen sich zumindest einige
der dort gestellten Fragen beantworten?
Stephani: Der Denkraum ist eingebunden in eine Ausstellung zur Historie der Fakultät. So ein Forum gibt einer Institution die Chance, selbstkritisch die eigene Geschichte und die eigene Rolle zu betrachten. Wir wollten
allerdings nicht einen heiligen Gral hüten, sondern uns den Fragen der Gegenwart stellen, sie zumindest benennen. Das tun wir in dieser speziellen
Form. Es geht unter anderem um medizinethische Fragen, auf die es kein einfaches Ja oder Nein gibt. Beispielsweise kann die Behandlung einer seltenen
Stoffwechselkrankheit, die wir nicht
heilen, sondern nur verlangsamen können, 200.000 Euro im Jahr kosten. Die
Frage, die die Gesellschaft beantworten muss: Wie teuer dürfen einige Jahre mehr Leben für einige wenige Menschen sein? Wer entscheidet darüber?
Ab wann kippt das Verhältnis zwischen
Aufwand und Nutzen? Die Fragen und
Antworten – sofern es welche gibt – sind
auf transparente Tafeln gedruckt. Dadurch hat man auch ein besonderes Erlebnis, weil man parallel andere Besucher vor anderen Tafeln wahrnimmt.
Diese Gleichzeitigkeit von vielen Fragen
beschäftigt uns schließlich auch täglich.
350
Jahre CAU bedeuten
auch 350 Jahre
Medizin an der Kieler
Universität. Die
Gründungsfakultät
hat sich wie berichtet
intensiv an den
Vorbereitungen und
Veranstaltungen
zum Jubiläum der
Universität beteiligt.
An der zentralen
Rolle der Medizinischen Fakultät wird
sich auch künftig
wenig ändern.
2016
steht die Medizin an
der CAU vor großen
Herausforderungen:
Der Campus wird zur
Baustelle, der Haushalt liegt unter dem
Ansatz von vor 15 Jahren und die Anforderungen steigen u. a.
durch die Behandlung
von Flüchtlingen.
Eine der Fragen lautet: Verbrauchen
wir die Medizin unserer Enkel? Unwillkürlich denkt man dabei an die
Antibiotika-Resistenzen – sind die gemeint?
Stephani: Im Umgang mit resistenten Keimen gerät die Medizin weltweit tatsächlich in eine Situation, in der
es kaum mehr Mittel gibt und wir unser Pulver an Antibiotika verschossen haben. Andererseits werden gerade
in Kiel neue Antibiotika entdeckt, was
hoffen lässt.
Kiel hat in diesem Jahr Erfahrungen
mit dem multiresistenten Keim Acinetobacter Baumannii gemacht. Welche
Lehren hat die CAU daraus gezogen?
Stephani: Wir haben einige Hinweise von den Hygiene-Experten erhalten, die wir hinzugezogen hatten.
Vieles setzen wir um, aber der Ratschlag, jeden zu isolieren, der aus dem
Mittelmeerraum kommt, sprengt unsere Kapazitäten angesichts der vielen
Flüchtlinge, die wir zurzeit zu betreuen
haben. Und es ist erneut klargemacht
worden, dass die Ärzte die schlimmsten Überträger sind. Wir haben überlegt, ob wir darauf verzichten, Patienten die Hände zu schütteln. Aber davon
haben wir doch Abstand genommen.
Wir müssen dennoch sorgfältig darauf
achten, unsere Hände zu desinfizieren –
ich selbst bemühe mich, ein gutes Vorbild zu sein.
Ein Experte, der Mainzer Professor
Sucharit Bhakdi, sagte in einem Vortrag, es sei nicht nachgewiesen, ob es
in Kiel überhaupt einen Befall mit Keimen gegeben habe. Wie das?
Stephani: Tatsächlich lässt sich
nicht nachweisen, ob Patienten, die mit
dem Keim besiedelt waren, auch durch
diesen Keim zu Tode gekommen sind.
Schließlich litten alle, die gestorben
sind, unter sehr schweren anderweitigen Krankheiten. Aber man muss sich
darüber klar sein, dass es Infektionen
gibt, und man muss – keine Frage – daran arbeiten, das Problem in den Kliniken in den Griff zu bekommen. Also
muss genau nachgewiesen werden, wo
Keime auftreten, wie Übertragungswege sind. Was getan werden kann, müssen wir tun. Jedenfalls wollen wir nichts
unter den Teppich kehren.
Das Jahr 2016 bringt Schleswig-Holstein den doppelten Abiturjahrgang.
Wird es eng in den Hörsälen?
Stephani: In der Medizin trifft uns
das nicht, wir haben schließlich ein
über den Numerus Clausus geregeltes
Verfahren. Das sieht in anderen Fakultäten deutlich anders aus. Bei den Betriebswirten saßen jüngst 1.000 Studierende im Hörsaal, die Vorlesung wurde wegen Überfüllung abgebrochen. In
Foto: Esther Geisslinger
INTERVIEW
G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 3
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
unserem Fach könnte man nur darauf
hinweisen, dass durch den Doppeljahrgang der Einzelne prozentual schlechtere Chancen hat, zu den Besten zu gehören und einen Studienplatz zu erhalten. Aber das ist etwas, das nicht wir zu
entscheiden haben, sondern die Politik,
die über die Zuweisung von Geld die
Ausstattung der Universitäten und die
Zahl der Plätze steuert.
eine Verschiebung in der Rolle der Eltern und Sorgerechtsträger, die wesentlich mehr Informationen fordern und
stärker einbezogen werden wollen – ich
muss sie quasi parallel zum Kind aufnehmen. Auf der anderen Seite beteiligen sich viele von ihnen aktiv, sind viele
Stunden am Tag bei ihren Kindern und
entlasten so die Pflegekräfte auf der Station oder in der Ambulanz.
Stichwort Beste: Es gibt immer wieder
Kritik am beruflichen und akademischen Nachwuchs. Sehen Sie eine Verschlechterung des Niveaus?
Stephani: Ich verweise erneut auf
den Numerus Clausus – wir bekommen die Jahrgangsstärksten. Die Abiturnote ist immer noch ein guter Indikator für Leistungsbereitschaft, das sehen wir unter anderem daran, dass es
nur sehr wenig Abbrecher im sehr anspruchsvollen Medizinstudium gibt.
Ob am Schluss alle, die erfolgreich studieren, auch gute Ärzte werden, steht
auf einem anderen Blatt. Aber wir sehen, dass heutige Studierende höhere
Ansprüche an das Studium haben, sie
wollen mehr als nur Folienwissen. Auf
den Wunsch nach schnellerem Zugang
zu praktischen medizinischen Tätigkeiten gehen wir unter anderem mit unserem Haus der Lehre ein, in dem Studierende an Puppen üben zu intubieren, Wunden zu nähen oder Katheter zu legen. Insgesamt ist das Studium in Kiel relativ traditionell – einfach
deshalb, weil wir von der Sinnhaftigkeit des traditionellen Studiums weiterhin überzeugt sind. Wir beginnen jetzt
damit, einige Bestandteile des Medizinstudiums – immer unter Einbeziehung der Fachschaft – zu ändern. Man
kann sich die Frage stellen, ob es didaktisch vernünftig ist, acht Klausuren in
einer Woche schreiben zu lassen. Wenn
Sie nach der Generation Y fragen: Eine
Verschiebung der Werte sehen wir zurzeit bei den Assistenzärzten. Die entscheiden heute angesichts der Arbeitsverdichtungen zugunsten von Freizeit
und verzichten eher auf zusätzliches
Geld. In meiner Generation hätte man
gesagt: Ich muss eine Familie ernähren,
ich möchte lieber mehr Geld.
Schauen wir nochmals auf das Jahr
2016. Was wird Sie da besonders beschäftigen?
Stephani: Die größten Baustellen auf dem Campus sind im direkten
Wortsinn die Baustellen, um das Offenkundigste zu benennen. 2016 beginnen wir als Fakultät mit dem ersten Forschungsneubau von unserem
neuen Forschungs- und Lehrcampus.
Gleichzeitig baut auch das UKSH. Beide Baukomplexe sind „alternativlos“. Es
ist gut, dass wir in absehbarer Zeit – in
drei bis vier Jahren – mit der Kinderklinik in das neue ÖPP-Gebäude umziehen können, in die direkte Nähe der Intensivstation für Neu- und Frühgeborene. Künftig werden Universitätskinderklinik und Universitätsfrauenklinik eng
zusammengelegt.
Und jenseits der Baumaßnahmen
wird uns die Bewerbung für die dritte
Förder-Runde des Exzellenzclusters beschäftigen.
Verschiebt sich nicht auch die Vorstellung davon, was ein guter Arzt ist?
Der allwissende Halbgott in Weiß ist
es nicht mehr unbedingt. Wie bereiten Sie die Studierenden auf die neue
Rolle vor?
Stephani: Das ist eigentlich kein
neues Phänomen, und wir bereiten die
Studierenden bereits im vorklinischen
Studium darauf vor, auf Patienten einzugehen und die Patienten etwa angesichts schwerer Krankheiten gut zu informieren und zu begleiten. In meinem Bereich als Kinderarzt erlebe ich
Dabei geht es um das Thema „Entzündung an Grenzflächen“, für das die
Unis Kiel und Lübeck mit dem UKSH,
dem Forschungszentrum Borstel und
dem Max-Planck-Institut einen solchen Cluster bilden. Wann fällt die
Entscheidung, ob es eine erneute Förderung gibt? Und wie sicher ist es,
dass Schleswig-Holstein wieder den
Zuschlag erhält?
Stephani: Es heißt immer: Neue
Runde, neues Glück oder neues Pech.
Die Entscheidung wird 2017 fallen,
aber das sehr aufwendige Antragsverfahren läuft 2016. Um die Ernsthaftigkeit unserer Bewerbung zu unterstreichen, werden wir in Vorleistung treten
und einige Professuren ins Leben rufen, die teils aus dem Zuschuss des Landes für die Universitätsmedizin bezahlt
werden. Für diese „Schleswig-Holstein
Chairs“ wollen wir exzellente, international sichtbare Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler gewinnen und so
signalisieren, dass Schleswig-Holstein
bereit für die nächste Runde ist.
Die Landesregierung hat ihren Jahresetat 2016 beschlossen, und Sie sind
vermutlich nicht zufrieden mit dem,
was die Politik für die Universität vorgesehen hat?
Stephani: Wie könnte ich? Die Universitäten Kiel und Lübeck haben aus
dem Landeszuschuss für Forschung
und Lehre vor 15 Jahren 15 Millionen
Euro mehr erhalten. Unser Etat ist nicht
nur eingefroren – was angesichts steigender Löhne, Energiepreise und sonstiger Kosten bereits ein Absenken bedeutet –, sondern er ist real zusammengestrichen worden. Dabei sind wir als
Krankenversorger diejenigen, die keinen Patienten ablehnen dürfen. Kliniken aus dem ganzen Land überweisen
die Fälle, mit denen sie bezüglich medizinischer Versorgung oder finanzieller
Belastung überfordert sind, an uns weiter. Ich möchte die Verantwortlichen
wirklich fragen, wie wir angesichts immer höherer Ansprüche an die Universitätsmedizin, zumal als Maximalversorger, unsere Arbeit leisten sollen.
Biografie
Ein großer Kritikpunkt war immer der
Landesbasisfallwert. Da wurde doch
nun nachgebessert?
Stephani: Ja, wir sind endlich im
Korridor, aber immer noch am unteren Rand. Es bleibt ein Rätsel, warum Schleswig-Holstein hier so niedrig angesetzt hat. Vielleicht hoffte man
vor Jahren auf Medizintourismus, nach
dem Motto: Hier gibt es Top-Leistungen zum kleinen Preis. Aber der niedrige Basisfallwert hat mit dazu beigetragen, dass wir im Lauf der Zeit ein erhebliches Minus aufgehäuft haben.
Prof. Ulrich Stephani ist seit Mai 2013
Dekan der Medizinischen Fakultät der
CAU, 2012 wurde er
zum Prodekan gewählt.
Der Kinderarzt mit
Schwerpunkt Neuropädiatrie folgte 1992
Das Thema, das uns alle 2015 beschäfdem Ruf nach Kiel,
tigt hat und weiter beschäftigen wird,
wo er die Professur für
sind die Flüchtlinge. Die Uni wird abNeuropädiatrie ansehbar mit den Neubürgern zu tun hanahm und als Direktor die Klinik für Neu- ben, als Beschäftigte, als Studierende
ropädiatrie leitet.
und als Patienten. Wie stellen Sie sich
Hannover, Würzburg, darauf ein?
Berlin und GöttinStephani: Als Patienten sind sie begen waren die berufreits da. Mitten in der Sommer-Urlaubslichen Stationen vor
diesem Wechsel an die zeit erreichte uns der Hilferuf, mediziOstseeküste. An der
nisch in den Erstaufnahmen zu helfen.
Medizinischen HochWir haben kurzerhand der Fachschaft
schule Hannover beangeboten, dass Medizin-Studierende
gann Stephani 1971
ihre Famulaturen bei den Erstaufnahsein Studium, wechselte 1975 an die Julime-Einrichtungen absolvieren können,
us-Maximilians-Uni- und fast 80 Studierende haben sich geversität Würzburg,
meldet, einige davon sind auch noch
wo er 1978 auch prowährend des Semesters ehrenamtlich
movierte. Bis 1985
in den Erstunterkünften tätig. Auch auf
war er an der Freien Universität Berden Stationen sehen wir immer wielin tätig. Nach einem
der Flüchtlinge. Ein Riesenproblem ist
Wechsel an die Kindie Sprache. Eine arabischsprachige
derklinik der GeorgSchwesternschülerin tragen wir zurzeit
August-Universität
auf Händen, weil sie als eine der ganz
Göttingen machte er
1989 seinen Facharzt
wenigen übersetzen kann. Aber uns strafür Kinderheilkunde
tegisch auf neue Patientengruppen, Mitund wurde Oberarzt
der Abteilung Kinder- arbeiter oder Studierende einstellen?
Wie bitte soll das gehen? Wir arbeiten
heilkunde mit dem
Schwerpunkt Neuroam Limit, wir sind so auf Kante genäht,
pädiatrie. 1990 habidass wir einfach keine Chance dazu halitierte sich Stephani
ben. Wenn die Politik mehr von uns will,
für das Fach Kinderwozu wir gerne bereit sind, dann sollte
heilkunde und wurde zum Hochschuldo- die Politik uns so ausstatten, dass wir die
zenten ernannt.
Arbeit leisten können.
Interview Esther Geisslinger
1 4 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
FLÜCHTLINGE
Engagement
auf allen Seiten
W
ie schaffen wir die Integration von Flüchtlingen in unser System? Unter dieser Fragestellung hatte die gesundheitspolitische Sprecherin der
Landtagsfraktion Bündnis 90/
Die Grünen, Dr. Marret Bohn,
Mitte Dezember in das Landeshaus in
Kiel eingeladen, um mit Fachleuten und
Gästen über die medizinische Versorgung der Geflüchteten zu diskutieren.
Gesundheitskarte
Staatssekretärin Anette Langner zeigte
sich im Vorfeld ihres Vortrages zur GeNicht nur Probleme, auch pragmatische Lösungen und
sundheitskarte beeindruckt von den vollen Reihen des Konferenzsaales und
Chancen wurden bei einer Veranstaltung der Grünen zur
dem damit verbundenen Interesse am
medizinischen Versorgung von Flüchtlingen thematisiert.
Thema. „Es hat Anfang des Jahres einen
großen Flüchtlingspakt im Land gegeben. Als Resultat sind die Zielsetzungen
für die Umsetzung einer Gesundheitskarte in Schleswig-Holstein formuliert
worden“, so Langner. Ziel sei es gewesen, den bürokratischen Aufwand zu reduzieren, eine schnelle und diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung für
Flüchtlinge sowie eine landesweite Annäherung an den regulären Versichertenstatus zu erreichen. Zur Zielsetzung
gehörte auch, die Nutzung der elek­
tronischen Gesundheitskarte in Schleswig-Holstein unabhängig vom konkreten Wohnort zu ermöglichen. Sie soll ab
dem Zeitpunkt zur Verfügung stehen,
wenn ein Wohnsitz in den Kommunen
eingenommen wird. „Die Leistungsgewährung soll zwar unter Beachtung der
Vorgaben des Asylbewerberleistungsgesetzes erfolgen, aber mit der Gesundheitskarte nähert sich das Leistungsangebot sehr an das an, was den GKV-Versicherten zur Verfügung steht“, erläuterte Langner. Die Rahmenvereinbarung
zwischen dem GesundheitsministeriHolger Adamek,
um und den beteiligten Kassen im Land
stellvertretender
sieht drei Leistungsbereiche vor:
Referatsleiter an
1) Leistungen im Rahmen der Notfallder Behörde der
und Schmerzbehandlung, die direkt
Senatorin für
Soziales, Jugend,
von den Kassen abgerechnet werden;
Frauen, Integration
2) Leistungsbereiche, die regelhaft von
und Sport Bremen,
den Kassen im Rahmen eines Genehstellte das „Bremer
migungsverfahrens zur Verfügung
Modell“ vor. Seit
gestellt werden (Heil- und Hilfsmitzehn Jahren gibt es
in dem Stadtstaat die
tel);
Gesundheitskarte für 3) Leistungsbereiche, die AntragsleisAsylsuchende von
tungen sind (Vorsorge, Kuren, Rehader AOK Bremen.
Maßnahmen, psychologische LangDas Modell, das
zeittherapien, Zahnersatz, sofern es
2012 von Hamburg
und 2015 von
keine Notfallbehandlung ist, HausNordrhein-Westfalen
haltshilfen, künstliche Befruchübernommen wurde,
tung, strukturierte Behandlungen bei
habe sich bewährt
chronischen Erkrankungen).
und sei derzeit
„alternativlos“. Daher „In Zukunft entscheiden Ärzte über die
soll es auch mit
Erforderlichkeit von Behandlungen und
Asylverfahrensbenicht mehr Mitarbeiter in den Sozialschleunigungs-Gesetz
und Gesundheitsämtern. Das hat in viein unveränderter
len Bereichen zu einer sehr unterschiedPD Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) am Praxis weitergeführt
lichen Gewährung von Leistungen geUniversitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) Kiel beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der werden.
medizinischen Erstuntersuchung von Flüchtlingen in Schleswig-Holstein.
führt, die natürlich unserem Anspruch,
Foto: UKSH
Modell
G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 5
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
jedem Menschen die gleiche Behandlung zukommen zu lassen, widerspricht“,
so Langner, die sich stolz darüber zeigte, dass nahezu alle Krankenkassen in
Schleswig-Holstein die Vereinbarung
unterzeichnet haben und damit auch
demonstrierten, dass sie darin eine gemeinsame Verantwortung sehen. Mit
den Kassen wurde ein Satz von acht Prozent verhandelt, um die Verwaltungskosten zu decken. Nach zwei Quartalen sollen die Kosten dann exakt evaluiert werden, „damit nachweisbar ist, ob
die Kosten tatsächlich so anfallen oder
nicht“. Die Verteilung der Flüchtlinge
auf die Kassen erfolgt laut der Staatssekretärin in den Kreisen nach Marktanteilen der Krankenkassen. Geplant ist
die Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte an Flüchtlinge ab dem 1. Januar 2016. Allerdings hat ein privates Unternehmen, das selbst eine Gesundheitskarte für Flüchtlinge herstellen will, Beschwerde bei der Vergabekammer eingereicht, was den Prozess der Einführung
noch verschieben könnte. Dieser Sachverhalt war bis Redaktionsschluss noch
nicht geklärt.
multiprofessionellen Team, wovon viele
der Therapeuten dreisprachig sind. „Nur
ein psychisch gesunder Mensch kann
sich in der Gesellschaft integrieren“, so
Kaya. Und dies gelinge besonders gut,
wenn die Flüchtlinge in ihrer Muttersprache behandelt würden, denn „elementare Emotionen werden in der Muttersprache am besten ausgedrückt“. Außerdem gebe es Dinge, die Migranten
krank machen, die wir im Okzident gar
nicht kennen, wie die Verletzung der
Ehre oder des Ansehens. Kaya beleuchtete in seinem Vortrag auch die Unterschiede des Umganges mit Krankheit,
was bei einer kultursensiblen Behandlung berücksichtigt werden müsse: Im
Gegensatz zur westlichen Welt, wo ein
Kranker lieber seine Ruhe haben möchte, sich zurückzieht und eher keinen Besuch empfangen möchte, würde ein solches Verhalten im Orient als Beleidigung empfunden. Dort werde man in
Gemeinschaft schneller gesund. In der
Spezialambulanz und auch der stationären Behandlung von Migranten in Rickling berücksichtigt Kaya all diese Aspekte bei der Therapie, die auf den Bausteinen Stabilisieren, Konfrontieren und Integrieren aufbaut. Das Gefühl von Sicherheit zu geben sei dabei besonders
wesentlich.
Traumabehandlung
Auf Verbesserungen durch die Gesundheitskarte hofft Krystyna Michalski vom
Paritätischen Wohlfahrtsverband, die
das „Projekt zur psychotherapeutischen Medizinische Erstuntersuchung
und Flüchtlingsambulanz
und psychosozialen Versorgung von
Im Gegensatz zur psychischen Gesundtraumatisierten Flüchtlingen in Schleswig-Holstein“ vorstellte. Laut ihrer Aus- heit stellte PD Dr. Jan-Thorsten Gräsner,
sage sind 40 bis 50 Prozent der Geflüch- Direktor des Instituts für Rettungs- und
Notfallmedizin (IRuN) am Universitätsteten traumatisiert und benötigen Unklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)
terstützung. Das Projekt will daher geKiel, fest, dass 95 Prozent der Flüchtlineignete Hilfen vor Ort und Ansprechge körperlich vollkommen gesund sind.
partner für Behörden und Ärzte bieten.
Gräsners Institut unterstützte die ErstAußerdem sind psychotherapeutische
aufnahmeeinrichtungen in Rendsburg
Krisenintervention und psychosoziaund Albersdorf. Aktuell werden von
le Begleitung sowie Netzwerkarbeit Beden Institutsmitarbeitern in Neumünsstandteil des Konzeptes. Auch Schulunter Erstuntersuchungen durchgeführt.
gen z. B. für Ehrenamt, Landespolizei
oder auch das Security-Personal in Erst- „Wir haben einen Röntgencontainer vor
Ort, sodass die komplette Erstuntersuaufnahmeeinrichtungen werden angechung an einem Platz absolviert werden
boten. „Die soziale Sicherheit ist wichtig zur Heilung, was bei ungeklärter Auf- kann“, so Gräsner. Die Konzentration
von Erstuntersuchung und Röntgen an
enthaltsperspektive schwierig ist“, so
einem Ort ohne große Wege und TransMichalski.
Auch Dr. Ali Ekber Kaya beschäftig- fer der Flüchtlinge habe sich als effektiver Weg bewährt. Das Land plane daher
te sich in seinem Vortrag mit traumatibereits, einen zweiten Röntgencontainer
sierten Flüchtlingen, sieht die Lage jedoch nicht ganz so prekär wie seine Vor- dort einzusetzen. Unter Volllast schafft
es das Team laut Gräsners Aussage, 350
rednerin: „Ein Trauma-Erlebnis heißt
bis 400 Flüchtlinge am Tag zu untersunicht, dass man automatisch eine trauchen, wobei die Ergebnisse derzeit wematische Störung bekommt. Man muss
gen unterschiedlicher IT-Systeme auf
auch mal die Kirche im Dorf lassen“, so
einem Blatt Papier festgehalten würden.
der Facharzt für Psychiatrie, Neurologie und Allgemeinmedizin, der von sich Dies kommentierte sein Kollege PD Dr.
Ivo Markus Heer, Ärztlicher Direktor
selbst sagt: „Ich erfülle alle Kriterien eiam Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neunes Flüchtlings“ und damit zeigen will,
münster, mit den Worten: „Ein gescheit
dass Migration nicht immer problemaausgefüllter Zettel ist sehr viel mehr
tisch ist. 2007 startete der Oberarzt am
wert als ein nicht vorhandenes CompuPsychiatrischen Krankenhaus Rickling
tersystem. Daher bin ich sehr dankbar
seine muttersprachliche Institutsambulanz. 40 Personen arbeiten dort in einem für Zettel.“
2-3%
der Patienten in der
Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster sind laut Dr. Hilmar Keppler, leitender Arzt der zentralen Aufnahmeeinrichtung, schwerstkrank.
Dazu zählen schwere
onkologische Erkrankungen, suizidale und
Dialyse-Patienten.
30 %
der Patienten haben
laut Keppler lediglich
banale Erkrankungen, z. B. kleinere bei
der Flucht erlittene
Verletzungen.
6.000
Menschen waren im
September 2015 in der
Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster
untergebracht.
Als problematisch hat sich in der
Praxis die Angabe der Identifikationsnummer erwiesen, so Gräsner. Er begrüßte daher die Ankündigung eines
einheitlichen Flüchtlingsausweises, dessen gesetzliche Grundlagen am Tag der
Veranstaltung vom Bundeskabinett beschlossen wurden. Damit verbunden ist
auch eine Datenbank, auf die verschiedene Behörden zugreifen können. Somit
hätten dann auch nachbehandelnde Einrichtungen die Chance, die aufgenommenen Daten zu nutzen. Gräsner stellte
auch klar, dass die Erstuntersuchungen
gezeigt haben, dass Befürchtungen vor
großen Infektionskrankheiten oder Ausbrüchen Richtung Varizellen o. ä. letztendlich unbegründet waren. Er sieht daher in den Untersuchungen nicht nur
eine medizinische Notwendigkeit, sondern auch die Möglichkeit, Fakten und
Wissen zu schaffen. Von 5.000 Flüchtlingen habe man beispielsweise gerade einmal drei Patienten wegen Tuberkulose nach Borstel geschickt. Auch diese Fakten müssen verbreitet werden, um
Ängste abzubauen – eine Aufgabe, die
das Gesundheitsamt wahrnimmt, wie
Dr. Alexandra Barth, Leitende Amtsärztin am Gesundheitsamt Neumünster, schilderte. So gehöre viel Pressearbeit dazu, um Vorurteile wie „Flüchtlinge sind dreckig und bringen Krankheiten“ abzubauen.
Der ärztliche Direktor am FEK stellte anschließend die „Einheit Integrierende Versorgung“ (EIV) vor, eine Ambulanz speziell für Flüchtlinge (das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt berichtete in Heft 11/2015), in der derzeit zwei syrische Ärzte und vier Pflegekräfte und
Medizinische Fachangestellte beschäftigt sind. Als schwierig erweise sich allerdings bisher die Akquise von Pflegekräften mit entsprechenden Sprachkenntnissen. Diese seien häufig nicht so
gut vorbereitet wie die Ärzte, die aus den
Krisengebieten flüchten, und hätten oftmals keine Papiere und Urkunden dabei, die ihre Fachkenntnisse belegen. Positiv hob Heer allerdings hervor, dass die
Erteilung der vorläufigen Berufserlaubnis bei geflüchteten Ärzten mit entsprechenden Unterlagen äußerst schnell vonstattengeht; so habe er nur vier Tage darauf warten müssen. Hintergrund für die
Einrichtung der Ambulanz war die hohe
Frequentierung des FEK durch Flüchtlinge, für die aufgrund der Sprachbarriere im Schnitt drei bis fünf Mal mehr Zeit
benötigt wird als bei deutschen Patienten. Vom ersten Krisentreffen im August
bis zur Aufnahme des Teilbetriebes am
16. Oktober sind laut Heer gerade einmal
knapp zwei Monate vergangen. Der Vollbetrieb soll im Januar starten. Schon jetzt
sei aber eine Entlastung der allgemeinen
Strukturen und der zentralen Notaufnahme durch die EIV bemerkbar.
Anne Mey
1 6 // I M N O R D E N
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
KAMMERVERSAMMLUNG
Mehr inhaltlicher
Diskurs gewünscht
U
m die 5.000 km schafft Dr. Gerdt
Hübner jedes Jahr auf dem Fahrrad. Wo andere ins Auto steigen,
schwingt sich der gebürtige Westfale morgens auf den Drahtesel und
fährt mit eigener Muskelkraft zur
Arbeit. „Das tut mir sehr gut, denn
dabei kann ich einiges hinter mir lassen.“
Es sind die schweren, zuweilen auch persönlich berührenden Schicksale seiner
Patienten, mit denen er als Facharzt für
Innere Medizin mit dem Schwerpunkt
Hämatologie und internistische Onkologie täglich konfrontiert wird und von denen er sich so freistrampelt. Die Onkologie fasziniert Hübner schon seit dem Beginn seiner Medizinkarriere: „Ich hatte im Studium eine Begegnung mit einer Krebspatientin, die mich nachhaltig
beeindruckt hat. Dadurch habe ich mir
in dem Bereich eine Doktorarbeit gesucht und dann festgestellt, dass das etwas ist, was mir liegt. Das hat sich auch
in den ganzen Jahren immer wieder bestätigt. Ich empfinde das als Vorrecht: Ich
bin Leuten nahe in Situationen, die für
sie sehr relevant sind. Man bekommt einen anderen Blick aufs Leben und ich erlebe das als persönliche Bereicherung.“
Das Thema Palliativmedizin und Lebensende empfindet Hübner daher auch für
die Berufspolitik als wichtig: „Ich glaube, der Wunsch, über das eigene Lebensende zu bestimmen, ist bundesweit stärker als wir uns das eingestehen. Ich denke, dass man in dem Bereich sehr viel tun
und die Kultur wesentlich verbessern
kann. Die Palliativstationen und Hospize
können das super und in ländlichen Bereichen habe ich in Ostholstein tolles Engagement von Hausärzten erlebt. Aber
in Krankenhäusern könnte man da noch
viel mehr machen, weil die unter einem
extremen Sparzwang stehen und nur in
DRGs rechnen. Da muss man Lenkungsinstrumente entwickeln, um eine Kultur
zu fördern, Menschen in ihren letzten Tagen zu begleiten.“ Außerdem liegt dem
52-Jährigen am Herzen, die Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung durchlässiger zu machen
DR. GE RDT HÜBNER
Facharzt für Innere Medizin, SP Hämatologie und internistische Onkologie
Jahrgang 1963
seit 2005 leitender Arzt der Abteilung Hämatologie und internistische Onkologie an den Sana Kliniken Ostholstein, seit 2008
zusätzlich niedergelassen in eigener Praxis
Dr. Gerdt Hübner ist seit 2013 Mitglied der
Kammerversammlung
und Synergien aufzudecken. Als Onkologe ist er selbst ständig zwischen Krankenhaus und Praxis unterwegs und erlebt beide Seiten. „Wir leben in einer Ärztemangelzeit. Da muss man miteinander
arbeiten und nicht versuchen, dem anderen was abzuluchsen, was man am Ende
nicht vernünftig besetzen kann. Da würde ich mich gern für einen konstruktiven
und pragmatischen Umgang einsetzen.“
In der Kammerversammlung, in der
sich Hübner seit 2013 engagiert, würde
er sich mehr inhaltliche Schwerpunkte wünschen. „Es gibt Unmengen von
Pflichtthemen. Der Regularienkatalog
ist enorm. Das macht auch Sinn. Aber es
sind häufig keine inhaltlichen Themen,
die einen als Ärzteschaft voranbringen.
Ich finde, dass unsere Ärztekammer relativ unpolitisch und pragmatisch agiert.
Das sehe ich als Vorteil, weil ich emotionsgeladene Debatten, die von inhaltlichen Ergebnissen weit entfernt sind,
nicht übermäßig fruchtbar finde.“ Er begrüßt daher die diskursive Kammerversammlung im September mit dem Fokus Sterbehilfe. „Dieses Gespräch fand
ich bereichernd. Da kann man aber auch
ruhig noch ein bisschen mehr Mut haben und auch ein Votum einfordern von
einer Ärztekammerversammlung. Der
Deutsche Ärztetag wird am Ende darüber abstimmen und da finde ich, dass
unsere Vertreter auch durchaus ein
Mandat bekommen könnten, wie sie da
votieren.“
Er selbst hat schon immer versucht,
sich „auch über den Tellerrand hinaus zu
engagieren und zu interessieren“. Hübner
war in der christlichen Studentenarbeit
aktiv und bringt sich auch heute noch in
seiner Kirchengemeinde ein. Als er 2005
nach Eutin kam, half er vor allem beim
Aufbau der Palliativmedizin im Palliativnetz Östliches Holstein. „Da war irgendwann ein Punkt erreicht, wo wir das etabliert hatten und da dachte ich mir, dass
ich auch nochmal in einer anderen Richtung gucken will. Und demokratische
Gremien haben mich schon immer interessiert und auch fasziniert.“
Anne Mey
Foto: Privat
Dr. Gerdt Hübner hält wenig von emotionsgeladenen Debatten. Er will sich lieber
für die bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung einsetzen.
G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 7
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
KLINIKEN
Tagesklinik
in Tönning ?
Der Kreistag muss Entscheidung über die Zukunft der
vier Klinikstandorte in Nordfriesland treffen.
I
aussichtlich eher wachsen, weil die
eingestellt. Weitere Maßnahmen
in Niebüll und Tönning wegfallensieht der Masterplan für die mit 18
den Angebote dort aufgefangen werBetten kleinste Einheit im Klinikverden. 450 Mitarbeiter sind dort zurbund derzeit nicht vor. Die Inselklizeit beschäftigt. Sie versorgen rund
nik versorgt bislang rund 1.500 Pati11.500 Patienten stationär und mehr
enten stationär und rund 7.200 Menals 15.000 ambulant.
schen ambulant.
 Am größten Standort Husum stehen Auch über eine engere Kooperation mit
der Diako Flensburg etwa in Orthopädie Neurochirurgie und die Physiodie, Pathologie und Geriatrie wird nachtherapie auf dem Prüfstand; bei unverändertem Defizit droht die Schlie- gedacht.
dirk schnack
ßung. Dennoch wird Husum vor-
4
Standorte hat das
Klinikum Nordfriesland bislang: Husum,
Niebüll, Tönning und
Wyk auf Föhr. Die
Klinik in Tönning
könnte laut Empfehlung in ein MVZ umgewandelt werden.
ANzeige
n Nordfriesland wird über die Zukunft der Klinikstandorte diskutiert.
Vor einer Entscheidung will der Kreistag Empfehlungen eines Wirtschaftsprüfungsunternehmens abwarten.
Die Empfehlungen sollen am 25. Februar vorliegen, am 23. März wird der
Kreistag entscheiden. Neben betriebswirtschaftlichen Erwägungen sollen
auch die Folgen für die Versorgung berücksichtigt werden.
Die wirtschaftlichen Vorzeichen sind
ungünstig: Fast zwölf Millionen Euro Defizit musste der Kreis seit 2007 durch den
Betrieb seiner Tochtergesellschaft Klinikum Nordfriesland verkraften. Die unterhält Standorte in der Kreisstadt Husum, in Niebüll, in Tönning und in Wyk
auf Föhr. „Wenn wir jetzt nicht den Mut
zu klaren Entscheidungen finden, muss
das Klinikum im nächsten Jahr Konkurs
anmelden“, hatte Kreispräsident Heinz
Maurus (CDU) gewarnt. In einer ersten
Analyse hatte der frühere Diako-Manager
Karl-Heinz Vorwig Maßnahmen für die
vier Standorte empfohlen:
 Die stationäre Versorgung in Tönning soll komplett aufgelöst und
durch ein MVZ ersetzt werden. Tönning kann mit 29 Betten und nur
2.500 stationär aufgenommenen Patienten im Jahr bei gleichzeitig hohen
Fixkosten nicht wirtschaftlich betrieben werden. In Tönning arbeiten
rund 80 Mitarbeiter.
 In Niebüll stehen die gynäkologische Abteilung mit Geburtshilfe und
die HNO-Abteilung auf der Streichliste. Die Chirurgie soll in eine Tages-Chirurgie mit Anschluss an ein
MVZ umgewandelt werden. Die Innere Abteilung soll erhalten bleiben und die geriatrischen Kapazitäten sollen ausgebaut werden. Die Klinik Niebüll beschäftigt 280 Mitarbeiter, die jährlich rund 5.700 stationäre
und mehr als 13.000 ambulante Patienten im Jahr versorgen.
 Die Klinik in Wyk auf Föhr hat ihre
Geburtshilfe wie berichtet bereits
1 8 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
PATIENTENBERATUNG
Der Lotse auf
neuen Wegen
Callcenter statt Beratung Auge in Auge: Wie die Unabhängige Patientenberatung künftig arbeiten wird.
D
er Name bleibt, doch der Träger ist gGmbH, die vom Bundesverband der
neu: An der neuen „UnabhängiVerbraucherzentralen, dem Sozialvergen Patientenberatung“ gab es im
band VdK und dem Verbund UnabhänVorfeld viel Kritik. Nun muss die
gige Patientenberatung getragen wurde,
Praxis zeigen, wie die Umstellung
pro Jahr beschäftigte, betreffen Finanziefunktioniert.
rungsfragen, berühren also die Interessen
Das Schild mit dem Lotder Kassen. Besonders heikel ist die Lage
sen, der mit zwei Fähnchen den Weg
bei Krankengeld und stationärer Rehabiweist, ist abmontiert, das Büro der Unlitation: „Gerade das Thema Krankengeld
abhängigen Patientenberatung Deutsch- ist besonders angstbesetzt. Ratsuchende
land (UPD) in der Kieler Innenstadt ge- fühlen sich von ihrer Krankenkasse unter
schlossen – genau wie die übrigen 20 Be- Druck gesetzt“, heißt es im UPD-Jahresratungsstellen zwischen Bielefeld und
bericht von 2014. Besonders häufig geht
Berlin, Leipzig und Landshut. Wer künf- es um langwierige psychische Störuntig die zentrale Beratungsnummer wählt, gen, bei denen trotz ärztlichem Attest das
landet bei einem Callcenter: Die UPD
Krankengeld verweigert wird. Ob solche
wechselte den Träger und bietet nun nur Patienten bei der neuen UPD eine neunoch telefonische Auskunft an. Kritiker
trale Beratung erhalten, bezweifelt Rolf
bedauern nicht nur, dass der Service vor Rosenbrock, Vorsitzender des ParitätiOrt verschwunden ist, sondern haben
schen Gesamtverbandes. Der Gesundauch Zweifel daran, ob das neue Modell
heitsexperte gehörte dem Beirat der altatsächlich eine unabhängige Hilfe gaten UPD an, ist aber nach der Vergabe an
rantiert.
Sanvartis zurückgetreten, weil das Unter„Beratung, gerade bei so persönlinehmen „in seiner ganzen Prägung auf
chen Themen, braucht Nähe“, sagt Dr.
Gewinn, Kostenersparnis und sparsames
Carsten Leffmann, Ärztlicher Geschäfts- Wirtschaften ausgerichtet ist; das ist etführer der Ärztekammer Schleswig-Hol- was ganz anderes als UPD“, sagte er in eistein. Daher seien bisher viele der Ratnem Interview.
suchenden „mit den Aktenordnern unDie Existenz einer Patientenberater dem Arm“ direkt in das UPD-Büro
tungsstelle ist gesetzlich geregelt. Finanin der Kieler Innenstadt gegangen. Beim ziert wird sie durch den Spitzenverband
Gedanken an ein Callcenter mit mögliBund der Krankenkassen (GKV-Spitcherweise nicht genügend qualifiziertem zenverband). Der Verband der PrivaPersonal „sträuben sich mir die Haare“,
ten Krankenversicherung (PKV) fördert
so Leffmann.
eine telefonische Beratung auf Türkisch
Denn hinter der neuen UPD Patien- und Russisch. Die Arbeit begann mit eitenberatung Deutschland gGmbH steckt ner Modellphase, in der die 2006 von
das Duisburger Unternehmen Sanvartis, mehreren Verbänden gegründete UPD
ein Callcenter-Anbieter, der unter angGmbH den Zuschlag erhielt. Die Neuderem für Krankenkassen tätig ist. Weausschreibung des Großauftrags stand
gen dieser Verflechtung „kann eine solplanmäßig für Mitte 2015 an. Hier kam
che Einrichtung per se nicht unabhängig die Sanvartis-Tochter zum Zug. Der
sein“, kritisiert Günter Jonitz, Präsident
Zeitpunkt für den Wechsel ist günsder Ärztekammer Berlin. Durch die Ent- tig: Bisher erhielt die UPD 5,2 Millionen
scheidung sei „der Bock zum Gärtner“
Euro im Jahr, 2016 steigt die Förderung
gemacht worden.
auf neun Millionen. Damit soll erreicht
Gut 27.000 der rund 80.000 Anfrawerden, das Angebot zu erweitern. Das
gen, mit denen sich die bisherige UPD
wird nun allerdings nur durch längere
Info
80.000 Anfragen erreichten die UPD bisher pro Jahr.
Rund 27.000 betrafen
das Leistungsrecht,
also Ansprüche an die
Krankenkassen.
In 7.132 Fällen vermuteten Patienten einen ärztlichen Behandlungsfehler. Die
meisten Fälle betrafen
Krankenhausbehandlungen. Dabei standen operative Therapien im Mittelpunkt.
Auch über mutmaßliche falsche Diagnosen
beschwerten sich Patienten.
Telefonzeiten geschehen, da die lokalen
Büros geschlossen wurden.
Befürworter des Wechsels finden
sich kaum, weder auf Bundes- noch auf
Landesebene. Im Sommer beschloss das
schleswig-holsteinische Parlament mit
großer Mehrheit einen Antrag gegen die
Vergabe der Beratung an Sanvartis, und
die Redner aller Fraktionen waren sich
in ihrer Einschätzung einig. „Einen ausgegliederten Krankenkassenpartner, der
als Callcenter im Ruhrpott daherkommt,
können wir uns als patientengerechte
Beratungsstelle schlicht nicht vorstellen“, sagte Bernd Heinemann (SPD). Das
sei, als „würden Aldi, Lidl und Co. eine
Tochterfirma gründen, die Ernährungsberatung anbieten soll“, so Bernd Voß
(Grüne). Auch Karsten Jasper (CDU)
meinte: „Wettbewerb darf nicht dazu
führen, dass die Unabhängigkeit und
Qualität der Beratung leidet.“
Anita Klahn (FDP) sieht bereits das
Vergabeverfahren kritisch: Obwohl alle
unabhängigen Mitglieder des Beirats
gegen Sanvartis gestimmt hätten, entschied am Ende das Votum des Spitzenverbandes der Krankenkassen im Einvernehmen mit dem Beauftragten der
Bundesregierung für die Belange der Patienten: „Das Gesetz ist so ausgestaltet,
dass die Bundesregierung zustimmen
musste“, so Klahn.
Der Patientenbeauftragte ist KarlJosef Laumann, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Der CDUPolitiker verteidigt seine Entscheidung:
Vergaberechtlich sei an der SanvartisBewerbung nichts auszusetzen, zudem
habe die neue UPD zugesagt, die Beratungszeiten deutlich auszuweiten. Dies
hatte allerdings der frühere Träger gewollt und mit einem fast verdoppelten
Budget mutmaßlich auch leisten können.
Trotz aller Proteste – auch Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) hatte
im Sommer „versprochen, das Unsrige
dazu beizutragen, Schaden von der Patientenberatung abzuwenden“ – kam es
zur Neuvergabe.
„Vom Grundsatz ist das aus den genannten Gründen nicht ideal, aber man
muss nun sehen, wie es sich in der Praxis
bewährt“, sagt Leffmann. Er verweist darauf, dass Patienten auch über die UPD
hinaus eine Reihe von Informationsquellen haben. So entstand die Patientenberatung der Ärztekammer vor allem,
um Fragen nach Praxen in der Nähe,
Fachkliniken oder der richtigen Medikamenteneinnahme zu beantworten: „Solche Fragen klären Patienten heute im Internet. Auch Selbsthilfegruppen lassen
sich über soziale Netzwerke finden.“
Bei Konflikten mit den Kassen, dem
Medizinischen Dienst oder auch Ärzten stehen zudem landesweit vier ehrenamtliche Patientenombudsleute zur Verfügung.
Esther Geisslinger
G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 9
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
TAGESKLINIK
Zukunftsfähige
Psychiatrie
Mit der Eröffnung der neuen Tagesklinik des ZIP setzt das Land den
Plan zur Dezentralisierung der psychosomatischen Behandlung fort.
Prof. Jens Scholz (Vorstandsvorsitzender UKSH), Gesundheitsministerin Kristin Alheit und Hans-Adolf Bilzhause (Geschäftsführer der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR) (v. l.) bei der symbolischen Schlüsselübergabe.
Fotos: am
P
rof. Fritz Hohagen, Medizinischer
Geschäftsführer des Zentrums für
Integrative Psychiatrie gGmbH
(ZIP), freute sich im November
2015 schon zum zweiten Mal über
die Eröffnung einer Tagesklinik
auf dem Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein
(UKSH). Nachdem bereits im März 20
Therapieplätze und Räume für die Institutsambulanzen für Psychosomatik
und Psychiatrie im Gebäude 33 geschaffen worden waren, fand nun die Schlüsselübergabe für das Haus 35 statt. Dieses
bietet ebenfalls 20 Therapieplätze für Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen sowie Essstörungen.
Der Umbau des Hauses hat laut
UKSH-Vorstandvorsitzendem Prof. Jens
Scholz rund 2,2 Millionen Euro gekostet,
wovon das Land 1,1 Millionen Euro bereitgestellt hat. „Die Therapieplätze sind
für Patienten mit psychotherapeutischem
Behandlungsbedarf als ganz wichtige Ergänzung für die Patientenversorgung in
Lübeck und für die gesamte Region zu sehen sowie auch als Baustein im Rahmen
der Weiterentwicklung einer zukunftsfähigen Psychiatrie im Land insgesamt“, betonte Gesundheitsministerin Kristin Alheit im Rahmen der feierlichen Schlüsselübergabe in Lübeck. Im Gesundheitsministerium habe man den Bereich der
psychiatrischen Versorgung schon län-
Das Haus 35, in dem
die neue Tagesklinik untergebracht ist,
stammt aus dem Jahr
1910 und diente damals als Waschhaus
für die Heilanstalt
Strecknitz.
ger darauf ausgelegt, die Tageskliniken
zu fördern: „In den letzten Jahren sind
in Schleswig-Holstein an 25 Orten insgesamt 28 Tageskliniken in der Psychiatrie
und der Psychotherapie, plus neun Tageskliniken für die Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen worden“, so die Ministerin.
Im Gegensatz zur Psychiatrie, wo bereits seit vielen Jahren ein gestuftes Behandlungskonzept vorhanden und erprobt ist, finden psychosomatische Behandlungen „nach wie vor zentralisiert
und in vollstationär ausgerichteten Kliniken für Psychosomatik statt“, erläuterte Alheit. Diesen Zustand wolle man im
Rahmen des Konzepts für psychosomatische Versorgung in Schleswig-Holstein
ändern. Darin heißt es auch, dass zur
Verbesserung einer flächendeckenden
Versorgung tagesklinische (teilstationäre)
Versorgungsangebote vorrangig an Kliniken angesiedelt werden, die möglichst
beide Behandlungsbereiche (Psychiatrie
und Psychosomatik) vorhalten und zugleich für die somatische Versorgung der
Bevölkerung verantwortlich sind.
Hohagen begrüßte diesen Ansatz und stellte klar, dass es eine große Schnittmenge zwischen Psychiatrie
und Psychosomatik gebe und es so sinnvoll sei, Versorgungsstrukturen zusammen zu planen. Es habe sich außerdem
gezeigt, dass in dem Maße, wie die Verweildauer in der stationären Behandlung nach unten gehe, die Zahl der Wiederaufnahmen steige. „Die Patienten haben nicht genug Zeit, sich zu stabilisieren“, so der Medizinische Geschäftsführer. Durch die Tagesklinik könne das
aufgefangen werden: „Im Rahmen des
der tagesklinischen Behandlung ist das
Therapieangebot in der Intensität vergleichbar mit einer stationären Behandlung. Gleichzeitig müssen die Patienten
abends und am Wochenende mehr Verantwortung für den Umgang mit ihrer
Erkrankung übernehmen und können
so feststellen, wie weit sie die gelernten
Fähigkeiten um Alltag umsetzen können“, erklärt Hohagen die Ausrichtung
des Angebotes.
Das Konzept der psychotherapeutischen Behandlung an der neuen Tagesklinik wurde am UKSH in Lübeck entwickelt. Im Fokus steht die Behandlung
der Essstörung durch Emotionsregulierung. Die Psychotherapie soll sowohl in
Gesprächen mit Ärzten und Psychologen als auch in Kontakten mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes stattfinden.
Auch die Angebote der Ergotherapie
und der Physiotherapie sollen sich an
den Prinzipien der Psychotherapie orientieren. Die Psychiatrische Institutsambulanz gehört ebenfalls zum Konzept.
Hier werden viele Patienten aus der Tagesklinik für einige Zeit weiterbehandelt,
um die Behandlungserfolge zu sichern.
Anne Mey
2 0 // I M N O R D E N
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
F
reudige Erwartung, aber auch Unsicherheit darüber, was auf sie zukommen mag, ließ sich auf den Gesichtern der Teilnehmer der Auftaktveranstaltung zum Thema „Wiedereinstieg in den Arztberuf “ lesen. Rund
40 Ärztinnen und Ärzte hatten Anfang November den Weg nach Bad Segeberg angetreten, um sich an zwei Tagen umfassend über die Möglichkeiten
und Wege zu informieren, die sich nach
langer Berufspause zurück in die Medizin bieten. Doch nicht nur Information,
auch der Austausch zwischen den Teilnehmern und mit Experten aus den Gebieten Allgemeinmedizin, Recht, Niederlassung, Finanzierung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte im
Mittelpunkt stehen.
Unterschiedliche Berufserfahrung –
von wenigen Monaten bis zur Facharztkompetenz – und unterschiedlich lange Auszeiten der Wiedereinstiegswilligen machten es nicht einfach, „ein Format zu finden, das für alle passt“, schilderte Dr. Carsten Leffmann, ärztlicher
Geschäftsführer der Ärztekammer
Schleswig-Holstein, den Entstehungsprozess der Veranstaltung. Dem vorangegangen war eine Befragung der Kammer im Jahr 2013, deren Ergebnisse nahelegten, dass deutlich über 100 Ärzte in
Schleswig-Holstein zwar zu diesem Zeitpunkt nicht ärztlich tätig waren, sich einen Wiedereinstieg aber gut vorstellen konnten oder bereits auf der Suche
danach waren (Ärzteblatt berichtete in
Heft 05/2014). Um diese ärztlichen Kollegen in ihrem Wunsch zu unterstützen,
tüftelte die Ärztekammer gemeinsam
mit dem Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin in Lübeck, Prof. Jost Steinhäuser, an einem passenden Veranstaltungskonzept, das nun Anfang November seine Premiere feierte.
Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Teilnehmer gerecht zu werden, stand zunächst das Kennenlernen
der potenziellen Wiedereinsteiger untereinander sowie die Bedarfsanalyse
im Fokus. Schnell entwickelten sich lebIn der Auftaktverhafte Gespräche an den (vorwiegend
anstaltung noch
weiblichen) Gruppentischen. Hoffnunnicht im Fokus:
gen, Wünsche und Ängste fanden ebendie Weiterbildung.
Bei Fragen zur
so Platz an der bereitgestellten PinnAnerkennungsfähigwand wie Erwartungen an die Veranstalkeit von Inhalten und
tung, die danach in einen praktischen
Zeiten aus früheren
Teil überging. In vier unterschiedlich
Tätigkeiten auf
ausgestatteten Räumen wagten sich die
Facharztqualifikationen stehen Ihnen die Seminarteilnehmer in lockerer AtmoMitarbeiterinnen der sphäre an ärztliche Tätigkeiten wie Blut
Abteilung Ärztliche
abnehmen, Wunden nähen, WiederbeWeiterbildung der
lebungsmaßnahmen, intubieren oder
Ärztekammer gerne
laparoskopieren. Unterstützt von Experzur Verfügung.
Gleiches gilt für
ten stellte sich hier bei dem einen oder
Fragen zum Wechsel
anderen das positive Gefühl ein: „Es
der Ausrichtung.
geht doch noch!“
Bitte vereinbaren Sie
Zur Niederlassung, rechtlichen Asbei Interesse einen
persönlichen Termin. pekten oder auch zum Themenfeld Familie und Beruf suchten die Seminar-
WIEDEREINSTIEG
„Es geht
doch noch!“
Auftaktveranstaltung zum ärztlichen Wiedereinstieg
erntete positive Resonanz und den Wunsch nach mehr.
Nähen von Wunden an
Schweinefüßen – eine von
vielen Übungen, die die
Teilnehmer an dem zweitägigen Seminar ausprobieren konnten.
Foto: am
Facharzt
I M N O R D E N // 2 1
Fotos: am
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
schleppen viel Ballast mit uns rum und
teilnehmer u. a. Expertenrat bei Bianca
Hartz, Leiterin der Abteilung Zulassung wir sagen oft: ‚Ich kann das nicht main der Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. chen, weil ich das schon so oder so mal
erlebt habe.‘ Meine Botschaft ist aber:
jur. Klaus Kossen, Rechtsanwalt in Bad
Das ist das Fundament, auf dem Sie steSegeberg, oder Dr. Bettina Schultz, niehen, um Ihre prachtvolle Zukunft zu gedergelassene Gynäkologin aus Eutin.
stalten. Es ist vollkommen egal, was Sie
An Tag zwei übernahm Dr. Klaus
bisher gemacht haben. Das Fundament
Riehl, Referatsleiter im Gesundheitsmikönnen Sie nutzen als zusätzliche Resnisterium, die Begrüßung und machte
source“, motivierte Niebuhr die Teilnehklar: „Aussteigen auf Zeit ist kein Karrimer, den mit dem Seminar eingeschlageereknick, sondern ein Karrieresprung.“
nen Weg weiterzugehen.
Man erwerbe beispielsweise im FamiliSteinhäuser setzte sich in seinem
enleben Kompetenzen, die auch im BeVortrag dafür ein, das Image der Allgeruf relevant seien. Riehl erzählte mit eimeinmedizin zu verbessern: „Generanem Augenzwinkern, dass er sich ganz
listen sind die Zukunft!“ Junge Medizipersönlich über den Zuspruch, den das
ner entscheiden sich laut dem ReferenSeminar erfahre, freue, denn auch er sei
jetzt in einem Alter, in dem er bald ärzt- ten aufgrund der holistischen Arbeitsweise für das Facharztgebiet der Allgeliche Versorgung in Anspruch nehmen
meinmedizin. Das breite Gebiet birgt
müsse.
für viele aber auch emotionale FallstriEin Thema, mit dem sich viele Wiecke: Sie haben Angst, dass der Patient etdereinsteiger befassen, stellte Leffmann
was Schlimmes haben könnte und sie es
in den Mittelpunkt einer kurzen Inforübersehen. Entgegen der medizinischen
mation: Hospitationen. Was immer erlaubt und relativ unproblematisch ist, ist Ausbildung in Häusern der Maximalversorgung, die vor allem Diagnosen stellen,
das Mitlaufen, Zuschauen, aber nichts
anfassen in einer Klinik. Wer aber unter sei der Allgemeinmediziner Spezialist
im Ausschließen von Diagnosen, gleichAnleitung erste Untersuchungen durchzeitig aber auch Spezialist im Umgang
führen will, absolviert laut Leffmann
mit Komplexität. In sein Aufgabengeeine Hospitation, die bereits unter das
Mindestlohngesetz fällt, was sich in An- biet fällt die Grundversorgung aller Patienten mit körperlichen und seelischen
betracht der finanziellen Situation vieler Krankenhäuser als schwierig entpup- Gesundheitsstörungen, wobei er somapen könnte. Der ärztliche Geschäftsfüh- tische, psychosoziale, soziokulturelle
rer stellte aber eine Klärung dieses Sach- und ökologische Aspekte berücksichtigen muss. Die spezifischen Problemlöverhaltes in Aussicht. Man sei u. a. im
sungsfertigkeiten sind dabei die ArbeitsGespräch mit der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein (KGSH) darü- grundlage des Allgemeinmediziners.
Nachdem Rechtsanwalt Kossen in
ber, welche Häuser Hospitationen anbieseiner Präsentation auf die Themen
ten. Dennoch seien auch Hospitationen
„Haftung und Verantwortung“ einge„ohne Anfassen“ für den Anfang sinngangen war und auf die Relevanz einer
voll – gern auch über mehrere FachgeBerufshaftpflicht auch bei nicht-ärztlibiete hinweg, um einen Eindruck zu gecher Tätigkeit hingewiesen sowie klargewinnen und Kontakte zu knüpfen. Und
macht hatte, dass bei angestellten Ärzten
vielleicht auch, um die ersten Angstgefühle zu überwinden, die Dr. Frank Nie- der Arbeitgeber haftet, wurde schließlich noch das Themenfeld „Beruf und
buhr, niedergelassener Allgemeinmediziner in Lübeck, in seinem anschließen- Familie“ in den Fokus gerückt. Gynäkoden Vortrag thematisierte. „Wir sind ko- login Schultz, selbst Mutter eines zwölfjährigen Sohnes und niedergelassen in
gnitiv nicht handlungsfähig bei Angst“,
einer Einzelpraxis in Eutin, schilderso der Referent, und jede Veränderung
te ihre eigenen Erfahrungen und zeigmache erst einmal unsicher. Die Unsite verschiedene Arbeitsmodelle zur Vercherheit wiederum hindere uns daran,
einbarkeit von Kind und Niederlaseinen Weg zu gehen, nicht die fehlensung auf. Den größten Gestaltungsspielde Kraft. „Ich brauche einmal kurz den
raum hat man in der Einzelpraxis, allerMut, die Unsicherheit zu ertragen, um
die Chance zu haben, dass es klappt.“ Im dings auch das größte finanzielle Risiko.
Die finanzielle Unsicherheit, aber auch
Zweifel riet Niebuhr den Teilnehmern,
die Gestaltungsmöglichkeiten schränsich diesbezüglich coachen zu lassen,
ken sich in der Reihenfolge zunehmend
um frei ihren Zielen nachgehen zu könbei folgenden Modellen ein: 1) Praxisnen. Außerdem könne es helfen, Dinge
gemeinschaft, 2) Gemeinschaftspraxis,
aufzuschreiben, die man erreichen wolle. Die 50 Vorbilder unserer Gesellschaft, 3) Jobsharing und 4) Angestelltenvervon Bill Gates bis Mutter Theresa, hätten hältnis. Auch Kliniken bieten heute unterschiedliche Arbeitszeitmodelle und
nichts gemeinsam, außer einer Sache:
bei Bedarf flexible Lösungen an.
Sie haben aufgeschrieben, was sie wollIn der abschließenden Feedbackten. „Die Wahrscheinlichkeit ist größer,
runde zeigte sich die überwiegend podass man dann sein Ziel auch erreicht“,
sitive Resonanz. Zwar spüre man noch
so der Allgemeinmediziner, der selbst
den „Versuchskaninchenstatus“ der
Coaching-Verfahren durchführt. „Wir
Volle Konzentration: Bei Operationen unter Vollnarkose oder Notfällen
ist die Intubation heute nicht mehr wegzudenken.
Finanzen
Wer sich mit dem Gedanken an eine Niederlassung trug, war
bei Dietmar Godt, Direktor der Apothekerund Ärztebank in Lübeck an der richtigen
Adresse. Er riet den
Wiedereinsteigern,
sich rechtzeitig mit
der Bank in Verbindung zu setzen und
das Vorhaben durchzusprechen. Dort werde man auch zu Förderungsmöglichkeiten
informiert und ein
Bankgespräch sei immer kostenfrei: „Seien
Sie mutig und kommen Sie vorbei!“
Spielerisches Lernen: Die benötigte Fingerfertigkeit für die Laparaskopie wird hier geübt.
Veranstaltung, doch wurde auch der
Wunsch nach Folgeveranstaltungen geäußert: „Es wäre schön, die anderen
hier wiederzutreffen, den Weg gemeinsam zu gehen und sich über Erfahrungen auszutauschen“, so eine Teilnehmerin. Erfahrungsberichte von erfolgreichen Wiedereinsteigern wurden für
kommende Seminare gewünscht, ebenso wie berufliche Alternativen fernab
von Klinik und Praxis. Das positive Gefühl, das die Gruppe beim Seminarfinale ausstrahlte, fasste eine Teilnehmerin
in Worte, die auch Lohn für die Bemühungen der Organisatoren im Vorfeld
waren: „Ich gehe heute mit einem Lächeln weg. Ich wäre nicht hier gewesen, wenn ich nicht angeschrieben worden wäre. Aber da dachte ich: Wow, ich
wurde nicht vergessen!“
Anne Mey
2 2 // I M N O R D E N
Ü
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
ber mangelnde Beteiligung an vielen Angeboten der Gesundheitsprävention ist oft geklagt worden,
besonders zuletzt im Umfeld des
neuen Präventionsgesetzes (siehe SHÄ 4/2015, S. 16). Ärztevertreter fordern die Patienten immer
wieder zu mehr Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen auf, um die sich
ausbreitenden Zivilisationskrankheiten mit entsprechender Mortalität einzudämmen. Das könnte aber nur gelingen, wenn die Akzeptanz durch klare, verständliche, auf das Wesentliche
Diskussionsrunde „Ärztekanzel“ in Hamburg. Thema:
beschränkte und gut begründete Informationen – also ohne irreführen„Der medizinische Fortschritt und das Risiko Leben“.
de Werbung – verbessert würde, so ein
Diskussionsergebnis der zweiten von
vier „Ärztekanzel“-Veranstaltungen am
gen, nur (!) ca. sechs Prozent aller Frau4. November im Gemeindehaus von St.
en zwischen 70 und 79 stürben an BrustNikolai in Hamburg-Eppendorf.
krebs. Die zum Screening auffordernden
Die diesjährige „Ärztekanzel“ hatte
Informationen müssten auch auf mögdas Thema „Mein Wille geschehe – Der
liche Nachteile wie falschpositive und
medizinische Fortschritt und das Risifalschnegative Befunde und aufwendige
ko Leben“. Es geht unter Moderation der
Überdiagnostik und -therapie hinweiHamburger Proktologin Dr. Christiane
sen. Sie dürften die bloß relative RisikoGörlitz-Burmeister um die sich ausminderung (z. B. 25 Prozent bei Senkung
breitende Wunschmedizin mit Optider Mortalität von absolut nur vier auf
mierungsprogrammen, Machbarkeitsdrei von 1.000 Screening-Teilnehmern)
glauben und „unreflektierter Unterwernicht einseitig herausstreichen. Sie habe
fung unter den Zeitgeist“. „Die MediRauchen: „Von mir aus könnte man den
bisher eine eindeutige Senkung der bezin reißt Grenzen nieder und suggeriert (tabaksteuerbedingten) Preis für eine
völkerungsbezogenen Mortalität durch
eine technische und pharmakologische
Zigarette verdreifachen!“ Nach LungenBrustkrebs-Screening nicht erkennen
Machbarkeit, die bei Patienten hohe Erkrebs komme Darmkrebs in vielen westkönnen.
wartungen generiert“, hieß es in der Ein- lichen Ländern noch an vorderer Stelle,
Bei Krebsgeschwülsten kämen inleitung zur Veranstaltungsreihe.
wenn auch z. T. mit sinkendender Inzidividuell ganz unterschiedliche Typen
Bemerkenswert positiv mochte
denz. Hier habe die Koloskopie-Frühervor, die ein unterschiedliches präventimancher der zahlreichen Zuhörer empkennungsuntersuchung segensreich geves bzw. therapeutisches Vorgehen verfinden, dass als erster Referent einmal
wirkt, sie sei „sehr wichtig“. Dagegen sei
langten. Tumor-Typ 1 metastasiere erst
ein Chirurg dazu Stellung nahm, was
die virtuelle Koloskopie per MRT nicht
relativ spät, hier könne eine Früherkenbei Vorsorge und Früherkennung wirkganz so sicher, weil flache Krebsverändenungsuntersuchung sinnvoll sein. Tulich hilft. Prof. Tim Strate, Chefarzt der
rungen auf der Darmschleimhaut oder
mor-Typ 2 metastasiere sehr früh, hier
Allgemein- und Viszeralchirurgie am
in Darmfalten nicht immer zu erkenwürde eine FrüherkennungsuntersuKrankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift, be- nen seien. Und in der Gynäkologie seien
chung nichts ändern. Typ 3 metastasiere
kannte allerdings freimütig, eine ausgeVorsorgeuntersuchungen mit Blick auf
nie, müsse also auch nicht im Frühstadisprochen chirurgische Prävention könBrustkrebs und Gebärmutterhalskrebs
um entdeckt werden. Und Tumor-Typ 4
ne er kaum bieten. Vorsorgeoperationen besonders bedeutsam.
würde wegen seiner Beschaffenheit und
gebe es nur ausnahmsweise etwa in der
Das sei im Prinzip richtig, erwiderLage in vivo nie auffallen.
Onkologie, wenn genetisch bzw. durch
te im zweiten Referat Prof. Ingrid MühlFazit: Für einen individuellen Padie Krankengeschichte bedingt das
hauser (Internistin und Leiterin der Stutienten könnten Vorsorgemaßnahmen
Hochrisiko einer lebensbedrohenden
dienrichtung Gesundheitswissenschaft
und Früherkennungsuntersuchungen
Tumorerkrankung ausgeschaltet werden der Universität Hamburg), bezeichnete
auch in Form eines Screenings durchaus
solle, etwa bei der Schilddrüse oder auch jedoch das bei uns zur Zeit übliche schesinnvoll sein, irreführende Appelle an
bei einer noch verbliebenen Brustdrüse. matische Screening gesunder Frauen
alle seien bedenklich.
Also: „Die üblichen Vorsorgemaßnahwie schon in früheren VeröffentlichunAnzumerken wäre aus Sicht des Bemen fallen medizinisch gesehen eher in
gen als fragwürdig.
richterstatters, dass es doch ein gutes
die Innere Medizin.“
Sie sehe es als ihre Aufgabe an, den
Zeichen für eine offene Gesellschaft ist,
Als Mitglied des Ärztekanzel-Beischwierigen Umgang mit Daten zu erwenn eine wissenschaftliche Mahnerats und des Kirchengemeinderats nutz- klären und Wissenschaft für die Allgerin ein Forum (hier ein kirchliches) bete Strate aber die Gelegenheit, auf eimeinheit verständlich zu machen. Da­
Veranstaltungen
kommt, um ihre dem Mainstream zuwinige der wichtigsten Präventionsmaßrum kritisierte sie irreführende, angstumfasste die „Ärztederlaufenden Erkenntnisse vorzutragen.
nahmen hinzuweisen. Dies seien eine
machende Aussagen interessierter Orga- kanzel“ zwischen
Zuvor hatte die Hamburger Universiregelmäßige Kontrolle von Blutdruck
nisationen wie z. B.: „Jedes Jahr erkrandem 28. Oktober
tät den Anschein erweckt, sie wolle den
und Cholesterinwerten, um den immer
ken zehn Prozent der Frauen an Krebs.“ und 15. November
Studiengang Gesundheitswissenschaft
noch hohen Anteil der herz-kreislaufbe- Eine solche, je nach Definition vielleicht zur Frage „Alles
wird besser! Wird
ausbluten lassen. Und der Universitätsdingten Mortalität zu reduzieren. Noch
statistisch richtige, aber nicht zwischen
alles besser?“ Es ging
wichtiger seien mit Blick auf die TodesAlters- und Gesundheitsstufen differen- u. a. um die Grenzen präsident wusste nichts Besseres als die
protestierende Professorin öffentlich abursachenstatistik die krebsverhindernzierende Pauschalaussage berücksichti- der Medizin und
Selbstbestimmung.
zukanzeln ...
den und -begrenzenden Maßnahmen
ge nicht die spezifische MorbiditätsverHorst Kreussler
wie vor allem der sofortige Verzicht auf
teilung. Umgekehrt könne man z. B. sa-
FRÜHERKENNUNG
Zwischen Segen
und Kritik
„Irreführende Appelle
an alle sind bedenklich
beim Screening.“
Vier
I M N O R D E N // 2 3
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
Foto: Klopf
I
mmer mehr Flüchtlinge aus Syrien und
Irak suchen in Europa Schutz. Zugleich
wächst die Gefahr, dass sich die Lage
der Menschen, die vor dem Terror des
IS nach Kurdistan geflohen sind, verschlimmert. Es wird schwieriger, die
Mittel zu beschaffen, damit UNHCR
und andere Hilfsorganisationen finanziell in der Lage bleiben, den hunderttausenden Flüchtlingen im Nahen Osten zu helfen. In der kurdischen Region Dohuk im Nordirak, wo sich ungefähr doppelt so viele Flüchtlinge wie Einheimische aufhalten, gibt es 20 offizielle
Flüchtlingslager. In 16 von ihnen leben
fast ausschließlich Jesiden, in vier weiteren mehrheitlich syrische Flüchtlinge. Eine beachtliche Anzahl Flüchtlinge
wohnt außerhalb der offiziellen Lager, in
Rohbauten oder in Zelten. Die Solidarität der ansässigen Bevölkerung mit den
Flüchtlingen ist riesig, doch die gesundheitliche Versorgung ist problematisch.
Die Krankenstationen der offiziellen
Camps sind nur auf Akutbehandlungen
eingestellt. Facharztbesuche sind aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel
und der mangelhaften öffentlichen Verkehrsanbindung nicht möglich. Um diesen Menschen zu helfen, aber auch um
ein Zeichen zu setzen, bin ich Ende Oktober zusammen mit meinen Ehemann
Dr. Martin Klopf, HNO-Arzt aus Rendsburg, der Einladung von Sylvia Wähling
vom Menschenrechtszentrum Cottbus
und der IGFM Frankfurt am Main gefolgt und zusammen mit zwei weiteren
ärztlichen Kollegen aus Brandenburg ins
nordirakische Kurdistan geflogen, um
dort in Flüchtlingscamps medizinische
Hilfe vor Ort zu leisten.
Mit einer von der Gesundheitsbehörde zur Verfügung gestellten mobilen Klinik haben wir Patienten in den
Flüchtlingslagern Shekhan und Esyan
behandelt. Die Menschen vor Ort
brauchten uns – als Zuhörer ihrer tragischen Geschichten, bei der Behandlung
akuter Beschwerden oder als Sammler
chronischer Gesundheitsprobleme,
die das örtliche Gesundheitssystem
nicht bewältigen kann. Was bei Schmerzen, Fieber und Husten leicht zu behandeln war, da wir gut mit Medikamenten
ausgestattet waren, war bei chronischen
Herz-, Nieren- oder Gelenkkrankheiten schwierig. Ich spürte ein Gefühl der
Ohnmacht beim Anblick behinderter
Kinder, Schwangerer oder Neugeborener
ohne oder mit nur unzureichender medizinischer Betreuung. Wir hielten Problemfälle schriftlich fest, um später zu versuchen zu helfen. Die Menschen nahmen das Leben so an, wie sie es erfuhren, und gaben die Hoffnung nicht auf,
in die Normalität zurückkehren zu können. Wir fanden es bemerkenswert, dass
sich niemand beklagte: Nicht die Jugendliche, die ihrer Schwester eine Niere gespendet hatte, nicht der vierjährige Jun-
FLÜCHTLINGSHILFE
Medizinische Hilfe
für Flüchtlinge vor
Ort im Nordirak
Ioana Klopf aus Rendsburg berichtet, wie sie und ihr Mann
Dr. Martin Klopf Flüchtlingen in ihrer Heimat helfen.
Dr. Martin Klopf (im
Bild oben rechts) und
Ioana Klopf (Bild
rechts Mitte) halfen
im Herbst 2014 bei der
Gesundheitsversorgung in einem nord­
irakischen Flüchtlingslager. Das Rendsburger Arzt-Ehepaar
berichtet von großem
Bedarf. Bemerkenswert: Trotz schwieriger Umstände und
tragischer Schicksale
beklagte sich in dem
Camp niemand.
ge, der aufgrund einer schweren Kopfge und Kleinkinder. Erwachsene mussverletzung durch den IS an einer Epilep- ten warten. Und das taten sie auch. Wir
sie erkrankte und nicht die junge zweifa- vergaßen zu essen und zu trinken, konche Mutter, deren 18 Verwandte vom IS
zentrierten uns nur auf die Patienten.
getötet wurden.
Von Zeit zu Zeit wurde uns eine WasJeden Morgen erwarteten uns zahlserflasche gereicht, die wir dankend anreiche Patienten. Unsere Helfer versuch- nahmen. Vor Einbruch der Dunkelheit
Die gesundheitliche
ten zunächst geordnete Verhältnisse
machten wir Schluss, um die BehandVersorgung in den
durch Listen zu schaffen. Bei Nummer
lungen am nächsten Morgen fortzusetzFlüchtlingscamps im
Nordirak ist proble250 fragten sie uns, ob das an einem Tag ten. Als sich ein junger Mann von mir
matisch. Die Kranzu schaffen sei. Wussten wir auch nicht
mit den Worten „You have done it good!“
kenstationen sind nur
– wir konnten nicht abschätzen, wieverabschiedete, vergaß ich sofort die
auf Akutbehandlunviel Zeit jeder einzelne benötigen würMüdigkeit. So tief dankende Worte hatte
gen eingestellt. Fachich lange nicht mehr erlebt. Der Einsatz
arztbesuche sind nicht de. Als aber die Menschen uns fast auf
möglich.
die Füße traten, gaben wir die Liste auf
war eine Bereicherung für uns.
und setzten Prioritäten: Zuerst SäuglinIoana Klopf, Rendsburg
Info
2 4 // I M N O R D E N
DIGITALISIERUNG
Mehr Chancen
als Risiken
Jahrestagung des Förderkreises Qualitätssicherung in Schleswig-Holstein (FKQS) in Kiel.
IT-Nutzer der ersten Stunde überzeugt,
werden sich wegen solcher Motive nicht
von der Nutzung digitaler Angebote in
ihrer Praxis abhalten lassen. Er erwartet auch, dass die derzeit noch ungenutzten Möglichkeiten in absehbarer Zeit als
selbstverständlich gelten und täglich genutzt werden.
Ein Beispiel dafür, wie zögerlich ITLösungen von Ärzten angenommen
werden, ist das KV SafeNet. Der sichere Datenaustausch über diesen Weg gewinnt erst jüngst an Fahrt, u. a. weil das
KV SafeNet eines der Kriterien für die
Zertifizierung der Praxisnetze ist. Christian Götze, Systementwickler der Kas-
senärztlichen Vereinigung SchleswigHolstein (KVSH), machte die Ausgangslage deutlich: Alle Akteure arbeiten auf
„Kommunikationsinseln“, weil Standards
fehlen. Um einen Austausch zu ermöglichen, sind höchstmöglicher Schutz der
Praxis-IT und der Patientendaten erforderlich, aber auch eine effiziente Nutzbarkeit und eine große Verbreitung.
Hierfür wurde das KV SafeNet entwickelt. Es ermöglicht den sicheren Datenaustausch zwischen Hausarzt, Facharzt, KV, Krankenhaus, Anlaufpraxis
und Labor, ist quasi die „Datenautobahn
in das sichere medizinische Netzwerk“,
wie Götze es ausdrückte. Der verschlüs-
Kammerpräsident Dr.
Franz Bartmann: Die
Digitalisierung bietet
viele Chancen – bei zu
zögerlicher Nutzung
könnten Ärzte ins Abseits geraten.
Foto: di
D
ie Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnet Ärzten zahlreiche
neue Möglichkeiten; viele nutzen
sie aber nur zögerlich. Über die
Gründe diskutierten die Teilnehmer des Förderkreises Qualitätssicherung im Gesundheitswesen in
Schleswig-Holstein (FKQS).
Die Digitalisierung kann Ärzten
im Praxisalltag viele Erleichterungen
bringen, dennoch nehmen manche sie
auch als Belastung, teils sogar als Bedrohung wahr. Dieses Spannungsfeld wurde
schon im ersten Vortrag von Prof. Ludwig Richter von der InterComponent
Ware AG in Köln deutlich, als er die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Player wie Industrie und Kostenträger aufzeigte und über strukturierte
IT-Steuerung von Selektivverträgen am
Beispiel der hausarztzentrierten Versorgung berichtete. Welche Rolle spielt der
Arzt dabei? In der Industrie gilt er nicht
nur als Anwender und Kunde, sondern
manchen auch als „größter Formulartester der Welt“, wie Richter einräumte – eine Einschätzung, die viele Ärzte
aus eigener Erfahrung bestätigen dürften. In der von Kammergeschäftsführer
Dr. Carsten Leffmann geleiteten Diskussion machten u. a. Dr. Svante Gehring
und Marcus Jünemann deutlich, wie
stark Softwarelösungen den Praxisinhaber etwa in Verordnungsfragen einengen, ohne ihn aber aus dem Haftungsrisiko zu entlassen.
Als Arzt und IT-Mensch kennt Dr.
Hans von der Burchard beide Seiten seit
Jahrzehnten. Der Kieler Allgemeinmediziner hat Turbomed aufgebaut und an
einen Konzern verkauft, weiter als Arzt
gearbeitet und auf Drängen seiner früheren Mitarbeiter erneut mit der Entwicklung von Arztsoftware begonnen.
Heute ist er Geschäftsführer der T2med
GmbH. Größtes Defizit an den bestehenden IT-Lösungen ist nach seiner Ansicht, dass die unterschiedlichen Praxissoftware-Lösungen nicht untereinander kommunizieren können, obwohl
dies technisch möglich wäre. „Das wird
von den großen Konzernen bekämpft“,
sagte von der Burchard. Eine Hürde, die
aus seiner Sicht abgebaut werden müsste,
ist die Marktmacht der großen IT-Konzerne und eine manchmal übertriebene
Datensicherheit. „Unter diesem Deckmantel wird alles Mögliche verhindert“,
glaubt von der Burchard.
Dies ist aber nicht der einzige
Grund, weshalb Ärzte die Möglichkeiten
der Digitalisierung nur zögerlich nutzen.
Zeitmangel, fehlende Ansprechpartner und Unterstützung, falsche Priorisierung, Kosten – all dies trägt nach Ansicht der Teilnehmer der Diskussion zur
zögerlichen Nutzung digitaler Angebote bei. Von der Burchard ist aber sicher:
„Diese Gründe sterben aus.“ Die Generation der Ärzte unter 40 Jahren, ist der
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selte Datenaustausch ist dann die SafeMail, also der eMail-Dienst im KV Safe­
Net. In der täglichen Praxis kann etwa
der Arztbrief vom Haus- zum Facharzt
ohne Medienbrüche direkt in die Patientenakte übernommen werden, kann
papierlos mit dem Labor kommuniziert werden und können die Patientendaten aus der Entlassungsdokumentation des Krankenhauses und des kassenärztlichen Notdienstes noch vor dem Patienten selbst zum Hausarzt übermittelt werden.
Angenommen wird dieses Angebot trotz dieser Vorzüge von den Ärzten
recht verhalten. Die Zahlen: Zum Zeitpunkt der Veranstaltung waren 40 Prozent der Praxen und über 50 Krankenhäuser und Kliniken angeschlossen und
es wurden mehr als 10.000 SafeMails
pro Monat versendet. Allerdings gibt es
das SafeNet auch schon seit 2011.
„Das größte Risiko der Telemedizin:
Sie nicht als Chance wahrzunehmen.“
Mit dieser Botschaft begann Dr. Franz
Bartmann seinen Vortrag zum Thema
„IT-Einsatz in der Gesundheitsversorgung. Die neue Welt in der alten“. Bartmann machte zunächst deutlich, wie
breit das Spektrum ist, über das in Zusammenhang mit IT im Gesundheitswesen diskutiert wird. Telemedizin, Apps,
Telemonitoring, aber auch Telecoaching,
eCare und eLearning gehören beispielsweise dazu.
Kein Hinderungsgrund für das Angebot der Videosprechstunde ist nach
Einschätzung Bartmanns das Fernbehandlungsverbot. Der Telematik-Beauftragte der Bundesärztekammer erinnerte in diesem Zusammenhang an
zahlreiche schon bestehende Angebote etwa in der Teleradiologie. Bartmann
sieht in der Digitalisierung des Gesundheitswesens Chance und Risiko für Ärzte zugleich: Bei zu zögerlicher Nutzung
könnten Ärzte bei dieser Entwicklung
zunehmend ins Abseits geraten. Bei angemessener Nutzung dagegen könnten
sie ihren Patienten zahlreiche Vorteile
bieten. „Die Präsenz-Sprechstunde wird
immer notwendig sein. Aber die Digitalisierung eröffnet den Ärzten viele neue
Möglichkeiten“, sagte Bartmann, der Programmierern und IT-Firmen riet, sich in
der Entwicklung neuer Produkte intensiver mit den Anregungen der Ärzte auseinanderzusetzen. Bartmann beendete
den Vortrag mit zwei Sätzen, von denen
er hofft, dass sie nicht eines Tages Realität werden: „Die Ärzte hatten die Chance, die Medizin anzuführen. Sie haben sie
nicht wahrgenommen.“
Wie aktuell der Förderkreis mit seinem diesjährigen Thema war, zeigen
nicht nur eine Reihe weiterer Veranstaltungen unter vergleichbaren Überschriften, sondern auch einige Untersuchungen, die in den vergangenen Wochen zum
Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen veröffentlicht wurden. So widmete sich etwa die Hamburger Stiftung Gesundheit Ende vergangenen Jahres dem
Thema mit einer Studie. Danach begegnen niedergelassene Ärzte in Deutschland der Digitalisierung mit „differenzierter Aufgeschlossenheit“. Als „behutsam bei Neuerungen“, aber „ohne Berührungsängste gegenüber den Möglichkeiten der neuen Medien“ beschreiben die
Autoren der Studie die Einstellung der
Ärzte in Sachen E-Health. Insbesondere
gegenüber therapieunterstützenden Apps
wird diese Aufgeschlossenheit deutlich.
Noch vor einem Jahr konnte sich jeder
zweite Arzt nicht einmal vorstellen, dass
Apps den Gesundheitszustand ihrer Patienten überwachen könnten. Heute dagegen gehen 44 Prozent der Ärzte davon
aus, dass therapieunterstützende Apps innerhalb der kommenden Jahre sogar in
die Leitlinien aufgenommen werden; nur
Foto: di
F Ö R D ER K R EI S Q U A L I TÄT SSI CHE RU NG (F KQ S)
Der 1993 gegründete Förderkreis Qualitätssicherung tritt für den Einsatz innovativer Ressourcen für die Patienten und die Förderung einer sinnvollen Prävention für
die Versicherten ein. Zu diesem Zweck haben die Kassenärztliche Vereinigung und die
Ärztekammer Schleswig-Holstein mit zunächst fünf forschenden Pharmafirmen den
Verein gegründet. Mittlerweile gehören ihm rund 60 Mitglieder aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens an. Der Förderkreis beschäftigt sich mit aktuellen gesundheitspolitischen Themen und bietet dazu entsprechende Foren an. Der Kreis lebt
vom Engagement seiner Mitglieder, das sich in ihrem beruflichen Interesse an der Fortentwicklung der Standards in der Medizin, aber auch in ihrem Anspruch als Bürger in
einem demokratischen Gemeinwesen, in der Gesundheitspolitik des Landes konstruktiv mitzuwirken, begründet, wie es auf der Homepage des Vereins heißt. Jeder sei willkommen, Mitglied zu werden und seine Überzeugungen, Ideen und Kompetenzen für
eine bessere Medizin einzubringen und zur Diskussion zu stellen. Vereinsvorsitzender
ist Dr. Franz Bartmann, der in der Vorstandsarbeit von zwei Stellvertretern, elf Beisitzern und einem Schatzmeister aus den Reihen der Mitgliedsfirmen und -institutionen
unterstützt wird. Neben der Jahresveranstaltung gibt es weitere Aktivitäten, die auf der
Vereinswebsite einsehbar sind (www.foerderkreis-sh.de). Dazu gehört auch ein „Qualitätspreis für herausragende Leistungen im deutschen Gesundheitswesen“, für den sich
Interessenten noch bis zum 1. März bewerben können.
Christian Götze, Systementwickler bei der KV Schleswig-Holstein, berichtete über die Entwicklung des KV SafeNet.
2011
wurde das KV SafeNet gestartet. Ziel ist
der schnelle und zugleich sichere Datenaustausch auch über
die Sektorengrenzen
hinweg.
40 %
der Ärzte in Schleswig-Holstein nehmen
daran teil (Stand: Juli
2015), mit steigender
Tendenz.
10.000
Mails wurden zuletzt pro Monat zwischen den Beteiligten
über das KV SafeNet
in Schleswig-Holstein
ausgetauscht, ebenfalls mit steigender
Tendenz.
knapp 24 Prozent der für die Studie befragten 489 Ärzte stimmten dieser These
ausdrücklich nicht zu.
Das größte Potenzial von E-Health
sehen Ärzte hinsichtlich der Patientenversorgung in einem größeren räumlichen Radius, in der Verbesserung der
Patientensicherheit sowie in der Anwendung von Apps im Rahmen der Behandlung und des Self-Monitoring. Aus den
Antworten der jährlich im Auftrag der
Stiftung Gesundheit veranlassten Befragung wird auch deutlich, dass Praxen
das Internet umfassender nutzen als interne Vernetzungen. 84 Prozent der Praxen verfügen über eine Internetverbindung, wobei fast 57 Prozent über das
Praxisnetzwerk auf das Web zugreifen
und 27 Prozent über einen separaten PC.
Zwölf Prozent nutzen das Internet in der
Praxis nicht, vier Prozent machten hierzu keine Angaben. Der Anteil der Ärzte, für die negative Folgen der IT im Vordergrund stehen, nimmt immer mehr
ab: Weniger als ein Viertel glaubt, dass
Computer die Beziehung zum Patienten negativ beeinflussen. Rund 85 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Computer eine erhebliche
Arbeitserleichterung darstellen, die sie
nicht mehr missen möchten. Auch zur
Datensicherheit wurde befragt: 59 Prozent meinen, dass IT nicht sicherer und
nicht unsicherer ist als das Arbeiten mit
Papier. Sie meinen vielmehr: „Es kommt
immer auf die Sorgfalt an.“
Dirk Schnack
2 6 // I M N O R D E N
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
WEITERBILDUNG
den können, schlicht weil sie im klinischen Alltag kaum stattfinden.
Relevante Arbeitsfelder wie Langzeitbehandlung und -begleitung von
Kindern und Familien in ihrem Sozialraum, Inanspruchnahme durch ein
nicht vorselektioniertes Krankengut,
Prävention (Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen) und Gesundheitsfürsprache, jugendmedizinische Fragestellungen, sozialpädiatrische und entwicklungsbegleitende Inhalte und die interdisziplinäre Zusammenarbeit (z. B. mit
pädagogischen Fachkräften, Jugendhilfe und anderen) können oft nicht ausreichend abgebildet werden.
Vor diesem Hintergrund haben sich
die Kinderkliniken Schleswig-Holsteins
und eine Gruppe von 20 Kinder- und JuModellvorhaben zur Verbundweigendarztpraxen zusammengeschlossen,
terbildung in der Pädiatrie.
um in einem Modellvorhaben ein Konzept zur Verbundweiterbildung anzubieten, das folgende Aspekte beinhaltet:
ie Behandlung akuter und chroni Verbundweiterbildung im verlässlischer Erkrankungen sowie Maßchen Rahmen
nahmen der Prävention erfolgen
 Zusammenarbeit von Kinderkliniin allen Fachgebieten der Mediken und qualifizierten Weiterbilderzin in immer größerem Umfang
praxen
im Rahmen der ambulanten Ver Durchführung in der Fläche in
sorgung. Dies gilt neben der hausSchleswig-Holstein
ärztlich geprägten Allgemeinmedizin
 Fundierte klinische Weiterbildung in
zunehmend auch für die fachärztliche
den Bereichen der spezialisierten PäVersorgung.
diatrie einschließlich der NeonatoloDie Pädiatrie steht dabei vor der begie und Intensivmedizin
sonderen Herausforderung, dass sowohl
 Strukturiertes kompetenzbasiertes
die spezialisierte fachärztliche VersorKonzept der Weiterbildung in der
gung als auch die hausärztlich geprägte
ambulanten Pädiatrie (siehe auch
allgemeine pädiatrische Tätigkeit gleichzweiter Teil dieses Artikels in der
berechtigt zu den Aufgaben des Fachgenächsten Spalte: „Kompetenzbasierbietes zählen.
te Weiterbildung in der allgemeinen
In der Weiterbildung zum Fachambulanten Pädiatrie“)
arzt für Allgemeinmedizin ist seit vie Vollständiges Angebot aller für die
 Pädiater erhalten
die Möglichkeit, in eilen Jahren ein ambulanter Pflichtteil inFacharztweiterbildung geforderten
ner Weiterbildungsnerhalb der fünfjährigen Weiterbildung
Weiterbildungsinhalte im vorgegebepraxis allgemeine amfestgeschrieben. Immer deutlicher zeigt
nen Zeitrahmen
bulante Pädiatrie
sich, dass auch für die Weiterbildung zur kennen zu lernen.
 Vermittlung von Erfahrungen in der
Facharztreife auf dem Gebiet der Pädiapädiatrischen Grundversorgung für
 Dies kann im 3.
trie die ambulante Weiterbildung nicht
Ärztinnen und Ärzte bereits in der
oder 4. Weiterbildungsjahr im Umfang
nur eine Möglichkeit, sondern zunehWeiterbildung (auch unter Sichersteleiner 1/2 Stelle für die
mend ein Erfordernis darstellt.
lungsaspekten der pädiatrisch ambuDauer von 12 bis 24
Dies ist der Tatsache geschuldet,
lanten Versorgung in der Fläche)
Monaten geschehen.
dass wesentliche fachliche Inhalte der
Weiterzubildende
erhalten die Möglich 20 pädiatrische
Weiterbildung heute oft nicht mehr aus- Praxen beteiligen
keit, im 3. oder 4. Weiterbildungsjahr in
reichend im Rahmen einer ausschließsich.
einer Weiterbilderpraxis im Umfang eilich klinischen Tätigkeit vermittelt werner halben Stelle (20 Wochenstunden)
allgemeine ambulante Pädiatrie für die
Dauer von 12 bis 24 Kalendermonaten
ÄRZTLICHE KERNKOMPETENZEN
kennenzulernen. Für diese Tätigkeit erMedizinischer Experte
halten Weiterzubildende von ihrer Klinik einen Abordnungsvertrag in die
Kommunikator
Weiterbilderpraxis im vereinbarten UmVerantwortungsträger und Manager
fang. Der darüber hinausgehende Stellenanteil der Weiterzubildenden wird
Interprofessioneller Partner
in Absprache zwischen den BeteiligGesundheitsfürsprecher und Berater
ten durch Tätigkeit in der Klinik abgeleistet. Die Vergütung besteht unveränLehrer und Lernender
dert fort. Es ist gesichert, dass die Tätigkeit von der Ärztekammer für die WeiProfessionelles Vorbild
terbildung in vollem Umfang der TätigTabelle 1: Ärztliche Kernkompetenzen
keit anerkannt wird.
Pädiater
gründen
Verbund
D
Info
Für die Vermittlung zwischen Klinik, Praxis und Weiterzubildenden wird
eine Koordinierungsstelle gebildet. Diese verfügt über eine aktuelle Übersicht
über alle Weiterbilderpraxen und die im
gewünschten Zeitraum zur Verfügung
stehenden ambulanten Weiterbildungsstellen in Schleswig-Holstein. Sie vermittelt Kontakte zwischen den Beteiligten und unterstützt bei der Organisation
und Koordination.
Interessierte Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten, ebenso interessierte Weiterbildungspraxen melden
sich bitte bei:
E-Mail: [email protected],
Betreff Verbundweiterbildung in
Schleswig-Holstein,
Telefon 0221 6890910
Kompetenzbasierte Weiterbildung – ein
Weiterbildungskonzept für die
ambulante Pädiatrie im Rahmen des
Modellprojekts ‚Verbundweiterbildung
Pädiatrie in Schleswig-Holstein‘
Unabhängig von der Frage, welche Weiterbildungsinhalte heute im Rahmen einer allein klinischen Ausbildung noch
vollständig vermittelbar sind und wie
dem Problem der divergierenden Tätigkeitsspektren in der Spezialversorgung
in der Klinik und der Grundversorgung
praktisch mit neuen Konzepten entgegengesteuert werden kann, ist es notwendig zu überlegen, in welcher Form
Weiterbildungsinhalte vermittelt werden
können und sollen.
Weiterbildungsordnungen schreiben bisher Mindestzeiten und Mindestzahlen ärztlicher Tätigkeit als Kriterien
zur Erlangung der Facharztreife vor, gefolgt von einer Facharztprüfung im Rahmen eines kollegialen Gesprächs von 30
bis 45 Minuten Dauer.
Die Weiterbildung ist ein Ergebnis von im klassischen Medizinstudium
akkumulierten Wissen, gefolgt von der
Verrichtung der im Krankenhaus anfallenden Arbeit, deren theoretische Aufarbeitung und systematischer Wissenserweiterung durch Lehrbuch, Artikel, Vorträge und Kasuistiken im Verlauf der
Weiterbildungszeit.
Kompetenzbasierte Weiterbildung
entwertet diese Schwerpunkte nicht, allerdings kommen weitere Triebkräfte in
den Blick: das Ergebnis guter ärztlicher
Arbeit und der Weiterzubildende selbst.
Dies führt zu einem anderen Weg des
Lernens – Mentoren mehr als Partner
denn als Vorgesetzte, Lehrer und Lerner tragen gemeinsam Verantwortung
für die Weiterbildung. Das „Curriculum“ ist weniger ein Wettlauf wie in seiner lateinischen Urbedeutung als vielmehr die Summe geplanter Bildungserfahrungen mit dem Ziel der Wissensanwendung.
I M N O R D E N // 2 7
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
Kompetenzbasierte Weiterbildung
wird kriterienbezogen evaluiert: Es ist
nicht wichtig, wie oft der Mentor eine
Tätigkeit beobachtet hat, sondern deren Güte, bevor Lehrer und Lerner gemeinsam das Ergebnis guter ärztlicher Tätigkeit feststellen können. Wichtig ist die wertschätzende, zu persönlichem Wachstum anregende Rückmeldung, die das dominierende Instrument
kompetenzbasierter Weiterbildung darstellt (siehe dazu auch Fehr F. (2015):
„Zukunftsaufgabe Kompetenzbasierte
Weiterbildung“, Kinder- und Jugendarzt
46:613-615).
Konzepte der kompetenzbasierten Weiterbildung werden international
in verschiedenen medizinischen Bereichen bereits eingesetzt, die Bundesärztekammer arbeitet an neuen Inhalten der
Musterweiterbildungsordnung, die nach
dem Beschluss des Deutschen Ärztetags
zukünftig kompetenzbasiert strukturiert
werden sollen. Fachbereiche der Medizindidaktik erarbeiten Umsetzungsvorschläge und Positionspapiere.
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeine Ambulante Pädiatrie (DGAAP)
hat ein eigenes Konzept der kompetenzbasierten Weiterbildung für die Tätigkeit in der allgemeinen ambulanten Pädiatrie ausgearbeitet. Nach dem Modell
der CanMEDS (medizindidaktisches kanadisches kompetenzbasiertes Rahmenwerk) hat sie die für den ärztlichen Beruf
erforderlichen Kernkompetenzen beschrieben (siehe Tabelle 1) und etwa 50
Subkompetenzen zugeordnet.
Kompetenzen sind dabei komplexe
Bereiche, in denen kognitive Fähigkeiten (Wissen), psychomotorische Fähigkeiten (Fertigkeiten) und affektive Fähigkeiten (Haltungen) integriert sind.
Sie sind innere, nicht messbare Voraussetzung des selbstorganisierten Handelns. Sie werden jedoch am Verhalten
in der Arbeitssituation sichtbar und beobachtbar.
Im Rahmen einer Versorgungsstudie
der
Deutschen Akademie für Kin Kompetenzbasierte
der- und Jugendmedizin wurden über
Weiterbildung ergänzt die bestehenden den Zeitraum eines Jahres die VorstelSchwerpunkte der
lungsanlässe von mehr als 50.000 Patiklassischen Weiterenten und 200.000 Arzt-Patientenkonbildung.
takten erfasst, um den ambulanten pä Das Curriculum ist
diatrischen Versorgungsbedarf und die
die Summe geplanter
tägliche ärztliche Tätigkeit in der ambuBildungserfahrungen
mit dem Ziel der Wis- lanten Pädiatrie darzustellen (Fegeler U,
sensanwendung.
Jäger-Roman E, Martin R, Nentwich H. Die Evaluation erJ. (2014) Ambulante allgemeinpädiatrifolgt kriterienbezosche Grundversorgung. Monatsschrift
gen: Es ist nicht wichKinderheilkunde 162:1117-1130). Auf der
tig, wie oft ein MenBasis dieser Daten hat die DGAAP detor eine Tätigkeit beobachtet hat, sondern finierte Themenfelder der täglichen Arderen Güte, bevor
beit in der ambulanten Pädiatrie beLehrer und Lerner gestimmt – im Folgenden als Anzuvertraumeinsam das Ergebende Professionelle Tätigkeiten (APT)
nis guter ärztlicher
beschrieben. Zwölf solcher Tätigkeiten
Tätigkeit feststellen
können.
oder Arbeitsfelder wurden benannt, die
im Rahmen der ambulanten Weiterbil-
Info
dung durchlaufen werden sollen (siehe
Tabelle 2). Sie beschreiben die Tätigkeiten, in denen Kompetenzen zur Anwendung kommen und sichtbar werden.
Zu allen APTs sind Lernziele aus den
Feldern krankheitsbezogenes Wissen,
klinisch-praktische Fertigkeiten, diagnostische Verfahren und therapeutische
Verfahren definiert, anhand derer sich
Weiterzubildende und Mentor zu jedem
Zeitpunkt der Weiterbildung ein Bild
des individuellen Lernfortschritts machen können. Lernziele stellen die spezifischen, messbaren, anspruchsvollen, relevanten und terminierten Kriterien dar,
um den Weiterbildungsstand zu erfassen
und zu dokumentieren
Einzelne Elemente können dabei analog zum Grenzsteinkonzept der
kindlichen Entwicklung gewissermaßen
als Grenzsteine der Weiterbildung verstanden werden. Sie sind auch für die
tägliche Arbeit in der Praxis von Bedeutung. Hier wird gemeinsam eingeschätzt,
welche Aufgaben und Tätigkeiten noch
gemeinsam durchgeführt werden sollten, in welchen Bereichen bereits ein
fortgeschrittenes Lernen erreicht ist und
eine Anwesenheit des Mentors für die
Rücksprache ausreicht und in welchen
Arbeitsfeldern Tätigkeiten bereits selbst-
ständig durchgeführt werden können.
Kernbereich für diese Einschätzung sind
dabei Lernbegegnungen, also Beobachtung und Feedback, definierte Rückmeldungs- und Akkreditierungsprozesse.
Das Konzept ist fertig erarbeitet, es
soll in naher Zukunft auch als tabletbasierte Version als „e-portfolio“ angesteuert werden können und die individuelle Entwicklung von Ärzten in Weiterbildung in Form von Lernkurven abbilden.
Jetzt soll dieses Konzept in der Praxis erprobt und umgesetzt werden.
Dazu eignet sich in besonderer Weise das oben beschriebene „Modellprojekt Verbundweiterbildung Pädiatrie
in Schleswig-Holstein“, in dessen Rahmen kompetenzbasierte Weiterbildung durchgeführt und evaluiert werden soll. Damit besteht für die Pädiatrie
in Schleswig-Holstein die Möglichkeit,
gleich in zwei zentralen Bereichen der
Weiterbildung – Weiterbildungsstruktur und Weiterbildungsinhalte – eine
Vorreiterrolle für zukünftige Entwicklungen zu übernehmen. Gehen wir also
an den Start!
Christoph Weiss-Becker
für die Arbeitsgruppe
Verbundweiterbildung –
Pädiatrie in Schleswig-Holstein
ANZUVERTRAUENDE PROFESSIONELLE TÄTIGKEITEN (APT)
APT1
Kind mit häufigem akuten Symptom
APT2
Kind mit komplexer akuter Symptomkonstellation
APT3
Kind mit chronischer Erkrankung
APT4
Lotse und/oder Verbindungsstelle zu anderen
medizinischen Fächern
APT5
Prävention (Vorsorgen, Impfungen, Gesundheitsberatung)
APT6
Kind mit auffälligem Verhalten und/oder auffälliger
Entwicklung
APT7
Misshandlung, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung
APT8
Zusammenarbeit mit anderen Akteuren des Gesundheits-,
Sozial- u/o Kommunalwesens
APT9
Versorgung von Jugendlichen
APT10
Akute Notfälle bei Kindern
APT11
Kind mit Verbrennung, Verletzung, Ingestion
APT12
Qualitäts-, Fehler-, Praxismanagement, Patientensicherheit
Tabelle 2: Arbeitsfelder der allgemeinen ambulanten Pädiatrie
2 8 // I M N O R D E N
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KURZMELDUNGEN
IGEL
Teilnehmer für MRSA-Studie mit
einem pflanzlichen Extrakt gesucht
Geld darf
Medizin nicht
beeinflussen
Für eine Studie zur Wirksamkeit von Kremo 058® gegen Methicillin-resistenten Staphylokokkus aureus (MRSA) sucht das
Institut für Allgemeinmedizin an der Universität Lübeck Probanden als Teilnehmer. Die In-vitro-Wirksamkeit von Kremo
058® gegen eine Reihe von Viren und Bakterien war durch Zufall festgestellt worden, so auch gegen MRSA. Eine kleine Pilotstudie lieferte vielversprechende Hinweise darauf, dass sich
die Wirksamkeit auch in vivo nachweisen lässt. Erste Teilnehmer der Pilotstudie waren bei Anwendung des Pflanzenextraktes nach zwei Wochen MRSA-frei.
Als Folgeuntersuchung wird nun eine randomisierte einfach blinde Studie mit Kremo 058® an einer größeren Patientenzahl durchgeführt. Voraussetzung zur Teilnahme an der
Studie ist ein positiver MRSA-Abstrich. Behandelt werden sowohl Patienten, die MRSA-positive Befunde haben, aber beschwerdefrei sind, als auch Patienten, die MRSA-positiv sind,
obwohl eine vorhergegangene Behandlung mit der üblichen
schulmedizinischen Therapie erfolglos geblieben ist. Ziel ist
es, die Wirksamkeit und die Verträglichkeit von Kremo 058®
zu analysieren. Kremo 058® ist eine Kombination aus wildem
Oregano-Extrakt und einem Extrakt aus Blättern der wilden
schwarzen Johannisbeere in Form einer Lutschtablette.
Hintergrund der Studie ist die Zunahme von MRSA in
Deutschland und vielen anderen Ländern. Die schulmedizinische Therapie bei MRSA erfolgt mit Antibiotika, die nicht immer zuverlässig wirken und oft Nebenwirkungen hervorrufen.
Interessenten können sich an folgende Adresse wenden:
Maike van der Pütten, Füchtenweg 3, 49219 Glandorf,
Telefon 05426 3481, Fax 05426 3482,
Mail [email protected].
Digitale Cholangioskopie in Kiel
Die Kliniken für Innere Medizin und für Chirurgie am UKSH,
Campus Kiel, etablieren als nach eigenen Angaben erste Institutionen in Norddeutschland und als vierte in Deutschland
die direkte, digitale Cholangioskopie und Pankreatikoskopie.
Erste Patienten wurden mit dem Diagnostikverfahren bereits
behandelt. Bei der Cholangioskopie handelt es sich um eine
direkte Spiegelung der Gallenwege, bei der Pankreatikoskopie um eine direkte Einsicht in den Bauchspeicheldrüsengang.
Dies war in der Vergangenheit nur eingeschränkt bei reduzierter Bildqualität möglich. Bisher erfolgte die Untersuchung
der Gallenwege und des Bauchspeicheldrüsengangs über Endosonografie. Bei Nachweis von Engstellen wird dann unter
Röntgen-Durchleuchtung über ein Endoskop mit einem dünnen Katheter Kontrastmittel gezielt in die jeweiligen Gangsysteme injiziert. So können Engstellen oder Steine nur indirekt
durch Kontrastmittelaussparungen dargestellt und therapiert
werden. Diese ERCP (Endoskopisch Retrograde CholedochoPankreatikografie) bleibt weiterhin das Verfahren der Wahl
für unkomplizierte Veränderungen der genannten Gangsysteme. Bei komplexen Krankheitsbildern ist für die weitere Beurteilung der Ursache einer Engstelle der Gangsysteme aber eine
direkte Darstellung mit anschließender Probennahme erforderlich. Dr. Mark Ellrichmann, Leiter der Interdisziplinären
Endoskopie, sprach von einer „hervorragenden Erweiterung“
des diagnostischen und therapeutischen Spektrums. „Jetzt ist
vielfach eine sofortige Diagnosesicherung mit eventuell gezielter Therapie möglich. So lassen sich die weiteren therapeutischen Schritte entscheidend beeinflussen“, sagte Ellrichmann. (PM/Red)
Individuelle Gesundheitsleistungen
in Schleswig-Holstein aus Sicht des
Berufsordnungsausschusses.
W
arum beschäftigen wir uns
als Berufsordnungsausschuss
(BOA) der Ärztekammer
Schleswig-Holstein mit diesem
Thema? Es besteht in der Bevölkerung ein großes Gesundheits- und Wellnessbedürfnis, das sich nicht nur in der steigenden
Anzahl von „Wearables“, GesundheitsApps, Fitness-Centern und privaten Diagnostik-Praxen sowie zunehmenden
plastisch-ästhetischen Eingriffen widerspiegelt, sondern auch in der täglichen
Sprechstunde. Dabei sind Haus- und
Fachärzte mit Abstand die seriöseste
und kompetenteste Beratungsstelle für
Vorsorgewünsche von Patienten.
Ohne Frage, der Leistungskatalog
der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) klammert sinnvolle Präventions-, Diagnostik- und Behandlungsoptionen aus, die verantwortungsvolle Ärzte ihren Patienten nicht vorenthalten wollen und die sie deshalb in Form
von sogenannten „iGeL“ anbieten. Wer
kann dagegen etwas haben? Natürlich
die GKV, denn „iGeL“ laufen ihrem uneingeschränkten Leistungsversprechen
entgegen. Doch auch Ombudsleute und
Verbraucherzentralen beschäftigen sich
regelmäßig mit diesem Thema. Obwohl sich die Berufsverbände zur Einhaltung sauberer Abläufe bei Selbstzahlerleistungen bekennen, scheint in einigen Praxen etwas schiefzulaufen – entweder in der Kommunikation oder in
der Art und Weise des Anbietens. Genau
dort möchte der BOA ansetzen. Denn
„Schwarze Schafe“ schaden unserem Ansehen, diskreditieren mit ihrem Verhalten unseren ganzen, zumeist doch sehr
gewissenhaft und seriös arbeitenden Berufsstand und sind ein gefundenes Fres-
sen für die Medien. So entsteht Handlungsdruck auf die Politik, wir erleben
es dieser Tage mit der Einrichtung von
Terminservicestellen. Deshalb folgt der
BOA dem Leitsatz unseres Kammerpräsidenten: Wir bewegen uns, damit wir
nicht bewegt werden.
Die Empfehlungen und Schritte des
überwiegend hausärztlich besetzten
BOA werden mit den Berufsverbandsvorsitzenden diskutiert und abgestimmt.
Die Initiative soll transparent bleiben,
sie soll das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient schützen. Es dürfen keine Gräben in der Ärzteschaft vertieft werden. Die dann sorgfältig zu planende Öffentlichkeitsarbeit darf keine
Missdeutung zulassen. Es besteht keine
Intention, „iGeL“ qualitativ zu bewerten.
Trotz einer eigentlich schon ausreichenden Anzahl von „iGeL“-Ratgebern und den von der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung und Bundesärztekammer erarbeiteten klaren Umsetzungsregeln kennen einige Ärzte die darin aufgeführten Aufklärungs- und Ablaufregeln nicht. Die basieren auf den
gesetzlich verbindlichen Rahmenbedingungen der ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ-Ä), der Berufsordnung
(BO S-H), des Bundesmantelvertrags
(BMV-Ä) und des Patientenrechtegesetzes von 2013 (§ 630a ff. BGB). So darf
z. B. der Vertragsarzt von einem Versicherten eine Vergütung nur fordern,
wenn der Versicherte vor Beginn der Behandlung ausdrücklich verlangt, auf eigene Kosten behandelt zu werden. Der
Versicherte muss vor der Behandlung
in einem Behandlungsvertrag auf die
Pflicht zur Übernahme der Kosten hingewiesen werden und dieses dem Vertragsarzt schriftlich bestätigen (§ 3 und
I M N O R D E N // 2 9
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
KURZMELDUNGEN
Fachtagung Krebs und Ernährung
Fotos: ÄKSH
Dr. Svante Gehring
Katrin Klewitz
§ 18 BMV-Ä). Die umfangreichen Aufschätzen. Oft liegen die Zahlen der
klärungspflichten erfordern in der Re„number needed to treat“ (NNT) vergel ein persönliches Gespräch und solsus „number needed to harm“ (NNH)
len eine ausreichende Bedenkzeit nach
gar nicht vor oder sind nicht bekannt,
sich ziehen (§ 630e BGB, § 8 BO S-H).
sodass Initiativen wie „choosing wiseDaher darf es nicht sein, dass Patienly“ neben der Unterversorgung auch die
ten bereits beim Betreten der Praxis mit
Überversorgung an medizinischen Leiseinem „iGeL-Katalog“ zum Ankreutungen ins Visier nimmt.
zen empfangen werden und die AblehDie finanziellen Interessen des Arznung von „iGeL“ unterschreiben sollen.
tes oder dritter Personen sollen mediSo wird Druck auf die Entscheidung der zinische Entscheidungen nicht beeinPatienten ausgeübt. Einige Ärzte möchflussen!
ten sich auf diese Weise vor HaftungsanViel steht auf dem Spiel, nicht zusprüchen „absichern“, dabei reicht, wie
letzt die Freiberuflichkeit, die häufig
bei all unserem Handeln, die rechtskon- als freies wirtschaftliches Handeln eiforme Dokumentation, die eine nachnes Selbstständigen missverstanden
trägliche Veränderung kenntlich macht
wird. Unsere Berufsordnung versucht
(§ 630f BGB).
uns ja gerade vor zu viel wirtschaftliAuch die Punkte „saubere“ Durchchen Eigen- und Fremdinteressen zu
führung und Rechnungsstellung, die
schützen, indem sie das Wohl des Patinach der Behandlung und ohne Pauenten in den Mittelpunkt stellt und daschalpreise erfolgen muss, wurden in ei- mit zum Garanten des großen Vertraunem „Verhaltenskodex“ und einer „Pati- ens wird, das wir noch immer in der
entencheckliste“ vom BOA zusammenBevölkerung genießen. Geht das Vergetragen.
trauen verloren, stehen wir und unsere
Wir möchten damit in unserer
Patienten den kommerziellen Interesschleswig-holsteinischen Ärzteschaft
sen Dritter und der Gesetzgebung hilfein Bewusstsein für den seriösen und
los gegenüber. Wenn unsere regionale
kompetenten Umgang mit den sogeInitiative gelingt, können nicht nur die
nannten Selbstzahlerleistungen wecken. Ärztekammer, sondern auch die KVSH
Das kollegiale Miteinander auf regionaund die Berufsverbände sich schützend
ler Ebene soll mit unserer Initiative gevor ihre Ärzte stellen und einen Standstärkt werden, profitieren werden davon punkt beziehen, der sich öffentlich sehr
in erster Linie die Patienten!
gut vertreten lässt.
Der Wunsch des medizinisch sorgfältig aufgeklärten Patienten ist für uns
Ausschuss Berufsordnung
Ärzte entscheidend in Diagnostik und
Dr. Svante Gehring, Norderstedt
Therapie. Das Prinzip „primum nihil no(Vorsitzender)
cere“ steht dabei an vorderster Stelle.
Katrin Klewitz, Schenefeld
Als verantwortungsbewusst han(stellvertretende Vorsitzende)
delnde Ärzte sollten wir aber auch beDr. Hauke Jens Nielsen, Buchholz
rücksichtigen, dass wir die positiven EfDörte Paulsen, Eckernförde
fekte unseres Tuns manchmal überKatja Reisenbüchler, Meldorf
Schultern kreisen, Nacken entspannen oder Arme lockern –
die „bewegten Pausen“ bei der 17. Ernährungsfachtagung der
schleswig-holsteinischen Sektion der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung e.V. sorgten dafür, dass die Konzentration der
Teilnehmer über den ganzen Tag konstant hoch blieb. Sie waren zum Thema „Krebs und Ernährung – Präventive Chancen und therapeutische Möglichkeiten“ in der Christian-Albrechts-Universität Kiel zusammengekommen und hörten Expertenvorträge u. a. von Dr. Katharina Nimptsch (Max Delbrück Center for Molecular Medicine Berlin) zum Thema
„Prävention: Was ist bewiesen, was ist wahrscheinlich?“ Das in
den Medien viel diskutierte Thema, ob Milch und Milchprodukte krebsauslösend sind, nahm die Epidemiologin zum Anlass für ihren Vortrag und zeigte anhand verschiedener Studien auf, dass sowohl der „World Cancer Research Fund“ als
auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung davon ausgehen, dass der Verzehr von Milch und Milchprodukten wahrscheinlich mit einem verminderten Dickdarmkrebsrisiko assoziiert ist, während ein risikoerhöhender Zusammenhang
mit Prostatakrebs als möglich eingestuft wird. Mit kolorektalen Adenomen und der Prävention durch entsprechende Ernährung in der Teenagerzeit befasste sich Nimptsch im anschließenden Vortrag. Die Ergebnisse einer Analyse der Nurses‘ Health Studie II, einer großen prospektiven Kohortenstudie, haben gezeigt, dass der Verzehr von rotem Fleisch zwar
nicht mit einem erhöhten Adenomrisiko assoziiert sei, doch
gehe der Verzehr von Geflügel während dieser Lebensphase
mit einem verringerten Risiko für das spätere Auftreten von
Adenomen einher. Auch ganze Ernährungsmuster wurden untersucht, wobei ein gesundes Ernährungsmuster durch den
häufigen Verzehr von Obst, Gemüse und Fisch gekennzeichnet ist und das westliche Ernährungsmuster den hohen Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch, Süßigkeiten und
Snacks beinhaltet. Unabhängig von der Ernährung im Erwachsenenalter zeigte sich, dass ein gesundes Ernährungsmuster während der Teenagerzeit mit einem geringeren Risiko
für kolorektale Adenome im Erwachsenenalter assoziiert war,
während das westliche Ernährungsmuster mit einem höheren
Risiko für rektale und fortgeschrittene Adenome in Zusammenhang gebracht wurde.
Prof. Frank Gieseler, Facharzt für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck, trug zum Thema „Tumorassoziierte Fatigue“
vor. „Fatigue und Ernährung haben ganz viel miteinander zu
tun“, so der Vorsitzende der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft zur Einordnung seines Vortrags. Viele Tumorpatienten, die sich aus verschiedenen Gründen nicht richtig ernähren könnten und entsprechend Gewicht verlören, litten an Fatigue. „Die Onkologen glauben immer, Schmerz sei das größte Problem der Patienten, aber das stimmt nicht. Fatigue ist viel
schlimmer für die Patienten“, so Gieseler. Bei einer Studie zeigte
sich, dass die Onkologen zu 61 Prozent den Schmerz als größtes
Problem von Tumorpatienten einschätzen, während gerade einmal 19 Prozent der Patienten diese Meinung teilten. Das Problem werde also häufig unterschätzt, was auch daran liegen könnte, dass Patienten das Thema gar nicht erst ansprechen. Gieseler
betonte, dass es um jene Patienten gehe, die die Erkrankung bereits hinter sich haben und auch noch Jahre danach daran leiden.
Häufig komme es vor, dass Ärzte und Behandler das Problem
dann gar nicht wahrnehmen. Self-Monitoring, also das Beobachten der körperlichen und geistigen Aktivität im Laufe des Tages helfe festzustellen, was man zu bestimmten Tageszeiten tun
oder besser lassen sollte. Auch eine Steigerung des Hb-Wertes
könne helfen, die Lebensqualität zu verbessern. (am)
3 0 // P E R S O N A L I A
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G EB URT STAGE
Dr. Carmen Timke leitet Strahlentherapie
Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare,
die mit der Publikation einverstanden sind.
Dr. Jan Gerhard, Bünsdorf,
feiert am 30.01. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Jürgen Wesner, Geesthacht,
feierte am 02.01. seinen 80. Geburtstag.
Dr. Hartmut Clausnitzer, Oldenburg/Holst.,
feiert am 01.02. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Heinz Wittmer, Glücksburg,
feiert am 04.02. seinen 95. Geburtstag.
Dr. Udo Plaaß, Eckernförde,
feiert am 06.02. seinen 80. Geburtstag.
Boris Einfalt, Reinbek,
feiert am 10.02. seinen 80. Geburtstag.
Dr. Klaus Scherer, Reinbek,
feiert am 12.02. seinen 75. Geburtstag.
Ingrid Maas, Eckernförde,
feiert am 13.02. ihren 75. Geburtstag.
Dr. Holger Andresen, Bosau,
feiert am 14.02. seinen 75. Geburtstag.
Prof. Dr. Ulrich Ritter, Ahrensburg,
feiert am 14.02. seinen 95. Geburtstag.
Dr. Elke Hannemann, Kiel,
feiert am 16.02. ihren 80. Geburtstag.
Dr. Wolfgang Scharla, Großhansdorf,
feiert am 16.02. seinen 70. Geburtstag.
Prof. Dr. Horst Lorenz Fehm, Lübeck,
feiert am 17.02. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Thomas Hofstötter, Wentorf,
feiert am 25.02. seinen 75. Geburtstag.
Hans-Georg Schultze, Stocksee,
feiert am 25.02. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Wolfgang Weikert, Hennstedt,
feiert am 28.02. seinen 75. Geburtstag.
WIR G ED EN K EN DE R VE RST O RBE NE N
Dr. Roswitha Theile-Schlüter, Ahrensburg,
geboren am 02.07.1924, verstarb am 11.11.2015.
Priv.-Doz. Dr. Gernot Gronow, Kiel,
geboren am 26.12.1942, verstarb am 21.11.2015.
Dr. Ernst-Friedrich Klöhn, Lübeck,
geboren am 09.04.1920, verstarb am 27.11.2015.
Erhard Ebker, Kropp,
geboren am 06.05.1945, verstarb am 02.12.2015.
Dr. Carmen Timke mit ihrem Leitungsteam: Frank Ahrenberg (leitender Medizinphysiker) und
Diana Nainzadeh (leitende MTRA)
D
r. Carmen Timke ist Nachfolgerin von Dr. Hans-Jürgen Brodersen auf der Chefarztposition der Strahlentherapie am Flensburger St. Franziskus-Hospital. Timke kündigte an, die Zusammenarbeit mit Dänemark ausbauen zu wollen. Bislang
kommen viele dänische Patienten nach Flensburg. „Das kann ich mir andersherum auch vorstellen“, sagte Timke. Für einige Bestrahlungstechniken, die in Flensburg nicht zur Verfügung stehen, schickt die Klinik derzeit Patienten nach Dresden oder München. Bei entsprechender Ausstattung im Nachbarland würde sie den
Patienten den weiten Weg gerne ersparen. Timke arbeitet bereits seit 2011 am Malteser-Krankenhaus, seit 2013 als leitende Oberärztin. Nach dem Medizinstudium
in Kiel und erfolgter Approbation war sie sieben Jahre am Universitätsklinikum in
Heidelberg und am Deutschen Krebsforschungszentrum tätig. (PM/Red)
Altenpflegepreise verliehen
S
ozialministerin Kristin Alheit hat den Schleswig-Holsteinischen Altenpflegepreis
2015 verliehen. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr drei Pflegeprojekte mit insgesamt 6.000 Euro. Sieger 2015 ist ein Projekt des Diakonischen Werks Altholstein
für die Umsetzung einer bedarfsgerechten und kultursensiblen Pflege im Stadtteil
Kiel-Gaarden. „Ich freue mich besonders, dass ein Projekt gewonnen hat, das auch
beispielhaft für gelungene Integration steht. Vor dem Hintergrund der ankommenden Flüchtlinge ist dies ein Signal: Schleswig-Holstein braucht Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen für eine kultursensible Pflege! Sie sind hier
willkommen!“, sagte Alheit. Zwölf der 40 Mitarbeiter des Gewinnerprojekts haben
einen Migrationshintergrund und bereichern das Team dadurch mit hoher Sprachkompetenz. Das Projekt fördert die Lebensqualität und Zufriedenheit hilfe- und pflegebedürftiger Menschen unter Berücksichtigung des individuellen kulturellen Hintergrundes. Integrations- und Vernetzungsprozesse können trotz Handicap weiter
verfolgt werden. Dies gelingt zum einen durch die Verzahnung mehrerer zukunftsorientierter Konzepte und Angebote und zum anderen durch die quartiersnahe Versorgung, die Pflege und generationsübergreifende Aktivitäten zusammenbringt. Den
2. Preis erhielt die AWO Schleswig-Holstein gGmbH in Kiel für die Erarbeitung und
Umsetzung eines systematischen und qualifizierten Ausbildungskonzeptes mit dem
Titel: „Auch als Azubi werde ich ernst genommen – Ausbildung in der Altenpflege
mit Konzept, Kompetenz und Kultur“. Ziel ist, alle Auszubildenden auch als Gruppe zu sehen und eine Ausbildung mit einheitlichem Konzept, Kompetenz und Kultur zu leisten. Die Jury hat bei diesem Projekt insbesondere die Einführung einer innerbetrieblichen Anerkennungskultur und die Profilierung als Ausbildungsbetrieb
anerkannt. Den 3. Preis erhielt die Alzheimer Gesellschaft Lübeck und Umgebung –
Selbsthilfe Demenz für die „Aktiv-Gruppe für Menschen mit Demenz“. Die AktivGruppe stellt einen neuen Baustein der Begleitung zwischen den Gruppen für Frühbetroffene und den niedrigschwelligen Betreuungsangeboten dar. Ziel ist es, den Mitgliedern die gemeinsame Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Der Schleswig-Holsteinische Altenpflegepreis wird vom Land in enger Kooperation
mit dem Landespflegeausschuss verliehen. (PM/Red)
Foto: Malteser Norddeutschland gGmbH
Dr. Eva Simeoni, Schwedeneck,
feiert am 09.02. ihren 70. Geburtstag.
P E R S O N A L I A // 3 1
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
Auszeichnungen für Augenärzte
KURZ NOTIERT
Neuer Ärztlicher Direktor
Prof. Jörg Braun ist seit Jahresbeginn Ärztlicher Direktor an
der Park-Klinik Manhagen. Neben seiner neuen Tätigkeit ist
Braun in der Klinik für die internistische Diagnostik und Therapie, die Infektionsprävention, das Labor sowie für die neu
geschaffene Intermediate Care Station zuständig. Nach seinem Medizinstudium in Kiel, Dublin und Lübeck absolvierte
Braun seine Weiterbildung am UKSH in Lübeck, wo er bis
2002 – zuletzt als Oberarzt – in der Medizinischen Klinik II tätig war. 1998 habilitierte er sich für das Fach Innere Medizin,
seit 2002 ist er außerplanmäßiger Professor. Seit 2002 war er
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin an der Asklepios Klinik Wandsbek. (PM/Red)
Chefarzt seit 25 Jahren im Dienst
Verleihung der beiden Video-Preise der DOG (von links nach rechts): Prof. Karl Ulrich BartzSchmidt (Tübingen), Dr. Marcus-Matthias Gellrich (zweiter von links) nahm den Preis für
Dr. Christian Kandzia (nicht im Bild) und sich in Empfang, Apostolos Lazaridis (Marburg) und
Daniel Theurer (Fa. HAAG-Streit Deutschland, Wedel)
I
m Rahmen des 113. Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
(DOG) wurden in Berlin auch eine Wissenschaftlerin und zwei klinisch tätige Augenärzte aus Schleswig-Holstein geehrt. Dr. Aysegül Tura, die als Biologin im Labor der Universitäts-Augenklinik Lübeck forscht, erhielt den Wissenschaftspreis
der Stiftung Auge für ihre Arbeiten zur Identifikation zirkulierender Melanomzellen, einem neuen Farbstoff für die vitreoretinale Chirurgie sowie zu einem neuen neuroprotektiven Therapieansatz mittels Rho-Kinase-Inhibition. Dr. MarcusMatthias Gellrich, niedergelassener Augenarzt in Kellinghusen, und Dr. Christian
Kandzia, Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Kiel, erhielten gemeinsam den
1. Videopreis, gestiftet von der Haag-Streit Deutschland GmbH, für ihren Beitrag
„Spaltlampe im Wunderland“.
Dieser Video-Beitrag steht als fünfter Film in einer Reihe, mit der Gellrich aufzeigen möchte, dass die Spaltlampe, neben dem Augenspiegel das originäre Untersuchungsgerät der Ophthalmologie, in Verbindung mit Videotechnik und digitaler
Bildbearbeitung wesentlich vielseitiger eingesetzt werden kann als in der gegenwärtig üblichen klinischen Anwendung. Im Film werden die sog. „Purkinjebilder“, die
bislang während der Untersuchung des Auges eher als „störende Reflexe“ empfunden wurden, unter neuem Aspekt gezeigt: Im Zeitalter der modernen Linsenchirurgie lassen sich aus ihnen wesentliche Informationen über die Eigenschaften intraokularer optischer Grenzflächen gewinnen. (Dr. Udo hennighausen)
Rogner folgt auf Dürkop
Foto: DOG © Stefan Zeitz Photography
Foto: Psychotherapeutenkammer
D
r. Oswald Rogner ist neuer Präsident der Psychotherapeutenkammer
Schleswig-Holstein. Der 64-Jährige löst Juliane Dürkop ab. Von 2003
bis 2007 stand der niedergelassene Psychotherapeut aus Kiel schon einmal an
der Kammerspitze. Rogner strebt nach
Angaben der Kammer mehr Service­
orientierung etwa durch Fortbildungen und verbesserte Beratungsangebote
für die rund 1.300 Mitglieder im Norden
an. Der für fünf Jahre gewählte Vorstand
will sich außerdem für eine verbesserte
psychotherapeutische Versorgung der
Bürger und für eine psychotherapeutische Versorgung traumatisierter Flüchtlinge einsetzen. Weiterer Schwerpunkt
wird die Mitwirkung an der Reform der
Ausbildung sein. (PM/Red)
Dr. Oswald Rogner
Chefarzt Dr. Johannes Geisthövel feierte jüngst sein 25-jähriges Arbeitsjubiläum im öffentlichen Dienst. 24 Jahre davon
war er am WKK Brunsbüttel als Chefarzt tätig. Nach Ansicht
von Verwaltungschefin Dr. Anke Lasserre hat er die Chirurgie des Hauses zu einer Qualitätsmarke gemacht. Unter seiner
Führung habe sich die Brunsbütteler Chirurgie zu einer „Institution mit jährlich über 10.000 Behandlungsfällen“ entwickelt. Der aus Bielefeld stammende Geisthövel war zuvor als
Arzt an den Universitätskliniken in Marburg, Basel und Kiel
tätig. Geisthövel war auch bis vor einem halben Jahr lange Zeit
Ärztlicher Direktor in Brunsbüttel. (PM/Red)
Oldenburg holt neuen Chefarzt
Dr. Timm Bobka ist seit Dezember neuer Chefarzt der Orthopädie in Oldenburg. Bobka war zuvor an der Ostseeklinik
Damp als Oberarzt in der Abteilung für Rheumaorthopädie,
spezielle Endoprothetik und Fußchirurgie tätig. Als aktiver
Notarzt betreut der Sportmediziner auch viele Motorsportveranstaltungen. Bobka wurde in Stadthagen geboren, machte sein Abitur in Bremervörde und studierte Medizin in Kiel.
Inzwischen verfügt der 46-Jährige über 18 Jahre klinische Erfahrung als Rheumaorthopäde und Sportmediziner. In seiner
neuen Leitungsfunktion sind ihm laut Mitteilung der SanaKlinik „die medizinische Kompetenz und die Achtung der Individualität des einzelnen Menschen“ wichtig. (PM/Red)
Stiftungsprofessur für Schramm
Prof. Christoph Schramm ist zum wissenschaftlichen Leiter
des Martin Zeitz Centrums für Seltene Erkrankungen im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) berufen worden. Schramm hat die Helmut und Hannelore Greve Stiftungsprofessur für Seltene Erkrankungen erhalten. Dafür stellt
die Stiftung dem UKE in den nächsten fünf Jahren insgesamt
1,25 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel der Stiftungsprofessur ist es, den am UKE bestehenden Forschungs- und Behandlungsschwerpunkt der seltenen Erkrankungen weiter auszubauen. Schramm war bislang stellvertretender Direktor der I.
Medizinischen Klinik des UKE. Er war zunächst an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beschäftigt, bevor er 2005
als Facharzt für Innere Medizin ins UKE wechselte und dort
2006 habilitierte. Wissenschaftliche Schwerpunkte seiner Arbeit sind die klinische Immunologie sowie autoimmune Lebererkrankungen – ein wesentlicher Fokus auch im Centrum
für Seltene Erkrankungen. (PM/Red)
3 2 // M E D I Z I N & W I S S E N S C H A F T
I
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
PRÄVENTION
m überwiegend kurativ ausgerichteten deutschen Gesundheitswesen spielen Gesundheitsförderung und Prävention nur eine untergeordnete Rolle. Die
Unterversorgung auf dem Gebiet der
Prävention lebensstilbedingter chronischer Krankheiten bleibt auch nach Inkrafttreten eines neuen Präventionsgesetzes eines der wichtigsten Probleme in
unserem Gesundheitssystem und damit
der gesamten Gesellschaft, denn: zwischen sozialer Ungleichheit und lebensstilbedingten chronischen Krankheiten
besteht ein direkter Zusammenhang. Bei
den folgenden Erörterungen wird von ei- Zum Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und
lebensstilbedingten chronischen Krankheiten.
nem multikausalen 3-Stufen-Modell der
chronischen Krankheiten ausgegangen
(siehe Spalte „Modell“). Auf der unteAusgangspunkt der Überlegungen ist die
bleme und sind dabei fündig geworden.
ren Stufe werden nur soziale KausalfakAuf Basis der verfügbaren Daten wird be- Korrelation zwischen dem Niveau des
toren berücksichtigt, weil nur sie durch
legt, dass viele der heute im Vordergrund gesellschaftlichen Vertrauens und dem
Lebensstilfaktoren zu beeinflussen sind.
Ausmaß der Ungleichheit. In Ländern
stehenden gesundheitlichen und soziAuf der mittleren Stufe sind neben Rimit einem größeren sozialen Gefälle bealen Probleme in den reichen Ländern
sikofaktoren auch Schutzfaktoren nach
steht ein geringeres Vertrauen zwischen
vom Grad der sozialen Ungleichheit bedem Konzept der Salutogenese von Anden Menschen und dadurch kommt es
einflusst werden. Die durchschnittliche
tonowsky mit eingeschlossen. Der Autor Lebenserwartung ist in reichen Ländern
vermehrt zu Unsicherheiten, Ängsten,
fragt sich, auf welcher Stufe des Modells
Depressionen und Stressbelastungen.
mit mehr Ungleichheit niedriger, die
die in den einzelnen Abschnitten diskuZur gesellschaftlichen Therapie: Die
Säuglings- und Kindersterblichkeit hötierten Gegenmaßnahmen wirksam wer- her, und es gibt mehr psychische Krankgenannten Autoren schlagen Maßnahden könnten.
men vor, mit denen mittel- und langfrisheiten und mehr Drogenmissbrauch als
tig das soziale Gefälle abzubauen wäre,
in Ländern mit weniger Ungleichheit.
Soziale Ungleichheit und Krankheit
z. B. eine höhere Besteuerung der EinViele Menschen in den unteren, aber
Seit Langem ist bekannt, dass die indiauch in den mittleren und oberen Gesell- kommen mit sozialstaatlicher Umverviduelle Lebenserwartung in jedem einteilung wie in skandinavischen Ländern.
schaftsschichten werden davon in Mitzelnen Land mit dem individuellen EinDie Frage ist natürlich, wie das politisch
leidenschaft gezogen. Der Anteil der Erkommen korreliert. Das gilt auch für die wachsenen mit Adipositas etwa ist in den umgesetzt werden kann. Hier vertrauen
reichen Länder. So besteht z. B. in EngLändern mit mehr Ungleichheit deutlich die Autoren auf die Einsicht, dass geland und Wales zwischen dem reichssellschaftliche Veränderungen in Richhöher. So sind z. B. in den USA, einem
ten und dem ärmsten Zehntel der Beder Länder mit der größten Ungleichheit, tung eines Abbaus des sozialen Gefälles
völkerung ein Unterschied von sieben
etwa 30 Prozent der erwachsenen Bevöl- und mehr soziale Gleichheit im objektibis acht Lebensjahren. Während jedoch
ven Interesse der gesamten Bevölkerung,
kerung fettleibig, in Deutschland etwa
in armen Ländern und in Schwellenlänauch der Wohlhabenden liegen. Dar20 Prozent, in Norwegen und Schweden
dern die durchschnittliche Lebenserwar- etwa zehn Prozent, und Japan liegt mit
aus folgt, dass der Fettleibigkeit zunächst
tung mit dem durchschnittlichen Einvorrangig mit Maßnahmen einer Sozial2,4 Prozent noch deutlich darunter. Ver1. Oberste Stufe:
kommen pro Kopf der Bevölkerung kor- gleicht man die Gesundheitsdaten einund Steuerpolitik entgegengewirkt werchronische Krankhei- reliert und entsprechend ansteigt, ist seit
zelner Bevölkerungsgruppen in Ländern den müsste, mit der die soziale Ungleichten, z. B. KHK, DiaAnfang der 1990er-Jahre bekannt, dass
heit abgebaut werden kann. Dazu gehört
mit höherer und geringerer Ungleichbetes, Krebserkrandas
in
den
reichen
Ländern
nicht
der
Fall
auch eine bessere Bildung für alle. Eine
heit,
so
zeigt
sich,
dass
auch
für
eine
Reikung
ist. Hier besteht bei der durchschnittliVerringerung der materiellen Ungleichhe weiterer chronischer Krankheiten
Gegenmaßnahme:
Sekundärprävention
chen Lebenserwartung und vielen weiheit wäre wahrscheinlich ein wichtiger
mehr Gleichheit Vorteile bringt. In eiteren gesundheitlichen und sozialen PaBeitrag zur Bekämpfung der Fettleibigner 2006 veröffentlichten Studie zeig2. Mittlere Stufe:
rametern ein Bezug zum Grad der sote sich, dass die Häufigkeit von Diabetes, keit und damit vieler lebensstilbedingter
Risikofaktoren bzw.
zialen Ungleichheit. Die entscheidenchronischer Krankheiten.
Bluthochdruck, Krebs und Lungen- und
Schutzfaktoren, z. B.
de neue Erkenntnis ist, dass Sterblichkeit, Herzkrankheiten auf jeder Bildungsstulebensstilbedingte RF
Primär- und Sekundärprävention
Gesundheit und viele soziale Probleme
fe in England deutlich niedriger war als
bzw. SF
in den reichen Ländern weniger von ihFür die Primärprävention chronischer
in den USA.
Gegenmaßnahmen:
Primärprävention,
rem Reichtum insgesamt abhängen, sonKrankheiten sind derzeit andere BerufsWas liegt diesen Korrelationen zuSekundärprävention, dern von der Verteilung des Reichtums.
grunde? Die Autoren Wilkinson und Pi- gruppen meist besser aufgestellt als die
Verhältnisprävention
Je ausgeglichener dieser verteilt ist, desto ckett stellen die These auf, dass es sich
Ärzteschaft, z. B. pädagogische Fachkreibesser ist die Volksgesundheit. Mit diese. Man spricht hier auch von nicht-mehier wahrscheinlich um einen ursächli3. Untere Stufe:
ser Erkenntnis, aus der sich wichtige gedizinischer Primärprävention, die durch
chen Zusammenhang handelt. Ein Argenetische, demosundheits- und sozialpolitische Impliein neues Präventionsgesetz größere
gumentationsstrang ist, dass Einkomgrafische und soziale
kationen ergeben, setzen sich die EpideVerantwortung übernehmen soll. Aber es
mensunterschiede zu Statuskonkurrenz
Kausalfaktoren, z. B.
miologen Wilkinson und Pickett in dem
und Statusunbehagen führen. Diese sind gibt Aufgaben, die unbedingt in die Arztsoziale Ungleichheit
2009 erschienenen Buch „The Spirit Lepraxis gehören, z. B. bei der Primärpräin reichen Ländern mit mehr UngleichGegenmaßnahmen:
Abbau der Ungleichvel“ eingehend auseinander. Die Autoren heit in allen Schichten der Bevölkerung
vention von Krebskrankheiten und Diheit durch Sozialhaben die Statistiken der Industrieländer stärker ausgebildet als in Ländern mit
abetes mellitus Typ 2. Bei der Sekundärund Steuerpolitik,
der letzten Jahrzehnte durchforstet auf
prävention
besteht ein beachtliches Poweniger
Ungleichheit.
Statusunbehagen
mehr und bessere Bilkann objektiv vermehrte Stressbelastun- tenzial zur Senkung der Zahl chronisch
dung für alle, Verhält- der Suche nach Korrelationen zwischen
sozialer Ungleichheit und dem Ausmaß
gen hervorrufen und subjektiv das Wohl- Kranker. So entwickelt sich beispielsweinisprävention
der gesundheitlichen und sozialen Prose ein Diabetes mellitus Typ 2 meist als
befinden beeinträchtigen. Ein weiterer
Modell
Ärzte und
Politik gefragt
M E D I Z I N & W I S S E N S C H A F T // 3 3
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
8 von 10
der wichtigsten Risikofaktoren für Todesfälle in Ländern
mit hohem Einkommen sind abhängig
vom individuellen Lebensstil: Rauchen,
Bluthochdruck, Fehl­
ernährung mit Adipositas, Bewegungsmangel, Blutzuckererhöhung, Cholesterinerhöhung, wenig Obst
und Gemüse, Alkoholmissbrauch. Die
beiden weiteren Risikofaktoren sind Luftverschmutzung und
berufliche Risiken.
Komplikation einer Adipositas. Wenn es
gelingt, bei diesen Patienten durch gesunde Ernährungsweise und regelmäßige körperliche Aktivität eine deutliche
Gewichtsabnahme zu erreichen, bessert
oder normalisiert sich in einem hohen
Prozentsatz die diabetische Stoffwechsellage. Ähnlich bedeutsame direkte Zusammenhänge bestehen zwischen Adipositas und Hypertonie.
In den letzten 50 Jahren kam es zu
einer grundlegenden Änderung des
Krankheitsspektrums in den reichen
Ländern. An die Stelle der zu Beginn des
20. Jahrhunderts lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten sind heute die chronischen Krankheiten getreten. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität vieler Menschen erheblich und sind häufig für deren vorzeitigen Tod verantwortlich. Deshalb sollte die Vermeidung bzw. Heilung
chronischer Krankheiten oder – wenn
das nicht mehr möglich ist – deren günstige Beeinflussung bei den präventiven
Maßnahmen zur Gesund- und Lebenserhaltung im Mittelpunkt stehen. Vorrangig geht es um die KHK einschließlich
Herzinfarkt, die zerebrale Ischämie mit
Schlaganfall, die Hypertonie, die Adipositas mit Diabetes mellitus Typ 2 als
wichtigster Folgeerkrankung, die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung
und die häufigsten Krebserkrankungen
als führende Erkrankungen in der Todesursachenstatistik.
2004 wurde nachgewiesen, dass für
die Hälfte der jährlichen Todesfälle in
den USA vermeidbare Todesursachen
verantwortlich waren. Als häufigste Todesursachen wurden Rauchen und Fehl­
ernährung mit Adipositas und Bewegungsmangel eruiert. Mit dem Alkoholmissbrauch bilden diese ein „tödliches
Quartett“, dem die WHO bei der Prävention der chronischen Krankheiten große Bedeutung beimisst. Diesem Quartett
allein konnten etwa 40 Prozent der Todesfälle zugeordnet werden. Es gibt überzeugende Untersuchungen, die belegen,
dass auch chronische Stressbelastungen
für die Entstehung und den Verlauf so
wichtiger chronischer Krankheiten wie
Hypertonie, KHK und zerebrale Ischämie von großer Bedeutung sind. Der Abbau chronischer Stressbelastungen gehört deshalb zu den wichtigen Maßnahmen eines gesundheitsförderlichen Lebensstils.
Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass die meisten chronischen Krankheiten einen schichtspezifischen sozialen Gradienten aufweisen.
Eine wesentliche Ursache hierfür wird in
der sozialen Ungleichheit gesehen, die
zu vermehrten chronischen Stressbelastungen führt. Außerdem sind Risikofaktoren wie Rauchen und Adipositas aufgrund von Fehlernährung und Bewegungsmangel bei Angehörigen der unteren Einkommensschichten sehr viel
häufiger anzutreffen als bei den Gutverdienenden. Die soziale Ungleichheit der
Gesundheitschancen lässt sich augenscheinlich mit Maßnahmen der etablierten ambulanten und stationären medizinischen Versorgung nicht ausgleichen. Sie ist wahrscheinlich langfristig
nur durch eine umfassende Förderung
der Prävention in Kombination mit progressiven sozial- und steuerpolitischen
Maßnahmen möglich. Das ist ein weiteres wesentliches Argument für mehr Anstrengungen und wirkungsvollere Bemühungen auf dem Gebiet der Prävention chronischer Krankheiten in Deutschland.
Chronische Krankheiten sind somit
zu einem wesentlichen Teil Folgen eines
krankheitsfördernden Lebensstils, welcher durch Verhaltens­prävention günstig
zu beeinflussen ist. Die Vermittlung von
verhaltenspräventiven Maßnahmen, vor
allem im Bereich der Sekundärpräven-
ve Maßnahmen werden auch zur Adipositaskontrolle vorgeschlagen, z. B. eine
Kennzeichnung der Lebensmittel nach
dem Ampelprinzip. Genauso müssten
die Rahmenbedingungen für regelmäßige körperliche Aktivitäten verbessert
werden, z. B. durch Schulsport und Erleichterung des Zugangs zu Sportvereinen für Kinder und Jugendliche aus den
unteren Einkommensschichten. Erfolge
bei der Verhältnisprävention werden nur
zu erreichen sein, wenn vonseiten der
Politik die gesundheitlichen Belange der
Bevölkerung höher bewertet werden als
z. B. die Interessen der Industrie.
Erfolge der Prävention und der Gesundheitsförderung hängen außerdem
wesentlich von der Bereitschaft und Befähigung des Einzelnen ab, Eigenverantwortung für seine Gesundheit und deren Erhaltung zu übernehmen. Eigenverantwortung heißt dabei, dass der Einzelne aktiv zu seiner Gesundheit beiträgt.
„Sterblichkeit und Gesundheit
hängen weniger vom Reichtum,
sondern von dessen Verteilung in
einer Gesellschaft ab.“
tion, ist in erster Linie Aufgabe der Heilberufe, vor allem der Ärzteschaft, denn
chronisch Kranke suchen im Allgemeinen den Arzt auf und sind heute schon
die Mehrheit in der ärztlichen Sprechstunde. Leider steht aber die Prävention bei den meisten Ärzten derzeit nicht
hoch im Kurs. Das mag daran liegen,
dass von alters her die Behandlung Kranker Aufgabe der Medizin ist und es sich
bei der Prävention um scheinbar Gesunde handelt, was aber für die Sekundärprävention nicht zutrifft. Außerdem ist
Prävention während des Medizinstudiums und der anschließenden ärztlichen
Weiterbildung auch heute leider nur ein
Thema am Rande. Es gibt mittlerweile jedoch eine Reihe von effektiven verhaltenspräventiven Maßnahmen, z. B. bei
der Raucherentwöhnung und der Adipositasbehandlung, die in jeder Arztpraxis
durchgeführt werden könnten.
Verhältnisprävention
Um das massenhafte Auftreten der chronischen Krankheiten zu reduzieren, sind
außerdem effektive verhältnispräventive
Maßnahmen nötig – und die sind Aufgabe der Politik. Dazu gehört z. B. für die
Tabakkontrolle ein bundeseinheitliches
umfassendes Nichtraucherschutzgesetz
ohne Ausnahmen und ein allgemeines
Tabakwerbeverbot. Verhältnispräventi-
Das setzt voraus, dass er sich das nötige Wissen angeeignet hat, das hierfür erforderlich ist. Dazu könnten Patientenschulungen für Betroffene in Arztpraxen
und Kliniken über die wichtigsten chronischen Krankheiten und deren Behandlung hilfreich sein.
Fazit
Eine bevölkerungsweite effektive Prävention chronischer Krankheiten kann
nur als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gelingen. Voraussetzung ist das Zusammenwirken von Verhaltensprävention als Primärprävention (z. B. in Kindergarten, Schule und Betrieb) und als
Sekundärprävention (z. B. in der Arztpraxis) in Kombination mit der Verhältnisprävention und im Zusammenwirken
mit politischen Maßnahmen zum Abbau
der sozialen Ungleichheit. Darüber hinaus ist eine Neuorientierung der Medizin
mit einer stärkeren Gewichtung der Prävention notwendig, weil einseitig kurativer Fortschritt jede Volkswirtschaft einer
Gesellschaft, die das Recht auf Gleichheit bei der medizinischen Versorgung
gewährleisten will, auf Dauer überfordern dürfte.
Langfassung und Literatur
beim Autor
[email protected]
Prof. Klaus-Dieter Kolenda
3 4 // F O R T B I L D U N G E N
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
Fortbildungstermine Januar/Februar 2016
AKADEMIE FÜR MEDIZINISCHE FORT- UND WEITERBILDUNG
EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR
JANUAR/FEBRUAR 2016
JANUAR/FEBRUAR 2016
15. JANUAR
Akupunktur – Block A, Beginn: 15:00 Uhr
AB 15. JANUAR
Fachzertifikat Wundmanagement
19. JANUAR
Fachkunde Strahlenschutz – RöV/Medzin,
Beginn: 9:00 Uhr Warteliste
AB 15. JANUAR
Hygiene/Aktuelle Richtlinien und Grundlagen
19. JANUAR
Erwerb der Kenntnisse im Strahlenschutz nach RöV –
Theoretischer Teil, 9:15 - 12:00 Uhr
AB 15. JANUAR
Fachzertifikat Ernährungsmedizin/Grundlagen
AB 15. JANUAR
Fachzertifikat Notfallmanagement/Grundlagen
19. JANUAR
Grundkurs im Strahlenschutz nach RöV,
Beginn: 10:45 Uhr
AB 22. JANUAR
Grundlagen der Vorsorge und
Früherkennungsmaßnahmen
21. JANUAR
Spezialkurs im Strahlenschutz nach RöV,
Beginn: 14:00 Uhr Warteliste
AB 22. JANUAR
Fachzertifikat Ambulantes Operieren
23. JANUAR
Reisemedizinische Gesundheitsberatung,
Beginn: 9:00 Uhr
23. JANUAR
Harnsedimente und Erkennung von
Harnwegserkrankungen
23. JANUAR
Hypnose Grundkurs, Beginn: 9:30 Uhr
23. JANUAR
Medizinische Dokumentation/Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien
28. JANUAR
Kindernotfälle – Kindertrainingszirkel (KiTZ) –
Atemwege/Atmung (A/B-Probleme),
17:00 - 21:00 Uhr Warteliste
AB 29. JANUAR
Professionell kommunizieren und motivieren
30. JANUAR
EKG -Kompakt
30. JANUAR
Mediation in Klinik, Praxis und Instituten,
9:00 - 16:00 Uhr
30. JANUAR
Grundlagen der Arzneimittelkunde und -versorgung älterer Menschen
30. JANUAR
Notfalltherapie von Herzrhythmusstörungen in der
Praxis, 9:30 - 17:00 Uhr
30. JANUAR
Ein Wegweiser für demenzkranke Menschen und
ihre Angehörigen
30. JANUAR
Autogenes Training – Grundkurs, Beginn: 9:30 Uhr
30. JANUAR
Diabetes: Formen, Therapie und Ernährung
3. FEBRUAR
Cardio Pulmonale Reanimation – HLWBasismaßnahmen, 15:00 - 18:00 Uhr Warteliste
31. JANUAR
Jährliche QM-Pflichtschulung kompakt
AB 5. FEBRUAR
3. FEBRUAR
Seminarreihe Allgemeinmedizin - Update HIVInfektion, Wichtiges für die Praxis, 16:00 - 19:30 Uhr
Häufige Krankheitsbilder in der hausärztlichen
Praxis
AB 5. FEBRUAR
Qualitätsmanagement auf einen Blick
5. FEBRUAR
Suchtmedizinische Grundversorgung Baustein II + III,
Beginn: 15:00 Uhr
AB 5. FEBRUAR
6. FEBRUAR
ACLS-Training (Advanced Cardiac Life Support),
9:30 - 17:30 Uhr
Koordination und Organisation von Therapie- und
Sozialmaßnahmen
AB 5. FEBRUAR
8. FEBRUAR
Grundkurs für hygienebeauftragte Ärztinnen und
Ärzte, Beginn: 8:30 Uhr Warteliste
Steuern und Überwachen betriebswirtschaftlicher
Prozesse
AB 8. FEBRUAR
14. FEBRUAR
Interaktionelle Fallarbeit (IFA-Gruppe),
Beginn: 9:30 Uhr
Strahlenschutzkurs für medizinisches Assistenzpersonal
10. FEBRUAR
Notfälle in der Gynäkologie und Geburtshilfe
17. FEBRUAR
Praxiskauf/Praxisverkauf – Arzt und Recht,
15:00 - 19:00 Uhr
AB 12. FEBRUAR
Versorgung und Betreuung von Onkologie- und
Palliativpatienten
19. FEBRUAR
Geriatrische Grundversorgung, Beginn: 16:00 Uhr
13. FEBRUAR
GOÄ Grundkurs
20. FEBRUAR
Aktualisierung der Fachkunde im Strahlenschutz
nach Röntgenverordnung, 9:00 - 16:15 Uhr
13. FEBRUAR
Grundlagen der Arzneimittelkunde und -versorgung älterer Menschen
24. FEBRUAR
Homöopathie A-Kurs, Beginn: 9:00 Uhr
17. FEBRUAR
Rechtliche Grundlagen und demografische
Entwicklung
24. FEBRUAR
Notfallmanagement und Basisreanimation für Praxis
und kassenärztlichen Notdienst, 15:00 - 18:00 Uhr
26. FEBRUAR
Akupunktur – Block B, Beginn: 15:00 Uhr in Kiel
26. FEBRUAR
Psychosomatische Grundversorgung Teil I,
Beginn: 16:00 Uhr
27. FEBRUAR
EKG-Kurs, Beginn: 9:30 Uhr
„ Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung, Esmarchstraße 4, 23795 Bad Segeberg, Leiterin: Helga Pecnik,
Telefon 04551 803 761, [email protected]
„ Edmund-Christiani-Seminar, Berufsbildungsstätte der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Esmarchstraße 2, 23795 Bad Segeberg,
Ansprechpartnerinnen: Gabriele Steens Telefon 04551 803 704 und
Susanne Korbs Telefon 04551 803 705, sowie Marlies Petrick Telefon
04551 803 703 und Rabea Brunke Telefon 04551 803 706,
[email protected]
F O R T B I L D U N G E N // 3 5
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
Geriatrische Grundversorgung
FORTBILDUNGSTERMINE AUS DEM NORDEN
JANUAR/FEBRUAR/MÄRZ 2016
23. JANUAR
Narzisstische
Persönlichkeitsstörung – ein
verhaltenstherapeutischintegrativer Therapieansatz
12 Punkte
IFT-Nord, Kiel,
Telefon 0431 570 2933,
[email protected]
26. JANUAR
Krokodile und Alligatoren in
der Homöopathie
2 Punkte
Arbeitskreis Homöopathie der
CAU zu Kiel e.V.,
[email protected]
27. JANUAR
Risiken durch Quecksilber?
2 Punkte
3. FEBRUAR
Aktuelles Thema
2 Punkte
Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel,
Institut für Toxikologie
und Pharmakologie für
Naturwissenschaftler,
[email protected],
[email protected]
3. FEBRUAR
Phytotherapie und Hausmittel
– was hält wissenschaftlichen
Kriterien stand?
2 Punkte
17. FEBRUAR
UKSH, Klinik für Pädiatrie,
Telefon 0431 597 1822,
Fax 0431 597 1831
Messung und Erfassung von
Lebensqualität bei Kindern
2 Punkte
5./6. FEBRUAR 142. Jahrestagung der
Nordwestdeutschen
Gesellschaft für Innere Medizin
Punkte beantragt
Kongress- und Messebüro
Lentzsch GmbH,
Bad Homburg,
Telefon 0551 3966331,
[email protected]
Enterale versus parenterale
Ernährung – neuerdings egal
oder nach wie vor erhöhtes
Infektionsrisiko? Pro-Contra
Session
3 Punkte
UKSH, Kiel, Klinik für
Anästhesiologie und Operative
Intensivmedizin,
Telefon 0431 597 2971,
[email protected]
20. FEBRUAR
Qualitätszirkel
„Psychotherapie“ der NGAT
6 Punkte
Curtius Klinik, Bad MalenteGremsmühlen,
[email protected]
20. FEBRUAR
Deutsche-Juden-PalästinenserIsraelis: Täter/OpferVerstrickung und Introjekte
2 Punkte
11.-13. MÄRZ
Fachspezifisches
Neurodermitisseminar
20 Punkte
10. FEBRUAR
Fachklinik Sylt, Westerland,
Telefon 04651852 351
[email protected]
Weitere Informationen bei den Veranstaltern. Alle Angaben ohne Gewähr.
Grundlage der Strukturierten curricularen Fortbildung ist das
Curriculum „Geriatrische Grundversorgung“ der Bundesärztekammer. Die Zielgruppe der Veranstaltung sind Weiterbildungsassistenten sowie Allgemeinmediziner, Internisten,
Neurologen, Psychiater u. a. in Klinik und Praxis. Nach einer
Lernerfolgskontrolle wird bei erfolgreichem Abschluss eine
Teilnahmebescheinigung ausgestellt. Darüber hinaus erhalten
Teilnehmer aus Schleswig-Holstein die Urkunde zur führbaren Bezeichnung „Geriatrische Grundversorgung“.
Leitungsteam: PD Dr. med. habil. Hofmann, Neumünster/Bad
Bramstedt, Dr. med. Gehring, Norderstedt, Dr. Dr. med. Kuipers, Heide, Dr. med. Sgries, Itzehoe, Dr. med. Weil, Flensburg,
Dr. med. Willkomm, Lübeck
Referenten: 20 Haus- und Fachärzte sowie Dr. med. Esders
und PD Dr. med. Pace, Kontinenzzentrum FEK, Prof. Dr. med.
Helmchen, Uni Lübeck, PD Dr. med. Kopf, Hamburg, RA Dr.
jur. Kossen, Bad Segeberg, Dr. med. Löhler, Bad Bram­stedt,
Zahnärztin Ramm, Kiel, Prof. Dr. med. Roider, CAU Kiel,
Swen Staack, Alzheimergesellschaft, Dr. med. Waldmann, Uni
Lübeck, Dr. med. Wächtler, Hamburg, Dr. med. Wolter, Haderslev (DK) u. v. a. m.
Termin: 19. - 21. Februar, 18. - 20. März und 15. - 17. April 2016
Gebühr: 900 Euro
Information: Petra Petersen (04551 803 761)
Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung
EKG-Kurs
Der Kurs gliedert sich in enger Verzahnung in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Im theoretischen Teil wird
die Entstehung der verschiedenen EKG-Erscheinungsformen
auf der Grundlage physiologischer und pathophysiologischer
Mechanismen erarbeitet. Der begleitende praktische Teil soll
die Möglichkeit bieten, Sicherheit in der eigenständigen EKGBefundung zu erlangen und die theoretischen Grundlagen
umzusetzen. In kleinen Gruppen gibt es reichlich Gelegenheit
zur Diskussion mit den Referenten und zur Beantwortung individueller Fragen. Auch mitgebrachte EKG-Beispiele sollen
besprochen werden. Wesentliche über das Medizinstudium
und über das PJ hinausgehende EKG-Kenntnisse werden nicht
vorausgesetzt.
Termin: 27. - 28. Februar und 12. - 13. März 2016
Gebühr: 308 Euro
Information: Susanne Müller (04551 803 762)
Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung
Tagung zur Arztgesundheit
Ärzten fällt es oft schwer, sich als Patient mit eigenen Erkrankungen auseinanderzusetzen. Eine gemeinsame Tagung der
Ärztekammer Hamburg und der Stiftung Arztgesundheit
beschäftigt sich mit den Risiken und Nebenwirkungen des
Arztberufs und zeigt Wege auf, Überforderungen zu vermeiden und Krankheiten vorzubeugen. Prof. Jörg Braun, Gründer der Stiftung Arztgesundheit, widmet sich der Frage, ob
Ärzte anders krank sind als ihre Patienten. Zudem geht es um
Suchtgefahren, Burn-out und Suizidprävention, aber auch
um Infektionsrisiken der medizinisch Tätigen, Kommunikationsstrategien und darum, wie jeder die Resilienz stärken kann.
Die Tagung findet statt am Freitag, dem 26. Februar (14 - 18 Uhr)
und Samstag, dem 27. Februar 2016 (9:30 - 14 Uhr), in der
Hamburger Fortbildungsakademie; die Teilnahmegebühr beträgt 80 Euro. Fortbildungspunkte: 11. Anmeldung per E-Mail
[email protected] oder telefonisch unter 040 202299 306
oder im Internet unter
www.aerztekammer-hamburg.org/akademieveranstaltungen.
html. (reD)
3 6 // A R Z T & R E C H T
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
DER SCHLICHTUNGSFALL
Faktor Zeit entscheidet
über Amputation
Aus der Praxis der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern.
Kasuistik
Bei einem Patienten bestand eine periphere arterielle Verschlusskrankheit der
Beine mit der Betonung links. Das Gehstreckenlimit betrug etwa 20 Meter mit
gelegentlichem Ruheschmerz, es lag ein
Stadium II-III nach Ratschow und Fontaine vor. Neben dieser arteriellen Durchblutungsstörung bestanden ein chronisches, dialysepflichtiges Nierenversagen,
der Zustand nach Herzinfarkt, ein arterieller Hypertonus, ein Nikotinabusus und
ein Hyperparathyreoidismus. Der Patient
wurde nach Erstvorstellung im Mai 2009
im Juni im Krankenhaus stationär aufgenommen.
Die Gefäßdarstellung durch Magnetresonanzarteriografie hatte für beide
Beine Gefäßveränderungen ergeben. Auf
der führenden linken Seite fanden sich
eine Abgangsstenose der Arteria profunda femoris sowie ein Verschluss der Arteria femoralis superficialis im mittleren
Drittel. Die Arteria tibialis anterior zeigte
eine Verengung im mittleren Drittel, die
Arteria peronaea war durchgängig, die
Arteria tibialis posterior war verschlossen. In der interdisziplinären Gefäßkonferenz wurde eine Thrombektomie und
PTA der Arteria femoralis superficialis
im Verschlussbereich empfohlen, gegebenenfalls die Anlage eines femoropoplitealen Bypasses nach PI.
Anfang Juni erfolgte nach Misslingen
des Versuchs der Sondierung der Verschlussstrecke die Anlage eines femoropoplitealen 8 mm Goretex-Bypasses nach
PI. Die dopplersonografisch gemessenen Indices waren postoperativ für das
linke Bein für die Arteria tibialis posterior und dorsalis pedis jeweils 1,0. Der Puls
der Arteria dorsalis pedis war gut tastbar.
Mitte September kam es zum Verschluss
des Bypasses mit neuerlicher stationärer Aufnahme des Patienten im Krankenhaus. Es erfolgte am gleichen Abend die
Gefäßrevision, dabei wurde der Bypass
thrombektomiert und die Intimahyperplasie im distalen Anastomosenbereich
beseitigt. Der Verschluss der Inzision der
distalen Anastomosenregion erfolgte
durch Dacron-Patchplastik.
Der Dopplerindex postoperativ betrug jeweils 0,8 für die Arteria tibialis
posterior und dorsalis pedis. Die längerfristige Antikoagulation erfolgte mit
ASS. Im Januar 2010 trat erneut ein Bypassverschluss auf und am 19. Januar
2010 war wieder eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus nötig. In der folgenden Nacht wurden die zweite Revisionsoperation mit Bypassthrombektomie
von der distalen Anastomose aus sowie
die Desobliteration der distalen Anastomosenregion durchgeführt.
Bei der postoperativen Angiografie zeigten sich deutliche Stenosierungen
im Bereich der Unterschenkelarterien.
Ein Verlängerungsbypass nach distal unter eventueller Entfernung der abgangsnahen Stenose der Arteria tibialis posterior wurde nicht ins Auge gefasst. Der
postoperative Doppler-Index betrug für
die Arteria tibialis posterior und Arteria
dorsalis pedis jeweils 0,7. Als Antikoagulans wurde wiederum ASS verordnet.
Nach Entlassung nach Hause Anfang Februar 2010 wurde am 7. März
2010 wiederum ein stationärer Aufenthalt wegen eines Bypassverschlusses im
Krankenhaus notwendig. Der linke Unterschenkel war blass und kühl, die Pulse waren nicht nachzuweisen. Auch
dopplersonografisch waren keine Signale über den Fußarterien nachzuweisen. Die Laboruntersuchungen ergaben
einen Kaliumwert von 6.56 mmol/l. Wegen des erhöhten Kaliumwertes wurde die notwendige Operation zurückgestellt und es wurde zuerst eine Dialyse
geplant. Am Tag nach Aufnahme wurde der Patient dialysiert, eine Operation
wurde nach der Dialyse allerdings nicht
angesetzt.
Es seien zwar eine eingeschränkte
Sensomotorik, aber keine Ruheschmerzen vorhanden gewesen und es sollte mit
der Gabe von Prostaglandinen der Versuch einer Durchblutungsverbesserung
erfolgen. Nach weiteren sieben Tagen
schließlich erfolgte eine Operation. Dabei wurde nach Bypassthrombektomie
eine Verlängerung von PI nach PIII mit
autologer Vene angelegt. Es zeigte sich
Schaden
Bei korrektem Vorgehen hätte nach ärztlicher Erfahrung die
Dauer des Beinerhaltes verlängert werden können. Die bestehende generalisierte Arteriosklerose mit
renaler Beteiligung
und die Lebensführung des Patienten
(Nikotinabusus) hätten eine spätere Amputation jedoch nicht
ausgeschlossen.
Fehlerbedingt ist eine
weitere Operation bei
dem Patienten erforderlich geworden. Bei
rechtzeitiger Revisionsoperation mit Anlage eines autologen
Bypasses nach PIII
am 8. März 2010 hätte die Amputation des
linken Oberschenkels mit überwiegender Wahrscheinlichkeit zu diesem Zeitpunkt nicht stattfinden müssen.
im Weiteren, dass die Gewebe des linken Beines irreversibel geschädigt waren,
sodass nur vier Tage später eine Oberschenkelamputation links durchgeführt
werden musste.
Beanstandung der ärztlichen
Maßnahmen
Der Patient bemängelt seine Behandlung im Krankenhaus und zweifelt an,
dass die erste Operation an seinem linken Bein sachgerecht durchgeführt worden sei. Außerdem hätte bei Verschluss
des Bypasses am 7. März 2010 sogleich
operiert werden müssen. Er äußerte die
Ansicht, dass man den sehr hohen Kaliumwert medikamentös hätte behandeln
und den Eingriff anschließend ausführen können. Zumindest hätte man nach
erfolgter Dialyse am Folgetag operieren
sollen. Er beklagt den jetzigen Zustand
nach Amputation und die dadurch erzwungene Immobilität.
Zu den vorgebrachten Vorwürfen
werden seitens des Krankenhauses die
jeweiligen operativen Maßnahmen als
sachgerecht beschrieben. Bezüglich des
Vorgehens ab März 2010 wurde geäußert, dass sich die Durchblutungssituation stabilisiert gehabt habe und man mit
konservativen Maßnahmen versucht
habe, die Durchblutung zu verbessern.
Nach Verschlechterung der Situation sei
dann Mitte März 2010 notfallmäßig operiert worden. Die Gewebsverhältnisse
am linken Bein seien allerdings auch danach so schlecht gewesen, dass die Oberschenkelamputation auf der linken Seite
unumgänglich gewesen sei.
Gutachten
Der gefäßchirurgische Gutachter hat befunden, dass das im Juni 2009 gewählte
Operationsverfahren nicht sachgerecht
war. Anstelle des Bypasses nach PI mit
Kunststoffmaterial hätte eine Thrombektomie aus der Verschlussstrecke im
Bereich der Arteria femoralis superficialis erfolgen sollen und anschließend die
Aufdehnplastik beziehungsweise die Implantation eines Stents in diese Region.
Außerdem hätte eine Thrombendarteriektomie aus dem Areal der Arteria femoralis communis und des Profundaabgangs erfolgen müssen. Bei den schwierigen Gefäßverhältnissen des Dialysepatienten hätte, wenn man sich schon
zur Anlage eines femoropoplitealen Bypasses entschlossen habe, autologes Material verwendet werden müssen. Zudem hätte eine orale Antikoagulation
oder eine duale Plättchenhemmung mit
ASS und Clopidogrel durchgeführt werden müssen.
Hinsichtlich der Operationen wegen
der Bypassverschlüsse wird ausgeführt,
dass der Einstrom durch die Nichtbehebung der den Einstrom limitierenden Verengungen im Bereich der Femoralisgabel und der Arteria iliaca externa
A R Z T & R E C H T // 3 7
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
nicht anhaltend verbessert worden wäre.
Bei mehrfachem Verschluss des Bypasses hätte zum Zeitpunkt Januar 2010 ein
Femoro-tibialis-anterior-Venenbypass
angelegt werden sollen.
Was die Situation am 7. März 2010
betrifft, ist der Gutachter der Ansicht,
dass es sinnvoll gewesen sei, wegen des
erhöhten Kaliumwertes den Patienten
erst einer Hämo-Dialyse zu unterziehen.
Es sei jedoch nicht nachvollziehbar, dass
die Operation erst am 14. März 2010 erfolgt ist. Durch die zu erwartenden Stasethromben im Bereich des Unterschenkels und Fußes sowie die bis zu diesem
Zeitpunkt eingetretene Gewebsschädigung sei der Misserfolg des Verlängerungsbypasses abzusehen gewesen.
Bewertung der Haftungsfrage
Die Schlichtungsstelle ist zu der Einschätzung gelangt, dass die Operation
des Patienten Anfang Juni 2009 sachgerecht war, da eine Durchblutungsstörung mit erheblicher Gehstreckenlimitierung und Ruheschmerzen (Stadium
II-III nach Ratschow und Fontaine) bestand. Jedoch ist die Anlage eines Kunststoffbypasses nach PI bei dem Patienten mit gestörter Ausflussbahn im Bereich des Unterschenkels, auch im Hinblick auf die zu erwartende Verschlechterung der Gefäßsituation bei Dialyse
und Hypertonie, als kritisch anzusehen.
Es mag zwar zutreffend sein, dass die
Frühergebnisse nach Kunststoffimplantation nach PI gut seien, bei dem Patienten kam es jedoch nicht auf Frühergebnisse, sondern auf positive Langzeitergebnisse an.
Die Durchführung der ersten Revisionsoperation nach Anlage des Kunststoffbypasses ist nach Ansicht der
Schlichtungsstelle insofern nicht als
fehlerhaft anzusehen, als ein gutes Ergebnis mit Dopplerdruckquotienten
von 1,0 erzielt worden ist. Allerdings
hätte bei der erneuten Verschlusssituation im Januar 2010 den Operateuren klar
sein müssen, dass die alleinige Thrombektomie des Bypasses und die TEA des
distalen Anastomosenbereiches unzureichend war. Es hätte bereits zu diesem
Zeitpunkt ein autologer Venenbypass
nach PIII angelegt, abgangsnahe Stenosen in diesem Bereich hätten beseitigt
werden müssen.
Im Weiteren ist die Schlichtungsstelle der Ansicht, dass die „Antikoagulation“ mit ASS100 unzureichend war. Diese Medikation kann für eine Situation
mit unveränderter Ausstrombahn eines
PI-Bypasses ausreichend sein, jedoch
nicht in der Situation des Patienten, bei
dem sowohl in der Gefäßstrecke von PI
nach PIII als auch im Bereich des Unterschenkels zahlreiche Stenosen den Abstrom des Blutes behinderten. Hier wäre
eine orale Antikoagulation notwendig
gewesen.
Die Behandlung ab Anfang März
2010 wird von der Schlichtungsstelle als fehlerhaft angesehen. Dass der Patient nicht sogleich nach Diagnosestellung des Bypassverschlusses im Stadium III operiert worden ist, weil der Serum-Kalium-Wert hochpathologisch
war und eine Operation in diesem Zustand eine Gefährdung quoad vitam für
den Patienten dargestellt hätte, wird von
der Schlichtungsstelle als sachgemäß angesehen. Es hätte jedoch zum einen die
Dialyse beschleunigt werden müssen
und nicht auf den nächsten Mittag verschoben werden dürfen, zum anderen
war das weitere Zuwarten mit der Operation, die in diesem Fall nur eine Bypassanlage nach PIII sein konnte, zu bemängeln.
Es ist allgemein bekannt, dass selbst
dann, wenn die äußere Haut nur kühl ist,
sich schon an der Muskulatur, die empfindlicher gegenüber Sauerstoffmangel
ist, Schäden etablieren können. Zum anderen ist auch bekannt, dass es in den
kleinen Gefäßen nach Bypassverschlüssen zur Bildung von Stagnationsthromben kommt, die auch bei Wiedereröffnung des Blutzustroms eine ausreichende Durchblutung der Peripherie nicht
mehr erlauben.
Von der Schlichtungsstelle wird an
dieser Stelle auch die unzureichende Laboruntersuchung als fehlerhaft angesehen, da weder das CRP als Entzündungsmarker noch die CPK als Indikator für eine Muskelschädigung frühzeitig bestimmt worden sind. Der Vortrag
des Arztes, dass sich der Patient einer
Operation nach dem 7. März 2010 nicht
habe unterziehen wollen, wird durch die
vorliegenden Unterlagen nicht gestützt.
Es ist für den Aufnahmetag bei der Operationsaufklärung lediglich fixiert worden, dass eine Amputation des Beines
nicht im Zuge dieser Operation durchgeführt werden dürfe.
Bei sachgerechter Operation im Januar 2010 wäre bei Anlage eines Bypasses nach PIII mit autologem Material
(der Bypass nach PIII war dringend erforderlich, da schon zwei Mal ein Verschluss des Kunststoffbypasses nach PI
erfolgt war) die Operation Mitte März
2010 nicht notwendig geworden.
Die fehlerhafte, über eine Woche abwartende Haltung ab Anfang März 2010
führte wegen der zu diesem Zeitpunkt
schon bestehenden Gewebsschädigung
des Beines und der Stagnationsthromben in den kleinen Gefäßen zu der Situation, in der eine Oberschenkelamputation unumgänglich gewesen ist.
KURZ NOTIERT
Strukturpauschale ist rechtens
Die Strukturpauschale für ausschließlich konservativ tätige
Ärzte ist rechtmäßig. Dies teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) unter Hinweis auf ein Urteil des Bundessozialgerichtes (BSG) mit. Das BSG wies die Klage eines Augenarztes ab, der als operativ tätiger Augenarzt die Strukturpauschale nach GOP 06225 abrechnen wollte. Der Arzt operiert zwar
auch, ist aber fast ausschließlich konservativ tätig. In der Begründung des Gerichts heißt es, dass die Gebührenordnungsposition (GOP) 06225 von dem Kläger „in den streitbefangenen
Quartalen nicht abgerechnet werden kann, weil er auch operative Leistungen erbracht hat“. Mit der Beschränkung der Abrechenbarkeit der Zuschlagsziffer auf ausschließlich konservativ tätige Augenärzte habe der Bewertungsausschuss „seinen
Gestaltungsspielraum nicht überschritten“, begründet das Gericht weiter. Vielmehr habe „er im Interesse der Sicherstellung
der Versorgung mit Leistungen konservativ tätiger Augenärzte die wirtschaftliche Lage dieser Praxen verbessern wollen“. Im
vergangenen Jahr hatte bereits das Sozialgericht Marburg die
Rechtmäßigkeit eines Zuschlags zur Grundpauschale für ausschließlich konservativ tätige Augenärzte bestätigt. Auch das
Sozialgericht Düsseldorf hatte die augenärztliche Strukturpauschale für rechtmäßig befunden. Die augenärztliche Strukturpauschale war vom Bewertungsausschuss beschlossen und 2012
eingeführt worden. Dadurch sollte die Vergütungssituation der
konservativ tätigen Augenärzte verbessert werden. Ziel des Zuschlags war es, die flächendeckende Versorgung der Versicherten sowohl durch konservative als auch durch operativ tätige
Augenärzte sicherzustellen. (Red)
Ausnahmen für Ausstieg aus BAG
Scheidet ein Arzt aus einer Berufsausübungsgemeinschaft
(BAG) für Dialyse aus, bleibt im Regelfall die Dialysegenehmigung bei der BAG. Davon kann es Ausnahmen geben, wenn
die in der BAG verbleibenden Ärzte für die Patienten nicht
tragbar sind, wie der Vertragsarztsenat des Bundessozialgerichts (BSG) in Kassel entschieden hat. Im Streitfall war ein
Arzt aus einem als BAG organisierten Dialysezentrum in Niedersachsen ausgestiegen, um in der Nähe eine eigene Dialysepraxis zu eröffnen. Die KV hatte ihm eine Genehmigung zur
Dialyse erteilt. Dagegen klagte die BAG. Das Landessozialgericht (LSG) Niedersachsen-Bremen hatte der Klage stattgegeben – eine Dialysegenehmigung werde nicht dem einzelnen
Arzt, sondern der Praxis erteilt. Beim Ausscheiden eines Arztes verbleibe die Genehmigung bei der BAG. Dem ist das Bundessozialgericht zwar im Grundsatz gefolgt. Doch das LSG hat
nach BSG-Auffassung die konkreten Verhältnisse des Einzelfalls nicht ausreichend gewürdigt. In Ausnahmefällen könne der ausgeschiedene Arzt eine Genehmigung bekommen,
so das BSG. Das sei der Fall, „wenn das Vertrauensverhältnis
nicht nur einzelner Patienten zu den in der Praxis verbleibenden Ärzten so schwerwiegend gestört ist, dass ihnen die Inanspruchnahme dieser Ärzte nicht zuzumuten ist und wenn
auch keine andere Dialysepraxis in zumutbarer Entfernung
die Behandlung übernehmen kann“. In aller Regel sei dies allerdings eine Situation, „auf die die KV nicht nur mit der Erteilung eines neuen Versorgungsauftrags, sondern gleichzeitig
mit der Entziehung des bisherigen Versorgungsauftrags zu reagieren hat“, betonten die Richter. Dadurch werde „soweit wie
Fazit
möglich eine wirtschaftlich nicht sinnvolle Vermehrung von
Richtig behandeln nach allgemeinen Re- Versorgungsaufträgen“ vermieden. Die KV soll neu über die
Genehmigung und auch über deren Umfang entscheiden. Um
geln.
Prof. Dr. Uwe Baer, Kerstin Kols, bis dahin eine Unterversorgung zu vermeiden, darf der ausgeSchlichtungsstelle für Arzthaft- schiedene Arzt bis Mitte 2016 weiter behandeln. (Red)
pflichtfragen
3 8 // A R Z T & R E C H T
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
MFA
Schwanger in
der Ausbildung
Was müssen Ärzte als Arbeitgeber beachten? Das EdmundChristiani-Seminar bekommt hierzu immer wieder Anfragen.
A
usbildende Ärzte haben gegenüber ihren Auszubildenden
Pflichten, die eingehalten werden
müssen. Unsicher über die zu beachtenden Regeln sind viele Arbeitgeber, wenn ihre Auszubildenden schwanger werden. Das
Edmund-Christiani-Seminar hat die
wichtigsten Regelungen für das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt zusammengefasst.
Mitteilungspflicht
Werdende Mütter sollen dem Arbeitgeber ihre Schwangerschaft und den voraussichtlichen Tag der Entbindung mitteilen, sobald ihnen dies bekannt ist. Der
Arbeitgeber kann von der Auszubildenden die Vorlage eines entsprechenden
Attests eines Arztes oder einer Hebamme verlangen.
Kündigungsschutz
Die Kündigung ist während der Schwangerschaft und bis zum Ablauf von vier
Monaten nach der Entbindung unzulässig. Dies gilt auch, wenn dem Arbeitgeber innerhalb von zwei Wochen nach
Zugang der Kündigung eine Schwangerschaft oder Entbindung angezeigt wird.
Der Kündigungsschutz gilt auch schon
in der Zeit zwischen Vertragsabschluss
und Ausbildungsbeginn. Dies gilt auch
für Kleinstbetriebe (< fünf Angestellte),
da die Kleinstbetriebsklausel des Kündigungsschutzgesetzes (§ 23 Absatz 1 S. 2)
hier nicht gilt. Nur in besonderen Ausnahmefällen ist eine Kündigung nach
Zustimmung der Aufsichtsbehörde
möglich (§ 9 Mutterschutzgesetz).
Pflichten des Arbeitgebers
Der Ausbildungsbetrieb muss die für die
Überwachung der Einhaltung der mutterschutzrechtlichen Vorschriften zuständige Aufsichtsbehörde unverzüglich von der Mitteilung der Schwangerschaft benachrichtigen (§ 5 Absatz
1 Mutterschutzgesetz). Dritten darf der
Ausbildungsbetrieb die Schwangerschaft
grundsätzlich nicht bekannt geben
(Krankenkassen, Angehörige, Kollegen,
usw.). Ausnahme sind die Betriebsangehörigen, die im Hinblick auf ihren Aufgabenkreis betroffen sind (Vorgesetzte,
Personalsachbearbeiter, Fachkräfte für
Arbeitssicherheit). Arbeitsplatz und Arbeitsablauf müssen so gestaltet werden,
dass Gefahren für Gesundheit und Leben der werdenden Mutter vermieden
werden. Die notwendigen Maßnahmen
richten sich nach den Gegebenheiten im
Betrieb und den Bedürfnissen der Frau.
Einzelheiten müssen mit der Aufsichtsbehörde abgestimmt werden.
Schwangere unterliegen bei bestimmten Tätigkeiten einem generellen
Beschäftigungsverbot. Genaueres dazu
findet man in den Paragraphen 4 und 8
des Mutterschutzgesetzes. Der Ausbildungsbetrieb muss die schwangere Auszubildende für die Untersuchungen im
Rahmen der Leistungen der gesetzlichen
Krankenversicherung bei Schwangerschaft und Mutterschaft freistellen. Die
entstehenden Fehlzeiten müssen nicht
vor- oder nachgearbeitet werden. Die
Vergütung muss im Freistellungszeitraum fortgezahlt werden (§ 16 Mutterschutzgesetz).
Allgemeines Beschäftigungsverbot (Mutterschutz)
In den letzten sechs Wochen vor der
Entbindung ist eine Beschäftigung der
schwangeren Auszubildenden unzulässig, es sei denn, dass sie ausdrücklich
ihre Bereitschaft dazu erklärt. Die Auszubildende kann diese Erklärung jederzeit widerrufen (§ 3 Absatz 2 Mutterschutzgesetz). Maßgeblich ist der im
Zeugnis eines Arztes (Mutterpass) oder
einer Hebamme angegebene voraussichtliche Tag der Entbindung, der bei
der Fristberechnung nicht mitgerechnet wird (§ 187 Absatz 1 Bürgerliches Gesetzbuch).
Nach der Entbindung ist die Beschäftigung acht Wochen, bei Früh- und
Mehrlingsgeburten zwölf Wochen absolut unzulässig (§ 6 Absatz 1 Mutterschutzgesetz).
Info
Bei Fragen zu diesem Themenkomplex
wenden Sie sich bitte an:
Silva Lehmann
Telefon 04551 803 708
oder Ulrike Messerig
Telefon 04551 803 707
Fax 04551 803 724.
Während des allgemeinen Beschäftigungsverbots erhält die Auszubildende keine Ausbildungsvergütung vom Betrieb, sondern 13 Euro Mutterschaftsgeld
pro Tag von ihrer Krankenkasse (monatlich 403 Euro; § 13 Absatz 1 Mutterschutzgesetz). Erhält sie damit weniger
als die übliche Ausbildungsvergütung,
muss der Arbeitgeber ihr den Differenzbetrag überweisen (§ 14 Absatz 1 Mutterschutzgesetz). Arbeitgebern mit weniger
als 30 Vollzeitmitarbeitern (ohne Auszubildende) wird dieser Differenzbetrag
auf Antrag im sogenannten „U2-Verfahren“ von der Krankenkasse der Auszubildenden erstattet.
Individuelles Beschäftigungsverbot
Im Einzelfall kann die Beschäftigung einer Schwangeren schon vor dem Beginn dieser gesetzlichen Schutzfrist verboten sein, wenn nach ärztlichem Zeugnis Leben oder Gesundheit von Mutter
und Kind bei Fortdauer der Beschäftigung gefährdet sind (§ 3 Mutterschutzgesetz). Das Verbot kann sich sowohl auf
bestimmte Tätigkeiten beziehen als auch
generell gelten.
Der Arbeitgeber muss die Ausbildungsvergütung für den Zeitraum fortzahlen, in dem die Schwangere wegen eines
individuellen Beschäftigungsverbots ganz
oder teilweise nicht arbeitet (sogenannter Mutterschutzlohn, § 11 Absatz 1 Mutterschutzgesetz). Arbeitgebern mit weniger als 30 Vollzeitmitarbeitern wird gezahlter Mutterschutzlohn auf Antrag im sogenannten „U2-Verfahren“ von der Krankenkasse der Auszubildenden erstattet.
An Prüfungen darf die Auszubildende auch während der individuellen Beschäftigungsverbotszeiten teilnehmen,
da das Mutterschutzgesetz nur für das
privatrechtliche Ausbildungsverhältnis,
nicht aber für die öffentlich-rechtliche
Prüfungsteilnahme gilt.
Das Ausbildungsverhältnis verlängert sich nicht automatisch um die Zeiten der schwangerschaftsbedingten Beschäftigungsverbote. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein kann das Ausbildungsverhältnis aber auf Antrag der
Auszubildenden verlängern (§ 8 Absatz
2 Berufsbildungsgesetz). Wird Elternzeit in Anspruch genommen, verlängert
sich die Ausbildungszeit in der Regel um
diesen Zeitraum. Abweichungen sind
möglich, wenn das Ende der Ausbildung
nicht auf einen Prüfungszeitraum fällt
oder die allgemeinen Regelungen zur
Verkürzung oder Verlängerung der Ausbildungszeit Anwendung finden.
Mutter und Ausbildungsunternehmen können vertraglich vereinbaren,
dass die Ausbildung in Teilzeit zu Ende
geführt wird. Auf Anfrage ist stillenden Müttern die zum Stillen erforderliche Zeit (während der Arbeitszeit) zu
gewähren. Stillzeiten dürfen nicht voroder nachgearbeitet werden. (ECS)
M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 3 9
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
Mitteilungen der
Kassenärztlichen
Vereinigung
Schleswig-Holstein
Bewerbungen richten Sie bitte an: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein,
Zulassung/Praxisberatung, Bismarckallee
1-6, 23795 Bad Segeberg.
Der Bewerbung sind ein Auszug aus dem
Arztregister sowie ein unterschriebener
Lebenslauf beizufügen. Ferner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart
„O“ (Behördenführungszeugnis) zu beantragen.
Die Bewerbung wird nicht durch eine
eventuell erfolgte Wartelisteeintragung
ersetzt!
Um Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze können sich auch Vertragsärzte/Vertragspsychotherapeuten und
Medizinische Versorgungszentren bewerben, um einen anderen Arzt/eine andere
Ärztin bzw. mehrere Ärzte/Ärztinnen anzustellen. Der Arzt/die Ärztin/die Ärzte
muss bzw. müssen namentlich genannt
werden und die oben bezeichneten Unterlagen sind für ihn/sie einzureichen.
Es besteht die Möglichkeit, dass ein für
einen vollen Versorgungsauftrag ausgeschriebener Vertragsarztsitz/Vertragspsychotherapeutensitz von zwei Ärzten/
Ärztinnen übernommen wird, die den
Sitz übernehmen und ihren Versorgungsauftrag jeweils auf einen halben Versorgungsauftrag beschränken.
Um die Übernahme von ausgeschriebenen Vertragspsychotherapeutenpraxen
können sich Fachärzte für Psychotherapeutische Medizin, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
Psychologische Psychotherapeuten, Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie Ärzte, die beabsichtigen, ausschließlich psychotherapeutisch tätig zu
werden, bewerben.
Öffentliche Ausschreibung von Vertragsarztsitzen gemäß § 103 Abs. 4 SGB V
Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten deren Vertragsarztsitz zur Übernahme durch
einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungsbereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt.
Für nähere Informationen hierzu stehen Ihnen unter den Tel.-Nummern 04551-883 und den angegebenen Durchwahlen unsere Sachbearbeiter zur Verfügung:
-378
Kreis Pinneberg
-596
Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde, Kreis Herzogtum Lauenburg, Kreis Segeberg
-258
Stadt Lübeck
-462
Kreis Nordfriesland, Kreis Stormarn, Kreis Ostholstein
-634
Stadt Kiel, Kreis Plön
-427
Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg, Kreis Dithmarschen, Kreis Steinburg
FACHGEBIET/ARZTGRUPPE
PLANUNGSBEREICH
PRAXISFORM
BEWERBUNGSFRIST*
AUSSCHREIBUNGSNUMMER
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Stadt Kiel
EP
31.01.2016
10230/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Stadt Kiel
EP
29.02.2016
10187/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Kreis Stormarn
EP
29.02.2016
10222/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Kreis Ostholstein
EP
29.02.2016
10467/2015
Psychotherapeuten
-halbe Zulassung-
Kreis Stormarn
EP
29.02.2016
11144/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Stadt Kiel
EP
29.02.2016
11475/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Kreisregion Stadt Flensburg/
Kreis Schleswig-Flensburg
EP
29.02.2016
11864/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Stadt Lübeck
EP
29.02.2016
11875/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Stadt Lübeck
EP
29.02.2016
12343/2015
Psychotherapeuten
- Sonderbedarf Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapie -
Kreisregion Stadt Neumünster/
Kreis Rendsburg- Eckernförde
EP
29.02.2016
10240/2015
Psychotherapeuten
Stadt Kiel
EP
29.02.2016
10193/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Stadt Kiel
EP
29.02.2016
12272/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Kreis Dithmarschen
EP
29.02.2016
12635/2015
4 0 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
Psychotherapeuten
Stadt Lübeck
EP
29.02.2016
12634/2015
Hausärzte
MB Kiel
BAG
31.01.2016
12413/2015
Hausärzte
MB Neustadt
EP
29.02.2016
12273/2015
Neurochirurgen
- halbe Zulassung -
Schleswig-Holstein
BAG
31.01.2016
13058/2015
* Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so gilt die Ausschreibung maximal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die Zulassung beantragt wird, das beantragte Fachgebiet eindeutig angegeben ist, ein Arztregisterauszug beigefügt wurde und der Antrag unterschrieben ist.
Folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze waren bereits ausgeschrieben, jedoch hat sich innerhalb der Bewerbungsfrist niemand
beworben, sodass Sie sich um diese Sitze weiterhin bewerben können:
FACHGEBIET/ARZTGRUPPE
PLANUNGSBEREICH
PRAXISFORM
AUSSCHREIBUNGSNUMMER
Frauenärzte
Pinneberg
BAG
6828/2015
Hausärzte
MB Bad Oldesloe
EP
14781/2014
Hausärzte
MB Brunsbüttel
EP
9290/2015
Hausärzte
MB Itzehoe
BAG
2351/2015
Hausärzte
MB Itzehoe
EP
3376/2015
Hausärzte
MB Itzehoe
EP
2667/2015
Hausärzte
MB Itzehoe
EP
6611/2015
Hausärzte
MB Itzehoe
EP
6520/2015
Hausärzte
MB Metropolregion Südost
BAG
1904/2015
Hausärzte
MB Metropolregion Südost
EP
1906/2015
Hausärzte
MB Metropolregion Südost
BAG
8409/2015
Hausärzte
MB Metropolregion Südost
EP
8229/2015
Hausärzte
MB Metropolregion Südwest
EP
2218/2015
Hausärzte
MB Neumünster
BAG
2431/2015
Hausärzte
MB Neustadt (Holstein)
BAG
151/2015
Hausärzte
MB Ratzeburg
EP
5390/2015
Hausärzte
MB Rendsburg
EP
2740/2015
Hausärzte
MB Rendsburg
EP
4866/2015
Hausärzte - halbe Zulassung -
MB Metropolregion Südost
EP
939/2015
M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 1
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
Hausärzte - halbe Zulassung -
MB Neumünster
EP
7266/2015
HNO-Ärzte
Kiel
BAG
14771/2014
HNO-Ärzte
Nordfriesland
EP
3150/2015
Internisten
SH Süd
EP
9708/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
NMS/RD-E
EP
154/2015
Psychotherapeuten
- halbe Zulassung -
Stormarn
EP
763/2015
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden im Rahmen des Sonderbedarfes zugelassen. Diese Beschlüsse sind noch nicht bestandskräftig, sodass hiergegen noch Widerspruch eingelegt bzw. Klage erhoben werden kann.
NAME
FACHGRUPPE/SCHWERP.
NIEDERLASSUNGSORT
NIEDERLASSUNGSDATUM
Christoph Wroblewski
Allgemeinmedizin
23758 Hanshühn,
Bungsbergstraße 1
01.01.2016
Dipl.-Psych. Kerstin Paetow
Psychotherapie
24105 Kiel,
Holtenauer Straße 93
01.04.2016
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden ermächtigt bzw. bei folgenden Ärzten haben sich Änderungen ergeben (Einzelheiten entnehmen Sie bitte
dem Ermächtigungsverzeichnis auf www.kvsh.de.):
NAME
FACHGRUPPE
ORT
Dr. med. Holger Langeloh
Radiologie
Rendsburg
Dr. med. Egbert Kloppmann
Radiologie
Rendsburg
Dr. med. Horst Ostertag
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Flensburg
Prof. Dr. med. Fritz Schäfer
Diagnostische Radiologie
Kiel
Dr. med. Berndt-Michael Order
Diagnostische Radiologie
Kiel
Prof. Dr. med. Josef Hoch
Chirurgie
Neustadt
Dr. med. Hans-Henning Wacks
Chirurgie
Rendsburg
Dr. med. Karola Bollow
Chirurgie
Ratzeburg
Dr. med. Christoph Sauer
Orthopädie und Unfallchirurgie
Altenholz
Dr. med. Thomas Kunz
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Heide
Guido Csomós
Innere Medizin
Pinneberg
Miriam Tezel
Innere Medizin
Geesthacht
Dr. med. Fjoralba Duka
Innere Medizin
Pinneberg
4 2 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
Alexander Steinmetz
Radiologie
Sylt/Westerland
Dr. med. Andreas Hohmann
Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Schleswig
Dr. med. Claudia Wardius
Radiologie
Schleswig
Marlies Vorkefeld
Diagnostische Radiologie
Elmshorn
Dr. med. Carmen Timke
Strahlentherapie
Flensburg
Silvia Pelka
Allgemeinmedizin
Bokholt-Hanredder
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ wurden zugelassen und haben um Veröffentlichung gebeten:
NAME
ORT
FACHGRUPPE
BEGINN
Dagmar Köhler
23564 Lübeck, Wakenitzstraße 55
Innere Medizin/
hausärztlich
01.01.2016 Dr. med. Jürgen
Loeber
NACHFOLGER VON
Dr. med. Maren Müller
24143 Kiel, Kirchenweg 2
Frauenheilkunde und
Geburtshilfe
04.01.2016 Dr. med. Ulrich
Mengelkamp
Dr. med. Jens-Ole Katzenstein
22850 Norderstedt, Garstedter
Feldstraße 10
Nervenheilkunde
04.01.2016 Dr. med. Rainer
Grosse
Dr. med. Kirsten Rethwisch
22926 Ahrensburg,
Hamburger Straße 23
Urologie
01.10.2015
Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Astrid Pabst
- halbe Zulassung -
24939 Flensburg, Toosbüystraße 4
Psychologische
Psychotherapeutin
01.01.2016 Dr. med. Hans
Bockhardt
- halbe
Zulassung -
Dipl.-Psych. Gilles Engberg
- halbe Zulassung -
24986 Mittelangeln, Nordscheide 8
Psychologischer
Psychotherapeut
01.01.2016 Dipl.Psych. Renée
Tackenberg-Pohl
Dipl.-Psych. Annika Bronst
25421 Pinneberg, Rübekamp 5
Kinder- und Jugend01.12.2015 Dr. rer. nat. Ralf
Schweer
lichenpsychotherapeutin
Dr. med. Martin Teffner
23552 Lübeck, Königstraße 14
Frauenheilkunde und
Geburtshilfe
05.01.2016 Dr. med.
Heinrich
Wellmann
Dipl.-Psych. Michael Möhlmann
25832 Tönning,
Landrat-Bähr-Straße 10
Psychologischer
Psychotherapeut
01.02.2016 Dr. med. Renate
Lüers
Dr. med. Roger Weist
23564 Lübeck, Wakenitzstraße 1
Orthopädie und
Unfallchirurgie
01.01.2016
Dr. med. Carsten Haas
23738 Lensahn, Eutiner Straße 10
Allgemeinmedizin
01.01.2016
M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 3
AUS GA B E 1 | JA N UA R 2 0 1 6
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben Anstellungsgenehmigungen erhalten und um Veröffentlichung gebeten:
NAME
ORT
FACHGRUPPE
BEGINN
NAME DES
ANGESTELLTEN
Dr. med. Stefan Jost - Sonderbedarf -
24983 Handewitt,
Wiesharder Markt 13a
Allgemeinmedizin
12.11.2015 Dr. med. Reimer
Schmidt
- ganztags -
Dres. med. Konrad Bethge und
Robert Kruse
- Sonderbedarf -
24969 Großenwiehe, Dorfstraße 5b
Innere Medizin/
hausärztlich
01.01.2016 Dr. med. Sabine
Egtved
- ganztags -
„Wagenhaus MVZ GmbH“
24768 Rendsburg, Am Stadtsee 9
Neurologie
01.12.2015 Dr. med. Martin
Paul - ganztags -
Peter Nielsen, Dr. med. Clemens Berndt
24937 Flensburg, Friesische Straße 81
Allgemeinmedizin
18.02.2016 Dr. med. Lena
Eggert
- ganztags -
Dr. med. Christian Hartmann,
Johannes Schaudig
24226 Heikendorf, Laboer Weg 20a
Allgemeinmedizin
01.01.2016 Wolfgang
Albrecht
- halbtags -
Dr. med. Holger Matthiesen
21481 Lauenburg, Grünstraße 16
Allgemeinmedizin
12.11.2015 Christiane Poppe
- halbtags -
Dr. med. Jens Wachholtz, Dr. med. Ute
Marckmann, Weert Sielmann
24534 Neumünster, Kuhberg 43-45
Allgemeinmedizin
01.12.2015 Christiane
Staffeld-Walser
- ganztags -
„MVZ Lubinus GmbH“
24106 Kiel, Steenbeker Weg 25-33
Orthopädie und
Unfallchirurgie
04.09.2014 Dr. med. Meike
Oesselmann
- vierteltags -
„MVZ Lubinus GmbH“
24106 Kiel, Steenbeker Weg 25-33
Orthopädie
01.12.2015 Dr. med. Herbert
Heeckt
- vierteltags -
Dr. med. Manuela Schamong,
Dr. med. Matthias Böhm
24161 Altenholz, Ostpreußenplatz 6
Allgemeinmedizin
04.01.2016 Dr. med. Dania
Böhm
- vierteltags -
Dr. med. Farzaneh Wienegge
21509 Glinde, Markt 1
Allgemeinmedizin
12.11.2015 Dr. med.
Evelyn Böse dreivierteltags -
„MVZ Blücherplatz“
24105 Kiel, Blücherplatz 11
Allgemeinmedizin
01.01.2016 Dr. med. Olav
Schaefer
- ganztags -
KV-bereichsübergreifende BAG
„K. Kuteifan und Kollegen“
22927 Großhansdorf, Lurup 2
Anästhesiologie
15.11.2015 Dr. med. Rainer
Beckmann
- halbtags -
KV-bereichsübergreifende BAG
„K. Kuteifan und Kollegen“
22927 Großhansdorf, Lurup 2
Anästhesiologie
15.11.2015 Lutz Schoeneich
- halbtags -
Sven Claßen
24119 Kronshagen, Hasselkamp 74
Innere Medizin/
hausärztlich
01.01.2016 Dr. med. Hans
BachmannLepper
- ganztags-
Gertraud Dürkop, Beate Radtke,
Dr. med. Bertram Reimann
22946 Trittau, Rausdorfer Straße 50
Allgemeinmedizin
15.11.2015 Dr. med. Inga
Hultsch
- dreivierteltags -
Annett Barth, Herr Christian Kraus
24610 Trappenkamp, Goethestraße 2
Allgemeinmedizin
16.11.2015 Sebastian
Eschrich
- ganztags -
Dr. med. Reiner Bodecker, Dr. med. Jens
Christiansen Silke Pohl-Wegener
21465 Reinbek, Am Rosenplatz 3
Allgemeinmedizin
01.01.2016 Dr. med. Heike
Banger
- ganztags -
„MVZ Paracelsus GbR“
23560 Lübeck, Niendorfer Straße 65
Allgemeinmedizin
01.12.2015 Susanne Hattich
- dreivierteltags -
Gerhard Leinz
24103 Kiel, Wilhelminenstraße 28
Psychologische
Psychotherapeutin
01.01.2016 Dipl.Psych. Sylvia
Hagemann
- halbtags -
4 4 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G
JA N UA R 2 0 1 6 | AUS GA B E 1
BAG Katzbach, Klaiber, Schäfer
23552 Lübeck, Schüsselbuden 30-32
Hals-NasenOhrenheilkunde
01.11.2015 Dr. med. Katja
PawolofskyTroch - ganztags -
Dr. med. Christa Maria Haas
21509 Glinde, Markt 16
Frauenheilkunde
01.01.2016 Dr. med.
Wolfgang
Seebach
- halbtags -
BAG Kotter & Boehlke
24937 Flensburg, Westerallee 8
Frauenheilkunde
01.01.2016 Jürgen Wacker
- halbtags -
Ulrike Mastoras Dr. med. Edelgard
Schumacher-Egbers
24226 Heikendorf, Teichtor 19/
Am Herrkamp 2
Frauenheilkunde
01.01.2016 Dr. med. Antje
Wild -halbtags-
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben die Genehmigung zur Verlegung ihrer Vertragspraxis erhalten und um Veröffentlichung gebeten:
NAME
FACHGRUPPE
VON
NACH
DATUM
Werner Kraut
prakt. Arzt
24582 Bordesholm,
Holstenstraße 29
24582 Bordesholm,
Kieler Straße 2
01.01.2016
Gertraud Dürkop
Innere Medizin/
hausärztlich
22946 Trittau,
Rausdorfer Straße 50
22946 Trittau,
Poststraße 27-29
01.02.2016
Beate Radtke
Innere Medizin/
hausärztlich
22946 Trittau,
Rausdorfer Straße 50
22946 Trittau,
Poststraße 27-29
01.02.2016
Dr. med. Bertram
Reimann
Innere Medizin/
hausärztlich
22946 Trittau,
Rausdorfer Straße 50
22946 Trittau,
Poststraße 27-29
01.02.2016
Dipl.-Psych. Rudi
Gebhardt
Psychologischer
Psychotherapeut
25794 Pahlen,
Mühlenkamp 17g
25788 Wallen, Dorfstraße 7 04.01.2016
Heike Gutbrodt
Psychiatrie und
Psychotherapie/
ausschließlich
psychotherapeutisch tätig
24943 Flensburg,
Fruerlunder Straße 52
24937 Flensburg, Holm 49
20.11.2015
Dipl.-Psych. Andreas
Sellmeyer
Psychologischer
Psychotherapeut
23558 Lübeck,
Lindenstraße 23a
23554 Lübeck,
Fackenburger Allee 96
04.01.2016
Dr. phil. Dipl.-Psych.
Andrea SchmittStögbauer
Psychologische
Psychotherapeutin
23558 Lübeck,
Lindenstraße 23a
23554 Lübeck,
Fackenburger Allee 96
04.01.2016
Dipl.-Psych. Norbert
Maack
Psychologischer
Psychotherapeut
25899 Niebüll,
Schmiedestraße 11
25899 Niebüll,
Karl-Friedrich-Straße 3
01.01.2016
Dipl.-Psych. Katja Wilkens Psychologische
Psychotherapeutin
24105 Kiel,
Blücherstraße 14
24103 Kiel, Sophienblatt 19 04.01.2016
Dipl.-Heilpäd. Telse
Lüthje
Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeutin
24103 Kiel, Dreiecksplatz 2
24148 Kiel, Timkestraße 41 01.02.2016
Dr. med. Tim Hendric
Hümme
Radiologie
23552 Lübeck,
Mengstraße 66-70
23701 Eutin,
Hospitalstraße 22
01.01.2016
Bekanntmachung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein: Änderung der Wahlordnung der KVSH
Die Abgeordnetenversammlung der KVSH hat in ihrer Sitzung am 18. November 2015 die Wahlordnung der KVSH geändert.
Die Veröffentlichung erfolgt im Internet unter www.kvsh.de Praxis Rechtsquellen. Auf Anforderung wird der Text der Bekanntmachung im Einzelfall
in Papierform zur Verfügung gestellt. Formularausgabe, Fax 04551 883 209.
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Heft 02/2016: 20.01.16
Heft 03/2016: 22.02.16
Heft 04/2016: 21.03.16
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Ihre Ansprechpartner:
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Tel.: +49 89 55 241 - 246
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Ärzte in Schleswig-Holstein. Entsprechende Beschwerden über unrichtige Angaben, insbesondere
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•
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Tuberkulose, impfpräventablen Erkrankungen und multiresistenten Erregern bei Asylbewerber/innen und Flüchtlingen
Infektionshygienische Überwachung von Einrichtungen des Gesundheitswesens
Anteilige Mitarbeit an weiteren ärztlichen Aufgaben des Teams
Teilnahme am ärztlichen Rufbereitschaftsdienst mit Aufgaben nach dem Infektionsschutzgesetz und dem
Psychisch-Kranken-Gesetz
Anforderungsprofil
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Approbation als Ärztin / Arzt
Erfahrung in einem einschlägigen medizinischen Fachgebiet oder entsprechende
andere klinische Berufserfahrung. Eine mindestens zweijährige Berufserfahrung, ggf. auch eine
einschlägige Facharztqualifikation, ist erwünscht, aber nicht Voraussetzung.
Psychische Belastbarkeit, Flexibilität sowie organisatorisches Geschick und
Verständnis im Umgang mit Menschen in besonderen Lebenslagen
Fähigkeit zu selbständigem Arbeiten bei gleichzeitiger Bereitschaft zur Teamarbeit sowie die Bereitschaft
zur Einarbeitung in spezielle Fragen des Infektionsschutzes
Dienstzeitgestaltung im Rahmen der flexibilisierten Arbeitszeiten nach den Erfordernissen
der Aufgabenerledigung im Team
Besitz der Fahrerlaubnis für PKW und die Bereitschaft zum Einsatz des privaten PKW
für dienstliche Zwecke gegen Zahlung einer Entschädigung
Die Eingruppierung kann bei Vorliegen der persönlichen und tariflichen Voraussetzungen bis in die Entgeltgruppe 15 TVöD
erfolgen. Weiterhin besteht die Möglichkeit der Ausübung von Nebentätigkeiten.
Qualifizierte Frauen werden ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben.
Ausdrücklich begrüßen wir es, wenn sich Menschen mit Migrationshintergrund bei uns bewerben.
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Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen und vollständigen Unterlagen richten Sie bitte bis zum 05.02.2016 an die
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Bei fachbezogenen Fragen wenden Sie sich gerne an Herrn Dr. Cummerow Lübeck, Tel. 0451 / 122 – 5323,
in personalwirtschaftlichen Angelegenheiten an Herrn Seelig, Tel. 0451 / 122 – 1159.
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Die Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH ist ein Schwerpunktkrankenhaus mit
664 Betten in verschiedenen Fachdisziplinen und Mitglied im 6K-Klinikverbund
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HELIOS Agnes Karll Krankenhaus Bad Schwartau
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