Seniorenzeitung Nr 66.indd

Transcription

Seniorenzeitung Nr 66.indd
ZUM
Sicht
MITN
EHM
Ausgabe 66
Dezember 2015,
Januar und Februar 2016
Arnsberger GenerationenMagazin
WINTERIDYLLE ARNSBERG
EN
Sicht
Nr. 66 Seite 2
INHALT
Der etwas andere Weihnachtsgruß
Ein Gedicht von Sandra Blank
Der etwas andere Weihnachtsgruß ... ................................. 2
Editorial ............................................................................... 3
Die Geschichte vom Weihnachtsstern ................................. 4
Früher bei uns im Dorf ........................................................ 6
Wer knacht die Nuss? ......................................................... 7
Was sind 50 Jahre ...
... im Leben zweier Menschen in Ost und West? ............... 8
Meine neue Schule ........................................................... 10
? bunt gemischt ! .............................................................. 10
Jede gute Idee ist willkommen
Förderung von Projekten in der Flüchtlingshilfe ............... 11
Advent und Weihnachtszeit .............................................. 12
Die Reise der AMYGDALA Protokoll einer Weltumsegelung (Teil 3( ........................... 14
Wie is(s)t man eigentlich klimafreundlich? ....................... 16
SICHT-Leserinnen und -Leser spendeten komplette
Briefmarkensammlungen .................................................. 18
Grippe oder was ... ........................................................... 19
Geboren 45 - Hol dir das Gefühl zurück ........................... 20
Mäuse und Mäuse ............................................................ 22
Bringe Farbe in dein Leben und färbe auf andere ab ....... 23
Humortraining für Fach- und Pflegepersonal und Betreuender Dienst - Stellen Sie sich vor, Sie sind alt oder haben
Demenz ... und keiner lacht mehr mit Ihnen ...................... 24
Die stillen Helfer ............................................................... 26
Mensch zu Mensch ........................................................... 26
Mit allen Sinnen tüfteln und staunen - Akademie 6 bis 99
in der Phänomenta Lüdenscheid ...................................... 27
Landesweiter Rollatortag am 18. September 2015
Arnsberg macht mit - Seniorenbeirat als Koordinator ....... 28
Nicht viel reden. Einfach machen! .................................... 29
Strandrollstuhl ................................................................... 30
Konstruktiver Streit der Generationen .............................. 31
Der Kommentar
Der Lösungsansatz Kinderwahlrecht ................................ 33
Beim Friseur ..................................................................... 34
Neuer Energieberater in Arnsberg ..................................... 35
„Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frau‘n ...“ ................. 36
Reagiert auf Friedfertigkeit nicht mir Gewalt
Leipzig 1989 ..................................................................... 38
Kita-Kinder ernteten im Herbst Äpfel ... ............................ 40
5. Karneval der Generationen unter dem Motto:
„Im wilden Westen“ ........................................................... 41
„In einer demenzfreundlichen Stadt leben alle gern“ ........ 42
Bleibender Eindruck! ........................................................ 45
Bremer Arnsberg-Fan ....................................................... 46
Der Walnussbaum der Deutschen Einheit ............................ 47
Riga ................................................................................... 48
Weihnachtsbeleuchtung in Arnsberg-Neheim .................. 50
Mein Weihnachten ........................................................... 51
„... mein Leben ist ein Fest, ein kurzes intensives Fest“
Begegnung mit Paula Modersohn-Becker und
Rainer Rilke ....................................................................... 52
Bilderrätsel SICHT - Ausgabe 66 ...................................... 53
Auflösung Bilderrätsel SICHT - Ausgabe 65 ..................... 53
Lösungen zu ? bunt gemischt ! ......................................... 53
Impressum ...................................................................... 55
Bildquellennachweis ......................................................... 55
Café ZEITLOS - der lokale Treffpunkt für Jung und Alt .... 55
Pinnwand ........................................................................ 56
Ich sitz vor einem leeren Blatt
mir fällt rein gar nichts ein,
es denkt so sicher mancher nun,
dann lass es einfach sein.
Doch ihr kennt meine Freunde nicht,
schreib ich mal keine Karten
zum alljährlichen Weihnachtsfest,
dann wird mich was erwarten!
Von einem kommt ...
„Sie mag mich nicht!
Sie hat mich glatt vergessen,
dabei bin ich in diesem Jahr,
besonders nett gewesen!“
Der andere wieder trotzig klingt,
„das war es wohl gewesen,
sowas nennt sich nun guter Freund
und hat mich glatt vergessen!“
Telefon klingelt, nehme ab
und hör ein leises Wimmern,
„hab ich dir Böses angetan,
ich kann mich nicht erinnern?“
Hab eine Karte dir geschickt;
gewünscht Gesundheit und viel Glück,
wie ich es mache jedes Jahr
doch es kam leider nichts zurück!“
Ich liebe sie die heilige Zeit
das „Friedliche“ die „Einigkeit“,
und das ich jedes Jahr hier sitze
und wegen Weihnachtsgrüssen schwitze.
... Ich wünsche euch ein frohes Fest!
Blöd, wünsche ich doch jedes Jahr,
warum fällt mir nichts Neues ein,
das kanns doch nicht gewesen sein.
Ich könnte auch von Frieden schreiben,
doch, wo ist er, wenn ich ihn brauch,
seh ich weltweit die Menschen leiden,
vergesse ich diese Worte auch.
Soll schicken ich ne leere Karte,
schreib meinen Namen unten rein,
und lasse einfach dieses Jahr
die falschen Sprüche sein?
Oder mach ichs wie die Kinder,
mit nem Smile das wirkt schicker,
klebe noch ein Sternchen drauf,
rein ins Kuvert und Marke drauf.
Internet auch ne Idee,
wenn ich da die Karten seh,
klaue ich doch eine draus,
gebe sie als meine aus.
Doch überzeugt das alles nicht,
daher bekommt ihr das Gedicht,
von mir geschrieben und erdacht,
ich hoffe es hat Spass gemacht.
Sicht
Nr. 66 Seite 3
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
Kinder wie die Zeit vergeht! Wie oft hört man diesen Spruch?
Auch wir in der Redaktion des GenerationenMagazins SICHT sind immer wieder überrascht! Kaum ist eine Ausgabe fertig, beginnen die Vorbereitungen für die neue. Ideen und Beiträge müssen verarbeitet werden und eins zwei drei - ist ein viertel Jahr vergangen und wir fragen
uns, wo ist die Zeit geblieben!?
Es ist schon ein eigenartiges Gefühl im Sommer ein Wintertitelbild auszuwählen!
Nun aber ist sie da, die Vorweihnachts- und Weihnachtszeit! Genießen
wir sie und freuen wir uns auf das kommende Jahr. Lesen Sie auf Seite 4 dieser Ausgabe die aufregende, aber auch nachdenklich stimmende Geschichte der Buchautorin Helga Lichter. Lassen
Sie sich auf die Weihnachtszeit einstimmen.
Kommen wir zurück zu unserer Anfangsaussage: „Kinder wie die Zeit vergeht!“ Oder besser:
„Wo ist sie geblieben?“ Anni Künkenrenken sieht das anders, sie fragt in ihrem Bericht über eine
Freundschaft: „Was sind schon 50 Jahre?“ Die Erklärung lesen Sie auf Seite 10 und 11.
Wie lang aber müssen Wochen, ja Monate, den Flüchtlingen erscheinen, geprägt von Strapazen,
Hunger und Ungewissheit? Menschen, die nicht wissen wo sie stranden werden! Männer ohne
ihre Familien, Kinder ohne ihre Eltern oder Kinder als Waisen, weil ihre Eltern dem Krieg in ihrer
Heimat zum Opfer fielen! Jeder kann helfen und die Not lindern.
Bei richtiger Koordination aller Beteiligten ist das auch zu schaffen. Lesen Sie unseren Beitrag „JEDE GUTE IDEE IST WILLKOMMEN“ des Fördervereins Wendepunkt e.V.
Es ist nicht leicht an das Weihnachtsfest zu denken und zu wissen, dass es viele Menschen gibt,
die zu diesem Zeitpunkt aus ihrer Heimat fliehen müssen um zu überleben.
Was heißt dann „Fröhliche Weihnachten?“ „Friedliche Weihnachten?“ „Friede auf Erden!“
Werden wir das je erleben?
Weit Abseits vom Weltgeschehen erlebte Hans-Werner Wienand das Weihnachtsfest bei seiner
Weltumseglung mit der AMYGDALA auf hoher See. Seite 14/15.
„Bringe Farbe in dein Leben und färbe auf andere ab!“ Diesen guten Rat gab mir Franz Loer (92)
nach unserem Interview mit auf den Weg! Seite 23.
Natürlich finden Sie in dieser Ausgabe noch viele interessante Beiträge unserer Autoren, aber sie
alle hier zu erwähnen würde den Rahmen sprengen!
Einen ganz wichtigen Hinweis muss ich an dieser Stelle aber noch „loswerden“!
Der 5. KARNEVAL DER GENERATIONEN unter dem Motto: „Im wilden Westen“ (Seite 41) findet
am 2. Februar 2016 in der Schützenhalle Bruchhausen statt.
Ihr Uwe Künkenrenken
Sicht
Nr. 66 Seite 4
Die Geschichte vom Weihnachtsstern
Helga Licher
Es war an einem dieser kalten Wintertage, an
denen man am liebsten zu Hause blieb. Eisiger Wind pfiff um die Hausecke und zerrte an
den Fensterläden. Dichte, regenschwere Wolken bedeckten den Himmel.
In Großmamas Küche jedoch war es warm
und gemütlich. Im Herd prasselte das Feuer,
und aus dem Backofen duftete es nach Bratäpfeln. Auf dem Tisch stand ein großer Topf
mit heißem Kakao, und der würzige Geruch
von frischem Tannengrün zog durchs ganze
Haus.
Wenn sich draußen langsam die Dunkelheit
ausbreitete und Oma sich behaglich im Sessel
zurücklehnte, hockte ich mich auf einen kleinen Schemel zu ihren Füßen und lauschte.
Und während Großmutter fleißig neue Wollsocken für Opa strickte, erzählte sie Geschichten aus einer völlig anderen Zeit.
mit bunten Lichtern geschmückt, und die
Menschen tanzten und lachten. In vielen Gegenden Mexikos war es Brauch, am Heiligen
Abend kleine Geschenke zu kaufen, um sie
in die Kirche zu bringen. Doch Rositas Familie war so arm, dass das Geld für Geschenke
nicht reichte, und so blieb das Mädchen traurig an der Kirchentür stehen und sah zu, wie
die anderen Kinder ihre Geschenke dem Jesuskind in die Krippe legten.
„Liebes Jesuskind“, betete Rosita abends vor
dem Schlafengehen. „Wie gerne hätte ich dir
duftende Wässerchen und eine wohlriechende Seife in die Krippe gelegt, aber Vater hat
schon seit Wochen keine Arbeit, und Mutter
weiß manchmal nicht, wie sie uns satt bekommen soll.“ Und während Rosita mit einem
Stückchen Brot ihren Hunger stillte, weinte sie
bittere Tränen.
„Ich möchte dir heute von dem kleinen, mexikanischen Mädchen Rosita erzählen“, sagte
sie und schaute mich über den Rand ihrer Brille lächelnd an. Ihre Stricknadeln klickten leise
gegeneinander, und sie begann:
„Rosita war ungefähr in deinem Alter und lebte
vor langer Zeit mit ihren Eltern und Geschwistern in einer armseligen Hütte am Rande einer
großen Stadt in Mexiko. Oft hatte die kleine
Familie nicht genug zu essen, und die Kinder
mussten auf der Straße um ein paar Krumen
Brot betteln. Doch die Herzen vieler Menschen
waren von Selbstsucht, Gier und Eigennutz
erfüllt, und Rosita und ihre Geschwister gingen häufig hungrig zu Bett.
Manchmal, wenn Rositas Vater bei der Landarbeit einige Pesos verdiente, kaufte er für seine Familie Bananen und frisches Gemüse auf
dem Markt. Für Rosita und ihre Geschwister
war das stets ein Festmahl.
Am nächsten Tag ging sie abermals zur Kirche. Traurig schaute sie den Kindern zu, die
fröhlich ihre Geschenke in die Kirche brachten.
Wenn in Mexiko die Nächte ein wenig kühler
wurden, wussten die Kinder, dass das Weihnachtsfest bevorstand. Die Straßen wurden
Mit einem Mal fiel ihr Blick auf eine alte Engelfigur aus Stein, die neben dem Eingang
auf einem kleinen Podest stand, und völlig mit
Sicht
Gräsern und Pflanzen überwuchert war. Behutsam begann Rosita, das Gesicht des Engels vom Unkraut zu befreien. Aber die Triebe
der Kletterpflanzen umschlangen den Engel
hartnäckig. Sie zog und zerrte an den widerspenstigen Trieben so lange, bis ihre zarten
Hände mit blutenden Wunden übersät waren.
Erschöpft hielt das Mädchen inne und blickte
zu der Engelfigur empor. Freundlich ruhten die
steinernen Augen des Engels auf dem Mädchen. Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig,
und sein Mund schien zu lächeln. Rosita konnte ihren Blick nicht abwenden, so fasziniert war
sie von der Ausstrahlung dieser steinernen Figur. Plötzlich vernahm sie eine leise Stimme:
„Bring diese Unkrautpflanzen in die Kirche und
lege sie vor die Krippe. Das Jesuskind wird
dich und die Pflanzen segnen.“
Erschreckt trat Rosita einige Schritte zurück.
Sie glaubte nicht richtig gehört zu haben. Ein
steinerner Engel, der zu ihr sprach? Doch wieder hörte sie die sanfte Stimme des Engels.
„Tu, was ich dir sage. Bring die Unkrautpflanzen in die Kirche, und du wirst deinen Segen
erhalten.“ Rosita begann die sperrigen Pflanzen, die sie von der Figur entfernt hatte, aufzusammeln. Zögernd blieb sie an der Kirchentür
stehen. Sie würde sich zum Gespött der Menschen machen, wenn sie dem Jesuskind Unkraut als Weihnachtsgeschenk brachte. Aber
die Kleine tat, was die Stimme ihr befohlen
hatte. Zielstrebig ging sie durch die Tür, vorbei
an den vielen Menschen, die betend auf den
Bänken saßen. Ungläubig und staunend starrten die Kinder ihr entgegen, die an der Krippe
auf den Beginn der heiligen Messe warteten.
Einige lachten und zeigten mit dem Finger auf
Rosita. Doch das Mädchen ließ sich nicht beirren. Entschlossen ging es die Stufen zur Krippe hinauf und legte das Unkraut dem Jesuskind zu Füßen. Dann faltete sie die kleinen,
wunden Händchen zum Gebet.
In der Kirche war es ganz still. Das Lachen der
Kinder war verstummt. Jeder schaute auf dieses Mädchen, das in ein Gebet versunken vor
der Krippe stand. Plötzlich wurde die Krippe in
blutrotes Licht getaucht. Lodernde Flammen,
die immer weiter um sich griffen, züngelten
aus dem Unkraut empor.
Nr. 66 Seite 5
Die Kinder erstarrten vor Schreck und brachten sich ängstlich im hinteren Teil der Kirche in
Sicherheit. Nur Rosita stand still vor der Krippe und betete.
Das Feuer erlosch, und staunend schaute das
Mädchen auf die Unkrautpflanzen, die über
und über mit leuchtend roten, sternförmigen
Blüten übersät waren. Die Menschen in der
Kirche nahmen Rosita in ihre Mitte, sangen ein
mexikanisches Weihnachtslied und wünschten sich „Feliz Navidad“. Das heißt „Fröhliche
Weihnachten“. Seither ist diese wunderschöne Blume ein Weihnachtssymbol und wird
Weihnachtsstern genannt.“
Der Kakao in meiner Tasse war längst kalt geworden. Es war mucksmäuschen still in Großmutters Küche. Nur die alte Standuhr tickte
weiterhin unermüdlich vor sich hin.
„Es ist spät geworden“, sagte Oma, erhob sich
und entzündete die Kerzen am Adventskranz.
Dann stimmte sie ein Weihnachtslied an. „Süßer die Glocken nie klingen …“ sang sie mit
ihrer wohlklingenden Stimme.
Nie wieder habe ich dieses Gefühl der Behaglichkeit und Vertrautheit so erlebt, wie damals
in Omas Küche.
Wenn ich heute an meine Großmutter zurückdenke, habe ich nur einen Wunsch - ich möchte noch einmal dieses ganz besondere Gefühl
der Geborgenheit spüren und beim Schein
der Kerzen den Geschichten meiner Oma lauschen.
Doch ich werde ihn nicht mehr finden – diesen
Zauber meiner Kindheit.
Sicht
Nr. 66 Seite 6
Früher bei uns im Dorf
Benedikt Jochheim
Der Winter ist gekommen und die Tage sollen nun, wie es umgangssprachlich heißt, kürzer sein.
Sie haben aber immer 24 Stunden. Allerdings nimmt die Dauer des lichten Tages ab. Im Gegensatz
zu heute verbrachten die Menschen früher diese hellen Tagesstunden meistens an ihrem Arbeitsplatz. Man ging am Morgen in der Dunkelheit zur Arbeit und kam auch im Dunkeln wieder heim.
Dies änderte sich erst mit der schrittweise eingeführten Arbeitszeitverkürzung in den 1960er Jahren.
Zuvor war an sechs Tagen in der Woche gearbeitet worden. Die meisten Betriebe verlängerten die
tägliche Arbeitszeit auf mehr als acht Stunden, damit bis Samstagmittag die Wochenarbeitszeit von
48 Stunden abgeleistet war. Der Urlaubsanspruch betrug lediglich 12 Tage pro Jahr, wobei auch der
Samstag als Urlaubstag angerechnet wurde.
Nach Feierabend begann dann noch die Arbeit zu Hause. Während nur einige wenige eine Kuh
hatten, gab es in fast jedem Haus eine Ziege, ein Schwein, Hühner und Kaninchen. Diese mussten
jeden Tag (auch Sonntags) versorgt werden. Wurde nicht pünktlich gefüttert, hörte man die Ziegen
„bläddern“ und die Schweine „grunzen“ und „quieken“, was für kaum zu überhörenden Mordsspektakel sorgte.
In der Vorweihnachtszeit bastelten, werkelten, häkelten und nähten zudem die Eltern zusammen
mit den älteren Geschwistern im Geheimen an den Weihnachtgeschenken für die kleineren Kinder,
welche noch an das Christkind glaubten. Spielwaren gab es nämlich kaum und wenn nur zu unbezahlbaren Preisen zu kaufen. Schön war diese Zeit vor allem, wenn man noch als kleines Kind auf
das Christkind wartete und dem Weihnachtsfest entgegen fieberte. Später kamen dann die „Aufgeklärten“, die einem diese Illusionen nahmen. Aber nicht nur uns Kindern sondern auch den Eltern
wurde dadurch viel Freude genommen.
An dieser Stelle fällt mir die Geschichte einer Mutter ein, die ihrem kleinen Jungen erklärte, dass er
fleißig zum Christkind beten müsse, falls er sich zu Weihnachten ein Fahrrad wünsche. Der kleine
Junge brüllte anschließend laut: „Liebes Christkind, bring mir bitte ein Fahrrad!“. Da sagte ihm die
Mutter, dass er nicht so laut schreien brauche, da das Christkind gut hören könne. „Das Christkind
ja“, erwiderte der Junge, „aber der Opa nicht!“.
Eine Weihnachtsüberraschung der anderen Art soll sich vor vielen Jahren wie folgt zugetragen haben: Ein Mann holte jedes Jahr an Heiligabend seinen Weihnachtsbaum bei einem ganz bestimmten
Sicht
Nr. 66 Seite 7
Weihnachtsbaumhändler. Hiervon wusste ein Bekannter des Mannes. Der ging zum Händler, nahm
dort einen Baum und sägte alle Zweige ab. Anschließend ordnete er die Zweige wieder sauber an
den Stamm und zog das Netz darüber. Der Händler wurde eingeweiht und sagte anschließend seinem Kunden, dass es der letzte verfügbare Baum sei. Glücklich darüber, noch den letzten Baum
bekommen zu haben, nahm er diesen (zunächst noch) froh mit heim. An den Festtagen war die Familie beisammen und wie oft auf engem Raum blieben Spannungen nicht aus. Es soll hierbei auch
schon mal ein Weihnachtsbaum mit Kugeln und Lametta durch das Fenster geflogen sein.
Nach den so besinnlichen und ruhigen Weihnachtstagen geht es heute mit der Böllerei weiter. Manche Rakete wird schon vor der Silvesternacht abgeschossen.
Zu Beginn des neuen Jahres folgt das Fest der „Heiligen Drei Könige“. Der alte Brauch lebte nach
dem Zweiten Weltkrieg wieder auf und wir Kinder wetteiferten in Gruppen darum, wer das meiste
Geld eingesammelt hatte. Alle Sänger bekamen vom Pastor als Dank eine Apfelsine.
Damals sangen wir das Lied „Wir sind die drei Weisen aus dem Morgenland ...“, während man heute
teilweise ein anderes Lied singt. Aber egal was gesungen wird: Jedes Mal ist es eine Freude, wenn
die Sternsinger vor der Tür stehen, in der Wohnung singen und die Buchstaben +C+M+B+ sowie
die Jahreszahl an die Haustür schreiben. „C+M+B“ steht dabei nicht für deren Namen Kasper (mit
C geschrieben), Melchior und Baltasar sondern ist die Abkürzung des lateinischen Satzes „Christus
mansionem benedicat“. Übersetzt bedeutet das: „Christus segne dieses Haus“. Der Stern vor dem
Buchstaben C steht symbolisch für den Stern, dem die drei Weisen gefolgt sind. Auch im kommenden Jahr sind die Heiligen Drei Könige wieder herzlich willkommen.
Wer knackt die Nuss?
Trainieren Sie Ihr Gehirn
Karola Hilborne-Clarke
Wieder ist ein Text total durcheinander geraten.
Bringen Sie die Wörter in die richtige Reihenfolge
und Sie erhalten ein Zitat von Olga Tschechowa.
Zitat 1
Frauen, Was Lieber uns mit heißt jung werden? zu schon Anstand bleiben. unanständig alt für
Zitat 2
War das zu einfach für Sie?
Im folgenden Zitat von Ursula von der Leyen stehen die Wörter rückwärts geschrieben.
neregnüJ ,rellenhcs nennek rawz .gnuzrükbA nenner neretlÄ eid eid eiD reba
Lösung Seite 54
Nr. 66 Seite 8
Sicht
Was sind 50 Jahre …
… im Leben zweier Menschen in Ost und West?
Anni Künkenrenken
Am 7. September 2015 war es soweit. Das
Wiedersehen mit meiner Freundin Swetlana.
Und in diesem Jahr das Wiedersehen in Riga.
So starteten mein Mann ich von Dortmund aus
nach Riga.
Begonnen hatte alles vor 50 Jahren in Erewan,
der Hauptstadt Armeniens, wo wir uns während einer Studienreise im Jahre 1965 kennen
lernten. Die Sicht berichtete darüber.
Das Wiedersehen war überwältigend. Mit Blumen wurde ich begrüßt und ohne viele Worte
waren wir wieder vereint. Swetas liebenswerte
Art, das Herz auf dem rechten Fleck, so hatte
ich sie 1965 kennen gelernt und so ging es
2015 weiter. Es schien, als wäre keine Zeit
vergangen. Swetlana zeigte uns stolz ihre
Lieblingsstadt Riga mit so vielen Sehenswürdigkeiten.
Viele Jahre gingen Briefe hin und her, aber
dann gab es auch einige Jahre keinen Kontakt. Politische Vorschriften waren der Grund.
Nach Gorbatschows Glasnost und Perestroika haben wir uns wieder gefunden. Swetlana
kannte nur meinen Mädchennamen.
Einen Brief von mir hatte sie in einem Buch
wieder gefunden und geschrieben. Nun war es
aber so, dass ich zwischenzeitlich geheiratet
und eine andere Anschrift hatte. Aber dieser
Brief kam wirklich bei mir an, ein danke noch
heute der Post. Das alles geschah 1990. So
hatten wir wieder Kontakt, zuerst durch Briefe,
später per email. Es gab kein langes Warten
mehr. Im Hamburger Hafen gab es ein Wiedersehen. Swetlana kam mit der „Kompositor
Tschaikowsky“, einem russischen Frachter,
der Autos vom Typ „LADA“ für Deutschland
geladen hatte. Ein Wiedersehen nach 25 Jahren!
Bus-, Straßenbahn- und Zugkarten hatte sie
im Vorfeld besorgt. Für uns die Möglichkeit,
die Menschen direkt zu erleben.
Im Rigaer Dom verzauberte uns ein Konzert
mit Werken von Händel, Knecht, Vierne. Ein
besonderes Erlebnis. Innehalten und der Musik lauschen, beeindruckend. Durch die Hanse
wurde Riga sehr geprägt. Die „Bremer Stadtmusikanten“, gegossen in Bronze, standen in
der Nähe unserer Hotels, dem Conventa Seta.
Bremen ist auch Patenstadt von Riga.
Die Altstadt mit ihren schmalen Gassen, historischen Gebäuden, der Zentralmarkt, das
Freiheitsdenkmal, das Schwarzhäupterhaus,
Sicht
Nr. 66 Seite 9
haben uns fasziniert. Ein Drittel des Stadtzentrums von Riga sind Jugendstilbauten. Unser
Erstaunen und Bewundern fand keine Grenzen.
So zeigte uns Sweta auch ein Büchlein, das
ich ihr 1966 geschickt hatte mit einer Widmung. Daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Als ich es sah, fiel es mir ein und ich
bekam eine Gänsehaut. So berichteten wir
einander was in all den Jahren geschehen ist.
Aber auch die nähere Umgebung von Riga ist
immer eine Reise wert. Wir besuchten auch
den Kurort Jurmala, 15 km von Riga entfernt. Mineralgewässer, Kiefernwälder, Dünen
und Sandstrände haben uns verzaubert. Der
Strandspaziergang in Majori und Bulduri laden
zum Wiederkommen ein. Hier sind Urlauber
gut aufgehoben. Mit dem Zug ging es dann
zurück nach Riga.
Wir besuchten Swetlana auch in ihrem zu Hause. Genau so hatte ich mir ihre Wohnung vorgestellt. Alles liebevoll, klein aber fein. Es wurden Fotos gezeigt, viele Erinnerungen wurden
wach, Gespräche füllten den Nachmittag aus.
Fazit, Riga ist sehenswert und die Freundschaft mit Swetlana wird nicht enden. Freundschaft und Verständnis kennt keine Grenzen,
so dass ein Wiedersehen ins Auge gefasst
worden ist.
Sicht
Nr. 66 Seite 10
Meine neue Schule
Jule Westermann
total komisch für mich mit dem Schulbus zu
fahren. Zum Glück musste ich nie alleine fahren. Gemeinsam ist es einfacher, sich an Neues zu gewöhnen.
An meinem ersten Schultag war es spannend,
denn ich kannte kaum jemanden meiner Klassenkameraden. Nach einer gemeinsamen
Messe mit den Schülern, Lehrern und Eltern
in der Aula, durften wir uns den Klassenraum
ansehen. Auch unsere beiden neuen Klassenlehrer haben wir an diesem Tag kennen gelernt. Doof war, dass ich nicht neben meiner
Freundin Emma sitzen durfte. Allerdings habe
ich dadurch neue Freundinnen kennengelernt:
Elena, Klara und Theresa.
Da ich gerne Fußball spiele, habe ich mich
beim DFB (Deutscher Fußball Bund) Aufnahmetraining beworben und wurde auch aufgenommen. Es macht total Spaß, jeden Freitag
mit den Anderen zu trainieren.
Vier Jahre Grundschule waren nun zu Ende.
Jetzt geht es auf die neue Schule, das St.
Ursula Gymnasium in Neheim. Es war total
aufregend. Als erstes habe ich einen neuen
Tornister bekommen. Der ist am Anfang sehr
schwer gewesen, aber mittlerweile habe ich
mich daran gewöhnt. Am Anfang war es auch
Mir gefällt auch die Zirkus AG - nur leider habe
ich in der Zeit Politikunterricht und kann deswegen an der AG nicht teilnehmen.
Meine neue Schule ist cool und aufregend. Jeder Tag ist spannend und macht Spaß.
? bunt gemischt !
1. Erster künstlicher Satellit?
2. Wie heißt der Götterberg der Griechen?
3. Bekanntes Wahrzeichen von Paris?
4. In welchem Land liegt Vancouver?
5. Griechische Göttermutter?
6. Chemische Formel für Salzsäure?
7. Auf welcher Inselgruppe liegt Pearl Harbor?
8. Wo fand 2000 die Olympiade statt?
9. Vor welchen Tieren fürchtete sich
Napoleon?
10. Wie nannte man Louis den XIV?
11. Welche Hochkultur lebte in den Anden?
12. Wie heißt die Hauptstadt von Pakistan?
13. An welchem Fluss liegt Kalkutta?
14. Welches Gebirge trennt Europa von
Asien?
15. Zu welchem Land gehört Luxor?
16. Was frisst ein Mungo?
17. Woher stammt die Siamkatze?
18. Was ist ein Lori?
19. Was bedeutet ABS?
20. Wo befindet sich die Blaue Moschee?
Sicht
Nr. 66 Seite 11
JEDE GUTE IDEE IST WILLKOMMEN
FÖRDERUNG VON PROJEKTEN IN DER
FLÜCHTLINGSHILFE
Förderverein Wendepunkt e.V.
Aufgrund einer anonymen und zweckgebundenen Geldspende ist es dem Förderverein Wendepunkt e.V. nunmehr möglich, unterschiedliche Projekte in der Flüchtlingshilfe zu fördern. In einer „offenen Runde“ wurden jetzt Bedürfnisse und Wünsche
vorgetragen, gebündelt und die ersten Schritte zur Realisierung in die Wege geleitet!
Die Idee
Fakt ist, dass es zahlreiche Menschen gibt, die sich aktiv und ehrenamtlich engagieren möchten,
jedoch nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Auch fehlen oftmals Gelder, um gewisse
Ideen im Bereich der Flüchtlingshilfe umzusetzen. Diesem Phänomen möchte der Förderverein
Wendepunkt e.V. nunmehr mit der anonymen Geldspende und Informationen entgegenwirken.
Die Interessierten
Menschen, die sich innerhalb der Flüchtlingshilfe engagieren möchten, können sich an Ivonne
Wobbe-Potofski, Tel. 02931 5483367, oder per
Mail an [email protected]
wenden, um beispielsweise als Alltagslotse für
Flüchtlinge zu agieren, Lehrer- und Lehrerinnen in Auffangklassen zu unterstützen oder aber
auch in bestehenden bzw. eigenen neuen Projekten aktiv zu werden.
Petra Vorwerk-Rosendahl empfiehlt aufgrund des
sensiblen Themas, sich qualifizieren zu lassen –
diese Qualifizierung ist jedoch keine Voraussetzung für die Förderung der Flüchtlingshilfe.
Auch werden keineswegs nur bestimmte Projekte gefördert. „Jede Idee ist willkommen und jeder
noch so kleine Schritt wertvoll!“, betont Marita Gerwin, Förderverein Wendepunkt. „Interessierte,
die eine Idee haben, können einfach und schnell per formlosem Antrag etwaige Zuschüsse beantragen.“ Das Antragsformular kann entweder beim Vereinskassenwart Michael Voß,  02932
201-2205, angefordert oder aber im Internet unter www.foerderverein-wendepunkt-arnsberg.de
gedownloadet werden.
Die minderjährigen Flüchtlinge ohne Begleitung
Ein besonderes Thema der „offenen Runde“ waren die Kinder und Jugendlichen, die ohne Begleitung geflohen sind und in Arnsberg ankommen.
Die Vertreter des Jugendamts, der Jugendhilfe und der Jugendzentren suchen in diesem Zusammenhang Menschen, die sich als Pflege- und/oder Gastfamilien einbringen oder aber als
Alltagsbegleiter in der Freizeitgestaltung mitwirken möchten. Eine entsprechende Information zur
Veröffentlichung wird zurzeit vom Jugendamt der Stadt Arnsberg vorbereitet.
Sicht
Nr. 66 Seite 12
Advent und Weihnachtszeit
Albert H. Hoffmann
Advent heißt Ankunft.
Zum Beginn des Advents weisen die Propheten und Johannes der Täufer, der von uns
Christen als Vorläufer Jesu verehrt wird, auf
das Kommen des Messias hin. Gleichzeitig
wird jedoch auch schon auf die Wiederkunft
Christi am Ende aller Tage verwiesen.
Doch bleiben wir zunächst erst einmal bei der
Betrachtung des ersten Geschehens. In der
Zeit des Advents nimmt Maria, die Gottesmutter, eine besondere Stellung ein. Gott hat
die Menschwerdung seines Sohnes von ihr
abhängig gemacht.
Gleichzeitig tritt Gott
mit allen Menschen
in einen Dialog ein.
Maria hat für den
Glauben eines jeden
Einzelnen schon eine
große
Bedeutung,
denn sie hat als Person auf Gottes Anfrage hin geantwortet.
Der Advent dauerte
in den ersten Jahrhunderten, wie die
Fastenzeit, 40 Tage.
Papst Gregor reduzierte um das Jahr 600 jedoch die Zahl der Adventssonntage auf vier.
Lichter zu entzünden ist nicht nur der dunklen
Jahreszeit wegen sinnvoll, sondern in erster
Linie steht das Licht für den erwarteten Christus. Schon in früheren Zeiten brachten die Hirten beim Almabtrieb Kirsch- und Apfelzweige
mit. Man erwartete, dass diese Zweige dann
Weihnachten blühen würden. Die Zahl der
Blüten wurde häufig als Hinweis interpretiert,
wie das Wetter im kommenden Jahr werden
würde. Dieser Orakelbrauch wird mit dem
Fest der Heiligen Barbara, am 4. Dezember,
verknüpft. Nach einer Legende gelangten die
Zweige während ihrer Gefangenschaft zum
blühen.
Am 6. Dezember wird
das Fest des Heiligen
Nikolaus von Myra
gefeiert.
Nikolaus
war ein sehr sozial
eingestellter Bischof.
Er wurde im Laufe
der Zeit zum Patron
der Kinder. Noch aus
Kindestagen sind uns
der Heilige Nikolaus
mit Knecht Rupprecht
in guter Erinnerung.
Leider wird das Geschehen um den Heiligen Nikolaus, auch in
Verbindung mit dem Weihnachtsgeschehen,
in heutiger Zeit extrem kommerzialisiert.
Damit sich die Kinder rechtzeitig auf Weihnachten vorbereiten konnten, wurde im Laufe der Zeit der Adventskalender eingeführt.
Vorausgegangen waren bereits im 19. Jahrhundert die Adventskalender mit aufklappbaren Türchen. Später versuchten die Nazis die
christlichen Hinweise durch Märchenmotive
zu ersetzen.
Im Laufe der Adventszeit sind die Gottesdienste in unseren christlichen Kirchen deutlich von der weihnachtlichen Erwartung geprägt. Die sogenannten O-Antiphonen in den
letzten sieben Tagen geben dem Advent einen
ganz besonderen Charakter und bereiten auf
das Kommen Christi vor.
Im 19. Jahrhundert führte in Hamburg Hinrich
Wichern in dieser von ihm gegründeten sozialen Einrichtung den Adventskranz ein. Anfangs verwandte er noch 24 Kerzen. Der Adventskranz mit vier Kerzen wurde in der Zeit
nach dem Ersten Weltkrieg zum allgemeinen
Brauch.
Der Evangelist Lukas verfolgt den Stammbaum zurück und endet bei Adam (Kap.3,38)
und damit an dem wirklichen Beginn der Heilsgeschichte. Paulus sieht in Jesus den neuen
Adam. Maria gilt als die neue Eva. Vielfach
wird aus diesen Gründen in den Krippenspielen auch die Paradiesszene dargestellt. Der
Sicht
Paradiesbaum lebt schließlich im Weihnachtsbaum fort. Weihnachten erscheint uns als das
eigentliche christliche Hochfest. Die Bedeutung dieses Festes für den westeuropäischen
Raum zeigt sich darin, dass der Frankenkönig
Chlodwig am Weihnachtstag 498 getauft, Karl
der Große am Weihnachtsfest des Jahres 800
in Rom zum Kaiser gekrönt wurde und im Jahr
831 hat eine Synode in Mainz Weihnachten
am 25. Dezember bestätigt.
Wie kommt es jedoch zu diesem Termin?
Der Termin des Weihnachtsfestes hängt mit
der Wintersonnenwende zusammen. Dieses
Fest der Wintersonnenwende wurde im Jahr
274 n. Chr. durch Kaiser Aurelian eingeführt.
Das war der letzte Versuch, dem römischen
Reich eine gemeinsame religiöse Grundlage
zu geben.
Die Sommersonnenwende wird am 24. Juni,
am Fest Johannes des Täufers, gefeiert. Am
Fest des Täufers nimmt die Sonne ab und genau ein halbes Jahr später, am Fest der Geburt Christi, nimmt die Sonne wieder zu. Für
die Menschen in der Antike symbolisierte die
Wintersonnenwende, dass Gott mit diesem
Kind das Leben neu entstehen ließ.
Das Jahr 336 ist das erste Jahr, in dem nachweislich in Rom am 25. Dezember das Weihnachtfest gefeiert wurde. Dass dieser Festgedanke überzeugte, zeigt sich auch daran, dass
der 25. Dezember im Osten übernommen und
durch das Konzil von Konstantinopel bestätigt
wurde.
Die heutige Weihnachtskrippe entstammt wohl
einer Idee Franz von Assissis. Er stellte nämlich in Greccio eine Krippe mit einem Ochs
und einem Esel auf.
Über viele Jahrhunderte hinweg waren Krippen fast ausschließlich nur in Kirchen anzutreffen.
Erst im 19. Jahrhundert waren sie alsdann
auch in den Wohnzimmern der Familien zu
finden, zuerst wohl in den katholischen Gegenden, während der Weihnachtsbaum zuerst
in Norddeutschland zum Zentrum des Weih-
Nr. 66 Seite 13
nachtsgeschehens wurde. Die Idee des Weihnachtsbaumes kommt wohl aus dem Elsass;
dort wurden die Weihnachtsbäume bereits im
16. Jahrhundert vorgefunden.
Erst im 18. Jahrhundert wird der Christbaum
zum Zentrum des weihnachtlichen Geschehens in den geschmückten Wohnzimmern,
und zwar zuerst in protestantischen Häusern.
Die Katholiken stellten dagegen anfangs lediglich eine Krippe auf.
Leider ist es mir nicht möglich, weitergehende, ausführliche Gedanken zu den Besonderheiten der folgenden Tage der Weihnachtszeit
anzufügen. Auch sie sind von einer Menge
Besonderheiten gekennzeichnet, so das Fest
des Erzmärtyrers Stephanus, das Fest der
Unschuldigen Kinder, das Fest der Heiligen
Familie sowie die Festtage des Jahreswechsels, Sylvester und Neujahr.
Kurz vermerkt sei noch Folgendes:
Früher war es in allen Arnsberger Ortsteilen
üblich, dass am Silvesterabend beim mitternächtlichen Glockenschlag junge Burschen
von Haus zu Haus zogen und bei den Nachbarn und Bekannten das Neue Jahr mit diesem Vers – er wurde jedoch in den einzelnen
Orten jeweils etwas unterschiedlich gesungen
- zu begrüßen:
„Guten Abend, guten Abend in diesem Haus!
Herren und Damen, Herren und Damen, Herren und Damen in diesem Haus! Wir wünschen Euch, wir wünschen Euch, ein glückseliges Neues Jahr, ein glückseliges Neues
Jahr! Nun schaut doch mal zum Fenster heraus und werft uns eine Mettwurst raus!“ Es
sei vermerkt, dass zu dieser Zeit sozusagen in
jedem Haus noch geschlachtet wurde.
Zum bevorstehenden Jahreswechsel möchte
ich nun noch zwei Liedstrophen des Gotteslobs anfügen: „Tu auf die Tür ins neue Jahr,
sei uns mit deiner Liebe nah, und alles, was
wir fangen an, in deinem Namen sei´s getan.
Bewahre, Herr, mit starker Hand die Völker
und das Vaterland. Wehr ab das Unheil in der
Welt, errichte deines Friedens Zelt.“
Sicht
Nr. 66 Seite 14
Die Reise der AMYGDALA
Protokoll einer Weltumsegelung (Teil 3)
Hans-Werner Wienand
Freitag, 17. Dezember. Der erste große Ozean, die Atlantiküberquerung steht bevor.
AMYGDALA ist seeklar. Wir klarieren bei den
Behörden aus. Der Officer des Comando da
Polícia Maritíma gibt uns zögernd unsere
Bootsdokumente zurück. Der Beamte ist sehr
ernst. "Nicht heute. Heute könnt ihr nicht fahren. Heute ist Freitag. Kein Schiff fährt freitags
los …" Im Comando Reparticao de Emigracao
holen wir uns unsere Ausreisestempel in den
Pass. "Fahrt morgen, heute ist Freitag. Freitags auszulaufen bringt Unglück …"
Am Steg verabschieden wir uns von den Crews
anderer Fahrtenschiffe. "Wisst ihr, was heute
für ein Tag ist ...?" Ja, wir wissen es! Wir wissen es von der Polizei, von der Ausländerbehörde, von Hafenarbeitern, von einheimischen
Bekannten, von denen wir uns verabschieden
wollten, von allen, die uns begegnet sind:
Heute ist Freitag!
Na und? - Aberglaube bei aufgeklärten Menschen? Darf man das ernst nehmen? Auf der
anderen Seite - schaden kann es eigentlich
auch nicht, wenn wir noch einen Tag länger
warten, auf guten Wind zum Beispiel. Das
wäre eine plausible Begründung. Wir hätten
Zeit und könnten im Clube Nautico mit all unseren neu gewonnenen Freunden noch einmal
richtig unseren Abschied und die bevorstehende große Überquerung des Atlantiks feiern.
Feiern, das darf man freitags!
Und dann sind alle zufrieden. Auch die Abergläubischen.
Freitag, 24. Dezember/Heiligabend
Wir sind jetzt sieben Tage auf See und noch
1.341 Seemeilen (2.662 km) von Barbados,
von der Karibik, entfernt. Wir haben 28 Grad
Lufttemperatur, Wassertemperatur 26,7 Grad.
Am Himmel kleben kleine Wattewölkchen, das
Meer ist ein wenig unruhig, bringt eine Einmeterfünfzig bis zwei Meter Welle, der Wind weht
aus Ostnordost mit drei bis vier Beauforts.
Schöne Verhältnisse.
Über die Deutsche Welle hören wir, dass es
in Deutschland flächendeckend weiße Weihnachten gibt, dort gleichzeitig Flug-, Bus- und
Schienenverkehr eingeschränkt werden und
die Hausbesitzer Schnee fegen müssen.
Ich mache barfuß meine Runde über Deck
und entsorge die fliegenden Fische, die über
Nacht hier gefallen sind. Danach werden ein
paar alte PET-Flaschen mit frischem Wasser
gefüllt und in die Sonne zum Aufheizen gelegt.
Heiligabend wird auf AMYGDALA vor der Bescherung geduscht …
Als Heiligabendessen gibt es an Bord selbstgemachten Kartoffelsalat mit Würstchen. Das
gibt es nicht nur deshalb, weil es so etwas Heiligabend immer schon gegeben hat, sondern
weil der Kartoffelsalat bei Seegang so schön
auf dem Teller klebt und die Würstchen darin fixiert werden können. Jedes Filet mit fei-
Sicht
Nr. 66 Seite 15
ner Gemüsebeilage wäre bei der Schaukelei
längst über Polster, Wände, Decke und Boden
verteilt. Nützliches mit Tradition verbinden, das
ist moderne Seefahrt! Außerdem ist Kartoffelsalat lecker. Bescherung auf Position 16°14´N
/ 036°27,8´W, hunderte von Seemeilen von jedem festen Land entfernt.
Ein Weihnachtsbaum hängt über dem Kajüttisch, pendelt an der Petroleumlampe von der
Decke. Es ist ein Traumweihnachtsbaum, aus
einem Stück Pappkarton ausgeschnitten, mit
der Folie einer grünen Einkaufstüte bezogen
und liebevoll dekoriert. An seinen Zweigen
hängt eine rote originale Weihnachtskugel.
Die ist noch von Zuhause. An irgendeinem gut
geschützten, versteckten Plätzchen dieses
Schiffes hat das filigrane Gebilde bisher 4.400
Seemeilen unbeschadet überstanden, bereit
für diesen Augenblick.
Auf dem Tisch, unter dem Baum, liegen die
Geschenke. Es gibt deutsches Vollkornbrot,
bis hierher klammheimlich geschmuggelt mit
noch gültigem Haltbarkeitsdatum, PIRATAStarkbier aus Mindelo, CDs mit kaboverdischer Musik, ein kaboverdisches T-Shirt und
kaboverdischen Rumpunsch, original von der
Zuckerinsel Santo Antão. Unsere neue Liebe
zu den Kapverden, diesem wunderbaren Land
mit den wunderbaren Menschen, deren wunderbarer Musik, Kultur und Lebensart, ist nicht
zu verbergen. Weihnachtslieder gibt es nicht.
Der Rechner kann aus irgendeinem Grund die
Musik-CD nicht lesen und selbst singen ist
dem Skipper streng verboten. Bitte nicht zu
Weihnachten …!
Wir lesen die Weihnachtsgrüße, die von Zuhause via E-Mail über Satellit bei uns eingehen. Das tut gut.
Bericht wird fortgesetzt.
Schild an der Tür eines Tattoo Ladens
Wenn die Tür auf ist: Ist auf!
Wenn die Türe zu ist: Ist zu!
Nr. 66 Seite 16
Sicht
Wie is(s)t man eigentlich klimafreundlich?
Sebastian Witte, Klimaschutzmanager Stadt Arnsberg
Das Feld der klimafreundlichen Ernährung umfasst verschiedenste Aspekte, an erster Stelle
stehen aber natürlich die Herkunft unserer täglichen Lebensmittel und die daraus resultierenden
CO2-Emissionen. Ein Besuch der örtlichen Buchhandlung und ein Blick auf die vielen im Trend
liegenden Kochbücher und Ernährungsratgeber
reicht schon aus, um den Überblick zu verlieren:
Das Feld der nachhaltigen Ernährung ist ein sehr
weites, das Nebeneinander vieler Lehrmeinungen ist oftmals sehr verwirrend. Aber den glückseligmachenden und allein gültigen Weg gibt es
nicht und kann Ihnen auch dieser Beitrag nicht
aufzeigen. Vielleicht aber immerhin einen kleinen Anstoß zu einer nachhaltigeren Ernährung
geben. Und zu guter letzt spielen ja auch immer
Aspekte wie Gesundheit, Geschmack & Genuss
sowie die ganz eigenen Vorlieben eine wichtige
Rolle.
Den wichtigsten Beitrag leistet man schon vor
dem Einkauf, indem man den vielfältigen Versprechen der Werbe- und Lebensmittelindustrie
nicht blind vertraut. Die Hauptregel für den nachhaltigen Einkauf ist die, sich immer ausreichend
gut zu informieren. Denn nur mit einer ausreichenden Informationsbasis über das, was man
täglich zu sich nimmt, kann man letzten Endes
abwägen, was besser für einen selbst und auch
die Umwelt ist. Dabei ist es auch wichtig einmal
zu hinterfragen, was man bereit ist für seine eigenen Lebensmittel zu bezahlen - oder anders:
was mir meine Lebensmittel, meine Nahrung und
damit die eigene Gesundheit eigentlich wert ist?
Allenthalben stellen wir nämlich fest, dass wir
immer weniger bereit sind für unsere Ernährung
auszugeben - damit jedoch die einhergehenden
Folgen sowohl für die Produzenten, die Umwelt
als auch die eigene Gesundheit ausblenden.
Anhand einiger einfacher Kriterien kann man sein
eigenes Einkaufs- und Ernährungsverhalten einmal überprüfen:
Herkunft: regional vs. global
Durch die immer weiter stärkere Globalisierung
können wir mittlerweile Lebensmittel aus aller
Herren Länder im Supermarkt um die Ecke (meist
sogar zu Discount-Preisen) erstehen. Im Hinblick
auf die CO2-Bilanz fallen hier besonders zwei
Aspekte ins Gewicht, nämlich die Bedingungen
am Herstellungsort einerseits und der sehr unterschiedliche Transportaufwand der Lebensmittel
bis zum Verbraucher andererseits. Dabei ist hier
genaues Hinsehen wichtig: Denn je nach Herkunft unserer Lebensmittel sind die Wuchs- und
Produktionsbedingungen (Bodenbeschaffenheit,
Klima - Dünger, Medikamente) sehr unterschiedlich - und damit die Auswirkungen auf Umwelt,
Klima und Wasserhaushalt. Als am häufigsten
zitiertes Beispiel für eine schlechte Klimabilanz
dient wohl das Rindfleisch aus Südamerika, für
dessen Produktion sowohl für Weideflächen als
auch den Futtermittelanbau (Soja) häufig großflächig Regenwald gerodet wird. Zieht man dann
noch die lange (Kühl-)Transportkette (beispielsweise LKW - Flugzeug/Schiff - LKW - PKW) hinzu, liegt der Klimavorteil des heimisch produzierten Fleisches klar auf der Hand.
Anders bei der Gemüseproduktion: Hier wird die
Klimabilanz vielfach durch die „künstlichen“ Produktionsbedingungen vor Ort (beispielsweise
Gewächshäuser) verfälscht, siehe dazu unter
„saisonal vs. ganzjährig“. Dennoch gilt natürlich
auch hier: Je kürzer die Transportkette, desto frischer und klimafreundlicher mein Lebensmittel.
Und nicht zu vergessen: Wer regional einkauft,
leistet eine Beitrag zur Wertschöpfung vor Ort vom Erzeuger bis hin zum Einzelhändler!
= Vorteil: Regional
Kalender: saisonal vs. ganzjährig
Durch die Globalisierung der Nahrungsmittel und
den Anbaumöglichkeiten unter der künstlichen
Atmosphäre sind wir es gewohnt, ganzjährig „Saisonprodukte“ zur Verfügung stehen zu haben, die
naturgemäß sonst nur zu bestimmten Jahreszeiten zur Verfügung stehen: Spargel oder Erdbeeren zur Winterzeit sind beileibe keine Seltenheit
mehr.
Diese werden dann an anderen Orten entweder
unter der natürlichen oder einer künstlichen Sonne (Gewächshaus) angebaut – womit sowohl der
Sicht
Ressourcen-/Energieaufwand (UV-Licht, künstliche Bewässerung) bei der Produktion als auch
der Transportaufwand steigt. Wer sich also nach
den Saisons für Obst und Gemüse richtet, kann
auf Obst und die Lebensmittel aus dem Glaskasten größtenteils verzichten.
= Vorteil: saisonale Lebensmittel
Anbau: biologischer vs. konventionellen Anbau
Für die Klimabilanz ausschlaggebend sind -wie
schon angerissen- Herstellungsbedingungen und
Transportwege.
So sind natürlich auch hier die regionalen Produkte (kurzer Transportweg) der globalen Importware überlegen. Dabei spielt es keine so große
Rolle, ob die Lebensmittel konventionell oder biologisch erzeugt wurden - denn am klimaschädlichsten nun mal ist der Anbau im Gewächshaus,
also unter künstlicher Atmosphäre (Beheizung,
künstlicher Bewässerung und ggf. Beleuchtung).
So weist auch eine Biotomate aus einem nahen
Gewächshaus in der Regel eine schlechtere
Klimabilanz auf als die über weite Distanzen herangekarrte konventionell erzeugte.
Beim ökologischen Anbau wird jedoch auf die
Verwendung von Düngemitteln fossiler Herkunft
verzichtet und die Schadstoffbelastungen sind in
der Regel deutlich geringer. Vom Geschmack gar
nicht erst zu reden.
= Vorteil: Biologische Herkunft, je nach Anbauweise.
Tierisch: Fleisch vs. fleischfrei (natürlich bis
hin zur veganen Lebensweise)
Gemeinhin gilt die Produktion von Rindfleisch
als einer der größten „Klimakiller“, da neben dem
Methanausstoß der Tiere auch die Produktionsressourcen (Futtermittelproduktion, Wasserverbrauch) und der Transport schädlich fürs Klima
sind. Kann also vegetarische Ernährung der
Schlüssel für den Klimaschutz sein? Müssen
wir am Ende alle auf Gemüse umsteigen? Diese
Entscheidung muss weiterhin jeder für sich selbst
Nr. 66 Seite 17
treffen: Fleischkonsum ist auch ohne Reue möglich – und zwar dann, wenn wir weniger und bewusster, dafür aber qualitativ hochwertiges und
nach Möglichkeit regionales Fleisch zu uns nehmen. Oder wie TV-Koch Mario Kotaska in einem
TV-Interview im vergangenen Jahr sagte: „Der
Verbraucher sollte sich vor Augen halten, dass
es keine Qualität sein kann, wenn 100 Gramm
Fleischwurst im Sonderangebot 79 Cent kosten.
Da muss man einfach nur seine Birne einschalten und im Supermarkt zehn Gänge weitergehen
in die Tierfutterabteilung. Da kostet PremiumTierfutter 1,29 Euro.“
= Nicht pauschal zu beantworten: Unentschieden.
Das wichtigste ist: An erster Stelle steht das Bewusstsein um die Herkunft und den Wert unserer
täglichen Lebensmittel und die Auswirkungen unseres Lebensstils.
Informieren Sie sich über die Herkunftsorte und
die Produktionsbedingungen ihrer Lebensmittel.
Fragen Sie ruhig auch mal Ihren Einzelhändler.
Aber seien Sie auch nicht zu streng mit sich 100 % richtig gibt es nicht. Aber in aller Regel gilt:
Alles was gut fürs Klima ist ist auch gut für den
Menschen und seine Gesundheit.
Kleine Einkaufstipps:
• Saisonplaner dabei haben (gibts beispielsweise bei der Verbraucherzentrale).
• Niemand muss auf Fleisch vollständig verzichten - aber weniger und bewusster Fleisch konsumieren ist in jedem Fall gut fürs Klima und
die Gesundheit.
• Bewusst richtige Mengen einkaufen, damit
weniger Lebensmittel im Müll landen.
• Beim Einkauf auf Herkunftshinweise und Siegel (bspw. regionaler Erzeuger oder Biosiegel)
auf den Lebensmitteln achten - viele regionale Erzeuger trifft man im übrigen auf den Wochenmärkten in Neheim, Hüsten und Alt-Arnsberg.
Literaturtipps:
„Döner Hawaii – Unser globalisiertes Essen“, Marin Trenk, Klett-Cotta
„Der Metzger, der kein Fleisch mehr isst ...“ , Karl Ludwig Schweisfurth, Oekom Verlag
„Fleischatlas 2014“, Heinrich-Böll-Stiftung (kostenlos)
Nr. 66 Seite 18
Sicht
SICHT- Leserinnen und -Leser spendeten
komplette Briefmarkensammlungen
Die diesjährige Briefmarkensammelaktion des GenerationenMagazins SICHT unter der Leitung
von Anni Künkenrenken hat alle Erwartungen übertroffen. Neben den vielen Briefmarkenspenden
konnte Anni Künkenrenken sogar ganze Sammlungen dem Vorsitzenden des Vorstandes der
Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Pastor Ulrich Pohl, übersenden.
Ein herzliches Dankeschön der Redaktion an alle fleißigen Sammler. Gerne leiten wir das Dankeschön von Pfarrer Pohl und den Beteiligten aus Bethel weiter.
Sicht
Nr. 66 Seite 19
Grippe oder was …
Gottfried Lambert
Morgens wird schon an den Autoscheiben gekratzt. Schlimmer noch, mit laufendem Motor
wird der Wagen vorgeheizt. Lange. Sehr lange, eigentlich unverschämt lange. Gut, mich
stört es nur indirekt - ich schlafe nach hinten
raus.
dem warmen Bärenfell liegen bleiben konnte,
um mit der gesunden Frau für Nachwuchs zu
sorgen.
Aber irgendwie kratzt es auch in meinem Hals.
Kommt es daher, weil er vor Ärger dick geworden ist? Habe ich nur Durst? Oder ist eine
dieser modifizierten Grippen im Anflug? Es
heißt doch immer, sie kommt wie angeflogen.
Zum Glück habe ich mich schon rechtzeitig
und vorsorglich impfen lassen. Aber wirkt das
überhaupt schon? Auch gegen alle möglichen
Grippen - auch gegen die, die noch nicht bekannt sind? Da habe ich so meine Zweifel.
Beim ersten Räuspern wird schon der leidende Blick eingeschaltet.
Und was erst, wenn es gar keine Grippe ist?
Eine schwere Erkältung kann einen auch
schon ganz schön umhauen. Egal, ob sie angeflogen kommt oder ob man von den eigenen
Enkelkindern angeprustet wird. Und Männer
leiden viel schlimmer an Erkältung als Frauen, das ist statistisch belegt - irgendwas mit
den Genen. Oder ein Relikt aus der Vorzeit,
damit der jagende Mann im Winter weiter auf
Unzählige Depots an Papiertaschentüchern
verteilen sich über die ganze Wohnung. Hustentees und -säfte stehen ja noch aus dem Vorjahr irgendwo hinten im Küchenschrank. Also
kann ich mich meinem Leiden hemmungslos
hingeben. Und hemmungsloses Niesen macht
ja nur Spaß, wenn es weit genug zu hören ist.
Und da sorge ich schon für. Unmittelbar nach
einer meiner Explosionen rief unsere Nachbarin an und wollte wissen, ob bei uns ein Hängeregal von der Wand gefallen sei … nicht mal
in Ruhe niesen kann man in seinen eigenen
vier Wänden.
Zum Glück verzieht sich so eine normale Erkältung nach vierzehn Tagen – egal ob mit oder
ohne Pillen und Säfte. Danach reichen wieder
ganz normales, vitaminreiches Obst und Gemüse. Das Bärenfell kann wieder eingemottet
und zusammengerollt werden – schade. Kein
Mann braucht heute noch auf die Jagd.
Nr. 66 Seite 20
Sicht
Geboren 45 - Hol dir das Gefühl zurück
Hanni Borzel
Zufall, gepaart mit Neugier, bescherte mir ein
ganz besonderes Buch, welches ich hier meiner Generation im Besonderen, aber ebenso
auch Jugendlichen ans Herz legen möchte.
Zufall: Der Lokalkompass im ORA-Verlag in
Essen verlost wöchentlich verschiedene Bücher, für die man sich bewerben kann – so erhielt ich einen Bildband mit dem Titel „Ranzen,
Rodeln, Rasselbande – unsere Kindheit in den
50er Jahren“ von Jürgen Eichel.
Neugier: Fesselte mich schon dieser Bildband und löste viele Kindheitserinnerungen
aus, so wurde ich noch neugieriger auf ein
weiteres Buch dieses Autors und dieses ließ
ich mir auch sofort kommen. Titel:
„Geboren 45 – Hol dir das Gefühl zurück“
auf. Vom anderen Teil Deutschlands habe ich
erst spät über Funk und Fernsehen etwas
erfahren. So hatte mich lange schon interessiert, wie wohl die Kinder im westlichen Teil
Deutschlands gelebt haben. Welche Unterschiede gab es eventuell zu unserem Leben
– oder verlief die Kindheit etwa doch in den
gleichen Bahnen?
Das Blättern in diesem Buch wurde eine Reise in meine eigene Kindheit - jedes der vielen
Fotos weckte Erinnerungen und der Buchtitel
"Hol dir das Gefühl zurück" traf in vollem Umfang zu - ich fühlte mich sogleich in die 50er
und 60er Jahre zurück versetzt, erlebte meine
Kindheit für einige Momente noch einmal.
Das Bad in der Zinkbadewanne, in der die Geschwister der Reihe nach am Samstag (Badetag) geschrubbt wurden, nachdem der Wasserkessel auf dem Herdfeuer aufgeheizt war,
die immer noch vertrauten alten Schulbänke, die Schiefertafel mit dem Schwamm und
Läppchen daran, die Hilfe bei der Feldarbeit
nach Schulschluss, aber ebenso das Spiel mit
den Freunden im Freien, die ausgewachsenen
Kleidungsstücke, die immer wieder „angestückelt“ wurden, damit sie mitwuchsen ... alles
wurde plötzlich wieder gegenwärtig.
Ich konnte nicht den kleinsten Unterschied
erkennen zwischen unserem Leben in Ostdeutschland und dem in Westdeutschland.
Der Autor Jürgen Eichel war selbst ein Kind
der 50er Jahre. Mit den Archivfotos seines
Vaters, der in dieser Zeit Lehrer in Böddiger
bei Felsberg (Hessen) war, sowie vielen zur
Verfügung gestellten Fotos von Freunden und
Verwandten, konnte er ein eindrucksvolles
Zeugnis dieser Nachkriegsjahre schaffen.
Worauf war ich aber eigentlich neugierig?
Das ist schnell gesagt: Ich wuchs als Kind, in
den Nachkriegsjahren, und später als Jugendliche und junge Frau, in der ehemaligen DDR
Hinzu kommt noch eine spezielle Besonderheit dieses Buches, die es auch für die junge
Generation sicher sehr interessant macht: Zu
vielen geschichtlichen Ereignissen gibt es auf
den jeweiligen Seiten einen QR-Code. Diesen
kann man mit dem Smartphone scannen und
Sicht
damit kleine Video-Clips herunterladen und
ansehen. So kann man an historischen Ereignissen teilhaben, wie am Volksaufstand in der
DDR am 17. Juni 1953, an der Fußball-WM
1954, dem Bau der Berliner Mauer im Jahr
1961 und vieles mehr.
Eine fantastische Sache fand ich! Damit noch
nicht genug, gibt es zum Buch auch eine eigene Website unter: 1945.unserJahrgang.de
Nr. 66 Seite 21
Auch hier findet man Filme, Fotos, kleine Musikclips mit den Hits aus dieser Zeit und mehr.
Habe ich einige unter Ihnen jetzt auch neugierig gemacht? Der Buchhandel hält dieses
ganz spezielle Buch zum Preis von 14,90 €
bereit, unter der ISBN 978-3-8313-28451, erschienen im Wartberg Verlag.
Ich denke, die Lektüre wird jedem so viel Freude bereiten wie mir.
Sicht
Nr. 66 Seite 22
Mäuse und Mäuse
Mein Personal
Die Gattung der „homo sapiens“ ist eine recht
zahnlose Spezies. Ich meine nicht den Zustand, der sich bei jungen Exemplaren im Alter
von fünf oder sechs Jahren, auch Jahre später noch auf Fotos von der Einschulung, mit
breiten Lücken im Gebiss zeigt und von Großeltern mit Geschichten von einer gewissen
„Zahnfee“ in Zusammenhang gebracht wird.
Auch mit einem in unterschiedlichem Alter
stattfindendem Verlust der von manchem als
„Beißerchen“ bezeichneten Kauwerkzeuge,
die durch prothetische Ersatzformen kompensiert werden, sei hier nicht die Rede.
Vielmehr geht es um
den Jagdtrieb. Das
gespanntkonzentrierte Ansitzen auf einen
noch nicht gesichteten Leckerbissen,
das
Anschleichen
und die manchmal
erfolgreiche Jagd auf
Mäuse. Zwar soll es
Menschen
geben,
die mit knallenden
Stöcken, Waffen genannt, sich an Tiere
anschleichen und sie erlegen, doch ist dieses
Verhalten nicht mit der Eleganz und Effektivität von uns Katzen zu vergleichen.
Darin sind wir uns als Katzengemeinschaft der
näheren Umgebung einig: Mäuse haben in unserer Umgebung nichts zu suchen. Allenfalls
werden sie als kurzzeitige Belustigung geduldet. Für mich unverständlich reagiert mein
Personal nicht mit der angemessenen Begeisterung auf gelegentlich von mir dargebrachte
Geschenke in Form von frisch gefangenen
Mäusen. Zwar bekomme ich immer eine Belohnung, wenn ich ein Geschenk bringe, doch
scheint mir die Begeisterung nur sehr eingeschränkt.
Auch findet sich mein Mitbringsel weder bei
den Mahlzeiten wieder noch sehe ich es ir-
gendwo angemessen ausgestellt in meinen
Wohnräumen.
Erst zweimal habe ich meine Menschen über
einen längeren Zeitraum begeistern können:
ich habe das Personal mit einer lebendigen
Maus beglückt und sie im Wohnzimmer für
unser Amüsement sorgen lassen. Wir haben
uns anschließend zu dritt eine Stunde lang
damit amüsiert, das Geschenk von einer Ecke
in die andere zu verfolgen. Mein Personal
war hellauf begeistert und hat sich mit lauten
Rufen gegenseitig angefeuert, weil beide die
Maus zuerst fangen wollten. Es ist dem Diener
schließlich gelungen, die Maus in eine Pappröhre laufen zu lassen.
Warum er sie nicht direkt verspeist, sondern
in den Garten getragen
hat, ist mir unverständlich. Vielleicht möchte
er sie demnächst selber fangen.
Auch mein Personal
beschäftigt sich mit
Mäusen. Diese sind
aber aus einem seltsamen harten Material
und mit einer Schnur an einen warmen Kasten angebunden. Wenn meine Menschen die
Maus mit der Hand berühren und hin und her
schieben, entstehen in diesem Kasten bunte
Bilder. Das ist für mich völlig uninteressant.
Ich habe mich auf die Leiste kleiner schwarzer
Knöpfe vor dem Kasten mit den Bildern gelegt.
Das war schön warm. Während ich die Maus
beobachtet habe, hat sie sich nicht einmal bewegt. Als ich sie versuchsweise angestoßen
habe, drangen aus dem Kasten plötzlich laute
Geräusche. Ich bin schnell weggesprungen.
Diese Maus ist langweilig. Ich muss mein Personal dringend von einer anderen Form der
Beschäftigung überzeugen. Vielleicht bringe
ich ihnen mal wieder eine Maus aus dem Garten mit. Sie haben sich beim letzten Mal ja so
darüber gefreut.
Sicht
Nr. 66 Seite 23
Bringe Farbe in dein Leben und färbe auf andere ab
Uwe Künkenrenken
Das erste Mal treffen wir uns im Caritas Seniorenhaus
Klostereichen, im Rumbecker Holz. Im Kommunikationszentrum (KommA) ist musikalischer Nachmittag. Die „Patenschaften von Mensch zu Mensch“ lassen bitten. Ich suche zur Einstimmung die passende Musik, als mir jemand
auf die Schulter tippt. Ein großer stattlicher Herr im grauen
Anzug steht hinter mir: „Haben Sie auch Semino Rossi oder
Hansi Hinterseer im Angebot?“ Ich habe und er freut sich,
dass ich seine Wünsche erfüllen kann. Wir kommen ins Gespräch und ich erfahre von ihm, dass er die vielen Bilder im
Saal und in den Fluren gemalt hat. Wir vereinbaren einen
Termin für ein Interview. Im Oktober ist Franz Loer 92 Jahre
alt geworden. Alt ist wohl nicht das passende Wort. Franz
Loer macht einen wachen, munteren Eindruck.
In seinem Malerzimmer liegen einige noch nicht ganz fertige Bilder. „Hier bin ich jeden Tag und male“, sagt Franz
Loer, „das lenkt mich ab und bringt eine große innere Ruhe.
Das hilft mir über den Tod meiner Frau hinweg zu kommen. Seit ihrem Tod habe ich schon über
300 Bilder gemalt und ich freue mich, dass ich hier im Haus meine Bilder ausstellen darf. Gerne
würde ich natürlich meine Bilder auch woanders zeigen. Zum Beispiel in Arztpraxen oder Banken.
Natürlich verkaufe ich auch das eine oder andere Bild! Ich muss es sogar, auch wenn ich mich
nur schwer davon trennen kann, denn das Material ist ja auch nicht ganz billig! Vor allem die Ölfarben, die ich mit Firnis-Spray nach Vollendung des Bildes auf Hochglanz bringe.“
Zwei Mal in der Woche bekommt er Besuch. Sein Freund und eine junge Dame aus Neheim, die
ihn ehrenamtlich betreut. Dann wird über seine Werke diskutiert, bewundert aber auch kritisiert!
Die gerahmten, meist 30 cm x 40 cm großen Bilder, sind im KommA und auf dem Flur des Wohnbereichs Mühlenweg zu sehen.
Wer sich für die
Bilder von
Franz Loer
interessiert, oder mit
ihm Kontakt
aufnehmen möchte,
hier seine
e-Mailadresse:
Malerfreund_Franz_
[email protected]
Nr. 66 Seite 24
Sicht
Humortraining für Fach- und Pflegepersonal und Betreuender Dienst
Stellen Sie sich vor,
Sie sind alt oder haben Demenz
… und keiner lacht mehr mit Ihnen
Susanne Bötel
Humor und Lachen sind wichtige Ressourcen für Menschen im Alter und mit Demenz, deren
Angehörige und für Pflegekräfte und betreuenden Dienst, um mit ihrer Situation zurecht zu kommen oder auch den herausfordernden Arbeitsalltag gesund zu bewältigen. Die positive Wirkung
von Humor ist in zahlreichen Studien belegt und jede/r von uns kennt die wohltuende Kraft eines
liebevollen Lachens aus tiefstem Herzen.
Warum tun wir es aber viel zu selten?
Die Anforderungen an das Pflegepersonal nehmen ständig zu. Das Thema Demenz rollt auf unsere Gesellschaft zu und wir stehen in den nächsten Jahren vor riesigen Herausforderungen. Humor kann hier ein Schlüssel dazu sein, einerseits den Seniorinnen und Senioren mit liebevollem
Respekt und Würde zu begegnen und hier für mehr Verständnis und für eine altersgerechte und
demenzfreundliche Gesellschaft einzutreten. Andererseits ist es auch wichtig, die tägliche Arbeit
des Pflegepersonals wertschätzend anzuerkennen und hier die Ressourcen des Humors zu erkennen und weiterzuentwickeln – im gemeinsamen Interesse.
Ich arbeite seit über fünf Jahren als Clownin Rosalore und seit einem Jahr als künstlerische Begleiterin für Menschen mit Demenz.
Sicht
Nr. 66 Seite 25
Ganz authentisch im Hier und Jetzt zu sein und die Menschen auf einer emotionalen Ebene
ehrlich zu berühren – das ist für mich als Begegnungs-Clownin wichtig. Dieser einzigartige und
hochsensible Moment der Begegnung ist geprägt durch eine liebevolle Neugierde und einer emotionalen und humorvollen Offenheit. Ganz absichtslos und ohne ein starres und vorgefertigtes
Programm öffne ich über diese Clownsfigur einen Raum für eine interaktive und freie Begegnung
voll gegenseitiger Würde und Respekt. Dabei arbeite ich eng mit dem Pflegepersonal und dem
betreuenden Dienst zusammen.
Der Humortag: Im Rahmen eines eintägigen Humortages in den Einrichtungen oder auch
an einem neutralen Ort erarbeiten wir uns auf spielerische Art und Weise die Grundtechniken des Humors. Wir schärfen unsere Sinne und Wahrnehmung und entwickeln an Beispielen aus der Praxis Grundideen einer humorvollen Intervention. Alternativ könnte so
ein Tag auch mit einer Clownsvisite von Rosalore in einer Einrichtung beginnen und daran
anschließend werden gemeinsam humorvolle Handlungsalternativen in Form eines Brainstormings und spielerischen Übungen erarbeitet.
Susanne Bötel, Heußweg 39, 20255 Hamburg,  0175 562390
 www.rosalore.de
@ [email protected]
Die Fachstelle „Zukunft Alter“ Arnsberg plant mit der Clownin Rosalore aus Hamburg im Frühjahr 2016 ein Humortraining für Fach- und Pflegepersonal in Senioreneinrichtungen und Betreungsdiensten, als auch für bürgerschaftlich engagierte Menschen in der Stadt Arnsberg.
Nähere Einzelheiten werden in Kürze über die Presse bekanntgegeben.
Interessierte wenden sich an die Fachstelle Zukunft Alter, Marita Gerwin, Clemens-AugustStraße 120, 59821 Arnsberg,  02932 201-2207, @ [email protected]
Sicht
Nr. 66 Seite 26
Die stillen Helfer
Waltraud Ypersiel
Was wäre unsere Stadt ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer? Immer mal wieder wird in der Presse darüber berichtet. Manchmal sind auch Fotos in der Zeitung und man ist
erstaunt, wenn jemand dabei ist, den man kennt, aber nicht damit gerechnet hat, es nicht weiß,
dass auch sie oder er Gutes tun und ehrenamtlich helfen.
Es gibt sehr viele Menschen, von denen man nichts liest, hört oder sieht. Sie sind einfach da, wo
sie gebraucht werden. In der Nachbarschaftshilfe besuchen Menschen Nachbarn im Krankenhaus oder in Alten- und Pflegeheimen.
Oft sind sie selbst alt und nicht mehr ganz gesund. Hier nur einige Beispiele:
Seit über 30 Jahren gibt es zwei Frauen, die in der Villa Bremer zweimal in der Woche die Tür öffnen, Kaffee kochen und spülen, und somit anderen Frauen die Möglichkeit geben, in gemütlicher
Runde Karten zu spielen. Es gibt Frauen, die Zuhause stricken und die Sachen bei der Caritas,
beim Roten Kreuz oder der Arnsberger Tafel abgeben. Ohne großes Tam-Tam.
Meine Nachbarin sehe ich oft schon morgens mit ihrer Handarbeit am Fenster sitzen. Söckchen,
Mützchen und Pullis strickt sie für kleine Kinder. Eine Bekannte strickt Söckchen für Babys und
Kleinkinder und gibt diese ab zur Weitergabe an Bedürftige. Eine andere Bekannte strickt tolle
Socken für Erwachsene. Sie werden verkauft und das Geld gespendet. Auch hier werden Wolle
und die Arbeitszeit zum Geschenk. Ich bin sicher, dass es in fast jedem Haus helfende Hände
gibt. Frauen und auch Männer, die ihre Arbeitskraft und Zeit anderen Menschen schenken, ohne
dass sie viele Worte darüber verlieren. Und davon gibt es viele.
Toll. Sie alle helfen im Stillen. Ihre Namen und Fotos erscheinen nicht in der Öffentlichkeit. Mit
diesen Zeilen möchte ich allen Helferinnen und Helfern „Danke“ sagen, ohne Namen zu nennen.
Schön dass es euch gibt. Danke!
Mensch zu Mensch
Ellen Welke
Spricht eine Seele ganz leise uns an
ist von Mensch zu Mensch eine Sprache entflammt.
Spricht unser Herz, bewegt der Verstand
wer ist dieser Mensch, wird er mir wohl bekannt?
So ist der Verstand, vereint mit Herz
der Garant einer Sprache die Manchem verwehrt.
Im Erkennen liegt die Kunst,
ein wenig Gespür soll es sein,
so wird Mensch zu Mensch eine Gemeinsamkeit sein.
Sicht
Nr. 66 Seite 27
Mit allen Sinnen tüfteln und staunen –
Akademie 6 bis 99 in der Phänomenta
Lüdenscheid
"Was haben eine Ente, ein Schweinchen und ein Glühwürmchen
gemeinsam?"
Thora Meißner
"Was haben eine Ente, ein Schweinchen und ein Glühwürmchen gemeinsam?"
Das hat sich auch die Akademie 6 bis 99 gefragt, als sie diese Frage auf dem Flyer der Phänomenta Lüdenscheid lasen.
Doch sie wird es nicht verraten, denn selbst erleben ist angesagt ...!
Als die wissenshungrigen Gäste am Samstagmorgen in den Bus stiegen, um mit der Akademie 6
bis 99 aus Arnsberg nach Lüdenscheid in die Phänomenta zu fahren, hätten sie niemals gedacht,
wie interessant Physik sein kann! Doch an 170 Exponaten konnten Jung und Alt die Eigenschaften von Farben und Licht sowie die Kräfte von Luft und Magneten testen und alles selbst ausprobieren - mit allen Sinnen tüfteln und staunen!
Vor allem aber wurden die Gäste selbst Teil einiger Experimente, konnten Blickwinkel neu entdecken und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. So viele Eindrücke, so viele atemberaubende physikalische Highlights - und dann auch noch so viel Spaß beim Lernen!
„Hätten wir früher auf diese praktische Art und Weise in der Schule Physik gelernt, wären uns so
einige schlechte Noten erspart geblieben“, resümieren einige Gäste auf der Rückfahrt im Bus. In
der „Akademie 6 bis 99“ lernen alle Generationen miteinander, nebeneinander und voneinander.
Gemeinsam erklimmen sie die „Berge des Wissens“ - mit Spiel, Spaß und Spannung!
Nicht die Kreide- und die Tafel-Physik, und auch nicht das Experiment, das der Lehrer vormacht
stehen im Mittelpunkt, sondern: sehen, fühlen,
riechen, ausprobieren, experimentieren, dabei
neugierig werden und sich wie Entdecker fühlen.
Genau das sind die Ziele der Akademie 6 bis 99
in Arnsberg. Die Phänomenta in Lüdenscheid ist
diesen Ansprüchen mehr als gerecht geworden.
Ein Video von Uwe Künkenrenken über den Besuch in der Phänomenta finden Sie hier: www.
youtube.com/watch?v=f335Sd1UKXU&feature=p
layer_embedded
Nr. 66 Seite 28
Sicht
Landesweiter Rollatortag am 18. September 2015
Arnsberg macht mit - Seniorenbeirat als Koordinator
Edwin Müller
„Mobilität im Alter“ sollte eine Normalität sein.
Ungefähr zwei Millionen Rollatoren machen
heute in Deutschland Senioren mobil und pro
Jahr kommen etwa 500.000 neue dazu.
Daher wird der sichere und richtige Umgang
mit dem Rollator immer wichtiger, denn nur
ein technisch einwandfreies und sicher beherrschtes Produkt bringt den Benutzer gefahrlos durch den Alltag und schnell ans Ziel.
Auch die Stadt Arnsberg war am 18. September erstmals als eine von rund 30 Städten in
NRW mit einer eigenen Veranstaltung auf dem
Neheimer Markt dabei.
Der Seniorenbeirat Arnsberg fungierte als verantwortlicher Koordinator.
Weiter wirkten mit: das Verkehrsunternehmen
RLG, ein ortsansässiges Sanitätshaus, eine
Neheimer Apotheke, die städtische Fachstelle
Zukunft Alter, die ehrenamtlichen Busbegleiter
und die Polizei des Hochsauerlandkreises.
Eine eifrige Gruppe von Schülerinnen der
Ruth-Cohn-Schule backte mit ihren Lehrerinnen leckere Waffeln. Das abwechslungsreiche
und informative Programm und ebenso das
freundliche Wetter lockte zahlreiche Interessierte auf die Marktplatte.
Schon um zehn Uhr war der Andrang groß.
Die interessierten Besucher nutzten die Gelegenheit, um die Sicherheit ihres Gefährts in einem Parcours zu testen, die Technik oder die
richtige Einstellung der Bremsen oder der Griffe überprüfen zu lassen oder ganz allgemeine
Serviceinformationen zum Umgang mit seiner
Gehhilfe einzuholen. Beim eigens aufgebauten Rollator-Parcours wurde geübt, wie man
Sicht
Nr. 66 Seite 29
mit seinem Rollator richtig geht oder bremst,
sicher Kurven fährt oder gefahrlos Bordsteine
und Schrägen überwindet.
Die RLG hatte einen Bus bereit gestellt, wo
unter freundlicher Anleitung des Personals der
RLG und des ehrenamtlichen Busbegleiterteams des Arnsberger Seniorenbeirates das
gefahrlose und sichere Einsteigen an der Bushaltestelle geprobt wurde.
„Viele Menschen, die aus gesundheitlichen
oder Altersgründen nicht mehr gut zu Fuß
sind, erobern sich mit einem Rollator viel Mobilität und Freiheit zurück“, erklärte Olaf Teuber von der RLG. „Nach unserer Erfahrung
gibt es aber immer wieder Unsicherheiten, wie
man sich mit einer fahrbaren Gehhilfe in Bussen und Bahnen richtig verhält, um heil und
gesund ans Ziel zu kommen.“
Marita Gerwin
Anschaulich wurde an einem anderen Stand
von der „caritas integra“ vorgeführt, welche
Hilfsmittel es in der eigenen Wohnung für Rollatornutzer gibt, wie zum Beispiel praktische
und preiswert nachzurüstende Vorkehrungen
zum automatischen Türöffnen.
Auch die medizinischen Gesundheitschecks
oder Cholesterin- und Zuckertests der Apotheke wurden intensiv genutzt.
Großes Interesse fand auch das Beratungsangebot der Beamten der Kreispolizei zur Verkehrssicherheit und zu Gefahren der Kriminalität im Alter.
Der Seniorenbeirat zog ein zufriedenes Fazit
und überlegt eine Wiederholung dieser informativen und gut besuchten Veranstaltung im
Jahr 2016.
Nicht viel reden. Einfach machen!
Beim Blick aus meinem Fenster im Bürgerzentrum Bahnhof Arnsberg entdeckte ich auf den beliebten Spielflächen einen verlassenen Kinder-Rollstuhl. Sein "Besitzer" wird gerade mit vereinten
Kräften auf das Spielgerät getragen. Gemeinsam bringen die Kinder den blauen Riesen-Reifen in
Schwung. Alle "quietschen" vor Vergnügen.
Nicht viel reden. Einfach machen. Gelebte Inklusion. Gut so!
Machen wir es den Kindern doch einfach mal nach. Einfach machen!
Sicht
Nr. 66 Seite 30
Strandrollstuhl
Gerhard Wiedemann
Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist und dennoch ein paar Urlaubstage an der holländischen
Nordsee verbringen möchte, der kann den auf dem Foto abgebildeten Rollstuhl mieten. Mit seinen
riesigen Reifen fährt dieser Rollstuhl auch durch weichen Sand und seichtes Wasser. Während
der gesamten Saison, Sommer wie Winter, kann dieser Rollstuhl gemietet werden. Ein Ausflug
am Strand, evtl. die Füße ins Wasser strecken, alles ist möglich. Wer den Rollstuhl mieten möchte
kann sich an die auf dem Foto genannte Adresse wenden. Die Telefonvorwahl für Holland ist im
übrigen 0031 ... .
Egmond aan Zee ist ein kleines nordholländisches Dorf mitten in den Dünen. Direkt am Meer
gelegen, ist es ein Paradies für Sonnenanbeter, Spaziergänger und Radfahrer. Wer einmal in
den Egmonden gewesen ist, kommt immer wieder. Für Jung und Alt gibt es genug zu tun. Das
ehemalige Fischerdorf ist gastfreundlich und behaglich. Schlendern Sie gemütlich an den kleinen
Läden und Cafes vorbei zum Leuchtturm und zum Boulevard und beobachten Sie, wie die Sonne
im Meer versinkt. Streifen Sie durch den Dünengürtel zu einem der geschützten Sandwege in der
Umgebung und suchen Sie den Rückweg.
Selbst in der Hochsaison ist die Ruhe und Stille der Dünen nie weit weg. Und zu allen Jahreszeiten finden Sie, was Sie für ein herrliches Wochenende oder für eine ganze Woche voller Entspannung in unserem beschaulichen Dorf brauchen. Egmond aan Zee ist natürlich für seinen
überall frei zugänglichen Strand bekannt. Der Sandstrand ist bestimmt einer der schönsten in den
Niederlanden und bildet mit dem Dorf ein natürliches Ganzes. Die Luft ist wunderbar sauber und
die Sonne scheint häufig.
DANKE für den Tipp!
Sicht
Nr. 66 Seite 31
Konstruktiver Streit der Generationen
Jan Menzner
Wolfgang Gründinger liefert im Presseclub Zündstoff für den Dialog zwischen Alt und Jung
Wahlrecht ab der Geburt, mehr Informatikunterricht statt Latein und Altgriechisch, eine
Politik, die nicht nur den Stillstand verwaltet,
sondern die Erbsteuer erhöht, um Kitas zu
finanzieren und eine junge Generation, die
endlich einfordert, was ihr zusteht: Das alles
und mehr hat der Soziologe und Demokratieforscher Wolfgang Gründinger in einer Diskussionsrunde im Presseclub gefordert.
Der 31-jährige Gastredner macht damit genau
das, wofür er laut Vorsitzendem Theo Schlüter
eingeladen wurde: provozieren und für Diskussionsstoff sorgen. Dabei gibt es scheinbar
nichts auf seiner Agenda, das nicht mit Fakten, Daten und Analysen belegbar wäre. Im
Gegenteil. In seinem 20-minütigen Vortrag
überschüttet er die Zuhörerinnen und Zuhörer
mit Zahlen: Deutschland hat mit durchschnittlich 46,3 Jahren nach Japan die zweitälteste
Bevölkerung. In 15 Jahren wird mehr als ein
Drittel der Deutschen über 65 sein. Jeder
zweite Lehrer in unserem Land ist heute über
50 Jahre alt, jeder dritte Wähler sogar über 60,
im Jahr 2030 dürften es sogar 43 Prozent sein.
Doch was ist die Quintessenz dieser „Datenflut“? Deutschland wird älter, wo ist das
Problem? Gründinger sieht die Zukunft der
heutigen jungen Generation bedroht. „Alte
Menschen stimmen für die Gegenwart und die
Vergangenheit, Junge für die Zukunft“, ist seine Meinung, die er mit einer weiteren Statistik
begründet: Bei einer groß angelegten Befragung des Max-Planck-Institutes für demografische Forschung haben sich extreme Unterschiede zwischen den politischen Ansichten
der über 65-Jährigen und 20-Jährigen gezeigt.
Die Erhöhung des Kindergeldes unterstützt
der junge Erwachsene um 85 Prozent wahrscheinlicher als sein älterer Mitbürger, eine
Ausweitung der Elternzeit immerhin noch um
50 Prozent.
Theo Schlüter provoziert gern – auch seine
Altersgenossen. Für die Runde im Presseclub
hatte er deshalb Wolfgang Gründinger eingeladen.
Doch auch in der Realpolitik sieht Gründinger seine Sorgen bestätigt. „Über Nacht werden zig Milliarden schwere Rentenpakete geschnürt“, sagt er, „aber dann ist kein Geld für
Kitas da.“ Ein weiteres Beispiel dafür, dass die
Politik durch „die Alten“ bestimmt wird, ist für
ihn die Verweigerung eines Führerscheintests
ab 70 Jahren – und das, obwohl die Altersgruppe etwa drei Mal so viele Unfälle verursache wie der Durchschnittsfahrer. „Die Alten
klammern sich an ihr Auto, bis dass der Tod
sie scheidet“, lautet sein Urteil.
Was Gründinger offensichtlich nervt, ist das
andauernde Herunterspielen der Wünsche
der Jugend: „Immer heißt es: Jammert doch
nicht – es geht euch doch gut.“ Tatsächlich gäben sich zu viele mit einem Dach, Essen und
Internet zufrieden, behauptet er. „Die größten
Fehler macht man dann, wenn es einem gut
geht.“
Dabei sei die Lage gar nicht so gut wie immer behauptet werde. Eine weitere Statistik
besagt, dass 2,6 Prozent der Deutschen auf
Sozialhilfe angewiesen sind, bei den Kindern
diese Zahl jedoch auf 18 Prozent ansteigt. Es
sei also wahrscheinlicher, ein armes Kind zu
treffen als einen armen Rentner. Daraus leitet
Gründinger ab: „Ja, der Jugend gehört die Zukunft, aber alles andere, das Geld, die Firmen
und die Politik, gehört den Alten.“ Außerdem
bemängelt er die mangelnde Unterstützung
zwischen den Generationen, denn er ist der
Meinung, Solidarität sei nur noch dynastisch:
Es gehe Senioren nur um ihre eigenen Kinder
und Enkel.
Beim durchaus auch etwas älteren Publikum
stößt das Plakative in Gründingers Aussagen
manchem auf. Das macht sich auch in der Dis-
Nr. 66 Seite 32
kussionsrunde bemerkbar.
Besonders viel Kritik erntet der Demokratieforscher für seine Generalisierung der „Alten“
und „Jungen“. Ein Zuhörer merkt an, besonders bei den Älteren sei das Geld sehr unterschiedlich verteilt – und auch zwischen
Männern und Frauen. Man könne also nicht
allgemein von den reichen Alten und den armen Jungen sprechen, ohne das Bild zu verzerren. Dazu komme, dass „die Grenze zwischen Jung und Alt nicht fest definiert ist“. Ist
man schon alt, wenn man in Rente geht, oder
doch erst ab 70 oder 80?
Auch Gründingers provokante Aussage „Alte
protestieren gegen Windräder und Stromleitungen, Junge für den Frieden“ wurde stark
angegangen. Sie leitete sich ab aus einer Analyse, die zeigte, dass bei Stuttgart 21-Protesten prozentual gesehen mehr Rentner teilnahmen als bei Anti-Kriegs-Kundgebungen.
Für eine Frau ist die Darstellung der älteren
Menschen als Blockierer des Fortschritts auch
eine persönliche Angelegenheit: „Wir haben
früher auch gegen den Krieg protestiert“, sagt
sie entschieden mit einem Hauch Empörung
in der Stimme. Jetzt vorzuwerfen, die Alten
würden sich dafür heute nicht mehr interessieren, sei unfair.
Doch es gibt auch Zuspruch für Gründingers
Thesen – nicht überraschend kommt dieser
von den vergleichsweise jüngeren Zuhörern.
Justus Wilhelm vom Presseclub ist ebenfalls
der Ansicht, dass die 68er-Generation und die
sogenannten Babyboomer Zeit ihres Lebens
den politischen und gesellschaftlichen Diskurs
in Deutschland lenken werden – ganz einfach
ihrer Anzahl wegen. Er selbst und die jüngere Generation seien „klein geboren worden“
– eine Aussage, die wiederum zu Protesten
seitens der älteren Gäste führt.
Es sind Gründingers Thesen, die die Diskussion bestimmen, mehr als die Bremer Beispiele
für den Dialog der Generationen – das Mehrgenerationenhaus, die Gewitterziegen oder der
Verein für Ambulante Versorgungsbrücken. Die
Hitzigkeit und Emotionalität, mit der die Debatte geführt wird, lässt keinen Zweifel offen, dass
Sicht
das Thema „Alt und Jung – wie stehen die Generationen zueinander?“ alle berührt.
Gastrednerin Marita Gerwin aus Arnsberg
sieht das Gute daran: „Es ist schön, dass wir
uns reiben – nur so entsteht Fortschritt.“ Auch
Wolfgang Gründinger selbst findet zum Abschluss versöhnlichere Worte: „Wir brauchen
die alten Menschen, um etwas zu bewirken.
Das geht nur gemeinsam – denn alleine sind
wir einfach zu wenig.“
Arnsberg – Ein Modell für Bremen?
Eine Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen ist Vorreiter in Sachen Generationendialog. In dem
75.000-Einwohner-Ort Arnsberg greifen unter
der Leitung der Fachstelle „Zukunft Alter“ alle
Zahnräder ineinander. Beim Dialog der Generationen im Presseclub stellte Marita Gerwin
das Projekt vor. Begonnen hatte alles mit einer Umfrage, die immerhin schon 20 Jahre
zurückliegt. Damals wurden 28.000 Arnsbergerinnen und Arnsberger gefragt, wie sie sich
ihr Leben im Alter vorstellen.
Laut Marita Gerwin von „Zukunft Alter“ sind
die Antworten sehr klar gewesen: „Sie wollten
im engsten Kontakt zu den Jungen leben. Sie
sagten, sie hätten so viel Zeit und Lebensweisheiten weiterzugeben.“ Gleichzeitig seien
aber auch Sorgen geäußert worden, im „verletzlichen Alter“ ausgeschlossen und an den
Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden. In
Arnsberg führte die Umfrage zu einem radikalen Umdenken, weil die Bürger bereit waren,
sich einzubringen. So wurde aus einem reinen Verwaltungsthema plötzlich eine soziale
Bewegung. Damals wurde auch Marita Gerwin ins Boot geholt – zusammen mit anderen
Quereinsteigern. Die Sozialpädagogin gibt zu,
dass auch sie selbst „erst Vorbehalte gegenüber Seniorenkränzchen hatte“.
Doch mit Nachmittagskaffee hielten sich die
Arnsberger nicht lange auf. Sie versuchten
sich auf neuen Wegen – und hatten Erfolg.
„Vom Klinikclown bis zum Kleintierzüchter, der
mit seinen Hühnern das Altersheim besucht,
haben sich alle beteiligt“, erzählt Gerwin. „Man
glaubt gar nicht, wie kreativ Menschen sind,
wenn man sie einfach mitmachen lässt.“
Sicht
Nr. 66 Seite 33
Es sind Kleinigkeiten, die viel bewirken.
Vor „Zukunft Alter“ gab es einen Kinderzirkus,
der jedes Jahr in den Altersheimen und Krankenhäusern auftrat – nur ein einziger Tag der
Begegnung. Heute ist der Zirkus Fantastello,
in dem Jugendliche, Seniorinnen und Senioren gemeinsame Nummern einstudieren und
zum Beispiel mit Tellern jonglieren, eines der
Vorzeigeprojekte der Stadt.
„Bei uns werden echte Verbindungen eingegangen“, freut sich die 61-jährige Marita Gerwin. „Nicht in geschützten Räumen, sondern
auf der Bühne oder im Einkaufszentrum vor
Zuschauern.“ Fantastello ist nur eines von
vielen Angeboten, die die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen beenden.
Es gibt gemeinsame Workshops, Besuche im
Kindergarten und vieles mehr. Gerade einmal
14 Kommunen in ganz Deutschland verfolgten
einen vergleichbaren Ansatz, kritisiert Gerwin
und findet klare Worte – auch an die Bremer
Politik: „Eine Stadt, die heute nicht an diesem
Thema arbeitet, hat die Zeichen der Zeit ganz
einfach verpennt.“
Mit freundlicher Genehmigung von Jan Menzner und des Weser-Kuriers Bremen
Der Kommentar
Der Lösungsansatz Kinderwahlrecht
Jan Menzner
Wolfgang Gründinger sagt, heute brauchen wir die Alten, denn alleine schaffen wir es nicht.
Die deutsche Politik richte sich nur nach den Wünschen der alten Hauptwählerschaft und
deshalb solle man das Kinderwahlrecht ab Geburt einführen, um für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen.
Und genau hier passiert ein Denkfehler. Ja die Alten wählen häufiger – aber wieso? Klar, es
gibt rein rechnerisch mehr alte als junge Stimmberechtigte, aber wie sieht es mit der Wahlbeteiligung aus?
Bei der letzten Bundestagwahl 2013 lag die bei den unter 30-Jährigen um rund 13 % niedriger als bei denen über 60. Gerade die Generation, um deren Zukunft es geht und die sich
unterrepräsentiert fühlt, wählt also seltener. Man muss sich also nicht wundern, dass wir bei
solchen Zahlen eine Regierung haben, die sich mit dem Internet so gut auskennt, wie Studenten mit Rentenfonds. Gründingers Anliegen, das Kinderwahlrecht einzuführen, kann aber,
wenn überhaupt, nicht der einzige Schritt bleiben. Zur Erklärung: Er fordert, das Mindestalter
von 18 auf 14 herabzusetzen, aber auch jüngeren Kindern, die ihren Wahlwillen bekunden,
eine Stimmberechtigung zu erteilen.
Bevor wir aber Grundschulkinder an die Wahlurnen lassen, in der absurden Hoffnung, sie seien nicht von Eltern oder Lehrern beeinflusst worden, gilt es doch zuallererst, deren politisches
Bewusstsein zu fördern und fordern.
Geschichte, Politik und Wirtschaft spielen, leider, immer noch eine untergeordnete Rolle in
der heutigen Schulbildung. Wer von einem Abiturienten fundierte Meinungen über aktuelle
politische Themen erwartet, wird in den meisten Fällen enttäuscht werden.
Die Lösung kann also nicht ausschließlich sein, mehr Wähler zu generieren durch ein Herabsetzen des Wahlalters. Junge Erwachsene müssen früher mit politischen Fragen und
Problemstellungen in Kontakt kommen, um sich tatsächlich eine eigene Meinung zu bilden,
für die sie dann auch bereit sind einzustehen, zu wählen – und wenn es sein muss, auf die
Straße zu gehen. Nur so können sie sich, auch ganz ohne „die Alten“, eine eigene Stimme
verschaffen.
Sicht
Nr. 66 Seite 34
Beim Friseur
Waltraud Ypersiel
Du hast die Haare schön, du hast die Haare
schön. Dies Lied kommt mir in den Sinn, wenn
ich mich heute, am 21. September 2015, im
Spiegel betrachte. Wer hat es noch mal gesungen? Es war eine Frau! Ich kann mich gar
nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal
beim Friseur war. Es ist sicher schon dreißig
Jahre her.
Nicht, dass jeder jetzt denkt ich hätte meine
Haare wachsen lassen bis zum Po. Nein, auch
nicht als Zopf geflochten. Die Zeiten sind vorbei. Ich habe mir selbst regelmäßig die Haare geschnitten. Früher auch die Dauerwellen
selbst gemacht oder die Haare gefärbt. Auch
das ist vorbei, nur beim schneiden bin ich geblieben. Und das gar nicht mal so schlecht,
wie mir immer mal wieder bestätigt wurde.
Mein Beruf war es nicht.
So hätte ich es auch dieses Mal wieder getan,
wenn nicht ein netter Friseur einmal im Jahr
(und das schon im vierten Jahr) einen freien
Montag der Arnsberger Tafel schenkt, indem
er Gutscheine ausgibt und zum waschen,
schneiden und föhnen einlädt. Sechzehn Personen werden an diesem Montag von ihm und
seiner netten Kollegin verwöhnt. Jedem Kunden schenken sie eine Stunde ihrer freien Zeit.
Man nimmt sich viel Zeit um herauszufinden,
was der Kunde wünscht und gibt so fremden
Menschen, mit wenig Geld, die Chance auf einen guten Haarschnitt. Ich selbst bin total begeistert von meiner Frisur. So natürlich liegen
und fallen die Haare. Jetzt kann der Herbst
kommen. Stürme machen meiner Frisur nichts
aus. Einmal schütteln und jedes Haar liegt da,
wo es hingehört.
Begeistert hat mich auch der etwas abgedunkelte Raum, gedämpftes Licht und meditative
leise Musik, die mich zu einer Waschliege begleiten (noch nie davon gehört). Herrlich entspannt bekommt man liegend, sanft die Haare
gewaschen und die Kopfhaut massiert. Meine
Augen sind geschlossen. Hoffentlich schlafe
ich nicht ein, denke ich. Einfach toll, ich fühle mich gut und werde verwöhnt. Danach der
Schnitt, auf Kopfform und Haare abgestimmt.
Wieder nimmt man sich sehr viel Zeit. Die leise Musik gibt mir ein behagliches Gefühl, ich
fühle mich gut aufgehoben.
Der Friseur gehört zu dem Verein F-i-F Forum
impulsgebender Friseure e.V.
Die Friseure und Friseurinnen arbeiten auf
Naturbasis und mit gesundheitlich unbedenklichen Produkten. Sie nennen sich Naturfriseure und zeigen soziales Engagement im
gesamten deutschsprachigen Raum. Und so
heißt es auf der Einladung:
Uns, den Friseuren von F-i-F ist es ein Anliegen, den Menschen behilflich zu sein. Uns
liegt die Gesundheit der Menschen, der Mitund Umwelt am Herzen, mit großem Respekt
für den jeweils eigenen Weg.
Der F i-F Aktionstag ist zu einer festen, sich
jährlich wiederholenden, Einrichtung geworden. Er findet immer am dritten Montag im
September statt. Alle teilnehmenden Friseure
arbeiten an diesem Tag für einen guten Zweck.
Wer mehr darüber wissen möchte, web:
www.f.i.f.info.
Danke, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich für andere einsetzen. Toll.
Etwas bange wird mir aber, wenn ich daran denke, wenn ich selbst wieder zur Schere greifen
muss.
TIPP: über den Link unten, gelangen Sie zu singenden Friseursalons. Viel Spaß.
Tim Toupet und der singende Friseursalon "Du hast die Haare schön 2009"
https://www.youtube.com/watch?v=fPHFdkeJMxo
Sicht
Nr. 66 Seite 35
Neuer Energieberater in Arnsberg
Verbraucherzentrale NRW
Wer sich in Arnsberg künftig zum
Thema Energie beraten lässt, wird
auf ein neues Gesicht in der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW treffen: Diplom Ingenieur
Carsten Peters ist ab dem 1. September der neue Energieberater für
die Stadt und löst somit Dr. Johannes Spruth ab. Im Rahmen einer offiziellen Feier in der Beratungsstelle
Arnsberg wurden heute der neue
Energieberater vorgestellt und Dr.
Spruth auch von Udo Sieverding, Vorstandsmitglied der Verbraucherzentrale und Heike
Hirschmann-Graf, Gruppenleiterin Energieberatung offiziell verabschiedet. Dieser war in
den letzten 20 Jahren der Energieberater für
Arnsberg und hatte sich in dieser Zeit einen
Ruf als allseits geschätzter Experte in Sachen
Energiesparen verdient. Bis zum Jahresende
wird der 65-jährige Spruth seinen neuen Kollegen noch begleiten und danach in den Ruhestand gehen.
Bürgermeister Hans-Josef Vogel dankte dem
alten und hieß zugleich den neuen Energieexperten willkommen: „Johannes Spruth hat seine Arbeit in den letzten Jahren hervorragend
gemacht und sich sehr um den Klimaschutz
in Arnsberg verdient gemacht. Wir freuen
uns nun aber auch auf die Zusammenarbeit
mit Carsten Peters und darauf, die bisherige
Erfolgsgeschichte gemeinsam mit ihm fortzuschreiben.“
Energieexperte Carsten Peters freut sich
ebenfalls auf seine neue berufliche Herausforderung. „Ich möchte den Arnsbergern mit Rat
und Tat in allen Energiefragen zur Seite stehen, ihnen das notwendige Wissen vermitteln
und sie mit meiner ganzen Beratungserfahrung
unterstützen. Der direkte Kontakt zu den Menschen ist mir dabei besonders wichtig.“ Zuvor
war der Diplom-Ingenieur als selbstständiger
Energieberater im privaten und gewerblichen
Bereich tätig; kennt sich also bestens mit allen
Aspekten rund um Haussanierung und Energieeinsparung aus. Außerdem ist er kein Neu-
ling bei der Verbraucherzentrale, denn in den
letzten drei Jahren hat er dort schon auf Honorarbasis Energieberatungen durchgeführt.
Im Laufe des Jahres wird die Energieberatung
der Verbraucherzentrale NRW in Zusammenarbeit mit der Stadt Arnsberg wieder eine Reihe von Aktionen anbieten. In diesem und dem
kommenden Monat erfahren die Verbraucher/innen zum Beispiel alles zum Thema Heizkosten senken. Außerdem lernen die Bürger/-innen den neuen Energieberater bei Vorträgen
und einer Ausstellung während der Arnsberger Klimaschutzwoche ab dem 18. September
kennen. Im Winter bietet die Verbraucherzentrale dann wieder eine Thermografieaktion an.
Und auch die Energiestammtische, die sein
Vorgänger Dr. Spruth ins Leben gerufen hatte,
wird Peters fortführen.
Die Energieberatung der Verbraucherzentrale
NRW wird von der Stadt Arnsberg, dem Land
Nordrhein-Westfalen und der Europäischen
Union gefördert. Die 90-minütige „Energieberatung bei Ihnen zu Hause“ kostet daher nur
60 Euro und kann telefonisch unter 0180 1115
999 (Festnetzpreis 3,9 ct/min, Mobilfunkpreis
max. 42 ct/min) oder im Internet unter www.
vz-nrw.de/energieberatung angefragt werden.
Die Beratungsstelle Arnsberg in der Burgstraße nimmt natürlich auch Terminanfragen
entgegen unter 02932 51097-03 (mo - fr 9 -12
Uhr) oder [email protected]. Die
kostenlose telefonische Beratung erreichen
Verbraucher/-innen immer montags bis freitags 9-12 Uhr unter 02932 51097-05.
Nr. 66 Seite 36
Sicht
„Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frau`n ...“
„Das Hirtenbüblein“ (KHM 152) gekürzt von Sigrid Grobe
Gedanken zu den Hirten an der Krippe.
So wie in jedem Jahr, so habe ich mir auch
heute wieder viel Zeit für den Aufbau unserer Weihnachtskrippe genommen. Das ist mir
wichtig! Nun mache ich es mir bei Glühwein
und Spekulatius gemütlich und rücke die Hirten noch etwas nach hier - etwas nach dorthin.
Habe ich sie ins rechte Licht gestellt?
Keine Frage - Maria und Josef gebührt der
Platz mitten im Stall, Ochs und Esel im Hintergrund. Noch ist nicht Heiliger Abend und noch
fehlt das Kind in der Krippe.
Es scheint, als würden alle darauf warten.
Und alle sind gekommen mit Geschenken für
das Kind und seine Eltern - die Hirtin hält einen Krug in ihren Händen, der große Hirte mit
dem Hund trägt ein Schaffell im Nacken, die
junge Mutter mit dem Kind an der Hand hält
eine Obstschale, der alte Mann stützt sich, tief
gebeugt, auf seinen Stab, der kleine Gänsehütejunge hat am Wegesrand eine Christrose gepflückt und ein Hirte spielt auf der Flöte.
Die Klänge eines selbst geschnitzten Instrumentes, ob Flöte oder Horn, vertreiben die
Einsamkeit und rufen seine Tiere herbei. Ob
Schafe, Ziegen, Kühe, Schweine oder Gänse,
alle vertrauen ihrem guten Hirten.
Ich rücke die Figuren noch näher zum Stall
und meine Gedanken wandern zu jenem Hirtenvolk in jener Nacht auf dem Feld vor Bethlehem. Gibt es diese Hirten noch? Wohl trifft
man sie noch in den Bergen der Mittelmeerländer, es gibt die Senner in den Alpen und die
Schäfer in unseren Gegenden und alle stellen
den gleichen Berufstand dar. Obgleich sich in
den zweitausend Jahren ihre Aufgaben geändert und erleichtert haben, so sind doch ihre
besonderen Fähigkeiten erhalten geblieben:
das Schützen und Pflegen der ihnen anvertrauten Tiere. Auch die wind- und wetterfeste
Bekleidung hat sich nur wenig verändert.
Doch jener Hirte, der in der Weihnachtsnacht
den Weg zur Krippe fand, ist aus unserer Zeit
verschwunden. Er stand nie im Licht. Sein
Stand war auf der untersten Stufe, am Rande
der Gesellschaft. Er war verachtet und führte
ein dürftiges Leben. Aber die Verantwortung
für die Tiere gab ihm die besonderen Begabungen: hüten, heilen, helfen. Die Nähe zur
Natur verlieh ihm das Wissen um die heilenden Kräuter. Beschützte er nachts seine Herde
vor Räubern und Raubtieren, so hatte er auch
stets den Lauf der Himmelskörper im Blick.
Dadurch gewann er seherische Fähigkeiten.
Und so entging ihm nicht das fremde Licht
am Sternenhimmel, aus dem in der Heiligen
Nacht Engel die frohe Botschaft verkündeten.
In seiner Abgeschiedenheit, war er der Auserwählte, der als Erster die Nachricht vom Kommen des Erlösers erfuhr, trotz seines niederen Standes, oder gerade deshalb. Er folgte
der Weisung der Engel und machte sich auf
den Weg, obwohl er letztendlich nicht wusste,
wohin er geführt wurde. Welch ein Vertrauen!
Auch, käme doch heute noch einmal der Erlöser, um die Völker aus dem heutigen Wirrwarr
zu befreien ...
Eine Weihnachtskrippe ohne Hirten und Schafe ist für mich unvorstellbar! Sind es nostalgische Erinnerungen an die Kindheit oder ist es
die Sehnsucht nach einer heilen Welt? Ganz
gleich, ohne dieses Hirtenvolk würde etwas
Bedeutendes fehlen. Denn erst die Hirten verleihen dem Ereignis der Heiligen Nacht die
Wahrhaftigkeit.
Diese einfachen Menschen sind mir nun sehr
nah und sehr vertraut. Ich zünde eine Kerze
an und stelle sie so auf, dass die Hirten an der
Krippe im wirklichen Licht stehen, so wie es
ihm zukommt.
Mir wird warm bei den Gedanken an die Bedeutung des Weihnachtsfestes - und das
kommt nicht allein vom Glühwein!
Wie viele andere Handwerkerberufe, so haben auch die Hirten im Märchen einen hohen
Sicht
Stellenwert. Sie verkörpern das einfache Volk
und sind am Ende der Märchenheld, dem das
Königreich zusteht.
Davon erzählt die Geschichte der Brüder
Grimm. Sie erzählen in ihrer Bildersprache
von dem schlauen Hirtenbüblein und dem
mächtigen König ...
Es war einmal ein bitterarmes Hirtenbüblein,
das wegen seiner weisen Antworten berühmt
war. Der König des Landes konnte und wollte
es nicht glauben, wo er, der mächtige König
in seiner Gottlosigkeit glaubte, immer und in
allen Dingen Recht zu haben.
Er ließ den Buben zu sich kommen: „Kannst
du mir auf meine drei Fragen die richtige Antwort geben, so werde ich dich ansehen wie
mein eigenes Kind und du sollst in meinem
königlichen Schlosse wohnen.
Meine erste Frage lautet: Sage mir, wie viele
Tropfen Wasser hat das Weltmeer?“
Der Hirtenjunge erkennt den Sinn dieser Frage. Seine Antwort soll dem König sagen, dass
es eine göttliche, eine höhere Macht gibt,
höher als die des Königs. Und so gibt er zur
Antwort: „Herr König, lasst zuerst alle Zuflüsse zum Meer verstopfen, damit kein Tröpflein
dazu fließen kann. Dann will ich euch sagen,
wie viele Tropfen im Meer sind.“
Sprach der König: „Höre meine zweite Frage Wie viele Sterne stehen am Himmel?“
Nr. 66 Seite 37
Der Hirte antwortet: „Gebt mir einen großen
Bogen weißes Papier.“ Dann malte er mit einer Feder so viele feine Punkte darauf, dass
sie kaum zu sehen und gar nicht zu zählen
waren und dass einem die Augen übergingen,
wenn man nur darauf sah. „Herr König, so viele Sterne stehen am Himmel, wie Punkte auf
dem Papier – zählt sie nur!“ Doch niemand
war dazu imstande.
Sprach der König: „Sage mir, wie viele Sekunden hat die Ewigkeit?“
Der Hirtenjunge antwortete: „Herr König, da
gibt es einen Diamantberg, der ist eine Stunde
in die Höhe, eine Stunde in die Breite und eine
Stunde in die Tiefe. Dahin kommt alle hundert
Jahre ein Vögelchen und wetzt seinen Schnabel daran. Wenn der ganze Berg abgewetzt
ist, dann ist die erste Sekunde der Ewigkeit
vorbei.“
Da ist der mächtige König von dem klaren Verstand des Hirtenbüblein und von seiner Demut
so beeindruckt, dass auch er demütig wird.
Und er sprach: „Du hast die drei Fragen beantwortet wie ein Weiser. Du sollt fortan in meinem königlichen Schlosse wohnen und ich will
dich ansehen wie mein eigenes Kind.“
Der König hat sein Versprechen gehalten und nicht nur das - er hat ihn zu seinem weisen Berater und zu seinem Nachfolger berufen.
Nr. 66 Seite 38
Sicht
Reagiert auf Friedfertigkeit nicht mit Gewalt
Leipzig 1989
Marita Gerwin
Leipzig. Eine moderne und pulsierende Stadt. Jung, dynamisch, aufstrebend. Ein touristisches
Ziel für viele Menschen aus aller Welt. Wir denken gleich an Auerbachs Keller, an das Barfußgässchen, an die Thomaner-Sängerknaben, an die "Blechbüchse" oder an das jahrhunderte alte,
legendäre Restaurant "Zum Coffee-Baum", in dem schon Johann Sebastian Bach und Johann
Wolfgang von Goethe über Gott und die Welt philosophierten.
Leipzig, die zweitälteste Universitätsstadt, mit einer bewegten Vergangenheit, die auch unsere
deutsche Wiedervereinigung maßgeblich mit eingeleitet hat.
Bei unserem Besuch in Leipzig treffen wir Rainer Müller an der Nikolaikirche. Er ist heute Mitte
40. Als Historiker und Zeitzeuge der bewegenden deutsch-deutschen Geschichte, die 1989 mit
den Montagsdemonstrationen in Leipzig ihren Höhepunkt fand, begleitet er uns zu den Stätten
der friedlichen Revolution.
Wir hören seine persönliche Geschichte als 23jähriger, die symbolisch für viele junge Menschen
war, die in den Zeiten vor der Wende zum Widerstand in der ehemaligen DDR gehörten. Heute,
26 Jahre später, steht er interessierten Schülern, Studenten und Gästen der Stadt als Zeitzeuge
Rede und Antwort. Wir nutzen die Chance und begleiten ihn durch sein Leipzig.
Rainer Müller engagiert sich heute im Auftrag der Stiftung "Friedliche Revolution. Wir gehen weiter!". Wir erfahren Dinge, die uns bisher in dieser Offenheit nicht bekannt waren. Woher auch?
Hier sein persönlicher Rückblick in seine Biographie in den Zeiten vor der Wende. Rainer Müller
durfte als Jugendlicher in der DDR trotz seiner sehr guten schulischen Leistungen kein Abitur
Sicht
Nr. 66 Seite 39
ablegen, weil er als junger Christ der obligaten Jugendweihe ferngeblieben und wegen seines
Kleidungs-Aufnähers "Schwerter zu Pflugscharen" mit Repressionsorganen der SED-Diktatur in
Konflikt geraten war. Er absolvierte eine Maurerlehre, fand wegen seiner ablehnenden Haltung
zum SED-Staat jedoch nur in kirchlichen Einrichtungen eine Anstellung als Betriebshandwerker.
Wegen seiner Wehrpflichtverweigerung bei der NVA erhielt er keine Studienzulassung, obwohl
er 1986 die Sonderreifeprüfung für Theologiestudenten an der Leipziger Karl-Marx-Universität
bestanden hatte. Im folgenden Jahr begann er am Theologischen Seminar Leipzig zu studieren.
Wegen seiner Kritik, die er im Rahmen der Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche am SEDfreundlichen Kirchenkurs übte, wurde er 1988 von dieser kirchlichen Einrichtung exmatrikuliert.
Seit 1985 hatte Müller sein oppositionelles Engagement ausgeweitet. Er gab eine SamisdatZeitschrift heraus, engagierte sich in der Initiative Frieden und Menschenrechte, im Arbeitskreis
Solidarische Kirche und in der Umweltgruppe
Borna. Von 1987 an arbeitete er in der Arbeitsgruppe Menschenrechte um Pfarrer Christoph
Wonneberger mit, war einer der Sprecher der
unabhängigen Oppositionsgruppe Arbeitskreis
Gerechtigkeit und gestaltete die montäglichen
Friedensgebete in der Nikolaikirche mit.
Nachdem es im Januar 1988 in Ost-Berlin zu Verhaftungen Oppositioneller im Zusammenhang
mit der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration
gekommen war, gründete er den „Sonnabendkreis“, der sich um die Vernetzung der Oppositionsgruppen in der DDR bemühte und aus dem
die überregionale Arbeitsgruppe zur Situation der
Menschenrechte in der DDR entstand.
Im Vorfeld der Leipziger Luxemburg-LiebknechtDemonstration im Januar 1989 wurde Rainer
Müller wegen angeblich geplanter oppositioneller Aktivitäten verhaftet. Mehrfach wurde er bei
Demonstrationen festgenommen, mit Aufenthaltsverboten oder Geldstrafen belegt. Die Mariannenstraße 46 im zerfallenden Altbauviertel des
Leipziger Ostens, die er gemeinsam mit anderen
Oppositionellen bewohnte, wurde rund um die Uhr wahrnehmbar observiert.
Als im Sommer 1988 die Kirchenleitung beschloss, einige oppositionelle Gruppen von der Gestaltung der Friedensgebete auszuschließen, verteilte Rainer Müller Tücher mit der Aufschrift
„Redeverbot“, die sich einige vor den Mund banden. Zusammen mit anderen Mitgliedern des
Arbeitskreises Gerechtigkeit machten sie künftig den Vorplatz der Nikolaikirche zu ihrem Podium,
verlasen Informationen und kündigten Veranstaltungen an. Damit hatte der Protest den kirchlichen Schutzraum verlassen.
Zum Abschluss des Sächsischen Kirchentags im Juli 1989 fertigte Müller ein Transparent an,
auf dem in chinesischen Schriftzeichen „Demokratie“ geschrieben stand, und führte mit anderen
Oppositionellen einen Demonstrationszug in die Leipziger Innenstadt an: gegen das von der SED
begrüßte Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking und für demokratische
Veränderungen in der DDR.
Nr. 66 Seite 40
Sicht
Nachdem es bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig im September sowie am 7. und 8.
Oktober 1989 auch in anderen DDR-Städten zu brutalen Übergriffen auf festgenommene Demonstranten gekommen war, verfasste Rainer Müller zusammen mit anderen einen Aufruf gegen
Gewalt: „Reagiert auf Friedfertigkeit nicht mit Gewalt! Wir sind ein Volk!“, den sie auf etwa 20.000
Flugblättern in Leipzig verteilten. Es war der Vorabend der entscheidenden Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989, die mit rund 70.000 Teilnehmern erstmals friedlich verlief. Nach der
Wende studierte er Geschichte und ist heute als Historiker in Leipzig tätig.
Zweieinhalb Stunden laufen wir mit Rainer Müller durch sein Leipzig. Wir beenden unseren historischen Spaziergang in der sog. „Runden Ecke“, in der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatsicherheit, die während der Montagsdemonstration 1989 von Leipziger Bürgern besetzt wurde.
„Die seinerzeit von uns gefürchtete „Runde Ecke“ ist heute ein Museum, das uns bei allem Blick
in die Zukunft mahnt, die Vergangenheit nicht auszublenden. Bitte betrachtet diese Epoche realistisch, verklärt sie nicht. Diese Zeit gehört zu unserer deutschen Geschichte, wie die Luft zum
Atmen“, mahnt uns Rainer Müller zum Abschluss. Er ist ein besonnener Mensch, mit bewegter
Vergangenheit, ein lebendes Geschichtsbuch, ein Zeitzeuge. Ich werde ihn sicher niemals wieder
vergessen. Er hat uns geradeaus und unverblümt seine authentische Lebensgeschichte erzählt,
eingebunden in historische Eckdaten der Wendezeit.
Nachdenklich verlassen wir die „Runde Ecke“ und stürzen uns ins moderne Leipzig. Genießen,
bummeln, schlendern, shoppen, schlemmen – alles, was zu einer Städtereise dazu gehört. Leipzig ist eine wunderschöne Stadt mit einem ganz besonderen Flair. Wir genießen die Stadt.
Quelle:
Persönliche Schilderungen des Zeitzeugen Rainer Müller, Historiker und Mitarbeiter in der Stiftung "Friedliche Revolution" in Leipzig.
Wer weiter einsteigen möchte in diese Thematik, dem empfehle ich die Dokumentation des
mdr-Fernsehen mit dem Titel „Damals 9. Oktober 1989“ unter folgendem Link: http://www.mdr.
de/damals/09oktober89/artikel120288.html
Kita-Kinder ernteten im Herbst Äpfel …
Eigener Bericht Kita Entenhausen Bruchhausen
Die Kinder der Kindertagesstätte „Entenhausen“ ernteten im Herbst verschiedene Apfelsorten von Bernhard Klenks Streuobstwiese in
Arnsberg-Bruchhausen. Der 78-jährige ehrenamtliche Mitarbeiter der städt. Kita kommt seit
20 Jahren regelmäßig in den Kindergarten, um
den angehenden Schulkindern praxisnah die
heimische Natur zu erklären. „Vielen Kindern
ist heutzutage nicht mehr bewusst wann in unserer Region das Obst reift und geerntet werden kann“, so der ehemalige Biologielehrer.
Aus den geernteten Äpfeln bereiteten die Kinder in der Kita Apfelmus, Apfelgelee und leckeren Apfelkuchen. Selbst die Schalen werden
getrocknet für Apfeltee genutzt.
Sicht
Nr. 66 Seite 41
5. Karneval der Generationen unter dem Motto:
„Im wilden Westen“
Hildegard Henneke
ten, leider inzwischen verstorbenen Hans
Rath ins Leben gerufen wurde, wird auch im
kommenden Jahr Menschen jeden Alters erfreuen und begeistern.
„Der wilde Westen“ kommt am 2. Februar 2016
nach Arnsberg-Bruchhausen in die dortige
Schützenhalle. Der Seniorenbeirat, die Fachstelle „Zukunft Alter“ und die drei großen Karnevalsgesellschaften aus Hüsten, Arnsberg
und Neheim laden ein zum 5. Karneval der
Generationen, der speziell für Senioren und
für Menschen mit Demenz veranstaltet wird.
Diese in Deutschland einmalige Karnevalsveranstaltung, die 2012 von unserem belieb-
Der Seniorenbeirat und weitere ehrenamtliche Helfer kümmern sich - als Cowboys und
Indianer verkleidet - um das leibliche Wohl der
Gäste; die Karnevalsgesellschaften HÜKAGE aus Hüsten, die KLAKAG aus Arnsberg
und BLAU-WEISS-Neheim werden mit ihren
Prinzenpaaren, Tänzerinnen und mit Gefolge
das Programm auf der Bühne gestalten und
zur Musik der „Pauerländer“ kann geschunkelt
und getanzt werden.
Der Auftritt des Kinderchors der Musikschule
Arnsberg erzeugt ganz sicher Tränen der Rührung und Begeisterung. Durch das Programm
führt Jo Hafner, bekannt als Arnsberger Stadtführer und Musiker.
Bitte T
er min
vor me
r ken!
Kommen Sie und spielen Sie mit uns
„Cowboy und Indianer“ - wir freuen
uns auf viele bunt kostümierte Gäste.
Die Veranstaltung beginnt am 2. Februar 2016 um 14:30 Uhr in der
Schützenhalle Bruchhausen
Krellstraße, und endet um 16:30 Uhr, Einlass ist bereits ab 13:30 Uhr
Im Unkostenbeitrag von 6 Euro sind Kaffee und Kuchen enthalten;
weitere Getränke werden vor Ort direkt bezahlt; Sie bekommen die Verzehrkarten,
die gleichzeitig Eintrittskarten sind,
in der Zeit vom 11. bis 28. Januar 2016 in den Arnsberger Stadtbüros.
Nr. 66 Seite 42
Sicht
Aus „Der Dom“ Nr. 35 mit freundlicher Genehmigung Erzbistum Paderborn 30. August 2015
„In einer demenzfreundlichen Stadt leben alle gern“
Das Alter kann eine Stadt bereichern. Das beweist die Stadt Arnsberg mit großem Erfolg
Arnsberg gilt als demenzfreundliche Stadt, die anderen Kommunen einen besseren Umgang mit Menschen mit Demenz vorlebt. Diesen Erfolg ihrer Demenzpolitik verdankt die
Stadt dem Engagement ihrer Bürger, vor allem aber den Kommunalpolitikern, die Demenz
als Pflichtaufgabe ernst genommen haben.
Karl-Martin Flüter
Die Situation hat jede Verkäuferin schon mal
erlebt. Der ältere Herr kommt zum dritten Mal
innerhalb weniger Stunden in den Laden und
will schon wieder ein Brot kaufen. Auch Bernadine Genesio, Bäckereifachverkäuferin in der
Arnsberger Bäckerei Theodor Greve, kennt
diese Kunden und sie erkennt mittlerweile die
Kennzeichen einer Demenz. Deshalb reagiert
sie in dieser Lage möglicherweise mit einer
kleinen Notlüge.
nadine Genesio hat ihn ernst genommen und
nicht behauptet, er sei vergesslich.
Die Bäckereifachverkäuferin selbst ist einem
Dilemma entkommen: Entweder hätte sie einem Kunden wider besseres Wissen ein überflüssiges Brot verkaufen müssen oder sie hätte ihn verärgert, weil er sich nicht respektiert
fühlte.
„Man braucht mehr Geduld im Umgang mit
Menschen mit Demenz“, sagt sie. Damit kann
Bernadine Genesio leben. Geduld ist ohnehin
eine Schlüsselqualifikation, ohne die eine Bäckereifachverkäuferin nicht auskommt.
Bernadine Genesio hat gelernt, wie sie mit
Menschen umgeht, die an einer Demenz leiden. Eine Fachfrau des Demenz-Servicezentrums in der Region Südwestfalen hat 15 Bäckereifachverkäuferinnen der Bäckerei Greve
über die Krankheit Demenz informiert und dabei viele alltagspraktische Tipps weitergegeben.
Ausgebildet für den Umgang mit Menschen mit Demenz Claudia
Greve (links) und Bernadine Genesio
„Das Brot hat doch schon ihre Tochter geholt“,
sagt sie – und schon ist allen geholfen. Die
Tochter des Kunden, mit der Bernadine Genesio gesprochen hat, ist froh, dass sie nicht
noch mehr Brot in der Küche stapeln muss.
Der Vater geht zufrieden nach Hause. Ber-
Die Veranstaltung trug den Titel: „Rama? Wo
ist denn hier die Rama?“, und griff damit die
Situation von Menschen mit Demenz auf. Viele Betroffene leben in ihrer häuslichen Umgebung, mit Angehörigen oder sogar alleine.
Doch die Selbstständigkeit kann im Alltag an
Kleinigkeiten scheitern, etwa weil die Betroffenen vergessen, wo die Margarine im Supermarkt steht, ihre Ratlosigkeit aber nicht zugeben können.
Wenn solche Situationen nicht fürsorglich aufgefangen werden, geht es irgendwann einfach
nicht mehr. Verkäuferinnen wie Bernadine
Genesio, die es gelernt haben, derartige Un-
Sicht
sicherheiten zu erkennen und damit umzugehen, sind deshalb eine große Hilfe. Wenn Menschen mit Demenz in ihrer sozialen Umgebung
so aufgefangen werden, kann der Umzug in
ein Heim zeitlich nach hinten verschoben, vielleicht sogar ganz vermieden werden.
Claudia Greve, die Chefin von Bernadine Genesio, hatte die Fortbildung des Demenz-Servicezentrums über die Arnsberger „Fachstelle
Zukunft Alter“ gebucht. Dort ist eine kleine,
zielstrebige Frau seit 2004 mit dem Umbau
Arnsbergs in eine altersfreundliche Stadt beschäftigt.
Nr. 66 Seite 43
dell interessierte.
Danach überschlugen sich die Medien in Lobeshymnen. Arnsberg sei „eine Stadt, in der
niemand einsam ist“, titelte die „Welt“ und die
Süddeutsche Zeitung schrieb, der Stadt in der
nordrhein-westfälischen Hügellandschaft gelinge offensichtlich seit Jahren, was vielerorts
große Probleme bereitet: „Sie integriert alte
Menschen, wo immer es geht und entwirft immer neue, preisgekrönte Konzepte.“
Was macht Arnsberg anders als andere Städte? Leben Menschen mit Demenz hier tatsächlich besser als anderswo?
Eine Einrichtung, die den Unterschied maßgeblich ausmacht, ist die „Fachstelle Zukunft
Alter“. Dort haben eine Sozialpädagogin, ein
Geograf und eine Pflegeexpertin in den vergangenen Jahren eine Bestandsaufnahme der
demografischen Lage in Arnsberg erstellt und
dann Vorschläge für eine altersgerechte Infrastruktur erarbeitet.
Anders als sonst im politischen Alltag leider
oft üblich, verpufften ihre Vorschläge auf dem
langen Weg zwischen Ausschüssen und Bürgerbeteiligungen nicht. Sie konnten diese Wirkung entfalten, weil die Fachstelle als Teil einer Zukunftsagentur direkt dem Bürgermeister
Hans-Josef Vogel zuarbeitete.
Arnsberg ist auf dem Weg zu einer „Stadt des langen Lebens“
meint Marita Gerwin von der Fachstelle „Zukunft Alter“ in der
Arnsberger Stadtverwaltung.
Die Sozialarbeiterin Marita Gerwin ist Organisatorin eines Netzwerks von Verbänden,
Initiativen und einzelnen Bürgern, die ein Ziel
haben: „Wir wollen gemeinsam gute lokale
Rahmenbedingungen für das aktive, aber auch
das unterstützungsbedürftige Alter schaffen“,
sagt Marita Gerwin.
Das wollen auch andere Städte, aber in Arnsberg scheint das besonders gut gelungen zu
sein. So gut, dass im Frühjahr sogar Bundespräsident Joachim Gauck zu Besuch im Sauerland war, weil er sich für das Arnsberger Mo-
Der Rat der Stadt Arnsberg machte den Aufbau einer altersgerechten Infrastruktur überdies zu einer städtischen „Pflichtaufgabe“,
stellte Geld und Mittel zur Verfügung. Das sei
entscheidend gewesen, meint Marita Gerwin
heute: „Damit wurde die Ausrichtung auf das
Alter zu einer bestimmenden Größe in der
Stadtentwicklung.“
Nicht nur schöne Worte machen, sondern
die Stadt tatsächlich verändern. Das konnte nur gelingen, wenn möglichst viele Bürger
mitmachten. Gleich zu Beginn hatte die Stadt
deshalb die Arnsberger zu einer Auftaktveranstaltung eingeladen. 400 Bürger kamen und
sie gründeten danach in den 15 Ortsteilen der
Stadt Initiativen, entwickelten Ideen, unterstützten Projekte.
Sicht
Nr. 66 Seite 44
Die Stadt stärkte dieses breite Engagement
und förderte gute Ansätze finanziell. Dabei
wurde bald deutlich, dass dem Umgang mit
Menschen mit Demenz entscheidende Bedeutung zukommt. „Eine demenz-freundliche
Stadt ist eine freundliche Stadt, in der alle gerne leben“, sagt Marita Gerwin.
Demenzkranke sind nicht auf eine abgeschottete Welt angewiesen, sondern sie brauchen
vor allem mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge. Ist diese Achtsamkeit gegeben, können
Demenzkranke über einen langen Zeitraum
in ihrem sozialen Umfeld leben. Außerdem:
Nur wenn Demenz im
Stadtbild „dazugehört“,
wird sie wirklich „normal“. Wichtige Kompetenzen für das Zusammenleben lassen sich
nicht unterrichten, sondern müssen im Alltag
erfahren werden.
Die Stadt rief die „LernWerkstadt
Demenz“
ins Leben, setzte damit
neue Impulse frei und
stellte Unterstützung
bereit, wenn diese von
Arnsbergern angefragt
wurde. So ist auch
Claudia Greve auf die Idee gekommen, eine
Demenzfortbildung für ihre Mitarbeiterinnen
durchzuführen. „Unsere Filialen liegen vor allem im ländlichen Bereich“, sagt sie, „und gerade in den Dörfern kommt es häufiger vor, dass
Menschen mit Demenz noch eigene Haushalte führen.“
Wenn sie ihre Backwaren ausliefert, hat Claudia Greve immer einen Blick auf die Passanten
am Wegesrand. Es kommt vor, dass jemand
dabei ist, der an Demenz leidet. Wenn sie
meint, dass der Betroffene vielleicht nicht nach
Hause zurückfindet, sagt Claudia Greve den
Angehörigen Bescheid. Aufeinander zu achten ist auf dem Dorf leichter möglich, vor allem
dann, wenn alle Beteiligten für die Krankheit
Demenz sensibilisiert sind und wissen, was zu
tun ist.
Dank der „Zukunftsstelle Alter“ hat sich dieses
Expertenwissen von unten auch im städtischen
Arnsberg durchgesetzt. Die Fortbildung für die
Mitarbeiterinnen der Bäckerei Greve stieß auf
viel Anerkennung. Heute gehört die DemenzQualifizierung in der Arnsberger Berufsschule
zum Lehrplan. Viele Geschäfte des Einzelhandels bilden ihre Verkäufer aus; Teams in
Arztpraxen, die Mitarbeiter der öffentlichen
Verkehrsbetriebe und Taxifahrer lernten, mit
Demenzkranken umzugehen.
Demenz ist bei vielen
Arnsbergern kein tabubesetztes Thema mehr,
dem man möglichst
aus dem Wege geht.
Im Gegenteil, viele einzelne Bürger und Arnsberger Vereine bringen
sich ganz bewusst in
die
„Lern-Werkstadt
Demenz“
ein.
Der
Kneipp-Verein Neheim-Hüsten ist beispielsweise regelmäßig bei
den
demenzkranken
Bewohnern im Altenheim Ernst-Wilm-Haus
zu Gast.
Die Vorsitzende Eva Wünsche hat zu dem Treffen einen großen Korb Kräuter mitgebraucht.
Der Duft erfüllt schnell den Raum. Zusammen
mit der Kneipp-Trainerin Svetlana Martjan geht
Eva Wünsche von Bewohner zu Bewohner
und reibt mit einem feuchten Lappen über den
Arm – Kneipp-Anwendungen, die vor allem die
Frauen sichtlich genießen.
„Anwendung ist Zuwendung“, sagt Eva Wünsche. Sie ist davon überzeugt, dass die Bewohner dank Kneipp weniger Medikamente brauchen. Die Einrichtungsleiterin Brigitte Schüttler
freut sich auch deshalb, weil die regelmäßigen
Besuche Struktur und Alltag ins Haus bringen.
So funktioniert die „Mitmach-Stadt“, die sich
Marita Gerwin erträumt. „Es ist gelungen, viele lebendige Netzwerke, Nachbarschaften und
Sicht
Nr. 66 Seite 45
sorgende Gemeinschaften nach dem Prinzip
der geteilten Verantwortung zu entwickeln“,
sagt sie.
kennung für die geleistete Arbeit ist. Arnsberg
erntet jetzt die Früchte seines langjährigen Engagements.
Ein weiterer Nebeneffekt ist für die Stadt Arnsberg nicht unerheblich. Dank der erfolgreichen
Zukunftsarbeit in Sachen Alter und Demenz
hat Arnsberg internationalen Bekanntheitsstatus erlangt.
Andere Städte müssen Unsummen für Marketingkampagnen ausgeben, Arnsberg kommt
auch dank seiner guten Zukunftsarbeit in die
Schlagzeilen.
Das beweist nicht nur der Besuch des Bundespräsidenten. Ständig sind Delegationen
aus dem In- und Ausland in der Stadt unterwegs. Zuletzt waren japanische Fachleute
Ende August zu Gast. Das Interesse an den
zukunftsweisenden Ideen und Umsetzungen
aus Westfalen ist in Nippon groß. 2014 fand
bereits ein deutsch-japanisches Symposium in
Arnsberg statt. Marita Gerwin nimmt den Trubel gerne hin, auch weil er eine Form der Aner-
Doch darauf kommt es Marita Gerwin nicht an.
Wichtiger ist, dass sich Arnsberg auf dem Weg
zu einer „Stadt des langen Lebens“ befinde,
meint sie.
Weil Marita Gerwin überzeugt ist, dass die
Stadt diesen Weg tatsächlich eingeschlagen
hat, will sie selbst gerne in „ihrer“ Stadt alt werden – sie ist sicher, immer die richtige Unterstützung zu finden: „Ich hätte keine Angst davor, in Arnsberg dement zu sein.“
Bleibender Eindruck!
Hanni Borzel
Jedes Jahr wurden von unserem Bürgermeister die Angestellten der Stadtverwaltung und der nachgeordneten Einrichtungen in Hildburghausen zu
einer kleinen Weihnachtsfeier in den Sitzungssaal des Rathauses eingeladen. Besonders nett und lustig gestalteten sich diese Feiern dadurch, dass jeder etwas an Speisen und Getränken spendete, man wollte ja nicht die Stadtkasse damit belasten.
Noch mehr Spaß kam beim „wichteln“ auf - kleine Päckchen packen für eine Kollegin, die nicht
wissen durfte, von wem es kam – so konnte man auch die lustigsten Geschenke machen und es
gab immer viel zu lachen! Also erhielt ich auch ein nett in viel Seidenpapier verpacktes Geschenk.
Beim Auspacken übersah ich allerdings, dass gleich hinter dem Päckchen noch in einem Teelicht
ein winziges Flämmchen glimmte - dieses reichte immerhin noch aus, um das leichte Papier in
Brand zu setzen! Plötzlich also eine riesige Flamme auf dem Weihnachtstisch und ein noch riesigeres Geschrei der ringsum Sitzenden.
Aber noch war ich ja hinreichend reaktionsschnell, mit einer Pappe das Feuer fix ausgeschlagen
- keine Gefahr, nicht einmal der Brandmelder hatte es bemerkt und die erschreckten Schreie gingen schnell in Gelächter über.
Die Kosten für die angeschwärzte Tischdecke wollte mir der Chef augenzwinkernd vom nächsten
Gehalt abziehen.
Dieser kleine Vorfall war ja schnell vergessen – so meinte ich jedenfalls.
Aber da hatte ich mich ein wenig geirrt. Bei der nächsten Feier hatte ich den ganzen Abend einen
Feuerwehrmann an meiner Seite - wenn es auch nur eine Kollegin in Feuerwehruniform war!
Und geschenkt bekam ich - wie könnte es anders sein - Eimerchen, Schaufel, Schlauch, und ne
Flasche Sekt - also alles was man so zum Löschen braucht!
Sicht
Nr. 66 Seite 46
Bremer Arnsberg-Fan
Theo Schlüter
Mensch, wenn das Tante Anni und Onkel Bernhard noch hätten erleben können! Wie hätten
sie sich gefreut, dass ich auf meine alten Tage
noch ein Arnsberg-Fan geworden bin. Angesichts der tief in das Erinnerungszentrum meines Hirns eingebrannten Vorurteile gegen die
Stadt war das keineswegs absehbar. Und es
hat ja auch lange genug gedauert - 60 Jahre
immerhin.
Schuld an meiner plötzlich
erwachten Sympathie ist der
Bundespräsident. Denn wenn
der nicht im Frühjahr 2015
nach Arnsberg gefahren wäre
und ich das nicht in der Zeitung gelesen hätte, dann hätte ich auch nie Marita Gerwin
kennengelernt. Und dass die
einen für Arnsberg begeistern
kann, ist für die Leserschaft
dieses Magazins sicher nicht
erklärungsbedürftig.
Weil das wohl recht verworren
klingt, besser der Reihe nach
und ganz von vorn - und das
heißt: Rückblick in die fünfziger Jahre des vergangenen
Jahrhunderts, als ich noch ein
kleiner Junge in Thülen (heute ein Statdtteil
von Brilon) war.
In dem landwirtschaftlich geprägten Ort war
mein Vater außer dem Pastor der einzige, der
eine Schreibmaschine besaß. Was zur Folge
hatte, dass unsere große Wohnküche ziemlich
oft von Bauern aus der Nachbarschaft bevölkert wurde, für die mein Vater den Schriftverkehr mit Behörden erledigte. Meistens kamen
die Bauern - mit einem Schriftstück in der
Hand - schon laut schimpfend zur Tür herein.
Und fast ausnahmslos schimpften sie auf und
über - Arnsberg.
Dass Arnsberg einfach nur ein Synonym für
die Bezirksregierung war, konnte ich damals
- ich war fünf/sechs Jahre alt - natürlich nicht
wissen. Und warum die Bauern seinerzeit so
viel mit der zu korrespondieren hatten, erfuhr
ich auch erst sehr viel später:
Es war die Anfangszeit der Flurbereinigung in
der Landwirtschaft. Da ging es um den Tausch
von Ländereien, um Qualität der Äcker, um Förderung und Entschädigung - kurz: um reichlich
Konfliktstoff. Und die zuständige Behörde dafür war die Bezirksregierung in Arnsberg
Aber wie gesagt: Als Kind
konnte ich das alles selbstverständlich nicht begreifen.
Was bei mir hängen blieb,
waren die eher griffigen Formulierungen aus dem reichhaltigen Wortschatz der aufgebrachten Bauern: „Die in
Arnsberg spinnen doch“ oder
„die in Arnsberg haben doch
keine Ahnung“ oder „die in
Arnsberg sind doch alle Sesselfurzer“ - um nur ein paar
eher harmlose Beispiele zu
zitieren.
Leidtragende dieser meiner
kindlichen Prägung waren zu
meinem heutigen Bedauern auch meine Tante
Anni und Onkel Bernhard. Die lebten nämlich
nicht nur in Arnsberg, die schwärmten sogar
von Arnsberg. Also - meinte ich - konnte doch
mit denen irgendetwas nicht stimmen ...
Zeitsprung ins Jahr 2015. Dass mir diese Geschichte heute überhaupt wieder einfällt, liegt
- ich erwähnte es schon - maßgeblich an Marita Gerwin. Sie war nämlich - ich vermute,
das hat sich in Arnsberg herumgesprochen Gast beim diesjährigen „Dialog der Generationen“ in Bremen und hat uns dabei ein Bild
von Arnsberg präsentiert, das so ganz und gar
nichts mit einer grauen Beamtenstadt zu tun
hat, sondern mit Vielfalt und Farbe. Herzlichen
Dank dafür. Und: Tante Anni und Onkel Bernhard, bitte seid mir nicht mehr böse!
Sicht
Nr. 66 Seite 47
Der Walnussbaum der Deutschen Einheit
Rolf Hilje
Am 3. Oktober wurde der 25. Jahrestag der
Deutschen Einheit gefeiert.
Über den Beschluss der Volkskammer der DDR
zum Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland
nach Artikel 23 des Grundgesetzes stimmten
363 Abgeordneten ab. Davon stimmten 294 für
den Beitritt, 62 dagegen und 7 enthielten sich
der Stimme.
Bereits acht Tage später unterzeichneten in
Berlin der damalige Bundesinnenminister
Wolfgang Schäuble und der DDR Staatssekretär Günther Krause den deutsch-deutschen
Einigungsvertrag.
Nun aber zum Walnussbaum der Deutschen
Einheit. Im Rahmen eines Berlinbesuchs 1990
in Ostberlin schenkten uns Freunde zum Abschied einen kleinen Ableger ihres Walnussbaumes.
Auf dem Foto ist unschwer zu erkennen, dass
sich dieser Walnussbaum auch unter dem rauen klimatischen Bedingungen des Sauerlandes prächtig entwickelt hat und in diesem Jahr
besonders gut trägt.
Diese Entwicklung wünsche ich mir trotz noch
bestehender Probleme und Vorurteile für die
Deutsche Einheit, die sich inzwischen nicht
prächtig aber doch gut entwickelt hat.
Sicher erinnern sich noch viele an die bewegenden Momente und Begegnungen beim Fall
der Mauer in Berlin und dem Abbau der Grenzbefestigungen. Mit der Zeit vor und nach der
Wiedervereinigung verbinde ich ganz persönliche Erlebnisse und Erinnerungen.
Bei allen Vorbehalten sollte nicht unberücksichtigt bleiben, dass im Rahmen der Wiedervereinigung zwei völlig unterschiedliche Gesellschaftssysteme zusammen geführt werden
mussten.
Ab 1968 habe ich mit meiner Familie regelmäßig Verwandten und Freunden in der DDR besucht.
Die Walnuss symbolisiert unter anderem,
dass erst die harte Schale zerbrochen werden
muss, um an den Kern zu gelangen.
Im Oktober 1989 waren wir mit einer Aufenthaltsgenehmigung bei Verwandten meiner
Frau in Beelitz bei Potsdam. Damals fanden in
Leipzig bereits Montagsdemonstrationen statt.
Aber auch in anderen Städten der DDR war
die Lage unübersichtlich und die Gerüchteküche brodelte. Unfreiwillig wurden wir Zeuge,
wie motorisierte Einheiten der Volksarmee und
Volkspolizei durch Beelitz in Richtung Leipzig
fuhren. Da die Lage bereits sehr angespannt
und kritisch war, beendeten wir auf Anraten
der Verwandten unseren Besuch und kehrten
in die Bundesrepublik zurück.
Glücklicher Weise ist die weitere Entwicklung
bis zum Fall der Mauer in Berlin am 9. November 1989 unblutig verlaufen. Wie nicht oft in
der Geschichte verlief die Revolution friedlich.
Jetzt war es endlich möglich, Freunde und
Verwandte ohne die Hindernisse von Mauer
und Grenzsperren zu besuchen.
Sicht
Nr. 66 Seite 48
Riga
Uwe Künkenrenken
Die fünfzigjährige Freundschaft meiner Frau, mit der Russin Swetlana K. war Anlass, Swetlana
in ihrem Wohnort Riga zu besuchen (siehe Bericht Seite 8 und 9 ). Sweta, wie sie liebevoll genannt
wird, ist Reiseleiterin und somit die beste Voraussetzung für uns, Land und Leute kennen zu lernen. Nach einem eineinhalbstündigem Flug ab Dortmund, mit der ungarischen Wizz Air, landeten
wir auf dem 15 Km von Riga entfernten internationalen Flughafen. Von deutschen Kaufleuten im
Mittelalter gegründet, liegt Riga im Süden des Rigarischen Meerbusens der Ostsee. Die gut erhaltene historische Altstadt und das Jugendstilviertel sind ganz besondere Sehenswürdigkeiten. Sie
spiegeln die Geschichte der alten Hansestädte wieder. Beide stehen seit 1997 unter dem Schutz
des UNESCO-Weltkulturerbes. 2014 war Riga eine der Kulturhauptstädte Europas und ist mit
rund 700.000 Einwohnern die Hauptstadt Lettlands. Der Wassergraben der ehemaligen Stadtbefestigung umschließt halbkreisförmig mit wundervollen Parkanlagen wie ein grüner Gürtel, die
Altstadt. Überall großflächige Blumenbeete, Wasserspiele, Rosarien und Kinderspielplätze.
Nach stundenlangen Wanderungen und Besichtigungen meldet sich schon einmal der Hunger.
Ich steure das nächstbeste Restaurant an. Folge dann aber Swetas Rat: In der Altstadt sind die
Restaurants primär auf Touristen ausgerichtet und selbst für deutsche Verhältnisse relativ teuer.
Also ausserhalb der Altstadt essen gehen. Am besten dort, wo auch die Einheimischen hingehen.
Außerhalb der Altstadt ist es sogar günstiger als in Deutschland!
Sicht
Nr. 66 Seite 49
Rigas romantische Altstadt …
... mit ihren typischen engen Gassen ...
… und den Jugendstilhäusern in der Neustadt.
Nr. 66 Seite 50
Sicht
Weihnachtsbeleuchtung in Arnsberg- Neheim
Meinolf Gerwin
Sonntag, 1. Advent, 10:00 Uhr
In der Reihenhaussiedlung Binnerfeld lässt der
Rentner Meinolf G. durch seinen Enkel Michel
drei Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres
Wohnzimmers installieren. Vorweihnachtliche
Stimmung breitet sich aus. Die Freude ist groß.
10:14 Uhr
Beim Entleeren des Mülleimers beobachtet
Nachbar Julius K. die provokante Weihnachtsoffensive im Nebenhaus und kontert umgehend
mit der Aufstellung des zehnarmigen dänischen Kerzensets zu je 15 Watt im Küchenfenster. Stunden später erstrahlt die gesamte
Siedlung Binnerfeld im besinnlichen Glanz von
134 elektrischen Fensterdekorationen.
19:03 Uhr
Im 35 km entfernten Kohlekraftwerk HammRhynern registriert der wachhabende Ingenieur irrtümlich einen Defekt der Strommessgeräte für den Bereich Arnsberg-Neheim, ist aber
zunächst noch arglos.
20:17 Uhr
Den Eheleuten Willi und Susi H. gelingt der
Anschluss einer Kettenschaltung von 96 Halogenfilmleuchten durch sämtliche Bäume ihres
Obstgartens an das Drehstromnetz. Teile der
heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit
dem Nestbau.
20:56 Uhr
Der Discothekenbesitzer Alfons K. sieht sich
genötigt, seinerseits einen Teil zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen, und montiert auf dem Flachdach seines Bungalows das
Laserensemble "Metropolis", das zu den leistungsstärksten Europas zählt.
Die 40 Meter hohe Fassade eines angrenzenden Getreidesilos hält dem Dauerfeuer der
Nikolausprojektion mehrere Minuten stand,
bevor sie mit einem hässlichen Geräusch zerbröckelt.
21:30 Uhr
Im Trubel einer Julklubfeier im Kohlekraftwerk
Hamm-Rhynern verhallt das Alarmsignal aus
Generatorhalle 5.
21:50 Uhr
Der 85-jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern den Stern von
Bethlehem an die tiefhängende Wolkendecke.
22:12 Uhr
Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit
leichtem Gepäck und sommerlicher Bekleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Binnerfeld.
Zuvor war eine Boing 747 der Singapur Airlines
mit dem Ziel Sydney versehentlich in der mit
3.000 bunten Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Bröhrmayer gelandet.
22:37 Uhr
Die NASA-Raumsonde Voyager 7 funkt vom
Rande der Milchstraße Bilder einer angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel. Die Experten in Houston sind ratlos.
22:50 Uhr
Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung
des Kohlekraftwerkes Hamm-Rhynern. Der
gesamte Komplex mit seinen 30 Turbinen läuft
mit 350 Megawatt brüllend jenseits der Belastungsgrenze.
23:06 Uhr
In der taghell erleuchteten Siedlung Binnerfeld
erwacht die Studentin Bettina U. und freut sich
irrtümlich über den sonnigen Dezembermorgen. Um genau 23:12 betätigt sie den Schalter
ihrer Kaffeemaschine.
23:12 Uhr
In die plötzliche Dunkelheit des gesamten
Hochsauerlandkreises bricht die Explosion
des Kohlekraftwerks Hamm-Rhynern wie Donnerhall.
Durch die stockfinsteren Ortschaften irren verstörte Menschen, Menschen wie du und ich,
denen eine Kerze auf dem Adventskranz nicht
genug war.
Sicht
Nr. 66 Seite 51
Mein Weihnachten
Joyce Meißner
Es ist ein Weihnachtstag. Am meisten freue ich mich auf die Geschenke und mit meinen Eltern
und Bekannten zu feiern. Und ich freue mich auf das schöne Essen und Trinken. Ich bin aufgeregt, was ich wohl diesmal kriege.
Und worauf freut ihr euch?
Bestimmt auch auf die Geschenke und zu feiern mit euren Eltern.
Ich hoffe, dass Schnee kommt, damit ich Schlitten fahren kann.
Frohe Weihnachten
Eine besinnliche Adventszeit …
Frohe Weihnachten und ein
glückliches neues Jahr 2016
wünschen auch wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser …
die Redakteurinnen und Redakteure und alle Mitarbeiter
Ihres Arnsberger GenerationenMagazins SICHT
Sicht
Nr. 66 Seite 52
„... mein Leben ist ein Fest,
ein kurzes intensives Fest“
Begegnung mit Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke
Marita Gerwin
In der Böttcherstraße in Bremen, ehemals eine
Fassmacherstraße, heute ein Gesamtkunstwerk der 20er Jahre, begegnen wir der Malerin Paula Modersohn-Becker, die von Rainer
Maria Rilke „wortmalerisch“ ins Bild gesetzt
wird. Hier steigen wir in den Himmelssaal hinauf und bewundern die beeindruckende Atmosphäre dieses Baudenkmals.
treffen sich in Berlin, Worpswede und Paris, für
beide sind es Inspirationsorte.
Neben zahlreichen Bildnissen entstanden in
dieser Zeit impressionistische Studien der
Worpsweder Moor- und Birkenlandschaft.
Im Mittelpunkt des Werkes von Paula Modersohn-Becker steht jedoch der Mensch: vor allem Kinder, alte Frauen und Worpsweder Bäuerinnen regten sie zu Portraits an. Erst nach
ihrem frühen Tod, nach der Geburt ihrer Tochter Mathilde 1907, wurde ihr umfang reiches
Werk gesichtet. Man erkannte in ihr eine große
Wegbereiterin der Moderne.
Paula Modersohn-Becker: Liegende Mutter mit Kind II, Sommer
1906, Museen Böttcherstraße, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen
Die individuelle Führung durch die Kunst-Ausstellung mit der Bremer Schauspielerin Kirsten
Vogel genießen wir. Einzigartig in Szene gesetzt. Einfach toll und unvergessen!
Wir tauchen ein in das Leben und die Werke
von Paula Modersohn-Becker.
1876 in Dresden geboren, verbrachte Paula
Modersohn-Becker einen Großteil ihrer Kindheit in Bremen und entschloss sich bereits in
jungen Jahren, Malerin zu werden. Nach der
Ausbildung an einer privaten Mal- und Zeichenschule in Berlin setzte sie ihr Studium ab
1898 in der Künstlerkolonie Worpswede bei
Fritz Mackensen fort.
Paula Modersohn-Becker:
Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag
Zwischen den Jahren 1900 und 1907 begegnen sich Paula Modersohn-Becker und Rainer
Maria Rilke immer wieder unter wechselhaften
Voraussetzungen. Die beiden jungen Künstler
Das Hauptwerk der Museen Böttcherstraße ist am 25. Mai 1906
entstanden und gilt als erster Selbstakt einer Frau in der Kunstgeschichte überhaupt. Paula Modersohn-Becker stellt sich,
selbstbewusst schauend, scheinbar schwanger dar. Tatsächlich
aber war sie es zu diesem Zeitpunkt gar nicht.
Sicht
Nr. 66 Seite 53
Die Bremer Sammlungen
Mit der Sammlung des Paula Modersohn-Becker Museums, dem umfangreichen Bestand
der Paula Modersohn-Becker-Stiftung und den
Beständen der Kunsthalle Bremen bietet Bremen einen unvergleichlich konzentrierten Ort
zur Würdigung des Werkes der herausragenden Künstlerin Paula Modersohn-Becker.
In ihren Tagebüchern und Briefen findet sich ein
reichhaltiger Nachlass ihrer Begegnungen mit
dem Freund und Dichter Reiner Maria Rilke.
Die Schauspielerin Kirsten Vogel rezitiert sie
so phantastisch, dass mir der Atem stockt. Ich
tauche tief ein in die Gedichte zu den Bildern.
Ich bin sicher: Sie gefallen auch Ihnen! Eine
kleine Auswahl der Zitate stelle ich Ihnen gern
vor.
http://www.museen-boettcherstrasse.de
Danke an Kirsten Vogel für diese wunderbare Museumsführung. Gerne wieder!
Quelle: Paula Modersohn Becker in Briefen und Tagebüchern.
Hg. von Günter Busch und Liselotte v. Reinken. Frankfurt a. M. 1979. Zweite erweiterte
Auflage, hg. von Wolfgang Werner, Frankfurt a. M. 2007
Mir ist, als säß ich in der Ewigkeit
und meine Seele waget kaum zu atmen,
mit enggeschloßnen Flügeln sitzet sie
und lauschet großen Auges in das Weltall.
Und über mich kommt eine sanfte Milde
Und über mich kommt eine große Kraft,
Als ob ich weiße Blumenblätter küssen wollte
Und neben großen Kriegern große Kämpfe fechten.
Und ich erwache, voll Bewunderung schauernd…
So klein, du Menschenkind! Und doch so riesengroß
Die Wogen, die dir deine Seele küssen.
PMB Tagebuch Herbst 1898
Denn Das verstandest du: die vollen Früchte.
Die legtest du auf Schalen vor dich hin
Und wogst mit Farben ihre Schwere auf.
Und so wie Früchte sahst du auch die Fraun
und sahst die Kinder so, von innen her
getrieben in die Formen ihres Daseins.
Und sahst dich selbst zuletzt wie eine Frucht,
nahmst dich heraus aus deinen Kleidern, trugst
dich vor den Spiegel, ließest dich hinein
bis auf dein Schauen; das blieb groß davor
und sagte nicht: das bin ich; nein: dies ist.
So ohne Neugier war zuletzt dein Schaun
und so besitzlos, von so wahrer Armut,
daß es dich selbst nicht mehr begehrte: heilig.
So will ich dich behalten, wie du dich
hinstelltest in den Spiegel, tief hinein
und fort von allem.
Rainer Maria Rilke
aus „ Requiem für eine Freundin“
Es ist ein seltsames Land. Wenn man auf dem
kleinen Sandberg von Worpswede steht, kann
man es ringsum ausgebreitet sehen, ähnlich jenen Bauerntüchern, die auf dunklem Grund Ecken
tief leuchtender Blumen zeigen. Flach liegt es da,
fast ohne Falte, und die Wege und Wasserläufe
führen weit in den Horizont hinein. Dort beginnt
ein Himmel von unbeschreiblicher Veränderlichkeit und Größe. Er spiegelt sich in jedem Blatt.
Alle Dinge scheinen sich mit ihm zu beschäftigen;
er ist überall. Und überall ist das Meer. Das Meer,
das nicht mehr ist, das einmal vor Jahrtausenden
hier stieg und fiel und dessen Düne der Sandberg
war, auf dem Worpswede liegt. Die Dinge können
es nicht vergessen. Das große Rauschen, das die
alten Föhren des Berges erfüllt, scheint sein Rauschen zu sein, und der Wind, der breite mächtige
Wind, bringt seinen Duft. Das Meer ist die Historie
dieses Landes. Es hat kaum eine andere Vergangenheit.
Rainer Maria Rilke „Worpswede“ weiter…
Einst, als das Meer zurücktrat, da begann es sich
zu formen. Pflanzen, die wir nicht kennen, erhoben sich, und es war ein rasches und hastiges
Wachsen in dem fetten, faltigen Schlamm. Aber
das Meer, als ob es sich nicht trennen könnte,
kam immer wieder mit seinen äußersten Wassern in die verlassenen Gebiete und endlich blieben schwarze schwankende Sümpfe zurück, voll
von feuchtem Getier und langsam vermodernder
Fruchtbarkeit. So lagen die Flächen allein, ganz
mit sich beschäftigt, jahrhunderte lang. Das Moor
bildete sich. Und endlich begann es sich an einzelnen Stellen zu schließen, leise, wie eine Wunde sich schließt.
Sicht
Nr. 66 Seite 54
Bilderrätsel SICHT – Ausgabe 66
Das denkmalgeschützte Gebäude das wir suchen, liegt unterhalb des Schlossberges an
der alten Straße nach Soest. An dieser Stelle befand sich der Burggraben, der den Zugang zum Schloss nach Norden schützte. Im
18. Jahrhundert wurde der Graben verfüllt.
Es handelt sich um einen kleinen Kubus mit
hinten abgewalmten Schieferdach. Das Häuschen steht im Schutz einer alten Linde, diese
ist Naturdenkmal.
Unsere Preisfrage: Wie heißt dieses Gebäude?
Einsendeschluss: 13. Januar 2016
Die Gewinnerin oder der Gewinner erhält zwei Gutscheine vom Nass: „Einen Tag Badespaß“
für je einen Erwachsenen.
Lösungen bitte schriftlich an:
Stadt Arnsberg, Fachstelle Zukunft Alter / GenerationenMagazin SICHT
Clemens-August-Straße 120, 59821 Arnsberg, eines der Stadtbüros, oder mailen Sie unter:
[email protected]
Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Auflösung SICHT – Ausgabe 65
Wir suchten das Burghaus Freseken
Ausgelost wurde dieses Mal: Thorsten Aßheuer
Herzlichen Glückwunsch zu einem Gutschein vom Nass
für „Einen Tag Badespaß“
Lösung: Seite 7 Wer knackt die Nuss?
Zitat 1:
Was heißt schon für uns Frauen, mit Anstand alt zu werden? Lieber unanständig jung bleiben.
Zitat 2:
Die Jüngeren rennen zwar schneller, aber die Älteren kennen die Abkürzung.
Lösungen zu ? bunt gemischt !
1. Sputnik
2. Olymp
3. Eiffelturm
4. Kanada
5. Hera
6. HCI
7. Hawaii
8. Australien
9. Katzen
10. Sonnenkönig
11. Inkas
12. Islamabad
13. Ganges
14. Ural
15. Ägypten
16. Schlangen
17. Thailand
18. Kleinpapagei
19. Anti-Blockier-System
20. Istanbul
Sicht
IMPRESSUM:
GenerationenMagazin
der Stadt Arnsberg
Nr. 66 Seite 55
BILDQUELLENNACHWEIS:
Sicht
Die Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Diese muss nicht der des Herausgebers entsprechen.
Für Fehler in den Beiträgen ist ausschließlich der Autor verantwortlich. Die Redaktion
behält sich vor: Artikel zu kürzen, zu überarbeiten zu drucken und elektronisch zu veröffentlichen.
Beachtung der Bildrechte. Verwendung von
veröffentlichten Bildern und Texten, nur mit
Genehmigung der SICHT-Redaktion bzw.
des Autors.
Redaktion:
Hanni Borzel, Marita Gerwin,
Sigrid Grobe, Karola Hilborne-Clarke,
Rolf Hilje, Uwe Künkenrenken
Martin Polenz, Waltraud Ypersiel
Layout:
Petra Krutmann, Uwe Künkenrenken
Bürgermeisteramt - Pressestelle:
Sebastian Treller
Herausgeber:
Stadt Arnsberg, Der Bürgermeister,
Fachstelle „Zukunft Alter“, Clemens-AugustStraße 120, 59821 Arnsberg
Email: [email protected]
www.arnsberg.de/zukunft-alter/sicht.pdf
Titelbild: Stratenschulte
Seite 4 / angieconscious_Pixelio.de
Seite 5 / Kurt F.Domnik_Pixelio.de
Seite 6 / Archuv B. Jochheim
Seite 8 / 9 / 41 / 48 / 49
Uwe Künkenrenken
Seite 10 / 12 / 20 / 21 / 22 / 23 / 30 / 40 / 46
privat
Seite 14 / 15 / H.W. Wienand
Seite 24 / 25 / Michael Hagedorn
Seite 27 / 51 / 55 Thora Meißner
Seite 28 / 54 /Hanni Borzel
Seite 29 / 38/ 39 / Marita Gerwin
Seite 35 / Verbraucherzentrale
Seite 37 / Sigrid Grobe
Seite 42 / 43 / 44 / K. M. Flüter
Seite 47 / Karl Heinz Laube Pixelio.de
Seite 52 / Pauls Moderson Museum
Café ZEITLOS - der lokale Treffpunkt für Jung und Alt
Wussten Sie, dass das Jugendbegegnungszentrum "Liebfrauen" in Arnsberg jeden Dienstag einen Generationentreff der besonderen
Art veranstaltet?
INFO:
Jeden Dienstag von 15:00 bis 17:00 Uhr
Eingang links neben dem Jugendzentrum,
Ringlebstraße 12, 59821 Arnsberg
01.12.15 Faltkunst: Frau Böhmer faltet Sterne
08.12.15 Linoleumkunst: Die alte Druckmaschine arbeitet noch
15.12.15 Gemütlicher Nachmittag
Frau Niesler begleitet uns mit der Gitarre
bei Liedern, Geschichten und Gedichten
zum Advent bei Gebäck und Bratapfelduft.
Sicht
Nr. 66 Seite 56
PINNWAND
Ankündigung: „Aschenputtel – das Musical“ gastiert in Arnsberg
Von der verhassten Stieftochter zur freudestrahlenden Prinzessin: wer kennt sie nicht, die Geschichte vom
Aschenputtel und das schönste Happy End aller Zeiten! Der deutschlandweit erfolgreiche Musical-Veranstalter
Theater Liberi präsentiert den märchenhaften Klassiker fröhlich und dennoch romantisch inszeniert als einmaliges
Familien-Erlebnis! Unterhaltung für Jungs und Mädchen ab vier Jahren und für alle, die die Prinzessin oder den
Prinzen in sich zumindest für ein paar Stunden einmal wieder zum Leben erwecken wollen!
Mittwoch, 23. Dezember 2015, 16:00 Uhr, Sauerland-Theater in Arnsberg
Tickets im VVK je nach Kategorie inklusive VVK- und Systemgebühr: Für Erwachsene: 19 / 17 / 14 Euro
Für Kinder von 3 bis 14 Jahre: 17 / 15 / 12 Euro Tageskassenpreise zuzüglich 2 Euro.
Tickets gibt es an allen bekannten VVK-Stellen: ADAC, Graf-Gottfried-Straße 20, 59755 Arnsberg Stadtbüro
Arnsberg, Alter Markt 19, 59821 Arnsberg und Score, Mendenerstraße 2, 59755 Arnsberg-Neheim
Sicht
67. Ausgabe
Neue
erscheint
Anfang
März 2016
Redaktionsschluss:
13. Januar 2016
SOS Dienst
Arnsberger Tafel
für pflegende Angehörige
Ausgabestelle Neheim
Möhnestraße 35
 02932 941286
Montag und Freitag:
09:00-12:00 Uhr
Dienstag, Mittwoch und
Donnerstag:
09:00-11:30 Uhr
14:00-17:00 Uhr
Ausgabestelle Arnsberg
Ruhrstraße 74 d
 02931 936563
Mittwoch:
13:00 bis 16:30 Uhr
Ausgabestelle Sundern
Hauptstraße 54
 02933 9099295
Donnerstag:
13:00 bis 16:30 Uhr
Sie brauchen eine kurze Auszeit?
Sie haben einen kurzfristigen
Arzttermin?
Wir helfen ehrenamtlich und
kostenlos.
Engagementförderung Arnsberg
 02931 9638-104
Seniorenbeirat
Sprechstunde
mit Rentenberatung:
Mittwoch, 3. Februar 2016
15.00 - 16.00 Uhr
Jeden 2. und 4. Mittwoch
im Monat
16:00 bis 18:00 Uhr
Bürgerzentrum Bahnhof
Arnsberg
Clemens-August-Str. 120
59823 Arnsberg
mit Rechtsanwalt:
Mittwoch, 17. Februar 2016
15.00 - 16.30 Uhr
im Bürgerzentrum, Bahnhof
Clemens-August-Str. 116,
59821 Arnsberg
Seniorenkino Neheim
Apollo-Theater
Seniorenkino Arnsberg
Residenz-Kino-Center
27. Januar 2016
24. Februar 2016
Beginn: 14:30 Uhr
Senioren Cafe
mit den Arnsberger
Stadtmusikanten
Villa Bremer
23. Januar 2016
Beginn: 14:30 Uhr
Titel entnehmen Sie bitte
der Tagespresse.
17. Dezember 2015
14. Januar 2016
18. Februar 2016
Titel entnehmen Sie bitte
der Tagespresse.
16:00 Uhr bis 18:00 Uhr