Jubiläum 25 Jahre IKARUS # Vorwort # Grußworte # Unsere

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Jubiläum 25 Jahre IKARUS # Vorwort # Grußworte # Unsere
Jubiläum 25 Jahre IKARUS
Vorwort
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Grußworte
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Unsere Wurzeln
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Zeitzeugen
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Unsere Ziele
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Chronik
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Aktivitäten
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Bisherige Verantwortliche
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Impressum
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Vorwort: 25 Jahre Ikarus
Wer wagt gewinnt. Dies war eine Überschrift eines Jahresberichtes. Es war wirklich
ein Wagnis vor 25 Jahren ein Arbeitslosenberatungszentrum in Karlsruhe zu gründen.
Und jedes weitere Jahr war ein Wagnis und ein Gewinn zugleich für die betroffenen
Menschen.
Die steigende Arbeitslosigkeit ist zum bedrängendsten Problem für die Menschen in
unserer Gesellschaft und für die Politik in unserem Land geworden. Immer mehr
Menschen sind von Arbeitslosigkeit und deren Folgen betroffen und werden von der
Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand und Leben ausgeschlossen. Arbeitslosigkeit und
die Auswirkungen von Hartz IV führen zu einer tiefen Spaltung in unserer Gesellschaft,
sie verschärft die bestehenden harten Verdrängungsprozesse am Arbeitsmarkt. Als Folge
werden Hunderttausende zu Erwartungs- und Hoffnungslosen. Die weiteren Folgen für
unsere Gesellschaft, für die Betroffenen, ihre Familien und für ihre sozialen Beziehungen
sind kaum absehbar. Das werden die Armuts- und Reichtumsberichte in Zukunft deutlich
machen.
Der Verlust der Arbeit macht den hohen Stellenwert von bezahlter Erwerbsarbeit
deutlich. Erwerbsarbeit sichert nicht nur die Existenz, sondern wird zum Sinn und Inhalt
der individuellen Existenz mit aller Anerkennung und Bestätigung. Die durchaus reale
Möglichkeit den Arbeitsplatz zu verlieren, wird von den Menschen als große existenzielle
Bedrohung erlebt. Wenn betroffene Arbeitslose sagen: „Arbeit ist nicht alles – aber
ohne Arbeit ist alles nichts“, so kommt durchaus die Bedeutung zum Ausdruck, die
Erwerbsarbeit für das gesamte Leben hat.
Diese Ängste und Sorgen der Menschen müssen wir als Teil der Kirche verstärkt in den
Blick nehmen. Unser Christsein ist allzu oft zerrissen zwischen Alltag und Sonntag.
Kirche muss im Leben präsent sein. Mit unserem Rückblick auf 25 Jahre Ikarus wollen
wir einen Einblick geben in die Sorgen und Leiden der Arbeitslosen und in die Sorge der
Menschen in Betrieben, Behörden und Verwaltungen, die uns begegnen. Wir wollen
ein Ort des Kontaktes und des Austausches sein, ein Ort an dem sich Arbeitslose treffen
können und der mithilft Lebenskrisen zu meistern. Die Kirche muss für die Menschen im
„Alltäglichen“ nahe sein. Diesen Dienst versuchen wir im Arbeitslosenzentrum IKARUS zu
leisten. Unsere Arbeit wird auch weiterhin den Schwerpunkt auf Förderung, Motivation,
auf Rat, Hilfe und Begleitung haben, denn die Erwerbslosigkeit wird trotz aller Reformen
nicht abnehmen. Hartz IV hat unsere Gesellschaft mehr verändert als viele wahrnehmen
wollen. Die Auswirkungen werden uns erst Jahre später bewusst. Das Thema Armut
wird dabei eine wesentliche Rolle spielen. Schon jetzt sind viele Menschen in Schulden
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gefangen, ohne Kranken- und Sozialversicherung abhängig von wohlwollenden Ärzten
und sozialen Einrichtungen. Unsere Politiker und unsere Gesellschaft müssen darauf
reagieren und die Gesetze für die Menschen machen, nicht gegen sie. Wir brauchen
wieder eine Gesellschaft, die von sozial nicht nur redet, sondern auch sozial handelt.
So freuen wir uns über Netzwerke und Organisationen die mit uns zusammen arbeiten
und unsere Arbeit unterstützen
Wir bedanken uns deshalb bei allen, die unsere Arbeit unterstützen, sei es finanziell oder
im ehrenamtlichen Engagement.
Der Mythos von IKARUS möge uns leiten und Beispiel sein. Die griechische Mythologie
erzählt von Ikarus, der mit seinem Vater Daedalus aus der Gefangenschaft des Königs
Minos flieht. Dädalus hatte für den König ein gewaltiges Labyrinth gebaut, dann aber
sperrte König Minos nach einem Streit den Architekten Dädalus samt Sohn Ikarus im
Labyrinth ein.
Zusammen machten sich Vater und Sohn auf die Suche nach einem Ausweg, eine
Suche, bei der beide ihre Stärken und Schwächen zeigten und auch lernten, einander zu
vertrauen. Dies ist ein wichtiges Ziel von IKARUS: Menschen stärken und ihnen wieder
Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten geben.
Siegfried Aulich
1. Vorsitzender
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Harald Kremer
2. Vorsitzender
Grußworte
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Dr. Ulrich Fischer
Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden
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Erzbischof Dr. Robert Zollitsch
Erzbischof Freiburg
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Harald Denecken
Erster Bürgermeister
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Martin Spreng
DGB Vorsitzender Region Mittelbaden
Katholikentag Mainz 1998
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Grußwort zum 25-jährigen Jubiläum des
ökumenischen Arbeitslosenberatungszentrums
„Ikarus“ in Karlsruhe
von Landesbischof Dr. Ulrich Fischer
Das 25-jährige Jubiläum von IKARUS e.V. ist ein guter Anlass, die
bisherige Arbeit von IKARUS in der Öffentlichkeit zu würdigen
und nach Zielen für die Zukunft zu fragen.
Schaue ich in die wechselvolle Geschichte von IKARUS, so fällt zunächst auf, dass
trotz mancher Rückschläge und Enttäuschungen immer Menschen bereit waren, die
ökumenisch getragene Beratungsarbeit für arbeitslose Menschen weiterzuführen. Dieses
hohe Engagement der Mitarbeitenden und auch des Kreises der treuen Spender verdient
Beachtung und Anerkennung.
Pro Jahr besuchen ungefähr 5000 Menschen IKARUS, um Rat und Unterstützung zu
erfahren. Ihre persönliche Situation ist sicherlich oft vergleichbar mit dem jungen
Ikarus aus der griechischen Mythologie, der mit seinem Vater Daedalus im Labyrinth
des Minotauros auf Kreta gefangen saß. IKARUS bemüht sich, für diese Menschen
da zu sein, zu beraten, zu unterstützen, wo es möglich ist und so neue Lebens- und
Berufsperspektiven zu eröffnen. Oftmals geht es gerade um die scheinbar kleinen Dinge
wie das korrekte Ausfüllen eines Antrages. Doch gerade in den kleinen Hilfestellungen
liegen meist große Wirkungen verborgen. Denn es ist durchaus möglich, durch die
Maschen unseres sozialen Netzes zu fallen, so eng sie auch geknüpft sein mögen. IKARUS
hat sich im Laufe seiner Geschichte zu einer wichtigen Anlaufstelle für Hilfe suchende
Menschen in Ergänzung zu den Strukturen unseres Sozialstaates entwickelt. Deshalb ist
es gut, dass es IKARUS gibt.
Damit IKARUS auch in Zukunft seine Arbeit fortsetzen kann, bedarf es neben dem
weiteren Engagement der mitarbeitenden und der zu Spenden bereiten Menschen
auch eines öffentlichen Bewusstseins für die Notwendigkeit dieser Arbeit. Ich wünsche
IKARUS deshalb zum 25-jährigen Jubiläum Ermutigung und Stärkung von vielen Seiten,
um die segensreiche Arbeit zum Wohl Hilfe suchender Menschen in Karlsruhe engagiert
fortzusetzen. Möge die Jahreslosung für das Jahr 2009 allen bei IKARUS mitarbeitenden
und allen Rat und Hilfe suchenden Menschen Trost und Stärkung schenken: Was bei den
Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich (Lk 18,27).
Dr. Ulrich Fischer
Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden
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Seit 25 Jahren legt die Arbeitslosenberatungsstelle Ikarus e.V. mit ihrer engagierten
Arbeit ein lebendiges und glaubwürdiges Zeugnis für die konkrete christliche Sorge um
den Nächsten ab. Zu diesem Jubiläum gratuliere ich sehr herzlich und wünsche weiterhin
den Segen Gottes für die bevorstehenden Aufgaben.
Wenn sich die evangelische und katholische Kirche immer wieder mit Nachdruck für mehr
Beteiligungsgerechtigkeit in allen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Lebens einsetzen, dann braucht es zugleich solche Initiativen wie den Verein Ikarus, der
exemplarisch zeigt, wie mehr Beteiligungsgerechtigkeit ganz konkret vor Ort aussehen
kann: etwa durch die Betreuung, Förderung und Unterstützung von Arbeitslosen.
Durch die Kooperation mit der Stadt Karlsruhe, dem Kinderschutzbund, der
Evangelischen Arbeitnehmerschaft und der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung
(KAB) zeigt Ikarus wie kirchliche, kommunale und gesellschaftliche Organisationen durch
eine enge Vernetzung gerade auch dort unkompliziert, effizient und nachhaltig helfen
können, wo Unterstützung am dringendsten benötigt wird.
Ich bin dankbar und weiß es zu schätzen dass es in unserer Erzdiözese Freiburg
eine Arbeitnehmerpastoral gibt, die sich in der politisch engagierten Diskussion um
Arbeitslosigkeit, Wirtschafts- und Finanzkrise oder Kinderarmut nicht in Theorien verliert,
sondern aktiv, engagiert und konstruktiv dort anpackt, wo konkrete Hilfe gefordert ist.
Das 25jährige ist deshalb sowohl ein Grund zum Feiern und zur Dankbarkeit als auch
ein Ausblick auf die Zukunft. Dankbar und zu Recht stolz können Sie darauf sein, was
in dieser Zeit für die Menschen, die auf unterschiedliche Weise Unterstützung und Hilfe
erfahren durften, getan werden konnte. In meinen persönlichen Dank schließe ich auch
alle ein, die immer wieder ehrenamtlich bereit waren und es bis heute sind, sich bei Ikarus
auf ganz vielfältige Weise zu engagieren, sich, ihre Zeit, Kraft und Ideen einzubringen
und damit ein glaubwürdiges Zeugnis von der Botschaft des Evangeliums im Alltag
geben.
Möge Gott Sie und Ihr Wirken mit seinem Segen begleiten und möglichst viele Menschen
die fruchtbringende Arbeit von Ikarus zuteil werden lassen; oder noch besser: Die Arbeit
von Ikarus überflüssig werden lassen.
Ihr
Erzbischof
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Grußwort Ikarus-Festschrift
zum 25-jährigen Jubiläum
Die Unterstützung von arbeitslosen und von Arbeitslosigkeit
bedrohten Menschen ist besonders in der heutigen Zeit, die von
der Wirtschaftskrise geprägt ist, ein wichtiger Eckpfeiler in unserer
Gesellschaft. Dieser Aufgabe geht der Verein Ikarus e.V. nunmehr seit 25 Jahren nach und
hat sich einen festen Platz im Karlsruher Hilfesystem erarbeitet.
Ikarus e.V. engagiert sich für benachteiligte Menschen, gibt ihnen Kraft und Mut und
leistet für Karlsruhe einen wichtigen Beitrag. Den Menschen aus dem Labyrinth der
Arbeits- und Hilflosigkeit zu helfen ist eine schwierige und herausfordernde Aufgabe.
Denn Arbeitslose sind durch ihre prekäre Situation in besonderem Maße von sozialer
Ausgrenzung bedroht und von der Polarisierung von Armut und Reichtum betroffen.
Deshalb ist es besonders wichtig, den Betroffenen zur Seite zu stehen, ihre Ressourcen zu
stärken und sie in ihrer Entwicklung z.B. mit Qualifizierung zu unterstützen.
Ikarus e.V. kann – mit Stolz – auf 25 Jahre Erfahrung und Kompetenz zurückblicken, in
denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arme und von Armut bedrohten Menschen
auf ihrem Weg zu einem selbständigen, unabhängigen Leben begleiteten.
Im Namen der Stadt Karlsruhe möchte ich mich für das wichtige und unverzichtbare
Engagement von Ikarus e.V. bedanken und wünsche dem Verein auch für die nächsten 25
Jahre viel Erfolg und Kraft für diese verantwortungsvolle Arbeit.
Harald Denecken
Erster Bürgermeister
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Grußwort des Deutschen Gewerkschaftsbundes
„Christliche Nächstenliebe „ und Gewerkschaftliche Solidarität“ trafen sich und wurden
zu IKARUS. So habe ich die Botschaft verstanden, die mir Menschen der ersten Stunde
vermittelt haben und die zu einem Erfolgsmodell wurde und nach 25 Jahren noch immer
ist.
Was kann man noch mehr sagen als Respekt, Anerkennung und Dank den vielen
Menschen, die sich in diesem Projekt engagiert haben. Dank auch den institutionellen
Unterstützern wie der Stadt, der evangelischen und katholischen Kirche und dem
(damaligen) Arbeitsamt die die notwendigen „Stützpfeiler“ eingezogen hatten.
Am wichtigsten aber sind die Menschen wie Dr. Ullrich Lochmann, Harald Kremer und
Siegfried Aulich, die die Notwendigkeit einer Zusammenkunft für Arbeitslose erkannt,
erfühlt hatten und zuerst Gesprächskreise angeboten hatten.
Nennen möchte ich von der IGM bzw. der DGB-Seite Günter Matt, Dietrich Hahn,
Lothar Hünecke, Wolfgang Becker und Bea Altmann-Schewitz. Im DGB-Haus wurden
Beratungsgespräche- und Bewerbungstraining für Arbeitslose angeboten, gleichzeitig
gab es diese Angebote auch im Beratungszentrum und auch mit vielen kreativen
Aktionen und Projekten war Ikarus engagiert. Es war ein enges Miteinander und eine
Unterstützung für die Betroffenen.
Dabei gab es auch mal Reibungspunkte, wie mit der Friseurinnung, als man/frau die Idee
hatte eventuell einen Friseursalon für erwerbslose Frauen einzurichten. Doch gab es auch
z.B. viel Spaß und konzentrierte Arbeit über ein viertel Jahr hinweg, beim Projekt „ich
kann mich sehen lassen“ mit einer Recycling- Modenschau als einen guten Abschluss.
Ikarus ist für mich eines der besten Beispiele wie Menschen in Not (und das ist
Arbeitslosigkeit) geholfen werden kann, durch Beratung, durch Gemeinschaft, durch
aktivierende Projekte. Herzlichen Glückwunsch zum 25. Jubiläum.
Martin Spreng
DGB Vorsitzender
Region Mittelbaden
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Aus den Anfängen
In alten Unterlagen zu blättern hat durchaus seinen Reiz. So kamen beim durchsehen der
alten Akten aus der Gründerzeit von „IKARUS“ alte Erinnerungen, Bilder, Begegnungen
und Personen wieder in Erinnerung.
Anfang der achtziger Jahre nahm die Arbeitslosigkeit stetig zu. Überall in Deutschland
entstanden Arbeitslosentreffs und auch in Karlsruhe begannen wir mit Versuchen
Arbeitslose zu organisieren und zu regelmäßigen Treffs zu motivieren.
Wir, das waren: Ulli Lochmann von der Industrie- und Sozialarbeit der evangelischen
Kirche Mittelbaden, die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB), das Diakonische
Werk, Caritas und Vertreter der Gewerkschaften.
Die Sorge um die Menschen hatte uns zusammengeführt. In Betrieben, auf Tagungen,
beim Arbeitsamt versuchten wir Betroffene anzusprechen um sie für unsere Pläne zu
gewinnen. Wir hielten die hohen Arbeitslosenzahlen von rund 2,5 Millionen Arbeitslosen
für einen Skandal. Zahlen von denen wir heute nur träumen können. Niemand von uns
hätte bei der Gründung des Arbeitslosenzentrums in Karlsruhe geglaubt, dass wir uns 25
Jahre später unverändert mit der gleichen Problematik befassen würden.
Bei der Durchsicht der Unterlagen und Notizen vom Mai 1984 entdeckte ich ein Schreiben
an die Diözesanleitung der KAB, aus dem ich auszugsweise zitieren möchte:
„Am 2. Mai 1984 wurde in Karlsruhe der Verein „Arbeitslosen-Zentrum-Karlsruhe gegründet.
Vorausgegangen waren lange Vorarbeiten. Versuche mit Treffen, Gesprächen, Gruppenarbeit,
Arbeitslose zu motivieren und sich regelmäßig in einer Gruppe zu treffen. Alle diese
Versuche und die daraus gewonnenen Erfahrungen zeigten, dass die anhaltende und
abschätzbar langfristige Massenarbeitslosigkeit, die Gründung eines Vereins zur solidarischen
Unterstützung Arbeitsloser notwendig mache. Arbeitslose Menschen sollen dadurch verstärkt
erreicht und zusammengeführt werden. Ihnen soll das Arbeitslosenzentrum die Möglichkeit
selbstgeleistete Aktivität und gemeinsames Handeln geben. Gemeinsam mit der evangelischen
Kirche versuchen wir als KAB hier Partner in einer Entwicklung zu sein, der Arbeitslosen helfen
soll aus christlicher Sicht Hilfe zu bieten. Hierzu einen Auszug aus der Satzung (§ 3): „ Der
Verein arbeitet auf der Grundlage des Evangeliums im Sinne christlicher Nächstenliebe. Das
bedeutet: Er handelt in Solidarität mit den Menschen, die durch Arbeitslosigkeit von einer
Ausgrenzung aus der Gesellschaft bedroht oder betroffen sind. Er leistet Hilfe zur Selbsthilfe.
Er will in Not geratene Menschen nicht nur betreuen, sondern zu eigenverantwortlichem
Mitentscheiden und Mithandeln auch im gesellschaftlichen Bereich ermutigen.“
Wir wünschen uns, dass unsere Arbeit durch die Beteiligung vieler Bündnispartner gesichert
werden kann. Über die Unterstützung durch unsere Pfarreien würden wir uns besonders
freuen.“ - Zitat Ende
Den Zielen der Gründung des Arbeitslosenzentrums sind wir durch all die Jahre treu
geblieben. Wir versuchen „Arbeitslosigkeit“ als großes gesellschaftliches und individuelles
Problem auch in der Kirche als wichtiges Thema einzubringen.
Den betroffenen Menschen wollen wir die Hoffnung stärken.
Harald Kremer
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Zeitzeugen berichten
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Dr. Ullrich Lochmann
Industriepfarrer i.R. und früherer Vorsitzender
des Arbeitslosenzentrums Karlsruhe e.V.
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Bruno W. Plathen
Dipl.- Soz. Arb./FH)
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Dietrich Hahn
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Jörg Dreßler
Praktikant 2009
Toll ! 25 Jahre Arbeitslosenzentrum Karlsruhe
Glückwünsche und einen herzlichen Gruß allen, die bis heute hier aus- und
eingegangen sind, in der Schützenstraße, der Augartenstraße und im Ikarus. Den
Besuchern und Mitwirkenden, die das Zentrum mit Leben füllten durch ihren ersten
Schritt, ihr Vertrauen, durch Rat und Zuwendung, Diskussionen und Aktionen, durch
Arbeitseinsätze, Ausflüge und Feiern im eigenen Garten.
Als überall in Deutschland Arbeitslosentreffs entstanden, begannen auch wir
bei der ev. Industrie- und Sozialarbeit Mittelbaden, zusammen mit der kath.
Arbeitnehmerbewegung, dem Diakonischen Werk, der Caritas und dem DGB, auf
Tagungen, in Betrieben und bei der Arbeitsverwaltung Betroffene anzusprechen und
mit ihnen Pläne für einen Treff zu schmieden. Arbeitsamtsdirektor Jan-Ulrich Ellrodt
streckte hilfreich seine Hand aus. Mit der Psychologin Ingrid Prassler-Schmeißer war eine
erste Fachkraft rasch gefunden, und es bildete sich ein Team, das z.Zt. heute noch dabei
ist: Ingrid, Elisabeth, Sigi, Harald, Bruno, Walter, Armin, Jutta, Dietrich, Roland und viele
andere gute Freunde.
In der Gründungsversammlung vom 2. Mai 1984 hieß es, die anhaltende
Massenarbeitslosigkeit mache die Gründung eines Vereins zur solidarischen Unterstützung
Arbeitsloser in Karlsruhe erforderlich. Arbeitslose Menschen sollten zusammengeführt und
ihnen Möglichkeiten selbstgeleiteter Aktivitäten und gemeinschaftlichen Handelns gegeben
werden. Dieser Vereinsgrund und -zweck besteht unverändert bis heute. Er führte auch in
Singen, Freiburg, Pforzheim, Mannheim und Heidelberg zur Gründung solcher Treffs und
gab der kirchlichen Industriearbeit eine neue Dimension.
Wie viele Fragen, Ängste, Tränen die Treffs seitdem gesehen und gehört haben, wie viele
gute Ratschläge, tröstliche Worte und gegenseitiges Mut machen – die Statistik
gibt wenigstens eine äußerliche Vorstellung davon. Auch gemeinschaftliches Handeln
gab und gibt es zur Genüge. Wir liefen in Demos, standen vor dem Rathaus, sammelten
Unterschriften, verfassten Erklärungen auf Tagungen.
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Bei alledem wurde das Zentrum zugleich ein wichtiger Kommunikations- und Lernort
für alle, die mehr wissen, Betroffene kennen lernen und sich einsetzen wollten:
Kommunalpolitiker, Kirchenleute, benachbarte Dienste und die Presse. Erschrocken
berichtete z.B. 1985 die Kirchenzeitung „Aufbruch“ vom Aufschrei eines Arbeitslosen:
„Die Gesellschaft ist schuld! Sie nimmt uns überhaupt nicht zur Kenntnis! Wo sind hier
die Politiker?“ Wichtige Prozesse fanden und finden hier statt. Kaum jemand verließ das
Arbeitslosenzentrum so wie er oder sie gekommen war.
Der kirchliche Dienst selbst musste viel lernen. Arbeitslose waren nicht jene Massen, die
zum Stempeln anstanden, wie auf Vorkriegsbildern, sondern Individuen mit je eigenem
Schicksal und eigenem Weg, damit umzugehen. Die großen Demos kamen nicht zustande,
die großen Einladungen blieben wenig beachtet. Und geistlicher Trost war schwer zu
formulieren. Zur fatalen Mischung von Wirtschaftslage, technischer Entwicklung, Schicksal
und Fehlern gab es so leicht keine biblische Fundstelle. Proteste formulieren, gegen wen,
gegen was? Natürlich schlossen wir uns mit guten Gründen den gewerkschaftlichen
Forderung nach Arbeitszeitverkürzung usw. an, doch die Arbeitslosen konnten sich nie
der Solidarität aller Arbeitsbesitzer sicher sein. Und es gab Ärger. Bei einem kirchlichen
Treffen mit Unternehmern erregte im Juli 1985 bereits mein folgender Satz lauten Unmut:
„In einem reichen und wohlorganisierten Land wie der Bundesrepublik ist die derzeit hohe
Arbeitslosigkeit von 2,5 bis 3,5 Mio. e i n S k a n d al .“
Möge das Arbeitslosenzentrum auch weiterhin ein Ort der individuellen menschlichen
Zuwendung und des Protestes gegen den Skandal mangelhafter Einbindung durch die
Gesellschaft sein. Ikarus ist dabei immer auch offen für neue Gruppen wie ausländische
Kinder, PC-Schulungen, Attac, das Forum für gesellschaftlichen Frieden und andere.
Gastfreundschaft ist ja auch sehr viel wert und schafft Querverbindungen. Danke Euch!
Dr. Ullrich Lochmann
Industriepfarrer i.R. und früherer Vorsitzender
des Arbeitslosenzentrums Karlsruhe e.V.
Die 1. Mitarbeiterinnen 1984
Eliesabeth Krug-Müller und Ingrid Prassler-Schmeißer
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Zum „25-jährigen“ des „IKARUS“
Ein kleiner Beitrag zur Geschichte des Vereines der Arbeitslosen
in Karlsruhe
von Bruno W. Plathen (Dipl.-Soz.Arb./FH)
Das „Los“ der Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, hat mich schon während meiner
Lehre als Starkstromelektriker, Mitte/Ende der 60-er Jahre, damals auch in einer Rezession,
beschäftigt. Ich war bei der IG-Metall organisiert und als Jugendsprecher engagiert.
In späteren Jahren, während meines Studiums beschäftigte ich mich mit Arbeitslosigkeit,
deren Folgen und wie man ihr begegnen, oder sie mildern könne. Nach einem
Fachpraktikum im „Haus Bodelschwingh“, in dem überwiegend suchtkranke und meist
arbeitslose Menschen, mit mehreren „Handicaps“ untergebracht waren, und einem
Verwaltungspraktikum in der Arbeitsverwaltung (Arbeitsamt-Karlsruhe), setzte ich mich
in meiner Diplomarbeit mit Arbeitslosigkeit ausführlich auseinander. Sie war anscheinend
so interessant, dass sich sogar Herr Dr. Blaschke von dem Institut für Arbeitsmarkt und
Berufsforschung dafür interessierte und sie anforderte. Mit diesen Eingangsworten zu
meinem Beitrag zur Festschrift des IKARUS möchte ich nicht in Selbstlob ausarten, sonder
meine Ernsthaftigkeit betonen, mit der ich mich „der Sache“ widmete.
Anfang der 80-er Jahre gründete mein späterer „ Weggefährte und Mitstreiter“, Herr
Dr. Ullrich Lochmann, ev. Pfarrer und auch Chef des evangelischen Industrie- und
Sozialpfarramtes beim Oberkirchenrat Karlsruhe, das Arbeitslosenzentrum-Karlsruhe e.V.,
welches von Frau Ingrid Prassler-Schmeißer geleitet wurde. Dort bekam ich zunächst als
„Honorarkraft“ und später über eine ABM-Stelle ab 1986 einen beruflichen Ansatz, der es
mir ermöglichte, meine Ideen und meinen Enthusiasmus in Taten umzusetzen. Geld war
natürlich keines vorhanden, wie allgemein üblich bei neuen sozialen Unternehmungen. Wir
mussten viel kämpfen und improvisieren in den ersten Jahren, doch dazu später.
Zunächst musste die Arbeit strukturiert und eine gute Interaktion und Kooperation zu
den mit Arbeitslosigkeit befassten Institutionen und Behörden hergestellt werden. Auch
in unserer Außenwirkung wollten wir uns von unserer „ärmlichen Randgruppensituation“
befreien. Dazu nutzte ich auch meinen „guten Draht“ aus meinen bisherigen Tätigkeiten.
Ebenso setzte sich Herr Dr. Lochmann und seine Mitarbeiter mit großem Nachdruck für
„die Sache“ ein.
So bekamen wir eine prima „Vernetzung“ zu Stande. Nach und nach gewannen wir
mit unserer Arbeit das Vertrauen der Behörden und Institutionen, allen voran das der
Mitarbeiter des Arbeitsamtes. Dies erleichterte uns sehr vieles, um den uns anvertrauten
Menschen zu helfen. Die evangelische und katholische Kirche, der evangelische
Oberkirchenrat, Industrie – und Sozialpfarramt, IG-Metall, GEW, ÖTV, DGB, unterstützten
uns, so gut sie konnten, bei unserer Arbeit, vor allen Dingen durch finanzielle Zuschüsse,
die allerdings zur Sicherung der Arbeit nicht ausreichten. So beschloss ich, mit Herrn
Dr.Lochmann und Frau Prassler-Schmeißer über eine intensive Öffentlichkeitsarbeit
nachzudenken. Ich schlug vor, eine Aktion zu starten, bei der wir vor dem Arbeitsamt
und auf dem Marktplatz zelteten, auf uns aufmerksam machten, und um Unterschriften
zur Unterstützung unserer Arbeit warben. Dies wurde dann mit den arbeitslosen
Freunden besprochen und in die Tat umgesetzt. Gleichzeitig waren wir zu Gast bei der
Bezirksversammlung der Betriebsräte Nordbadens und warben auch dort für unsere
Anliegen, die Arbeit zu sichern und finanziell besser auszustatten, da es doch einen
jeden von uns treffen könne, arbeitslos zu werden. In der Bevölkerung und bei den
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Gewerkschaften, wie auch den Kirchen stießen wir fast durchweg auf eine positive
Resonanz und erzielten 35.000 Unterschriften mit unserer Aktion. Ich habe im Anhang
einige Bilder zu unseren Aktionen und gemeinsamen Unternehmungen für und mit
arbeitslosen Mitbürger/innen zur Ansicht.
Übergabe: Unterschriften für den Sozialpass - Rathaus 1985
U. Lochmann, W. Michner, I Prassler-Schmeisser, A. Benzler
Herr Walter Michner und Herr Armin Benzler, in Vertretung der Arbeitslosen, Dr.
Lochmann , als unser Mentor und Vertreter des Industrie- und Sozialpfarramtes , Frau
Prassler-Schmeißer und meine Wenigkeit, als Mitarbeiter, überreichten dann im Rathaus
Herrn Prof. Dr. Seiler, dem Oberbürgermeister, die Unterschriftenlisten, um anzuregen,
dass der Stadtrat einen Beschluss fasst, unsere Arbeit finanziell zu unterstützen und im
Etat der Stadt einen festen Posten dafür einzurichten. Dies gelang letztendlich auch
unter Mitwirkung von unserer „Lobbyarbeit“ bei den einzelnen Fraktionen. Mühsam,
aber geglückt, wobei festzustellen ist, dass dieser Beitrag nur höchsten eine halbe
professionelle Stelle abdeckte.
Den „Rest“ mussten wir uns bei den Kirchen, den Gewerkschaften und über Spenden
zusammenbetteln. So war aber wenigstens die Stelle von Frau Prassler-Schmeißer
„gesichert“, und ich hatte ja die ABM-Stelle über die Arbeitsverwaltung. Aber wie es
dann weiter gehen sollte, wenn die ABM ausgelaufen war, war vollkommen ungewiss.
Hier sehen wir auch „den Brückenschlag“ zu heutigen Verhältnissen. Aber wir arbeiteten
fleißig und unverdrossen für die bei uns Beistand und Rat-Suchenden weiter.
Wir hatten auch einen Garten, der allerdings in einem erbärmlichen Zustand war.
Verfallene Hütte, zugewucherte Brombeerhecken, alles wild und lange nicht
bearbeitet. Ich machte mich mit meiner Gattin Ulrike in der Freizeit, sowie unter Mithilfe
von Frau Prassler-Schmeißer, soweit diese konnte, und unter Mitwirkung einiger
engagierter arbeitsloser Menschen daran, dort Ordnung zu schaffen ; beschneiden, zu
mähen, umzugraben, die Hütte herzurichten und eine Toilette zu installieren, sowie
anzupflanzen. Es gelang mit viel Schweiß und „Herzblut“.
Unsere erste Ernte wurde im ALZ gemeinsam gekocht und verspeist, und ein kleines Fest
im Garten fand dann auch noch statt. Alles in allem eine „sozialromantische Tat“, die aber
gelungen war.
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Wir unternahmen auch gemeinsam für die Interessen der Arbeitslosen Exkursionen
und Vorstellungen, um mehr Verständnis und Hilfe für die Menschen zu bekommen. So
fuhren wir nach Nürnberg um uns dort mit dem evangelischen Bischof, den dortigen
Synodalen und hohen Mitarbeitern der Arbeitsverwaltung zu treffen und auszutauschen.
Auch dies war eine gelungenen Aktion um Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen
Probleme, wie Isolation, keine Teilnahme am öffentlichen und soziokulturellen Leben,
drohende Obdachlosigkeit, Depression, bis hin zum Suizid, Suchtgefahr und vieles
empirisch belegtes mehr, vorzustellen.
Mit der EAN (evangelischen Arbeitnehmerschaft) reisten wir ins Ruhrgebiet nach
Mühlhausen. Dort wurden wir von einem Professor der Uni-Bochum empfangen und
er zeigte uns Orts- und sachkundig die Entwicklungen des Strukturwandels in der
Arbeitswelt im Ruhrgebiet. Oberhausen war dabei auch ein Ziel und wir unterhielten uns
vor Ort mit den ersten „Leichtlohnarbeitern“ im neu geschaffenen Freizeitpark, wo früher
viele tausende Menschen in der Schwerindustrie tätig waren und jetzt „freigesetzt“
waren, und dort, falls sie überhaupt Arbeit bekamen, zu einem „Hungerlohn“ arbeiteten.
Es waren ohnehin sehr viele „Nebenjobler“ beschäftigt. Wir trafen uns mit dortigen
„Arbeitsloseninitiativen“ zum Austausch und besuchten auch solidarisch die Arbeiter
von Thyssen-Stahl, die damals gerade um ihre Arbeitsplätze streikten und kämpften.
Eine beeindruckende Erfahrung für uns alle, und ein sehr gutes kameradschaftliches,
solidarisches Gefühl , als wir gemeinsam schlichte Erbsensuppe mit Würstchen aßen,
welche die Frauen der Stahlarbeiter für uns alle gekocht hatten. Uns allen war dabei
ein wenig zum Heulen zu Mute, da wir auch die Ohnmacht spürten, der die Menschen
ausgesetzt sind, die „hoffnungslos optimistisch“ um ihren Arbeitsplatz ringen!
Wieder in Karlsruhe veranstalteten wir einen Kulturabend, auch mit dem Hinweis
auf Solidarität mit den „Kumpels“ und all den anderen, die arbeitslos, oder von
Arbeitslosigkeit bedroht sind. Es war ein Themenabend mit Gedichten und Liedern von
Bert Brecht und Tucholsky, wozu wir auch die Mitbewohner der Südstadt eingeladen
hatten, und darüber hinaus. Der Abend war für unsere Verhältnisse gut besucht und ein
voller Erfolg für „die Sache“!
Ebenso hielten wir schon damals jeden Donnerstag gemeinsam ein
„Arbeitslosenfrühstück“ ab, bei dem eine jede/jeder der zu uns kam, für den
„Mindestbeitrag“ von einer Mark reichlich und ausgewogen über den Vormittag
frühstücken konnte. Auch diese „Veranstaltungen“ waren immer recht gut besucht.
Natürlich war und blieb unser Hauptgeschäft die Beratung, Betreuung und
Unterstützung von arbeitslosen Menschen. Hier waren wir immer mehr als gut
ausgelastet! Aber zur Erweiterung standen uns keine weiteren finanziellen Ressourcen
zur Verfügung. Oft liefen wir wirklich „am Anschlag“!
Eine „große“ Aktion möchte ich noch erwähnen, die mir auch „hängengeblieben“ ist,
nämlich unsere Exkursion nach London, sowie das Arbeitstreffen in Bad Boll, wo es um
die Installation eines „2. Arbeitsmarktes“ ging.
Wir hatten mittlerweile in Baden über die Industrie- und Sozialpfarrämter und
deren evangelischen Pfarrer eine gute Lobby, waren vernetzt und kooperierten
und interagierten gemeinsam für die uns „Anvertrauten“ arbeitslosen Menschen.
Gemeinsame monatliche Treffen zur Besprechung von Aktionen und zum
Austausch fanden jeweils abwechselnd vor Ort statt. So hatten wir in Mannheim, in
Pforzheim und in Freiburg Arbeitsloseninitiativen, die miteinander, soweit dies ging,
zusammenarbeiteten.
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In Württemberg hatte sich inzwischen auch einiges auf diesem Gebiet getan und
der dortige Initiator war Pfarrer Fütterer, der sich für einen „Zweiten Arbeitsmarkt“
einsetzte. Er lud uns nach Bad Boll zu einem gemeinsamen Treffen und Austausch
ein. Aus diesem Treffen und anderen anstrengenden Bemühungen entstanden
dann, im Zusammenwirken mit den Arbeitsverwaltungen und etlichen anderen
Arbeitsloseninitiativen, so auch in Singen, die ersten Einrichtungen, die sich für
einen 2. Arbeitsmarkt einsetzten. Es entstanden Betriebe, die überwiegend mit
„Langzeitarbeitslosen und älteren Arbeitslosen“ produktiv arbeiteten, gefördert und
teilweise bezahlt von den Arbeitsverwaltungen vor Ort. Es wurde auch zusätzliche und
gemeinnützige Arbeit verrichtet. Die Bezahlung war tariflich angeglichen. „Ein-Euro-Jobs“
und sonstige „Gespenster“ gab es zu dieser Zeit noch nicht, und wir hätten bei einer
solchen Sache auch nicht „mitgespielt“! Man mag über den 2. Arbeitsmarkt denken wie
man will, letztendlich sind die Verhältnisse heute ohnehin andere und viele Ideen haben
sich „überholt“! Es wäre aber schön, wenn menschenwürdige und vernünftig bezahlte
Arbeit für alle Menschen da wäre! Leider bis heute „ein Traum“!
Über die Zusammenarbeit der evangelischen Kirchen hier vor Ort und der englischenevangelischen Kirchen, kam eine Einladung zustande, die uns alle sehr freute. Wir wurden
als Delegation von Mitarbeitern und betroffenen arbeitslosen Menschen gemeinsam
von der evangelischen Kirche Englands, dem Bistum London und den dortigen
Arbeitsloseninitiativen eingeladen.
Gemeinsam machte sich eine Gruppe arbeitsloser Frauen und Männer, Jugendlicher und
Älterer, sowie einige von unseren Mitarbeitern auf den „Flug“ nach London. Dort wurden
wir herzlich empfangen, bekamen Kontakt zu Gemeinden, Initiativen von Arbeitslosen.
Uns wurden die dortigen „Job-Center“ gezeigt, wie es vor Ort läuft, wir hatten eine
Audienz beim Bischoff und seinen Vertrauten und Mitarbeitern und konnten uns über die
dortige „Arbeitslosenarbeit“ ein gutes, umfassendes Bild machen. Untergebracht waren
wir im Lions-Club in einer Art Studenten- und Jugendherberge, wo wir auch verköstigt
wurden. Wir besuchten dort ebenfalls eine Art Einrichtung des 2. Arbeitsmarktes und
bekamen Einblicke in die Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen. Damals waren
gerade die Jugendunruhen in einigen Stadtteilbrennpunkten von London vorüber und es
zeigte sich, gibt man jungen Menschen eine Chance auf sinnvolle Beschäftigung und das
Gefühl gebraucht zu werden, so erledigen sich viele Spannungen von allein! Hier ist auch
ein Bezug zu unserer jetzigen, hiesigen Lage herzustellen!
Nun noch zum Abschluss: Wie kam das „Arbeitslosenzentrum-Karlsruhe e.V.“ zu seinem
heutigen Namen „Ikarus“?
Wir hatten ein Begegnungszentrum, wir wollten weg von dem stigmatisierendem Image,
von den Vorurteilen und Wertungen. Außerdem war ein Neuanfang geplant, mit einem
Umzug von der Schützenstraße in die Augartenstraße, also was lag näher, als dass ich mir
Gedanken machte, was treiben wir eigentlich? Und so kam es. Ich nahm mir einen Zettel
und in Anbetracht einer griechischen Sage, nämlich die des Daedalus und Ikarus, Vater
und Sohn, auf einer Insel gefangen, wollten entfliehen, machten sich aus Federn und
Wachs Flügel, um in die Freiheit zu fliehen. Leider flog der Sohn Ikarus trunken vom Licht
der Sonne, dieser zu sehr entgegen, sodass das Wachs an seinen Flügeln schmolz und er
ins Meer hinabstürzte und ertrank. Was für eine Parabel!
Information / Kommunikation / Arbeit / Recht / Unterhaltung / Soziales – IKARUS wieder geboren - ! Das war es, was unser tägliches „Geschäft“ war und unser Miteinander
jeden Tag ausfüllte!
Ich wechselte dann später in die „Krankenhaussozialarbeit“ und versorgte überwiegend
krebskranke Menschen und ging in dieser Arbeit ebenfalls sehr auf. Längere Zeit noch
15
behielt ich den Posten des Vereinsvorsitzenden / 1. Vorstand inne, gab ihn dann aber
aus beruflichen Gründen ab, da ich sehr exponiert im Krankenhaus arbeitete. Herr Siggi
Aulich (EAN) übernahm dann die verantwortungsvolle Aufgabe zusammen mit Harald
Kremer (KAB), und mit Jutta Speidel haben wir eine prima Fachkraft vor Ort gefunden
die man nur für ihre Ausdauer und Geduld bewundern kann.
Ich war immer mit Sympathie und gutem Zuspruch mit Eurer Arbeit und Eurem
Miteinander verbunden und wünsche Euch von Herzen alles Liebe und Gute und
ein gutes Gelingen Eurer schweren Arbeit, sowie die notwendige Anerkennung und
finanzielle Ausstattung in diesen heutigen, schweren Zeiten, wo ihr wichtiger denn je
seid!
Euer Bruno W. Plathen
Mahnwache vor dem Arbeitsamt 1984
Ingrid Prassler-Schmeisser und Bruno Plathen
IKARUS in der Schützenstraße
DGB Vorsitzender Lothar Hünecke
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Meine Zeit bei Ikarus von 1993 bis heute
Alles begann damit, dass ich selbst in die Situation der Arbeitslosigkeit kam . Ich hatte fast
vierzig Jahre in einer großen Firma am Standort gearbeitet und erlebte nun wie um mich
herum der Eine und Andere seinen Arbeitsplatz räumte. Zunächst wollte ich es ja nicht
wahrhaben, dass es auch mich treffen könnte - aber es traf mich. Und so stellte auch ich
mich beim Arbeitsamt in eine lange Reihe.
Durch viele Kontakte zu Kollegen auch zur IG-Metall spürte ich, dass hier ein enormer
Bedarf an Aufklärung und Information vorhanden war der aber von kaum einer
Institution befriedigt werden konnte.
Deshalb wurde ich Mitglied bei Ikarus um dort neben Beratungen auch andere
ehrenamtliche Tätigkeiten wahr zunehmen. So übernahm ich die Funktion des
Kassenwarts und allgemeine Aufgaben.
Bei den Beratungen insbesondere beim Umgang mit Ratsuchenden gibt es eine Vielzahl
von Hemmnissen und Barrieren aber wir versuchten uns zu arrangieren.
Das Problem bei den Beratungen ist grundsätzlich, dass es hier immer nach einem
bestimmten Ritual vorgeht. Zuerst werden persönliche Probleme auf den Tisch gelegt.
Dann wird geschimpft über zu viel Bürokratie, die Politik und Alltagsprobleme.
Wenn dann auch noch die berühmten Formulare ausgefüllt werden müssen, stößt man
sofort auf erhebliche Widerstände. Einmal sind die Leute zum Teil nicht der deutschen
Sprache mächtig dann verstehen die sie gar nicht was der Papierkram alles soll, dann
können sie nichts ausfüllen weil sie keine Brille dabei haben oder „nix „verstehen (wollen)
und sowieso nicht schreiben können. Auch im Vorfeld ausgehändigte und besprochene
„Check-Listen“ mit Hinweis auf mitzubringende Dokumente (Krankenversichertenkarte,
Sozialversicherungsnachweis) werden einfach ignoriert bzw. als nicht so wichtig
eingestuft. Das erschwert natürlich die Beratung und erfordert ein Höchstmaß an
Einfühlungsvermögen.
Was mir in diesen Jahren geholfen hat war, dass ich früher schon viel direkten Umgang
mit Menschen hatte sowie eine gute Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen
bei IKARUS.
Wir blicken gespannt auf die Feierlichkeiten zu unserem 25-jährigem Jubiläum und hoffen
auf weitere erfolgreiche Jahre.
Dietrich Hahn
Dietrich Hahn
Spendenübergabe in Ettlingen
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Aus der Sicht eines Praktikanten:
Mein Name ist Jörg Dreßler: Ich bin Schüler der 11. Klasse des Goethe Gymnasiums in
Karlsruhe. Im Moment absolviere ich gerade mein Sozialpraktikum im Ikarus.
Eigentlich bin ich eher durch Zufall auf Ikarus gekommen, als direkt danach gesucht zu
haben. Frau Shaker, die gute Fee des Ikarus, wohnt bei uns in der Nachbarschaft …
Als ich die Praktikumsstelle bekommen hatte, hätte ich nie gedacht, wie aufregend und
interessant die zwei Wochen werden könnten. Jeden Tag kommen so viele Menschen
in das Arbeitslosenzentrum und jeder hat eine andere Geschichte zu erzählen, warum
er nun erwerbslos geworden ist. Viele Schicksale sind traurig und manchmal sogar
erschütternd, doch Frau Shaker findet stets für jeden die passende Lösung.
Herr Kullik, ein Ehrenamtlicher Mitarbeiter, der montags und mittwochs aushilft, und
Frau Shaker haben den ganzen Tag viel zu tun, verlieren den Spaß an der Arbeit jedoch
nicht. Besonders Herr Kullik hat immer einen lustigen Spruch auf den Lippen, das ist
in vielen Situationen ein echter Vorteil. Zu meinem großen Erstaunen ist Herr Aulich,
der Vorsitzende des Ikarus, fast täglich dort anzutreffen, obwohl er das ehrenamtlich
praktiziert und zusätzlich einen 8 Stunden Job hat. Das hat meiner Meinung nach großen
Respekt verdient!
Meine Aufgabe in den zwei Wochen bestand darin, die Mitarbeiter zu unterstützen. Es
hat mir großen Spaß gemacht ans Telefon gehen zu dürfen und die Besucher herein zu
bitten, bei Beratungsgesprächen dabei zu sein, außerdem habe ich PC-Arbeiten erledigt
wie z.B. Tabellen oder Grafiken angelegt. Ferner durfte ich Frau Shaker meistens auf
ihre Auswärtstermine begleiten, denn die Aufgaben der Ikarus beschränkt sich nicht
ausschließlich auf Beratungen, sondern zusätzlich begleitet Frau Shaker in schwierigen
Fällen die Probanden auf die Ämter. Manchmal habe ich gar nicht verstanden, wie Frau
Shaker noch zu ihren normalen Erledigungen kommt.
Mein Fazit fällt höchst positiv aus, denn ich habe in den zwei Wochen viel erlebt. Ich
bin mit Menschen in Kontakt gekommen, an denen man sonst auf der Straße eher
einfach vorbeiläuft oder sie vielleicht sogar etwas schräg anschaut. Jedoch habe ich für
mich herausgefunden, dass auch sie nur ganz normale Menschen sind. Diese Menschen
brauchen Hilfe, denn viele von ihnen beherrschen die deutsche Sprache nicht oder nur
teilweise und kommen dadurch oft in Schwierigkeiten. Allen diesen Menschen wird im
Ikarus , der Arbeitsloseninitiative, geholfen. Großartig ….
Jörg Dreßler
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Unsere Aufgaben und Ziele
Das Arbeitslosen-Beratungs-Zentrum IKARUS engagiert sich in vielfältiger Weise für und
mit arbeitslosen Menschen.
Unsere Ziele und inhaltlichen Schwerpunkte sind:
- Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit über Ursachen und Auswirkung von
Arbeitslosigkeit in Kirche und Gesellschaft
- Unterstützung von arbeitslosen Menschen und Stärkung der Selbsthilfe
- Beratung, Begleitung, Betreuung und Bildung von arbeitslosen Menschen
- Zusammenarbeit mit Organisationen, Institutionen und Ämtern, die sich mit
Arbeitslosigkeit beschäftigen
Beratung
l
Erkennen und Bewerten der derzeitigen per­sönlichen Situation mit praktischen
Hinwei­sen auf aktuelle Rechtsprechung und die Arbeitsmarktsituation
l Beratung in Fragen und Problemen bzgl. des Arbeitsamtes und des Sozialamtes
l Beratung in schwierigen Lebenssituationen
l Aufzeigen von Möglichkeiten beruflicher Perspektiven und Orientierung.
Mobbingberatung
l
persönliche, psychologische und soziale Beratung
Krisenhilfe mit rechtlichen Aspekten
l Selbsthilfegruppe, Konfliktbewältigung
l
Hilfestellung / Begleitung
l
Erstellen von Bewerbungsunterlagen
l Stellensuche per Internet, Nutzung der IKARUS-PC‘s
l Umgang mit Ämtern, Behörden und allgemeinen Einrichtungen
Seminare und Kurse
l
Allgemeine Kommunikationsgrundlagen, Gruppenarbeiten zu interessanten Themen,
sowie Schulungen zu berufsbezogenen Inhalten
l Arbeitslosigkeit und Gesundheit
l Seminare zur Stressbewältigung
l Allgemeinbildende Kurse
l Kurse zur Bewusstseinsbildung und Lebensorientierung
l EDV-Grundkurse:
Word- und Excel-Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene
Internetführerschein
l PC-Workshops
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Angebote für Frauen
l mehr
Selbstbewusstsein l meditative Erfahrungen
l Internet-Führerschein
l Frauencafe
l Frauengruppe
Freizeit / Gemeinschaft
l Arbeitslosenfrühstück
l spezielles
Frauenfrühstück mit der Möglich­keit zur Informations- und Gesprächsrunde
l Exkursionen allgemeinbildender Art
l Arbeiten und Erholen im IKARUS-Garten
l Theater- und Museumsbesuche
l Wanderungen und Ausflüge
Kultur
l Dichterlesungen
und Vernissagen
l Musische Kurse und Workshops
l Künstlerisches Gestalten
Projekte
l Orientierungskurse
für neue
Lebensmöglichkeiten und kreative
Entfaltung
l Arbeit und Gesundheit
l Stressbewältigung sowie spezielle
Bildungsangebote für Frauen
l Selbstbehauptungstraining
l Servicestelle zur beruflichen Qualifizie­rungsfindung und Qualifizierungs­förderung
l Bildungskurse im Bereich Bewerbungs­training
Betriebsbesuche/ Interessenvertretung
Durch regelmäßige Kontakte und Dialoge mit Betrieben, Behörden, Parteien, Kirchen
Gewerkschaften und sozialen Einrichtungen versuchen wir eine Interessenvertretung für
Erwerbslose zu sein.
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IKARUS Chronik 1984 –2009
1984 – 02.Mai
Gründung des Vereins Arbeitslosenzentrum Karlsruhe in der
Johannispfarrei. Erste Ziele werden formuliert, erste Räumlichkeiten
sind in der Nebeniusstraße 34.
Erster Vorstand Pfr. Dr. Ullrich Lochmann, Evangelische Kirche
Zweiter Vorstand Harald Kremer, Katholische Kirche
1984 – Jun.
Anmietung des Ladengeschäftes Schützenstraße 34
1984 – Sept.
Eröffnung des Arbeitslosenzentrums Karlsruhe in der
Schützenstraße 34
1984 – Okt. Erste Infoveranstaltung „Was Arbeitslose wissen sollten“
1984 – Okt.
Arbeitslosenzentrum Karlsruhe fordert vom Stadtrat Einführung eines
Sozialpasses.
1985 – Jan.
Veranstaltungsreihe „Arbeitslose fragen Politiker“
1985 – Juni
Offener Brief an die BNN wegen unsachlicher Berichterstattung.
1989 – Juni Überlegung und Konzeptvorlage einer BeschäftigungsInitiative der Badischen Landeskirche.
1990
Umzug in die Augartenstraße 47 und Übernahme durch das
Diakonische Werk Karlsruhe; der Verein bleibt bestehen.
1993 – Feb.
Briefe und Aktionen gegen die geplante Schließung durch den
Beschluss des Diakonieausschusses, leider konnte die Schließung nicht
verhindert werden. Die Räumlichkeiten werden vom Diakonischen
Werk für das Mutter-Kind-Programm übernommen.
1995
Mitgliederversammlung und Umbenennung des Vereins in
IKARUS Arbeit und Soziales, Arbeitsloseninitiative e.V.
1996 – Jan.
Wiedereröffnung des Arbeitslosenberatungszentrum IKARUSe.V.
in der Augartenstraße 47 in Kooperation mit dem DGB
und der IGM, die Räumlichkeiten des Mutter-Kind-Projektes werden übernommen.
Vier ABM-Kräfte, davon zwei vom DGB und IGM bieten Programmangebote und Beratung; Projektarbeit „Ich kann mich Sehen lassen“, Bewerbungstraining, gesunde Ernährung mit wenig Geld.
Projektförderung durch die Sama (Gesundheitsamt)
1996 – Nov.
Pressekonferenz zur Vorstellung der Dokumentation „Arbeitslosigkeit
und Gesundheit“.
1996 – Nov.
Die Firma Schwabe macht die größte Einzelspende die Ikarus je
erhalten hat. Die Belegschaft und die Geschäftsleitung spendeten
gemeinsam 15.000 DM.
Initiator: Norbert Fechner, Betriebsratsvorsitzender.
21
1997 – Okt.
Gründung der Akademischen Initiative für Arbeit
Karlsruhe e.V. AIAK; Ikarus unterstützt die Gründung durch
die Bereitstellung der Räume für Treffen.
1997 – Nov.
Projekt: „Recycling Mode“, Kleidung von erwerbslosen Frauen
entworfen, geschneidert und in einer Modenschau präsentiert.
1997 – Dez.
Beschaffung der ersten PCs für die Durchführung von Computerkursen.
ABM-Maßnahmen endet. Zwei Mitarbeiterinnen werden
übernommen.
1998 – April Erster Internetanschluss
1998 – Aug.
Projekt: „Recyclingmodenschau für Kinder“
Frauen entwerfen und schneidern für ihre Kinder Recyclingmode. In
einer Modenschau werden die Modelle von den Kindern präsentiert.
1998 – Sept.
Sommerfreizeit: Ikarus betreut 20 Kinder von Erwerbslosen aus
Mogilev/Weißrussland.
1998 – Okt.
Neue Beratungsstelle in der Scheune Ettlingen wird eröffnet.
1999 – Aug. Umzug in neue Räume in der Kriegsstraße 47a
1999 – Okt.
Ikarus und AIAK veranstalten gemeinsam eine Tagung unter dem
Motto „Arbeiten und Leben“, Perspektiven für Arbeitslose.
2000 – Jan.
Ein Gesprächskreis Mobbing wird eingerichtet, die Gruppe trifft sich
einmal im Monat unter der Leitung von Herrn Siegfried Aulich.
2000 – Jan.
Aus finanziellen Gründen muss Personal reduziert werden, es ist nur
noch eine Hauptamtliche tätig.
2000 – März In Zusammenarbeit mit der AOK und dem Verein „Hardware 4 Friends“
veranstaltet Ikarus Kurse unter dem Motto „Internet-Führerschein –
Ihre Lizenz zum Surfen“, ein Beitrag der bundesweiten INITIATIVE D
21 der Bundesregierung.
2001 – Jan.
Die Aktion 1+1 „Arbeitslosen eine Chance“- Wir verdoppeln Ihre
Spende. Eine gemeinsame Aktion der Evangelischen Landeskirche
Baden und des Diakonischen Werkes Baden e.V. startet. Ikarus
sammelt für diese Aktion Gelder und erhält diese doppelt zurück.
2001 – Jan.
„Amos“ ein gemeinsames Angebot der Arbeitsgemeinschaft für
Gefährdetenhilfe und Jugendschutz der Erzdiözese Freiburg und
Ikarus. Gesundheitsprävention durch Psychosoziale Beratung und
Begleitung.
2001 – Okt.
Unsere EDV-Grund-Kurse wurden in das Programm „Start und Klick“
der Landesstiftung Baden-Württemberg GmbH aufgenommen und
gefördert.
2002 – Feb.
Neugründung einer Frauengruppe. Es werden feste Treffen und
Veranstaltungen für erwerbslose Frauen angeboten.
2002 – Sept.
Ikarus beteiligt sich mit einer Losaktion am Baden-Marathon,
außerdem stellt Ikarus eine Gruppe von Erwerbslosen fürs
Baden-Marathon-Helferteam.
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2003 – Jan.
Aktion Opfer Woche 2003: Ein Projekt des Diakonischen Werkes Baden
unter dem Motto „ Nähe ist Diakonie“.
Über das ganze Jahr hinweg wurden Seminare und Veranstaltungen
durchgeführt zum Thema Arbeitslosigkeit und Gesundheit.
2004 – Jan. Die Stadt Karlsruhe kürzt die freiwilligen Leistungen
2004 – Juni Pressekonferenz 20 Jahre Ikarus
2004 – Aug.
Schulungen von Haupt- und Ehrenamtlichen auf die neueSituation „
„Hartz IV und seine Folgen“.
2004 – Sept.
Benefizveranstaltungen für soziale Einrichtungen wie Ikarus von
ATTAC: „ Die im Dunkeln sieht man ….!“
Klausurtagung im EOK „ Zukunft von Ikarus“.
Antrag auf verbindlichen Zuschuss von Präses Frey an Ordinariat
2004 – Nov.
Aktion 1 + 1 läuft aus. Neue Vergaberichtlinien und Zuständigkeiten
der Stadt nach Hartz IV, neue Leistungsbeschreibung.
2004 – Dez.
Absage eines ständigen Zuschusses der Erzdiözese.
2005 – Apr.
38. Pfennigbasar kann Ikarus keine Spende geben, da Unterstützung
für arbeitslose Menschen in der Satzung nicht vorgesehen ist.
Große Probleme bei Hartz IV-Anträgen. Ikarus ist in der
Hardtstiftung bei Aktion SWR „Wer hilft gewinnt“ und bekommt 5.000
Euro.
2005 – Mai Treffen und Diskussion mit Islamischer Gemeinde
2005 – Sept.
Unterstützung beim Marathon-Lauf, Teilnahme an „Laufen mit Herz“;
Ikarus-Tombola beim Marathon.
2005 – Dez.
Ikarus bekommt von der Stadt weiter einen festen Zuschuss.
2006 – Jan.
Interview zu Hartz IV im SWR
2006 – März Da neue Kriterien, sagt Ikarus Teilnahme an „Laufen mit Herz“ ab.
2006 – Juli Gespräch mit Gewerkschaftssekretären
2006 – Sept.
Besuch Arbeitslosenprojekte in Basel
2006 – Dez.
Projekt Bauschule konzipiert – Antrag LOS-Projekt
2007 – Jan.
Neugestaltung der Räumlichkeiten
2007 – März
Ausstellung „Bilder des Glaubens“ von Michaela Eger; Grußwort Dr.
Lochmann
2007 – Apr.
Bauschuleprojekt nicht weiterverfolgt.
2007 – Juni Gespräch mit DGB und IGM wegen Kooperation Arbeitslosenberatung
2007 – Aug. Aktion Schulstarterpaket, Kooperationspartner Kinderschutzbund; es
werden 220 Pakete gepackt.
Neuordnung unserer Computerseminare.
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2007 – Sept. Mithilfe bei Marathon „ Runners Heaven“.
Große und gute Resonanz bei Aktion Schulstarterpaket, alle Pakete
wurden abgeholt.
Beim Landgericht als Bußgeldempfänger registriert.
Tagesklinik Suchtkranke nutzt zeitweise unsere Räume.
2007 – Nov.
Antrag bei Stadt auf Erhöhung des Zuschusses.
Klausurtagung im Regionaldekanat „Zukunft von IkarusSchwerpunktarbeit“. Projekt Bistro beendet Mietverhältnis.
2008 – Jan.
Beschlüsse der Klausurtagung werden umgesetzt.
Ganzjähriger Programmflyer mit Betriebsbesuche, Kulturangebote etc.
2008 – Feb.
Mithilfe bei Ausstellung „salto mortale“ in der IHK.
Gespräch mit Sozialamtsleiter Dr. Lenz.
2008 – Apr.
Ikarus beteiligt sich an der „Dreck-weg-Woche“. Vortrag über Hartz IV
beim Kinderschutzbund, weitere Zusammenarbeit geplant.
2008 – Juni Kollekte Kindergottesdienst 2008 soll Projekt Schulsachen 2009 zugute
kommen.
2008 – Aug.
Neue Aktion Schulsachen für Schulbeginn 2008.
2008 – Sept.
Gelder vom LOS-Projekt. Neuer ehrenamtlicher Mitarbeiter für PCKurse, weiterhin „Start und klick“.
Antrag ESF-Mittel.
2008 – Nov.
Partner bei Theater „Berliner Companie“.
2009 – Jan.
Ikarus Klausurtagung. Angedacht werden neue Öffnungszeiten und
Terminplanung bei Beratungen. Beginn ESF-Programm verzögert
sich. Weiterhin „Start und klick-mach mit“, Online-Bewerbung, PC,
Internetkurse. Mittwochs weiterhin Arbeitslosenfrühstück, offener
Treff.
2009 – März
Ikarus wird von Pro Bono/FUKS e.V. kostenlos eine Organisationsberatung erhalten. Erhöhter Beratungsbedarf, durch Wirtschaft- und Bankenkrise. Größere Investitionen.
In PC-Anlage. PC-Räume werden zeitweise vermietet.
2009 – Apr.
Rest Schulsachen abgegeben. Planungen für Mitglieder-Versammlung
und Jubiläum. Höherer Aufwand für sofortige Nothilfe.
2009 – Juli
ESF-Projekt kann endlich begingen. Pro BONO übergibt Abschlussbericht. Neustrukturierung und Organisation, Vorstand und Mitarbeiter
beschließen und planen die Umsetzung.
IGM spendet 4000€ Ikarus aus der Frageaktion „Gemeinsam für ein
gutes Leben“
2009 – Sept.
ESF-Projekt kann leider nicht weitergeführt werden. Unterstützung
Schulanfänger Hartz IV durch Kollekte
Kindergottesdienst. Neue Öffnungszeiten.
24
2009 – Okt.
Mitgliederversammlung und Neuwahlen
2009 – Nov. 25 Jahre Ikarus – Festveranstaltung mit Paul Schobel
im Lichthof des Evangelischen Oberkirchenrates.
Aktion zum 1. Mai
Aktion zum Irak-Krieg
25
IKARUS in der Presse
26
27
»KA-NEWS
21.04.2005 03:00
"Wer hilft, gewinnt"
Karlsruhe ak -
Als Architekt Joachim Königsmann gestern Mittag um 13:09 Uhr
verkündete, dass es eigentlich gar keiner großen Worte bedarf und
die Arbeiten alle einwandfrei ausgeführt wurden, herrschte am
Übertragungswagen des SWR1 vor der Karlsruher Hardtstiftung
großer Jubel. Dies war gleichzeitig auch das Ende des vom SWR1
und der Montagefirma Würth initiierten Auftaktprojekts „Wer hilft,
gewinnt!“
Die Ikarus Initiative freut sich über die 5.000 Euro (Foto:
ka-news)
Für die Aktion wurden vier gemeinnützige Projekte ausgesucht. Als „Bauherren“ bewerben konnten sich Gruppen und
Organisationen, die für soziale Zwecke bauen und renovieren wollten. Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung
war, dass das Projekt der Allgemeinheit zu Gute kommt, nicht mehr als 250 Arbeitsstunden dafür benötigt werden
und in zweieinhalb Tagen zu bewerkstelligen ist. Den Auftakt machte nun am vergangenen Montag die Karlsruher
Hardtstiftung im Stadtteil Neureut.
Geschäftsführer der Hardtstiftung lobt handwerkliches Geschick
Täglich waren zehn Mitarbeiter der Arbeitsloseninitiative Ikarus von 7 bis 19 Uhr damit beschäftigt, etwa 70 Fenster
einzustellen und abzudichten sowie die verwitterte Holzverkleidung und die Pergola zu streichen. Bis gestern hatten
die Frauen und Männer Zeit ihre Arbeiten zur Zufriedenheit des Architekturexperten durchzuführen. Denn nur wenn
Königsmann nach Beendigung der Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen sein Ok gab, galt die Aufgabe als
ordnungsgemäß ausgeführt. Und da es an der Arbeit der Ikarus-Mitarbeiter nichts auszusetzen gab, durfte sich der
Sprecher der Initiative, Siegfried Aulich, am Ende über einen Spendenscheck der Firma Würth in Höhe von 5.000 Euro
freuen.
Nach dem Ende der Arbeiten zeigte sich der Geschäftsführer der Hardtstiftung, Michael Schröpfer, sichtlich angetan
vom handwerklichen Geschick der Ikarus-Schützlinge: „Hier wurde eine hervorragende Arbeit geleistet. Wir wollten die
Fenster schon seit geraumer Zeit abdichten. Junge Mütter, die mit ihrem Nachwuchs in dem Gebäude wohnen, haben
sich seit langem über undichte Fenster beklagt. Leider hat bisher das notwendige Geld für eine Sanierung gefehlt.“
Da kam die Aktion des SWR gerade recht. Etwa 10.000 Euro hätten die Arbeiten, welche von Ikarus erledigt wurden,
gekostet, wenn sie von Fachfirmen hätten ausgeführt werden müssen.
Zwei Ikarus-Mitarbeiter finden durch Aktion neuen Job
„Dafür hätten wir ein Darlehen aufnehmen müssen. Früher haben wir für Bau- und Sanierungsmaßnahmen noch einen
Zuschuss von 50 Prozent erhalten, doch das hat sich mit dem In-Kraft-Treten der Verwaltungsreform geändert. Nun
müssen wir die Kosten vorfinanzieren und darauf hoffen, dass der Kredit über Einnahmen aus der Tagesbelegung
zurückbezahlt werden kann“, so Schröpfer. So hatten zum Schluss alle etwas zu feiern. Während die jungen Mütter
in Zukunft wieder in trockenen Räumen wohnen können, hat die Hardtstiftung eine Menge Geld gespart und Ikarus
5.000 Euro damit gewonnen. Das Positivste ist aber, dass durch die Aktion zwei der Ikarus-Helfer einen Job von Firmen
angeboten bekommen haben, welche die Aktion im Radio verfolgt haben.
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Aktion „Schulstarterpakete“ von Ikarus und Kinderschutzbund
ekiba aktuell (20.08.08)
Armut hört nicht mit der Einschulung auf – Aktion „Schulstart-Pakete“ in Karlsruhe bittet um Spenden –
Das neue Schuljahr bringt zwangsläufig wieder einige Ausgaben
für Schulbedarf mit sich. Was schätzen Sie: Wie viel Geld kosten die
Schulsachen für ein Kind?
Bei Hartz IV sind 0,00 EUR (!) für Schulsachen und 1,63 EUR für
Schreibwaren pro Monat vorgesehen.
Dieser "Leitwert" führt leider ziemlich in die Irre...
...die wirklichen Kosten sehen ungefähr so aus:
Es kosten zum Beispiel:
- 1 Bleistift 0,70 EUR - 1 Füllhalter 15,00 EUR - 1 Malkasten 9,50
EUR - Pinsel Set 3,60 EUR - 1 Zirkel 11,90 EUR
Armut hört nicht mit der Einschulung auf
Ein 7jähriges Kind erhält einen Regelsatz von monatlich 211 EUR.
Das Kindergeld von 154 EUR wird voll angerechnet, so dass vom
Regelsatz noch 57 EUR ausbezahlt werden. Geld für ein Kind, das
Essen, Kleidung Schulsachen und einiges mehr braucht.
Ohne Schulmaterial lernt es sich aber schlecht und Bildung wird mit
jedem Schuljahr teurer.
Nix drin ???
Bildung ist der Schlüssel für die Zukunft
In Karlsruhe leben 1600 Kinder, die die 2. bis 4. Klasse besuchen, von Hartz IV. Ihre Eltern sind arbeitslos oder arbeiten in prekären, schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen. Auch diese Kinder haben Anspruch auf gute Bildung und
müssen die gleichen Chancen in der Schule haben.
Schulstart-Pakete für 2. bis 4. Klässler in Karlsruhe
Die Arbeitsloseninitiative Ikarus hat zusammen mit dem Kinderschutzbund ein Paket für Schülerinnen und Schüler
der 2. bis 4. Klasse zusammengestellt. Im Hilfspaket sind Schulmaterialien, die fortwährend gebraucht werden wie
Hefte, Zeichenblöcke, Farben, Zirkel usw. enthalten. Die Aktion wird u. a. unterstützt von der Evangelischen Arbeitnehmerschaft Baden (ean) und der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB). Damit es in Karlsruhe keine
Kinder erster und zweiter Klasse gibt, brauchen wir Ihre Hilfe.
Kinder und ihre Bedürfnisse wurden bei der Hartz IV Reform einfach vergessen. Wir setzen uns für sie
und ihre Rechte ein! Damit es keine Schüler "2. Klasse" gibt.
Die Schulsachen werden vom 8. bis 20.September beim Kinderschutzbund Karlsruhe oder bei Ikarus e.V. Arbeit und
Soziales gegen Vorlage des ALG-II Bescheides abgegeben.
Weitere Informationen zu dieser Aktion erhalten Sie auch bei
Ikarus e.V.
Kriegsstraße 47a
76135 Karlsruhe
Tel. (0721) 36497
Email: [email protected]
Deutscher Kinderschutzbund
Kaiserallee 109
76185 Karlsruhe
Tel.: (0721) 84 22 08
E-Mail: [email protected]
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Aktion Schulstarterpaket 2007
Wir als Arbeitnehmerseelsorge, als ökumenisches Arbeitslosenzentrum IKARUS, als
Evangelische Arbeitnehmerschaft (ean), als Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB)
haben zusammen mit dem Kinderschutzbund deshalb im Frühjahr 2007 eine Aktion
gestartet, die Familien mit Hartz IV-Einkommen die Grundausstattung für die Einschulung
ihrer Kinder finanziell erleichtern soll.
In den Wochen vor den Sommerferien
hatten wir deshalb zu einer
Spendenaktion aufgerufen, die auch
erfolgreich verlaufen ist.
Kinder dieser Familien konnten
Anfang September 2007 kostenlos
ein „Schulstarterpaket“ mit Heften,
Stiften, Mäppchen etc. erhalten.
Gegen Vorlage des ALG II Bescheides
konnten diese abgeholt werden. Die
„Schulstarterpakete“ wurden bei
IKARUS gepackt.
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Bisherige Verantwortliche
im IKARUS -Team
Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes:
Dr. Ullrich Lochmann
Siegfried Aulich
Harald Kremer
Werner Posmeck
Armin Benzler
Ingrid Prassler-Schmeisser
Irene Merkel
Dietrich Hahn
Dieter Pittner
Hans-Dieter Köhler
Roland Zöller
Michael Kullik
Hauptamtliche Mitarbeiter/innen
Ingrid Prassler-Schmeißer
Thilo Knodel
Bruno Plathen
Elisabeth Krug-Müller
Michael Freyer
Beatrice Altmann-Schewitz
Günter Matt
Sabine Djebbari
Roland Zöller
Jutta Shaker
Wir danken allen ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement.
Herzlichen Dank auch unseren Fördern und Mitstreitern.
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