Ronja Naujoks - Romeo und Julia

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Ronja Naujoks - Romeo und Julia
Romeo und Julia
Das berühmte Stück „Romeo und Julia“, von William Shakespeare, hatte am 17.
Dezember 2010 in der neuen Spielstätte NORD Premiere.
Die Regisseurin Catja Baumann hat die tragische Liebesgeschichte, zweier
Jugendlichen zwischen den verfeindeten Familien Montague und Capulet, modern
und interessant inszeniert.
Die Familie Montague sind bei ihr „Wutbürger“, die Familie Capulet gehört zum
bauwütigen, anzugtragenden Establishment, die Verona zu einer modernen Stadt
umbauen wollen.
Der Bezug zur tagesaktuellen Politik ist unverkennbar und gibt der alten
Geschichte, über die beiden verfeindeten Familien, ein neues, spannendes Gesicht.
Für dieses moderne Gesicht ist auch der Text (Dramaturgie Beate Seidel) stark
verändert worden, so dass nur einzelne Fragmente wie der berühmte Satz „Es war
die Nachtigall, und nicht die Lerche“ übrig bleiben. Dieser neue Text stört
allerdings nicht, sondern macht die gesamte Handlung leichter verständlich.
Julia (Lisa Bitter), die Tochter der Capulets, und Romeo (Till Wonka), der Sohn der
Montagues lernen sich bei einem Fest im Haus der Capulets, auf das sich Romeo,
zusammen mit seinen Freunden Mercutio (Sebastian Winkler) und Benvolio
(Matthias Kelle), heimlich geschlichen hat, kennen. Sie verlieben sich im wahrsten
Sinne des Wortes Hals über Kopf ineinander. Julia hängt nämlich, in der Stuttgarter
Inszenierung, Kopf über an einem Baum, wenn sich ihre Blicke das erste Mal
treffen.
Mit Hilfe von Julias Amme (Marietta Meguid) und dem Mönch Lorenzo (Jonas
Fürstenau) schaffen es die beiden heimlich zu heiraten. Es kommt wieder zu Streit
zwischen den Familien und bei einem Straßenkampf wird Mercutio von Tybalt
(Christian Schmidt), dem Cousin von Julia, getötet. Aus Wut und Trauer über den
Verlust des Freundes bringt Romeo Tybalt um. Das Sterben von Mercutio und
Tybalt wirkt auf eindrückliche Weise brutal und gleichzeitig abstrakt, in dem sich
die Schauspieler gegenseitig mit roter Farbe bewerfen.
Romeo wird aus der Stadt verbannt. Währenddessen will Julias Vater (Sebastian
Kowski), Julia an Paris (Sebastian Röhrle), der in Baumanns Inszenierung ein
Geschäftspartner ist, verheiraten. Julias Vater tritt wie ein Zuhälter auf, der Julia als
„Flittchen“ und als „sein Eigentum“ bezeichnet.
Um der Heirat mit Paris zu entgehen flieht sie zu Lorenzo. Der gibt ihr einen
Schlaftrunk, der sie in einen scheintoten Zustand bringt. Alle denken Julia sei
gestorben und sie wird in die Familiengruft gebracht. Eine Nachricht, die Lorenzo,
der der einzige ist, der weiß was wirklich mit Julia geschehen ist, an Romeo
geschickt hat, kommt nicht bei Romeo an. Dieser erfährt aber dass Julia tot sei und
macht sich sofort auf den Weg zur Gruft.
Das Stück endet tragisch, Romeo bringt sich beim Anblick der scheinbar toten Julia
um und als Julia aufwacht und den toten Romeo sieht nimmt auch sie sich das
Leben.
Die Leistung des gesamten Ensembles (Gabriele Hintermaier, Eberhard Boeck) ist
beachtlich. Lisa Bitter geht in der Rolle der Julia voll auf und auch Till Wonka`s
Darstellung des hitzigen und schnelllebigen Romeos ist toll. Das von Anja KochKenk gestaltete Bühnenbild ist beeindruckend.
Der Bühnenraum wird durch eine hohe, graue Wand, auf der mit Druckbuchstaben
VERONA steht, begrenzt. Durch die kaltwirkende Mauer, die auf halber Höhe einen
Absatz hat, auf dem die Schauspieler sich zeitweise auch bewegen, und einen
künstlichen Baum, der den restlichen Bühnenraum mit dem Mauerabsatz verbindet,
wirkt der Raum trostlos und beklemmend.
Der Zuschauer hat das Gefühl die Figuren befinden sich in einem Gefängnis und
können nicht ihrem Schicksal entfliehen. Der Eindruck wird noch dadurch verstärkt,
dass das gesamte Ensemble sich ständig am Bühnenrand befindet und sich
gegenseitig bei den einzelnen Szenen zuschaut. Es vermittelt den Eindruck, dass die
Figuren unter ständiger Beobachtung stehen.
Die Inszenierung von Catja Baumann ist packend, interessant anders und auf jeden
Fall sehenswert.
Ronja Naujoks