Neuvermessung des Höhlenbaches Nord der Hermannshöhle 1998

Transcription

Neuvermessung des Höhlenbaches Nord der Hermannshöhle 1998
Neuvermessung
des Höhlenbaches Nord
der Hermannshöhle
1998 –2006
(21.11.2006)
Titelbild:
Holger Dietze bei der Längenmessung mittels Bandmaß
Fotograf: Jörg Berbig
kurz über uns –HFG Leipzig
Die Höhlenforschergruppe Leipzig ist eine Gruppe von momentan 13 Mitgliedern
unterschiedlichster Berufsrichtungen, die die Höhlenforschung als ihr Hobby betreiben.
Unsere Gruppe besteht seit nunmehr fast 30 Jahren mit annähernd gleicher Mitgliederzahl.
Da es in Leipzig keine Höhlen gibt sind wir auf die Höhlenforschung in anderen Gebieten angewiesen. Unsere Hauptforschungsgebiete sind der Harz (Rübeland) und Thüringen. So sind wir z.B. Mitglied im Thüringer Höhlenverein und dort für die Katasterarbeit zuständig. In Rübeland ist unser Verein bereits seit Jahrzehnten tätig.
Neben den Höhlen in Thüringen und im Harz werden von unseren Mitgliedern auch
andere Höhlengebiete befahren.
Weitere Informationen und Ansprechpartner unter www.hfg-leipzig.de
Download:
Dieses Dokument können Sie auf unserer Homepage unter der Rubrik
"Berichte" downloaden oder direkt unter
http://home.arcor.de/thv/hfg/berichte/villabaerenfels.htm
www.hfg-leipzig.de
2
Allgemeines
1. Kurze Erläuterungen zur Geologie
5
2. Entstehung von Höhlen
6
Allgemeines
Inhaltsverzeichnis
Entdeckung
4. Die Neuvermessung des Höhlenbaches Nord ab 1998
8
4.1. Beschreibung des Höhlenbaches Nord
9
4.2. Tauchaktion (03/2001)
13
4.3. Entdeckung Andrés Welt (09/2001)
14
4.4. Versteckter Saal (09/2003)
16
4.5. Vermessung Kluftgang (02/2004)
18
4.6. Optimistentunnel (07/2005)
18
4.7. Novemberhalle und weitere „kleine“Neuentdeckungen
19
Daten und Fakten
5. Daten und Fakten der Vermessung
20
Ende
21
7. Quellennachweis
21
8. Danksagung
21
Ende
6. Ausblicke
Vermessung
Vermessung
Entdeckung
7
Daten und Fakten
3. Die Entdeckungsgeschichte der Hermannshöhle
3
4
Von diesen vier Höhlen sind heute
die beiden erstgenannten Höhlen
(Hermanns- und Baumannshöhle)
als Schauhöhlen zugänglich. Die
Bielshöhle war ebenfalls lange Zeit
eine bekannte Schauhöhle. Sie ist
jedoch seit weit über 100 Jahren
verschlossen.
Rübeländer Riffkalk mit Einlagerungen von
Korallen, Dirk Sasse, 2006
Im Gebiet um Rübeland kam es im
Laufe der Jahrtausende zur Bildung
einer größeren Anzahl von Höhlen.
Davon die vier bedeutendsten:
Die Hauptentstehungszeit der
Baumannshöhle kann man der
1. Warmzeit (ca. 500.000 Jahre)
zuordnen, die Hermannshöhle
entstand zur 2. Warmzeit
(350.000 Jahre).
Allgemeines
Ende
* Hermannshöhle
* Baumannshöhle
* Bielshöhlen-System
* Kameruner Höhle
Entdeckung
- momentane Ausdehnung des
Riffkalk-Komplexes ca. 13 x 3,5 km
- Alter ca. 370 Mio. Jahre
- Kalziumkarbonat (CaCO3)
Vermessung
Rübeland liegt am südöstlichen Rand
des Elbingeröder Riffkalkkomplexes.
Dieses Korallenriff bildete sich im mittleren bis oberen Devon an den Flanken
eines unterseeischen Vulkans. Die
Riffbildung fand zu jener Zeit in der
Nähe des Äquators statt.
Durch tektonische Bewegungen und die
Gebirgsbildung Ende der Kreidezeit
kam es zu Rissbildungen, die als
Grundlage der heutigen Höhlen angesehen werden können.
(ca.) Mio. Ereignis
Jahre
Quartär - 1,5
Froststeppe
Eiszeit ca. Höhlenbär
8.000 Jahre 300.000 - 8.000 Jahre
Tertiär
65
Vulkanismus, Waldsümpfe, Braunkohle
Kreidezeit 130
Hebung der Bruchschollen, vereinzelt
wieder durchgehende
Meereslandschaften
Jura
190
Bruchfaltung, vereinzelt Meerlandschaften
Trias
230
vereinzelt durchgehende Meerlandschaften, Muschelkalk
Perm
280
vereinzelt Meereslandschaften, Steinund Kalisalz
Karbon 350
teilw. Gebirgsbildung
und Hebung, Wattenmeere, Steinkohle
Devon
400
Meeresbedeckung,
Vulkanismus, Riffe
Silur
440
durchgehende
Meeresbedeckung
...
...
...
4,6 Mrd. erste Krustenbildung
Daten und Fakten
1. Kurze Erläuterungen zur Geologie
Rübeland verfügt damit über 4 der
etwa 100 längsten Höhlen Deutschlands.
5
2. Entstehung von Höhlen
Es gibt unterschiedliche Arten von Höhlen. Ebenso unterschiedlich wie die
höhlenbildenden Gesteine sind auch die chemisch- physikalischen Prozesse, die dabei ablaufen. Zahlreiche der weltweiten Höhlen liegen jedoch in
Gesteinsarten, die durch Lösungsvorgänge Höhlen bilden. Diese Gesteinsarten sind z.B. Kalkstein (CaCO3), Gips (CaSO4-2H2O) und Dolomit
(CaMg(CO3)2).
So befinden sich auch die Rübeländer Höhlen im Kalkstein (Riffkalk).
Höhlenentstehung im Kalkstein:
Oberflächenwässer (Regen, Bäche) können auf ihren Wegen an der Luft
geringe Mengen von Kohlendioxid (CO2) aufnehmen. Es entsteht ein
Gleichgewicht mit dem Luft-CO2-Gehalt. Erst beim Durchfließen von Humusschichten kann weiteres CO2 aufgenommen werden. Humusschichten
enthalten im Verhältnis zur Luft einen wesentlichen höheren CO2-Gehalt.
Hier entsteht ein neues CO2-Gleichgewicht mit dem CO2-Gehalt der Humusschicht. In Oberflächennähe wird das CO2 des Wassers leicht wieder
abgegeben. Dringt solches Wasser jedoch durch feine Risse und Spalten in
den Kalkstein ein, so kann das CO2 nicht aus dem Wasser entweichen. Das
CO2 bleibt im Wasser gebunden und reagiert sauer (Säure). Dieses leicht
saure Wasser ist nun in der Lage, den Kalkstein zu lösen und transportiert
den gelösten Kalk ab. Es entstehen größere Hohlräume im Kalkstein.
Trifft dieses kalkhaltige Wasser
nun z.B. auf einen vorhanden
wasserlosen Hohlraum bzw. tritt
es aus dem Fels aus, so entspannt
es sich. Das CO2 stellt wieder
sein Gleichgewicht mit der Umgebungsluft her, indem das überschüssige CO2 entweicht. Damit
verringert sich jedoch auch das
Lösungsvermögen des Wassers.
Sinterformation im Gang in Richtung Berggeisthalle
(H.Dietze)
Der Kalk, der nun nicht mehr im Wasser gelöst bleiben kann, fällt aus und
bildet so die Tropfsteine (Spaghetti, Stalagtiten, Stalagmiten, Stalagnate),
Sinterfahnen, Sinterbecken und Travertinbänke.
Ändert sich die Hydrologie der Höhle so kann die Höhle ganz oder teilweise trocken fallen. Nun ist die „neu“entstandene Höhle begehbar (das ganze
ist ein Zeitraum von Jahrtausenden!). Es fehlen also nur noch die Höhlenforscher, die diese Höhle finden, erforschen und vermessen!
6
Entdeckung
"Die Hermannshöhle bei Rübeland“, 1889 (Dr. J.H. Kloos, Dr. M. Müller)
Daten und Fakten
Ab 1924 begann die 2. Forschungsperiode in der Hermannshöhle durch Dr.
Ing. Friedrich Stolberg und die Nordhäuser Höhlenforscher. Es wurden
weitere neue Höhlenbereiche im Osten entdeckt, dabei u.a. der vordere Bereich des Höhlenbaches Nord, der Labyrinthgang, das Ende der Welt, die
Berggeisthalle, die Olympiahalle. 1938 wurde durch Emil Mundt die Fledermausschlucht entdeckt, die aufgrund ihrer Schönheit mit in den Führungsweg eingebaut werden sollte.
Ende
Oben angelangt, öffnete sich vor Ihnen ein gro- "Die Hermannshöhle bei Rübeland“
1889 von Dr. J.H. Kloos, Dr. M. Müller
ßer Hohlraum. Um die Höhle als Schauhöhle
gangbar zu machen, wurde 1888 ein neuer
Ausgangsstollen geschaffen und weitere Arbeiten durchgeführt. Dabei
wurde der wohl schönste Teil der Höhle - die Kristallkammer - entdeckt.
Am 1.Mai 1890 wurde die Schauhöhle eröffnet.
Vermessung
Am 28.6.1866 entdeckte der Wegeaufseher Wilhelm Angerstein (genannt
Sechserding) bei Straßenbauarbeiten von Rübeland nach Hasselfelde den
Einstieg zur unteren Schwemmhöhle. Nach einer kurzen Befahrung wurde
die Höhle ("Sechserdinghöhle") jedoch sofort wieder verschlossen, um ein
Ausräubern der Tropfsteine zu verhindern.
Ab Ende 1868 wurde die Höhle durch Hermann Grothian untersucht und
erstmals vermessen. 1877 wurde die Höhle in "Hermannshöhle" umbenannt.
Ende 1887 wurden weitere Arbeiten durch Dr.
Kloos, Oberförster Nehring und Höhlenführer
Hase durchgeführt. Dabei wurde u.a. im hinteren Bereich der unteren Schwemmhöhle ein
12 m Lehmschacht nach oben geöffnet. Man
grub sich dabei durch einen 8 m mächtigen, mit
tausenden Bärenknochen durchsetzten Bereich.
Allgemeines
3. Die Entdeckungsgeschichte der Hermannshöhle
7
Plan von Dr. Ing. Friedrich Stolberg, 1927
Aus diesem Grund wurde bis 1942 ein neuer Stollen gegraben, der jedoch
(kriegsbedingt) erst 1949 in den Führungsweg eingebunden wurde.
Zu diesem Zeitpunkt betrug die vermessene Höhlenlänge ca. 1750 m.
Davon waren über 1000 m Führungsweg.
weitere Ergänzungen des Stolberg-Planes u.a. von Graf, um 1940
1970 wurde durch Rübeländer Höhlenforscher (u.a. G.Volmer) die letzte
große Entdeckung gemacht => die Entdeckung des Höhlenbaches Nord
(hinter Trümmerhalle). Eine erste grobe Vermessung des Höhlenbaches
Nord wurde durchgeführt.
4. Die Neuvermessung des Höhlenbaches Nord ab 1998
Im Dezember 1998 übernahmen wir die Neuvermessung des Höhlenbaches
Nord. Dieser Höhlenbereich wurde zwar bereits 1970 entdeckt –bei der
Entdeckung wurde jedoch nur die Hauptstrecke grob vermessen. Aus diesem Grund wurde eine Neuvermessung der Haupt- und Nebengänge notwendig.
Wir hatten diesen Höhlenbereich schon des Öfteren befahren. Daher wussten wir, dass dieser Höhlenbereich schwer zu erreichen ist und einige
Engstellen aufweist. Dass das keine leichte Aufgabe wird, war uns deshalb
bereits klar. Wir veranschlagten deshalb von vorn herein ca. 3 Jahre für die
Vermessung. Die Rübeländer Höhlenforscher (G.Volmer), die uns „netterweise“diese Arbeit überließen, gingen von 5 Jahren aus. Mittlerweile ist
das 8 Jahre her ...
8
„Ende eines Vermessungseinsatzes“Paul (Rübeland),
Jörg, Wolfram und Dirk (D.Sasse)
Allgemeines
Entdeckung
Vermessung
Durch die Rübeländer Höhlenforscher wurde der vordere Bereich des Höhlenbaches (bis
Trümmerhalle) bereits eingemessen und ein genauer Meßpunkt
vom oberen Schauteil in den
Höhlenbach gelegt (Punkt 6023).
Ab diesem Punkt begannen wir
unsere Arbeit im Dezember
1998. Die bekannten Höhlenteile
„Jens nach Punkt 6023“
des Höhlenbaches Nord waren
(H.Dietze)
im Sommer 2001 vermessen.
(HB-Nord: Gesamtlänge Bachlauf ohne Nebengänge: 202,5 m)
Zu Erreichen ist der Höhlenbach
Nord auf 3 unterschiedlichen
Wegen, die jedoch alle am hintersten Teil des Führungsweges
beginnen. Der Weg über die
Berggeisthalle/Labyrinthgang ist
jedoch sehr weit und beschwerlich. Aus diesem Grunde ist nur
der Weg über die Trümmerhalle
(Abseilstelle) oder der Weg über
das Kirchendach üblich.
Jörg im Kirchendach (H.Dietze)
9
Ende
4.1 Beschreibung des Höhlenbaches Nord
Daten und Fakten
rechts: Aufstieg in der Trümmerhalle über eine 10 m
Stahlseilleiter (H.Dietze)
Im Abstieg sind die verschiedenen Wege durchaus gut machbar. Jedoch
erschöpft und mit schwerem Gepäck ist das Ganze im Aufstieg um einiges
anstrengender.
Gelangt man über das Kirchendach in
den Höhlenbach Nord, so wendet man
sich nach links. Dieser Gang führt,
vorbei am Einstieg zum Versteckten
Saal und am Abzweig des Labyrinthganges bis zum Verbruch unterhalb
der Trümmerhalle. Hier wird es zum
ersten Mal richtig eng, wenn man den
unteren Durchstieg wählt. Nachdem
wir diese Engstelle passiert haben
kommen wir noch am Einstieg zur
Nehringhalle vorbei. Kurz darauf gelangen wir zur Teilungshalle. Wir haben jetzt seit dem Abstieg vom Kirchendach ca. 130 m zurückgelegt.
schöne Gangform (kluftgebunden) und Fließfacetten im Höhlenbach in Richtung Labyrinthgang (H.Dietze)
Bild rechts: Henning im rechten (nördlichen)
Zulauf der Teilungshalle (H.Dietze)
Teilungshalle:
Der Name ist eigentlich etwas irreführend. Er wurde jedoch einmal so festgelegt. Sicherlich deshalb, da sich beim Befahren der Höhle der Höhlenbach an dieser Stelle scheinbar teilt. In Wirklichkeit jedoch sind es zwei
Zuflüsse, die an dieser Stelle zusammenfließen und ab hier gemeinsam den
Höhlenbach Nord bilden.
Der rechte Zulauf ist ein etwa
1,3 m breiter und 40 cm hoher
Schluf von 20 m Länge. Hat man
diesen durchquert, so gelangt
man in einen 20 m langen, im
hinteren Bereich schräg ansteigenden Verbruchraum. Hier wurden am Boden u.a. größere Holzstücke gesichtet, die von außen
„Weg“im nördlichen Zufluss der Teilungshalle
eingespült wurden.
(H.Dietze)
10
Allgemeines
Entdeckung
Aufstieg zum erst 2005 neu entdeckten Bereich
"Optimistentunnel" (H.Dietze)
Holger auf dem Weg zum Siphon (D.Weiss)
11
Daten und Fakten
Ende
Der wesentlich längere Höhlenteil befindet sich jedoch hinter dem linken
Zulauf der Teilungshalle. Hier gelangt man wiederum an einigen Felsflächen mit sehr schönen Fließfacetten vorbei zu einer Stelle, an der aus dem
Nirgendwo plötzlich ein Seil aus der Decke zu uns herunterreicht. Dies ist
einer der mittlerweile 3 Abstiege aus dem 2001 neu entdeckten Bereich
"Andrés Welt".
Rechterhand des Höhlenbaches ist in ca. 3 m Höhe der Zugang zum
"Wurmfortsatz" zu erahnen. 3 m sind unter "normalen Bedingungen" nicht
zu übersehen. Hier jedoch, wo man
sich meist kriechend oder gebückt
fortbewegt, dazu noch im Halbdunkel,
ist der Zugang fast so etwas wie die
berühmte Nadel im Heuhaufen. Nur
selten schaut jemand hier hoch …
Vermessung
Auszug aus dem Höhlenplan, Bereich Teilungshalle/Andrés Welt (Rasterabstand 10m)
gezeichnet in CAD für Höhlen (H.Harzer)
Kurz nach dieser Höhlenpassage liegen auf der linken Gangseite mehrere
Steine, die das Ergebnis einer Gangsuche in der Firste sind, der jedoch
auch "nur" in Andrés Welt endet …
Nach einer weiteren Kurve im Höhlenbach, die einen kleinen Lehmfall
von oben beherbergt, sind wir auf
einem längeren Gangstück. In diesem
Höhlenbereich nun gehen mehrere
Nebengänge ab. Einmal die bekannten 3 Wege zum Siphon, der Aufstieg
zu Andrés Welt, der Aufstieg zum
Optimistentunnel und, ganz am Ende,
der (sehr enge) Durchstieg zur Novemberhalle.
Pegelmesser im Siphon (H.Dietze)
Hier hinten sind wir nun am Ende unserer Befahrung angelangt und kehren
wieder um. Auf dem Rückweg zum Kirchendach gelangt man wiederum
zur Teilungshalle und weiter zum Aufstieg zur Nehringhalle.
Hier verlassen wir den Höhlenbach und klettern an dem gelegten Seil die
kurze 3 m - Schräge hoch und schieben uns über einen Stein - um im Anschluss im sehr unübersichtlichen Hauptraum der Nehringhalle zu stehen.
Hier zweigen wiederum mehrere Seitengänge ab, u.a. der erst 1981 entdeckte, ca. 43 m lange Kluftgang.
Von hier geht es durch einen engen Durchstieg zur Trümmerhalle. Diese
beiden Hallen sind nur durch einen schmalen Verbruchgürtel voneinander
getrennt. Nach diesem Durchstieg stehen wir in der ca. 15 x 10 x 10 m großen Trümmerhalle. Von dieser gelangen wir, gesichert an einem Seil, über
die Stahlseilleiter wieder in den Führungsteil der Höhle und beenden damit
die Befahrung des Höhlenbaches Nord.
12
Allgemeines
Entdeckung
Auszug aus dem Höhlenplan, Bereich Trümmerhalle / Nehringhalle
gezeichnet in CAD für Höhlen (H.Harzer)
13
Daten und Fakten
Ende
Am 07.03.2001 konnten wir
mit 2 befreundeten Höhlentauchern einen Termin vereinbaren, damit auch der für
uns nicht zugängliche Siphon erforscht wird. Dabei
sollte an diesem Tag nur eine erste Sondierung erfolgen. Zum Transportieren der
gesamten Ausrüstung für die
beiden Taucher konnten wir
Tauchaktion 2001 im Siphon des Höhlenbaches Nord
insgesamt 13 Höhlenfreunde
–2 Taucher und 11 Träger (D.Weiss)
"begeistern".
Ralf Brand (Naumburg/Weißenfels) und Bertram Ellrich (Suhl) als Taucher
sowie 11 „Mulis“aus Dresden, Naumburg/Weißenfels, Leipzig und Suhl.
Leider ergab die Tauchaktion keine wesentlichen Neuigkeiten. Nach einigen Metern teilte sich der Siphon auf, wobei die beiden Gänge eng wurden.
Die Taucher brachen diesen ersten (Sondierungs)-Tauchgang ab.
Hintergrund der gesamten Tauchaktion war die Vermutung, dass der
Siphon im Höhlenbach Nord in unmittelbarem Zusammenhang mit dem
Siphon unterm Tropfsteinboden steht. Eine spätere Vermessung im Februar
2005 ergab eine Entfernung der beiden Siphons von weniger als 5 m.
Ungeklärt ist jedoch weiterhin der genaue Wasser(zu)lauf zwischen bzw.
zu den Siphonen.
Die 3 Zugänge zum Siphon ergeben zusammen eine Länge von 55 m.
Vermessung
4.2. Tauchaktion (03/2001)
4.3. Entdeckung Andrés Welt (09/2001)
Bei einer gemeinsamen Vermessungsaktion
mit Berliner Höhlenforschern legten Jens
Leonhardt und Torsten Kohn den Zugang
zu Andrés Welt frei.
Dieser Hohlraum befindet sich in einer Höhe zwischen dem aktiven Höhlenbach und
dem Führungsbereich.
André Hörchner (†) (rechts unten im
Bild) bei einer Grabungsaktion in
Thüringen
André Hörchner war ein befreundeter
Höhlenforscher und Höhlentaucher und
eines der aktivsten Mitglieder des Thüringer Höhlenvereins. Leider verstarb er
kurz vor der Entdeckung bei einem tragischen Tauchunfall. Ihm zu Ehren wurden
die neu entdeckten Bereiche "Andrés
Welt" genannt.
Bild rechts: Holger und Dirk bei einer Grabungspause vor dem Aufstieg (Seil) zum Knochengang
In Höhe von Andrés Welt befinden sich weitere bekannte und vermessene
größere Höhlenbereiche (z.B. Nehringhalle und Trümmerhalle) und auch
einige befahrbare Gänge, die jedoch im Verbruch oder im Lehm enden.
Sehr wahrscheinlich war diese Höhlenetage einmal komplett durchgängig.
Momentan sind die einzelnen Räume jedoch immer nur von anderen Höhlenbereichen aus zu erreichen, ohne dass bisher eine Direktverbindung zwischen den Räumen dieser Höhlenetage gefunden wurde.
In den folgen Einsätzen wurde vorwiegend Andrés Welt untersucht und
vermessen. Dabei waren wieder erstaunlich viele Höhlenforscher beteiligt!
Aber schließlich werden nur selten Neuentdeckungen gemacht. Eine Neuentdeckung ist für jeden Höhlenforscher etwas Besonderes. Wir ahnten ja
nicht, dass uns das in den Folgejahren immer wieder passieren würde ...
14
Allgemeines
Entdeckung
Vermessung
Nachdem die "normalen" Höhlenteile in Andrés Welt erforscht
und vermessen waren lachte uns
noch ein sehr schöner Gang aus
ca. 7 m Höhe entgegen. Henning
spittete sich hoch und hängte ein
Seil für den leichteren späteren
Zutritt ein. Hier oben war eine
Verbindung zum oberen FühMit abgerundeten Steinen zugerollter Gang (Knochen- rungsweg zu vermuten. Trotz ingang). Als Größenvergleich der Arbeitshandschuh.
tensiver Grabungen in diesem
(H.Harzer)
Gang, Rauch-Tracer-Versuchen
und Suchgrabungen von oben
konnte keine Verbindung mit dem oberen Schauteil hergestellt werden.
Bei diesen Grabungsaktionen wurden jedoch in dem Gang mehrer Knochenfunde gemacht, darunter auch Bärenschädel. Daher erhielt dieser Gang
den Namen „Knochengang“.
Am 14.02.2004 konnte beim
Vermessen des letzten Raumes des Knochengangs durch
eine Rufverbindung die lange
gesuchte Verbindung zum
Führungsweg (Hoher Punkt)
gefunden werden. Leider ist
dieser Zugang zum Höhlenbach etwas verbruchgefährdet.
gefundene Bärenschädel am Ende des
Knochenganges (H.Harzer, D.Sasse)
Ende
Daten und Fakten
Aus diesem Grund mussten
die Höhlenforscher an diesem
Tag wieder den langen
Rückweg über den Höhlenbach antreten (ca. 1 h Weg!).
Bild links: Ecki Göbel beim Vermessen
im letzten Raum
(H.Dietze)
15
Bild links: Ansicht der Durchbruchstelle vor dem Beräumen (H.Dietze)
Am nächsten Tag haben wir
dann den verbruchgefährdeten
Weg von oben beräumt und
sind zum ersten Mal direkt zu
Andrés Welt abgestiegen.
Damit war auch der 4. Zugang
zum Höhlenbach Nord geschaffen …
Bild rechts: Henning beim Vermessen des
Einstieges zum Knochengang.
(H.Dietze)
Die gesamte vermessene Länge
von Andrés Welt (incl. Knochengang) beträgt 165 m.
4.4. Versteckter Saal (09/2003)
Im September 2003 sollte noch ein kleiner
Nebengang (Zwergenland, 20 m) „erspittet“
und vermessen werden. Dabei entdeckte
Wolfram einen neuen Gang mit einigen losen
Steinen am Ende. Er konnte seitlich an diesen
Steinen vorbeischauen und sah mehrere Meter
ins "Nichts". Dies erweckte seine (und Hennings) Neugier und nach einer Stunde harter
Arbeit waren die Steine weg und der Weg
frei. Es öffnete sich der Weg zu einem bisher
unbekannten, großen Saal.
Bild oben: Henning vor dem Zugang zum
Versteckten Saal. Der Weg ist noch durch
Steine versperrt … (H.Dietze)
gesamte vermessene Ganglänge Versteckter Saal: 56 m
16
Allgemeines
Bild links: Versteckter Saal, Blick nach
oben (H.Dietze)
Vermessung
Entdeckung
Bild unten: Eingesinterter BärenUnterkiefer am Eingang zum Versteckten
Saal (E.Schuhose)
Ende
Daten und Fakten
Bilder unten: Aufnahmen beim Vermessen des Zwergenlandes (H.Dietze)
17
4.5. Vermessung Kluftgang (02/2004)
Im Februar 2004 haben wir den 1981 durch Rübeländer Höhlenforscher
entdeckten Kluftgang vermessen. Dieser zweigt aus der Nehringhalle ab
und verläuft oberhalb des Höhlenbaches in Richtung Teilungshalle.
Kluftgang (H.Dietze)
Länge: ca. 43 m
4.6. Optimistentunnel (07/2005)
Juni 2005: Die letzte Stelle des Höhlenbaches, die für uns potentielles Neuland
hinter sich birgt, wird untersucht. Dabei
müssen einige größere Steine (von unten)
beseitigt werden. Keine schöne Aufgabe
für Henning!
Dafür: Treffer! 140 m Neuland!
beide Bilder: Aufnahmen bei Buddelbzw. bei Vermessungsaktionen im
Optimistentunnel (H.Dietze)
18
Allgemeines
Der Optimistentunnel ist ein größerer Hohlraum, der stark verzweigt.
In einem der Nebengänge ist eine größere Ansammlung von Fledermausknochen. Mehrere Grabungsaktionen in den einzelnen Tunneln brachten
bisher leider keine Ergebnisse. Lediglich eine Verbindung zu Andrés Welt
konnte freigelegt werden
•
•
Bild links:
Vermessung in der Novemberhalle (H.Dietze)
Bild unten:
Nach der Vermessung des
"Knisterganges" (H.Dietze)
Vermessung
•
•
Verbindungskluft in Trümmerhalle (15 m)
Entdeckung Novemberhalle (25 m)
(nur 2-maliges Betreten, sonst zu viel Wasser (sehr eng!)
Wurmfortsatz (20 m)
neue Gänge in anderen Höhlenteilen
z.B. hinter Olmensee (20 m) und im Bärensaal
Erstbegehung und Vermessung „Knistergang“(02/2005) (10 m)
Erstvermessung Geheimgang (Nähe Hoher Punkt) (20 m)
Ende
•
•
Daten und Fakten
Neben den größeren Neuentdeckungen wurden eine Vielzahl kleinerer Nebengänge entdeckt und vermessen. Dabei kommt der "Novemberhalle" eine
besondere Bedeutung zu, da sie den bekannten Höhlenbach in Richtung
Zufluss (Bode) verlängert.
Hier die "kleineren" Nebengänge in Stichpunkten:
Entdeckung
4.7. Novemberhalle und weitere „kleine“Neuentdeckungen
19
5. Daten und Fakten:
Höhlenteil
Nur Höhlenbach Nord
Abzweig Siphon
Rechter Zulauf
Trümmerhalle über Abseile
zum Führungsweg
Labyrinthgang
Ganglänge
berechnet nach
Trimmel (m)
202,5
55,0
32,0
102,5
Entdeckung
am
29.12.1970
29.12.1970
29.12.1970
altbekannt
- in Arbeit - altbekannt
Andrés Welt
Nehringhalle
mit Kluftgang
Novemberhalle
Versteckter Saal
Zwergenland
Verbindungskluft Trümmerhalle-Höhlenbach Nord
Wurmfortsatz
Geheimgang
Teile hinter Olmensee
Knistergang
Optimistentunnel
165,0 10 / 2001
160,0 29.12.1970
1981
25,0 18.11.2000
56,0 08.09.2003
20,0 08.09.2003
15,0
20,0
etwa 20,0
etwa 20,0
etwa 10,0
140,0 06 / 2005
bereits vorhandene Messungen verifiziert
Neuentdeckungen
bereits bekannte Höhlenbereiche erstvermessen
392,0
etwa 461,0
190,0
Gesamtvermessung
1043,0
Zusammenstellung der vermessenen Höhlenteile (nach H.Harzer und H.Dietze)
Die Hermannshöhle Rübeland wird momentan in der Liste der längsten
Höhlen Deutschlands mit 2733 m an Position 29 geführt (Stand 02/2006).
Durch unsere Vermessungen verlängert sich die bekannte Höhle auf ca.
3384 m. Das entspricht Position 20 der Liste.
20
Ganz herzlich bedanke ich mich für die überlassenen Fotografien,
Daten und Informationen bei:
•
Dietze, Holger
•
Fohlert, Rainer
•
Harzer, Henning
•
Leonhardt, Jens
•
Schuhose, Ernst
•
Volmer, Günter
weitere Quellen:
•
„Die Hermannshöhle bei Rübeland“, 1889
(Dr. J.H. Kloos, Dr. M. Müller)
•
Tourist-Wanderheft 122 der DDR, „Rübeländer Tropfsteinhöhlen“,
1977
(H. Wiese, Pläne aus „Brockhaus Reisehandbuch / Der Harz“)
•
Naturpark Harz „Die Rübeländer Tropfsteinhöhlen“, 1.Aufl. 1999
ISBN 3-928728-42-3 (U. Fricke, F. Knolle, V. Schadach)
8. Danksagung
Entdeckung
Vermessung
7. Quellennachweis
Daten und Fakten
Mit unserer Vermessung, die wir seit nunmehr 8 Jahren durchführen, sind
unsere Arbeiten - aber auch die Arbeiten anderer Höhlenforscher - noch
lange nicht erledigt. So sind uns noch weitere Höhlenteile der Hermannshöhle bekannt, die befahrbar, aber noch nicht vermessen sind. Ebenso gibt
es zahlreiche Gänge, die nach der Beräumung noch einige Geheimnisse
und Neuentdeckungen hinter sich birgen können.
Wir können gespannt sein, was die nächsten Jahre noch an Neuigkeiten
bringen werden. Das betrifft nicht nur die Hermannshöhle, sonder auch alle
anderen (bekannten und bisher unbekannten) Höhlen im Elbingeröder Riffkalkkomplex. So z.B. den gesamten nördlichen Teil des Gebietes, an dem
zur Zeit die Magdeburger Höhlenforscher arbeiten.
Allgemeines
6. Ausblicke
Dafür nochmals vielen Dank an alle.
Bilder Rückseite: Holger Dietze und Dirk Sasse
21
Ende
Bei den Vermessungs- und Grabungsarbeiten haben uns sehr viele Höhlenforscher bzw. höhleninteressierte Freunde aus Rübeland, Leipzig, Dresden,
Suhl, Berlin (und noch vielen anderen Orten) geholfen. Ebenso möchten
wir uns bedanken bei der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V.
(argekh.net) für die bereitgestellten Vermessungsdaten und Höhlenpläne.
22