Februar 2004

Transcription

Februar 2004
an.schläge02/2004
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN februar
thema
verfasst
Die Suche nach Frauenförderung
in der Verfassungsdiskussion
peru
verpasst
Perus Chancen nach dem Rücktritt
der „Premier“ Beatriz Merino
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
© Michal Wolinski
2-wöchige Veranstaltungsreihe
OSTWEST
Tanz / Performance / Film / Academy
13. – 28.02.
Tickets +43-1-581 35 91
www.tqw.at
FrauenRäumeGrenzenlos
ist eine selbstorganisierte und unentgeltlich tätige
Gruppe von Frauen unterschiedlichster Herkunft
Dazu braucht es Geld!
Wir verstehen die Beschaffung von Wohnraum für
Frauen, die von anderswo kommen, um hier
zu leben, als eine von vielen Tätigkeiten zur
Veränderung ihrer schwierigen rechtlichen,
ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen.
Der Wohnraum wird vorübergehend für
Notsituationen zur Verfügung gestellt und
kontinuierlich genutzt.
Am hilfreichsten sind Spenden in Form von Daueraufträgen (72,- 14,- 8,- monatlich)
oder aber einmalige Spenden auf das Konto: Volksbank, BLZ: 44 790, Ktnr: 301 315 80 000
an.schläge
an.spruch
Lächeln für Österreich
Warum frau Benita Ferrero-Waldner nicht wählen sollte
05
mödling
Das Experiment
Die Kleinstadt Mödling/NÖ hat den ersten Frauenbeirat
europa.grüne
auf.takt
Schöne Worte?
Europas Grüne PolitikerInnen wollen feministischer werden
10
international.peru
…und drauß’ ist sie
forum
thema
politik
Moral, Intrigen, Korruption und politische Scheingefechte in Peru
14
an.sage
Massenuni vs. Eliteuni
ÖH-Vorsitzende Patrice Fuchs zu den StudentInnenprotesten
24
österreich-konvent
In schlechter Verfassung
Österreich bekommt eine neue Verfassung, aber wo sind die Frauen?
16
forum.wissenschaft
„Mei Frau benimmt sich sonderbar“
Was hat Germaine Greer mit dem australischen Exiltheater zu tun?
22
arbeit
interkulturlotsInnen
Richtungsweisend
Eine neue Ausbildung gegen Benachteiligung am Arbeitsplatz
28
abtreibung
Mythen und Tabus
29 Jahre nach Einführung der Fristenlösung: ein Stimmungsbild
32
ausstellung
Versuchte Normalität
„Gastarbajteri“ zeigt vierzig Jahre Arbeitsmigration in Österreich
34
mumok
Boa Destructor
Ist die neue Wirkungsstätte des Feminismus das Museum?
36
an.klang
This is not a test!
Missy Elliott, Kelis und TLC machen ernst
38
lese.zeichen
Bunte Theorie
Drei unterschiedliche Perspektiven feministischen Denkens
39
ge.sehen
kultur
Willkommen im neuen Jahr euch allen. Wir freuen uns über einige neue Abos und kleine sowie
größere Spenden: Vielen Dank dafür!
Wie jedes Jahr gibt’s auch in dieser FebruarAusgabe eine ganz besondere Beilage: die
Jahresplanerin – dieses Jahr „Kunstplanerin 04“ –,
mit der frau bestens durch das angebrochene
Jahr kommen kann. Einen kleinen Schönheitsfehler hat die Planerin dieses mal, denn der Internationale Frauentag ist nicht am 8. April wie angegeben, sondern selbstverständlich am 8. März!
War wohl ein freudscher Ausrutscher und die
unermüdlichen Planerin-Schöpferinnen sind bestimmt nicht die einzigen, die die jährliche Frauentags-Feierlichkeiten und -Demos in wärmere
Frühlingstage verlegt sähen. Kurz nach Auslieferung der Planerin erreicht uns ein e-mail:„Und
ist uns dies in kaum zu übertreffendem Ausmaß
peinlich, so wollen wir diesen zusätzlichen Ereignistermin umso konstruktiver nutzen.“ Sie laden
am 8. April 2004 zu einer „Feminismus-ist-KunstDiskussion“ inklusive einem Gratis-BegrüßungsCocktail für alle „Planerinnen“ ins Wiener Frauencafé, um die Bedeutung von „Feminismus“ und
„Frauenbewegung“ vor dem Background der
aktuellen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen zu analysieren, diskutieren und
aktualisieren. Nichts wie hin!
Auch wir haben einen Fehler in der letzten Ausgabe zu korrigieren, für den wir uns entschuldigen: Das Frauengetriebe ist nicht wie angegeben
in Innsbruck, sondern selbstverständlich in
Bregenz (Schillerstraße 2):
http://www.frauengetriebe.at
An dieser Stelle auch gleich ein Aufruf: Wir bitten
alle Frauen/-initiativen, uns (geplante) Aktivitäten rund um den Frauentag – der 8. MÄRZ wohlgemerkt – bis Mitte Februar bekannt zu geben,
damit wir reichhaltige und vor allem österreichweite Terminankündigungen für die nächste
Ausgabe zusammen stellen können! Vielen Dank
und schöne Lesestunden mit dem aktuellen Heft,
eure an.schläge-Redaktion
08
Holde Maiden
Starke Männer, weiche Frauen, Gut gegen Böse – Herr der Ringe
42
an.an.schläge
an.schläge
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: [email protected],
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Ständige Mitarbeiterinnen: Daniela Fohn/DF, Kerstin
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heim.spiel: Eva Steinheimer
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ge.sehen: Alexandra Rainer
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Fotos: an.schläge-Archiv, Magdalena Blaszczuk, Conrad Breyer,
Wenn koordinierende Redakteurinnen ihre Weihnachtsferien planen, dann können da schon mal ganz unterschiedliche
Destinationen daraus werden: Während Gabi eine Freundin im tief winterlichen Schweden besuchte…
Michaela Bruckmüller, Compagnie Smafu, Alisa Douer,
Michaela Falkensteinen, Norbert Fischer, Gabi Horak,
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Eva Steinheimer, Gabi Stockmann, Wien Museum/Votava
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für
Layout: Andrea Gadler
Druck: Reha Druck, Graz
© an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
Offenlegung nach §25 Mediengesetz:
Die „an.schläge, das feministische magazin“ werden
…genoss Karin die hochsommerlichen Temperaturen in Australien im Rahmen eines Familienbesuches. Unnötig zu erwähnen,
von „CheckArt. Verein für feministische Medien und
dass sie nun um einiges weniger blass in der kühlen Redaktion sitzt, als die andere…
Politik“ herausgegeben. Sie verstehen sich als eine
feministische Medienstimme gegen den patriarchalen Zeitgeist und als Teil der Lesben- und Frauenbewegung.
Die an.schläge sind Mitglied der VAZ – Vereinigung
alternativer Zeitschriften und des feministischen
Medienverbands.
an.schläge werden gefördert von:
FRAUEN
BURO
MAGISTRAT DER STADT WIEN
04 an.schlägefebruar 2004
an.spruch
Verena Fabris
Lächeln für Österreich
Ein Mensch ist sie und ein Mensch will sie bleiben.
Eine Frau ist sie und als solche will sie ein Vorbild
sein für all die „berufstätigen Frauen, die haben wollen, dass es auch eine Frau einmal schafft“. Natürlich
ist es ein gutes Wahlkampfargument, dass die Zeit
reif sei für eine Frau als Bundespräsidentin. Natürlich sähe
auch ich gerne eine Frau als Bundespräsidentin und eine
Frau als Bundeskanzlerin und überhaupt mehr Frauen in
höheren Positionen in Politik und Wirtschaft. Doch welches
Vorbild könnte die immer lächelnde Außenministerin darstellen?
Ferrero-Waldner gilt als Erfindung Schüssels. Auch innerhalb der ÖVP wird sie als Schüssel-Frau gesehen, die dem
Kanzler mit Herz und Seele verbunden ist. Ähnlich wie bei
der ehemaligen Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, die unter
Haiders Fittichen stand, steht also auch hinter der Außenministerin ein Mann. Ob sie sich als Bundespräsidentin von
ihrem ehemaligen Chef abgrenzen könnte, ist mehr als fraglich. Da hilft es auch nicht, wenn Ferrero-Waldner betont, weder mit dem Kanzler noch mit ihrem Ehemann (sic!) über ihre mögliche Kandidatur gesprochen zu haben.
„Frau sein alleine ist kein Programm“ lautet ein bekannter Ausspruch von Ingrid Strobl. Ferrero-Waldner ist bisher jedenfalls mit frauenpolitischem Engagement noch nicht aufgefallen. Außer in Bezug auf die Rolle von Frauen in Afghanistan, wo sie sich dafür aussprach, dass „Frauen eine wichtige
Rolle im Wiederaufbauprozess“ zugesprochen bekommen,
gibt es von ihr kaum Aussagen zu frauenpolitischen Themen.
Nun betont sie allerorten, dass sie eine Frau sei: „Ich bin angetreten, um als erste Frau das höchste Amt im Staate anvertraut zu erhalten.“ Als weibliche Aufgabe sieht sie es zu vermitteln und diese Aufgabe will sie denn auch als Bundespräsidentin wahrnehmen. Das Zusammenwirken habe man als
Frau irgendwie erlernt – in der Familie. Es sei eben die Frau,
die die Familie zusammenhält. Und Ferrero-Waldners Familie
sei Österreich.
In einer Pressestunde sagte Benita Ferrero-Waldner: „Ich
bin neben Ministerin auch Ehefrau und darum Hausfrau.“ In
der Pressestunde am 18. Jänner darauf angesprochen, antwortete sie, es sei selbstverständlich, dass sie ein bisschen
Haushalt führe. Dabei würde sie eine Zugehfrau drei Mal in
der Woche unterstützen. Sie sei sich sicher, dass die meisten
Österreicherinnen es sich wünschten, Beruf und Familie zu
vereinen. Dass die meisten Österreicherinnen sich keine „Zugehfrau“ leisten können, die ihnen dreimal die Woche im
Haushalt hilft, hat die stets in chice Kostüme gekleidete
Außenministerin dabei wohl vergessen.
Sie sei froh, dass sie ihren Mann habe, denn er habe sie
immer unterstützt, verrät Benita in ihrem „weblog“. Rechtzeitig vor Bekanntgabe ihrer Kandidatur als Bundespräsidentin
hat sie den spanischen Literaturwissenschafter nach Annullierung ihrer ersten Ehe nun auch kirchlich geheiratet. Sie sei
nun mal praktizierende Katholikin. Was die Ehe betrifft, vertrete sie überhaupt die Position der Kirche, weshalb sie auch
einer „Homosexuellen-Ehe“ nichts abgewinnen kann. Hatte
sie am Tag davor im Ö1-Interview noch gar keine Meinung zu
dieser Frage („Sie werden mir zugestehen, dass ich nicht überall einen Kommentar abgeben muss.“), gab sie dies in der
Pressestunde bekannt. Natürlich nicht ohne zu betonen, dass
sie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung sei. Was die Verweigerung der Ehe für Homosexuelle anderes darstelle als
Diskriminierung, konnte sie nicht beantworten.
Auch sonst fällt die Außenministerin des öfteren unangenehm auf. Manche werden sich noch an Genua und an die
Verhaftung einiger Mitglieder der Volxtheater-Karawane erinnern. Damals hat sich die Außenministerin durch ihre Aussage disqualifiziert, dass einige der Verhafteten schon in
Österreich durch Störung der öffentlichen Ordnung und
Hausbesetzungen aufgefallen seien und sich deshalb nicht
wundern müssten. Schließlich dürfe sich auch ein Bankräuber mit Spielzeugpistole nicht wundern, wenn er verhaftet
würde. Alles in allem: Ferrero-Waldner hat weder aufgrund
ihres frauenpolitischen Engagements, noch aufgrund ihrer
sonstigen Performance die Stimme von feministischen Frauen verdient. Auch auf die Gefahr hin, dass dann mit Heinz Fischer wieder einer der alten Herren das Rennen macht.
❚
februar 2004an.schläge 05
österreichan.riss
essstörungen
Kompakte Infos
Nicht mehr ganz neu aber deswegen um nichts weniger aktuell ist ein
Informationsheft zum Thema Ess-Störungen, vergangenes Jahr herausgegeben vom Frauengesundheitszentrum Kärnten. Jede 15. Frau in
Österreich ist zumindest einmal im Laufe ihres Lebens von einer EssStörung betroffen. Das soziale Umfeld reagiert oftmals recht hilflos.
An Angehörige, LehrerInnen und pädagogische Fachkräfte richtet sich
daher auch das achtzig Seiten umfassende Informationsheft, das einen guten Leitfaden im Umgang mit Ess-Störungen liefert. Unsicherheit, Schuldgefühlen und Zorn gegenüber den Betroffenen wird entgegengewirkt und ein Verständnis gegenüber der Krankheit gefördert.
Als Einstieg in die Thematik eine empfehlenswerte und praxisorientierte Hilfe. keck
symposium
Frauengesundheitszentrum Kärnten: Ess-Störungen. Hilfe für Angehörige, LehrerInnen und pädagogische Fachkräfte.
Zwei Rucksäcke für das Alter
Fo t o : a r t e m i s g e n e ra t i o n e n t h e a t e r
Trotz offensichtlicher Benachteiligungen für Frauen im Alter versucht
man(n) Glauben zu machen, dass das Alter alle gleich macht, egal ob wir
als Mann oder Frau älter werden. Könnte es jedoch nicht vielmehr so sein,
dass mit zunehmendem Alter der „kleine Unterschied“ ganz groß wird?
Diesen und vielen anderen Fragen ging das Symposium „Das Alter ist
weiblich“ am 4. Dezember, veranstaltet vom artemis generationentheater in Kooperation mit dem Frauenreferat des Landes Kärnten, auf den
Grund. Das Echo war unerwartet groß: Insgesamt kamen 350 Personen,
darunter knapp zweihundert SchülerInnen, zu den kulturellen Vorführungen, Vorträgen und Arbeitskreisen. Die wichtigsten Ergebnisse wurden in zwei Rucksäcke verpackt und der Frauenbeauftragten des Landes
Kärnten, Helga Grafschafter, sowie Frauenstadträtin Andrea Wulz übergeben: das Bedürfnis nach stärkerer Vernetzung zwischen älteren Frauen
und der Wunsch nach finanzieller Absicherung von Frauen im Alter. keck
http://www.generationentheater.at
„Vorsitzende der Österreichischen
Frauenbewegung“
So wird Maria Rauch-Kallat auf Einladungen im NR-Klub und der ÖVP-Homepage tituliert. Die von der irreführenden, Überparteilichkeit suggerierenden Vereinsbezeichnung zugleich vereinnahmten und unsichtbar gemachten autonomen Frauenprojekte
und -gruppen des Landes finden das ganz
und gar nicht „oberaffentittengeil“.
06 an.schlägefebruar 2004
plus.minus
http://www.fgz-kaernten.at
kassenärztinnen
Langer Atem
Seit über einem Jahr läuft mittlerweile der Streit zwischen Steirischer Gebietskrankenkasse, ÄrztInnenkammer und Grazer Frauenorganisationen –
vertreten durch die ehemalige Frauenbeauftragte Dani Jauk. Eine ausgeschriebene Kassenstelle für Gynäkologie sollte nach den Vorstellungen
der ÄrztInnenkammer an einen Mann vergeben werden, und das, obwohl
eh erst 21 Männer an Kassenstellen an Frauen herumdoktern, denen gerade zwei Frauenärztinnen gegenüberstehen. Nach langem Hinundher
kann Jauk nun von einem kleinen Erfolg berichten: Im Zuge eines „Eckigen Tisches“ Mitte Dezember zeigte sich die ÄrztInnenkammer einsichtig und Graz bekommt nun eine dritte Gynäkologin auf Kasse. Leider fand
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
kaiser karl
ruth wodak
Wunder-Glaube
Sprach-Kritik
Im Macumba-Kult Brasiliens sind Geist-Heilungen an der Tagesordnung. Das Christentum dort
steht unter schwerem Konkurrenzdruck. Vielleicht mit eine Erklärung für das Wunder, das
der Papst am 20.12.2003 offiziell anerkannte?
1960 verschwanden die Krampfadern einer Nonne in Brasilien, die zum „Diener Gottes, Karl“ gebetet hatte: besser bekannt als Kaiser Karl I, der
politisch von seinen Beratern aus dem katholischen Klerus abhängig war und bei Gründung
der Republik Österreich 1918 nicht auf den Thron
verzichten wollte. Einer Seligsprechung steht
nichts mehr im Weg, die vor allem reaktionäre
Kräfte echt selig machen würde. (–)
Die Profetin gilt im Ausland was: Wie in
plus.minus 5/03 berichtet, löste die Österr. Akademie der Wissenschaften Ruth Wodaks Forschungsbereich auf, da ihre kritischen Sprachanalysen als „zu politisch“ galten. Eine internationale Jury sprach der Linguistin hingegen
volle Anerkennung für die geleistete Arbeit aus,
die aus Mitteln des ihr 1996 zugesprochenen
Wittgenstein-Preises (1,09 Mio. EUR) des Wissenschaftsförder-Fonds (FWF) finanziert war. Ab
2004 ist Ruth Wodak an den renommiertesten
Lehrstuhl Europas für Diskursanalyse berufen.
Sie folgt an der Uni Lancaster dem kritischen
Diskursanalytiker Norman Fairclough nach (+)
an.rissösterreich
sich kein/e VertreterIn der Krankenkasse zum Gespräch ein, sodass auf
den Vorschlag der Kammer, die Kosten für eine Wahlärztin zu übernehmen, im Falle eine Gynäkologin bevorzugt wird und keine Kassenärztin
greifbar ist, nicht reagiert werden konnte.
Die Absurdität und Sturheit der (männlichen) Beteiligten führt
Jauk pointiert in ihrem Resumee vor Augen: „Auf jeden Fall wird Graz
eine dritte Gynäkologin bekommen“, meint sie in einer Presseaussendung, „auch wenn dafür zwei Schiedsgerichte, Demonstrationen, Öffentlichkeitsarbeit und ein Jahr Warten notwendig waren.“ Und immerhin wurden einige TeilnehmerInnen des Eckigen Tisches erstmals
mit den Begriffen „Migrantin“ und „Gender“ bekannt gemacht – ist ja
auch schon ein Erfolg. keck
an.ruf
Helga Pankratz im Gespräch mit Gabi Horak
Aktivistin auf Lebenszeit
gehörlose
„Schrei gegen Gewalt“
Gehörlose Frauen werden leicht zu Opfern von Diskriminierung und
Gewalt, da sie nach wie vor Informationen und Bildung nicht in ihrer
„Muttersprache“ erhalten. Dieser Sprachlosigkeit im Bereich des Gewaltschutzes entgegenzutreten und dadurch den Informationsmangel auszugleichen, Selbstvertrauen zu stärken und Selbstbestimmung
zu fördern, ist Ziel einer neuen Informationsbroschüre: Der Gehörlosenverband WITAF und der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser haben jetzt eine Informationsbroschüre zum Thema Gewaltschutz für gehörlose Frauen herausgegeben.
Damit sollen gehörlose Frauen über ihre Rechte informiert und
somit besseren Schutz vor Gewalt erfahren, sowie adäquate Unterstützung durch Frauenhäuser und Opferschutzeinrichtungen, Exekutive und Justiz erhalten. Zudem soll die Broschüre zum besseren Verständnis und Umgang zwischen Gehörlosen und Hörenden beitragen. keck
Infos: Maria Rösslhumer T. 01/544 08 20 oder [email protected];
Valerie Clarke: T. 01/214 58 74/37; [email protected]
ute bock
Du hast die Obfrauschaft der Homosexuellen Initiative Wien zurückgelegt. Warum?
Ich war seit März 2001 HOSI-Obfrau und bin mit 12. Jänner 2004
zurückgetreten. Dafür, dass ich höchstens zwei Jahre Obfrau sein
wollte, bin ich ganz schön lang geblieben. Von Anfang an war intern
mein oberstes Ziel, Nachfolgerinnen aufzubauen und mich ersetzbar
zu machen. Seit der Regenbogen Parade 2003 habe ich vereinsintern
mehrfach „Mut zur Lücke“ bewiesen und dabei festgestellt, dass die
jungen Frauen, mit denen ich in den letzten Jahren tolle Projekte gemacht habe, mich überhaupt nicht mehr brauchen. Ich habe also meine Aufgabe erfüllt.
Was hast du in diesen drei Jahren erreicht und worauf bist du besonders
stolz?
Dass während meiner Amtszeit der letzte antihomosexuelle Paragraf,
209 StGB, abgeschafft wurde, ist nicht mein Verdienst, aber es war
ein markantes Ereignis. Stolz machten mich die 20-Jahr-Jubiläen der
HOSI-Lesbengruppe und -Jugendgruppe: Beide hatte ich mitgegründet. Froh bin ich, dass mir „Karlich“ oder „Vera“ erspart blieben, ich
stattdessen aber etwa beim Austrian Social Forum 2003, „Antirassistische Allianzen“ oder im ORF-Minderheitenprogramm lesbisch-schwule Perspektiven einbringen konnte.
Cash für Bock
Was wünscht du dir für die HOSI für die Zukunft?
Ein weiteres Event zur Unterstützung von Ute Bock und ihrem Wohnprojekt fand Ende des Jahres im 20. Bezirk statt. Mehr als dreißig KünstlerInnen und Gruppen traten in verschiedenen Lokalen in der Brigittenau auf; „Bock auf Weihnachten“ lukrierte damit 10.000,– Euro an Spenden. Die von Ute Bock angemieteten Wohnungen können somit für die
nächsten Monate gehalten werden.
Die Veranstalterin, die Kunstplattform kunst20, plant bereits weitere Aktionen für Mama Bock. Bleibt zu hoffen, dass die MitveranstalterInnen – die Bezirksvorstehung und SOS-Mitmensch – für die zukünftigen Events wieder gewonnen werden können. Übrigens: Alle Wohnungen des Ute-Bock-Wohnprojekts sind wieder voll, aber noch immer stehen Menschen auf der Straße. Frau Bock sucht daher ein Haus (oder
Wohnungen) als Unterkunft für obdachlose jugendliche AsylwerberInnen. Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Haus ist gefragt. Außerdem ist die Unterstützung für Ute Bock noch lange nicht abgeschlossen: über zukünftige Veranstaltungen informiert die homepage
http://www.fraubock.at keck
Wünschen würde ich mir, dass die HOSI weiterhin ein Engagement an
den Tag legt, das der neoliberalen Wende Paroli bietet. Generell ist
der Kampf gegen Kriminalisierung inzwischen Geschichte. Die Zukunft gehört dem Erreichen positiver Rechte und echter Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen.
Wie sieht deine langfristige Lebensplanung aus: Gönnst du dir auch mal
eine Auszeit als Aktivistin?
Für eine Auszeit fühle ich mich viel zu jung und motiviert. Allerdings
brauche ich dringend eine Prioritäten-Verlagerung: Ich will meine
Weiterentwicklung als Künstlerin wieder in den Mittelpunkt rücken
und nach einer Zeit im „Hamsterrad“ der Praxis mehr Raum für Theorie und Reflexion haben.
Helga Pankratz ist Autorin und ehemalige Obfrau der HOSI Wien
http://www.kunst20.at
februar 2004an.schläge 07
Fo t o : G a b i S t o c k m a n n
mödlingfrauenbeirat
Das Experiment
Gabi Stockmann ist freie Journalistin
und seit zwanzig Jahren schwerpunktmäßig mit der Region südlich
von Wien befasst. Ihr inhaltliches
Interesse galt und gilt Frauen-,
Sozial- und Gesundheitsthemen, dem
Sport und der Gesellschaftskritik.
08 an.schlägefebruar 2004
Die niederösterreichische Kleinstadt Mödling hat etwas, was es sonst nirgends in
Österreich gibt: einen ganz offiziell abgesegneten Frauenbeirat. Ein Gespräch mit der
stellvertretenden Obfrau des Frauenbeirates, Anneliese Erdemgil-Brandstätter,
führte Gabi Stockmann
frauenbeiratmödling
die politischen Anschauungen der im
Frauenbeirat engagierten Frauen. Und
frau darf gespannt sein, an welchen
Themen die zur Zeit demonstrierte
Einigkeit ihre Bewährungsprobe zu
bestehen hat.
Ein wenig erinnert der Mödlinger
Frauenrat in seiner Konstruktion an die
eine Zeit lang sehr populären und attraktiven „parteiunabhängigen“ BürgerInnenlisten. Viele hatten nicht lange
Bestand. Aber viele haben entscheiVorbilder? Im Herbst 2003 hat sich der
österreichweite feministische Frauenrat dend zur Politisierung einzelner Mitglieder beigetragen. Und wenn es dem
gegründet, ein Zusammenschluss von
Vertreterinnen verschiedenster Frauen- Mödlinger Frauenbeirat gelingt, die
Blicke einiger KommunalpolitikerInnen
organisationen, aber auch von „Privatund BürgerInnen auf die nach wie vor
frauen“. Ähnlich wie in Mödling auf lobestehende (und sich verschärfende)
kaler Ebene hat sich der feministische
Diskriminierung der Frauen zu lenken,
Frauenrat zum Ziel gesetzt, sämtliche
dann wäre viel getan. Und es wäre –
„Ereignisse“, wie Gesetzesvorlagen, Reletztlich doch – eine wahrhaft feminiformen, öffentliche Diskussionen etc.
aus dezidiert feministischer Sicht zu be- stische Tat.
trachten. In nächster Zeit will der feministische Frauenrat einen CEDAWan.schläge: Den Frauenbeirat gibt es
Schattenbericht erstellen. Im Rahmen
seit Herbst 2003. Eure Aufgabe soll sein,
des CEDAW („Convention on the Elimialle Projekte und Themen der Mödlinger
nation of all Forms of Discrimination
Kommunalpolitik auf Geschlechtergeagainst Women“) müssen alle Staaten,
rechtigkeit zu überprüfen. Wie ist euch
die die Richtlinien ratifiziert haben
denn das Kunststück gelungen, in der
(1982 auch Österreich), der UNO alle
niederösterreichischen Kleinstadt ein
vier Jahre einen offiziellen Regierungsderartiges Experiment zu etablieren?
bericht zur Lage der Frauen in ihrem
Anneliese Erdemgil-Brandstätter:
Land vorlegen. Der Schattenbericht hat Die Idee stammt von der Mödlinger Sodie Aufgabe, eine „inoffizielle“ Version
zialstadträtin und ehemaligen Natiozu bieten, die es dem CEDAW-Komitee
nalrätin der SPÖ, Christine Haager. Ihr
ermöglichen soll, die österreichische Re- Nachfolger im Gemeinderat, Stadtrat
gierung detaillierter zu einzelnen Punk- Stephan Schimanowa, hat den Gedanten ihres Berichtes zu befragen.
ken weiter verfolgt. Ein erster Antrag
Im Unterschied zum „feministizur Schaffung eines Frauenbeirates im
schen Frauenrat“ fällt auf, dass der
Frühjahr 2003 wurde zurückgestellt,
Mödlinger Frauenbeirat auf das Wörtweil viele MandatarInnen noch zu wechen „feministisch“ verzichtet. Dies
nig informiert waren. Als dann klar war,
mag mehrere Gründe haben: Zum eiwas die Aufgaben eines solchen Fraunen ist es auf kommunaler Ebene
enbeirates sein sollen, wurde der entsicher nach wie vor schwierig, das
sprechende Beschluss im GemeindeWort „feministisch“ zu gebrauchen,
rat gefasst. Mödling ist damit eine Vorohne gleich von vornherein anzuecken. reiterin und kommt den internationaAußerdem wollen sich die Frauen des
len Verpflichtungen zum Abbau jeder
Mödlinger Frauenbeirates vor allem
Form von Diskriminierung von Frauen
darauf konzentrieren, die Gedanken
nach.
und Bedürfnisse der Mödlinger Frauen
Nun ist es ja in der Gemeindepolitik
ohne zu werten aufzugreifen. Es ist
nicht anders als in der Bundespolitik: Die
offensichtlich nicht die Absicht des
Männer sitzen an den entscheidenden
Mödlinger Frauenbeirates, dezidiert
Positionen, sie sind öffentlich präsenter,
weltanschaulich feministisch vorzugestellen die Mehrheit der Abgeordneten
hen. Zu weit gestreut sind wohl auch
und reden am längsten und am laute-
Der Mödlinger Frauenbeirat soll
als ständig beratendes Organ
des Gemeinderates wirken und
trifft sich in regelmäßigen Abständen, die Sitzungen sind öffentlich: jede interessierte Frau ist willkommen. Mitglieder sind ausschließlich
Frauen, die zumindest ihren „Zweitwohnsitz“ in Mödling haben oder in einem Mödlinger Verein tätig sind.
sten. Wird denn die Stimme des Frauenbeirates überhaupt gehört werden?
Es ist ein Experiment – und ein
sehr spannendes noch dazu. Wir werden sehen, wie sehr mann uns akzeptiert und hört. Schließlich können alle
Fragen unter einem geschlechtsspezifischen Aspekt gesehen werden. Zum
Beispiel wollen wir erheben, wieviel öffentliches Geld in der Stadt Mödling eigentlich für Männer ausgegeben wird.
Internationale Untersuchungen haben
nämlich ergeben, dass weit mehr öffentliche Förderungen Männern zugute kommen. Wichtig ist uns aber
jetzt in der ersten Phase des Frauenbeirates, dass wir auch Rückhalt bei den
Mödlinger Frauen haben. Dazu müssen
wir uns jetzt auf die Öffentlichkeitsarbeit konzentrieren. Gerade eben sind
wir dabei, einen Fragebogen an die
Mödlinger Frauen auszuarbeiten, mit
dem wir uns einerseits vorstellen, andererseits auch unsere Themen finden
wollen. Ich glaube, dass das Ergebnis
dieser Fragebogenaktion – es soll zum
Internationalen Frauentag am 8. März
präsentiert werden – eine Art „Nagelprobe“ für die Motivation des Frauenbeirates sein wird. Denn wir verstehen
uns nicht als abgehobenes Gremium,
sondern wir wollen aus dem Bewusstsein heraus arbeiten können, dass die
Mödlinger Frauen unsere Existenz als
notwendig erachten.
Der Frauenbeirat ist ja aus Frauen
aller politischen Farben und aus Vertreterinnen verschiedenster Frauen-Einrichtungen zusammengesetzt. Wird es da
nicht schwierig sein, in manchen weltanschaulichen Fragen Konsens zu finden?
Ich glaube, dass wir schon viele Gemeinsamkeiten haben: Der Abbau von
Diskriminierungen ist uns wichtig, und
das Schlagwort von der Geschlechterdemokratie ruft in den meisten Frauen
großes Interesse hervor. Natürlich wird
es in einigen Fragen immer wieder sehr
unterschiedliche Vorstellungen geben.
Aber da wir unseren Schwerpunkt ja
auf die Einbindung der Mödlinger Frauen legen wollen, und wir uns als deren
Vertreterinnen verstehen, wird es für
uns wohl am wichtigsten sein, sensibel
darauf zu hören, was die Frauen in dieser Stadt wirklich wollen.
❚
Ansprechpartnerinnen im
Frauenbeirat:
Gemeinderätin Ulla Binder (Grüne):
[email protected]
Silvia Drechsler (Gemeinderätin
der Liste Mödling 2000 und Unternehmerin): [email protected]
Anneliese Erdemgil-Brandstätter
(Leiterin der Frauenberatungsstelle
„Kassandra“ und stellvertretende
Vorsitzende des Frauenbeirates
der Stadt Mödling):
[email protected]
Susanne Kollmann (Journalistin,
Gemeinderätin der SPÖ Mödling und
Vorsitzende des Frauenbeirates der
Stadt Mödling):
[email protected]
Derzeit kommen die Mitglieder aus
folgenden Organisationen und
Vereinen: Evangelisches Pfarramt,
Frauen aktiv, Frauenselbsthilfe nach
Krebs, Haus der Jugend, Jugendberatungsstelle Waggon, Kassandra,
Klub der Grünen, Klub der FPÖ,
Klub der SPÖ Mödling, Kinderfreunde, ÖVP-Frauen Mödling,
Liste Wagner, Liste Mödling 2000,
Seniorenbeirat, Sozialhilfezentrum
Mödling (ehem. Frauenhaus) und
Psychosoziales Gesundheitszentrum
februar 2004an.schläge 09
Fo t o s : N o r b e r t Fi s c h e r
europagrünekonferenz
Schöne Worte?
Anfang Dezember fand in Wien das 2. Europäische Treffen Grüner KommunalpolitikerInnen
statt, zu dem auch PolitikerInnen aus osteuropäischen Ländern anreisten. Absichtserklärungen gab es rund um die Konferenz jede Menge. Wie die verschiedenen Vorhaben
umgesetzt werden sollen, darauf fanden Lea Susemichel und
Barbara Oberrauter nur bedingt Antworten.
„Die europäischen Grünen werden feministischer“ – das zumindest verspricht Monika Vana, Gemeinderätin und stv. Klubobfrau der Wiener Grünen,
nach dem 2. Europäischen Treffen Grüner KommunalpolitikerInnen, das vom
5.–7. Dezember 2003 unter dem Motto
„Europas Städte grüner machen“ in
Wien stattfand. Vorrangiges Thema
der Konferenz war die Standortbestimmung Grüner Lokalpolitik in Europa.
Dass daneben auch die Forderung
„mehr Frauen in die Europapolitik“ ein
wichtiges Anliegen sein soll, schlug sich
im Tagungsprogramm jedoch nicht
deutlich nieder. Auf der Tagesordnung
10 an.schlägefebruar 2004
der 400 TeilnehmerInnen, davon etwa
vierzig Prozent Frauen, standen vor allem Beispiele kommunaler, grüner Regierungsverantwortung und die Frage
nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den
Städten.
Frauen in die Funktionen. Und so gibt es
auch nur wenig Resultate, die eine so
viel versprechende Ankündigung rechtfertigen könnten. Als konkretestes Ergebnis der Tagung kann Vana lediglich
die gemeinsame Absichtserklärung der
Europäischen Grünen nennen, in Zukunft „verstärktes Augenmerk“ auf die
Repräsentanz von Frauen in Gremien
und bei Veranstaltungen zu legen.
Auch wenn also bei dieser Konferenz
die Vorgabe, Podien und Workshops paritätisch zu besetzen, wieder einmal
nur beinahe geglückt ist, so gibt es immerhin die Zielsetzung, dass Frauen in
Zukunft mit mindestens fünfzig Prozent bei Veranstaltungen vertreten sein
sollen.
Noch mehr haben sich die europäischen Grünen vorgenommen: Bei der
Besetzung von Spitzenfunktionen sollen Kandidatinnen nun ebenfalls bevorzugt werden. Beispielhaft für die konkrete Umsetzung dieses Vorhabens
könnte nach Ansicht Vanas das Projekt
„FIF – Frauen in die Funktionen“ sein,
konferenzgrüneeuropa
das von den Wiener Grünen Frauen initiiert wurde.
In einer qualitativen Untersuchung
der Parteistruktur wurden die Sitzungskultur, die Rollenverteilung zwischen
Männern und Frauen und die Karrierechancen von Frauen bei den Wiener
Grünen untersucht. „Denn jede Struktur
– ob hierarchisch oder basisdemokratisch – hat ein Geschlecht“, so Vana. Die
Ergebnisse der Untersuchung sollen im
Sinne des Gender Mainstreamings nun
auf allen Parteiebenen durchgesetzt
werden.
Auch in den Workshops und an den
Round Tables, die jeweils am frühen
Abend stattfanden, ging es wenig um
Frauenpolitik. „Lokale Demokratie“ war
hier Hauptthema, neben Arbeitsgruppen zu Migration und Illegalität, Umwelt und Kultur gab es einen runden
Tisch zu „Queer Politics“. Veranstaltet
wurde er von Marco Schreuder von den
„Grünen andersrum“ mit dem Ziel, gemeinsame Positionen Grüner Politik für
und von Lesben, Schwulen und Transgenderpersonen zu finden. Bei vielen
Grünen PolitikerInnen stünden deren
Forderungen nämlich nach wie vor
noch nicht auf der Agenda. Die Chancengleichheit zwischen Männern und
Frauen wurde schließlich von Monika
Vana in ihrem Workshop zu Arbeitsmarktpolitik thematisiert.
Arbeitsmarktpolitik. Vana ist überzeugt,
dass Frauenförderung vor allem auf die
ökonomische Eigenständigkeit der
Frauen abzielen sowie die Einkommensunterschiede und die Benachteiligungen von Frauen am Arbeitsmarkt bekämpfen müsse: „Auch ohne EU-Erweiterung ist in Österreich eine arbeitsmarktpolitische Offensive für Niedrigqualifizierte, atypisch Beschäftigte
und Niedriglohnbranchen notwendig,
um Armut und Arbeitslosigkeit von
Frauen zu bekämpfen.“ Diese Qualifizierungsmaßnahmen sind jedoch gerade
auch angesichts der kurz bevorstehenden Erweiterung nötig. Während hochqualifizierte ArbeitnehmerInnen vom
Beitritt der neuen Länder vermutlich
profitieren werden, könnte sich die Situation von geringqualifizierten Frauen
in ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen durch den verstärkten Konkurrenzdruck weiter verschlechtern. Insbesondere der Wiener Arbeitsmarkt sei
auf die Erweiterung noch nicht ausreichend vorbereitet, so die Kritik der Wiener Grünen. Dennoch sprechen sie sich
für eine Öffnung des Arbeitsmarktes
ohne Übergangsfristen aus. Die von
Österreich geplante „Abschottungspolitik“, die den BürgerInnen der Beitrittsländer erst nach Ablauf einer siebenjährigen Frist eine Arbeitserlaubnis gewähren will, verlagere die Probleme nur
in die Zukunft. Stattdessen gelte es,
Fremdenfeindlichkeit und den Ängsten
vor Konkurrenz mit offensiver Aufklärungspolitik zu begegnen.
„Die ‚Freizügigkeit der ArbeitnehmerInnen’ innerhalb der EU ist eines der
zentralen Grundrechte seit 1957“, so Vana. „Ein solches Grundrecht darf man
den Menschen aus Osteuropa nicht verwehren. Überdies zeigen sämtliche Studien zu diesem Thema, dass es im Zuge
der EU-Erweiterung keineswegs zu ,völkerwanderungsähnlichen’ Zuständen
kommen wird.“
Zusammenarbeit. Ein arbeitsmarktpolitischer Lösungsvorschlag der Grünen beinhaltet außerdem die Forderung nach
verstärkter Zusammenarbeit zwischen
europäischen Städten. Bislang gibt es
internationale Kooperationen im Beschäftigungsbereich nur auf informeller
Basis, die hauptsächlich von den Gewerkschaften, durch die intensivierte
Vernetzung einzelner Frauenorganisationen und Interreg-Programme der
EU getragen werden. Nun soll darüber
hinaus von Wien die Initiative zur Vereinbarung „grenzüberschreitender territorialer Beschäftigungspakte“ ausgehen, die zu einer Kooperation der Arbeitsmarktverwaltungen und der Bildungseinrichtungen führen und auch
die Arbeit von NGOs unterstützen soll.
Gedacht ist hierbei zunächst an Brno,
Bratislava, Znaim sowie Sopron. Auch
Frauenvereine und -organisationen sollen in diese Koordination miteinbezogen werden. In welchem Ausmaß und
welche genau das sein werden, ist
(noch) nicht zu erfahren.
Dieses vernetzte „Europa der Städte“ soll auch „ein Gegenmodell zum
nationalistisch geprägten Europa der
Regionen“ sein, wünschen sich die
Grünen. „Städte tragen die Hauptlast
der neoliberalen Politik der EU, der Deregulierung und der Liberalisierung
des Diensleistungsbereichs Bsp. GATS.“
Dass die Grünen hierzu Alternativen
haben und wie diese aussehen, wollen
sie in einer gemeinsamen Städtepolitik zeigen.
„Agenda 21“ Vorbilder sind Rot-Grün in
München und Schwarz-Grün in Köln,
Modelle können aber auch in den Beitrittsländern gefunden werden: In Brno
stellen die Grünen mit Jana Drápalová
eine Bezirksbürgermeisterin, die mit
Wien bereits Kooperationserfahrungen
hat. Orientierung bei der Verwirklichung Grüner grenzüberschreitender
Kommunalpolitik bietet bisher vor allem die „Agenda 21“, die umweltverträgliche Entwicklung und eine Integration von Umweltaspekten in allen
politischen Bereichen vorsieht. Dass
sich die Zusammenarbeit – entgegen
der Ankündigungen – nicht an Alternativen zur neoliberalen Politik orientiert,
zeigen auch die Ergebnisse der Kooperation zwischen Österreich und Tschechien: Projekte waren hier die Radroute
Wien-Brno und die ökologische Sanierung von Plattenbauten der Stadt Brno
mithilfe österreichischer Technologie
und nicht mögliche Gegenmaßnahmen zu neoliberalen Umstrukturierungen.
„Agenda 2010“ Es bleibt zu hoffen, dass
außer ökologischem Bewusstsein in Zukunft auch jenes für soziale Gerechtigkeit in diese Kooperationen einfließt
und auch grüne Sozialpolitik bald überzeugende Konzepte entwickeln kann.
Sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion Gedanken über „die Zukunft der Daseinsvorsorge“ zu machen, betrachten
jedenfalls selbst die TeilnehmerInnen
der Tagung als „Herausforderung für
Grüne“. Dass sie ihr derzeit noch nicht
gewachsen sind, ist spätestens seit der
Agenda 2010, dem beispiellosen Sozialabbau unter rot-grüner Regierung in
Deutschland, offensichtlich. Vana setzt
auch hier auf aktive Arbeitsmarktpolitik, um die Europäische Union zu einer
„Sozialunion“ mit „europaweit verbindlichen sozialen Mindeststandards“ werden zu lassen. Ob und wodurch sich diese Mindeststandards jedoch von jenen
in Deutschland unterscheiden sollen,
kann das allgemeine Bekenntnis zu
Umverteilung und zu einer erwerbsunabhängigen Grundsicherung nicht
klären.
❚
februar 2004an.schläge 11
internationalan.riss
afghanistan
Theorie und Praxis
i s r a e l /p a l ä s t i n a
Marsch für den Frieden
Drei Wochen lang marschierten Frauen aus aller Damen Länder gemeinsam für den Frieden in Israel und Palästina. Der Internationale
Marsch für Menschenrechte startete am 20. Dezember in Tel Aviv, führte
die Teilnehmerinnen über Palästina bis nach Jerusalem, wo der Marsch
am 10. Jänner endete. „Wir, palästinensische und israelische Frauen, lehnen es ab, Feindinnen zu sein“ lautete ein Slogan der Frauen, die durch
ihre Teilnahme für Gewaltlosigkeit, die Beendigung der Besatzung Palästinas und der tagtäglichen Menschenrechtsverletzungen eintraten.
Der Weg führte die Teilnehmerinnen durch Ortschaften und Flüchtlingslager und wurde von Workshops und kulturellen Events begleitet.
Darüber hinaus war die Möglichkeit zu Diskussionen mit den EinwohnerInnen in den besuchten Dörfern und Städten wichtiger Teil des Friedensmarsches. Der Internationale Marsch für Menschenrechte, initiiert
von einer Gruppe norwegischer Frauen, hat eine mittlerweile über
zwanzigjährige Geschichte: Erstmals marschierten Frauen 1982 durch
die Sowjetunion, 1986 wurden Frauen zu einem Marsch für Frieden in
Zentralamerika zusammengetrommelt. Die Idee entsprang dem Bedürfnis, Solidarität sichtbar zu machen und sich für eine friedliche Lösung
der Konflikte einzusetzen. keck
Afghanistan hat eine neue Verfassung. Anfang Jänner wurde in der verfassungsgebenden Ratsversammlung, der Loya Dschirga, ein – international gelobter – Kompromiss zwischen konservativen und progressiven
Kräften gefunden, der bei genauem Hinsehen viel Platz für die Verletzung von Frauenrechten lässt. Auch wenn Frauen darin zugesichert
wird, vor dem Gesetz gleich behandelt zu werden, so wird der Islam in
Artikel 3 über jedes säkulere Recht gestellt: „Kein Gesetz (kann) dem
Glauben und den Bestimmungen der heiligen Religion des Islam entgegengesetzt sein“, heißt es in der neuen Verfassung. Nun ist nicht der
Islam das Problem, sondern, dass dieser interpretierbar ist und somit
nicht eindeutig gesagt werden kann, was „die Bestimmungen des Islam“ eigentlich sein sollen. Schon während der Verhandlungen sollen
weibliche, progressive Delegierte massiv eingeschüchtert worden sein.
Zudem machen Frauen gerade einmal elf Prozent in der Loya Dschirga
aus. Insofern ist es kein Wunder, dass es zu diesem faulen Kompromiss
gekommen ist. Auch die Lebenswirklichkeit afghanischer Frauen spricht
eine andere Sprache als positive Verfassungspassagen: neben mangelnder politischer Partizipation afghanischer Frauen prangert Human
Rights Watch auch gesetzliche Regelungen an, die Frauen beispielsweise für Ehebruch immer noch ins Gefängnis bringen. keck
luxemburg
Vorbild Österreich
General Union of Palestinian Women http://www.gupw.net
Ein Gewaltschutzgesetz nach österreichischem Vorbild ist seit November 2003 in Luxemburg in Kraft. Die drei zentralen Elemente des österreichischen Gesetzes – Wegweisung/Betretungsverbot, längerfristiger
Schutz durch eine einstweilige Verfügung und Betreuung der Opfer
durch Interventionsstellen – wurden übernommen. Erste Zahlen gibt es
auch bereits: Bis Mitte Dezember wurde 25 Mal die Wegweisung angewandt, fast die Hälfte der Opfer haben ein Rückkehrverbot bei Gericht
beantragt. Die Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz funktioniere gut,
erklärt eine Mitarbeiterin von „Femmes en detresse“, eine Organisation,
in der auch die Interventionsstelle angesiedelt ist. Diese wurde von Anfang an als Begleitmaßnahme zum Gesetz geplant. keck
Jerusalem Center for Women http://www.j-c-w.org
http://www.fed.lu
Infos: http://www.humanrightsmarch.org
12 an.schlägefebruar 2004
an.rissinternational
nepal
papua neuguinea
In den Schrank gezwungen
Kein Kavaliersdelikt
Ein Selbstmordversuch rückte kürzlich die Situation von Lesben in Nepal
in die Öffentlichkeit: Anjali Tharpa ertrug den Druck ihrer Eltern nicht
mehr, zu heiraten und für Nachwuchs zu sorgen und versuchte sich zu
vergiften. Tharpa konnte gerettet werden; Nun drängen sie ihre Eltern
weiterhin zur Heirat, nicht zuletzt aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas, das sich auf die Familie ausweiten würde. Anjali Tharpas Geschichte ist kein Einzelfall. Auch andere Lesben berichten von der Schwierigkeit,
öffentlich als Lesbe aufzutreten und sich der Erwartung zu heiraten und
eine Familie zu gründen zu entziehen. Nun hat die Blue Diamond Society
(BDS) – 2001 als reine Schwulenorganisation gegründet – eine Unterstützungsgruppe speziell für Lesben ins Leben gerufen, auch um ein Bewusstsein für deren Probleme in der nepalesischen Gesellschaft zu schaffen und ein Netzwerk aufzubauen. Noch nehmen wenige Lesben das
Angebot in Anspruch, doch das soll sich in Zukunft ändern. keck
Sexuelle Gewalt wird in Papua Neuguinea zukünftig strenger geahndet
werden. Bei Vergewaltigung, Ausnützung eines Abhängigkeitsverhältnisses, sexueller Gewalt gegen Kinder und Kinderpornografie können
Haftstrafen von bis zu 15 Jahren ausgesprochen werden, bei Opfern unter
zwölf Jahren kann das Urteil sogar lebenslänglich lauten. Damit wurde
auf die steigende sexuelle Gewalt gegen Kinder reagiert, wie Larry George,
Direktor der Port Moresby City Mission, berichtet. Neben dem Gesetz sei es
aber auch wichtig, zukünftig die Präventionsarbeit zu intensivieren, Kinder
und Jugendliche in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und sie im Umgang mit Gewaltsituationen zu schulen, so George. keck
http://www.bds.org.np/
iran
Verhinderte Kandidatur
Plötzlich war sie in der „Zeit im Bild“ zu sehen: Die iranische Parlamentsabgeordnete Elaheh Koulaei, die wir kürzlich in den an.schlägen interviewten. Am 20. Februar finden die Parlamentswahlen im Iran statt. Der konservative Wächterrat verbot jetzt die erneute Kandidatur einiger Parlamentsabgeordneten, unter anderem auch die von Frau Koulaei. Präsident Khatami versprach zwar dagegen anzugehen, konnte aber bisher
nichts erreichen. Hintergrund ist der Machtkampf von Ali Khamenei vom
Wächterrat mit dem Präsidenten Khatami. Es wird eine sehr geringe
Wahlbeteiligung befürchtet, die die Reformbewegung Stimmen kosten
wird. Iranische Migrantinnen in Wien hingegen sind schon so enttäuscht
von der Regierung der Mullahs, dass sie diese Auseinandersetzungen nur
für einen Trick halten, um die Wahlbeteiligung anzukurbeln. keck
wyber.space
www.ariadne
burkina faso
Erfolge gegen FGM
Seit mittlerweile zwölf Jahren versucht die Regierung Burkina Fasos Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) zu bekämpfen. Eine Kampagne wurde gestartet und nun liegen erste Ergebnisse vor: Wurden 1992 noch
zwei Drittel aller Mädchen verstümmelt, so ist in einigen Regionen des
Landes die Anzahl auf unglaubliche zwei Prozent gefallen. Seit 1996
steht FGM in Burkina Faso unter Strafe. Mit einer dreijährigen Haftstrafe haben Personen zu rechnen, die FGM durchführen, bei Todesfolge sogar mit bis zu zehn Jahren Haft. Lobbying, Training und Sensibilisierungsmaßnahmen hätten zu erstaunlichen Erfolgen geführt, resümiert
Hortense Palm, Vetreterin des Nationalen Komitees zur Bekämpfung
von FGM. Denn auch in jenen Gegenden, in denen FGM immer noch
praktiziert wird, sei die Rate insgesamt erheblich gesunken. Im Komitee
arbeiten auch religiöse Führer mit, die vor allem versuchen, den Irrglauben zu bekämpfen, FGM werde vom Islam vorgeschrieben. Vielmehr sei
FGM schon in prä-islamischen Zeiten praktiziert und vom Islam lediglich toleriert worden, erklärt der Imam El hadj Adama Sakande, Mitglied
des Zentrums für Islamische Studien und Trainings, CERFI. keck
Vor zwei Jahren wurde an dieser Stelle schon einmal die Ariadne-Datenbank der Österreichischen Nationalbibliothek erwähnt. Unter http://
www.onb.ac.at/ariadne wird aber nun weit mehr geboten als nur eben
diese Datenbank von unselbständigen, frauenspezifischen Publikationen seit 1990. Und das Angebot wird laufend erweitert. Es gibt etwa einen Veranstaltungskalender mit Tagungen und Kongressen zu Genderthemen weltweit; thematisch geordnete Bibliografien; einen alle zwei
Monate erscheinenden Newsletter mit allen frauenrelevanten Neuerwerbungen der Nationalbibliothek. Ariadne ist außerdem mit anderen
Online-Datenbanken, -Journals und feministischen Institutionen vernetzt. Ergänzt wird das Angebot durch das „österreichische FrauenWeb“ mit vielen Links. Eine aktuelle Besonderheit ist das Projekt „Frauen in Bewegung“, das die österreichische historische Frauenbewegung
nachzeichnet, indem zum Beispiel ein digitales Archiv mit online abrufbaren Originaldokumenten der damaligen Zeit eingerichtet wurde. So
wurden in Zusammenarbeit mit austrian literature online – http://
www.literature.at/ – feministische Zeitschriften der vorigen Jahrhundertwende eingescannt und sind so für jede webweit abrufbar. ESt
februar 2004an.schläge 13
Fo t o s : A r c h i v
internationalperu
…und drauß’ ist sie
1
Moral, Intrigen, Korruption und politische Scheingefechte in Peru – Chronik eines
angekündigten Desasters von Ulrike Lunacek
Ulrike Lunacek ist außenpolitische
Sprecherin der Grünen und die
bislang einzige offen lesbisch lebende
Nationalratsabgeordnete. Sie
verbrachte im Dezember drei
Wochen in Peru.
14 an.schlägefebruar 2004
„Ist doch gut, dass sie jemanden
hat, denn so dick wie sie ist, findet sie ja so leicht eh keinen
Mann“, war der mit wohlgesinnter Miene zum Ausdruck gebrachte Kommentar eines Taxifahrers in
Perus Hauptstadt Lima zum politischen
Thema Nr. 1 in der Vorweihnachtszeit:
Das angeblich lesbische Leben der beliebten Premierministerin Beatriz Merino. Nicht, dass ich den hinter dieser Aussage stehenden Sexismus besonders
schätze, eines brachte der Taxifahrer
dennoch auf den Punkt: Der breiten
Masse der PeruanerInnen war und ist es
kein Problem, dass die beliebte „Premier“
nicht verheiratet ist und mit einer Frau
zusammenlebt – also offensichtlich lesbisch ist, auch wenn die Mittfünfzigerin
es bisher nie zugegeben hat.
Sie hätte sich outen sollen, meinen
viele KommentatorInnen und auch viele
in der Lesben- und Schwulen-Bewegung. Denn, so der Journalist Carlos Gorriti:„Merino und die anderen übersehen,
dass es heutzutage niemanden mehr
wirklich interessiert, wen jemand liebt
oder mit wem jemand zusammenlebt.“
Diese Zustimmung ist bis zu ihrem
Rücktritt am 13. Dezember in den Beliebtheitswerten der Meinungsbefragungen zum Ausdruck gekommen: Bis
zu siebzig Prozent machte ihre Popularität aus, auch bei ihrem Rücktritt hatte
sie noch knapp fünfzig Prozent Zustimmung – ganz im Gegensatz zu der des
Staatspräsidenten Alejandro Toledo. Der
aus ärmsten Verhältnissen stammende
Hoffnungsträger beim Neubeginn nach
dem Ende der diktatorischen FujimoriZeit hat all seine Beliebtheit verspielt und
muss zusehen, wie er seine Regierung bis
ins Wahljahr 2006 hinüberrettet.
Ruhe vor dem Sturm. Beatriz Merino wurde im Juni 2003 als Nachfolgerin des
damaligen Premierministers Luis Solari
ins Amt berufen. Dieser Opus-Dei-Mann
und heutige Abgeordnete hatte seine
Popularität damit eingebüßt, dass er
sich allzu genau an die Vorgaben des
Vatikans hielt bzw. sogar die Jungfrau
Maria konsultierte, wie er selbst einmal
behauptete. Der Vatikan hatte in Solari
einen Verfechter des Widerstands gegen Aids-Präventionskampagnen und
Empfängnisverhütungsmittel. Irgendwann wurde das auch den sehr katholischen PeruanerInnen zu viel; Solari verlor die öffentliche Unterstützung und
musste gehen. Seine Nachfolgerin war
die erste Frau in diesem Amt. Sie hatte
das Image einer ehrlichen und unkorrumpierten Politikerin – eine Seltenheit
nach den Skandalen der Fujimori-Zeit.2
Diesen Vertrauensvorsprung in der
Bevölkerung konnte sie nutzen. Einige
AnalystInnen meinten, dass ihre hohe
Beliebtheit einer der Faktoren war, deretwegen die Premierministerin zu einer Person wurde, die man aus dem
(politischen) „Weg räumen“ musste.
Der Hauptgrund waren wohl die von
ihr ernsthaft vorangetriebenen Steuerund Staatsreformen. Sie wollte u.a. eine
Finanztransaktionssteuer für inländische
Geldgeschäfte einführen – eine interessante Finanzquelle in einem Land, dessen
höchster Steuerprozentsatz sich auf zwölf
Prozent beläuft. Doch die Wirtschaftsund Finanzeliten des Landes verweigerten ihre Unterstützung und betrieben
massives Lobbying dagegen.„Ich habe
nicht den geringsten Zweifel, dass sie mit
der Regierung Verhandlungen führten
und diese Situation herbeigeführt haben.
Während sie Merino ihre politische Unterstützung aussprachen, sägten sie
fleißig am Ast der einzigen bedeutenden
Wirtschaftsinitiative, die sie gesetzt hatte“, meint Javier Diez Canseco, langjähriger links-demokratischer Abgeordneter.
Vorwürfe. Und dann ging Ende November alles ziemlich schnell: Vor der Sommerpause des Parlaments konnte das
Budget nicht reibungslos beschlossen
werden. An einem Montag gelang es
dann doch. Am darauffolgenden Mittwoch wurde bekannt, dass Merino in
der Finanzbehörde, als deren Chefin sie
früher tätig war, ihre Freundin Irma
peruinternational
Chonati beschäftigt hatte. Am Donnerstag wurde dieser Vorwurf dann auf mehrere Mitglieder der Familie Chonati
ausgeweitet und am Freitag wurde bekannt, dass Frau Chonati und Frau Merino im selben Haus wohnen. Am Samstag soll es dann Gespräche eines Abgeordneten der Regierungsparteien (wie
sich später herausstellte, soll es Solari
gewesen sein) mit dem ebenfalls weit
rechts stehenden Kardinal von Lima gegeben haben – über Merinos „ungehöriges sexuelles Verhalten“. Am selben Samstag begab sich die Premierministerin
auf eine Auslandsreise. Zuvor hatte sie
Toledo noch ihren Rücktritt angeboten,
dieser hatte ihn nicht akzeptiert – zu aller Erstaunen verkündete er dann noch
vor der Rückkehr von Merino den Rücktritt des gesamten Kabinetts. Damit
wollte er wohl den starken Mann hervorkehren, da seine Umfragewerte weiter im Fallen waren.
Als Merino dann am Morgen des 15.
Dezembers am Flughafen von Lima ankam, gab sie ihre letzte offizielle Erklärung ab. Sie hielt anklagend fest,
dass ihr schon acht Wochen zuvor aus
mehreren Quellen zu Ohren gekommen
war, dass geplant sei, ihre „moralische
Integrität“ zu unterminieren. Darüber,
dass sie ihren Angehörigen Jobs verschafft hatte (was in Peru zwar rechtswidrig, aber gang und gäbe ist, und
worüber lange nicht alle PolitikerInnen
stolpern), verlor sie leider kein Wort.
Lesben- und Schwulenrechte. Gustavo Gorriti sieht Merino vorrangig als Opfer unverdienter Attacken. Er betont jedoch
auch, dass sie den Angriffen entschieden entgegentreten hätte sollen. Ihr
Rückzug werde ihr als Schwäche ausge-
legt. Da ist er sich mit zahlreichen VertreterInnen der Lesben- und Schwulenszene einig: „Wie sollen wir sie verteidigen, wenn sie nicht bereit ist, zu ihrem
Lesbisch-Sein zu stehen?“ Hätte sie
ihren Fehler bei der Jobvergabe eingestanden und gesagt: „Ja, ich lebe mit
Frau Chonati zusammen, und?“ – die
Bevölkerung wäre zu ihr gestanden, die
reaktionären Kirchenkreise hätten ihr
Spiel verloren, da sind sich die meisten
BeobachterInnen einig.
Um die Geschichte für die peruanische Lesben- und Schwulenbewegung
noch interessanter zu machen, präsentierte zeitgleich mit Merinos Rücktritt
die Abgeordnete Marta Moyano (Fujimori-Partei) einen Gesetzesvorschlag
für eine Eingetragene PartnerInnenschaft, nach dem Muster der argentinischen Region Buenos Aires – jedoch ohne vorher mit den lokalen Organisationen auch nur Kontakt aufzunehmen.
Nach Einschätzung mehrerer peruanischer AnalystInnen wollte sie damit
zwei Fliegen auf einen Schlag treffen:
Zum einen die Debatte um Merinos lesbisches Leben am Köcheln halten und
dadurch Toledo weiter schaden und
zum anderen verhindern, dass über die
Weihnachtszeit die wirklich brisanten
Themen (Steuer- und Staatsreform)
breit diskutiert werden.
Um Lesben und Schwule ging es
Moyano überhaupt nicht, waren sich
die Lesben- und Schwulenorganisationen einig und forderten statt einer Eingetragenen Partnerschaft ein Gesetz,
mit dem verschiedene Personen, nicht
nur Liebespaare, einen „Solidaritätspakt“
eingehen können – dies entspräche viel
mehr der peruanischen Realität, wo Lesben, Schwule und Heteras/os mit und
ohne (eigene) Kinder, mit Geschwistern
oder anderen Familienmitgliedern
oder auch FreundInnen zusammenleben.
Was bleibt? Verunsicherung und Enttäuschung im Anden-Staat. Merino hatte
es geschafft, ein Klima des Vertrauens
herzustellen, nicht nur in die Regierung,
sondern auch gegenüber der Opposition und anderen politischen Sektoren –
und in der Bevölkerung. Dieses haben
Toledo, die Wirtschaftseliten und die
Opus-Dei-Lobby zerstört. Zum Schaden
nicht nur von Beatriz Merino, sondern
des gesamten Landes.
Auch wirtschaftspolitisch sieht es
nicht gut aus. Toledo arrangierte sich
mit Weltbank und Währungsfonds in
einer Form, die zwar Großprojekte wie
die Gaspipeline Camisea (vom Regenwald-Gebiet bis an die Küste in nächste
Nähe des Paracas-Naturschutzgebietes!) ermöglichten, jedoch gegen die
zunehmende Verarmung und Arbeitslosigkeit, nicht nur der armen Bevölkerung in den Elendsvierteln und am
Land, sondern auch der Mittelschichten, nicht erfolgreich waren und sind.
Und nun diese Art von Intrigen und
offen ausgetragene Streitereien zwischen einzelnen PolitikerInnen der Regierungsparteien, die jede Hoffnung
zerstören, dass sich in Peru nach der
Fujimori-Zeit die Dinge tatsächlich
zum Besseren wenden würden.
Die Moral von der Geschicht’? Begib dich nie – und als unabhängige, eigenständige (vielleicht sogar lesbische!) Frau schon gar nicht – in die Politik, ohne dir die Unterstützung der
Mächtigen in den eigenen Kreisen zu
sichern.
❚
1 Am 12. Dezember titelte Perú.21:
„Ya está afuera“ „Sie ist schon
draußen“ – und spielte damit
sowohl auf das Ende ihrer Amtszeit
als Premierministerin an als auch
auf das „aus dem Schrank draußen
sein“ („estar fuera del closet“).
2 Alberto Fujimori siegte bei der
Präsidentenwahl 1990 gegen den
Schriftsteller Mario Vargas Llosa,
weil er versprach, sich für die Indigenen, die verarmte Bevölkerung
einzusetzen. 1992 löste er mit einem
„Autogolpe“, einem „Eigenputsch“
das Parlament auf, ließ seine Widersacher verhaften und sicherte sich
so seine autoritäre Macht für die
nächsten Jahre. Nach Öffentlichwerden zahlreicher Videos, mit
denen sein Sicherheitsberater Montesinos zahlreiche Bestechungsgelder-Übergaben dokumentiert
hatte,„flüchtete“ Fujimori 2000
nach Japan, wo er sich immer noch
aufhält. Derzeit läuft ein Auslieferungsverfahren gegen ihn, da er
in Peru wegen Korruption und
Menschenrechtsverletzungen vor
Gericht gestellt werden soll. Er
befindet sich auch auf der
Fahndungsliste von Interpol.
februar 2004an.schläge 15
Fo t o : G a b i H o ra k
österreichkonvent
In schlechter Verfassung
Seit sechs Monaten berät ein siebzig-köpfiger Konvent über umfassende Änderungen an
der österreichischen Verfassung. Das von Expertinnen geforderte Gendering der Verfassung
muss erwartungsgemäß hart erkämpft werden. Von Gabi Horak und Eva Melnik
Nachdem im Mai letzten Jahres
der sogenannte „ÖsterreichKonvent“ ins Leben gerufen
wurde, um über eine neue Verfassung zu beraten, war das öffentliche Interesse zunächst noch relativ gering. Spätestens mit der Frage
„Gott in die Verfassung oder nicht?“ war
der Konvent massiv in allen Medien vertreten und ab und zu blitzte auch eine
andere Frage durch:Wo sind die Frauen?
Hearings. „Wir vertreten die Auffassung,
dass alle Gruppen, die dies möchten, im
Österreich-Konvent die Möglichkeit ha16 an.schlägefebruar 2004
ben sollen, angehört zu werden“, verkündete Franz Fiedler, Konvents-Vorsitzender, im November. Doch das erste
„Hearing“, in dem zivilgesellschaftliche
Organisationen vor den Konventsmitgliedern vorsprechen konnten, kam am
21. November erst auf Druck einiger
NGOs zustande. Mittlerweile fanden
drei Hearings statt, die von so vielen Organisationen genutzt wurden, dass jede
nur mehr fünf Minuten Redezeit bekam.
Eva Lichtenberger, in zwei Ausschüssen
vertretene Grüne Nationalratsabgeordnete, sieht diese Vielzahl an Statements
problematisch:„Dadurch kann wohl je-
des Konventsmitglied gerade jene Stellungnahme zitieren, die ihre/seine Position untermauert.“
Und die Auswahl an Positionen ließ
nichts zu wünschen übrig: Neben VertreterInnen von Frauenorganisationen,
Sozialeinrichtungen und Religionsgemeinschaften konnte etwa auch der
Ring Freiheitlicher Jugend seine Forderungen anbringen: bevölkerungsfreundliche Familienpolitik, ein „Hinweis auf
die christlichen Wurzeln als Antwort auf
den expandierenden islamischen Fundamentalismus“, lautete das Statement
von Johann Gudenus.
konventösterreich
schüssen und als Expertinnen „von
außen“ versuchen, das Notwendige
möglich zu machen:„Optimal wäre,
wenn es in jedem Ausschuss ein Mitglied gäbe, das der/die Genderbeauftragte ist und schon in den Beratungen
die Gender-Aspekte einbringt.“ Von diesem Wunsch scheint die Realität des
Konvents kilometerweit entfernt.
Frauenförderung. Das in Artikel 7 der BunDie Tatsache, dass von siebzig Kondes-Verfassung verankerte „Bekenntnis
ventsmitgliedern nur 14 Frauen sind,
zu Geschlechtergleichstellung und Fraumacht sich erwartungsgemäß auch in
enförderung“ war ein 1998 geschlosseder konkreten Ausschussarbeit bemerkner politischer Kompromiss, der nicht
bar. Die Unausgewogenheit der Genur die Expertinnen im Gleichbehandschlechter bei den Teilnehmenden wirke
lungsausschuss befremdete. Sie hatten
Gegen die Zeit. Die Verfassungsjuristin
unzählige Arbeitsstunden im Ausschuss Hornyik gibt sich im Gegensatz zu Pram- sich auf das Gesprächsklima aus, berichtet Eva Lichtenberger:„Beiträge und Wihinter sich und waren sich eigentlich ei- mer pessimistisch, was die notwendige
derspruch von ,großen Männern‘ wernig, dass ein bloßes Bekenntnis zur
Formulierung der „Verpflichtung“ zur
Gleichstellung zu wenig sei. Der KomGleichstellung betrifft. Zwar hat sich der den von den (männlichen) Mitgliedern
als besonders wichtig wahrgenommen.“
promiss zwischen den Koalitionspartei- Staatsziele-Ausschuss Mitte Jänner auf
Die Chance, schon bei der Konstituen wurde außerhalb des Gleichbehand- einen Vorschlag bezüglich einer Verlungsausschusses geschlossen, dessen
pflichtung zur tatsächlichen Gleichstel- ierung des Konvents auf Geschlechterparität und Gendering der Konvents-ArVorsitzende Barbara Prammer (SPÖ) nur lung geeinigt; ansonsten wurden die
beit zu bestehen, haben die Frauenpolimehr den verdutzten Mitgliedern von
weiterführenden Vorschläge hinsichtder bereits getroffenen Entscheidung
lich einer einklagbaren Frauenförderung tikerinnen im Nationalrat verpasst. Umberichten konnte.
und einer effizienteren Rechtsdurchset- so mehr Energie ist nun notwendig, um
aus dem Hintergrund die Frauen in den
Nun zählt Prammer zu jenen Politi- zung jedoch abgelehnt. Waren anfangs
kerinnen, die am vehementesten nach
noch positive Signale von seiten des Vor- Konvent hinein zu reklamieren.
einer längst überfälligen Änderung des
sitzenden des Grundrechte-Ausschusses
Artikels 7 verlangen: Aus dem Bekenntzu vernehmen, läuft ihnen mittlerweile
Alte Gewohnheiten. Einzelne Expertinnen
nis müsse eine „Verpflichtung“ zur
die Zeit davon. Bis Ende Jänner sollten
und „Ruferinnen“ haben dabei nicht selGleichberechtigung1 werden.
alle Ausschüsse Zwischenberichte erten mit Geistern aus vergangen geglaubten Zeiten zu kämpfen. So kann
Völlig offen ist dieser Kampf für Eva stellt haben, doch beispielsweise der
Grundrechte-Ausschuss steht mit seiner sich Brigitte Hornyik des Eindruckes
Lichtenberger, denn die grundsätzliche
Arbeit noch am Anfang. Brigitte Hornyik nicht erwehren, dass es zwischen Heinz
Diskussion, mit wieviel Verbindlichkeit
gibt sich nachdenklich:„Im Moment ha- Fischer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP)
Staatsziele formuliert werden sollen,
stehe noch aus:„Es gibt seitens der kon- be ich das Gefühl: Entweder frauenspe- „sehr viele parlamentarische Absprachen“ gibt,„nach dem Motto: Zweidritservativen TeilnehmerInnen im Konvent zifische Forderungen werden aus zeitlichen Gründen nicht behandelt oder
telmehrheit brauchen wir, daher müsden Wunsch nach einer schlanken Versen wir uns einig sein.“ Für Hornyik ist
fassung, was bedeuten würde, dass man man wird von der Gewichtung her sadies nicht unbedingt neu: Sie gehörte
bis auf einige Bekenntnisse keine weite- gen: Andere Grundrechte sind doch
wichtiger.“ Dabei betonte der Grundanno 1998 zu jenen verdutzten Expertinren Verpflichtungen festschreiben und
nen des Gleichbehandlungsausschussich auf eine reine Spielregelverfassung rechte-Ausschuss bei der Präsentation
eines ersten Berichtes im Oktober letzses, die sich einer Abmachung zwischen
beschränken will.“
ten Jahres noch das Vorhaben, sich an
roten und schwarzen Granden beugen
Gendering. Einen detaillierten Forderungs- der EU-Grundrechts-Charta zu orientie- mussten.
Dementsprechend unvorhersehbar
katalog legte der Verein Österreichischer ren. Diese beinhaltet eine eindeutige
„Verpflichtung“ zur Frauenförderung.
ist für die Juristin der Ausgang der VerJuristinnen vor. Die Juristinnen verlanDoch offensichtlich bedarf es wiehandlungen im Österreich-Konvent. Es
gen neben einer Verpflichtung zur
Gleichstellung und Frauenförderung für der einmal besonderer Anstrengungen, sei möglich, dass er im Laufe des Jahres
um Anliegen rund um Geschlechtergescheitert, weil einige grundlegende Voralle Gebietskörperschaften und Selbstverwaltungskörper auch die Einführung rechtigkeit auf die Prioritäten-Listen der stellungen weit auseinander gehen. GeEntscheidungsträgerInnen zu platzieren. nauso denkbar wäre aber auch,„dass
einer GeschlechterverträglichkeitsprüWährend Barbara Prammer versucht,
aus einer Tischlade ein fertiger Vorschlag
fung im Gesetzgebungsverfahren, die
für zukünftige Maßnahmen gelten solle, parteiintern Druck zu erzeugen und auf hervor gezaubert wird, auf den sich Fidie gewichtigen Argumente der hinzuscher und Khol schon geeinigt haben.“
aber auch der Status quo müsse einer
gezogenen Expertinnen vertraut, erDie Chancen für ein Gendering der Verständigen Überprüfung unterzogen
blickt Brigitte Hornyik nur „einzelne Rufassung stünden in beiden Fällen
werden. Dabei dürfe nicht vergessen
ferinnen in der Wüste“, die in den Ausschlecht.
❚
werden, dass die Verfassung zunächst
„Als Strategie sind derartige Aussagen leicht durchschaubar“, kontert Carla
Amina Baghajati, Hearing-Rednerin für
die Islamische Glaubensgemeinschaft in
Österreich. Ihre Forderungen gingen in
eine ganz andere Richtung:„Integration
durch Partizipation“. Die Qual der Wahl…
eine Rahmenbedingung sei. „Dass diese
Rahmenbedingung aber mit Leben gefüllt wird, ist Sache der Politik“, betont
Brigitte Hornyik, ehemalige Vorsitzende
des Vereins Österreichischer Juristinnen
und Expertin für Fragen der Geschlechtergleichheit. Als solche hat sie auch beratende Funktion im Österreich-Konvent, wo sie in „Experten-Hearings“ die
Forderungen der Juristinnen auch im
Namen des Frauenrings, Österreichs
größter Dachorganisation von Frauenvereinigungen, deponiert hat.
„Verfassungsdiskussionen sind
auch gesellschaftspolitische
Diskussionen“, weiß Brigitte
Hornyik vom Verein Österreichischer Juristinnen.
Eva Lichtenberger: Die Unausgewogenheit der Geschlechter in
den Ausschüssen wirkt sich auf
das Gesprächsklima aus.
1 Das würde auch den Verpflichtungen entsprechen, die Österreich
ohnedies durch die Ratifizierung
einiger Konventionen bereits eingegangen ist, etwa der UN-Konvention
zur Beseitigung der Diskriminierung
von Frauen (CEDAW) – von
Österreich ratifiziert 1982.
februar 2004an.schläge 17
verfassunggeschichte
Österreich beginnt sich zu fassen…
Die Entwicklung der Verfassung, wie wir sie heute kennen,
verlief parallel zur Entstehung
des demokratischen Systems.
Dieses erwuchs aus dem zentralistischen System, das noch aus der
Zeit Maria Theresias stammte und Anfang des 19. Jahrhunderts zu bröckeln
begann – Genau in jenem Jahrhundert,
in dem die Frauenbewegung ihren Anfang nahm.
Damals hatten alleinerziehende Arbeiterinnen durchschnittlich vier Kinder
zu versorgen und mussten mit dem halben Lohn eines Mannes ihr Leben meistern. Das BürgerInnentum hatte seine
Hausfrauen und unfreiwillig verheirateten Töchter. Die Stimmen von Frauen aller Schichten erhoben sich in jener Zeit
und forderten den Zugang zu höherer
Bildung, Reform des Ehe- und Zivilrechts,
gesetzliche Gleichstellung der Frauen
sowie deren Zugang zum Wahlrecht.
Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Forderungen des Volkes.
Rufe nach einer Verbesserung der Lebensumstände von ArbeiterInnen und
Bäuerinnen/Bauern, einer nationalen
Gleichstellung der Völker und der Unabhängigkeit der Gemeinden kamen im
Sturmjahr 1848 aus allen Richtungen
des Vielvölkerstaates. Kaiser Franz Joseph konnte die Revolution zwar brutal
niederschlagen, musste jedoch Kompromisse schließen: Es kam zu Wahlen
für den österreichischen Reichstag, so-
http://www.konvent.gv.at
18 an.schlägefebruar 2004
Der Österreich-Konvent wurde am
2. Mai 2003 durch das Gründungskomitee, dessen Vorsitzender der
Bundeskanzler ist, konstituiert. Am
30. Juni wurde die Arbeit aufgenommen und zehn Ausschüsse gebildet,
in denen die Themen vorbereitet
werden sollen. Ende 2004 sollten die
Verhandlungen zu einem Ende kommen und etwaige Verfassungsänderungen im Nationalrat zur Abstimmung gebracht werden.
wie für die deutsche Nationalversammlung. Der Reichstag stellte einen Verfassungsentwurf fertig. Noch vor der Abstimmung löste das Militär den Reichstag auf und der Kaiser erließ im März
1849 eine oktroyierte Verfassung, die
aufgrund nationaler Kontroversen jedoch nie in Kraft trat.
In den nächsten Jahrzehnten konnte die Aufhebung der Grunduntertänigkeit, der Ausbau der staatlichen Verwaltung und die Errichtung von Gemeinden durchgesetzt werden.
Nach verfehlter Außenpolitik und
militärischen Niederlagen, versuchte
der Kaiser mit dem Februarpatent von
1861 die Ruhe im Land wieder her zu
stellen. Er ließ wieder Wahlen zum
Landtag zu. Das Gemeindegesetz von
1862 schrieb den Gemeinden ihre eigene Verwaltungsfreiheit zu und ist in seinen Grundsätzen bis heute gültig.
Die erste österreichische Verfassung trat 1867 in Kraft. Sie beinhaltete
einen Grundrechte-Teil, der in die Neuzeit übernommen wurde.
Um die Jahrhundertwende konnten auch die Frauen kleine Erfolge erzielen. 1878 war es ihnen gestattet, zur Matura und 1897 zum Studium anzutreten.
Bei der Kundmachung des „allgemeinen
und gleichen Wahlrechtes“ von 1907
galten sie jedoch noch nicht als wahlberechtigt. Erst 1919 konnten Frauen
zum ersten Mal in der Geschichte politische VertretER wählen.
1920 verabschiedeten Renner, Kelsen, Mayr u.a. das Bundes-Verfassungsgesetz, wonach Österreich eine demokratische Republik, ein Bundesstaat und
ein Rechtsstaat sei. In Artikel 7 der Bundes-Verfassung ist festgelegt:„Alle
Staatsbürger sind vor dem Gesetz
gleich…“
Die Diskussion über die Grundrechte der BürgerInnen gegenüber dem
Staat führten zu keinem Ergebnis, weshalb die Grundrechte von 1867 in die
Verfassung aufgenommen wurden. In
den kommenden Jahren folgten mehrere Erweiterungen und Verfassungsänderungen, unter anderem erhielt die/der
BundespräsidentIn mehr Befugnisse.
In der Zeit des 2. Weltkrieges trat
die Verfassung außer Kraft. Erst 1945
kehrte Österreich zur Verfassung von
1920 zurück und erweiterte diese 1955
mit dem Neutralitäts- und Staatsvertragsgesetz. Seither hat es keine komplette Neufassung der Verfassung gegeben. Mit zahlreichen zugefügten
Artikeln (wie zum Beispiel die UNOMenschenrechtskonvention, die Europäischen Menschenrechte) und Ausnahmebestimmungen ist die BundesVerfassung unübersichtlich geworden.
Wichtige neue Gesetze, die bisher nicht
in der Verfassung verankert sind, sind
die Reform des Eherechtes im Sinne der
Gleichberechtigung und PartnerInnenschaft von 1976 sowie das Gleichbehandlungsgesetz von 1979.
❚
Organe des Österreich-Konvents:
Ausschüsse:
1/Staatsaufgaben/Staatsziele
2/Legistische Strukturfragen
3/Staatliche Institutionen
4/Grundrechtskatalog
5/Aufgabenverteilung zwischen Bund,
Ländern und Gemeinden
6/Reform der Verwaltung
7/Strukturen bes. Verwaltungseinr.
8/Demokratische Kontrollen
9/Rechtsschutz, Gerichtsbarkeit
10/Finanzverfassung
Vollversammlung (70 Mitglieder)
Präsidium:
Franz Fiedler (Vorsitz, Verfass.ger.hof),
Heinz Fischer (SPÖ),
Angela Orthner (ÖVP),
Dieter Böhmdorfer (FPÖ),
Eva Glawischnig (GRÜNE),
Claudia Kahr (Verfassungsgerichtshof)
und Andreas Khol (ÖVP)
interviewprammer
„Spiegelbild“
Erholt nach den Feiern zu ihrem Fünfzigsten präsentierte
sich SPÖ-Frauenvorsitzende Barbara Prammer im
Interview mit Gabi Horak und Eva Melnik
an.schläge: Schon die Strukturen des
Österreich-Konvents sind alles andere als geschlechtergerecht: 56
männlichen Mitgliedern stehen 14
Frauen gegenüber.
Barbara Prammer: Es ist schwierig, den
nominierenden Körperschaften zu sagen: „Ihr müsst Frauen nominieren“. Es
hilft nichts: der Wiener Bürgermeister
ist ein Mann. Eigentlich macht die Mitgliedschaft in diesem Konvent sehr
sichtbar, wer die „Mächtigen“ in diesem
Lande sind. Es ist ein Spiegelbild Österreichs. Umso wichtiger ist es, auf die im
Konvent befindlichen Frauen zu hören.
Ich glaube nicht, dass die im Konvent
vertretenen Institutionen die Geschlechterfrage unter den Tisch fallen
lassen können. Ich bin natürlich
bemüht, mit den Vertretern z.B. des
Städtebundes immer wieder Gespräche
zu führen. Es ist auch gut, dass es Expertinnen gibt. Wir werden auch in der
SPÖ noch alle Hände voll zu tun haben
bis zum Abschluss der Projektes, damit
da nichts mehr schief geht.
Wird nach der Verfassungsänderung
aus dem „Bekenntnis“ zur Frauenförderung eine „Verpflichtung“ geworden
sein?
Das ist noch sehr schwer einzuschätzen. Es wird letztendlich darauf
ankommen, was überhaupt daraus
wird, wie weit es gelingt, die österreichische Verfassung neu zu schreiben. Tatsache ist: Wir würden gänzlich an den
Notwendigkeiten vorbeigehen, wenn es
zu einer neuen Verfassung käme und es
wäre die Frauenförderung nicht drinnen.
Könnte der SPÖ-Club die notwendige Zweidrittelmehrheit verweigern, falls
die Verpflichtung zur Frauenförderung
trotzdem nicht vorkommt?
Ja, das wäre eine Möglichkeit. Es
muss aber erst alles einer Bewertung
unterzogen werden, wenn ein Gesamtergebnis vorliegt. Ich zaudere in meiner
Bewertung, weil ich keine große Optimistin bin, die wirklich daran glaubt,
dass es eine gänzlich neue Verfassung
geben wird.
Warum sind Sie in keinem Ausschuss?
Das war meine Entscheidung. Ich
wollte nicht hinein, weil mir schon klar
war, dass diese Aufgabe mit kaum bewerkstelligbarer Arbeit verbunden gewesen wäre.
Dabei wäre es so wichtig, die Genderdiskussionen direkt im Ausschuss
statt finden zu lassen.
Mit den Frauen, die mehr oder weniger über die SPÖ im Konvent sitzen,
besteht eine sehr enge Vernetzung,
auch mit den Koordinatoren. Ich fühle
mich momentan auch sehr wohl und sicher in diesem Konstrukt, wenngleich
man immer aufpassen muss, nicht den
Gesamtüberblick zu verlieren. Die SPÖ
hat jetzt einen Grundrechtekatalog entwickelt, an dem auch die SPÖ-Frauen
wichtige Korrekturen angebracht haben. Diese vorläufige Fassung dient als
Diskussionsbasis für den Konvent.
Ist es möglich, dass aus Zeitmangel
die frauenspezifischen Fragen zu kurz
kommen?
Nein, weil dank der Expertinnen
gibt es ganz konkrete Vorschläge, die
Grundlagenarbeit ist abgeschlossen. Es
geht nun um die klare Entscheidung: Ja,
wir wollen die Frauengleichstellung
und -förderung verankern.
Was wird als nächstes in den Ausschüssen passieren?
Die nächste Etappe lautet: Zwischenberichte aus den Ausschüssen.
Bevor diese jedoch offiziell in das Konventsplenum kommen, soll jeder Ausschuss noch einmal auf Genderkriterien
überprüfen.
Soll oder kann?
Wir werden sehr darauf achten,
dass die Abmachung eingehalten wird.
Was halten Sie davon, über die Verfassungsänderungen eine Volksabstimmung durchzuführen?
Bei einzelnen Änderungen: Nein.
Bei großen Änderungen schon. Es
kommt aber auch auf die Punkte an.
Klassisches Beispiel: Neutralität. Hier
hat das Volk zu entscheiden. Wenn wir
den Grundrechtekatalog überarbeiten,
dann brauchen wir meiner Meinung
nach keine Volksabstimmung.
Glauben Sie, dass die Neutralität fallen wird?
Das wird sicher noch eine ganz intensive Debatte werden. Aber für die
SPÖ ist die Abschaffung der Neutralität
kein Thema: Österreich bleibt neutral,
da fährt der Zug drüber.
Kann ein Verfassungs-Konvent, der
eine kostengünstige Erfüllung der
Staatsaufgaben anstrebt, Sozialstaatlichkeit in sein Themengebiet aufnehmen – wie etwa vom Gewerkschaftsbund gefordert?
Das ist einer der großen Streitpunkte, den man auch stark unter
dem frauenpolitischen Aspekt sehen
muss. In meinem Statement im Hearing wies ich darauf hin, dass der sogenannte „schlanke Staat“ genau das
sein könnte, was ich nicht will – nämlich das Wegnehmen jeglicher Struktur und Infrastruktur, die gerade wichtig wäre für Frauen, um einen Schritt
in Richtung Gleichstellung gehen zu
können.
Für den Fall, dass Heinz Fischer
tatsächlich zum Bundespräsidenten gewählt wird, werden Sie als seine Nachfolgerin für die Nationalratspräsidentschaft
gehandelt. Ist das eine Position, die Sie
anstreben?
Ich würde nicht Nein sagen.
❚
februar 2004an.schläge 19
eurogamesfechten
Fo t o : Co n ra d B r e y e r
Fechten mit
Florett und Feder
Dank Margit Roth wird bei den heurigen EuroGames auch
Fechten als Disziplin vertreten sein. Ein Porträt von
Ariane Rüdiger
EuroGames: 29. Juli bis 1. August
2004 in München
Bis zu 5.000 SportlerInnen aus
47 Ländern Europas kämpfen in
27 Disziplinen um Gold, Bronze und
Silber. Jede/r ist willkommen,
unabhängig von Herkunft, sexueller
Orientierung, religiöser oder
politischer Einstellung. Behinderte
AthletInnen sind ausdrücklich
eingeladen, an den Spielen teilzunehmen. Mit Konzerten, Film und
Theater, Ausstellungen, Partys und
einer Dampfschifffahrt auf dem
Starnberger See wollen die
EuroGames auch Nicht-Sportler
ansprechen. Die Veranstalter erwarten rund 20.000 BesucherInnen.
Infos und Registrierung unter
www.eurogames.info/2004.
20 an.schlägejuni 2003
Mittlerweile hat Margit Roth, die
sich schließlich fürs Florett entschied,
nicht nur eine komplette Ausrüstung,
sondern auch einige für SpätstarterInnen wie sie beachtliche Meriten errungen: Sie ist Dritte der bayerischen Seniorinnenliste (ab dreißig Jahre) und auf
einem der Dreißiger-Plätze der bayerischen Aktiven-Landesliste. Roth nimmt
rund einmal monatlich an Wettkämpfen teil – meist in Bayern, aber auch international. Vor kurzem konnte sie in
den Niederlanden einen beachtlichen
zwölften Platz herausholen. Damit sie
fit bleibt, trainiert sie zweimal wöchentlich zweieinhalb Stunden.
In ihrem Verein lebt Roth ihre sexuelle Identität offen und hatte damit
noch nie Probleme. Außer ihr fechten
zwei schwule Männer beim MTV. Als
Roth sich verpartnerte, „kam unsere
ganze Mannschaft in voller Ausrüstung
und stand Spalier“, erinnert sie sich.
Fechterin dabei: „Es war kein Problem,
unsere Halle zu bekommen.“ Die EuroGames-Fechter und -Fechterinnen
werden also in einem optimalen Umfeld um die Medaillen kämpfen.
Für den EuroGames-Wettbewerb
konnte die Münchner Fechterin eine
prominente, offen lebende Lesbe – im
Leistungssport immer noch eine Rarität
– als Schirmherrin gewinnen: Imke Duplitzer, die Degen-Junioren-Weltmeisterin. Sie wird zum Beispiel die Medaillen
verteilen. Alle Disziplinen, also Degen,
Florett und Säbel, Einzel- und Mannschaftswettbewerbe, sollen ausgefochten werden. Wer gern am Mannschaftswettbewerb teilnehmen möchte, aber
kein volles Team mitbringt (es besteht
aus drei Aktiven eines Geschlechts),
wird einem Pool zugeteilt. Aus dem heraus bilden die OrganisatorInnenen
Adrenalinstoß. Schließlich wurde Roth
dann Mannschaften. Derzeit sind behinsichtlich ihrer Traum-Sportart doch
reits zehn Anmeldungen eingegangen.
noch fündig: Übers Internet entdeckte
Doch das ist noch längst nicht alles. „Ich
sie den MTV München 1879, einen Münrechne mit bis zu hundert Aktiven“,
chner Fechtverein mit rund 250 Mitglie- Kampf um Medaillen. Am Fechten faszisagt Roth.
dern beiderlei Geschlechts. Er betreibt
nieren sie die Schnelligkeit und die
Eine lesbisch-schwule Trendsportdie einzige Sporthalle der Stadt, die spe- Konzentration. „Entweder man ist voll
art war das Fechten bisher nicht. Vielziell auf den Fechtsport zugeschnitten
dabei, oder man geht am besten
leicht, weil die Assoziationen mit Burist. Gefochten wird mit Florett, Degen
gleich von der Bahn. Man muss anoder Säbel, zwischen denen feine Ungreifen, also aggressiv auf einen Geg- schenschaften, kriegerischem Gehabe
und erzkonservativen Kreisen das Bild
terschiede bestehen. Sie beziehen sich
ner zugehen. Weil ich sehr wettbetrüben. „Ich hoffe, dass durch die Euroauf die Form der Abdeckung des Griffs,
werbsorientiert bin, liegt mir das“,
Games mehr Lesben und Schwule entdie erlaubte Trefferfläche und darauf, ob sagt Roth und widerspricht damit aldecken, wie faszinierend der Wettfür einen Treffer nur geradeaus gestolen Vorurteilen hinsichtlich kuschelchen oder auch von schräg geschlagen
weicher Weiblichkeit. Für ihre Tatkraft kampf auf der Fechtbahn sein kann
und in unsere Anfängerkurse komwerden darf. Verletzungen durch die
spricht auch, dass sie sich kurz entWaffe sind dank moderner Materialien
schlossen in die EuroGames-Organisa- men“, meint Roth. Schließlich geht
es beim Wettkampf-Fechten nicht daso gut wie ausgeschlossen. „Man holt
tion einklinkte: „Als ich hörte, dass es
rum, blind draufzuhauen oder sich
sich beim Fechten höchstens blaue
keinen Fechtwettbewerb geben würFlecken oder mal eine Zerrung. Der Kör- de, habe ich beschlossen, einen zu or- gegenseitig Narben zu schlagen, sondern um kontrollierte Aggression,
per reagiert allerdings auf jeden Fechtganisieren – übrigens den ersten im
Schnelligkeit, Präzision und KonzenAngriff mit einem Adrenalinstoß, als
Rahmen von Euro- oder Gay Games.“
tration.
❚
ginge es wirklich ums Leben“, sagt Roth. Ihr Verein unterstützt die lesbische
Beim Begriff Fechten denken die
meisten an Ritterfilme und
schlagende Verbindungen. Anders Margit Roth: Die 36-Jährige
ist seit vier Jahren mit dem Florett auf der „Bahn“, dem Wettkampfort
der FechterInnen, aktiv.„Ich wollte eigentlich schon viel früher fechten lernen,
aber ich habe einfach keine Möglichkeiten gefunden. Was es gab, war mir zu
militärisch und martialisch“, erinnert
sich Roth, die im bürgerlichen Leben mit
der Feder ficht: Sie ist Cheflektorin für alles rund um Mathe, Naturwissenschaft
und Technik beim Oldenbourg-Verlag.
Die drahtige Sportlerin behalf sich also
mit Alternativen: zunächst Leichtathletik, dann Klettern. In dieser Sportart startete sie bei den Gay Games in New York.
an.risswissenschaft
preis
Softwarelösungen
Der KTW Software Award wird jedes Jahr an Frauen vergeben, die in
ihren Diplomarbeiten oder Dissertationen neue Softwarelösungen finden. Teilnahmevoraussetzung: Frau muss die Arbeit im Jahr vor der
Preisverleihung an einer deutschsprachigen Universität eingereicht haben und braucht ein Empfehlungsschreiben der/s betreuenden DozentIn. Die Einreichfrist für den Award 2004 läuft noch bis 31. März. Dann
werden die Arbeiten von einer international – aber leider nicht paritätisch – besetzten Jury bewertet: Acht der Jurymitglieder sind Männer,
nur drei Frauen. Das schaut zwar gar nicht gut aus, einreichen sollte
frau trotzdem, nicht zuletzt deshalb, weil ein Preisgeld von je 10.000,Euro winkt. Und: es gibt ausnahmsweise mal keine Altersbeschränkung. GaH
Infos und Online-Anmeldung: http://www.ktw.com/KTWDE/DE/award/award.html
integration
konferenz I
Gemeinsam stark
Gegen Sexuelle Belästigung
Es ist wohl einer der meist verbreitetsten bildungspolitischen Mythen
und große Angst so mancher Eltern: Wenn mein Kind in einer Klasse
mit „behinderten“ Kindern sitzt, dann werden seine Leistungen schwächer. Dass diese Integrationsklassen, wo mehrere LehrerInnen für die
besonderen Bedürfnisse von SchülerInnen mit sonderpädagogischem
Förderbedarf zur Verfügung stehen, keineswegs leistungshemmend
sind, beweist aufs neue eine aktuelle Studie. Für die Erforschung der
Schulleistungen wurden mit 441 Kindern in dritten Volksschulklassen in
Wien schriftliche Mathematiktests durchgeführt. Das Ergebnis: Zwischen Regel- und Integrationsklassen gab es keinen signifikanten Unterschied. „Schulleistung und Integration stellen keinen Widerspruch
dar“, bestätigt die Studienautorin Edda Böhm. Frühere Studien und Erfahrungen zeigen ganz im Gegenteil, dass Eltern von leistungsschwachen Kindern integrativ geführte Klassen bevorzugen, da hier mehr PädagogInnen zur Verfügung stehen. Und wie sehr die Kinder voneinander und durch den Umgang miteinander profitieren können, kann nur
erahnt werden. Umso tragischer, dass durch die fehlende Nachbesetzung nach den vielen Frühpensionierungen mit Dezember 2003 die
Weiterführung zahlreicher Integrationsklassen gefährdet ist. GaH
Sexuelle Belästigung im akademischen Umfeld und am Arbeitsplatz ist
das Thema der 11. Konferenz der Internationalen Koalition gegen sexuelle Belästigung (ICASH), die vom 15. bis 16. August in San Francisco stattfindet. Für die Konferenz werden Arbeiten und Themenvorschläge für
Workshops und Podiumsdiskussionen gesucht, die das Thema der sexuellen Belästigung unter allen Aspekten behandeln können. Vorschläge
zu folgenden Themen werden bevorzugt behandelt: Erziehung und Einstellung, landerübergreifende Studien, männliche Täter oder Opfer, Frauen in männerdominierten Umfeldern, Trainingsansätze und Managementstrategien. Kurzdarstellungen sollten zwei Seiten nicht überschreiten und können noch bis 20. Februar geschickt werden. oba
Informationen und Anmeldung unter: e-mail: [email protected] http://jan.ucc.nau.edu/~pms/icash.html/.
konferenz II
Gender und Aktivismus
Am 26. und 27. November 2004 findet an der Universität Lausanne die
internationale Konferenz „Gender and Aktivism“ statt, zu der noch Themenvorschläge und wissenschaftliche Arbeiten gesucht werden, die
bis spätestens 31. März 2004 eingereicht werden können. Ziel der Konferenz ist es, verschiedene Forschungsansätze und Blickwinkel zum
Thema Aktivismus und Gender miteinander zu vereinen, wobei Gender
als soziale Kategorie gesehen wird, unter der Aktivismus bislang meist
noch nicht untersucht wurde. Mithilfe dieser Konferenz soll der Mythos
der „geschlechtsneutralen“ sozialen Bewegungen entlarvt und zwei
Punkte im Besonderen diskutiert werden: Auf der einen Seite werden
die aktivistischen Bewegungsabläufe und strukturellen Verhaltensweisen unter dem Gesichtspunkt der Geschlechtszuschreibung untersucht,
andererseits die Beziehungsnetzwerke, die geschlechtlich konstruiert
werden, auf ihr Mobilitätspotential hin analysiert. Veranstalter der Konferenz sind das Forschungszentrum für Politische Aktivitäten und das
universitätsübergreifende Zentrum für Gender Studies der Universität
Lausanne. oba
Informationen: e-mail: [email protected] oder [email protected]
konferenz III
Gender und Erziehung
Vom 2. bis 4. Juni 2004 veranstaltet die Universität Helsinki eine Interimskonferenz zum Thema Gender und Erziehung in der globalen, lokalen und transnationalen Welt. Diskutiert werden sollen die verschiedenen Aspekte der Ausgrenzung in der pädagogischen Arbeit. Dazu stehen Themen wie pädagogische Ansätze, Jugendkultur, Sexualität und
Aktivismus auf der Tagesordnung, die alle unter verschiedenen methodologischen Ansätzen erörtert werden sollen. Ziel der Konferenz ist laut
VeranstalterInnen ein Dialog, der aufzeigen soll, wie Ausgrenzungsstrategien funktionieren und wie sie umgangen oder aufgebrochen
werden können. Noch bis zum 28. Februar können empirische, theoretische oder methodologische Arbeiten eingereicht werden, die die
Grundlage für die stattfindenden Workshops bilden sollen. oba
Weitere Informationen unter http://www.helsinki.fi/ktl/gened
februar 2004an.schläge 21
Fo t o : O w e n G ra n t
wissenschaftforum
„Mei Frau benimmt sich sonderbar“
Was hat Germaine Greer mit dem australischen Exiltheater zu tun? Geschlechterkonzeptionen „Down Under“ Von Birgit Lang
Germaine Greer ist in unseren
Breitengraden als streitbare
Feministin und Erfolgsautorin
bekannt – ihr neuestes Buch
„Der Knabe“ ist eben erschienen (2003). In die Geschichte eingegangen ist sie mit dem feministischen
Klassiker „Der weibliche Eunuch. Aufruf
zur Befreiung der Frau“ (1971). Was aber
hat Greer mit dem australischen Exiltheater zu tun? Und wieso waren die
deutschsprachigen EmigrantInnen in
den 1970er Jahren nicht gut auf Greer
zu sprechen? Das sind zwei der Fragen,
die sich mir im Laufe meiner Arbeit
stellten.
22 an.schlägefebruar 2004
Deutschsprachige Flüchtlinge. Australien
bot in den 1930er Jahren rund 10.000
deutschsprachigen Flüchtlingen Schutz.
Während zu Beginn der 1930er Jahre nur
wenige Deutsche oder ÖsterreicherInnen die Antipoden als Zufluchtsort in
Betracht zogen, änderte sich dies 1938
nach der Annexion Österreichs und
dem Novemberpogrom schlagartig.
Bis dahin war Australien am Rande der
Weltkarte gelegen, provinziell und weitläufig, bevölkert von Aborigines, Kängurus und den Nachkommen britischer
Häftlinge. Ein Visum nach Australien zu
bekommen, war wegen der strengen
australischen Einreisebestimmungen,
die trotz einer relativ großen Anzahl kritischer Stimmen im eigenen Land bestanden, schwierig.
Die Flüchtlinge waren Australien
für die Aufnahme dankbar, insbesondere, weil viele auch Teile ihrer Familie
nachkommen lassen konnten. Trotzdem
erlebten sie bei ihrer Ankunft in Australien einen nachhaltigen Kulturschock.
Australien war ihnen fremd, sie konnten
in ihrem angestammten Beruf meist
nicht mehr arbeiten, was viele in die
Selbständigkeit trieb. Die AustralierInnen wiederum fanden, dass die EmigrantInnen sich seltsam anzogen, am
Akzent sofort zu erkennen waren, und
forumwissenschaft
FROEHLICH: Kein Wunder, wenn –
bei so an Gatten / Man seltsam wird
oder ein Narr
SCHOEN: Sie spricht nur Englisch,
auch wenn wir zu Hause / Und kocht mit
Dripping ungeniert,
FROEHLICH: Gehn’s ladn’s mich ein,
das nächste Mal zur Jause / Ich hätt’ sie
gern analysiert!
SCHOEN: Sie sperrt nicht zu die
Wohnungstür / Und trinkt sich Tee von
sechs bis vier / Sie geht herum in einer
Tour / Mit rotem Hut und grüne Schuh /
Sie tragt sogar, auch wenn ich steig / Die
Ledertasch, die ich erzeug! / Das Geld mit
Exiltheater. Neben Arbeit und Familie
blieb nach den ersten Jahren schließlich Losen sie verliert / Ich bitte sagn’s mir,
auch Zeit für etwas Unterhaltung. Da es was passiert?
FROEHLICH: Aber Herr Schoen, sie
jedoch in den Augen der EmigrantInnen
brauchen sich nicht zu sorgen, Sie ist
um das kulturelle Leben in Sydney und
bloss naturalisiert!
Melbourne schlecht bestellt war, fühlEs sind vor allem die Frauen, die
ten sie sich auf sich selbst zurückgeworfen und organisierten Konzerte und sich in der Darstellung des Kabaretts
zahlreiche Theateraufführungen. Insge- schneller an die britisch-australischen
Verhältnisse anpassen: Sprachwechsel,
samt acht deutschsprachige TheaterKochen mit (britischem) Schafsfett
gruppen entstanden so zu einem für
(dripping) anstatt mit Butter, immerhin
das Exil relativ späten Zeitpunkt, nämlich in den 1940er und 50er Jahren. Das gibt es noch eine Jause, aber auch die
ähnelt schon immer mehr einem britiKleine Wiener Theater in Sydney entzückte sein Publikum besonders mit sei- schen Fünfuhrtee. Aber die Krise macht
nicht beim Verhalten der Frauen halt.
nen Kabarettaufführungen, um die es
Im „Bunten Abend 1952 – Eine Fahrt ins
nun gehen soll. Diese abendfüllenden
Blaue“ spaltet sich der HauptprotagoProgramme, die zeitweise über 5.000
BesucherInnen pro Produktion anzogen, nist Hans Mantler in seine österreichische und seine australische Seite. Die
entstanden zwischen 1945 und 1973 in
Wahl des österreichischen Hans ist das
zwei- bis fünfjährigem Abstand. Gesüße Mädel der Jahrhundertwende, das
schrieben wurden sie von Karl Bittman
und Alfred Baring; beide waren zuvor in des Australiers die energische Susan.
der Wiener Kabarett- und Kleintheater- Beide, so scheint es, sind nicht die ideale
„Lösung“. Während es aber den Mänszene aktiv gewesen – die ganze Exilnern im Kabarett offen stand, sich über
theaterszene war im Wesentlichen in
die Vor- und Nachteile der eigenen und
„Wiener“ Hand. In Australien gelang es
der weiblichen Geschlechterrollen Geden beiden – unter Mithilfe der Regisdanken (und sich auch ein wenig lustig)
seurin Else Baring – die Situation der
zu machen, blieb den Frauen dieser
australischen Flüchtlingscommunity
(Text-) Raum verschlossen. Die Frauennachzuzeichnen und diese einfühlsam
rollen im Kabarett beschränkten sich
auf die Schippe zu nehmen.
auf Kokotten und Verkäuferinnen, Sekretärinnen und Hausfrauen. Zu Beginn
Geschlechterkonzeptionen. Die im Kabarett
der 1960er Jahre fand eine doppelte
getätigten Zuschreibungen betrafen
Verschiebung statt. Die EmigrantInnen
auch die Geschlechterrollen, gerade
fühlten sich nicht mehr zwischen den
dann wenn es darum ging, die Unterschiede in der Anpassung an die austra- Kulturen zerrissen, sie waren angekommen und sahen sich als eigenständiger
lischen Lebensumstände zu beschreiben. So sangen die beiden Conférenciers Teil der jüdischen Minderheit. Erst im
im „Bunten Abend 1946“ folgende Verse: Moment der (reichlich verspäteten gefühlsmäßigen) Ankunft bekamen FrauSCHOEN: Ach sagn’s Herr Fröhlich,
en mehr Rollenpräsenz auf der Bühne.
koennten Sie raten / Mei Frau benimmt
Wenn früher das Gegenüber der männsich sonderbar.
sie waren sich nicht sicher, ob die englisch radebrechenden Flüchtlinge nicht
doch irgendetwas mit dem Kriegsfeind
Deutschland zu tun hätten. Obwohl
sich die ersten Animositäten nach
Kriegsende legten und die EmigrantInnen wirtschaftlich recht erfolgreich waren, blieben sie doch unter sich, teils
wegen der anfänglichen Behandlung,
teils weil sie meist als Kleinfamilien angekommen waren und sich in Australien nicht auf PartnerInnensuche machen mussten.
lichen Hauptfigur ihr österreichisches
Alter Ego war, stand ihr nun die Ehefrau
zur Seite. Gezankt wurde natürlich, über
seine Seitensprünge und ihre Bridgeabende, sein Heimweh und ihre Unzufriedenheit. Die zahlreichen Witze über
die Institution Ehe gingen meist auf
Kosten der Frauen. Es ging weder darum die Ehe abzuschaffen noch darum
die Frauen nachhaltig zu verärgern,
aber die grundlegende Hierarchie zwischen den Geschlechtern bestand allemal und wurde für gut befunden. Im
Geschlechterkampf beriefen sich die
Frauenfiguren im Kabarett am Beginn
der 1970er Jahre auf Feminismus. Im
„Bunten Abend – Bis 120!“ wirft Vera
Kupfer beinahe die Nerven weg, als ihr
Mann nach der Pensionierung ihre Routine durcheinanderbringt: „…Ich werf’
Dir nichts vor. Im Gegenteil, ich weiß,
dass Du als Ehemann ehrlich und fleißig warst, … aber nicht treu. Schwamm
darüber … Und wenn Du nichts Passendes findest, dann suche ich mir auch eine Beschäftigung … in einem Büro …
was Deine Sekretärinnen gekonnt haben, kann ich auch! Weißt Du, ich komme drauf, dass die Germaine Greer recht
hat: Die Frau soll frei sein können und
nicht ihr Leben lang sich unterdrücken
lassen … Ich tret’ noch heute dem Klub
der Greerwatcher bei. (BLACKOUT)“
Greer aufs Korn genommen. Im (männlichen) Gegenzug wird dann Germaine
Greer aufs Korn genommen, indem sie
auf der Bühne von einem Mann verkörpert wird. Im Gespräch mit Indira Ghandi und Golda Meir stellt sie sich als miserable Interviewerin heraus. Die beiden
Politikerinnen können sich Greers Meinung von der Unterdrückung der Frau
nicht anschließen, machen ebenso harte Politik wie jeder Mann und reden am
liebsten über ihre Enkelkinder, was die
vorgeblich naive Greer entsetzt. Dermaßen im Geschlechterkampf des Kabaretts „eingesetzt“ haben weder Greer
noch der Feminismus eine Chance auf
eine einigermaßen faire Darstellung
auf der Bühne. Dass die Kabarettschreiber sich Greer als repräsentative Feministin aussuchten, zeugte von ihrer Ankunft in Australien. Die Australierin war
ihnen allemal näher als jeder deutsche,
britische oder amerikanische bra
burner.
❚
„Eine Fahrt ins Blaue. Exiltheater
und -kabarett in Australien“
erscheint voraussichtlich im
Herbst 2004 im Böhlau Verlag.
februar 2004an.schläge 23
an.sage
Massenuni vs. Eliteuni
Was steckt hinter der Verachtung von Bildung, die
sich in Form von Budgetkürzungen zeigt, fragt
Patrice Fuchs, Vorsitzende der Österreichischen
HochschülerInnenschaft
Am 13. Dezember wurde der Europäische Bildungstag ausgerufen.
In diversen europäischen Städten – aber vor allem in Frankfurt,
Leipzig und Berlin – gingen Tausende Menschen auf die Straße.
Die europäischen StudentInnen waren in Aufruhr.
Besondere Kreativität bewiesen die StudentInnen in Deutschland. So
wurde eine Tiroler Weihnachtstanne, die in Berlin aufgestellt worden
war, kurzer Hand um sechs Meter gekürzt. Statt der Spitze des Baumes
wurde eine Fahne gehisst, auf der das Wort „GEKÜRZT“ zu lesen war. Die
Polizei suchte in dem vor dem Baum aufgeschlagenen Zeltlager der Studierenden vergeblich nach einer Säge. Außerdem wurde zur Eröffnung
einer IKEA-Filiale ein Massen-Sleep-In veranstaltet. Die Studierenden
stürmten das Möbelhaus, legten sich in die Betten und bettelten um
Geld.
Grund für die Proteste waren immense Einschnitte in die jeweiligen Bildungsbudgets. Diese Einschnitte haben wir in Österreich in den
letzten Jahren schon verschmerzen müssen. Dementsprechend fielen
auch die Proteste 1995 mit Einführung der Studiengebühren vehement
aus.
Was steckt hinter dieser Verachtung von Bildung, die sich in Form
von Budgetkürzungen zeigt? Die Strategie geht definitiv in Richtung
„Standortbereinigung“, „Studienplatzbewirtschaftung“ und – ein sehr
strapaziertes Wort, das der deutsche Kanzler Schröder und sein Vize
Joschka Fischer in die Diskussion warfen – „Eliteunis“. Der Plan ist,
grundsätzlich einmal Geld einsparen zu können. Denn die Regierungen
sehen in Bildung immer weniger einen gesellschaftspolitischen Auftrag.
Daher soll aus Kostengründen immer weniger Menschen und immer
„begabteren“ der Zugang zu Bildung gewährt werden. Wenn Bildung
keinen gesellschaftspolitischen Faktor darstellt, tritt natürlich der wirtschaftliche Aspekt in den Vordergrund. Das bedeutet, wer ein Studium
anfängt, muss es auch mit einem Abschluss beenden. Dass Menschen
auch ohne Abschluss von einem angefangenen Studium profitieren und
die mitgenommenen Inhalte im weiteren Leben anwenden können,
steht nicht mehr zur Debatte. Zudem verändert sich die Bewertung kritischer Lehre, durch die Zurückdrängung gesellschaftspolitischer Aspekte.
Die Studierenden sollen im Studium vor allem auf wirtschaftliche Einsatzbarkeit getrimmt werden.
Besonders eklatant wirkt sich der Begriff Eliteunis auf den bildungspolitischen Diskurs aus. Das dauernde Propagieren von Eliten- oder Begabtenförderung ist ein neoliberales und zutiefst neurotisches Symptom.
Wer von Elite spricht, tut dies weil er oder sie insgeheim denkt, er oder
sie gehörten selbst zur Elite. Wie strukturelle Hochbegabtenförderung
24 an.schlägefebruar 2004
Standpunkte und
Kommentare müssen nicht
mit der Redaktionsmeinung
übereinstimmen.
aussieht, kann frau/man gut am Beispiel der Karl Popper-Schule in Wien
sehen. Angeblich werden hochbegabte Kinder gefördert, aber in Wirklichkeit sitzen dort höchst durchschnittlich begabte Kinder, deren zahlende Eltern fest daran glauben, oder daran glauben wollen, dass ihre
Kinder etwas besonderes sind. Dies bestärkt sie in ihrem Selbstwertgefühl. Natürlich eröffnen sich diesen Kindern auch vorteilhafte Werdegänge, weil nicht die Begabtheit an sich zählt, sondern die Reputation
der Schule.
Auch auf eine Eliteuniversität werden vor allem Studierende aufgenommen, die über genug Geld verfügen und aufgrund ihrer Herkunft
leichter in solche Institutionen aufgenommen werden, da sich gewisse
Gesellschaftsschichten in solchen Institutionen reproduzieren. Besondere Begabung bedeutet nicht das Ticket in die Eliteuniversität. Die NichtFörderung besonders begabter Menschen stellt auch nicht das Problem
tertiärer Bildung dar. Wer besonders begabt ist und aus einer AkademikerInnenfamilie stammt, wird ihren/seinen Weg in die Uni und in die
Karriere finden. Wer besonders begabt ist und aus einer ProletarierInnenfamilie stammt, tut sich grundsätzlich schwerer, aber das ist kein
Problem der Bagabtenförderung, sondern ein Problem der sozialen Selektion.
Darüber hinaus bekommen Eliteuniversitäten mehr Geld zugewiesen, als „normale“ Unis und können sich dadurch natürlich in der Forschung stärker profilieren und auch das Betreuungsangebot für die
Studierenden qualitativer gestalten. Da aber das Gesamtbudget nicht
erhöht wird, gehen die höheren Summen, welche an die Eliteuniversität
überwiesen werden, den restlichen Unis ab und verschärfen dort die
bereits miserablen Zustände. Herta Firnberg, die als Bildungsministerin
1974 die Studiengebühren in Österreich abgeschafft hatte, und der Meinung war, dass Demokratie auf den Unis unbedingt notwendig sei, hat
außerdem argumentiert, dass ein offener Hochschulzugang immer zu
Massenuniversitäten führe. Eine qualitative Massenuniversität ist jenes
Konzept, das möglichst viele Menschen in die Universitäten ladet, das
die Frauenquote in die Höhe treibt und die Zusammensetzung der Studierenden langsam der Zusammensetzung der Gesamtpopulation anpasst. Durch die Studiengebühren ist der Anteil jener Studierenden, deren Eltern keine Matura haben, sofort um zehn Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Anwärterterinnen auf Doktoratstudien ging prompt
um 17 Prozent zurück. Eine Eliteuniversität war niemals Konzept der Linken, umso mehr sind solche Bestrebungen – wie sie vor allem in Deutschland aber ansatzweise auch in Österreich angedacht sind – zu verurteilen.
❚
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an.rissarbeit
vorarlberg
Auszeichnung erwünscht
Am 4. März wird das Land Vorarlberg die „frauen- und familienfreundlichsten Betriebe 2003“ prämieren. Das Interesse der Vorarlberger
Wirtschaft am Bewerb ist heuer so groß wie nie zuvor: 41 Betriebe unterschiedlichster Größe und Branche haben sich beworben, das sind
64 Prozent mehr als zuletzt im Jahr 2001. „Eine frauen- und familienfreundliche Personalpolitik wird immer mehr zum festen Bestandteil
der Unternehmensphilosohpie“, ist die Landesrätin Greti Schmid optimistisch. Die TeilnehmerInnenbetriebe präsentieren sich am 25.
Februar im Rahmen einer Ausstellung in der Eingangshalle des Landhauses Bregenz. GaH
Landhaus, 6901 Bregenz, T. 01/5574/511-0, e-mail: [email protected], http://www.vorarlberg.at
armut
Theater für alle!
töchtertag
Telefone sind geöffnet!
Bereits zum dritten Mal findet am 29. April der Wiener Töchtertag statt.
Im Vorjahr begleiteten 500 Mädchen von 11 bis 16 Jahren ihre Eltern
zum Arbeitsplatz, um Berufe abseits der gängigen Rollenmuster kennen zu lernen und auch gleich auszuprobieren. Ziel des bisher erfolgreichen Konzeptes ist es, den Mädchen Mut zu machen, auch nicht-traditionelle, etwa technische, Berufe zu ergreifen. Das Töchtertagbüro –
für Infos und Anmeldungen – ist ab sofort werktags von 8:30 bis 16:30
Uhr telefonisch erreichbar. GaH
T. 0800/22 22 10, http://www.toechtertag.at
„Auch Menschen mit finanziellen Engpässen haben ein Recht auf Kunst
und Kultur.“ Unter diesem Motto steht die vom Schauspielhaus in Wien
in Kooperation mit der Armutskonferenz initiierte Aktion „Hunger auf
Kunst und Kultur“. Zu Gute kommen soll die Aktion allen, die sich die Teilnahme am kulturellen Leben im Moment nicht leisten können: Menschen,
die Sozialhilfe oder Mindestpension beziehen, Arbeitslose, Flüchtlinge etc.
Sie können über das Netzwerk der Armutskonferenz und in vielen karikativen Hilfsorganisationen und Betreuungsstellen sowie über das Arbeitsmarktservice Wien einen „Kulturpass“ beantragen. Dieser Kulturpass
muss dann bei der Abendkassa des Schauspielhauses vorgelegt werden,
um eine kostenlose Eintrittskarte zu ergattern. Finanziert werden diese
Gratis-Karten wiederum durch Spenden: Schon neun Euro ermöglichen
einem in Armut geratenen Menschen den Theaterbesuch! GaH
Spenden: Konto Nr. 02410773743, BLZ 14000, lautend auf Schauspielhaus Wien GmbH, Kennwort „Hunger auf Kunst
mentoring
und Kultur“; oder direkt an der Abendkassa im Schauspielhaus, Porzellangasse 19, 1090 Wien, T. 01/317 01 01-0
Weitere Infos: http://www.schauspielhaus.at, http://www.armutskonferenz.at
„Dachorganisation“
Ende Jänner präsentierte Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP)
ihr „Frauen-Business-Mentoring-Projekt“, innerhalb dessen das Ministerium als „Dachorganisation, Drehscheibe und Koordinationsstelle“
fungieren soll. Mit Veranstaltungen, Broschüren und dem „Herstellen
nützlicher Kontakte“ sollen die rund vierzig bereits bestehenden Mentoring-Iniatiativen unterstützt und ausgebaut werden. Frauen stünden
in ihrem Beruf oft vor strukturellen und informellen Hindernissen,
denn so stark Männerseilschaften seien, so wenige Steigbügel gebe es
für Frauen.
Daraus resultiert ein eklatanter Mangel an weiblichen Führungskräften: fast 84 Prozent der führenden Tätigkeiten unter den Angestellten werden von Männern erledigt und nur 15 Prozent von Frauen.
Mentoring-Programme sollen genau hier Abhilfe schaffen, wobei
Rauch-Kallat den wechselseitigen Nutzen hervor streicht. Mentoring
stärke die Führungs- und soziale Kompetenz der Mentorin, die wiederum der (wieder)einsteigenden Mentee mit ihrer Erfahrung hilft. Dass
die Mentorin hier „ehrenamtliche“ Arbeit leistet, hält Rauch-Kallat für
selbstverständlich. Als erste Aktion des „Frauen-Business-MentoringProjektes“ ist am 12. März eine große Mentoring-Messe im Palais Koburg geplant. Und in Zukunft will das Frauenministierum jährlich mit
dem „Mentora“-Preis den effektivsten Mentoring-Point, das erfolgreichste Mentoring-Paar und die beste Frauen-Mentoring-Initiative
auszeichnen. GaH
honduras
Kranke Textilarbeiterinnen
Honduras ist das Land Mittelamerikas mit den meisten Beschäftigten im
Bereich der Freien Produktionszonen (Maquilas): 125.000 Personen arbeiten in 250 Betrieben. Über achtzig Prozent davon sind Frauen. Produziert
wird für so klingende Marken wie Levis, Nike und Adidas. Arbeitswochen
von mehr als siebzig Stunden, geringe Löhne und Entlassungen wegen
Gewerkschaftsangehörigkeit sind keine Seltenheit. Wie es um die Gesundheit der Frauen angesichts solcher Arbeitsbedingungen steht, hat
nun eine Studie schwarz auf weiß dokumentiert, die von der honduranischen Frauenorganisation CODEMUH durchgeführt wurde. Von den
fünfhundert befragten Textilarbeiterinnen leiden 71 Prozent an stressbedingten Erkrankungen wie Gastritis, Allergien oder Migräne; Textilstaub
in der Luft verursacht bei 82 Prozent der Arbeiterinnen Atemprobleme,
allergische Hautreaktionen oder Husten. Der enorme Druck auf die Arbeiterinnen, möglichst viel in kürzester Zeit zu produzieren, zwingt sie
dazu, während der Arbeitszeit kaum zu trinken, das Essen wird in kürzester Zeit herunter geschlungen und die Toilette darf oft nur zu festgesetzten Zeiten aufgesucht werden. Die Clean Clothes-Kampagne kämpft
für und mit diesen Frauen – Unterstützung ist sehr wilkommen! keck
Clean Clothes-Kampagne Österreich: http://www.oneworld.at/cck/start.asp
februar 2004an.schläge 27
Fo t o : A l i s a D o u e r
interkulturlotsen
Richtungsweisend
Ursula Hermann ist pädagogische
Mitarbeiterin der Initiative
Minderheiten und ILKÖModulverantwortliche.
1 IKLÖ ist ein Projekt der Volkshilfe
Der Diskriminierung in Betrieben stehen die Beteiligten oft ratlos gegenüber, wenn sie sich
der Ungleichbehandlung überhaupt bewusst sind. Die Ausbildung zur Interkulturlotsin
bietet ein praxisorientiertes Werkzeug im Umgang mit Benachteiligung am Arbeitsplatz.
Ursula Hermann hat eine Kursteilnehmerin, Angelika Hlawaty, über ihre
Erfahrungen befragt.
Österreich mit acht PartnerInnenorganisationen: Volkshilfe Österreich –
EQUAL gemeinnützige GmbH,
Initiative Minderheiten, STARTBAHN –
Verein für Arbeits- und Beschäftigungsinitiativen, Trigon Entwicklungsberatung Unternehmensberatung
GmbH, Ludwig Boltzmann Institut
für Menschenrechte, Österreichischer
Gewerkschaftsbund, Wirtschaftskammer Österreich und Bundesministerium für Inneres.
28 an.schlägeoktober 2003
INTERkulturLOTSEN Österreich
(ILKÖ) ist ein Projekt, das im
Rahmen der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL
durchgeführt wird.1 Die Tätigkeit der LotsInnen soll helfen, eine Integration von diskriminierten Gruppen
auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern,
insbesondere durch die Herstellung von
rechtlicher und sozialer Chancengleich-
heit. In erster Linie ist das Projekt auf
die Integration von MigrantInnen zugeschnitten, aber auch Frauendiskriminierung wird thematisiert. MitarbeiterInnen, BetriebsrätInnen und Führungskräften wird mit ILKÖ eine spezifische
Ausbildung angeboten, die sie befähigen soll, in innerbetrieblichen Konfliktsituationen vermittelnd einzugreifen
und generell gegen Diskriminierungen
in Organisationen zu sensibilisieren
und aktiv zu werden. Nach der Ausbildung haben die InterkulturlotsInnen in
ihren Organisationen und Betrieben die
Funktion einer Kontaktperson für MitarbeiterInnen und KollegInnen, die Diskriminierung erfahren. Sie führen Beratungsgespräche, zeigen im Zuge von
Bewerbungsverfahren mögliche Diskriminierungspotenziale auf und sind als
lotseninterkultur
Angelika Hlawaty: Ich bin froh, dass
ich diesen Lehrgang gemacht habe,
dass ich überhaupt die Möglichkeit dazu bekommen habe. Ich glaube auch,
dass der Großteil der TeilnehmerInnen
Ausbildung.Die Ausbildung beginnt mit
wirklich profitiert hat. Wir haben uns
einem 1,5-tägigen Seminar, der sogeneun Monate intensiv mit Interkulturanannten Potenzialanalyse: In Rollenspielen, Gruppen- und Einzelgesprächen lität und Konflikten befasst und haben
werden die persönlichen Kompetenzen, jetzt auch Ansprechpersonen in Firmen
Stärken und Schwächen der Teilnehme- und Organisationen, mit denen wir vorher überhaupt nichts zu tun hatten –
rInnen analysiert, ein ausführliches
und das ist toll. Wir haben jetzt auch
Feedback dazu gegeben und so die
innerhalb meiner Organisation ein kleigrundsätzliche Eignung zur Teilnahme
an der Ausbildung zur/m Interkulturlot- nes Netzwerk. Zwar sind wir keine ausgebildeten MediatorInnen, aber wir
sin/lotsen festgestellt. Dieses Seminar
haben gute Ansätze kennen gelernt
stellt auch eine Einführung in die Aufund Werkzeuge mitbekommen.
gabenstellungen dar, mit denen die
Ihr Lernprojekt hat das Thema „Frauzukünftige InterkulturlotsInnen konfrontiert sein werden. Die Schwerpunkte en in Vorgesetztenpositionen“. Was war
Ihre Motivation, ein Projekt im Bereich
der einzelnen Ausbildungsmodule liegen einerseits auf der Erarbeitung eines „Gender Mainstreaming“ durchzubewussten Umgangs mit unterschiedli- führen?
Mich hat immer wieder das Prochen Aspekten von Diskriminierung, andererseits auf dem Ausbau der Kommu- blem beschäftigt, dass in unserer Firma
viel weniger Frauen als Männer in Leinikations- und Konfliktlösungskompetenz der TeilnehmerInnen, insbesondere tungspositionen sind. Denn bei allen
über Methoden der Mediation. Themen LeiterInnenbestellungen, meistens waren es Nachbesetzungen, haben sich
der Seminarmodule sind neben Mediation auch Gender Mainstreaming, Mob- überhaupt keine Frauen beworben.
Wie sind Sie vorgegangen?
bing, Diversity Management und arIch habe damit begonnen, das Ziel
beitsrechtliche Grundlagen. Zwischen
den einzelnen Seminarmodulen treffen zu definieren: Warum bewerben sich
viel weniger Frauen für Leitungspositiosich die TeilnehmerInnen in selbstorganen als Männer? Finde ich Gründe? Und
nisierten Gruppen, um die Inhalte des
Lehrgangs zu vertiefen. Diese Intervision wie komme ich zu Antworten? Ich hatte
schon eigene Vorstellungen, aber ich
dient der gemeinsamen Bearbeitung
wollte meine Vermutungen nicht im
von Aufgabenstellungen, dem Erfahstillen Kämmerchen aufschreiben. Und
rungsaustausch und gegenseitiger Hilso ist die Sache mit den Interviews ins
festellung. Die ProjektteilnehmerInnen
wenden die neu erworbenen Kompeten- Rollen gekommen. Zuerst habe ich gezen und Ressourcen während der Ausbil- plant, an alle MitarbeiterInnen von Jugend am Werk im Bereich Behinderung
dung in konkreten, praxisorientierten
Lernprojekten an: Neu Gelerntes wird al- Fragebögen zu verteilen. Das wären
so in konkreten Veränderungsprozessen über 700 Personen gewesen – Männer
im spezifischen Betrieb erprobt und mit und Frauen. Und da ist es mir schlecht
Hilfe begleitender Beratung und Super- gegangen, weil ich nicht wusste, wie
ich das schaffen soll! Im Modul Gender
vision umgesetzt.
Mainstreaming habe ich mit der TraineDas nachfolgende Interview wurde rin Gabriele Bargehr das Projekt bespromit Angelika Hlawaty, einer Teilnehme- chen. Sie gab mir den Tipp, strukturierte
Interviews zu machen, weil mein Vorharin aus dem ersten Lehrgang, durchgeben für eine einzelne Person nicht
führt. Sie ist Betriebsrätin beim Verein
durchführbar sei. So habe ich mit zehn
Jugend am Werk und hat als LernproFrauen aus meiner Organisation Interjekt das Thema „Frauen in Vorgesetzviews geführt. Darunter sind zwei Frautenpositionen“ gewählt.
an.schläge: Sie haben gerade die Aus- en, die bereits Leiterinnen sind, weiters
bildung zur Interkulturlotsin abgeschlos- Mitarbeiterinnen aus dem Wohn- und
sen. Wie ist Ihr erstes Resümee zu diesem Werkstättenbereich, jüngere und ältere
Frauen, Frauen mit längerer und kürzezehnmonatigen Lehrgang?
KonfliktlotsInnen für die Realisierung
einer langfristigen und fairen Problemlösung zuständig.
rer Betriebszugehörigkeit, Frauen mit
und ohne Kinder. Es ging mir bei der
Auswahl der Interviewpartnerinnen um
eine möglichst breite Streuung.
Jugend am Werk bekennt sich zu
Gender Mainstreaming, so werden z.B.
bei gleicher Qualifikation Frauen bevorzugt in Führungspositionen eingestellt;
was ist Ihrer Meinung nach der Grund,
dass sich Frauen bei Jugend am Werk nur
selten für Führungspositionen bewerben?
Der Hauptgrund ist nach wie vor
das mangelnde Selbstbewusstsein der
Frauen: Sich diese Leitungstätigkeit zutrauen, davon überzeugt sein, dass man
diese Herausforderung schafft.
Was trauen sich Frauen konkret
nicht zu?
Die Leitungsaufgabe schreckt sie
ab, es besteht die Angst, Zeit zu investieren und nicht zu wissen, wieviel Energie das brauchen wird. Denn Frauen
möchten es nicht nur gut, sondern besser machen. Es gibt die Befürchtung,
diesem hohen Anspruch nicht zu entsprechen und es gibt die Angst, in einer
Leitungsposition zu wenig Unterstützung zu bekommen, allein gelassen zu
werden.
Was brauchen Frauen, damit sie sich
Führungspositionen zutrauen?
Einen klaren Anforderungskatalog,
ein Hineinwachsen in die Führungsposition, Coaching und gestärktes Selbstbewusstsein durch Förderungen, Trainings und Seminare. Wenn da mehr
angeboten wird, bekommen Frauen
ein höheres Selbstvertrauen. Das war
der Kernpunkt, der herausgekommen
ist bei den Interviews. Ein MitarbeiterInnengespräch wäre hier eine Möglichkeit, als LeiterIn einzuhaken. Jugend
am Werk hat vor einiger Zeit eine Potenzialanalyse durchgeführt und einen Pool von LeitungsanwärterInnen
geschaffen. Das sind sieben Personen,
davon fünf Frauen. Aber das war eine
einmalige Sache. Man könnte – wenn
der Pool ausgeschöpft ist – die Ergebnisse meines Projekts als Grundlage
nehmen und müsste nicht ein so langes Projekt wie eine Potenzialanalyse
starten.
Was glauben Sie, wird Ihr Vorgesetzter zu den Ergebnissen sagen?
Er wird sich das gerne anhören. Das
ist eine gute Sache. Ich hoffe, dass er es
im Kopf behält.
❚
Angelika Hlawaty –
auf dem Weg zur Interkulturlotsin
http://www.interkulturlotsen.at
oktober 2003an.schläge 29
Fo t o : M i c h a e l a Fa l k e n s t e i n e r
kulturan.riss
theater
Graz goes passion
Es gibt ein Leben nach dem Jahr der Kulturhauptstadt Graz. Und es gibt
ein Leben für unsere „jugendbesessene, sexhungrige Konsumgesellschaft“ – wenn frau dem Programmtext zu Juliana Francis Heiligenlegende „Saint Latrice“ („für die MTV-Generation“) Glauben schenken darf.
Im neuesten Stück der New Yorker Avantgarde-Performerin, Autorin und
Puppenmacherin montiert die Legende von der Versuchung des Teenagers wie ein Videoclip in schnellgeschnittenen Andeutungen voller Pop
zu einem postmodernen Passionsspiel. Einem Passionsspiel in einem
Einkaufszentrum, in dem die vierzehnjährige Latrice Gratisproben von
Snacks und Drinks feilbietet – und schließlich sich selbst auch Bob feilbietet, dem vierzigjährigen Verkaufsangestellten, weil der scheinbar der
erste und einzige ist, der sich für sie interessiert. Und weil Latrice scheinbar nichts zu verlieren hat. Aber nur scheinbar, denn als sie „checkt“, was
wirklich los ist, befreit sie sich von Bob… Umgesetzt wird die deutschsprachige Erstaufführung am Schauspielhaus Graz von Britta Lang. PÖ
„Saint Latrice“ am 3., 16., 18. und 28. Februar
Schauspielhaus Graz, Hofgasse 11, 8010 Graz, T. 0316/80000, e-mail: [email protected], http://www.theater-graz.com
veranstaltungsreihe
Kulturelle Erweiterung
Am 14. und 15. April 1942 wurden 1.396 Kärntner SlowenInnen im Rahmen der „Aktion K“ von Männern der SS gewaltsam deportiert und zur
Zwangsarbeit herangezogen. 5.500 Hektar Land gingen durch diese geplante Vertreibung in das „Eigentum des Deutschen Reiches“ über. Ludmila Sticker war eine jener „Volks- und Staatsfeinde“, die mit vier Kindern drei Jahre im deutschen Arbeitslager verbrachte. Ihre Gedanken
und Erlebnisse verewigte sie in einem Tagebuch, das für die Bretter, die
die Welt be/deuten, bearbeitet wurde und im Februar im dietheater
Konzerthaus in Wien uraufgeführt wird. „Und schreibe aufs Blatt meine Gefühle“ ist eine Produktion des Theaters ISKRA; Regie führt Nika
Sommeregger. Aus Sicht einer Nachgeborenen, einer erfundenen ExSchwiegertochter, wird die Vertreibung wieder lebendig. Der Einsatz
dieser Kunstfigur ermögliche es, so die ProduzentInnen, die Frage nach
dem Wie sogenannter Vergangenheitsbewältigung neu zu stellen. Anliegen der Inszenierung ist es, „den Erinnerungen einer Überlebenden
Gehör zu verschaffen“. Den Rest der Bewältigungmöglichkeiten, die
sich in diesem Stück Geschichte offenbaren, muss jede Besucherin
selbst filtern. GaH
Wird über die neuen EU-Beitrittsländer berichtet, diskutiert, geraunzt,
Furcht verbreitet, Angst beschwichtigt, steht ganz klar ein Thema im
Mittelpunkt: wirtschaftliches Interesse. Sogar oder besonders in den
ehemaligen Ostblockländern lässt es sich gut abkassieren. Da kulturelle
und künstlerische Belange weniger ausquetschbar sind, finden sie in der
Auseinandersetzung mit der EU-Erweiterung nur marginale Erwähnung.
Umso besser und wichtiger ist die Veranstaltungsreihe OSTWEST des
Tanzquartiers Wien in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum, der Akademie der Bildenden Künste und dem Institut für die
Wissenschaften vom Menschen. Die Klammer um Tanz, Performance,
Film und Academy bildet die Frage, ob die KünstlerInnen der „ehemaligen Hemisphären Europas“ (so der Programmtext) nach wie vor eine
Differenz in sich tragen, wenn sie einander arbeitend begegnen. Oder
erleben sie eine Erfahrungs-Verbindung basierend auf privater und
öffentlicher Veränderung der Lebenswelten von KünstlerInnen? Die Reihe versteht sich als Austauschplattform für KünstlerInnen und TheoretikerInnen. Kuratiert wird OSTWEST neben dem Kunsttheoretiker Georg
Schöllhammer von Martina Hochmuth vom Tanzquartier und Leiterin
von „Informationszentrum und Dialog Osteuropa“ sowie von Ursula
Cetinski, Leiterin des Theaterbereichs von Cankarjev dom, Ljubljana. Damit ist die „Zweidrittel-Mehrheit“ bzw. der Gleichheits-Anteil der Frauen
an der Veranstaltungsreihe leider schon ausgeschöpft. Immerhin bietet
sich am Eröffnungsabend (13. Februar) die Gelegenheit, „Dinner discussion“ von Tanja Ostojic beizuwohnen. In ihrem live-art-event ist das Publikum eingeladen, an einer offenen Abendgesellschaft sowohl das Essen
als auch die Meinungen über soziale und gesellschaftspolitische Machtverhältnisse zu teilen. Am 28. Februar spricht Svetlana Slapsak, Professorin für Anthropologie der Antike und Anthropologie der Geschlechter
am Institutum Studiorum Humanitatis der Universität Ljubljana über
„Patrix revolutions: inventing and gendering the Balkan Body“. PÖ
Premiere: 12. Februar, weitere Vorstellungen: 13.-28.2. (Di-Sa), 20.00
OSTWEST, 13.-28. Februar 2004,Veranstaltungsorte:Tanzquartier Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien,T. 01/5813591, http://www.tqw.at
dietheater Konzerthaus, Lothringerstraße 20, 1030 Wien, T. 01/587 05 04
Filmmuseum, Augustinerstraße 1, 1010 Wien, T. 01/533 70 54, http://www.filmmuseum.at
zeitgeschichte
Deckname „Aktion K“
30 an.schlägefebruar 2004
an.risskultur
auszeichnung
Dolores Schmidinger
heim.spiel
Im Dezember erhielt die Schauspielerin, Kabarettistin und Buchautorin
Dolores Schmidinger das „Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das
Land Wien“. Nachdem die 1946 in Wien geborene Künstlerin Jahrzehnte
auf den Wiener Theaterbühnen verbracht hatte, schaffte sie 1990 mit
dem Programm „Mit den Waffe(l)n einer Frau“ den Durchbruch als Kabarettistin. Zahlreiche Soloprogramme folgten. Die künstlerische Vielfältigkeit von „Dolly“ zeigt sich auch in ihren bisherigen Auszeichnungen:
1988 bekam sie den begehrten Nestroy-Ring der Stadt Wien und 1994
die wichtigste Kabarettauszeichnung, den Salzburger Stier. GaH
Eva Steinheimer
Die Tücken der Feiertage
Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v a t
oberösterreich
frauen.inflation?
Geeeeeender mainstreamiiiiing üüüüüberall – Juuuuubellll!! Die beinahe schon inflationäre Verwendung dieses Begriffes macht es doch völlig
überflüssig, sich noch mit Frauenanteilen zum Beispiel in Kunst und Kultur in Oberösterreich zu beschäftigen. Da hat jetzt eh eine Frau Stella
Rollig die Leitung des Linzer Kunstmuseums Lentos übernommen, oder?
Immerhin gibt es einen kleinen positiven Ansatz. Aber eben nur einen
kleinen – wirft frau einen Blick auf die Geschlechterverteilung beispielsweise in der Jury für Landeskulturpreise: 2003 war lediglich ein Drittel
von Frauen besetzt, 2002 saßen da noch überhaupt keine Frauen. Na
bitte, eine Steigerung von hundert Prozent. Oder so. Genau solchen beschwichtigenden Argumenten tritt FIFTITU%, Vernetzungsstelle für
Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich, entgegen. Am 14. Jänner
präsentierten Herta Gurtner, Veronika Almer, Andrea Mayer-Edoloeyi und
Gabriele Heidecker in Linz den überarbeiteten Forderungskatalog „frauen.fordern. kultur“. Bereits 1999 wurde der Katalog gemeinsam mit der
Kulturplattform (KUPF) OÖ erstellt und veröffentlicht. Verlangt wird weiterhin eine Erhöhung des Frauenanteils, speziell in den Führungspositionen, sowohl in der gesamten Landeskulturverwaltung als auch in den
ausgegliederten Kultureinrichtungen. Neben einer Geschlechterparität
in Preisjurys und Beiräten, sind beispielsweise gendersensible Maßnahmen bereits bei der Konzeption von Projekten und Aktivitäten notwendig. Darunter fällt auch die von Gabriele Heidecker geforderte Abschaffung der häufigen Altersbegrenzung von 35 Jahren bei der Einreichung
von künstlerischen Arbeiten. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die finanzielle Absicherung der Vernetzungsarbeit von FIFTIU%. PÖ
Das neue Jahr ist da und der Alltag kehrt nach den Feiertagen wieder
ein, was daran zu erkennen ist, dass die Leute jammern. Nicht, dass sie
vor oder während der Feiertage nicht gejammert hätten. Aber jetzt
hört sich das anders an: „Arbeiten ist so blöd/anstrengend/öd!“ –
„Ich muss jetzt endlich abnehmen!“ – „In den Ferien war ich so richtig
faul und jetzt…“. Dasselbe musste ich mir auch im September anhören:
„Mein Urlaub ist vorbei. Na du hast es gut…“. Bin ich froh, dass der
Mama-Job 365 – heuer sogar 366 – Tage im Jahr ohne Unterbrechung
durchgehend zu erledigen ist. Es scheint nämlich die ZwischendurchFaulenzerInnen und die Ich-fahr-ja-erst-in-zwei-Monaten-auf-Schiurlaub-RaunzerInnen viel härter zu treffen. Die Erholung in den Pausen
wird durch den Schrecken des Ich-muss-wieder-arbeiten-Montags
leicht aufgehoben. Kein Wunder, es warten ja auch böse Überraschungen: Kollege A hat nur zwei, nicht drei Kilo Kekse zuviel gemampft;
Kollegin B war in St.Moritz zum Schifahren, nicht bloß Rodeln am Laaer
Berg. Zugegeben, diese SuderantInnen sind entweder Männer oder ungebundene Frauen. Unter Familienversorgerinnen hörte ich ganz anderes: „Diese ewige Schlepperei: Essen, Getränke für zehn Personen, dann
das Kochen und Bedienen. Ich hab sicher zwei Kilo abgenommen.“ –
„Urlaub? Von wegen!“ – „Guat, dass‘ vorbei is!“ Und das in der Gewissheit, dass es nächstes Jahr sicher genauso schön wird.
Wie es uns geht? Bei uns war alles ganz idyllisch. Lenni geht’s sehr gut –
obwohl er vier Zähne in drei Wochen bekommen hat! Er gleicht den
nächtlichen Schlafmangel ja untertags leicht wieder aus! Und ich hab
den Mama-Job kurzfristig meinem urlaubenden Mann übertragen.
Nein, ich war nicht auf Barbados, dafür bin ich einer „richtigen“ – sprich
bezahlten – Arbeit nachgegangen. Das war auch irgendwie erholsam!
Ach ja, gelöst ist auch das Rätsel, was Lenni wohl am liebsten in seinem
Puppenwagerl transportiert: er lässt transportieren – sich selbst nämlich. Am liebsten stundenlang, möglichst noch mit vielen sorgfältig
ausgewählten Stofftieren ausgerüstet. Ein Buch zur Zwischendurchunterhaltung kann auch nicht schaden. Und manchmal schläft er sogar
dabei ein. Aber nur, wenn wir nicht schnell genug fahren…
Infos: FIFTITU%, Kapuzinerstr. 36, 4020 Linz, T. 0732/770353, e-mail: [email protected], http:// www.fiftitu.at
februar 2004an.schläge 31
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
gesellschaftabtreibung
Mythen und Tabus
Dreißig Jahre nach Beschluss der Fristenregelung existiert in Österreich noch immer kein
tabufreier Umgang mit Sexualmedizin und Sexualität. Soziale Kontrolle, fehlende Kostenübernahme und ein Mangel an Abtreibungs-ÄrztInnen kennzeichnen die Situation
ungewollt schwangerer Frauen. Von Anni Bürkl
1 Christian Fiala: Schwangerschaftsabbruch in Österreich. Theorie und
Praxis. 2002, unveröff. Manuskript
32 an.schlägefebruar 2004
Neujahrstag 1975: In Österreich
tritt nach langer politischer
Diskussion die Fristenlösung in
Kraft: ein Schwangerschaftsabbruch ist seither gemäß § 97
StGB straffrei, „wenn er auf Antrag der
betroffenen Frau erstens von einem
Arzt, zweitens nach einer Beratung und
drittens innerhalb der ersten drei Monate nach dem Beginn der Schwangerschaft vorgenommen wird.“1 Als Beginn
der Schwangerschaft wird die Einnistung der befruchteten Eizelle in der
Gebärmutterschleimhaut definiert.
Dies entspricht etwa der 16. Woche, gerechnet ab dem ersten Tag der letzten
Regelblutung. Die immer wieder kolportierte Frist von zwölf Wochen kommt
im Gesetz nicht vor. Auch minderjährige
Frauen sind juristisch gesehen seit 2001
alleine für ihre Entscheidung verantwortlich. Für sie gilt genauso die Verschwiegenheitspflicht der ÄrztInnen –
auch gegenüber den Eltern.
Hürden. Durchführungsbestimmungen
für Schwangerschaftsabbrüche fehlen
in Österreich: Kein Krankenhaus oder
niedergelassene/r ÄrztIn ist verpflichtet, eine Abtreibung vorzunehmen. Die
Folge: ein deutliches Ost-West-Gefälle
mit schlechterer Versorgung in den
westlichen Bundesländern. In Vorarlberg gibt es derzeit genau einen Arzt,
der offiziell Abtreibungen durchführt.
So kommt es zur Reisetätigkeit abtreibungswilliger Frauen u.a. nach Wien,
wo derzeit drei Tageskliniken zur Verfügung stehen. Im Ambulatorium am
Fleischmarkt kommt die Hälfte der abtreibenden Frauen aus den Bundesländern. Die Bewilligung von Tageskliniken
ist Länder-Sache. Das Ambulatorium
am Fleischmarkt engagiert sich derzeit
für ein Ambulatorium in Innsbruck. „In
Tirol eine Bewilligung dafür zu erhalten,
ist schwer“, beschreibt Alexandra
Bösch-Kemter, eine der Leiterinnen am
abtreibunggesellschaft
reich tatsächlich zu ermöglichen,
selbstbestimmt über ihren Körper und
ihre Lebensperspektiven zu entscheiden. Das FGZ fordert weiters eine Wahlmöglichkeit für betroffene Frauen zwischen den verschiedenen Formen von
Schwangerschaftsabbrüchen: mittels
mechanischen Eingriffs in Voll- oder lokaler Narkose, oder medikamentös mit
„Mifegyne“. Welche Art des Schwangerschaftsabbruchs eine Frau wählt, ergibt
sich auch aus dem Zeitpunkt – Mifegyne ist nur bis zur 7. Schwangerschaftswoche möglich. Das Verhältnis zum eigenen Körper spielt auch eine Rolle bei
der Entscheidung, meint Christian Fiala:
„Frauen wählen Vollnarkose, wenn sie
nicht entspannen können, wenn ihnen
der Umgang mit dem eigenen Genitalbereich schwer fällt. Das kommt besonders bei Abbrüchen nach sexueller Gewalt zum tragen.“
Vor der Gründung von Gynmed
hatte Christian Fiala 1999 im Krankenhaus Korneuburg die Abtreibungspille
Mifegyne in Österreich etabliert. Er
macht gute Erfahrungen mit der Abtreibungspille, die jedoch nur in Krankenhäusern, nicht hingegen von niedergelassenen ÄrztInnen angewandt werden darf. Dagegen stellt das FGZ die
Vorteile eines medikamentösen Abbruchs in Frage. Als Argumente gegen
Mifegyne führte Sylvia Groth in einem
offenen Brief 1998 stärkere Schmerzen
sowie die Einnahme von Hormonen
und Schmerzmitteln an. Außerdem lenke die Diskussion um die Einführung
der Abtreibungspille von den vielen
sonstigen Hürden, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen, ab.2
die Leiterin des Ambulatoriums am
Fleischmarkt.
Das Ambulatorium bietet auch
Aufklärung für Schulen an. Viele der Filme zum Thema Schwangerschaft, die
immer noch in Schulen gezeigt werden,
seien reine Propaganda, meint Christian
Fiala. Die Realität sehe anders aus: Bei
der Einnahme von Mifegyne wird der
Fruchtsack komplett ausgestoßen, er
hat in der 5. Schwangerschaftswoche
eine Größe von drei Zentimetern, ist
noch kein Embryo. Auch ist ein Schwangerschaftsabbruch später nie nachweisbar. Die Frau entscheidet selbst,
wer davon erfährt.
Unter AbtreibungsgegnerInnen
bzw. PropagandistInnen gegen die
Entscheidungsfreiheit der Frau hatte
besonders die Klinik Lucina (vormals
Mairo) im 2. Wiener Gemeindebezirk
zu leiden. Das Ambulatorium am
Fleischmarkt, ein Jahr nach der Fristenlösung gegründet, war eines der
ersten Ziele der GegnerInnen. In der
jetzigen Form haben die DemonstraMythos und Realität. Zusammen mit dem
tionen 1996 begonnen, berichtet Alextabubehafteten Zugang zu Verhütungsandra Bösch-Kemter. Stricherl-Listen
mitteln, insbesondere für junge Frauen,
darüber, wieviele Frauen die Klinik aufzeigt sich weiterhin eine starke soziale
suchen, wurden gemacht. Am Anfang
Kontrolle von Frauen und ihrer Fruchtwar die psychische Bedrohung durch
barkeit. Tabus erschweren Informatioeine besonders aggressive Gruppe
nen über den Abbruch ungewollter
groß. Mittlerweile unterscheidet man
Schwangerschaften. Horror-Geschichzwischen Pro Life, auf deren Konto die
ten von Vorfahrinnen, die bei illegalen
Morde in den USA gehen, und Human
Abbrüchen gestorben sind, sind vielen
Life, die als rechts-katholisch einzustuFrauen immer noch im Gedächtnis. Das
fen sind. Laut Demonstrationsrecht
Frauengesundheitszentrum (FGZ) Graz
dürfen die GegnerInnen vor der Tür
konstatiert: „So werden bei Frauen Ängstehen, solange sie nicht mehr als
ste vor diesem aus medizinischer Sicht
drei sind, aufgeteilt auf den ganzen
einfachen Eingriff geschürt.“ TatsächFleischmarkt nicht mehr als fünf. Die
lich befindet sich eine Frau bei einem
Lösung wäre eine Bannmeile wie etwa
Abbruch mittels Absaugung etwa fünf
um das Parlament, was politisch aber
Minuten unter Narkose, der Abbruch
Propaganda. Zahlen darüber, wieviele
nicht opportun zu sein scheint. Die Mitselbst dauert rund zwei Minuten. Viele
Frauen in Österreich tatsächlich
arbeiterinnen raten den Frauen schon
Frauen, so Christian Fiala, könnten mit
Schwangerschaften abbrechen, gibt es
dieser Information ihre Fantasien korri- nicht. Der Eingriff ist nicht meldepflich- am Telefon, sich nicht auf Diskussionen einzulassen. Als Security vor dem
gieren, und seien erleichtert, wie undra- tig, die Krankenkassen erstatten keine
Haus hat das Ambulatorium mittlermatisch der Eingriff ist. Die EntscheiKosten und haben daher keine Aufdung selbst solle aber nicht unterzeichnungen. Verschieden hohe Zahlen weile eine fremde Firma engagiert,
„weil die seelisch weniger tangiert
schätzt werden, denn „der Abbruch eikursieren je nach ideologischem und
sind“, begründet Bösch-Kemter diesen
ner Schwangerschaft ist ein Abschied
politischem Zweck. Christian Fiala
von einer Möglichkeit“. Viele seiner
schätzt die Zahl auf 30.-40.000 pro Jahr, Schritt. Tangiert ist in jedem Fall immer noch die Lucina-Klinik, deren LeiPatientinnen haben übrigens bereits
womit drei von vier Frauen einmal im
terin letztes Jahr fast unter dem Druck
Kinder.
Leben eine Schwangerschaft abbreder AbtreibungsgegnerInnen kapituDas Netzwerk Österreichischer
chen. Alexandra Bösch-Kemter nennt
liert hätte. Der Betrieb geht zwar mittFrauengesundheitszentren fordert,
rund 25.000 Abbrüche im Jahr. „Die
lerweile weiter, dennoch ist Unterstütdie gesetzlichen Möglichkeiten des
Zahlen nehmen ab, weil die Fruchtbarzung in Form von Demonstrationen
Schwangerschaftsabbruchs in die Prakeit abnimmt, und die Verhütungsmit❚
xis umzusetzen und Frauen in Östertel verlässlicher werden“, argumentiert immer noch angesagt.
Fleischmarkt, die Schwierigkeiten mit
der Ausweitung des Versorgungsnetzes.
Die Anzahl von Abbrüchen verringere
sich dadurch dennoch nicht, weiß
Christian Fiala, Leiter des Wiener Gynmed-Ambulatoriums. Vielmehr sei die
„häufig mühsame Suche nach einem
Arzt, ,der so was macht’ eine Form der
Demütigung, welche von den betroffenen Frauen als gesellschaftlich gewollt
verstanden wird“.
Ist die Suche erfolgreich, wartet
schon die nächste Schwierigkeit: Die
Krankenkassen übernehmen keinerlei
Kosten – weder für Verhütungsmittel
noch für Abbrüche. In vielen europäischen Ländern ist zumindest eine teilweise Kostenübernahme möglich; in
Österreich blättern Frauen dagegen je
nach Institution zwischen 350 und 580
Euro für einen Abbruch hin. Dieser Betrag liegt zudem laut Fiala über den
durchschnittlichen Kosten in anderen
Ländern.
Gynmed: http://www.gynmed.at
Ambulatorium Fleischmarkt:
http://www.asfleischmarkt.at
Frauengesundheitszentrum Graz:
http://www.fgz.co.at
Eine österreichweite Liste von Einrichtungen, in denen Abtreibungen durchgeführt werden, findet sich unter
http://www.fgz.co.at/ungewolltschwanger.pdf
Information des Krankenhauses
Korneuburg zum medikamentösen
und chirurgischen Abbruch:
http://www.abtreibung.at
Homepage für das Selbstbestimmungsrecht der Frau:
http://dieabtreibung.netfirms.com/
Kundgebung gegen AbtreibungsgegnerInnen: jeden letzten Samstag des
Monats um 9h vor der Lucina-Klinik,
1020 Wien, Große Sperlgasse 33
2 http://www.fgz.co.at/abtr2.htm
februar 2004an.schläge 33
Fo t o : Fo t o a r c h i v H ü r r i y e t
ausstellunggastarbajteri
Versuchte Normalität
Eine Ausstellung im Wien Museum Karlsplatz versucht abseits von Horror- oder Erfolgsstorys die vierzig-jährige Geschichte der Arbeitsmigration in Österreich nachzuzeichnen.
In elf Stationen verdeutlicht „Gastarbajteri“ den Umgang Betroffener mit der
Migrationssituation. Von Daniela Fohn
Narmanli Han heißt das Haus,
in dem vor genau vierzig Jahren
die erste Österreichische Anwerbekommission in Istanbul ihre
Pforten öffnete. Somit konnten
Arbeitskräfte für den österreichischen
Arbeitsmarkt in Zusammenarbeit mit
den türkischen Arbeitsmarktbehörden
34 an.schlägefebruar 2004
direkt vor Ort rekrutiert werden. Das
wirtschaftswundernde Österreich holte
sich auf diesem Wege zu günstigsten
Bedingungen Arbeitskräfte in die Heimat, die es später natürlich wieder loszuwerden gedachte. Die Geschichte dieses nunmehr baufälligen Hauses ist die
erste Station der Ausstellung „Gastarbaj-
teri“ (die serbokroatische Kreation des
Wortes), die in Zusammenarbeit der
Initiative Minderheiten mit dem Wien
Museum Karlsplatz und der Hauptbibliothek am Urban Loritz-Platz entstanden ist, und die sich nun im weiteren
Sinne der Geschichte von vier Jahrzehnten Arbeitsmigration annimmt.
gastarbajteriausstellung
Vorbereitung. Im weiteren Sinne deshalb,
weil „Geschichte nur fragmentarisch
darstellbar ist“, erklärt Gamse Onegan
ein Problem, das sich bei der historischen Aufarbeitung eines so langen
Zeitraums automatisch ergibt. Zwei
Jahre lang haben die Kuratorin Cornelia
Kogoj (Initiative Minderheiten) und
Gamse Onegan, Rechercheleitung, am
Konzept dieser Ausstellung gearbeitet,
die auf der Idee von Cemalettin Efe basiert und eigentlich aus zwei Projekten,
den Ausstellungen im Wien Museum
und in der Hauptbibliothek, besteht. Besonders wichtig für Kogoj und Onegan
war es, möglichst viele Menschen, AktivistInnen und Vereine zu gewinnen, die
sich praktisch und theoretisch mit der
Thematik beschäftigen. „Gerade die Geschichte der MigrantInnen kann nicht
neutral erzählt werden“, ist sich Onegan der Schwierigkeiten eines solchen
Projektes bewusst. Ziel war es, keine Erfolgsstorys oder Schreckensberichte zu
liefern, wie sie in den Medien ohnedies
zahlreich zu finden sind, sondern, „wie
MigrantInnen trotz oft restriktiver Bedingungen versuchten, Normalität zu
leben“. Hinzu kam für Onegan und Kogoj noch ein ganz anderes Problem: Wer
sind MigrantInnen überhaupt? Wer
spricht hier für wen? Jede/r MigrantIn
kommt aus einem anderen Land mit
anderem sozialem und kulturellem Hintergrund. Die/der MigrantIn ist eigentlich ein künstlicher Begriff, der eine Entpersonifizierung der betroffenen Menschen bewirkt.
im zehnten Wiener Gemeindebezirk
ihren Firmensitz hatte und ab Mitte der
1960er Jahre direkt in Jugoslawien angeworbene Arbeiterinnen beschäftigte.
Die Arbeit in der Fischfabrik, traditionell
immer schon ein feminisierter Arbeitsort, wurde für viele Migrantinnen zur
einzigen legalen Möglichkeit, in Österreich eine Arbeits- und somit auch eine
Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten.
Das 1858 gegründete Unternehmen hatte schon während des Hitlerregimes von
ZwangsarbeiterInnen profitiert. Nach
dem Krieg wurden weitere Standorte in
Linz und Villach eröffnet, mit der Idee,
Frauen, die während des Sommers in
Tourismusbetrieben tätig waren,
während der Wintersaison für die Arbeit
in der Fischfabrik anzuwerben. Die
schlechte Entlohnung, der unerträgliche
Gestank, die Arbeitsbedingungen (wie
z.B. stundenlanges Stehen in kaltem
Wasser) sowie das Image der Beschäftigung waren wohl die Hauptargumente,
warum man die Arbeit in erster Linie Migrantinnen zumutete. Interessant sind
vor allem auch die Einblicke in das Beschäftigungsprofil der Firma, wonach
Frauen, vorwiegend im Alter zwischen
zwanzig und vierzig Jahren, in den Akten
einfach als „Mädchen“ oder sogar als
„Restbestände“ bezeichnet sind, oder
die Empfehlung der Anwerbekommission 1967, Frauen besonders aus Serbien
oder dem ländlichen Raum Bosniens anzuwerben, weil „die Mädchen dort nicht
so verwöhnt seien und froh sind, eine
Arbeit zu bekommen“.
Frauenarbeit. Die Ausstellung im Wien
Museum umfasst insgesamt elf Stationen. Elf Orte der Erinnerung für MigrantInnen, die – zufällig aus einer Erzählung, einem Zeitungsbericht ausgewählt – den Ausgangspunkt für die
einzelnen Stationen bilden. Um die verschiedenen Zugänge und Blickwinkel
zu dem Thema sichtbar zu machen,
wurde das Konzept zu jeder Station von
unterschiedlichen AutorInnen und
KünstlerInnen entwickelt, die selbst für
Recherche und Umsetzung verantwortlich waren, also gleichzeitig eine kleine
Ausstellung in der Ausstellung kuratierten.
Vida Bakondys Arbeit zum Beispiel
ist der FrauenArbeitsMigration gewidmet. Den Ausgangsort bildet die Fischfabrik C. Warhanek, die in der Troststraße
Stationen. Eine weitere Station der Ausstellung ist die ehemalige ArbeiterInnensiedlung „Walddörfl“ in Ternitz, die
zwischen 1977 und 1979 großteils niedergerissen und noch im selben Jahr
mit GastarbeiterInnenfamilien besiedelt wurde. In den Wohnungen gab es
kein Wasser, die Toiletten waren fünfzig
Meter entfernt und wurden von mehreren Familien benutzt.
Auch die Rückkehr der ersten PensionistInnen in das türkische Dorf Adatepe, der Umzug der Fremdenpolizei im
Jahr 2002 in das Gebäude des Schubhaftgefängnisses am Hernalser Gürtel,
sowie die für 2004 geplante Errichtung
eines islamischen Friedhofs als Symbol
für die letzte Station eines MigrantInnenlebens sind Themen der Ausstellung am Karlsplatz.
Gleichzeitig präsentiert das Wien
Museum unter dem Titel „Phantom
fremdes Wien 1991/2004“ die Werkserie „fremdes Wien“ von Lisl Ponger. Im
Rahmen einer „multikulturellen Wienreise“ war die Künstlerin in den Jahren
1991/92 mit einer Super-8-Kamera unterwegs, um Hochzeiten, Feste und
Zusammenkünfte zu filmen. Zwölf
Jahre später reflektiert sie ihre damalige Reise in Form eines Essayfilms.
Selbstkritisch beleuchtet Lisl Ponger
aus heutiger Sicht ihre damalige Intention der Sichtbarmachung einer im
öffentlichen Stadtbild nicht existierenden Vielfalt und stellt sich unter
anderem die Frage: „Was sehe ich eigentlich?“
Medien. Die Ausstellung in der Hauptbibliothek befasst sich mit dem Bereich
Medien und Migration. Acht KünstlerInnen wurden eingeladen, unterschiedliche Aspekte von Bild- und
Schriftsprache zu thematisieren und
sich mit Erfahrungen des Fremdseins
zu beschäftigen. Im Rahmen der Filmreihe „MigrantInnen im Film“ des Filmarchivs Austria zeigt die Hauptbibliothek täglich den Film „Gute Arbeit“ von
Karin Macher, der eigens im Auftrag
der Initiative Minderheiten in Zusammenarbeit mit Peregrina (Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum für Migrantinnen) entstanden ist. Der Film
erzählt die Geschichte von drei Frauen,
die im Zuge der Arbeitsmigration nach
Österreich gekommen sind: Einer Slowakin, die im Marchfeld für einen
Großbauernbetrieb Spargel erntet, einer jungen Frau aus Namibia, die im
Salzkammergut als Hotelgewerbeassistentin arbeitet und einer bosnischen
Juristin, die ihre Familie mit Putzjobs
über Wasser hält. Ein umfangreiches
und spannendes Vermittlungsprogramm sowie eine Jugendline (für
beide Konzepte verantwortlich: Büro
trafo.K, ein von vier jungen Frauen erfolgreich geführtes Kulturvermittlungsbüro) runden das vielseitige
Angebot dieser Ausstellung ab.
Bleibt nur noch zu hoffen, dass diese Art von Ausstellung gerade im Wien
Museum Karlsplatz keine Einzelveranstaltung ist, sondern der Auftakt für
mehr kritischen Umgang auch mit
neuerer österreichischer Geschichte
im Ausstellungskontext wird.
❚
Gastarbajteri – 40 Jahre Arbeitsmigration. Wien Museum Karlsplatz,
22.01. –11.04.2004, Di–So, 9–18h,
Themenführungen jeden So 16h
Gastarbajteri – Medien und Migration. Hauptbücherei am Gürtel,
Urban Loritz Platz, 22.01. –11.04.2004,
Mo–Fr 11–19h, Sa 10–14h
Gastarbajteri – MigrantInnen im Film.
Filmreihe des Filmarchiv Austria –
Metro Kino, 26.01.–03.02.2004
http://www.museum.vienna.at
februar 2004an.schläge 35
kulturausstellung
Boa Destructor
Fo t o : C a r o l e e S c h n e e m a n n
Ist die neue Wirkungsstätte des
Feminismus das Museum? Ist
die Zeit der feministischen Aktionskunst vorbei? Zwei Ausstellungen im MUMOK
besuchte Kerstin Kellermann
bis 29.2.:„X-Screen. Filminstallationen
und Aktionen aus den 1960ern
und 1970ern“ im MUMOK-Museum
Moderner Kunst, Museumsplatz 1,
1070 Wien, T. 01/525 00,
http://www.mumok.at
36 an.schlägefebruar 2004
Gleichzeitig mit der verstärkten
Verbreitung von vermittelten Körpern
im Fernsehen begannen viele Künstlerinnen mit Arbeiten, in denen die Körper selbst den Status von Medien annahmen. Der eigene Körper wird als
Erweiterung der Kunst verwendet.
„Schneemanns Präsenz auf und vor der
Leinwand war eine Inkarnation der radikalen Umbrüche von Leben und Tod“,
schreibt Pamela M. Lee in ihrem Aufsatz
„Entblößte Leben“. Diese erweiterten
Körper, als Ausdruck von Leid und verzweifeltem Leben, repräsentierten für
viele auch Glauben und Vertrauen. Die
Körper als Ausdruck eines „feminisierEin Film zeigt überlebensgroße
Erweiterte Körper. Die Ausstellung „XBilder von verletzten vietname- Screen. Filminstallationen und Aktio- ten Kerns“ würden gegen eine „Politik
sischen Frauen, die von nebelar- nen aus den 1960ern und 1970ern“ im des Illusionismus“ protestieren. Das Erlaubte und das Verbotene würde in eitigen Schleiern überlagert sind. MUMOK beschäftigt sich mit den hinem „Allianzdispositiv“ zusammengeZwischen den Bildern und auf
storischen Beziehungen zwischen
führt, einer Durchbrechung des passidem Film die AntivietnamkriegsperforKunst und Kino, ein immer noch
ven Betrachtens – so zum Beispiel,
mance einer Künstlerin, die ihre Aktiospannendes Thema der zeitgenössiwenn Schneemann in der Performance
nen inszeniert, um als lebendiger Antaschen Kunst. Joan Jones spielt 1972
gonismus zum Filmbild dessen Rhythselbst durch ein Fenster in der Mauer, „Interior Scroll“ von 1975 sich einen Pamus zu brechen. Mit Hilfe von Hausauf die der Film projiziert wird, in die- pierstreifen aus dem „Raum der Vulva“
zieht.
haltsgeräten und Malutensilien rückt
sem Film mit. Wodurch eine eigene
Etwa zur gleichen Zeit begann Valie
die Performerin der Leinwand zu Leibe
virtuelle Realität erzeugt wird, der die
Export mit ihrer Untersuchung der
und erweitert den Raum. In dem Video
Augen und das Gehirn, sprich die
„Snows“ stellt die US-Künstlerin Carolee Wahrnehmung und die Dekodierung, Schnittstelle zwischen Körper und Medien, den Reproduktionen von sexueller
Schneemann den Gräueln des Vietnam- erst einmal folgen müssen. Annabel
Differenz. Sie tat das, indem sie die Öfkrieges eine Winterlandschaft und sich
Nicolson näht in „Reel Time“ 1973 eiselbst gegenüber. Es geht um die Dekon- nen Film in eine Nähmaschine ein. Fo- fentlichkeit der Repräsentation sexueller Differenz betonte – wie nämlich die
struktion des „mystischen militaristitos zeigen die Künstlerin bei der meEntstehung weiblicher Sexualität imschen Mannes als politischer Determichanischen Verarbeitung von Virtuamer den Mechanismen der Repräsentanante“. „Es gibt noch Hoffnung“ ist wohl lität und das Ergebnis ist auf die
tionsmacht unterliegt. In „Adjungierte
die message, und „Du bist nicht allein!“
Wand projiziert.
ausstellungkultur
Kotz versucht das „Expanded Cinema“
als „Nachkriegskino“ zu historisieren
und zu disziplinieren, denn es sollte
nicht in jeder Abweichung bereits etwas „Befreiendes“ oder „Zersetzendes“
gesehen werden. Die Bereiche persönlicher Erfahrung wurden im Nachkriegsamerika zu Schauplätzen heftiger politischer und ideologischer Auseinandersetzungen. Das Aufgreifen von Alltagsszenen in der Kunst sollte daher „ein
Neue Räume. Erweitertes Kino zeigt aber kollektives Erlebnis ermöglichen und
die strukturelle Trennung zwischen
auch ein eher weniger bekanntes Prodem projizierten Bild und den versamjekt Exports: An einem Spiegel läuft
Wasser herunter, dieser wird von einem melten Betrachterinnen auflösen oder
verschleiern“. Denn: „Schließlich führt
Filmprojektor bespielt, das Bild sieht
dies auch zu einer Infragestellung kulman dann in verschiedenen Farben an
der Wand gespiegelt. Zwei neue Räume tureller Identitäten, die sich nicht einentstehen: In Velásquez Manier im Spie- fach auf Spektakel oder Überwachung
reduzieren lassen, aber auch nicht
gel ein neuer unendlicher Raum durch
vollständig davon getrennt werden
die Lichteffekte und auf der Wand eine
können.“
bewegliche Rückkoppelung. Abstrakte
Zeichen werden durch konkrete Materialien erzeugt: Valie Export nennt diePünktchen im Weltall. In der zweiten Aussen „Kampf gegen das Zelluloid“ eine
stellung im MUMOK „Mothers of In„minimal art“ oder „art povera“.
vention – where is performance coIn „cutting“ von 1967/68 greift Valie ming from“, die leider nur bis Ende
Export zur Schere: Aus der FilmleinJänner lief, traf ich auf alte Bekannte:
wand werden Stücke heraus geschnitGabi Gassir, Bassistin der Frauenband
ten, die so entstandenen Fenster ver„Potschemuh“ der ehemaligen Ägidiwendet. Sie schneidet Schrift aus Papier gasse strahlt bei einer Performance
aus und setzt den Satz „The content of
mit Christa Biedermann in die Kamera.
the writing is in the speech“ zusamFeministische Aktionskunst als politimen. Anschließend schneidet sie noch
sches Mittel in verschiedenen Ländern
einem Mann die Brusthaare ab.
produziert Performance-Kunst mit.
„Die selbstreflektiven Erkundigun- Eine Menge lustiger feministischer
gen von Filmformaten gingen schnell
Kunst entsteht. Die „Kunst ohne Höhezu einer Untersuchung des gesamten
punkt“ der griechischen Migrantin GeKinoapparates über … Das Medium
orgia Penelope hinterlässt den Kritiker
wird als visuelles System reflektiert“,
ratlos: „Wie eine bedrohliche Schlange
schreibt Birgit Hein im Katalog zur Aus- windet sich Penelope über die Bühstellung. Liz Kotz bringt in „Die Diszipli- ne…“. Das „Collectivo Feminista Cinenierung des Expandes Cinemas“ Kritik: ma“ schreibt anregende Texte auf der
Sie findet, dass es nicht ausreicht,
Schreibmaschine. „La Lotta non e finiwenn visuelle Elemente nur schwerer
ta“: „Wir sind alle Feministinnen und
erfassbar werden, wenn Elemente der
wenn ihr es nicht seid, dann werdet
Liveaufführung und Ansätze aus dem
ihr es werden.“
experimentellen Theater hinzukomÜbrigens entdeckte ich auf der
men. „Kunst, die mit Projektionen arbei- Collage des „Salon Lady Chutney“ ein
tet, entkommt der vorgegebenen Struk- an.schläge-Cover und die Künstlerinnentur des Kaders nicht einfach dadurch,
gruppe „A room of one’s own“ verehrte
dass sie diese auf den architektoniDirektor Köb Materialien, die er prompt
schen Raum ausbreitet oder in ein kaauch ausstellte. Valie Export antwortete
leidoskopartiges Muster aus untermir einmal auf die Frage, ob sie Feminischiedlichen Bildern auflöst“, befindet
stin wäre, dass ihr diese Frage nur in
Liz Kotz. Und: „Die Hartnäckigkeit beÖsterreich gestellt werde: „Was willst
stimmter Grundstrukturen des Kinos
Du sein? Eine Feministin? Oder ein
zeigt sich auch in den systematischen
Pünktchen im Weltall?“ Uns gibt es
Versuchen, sie zu unterwandern.“ Liz
also nicht nur im Museum.
❚
Dispositionen“ von 1973 dient Export
mit Kameras auf dem Rücken und den
Bauch selbst nackig als Vermittlerin der
Bilder.
Die Ebene 6 des MUMOK im Museumsquartier lässt viel Platz für Projektionen: Im Halbdunkel können durch
Filmprojektionen gebildete Räume
durchwandert werden. Frau steigt
selbst in das Kino ein, sozusagen.
lesben.nest
Ursula Raberger
Reibe oder Hobel?
Weihnachten und den Umtausch eines SchwangerschaftsBHs – ein Geschenk der lieben Oma – hätte Kim hinter sich
gebracht. Gut! Jetzt könne man sich anderen Dingen widmen
und nicht mehr an nicht aufzutreibende oder umzutauschende Präsente denken. Eigentlich richtig, aber nicht ganz. Denn
Lisa – ihres Zeichens alte Tratsch- und Schulfreundin – gedenkt bald ihr 22. Lebensjahr zu vollenden. Hoffnungslos hetera – also ist wohl der Angelina Jolie-Kalender doch nicht
das Richtige. Davon hat Kim nämlich zwei. Naja, unter
Freundinnen muss es nichts Extravagantes sein. Tags darauf
der Anruf: „Kim, mein Freund, der ist soooo süß! Sein Geschenk für mich muss genial sein – er redet ja ständig davon.“ Zugegeben – Kim war auch neugierig und lud ganz
spontan das junge Pärchen zu einem Geburtstagsausflug
nach Wien ein. Das dürfe sie nicht verpassen – nach allem,
was die arme Lisa schon mit Ex-Freunden durchgemacht hatte. Star-Wars-Lego zu Weihnachten, ein Abo für eine Eisenbahn-Zeitschrift zum Geburtstag: DAS ging definitiv zu weit.
Am großen Tag leuchteten Lisas Augen. Der große Moment
war gekommen: Herbert überreichte das Geschenk! Kim
scannte mit ihren Augen sofort die Form: schmal, länglich,
wie Verpackung für Schmuck, vielleicht eine Uhr! Verschwörerischer Blick zu Lisa! Diese öffnet die Schatulle und – blankes Entsetzen. Kims Atem setzte aus. „WAS um alles in der
Welt ist das?“ empörte sich Lisa. „Wie versprochen: schön,
glitzernd und gezielt einsetzbar.“ Kim versucht zu retten was
zu retten war: „Sind in dem Ding Ohrringe? Du sagtest ja einsetzbar…“ Lisas Anflug von Hoffnung: „Eine Uhr? Modernes
Design?“ „Naja, ich dachte…mit einer universell einsetzbaren
Muskatnussreibe könntest du viel anfangen…zumal ich doch
den Maissalat so gern mit Muskat esse.“ Nun gut, Lisas ExFreund Herbert konnte auch mit der Beteuerung, die Reibe in
einen Käsehobel umzutauschen, nichts mehr retten. Aber
auch auf Lisa wartet irgendwo ein Traumprinz…oder vielleicht doch eine Prinzessin? Wer weiß…
februar 2004an.schläge 37
an.klang
This is not a test!
Missy Elliott, Kelis und TLC machen ernst. Von Vina Yun
TLC: „Now and Forever“
Missy Elliott: „This is not a Test“
Kelis: „Tasty“
http://www.tlc3d.com
http://www.missyelliott.de
http://www.kelis.de
38 an.schlägefebruar 2004
Aus und vorbei: TLC sind nicht
mehr. Nachdem die R&B-Gruppe im April 2002 ihre Mitfrau
Lisa „Left Eye“ Lopes bei einem
tödlichen Autounfall verloren
hatte, schien eine weitere Zukunft von
TLC ohne die Rapperin nur mehr schwer
vorstellbar. Das Album „3D“, an dem Left
Eye noch mitgewirkt hatte, erschien
posthum – es sollte auch die letzte gemeinsame Platte des R&B-Trios aus Atlanta bleiben.
TLCs Karriere begann 1992 mit
ihrem Debütalbum „Ooooooohhh… On
The TLC Tip“, das mit den Singles „Ain’t 2
Proud 2 Beg“,„What About Your Friends“
und „Baby, Baby, Baby“ regelrecht in die
Pop-Charts platzte. In ihren knallig-bunten Outfits (Riesenhüte, extra baggy
Pants) gaben sich Tionne „T-Boz“ Watkins, Lisa „Left Eye“ Lopes und Rozonda
„Chilli“ Thomas zwar recht verspielt und
jugendlich, gleichzeitig bildeten sie mit
ihrem coolen Selbstverständnis und den
selbstbewussten Lyrics (vor allem Left Eyes rotzigen Raps) eine gewichtige weibliche Gegenstimme zu ihren zahlreichen
Macho-Kollegen im HipHop und R&B:
„Being that I am the kinda girl that I am /
Nobody can make me do what I don’t
want to / I can be myself a lot and I’m
proud of what I got / So I’ll never change
for you“ („Hat 2 Da Back“). Es folgten die
Alben „CrazySexyCool“ (1994) und „Fanmail“ (1999), die TLCs Status als weltweit
erfolgreichstes Girl-Trio festigen sollten –
Songs wie „Creep“,„Waterfalls“ oder „No
Scrubs“ sind R&B-Klassiker, die heute
noch auf jeder Party funktionieren. Mit
dem Best-Of-Album „Now and Forever“
(Arista/BMG), das alle Hits plus fünf aus-
gewählte Videoclips versammelt, verabschieden sich T-Boz und Chilli im Namen
von TLC endgültig von Fans und Business. R.I.P Lisa Lopes, goodbye TLC…
Missy Elliott macht Ernst: „This is
not a Test“ (Elektra/Warner) ist der neueste Streich der „hardest working woman“ im Musikgeschäft. Missys Kreativität scheint grenzenlos: Kaum haben
wir uns durch ihr letztes Album „Under
Construction“ gehört, kommt sie schon
mit der Vorbotin zum neuen Album an:
Die Single „Pass The Dutch“ packt eine
mit ihrem treibendem Diwali-Beat direkt am Ohr und schiebt den Rest des
Körpers unaufhaltsam auf die Tanzfläche. „I´m a pain in your rectum“, rappt
Ms. Eliott und ja, es fühlt sich verdammt
gut an. Sie schafft es immer noch, uns
zu überraschen: Jedes Album mit einem
quasi-Überhit als Zugpferd („Pass The
Dutch“ ist das, was „Get Ur Freak On“
und „Work It“ auf den vorangegangen
Alben waren), und keiner klingt wie ein
anderer. Für „This Is Not A Test“ reduziert
Elliott ihren Sound auf fette, wabbernde
Basslines, fügt die passende Geräuschkulisse hinzu (Pferdewiehern), streut
darüber ein paar ausgewählte Samples
(vom Disco-Klassiker „Let´s All Chant“
bis zu Salt’n’Pepas „Push It“) und würzt
das Ganze noch mit einer guten Dosis
(Sprech)Gesang. Daumen hoch!
Schon als sie 1999 mit „Kaleidoscope“ ihr Albumdebüt gab, war klar: Kelis
war alles andere als „your everyday R&BGirl“. Die Musikpresse gab sich begeistert über ihren „Dennis Rodman of
R&B“: erdig (grelles Bodypainting), freaky
(pinker Afro-Hippie-Style) und ganz
„natürlich wild“. Der Videoclip zu
„Caught Out There“ unterstützte Kelis’
„zorniges“ Image zusätzlich: Den untreuen Freund krankenhausreif geprügelt,
marschiert Kelis mit einer Schar ebenfalls betrogener Frauen auf die Straße
und schreit, glühend vor Wut, jene Refrainzeile, die die R&B-Welt erschrocken
aufhorchen ließ:„I hate you so much
right now!“. Nach einem zweiten Album
(„Wanderland“ erschien nur in Europa
und Asien) und Abstechern in die HouseSzene (Kooperationen mit Timo Maas
oder P. Diddy, für dessen Ausflug in die
Dance-Clubs Ibizas mit „Let’s Get Ill“),
setzt die mittlerweile 24-Jährige aus Harlem für ihr neues Album „Tasty“ (Star
Trak/Virgin) hingegen ganz andere Akzente: Das Cover glänzt in feuchter
1970er-Softporno-Ästhetik, auf der Rückseite posiert Kelis als Pin-Up im Mel-Ramos-Stil.Wo doch die bouncenden Beats
des Produzentenduos Neptunes – z.B. auf
dem knalligen Track „Milkshake“ – keinerlei „Sex sells“-Argumente benötigen würde. Neben den Neptunes hat Kelis jede
Menge anderer Starproduzenten zu sich
gerufen, u.a. Dallas Austin, Rockwilder
und Raphael Saadiq, dessen produzierte
Stücke wohl am schwächsten ausfallen –
die Midtempo-Soulballade „Glow“ ist
vielleicht gut gemeint, hinterlässt jedoch
nur lauwarme Gefühle.„In Public“ wiederum ist ein ziemlich cooler R&B-Track
auf Elektro-Basis und „Millionaire“ feat.
Outkasts André3000 entpuppt sich als
mitreißender Synti-Pop-Song. Schön ist
auch die Tatsache, dass Kelis auf ihrem
eigenen Album als Executive Producer
fungiert – wenn schon keine Kontrolle
über das eigene Image, dann zumindest
über die eigene Musik.
❚
lese.zeichen
Bunte Theorie
Drei unterschiedliche Perspektiven feministischen
Denkens in drei spannenden Neuerscheinungen:
Planen – Handeln – Dekonstruieren
Alltagshandeln
„Frau kann nachdenken, während sie
ihr Baby stillt.“ Dieser Gedanke von Ina
Praetorius mag für manche von uns
zunächst befremdlich wirken, doch er
gibt einen der vielen spannenden Denkanstöße, wie sie in „Welt gestalten“ zu
finden sind. Das Buch dokumentiert ein
internationales Symposium zur Feministischen Ethik 2002 in Salzburg und vereint somit ganz unterschiedliche Ansätze postpatriarchaler Weltgestaltung.
Dabei ist die Rede vom Ende des Patriarchats keineswegs eine Realitätsverweigerung, sondern bedeutet,„der alten
Ordnung die Allmacht und Allgegenwart
abzusprechen und damit eine langjährige frauenbewegte Gewohnheit aufzugeben“. So wird Raum für Denkexperimente gegeben in einem bunten Feld von
Handlungsmöglichkeiten: Die inhaltliche
Palette des Buches reicht von realen und
symbolischen Räumen über bioethische
Fragen bis zum „Anders Wirtschaften“.
Nachzulesen ist auch die beim Symposium gemeinsam verfasste Erklärung „Für
eine Weltsicht der Bezogenheit“, die
anschließend auch noch einmal erläutert und kommentiert wird. Die ethischen Überlegungen fokussieren
menschliches/ weibliches Alltagshandeln und beziehen sich häufig auf feministische Denkerinnen wie Carol Gilligan
und Hannah Arendt. Begriffe wie „Gutes
Leben“ und „Fürsorge“ sind dabei zentral
und werden mit einer Menge an Bedeutungen gefüllt, die sowohl überraschen
als auch bestärken können.Wie Andrea
Günter in ihrem Beitrag so gut zusammenfasst:„Feministisches Denken kann
sich in unendlicher Kritik verlieren. Ebenso unendlich kann es das Patriarchat –
und sein Ende – verkünden. Oder aber es
kann versuchen, das, was es durch Kritik
prinzipiell erkannt hat, in positive Aussage zu überführen, so dass neue Ausgangs- und Orientierungspunkte für
Handlungsmöglichkeiten markiert
werden.“ Ein wichtiges Buch!
Gabi Horak
Überblick über den Stand der deutschsprachigen Diskussion „Architektur,
Macht und Gender“ und kann auch EinsteigerInnen empfohlen werden.
Elke Szalai
Building Power. Architektur, Macht, Gender
Hg: Dörte Kuhlmann, Sonja Hnilica, Kari Jormakka.
Edition Selene 2003, e 18,60 (Ö)
Welt gestalten im ausgehenden Patriarchat
Hg: Michaela Moser, Ina Praetorius.
Ulrike Helmer Verlag 2003, e 25,20 (Ö)
Durchgebissen
Ich gestehe: es hat mehrere Anläufe gebraucht, bis ich die Autorin der Autorinnen
dakiefelt habe. So manches Zähnchen hat
mich Judith Butler gekostet und ich bin
Die AutorInnen dieses Sammelbandes
mir sicher, liebe Leserinnen, ich bin nicht
gehören unterschiedlichen Disziplinen
an, sind jedoch durchgängig vom Gender- die einzige, oder? Jetzt gibt’s jedenfalls ein
Präventivoevre, das die Verdauung Butlers
Diskurs geleitet. Die Zusammenhänge
Thesen ungemein erleichtert. Irene-Paula
von Architektur, Macht, Ausschluss und
Villa hat Butlers wichtigste Theorien in eiKontrolle werden aus den Blickwinkeln
nem handlichen Büchlein zusammengeder Architektur, Soziologie, Stadt- und
fasst und das Unmögliche geschafft: Es ist
Raumplanung, den Kulturwissenschaften, der Philosophie und der Literaturwis- lesbar und verständlich. Zugegebenersenschaft beleuchtet. Es werden mit den maßen: Konzentration ist bei der Lektüre
nicht von Nachteil, wenn Postsouveräne
gegenwärtigen räumlichen VerankerunSubjekte, Intelligible Geschlechter, Konfigen der Konsumkultur beginnend, über
die Stadt des Flaneurs und die Ornamen- guration und Subjektivation de-chiffriert
werden wollen.Villa schafft es nicht nur,
tik von Loos geschlechtlich kodierte PlaButlers Werk fassbar zu machen, sie stellt
nungsideale, hinter denen Wertvorsteles auch in den Kontext zeitgenössischer
lungen und Moden stehen, hinterfragt.
Diskussionen und geht auf die Kritik an
Am Beispiel von Wohnungsgrundrissen
Butlers Theorien ein. Mit diesen Beißeraus den Jahren 1817 bis 1990 sowie aktuellen Planungsprojekten zeigen die Auto- chen ausgestattet kann sich frau sicher
rInnen geschlechtsspezifische Implikatio- getrost an Butlers neuestes Werk wagen
(Rezension folgt selbstredend in Kürze in
nen auf. In einem Interview kommen die
den an.schlägen).
„großen“ Frauen der deutschsprachigen
feministischen Planerinnen zu Wort und Karin Eckert
es zeigt sich sehr deutlich, dass sie Einfluss auf Stadtplanungskonzepte haben. Paula-Irene Villa: Judith Butler
„Building Power“ bietet einen guten
Campus 2003, e 13,30 (Ö)
Feministisch Planen
februar 2004an.schläge 39
lese.zeichen
Russische Literatur
Erkältungen und harten Getränken die
Rede – aber vielleicht liegt der EinIn einem Militärstädtchen wird Nadjka, druck, der eine frösteln lässt, auch an
den dunkelblauen Covers oder an den
die Närrin, geboren. Für ihren Vater,
internalisierten Klischees über Norweden dienstältesten Offizier, und ihre
Mutter ist die Schande zu groß: So be- gen. In „Zeit zu sterben“ kümmert sich
ginnt die Reise von Nadjka, eingebettet die Mitarbeiterin eines Frauenhauses
auf ihre Weise um die bedrohlichen
in roten Kissen, in einer Wiege, den
Fluss entlang treibend. Sie landet in ei- Ehemänner, Freunde oder Söhne der in
das Frauenhaus geflüchteten Frauen.
nem Kinderheim, aus dem sie flieht.
Auf ihrer Wanderung durch die Steppe Mit diesem Engagement entwickelt
sie sich auch selbst. Ergreift die Initiawird sie vom Tod verfolgt: Die Cholera
tive, verändert ihr Leben. Sehr spanist ausgebrochen. Die Erlebnisse des
nend. In „Weiß wie die Unschuld“ verMädchens sind schmerzhaft verzerrt
schwindet die Leiterin eines Frauenund die Wirklichkeit erscheint in diezentrums und alle ihre freundlichen
sem Roman als verschwommen und
Bekannten und Klientinnen sind verwirr. Erst als sie durch eine Vision heidächtig. Die Kommissarin fährt mit
lende Kräfte erhält, endet ihr Leiden.
dem Nachtzug nach Oulu und beNadjka folgt den Worten ihrer Vision
und kehrt so in ihr Heimatdorf zurück. nimmt sich einwandfrei. Die Autorin,
Es herrscht der Kalte Krieg und in dem eine Feministin mit einem gewissen
spröden Humor, wurde 1964 geboren
kleinen Militärstädtchen geht die
und lebt und arbeitet in Helsinki.
Angst vor einem Atomkrieg um…
Svetlana Vasilenko, die 1998 mit dem
Kerstin Kellermann
Novijmir und 1999 mit dem NobokovLiteraturpreis ausgezeichnet wurde,
Leena Lehtolainen: Weiß wie die Unschuld
versteht es, Kindlichkeit und VerrücktMaria Kallios, dritter Fall. Rowohlt Taschenbuch 2003, e 8,20 (Ö)
heit in ein Wortbild zu formen, das diesen Roman auszeichnet. „Die Närrin“
ist Svetlana Vasilenkos erster Roman,
der ins Deutsche übersetzt wurde und Gesamtkunstwerk
hoffentlich auch nicht der letzte.
Eva Melnik
Ginka Steinwachs ist durch ihre Performances bekannt geworden, also durch
ihre Person. Der Bühnenmensch kann
Svetlana Vasilenko: Die Närrin
nur durch Persönliches in den Text geDVA 2003, e 19,50 (Ö)
langen. Daher hat die Dramaturgin,
ausgehend vom allseits bekannten Gedicht Morgenstern, ihren eigenen Textkörper bearbeitet: aus (visuellen) GeKühler Humor
dichten, Zeichnungen und Fotos ein
poetisches Gesamtkunstwerk monZiemlich nüchtern und pragmatisch
kommt die norwegische Kommissarin tiert. Dabei ist ihr das Mundwerk
Maria Kallio daher, die zumeist in frau- Werkzeug für Kunstfertigung. Sie ist
enbewegten Lebensumständen ermit- eine, die dem Ur-Laut nachlauscht und
telt und die Opfer von Überfällen kühl auf den Schlund-Ton baut. Dieser Band
hat wie das menschliche Herz zwei
auf Distanz hält. Die Atmosphäre ist
kalt, es ist viel von Schnee, Eis, leichten Kammern: Sinnlichkeit auf den rechten
40 an.schlägefebruar 2004
Seiten und Wegbeschreibungen auf
den linken – Komposition sowie Reflexion über das Geschaffene. Die Zeichen und ihre Deutung liegen in dieser
Form erstmals veröffentlicht vor. Ein
Buch zum laut lesen und nachspielen,
das intellektuelle und sinnliche (Lebens-)Praxis vereinigt. Symbiotisch,
erotisch und gut für’s Bett!
Gabi Obojkovics
Ginka Steinwachs: der mund ist aufgegangen
Passagen Verlag 2003, e 16,90 (Ö)
Training als Denormalisierung
Das Buch „Gewalttätige Männer ändern (sich)“ ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit von über zwanzig Projekten in der Schweiz, Deutschland
und Österreich, die sich zum Thema Interventionen gegen Häusliche Gewalt
vernetzen. Im ersten Teil betont etwa
Ute Rösemann die Notwendigkeit, alle
Interventionen im Bereich Gewalt gegen Frauen unter maßgeblicher Beteiligung von Fraueneinrichtungen zu
etablieren, bzw. zu evaluieren. Gewalt
gegen Frauen im sozialen Nahraum ist
in der Regel keine Einzeltat, sondern
hat System und wiederholt sich. Die
Intention, das Wiederholungsrisiko zu
reduzieren, war eines der Motive, Täterprogramme zu entwickeln. Nach Rosa Logar ist die Teilnahme an einem
sozialen Trainingsprogramm für Täter
dann vertretbar, wenn ein Netz an gewaltpräventiven Maßnahmen gewährleistet ist. So sollte die Einrichtung, die
das Programm durchführt auch mit
Einrichtungen für die gewaltbetroffenen Frauen kooperieren, die verschiedenen Maßnahmen und Angebote von
Interventionsstellen koordiniert werden, die Teilnahme für Täter verpflichtend sein und bei Abbruch Konsequen-
fen, kümmerte sie sich kein bisschen
um das Schicksal ihrer Lover, servierte
sie ab, sobald sie ihre Funktion erfüllt
hatten. Der eine war finanziell ruiniert,
der andere beging Selbstmord. Aber
das gehörte wohl zu der Legende,
deren Ranken die Otero hegte und
pflegte.
neu.land
Karin Eckert
Carmen Posadas: La Belle Otero.
Die große Verführerin der Belle Époque
Ein Leben wie ein Roman. Europaverlag 2003, e20,50 (Ö)
J a s m i n a J a n k o v i c’
Reise mit Flöhen
Ein Buch, das auf jeder beliebigen Seite
aufzuschlagen ist: Die Lektüre geht so
Klaudia Gruber
angenehm gleichmäßig dahin wie
Maillarts Reise durch die unwirtlichen
Gewalttätige Männer ändern (sich)
Landschaften Zentralasiens. Reisen
Hg: Rosa Logar, Ute Rösemann, Urs Zürcher.
sah anders aus in den 1930er Jahren:
Verlag Haupt 2002, e 24,90 (Ö)
Während heute eher das Herumsitzen
auf Flughäfen oder das selbstverständliche Zahlen mit Kreditkarten interkontinentales Reisen kennzeichnet, musste
Who cares?
Maillart noch eigenhändig die Maden
aus der Wunde ihres kranken Kamels
Vanderbilt hat ihr eine Yacht geschenkt, Renoir hat sie porträtiert und entfernen, gegen Kleintierbefall am eigenen Körper ankämpfen und konnte
Proust hat sie als literarische Vorlage
genutzt: Carolina Otero war legendäre nie sicher sein, wie viel die dunganischen Geldscheine tatsächlich wert
Kurtisane der Belle Époque, Mätresse
einiger gekrönter Häupter, steinreicher waren. Unterwegs begegnete sie neugierigen Nomadenfamilien, schrulligen
Industriemagnate und berühmter
europäischen Auswanderern oder LoKünstler, und sie war eine leidenkalfürsten, mit denen erst einmal ein
schaftliche Spielerin: ihr unvorstellbares Vermögen ließ sie letztlich auf den Schälchen Buttertee getrunken werden
musste, um sich in deren Gebieten beSpieltischen der französischen Casiwegen zu dürfen. Ella Maillart unternos. 1965 starb sie verarmt im Alter
von 97 Jahren. Posadas versucht – stili- nahm als Reisejournalistin und -fotografin Expeditionen in die unerforschstisch etwas gewöhnungsbedürftig –
das Leben der Otero, aber auch der Bel- testen Gegenden zwischen der Sowjetunion und Nepal. Am liebsten allein
le Époque, nachzuzeichnen. Sie lässt
oder in prominenter Begleitung, wie
damit eine funkelnde Märchenwelt
z.B. mit Annemarie Schwarzenbach.
auferstehen, in die die Autorin wohl
Diese „verbotene Reise“ machte sie geselber gerne hineingeboren worden
wäre – der Eindruck entsteht jedenfalls meinsam mit dem englischen Journalisten Peter Fleming. Dabei gewinnt die
angesichts der idealisierend-romantiLeserin nicht nur Einblicke in die asiatischen Beschreibungen. Tatsache ist:
sche Vergangenheit, sondern auch in
La Belle Otero war eine Frau, die sich
die europäische Gesellschaft der Vorum gesellschaftliche Moral nicht
kriegszeit und ihre Geschlechterrollen,
scherte, die ihren Körper einsetzte,
um Prestige, Reichtum und männliche wo Männer jagen und Frauen kochen.
Bewunderung zu erhalten. Sie war
Claudia Saller
zweifelsohne eine mutige, starke und
selbstbewusste Frau, aber auch höchst Ella Maillart: Verbotene Reise
unsympathisch: um Klunker anzuhäu- Von Peking nach Kashmir. Lenos 2003, e 22,50 (Ö)
Gastarbajteri
Nein, der Titel ist nicht falsch geschrieben. Nicht in meiner
Muttersprache. Und sie ist phonetisch. Ein Laut, ein Buchstabe. Schreib wie du sprichst, lautete die Devise des
Sprach- und Schriftreformators Vuk Karadzic,’ der den Großteil seines Lebens in Wien verbrachte, wo er 1864 starb und
auch begraben wurde. „Gastarbajteri“ (serbisch/kroatisch:
Gastarbeiter, Plural) heißt auch die Ausstellung im Wien
Museum am Karlsplatz (22.01. bis 11.04.2004). Ich nehme
mir einfach die Freiheit, die ich meine, und mache jetzt
Werbung – Werbung für Menschen, die angeworben wurden. Vor vierzig Jahren. Als der österreichische Staat billige
Arbeitskräfte notwendig brauchte. Billige Arbeitskräfte als
so genannte „Gastarbeiter“. Die man für relativ kurze Zeit
einsetzen und dann „verschieben“ konnte. Nach Hause
schicken. Zu ihren Familien, die selbstverständlich nicht als
„Gäste“ eingeladen waren. Dass dann anstelle der „Arbeitskräfte“ Menschen gekommen, und noch schlimmer,
geblieben sind, war ziemlich überraschend, ja fast verblüffend, ungefähr so wie Schneefall im Dezember. Und, wie
allseits bekannt, Menschen machen auch Probleme. Besonders wenn sie – seltsamerweise – mit ihren Familien zusammenleben wollen. Und wenn dann ihre Familienangehörigen auch nach Österreich kommen. Und bleiben.
Und eine andere, komische Sprache sprechen. Und sich
nicht „anpassen“ wollen. Und sogar ihre Rechte einfordern.
Das Wahlrecht verlangen sie! Nein, nein, so geht das nicht.
Arbeiten, ja klar, wenn‘s keine „Inländer“ tun. Steuern zahlen, selbstverständlich. Aber, njet, kein passives Wahlrecht
zum Betriebsrat. Auf vielen anderen Ebenen auch kein aktives. Dazu seid ihr auch nicht geholt worden. Na gut, a bisserl bereichern könnt‘s uns schon.
Mit eurer „Kultur“. Mit eurem Essen, aber nur wenn‘s uns
schmeckt. Kein Hammelbraten. Der stinkt ja so. Und tanzen
dürft ihr auch. Das ist doch so schön. So „exotisch“. Wir
sind ja eine Multi-Kulti-Gesellschaft! Und lechzen nach solchen „Bereicherungen“. Denn die schönsten Bereicherungen sind gerade jene, die man gratis, ohne Mühe und Aufwand und ohne Gegenleistung haben kann.
^
zen nach sich ziehen. Der zweite Teil
des Buches dient der Einführung in
ein Soziales Trainingsprogramm, das
in Duluth, Minnesota entwickelt wurde und von einer Arbeitsgruppe für
Verhältnisse des deutschsprachigen
Raums übersetzt und adaptiert wurde. Dieser Teil ist als Handbuch zum
Erlernen der Grundlagen des Tätertrainings für beteiligte Berufsgruppen
der Antigewaltarbeit konzipiert. Insgesamt ein anregendes Buch, das geprägt ist von hohem Fachwissen und
guter sprachlicher Zugänglichkeit.
Besonders erfreulich scheint mir, dass
die Beiträge des ersten Teils kritische
theoretische Positionen integrieren,
aber auch ganz konkrete Anhaltspunkte geben.
Fo t o : Wi e n M u s e u m / Vo t a v a
lese.zeichen
februar 2004an.schläge 41
Fo t o s : A r c h i v
ge.sehen
Holde Maiden
Starke Männer, weiche Frauen, Kampf des Guten gegen das Böse – in der neuen Folge von
Herr der Ringe wird einmal mehr ein simples Weltbild entworfen. Motten umschwirren
die präsentierten Rollenklischees und Kategorisierungen. Von Alexandra Rainer
Mit seiner Herr der Ringe-Trilogie entwarf J.R.R. Tolkien eine
Männerwelt – eingeteilt in Gut
und Böse, Hell und Dunkel –,
die schon in den 1950ern als
Kampf des Westens gegen das böse
Reich des Ostens interpretiert wurde.
Halbwegs „menschliche“ Wesen, wie
Waldläufer Aragorn, Zauberer Gandalf,
König Theoden, Boromir und Faramir,
sind erwartungsgemäß weiß. Der böse
(ursprünglich aber gute und weise)
Zauberer Saruman, Zwerg Gimli, alle
Hobbits und das weise Volk der Elben
reihen sich in die lange Liste männlicher, weißer Wesen. Das Äußere ist der
Spiegel der Seele, dementsprechend
präsentiert sich das Böse hässlich und
dunkel: Sauron, nur als zuckendes Auge
sichtbar, überzieht die Länder mit Krieg
und wird vernichtet, als Hobbit Frodo
einen Ring zerstört. Auch drei Frauen
kämpfen gegen das Böse: Eine von ihnen, die blonde Kindfrau Eowyn, wandelt sich zur Reckin und tötet den Ringgeist. Sie reitet verkleidet in die
Schlacht, weil die Männer sie nicht mitnehmen wollten. Damit ist ihr Job allerdings auch schon getan, denn im
späteren Endkampf ist sie nicht mehr
dabei und sie ist auch nicht Teil des erlauchten Kreises der kämpfenden Gefährten. Sie ist die Alibikämpferin, die
dem Film offenbar einen modernen
Touch geben soll. Mit der Modernität
ist es aber schnell vorbei: am Ende
wirft Eowyn Faramir verliebte Blicke zu
(die keine/r versteht, denn davor war
42 an.schlägefebruar 2004
sie noch heiß in Aragorn verliebt). Sie
das Happy End in Form einer glücklihat ihren Platz zugewiesen bekommen: chen Hobbitmutter.
sie wird Ehefrau.
Eowyn ist die einzige Kämpferin
unter tausenden Männern. Pazifismus
Unsterblichkeit. Verunsichert durch Werte- wird nicht großgeschrieben, jede/r kann
kämpfen. „Warum darf er nicht für die
verlust wird eine neue Ordnung gekämpfen, die er liebt?“ fragt Eowyn
sucht. Was allerdings in dieser Trilogie
empört und meint damit nicht nur den
(ähnlich wie in Star Wars oder Harry
kleinen (unmännlichen) Hobbit Merry,
Potter) gefunden wird, ist eine alte Sisondern auch sich selbst. Die Kampfescherheit: Gut und Böse sind klar unterkraft der beiden wird von den großen
schieden, die Bösen bleiben unter sich
und sterben schließlich. Ein neuer Eiser- starken Kriegern geschmäht, doch beiner Vorhang trennt „Rassen“ ebenso, nur de beweisen sich letztendlich. Auch
Hobbit Pippin beharrt auf seinem Recht
zwischen Elben und Menschen gibt es
zu kämpfen. Zauberer Gandalf zweifelt
eine Verbindung, hergestellt durch die
Elbenfrau Arwen. Sie verzichtet auf ihre an ihm und schickt ihn weg – zu Unrecht, denn Pippin rettet Gandalfs LeUnsterblichkeit, weil sie Aragorn liebt.
ben. Der kleine Mann ist entscheidend,
Fast hätte sie ihn schon verlassen, da
wünscht er den Krieg? Aber ja, er will
sah sie in einer Vision ihren gemeinsamen zukünftigen Sohn, der sie vorwurfs- kämpfen genauso wie alle anderen Wevoll anblickte. Jetzt noch den Mann ver- sen des guten Westens. Die Schlachten
sind schließlich auch in grandiosen Billassen, um ewig zu leben? Nein, denn
dern erzählt; die drei Stunden vergehen
„wo Tod ist, da ist auch Leben“, wie Arim Nu. Wem würde es nicht gefallen,
wen zu ihrem Vater sagt. Aragorn muss
unter den überlebenden Helden zu sein,
auf nichts verzichten, Arwen auf nichts
mit Legolas zwischen den riesigen BeiGeringeres als ihre Unsterblichkeit.
nen eines Elefantenungetüms herumNebenrollen. Elbenkönigin Galadriel wie- zuschwingen und es zu Fall zu bringen?
Die Schlacht darf nicht trist sein, wer
der ist die ferne Mutter, die strahlende
würde sonst freiwillig in den Krieg zieweiße Traumfrau. Sie erscheint wie ein
Engel in der Not, richtet Frodo auf, wenn hen? Pathos und Kriegsbegeisterung
er aufgeben will. Frauen in Nebenrollen bietet der Film wirklich ausreichend. Eigentlich sagt das Filmplakat schon viesind in erster Linie schreiende Mütter,
les aus: Gandalf, Aragorn und Frodo
die vor dem Feind davonlaufen, reine
zücken ihre Waffen: die westliche AlliOpfer. Die Entwicklung der Frauen in
anz vereint gegen das Böse. Daneben
Herr der Ringe verläuft vom einsamen
Singleleben zum glücklichen Mutterda- die Frau – Arwen – schön, still, völlig
passiv; das Revival der 1950er Jahre.
❚
sein. In dieser Logik verwundert nicht
an.künden
musik.tanz
2., 3.2., 20.00, Wien
dance roads. Internationales TanzNetzwerk on tour
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
13.- 22.2., Wien
Internationales szene bunte wähne
TanzFestival für Kinder und
Jugendliche
dietheater, 1., Karlsplatz 5, Tickets und Infos:
Mo-Sa 16.30-19.00 unter T. 587 05 04
14.2., 20.00, Wien
The Rounder Girls. A Celebration
Orpheum, 22., Steigenteschg. 94b,
T. 481 17 17, www.orpheum.at
18.2., 19.00, Wien
Frauenklang „Quanten“. Neue
Kompositionen und Improvisationen
von und mit Sylvia Bruckner
Literarisches Quartier, Alte Schmiede, 1.,
Schönlaterng. 9, T. 512 44 46
18.2., 20.00, Wien
Alalie Lilt
Aera, 1., Gonzagagasse 11/Ecke Werdertorg.,
T. 533 53 14
26.2., 20.00, Wien
Cathrin Pfeifer: Solokonzert Akkordeon
Im Rahmen des Akkordeonfestivals
Kosmos, 7., Siebensterng. 42, Karte:
T. 24 9 24, BA-CA oder www.clubticket.at.
UKB eur 16,-
26.2., 20.00, Wien
Elfi Aichinger Trio: „Spannung und
Berührung“ (Jazzimprovisation)
Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
T. 988 98/111, www.sargfabrik.at, eur 15,-
28.2., 20.00, St. Pölten
Chansons und Literatur: „Ein Abend in
der Bar: Paris“ mit Maxi Blaha und
Christa Ratzenböck
Die Bühne im Hof, 3100, Linzerstr. 18,
Reservierungen: T. 02742/35 22 91
film
seit Jänner
„Lost in Translation“ (USA 2002)
R. Sofia Coppola
in den österr. Kinos
seit Jänner
„Seit Otar fort ist“ (Frankreich/Belgien
2003) R. Julie Bertuccelli
in den österreichischen Kinos
8.2., 17.00, Wien
Videoscreening: „Oranges are not the
only fruit“ (1989) von Beeban Kidron
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11
14./21.2., 15.00, Wien
Parallel Movements – Filme, Videos
& Dokumentationen performativer
Kunst aus dem (post)sozialistischen
Europa 1960-1989ff
Filmmuseum, 1., Augustinerstr. 1,
T. 533 70 54
19.2., 20.00, Wien
Lesbenfilmabend mit Leni Kastl
FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6, Eingang
Prechtlg., T. 402 87 54. Eintritt frei!
t h e a te r . ka b a r e t t
1.2., 20.00, Wien
Natascha Gundacker: „Agathe
Notnagl feiert“
Spektakel, 5., Hamburger Str. 14, T. 587 06 53
bis 7.2., 20.00, Wien
„Aber warum gerade er?“ Kleine
Entgleisungen von Margit Hahn
Theater Drachengasse, 1., Fleischmarkt 22,
www.drachengasse.at Karten: Di-Sa ab
15.30, T. 513 14 44, [email protected]
Fremdes Wien
Fo t o : L i s l Po n g e r
Die Foto- und Filmkünstlerin Lisl Ponger ist mit altem und neuem Material im Wien Museum am Karlsplatz zu bewundern: 1991/92 sammelte sie Super-8-Aufnahmen von Festen, Hochzeiten und Zusammenkünften unterschiedlicher Ethnien in Wien, die in Ausstellungen und einem Buch präsentiert wurden. Eine Auswahl der Fotoarbeiten
ist derzeit wieder zu sehen, sowie ihr vom Museum koproduzierter Filmessay, der erstmals bei der Ausstellungseröffnung zu sehen war.
Phantom Fremdes Wien 1991/2004: bis 11.4., Di-So 9-18.00, Wien Museum, Karlsplatz, 1040 Wien,
T. 01/505 87 47-7201, http://www.wienmuseum.at
3./12.2., 19.30-22.30, 15.2., 15-18.00, Graz
Shakespeare: „Die widerspenstige
Zähmung, Inszenierung: Cornelia
Crombholz
Schauspielhaus, 8010, Hofg. 11,
T. 0316/8008 44
ab 3.2., 20.00, Graz
Juliana Francis: Saint Latrice,
Inszenierung: Britta Lang
Schauspielhaus, 8010, Hofg. 1, Karten:
T. 0316/8000
ab 3.2., 20.00, Wien
„Haus, Frauen, Sex“ von Margit
Schreiner, gespielt von Andreas Vitasek
Rabenhof, 3., Rabengasse 3, T. 712 82 82,
www.rabenhof.at
6./14./15.2., 19.00, Wien
„Die Ziege oder Wer ist Sylvia?“ von
Edward Albee. R. Andrea Breth
Akademietheater, 3., Lisztstr. 1, T. 51 444/4740
8.2., 19-21.00, Wien
„Das Werk“ von Elfriede Jelinek
Akademietheater, 3., Lisztstr. 1, T. 51444-4140
8./11.-15.2., 19.00, Salzburg
Meisterklasse. Hommage an Maria
Callas von Terence McNally
Schauspielhaus, 5020, Erzabt-Klotz-Str. 22,
T. 0662/80 85 85, [email protected]
ab 12.2., 20.00, Wien
Laura Ippen: „Und schreibe aufs Blatt
meine Gefühle“
22.2., 19.30, Wien
Rosamunde Pilcher-Happening.
Hilde Fehr proudly presents
dietheater Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20,
Karten: T. 587 05 04
Theater am Alsergrund, 9., Löblichg. 5-7,
T. 310 46 33
13.2., 20.00, Wien
„Remasuri“. Neues Soloprogramm von
und mit Christa Urbanek
23.2., 20.00, Wien
Eva Poltrona:
„FreudeFreudeFreude“
Café Siebenstern, 7., Siebensterng. 31,
T. 523 61 57, UKB eur 9,99,-
Spektakel, 5., Hamburgerstr. 14,
T. 587 06 53
16./17.2., 20.00, Wien
Natascha Gundacker: „Agathe Notnagl
bemüht sich um Sie!“
23./24.2., 19.30-21.30, Wien
„Bambiland“ von Elfriede Jelinek
Spektakel, 5., Hamburgerstr. 14,
T. 587 06 53
20./22./29.2., Salzburg
„Mädchen, pfeif auf den Prinzen!“
Konfrontation mit Tradition
Schauspielhaus Salzburg, 5020, ErzabtKlotz-Str. 22, Kartenbestellung: Jugend
und Salzburger Festspiele, Elfi Schweiger,
T. 0664/10 62 846,
[email protected]
20.2., 20.00, Wien
„Kennwort: UNIKAT!“ eine erfahrene
Frau packt aus“ von und mit
Christa Urbanek
Salon Uhudla, 4., Phorusg. 7, T. 58 74 948,
0676/462 46 53, UKB eur 9,99,-
Burgtheater, 1., Dr. Karl Lueger-Ring 2,
T. 51444-4140
24.-28.2., Wien
„Alltagsgeschichten“ –
Eine komödiantische Realität von
Elisabeth T. Spira.
Mit Andrea Händler & Dolores
Schmidinger
Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,
T. 332 42 31, www.vindobona.at
1.3., 19.30, Wien
„Lida Winiewicz – Späte Gegende“
mit Birgit Doll und Hilde Sochor
Volkstheater, 7., T. 524 72 63
s e m i n a r . w o rk s h o p
ab 11.2., 20.00, Wien
Alice. Eine Wunderland Geschichte.
Für Erwachsene nach Lewis Carrol
ab 21.2., 19.30, Graz
Goethe: Stella, Inszenierung:
Elisabeth Gabriel
6.2. ab 19.00, Salzburg
„Alles was Recht ist“. Homosexualität
und Recht
Kosmos Theater, 7., Siebensterng. 42,
Karten: T. 06991/038 24 74
Schauspielhaus, 8010, Hofg. 11, Tickets:
T. 0316/8000, [email protected]
Josef-Brunauer Zentrum, 5020,
Elisabethstr. 45a, T. 0662/45 42 65
10.2., 15-18.00, Wien
Schritt für Schritt. Workshop für
Mädchen, die ihre Zukunft selbst in
die Hand nehmen wollen
Sprungbrett für Mädchen, 15., Pilgerimg. 2224, Stiege 1, Top 1, T. 789 45 45,
www.sprungbrett.or.at
ab 12.2., 19.30-21.00, Wien
„Frauen im Gespräch: Ich bin o.k. –
Du bist o.k.“ Leitung: Dorit Zapletal
Anm.: VHS Landstraße, 3.,
Hainburger Str. 29, T. 715 08 00
13./27.2., 18-19.30, Wien
Weinseminar für Frauen mit Andrea
Becker, insgesamt 4 Abende
Anm.: Volkshochschule Landstraße, 3.,
Hainburger Str. 29, T. 715 08 00,
UKB: je eur 35,- zuzgl. Degustationsbeitrag
14./15.2., 9-18.00, Linz
„Die Frau im Schatten der Mutter“ –
Intensivseminar zur TochterMutter-Beziehung.
Referentin: Wilhelmine Balber
FGZ Linz, 4020, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77
44 60, www.fgz-linz.at, UKB eur 112,-
17./24.2., 15-18.00, Wien
Ideenwerkstatt für Mädchen –
Berufe in der Praxis
Sprungbrett, 15., Pilgerimg. 22-24, Stiege 1/
Top 1, T. 789 45 45, www.sprungbrett.or.at
19.2.-29.4., 19-21.00, Wien
„Frauen verändern ihre Zeit“.
Kursleiterin: Ruth Devime
VHS Urania, 1., Uraniastr. 1, T. 712 61 91
februar 2004an.schläge 43
an.künden
25.2., 3./10./17.3., 17-19.00, Wien
Akkordeon-Workshop im Rahmen
des Akkordeonfestivals 2004
4.2., 16.30-18.00. Linz
Grundlagen der Babymassage
mit Britta Muth
16.2., 18.30-21.00, Wien
Zwanghaftes Essen – Wege aus dem
Teufelskreis
bis 22.2., Graz
Felicitas Kruse: Sercavan.
Bei meinen Augen
Technisches Museum, 14., Mariahilferstr. 212,
Infoline: T. 899 98 2310 (Ingrid Prucha)
Frauencafé im Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020, Kaplanhofstr. 1, EG,
T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 89 58 440, Anm. erf., eur 15,-
Neue Galerie am Landesmuseum
Joanneum, 8010, Sackstr. 16,
Di-So 10-18.00, Do 10-20.00
ab 26.2., 19.30-21.00, Wien
„Sie wissen immer nur genau, was Sie
nicht wollen!? Finden Sie heraus, was
Sie wollen“ Leitung: Lio Elfie Payer
Anm.: VHS Landstraße, Hainburger Str. 29,
T. 715 08 00
28.2., 13.3., 10-18.00, Linz
„L(i)ebe, Lust & Leidenschaft“ – Impulse für erfüllende und genussvolle
Sexualität. Referentinnen: Veronika
Schenk-Präsent, Barbara Diethör
FGZ Linz, 4020, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77
44 60, www.fgz-linz.at, UKB eur 87,90
28./29.2., ab 10.00, Salzburg
Mein Leben in Balance bringen. Fragen an das Leben – Aufstellungsgruppe. Leitung: Hermie Steininger
ISIS, 5020, Willibald-Hauthalerstr. 12,
T. 0662/44 22 55, Anmeldeschluss: 22.2.,
UKB eur 95,-
6.3., 10-17.00, Salzburg
Täterstrategien und Prävention
ISIS Gesundheitszentrum für Frauen, 5020,
Willibald-Hautaler-Str. 12, Anm.: Selbsthilfegruppe „Überlebt“ für Frauen und Mädchen
mit sexuellen Missbrauchserfahrungen,
T. 0664/52 100 68, UKB eur 60,-
19.-29.4., 16-18.00, Wien
„Frauengeschichte/Frauengeschichten“. Kursleiterin: Ruth Devime
VHS Urania, 1., Uraniastraße 1, T. 712 61 91,
UKB eur 81,-
22.-25.4., Bad Tatzmannsdorf
„Verwandlungen“ – Workshop
Text_ Foto_Bildende Kunst, mit P. Ganglbauer, G. Moser-Wagner, E. Wörndl
Info: [email protected]
13.-18.8., Nikitsch
Text: Kunst II. Lehrgang. 4 Module: Lyrik,
Dramatik, Klangkunst&wort,Textkritik
Energiemühle Nikitsch, 7302, Bergg. 26,
Infos: [email protected]
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
3./17.2., 9-11.00, Rohrbach
Stillgruppe mit Andrea Hemmelmayr
Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,
T. 07289/66 55, UKB eur 4,-
4.2., 19.00, Graz
Körperlich gesund, aber krank vor
Angst? Angst und Panikattacken
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98.
Anm. erforderlich, UKB eur 5,-
4.2., 19.00, Wien
„Geschlechteridentitäten/Rollenbilder“ Wie kommen wir zu unserer
Identität als Mann oder Frau? Wie
ist der Einfluss der Gesellschaft auf
unsere Verhaltensweisen?
Amerlinghaus, 7., Stiftg. 8
9.2., 19.30, Graz
Fressanfälle
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98.
Anm. erforderlich, im Rahmen der
Hotline f. Essstörungen (T. 0810 810 400)
kostenlos
10.2., 17.00, Graz
Ungewollt schwanger?
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98.
Anm. erforderlich, UKB eur 5,-
10.2., 18.30, Wien
FZ-Bar Plenum
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlg.,T. 402 87 54, fz-bar.wolfsmutter.com
11.2., 16.30-18.00, Linz
Gynäkologische Fragestunde
mit Dr. Doris John
Frauencafé im Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020, Kaplanhofstr. 1, EG,
T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at
11.2., 19.00, Graz
Mammographie und Selbstuntersuchung der Brust.
Referentin: Sylvia Groth
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98,
Anm. erforderlich, UKB eur 5,-
13.2., 16.30, Wien
„Frauenhandel“ (AL-Jugendgruppe).
Weltweit werden auch heute Mio.
von Frauen verkauft.
Ein Blick hinter die Kulissen
Amerlinghaus, 7., Stiftg. 8
17.2., 18.30-21.30, Villach
Selbstuntersuchung der weiblichen
Brust. Referentin: Ulrike Wöhlert
FGZ Villach, 9500, Völkendorferstr. 23,
T. 04242/53 0 55, Anm. bis 13.2.
17.2., 19.00, Wien
Vortragsreihe „Sag mir, wo die Frauen
sind...“ Brigitte Ratzer (TU Wien):
„Frauen und Technik – eine ambivalente Beziehung aus der Sicht der
feministischen Technikforschung“
Kardinal König Haus, 13., Lainzer Str. 138
bis 27.2., Wien
„ECHO“. Lichtbilder von
Brigitte Kowanz
Agentur Ecker & Partner, 6., Loquaiplatz 12,
T. 599 32 11, wochentags 9-17.00 u.
gegen Voranmeldung
21.2., 20.00, Wien
Musikbilder 2000-2004
von Sabine Tichy-Gibley.
Vernissage im Rahmen der
Eröffnungsgala des Akkordeonfestivals 2004
11.2., 19-24.00, Wien
Venus im Bade
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
T. 988 98 111, eur 11,90/7,90
15.2., 16-20.00, Wien
Frauenbadefreuden (Bad & Kosmetik)
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
T. 988 98 111
ab 16.2., Salzburg-Aigen
„Stimmentfaltung und Frauenchor“,
mit Alice Gerschpacher
ISIS, 5020, Willibald-Hauthalerstr. 12,
eur 6,-
26.2.-4.4., Graz
Karin Frank
25.2., 16.30-18.00, Linz
Mundartlyrik: „Do is der Wurm drin“,
mit Annemarie Brandstetter
Neue Galerie am Landesmuseum
Joanneum, 8010, Sackstr. 16,
T. 0316/82 91 55
Bildungszentrum St. Virgil, 5026, ErnstGrein-Str. 14, T. 0662/65 901/514,
Anm. erforderlich, UKB f. 10 Termine, eur 60,-
Frauencafé im Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020, Kaplanhofstr. 1,
EG, T. 0732/77 44 60,
www.fgz-linz.at
28.2.-2.5., Graz
Vera Lutter: „Sol Lewitt“
26.-28.2., Wien
Public Art Policies. Konferenz zu
Kunst & Medien
bis 4.4., St. Pölten
Frauenbild – Fotografie, Skulptur
und Video aus der Sammlung des
Niederösterr. Landesmuseums
WUK, Kunsthalle Exnergasse, 9.,
Währingerstr. 59, T. 401 21-0
28.2., 16.15-17.45, Wien
Vortragsreihe: Svetlana Slapsak (SLO):
„Patrix revolutions: inventing and
gendering the Balkan Body“
Tanzquartier, 7., Museumsplatz 1, T. 581 35 91
a u s s te l l u n g
bis 14.2., Wien
Veranstaltungszyklus Frauen in der
Kunst – Heute: Sybille Uitz: Monster
in Begegnung
galerie vernissage, 7., Lindeng. 51, T. 526 47 07,
Mi, Fr 11-18.00, Do 11-19.30, Sa 11-16.00
bis 15.2., Krems
Mimosen – Rosen – Herbstzeitlosen.
Künstlerinnen-Positionen 1945 bis
heute
Kunsthalle Krems, 3500, Franz Zeller Pl. 3,
T. 02732/90 80 10, tägl. 10-18.00
Kunsthaus Graz, Lendkai 1,
T. 0316/8017/9200
Niederösterr. Landesmuseum, 3109,
Franz-Schubert-Pl. 5, T. 02742/90 80 90,
Di-So 10-18.00
bis 11.4., Wien
Gastarbajteri. Ausstellungsprojekt in
3 Teilen der Initiative Minderheiten
Wien Museum, Hauptbücherei Wien,
Filmarchiv Austria, genaues Programm:
www.gastarbajteri.at. Infos: Initiative
Minderheiten: 6., Gumpendorferstr. 15/13,
T. 586 12 49/12
bis 25.4., Wien
Dass die Körper sprechen, auch das
wissen wir seit langem
Generali Foundation, 4., Wiedner
Haupt-str. 15, T. 504 98 80,
[email protected],
Di bis So 11-18.00, Do bis 20.00
lesung
s e l b s t v e r te i d i g u n g
2./3./5./6.2., 10-13.00, Wien
Selbstverteidigung schnuppern:
stark sein, stark wirken, sich selbst
vertrauen, für Mädchen von 10-13
Sprungbrett für Mädchen, 15., Pilgerimg. 2224, Stiege 1/Top 1, T. 789 45 45,
www.sprungbrett.or.at
f i x te r m i n
Montag
Frauencafé
autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,
http://www.frauenzentrum.at.
Jeden Mo, 18.00-22.00
Internet-Café für Frauen und
Mädchen. Auch Anfängerinnen.
Kinderbetreuung
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,
T. 895 72 67. Jeden Mo 15.00-18.00
Jour Fixe für lesbische Frauen über 50.
Leitung: Andrea Scheutz
(Psychotherapeutin)
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 89 58 440, e-mail: [email protected].
Jeden 1. und 3. Mo, 19.00-20.30
„Lesbentutorium“ an der Uni Wien
Fritzpunkt, 9., Frankgasse 6,
T. 403 45 54, jeden Fr
10.2., 20.00, Wien
„Hingabe“. Erotische Lesung von und
mit Karin Rick, anschl. Diskussion
HOSI Zentrum, 2., Novaragasse 40
19.2., 19.00, Wien
Kann man zu einer Kultur gehören?
Buchpräsentation Judith Siegmund:
„Soziale Geräusche“
Depot, 7., Breitegasse 3, T. 522 76 13,
www.depot.or.at
24.2., 19.00, Wien
Diplomarbeits-Präsentation
Evelyn Rainer: „Chinesische Drachen
und Russische Schönheit“
(Uni Wien, 2002)
Depot, 7., Breitegasse 3, T. 522 76 13,
www.depot.or.at
26.2., 19.30-22.00. Salzburg-Aigen
„Samir und Samira“. Lesung und
Gespräch mit Siba Shakib
Klaudia Wanner
Bildungszentrum St. Virgil, 5026,
Ernst-Grein-Str. 14, T. 0662/65 901-514.
Teilnahme kostenlos, Anm. erforderlich
Jugendstiltheater, 14.,
Baumgartner Höhe 1, T. 911 24 92
18.2., 19.00, Salzburg
Essstörungen – Hilfe durch Gruppenpsychotherapie
bis 27.2., 19.00, Wien
„Fritz aufheben“ – Texte aus dem
Roman „Naturgemäß I“ von
Marianne Fritz
Bildungszentrum St. Virgil, 5026,
Ernst-Grein-Str. 14, T. 0662/65 901-514,
keine Voranmeldung erf.,
UKB eur 8,-
44 an.schlägefebruar 2004
a k t i v i t ä te n
2.2., 18.00, Salzburg-Aigen
„Im Rhythmus des Lebens“ –
Ritualfeier Lichtmess
UFO, 9., Berggasse 5/24.
Jeden Mo ab 19.00
Offene Encounter-Gruppe für Lesben
und Frauen, die sich DA nicht
so sicher sind
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T.: 89 58 440, [email protected]. Jeden
2. und 4. Mo, 19.30-21.00, Anm. erforderlich
Dienstag
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.
Mit Sylvia Möstl
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,
2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00
Frauencafé der Frauengruppe
ABRAXA
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,
[email protected]. Jeden Di 14.00-18.00
Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspass. Leiterin: Karin Weingartmann
8010 Graz, Volksschule Brockmanng. 119.
Anm. erforderlich: Frauengesundheitszentrum, Joanneumring 3, 8010 Graz,
T. 0316/83 79 98-30. Jeden Di, 19-21.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T.
0316/71 60 220,
[email protected].
Jeden Di, 19.30-21.00
an.künden
Fo t o : Co m p a g n i e S m a f u
Geheimer Garten für Frauen und
Mädchen
Reichsapfelg., 15., Infos: Zeit!Raum
Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,
http://www.zeitraum.co.at
Gesprächsgruppe für Frauen in
Patchwork-Familien
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 89 58 440, Anm. erf. 14-tägig, nächster
Termin: 10.2.
Mittwoch
Schreibwerkstatt für Frauen.
Mit Fini Zirkovich
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2. Jeden Mi 19.00.
Anm.: T. 02626/677 10
Frauencafé
Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,
Kontakt: Ulrike Putz-Alb,
T. 0664/191 61 20. Jeden 1. Mi
Mittwochs-Frauentratsch mit
Netzanschluss
Frauenberatungsstelle Freiraum,
2620 Neunkirchen, Wiener Str. 4/9,
T. 02635/61125,
[email protected]. Jeden 1. Mi
Dick und fit – Schwimmen.
Leiterin: Karin Weingartmann
Schwimmhalle ATG, 8010 Graz,
Kastellfeldg. 8, Infos: Frauengesundheitszentrum, Joanneumring 3, 8010,
T. 0316/83 79 98-30. Jeden Mi, 17-18.00;
Anm. erforderlich!
Dein Körper – Deine Verbündete.
Leitung: Andrea Scheutz
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.
T. 89 58 440, [email protected].
Jeden 2. Mi, 18-19.30, Anm. erforderlich!
Frauen-Treffpunkt
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,
T. 581 09 60, UKB eur 1,50. Jeden Mi 1820.00, keine Anm. erf., Kekse/Tee
willkommen
Frauenfest im U4
U4, 12., Schönbrunner Str. 222.
Jeden 1. Mi, ab 22.00
Lesbengruppe
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 216 66
04, www.hosiwien.at. Jeden Mi ab 19.00
Morgengruppe „Carpe diem“ –
Körpertherapeutisch orientierte
Jahresgruppe für Frauen.
Leiterin: Renate Frotzler-Dittrich
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,
Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 587 67 50,
UKB eur 11,-. Jeden Mi 9-10.30,
Einstieg jederzeit möglich
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,
Stephanspl. 6/V/30. Jeden 1. u. 3. Mi,
18-20.00, Anm.: Frauen beraten Frauen,
T. 587 67 50
Que(e)r -Beisl
Ernst Kirchweger Haus, 10.,
Wielandgasse 2-4, www.raw.at.
Jeden Mi, 18.30-24.00
Donnerstag
Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs für Frauen. Leiterin: Theresia
Blatnek-Wondraczek
Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0.
Do 19.00-20.00
Tanz für kids und teens
Kinder und Jugendliche erwartet im Februar wieder ein fantasievolles Programm beim 7. internationalen szene
bunte wähne TanzFestival in Wien. Vierzehn Produktionen aus Österreich, Belgien, Schweden und den Niederlanden stehen auf dem Programm. Da wird in „RED CAPS/Rotkäppchen reloaded“ aus dem Rotkäppchen ein „hippes“
Mädchen und aus dem Wolf ein „Wolfi“, schüchtern und verträumt aber Mitglied in der „Wolf-Gang“. In „Koreomagi“ können zwei Freundinnen einander und ihre Umgebung aufgrund ihrer Zauberkräfte beeinflussen. Weniger
zauberhaft aber mit überraschendem Ende ist „Die Einen und die Anderen“: Die Nachbarschaft zweier Gruppen
wird durch ein Missverständniss zu einem konfliktreichen Gegeneinander. Spielerisches Lernen lautet die Devise!
Aufführungen 13.-22.2., Infos: dietheater Künstlerhaus, T. 01/587 05 04, http://www.sbw.at/de
Regenbogen Stammtisch
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,
Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14. Ab 20.00
HOSI-Jugendabend
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40.
Jeden Do ab 19.00
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung
Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26, T. 589 80/0.
Jeden Do 14-19.00
Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben und
Mädchen, mit Barbara Tiwari
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen – der Abend für Lesben und
Freundinnen
Weiber-Frühstück: Videos,
Diskussiom, Provokatiom, feministische Literatur, veganes Buffet
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24, meist
einmal im Monat, 19-23.00, Info unter
T. 0316/36 66 01
E.K.H., 10., jeden 1. So
Internet-Café von Frauen für Frauen
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer
Str. 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00,
jeden letzten Fr speziell für Mädchen
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6, Eingang
Prechtlg., T. 402 87 54.
Jeden Do 17.30-19.00
Samstag
schmökern, gustieren, plaudern,
Tee trinken, Bücher kaufen
Frauenclub… just the girls
Buchhandlung Frauenzimmer, 7.,
Zieglergasse 28, T. 522 48 92,
[email protected]. Jeden Do bis 21.00
Widerstandslesung. Künstlerische
Beiträge (lesen, spielen, singen,
feuerschlucken etc.) willkommen:
www.awadalla.at/el/kalender.at
Botschaft der besorgten Bürgerinnen, 1.,
Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17-19.00
Freitag
Club Anderwelt
6., Theobaldg. 10. Jeden 2. Sa ab 22.00
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlg., T. 402 87 54. Jeden 1. Sa ab 21.00
Sonntag
Labrys Lounge
Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,
Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump,
8010, Morellenfeldg. 30/5,
[email protected]. Jeden So ab 18.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Nach Vereinbarung
Frauenberatung
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Frauenleserunde
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2, Infos: T. 02626/67 71 012
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,
T. 02626/62 670; 7000 Eisenstadt,
Joachimstr. 11/2, T. 02682/66 124
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge
für Frauen. Auch muttersprachliche
Beratung
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,
Raugasse 16, T. 02622/825 96.
Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen
und Essstörungen
„Komm Oma – surf mit mir!“
Internet-Café für Jung und Alt
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,
T. 0732/60 98 98. Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00
Frauengetriebe, 6900 Bregenz,
Schillerstr. 2, T. 05574/45 538,
[email protected].
Jeden 1. So ab 11.00
Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,
T. 07289/66 55, keine Anm. erforderlich,
Surfgebühr: eur 1,50/h.
Jeden Donnerstag, 15-18.00
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
Ganzheitliche Beratung zu Wechseljahren, Brustveränderungen,
Myomen, u.a.m.
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13.
Jeden 4. Fr. ab 20.00
13., St. Veitg. 25, jeden So 19.30,
T. 0676/78 79 144
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, kostenlos
Treffpunkt für junge Lesben bis 25
ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße 12, T. 0662/44 22 55
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.
Mo, Do 16-19.00; Mi 9-12.00
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe und Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98.
Mo-Mi und Fr 9-13.00, Do 15-19.00
Verhütung für Frauen.
Mit Monika Vucsak
Anm.: Frauengesundheitszentrum,
8010 Graz, Joanneumring 3,
T. 0316/83 79 98, eur 5,-
Arbeitsgruppe für Frauen mit
sexuellen Missbrauchserfahrungen
in der Kindheit
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7, Info: T. 0676/717 29 67
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 714 39 39
Einzelberatung für Frauen in
Krisensituationen
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos! Tel.
Beratung Di 10-12.00 u. Do 14-16.00 unter
T. 476 15/57 75 sowie unter [email protected]
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –
Alles muss man nicht alleine
schaffen! Leiterin: Martina Nöster,
Kinder- u. Jugendpsychologin
februar 2004an.schläge 45
an.künden
Di 18.00-19.00
ta mera – an Orten wie diesen.
Von Frauen für Frauen.
Von Lesben für Lesben.
aus.blick
Radio Orange 94 Mhz
Mi 20.05-20.20
Das Frauenzimmer. Die Plattform für
eine frauenspezifische Information
Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz
Mi, 17.00-18.00
femme totale – feminist.
Radioprogramm
radio helsinki , 92,6 Mhz (Graz)
an.schläge
Mi 18.00-19.00
Abwechselnd: orangina – Fanzine
zu Mädchennetzwerken in der
Subkultur und bauch.bei.po –
Die Sendung für die ganze Frau
im märz
Radio Orange 94 MHz
jeden 1. u. 3. Fr. 16.30-17.30
SPACEfemFM. Frauenradio
Radio FRO, 105 MHz (Linz)
Fr 18.00-19.00
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin für Lesben/Frauenforum
radiohelsinki, 92,6 MHz (Graz)
jeden 2. Fr. 18.00-19.00
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen Frauenforums
politik
Wahlfieber
In Tirol, Salzburg und Kärnten wird gewählt –
können die Chancen, konservative Mächte
empfindlich zu schwächen, genutzt werden?
Radio Orange 94 MHz
tanz.fest
6./13./20./27.2., ab 21.00, Wien
Tanzabend
HOSI Wien, 2., Novarag. 40,
UKB eur 1,50
8.2., Wien
Tag der offenen Tür
Tanzstudio Barada, 15.,
Robert Hamerlingg. 1,
T. 89 24 776
Leben und Überleben
14.2., ab 20.00, Graz
Tuntenball 2004.
Der verrückteste Ball in Graz!
Aus der Zusammenarbeit von Wissenschafterinnen
und dem Video(archiv)projekt Ravensbrück entstand
im Jahr 2002 der Film „Vom Leben und Überleben“.
Sechs sehr unterschiedliche Frauen erzählen von ihrem
Aufenthalt im Konzentrationslager Ravensbrück und
dem Leben danach. Regie führten Bernadette Dewald
und Gerda Klingenböck. Auf seiner Reise durch Österreich ist der Film im Februar in Linz zu sehen.
Grazer Congress, 8010, Albrechtg. 1,
VVK eur 30, keine Abendkassa
ab 30. Jänner im Moviemento, Dametzstraße 30, 4020 Linz,
T. 0732/78 40 90, http://www.moviemento.at
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 72.
Erstgespräch kostenlos, weitere eur 4,-
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich
in Deinem Körper wohl zu fühlen.
Leiterin: Martina Rainer,
Shiatsu-Praktikerin
F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/5771,
UKB eur 23,-
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 476 15/57 71
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit
Essstörungen
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 476 15/57 71
Schlank & glücklich?
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,
Anm./Info: 476 15/57 71
46 an.schlägefebruar 2004
Sexualberatung – Was Sie schon
lange oder gerade jetzt dringend
besprechen wollten. Leitung: Julia
Kastenhuber, Psychologin
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71,
UKB eur 10,-/Einzel-oder Paar
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“.
Leiterin: Martina Nöster,
Psychotherapeutin
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/5772
17.2., 15.00, Wien
Baby Club – shake baby shake
WUK, 9., Währingerstr. 59, T. 401 21-0,
[email protected], eur 6,-/Kinder gratis
24.2. ab 20.00, Wien
Sista Dance & Orlando laden ein zum
Tanz in den Regenbogen
Orlando, 6., Mollardgasse 3,
UKB eur 6,-
Radio Orange 94 MHz (Telekabel Wien 92,7)
Di 18.00-19.00
HOSI Lesbenradio ( jeden 1. Do),
La manifesta (2. Do), Görls linkup
(3. Do), Lourdes (4. Do)
Radio Orange 94 Mhz
Weltsozialforum
Die globalisierungskritische Zivilbewegung traf
sich im Jänner erstmals in Indien, um über die
Möglichkeiten einer anderen Welt zu beraten.
forum.wissenschaft
Architektur
Anmerkungen zu einem Vergleich zwischen
dem gefeierten Alfred Loss und der Pionierin
Margarete Schütte-Lihotzky.
28.+ 29.2., Wien
Hadra Ritual: Trance- und Heiltänze
für Frauen
oran-dance, 7., Neubaugasse 31/im Hof,
T. 522 02 20, www.oran-dance.at
diverses
13.-15.2., Wien
Selbsterfahrungswochenende
mit Sabine Fabach
Anm.: Institut Frauensache, 15.,
Reindorfg. 29, T. 89 58 440,
[email protected]
r a d i o . f i x te r m i n
jeden 1. Mo 18.00-19.00
Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
thema
Redaktionsschluss
Termine 03/04: 12.02.04
[email protected]
an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen
Winter
Zentralbuchhandlung
Ebbe & Flut
Südwind
Frauenzimmer
Riedl
Averroes
Leporello
Löwenherz
Südwind
Kulturver. Waschaecht
1010
1010
1030
1070
1070
1080
1090
1090
1090
1090
4600
Landesgerichtsstr. 20
Schulerstr. 1-3
Radetzkystr. 11
Mariahilferstr. 8
Zieglergasse 28
Alser Str. 39
Schwarzspanierstr. 20
Liechtensteinstraße 17
Berggasse 8
Schwarzspanierstr. 15
Dragonerstr. 22
an.schläge
Nr. 02/04, februar 2004/18. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M