Sandini Archiv

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DIe Gefechtsfeldüberwachungs-Radar-Anlage ABRA 1 wird für den Einsatz vorbereitet und überpruft.
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Das farbige Sonderheft
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Waffen und Fahrzeuge der Heere und Luftstreitkräfte
Artillerie heute
Terry Gander/H. J. Zurek
Das schwere Lenkraketensystem LANCE, das sich noch auf absehbare Zeit bei der Artillerie
der Bundeswehr im Einsatz befindet. Das über 100 km reichende Waffensystem kann mit sei·
ner Rakete konventionelle und Sondergefechtsköpfe verschießen.
PODZUN·PALLAS·VERLAG . Markt 9·6360 Friedberg/H.3
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IIBeobachtungspanzer der Artillerie auf Fahrgestell M 113 mit optronischer Zielvermessungsanla·
ge, automatischem Zieldatenabgriff und mit Dateinübertragungseinrichtung. Der Artilleriebeobach·
ter kann damit ein Ziel optisch erfassen, es mit Hilfe eines Lasergerätes orten und die so gewon·
nenen Daten seines Standortes nahezu verzuglos an die mit der Bekämpfung des Zieles beauf·
tragte vorgesetzte Dienststelle weitermelden.«
© Copyri ght, 1990
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks der deutschen Ausgabe,
beim POOZUN·PAlLAS·VERlAG GmbH, Markt 9, 6360 Friedberg/H. 3
Gesamtredaktion: Horst Scheibert
Übersetzung: Hans·Joachim Müller, 6759 Medard
ISBN 3·7909--0405-8
Vertrieb: POOZUN·PAllAS·VERlAG Markt 9, 0·6360 Friedberg/H. 3, Telefon: 0603113131 u. 3160,
Telefax : 06031 /62969
Alleinvertrieb für Österreich: Pressegroßvertrieb Salzburg , 5081 Salzburg·Anif, Niederalm 300,
Telefon: 06246/3721
Verkaufspreis für Deutschland: 24,80 DM , Österreich: 199,- ÖS, Schweiz: 24,80 sfr.
Copyright der englischen Ausgabe unter dem Titel MODERN MILITARY TECHNIQUES
A Nomad Book
© Nomad Publishers, 1984/85
verlegt von Dragon Books, london W 1 X 3 LA, England, 1986
Technische Gesamtherstellung:
Freiburger Graphische Betriebe, 7800 Freiburg i. Br.
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Inhaltsverzeichnis
1 Modeme Artilleriegeschütze
2 Feld- und Panzerartillerie
3 Weitreichende Artillerie
4 Artillerie zur Feindartilleriebekämpfung
5 Die modeme Feldhaubitze - so funktioniert sie
6 Die modeme Panzerhaubitze - so funktioniert sie
7 Gliederung eines Artillerieverbandes
8 Eine Batterie im Gefecht
9 Munition
10 Wie man das Ziel findet - die BeobachtungssteIle
11 Amerikanische Artillerie
12 Sowjetische Artillerie
13 Raketenartillerie
14 Weitreichende Artill erieraketen
15 Panzerabwehrgeschütze
16 Transportfahrzeuge und Zugmittel
17 Luftlandeartillerie
18 Gebirgsartillerie
19 Feuerleitung und Radar
20 Die Zukunft
21 Begriffserklärungen
22 Artillerie der Bundeswehr heute
23 Ausblick auf die Entwicklung der Artillerie aus deutscher Sicht
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Moderne Artilleriegeschütze
Es gibt in der Hauptsache zwei Arten moderner ArtilieriegeschOtze: Kanonen und Haubitzen. Kanonen werden mit einer Munition geladen, bei der die Treibladung fest mit dem
Geschoß verbunden ist. Bei Haubitzen besteht die Munition aus zwei Teilen, dem Geschoß und der Treibladung. Diese Munition
wird getrennt geladen, so daß der Artillerist in
der Wahl der Treibladung variieren kann . Bei
Haubitzen wird sie häufig in Form kleiner
Beutel in den Verschluß eingelegt.
Kanonen schießen gewöhnlich mit niedrigen
Rohrerhöhungen, um das Ziel entweder geradewegs oder im flachen Winkel zu treffen.
Haubitzen schießen mit großen Rohrerhöhungen, damit die Geschosse von oben auf ihre
Ziele auftreffen. Beide Arten von Artilleriegeschützen haben Vor- und Nachteile, so daß
moderne Waffen Oblicherweise eine Kombination von Kanonen und Haubitzen sind, sogenannte Kanonenhaubitzen. Die Munition
wird getrennt in Geschoß und Treibladung
geladen, und das Rohr kann in nahezu jede
beliebige Erhöhung gebracht werden, je nach
dem zu bekämpfenden Ziel.
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Die Artilleriegeschütze von heute werden entweder von Lastkraftwagen gezogen oder sind
selbstfahrend. Selbstfahrende Geschütze
verfOgen über ein eigenes Triebwerk, das Räder oder Ketten antreibt, und sind daher wesentlich beweglicher als gezogene Geschütze. Gezogene Artilleriegeschütze können, irn
Gegensatz zu selbstfahrenden , normalerweise nicht ohne Probleme durch schwieriges
Die jugoslawische Feldhaubitze 105 mm
M56 ist ein typisches gezogenes Feldgeschütz mit Spreizlafette, einem Schild zum
Schutz der Bedienung und einer Mündungsbremse. Die M56 verschießt sowohl Sprengwie auch Quetschkopfmunition, was ihr eine
Panzerabwehrfähigkeit verleiht.
Leistungsbeschreibung
Kaliber:
105 mm
Gefechtsgewicht:
2060 kg
Schußweite:
13.000 m
Bedienung:
7 Mann
15 kg
Gewicht des Sprenggeschosses
Feuergeschwindigkeit:
16 Schuß/Min.
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Gelände fahren. Trotzdem haben viele kleinere Länder noch heute gezogene Artilleriegeschütze, denn sie sind wesentlich weniger
kostspielig als selbstfahrende und bedürfen
keines so großen Wartungsaufwandes.
Die moderne Artillerie wird hauptsächlich in
Feld- und Panzerartillerie unterteilt. Sie wird
eingesetzt, um Soldaten auf dem Gefechtsfeld dadurch zu unterstützen, daß der Feind
in Deckung gezwungen wird, seine VerteidigungssteIlungen und sein Gerät zerstört werden und er das Gefechtsfeld nicht ungehindert durchqueren kann. Mit weitreichender
Artillerie werden sehr weit entfernt liegende
Punkte bekämpft, um Verbindungslinien zu
den vorgeschobenen Stellungen des Feindes
zu zerstören. Dieses weitreichende Feuer
stört den Transport von Versorgungsgütern
und das Verlegen von Soldaten und zersprengt häufig Panzerkräfte und Verbände
aus anderen Fahrzeugen, bevor sie die Front
erreichen. Artillerie zur Bekämpfung feindlicher Artillerie schaltet dies aus, bevor sie bei
eigenen Truppen und Stellungen Schaden anrichten kann.
Es gibt noch andere Arten moderner Artillerie, wie zum Beispiel Raketenartillerie, die gesondert behandelt werden.
Mit der Notwendigkeit, schnell große Truppenkontingente in jeden Teil der Welt verlegen zu können, wird heute der leichten Artillerie als Sonderform mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser besonderen leichten Artillerie, wie auch den speziellen Gebirgsgeschützen, die sehr ähnlich sind, ist ein eigenes Kapitel dieses Buches gewidmet.
Die südafrikanische Haubitze auf Selbstfahrlafette 155 mm G-6, ein ungewöhnliches
Fahrzeug mit Rädern anstelle von Ketten,
damit es im südafrikanischen Busch operieren und große Strecken zurücklegen kann_
Die G-6 hat eine Bedienung von fünf Mann
und verschießt ein 45,5 kg schweres Sprenggeschoß auf eine Entfernung von 30_000 m;
das reichweitengesteigerte Geschoß mit Bodensogreduktion fliegt sogar noch weiter_
Der Turm kann für das normale Schießen nur
um 80 Grad geschwenkt werden_ Bevor die
Haubitze feuerbereit ist, müssen noch kleine
Stützen zur Stabilisierung abgesenkt werden. Bis zu 44 Geschosse können in Magazinen rund um den Turm untergebracht werden, weitere Munition wird im Räumschild
am vorderen Ende des Fahrzeugs mitgeführt_
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Feld- und Panzerartillerie
Feldartilleriegeschütze werden gezogen, Panzerartilleriegeschütze und solche auf Selbstfahrlafette sind selbstfahrend. Sie müssen
sehr beweglich sein und mit derselben Geschwindigkeit Ober das Gefechtsfeld fahren
können, wie Panzer und andere Kampffahrzeuge sowie leicht in Stellung gebracht werden und schnell Stellungswechsel durchführen können . In der heutigen Zeit verwenden
die meisten Armeen selbstfahrende Geschütze als Gefechtsfeldartillerie, da diese mit den
Panzern vorgehen können; die gezogenen GeschOtze bleiben als Reserve zurück und unterstützen bei Bedarf durch zusätzliche Feuerzusammenfassungen.
Das am weitesten verbreitete Kaliber ist heute 155 mm. Kaliber einer Kanone oder Haubitze nennt man den Durchmesser der Rohrseele, also den Rohrinnendurchmesser, gemessen von einer Rohrwand zur anderen. Mit einem Kaliber von 155 mm können Geschosse
verschossen werden, die wirksam genug
sind, um Panzerverbände zu zerschlagen. Die
meisten Nationen verwenden heute Waffen
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mit diesem oder einem ähnlichen Kaliber die Sowjets zum Beispiel 152 mm. Es gibt jedoch auch Waffen mit gröBerem oder kleinerem Kaliber. Viele Jahre lang war das Kaliber
105 mm das am weitesten verbreitete, und
noch heute findet man Waffen dieses Kalibers. Ein weiteres Kaliber ist das sowjetische
Kaliber 122 mm.
Die meisten Feld- und Panzerartilleriegeschütze können Geschosse mindestens
15.000 m weit verschieBen, einige sogar viel
weiter. Die meisten Artilleristen von heute
können mit ihren Waffen 24.000 m weit schieBen, einige wenige glückliche haben Waffen,
mit denen sie bis zu 40.000 m erreichen, allerdings mit besonderen GeschoBarten (siehe S.
22).
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Diese wirklich weitreichenden Waffenarten
haben die Eigenschaft, sich schnell abzunutzen, und werden im allgemeinen nur zur Bekämpfung von Zielen bereitgehalten, die jenseits des Gefechtsfeldes liegen.
Es ist wichtig, daß Artilleriegeschütze eine
ganze Anzahl von Geschossen in einem kurzen Zeitraum versch ießen können. Die meisten Geschütze verschießen ohne Schwierigkeiten sechs Geschosse pro Minute, doch
von einigen Geschützen wird gefordert, daß
sie drei Schuß sogar in nur 15 Sekunden verschießen. Bezweckt wird damit, den Feind zu
treffen, bevor er Deckung aufsuchen kann .
Da es schwierig ist, die Waffe in so kurzer
Kaliberlänge
l adungsraum
Die sowjetische Kanonenhaubitze 152 mm
M1937 (ML-20), ein Geschütz, das vor dem
Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde, doch
noch heute weit verbreitet ist. Diese mächtige Waffe wird mit einer zweirädigen Protze
gezogen, auf der die Lafettenholme aufliegen, um damit die Zuglast für das Zugfahrzeug zu verringem. Das Rohr ist mit einer 50genannten Vielfachprallflächen-Mündu"!9sbremse versehen, aus deren seitlichen Offnungen die AbschuBgase austreten, was
den Rohrrücklauf verringert. Die beiden groBen Zylinder links und rechts des Rohres
sind Ausgleichszylinder und enthalten groBe
Federn, die einen Teil des Rohrgewichts von
Zeit zu laden, haben viele Kanonen und Haubitzen eine Art mechanischer Vorrichtung,
die Geschosse und Treibladungen lädt.
Artilleriegeschütze müssen auch genau
schießen können. Sie müssen Panzer, wenn
sie in Reichweite auftauchen, direkt bekämpfen können. Ein 155-mm-Geschoß setzt fast
jeden modernen Panzer außer Gefecht, doch
muß der Schütze über ein besonderes Richtgerät verfügen, um die Waffe genau richten
zu kö nnen. Die meisten Artilleriegeschütze
haben für diesen Zweck eine Art Teleskoprichtmittel.
Kal iber
Ansicht des Rohres
von vorn
den Richthandrädem des Richtschützen aufnehmen. Die M1937 hat eine Bedienung von
neun Mann und verschieBt ein SprenggeschoB mit einem Gewicht von 43,51 kg auf
eine Entfernung von 17.265 m. Ihr Gefechtsgewicht beträgt 7.270 kg, mit Protze steigt es
auf 8.075 kg - recht schwer, um von Menschen bewegt zu werden. Die Räder sind aus
Vollgummi. Um als Zuglast auf dem Marsch
besser im Gleichgewicht zu liegen, wird das
Rohr über die Lafette zurückgezogen. Damit
ist das Rohr beim SchieBen viel länger, als
hier zu sehen ist. Die Waffe ist im Nahen
Osten noch verbreitet im Einsatz.
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Weitreichende Artillerie
Eine weitreichende Kanone oder Haubitze
unterscheidet sich von normalen Artilleriegeschützen durch ihr sehr langes Rohr. Generell
gilt, je länger das Rohr ist, desto weiter
schieBt das Geschütz. Bei längeren Rohren
kann eine gröBere Treibladung verwendet
werden. Diese braucht länger, um den Druck
aufzubauen, der das GeschoB durch das
Rohr preBt. Das GeschoB verläBt das Rohr
mit einer viel höheren Geschwindigkeit und
legt somit eine viel gröBere Entfernung zurück.
Bei der Angabe der Länge des Rohres eines
Artilleriegeschützes handelt es sich darum ,
wie oft die Rohrlänge durch das Kaliber geteilt werden kann. Das Rohr der Feldhaubitze
FH-70 der britischen Armee hat zum Beispiel
eine Länge von 6,045 m bei einem Kaliber von
155 mm. Teilt man die Länge des Rohres
durch das Kaliber, erhält man die Zahl 39. Daher sagt man, die FH-70 habe ein Rohr mit 39
Kaliberlängen, geschrieben U39. Sie kann als
weitreichendes Art illeriegeschütz betrachtet
werden , denn sie erreicht eine SchuBweite
von 24.000 m. Es gibt allerdings auch Waffen
mit noch längeren Rohren. Die südafrikanische Haubitze G-5 hat ein 45-Kaliber-Rohr
(155 x 45 = 6,975 m) und schieBt bis zu 30.000
m weit.
Es werden heute Versuche mit Experimentalgeschützen unternommen, die über Rohre
verfügen, die 52 Kaliberlängen haben. Das
viellei cht längste im Einsatz befindliche Rohr
hat die amerikanische Kanone auf Selbstfahrlafette 175 mm M107. Das M107-Rohr hat
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60 Kaliberlängen und schieBt ein GeschoB
32.700 m weit.
Die Herstellung von langen Rohren ist
schwierig und teuer. Daneben haben sie noch
einen weiteren Nachteil. Durch die verwendeten leistungsstarken Treibladungen wird das
Rohr schneller abgenutzt, und abgenutzte
Rohre sind ungenau. Diese Abnutzung zu vermeiden ist nicht leicht, doch gibt es die Möglichkeit, den ProzeB durch Verringern der Kadenz zu verlangsamen . Weitreichende Geschütze schieBen oft nur einen SchuB pro Minute, manchmal noch weniger. Sie werden
gewöhnlich nur gegen besonders wichtige
Ziele eingesetzt. Weitreichende Kanonen und
Haubitzen können entweder gezogen werden
oder sind selbstfahrend. Ihre Feuerstellungen
liegen am günstigsten nahe an der Front, um
den gröBtmöglichen Nutzen aus der groBen
Reichweite zu ziehen. Je näher eine Waffe
am Feind eingesetzt ist, desto weiter kann
sie in den Rücken des Feindes wirken und
dort Versorgungslinien zerschlagen und den
Aufmarsch des Feindes zersplittern.
Rechts: Die Haubitze 155 mm FH-70 kann
ein AtomgeschoB auf eine Entfernung von
18_000 m verschieBen, ist aber dennoch
leicht genug, um unter einern Hubschrauber
CH·47D Chinook als AuBenlast transportiert
zu werden_
Unten: Die sowjetisChe weitreichende Kanone 180 rnrn S-23.
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Artillerie zur Feindartilleriebekämpfung
Aufgabe dieser Artillerie ist es, die feindliche
Artillerie auszuschalten, bevor sie unsere an·
greifen kann . Man kann sowohl Feld· und
Panzerartillerie wie auch weitreichende Artillerie für diesen Zweck einsetzen, doch die eigentliche Artillerie zur Feindartilleriebekämpfung ist besonders zweckorientiert ausgerüstet. Ihr Vorteil ist eine Reihe von Geräten in
Form von Instrumenten und Radargeräten,
um damit herauszufinden, wo genau sich die
Feindartillerie versteckt hält. Artillerie wird
auf dem Gefechtsfeld sehr sorgfältig durch
Tarnung und andere Mittel verborgen, doch
sobald ein Geschütz abgefeuert wird , kann es
entdeckt werden.
Der beim Abschuß erzeugte Mündungsblitz
verrät die Feuerstellung des Artilleriegeschützes, besonders bei Nacht. Die meisten
Armeen haben gut funktionierende Verfahren
zum genauen Einmessen der Artillerie mit
Hilfe des Mündungsblitzes entwickelt. Durch
den Abschußknall kann ebenfalls die Lage
bestimmt werden . Heute werden häufig Radargeräte verwendet. Auf seiner Flugbahn
kann ein Geschoß durch Radar erfaßt werden, mit Computern wird dann der Flugweg
zurückgerechnet bis zur Feuerstellung.
Sobald die Artillerie zu schießen beginnt,
kann sie entdeckt werden. Dann kann man
auch mit Artilleriebekämpfungsfeuer rechnen. Darum hat die selbstfahrende Artillerie
einen großen Vorteil gegenüber der gezogenen, denn sie kann mit einem Panzerschutz
für die Bedienung versehen werden. Die Bedienungen von gezogenen Geschützen müssen ungeschützt im Freien arbeiten. Selbstfahrende Artillerie kann auch nach dem
Schießen sehr schnell die Stellung wechseln,
während es sehr viel schwieriger ist, eine gezogene Haubitze oder Kanone in Stellung zu
bringen oder zu verlegen. Selbstfahrende
Panzerartillerie wird so eingesetzt, um dann
von der neuen Stellung aus das Schießen
fortzusetzen .
Artillerie zur Feindartilleriebekämpfung ist
ebenfalls sehr beweglich, kann jedoch hauptsächlich schnell von einem Ziel zum anderen
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schwenken. Wird eine Feindbatterie geortet,
muß das Feuer auf sie gerichtet werden, bevor sie die Stellung wechselt. Für diesen
Zweck sind die entsprechenden Artillerieein-
heiten mit Computern ausgerüstet, um damit
die Waffen so schnell wie möglich zu richten ,
und verfügen über besondere Fernmeldeverbindungen zwischen den Aufklärungsmitteln
und den Geschützen. Befehle müssen rasch
weitergegeben werden , und die Geschütze
müssen ebenso rasch das Feuer von einem
Ziel auf das nächste verlegen können. Das ist
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Die sowjetische Feldkanone 130 mm M46
wird hauptsächlich für Artilleriebekämp·
fungszwecke eingesetzt, da sie über eine
Schußweite von 27.150 m mit normalen Ge·
schossen verfügt und mit Geschossen mit
Bodensogreduktion sogar noch weiter
schießt. Trotzdem sie lang, schwer und uno
handlich ist, findet sie weite Verbreitung in
der Roten Armee und in vielen anderen Ar·
meen rund um die Welt.
der Grund dafür, warum weitreichende Ge·
schütze von so großer Bedeutung sind, denn
sie können einen viel größeren Teil des Ge·
fechtsfeldes abdecken als Artilleriegeschüt·
ze mit kürzerer Schußweite. Es werden auch
weniger Geschütze gebraucht, um Artillerie·
bekämpfungsfeuer über einen bestimmten
Bereich abzugeben.
Artilleriegeschütze
zur
Feindartilleriebe·
kämpfung sind gewöhnlich groß und unhand·
lich und häufig auch recht schwer, damit sie
beim Abschuß über die notwendige Stabilität
und Genauigkeit verfügen. Sie haben oft
auch sehr lange Rohre, um große Schußwei·
ten zu erzielen.
Die Kanonenhaubitze 155 mm TR wird in
Frankreich von der Firma GIAT hergestellt.
Es ist geplant, nach Abschluß der Versuche
diese Geschütze in das französische Heer
einzuführen. Mit einem Zusatzantrieb kann
sie kurze Strecken zurücklegen. Die Schuß·
weite mit herkömmlicher Munition beträgt
24.000 m.
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Die moderne Feldhaubitze
so funktioniert sie
Ein typisches modernes Artilleriegeschütz ist
die schwedische FH-77B der Firma Bofors, eine fortschrittliche 155-mm-Haubitze mit einer
Schußweite von 24.000 m. Das wichtigste Teil
der FH-77B, das Rohr, ist aus sehr starkem
Stahl gefertigt, um dem ungeheuren Druck
beim Abschuß standzuhalten. Die Abfeuerkräfte treiben das Geschoß aus der Mündung
des Rohres, verursachen aber andererseits
auch den Rohrrücklauf. Die Rücklaufkräfte
können sehr heftig sein, werden aber bei der
FH-77B durch zwei Vorrichtungen aufgefangen. Eine Vorrichtung ist an der Mündung angebracht und wird als Mündungsbremse bezeichnet. Sie verlangsamt den Rücklauf geringfügig, indem sie einen Teil der hinter dem
Geschoß befindlichen Gase seitwärts aus
der Mündung leitet. Der größte Teil der Rücklaufkraft wird durch die Rücklauf- und Vorholvorrichtung aufgenommen, eine Reihe von
gekapselten Kolben , die um das Rohr ange-
ordnet sind. Beim Rücklauf des Rohres werden die Kolben durch das sehr dickflüssige
Öl, das sich in den Zylindern befindet, abgebremst. Dadurch wird der Hauptanteil der
Rücklaufkraft absorbiert. Die Stäbe, die das
Rohr mit der Rücklauf- und Vorholvorrichtung
verbinden, sind auf beiden Seiten des Rohres
der FH-77B sichtbar.
Das Rohr der FH-77B wird durch ein Bauteil,
das Wiege genannt wird , mit der Lafette verbunden. Die Lafette ist der Träger der Waffenanlage und verfügt über zwei Ausleger, genannt Holme, auf denen das Geschütz beim
Abschuß ruht. Für das Schießen werden die
Holme gespreizt, für den Marsch miteinander
verbunden . Die Lafette ist auch mit Rädern
ausgerüstet, die zum Ziehen des Geschützes
dienen. Daneben hat das Geschütz jedoch
noch ein sehr modernes Ausstattungsmerkmal: einen Dieselmotor, der die Räder antreibt , um das Geschütz über kurze Entfernungen verlegen zu können . Waffen wie die
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FH-77B sind zu schwer, um sie von Hand bewegen zu können, selbst wenn es nur einige
Meter sind. Dafür dient dieser Motor, der als
Hilfsantrieb bezeichnet wird .
Auch für andere Funktionen wird der Motor
benötigt. Er hebt und senkt zum Beispiel das
Rohr, er spreizt und schließt die sehr schweren Lafettenhol me. Selbst das Laden der
Haubitze wird durch den Hilfsantrieb unterstützt, denn die FH-77B ist mit einer Hebevorrichtung ausgestattet, um die Geschosse vor
den Verschluß zu bringen, und die wird auch
von dem Motor angetrieben. Der Richtschütze überwacht von seinem Sitzplatz hoch oben
auf der linken Seite des Rohres alle Tätigkeiten am Geschütz. Mit Hilfe einer Bedientafel
MQndungsbremse
richtet er nicht nur das Geschütz, sondern betreibt auch den Motor und steuert die Motorfunktionen. Bei Stellungswechseln mit Hilfsantrieb wird das Gewicht der Holme durch
kleine zusätzliche Räder unter den Holmen
aufgenommen.
Verschiedene Ausgleichsvorrichtungen sind
ebenfalls an der Lafette angebracht. Da das
Rohr sehr schwer ist, wird ein System von Federn und Kolben benötigt, um es im Gleichgewicht zu halten. Diese ragen auf beiden Seiten über das Rohr hinaus und werden als
Ausgleicher bezeichnet.
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Leislungsbeschreibung
Kaliber
Rohrlänge
Gewicht
Länge)
Breite)
155 mm
6,045 m
11 .900 kg
11,60m
2,65 m
bei Marschbetrieb
H~ )
~m
Höhenrichtbereich
+ 70°1_ 3°
Schwenkbereich
60°
Feuergeschwindigkeit
3 SchuB in 12 Sek.
HOchstschußweite (mit herkömmlichen Geschossen) 24.000 m
(mit besonderen Geschossen)
30.000 m
Geschwindigkeit (Zugbetrieb)
70 km/h
(mit Hilfsantrieb)
8 kmlh
Geschoßgewicht (SprenggeschoB)
42,9 kg
Ausgleicher
cklauf- und
Platz des RichtschOtzen
orholvorrichtung
Sporn rad
Hilfsantrieb
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Die moderne Panzerhaubitze
so funktioniert sie
Die meisten modernen selbstfahrenden ArtilleriegeschOtze sind heutzutage vollständig
geschützt, Waffenanlage und Bedienung befinden sich im gepanzerten Turm. Einige Geschütze sind jedoch einfach auf ein Kettenfahrgestell montiert. Eine davon ist die ameri·
kanische Haubitze auf Selbstfahrlafette
M110 mit dem Kaliber 203 mm, die auch ein
atomares Geschoß verschießen kann.
Bei der M110 treibt der Hauptfahrzeugmotor
alles an. Das Heben und Senken des Rohres
geschieht mit Motorkraft, wie auch ein Teil
des Ladevorganges. Dazu gehört auch das
Einschieben des Geschosses in den Ver·
schluß (Ansetzen). Das schwere Rohr wird
auf dem Kettenfahrgestell auf dieselbe Wei·
se durch Ausgleicher gehalten wie bei einer
Feldhaubitze. Man kann sie beiderseits des
Rohres der M110 sehen. Vor dem Schießen
wird eine große Schaufel, der Erdsporn, am
hinteren Ende der M110 auf den Boden abgelassen. Er nimmt einen Teil der Rücklaufkräfte auf.
Bei einer geschlossenen 155-mm-Panzerhaubitze wie der amerikanischen M109 ist von
der Waffenanlage wenig zu erkennen , außer
dem Rohr, das aus dem Turm herausragt. Der
Turm ist gepanzert, um die Besatzung zu
schützen, die normalerweise die M109 beim
Schießen nicht verlassen muß, da die Munition im Inneren in besonderen Halterungen
gelagert ist. Wie bei der M110 wird alles
durch den Fahrzeugmotor angetrieben. Bei
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der M109 kann jedoch der Turm zum Schie·
ßen vollständig um sich selbst gedreht (geschwenkt) werden . Dies ist im Einsatz besonders dann vorteilhaft, wenn das Feuer schnell
von einem Ziel auf das andere verlegt werden
muß. Bei der M110 kann das Rohr dagegen
nur geringfügig geschwenkt werden. Soll in
eine andere Richtung geschossen werden ,
muß das gesamte Geschütz bewegt werden.
Selbstfahrende Artilleriegeschütze haben gewöhnlich eine Besatzung, bestehend aus vier
bis fünf Mann. Einer davon ist der Fahrer,
während die anderen das Geschütz laden
und richten. Ein Soldat hat immer das Kom·
mando, er erhält über Funk die Befehle für
das Richten des Rohres. In einigen Fällen
entscheidet die Besatzung selbst Ober die zu
bekämpfenden Ziele. In diesem Fall verwendet sie einen Bordcomputer, um die notwendigen Schußwerte zu berechnen. Der gleiche
Computer wird benötigt, um einige andere
Dinge zu berechnen, wie zum Beispiel jederDie Haubitze auf Selbstfahrlafette 203 mm
M110A2 kann atomare Geschosse auf eine
Entfernung von um 21 _000 m mit Hilfe eines
besonderen
Raketenzusatzantriebs verschießen. Die M110A2 hat eine Bedienung
aus fünf Mann. Eine Hebevorrichtung dient
dazu, Geschosse vom Boden aufzunehmen
und bis auf die Höhe des Verschlusses zu
bringen.
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US·Haubitze 203 mm M110, kurzes Rohr
H ebe- und Ladevorrichtung fOr Munition
klappba rer Sitz fOr l3e<j'erIUnll A-;/'
203-mm·Rohr
des RichtschOtzen
gepanzerte Fahrerlu ke
Platz des " anrers,/
,,,aIJraum fOr persönl iche Au srüstung
Ant riebsrad tor Kette
zeit den genauen Standort der M109, den Mu·
nitions· und Treibstoffvorrat und auch, um Li·
sten von Zielen zu speichern, die dann ohne
Verzögerung bekämpft werden können. Mit·
geführte Funkgeräte sorgen dafür, daß sich
die Artilleristen von Geschütz zu Geschütz
verständigen und mit ihrem Gefechtsstand in
Verbindung bleiben können.
Die amerikanische Panzerhaubitze 155 m
M109A2 ist eines der am weitverbreitetsten
Waffensysteme seiner Art in der westlichen
Welt. Trotz seines Gewichts und seiner Mas·
se macht die Aluminiumpanzerung das
Fahrzeug leicht genug, so daß es Wasserläu·
fe .. schwimmend .. überwinden kann.
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Gliederung eines Artillerieverbandes
Die moderne Artillerie muß sehr flexibel auf
dem Gefechtsfeld eingesetzt werden können.
An einem Punkt im Gefecht muß vielleicht
das gesamte Feuer zusammengefaßt wer·
den, um mit einem Geschoßhagel einen An·
griff zu unterstützen. Einige Augenblicke spä·
ter kann es notwendig werden , das Feuer auf
eine Reihe einzelner Ziele zu streuen. Dann
muß es möglicherweise im Handumdrehen
wieder zusammengelegt werden, um einen
Vormarsch zu unterstützen, der von einer
feindlichen Feldbefestigung aufgehalten
wird. Dieses Zusammenfassen und Aufteilen
bedeutet nicht unbedingt, daß auch die Ge·
schütze selbst von einem Punkt zum anderen
verlegt werden müssen. In vielen Fällen er·
laubt es die groBe Reichweite moderner Artil·
leriegeschütze, daß sie an Ort und Stelle blei·
ben und nur das Feuer von einem Ziel zum
anderen verlegt wird .
Für diesen Zweck werden eine Anzahl Waf·
fensysteme in Verbände gegliedert , die auf
dem Gefechtsfeld zusammenarbeiten. Sie
werden nicht nahe beieinander in Stellung
gebracht, sondern im Gegenteil weit aufge·
lockert, damit sie nicht entdeckt werden. Ver·
bunden sind sie untereinander durch Funk.
Um diese Verbände von einem zentralen
Punkt aus steuern zu können , wurde festge·
stellt, daß ihre Größe begrenzt sein muß. Er·
wiesenermaßen ist die optimale Größe etwa
drei Batterien.
Rechts: Die stark veränderte Wanne einer
Panzerhaubitze M109A2 dient als Artillerie·
Munitionsfahrzeug M992. Es transportiert
Munition zu den Batterien in den vorderen Li·
nien. Die Bedienung besteht aus zwei Mann.
Laser·Entfernungsmesser
. ~ sr"
~
Batterie
Radargerät zur Messung der MOn9 "r>
~_ _ _/
chwll'dlg~,ei' t
- ,r
.;:
~
LaserlRadar
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(Val
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Typische Anordnung eines Batterie·Feuer·
leitsystems, bei dem Laser·Entfernungsmes·
ser verwendet werden, um die genaue Ent·
fernung zum Ziel zu bestimmen. Die gewon·
nenen Werte werden an die Batterie·Feuer·
leitstelle gesendet, wo sie mit anderen An·
gaben von den Wettersensoren, den Radar·
geräten und den Vo·MeBradargeräten ver·
knüpft werden. Erst dann können genaue
Feuerbefehle an die Geschütze in den Batte·
rien abgesetzt werden, und zwar entweder
über Draht oder über Funk.
In diesen Verbänden zu drei Batterien verfügt
jede Batterie über sechs bis acht Waffensy·
steme. Manchmal werden diese drei Batterien getrennt zur Bekämpfung verschiedener
Ziele eingesetzt, während sie bei anderer Gelegenheit alle zusammen auf ein Ziel gemeinsam schießen. Diese Verbände haben verschiedene Bezeichnungen. In einigen Armeen heißen sie Bataillone, in anderen Artillerieabteilungen und in einigen weiteren (einschließlich der britischen Armee) sind sie als
Regimenter bekannt.
Verschiedene dieser Verbände werden für besondere Feueraufträge wie Bekämpfung eines wichtigen Ziels mit massivem Artilleriefeuer zusammengefaßt. Im Normalfall jedoch
operieren sie einzeln. Sie haben eine eigene
Stabseinheit, die den drei Batterien die Befehle erteilt und die gewöhnlich auch dafür
verantwortlich ist, im Einsatz neue Munition
und andere Versorgungsgüter anzufordern .
Der Stab überwacht auch das wichtige Funknetz, das jede Batterie und jedes Waffensystem verbindet. Das ist besonders wichtig bei
Panzerartillerieeinheiten, wo die einzelnen
Geschütze häufig ohne Sichtkontakt zu anderen Fahrzeugen ihrer Batterie operieren. In
Feldartilleriebatterien werden die Geschütze
von zentralen Punkten aus eingesetzt, da sie
selten eigenständig arbeiten.
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Eine Batterie im Gefecht
Die Feld- und Panzerartillerie wird in Batterien zu sechs oder acht Geschützen gegliedert. Jede Batterie besteht aus einem Batteriestab und zwei Zügen, die mit je drei oder
vier Waffen ausgerüstet sind. Manchmal wird
sie noch weiter in Halbzüge unterteilt, doch
wenn immer es möglich ist, wird der Zug als
Feuereinheit eingesetzt. Damit wird sichergestellt, daß die größtmögliche Feuerkraft der
Artillerie genutzt werden kann und so viele
Geschosse so schnell wie möglich ins Ziel
gebracht werden können . Die Stabseinheit ist
dafür verantwortlich , Befehle an die Geschütze zu erteilen, zu entscheiden, auf welche Ziele gerichtet wird und wann abgefeuert wird.
Sie beschafft auch neue Munition, Treibstoff
18
und andere Nachschubgüter für die einzelnen
Geschütze und die Bedienungen.
Im Gefecht arbeiten normalerweise die Züge
als geschlossene Teileinheiten. Sie können
über längere Zeiträume kämpfen , ohne für jeden einzelnen Feuerauftrag Befehle von der
Stabseinheit empfangen zu müssen, doch
stehen sie jederzeit mit dem Stab in Funkverbindung. Dies gilt vor allem für die Feldartillerie, denn dort ist nicht unbedingt jedes Geschütz mit einem Funkgerät ausgerüstet. Sie
stehen über Draht mit dem Zuggefechtsstand
und untereinander oft nur durch Rufen in Verbindung.
Bei jedem Geschütz, gleichgültig ob Panzeroder Feldartillerie, trägt ein Soldat die Verant-
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wortung. Eine 155-mm·Panzerhaubitze hat ei·
ne Besatzung von vier oder fünf Mann. Eine
155-mm·Feldhaubitze kann eine Bedienung
von sieben und mehr Mann haben, da hier
mehr Handarbeit erforderlich ist, um das Ge·
schütz zu bewegen. Bei jeder Geschützbedie·
nung richtet ein Mann das Geschütz auf das
Ziel und bedient die Steuereinrichtungen, die
das Rohr bewegen - das nennt man das
Richten des Geschützes. Der Rest der Bedie·
nung hat mit der Munition zu tun. Ein Mann
packt sie aus Kisten, Kästen oder Transport·
paletten aus, in denen sie zur Feuerstellung
transportiert wurde (bei einer Panzerhaubitze
wird die Munition gewöhnlich im Geschütz
mitgeführt). Ein weiterer Mann prüft die Muni·
tion, stellt den Zünder ein oder bereitet sie für
den Verschuß vor, während der nächste sie
zum Laden zum Geschütz trägt. Bei einigen
Feldhaubitzen muß das Geschoß von Hand
angesetzt werden, bei anderen GeschOtzen
geschieht dies durch Motorkraft. Der Richt·
schütze feuert dann normalerweise die Waffe
ab, indem er einen Hebel oder ein Pedal betä·
tigt.
Das Laden jedes modernen Artilleriegeschüt·
zes im Einsatz ist harte Arbeit. Ein 155-mm·
Geschoß wiegt ca. 43 kg und muß in vielen
Fällen während des Ladevorganges zumin·
dest getragen werden. Eine 155-mm·Batterie
kann in 20 Minuten leicht 20 Tonnen Munition
verschießen, und dieses Gewicht muß
manchmal von Hand bewegt werden. Selbst
bei den modernen Lade· und Umschlagver·
fahren müssen Artilleristen kräftige Kerle
sein.
Eine Batterie amerika ni scher Feldhaubitzen
203 mm M115 unter den üblichen Bedingun·
gen an der Front, wie Staub, Lärm und
Rauch. Die Haubitzen sind hier enger als uno
ter Krlegsbedlngungen aufgestellt. Die Waf·
fenanlage Ist dieselbe wie bei der Haubitze
auf Selbstfahrlafette M110.
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1IIiiI......
Munition
SprenggeschoB
Leuchtgeschoß
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?2
§ 0 f
bei
B
""
»
Ne gescho
-IIL~---l~--
In der Soldatensprache ist das Geschoß die
Waffe des Artilleristen, da ja das Geschoß
den Feind oder sein Gerät und seine Steilungen zerstört. Kanone und Haubitze sind nur
das Einsatzmittel. Für den Artilleristen ist das
Geschoß das wichtigste, und die wichtigste
Geschoßart ist das sogenannte Spreng- oder
HE-Geschoß.
Das HE-Geschoß besteht aus einer Sprengladung, die in eine Stahlhülle eingefüllt ist.
Beim Abschuß verleihen die Züge und Felder
im Rohr dem Geschoß den notwendigen
Drall, damit es entlang der vorgesehenen
Flugbahn fliegt. Wenn es das Ziel erreicht,
kann das Geschoß mittels eines Zünders zur
Detonation gebracht werden.
Es gibt mehrere Zünderarten. Bei der einen
muß das Geschoß irgendwo aufschlagen, damit der Zünder aktiviert wird . Bei anderen
mißt ein kleines Uhrwerk die Flugzeit und läßt
das Geschoß nach Ablauf einer bestimmten
Zeitspanne detonieren. Ein besonderer Zünder, genannt Annäherungszünder, läßt das
Geschoß in einer vorher eingestellten Höhe
über dem Ziel detonieren. Diese Geschosse
werden normalerweise von Haubitzen verschossen, da sie in einem steilen Winkel zu
Boden fallen müssen, damit der Zünder anspricht. Wenn das Geschoß zerlegt, wird eine
heftige Detonation erzeugt, wobei die Geschoßhülle zerspringt und die Splitter in alle
Richtungen fliegen. Bei einer Detonation des
Geschosses über dem Boden bestreicht die
Splittergarbe eine große Fläche.
Nicht alle Geschosse sind Sprenggeschosse.
Einige erzeugen Nebelwolken, hinter denen
eigene Bewegungen vor dem Feind verborgen werden oder mit denen angreifende Flugzeuge auf Ziele hingewiesen werden . Bei
manchen wird am rückwärtigen Ende ein
Fallschirm ausgestoßen, und das Geschoß
dient als helle Lichtquelle zur Beleuchtung
des Gefechtsfeldes bei Nacht. Wieder andere
sind Trägergeschosse für bestimmte Zuladungen wie kleine Minen, die anrückenden
Panzern in den Weg gestreut werden. Trägergeschosse können viele verschiedene N utzladungen enthalten.
Zur Steigerung der Reichweite wurden besondere Geschosse entwi.ckelt. Einige haben ein
sorgfältig gestaltetes AuBeres, um weiter fliegen zu können, andere verwenden einen Raketenantrieb, der es weiter trägt. Bei einem
Geschoß mit Bodensogreduktion wird im Geschoßboden ein Treibsatz abgebrannt. Damit
werden die hinter dem Geschoß entstehenden Luftwirbel geglättet, die es sonst verlangsamen, und damit fliegt es auch weiter. Bei
einem erst kürzlich entwickelten Geschoß
wird ein Laserempfänger verwendet, um das
Geschoß an einem Laserstrahl entlang zu leiten, der vom Boden aus auf ein Ziel gerichtet
ist. Dabei dienen kleine Leitflächen dazu, das
Geschoß während der letzten Flugphase zu
lenken.
Eine grafische Darstellung, wie die Gesamtschußweite von Geschossen gesteigert werden kann. Zu beachten ist allerdings, daß
Geschosse mit Raketenzusatzantrieb (RAP)
sehr ungenau sein können.
GeschOß mit Raketenzusatzantrieb
~.
24000
20
28000 30000 m
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Bomblet-GeschoB mit großer SchuBweite 155 mm Rh 49
der Firma Rheinmetall
r,~;h.oh
fOr
Bodensogred~U~k~ti~o~niiiiiiiiii~iiiiii'"
SprenggeschoB mit Bodensogreduktion
155 mm OF F1 der Firma luchaire
Treibsatz
Bodensogreduktion
FOll spreng körper
AusstoBladung
TragergeschoB 155 mm M692JM731
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Wie man das Ziel findet
die Beobachtungsstelle
Selten sehen die Artilleristen das Ziel, auf
das sie zielen. Um daher genau zu wissen, wo
ihre Geschosse landen, brauchen sie einen
vorgeschobenen Beobachter. Dieser gutausgebildete Artillerist bezieht eine Stellung weit
vorn im Bereich der Front, ganz in der Nähe
der Ziele. Er wählt die Ziele aus und hält die
Batterie darüber auf dem laufenden, wo ihre
Geschosse auftreffen. Alle Meldungen werden über Funk abgesetzt. Dadurch können
die Männer am Geschütz Verbesserungen
vornehmen, falls dies erforderlich ist. Der vorgeschobene Beobachter arbeitet häufig von
einem gepanzerten Fahrzeug aus, das mit
den Panzern vorgeht.
Der Beobachter ist mit einer Reihe von Instrumenten ausgerüstet, die es ihm ermöglichen,
genaue Messungen vorzunehmen. Eins davon ist der Entfernungsmesser, gewöhnlich
ein Laser, mit dem er genau festellen kann,
wie weit ein Ziel von seinem eigenen Standort
entfernt ist. Mit dieser Information kann er
dann von Hand oder mit einem kleinen Computer die Entfernung zwischen Batterie und
Ziel berechnen. Besondere Vermessungsgeräte und einfache Doppelfernrohre liefern
weitere Angaben. Mehr und mehr werden von
den vorgeschobenen Artilleriebeobachtern
Computer eingesetzt. Das alte Verfahren , einen Einzeischuß abzugeben, um festzustellen, wie weit er vom Ziel abliegt, und dann so
lange Verbesserungen vorzunehmen, bis die
Schüsse im Ziel liegen, ist nicht mehr wirkungsvoll genug. Die ersten Schüsse müssen
bereits im Ziel liegen, denn sonst geht der
Feind entweder in Deckung oder er verlegt
einfach seine Fahrzeuge aus dem Zielgebiet
heraus.
Wie so oft in der Artillerie von heute sind gute
Fernmeldeverbindungen maßgebend für diese Aufgabe. Der vorgeschobene Beobachter
kann sein Funkgerät verwenden, um mit seiner Batterie zu sprechen, doch Funksprüche
können vom Feind abgehört werden. Deshalb
werden so oft wie möglich Drahtverbindungen genutzt. Müssen FunksprÜChe abgesetzt
werden, so komprimiert ein elektronisches
Gerät die langen Sprechfunksprüche auf kürzeste Zeitspannen. Beim Empfänger entzerrt
22
-
Der israelische Feuerleitrechner DAVID
kann die Schußwerte für sechs (oder mehr)
Geschütze bearbeiten und die Angaben für
bis zu 28 Ziele speichern.
ein weiteres elektronisches Gerät den Spruch
zurück auf normale Länge. Damit vermeidet
man, daß der Feind mithört und mit seinen Instrumenten die Stellung des Beobachters
herausfinden kann.
Sehr oft operieren vorgeschobene Beobachter genau an der Front. Sie können sich sogar
hinter den feindlichen Linien in besonders
ausgebauten Verstecken aufhalten, um weitreichende Artillerie oder feindliche Artilleriebekämpfung zu beobachten.
Vorgeschobene Beobachter arbeiten in kleinen Trupps zu zwei oder drei Mann. Sie sind
oft lange Zeit von ihren Batterien getrennt
und müssen sich daher um alles selbst kümmern und sich auch selbst verteidigen.
Rechts: Ein vorgeschobener Beobachter im
Offiziersrang der britischen Armee, ausgerü·
stet mit einem NaChtsichtgerät, über dem
ein Laser·Entfernungsmesser und ein Zielbe·
leuchtungsgerät angebracht sind. Das Beleuchtungsgerät sendet kurze Laserenergie·
stöße aus und leitet damit angreifende Flug·
zeuge zu einem Ziel.
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Das Artilleriebeobachtungsradargerät RA·
TAC wird von der US-Armee und den Heeren
von
Frankreich,
der
Bundesrepublik
Deutschland sowie einigen anderen Natio·
nen eingesetzt. Es dient dazu, Panzer, Truppen und tieffliegende Luftfahrzeuge zu ent·
decken und kann auch zur Feuerleitung der
Artillerie verwendet werden. Die größte
Reichweite zur Aufklärung von Personen be·
trägt 8.000 m, für Panzer 15.000 m.
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Amerikanische Artillerie
Vorn eingesetzte amerikanische Artillerie ist
heutzutage fast ausschließlich selbstfahrend . Die größte im Dienst befindliche Waffe
ist die 203-mm-Haubitze M110, die auch ein
Atomgeschoß verschießen kann . Am zahlreichsten vertreten ist die 155-mm-Haubitze
M109. Die M109, die in vielen Ländern eingesetzt wird , kann eine Vielzahl von verschiedenen Geschossen verschießen, vom Sprenggeschoß bis zu verschiedenen Formen von Giftgas. Es ist zwar ein großes Geschütz, doch
vergleichsweise leicht, da ein Großteil der
Panzerung aus Aluminium gefertigt ist. Es ist
sogar so leicht, daß es schwimmend Flüsse
überqueren kann, wobei es sich mit seinen
Ketten antreibt.
Die jüngste M109 hat eine Schußweite von
18.100 m, das Sprenggeschoß wiegt knapp 43
kg. Das Rohr hat 39 Kaliberlängen , doch einige Länder rüsten ihre M109 mit neuen Rohren
aus, manche mit 45 Kaliberlängen, um die
Schußweiten zu steigern. Ein Maschinengewehr zur Flug- und Bodenabwehr ist auf dem
Turmdach befestigt. Die Besatzung besteht
aus sechs Mann. In vielen Ländern wird die
M109 eingesetzt und in einem, nämlich Israel,
sogar schon viele Male im Krieg .
Nicht alle amerikanischen Artilleriegeschütze sind selbstfahrend. Einige Spezialeinheiten, wie zum Beispiel die US-Marineinfanterie, führen Operationen durch, bei denen das
Gerät so leicht sein muß, daß es in Transportflugzeugen oder sogar als Außen last unter
Hubschraubern transportiert werden kann .
Für derartige Operationen werden gezogene
Artilleriegeschütze bevorzugt. Eines ist die
Feldhaubitze 155 mm M 198, eine sehr einfache, leichte Haubitze, die noch nicht einmal
Höhenrichtmechanismus
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über einen Zusatzantrieb verfügt , um die Räder anzutreiben, um das Rohr zu bewegen.
Die M198 verschießt dieselbe Munition wie
die Panzerhaubitze M109, doch ein neues
Treibladungssystem verleiht ihren Geschossen eine Schußweite von 24.000 m.
Zu den amerikanischen Streitkräften gehören
auch Luftlandeeinheiten, die zum Einsatz mit
dem Fallschirm abspringen. Sie brauchen
ebenfalls kleine, leichte Artilleriegeschütze.
Gegenwärtig verwenden die Luftlandeeinheiten der US-Armee eine kleine Feldhaubitze
mit einem Kaliber von 105 mm, genannt
M102. Sie verschießt ein Sprenggeschoß mit
einem Gewicht von 21 kg , doch die Schußweite beträgt nur 11.500 m. Grund dafür ist, daß
aus Gewichtsgründen das Rohr nur 32 Kai iberlängen hat.
Viele Artilleristen in Amerika wünschen sich
nun eine Waffe mit einer größeren Schußweite und interessieren sich deshalb für ein britisches 105-mm-Geschütz, bekannt unter der
einfachen Bezeichnung "The Light Gun" (das
Leichtgeschütz). Dieses Geschütz hat sich so
sehr im Krieg auf den Falkland-Inseln bewährt, daß viele Nationen es nun kaufen. Man
nimmt an, daß die US-Armee einige ihrer
M102 damit ersetzt. Die Light Gun hat eine
Schußweite von 17.200 m und verschießt ein
Geschoß mit einem Gewicht von 16,1 kg, ist
aber geringfügig schwerer als die M102.
Die amerikanische Haubitze 155 mm M198
mit ihrem großen Höhenrichtbereich (links)
und dem Bereich, um den das Rohr links und
rechts der Mittelachse geschwenkt werden
kann.
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Sn Hulllchrauber Chinook CtM7D der Flr·
' ' '1''.''''
loeIngoVertoI beim Tl'lln8pOit ..... ameHaubitze 155 mm M1t4d1Nkt In
......ttg.. F........11ung an dir Front.
DIMe Alt du TI'II,...,.. dir QeechOtze fIn.
/ det In leider Zelt Im.., ...... V....1tung,
cIII die Artll.... lm Ger.ctd damit wllllIe'1iweg"
/ lIehar wird.
M167 ist ein
2O-mm.Flugabwehrge·
schütz, das allerdings
auch gegen Bodenziele
eingesetzt werden kann.
Die nach dem System
»Galling« drehbar an!~eclrd;
neten Rohre erreichen
.....
Feuergeschwindigkeiten
1000 oder 3000 Schuß
Minute.
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Sowjetische Arti Iierie
Die sowjetische Armee hat mehr Artilleriekräfte als jede andere Nation, und sie setzt
sie im Gefecht in riesigen zahlen ein. Eine
Vielzahl unterschiedlicher Waffenarten ist in
Gebrauch, viele davon sind gezogen. Nur verhältnismäBig wenige gepanzerte Verbände
für den Einsatz an der Front verfügen über
Panzerartillerie.
Sowjetische Waffen haben hauptsächlich
zwei Kaliber, 122 mm und 152 mm. Dies verklei nert das Problem des Munitionsnachschubs zur Front beträchtlich. Die sowjetische Armee setzt nur wenige verschiedene
Modelle an der Front ein. Zwei davon sind
Panzerhaubitzen, die 122 mm 2S1 und die 152
mm 2S3 (diese Bezeichnungen sind sowjetische Codes).
Eine dritte, die 152 mm 2S5, über die noch wenig bekannt ist, kann Atomgeschosse verschieBen. Es existiert auch eine sowjetische
203-mm-Haubitze auf Selbstfahrlafette, doch
bis heute gibt es noch nicht einmal ein Foto
von ihr. Die 122 mm 2S1 und die 152 mm 2S3
gleichen in ihrer Bauweise sehr der amerikanischen M109. Die 152 mm 2S3 ist sogar nahezu identisch mit ihrem amerikanischen Gegenstück. Selbst GeschoBgewichte und
SchuBweiten sind ähnlich.
Es gibt viele verschiedene sowjetische Feldartilleriegeschütze, viele mit den Kalibern 122
mm und 152 mm, einige davon bereits stark
veraltet - gebaut zum Teil noch vor dem
Zweiten Weltkrieg. Verglichen mit modernen
westlichen Modellen, sind sowjetische Waffen sehr einfach und unkompliziert, doch
auch sehr haltbar. Sie benötigen nur ein Minimum an Pflege und Wartung. Ein typisches
sowjetisches Geschütz ist die 152 mm 0-20,
die ein 43,5 kg schweres GeschoB auf eine
SchuBweite von 17.400 m verschieBen kann.
In vielen sowjetischen Batterien wird ein
leichteres Geschütz eingesetzt, die Haubitze
122 mm 0-30, die beim Abfeuern auf einer
dreibeinigen Lafette ruht. Damit kann das
Rohr sehr schnell um 360 Grad geschwenkt
werden. Diese Haubitze hat die Aufgabe, alle
Panzer zu zerstören, die in ihre Reichweite
kommen , wie die meisten sowjetischen Artilleriegeschülze auch. Die 0-30 verschieBt ein
21 ,7 kg schweres SprenggeschoB auf eine Distanz von 15.400 m. Mit einem besonderen
GeschoB mit Raketenzusatzantrieb wird so-
Die sowjetische Kanonenhaubitze 152 mm
0-20 mit unter das Rohr angehobener Bo·
denplatte. Beim Abfeu·
ern senkt sich das Ge·
schütz auf die Boden·
platte ab, wobei die Rä·
der angehoben werden.
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Die sowjetische Panzerhaubitze
152 mm M-1973
gar eine SchuBweite von nahezu 22.000 m erreicht.
Für die Artilleriebekämpfung verwendet die
sowjetische Armee zwei Waffen mit großer
Schußweite, die Kanone 180 mm S-23 und die
Kanone 130 mm M-46. Beide sind Geschütze
--
mit hoher Feuerkraft, besonders die 180 mm
&23, die mit einem Geschoß mit Raketenzusatzantrieb eine HöchstschuBweite von
43.800 m hat. Die M-46 erreicht mit einem normalen Sprenggeschoß eine Schußweite von
27.150 m.
Die Haubitze 122 mm D·3O, eines der am
weitverbreitesten sowjetischen Geschütze
von heute. Diese Waffe verschießt ein 21 ,76
kg schweres Sprenggeschoß auf eine
Schußweite von 15.400 m, ihr Schwenkbe·
reich auf der Dreibeinlafette beträgt 360
Grad.
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Raketenarti Iierie
In den modernen Armeen werden neben Kanonen und Haubitzen auch Raketen eingesetzt, und zwar für bestimmte Aufgaben auf
dem Gefechtsfeld. Während Rohrartilleriewaffen ein ziemlich genaues Mittel sind, um
Geschosse in ein bestimmtes Ziel zu bringen ,
sind Raketen vergleichsweise ungenau,
decken aber groBe Zielfächen ab. Raketen
gelten daher als Waffen zur Bekämpfung von
Flächenzielen. In groBen Mengen verschossen, können sie bei den feindlichen Streitkräften groBen Schaden anrichten. Raketen sind
billiger und leichter herzustellen und einzusetzen als Rohrartilleriewaffen, und sie haben noch einen weiteren Vorteil gegenüber
Kanonen und Haubitzen: als Salve verschossen, erzeugen sie einen ohrenbetäubenden
lärm, der selbst kampferprobten Soldaten
Furcht einflöBt. Sie sind somit Waffen, die eine nicht zu unterschätzende demoralisierende Wirkung haben.
Die meisten Artillerieraketen sind einfache
Apparate, die, aus AbschuBrohren oder -gestellen montiert, auf Lastkraftwagen abgeschossen werden. Nur sehr wenige Werfer
werden gezogen. Die meisten Raketen haben ,
verglichen mit Kanonen oder Haubitzen, relativ kurze SchuBweiten. Die sowjetische 140mm-Rakete hat zum Beispiel nur eine SchuBweite von etwa 10.000 m, wird aber von einer
auf Lkw montierten AbschuBvorrichtung verschossen, die bis zu 16 Raketen gleichzeitig
abfeuern kann. Derartige Werfer werden
nicht einzeln oder paarweise, sondern batterieweise eingesetzt, wobei alle Werfer zu sam-
men schieBen. Sie decken innerhalb sehr kurzer Zeit groBe Flächen mit Unmengen
Sprengmunition ab. Alles, was sich in dem
Ziel gebiet befindet, wird entweder ganz zerstört oder derartig beschädigt, daB es kaum
noch zu verwenden ist.
In den sowjetischen Streitkräften werden
Mehrfachraketenwerfer mit Kalibern von bis
zu 250 rnrn viel genutzt. Die meisten haben
recht kurze SchuBweiten und erreichen die
gewünschte Wirkung durch Zusammenfas-
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sen ihres Feuers. Auch einige westliche Länder besitzen noch Artilleriewerfer. Eines davon ist Spanien mit dem »Teruel« genannten
Artillerieraketensystem.
Heutzutage wird eine neue Art Raketen eingesetzt. Sie haben eine groBe SchuBweite
und zerschlagen feindliche Panzerverbände,
bevor diese in die Kampfhandlungen eintreten können. Die Raketen tragen kleine Panzerabwehrminen und werden in groBer Zahl
eingesetzt. Ein typisches Beispiel ist das
amerikanische
Mehrfachraketenwerfersystem MLRS, das 227-mm-Raketen auf eine
Entfernung von über 30.000 m verschieBt. Ein
Kettenfahrzeug trägt sechs dieser Raketen
(A.d.Ü.: MLRS trägt zwei Behälter mit je sechs
Raketen , also zwölf Raketen), die in Serien
verschossen werden . Danach werden die
Werfer rasch nachgeladen.
Das Mehrfachraketenwerfersystem MLRS
wird Ende der achtziger Jahre eines der
wichtigsten weitreichenden Waffensysteme
der NATO sein_ Es schieBt Serien von 227mm-Raketen auf Entfernungen von über
30_000 m, um ganze Flächen mit Feuer zu
überschütten_ Die Raketen werden in Sechserbehältern in den Werfer geladen, die auch
als Abschußbehälter dienen_ Hier ist zu erkennen, wie ein Behälter geladen wird_ Das
System wird von den Vereinigten Staaten,
Großbritannien, Italien, Frankreich und der
Bundesrepublik Deutschland eingeführt werden_
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Oben: Eine Batterie tschechischer Raketen·
werfer 130 mm M51 , die ihre 24,5 kg schwe·
ren Raketen in Serien von 32 aus ihren ka·
stengleichen Abschußgestellen verschießt.
Montiert sind sie auf Lkw 6x6 Praga. Der
Flug der Raketen wird durch Drall stabili·
siert.
Oben: Die sowjetische 132 mm BM·13·16
Katjuscha wurde während des Zweiten Welt·
krieges von der Roten Armee eingesetzt und
ist noch heute in einigen Ländern anzutref·
fen. Mit ihr werden Raketensalven bis zu
9.000 m weit verschossen, doch ist sie nicht
sehr genau.
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Weitreichende Artillerieraketen
Die weitreichende Artillerierakete ist eine besondere Gefechtsfeldwaffe, die schwere
Sprenggefechtsköpfe tief in den Rücken des
Feindes trägt. Einige dieser weitreichenden
Raketen tragen atomare Gefechtsköpfe und
gehören damit zu den schlagkräftigsten aller
Artilleriewaffen.
Die normale Artillerierakete mit groBer Reichweite ist sehr groB und kann bis zu 2.500 kg
oder mehr wiegen . Ein typisches Beispiel ist
die amerikanische Lance, die eine Länge von
6,17 m und einen Durchmesser von 560 mm
hat. Die SchuBweite der »Lance« beträgt bis
zu 120 km. Das sowjetische Gegenstück ist
bekannt unter der Bezeichnung FROG (Ballistische Boden/Boden-Rakete), von der es
mehrere Modelle gibt. Eines der jüngsten ist
die FROG-7 mit einer Länge von sechs Metern und einem Gewicht von 2.500 kg . Sie hat
eine SchuBweite von 70 km.
Der amerikanischen Atomrakete Lance werden alle Flugdaten vor dem Start durch ei·
nen Computer eingegeben. Danach fliegt sie
ohne weitere Steuerung in das Ziel. Sie ist
leicht genug, um auch von Hubschraubern in
ihre Feuerstellung transportiert zu werden.
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Beide große Raketen haben ein Merkmal gemeinsam. Sie werden gestartet und fliegen
dann, wenn sie sich in der Luft befinden, selbständig ohne Lenkung von außen auf ihr Ziel
zu. Alle Ziel informationen sind vor dem Start
in Rakete und Werfer eingegeben, so daß
während des Fluges die Flugbahn nicht geändert oder gestört werden kann. Dies unterscheidet sie von den viel gröBeren Interkontinentalraketen, die normalerweise während
des Fluges vom Boden aus gesteuert werden.
Weitreichende Artillerieraketen werden mit
Ketten- oder Radwerferfahrzeugen zum Einsatzort gefahren. Diese Werfer tragen nur eine Rakete, die mit einer Rampe oder Schiene
in Starterhöhung gebracht wird. Der Treibstoff fOr den Antrieb der Rakete kann fest
oder flOssig sein und wird im Normalfall geraume Zeit vor dem Transport der Rakete zum
Einsatzort eingefüllt. Ein Computer im Werferfahrzeug dient dazu, Zielinformationen in
das raketeneigene Lenksystem einzugeben,
wo sie fOr die Zeit nach dem Start gespeichert werden.
Weitreichende Art illeriewaffen sind derartig
wirkungsvolle Waffen, daß sie nur von sehr
hohen FOhrungsebenen eingesetzt werden .
Sie dOrfen erst abgefeuert werden, wenn ein
ranghoher Befehlshaber dazu die Genehmigung erteilt. Die Ziele werden sehr sorgfältig
ausgewählt und liegen gewöhnlich in bebauten Gebieten, durch die die feindlichen Streitkräfte zu ihren Gefechtsstreifen vorrOcken
mOssen. Auch Lagerräume fOr VersorgungsgOter und Gerät sind mögliche Ziele fOr diese
Raketen sowie Häfen, große Eisenba.hnknotenpunkte und große militärische Ubungsplätze.
Eine sowjetische Gefechtsfeld-Lenkrakete
FROG-7 auf dem Werferfahrzeug ZIL-135.
Die Rakete wiegt 2.500 kg und hat eine
Schußweite von 70 km_ Sie kann mit einem
atomaren Gefechtskopf bestückt werden.
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Panzerabwehrgeschütze
Panzerabwehrgeschütze sind Feldkanonen,
die Vollgeschosse verschießen, um Löcher in
Panzer oder andere gepanzerte Fahrzeuge zu
treiben. Dafür sind Panzerabwehrkanonen
mit sehr langen Rohren ausgerüstet und ver·
wenden besonders wirkungsvolle Treibladungen, um den vollständig aus Metall bestehen·
den Geschossen eine sehr hohe Geschwindigkeit, genannt Mündungsgeschwindigkeit
(Vql, zu verleihen. Die Mündungsgeschwindig·
kelt ist die Geschwindigkeit, mit der das Ge·
schoß die Rohrmündung verläßt. Die Muni·
tion nennt man VolIgeschoß, da sie vol lstän·
dig aus Metall besteht und keinen Spreng·
stoff enthält.
Wie ihre Bezeichnung bereits verrät, sind
Panzerabwehrkanonen eine Sonderform von
Geschützen, und nur noch wenige befinden
sich noch heute im Dienst. Ihr Platz wurde
von Panzerabwehrlenkraketen eingenom·
men, die auf unterschiedliche Weise Panzerungen
mit
Hohlladungsgefechtsköpfen
durchschlagen. Bei der Panzerabwehrkanone
sind es ausschließlich Geschwindigkeit und
Gewicht des Geschosses, die ein Loch in die
Panzerung treiben. Lenkraketen oder Waffen
mit kurzer Reichweite, die mit Hohlladungs·
gefechtsköpfen ausgerüstet sind, gelten heute als wirku ngsvoller beim Durchschlagen
von gepanzerten Zielen. Trotzdem wi rd die
Panzerabwehrkanone noch heute von vielen
Ländem benutzt, da sie treffgenau sc hießt
Pa nzerung
PanzerbrechSprenggeschoß
HEAP
32
und Panzer auf Entfernungen von bis zu 2.000
m ausschalten kann. Viele Panzerabwehrwaffen der Infanterie haben Reichweiten von le·
diglich 50 m.
Die meisten modemen Artilleriegeschütze
können dazu verwendet werden, Panzer aus·
zuschalten, und zwar allein durch die Wucht
der Geschosse. Jedes 155-mm·Sprengge·
schoß zerstört normalerweise einen Panzer
durch das bloße Gewicht des Sprengstoffes,
doch gibt es viele Haubitzen und Kanonen ,
die ein Geschoß mit der Bezeichnung Panzerabwehr-Sprenggeschoß oder HEAT verschießen, das beim Auftreffen auf eine Panzerplatte einen sehr heißen Feuerstrahl erzeugt und
sich dadurch durch die Panzerung schweißt.
Das Quetschkopf-Sprenggeschoß HESH ist
ebenfalls eine besondere Art Panzerabwehrgeschoß, das beim Auftreffen auf die Panze·
rung breit gedrückt wird , bevor es detoniert.
Die Wucht der Explosion ist so groß, daß im
Inneren große Teile abgesprengt und so Pan·
zer und Besatzung außer Gefecht gesetzt
werden. HEAT und HESH·Geschosse können
von den meisten Artilleriewaffen verschos·
sen werden; dadurch werden auch sie zu Pan·
zerabwehrgeschützen. HEAT·Geschosse wir·
ken jedoch nur auf kurze Entfernungen von
bis zu 2.000 m, und das Geschütz muß mit ei·
nem besonderen Panzerzielfernrohr ausgerü·
stet sein.
Daher werden die eigentlichen Panzerabweh rgeschütze in vielen Armeen nun außer
Dienst gestellt. Bei all i hrer Wirksamke it gegen Panzer sind sie nämlich kostspiel ig, denn
bei den ve rwendeten starken Tre ibladungen
und langen Rohren tritt eine starke Abnut·
zung auf. Dadurch müssen die Rohre häufiger gewechselt werden als bei anderen Waffensystemen.
Links: Die drei wichtigsten heute verwendeten Arten von Panzerabwehrgeschossen.
Das HEAT-Geschoß erzeugt einen sehr heißen Feuerstrahl und schweißt sich so durch
die Panzerung. Das HEAP-Geschoß (Panzer·
brech-Sprenggeschoß) durchschlägt die
Panzerung durch seine Wucht und zerlegt
dann innerhalb des Ziels, während das
HESH-Geschoß sich vor der Detonation
flach gegen die Zielfläche anpreßt und einen
Schauer aus Metallteilen im Inneren erzeugt.
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Die sowjetische Panzerabwehrkano·
ne 100 mm T·12 kann mit einem be·
sonderen 5,5 kg schweren Panzer·
brechgeschoß eine 406 mm starke
Panzerung auf eine Entfernung von
500 m durchschlagen.
Die flache Flugbahn und höhere MOndungsgeschwindigkeit bei PanzerabwehrgeschOtzen schaffen eine höhere
Treffgenauigkeit bei beweglichen Zielen und eine größere
Durchschlagskraft.
Normale Flugbahn
.-
"ß_~III!r-------------------Fiügbähnbeipäöieräb~;hrgeSchÖt'ie~--------------------
~i=--~~-----------
----------------------------------- .--------------___~__~_~:~
Oben: Eine Panzerabwehrkanone schießt
mit einer sehr flachen Flugbahn und muß
schnell über einen großen Bereich schwen·
ken können, um Panzern in Querfahrt folgen
zu können.
Die sowjetische Kanone 85 mm 50·44 kann
als Feldkanone oder als Panzerabwehrkano·
ne eingesetzt werden. Sie hat einen kleinen
Motor, mit dem die Lafette über das Ge·
fechtsfeld bewegt werden kann.
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Transportfahrzeuge und Zugmittel
Man verwendet heute besondere Fahrzeuge,
um gezogene Geschütze an ihren Einsatzort
zu bringen. Die meisten dieser Fahrzeuge äh·
nein gewöhnlichen Lastkraftwagen, haben
aber stärkere Motoren und sind für ihre Auf·
gabe als Zugfahrzeug besonders ausgerü·
stet. Es können auch normale Lastkraftwa·
gen zum Ziehen von Artilleriegeschotzen ver·
wendet werden , doch die meisten Länder be·
trachten diese Aufgabe als so wichtig , daß
sie Spezial fahrzeuge vorziehen.
Heutzutage sind die Mehrzahl der Zugmittel
Radfahrzeuge, obwohl in einigen Streitkräften noch besondere Kettenfahrzeuge verwen·
det werden. Im allgemeinen sind Kettenzug·
mittel zwar langsamer, können jedoch
schwerere Lasten ziehen. Ein Radzugmittel
ist ein großes Fahrzeug, das nicht nur das
Geschütz ziehen, sondern auch die Geschütz·
bedienung , Munition und Zusatzausrüstung
für das Geschütz transportieren muß. Ein ty·
pisches modernes Artilierie·Zugfahrzeug hat
entweder ein großes Führerhaus für den Fah·
rer und die Geschützbedienung oder eine Art
Kabine auf der Ladefläche. Die Bedienung einer großen Haubitze kann aus acht oder
mehr Soldaten bestehen, die, wenn irgend
möglich, zusammen mit ihrer persönlichen
Ausrüstung auf dem Zugmittel transportiert
werden. Auch wird so viel Munition wie mög·
lich mitgeführt, entweder in Halterungen auf
der Ladefläche oder in fertigen Paletten, die
mit einem kleinen fahrzeugeigenen Kran na·
he dem Geschütz abgesetzt werden können.
Auch muß Transportraum vorhanden sein für
das Richtgerät des Geschützes (das aus Si·
cherheitsgründen beim Marsch normalerweise nicht am Geschütz verbleibt), verschiede·
ne Ersatzteile für die Waffe sowie weitere Ge·
genstände wie Zugseile, Werkzeuge, Tarnnetze und Pfosten für Tarnnetze. Viele Zugmittel
sind mit einer kräft igen Winde ausgerüstet,
um das Geschütz mit einem Seil aus Gruben
oder aus weichem Untergrund herauszuziehen.
Das Artilierie·Zugfahrzeug ist mehr als nur
ein Lkw. Die meisten Lastkraftwagen sind
nicht geländegängig, doch Zugmittel müssen
oft durch Gelände fahren. Kettenfahrzeuge
haben Vorteile, wenn das Gelände uneben
ist. Da sie jedoch langsamer, teurer und wartungsaufwendiger als Radzugmittel sind,
werden sie nicht so häufig verwendet.
Leistungsbeschreibung:
Zugmittel teilgeländegängig der Firma Fa·
den
Sitzplätze: 1 + 10; Gewicht, beladen: 27.440
kg; Länge: 9,16 m; Breite: 2,50 m; Höhe: 3,75
m; Motor: 6·Zyl. Diesel Rolls·Royce mit 305
PS; Höchstgeschwindigkeit auf Straßen: 80
km/h; maximale Zuglast: 9.300 kg.
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Oben: Ein Zugfahrzeug SAMIL 100 der süd·
afrikanischen Verteidigungsstreitkräfte mit
einer Feldhaubitze 155 mm G·5. Dieses Fahr·
zeug transportiert die achtköpfige Bedie·
nung in der Kabine und die Munitionspalet·
ten dahinter. Eine Halterung für ein Panzer·
abwehr·Maschinengewehr befindet sich auf
dem Kabinendach.
mm FH·70 der britischen Streitkräfte. Dieses
Zugmittel trägt hinter dem Führerhaus eine
Kabine für die Bedienung der FH·70. Ein klei·
ner hydraulisch betriebener Kran dient dazu,
Munitionspaletten von der Ladefläche hinter
der Kabine abzusetzen. Führerhaus und Ka·
bine sind beheizt und haben genügend Platz
für die persönliche Ausrüstung und die
Handwaffen der Bedienung. Eine Dachluke
im Führerhaus nimmt das Maschinenge·
wehr auf. Das Zugmittel kann Gewässer bis
Unten: Ein Zugmittel teilgeländegängig 6x6 zu einem Meter Tiefe durchwaten, die Stra·
der Firma Foden mit einer Feldhaubitze 155 ßengeschwindigkeit beträgt über 80 km/ho
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Luftlandearti Iierie
Der Luftlandesoldat, der mit einem Fallschirm über dem Gefechtsfeld abspringt, ist
heute ein fester Bestandteil der modemen
Kriegsführung _ Dieser Fallschirmsoldat muß
aber mit Waffen ausgerüstet sein, die ihn im
Gefecht unterstützen, und dazu gehört die Artillerie_ Eine Sonderform von Artilleriegeschützen wurde entwickelt, die ebenfalls mit
Fallschirm auf dem Gefechtsfeld abgesetzt
werden kann. Derartige Geschütze müssen
so klein und leicht sein - keine leichte Aufgabe für die Artilleriegruppe. Die Geschütze
müssen robust sein, daß sie den beim Absetzen auftretenden Stößen widerstehen , doch
leicht genug, um am Boden von Hand bewegt
zu werden, denn es ist kaum annehmbar, daß
ein gröBeres Fahrzeug als ein Jeep an einem
Fallschirm abgesetzt werden kann , um die
Waffe zu ziehen.
Luftlandeartillerie trat erstmals im Zweiten
Weltkrieg auf und war als Sonderform der
rückstoßfreien Artillerie bekannt. Der Grundgedanke bestand darin, daß der beim Abschuß des Geschosses aus dem Rohr entstehende Rückstoß dadurch aufgefangen werden sollte, daß durch den offenen Verschluß
Das Prinzip der rückstoßfreien Kanone: Verläßt beim Abschuß einer Waffe das Geschoß
die Mündung, wird gleichzeitig eine bestimmte Menge Gas durch eine konusförmige Öffnung am hinteren Ende des Rohres
ausgestoßen_ Bei sorgfältiger Berechnung
beider Kräfte heben sie sich auf und ein
Rückstoß bleibt aus_ Die Abbildung unten
zeigt eine jugoslawische rückstoßfreie Kanone 82 mm M60, bei der im Verschluß die
Vorrichtung deutlich sichtbar ist, durch die
die Abschußgase austreten können_ Sie wirbeln hinter der Feuerstellung oft viel Staub,
Erde und Steine auf.
Explosionsgase, die aus rOckwartiger
Öffnung ausgestoßen we rden
Rohr
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Geschoß beim Verlassen des Rohres
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eine gleiche Menge dichter Gase ausgestoßen wurde. Bei gleichen Gasstößen an bei·
den Rohrenden dürfte dann kein Rückstoß
auftreten. Damit konnten Rohr und Lafette
aus leichterem Material hergestellt werden
- genau das Richtige für den Luftlandekrieg
und das Absetzen aus der Luft. Die Idee funktionierte und das Geschütz kam zum Einsatz,
doch bald stellte sich heraus, daß der Rückstrahl große Rauch- und Staubwolken erzeugte, die die Feuerstellung verrieten. Auch war
der Rückstrahl für alle, die sich im Umkreis
von 50 m hinter dem Verschluß aufhielten,
sehr gefährlich. Daneben waren der beim Ab·
schuß erzeugte Mündungsblitz und ·knall der·
artig grell, daß besonderer Gehörschutz für
die Geschützbedienung benötigt wurde.
Rückstoßfreie Geschütze hatten ihre Gren·
zen, doch sie wurden auch weiterhin verwen·
det, da ihr für den Fallschirmabwurf ideales
Gewicht die Nachteile ausglich.
Auch einige herkömmliche Artilleriegeschütze werden noch für den Luftlandeeinsatz genutzt. Die amerikanische leichte Haubitze 75
mm Ml16 war ursprünglich für den Einsatz
bei Luftlandekräften konzipiert worden und
mag noch heute in einigen kleineren Ländern
gefunden werden. Heute kommt man jedoch
mehr und mehr dazu, Artillerie unmittelbar
von Hubschraubern und gelandeten Flugzeu·
gen aus einzusetzen. Damit ist sichergestellt,
daß die Geschütze vollständig zusammengebaut und sofort einsatzbereit sind, denn luftgelandete Geschütze müssen zunächst ausgepackt und vorbereitet werden, bevor sie
den ersten Schuß abgeben. Bei den amerikanischen Luftlandeeinheiten wird die Haubitze
105 mm Ml02, bei den Sowjets die Kanone 85
mm SD·44 verwendet, ein Geschütz mit ei·
nem kleinen Zusatzantrieb, mit dem es kurze
Strecken zurücklegen kann.
Die chinesische 82 mm Typ 65 wird von den
Guerrillakämpfem in Afghanistan und in an·
deren Teilen der Welt eingesetzt. Sie ist ein
Nachbau der sowjetischen B·l0. Sie wiegt
komplett nur 88 kg, kann aber ein 4,5 kg
schweres Geschoß bis zu 4.470 m weit
schießen. Sie kann von Hand auf einer klei·
nen zweirädrigen Lafette gezogen werden
und wird von einem Dreibein abgefeuert. Sie
wird noch in einigen Luftlandeeinheiten der
Roten Armee verwendet.
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Gebirgsarti lIerie
Geschütze der Luftlandeartillerie sind nicht
die einzigen, die leicht und doch kräftig sein
müssen. Der Krieg im Gebirge erfordert auch
solch spezialisiertes Gerät. In vielen Teilen
der Welt kann ein Gefecht in einem gebirgi·
gen Land stattfinden - Norwegen ist nur ein
Beispiel. In der Gebirgskriegsführung müssen Truppen nicht unbedingt auf Berge klettern, um zu kämpfen, sondern sie müssen
schnell Gelände durchqueren, in dem es wenige Straßen und nur unbefestigte und steile
Wege gibt.
Auch unter diesen Bedingungen wird Artillerie benötigt, und zwar besonders dafür ent·
wickelte Formen. Diese Sonderformen wer·
den als Gebirgsartilleriegeschütze bezeich·
net. Sie können in eine ganze Anzahl von
Traglasten aufgeteilt werden, die leicht genug sind, um auf Packtieren wie Maultieren
getragen zu werden. Wenn die Tiere nicht
mehr weiter können, müssen gelegentlich
Männer die Lasten schleppen. Die Konstruk·
tion des Gebirgsgeschützes, gewöhnlich ei·
ner Haubitze, ist sehr spezifisch, denn es
muß leicht in kleine Teile zerlegt werden kön·
nen, die nicht zu schwer zu tragen sind, und
auch schnell genug wieder zusammengebaut
werden können. Zusammengebaut muß es sicher zum Einsatz kommen können . Zerlegt in
Einzelteile, muß es in speziellen Gurten auf
dem Tragtier verlastbar sein. Wenn Soldaten
das Tragen übernehmen müssen, sind einzel·
ne Teile wie das Rohr zu groß, um von einem
Einzelnen getragen zu werden; dann müssen
sich zwei die Last teilen.
Ein typisches, noch heute gebräuchliches
Gebirgsartilleriegeschütz ist die italienische
Gebirgshaubitze 105 mm Modell 56. Dieses
vielseitige Geschütz war einst von der britischen Armee als Feldhaubitze verwendet
worden. Für ihren Einsatz als Gebirgshaubit·
ze kann sie in elf Traglasten aufgeteilt werden, wovon die schwerste 122 kg wiegt. Unter
Verwendung spezieller Rucksäcke können
Die Gebirgshaubitze 105 mm Modell 56 von
OTO Melara hat Gelenkholme, die das Geschütz für den normalen Schießbetrieb anheben (A) und für die Panzerabwehr, bei der
es auf Tarnung sehr ankommt, absenkt. In
der unteren Stellung (B) ist der Höhenrichtbereich begrenzt, der Schwenkbereich dage·
gen erhöht, um den Panzerzielen folgen zu
können_
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Die jugoslawische Gebirgshaubitze 76 mm
M48 ist auch bekannt unter der Bezeichnung
Tito-Geschütz. Sie kann als Feldhaubitze
eingesetzt, aber auch für den Transport in
Traglasten zerlegt werden. Ihr Gefechtsge·
wicht beträgt 705 kg, ihre Höchstschußweite
mit dem 6,1 kg schweren Sprenggeschoß
8.750 m.
die meisten Lasten von einem Mann getragen
werden . Die Jugoslawen stellen eine ähnliche
Waffe her, die unter der Bezeichnung M48 be·
kannt ist und ein Kaliber von 76 mm hat. Sie
verschieBt ein SprenggeschoB mit einem Ge·
wicht von 6,2 kg. Da die M48 ein kurzes Rohr
hat, um Gewicht zu sparen, beträgt die
HöchstschuBweite nur 8.600 m. Sie kann in
acht Traglasten zerlegt werden und wurde an
Länder verkauft, die einen besonderen Bedarf
für derartige Geschütze haben, wie zum Bei·
spiel Indien, wo die M48 im Himalaya eingesetzt wird .
Einige Länder verwenden rückstoBfreie Geschütze in ihren Gebirgsverbänden. Ein typisches Geschütz dieser Art ist die 105 mm
M40 mit einem Gewicht von nur 209,5 kg . Sie
verschieBt HEAT-Geschosse.
.,;;;;jj~
Leistungsbeschreibung:
Kaliber: 105 mm; Gefechtsgewicht: 1.290 kg;
Gewicht des Sprenggeschosses: 21,06 kg;
Höchstschußweite: 10.575 m; Bedienung: 7
Soldaten; Feuergeschwindigkeit: 4 SchußI
Min. (Panzerabwehr: 8 Schuß/Min.)
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Feuerleitung und Radar
Die moderne Artillerie schießt so genau, daß
Computer zur Feuerleitung verwendet werden können. Mit Hilfe von Computern können
nun die Artilleristen Berechnungen anstellen,
für die sie früher in endlosen Tabellen nachschlagen und mit Hilfe von Rechenschiebern
arbeiten mußten. Heute verfügt jede Batterie
über ihren Feuerleitcomputer, und sogar
manche Panzerhaubitzen haben ihren eigenen Computer. Diese Computer werden mit
allen möglichen Angaben gefüttert wie Entfernung zum Ziel, Lage des Ziels bezogen auf
die Batterie, die Geländehöhe, von der die Geschütze abgefeuert werden , die Witterungsbedingungen wie Windstärke und Temperatur, die zu verschießenden Munitionsarten,
die leicht verschiedenen Winkel der einzelnen
Geschütze der Batterie zum Ziel usw. Innerhalb weniger Sekunden ermittelt der Feuerleitrechner aus diesen Daten genau, wie die
Geschütze zu richten sind. Bei einigen Feuerleitsystemen werden diese Angaben unmitte\bar an das Geschütz weitergegeben, so
daß der Richtkanonier sie direkt in seine
Richtmittel eingeben kann und das Rohr gerichtet wird. Bei anderen Systemen werden
sie von einem Soldaten abgelesen und per
Drahtverbindung oder Funk an die Geschütze
übertragen.
Mit Feuerleitrechnern können für alle Geschütze einer Batterie schnell die Schußdaten berechnet werden, doch kann der Computer nur mit den Angaben arbeiten, die ihm von
den unterschiedlichen Aufklärungsquellen
geliefert werden. Der vorgeschobene Beobachter ist eine dieser Quellen, doch auch Radar und Laser können dazu verwendet werden. Radar dient dazu, die Stellungen der
feindlichen Artillerie zu finden und Artilleriebekämpfungsfeuer gegen sie zu richten . Einige dieser Radargeräte sind recht große und
komplexe Geräte. Ein typisches Beispiel ist
das amerikanische Ortungsradargerät ANI
TPQ-36, das nahe der Front in Stellung gebracht wird. Es tastet die feindlichen Stellungen ab und versucht, abgefeuerte Geschosse
zu entdecken. Wird ein Geschoß im Flug erfaßt, kann das Radargerät genau errechnen,
von wo aus es abgefeuert wurde. Diese Information wird dann an eine Batterie übermittelt. Andere Radargeräte können auch vorrücKende Panzel'lerbände entdeCKen. laser
werden von vorgeschobenen Beobachtern
eingesetzt, um die genaue Entfernung zum
Ziel zu bestimmen. Manchmal werden sie für
diesen Zweck auch direkt auf eine Waffe
montiert.
:1t::;;;~~;;;;CFACE
~flen
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Armee in einem Land Rover_
der briti-
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Ein Mörserortungsradar im Einsatz. Es sen·
det einen Laserstrahl in Richtung auf die ver·
mutete feindliche Stellung ab. Wenn ein Mör·
sergeschoß erlaßt wird, strahlt das Radarge·
rät automatisch einen zweiten Strahl ab, um
das Geschoß an einem zweiten, höheren
Punkt seiner Flugbahn einzumessen. Mit HiI·
fe eines Computers kann die Bedienung ge·
nau berechnen, wo sich der feindliche Mörser
befindet und dann eigenes Bekämpfungsfeu·
er darauf richten.
Flugbahn des MOrsergeschosses
~!lIh_'lell for Radargerat
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Die Zukunft
Kampfpanzer
Haubitzbatterie
Die Artillerie entwickelt sich weiter und es
scheint, als ob sie in der Zukunft noch wirkungsvoller sein wird , als sie es heute bereits
ist. In den meisten großen Armeen wird das
gepanzerte Geschütz auf Selbstfahrlafette
möglicherweise das gezogene Geschütz ablösen, außer bei den Sondermodellen, zum
Beispiel für die Luftlandetruppe. Es läßt sich
mit großer Sicherheit voraussagen, daß sich
die Schußweiten von heute 24-30.000 m auf
weit über 40.000 m erhöhen werden . Dies wird
auf verschiedene Weise geschehen, wie
durch besondere Konstruktion der Geschosse und durch längere Rohre, doch wird vielleicht der größte Nutzen aus Flüssigtreibstoffen gezogen werden.
Heute verwendete Treibstoffe sind fest und
werden in Beuteln oder Metallkartuschen in
die Waffe geladen. Bei Flüssigtreibstoffen
wird das Geschoß geladen und der Verschluß
geschlossen. Eine Flüssigkeit wird dann in
den Ladungsraum hinter dem Geschoß ein42
gespritzt und gezündet. Die erzeugte Energie
wird wesentlich größer und anhaltender sein
als bei Festtreibstoffen. Damit wird das Geschoß schneller durch das Rohr geschossen,
angetrieben mit einem konstanteren Druck.
Es fliegt somit nach Verlassen der Mündung
weiter. Der Flüssigtreibstoff könnte in einem
Tank am Rohr transportiert und auf dieselbe
Art und Weise wie Treibstoff getankt werden,
was Nachschub und Aufmunitionierung viel
einfacher macht.
Die künftige Panzerhaubitze wird auf einer
wesentlich beweglicheren Plattform montiert
sein, als die heutigen Kettenfahrzeuge sie
darstellen. Angetrieben von einer Gasturbine,
wird das künftige Fahrzeug viel kleiner sein,
aber einen Motor mit höherer Leistung haben, der ihm eine größere Geschwindigkeit
und eine bessere Geländegängigkeit verleiht.
Das mitgeführte Feuerleitsystem wird auch
leistungsfähiger sein, um Daten zu empfangen und Ziel informationen zu verarbeiten, die
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Satelliten, die das gesamte Gefecht abdecken, steuern und
BefehlA weiterleiten
ferngesteuerte Drohne
Datenzentrale
dem ersten Flugabschnitt
ferngesteuerte Drohne
hinter Hogeln
--.,.,'-'-" !~1III1oo.
von Satell iten stammen. Weitere Zielinformationen werden von unbemannten Drohnen
kommen , die feindliche Stellungen überfliegen.
Es werden weniger Soldaten benötigt werden, um die Waffe zu führen und abzufeuern.
Der Einsatz von Flüssigtreibstoffen wird automatisches Laden viel wahrscheinlicher
werden lassen. Panzerhaubitzen können
dann sehr wohl mit einer Besatzung von zwei
oder drei Mann auskommen. In den Batteriegefechtsständen werden hochentwickelte
Computer den Menschen mehr und mehr Entscheidungen bei der Feuerleitung abnehmen.
Sie werden auch zunehmend für das Betreiben von Fernmeldeverbindungen und die Verwaltung von Munitionsvorräten und anderen
Versorgungsgütern gebraucht werden. In den
Batterien jedoch werden auch weiterhin Kanonen und Haubitzen auf einen weit entfernten Feind schieBen.
felndllclle An8ammlung
von Panzern
Auf dem Gefechtsfeld der Zukunft werden
Artilleriebatterien Computer, Drohnen und
sogar Satelliten einsetzen, um Ziele zu entdecken oder Femmeldeverbindungen herzustellen_ Artilleriegefechte der Zukunft werden möglicherweise auf viel größere Entfernungen ausgetragen, als dies heute möglich
ist
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Begriffserklärungen
AP
Panzerbrechend, Bezeichnung fOr ein besonders hartes Geschoß, das die Panzerung eines Panzers oder einer Panzerhaubitze durchschlagen kann .
APDS
Panzerbrechend mit Treibkäfig, Begriff fOr die Sonderform eines AP-Geschosses, das kleiner als das Kaliber des Rohres
ist, aus dem es verschossen wird. Passend gemacht wird es
durch Abstandshalter, genannt Treibkäfige, die abfallen,
nachdem das Geschoß die MOndung verlassen hat.
APDSFS
Panzerbrechend mit Treibkäfig, flossenstabilisiert; Begriff für
die Sonderform eines APDS-Geschosses, das am Geschoßende mit Flossen versehen ist, um es während des Fluges'zu stabilisieren. Gewöhnlich aus Panzerkanonen, manchmal auch
au s ArtilleriegeschOtzen verschossen.
Bomblet
Ein kleiner Sprengkörper, der im Trägergeschoß untergebracht ist und entweder während des Fluges oder bei Auftreffen auf dem Boden ausgestreut wird. Bomblets können sehr
klein sein und entweder bei Aufschlag auf dem Boden dett;
nieren oder auf dem Boden liegenbleiben und als Minen wirken .
Drohne
Ein kleines, unbemanntes Luftfahrzeug, das vom Boden aus
ge steuert wird und das Fernseh- und andere Kameras trägt,
um feindliche Stellungen und Ziele zu entdecken. Manchmal
auch RPV genannt.
Erhöhung
Der Winkel, mit dem ein Kanonen- oder Haubitzrohr zum
Schießen erhöht oder gesenkt wird . In der Regel schießen Kanonen mit einer geringen Erhöhung, wäh rend Haubitzen mit
einem sehr großen Erhöhungswinkel schießen können.
anrichtet, und zum anderen durch die Splitter der GeschoßhOlle, die bei der Explosion weggeschleudert werden. Diese Splitter werden manchmal auch als Schrapnell bezeichnet.
HEAP
Panzerbrechendes Sprenggeschoß, Sonderform eines Panzer·
brechgeschosses. Es verfügt über eine besonders harte Geschoßspitze, die ein Loch durch eine Panzerung schlagen
kann . Die kleine Nutzlast aus Sprengstoff explodiert dann im
Inneren. Auch unter der Bezeichnung APHE bekannt.
HESH
Quetschkopf-Sprenggeschoß, eine Sonderform eines Panzerbrechgeschosses, bei dem sich die Geschoßspitze gegen das
Ziel preßt und dann explodiert. Durch den erzeugten Schlag
werden Teile der Panzerung im Inneren abgeschlagen, die
dann Schaden anrichten.
Kaliber
Der Innendurchmesser eines Rohres einer Kanone oder Haubitze, gemessen von Feld zu Feld.
Kanone
Ein ArtilieriegeschOtz., bei dem Geschoß und Treibladung als
ein Teil geladen werden und das Geschosse mit hoher MOn·
dungsgeschwindigkeit und flacher Flugbahn verschießt.
Kanonenhaubitze
Ein ArtilieriegeschOtz., bei dem getrennte Munition verwendet
werden kann (wie bei Haubitzen), das aber mit hohen MOn·
dungsgeschwindigkeiten und flachen Flugbahnen schießt.
Die Mehrzahl der modernen ArtilleriegeschOtze fällt unter diese Kategorie.
Ladungsraum
Der Teil des Rohres einer Kanone oder Haubitze, der unmittelbar hinter dem Verschluß liegt und in den die Treibladung ein·
gelegt wird. Gezündet treibt sie das Geschoß durch das Rohr.
Der Ladungsraum ist glattwandig und das umgebende Metall
FAASV
hat immer die größte Wandstärke des gesamten Rohres.
Artillerie-Munitionsversorgungsfahrzeug, eine Sonderform ei- Leuchtgeschoß
nes gepanzerten Kettenfahrzeugs, das dem Transport von Mu- Eine Geschoßart, die lichtstarke Leuchtkörper enthä lt, um ein
nition zu Panzerhaubitzen im Gelände dient und von dem aus helles Licht zu erzeugen, damit das Ziel bei Nacht zu sehen ist.
das GeschOtz aufmunitioniert werden kann, ohne daß ein Be· Der Leuchtkörper wird gewöhnlich von einem Trägergeschoß
satzungsangehöriger den Schutz der Fahrzeuge verlassen im Fluge ausgestoBen und fällt , an einem Fallschirm han·
muß.
gend, leuchtend zu Boden.
Felder
Liderung
Die erhabenen Flächen zwischen den ZOgen im Inneren eines Ein Verfah ren, um den Verschluß im Augenblick des AbschusKanonen- oder Haubitzrohres. Das Kaliber einer Waffe wird ses dicht abzuschließen. Bei den meisten Artilleriegeschotzen
aisinnendurchmesser von Feld zu Feld im Inneren des Rohres steht dafür der Verschluß zur VerfOgung, ein massiver Metallgemessen_
körper am hinteren Ende des Ladungsraums, der so genau
Flugbahn
paßt, daß keine Gase nach hinten entweichen können . Bei anDer Flugweg des Artilleriegeschosses. Flugbahnen von Kant; deren Waffen wird eine Einlage verwendet, die sich unter
nen sind gewöhnlich flach , während Flugbahnen von Haubit- Druck ausdehnt und dabei den Rand des Verschlusses abzen steil und gebogen sein können.
dichtet.
Geschoß
Mörser
Ein Begriff zur Bezeichnung all dessen, was aus einer Kanone Ein moderner Mörser ist eine Glattrohrwaffe, die mit Leitweroder Haubitze verschossen werden kann; die Waffe der Artille- ken versehene Geschosse mit sehr großen Erhöhungen verrie.
SChießt. Nur die Mörser mit sehr großen Kalibern fallen in die
Kategorie der Artilleriewaffen . In der Vergangenheit waren
Geschoßmantel
Ein Begriff für den Teil des Geschosses, in dem die Sprengla- Mörser besondere Artilleriewaffen mit sehr kurzem Rohr, die
dung oder eine andere Nutzlast untergebracht werden kann . Geschosse mit sehr großen Erhöhungen verschossen; sie sind
aber nicht mehr in Gebrauch.
Haubitze
Ein ArtilleriegeschOtz, bei dem das Geschoß und die Treibla- Mündung
dung getrennt geladen werden. Dadurch kann die Größe der Die Öffnung des Rohres am vorderen Ende, aus der das GeLadung entsprechend der Art und Entfernung des bekämpften schoß austritt.
Zieles variiert werden . Eine Haubitze kann Geschosse mit gro- Mündungsbremse
ßen Erhöhungen verschieBen, damit sie nahezu vertikal auf Eine an der MOndung angebrachte Vorrichtung, die einen Teil
das Ziel auftreffen.
der beim Abschuß erzeugten Gase auf die Seite ableitet. Damit wird der RohrrOcklauf geringfügig verringert.
HE
Sprengstoff, der normale Inhalt von Artilleriegeschossen. Er Mündungsgeschwindigkeit
erzeugt auf zweifache Weise seine vernichtende Wirkung: zum Die Geschwindigkeit, mit der ein Geschoß die MOndung vereinen durch den Feuerstrahl bei der Detonation, der Schäden läßt, manchmal auch Vo geschrieben.
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Nebel
Eine besondere Geschoßart mit einer Nutzlast, die bei ihrer
Detonation Nebel erzeugt. Mit dem Nebel können Nebelwände
gebildet werden, gefärbter Nebel dient auch dazu, ei n bestimmtes Ziel anderen Artillerieeinheiten oder Angriffsflugzeugen kenntlich zu machen.
RAP
Geschoß mit Raketenzusatzantrieb, eine Geschoßart zur Steigerung der Schußweite, bei der ein Raketenmotor im Heck des
Geschosses in dem Moment einspringt, wenn das Geschoß
am höchsten Punkt seiner Flugbahn an Geschwi ndigkeit verliert. Der erzeugte Schub läßt das Geschoß weiter fliegen.
Rohrwiege
Der Teil des Rohres, in dem das Rohr aufgehängt ist, um es
zum Richten nach oben und unten und manchmal auch seitlich bewegen zu können.
RPV
Ferngesteuertes Luftfahrzeug, ein anderer Begriff fOr Drohne.
Rückstoßfreies Geschütz
Eine besondere GeschOtzart, bei der die beim Abschuß erzeugten Gase nach hinten austreten können, womit keine
ROckstoßkräfte entstehen.
Schnellfeuergeschütz
Ein Begriff von frOher, der anzeigt, daß die Munition (d.h. Geschoß und Treibladung) in einem Stock in das GeschOtz geladen wurden. Ist heute veraltet.
Schuß
Ein allgemeiner Begriff, der entweder nur ein Geschoß oder
ein Geschoß mit Treibladung in einer Hülle bezeichnet. Er
dient auch dazu , die Anzahl der von einem Geschütz abgefeuerten Geschosse zu bezeic hnen.
Schwenkbereich
Der Bereich, in dem das Geschützrohr beiderseits einer Mittelachse geschwenkt werden kann.
SF
auf Selbstfahrlafette
Tragla st
Ein Begriff, der die Tei le bezeichnet , in die das GeschOtz fü r
den Transport zerlegt werden kann , wie zum Beispiel bei Gebirgshaubitzen.
Trägergeschoß
Der Begriff Trägergeschoß bezeichnet eine Sonderform eines
Geschosses, das neben der Sprengladung noch eine Nutzlast
enthalt. Die Nutzlast kann aus Bomblets, Minen, Nebelbehältern oder Leuchtkörpern bestehen.
Treibsatz für Bodensogreduktion
Ein am Geschoßboden eines Artilleriegeschosses angebrachter besonderer Treibsatz zur Steigerung der Schußweite. wah·
rend des Fluges brennt der Treibsatz ab und erzeugt Gase hinter dem Geschoß, die eine Verwirbelung der Luftströmung verh indern. Damit wird Luftwiderstand vermieden und die SchuBweite erhöht.
Verschluß
Der Teil der Kanone oder Haubitze, In den die Munition vor
dem VerSChuß eingeführt wird und der geschlossen wird, um
Ladungsraum und Rohr nach hinten abzudichten. Von der
Technik her gibt es zwei Hauptarten von Verschlossen, den
Keilverschluß, bei dem ein Metallblock entweder vertikal oder
horizontal die Öffnung, durch die die Munition geladen wird ,
verschließt , oder den Schraubverschluß, bei dem ein Formstück aus Metall in die Öffnung eingeschraubt wird.
VolIgeschoß
Ein massives Artilleriegeschoß, das gewöhnlich für Panzer·
brechzwecke verwendet wird.
Vorholer
Vorrichtung an einer Kanone oder Haubitze, die das Rohr
nach dem ROc klauf wieder an seine ursprOngliche Position zurOckbringt. Bei den meisten Vorholern wird eine Feder zusammen mit einer dickflOssigen FIOssigkeit in einem geschlossenen Zylinder verwendet.
Wetter
Ein Begriff, der die Meteorologie im artilleristischen Sinn beschreibt. Wetterfaktoren wie Wind und Temperatur beeinflus·
sen die Flugbahn, die ein Artilieriegeschoß nimmt, und müssen daher berOcksichtigt werden.
Züge
Die Vertiefungen im Rohrinneren , die dem Geschoß den Drall
verleihen , der es im Flug stabilisiert.
Blick auf die Funkausstattung eines Schallmeßaufnahmefahrzeuges.
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Die Artillerie in der Bundeswehr
heute
Zu Beginn des Jahres 1956 begann die Bundeswehr mit der Aufstellung ihrer Artillerie.
Erste Ausrüstung mit Waffen und Geräten erfolgte aus den Beständen der amerikanischen Armee. Erfahrungen aus dem Zweiten
Weltkrieg wurden zwar ausgewertet und in
Forderungen umgesetzt, konnten sich zunächst aber nur in Gliederungsformen auswirken. Deutsche Ausbildungsgrundsätze
und Erfahrungen mischten sich zwangsläufig
mit amerikanischen Vorstellungen und steilten Ausbilder aller Dienstgrade vor sehr
schwere Bedingungen. Trotz der sich erweisenden Schwierigkeiten schritt die Aufstellung rasch voran und führte schließlich dazu,
daß die Artillerie zu einer Personalstärke von
mehr als 42.000 Mann und damit innerhalb
des Heeres zur stärksten Truppengattung
aufwuchs. Alle dafür vorgesehenen Divisionen erhielten ihre Artillerieregimenter. Die
Brigaden verfügten über ein zugeordnetes Artilleriebataillon. Damit waren sie in der Lage,
ein Gefecht selbständig zu führen. Die Artillerie war gezwungen, sich in ihrer Mobilität anzupassen. Das bedeutete, sie mußte über
Waffen verfügen , die den Kampftruppen in ihren Gefechtsbewegungen so folgen konnten ,
daß die geforderte Unterstützung mit Feuer
möglichst jederzeit an jedem gewünschten
Ort erfolgen konnte. Das erforderte eine völlige Abkehr von den vorhandenen, gezogenen
und schwerfälligen Geschützen zu hochbeweglichen , modernen Panzerhaubitzen, die
überdies auch noch bedingten Schutz vor
feindlicher Waffenwirkung boten. Moderne
Erfordernisse des Gefechts, teilweise abgeleitet aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges, führten dazu, daß massiertes Feuer
auf bestimmte wichtige Räume gefordert
wurde. Diese Forderung ging Hand in Hand
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mit der Erfahrung, daß Feuermassierungen
wenig nutzten, wenn sie zu lange andauerten,
so daß der Gegner Zeit fand , sich in Deckung
zu begeben. Dieser Forderung entsprachen
die neuen leichten Raketenwerfer. Schwere
und mittlere Raketensysteme waren in der
Bundeswehr als Schwerpunktwaffe mit den
Typen .. Honest John« und .. Sergeant« von
den Amerikanern übernommen worden. Die
Verwaltung ihrer atomaren Gefechtsköpfe
blieb weiter unter amerikanischem Kommando. Die Ausbildung der Soldaten erfolgte fast
ausschließlich in den USA. Alle diese Waffensysteme sind heute abgelöst oder befinden
sich in der Ablösung bzw. sind bereits durch
moderne Waffensysteme ersetzt worden.
Die Artillerie der Bundeswehr hat - zu sammengefaßt dargestellt - die Aufträge:
- Ziele in der Tiefe des Gefechtsfeldes sowie
die Feindartillerie zu bekämpfen,
- unmittelbare Feuerunterstützung für die
Kampftruppe zu leisten und
-den Feuerkampf im direkten Richten zu
führen.
Um diesen Aufträgen zu entsprechen, hat
sich die Artillerie in die
- Rohrartillerie
- Raketenartillerie und
-Aufklärende Artillerie
aufgeteilt. Jede dieser Untergliederungen
oder .. Abteilungen« hat dabei ihre ganz spezielle Aufgabe.
Im folgenden sind die zur Zeit in der Artillerie
der Bundeswehr verwendeten Waffen- und
Aufklärungssysteme dargestellt.
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Rechts:
Die Feldhaubitze 105
mm (l). leistungsge·
steigerte Feldhaubit·
ze, die in den Hei·
matschutzbrigaden
verwendet wird.
Reichweite: ca. 14
km.
links:
Die Gebirgshaubitze
105 mm wird in der
Gebirgsbrigade geführt. Sie kann in la·
sten zerlegt auf Trag·
tiere verladen wer·
den. Ihre Schußweite
ist der der Feldhau·
bitze angenähert.
Rechts:
Das Standardgeschütz der Bri·
gadeartillerie ist die Panzerhau·
bitze M 109 A3 G. Ihre Schuß.
weite liegt bei 24 km.
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Links:
Die in den Artille ~
regimentern verw
dete Feldhaubitze
155·1 in Feuerstel·
lung. Die auch FH
genannte Haubitze
verfügt über einen
genständigen Hilf,"
antrieb für den Fa
betrieb. Ihre Schu&weite gleicht der
109 A3 G.
Rechts:
Die Feldhaubitze M 110
auf Selbstfahrlafette ist
mit dem schweren Kaliber
203 mm ausgestattet. Sie
wird in den Artillerieregi·
mentern geführt und kann
bis 21 km weit schießen.
Hier mit Wetterschutz in
Feuerstellung.
Links:
Die Gefechtsfeld·
überwachungs-Ra·
dar·Anlage ABRA 1
auf M 113. Das Ge·
fechtsfeldüberwa·
chungsradar dient
als Dopplerradar der
Gefechtsfeldüberwa·
chung und der Ve r·
stärkung der Beobachtungskapazität
der Brigadeartillerie.
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Rechts:
Der Beobachtungs·
panzer und Licht·
meßpanzer ohne op·
tronische Zielor·
tungsanlage.
Links: Der Feldrake·
tenwerfer 110 mm
auf Selbstfahrlafette
LARS. Er dient dem
Artillerieregiment als
eine Schwerpunkt·
waffe und ist zum
Sperren von Gelän·
deteilen geeignet.
.
••
,."..,
Rechts:
Das Feuerleitradar
für den Feldraketen·
werfer 110 mm ver·
folgt die Flugbahn
der Raketen und er·
mittelt dadurch
Schußwerteverbesse:
rungen.
.
.-
...
.. ... .
~
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Links:
Das mittlere Artillerieraketensystem
MARS in Feuerst~
lung. Dieses autor»
me Gerät wird von
drei Mann bedient
und ist die weitre ~
chende Schwer·
punktwaffe der A
lerie.
Rechts:
Eine GREEN AR·
CHER·Gruppe auf
dem Marsch. Der Ra·
darschirm befindet
sich in Marschhalte·
rung.
Links:
Das Artillerieradarge-rät GREEN ARCHER
das zur Aufklärung
steilfeuernder Waf·
fen eingesetzt wird.
Hier: Überprüfung
des Gerätes für den
Einsatz.
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Rechts:
Eine Drohne CL 89
startet zum Aufklä·
rungsflug. Dieser uno
bemannte flugvorpro·
grammierte Flugkör·
per kann bis über 60
km in den Feind ein·
dringen und Luftauf·
klärung zur Gefechts·
feldüberwachung
und Zielortung fliegen. Er ist mehrfach
wiederverwendbar.
Links:
Eine Drohne CL 289
auf dem Flug zur
Bildaufklärung. Die·
ses Nachfolgesy·
stem der CL 89 fliegt
mehr als 150 km tief
in den Feind und
kann bis 75 km BiI·
der direkt übertra·
gen. Auch dieses Sy·
stem dient der Ge·
fechtsfeldüberwa·
chung und der Zielor·
tung .
•
Rechts:
Blick in das Luftbild·
auswertefahrzeug
des Drohnensy·
stems.
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Ausblick auf die Entwicklung der
Artillerie aus deutscher Sicht
Die Artillerie verfügt zur Zeit über modernes,
einsatzfähiges und ihrem Auftrag entsprechendes Gerät. Es zeichnet sich jedoch ab,
daß die künftige Personal knappheit, die Verteuerung der Mittel und nicht zuletzt auch
veränderte Bedingungen des künftigen Gefechtes zu neuen Forderungen für Gerät und
Munition führen werden .
So ist zu erkennen, daß der bisherige Verantwortungsbereich der Artillerie vergrößert werden wird . Damit sind neue Anforderungen an
die Reichweite der Waffen- und Aufklärungssysteme zu stellen. Diese Reichweitensteigerung geht Hand in Hand mit einer Forderung
nach weitgehender Automation der Geschütze. Die höhere Leistungsfähigkeit eines solchen Waffen systems hängt in hohem Maße
auch von seiner ständigen Verfügbarkeit ab.
Als Leitlinien für eine Weiterentwicklung ergeben sich:
- die Automation der Waffen systeme
-die Reichweitensteigerung über die Waffenanlage
- die Reichweiten- und Leistungssteigerung
über die Munition
- die Steigerung der Aufklärungsleistung
und
-die Einführung eines Führungs- und Informationssystems.
Wenden wir uns zunächst dem Waffensy·
stern zu. Forderungen aus Erkenntnissen
jüngster kriegerischer Auseinandersetzungen verlangen dafür einen ausreichenden
Panzerschutz für Besatzung und Waffe. Diese in Verbindung mit der nach einer hohen
Beweglichkeit führen zu einem gepanzerten
Geschütz, zur Panzerhaubitze an deren Real isierung die deutsche Industrie unter dem Arbeitstitel " Panzerhaubitze 2000« zur Zeit arbeitet. Personal knappheit zwingt zu einer Automation von Führungs- und Feuerleitfunktionen sowie technischen Abläufen . Der Führer
eines solchen Geschützes muß künftig alle
Zustände in den Funktionsbereichen des Geschützes mit einem Blick erkennen können .
Er muß ständig über den
- Munitionsbestand an Bord,
-Standort des Geschützes,
- Treibstoffbestand und
-Zustand der unterstützenden technischen
Systeme
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unterrichtet sein. Das kann er mit modernen,
kontrollierenden Computersystemen und Anzeigebildschirmen. Darüber hinaus zeigen
ihm Sichtgeräte auch die richtige Ausführung
seiner Befehle an. Er kann mit Hilfe dieser
Technik Fehlfunktionen korrigierend übersteuern und auch technische Zustände überbrücken , die die Führung des Feuerkampfes
behindern können und nicht zu einem Totalausfall führen. Die Waffe kann mit Hilfe von
Motorenunterstützung und über Kreiselsysteme sofort richtungsbestimmt werden. Eine
Navigationsanlage ersetzt aufwendige Vermessungsarbeiten und gibt jederzeit Auskunft über den Standort. Das Geschoß wird
automatisch in das Rohr geführt und die für
den Feuerauftrag erforderliche Treibladungsmenge kann über andersartige Ladungssysteme stets für die erforderliche Entfernung
zum Ziel ebenfalls automatisch in den Ladungsraum gebracht werden. Das Abfeuern
kann über autornatische, vorher bestimmte
Zeitfestlegung oder von Hand erfolgen. So ist
es denkbar, daß Besatzungen künftig nicht
mehr als drei Mann stark sein rnüssen .
Im wesentlichen sind damit SChutzzustand,
Personaleinsparung und Beweglichkeit erheblich verbessert. Für die Reichweitensteigerung sind Maßnahmen an der Waffenanlage denkbar. So bieten sich Kaiiberverlängerungen, das sind Rohrverlängerungen, an. Mit
ihnen sind schon erhebliche Reichweitensteigerungen zu erzielen. Verbesserungen der
Mündungsbremse, die den Rohrrücklauf
beirn Schuß abbremsen hilft, sind ebenfalls
hilfreich. Schließlich kann durch die Automatisierung technischer Abläufe, wie Laden und
Richten, die Schußfolge erhöht werden und
damit das Waffensystem effizienter wirken.
Auch bei der Munition sind zur Wirkungerhöhung, Präszision und Reichweitensteigerungsmaßnahmen möglich. Die Erhöhung der
Wirkung eines Geschosses kann durch zusätzlich eingebaute Tochtermunitionen erreicht werden, die über dem Ziel ausgestoßen
werden und mehrere Ziele auf einer größeren
Fläche gleichzeitig zerstören können (Bombiets). Auch lassen sich Tochtergeschosse
mit Suchsensoren in vielen Arten und Kombinationen ausrüsten, die in Zielnähe ausgestoßen werden und dann das Ziel suchen, erkennen und mit Hilfe von Steuersystemen direkt
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anfliegen und bekämpfen. Elektronik und Miniaturisierungstechniken gestatten hier vielfältige Lösungen. Der Präzisionsschuß ist damit in die Nähe der Verwirklichung gerückt
und kann zu einer erheblichen Verringerung
der Munitionsmenge führen . Jedoch nicht nur
die Präzision des Schusses, sondern auch
die Reichweite läßt sich über die Munition
steigern. So können an den Geschoßböden
Brennsätze angebracht werden, die die hemmenden Bodensogwerte vermindern und damit das Geschoß weiter fliegen lassen. Ebenfalls können am Geschoßboden Raketentreibsätze angebracht werden, mit deren Hilfe eine vergrößerte Reichweite erzielt wird.
Natürlich hängen solche »Tricks« von den
Möglichkeiten der Physik ab, deren Grenzen
mit den heutigen Kenntnissen und Mitteln
nicht zu überlisten sind.
sion mit unbemannten Flugkörpern für diesen Zweck steht erst am Anfang. Sind es heute überwiegend in ihrem Flug vorprogrammierte Drohnen, so werden künftige Systeme
selbständiger an den Zielen orientiert fliegen
können. Eine hochentwickelte Sensorik und
Elektronik ermöglicht ein solches Einsatzverhalten. Luftbildübertragung - auch als Abruf
aus Speichern - ist möglich. Die noch zeitaufwendigen Verfahren zur Auswertung sol·
cher Bilder können künftig automatisiert gelesen werden. Radargeräte können in der Zukunft mehrere Flugbahnen gleichzeitig erfassen und in Zielmeldungen umsetzen. Aus allen Ausführungen kann abgeleitet werden ,
daß nur über diese Arbeitsteilung eine vernünftige Auftragserfüllung möglich wird ,
denn Waffen und Munition stehen nicht in
ausreichender, unerschöpflicher Weise zur
Verfügung. Genaue Zielunterlagen und SchieDie Aufklärungsmittel müssen sich ebenfalls ßen nach erkennbaren Bedürfnissen des Gedem gestiegenen Aufklärungsbedürfnis an- fechtes sind Voraussetzungen für einen erpassen. Die Ausnutzung der dritten Dimen- folgreichen Einsatz der Artillerie.
Versuchsmuster der Panzer-Haubitze 2000 Rheinmetall GmbH, Düsseldorf
mit freundlicher Genehmigung der Firma
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Verkaufspreis: 24,80 DM/199,- ÖS/24,80 sfr
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Versuchsmuster der Panzer-Haubitze 2000 Rheinmetall GmbH, Düsseldorf
mit freundlicher Genehmigung der Firma
PODZUN·PALLAS