07_Juli 2008

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07_Juli 2008
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GALIFA CONTACTLINSEN AG
GALIFA News Juli 2008
Die Auswahl des geeigneten Materials - Ein Ratgeber für die Anpassung formstabiler Contactlinsen.
«Welches Material würden Sie mir denn empfehlen? Ich hätte gern das beste...». Das hören wir in der Anpassberatung sehr häufig. Leider
ist die Antwort nicht so einfach. Denn das «beste» Contactlinsen-Material für alle Fälle gibt es nicht. Wir können nur das für den jeweiligen
Anpassfall beste Material empfehlen.
1. Die Zusammensetzung der Contactlinsen-Materialien und die daraus resultierenden Eigenschaften
Die heute verfügbaren Materialien lassen
sich abhängig von ihrer Zusammensetzung
in drei verschiedene Gruppen einteilen. Je
nachdem bringen sie verschiedene Eigenschaften mit.
1.1 Materialien, die weder Silikon noch
Fluor enthalten
Methylmethacrylat (MMA) ist der Grundbaustein aller formstabilen ContactlinsenMaterialien. Er sorgt für eine mechanische
Stabilität und Härte, für eine gute Benetzbarkeit und die optische Qualität. MMA zeigt
eine geringe Neigung zu Ablagerungen.
PMMA, welches ausschliesslich aus MMA
bestand, brachte diese genannten Eigenschaften mit. Aber es fehlte eine entscheidende Eigenschaft für die Langzeitverträglichkeit formstabiler Linsen: die SauerstoffDurchlässigkeit. Durch das Tragen von
PMMA-Linsen über einen längeren Zeitraum
wurde die Hornhautstruktur und -funktion
nachhaltig beeinträchtigt. Diese Erkenntnisse waren der Auslöser für die Entwicklung
neuer, sauerstoffdurchlässiger Materialien.
Ein weiterer Kunststoff, der seit den 70er Jahren für die Herstellung formstabiler Linsen
verwendet wird, ist Celluloseacetobutyrat
(CAB). Der Vorteil gegenüber PMMA ist die
verbesserte Sauerstoff-Durchlässigkeit. Ein
grosser Nachteil sind die im Material enthaltenen Weichmacher, die in geringen Mengen auswandern und dem Auge schaden
können.
1.2 Materialien, die nur Silikon, aber
keine Fluorkomponenten enthalten
(MMA + Si) – Silikon-Acrylate
Ende der 70er Jahre kamen die ersten
Silikon-Acrylate auf den Markt. Sie entstanden aus der Copolymerisation von Methylmethacrylat und Silikon. Sie enthalten zwischen 7% und 15% Silikon.
Durch den Zusatz von Silikon wird die Sauerstoff-Durchlässigkeit des Materials erhöht.
Leider bewirkt es auch eine Abnahme der
Benetzbarkeit. Das Material wird durch den
Zusatz von Silikon flexibler und weicher, wodurch die Lebensdauer sinkt.
Den meisten Silikon-Acrylaten ist Methalcrylsäure (MAS) zur Erhaltung der Benetzung beigefügt. Die ionischen Gruppen der
MAS binden das Wasser an der Oberfläche.
Leider bringt MAS die negative Eigenschaft
mit, verstärkt Proteine anzuziehen (vgl. weiche Linsen mit hohem Anteil an Methacrylsäure sind ionisch, d.h. sie neigen stärker zu
Proteinablagerungen).
Heute geht die Entwicklung dahin, Contactlinsen-Materialien mit möglichst ausgewogenen Eigenschaften einzusetzen. Eine
formstabile Linse mit sehr hoher SauerstoffDurchlässigkeit, die im Gegenzug aber sehr
schlecht am Auge benetzt, führt unter Umständen zu einer schlechteren SauerstoffVersorgung des Auges als ein Material mit
guter Benetzung und etwas geringerer O2Permeabilität.
Aufgrund dieser negativen Eigenschaften
sind der Menge an Silikon, die dem Material
zugefügt werden kann, Grenzen gesetzt –
und damit auch der Sauerstoff-Durchlässigkeit.
Beispiele aus dieser Gruppe:
Ein Beispiel für ein Silikon-Acrylat ist das Material Alberta. Es bringt eine hohe Parameterstabilität und Haltbarkeit mit sich. Aus
diesem Grund wird es bei Galifa für Messlinsen und Anpasssätze verwendet. Es zeigt
eine sehr gute Benetzung und hat hohe
Erfolgschancen, wenn Probleme mit Lipidablagerungen auftreten.
Boston ES
Boston ES zeigt aufgrund des niedrigen
Silikon- und Fluoranteils eine hohe Stabilität
und geringe Flexibilität. Es weist eine gute
Benetzbarkeit auf und wird aufgrund seiner
ausgewogenen Eigenschaften als Standardmaterial empfohlen.
1.3 Materialien, die Silikon und Fluorkomponenten enthalten (MMA + Si + F)
– Fluor-Silikon-Acrylate
Boston EQ
Boston Equalens (EQ) besitzt aufgrund eines
höheren Anteils an Silikon eine höhere
Sauerstoff-Durchlässigkeit als Boston ES. Es
wird für Contactlinsen empfohlen, die lange
getragen werden und für Linsen über +5.00
dpt oder –8.00 dpt. Durch den höheren Anteil an Silikon ist die Oberfläche des Materials weicher und zerkratzt dadurch leichter.
Mitte der 80er Jahre kamen die fluorisierten
Silikonacrylate auf den Markt. Sie zeigen
eine höhere Sauerstoff-Durchlässigkeit gegenüber Silikonacrylaten bei gleichzeitig
besserer Benetzung. Ausserdem ist die Neigung zu Proteinablagerungen geringer. Im
Vergleich zu Silikonacrylaten zeigen fluorhaltige Materialien eine höhere Neigung zu
Lipidablagerungen. Substanzen aus einem
lipidhaltigen Tränenenfilm und fetthaltige
Substanzen wie Make-up oder Creme
lagern sich schneller auf der Linse ab und
beeinträchtigen die Benetzung.
Boston EO
Boston EO enthält wie Boston ES 5-7% Silikon.
Durch den Zusatz von Fluor wurde eine höhere Sauerstoff-Durchlässigkeit im Vergleich
zum Boston ES erreicht. Dieses Material wird
deshalb zur Versorgung höherer Korrekturen
empfohlen. Leider hat Boston EO eine relativ hohe Dichte (1.23) und einen niedrigen
Brechungsindex (1.429), was sich negativ
auf die Zentrierung von Pluslinsen auswirken
kann. Durch den höheren Fluoranteil neigt
das Material stärker zu Lipidablagerungen.
Alle heute üblichen Materialien gehören zu
dieser Gruppe. Die gewünschten Materialeigenschaften können durch unterschiedliche Anteile der Monomere erreicht werden. Einige Zeit war es das Ziel, Materialien
mit einer möglichst hohen O2-Permeabilität
zu entwickeln. Bei massiver Zugabe von
Silikon und Fluor kann dies erreicht werden.
Diese Contactlinsen weisen aber ein zunehmend problematisches Benetzungsverhalten, eine geringere Ablagerungsresistenz
und eine kürzere Lebensdauer auf und verziehen sich wegen ihrer Weichheit leichter.
Optimum Comfort
Optimum Comfort zeichnet sich durch
einen mittleren Dk-Wert und eine hervorragende Benetzung aus. Es wird heute als
Standardmaterial empfohlen.
Boston XO
Boston XO bringt durch einen hohen Silikonund Fluoranteil einen hohen Dk-Wert mit
und wird von daher für sehr lange Tragezeiten, Extended Wear und Orthokeratologie
empfohlen. Ein grosser Nachteil ist die reduzierte Oberflächenhärte und dadurch er-
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höhte Kratzempfindlichkeit. Ausserdem ist
das Material flexibler und verzieht sich deshalb leichter am Auge.
Paragon HDS
Paragon HDS besitzt einen Dk-Wert von 58.
Es besitzt aber aufgrund eines hohen Anteils
an MMA die Eigenschaften eines Materials
mit niedrigerem Dk-Wert: eine gute Stabilität, eine gute Benetzung und einen hohen
Brechungsindex. Dazu besitzt es ein geringes spezifisches Gewicht. Es wird aus diesen
Gründen v.a. bei stärkeren Pluslinsen angewandt, um eine Dezentration nach unten zu
vermeiden.
1.4 Formstabile Silikonhydrogele
Die Firma Lagado hat vor einigen Jahren
das sogenannte erste «formstabile SilikonHydrogel» mit dem Namen Onsifocon 56
auf dem Markt gebracht. Bei Galifa ist es
unter dem Namen Hydro 56 bekannt. Diesem Fluor-Silikon-Acrylat ist Hydroxylethylmethacrylat (HEMA) als hydrophile Komponente zugefügt. Durch die Linsenfertigung wird diese hydrophile Komponente
freigesetzt und gelangt an die Oberfläche,
wo sie Wasser an sich bindet und für eine
gute Benetzung sorgt. Dieses gebundene
Wasser gelangt nicht in das Innere der
Linsenmatrix.
Laut Lagado verbindet Hydro 56 die Benetzung und den Komfort einer weichen Contactlinse mit der Durchlässigkeit und Haltbarkeit einer formstabilen. In einer Studie, in
der Hydro 56 und Boston EO hinsichtlich
Tragekomfort und Benetzung miteinander
verglichen wurden, zeigte sich keine eindeutige Verbesserung des Tragekomforts
mit Hydro 56 (Quelle: «Formstabile SilikonHydrogel-Kontaktlinsen», Spohn, Schwarz,
Die Kontaktlinse 11/2005). In Bezug auf Benetzbarkeit und Oberflächenqualität hat
Boston EO sogar besser abgeschnitten.
Hydro 56 kann wie jede andere formstabile
Linse ohne Beschichtung nachbearbeitet
werden. Ebenso können alle Pflegemittel für
formstabile Linsen verwendet werden.
2. Auswahl des Contactlinsen-Materials nach den Materialeigenschaften
Die Auswahl des Contactlinsen-Materials
muss für jeden Kunden individuell erfolgen. Zu
beachten sind nicht nur medizinische und
physiologische Faktoren wie die Tränenqualität, sondern auch die Tragewünsche
und nicht zuletzt die Umfeldbedingungen des
Contactlinsen-Trägers. Bei der Entscheidung,
welches Material für den jeweiligen Kunden
das richtige ist, kommt dem Wissen über die
verschiedenen Eigenschaften der Materialien
eine entscheidende Bedeutung zu.
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2.1 Sauerstoff-Versorgung unter einer
formstabilen Contactlinse: Wie hoch
muss der Dk-Wert sein?
Die Sauerstoff-Durchlässigkeit einer Contactlinse wird durch die Sauerstoff-Permeabilität (Dk-Wert) bzw. Transmissibilität (Dk/tWert) beschrieben. Bei formstabilen Contactlinsen-Materialien wird der Dk-Wert mit
steigendem Anteil an Silikon und Fluor höher. Als weitere Möglichkeiten zur Erhöhung
der Sauerstoff-Durchlässigkeit eines formstabilen Linsenmaterials werden verschiedene
Verfahren eingesetzt, z.B. die Aercor Technologie von Polymer, bei der die Quervernetzer im Material sauerstoffdurchlässig gestaltet und der molekülfreie Raum im Polymer
erhöht wird (siehe Abbildung 1).
tactlinse bedeckt ist und kein Tränenaustausch stattfinden kann. Formstabile Contactlinsen bedecken die Cornea i.d.R. zu 80%,
ausserdem bewegen sie sich auf dem Auge.
Bei jedem Lidschlag wird der Tränenfilm
unter der Contactlinse mit frischem, sauerstoffreichem Tränenfilm ausgetauscht – je
höher die Blinkfrequenz, je kleiner die Contactlinse und je gleitender deren Bewegung, desto besser funktioniert dieser Prozess.
Die Sauerstoff-Versorgung ist dadurch
bereits für geringe und mittlere Dk-Werte
gesichert.
2.2 Benetzung einer formstabilen Contactlinse
Eine Oberfläche mit guter Benetzung zeichnet sich dadurch aus, dass eine Flüssigkeit
sich auf der Oberfläche in einem gleichmässig dicken Film verteilt. Benetzt eine
Oberfläche schlecht, so entsteht kein einheitlicher Flüssigkeitsfilm sondern der Film
reisst auf und die Flüssigkeit perlt von der
Oberfläche ab.
A)
B)
Durch eine gute Benetzung der Contactlinsen-Oberfläche wird folgendes bewirkt:
A) Konventionelle Polymeranordnung.
Konventionelle, formstabile Linsenmaterialien sind aus vernetzten Copolymeren zusammengesetzt. Die
Polymermoleküle sind so dicht aneinandergereiht, dass nur wenig Sauerstoff durchdringen kann.
B) Aercor Matrix (Boston ES). Die Polymerketten sind aufgelockerter angeordnet und die Quervernetzer sind
sauerstoffdurchlässig gestaltet. Dies
erhöht die Sauerstoffdurchlässigkeit
und reduziert den Silikonanteil.
Ebenso ist die Haltbarkeit und
Ablagerungsresistenz erhöht.
Abbildung 1: Aercor Polymermatrix von
Polymer Technologies.
Wie viel Sauerstoff braucht die Cornea?
Ein Dk/t-Wert von 24 ruft nach Holden und
Mertz beim täglichen Tragen keine Quellung der Cornea hervor (Quelle: Holden BA,
Mertz GW. Critical Oxygen levels to avoid
corneal edema for daily and extended
wear contact lenses. Invest Opthalmol Vis
Sci, 1984; 25: 1161-1167.). Bei geschlossenem
Auge ist eine Contactlinse mit einer Transmissibilität von 87 Einheiten notwendig, damit sich die nächtliche Corneaschwellung
auf 4% beschränkt.
Diese Werte gelten unter der Voraussetzung,
dass die gesamte Cornea von der Con-
Zusammenfassung - Eigenschaften der monomeren Ausgangstoffe für Contactlinsen-Materialien
MMA (Methylmethacrylat)
Silikon
Fluor
- Gute Benetzbarkeit
- Erhöht die Sauerstoff-Durchlässigkeit
- Stabilität und Härte
- Optische Qualität
- Abnahme der Benetzbarkeit (Silikon =
hydrophob)
- Geringe Neigung zu
Ablagerungen
- Erhöht die Affinität zu Proteinen (durch
den Zusatz von Methacrylsäure)
- Erhöht die SauerstoffDurchlässigkeit
- Erhöht die Affinität zu
Lipiden, insb. Fette aus
Kosmetika
- Material wird flexibler,
weicher
f Lebensdauer sinkt
- Material wird flexibler, weicher
f Lebensdauer sinkt
-
Gute subjektive Verträglichkeit
Gute optische Abbildung
Geringe Neigung zu Ablagerungen
Leichterer Austausch der Tränenflüssigkeit
f geringere Beeinträchtigung des Hornhautstoffwechsels
- Gleiten der Contactlinse im Tränenfilm
In der Kontaktoptik wird die Benetzbarkeit
einer Linse mit dem Benetzungswinkel definiert. Der Benetzungswinkel ist der Winkel,
den die Tangente im Endpunkt der Flüssigkeit gegen die Unterlage (ContactlinsenMaterial) bildet (siehe Abbildung 2). Je kleiner der Benetzungswinkel ist, desto besser ist
die Flüssigkeitsverteilung auf der Oberfläche der Linse. Im Idealfall der vollständigen Benetzung ist der Benetzungswinkel = 0,
d.h. die Oberfläche ist von einem gleichmässigen Flüssigkeitsfilm überzogen.
Quelle: Diplomarbeit, Gruber, Orso, Reindl
- 0°
= vollständige Benetzung
- bis ca. 45° = ausreichende Benetzung
- 90°
= schlecht benetzbare Oberfläche
- 180°
= Tropfenbildung, unbenetzte
Oberfläche
Abbildung 2: Definition des Benetzungswinkels.
Es gibt verschiedene Messmethoden für
den Benetzungswinkel: die Wilhelmy Platte,
die Tropfen-Methode und die Blasen-Methode. Je nach Messmethode treten gravierende Unterschiede im Benetzungswinkel auf. Ausserdem muss immer berücksichtigt werden, dass diese Werte im Labor gemessen werden. Der menschliche Tränenfilm enthält Bestandteile wie Muzine (80%),
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Lipide, Lysozyme, die sich wesentlich auf die
Benetzbarkeit der Linse auf dem Auge auswirken. Statische Labortests mit Wasser oder
Kochsalzlösung sind dadurch keine zuverlässigen Methoden, um das in vivo Benetzungsverhalten eines Linsenmaterials vorauszusagen. Diese Tests sind somit für die Praxis
kaum brauchbar.
Die Praxis zeigt: Die Benetzbarkeit ist in vivo
aufgrund der im Tränenfilm enthaltenen
Muzine (Schleim) besser als in vitro. Der Benetzungswinkel nimmt nach den ersten Lidschlägen erheblich ab. Diese schnelle
Benetzbarkeit ist dadurch zu erklären, dass
durch den Lidschlag die Muzine der
Becherzellen der Bindehaut auf der Contactlinse verteilt werden und sie so besser
benetzbar machen. Bei längerem Tragen
nimmt der Benetzungswinkel wieder zu,
Ursache ist vermutlich die zunehmende
Verunreinigung der Contactlinse durch
Ablagerungen.
Wird der Silikonanteil erhöht, kommt es zu
einer Reduktion der Oberflächenbenetzbarkeit. Durch den Zusatz von hydrophilen
Komponenten in Linsenmaterial, wie z.B.
Methacrylsäure, wird die Benetzung verbessert, jedoch nimmt die Affinität zu Proteinen
zu.
Abbildung 4:
Muzine zwischen der Rückfläche einer
Contactlinse aus Boston XO Material
und der Cornea Vorderfläche.
2.4 Härte – Kratzfestigkeit und Verschleissverhalten einer Linse
Die Härte eines Linsenmaterials ist eine
Oberflächeneigenschaft und hat nur bedingt etwas mit der Festigkeit des Werkstoffs
zu tun. Die Härte des Materials lässt z.B.
Rückschluss zu auf das Verschleissverhalten:
harte Materialien verkratzen weniger und
sind widerstandsfähiger gegen mechanische Beanspruchungen (Reinigung).
• Ablagerungen setzen die Benetzbarkeit
herab
• Randprofil: ein schlechtes Randprofil kann
durch mechanische Reizung zu einer
Störung des Tränenfilms und damit zu
schlechter Benetzung der ContactlinsenOberfläche führen
• Schlechte Verblendung sowie grosse
Unterschiede im Querschnittsprofil können
mechanisch reizen und dadurch zu
schlechter Benetzung führen
• Fertigungsrückstände, wie z.B. das Mittel
zum Aufblocken der CL, führt zu schlechter
Benetzung
Bevor das Contactlinsen-Material gewechselt wird, sollten die oben aufgeführten
Punkte abgeklärt werden.
Für die Benetzbarkeit von ContactlinsenMaterialien gilt generell:
- Lipidablagerungen f alkoholhaltige
Reiniger, z.B. Miraflow (CIBA) zusätzlich zum
normalen täglichen Reiniger
Bei wenig Tränenfilm sollten Materialien mit
einem geringen Dk-Wert verwendet werden. Diese Materialien neigen weniger zu
Ablagerungen und damit zu einer besseren
Benetzung.
• Vorbehandlung: je länger die Linse in einer
Aufbewahrungslösung gelagert war, desto
besser ist die Benetzung, trocken gelagerte Linsen benetzen u.U. schlechter
• Beschaffenheit der Oberfläche: eine glatte Oberfläche zeigt eine bessere Benetzung als eine rauhe Oberfläche (sei es
durch Gebrauchsspuren oder herstellbedingt)
- Proteinablagerungen
f
abrasive
Reiniger, z.B. Boston Reiniger (Bausch &
Lomb) + SP Intensivreiniger (Menicon)
Wird der Fluoranteil erhöht, kommt es zu
einer Affinität von Lipiden, die sich wiederum schlecht auf die Benetzbarkeit auswirken.
Die Benetzung einer Contactlinse ist stark
von der Zusammensetzung des Tränenfilms
abhängig. Es gibt jedoch weitere Faktoren,
die die Benetzung einer Linse beeinflussen
können:
• Anpassung: bei Hochsitz wird ein grosser
Teil der Tränenflüssikeit unter den abstehenden unteren Bereich der Contactlinse
gezogen (Kapillarwirkung). Diese steht
dadurch nicht mehr für die Benetzung des
gesamten vorderen Augenabschnittes zur
Verfügung.
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Die Härte ist definiert als der Widerstand
eines Materials gegen das Eindringen eines
Festkörpers.
Abbildung 3:Schlechte Benetzung einer
formstabilen Contactlinse im Weisslicht
und im Fluoreszeinbild.
2.3 Ablagerungsneigung
Für Contactlinsen-Träger mit einem stark
lipidhaltigen Tränenfilm oder fettigen Lidrändern sollte ein Material mit geringem
oder keinem Fluoranteil gewählt werden,
z.B. Alberta oder Boston ES.
Bei einem stark proteinhaltigem Tränenfilm
eignen sich fluorhaltige Materialien besser.
Unter Contactlinsen, die einen höheren
Anteil an Fluor und Silikon enthalten (z.B.
Boston EQ, Boston EO und Boston XO),
beobachtet man in der Praxis häufig Muzinablagerungen. Diese sind in der Spaltlampe
als hellgraue, gelbliche Schieren zwischen
der Contactlinsen – Rückfläche und der
Cornea Vorderfläche erkennbar (siehe
Abbildung 4). In diesen Fällen wird empfohlen auf ein Material mit geringerem
Benetzungswinkel zu wechseln, z.B. Boston
ES, Alberta oder Optimum Comfort.
Wenn trotz geeigneter Materialwahl Probleme mit Ablagerungen auftreten, können
folgende Pflegemittel eingesetzt werden:
In der Contactlinsen-Optik findet man drei
verschiedene Härteangaben:
• die Vickershärte V
• die Rockwellhärte R und
• die Shorehärte A + D
Bei all diesen Prüfungen wird ein Gegenstand (Kugelkopf, Diamantenpyramide
oder Kegelkopf) mit einer bestimmten Kraft
auf eine bestimmte Fläche gedrückt. Die
dabei entstandene Eindringtiefe im zu prüfenden Material gibt Aufschluss über dessen
Härte.
Je höher der Anteil an Silikon und Fluor im
Linsenmaterial, desto geringer wird dessen
Oberflächenhärte. Boston XO ist demnach
viel anfälliger auf Kratzer im Vergleich zum
robusten Alberta.
2.5 Elastizitätsmodul – Flexibilität einer
Contactlinse
Das Elastizitätsmodul eines Materials wird
durch verschiedene Zug-, Druck-, Biegeversuche bestimmt. Es kennzeichnet die Flexibilität bzw. Elastizität eines Materials und wird
in Mpa (MegaPascal) angegeben. Hohe
Werte kennzeichnen ein weniger flexibles,
hartes Material, geringe Werte hingegen
ein flexibleres, weiches Material.
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Generell gilt: Formstabile gasdurchlässige
Materialien sind umso flexibler, je grösser
ihre Sauerstoff-Durchlässigkeit ist. Dies kann
ein Nachteil bei der Versorgung von Contactlinsen-Trägern mit Hornhautastigmatismen > 1.00 dpt sein. Die Flexibilität kann zu
einem instabilen, verschwommenen Sehen
führen. Aus diesem Grund wählt man bei
irregulären Hornhautastigmatismen wie Keratokonus oder Keratoplastik besser Materialien mit einer höheren Stabiliät, z.B. Boston
ES, Optimum Comfort oder Paragon HDS.
Zum Festlegen des Scheitelbrechwertes
einer Linse steht nur der Radius der Vorderfläche zur Verfügung. Bei Materialien mit
niedrigen Brechungsindices wird der
Vorderflächenradius bei hohen Pluslinsen
klein und somit die Mittendicke der Linse
gross. Wenn man dünnere Pluslinsen erhalten möchte, sollte deshalb ein Material mit
hoher Brechzahl, z.B. Paragon HDS, gewählt
werden. Auch Contactlinsen mit Minuskorrektur werden dünner gefertigt werden,
je höher der Brechungsindex ist.
Wenn ein leichtes Verziehen der Contactlinse am Auge gewünscht ist (Flex), wählt
man Materialien mit einem geringen
Elastizitätsmodul. Dies kann z.B. erforderlich
sein, wenn der Gesamtastigmatimus geringer als der Corneaastigmatismus ist und
sich deshalb ein vollständiger Ausgleich des
Corneaastigmatismus durch die Tränenlinse
negativ auf die Korrektion auswirken würde.
Boston EO und Boston XO eignen sich gut
als flexende Linsen.
Der Brechungsindex hat direkten Einfluss auf
die Querschnittsform und damit auch auf
die Sauerstoff-Transmissibilität.
Möchte man eine Contactlinse jedoch mit
Hilfe eines Prismenballast stabilisieren, dann
kann ein Material mit einer höheren Dichte
vorteilhaft sein.
Das spezifische Gewicht von formstabilen
Linsenmaterialien liegt zwischen 1.10 g/cm3
(Boston IV) und 1.27 g/cm3 (XO). Es ist kein
direkter Zusammenhang zwischen dem
Anteil an Fluor und Silikon und der Höhe der
Dichte erkennbar.
Fazit
Bei der Anpassung von rücktorischen Linsen
entsteht ein sogenannter induzierter Astigmatismus. Dieser wird umso kleiner, je geringer die Brechzahl ist, d.h. je besser die
Brechzahl der Contactlinse mit der Brechzahl des Tränenfilms (1.336) übereinstimmt.
Durch die Materialwahl kann u.U. die
Anpassung einer bitorischen Linse umgangen werden.
2.6 Brechzahl – Einfluss auf die Dicke,
das Sitzverhalten und die Refraktion
2.7 Spezifisches Gewicht / Dichte
Contactlinsen-Materialien müssen Brechungsindices aufweisen, die eine Herstellung der benötigten optischen Wirkung bei
gleichzeitig vernünftigen Linsendimensionen ermöglichen. Die Brechzahlen liegen
bei formstabilen Contactlinsen zwischen
1.49 (PMMA) – 1.415 (XO). Der Brechungsindex sinkt mit zunehmendem Gehalt an
Silikon- und Fluorverbindungen.
Die Dichte steht unmittelbar mit dem
Gewicht der Contactlinse in Verbindung.
Dadurch hat sie einen Einfluss auf das
Zentrierverhalten. Eine Linse mit hohen
Pluswerten wird ein besseres Zentrierverhalten zeigen, je leichter sie ist. In solchen
Fällen ist ein Linsenmaterial mit einer geringeren Dichte vorteilhaft.
Zur Versorgung steht heute eine Vielzahl von
Contactlinsen-Materialien zur Verfügung.
Die Kenntnis über die Zusammensetzung
der verschiedenen Materialien und der
damit verbundenen Eigenschaften erlaubt
ein gezieltes Vorgehen in der Auswahl. Das
beste Material für alle Fälle gibt es nicht. Es
gilt für jeden Contactlinsen-Träger die
Anforderungen an das Material herauszufinden und danach auszuwählen.
Im nächsten Infobrief geben wir Ihnen
anhand einer Auswahltabelle und einiger
Fallbeispiele Tipps zur individuellen Auswahl des Contactlinsen – Materials.
Nora Bretschneider
(*1979).
Studium mit Abschluss als Dipl.-Ing.(FH)
Augenoptik an der Fachhochschule Aalen
(Deutschland). Seit Februar 2006 beraterische und praktische Tätigkeit im Professional
Service von GALIFA in St. Gallen (Schweiz).
Übersicht über die wichtigsten Eigenschaften formstabiler Contactlinsen-Materialien
Material
PMMA
CAB
Alberta
(Sil-O-Flex II)
Boston IV
Boston ES
Boston Equa
Boston EO
Boston XO
Optimum Classic
Optimum Comfort
Optimum Extra
Optimum Extreme
Paragon HDS
Hydro 56
1
4
Zusammensetzung
MMA
Silikonanteil
MMA + Si
MMA + Si
MMA + Si + F
MMA + Si + F
MMA + Si + F
MMA + Si + F
MMA + Si + F
MMA + Si + F
MMA + Si + F
MMA + Si + F
MMA + Si + F
Onsifocon A
14-16%
5-7 %
13-15 %
5-7 %
8-9 %
2
Herstellerangabe
Wilhelmy Plate
5
Dk-Wert
0-0.51
4-81
172
Benetzungswinkel
274
606
11.65
192
182
472
582
1002
262
652
1002
1252
582
562
175
525
305
495
495
121
61
31
61
14.71
7.21
Index
1.490
1.475
1.470
Oberflächenhärte (Shore D)
90
77
88.5
Spezifisches
Gewicht
1.180
1.160
1.112
1.469
1.443
1.439
1.429
1.415
1.453
1.441
1.433
1.433
1.449
1.452
84
85
82
83
81
83.45
78.53
75.32
77.5
84
85
1.100
1.220
1.190
1.230
1.270
1.189
1.178
1.166
1.155
1.160
1.206
ISO 9913-1, Einheit: 10-11 ((mlO2*cm2) / (sec*ml*mmHg))
Blasenmethode
6
Tropfenmethode
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