Urlaub für die Seele - Evangelische Kirche von Kurhessen

Transcription

Urlaub für die Seele - Evangelische Kirche von Kurhessen
4/2011
Foto: Fotolia
Urlaub für die Seele
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Thema I blick in die kirche
blick in die kirche I Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
3
Umfrage
Warum mit der Kirche verreisen?
auf Flughäfen und Bahnhöfen deutlich mehr Asiaten (und Frauen?) als
früher. Die Golfregion allerdings reizt mich weniger – es gibt in der Tat
unzählige Reisewunschträume, die näher liegen.
Foto: P. Blåfield
Reisen macht Spaß, die meisten Deutschen jedenfalls haben auch
für dieses Jahr kleine und große Reisepläne. Bei allem Fernweh, bei der
Lothar Simmank, Redakteur
blick in die kirche
Suche nach neuen Erfahrungen und nach Entspannung vom Alltag wird
aber vielen auch immer wichtiger, dass die Seele nicht zu kurz kommt.
Für die Reisewelt der Zukunft prognostiziert Trendforscher Matthias
Dach der Kirche viele Angebote gibt, die genau diese Sehnsucht nach
Horx folgende Megatrends: 1. Asien boomt, besonders die Golfregion.
Ganzheitlichkeit, nach Sinnsuche, nach Innehalten und Aufatmen ernst
2. Frauen reisen öfter und weiter. 3. Die Globalisierung beschert zwei
nehmen.
Milliarden neue Kunden. 4. Gesundheitstourismus wird wichtiger.
700.000 Reisen waren im Jahr 2009 religiöse Reisen im weitesten
5. Reisen wird individueller, die Auswahlmöglichkeiten wachsen.
Sinne, sagt die Statistik. 330 Millionen Pilger sind weltweit auf immer
6. Downaging: Ältere Menschen schaffen neue Nachfrage.
mehr Pilgerwegen unterwegs. Klöster erleben einen wachsenden
Werden diese Megatrends, sofern sie sich bewahrheiten, unsere
persönlichen Reise- und Urlaubsgewohnheiten verändern? Kann
sein. Mein Eindruck ist: Älter werden wir alle. Die Sehnsucht nach
Ortswechseln bleibt, sofern es die Gesundheit zulässt. Man begegnet
Fotos: privat
„Urlaub für die Seele“ heißt diese blick-Ausgabe, weil es unter dem
Besucherandrang. Lutherstätten werden zu Erlebnisorten. Religion auf
„Ich wollte mal mit Ihnen spre-
Unterwegs mit der Kirche bin ich
Das kollektive Gedächtnis der
Wellness-Hotels sprechen von
Reisen – auch ein Megatrend?
chen“, sagt jemand aus der Grup-
mit Menschen, die Gott suchen.
Christenheit bewahrt Orte und
Ganzheitlichkeit. Wir auch. Im
pe zu mir. Er meint mich, den
Beim Pilgern gehe ich ein Stück
Landschaften, die mit Geschich-
„Evangelischen Bildungszentrum
Reiseleiter, als Pfarrer. Wir gehen
Weges gemeinsam mit anderen
ten der Bibel verbunden sind.
für die zweite Lebenshälfte“
zur Seite und haben ein gutes
Menschen. Das erlebe ich oft
Häufig war ich mit Gruppen nicht
sogar mit Sauna und Massage.
Gespräch. Hätte er sich zu Hause
als Ermutigung. Ich freue mich
nur aus der eigenen Gemeinde
Aber vermutlich aus anderem
an „seinen“ Pfarrer gewandt?
auf Überraschungen. Wie schön
unterwegs. Überraschend: Die
Grund. Wir meinen: Sie sind
Mit der Kirche reisen – es sind oft
ist der Weg – und wie viel mehr
„Gleichortigkeit“ ermöglichte
wunderbar, so wie Sie sind. Von
Blättern Sie in diesem Heft und entdecken Sie die bunte Reisewelt
der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Die Vielfalt der Schöpfung entdecken: „Ei, gucke mal da!“
dieselben Ziele wie in „profanen“
sehe ich durch die Augen der
ein Nacherleben der hier ge-
Gott geschaffen. Also auch mit
n Am 2. September findet der erste ökumenische Schöpfungstag in
Gruppen. Auch die Preise sind
anderen! Gute Gespräche be-
schehenen Geschichte, des hier
Fragen und Sorgen. Die dürfen
Hessen statt. Das Motto der zentralen Veranstaltung in Gelnhausen
nicht anders. Allerdings können
glücken. Andacht und Schweige-
ergangenen Wortes: Die Ermuti-
Sie mitbringen. Es gelingt, Ge-
„Vielfalt der Schöpfung – Ei, gucke mal da!“ beschreibt den diesjäh-
Besuche in Gemeinden und
zeiten helfen zur inneren Einkehr.
gung des Propheten Elia unter
meinschaft zu schaffen, in der
rigen Schwerpunkt: Innehalten im Alltag und Hinsehen auf die faszi-
Kirchen dazukommen. Und es
Und immer wieder erlebe ich
dem Ginsterbusch in der Wüste,
Gespräche auf leichte Weise
nierenden Details in der Natur.
ist jemand dabei, der die Kirche
Offenheit und Gastfreundschaft.
die Berufung der Jünger am
tiefer gehen, ebenso spirituelle
Auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
In einem Dorf wurden zwei Pilger
See Genezareth, Jesu Predigt in
Wohltaten in Andachten, Kunst,
aus Gleichgesinnten, so etwas
spontan zu Kaffee und Kuchen
Kapernaum, die Heilung des Lah-
Bewegung, Singen. Und viel La-
um Schöpfungsthemen gehen: Umwelt- und Artenschutz, Erhaltung
wie „Gemeinde unterwegs“ ent-
in den Garten eingeladen; sie
men am Teich Bethesda. Ein sol-
chen! Seelennahrung – spürbar,
von Waldbeständen, gesundes Erdklima, Schutz von Luft, Land und
steht. Gedankenaustausch ist
sollten den Rest der Gruppe
ches Verweben von sichtbarem
schmeckbar, fühlbar. Ich glaube,
möglich. Andacht im Bus oder
mitbringen. Die Gastgeber erwar-
Ort und nichtsichtbarem Wort
dass man sich ganz anders auf-
Abendvortrag am Zielort gehö-
teten fünf Pilger. Es kamen fünf-
schenkt manch beglückende
gehoben und getragen fühlen
ren dazu. Insgesamt empfehlens-
zehn. Und siehe da, es reichte für
Erkenntnis, die den Mitreisenden
kann – auch später, im Alltag.
wert und auszuprobieren.
alle. Welch ein Fest!
Friederike Mahlert, Marburg
als kostbarer Besitz bleibt.
Pfrin. Annegret Zander,
Pfr. i. R. Burkhard Meyer, Kassel
Leiterin ebz, Bad Orb
Foto: K.-G. Balzer
repräsentiert. Die Gruppe besteht
(ACK) soll es in Zukunft jedes Jahr am ersten Freitag im September
Meeren. Kirchenkreise und Gemeinden sind dazu aufgerufen, in Gottesdiensten und im Konfirmandenunterricht mitzumachen. Als Auftakt wird ein ökumenischer Gottesdienst am 2. September 2011 im
Kontext der Umweltmesse „Oekotrends“ in Gelnhausen gefeiert.
Gehen Sie mit der Kamera auf Entdeckungsreise. Schicken Sie Ihre
Fotos für die Bildergalerie unter www.schoepfungstag-hessen.de
Pfr. i. R. Hans-Dieter Stolze, Kassel
blick in die kirche I Spektrum
Unterwegs:
Kinder auf Pilgerreise
Anders Urlaub machen
mit der „Kirche unterwegs“ Autobahnkirchen –
Rastplätze für die Seele
Mehr als 10.000 Besucher
in Schwalefelder Pilgerkirche
blick in die kirche I Thema
Verantwortlich reisen
6
4
Sehnsuchtsziele, die berühren
blick in die kirche I Thema
Woodstock, Wacken, Wittenberg:
Unterwegs mit Luther
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7
4
Gänseschleuse und Klosterpforte
in Lippoldsberg
5
Aus dem Leben eines Bordpfarrers:
Kreuzfahrt-Seelsorger Gerhard Prölß
8
5
Weltenbummler für 208 Tage
9
Entdeckungsreise durch den Wald:
Umweltspiritualität für Kinder
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24
blick in die kirche I Landeskirche
(Fast) tausendjährige Stiftskirche
Kaufungen
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Ein Dichter im Altenheim:
„AlzPoetry“ in Windecken
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Von Personen 15
blick in die kirche I Landeskirche
Berichte von der Landessynode
in Hofgeismar:
blick in die kirche I Service
Kirchenvorstand
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Theologiestudenten gesucht
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Termine: Seminare, Tagungen,
Dies & das, Ausstellung
Resolution zur Religionsfreiheit
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Kirchenmusik, Radio
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Rückblick
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Kooperation mit Hessen und Nassau 17
4
blick in die kirche I Spektrum
Spektrum I blick in die kirche
Unterwegs
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Autobahnkirchen – Rastplätze für die Seele
Ohne Handy, ohne mp3-Player: Kinder auf Pilgerreise
n Eine im doppelten Sinne ungewöhnliche Freizeit: Kinder pilgern auf
Freizeit gelebte Kooperation zwischen einer Kirchengemeinde der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und einer Gemeinde der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Die Idee zur Pilgerreise für Acht- bis 13-Jährige haben die Jugendbetreuer Simone Wolf aus Heinebach (Kirchenkreis Melsungen) und Gui-
38 Autobahnkirchen in Deutschland laden ein
do Wenzel aus Mainz gemeinsam entwickelt: „Wir wollen ihnen fern von
n Unter dem Motto „Rast für Leib und Seele“ laden 38 Autobahnkir-
cher nutzen das ausliegende Gästebuch, um ihre Gedanken festzuhal-
Unterricht und Alltag neue Facetten von Jesus zeigen“, so der Mainzer
chen in ganz Deutschland zur Entspannung, Besinnung und Andacht
ten, andere zünden eine Kerze an und geben eine Spende.
Guido Wenzel, der als Praktikant im Heinebacher Kindergarten war.
ein. Reisende können zu sich finden und Ruhe tanken. Bereits im Mittel-
Von den Kirchen sind 18 evangelisch, 8 katholisch und 12 ökume-
Auf dem Bonifatiusweg geht es von Mainz nach Fulda. In vier Etap-
alter standen Wanderern, Pilgern und Reisenden Kapellen und Kreuze
nisch. Autobahnkirchen sind meist an Raststätten oder in unmittelbarer
pen wandern sie 35 Kilometer am Tag und übernachten in Gemeinde-
am Wegesrand für Andachten zur Verfügung. Sie sollten als Orte des
Nähe einer Ausfahrt zu finden. Sie sind tagsüber von 8 bis 20 Uhr geöff-
häusern am Weg. Schweigezeiten gehören dabei für die jungen Pilger
Schutzgebets dienen und Reisende mahnen, sich auf Gott zu besinnen.
net, manche rund um die Uhr. Die älteste steht in Adelsried an der A8
Rund eine Million Menschen besuchen jedes Jahr eine Autobahnkir-
Natur“, so die 13-jährige Janine, „vorhin sind Vögel ganz knapp vor uns
che. Ein Drittel von ihnen sind praktizierende Christen, ein Drittel hat
Der „Tag der Autobahnkirchen“ findet in diesem Jahr am 3. Juli
nur losen Bezug zur Kirche und ein weiteres Drittel hat keine kirchliche
statt. Ein ZDF-Fernsehgottesdienst wird aus der Autobahnkirche Him-
Anbindung. Die Besucher schätzen vor allem die Ruhe und Anonymität.
melkron gesendet, um 14 Uhr wird bundesweit eine Kurzandacht mit
Dass überwiegend kein Seelsorger anwesend ist, stört nicht. Viele Besu-
Reisesegen angeboten. Mehr Infos: www.autobahnkirche.de
sind nicht erlaubt. „Wir wollen, dass die Kinder zu sich selbst finden“,
sagt Betreuerin Simone Wolf. Kontakt: T (0 56 64) 77 90
Kinderpilgern: Auf dem Bonifatiusweg von Mainz nach Fulda
Foto: Simone Wolf
selbstverständlich dazu. „Wenn ich schweige, achte ich viel mehr auf die
her geflogen und haben Loopings gemacht.“ Handys und mp3-Player
(1958), eine der jüngsten in Kassel an der A7/A49 (2009).
Anders Urlaub machen mit der „Kirche unterwegs“
Mehr als 10.000 Besucher in Schwalefelder Pilgerkirche
n Sie wollen Menschen am Urlaubsort begleiten. Wen treffen Sie wo?
ren Menschen. Dahinter steht oft der Wunsch, einen Ort zu finden, an
n Mehr als 10.000 Besucher hat die Kur- und Urlauberseelsorge Wil-
Zettel stecken könnten. Jeder könne seinen eigenen, persönlichen Got-
Peter Dietrich: In den nordhessischen Ferienregionen Edersee und
dem sie willkommen sind und wahrgenommen werden. Ein Ort, an dem
lingen in der im August 2009 eröffneten Schwalefelder Pilgerkirche bis-
tesdienst mit Hilfe des kreativen Aufbaus gestalten. „Pilgerweg und Pil-
Diemelsee treffen wir Familien, die ihren Sonntagsausflug mit einem Be-
man ein Stück Leben mit ihnen teilt.
her verzeichnet. Die Kirche liegt an dem 17 Kilometer langen „Upländer
gerkirche bieten auch für Menschen, die im Glauben nicht so fest ge-
such im Gottesdienst beginnen – aber auch Dauercamper, Ferienhausbe-
Ihr Slogan lautet: „Anders Urlaub machen“. Was meinen Sie damit?
Pilgerweg“. Der 35 Jahre alte Kirchenbau war 2009 im Rahmen des
gründet sind, die Möglichkeit, Gott nahe zu kommen“, wirbt der Pfarrer.
sitzer, Kurzurlauber, Pilger oder Fahrradtouristen. Die Campingkirche hat
Dietrich: Zum einen laden wir so Urlauber ein, körperliche und auch
Deutschen Wandertags, der in Willingen stattfand, zur Pilgerkirche um-
seelische Erholung zu suchen. Zum anderen wollen wir ehrenamtliche
Was erwarten die Urlauber von Ihnen?
Mitarbeiter werben und Christen motivieren, ihren Urlaub „anders“ zu
„Die Menschen machen hier eine Gotteserfahrung, die nicht all-
für Urlauber gehören auch besondere Familienfreizeiten zwischen dem
gestalten und uns zwei Wochen lang mitzuhelfen, dass Menschen im Ur-
täglich ist“, so Pfarrer und Kurseelsorger Ulf Weber. In der Kirche gebe
18. Juli und dem 11. August 2011. Mehr Informationen findet man im
laub wieder mit Gott ins Gespräch kommen.
es zwölf Stationen, unter anderem eine „Klagemauer“, in die Besucher
Internet unter www.urlauberseelsorge-willingen.de
Dietrich: Die Bedürfnisse sind komplex: Es gibt Gäste, die im Urlaub
Interview mit Peter Dietrich (Kassel), Leiter von „Kirche unterwegs“
Infos: www.kunterwegs.de
Kinder-Aktion der „Kirche unterwegs“: Floßbauen auf dem Edersee
gestaltet worden.
Die Urlauberseelsorge Willingen bietet in diesem Jahr vier Pilgerwo-
sich in den vergangenen 40 Jahren zur Urlauberkirche entwickelt.
geistlich auftanken wollen. Sie suchen Gespräche und Kontakt zu ande-
Fotos: Kirche unterwegs
Autobahnkirche Kassel: Seit 2009 am Lohfeldener Rüssel
Lebensspuren entdecken in der Schwalefelder Pilgerkirche
chen sowie drei Pilgerwochenenden an. Zu den zahlreichen Angeboten
Upländer Pilgerweg: „Trimm-dich-Pfad“ für die Seele
Fotos: Pilgerweg Willingen
Foto: Bruderhilfe Akademie
Motto „Wunder“ neu. Zugleich ist diese 2009 erstmals durchgeführte
Foto: epd-bild
der Bonifatius-Route. Dabei erleben sie sich selbst und Jesus unter dem
6
Interview
I blick
in die
kirche
Umfrage
I blick
magazin
blick in
die kirche
I Thema
magazin
I Editorial
Foto: Fotolia
Verantwortlich
reisen
7
Sehnsuchtsziele, die berühren
Mit dem Beginn der Sommerferien steuert die Reisesaison 2011
Vom Katholischen Bibelwerk und der
auf ihren Höhepunkt zu. Der Urlaub gehört für viele Menschen in
Deutschen Bibelgesellschaft wird das
einer immer höher getakteten Alltagswelt zu den „schönsten Tagen
Stuttgarter Unternehmen „Biblische
im Jahr“. Sie wollen entspannen, etwas anderes erleben, Zeit mit
Reisen“ getragen. Geschäftsführer
der Familie verbringen. Längst gibt es so etwas wie ein gefühltes
Dr. Georg Röwekamp erläutert die Idee des ökumenischen
„Grundrecht auf Reisen“.
Reisens in alle Welt, die 1962 geboren wurde.
Die Welt im Griff – auch im Tourismus sollten die Gebote des Fairen Handels gelten
in vielen trockenen Gegenden nur
wirkliche Begegnung, weil es den
hohes und wertvolles Gut. Es
mit massivem Trinkwassereinsatz
anderen und das Fremde im Blick
ermöglicht Erfahrungen und Be-
schaffen lassen.
behält. Es befreit zugleich dazu,
gegnungen, die das Leben schö-
Gute Reise!
n „Biblische Reisen“ veranstal-
Röwekamp: Derzeit sind Rei-
tet seit fast 50 Jahren Reisen
sen in Europa sehr gefragt, etwa
für kirchliche Gruppen. Mit dem
nach Frankreich. Die Unsicherheit
die eigenen, eigentlichen Bedürf-
n Kennen Sie den Kompen-
Heiligen Land fing es an. Ist
bezüglich des Nahen Ostens ist
ner, tiefer, anders werden lassen.
Respektvoll mit Menschen, Natur
nisse wahrzunehmen. Und es trägt
sationsrechner? Auf dem
dieses Sehnsuchtsziel immer
leider weit verbreitet, obwohl es
Nicht zufällig haben Reisen und
und Kultur umgehen
dazu bei, eine Welt zu erhalten, in
Hin- und Rückflug von Frank-
noch gefragt?
dafür kaum einen Grund gibt.
der es sich zu reisen lohnt.
furt nach New York stößt ein
Dr. Georg Röwekamp: Ja, es
Die Menschen dort warten auf
Flugzeug pro Person etwa
ist immer noch das wichtigste Rei-
uns – ein Ausbleiben der Touristen
Religion eine lange gemeinsame
Diese Beispiele sollen nicht
Geschichte. Dieses hohe, wert-
die Freude am Urlaub nehmen.
volle Gut bedarf aber zugleich
Aber sie können davor bewahren,
Diese Haltung gründet letzt-
so viel CO aus wie ein Auto
seland für uns und unsere Gäste,
würde zu neuer Not und Unzu-
eines verantwortlichen Umgangs.
sich durch eine „Geiz ist geil“-
lich im Glauben an den dreiei-
während eines ganzen Jah-
nicht zuletzt, weil viele Menschen
friedenheit führen! Und natürlich
Gerade in Zeiten des Massentou-
Kultur zum ethisch blinden Tou-
nigen Gott. Glaube ist das tiefe
res. Die Menge an Treibhaus-
immer wieder dorthin fahren. Eine
hält der Trend zu Kreuzfahrten an
rismus besteht sonst die Gefahr,
risten machen zu lassen. Urlaub
Vertrauen, dass es reichen wird,
gasen, die Sie verursachen
Insel wie Malta besuchen viele
– wobei „Biblische Reisen“ echte
dass der Tourismus schnell die Vo-
ist wertvoll, und darum darf er
dass mir im Fremden Gott selbst
sowie den Betrag, der für die
Reisende nur einmal, aber vom
Studienkreuzfahrten veranstaltet,
raussetzungen, von denen er lebt,
etwas kosten. Und nicht alles, was
begegnet und dass es tiefes, sinn-
Kompensation nötig ist, kann
See Gennesaret, von Jerusalem ist
mit qualitätvollen Vorträgen und
zerstört. Und dass die eigene Erho-
möglich ist, sollte man tun. Beim
erfülltes Glück niemals für einen
man berechnen. Das Geld ist
man immer wieder berührt. Und
besonderen Ausflügen.
lung auf Kosten anderer geht.
Reisen, wie in anderen Bereichen,
alleine gibt. Christlicher Glaube
gut investiert: Kompensati-
im Jahr unseres 50-jährigen Jubilä-
2
hat längst ein Umdenken stattge-
befähigt so zu einem verantwort-
on ist günstiger als Schäden
ums wollen wir sogar die Erstreise
„Kulturen erleben – Menschen
„Eine Woche Fünf-Sterne-
funden – weg vom „immer mehr
lichen Reisen, weil es mit einem
durch Treibhausgase.
von 1962 in etwa wiederholen:
begegnen“ lautet Ihr Slogan. Wie
Hotel all inclusive mit Flug zum
für immer billiger“ hin zu einem
unbedingten, letzten Gegenüber
www.myclimate.org
Damals ging es in den Libanon,
funktioniert das in der Praxis?
Schnäppchenpreis“ – das geht
bewussten Genießen. Mittlerweile
rechnet – nicht nur im Urlaub,
im hart umkämpften Reisemarkt
gibt es eine Fülle verschiedener
aber eben auch dort.
schlicht nur, indem man bei Löh-
„Nachhaltigkeitssiegel“ für den Be-
nen, Umwelt oder Sicherheit spart.
reich Tourismus; der Informations-
So kann es nur nachdenklich stim-
dienst „Tourism-watch“ des Evan-
men, wenn am Urlaubsort der gleiche Mitarbeiter spätabends am
Empfang freundlich lächelt und
tionen (www.tourism-watch.de).
nach Syrien, Jordanien und Israel.
n Tragen Sie auch während
Röwekamp: Wir organisieren
konkrete Begegnungen vor Ort –
Ihres Ferienaufenthalts dazu
Wie viele Menschen verreisen
mit einer einheimischen Gemein-
Oberkirchenrat
bei, das Klima zu schonen:
mit Ihnen?
de, einer Rabbinerin – auf Wunsch
Dr. Thorsten
Wählen Sie einheimische,
Röwekamp: Insgesamt sind
gelischen Entwicklungsdienstes
Latzel (40) war
regionale Produkte sowie
es im Jahr bis zu 20.000 – davon
(eed) gibt dazu hilfreiche Informa-
Pfarrer in der
Ausflüge und Aktivitäten, die
etwa 80 Prozent Mitglieder von
Evangelischen
das Klima nicht zusätzlich
Gemeinden, Chören, Freundeskrei-
Kirche von
belasten und keinen hohen
sen. Die anderen sind Einzelreisen-
Nächstes Jahr in Jerusalem? Länder der Bibel: www.biblische-reisen.de
Ihr Tipp für die Reisesaison 2011?
aber auch mit einer Feuerwehrein-
ein Gottesdienst in der Wüste,
heit oder mit Landwirten.
eine Bootsfahrt auf dem See
Röwekamp: Im Ernst: Fahren
Gennesaret rühren oft ganz tiefe
Sie nach Ägypten – man freut sich
Kann man mit „Biblische Reisen“
Schichten im Menschen an. Da-
auf Sie und selten werden Sie das
unterwegs religiöse Erfahrungen
bei glauben wir, dass auch die
Land so ruhig und ohne Touristen-
frühmorgens schon wieder das
Verantwortlich Reisen: Das
Frühstücksbüfett zubereitet, wenn
heißt, so respektvoll mit Men-
Kurhessen-Waldeck, bevor er 2005
Landschaftsverbrauch verur-
de, die sich bei uns einer Gruppe
machen? Bitte nennen Sie ein
Erklärungen immer dem Ziel der
scharen erleben! Und die religiösen
Kinder in vielen Familienbetrieben
schen, Natur und Kultur umzuge-
Referent für Struktur- und Pla-
sachen (Biken und Wandern
anschließen.
Beispiel.
religiösen Bildung dienen sol-
Entdeckungen – man denke nur an
zum notwendigen, weil billigen
hen, wie sie es verdienen. Das des-
nungsfragen für Freizeit, Erholung
statt Rundflüge und Golfen).
Röwekamp: Persönliche re-
len: So entsteht ein aufgeklärter
Echnaton – sowie die Begegnung
Arbeitspersonal gehören oder „Ur-
illusioniert manche touristischen
und Tourismus im Kirchenamt der
www.fairunterwegs.org
Was sind die aktuellen Reise-
ligiöse Erfahrungen kann man
Glaube, und den brauchen wir
mit koptischen Christen sind von un-
laubsparadiese unter Palmen“ sich
Angebote. Aber es ermöglicht
EKD in Hannover wurde
trends? Kreuzfahrten?
natürlich nicht organisieren, aber
heute mehr denn je!
schätzbarem Wert. Si
Foto: Fotolia
n Frei reisen zu können, ist ein
blick in die kirche I Porträt
Porträt I blick in die kirche
Erlebnisse eines Bordpfarrers
Der Marburger Gerhard Prölß fährt als Seelsorger über die Weltmeere
n „Ich sammle Länder“, sagt Ger-
mützel konnte Prölß von Bord aus
hard Prölß. Der 68-Jährige, der
auch schon einmal mit eigenen
bis 2006 Pfarrer der Marburger
Augen beobachten. „Zu Beginn
Lukasgemeinde war, hat mitge-
des zweiten Golfkriegs haben wir
zählt: Genau 129 Sammlerstücke
gesehen, wie sich die amerika-
rund um den Globus hat er zusam-
nische Flotte vor dem Suez-Kanal
mengetragen, einige davon auf
gesammelt hat“, sagt er und wie-
den Kreuzfahrtschiffen des Veran-
gelt gleich ab: Gefährlich sei das
stalters Phoenix, die er seit 1992
aber nicht gewesen.
immer wieder begleitet hat. 19
Davon abgesehen sind Geistli-
Mal war er schon als Bordpfarrer
che auch an Bord für die Wechsel-
unterwegs. Anfang 2011 erst ist
fälle des Lebens zuständig. Prölß
Prölß auf der MS Albatros von Rio
hat dort Todesfälle erlebt und
de Janeiro um Kap Hoorn durch
begleitet, silberne und goldene
die Magellan-Straße bis Valparaiso
Hochzeiten gefeiert. Ein einziges
gefahren.
Mal ließ sich ein betagtes Paar
von ihm trauen. Als Ansprechpartner für Rat- und Hilfesuchende
ßen Schiffs-Lounges mit Sitzplät-
sind Pfarrer auch an Bord immer
zen für bis zu 400 Passagieren
im Dienst. „Der Beratungsbedarf
zu feiern. Gerade erst hat er in
den Fjorden vor der chilenischen
Foto: Rolf Wegst
Der Bordpfarrer weiß, wie es
sich anfühlt, Gottesdienste in gro-
9
Weltenbummler
für 208 Tage
Klinikchef Wolfgang Mursa
reist im Ruhestand um die Erde
Machu Picchu in Peru: Wolfgang Mursa und seine Frau Valerija (rechts) mit einer Führerin in der 2.360 Meter hoch gelegenen Inka-Ruinenstadt
nimmt zu, wenn eine Reise zu
n Die Mauern der Inkastadt Ma-
Im Ruhestand auf Reisen zu
Zeit gewesen, wieder gemeinsame
takte blieben. Sie trafen eine jun-
Ende geht, zumal eine mehrmo-
chu Picchu in den Bergen Perus,
gehen – diesen Traum haben viele,
Erlebnisse zu teilen. „Während
ge Argentinierin wieder, die hatte
natige Weltreise, und manche
die Sandstrände der brasilia-
immer mehr setzen ihn um. Nie
meiner Tätigkeit in Kassel waren
gerade ihr Baby bekommen. Pul-
predigt. „In der
Menschen den Problemen zu be-
nischen Atlantikküste und ein ar-
zuvor gab es eine besser versorgte
meine Frau und unsere drei Kin-
sierende Straßenszenen aus Lima
Sonne hatten wir
gegnen fürchten, vor denen sie
gentinischer Tango am Ende der
Schicht an „Silver Agern“, die es
der ja in Hamburg geblieben.“
wirft Mursa an die Wand, europä-
dort fast 40 Grad,
sich aufs Schiff geflüchtet haben“,
Welt: Wenn Wolfgang Mursa die
bei guter Gesundheit in die Ferne
Der Vortrag „Vom Klinikchef
isch anmutende Viertel in Buenos
weiß der Pfarrer.
Gletscherwelt ge-
Auf der MS Albatros von Rio de
Janeiro nach Valparaiso: Pfarrer
i. R. Gerhard Prölß ist als Seelsorger und Ansprechpartner an Bord
nachts dagegen
ging die Temperatur bis auf sechs
Grad zurück“, sagt
Bilder von seiner Weltreise präsen-
zieht. „Oft bleiben die Pläne je-
zum Weltenbummler“ gerät Mur-
Aires. Die Kathedralen sind Oasen
Geistlicher Zuspruch ist mit-
tiert, meint man, den Sand unter
doch unverwirklicht, dabei ist Rei-
sa zum Heimspiel. Seine Augen,
der Ruhe in lärmenden Städten.
unter auch gefragt, wenn etwas
den Füßen zu spüren, das Rau-
sen heute so einfach“, erzählt der
die viel von der Welt gesehen
Mursas Tipp: „Meiden Sie Metro-
schief läuft. Im vergangenen Ja-
schen des Ozeans zu hören und
65-Jährige. Internet, Flugrouten
haben, blitzen freundlich, die
polen, die sehen alle gleich aus.“
er. Reisen ist eine
sprechen sollen. An Bord haben
nuar etwa musste die MS Alba-
den Anorak im zerrenden Wind
und Handy machen die Erde zu
Kasseler Weggefährten begrüßt
Beeindruckender sind für ihn
seiner Leiden-
die Pfarrer eine andere Stellung
tros zwei Häfen auslassen: Hinter
Feuerlands höher schließen zu
einem „winzigen Sandkorn“. Und
der gelernte Reederei-Kaufmann
die vielfältigen Landschaften. Wer
schaften, seit er als junger Erwach-
sein“, betont auch Margit Tratz
als in ihrer Gemeinde. Sie gehören
Buenos Aires blieb das Schiff in
müssen. Dazu Begegnungen mit
wenn man auf Luxus verzichte,
mit Namen und Handschlag. „Le-
hat schon mit einem Drink auf
sener aus beengten Verhältnissen
von der evangelischen Auslands-
zu den „Tages-Künstlern“, die bei
einer Sandbank stecken und konn-
Einheimischen, Einladungen bei
sei Reisen gar nicht so teuer. Im
ben ist Reisen, wir sind immer auf
Gletscher-Eis am Südende Patago-
lostrampte, um in Holland erst-
beratung in Hamburg. Sie teilt
einer Gala vorgestellt werden und
te Uruguay nicht anlaufen. Später
Freunden, anregende Gespräche.
Gegenteil, findet Mursa: „Es be-
dem Weg“, lautet Mursas Credo,
niens im Angesicht von Seelöwen
mals den Fuß auf ausländischen
die rund 120 Pfarrer, die auf ihrer
das Programm mit den Kollegen
fiel ein bestreikter Hafen in Chile
„Die Natur zu erleben und
reichert ungemein!“
Aufgeschlossenheit sei hilfreich.
und Pinguinen angestoßen? „Die
Boden zu setzen.
Liste stehen, für die Seereisen ein.
abstimmen – den Lektoren etwa,
aus. „So mancher brauchte bei die-
die Neugier auf Menschen – das
Für Mursa und Gattin Valerija
Möglich, dass man sie in Ham-
Natur ist verletzlich, wir müssen
„Leute, die nur eine schöne
Die jeweilige Landeskirche muss
die für Infos zu Geschichte und
sen Enttäuschungen Zuspruch“, er-
fasziniert mich am meisten“, sagt
(60) stand fest, dass eine Reise,
burg, der weltoffenen Hafenstadt,
die Schöpfung bewahren“, be-
Reise machen wollen, sind als
die Geistlichen dann für den Ein-
Kultur der angesteuerten Länder
klärt Prölß. Ein bisschen hat er die
der Weltenbummler. Sieben Mo-
die sie von Kanada über die USA,
in die Wiege gelegt bekommt.
kräftigt Mursa. Flugreisen tragen
Bordpfarrer aber nicht zu gebrau-
satz freistellen.
zuständig sind.
Programmänderung auch selbst
nate war der frühere Geschäfts-
Südamerika und Australien zurück
„Vor allem ist es die Begegnung
bekanntlich eher nicht dazu bei.
chen“, sagt er, „sie müssen vor
„Die Schiffs-Gottesdienste sind
„Mein Thema war diesmal
bedauert: Uruguay wäre sein 130.
führer des damaligen Diakonie-
nach Europa führte, ein guter Ein-
mit Fremden, die zu einer sol-
Vielleicht auch deshalb hat der rei-
allem Interesse an den Menschen
selbstverständlich ökumenisch“,
der Islam“, sagt Gerhard Prölß.
Land gewesen. Das sammelt er
Gesundheitszentrums Kassel und
stieg ins Rentenalter sein würde:
chen Haltung führt“, so Mursa.
selustige Hamburger noch einen
und ein Ohr für ihre Fragen ha-
sagt Tratz. Dazu kommen Andach-
Die Vorträge waren gut besucht,
nun wohl erst bei seiner nächsten
Verwaltungsdirektor der Stiftung
„Wir sind immer gereist, empfinden
Schon früher hat die Familie Aus-
Traum: Mit der Transsibirischen Ei-
ben.“ „Offen, belastbar und sehr
ten und Vorträge, die möglichst
immerhin hat die Thematik glo-
Tour ein.
Kurhessisches Diakonissenhaus
den Austausch mit anderen Men-
tauschschüler aufgenommen, ein
senbahn bis zum Baikalsee.
flexibel müssen Schiffsgeistliche
auch kirchenferne Menschen an-
bale Brisanz. Weltpolitische Schar-
seit Oktober 2009 unterwegs.
schen als wertvoll.“ Es sei an der
offenes Haus geführt. „Die Kon-
Yasmin Bohrmann
Albrecht Weisker
Foto: privat
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blick in die kirche I Thema
Thema I blick in die kirche
Woodstock, Wacken, Wittenberg
Lutherstätten in Kurhessen-Waldeck:
Reformationsstadt Schmalkalden
Unterwegs mit Luther: Wie die evangelische Kirche 2017
das 500-jährige Reformationsjubiläum feiern will
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Reformationsfestival
in Bad Hersfeld
n Eine Kirchenmeile, eine Nacht der Chöre und ein
Festgottesdienst mit Bischof Martin Hein waren Höhepunkte des „Festivals der Reformation“, das am
ersten Mai-Wochenende in Bad Hersfeld stattfand.
Anlass war eine Predigt des Reformators Martin Lu-
n Die Lutherstadt Wittenberg
Zahlen der Tourismusregion bele-
Jahres kamen Touristiker und The-
rungen, die solch ein gigantisches
ther am 1. Mai 1521 in der Stiftskirche, so der Eu-
wirkt an manchen Tagen nicht
gen eine Hotel-Auslastungsquote
ologen in Wittenberg zusammen,
Event in der Provinz bedeutet, hat
ropäische Tourismusverbund
gerade wie eine touristische
von 22,7 Prozent für 2010.
um die Chancen des Jubiläums-
man sich im Detail noch wenig
„Stätten der Reformation“.
Hochburg: Nur wenige Passanten
Doch die Touristiker der Re-
jahrs auszuloten: Was erwarten
Gedanken gemacht. Kienes großes
Luther predigte dort seinerzeit
schlendern durch die Fußgänger-
gion – und weit darüber hinaus
Wirtschaft und Kirche? Wie las-
Vorbild ist Fritz Pleitgen und sein
auf der Rückreise vom Reichs-
zone, viele Schaufenster signali-
– haben Hoffnung auf die große
sen sich die touristischen Ströme
Engagement für „Ruhr 2010“: „Wir
tag in Worms. Das Festival be-
sieren Leerstand, ohne Probleme
Wende: Das Reformationsjubiläum
lenken? Wie kann man zu strate-
suchen eine passende Persönlich-
gann in der Stiftsruine mit einer
findet man einen Platz im Café.
keit für diese Rolle.“
Feuershow und Musik. Auf der
gischen und inhaltlichen Partner-
nach Wittenberg, Halle, Eisleben,
schaften kommen?
Sachsen-Anhalt als Weltattraktion.
Torgau, Eisenach und Erfurt brin-
In der Hochsaison ziehen ganze
gen. Per Jet, Bus, Fahrrad, zu Fuß
Großveranstaltung für
berg als geistliches Woodstock“,
Busladungen vom Rathaus zur
und in Rollstühlen werden sie
300.000 Menschen
schwärmt EKD-Oberkirchenrat Dr.
Schlosskirche – viele Amerikaner
kommen. Glaubt man den Progno-
„Straße der Reformation“ prä-
um die Vision für 2017. „Witten-
sentierten sich Lutherstädte und
Thorsten Latzel. Oder zumindest
in kurzen Hosen mit lustigen Kap-
sen, steht ein Besuch der Luther-
Gastfreundlichkeit die Rede und
ein kirchliches Wacken auf der
pen auf den grauen Haaren. Auf
Stätten für protestantische Reisen-
von religiösen Reiseerfahrungen.
grünen Wiese. Auf jeden Fall ein
den Spuren Luthers wandeln sie.
de aus aller Welt 2017 ganz oben
Doch dann wirft der Beamer eine
evangelisches Fest, zu dem auch
Die Lutherstadt Wittenberg lebt
auf der Wunschliste.
Weltkarte an die Wand: Ein hel-
die Katholiken eingeladen werden
vom Geschäft mit dem religiösen
Zu einem Symposium der
ler Stern im Zentrum zeigt Wit-
sollen. Und die Botschaft? „Am
Tourismus. Das allerdings mehr
Akademie der Bruderhilfe-Pax-Fa-
tenberg: „Reformation. Sommer.
Anfang steht die Geschichte, die
schlecht als recht: Die offiziellen
milienfürsorge im Februar dieses
2017“. Klar wird: Die Evangelische
ich erzählen will“, sagt Pastor Kie-
Kirche in Deutschland (EKD)
ne. Seine Stichworte sind: „Auszug
plant für 2017 den ganz großen
aus der Angst“, „Einkehr bei Gott“,
Wurf. Eine Großveranstaltung für
„Aufbruch in die Welt“. Alles
300.000 Menschen soll die inter-
klingt ein wenig nach Kirchentag
nationalen Scheinwerfer auf die
– nur eben größer.
Die Lutherdekade
n Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther 95 Thesen
ein mittelalterlicher Handwerker- und Händlermarkt. Auf der Kirchenmeile stellten
sich Kirchen und kirchliche Einrichtungen vor. Der
Lutherstadt Schmalkalden: In der denkmalgeschützten Altstadt erinnert vieles an die
Ereignisse der Reformation. Martin Luther predigte 1537 in der Stadtkirche St. Georg.
Das historische Rathaus ist Gründungs- und Tagungsstätte des Schmalkaldischen Bundes.
Die „Schmalkaldischen Artikel“ wurden später im 16. Jahrhundert als Bekenntnisschrift der
evangelisch-lutherischen Kirche anerkannt.
in der Stadtkirche einen Vortrag zum Thema „Reformation und Freiheit“. Das Festival findet jährlich an
wechselnden Orten der Reformation statt.
„Marburger
Frauenmahl“ im
Landgrafenschloss
Bischof Hein erinnerte an die
Wiedereingliederung des
Kirchenkreises Schmalkalden
n An die Wiedereingliederung des in Thüringen gelegenen Kirchenkreises Schmalkalden in die Evange-
Pastor Henning Kiene, Mitar-
te staunen ratlos ob der kühnen
lische Kirche von Kurhessen-Waldeck vor 20 Jahren
schlag Luthers an die Tür der Wittenberger
beiter im EKD-Projektbüro Reform-
Visionen. „Was kann aus dem
hat Bischof Martin Hein am 15. Mai in einem Gottes-
Schlosskirche gilt als Beginn der Reforma-
prozess (Hannover), skizziert die
EKD-Kirchenamt Gutes kommen?“,
dienst in Schmalkalden erinnert.
tion. 500 Jahre später wird das Reforma-
Ideen für die „Weltausstellung des
witzelt einer. „Wittenberg ist nicht
Hein schilderte in seiner Predigt, wie der Kirchen-
tionsjubiläum 2017 in globaler Gemein-
Protestantismus“ in Wittenberg:
Rom“, ein anderer. Vorschläge
kreis infolge der deutschen Teilung 1972 an die Evan-
schaft von Feuerland bis Finnland, von
die Agora, die Expo, der Campus –
bodenständiger Art tauchen auf:
Südkorea bis Nordamerika gefeiert. Die von
eine erlebnisorientierte Kirche, die
„Die EKD sollte nach Wittenberg
der EKD ausgerufenen Lutherdekade soll
Hundertausende nach Wittenberg
umziehen“, sächselt jemand. Die
im Vorfeld die Ideen der Reformation in ih-
zieht. Vielleicht in Verbindung mit
Frage: „Wann kommt die Luther-
rer Themenvielfalt vermitteln.
Foto: Gerhard Jost
Die anwesenden Tagungsgäs-
gegen den Missbrauch des Ablasses. Der berühmte Thesenan-
kleine Stadt an der Elbe lenken.
Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer hielt
Foto: Fotolia
einblicke I Info
Foto: Gerhard Jost
Natürlich ist von christlicher
Doch zunächst einmal geht es
gelisch-Lutherische Kirche in Thüringen angegliedert
werden musste. Zuvor habe es aber eine geheime
n Hundert Frauen treffen sich zu einem festlichen Es-
Protokollnotiz zwischen beiden Landeskirchen für den
sen – an dem Ort, wo 1529 die Reformatoren zusam-
„damals völlig undenkbaren Fall“ gegeben, dass sich die Grenzziehung ändern könnte.
menkamen, um theologische Fragen zu diskutieren.
dem Kirchentag, der zeitgleich im
briefmarke 2017?“, bewegt einen
Darauf habe man 19 Jahre später zurückgreifen können. 1991 sei Schmalkalden dann
Im Fürstensaal des Marburger Landgrafenschlosses
Die Themenjahre: 2009: Reformation und Bekenntnis,
100 Kilometer entfernten Berlin
anderen Teilnehmer.
unter großer Zustimmung wieder ein kurhessischer Kirchenkreis geworden.
wird am 30. Oktober 2011 ein Mahl inszeniert und
2010: Reformation und Bildung, 2011: Reformation und Freiheit,
stattfinden könnte. Vielleicht in
Außer Frage steht: Das Refor-
Damals sei vielen zum Jubeln zumute gewesen, sagte Hein. Viele Menschen hät-
Gastfreundschaft unter Frauen gepflegt. Prominente
2012: Reformation und Musik, 2013: Reformation und Toleranz,
einer Ellipse von Berlin, Leipzig,
mationsjubiläum 2017 und die
ten die freiheitlichen Umwälzungen als ein Handeln Gottes wahrgenommen, seien
Tischrednerinnen sind dabei. Das Frauenmahl ist Teil
2014: Reformation und Politik, 2015: Reformation – Bild und Bibel,
Hannover. Doch das alles steht in
Lutherstadt Wittenberg gehören
doch gerade die Kirchen daran nicht unwesentlich beteiligt gewesen. „Was damals ge-
des Marburger Programms „Aufgeschlossen“ im Rah-
2016: Reformation und die Eine Welt
den Sternen. Über die technischen
zusammen.
schehen war, hatte spürbar mit Gott zu tun“, sagte der Bischof. men der EKD-Lutherdekade.
www.luther2017.de
und finanziellen Herausforde-
Foto: Braune/Osthessen-News
2017 soll viele Tausend Menschen
Dabei gilt die Kleinstadt in
Lothar Simmank
epd
Infos und Anmeldung: www.fsbz.de
Landeskirche I blick in die kirche
blick in die kirche I Thema
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Gänseschleuse und Klosterpforte
n Eine „offene Kirche“ war die
ehemalige Klosterbasilika in Lippoldsberg eigentlich schon immer.
Im 19. Jahrhundert, als der angrenzende Klosterhof noch ganz
landwirtschaftlich genutzt wurde,
wurde eigens eine Gänseschleuse
Foto: Christian Trappe
an den Türen angebracht – damit
Besucher eintreten konnten, ohne
von aufgeregt schnatterndem Federvieh begleitet zu werden.
Schon damals war die stil-
Die Klosterpforte in Lippoldsberg ist Museum und Laden zugleich
reine Lippoldsberger Romanik ein
Geheimtipp unter Kunstinteres-
in Busgruppen, als Pilger oder Ein-
– von Stockwerk zu Stockwerk hoch-
sierten. Inzwischen ist sie als nati-
zeltouristen auf dem Weserradweg.
klicken und zum Schluss den Rund-
onales Kulturdenkmal anerkannt
Sie finden seit zwei Jahren direkt
und in den letzten Jahren grund-
neben dem Haupteingang die „Klos-
legend renoviert worden. Für die
terpforte“ – ein Besucherzentrum,
In der Klosterpforte kann man
dörfliche Kirchengemeinde bedeu-
das Menschen des 21. Jahrhunderts
sich auch kostenlos einen Hörführer
tet dieses bauliche Erbe eine große
helfen soll, einen inneren Zugang zu
ausleihen, der die Besucher auf einen
Aufgabe. Denn neben dem denk-
dem mittelalterlichen Bauwerk und
Rundgang durch die Kirche leitet.
malpflegerischen Erhalt gilt es, das
seinem spirituellen Sinn zu finden.
Neu erschienen ist ein Kirchenführer,
blick vom Turm genießen, ohne viele
Stufen erklimmen zu müssen.
Bauwerk mit Leben zu füllen und
Die Klosterpfor te birgt ein
der – als Ertrag vieler Kirchenfüh-
möglichst vielfältig für Besucher zu
kleines Museum mit Vitrinen und
rungen – auf die Interessen von Ta-
erschließen.
Texttafeln, dessen eigentliches Herz-
gesbesuchern zugeschnitten ist.
Fotos: Gerhard Jost
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Das Bild der nordhessischen Gemeinde Oberkaufungen wird von der 1017 bis 1025 erbauten Stiftskirche dominiert. Durch eine umfassende Sanierung, die 3,2 Millionen Euro kostet und noch bis 2016 andauert, soll das Kulturerbe auch für künftige Generationen bewahrt werden.
(Fast) tausendjährige Stiftskirche
„Kirche sollte nicht nur um
stück aber ein Computer ist, der vir-
Vor allem aber bietet die Kloster-
sich selbst kreisen, sondern auch
tuelle Einblicke in Dinge gewährt, die
pforte Gelegenheit zum persönlichen
n Während das nordhessische Kaufungen
Umbau von einer romanischen Basilika zur
Kirche für andere sein“, sagt die
sonst verborgen sind.
Gespräch, damit die Gäste nicht nur
in diesem Jahr sein 1.000-jähriges Beste-
gotischen Hallenkirche. Mit ein wenig Vor-
Steine vorfinden. Oder zum Ausruhen
hen feiert, ist die Stiftskirche etwas jünger:
stellungskraft kann man die ursprüngliche
bei einer Tasse Kaffee im Kloster-
Die fast tausend Jahre alte Kirche zum Hei-
Gestalt und Pracht der Kirche und deren
Kirchenvorsteherin Elisabeth Höffker im Anlehnung an Dietrich
Multifunktionaler Kirchturm
Bonhoeffer. „Da viele Leute zu uns
In diesem Jahr wird der Kirch-
garten. Die Betriebskosten werden
ligen Kreuz, kurz Stiftskirche genannt, wur-
weitere bauliche Entwicklung erahnen. Ihre
kommen, versuchen wir, für sie
turm in den Mittelpunkt des Inte-
durch ein kleinen Klosterladen mit
de von Kaiserin Kunigunde, der Gemahlin
Besonderheit liegt in ihrer historisch archi-
da zu sein.“ Und das tut sie ganz
resses gerückt. Von außen unüber-
regionalen und fair gehandelten Pro-
Kaiser Heinrichs II., gestiftet, am 13. Juli
tektonischen Bedeutung, in ihrem Alter,
handfest, indem sie mit der Sakris-
sehbar, bleiben die vielen Räume im
dukten erwirtschaftet, aber die stän-
1025 geweiht und 1532 von Landgraf Phi-
in der Größe und der besonderen Akustik.
tanin jeden Freitag die Blumen der
Innern des Turms für die meisten Be-
dige personelle Besetzung lässt sich
lipp von Hessen an die Althessische Ritter-
Die kreuzförmige Kirchenanlage wirkt im
Kirche erneuert und den Kirchgar-
suchern unzugänglich. Mit Hilfe des
nur mit viel ehrenamtlichem Engage-
schaft übergeben.
Inneren großzügig, ja monumental und ist
ten pflegt. Wer die Basilika betritt,
interaktiven Bildschirms können sie
ment realisieren.
spürt, dass er oder sie willkommen
sich nun – wie mit einem Fahrstuhl
Christian Trappe
ist.
Als Kulturkirche ist Lippolds-
einblicke I Info
Bis heute hat die Kirchengemeinde
gleichzeitig durch ihre schlichte Schönheit
ein Nutzungsrecht und sieht sich mitver-
sehr ansprechend. Sie bietet viele Möglich-
antwortlich dafür, dieses besondere Kir-
keiten zur spirituellen und kulturellen Nut-
chengebäude zu erhalten und mit Leben
zung.
zu füllen. Eine umfassende Sanierung
Eine Ausstellung mit 20 Skulpturen
ße in der Weserregion. Vor allem
n Das Besucherzentrum in Wahlsburg-Lippoldsberg ist geöffnet Mo-Sa
wurde 2008 begonnen. Sie geschieht in
von Walter Green findet vom 24.7. bis
durch ein breitgefächertes Kon-
zwischen 10-13 und 14-18 Uhr. In dieser Zeit können auch Gruppenfüh-
sieben Bauabschnitten und soll bis 2016
1.9.2011 in der Stiftskirche statt. Während
zertprogramm, aber auch durch
rungen vereinbart werden: T (0 55 72) 99 92 26. Das virtuelle Museum
abgeschlossen sein. Vorangetrieben wird
dieser Zeit ist die Kirche täglich von 10 bis
Lesungen, Theater- und Kinovor-
ist auch sonntags zugänglich. Im Internet findet man die Kirchengemein-
die Maßnahme durch den Förderverein
18 Uhr geöffnet. Ausstellungseröffnung ist
führungen. Aber die meisten Besu-
de unter www.klosterkirche.de
Stiftskirche Kaufungen e. V. Heutige Be-
im Gottesdienst am 24. Juli um 10 Uhr.
sucher betreten einen nicht vollendeten
www.foerderverein-stiftskirche-kaufungen.de
berg seit langem eine feste Grö-
cher kommen während der Woche:
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blick in die kirche I Landeskirche
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Personen I blick in die kirche
Ein Dichter im
Altenheim
Von Personen
Lars Ruppel
macht „AlzPoetry“
Katrin Wienold-Hocke, derzeit Oberin am Kurhes-
Ulrike Laakmann (54) aus Hofgeismar wird ab
sischen Diakonissenhaus in Kassel, wird ab 1. Au-
1. August Dekanin des Kirchenkreises Witzenhau-
gust Pröpstin des Sprengels Kassel. Der Rat der Lan-
sen. Die Pfarrerin wird Nachfolgerin von Dekan
deskirche berief die 50-Jährige zur Nachfolgerin von
Hans-Dieter Credé, der im November 2010 in den
Propst Reinhold Kalden, der Ende April in den Ruhe-
Ruhestand getreten war. Die gebürtige Kasselerin
stand trat. Wienold-Hocke wurde 1961 in Kassel ge-
studierte zunächst in Göttingen und Tübingen Reli-
boren und ging in Wolfhagen zur Schule. Von 1979
gionspädagogik und Deutsch, später Evangelische
bis 1986 studierte sie Evangelische Theologie und Psychologie in Tü-
Theologie. Nach dem Vikariat im Kirchenkreis Hofgeismar versah sie ab
bingen, Jerusalem und Marburg. Nach dem Vikariat in Schlüchtern war
1985 gemeinsam mit ihrem Ehemann die Pfarrstelle Vernawahlshausen
sie von 1988 bis 1992 Gemeindepfarrerin in Eschenstruth (Kirchenkreis
(Kirchenkreis Hofgeismar) und arbeitete in der Klinikseelsorge in Lip-
Kaufungen) und von 1992 bis 1994 in Kassel-Kirchditmold. 1994 wurde
poldsberg. 1993 wurde sie Pfarrerin in Baunatal-Großenritte, 2001 Stu-
sie Klinikseelsorgerin in Bad Sooden-Allendorf. 2005 wechselte sie an
dienleiterin im Predigerseminar. Sie war zeitweise Mitglied der Landessy-
das Evangelische Predigerseminar nach Hofgeismar als Studienleiterin
node und der Liturgischen Kammer. Ulrike Laakmann ist verheiratet mit
für Pfarrerfortbildung Seit 2008 bekleidet sie das Amt der Oberin am
Pfarrer Martin Laakmann, das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder.
Kurhessischen Diakonissenhaus in Kassel und ist im Vorstand der Stiftung geschäftsführend für den Bereich Altenhilfe. Katrin Wienold-Hocke
Dierk Glitzenhirn ist neuer Projektleiter des Evan-
ist verheiratet mit Pfarrer Alfred Hocke, Gemeindepfarrer in Obervellmar.
gelischen Forums Schwalm-Eder. Die Einrichtung er-
Das Ehepaar hat zwei Kinder im Alter von 16 und 14 Jahren.
hält ein zentrales Büro in Homberg (Efze). Darüber
hinaus soll der dezentrale Charakter des Forums
Poesie soll Erinnerungen wachrufen: Lars Ruppel aus Marburg trägt Senioren in Windecken mitreißend Gedichte vor
Reinhold Kalden, Propst des Sprengels Kassel der
erhalten bleiben. Der 48-jährige Pfarrer wird au-
Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, trat
ßerdem mit einer halben Stelle in der Öffentlich-
Ende April in den Ruhestand. Der 1946 in Kassel
keitsarbeit der Landeskirche im Bereich Großveran-
n „Das ist unser Dichter“, sagt Pfarrerin Ron-
heit gelernt haben. Sie erinnern sich an Worte
Lars Ruppel ist nicht allein ins Heim ge-
geborene Kalden war 2000 in dieses Amt berufen
staltungen und Projektmanagement tätig sein und insbesondere die
ja Krasel und zeigt auf einen jungen Mann
und Zeilen aus diesen Gedichten und wieder-
kommen. Begleitet wird er von Sabrina, Belin-
worden. Zuvor wirkte er seit 1984 als Dekan des
kirchlichen Veranstaltungen auf den Hessentagen der kommenden Jah-
mit Brille und T-Shirt, der gerade im Aufzug
holen diese zusammen mit dem Gruppenleiter.
da, Jama und Kristina – vier Schülerinnen aus
Kirchenkreises Fulda. Kalden wurde in seiner per-
re mitgestalten und verantworten.
verschwindet. Seit einigen Wochen ist Lars
Rund ein Dutzend Heimbewohnerinnen
der 7./8. Klasse der benachbarten Bertha-von
sönlichen Entwicklung stark vom Christlichen Verein
Ruppel montags zu Gast im AGO-Altenheim in
und -bewohner sitzen im Kreis, während der
Suttner-Schule. Die Mädchen haben den alten
Junger Menschen (CVJM) geprägt. So war er von 1982 bis 1999 Vorsit-
Eckhard Manz wurde im Februar zum neuen Vor-
Nidderau-Windecken. Im „Raum der Stille“ bie-
spaßige Poet die Stimmung anheizt. Zum Start
Menschen Gedichte mitgebracht. „Ich weiß
zender des CVJM-Landesverbandes Kurhessen-Waldeck und gehörte von
sitzenden des Verbandes Evangelischer Kirchenmu-
tet er zusammen mit der Altenheimseelsorgerin
gibt‘s Ringelnatz: „Ich bin so knallvergnügt ...“.
zwar nicht, wie es heißt, aber es ist von Lessing
1998 bis 2007 dem Vorstand des CVJM-Westbundes an. „Die Zukunft
sikerinnen und Kirchenmusiker in der Evangelischen
„Weckworte“ an – so nennt er die Veranstal-
Die Damen und Herren in den Rollstühlen und
...“, sagt Kristina, fasst einen alten Herrn bei
der Kirche hängt nicht allein von den Finanzen ab“, warnte Kalden vor
Kirche von Kurhessen-Waldeck gewählt. Manz, Kir-
tungen für Heimbewohner, bei denen es um
Rollatoren lachen, reiben sich auf Geheiß des
den Händen und legt los, ohne sich von ihrer
einer einseitigen Fixierung auf das Problem sinkender Kirchensteuerein-
chenmusiker an St. Martin in Kassel, löst damit Jo-
das Vortragen von Gedichten geht.
Moderators die Hände und legen sie auf die
Zahnspange stören zu lassen: „Gestern liebt‘
nahmen. Es komme vielmehr darauf an, ob es gelinge, Menschen für
hanna Werner-Balcke ab, die ihren Posten seit 1999
Nach Windecken kommt der 26-Jährige
heißen Ohren. Zuhören und mitmachen. Klat-
ich,/Heute leid‘ ich,/Morgen sterb‘ ich ...“.
den Glauben zu gewinnen und zu halten. Auf jeden Fall müsse sich die
inne hatte und nicht mehr für den Vorstand kandi-
aus Marburg im Rahmen seines Projekts „Alz-
schen, Grimassen schneiden, sprechen, singen
„Das wollen wir doch nicht hoffen“, unterbricht
Kirche auf ihren wesentlichen Grundlagen bewegen, nämlich Wort und
dierte. Der Kirchenmusikerverband vertritt die beruflichen Interessen der
poetry“. Die Idee stammt aus Amerika: Alzpo-
– das alles gehört dazu, auch wenn manche
sie der Angesprochene und lächelt verschmitzt.
Sakrament. Wichtig seien auch Hausbesuche durch die Pfarrer.
haupt- und nebenamtlichen Kirchenmusiker der Landeskirche.
etry erreicht Menschen in späten Stadien von
still und scheinbar unberührt von dem bleiben,
Das Projekt „Alzpoetry“ funktioniert.
Demenz mit Gedichten, die sie in ihrer Kind-
was um sie herum passiert.
Lothar Simmank
Thomas Katzenmayer aus dem Vorstand der
Mehr Geld für Beschäftigte in Kurhessen-Waldeck
Fotos: Lothar Simmank
Evangelischen Kreditgenossenschaft eG (EKK) wurde
Kristina (15) rezitiert ein Lessing-Gedicht vor Bewohnern des AGO-Heims Nidderau-Windecken:
zum Sprecher des Vorstands ernannt. Der 46-Jäh-
n Die Arbeitsrechtliche Kommission hat beschlossen, die für die Be-
rige ist seit 2006 bei der EKK beschäftigt und seit
schäftigten der Länder am 10. März vereinbarten Tariferhöhungen
2007 Mitglied des vierköpfigen Vorstands. Innerhalb
grundsätzlich für die Landeskirche zu übernehmen. Damit werden
Gestern liebt‘ ich,
Heute leid‘ ich,
Morgen sterb‘ ich:
Dennoch denk‘ ich
Heut‘ und morgen
Gern an gestern.
des Vorstands ist Katzenmayer zuständig für die Be-
die Tabellenentgelte ab 1. April um 1,5 Prozent und ab 1. Januar
reiche institutionelle und private Kunden, Öffentlich-
2012 um weitere 1,9 Prozent sowie anschließend um 17 Euro erhöht.
keitsarbeit und Marketing. Ihm stehen als weitere Vorstandsmitglieder
Ferner gibt es eine Einmalzahlung von 360 Euro. Auch die Entgelte
Frank Diegel, Hans Gerhard Stein und Marco Kern zur Seite. Die 1969
für Auszubildende und Praktikanten werden zum 1. April um 1,5 Pro-
gegründete, genossenschaftlich organisierte EKK mit Sitz in Kassel hat
zent und zum 1. Januar 2012 um 1,9 Prozent sowie anschließend um
eine Bilanzsumme von rund 4,1 Milliarden Euro. Etwa 300 Mitarbeiter
sechs Euro erhöht. Die Einmalzahlung beträgt hier 120 Euro. Teilzeit-
betreuen in zwölf Filialen deutschlandweit rund 70.000 institutionelle
beschäftigte erhalten den Betrag anteilsmäßig.
und private Kunden.
epd
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Landeskirche I blick in die kirche
blick in die kirche I Landeskirche
Theologiestudenten gesucht: „Jeder, der dazu
geeignet ist, wird in unserer Kirche auch Pfarrer“
Resolution zur Einhaltung 2012 Kooperationsvertrag
der Religionsfreiheit
mit Hessen und Nassau
welche nicht. Für den nächsten
n „Wir appellieren nachdrücklich an die ägyptische Regierung, positive
n Den Synoden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und
Doppelhaushalt 2012/2013 wer-
Religionsfreiheit zu gewährleisten und jeder Form von Gewalt und Unter-
der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck soll im Herbst dieses
de man noch einmal mit einem
drückung gegenüber Andersgläubigen entschieden entgegenzutreten“,
Jahres ein Vertrag über die Zusammenarbeit der beiden Kirchen vorge-
Sparhaushalt auskommen, sagte
heißt es in einer in Hofgeismar einstimmig verabschiedeten Resolution,
legt werden. Ein Jahr später soll er dann förmlich gebilligt und unter-
Vizepräsident Volker Knöppel. Spä-
in der die Landessynode die ägyptische Regierung zur Einhaltung der
zeichnet werden. Das geht aus einem Zwischenbericht hervor, der den
testens dann aber müsse eine Prio-
Religionsfreiheit auffordert. Zuvor hatte Bischof Anba Damian über die
beiden in Hofgeismar und Weilburg tagenden Synoden vorgelegt wurde.
ritätendiskussion beginnen.
Verfolgung der koptischen Christen in seiner Heimat berichtet. In der
Unabhängig von der Vertragsunterzeichnung werden die ersten Ko-
Resolution wird ferner die deutsche Regierung aufgefordert, sich für
operationsvereinbarungen nach jahrelangen Beratungen schon vorher
die freie Religionsausübung der Christen in Ägypten und in vielen an-
umgesetzt, wie aus dem Papier hervorgeht. So werden die Evangelische
Beeindruckt zeigten sich die
deren Ländern einzusetzen. „Wir begrüßen die Bewegungen, die in den
Stadtakademie Frankfurt und die Evangelische Akademie Arnoldshain
95 Synodalen vom Auftritt des
arabischen Ländern nach freiheitlichen politischen Formen suchen. Bei
zum 1. Januar 2012 zusammengelegt. Das soll die Gründung einer ge-
Generalbischofs der Koptisch-
der Unterstützung dieser Bewegungen ist auch die Religionsfreiheit un-
meinsamen evangelischen Akademie der beiden Kirchen mit Standorten
Orthodoxen Kirche in Deutsch-
bedingt einzufordern“, heißt es hier. in Frankfurt und Hofgeismar zum 1. Januar 2014 ermöglichen.
Fotos: medio.tv/Schauderna
Besuch vom koptischen Bischof
Vom 12. bis 14. Mai 2011 tagte die Synode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Hofgeismar
epd
land, Anba Damian. Dieser wies
Von der Wirklichkeit überholt wurde nach Eingeständnis beider
eindringlich darauf hin, dass kop-
Kirchen ihre Absicht, die Beratung von Kriegsdienstverweigerern und
tische Christen in Ägypten sich
Zivildienstleistenden künftig gemeinsam zu organisieren. Nach der Aus-
als Menschen zweiter oder dritter
setzung der allgemeinen Wehrpflicht planen sie nun ein gemeinsames
Klasse fühlten. Die Lage sei an-
Zentrum für Freiwilligendienste. Weitere Kooperationsgebiete sind die
gesichts von Verfolgung, Entrech-
Religionspädagogik, Mission und Ökumene sowie die theologische Aus-
tung und sogar von Morden sehr
bildung. Geprüft werde auch eine gemeinsame Nutzung der Kirchen-
n Mit einer teils kontroversen
mitgliedern im Jahr 2010 keine
Diskussion über den Kooperati-
Kirchenmüdigkeit gebe. Die Kir-
In Zukunft, so Bischof Mar-
ernst. Man müsse gegenüber der
musikalischen Fortbildungsstätte Schlüchtern. Zum 1. Januar 2013 soll
onsprozess der beiden hessischen
che habe für das gesellschaftliche
tin Hein, werde man angesichts
ägyptischen Übergangsregierung
der förmliche Zusammenschluss der Diakonischen Werke von EKHN und
Kirchen ist am 14. Mai die Syno-
Leben nach wie vor eine hohe
zurückgehender Finanzen zielge-
in dieser Sache klare Worte reden.
EKKW vollzogen werden. de der Evangelischen Kirche von
Bedeutung. „Es soll nicht klein-
richtet darüber diskutieren müs-
Die Synodalen verabschiedeten im
Kurhessen-Waldeck in Hofgeismar
geredet werden, was in unseren
sen, welche Arbeitsfelder sich die
Anschluss an Damians Rede eine
zu Ende gegangen. Umstritten war
Gemeinden passiert“, erklärte sie.
Kirche noch leisten könne und
Resolution.
vor allem die geplante Gründung
Angesichts sinkender Einnahmen
einer gemeinsamen evangelischen
schlug sie vor, Pfarrstellen fremd-
Akademie beider Kirchen mit
finanzieren zu lassen. In vielen
Standorten in Frankfurt und Hof-
Industriebetrieben und in Schulen
geismar. Während der Hofgeisma-
gebe es Bedarf an Seelsorge.
Über Arbeitsfelder diskutieren
einblicke I Info
„Erschreckende Zahlen“
n Die Zahl der Gemeindemitglieder in Kurhessen-Waldeck
rer Akademiedirektor Karl Waldeck
mehr Zeit und eine inhaltliche
epd
sinkt weiter – im vergangenen
Zu wenig Theologiestudenten
epd
einblicke I Info
Synode empfiehlt Gemeinden
Qualitätsüberprüfung
Als Geschenk überreichten Präses Schulze (l.) und Bischof Hein (r.)
Bischof Damian (Mitte) ein Kreuz der Landeskirche
Neue Bleiberechtsregelung gefordert
n Ein „Qualitätsregister“ ist von der Synode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck den Kirchenkreisen und Gemeinden zur
Anwendung empfohlen worden. Es handele sich um ein Instrument,
mit dem sie die Qualität ihrer Arbeit selbst überprüfen könnten,
Diskussion für dieses Vorhaben
Um in Zukunft die Versorgung
Jahr um 13.823 gegenüber dem
forderte, warnte Bischof Hein vor
der Gemeinden mit Pfarrern zu ge-
Stand von 2009. Der Rückgang
n Die Synode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hat eine
bereits in einigen Kirchenkreisen und Gemeinden erprobt worden.
weiteren Verzögerungen. Diese
währleisten, sei allerdings eine hö-
ist vor allem durch Sterbefäl-
neue gesetzliche Bleiberechtsregelung für Flüchtlinge gefordert. Die
Über die Verwendung der Ergebnisse könnten die Gemeinden
selbst entscheiden, betonte Knöppel.
Prälatin Marita Natt
sagte Vizepräsident Volker Knöppel. Das freiwillige Angebot sei
würden die bestehenden Struk-
here Zahl von Theologiestudenten
le (11.710) und Abwanderung
Kettenduldungen müssten abgeschafft werden, heißt es in einem von
turen nur verfestigen.
nötig, so Natt weiter. Deren Zahl
(6.733) bedingt. Es gab 3.572 Kirchenaustritte, dem stehen 7.079
den Synodalen in Hofgeismar verabschiedeten Beschluss. Eine neue Re-
Joachim König von der Evangelischen Hochschule in Nürnberg,
sei derzeit mit 103 zu niedrig, 150
Taufen sowie 1.113 Aufnahmen gegenüber.
Mitgliederrückgang
gelung müsse als Standard vor allem den Verzicht auf eine Stichtagsre-
wo das Register entwickelt wurde, hob hervor, dass man mit dem
sollten es sein. „Jeder, der dazu ge-
Prälatin Marita Natt sprach angesichts des Mitgliederverlustes
gelung, eine Senkung der Anforderungen an die Lebensunterhaltssiche-
Register Stärken und Schwächen gezielt herausfinden könne. Unter-
In ihrem Personalbericht be-
eignet ist, wird in unserer Kirche
von „erschreckenden Zahlen“. Leider habe man die rückläufige Zahl
rung, eine verstärkte Einbeziehung von humanitären Kriterien und einen
sucht werden die Qualität von Gottesdiensten, Seelsorge, Bildung,
tonte Prälatin Marita Natt, dass
auch Pfarrer“, versicherte Präses
an Taufen trotz vieler Anstrengungen nicht stoppen können. Auch
stärkeren Schutz für Familien enthalten. Mit dem Beschluss bat die Sy-
Mission und Diakonie. Eine Untersuchung solle alle drei bis fünf
es trotz eines weiteren, haupt-
Rudolf Schulze. Pfarrer sei nach
die Zahl der Trauungen sei mit 2.061 im Jahr rückläufig. Vor zehn
node Bischof Martin Hein, sich bei der Landesregierung, den Abgeord-
Jahre stattfinden. Die Entwicklung des Registers geht auf einen Be-
sächlich demografisch bedingten
wie vor ein Beruf mit Beschäfti-
Jahren habe man noch rund 1.000 Paare mehr getraut.
neten des hessischen Landtags sowie bei den Bundestagsabgeordneten
schluss der kurhessischen Synode aus dem Jahr 2006 zurück.
Rückgangs der Zahl von Kirchen-
gungsgarantie.
epd
aus Kurhessen-Waldeck für diese Forderung einzusetzen. epd
epd
18
blick in die kirche I Kirchenvorstand
Kirchenvorstand
I blick
in die
kirche
Umfrage
I blick
magazin
Die drei Ebenen des Hörens
Interview mit dem Umweltbeauftragten der Evangelischen Kirche
von Kurhessen-Waldeck, Pfarrer Uwe G. W. Hesse (Rengershausen)
n „Freiwillige vor!“ – unter diesem
n Nach der Katastrophe von Fukushima gibt
„Grünen Strom“, etwa das Landeskirchenamt oder
Motto will das Referat Kinder- und
es einen gesellschaftlichen Konsens für einen
die Familienbildungsstätte Brotterode. Ich kann
Jugendarbeit die Situation der
raschen Ausstieg aus der Atomenergie. Welcher
aber trotzdem keine einfache Antwort geben.
Ehrenamtlichen in der kirchlichen
Verantwortung muss sich die Evangelische Kir-
Wenn es beim „Grünen Strom“ nur um den Aus-
Kinder- und Jugendarbeit stärker
che von Kurhessen-Waldeck jetzt stellen?
tausch von Patenten geht, kommen wir ja mit dem
Hesse: Es gibt seit dem Atomunfall in Tscher-
Ausstieg aus der Atomenergie insgesamt nicht wei-
Eine neue „Arbeitshilfe zur Be-
nobyl eine deutliche Position der evangelischen
ter. Wenn aber ein Stromanbieter Mehreinnahmen
gleitung und Förderung Ehrenamt-
Kirchen gegen die Atomkraft. So hat die Synode
aus der Vermarktung von Ökostrom in regenerative
licher in der evangelischen Kinder-
der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Energieformen investiert, dann ist er in jedem Fall
und Jugendarbeit“ versammelt
im Dezember 1986 einen schnellen Umstieg ge-
zu bevorzugen. „Grüner Strom“ wird übrigens hin-
auf 82 Seiten eine große Zahl ge-
fordert. Zuletzt hatte die EKD im Herbst 2010 eine
sichtlich seines Umweltnutzens nochmals quali-
Fotos: Witt
in den Blick nehmen.
Kirchenvorstände bei der Fortbildungstagung in Bad Orb: Zwischenmenschlicher Umgang ist eine Kommunikationsform, die man lernen kann
n Von Freitagabend bis Sonn-
Der zwischenmenschliche
achtsamer, da man nicht auf die
tung der Gesprächsatmosphäre.
lungener Beispiele aus der Praxis
Rücknahme der Laufzeitenverlängerung für AKWs
fiziert und in den Kategorien „Gold“ und „Silber“
tagmittag zum Seelsorger wer-
Umgang ist eine Form der Kom-
sonst übliche Weise „vorzugehen“
Kurzvorträge, Visualisierungen,
und verbindet sie mit innovativen
gefordert. Die Landeskirche stellt sich weiterhin
zertifiziert. Wenn sich ein regionaler Anbieter be-
den? Natürlich – im Rahmen
munikation. Diese kann sehr un-
vermag. So wird nach innen die ei-
praktische Anwendungen und
Ideen aus der professionellen Frei-
der Verantwortung, die sie bisher schon wahr-
müht, erneuerbare Energien zu nutzen und in ent-
eines Wochenendseminars kann
terschiedlich funktionieren. Im Ide-
gene Wahrnehmung sensibilisiert,
Arbeiten im Plenum und in Klein-
willigenbegleitung.
nimmt – nämlich nach Kriterien der Nachhaltigkeit
sprechende Anlagen investiert und dabei gleich-
man niemanden zum Seelsorger
alfall verhält es sich so, dass die
zugleich wird, quasi nach außen,
gruppen stärkten die Sensibili-
Detailliert und praxisnah be-
zu handeln und die Wahrnehmung von Verantwor-
zeitig Arbeitsplätze in der Region schafft und
ausbilden. Das war den Teilneh-
Kommunizierenden ihr jeweiliges
die Fähigkeit geschult, einem an-
tät der teilnehmenden Personen
schriebene Methoden ermöglichen
tung anzumahnen.
langfristig erhält, dann schätze ich seine Glaub-
merinnen und Teilnehmern klar.
Gegenüber wirklich wahrnehmen
deren Menschen aufmerksam zu-
und vertieften das Thema. Sie
leichte Umsetzbarkeit. Die Arbeits-
Gleichwohl lässt sich die eigene
und sich aufeinander einlassen.
zuhören.
erfuhren, dass es mehrere Ebenen
hilfe richtet sich vor allem an Ver-
Die landeskirchliche Konferenz der Umweltbe-
sich sukzessive von der Versorgung mit konventio-
Aufmerksamkeit aber durch ge-
Dies setzt bei näherer Betrachtung
des Hörens gibt. Auf der ersten
antwortliche im Bereich der evan-
auftragten forderte Anfang April in einer Erklä-
nellem Strom zu lösen, auch wenn es im Einzelfall
eignete Übungen sensibilisieren.
Fähigkeiten voraus, die nicht je-
Ebene folgt der Zuhörer dem Ge-
gelischen Jugendarbeit, lässt sich
rung: „Atomausstieg jetzt selber machen!“ Was
noch nicht ganz verwirklicht werden kann.
Darum entschloss sich das unter
dem von Natur aus gegeben sind,
Am folgenden Wochenende
spräch so lange, bis der Zeitpunkt
aber ohne Schwierigkeiten auch
ist damit konkret gemeint?
Leitung von Pfarrer Georg Ander-
die jedoch bei allen geschult und
fand dann die eigentliche Fortbil-
zum Aussprechen eigener Gedan-
auf die ehrenamtliche Arbeit mit
Hesse: Gemeint ist die Wahrnehmung von
gefördert werden können.
dungsveranstaltung zum Thema in
ken gekommen ist. Die Aufmerk-
Erwachsenen übertragen. Auch
Verantwortung auf unterster Ebene. Wir leben in
Bad Orb statt. Die teilnehmenden
samkeit des Zuhörers richtet sich
für die Freiwilligen selbst bietet
demokratischen Strukturen, in denen immer mehr
Hesse: Ja, denn es geht ja neben der Debatte
würdigkeit. Man sollte das Bemühen honorieren,
Müssen wir unseren Lebensstil ändern, wenn die
energiepolitische Umstellung kommt?
Personen tauschten ihre im Dia-
also hier vorrangig auf sich selbst
sie viele Anregungen, ihr Engage-
Bürgerbeteiligung gefordert ist. Unsere Konferenz
über den Atomausstieg gleichzeitig um das Thema
In diesem Sinne wurde der
logmuseum gewonnenen Eindrü-
und auf die eigenen Gedanken.
ment zur eigenen Zufriedenheit zu
fordert die Gemeinden dazu auf, das zu tun, was
Gerechtigkeit. Die Frage einer sicheren Endlage-
diesjährigen Veranstaltung im
cke untereinander aus und gaben
gestalten.
die Kirchenverfassung längst vorsieht: Selbststän-
rung von Atommüll ist längst noch nicht geklärt:
Evangelischen Bildungszentrum
auf diese Weise auch denen, die
dig und eigenverantwortlich zu entscheiden in al-
Wir schaffen derzeit lebensbedrohende Fakten
Bad Orb ein gemeinsamer Be-
am Besuch des Museums nicht
Auf der Ebene des Hinhörens
len Belangen des gemeindlichen Lebens. Dazu ge-
und überlassen die Lösung unseren Kindern. Das
such im Frankfurter „Dialogmuse-
hatten teilnehmen können, ein
nimmt der Gesprächsteilnehmer
hören Natur- und Artenschutz und auch die Frage,
Gefahrenpotenzial für Störfälle bedingt durch
um“ vorgeschaltet. Dort wurden
Bild von der Sache.
Wahrnehmen im Dialogmuseum
Grafik: Fotolia
„Atomausstieg
jetzt selber machen!“
Arbeitshilfe
„Freiwillige
vor!“
Der Kirchenkreis Fulda führt seit 25 Jahren alljährlich
eine Fortbildungstagung für Kirchenvorstände durch
Drei Ebenen des Hörens
19
19
Sich in den anderen versetzen
das vom Gegenüber Gesagte auf-
wie wir einkaufen und energiepolitisch zukunftso-
menschliche Fehler, Naturkatastrophen oder terro-
Molnár (Bieberstein-Dipperz) ta-
die Teilnehmer eine Stunde lang
Susanne Kaiser (Großenlüder)
merksamer wahr. Er achtet beson-
rientiert handeln. Jeder Kirchenvorstand muss sich
ristische Angriffe ist gigantisch. Ungerecht ist: Den
gende Vorbereitungsteam, der
durch völlig dunkle Räume ge-
vermittelte tags drauf die sprach-
ders auf Inhalte, versetzt sich in
die Frage gefallen lassen, woher er seinen Strom
Nutzen haben nur wenige, nämlich die Investoren
Veranstaltung in diesem Jahr den
führt. Das sollte die eigenen Sinne
lichen Grundlagen der Kommu-
die Lage seines Gegenübers und
bezieht und wie er seine Entscheidung rechtfertigt.
und der energiehungrige Teil der jetzt lebenden
Titel „Begegnen, wahrnehmen
schärfen. Aufgrund der erheblich
nikation: Welche Störungen sind
achtet auf dessen Gefühle. Mit-
und da sein“ zu geben. In der lan-
eingeschränkten Wahrnehmung –
möglich? Welche offenen und
telpunkt des Kommunikationspro-
gen Reihe der seit 25 Jahren an-
man sieht tatsächlich überhaupt
versteckten Botschaften enthalten
zesses ist der Gesprächspartner:
gebotenen Fortbildungstagungen
nichts – ging es auch darum, sich
Mitteilungen? Welche verschie-
für die Kirchenvorstände des Kir-
selbst der Führung einer anderen
denen Wirklichkeiten existieren
chenkreises Fulda ein lohnendes
Person zu überlassen. Hierbei er-
dadurch nebeneinander her?
Thema.
lebt man sich völlig neu: Man wird
Deutlich wurde auch die Bedeu-
menschlichen Gesellschaft. Das Risiko muss aber
Empfehlen Sie Kirchengemeinden einen Wechsel
von allen getragen werden, also auch von dem Teil
Bezug (3,- Euro):
des Stromanbieters, wenn dieser Atomstrom
der Menschheit, der kaum Energie verbraucht, sich
Die Meinungen und Gefühle des
Landeskirchenamt EKKW
anbietet?
kaum informieren kann und ungeschützt der Ge-
Zuhörers spielen hier keine oder
Referat Kinder- und Jugendarbeit
nur eine untergeordnete Rolle.
T (05 61) 93 78-3 41
Eberhard Witt
[email protected]
Hesse: Eine große Anzahl von Gemeinden und
landeskirchlichen Einrichtungen bezieht schon
fahr einer Verstrahlung ausgesetzt wird.
Fragen: Lothar Simmank
20
blick in die kirche I Service
Termine
A Mehr im Internet: www.ekkw.de
Seminare
Service I blick in die kirche
21
Freizeit & Reise
20.7. | Imshausen
benen Anlass wird das Mausoleum auf dem
Pfarrerin Margot Käßmann hält in diesem Jahr
Hauptfriedhof geöffnet. Dort wird Gelegenheit
die Gedenkrede zum Jahrestag des Attentats
geboten, die unterirdischen Grüfte zu besichti-
1.–5.8. | Bad Orb
z 26.–28.8. | Hofgeismar
auf Hitler am 20. Juli 1944 bei der Stiftung
gen.
Eine Freizeit für Großeltern und Enkel unter
„Erstens kommt es anders ...“ – Improvisations-
Adam von Trott in Imshausen. Die Gedenkfei-
T (05 61) 9 83 95 17
dem Motto „Fischer, Fischer wie tief ist das
theater für den Alltag bietet die Schülerakade-
er beginnt um 18 Uhr am Kreuz oberhalb von
mie. Wer improvisiert, verlässt vorgezeichnete
Imshausen und wird anschließend mit einem
18.9. | Marburg
trum für die zweite Lebenshälfte (ebz) in Bad
Tagungen
Wasser?“ bietet das Evangelische Bildungszen-
Wege und findet intuitiv zu Lösungen. Man
Nachgespräch im Herrenhaus fortgesetzt.
„Gaben entfalten, Engagement gestalten“ –
Orb an.
z 22.–26.8. | Bad Orb
wird offener und mutiger, die Kommunikation
T (0 66 22) 4 24 40
unter diesem Motto findet ab 10 Uhr in der
T (0 60 52) 91 57-0 | www. ekkw.de/ebz
Einführung in Theorie und Praxis eines ganz-
fällt leichter. Aber auch beim Aufbau von so-
www.stiftung-adam-von-trott.de
Elisabethkirche in Marburg ein Diakoniegottes-
heitlichen Gedächtnistrainings: Wie kann man
zialer Kompetenz und Teamfähigkeit, bei be-
spielerisch und ohne Stress die Leistung des
vorstehenden Aufgaben und Prüfungen in der
Gehirns steigern? Wir bieten die Ausbildung in
Schule helfen die Anleitungen und Übungen
Kooperation mit dem Bundesverband Gedächtnistraining e.V. an. Trainingsziele sind assozia-
dienst statt. Veranstalter sind die beiden hes-
12.– 14.8. | Trendelburg-Wülmersen
5.–19.9. | Marburg
sischen Landeskirchen und die Diakonischen
Unter der Überschrift „Flusspiraten“ steht ein
Wiegenlieder – Herzenstöne: Singen und
Werke in Kurhessen-Waldeck und Hessen
Vater-Kind-Kanu- und Zeltwochenende an der
zur Improvisation.
Summen, Klingen und Spielen während der
und Nassau. Neben Bischof Dr. Martin Hein
Diemel. Die Teilnehmer (ab 7 J.) schlagen Zelte
T (0 56 71) 8 81-0 | www.akademie-hofgeismar.de
Schwangerschaft. Schon im Mutterleib hört
(Kassel) und Kirchenpräsident Dr. Volker Jung
am Wasserschloss Wülmersen auf und richten
tives Denken, Denkflexibilität, Phantasie und
das Baby Ihre Stimme, nimmt Ihre Liebe und
(Darmstadt) nehmen DWHN-Vorsitzender Dr.
ein Piratenlager ein. Bei der Domäne Trendel-
Kreativität. Die dreistufige Ausbildung führt zu
z 27.8. | Germerode
Zuwendung wahr. Mit Tönen, Liedern und
Wolfgang Gern sowie der Landespfarrer für Di-
burg werden Kanus „gekapert“, dann geht es
einem Abschluss mit Zertifikat.
Beim Männertag im Kloster Germerode geht es
Reimen knüpfen die Teilnehmerinnen des
akonie Dr. Eberhard Schwarz teil.
die Diemel flussabwärts bis Helmarshausen.
T (0 60 52) 91 57–0 | www.ekkw.de/ebz
an diesem Samstag von 10 bis 17 Uhr um das
Kurses eine innige Beziehung zu ihrem kleinen
T (05 61) 10 95-0 | www.dwkw.de
Die Abende klingen nach Piratensitte am La-
Thema „Lebensübergänge wahrnehmen und
„Bauchbewohner“ und begleiten ihn liebevoll
12.–15.9. | Brotterode
gestalten“. Immer wieder ergeben sich Umbrü-
auf seinem Weg ins Leben. Das entspannt und
Sie pflegen einen demenzerkrankten Ange-
che und Neuanfänge, die alle Bereiche des Le-
hörigen und freuen sich über einige Tage bei-
bens betreffen können. Oft ist dabei das Neue
derseitiger Erholung? Nehmen Sie sich Zeit,
noch gar nicht genau zu fassen, sondern zeich-
den Herbstwald zu genießen oder Ihrer Stim-
net sich erst langsam ab. Wie kann das Alte
mung beim Aquarellmalen Ausdruck zu geben.
gut zu Ende gebracht werden? Im Hören und
Tanken Sie auf bei leichten Entspannungsü-
Stillewerden, im Gespräch, im kreativen Auspro-
8.–10.7. | Bad Orb
bungen. Ein informativer Vortrag lädt zum Aus-
bieren und in der Aktion suchen Männer jeden
tausch ein. Ihre Angehörigen werden liebevoll
Alters an diesem Tag nach Orientierung von ei-
und umfassend durch die Diakonie betreut. Gemeinsame Abende mit Bewegung, Musik und
Sommer für die Seele: Entspannen, bewegen,
auftanken können Sie vom 8. bis 24. Juli 2011
im Evangelischen Bildungszentrum in Bad Orb
A Dies & das
Ausstellung
beglückt Mütter wie Babys gleichermaßen!
gerfeuer aus. Anmeldeschluss: 15.06.
T (05 61) 10 03 -1681 | www.vhs-nordhessen.de
Montags, 5.–19.9., von 17–18 Uhr.
27.5.-4.9. | Kassel
20.8. | Marburg
T (0 64 21) 1 75 08-0 | www.fbs-marburg.de
„Menschlich begegnen – Fremdheit überwin-
Wer wagt es, mit Canadiern und Kajaks den
den“ – im Gemeindepavillon der Christuskirche
Fluss zu erkunden? Die „Kanutour auf der
7.9. | Kassel
in Kassel-Bad Wilhelmshöhe werden Grafiken
Ohm“ ist für Väter und ihre Kinder (ab 7 J.)
„Meine Eltern leben getrennt“ – Gesprächs-
von Kurt Reuber gezeigt. Der Pfarrer, Arzt und
gedacht. Gemeinsam paddeln, Gottes schöne
„Feel the Gospel!“ Das Herz öffnen, lossingen.
nachmittage (mittwochs um 16.30 Uhr) für
Maler Kurt Reuber (geb. 1906 in Kassel, gest.
Schöpfung aus einer neuen Perspektive bestau-
Die Gospelsängerin Njeri Weth singt mit Ihnen
Kinder von acht bis zwölf Jahren. Wenn Eltern
1944 in Jelabuga) ist der Schöpfer der be-
nen und die eigenen Fähigkeiten entdecken, ist
ner geistlichen Mitte her. Teilnahmebeitrag: 15
mitreißende Gospelsongs, die zu Herzen und in
sich trennen, kostet es auch Kinder viel Kraft.
rühmt gewordenen Stalingrad-Madonna.
das Motto des Tages. Von 10 bis 17 Uhr.
Euro für Verpflegung und sonstige Unkosten.
die Beine gehen. Es gibt Singzeiten und dazwi-
Das Gruppenangebot soll Kindern helfen, mehr
T (05 61) 3 39 10 | www.christuskirche-kassel.de
T (0 64 21) 1 75 08-0 | www.fbs-marburg.de
Kamingeschichten runden das Programm ab.
Veranstalter: Männerarbeit der EKKW (Stefan
schen ausgedehnte Erholungszeiten zum Spa-
Sicherheit und neue Handlungsmöglichkeiten
T (03 68 40) 37 10 | www.haus-am-seimberg.de
Sigel-Schönig, Pfr. PD Dr. Freimut Schirrma-
zierengehen, Barfuß-Pfad, Schwimmen oder für
zu entwickeln. Für Spaß sorgen gemeinsame
cher), Pfarrstelle für Meditation und geistliches
eine Massage. Im Gospelgottesdienst am Sonn-
Spiele und kreative Aktionen. Für die Eltern
19.–20.9. | Bad Arolsen
Leben im Kloster Germerode (Pfr. Dr. Manfred
tag wird weitergesungen. Ihr nicht-singender
gibt es ein Einführungsgespräch vorab sowie
Menschen mit geistiger Behinderung haben
Gerland).
„Anhang“ darf gern mitkommen.
einen Elternabend im Kursverlauf.
ein besonders hohes Risiko für Traumatisie-
T (0 56 57) 4 23 | www.kloster-germerode.de
lehnung und Demütigung, nicht selten auch
von Missbrauch, führt zum Entstehen trauma-
22.–24.7. | Bad Orb
Dies & das
bedingter Erfahrungs- und Verhaltensmuster.
erwachsene/familienbildungsstaette.html
„Geh aus mein Herz und suche Freud“ – PaulGerhardt-Lieder zum Mitsingen. Aus seinen Lie-
9.9. | Spangenberg
dern spricht die große Lebens- und Glaubenser-
Meermarkt auf dem Spangenberger Markt-
Diese können auch nach vielen Jahren in aktu-
4.–8.7. | Brotterode
fahrung eines Menschen, der in seinem Leben
platz. Mit maritimen Köstlichkeiten und Klän-
ellen Situationen wieder wachgerufen werden.
Was verbirgt sich hinter dem hin und her pen-
durch viele Höhen und Tiefen ging. Wir wollen
gen des Shantychores wird das nordhessische
Im Seminar „Traumatisierung bei Menschen
delnden Weg des Labyrinth – und was ist sein
ausgewählte Lieder und Chorsätze singen,
Städtchen in eine Küstenstadt verwandelt. Für
mit Lernbehinderung bzw. geistiger Behinde-
Ziel? Gemeinsam bauen Sie ein begehbares
mehr über Hintergründe und Kompositionen
ein Kinderprogramm rund um das Meer ist ge-
rung“ werden Grundkenntnisse der Psycho-
Labyrinth auf dem Gelände der Familienferi-
erfahren. In den Erholungszeiten kommen Frei-
sorgt. Beginn 17 Uhr.
traumatologie vermittelt. Durch das Verstehen
enstätte. Mit aktiven, meditativen und biblisch-
zeitaktivitäten nicht zu kurz. Im Gottesdienst
traumabedingter Störungen entwickeln Sie Si-
christlichen Elementen können Eltern und
am Sonntag bringen wir unsere Lieder zu Ge-
11.9. | Kassel
cherheit für den Umgang mit schwierigen Ver-
Kinder unterschiedliche Zugänge zu diesem
hör. Leitung: KR Martin Bartsch, Landeskirchen-
Führung auf dem Kasseler Hauptfriedhof zum
haltensweisen.
Phänomen finden, das von Europa aus um die
musikdirektor i. R. und KR Johann Rüppel, Pfar-
„Tag des offenen Denkmals“. Das Motto des
T (0 56 91) 8 04-2 02
ganze Welt wanderte.
rer i. R.
diesjährigen Denkmaltages lautet: „Romantik,
www.bathildisheim.de
T (03 68 40) 37 10 | www.haus-am-seimberg.de
T (0 60 52) 91 57-0 | www. ekkw.de/ebz
Revolution – das 19. Jahrhundert“. Aus gege-
Foto: Fotolia
rungen. Die wiederholte Erfahrung von Ab-
T (05 61) 1 53 67 | www.ekkw.de/kassel/
Als gemeinsame Aktivität für Väter und Kinder ist die Kanutour auf der Ohm und das Flusspiraten-Wochenende auf Schloss Wülmersen gedacht.
A Freizeit & Reise
22
Rückblick I blick in die kirche
blick in die kirche I Service
z 9.7. | Hanau
Kirche im Radio
n
vor 45 Jahre
In der Marienkirche beginnt um 19 Uhr das
Konzert „Motette in Marien“. Sie hören Violinsonaten von Wolfgang Amadeus Mozart.
HESSISCHER RUNDFUNK
z 17.7. | Gelnhausen
Morgenfeier hr2 kultur: So, 7.30 Uhr
Um 17 Uhr gestaltet Bezirkskantor Sascha
3.7. Anke Haendler-Kläsener, Flieden
André Heberling in der Marienkirche ein som-
28.8. Michael Becker, Kassel
Foto: Kantorei Kirchditmold
Kinderchor der Kasseler Petruskirchengemeinde
A 100 Jahre Kantorei Kirchditmold
Kirchenmusik
z 12.6. | Kassel
n Kassel hatte seine Sensation, eine theologische Sensation gewissermaßen. Das immerhin ist bemerkenswert. Am 27. Januar 1966 sprach
Sonntagsgedanken hr1: So, 7.45 Uhr
10.7. Johannes Meier, Sontra
z 24.7. | Kaufungen
In der Stiftskirche erklingt um 19 Uhr ein Or-
Zuspruch hr1: 5.45 Uhr (Mo–Fr),
gelkonzert. Sie hören Werke von Franz Liszt
Sa zwischen 7.10 und 7.30 Uhr
(200. Geburtstag und 125. Todesjahr), Jehan
4.7. – 8.7. Kurt Grützner, Kassel
Alain (100. Geburtstag) und Maurice Duruflé
9.7. Karl Waldeck, Kassel
(25. Todesjahr). Orgel: Martin Baumann.
1.8. – 5.8. Ute Zöllner, Kassel
100 Jahre Kantorei Kirchditmold: Festgottes-
6.8. Michael Becker, Kassel
dienst um 10 Uhr mit der Uraufführung „Te
z 6.8. | Lippoldsberg
deum“ (von Michael Töpel) mit Traudl Schma-
Unter dem Motto „Die Welt zu Gast im Kirch-
hr2–kultur: 6.45 Uhr (Mo–Sa)
derer, Stefan Adam, Spohr Kammerorchester
garten“ geht es um 15 Uhr im Kirchgarten der
25.7. – 30.7. Michael Becker, Kassel
Kassel. Leitung: Michael Gerisch
Klosterkirche Lippoldsberg für die Kinder um
22.8. – 27.8. Ralf Ruckert, Homberg-
das lachende Kamel. In der Jurte werden ge-
Waßmutshausen
z Jeden Samstag | Kassel
heimnisvolle Geschichten aus der Mongolei er-
Kammermusik zum Wochenausklang in der
zählt. Um 19.30 Uhr beginnt die Sommernacht
Übrigens hr4: Mo–Fr 17.45 Uhr, So 7.45 Uhr
Kirchditmolder Kirche. Jeden Samstag um 18
mit Weltmusik der Gruppen Sedaa und Ayassa.
18.7. – 24.8. Michael Becker, Kassel
Uhr (außer in den Sommerferien) führt Kirz 7.8. | Spangenberg
tion seines Vorgängers KMD Ludwig Prautsch
In der Landefelder Kirche hören Sie um 20 Uhr
fort und lässt eine musikalische Vielfalt von
ein Konzert eines estnischen Vokalchores.
Kammer-, Solo-, Instrumental- und Chormusik
in der Kirchditmolder Kirche erklingen.
die Kölner Studienrätin mit Hochschulauftrag Dr. Dorothee Sölle im
„blick in die kirche“ wurde
1966 als „Informationsdienst
für die Evangelische Kirche
von Kurhessen-Waldeck“
gegründet. Die Quartalszeitschrift im DIN A5-Format
erschien im Evangelischen
Presseverband in Kassel.
Die Redaktion bildeten Landesschülerpfarrer Johannes
Beisheim, Oberlandeskirchenrat Günter Bezzenberger,
Pfarrer Michael Hederich
(Bild) und Redakteur Günther Schulze-Wegener.
wie das etwa in der Reformationszeit möglich gewesen wäre. Heute
kommt es darauf an zu fragen, wie in dieser Welt, die praktisch entgöttert ist, noch oder wieder neu mit der Wirklichkeit Gottes gerechnet werden kann. Genau diese Frage ist uns heute aufgegeben.“ (Auszug)
im O-Ton
Abbildung der letzten Umschlagseite von „blick in die kirche“,
Ausgabe 1/1966
1966 verstarb im
Das Neueste aus Kirche und Religionen
Propst Sinning: Die Frage halte ich für falsch. (...) Wer meine Tätigkeit in
Alter von 64 Jahren
der Landessynode seit 1953 beobachtet hat, wird mir, wie ich hoffe, be-
Altbischof D. Adolf
stätigen, dass ich mich dort immer loyal für eine entsprechende Änderung
Wüstemann. Eine
des Leitungsgesetzes ausgesprochen habe – nach dem bekannten Satz, den
große Trauergemein-
ich damals zu Bischof Wüstemann gesagt habe: „Always Your Majesty ro-
de nahm am Diens-
yal opposition“. (Auszug)
tag, dem 25. Januar,
HIT RADIO FFH
Mause, Tasteninstrumente. Das Konzert be-
So, 6 bis 9 Uhr „Kreuz und Quer“ – Das Ma-
für ein besseres Leben über „Glück“, „Mitleid“,
ginnt um 19 Uhr in der Marienkirche.
gazin der Kirchen. Darin: 6.25 Uhr, 7.25 Uhr,
8.25 Uhr kirchliche Nachrichten aus Deutsch-
te Organisten gestalten diese Gottesdienste
z 27.8. | Niedergründau
land, Hessen und Ihrer Region und „Bibel aktu-
musikalisch.
Zu „Bachs Goldbergvariationen im Spiegel der
ell“ zwischen 8 und 9 Uhr; Mi, 21.54 Uhr: Kurz-
Malerei“ hat Gisela Reinert Bilder gemalt, in
verkündigung „Zwischen­töne“
RADIO BOB
So, 8 bis 9 Uhr: „Bobs Kirchenzeit“ –
Beziehungen und Beziehungswaisen in Texten
Tag bitten können. Sein Wissen hindert ihn daran, so zu Gott zu beten,
n Am 22. Januar
und Heinz Wunsch, Violoncello und Christian
Bergkirche Niedergründau.
Bauer wird nicht mehr unbefangen um gutes Wetter für den nächsten
das nicht ein Widerspruch? Oder besteht diese Opposition heute nicht mehr?
der Spangenberger Stadtkirche: Geschichten
Variationen widerspiegelt. Um 21 Uhr in der
Wettervorhersage gehört hat und erfährt, dass es regnen wird. Dieser
ben Sie sich sehr nachdrücklich zur institutionalisierten Kirche bekannt. Ist
Literarische Gottesdienste mit Orgelmusik in
„Liebeswaisen“. Törichte und weise Weisen von
Bischof Vellmer: „Nun, denken Sie an den Bauern, der am Abend die
Leben und Glauben hr-Info: So, 6 und 9 Uhr
Streichinstrumenten, gespielt von Christine
In der Wehrkirche hören Sie um 20 Uhr
sammenhang. Wir fragten Bischof D. Vellmer nach seiner Meinung.
Magazin „Start“ hr1: So, 6.05 -10 Uhr
Motette in Marien: Alte Musik auf historischen
denen sich die Grundstimmung der jeweiligen
setzte in Erstaunen. Möglicherweise bestand hier ein ursächlicher Zu-
tung stünden. Bei Ihrem Referat kürzlich in Kassel vor Vertretern der SPD ha-
z Julisonntage | Spangenberg
z 2.7. | Kirchbauna
dem Tode Gottes“. Der Titel befremdete, die Anteilnahme des Publikums
Bischof Wüstemann
zum Gedenken
blick: Es ging früher einmal die Rede, dass Sie in Opposition zur Kirchenlei-
z 13.8. | Hanau
„Glaube“ und „Himmel“. Überregional bekann-
überfüllten Hermann-Schafft-Haus über das Thema „Theologie nach
Interview mit Propst Sinning
29.8. – 4.9. Norbert Mecke, Immenhausen
chenmusikdirektor Michael Gerisch die Tradi-
Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
im Jahr 1966 im Spiegel von blick in die kirche
„... nach dem Tode Gottes“
merliches Orgelkonzert mit Werken von Bach,
Mendelssohn und Vierne.
Rückblick
23
Wortbeiträge zu Glaube, Kirche, Lebensfragen
von Loriot, Kurt Tucholsky, Konrad Lorenz, Bar-
z 28.8. | Zierenberg
bara Noack, Gottfried Keller, Elke Heidenreich,
„Geh aus, mein Herz ...“ – die Stadtkirche in
Bert Brecht – und in einem Schadensbericht an
Zierenberg bietet um 11 Uhr sommerliche
eine Versicherung! Rudolph Kowalski und Eva
Chormusik zum 60-jährigen Chorjubiläum an,
Scheurer, Rezitation, Dietrich Thomas, Klavier.
gesungen vom Kirchenchor „ad libitum“ Ich-
So, 6 bis 9 Uhr: „Himmlisch“, das Kirchenmagazin
Karten: 22/17/10 Euro
tershausen und dem Kirchenchor Zierenberg.
Mi, 19.30 Uhr: „Quergehört“
RADIO HARMONY
Wilhelm
Sinning, Propst
in Kassel
von 1965
bis 1972
in der Kapelle des
Kurhessischen Dia-
blick in die kirche I Impressum
konissenhauses Abblick in die kirche erscheint sechsmal jährlich und wird an haupt- und ehrenamtliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Landeskirche kostenlos verteilt.
Direkt-Abonnement:12,50 Euro
pro Jahr inklusive Zustellkosten.
Herausgeber:
Landeskirchenamt der Evangelischen
Kirche von Kurhessen-Waldeck
Pfarrer Roland Kupski
Wilhelmshöher Allee 330, 34131 Kassel
Redaktion:
Cornelia Barth (verantwortlich)
Telefon (05 61) 93 07 - 1 32
Lothar Simmank
Telefon (05 61) 93 07 - 1 27
Redaktionsbüro/Anzeigen: Petra Grießel
Telefon (05 61) 93 07 - 1 52
Fax (05 61) 93 07 - 1 55
Anschrift: blick in die kirche
Heinrich-Wimmer-Straße 4
34131 Kassel-Bad Wilhelmshöhe
E-Mail: [email protected]
www.blick-in-die-kirche.de
b
Layout: Lothar Simmank
Konzept: Liebchen+Liebchen, Frankfurt
Druck: Hesse GmbH, Fuldabrück
Auflage: 20.200 Exemplare
Namentlich gekennzeichnete Beiträge
erscheinen unter ausschließlicher Verantwortung der Verfasser/innen.
schied von dem ers- D. Adolf Wüstemann,
ten Bischof unserer Bischof der Landeskirche
Landeskirche. Der
von 1945 bis 1963
würdige Trauergottesdienst, für den er selbst
Schriftworte und Choräle bestimmt hatte, gab
uns, seinen Freunden und Brüdern, Raum für
stilles Gedenken und Besinnen auf das, was uns
und seiner Kirche Adolf Wüstemann in all den
Jahren bedeutet hat.
In Kassel begann der Weg zum Theologiestudium und ins Pfarramt ...
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blick in die kirche I Unterwegs
Für Kinder ist der Ausflug in den nahegelegenen Wald oft spannender als
eine Flugreise in ferne Länder:
Die Evangelische Familien-Bildungsstätte
Fotos: Fotolia
Marburg bietet Ferienspiele mit Umweltbildung und Naturspiritualität an.
Entdeckungsreise durch den Wald
n An die 60 Jungen und Mädchen im Grundschulalter, durchgeschwitzt,
Jonathan ist einen Baumstamm hochgeklettert, dann springt er ab.
mit roten Wangen, in dreckigen Jeans, fassen sich an den Händen. Zu-
Vom anderen Ende des Steinzeitlagers ruft Jonathans Schwester Yolan-
sammen mit ihren Eltern und den Umweltpädagogen lauschen sie auf
da (8). Sie hat Natursteine ausgegraben und einen Weg zu der tipiar-
der Lichtung vor dem Marburger Naturfreundehaus „Steinkaute“ Pfarrer
tigen Konstruktion verlegt, die sie mit Johanna (9) errichtet hat. Die
Oliver Henke. Der stimmt auf seiner Gitarre ein Abschiedslied an. Ein
Gesichter der beiden Mädchen sind braun verschmiert: Sie haben aus
Korb geht rum, mit Brotstücken. „Jeder soll ein Stück Brot nehmen“, sagt
Lehm Steinzeitkosmetik hergestellt.
der Pfarrer, „auch die Großen.“ Und es genießen. In seiner Einfachheit.
Das sei, sagt er, wie in den Wald gehen.
„Die Kinder im Medienzeitalter verspüren zwar große Sehnsucht
nach Natur“, sagt Ingo Lange, „fühlen sich aber fremd darin.“ Ingo Lan-
Mit der Waldandacht enden an diesem heißen Julitag 2010 die Feri-
ge zeigt ihnen, was man im und mit dem Wald machen kann, wenn
enspiele der Evangelischen Familien-Bildungsstätte
man die eigenen Grenzen ebenso achtet wie die
Marburg (fbs). In den ersten beiden Ferienwochen
der Umwelt. Taucht unterwegs ein rotgetupfter
errichten Grundschüler Steinzeitlager im Wald, sie
Frosch am Wegesrand auf, dessen Erforschung
spielen Theater, schlagen Zirkuszelte auf oder strei-
den Zeitplan umwirft, gibt Lange dem echten
fen als Waldpfadfinder durchs Unterholz. Plätze
Tier eindeutig den Vorzug vor dem hausgemach-
bei den Ferienspielen sind heiß begehrt.
ten Programm.
Nach der Andacht führen die Kinder ihre Eltern
Lassen sich die Grundschüler auf den Wald
durch den Wald: Es geht eine Anhöhe hinauf. Zu
ein, finden viele einen fast spirituellen Zugang
den Ameisenhügeln. Jonathan (6), angeblich „be-
dazu. „Kinder zwischen sechs und zehn Jahren
wegungsfaul“, stürmt voran, bestimmt anderthalb
haben oft ein animistisches Naturverstehen“,
Kilometer, ohne zu pausieren. Die Ameisenhaufen
sagt Ingo Lange. Sie erleben den Wald als durch-
haben dem angehenden Erstklässler Eindruck ge-
geistigt und beseelt. Im Sommer haben sie „auf-
macht: Bis hierhin und nicht weiter, so lautete die
geregte Bäume“ optisch zum Wackeln gebracht,
Anweisung. Ameisen sind mit Vorsicht zu genie-
das Auftauchen neuer Töne im Wald als Feenge-
ßen, hat Jonathan gelernt. Weil die Arbeitstiere et-
schichte inszeniert und den Wald mit Naturma-
was ausscheiden, das auf der Haut brennt. Auf der
terialien zum Klingen gebracht. Sich selbst und
Suche nach den gefährlichen Ungeheuern stochert
er voll Angstlust mit dem Wanderschuh im vertrockneten Nadelholz herum. Dann will er weiter.
die natürliche Umwelt als aufeinander bezogene
Wald als kindgerechter Erlebnisort: Ameisenhügel, Wurzelteller und Steinzeitlager
Zu der Hütte, die er mit Niklas (6) gebaut hat, aus langen Ästen, die sie
an einen abgeknickten Baumstamm angelegt haben.
Ist der Wald als Erlebnisort erschlossen, fällt Kindern die Selbstüberwindung leichter. „Auch die Kleinsten akzeptieren Fußweh als natürliches
Teile der Schöpfung zu erleben, ist eine religiöse
Erfahrung. Wer sie macht, gewinnt eine vertiefte
Verbindung zur Natur und ergreift selbstverständlich Partei für sie.
„Der Erwerb der Fähigkeit, mit sich selbst und der Schöpfung achtsam umzugehen, ist ein zentraler Punkt christlicher Umweltbildung“,
sagt auch Christine Ristow von der fbs.
Zeichen ihrer Anstrengung“, berichtet der Umweltpädagoge Ingo Lange.
In der ersten hessischen Sommerferienwoche (27. Juni bis 1. Juli
Hosen und langärmelige T-Shirts sind selbst im Sommer Vorschrift, um
2011) bietet das fbs-Ferienteam wieder Waldspiele für Kinder von
vor Brennnesseln und Brombeerhecken zu schützen und Stechtieren we-
sechs bis zehn Jahren an, bei denen es über Stock und Steine geht.
nig Angriffsfläche zu bieten. Mit der Einsicht steigt die Selbstverantwor-
Treffpunkt ist das Naturfreundehaus Steinkaute in Marburg-Marbach.
tung. Klamotten-Diskussionen entfallen, auch wenn es um Regenjacken
Infos: T (0 64 21) 17 50 80, www.fbs-marburg.de
oder Gummistiefel geht. Die Kinder erwerben Lebenskompetenz.
Yasmin Bohrmann