Studie bestätigt positive Entwicklung der Stadtrendite

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Studie bestätigt positive Entwicklung der Stadtrendite
Stadtsicht
Newsletter der degewo Dezember 2009
degewo weiterhin
Vorreiter
Mieter erwirtschaften
1,3 Millionen Euro
Krise als Chance –
Eigenverantwortung gefragt
S. 3
S. 4
S. 6– 7
Am 9.11.2009 fiel am Brandenburger Tor die Mauer symbolisch noch einmal. Für einen der Mauersteine hatte die degewo die Patenschaft übernommen.
Studie bestätigt positive
Entwicklung der Stadtrendite
Gewinn geteilt durch eingesetztes Kapital –
so berechnen Kaufleute weltweit die Rendite.
Diese Rendite wird für gewöhnlich in rein finanzwirtschaftlicher Hinsicht analysiert, indem das finanzielle Ergebnis in Beziehung
zum eingesetzten Kapital gesetzt wird. Betrachtet man strategisch allerdings auch die
soziale Verantwortung eines Unternehmens,
die sogenannte Corporate Social Responsibility (CSR), so müssen drei Aspekte bei der Ermittlung des Ergebnisses, das ein Unterneh-
men erzielt, herangezogen werden: neben
der ökonomischen auch noch eine ökologische und eine soziale Komponente. Triple
Bottom Line nennt man diesen Dreiklang. Die
Komponenten mögen zwar in traditionellen
Renditeberechnungen nicht berücksichtigt
werden, sind aber in der Stadtrenditeberechnung enthalten und von größter Bedeutung.
Denn nur die Betrachtung aller Aspekte zeigt
den Wert eines Unternehmens und den Wert,
den dieses Unternehmen für die Stadt erwirt-
schaftet – die Stadtrendite. Die degewo ist
Vorreiter und maßgeblich an der Entwicklung
der Stadtrendite beteiligt. 2006 gibt sie erstmalig bei der Humboldt-Universität die Studie
„Stadtrendite der öffentlichen Wohnungswirtschaft“ in Auftrag. Diese lieferte die theoretische Grundlage für die Ermittlung der
Stadtrendite. Im Rahmen dieses Auftrages
wurde auch die erste Berechnung für die
degewo für das Jahr 2005 durchgeführt.
(Fortsetzung Seite 2)
2 | Newsletter der degewo Dezember 2009
Fortsetzung des Titelthemas
Stadtrendite steigt
Mit der neuen Studie wird nun die Entwicklung bis 2008 nachvollzogen. Sie hatte vorrangig drei Ziele: zum einen die Stadtrenditeergebnisse dieser Jahre durch eine Mieterbefragung zu belegen, zum anderen die
Stadtrendite um die Leistungen der degewo
im ökologischen Bereich zu ergänzen und
drittens ein Computerprogramm zu entwickeln, mit dem die degewo in Zukunft diese
Berechnung selbstständig durchführen kann.
Der ökologische Aspekt
Die Stadtrendite hat sich im Verlauf der Jahre
2005 bis 2008 sehr positiv entwickelt. Der Beitrag der degewo ist in absoluten Werten von
33,9 Millionen Euro 2005 auf 48,7 Millionen
Euro im Jahr 2008 gestiegen.
Dieses gute Gesamtergebnis ist nicht zuletzt
den degewo-Maßnahmen im ökologischen
Bereich geschuldet. So konnte eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes von 1990 bis 2008
um fast 50 Prozent erreicht werden. Wie fließt
diese Reduzierung nun in die Berechnung
der Stadtrendite ein? Eine Tonne CO2, die
durch die degewo eingespart wird, kann konkret bewertet werden. Dieser Wert entspricht
dem Preis, der auch über den Emissionszertifikate-Handel am Markt realisiert werden
kann. Durch Wärmedämmung und andere
Maßnahmen werden im Bereich der
degewo die CO2-Emissionen dauerhaft reduziert. Damit ist die degewo auch in diesem
Bereich führend, denn die Reduzierung des
CO2-Ausstoßes im Immobilienbereich ist ein
klares Ziel für die Hauptstadt.
Fazit
Die neue Studie der Stadtrendite versetzt die
degewo in die Lage, als eines der ersten Unternehmen in Deutschland einen Geschäftsbericht vorzulegen, der nicht nur die finanzwirtschaftlichen Aspekte des unternehmerischen
Handelns ausweist. Die degewo kann jetzt da-
rüber hinaus auch die ökologischen und sozialen Aufwendungen und Gewinne nachweisen und in die Bilanz einbringen.
Ansprechpartner
Michael Zarth
Leiter Marketing/
Unternehmenskommunikation
Tel.: 030 26485-1500
E-Mail: [email protected]
Reduzierung der CO2-Emission bei der degewo
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Quelle: Projekt Stadtrendite, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Management,
Prof. Dr. Joachim Schwalbach, Dr. Anja Schwerk, Daniel Smuda | degewo, Volker Ries
Die Formel zur Berechnung der Stadtrendite
Rentabilität des eingesetzten Kapitals
=
Jahresüberschuss + Steuer + Zinsen
Durchschnittlich eingesetztes Kapital
x 100
Stadtrendite
Konzernergebnis + Leistungen der degewo für betriebswirtschaftlich langfristig begründbare Stadtprojekte
(angesetzt als Kosten der degewo) + Nicht in der GuV* erfasste Erträge für die Stadt durch degewo-Leistungen
Eingesetztes Kapital**
x 100
* Gewinn- und Verlustrechnung
** Von der Stadt eingesetztes Kapital gemessen an den Opportunitätskosten durch alternative Verwendung des Marktwertes des Unternehmens (Discount Cash Flow)
oder durch den Ansatz des bilanziellen Eigenkapitals
Quelle: Projekt Stadtrendite, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Management, Prof. Dr. Joachim Schwalbach, Dr. Anja Schwerk, Daniel Smuda
Newsletter der degewo Dezember 2009 | 3
Mit der Stadtrendite weiterhin Vorreiter sein
Interview mit Frank Bielka
Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus der
neuen Stadtrendite-Studie für die degewo?
Die Studie gibt jetzt erstmals ein umfassendes
Bild ab, welchen gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Nutzen die degewo
dem Land Berlin bringt. Vor allem die neu eingearbeiteten ökologischen Aspekte weisen
deutlich nach, dass wir im Bereich Wärmeversorgung unseres Wohnungsbestandes seit
1990 mehr als 50 Prozent CO2 reduziert haben.
Unser jüngstes Projekt, der Weddinger „Hofgarten“, ist zu einem der klimafreundlichsten Quartiere Berlins geworden.
Inwiefern beeinflussen die jetzt gewonnenen neuen Daten auch das Handeln des
Unternehmens?
Die Daten sind ein Antrieb, auf dem eingeschlagenen Weg weiter voranzugehen. Wir
werden also auch weiterhin Verantwortung
übernehmen. Etwa dort, wo wir erkennen,
dass wir als Wohnungsunternehmen mehr
unternehmen müssen, um beispielsweise
ein Quartier zu stabilisieren. Wir sind mit der
Stadtrendite ein Vorreiter und wollen das
auch in Zukunft sein.
Die Stadtrendite für das Jahr 2008 weist
einen absoluten Wert von 48,66 Millionen
Euro aus. Eine beeindruckende Summe.
Kritiker der Studie nutzen aber gerne das
Wortspiel: Stadtrendite – statt Rendite.
Was halten Sie dagegen?
Der Vorwurf ist falsch. Wer so argumentiert,
hat die Stadtrendite nicht verstanden. Denn
es geht eben nicht nur um die gesellschaftliche Rendite, sondern vielmehr auch um die
finanzwirtschaftliche Rendite. Ohne den
wirtschaftlichen Erfolg, den die degewo seit
einigen Jahren kontinuierlich erzielt, sind zusätzliche Investitionen gar nicht möglich.
schiedlichen Aspekten: dem Wohnumfeld,
der Vermietung, der Integration, der Sicherheit und nicht zuletzt der Bildung. Wenn wir,
um nur ein Beispiel zu nennen, die Ausbildungssituation von Jugendlichen verbessern,
dann bewahren wir sie am Ende vor Arbeitslosigkeit und das hat dann wieder einen
positiven Effekt für die Gesamtwirtschaft.
Ansprechpartner
Frank Bielka
degewo-Vorstandsmitglied
Tel.: 030 26485-1100
E-Mail: [email protected]
Welchen Schwerpunkt legen Sie für die
Stadtrendite des kommenden Jahres?
Wie kann und will die degewo ihren gesellschaftlichen Nutzen noch verstärken?
Die Quartiersentwicklung genießt bei uns
höchste Priorität und zwar mit vielen unter-
Manche Unternehmen sind noch nicht mutig genug
Interview mit Prof. Dr. Joachim Schwalbach
Ist Ihr Berechnungsmodell für die Stadtrendite, die die finanzwirtschaftliche
Rendite und den gesellschaftlichen Nutzen einschließt, auf jedes Unternehmen
anwendbar?
Grundsätzlich ja. Die finanzwirtschaftliche Rendite zeigt die ökologische und soziale Leistung
des Unternehmens nicht. Dagegen offenbart
die Stadtrendite die Leistung des Unternehmens nicht nur für die Eigentümer und Mitarbeiter des Unternehmens, sondern auch für
die Kommune bzw. die Gesellschaft insgesamt.
Sie haben der degewo „Ihr“ Berechnungsmodell übergeben, sodass sie seit 2008
selbst ihre Stadtrendite errechnen kann.
Das heißt also, das Verfahren ist relativ
unaufwendig?
Das Verfahren ist in der Tat nicht aufwendig,
sehr wohl aber die Methodenentwicklung,
die originär von meinem Institut geleistet
wurde. Außerdem geht der Entwicklung des
Tools ein ausgiebiger Analyseprozess des
Status quo der eigenen Maßnahmen voraus.
Es werden Veränderungsprozesse im Unternehmen angestoßen. Aktivitäten werden hinterfragt: Bestehen klare Ziele für ein Projekt?
Gibt es Erfolgsfaktoren? Wie wirken die Maßnahmen? Welche Zielgruppen erreiche ich?
Die degewo ist bislang das einzige Unternehmen, das mit der Stadtrendite eine
Gesamtauswertung des eigenen Handelns
ermitteln lässt. Warum ziehen andere nicht
nach?
Das frage ich mich auch. Ich weiß, dass einige
Unternehmen die Berechnungen intern
durchführen, jedoch nicht mutig genug sind,
damit in die Öffentlichkeit zu gehen. Früher
oder später wird von den Unternehmen erwartet, dass sie neben ihrer wirtschaftlichen
auch die ökologische und soziale Leistung
herausstellen. Wenn dies bereits absehbar ist,
dann kann man – ähnlich wie die degewo –
auch jetzt schon darüber berichten.
Scheuen vielleicht gerade private Gesellschaften bewusst den Vergleich?
Diese Vermutung drängt sich auf. Diejenigen
Unternehmen (privat oder kommunal), die
als Bestandshalter nachhaltig in ihre Quartiere investieren, müssen den Vergleich nicht
scheuen und sollten über ihre Stadtrendite
berichten. Die kurzfristig und spekulativ agierenden Unternehmen scheuen die Stadtrendite wie der Teufel das Weihwasser.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Joachim Schwalbach
Humboldt-Universität zu Berlin
Lehrstuhl für Internationales Management
Tel.: 030 2093-5633
E-Mail: [email protected]
4 | Newsletter der degewo Dezember 2009
degewo-Mieter erwirtschaften durch
ihre Gäste 1,3 Millionen Euro Stadtrendite
Die Mieter der degewo fühlen sich in ihrem
Wohnviertel wohl – das hat eine Mieterbefragung im vergangenen Jahr gezeigt. Mehr als
57 Prozent der Bewohner gaben ihrem Vermieter die Schulnoten 1 und 2. Und bezieht
man auch noch die Note 3 mit ein, waren es
sogar 91 Prozent. Das positive Image der
degewo-Bestände spricht sich natürlich auch
über die Stadtgrenzen hinaus herum. Wie
man das mithilfe der Stadtrendite als positiven Nutzen für das Unternehmen und die
Stadt finanzwirtschaftlich erfassen kann, hat
die neue Studie der Humboldt-Universität
ebenfalls errechnet.
3.255 Haushalte befragt
Um die theoretischen Überlegungen der im
Auftrag der degewo durchgeführten Studie
der Humboldt-Universität aus dem Jahr 2006
mit Fakten zu unterfüttern, hat die degewo
dort eine neue Untersuchung beauftragt (siehe Titelgeschichte). Die buchhalterischen Ergebnisse der Stadtrendite von 2006 bis 2008
sollten durch eine Mieterbefragung validiert
werden. Von den über 71.000 Haushalten im
degewo-Bestand wurden 2008 etwa fünf Prozent (3.255 Haushalte) stichprobenartig befragt. Repräsentativ und quantitativ nutzbar
waren die Antworten über die Gründe für
den Zuzug von Haushalten sowie zu der Anzahl von Besuchern der degewo-Mieter, die
Berlin nimmt pro Tourist – darunter viele Gäste von degewo-Mietern – pro Tag 5,68 Euro ein
aus anderen Bundesländern oder als ausländische Touristen in die Hauptstadt gekommen sind.
Hochgerechnet sind im Jahr 2005 346 Haushalte mit 627 Personen (1,81 Personen je
Haushalt im Berliner Durchschnitt) aus Gründen, die in einem Zusammenhang mit der
Stadtrendite stehen, nach Berlin in eine degewo-Wohnung gezogen. Insbesondere ihre
Maßnahmen zur Aufwertung der Quartiere –
Bildungsverbund, Lärmpolizei, Seniorenpro-
Anziehend für Anwohner und Besucher: Events wie Wedding Dress
jekt SOPHIA – haben dabei eine deutliche
Rolle gespielt. Für das Jahr 2006 waren ebenfalls 346 Haushalte (627 Personen) in der
Stadtrenditeberechnung anzusetzen. Für
2007 ergaben sich 550 Haushalte (996 Personen) und für 2008 738 Personen in 408
Haushalten.
Mehr als 59.000 Besucher
Die Befragung gab auch Aufschluss über die
Besuche auswärtiger Familienangehöriger
und Freunde bei Mietern der degewo-Wohnungen. Durch die Besucher der Mieter kamen
hochgerechnet 404.135 Besuchstage pro Jahr
zusammen. Bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 10,27 Tagen und 1,5 Personen je
Besuch ergibt sich so eine durch degewoMieter veranlasste Zahl an Besuchern in Höhe
von 59.040. Da Berlin je Besucher im Schnitt
5,68 Euro einnimmt, ergibt sich für die Jahre
2005 bis 2008 jeweils ein Beitrag zur Stadtrendite in Höhe von 335.397 Euro pro Jahr.
Das bedeutet über 1,3 Millionen Euro für den
gesamten Befragungszeitraum.
Auch bei Neumietern und Gästen lässt sich
der Nutzen für die Stadt in Euro und Cent errechnen.
Ansprechpartner
Janko Jost
Leiter Bestandscontrolling
Tel.: 030 26485-3110
E-Mail: [email protected]
Newsletter der degewo Dezember 2009 | 5
Schulen im Brunnenviertel machen
Standort attraktiv
Die Schulen im Weddinger Brunnenviertel
machen sich fit für die Zukunft und können
erste Erfolge vermelden. Drei Grundschulen,
zwei Oberschulen und ein Gymnasium haben sich vor vier Jahren auf Initiative der
degewo zum ersten Bildungsverbund in Berlin zusammengeschlossen. Eine attraktive Bildungslandschaft zu gestalten, die das Brunnenviertel stabilisiert, war das Ziel.
Bildungsverbund ein Erfolg
Und dabei gibt es nur Gewinner: Die Schulen
haben jetzt ein klares Profil entwickelt und
ziehen neue Schülergruppen an. Die degewo
gewinnt Neumieter, die bislang einen Bogen
um den Wedding gemacht haben.
Der Leerstand sinkt, die Wohnzufriedenheit
wächst. Es ist spürbar, dass das Brunnenviertel eine stärkere Nachfrage erfährt als alle
anderen Wohnquartiere der degewo im Norden der Stadt. Trotzdem gibt es am Standort
Brunnenviertel noch viel zu tun. Und dabei
ist eine enge Kooperation mit dem Bezirk für
die degewo besonders wichtig.
Die Schulen zeigen Gesicht und demons­
trieren dadurch auch nach außen hin ihr
gewachsenes Selbstbewusstsein. Eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit führte zur
Entwicklung und Gestaltung von individuellen Markenzeichen. Von Schülerinnen
und Schülern entworfen, wurden die Ideen
auf Fahnen umgesetzt, die seit Mitte Oktober an allen Schulen wehen, und hier und
da auf Schul-T-Shirts und Schultaschen
gedruckt.
Mit Stolz verweisen die Bildungseinrichtungen vor Ort auf ihre Entwicklung. Die
Gustav-Falke-Grundschule, eine Schule mit
naturwissenschaftlichem Profil, wird im kommenden Schuljahr beispielsweise eine Klasse
für Kinder mit guten Deutschkenntnissen einrichten. Die Vineta-Grundschule hat lange Erfahrungen mit Mütterklassen. Ihr neues Profil
legt den Schwerpunkt auf Sprache und Bewegung. Die Willy-Brandt-Oberschule ist
jetzt eine Teamschule mit Reformschulkonzept, die stark auf Elternkooperationen setzt.
Die Ernst-Reuter-Oberschule ist auf dem
Fünf Schulen zeigen Gesicht. Die Schülerinnen und Schüler haben ihre neuen Fahnen selbst gestaltet.
Weg zum Campus mit dem Schwerpunkt
Berufsorientierung und Sprachentwicklung.
Das Diesterweg-Gymnasium bereitet sich
auf den Ganztagsbetrieb vor. Mit den Kindertagesstätten wird der Übergang in die
Schulen gestaltet.
Vorbehalte abgelegt
2005 initiierte die degewo den ersten Bildungsverbund. Anfangs standen die Schulen im Brunnenviertel diesem Engagement
eines Wirtschaftsunternehmens durchaus
skeptisch gegenüber. Mittlerweile haben sie
ihre Vorbehalte abgelegt, denn sie lernten
das Wohnungsunternehmen als starken, verlässlichen Kooperationspartner kennen, der
sich nicht in die Schulpolitik einmischt, sondern Ideen verbreitet und Akteure vernetzt.
Ansprechpartner
Cordula Fay
Stadtteilmanagerin Kundenzentrum Nord
Tel.: 030 26485-2345
E-Mail: [email protected]
6 | Newsletter der degewo Dezember 2009
„Krise als Chance“– Experten setzen
auf mehr Eigenverantwortung
schaftliche Engagement des Mittelstands“,
sagte Dominique Döttling.
Als Beispiel für dieses Engagement führte
Bielka die Bildungsverbünde von Schulen
und Kitas im Brunnenviertel und in der
Gropiusstadt an, die auf die effektive Vernetzung verschiedener Akteure in den Kiezen
setzen. Dieses Projekt wurde schon vor einigen Jahren ebenso von der degewo initiiert
wie das ehrenamtliche Engagement bei der
Betreuung von Senioren in den Wohnquartieren im Projekt SOPHIA. Damit hatte die
Diskussion, die von dem Redaktionsleiter der
TV-Sendung „Anne Will“, Andreas Schneider,
moderiert wurde, ihr nächstes großes Thema gefunden: die Bildungspolitik.
Über die Krise als Chance diskutierten auf dem Podium (v. l. n. r.): Moderator Andreas Schneider, Wolf
Lotter, Harald Martenstein, Dominique Döttling, Prof. Dr. Joachim Schwalbach
Schweißt uns die weltweite Wirtschaftskrise
wieder mehr zusammen? „Umfragen zeigen,
dass es eine Rückkehr zu traditionellen Werten und zu mehr Zusammenhalt gibt“ – so
eröffnete Frank Bielka, Vorstandsmitglied
der degewo, die Podiumsdiskussion. Bereits
zum fünften Mal seit 2007 hatte die degewo
im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Verantwortung für die Stadt“ eingeladen. An diesem 3. November waren rund 150 Zuhörer
der Einladung in die Kalkscheune in BerlinMitte gefolgt, das Thema diesmal: „Krise als
Chance: Zusammenleben ist mehr wert!“
Modernisierungsschub
Das Impulsreferat hielt Harald Martenstein,
„Tagesspiegel“-Autor und „Zeit“- Kolumnist,
so wie es bei vergangenen Veranstaltungen
Prominente wie der Berliner Autor Wladimir
Kaminer oder der Zukunftsforscher Horst
Opaschowski waren.
In seinem anregenden, pointierten Vortrag
wies Martenstein darauf hin, dass noch mit
jeder Krise in der Geschichte ein Modernisierungsschub verbunden gewesen sei. Gerade
der Untergang des Alten biete die Chance
auf etwas Neues, Besseres. Dominique
Döttling, Unternehmerin und Vizepräsidentin des Weltverbandes der Wirtschaftsjunioren, warnte jedoch davor, schnelle
Veränderungen zu erwarten. Im Gegenteil:
Bislang seien nur wenige politische Ansätze
erkennbar, über einen gesellschaftlichen
Wandel nachzudenken. „Ich hatte gehofft,
im vergangenen Wahlkampf würden moderne Gesellschaftsformen diskutiert.“ Doch
stattdessen habe die Wirtschaftskrise nur
die alte ideologische Gegnerschaft zwischen „Oben“ und „Unten“ verstärkt. „Zum
Glück gibt es auf lokaler Ebene das gesell-
Ein unschätzbarer Rohstoff
Dass es um diese nicht zum Besten steht,
machte Wolf Lotter, Wirtschaftsjournalist und
Mitbegründer des Magazins „brand eins“,
etwa daran fest, dass das Geschehen an den
Börsen vielen Menschen in Deutschland
immer noch ein Rätsel sei. „Wenn wir eines
aus der Krise lernen können, dann, dass wir
uns nicht von einzelnen Spezialisten und
Bankmanagern abhängig machen dürfen.“
In eine ähnliche Richtung argumentierte
Dr. Joachim Schwalbach, Professor am Institut für Internationales Management an der
Humboldt-Universität zu Berlin: „Wissen ist
ein unschätzbarer Rohstoff und zugleich
Im Anschluss an die Diskussion blieb Zeit für anregende Gespräche
Newsletter der degewo Dezember 2009 | 7
auch ein Werkzeug zur Bewältigung des Lebens.“ Schwalbach forderte nachdrücklich,
dass Deutschland sehr viel mehr in Bildung
investieren müsse, und dabei gehe es nicht
um kurzfristige Projekte. Die Mehrheit der
Bevölkerung habe sehr wohl verstanden,
degewo-Vorstand Frank Bielka begrüßte Teilnehmer und Gäste in der Kalkscheune
dass die Maßnahmen nachhaltig sein müss­
ten. Dominique Döttling wies darauf hin, dass
sich viele Unternehmen engagieren woll­ten,
darin aber vielfach behindert würden.
„Dabei müssten wir noch sehr viel stärker
fragen, wo die Wirtschaft dem Staat helfen
kann“, sagte Döttling.
Schließlich brachte es Harald Martenstein
auf den Punkt: Die Menschen sollten motiviert werden, sich verstärkt um sich selbst
zu kümmern, ihr Schicksal in die eigenen
Hände zu nehmen und nicht immer auf jemanden zu warten, der sie anleitet. Auch
das Miteinander könne nur dann funktionieren, wenn jeder Einzelne eigenverantwortlich handele. Eigenverantwortung übernehmen durch mehr Wissen – auf diese Formel
konnten sich alle Beteiligten einigen.
Renaissance der eigenen Anstrengung
Findet zurzeit ein Wertewandel statt? Der
„Tagesspiegel“-Autor und „Zeit“-Kolumnist
Harald Martenstein antwortet mit Ja: „Der
traditionelle Wert, dessen Kurs zurzeit stark
steigt, heißt Selbstverantwortung. Die öffentliche Tugend, die zurzeit eine Renaissance
erlebt, heißt: eigene Anstrengung.“ Zuletzt
hätten zum Beispiel Thilo Sarrazin, früherer
Finanzsenator Berlins, Heinz Buschkowsky,
Bürgermeister von Neukölln, und der Philosoph Peter Sloterdijk denjenigen „ins Gewissen geredet, die bisher gewohnt waren, vor
allem als bedauernswerte Opfer der Umstände in der öffentlichen Debatte vorzukommen“.
Und auch wenn sich Sarrazin zugegebenermaßen im Ton vergriffen und Sloterdijk vielleicht zu sehr zugespitzt habe, hätten die
drei einen richtigen Punkt getroffen, findet
Martenstein. Engagement und Umverteilung
seien ja schön und gut, aber es müsse auch
mal etwas von der anderen Seite zurückkommen. Es sei wie in der Reha-Klinik, so
Martenstein: „Wenn der Patient sich passiv
verhält und nicht mitmacht, dann sind alle
ärztlichen Bemühungen zwecklos.“
Deshalb fordert Martenstein „mehr Engagement und mehr soziale Verantwortung“ auch
von der sogenannten „Unterschicht“, ob mit
oder ohne Migrationshintergrund. „Wir müssen
es schaffen, dass man sich dort in seinen Lebensverhältnissen nicht dauerhaft einrichtet,
es muss dort wieder Aufstiegswille und soziale
Dynamik spürbar sein“, erklärt Martenstein.
Das Zeitalter, in dem eine Mehrheit noch
Fordert mehr Engagement und soziale Dynamik von allen Schichten: Harald Martenstein
glaubte, mit der Verteilung von Geld an
Bedürftige eine Gesellschaft verändern
zu können, gehe zu Ende. „Statt Geld sollte
man besser Aufstiegschancen verteilen“,
sagt Martenstein. Und vielleicht sei gerade
jetzt der richtige Zeitpunkt, gesellschaftliche
und individuelle Verhaltensänderungen zu
erreichen – in der, mit der und durch die
Krise. Denn jede Krise biete Chancen –
„mehr noch, die Chance ist eine logische,
nahezu unabwendbare Folge der Krise, weil
die Krise etwas kaputtmacht, und weil dort,
wo Trümmer sind, etwas Neues gebaut werden kann“.
Ansprechpartnerin
Erika Kröber
Pressesprecherin
Tel.: 030 26485-1502
E-Mail: [email protected]
Newsletter der degewo Dezember 2009 | 8
Gespräch mit Konrad Wilczynski von den Füchsen Berlin
Spitzensportler sind immer auch Vorbilder
Wie sich Spitzensportler auf dem Spielfeld und in der Öffentlichkeit bewegen, wird oft besonders sensibel von den Medien wahrgenommen.
Was es heißt, ein Vorbild zu sein, haben wir Konrad Wilczynski von den Füchsen Berlin gefragt. Die degewo ist Business-Club-Sponsor der Füchse
und unterstützt den Verein auf seinem Weg in der Handball-Bundesliga.
Wer waren oder sind Ihre Vorbilder?
Ich hatte mehrere Vorbilder. Ich habe mir
immer von verschiedenen Spielern etwas
abgeschaut und dann mein eigenes Spiel
entwickelt.
Was bedeutet es für Sie, heute selbst ein
Vorbild zu sein?
Einerseits bedeutet das Verantwortung, und
auf der anderen Seite ist es eine Ehre für
mich, Vorbild zu sein. Man muss sich dessen
bewusst sein, dass vor allem Kinder oft versuchen, jemandem nachzueifern, und deshalb
ist das eigene Auftreten sehr wichtig.
Fällt es manchmal schwer, sich vorbildlich
zu verhalten? Denn wenn ein Spiel richtig
schlecht gelaufen ist, dann möchte man
doch auch mal seinen Frust so richtig rauslassen?
Auch nach Niederlagen versuche ich mich der
Verantwortung zu stellen und meinen Frust
nicht an anderen auszulassen. Das gehört
beim Profisport dazu.
Denken Sie während des Spiels daran,
dass auch Kinder und Jugendliche zu-
gucken, und verkneift man sich dann die
eine oder andere Reaktion oder blenden
Sie das aus?
Während des Spiels konzentriere ich mich nur
auf den Sport. Ich habe aber noch nie so reagiert, dass ich es nach dem Spiel bereut hätte.
Ich versuche, meine Emotionen im Griff zu
haben, auch wenn das nicht immer leicht ist.
Nach dem Spiel nehme ich mir dann gerne
Zeit für die Kinder.
Achten Sie auch außerhalb des Spielfeldes
auf Ihr Auftreten und Ihre Vorbildfunktion?
Ja. Ich glaube, ein professionelles Auftreten
außerhalb des Spielfeldes zeichnet auch einen
erfolgreichen Sportler aus. Nur dann kann
man ein gutes Vorbild sein.
Die Füchse haben auch einige junge
Spieler in die Mannschaft integriert.
Nimmt man die Nachwuchsspieler beiseite, wenn die sich mal nicht vorbildlich
verhalten haben?
Das kommt schon mal vor. Aber in einer
gut funktionierenden Mannschaft passiert
das von alleine. Unsere jungen Spieler lernen schnell.
Konrad Wilczynski
Ansprechpartner
Konrad Wilczynski
Füchse Berlin
c/o RFH Vermarktungsgesellschaft
Tel.: 030 20916876
Stadtsicht-Nachrichten
Hirsche für Marzahn
Hirsche? In Berlin? In Marzahn? Jawohl. Dort, wo einst elf- und sechsgeschossige Häuser standen, hat die degewo im Rahmen des Stadtumbaus Ost eine Schorfheide-Landschaft mit Hügeln, Kiefern und Gräsern entstehen lassen. Wo so viel Natur ist, dürfen Tiere natürlich nicht fehlen. Und so hat der Potsdamer Bildhauer Jörg Schlinke drei Betonhirsche entworfen, die seit Oktober hier „grasen“. Die Idee stammt übrigens
aus dem Kiez, die Mieterinnen und Mieter haben ihr Wohnumfeld mitgestaltet.
Dominostein für guten Zweck
Die degewo hatte sich an der spektakulären Aktion zum Mauerfall-Jubiläum mit einem eigenen Stein beteiligt. Das Besondere: Die Handballer der „Füchse“ haben sich auf dem bunt besprühten Stein mit ihren Unterschriften verewigt. Auf dem Stein springt außerdem ein Fuchs
symbolisch durch die Mauer. Der Stein wurde für 351 Euro versteigert; der Erlös kommt dem Kinderhospiz „Sonnenhof“ in Pankow zugute.
Impressum
Herausgeber : degewo AG, Marketing / Unternehmenskommunikation, Potsdamer Straße 60, 10785 Berlin Redaktion: Michael Zarth (V. i. S. d. P. ), Tel.: 030 26485 -1500, E-Mail: [email protected]; PUBLIPLIKATOR GmbH | Redaktionsschluss : 3.12.2009 | Fotos : Axel Schmidt/dpp images (Titel),
Thilo Rückeis (S. 3 oben, S. 6, S. 7), Wolf P. Prange (S. 3 unten) , Klaus Dombrowsky (S. 4 oben, S. 5), Andreas Labes (S. 4 unten), PhotoWende / Füchse Berlin (S. 8)
Gestaltung und Produktion: AD AGENDA Kommunikation und Event GmbH