Der Butler - Rationalgalerie

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Der Butler
Nur wer sich wehrt, wahrt seine Würde.
Autor: U. Gellermann
Datum: 07. Oktober 2013
----Filmtitel: Der Butler
Regie: Lee Daniels
Ein Ende im Jubel: Endlich, so scheint es, ist mit der Präsidentschaft Barak
Obamas die lange Zeit der zweiten Sklaverei beendet, haben die
Afro-Amerikaner die selben Rechte wie die Weißen. Das jedenfalls nehmen
Cecil und sein Sohn Louis an, als sie aus dem Fernseher das Ergebnis der
US-Wahlen 2008 erfahren. Scheinbar beobachten sie in "Der Butler" das Ende
einer langen Reise, jener Reise Cecils von den Baumwollfeldern, auf denen sein
Vater ermordet wurde, bis zum Weißen Haus, in dem er als Butler sieben
US-Präsidenten gedient hatte. Und die Reise seines Sohnes, der als Mitglied der
Bürgerrechtsbewegung geschlagen wurde, die Gefängnisse der USA von innen
kennen lernte und nur knapp dem Lynchmord entgangen ist. Es ist eine
Exkursion durch die Geschichte des schwarzen Nord-Amerika, die vom
Regisseur Lee Daniels in einen Zweistunden-Film gegossen wurde und der
ohne zu belehren doch eines lehrt: Nur wer sich wehrt, wahrt seine Würde.
Cecil der Butler ist der klassische Onkel Tom: Mit der immer gleichen Fassade
des devoten Dieners hilft er den weißen Oberschichtlern in diesem und jenem
Hotel - so perfekt, so unsichtbar und doch immer zur Stelle - sich wohl zu
fühlen. So gelangt Forest Whitaker, der den Cecil spielt, mit einem Minimum an
Mimik und einem Maximum an Ausstrahlung ins Weiße Haus. An seiner Seite
Gloria, gespielt von Oprah Winfrey, die in der Rolle der Mutter und Hausfrau
aufgeht, als wäre sie in der Wirklichkeit nicht Milliardärin und eine berühmte
TV-Entertainerin. Oprah, die selbst von ganz unten kommt, gibt die Mom mit
einem Mut zur Hässlichkeit, der Beifall verdient. Nun scheinen der Butler und
seine Frau ganz oben angelangt zu sein, so oben, wie ein Farbiger in den USA
der 50er Jahre nur sein kann: Ein spießiges Haus in einem spießigen Viertel,
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finanziert von ein Job, der einen "Housenigger" so nahe an den Präsidenten
bringt wie irgend möglich.
Es ist Louis (David Oyelowo), der älteste Sohn des Paares, der für die Brüche des
Idylls zuständig ist. Mit ihm sind die USA in aller Hässlichkeit zu besichtigen:
Die faktische Apartheit bis in 70er, der harte Kampf um den gleichen Platz im
Bus, auf den Parkbänken, auch an Louis´ Universität zeigt der Film mit einem
prägenden Bild getrennte Wasserspender für Weiße und Farbige. Aber vor allem
erzählt er vom lebensgefährlichen Kampf der "Freedom Riders" jener Gruppe
von Farbigen und Weißen, die den gewaltlosen Widerstand mit einer
gemeinsamen Fahrt durch den amerikanischen Süden probten und dabei
beinahe im Bus verbrannten, von den brutalen Attacken des Klu Klux Klan und
einer Polizei, die regelmäßig auf der Seite der Täter steht. Mit Martin Luther
King erscheint die große Gestalt der schwarzen Emanzipationsbewegung, der
Louis aber nicht dauerhaft folgen mag: Zu viele seiner politischen Freunde
sitzen in den Gefängnissen. Zu langsam erscheinen ihm die Fortschritte. Mit
der Black Panther Party glaubt er den Beschleuniger gefunden zu haben. Auch
wenn Louis sich später von den bewaffneten Militanten trennt, erklärt sich
doch die Wut der Panthers aus den Unterdrückungsverhältnissen, die der Film
sorgfältig und bildmächtig nacherzählt.
Immer wieder benutzt der Regisseur Lee Daniels eine Choreografie des
Vergleichs: Hier schreiten die Butler des Weißen Haus gravitätisch durch
Festbankette und im Gegenschnitt marschieren die Bürgerrechtler durch die
Straßen des Landes, im trauten Heim feiert der Butler mit seinen Freunden und
der Film kontert mit Bildern aus den Gefängnissen, in denen der Sohn mal
wieder nach einer Aktion gelandet ist. - Zugleich hält der Film eine ganze Fülle
von den zumeist lausigen US-Präsidenten bereit, die zuweilen auch von lausig
agierenden Schauspielern dargestellt werden: Von Eisenhower über Kennedy
bis Reagan. Ihnen allen war der Butler zu Diensten, war ihnen meist näher als
seiner Familie. Doch Cecil wird sich aus seiner Rolle lösen, wird seinem Sohn
und dem Gefängnis näher kommen.
Es ist das falsche Happy-End, das die eigentlich gute Arbeit von Lee Daniels,
gedreht nach einer wahren Geschichte, beschädigt. Denn der Sieg des ersten
farbigen Präsidenten der USA ändert bisher nichts daran, dass nur wenige
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Farbige in den Vorständen der weißen Unternehmen sitzen, nur wenige eine
Rolle in den Medien spielen oder in die oberen Ränge der Universitäten
gelangen. Statt dessen spielen sie eine tragende Rolle in den Schlangen vor den
Suppenküche, als Rauschgiftkonsumenten und stellen gut 40 Prozent der
Gefängnisinsassen obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur 13 Prozent ausmacht.- Zu
Beginn sagt Cecil, die Lage der Schwarzen bedenkend: "The Law was against
us." Mag sein, dass die Gesetze nicht mehr gegen die Schwarzen sind. Die
Verhältnisse aber hat auch Barack Obama nicht ändern können oder wollen. Er
ist der gute "Housenigger" einer weißen Oberschicht, deren Söhnchen
bestenfalls als Offiziere nach Afghanistan gehen, während die Mehrheit der
Mannschaften schwarz ist und ganz vorne Dienst tut, dort wo man schnell
sterben kann.
Der Film kommt am 10. Oktober in die Kinos.
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