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Älterwerden in Kirchheim unter Teck Die Zukunft... ... hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Mutigen ist sie die Chance. Victor Hugo (1802-1885) Im vorliegenden Altenhilfeplan wird, der besseren Lesbarkeit wegen, in vielen Fällen die maskuline Schreibweise angewendet. Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG 5 VORGEHEN UND PLANUNGSSTANDARDS........................................................................... 6 ÄLTERE MENSCHEN IN DER GESELLSCHAFT – LEBENSLAGEN UND LEBENSSITUATIONEN .................. 9 KAPITEL 1 DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG 14 BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR ......................................................................................... 14 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG .................................................................................... 18 Demografische Entwicklungen und Prognosen für die Zukunft .................................. 18 Bevölkerungsentwicklung Kirchheim unter Teck ..................................................... 19 Jugend- und Altenquotient .................................................................................. 23 Weitere Aspekte der Entwicklung......................................................................... 23 Anstieg der Lebenserwartung ........................................................................... 23 Zunahme der Hochaltrigkeit.............................................................................. 24 Rückläufige Geburtenrate................................................................................. 24 KONSEQUENZEN FÜR DIE KOMMUNE .............................................................................. 25 Herausforderungen ............................................................................................ 26 Handlungsempfehlungen..................................................................................... 27 KAPITEL 2 AKTIVES ALTERN 29 GESUNDHEIT UND PRÄVENTION ................................................................................... 30 Präventionsangebote in Kirchheim unter Teck ........................................................ 31 Sport und Bewegung.......................................................................................... 33 Bewegungsräume für Senioren ............................................................................ 38 GESELLSCHAFTLICHE TEILHABE UND BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT ............................... 41 Soziale Integration/Teilhabe an der Gesellschaft ..................................................... 42 Lebenslanges Lernen - Bildungsangebote in Kirchheim unter Teck .......................... 42 Ältere Menschen und neue Medien.................................................................... 46 Möglichkeiten der Begegnung – Treffs ............................................................... 49 Stadtteilnetzwerke/Nachbarschaftsnetzwerke ..................................................... 52 Bürgerschaftliches Engagement und politische Partizipation...................................... 55 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 1 Inhaltsverzeichnis KAPITEL 3 BERATUNG UND INFORMATION 65 BERATUNG ............................................................................................................ 65 INFORMATIONSZUGÄNGE ........................................................................................... 69 KAPITEL 4 LEBEN UND WOHNEN IN DER STADT 72 STANDARDS FÜR EIN SENIORENGERECHTES WOHNEN UND WOHNUMFELD ................................ 73 Wohnstandard................................................................................................... 73 Hinweise zum Wohnumfeld ................................................................................. 75 Quartiersansätze ............................................................................................... 76 WOHNANLAGEN IN KIRCHHEIM UNTER TECK .................................................................... 87 INFRASTRUKTUR UND DIENSTLEISTUNGEN ....................................................................... 91 Gesundheitliche Versorgung ................................................................................ 91 Ärztliche Versorgung....................................................................................... 91 Apotheken..................................................................................................... 93 Angebote im Bereich der Dienstleistung ................................................................ 94 Besuchsdienste ................................................................................................. 96 KAPITEL 5 AMBULANTE UND STATIONÄRE PFLEGE 99 AKTUELLE SITUATION ............................................................................................... 99 ANGEBOTE ZUR UNTERSTÜTZUNG DER HÄUSLICHEN PFLEGESITUATION IN KIRCHHEIM UNTER TECK .104 Hauswirtschaftliche Unterstützung ......................................................................104 Allgemeine hauswirtschaftliche Dienste.............................................................104 Mittagstisch und Essen auf Rädern/Mahlzeitendienste .........................................105 Unterstützung für pflegende Angehörige ..............................................................107 Ambulante Dienste ...........................................................................................110 24-Stunden-Pflege / 24-Stunden-Betreuung ..........................................................114 TEILSTATIONÄRE UND STATIONÄRE VERSORGUNGSANGEBOTE .............................................116 Tagespflege .....................................................................................................117 Kurzzeitpflege ..................................................................................................120 Pflegeheime .....................................................................................................121 PALLIATIVVERSORGUNG IN KIRCHHEIM UNTER TECK .........................................................127 2 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck KAPITEL 6 GERONTOPSYCHIATRISCHE BETREUUNGS- UND VERSORGUNGSANGEBOTE 129 DEPRESSION .........................................................................................................129 SUCHT ................................................................................................................130 DEMENZ ..............................................................................................................131 Situation in Kirchheim unter Teck........................................................................133 Versorgungssystem in Kirchheim unter Teck .........................................................134 Angebote ........................................................................................................135 Sozialpsychiatrischer Dienst für alte Menschen (SOFA)........................................135 Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz – Gemeinsam statt einsam e.V........135 Betreuungsangebote zur Unterstützung häuslicher Pflege .....................................136 Demenzkampagne Miteinander leben – Mit Demenz dazu gehören – ......................138 KAPITEL 7 ÄLTERE MENSCHEN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND 145 KULTURSENSIBLE PFLEGE ..........................................................................................147 ÄLTERE MIGRANTEN IN KIRCHHEIM UNTER TECK ..............................................................148 KAPITEL 8 GEMEINDETEILPROFILE KIRCHHEIM UNTER TECK 151 GEMEINDETEILPROFIL NABERN ....................................................................................151 Allgemeine Zahlen ............................................................................................151 Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen .............................................................152 Ergebnisse der Stadterkundung...........................................................................153 GEMEINDETEILPROFIL JESINGEN ..................................................................................157 Allgemeine Zahlen ............................................................................................157 Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen .............................................................158 Ergebnisse der Stadterkundung...........................................................................159 GEMEINDETEILPROFIL ÖTLINGEN..................................................................................163 Allgemeine Zahlen ............................................................................................163 Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen .............................................................164 Ergebnisse der Stadterkundung...........................................................................165 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 3 Inhaltsverzeichnis GEMEINDETEILPROFIL KIRCHHEIM UNTER TECK ................................................................169 Allgemeine Zahlen ............................................................................................169 Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen .............................................................170 Ergebnisse der Stadterkundung Innenstadt ...........................................................171 GEMEINDETEILPROFIL LINDORF ...................................................................................175 Allgemeine Zahlen ............................................................................................175 Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen .............................................................176 Ergebnisse der Stadterkundung...........................................................................177 KAPITEL 9 ALTENHILFE-STRUKTUREN IN KIRCHHEIM UNTER TECK 181 ALTENHILFE NETZWERK KIRCHHEIM UNTER TECK .............................................................181 GREMIEN .............................................................................................................182 AG Pflegedienstleitungen (AG PDL) .....................................................................182 Altenhilfekonferenz ...........................................................................................183 AG Demenz/ Netzwerk Demenz ..........................................................................184 Forum Älterwerden ...........................................................................................184 EMPFEHLUNGEN/MAßNAHMEN IM ÜBERBLICK 185 ANHANG 216 LEISTUNGEN DER PFLEGEVERSICHERUNG .......................................................................216 BETEILIGTE AM PLANUNGSPROZESS .............................................................................221 LITERATURAUSWAHL 4 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 222 Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Einleitung Die demografische Entwicklung führt zu einschneidenden Strukturveränderungen, die sich auf den Einzelnen und die Gesellschaft auswirken und Wohlfahrtsstaat, die Politik und damit auch jede Kommune vor große Herausforderungen stellen. Das Instrument der Sozialplanung ermöglicht ein gezieltes Vorgehen, das in seinen Anforderungen präventiv, lebensraum- und lebensweltorientiert sowie zielgruppen- und ressourcenbezogen ist und somit eine fundierte Grundlage für sozialpolitische Entscheidungen darstellt. Der Teilsozialplan Älterwerden 2011/2012 (abgekürzt: Altenhilfeplan) der Großen Kreisstadt Kirchheim unter Teck orientiert sich an den Prämissen und Zielen des fünften Berichtes zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland (5. Bundesaltenbericht) und bezieht die aktuellen Empfehlungen des 6. Bundesaltenberichts mit ein. Die Förderung der Selbständigkeit und der gesellschaftlichen Beteiligung älterer Menschen „Die Menschen leben nicht nur erheblich länger als früher, sondern die überwiegende Zahl bleibt heute auch bis in ein viel höheres Lebensalter als früher geistig rege und körperlich aktiv. Das Erreichen eines hohen Alters ist nicht notwendig mit dem Abbau und Verlust von Fähigkeiten verbunden. Die Mehrheit der älteren Menschen in der Bundesrepublik Deutschland ist auf fremde Hilfe nicht angewiesen; ihnen die selbständige Lebensweise zu erhalten, ist von zentraler Bedeutung“ (s. 5. Bundesaltenbericht). Die Unterstützung hilfs- und pflegebedürftiger älterer Menschen im Hinblick auf ihre Selbständigkeit „Von gleicher Bedeutung sind die Hilfen für diejenigen älteren Menschen, die bei der Gestaltung ihres Lebens auf fremde Hilfe angewiesen sind. Sie sollen bei ihrer selbstbestimmten Lebensführung unterstützt werden. Hilfs- und pflegebedürftigen älteren Menschen sollen deshalb die notwendigen offenen, ambulanten, teilstationären und stationären Hilfen zur Verfügung stehen. Auch die Situation der Helfer in der Familie, der ehrenamtlichen Helfer sowie des Personals in den Diensten und Einrichtungen muss verbessert werden.“ Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 5 Inhaltsverzeichnis Vorgehen und Planungsstandards Als Grundlage der Planung wird die demografische Situation im Hinblick auf die Zielgruppe der älteren Menschen analysiert. Die soziale Infrastruktur, die Angebote für ältere Menschen werden mittels Befragung (schriftlich und persönlich) erfasst und beschrieben; daraus wird der entsprechende Bedarf ermittelt. Der Sozialplan ist somit eine Handlungsgrundlage für die zukünftige Planung im Bereich der Altenhilfe und für Bereiche und Ressorts, die die Lebenswelt von älteren Menschen tangieren. Die formulierten Maßnahmen sind „allgemein, oft übergreifend“, z.B. auf Herangehensweisen, Qualität oder Strukturen ausgerichtet, aber auch sehr konkret beispielsweise auf aktuelle Angebotslücken bezogen. Die Zeitperspektive ist dabei kurzfristig, mittelfristig und ggf. langfristig. So ist die weitere Zielsetzung des Altenhilfeplans - eine transparentere Darstellung der Kirchheimer (Hilfe-)Angebote für ältere Menschen - die Aufdeckung von Defiziten (Bedarfe) und die Weiterentwicklung notwendiger Maßnahmen - Die Verbesserung der kommunalen Steuerung innerhalb des Systems Prämissen und Standards Kleinräumigkeit Durch die Kleinräumigkeit der Analyse und Planung ist gewährleistet, dass auf die unterschiedlichen Bedarfssituationen der Stadt bzw. Stadtteile eingegangen wird. Entsprechend passgenaue Maßnahmen wurden bei Bedarf formuliert. Vernetzung Bereits bei der Ausarbeitung des Sozialplans wurden die vorhandenen Strukturen und Netzwerke der Altenhilfe in der Stadt Kirchheim genutzt und die Akteure einbezogen. Im Planungsprozess wurden bestehende Netzwerke modifiziert und neue Netzwerke initiiert. Nachhaltigkeit Eine nachhaltig wirkende Altenhilfeplanung lebt davon, dass zum einen die Maßnahmen umgesetzt werden, die im Altenhilfeplan vorgeschlagen werden, zum anderen dieser Sozial- 6 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck plan kontinuierlich fortgeschrieben wird. Eine zukünftige Fortschreibung muss sich daher nicht auf den gesamten Planungsbereich beziehen, sondern kann auf aktuell relevante Themen, die bisher noch nicht ausreichend oder noch gar nicht berücksichtigt wurden, eingehen. Dies war bereits bisher die Praxis. Die kontinuierlich weiterentwickelte Altenhilfeplanung und die aktuelle Umsetzung von Maßnahmen ist wesentliche Basis für die bestehende, tragfähige Struktur. Partizipation Träger, Arbeitskreise, Vertreter der gemeinderätlichen Gremien und Bevölkerung wurden auf breiter Basis in den Planungsprozess einbezogen. Dabei konnte auf die bestehende Beteiligungskultur aufgebaut werden. Inhalte Inhalte und Gliederung des Sozialplans orientieren sich an den Maßgaben und inhaltlichen Schwerpunkten der klassischen Altenhilfeplanung, die von der wissenschaftlichen Seite, der Gerontologie und der Sozialplanung, vom Bund sowie den Wohlfahrtsverbänden vorgeschlagen werden; sie wurden zudem genau auf den Untersuchungs- und Planungsbedarf der Stadt Kirchheim unter Teck abgestimmt. Folgende Hauptthemenfelder wurden in die Planung einbezogen: - Demografische Entwicklung, - Gesundheit, Begegnungsmöglichkeiten und offene Angebote (Angebote zur Lebensgestaltung), bürgerschaftliches Engagement und Partizipation, - Beratung und Information, - Leben und Wohnen in der Stadt, - Häusliche, teilstationäre und stationäre Pflegesituation, - Gerontopsychiatrie, - Ältere Migranten. Darüber hinaus wurden einzelne Gemeindeteile von Kirchheim unter Teck gesondert betrachtet. Die Darstellung der Gremien, der Kooperation, der kommunalen Altenhilfestruktur insgesamt gibt einen aktuellen Überblick und zeigt Entwicklungslinien auf. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 7 Inhaltsverzeichnis Folgende laufende Planungen und Projekte, auch aus den angrenzenden Fachplanungen, wurden berücksichtigt: - Die Demenzkampagne „Miteinander Leben – Mit Demenz dazu gehören –“ - Die Einrichtung des Pflegestützpunktes, der Ende 2010 eröffnet wurde - Die Veröffentlichung der Seniorenbroschüre „Gut informiert älter werden“ - Das Engagement „Entwicklungszentrum Gut alt werden“. Es wurde eine Standortanalyse/Quartiersanalyse im Gebiet Rauner durchführt - Die Freiraumplanungen für den Stadtteil Ötlingen - Die Sportentwicklungsplanung, Grünflächenplanung und Verkehrsplanung: Ein Sportentwicklungsplan für Kirchheim liegt vor; ebenfalls Planungen im Grünflächenbereich und im Bereich Verkehr - Die Stadtentwicklungsplanung STEP 2020 - Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt "Wohnen in der Zukunft" Methoden Die Planung war als Prozess angelegt und umfasste folgende Arbeitsschritte: - Analyse der demografischen Entwicklung – Sekundäranalyse der vorliegenden Daten des Einwohnermeldeamtes/ Statistischen Landesamtes - Erfassung des Bestands (Ist-Analyse) und Bedarfs (Soll-Analyse) mittels einer Bestands- und Bedarfserhebung (schriftliche Befragung und Experteninterview) - Auswertung dieser Erhebung - Entwicklung von Vorschlägen/Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur für ältere Menschen in Kirchheim unter Teck Während des gesamten Planungsverfahrens begleitete eine ehrenamtliche Planungsgruppe, der Bürgerausschuss, das Projekt. Fachbezogene Planungsgespräche wurden geführt und der „Planungsbeirat Älterwerden“ wurde einbezogen. Eine Übersicht der Beteiligten befindet sich in Kapitel 9. 8 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Ältere Menschen in der Gesellschaft – Lebenslagen und Lebenssituationen Die Lebenslagen und die Lebenssituationen älterer Menschen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert und insgesamt sehr ausdifferenziert. Die objektive Situation und die subjektive Wahrnehmung des Alters und schließlich das Bild vom Alter sind höchst unterschiedlich. Dies wird an der Entwicklung der Lebenslagen und am deutschen Bild vom Altern auf der Ebene der Werte und der sozialpolitischen Strategie deutlich. Fakt 1 – Demografie Die demografische Entwicklung in Deutschland und so auch in Kirchheim unter Teck zeichnet sich dadurch aus, dass die Bevölkerungsanzahl zurückgeht und dass sich die Zusammensetzung der Bevölkerung (der Altersaufbau) ändert. 2030 werden etwa 17% weniger Kinder und Jugendliche in Deutschland leben als heute, die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter wird um ca. 15% zurückgehen und die Altersgruppe der Menschen ab 65 Jahren wird um über ein Drittel ansteigen. Fakt 2 – Familienstand und Haushaltsgröße In den aktuellen Analysen wurde festgestellt, dass ältere Menschen wieder in zunehmendem Maße in Paarhaushalten leben. Im Jahre 2008 lebten fast zwei Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre in dieser Haushaltsform; gut ein Drittel, überwiegend Frauen, wohnte alleine, der restliche Teil lebte in Mehrgenerationenhaushalten oder sonstigen Haushaltskonstellationen. Ein Blick auf die Zahlen zwischen 1992 und 2009 zeigt folgende Entwicklung: Der Anteil der älteren Menschen (ab 65 Jahre) in Einpersonenhaushalten hat sich zwischen 1992 und 2009 (unter 1% erhöht) im Unterschied zu den Paarhaushalten kaum erhöht: Der Anteil der Paarhaushalte in der Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahren ist mit über 4% deutlich gestiegen; auch bei den über 75-Jährigen ist ein steigender Bevölkerungsanteil in Paarhaushalten zu verzeichnen. Dies hat nicht nur erhebliche Auswirkungen auf den finanziellen Status im Alter, sondern auch auf die Möglichkeiten der Lebensgestaltung und auf die Unterstützungsressourcen bei Hilfebedürftigkeit und Krankheit. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 9 Inhaltsverzeichnis Fakt 3 - Finanzielle Situation Das Erwerbsverhalten und die finanzielle Lage ändern sich am Übergang zum Ruhestand. Es gibt insgesamt aufgrund der Anhebung des Rentenalters Anzeichen dafür, dass sich die Lebenserwerbsdauer verlängert. Auf der anderen Seite nehmen am Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand die sogenannten prekären finanziellen Lebenssituationen zu; es ist bereits heute schon sichtbar, dass die Einkommensdifferenz zwischen „neuen“ und „alten“ Rentnern wächst (vgl. Analysen des Sozioökonomischen Panels und Veröffentlichungen des Zentrums für Altersfragen). In einer aktuellen Analyse zur Armutssituation in Deutschland lautet ein Befund, dass die Einkommens- und Vermögenssituation Älterer vor allem von der Haushaltsgröße abhängt. Die finanzielle Situation Alleinlebender ist weitaus schlechter, als die der Menschen, die in Zweipersonenhaushalten leben: Das Armutsrisiko von alleinlebenden Älteren ist überdurchschnittlich, das Risiko für ältere Paarhaushalte ist auf unterdurchschnittlichem Niveau. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind bei älteren Menschen die unteren Einkommensgruppen stärker besetzt als die oberen, aber noch besitzt ein größerer Anteil älterer Menschen Vermögen. Fakt 4 – Wohnsituation Ältere Menschen ziehen es vor, so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrer eigenen Wohnung, in ihrer vertrauten Umgebung zu leben. So unterschiedlich die Lebenslagen und Lebenssituationen der Menschen gestaltet sind, so unterschiedlich sind ihre Möglichkeiten und Bedürfnisse hinsichtlich der Art des Wohnens, des Lebens etwa „alleine oder in Gemeinschaft“. Die Wünsche und Anforderungen an das Wohnumfeld und an das „Quartier“ bezüglich der Ausstattung und Infrastruktur orientieren sich an für alle Generationen sinnvollen Standards. Allgemein besteht ein Interesse an neuen Wohnformen, Notwendigkeit besteht aber auch an günstigen Mietwohnungen. Momentan geht der Trend wieder zurück in die Stadt, da sich in der Stadt oder im Zentrum eines Ortsteils die Teilhabe am Leben, an der Gesellschaft, trotz gesundheitlicher Einschränkungen, einfacher gestaltet und die Versorgungssituation (soziale Infrastruktur, Dienstleistungen, Geschäfte etc.) oft besser ist. 10 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Fakt 5 – Gesundheitliche Situation Die Lebenserwartung hat in den vergangenen Jahren deutlich zu genommen. Dies hat zur Konsequenz, dass bestimmte Krankheitsbilder häufiger auftreten: dazu gehören vor allem die gerontopsychiatrischen Erkrankungen, Demenz und Depression, aber auch somatische Erkrankungen. Die gesundheitliche Situation älterer Menschen hängt vom Lebensalter und vom sozialen und finanziellen Status ab. Mit wachsendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit der Multimorbidität zu, allerdings ist inzwischen bereits feststellbar, dass sich der Gesundheitszustand nachwachsender Kohorten älterer Menschen verbessert. Prävention und Rehabilitation nehmen angesichts der gestiegenen Lebenserwartung und angesichts großer Unterschiede im gesundheitsfördernden Verhalten bei den verschiedenen Bevölkerungsgruppen einen hohen Stellenwert ein. Fakt 6 – Teilhabe Älterer in Familie und Gesellschaft/ Soziale Netzwerke/ Potenziale und Ressourcen Ältere Menschen sind nach wie vor die Stützen in den Familien, Vereinen, Selbsthilfeorganisationen, etc. Auf der individuellen Ebene ist das Eingebundensein in Familie und Gesellschaft durch Teilhabe eine zentrale Qualität, die erhebliche Auswirkungen auch auf Zufriedenheit und Gesundheit hat. Darüber hinaus leisten viele Ältere erhebliche regelmäßige finanzielle Transferleistungen an die jüngeren Generationen. Auf sozialpolitischer Ebene, im Bereich der sozialen Netzwerke vor Ort oder im ehrenamtlichen Engagement sind ältere Menschen unverzichtbare Akteure. Die Möglichkeiten des Engagements und die Teilhabe auch an gesellschaftlichen oder sozialen Belangen sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Hier sind die entsprechenden Rahmenbedingungen wichtig, um das Potential der Älteren weiterhin und noch stärker zu nutzen. Inwiefern der spätere Renteneintritt Auswirkungen auf das Engagement der Älteren hat, kann noch nicht prognostiziert werden. Fakt 7 – Migration Die Lebenssituationen und Lebenslagen von älteren Migranten unterscheiden sich dem Grunde nach nicht von den Lebenssituationen der einheimischen Senioren. Auch hier können finanzieller, gesundheitlicher oder sozialer Status differieren, ebenso die familiären Rahmenbedingungen oder die Wohnsituation. Es können jedoch bei Migranten spezifische Konstellationen auftreten, die in Bezug auf die vielfältigen Aspekte des Alterns und auf die Angebote für Ältere eine besondere Perspektive benötigen. Die Herangehensweise und das Konzept der kultursensiblen Perspektive sind deshalb für alle Bereiche der Angebote für ältere Menschen, je nach Bedarf, opportun. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 11 Inhaltsverzeichnis Fakt 8 – Altersbilder und die Wahrnehmung von Alter Die Wahrnehmung von Alter wird durch die subjektiven Erfahrungen, durch gesellschaftliche Werte und Altersbilder bestimmt. Die Altersbilder haben Auswirkungen auf das Selbstbild, die Nutzung von Potenzialen und Kompetenzen. Altersforscher sehen sogar einen Zusammenhang zwischen Altersbildern und „der individuellen Lebensplanung, den Bemühungen um selbstverantwortliche Gestaltung des eigenen Älterwerdens sowie den Möglichkeiten und Gelegenheiten zur sozialen Teilhabe“. Diese Erkenntnis führt zum Resümee, dass eine Gesellschaft, die altersfreundlich ist und die auf eine aktive soziale, kulturelle und politische Teilhabe älterer Menschen baut, differenzierte Altersbilder benötigt. Die Empfehlungen des sechsten Altenberichtes der Bundesregierung fordern in manchen Bereichen einen Paradigmenwechsel, einen neuen bzw. erweiterten Blick auf das Altern (vgl. Sechster Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland - Altersbilder in der Gesellschaft. Bericht der Sachverständigenkommission an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Berlin, im Juni 2010). Sie zeigen die notwendigen Anknüpfungspunkte für die Diskussion und Planung, auch auf kommunaler Ebene. Schwerpunkt ist somit eine „Sensibilisierung“ für bestimmte Aspekte des Alters. 12 - Der demografische Wandel ist demnach als Gestaltungsaufgabe zu sehen, bei dem es vor allem auf der Ebene der Medien und für jegliche Öffentlichkeitsarbeit gilt, die vielfältigen Formen des Alters anzuerkennen und auch die vielfältigen Beziehungen zwischen den Generationen dazustellen. - Die Entwicklung einer neuen Kultur des Alterns impliziert auch hier die Empfehlung, dass alle Akteure der Gesellschaft sich an den Stärken und Gestaltungsspielräumen des Alters orientieren und nicht ältere Menschen nur als „unterstützungsbedürftig“ ansehen. Ein entscheidender Schritt könnte hierbei die Änderung der Namensgebung und somit auch der Inhalte von "Seniorenarbeit" in "Generationenarbeit" sein. Die Zielgruppenspezifik, die sich beispielsweise in ressortbezogener Planung niederschlägt, sollte zugunsten eines generationenübergreifenden Ansatzes überarbeitet werden. - Ein weiterer Ansatz, der strukturelle Änderungen beinhaltet, wird in den Empfehlungen zur Gesundheitspolitik und zum Verständnis von Pflege formuliert. Auch hier wird die Überwindung einer Segmentierung in gesundheitliche und sozial pflegerische Versorgung und deren Abstimmung untereinander ausdrücklich vorgeschlagen. Darüber hinaus wird angemahnt, dass gesundheitsbezogene Leistungen nicht aufgrund des Lebensalters „rationiert“ werden. Grundsätzlich sind Krankheit und Alter begrifflich und „assoziativ voneinander zu entkoppeln“. Im Bereich der Pflege sollte der verrichtungsbezogene Pflegebegriff korrigiert werden; außerdem sollte die Förderung und Teilhabe ins Zentrum gestellt werden. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck - Die Lebenslauforientierung sollte bei der Produktentwicklung, Gestaltung und Werbung als dynamischer Faktor umgesetzt werden. Der Begriff „Alter“ sollte durch den des „Alterns“ oder "Älterwerdens" ersetzt werden. - Bildung wird nicht nur als Recht sondern auch als Pflicht für alle Lebensalter verstanden. Dies fordert die Bildungsträger auf, entsprechende Angebote zu entwickeln und vorzuhalten. Dies betrifft vor allem auch den Umgang mit den neuen Medien. Die älteren Menschen selbst sind aufgefordert sich Bildung anzueignen, die ein „eigen- und mitverantwortliches Leben“ vermittelt. In diesem Kontext wird die „Selbst- und Mitverantwortung“ hervorgehoben, die der ältere Mensch auch gegenüber der Zivilgesellschaft und nicht nur innerhalb der Familie hat. Die Kommunen sind aufgefordert, die Infrastruktur für das bürgerschaftliche Engagement zu schaffen. Ältere sollen stärker als Kompetenz- und Wissensvermittler eingebunden werden. - Das Thema Älterwerden beginnt nicht erst beim Übergang in den Ruhestand oder kurz davor. Diskriminierung und Ausgrenzung gibt es auch in der Arbeitswelt. An diesem Punkt weitet sich die Perspektive hin zur Arbeitswelt und zu einer notwendigen neuen Sicht auf das Alter in der Arbeitswelt, in den Betrieben. Die Verantwortung wird vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, dass Menschen heute und auch zukünftig länger arbeiten müssen, auf vier Ebenen gesehen: 1. Bei den Unternehmen, die eine lebenslaufbezogene Personalpolitik führen müssen (dazu gehören Demografiekonzepte, Weiterbildungsangebote, gesundheitserhaltende Maßnahmen, aber auch Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Situation der Pflege) 2. Bei den Beschäftigten, die diese Angebote nutzen sollten 3. Bei den Sozialpartnern, die aufgefordert sind, die Tarifverträge so zu gestalten, dass sie der demografischen Entwicklung Rechnung tragen 4. Beim Gesetzgeber, der entsprechende Rahmenbedingungen schaffen sollte. Negative und positive Diskriminierung aufgrund des Alters muss vermieden werden. - Die Tatsache, dass es unterschiedliche Altersbilder gibt, beinhaltet auch, dass die kulturellen Besonderheiten anerkannt werden müssen. Politik wie auch Verbände und Einrichtungen, insbesondere auf kommunaler Ebene, werden darauf hingewiesen, konzeptionell die kultursensiblen Aspekte zu berücksichtigen. Die Organisationen und Vereine der ethnischen und religiösen Gruppen (vor Ort) sollen bei der Entwicklung kultursensibler Altenpolitik gestaltend mitwirken. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 13 Kapitel 1 Kapitel 1 Demografische Entwicklung Bevölkerungsstruktur Daten über die Struktur und die Entwicklung der Bevölkerung gehören zum grundlegenden Informationsbedarf für fast alle Bereiche von Politik und Verwaltung. Für die Entwicklung einer Stadt benötigen die unterschiedlichen Planungsressorts exakte bevölkerungsstatistische Angaben, um auf deren Grundlage die Fachplanungen zu konzipieren. Im folgenden Teilkapitel werden daher zunächst Strukturdaten zur Bevölkerung in Kirchheim unter Teck präsentiert. Der Fokus des nächsten Teilkapitels liegt auf der Darstellung der Bevölkerungsentwicklung. Allgemeine Bevölkerungsdaten Kirchheim unter Teck ist mit 39.653 Einwohnern (Stand: Oktober 2010) die viertgrößte Stadt im Landkreis Esslingen. Die Einwohner verteilen sich dabei auf die Kernstadt Kirchheim, sowie auf die vier kleineren Gemeindeteile Lindorf, Ötlingen, Nabern und Jesingen. Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2010 14 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Geschlecht Auch in Kirchheim spiegelt sich die allgemein bekannte Geschlechterverteilung wider. Während die 20.396 Frauen etwas über 51% der Bevölkerung stellen, sind die 19.257 Männer mit knapp 49% leicht in der Unterzahl. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Nationalität Der Anteil der ausländischen Staatsbürger an der Gesamtbevölkerung Kirchheims liegt mit 14% deutlich über dem Durchschnitt in Baden-Württemberg, der im Jahr 2009 bei knapp 12% lag. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Familienstand Knapp die Hälfte der Einwohner Kirchheims (47,83%) ist verheiratet. An zweiter Stelle steht die Gruppe der Ledigen, die knapp 39% der Bevölkerung ausmacht. Jeweils knapp unter 7% der Kirchheimer sind geschieden oder verwitwet. Naturgemäß existieren große Unterschiede hinsichtlich des Alters – so ist z.B. die Mehrzahl der ledigen Einwohner Kirchheims eher in der Gruppe der unter 50-Jährigen zu finden. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 15 Demografische Entwicklung Alter Aus der demografischen Forschung ist bekannt, dass der Bevölkerungsanteil der unter 50-Jährigen im Durchschnitt Deutschlands bei knapp 2/3 liegt. Kirchheim unter Teck befindet sich in dieser Hinsicht unter dem Bundesschnitt – hier fallen nur 60,7% der Bevölkerung in die Gruppe der unter 50jährigen. Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Die Altersstruktur in den Stadtteilen von Kirchheim unter Teck Bei einer differenzierten Betrachtung der Altersstruktur in Kirchheim unter Teck ergibt sich für alle Gemeindeteile ein ähnliches Bild. Einzig der Gemeindeteil Lindorf fällt dabei aus dem Schema, da hier der Anteil der unter 50-Jährigen mit 67,7% deutlich über dem in den anderen Gemeindeteilen liegt. Analog dazu ist hier der Anteil der 60bis 69-Jährigen geringer als in den anderen Teilorten. Quelle: Eigene Berechnungen auf der Basis der Einwohnerstatistik Juni 2009 16 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Männer und Frauen nach Altersgruppen In den folgenden Abbildungen werden die verschiedenen Altersgruppen nochmals nach Geschlecht differenziert. Bereits hier wird an den absoluten Zahlen sichtbar, dass die Frauen vor allem in der älteren Bevölkerung in der Überzahl sind. Noch deutlicher wird dieser Befund, wenn für die jeweiligen Gruppen Geschlechteranteile berechnet werden. So sind Männer in der Gruppe der unter 50-Jährigen sogar noch knapp in der Mehrzahl – und in den Gruppen der 50 - 59-Jährigen und der 60-69-jährigen halten sich beide Geschlechter noch in etwa die Waage. Bereits in der Gruppe der über 70-Jährigen sind die Frauen aber in der Mehrheit. Der Anteil der Männer in der Gruppe der über 80-Jährigen sinkt auf 1/3 und beträgt in der Gruppe der über 90-Jährigen schließlich nur noch 1/5. Übersicht über deutsche und ausländische Einwohnerinnen und Einwohner in Kirchheim unter Teck nach Stadtteilen Wie bereits dargestellt, liegt der Anteil der Einwohner mit ausländischem Pass an der Einwohnerschaft Kirchheims bei etwas über 14%. Ein detaillierter Blick auf die Anteile ausländischer Mitbürger in den jeweiligen Altersgruppen zeigt allerdings, dass der Anteil vor allem unter den älteren Einwohnern wesentlich geringer ist. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 17 Demografische Entwicklung Der Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung ist in der Gruppe der unter 50-Jährigen mit knapp 16,4% am höchsten und nimmt in den folgenden Altersgruppen beständig ab. In den Gruppen der über 50-Jährigen und über 60-Jährigen sind jeweils noch zwischen 13 und 14% Migranten vertreten, in der Gruppe der über 70-Jährigen sind es dagegen nur noch knapp 7%. Der Anteil der Migranten bei den über 80- und 90-Jährigen liegt soQuelle: Eigene Berechnungen auf der Basis der Einwohnerstatistik Juni 2009 gar bei nur noch 2,3%, bzw. 0,4%. Bevölkerungsentwicklung Demografische Entwicklungen und Prognosen für die Zukunft Methodische Vorbemerkungen zur Demografie Die Demografie befasst sich rein statistisch mit der Entwicklung der Bevölkerung und der Bevölkerungsstruktur. Ihre Datengrundlage besteht vor allem aus der fortgeschriebenen Statistik. Während es im ersten Teil des Kapitels um den „Ist-Zustand“ der Bevölkerungsstruktur ging, behandelt der folgende Teil vor allem Prognosen über zukünftige Bevölkerungsentwicklungen, die mit gewissen methodischen Schwierigkeiten verbunden sind, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollen. Prognosen sind naturgemäß mit gewissen Vorannahmen, z.B. zum künftigen Geburtenverhalten und zur Zu- und Abwanderung, verbunden. Diese Annahmen basieren zwar auf soliden statistischen Daten, dennoch sind sie mit gewissen Unsicherheiten verbunden. Vorbemerkungen zu allgemeinen Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland Die Bevölkerungsentwicklung zeigt in der Bundesrepublik Deutschland – wie in vielen weiteren hochentwickelten Industrieländern – gravierende Verschiebungen. Diese Verschiebungen betreffen dabei zum einen die Bevölkerungszahl an sich, zum anderen aber auch den Altersaufbau. Nach Prognosen des Statistischen Bundesamts werden in Deutschland im Jahre 2030 voraussichtlich nur noch rund 77 Millionen Einwohner leben - dies entspricht einem 18 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Rückgang um fast fünf Millionen Personen gegenüber der derzeitigen Einwohnerzahl (vgl. Berichte des Statistischen Bundesamtes). Dieser Rückgang der Einwohnerzahl geht mit einer spürbaren strukturellen Veränderung einher, denn die Bevölkerungsschrumpfung zeigt sich am deutlichsten in der Gruppe der unter 20-Jährigen: „Im Jahr 2030 werden voraussichtlich 17% weniger Kinder und Jugendliche in Deutschland leben als heute. Statt 15,6 Millionen heute werden es nur noch 12,9 Millionen unter 20-Jährige sein. Die Personen im erwerbsfähigen Alter – heute üblicherweise zwischen 20 und 65 Jahren – werden um ca. 15% beziehungsweise 7,5 Millionen Menschen zurückgehen. Die Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren wird hingegen um rund ein Drittel (33%) von 16,7 Millionen im Jahr 2008 auf 22,3 Millionen Personen im Jahr 2030 ansteigen“ (vgl. Berichte des Statistischen Bundesamtes). Dieser demografische Wandel wird i.d.R. auf drei Entwicklungen zurückgeführt (vgl. BörschSupan 2011): 1. auf eine steigende Lebenserwartung, 2. auf den sogenannten „Pillenknick“, der auf den Babyboom folgte sowie 3. auf eine lang anhaltend niedrige Geburtenrate. Bevölkerungsentwicklung Kirchheim unter Teck Die Grafik verdeutlicht, dass in den kommenden Jahren noch mit einem Bevölkerungswachstum zu rechnen ist. Laut Prognose des Statistischen Landesamtes wird die Einwohnerzahl Kirchheims ab ca. 2015 abnehmen und sich im Jahr 2030 bei ca. 39.000 Einwohnern befinden. Auch in Kirchheim unter Teck zeigt sich somit der bundesweite Trend zu sinkenden Einwohnerzahlen. 40.500 Bevölkerung insgesamt 40.000 39.500 39.000 2009 2015 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 2020 2025 2030 Quelle Statistisches Landesamt 2011 19 Demografische Entwicklung Beim Blick auf den aktuellen Altersaufbau der Bevölkerung in Kirchheim unter Teck fallen mehrere Besonderheiten in den Blick. Zunächst fällt der deutliche Überschuss der weiblichen Bevölkerung in den Altersgruppen zwischen 75 und 98 auf. Dieser Überschuss erklärt sich zum einen durch die deutlich höhere Lebenserwartung von Frauen, aber auch durch die Tatsache, dass ein Großteil der Männer im Zweiten Weltkrieg gefallen ist. Der markante Knick bei den Einwohnern um 65 signalisiert das Geburtentief nach dem zweiten Weltkrieg. Die Auswirkungen des „Babybooms“, der im Jahre 1964 seinen Höhepunkt hatte, zeigen sich am großen Anteil der Bevölkerung um 45. Auch der darauf folgende „Pillenknick“ lässt sich an der Alterspyramide ablesen. Seither fällt die Geburtenrate relativ stetig ab und die Basis des Altersaufbaus wird zunehmend schmaler. 20 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Während im Jahr 2009 noch 60,6% der Einwohner Kirchheims unter 50 Jahren waren, wird sich dieser Anteil bis zum Jahr 2030 stark verringern. Bereits in zwanzig Jahren wird nur noch die Hälfte der Einwohner unter 50 Jahren sein. Dagegen wird jeder dritte Einwohner 60 Jahre und älter sein. Bevölkerung insgesamt Unter 50Jährige 50-59Jährige 60-69Jährige 70-79Jährige 80-89Jährige über 90Jährige N N % N % N % N % N % Insgesamt 2009 39.880 24170 60,6 5680 14,2 4205 10,5 3615 9,1 1899 4,8 311 0,8 männlich 2009 19.418 12190 30,6 2806 7,0 2050 5,1 1640 4,1 659 1,7 73 0,2 weiblich 2009 20.462 11980 30,0 2874 7,2 2155 5,4 1975 5,0 1240 3,1 238 0,6 Insgesamt 2015 40.006 22530 56,5 6364 16,0 4648 11,7 3845 9,6 2097 5,3 522 1,3 männlich 2015 19.540 11396 28,6 3162 7,9 2256 5,7 1761 4,4 826 2,1 139 0,3 weiblich 2015 20.466 11134 27,9 3202 8,0 2392 6,0 2084 5,2 1271 3,2 383 1,0 Insgesamt 2020 39.880 21301 53,4 6446 16,2 5365 13,5 3584 9,0 2540 6,4 644 1,6 männlich 2020 19.505 10828 27,2 3180 8,0 2589 6,5 1663 4,2 1036 2,6 209 0,5 weiblich 2020 20.375 10473 26,3 3266 8,2 2776 7,0 1921 4,8 1504 3,8 435 1,1 Insgesamt 2025 39.587 20608 51,7 5807 14,6 5854 14,7 4023 10,1 2563 6,4 732 1,8 männlich 2025 19.372 10465 26,2 2888 7,2 2859 7,2 1853 4,6 1046 2,6 261 0,7 weiblich 2025 20.215 10143 25,4 2919 7,3 2995 7,5 2170 5,4 1517 3,8 471 1,2 Insgesamt 2030 39.153 20011 50,2 5138 12,9 5944 14,9 4641 11,6 2466 6,2 953 2,4 männlich 2030 19.155 10168 25,5 2585 6,5 2887 7,2 2136 5,4 1028 2,6 351 0,9 weiblich 2030 19.998 9843 2553 6,4 3057 7,7 2505 6,3 1438 3,6 602 1,5 Geschlecht % 24,7 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 21 Demografische Entwicklung 22 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Jugend- und Altenquotient Der Anteil junger Menschen an der Bevölkerung in Kirchheim unter Teck wird zukünftig immer kleiner und der Anteil der älteren Bevölkerung im größer. Besonders anschaulich wird die Abnahme der Jugendlichen durch die Darstellung der sogenannten Jugend- und Altenquotienten. Der Jugendquotient gibt das Verhältnis der unter 20-Jährigen bezogen auf die Zahl der 20- bis 65-Jährigen an. Der Altersquotient gibt analog dazu den Anteil der über 65-Jährigen bezogen auf die Zahl der 20- bis 65-Jährigen an. Im Jahr 1996 lag der Jugendquotient bei 37, das heißt, dass auf 100 Menschen zwischen 20 und 65 Jahren 37 unter 20-Jährige kamen. Der Altenquotient betrug hingegen 25 – so kamen also 100 Menschen zwischen 20 und 65 auf 25 über 65-Jährige. Während der Jugendquotient bis zum Jahr 2007 über dem Altenquotient lag, liegen beide Werte seit 2008 gleich auf. Im Jahre 2009 lagen beide Werte bei 34. In den letzten 15 Jahren ist also der Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung leicht gesunken, während der Anteil der über 65-Jährigen relativ deutlich angestiegen ist. In Zukunft wird der Anteil der Jüngeren weiter abnehmen: Im Jahre 2030 wird der Jugendquotient nach der Bevölkerungsvorausberechnung nur noch rund 31 betragen und der Altenquotient bereits bei 51 liegen. Weitere Aspekte der Entwicklung Anstieg der Lebenserwartung Die Lebenserwartung hat sich in der Bundesrepublik Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich verlängert. Alleine in den letzten zwanzig Jahren hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung um über fünf Jahre erhöht und diese Entwicklung wird sich nach allen Prognosen auch in der Zukunft fortsetzen. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 23 Demografische Entwicklung Vor allem in Baden-Württemberg ist die Lebenserwartung dabei besonders hoch. „Lag die durchschnittliche Lebenserwartung eines neugeborenen Mädchens Anfang der 70er-Jahre noch bei 74,5 Jahren und die eines Jungen bei lediglich 68,5 Jahren, sind es derzeit immerhin 83,3 bei den Frauen bzw. 78,6 Jahre bei den Männern. Bundesweit hat damit die Bevölkerung im Südwesten die höchste Lebenserwartung und auch europaweit gibt es nur wenige Staaten, in denen die Menschen länger leben“ (Brachat-Schwarz 2010: S.10). Für den Landkreis Esslingen liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im Jahre 2006/2007 bei 83,7 (Frauen) bzw. 79,5 (Männer) (vgl. Brachat-Schwarz 2010: S.13). Der Landkreis liegt also nochmals über dem Durchschnitt Baden-Württembergs. Zunahme der Hochaltrigkeit Aufgrund der stetig sinkenden Sterblichkeit erreichen immer mehr Menschen das Hochbetagtenalter (üblicherweise werden in der Gerontologie Personen ab einem Alter von 85 Jahren als hochbetagt bezeichnet). In Baden-Württemberg haben heute 37% der neugeborenen Männer und 54% der neugeborenen Frauen die Chance, 85 Jahre alt zu werden. Im Jahre 1970 waren es dagegen nur 12% bzw. 23% (vgl. Brachat-Schwarz 2010:11). Gerade mit Blick auf das höhere Pflegerisiko dieser Altersgruppe kommt der Sozialplanung für Ältere eine besondere Bedeutung zu. Rückläufige Geburtenrate Der stetige Anstieg an Hochbetagten ist für die Altenhilfeplanung auch vor dem Hintergrund stetig sinkender Geburtenraten von Bedeutung. So werden viele Pflegebedürftige auch heute noch von ihren Angehörigen – vor allem von ihren Kindern – gepflegt. Da die durchschnittliche Kinderzahl in Baden-Württemberg seit Jahren drastisch sinkt, kommt der zukünftigen Sicherung und dem Ausbau von ggf. neuen Unterstützungs- und Pflegemöglichkeiten eine enorme Bedeutung zu. 24 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Konsequenzen für die Kommune Eine genaue Betrachtung des demografischen Wandels ist durch das Projekt „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung möglich. Hier wurden für alle Kommunen Deutschlands mit mehr als 5.000 Einwohnern Daten und Bevölkerungsprognosen ausgewertet und konkrete Handlungskonzepte für die kommunale Praxis erarbeitet. Der Wegweiser Kommune ermöglicht so einen Blick auf die mögliche Entwicklung für Kirchheim unter Teck und zeigt konkrete Handlungsvorschläge auf. Entsprechend der demografischen Daten wurde Kirchheim unter Teck hier als "Suburbaner Wohnort mit rückläufigen Wachstumserwartungen" (Demografietyp 3) eingestuft. Charakteristisch für Kommunen diesen Typs ist: - die Gruppierung um die wirtschaftsstarken Metropolregionen (Stuttgart) - eine bisher positive Bevölkerungsentwicklung mit zu erwartenden stabilen Einwohnerzahlen, bzw. leicht rückläufige Wachstumserwartungen - ein hohes Bildungs- und Wohlstandsniveau, also eine verhältnismäßig gut situierte Bevölkerung - Wanderungsgewinne bei Familien - eine vergleichsweise niedrige Arbeitslosigkeit - eine niedrige Arbeitsplatzzentralität, also eine hohe Auspendlerrate und eine geringe Bedeutung als Arbeitsort. Wie auch aus den zuvor dargestellten Daten ersichtlich, ist in der Stadt Kirchheim unter Teck nicht mit einem gravierenden Bevölkerungsrückgang zu rechnen. Die Einwohnerzahl wird von Stabilität geprägt sein, allerdings wird im Gegensatz zu den vergangenen Jahren auch kein Wachstum mehr zu verzeichnen sein. Trotz der aktuell überproportional guten demografischen und ökonomischen Ausgangssituation muss sich Kirchheim unter Teck darauf vorbereiten, das demografische Gleichgewicht zu stabilisieren und die Wohnqualitäten durch Innenentwicklung und Infrastrukturanpassungen zu sichern. Kirchheim unter Teck hat im Vergleich zu anderen Städten des Demografietyps 3 schon heute ein höheres Durchschnittsalter und wird auch 2030 deutlich mehr ältere Einwohner haben als die Vergleichsstädte. Hinzu kommt eine überdurchschnittliche Zunahme an Menschen über 80 Jahren. Dazu wird auch ein stark ansteigender Anteil der hochaltrigen Männer gehören. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 25 Demografische Entwicklung Es ist davon auszugehen, dass sich die Nachfrage nach betreutem Wohnen bzw. Wohnformen, die eine Betreuung zu Hause gewährleisten (Quartierskonzepte, Mehrgenerationenhäuser, etc.) verstärken wird. Der Alterungsprozess wird erhebliche Konsequenzen für den Wohnungsmarkt und die Infrastruktur haben. Darauf sollte sich die Stadt heute schon einstellen. Herausforderungen Kirchheim unter Teck hat von den Entwicklungsprozessen der letzten Jahre stark profitiert. Diese Wachstumseffekte müssen aktiv für die Zukunft genutzt werden. Aufgrund der ungewöhnlich guten Standortbedingungen hat die Stadt die große Chance, sich mit überdurchschnittlichen Handlungsspielräumen auf die demografischen Prozesse angemessen vorzubereiten. Das Risiko besteht darin, dass Weichen für eine weiterhin positive Entwicklung zu spät gestellt werden. Laut Aussage der Bertelsmann Stiftung stehen Städte des Demografietyps 3 vor folgenden Herausforderungen: 26 - die demografiesensible Infrastrukturplanung muss im Auge behalten werden, um die Attraktivität als Wohn- und Lebensort langfristig aufrechtzuerhalten - die Flächenentwicklung ist durch die Stärkung der Innenentwicklung gezielt zu steuern - die Balance zwischen Familie und Beruf ist professionell zu ermöglichen - frühzeitig ist die Basis für eine zukunftsorientierte Seniorenpolitik und dabei ein Schwerpunkt im bürgerschaftlichen Engagement zu schaffen - die Identifikation der Einwohner mit dem Standort ist zu stärken - die Attraktivität als Wohn- und Lebensort ist langfristig aufrechtzuerhalten. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Handlungsempfehlungen Aus den ausgeführten Trends ergeben sich auf Basis des Wegweisers Kommune folgende Handlungsempfehlungen. An dieser Stelle soll nur kurz darauf eingegangen werden. 1. Siedlungs- und Flächenmanagement sowie interkommunale Kooperation – Flächenmanagement in regionaler Verantwortung betreiben - Siedlungsentwicklung: Zersiedelung vermeiden - Innenentwicklung geht vor Außenentwicklung 2. Entwicklung der Infrastruktur frühzeitig steuern - Flexible und langfristig bedarfsgerechte Infrastrukturen schaffen - Altersgerechten Umbau der Infrastruktur frühzeitig angehen - Infrastrukturausstattung regional abstimmen 3. Balance zwischen Familie und Beruf schaffen - Flexible und moderne Betreuungsangebote anbieten - Ganztagsbetreuung an den Schulen ausbauen 4. Attraktivität des Standortes stärken - Attraktive Wohnungen für Jung und Alt anbieten - Bildungsangebote für die Gruppe der 18 – 24-Jährigen zur Verfügung stellen Es ist dringend erforderlich, neben den Maßnahmen zur Stärkung der Kinder- und Familienfreundlichkeit Bausteine einer zukunftsorientierten Seniorenpolitik vor Ort in praktikable Modelle zu überführen. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 27 Demografische Entwicklung Maßnahmen aktive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des demografischen Wandels – Erstellen eines Demografiekonzepts in Kooperation mit allen Fachämtern Einrichtung einer fachbereichsübergreifenden kommunalen Expertenrunde Institutionalisierung/ Standardisierung der Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung und Sozialplanung Weiterentwicklung der Stadt Kirchheim unter Teck zur familienfreundlichen Kommune Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten: Bedarfsgerechter Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche/ Ganztagesangebote Vereinbarkeit von Pflege und Beruf gewährleisten: Bedarfsgerechter Ausbau der Betreuungsangebote für ältere Menschen Städtische Veranstaltungen demografieorientiert planen und durchführen (z.B. Sitzund Anlehnmöglichkeiten beim Dämmerschoppen, Veranstaltungsorte barrierefrei gestalten, barrierefreier Zugang zum großen Sitzungssaal im Rathaus anbauen, alle Wahllokale auf Barrierefreiheit überprüfen) 28 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 2 Aktives Altern In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Bild vom Alter und vom Älterwerden verändert. Der Lebensabschnitt „Alter“ wird nicht mehr ausschließlich mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf in Verbindung gebracht. Vielmehr wird der Prozess des Alterns „als ein facettenreicher Teil lebenslanger Entwicklung gesehen“. Im 5. Altenbericht der Bundesregierung wird auf die Potenziale des Alters hingewiesen und die veränderte Sichtweise thematisiert. „Die Vorstellung, dass das Älterwerden auch eine Chance für die persönliche Weiterentwicklung ist, kann dazu beitragen, dass die nachberufliche Lebensphase aktiv gestaltet und gesünder verbracht wird.“ Wichtig für diese Betrachtungsweise ist es, den Lebensabschnitt „Alter" nicht zu pauschalisieren. Es ist mittlerweile selbstverständlich, die Zeit nach dem Austritt aus dem Berufsleben in zwei Phasen einzuteilen: So befindet man sich nach der Familien- und Berufsphase in der sogenannten 3. Lebensphase, während die 4. Lebensphase den Übergang und die Zeit meint, in welchem (z.B. aufgrund einer eingeschränkten Gesundheit) Unterstützungsangebote angenommen werden müssen und sich die Mobilität zunehmend einschränkt. Die 3. Lebensphase ist geprägt durch eine deutliche Zunahme von frei verfügbarer Zeit und stellt für viele Menschen eine Herausforderung dar. In der Altenhilfeplanung des Landkreises Esslingen wird darauf hingewiesen, "dass sich erst langsam das Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung durchsetzt, dass dieser Lebensabschnitt der Planung bedarf: "Von einer Generation zur nächsten sieht sich eine Vielzahl von Zeitgenossen unvermutet in die Lage versetzt, den alten Traum von Selbständigkeit, Ungebundenheit, Freizügigkeit und Selbstverwirklichung in die Tat umzusetzen"". Gleichzeitig wird festgestellt, dass in dieser Lebensphase die Spuren gelegt werden, „die darüber entscheiden, ob die Menschen dieses Alter zufrieden erleben und tragfähige Netzwerke für die künftigen Jahre erwerben/ erhalten". Der Anteil an Menschen, die aufgrund der verbesserten gesundheitlichen Versorgung bis ins hohe Alter aktiv und mobil sind, wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Der Übergang von der 3. Lebensphase in die 4. Lebensphase wird sich so immer weiter nach hinten verschieben, allerdings ist noch nicht absehbar, wie sich die längere Lebensarbeitszeit (Renteneintrittsalter derzeit bei 67 Jahren) auswirken wird. Entsprechend dem fünften Altenbericht der Bundesregierung müssen „neue Möglichkeiten eröffnet werden, um die Potentiale, Fähigkeiten und Kompetenzen älterer Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen stärker einbeziehen zu können“. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 29 Aktives Altern Das „Aktive Altern" basiert im Kern auf zwei Säulen: Gesundheit und gesellschaftliche Partizipation. - Der gesundheitliche Aspekt bezieht sich dabei auf Maßnahmen, die Menschen dabei unterstützen, im zunehmenden Alter ihre Gesundheit zu wahren. Hier nimmt die Prävention eine zentrale Rolle ein, aber auch Sport- und Bewegungsverhalten nimmt erwiesener Maßen einen großen Einfluss auf die Gesundheit. - Die gesellschaftliche Partizipation umfasst im weitesten Sinne die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, also Begegnungsmöglichkeiten und Freizeitangebote und im Weiteren die Möglichkeiten des Engagements und der (politischen) Einbindung älterer Menschen. In diesem Zusammenhang soll das folgende Kapitel diese zwei Säulen mit den entsprechenden Angeboten in Kirchheim unter Teck betrachten. Gesundheit und Prävention Gesundheit im Alter Die steigende Lebenserwartung ist auch an die Hoffnung gekoppelt, das Alter weitgehend gesund und selbständig zu erleben. Die Themen Gesundheit im Alter, Gesundheitserhaltung und Gesundheitsprävention beziehen sich auf die bestehenden Möglichkeiten und Angebote, um gesundheitlichen Einschränkungen im Alter vorzubeugen, sie zu überwinden oder die Folgen nach Möglichkeit zu mildern. Die Gesundheit im Alter, deren somatische, funktionale und subjektive Aspekte, werden im Verlauf des Alterns von verschiedenen Einflussfaktoren bestimmt. Es ist inzwischen aus der Forschung bekannt, dass weniger als die Hälfte der Varianz in Mortalität (Sterblichkeit) und Krankheiten von genetischen Faktoren abhängt. 1. Wichtige Einflussgrößen sind der Lebensstil und das Gesundheitsverhalten, beide tragen entscheidend zur Länge und zur Qualität des Lebens bei. Zentrale Faktoren sind dabei das Rauchen, Übergewicht und Ernährung sowie die körperliche Aktivität. Die Inanspruchnahme von Gesundheitsvorsorge zur Früherkennung von Krankheiten, regelmäßige Kontrolluntersuchungen und die Nutzung von Heilhilfemittelbehandlungen sind weitere Einflussfaktoren. So wurde in den Studien festgestellt, dass ältere Menschen die präventiven Möglichkeiten der Gesundheitsvorsorge oftmals nicht ausreichend nutzen. 30 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck 2. Die zweite wichtige Einflussgröße sind die psychosozialen Faktoren, dazu gehören die psychischen Ressourcen, die einen schützenden Einfluss auf die Gesundheit haben wie Optimismus, Selbstwirksamkeit sowie die positive Sicht auf das Älterwerden. Daneben haben das soziale Netzwerk, die sozialen Beziehungen in der Regel indirekt und direkt einen positiven Effekt auf die Gesundheit und Mortalität. Umgekehrt sind somit als Risikofaktoren negative Emotionen wie Feindseligkeit, Angst und Stress sowie Vereinsamung festzuhalten. 3. Die dritte Einflussgröße ist die soziale Ungleichheit. In vielen Studien wurde inzwischen belegt, dass die Gesundheit im Alter durch die soziale Lage einer Person mitbestimmt wird. Merkmale des sozialen Status sind Bildung, beruflicher Status sowie Einkommen und Vermögen. Weitere Kategorien sind Geschlecht, Herkunftsregionen und Migrationshintergrund. Der Unterschied zeigt sich in der verschieden hohen Lebenserwartung von Personen mit höherem Status und Personen mit niedrigem Status: Menschen aus sogenannten höheren Gesellschaftsschichten haben eine höhere Lebenserwartung als Personen der unteren Schichten (http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/). 4. Die vierte Einflussgröße sind schließlich die medizinischen und pflegerischen Faktoren: Mit zunehmendem Alter gewinnt die medizinische und pflegerische Intervention/Infrastruktur an Bedeutung für die Gesundheit. Diese dargestellten Determinanten sind in allen Bereichen der Altenhilfeplanung zu berücksichtigen. Sie sind nicht nur an der Schnittstelle Altenhilfe/Pflege zu beachten. Ziel einer ganzheitlich angelegten Altenhilfeplanung in Kirchheim unter Teck muss sein, die Gesundheit im Sinne aller dargestellten Determinanten zu stützen. Präventionsangebote in Kirchheim unter Teck Prävention zielt darauf ab, das Auftreten von Krankheiten zu vermeiden und ihre Verbreitung und Auswirkungen auf die Mortalität der Bevölkerung zu verringern. Unter Zuhilfenahme von Kenntnissen über die Entstehung von Krankheiten sind präventive Interventionen darauf gerichtet, Ausgangsbedingungen und Risiken für Krankheiten (Risikofaktoren) zu identifizieren, zu verhindern oder abzumildern (Vermeidungsstrategie). Dies erfolgt z.B. durch Öffentlichkeitsarbeit und Angebote zu Themen wie Impfungen, gesunde Ernährung, Früherkennung und ausreichende Bewegung. Wichtigste Akteure und Initiatoren im Bereich der primären Prävention und Gesundheitsförderung sind die Krankenkassen, welche entsprechend §20 SGB V gesetzlich verpflichtet sind, entsprechende Leistungen vorzusehen. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 31 Aktives Altern Das Ziel der Primärprävention und Gesundheitsförderung ist laut GKV-Spitzenverband, „die Eigenverantwortung der Bevölkerung zu steigern, Frühverrentungen zu vermeiden und die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten und zu stärken" (Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes, S. 15). Neben der Förderung von Angeboten zu den Themen Ernährung, Suchtmittelvermeidung oder Stressbewältigung bzw. Entspannung nimmt die Förderung von Bewegungs- und Sportprogrammen eine zentrale Bedeutung ein. „Bewegungsmangel ist ein zentraler Risikofaktor für die Entstehung insbesondere von Herz-Kreislauf- sowie Muskel-Skelett-Erkrankungen" und wird den Ausführungen des GKV-Spitzenverbandes zufolge "bereits als das zentrale Gesundheitsproblem des dritten Jahrtausends bezeichnet" (GKV Spitzenverband, S. 41). Auch in den Befunden des Deutschen Altensurveys (DEAS) wird die Bedeutung der Bewegung hervorgehoben und darauf hingewiesen, dass körperliche Aktivität bis ins hohe Alter positive Effekte auf die Gesundheit hat, „sogar dann, wenn sie erst in späteren Lebensjahren aufgenommen wird“ (Wurm in Motel Klingenbiel, S. 115). Bestand Hauptverantwortlich für den Bereich der Gesundheitsförderung, bzw. der Prävention sind, wie zuvor erläutert, die Krankenkassen. Sie fördern die Teilnahme an Gesundheits- bzw. Präventionsangeboten in Kirchheim unter Teck, wenn Fachkräfte oder Übungsleiter über entsprechende Zusatzqualifikationen (z.B. „Sport in der Prävention") verfügen und das Angebot den Qualitätsrichtlinien des GKV Spitzenverbandes entspricht. Ist dies gegeben, beteiligen sich die Krankenkassen an den anfallenden Kosten. Einige regional stark vertretene Krankenkassen bieten in Kirchheim unter Teck eine Vielzahl eigener Angebote an, die direkt über die Geschäftsstellen erfragt und belegt werden können. Der Verein zur Förderung der Gesundheit am Klinikum Kirchheim - Nürtingen e.V. bietet ein ergänzendes Angebot zum Thema Gesundheit und Prävention an. Hier finden sich nicht nur primäre Präventionssportangebote (z.B. „60er in Bewegung“, „Beweglich im Alter“), sondern auch eine Vielzahl von Angeboten aus dem sekundären und tertiären Präventionsbereich (z.B. Sport nach Schlaganfall), sowie themenspezifische Vorträge (z.B. Ernährung). Die Verknüpfung mit dem Klinikum ermöglicht eine bedarfsgerechte Anpassung des Angebots. Viele Kurse werden von den Krankenkassen anerkannt und je nach Kosten anteilig erstattet. Darüber hinaus sind wichtige ausführende Akteure die Kirchheimer Sportvereine. Hier ist der Bereich Gesundheits- und Präventionssport in den letzten Jahren aufgrund der gestiegenen Nachfrage stetig ausgebaut worden. Einige Vereine (z.B. VFL Kirchheim, TSV Jesingen) bieten Kurse im Gesundheits- und Präventionssport an, die den Qualitätsrichtlinien der 32 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Krankenkassen entsprechen. Hinzu kommen Angebote anderer Anbieter, wie z.B. Physiotherapiepraxen, bei denen ebenfalls eine Anerkennung durch die Krankenkassen vorliegt und eine Kostenbeteiligung möglich ist. Bedarf Kirchheim unter Teck verfügt über ein sehr breites und offen gehaltenes Angebot an Gesundheits- und Präventionskursen. Laut der Erhebung im Rahmen der Sportentwicklungsplanung wünschen sich die Bürger in Kirchheim unter Teck einen Schwerpunkt insbesondere im Bereich Gesundheit und Freizeitsport. Hier wird nicht nur durch die Bürger eine Erweiterung der Angebote im Gesundheitssport gefordert, auch die Autoren selber sehen hier einen weiteren Bedarf für Kirchheim unter Teck, der allerdings nicht durch Datenmaterial belegt werden kann. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung des Altenhilfeplans wurde dieser Bedarf nicht formuliert. Maßnahmen Der Bedarf an weiteren Angeboten des Gesundheitssports sollte geprüft werden, ggf. durch eine Erhebung im Rahmen von Experteninterviews Sport und Bewegung In der Stadt Kirchheim unter Teck gibt es eine Vielzahl von Anbietern für weitere Sport- und Bewegungsangebote. Im Sinne eines breiteren Präventionsverständnisses werden im Folgenden auch die Angebote dargestellt, die nicht „nur“ dem Gesundheits- oder Präventionssports im Sinne des §20 SGB V zugeschrieben werden können. In dem Sinne, dass allein schon die aktive Bewegung an sich die Gesundheit fördert und eine präventive Wirkung entfalten kann, sollen auch andere Angebote an dieser Stelle erwähnt werden. In den Befunden des Deutschen Altensurveys (DEAS) wird die Bedeutung der Bewegung im Sinne der körperlichen Aktivität hervorgehoben und auf die präventive Wirkung hingewiesen. Die Autoren erläutern, dass Personen, die im Alter von 65 Jahren regelmäßig körperlich aktiv sind im Vergleich zu den inaktiven Älteren eine bis zu sechs Jahre höhere allgemeine und behinderungsfreie Lebenserwartung haben. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 33 Aktives Altern Im Alter zwischen 40 und 85 Jahren betätigt sich laut der Erhebungen im Rahmen des DEAS knapp ein Drittel der Bevölkerung mehrmals pro Woche sportlich aktiv. Insgesamt ist der Anteil sportlich aktiver Personen über den Zwölfjahres-Zeitraum der Langzeitstudie gestiegen. „Diese Befunde weisen darauf hin, dass sportliche Aktivität während der letzten zwölf Jahre eine zunehmende Verbreitung erfahren hat. … Nur auf der Schwelle zur Hochaltrigkeit (76 bis 81 Jahre) findet sich kein Anstieg körperlicher Aktivität“ (Motel-Klingenbiel: S. 118). Es ist also insbesondere bei den Altersgruppen unter 75 Jahren derzeit ein Trend hin zu mehr Bewegung und gesünderer Lebensführung zu beobachten. Dieser Trend sollte genutzt werden und zu einem bedarfsgerechten Ausbau des Angebots führen. „Körperliche Aktivität hat bis ins hohe Alter positive Effekte auf die Gesundheit, sogar dann, wenn sie erst in späteren Lebensjahren aufgenommen wird" (Motel-Klingenbiel: S.115). Bestand In der Stadt Kirchheim unter Teck gibt es eine Vielzahl von Anbietern für Sport- und Bewegungsangebote. Diese werden unter anderem von Sportvereinen, Bildungseinrichtungen, Kirchen, Krankenkassen, Selbsthilfegruppen und Wohlfahrtsverbänden durchgeführt. Die Palette der Angebote umfasst neben den breitensportlichen Angeboten auch Kurse zur allgemeinen Bewegungs- und Gesundheitsförderung sowie spezielle Angebote für Menschen mit Erkrankungen. Laut der „Sportentwicklungsplanung Kirchheim unter Teck" bezeichnen 65% der Befragten Kirchheim unter Teck als eine sport- und bewegungsfreundliche Stadt. Die in der Planung dargestellten 18 Sportvereine bieten ein breites Spektrum der Bewegungsmöglichkeiten an. Viele Angebote sind neben den Fachbereichen im Breitensport (wie z.B. Tischtennis, Fußball oder Turnen) auch im Kurssystem organisiert und stehen so nicht nur Vereinsmitgliedern offen. Eine Mitgliedschaft im Verein ist so nicht mehr zwingend notwendig. Viele Sportvereine verfügen über Seniorensportangebote („Fit ab 50“). Hinzu kommen oftmals Angebote im Bereich der Krankheitsnachsorge (z.B. „Herzsport“, „Sport nach Krebs“). Wie im Kapitel Prävention bereits erläutert bietet der Verein zur Förderung der Gesundheit am Klinikum Kirchheim - Nürtingen e.V. ein breites Angebot zum Thema Gesundheit und Bewegung an. Auch die Familienbildungsstätte und die Volkshochschule bieten als Bildungseinrichtungen mittlerweile spezielle Bewegungskurse für Ältere an. Prinzipiell stehen die Angebote dieser Einrichtungen allen Altersgruppen offen, jedoch haben beide Einrichtungen auch spezielle Angebote für die Älteren (z.B. „Fit und aktiv ab 50“, „Seniorinnengymnastik“). Das Deutsche Rote Kreuz bietet im Rahmen seines Programms „Bewegung bis ins Alter“ regelmäßig Gymnastikgruppen an. Ziel des Angebots ist es, älteren Menschen Freude an 34 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck der Bewegung zu vermitteln und sie zu altersgerechter Betätigung einzuladen. Derzeit existieren vier Gruppen, die an unterschiedlichen Tagen in unterschiedlichen Stadtteilen durchgeführt werden. Weitere Bewegungsangebote, auch speziell für Ältere, werden von anderen Anbietern (z.B. Kirchengemeinden, Verein Engagierte Bürger – Bürgerbüro e.V., Selbsthilfegruppen) durchgeführt. Hier treffen sich ebenfalls an unterschiedlichen Tagen und an unterschiedlichen Orten beispielsweise Gymnastik-, Tanz-, Wander- sowie Walkinggruppen. Die Annahme der Angebote ist sehr unterschiedlich, bei einigen Anbietern sind die Teilnehmerzahlen rückläufig. Eine Besonderheit stellt das Projekt "Bewegung.Unterhaltung.Spaß (B.U.S.)" dar. An den Pflegestützpunkt angegliedert bietet es seit September 2011 einen niedrigschwelligen Zugang zum Thema Bewegung. Hauptzielgruppe dieses Projekts sind Menschen zwischen 60 und 85 Jahren, die sich durch Sportangebote wenig angesprochen fühlen. Das präventive Bewegungsangebot verbindet Übungen aus dem Sturzpräventionsprogramm „5 Esslinger" mit einem kleinen Sparziergang und wird derzeit einmal wöchentlich in Lindorf und in der Innenstadt angeboten. Das Angebot wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Erfreulicherweise nehmen auch einige mobilitätseingeschränkte ältere Menschen teil. Bedarf Die Sportentwicklungsplanung macht deutlich, dass Bewegungsangebote für Ältere aufgrund der demografischen Entwicklung und des ansteigenden Lebensalters in den nächsten Jahren stark an Bedeutung gewinnen werden. Einerseits wird sich eine immer größere Zahl an Menschen bewegen wollen und auf ein entsprechendes Angebot zurückgreifen, andererseits wird das Bewusstsein, mit speziellen Kursangeboten chronische Krankheiten zu lindern, wachsen und entsprechende Angebote stärker nachgefragt werden. Dies wird eine große Herausforderung für die Anbieter werden. Angebote vernetzen und ausbauen! Die aktuelle Versorgungslage mit Sport- und Bewegungsangeboten in der Stadt wird von der Planungsgruppe der Sportentwicklungsplanung als gut konstatiert. Die Autoren empfehlen trotzdem, das vorhandene Angebot in regelmäßigen Abständen kritisch zu prüfen und eine Vernetzung zwischen „organisiertem Sport, Volkshochschule und caritativen Anbietern in diesem Segment" zu unterstützen. Die Stadtverwaltung muss hier eine steuernde und koordinierende Rolle einnehmen. Dieser Hinweis wird im Rahmen der Altenhilfeplanung unterstützt und als dringend notwendig angesehen! Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 35 Aktives Altern Eine Vernetzung der Akteure sollte aus Sicht der Altenhilfeplanung folgende Ziele haben: - Optimierung und Ausbau des Angebots im Bereich Sport und Bewegung für Ältere - Ausbau des Angebots für bestimmte Bedarfsgruppen - Nutzerzugänge erleichtern, z.B. durch Ausbau der Kurssysteme: mehr Flexibilität für Nutzergruppen! - Gewinnung und (ggf. gemeinsame) Qualifizierung von Übungsleitern Sportentwicklungsplanung erweitern! Zu bedenken ist weiterhin, dass sich die Planungsgruppe im Rahmen der Sportentwicklungsplanung vorwiegend mit der Angebotsebene für Kinder und Jugendliche beschäftigt hat. Bei der Planung wurden Personen ab 75 Jahren nicht einbezogen. Aus Sicht der Altenhilfeplanung ist es dringend notwendig, die Sportentwicklungsplanung um den Bereich der Bewegungsund Sportangebote unter besonderer Berücksichtigung der Älteren zu erweitern! Hierbei sollte der Begriff „Sport" durch den Bewegungsbegriff ersetzt werden und nicht nur eine Analyse der Sportvereine beinhalten, sondern insbesondere die zahlreichen freien und caritativen Anbieter einbinden. Informieren und dadurch Zugänge ermöglichen! Vom beteiligten Bürgerausschuss wurde der Bedarf formuliert, die vorhandenen Angebote zielgerichteter zu publizieren. Nach wie vor kommen die Informationen über bestimmte Angebote nicht beim Bürger an. Insbesondere für Personen, die nicht im Verein organisiert sind und dadurch keinen direkten Zugang zu solchen Informationsmaterialien haben, ist der Zugang erschwert. Parallel dazu melden die kleineren, oft freien oder caritativen Angebotsträger einen Teilnehmerrückgang, da den oft schon über Jahre bestehenden Angeboten der Nachwuchs fehlt, also selten neue Teilnehmer hinzukommen. Diese Tatsache widerspricht dem Trend zu mehr Bewegungsverhalten in der älteren Bevölkerung. Eine umfassende und regelmäßig erscheinende Darstellung des vorhandenen Sport- und Bewegungsangebots ist dringend notwendig, um allen Bürgern den Zugang zu ermöglichen. Der Bürgerausschuss formulierte, dass viele Bürger eine bedarfsgerechte Beratung benötigen, um das für sie passende Bewegungsangebot zu finden. Hier könnte ein Bewegungsberater/Sportkoordinator eine beratende Funktion übernehmen. Niederschwellige Bewegungsangebote ausbauen! Übertriebenes Leistungsstreben kann viele ältere Menschen davon abhalten, sich an Angeboten zu beteiligen. Insbesondere nicht aktive Ältere sollten Angebote nutzen können, die einen niederschwelligen Zugang ermöglichen. Hier hat sich das beschriebene B.U.S. Projekt 36 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck bewährt. Angebote auf der Ebene des B.U.S Projektes sollten weiterhin unterstützt und ausgebaut werden. Maßnahmen Zielgruppenanalyse, bzw. Erhebung unter besonderer Berücksichtigung der Älteren: Sportentwicklungsplanung um das Spektrum 50+ erweitern Kooperation und Vernetzung zwischen verschiedenen Anbietern ermöglichen (Netzwerk "Mit Bewegung älter werden") Optimierung der Angebote Angebote für bestimmte Bedarfsgruppen ausbauen Gewinnung von weiteren Übungsleitern Information und Beratung im Bereich Sport und Bewegung ausbauen Erstellung einer Übersicht zum Bewegungsangebot in Kirchheim unter Teck für ältere Menschen Bewegungsberater/Sportkoordinator benennen und unterstützen Ausbau des zivilgesellschaftlichen Engagements Workshops für Vereine entwickeln, um sie auf einen älter werdenden Mitgliederbestand und die Folgen vorzubereiten Bildung einer Arbeitsgemeinschaft "Vereine und soziale Verantwortung in einer alternden Gesellschaft" B.U.S. Projekt als Angebot mit niederschwelligem Zugang auf weitere Stadtteile ausdehnen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 37 Aktives Altern Bewegungsräume für Senioren Derzeit wird innerhalb der Stadtverwaltung diskutiert, ob und in welcher Form dem Bewegungsverhalten der Senioren mehr Beachtung geschenkt werden soll. Interessant können hier spezielle Bewegungsräume im öffentlichen Raum (z.B. Grünflächen) sein, die eine zeitlich flexible Nutzung von Geräten, die die motorische Entwicklung und Erhaltung im Alter fördern, ermöglichen. Mit dem demografischen Wandel vollzieht sich derzeit ein Wandel im Freizeitverhalten der älteren Generation. Die Bereitschaft, sich mit Gesundheitsfragen zu beschäftigen, steigt. "Wellness, Wohlfühlen, Entspannung und Erholung sind ebenso wie Fitness erstrebenswerte Ziele, die im Kontext von Gesundheit inzwischen fest im Bewusstsein unserer Gesellschaft verankert sind" (Hottenschläger, S. 1). Aus diesem Trend ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit eine größer werdende Anzahl älterer Menschen, welche Freizeitangebote in Frei- und Grünflächen nutzen wird. Planungsgrundlagen In Deutschland entstanden in den letzten Jahren zunächst als "Seniorenspielplatz" bezeichnete Bewegungsräume nach asiatischem Vorbild unter anderem in Berlin, München und Nürnberg. Mittlerweile bewegt man sich bewusst von dem Titel "Seniorenspielplatz" weg. Betrachtet man die Nutzung dieser Plätze, hat sich gezeigt, dass die Nutzergruppe einer solchen Anlage viel breiter als zunächst gedacht ist. Begriffe wie "Generationenpark" oder "Bewegungspark" beginnen sich zwar durchzusetzen, dennoch findet man unterschiedliche Bezeichnungen für eine solche Anlage. Oft richtet sich der Name nach der zuvor definierten Nutzergruppe (z.B. "generationsübergreifender Aktivplatz" in Stade, "Generationenpark" in Warburg). Erhebungen der Hochschule RheinMain zeigen, dass es äußerst schwierig zu sein scheint, "den" Seniorenspielplatz zu konzipieren. Es wird deutlich, dass jede Stadt jeden Bewegungsraum individuell planen muss, da die Annahme eines solchen Platzes nicht stadtübergreifend gesichert werden kann. Nach den derzeitigen Erkenntnissen können folgende Kriterien für die Planung einer o.g. Anlage als wichtig erachtet werden: - 38 Bei der Planung eines Bewegungsraums muss insbesondere die Nutzergruppe klar definiert werden. Plätze für alle Generationen wurden wider Erwarten nicht oder nur eingeschränkt von Älteren genutzt. Insbesondere Kinder und junge Familien fühlten sich von den mehrgenerativen Bewegungsräumen angezogen und "verhinderten" oft eine Nutzung der älteren Generation. Konzipiert man bewusst eine Anlage, die nicht von Kindern besetzt werden soll, müssen insbesondere die Gerätschaften so ausgewählt Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck werden, dass Sie von Kindern nicht genutzt werden können (z.B. durch Mindesthöhe von 1,50 m). - Befragte Senioren äußerten folgende Wünsche bezüglich des Standortes und der Ausstattung eines Seniorenraums (vgl. Konzept der Stadt Nürnberg): o Anlage sollte sich in Wohnortnähe befinden o Anlage sollte in eine Grünanlage integriert sein. Die Nähe zu einem Kinderspielplatz wurde negativ empfunden. o Die Anlage sollte barrierefrei gestaltet sein. o Die Anlage sollte eine verkehrsgünstige Lage haben. o Die soziale Kontrolle wird als wichtig erachtet. In der Nähe sollten sich Einrichtungen (z.B. Kiosk) sowie Toiletten befinden. Der Platz sollte überwacht werden und personell betreut werden. o Die Anlage sollte dort integriert werden, wo sich interessierte Nutzer schon jetzt verstärkt aufhalten. Dies können z.B. gut genutzte Plätze oder Freizeitwege sein. Bestand Derzeit existiert in Kirchheim unter Teck kein den vorausgegangenen Beschreibungen entsprechender Bewegungsraum für Senioren. Bedarf Ein Bedarf für Bewegungsräume in Kirchheim unter Teck lässt sich schwer ableiten. Prinzipiell sollte es ein gesamtstädtisches Ziel sein, durch das Einrichten eines entsprechenden Angebots für Ältere die Möglichkeit zu schaffen ihre Bewegungsfähigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Die Einrichtung von Bewegungsräumen kann hier ein Schritt in die richtige Richtung darstellen. Es wird jedoch empfohlen, dies gesamtstädtisch im Rahmen der Fortschreibung der Sportentwicklungsplanung zu beleuchten. Der an der Altenhilfeplanung beteiligte Bürgerausschuss hat einen Bedarf an Bewegungsräumen unter mehrgenerativen Gesichtspunkten benannt. Der Bürgerausschuss formulierte jedoch klare Bedenken, ob ältere Personen sich in der Öffentlichkeit bei der sportlichen Betätigung zeigen wollen. Hier wurde empfohlen, die Standorte sehr bewusst auszuwählen und in bestehende Flächen, die schon von bewegungsfreudigen Menschen genutzt werden, einzubinden (z.B. Nordic-Walking-Pfad Hohenreisach). Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 39 Aktives Altern Maßnahmen Die Möglichkeiten, Bewegungsräume unter mehrgenerativen Aspekten zu etablieren, sollte innerhalb der Stadtverwaltung, unter Beteiligung aller zuständigen Fachämter, Vertreter des Sports und des Forums Älterwerden geprüft werden Erarbeitung eines Konzepts um bestehende Bewegungsparcours ("Trimm-Dich-Pfade") mit Outdoor-Geräten mehrgenerativ attraktiv zu machen Umgestaltungsmöglichkeiten für bestehende Sportstätten/Freizeitanlagen im Blick auf die Nutzergruppe 60+ prüfen (Sportentwicklungsplanung) Attraktivierung von Spielplätzen durch Bewegungs(Spiel-)Geräte, die Kinder und Ältere miteinander nutzen können 40 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Gesellschaftliche Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement Wie in der Einleitung zu diesem Kapitel beschrieben, ist neben der Gesundheit die gesellschaftliche Teilhabe der Älteren von zentraler Bedeutung. Das Eingebundensein in soziale Netzwerke stellt eine wichtige Ressource für einen gelingenden Alternsprozess dar und hat starken Einfluss auf die persönliche Wahrnehmung vom Altern. Das folgende Schaubild soll verdeutlichen, welche Möglichkeiten der ältere Mensch hat, um aktiv soziale Netzwerke aufzubauen, zu erweitern und zu halten. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 41 Aktives Altern Soziale Integration/Teilhabe an der Gesellschaft Der DEAS formuliert, dass derzeit eine gute Einbindung in soziale Netze der Älteren vorliegt. Im Allgemeinen kann von lebendigen Beziehungen gesprochen werden, die zu Kindern, Enkelkindern und Freunden gehalten werden. In diesem Bereich ist jedoch in den nächsten Jahren eine große Veränderung zu erwarten. Aufgrund der steigenden Anzahl an Menschen, die keine Partnerschaft und/oder keine Kinder haben, werden für diese Zielgruppe außerfamiliäre Netzwerke zunehmend an Bedeutung gewinnen. Hinzu kommen die gestiegenen Mobilitätsansprüche der Arbeitswelt, die in sehr vielen Fällen zu einer Zersiedelung bestehender Familien führen. Es ist nicht untypisch, dass Kinder hunderte Kilometer entfernt vom Wohnort der Eltern arbeiten, wohnen und leben. Eine wichtige Ressource für ein Altern, in welchem man sich auf seine familiären Hilfen stützen kann, bricht zunehmend weg. Ein weiterer Aspekt ist das sich ändernde Selbstverständnis der älteren Menschen. Größere finanzielle Möglichkeiten der heutigen „Rentnergeneration“ führen dazu, dass die nachberufliche Phase flexibler gestaltet werden kann als noch vor einigen Jahrzehnten. Ältere Menschen gehen immer mehr dazu über, ihr 3. und 4. Lebensalter ohne die Unterstützung der eigenen Kinder zu planen und frühzeitig die entsprechenden Weichen zu stellen, z.B. durch den Umzug in die innerstädtischen Wohnlagen. Für diese Menschen ist es wichtig, tragfähige Beziehungen außerhalb der Familie etablieren zu können. Die Bedeutung an außerfamiliären Unterstützungsnetzen wird somit deutlich zunehmen. Ziel einer ganzheitlich angelegten Altenhilfeplanung in Kirchheim unter Teck sollte es sein, Angebote auszubauen, die einen Austausch (insbesondere unter älteren Menschen) ermöglichen und neue Freizeitaktivitäten und neue Freundschaften fördern. Lebenslanges Lernen - Bildungsangebote in Kirchheim unter Teck Aktive und selbständige Teilhabe am Leben kann nur erhalten bleiben, wenn der ältere Mensch seine Kenntnisse und Fähigkeiten fortwährend erweitert. In einer schnelllebigen Zeit ist eine hohe Anpassungsleistung gefordert, um (z.B. im technischen Bereich) nicht vom Fortschritt abgehängt zu werden. Im Vergleich zu früheren Generationen hat das Bildungsniveau der heute Älteren deutlich zugenommen. So verfügen sie heute pauschal über einen höheren Bildungsstand als noch vor einigen Jahrzehnten. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Interesse und die Freude am Lernen bei diesen Menschen auch in zunehmendem Alter nicht abnehmen wird. 42 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Das lebenslange Lernen sollte nicht nur aufgrund des Freizeitwertes unterstützt werden. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Menschen, die eine Bereitschaft zu lebenslangem Lernen zeigen, auch eher in der Lage sind, sich im Falle einer Problemlage Hilfe zu holen und Unterstützungsangebote anzunehmen. „Gelingendes“ Altern ist vielfach an die Ressource Bildung gekoppelt. Eine Herausforderung wird es sein, bildungsferne Menschen zu erreichen, mehr Wissen/Informationen zu vermitteln und dadurch eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Bestand Kirchheim unter Teck verfügt über ein breites Bildungsangebot. Insbesondere Volkshochschule und Familienbildungsstätte nehmen hier zentrale Rollen ein. Beide Einrichtungen sprechen mit ihren Angeboten alle Generationen an. Das Programm wird von beiden Einrichtungen halbjährlich über eine Broschüre veröffentlicht. Der Schwerpunkt der Volkshochschule Kirchheim unter Teck e.V. (vhs) liegt in der Förderung der allgemeinen, kulturellen und beruflichen Bildung. Bildungsthemen sind u.a. Gesundheit, Sprachen, Kunst und Kultur, Politik und Gesellschaft. Die Volkshochschule bietet ein spezielles Programm „plus/minus 55“ an. Hier werden Kurse zu verschiedenen Themen wie z.B. Englisch, Computer/EDV, Bewegung, digitale Fotografie auf die ältere Zielgruppe hin abgestimmt angeboten. Die Familienbildungsstätte Kirchheim unter Teck e.V. (FBS) bietet Kurse, Seminare und Vorträge für Menschen in allen Lebenslagen und befasst sich mit der Gestaltung des Alltags. Neben den Familienangeboten stehen Gesundheitsthemen ebenso auf dem Programm wie Kochen, Nähen oder kreatives Gestalten. Die Familienbildungsstätte hat kein ausgewiesenes Programm für ältere Nutzer, spricht jedoch durch die Bandbreite des Kursangebotes in zahlreichen Bereichen ältere Menschen an und wird von der Zielgruppe entsprechend genutzt. Die Stadtbücherei bietet ein vielfältiges Angebot an Medien an. Neben Informationen für den Alltag und die persönliche Lebensgestaltung umfasst das Repertoire auch Hobbyliteratur, Seniorenratgeber und Ratgeber zur Gesundheit und Fitness. Hinzu kommen eine große Auswahl an Hörbüchern, sowie Literatur im Großdruck und eine Medienbox Demenz. Die Musikschule Kirchheim unter Teck e.V. verzeichnet nach eigenen Angaben in den letzten Jahren ein steigendes Interesse an Musikschulunterricht bei Senioren. Hier gibt es keine speziellen Angebote für die älteren Musikschüler, vielmehr fügen sich die Teilnehmer in vorhandene Gruppen ein. Der Unterricht kann in Gruppen von vier Personen bis zum Einzelunterricht flexibel belegt werden. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 43 Aktives Altern Bedarf Angebote zum Nutzer bringen! Kirchheim unter Teck verfügt über ein breites Bildungsangebot auch für Ältere. Diese Angebote beziehen sich räumlich jedoch zum größten Teil auf die Innenstadt. Im Rahmen der Stadterkundungen wurde in Lindorf, Nabern, Jesingen und Ötlingen ein Bedarf an Bildungs- und Kulturangeboten in diesen Stadtteilen gemeldet. Die Bürger formulierten, dass es wünschenswert wäre, wenn FBS oder vhs ihr Angebot in den einzelnen Stadtteilen ausweiten würden. Die Teilnahme an solchen Angeboten ist insbesondere für ältere Menschen an eine gute Erreichbarkeit gekoppelt. Eine lange Anfahrt zur Teilnahme eines Angebots hält insbesondere abends viele ältere Menschen davon ab. Hier sollte überlegt werden, wie in Zukunft die Angebote auch räumlich zum Nutzer kommen können. Angebote vernetzen! Aus Sicht der Altenhilfeplanung sollten die Anbieter dieser Bildungsangebote die Möglichkeit bekommen, sich besser zu vernetzen, bzw. ihr Angebot zielgerichteter abzustimmen. Eine Kooperation der unterschiedlichen Bildungseinrichtungen wäre wünschenswert. Die Stadtverwaltung muss hier die Koordination und Unterstützung bereit halten, die für diesen Prozess notwendig ist. Bildungsangebote insbesondere für bildungsferne Menschen ausbauen! Die dargestellten Bildungseinrichtungen sprechen in ihrer Bandbreite viele verschiedene Zielgruppen an, jedoch ist davon auszugehen, dass Angebote von FBS, vhs oder Musikschule primär von Personen wahrgenommen werden, die eine niedrige Hemmschwelle zu Bildungsthemen haben. Um auch bildungsfernen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, sollte hier ein besonderer Fokus drauf gelegt werden. Es fehlt in der Stadt an Angeboten, die niederschwellig Themen des Älterwerdens thematisieren und konkrete Handlungsoptionen und Hilfestellungen bieten. 44 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen Vernetzung der einzelnen Bildungseinrichtungen Gemeinsame Veröffentlichung des Angebots Abstimmung der Bildungsinhalte für Senioren Bildungsangebote dort hinbringen, wo sich die Menschen aufhalten (z.B. in Migrantenselbstorganisationen, Altenkreise, Vereine) Altennachmittage inhaltlich aktualisieren Stadtteilnetzwerke mit entsprechenden Angeboten ausstatten Begegnungsräume im Quartier schaffen und so Zugänge zu Information/Bildung erleichtern Bürgerschaftliche Berater/Informantinnen gewinnen und qualifizieren, die als Teil der Quartiersarbeit Informationen zum gelingenden Älterwerden übermitteln Förderung und Ausbau von Bildungsangeboten insbesondere für bildungsferne Menschen Überprüfung des Angebots der Stadtbücherei im Blick auf senioren- und behindertenfreundliche Nutzbarkeit Überprüfung des Angebots der Stadtbücherei im Hinblick auf Medien- und Themenspezialisierung in den Bereichen Älterwerden, Prävention, Gesundheit, Versorgung und Pflege usw. mit Unterstützung von Pflegestützpunkt und Forum Älterwerden Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 45 Aktives Altern Ältere Menschen und neue Medien Die neuen Medien, insbesondere das Internet, können einen bedeutsamen Beitrag zur Integration älterer Menschen leisten. Die virtuelle Umgebung bietet die Möglichkeit, durch alternative Wege der Kommunikation und Information Mobilitätsbarrieren des realen Lebens zu kompensieren und somit gesellschaftliche Teilhabe und selbständiges Leben auch im fortgeschrittenen Lebensalter zu unterstützen. Die Zahl der „Onliner 60+“ wächst stetig an, doch noch immer nutzen zwei Drittel dieser Generation die vielfältigen Möglichkeiten des Internets nicht. Neuere Studien aus der „Offliner-Forschung“ identifizieren Nutzungsbarrieren für ältere Menschen insbesondere - im mangelnden Zugang zu PC und Internet - durch Wahrnehmungs- und Handhabungsprobleme (visuell bzw. ergonomisch) - in der Unterschätzung des individuellen Nutzens - in einer negativen Erwartungshaltung (Überforderungserwartung, Selbsteinschätzung = mangelnde Nutzungskompetenz) - sowie in den Kosten der Internetnutzung. Die Korrelation des Alters mit den „harten“ Indikatoren Bildungsniveau und Berufstätigkeit, wie sie beispielsweise der jährlich erscheinende (N)onliner-Atlas vornimmt, zeigt, dass sich insbesondere innerhalb der Altersgruppe 50+ eine hohe formale Bildung sowie die Ausübung einer Berufstätigkeit als förderliche Faktoren für die Nutzung des Internets erweisen; auch auf das Geschlecht bezogen zeigen sich deutliche Unterschiede: Circa zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen 50+ gehören zur Gruppe der Nutzer oder planen die Nutzung des Internets. Neben den harten Indikatoren beeinflussen jedoch auch persönliche Dispositionen, Werteorientierungen und der individuelle Lebensstil das Nutzungsverhalten hinsichtlich der neuen Medien. So lassen sich verschiedene Nutzertypen innerhalb der Generation 60+ typisieren, die unterschiedliche Zugänge und Interessenshintergründe zu neuen Medien haben. Die Betrachtung all dieser Faktoren hilft, über die pauschalisierte Zielgruppendefinition „Alter“ hinaus passgenaue Angebote und Maßnahmen zur Förderung der Internetnutzung älterer Menschen in ihrer individuellen Lebenssituation zu gestalten. Die Tatsache, dass heutzutage immer mehr Menschen mittleren und jüngeren Alters im schulischen, beruflichen und freizeitbezogenen Alltag mit dem Internet in Berührung kommen und die Zahl der Internetnutzer innerhalb der älteren Generation stetig steigt, lässt den Schluss zu, 46 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck dass das Thema „Senioren im Netz“ in den kommenden Jahrzehnten etwas an Brisanz verliert bzw. sich zumindest die Gruppe der Nichtnutzer immer weniger über die Lebenslage „Alter“ definiert, sondern vielmehr generationenübergreifend über sozialstrukturelle Merkmale. Die Zielgruppe von Angeboten wandelt sich von Senioren zu Personen, die allgemein mangelnde kulturelle, soziale und ökonomische Teilhabe an der Gesellschaft haben, ein Teil davon werden nach wie vor ältere Menschen sein. Die Integration der Generation 60+ in die Informations- und Wissensgesellschaft durch den Abbau von Zugangsbarrieren sowie das Vorhalten einer passenden Angebotsstruktur zur Förderung der Medienkompetenz älterer Menschen ist also vorrangig ein mittelfristiges und veränderliches Planungsziel einer kommunalen Altenhilfeplanung. Bestand Eine erste Voraussetzung für die tatsächliche Nutzung des Internets ist in erster Linie der technologische Zugang. In Kirchheim unter Teck wird voraussichtlich bis Sommer 2012 flächendeckend in allen Stadtteilen eine schnelle Internetverbindung verfügbar sein. Eine zweite Voraussetzung ist die sog. Nutzungskompetenz, die sich gerade ältere Menschen, die nicht mit dem Medium Internet groß geworden sind, bei Interesse oftmals nach dem try&error-Prinzip oder mit Hilfe spezieller Angebote erwerben müssen. In Kirchheim unter Teck gibt es neben privaten und bildungsinstitutionellen Unterstützungsangeboten auch eine Reihe von bürgerschaftlich getragenen Angeboten, die die Förderung der Medienkompetenz von Senioren zum Ziel haben. Familiäre Ressourcen Viele ältere Menschen nutzen das Wissen und die Erfahrung der jüngeren Generation im familiären Umfeld, so werden oftmals die Kinder oder Enkel oder auch jüngere Kollegen bei Anschaffungs-, Nutzungs- und Verständnisproblemen mit dem PC und Internet um Hilfe und Rat gefragt. Diese Ressource im persönlichen sozialen Netzwerk stellt eine der wertvollsten und niederschwelligsten Hilfeformen dar. VHS-Kursprogramm Die Volkshochschule Kirchheim hat ein Kursprogramm "leicht und logisch" für ältere Menschen entwickelt. Das (kostenpflichtige) Angebot umfasst Einsteigerkurse wie Grundlagen der PC-Nutzung, Textverarbeitung, Einführung in das Internet oder E-Mails bis hin zu Vertiefungskursen zu einzelnen Schwerpunktthemen. Die Konzeption eines Kurses sieht jeweils ein Leitthema vor, die Dozenten berücksichtigen aber das Lernverhalten älterer Menschen und passen Inhalte und Lerntempo flexibel an die jeweilige Gruppenkonstellation an. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 47 Aktives Altern Computerclub des Bürgerbüros Der Verein Engagierte Bürger BÜRGERBÜRO e.V. bietet mit dem Computerclub eine regelmäßig stattfindende, altersunabhängige und offene Plattform, um den Umgang mit PC und Internet zu erlernen. Hier können Einsteiger ganz allgemeine Anwendungsmöglichkeiten des Internets kennen lernen, oder auch konkrete Fragen zum Umgang oder bei technischen Problemen stellen. Auch erfahrene Internetnutzer können sich mit ihren Fragen an die ehrenamtlichen Mentoren wenden. Die Vermittlung von PC-Wissen erfolgt offen, nach Fragestellung und in der Regel (je nach Teilnehmerzahl) in einer 1:1-Begleitung. Mehrgenerationenhaus LINDE Das Kirchheimer Mehrgenerationenhaus LINDE beherbergt ein Projekt mit intergenerativem Charakter zur Förderung der Medienkompetenz von Senioren. Unter der konstanten Begleitung einer Projektkoordinatorin bieten bürgerschaftlich engagierte junge Menschen ihre Erfahrung und Kenntnisse im Umgang mit dem PC und Internet für Senioren an. Mehrmals jährlich finden Kurse statt, die sich speziell an Einsteiger mit wenigen oder keinen Vorkenntnissen richten. Jedem Kursteilnehmer steht sowohl ein PC zur Verfügung als auch ein Jugendlicher als Mentor zur Seite. Inhaltlicher Schwerpunkt der Kurse ist das Erlernen des Umgangs mit dem PC und dem Internet, aufbauende Kurse orientieren sich an den Interessen der Teilnehmer. Mit speziellen Wünschen zu Themen können Interessierte jederzeit auf das Mehrgenerationenhaus zugehen. Ein Kurskonzept für Menschen mit Migrationshintergrund befindet sich derzeit in Planung und Erarbeitung. Bedarf Die in Kirchheim unter Teck bislang offerierten Projekte sind von ihrem methodischen Herangehen alle an eine klare Wissensvermittlung/Unterweisung angelehnt. Hier gilt es, die Nutzerstruktur in den bestehenden Projekten genau zu betrachten. Der möglicherweise erweiterte Bedarf an anderen Lernumwelten der älteren Nutzer ist zu erheben. Abhängig vom Ergebnis sollten Zugänge zu bestehenden Angeboten erleichtert werden oder passgenaue neue Projekte konzipiert werden. 48 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen Bestehende Angebote bzw. beteiligte Akteure vernetzen Angebote weiter entwickeln Zielgruppenorientierte Angebote entwickeln (z.B. ältere Frauen, ältere MigrantInnen, Generation 70+) aufsuchende Projekte entwickeln mehrgenerative Projekte ausbauen Möglichkeiten der Begegnung – Treffs Bestand In Kirchheim unter Teck gibt es derzeit 29 Seniorenkreise und -nachmittage. Die überwiegende Zahl wird von Kirchengemeinden durchgeführt, aber auch Seniorenheime, soziale Einrichtungen oder Nachbarschaftsnetzwerke bieten eine solche Form der Begegnungsmöglichkeit an. Die Veranstaltungen finden wöchentlich, im 2-Wochen-Rhythmus, einmal im Monat oder vierteljährlich statt. Die überwiegende Anzahl der Nutzer ist weiblich und ab 60 Jahre alt. Der Großteil der Angebote wird von einem festen Besucherstamm besucht. In einzelnen Fällen kommen regelmäßig neue Besucher hinzu. Die Angebote werden zum Großteil durch ehrenamtlich Engagierte durchgeführt. Als schwierig wird die Einbindung junger Senioren gesehen. Auch die Erreichbarkeit der Angebote ist nicht in allen Fällen gewährleistet. Zwar bieten mittlerweile einige Seniorennachmittage auch einen Fahrdienst an, allerdings stehen in vielen anderen Seniorentreffs solche Serviceleistungen nicht zur Verfügung. Insbesondere bei schlechtem Wetter wird dies zum Problem. Durch die eingeschränkte Mobilität können dann nicht alle Senioren teilnehmen. Eine nicht vorhandene Barrierefreiheit der genutzten Gebäude (z.B. fehlender Aufzug) kann den Besucher zusätzlich einschränken. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 49 Aktives Altern Einrichtungen Das Mehrgenerationenhaus LINDE als großes Gemeinschafts- und Begegnungszentrum nimmt insbesondere in der Förderung mehrgenerativer Kontakte einen besonderen Stellenwert in Kirchheim unter Teck ein. Innerhalb des Hauses befinden sich kleine und große Räumlichkeiten, Werkstätten und Kulturräume für Angebote für jede Generation. Angebote, die einen mehrgenerativen Austausch ermöglichen, sind zum Beispiel der wöchentlich stattfindende Mittagstisch, Themenabende, Wandergruppen oder Literaturangebote. Daneben gibt es auch spezielle Angebote für die ältere Generation, z.B. Bewegung, Entspannung und Meditation ab 55 Jahren, Strick- und Spieltreff oder den Singkreis. Diese Angebote werden primär von älteren Menschen angenommen. Die LINDE ist die einzige Einrichtung in Kirchheim unter Teck, die den mehrgenerativen Gedanken gezielt verfolgt und umsetzt. Das Bürgerbüro ist eine Plattform für Menschen, die Kontakte suchen, etwas erleben oder einfach etwas Neues kennenlernen möchten. Die Aktivitäten des Bürgerbüros erstrecken sich über vielfältige Bereiche: Kultur, Soziales & Unterstützung, Sport & Bewegung, Bildung, Unterhaltung & Freizeit. Die Sammeltasse als öffentliches Café und die fast 40 Gruppen des Bürgerbüros bieten vielfältige Möglichkeiten der Begegnung, des Beisammenseins und der Geselligkeit. Diese Nutzungsmöglichkeiten stehen jedem Interessierten offen. Das Bürgerbüro ist im Besonderen ein Forum für Bürgerschaftliches Engagement, in welchem Menschen mit ihren Gaben und Fähigkeiten, ihrem Erfahrungswissen andere unterstützen können, in bestehenden Projekten genauso wie mit neuen Ideen. Im Hinblick darauf bietet es den Raum, sich in unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern aktiv und ehrenamtlich zu engagieren. Nicht zuletzt ist es mit seinen Beratungs- und Unterstützungsangeboten, hauptsächlich im sozialen Bereich, ein zentraler Baustein der Kirchheimer Altenhilfestruktur. Besonders als Anlaufstelle für ältere Menschen wird es in Zukunft eine "wegweisende Rolle" einnehmen und kompetenter sowie niederschwelliger Ansprechpartner für alle Fragen und Anliegen der (älteren) Mitbürger und Mitbürgerinnen in den Themenbereichen Freizeit, Geselligkeit sowie bürgerschaftliches Engagement sein. Bedarf Die schriftliche Bestandserhebung sowie die zahlreichen Gespräche mit Akteuren vor Ort zeigen und bestätigen, dass Kirchheim unter Teck über ein gut ausgebautes Netz an Seniorentreffs verfügt. Insbesondere die Bandbreite vom Seniorennachmittag in der Kirchengemeinde bis hin zum offenen Treff für Spätaussiedler ist beeindruckend und sollte beibehalten werden. Es zeigt sich jedoch, dass vielen Angeboten der Nachwuchs fehlt. Gerade die jüngeren Senioren lassen sich nur schwer für solche Aktionen begeistern. Der Ausspruch: „Was soll ich denn unter all den Alten?" wird nicht selten geäußert und passt zu dem Selbstbild vieler Älterer, die 50 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck zwar biologisch alt sind, sich jedoch nicht so fühlen und deshalb auch nicht solche Angebote wahrnehmen wollen. Die Entwicklungen der letzten Jahre lassen den Schluss zu, dass der klassische Seniorentreff oder Seniorennachmittag in den kommenden Jahren vor der großen Herausforderung stehen wird, sich zeitgemäß weiterzuentwickeln. Die nachwachsende Generation an Älteren hat deutlich weniger Interesse an diesen klassischen Begegnungsformen. Hier können mehrgenerative Angebote einen Ansatz finden und einen Rahmen darstellen, die den "jungen Älteren" entgegen kommt. Mehrgenerative Ansätze sprechen nicht primär das Alter an, vielmehr sind in der Konzeption solcher Angebote bewusst viele verschiedene Altersgruppen angesprochen. In den kommenden Jahren sollte der Fokus auf diese unterschiedlichen Zielgruppen gelegt werden. Wichtig erscheint hierbei: 1. die vorhandenen klassischen Seniorentreffs an die Bedürfnisse der teilweise hochaltrigen Besucherinnen und Besucher anzupassen, zum Beispiel durch die flächendeckende Einrichtung von Fahrdiensten. 2. parallel neue Angebotsformen zu entwickeln, die den "jungen Älteren" entsprechen. Maßnahmen Bestehende Angebote barrierefrei und bedarfsgerecht gestalten Nachmittage verbindlicher gestalten: hin zu vereinfachten niederschwelligen Betreuungsangeboten und zu sozialer Verbundenheit Einrichten von Fahrdiensten, um nicht mobilen Senioren die Teilnahme an Begegnungsmöglichkeiten (weiterhin) zu ermöglichen Förderung des bürgerschaftlichen Engagements Zielgruppenspezifische und interessenbezogene neue Angebote entwickeln Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 51 Aktives Altern Stärkung der Stadtteilnetzwerke bzw. Initiierung weiterer Netzwerke, die zur Aufgabe haben, Menschen jeden Alters mit ihren Interessen und Möglichkeiten einzubinden Quartiersbezogen neue Angebote entwickeln Einrichtung von Begegnungsorten in den Stadtteilen/Quartieren und deren Ausrichtung für alle Generationen und Zugehörigkeiten Flexibel auf neue Bedarfe reagieren (Bsp. Treff russischsprachiger Frauen) Stadtteilnetzwerke/Nachbarschaftsnetzwerke Bestand Derzeit existieren 5 Nachbarschafts-/Stadtteilnetzwerke und der City-Dialog (für den Kernbereich der Innenstadt) in Kirchheim unter Teck. Diese Entwicklung stellt eine Besonderheit innerhalb einer Kommune dar und ist Teil einer wegweisenden Entwicklung. Nachbarschaftsnetzwerke bündeln die Interessen der Bewohner und nehmen zunehmenden Einfluss auf kommunale Planungen. Das Nachbarschaftsnetzwerk Klosterviertel ist 2004 im Rahmen der Altenhilfeplanung entstanden. Der damalige Bürgerausschuss entwickelte zur Frage "Wie möchten Sie älter werden?" die These: Wir müssen gemeinsam Lebensräume schaffen, in denen wieder alle Menschen ihren Platz haben (Lebensräume von 0 bis 100: Generationen lernen voneinander, - Generationen gestalten Zukunft gemeinsam, - soziale Netzwerke und Nachbarschaftlichkeit sichern Lebensqualität). Im Fokus lagen zum damaligen Zeitpunkt zunächst die älteren Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils, welche eine Vernetzung innerhalb der direkten Nachbarschaft erfahren sollten. Ziel war es, die älteren Menschen stärker in den Stadtteil einzubinden und so einer Vereinsamung entgegen zu wirken. Es bildete sich schnell ein engagierter Kreis, an dem viele aktive Personen beteiligt waren und weiterhin beteiligt sind. Heute ist das Netzwerk Klosterviertel eine lebendige Initiative, die durch regelmäßige Veranstaltungen allen Bewohnern des Klosterviertels offen steht. Das Nachbarschaftsnetzwerk Dettinger Weg ist ebenfalls auf Initiative der Stadtverwaltung entstanden. Im Stadtteil liegt eine nicht ganz einfache Sozialstruktur vor, daher wird das Netzwerk von Seiten der Stadtverwaltung als besonders wichtig angesehen. Aufgrund einer 52 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck bislang eher geringen Engagementbereitschaft eines großen Teils der Bewohnerschaft ist es notwendig, die Stadtteilarbeit durch eine Quartiersmanagerin zu unterstützen. Beide Initiativen sind nach von der Stadt durchgeführten Bürgergesprächen (= Bürgerforen oder Stadtteilrunden) entstanden. Dabei wurde deutlich, wie sehr die Menschen an solchen Initiativen und an mehr sozialem Zusammenhalt, aber auch an mehr Mitsprache- bzw. Mitgestaltungsmöglichkeiten interessiert sind. Das Nachbarschaftsnetzwerk Obere Vorstadt ist von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der von der Stadt veranstalteten "Zukunftswerkstatt neues Wohnen" initiiert worden. Die Initiative ist im Quartier zwischen Alleenstraße, Hindenburgstraße, Hahnweidstraße und Gaiserplatz entstanden. Es sind dort ganz unterschiedliche Bewohnerzusammensetzungen und massive strukturelle Unterschiede vorhanden. Hier trifft ganz alte Wohnbebauung auf Neubauareale und diese Wohnbebauungen treffen auf städtisches Gepräge mit Handel und Gewerbe. Es ist schwierig, dort eine breite Einwohnerschaft zu mobilisieren. Die Initiative trifft sich regelmäßig zur Diskussion von Strukturfragen und zur Förderung der Kommunikation. Besondere Aspekte sind die Annäherung zur im Quartier befindlichen Moschee und Fragen zur Verkehrsberuhigung. Die Initiative Paradiesle ist auf eigene Initiative der Bewohner entstanden. Ähnlich wie im Klosterviertel verfügt das Wohngebiet über eine ausgewogene Sozialstruktur und kann auf eine hohe Engagementbereitschaft der Bewohner zurückgreifen. Eigentlicher Anlass zur Gründung waren die fehlenden Spielplätze und die Verkehrsentwicklung im unter besonderer Berücksichtigung der im Stadtteil wohnenden Kinder. Die Initiative wurde in der Vergangenheit aktiv an der baulichen Gestaltung des Stadtteils (Bauleitplanung, Quartiersplatz), an Spielplatzthemen und Verkehrsfragen beteiligt. Das Nachbarschaftsnetzwerk im Wohngebiet Schafhof ist auf Initiative von Bewohnern entstanden und die jüngste Initiative in Kirchheim unter Teck. Seitens der Bewohner besteht ein großes Interesse an einem Nachbarschaftsnetzwerk. Es handelt sich hier um einen großen Stadtteil mit Engagementbereitschaft. Interessant aus Sicht der Altenhilfeplanung ist der hohe Anteil an älteren Bewohnern. Mit Blick auf die nachbarschaftliche Versorgung dieser Menschen könnte das Nachbarschaftsnetzwerk in Zukunft ein hilfreicher Partner werden. Die Initiative befasste sich zunächst mit Strukturfragen und besonders mit der innovativen Anpassung der Gebäudeheizungen. Die Themen Nachbarschaftlichkeit und Kommunikation sollen künftig verstärkt angegangen werden. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 53 Aktives Altern City-Dialog Das Innenstadtquartier (innerhalb des Alleenrings und entlang der Fußgängerzonen) nimmt eine besondere Rolle ein. Die Interessen der Bewohner treffen auf die Interessen der Geschäftswelt, der Innenstadtbesucher und –nutzer in besonderem Maße. Die Menschen, die dort wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen, schätzen die ganz unterschiedlichen Vorzüge. Reibungspunkte bleiben jedoch nicht aus. Um das Miteinander so gut wie möglich gestalten zu können und damit auch einen wertschätzenden, rücksichtsvollen Umgang zwischen den Menschen aber auch mit der Kostbarkeit Innenstadt zu sichern, hat die Stadtverwaltung alle Beteiligten bereits zwei Mal zu einem Austausch eingeladen. Das Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse ist gewachsen. Das Anliegen der Stadt, alle zu beteiligen und damit auch ein gemeinsames Werte- und Verantwortungsbewusstsein zu schaffen, ist bei den Beteiligten angekommen. Eine Vielzahl von Vorschlägen zur Gestaltung der Innenstadt liegen auf dem Tisch und müssen nun von der Verwaltung auf Machbarkeit geprüft werden. Das Projekt "Nachtwanderer" ist bereits auf den Weg gebracht und wird im Frühjahr 2012 starten. Der Dialog wird eine Fortsetzung finden müssen, wenn Verantwortungsbewusstsein und Gemeinsinn wachsen und Urbanität, Lebhaftigkeit und Vielfalt ihren hohen Stellenwert behalten sollen. Halbjährliche Veranstaltungen sind auch im Jahr 2012 geplant. Bedarf Die Entwicklungen zur Gründung und Aufrechterhaltung von Nachbarschaftsnetzwerken wird von der Altenhilfeplanung begrüßt und unterstützt. Insbesondere für ältere Menschen bieten diese Netzwerke die Möglichkeit, länger im sozialen Verbund der Nachbarschaft eingebunden zu bleiben. Als Plattform für Selbsthilfe und Unterstützungsleistungen, der sozialen Kontrolle und des sozialen Miteinanders sind sie unverzichtbare Ergänzungen zu den kommunalen Angeboten und den Angeboten freier Träger. Die Entwicklung der Quartiersnetzwerke in der Stadt kann als besonders zukunftsweisend und innovativ angesehen werden. Darin wird ein Schlüssel zur besseren Bewältigung des demografischen Wandels gesehen. Es ist spür- und sichtbar, dass in Kirchheim unter Teck der Boden für vielfältiges Engagement und für breite Bürgerbeteiligung bereitet ist. Es besteht hohes Interesse an Mitgestaltung und Beteiligung. Diese Entwicklung muss weiter unterstützt werden. 54 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen Netzwerke auf Nachbarschafts- und Quartiersebene als tragende Säule der gemeinwesenorientierten Arbeit über die gesamte Stadt ausbauen Unterstützung der vorhandenen Nachbarschaftsnetzwerke auch durch die inhaltliche Auseinandersetzung mit externen Fachleuten und aus der Verwaltung Unterstützung neuer Initiativen zur Gründung von Nachbarschaftsnetzwerken, Bereitstellung von Mitteln für die Zeit der Entstehung bis eigene Mittel (Eigenbeiträge, Sponsorengelder, Spenden usw.) vorhanden sind, Bereitstellung fachlicher gut aufgestellter personeller Ressourcen Für Quartiersinitiativen in sozial weniger gut aufgestellten Bereichen bedarf es einer finanziellen und personellen Dauerausstattung Externe fachliche Begleitung der stadtweiten Entwicklung von Nachbarschafts/Quartiersnetzwerken Fortsetzung des City-Dialogs unter Einbeziehung weiterer Zielgruppen und Vereinbarung konkreter Maßnahmen Bereitstellung von mehrgenerativen Quartierstreffpunkten zur Begegnung der Generationen, von Interessengruppen, zur Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements besonders auch im Blick auf die Unterstützung von älteren Bewohnern Beachtung der kultursensiblen Ansätze bei der Entwicklung von Nachbarschaftsnetzwerken Bürgerschaftliches Engagement und politische Partizipation Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation sind eine Ressource für die Gesellschaft und den Einzelnen. Die Orte des bürgerschaftlichen Engagements sind Vereine, Organisationen, Initiativen, Selbsthilfegruppen, Kirchen, Parteien, es können aber auch Nachbarschaften, Bereiche des Gemeinwesens wie Kindergärten, Schulen oder Pflegeheime sein. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 55 Aktives Altern Bürgerschaftliches Engagement ist ein unverzichtbarer Beitrag für eine Gesellschaft, die sich in zunehmendem Maße nicht mehr nur auf die Leistungen des Wohlfahrtstaates und traditionelle Familien- und Hilfestrukturen verlassen kann. Engagement, Partizipation und Mitgestaltung fördern eine lebendige Gesellschaft, in der in verschiedenen Lebensphasen auch unterschiedliche Lebensstile möglich sind. Für ältere Menschen spielt das bürgerschaftliche Engagement unter zwei Aspekten eine große Rolle: Sie können sie sich als freiwillig Engagierte in viele Felder einbringen und gleichzeitig „Zielgruppe und Nutznießer“ der Unterstützung durch Engagierte sein. Es ist zu erwarten, dass sich durch die Anhebung des Eintrittsrentenalters auf 67 Jahre, die bei den jetzigen 50-Jährigen bereits in vollem Umfang greift und durch die höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, das Engagementpotenzial verändert. Im Blick auf die demografische Entwicklung lassen sich die Auswirkungen jedoch nicht eindeutig abschätzen. Zur Struktur des bürgerschaftlichen Engagements Der Freiwilligensurvey von 2009 (vgl. BMFSFJ, Informationen zum 3. Freiwilligensurvey 1999-2009) stellt vor allem bei den Älteren einen deutlichen Anstieg des freiwilligen Engagements fest. Bei den über 65-Jährigen stieg der Anteil des freiwilligen Engagements zwischen 1999 und 2009 von 23% auf 28%, wobei der Anstieg bei den 60 bis 75-Jährigen bei 6% lag. Ab 76 Jahren war ein etwas geringere Anstieg von 19% auf 21% zu verzeichnen. Bei der Altersgruppe 50 bis unter 60 Jahren ging der Anteil von 39% leicht zurück auf 37%. In den Altersklassen ab 20 Jahren lag der Anteil der freiwillig Engagierten zwischen über 33% und 42%. Insgesamt hat sich auch das Verhalten bezüglich der Dauer und Kontinuität des freiwilligen Engagements bei allen Altersgruppen verändert: Viele Menschen möchten sich nicht mehr dauerhaft an ein Engagement binden, sie bevorzugen das Engagement auf Zeit, beispielsweise in einer bestimmten Lebensphase oder für ein bestimmtes Projekt. Ältere Menschen setzen sich eher für Ältere ein. Die Tendenz, sich für die eigene Altersgruppe zu engagieren, lässt sich auch bei den jüngeren Generationen beobachten. Bei einem Blick auf den Unterschied im Engagement zwischen Frauen und Männern zeigt sich nach wie vor folgende Ungleichheit: Männer engagieren sich mehr als Frauen und das auch bis ins hohe Alter. In der Altersgruppe zwischen 50 und unter 70 Jahren liegt der Unterschied bei 6 bzw. 7%, in der Altersgruppe ab 70 Jahren bei 9%. Allerdings sind es vor allem ältere Frauen, die sich um ältere Menschen kümmern. 56 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Eine weitere Analyse der Engagementbereiche der Bevölkerung insgesamt und der Menschen im Alter von über 65 Jahren stellt die Bereiche Kirche/Religion, sozialer Bereich, Sport und Bewegung, Kultur/Musik, Freizeit/Geselligkeit als die großen Engagementbereiche der Älteren heraus, gefolgt von den Bereichen Umwelt/Tierschutz, Gesundheit, Politik/ Interessenvertretungen und lokales Bürgerengagement. Insgesamt stellt die ältere Bevölkerung eine wichtige Ressource für alle gesellschaftlichen Bereiche dar. Es gilt deshalb diese Ressource zu erhalten und Menschen aller Altersgruppen auch für neue Aufgaben zu gewinnen, die altersübergreifenden Begegnungen zu fördern und das jeweilige Engagement durch entsprechende Strukturen zu stärken. Bürgerschaftliches Engagement in Kirchheim unter Teck In Kirchheim unter Teck hat das Bürgerengagement der älteren Bevölkerung in den unterschiedlichen Vereinen, Initiativen, Organisationen, in der Politik und im Bereich Sozialer Tradition. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. In den vergangenen Jahren haben sich neben den verschiedenen Formen des traditionellen Ehrenamtes neue bürgerschaftlich orientierte freiwillige Tätigkeitsfelder entwickelt. In Bezug auf das Thema Älterwerden sind zwei Faktoren zentraler Bestandteil der Weiterentwicklung: Das von der Stadt mit Bürgern auf den Weg gebrachte Bürgerbüro und die in der Verwaltung eingerichtete Fachstelle Bürgerengagement. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 57 Aktives Altern Die Fachstelle Bürgerengagement ist aus der Arbeit mit älteren Menschen hervorgegangen. Inzwischen hat sie sich zu einem zentralen Element in der Förderung und Würdigung sowie in der Vernetzung aller Bereiche des bürgerschaftlichen Engagements entwickelt. So wurden 2003 die "Kirchheimer Grundsätze für bürgerschaftliches Engagement" erarbeitet, die im Rahmen des "Kirchheimer Schulterschlusses" als Leitlinien von verschiedenen Vereinen, Organisationen und Selbsthilfegruppen anerkannt werden. Zu den Kernaufgaben der Fachstelle gehört es zudem, immer wieder Impulse für neue Engagement- und Beteiligungsmöglichkeiten zu setzen. Die Kirchheimer Konzeption für das bürgerschaftliche Engagement benennt drei Bausteine: 1. Vernetzung Die Fachstelle Bürgerengagement ist Ansprechpartnerin für Vereine und Initiativen zu allen Fragen rund um das Thema Bürgerengagement (Ehrenamt, Freiwilligenarbeit, Selbsthilfe) und initiierte die "Kirchheimer Grundsätze des bürgerschaftlichen Engagements". Im "Kirchheimer Schulterschluss" unterzeichneten zahlreiche Einrichtungen, Vereine und Initiativen eine gemeinsame Leitlinie für Bürgerschaftliches Engagement. Diesem "Schulterschluss" können weitere Einrichtungen beitreten. Vernetzung geschieht auch durch Veranstaltungen wie den Präsentationstag Bürgerschaftliches Engagement oder die Messe Älterwerden, bei der sich auch vielfältiges freiwilliges Engagement von Älteren und für Ältere darstellt und damit ins Bewusstsein rückt. 2. Förderung bürgerschaftlichen bzw. zivilgesellschaftlichen Engagements Bürgerbeteiligung und freiwilliges Engagement finden im Konzept der Zivilgesellschaft ein gemeinsames Dach. Im bürgerschaftlichen bzw. zivilgesellschaftlichen Engagement verbinden sich Ehrenamt, Selbsthilfe und Freiwilligentätigkeit mit den verschiedenen Formen der Bürgerbeteiligung. Wenn man unter der Förderung bürgerschaftlichen Engagements sowohl freiwilliges Engagement von Bürgern in sämtlichen Bereichen als auch Beteiligung von Bürgern an politischem und administrativem Handeln versteht, zeichnen sich zwei Handlungsfelder ab: Die Förderung und Ermöglichung konkreten Engagements im lokalen Raum und die Schaffung von Beteiligungsstrukturen. Ein zentraler Baustein der konkreten Förderung freiwilligen Engagements ist die „Bürgeragentur", eine neutrale Anlaufstelle für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Im Rahmen der Bürgeragentur bietet die Stadt individuelle Beratung an, um die richtige, den persönlichen Neigungen und Fähigkeiten entsprechende Tätigkeit zu finden. Schlussendlich soll jeder, der sich freiwillig in gesellschaftliche Belange einbringen möchte, dies in einem Feld und auf eine Art und Weise tun, die ihm sinnvoll erscheint und Freude bereitet. Für die Vermittlung wurde ein Katalog mit Kirchheimer Möglichkeiten des Engagements zusammengestellt. Er 58 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck gibt Interessierten einen Überblick über die Vielfalt der Angebotslandschaft und bietet nach Bereichen sortierte Orientierungshilfe. Ein zweites Element der Förderung bürgerschaftlichen Engagements ist die Qualifizierung. Je nach Bedarf bietet die Fachstelle Bürgerengagement Kurse und Fortbildungsangebote für Bürgerschaftlich Engagierte an oder vermittelt in solche. Im Januar 2012 startete der neuartige Qualifizierungskurs "Menschen als Projektwerker" für Interessierte, die sich ehrenamtlich für Projekte engagieren wollen. An der Profilierung und der Durchführung des Kurses sind Bürgermentoren und Partner aus dem "Schulterschluss" beteiligt. Die Partizipation der Bürger an Projekten im Bereich Soziales ist sowohl im Rahmen von Einzelaktionen als auch über längere Projektprozesse schon seit langem angelegt. Dies wird der oben genannten Entwicklung gerecht, dass sich Menschen nicht mehr an ein längerfristiges Engagement binden wollen. Eine Kirchheimer Besonderheit ist die Initiierung von Bürgerausschüssen, die Projekte oder Planungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg begleiten. Beispielsweise wurde ein Bürgerausschuss zur Begleitung und Beratung der kommunalen Altenhilfeplanung eingerichtet. Auch die Planung und Durchführung des Qualifizierungskurses "Menschen als Projektwerker" in 2012 ist ein partizipativer und kooperativer Prozess. Engagierte Bürger (die Bürgermentoren) sind in die Konzipierung und Planung des Kurses eingebunden. Ihre Erfahrungen, Meinungen und ihr tatkräftiges Mitgestalten sind eine wertvolle Bereicherung des kommunalen Handelns. Ein Gremium ähnlich der Struktur eines Stadtseniorenrates als eine Beteiligungsinstanz speziell für die ältere Einwohnerschaft gibt es bislang nicht. Die Institutionalisierung eines solchen Gremiums wurde im Rahmen dieser Altenhilfeplanung auf den Weg gebracht (Forum Älterwerden). 3. Würdigung und Anerkennung Eine weitere wichtige kommunale Aufgabe ist, das bürgerschaftliche Engagement in seiner ganzen Vielfalt zu würdigen. Dies geschieht durch einzelne Aktionen, wie beispielsweise die Fotoaktion „1050 Gesichter – Bürgerschaftliches Engagement im richtigen Licht" aus dem Jahr 2010, verschiedene Dankeschön-Veranstaltungen (Ehrenamtstag, Sommernachtskino, Dankeschön-Scheckheft, jährlicher Tag des Ehrenamts - alle zwei Jahre gemeinsam mit der Verleihung der Kirchheimer Bürgermedaille). Für die glaubwürdige Engagementförderung ist eine dialogorientierte Haltung der professionellen Engagementförderer ebenso wichtig, wie die konkrete Würdigung durch kulturelle Veranstaltungen. Bürger mit ihren Anliegen und unterschiedlichen Motiven ernst zu nehmen und mit ihnen gemeinsam in einen Prozess der Gemeinwesenentwicklung einzutreten, ist ein ebenso zentrales Moment der Anerkennung, das auf indirekte Weise Wirkung entfaltet. Verwaltungshandeln muss folglich transparent, offen und einladend zur Mitwirkung sein. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 59 Aktives Altern Bürgerschaftliches Engagement insgesamt und in besonderem Maße engagierte Ältere reagieren sensibel auf die Haltung von Verwaltung und Politik gegenüber zivilgesellschaftlichem Engagement. Nicht nur der grundsätzlich wertschätzende Umgang auf "Augenhöhe" muss durchgängig spürbar sein. Eine Bürgerkommune braucht, neben den niedrigschwelligen Zugangsmöglichkeiten, einen leichten Zugang zu Informationen, ein aktives und initiatives Handeln der Personen aus Verwaltung und Politik auf der Basis der vereinbarten Grundsätze des bürgerschaftlichen Engagements. Dies schafft eine neue Basis des sich verantwortlich Fühlens für ein gelingendes Miteinander in der Stadt. Politische Partizipation Interessenvertretung für Senioren Im vielen Städten haben sich im Laufe der letzten 10 Jahre Seniorenräte etabliert. In Kirchheim unter Teck ging man bislang einen anderen Weg. Ältere Menschen brachten ihre Anliegen auf ganz verschiedenen Wegen vor. Die Forderung nach einem Stadtseniorenrat wurde in Anbetracht der bestehenden Beteiligungsmöglichkeiten nie ernsthaft diskutiert. Seniorenarbeitskreis (bis Anfang der 90iger Jahre) Zusammensetzung: Vertreter aus den Seniorenkreisen, der Freien Wohlfahrtspflege und Kirchen sowie StadträtInnen aus allen Fraktionen. Arbeitsweise: Regelmäßige Treffen mit der Stadtverwaltung zum Erfahrungsaustausch und zu Planungsgesprächen bzw. zur Durchführung von Seniorenangeboten. Bürgerausschuss I (Anfang der 90iger Jahre) Zusammensetzung: Ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab 60 Jahren mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund. Arbeitsweise: Begleitung der Initiative 3. Lebensalter (Modellprojekt des Landes) und weiterer Modellvorhaben. Entwicklung und Inbetriebnahme des Bürgerbüros als eines der ersten Seniorenbüros im Land. Austausch zu Themen der Altenhilfeplanung. Bürgerbüroteam/Bürgerbürobeirat (seit Mitte der 90iger Jahre) Zusammensetzung: Engagierte Senioren Arbeitsweise: Planung und Durchführung von Bürgerschaftlichem Engagement, Senioren- 60 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck dienstleistung, Bildung sozialer Netzwerke. Inhaltliche Auseinandersetzung mit der Kommune und Übernahme von Verantwortung in sozialen Projekten. Bürgerausschuss II (seit 2010) Zusammensetzung: Ausgewählte Bürgerinnen und Bürger (z.T. mit Migrationshintergrund). Arbeitsweise: Regelmäßige Treffen zur Begleitung der Altenhilfeplanung. Initiierung von Projekten und Angeboten Zu Beginn der Zusammenarbeit formulierte der Bürgerausschuss u.a. eine Bedarfsanzeige für die Einrichtung eines Stadtseniorenrates oder eines Gremiums, das sich für die Belange und Anliegen der Älteren einsetzt und die Funktion des Sprachrohrs und der Vertretung der älteren Menschen in Kirchheim unter Teck wahrnimmt. In die Überlegungen dazu wurden auch Vertreter des Bürgerbüros (das eine zentrale Drehscheibe und ein Treffpunkt für ältere Menschen in der Stadt darstellt) und des Vereins buefet einbezogen. Nach der Anhörung des Vorsitzenden des Kreisseniorenrates und des Landesseniorenrates wurde beschlossen, das "Forum Älterwerden" zu gründen, da wesentliche Aufgaben eines Stadtseniorenrates nach wie vor durch vorhandene Einrichtungen/Foren abgedeckt werden. Ziel des „Forum Älterwerden" ist es, eine Vernetzung der Einrichtungen und Angebote insbesondere im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements mit dem Fokus auf das Älterwerden zu ermöglichen sowie sich über aktuelle Entwicklungen in der Altenhilfe auszutauschen, neue Bedarfe zu definieren und Wege zu erörtern, um diese dann zeitnah umzusetzen. Gleichzeitig ist das Forum Älterwerden eine Möglichkeit der politischen Auseinandersetzung, mit der Chance, Anliegen an die Verwaltung und an die Politik heranzutragen. Die Treffen sollen zukünftig zweimal jährlich stattfinden. Die Geschäftsstelle hat das Amt für Familie und Soziales inne. Aufgrund der praxisnahen Ausrichtung bleibt der Teilnehmerkreis für weitere Kooperationspartner geöffnet. Dies ermöglicht dem Forum, anlass- und themenbezogen weitere Institutionen oder auch Einzelpersonen in die Sitzungen einzuladen. Bedarf Die schriftliche Bestandserhebung, die Gespräche mit Experten und Schüsselpersonen und die Aktionen im Rahmen der Experten- und Bürgerbeteiligung bestätigen, dass Kirchheim unter Teck ein starkes bürgerschaftliches Engagement hat, auf das angebots- oder einrichtungsbezogen zurückgegriffen werden kann. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 61 Aktives Altern Aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen und der Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement und Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene ist die Organisation und Entwicklung dieser Felder umfangreicher und anspruchsvoller geworden. Daher muss jeder Verwaltungsbereich seinen fachlichen Umgang vor diesem Hintergrund prüfen und Bürger orientiert aufstellen. Darüber hinaus fehlt es in der Verwaltung an einer klar wahrnehmbaren Stelle Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung mit deutlich definierten Querschnittsaufgaben, die eine koordinierte Engagementförderung, eine neue Beteiligungskultur und deren Weiterentwicklung in enger Abstimmung mit der Verwaltungsspitze sowie den Fachbereichen betreibt. Diese Entwicklungsarbeit für die Zukunft der Kommune betrifft das gesamte Lebensspektrum der Bürgerinnen und Bürger. In hohem Maße hat sie Auswirkungen auf die Lebensqualität der älteren Generationen. Es geht darum, eine in die Zukunft weisende Dimension von bürgerschaftlichem Engagement und Bürgerbeteiligung zu erreichen, wobei möglichst viele Bürgerinnen und Bürger mitgenommen werden müssen. Die projektbezogene Einbindung der Bürger durch die Stadt im Rahmen von Einzelaktionen oder auch über längere Projektprozesse wird insgesamt positiv bewertet und sollte beibehalten werden. Sie ist allerdings noch in zu geringem Ausmaß vorhanden und abgesehen von gesetzlich vorgegebenen Formen in der Verwaltung noch zu wenig ausgeprägt. Hier ist eine zeitnahe Weiterentwicklung erforderlich. Durch den Dialog der Stadt mit der älteren Generation bzw. den Vertretern der verschiedenen Einrichtungen scheint ein Stadtseniorenrat derzeit nicht notwendig. Es wird empfohlen, das „Forum Älterwerden" im Sinne einer Plattform für bürgerschaftliche Partizipation in die bestehenden Altenhilfestrukturen zu integrieren und einen Austausch mit anderen bestehenden Gremien (Altenhilfekonferenz) zu ermöglichen. Weiter wird empfohlen, Vertreter des „Forum Älterwerden" in altersrelevante städtische Planungen einzubeziehen. Eine Anerkennung des Forums als Interessenvertretung der Senioren seitens der Bürgerschaft und der Stadtverwaltung ist wünschenswert. Eine Satzung existiert derzeit nicht, sollte aber angefertigt werden. Ein künftiger Bedarf für einen Stadtseniorenrat muss von Vertretern der entsprechenden Generation selbst formuliert, initiiert und getragen werden. 62 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen Politik und Verwaltung positionieren bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung als tragende Säulen einer funktionierenden Stadtgesellschaft Entwicklung eines Leitbildes "Bürgerkommune Kirchheim unter Teck" Erstellen eines Konzepts zu Ausbau und Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und der Bürgerbeteiligung Verbesserte personelle Ausstattung der Fachstelle Bürgerengagement alternativ: Schaffung einer neuen Organisationseinheit bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung innerhalb der Stadtverwaltung Ergänzende Verankerung von bürgerschaftlichem Engagement und Bürgerbeteiligung in der Stadtverwaltung, z.B. durch Einrichten eines Fachverantwortlichen in jedem Geschäftskreis mit entsprechendem Stellenanteil Bürgerschaftliches Engagement über alle Generationen und Lebensbereiche hinweg fördern Ausstattung der Fachstelle Bürgerengagement mit einem jährlichen ProjektmittelBudget Werbung für den Beitritt weiterer Institutionen zum "Kirchheimer Schulterschluss" Organisation von Projekten zwischen Jung und Alt ausbauen Aufstockung der Mittel für die Honorierung des bürgerschaftlichen Engagements Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 63 Aktives Altern In Kirchheimer Unternehmen unter Beteiligung der Stabsstelle Wirtschaftsförderung für mehr soziale Verantwortungsübernahme werben (Corporate Social Responsibility) und bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen voranbringen (Corporate Citizenship) Ausbau und weitere Unterstützung von Bürgerbeteiligung Beibehaltung der Beteiligung in der Form von Bürgerausschüssen Implementierung des Gremiums "Forum Älterwerden": Anerkennung des Forums als Interessensvertretung der Senioren von Seiten der Bürgerschaft und der Stadtverwaltung; Bestandsaufnahme/Auswertung der Arbeit nach 2-3 Jahren 64 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 3 Beratung und Information Beratung Information, Beratung und Vermittlung sind wichtige Bausteine der Altenhilfeinfrastruktur vor Ort. Eine gute Information und Beratung im Vorfeld und in der Situation der Hilfebedürftigkeit unterstützt Betroffene und Angehörige. Sie ermöglicht eine qualitativ wertvolle, vernetzte und effiziente Hilfeplanung und Begleitung. Die Informationen über die Angebote sollten transparent und barrierefrei dem Nutzer zur Verfügung stehen. Insbesondere niederschwellige und allgemeine Beratungsangebote werden hier in der Zukunft an Bedeutung gewinnen, da auch die gezielte Vorbereitung auf das Alter und das Älterwerden immer mehr in das Bewusstsein der Menschen rückt. Hiermit verbunden ist die Hoffnung, Tendenzen wie zunehmende Vereinsamung älterer Menschen und Anstieg altersbedingter Krankheiten frühzeitig entgegenzuwirken. Spezialisierte Beratungsstellen werden meistens erst bei konkret vorliegendem Hilfebedarf aufgesucht. Für ältere Menschen, die zum Beispiel einen Unterstützungs- oder Pflegebedarf haben, sind die entsprechenden Beratungsstellen oft die erste Stelle, an der sie über ihre Situation und die Möglichkeiten der Unterstützung sprechen können. Bestand In Kirchheim unter Teck gibt es eine Vielzahl von Beratungsstellen, die mit unterschiedlichen Schwerpunkten beraten. Hier finden sich allgemeine Sozial- und Lebensberatungsstellen, allgemeine Anlaufstellen sowie Fachberatungen zu speziellen Aspekten des Älterwerdens. Durch die gesetzlichen Neustrukturierungen der Beratungsangebote zu Pflege und Versorgung im Jahr 2009 haben sich insbesondere in diesem Bereich einschneidende Veränderungen ergeben: Anbieter in Kirchheim unter Teck sind nun neben den ambulanten Diensten, den Pflegeheimen, dem Krankenhaus-Sozialdienst auch die Pflegekassen sowie seit 2010 der Pflegestützpunkt. Gesetzlich verankerte Beratungsaufgaben haben vorrangig die Pflege- und Krankenkassen (Pflegeberatung) und die Pflegestützpunkte. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 65 Beratung und Information Übersicht der Beratungsangebote zum Thema Älterwerden in Kirchheim unter Teck Name Schwerpunktthemen Pflegestützpunkt Kirchheim unter Teck im Haus der Sozialen Dienste - allgemeine Beratung zu Themen des Älterwerdens - Lotsenfunktion - Informationen zu gesetzlichen Leistungen - bei Bedarf Hilfestellung bei der Organisation und Inanspruchnahme von Leistungen - Beratung für pflegende Angehörige Ältere Menschen - Beratung, Unterstützung und Begleitung von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Alter - Alzheimer-Sprechstunde Menschen ab 65 Jahren mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen Sozialpsychiatrischer Dienst für alte Menschen – SOFA mit Sitz in Nürtingen Zielgruppe Pflegebedürftige und von Pflegebedürftigkeit bedrohte Menschen Menschen mit Behinderung Angehörige Berater und Multiplikatoren Angehörige Nutzerstruktur bei der Inanspruchnahme der Beratungsstellen – Auswertung der Statistiken Die Nutzerstruktur der Beratungsstellen ist aufgrund der unterschiedlichen Angebote und der oft nicht differenzierten Dokumentation der unterschiedlichen Merkmale nicht vergleichend darstellbar. Insgesamt gesehen ist jedoch folgendes festzustellen: 66 - Beim Thema Pflege und Hilfebedürftigkeit sind es grundsätzlich überwiegend Frauen, die sich beraten lassen, sowohl als Betroffene als auch als pflegende Angehörige. Ihr Anteil liegt zwischen 50 und 80 Prozent. - Je nach Anbieter und Beratungsstelle ist das Klientel hinsichtlich der sozialen und finanziellen Situation unterschiedlich, dasselbe gilt für die Altersstruktur. - Insgesamt nimmt der Anteil der Nutzer zwischen 65 und 85 Jahren kontinuierlich zu. - Die Altersgruppe ab 85 Jahren nimmt die Informations- und Beratungsangebote seltener wahr. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bedarf Der aktuelle Bestand an Beratungsstellen und -angeboten ist an die derzeitige Situation angepasst. Insbesondere die Vielfalt und die zahlreichen Fachberatungen zu bestimmten Schwerpunktthemen werden positiv gesehen und müssen erhalten bleiben. Die personelle Ausstattung und die diesbezüglichen Bedarfslagen in den einzelnen Beratungsstellen wurden im Rahmen dieses Plans nicht erhoben. Eine fundierte Aussage kann im Folgenden deshalb nur zur Situation im Pflegestützpunkt getroffen werden. Die Eröffnung des Pflegestützpunktes im Herbst 2010 hat eine Lücke im Kirchheimer Beratungsnetz geschlossen. Als einzige neutrale Beratungsstelle für Pflegebedürftige oder von Pflegebedürftigkeit bedrohte Menschen und ihre Angehörigen bietet der Pflegestützpunkt neben Informationen zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen und lokalen Unterstützungs- und Versorgungsangeboten auch Hilfestellung bei der Organisation und Inanspruchnahme der Leistungen (Case Management). Das Beratungsangebot des Pflegestützpunktes wird von den Kirchheimer Bürgern gut angenommen. In seiner Lotsenfunktion hilft der Pflegestützpunkt einen passenden Weg durch das vielfältige Angebot an Leistungen und Diensten bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit zu finden. Bei Bedarf ist er auch vermittelnd tätig und leitet über zur Pflegeberatung durch die Pflegekassen oder zu spezialisierten Fachdiensten. Die Flexibilität des Beratungsangebotes ist durch offene Sprechstunden, Terminvereinbarungen und Hausbesuche gegeben. In der Nutzerstruktur zeigt sich, dass tendenziell eher Angehörige als Betroffene selbst das Beratungsangebot nutzen. Aufgrund der zu erwartenden zunehmenden Anzahl an älteren und auch hilfebedürftigen Menschen auf der einen Seite und gleichzeitigem Rückgang der Unterstützung durch Angehörige vor Ort (weil entweder keine Angehörigen da sind oder diese zu weit entfernt wohnen) wird die Tätigkeit des Pflegestützpunktes weiter an Bedeutung gewinnen. Hier zeichnet sich ein Bedarf ab, der über eine Lotsenfunktion hinausgeht: Die Zunahme an persönlicher Betreuung und konkreter Hilfeleistungen bei der Organisation der Pflegesituation im Sinne von Fallbegleitungen und Fallsteuerungen. Dafür ist der momentane Personalbestand allerdings nicht ausreichend. Eine weitere Aufgabe des Pflegestützpunktes ist die Koordination, Vernetzung und Weiterentwicklung der örtlichen Angebote (Care Management). Durch die Einbindung des Pflegestützpunktes in die lokale und regionale Gremienstruktur ist die Vernetzung mit Einrichtungen und Diensten der Altenhilfe vorhanden. Auf der einzelfallbezogenen Ebene wird die Vernetzung der Hilfen und Leistungserbringer vom Pflegestützpunkt bei Bedarf in die Wege geleitet. Der Pflegestützpunkt sollte sich vermehrt der Öffentlichkeitsarbeit annehmen: Zum einen um sein individuelles Beratungsangebot in Kirchheim unter Teck bekannter zu machen, zum Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 67 Beratung und Information anderen um durch alternative Veranstaltungsformen zusätzlich zur Einzelfallberatung die Beratungsinhalte und Informationen zu vermitteln. Der konsequenten Umsetzung dieser Ansätze sind durch die derzeitige personelle Kapazität Grenzen gesetzt. Der Pflegestützpunkt muss als Angebot auf Dauer gesichert werden. Maßnahmen Dauerhafte Absicherung des PSP als umfassende und neutrale Beratungsstelle Personalausstattung dem steigenden Beratungs- und Fallmanagementbedarf anpassen Kontinuierliche Informations- und Öffentlichkeitsarbeit durch den Pflegestützpunkt Regelmäßiges Aktualisieren von Informationsmaterial bzw. -medien zu örtlichen Hilfsangeboten Verstärkung der speziellen Informationen und der Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund Übersetzung der Materialien in die wichtigsten Fremdsprachen Regelmäßige Informationsgespräche in den Migrantenselbstorganisationen Ausbildung von ehrenamtlichen Brückenbauern mit Zweitsprache Ehrenamtliche Beratungshelfer mit Zweitsprache im Pflegestützpunkt und dem erweiterten Beratungsangebot des Vereins buefet (z.B. Wohnberatung) Wohnberatung ausbauen und an den steigenden Bedarf anpassen 68 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Informationszugänge Ergänzend zum persönlichen Beratungsangebot sollten Informationen über kommunale Angebote auf unterschiedlichen Wegen zum Bürger gelangen. Üblich sind hier Veranstaltungshinweise über die Tagespresse, die Nutzung der neuen Medien als Informationsplattform oder themenspezifische Printmedien. Bestand Im Rahmen der Altenhilfeplanung wurde der Bedarf an einer umfassenden Senioreninformationsbroschüre festgestellt. Auch der beteiligte Bürgerausschuss meldete ein Defizit bei Informationsmaterialien, die themenübergreifend das Gesamtangebot darstellen. Die Broschüre "Gut informiert Älter werden" wurde im Frühjahr 2011 veröffentlicht und steht seitdem den Kirchheimer Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. Ziel der Broschüre ist es, das Angebot zum Thema "Älterwerden" in Kirchheim unter Teck in allen Facetten sowie Hilfsangebote der verschiedenen Leistungserbringer übersichtlich und gebündelt darzustellen. Im Rahmen der Demenzkampagne ist die Broschüre "Miteinander Leben - mit Demenz dazugehören – Informationen und Tipps für Angehörige, Freunde und Nachbarn" entstanden, die auf die Hilfeangebote für demenziell Erkrankte in der Stadt hinweist und umfassend über die Krankheit informiert. Als Informationsmedium wird die Homepage der Stadt Kirchheim in zunehmendem Maße auch von älteren Bevölkerungsgruppen genutzt. Deshalb müssen auch dort die Angebote rund um das Thema Älterwerden nutzerfreundlich und barrierefrei dargestellt werden. Bedarf Im Bereich der Informationsvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit wird ein weiterer Bedarf gesehen. So hat auch die Arbeit mit dem Bürgerausschuss ergeben, dass in Kirchheim unter Teck eine große Angebotsbreite vorhanden ist, es für den Bürger jedoch schwierig ist, umfassend an entsprechende Informationen heranzukommen. Viele Einrichtungen oder Vereine veröffentlichen ihre Veranstaltungen über eigene Programmflyer oder -broschüren, oder nutzen den eigenen Internetauftritt. Eine gebündelte, themenspezifische Darstellung aller Angebote und Veranstaltungen kann es dem Bürger erleichtern, das für ihn Passende zu finden. Die Seniorenbroschüre ist hier ein Schritt in die richtige Richtung. Diese muss jedoch regelmäßig aktualisiert und an die sich verändernden Angebote und Themen angepasst werden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und der damit verbundenen besseren Nutzbarkeit für ältere Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 69 Beratung und Information Menschen sollte die Seniorenbroschüre in Zukunft werbefrei gestaltet sein. Ergänzend wird empfohlen, weitere, ggf. jährlich oder halbjährlich erscheinende Übersichten mit Themenschwerpunkten angelehnt an die Demenzbroschüre zu veröffentlichen (z.B. Sportangebote für Ältere, Demenzveranstaltungen, etc.). Der Internetauftritt der Stadt sollte stärker als Informationsplattform genutzt und beständig aktualisiert werden, um das bestehende Angebot zu publizieren. Wichtig ist in diesem Zusammenhang einen barrierefreien Zugang zu erhalten. Es wird ein Bedarf auch in der konzeptionellen Herangehensweise an das Thema Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Kirchheim unter Teck gesehen. Insbesondere die neuen Medien nehmen im täglichen Leben eine immer größer werdende Rolle ein. Der Nutzerkreis des Internets wird auch unter den älteren Menschen in den nächsten Jahren stetig zunehmen. Mittelfristig ist damit zu rechnen, dass die Informationsvermittlung über das Internet einen deutlich höheren Stellenwert bekommt, als die Publikation über Printmedien wie Broschüren oder Flyer. Hier ist ein Umdenken erforderlich. Im Moment liegt der Fokus der Öffentlichkeitsarbeit auf der Erstellung von Flyern oder Broschüren, der Internetauftritt wird nach Bedarf angepasst. Zukünftig sollte der Schwerpunkt auf dem Internetauftritt liegen, Broschüren und Flyer könnten auf direkte Nachfrage ausgedruckt werden. Gelder, die in den Druck und die grafische Umsetzung solcher Medien fließen, sollten langfristig in einen benutzerfreundlichen Internetauftritt investiert werden. Das Internet bietet die Möglichkeit, kostengünstig viele Informationen zu bündeln und dem Bürger übersichtlich, nach seinen Bedürfnissen, zu präsentieren. Entsprechende Gelder für eine Neukonzeption der Öffentlichkeitsarbeit und insbesondere des Internetauftritts und die regelmäßige Pflege und Aktualisierung der Homepage sollten bereitgestellt werden. Mehrsprachige Informationsmaterialien lagen zum Erhebungszeitraum nur teilweise vor. In Anbetracht der Tatsache, dass in den kommenden Jahren mit einer Zunahme an älteren Migranten zu rechnen ist (vgl. Kapitel 8) sollten vorhandene und zukünftige Informationsmaterialien unter interkulturellen Aspekten angelegt sein. Es wird empfohlen, Informationsmaterialien entsprechend zu konzipieren und in etablierte Fremdsprachen zu übersetzen (z.B. türkisch, russisch, italienisch, etc). 70 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen Öffentlichkeitsarbeit laufend überprüfen und an sich verändernde Bedürfnisse der Zielgruppen anpassen Aktualisierung/Neuauflage des Seniorenwegweisers "Gut informiert älter werden" Regelmäßige Aktualisierung/Neuauflage der Demenzbroschüre "Miteinander Leben mit Demenz dazugehören – Informationen und Tipps für Angehörige, Freunde und Nachbarn" Themenspezifische Veröffentlichungen (z. B. Veranstaltungsheft Demenz, Sportangebote für Senioren) zeitnah umsetzen Internetauftritt der Stadt Kirchheim unter Teck verstärkt als Informationsplattform nutzen Konzeptionelle Überarbeitung der Informationsvermittlung für Menschen mit Migrationshintergrund Informationsmaterialien in verschiedene Fremdsprachen übersetzen Muttersprachliche Informationsveranstaltungen für Menschen mit Migrationshintergrund konzipieren Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 71 Kapitel 4 Kapitel 4 Leben und Wohnen in der Stadt Die Aufrechterhaltung selbständigen und selbstbestimmten Wohnens ist auch bei körperlichen Einschränkungen bis ins hohe Alter der mehrheitliche Wunsch der Bevölkerung. Aufgabe und Ziel einer kommunalen Altenhilfeplanung ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, solange wie möglich in der eigenen Wohnung zu verbleiben. Die Bedeutung des Wohnens in der Lebensphase ab dem Rentenalter ist vor allem durch die zumindest statistische Tatsache geprägt, dass ältere Menschen einen großen Teil ihres Alltags zu Hause verbringen. Dies erfordert von Seiten der kommunalen Sozial- und Stadtplanung zukunftsorientierte Konzepte, die sich aus den lokalen Gegebenheiten ableiten müssen. Neben der demografischen Entwicklung (Anstieg des Anteils der älteren Bevölkerung, vgl. Kapitel 1 Demografische Entwicklung) sind weitere Entwicklungen zu konstatieren, die bei einer integrierten Stadt- und Sozialplanung kurz- und mittelfristig berücksichtigt werden müssen: 72 - Die Lebenslagen und Lebensstile der Senioren sind höchst unterschiedlich. Wohnen sie in Miete oder im Eigentum? Wohnen und leben sie allein oder nicht? Ist ein soziales Netzwerk vorhanden? Wie ist der Aktions- oder Mobilitätsradius? Ist der Lebensstil eher städtisch geprägt oder auf den Gemeindeteil bezogen? Diese Unterschiedlichkeiten wurden in neueren Studien nachgewiesen. - Von Seiten der Generation 50+ lässt sich ein gesteigertes Interesse an neuen Wohnformen, die beispielsweise gemeinschaftlich orientiert sind, feststellen; neue Projekte wurden bisher jedoch eher in Großstädten und Städten mittlerer Größe umgesetzt. Die meisten dieser Projekte wurden durch Bauträger und/oder kommunale Beratung unterstützt. - Die Anzahl der Menschen, die auf keine familiäre Unterstützung und Pflege zurückgreifen können, wird steigen. Dies wird zur Konsequenz haben, dass nachbarschaftliche und kommerzielle Dienstleistung an Bedeutung gewinnen, wobei sich dies sowohl auf die alltäglichen Hilfen als auch auf die pflegerische Betreuung bezieht. - Mittelfristig wird der Anteil der älteren Menschen, die materiell gut bis zufriedenstellend ausgestattet sind, abnehmen. Es ist bereits heute schon sichtbar, dass die Altersarmut zunimmt. Deshalb muss bei den Mietwohnungen und dem Wohnen für Bedarfsgruppen mit altersbedingten Einschränkungen sowie Betreuungs- und Pflegebedarf dar- Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck auf geachtet werden, dass sie auch von finanziell schwächeren Bevölkerungsgruppen bezahlbar sind. Standards für ein seniorengerechtes Wohnen und Wohnumfeld Ältere Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen benötigen senioren(bedarfs)gerechten Wohnraum und ein Wohnumfeld, das nicht nur barrierefrei ist, sondern auch nachbarschaftliche und Kontakte in Gemeinschaften zulässt bzw. fördert. Ein Mix an unterschiedlichen Wohntypen in Verbindung mit nachbarschaftlichem, hauswirtschaftlichem und pflegerischem Angebot, Wohngemeinschaften für ältere Menschen mit besonderen Krankheitsbildern (z.B. Demenz WG), intergeneratives Wohnen, betreute Wohnangebote und schließlich auch stationäre Pflegeeinrichtungen in der Nähe des angestammten Quartiers tragen diesen Bedarfsentwicklungen Rechnung. Die Kriterien für ein altersgerechtes, der Lebensphase angepasstes Wohnen und Wohnumfeld sind im Folgenden genannt. Sie sollten bei Neu- und Umplanungen beachtet werden. Wohnstandard Um möglichst lange zu Hause wohnen bleiben zu können, muss die Wohnung dafür geeignet sein oder angepasst werden. So ist beispielsweise das Badezimmer in vielen Wohnungen nicht barrierefrei. Durch einfache Hilfsmittel sind Erleichterungen im Alltag möglich. Außerhalb der Wohnungstüre ist bei Planungen oder Umbauten die barrierefreie Zugänglichkeit und Erreichbarkeit zu beachten und wenn möglich nachzurüsten. Die planerischen Grundlagen enthalten die beiden DIN-Normen 18025 und 18024; weitere Hinweise für seniorengerechtes Wohnen und Wohnumfeld gibt es in zahlreichen Checklisten und Broschüren. Für eine individuelle Beratung zum Thema seniorengerechtes Wohnen ist das Angebot einer Wohnberatung sinnvoll und bewährt. Standards Wohnraum - Barrierefreies Planen und Bauen - Anpassung vorhandenen Wohnraums - Schaffung von altengerechtem Wohnraum - Wohnanpassungsmaßnahmen oder Neubauten sind so zu gestalten, dass der Wohnraum flexibel (von allen Generationen und Bedarfsgruppen) bewohnt werden kann Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 73 Leben und Wohnen in der Stadt - Kriterien für altengerechten Wohnraum (Lage des Wohngebäudes, Anforderungen an das Wohngebäude, Größe der Wohnung, Gestaltung des Gebäudes) Vielfalt an Wohnformen Bei Neubauten muss darauf geachtet werden, dass die Wohnangebote wechselnden Lebensphasen, der Vielfalt der Lebenssituationen sowie den Bedürfnissen im Alter und bei Behinderung gerecht werden. Dazu gehört eine Durchmischung der Wohnformen unter Beachtung der demografischen Aspekte. Soziale Netzwerke Soziale Netzwerke sind ein wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität, sie sind für die Sicherung und Aufrechterhaltung einer selbständigen Lebensführung von zentraler Bedeutung. Vor allem das enge private soziale Netz (Verwandtschaft, Freundeskreis) erfährt im Hilfe- und Pflegefall einen enormen Bedeutungszuwachs, allerdings sind auch Themen wie Nachbarschaft, Zusammenleben von Jung und Alt, Wohnen in Wahlverwandtschaften zunehmend wichtige Bausteine, um im Bedarfsfall eine gut verankerte Unterstützung zu ermöglichen. Sicherstellung der bedarfsgerechten Infrastruktur Die Situation und Ausgestaltung des Wohnumfeldes bestimmen ebenfalls, inwieweit im Alter Unabhängigkeit und Selbständigkeit aufrechterhalten werden können. Eine bedürfnisgerechte Wohnumfeldgestaltung setzt eine entsprechende stadtplanerische Sichtweise voraus, die die Menschen mit ihren unterschiedlichen Lebensphasen und die darin benötigte Infrastruktur im Blick haben. Dazu gehören vor allem: 74 - Wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten und wichtige Dienstleistungsangebote - Versorgung mit Ärzten, Krankenhaus und Apotheken - Freizeit-, Bildungs- und Kulturangebote (Anlässe und Orte der Begegnung schaffen) - Öffentlicher Personennahverkehr als wichtiges Bindeglied in der Mobilitätskette der Senioren - Sicherheit im Wohnumfeld, Vermeidung von Angsträumen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Hinweise zum Wohnumfeld Im Wohnumfeld sind unterschiedliche Faktoren wichtig, damit sie den Bedürfnissen der älteren Menschen entsprechen. Besonders relevant sind folgende Aspekte (vgl. Gesund und aktiv älter werden: Aktiv werden für Gesundheit – Arbeitshilfen für Prävention und Gesundheitsförderung im Quartier): Klare und leicht erkennbare Orientierungssysteme und Gestaltung: - Fuß- und Radwege; sinnvoll ist eine deutliche Trennung, um die Unfallgefahr zu vermeiden - Klare Wegführung - Breite Gehwege, damit eine Gehhilfe oder eine Begleitperson Platz hat - Eindeutige, gut lesbare Orientierungssysteme (Schilder, Farbleitsysteme) - Wenig Pflasterstein - Straßenübergänge mit Bordsteinabsenkung - Grünanlagen (Bewegungs- und Erholungsräume für unterschiedliche Altersgruppen) - Vermeidung von Angsträumen: o Übersichtlichkeit, einsehbare öffentliche Plätze und Straßen o Gute Beleuchtung o Regelmäßige Pflege und Instandhaltung öffentlicher Bereiche o Bei Nutzungskonflikten: frühzeitige Intervention z.B. durch Dialogförderung, Mediation Ausstattung des öffentlichen Raums: - Bänke in kurzen Abständen - Witterungsgeschützte Verweilmöglichkeiten - Öffentliche Toiletten - Stellplätze für Rollatoren und Elektromobile Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 75 Leben und Wohnen in der Stadt Anpassung des ÖPNV an die Bedürfnisse älterer Menschen - Einsatz von Niederflurbussen, Ein- und Ausstiegshilfen - Ausreichend lange Türöffnungszeiten - Genügend Haltegriffe - Deutliche Stationsansagen - Barrierefreie und überdachte Haltestellen mit Sitzgelegenheiten Abstimmung der Fachplanungen Die dargestellten Maßnahmen fallen in die Zuständigkeit verschiedener Fachämter. Deshalb ist es über die im Baugesetzbuch vorgeschriebene Beteiligung hinaus notwendig, dass bei Planungen und Projekten ämterübergreifende Arbeitsgruppen installiert werden. Dieses Vorgehen hat sich u.a. bei der Umsetzung von Projekten im Rahmen des Programms „Soziale Stadt – Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf“ bewährt. Quartiersansätze Strukturen des quartiersbezogenen Ansatzes in der kommunalen Altenhilfeplanung Es gibt unterschiedliche Konzepte in der quartiersbezogenen Sozialraum- und Sozialplanung, die jedoch in den Eckpunkten oder Bausteinen im Wesentlichen übereinstimmen. Grundsätzlich ist bei den Planungen eine statistische Sozialraumanalyse, die auch eine Bedarfserhebung zur sozialen Infrastruktur mit einschließt, notwendig. Durch einen quartiersbezogenen Ansatz in der Altenhilfeplanung ist es möglich, 76 - dem Bedarf vor Ort bzw. im Quartier gerecht zu werden - durch Beteiligung Mitwirkung und Akzeptanz zu erreichen - Selbsthilfepotenziale zu aktivieren und zu erhalten - eine eigenständige Lebensführung länger zu ermöglichen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bausteine quartiersbezogener kommunaler Altenhilfeplanung : Baustein 1: Kleinräumig denken - Selbständiges Wohnen im Quartier stärken (dazu gehören barrierefreier Neubau, barrierefreie Anpassung verbreiten, altersgerechte Wohnumfeldgestaltung sichern, Infrastruktur erhalten, Soziales im Quartier anregen (Begegnungsmöglichkeiten und soziale Netzwerke aufbauen, ortsnahe Beratung ermöglichen, niederschwelige Dienste im Hilfemix und die Pflege im Quartier sichern)) Baustein 2: Partizipation ermöglichen - Bürgerbeteiligung an der Planung ermöglichen und - Bürgerbeteiligung bei der Umsetzung fördern Baustein 3: Kooperationen schaffen - Soziale Dienstleister, Kirchen, Vereine, etc. kooperieren - Wohnungswirtschaft und Kommune (auch innerhalb der unterschiedlichen Ämter) kooperieren Baustein 4: Prozesshaft vorgehen - Strukturierter Prozess wird initiiert und durch einen Kümmerer oder ein Quartiersmanagement begleitet und gesteuert Bestand Kirchheim unter Teck erlebt derzeit einen Trend hin zum seniorengerechten Wohnen. Viele ältere Menschen sind bereit, ihre Wohnsituation im Alter zu ändern und suchen gezielt Wohnraum im Innenstadtbereich, der verschiedene Servicedienstleistungen wie Hausmeisterservice und Pflegeleistungen nach Bedarf bereit hält. Eine barrierefreie Gestaltung der Wohnungen und des Wohnumfeldes ist hier neben der schnellen Erreichbarkeit der infrastrukturellen Einrichtungen ein zentrales Anliegen. Auch nimmt der Anteil an älteren Menschen zu, die bewusst aus dem ländlichen Umland nach Kirchheim unter Teck ziehen, um insbesondere die Infrastruktur der Stadt nutzen zu können. Der Anteil der älteren Bevölkerung in Kirchheim wird also in den nächsten Jahren nicht nur deshalb ansteigen, weil eine große Menge an "eigener" Bevölkerung älter wird, sondern auch, weil Zuzüge Älterer aus dem Umland zu erwarten sind. Der im Vorfeld beschriebene Trend hin zu einem selbstbestimmten Wohnen im Alter ist in der Stadt Kirchheim unter Teck gut zu beobachten. Dies spiegelt sich derzeit insbesondere Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 77 Leben und Wohnen in der Stadt auf dem Immobilienmarkt wider: Seniorengerechte Eigentumswohnungen werden stark nachgefragt, für innenstadtnahe Wohnanlagen steigen die Preise, trotzdem ist die Nachfrage nach diesen Immobilien gleichbleibend stark bis steigend. Gleich hoch ist die Nachfrage nach seniorengerechtem Wohnraum zur Miete. Hier stellt sich die Schwierigkeit ein, dass wenig Wohnraum zur Verfügung steht und die infrastrukturell günstig gelegenen Mietangebote ebenfalls im Preis steigen. Es besteht die Gefahr, dass einkommensschwache Senioren zunehmend in infrastrukturell ungünstige Quartiere verdrängt werden. Neues Wohnen in Kirchheim unter Teck Die Stadt Kirchheim unter Teck hat sich im Rahmen einer Zukunftswerkstatt dem Thema „Wohnen in der Zukunft“ angenommen. Die Ergebnisse spiegeln den Bedarf in Kirchheim unter Teck sehr gut wider. Die Zukunftswerkstatt, an der Vertreter des Gemeinderats, der unterschiedlichen Fachämter, Ehrenamtliche und Bürger der Stadt teilgenommen haben, hat gezeigt, dass der Unterschiedlichkeit der Lebensstile und den Lebenslagen der Bevölkerung Rechnung getragen werden muss. Wichtig ist deshalb, dass in allen Planungen und Maßnahmen, die die soziale Infrastruktur betreffen, die wohnraumbezogenen und städtebaulichen Aspekte mit einbezogen werden. Genauso müssen bei Wohnumfeld- und städtebaulichen Planungen die sozialen Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Dazu gehört auf der kommunalen Ebene auch, dass ämterübergreifend geplant wird und alle Planungen unter dem Aspekt der demografischen Entwicklung Kirchheims geprüft werden. Städtebauliche Planung hat wesentlichen Einfluss auf die sozialen Zusammenhänge in der Stadt. Sie muss deshalb die Erkenntnisse der Sozialplanung berücksichtigen. Die Zukunftswerkstatt machte auch deutlich, dass die Nachfrage nach alternativen Wohnformen steigen wird. Älter werdende machen sich zunehmend Gedanken über ihre Situation im 3. und 4. Lebensabschnitt und wollen Vorsorge treffen. Stationäre Pflegeeinrichtungen stellen für die Älteren dagegen eine Wohnalternative dar, die nur dann in Frage kommt, wenn in hohem Alter eine Pflege nicht anderweitig sichergestellt werden kann. Bauen in der Gruppe Das Bauen in der Gruppe erfordert vom Einzelnen frühzeitige Weichenstellungen. Ein erster gewichtiger Schritt ist die Entscheidung, im Alter nochmals umzuziehen und ggf. bereits vorhandenes Wohneigentum zu verkaufen oder anderes Vermögen entsprechend einzusetzen. 78 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Die vorhandenen Projekte in der Region und auch bundesweit sind durch eine lange Vorlaufzeit geprägt. Bisher sind es noch Einzelprojekte, die vor allem von privaten Bauherren realisiert werden. Das Bauen in der Gruppe erfordert von den Beteiligten auch einen hohen Einsatz an Engagement und Zeit. Um mit den Teilnehmern bzw. Interessierten der Zukunftswerkstatt konkret diskutieren zu können, wurden verschiedene Standortalternativen vorgestellt. Daraus entstand eine Interessengemeinschaft "In der Gruppe bauen", die sich jedoch ohne Ergebnis nach längerer Diskussionsphase wieder aufgelöst hat. Im Rahmen der aktuellen Planung für das Steingauquartier ist von Seiten der Bevölkerung 50+ Interesse an Baugemeinschaften (auch mit Jüngeren) signalisiert worden. Daheim Wohnen bleiben – Wohnen im Bestand An der Tatsache, dass die überwiegende Zahl der älteren Menschen möglichst lange in ihrer angestammten Wohnung bleiben möchte, ist nicht zu rütteln. Aus sozialen und ökonomischen Gründen und im Hinblick auf die Bewohnerstruktur in der Stadt ist dies zu unterstützen. Die Menschen kennen sich in ihrem Stadtteil aus, haben sich ihre Möglichkeiten je nach Lebensphase erschlossen und kommen vielfach auch bei nachlassenden geistigen Fähigkeiten zurecht. In der Konsequenz heißt dies, dass neben der Gestaltung des Wohnumfeldes und der Sicherstellung der Versorgungsstruktur der Wohnraum selbst den Bedürfnissen der Menschen bei nachlassenden Fähigkeiten angepasst werden muss. Die Ideen, Vorschläge und Maßnahmen zu den genannten Handlungsfeldern sind bei den Standards und Hinweisen zum Thema Wohnen und Wohnumfeld formuliert. Dabei ist wichtig, dass diese Ideen auch im städtischen Wohnungsbestand umgesetzt werden bzw. es auch einen Austausch zwischen der Kreisbaugenossenschaft als größter Wohnbauträgerin und der Stadt gibt. Zukunftsweisendes Wohnen zur Miete Bezahlbarer Mietwohnraum ist in Kirchheim unter Teck knapp. Während Wohneigentümer sich ihre Wohnungsanpassungsmaßnahmen eher leisten können, sieht es bei Mietern mit mittlerem oder geringem Einkommen schlecht aus. In der Zukunftswerkstatt wurde deshalb der Bedarf von bezahlbarem, altengerechtem Wohnen formuliert. Neu entstehender barrierefreier Wohnraum liegt bei Vermietung im hochpreisigen Segment. Sanierungen bzw. Anpassungen im Bestand führen in der Regel zu Mieterhöhungen. Im Blick auf Ältere mit geringem Einkommen muss seitens der Kommune auf ein entsprechendes Angebot geachtet werden. Gerade auch Einkommensschwächere müssen die Möglichkeit haben, in ihren gewohnten Bezügen zu verbleiben, ihre vorhandenen Unterstützungssysteme zu nutzen und damit ihre Versorgung so günstig wie möglich sicher zu stellen. Wohnungsgenossenschaften, Bauträger und Stadt Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 79 Leben und Wohnen in der Stadt müssen sich ihrer Verantwortung für diesen Personenkreis stellen. Als ideales Projekt im Mietwohnungsbau wurde in der Zukunftswerkstatt Folgendes beschrieben: „Es muss für verschiedene Nutzergruppen geeignet sein: ältere Menschen, Familien mit Kindern, Alleinlebende, Alleinerziehende, Menschen mit wenig Geld, Menschen mit mittlerem Einkommen. Die Mietobergrenzen sollten gewährleistet werden." Bereits in der Zukunftswerkstatt hat die Kreisbaugenossenschaft angekündigt, im Bereich Bismarckstraße/Eichendorffstraße/Tannenbergstraße ihren Mietwohnungsbestand sanieren bzw. erneuern zu wollen. Die Kreisbaugenossenschaft hat sich gemeinsam mit der Stadtverwaltung und der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung (Altenzentrum St. Hedwig) diesem Thema in einer Sozialraumanalyse Rauner „Gut alt werden im Quartier“ angenommen. Zentrale Frage des Projekts war, wie bestehender Wohnraum und das Wohnumfeld gestaltet sein muss, um ein möglichst langes Verbleiben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen und wie ein aktives Gemeinwesen mit ausgewogener Bewohner- und Infrastruktur entstehen kann. Neben dem barrierefreien Um-/Neubau des vorhandenen Wohnraums im Eigentum von Kreisbaugenossenschaft und VdK liegt ein Fokus auf der Gestaltung des Wohnumfelds und einer Aktivierung der Nachbarschaft. Durch das Einrichten eines Stadtteilbüros bzw. von Begegnungsräumen unter Beteiligung der Keppler-Stiftung, sollen unterschiedliche soziale Kontakte ermöglicht werden und Anlauf- und Beratungsstellen zu unterschiedlichen Themen vereint werden. Von der Schaffung barrierefreien Wohnraums profitieren nicht nur ältere Menschen sondern alle Alters- bzw. Mietergruppen (z.B. Familien mit Kleinkindern). Die Kombination aus bedarfsgerechtem Wohnraum, Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen und Quartiersmanagement unter Mitwirkung des dort etablierten Seniorenzentrums wird als zukunftsweisend betrachtet. Hier wird die von der Stadt seit Jahren postulierte Gemeinwesenfunktion der stationären Einrichtungen umgesetzt und Quartiersarbeit mobilisiert. Wünschenswert wäre es, dass ähnliche Projekte in Kooperation mit den anderen Seniorenzentren entstehen. Querschnittsthema Quartiersbezug/Kleinräumigkeit Der Quartiersbezug, die Quartiersarbeit und die Stärkung von Nachbarschaft sind Themen, die in den unterschiedlichen Planungen in der Stadt und so auch bei der Zukunftswerkstatt diskutiert wurden. Ziel der Stärkung von Nachbarschaften und Stadtteilen ist: „Es soll ein WirGefühl entstehen, die Leute sollen sich gegenseitig grüßen und wahrnehmen, damit man umeinander weiß, sich austauscht und gegenseitig hilft“. Als gelungenes Kirchheimer Beispiel wurde das Nachbarschaftsnetzwerk Klosterviertel betrachtet (Lebensräume von 0 bis 100 – sozial verbunden älter werden). Interessierte aus der Zukunftswerkstatt haben sich auf den Weg gemacht, exemplarisch im Quartier Obere Vorstadt ein neues Nachbarschaftsprojekt anzustoßen. Als weiteres wichtiges Ergebnis der Zukunftswerkstatt war festzuhalten, dass 80 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck das Bedürfnis der Menschen nach sozialer Verbundenheit, nachbarschaftlicher Hilfe und Kommunikation groß ist. Für ein Gelingen sozialer Quartiersnetzwerke sind allerdings finanzielle und personelle Ressourcen für Entwicklungsarbeit und Moderation erforderlich. Vorhandene Strukturen müssen nutzbar gemacht und Akteure im Quartier aktiviert werden. Sofern nicht vorhanden, sind z.B. räumliche Ressourcen neu zu schaffen. Insgesamt ist das Thema Quartiersbezug bereits seit Langem in Sozialplanungen und Konzepten fester Bestandteil. In der Praxis sind in einzelnen Stadtgebieten/Quartieren „stärkere“ Nachbarschaften (aktive Bürger) vorhanden, die auf das Gebiet einen positiven Einfluss haben. In sozial schwächeren Gebieten sind solche Ressourcen weniger gegeben und müssen deshalb sehr viel stärker mobilisiert und gestützt werden. Bedarf Zusammenfassend ergibt sich folgender Bedarf: 1. Kirchheim unter Teck setzt sich das Ziel "barrierefreie Stadt". 2. Das Wohnumfeld und der Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen muss flächendeckend für die wachsende Zahl von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen angepasst werden, um eine möglichst lange Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu ermöglichen. 3. Ein möglichst langer Verbleib im angestammten Wohnraum, auch im Falle einer Pflegebedürftigkeit kann nur gewährleistet sein, wenn adäquater, also seniorengerechter Wohnraum zur Verfügung steht. Entsprechend unterstützende Dienstleistungen müssen bekannt sein und nach Bedarf und flexibel zur Verfügung stehen. 4. Die Stadt verfügt über einen eigenen, sanierungsbedürftigen Wohnbestand. Es ist ein Sanierungsprogramm erforderlich, das die Aspekte des barrierefreien Wohnens berücksichtigt und zügig umsetzt. 5. Eine kleinräumige Quartiersbetrachtung sowohl in Stadt- und Sozialplanung als auch in der gemeinwesenorientierten Sozialarbeit ist notwendig, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sozialer Zusammenhalt gefördert und Nachbarschaft aktiv gelebt werden können. So werden Entwicklungen in der Bewohnerschaft oder im Einzelfall (z.B. Vereinsamung, Verwahrlosung oder Pflegebedarf) frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen in Gang gebracht. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 81 Leben und Wohnen in der Stadt 82 6. Die Stärkung der einzelnen Quartiere und deren soziale Zusammenhänge müssen zu einem leitenden Ziel kommunalen Handelns werden. 7. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung (Bürgerausschuss) wurde ein Bedarf an öffentlichen Toiletten am Bahnhof und auf dem Weg zwischen Bahnhof und Innenstadt gemeldet. Hier ist die vorhandene Anzahl nicht ausreichend, die Positionierung ist nicht angemessen. Außerdem besteht ein Bedarf an frei zugänglichen Toiletten zu Zeiten an denen die "netten Toiletten" und die Toiletten in öffentlichen Gebäuden nicht zugänglich sind (insbesondere am Wochenende). Betroffen sind hier, laut Aussagen des Bürgerausschusses insbesondere auswärtige Besucher, welche mit den örtlichen Gegebenheiten nicht vertraut sind. 8. Durch die Zunahme an älteren Bewohnern ist ein besonderer Fokus auf die Pflege und Instandhaltung des Wohnumfeldes und der Verkehrswege zu legen. Dies ist notwendig, um die uneingeschränkte Mobilität und damit die Versorgung und Teilhabe der älteren Menschen zu sichern. Demografisch bedingt nimmt auch die Zahl der Grundstückseigentümer bzw. Mieter zu, denen die Erfüllung der Reinigungs-, Räum- und Streupflicht selbst schwer fällt oder nicht mehr möglich ist. Angebote ambulanter Dienste und privater Anbieter stehen nur begrenzt zur Verfügung oder sind eine Frage finanzieller Leistungsfähigkeit. Zu Interessenskonflikten kann es auch dann kommen, wenn der Wunsch zur Wohnumfeldverbesserung oder nach mehr Beschattung die Frage der Bewältigung von Bewuchs und Laubfall aufwirft. Der Abwägung der Interessen bei Neu- und Ersatzbegrünungen und der Stärkung nachbarschaftlicher Unterstützungssysteme kommen hier wachsende Bedeutung zu. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen Seniorengerechter Wohnraum muss bedarfsgerecht vorhanden sein Zeitnahes Sanierungsprogramm für den städtischen Wohnungsbestand unter den Aspekten des barrierefreien Wohnens Zukunftswerkstatt "Neues Wohnen" in regelmäßigen Abständen etablieren Bauen in der Gruppe: Anlaufstelle bei der Stadt bekannter machen und offensive Unterstützung für Interessierte anbieten Bezahlbaren barrierefreien und flexibel nutzbaren Wohnraum zur Miete schaffen (Stadt stellt Grundstücke zur Verfügung und verhandelt mit Bauträgern) Ganzheitliche Quartierskonzepte für alle Quartiere in Kirchheim entwickeln Kleinräumig, also quartiersgerecht denken, entwickeln und planen Partizipation für die Bewohner der Quartiere ermöglichen, vorhandene Nachbarschaftsnetzwerke nutzen Im Rahmen der Gemeinwesenarbeit bzw. Netzwerkarbeit Kooperationen schaffen, insbesondere zu Vereinen, Einrichtungen und Institutionen die bereits in das Quartier hineinwirken oder dies in Zukunft stärker forcieren müssen Prozesshaft vorgehen, Quartiersentwickler/-moderatoren einsetzen und den Sozialen Dienst Kirchheim in seiner Steuerungsfunktion in den Quartieren durch zusätzliche personelle Ressourcen stärken und unterstützen Netzwerke auf Nachbarschafts- und Quartiersebene als tragende Säule der gemeinwesenorientierten Arbeit über die gesamte Stadt ausbauen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 83 Leben und Wohnen in der Stadt Seniorengerechte Gestaltung des Wohnumfeldes bzw. des Quartiers Es sind für den städtischen Wohnungsbestand Wohnumfeldverbesserungen vorzusehen, die eine Verbesserung des sozialen Miteinanders ermöglichen Klare und kurze Wegeführung innerhalb der Quartiere und auf den Wegen zu den infrastrukturellen Einrichtungen im Quartier Deutliche Trennung zwischen Fuß- und Radwegen (erhöhtes Sicherheitsgefühl; geringere Unfallgefahr) Breite, ebene Gehwege ohne seitliches Gefälle, damit selbständiges Gehen möglich ist bzw. eine Gehhilfe, z.B. ein Rollator oder eine Begleitperson, Platz hat Straßenübergänge mit Bordsteinabsenkung versehen Bei Planungen für Neu- oder Ersatzbegrünungen prüfen, in wie weit Pflege und Sauberhaltung auch für ältere Anwohner zu bewältigen sind, bzw. ob Gehwegnutzung, Straßennutzung durch Laubfall oder Bewuchs beeinträchtigt werden Bänke flächendeckend und in kurzen Abständen installieren, insbesondere auf den Wegen in die Innenstadt und innerhalb der Quartiere auf den Wegen zu den infrastrukturellen Einrichtungen. Beteiligung der Quartiersbewohner bei Planung und Umsetzung Quartiersbezogen Treffpunkte und Freiflächen mit Aufenthaltsqualität zur Förderung der Kommunikation und sozialer Kontakte schaffen (z.B. Stadtteilzentrum Dettinger Weg, Rambouillet Platz, Stadtteilzentrum im Jesinger Rathaus, Bürgertreffqualität des Bewegungs- und Begegnungszentrums beim Rathaus Ötlingen), Überprüfung der kirchlichen Gemeindehäuser auf Eignung als Stadtteiltreffs in Quartieren ohne kommunale Räume Erstellung einer Prioritätenliste für die senioren- und behindertenfreundliche Herstellung von Gehwegen im Bestand nach Begehungen mit Betroffenen (Forum Älterwerden, Arbeitskreis Hilfen für Menschen mit Behinderung) 84 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Verkehrswege barrierefrei gestalten/Möglichkeiten der Mobilität erhöhen Deutliche Trennung zwischen Fuß- und Radwegen (erhöhtes Sicherheitsgefühl; geringere Unfallgefahr) Breite, ebene Gehwege ohne seitliches Gefälle, damit selbständiges Gehen möglich ist bzw. eine Gehhilfe, z.B. ein Rollator oder eine Begleitperson, Platz hat Ampelphasen der Fußgängerüberwege an mobilitätseingeschränkte ältere Verkehrsteilnehmer anpassen Die Verkehrskommission überprüft unter Beteiligung der Träger und Bewohner der Seniorenwohnanlagen die bedarfsgerechte Gestaltung der Wegeverbindung zur Innenstadt Alle Straßenübergänge mit Bordsteinabsenkung versehen Bei Planungen für Neu- oder Ersatzbegrünungen prüfen, in wie weit Pflege und Sauberhaltung auch für ältere Anwohner zu bewältigen sind, bzw. ob Gehwegnutzung, Straßennutzung durch Laubfall oder Bewuchs beeinträchtigt werden Bänke flächendeckend und in kurzen Abständen installieren, insbesondere auf den Wegen in die Innenstadt und innerhalb der Quartiere auf den Wegen zu den infrastrukturellen Einrichtungen. Beteiligung der Quartiersbewohner bei Planung und Umsetzung. (Kampagne: Bürger oder Firmen sponsern Bänke für zwischen Stadt und Bürgerschaft vereinbarte öffentliche Standorte) Öffentliche Toiletten im Innenstadtbereich erhalten und ausbauen, Beschilderung überarbeiten, insbesondere für auswärtige Besucher, die mit der S-Bahn anreisen. Es besteht Bedarf an öffentlichen Toiletten am Bahnhof und auf dem Weg zwischen Bahnhof und Innenstadt Laufende Anpassung des ÖPNV an die Bedürfnisse älterer Menschen (z.B. Automatische Türöffner an den Eingängen zum Bahnhofsgebäude, barrierefreie Umgestaltung des Busbahnhofes, Einsatz von Niederflurbussen, Vereinfachung der Handhabung von Fahrscheinautomaten, Informationsveranstaltungen zur Bedienung der Fahrscheinautomaten) Barrierefreie und überdachte Haltestellen mit Sitzgelegenheiten an allen Bushaltenstellen. Keine Haltestelle ohne Sitzgelegenheit Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 85 Leben und Wohnen in der Stadt Ausstattung des öffentlichen Raums: Beläge auf öffentlichen Flächen müssen den Bedürfnissen mobilitätseingeschränkter Einwohner angepasst werden. Wege und Flächen mit bereits vorhandenen Pflastersteinbelägen sollten "Fahr- bzw. Gehstreifen" mit geeignetem Belag erhalten (Priorität: Schlossplatz) Vermeidung von Angsträumen (insbesondere bei der Gestaltung von Straßen und Plätzen, entsprechend der dargestellten Kriterien) Nachbarschaftsnetzwerke tragen zur Bewältigung der Räum- und Streupflicht und damit zur Vermeidung der Unfallgefahr bei Öffentliche Toiletten insbesondere im Innenstadtbereich erhalten und ggf. ausbauen, Beschilderung überarbeiten, insbesondere für auswärtige Besucher, die mit der SBahn anreisen Einführung eines Regelwerks bei der Stadt, nach dem sämtliche städtischen Vorhaben und Planungen zu überprüfen sind, inwieweit die demografische Entwicklung und ihre Auswirkungen berücksichtigt wurden (z.B. Integrierte Verkehrsplanung, Sportentwicklungsplanung, Planung Steingauquartier, Sitzbänkekonzept) 86 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Wohnanlagen in Kirchheim unter Teck Seniorenwohnungen und Betreutes Wohnen In den letzten Jahren haben sich verschiedene neue Wohnformen für ältere Menschen herausgebildet. Das Wohnen in seniorengerechten Wohnanlagen orientiert sich durch ihre Ausstattung und einen Hausmeisterservice an den besonderen Bedürfnissen älterer Menschen. Der Bewohner versorgt sich und seinen Haushalt selbständig. Unterstützungsleistungen müssen bei Bedarf selbständig organisiert werden. Im "Betreuten Wohnen" steht neben der seniorengerechten Ausstattung ein Betreuungsservice auf Abruf zur Verfügung. Den Betreuungsservice bietet meist eine benachbarte Pflegeeinrichtung an. Dadurch wird Sicherheit geboten und ein langer Verbleib in der Wohnung ermöglicht. Dafür ist in den meisten Fällen eine monatliche Servicepauschale zu bezahlen auch wenn noch kein Unterstützungsbedarf besteht. Werden Betreuungsleistungen, z.B. hauswirtschaftliche oder pflegerische Hilfen, in Anspruch genommen, sind diese zusätzlich zu bezahlen. Die Nähe zu den Pflegeeinrichtungen ermöglicht, dass deren Angebote wie z.B. Mittagstisch oder Kulturangebote ohne große Wege in Anspruch genommen werden können. Der Wunsch der Älteren geht da hin, Servicepauschalen erst dann bezahlen zu müssen, wenn Serviceleistungen in Anspruch genommen werden. Der Umzug in eine Seniorenwohnung wird meist dann in Erwägung gezogen, wenn die eigene nicht barrierefreie Wohnung nicht mehr den Erfordernissen entspricht oder z.B. Kehrwochenaufgaben nicht mehr selbst erledigt werden können. Seniorenwohnungen in Verbindung mit einer Pflegeeinrichtung sind dann besonders gefragt, weil man sich durch die "Hilfeangebote vor der Haustür" einen nochmaligen Umzug in die Pflegeeinrichtung selbst ersparen möchte. Ältere, die das Wohnen im Alter rechtzeitig in ihrer unabhängigen, aktiven Phase planen, legen erfahrungsgemäß weniger Wert auf die Nähe zu einer Einrichtung sondern vielmehr auf Barrierefreiheit und kurze Wege zu Kultur- und Kommunikationsangeboten. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 87 Leben und Wohnen in der Stadt Bestand Übersicht der Seniorenwohnungen und betreuten Wohnanlagen in Kirchheim unter Teck Name Anzahl Wohnungen Betreuungsvertrag Miete Eigentum ja X Betreutes Wohnen Fickerstift Privat Stadt Kirchheim unter Teck 6 15 Steingaupark Kreisbaugenossenschaft DRK 18 26 nein X nicht verpflichtend Betreutes Wohnen Jahnstraße Privat Betreutes Wohnen "An der Lauter" Privat Arbeiter-Samariter-Bund 11 29 X Betreutes Wohnen Henriettenstift Privat Stadt Kirchheim unter Teck 5 44 X Seniorenwohnungen Isolde Kurz Haus Kreisbaugenossenschaft 83 Seniorenwohnungen Silberne Rose Kreisbaugenossenschaft Seniorenwohnungen Kupferbau Kreisbaugenossenschaft Seniorenwohnungen Armbruststraße privat Seniorenwohnungen Freiwaldaustraße Kreisbaugenossenschaft Seniorenwohnungen Eichendorffstraße privat 18 Betreutes Wohnen Osianderhof privat 56 Gesamt 88 Eigentümer 20 X nicht verpflichtend X Angebot eingeschränkt X 44 Angebot eingeschränkt X 33 Angebot eingeschränkt X 30 X 31 X X nicht verpflichtend 231 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 238 Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Neben diesen etablierten Wohnangeboten für Senioren darf auch der freie Markt nicht unerwähnt bleiben. Immer mehr private Bauträger kommen den Wünschen der Senioren entgegen. Derzeit ist, wie bereits beschrieben, ein Trend zu erkennen, dass innenstadtnaher Wohnraum bevorzugt von Senioren nachgefragt wird und deshalb eine bedarfsgerechte räumliche Ausgestaltung erhält. Dieser Bestand ist jedoch von Seiten der Altenhilfeplanung nicht erfassbar. Bewohnerstruktur - Auswertung der Statistik Es liegen Befunde aus drei Wohnanlagen mit betreuten Wohnungen vor, die direkt mit dem Angebot eines Pflegeheims verbunden sind (DRK Seniorenzentrum Fickerstift, DRK Seniorenzentrum Steingaustift, Seniorenzentrum an der Lauter). Insgesamt leben 77 Bewohner in den Wohnanlagen. Die Altersstruktur ist unterschiedlich, wobei in einer Einrichtung über die Hälfte der Bewohner zwischen 75 und 85 Jahre und in den anderen beiden Einrichtungen die Bewohner zu über zwei Drittel über 85 Jahre alt sind. Ein anderer Blick ergibt sich durch die Statistik über deren Pflegestufen: - 90% der Bewohner sind in keiner Pflegestufe - 9% sind in Pflegestufe 1 - nur 1% in Pflegestufe 2. Dies gibt nun einen Hinweis darauf, dass die Bewohner der Betreuten Wohnungen noch relativ wenig Pflegebedarf haben, jedoch, das zeigen die weiteren Antworten, teilweise körperlich und psychisch eingeschränkt sind. Dies bestätigt die Erfahrung, dass in der Regel Seniorenwohnungen (mit oder ohne Servicepauschale) erst dann nachgefragt werden, wenn schon ein gewisser Unterstützungsbedarf aufgetreten ist. Dies spricht sehr für die Wohnraumanpassung im Bestand und ein verlässliches, bezahlbares Angebot an mobilen Hilfen. Insgesamt wird das Angebot von überwiegend alleinstehenden Bewohnern angenommen, so wohnen 90% alleine und nur 10% mit dem (Ehe-)Partner. Bedarf Aktuell ist der Bestand nach Ansicht der Befragten ausreichend. Die Nachfragen beim Amt für Familie und Soziales bzw. beim Pflegestützpunkt lassen jedoch nach wie vor einen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum erkennen, der auch keine verpflichtende Vorhaltepauschale beinhalten sollte. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 89 Leben und Wohnen in der Stadt Ob sich ein weiterer Bedarf entwickelt, hängt mittelfristig davon ab, wie sich auch der allgemeine Wohnungsmarkt im Hinblick auf seniorengerechte und barrierefreie Wohnungen entwickelt, wie gut die Wohnraumanpassung im Bestand voran kommt und inwiefern quartiersbezogene Betreuungskonzepte/-angebote initiiert werden können. Das Angebot „Betreutes Wohnen Zuhause“ vom Verein buefet ist dabei ein hilfreicher Baustein. Maßnahmen Die Anpassung von Wohnraum im Bestand ist durch Beratung von Eigentümern und Wohnungsbauträgern voran zu bringen Durch Quartiersentwicklung die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ältere Menschen im Quartier bleiben können und sich nicht genötigt sehen, in Wohnanlagen in die Innenstadt umzuziehen Erhalt der Versorgungsstruktur Herstellung einer barrierefreien Infrastruktur Förderung sozialer Netzwerke Begegnungs- und Kommunikationsräume einrichten Ausbau von niederschwelligen Dienstleistungen, Begleit- und Besuchsangebote Unterstützung kleiner Wohnprojekte mit Quartiersbezug Weiterentwicklung des Angebots "Betreutes Wohnen Zuhause" mit dem Ziel frühzeitiger Hilfe in der häuslichen Umgebung Reduzierung des Eigenbeitrags durch städtische Finanzierung des fachlichen Projektmanagements 90 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Infrastruktur und Dienstleistungen Gesundheitliche Versorgung Die gesundheitliche Versorgung vor Ort – dazu gehören in erster Linie die Ärzte und Apotheken - hat für ältere Menschen einen hohen Stellenwert und gehört daher zur Infrastruktur, die bei Planungsprozessen der Altenhilfe einbezogen werden muss. Ärztliche Versorgung Bestand Hausärzte und auch die hausärztlichen Internisten sind für ältere Menschen wichtige Ansprechpartner und Vertrauenspersonen. Sie sind es, die häufig über Jahre hinweg den Patienten nicht nur in Bezug auf seine Krankengeschichte kennen. Sie haben in der Regel auch Kenntnisse über die persönliche Situation und das Umfeld der Patienten. Auf die Systeme der Altenhilfe und der ärztlichen Versorgung bezogen hätte diese Schlüsselrolle der Hausärzte die naheliegende Konsequenz, dass sich beide Systeme intensiv vernetzen. Nach wie vor ist es allerdings schwierig, nachhaltige Kooperationsstrukturen aufzubauen, da die Einsicht über die Notwendigkeit dieser Zusammenarbeit über den Patientenfall hinaus höchst unterschiedlich ist. In Kirchheim war zwar seit Jahren ein Vertreter der niedergelassenen Ärzte in der Arbeitsgemeinschaft ambulante Dienste vertreten, jedoch kam eine tiefgreifende Vernetzung dadurch nicht zustande. Dies soll in Zukunft durch eine intensivere fachliche Auseinandersetzung in der Altenhilfekonferenz geschehen. Bedarf Viele Senioren, pflegende Angehörige und Pflegedienste beklagen eine abnehmende Bereitschaft der Ärzte Hausbesuche durchzuführen - auch bei den Hausärzten. Die Ärzte ihrerseits halten angesichts der Honorar- und Kostenstruktur den Hausbesuch nur noch in reduziertem Maße für notwendig. Insgesamt machen die Fachärzte selten Hausbesuche, was für Menschen, die krankheitsbedingt nicht mehr mobil sind, ein großes Problem darstellt. Die Fachärzte müssen daher ggf. mit Hilfe von Angehörigen, mit dem Taxi oder auch mit einem Krankentransportfahrzeug aufgesucht werden. Für den Patienten bedeutet dies eine ganz erhebliche Belastung. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 91 Leben und Wohnen in der Stadt Auch einige Pflegeheime stellen eine sinkende Bereitschaft für Haus- bzw. Heimbesuche der niedergelassenen (Fach-)Ärzte fest. Dies führt im Heimalltag oftmals zu schwierigen organisatorischen Situationen, da kranke Bewohner beim Arztbesuch begleitet werden müssen und die begleitende Mitarbeiterin im Heim meist nicht ersetzt werden kann. In der Arbeitsgemeinschaft Ambulante Dienste wurde der Bedarf an mehr Fachärzten formuliert. Insbesondere Fachärzte im Bereich der Neurologie und Psychiatrie werden nach Aussage der Fachkräfte zunehmend häufiger benötigt, sodass eine zeitnahe Behandlung aufgrund von langfristiger Terminierung oftmals nicht möglich erscheint. Auch vermissen die Fachkräfte in Kirchheim unter Teck Ärzte mit gerontopsychiatrischem Schwerpunkt. Um den vorhandenen Bedarf zu decken, müsste die Kassenärztliche Vereinigung die Bedarfsplanung des Bundes in Frage stellen und weitere Facharztstellenanteile zulassen. Da im Landkreis Esslingen laut des Versorgungsberichtes von 2010 eine ausreichende Versorgung sowohl mit Haus- als auch mit Fachärzten vorliegt, wird es eine Herausforderung sein, diesen zusätzlichen Bedarf unabhängig der theoretischen Zahlen anerkannt zu bekommen. Sowohl Kreistag, Kreis- und Landesseniorenrat und Landesregierung haben sich mit der Problematik der ärztlichen Versorgung befasst. In einzelnen Gemeindeteilen (Nabern und Jesingen) wird die Sorge formuliert, dass zukünftig, wenn die älteren Ärzte in Ruhestand gehen, keine Nachfolger für diese Praxen gefunden werden. Frühzeitige Maßnahmen von Seiten der Stadt sind daher notwendig und sinnvoll, um zukünftig die ärztliche Versorgung wohnortnah zu gewährleisten. Maßnahmen Klärung des Facharztbedarfes in Kirchheim unter Teck in enger Absprache mit Pflegeheimen, ambulanten Diensten und dem Klinikum Kirchheim Einbindung der niedergelassenen Ärzteschaft in Arbeitsgemeinschaften und Projekte Stärkere Einbindung niedergelassener Ärzte in die neue Arbeitsgemeinschaft „Altenhilfekonferenz“ Prüfung, inwieweit attraktive Bedingungen für junge Ärzte zwecks Ansiedlung in eher ländlichen Gemeindeteilen (Jesingen, Nabern) geschaffen werden können Eine stärkere Vernetzung von Pflege, ärztlicher Versorgung und klinischer Versorgung muss hergestellt werden 92 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Apotheken Auch die Apotheken nehmen für ältere Menschen eine wichtige Rolle ein. Dort findet oftmals eine ausführliche Beratung statt, nicht selten kennen die Apotheker das Krankheitsbild und die Umstände ihrer Kunden sehr gut. Heutzutage bieten die Apotheken kostenpflichtig Blutdruckmessung, Blutzuckermessung und auch Cholesterinmessung an. Die Medikamente werden sofern notwendig unentgeltlich ins Haus geliefert. Das Apothekenpersonal hat somit ebenfalls eine wichtige Vertrauensposition. Bestand Die Versorgung der Bürger in Kirchheim durch Apotheken ist gut. 2010 wurden durchschnittlich 3.617 Einwohner von zehn Apotheken versorgt; das sind 2,7 Apotheken auf 10 qkm (vgl. Statistische Berichte, Statistisches Landesamt Baden Württemberg). In den Gemeindeteilen Lindorf und Nabern finden sich keine Apotheken. Die Bewohner der Stadtteile stellen dies jedoch nicht als Problem dar. Die Versorgung mit Medikamenten ist durch die umliegenden Apotheken gewährleistet, die bei Bedarf ebenfalls einen Lieferservice anbieten. Bedarf Apotheken eigenen sich aufgrund ihrer Vertrauensstellung sehr gut für die Vermittlung von Informationen über Beratungs- und Unterstützungsangebote. Möglichkeiten einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Pflegestützpunkt und Apotheken sollten geprüft werden. Maßnahmen Apotheken werden stärker in das Altenhilfenetzwerk integriert Altenhilfekonferenz sucht den Dialog mit den Apotheken Gemeinsame Entwicklung einer Kampagne mit den Apotheken zum Thema Älterwerden in Kirchheim unter Teck Apotheken bieten den Altenhilfeberatungsstellen (PSP, SOFA) die Möglichkeit, in ihren Räumen Informationsstände und –material bereitzustellen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 93 Leben und Wohnen in der Stadt Angebote im Bereich der Dienstleistung Folgende flankierende Angebote und Maßnahmen, die das Verbleiben in der eigenen Wohnung unterstützen, haben sich bewährt: Bestand Hausnotruf Ein Notrufknopf, der um den Hals oder am Handgelenk getragen wird, gibt im Notfall ein automatisches oder vom Betroffenen ausgelöstes Signal an eine Notrufzentrale. Über eine Freisprechanlage am häuslichen Telefon wird sofort die nötige Hilfe erfasst und in die Wege geleitet. Darüber hinaus gibt es das Angebot, über eine tägliche Kontaktaufnahme sicherzustellen, dass „alles in Ordnung ist“. Ab Pflegestufe 1 beteiligen sich bei allein lebenden Menschen die Pflegekassen an den monatlichen Gebühren. Für Kirchheim unter Teck gibt es zwei regionale Anbieter: das Deutsche Rote Kreuz mit Sitz in Nürtingen und der Malteser Hilfsdienst. Wohnberatung Die Wohnberatung informiert über die Möglichkeiten, die eigene Wohnung so anzupassen, dass so lange wie möglich zu Hause selbständig und unabhängig gelebt werden kann. Träger der Wohnberatung ist der Verein buefet e.V. (Verbund auf Landkreisebene). Die Berater und Beraterinnen sind bürgerschaftlich Engagierte mit entsprechender Qualifizierung. Sicherheitsberatung durch die Polizei Zu Einbruchschutz, Trickgeschäften an der Haustür, dubiosen Telefonanrufen etc. berät die Kriminalpolizei: Experten der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle erstellen kostenlos und unverbindlich eine Schwachstellenanalyse für Wohngebäude und gewerbliche Objekte. Das Sachgebiet Prävention gibt zusammen mit der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Rahmen von Vortragsveranstaltungen Ratschläge, wie sich Seniorinnen und Senioren vor Kriminellen schützen können. Beide Beratungen werden in Esslingen angeboten. Kleinreparaturdienst für Senioren Der Kleinreparaturdienst für Senioren ist ein Angebot der evangelischen Kirchengemeinde und bietet Senioren kleine handwerkliche Hilfen an, z.B. Befestigungen von losen Teilen, kleine Reparaturen am tropfenden Wasserhahn oder von Kleinmöbeln, Ab- und Aufhängen von Vorhängen, Wechsel von Glühbirnen etc. Der Kleinreparaturdienst arbeitet ehrenamtlich. Es müssen lediglich Kosten für Material und die Anfahrt übernommen werden. 94 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Seniorenfreundliche Handwerker Als Gemeinschaftsprojekt von Kreisseniorenrat Esslingen e.V. und Kreishandwerkerschaft Esslingen wurde „ServicePlus“ ins Leben gerufen, das Handwerksbetriebe schult und das Zertifikat „seniorenfreundlich“ verleiht. ServicePlus geschulte Betriebe bieten zusätzlich zu ihrer Fachkompetenz Beratung im Hinblick auf die besonderen Anforderungen von älteren Menschen und Menschen mit Einschränkungen (Hilfsmittel, Wohnanpassung, Umbaumaßnahmen usw.) an. Intakt Caritas Fils – Neckar – Alb Intakt Caritas Fils – Neckar – Alb ist ein Sozialunternehmen, das langzeitarbeitslosen Jugendlichen Arbeitsmöglichkeiten und Perspektiven schaffen möchte. Die Jugendlichen werden angeleitet und erledigen Gartenbauarbeiten, Renovierungs- und Umzugshilfen, Entrümpelungen etc. Bedarf Alle Angebote der Dienstleistungen sind sinnvoll und haben sich bewährt. Im Bereich der Dienstleistungen und Infrastruktur wäre auch für Kirchheim die „Zertifizierung“ von Geschäften mit „Seniorenfreundlichem Service“ vor allem im Innenstadtbereich sinnvoll und notwendig. Dies ist nicht nur für die Bewohner der Stadt eine wichtige Information, sondern auch für die zahlreichen Besucher, die in Kirchheim einkaufen oder die Gastronomieangebote nutzen. Das Projekt Gütesiegel „Seniorenfreundlicher Service“ basiert auf einem Konzept des Landesseniorenrats Baden-Württemberg. Maßnahmen Gütesiegel „Service-plus“ des City-Rings wird erweitert um die Kriterien "Seniorenfreundlicher Service" (herausgegeben vom Landesseniorenrat), Anstoß durch die Wirtschaftsförderung in Kooperation mit dem Amt für Familie und Soziales und Forum Älterwerden Zertifizierungsaktion "ServicePlus" für Handwerker und Dienstleister in Kooperation von Kreisseniorenrat, Kreishandwerkerschaft und Stadt Veröffentlichung von zertifizierten Betrieben und Geschäften mit Gütesiegel (gemeinsame Broschüre, Internetauftritt, usw.) Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 95 Leben und Wohnen in der Stadt Besuchsdienste Mit zunehmendem Alter nehmen nicht selten auch die sozialen Kontakte ab. Besonders Menschen, die eingeschränkt mobil sind, laufen Gefahr zu vereinsamen. Besuchsdienste sind eine wichtige Einrichtung um der Vereinsamung der älteren Menschen entgegenzuwirken. Außerdem ermöglicht ein regelmäßiger Besuch einen Eindruck von der Lebenssituation der Besuchten und eröffnet die Chance, auf Beratungs- und Unterstützungsangebote hinzuweisen. Bestand Besuchsdienste der Kirchengemeinden Alle Kirchengemeinden bieten meist anlassgebundene Besuche innerhalb der Kirchengemeinde an. Diese können beispielsweise zu Geburtstagen erfolgen oder bei akuten Lebenskrisen unter dem Aspekt der Seelsorge stehen. Diese Besuche finden nur in Ausnahmefällen regelmäßig statt. Besuchsdienste des Malteser Hilfsdienstes Auch die ehrenamtlich Engagierten des Malteser Hilfsdienstes bieten einen Besuchsdienst an. Zielgruppe sind hierbei ältere Menschen, die einer drohenden Vereinsamung entgehen möchten. Der Malteser Hilfsdienst bietet darüber hinaus auch einen Besuchsdienst für Menschen mit Demenz ("Sorglos Begleitung für Menschen mit Demenz") an. Ziel ist hierbei auch die zeitweise Entlastung der Angehörigen. Neben Gesprächen und Beschäftigungsangeboten können die Besuchsdienstmitarbeiter die Betroffenen auch zum Arzt begleiten oder gemeinsame Einkäufe durchführen. Mobiler Bücherdienst des Bürgerbüros Damit hausgebundene bzw. gehandicapte Bürgerinnen und Bürger die Medienangebote der Stadtbücherei nutzen können, bringen ehrenamtlich Engagierte die gewünschten Bücher der Stadtbücherei Kirchheim unter Teck nach Hause. Hierbei finden auch immer Gespräche statt, die der Besuchdienstatmosphäre entsprechen. Mobiler Bücherdienst und Besuchsdienst des MHD haben eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Besuchsdienst in Pflegeheimen Die Heinrich-Sanwald-Stiftung möchte den Alltag der Menschen in den Kirchheimer Pflegeheimen bereichern und ihre Lebensqualität verbessern. Die Stiftung hat einen ehrenamtlichen Besuchsdienst eingerichtet, der neben individuellen Besuchen auch vielfältige Aktivitäten in den Heimen organisiert. So z.B. Spiele oder Tanzveranstaltungen. Der Besuchsdienst besteht seit 20 Jahren, wird professionell begleitet, besteht aus über 60 Engagierten und ist in 96 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck allen Heimen tätig. Durch die Beteiligung von Jugendlichen, die das Lautercafe im Seniorenzentrum an der Lauter betreiben, erfährt der Besuchsdienst eine besondere Qualität. Besuchsdienst der Kreiskliniken Esslingen Die Grünen Damen und Herren sind ein ehrenamtlicher Besuchsdienst der Kreiskliniken Esslingen. Ziel ist es, den Patienten den Aufenthalt im Krankenhaus zu erleichtern. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Besuchsdienstes nehmen sich zum Beispiel Zeit für Gespräche und kleine Erledigungen innerhalb des Krankenhauses, begleiten zu Untersuchungen oder lesen vor. Betreutes Wohnen zu Hause Einen erweiterten Besuchsdienst bietet der Verein buefet e.V. an. Mit dem Ziel, eine möglichst lange selbständige Lebensführung in der gewohnten Umgebung zu erhalten werden, nach Bedarf wöchentliche oder monatliche Besuche organisiert. Eine Fachkraft hält Kontakt zu den verschiedensten Diensten in Kirchheim unter Teck und begleitet die ehrenamtlichen Besuchsdienstmitarbeiterinnen. Sie kann so die jeweils nötige Unterstützung organisieren und koordinieren. Das Konzept basiert auf einer monatlichen Betreuungspauschale. Regelmäßige Informationsveranstaltungen, kulturelle Angebote und eine individuelle Wohnberatung runden das Angebot ab. Bedarf Alle Angebote im Bereich der Besuchsdienste sind sinnvoll und haben sich bewährt. Insbesondere die große Bandbreite an Anbietern und verschiedene konzeptionelle Herangehensweisen in der Ausgestaltung des Besuchsdienstes werden begrüßt. Im Rahmen der Bestandserhebung meldeten insbesondere die Kirchengemeinden durch steigende Aufgaben und abnehmende Ressourcen (insbesondere personell), dass es immer schwieriger wird, die oft seelsorgerischen Besuche zeitnah und auch ohne Zeitdruck durchführen zu können. Das Angebot des Betreuten Wohnens zu Hause durch den Verein buefet hat sich als niederschwelliger Baustein in Kirchheim unter Teck bewährt. Der Zugang zu den Nutzern, der durch die verlässlichen monatlichen oder wöchentlichen Besuche gewährleitstet ist, ermöglicht es, aktiv am Leben der Nutzer teilzunehmen und gegebenenfalls unterstützende Maßnahmen einzuleiten. Oftmals entwickelt sich zwischen den Besuchdienstmitarbeitern und den besuchten Personen eine tiefe Vertrautheit und Verbundenheit, die oft auch im Falle einer Pflegebedürftigkeit und bei einem Einzug ins Heim noch Bestand hat. Das Angebot des Betreuten Wohnens zu Hause bildet eine wichtige Grundlage, um besonders den wachsenden Anteil der älteren Menschen, die keine Angehörigen im unmittelbaren Umfeld haben, Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 97 Leben und Wohnen in der Stadt möglichst früh in ein Hilfenetz zu integrieren und eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben aufrecht zu erhalten. Es ist zu beobachten, dass Betroffene vermehrt erst spät das Angebot wahrnehmen, da es mit Kosten verbunden ist. Hier sollte ein Weg gefunden werden, die Hürde der Kosten zu minimieren, damit alle älteren Menschen in Kirchheim unter Teck einen Zugang zu diesem Angebot haben. Es ist im Interesse der Kommune, möglichst frühzeitig Kontakt zu Älterwerdenden in der Stadt zu bekommen, um diese frühzeitig mit Informationen zu versorgen, präventive Angebote zu vermitteln oder bedarfsgerecht Hilfe zu vermitteln. Hier bieten Besuchsdienste eine gute Basis. Als ergänzendes Beispiel für eine gelungene stadtweite Implementierung kann die Idee der "Präventiven Hausbesuche" genannt werden. Präventive Hausbesuche bieten die Möglichkeit, ältere Menschen in der häuslichen Umgebung zu Themen rund um Gesundheit und selbständige Lebensführung zu beraten und auf Hilfeleistungen aufmerksam zu machen. Pflegestützpunkt und Verein buefet arbeiten derzeit an einer Konzeptentwicklung. Die großen Herausforderungen, die der demografische Wandel mit sich bringt, sind nur zu bewältigen, wenn es gelingt, möglichst viele Menschen im Vorfeld der Pflegebedürftigkeit zu erreichen. Unterschiedlichen Altersbilder erfordern hier unterschiedliche Herangehensweisen. Unterschiedliche Zugänge müssen erschlossen werden. Je mehr Teilhabe den Menschen ermöglicht wird und soziale Kontakte vorhanden sind, desto weniger kann Vereinsamung und Isolation zu frühzeitiger Erkrankung und Versorgungsbedürftigkeit führen. Es müssen Wege aus der sozialen Isolation vieler älterer Menschen gefunden werden. Der Aspekt, dass frühe Hilfen in der Regel kostengünstiger sind, darf in dem Zusammenhang nicht außer Acht gelassen werden. Maßnahmen Besuchsdienste erhalten und Möglichkeiten der Vernetzung schaffen Das Angebot des betreuten Wohnens zu Hause weiterentwickeln. Reduzierung des Eigenbeitrags durch städtische Finanzierung der Projektmanagementkosten Auftrag an Pflegestützpunkt und Verein buefet e.V. zur Entwicklung und Umsetzung eines Projektes, dem die Ansätze der "Präventiven Hausbesuche" zugrunde liegen Bereitstellung finanzieller Ressourcen durch die Stadt Neue, frühzeitige Zugänge zu älteren Menschen in der häuslichen Umgebung entwickeln 98 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 5 Ambulante und stationäre Pflege Aktuelle Situation Die nachfolgenden Angaben beruhen auf den Ausführungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg (siehe Literaturverzeichnis) und berufen sich überwiegend auf die 2009 erhobenen Pflegedaten. Pflegebedürftigkeit und Pflegekräfte Nach der aktuellen Pflegestatistik des Statistischen Landesamtes Baden Württemberg werden von 100 Pflegebedürftigen mehr als zwei Drittel zu Hause versorgt. Um fast die Hälfte der Pflegebedürftigen kümmern sich überwiegend die Angehörigen, weitere 20 von 100 Pflegebedürftigen werden durch ambulante Pflegedienste versorgt. 36 Pflegebedürftige leben dauerhaft in Pflegeheimen. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 99 Ambulante und stationäre Pflege Die Verteilung der Pflegestufen Die Verteilung der Leistungsempfänger getrennt nach Pflegestufen zeigt, dass es je nach Pflegestufe deutliche prozentuale Unterschiede in der Art der Leistung, also auch wo die Menschen gepflegt werden, gibt: Im Alten- und Pflegeheim oder zu Hause mit oder ohne Unterstützung von ambulanten Pflegediensten. Mehr als die Hälfte aller Pflegegeldempfänger sind in die Pflegestufe I eingestuft. Dieser Personenkreis wird zu Hause durch Angehörige versorgt, was bei Pflegebedürftigen in der niedrigsten Pflegestufe wohl noch am ehesten möglich ist. Die von den ambulanten Diensten versorgten Pflegebedürftigen sind überwiegend in der Pflegestufe I mit 53% und in Pflegestufe II mit 35%. 12% der Pflegebedürftigen haben die Pflegestufe III. Im stationären Bereich sind dagegen fast zwei Drittel der eingestuften Pflegebedürftigen in den Pflegestufen II und III. 100 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Einerseits ist eine Tendenz sichtbar, dass Menschen erst dann ins Pflegeheim umziehen, wenn sie einen sehr hohen Pflegebedarf aufweisen, andererseits wird an diesen Zahlen auch deutlich, dass immerhin zwischen knapp 40 und fast 50% der Pflegebedürftigen in Pflegestufe II und III noch zu Hause gepflegt werden. Pflegerisiko nach Altersgruppen Das Pflegerisiko nimmt mit zunehmendem Alter zu. Frauen sind aktuell weitaus mehr davon betroffen, da sie länger leben. Die längere Lebenserwartung von Frauen hat weitere Konsequenzen: Da sie nicht nur länger leben als ihre Lebenspartner, sondern auch meist jünger sind, ist davon auszugehen, dass sie mehr als die Männer auf professionelle Hilfe im Alter angewiesen sind. Daraus folgt, dass keine Unterstützung des Partners gegeben ist und daher der Umzug in eine stationäre Einrichtung früher notwendig wird. Prognostisch gesehen (Modellrechnung bis 2031 des Statistischen Landesamtes BadenWürttemberg) wird die Zahl pflegebedürftiger Männer stärker als die der Frauen zunehmen. So steigt die Zahl der Frauen um 44%, die der Männer um 65%. Dies erklärt sich dadurch, dass aktuell die Altersgruppe der Männer über 75 Jahre aufgrund der Gefallenen im Zweiten Weltkrieg schwächer besetzt ist. Langfristig wird dies keine Rolle mehr spielen. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 101 Ambulante und stationäre Pflege Entwicklung der Anzahl an Pflegebedürftigen bis 2031 Das Statistische Landesamt hat auf Basis der 2007 erhobenen Pflegedaten eine Prognose formuliert, wie sich die Anzahl an Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2031 in Baden-Württemberg weiterentwickeln könnte. Diese Zahlen sind immer mit Vorsicht zu betrachten, da zur Vorausberechnung viele unbekannte Faktoren berücksichtigt werden müssen, die zum derzeitigen Zeitpunkt nicht statistisch eingrenzbar sind: Der Bereich Pflege und Versorgung unterliegt gesellschaftlichen (z.B. Pflegefähigkeit von Familien, Zunahme an alleinstehenden Älteren) und politischen (z.B. Neuausrichtung der Pflegeversicherung und des Pflegebegriffs, Kostendeckung durch die Pflegeversicherung) Trends, die sich derzeit sehr stark in Bewegung befinden. Die folgende Tabelle verdeutlicht entsprechend nur eine mögliche Entwicklung. Deutlich wird hier jedoch, dass durch den demografischen Wandel mit einer deutlichen Zunahme an zu pflegenden Personen gerechnet werden muss. Der Anstieg an ambulant und stationär zu versorgenden Menschen ist dabei deutlich höher, als der Anstieg bei Pflegebedürftigen, die im familiären Umfeld versorgt werden. Es ist wie bereits angedeutet ebenso damit zu rechnen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen Männer stark ansteigen wird. 102 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bedarf an Personal in Pflegeeinrichtungen Das Statistische Landesamt formuliert in der Modellrechnung bis 2031 eine Bedarfszunahme an Pflegekräften gegenüber 2007 um 62%. Bei dieser Berechnung ist nicht berücksichtigt (Status-Quo-Berechnung), dass aller Voraussicht nach das häusliche Pflegepotenzial weiter abnimmt, weil die dazu notwendigen privaten Pflegepersonen (Partner/-innen, Töchter, Schwiegertöchter) immer seltener zur Verfügung stehen werden. Dies hat demografische Gründe sowie gesellschaftliche und lebenslaufbezogene Ursachen. Diese Prognosezahl muss deshalb als Mindestanzahl verstanden werden. In einer Trendberechnung, die diese und weitere Faktoren einbezieht, wird von einer Zunahme um 91% ausgegangen. Der Mangel an gut ausgebildeten Pflegekräften ist auch in Kirchheim unter Teck bereits zum jetzigen Zeitpunkt deutlich spürbar und wird im Bereich Pflege und Versorgung eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre sein. Alle befragten Dienste und Einrichtungen haben bereits jetzt Schwierigkeiten, ihre Stellen mit geeigneten Fachkräften zu besetzen. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 103 Ambulante und stationäre Pflege Angebote zur Unterstützung der häuslichen Pflegesituation in Kirchheim unter Teck Um älter werdenden Menschen einen möglichst langen Verbleib im gewohnten Umfeld zu ermöglichen, ist es wichtig, dass auf kommunaler Ebene bedarfsgerechte Unterstützungsangebote auch im Vorfeld einer Pflegebedürftigkeit vorhanden sind. Hauswirtschaftliche Unterstützung In vielen Fällen übernehmen Angehörige erste Aufgaben, die der älteren Person schwer fallen. Dies kann das Erledigen von Einkäufen, die Wohnungsreinigung oder die Essensversorgung sein. Eine zunehmende Anzahl an älteren Menschen kann auf diese familiären Ressourcen jedoch nicht mehr zurückgreifen, da die Zahl der Alleinstehenden ansteigt oder die Kinder oftmals nicht im Umfeld leben. Hilfen im Haushalt wie Einkaufen, Spülen, Kochen, Putzen, Waschen, Bügeln, Wohnungsreinigung, Kehrwoche, z.T. auch Fahr- und Begleitdienste, aber auch pflegerische Alltagshilfen und die Begleitung bei Arztbesuchen und Spaziergängen sind daher wichtige Angebote um die selbständige Alltags-Lebensführung zu erhalten. Allgemeine hauswirtschaftliche Dienste Bestand Zur Unterstützung im Haushalt gibt es verschiedene Möglichkeiten in Kirchheim unter Teck. Die ambulanten Dienste haben oft Zusatzleistungen in ihrer Angebotspalette, die sich auch auf die tägliche Bewältigung des Haushalts beziehen. Darüber hinaus gibt es gewerbliche Anbieter und auf Privatbasis arbeitende Haushaltshilfen, die unterschiedliche haushaltsnahe Dienstleistungen anbieten. Bedarf Insgesamt ist derzeit das Angebot in Kirchheim unter Teck ausreichend und vielfältig. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Bedarf an solchen Angeboten in den nächsten Jahren deutlich ansteigen wird. Hier werden flexible, zahlbare Dienstleistungsangebote notwendig werden. Viele Anbieter haben sich in den vergangenen Jahren auf die Bedürfnisse dieser Haushalte im Rahmen ihrer Möglichkeiten flexibel eingestellt. Die Entwicklung in diesem Bereich sollte weiter beobachtet werden. Passgenaue Angebote sind weiterhin einzurichten und an den Bedarf anzupassen. 104 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen Altenhilfekonferenz beobachtet die Entwicklung der Bedarfslagen und regt frühzeitig neue Dienstleistungen an Bedarfsgerechte Anpassung des vorhandenen Angebots im Bereich der haushaltsnahen Dienstleistungen durch die Altenhilfeträger und den privaten Dienstleistungsmarkt Entwicklung von niedrigschwelligen ergänzenden Dienstleistungen im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements (Verein buefet e.V. mit weiteren bürgerschaftlichen Initiativen) Mittagstisch und Essen auf Rädern/Mahlzeitendienste Mahlzeitendienste und organisierte Mittagstische in Einrichtungen sind wichtige Eckpfeiler in der alltäglichen Versorgung von älteren Menschen. Organisierte Mittagstische werden insbesondere aufgrund ihres geselligen Charakters gerne von älteren Menschen angenommen. In angenehmer Atmosphäre ist es möglich, eine warme Mahlzeit zu einem fairen Preis einzunehmen, ohne den organisatorischen Aufwand des Einkaufens, Kochens oder Spülens zu haben. Ist eine Person nicht mehr mobil oder möchte das Angebot in einer Einrichtung nicht wahrnehmen, bietet sich die Nutzung eines Mahlzeitendienstes an, welcher das Essen nach Bedarf in die Wohnung liefert. Bestand In Kirchheim unter Teck öffnen viele Einrichtungen (zum Beispiel Pflegeheime, Gemeindehäuser oder das Mehrgenerationenhaus LINDE) ihr Haus und bieten einen günstigen Mittagstisch für alle Altersgruppen an. Für die Einrichtungen stärkt dieses Angebot die Ein- und Anbindung an das Quartier. Eine Übersichtsliste der offenen Mittagstische (Stand 2009) enthält 14 Angebote von Kirchengemeinden und Einrichtungen. Hier finden sich Einrichtungen, bei denen dieses Angebot täglich besteht, sowie Einrichtungen die einmal in der Woche einen Mittagstisch durchführen. Die Kosten liegen zwischen 2,50 und 6,- € pro Mahlzeit. Das Angebot des Mittagstisches stellt aus Sicht der Altenhilfeplanung einen Gewinn sowohl für die Einrichtungen als auch für die Nutzer dar: - Die Einrichtungen können ihre Wirkung in das Quartier hinein stärken und den Kontakt zur Nachbarschaft aufbauen und halten. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 105 Ambulante und stationäre Pflege - Die Nutzer haben bei regelmäßigem Besuch Anbindung an die durchführenden Menschen und Einrichtungen, neue Kontakte können entstehen und gepflegt werden, geselliges Miteinander ist möglich. Hinzu kommt die tagesstrukturierende und aktivierende Wirkung, wenn das Mittagessen außerhalb der Wohnung eingenommen wird. - Die Nutzung der Mittagstischangebote ist für ältere Menschen an die Frage gekoppelt, ob das Angebot auf kurzem Weg erreicht werden kann, es also im direkten Wohnumfeld, bzw. im Quartier zu finden ist. Ist dies gegeben, ist die Hemmschwelle der Älteren geringer, es auch anzunehmen. Muss erst eine aufwendige Anfahrt in Kauf genommen werden, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Annahme des Angebots. - Neben den beschriebenen in kurzen Abständen stattfindenden Angeboten führen auch einige Kirchengemeinden regelmäßig einmal monatlich Mittagstische durch. Besonders in den infrastrukturell schwachen Stadtteilen wie Nabern, Lindorf oder Jesingen werden die Angebote sehr gut besucht. Hier ist nicht nur das günstige Essen entscheidend, die sozialen Aspekte des Miteinanders stehen ebenfalls im Vordergrund. - Die Vielfalt der Angebote wird begrüßt. Die angebotenen Mittagstische stellen aus der Sicht der Altenhilfeplanung einen wichtigen Eckpfeiler in der Versorgung der älteren Menschen dar. Insbesondere der gesellige Aspekt ist in Anbetracht der zunehmenden Vereinsamung älterer Menschen zu unterstützen. Möchten ältere Menschen das Angebot der Mittagstische nicht in Anspruch nehmen, besteht die Möglichkeit, Mahlzeiten von mobilen Diensten als Tiefkühlkost oder fertig zubereitet geliefert zu bekommen. Es gibt unterschiedliche Menüangebote, die auch besondere Ernährungsnotwendigkeiten berücksichtigen (z.B. für Diabetiker geeignete oder passierte Kost). Die ambulanten Pflegedienste beraten und bieten teilweise ebenfalls Essen auf Rädern an, bzw. vermitteln den Kontakt zu solchen Anbietern. Der Bestand an Dienstleistern wird in diesem Bereich als ausreichend dargestellt. Einen immer größer werdenden Beitrag zur Essensversorgung älterer Menschen leisten Gaststätten, Metzgereien und Imbissanbieter. Sie stellen sich immer mehr auf dieses wichtige Kundenpotenzial ein. Bedarf Das derzeit bestehende Angebot ist von den Akteuren als ausreichend beschrieben worden. Es ist jedoch auch hier damit zu rechnen, dass der Bedarf an dieser Unterstützungsform weiter zunehmen wird. Mit dem Essensangebot finden Ältere Zugang zu Kommunikation und Teilhabe, schöpfen Vertrauen zu Akteuren im Quartier und finden Zugang zu Informationen. Unter diesem Aspekt sind die Angebote in Zukunft zu gestalten. 106 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen Flächendeckendes Angebot von Mittagstischen in allen Quartieren, durch bereits vorhandene Einrichtungen (Pflegeheime, soziale Institutionen, Nachbarschaftsnetzwerke, Kirchengemeinden, Gaststätten) Aktive Werbung für Mittagstischangebote insbesondere im Quartier Fahrdienste einrichten, um mobilitätseingeschränkten Menschen die Teilnahme zu ermöglichen Unterstützung für pflegende Angehörige Pflegende Angehörige stellen eine große, außerordentlich wichtige gesellschaftliche Ressource dar, welche in den kommenden Jahren noch einen Bedeutungsgewinn haben wird. Die erwartete steigende Anzahl an Pflegebedürftigen kann zu einer starken Auslastung der Einrichtungen und Dienste führen. Außerdem ist mit Neuregelungen im Rahmen der Pflegeversicherung in den nächsten Jahren zu rechnen. Die Politik wird das Leitziel "ambulant vor stationär" noch mehr in den Vordergrund stellen. Der Wunsch der Älteren, möglichst lange zu Hause bleiben zu können wird sich eher noch verstärken. Der Trend, eine Versorgung im Pflegeheim erst möglichst spät in Anspruch zu nehmen, wird ungebrochen bleiben. Die meisten Pflegebedürftigen erhalten die nötige organisatorische, hauswirtschaftliche und nicht zuletzt emotionale Unterstützung durch die Familie. Für die pflegenden Angehörigen bedeutet der (u.U. ganz plötzlich aufgetretene) Hilfebedarf eines Familienmitgliedes je nach persönlicher Lebenssituation eine große Herausforderung. Oftmals sehen sie sich mit vielen unterschiedlichen Aspekten der Pflege des Angehörigen konfrontiert. Belastungen und Überforderungen in der Pflegesituation können u.a. entstehen, wenn - keine pflegerischen Grundkenntnisse vorhanden sind - neben der zu pflegenden Person noch andere Familienmitglieder (z.B. eigene Kinder) der Unterstützung bedürfen - die finanziellen Belastungen, die sich aus der Pflege ergeben, zunehmen - die körperlichen Belastungen, die sich aus der Pflege ergeben, zunehmen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 107 Ambulante und stationäre Pflege - das Pflichtgefühl dominiert und die emotionale Ebene zum Pflegenden oder zur Pflegesituation nicht geklärt ist - die Pflege des Angehörigen deutlich länger dauert, als zu Beginn angenommen. Bestand In Kirchheim unter Teck haben sich verschiedene flankierende Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige etabliert: Pflegebegleitung Ziel der Pflegebegleitung ist es, pflegenden Angehörigen entlastend zur Seite zu stehen. Pflegebegleiter/innen sind ehrenamtlich tätig und möchten pflegende Angehörige in ihrer Arbeit wertschätzen und stärken und über Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten informieren. Pflegebegleitung reicht, je nach Bedarf von einem Einzelgespräch oder Telefonkontakten bis hin zu einer Begleitung über mehrere Jahre hinweg. In Kirchheim unter Teck werden die Pflegebegleiter durch den Verein buefet koordiniert und betreut. Der Verein buefet ist Mitglied im "Netzwerk pflegeBegleitung". Gruppe pflegender Angehöriger Zusätzlich zu den zuvor genannten individuellen Kontakten bieten Pflegebegleiter/innen in Kooperation mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst für alte Menschen (SOFA) eine monatlich stattfindende Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige an. „Zeit für sich – Zeit für ein Gespräch“ bietet Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen, Tipps einzuholen und auszuspannen. Das Angebot wird von einem festen Stamm besucht, es kommen jedoch auch regelmäßig neue Besucherinnen und Besucher hinzu. Kurse für häusliche Krankenpflege Die ambulanten Pflegedienste und auch die Pflegekassen bieten Kurse an, in denen pflegende Angehörige Tipps und Unterstützung im Umgang mit ihrer Pflegetätigkeit erfahren. Hier werden zum Beispiel Lagerungsmöglichkeiten oder Techniken zum richtigen Heben vermittelt um eine körperliche Belastung zu minimieren. Einzelberatungen sind in der Regel auch in der häuslichen Umgebung möglich. Informations- und Einzelangebote Im Rahmen der Demenzkampagne haben Stadt und Träger begonnen, pflegende Angehörige verstärkt mit Informationen zur Krankheit und zu Entlastungsangeboten zu versorgen. 108 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Betreuungsgruppen und Besuchsdienste sind etabliert. Der Pflegestützpunkt bietet sich durch regelmäßige Beratungsstunden als Unterstützungsanker an. Bedarf Die beschriebenen Angebote zur Unterstützung der pflegenden Angehörigen werden von den entsprechenden Anbietern als ausreichend dargestellt. Die Annahme der einzelnen Unterstützungsleistungen für pflegende Angehörige ist jedoch sehr unterschiedlich: Konkrete Unterstützung im Pflegealltag, wie sie bei den Pflegekursen angeboten wird, wird zielgerichtet nachgefragt, da die Teilnahme an diesem Angebot eine konkrete Hilfe verspricht. Das Angebot der Pflegebegleiter wird hingegen nur punktuell angenommen. Das Angebot der Gesprächsgruppe ist deutlich niederschwelliger und wird entsprechend besser von pflegenden Angehörigen angenommen. Viele Angehörige scheinen Angebote, die eine emotionale Betreuung zum Ziel haben, weniger wahrzunehmen. Dies kann daran liegen, dass die Angebote zu wenig bekannt sind, die Unterstützung durch das private Umfeld (Familie und Freunde) erbracht wird oder eine emotionale Unterstützung von Pflegepersonen nicht als „notwendig“ erachtet wird. Dies birgt die Gefahr, dass Angehörige sich über die eigene Belastungsgrenze hinaus aufopfern und Unterstützungsmöglichkeiten nicht abgerufen werden. In dem Sinne, dass nicht nur der zu pflegenden Person die optimale Versorgung zu teil werden soll, sondern auch insbesondere die Angehörigen für die Pflegesituation gestärkt werden müssen, gewinnen Unterstützungsangebote an Bedeutung. Pflegende Angehörige sind zu einem großen Teil weiblich. Bislang sind deshalb auch die Unterstützungsangebote stärker auf weibliche Pflegepersonen ausgerichtet. Zunehmend pflegen jedoch auch Männer verantwortungs- und aufopferungsvoll ihre Partnerinnen. Sie haben teilweise anderen Unterstützungsbedarf und tun sich oftmals noch schwerer, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hier gilt es neue Angebote zu entwickeln, die sich speziell an Männer richten. Es wird empfohlen, die Unterstützungsleistungen weiterhin im Blick zu haben und bedarfsgerecht Angebote zu entwickeln um dem Anspruch ambulant vor stationär langfristig zu entsprechen. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 109 Ambulante und stationäre Pflege Maßnahmen Entlastungsangebote für pflegende Angehörige in der Öffentlichkeit besser bekannt ma- chen Neue Kooperationsformen und flexible Angebote entwickeln, damit Pflege zu Hause möglichst lange möglich ist Entlastungsangebote im Blick auf die Bedürfnisse von männlichen Pflegepersonen weiterentwickeln Pflegesektor, Kommune und Wirtschaft entwickeln Lösungen für die bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf Stadt Kirchheim entwickelt beispielhaft für ihre Mitarbeiterschaft ein Konzept zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf Ambulante Dienste Das breite Angebot der ambulanten Dienste ist eine tragende Säule der häuslichen Unterstützung bei Krankheit und/oder Pflegebedürftigkeit. Es ermöglicht den älteren Menschen, dass sie trotz gesundheitlicher Einschränkungen länger zu Hause wohnen bleiben können, bevor unter Umständen ein Umzug in ein Pflegheim notwendig ist. Statistisch gesehen werden derzeit mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen zuhause versorgt. Es sind dabei überwiegend die Angehörigen, die sich um die Pflegebedürftigen kümmern. Die Angebote der ambulanten Dienste werden insgesamt in 20 von 100 Fällen genutzt. Die Situation der ambulanten Dienste selbst liegt derzeit im Spannungsfeld folgender Faktoren: 110 - Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit durch die Rahmenbedingungen der Kranken- und Pflegeversicherung - Späte Nachfragesituation, da maßgeblich der Preis und nicht unbedingt die pflegerischen Bedürfnisse des Betroffenen die Nachfrageentscheidung bestimmt Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck - Konkurrenzdruck der Dienste untereinander, auch durch gewerbliche und private Anbieter (u.a. Pflege- und Betreuungskräfte aus Osteuropa) - Zunahme der Zahl von Patienten mit höherem Pflegebedarf - Zunahme der Zahl von Patienten mit gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern - fehlendes qualifiziertes Personal Bestand Die häusliche Versorgung älterer Menschen wird durch ein funktionierendes Netz ambulanter Angebote möglich. Im Kirchheim unter Teck wurden im Rahmen der Bestandserhebung die fünf regional am stärksten vertretenen ambulanten Dienste zu ihrer derzeitigen Einschätzung der Situation befragt: - der ambulant sozialpflegerische Dienst des Deutschen Roten Kreuzes, - der ambulante Pflegedienst des Malteser Hilfsdienstes, - der ambulante Pflegedienst der Pflegeinsel, - der ambulante Pflegedienst des Seniorenzentrums Asklepia und - der ambulante Pflegedienst der Diakoniestation Teck. Das Leistungsangebot dieser ambulanten Dienste umfasst u.a.: - grundpflegerische Tätigkeiten (Körperpflege, Ernährung, Mobilität) - hauswirtschaftliche Versorgung, wie zum Beispiel Einkaufen, Kochen, Reinigen der Wohnung/Nachbarschaftshilfe - Beratung der Pflegebedürftigen und deren Angehörigen zu pflegerischen Themen - Unterstützung bei der Vermittlung von Hilfsdiensten, wie zum Beispiel Mahlzeitendienste, Hausnotruf und Organisation von Fahrdiensten - Ergänzende Leistungen der Krankenversicherung auf hausärztliche Verordnung: medizinische Behandlungspflege (zum Beispiel Medikamentengabe, Verbandswechsel oder Injektionen) und/oder häusliche Krankenpflege nach § 37 SGB V Der größte ambulante Dienst ist die Diakoniestation Teck, gefolgt vom ambulant sozialpflegerischen Dienst des Deutschen Roten Kreuz mit Sitz in Nürtingen und dem Angebot des Malteser Hilfsdienstes. Die beiden ambulanten Dienste mit gewerblichen Trägern (Asklepia Pflegedienst und ambulanter Pflegedienst der Pflegeinsel) sind den jeweiligen Seniorenzentren angegliedert. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 111 Ambulante und stationäre Pflege Die Einsatzzeiten der Dienste sind vorwiegend tagsüber. Die gewerblichen Dienste bieten auch Nachtpflege an, während die anderen nachts eine Rufbereitschaft anbieten. Das Leistungsangebot der Dienste umfasst neben der oben genannten Angebote auch die Gerontopsychiatrische Fachpflege und Betreuung (Asklepia, Pflegeinsel, Diakoniestation Teck mit Kooperationspartnern) und die Palliativversorgung (Pflegeinsel, Asklepia Seniorenzentrum, Diakoniestation Teck). Die im Rahmen der Bestandserhebung angefragten Nutzerdaten der ambulanten Dienste konnten nicht umfassend ausgewertet werden, da nicht alle Dienste die Daten zur Verfügung gestellt haben. Zwischenzeitlich hat sich in Kirchheim unter Teck ein ambulanter Pflegedienst (Hoffnungstal GBR) angesiedelt, der sich auf die Pflege und Versorgung russischsprachiger Patienten konzentriert. Der Dienst wird gut nachgefragt. Die Einrichtung von Pflegediensten, die kultursensible Pflegeansätze verfolgen, wird von Seiten der Altenhilfeplanung begrüßt. Wie alle zuvor genannten Dienste ist auch dieser in die städtischen Gremien eingebunden. Bedarf Personal Alle Dienste haben Probleme, examinierte Pflegefachkräfte zu gewinnen. Diese Tatsache weist auf den schon jetzt im ambulanten Bereich vorhandenen Pflegeengpass hin. Der Wegfall der Zivildienstleistenden und die begrenzte Einsatzmöglichkeit/Verfügbarkeit des Bundesfreiwilligendienstes wirken sich auch bei den ambulanten Diensten aus. Hier sollte die Altenhilfekonferenz ausloten, welche Möglichkeiten bestehen, um vor Ort dem Fachkräfteengpass entgegenzuwirken. Nachfrage Die Nachfragesituation ist bei den ambulanten Diensten schwankend. Sie hängst sehr davon ab, wie die wirtschaftliche Gesamtsituation und damit die Erwerbsquote der Angehörigen ist. Einhellig wurde in den Interviews und in den unterschiedlichen Gremien festgestellt, dass vor allem die weiblichen Familienmitglieder die Last Pflege und die Aufgaben der Koordination der erforderlichen Dienstleistungen tragen. Als prekär ist festzuhalten, dass in zunehmendem Maße auf die für eine optimale Versorgung des älteren Menschen notwendigen Angebote von den Pflegekassen verzichtet wird. Die Gründe dafür liegen nicht alleine in der finanziellen Situation der Betroffenen bzw. ihrer Angehörigen, sondern in der nicht vorhandenen Einsicht, Geld (auch Zuzahlungen) für die notwendigen Unterstützungsangebote auszugeben. 112 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Dass es dadurch zu einer Versorgungssituation kommen kann, die bis in den Grenzbereich einer pflegerischen Vernachlässigung reicht, ist dabei die Konsequenz. Auch hier sind die ambulanten Dienste, aber auch die Beratungsstellen immer wieder gefordert, wenn sie die Gelegenheit haben, sich im Sinne einer qualitativ guten Versorgung für den Betroffenen einzusetzen. Der Bestand an ambulanten Angeboten in Kirchheim unter Teck wurde als ausreichend dargestellt. Diese Einschätzung teilen auch die Informations- und Beratungsstellen sowie die Anbieter und die Bürger, die im Planungsprozess eingebunden waren. Um die Qualität des Angebots den Standards und den Erfordernissen entsprechend zu halten bzw. anzupassen, muss qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen. Maßnahmen Strategien zur Gewinnung und Bindung von qualifiziertem Pflegepersonal Altenhilfekonferenz stellt Überlegungen an, wie Fachkräfte gewonnen werden können Einbindung der Träger in die Berufsmessen und Berufsinformationsveranstaltungen zur Gewinnung von Nachwuchskräften (Berufsinformationsmesse, Messe des BDS usw.) Berufsfachschule für Altenpflege der Deutschen-Angestellten-Akademie in Altenhilfekonferenz einbinden Berufsorientierungsprojekte zum Thema Pflege in den Schulen initiieren Imagekampagne für pflegerische Berufe unter Beteiligung der Pflegeinrichtungen und ambulanten Dienste durchführen Altenhilfekonferenz, AG Pflegedienstleitungen, Klinik Kirchheim und Stadt starten einen gemeinsamen Zukunftsprozess: "Versorgung und Pflege neu denken" Eine attraktive Stadt mit guter Infrastruktur, Freizeitwert und familienfreundlicher Ausstrahlung trägt dazu bei, dass Fachkräfte sie sich als Wohn- und Arbeitsstätte auswählen. Diese Attraktivität gilt es zu steigern Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 113 Ambulante und stationäre Pflege 24-Stunden-Pflege / 24-Stunden-Betreuung Wenn eine umfangreiche Pflegebedürftigkeit vorliegt, kann eine 24-Stunden-Pflege in der eigenen Häuslichkeit eine geeignete Alternative zu einer stationären Versorgung sein. Pflegebedürftigen wird dadurch ermöglicht, weiter in ihrer gewohnten Umgebung zu leben und Angehörige sind in der Pflegesituation entlastet. Einige ambulante Pflegedienste in Kirchheim unter Teck bieten in Kooperation mit der Stiftung Innovation&Pflege eine Rund-Um-Die-UhrBetreuung an. Der Kostenaufwand ist jedoch so hoch, dass sich die wenigsten Betroffenen dieses Angebot über einen längeren Zeitraum leisten können. Geht es um eine umfängliche Betreuungs- und Versorgungsbedürftigkeit (z.B. bei Demenzkranken) bei Tag und Nacht, ist dies von der etablierten Nachbarschaftshilfe nicht leistbar bzw. für die Betroffenen zu teuer. In vielen Fällen sind deshalb Betreuungskräfte und Haushaltshilfen aus osteuropäischen Ländern in den Haushalten der Pflegebedürftigen. Zwischenzeitlich ist dies eine durchaus legale Möglichkeit eine Heimunterbringung zu vermeiden. Im Rahmen dieser privaten Beschäftigungsverhältnisse kann wesentlich mehr Betreuung und Versorgung abgedeckt werden. Dass damit qualitative Standards und gesetzliche Rahmenbedingungen vielfach unterlaufen werden, wird von den Auftraggebern hingenommen. Die Haushaltshilfen können entweder im Privathaushalt angestellt sein oder über eine Vermittlungsagentur in den Haushalt entsendet werden. Ausländische Haushaltshilfen dürfen hauswirtschaftliche Tätigkeiten und notwendige pflegerische Alltagshilfen verrichten, auch notwendige Leistungen der sozialen Betreuung und Unterstützung. Nicht durchgeführt werden dürfen medizinische und/oder behandlungspflegerische Maßnahmen. Die werden von den ambulanten Pflegediensten erbracht. Seit geraumer Zeit funktioniert das Miteinander der Fachdienste mit den Haushaltshilfen in vielen Fällen gut. Von allen Beteiligten wird anerkannt, dass diese Form der vernetzten Betreuung und Pflege (Angehörige, Pflegedienste, Haushaltshilfen) eine bedarfsgerechte Lösung darstellen kann. Bei der Beschäftigung von ausländischen Haushaltshilfen muss durch Angehörige und Fachpersonal sichergestellt werden, dass die Qualität der Hilfen den Anforderungen entspricht. Viel zu wenig wird in dem Zusammenhang die Befindlichkeit der ausländischen Haushaltshilfen betrachtet. Die Frauen verlassen für längere Zeiträume ihre eigenen Familien, um in Deutschland ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit ihren persönlichen/familiären Sorgen und mit einer nicht ganz einfachen Rolle im Pflegehaushalt sind sie alleingelassen. Über Wochen und Monate mit einem 24-Stunden-Dienst belastet, haben sie meist keine Möglichkeit, sich um ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern und sich mit jemandem außerhalb des Pflegehaushaltes auszutauschen. 114 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bedarf Da sich die 24-Stundenpflege derzeit sehr unterschiedlich und vor allem nicht öffentlich beobachtbar entwickelt, lässt sich ein Bedarf schwer ableiten. Das Spannungsfeld zwischen legaler und illegaler Anstellung einer (ggf. osteuropäischen) Pflegekraft ist weiterhin zu beobachten. Viele Träger passen sich derzeit dem Trend zur 24-Stundenpflege an (z.B. das Projekt FairCare der Diakonie Württemberg) und sind bemüht, Standards im Bereich des Arbeits- und Sozialschutzes für die meist weiblichen Mitarbeiter zu setzen. Diese Herangehensweise ist aus Sicht der Altenhilfeplanung zu unterstützen. Maßnahmen Arbeitgeber von ausländischen Haushaltshilfen müssen durch Information und Beratung auf die Notwendigkeit einer legalen Beschäftigung hingewiesen werden Im Rahmen der Quartiersnetzwerke und Nachbarschaftsarbeit sollten die 24-StundenHaushaltshilfen Beachtung finden Strategien entwickeln, wie das soziale Umfeld der Pflegebedürftigen (ggfs. in Kooperation mit den Diensten) die gesundheitliche, seelische und soziale Befindlichkeit der ausländischen Kräfte in den Blick nehmen kann buefet e.V.: Muttersprachliche Treffen oder muttersprachliche Kontaktarbeit für ausländische Kräfte, Bereitstellung der erforderlichen Projektmittel durch die Stadt Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 115 Ambulante und stationäre Pflege Teilstationäre und stationäre Versorgungsangebote Übersicht über die stationären und teilstationären Einrichtungen (Stand 2011) Einrichtung Asklepia Seniorenzentrum DRK Seniorenzentrum Fickerstift DRK Seniorenzentrum Steingaustift Die Pflegeinsel Steingau Ärztezentrum Die Pflegeinsel Pflegeheim Bohnau Henriettenstift PZK Pflegezentrum Kirchheim St. Hedwig Seniorenzentrum "An der Lauter" Wächterheim Tageszentrum Isolde-Kurz-Haus Träger 116 KUPF TAPF amb. Pflege x x 17 5 27 x 48 6 60 x 34 0 34 x x x privat 3 12 27 x x x privat 4 6 16 x Die Zieglerschen 72 6 84 x privat 12 14 40 x 34 30 94 x 64 10 84 x 32 4 40 x privat DRK Kreisverband Nürtingen -Kirchheim DRK Kreisverband Nürtingen -Kirchheim Paul Wilhelm von Keppler Stiftung Arbeiter-SamariterBund Stiftung Tragwerk DRK Kreisverband Nürtingen -Kirchheim gesamt KUPF= Kurzzeitpflege Anzahl Zimmer Plätze insgesamt EZ DZ x x 320 TAPF= Tagespflege x 93 506 Amb.Pflege= durch Heim oder Träger Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Tagespflege Die Tagespflege ist ein Bindeglied zwischen den ambulanten und stationären Angeboten. Hier werden ältere Menschen mit körperlichen, psychischen und gerontopsychiatrischen Einschränkungen in der Regel tagsüber zwischen Montag und Freitag betreut. Neben einem Programm zur Tagesgestaltung werden auch pflegerische Leistungen (auch Behandlungspflege) angeboten. Die Tagespflege gibt damit die Möglichkeit, trotz Pflegebedürftigkeit in der häuslichen Umgebung und Selbständigkeit zu bleiben. In der Gemeinschaft werden Kontakte zu anderen Menschen gepflegt, in einem Miteinander, das unterschiedliche Aktivitäten beinhaltet, werden vor allem auch alleinlebende Ältere ihrer oft häuslichen Isolation entrissen. Aufgenommen werden in der Regel ältere Menschen. Die Tagespflegegäste werden in der Regel morgens von einem Fahrdienst abgeholt und abends wieder nach Hause gebracht. Insgesamt ist die Tagespflege somit auch ein wichtiges Entlastungsangebot für die pflegenden Angehörigen. Die Rahmenbedingungen für die Tagespflegen haben sich in den letzten Jahren geändert. Einerseits ist das Angebot durch die Leistungen der Pflegeversicherungen teilweise finanziert, andererseits sehen sich auch die Tagespflegen unter Konkurrenzdruck. Die Nachfragesituation hat sich ebenfalls verändert: Das Angebot wird häufig nur an einzelnen Tagen, an einem oder an zwei Tagen pro Woche in Anspruch genommen. Dies erschwert die Arbeit in und für die Gruppe sowie eine verlässliche wirtschaftliche Planung des Trägers. Bestand Im Rahmen der Bestandserhebung wurden vier Tagespflegen mit insgesamt 39 Plätzen erhoben. Drei der vier Tagespflegen sind an ein Pflegeheim angebunden, die andere ist eine ausgelagerte Gruppe. Zum Stichtag nahmen 85 Tagespflegegäste das Angebot in den Kirchheimer Tagespflegen wahr. Die Leistungen und Angebote sind in allen Einrichtungen gleich: Neben der pflegerischen Versorgung und den rehabilitativen Leistungen gibt es anregende und entspannende Aktivitäten und Angebote auch für dementiell Erkrankte. Aufnahme-Ausschluss-Kriterien gibt es grundsätzlich keine; allerdings können stark weglaufgefährdete Menschen nicht aufgenommen werden. Die Öffnungszeiten der Einrichtungen sind verschieden. Zwei Tagespflegen haben von Montag bis Sonntag, die anderen Einrichtungen haben von Montag bis Samstag zwischen 8 Uhr und 16 Uhr geöffnet, bei Bedarf zwischen 7 Uhr und 20 Uhr; flexible Zeiten sind darüber hinaus möglich. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 117 Ambulante und stationäre Pflege Nutzerstruktur – Auswertung der Statistik Bei der Altersstruktur der Tagespflegegäste zeigt sich Folgendes: Knapp 2% sind unter 65 Jahre alt; unter 75 Jahre sind etwas über 15% der Besucher; ca. die Hälfte der Tagespflegegäste ist zwischen 75 und 85 Jahren; ein Drittel ist über 85 Jahre. Die Wohnsituation der Tagespflegegäste ist unterschiedlich: Ein Drittel der Besucher lebt mit dem Ehepartner zusammen; ein weiteres Drittel lebt bei den Kindern oder mit anderen Angehörigen und immerhin ein Drittel der Besucher lebt alleine. Die Pflegestufen der Gäste verteilen sich folgendermaßen: Ein Viertel der Tagespflegegäste ist in keiner Pflegestufe, jeweils mehr als ein Drittel ist in Pflegestufe 1 und Pflegestufe 2 eingestuft, knapp 6% der Gäste haben die Pflegestufe 3. unter 65 J. 65-74 J. 75-84 J. Über 85 J. Alleinlebend Haushalt mit Angehörigen Haushalt mit Ehepartner keine Pflegestufe Pflegestufe 1 Pflegestufe 2 Pflegestufe 3 Hier wird sichtbar, dass das Angebot von immerhin knapp 40% älterer Menschen in Anspruch genommen wird, die eine höhere Pflegestufe und somit einen höheren Betreuungsbedarf haben. 118 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Ergänzt wird dieser Befund durch die Aussagen über die dementiellen Einschränkungen der Tagespflegegäste: - über 45% haben leichte Einschränkungen; - immerhin weitere knapp 45% haben mittlere bis starke Einschränkungen; - keine Einschränkungen haben 11% der Gäste. Bedarf Das aktuelle Angebot an Tagespflegeplätzen ist ausreichend. Dies bestätigen alle befragten Anbieter sowie weitere Experten und Bürger, die in den Planungsprozess eingebunden waren. Die Aufenthaltsdauer (Tage pro Woche) der Tagespflegegäste hat sich auch in Kirchheim unter Teck im Vergleich zu den vergangenen Jahren immer mehr verkürzt. Die Tagespflegen müssen immer flexibler werden und sich gleichzeitig auf zunehmend gesundheitlich eingeschränkte Besucher einstellen. Wie bei allen Angeboten im pflegerischen Bereich sind auch die Tagespflegen immer wieder mit Personalengpässen konfrontiert. Empfehlenswert wäre ein jährlicher Austausch unter den Kirchheimer Tagespflegen und ggf. die Entwicklung gemeinsamer Aktionen. Maßnahmen Träger der Tagespflegen entwickeln Möglichkeiten der Vernetzung der Tagespflege im Quartier/Stadtteil und die verstärkte Beteiligung von Ehrenamt Regelmäßiger Austausch unter den Anbietern, ggfs. gemeinsame Aktionen initiieren und durchführen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 119 Ambulante und stationäre Pflege Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege stellt ein wichtiges Entlastungsangebot für Angehörige dar. Mit ihr können häusliche Pflegesituationen in Krisen oder bei Krankheit bzw. Urlaub der Pflegeperson überbrückt werden. Durch die Verkürzung der Verweildauer in den Kliniken hat die Kurzzeitpflege für den Übergang von der Klinik in eine Rehabilitationseinrichtung oder in die eigene Häuslichkeit an Bedeutung gewonnen. Das Entlassmanagement der Kliniken kann keine Rücksicht mehr darauf nehmen, ob ein nicht mehr behandlungsbedürftiger Patient zu Hause zu Recht kommt oder nahtlos in einer Rehaklinik aufgenommen werden kann. Menschen mit (vorübergehenden) gesundheitlichen Einschränkungen sind insbesondere dann auf Kurzzeitpflege angewiesen, wenn keine Angehörigen die Versorgung sicherstellen. Besonders problematisch ist die Situation dann, wenn wenig Einkommen oder Vermögen vorhanden ist, da bei vorübergehender Pflegebedürftigkeit keine Ansprüche gegenüber den Pflegekassen geltend gemacht werden können. Bestand Alle Kirchheimer Pflegeheime bieten zu den gleichen Preisen wie die Dauerpflege auch Kurzzeitpflegeplätze an. Der aktuelle Bestand an Kurzzeitpflegeplätzen kann nicht wiedergegeben werden. Dies liegt daran, dass die Pflegeheime dazu übergegangen sind, sich flexibel dem Bedarf an Plätzen anzupassen. Dauerpflegeplätze werden bei Bedarf und sofern nicht belegt vorübergehend mit Kurzzeitpflegepatienten belegt. Vorübergehend hat die Klinik Kirchheim unter Teck in ihrem Altbau eine Kurzzeitpflegestation betrieben. Sie wurde im Rahmen der strukturellen Veränderungen wieder geschlossen Bedarf Der Bedarf an weiteren Kurzzeitpflegeplätzen ist nach Einschätzung des Kliniksozialdienstes und Beratungsstellen (Pflegestützpunkt) gegeben. Eine Wiedereröffnung des Kurzzeitpflegebetriebes im Klinikum Kirchheim würde die Situation entschärfen. Die immer kürzere Verweildauer von Patienten in der Klinik und die aufgrund der demografisch bedingten Zunahme älterer Klinikpatienten sorgen für Engpässe in der Versorgung im Kurzzeitpflegebereich. Eine an die Klinik angegliederte Kurzzeitpflege hätte zudem für die Patienten große Vorteile, da die begonnenen Behandlungen nahtlos weitergeführt werden können und auch die psychologische Hürde eines vorübergehenden Umzugs in ein Pflegeheim entfiele. Der Aufenthalt in einer Klinik-Kurzzeitpflege wird eher als ein verlängerter Krankenhausaufenthalt angesehen. Außerdem stellt diese Kurzzeitpflege auch die Versorgung von jüngeren Entlasspatienten sicher, die keine Aufnahme in der Kurzzeitpflege eines Altenheims finden. 120 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen: Einrichtung einer Kurzzeitpflege im Klinikum Kirchheim zur Verbesserung der Anschlussversorgung an eine Krankenhausbehandlung für Patienten jeden Alters ohne häusliche Versorgungsmöglichkeit Pflegeheime Pflegeheime sind ein unverzichtbares Angebot der Versorgung im Pflegefall, wenn ein Verbleib zu Hause nicht mehr möglich ist. In den vergangenen Jahren haben sich durch vielerlei Faktoren (Pflegeversicherung, ambulant vor stationär, neue Krankheitsbilder) die Strukturen der Pflegeheime verändert. Auf die Bewohner bezogen zeigt sich, dass das Durchschnittsalter stark gestiegen ist und entsprechend auch der Pflegebedarf der Menschen in den Heimen zugenommen hat. Gleichzeitig sinkt die Verweildauer, sodass in den Einrichtungen Sterben und Sterbebegleitung den Alltag intensiver prägen. Heutzutage ziehen die älteren Menschen erst in ein Pflegeheim, wenn es absolut unumgänglich ist. Wie sich dieser Trend entwickelt, ist noch nicht absehbar, das hängt zum einen davon ab, inwieweit sich zukünftig pflegende Angehörige engagieren können oder wollen und zum anderen davon, ob nicht andere Strukturen aufgebaut und genutzt werden, die ein Verbleiben in der eigenen Wohnung, d.h. im Quartier noch länger ermöglichen. Insgesamt setzen sich die Pflegeeinrichtungen derzeit mit folgenden Themen und Rahmenbedingungen auseinander: - Zunahme der dementiell Erkrankten: Umgang, Betreuung und Wohnkonzepte - Neue bzw. Anpassung der (Wohn-)Konzepte auf die Bewohnerstruktur insgesamt (immer älter und entsprechend stärkere Pflegebedürftigkeit, kürzere Verweildauer) - Menschenwürdige Betreuung und Pflege trotz Fachkräftemangel und Kostendruck - Pflegepersonal (Engpass, Berufsbelastung, Qualifizierung) - Orientierung der Einrichtung nach außen, Quartierskonzepte - Kultursensible Altenpflege Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 121 Ambulante und stationäre Pflege Bestand In Kirchheim unter Teck gab es zum Erhebungszeitraum (2009/2010) 506 Pflegeplätze in 10 Einrichtungen; davon sind 45 Plätze im beschützten Bereich. Zum Stichtag waren 99% der Plätze belegt. Die Pflegeheime sind in unterschiedlicher Trägerschaft und unterscheiden sich hinsichtlich der Größe und Ausstattung des Hauses und der Zimmer, der pflegerischen, therapeutischen und gesellschaftlichen Angebote sowie der Kosten, Lage und Verkehrsanbindung. Nutzer-/Bewohnerstruktur – Auswertungen der Statistiken Die durchschnittliche Verweildauer in den Einrichtungen ist sehr unterschiedlich; sie liegt zwischen 4,5 Monaten und 12 bis 15 Monaten oder auch einmal bei 70 Monaten. Insgesamt hat jedoch die Verweildauer in den Pflegeeinrichtungen in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Fast die Hälfte der Bewohner der Pflegeheime (ohne das Pflegezentrum) ist über 85 Jahre, über ein Drittel ist zwischen 75 und 85 Jahre alt, zwischen 65 und 75 Jahren sind rund 11%. Insgesamt sind die Altersgewichtungen in den Einrichtungen relativ unterschiedlich. 65-74 J. 75-84 J. Über 85 J. Je älter die Bewohner sind, desto größer ist der Anteil der Frauen, er liegt im hohen Alter bei über 80%. Die Verteilung der Pflegestufen in den Kirchheimer Pflegheimen entspricht nahezu der zuvor genannten Verteilung in BadenWürttemberg: So sind 38% der Bewohner in Pflegestufe 1, 41% in Pflegestufe 2 und 16% in Pflegestufe 3. 122 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg keine Pflegestufe Pflegestufe 1 Pflegestufe 2 Pflegestufe 3 Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Die Einschätzung der Befragten zum Anteil der Bewohner mit dementiellen Erkrankungen unterscheidet sich von der Verteilung bei der Tagespflege: - Keine Einschränkungen haben 32% der Bewohner, - leichte Einschränkungen 37% und - mittlere und starke Einschränkungen 31% der Bewohner. Insgesamt sind die Anteile in den verschiedenen Pflegeheimen sehr unterschiedlich. Pflegepersonal Über die Hälfte der Einrichtungen hat Probleme, examinierte Pflegefachkräfte und Pflegefachkräfte mit gerontopsychiatrischer Zusatzausbildung zu finden. Der Fachkräftemangel ist bereits im gesamten Pflegesektor angekommen. Kultursensible Altenpflege In Kirchheim unter Teck leben relativ wenig ältere Migranten. Die kultursensible Altenpflege in den befragten Pflegeeinrichtungen ist noch nicht so relevant. Eine Notwendigkeit, sich darauf einzustellen wurde noch nicht gesehen. Allerdings wird die Fachdiskussion und die Umsetzung kultursensibler Pflege in Städten mit höherem Anteil an älteren Migranten in den Pflegeheimen durchaus wahrgenommen. Einzelne Kirchheimer Einrichtungen haben für ihre Mitarbeiter ein Fortbildungsseminar durchgeführt und es gibt in verschiedenen Pflegeheimen Personal unterschiedlicher kultureller Herkunft (vgl. Kapitel Ältere Migranten). Ehrenamtlich Engagierte und Angehörige Alle Einrichtungen werden von ehrenamtlichem Engagement sowohl auf der Ebene der Einzelbetreuung und -beschäftigung als auch in zahlreichen Sonderveranstaltungen (Vorlesestunden, gemeinsames Essen, Ausstellungen und Tanztee) unterstützt. Die Ehrenamtlichen arbeiten überwiegend ohne Aufwandsentschädigung. Der ehrenamtliche Besuchsdienst der HeinrichSanwald-Stiftung bietet den Pflegeheimbewohnern regelmäßige Besuche und gestaltet auch regelmäßige Programmpunkte im Tagesablauf. Der Besuchsdienst hat zwischenzeitlich ein Besucherinnenpotenzial von über 60 Personen, darunter auch eine größere Gruppe Jugendlicher. Auch Angehörige werden in der Regel bei der Vorbereitung von Angeboten (z.B. Gestaltung von Nachmittagen), Festen und Veranstaltungen einbezogen. Für die stationären Einrichtungen stellt sich die Frage, wie mittelfristig das Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement im Heim erhalten werden kann. Hauptsächlich engagieren sich Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 123 Ambulante und stationäre Pflege derzeit ältere Menschen für die Heimbewohner. Die neue Seniorengeneration bringt zunehmend Interesse an aktivem "jungem" Engagement mit, bei dem man nicht so sehr mit den Schwierigkeiten des Alterns konfrontiert wird. Es bedarf neuer Strategien und attraktiver Inhalte. Quartiersbezug Der Quartiersbezug von Alten- und Pflegeheimen ist eine Qualität, von der im Idealfall alle profitieren: die Bürger im Stadtteil, die Einrichtungen und selbstverständlich die Bewohner. Das Thema der Kooperationen und Quartiersanbindung wird in den Einrichtungen sehr unterschiedlich umgesetzt; die größeren Einrichtungen pflegen zu den sozialen Angeboten (z.B. Kindergärten, Schulen) im Quartier regelmäßigen Kontakt. Zum Beispiel sind im Rahmen von Festen Kinder mit Aufführungen präsent. Die Öffnung der Einrichtungen nach außen in die Stadtteile geschieht überwiegend über das Angebot von Mittagstischen, Nachmittagscafès, Gottesdiensten oder Festen. Teilweise werden Räume für Vereine und andere externe Nutzer zur Verfügung gestellt. Die Einrichtungen bemühen sich unterschiedlich intensiv, als „offenes Haus“ im Quartier wahrgenommen zu werden. Fickerstift: Bereits 1995 hat die Stadt mit dem Träger DRK bei der Übergabe des neu erbauten Fickerstifts eine Vereinbarung über gemeinwesenorientierte Öffnung und die Einbeziehung von bürgerschaftlichem Engagement getroffen. Mit Modellprojekten wie "Solidarisch mit Angehörigen" (in dessen Folge die landesweiten "BELA-Modellprojekte" entstanden sind) sind beispielhafte Ansätze zur Qualitätsverbesserung entwickelt worden. Vereine und Kommune und auch das Quartiersnetzwerk Paradiesle sind im Haus mit ihren Veranstaltungen zu Gast. St. Hedwig: In der Folge der städtischen Zukunftswerkstatt "Neues Wohnen", haben sich die Kreisbaugenossenschaft und die Keppler-Stiftung auf eine Quartiersbetrachtung im Bereich Rauner verständigt. Gemeinsam mit der Stadt wurde eine Sozialraumanalyse für das Gebiet in Auftrag gegeben (2009). Die Ergebnisse münden in ein Quartiersprojekt, in dessen Rahmen ein großes Sanierungsprogramm der Kreisbau umgesetzt und Quartiersarbeit mit Quartiershaus und professionellem Quartiersmanagement durch die Keppler-Stiftung angegangen werden soll. Wächterheim: Die Stiftung Tragwerk hat sich im Jahr 2011 intensive Gedanken zur konzeptionellen Weiterentwicklung des Wächterheims gemacht. Dabei spielte die Nutzung des großzügigen stadtnahen Geländes der Einrichtung eine wichtige Rolle, ebenso wie die Fachkräftegewinnung und die Öffnung ins Quartier. Ein Austausch erfolgte ausgiebig mit Fachkräften von Landkreis, Stadt und Diakonischem Werk. Für den Träger besteht eine große Chance 124 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck in der Verknüpfung der Zukunftsplanungen für den Jugendhilfe- also auch den Altenhilfebereich an einem gemeinsamen Standort und in der inhaltlichen Vernetzung. Projekt Bürgerengagement für Lebensqualität im Alter (BELA III) Bela in Kirchheim unter Teck: Das Projekt BELA ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Pflegeheimen aus dem Landkreis Esslingen. Träger von BELA sind das Sozialministerium Baden-Württemberg, der Kreisseniorenrat Esslingen e.V. und der Landkreis Esslingen. Drei Alten- und Pflegeheime in Kirchheim unter Teck (Altenpflegeheim St. Hedwig, das Henriettenstift und das DRK-Seniorenzentrum Steingaustift) wirkten beim Programm BELA III mit. Das Programm, das im Rahmen dieses Engagements entstand, ist eine 5-teilige Kursreihe für die Begleitung von Menschen mit Demenz in Pflegeheimen. Dieser Kurs richtete sich an interessierte Bürger aus BELA-Einrichtungen und Menschen, die an einer Mitarbeit in BELAEinrichtungen interessiert sind sowie beruflich Pflegende. Inzwischen wurde bereits der zweite Kurs erfolgreich durchgeführt; für die BELA-Einrichtungen bedeutet das eine zusätzliche Unterstützung von nun 5 qualifizierten Demenzbegleiterinnen. Bedarf Das Angebot an Pflegeplätzen in Kirchheim unter Teck ist mit über 500 Plätzen ausreichend, breit angelegt und vielfältig. Alle Einrichtungen haben sich auf den zunehmenden Anteil der dementiell veränderten Bewohner mit Maßnahmen im Wohnkonzept und der Qualifizierung von Mitarbeitern eingestellt. Ein Pflegeengpass zeichnet sich immer wieder in den einzelnen Einrichtungen ab. Um einer Verschärfung der Situation entgegenzuwirken, sind Maßnahmen notwendig und sinnvoll, die gemeinsam durch die Einrichtungen, Träger und die Stadt sowie andere Kooperationspartner initiiert und umgesetzt werden. Die Quartiersorientierung in den Einrichtungen ist unterschiedlich und ausbaufähig. Hier sollten auf der Quartiersebene „Runde Tische“ einberufen werden, an denen die unterschiedlichen Akteure des Stadtteils bzw. Quartiers teilnehmen, um Netzwerke aufzubauen und Aktionen und ggf. Projekte zu initiieren. Grundlage jeder Quartiersarbeit und der Nachbarschaftsnetzwerke ist die umfassende Vernetzung im Quartier und mit der Stadt! Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 125 Ambulante und stationäre Pflege Maßnahmen Unterstützung der Einrichtungen bei ihren Bemühungen um eine Öffnung ins Gemeinwesen und den Einbezug der Bürgerschaft in den Heimalltag Austausch in der Altenhilfekonferenz und mit dem Forum Älterwerden über die Stärkung der Rolle der Pflegeheime im Quartier Pflegeheime unterstützen die Quartiersarbeit durch die Bereitstellung ihrer Raumressourcen und weiterer Infrastruktur Pflegeheime verbessern das Image stationärer Pflege und der Pflegeberufe durch offensive Öffnung und Mitwirkung in der Quartiersentwicklung/Gemeinwesenarbeit und in den Nachbarschaftsnetzwerken Gewinnung neuer bürgerschaftlich Engagierter Strategien zur Gewinnung und Bindung von qualifiziertem Pflegepersonal Altenhilfekonferenz stellt Überlegungen an, wie Fachkräfte gewonnen werden können Einbindung der Träger in die Berufsmessen und Berufsinformationsveranstaltungen zur Gewinnung von Nachwuchskräften (Berufsinformationsmesse, Messe des BDS usw.) Berufsfachschule für Altenpflege der Deutschen-Angestellten-Akademie in Altenhilfekonferenz einbinden Imagekampagne für pflegerische Berufe unter Beteiligung der Pflegeinrichtungen und ambulanten Dienste durchführen Eine attraktive Stadt mit guter Infrastruktur, Freizeitwert und familienfreundlicher Ausstrahlung trägt dazu bei, dass Fachkräfte sie sich als Wohn- und Arbeitsstätte auswählen. Diese Attraktivität gilt es zu steigern Altenhilfekonferenz, AG Pflegedienstleitungen, Klinik Kirchheim und Stadt starten einen gemeinsamen Zukunftsprozess: "Versorgung und Pflege neu denken" 126 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Palliativversorgung in Kirchheim unter Teck Entsprechend des "Abschlussberichtes zur Palliativversorgung im Kreis Esslingen" der Kreiskliniken Esslingen lässt sich die Palliativversorgung im Landkreis Esslingen und somit auch für Kirchheim unter Teck wie folgt beschreiben: "Palliativmedizin (Definition der DGP) ist die aktive ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer nicht heilbaren, progredienten und weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung. Sie strebt die Besserung körperlicher Krankheitsbeschwerden an und berücksichtigt psychische, soziale und spirituelle Probleme. Diese Definition stellt keine einzelne Erkrankung in den Vordergrund, sondern den Patienten mit einem palliativmedizinischen Bedarf. Neben Patienten mit unheilbaren Tumorerkrankungen können auch Patienten mit anderen z.B. neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen (MS, ALS, Parkinson, Schlaganfall, Demenz) in Betracht kommen. Ziel ist immer die Erhaltung oder die Verbesserung der Lebensqualität in der verbleibenden Lebenszeit" Palliativpatienten können nur noch unter bestimmten medizinischen Voraussetzungen im Krankenhaus verbleiben. Oftmals ist in dieser Phase ein Umzug in eine entsprechende Pflegeeinrichtung nötig, oder die Versorgung wird ambulant koordiniert. Bestand Der "Abschlussbericht zur Palliativversorgung im Kreis Esslingen" führt dazu Folgendes aus: "Wenn der Patient in seiner gewohnten Umgebung (zuhause, im Pflegeheim) sterben möchte, ist der Hausarzt zunächst der wichtigste Ansprechpartner für den Patienten und seine Angehörigen. An den Hausarzt werden in dieser Lebensphase mitunter recht komplexe Aufgaben und Probleme herangetragen, die er dann mit Unterstützung der Angehörigen und von ambulanten Diensten lösen muss. Dies erfordert neben menschlichem Beistand besondere Kenntnisse, Erfahrungen sowie die Bereitschaft zur multidisziplinären Vernetzung und Kooperation. Man spricht hier von der allgemeinen, ambulanten Palliativversorgung (AAPV). Demgegenüber gibt es die spezialisierte, ambulante Palliativversorgung (SAPV) seit 2010 im Landkreis Esslingen. Sie hat als gesetzliche Grundlage den § 37b SGB V, der definiert, „dass Versicherte mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden und weit fortgeschrittenen Erkrankung bei einer zugleich begrenzten Lebenserwartung, die eine besonders aufwändige Versorgung benötigen, einen Anspruch auf SAPV haben.“ Die SAPV bezieht sich also auf einen ganz bestimmten Patientenkreis (ca. 10% aller Palliativpatienten) mit besonders schweren oder komplexen Symptomen und Versorgungssituationen. Für die Erbringung von SAPV-Leistungen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 127 Ambulante und stationäre Pflege sind bestimmte qualitative und organisatorische Voraussetzungen erforderlich: - Hohe, geprüfte Qualifikation der Leistungserbringer - Multiprofessionelles Palliativ-Team (mindestens Palliativarzt und Palliativschwester) - Versorgungssicherheit rund um die Uhr Im Kreis Esslingen wurde bereits 2002 mit der Ausbildung von Palliativschwestern und 2005 von Palliativärzten begonnen. Wir sind dadurch in der komfortablen Lage, dass es dadurch sowohl in der SAPV als auch in der AAPV relativ viele qualifizierte Ärzte (2010: ca. 40) und Schwestern (2010: ca. 200) gibt. Organisatorisch war es uns wichtig, von Anfang an alle Beteiligten an einen Tisch zu holen um ein funktionierendes und lebendiges Netzwerk zur Palliativversorgung aufzubauen." Nach Aussage der Beteiligten ist diese Herangehensweise insbesondere im Bereich der SAPV gelungen. Die SAPV hat sich neben der AAPV in Kirchheim unter Teck etabliert. Beide Ansätze sind wichtige Bausteine in der ambulanten Palliativversorgung. Ergänzend und bereichernd wird das Angebot der Arbeitsgemeinschaft Hospiz (AG Hospiz) wahrgenommen. Über die AG Hospiz begleiten haupt- und ehrenamtlich Tätige Schwerstkranke, Sterbende und ihre Angehörigen. Das Ziel ist hierbei nicht die medizinische oder pflegerische Versorgung, sondern primär die Entlastung und Beratung der Angehörigen sowie die Begleitung der Sterbenden. Die AG Hospiz ist nicht auf die ambulante Palliativversorgung festgelegt, sondern betreut auch Patienten und Angehörige im Krankenhaus oder in einem Pflegeheim. Darüber hinaus bietet die AG Hospiz ein Trauer-Cafè, einen Gesprächskreis für trauernde Frauen und die Einzelbegleitung von Trauernden an. Bedarf Die Einführung der SAPV hat eine große Lücke in der palliativen Versorgung in Kirchheim unter Teck geschlossen. Nach Rücksprache mit den Beteiligten wird die Weiterentwicklung der AAPV in der nächsten Zeit stärker in den Fokus rücken, da hier Nachbesserungsbedarf im Bereich der Vernetzung der einzelnen Akteure besteht. Maßnahmen Stadt unterstützt den Prozesses zur Weiterentwicklung der AAPV (z.B. in der Altenhilfekonferenz) 128 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 6 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote Psychische Erkrankungen im Alter gehen oft einher mit körperlichen Einschränkungen oder Erkrankungen. Sie werden daher nicht selten von den Betroffenen selbst oder von den Außenstehenden als Auswirkungen des Alterns gesehen, erst spät erkannt und deshalb spät medizinisch-therapeutisch behandelt. Insgesamt nimmt der Anteil der gerontopsychiatrisch Erkrankten zu, sodass von den ambulanten Diensten (auch von den sozialpsychiatrischen), den Pflegeheimen und den Krankenhäusern spezielle Angebote und entsprechende Qualifikationen der Mitarbeiter in diesem Bereich erwartet werden. Für die pflegenden Angehörigen ist eine besondere Unterstützung notwendig. Zu den Hauptkrankheitsbildern der Gerontopsychiatrie zählen Depression, Demenz und Sucht. Statistik Nach aktuellen Studien leidet etwa ein Viertel der über 65-Jährigen unter einer psychischen Störung, der Anteil entspricht in etwa der Krankheitshäufigkeit im mittleren Lebensalter. Von besonderer Bedeutung sind dementielle Erkrankungen und Depressionen. Ältere Menschen sind jedoch auch in hohem Maße zu Anpassungsleistungen in der Lage und verfügen über Bewältigungsressourcen für den Umgang mit schwierigen Lebenssituationen; auch dies bestätigt sich in zahlreichen Untersuchungen. Im Kontext dieser Sozialplanung liegt der Schwerpunkt bei der Thematik der Demenz. Die Krankheitsbilder Depression und Sucht können trotz ihrer Häufigkeit und Relevanz für das Altenhilfesystem nur kurz in den folgenden Abschnitten berücksichtigt werden. Depression Depressive Beschwerden sind mit über 25% eindeutig die häufigste psychische Erkrankung in der Bevölkerung der über 65-jährigen. Oft tritt sie im Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen auf. Die Ursachen und auslösenden Faktoren sind Verlusterlebnisse (Tod des Partners oder weiterer Bezugspersonen, Scheidung und Trennung), Pensionierung, körperliche Erkrankungen und Gefühle der Vereinsamung. Der Wechsel von Wohnung bzw. Wohnort (in der Altenhilfe oft der Umzug von zu Hause in eine stationäre Einrichtung), finanzielle Probleme und reduzierte bzw. gestörte soziale Beziehungen (Böhme 1988) sind weitere Ursachen für Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 129 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote die Erkrankung. Depressive Erkrankungen sind oft für Außenstehende nicht so leicht erkennbar und auch nicht so auffällig wie Demenzerkrankungen. Die Erkennungsprobleme der Depression im Alter haben häufig folgende Ursachen: 1. der ältere Mensch zeigt sein Leid nicht an, 2. es liegt ein ausschließlich somatisches Krankheitsverständnis vor, 3. die Abgrenzung zur Demenz ist schwierig, 4. es liegt eine Multimorbidität vor. Schließlich wird die vermeintliche Traurigkeit, Melancholie und Depression als „Begleiterscheinung“ von Alter oder Lebenskrisen „hingenommen“. Die Tatsache, dass über 30% aller Suizide von Menschen über 65 Jahren verübt werden (der Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt dagegen nur ca. 15%) zeigt, wie wichtig die Diagnose und die Behandlung von Depressionen ist. Maßahmen Verbesserung der sozialen Vernetzung in Nachbarschaft und Quartier, in Vereinen oder Kirchen verstärken. Treffpunkte schaffen, Begegnungsmöglichkeiten fördern, um den Rückzug in die Isolation so lange wie möglich zu vermeiden. Strukturen für Teilhabe verbessern. Sucht In der Berliner Altersstudie und im 4. Altenbericht wird auf die zunehmende Häufigkeit vor allem bei den Suchtmitteln Alkohol, Nikotin und Medikamente hingewiesen. Zu den Sucht fördernden Faktoren im Alter zählen ähnlich wie bei dem Krankheitsbild der Depression Verlust von Fähigkeiten und Funktionen, Verlust von nahestehenden Menschen, Verlust an Tagesstruktur und Kontakten, Krankheit etc.. Besonders problematisch ist die Situation älterer Menschen, wenn z.B. Alkoholkonsum und Medikamenteneinnahme zusammentreffen. Sucht im Alter steht nach wie vor im Spannungsaspekt zwischen Akzeptanz (bei alt gewordenen Suchtkranken) und Tabuisierung auf der Seite der Betroffenen sowie Angehörigen und dem offensiven Umgang damit. Dazu gehört, dass es Angebote für Betroffene, Angehörige und den Mitarbeitern der Altenhilfeeinrichtungen gibt und auch die Ärzte für dieses Thema sensibilisiert werden. 130 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Maßnahmen Verbesserung der sozialen Vernetzung in Nachbarschaft und Quartier, in Vereinen und/oder Kirchen verstärken. Treffpunkte schaffen, Begegnungsmöglichkeiten fördern, um den Rückzug in die Isolation so lange wie möglich zu vermeiden. Strukturen für Teilhabe verbessern. Demenz Dementielle Erkrankungen gehören zu den zweithäufigsten und auch folgenreichsten psychiatrischen Erkrankungen im höheren Alter. Für die Betroffenen und die Pflegenden stellen sie eine besondere Belastung dar. Demenz ist definiert als fortschreitender Verfall der geistigen Fähigkeiten als Folge einer Hirnschädigung. Ursache können chronische Vergiftungen, Stoffwechselstörungen, Infektionen, in der Mehrzahl der Fälle jedoch arteriosklerotische Veränderungen des Gehirns sowie Hirngewebsschädigungen wie bei der Alzheimerschen Krankheit sein. Die Symptome sind nachlassende Merkfähigkeit und Persönlichkeitsveränderungen. Die Folge ist eine deutliche Beeinträchtigung der Selbständigkeit im Alltag bis hin zur völligen Hilflosigkeit. Die Krankheitsursache ist bisher ungeklärt. Die Zunahme von Demenzerkrankungen in der Bundesrepublik wird, prognostisch durch Wahrscheinlichkeitsberechnungen, folgendermaßen eingeschätzt: Zwischen 2010 und 2050 kann nahezu von einer Verdoppelung der Zahlen ausgegangen werden, was am wachsenden Anteil älterer Menschen liegt. Diese Annahme geht allerdings davon aus, dass es bei der Prävention und Behandlung von Demenz keinen Fortschritt bzw. entscheidenden Durchbruch gibt. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 131 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote Folgende Empfehlungen, die in der Fachliteratur vertiefend dargestellt und diskutiert werden und die auch von Trägern sowie Forschungsinstituten formuliert werden, sind hier nochmals zusammengefasst und sollten von Kommunen umgesetzt werden: Was können die Kommunen oder Kreise tun? Information – Wissen aneignen – Best Practice - sich informieren - Projekte und Modelle studieren, gute Ideen nachahmen - vorhandenen Sachverstand ausfindig machen und nutzen Einbindung und Vernetzung - die bestehenden Einrichtungen und Organisationen einbinden und untereinander vernetzen Öffentlichkeitsarbeit und Interessensvertretung - die Öffentlichkeit informieren - aktiv gegen Tabus kämpfen - das Recht von Menschen mit Demenz auf ein selbstbestimmtes Leben vertreten - Diskussionsforen und andere Möglichkeiten bieten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen Beteiligung anregen - die Bürger, einschließlich der nachwachsenden Generationen, mit ins Boot holen, ihre Kreativität herausfordern, ein Klima schaffen, das zur Beteiligung einlädt - ehrenamtliches Engagement anregen und auch anerkennen Alternative Wohnformen – Orts- und Stadtteilplanung 132 - die Schaffung alternativer Wohnformen unterstützen - Thema Demenz in Orts- und Stadtteilplanung einbeziehen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Situation in Kirchheim unter Teck Anzahl der Demenzkranken in Kirchheim unter Teck Zum Stand und zu den Entwicklungen der Anzahl der Demenzkranken in Deutschland liegen statistische Annahmen aus dem Jahre 2001 vor, die die Prävalenz für mittlere und schwere Demenzerkrankungen abbilden. Überträgt man die vom Bundesministerium und Weltalzheimerbericht dargestellten Zahlen auf die Einwohnerdaten von Kirchheim unter Teck ergibt sich folgendes Bild: Mittlere Prävalenzrate in % Einwohnerzahlen Kirchheim unter Teck 2008 Schätzung der Kranken zahl in Kirchheim unter Teck 2008 Schätzung der Kranken zahl in Kirchheim unter Teck 2030 Schätzung der Kranken zahl in Kirchheim unter Teck 2050 65–69 1,2 2372 28 41 55 70–74 2,8 2034 57 82 110 75–79 6,0 1452 87 125 168 80–84 13,3 1156 154 221 297 85–89 23,9 676 162 233 312 90 und älter 34,6 263 91 131 176 65 und älter insgesamt 7,2 7953 579 834 1117 Altersgruppe Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Vierter Altenbericht, Tabelle 3-43, S. 167. Hier wird ersichtlich, dass derzeit von fast 600 Demenzkranken in Kirchheim ausgegangen werden kann. Die Verteilung auf die Altersgruppen zeigt deutlich, dass die Wahrscheinlichkeit, ab 65 Jahre an Demenz zu erkranken, kontinuierlich zunimmt. Nach der beschriebenen aktuellen Bevölkerungsprognose muss bis 2050 mit einer Verdoppelung der Betroffenen gerechnet werden. Demenz betrifft als Krankheit nicht nur den einzelnen Erkrankten, sondern nimmt in allen Fällen einen starken Einfluss auf das direkte soziale Umfeld. Über die Statistik lässt sich zwar pauschal errechnen, wie viele Menschen voraussichtlich erkrankt sind; die Zahl derer, die von der Krankheit auch indirekt betroffen sind (Angehörige, Nachbarn, Freunde, Bekannte, Mitarbeiter aller Angebote für diesen Personenkreis), wird hier jedoch nicht erfasst. Man kann nur vermuten, dass mindestens weitere 1-3 Personen in Kontakt mit einer erkrankten Person stehen und sich täglich auf ein Neues mit den Auswirkungen der Krankheit auseinandersetzen müssen. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 133 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote Versorgungssystem in Kirchheim unter Teck 134 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bestand Angebote Sozialpsychiatrischer Dienst für alte Menschen (SOFA) Der sozialpsychiatrische Dienst für alte Menschen bietet auf Landkreisebene seit 1985 Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen im Alter und deren Angehörige an. Er ist strukturell an das Gerontopsychiatrische Zentrum Nürtingen angegliedert, das aus dem Sozialpsychiatrischen Dienst für alte Menschen (SOFA), der (Geronto-)Psychiatrischen Institutsambulanz und der Tagesklinik für ältere Menschen Nürtingen mit 12 Plätzen besteht. Das Angebot vom SOFA umfasst die Beratung zu allen Themen, die für die Situation relevant sein können. Der Dienst übernimmt, wenn erforderlich, die Betreuung und Begleitung der Patienten im Rahmen von Hausbesuchen. Die Angehörigen werden durch Einzelberatung, Familiengespräche und Angehörigengruppen unterstützt. SOFA kooperiert mit den zuständigen Ärzten bzw. Fachärzten und ist mit weiteren Versorgungsangeboten der Alten- und Krankenhilfe und Psychiatrie vernetzt. Bei Bedarf werden flankierende Angebote anderer sozialer Dienste, wie beispielsweise der Schuldnerberatung, einbezogen. Der SOFA bietet weiterhin Fortbildungen, fachbezogene Beratung und Fallbesprechungen für professionelle und ehrenamtliche Mitarbeiter in der Altenhilfe an und ist ein wichtiger Akteur und Kooperationspartner in den Aktivitäten der Kirchheimer Demenzkampagne. Der Dienst ist von Montag bis Freitag telefonisch zu erreichen. Vor Ort in Kirchheim findet einmal pro Monat eine offene AlzheimerSprechstunde statt. Außerhalb dieser Sprechstunde können Beratungstermine, aber auch Hausbesuche vereinbart werden. Im Jahr 2009 betreute SOFA in Kirchheim unter Teck 24 Neuzuweisungen und 43 laufende Fälle. Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz – Gemeinsam statt einsam e.V. Die Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz wurde 2005 eröffnet; sie war zum damaligen Zeitpunkt die erste von Angehörigen getragene ambulant betreute Wohngemeinschaft für demenzkranke Menschen in Deutschland. Eine private Initiative hatte sich zum Ziel gesetzt, ein Konzept zu entwickeln, das ein Leben und Wohnen für Menschen mit einer Demenzerkrankung in einer kleinräumigen Wohngemeinschaft ermöglicht. Die Wohngemeinschaft ergänzt das vorhandene Angebot der Altenhilfe. In der Organisationsstruktur der Wohngemeinschaft wird der inhaltliche Ansatz des Modells der geteilten Verantwortung umgesetzt. Konzeptionell ist die Wohngemeinschaft überört- Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 135 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote lich in den Kreis der alternativen Angebote für Wohngemeinschaften eingebunden. Die Verantwortung für die Wohngemeinschaft teilen sich die Angehörigen, der Verein Gemeinsam statt einsam e.V. und der beteiligte Pflegedienst. Im Mittelpunkt dieser Struktur stehen die Bewohner mit ihren Angehörigen. Die Wohngemeinschaft in der Innenstadt Kirchheims bietet Platz für acht Bewohner. Die Voraussetzung für den Einzug in die Wohngemeinschaft ist eine fach- bzw. hausärztlich diagnostizierte Demenz. Nicht aufgenommen werden können Beatmungspatienten und Diabetiker. In der Wohngemeinschaft lebten zum Erhebungszeitpunkt acht Frauen zwischen 65 und mehr als 85 Jahren, davon sind drei Frauen in Pflegestufe 1 und drei Frauen in Pflegestufe 3. Die Betreuung und Pflege der Bewohner wird durch einen Pflegedienst, durch Nachbarschaftshelferinnen und durch Angehörige gewährleistet. Außerdem sind sieben Ehrenamtliche engagiert, die in der Betreuung und in der Organisation tätig sind. Die finanziellen Rahmenbedingungen sind dieselben wie bei zu Hause lebenden Personen. Es entstehen Kosten für das Wohnen, die Unterkunft, Verpflegung, sonstige Lebenshaltungskosten und die Betreuungsleistungen. Betreuungsangebote zur Unterstützung häuslicher Pflege Eine dementielle Erkrankung kann vor allem im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf eine dauerhafte und gravierende Einschränkung der Alltagskompetenz zur Folge haben. Neben dem Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung besteht oftmals auch ein grundpflegerischer und hauswirtschaftlicher Hilfebedarf. Menschen mit erheblichem Betreuungsbedarf können auf Antrag bei der Pflegeversicherung unabhängig vom pflegerischen und hauswirtschaftlichen Hilfebedarf Leistungen nach §45b SGB XI beantragen. Wenn die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen eine dauerhafte, erhebliche Einschränkung der Alltagskompetenz ergibt, kann der Betroffene zusätzliche Betreuungsleistungen in Anspruch nehmen. Dies können teilstationäre Angebote wie Tages- oder Nachtpflege, ambulante Betreuungsangebote von Pflegediensten, Kurzzeitpflege oder (nach Landesrecht) anerkannte niederschwellige Betreuungsangebote sein. Diese Angebote dienen der Unterstützung häuslicher Pflegesituationen, sie ermöglichen pflegenden Angehörigen Entlastung und Freiräume für ihre eigenen Bedürfnisse. Diejenigen Betreuungsangebote in Kirchheim unter Teck, die vom berechtigten Personenkreis (§45a SGB XI) mit der Pflegekasse abgerechnet werden können, sind in folgender Tabelle zusammengefasst: 136 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Übersicht der Betreuungsleistungen für Menschen mit erheblichem allgemeinen Betreuungsbedarf nach §45 SGB XI Betreuungsart Anbieter Ambulante Betreuung Stundenweise in der eigenen Häuslichkeit - Betreutes Wohnen zu Hause - buefet e.V. Betreuungsgruppe Café Malta - Malteser Hilfsdienst Kurzzeitpflege - Nachtpflege - Pflegeinsel Baum Tagespflege - ambulanter Pflegedienst Hoffnungstal Asklepia Seniorenzentrum Deutsches Rotes Kreuz Diakoniestation Teck Malteser Hilfsdienst Pflegeinsel Baum Altenzentrum St. Hedwig Altenzentrum Wächterheim ASB Seniorenzentrum "An der Lauter" Asklepia Seniorenzentrum DRK - Seniorenzentrum Steingaustift DRK - Seniorenzentrum Fickerstift Henriettenstift Pflegeinsel Baum Pflegezentrum Kirchheim Asklepia Seniorenzentrum DRK - Seniorenzentrum Steingaustift DRK - Tageszentrum im Isolde-Kurz-Haus Henriettenstift Pflegeinsel Baum Als zusätzliches Betreuungsangebot bietet das Mehrgenerationenhaus LINDE in Kooperation mit dem DRK und der Diakoniestation Teck einmal im Monat ein Demenzcafé für betroffene Seniorinnen und Senioren in Begleitung ihrer Angehörigen an. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 137 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote Demenzkampagne Miteinander leben – Mit Demenz dazu gehören – In Kirchheim unter Teck wurde von der Stadt die Arbeitsgruppe Demenz, bestehend aus verschiedenen örtlichen Einrichtungen der Altenhilfe, gegründet. Gemeinsam konnte im Jahr 2010/2011 eine Demenzkampagne mit dem Titel "Miteinander leben – Mit Demenz dazu gehören –" durchgeführt werden. Ziel des Gesamtprojektes war es, das Thema Demenz stärker in der Kirchheimer Öffentlichkeit präsent zu machen, Fachkräfte und Bürgerschaft zu sensibilisieren und im Umgang mit Betroffenen und deren Angehörigen zu stärken. Durch Aufklärung und aktiven Umgang mit Demenz sollten auf unterschiedlichen Wegen verschiedene Zielgruppen angesprochen werden: 1. Fachpersonal (z.B. Pflegepersonal, Ärzte und deren Mitarbeiter, Therapeuten aus unterschiedlichen Fachgebieten) 2. Personen mit Publikumsverkehr (z.B. Bankangestellte, Mitarbeiter des öffentlichen Nahverkehrs, des Einzelhandels, der Polizei, der Feuerwehr) 3. Bürgerschaft / Betroffene/ Angehörige Neben der fachlichen Fortbildung der ersten beiden Zielgruppen und einer umfassenden langfristig angelegten Öffentlichkeitsarbeit lag ein besonderer Fokus der Kampagne auf der Unterstützung der Betroffenen und deren Angehörigen sowie der Aktivierung des direkten sozialen Umfeldes bzw. der Stärkung nachbarschaftlicher Unterstützungsnetze im Wohnquartier. Insgesamt können die Veranstaltungen der Demenzkampagne als erfolgreich deklariert werden. Das Ziel, die Krankheit aus dem gesellschaftlichen Tabubereich herauszuholen, ist in ersten Schritten gelungen. Im Rahmen der Demenzkampagne sind aufgrund der deutlich gewordenen Bedarfe neue Angebote in Kirchheim unter Teck entstanden, die sich auch nach Ende der Kampagne als dauerhafte Angebote etabliert haben: 138 - Das Mehrgenerationenhaus LINDE veranstaltet in Kooperation mit den DRK Seniorenzentren und der Diakoniestation Teck einmal im Monat einen Cafénachmittag für Demenzkranke in Begleitung ihrer Familien und Freunde. Das Café ist offen für alle Bürgerinnen und Bürger und bietet neben Beschäftigungs- und Betreuungsangeboten auch Beratung und Informationen für die Angehörigen an. - Der Malteser Hilfsdienst hat im Rahmen der Demenzkampagne eine wöchentlich stattfindende Betreuungsgruppe für Demenzkranke und einen Besuchsdienst eingerichtet, der speziell auf die Bedürfnisse von dementiell Erkrankten eingehen kann. Der Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Besuchsdienst übernimmt die stundenweise Betreuung im häuslichen Umfeld und ermöglicht so den Angehörigen eine temporäre Entlastung. - Die Stadtbücherei richtete eine "Medienbox Demenz", eine Zusammenstellung unterschiedlicher Medien für die Arbeit mit dementiell Erkrankten, ein, welche seitdem sowohl von Angehörigen als auch von Fachleuten genutzt wird und sich starker Nachfrage erfreut. - Die Broschüre „Miteinander Leben - Mit Demenz dazugehören - Informationen und Tipps für Angehörige, Freunde und Nachbarn“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Pflegestützpunkt entwickelt und kann seitdem dem Bürger zur Verfügung gestellt werden. Hier finden Interessierte umfassende Informationen zum Thema Demenz und eine Übersicht der Beratungsmöglichkeiten und Ansprechpartner. Ab 2012 wird es in Absprache mit den bisher beteiligten Institutionen eine regelmäßig erscheinende Veranstaltungsübersicht geben, in denen alle Veranstaltungen zum Thema Demenz gebündelt dargestellt werden. Ziel ist es hierbei, den Bürgerinnen und Bürgern auf kurzen Wegen das Angebot übersichtlich nahezubringen und das Thema Demenz weiterhin in die Öffentlichkeit hineinzutragen. Aus der Kampagne wird ein Dauerangebot. Die erste Broschüre ist im März 2012 erschienen und soll halbjährlich neu aufgelegt werden. Bedarf Alle befragten Dienste und Einrichtungen stellen eine Zunahme der Menschen mit gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern, insbesondere der Demenz fest. Je nach Schwerpunkt der Arbeit und Blickwinkel auf das Thema und je nach unmittelbarer Betroffenheit wurden für Menschen mit dementiellen Erkrankungen Angebotslücken festgestellt und daraus unterschiedliche Bedarfe formuliert. Hier wird deutlich, dass die gerontopsychiatrische Versorgung ein Querschnittsthema ist und in vielen Bereichen neue Angebote oder Strukturen aufgebaut werden sollten. Fachpersonal und Qualifizierung Von den ambulanten Diensten, den teilstationären und stationären Einrichtungen wird das Fehlen von Fachpersonal auch mit gerontopsychiatrischer Ausbildung und die Notwendigkeit weiterer Qualifizierung des Personals im Umgang mit psychisch veränderten älteren Menschen formuliert. Vernetzung der bestehenden Angebote Wie in Kapitel teilstationäre und stationäre Einrichtungen dargestellt, sollte darüber hinaus das Thema Demenz im Rahmen eines Austausches unter den Trägern bzw. Leitungen der Einrichtungen im Blick auf Themen zur pflegerischen Versorgung diskutiert werden. Der Bedarf Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 139 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote nach Austausch, Abstimmung und ggf. Kooperation wurde im Rahmen des Planungsprozesses und bei der Demenzkampagne erhoben. Die Arbeitsgruppe Demenz, welche maßgeblich an der Entwicklung und Durchführung der Demenzkampagne Miteinander Leben – Mit Demenz dazugehören – beteiligt war, kann hierfür als Vorbild und erster Schritt gewertet werden. Da der Auftrag an die Arbeitsgruppe Demenz mit dem Abschluss der Demenzkampagne erfüllt ist, wird für die Zukunft empfohlen, auf kommunaler Ebene ein Netzwerk Demenz zu gründen. Das Netzwerk Demenz sollte zum Ziel haben, Bedarfe festzustellen, Angebote stärker zu vernetzen und weiterzuentwickeln und die Durchführung gemeinsamer Aktivitäten zu unterstützen. Die Stadtverwaltung sollte hier die Funktion der Moderation und Koordinierungsstelle übernehmen. Die folgende Abbildung verdeutlicht die möglichen beteiligten Themenfelder und Institutionen: Teilhabe sichern Die fehlende Teilhabemöglichkeit Demenzkranker an der Gesellschaft wird von unterschiedlichen Angeboten, Einrichtungen und pflegenden Angehörigen genannt: So gibt es in Kirchheim bisher keine kulturellen und sportliche Angebote für Menschen mit spezifischen 140 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Krankheitsbildern. Kooperationen mit Vereinen, wie z.B. Bürgerbüro, Sportvereine oder Tanzclubs sind gewünscht und werden vorgeschlagen. Pflegende Angehörige entlasten Um die pflegenden Angehörigen zu entlasten, die in erster Linie die Betreuung der Demenzkranken tragen, sind Besuchsdienste, Betreuungsgruppen und Angebote nach § 45 SGB XI unterstützend. Entsprechende niederschwellige Angebote (buefet e.V., Malteser Hilfsdienst, Mehrgenerationenhaus LINDE) wurden während des Planungszeitraums eingerichtet. Die weitere Entwicklung dieser Angebote sollte in regelmäßigen Abständen betrachtet werden, um eine bedarfsgerechte Anpassung zu gewährleisten und gegebenenfalls ergänzende Angebote zu schaffen. Land und Pflegekassen unterstützen niederschwellige Angebote nach §§45c/d unter der Voraussetzung, dass komplementär eine kommunale Förderung erfolgt. Es ist erforderlich, die im städtischen Haushalt bereitgestellten Mittel zu erhöhen. Demenz in der Öffentlichkeit weiterhin platzieren In der Kirchheimer Bevölkerung scheint nach wie vor ein hoher Informations- und Aufklärungsbedarf zum Thema Demenz zu bestehen, was sich darin ausdrückt, dass auch insbesondere die letzten Vorträge der Demenzkampagne noch ungebrochen gut bis sehr gut besucht waren. Diese Form der Aufklärungsarbeit und Informationsvermittlung sollte auch zukünftig weitergeführt werden. Künftige Veranstaltungen sollten sich weiterhin mit konkreten Umgangs- und Alltagstipps für Angehörige beschäftigen, sowie generelle Aufklärungsarbeit zur Krankheit leisten. Die Unterstützung der größten Nutzergruppe der Kampagne (Angehörige) sollte weiterhin im Fokus stehen. Angehörige von dementiell Erkrankten befinden sich unter hoher psychischer und physischer Belastung und benötigen neben einem unterstützenden Netzwerk aus Familie, Freunden und Nachbarn auch frühzeitig Entlastungs- und gegebenenfalls Begleitungsangebote. Es bleibt eine wichtige Aufgabe der Stadt, Rahmenbedingungen für einen toleranten und achtungsvollen Umgang mit Betroffen und Strukturen zur Entlastung von pflegenden Angehörigen zu schaffen. Das bislang in hervorragender Weise gelungene Zusammenwirken von Einrichtungen, Dienstleistern und Stadt ist dafür Voraussetzung. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 141 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote Maßnahmen Erhalt der Alzheimersprechstunde durch den Sozialpsychiatrischen Dienst für alte Menschen im Haus der Sozialen Dienste Kontinuierliche Qualifizierung der Mitarbeiter (Fach- und Hilfskräfte) im Umgang mit psychisch veränderten Menschen, ggf. auch trägerübergreifende Angebote (insbesondere sind gefordert: Pflegeeinrichtungen und –dienste, Klinik Kirchheim, Ärzteschaft mit Mitarbeiterinnen, Apotheken, Ergo- und Physiotherapeuten) Bei der Entwicklung von Strategien zur Gewinnung von Pflegekräften ist ein Fokus auf Fachkräfte mit gerontopsychiatrischer Ausbildung zu legen Stärkung des Netzwerks Demenz (gegründet 2011) und konzeptionelle Weiterentwicklung Angebote für Betroffene ausbauen Kulturelle und sportliche Angebote für Menschen mit spezifischen Krankheitsbildern auch in den Vereinen (z.B. 'Sport und Demenz') Kooperationen mit Institutionen und Vereinen, z. B. Bürgerbüro, Sportvereine, Tanzclubs usw. zur besseren Abstimmung des vorhandenen Angebots Sensibilisierung der Nachbarschaftsnetzwerke/Stadtteilnetzwerke für eine nachbarschaftliche Verantwortungsbereitschaft gegenüber Demenzkranken Thema Demenz in der Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit verankern (Qualifizierung der Hauptamtlichen in der sozialen Arbeit, kleine Angebote vor Ort schaffen) Quartierstreffpunkte (Räume und Plätze) verstärkt schaffen, damit Erkrankte in der gewohnten Umgebung bleiben und sich zurecht finden können 142 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Demenz in der Öffentlichkeit weiterhin platzieren Demenzkampagne in ein Dauerangebot überleiten. Koordination durch Stadt in Kooperation mit dem Netzwerk Demenz. 'Stadtweites Mobilisierungs- und Sensibilisierungsprogramm' auf Dauer anlegen. Bereitstellung personeller Ressourcen oder von Honorarmitteln und von Sachmitteln. Öffentlichkeitsarbeit zu den bestehenden Angeboten ausbauen, mit dem Ziel mehr Transparenz für Betroffene und deren Angehörige zu gewährleisten. Informationsbroschüren aktuell halten Workshops für Vereine entwickeln, um sie auf einen älter werdenden Mitgliederbstand und die Folgen vorzubereiten (Umgang mit psychisch veränderten Mitgliedern) Pflegende Angehörige entlasten Strukturelle Weiterentwicklung der Betreuungsangebote mit Blick auf die Bedarfe der Betroffenen Betreuungsdienst auch am Abend einrichten, um den Angehörigen ein ruhiges Ausgehen zu ermöglichen Komplementärförderung niederschwelliger Angebote nach §45c und d ausbauen durch Erhöhung der Haushaltsmittel Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 143 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote Ausbau des zivilgesellschaftlichen Engagements Bildung einer Arbeitsgemeinschaft "Vereine und soziale Verantwortung in einer alternden Gesellschaft" Ausbildung von Bürgerinnen und Bürgern zu Erstkontaktstellen im Quartier für Demenzkranke und deren Umfeld (Informationsvermittlung, Engagement für strukturelle Veränderungen im Quartier, Gestaltung von Schonräumen für Betroffene Ausbildungsangebot für Engagierte, die bereit sind, Informationen in Einrichtungen und Vereine und entsprechende Haushalte zu bringen Ausbildungsangebot für Engagierte, die einzelne Betroffene zu Hause begleiten und durch ihre Kompetenz zu mehr Lebensqualität beitragen Ausweiten der Öffentlichkeitsarbeit zu den einzelnen Krankheitsbildern (Jahresprojekte mit Themenschwerpunkt) und Förderung bereits angestoßener Entwicklungen (z.B. Erweiterung der bestehenden Literatur der Stadtbücherei) 144 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 7 Ältere Menschen mit Migrationshintergrund Die Situation der Menschen mit ausländischem Pass bzw. mit Migrationshintergrund gestaltet sich im Alter je nach sozialer, familiärer, wirtschaftlicher Situation und je nach Gesundheitszustand genauso unterschiedlich wie die der deutschen Senioren. Allerdings kommen bei den Migranten spezifische Problemkonstellationen wie mangelnde Sprachkenntnisse, psychische Belastung aufgrund der Migration usw. zum Tragen, die eine besondere Berücksichtigung erfordern. Die überwiegende Zahl der über 65-jährigen Migranten in Deutschland möchte auch in Deutschland bleiben; die Neigung, in das Herkunftsland zurückzukehren, nimmt kontinuierlich ab (vgl. KDA). In den vergangenen Jahren wurde im Bereich der Altenhilfe eine „kultursensible“ Perspektive entwickelt, in Konzeptionen berücksichtigt und in entsprechenden Angeboten umgesetzt. Alte Menschen ausländischer Herkunft (n. Geiger 2002): Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 145 Ältere Menschen mit Migrationshintergrund Die inzwischen durch Forschungen und Untersuchungen belegten Unterschiedlichkeiten der Lebenslagen älterer Migranten, bei denen migrationsspezifische Aspekte deutlich werden, sind vor allem bei folgenden Themen relevant: Demografie Mittelfristig wird je nach Einbürgerungsverhalten der Migranten allgemein der Anteil der älteren Ausländer unter Umständen abnehmen und gleichzeitig der Anteil der älteren Menschen mit Migrationshintergrund zunehmen. Die materielle Situation Die Daten der Sozialhilfe, die nach der Staatsangehörigkeit vorliegen, dokumentieren die schwächere finanzielle Situation der älteren Ausländer im Vergleich zu den deutschen Senioren. Die Gründe für die schlechtere finanzielle Situation im Alter sind Folgende: Ältere Menschen mit Migrationshintergrund verfügen oft über eine geringere Rente, da sie häufig ein niedrigeres Einkommen hatten, sie hatten oft kürzere Beitragszeiten, bedingt auch durch ein höheres durchschnittliches Arbeitslosigkeitsrisiko. Insbesondere die sogenannte „Gastarbeitergeneration“ tritt aufgrund der besonderen Arbeits- und Lebensbedingungen durchschnittlich früher aus dem Arbeitsleben aus als die Deutschen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse aus den ersten Mikrozensus-Analysen aus dem Jahre 2005 zur materiellen Situation der Menschen mit Migrationshintergrund, dass auch bei diesem erweiterten Personenkreis das Armutsrisiko höher ist als bei den deutschen Senioren. Dies ist auch in den aktuellen Armutsanalysen für BadenWürttemberg sichtbar. Lebenszufriedenheit Die Migration an sich ist ein einschneidendes Ereignis in der Biografie. Der positive Umgang mit der Migration lässt sich in der deutschen Migrationsgeschichte an zwei markanten Unterschiedlichkeiten feststellen. War eine Rückkehr in das Herkunftsland geplant, so ist eine nicht erfolgte Rückkehr im Alter „lebensgeschichtlich“ schwieriger zu bewältigen und anzunehmen; war von vornherein eine Rückkehr nicht geplant, wird das neue Heimatland und die Integration anders wahrgenommen und vollzogen. Kulturelle und sprachliche Situation Viele Migranten, die im Rentenalter sind bzw. kurz vor der Rente, haben nach wie vor unzureichende Sprachkenntnisse. Durch den Eintritt ins Rentenalter kommt es häufig (das betrifft vor allem die Arbeitsmigranten) zu Rückzugstendenzen in die eigene Herkunftsnationalität, was zur Verminderung der sprachlichen Kompetenzen in der deutschen Sprache führt. 146 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Feststellbar ist, dass gerade dieser Personenkreis sich verstärkt auf die kulturellen Wurzeln und Werte besinnt, und zwar als positiver Anker in der Bewältigung der Lebenssituation im Alter. Genau an dieser Schnittstelle setzt die kultursensible Altenhilfe an. Familiäre Situation Die familiäre Situation der älteren Migranten zeichnet sich bisher dadurch aus, dass familiäre Netzwerke momentan noch relativ stark sind, allerdings zeigt sich jetzt schon, dass sich auch hier die Familien- und Unterstützungsstrukturen den deutschen Gegebenheiten annähern. Der Ausgleich zwischen der stärkeren sozialen Einbindung gegenüber der schwächeren finanziellen Situation von Migranten ist nicht nachhaltig belegt. Gesundheitliche Situation Der Gesundheitszustand der älteren Migranten ist durchschnittlich schlechter als der der deutschen Senioren. Dies liegt vor allem an den oft gesundheitsbelastenden Berufen, die ausgeübt wurden, aber auch an den psychischen Belastungen, die sich durch die Migration ergeben haben. Hinzu kommt noch der schlechtere Zugang zum Gesundheitssystem infolge mangelnder Sprachkenntnisse und fehlender Informationen. Pflege und Versorgung im Alter Die Vorstellungen über das Leben im Alter sind ähnlich wie die der deutschen Senioren. Auch die Migranten wünschen und erwarten, dass sie so lange als möglich zu Hause bleiben können und von den Angehörigen unterstützt werden. Zunehmend ist eine Auflösung der familiären Netzwerke zu beobachten. Um so wichtiger werden in einer Kommune kultursensible Ansätze und Maßnahmen im System der Altenhilfe. Kultursensible Pflege Das Kuratorium deutsche Altenhilfe hat sich in Zusammenarbeit mit namhaften Experten bereits 2002 mit der "Charta für eine kultursensible Altenpflege" in folgenden Eckpunkten positioniert: Die Institutionen der Altenhilfe stehen vor der Herausforderung, das Recht alt gewordener Migranten auf Beratung, Betreuung und Pflege sicherzustellen und ihre Angebote kultursensibel auszurichten. Das bedeutet, sich mit den Bedürfnissen Zugewanderter, deren Sprache und Kultur, ihren Ess- und Lebensgewohnheiten und religiösen Bräuchen auseinanderzusetzen. Die in der kultursensiblen Altenhilfe und Pflege Tätigen stellen entgegen vieler Befürchtungen in der Praxis keine Mehrarbeit fest; kultursensible Altenhilfe bietet vielmehr die Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 147 Ältere Menschen mit Migrationshintergrund Chance für ein leichteres und befriedigenderes Arbeiten und das Erschließen neuer Kundenkreise. Interkulturelle Kompetenzen sind dabei unabdingbar, fachliche Unterstützung ist hierbei hilfreich. Ältere Migranten in Kirchheim unter Teck Bestand In Kirchheim unter Teck ist aktuell der Anteil älterer Menschen mit ausländischem Pass in den höheren Altersgruppen noch relativ gering (Anteil über 60 Jahre 13,23%, über 70 Jahre 6,66%, über 80 Jahre knapp 1%). Da in der aktuellen Bevölkerungsprognose die Entwicklung der Anzahl der Ausländer nicht berücksichtigt wird und auch keine statistischen Aussagen zu Entwicklung der Anzahl der Einwohner mit Migrationshintergrund vorhanden sind, können derzeit nur qualitative Aussagen formuliert werden. Im ambulanten und im häuslichen Bereich zeigen sich bisher schon die kulturellen Unterschiede im Umgang mit den zu Hause zu Betreuenden. Die Notwendigkeit kultursensibler Ansätze in der Betreuung und Pflege ist sichtbar. Von Seiten der teilstationären und stationären Anbieter wird noch kaum Bedarf gesehen, der angepasste, nämlich kultursensible Strukturen verlangt. Teilweise ist im ambulanten, teilstationären und stationären Bereich Personal mit Migrationshintergrund vorhanden. Das Amt für Familie und Soziales und buefet e.V. informieren durch Gespräche in den Migrantenvereinen über die Angebote und Strukturen der örtlichen Altenhilfe. Auch der Ausschuss für Integration ist ein wichtiges Sprachrohr und Forum für die Belange der Migranten in der Stadt. Zunehmend wird Informationsmaterial zum Thema Pflege in verschiedenen Sprache (insbesondere türkisch, russisch, italienisch) bereitgehalten. Bedarf Die Lebenssituation der älteren Migranten in Kirchheim unter Teck ist je nach Lebensstandard, Bildungstand, Wertesystem, Migrationsgeschichte und ihrem Eingebundensein in ein familiäres und soziales Netzwerk sehr unterschiedlich. Ihr Bedarf gestaltet sich entsprechend unterschiedlich. Daten zur demografischen Situation und zur Sozialhilfe geben Hinweise darauf, dass das Armutsrisiko der älteren Ausländer weitaus größer ist als das der Deutschen. Auch zukünftig ist von einer Zunahme, die aufgrund der fehlenden Zahlen nicht quantifiziert werden kann, auszugehen. 148 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck In den vorhandenen Strukturen der kommunalen Altenhilfe muss das Thema ältere Migranten durch Maßnahmen, die sich vor allem auf den häuslichen Bereich beziehen, aufgegriffen werden. Da Planungsdaten fehlen, ist es umso wichtiger, dass der vorhandene Dialog zwischen Kommune und Multiplikatoren der Migranten (Integrationsausschuss, Migrantenvereine, etc.) fortgeführt bzw. intensiviert wird. Sinnvoll ist, dass zuverlässige und regelmäßige Kommunikations- und Kooperationsstrukturen geschaffen werden. Wie bei den Älteren ohne Migrationshintergrund gilt es, einen besonderen Blick auf die Vermeidung von sozialer Isolation durch die Schaffung von Kontaktmöglichkeiten und Begegnung und Möglichkeiten der Teilhabe zu richten. Der Verbleib in der Umgebung, in der man sich auskennt, ist für Ältere mit Migrationshintergrund besonders wichtig. Dies vermittelt Sicherheit, auch wenn eine direkte soziale Vernetzung nur wenig vorhanden ist. Maßnahmen Zugänge zum Thema Altenhilfe und zu deren Angebote für Mitbürger mit Migrationshintergrund erleichtern Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund für eine Mitwirkung im Forum Älterwerden Informationsveranstaltungen über das örtliche Altenhilfeangebot in den Migrantenbzw. Kulturvereinen (mit Dolmetscher) Entwicklung eines Konzepts "Informationsinitiative 60+ mit Migrationshintergrund" Niederschwellige Angebote (z.B. Wohnberatung, Pflegebegleiter oder Besuchsdienste) interkulturell anpassen Beratungsangebote des Pflegestützpunktes durch Fachkräfte (z.B. durch Honoraraufträge) mit interkultureller Kompetenz erweitern Gewinnung, Ausbildung/Qualifizierung ren/Mentoren von muttersprachlichen Multiplikato- Geschäftsinhaber mit Migrationshintergrund (z.B. türkische, russische oder italienische Lebensmittelgeschäfte) als Multiplikatoren und Informationsstellen gewinnen Gewinnung von Ehrenamtlichen mit Kultur- bzw. Sprachkompetenz, die sich beispielsweise im Rahmen von Besuchsdiensten engagieren Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 149 Ältere Menschen mit Migrationshintergrund Träger und Fachkräfte für die kultursensible Pflege sensibilisieren und qualifizieren Qualifizierung/Fortbildung zur Entwicklung bzw. Verbesserung interkultureller Kompetenz für Betreuungs- und Pflegekräfte Bildung einer Arbeitsgruppe im Rahmen der Altenhilfekonferenz, die das Thema kultursensible Pflege weiterentwickelt Prüfen, ob Konzeption für ein Kirchheimer Fachkräfteteam "Spezialisierte kultursensible Versorgung" notwendig ist Entwicklung kultursensibler Versorgungskonzepte mit Trägern ambulanter und stationärer Pflegeeinrichtungen (Leitbilder für Einrichtungen, Räumlichkeiten, Personalkonzept, Qualifizierung der Mitarbeiter, Interkulturelle Teamarbeit, Verständigung zwischen Pflegenden und Patienten, Hauswirtschaft Beachtung der kultursensiblen Ansätze bei der Entwicklung von Nachbarschaftsnetzwerken Schaffung von Begegnungsräumen im Quartier und Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse und Zugänge von Menschen mit Migrationshintergrund Entwicklung von Angeboten zur Verhinderung sozialer Isolation (z.B. Begegnungs- und Freizeitangebote, Gemeinschafts-/Internationale Gärten, Aktivitäten innerhalb des eigenen Kulturkreises Fortschreibung des Teilsozialplans "Menschen ausländischer Herkunft" Klärung der Bedarfslagen im Quartier mit Unterstützung von Schlüsselpersonen (Sozialarbeit, Betreuung und Pflege, Migrantenverein oder Integrationsausschuss) 150 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 8 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Gemeindeteilprofil Nabern Allgemeine Zahlen Nabern ist mit 1.910 Einwohnern der zweitkleinste Stadtteil von Kirchheim unter Teck. Knapp 5% der Gesamtbevölkerung leben hier. In Bezug auf die Geschlechterverhältnisse herrscht in Nabern in etwa Gleichstand. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung ist also im Vergleich zum Landesschnitt hier etwas niedriger (im Land beträgt der Anteil der Frauen 50,8%). Von allen Gemeindeteilen hat Nabern den geringsten Ausländeranteil. Von den 1.910 Einwohnern sind nur 82 – oder rund 4% - ausländischer Herkunft. Damit liegt Nabern deutlich unter dem Landesschnitt von 12%. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 151 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Im Hinblick auf den Familienstand fällt für Nabern der vergleichsweise hohe Anteil an Verheirateten auf. Analog dazu ist der Anteil der Ledigen hier relativ gering. 36,1% der Einwohner in Nabern sind ledig (BW: 40,6%), 53,0% sind verheiratet (B-W: 47,8%), 4,5% geschieden (B-W: 5,6%) und 6,4% verwitwet (B-W: 6,0%). Ein Blick auf die Altersstruktur macht deutlich, dass der Anteil der älteren Bevölkerung in Nabern vergleichsweise hoch ist. In die Gruppe der über 50-Jährigen fallen hier fast 44%. Damit liegt Nabern recht deutlich über dem Durchschnitt in Baden-Württemberg (38,2%). Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen Bei einem differenzierten Blick auf die Altersstruktur bei den deutschen und ausländischen Einwohnern fällt vor allem der abnehmende Anteil der ausländischen Bevölkerung in den höheren Altersgruppen auf. Allerdings sind die Fallzahlen in Nabern sehr gering, weshalb die Daten vorsichtig interpretiert werden sollten. 152 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bezogen auf den Familienstand ergibt sich für die über 50-Jährigen in Nabern ein wenig überraschendes Bild. In den Gruppen zwischen 50 und 79 ist der überwiegende Anteil der Bevölkerung verheiratet. In den höheren Altersgruppen nimmt naturgemäß der Anteil der Verwitweten deutlich zu – bei den Gruppen über 80 ist diese Gruppe am stärksten vertreten. Die weitgehend bekannte Tatsache, dass gerade in den älteren Bevölkerungsgruppen die Frauen überproportional vertreten sind, spiegelt sich in Nabern nicht so eindeutig wider. So ist der Anteil der männlichen Bevölkerung in der Gruppe der 50 bis 59-Jährigen auffällig hoch – und auch in der Gruppe der 70 bis 79-Jährigen sind die Männer leicht in der Überzahl. In den darauffolgenden Altersgruppen sind Frauen dagegen deutlich überproportional vertreten. Ergebnisse der Stadterkundung Am 17.05.2010 fand die Stadterkundung im Ortsteil Nabern statt. Insgesamt nahmen 15 Personen an der Erkundung teil. Neben den Vertretern der Stadtverwaltung, dem Ortsvorsteher und Frau Dr. Jautz vom Institut für Sozialforschung und Sozialplanung waren 4 Mitglieder des Bürgerausschusses beteiligt. Als Betroffene und Fachleute vor Ort fanden sich 6 Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil ein. Insgesamt wurde Nabern von den Bürgern als ländlicher Stadtteil mit hoher Lebensqualität dargestellt, als "schöner, grüner und lebendiger Ort mit hoher Wohnqualität". Die Angebotsstrukturen in Nabern wurden als ausreichend dargestellt. Eine besondere Stärke stellt das bürgerschaftliche Engagement im Stadtteil dar. Aktive Vereine sorgen für zahlreiche Angebote Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 153 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck und prägen eine Atmosphäre der Zusammengehörigkeit im Gemeinwesen. Angebote Für die Grundversorgung verfügt der Stadtteil über einen Supermarkt (Edeka) mit den im Einzelhandel üblichen Öffnungszeiten, sowie einen Hofladen mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Beide Einrichtungen werden von den Bürgern als "fußläufig erreichbar" bezeichnet. Eine allgemeinmedizinische Praxis ist im Ort, eine Apotheke ist nicht vorhanden. Eine Bank mit Geldautomaten und Schalterpersonal, sowie eine weitere Selbstbedienungsbank stehen im Ort zur Verfügung. Im Ort sind gastronomische Betriebe angesiedelt, die von den Bürgern unterschiedlich angenommen werden. Die Kirchen nehmen nach Aussage der Bürger eine große Rolle im sozialen und kulturellen Leben des Stadtteils ein. So sind sie Veranstalter des wöchentlichen Seniorenessens, an welchem im Schnitt 40 Personen teilnehmen und von weiteren Veranstaltungen, welche der Erwachsenenbildung zugeschrieben werden können. Der "Bürgerverein Zehntscheuer Nabern" führt 5 – 10 kulturelle Veranstaltungen pro Jahr durch. Ein größeres kulturelles Angebot, beispielsweise in Form von Kursen über die Volkshochschule oder Familienbildungsstätte wird von den Bürgern gewünscht. Die Ortschaftsverwaltung initiiert einmal im Jahr einen Seniorennachmittag, welcher, ähnlich wie das Seniorenessen, gut angenommen wird. Der ortsansässige Sportverein SV Nabern bietet nach Aussage der Bürger ein breites Angebot an sportlichen Aktivitäten, die auch gut für Senioren geeignet sind. Die einzelnen Sportstätten erscheinen den Bürgern allerdings zu weit weg. Dies bezieht sich vor allem auf die Sportanlage und das Vereinsheim "Oberer Wasen", welches sich am östlichen Rand des Gemeindegebiets befindet. Die Sporthalle "Gießnauhalle" befindet sich dagegen zentral im Ortskern, muss aber dringend saniert werden. Die Bürger wünschen sich in diesem Zusammenhang auch eine Öffnung der Gießnauhalle als kulturelles Zentrum. Nabern verfügt über zwei Bushaltestellen, eine am westlichen Ortsrand (Nabern Industriegebiet) und eine am östlichen Ortsrand (Nabern Gartenstraße) in unmittelbarer Nähe des Supermarktes. Die Haltestelle "Nabern Gartenstraße" wurde als schlecht erreichbar dargestellt, im Sinne eines barrierefreien Zugangs kann dies nicht bestätigt werden. Ebenfalls kritisch gesehen wurden die mit einer Fahrt nach Kirchheim verbundenen Kosten des VVS und der häufig nicht vorhandene barrierefreie Zustieg, da selten Niederflurbusse eingesetzt werden. Die nachbarschaftlichen Beziehungen im Stadtteil werden als noch funktionierend dargestellt. Der Anteil an einsamen und unterstützungsbedürftigen älteren Bürgern scheint jedoch nach Aussage der Bürger zuzunehmen. Als unvorteilhaft werden viele Wohnhäuser mit großen 154 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Grundstücken im Ortsteil wahrgenommen. Viele Wohnhäuser, oftmals ehemalige Bauernhäuser, verfügen über viel Wohnraum, jedoch auch über unflexible Grundrisse, so dass eine eigenständige Versorgung in den eigenen Wänden nicht ohne zum Teil massive Einschränkungen umgesetzt werden kann. Durch die zum Teil großen Grundstücke droht nach Aussagen der Bewohner eine zusätzliche Isolation der Bewohner. In der Regel wollen die Älteren, auch wenn sie einmal Versorgung benötigen, ihre Häuser nicht verlassen. Bedarf Im Rahmen der Stadterkundung in Nabern hat sich gezeigt, dass Nabern ein Stadtteil mit hoher Wohnqualität ist. Infrastrukturell wurden keine weiteren Bedarfe der Bürger geäußert. Sorge bereitet einigen Bürgern der Fortbestand der allgemeinärztlichen Praxis. Die Bürger fürchten hier, dass sich kein Nachfolger finden wird, wenn der jetzige Arzt in Pension geht. Hier müssen Anreize geschaffen werden, um eine langfristige medizinische Versorgung im Stadtteil zu gewährleisten. Es wurde beklagt, dass es keine weiteren kulturellen Angebote (z.B. FBS oder VHS Kurse) mehr im Ort gibt. Die Entfernung zu den Kultur- und Bildungsangeboten in der Stadt hält die Älteren besonders in den Abendstunden von einem Besuch ab. Hier sollten gemeinsam mit den entsprechenden Anbietern die Möglichkeiten im Stadtteil geklärt werden. Im Hinblick auf lebenslanges Lernen und der gefühlt schlechten Verkehrsanbindung nach Kirchheim unter Teck sollte die Verwaltung den ÖPNV stärker unterstützen, im Zweifelsfall das Angebot zum Nutzer zu bringen oder Fahrdienste initiieren. Nach Aussage der Bürger fehlt in Nabern eine Art Zentrum sowie ein öffentlicher Raum für Begegnung und Geselligkeit. Allerdings fügten die Bürger auch hinzu, dass "die Naberner" sich nicht als "Nichtschaffer" darstellen lassen wollen und man sich traditionell nicht in seiner Freizeit auf der Straße oder im Ort zeigt. Mußestunden finden dementsprechend insbesondere bei der älteren Bevölkerung im Verborgenen statt. Hier scheint den Bürgern die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach Begegnung untereinander und der tatsächlichen Annahme solcher Plätze bewusst zu sein. Dies bestätigt sich für die Bürger auch darin, dass die vorhandenen Plätze und Sitzbänke nicht oder eher selten genutzt werden. Durch die Sanierung der "Gießnauhalle" und einer Öffnung dieser als Treffpunkt im Stadtteil kann dem vorhandenen Bedürfnis nach Geselligkeit entgegengekommen werden. Diesbezügliche Möglichkeiten sollten von der Verwaltung unter Einbezug der Ortschaftsverwaltung und der Bürger geprüft werden. Ein großes Anliegen der Bürger war die Versorgung im Alter. Nachbarschaft funktioniert noch gut und ambulante Dienste bringen die notwendigen Hilfen ins Haus. Allerdings zwingt eine Heimunterbringung zum Verlassen der sozialen Netze. Ein Angebot des betreuten Wohnens wurde gewünscht und nach Möglichkeit auch eine stationäre Versorgung im Ort. Die Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 155 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Bürger des Stadtteils mit dem statistisch höchsten Anteil an über 50 Jährigen wiesen darauf hin, dass sie auch im Alter im Stadtteil verbleiben wollen und ein Umzug in eine Wohnanlage in der Kernstadt für sie primär eine Verschlechterung darstellt. Auf dem Gelände des alten Kindergartens können sich die Bürger den Bau einer betreuten Seniorenwohnanlage vorstellen. Eine Umfrage diesbezüglich wurde in der Vergangenheit von der Ortschaftsverwaltung durchgeführt. Maßnahmen Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements zur Förderung des Miteinanders der Generationen und Weiterentwicklung nachbarschaftlicher Unterstützung (z.B. durch Hol- und Bringdienste, Einkaufsservice usw.) Pflegestützpunkt personell so ausstatten, dass Beratungsstunden vor Ort angeboten werden können Einrichten einer festen Rubrik "Gut älter werden in Nabern" im Mitteilungsblatt mit Darstellung der Möglichkeiten vor Ort und der Angebote in der Gesamtstadt (Fördermöglichkeiten zur Wohnraumanpassung, Angebot Pflegestützpunkt, usw.) Mehr Sitzbänke auf den üblichen Wegen zum Supermarkt, Arzt usw. sowie an beliebten Spazierwegen platzieren Zugänge zu den Sportflächen barrierefrei gestalten und Ruhebänke entlang des Weges aufstellen Begegnungsmöglichkeiten für alle Generationen in der Ortsmitte schaffen Möglichkeiten des barrierefreien Zugangs zu den Bushaltestellen und in die Busse prüfen Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern, Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Klärung des Bedarfs und der Akzeptanz an Wohnangeboten (Betreutes Wohnen, barrierefreies Wohnen, Senioren-WG`s usw.) Prüfen, in wie weit Anreize geschaffen werden können, die die ärztliche Versorgung im Stadtteil weiterhin sichern 156 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Gemeindeteilprofil Jesingen Allgemeine Zahlen Jesingen ist mit knapp 3.500 Einwohnern der drittgrößte Gemeindeteil von Kirchheim unter Teck. Knapp 9% der Gesamtbevölkerung leben hier. In Bezug auf die Geschlechterverhältnisse liegt Jesingen sehr nahe am Durchschnitt des Landes BadenWürttemberg. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung liegt mit 50,4% etwas über dem Anteil der männlichen Bevölkerung (im Land beträgt der Anteil der Frauen 50,8%). Der Ausländeranteil liegt in Jesingen mit 9,1% etwas unter dem Anteil von ca. 12% für das Land Baden-Württemberg und 14,6% in der Gesamtstadt. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 157 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Im Hinblick auf den Familienstand ergeben sich für Jesingen nur leichte Unterschiede zu den Zahlen für das Land Baden-Württemberg: 38,36% der Einwohner in Jesingen sind ledig (B-W: 40,6%), 51,1% sind verheiratet (B-W: 47,8%), 5,1% geschieden (B-W: 5,6%) und 5,5% verwitwet (B-W: 6,0%). In die Gruppe der über 50-Jährigen fallen in Jesingen 39,1% der Bevölkerung. Damit liegt Jesingen etwas über dem Landesschnitt – hier fallen 38,2% der Bevölkerung in diese Gruppe. Im Vergleich zum Landkreis Esslingen ist der Unterschied noch etwas größer, hier sind 37,9% der Bevölkerung über 50 Jahre alt. Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen Bei einem differenzierten Blick auf die Altersstruktur bei den deutschen und ausländischen Einwohnern fällt vor allem der abnehmende Anteil der ausländischen Bevölkerung in den höheren Altersgruppen auf. 158 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bezogen auf den Familienstand ergibt sich für die über 50-Jährigen in Jesingen ein wenig überraschendes Bild. In den Gruppen zwischen 50 und 79 ist der überwiegende Anteil der Bevölkerung verheiratet. In den höheren Altersgruppen nimmt naturgemäß der Anteil der Verwitweten deutlich zu – bei den Gruppen über 80 ist diese Gruppe am stärksten vertreten. Die weitgehend bekannte Tatsache, dass gerade in den älteren Bevölkerungsgruppen die Frauen überproportional vertreten sind, spiegelt sich in Jesingen nicht so eindeutig wider. So ist der Anteil der männlichen Bevölkerung in der Gruppe der 50 bis 59-Jährigen auffällig hoch – und auch in der Gruppe der 70 bis 79-Jährigen sind die Männer leicht in der Überzahl. In den darauffolgenden sind Frauen dagegen deutlich überproportional vertreten. Ergebnisse der Stadterkundung Am 24.06.2010 fand die Stadterkundung im Ortsteil Jesingen statt. Insgesamt nahmen 19 Personen an der Erkundung teil. Neben den Vertretern der Stadtverwaltung und des Sozialen Dienstes Kirchheims, dem Ortsvorsteher und der Rathausmitarbeiterin waren 5 Mitglieder des Bürgerausschusses beteiligt. Als Betroffene und Fachleute vor Ort fanden sich 8 Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil ein. Insgesamt wurde der Stadtteil von Seiten der Bürger als verkehrsgünstiger, der Kernstadt Kirchheim naher Stadtteil dargestellt. Die Bürger zeigten eine hohe Identifikation mit dem Stadtteil und äußerten, hier gerne zu leben. Der Stadtteil hat ein ausgeprägtes Vereinsleben. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 159 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Angebote Jesingen verfügt über einen kleinen Ortskern, der zum Zeitpunkt der Begehung saniert wurde. Dominant ist die Teilung des Ortskerns durch die Hauptverkehrsstraße L1200. Im nördlich gelegenen historischen Ortskern befindet sich neben Rathaus und Kirche eine Mühle, die über den Hofladen eigene und regionale Erzeugnisse (eingeschränktes Obst- und Gemüsesortiment) anbietet. Auf dem Gelände der Mühle wurde eine Poststation eingerichtet. Des weiteren gibt es auf dieser Seite der Lindach eine Bäckerei. Südlich der L1200 befinden sich eine Metzgerei, ein Kiosk mit eingeschränktem Warenangebot und Lottoannahmestelle, ein Bäcker und ein Blumenladen, sowie eine Bankfiliale mit Schalterpersonal und Geldautomaten. Der Ortsteil Jesingen verfügt über keinen Supermarkt. Von den Bürgern wurde dies zwar bedauert, gleichzeitig scheint jedoch die Versorgung im Stadtteil gesichert, da die Bürger nach eigenen Angaben auf die umliegenden Supermärkte in Kirchheim unter Teck oder Weilheim ausweichen. Im Ortsteil befindet sich eine Apotheke und eine allgemeinmedizinische Praxis. Die im Ort ansässige Gastronomie wird von den Bewohnern unterschiedlich angenommen. Jesingen verfügt über zwei Kindergärten mit erweiterten Öffnungszeiten, sowie einer Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule. Die Bürger benannten insbesondere die verkehrgünstige und ebenerdige Lage Jesingens als Standortvorteil. Viele fehlende Angebote im Stadtteil werden durch die Nähe zur Kernstadt Kirchheim ausgeglichen. Jesingen verfügt über einen gut ausgebauten Radweg, auf welchem man fernab der Hauptverkehrstraßen in die Innenstadt gelangt. Entlang der L1200 liegen drei Bushaltestellen ("Rathaus", "Wartehalle" und "Fauslerstraße" (von Ost nach West) die von vier Buslinien angefahren werden. Die Bürger nehmen die Busverbindungen als ausreichend und die Anbindung an die S-Bahn als gut gelöst wahr. Jesingen verfügt über ein gutes Angebot im Freizeitbereich. Der ortsansässige TSV Jesingen bietet ein großes Spektrum an Bewegungs- und Gesundheitskursen an. Hier sind auch spezielle Kurse für die Generation 50+ ("Fit ab 50" und "Fit ab 60") im Angebot. Die Teilnehmer müssen zur Nutzung des Angebots in vielen Fällen keine Mitgliedschaft im TSV Jesingen vorweisen. Die Kirchengemeinden nehmen in Jesingen einen großen Stellenwert ein. So veranstaltet die evangelische Kirchengemeinde Jesingen einmal im Monat einen Altennachmittag, der im 160 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Durchschnitt von 30 Personen wahrgenommen wird. Zweimal im Monat findet ein Mittagstisch statt, der von bis zu 50 Personen genutzt wird. Sechs bis sieben mal im Jahr wird das "Männerversper" mit ca 30 -35 Personen durchgeführt. Ein regelmäßiger Senioren-Tanzkreis ergänzt das Angebot des Sportvereins. Die katholische Kirchengemeinde hat keine ausgewiesenen Seniorenangebote, das Gemeindezentrum OASE führt jedoch regelmäßige Veranstaltungen durch, die allen Bürgern zugänglich sind. Die Angebote der OASE wurden von den Bürgern als sehr bereichernd beschrieben. Bedarf Die nachbarschaftlichen Beziehungen im Stadtteil werden als funktionierend dargestellt. Einige Bürger nannten eine schwierige Kontaktaufnahme zu Neubürgern des Stadtteils. Viele Zugezogene leben isoliert und haben wenig Kontakt zu den Einheimischen. Hier wurde von Seiten der Anwesenden der Wunsch geäußert, mehr Miteinander im Stadtteil zu erleben. Konflikte entstehen nach Aussage einiger Bürger immer wieder durch die Interessenskonflikte zwischen den älteren Bewohnern und der Jugend. Die derzeitige Sanierung im Bereich des Rathauses hat auch zum Ziel, Treffpunkte zu bilden, an denen Kontakt untereinander möglich ist. Die Aufwertung der Lindach durch die Neugestaltung der Uferzone birgt die Chance, dass in diesem Bereich insbesondere junge Familien mit Kindern und ältere Menschen zusammenkommen. Es fehlen gemeinsame Begegnungsräume für Jung und Alt. Die vorhandenen Gaststätten sind keine Treffpunkte für die breite Masse der Älteren mehr. Die allgemeinärztliche Praxis im Stadtteil ist nach Aussage der Bürger sehr wichtig und hat bei vielen älteren Menschen eine hohe Bedeutung. Es wird empfohlen, diese Praxis zu erhalten und Anreize zu schaffen, damit diese auch in Zukunft weitergeführt werden kann. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 161 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Maßnahmen Erhalt der vorhandenen Versorgungs-/Infrastruktur für eine ausreichende Versorgung und Teilhabe älterer Menschen Erhalt der Seniorenangebote und deren Erweiterung in einem regelmäßigen Treffpunkt Aufwertung vorhandener Plätze zu qualitätvollen, bedürfnisgerechten Treffpunkten unter Beteiligung von Bürgern und Nachbarschaft Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt fördern, z.B. durch einen Bürgertreff mit Mehrgenerationenansatz im Rathaus, neu gestalteter Sitzbereich am Rathaus als Treffpunkt/ Kommunikationsraum etablieren, um das Knüpfen und Erhalten sozialer Kontakte zu fördern Vereine überprüfen ihre Angebote und Vereinsaktivitäten, ob sie auch für ehemalige Aktive geeignet sind und überdenken ihren sozialen Auftrag gegenüber der älteren Generation Wohnberatung und Fördermöglichkeiten zur barrierefreien Wohnraumanpassung im Stadtteil bekannt machen Einrichten einer festen Rubrik "Gut älter werden in Jesingen" im Mitteilungsblatt mit Darstellung der Möglichkeiten vor Ort und der Angebote in der Gesamtstadt Mehr Sitzbänke auf den üblichen Wegen zu den Läden, zum Arzt usw. sowie an beliebten Spazierwegen platzieren. Standorte unter Beteiligung von Bürgern (jung und alt) festlegen. Mobilisierung des bürgerschaftlichen Engagements zur Stärkung des Miteinanders der Generationen und für mehr nachbarschaftliche Unterstützung. Prüfen, inwieweit Anreize geschaffen werden können, die die ärztliche Versorgung im Stadtteil weiterhin sichern Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Klärung des Bedarfs und der Akzeptanz an Wohnangeboten (Betreutes Wohnen, barrierefreies Wohnen, Senioren-WG´s usw.) 162 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Gemeindeteilprofil Ötlingen Allgemeine Zahlen Ötlingen ist mit 6.334 Einwohnern der zweitgrößte Gemeindeteil. Knapp 16% der Gesamtbevölkerung von Kirchheim unter Teck leben hier. Bei der Geschlechterverteilung zeigt sich in Ötlingen das bekannte Muster, wonach Frauen mit 51,8% leicht in der Überzahl sind. Der Ausländeranteil liegt in Ötlingen im Vergleich zu den Anteilen im Land Baden-Württemberg (ca. 12%) mit 13,3% leicht höher. Somit hat Ötlingen den zweithöchsten Ausländeranteil aller Gemeindeteile von Kirchheim unter Teck. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 163 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Mit Blick auf den Familienstand liegt Ötlingen nahe am Landesschnitt: 36,8% der Ötlinger sind ledig (B-W: 40,6%), 49,3% sind verheiratet (B-W: 47,8%), 6,6% geschieden (B-W: 5,6%) und 7,2% verwitwet (B-W: 6,0%). Im Vergleich zu den anderen Gemeindeteilen weist Ötlingen mit 41% einen relativ hohen Anteil an über 50-Jährigen auf. Ötlingen liegt damit auch etwas über dem Landesschnitt – hier fallen 38,2% der Bevölkerung in diese Gruppe. Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen Bei einem differenzierten Blick auf die Altersstruktur bei den deutschen und ausländischen Einwohnern Ötlingens fällt vor allem der rapide abnehmende Anteil der ausländischen Bevölkerung in den Altersgruppen der über 70-Jährigen auf. Auch in Ötlingen sind ausländische Einwohner also vor allem in den höheren Altersklassen unterproportional vertreten. 164 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bezogen auf den Familienstand ergibt sich für die über 50-Jährigen auch in Ötlingen das übliche Bild. In den Gruppen zwischen 50 und 79 ist der überwiegende Anteil der Bevölkerung verheiratet. In den höheren Altersgruppen nimmt naturgemäß der Anteil der Verwitweten deutlich zu – bei den Gruppen über 80 ist diese Gruppe am stärksten vertreten. Die weitgehend bekannte Tatsache, dass gerade in den älteren Bevölkerungsgruppen die Frauen überproportional vertreten sind, spiegelt sich auch in Ötlingen wider. Während die Geschlechterverhältnisse bis zur Altersgruppe der 60-69Jährigen relativ ausgewogen sind (der Anteil der männlichen Bevölkerung zwischen 50 und 59 ist sogar etwas höher), sind Frauen in den darauffolgenden Gruppen deutlich überproportional vertreten. Ergebnisse der Stadterkundung Am 17.05.2010 fand die Stadterkundung im Ortsteil Ötlingen statt. Insgesamt nahmen 19 Personen an der Erkundung teil. Neben den Vertretern der Stadtverwaltung, dem Ortsvorsteher und Frau Dr. Jautz vom Institut für Sozialforschung und Sozialplanung waren 3 Mitglieder des Bürgerausschusses beteiligt. Als Betroffene und Fachleute vor Ort fanden sich 11 Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil ein. Insgesamt kann Ötlingen als lebendiger Stadtteil bezeichnet werden und wird so auch von den Bewohnern wahrgenommen. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 165 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Angebote Der Ortsteil Ötlingen verfügt über eine gute Infrastruktur und hat eine verkehrsgünstige Anbindung an die Kernstadt Kirchheim. Neben Metzgereien und Bäckereien findet sich auch ein Supermarkt mit den üblichen Öffnungszeiten im Ortsteil, was nach Aussage der Bewohner sehr geschätzt wird. Flankierende Angebote: Friseure, Optiker und Kioske sind vorhanden. Die medizinische Versorgung ist durch unterschiedliche Arztpraxen und durch eine Apotheke gedeckt. Auch physiotherapeutische Praxen haben sich im Stadtteil angesiedelt. In Ötlingen befinden sich Schulen und Kindergärten, teils unter städtischer Leitung, teils unter privater Trägerschaft. Mehrere Plätze für Jugendliche, einen Jugendtreff im Rathaus und ein Familienzentrum im TRIB. In der Nähe der Ortsmitte sind drei Seniorenwohnanlagen angesiedelt, in denen seniorengerechtes, barrierefreies Wohnen möglich ist. Die im Ort angesiedelten gastronomischen Betriebe werden gut angenommen. Ötlingen verfügt über ein gut ausgebautes Netz an Bushaltestellen. Zwei Buslinien verbinden den Ortsteil mit der Kernstadt Kirchheim. Die Radwege nach Kirchheim unterstreichen nach Aussage der Bürger die gute Verkehrsanbindung, allerdings wird der Zustand der Wege, insbesondere der Radweg entlang der Stuttgarter Straße, als schlecht bezeichnet. Gerade im Herbst und im Winter wünschen sich die Bewohner einen besseren Räumdienst auf diesen Wegen. Ötlingen verfügt über eine lebendige Vereinsstruktur. Der TSV Ötlingen bietet ein vielfältiges Angebot im Breitensport an. Hier sind auch spezielle Kurse für die Generation 50+ vorhanden. In der Eduard-Mörikehalle bietet das DRK wöchentlich Seniorengymnastik an. Die Kommunikation zwischen den ansässigen Vereinen wird von den Bewohnern positiv gesehen, insbesondere bezüglich des Arbeitskreises Feste und Vereine. Einmal im Monat wird ein ökumenischer Kaffeenachmittag durchgeführt, der nach Aussage der Veranstalter gut besucht ist. Im Katholischen Gemeindehaus trifft sich wöchentlich ein Seniorentanzkreis. Weiterhin befindet sich die Begegnungsstätte Silberne Rose im Ortsteil, in der regelmäßig Veranstaltungen (z.B. einmal wöchentlich ein Kaffeenachmittag) für ältere Menschen durchführt werden. In den Räumen der Silbernen Rose trifft sich regelmäßig eine große Gruppe von russischsprachigen Senioreninnen – ein Angebot des Vereins buefet e.V. 166 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bedarf Nach Aussagen der Anwesenden fehlen in Ötlingen Angebote im Bereich der Erwachsenenbildung und Kultur. Es wird bemängelt, dass keine geeigneten großen Räumlichkeiten, insbesondere für Kulturveranstaltungen vorhanden sind. Die Bewohner äußerten den Wunsch, dass Angebote der Familienbildungsstätte und der Volkshochschule auch im Stadtteil stattfinden. In diesem Zusammenhang wurde die verkehrsgünstige Lage nach Kirchheim noch einmal hervorgehoben, jedoch auch kritisiert, dass die Kosten, um mit dem Bus nach Kirchheim zu fahren, für viele Bürger zu hoch sind. Dies erschwert die Teilnahme am kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Die Ortsmitte ist zugleich auch Hauptverkehrsknotenpunkt des Ortsteils, was von vielen Bürgern als zu laut und wenig einladend dargestellt wurde. Der Durchgangsverkehr wird als störend und die Aufenthaltsqualität mindernd empfunden. Hier wurde der Wunsch geäußert, den LKW-Verkehr auf der Stuttgarter Straße, insbesondere nachts, einzuschränken. In der Ortsmitte fehlt nach Aussagen der Anwesenden ein begrünter Platz, auf welchem ein geselliges Miteinander möglich ist. Hier können sich die Bürger den Platz gut vorstellen, der in unmittelbarer Nähe zum Rathaus liegt, da hier die Zentralität gegeben ist. Auf Nachfrage können die Bürger jedoch auch bestätigen, dass sich die Annahme eines solchen Platzes als schwierig erweist. Dies liegt insbesondere in diesem Bereich an einem zu hohem Verkehrsaufkommen, zum anderen wünscht man sich zwar einen Raum um ungezwungen ins Gespräch zu kommen, möchte aber andererseits nicht so wirken, als habe man nichts zu tun. Auch die Ausstattung mit Bänken wird im Stadtteil kritisch gesehen. Nach Aussage der Bürger fehlen diese insbesondere im Hinblick auf die vielen Senioren im Ortskern auf den Wegen zu den einzelnen infrastrukturellen Einrichtungen. Dies wird auch als wichtig für die zahlreichen Bewohner der Seniorenwohnanlagen betont. Hinzu kommt, dass auf den „Freizeitwegen“, beispielsweise auf dem Weg entlang der Lauter nicht genügend Bänke platziert sind und die bestehenden Bänke entweder ungünstig stehen, oder sich in einem schlechten Zustand befinden. Auch auf dem Weg zum Bahnhof werden mehr Bänke gewünscht. Von Seiten der Anwohner wurde darauf hingewiesen, dass die im Ort befindlichen Seniorenwohnanlagen durch unnötige Wegverlängerungen im Wohnumfeld schlecht an die infrastrukturellen Einrichtungen angebunden sind. Die Anbindung dieser Anlagen an das "Zentrum" in Ötlingen sollte von der Stadtverwaltung geprüft werden. Hier fehlen insbesondere Verbindungswege, dadurch werden Strecken länger als eigentlich notwendig. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 167 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Maßnahmen Förderung des Miteinanders, der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt (z.B. durch das Schaffen eines Bürgerzentrums) Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern, Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Regelmäßige Instandsetzung der vorhandenen Bänke Anpassung der Anzahl der Sitzbänke an den Bedarf, insbesondere auf den Wegen von den Seniorenwohnungen zu den infrastrukturellen Einrichtungen des Stadtteils Erhalt der vorhandenen und bedarfsgerechte Anpassung der kulturellen Angebote Im Blick auf die hohe Zahl an Rollstuhlfahrern und Benutzer von Rollatoren sollte mit Betroffenen eine Begehung des Stadtteils durchgeführt werden, um Stellen zu ermitteln, an denen Bordsteine abgesenkt und Wege besser befahrbar gemacht werden müssen Der gepflasterte Radweg entlang der Lauter sollte saniert werden. Die Beschädigungen, Lockerungen stellen Gefahrenstellen dar. Eine Asphaltierung wird empfohlen. Verbesserung der Aufenthalts- und Kommunikationsqualität entlang dem Lauterradweg 168 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Gemeindeteilprofil Kirchheim unter Teck Allgemeine Zahlen Die Kernstadt Kirchheim ist mit 26.450 Einwohnern der mit Abstand bevölkerungsstärkste Teil der Stadt Kirchheim unter Teck. Hier leben gut zwei Drittel der Gesamtbevölkerung von Kirchheim unter Teck. Die Verteilung zwischen Männern und Frauen entspricht dabei dem üblichen Bild in BadenWürttemberg: Mit 51,7% sind die Frauen leicht in der Überzahl (im Land beträgt der Anteil der Frauen 50,8%). Der Ausländeranteil ist in der Kernstadt Kirchheim mit 16,3% etwas höher als im Land BadenWürttemberg, in dem im Durchschnitt 12% Ausländer leben. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 169 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Im Hinblick auf den Familienstand liegt Kirchheim ziemlich exakt im Landesschnitt: 39,4% der Kirchheimer sind ledig (B-W: 40,6%), 46,4% sind verheiratet (B-W: 47,8%), 7,1% geschieden (B-W: 5,6%) und 7,0% verwitwet (B-W: 6,0%). Da für diesen Bericht vor allem die Altersgruppen über 50 von Interesse sind, wurden für die nachfolgende Darstellung die Altersgruppen unter 50 Jahre nicht differenziert ausgewiesen. In die Gruppe der über 50-Jährigen fallen in Kirchheim 39,1% der Bevölkerung. Damit liegt Kirchheim etwas über dem Landesschnitt – hier fallen 38,2% der Bevölkerung in diese Gruppe. Im Vergleich zum Landkreis Esslingen ist der Unterschied noch etwas größer, hier sind 37,9% der Bevölkerung über 50 Jahre alt. Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen Bei einem differenzierten Blick auf die Altersstruktur bei den deutschen und ausländischen Einwohnern Kirchheims fällt vor allem der abnehmende Anteil der ausländischen Bevölkerung in den höheren Altersgruppen auf. Während der Anteil der Ausländer bei den unter 50-Jährigen in Kirchheim noch bei 19% liegt, nimmt dieser in den folgenden Altersgruppen kontinuierlich ab. In den Gruppen der über 80 und über 90Jährigen liegt der Anteil nur noch bei 2,3 bzw. 0,5%. 170 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bezogen auf den Familienstand ergibt sich für die über 50-Jährigen in Kirchheim ein wenig überraschendes Bild. In den Gruppen zwischen 50 und 79 ist der überwiegende Anteil der Bevölkerung verheiratet. In den höheren Altersgruppen nimmt naturgemäß der Anteil der Verwitweten deutlich zu – bei den Gruppen über 80 ist diese Gruppe am stärksten vertreten. Wie bereits eingangs beschrieben, ist eine leichte Mehrheit der Bevölkerung Kirchheims weiblichen Geschlechts. Die weitgehend bekannte Tatsache, dass gerade in den älteren Bevölkerungsgruppen die Frauen überproportional vertreten sind, spiegelt sich auch in Kirchheim wider. Während die Geschlechterverhältnisse bis zur Altersgruppe der 60-69Jährigen relativ ausgewogen sind, sind Frauen in den darauffolgenden Gruppen deutlich überproportional vertreten. Ergebnisse der Stadterkundung Innenstadt Am 11.10.2010 fand die Stadterkundung in der Kirchheimer Innenstadt (räumlich ist hier der Bereich innerhalb des Alleenrings gemeint) statt. Insgesamt nahmen 19 Personen an der Erkundung teil. Neben den Vertretern der Stadtverwaltung und des Sozialen Dienstes Kirchheim waren 5 Anwohnerinnen und Anwohner sowie 10 Mitglieder des Bürgerausschusses anwesend. Insgesamt stellten die Anwohner die zentrale Lage der Innenstadt als Wohngebiet in den Vordergrund und erklärten, mit der Wohnsituation zufrieden zu sein. Die besondere Situation in der Innenstadt bedeutet für die Anwohner einen deutlichen Standortvorteil. Die zentrale, Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 171 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck schnelle Erreichbarkeit von infrastrukturellen Einrichtungen, Kulturangeboten und Gastronomie stellt einen Vorteil dar, der den Anwohnern auch durchaus bewusst ist, bzw. genau so gewünscht wurde. Andererseits ergeben sich aus der Vielfalt der Kulturangebote und der hohen Zahl an Angeboten auch Belastungen. Insbesondere die Geräuschkulissen im Sommer und bei Großveranstaltungen werden als die Wohnqualität mindernd empfunden. Angebote Die Innenstadt Kirchheims als Wohngebiet stellt eine Besonderheit in Kirchheim dar. Das Wohnen ist geprägt durch die zentrale Infrastruktur, bestehend aus einem breiten Einzelhandelsangebot, Dienstleistungsbetrieben, Kultureinrichtungen und gastronomischen Betrieben, sowie medizinischen Praxen und Apotheken. Den Bewohnern ist es möglich, auf kurzen Wegen alle Einrichtungen zu erreichen. Direkt in der Innenstadt findet sich ein Supermarkt (Norma), der von den Bewohnern als wichtige Versorgungseinrichtung beschrieben wird. Die Räumlichkeiten werden jedoch als nicht ideal und wenig ansprechend beschrieben. In der östlichen Verlängerung zur Innenstadt findet sich das Nanz-Center, welches ein umfassendes Einzelhandelsangebot bereithält und auch einen großen Supermarkt (Marktkauf) beherbergt. In der südlichen Verlängerung findet sich ein weiterer Supermarkt (Rewe). Die Innenstadt ist gut an den ÖPNV angebunden. Viele Buslinien fahren die Innenstadt aus unterschiedlichsten Richtungen an; die Nähe zum Kirchheimer Bahnhof sichert eine Anbindung an nahezu alle Bus- und Bahnlinien. Zahlreiche Vereine mit unterschiedlichen Schwerpunkten sind in der Innenstadt aktiv und nutzen Räumlichkeiten in Innenstadtnähe. Hinzu kommt das breite Angebot der Volkshochschule und der Familienbildungsstätte, die ihre Angebote hauptsächlich in der Innenstadt durchführen. Insgesamt verfügt der Stadtteil über eine hervorgehobene Infrastruktur. Bedarf Die nachbarschaftlichen Beziehungen im Stadtteil wurden unterschiedlich beschrieben. In Einzelfällen besteht ein guter Kontakt zu Nachbarn, insbesondere dann, wenn die Bewohner schon lange in der Innenstadt leben und sich allein schon aus der Zeit eine Gemeinsamkeit ergibt. In anderen Fällen wurde beschrieben, dass wenig Kontakt zu Nachbarn besteht, da der Wohnraum in der Innenstadt oft nur kurz- oder mittelfristig bezogen wird und sich an neue, oft junge Bewohner kaum Anknüpfungspunkte ergeben. Insgesamt ist die Bewohnerschaft 172 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck eher anonymisiert, nachbarschaftliche Kontakte finden sehr individuell statt. Dies wird allerdings von den Anwesenden nicht als Problem bezeichnet. Die Bewohner haben insbesondere die große Vielfalt kultureller Angebote hervorgehoben. Aus dieser Vielfalt ergeben sich jedoch gerade für die Anwohner auch die Wohnqualität mindernde Aspekte. Kritikpunkt war es, dass die Balance zwischen dem "Erlebnis Innenstadt" und dem "Lebensraum Innenstadt" in den letzten Jahren nicht mehr stimmig erscheint. Die Anwohner kritisieren, dass dem Erlebnis und den Veranstaltungen immer mehr Gewicht beigemessen wird. Dies geht direkt auf Kosten der Wohnqualität der Anwohner. Wichtig war den Bewohnern hier, als Anwohner (auch von Seiten der Stadtverwaltung) wahrgenommen zu werden, die einen wichtigen Beitrag (z.B. durch soziale Kontrolle) zum Gelingen der Innenstadt leisten. Die Bewohner wünschen sich mehr Kontrollen von Seiten der Stadtverwaltung, insbesondere bei der Einhaltung der Nachtruhe bei Abendveranstaltungen und bezüglich des Fahrverbots für Kraftfahrzeuge in der Innenstadt gerade am Abend und in der Nacht. Das Radfahrverbot in der Innenstadt wird oft ignoriert, daraus ergeben sich oftmals gefährliche Situationen. Auch hier wird von Seiten der Verwaltung mehr Konsequenz eingefordert. Die barrierefreie Ausgestaltung der Innenstadt wurde in Frage gestellt. Insbesondere die Straßenbereiche, die mit Kopfsteinpflaster versehen sind, stellen für viele Menschen eine Hürde dar. Für Menschen, die auf einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen sind, sind diese Bereiche nicht passierbar. Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, meiden diese Bereiche aus Angst, aufgrund des unebenen Bodens zu stürzen. Insbesondere die Fläche am Schlossplatz wurde hier als negatives Beispiel erwähnt. Auch die Pflege und Instandhaltung der öffentlichen Wege und Plätze in der Innenstadt wurde als nicht ausreichend beschrieben. Im Winter (Schnee und Eis) und im Herbst (Laub) sei die Sicherheit der Fußgänger nicht gewährleistet. Als positiv wurden die zahlreichen Treffpunkte in der Innenstadt bewertet. Der Spielplatz an der Bastion wird von den Bewohnern begrüßt, ebenso der neu gestaltete Garten der Familienbildungsstätte. Hier wünschen sich die Bewohner mehr Sauberkeitskontrollen insbesondere nach den Wochenenden in den warmen Monaten, da diese Plätze zu diesen Zeiten oft als Treffpunkte belegt werden und sich daraufhin häufig Verschmutzungen ergeben, die insbesondere für Kinder gefährlich sind. Nach Ansicht der Bewohner befinden sich in der Innenstadt nach wie vor zu wenige öffentliche Toiletten, die unabhängig von dem zeitlich eingeschränkten Angebot der "netten Toilette" auch am Wochenende aufgesucht werden können. Auch eine zusätzliche Beschilderung ist den Teilnehmern der Stadterkundung wichtig. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 173 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Maßnahmen Die Interessen der Bewohner sind stärker bei der Stadtentwicklung und Stadtgestaltung zu berücksichtigen Auf Balance zwischen Wohnbedürfnissen und Innenstadterlebnis achten Intensivierung des Dialogs zwischen Bewohnern, Stadtverwaltung und Handel/Gewerbe (City-Dialog ist eingerichtet) Verstärkte Kontrollen insbesondere zu den Themen: Nachtruhe, Fahrverbot für Fahrräder und Kraftfahrzeuge in der Innenstadt Norma als Supermarkt erhalten, aber Aufwertung/Renovierung anregen Möglichkeit der Einrichtung/Öffnung weiterer öffentlicher Toiletten und Toilettenbeschilderung prüfen Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern, Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Wege mit Kopfsteinpflaster um Fahrstreifen für Rollatoren und Rollstühle ergänzen (z.B. Schlossplatz) Bei Neubau oder Sanierung von Straßen und Wegen auf die Bedürfnisse von mobilitätseingeschränkten Menschen achten Durchführung von Verkehrsschauen bzw. Begehungen mit mobilitätseingeschränkten Menschen, Barrierefreiheit im gesamten Gebiet umsetzen Ampelphasen an mobilitätseingeschränkte ältere Fußgänger anpassen 174 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Gemeindeteilprofil Lindorf Allgemeine Zahlen Der Gemeindeteil Lindorf ist mit 1.507 Einwohnern der kleinste Stadtteil der Stadt. Hier leben nur etwa 5% der Gesamtbevölkerung von Kirchheim unter Teck. Bei der Geschlechterverteilung fällt Lindorf etwas aus dem üblichen Raster heraus – hier sind die Männer mit 50,1% knapp in der Überzahl. Der Ausländeranteil ist in Lindorf mit 5,2% relativ gering, sowohl im Vergleich mit den Zahlen für das Land Baden-Württemberg (ca. 12%) als auch im Vergleich mit den anderen Gemeindeteilen. Nur in Nabern leben noch weniger ausländische Mitbürger als in Lindorf. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 175 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Im Hinblick auf den Familienstand sticht Lindorf mit einem vergleichsweise hohen Anteil an Verheirateten hervor. Analog dazu sind vor allem die Anteile der verwitweten und der geschiedenen deutlich unter dem Landesschnitt. Im Vergleich zu den anderen Gemeindeteilen weist Lindorf den geringsten Anteil an über 50-Jährigen auf. Nur 32,3% der Bevölkerung fallen hier in diese Gruppe, während die Zahlen für die anderen Gemeindeteile zwischen 44 und 38% variieren. Lindorf liegt damit auch deutlich unter dem Landesschnitt – hier fallen 38,2% der Bevölkerung in diese Gruppe. Differenzierte Zahlen nach Altersgruppen Bei einem differenzierten Blick auf die Altersstruktur bei den deutschen und ausländischen Einwohnern Lindorfs fällt vor allem der abnehmende Anteil der ausländischen Bevölkerung in den höheren Altersgruppen auf. So sind in Lindorf in den Gruppen der über 69-Jährigen gar keine Ausländer mehr zu finden. Dieses Ergebnis ist allerdings vor dem Hintergrund sehr geringer Fallzahlen vorsichtig zu interpretieren. 176 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Bezogen auf den Familienstand ergibt sich für die über 50-Jährigen in Lindorf ein wenig überraschendes Bild. In den Gruppen zwischen 50 und 79 ist der überwiegende Anteil der Bevölkerung verheiratet. In den höheren Altersgruppen nimmt naturgemäß der Anteil der Verwitweten deutlich zu – bei den Gruppen über 80 ist diese Gruppe am stärksten vertreten. In Lindorf sind die Männer erstaunlicherweise bis in die Gruppe der 70 bis 79-Jährigen stärker vertreten als die Frauen. Erst in den darauffolgenden Gruppen zeigt sich das bekannte Bild, wonach Frauen in den höheren Altersklassen überproportional vertreten sind. Ergebnisse der Stadterkundung Am 03.05.2011 fand die Stadterkundung im Ortsteil Lindorf statt. Insgesamt nahmen 32 Personen an der Erkundung teil. Neben den Vertretern der Stadtverwaltung, dem Ortsvorsteher und dem evangelischen Pfarrer, waren 3 Mitglieder des Bürgerausschusses beteiligt. Als Betroffene und Fachleute vor Ort fanden sich 25 Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil ein. Insgesamt wurde Lindorf von den Bürgern als ländlicher Stadtteil mit hoher Lebensqualität bezeichnet, der jedoch nach Aussage einiger Bürger eher einem Schlafort als einem Lebensort entspricht. In dem statistisch gesehen jüngsten Stadtteil leben viele berufstätige Menschen, der Anteil der Generation 50+ liegt unter dem Durchschnitt. Angebote Für die Grundversorgung verfügt der Ortsteil Lindorf über einen Laden, der auf ein von der Stadt initiiertes Bürgerprojekt zurückgeht, mit Waren des täglichen Bedarfs mit einge- Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 177 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck schränkten Öffnungszeiten. Es wird ein Lieferservice angeboten, der jedoch laut Aussage der Bewohner nicht stark genutzt wird. Es befindet sich ansonsten kein Supermarkt im Stadtteil, was von den Bewohnern jedoch nicht als Problem formuliert wurde. Im Ort befindet sich ein Friseur, was von Seiten der Anwohner als sehr positiv und wichtig dargestellt wird, insbesondere für ältere Menschen. Auch Fußpflegepraxen und Physiotherapiepraxen finden sich im Ort. Im Ort gibt es drei Bushaltestellen (Lindorf Brühl, Lindorf Kreissparkasse und Lindorf Zähringer Straße). Eine Buslinie verbindet den Stadtteil mit der Kirchheimer Kernstadt und dem angrenzenden Ortsteil Ötlingen. Die Verbindung nach Kirchheim wurde als gut beschrieben. Die gute Verbindung zur S-Bahn wird als Bereicherung empfunden. Die ortsansässige Gastronomie im Bürgerhaus wird unterschiedlich angenommen. Das Bürgerhaus ist zudem auch kleines kulturelles Zentrum, in welchem der Bürgerverein Lindorf Veranstaltungen durchführt. Einmal wöchentlich findet hier ein Seniorengymnastikkurs statt. Seit geraumer Zeit bietet der Verein buefet/Pflegestützpunkt ein niederschwelliges Bewegungsangebot im Freien an (BUS: Bewegung Unterhaltung Spaß). Auch in Lindorf nimmt die Kirchengemeinde eine zentrale Rolle ein. So führt die Ev. Kirchengemeinde einmal im Monat einen Nachmittag der Begegnung durch, an welchem im Schnitt 25 bis 30 Personen teilnehmen. Hinzu kommt ein Mittagstisch, ebenfalls einmal im Monat, der von 50 bis 60 Personen genutzt wird. Das Angebot der Kirchen wird als gut bezeichnet, es wurde jedoch auch darauf hingewiesen, dass der Kirchengemeinde der Nachwuchs fehlt und die bestehenden Angebote nicht ausgelastet sind. Die Nachbarschaft wird als ein gutes, geselliges Miteinander empfunden. Die zahlreichen Vereinsfeste werden als dies unterstützend beschrieben. Eine soziale Kontrolle findet insbesondere in der direkten Nachbarschaft statt. Bedarf Die nachbarschaftlichen Beziehungen im Stadtteil wurden als funktionierend bezeichnet. Bedarf an Anpassungen und Veränderungen sahen die Bürger insbesondere in den Bereichen der barrierefreien Gestaltung des Wohnumfelds und in der Pflege und Instandhaltung der Wege. Auf den Wegen durch den Stadtteil ist an vielen Stellen keine Barrierefreiheit vorhanden, insbesondere der Zugang zum Friedhof und die Kreuzung in unmittelbarer Nähe zum Rathaus wurden hier erwähnt. Die vorhandenen Bänke befinden sich in einem schlechten Zustand (Bank Richtung Ötlingen/Rübholz) und sollten instand gesetzt werden. Wichtig wären weitere Bänke im Bereich der Bushaltestellen und am Wasserreservoir. 178 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Auch die Pflege und Instandhaltung der öffentlichen Wege und Plätze wurde als schlecht tituliert. "Wenn die Stadt Bäume pflanzt, muss auch bedacht werden, dass sich jemand um die Nebenprodukte kümmert!" Die Bürger empfinden die Anbindung über den ÖPNV zur Kernstadt und auch zur S-Bahn nach Ötlingen als gut. Kritisiert wird jedoch, dass ab 22 Uhr keine Verbindung mehr möglich ist. Hier sind die Möglichkeiten des Anrufsammeltaxis scheinbar nicht ausreichend bekannt. Der Lieferservice des Ladens in Lindorf wird derzeit nicht stark genutzt. Das Angebot sollte jedoch erhalten bleiben, da es auch nicht mobilen Menschen eine wohnortnahe Versorgung garantiert. Für die Zukunft wünschen sich die Lindorfer, auch im fortgeschrittenen Alter im Stadtteil verbleiben zu können. Hier wurde der Bedarf an einem Seniorenheim oder einer betreuten Wohnanlage, auch an mehrgenerativen Konzepten formuliert. Bei der Umsetzung solcher Ideen wünschen sich die Anwohner Begleitung und Beratung durch die Stadt. Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 179 Gemeindeteilprofile Kirchheim unter Teck Maßnahmen Die wenigen Angebote – insbesondere der Laden – sind Vorsorgungs- und Kommunikationsorte und sollten bedarfsgerecht erhalten werden Bürgerschaft für ein "Nachbarschaftsnetzwerk Lindorf" interessieren und bei der Entwicklung unterstützen Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern, Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Bei Planungen für Neu- oder Ersatzbegrünungen prüfen, inwieweit Pflege und Sauberhaltung auch für ältere Anwohner zu bewältigen sind, bzw. ob Gehwegnutzung, Straßennutzung durch Laubfall oder Bewuchs beeinträchtigt werden Der Lindorfer Stadtteil sollte flächendeckend auf Barrierefreiheit geprüft werden (insbesondere im Bereich Friedhof und Rathaus) Die Barrierefreiheit sollte in allen Neuplanungen berücksichtigt werden Regelmäßige Instandsetzung der vorhandenen Bänke Bushaltestellen mit Wartehäusern versehen und Bänke platzieren Klärung des Bedarfs und der Akzeptanz an Wohnangeboten (Betreutes Wohnen, barrierefreies Wohnen, Senioren-WG`s usw.) 180 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 9 Altenhilfe-Strukturen in Kirchheim unter Teck Altenhilfe Netzwerk Kirchheim unter Teck Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 181 Altenhilfe-Strukturen in Kirchheim unter Teck Gremien AG Pflegedienstleitungen (AG PDL) 182 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Altenhilfekonferenz Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 183 Altenhilfe-Strukturen in Kirchheim unter Teck AG Demenz/ Netzwerk Demenz Forum Älterwerden 184 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Kapitel 1 Demografische Entwicklung Konsequenzen für die Kommune aktive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des demografischen Wandels – Erstellen eines Demografiekonzepts in Kooperation mit allen Fachämtern Einrichtung einer fachbereichsübergreifenden kommunalen Expertenrunde Institutionalisierung/Standardisierung der Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung und Sozialplanung Weiterentwicklung der Stadt Kirchheim unter Teck zur familienfreundlichen Kommune Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten: Bedarfsgerechter Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche/Ganztagesangebote Vereinbarkeit von Pflege und Beruf gewährleisten: Bedarfsgerechter Ausbau der Betreuungsangebote für ältere Menschen Städtische Veranstaltungen demografieorientiert planen und durchführen (z.B. Sitzund Anlehnmöglichkeiten beim Dämmerschoppen, Veranstaltungsorte barrierefrei gestalten, barrierefreier Zugang zum großen Sitzungssaal im Rathaus anbauen, alle Wahllokale auf Barrierefreiheit überprüfen) Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 185 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Kapitel 2 Aktives Altern Gesundheit und Prävention Präventionsangebote Der Bedarf an weiteren Angeboten des Gesundheitssports sollte geprüft werden, ggf. durch eine Erhebung im Rahmen von Experteninterviews Sport und Bewegung Zielgruppenanalyse, bzw. Erhebung unter besonderer Berücksichtigung der Älteren: Sportentwicklungsplanung um das Spektrum 50+ erweitern Kooperation und Vernetzung zwischen verschiedenen Anbietern ermöglichen (Netzwerk "Mit Bewegung älter werden") Optimierung der Angebote Angebote für bestimmte Bedarfsgruppen ausbauen Gewinnung von weiteren Übungsleitern Information und Beratung im Bereich Sport und Bewegung ausbauen Erstellung einer Übersicht zum Bewegungsangebot in Kirchheim unter Teck für ältere Menschen Bewegungsberater/Sportkoordinator benennen und unterstützen Ausbau des zivilgesellschaftlichen Engagements Workshops für Vereine entwickeln, um sie auf einen älter werdenden Mitgliederbestand und die Folgen vorzubereiten Bildung einer Arbeitsgemeinschaft "Vereine und soziale Verantwortung in einer alternden Gesellschaft" 186 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck B.U.S. Projekt als Angebot mit niederschwelligem Zugang auf weitere Stadtteile ausdehnen Bewegungsräume für Senioren Die Möglichkeiten, Bewegungsräume unter mehrgenerativen Aspekten zu etablieren sollte innerhalb der Stadtverwaltung, unter Beteiligung aller zuständigen Fachämter, Vertretern des Sports und des Forums Älterwerden geprüft werden Erarbeitung eines Konzepts um bestehende Bewegungsparcours ("Trimm-Dich-Pfade") mit Outdoor-Geräten mehrgenerativ attraktiv zu machen Umgestaltungsmöglichkeiten für bestehende Sportstätten/ Freizeitanlagen im Blick auf die Nutzergruppe 60+ prüfen (Sportentwicklungsplanung) Attraktivierung von Spielplätzen durch Bewegungs(Spiel-)Geräte, die Kinder und Ältere miteinander nutzen können Gesellschaftliche Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement Lebenslanges Lernen – Bildungsangebote Vernetzung der einzelnen Bildungseinrichtungen Gemeinsame Veröffentlichung des Angebots Abstimmung der Bildungsinhalte für Senioren Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 187 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Bildungsangebote dort hinbringen, wo sich die Menschen aufhalten (z.B. in Migrantenselbstorganisationen, Altenkreise, Vereine) Altennachmittage inhaltlich aktualisieren Stadtteilnetzwerke mit entsprechenden Angeboten ausstatten Begegnungsräume im Quartier schaffen und so Zugänge zu Information/Bildung erleichtern Bürgerschaftliche Berater/Informantinnen gewinnen und qualifizieren, die als Teil der Quartiersarbeit Informationen zum gelingenden Älterwerden übermitteln Förderung und Ausbau von Bildungsangeboten insbesondere für bildungsferne Menschen Überprüfung des Angebots der Stadtbücherei im Blick auf senioren- und behindertenfreundliche Nutzbarkeit Überprüfung des Angebots der Stadtbücherei im Blick auf Medien- und Themenspezialisierung in den Bereichen Älterwerden, Prävention, Gesundheit, Versorgung und Pflege usw. mit Unterstützung von Pflegestützpunkt und Forum Älterwerden Neue Medien Bestehende Angebote bzw. beteiligte Akteure vernetzen Angebote weiter entwickeln Zielgruppenorientierte Angebote entwickeln (z.B. ältere Frauen, ältere MigratInnen, Generation 70+) aufsuchende Projekte entwickeln mehrgenerative Projekte ausbauen 188 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Begegnung- Treffs Bestehende Angebote barrierefrei und bedarfsgerecht gestalten Nachmittage verbindlicher gestalten: hin zu vereinfachten niederschwelligen Betreuungsangeboten und zu verbindlicher sozialer Verbundenheit Einrichten von Fahrdiensten, um nicht mobilen Senioren die Teilnahme an Begegnungsmöglichkeiten (weiterhin) zu ermöglichen Förderung des bürgerschaftlichen Engagements Zielgruppenspezifische und Interessenbezogene neue Angebote entwickeln Stärkung der Stadtteilnetzwerke bzw. Initiierung weiterer Netzwerke, die zur Aufgabe haben, Menschen jeden Alters mit ihren Interessen und Möglichkeiten einzubinden Quartiersbezogen neue Angebote entwickeln Einrichtung von Begegnungsorten in den Stadtteilen/Quartieren und deren Ausrichtung für alle Generationen und Zugehörigkeiten Flexibel auf neue Bedarfe reagieren (Bsp. Treff russischsprachiger Frauen) Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 189 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Stadtteilnetzwerke Netzwerke auf Nachbarschafts- und Quartiersebene als tragende Säule der gemeinwesenorientierten Arbeit über die gesamte Stadt ausbauen Unterstützung der vorhandenen Nachbarschaftsnetzwerke auch durch die inhaltliche Auseinandersetzung mit externen Fachleuten und aus der Verwaltung Unterstützung neuer Initiativen zur Gründung von Nachbarschaftsnetzwerken, Bereitstellung von Mitteln für die Zeit der Entstehung bis eigene Mittel (Eigenbeiträge, Sponsorengelder, Spenden usw.) vorhanden sind, Bereitstellung fachlicher gut aufgestellter personeller Ressourcen Für Quartiersinitiativen in sozial weniger gut aufgestellten Bereichen bedarf es einer finanziellen und personellen Dauerausstattung Externe fachliche Begleitung der stadtweiten Entwicklung von Nachbarschafts/Quartiersnetzwerken Fortsetzung des City-Dialogs unter Einbeziehung weiterer Zielgruppen und Vereinbarung konkreter Maßnahmen Bereitstellung von mehrgenerativen Quartierstreffpunkten zur Begegnung der Generationen, von Interessengruppen, zur Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements besonders auch im Blick auf die Unterstützung von älteren Bewohnern Beachtung der kultursensiblen Ansätze bei der Entwicklung von Nachbarschaftsnetzwerken Bürgerschaftliches Engagement und politische Partizipation Politik und Verwaltung positionieren bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung als tragende Säulen einer funktionierenden Stadtgesellschaft Entwicklung eines Leitbildes "Bürgerkommune Kirchheim unter Teck" 190 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Erstellen eines Konzepts zu Ausbau und Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und der Bürgerbeteiligung in Kirchheim unter Teck Verbesserte personelle Ausstattung der Fachstelle Bürgerengagement alternativ: Schaffung einer neuen Organisationseinheit Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung innerhalb der Stadtverwaltung Ergänzende Verankerung von Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung in der Stadtverwaltung, z.B. durch Einrichten eines Fachverantwortlichen in jedem Geschäftskreis mit entsprechendem Stellenanteil Bürgerschaftliches Engagement über alle Generationen und Lebensbereiche hinweg fördern Ausstattung der Fachstelle Bürgerengagement mit einem jährlichen ProjektmittelBudget Werbung für den Beitritt weiterer Institutionen zum "Kirchheimer Schulterschluss" Organisation von Projekten zwischen Jung und Alt ausbauen Aufstockung der Mittel für die Honorierung des Bürgerschaftlichen Engagements In Kirchheimer Unternehmen unter Beteiligung der Stabsstelle Wirtschaftsförderung für mehr soziale Verantwortungsübernahme werben (Corporate Social Responsibility) und Bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen voranbringen (Corporate Citizenship) Ausbau und weitere Unterstützung von Bürgerbeteiligung Beibehaltung der Beteiligung in der Form von Bürgerausschüssen Implementierung des Gremiums "Forum Älterwerden": Anerkennung des Forums als Interessensvertretung der Senioren in Kirchheim unter Teck von Seiten der Bürgerschaft und der Stadtverwaltung; Einbinden des Forums in bestehende Arbeitsgruppen (Altenhilfekonferenz); Bestandsaufnahme/Auswertung der Arbeit nach 2-3 Jahren; Entsendung eines Vertreters des Forums in den Kreisseniorenrat Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 191 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Kapitel 3 Beratung und Information Beratung Dauerhafte Absicherung des PSP als umfassende und neutrale Beratungsstelle Personalausstattung dem steigenden Beratungs- und Fallmanagementbedarf anpassen Kontinuierliche Informations- und Öffentlichkeitsarbeit durch den Pflegestützpunkt Regelmäßiges Aktualisieren von Informationsmaterial bzw. -medien zu örtlichen Hilfsangeboten Verstärkung der speziellen Informationen und der Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund Übersetzung der Materialien in die wichtigsten Fremdsprachen Regelmäßige Informationsgespräche in den Migrantenselbstorganisationen Ausbildung von ehrenamtlichen Brückenbauern mit Zweitsprache Ehrenamtliche Beratungshelfer mit Zweitsprache im Pflegestützpunkt und dem erweiterten Beratungsangebot des Vereins buefet (z.B. Wohnberatung) Wohnberatung ausbauen und an den steigenden Bedarf anpassen 192 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Information Öffentlichkeitsarbeit laufend überprüfen und an sich verändernde Bedürfnisse der Zielgruppen anpassen Aktualisierung/Neuauflage des Seniorenwegweisers "Gut informiert älter werden" regelmäßige Aktualisierung/Neuauflage der Demenzbroschüre "Miteinander Leben mit Demenz dazugehören – Informationen und Tipps für Angehörige, Freunde und Nachbarn" Themenspezifische Veröffentlichungen (z. B. Veranstaltungsheft Demenz, Sportangebote für Senioren) zeitnah umsetzen Internetauftritt der Stadt Kirchheim unter Teck verstärkt als Informationsplattform nutzen Konzeptionelle Überarbeitung der Informationsvermittlung für Menschen mit Migrationshintergrund Informationsmaterialien in verschiedene Fremdsprachen übersetzen Muttersprachliche Informationsveranstaltungen für Menschen mit Migrationshintergrund konzipieren Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 193 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Kapitel 4 Wohnen in der Stadt Standards für ein seniorengerechtes Wohnen und Wohnumfeld Seniorengerechter Wohnraum muss bedarfsgerecht vorhanden sein Zeitnahes Sanierungsprogramm für den städtischen Wohnungsbestand unter den Aspekten des barrierefreien Wohnens Zukunftswerkstatt "Neues Wohnen" in regelmäßigen Abständen etablieren Bauen in der Gruppe: Anlaufstelle bei der Stadt bekannter machen und offensive Unterstützung für Interessierte anbieten Bezahlbaren barrierefreien und flexibel nutzbaren Wohnraum zur Miete schaffen (Stadt stellt Grundstücke zur Verfügung und verhandelt mit Bauträgern) Ganzheitliche Quartierskonzepte für alle Quartiere in Kirchheim entwickeln Kleinräumig, also quartiersgerecht denken, entwickeln und planen Partizipation für die Bewohner der Quartiere ermöglichen, vorhandene Nachbarschaftsnetzwerke nutzen Im Rahmen der Gemeinwesenarbeit bzw. Netzwerkarbeit Kooperationen schaffen, insbesondere zu Vereinen, Einrichtungen und Institutionen, die bereits in das Quartier hineinwirken oder dies in Zukunft stärker forcieren müssen Prozesshaft vorgehen, Quartiersentwickler/-moderatoren einsetzen und den Sozialen Dienst Kirchheim in seiner Steuerungsfunktion in den Quartieren durch zusätzliche personelle Ressourcen stärken und unterstützen Netzwerke auf Nachbarschafts- und Quartiersebene als tragende Säule der gemeinwesenorientierten Arbeit über die gesamte Stadt ausbauen 194 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Seniorengerechte Gestaltung des Wohnumfeldes bzw. des Quartiers Es sind für den städtischen Wohnungsbestand Wohnumfeldverbesserungen vorzusehen, die eine Verbesserung des sozialen Miteinanders ermöglichen Klare und kurze Wegeführung innerhalb der Quartiere und auf den Wegen zu den infrastrukturellen Einrichtungen im Quartier Deutliche Trennung zwischen Fuß- und Radwegen (erhöhtes Sicherheitsgefühl; geringere Unfallgefahr) Breite, ebene Gehwege ohne seitliches Gefälle, damit selbständiges Gehen möglich ist bzw. eine Gehhilfe, z.B. ein Rollator oder eine Begleitperson, Platz hat Straßenübergänge mit Bordsteinabsenkung versehen Bei Planungen für Neu- oder Ersatzbegrünungen prüfen, in wie weit Pflege und Sauberhaltung auch für ältere Anwohner zu bewältigen sind, bzw. ob Gehwegnutzung, Straßennutzung durch Laubfall oder Bewuchs beeinträchtigt werden Bänke flächendeckend und in kurzen Abständen installieren, insbesondere auf den Wegen in die Innenstadt und innerhalb der Quartiere auf den Wegen zu den infrastrukturellen Einrichtungen. Beteiligung der Quartiersbewohner bei Planung und Umsetzung Quartiersbezogen Treffpunkte und Freiflächen mit Aufenthaltsqualität zur Förderung der Kommunikation und sozialer Kontakte schaffen (z.B. Stadtteilzentrum Dettinger Weg, Rambouillet Platz, Stadtteilzentrum im Jesinger Rathaus, Bürgertreffqualität des Bewegungs- und Begegnungszentrums beim Rathaus Ötlingen), Überprüfung der kirchlichen Gemeindehäuser auf Eignung als Stadtteiltreffs in Quartieren ohne kommunale Räume Erstellung einer Prioritätenliste für die senioren- und behindertenfreundliche Herstellung von Gehwegen im Bestand nach Begehungen mit Betroffenen (Forum Älterwerden, Arbeitskreis Hilfen für Menschen mit Behinderung) Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 195 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Verkehrswege barrierefrei gestalten/Möglichkeiten der Mobilität erhöhen Deutliche Trennung zwischen Fuß- und Radwegen (erhöhtes Sicherheitsgefühl; geringere Unfallgefahr) Breite, ebene Gehwege ohne seitliches Gefälle, damit selbständiges Gehen möglich ist bzw. eine Gehhilfe, z.B. ein Rollator oder eine Begleitperson, Platz hat Ampelphasen der Fußgängerüberwege an mobilitätseingeschränkte, ältere Verkehrsteilnehmer anpassen Die Verkehrskommission überprüft unter Beteiligung der Träger und Bewohner der Seniorenwohnanlagen die bedarfsgerechte Gestaltung der Wegeverbindung zur Innenstadt Alle Straßenübergänge mit Bordsteinabsenkung versehen Bei Planungen für Neu- oder Ersatzbegrünungen prüfen, in wie weit Pflege und Sauberhaltung auch für ältere Anwohner zu bewältigen sind, bzw. ob Gehwegnutzung, Straßennutzung durch Laubfall oder Bewuchs beeinträchtigt werden Bänke flächendeckend und in kurzen Abständen installieren, insbesondere auf den Wegen in die Innenstadt und innerhalb der Quartiere auf den Wegen zu den infrastrukturellen Einrichtungen. Beteiligung der Quartiersbewohner bei Planung und Umsetzung. (Kampagne: Bürger oder Firmen sponsern Bänke für zwischen Stadt und Bürgerschaft vereinbarte öffentliche Standorte) Öffentliche Toiletten im Innenstadtbereich erhalten und ausbauen, Beschilderung überarbeiten, insbesondere für auswärtige Besucher, die mit der S-Bahn anreisen. Es besteht Bedarf an öffentlichen Toiletten am Bahnhof und auf dem Weg zwischen Bahnhof und Innenstadt Laufende Anpassung des ÖPNV an die Bedürfnisse älterer Menschen (z.B. Automatische Türöffner an den Eingängen zum Bahnhofsgebäude, barrierefreie Umgestaltung des Busbahnhofes, Einsatz von Niederflurbussen, Vereinfachung der Handhabung von Fahrscheinautomaten, Informationsveranstaltungen zur Bedienung der Fahrscheinautomaten) Barrierefreie und überdachte Haltestellen mit Sitzgelegenheiten an allen Bushaltestellen. Keine Haltestelle ohne Sitzgelegenheit 196 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Ausstattung des öffentlichen Raums: Beläge auf öffentlichen Flächen müssen den Bedürfnissen mobilitätseingeschränkter Einwohner angepasst werden. Wege und Flächen mit bereits vorhandenen Pflastersteinbelägen sollten "Fahr- bzw. Gehstreifen" mit geeignetem Belag erhalten (Priorität: Schlossplatz) Vermeidung von Angsträumen (insbesondere bei der Gestaltung von Straßen und Plätzen, entsprechend der dargestellten Kriterien) Nachbarschaftsnetzwerke tragen zur Bewältigung der Räum- und Streupflicht und damit zur Vermeidung der Unfallgefahr bei Öffentliche Toiletten insbesondere im Innenstadtbereich erhalten und ggf. ausbauen, Beschilderung überarbeiten, insbesondere für auswärtige Besucher, die mit der SBahn anreisen Einführung eines Regelwerks bei der Stadt, nach dem sämtliche städtische Vorhaben und Planungen zu überprüfen sind, inwieweit die demografische Entwicklung und ihre Auswirkungen berücksichtigt wurden (z.B. Integrierte Verkehrsplanung, Sportentwicklungsplanung, Planung Steingauquartier, Sitzbänkekonzept) Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 197 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Wohnanlagen in Kirchheim unter Teck Die Anpassung von Wohnraum im Bestand ist durch Beratung von Eigentümern und Wohnungsbauträgern voranzubringen Durch Quartiersentwicklung die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ältere Menschen im Quartier bleiben können und sich nicht genötigt sehen, in Wohnanlagen in die Innenstadt umzuziehen Erhalt der Versorgungsstruktur Herstellung einer barrierefreien Infrastruktur Förderung sozialer Netzwerke Begegnungs- und Kommunikationsräume einrichten Ausbau von niederschwelligen Dienstleistungen, Begleit- und Besuchsangebote Unterstützung kleiner Wohnprojekte mit Quartiersbezug Weiterentwicklung des Angebots "Betreutes Wohnen Zuhause" mit dem Ziel frühzeitiger Hilfe in der häuslichen Umgebung Reduzierung des Eigenbeitrags durch städtische Finanzierung des fachlichen Projektmanagements 198 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Infrastruktur und Dienstleistungen Gesundheitliche Versorgung Ärztliche Versorgung Klärung des Facharztbedarfes in Kirchheim unter Teck in enger Absprache mit Pflegeheimen, ambulanten Diensten und dem Klinikum Kirchheim Einbindung der niedergelassenen Ärzteschaft in Arbeitsgemeinschaften und Projekte Stärkere Einbindung niedergelassener Ärzte in die neue Arbeitsgemeinschaft „Altenhilfekonferenz“ Prüfung, inwieweit attraktive Bedingungen für junge Ärzte zwecks Ansiedlung in eher ländlichen Gemeindeteilen (Jesingen, Nabern) geschaffen werden können Eine stärkere Vernetzung von Pflege, ärztlicher Versorgung und klinischer Versorgung muss hergestellt werden Apotheken Apotheken werden stärker in das Altenhilfenetzwerk integriert Altenhilfekonferenz sucht den Dialog mit den Apotheken Gemeinsame Entwicklung einer Kampagne mit den Apotheken zum Thema Älterwerden in Kirchheim unter Teck Apotheken bieten den Altenhilfeberatungsstellen (PSP, SOFA) die Möglichkeit, in ihren Räumen Informationsstände und –material bereitzustellen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 199 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Angebote im Bereich der Dienstleistungen Gütesiegel „Service-plus“ des City-Rings wird erweitert um die Kriterien "Seniorenfreundlicher Service" (Herausgegeben vom Landesseniorenrat), Anstoß durch die Wirtschaftsförderung in Kooperation mit dem Amt für Familie und Soziales und Forum Älterwerden Zertifizierungsaktion "ServicePlus" für Handwerker und Dienstleister in Kooperation von Kreisseniorenrat, Kreishandwerkerschaft und Stadt Veröffentlichung von zertifizierten Betrieben und Geschäften mit Gütesiegel (gemeinsame Broschüre, Internetauftritt, usw.) Besuchsdienste Besuchsdienste erhalten und nach Möglichkeiten der Vernetzung über Verbandsinteressen und Zielgruppeninteressen hinweg suchen Das Angebot des betreuten Wohnens zu Hause weiterentwickeln. Reduzierung des Eigenbeitrags durch städtische Finanzierung der Projektmanagementkosten Auftrag an Pflegestützpunkt und Verein buefet e.V. zur Entwicklung und Umsetzung eines Projektes, dem die Ansätze der "Präventiven Hausbesuche" zugrunde liegen Bereitstellung finanzieller Ressourcen durch die Stadt Neue, frühzeitige Zugänge zu älteren Menschen in der häuslichen Umgebung entwickeln 200 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 5 Ambulante und stationäre Versorgung Angebote zur Unterstützung der häuslichen Pflegesituation allgemeine hauswirtschaftliche Dienste Altenhilfekonferenz beobachtet die Entwicklung der Bedarfslagen und regt frühzeitig neue Dienstleistungen an Bedarfsgerechte Anpassung des vorhandenen Angebots im Bereich der haushaltsnahen Dienstleistungen durch die Altenhilfeträger und den privaten Dienstleistungsmarkt Entwicklung von niederschwelligen, ergänzenden Dienstleistungen im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements (Verein buefet e.V. mit weiteren bürgerschaftlichen Initiativen) Mittagstisch Flächendeckendes Angebot von Mittagstischen in allen Quartieren, durch bereits vorhandene Einrichtungen (Pflegeheime, soziale Institutionen, Nachbarschaftsnetzwerke, Kirchengemeinden, Gaststätten) Aktive Werbung für Mittagstischangebote insbesondere im Quartier Fahrdienste einrichten, um mobilitätseingeschränkten Menschen die Teilnahme zu ermöglichen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 201 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Pflegende Angehörige Entlastungsangebote für pflegende Angehörige in der Öffentlichkeit besser bekannt ma- chen Neue Kooperationsformen und flexible Angebote entwickeln, damit Pflege zu Hause möglichst lange möglich ist Entlastungsangebote im Blick auf die Bedürfnisse von männlichen Pflegepersonen weiterentwickeln Pflegesektor, Kommune und Wirtschaft entwickeln Lösungen für die bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf Stadt Kirchheim entwickelt beispielhaft für ihre Mitarbeiterschaft ein Konzept zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf Ambulante Dienste Strategien zur Gewinnung und Bindung von qualifiziertem Pflegepersonal Altenhilfekonferenz stellt Überlegungen an, wie Fachkräfte gewonnen werden können Einbindung der Träger in die Berufsmessen und Berufsinformationsveranstaltungen zur Gewinnung von Nachwuchskräften (Berufsinformationsmesse, Messe des BDS usw.) Berufsfachschule für Altenpflege der Deutschen-Angestellten-Akademie in Altenhilfekonferenz einbinden Berufsorientierungsprojekte zum Thema Pflege in den Schulen initiieren Imagekampagne für pflegerische Berufe unter Beteiligung der Pflegeinrichtungen und ambulanten Dienste durchführen 202 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Altenhilfekonferenz, AG Pflegedienstleitungen, Klinik Kirchheim und Stadt starten einen gemeinsamen Zukunftsprozess: "Versorgung und Pflege neu denken" Eine attraktive Stadt mit guter Infrastruktur, Freizeitwert und familienfreundlicher Ausstrahlung trägt dazu bei, dass Fachkräfte sie sich als Wohn- und Arbeitsstätte auswählen. Diese Attraktivität gilt es zu steigern 24-Stundenpflege Arbeitgeber von ausländischen Haushaltshilfen müssen durch Information und Beratung auf die Notwendigkeit einer legalen Beschäftigung hingewiesen werden Im Rahmen der Quartiersnetzwerke und Nachbarschaftsarbeit sollten die 24-StundenHaushaltshilfen Beachtung finden Strategien entwickeln, wie das soziale Umfeld der Pflegebedürftigen (ggfs. in Kooperation mit den Diensten) die gesundheitliche, seelische und soziale Befindlichkeit der ausländischen Kräfte in den Blick nehmen kann buefet e.V.: Muttersprachliche Treffen oder muttersprachliche Kontaktarbeit für ausländische Kräfte, Bereitstellung der erforderlichen Projektmittel durch die Stadt Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 203 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Teilstationäre und stationäre Versorgungsangebote Tagespflege Träger der Tagespflegen entwickeln Möglichkeiten der Vernetzung der Tagespflege im Quartier/Stadtteil und die verstärkte Beteiligung von Ehrenamt Regelmäßiger Austausch unter den Anbietern, ggfs. gemeinsame Aktionen initiieren und durchführen Kurzzeitpflege Einrichtung einer Kurzzeitpflege im Klinikum Kirchheim zur Verbesserung der Anschlussversorgung an eine Krankenhausbehandlung für Patienten jeden Alters ohne häusliche Versorgungsmöglichkeit Heime Unterstützung der Einrichtungen bei ihren Bemühungen um eine Öffnung ins Gemeinwesen und den Einbezug der Bürgerschaft in den Heimalltag Austausch in der Altenhilfekonferenz und mit dem Forum Älterwerden über die Stärkung der Rolle der Pflegeheime im Quartier Pflegeheime unterstützen die Quartiersarbeit durch die Bereitstellung ihrer Raumressourcen und weiterer Infrastruktur Pflegeheime verbessern das Image stationärer Pflege und der Pflegeberufe durch offensive Öffnung und Mitwirkung in der Quartiersentwicklung/Gemeinwesenarbeit und in den Nachbarschaftsnetzwerken Gewinnung neuer bürgerschaftlich Engagierter 204 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Strategien zur Gewinnung und Bindung von qualifiziertem Pflegepersonal Altenhilfekonferenz stellt Überlegungen an, wie Fachkräfte gewonnen werden können Einbindung der Träger in die Berufsmessen und Berufsinformationsveranstaltungen zur Gewinnung von Nachwuchskräften (Berufsinformationsmesse, Messe des BDS usw.) Berufsfachschule für Altenpflege der Deutschen-Angestellten-Akademie in Altenhilfekonferenz einbinden Imagekampagne für pflegerische Berufe unter Beteiligung der Pflegeinrichtungen und ambulanten Dienste durchführen Eine attraktive Stadt mit guter Infrastruktur, Freizeitwert und familienfreundlicher Ausstrahlung trägt dazu bei, dass Fachkräfte sie sich als Wohn- und Arbeitsstätte auswählen. Diese Attraktivität gilt es zu steigern Altenhilfekonferenz, AG Pflegedienstleitungen, Klinik Kirchheim und Stadt starten einen gemeinsamen Zukunftsprozess: "Versorgung und Pflege neu denken" Palliativversorgung Stadt unterstützt den Prozess zur Weiterentwicklung der AAPV (z.B. in der Altenhilfekonferenz) Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 205 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Kapitel 6 Gerontopsychiatrische Betreuungs- und Versorgungsangebote Sucht und Depression Verbesserung der sozialen Vernetzung in Nachbarschaft und Quartier, in Vereinen oder Kirchen verstärken. Treffpunkte schaffen, Begegnungsmöglichkeiten fördern, um den Rückzug in die Isolation so lange wie möglich zu vermeiden. Strukturen für Teilhabe verbessern. Demenz Erhalt der Alzheimersprechstunde durch den Sozialpsychiatrischen Dienst für alte Menschen im Haus der Sozialen Dienste Kontinuierliche Qualifizierung der Mitarbeiter (Fach- und Hilfskräfte) im Umgang mit psychisch veränderten Menschen, ggf. auch trägerübergreifende Angebote (insbesondere sind gefordert: Pflegeeinrichtungen und –dienste, Klinik Kirchheim, Ärzteschaft mit Mitarbeiterinnen, Apotheken, Ergo- und Physiotherapeuten) Bei der Entwicklung von Strategien zur Gewinnung von Pflegekräften ist ein Fokus auf Fachkräfte mit gerontopsychiatrischer Ausbildung zu legen Stärkung des Netzwerks Demenz (gegründet 2011) und konzeptionelle Weiterentwicklung Angebote für Betroffene ausbauen Kulturelle und sportliche Angebote für Menschen mit spezifischen Krankheitsbildern auch in den Vereinen (z.B. 'Sport und Demenz') Kooperationen mit Institutionen und Vereinen, z. B. Bürgerbüro, Sportvereine, Tanzclubs usw. zur besseren Abstimmung des vorhandenen Angebots 206 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Sensibilisierung der Nachbarschaftsnetzwerke/Stadtteilnetzwerke für eine nachbarschaftliche Verantwortungsbereitschaft gegenüber Demenzkranken Thema Demenz in der Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit verankern (Qualifizierung der Hauptamtlichen in der sozialen Arbeit, kleine Angebote vor Ort schaffen) Quartierstreffpunkte (Räume und Plätze) verstärkt schaffen, damit Erkrankte in der gewohnten Umgebung bleiben und sich zurecht finden können Demenz in der Öffentlichkeit weiterhin platzieren Demenzkampagne in ein Dauerangebot überleiten. Koordination durch Stadt in Kooperation mit dem Netzwerk Demenz. 'Stadtweites Mobilisierungs- und Sensibilisierungsprogramm' auf Dauer anlegen. Bereitstellung personeller Ressourcen oder von Honorarmitteln und von Sachmitteln. Öffentlichkeitsarbeit zu den bestehenden Angeboten ausbauen, mit dem Ziel, mehr Transparenz für Betroffene und deren Angehörige zu gewährleisten. Informationsbroschüren aktuell halten Workshops für Vereine entwickeln, um sie auf einen älter werdenden Mitgliederbstand und die Folgen vorzubereiten (Umgang mit psychisch veränderten Mitgliedern) Pflegende Angehörige entlasten Strukturelle Weiterentwicklung der Betreuungsangebote mit Blick auf die Bedarfe der Betroffenen Betreuungsdienst auch am Abend einrichten, um den Angehörigen ein ruhiges Ausgehen zu ermöglichen Komplementärförderung niedrigschwelliger Angebote nach §§45c/d ausbauen durch Erhöhung der Haushaltsmittel Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 207 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Ausbau des zivilgesellschaftlichen Engagements Bildung einer Arbeitsgemeinschaft "Vereine und soziale Verantwortung in einer alternden Gesellschaft" Ausbildung von Bürgerinnen und Bürgern zu Erstkontaktstellen im Quartier für Demenzkranke und deren Umfeld (Informationsvermittlung, Engagement für strukturelle Veränderungen im Quartier, Gestaltung von Schonräumen für Betroffene Ausbildungsangebot für Engagierte, die bereit sind, Informationen in Einrichtungen und Vereine und entsprechende Haushalte zu bringen Ausbildungsangebot für Engagierte, die einzelne Betroffene zu Hause begleiten und durch ihre Kompetenz zu mehr Lebensqualität beitragen Ausweiten der Öffentlichkeitsarbeit zu den einzelnen Krankheitsbildern (Jahresprojekte mit Themenschwerpunkt) und Förderung bereits angestoßener Entwicklungen (z.B. Erweiterung der bestehenden Literatur der Stadtbücherei) 208 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 7 Ältere Menschen mit Migrationshintergrund Zugänge zum Thema Altenhilfe und zu deren Angebote für Mitbürger mit Migrationshintergrund erleichtern Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund für eine Mitwirkung im Forum Älterwerden Informationsveranstaltungen über das örtliche Altenhilfeangebot in den Migrantenbzw. Kulturvereinen (mit Dolmetscher) Entwicklung eines Konzept "Informationsinitiative 60+ mit Migrationshintergrund" Niederschwellige Angebote (z.B. Wohnberatung, Pflegebegleiter oder Besuchsdienste) interkulturell anpassen Beratungsangebote des Pflegestützpunktes durch Fachkräfte (z.B. durch Honoraraufträge) mit interkultureller Kompetenz erweitern Gewinnung, Ausbildung/Qualifizierung ren/Mentoren von muttersprachlichen Multiplikato- Geschäftsinhaber mit Migrationshintergrund (z.B. türkische, russische oder italienische Lebensmittelgeschäfte) als Multiplikatoren und Informationsstellen gewinnen Gewinnung von Ehrenamtlichen mit Kultur- bzw. Sprachkompetenz, die sich beispielsweise im Rahmen von Besuchsdiensten engagieren Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 209 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Träger und Fachkräfte für die kultursensible Pflege sensibilisieren und qualifizieren Qualifizierung/Fortbildung zur Entwicklung bzw. Verbesserung interkultureller Kompetenz für Betreuungs- und Pflegekräfte Bildung einer Arbeitsgruppe im Rahmen der Altenhilfekonferenz, die das Thema kultursensible Pflege weiterentwickelt Prüfen, ob Konzeption für ein Kirchheimer Fachkräfteteam "Spezialisierte kultursensible Versorgung" notwendig ist Entwicklung kultursensibler Versorgungskonzepte mit Trägern ambulanter und stationärer Pflegeeinrichtungen (Leitbilder für Einrichtungen, Räumlichkeiten, Personalkonzept, Qualifizierung der Mitarbeiter, Interkulturelle Teamarbeit, Verständigung zwischen Pflegenden und Patienten, Hauswirtschaft Beachtung der kultursensiblen Ansätze bei der Entwicklung von Nachbarschaftsnetzwerken Schaffung von Begegnungsräumen im Quartier und Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse und Zugänge von Menschen mit Migrationshintergrund Entwicklung von Angeboten zur Verhinderung sozialer Isolation (z.B. Begegnungs- und Freizeitangebote, Gemeinschafts-/Internationale Gärten, Aktivitäten innerhalb des eigenen Kulturkreises Fortschreibung des Teilsozialplans "Menschen ausländischer Herkunft" Klärung der Bedarfslagen im Quartier mit Unterstützung von Schlüsselpersonen (Sozialarbeit, Betreuung und Pflege, Migrantenverein oder Integrationsausschuss) 210 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Kapitel 8 Gemeindeteilprofile Ergebnisse der Stadterkundungen Gemeindeteil Nabern Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements zur Förderung des Miteinanders der Generationen und Weiterentwicklung nachbarschaftlicher Unterstützung (z.B. durch Hol- und Bringdienste, Einkaufsservice usw.) Pflegestützpunkt personell so ausstatten, dass Beratungsstunden vor Ort angeboten werden können Einrichten einer festen Rubrik "Gut älter werden in Nabern" im Mitteilungsblatt mit Darstellung der Möglichkeiten vor Ort und der Angebote in der Gesamtstadt (Fördermöglichkeiten zur Wohnraumanpassung, Angebot Pflegestützpunkt, usw.) Mehr Sitzbänke auf den üblichen Wegen zum Supermarkt, Arzt usw. sowie an beliebten Spazierwegen platzieren Zugänge zu den Sportflächen barrierefrei gestalten und Ruhebänke entlang des Weges aufstellen Begegnungsmöglichkeiten für alle Generationen in der Ortsmitte schaffen Möglichkeiten des barrierefreien Zugangs zu den Bushaltestellen und in die Busse prüfen Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Klärung des Bedarfs und der Akzeptanz an Wohnangeboten (Betreutes Wohnen, barrierefreies Wohnen, Senioren-WG usw.) Prüfen, inwieweit Anreize geschaffen werden können, die die ärztliche Versorgung im Stadtteil weiterhin sichern Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 211 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Gemeindeteil Jesingen Erhalt der vorhandenen Versorgungs-/Infrastruktur für eine ausreichende Versorgung und Teilhabe älterer Menschen Erhalt der Seniorenangebote und deren Erweiterung in einem regelmäßigen Treffpunkt Aufwertung vorhandener Plätze zu qualitätvollen, bedürfnisgerechten Treffpunkten unter Beteiligung von Bürgern und Nachbarschaft Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt fördern, z.B. durch einen Bürgertreff mit Mehrgenerationenansatz im Rathaus, neu gestalteter Sitzbereich am Rathaus als Treffpunkt/Kommunikationsraum etablieren, um das Knüpfen und Erhalten sozialer Kontakte zu fördern Vereine überprüfen ihre Angebote und Vereinsaktivitäten, ob sie auch für ehemalige Aktive geeignet sind und überdenken ihren sozialen Auftrag gegenüber der älteren Generation Wohnberatung und Fördermöglichkeiten zur barrierefreien Wohnraumanpassung im Stadtteil bekannt machen Einrichten einer festen Rubrik "Gut älter werden in Jesingen" im Mitteilungsblatt mit Darstellung der Möglichkeiten vor Ort und der Angebote in der Gesamtstadt Mehr Sitzbänke auf den üblichen Wegen zu den Läden, zum Arzt usw. sowie an beliebten Spazierwegen platzieren. Standorte unter Beteiligung von Bürgern (jung und alt) festlegen. Mobilisierung des bürgerschaftlichen Engagements zur Stärkung des Miteinanders der Generationen und für mehr nachbarschaftliche Unterstützung. Prüfen, inwieweit Anreize geschaffen werden können, die die ärztliche Versorgung im Stadtteil weiterhin sichern Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern, Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Klärung des Bedarfs und der Akzeptanz an Wohnangeboten (Betreutes Wohnen, barrierefreies Wohnen, Senioren-WG usw.) 212 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Gemeindeteil Ötlingen Förderung des Miteinanders, der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt (z.B. durch das Schaffen eines Bürgerzentrums) Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern, Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Regelmäßige Instandsetzung der vorhandenen Bänke Anpassung der Anzahl der Sitzbänke an den Bedarf, insbesondere auf den Wegen von den Seniorenwohnungen zu den infrastrukturellen Einrichtungen des Stadtteils Erhalt der vorhandenen und bedarfsgerechte Anpassung der kulturellen Angebote Im Blick auf die hohe Zahl an Rollstuhlfahrern und Benutzern von Rollatoren sollte mit Betroffenen eine Begehung des Stadtteils durchgeführt werden, um Stellen zu ermitteln, an denen Bordsteine abgesenkt und Wege besser befahrbar gemacht werden müssen Der gepflasterte Radweg entlang der Lauter sollte saniert werden. Die Beschädigungen, Lockerungen stellen Gefahrenstellen dar. Eine Asphaltierung wird empfohlen. Verbesserung der Aufenthalts- und Kommunikationsqualität entlang dem Lauterradweg Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 213 Empfehlungen/Maßnahmen im Überblick Bereich Innenstadt Die Interessen der Bewohner sind stärker bei der Stadtentwicklung und Stadtgestaltung zu berücksichtigen Auf Balance zwischen Wohnbedürfnissen und Innenstadterlebnis achten Intensivierung des Dialogs zwischen Bewohnern, Stadtverwaltung und Handel/Gewerbe (City-Dialog ist eingerichtet) Verstärkte Kontrollen insbesondere zu den Themen: Nachtruhe, Fahrverbot für Fahrräder und Kraftfahrzeuge in der Innenstadt Norma als Supermarkt erhalten, aber Aufwertung/Renovierung anregen Möglichkeit der Einrichtung/Öffnung weiterer öffentlicher Toiletten und Toilettenbeschilderung prüfen Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern, Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Wege mit Kopfsteinpflaster um Fahrstreifen für Rollatoren und Rollstühle ergänzen (z.B. Schlossplatz) Bei Neubau oder Sanierung von Straßen und Wegen auf die Bedürfnisse von mobilitätseingeschränkten Menschen achten Durchführung von Verkehrsschauen bzw. Begehungen mit mobilitätseingeschränkten Menschen, Barrierefreiheit im gesamten Gebiet umsetzen Ampelphasen an mobilitätseingeschränkte ältere Fußgänger anpassen 214 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Gemeindeteil Lindorf Die wenigen Angebote – insbesondere der Laden – sind Vorsorgungs- und Kommunikationsorte und sollten bedarfsgerecht erhalten werden Bürgerschaft für ein "Nachbarschaftsnetzwerk Lindorf" interessieren und bei der Entwicklung unterstützen Bei Laubfall, Schnee und Eis haben Wege und Plätze, die den Zugang zu infrastrukturellen Einrichtungen sichern, Vorrang beim Reinigen und Räumen der Flächen Bei Planungen für Neu- oder Ersatzbegrünungen prüfen, inwieweit Pflege und Sauberhaltung auch für ältere Anwohner zu bewältigen sind, bzw. ob Gehwegnutzung, Straßennutzung durch Laubfall oder Bewuchs beeinträchtigt werden Der Lindorfer Stadtteil sollte flächendeckend auf Barrierefreiheit geprüft werden (insbesondere im Bereich Friedhof und Rathaus) Die Barrierefreiheit sollte in allen Neuplanungen berücksichtigt werden Regelmäßige Instandsetzung der vorhandenen Bänke Bushaltestellen mit Wartehäusern versehen und Bänke platzieren Klärung des Bedarfs und der Akzeptanz an Wohnangeboten (Betreutes Wohnen, barrierefreies Wohnen, Senioren-WG´s usw.) Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 215 Anhang Anhang Leistungen der Pflegeversicherung Pflegebedürftig im Sinne des § 14 SGB XI sind Personen, "die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße (…) der Hilfe bedürfen." Pflegebedürftige können entsprechend des 11. Sozialgesetzbuches Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen. Hierfür muss ein Antrag bei der zuständigen Pflegekasse gestellt werden. Nach der Begutachtung zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) erfolgt bei vorhandener Pflegebedürftigkeit im Sinne des Gesetzes eine Einstufung in die Pflegestufen I, II oder III. Pflegestufe I – erhebliche Pflegebedürftigkeit liegt vor wenn: - mindestens einmal täglich erforderlicher Hilfebedarf in zwei Bereichen der Grundpflege (Körperpflege, Ernährung oder Mobilität) besteht und - mehrfach in der Woche Hilfe bei der hauswirtschaftlichen Versorgung benötigt wird. Der Zeitaufwand im Tagesdurchschnitt muss mindestens 90 Minuten betragen, mehr als die Hälfte davon im grundpflegerischen Bereich. Pflegestufe II – Schwerpflegebedürftigkeit liegt vor wenn: - mindestens dreimal täglich zu verschiedenen Tageszeiten erforderlicher Hilfebedarf im Bereich der Grundpflege besteht und - mehrfach in der Woche Hilfe bei der hauswirtschaftlichen Versorgung benötigt wird. Der Zeitaufwand im Tagesdurchschnitt muss mindestens 3 Stunden betragen, mindestens 2 Stunden davon im grundpflegerischen Bereich. Pflegestufe III – Schwerstpflegebedürftigkeit liegt vor wenn: - der Hilfebedarf so groß ist, dass er jederzeit gegeben ist und Tag und Nacht anfällt und - mehrfach in der Woche Hilfe bei der hauswirtschaftlichen Versorgung benötigt wird. Der Zeitaufwand im Tagesdurchschnitt muss mindestens 5 Stunden betragen, mindestens 4 Stunden davon im grundpflegerischen Bereich. 216 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Die Pflegestufe III kann durch eine Härtefallregelung ergänzt werden wenn: - der Zeitaufwand im Tagesdurchschnitt im Bereich der Grundpflege mindestens 6 Stunden beträgt, - die Grundpflege auch nachts nur von mehreren Pflegekräften gemeinsam und zeitgleich erbracht werden kann und - ständige Hilfe bei der hauswirtschaftlichen Versorgung erforderlich ist. Im Falle einer Pflegebedürftigkeit bestehen verschiedene Möglichkeiten, die zu pflegende Person zu versorgen. Generell gilt der Grundsatz ambulant vor stationär. Dies entspricht den Wünschen der meisten Pflegebedürftigen. Für welche Art der Leistung sich die Betroffenen entscheiden, hängt vor allem von der Schwere der Pflegebedürftigkeit ab, aber auch von den individuellen Lebenssituationen der Personen, welche die Pflege übernehmen möchten. Unabhängig der Pflegebedürftigkeit ist es möglich, bei eingeschränkter Alltagskompetenz Leistungen für Betreuung und Beaufsichtigung (die sogenannte „Pflegestufe 0“) zu beantragen wenn: - bei Personen ein besonderer Beaufsichtigungs- und Betreuungsbedarf und eingeschränkte Alltagskompetenz aufgrund geistiger Behinderung, psychischer Erkrankungen oder demenzbedingter Fähigkeitsstörung vorliegt. - die Person zwar einen Hilfebedarf im Bereich der Grundpflege und der hauswirtschaftlichen Versorgung hat, jedoch die Voraussetzungen für eine Einstufung in die Pflegestufen I nicht erfüllt sind. Das Leistungsbudget beträgt 100 Euro monatlich (Grundbetrag) oder 200 Euro monatlich (erhöhter Betrag). Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 217 Anhang Die Leistungen der Pflegeversicherung in Zahlen (zum 01.01.2012): Leistungsart Zeitraum Pflegestufe I Pflegestufe II Pflegestufe III Pflegesachleistung bis zu ... € mtl. 450,– 1.100,– 1.550,– Pflegegeld ... € mtl. 235,– 440,– 700,– Pflegeaufwendungen bis zu ... € mtl. 450,– 1.100,– 1.550,– Pflegeaufwendungen pauschal ... € mtl. 1.023,– 1.279,– 1.550,– 235,– 440,– 700,– 1550,- 1550,- 1550,- 1550,- 1550,- 1550,- Härtefall 1.918,– Häusliche Pflege Teilstationäre Pflege (Tages-/Nachtpflege) Vollstationäre Pflege Verhinderungspflege Kurzzeitpflege erheblicher allgemeiner Betreuungsbedarf (Pflegestufe 0) Pflegehilfsmittel zum Verbrauch Pflegeaufwendungen durch nahe Angehörige Pflegeaufwendungen durch sonst. Personen 1.918,– bis zu ... € jährl. Pflegeaufwendungen bis zu ... € jährl. Leistungsbetrag bis zu ... € jährl. 1200,- (Grundbetrag) 2400,- (erhöhter Betrag) 31,- Aufwendungen bis zu ... € mtl. technische und sonstige Pflegehilfsmittel Aufwendungen in Höhe von höchstens 25 € je Pflegehilfsmittel, evtl. Zuzahlung von 10 %, in der Regel leihweise Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes Aufwendungen bis zu 2.557,– je Maßnahme, unter Berücksichtigung einer angemessenen Eigenbeteiligung Der Pflegebedürftige kann zur Unterstützung seiner häuslichen Pflege Pflegegeld, ambulante Sachleistungen oder eine Kombination aus beiden Leistungen beantragen: - Wird die häusliche Pflege vom Pflegebedürftigen durch Angehörige oder Bekannte erbracht, hat der Pflegebedürftige Anspruch auf Pflegegeld. Er kann selbstständig entscheiden an wen und in welcher Höhe er das Pflegegeld als Anerkennung weitergibt. - Die ambulanten Sachleistungen werden direkt zwischen dem beauftragten ambulanten Dienst und der entsprechenden Pflegekasse abgerechnet. - Es ist möglich, den Bezug von Pflegegeld mit der Inanspruchnahme von Sachleistungen zu kombinieren. Hierdurch soll gewährleistet werden, dass die Pflege für den Betroffenen flexibel gestaltet werden und sich an die individuellen Bedürfnisse anpassen kann. In einem solchen Fall vermindert sich das Pflegegeld anteilig um den Wert der in Anspruch genommenen Sachleistungen. Um den Pflegebedürftigen einen möglichst langen Verbleib im häuslichen Umfeld zu ermöglichen, gibt es weitere, die häusliche Pflegesituation unterstützende Leistungen, Bedingung für deren Inanspruchnahme ist eine Einstufung in der Pflegeversicherung: - 218 Macht die Pflegeperson Urlaub oder ist sie durch Krankheit vorübergehend an der Pflege gehindert, kann die Verhinderungspflege (§39 SGB XI) für längstens 4 Wochen Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck pro Kalenderjahr in Anspruch genommen werden. Es stehen der pflegebedürftigen Person maximal 1550,- € zur Verfügung, um eine Kurzzeitpflege oder ambulante Ersatzpflege zu finanzieren. Übernimmt ein naher Angehöriger die Ersatzpflege, ist die Leistung der Pflegekasse auf die Höhe des jeweiligen Pflegegeldsatzes begrenzt. Voraussetzung für die Inanspruchnahme ist eine Vorpflegezeit von mind. 6 Monaten. - In Krisensituationen oder nach einem Krankenhausaufenthalt kann eine Kurzzeitpflege (§ 42 SGB XI) in einer entsprechenden stationären Einrichtung in Anspruch genommen werden. Der Anspruch besteht für max. 4 Wochen pro Kalenderjahr. Die Höhe der Leistung für die Kurzzeitpflege beträgt pauschal 1550,- € pro Jahr und umfasst pflegerische, sozialbetreuerische und behandlungspflegerische Aufwendungen. Weitere Kosten, zum Beispiel für Unterkunft und Verpflegung, muss der Pflegebedürftige selbst tragen. - Kann die häusliche Pflege nicht ausreichend sichergestellt werden, zum Beispiel aufgrund der Berufstätigkeit des pflegenden Angehörigen, kann nach §41 SGB XI teilstationäre Pflege (Tages- oder Nachtpflege) in einer Einrichtung in Anspruch genommen werden. Die Leistungen richten sich nach den Sachleistungen im ambulanten Bereich und können mit diesen und dem Pflegegeld kombiniert werden. - Pflegebedürftige haben Anspruch auf Versorgung mit Pflegehilfsmitteln, die zur Erleichterung der Pflege oder zur Linderung der Beschwerden des Pflegebedürftigen beitragen oder ihm eine selbständigere Lebensführung ermöglichen. Bei zum Verbrauch bestimmten Pflegehilfsmitteln übernimmt die Pflegekasse maximal 31 Euro monatlich, technische Pflegehilfsmittel werden vorrangig leihweise überlassen. - Die Pflegekassen bezuschussen Maßnahmen zur Verbesserung des individuellen Wohnumfeldes beispielsweise für technische Hilfen im Haushalt, wenn dadurch im Einzelfall die häusliche Pflege ermöglicht, erheblich erleichtert oder eine möglichst selbständige Lebensführung des Pflegebedürftigen wiederhergestellt wird. Die Höhe der Zuschüsse ist einkommensabhängig und beträgt maximal 2 557 Euro je Maßnahme (vgl. 40 SGB XI). All diese Angebote haben zum Ziel, dem Pflegebedürftigen einen möglichst langen Verbleib im häuslichen Umfeld zu ermöglichen. Zur Verbesserung der sozialen Sicherung der Pflegepersonen entrichten die Pflegekassen Beiträge an den zuständigen Träger der gesetzlichen Rentenversicherung, wenn die Pflegeperson regelmäßig nicht mehr als 30 Stunden wöchentlich erwerbstätig ist und mind. 14 Stunden pro Woche einen Pflegebedürftigen nicht erwerbsmäßig in häuslicher Umgebung pflegt (vgl. § 44 SGB XI). Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 219 Nach dem Pflegezeitgesetz können sich pflegende Angehörige unter Umständen vollständig oder teilweise von der Arbeitsleistung freistellen lassen und für längstens 6 Monate eine sog. Pflegezeit nehmen, wenn sie einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in häuslicher Umgebung pflegen. Ist eine ambulante, also häusliche Pflege trotz der zuvor genannten Unterstützungsleistungen nicht gesichert, wird vollstationäre Pflege gewährt. Entsprechend der Pflegestufe der betroffenen Person zahlt die Pflegekasse einen pauschalen Sachleistungsbetrag an die entsprechende Einrichtung. Diese Sachleistung umfasst: - den Pflegeaufwand - die medizinische Behandlungspflege und - die soziale Betreuung. Darüber hinaus anfallende Kosten muss die zu pflegende Person selber tragen. Dazu gehören - Kosten für Unterbringung und Verpflegung - Investitionskosten und - Kosten für besondere Komfortleistungen. Diese Kosten werden in den meisten Fällen über die eigenen finanziellen Ressourcen (Einkommen und Vermögen) abgedeckt. Liegen diese bei den Betroffenen oder unterhaltspflichtigen Personen nicht vor, können Anträge zur Übernahme der nicht durch eigene Ressourcen gedeckten Heimkosten beim zuständigen Sozialamt gestellt werden. 220 Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg Teilsozialplan Älterwerden in Kirchheim unter Teck Beteiligte am Planungsprozess Institut für Sozialforschung und Sozialplanung GbR Stuttgart/Nürnberg 221 Literaturauswahl Literaturauswahl Altgeld, Th. (2009). Alt werden, gesund bleiben - Kommunale Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Menschen. In: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Initiieren - Planen - Umsetzen. Handbuch kommunale Seniorenpolitik. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh. Au, C. (2010). Pflegebedürftigkeit im demografischen Wandel: Prävention und Gesundheitsförderung. In: informationsdienst altersfragen 01/2010. Hrsg. Deutsches Zentrum für Altersfragen. Berlin. S. 7-15. Verfügbar unter: www.dza.de -> Publikationen Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Initiieren – Planen – Umsetzen. Handbuch kommunale Seniorenpolitik- Gütersloh 2009. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Kommune. Demographietyp 3: Suburbane Wohnorte mit rückläufigen Wachstumserwartungen. 2005. Brachat-Schwarz, Werner: Zur Entwicklung der Geburtenzahl und -häufigkeit in BadenWürttemberg. Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2010. Stuttgart 2010. Ders.: Die Lebenserwartung der baden-württembergischen Bevölkerung. In: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg, 7/2010. Stuttgart 2010. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland. Vierter Altenbericht. Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger – unter besonderer Berücksichtigung demenzieller Erkrankungen. Berlin 2002. 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