Erfahrungsbericht meines Studienaufenthalts in Krakau Integr

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Erfahrungsbericht meines Studienaufenthalts in Krakau Integr
Integr. Europastudien
Jagiellonen - Universität, Krakau
Erfahrungsbericht meines Studienaufenthalts in Krakau
Als Studentin der Integrierten Europastudien habe ich ein Auslandssemester an der Jagiellonen
Universität im Wintersemester 2013/ 2014 in Krakau absolviert. Obwohl das Semester erst am 01.
Oktober 2013 losging, haben die Vorbereitungen für das anstehende Auslandssemester schon
früher begonnen. Ich habe mir schon ca. ein Jahr vorher angefangen Gedanken darüber zu
machen wo ich gerne hingehen würde und für mich war schnell klar, dass die Jagiellonen
Universität in Krakau meine Wunschuniversität wäre. Von Anfang an stand für mich fest, dass ich
gerne nach Polen gehen würde, da ich mich im Studium auf diesem raum spezialisiere und
deshalb gerne Land und Leute auch vor Ort genauer kennenlernen wollte. Bei den Vorbereitungen
und Bewerbungen habe ich mich an den Fristen des International Office orientiert und bin dem
entsprechend verfahren. Insgesamt würde ich sagen, dass die Vorbereitung auf das
Auslandssemester nicht besonders viel Zeit in Anspruch genommen hat, da, zumindest bei mir,
alles reibungslos von statten ging und ich keinerlei Probleme mit der Bewerbung an der
Gasthochschule und ähnlichem hatte. Da Polen auch Teil des ERASMUS Programms ist, muss
man auch keine gesonderten Unterlagen einreichen, nur das was üblich auch vom International
Office und vom Studienkoordinator gefordert wird, wie z.B. Immatrikulationsbescheinigung, Kopie
des Personalausweises etc.
Nach dem dies alles eingereicht war, einiges ging natürlich erst vor Ort, wie z.B. die
Immatrikulationsbescheinigung für das kommende Semester, habe ich einen Antrag auf
Auslandsbafög gestellt. Hier muss man sich an eine gesonderte Stelle melden, nicht wie sonst
beim Studentenwerk in Bremen. In meinem Fall war das das Amt in Chemnitz-Zwickau. Wie auch
bei sonstigen Bafög Anträgen mussten sämtliche Formulare eingereicht werden. Wichtig für sie ist
ebenfalls eine Kopie des Studentenausweises der Gasthochschule, den ich erst nach 2 Wochen
Studium in Krakau ausgestellt bekommen habe, was natürlich zu Verzögerungen in der
Auszahlung kam. Außer für das Auslandsbafög und ERASMUS Fördergeld habe ich keine
weiteren Anträge auf Förderung gestellt. Da Polen Mitglied der Europäischen Union ist, braucht
man
als
deutscher
Staatsbürger
auch
keine
Aufenthaltsgenehmigung,
ebenso
ist
die
Wohnsitzanmeldung keine Pflicht. Für mich war es einfacher ein polnisches Konto zu eröffnen, da
ich das Geld das ich mir für die nächsten Monate zur Verfügung gestellt hatte Bar mitgenommen
habe, dort in der Wechselstube umgetauscht und dann auf das dortige Konto eingezahlt habe.
Dies lohnt sich in Polen besonders, nachteilig ist es vom deutschen Konto am Automaten Geld
abzuheben, da der Wechselkurs meist sehr viel schlechter ist als in den Wechselstuben. Deshalb
würde ich diese Variante empfehlen. Bei Behördengängen oder der Organisation von
verschiedenen Dingen ist es empfehlenswert jemanden dabei zu haben, der polnisch spricht bzw.
ist es von Vorteil wenn man selbst polnisch sprechen kann. Obwohl zwar viele Menschen in Polen
Englisch sprechen, kann man sich nicht immer drauf verlassen.
Die Jagiellonen Universität ist die zweit-älteste Universität Europas. Die verschiedenen Fakultäten
sind in der ganzen Stadt verstreut, viele zentrumsnah und sehr gut erreichbar, neuere Fakultäten
sind teilweise ein wenig außerhalb des Stadtzentrums. Es ist empfehlenswert sich vorher zu
informieren wo man ungefähr seine Vorlesung hat, damit man nicht jeden Tag 45 Minuten fahren
muss um zu den Vorlesungen zu kommen, denn im Gegensatz zu der Universität Bremen ist das
keine Campus-Uni. Das heißt auch, dass man eben keinen gemeinsamen Campus hat an dem
man sich mit allen treffen kann. Meine Vorlesungen waren alle in einem Gebäude auf dem rynek
(Marktplatz). Da ich im Zentrum gewohnt habe, im alten jüdischen Viertel Kazimierz, konnte ich
entweder zu Fuß oder mit verschiedenen Trams dorthin gelangen. In der ersten Woche fand auch
die Orientierungswoche statt. Das ESN-Team in Krakau organisiert sehr viel und gibt sich sehr viel
Mühe allen einen guten Start in das Semester zu ermöglichen. Neben zahlreichen Aktivitäten und
Partys helfen sie auch bei organisatorischen und sind immer da, falls man mal Hilfe braucht. Grade
um schnell neue Leute kennenzulernen sind diese Veranstaltungen optimal, da man so am
einfachsten Kontakt zu anderen ausländischen Studierenden aufbaut. Aber auch nach der
Orientierungswoche wird viel organisiert, wie z.B. Ausflüge nach Auschwitz-Birkenau, Trips nach
Zakopane, Warschau, Prag, Gdanks etc, immer wieder Partys und andere Aktivitäten. Das
Freizeitangebot in Krakau ist überragend, nicht nur was die Organisation von der Uni aus belangt.
Krakau hat extrem viel zu bieten, es ist eine wunderschöne Stadt mit einer jahrhundertelangen
Geschichte die viel Kultur bietet, aber gelichzeitig sehr jung ist wegen der zahlreichen
Universitäten und Hochschulen, ca. 250 000 Studenten wohnen in Krakau.
Am ersten Tag wurde von der Universität eine Einführungsveranstaltung organisiert bei der wir alle
möglichen Informationen bekommen haben, wie, wo und was zu machen ist und an wen wir uns
wenden können. Dort wird ebenfalls erklärt wie man sich für Kurse anmeldet und wo man die
aktuellen Kurse findet. Es gibt ein breites Angebot an Kursen in englischer Sprache, die meist vom
International Office zusammengefasst und auf ihrer Website veröffentlicht werden. Das
International Office ist auch der Hauptansprechpartner bei Fragen und Problemen mit der
Kurswahl etc. Jederzeit kann man ihnen Emails schreiben, die in der Regel auch zügig beantwortet
werden oder selbst hingehen. Vorteilhaft ist, dass sie jeden Tag für 4 Stunden geöffnet habe. Die
Lehrveranstaltungen auf Englisch waren meines Erachtens nach gut, jedoch nicht zu fordernd. Da
das Niveau der Studenten aus zahlreichen Ländern sehr unterschiedlich ist meist viele
verschiedene Studienrichtungen repräsentiert wurden, war vieles auf einem nicht besonders
schwierigem Niveau. Nichtsdestotrotz konnte man viel lernen. Im Semester wurden häufig schon
Prüfungsleistungen verlangt, wie z.B. Präsentationen oder Essays und zum Schluss wurde
meistens noch ein Test geschrieben, oder ein Essay abgegeben. Manchmal konnte man auch die
Prüfungsleistung selbst wählen, beispielsweise konnte man auch mündliche Prüfungen
absolvieren. Natürlich gab es auch Kurse in anderen Sprachen, so hatte ich beispielsweise sogar
eine Veranstaltung auf deutsch. Polnische Veranstaltung konnten auch besucht werden, grade
dort konnte man oft mit den Professoren reden und sich auf eine Prüfungsleistung einigen die dem
eigenen polnisch Niveau entsprach.
Das wahrscheinlich wichtigste Thema wenn man ins Ausland geht ist die Suche nach einer
Unterkunft. Ich bin schon im Juli nach Krakau gereist und habe mir Wohnungen angeguckt, jedoch
habe ich gemerkt, dass das eigentlich ein bisschen zu früh war, da die meisten Zimmer wirklich
erst so gegen Ende August / Anfang September frei werden. Wer ein Zimmer sucht, dem empfehle
ich die Facebook-Seiten des ESN - Teams zu "liken", so wie alle möglichen ERASMUS Gruppen in
Krakau. Grade dort werden meist von anderen Studenten Informationen zu freien Zimmer
hochgeladen. Es gibt auch Agenturen die man mit der Zimmersuche beauftragen kann, in Krakau
kann man davon zahlreiche finden, jedoch ist das immer mit einem größeren Kostenaufwand
verbunden, da man diese Agenturen natürlich bezahlen muss. Ich wusste genau wo ich wohnen
möchte, von daher habe ich mich nur auf einen Stadtteil beschränkt: Kazimierz. Kazimierz ist das
alte jüdische Viertel, in dem heute zahlreiche Cafes, Kneipen, Restaurants, Clubs, sowie Läden zu
finden sind. Dort spielt sich der Großteil des kulturellen Lebens in Krakau ab und abends ist es der
Ort um wegzugehen. Ich habe nach einer Einzimmerwohnung gesucht und habe letzten endlich
eine übers Internet gefunden, die mitten in dem Viertel in einem renovierten Altbau lag. Jedoch
muss man dazu sagen, dass wohnen in Krakau nicht grade günstig ist. Wer erwartet viel weniger
als in Bremen zahlen zu müssen, der irrt sich. Grade in der Stadt muss man für ein Zimmer
zwischen 1200 - 1400 zl ausgeben, Wohnungen sind natürlich teurer. Wer noch nichts hat und
nach Krakau kommt, kann zeitweise in einem der zahlreichen Hostels unterkommen. Im Zentrum
gibt es sehr viele, die auch preislich ok sind.
Ein Vorteil wenn man zentrumsnah wohnt, ist dass man zu Fuß eigentlich überall hinkommt. Selbst
wenn man nicht laufen möchte fahren zahlreiche Trams und Busse durch die Stadt, die einen
überall hinbringen. Die Stadt ist wirklich gut vernetzt, das einzige woran es fehlt sind gute
Verbindungen nachts unter der Woche, aber das ist in Bremen ähnlich. Das Semesterticket muss
man separat kaufen, sprich man bekommt keins vom International Office. Das Ticket ist 150 Tage
haltbar und kostet für diese Zeit 160 zl, umgerechnet ca. 40 €. Als Student bekommt man in Polen
auf viele Dinge Rabatt, besonders beim Nah- und Fernverkehr. Bei Bahnfahrten in Polen spart
man beispielsweise als Student 51%, was die Fahrten für deutsche Verhältnisse relativ günstig
macht. Auch Taxifahrten sind hier in Polen nicht teuer, besonders in Krakau gibt es ein Taxi
Unternehmen das Icar heißt und nur halb so viel kostet wie andere Taxi. Unternehmen. Deshalb
kann man nachts, wenn keine Bahn mehr fährt, guten Gewissens mit dem Taxi fahren.
Wenn man neben der Uni Geld hinzuverdienen möchte kann man das hier natürlich auch tun.
Jedoch sollte man sich klar machen, dass der durchschnittliche Studentenverdienst in Polen nicht
an den eines Studenten in Deutschland heranreicht. Meistens verdient man ca. 10 zl die Stunde,
beispielsweise wenn man in einer Bar arbeitet, was derzeit weniger als 2,50 € sind. Von daher
lohnt es sich hier nicht wirklich zu arbeiten, wenn man das jedoch will ist das kein Problem. Jedoch
sind bei den meisten Studentenjobs polnisch Kenntnisse wichtig.
Für mich war das Auslandssemester mit Abstand das beste Semester meines Studiums und die
Wahl Krakau die beste, die ich hätte treffen können. Nicht nur an der Uni hat es mir gefallen,
sondern vor allem die wunderschöne Stadt und die vielen netten Leute hier haben es mir angetan.
Ich würde mich jederzeit wieder für Krakau entscheiden und kann es wirklich jedem wärmstens
empfehlen, denn ich denke für jeden Typ ist hier etwas dabei. Natürlich hatte auch ich ab und zu
mal Probleme mit der Organisation von verschiedenen Dingen, aber die waren immer schnell
geklärt und sind deshalb eigentlich nicht der Rede wert. Ich konnte während der Zeit vor allem
meine polnisch Kenntnisse verbessern und weil es mir in Krakau so gut gefallen hat, habe ich noch
zwei Monate dran gehängt und ein Praktikum in einem jüdischen Museum gemacht.
Ich hatte die Gelegenheit eine wundervolle Stadt kennenzulernen, wundervolle Leute, habe
wertvolle Erfahrungen gesammelt und viel dazugelernt. Ein Auslandsaufenthalt ist immer eine
wertvolle Erfahrung, die man ergreifen sollte wenn man die Möglichkeit dazu hat, weshalb ich ein
ERASMUS Auslandssemester jedem empfehlen würde. Mir hat dieser Aufenthalt in vielerlei
Hinsicht die Augen geöffnet, auch was meine eigene Zukunft angeht.
Falls jemand mehr über Krakau oder generell studieren in Polen erfahren möchte, stehe ich gerne
zur Verfügung.