1995-10-13 Toskana, Volterra, Bericht IE

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1995-10-13 Toskana, Volterra, Bericht IE
NF - Reise
TOSKANA
13.-21. Oktober 1995
(Reime von Janne Lebeau)
13. Oktober 1995
Freitagabend viertel vor zehn
mit den Naturfreunden soll es wieder auf die Reise geh’n.
Das Naturfreundehaus in Volterra ist diesmal das Ziel,
denn anzusehen gibt es auch dort in der Gegend recht viel.
Teilnehmer:
Andrea
Annunziata
Christa und Hermann
Elli und Willi
Gabi und Peter
Günther
Hildegard und Helmut
Ilse und Harald
Ingrid und Hans
Janne und Jürgen
Lotte und Frithjof
Moni und Hans
Roswitha
Ruth und Udo
Tom und Tolja
14. Oktober 1995
Am Samstagmorgen den Schlaf aus den Augen gerieben,
sind wir schon in Italien und es ist erst viertel vor sieben.
Weiter die Fahrt nach Pisa geht,
gucken, ob der Schiefe Turm noch steht.
Nach Cappuccino und einem Bummel durch die Stadt,
werden wir dann endgültig an unser Ziel gebracht.
Pisa
Am bekanntesten ist die piazza dei miracoli, die sogenannte „Wiese der Wunder“. Sie liegt
am Rande der Altstadt und dort stehen sie, die Sehenswürdigkeiten von Pisa:
Der berühmte Schiefe Turm ist der Glockenturm der Kathedrale. Mit dem Bau wurde im
Jahre 1173 begonnen. Als man beim dritten Geschoß angelangt war, begann der Campanile, sich zu neigen. Die Ursache: Der Untergrund besteht aus Schwemmland und ist von
vielen Wasseradern durchzogen. Die Arbeiten wurden zunächst unterbrochen. Erst 100
Jahre später wagte man, die Konstruktion fortzuführen. Mit Erfolg, der Turm steht nach
700 Jahren immer noch, obwohl die Abweichung von der Vertikalen mittlerweile 4,86 m
beträgt.
Der Dom ist 100 Jahre älter als der Turm. Als künstlerisches Hauptwerk der Kirche gilt die
figurenreiche Kanzel.
Gegenüber vom Dom steht das Baptisterium., die größte Taufkapelle der christlichen
Welt, auf der grünen Wiese.
Der vierte bedeutende Bau am Domplatz ist der campo santo, ein langgestreckter marmorummauerter Monumentalfriedhof. Vor allem die Fresken haben den campo santo berühmt gemacht. Sie wurden 1944 durch eine Brandbombe fast völlig zerstört. Eine einzigartige Restaurierungsarbeit wurde in die Wege geleitet, und so kann der Besucher heute
den Monumentalfriedhof wieder in seiner ursprünglichen Gestalt bewundern. Rundum findet man römische Sarkophage, einen Saal mit Rötelzeichnungen und einen weiteren Saal
mit einer Schwarz-Weiß-Dokumentation der Fresken.
Wie ein Wüstenschiff schaukelt der Bus den Weg zum Haus hinab,
so ein Gewackel bringt auch den letzten Schläfer auf Trab.
Das Naturfreundehaus „IL VILE“ ist ein alter Bauernhof, der von der GIAN, dem ital. NAturfreunde-Verein in Volterra, restauriert wurde.
Das Haus bietet einen Speisesaal, eine gut ausgestattete Küche, sanitäre Anlagen, 7
Schlafzimmer.
Ein abenteuerliches Sträßchen biegt kurz vor Mazolla ab. Der Bus schaukelt wie ein Kamel, immer abwärts und alle hoffen, daß er nicht umfällt und uns niemand entgegen
kommt. Viele rechnen schon aus, wie oft sie das Geschaukel in dieser Woche ertragen
müssen (mind. 2x pro Tag).
Nach Udo’s Plan haben wir dann unsere Zimmer eingenommen,
er kann zählen der Mann, wir haben alle ein Bett bekommen.
Nachdem der Bus ausgeladen war und jeder ein Bett hatte, wollten sich einige nach der
langen Busfahrt noch die Füße vertreten und die Gegend erkunden. Sie gingen die „Straße“ wieder aufwärts und dann weiter bis nach Mazzolla. Dort fanden sie ein kleines einheimisches Lokal, wo man guten Wein, Oliven und Brot bekam. Da auch im Naturfreundehaus ein Abendessen vorbereitet wurde, machten sie sich bedauernd wieder auf den
Heimweg. Es hatte doch sooo gut aus der Küche gerochen!
Hunger hatten wir danach natürlich auch,
Ruth sorgt dafür, daß was kommt in unseren Bauch.
Nach der Bohnensuppe und dem leckeren Kirschquark von Ruth,
geht es uns dann allen wieder gut.
Anschließend haben wir über Singen und Trinken total die Zeit vergessen
und sind viel zu lange zusammen gesessen.
Aber es war halt wieder so scheee,
in’s Bett kann man doch immer noch geh’.
15. Oktober 1995
Am Sonntagmorgen nach dem Frühstück die Fahrt nach Volterra ging,
dorthin zu wandern,danach stand einigen der Sinn.
Alte Steine betrachtend sind wir durch Volterra gelatscht - bis zur nächsten Bar,
Espresso und Cappuccino trinken - ist doch klar!
Volterra
Auf einem Hügel zwischen dem Era- und dem Cecina-Tal in 545 m Höhe beherrscht Volterra seit dem 7. Jahrhundert v.Chr. eine der schönsten Landschaften der Toscana. Hier
oben wirkt alles rauher. Oft pfeift der Wind über die Piazza, wenn es weiter unten noch
schön warm ist.
Bild balze
Volterra befindet sich inmitten einer noch ursprünglichen Natur, abseits des
hektischen Lebens der Gegenwart und doch so zentral gelegen, um in einer Stunde Florenz, Siena, Pisa, Lucca und die tyrrhenische Küste zu erreichen. Von Pisa kommend erreicht man Volterra am Rande der balze, die uns mit ihrer eindringlichen und überwältigenden Schönheit empfängt.
Aus jeder Epoche ist es möglich Spuren und Zeugnisse zu finden, was Volterra einzigartig
unter den Kunststädten macht. Aus der etruskischen Zeit bleibt uns die Stadtmauer, das
imponierende Stadttor porta all’Arco, die Gräberstadt der Marmini und zahlreiche archäologische Funde, die sich im etruskischen Museum Guarnacci befinden - vom ombra della
sera, mit seinem einzigartigen Profil, den Graburnen, zu dem fein gearbeiteten Schmuck.
Das teatro di Vallebona aus der Zeit des Kaisers Augustus bezeugt die Wichtigkeit von
Volterra auch in der römischen Zeit.
Aber es ist das Mittelalter, das wir in der Struktur der Stadt wiederfinden, nicht nur in der
Stadtmauer, sondern auch in seinen engen Gassen, Palästen , den Haustürmen und den
Kirchen.
Das Rathaus, palazzo dei priori, der älteste erhaltene Rathausbau in der Toscana, fügt
sich harmonisch in das Bild der Bürgerhäuser ein.
Die Renaissance hat starke Spuren hinterlassen, ohne aber die mittelalterliche Atmosphäre zu beeinflussen. Aus dieser Zeit stammen die herrlichen Paläste, die imponierende
Medici-Festung fortezza und das Kloster San Girolamo.
Besichtigung einer Pizzeria ist im Programm als nächstes vorgesehen,
Udo, wie sollen wir das verstehen??
Wer Hunger hat, will doch auch was essen,
hast du das ganz vergessen?
Versöhnt wurden wir dann bei Pizzen, Grappa und Wein
und tippelten dann nach einem Verdauungsspaziergang noch in’s Museum rein.
Nach der Stadtführung von Udo stand die „Besichtigung“ einer Pizzeria auf dem Plan. Die
Pizzeria „Da Nanni“ ist klein und fast originell, man sitzt neben dem Backofen an zwei langen Tischreihen. Als wir alle Platz genommen hatten, ging nichts mehr. Serviert wurden
verschiedene Pizzen und Hermann mußte unbedingt den Maronenkuchen probieren.
Den Rest des Tages hatten wir zur freien Verfügung. Wir nutzen ihn zur freien Umschau
in einem Alabastergeschäft.
Pilzcremesuppe, Rote Grütze und Sahne gab es am Abend zu essen
und die Männer haben auch nicht das Spülen vergessen.
16. Oktober 1995
Wir standen schon zeitig am Bus,
weil er heute etwas weiter fahren muß.
Auf dem Weg lag die Abbadia ad isola,
daß wir diese besichtigen war doch klar.
Dann weiter nach Radda um Wein und Vesper zu kaufen,
denn ein Teil der Gruppe will heute noch laufen.
In Lucarelli ging die Wanderung los
und hinterher war zu erfahren, voll in die Hos’.
Immer bergauf und bei glühender Mittagshitz’
kamen die Wanderer nach Castellina, sauer und total verschwitzt.
Der Udo wurde an dem Tag schön verflucht,
solche Wanderungen er wohl nie wieder versucht,
denn das dickste Ei er war garnicht mit dabei!
Udo hatte die Wanderung von Lucarelli nach Castellina in Chianti angepriesen als einfach
zu gehen, fast immer bergab, keine nennenswerten Steigungen, mit schönen Ausblicken.
So stünde es auch in Christoph Hennings Buch. Wir würden nur in umgekehrter Richtung
marschieren, damit die, die diese Wanderung vor einigen Jahren schon einmal gemacht
hatten, auch etwas Neues sehen würden. Er und einige andere, darunter auch Janne, die
eine Verletzung am Fuß hatte, würden gleich mit dem Bus nach Castellina in Chianti fahren und dort auf uns warten.
Nach den Zwischenstops in Abbadia ad isola und Radda, ging es kurz vor 12 Uhr mittags
los. Immer die Sonne von vorn, kein Schatten und immer bergauf. Ein Schotterweg. Die
Ausblicke hätte man auch genießen können, wären wir in der umgekehrten Richtung gewandert. Aus den vereinbarten 2 ½ Stunden Wanderzeit wurden 4.
Anschließend noch schnell zum Supermarkt fahr’n.
Gemeinsames Kochen mit Brunella steht heut noch auf dem Plan.
Da für den Abend geplant war mit Brunella zu kochen, mußten wir auch noch nach Poggibonsi fahren und dort im Supermarkt einkaufen. Natürlich kamen wir viel später im „Il Vile“
an, als mit Brunella vereinbart. Sie war auch etwas sauer.
Während Brunella mit ihren Koch-Anwärtern in der Küche zu gange war (es gab Schweinerückenbraten mit Rosmarin-Kartoffeln), hat uns Mario, ihr Mann, unterhalten. Man
brauchte nicht viel zu sagen, Mario redete und redete. Manchmal tat mir Annunziata leid,
die er völlig in Anspruch nahm. Er überwachte auch das Decken des Tisches, holte Kerzen und Karaffen für Wein und Wasser.
Wir haben alle das feine Mahl genossen
und es reichlich mit Wein begossen.
Für Brunella und Mario haben wir noch ital. Lieder gesungen
und sind wie immer sehr spät in die Betten gesprungen.
Daß wir italienische Lieder singen konnten, auch noch Dialekt, hat Mario fasziniert. Er
meinte, das nächste Mal müssen wir beim Bürgermeister singen. Auch hat er sich gleich
die Texte kopiert und uns selbst komponierte und getextete Lieder vorgesungen.
17. Oktober 1995
Am Dienstag stand Lucca auf dem Plan,
trotz Kämpfe um die morgensliche Abfahrt, kamen wir früh genug dort an.
Lucca
Lucca spielt in der Toskana eine Sonderrolle. Es ist auch noch heute vollständig von einer
Wallanlage umgeben, abgeschlossen gegenüber seiner Umgebung.
Durch die Innenstadt zu bummeln, ist ein reiner Genuß, die Autos bleiben weitgehend
ausgesperrt.
Die Via Fillungo mit Ihren zahlreichen zum Teil noch altmodischen Läden durchzieht die
Altstadt.
Auf den Grundmauern des alten Amphittheaters erhebt sich heute die Piazza
dell’anfiteatro. Sie bewahrt genau die ovale Form des römischen Baues und bietet mit ihren hübschen kleinen Häusern einen reizvollen Anblick
Die Zeit war für Einkauf und Stadtbummel reichlich bemessen
und um eins haben wir dann bei „Da Guido“ zum Essen gesessen.
Auch hier war es wieder köstlich und fein,
nach dem Espresso paßte nix mehr in uns rein.
Trattoria „Da Guido“: Die Wirte sind nicht mehr die jüngsten, ihre Gäste auch nicht. Fast
keine Turisten. Man ißt gut und preiswert. Es gab natürlich Pasta als Vorspeise, danach
den unvermeidlichen Kaninchenbraten, diesmal mit Pommes und natürlich auch Salat.
Dessert, Tiramisu, haben wir schon besseres gegessen. Dazu Wein, Wasser und Espresso. Grappa auf eigene Rechnung.
Das Hinterzimmer war (durch uns) rappelvoll. Im eigentlichen Lokal aßen die Arbeiter aus
der Umgebung.
Annunzia interessierte sich die ganze Zeit während des Essens für das unförmige Paket,
das Hans und Günther mit sich schleppten. Nach vielem psst, ging ihr ein Licht auf!
Nun die Führung mit „Caro Udo“ begann,
wie immer fangen wir bei einer Kirche an.
Viel erfuhren wir übe die Erbauer
und waren am Ende wieder viel schlauer.
Die zierlich geschmückte Kirche San Michele in Foro entstand im Gegensatz zum bischöflichen Dom im Auftrag der Bürgerschaft. Ursprünglich stand hier das römische Forum.
Deshalb der Zusatz im Namen.
Sie hat ein etwas ungewöhnliches Aussehen. Eigentlich war sie viel größer plant, was
aber nicht durchführbar war.
Auf dem Platz vor der Kirche waren viele Tauben. Ein Mann verkaufte Taubenfutter und
ließ sich auch das Futter von den Tauben von den Lippen holen. Widerlich!
Im Dom San Martino steht der Sarkophag der Ilaria del Carretto. Schlafend liegt sie da, ihr
Lieblingshund hält Totenwache und wärmt ihre Füße. Ein Meisterwerk von Jacopo dell
Quercia.
Der Torre Guinigi ist das Wahrzeichen der Stadt. Er ist 44 m hoch und es lohnt sich ihn zu
besteigen. Oben wachsen 7 Steineichen und man hat einen großartigen Blick auf die
Stadtanlage. Bedenklich stimmen die vielen sanierungsbedürftigen Dächer.
Über den Wall gelangen wir wieder zum Bus, der außerhalb der Altstadt geparkt ist. Hier
auf dem Wall wird gejoggt, flaniert, Fahrrad gefahren, auf den Bänken die Aussicht genosssen, die Freundin ausführt., oder Kastanien gesucht, wie Tolja es tat.
Es ist hier einfach schön.
Im Abendsonnenschein
fuhren wir dann von Lucca nach Volterra heim.
Daß nach dem Essen fast alle bis „Zwölfe“ aufbleiben, klappt,
Es muß sein, weil Udo doch Geburtstag hat.
Den Zeitaufwand in Lucca haben Ingrid, Hans und Jürgen nicht bereut,
denn Udo hat sich über Fliege und Besen sehr gefreut.
So geschmückt soll er in Zukunft vor uns steh’n
und keiner aus der Gruppe wird bei Führungen verloren geh’n.
Noch ein “Prosit“ auf Udo und für’s neue Lebensjahr „Viel Glück“,
dann wurde so richtig abgetanzt bei heißer Musik.
18. Oktober 1995
Am Mittwoch durften wir dann später aufsteh’n,
wir woltlen wandern und uns San Gimignano anseh’n.
Dies ist von Volterra aus nicht so weit,
deshalb hatten wir etwas mehr Zeit.
San Gimignano
Unversehens und unerwartet steigt die Silhouette des Städtchens über dem Hügelland
auf. Braune Natursteinhäuser, Ziegeldächer und darüber Türme. Über die Zahl streitet
man sich. 72 sollen es einmal gewesen sein. Sie wurden aber nicht nur in San Gimignano
gebaut. Wenn blutige Kämpfe in der Stadt ausbrachen, verbarrikadierte man sich darin. In
friedlichen Zeiten wurden sie nicht zu Wohnzwecken benutzt. Sie waren zu unbequem.
Nirgendwo haben sich diese Türme so gut erhalten wie hier.
Auch Viterbo und Tarquinia besitzen viele solcher Geschlechtertürme, wie man sie nennt.
Doch läßt sich ihr Stadtbild mit der beeindruckenden Silhouette von San Gimignano nicht
vergleichen. Das Hügelstädtchen wurde schon vor langer Zeit unter Denkmalschutz gestellt und steht heute auf der Liste der schützenswerten historischen Ensembles der
UNESCO. Der Ort ist gründlich restauriert, wirkt aber nicht steril. Mit seiner mittelalterlichen Architektur bleibt er der Höhepunkt jeder Toskana-Reise.
Achtung Freunde der Natur,
heute ist auch Udo mit auf der Wandertour.
Die Wanderung um den Ort war trotz der Hitze ein Genuß. Unvorstellbar dies im Sommer
zu machen. Bis jetzt hatten wir auch immer Glück mit dem Wetter.
Nach der relativ kurzen Wanderung wurde ein Rundgang in der Stadt auf eigene Faust
unternommen. Vor dem Kloster, an der Piazza S. Agostino, stellten Maler ihre Bilder aus,
eine Frau spielte auf der Harfe. Es war angenehm, dort eine Zeitlang zu verweilen und der
Musik zu zuhören. Anschließend wurde auf der Piazza della Cisterna in der Sonne das
von Ingo empfohlene Eis gekostet.
Da es am Nachmittag auch ziemlich heiß,
kauften wir uns das von Ingo empfohlene Schoko-Eis.
Um 15 Uhr soll die Fahrt zurück dann geh’n,
wir wollen uns die Gegend um’s Haus noch anseh’n.
Auch gekocht wird wieder mit Brunella,
hoffentlich sind wir heute pünktlich da.
Die ganze Zeit haben wir bedauert, so wenig am Haus zu sein, um es so richtig genießen
zu können. Deshalb waren wir alle sehr froh, daß die frühe Heimkehr geklappt hat. Man
saß oder lag in der Sonne, erledigte die Urlaubspost, las oder träumte ganz einfach vor
sich hin. Die Fotografen waren natürlich mit ihren Apparaten unterwegs. Bis nach Mazzolla sind sie gekommen. Bald war es auch wieder Zeit zum Kochen.
An der Zubereitung von Kichererbsensuppe, Schweinebraten, Salat und
Mandelkuchen,
konnten wir dann unsere Kochkünste versuchen.
Nach dem Essen haben wir wieder gesungen und gelacht
und die Nacht zum Tage gemacht.
19. Oktober 1995
Donnerstagmorgen nochmals nach Volterra hin,
dort war die Besichtigung einer Alabaster-Werkstatt für viele ein Gewinn.
Jedoch den ganzen Tag bei der Arbeit in solchem Staub zu steh’n,
finde ich nicht sehr schön
Alabaster
Und Volterra
Volterra ist wegen seines Alabasters in der ganzen Welt bekannt. Die hier abgebauten
Arten gehören zu den wertvollsten der Welt.
Aufwendig gearbeitete etruskische Aschenurnen von außergewöhnlichem Wert sind von
den Anfängen (1. Jahrtausend v. Chr.) erhalten. Der Alabaster (Calciumsulfat), ist ein
Stein, der in Steinbrüchen und Bergwerken abgebaut wird und in Italien nur in der Umgebung von Volterra zu finden ist.
Alabaster ist weicher als Marmor und läßt sich dadurch sehr gut bearbeiten. Er kann elfenbeinähnlich sein, hat aber meist eine unruhige Einfärbung, die vom Schwarzen ins
Gelbe reicht. Die eiförmigen Alabasterblöcke werden im Umkreis von 30 km unter Tage
aus dem kalkhaltigen Gestein geschlagen.
In Werkstätten werden sie bearbeitet. Über museale Transmissionsriemen werden die
Drechsel- und Bohrmaschinen angetrieben. Unser Meister ist Mitglied im GIAN und zeigt
uns gerne seine Kunst.
Danach froh und heiter,
ging die Fahrt nach Populonia weiter.
Ein kleines Dörflein nett und fein,
dort kauften wir Andenken ein.
Dann endlich war der Augenblick da,
wir waren am Meer, das man die ganze Zeit schon sah.
Diese Stündlein am Golf von Baratti wurde von allen genossen,
ob mit sonnen, schwimmen, Steine sammeln oder anderen Possen..
Populonia
Die Oberstadt liegt auf einem 180 m hohen Hügel über dem Golf von Baratti. Das Dorf
besteht nur aus einer Hauptstraße, einer parallelen Straße dazu und den dominierenden
Resten einer im 14. Jh. errichteten Burg, der Rocca. Auf den wuchtigen Turm führt eine
sehr enge und äußerst steile Holztreppe. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick
über den Golf von Baratti und übers offene Meer bis nach Elba. Leider war es etwas diesig und bis Elba konnten wir nicht sehen.
Der Golf von Baratti ist eine traumhafte Badebucht mit feinem Sandstrand und viel Platz.
Hier findet man noch ein herrliches Stück unverbauter Küstenlandschaft. Durch die relativ
flache Uferzone erwärmt sich das Wasser schnell, so daß man ein Bad wagen kann. Viele
haben das genutzt und haben gebadet. Andere waren am Strand in der Sonne gelegen,
haben Steine gesammelt oder nur gedöst. Bedauerlicherweise gab es für die hungrigen
keine Gelegenheit etwas zu Essen zu kaufen.
Leider konnten wir nicht sehr lange an diesem Ort verweilen. Eine Weinprobe wartete
noch auf uns.
Weiter fuhren wir dann auf ganz schmalen Wegen,
Carducci und anschließend Sasseta entgegen.
Bummeln, was trinken, dann weiter im Programm,
nach viel telefonieren ist die Weinprobe dran.
Dafür müssen wir nach Suvereto fahren,
auf ganz engen Sträßchen will es Ingo wagen.
Rutschte dabei auch manchem von uns das Herz in die Hose,
die Aussicht hat uns entschädigt, das war eine ganz famose.
Die Weinprobe dann,
reichte leider nicht an die von letztem Jahr ran.
Castagnetto Carducci
Inmitten immergrüner Macchia liegt das Städtchen auf einem Hügel. Am unteren Ende der
Geschäftsstraße führt eine Passage zu einer kleinen Parkanlage. Von dort hat man einen
phantastischen Blick über das hügelige Land bis zum Meer.
Wieder sind die Geschäfte und Restaurants zu und der Hunger bleibt. Außerdem haben
wir nicht so lange Aufenthalt, Udo versucht nur wegen der Weinprobe zu telefonieren.
Auch das ist ziemlich problematisch. Zum Glück ist Annunziata als Dolmetscherin dabei.
Sie hatte sowieso ein schlechtes Gewissen, weil wir bis jetzt noch nichts wegen unseres
ital. Kurses unternommen haben. Eigentlich wollten wir jeden Tag zusammen lernen und
üben. Mir machte das nichts aus und auch die anderen haben nichts vermißt.
Nach einen weiteren Aufenthalt in
Sassetta
(wieder wurde telefoniert), ging
es dann über eine außerordentlich bemerkenswerte Serpentinenstraße weiter nach
Suvereto
, wo die Weinprobe stattfinden sollte.
Wir hatten jetzt alle Hunger und es war immer noch nicht klar, ob die Weinprobe überhaupt stattfand oder ob wir am Telefon falsch verstanden hatten.
Schließlich klappte doch alles und wir wurden von den Eigentümern der Azienda agicola
„Guardo del Re“ herzlich begrüßt und durch den Betrieb geführt. Dann ging es zur Weinprobe. Damit uns der Wein nicht zu Kopf steigen sollte, wir hatten ja fast den ganzen Tag
nichts zu Essen gehabt, stärkten wir uns mit dem angebotenen Brot, Käse und Wurst.
Schnell waren die Platten geleert. Beruhigt konnten wir den Wein verkosten und den Erklärungen lauschen, ohne daß der Magen knurrte.
Der Wein, das Olivenöl, überhaupt die ganze Weinprobe hat uns nicht so sehr zugesagt.
Trotzdem kaufte ich von dem Olivenöl, da ich es probiert hatte und hier wohl kaum ein
besseres finden würde.
Spät machten wir uns auf den Heimweg.
Sprüche aus der Weinprobierstube:
In cielo non c’è vino
beveriamolo sulla
terra
A chi non beve vino
Dio parghi anche
l’acqua
Spät heimgekommen,
haben wir noch mit Kochen begonnen
Zucchinicremesuppe, eine Mousse mit Kuchen,
da konnten die Köche Pluspunkte buchen.
20. Oktober 1995
Am Freitagmorgen fuhren wir nach Siena hin,
nur Peter und Helmut stand nicht danach der Sinn.
Der Rest der Gruppe hat sich auf Siena gefreut,
den Ausflug dorthin hat niemand gereut.
Siena
Vom Turm des Rathauses, dem Torre del Mangia, 102 m hoch, hat man einen herrlichen
Blick auf den Campo.
Il Campo einer der schönsten Plätze Italiens, erhielt 1347 sein heutiges Gesicht. Das vorgegebene Landschaftsprofil blieb erhalten - muschelförmig in der Senke der 3 Hügel, auf
denen Siena erbaut wurde. Der Campo war und ist Mittelpunkt des öffentlichen Lebens.
Rundum zeigt sich eine einzigartige Kulisse von mittelalterlichen Palästen (heute Restaurants und Cafès).
Der Brunnen am Platz heißt Fonte Gaia. Er trägt seinen Namen, weil man sich Anfang
des 15. Jh. so sehr freute, daß das Wasser nach einem 25 km langen Weg über ein
Aquädukt hier hervorsprudelte.
Der Campo von Siena ist alljährlich Schauplatz des palio. Für die Einheimischen handelt
es sich nicht um ein gefährliches, ohne Sattel gerittenes Pferderennen, sondern um einen
verbissenen Wettstreit, bei dem Ehre und Ansehen der einzelnen Stadtteile auf dem Spiel
stehen. Zweimal im Jahr wird um die bemalte seidene Standarte des „Palio“ gekämpft. 80
Sekunden nur dauert das Rennen auf der Piazza del Campo. 10 der insgesamt 17
Contraden nehmen abwechseln am Kampf um den „Palio“ teil.
Der Dom ist Sienas ganzer Stolz. Erst wird man von der Fassade regelrecht geblendet,
dann verliert sich das Auge in vielen feinen Details. Vor allem im oberen Teil ist der Dom
mit Ornamenten, Statuen, Mosaiken und Schnitzereien überladen. Im unteren Teil ist die
Fassade wie der Glockenturm zebragestreift (Inkrustation). Das Innere ist unterteilt von
Säulen in getreiftem Dekor, vom Deckengewölbe leuchten aufgemalte Sterne.
Einmalig ist der Domboden mit seine 52 Bildern von Künstlern aus dem 14. bis 16. Jh. Bei
den älteren Teilen erzeugen eingeritzte, mit Teer gefüllte Fugen das Bild. Die neueren
sind wertvolle Einlegearbeiten aus verschiedenfarbigem Marmor. Um den Marmorteppich
zu schützen wurde ein Großteil mit Holzplatten abgedeckt.
Da der Tag zur freien Verfügung stand,
sind wir in kleinen Gruppen durch die Stadt gerannt.
Nein, so war’s nicht, wir hatten Sonne und Atmosphäre zugleich
und fühlten uns fast wie im Himmelreich.
Den ganzen Tag hatten wir zur freien Verfügung, das gemeinsame Essen war erst für den
Abend in Mazzolla geplant. Zuerst besichtigten wir zusammen (was wohl?) eine Kirche ,
San Domenico, ein gotischer Bau aus dem 13. Jh. In einzelnen Gruppen durchstreiften wir
anschließend die Stadt und ließen sie auf uns wirken. Obwohl die Altstadt für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist, herrschte viel Betrieb und dauernd mußte man einem Fahrzeug
ausweichen und Platz machen. Natürlich waren wir auch beim panificio Nannini, dem Vater von Gianna, der Rocksängerin, und ihrem Bruder, dem Rennfahrer. Nach dem gemütlichen Bummel durch die Stadt und der Besichtigung des Domes, war es eine wahre
Wonne auf dem Campo in der Sonne zu sitzen.
Auf der Rückfahrt lassen wir unsere Augen über die herrliche Landschaft gleiten,
in Mazzolla ist schon dabei für uns das Abendessen zu bereiten.
In diesem kleinen Lokal wurden wir so richtig verwöhnt,
das hat uns mit vielem wieder versöhnt.
Als Abschluß für diesen Abend fiel Mario eine Dia-Schau für uns ein,
deshalb mußten wir pünktlich zurück im „Il Vile“ sein.
Stellten wir uns schon auf einen langweiligen Dia-Abend ein,
schlossen Wetten ab, wer zuerst wird sanft entschlummert sein,
war die Überrraschung riesengroß,
daß die Vorträge sooo famos.
Bald ging es dann auch wieder Richtung Volterra, das Abendessen wartete in Mazzolla.
Mario hatte es für uns bestellt und wir waren gespannt was uns erwarten würde. Es gab
Spaghetti arrabiata, Farfalle mit ragù vom Wildschwein, gemischter Salat, Wildschweinbraten mit schwarzen Oliven, Hirschbraten mit grünen Oliven, große weiße Bohnen,
Pommes, ein feines Maronen-Pürre, Vin Santo mit Cantucci, dazu Wein, Wasser, Cafè
und Grappa. Und das alles für 25.000 Lire pro Person. Keiner ging hungrig vom Tisch.
Für unseren letzten Abend im „Il Vile“ hatte Mario dann noch einen Diavortrag eines GIAN-Mitgleides organisiert. Davor graute uns schon und wir hofften nach diesem ausgezeichneten Essen, nicht dabei einzuschlafen. Was wir dann sahen war die beste Diashow,
die wir je gesehen hatten. Es war professionell gemacht mit gesteuerten Dias, perfekten
Überblendungen und ausgezeichneten Bildern. Gerne hätten wir noch mehr gesehen.
21. Oktober 1995
Am Samstagmorgen war es dann leider soweit,
vorbei war in Volterra für uns die schöne Zeit.
Früher als gedacht,
ward der Bus gepackt.
Mit wehmütigem Herzen noch einen Blick zurück,
wir kommen der Heimat näher Stück für Stück.
In cielo non c’è vino
beveriamolo sulla
terra
A chi non beve vino
Dio parghi anche
l’acqua