Das Kundenmagazin der Andreas Messerli AG

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Das Kundenmagazin der Andreas Messerli AG
Nummer 3, Juli 07
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Das Kundenmagazin der Andreas Messerli AG
With English Summary
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Roger Bächtold: Kreatives Multitalent jenseits gängiger Konventionen
Wie aus Produkten Erlebniswelten geschaffen werden
Established & Sons – das britische Designlabel sorgte in Milano für Furore
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Foto: Damaris Betancourt
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Ereignisreiche Messe- und Eventmonate haben uns seit unserer letzten
Ausgabe von Brandworld ununterbrochen in Atem gehalten. Viel Aufund Anregendes war dabei, über das wir Ihnen gerne in dieser Ausgabe
berichten.
Die Uhren- und Schmuckmesse, die im April in Basel über die Bühne ging, war sogar so intensiv und umfassend an Eindrücken, dass wir
uns entschlossen haben, dieser Messe das beiliegende, reich bebilderte
Sonderheft zu widmen. Wir gehorchen damit der Aussage, dass ein Bild
mehr sagt als tausend Worte, und präsentieren Ihnen einige unserer
dortigen «StandBauWerke».
An Etienne Russo kommt derzeit keiner der grossen Modeschöpfer
vorbei. Der Italo-Belgier kreiert nämlich die wohl spektakulärsten
Dekors für Fashion-Shows und verzaubert mit seiner unerschöpflichen
Fantasie die ganze Modewelt. Werfen Sie einen Blick auf seine Kreationen
ab Seite 6.
Mit Roger Bächtold stellen wir Ihnen auch in dieser Ausgabe einen
facettenreichen Schweizer Kreativen vor, der mit seiner eigenwilligen
Denk- und Designart immer wieder überrascht. Und der renommierte
Kommunikationsspezialist Pius Sidler lässt uns einen Blick in die Trickkiste erfolgreicher Markenführung werfen. Die spielerische Leichtigkeit
seiner Analysen gründen in einem ausserordentlich umfassenden und
profunden Wissen.
Alljährlich sorgen die extravaganten Veranstaltungen rund um die
Mailänder Möbelmesse in der Designerwelt für Aufregung. Dieses Jahr
gelang es der Londoner Established & Sons, an ihrem Event fast das
gesamte Who is who der internationalen Architektur- und Designerszene zu versammeln.
Ich hoffe, wir haben mit diesen Häppchen Ihren Appetit auf mehr
aus unserer dreidimensionalen Küche angeregt!
Andreas Messerli
Inhalt
3
6
11
14
16
19
20
.......... Novum
.......... People
.......... Eyecatcher
.......... Report
.......... Scene
.......... Style
.......... Wetzerlis Abenteuer
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3
Novum
Designpreisträger Pon
Extrem leicht, filigran in der Erscheinung und gleichzeitig äusserst stabil – constructiv PON ist das neuste modulare Architektursystem für Messe-, Display-, Shop-in-Shop- und Office-Anwendungen von Burkhardt Leitner constructiv. constructiv PON zeichnet sich durch extreme Leichtigkeit bei hoher Stabilität aus. Dank seiner Hightech-Präzisionsrohre aus Aluminium erreicht es eine ungewöhnlich hohe Festigkeit, die äusserst weite, freitragende Aufbauten ermöglicht. Seiner
filigranen Struktur zum Trotz ist constructiv PON für höchste Belastbarkeit geschaffen und zeichnet sich durch sehr geringes Transportgewicht und Ladevolumen aus.
In der Schweiz vertrieben durch die Tochterfirma der Andreas Messerli AG: retailpartners ag, Motorenstrasse 35,
8623 Wetzikon, +41 43 244 74 00, [email protected]
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Soaring high in the sky
For the past year, Messerli’s lounge sounds have
been featured in the audio system of Swiss Airbus machines on long-haul flights. They have
been so popular that the channel will be reserved for these chill-out sounds for another
year. A fifth CD will be launched this summer –
this time a double CD with the sounds of
Messerli to properly celebrate the momentous
occasion!
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Rundflüge
Unsere Messe-Bilder haben laufen gelernt. Der neuste Messerli Podcast
nimmt Sie mit auf eine Besichtigungstour zu einigen unserer Stände an
der Baselworld 2007, auf die wir ganz besonders stolz sind.
Zu aktuellen und besonders interessanten Projekten sind auf der
Messerli Website www.messerli3D.com immer wieder neue Podcasts
anzuschauen.
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Novum
Zusammentreffen in den
Wolken
Den Namen Cloud trägt auch die Kreation der
Designerin Monica Förster für Offecct und
verkörpert alle Eigenschaften ihrer himmlischen Vorbilder: Sie ist leicht, weiss, und prädestiniert, ständig unterwegs zu sein.
Cloud ist schnell und flexibel einsetzbar,
überall dort, wo gerade ein abgegrenzter Raum
gebraucht wird, etwa als mobiles Sitzungszimmer, zur Entspannung und Konzentration.
Ein Ort mit einmaliger Atmosphäre für informelle, inspirierende Begegnungen. Einmal
ausgepackt füllt ein leises Gebläse die Wolke
mit Luft, die dann wie ein Zelt begehbar wird.
Innerhalb von drei Minuten ist sie komplett
installiert und nach Gebrauch ebenso schnell
wieder in der dazugehörigen Tragetasche
versorgt. Die Wolke wird durch eine Falte in
der «Aussenwand» betreten. Ihr Innenraum
ist rund 21 m2 gross, 230 cm hoch und bietet
bequem Platz für bis zu vier Personen. Der
Wolkenkörper besteht aus feinem Nylonstoff,
der trotz seiner Leichtigkeit geräuschdämpfend wirkt. Vermietung durch Andreas Messerli AG.
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Himmelskörper: Cloud von Cappellini
Cloud von Cappellini ist viel mehr als nur ein Regal. Beliebig viele Wolkenelemente, ganz nach
Lust und Laune zusammengesteckt, schaffen breite wie auch hohe Regalstrukturen, die auch als
Raumteiler mit Durchblick funktionieren. Die zahlreichen Ablageflächen sind von beiden Seiten
zu bedienen. Auf der Messe oder beim Event eingesetzt, wirkt das spielerische Element durch
seine ungewöhnliche Form und verleiht dem Auftritt das gewisse optische Etwas. Die Wolke aus
Polyethylen gabs ursprünglich nur in Weiss. Zwischenzeitlich sind die Module auch in den
Trendfarben Rot, Hellgrün und Dunkelgrün erhältlich. Eine optionale Innenbeleuchtung kann
interessante Lichtakzente setzen.
Ronan und Erwan Bouroullec, das bretonische Brüderpaar, hat 2004 das verspielte Regalsystem
Could für Cappellini entworfen. Überraschend in Form und Material sind sämtliche Kreationen
der zwei jungen Designer. Mit ihren Algen – einem unkonventionellen, hängenden Paravent (siehe
Brandworld Nr. 1/05) – haben sie in der Designerwelt ebenfalls für grosses Aufsehen gesorgt. Die
Masse von Cloud betragen 187,5 x 45 x 105 cm. Vermietung durch Andreas Messerli AG.
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[email protected]
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Asian Games – top athletic and logistical performances
The Asian Games which were held last December in Doha (Qatar) set new standards in the world of mobile structures.
Everybody involved had to overcome major logistical hurdles over a period of months: 5000 athletes, all at the same time,
had to be served high-quality, healthy food to suit their palate; 3000 journalists required a professional work environment
to process and pass on the information they had gathered; functionaries and VIPs needed suitable sitting and meeting
rooms – all of this in a city of tents where the air conditioning system battled the sweltering heat outside. The temporary
city, which took seven months to build on an area of more than 23,000 m2, served as venue for athletic competitions for
about two weeks. Within two months it vanished again without a trace from the prosperous desert nation. Andreas Messerli
AG supplied the entire infrastructure for the dining and lounge areas as well as the media center.
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[email protected]
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People
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Etienne Russo
Er kleidet die Haute Couture
stimmungsvoll ein
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Obwohl er keine Kleider entwirft, ist Etienne Russo derzeit eine der gefragtesten Personen im Modezirkus.
Denn als Magier des Catwalks hüllt er die Kreationen der grossen Modeschöpfer in sinnliche
Welten und verhilft ihnen zum grossartigen Auftritt. Für die renommiertesten Modehäuser entwirft
das italo-belgische Multitalent spektakuläre Shows.
Foto: By2 Photographers
Emotionen wecken
Bevor an den Modeschauen in Mailand oder
Paris die Lichter angehen, die Models über den
Runway schreiten, die Mödeschöpfer die Lorbeeren der anspruchsvollen Kunden und Kritiker ernten, gehört die Bühne vor allem einem
Mann: Etienne Russo. Er ist der Schöpfer des
kreativen Universums, in dem die Grössten der
Modewelt ihre Haute Couture und ihr Prèt-àporter präsentieren. Chanel, MiuMiu, Dries
van Noten, Lanvin, Hermès, Hugo Boss oder
Sonja Rykiel – Russo inszeniert ihre wichtigsten Shows, erschafft für jeden seiner Kunden
einen Kosmos, in den die versammelte Modegilde für ein paar Stunden eintaucht und die
Welt rundherum vergisst.
Mit Licht, Farben und Materialien schafft
Etienne Russo Decors, deren Magie sich niemand zu entziehen vermag, da sie eine ungebremste Sinnlichkeit ausströmen, die Emotionen wecken und die Besucher verzaubern. Über
diese Inszenierung kommuniziert der Modeschöpfer mit dem Publikum. Russos Rezept:
Wer den Raum betritt, soll durch alles, was er
sieht, hört, riecht oder schmeckt, erkennen,
was der Designer mit seiner Kollektion will. Ob
Industrieruine oder Palast: Russo versteht es
wie kein anderer, Decors zu gestalten, die – mal
schlicht, mal opulent und ausschweifend – die
textilen Kreationen stimmungsvoll einkleiden,
ohne sie in den Hintergrund zu drängen. Dabei
outet er sich als kompromissloser Ästhet und
Perfektionist und setzt seine Ideen konsequent
um. Das geht bis hin zum Schokoladekuchen,
den er – passend zum goldenen Laufsteg – mit
Goldstaub pudern lässt. Russo versteht es, mit
Stilen zu spielen. Ob barocke Opulenz, Kitsch
oder absoluter Minimalismus, es gibt anscheinend keine Stilrichtung, die ihm nicht behagt.
So liess er etwa für Dries van Noten die Models
über eine weisse Festtafel defilieren, über ihnen
eine Reihe üppiger Kronleuchter. Und für Hugo
Boss entwarf er – inspiriert von Tim Burtons
«Edward Scissorhands» – einen Garten mit
einer märchenhaften Fauna inklusive Drachen,
Eichhörnchen und Hirschen.
Abenteuerliches Curriculum
Russo ist ein harter Arbeiter, ein Phantast und
ein unerschrockener Abenteurer. Da erstaunt es
nicht, dass sich sein Lebenslauf mit einigen
unerwarteten Wendungen liest: Als Sohn italienischer Eltern in Belgien aufgewachsen, macht
er eine Ausbildung an der Hotelschule von
Namur. In den frühen 80er-Jahren wird er
Model und arbeitet gleichzeitig als Barkeeper
im Mirano, dem angesagtesten Club Brüssels.
Hier kann er seinen kreatives Flair beim Mixen
der Drinks ausleben. Bald wird er künstlerischer Leiter des Clubs und das Mirano zu seinem Experimentierlabor. Er organisiert Partys,
Events, Performances und Ausstellungen, wie
man sie in der belgischen Hauptstadt selten gesehen hat. In dieser Zeit erobert der einheimische Modeschöpfer Dries van Noten die internationale Fashion-Szene. Er zieht Russo bei,
um seine erste Modeschau 1991 in Paris zu
inszenieren. 1995 gründet das Multitalent Russo, das sich auch schon als Koch, Licht-Ingenieur oder Produzent durchs Leben geschlagen
hat, sein eigenes Unternehmen, das er zur Ehre
des Hauses, in dem er sich einrichtet, Villa
Eugenie nennt. Heute ist der Belgier ein gefragter Mann: Mit seine Ideen, ob für Corporate
Events, Produktlancierungen, Boutique-Eröffnungen, Installationen oder eben Modeschauen
hat er den Erdball umrundet. Allein für Dries
van Noten hat er schon 63 Shows inszeniert,
aber noch immer überrascht sein neugieriger
Geist mit neuen Ideen. Auch wenn seine Kreationen meist nur von kurzer Dauer sind – in der
Modewelt hat Russo die Massstäbe, was die
Inszenierungen rund um die Kleider angeht,
weit nach oben versetzt und damit die FashionSzene nachhaltig bereichert.
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English Summary
Etienne Russo –
Outfitter of High Fashion
Russo is not a designer, and yet
he is in high demand in the fashion
world. Before the lights go on in
Milan or Paris, before the models
walk across the runway, the stage
belongs to one man: Etienne Russo –
the creator of a universe where
top designers present haute couture. He stages original shows
for his clientele, which includes
Chanel, MiuMiu, Lanvin, Hermès,
Hugo Boss and Sonja Rykiel.
Foto: By2 Photographers
Russo evokes emotions. Nobody is
immune to the magical, enchanting
worlds he creates with light, colors
and materials to communicate
with his audience. Russo’s secret to
success: the intent of a designer’s
collection should be seen, heard,
smelled and tasted the moment one
enters a room.
Russo is a perfectionist who puts
his ideas into practice with utmost
consistency, and at times to the
extreme: a chocolate cake dusted
with gold, for example, to match
a golden catwalk. From baroque
opulence to absolute minimalism –
there is no style with which he is
not comfortable, while always
focusing on the essential.
Spiel mit Stil – Etienne Russos Inszenierungen für Dries van Noten (oben) und für Hugo Boss.
Foto: Rainer Hofmann
Russo is a hard worker, an adventurer with a multifaceted background. The son of Italian parents,
he was raised in Belgium where
he first studied hotel management,
then turned to modeling while at
the same time tending bar in a
trendy club in Brussels. Eventually,
he became artistic director of
the club and began organizing parties, events, performances and
exhibits, the likes of which had not
been seen before. When the local
fashion designer Dries van Noten
rose to stardom, he asked Russo
to produce his first Paris show. In
1995, the multitalented Russo
established his own firm and now
travels around the globe to organize corporate events, launch
products, open up boutiques, or
stage fashion shows. His curiosity
and creativity are always good
for a surprise. While his creations
are usually short-lived, Russo
has raised the bar in the world of
fashion and thus permanently
enriched it.
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8
People
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Roger Bächtold
Freidenker zwischen
Mainstream und Avantgarde
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Roger Bächtold ist ein kreatives Multitalent, das sich frisch und unverkrampft jenseits
aller Designer-Konventionen bewegt und dennoch den Zeitgeist punktgenau
trifft. Gleich mehrere der angesagtesten Bars und Restaurants in Europas Hauptstädten
hat er gestaltet und legt zwischendrin am Plattenteller auch mal selber Hand an.
Was einem als Kopf der Innenarchitekturfirma P.5 entgegentritt, entspricht erfreulicherweise nicht dem gewohnten Bild eines Vertreters der
Zürcher Kreativgilde. Roger Bächtold ist unprätentiös, völlig frei vom
weitverbreiteten Designerhabitus und von Starallüren. Kein Pfau
schlägt hier sein Rad, sondern ein Teamplayer mit motivierter Mannschaft tut begeistert seine Arbeit. Viel wachsen will er mit seiner jetzigen fünfköpfigen Besatzung nicht mehr. Frei bleiben soll seine Kreativschmiede und es sich leisten können, auch mal einen Auftrag nicht zu
kriegen oder gar abzulehnen.
Schnörkellos und direkt wie er selber ist auch seine Art der Konversation. Er verliert sich nicht in Plattitüden, sondern setzt punktgenau
an. Sein schneller Geist und die sprunghafte Denkart sind anspruchsvoll für seine Gesprächspartner. Er ist ein Mensch, der seine Balance in
den Extremen findet und somit in kein Schema passt, der Dolcefarniente und sportliche Selbstkasteiung zeitgleich lebt und liebt. Ein Amphibium und Freidenker, der sich in komplett verschiedenen Welten wohlund einfühlen kann. Roger Bächtold ist ein Kreativer mit wirtschaftlicher Bodenhaftung. Er weiss, dass ohne seriösen Background auf lange
Frist keine Lorbeeren zu verdienen sind. Eine rare Mischung, die geniale Gestaltungsideen samt realisierbaren Lösungen hervorbringt, kompromisslos in Schönheit und Funktionalität.
Funktion an erster Stelle
Seine Designhandschrift ist nicht offensichtlich erkennbar. Entsprechend der Anforderung fällt seine Umsetzung aus, ist nie stereotyp.
Stets hat die Funktionalität allererste Priorität. Die Lösung muss sich
am Schluss wie aus einem Guss präsentieren. Einzelheiten müssen
nicht zwanghaft auffällig sein. Seiner Meinung nach hat ein Raumkonzept dann gewonnen, wenn nicht einzelne Designstücke als Blender
den Blick des Besuchers gefangen nehmen, sondern wenn ein undefinierbares Rundum-Wohlgefühl entsteht.
Libero mit Bodenhaftung
Sein Werdegang ist nicht abenteuerlich, trotzdem aber aussergewöhnlich: Der Sprung vom gelernten Hochbauzeichner in die renommierte
Designagentur DAI gelingt Roger Bächtold, weil seine Bewerbung unter
vielen durch eine auffallende Handschrift hervorsticht. Nach sieben
lehrreichen Jahren will er nicht mehr dienen, sondern möglichst seine
eigenen Ideen durchsetzen. Sein unruhiger Geist, getrieben durch die
eigene Unzufriedenheit und den Anspruch, Neues stets noch besser zu
machen, braucht frische Herausforderungen. Das Sprungbrett in die
Eigenständigkeit schafft er sich selber mit der Eröffnung seiner eigenen
Bar 0815. Dort kann er kompromisslos seine Vorstellungen umsetzen –
und seine Kreativität auch als DJ ausleben. Die Gestaltung des Lokals
verbindet Bekanntes und Vertrautes mit Neuem und Überraschendem
und findet sein wohltuendes Gleichgewicht im Durchschnitt, eben
0815.
Mit der Gründung von P.5 untermauert er seine Selbständigkeit. Das
P steht ganz geerdet für Produktion, die 5 für die Nummerierung des
Liberos im Fussball – Roger Bächtolds eigener Lieblingsposition im
aktiven Spiel und diesem Freigeist ganz und gar auf den Leib geschneidert. Umfassende und komplexe Aufgaben fordern ihn heraus. Den
Zugang zu den Projekten findet er über den Kunden. Den will er gut
kennen, bevor er für ihn wirkt und werkt. Ein Vorprojekt bildet die
Basis zur Entscheidung des Kunden zum Go oder No Go. Den unabdingbaren Rückhalt bei der Umsetzung seiner kapriziösen Designideen
gibt ihm sein sorgfältig aufgebautes und gepflegtes Netzwerk von
Handwerkern. Reicht bei einem Projekt das Budget nicht für alles, wird
nur partiell, aber dort umso rigoroser eingespart, um am anderen Ende
das nötige Mehr an Mitteln freizumachen. Sparaktionen über ein ganzes Projekt hinaus führen nach Meinung von Roger Bächtold nur zu
unbefriedigenden Kompromisslösungen und einem nichtssagenden
Endresultat. ( Fortsetzung Seite 10 )
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Foto: P5
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10
People
English Summary
Free spirit between mainstream
and avant-garde
Foto: P5
Roger Bächtold, the owner of the
interior design firm P.5 is not a
typical representative of Zurich’s
creative world. He is unpretentious
and exhibits none of the behavior
which is so widespread in these
circles. He is a team player with a
motivated crew of five and he intends to keep it that way.
Edel adlig: die Weinbar Procacci der Familie Antinori in Wien.
Foto: P5
Procacci: Wein mit Begleitung
b fine: Fein, schnell und doch gesund
Ausgezeichnet, gesund und schnell: drei
Adjektive, die bis anhin kaum in Zusammenhang mit «kurz etwas essen gehen» gebracht
werden konnten. Abhilfe schafft ab sofort das
neu eröffnete Restaurant b fine an der Seefeldstrasse in Zürich mit seiner Philosophie
«Wohlbefinden und Gesundheit mit Genuss
verbinden». Auch diese neue Essadresse trägt
die Handschrift von Roger Bächtold und seinem Team. Unter dem Credo, die Last zur Lust
zu machen, ist ein raffiniert funktionelles und
klares Design entstanden. So erfüllen zum Beispiel die eigens entworfenen Sitze nebst ihrer
angestammten Aufgabe noch eine weitere
Funktion: Ein integrierter Känguru-Beutel
bietet sicheren Stauraum für die Handtasche.
Selbst Zahnstocherdispenser und Trinkglasregale erreichen Designstatus!
Die italienische Adelsfamilie Antinori eröffnete in Wien eine neue Weinbar, das Procacci.
Verantwortlich für den Umbau war auch hier
das Zürcher Büro P.5. Das spartanisch klösterliche Ambiente als Ursprung der Räumlichkeiten musste erhalten bleiben. Die traditionelle
italienische Wein- und Esskultur präsentiert
sich hochmodern und einladend, aber im Ganzen sehr zurückhaltend. Die Anerkennung der
Gäste sollte einzig über den Genuss erstklassiger Speisen und Getränke kommen.
Auffällig sind Transparenz und Leichtigkeit, welche die hohen Räume durchziehen.
«Die Innenarchitektur lebt mit den Menschen,
die in der Bar einkehren», erklärt Roger Bächtold seine Philosophie. «Gleichzeitig aber
muss das Design Rücksicht auf die Abläufe
innerhalb der Gaststätte nehmen.» Mit dem
Umbau wurde auch dem alten Gewölbekeller
ein Facelifting verpasst. Der wunderschön
renovierte Raum eignet sich ideal für Degustationen und Sitzungen.
Music: Chillout vom Feinsten
Als gefragter Chillout-DJ der Zürcher Clubszene lebt Roger Bächtold ein weiteres Talent
aus. Seine musikalische Kreativität mündet
unter anderem in CDs unter dem Label 0815
und auch in den gefragten Sounds of Messerli.
Bereits ist die fünfte Ausgabe der Messerli
Compilations mit trendigen Loungeklängen in
Entstehung.
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His conversations are direct and
to the point, his quick mind and
mental leaps a challenge for anybody trying to keep up. Bächtold
is a hard worker, a free spirit, a
chameleon who fits in anywhere,
while keeping his feet firmly on the
ground. His style is not obviously
recognizable. Functionality takes
top priority. He refuses to focus on
details, aiming instead for a complete, well-rounded final product.
An architectural draftsman by
trade, Bächtold applied for a position at a well-known design agency
and was selected due to his distinct handwriting. He is a restless
spirit, driven by his own dissatisfaction and desire to excel. He
designed and opened up a bar,
which proved to be the springboard
to independence, culminating in
his own design studio.
One of his secrets to success is
that he insists on getting to know
his clients before he accepts an
assignment. He combines old and
new, established and surprising
elements. His often whimsical designs
are implemented by a carefully developed and maintained network
of craftsmen based on solid workmanship. “b fine”, an innovative
restaurant offering fast, yet healthy
food, which recently opened in
Zurich, reflects the philosophy of
Roger Bächtold and his team.
Specially designed chairs, for example, featuring a kangaroo pouch
where purses can be safely stored.
Even the toothpick dispensers
have designer status!
Another recently completed project
is Procacci, a wine bar in Vienna
opened up by an Italian noble
family. The challenge in this case
was to retain the original stark
monastic environment while at the
same time showcasing the sophisticated food and wine culture of Italy
with transparence and subtlety.
Bächtold is also a popular DJ in
Zurich’s nightclubs and contributed
to the fifth Messerli CD featuring
trendy chill-out sounds.
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11
Foto: Andreas Starlay
Eyecatcher
Sorba
Foto: Andreas Starlay
Logisch strukturiert und funktional – durchdacht zeigt sich der Softwarehersteller SORBA
in seinen Firmenfarben. Ein souveräner
Messeauftritt, dessen Wirkung durch das reduzierte Design unterstützt wird. Zusätzliche
optische Tiefe für diesen eher schmalen Stand
schaffte das für die Fassade auf Distanzhülsen
montierte Glas.
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[email protected]
Schweizer Baudokumentation
Das Credo des Ausstellers – klare Struktur und perfekte Organisation –
widerspiegelt sich in der kompromisslosen Standanordnung und
Umsetzung des Messeauftritts. Die Formen- und Farbsprache des Firmenlogos ist in der Ausgestaltung des Standes ausnahmslos weitergeführt. Der Stand wirkt homogen und nichts lenkt vom Produkt und
dessen Kernaussage ab.
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[email protected]
Procter & Gamble
Showroom, lounge and test studio all in one –
three different areas housed within one open
zone. Different flooring materials, semi-transparent string curtains and ceiling suspensions
were used to make the space separation fluid.
Round, seemingly organic shapes are repeated
throughout the rooms.
Foto: Andreas Starlay
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[email protected]
Erdgas
Grün wie die Natur, die durch den vielfältigen Einsatz von Erdgas
geschont wird, präsentiert sich unübersehbar der VSG (Verband der
schweizerischen Gasindustrie). Die gerundeten Formen der Elemente
wirken organisch und verleihen dem Stand einen ganz besonderen
Look. Die verschiedenen Grünschattierungen harmonieren und schaffen eine sehr entspannte Atmosphäre.
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[email protected]
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Foto: Andreas Starlay
Eyecatcher
IWC
Hoval
Perhaps the most exciting event during the Geneva Watch Show was
the launching party for the new IWC Da Vinci family of watches. To
provide a suitable backdrop for this VIP gathering, the exhibit hall was
transformed into a Roman temple and theater area. A generous white
sofa oasis was arranged as a separate celebrity section to offer Very VIPs
an opportunity to relax in private. (The event structures were developed on behalf of Rufener Events Ltd. BSW.)
Der Raumklimaspezialist passt die Farben seines Messestandes den Temperaturzonen seiner Produkteschau an. Ein harmonisches
Zusammenspiel von Wärme und Kälte in Rot
und Blau. Besprechungs- und Hospitalityzonen gruppieren sich um das logistische
Herzstück des Inselstandes.
[email protected]
[email protected]
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Foto: CS Foto Studio
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Egypt
Shooting star Karim Rashid dominates the Arabian design world. He celebrates the decorative art of the Orient. At the
same time, he breaks with traditional forms and reinterprets them in a surprising new way. The exhibit he designed for
the Egyptian Exporters Association is pink, his preferred color, and received rave reviews from the Western world during
the last Milan Furniture Fair.
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[email protected]
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Foto: Fotodesign Schiemann
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Chevrolet
Sky-blue color touches liven up the car manufacturer’s new elegant exhibit. Chevrolet is heading into an entirely new
direction with flowing lines and exciting materials and sets a pleasing counterpoint to the high-tech environment of
the automotive industry.
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Foto: Andreas Starlay
Foto: Andreas Starlay
[email protected]
Galvolux
Was wie Kunst anmutet, ist die Präsentation
der neuesten Spielarten moderner Bauglasverarbeitung. Spektakulär wirken die ausgestellten Anwendungsbeispiele: Blumenbouquets
oder Lederpolsterungen hinter Glas als Hingucker der ganz besonderen Art.
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[email protected]
Kaba
Das neue Gesicht des Schliesssystemprofis trägt zu den bestehenden
Hausfarben Blau und Grau das erfrischende und warme Orange. Mit der
zusätzlichen Farbe erhält der sehr technisch anmutende Messeauftritt
eine einladende Note. Die grafischen Elemente auf den einzelnen
Systemelementen von Pila Petite fügen sich zu einem grossflächigen
Ganzen. Glas in verschiedener Transparenz ermöglicht einen Überblick
über die gesamte Standfläche und grenzt gleichzeitig die verschiedenen
Teilbereiche ab.
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[email protected]
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14
Report
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Von der Marke zur Erlebniswelt
Aufbruchstimmung in
der Markenwelt
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Wenn Sie heute in einem Restaurant einen Milchkaffee bestellen, so ist die Zeit
an Ihnen vorbeigegangen. Denn dieser hat einen neuen, italienischen Namen erhalten, Caffè Latte.
Und mit diesem neuen Kaiserskleid ist er nun so populär wie nie zuvor.
Ein Artikel darüber, wie Marken gelernt haben Lebensgefühl zu vermitteln. Von Pius Sidler.
Der Pionier hinter dieser Entwicklung, das 1971 gegründete Unternehmen Starbucks, hat viele Dinge richtig getan, die als wegweisend
für unsere Arbeit gelten können: Starbucks hat sich nicht nur daran
gemacht, die Unterversorgung der USA mit anständigem Kaffee zu
beheben, sondern hat ab den Achtzigerjahren, als Howard Schultz zum
Unternehmen stiess, aus Kaffee und dem Kaffeekonsum ein neuartiges,
eigenständiges Erlebnis konzipiert. «Bei Starbucks finden Sie mehr als
ausgezeichneten Kaffee», meint Schultz. «Sie finden tolle Leute, Topmusik und einen bequemen, fröhlich gestimmten Treffpunkt.»
Lebensgefühl vermitteln
Was lehrt uns der Erfolg von Starbucks? Wenn Sie hinter der Extramarge her sind, wie sie Starbucks mit seinem Kaffee täglich kassieren darf,
wenn Sie Märkte neu aufrollen möchten, wenn Sie Nischen erobern
oder Ihrer Marke Differenzierung verleihen wollen, so lohnt es sich,
über die funktionale Befriedigung von Kundennutzen hinauszugehen,
sich zu überlegen, wie Sie Ihren Kunden ein radikal neues, gewinnendes
Kunden- oder Produkterlebnis oder Lebensgefühl vermitteln können.
Der Nischen sind genug und zwar nicht nur in der bunten und
geschmackreichen Welt von Lebensmitteln, Konsumgütern oder Mode.
Zwei Beispiele: Warum berühren uns Versicherer kaum? Warum sind
sie unwillig oder unfähig, ihren Topos des Helfenden oder Voraussehenden attraktiver zu inszenieren, dass wir sie lieben würden? Oder,
warum verstecken sich Private Banker, in dreiteilige Nadelstreifenanzü-
Pius Sidler studierte Kunstgeschichte und Betriebswirtschaft.
Nach Abstechern in die Unternehmensberatung und das Marketing holte ihn Pipilotti Rist 1997 als ihr Stellvertreter an die
Expo.01. Seither hat er sich zu einem der profiliertesten Spezialisten für erlebnisorientierte Marketingkommunikation entwickelt.
Pius Sidler ist Partner bei McKinivan Moos und berät Unternehmen und Marken auf ihrem Weg in die Erlebnisökonomie.
Zu seinen Kunden zählen grosse börsenkotierte Unternehmen
und öffentliche Institutionen in der Schweiz sowie im Mittleren Osten.
ge verpackt, hinter schweren Möbeln auf noch schwereren Teppichen?
Würde Ihre Kundschaft von zeitgenössischerem Design, wie sie es bei
Boutiquehotels oder Lounges schätzen, abgeschreckt? Wäre ein individuelleres, entspannteres Ambiente der Kundenbeziehung nicht förderlich? Wohin wir blicken, den Möglichkeiten, sein Geschäft zu überdenken und neue Beziehungen zu Kunden aufzubauen, neue Werte zu
besetzen und neue Margen zu erobern, sind kaum Grenzen gesetzt.
Grosse Konkurrenz
Was heisst das für uns in der Live-Kommunikation an Messen und bei
Events? Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute vorweg: Wenn es uns gelingt, unsere Botschaften prägnant in Räume und
Dramaturgien umzusetzen, werden weiterhin ausreichend Gelder aus
der Marken-, Unternehmens- und Marketingkommunikation in unser
Segment investiert. Sogar eher mehr, als weniger. Die schlechte Nachricht lautet: So wie Starbucks heute letztlich ein besseres Produkterlebnis verkauft, werden zunehmend Unternehmen mit ihren Produkten und Dienstleistungen in «unseren» Erlebnismarkt drängen. Die
faszinierende Welt der halb künstlichen, halb echten Inszenierung
von Messe und Events wird Konkurrenz erhalten von grossen und
kleinen Erlebnissen, von noch mehr Lounges, Bars, Restaurants, Flagship Stores, Shopping Malls, Brand Lands und all diesen bunten, neuen kommerziellen Erlebnisräumen. Und auf der anderen Seite wird
die Film- und Spieleindustrie noch faszinierendere, überzeugendere
virtuelle Erlebnisse schustern, denen wir mit unseren fliegenden Bauten und Licht-Tonkünsten kaum mehr nachhalten mögen. Beide, die
neuen kommerziellen Räume und die Film- und Spieleindustrie werden in wachsendem Masse in ihre Produkte kommerzielle Drittbotschaften übernehmen. Neue Partnerschaften werden entstehen und
uns in der Messe oder am Event konkurrenzieren. Darum heisst der
Ausweg für unsere Industrie, Botschaften noch präziser in die Räume
und Zeitachsen unserer Inszenierungen zu übersetzen. Und wir müssen uns alle dahinter machen, zu Erlebnisdesignern zu werden, um
mit Hollywood, Nintendo, Ian Schrager oder wie all die Helden der
neuen Erlebniswelt heissen, mitziehen zu können.
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English Summary
“A new era is dawning in the brand
world” by Pius Sidler, Partner at
McKinivan Moos and corporate and
brand consultant.
Foto: Marco Blessano
If you order a cup of coffee with
milk nowadays, you are behind
times. It’s called a latte these
days and more popular than ever.
Starbucks, established in 1971,
could be considered a trendsetter
in our business. In the process
of supplying the USA with decent
coffee, the company has elevated
the consumption of coffee to an
entirely new level. Starbucks has
taught us how to achieve higher
margins and open up new markets.
We are well advised to go beyond
the functional use of our products
and turn them into a whole new
experience for our customers.
Foto: Marco Blessano
Lifestyle statt blosses Produkt – die Markenwelt hat einen sichtbaren Wandel vollzogen.
Opportunities to cultivate new relationships and develop innovative
ideas abound, not only in the consumer goods industry. Two examples come to mind: Why are we
left cold by insurance companies?
Why are they unwilling or unable to
look more attractive by portraying
themselves as a helping hand,
concerned about our future? Why
are pinstriped private bankers
hiding behind heavy furniture and
even heavier carpeting? Would
their clientele be put off by a more
contemporary design, which has
come to be expected in boutique
hotels? Wouldn’t their client relationships benefit from a more
relaxed atmosphere?
What does this mean for those
engaged in the live communications
of tradeshows and events? There
is good news and bad: First the
good news: If we are able to convey
our messages concisely, corporate
funds will continue to flow in. The
bad news is that more and more
companies will invade “our” market,
offering more restaurants, more
flagship stores and brand lands
along with colorful commercial
adventures. The movie and gaming
industry will develop more fascinating virtual experiences, and we
will find it difficult to keep up
with the tools we have available.
New partnerships will spring up,
competing with us, and therefore,
the way out of the dilemma for
our industry means expressing our
messages even more succinctly
in the three-dimensional space and
timelines of our world. We have
to turn into designers of feelings
and sensations to be able to
hold Hollywood, Nintendo and all
the other modern heroes at bay.
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Scene
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Möbelmesse Milano 2007
Established & Sons –
Väter und Söhne
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Mit einem unkonventionellen Event hat die junge britische Designfirma Established & Sons an
der Mailänder Möbelmesse das Publikum begeistert. Um dem Ausstellungssystem –
einfachen Kartonboxen – Stabilität zu verleihen, hat Messerli ein Innenleben kreiert, das technisch
sehr anspruchsvoll ist.
In einer engen Gasse mitten in Milano hält unser Taxi am 18. April
2007 morgens um elf Uhr. Nichts deutet auf eine Ausstellungshalle
oder hippe Event-Location hin. Durch einen hier typischen Hausdurchgang gelangen wir in einen grünen Hinterhof und stehen ganz unverhofft vor dem Eingang einer stillgelegten Pelota-Halle. Pelota ist eine
Art mediterranes Squash, das mit Fang- und Wurfkorb in einer Halle
von rund 50 Meter Länge gespielt wird. Hier stellt das junge britische
Designlabel Established & Sons im Rahmen der zahlreichen, über die
ganze Stadt verteilten Nebenevents der Mailänder Möbelmesse seine
Kreationen aus.
Boxenstop
Viel Betrieb herrscht bereits jetzt in und um die Halle. Vor dem Eingang
wachen drei Totems aus Kartonboxen, die vier Meter hoch aufgetürmt
wie überdimensionales Kinderspielzeug wirken und auf die Ausstellung hinweisen. Caterer schlängeln sich mit Wagenladungen von
Getränken durch die zahlreichen Besucher, die sich die Kreationen der
britischen Design-Abenteurer nicht entgehen lassen wollen.
Aus dem hellen Sonnenlicht treten wir in die dämmrige Halle ein. Von
der Decke herab schweben Relikte aus den 60er-Jahren – Neonleuchtkörper, die in ihrer Form an überdimensionale, schimmernde
Schwimmringe erinnern und die Lokalität in schwaches Licht tauchen.
Punktuell ausgerichtete Spots rücken jedes Designwerk für sich ins
Rampenlicht. Drei rund 20 Meter lange Mauern aus Kartonboxen
unterteilen die Ausstellungsfläche, oder besser gesagt: das ehemalige
Spielfeld. Im Zentrum präsentieren sich die neusten Möbelstücke der
Kollektion, in den Abteilen links und rechts stehen die letztjährigen
Kreationen.
Durchgänge und Fenster in den Riegeln aus Kartons geben den Blick
vom einen zum anderen Bereich frei. Regale und Uhren, ebenfalls zur
Kollektion von Established & Sons gehörend, sind an den Kartonboxen
befestigt.
Die einzelnen braunen Kartonboxen sind mit Teilstücken von
schwarzen und weissen Bildern sowie Texten bedruckt. Wie zu einem
Mosaik zusammengefügt ergeben sie über die gesamte Baulänge diverse grossflächige Grafiken und Zitate. Die Boxen, an sich unauffällige
Massenprodukte, fügen sich zu einem beeindruckenden Bauwerk
zusammen. Aufgrund ihrer Alltäglichkeit stehlen sie den Exponaten
trotzdem nicht die Show. Und dem Grafiker boten sie einen fast unbegrenzten Kreativ-Tummelplatz. Dass der Idee mit den Kartonschachteln
als Ausstellungssystem ursprünglich die beschränkten finanziellen Mittel zugrunde lagen, stört niemanden. Denn mit diesem genial einfachen
Mittel hat der Ausstellungsdesigner eine Lösung gefunden, die den Produkten eine Bühne bietet, die das eindrückliche Design unterstreicht
und sie nicht erdrückt. Die Tatsache, dass die vom Kunden bestellten
Möbel in ebensolchen Boxen ausgeliefert werden, verstärkt den Erinnerungswert und schliesst den Kreis punkto Corporate Identity geradezu
lehrbuchmässig. Darüber hinaus trägt das verwendete Material auch
der Ökologie Rechnung.
Artenvielfalt
Die Exponate beeindrucken durch ihre Vielfalt an Form, Farbe und
Material. ( Fortsetzung Seite 18)
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English Summary
Established & Sons
The creations of the young British
design label Established & Sons are
shown in a former “pelota” court
(a Mediterranean type of squash),
one of the numerous side events
of the Milan Furniture Fair.
The exhibit attracts a great deal of
attention. Three totem poles made
of cardboard boxes tower over
the entrance. Neon lights suspended from the ceiling and resembling oversized inflatable swimming
aids cast a dim light on the room.
Each exhibit is highlighted by spot
lights. The room is separated by
long walls of cardboard boxes, featuring the latest collection in the
center, while last year’s creations
are placed to the left and right.
Heavy shelves and clocks are mounted to the boxes.
Text and black and white pictures
are printed on the outside of the
brown boxes, which are arranged
to look like a mosaic. While forming
a striking structure, they are inconspicuous and take nothing away
from the exhibits. In actuality,
the idea was originally developed
because finances were limited.
The boxes create a stunningly simple stage for the exhibits. The fact
that the furniture is delivered in
precisely such boxes intensifies the
effect and makes this a virtual
text book case of corporate identity
and even environmental compatibility.
In addition to the wooden crates
of Jasper Morrison, the show features the work of architect Zaha
Hadid and Marc Holmes, a founding
member of the firm.
Most visitors wonder how the cardboard boxes are able to hold up
the massive pieces of furniture. The
key is an invisible, sophisticated
high-tech system developed by
Messerli. Furthermore, Messerli
used state-of-the-art inkjet flatbed
printers to individually apply the
graphics to the boxes, which arrived in the form of bare packaging
material. These digital printers are
capable of handling any type of
material up to 5 cm in thickness.
Established & Sons was founded
by four Englishmen and has grown
into a 17-member firm in just two
years. The name is a stroke of
genius as the company consists of
well-known (established) as well
as young (sons) designers.
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18
Scene
Nebst Jasper Morrisons Holzkisten, die stark und bewusst an die Einrichtung von Studentenzimmern erinnern, sticht besonders die kreative Handschrift der Werke von Zaha Hadid ins Auge. Die renommierte
Architektin hat für Established & Sons eine Reihe von Möbeln entworfen, die genauso atemberaubend sind wie ihre Bauwerke. Aber ob Haus
oder Tisch – ihre Designstücke aus auffälligen Werkstoffen verlangen
trotz ihrer Aussergewöhnlichkeit keinerlei Abstriche punkto Funktionalität. Das findige Pult und Ablagesystem von Marc Holmes, Gründungsmitglied von Established & Sons, begeistert uns durch seine klare Funktionalität und Logik, das futuristische Sitzmöbel von Future
Systems durch seine «gegossene» Form und Textur.
Hightech im Hintergrund
Wie die grossen und schweren Möbelstücke an den Kartonboxen halten, ist wohl den meisten Betrachtern rätselhaft. Was sie nicht sehen:
Unter der Oberfläche verbirgt sich unsichtbare Hightech. Erst ein ausgeklügeltes, von Messerli entwickeltes Engineering im Inneren gibt den
Kartons nämlich die Festigkeit, die es erlaubt, die daran befestigten,
massiven Möbelkreationen zu tragen oder sie als breite Torbogen zu
spannen. Die vielen Boxen – als nacktes und dick zusammengefaltetes
Verpackungsmaterial bei Messerli angeliefert – mussten jede einzeln
mit unterschiedlicher Grafik bedruckt werden. Ein Unterfangen, das
nur auf dem neusten Inkjet-Flachbettdrucker möglich wurde. Dieser
Digitaldrucker kann jegliches Material bis zu einer Dicke von rund
5 cm und den Ausmassen von 1,5 auf 3 m direkt und individuell
bedrucken. Die geplante Gestaltungsidee hätte andernorts nur mittels
aufwändigster und fast unbezahlbarer Siebdrucktechnik realisiert werden können.
Nomen est Omen
Den Schöpfern von Established & Sons ist mit ihrem Firmennamen und
dem dahinterstehenden Geschäftskonzept ein Kabinettsstückchen
gelungen. So arbeiten einerseits bereits renommierte Designer (established) andererseits aber auch Junge (sons) für die erst zweijährige
Firma. Der Verkauf eines des Prototyps von Zaha Hadids Tisch «Aquatable» über eine Auktion hatte echten Testcharakter für die Firmengründer. Der Erfolg, ein Verkaufserlös von 296 000 US Dollar, bestätigte die jungen Briten in ihrer Geschäftsidee, die zu viert begann und
heute bereits 17 Mitarbeiter intensiv beschäftigt hält.
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[email protected]
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Style
Modulbox – mobile Leichtigkeit
erobert Schweizer Eventszene
Ursprünglich als mobile Wohnbox konzipiert, hat sich die so
Reiselust
genannte Modulbox mit ihrer vielseitigen Ausstattung inzwi-
Auch im echten Leben, dann, wenn sich der Kleinstraum auf Reise
begeben muss, macht die Modulbox ihrem Namen alle Ehre. Ihre Aussenmasse sind auf den Transport im geschlossenen LKW abgestimmt.
Bis zu fünf Stück passen auf die Ladefläche. Mit Gabelstapler oder
Ladekran lassen sich die Modulboxen am einfachsten verladen. Aber
auch als Huckepack auf einem PKW-Anhänger kann eine einzelne Box
unterwegs sein. Ihre Masse entsprechen der maximalen Fahrzeugbreite, welche ohne Sonderzulassung unterwegs sein darf. Vier integrierte
Hubantriebe ermöglichen das einfache Be- und Entladen.
schen zum Designobjekt etabliert und ihre neue Bestimmung als
Event- und Messesystem gefunden. Beinahe unbegrenzte Mobilität
und ein unkomplizierter Aufbau machen die Modulbox als Standsystem
unverwechselbar. Das Grundmodul, ein einfacher kompakter Würfel,
misst zusammengeklappt lediglich 2,48 x 2,48 m. Werden die Seitenwände aufgeklappt, verfünffacht sich die Nutzfläche. Durch die
Kombination mehrerer Module wird die Box zu einem grosszügigen
und flexiblen Raumsystem. So werden aus 5 m2 bis zu 500 m2 Ausstellungsfläche, Verkaufsraum, mobile Gastronomie, Treffpunkt, Kiosk,
Bühne, Pavillon oder einfach «all in one». Garantiert wetterfest und
standhaft.
Im Jahr 2004 hatten zwei junge Berliner Architekten die Idee und
das fachliche Rüstzeug für die Umsetzung der Modulbox. Nebenher zu
ihrem Engagement bei internationalen Architekturfirmen ist in der
Freizeit nicht etwa ein klappriges Teil der Marke Eigenbau, sondern
eine durchdachte, formschöne und funktionale Box entstanden, die
bereits kurz nach ihrer Entstehung mit dem Innovationspreis «Architektur & Präsentation» ausgezeichnet wurde.
Chamäleon in Form und Farbe
Die Grundform erhält die Modulbox von Hohlprofilen aus Stahl – sehr
stabil und trotzdem leicht transportabel. Für die Fassadenflächen kann
aus diversen Materialien ausgewählt werden: Kunststoff, Aluminium,
Komposite, Hölzer, Plexiglas etc. Die grossen Wandflächen sind mit
Grafiken oder Licht oder Grafik und Licht frei gestaltbar. Je nach Einsatzzweck werden die Wände ausgeklappt oder angestellt, die Fassade
nach Bedarf geteilt, um z. B. eine Bar oder Verkaufstheke entstehen zu
lassen. Strom ein – und ab geht die Show. Auf Wunsch ist die Box mit
Solartechnik ausgestattet und somit absolut autonom.
Auch an die Inneneinrichtung haben die zwei findigen Unternehmer
gedacht. Zur Ausstattung der Modulbox gehören Schränke, Vitrinen,
Regalsysteme, Sitz- und Stehmöbel, Küchen, Shopsysteme, Bartheken
und Multimediatechnik. Nach Veranstaltungsende werden alle Seiten
wieder eingeklappt und die ganze Sache sicher verschlossen.
Bekanntheitsgrad
Prominent wurde die Modulbox durch den Auftritt des früheren deutschen Aussenministers Joschka Fischer, der zum 48-Stunden-Redemarathon der «Bundesgrünen» im Jahr 2005 auf der Modulbox-Bühne
sprach. Legendär war auch die Fifa WM-Tour, bei der 10 Modulboxen
im grossen Fussballfieber mit dem original WM World Cup durch 21
Städte der Bundesrepublik Deutschland tourten und für grosses Aufsehen sorgten. Für Aufsehen könnte die Modulbox auch an «unserer»
Fussball Europameisterschaft sorgen – ganz im Gegensatz zu den herkömmlichen Sponsorenauftritten, Merchandising- und Gastro-Ständen,
die im optischen Einerlei ihrer Umgebung versinken und aufgrund
ihres unattraktiven Äusseren vom Publikum gänzlich unbeachtet
bleiben.
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Vertrieb Schweiz:
Andreas Messerli AG, Motorenstrasse 35, CH-8623 Wetzikon
Tel. +41 43 931 43 43, [email protected]
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Wetzerlis Abenteuer
Monteur Wetzerli beim Aufbau der Ausstellung von Established & Sons …
Was ist das? Hinsehen und beim Wettbewerb gewinnen!
Erkennen Sie, was auf dem Bildausschnitt gezeigt wird? Falls nicht,
hier eine kleine Hilfe: Blättern Sie durch das Messerli-Magazin und
Sie werden die richtige Antwort finden. Raten Sie mit, schreiben Sie
die Lösung mit Angabe der Seitennummer und mit Ihrer kompletten
Adresse (inkl. Telefonnummer, E-Mail) auf eine Postkarte und
senden Sie diese an folgende Adresse: Andreas Messerli AG,
Wettbewerb, Motorenstrasse 35, 8623 Wetzikon oder per Mail:
[email protected]
Unter den richtigen Einsendungen werden 3 x 2 Tickets für
die AVO Session 2007 in Basel verlost. Einsendeschluss ist der
14. September 2007.
Impressum
brandworld – das Kundenmagazin der
Andreas Messerli AG
Andreas Messerli AG
Motorenstrasse 35
CH-8623 Wetzikon/ Zürich
Telefon +41 43 931 43 43
Telefax +41 43 931 43 00
[email protected]
www.messerli3D.com
Abdruck nur mit Erlaubnis des Herausgebers.
Gesamtverantwortung: Andreas Messerli.
Projektteam, Text: Karin Ayar, Andreas Messerli.
Konzept, Gestaltung: TBS Identity, Zürich.
Druck: Häfiger Druck AG, Wettingen
Titelseite: Dolce & Gabanna-Stand, Baselworld
2007, Foto: Marco Blessano.