PDF Kursana Magazin 02/2014

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PDF Kursana Magazin 02/2014
MAGAZIN
Winter/Frühling 2014/2015
MITEINANDER
Die Freude, sich gegenseitig Freude zu schenken
Jörg Braesecke,
Vorsitzender der Geschäftsführung Kursana
Inhalt
Das Titelthema MITEINANDER
Liebe Leserin, lieber Leser,
fast 100 sind über 100: Insgesamt 96 Bewohner bei Kursana­
haben das 100. Lebensjahr überschritten. Die älteste Bewohnerin ist 107 Jahre alt, und den „Altersrekord“ hält
die Residenz Hamburg mit sechs über Hundertjährigen.
Natürlich sind wir stolz auf diese vergleichsweise große Zahl
von Hochbetagten. Aber es wäre vermessen zu behaupten, das sei allein das Verdienst von Kursana. Der deutschlandweite Trend als „Land des langen Lebens“ – in keinem
anderen europäischen Land gibt es mehr Hochbetagte –
spiegelt sich auch in den Kursana-Häusern. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland
mehr als 17.000 Menschen, die ihr Alter dreistellig angeben können; vor 20 Jahren waren es noch rund 2.600. Bemerkenswert: Der Großteil von ihnen fühlt sich wohl und
zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste „Heidelberger Hundertjährigen-Studie“. Die Hochaltrigen sind heute geistig und körperlich fitter als frühere Generationen.
Nach unseren Erfahrungen mit hundertjährigen Bewohnern gehören zu den Geheimnissen gesunden Alterns
­soziales Mitein­ander, Austausch mit anderen, Weitergeben des Wissens, Bedürfnis nach Selbstständigkeit und
Interesse für Neues. Wir bemühen uns, den Rahmen zu
schaffen, damit ein gesundes und glückliches Altern gelingt. Und freuen uns über jeden hohen Geburtstag, den
wir mit Senioren feiern dürfen.
Immerhin ist bei uns noch kein Hundertjähriger aus dem
Fenster gestiegen und verschwunden, wie es im Titel des
Bestsellers aus Schweden heißt …
Die Freude, sich gegenseitig Freude zu schenken –
Die Porträts und Reportagen auf den nächsten
Seiten handeln von Menschen, die anderen – und
sich selbst – Mut machen und Kraft geben.
06„Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es“
Jutta Speidel ist nicht nur Publikumsliebling,
sie setzt sich auch für sozial Schwache ein.
Die Kursana Villa München hilft mit
10(Un)vergessenes Spielzeug
Statt Playstation oder Kickboard: ­Senioren
erinnern sich an Lieblingsspielgeräte
12Später Funken
Sie lernten sich im Kursana Domizil kennen –
und sind seit zwei Jahren ein Paar
14Was schon Oma kochte
Kursana-Küchenchefs präsentieren eine
Auswahl regionaler Gerichte / Teil I
16Trends und Traditionen
In Regensburg lernen Senioren das E-BookReader-Einmaleins, und in Oststeinbek lernen
Hortkinder das Häkeln von Boshi-Mützen
18„Das macht Mut“
Wenn sich Angehörige regelmäßig treffen –
ein Gespräch zu Erfahrungen
Es grüßt Sie herzlich
Titelbild: Schauspielerin Jutta Speidel mit Kindern ihrer Initiative
„Horizont e.V.“ in München – Kursana-Senioren unterstützen sie
10
12
20
Ältesten-Rat
Über 100-Jährige, denen man es nicht ansieht –
Zwei Bewohner verraten ihr Lebensrezept
22
Rundum sorglos
Ambulante Angebote können – wie in Krefeld –
das Leben sehr erleichtern
24
„… ein echtes Superorgan“
Bestseller-Autorin Giulia Enders („Darm mit
Charme“) im Experten-Interview
26
Händchen fürs Miteinander
Tatjana Schwind hat bei Kursana einen
beachtlichen Aufstieg geschafft
28
Streiflichter
Ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt an
Aktivitäten der Kursana-Häuser
31
Bobinger Musikantenstadl
Ehrenamtler bei Kursana – zum Beispiel
Hartmut Schütze
32
Lebens-Lieder
Beim Projekt „Klang und Leben“ musizieren
Rockgrößen mit Demenzkranken
34
Die Pflegereform
Alle Informationen zusammengefasst:
Was sich ab Januar 2015 ändert
36
Düfte für die Seele
Aromapflege kann das Wohlbefinden
steigern und Krankheiten vorbeugen
38
Rätseln & Gewinnen
40
Impressum
14
16
3
MITEINANDER
Die Freude, sich gegenseitig Freude zu schenken
Unser Leben wird zwar nach Jahren
gezählt, ­aber nach Taten gemessen.
Besonders in schwerer Zeit hilft
Gemeinsamkeit. Die Freude, die wir
schenken, kehrt ins eigene Herz zurück.
Die Geschichten, Porträts und Reportagen
auf den nächsten Seiten handeln von
Menschen, die anderen – und sich selbst –
Mut machen und Kraft geben.
„Menschen zu finden,
die mit uns fühlen und empfinden,
ist wohl das höchste Glück auf Erden“
Carl Friedrich Georg Spitteler
4 I Das Titelthema
Künstler Manfred Schwedler stellte für die gemeinsame Malaktion von Jung
und Alt mehrere Entwürfe zur Wahl. Er findet: „Miteinander malen muss
abgestimmt sein, wie miteinander musizieren.“ Das Ergebnis überzeugt ihn
5
„Es gibt nichts Gutes,
außer: Man tut es“
Erich Kästner
Schauspielerin Jutta Speidel ist nicht nur Publikumsliebling und Multitalent.
Mit ihrem Verein Horizont e. V. setzt sie sich für benachteiligte Kinder ein.
Senioren aus der Kursana Villa München unterstützen sie dabei.
Helles Nachmittagslicht
fällt durch die Fenster in den großen bunten Gemeinschaftsraum des
„Horizont-Hauses“. In den Regalen
liegen Bücher, Gesellschaftsspiele und Ablagekästen mit Schulheften, markiert mit Namensschildern.
6 I Das Titelthema
­ ormalerweise machen viele der
N
rund 45 Kinder, die in der Einrichtung leben, hier ihre Hausaufgaben.
Jutta Speidel hat das Horizont-Haus
in München gegründet, damit Kinder und ihre Mütter ein Zuhause
haben.
Heute kommt die Schauspielerin
in den Gemeinschaftsraum, um ein
Bild in Empfang zu nehmen, das
Senioren aus der Kursana Villa und
„Horizont“-Kinder gemeinsam gemalt
haben. Ein bisschen aufgeregt warten die „Kursana-Maler“ Marianne
Schönen, 88, Aasta Fischer, 90, und
Norbert Ettinger, 85, inmitten einer
wuselnden Schar Kinder. Auf einer
Staffelei steht das fast mannshohe
Bild. Das farbenprächtige Aquarell
zeigt eine fröhliche Familie, die um
einen Baum herum tanzt.
spannt, wie sie privat ist“, sagt sie.
Vor allem an die „Schwester Lotte“
in der ARD-Serie „Um Himmels willen“ erinnern sich die Senioren gerne. „Sie persönlich kennenzulernen,
ist etwas Besonderes. Ich habe sogar meine Geburtstagsfeier mit der
Familie heute verschoben“, verrät
Ein paar Tage zuvor: Mit Leinwand, Marianne Schönen.
Pinseln und Farbe fahren die Senioren im Kursana-Bus zum „Horizont- Als Jutta Speidel den Raum betritt,
Haus“. Dort erwartet sie eine Hand- stürmen die kleinen Jungen und
voll Kinder, um mit
Mädchen auf sie los.
„Ein
Zuhause
ihnen gemeinsam zu
Die zweifache Mutmalen. Schnell spornt
ter lacht herzlich anist wichtig“
der Tatendrang der
gesichts des stürmiSenioren auch Laura, Ellada, Kaya schen Empfangs und fragt Norbert
und Liam an. Von allen Seiten tup- Ettinger neckend: „Sie sind wohl
fen und streichen kleine und große der Youngster in der Runde?“ Der
Pinsel. Nach gut zwei Stunden ist 85-Jährige lächelt geschmeichelt:
das Werk vollendet.
„Stimmt. Ein sehr gutes Auge.“
„Ich bin gespannt, wie Frau Speidel Jutta Speidel erzählt von ihrer Mutter­
unser Bild gefällt“, sagt Marianne Gerlinde Speidel: „Sie hat den HoriSchönen bei der Übergabe des Bil- zont-Verein mitgegründet“, erzählt
des zur achtjährigen Kaya, die sich die gebürtige Münchenerin. „Momenbei ihr untergehakt hat. Das hüb- tan sitzt sie leider mit einem Obersche dunkelhaarige Mädchen und schenkelhalsbruch im Rollstuhl.“
die ehemalige Bibliothekarin haben Die Senioren nicken mitfühlend.
beim gemeinsamen
­Gemeinsam widmen
Malen ihre Sympa- „Der Baum bedeutet sie sich dann den Kinthie füreinander ent- Leben und Wurzeln“ dern, die un­bedingt
deckt. „Die Kinder
das Generationen­
hier sind so nett“, schwärmt auch bild vorführen wollen. „Guck doch
Aasta Fischer. „Ich mag Frau Spei- mal“, sagt Laura, 5, und zieht undel als Schauspielerin und bin ge- geduldig an Jutta Speidels Hand.­
Gemeinsamer Tatendrang: Im Eifer spritzen die
Farben auf Hände und Arme. Laura, 5, ist besonders bunt. „Jetzt bist du ja Madame Farbenfroh,
da musst du abends in die Badewanne“, sagt
Aasta Fischer, 90, – und erntet lautstarken Protest: „Da war ich gestern schon!“
Die Kooperation zwischen Kursana und Horizont e. V.
Die Kursana Villa München unterstützt den
Horizont­e. V. mit vielfältigen Aktionen. Es
gab einen Plätzchenverkauf zugunsten von
Horizont, Jutta Speidel las in der Villa, zum
Muttertag wurden Kinder und Mütter in
der Villa bewirtet und beschenkt, beim Ho-
rizont-Sommerfest agierten Direktor KlausDieter Herrmann und sein Stellvertreter
als Grillmeister und spendierten die Würstchen. „Wir haben eine echte Kooperation,
das heißt, wir unterstützen nicht nur, wir
machen etwas miteinander“, sagt er.
7
Ausführlich betrachtet die Schauspielerin den bunten Baum und die
fröhliche Familie. „Ich denke, der
Baum bedeutet Leben und Verwurzelung“, überlegt sie laut, „er gibt
auch Kraft.“ „Und er hilft uns, froh
zu sein“, ruft Kaya.
Zur Person: Jutta Speidel
Die Bambi-Preisträgerin stand mit 15 Jahren in der Serie „Die Lümmel von der
ersten Bank“ zum ersten Mal vor der
Kamera. Sie spielte in zahlreichen Theaterstücken, Filmen und Fernsehserien,
von denen „Drei sind einer zuviel“, „Forsthaus Falkenau“ und „Um Himmels willen“
am bekanntesten sind. Zusammen mit
ihrem Lebensgefährten Bruno Maccallini­
veröffentlichte sie mehrere Bücher, die
verfilmt wurden. Darunter „Wir haben gar
kein Auto … mit dem Rad über die Alpen“
und „Zwei Esel auf Sardinien“. Für ihr soziales Engagement erhielt sie 2005 das
Bundesverdienstkreuz.
fe, dass ich vielleicht jetzt gerade in
ein wunderbares Alter hineinwachse, wo große Charakterrollen auf
mich zukommen.“
Dass man ihr dabei die Jahre auch
ansieht, findet Jutta Speidel vollkommen natürlich. „Ist so eine EinUm das Bild für die geplante Ver- stellung nicht ungewöhnlich unter
steigerung wertvoller zu machen, Schauspielern?“, erkundigt sich
soll es noch von Jutta
Marianne Schönen
„Alter?
Ich
weiß
Speidel signiert werverblüfft, die direkt
den. Doch die besteht nicht, was das ist“ neben der Schauspiedarauf, dass alle unlerin sitzt und sie prüterschreiben. Kaya und die ande- fend anschaut. Jutta Speidel lacht.
ren Kinder greifen zum Filzstift. Als Laut und herzhaft. „Stimmt. Aber ich
Norbert Ettinger murmelt: „Ach, ich habe mich entschlossen, zu den weschreibe doch kaum noch“, platzt nigen zu gehören, die nicht an sich
es aus der Schauspielerin heraus: herummanipulieren lassen.“
„Was? Schreiben Sie keine Liebesbriefe mehr? Das hört doch nie auf!“ „Sie haben eine total positive AusJutta Speidel, die im März 2014 ih- strahlung“, kommentiert spontan die
ren 60. Geburtstag feierte, schert Düsseldorferin Marianne Schönen in
sich nicht ums Älterwerden. „Alter? ihrer direkten rheinischen Art. Erst
Ich weiß nicht, was
im Dezember ist sie in
„Sie
haben
eine
das ist. Ich glaube,
die Nähe ihrer Tochjeder Mensch, der positive Ausstrahlung“ ter in die Kur­sana Vilmobil bleibt im Kopf,
la nach München gebleibt auch mobil im Körper“, sagt zogen. Die Entscheidung sei nicht
die Schauspielerin und schaut op- leicht gewesen, erzählt sie. Jutta
timistisch in die Zukunft: „Ich hof- Speidel kennt das. Auch ihre Mutter
Zuhause: Für die Kinder und ihre Mütter ist das Horizont-Haus ein Ort, an dem sie sich sicher und aufgehoben fühlen.
Hausaufgabenbetreuung, gemeinsames Spielen und Unterstützung bei Schwierigkeiten gehören zum Konzept
8 I Das Titelthema
Durch Zufall erfuhr Jutta Speidel vom Problem obdachloser Kinder in München. Das ließ
sie nicht los. „Ich bin so erzogen worden, dass Gerechtigkeit ein ganz wichtiger Faktor ist
in unserem Leben“, sagt die Gründerin von Horizont e.V. –hier mit dem „Generationenbild“
Hilfe im Horizont e.V.
wohnt seit 2013 in einer Senioren- von Horizont e.V. unter den Hammer
einrichtung. „Man muss die richti- – beim Abendprogramm des Chage Einrichtung finden“, ist ihre Er- rity-Golf-Turniers, das die Kursana
fahrung. Man müsse
Villa München jährschauen, dass es da
lich veranstaltet. Viele
„Ich
habe
jedes
liebevoll zugehe. Dann
Gäste bieten mit. Bei
Jahr genossen“
fühlten sich Menschen
1.000 Euro erhält Mazuhause – egal ob alt
rion Lundershausen,
oder jung. „Ein Zuhause ist wichtig. die Cousine einer Bewohnerin, den
Deshalb unterstützen wir ja gerne Zuschlag. „Und das Tolle ist, sie hat
Ihr Horizont-Haus“, schlägt Nor- uns im Anschluss das Bild für die Vilbert Ettinger den Bogen zum An- la geschenkt. So schließt sich der
lass des Treffens.
Kreis“, freut sich Direktor Klaus-Dieter Herrmann. Jetzt tanzt die fröhliKnapp zwei Monate später kommt che Familie auf dem Generationendas „Generationenbild“ zugunsten bild im Aktivitätenraum der Villa.
Weil Jutta Speidel die Obdachlosigkeit
von Müttern und Kindern so „unsäglich“
fand, packte sie an. Gründete einen gemeinnützigen Verein, sammelte Geld –
und eröffnete 1997 das „Horizont-Haus“,
in dem obdachlose Mütter und ihre Kinder nicht nur ein Dach über dem Kopf haben, sondern ganzheitlich betreut werden. Es gibt 24 Wohnungen, in denen
die Mütter und Kinder 18 Monate wohnen bleiben können. Bisher wurden durch
Horizont e.V. mehr als 1.400 Menschen
unterstützt. Ein weiteres Haus ist geplant. Spendenkonto: 3560120000, BLZ:
70020270, HypoVereinsbank München.
Infos unter: www.horizont-ev.org
9
(Un)vergessenes Spielzeug
Die Strickliesl für die Mädchen, die Dampfmaschine für die Jungen. Aber was ist eigentlich
ein „Triesel“? Senioren erzählen, womit sie als Kinder am liebsten gespielt haben.
Zinnfiguren: das Leben nachstellen
„Meine erste eigene Zinnfigur?“ Heinz Arnold, 77, muss
überlegen. „Mit zehn vielleicht. Hier hat doch fast jeder
Zinnfiguren gegossen, das war Tradition im Erzgebirge.“
Der ehemalige Hüttenwerker, der seit drei Jahren im
Kursana Domizil Schneeberg lebt, kann sich noch gut
erinnern. „Mit Zinn-Soldaten hatten wir nichts am Hut,
schließlich drehte sich hier alles um die Bergleute.“ Die
Formen wurden aus Kohle oder aus weichem Holz geschnitzt, dann ausgegossen. „Bemalt wurden sie nur
selten, denn Farbe dafür war zu teuer.“
Strickliesl: am Schnürchen produziert
„Strickliesl? Als junges Mädchen war das mein
Lieblingsspielzeug, obwohl man eigentlich
nicht viel mit der gestrickten dicken Schnur
anfangen konnte.“ Hildegard Schröter, 81,
muss lächeln, wenn sie an die ersten Strickversuche denkt. „Meine Mutter verzweifelte
fast, aber beim Handarbeitsunterricht klappte es dann.“ Zum alljährlichen Weihnachtsbasar im Kursana Domizil Merseburg, in
dem sie seit vier Jahren lebt, steuert sie
Strickwaren aller Art bei, hin und wieder auch Topflappen oder Untersetzer
aus der „Liesl“.
10 I Das Titelthema
Triesel: Peitschen knallen beim Tanzen
„Das Geheimnis ist der Knoten am Ende der Schnur“, sagt
Annelise Liebenow, 86, und sieht den erfolglosen Versuchen
der Mitarbeiter im Kursana Domizil Greifswald zu, den Kreisel
auch nur einmal in aufrechte Position zu bringen. „Peitschen
knallen“ nannten sie Anfang der 1930er Jahre das Spiel, das
auf jedem Schulhof gespielt wurde. Die Kunst bestand darin, den Triesel so lange wie möglich auf dem Kies kreiseln
zu lassen. Seine Herstellung war Familienwerk. „Mein Vater schlug in die Spitze einen dicken, abgerundeten Nagel.“
Brummkreisel: sich verzaubern lassen
„Schön, wenn er so summt.“ – Erna Müller, 95, ist ganz verzückt, als die Brummkreisel auf dem Tisch im Kursana Domizil Grimmen tanzen. Nur wenn sie ganz ruhig laufen, kann
man das sanfte Geräusch hören. Durch „Pumpen“ – ein Metallstab mit Griff wird in das Gehäuse gedrückt – treibt sie
ihren Kreisel an. „Ich war die Jüngste im Dorf. Andere Kinder waren kaum da. Aber ich hatte
diesen summenden Brummkreisel, mit dem ich mich in andere
Welten träumen konnte.“ Später
wurde sie Kindergärtnerin
und sorgte dafür, dass es
immer Brummkreisel gab.
Dampfmaschine: mit Volldampf gesägt
„Den Malerpinsel mit der Dampfmaschine in
Bewegung bringen? Das wäre etwas gewesen.“
Walter Opitz, 94, gelernter Maler und seit drei
Jahren im Kursana Domizil Bad Lauterberg, muss
schmunzeln. „Nein, aber es war schon toll, wie
man mit Dampf eine Säge antreiben konnte. Ein
Nachbarsjunge hatte eine solche Dampfmaschine.
Wir haben alles zersägt, was nur irgendwie ging.“
Der gebürtige Berliner kam nach Kriegsende in
belgische Gefangenschaft. Dort gelang es einem
Kameraden, aus Konservenbüchsen eine Dampfmaschine zu basteln.
11
12 I Das Titelthema
Später Funken
„Sie ist mein Sonnenschein“, sagt Werner Veit. Er und Marianne Eckhardt lernten
sich im Kursana Domizil Siegen kennen – und sind seit zwei Jahren ein Paar.
„Was macht die junge Frau tor Friedrich Freitag, 59. Marianne
denn hier?“, fragte sich Werner Veit, Eckhardt und Werner Veit genießen
als er „seine Marianne“ zum ersten „die guten Gespräche“. Und sie möMal sah. Leicht nervös machte ihn gen die gleiche Musik. Auf der Komihre Gegenwart: „Ich
mode in Werner Veits
„Frauen spüren
habe mich nicht so richZimmer steht eine alte
tig getraut, sie anzuso etwas genau“ Schneider-Kompaktsprechen.“ Der 87-JähAnlage mit zwei grorige sitzt mit seinem „Schatz“ auf der ßen Lautsprecherboxen. Am Radio
Terrasse des Domizils und streichelt hat er seit Jahren keinen Sender verihre Hand: „Irgendwann habe ich sie stellt. „WDR 4 hören wir am liebsdann doch gefragt, ob wir uns einmal ten“, sagt er. Lieder von Helene Filänger unterhalten können. Sie hat scher und Andrea Berg lieben beide.
sofort ‚Ja‘ gesagt.“ Lächelnd schaut
Werner Veit seine Liebe an.
Der ehemalige Baggerfahrer hat in
Marianne Eckhardt auch eine kom„Dass Werner mich sympathisch fin- petente Gesprächspartnerin über
det, hatte ich schon lange gemerkt“, seinen früheren Beruf gefunden. Ihre
sagt Marianne Eckhardt, 78. „Frau- Eltern besaßen ein großes Baugeen spüren so etwas
schäft, das ihr Bruder
„Einsamkeit
ist
für
genau.“ 2012, ein Jahr
fortführt. „Wie heißt
später, hat es dann uns ein Fremdwort“ das? Es steht auf eizwischen den beiden
nem dreibeinigen Staendgültig gefunkt. „Jeder Tag zählt. tiv und man kann oben durch eine Art
Mit Marianne wird er erst schön“, Fernglas gucken? Die Frage habe ich
sagt Werner Veit.
ihr gestellt und sie hat ,Nivelliergerät‘ gesagt. Ich war von den Socken.“
Beide fühlen sich im Kursana Domizil Siegen zu Hause. Gern machen „Sie ist mein Sonnenschein“,
sie bei Veranstaltungen mit. Egal schwärmt er. Und das passt gut zu
ob Weinfest, Bingo oder Kinonach- Marianne Eckhardt. So oft es geht,
mittag – die Gemeinschaft gefällt sitzt sie in ihrem Rollstuhl auf der Terdem Paar. „Einsamkeit ist für uns rasse in der Sonne. Früher machte
ein Fremdwort“, weiß Domizil-Direk- sie gern Urlaub auf Inseln. „Ich war
reiten und tauchen“, sagt die Seniorin, die vor sechs Jahren bei einem
Verkehrsunfall einen Unterschenkel
verlor und eine Woche im Koma lag.
Jetzt möchte sie das Leben mit Werner genießen und gemeinsam Neues entdecken. Seit kurzem steht ein
Schachspiel auf dem Tisch, wenn beide bei schlechtem Wetter im Zimmer
bei Musik zusammensitzen. „Das
bringe ich dir gerne bei“, hat Werner
seiner Marianne versprochen. Und
er hält, was er verspricht.
Gemütlich: Das Zimmer im Kursana Domizil
Siegen ist liebevoll eingerichtet
Sinn für Romantik: Mit kleinen Gesten und durch seine aufmerksame
Art überrascht Werner Veit seinen „Schatz“
13
Was schon
Oma kochte
Bei Kursana wird Wert auf die traditionelle
regionale Küche gelegt. Viele Küchenchefs
sind wahre Künstler darin. In dieser Ausgabe: eine Auswahl aus dem Norden und
Westen. Fortsetzung folgt.
Ob Marcel Wildner in Bad Pyrmont (oben) oder Hauke Willhaus aus Aurich (rechte Seite) –
die Küchenchefs der Kursana-Häuser stellen sich den besonderen Herausforderungen einer
abwechslungsreichen, gesunden und an regionalen Vorlieben orientierten Küche
Süßes in Fürsten-Farben
„Hier in der Gegend ist das ein typisches Konfirmationsessen“, erklärt
Marcel Wildner, „aber erstmals wurde die ‚Welfenspeise‘ in Hannover
zum 200-jährigen Thronjubiläum der
Welfen serviert.“ Sie besteht aus einer weißen Schicht und einer gelben
Crème aus Weißwein, Eigelb, Zucker
und Zitronensaft. Weiß und Gelb –
das waren die Farben im Wappen der
14 I Das Titelthema
Welfen. Marcel Wildner, seit 2013
Küchenleiter der Kursana Residenz
Bad Pyrmont, wurde von Sternekoch
Günther Börns in Hameln ausgebildet. „Da habe ich auch die Desserts
von Grund auf gelernt, vom Aufschlagen bis zum Anrichten“, erzählt der
33-Jährige. Und gerade die Nachspeisen kommen in der Residenz
gut an: „Mousse au Chocolat und
Amaretto-Crème sind sehr beliebt
bei unseren Bewohnern, aber auch
ganz normaler Pudding.“ Bis zu 200
Portionen verlassen jeden Tag seine
Küche. Dazu gibt es montags immer
selbstgebackenen Kuchen. Dabei
ist es nicht einfach, immer den Geschmack aller Bewohner zu treffen.
„Sie essen am liebsten das, was sie
auch früher selber gekocht haben.
Rezept-Tipp:
Welfenspeise
Zutaten für 4 Portionen: 500 ml Milch,
120 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 50 g Speisestärke, 4 Eier,
250 ml Weißwein, Saft von ½ Zitrone
Zubereitung: Für die weiße Crème Eier
trennen, Eigelb beiseite stellen, Eiweiß
zu Eischnee schlagen. Dann 40 g Stärke mit 5 EL Milch anrühren, restliche
Milch und 40 g Zucker zum Kochen
bringen, angerührte Stärke hinzugeben,
kurz aufkochen. Den Eischnee unter
die heiße Crème ziehen und in Schalen
oder Gläser füllen. Für die gelbe Crème
Weißwein, 80 g Zucker, Zitronensaft,
restliche Speisestärke und das Eigelb
im Wasserbad unter kräftigem Schlagen erhitzen. Dann im kalten Wasserbad weiter schlagen, bis die Crème etwas abgekühlt ist. Anschließend auf die
bereits erkaltete weiße Crème geben
und etwa drei Stunden kalt stellen.
Und wir sind hier ein Haus, in dem
viele Regionen aufeinandertreffen“,
erzählt er. Das sei auch der Grund,
weshalb es im Küchenausschuss
der Residenz, in dem die Bewohner
– wie in allen Kursana-Häusern –
über den Speiseplan mitbestimmen,
häufig längere Diskussionen gebe.
„Aber auf individuelle Wünsche gehen wir natürlich ein“, versichert er.
Kluntjes für den Kohl
Für die meisten Bewohner ist er
schlichtweg „Hauke“. Dem Küchenchef vom Kursana Domizil Aurich,
Hauke Willhaus, 34, ist die Nähe zu
den mehr als 100 Menschen, für die
er täglich kocht, wichtig. „Ich gehe
bei jedem Essen ins Restaurant und
frage nach, ob es schmeckt“, sagt er.
Schließlich seien die Mahlzeiten für
die Bewohner einer der Höhepunkte des Tages. Fonds, Suppen und
Saucen werden vorwiegend selbst
gemacht, Frikadellen frisch zubereitet. Als waschechter Ostfriese
kennt Hauke Willhaus natürlich die
Bedeutung des Grünkohls in der Region: Sobald die „ostfriesische Palme“ durch den ersten Frost ihr volles Aroma entfaltet hat, kommt das
deftige Gericht einmal wöchentlich
auf den Speiseplan. „Grünkohl muss
glänzen“, weiß er und geizt nicht mit
Schweineschmalz. Ein Löffel braune „Kluntjes“, wie der Kandiszucker hier heißt, rundet das Aroma
ab. Haferflocken binden die Flüssigkeit, das Gericht muss bei Hauke
Willhaus auf den Punkt sämig sein.
Zum butterweich gegarten Kassler
kommt die geräucherte, grobkörnige Grützwurst, „Pinkel“ genannt, auf
den Teller. „Na, kannst dat eeten?“,
fragt Hauke Willhaus bei Bewohner
Erich Meyer, 63, nach. Wenn echte
Grünkohl-Kenner wie er beim Essen
genießerisch die Augen schließen,
ist der Küchenchef zufrieden. Dann
gibt er nach der kräftigen Hausmannskost auch mal einen klaren
Schnaps aus.
Rezept-Tipp:
Grünkohl mit Pinkel
Zutaten für 4 Personen: 1,5 kg Grünkohl,
500 g Kassler, 4 Pinkelwürste / Kohlwürste,
100 g Schweineschmalz, 2 große Zwiebeln,
1 TL brauner Kandiszucker, 1 EL Senf (mittelscharf), ½ L Wasser (nach Bedarf), 3 EL
Haferflocken, Salz und Pfeffer.
Zubereitung: Den Grünkohl von Stielen und
Strünken befreien und gründlich waschen.
5 Minuten in Wasser abkochen. Dann kräftig
ausdrücken und fein schneiden. Schweineschmalz erhitzen, darin die gewürfelten Zwiebeln anschmelzen. Kohl dazugeben und mit
andünsten. Kassler, Senf und Zucker dazugeben, mit Wasser auffüllen. Gut 1,5 Stunden
dünsten lassen, in der letzten halben Stunde
kommen die Pinkelwürste dazu. Die Flüssigkeit mit Haferflocken abbinden, mit
Salz und Pfeffer abschmecken.
Die perfekte Beilage sind
Salzkartoffeln.
Trends und Traditionen
Alt und Jung ergänzen sich. Zwei Beispiele: In der Kursana Residenz Regensburg üben
Senioren, mit dem E-Book-Reader umzugehen. Und im Kursana Domizil Oststeinbek
lernen Hortkinder von den Bewohnerinnen das Häkeln.
Lese-Technik
„Die Schrift ist zu klein. Wie kann schnell.“ Adalbert Niklaus fragt nach:
man das ändern?“, fragt Gudrun Ha- „Wenn ich eine Rezen­sion lese und
mann, 89. In der Hand hält sie einen das besprochene Buch interessiert
E-Book-Reader. „Ganz einfach: Hier mich, dann kann ich es in Nullkomrechts unten muss man drücken, se- manix lesen?“ „So ist es“, versichert
hen Sie?“, erklärt SteStefanie und demons„Man
kann’s
überall
fanie Engel, 20, und
triert, wie das Herunstellt das Schriftbild
hin mitnehmen“ terladen funktioniert.
um. Interessiert schauDie Schnelligkeit fasen Gudrun Hamann, Jutta Seghutera,­ ziniert die Senioren. Dennoch gibt
87, und Adalbert Niklaus, 86, der Adalbert Niklaus zu bedenken: „Na
angehenden Bürokauffrau über die ja, ein gebundenes Buch, das ich mir
Schulter. „Ich weiß, dass Senioren bei der Buchhandlung mit persönligerne lesen, ihnen ein E-Book aber cher Beratung kaufe, ist aber auch
noch nicht vertraut war“, erklärt die schön. Handfest zum Blättern, HinKursana-Auszubildende. „Da habe ich stellen und Ansehen.“
heute meinen Reader mitgebracht.“
Ganz auf Bücher zu verzichten, können
„Hier unten wird er angestellt“, zeigt sich alle nicht vorstellen. Aber: „So
sie. „Das ist einfach“, kommentiert ein E-Book ist praktisch. Es nimmt
Adalbert Niklaus. „Aber man muss
ja auch wissen, was man alles verDas E-Book überzeugt Gudrun Hamann und
kehrt machen kann.“ Noch überwiegt Adalbert Niklaus – obwohl Skepsis bleibt
die Skepsis. „Das probiert man aus
und legt es wieder weg“, sagt Jutta
Seghutera. Sie hatte vor Jahren einen der ersten E-Book-Reader – und
war enttäuscht: „Bei Sonnenlicht war
nichts mehr zu erkennen.“ Da stieg
sie wieder auf die vertrauten Bücher
um. „Die neuen Geräte sind besser“,
beruhigt sie Stefanie Engel und hält
zum Beweis den Bildschirm ans Fenster. „Sie können sich Bücher aus dem
Internet herunterladen. Das geht ganz
16 I Das Titelthema
nicht viel Platz weg, und man kann’s
überall hin mitnehmen“, überlegt
Gudrun Hamann. „Doch jetzt ist mir
die Schrift zu groß. Da muss man ja
dauernd umblättern. Geben Sie mir
doch mal das Ding …“ Flugs hat sie
die Schriftgröße umgestellt: „Gelernt
ist gelernt“, meint sie lachend.
Modisch: Christa Heiders Boshi-Mützen liegen im Trend
Maschen-Kunst
Die Lotta, 8, staunt nicht schlecht,
als sie auf Christa Heiders Schoß
lauter bunte Häkelmützen entdeckt.
„Die sind toll“, sagt sie begeistert.
„Ist es schwierig, so eine zu häkeln?“
„Überhaupt nicht“, antwortet die
83-Jährige, die wegen ihrer Leidenschaft für Handarbeiten den Spitznamen „Strickliesl“ trägt. „Such dir
eine schöne Wolle aus, dann kann
es losgehen.“ Und schon stecken
Jung und Alt auf dem roten Sofa
die Köpfe zusammen, schlagen erste Luftmaschen an und lachen gemeinsam, wenn der Kopf der Häkelnadel partout nicht durch die enge
Wollschlaufe passen will.
An diesem Vormittag haben sich vier dass auch alle Kinder ordentlich geJungen unter die bunte Häkelrunde lobt werden. Am Ende gibt es nur
gemischt. Schließlich gilt es heutzu- strahlende Gesichter, als die Kinder
tage als „cool“, eine selbst gemachte für die Seniorinnen als Dankeschön
Boshi-Mütze auf dem
ein Lied singen. EiniKopf zu tragen. „Hä- „Wie schön, dass ich ge packen sogar ihre
keln macht viel Spaß“, nichts verlernt habe“ Wolle ein, um zu Haumeint der siebenjähse weiter zu üben. Zum
rige Tristan und zeigt stolz, dass er Abschied steckt die neunjährige Lina
seine Luftmaschen schon zu einem der „Strickliesl“ noch eine selbst geKreis schließen kann. „Jetzt habe ich machte Karte zu. „Fielen dank das
so viele Jahre nicht mehr gehäkelt. du uns geholfen hast“, steht da in
Wie schön, dass ich nichts verlernt bunter Kinderschrift geschrieben.
habe“, freut sich Lisa Finger, 87. Geduldig erklärt sie immer aufs Neue
das Häkel-ABC und achtet darauf,
Bereits zum zweiten Mal besuchen
Seniorinnen aus dem Domizil Oststeinbek den Hort in ihrer Nachbarschaft, um die Kinder im Alter zwischen sieben und neun Jahren an
ihrem Wissen teilhaben zu lassen.
„Handarbeiten sind bei den Kindern
sehr beliebt, aber die meisten kennen
in ihrem Umfeld niemanden mehr,
der Stricken oder Häkeln kann“, sagt
Hortleiterin Inga Peters, 49. „Da ist
unsere enge Zusammenarbeit
mit dem Domizil ein Glücksfall.“
17
„Das macht Mut“
Im Kursana Domizil Hamburg-Billstedt treffen sich Angehörige regelmäßig zum
Austausch. Beim monatlichen Stammtisch finden sie Verständnis und Zuspruch.
Direktorin Susanne von Ehren, 43, erläutert, warum das wichtig ist.
Wer nimmt das Angebot wahr?
Zum einen kommen Angehörige während der Eingewöhnungsphase ihrer
Mutter oder ihres Vaters. Es kann
zum Beispiel sein, dass sich eine
alte Dame aus Südbayern schwer
damit tut, im Norden heimisch zu
werden. Oft haben ja nicht die Se18 I Das Titelthema
nioren die Entscheidung gefällt, bei
uns einzuziehen, sondern die Angehörigen. Und die quält dann ein
schlechtes Gewissen. Ich bin bei
diesen Gesprächsrunden dabei und
kann auf solche Gefühle eingehen.
Zum anderen kommen Angehörige
von demenziell erkrankten Bewoh-
nern über einen längeren Zeitraum
regelmäßig zum Stammtisch, weil sie
enormen Gesprächsbedarf haben.
Wieso?
Demenzielle Erkrankungen fordern
von Angehörigen eine Menge ab. Die
Mutter, der Vater oder der Partner
Domizil-Direktorin Susanne von Ehren (links) im Gespräch mit Ursula Wegner:
Für Angehörige ist es wichtig, ihren Gefühlen Raum geben zu können und sie zu
verarbeiten. Auch eine Gesprächsgruppe hilft, Verständnis und Halt zu finden
verändern sich. Rollenverteilungen
ändern sich. Dabei sind Angehörige
sehr gefordert. Sie müssen einen
neuen Umgang lernen. Dabei geht
es immer auch um starke Emotionen.
raus. Das bringt andere Teilnehmer
dazu, von tröstenden eigenen Erfahrungen zu berichten. Kleinigkeiten wie
ein schönes Lächeln des Erkrankten
werden dann zu Highlights.
Worin sehen Sie die Vorteile einer Selbsthilfegruppe?
Erklärungen und Ratschläge können von gleichfalls Betroffenen viel
leichter angenommen werden. Das
hat eine andere Überzeugungskraft.
Und das macht Mut. Ich moderiere
zwar die Gespräche. Aber nur, um
meine Erfahrungen und mein Fachwissen beizusteuern.
Wie wirkt sich das konkret aus?
Die Angehörigen leiden, aber die
Gruppe kann sie so stärken, dass
sie nicht mehr vor dem erkrankten
Partner leiden müssen. Sie können
ihm in der Krankheit ein starker Partner sein und die Veränderungen so
nehmen, wie sie sind.
Wie erleben Sie die Dynamik in
der Gruppe?
Der Stammtisch ist ein Ort für Gefühle: Es gibt eine Ehefrau, die jedes Mal
weint, weil sie von ihrem seelischen
Schmerz fast erdrückt wird. Bei der
Tochter einer demenziell erkrankten
Bewohnerin kommt ganz viel Wut he-
Profitieren auch Sie vom
Austausch?
Natürlich. Über den Stammtisch bekomme ich viele Eindrücke aus dem
Leben der Bewohner, die dabei helfen können, pflegerisch noch besser
auf sie einzugehen. Und ich schätze
einfach das menschliche Miteinander. Deshalb habe ich auch meinen
Beruf gewählt.
Informationen und Austausch
Alle Kursana-Häuser bieten für Angehörige regelmäßig Informationsveranstaltungen an. Kompetente Sachinformationen über finanzielle Leistungen, Anträge,
gesetzliche Ansprüche und Therapieangebote gehören zum Beratungsalltag.
Darüber hinaus haben Angehörige oft ein starkes Bedürfnis, untereinander über
ihre Gefühle zu sprechen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Unterstützung
beim „Loslassen“ und Kraft für den neuen Lebensabschnitt kann der Austausch
mit Gleichbetroffenen geben. Dazu bietet Kursana – wie im Domizil Hamburg-Bill­
stedt – den äußeren Rahmen und moderiert diese Art von „Stammtisch“.
Zur Person
Susanne von Ehren, 43, ist gelernte Krankenschwester, die sich in der Altenpflege fortgebildet hat. Im Kursana Domizil
Hamburg-Billstedt arbeitete sie zunächst
als Pflegedienstleiterin, bevor sie 2013
die Leitung übernahm. Die gebürtige
Hamburgerin ist verheiratet und hat ein
Kind. Auch eine Katze und ein Pferd gehören zur Familie.
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Ältesten-Rat
„Anderen zu helfen, hält mich aktiv“
„Aus Liebe zum Menschen, lautete bei uns das Motto. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich für das Deutsche Rote Kreuz gearbeitet, ehrenamtlich und viele Jahre hauptberuflich. Ich verfolge
noch heute, wo in aller Welt die Rotkreuz-Helfer im Einsatz sind –
und spreche mit meinen Tischnachbarn im Domizil darüber.“
20 I Das Zitat
Michael Durner, 100, lebt seit 2010 im Kursana Domizil Schrobenhausen. Der gebürtige Augsburger hat Süßspeisenkoch gelernt.
Auf gutes Essen legt er nach wie vor viel Wert, auch auf korrekte
Kleidung, Ordnung und Pünktlichkeit. Und auf Bewegung: Jeden
Tag ein Stückchen gehen, das ist Pflicht – „sonst rostet man
doch nur ein.“
„Selbstverständlich kümmere ich mich“
„Es ist doch selbstverständlich, sich um andere zu kümmern. Das
habe ich mein ganzes Leben lang getan: bei der Leitung unserer
Spedition nach dem frühen Tod meines Mannes und seit 17 Jahren
hier im Haus, wenn andere Bewohner meine Unterstützung
brauchten, und sei es ‚nur‘ mit einem aufmunternden Gedicht.“
„Mit ihrer Mitmenschlichkeit ist sie ein leuchtendes Beispiel für
alle“, sagte der Direktor der Kursana Residenz Wedel noch im
Juni zu ihrem 107. Geburtstag. Lina Meier-Kothe lebt nicht mehr.
Sie starb am 6. August 2014 – friedlich, wie eine Kerze, die langsam erlischt. Gemeinsam mit ihrem Sohn haben wir uns entschlossen, sie mit diesem Porträt zu ehren. Die Redaktion
21
Rundum sorglos
Irgendwann fallen selbst die einfachsten Tätigkeiten schwer. Ambulante
Angebote können dann das Leben erleichtern – auch die gibt es bei Kursana.
Ein Beispiel aus der Residenz Krefeld.
„Hallo, da sind Sie ja wieder“,
sagt Anna Kruse, 76, lächelnd, als
sie die Wohnungstür öffnet. Schon
am Morgen war Nina Baetzel, 33, bei
ihr und hat beim Duschen geholfen.
Jetzt kommt die examinierte Altenpflegerin, um Blutdruck zu messen.
den eigenen vier Wänden. „Beim Mitarbeitern betreut werden“, lautäglichen Kontaktanruf erkundigen tet das Prinzip von Kursana-Pflegewir uns bei den Senioren, die im dienstleiter Dieter Scheidt, 53, „und
‚Betreuten Wohnen’ leben, wie es insgesamt steht im Mittelpunkt, ein
ihnen geht und wie sie geschlafen ‚Rundum-sorglos-Paket’ zu schnüren.“
haben“, erläutert Direktorin Angelika Hensen, 53. Zwei Drittel der Re- Das schafft Nähe und Vertrauen.
sidenz-Bewohner nutzen Angebote Während Nina Baetzel darauf ach„Ich hab’ mit der Luft zu kämpfen“, der ambulanten Pflege. Hierbei kön- tet, dass Anna Kruse ihre Tabletten
berichtet Anna Kruse. Sie gerät schnell nen die Senioren jenimmt, tauscht sie die
außer Atem, muss zusätzlichen Sau- derzeit genau die Leis- „Noch brauche ich leere Sauerstoffflasche
erstoff bekommen. Seit fünf Jahren tungen bekommen, die
aus. Um den Haushalt
wenig Hilfe“
wohnt sie in der Kursana Residenz sie gerade brauchen.
kümmert sich die SeKrefeld. Zuvor lebte die zweifache Das Spektrum ist breit: Es reicht von niorin selber, wird dabei von ihren
Mutter allein im großen Einfamilien- praktischer Unterstützung bei haus- Töchtern unterstützt. „Noch brauche
haus. „Wenn dir was passiert, hört wirtschaftlichen Tätigkeiten über die ich wenig Hilfe“, sagt sie. „Doch mandich keiner, haben damals die Kin- Körperpflege bis hin zu medizinisch ches geht nicht mehr so gut von der
der gesagt“, erinnert sie sich.
Notwendigem – wie Medikamente Hand.“ Angst macht ihr das nicht.
verabreichen oder Kompressions- „Ich weiß ja, dass ich hier im Hause
Sie nahm die Sorgen der Kinder ernst strümpfe anziehen.
bleiben kann. Hier wird auch statio– und entschied sich für ein Kur­sananär gepflegt. Ich brauche also nicht
Appartement mit Blick auf den be- Bei Anna Kruse muss der Blutdruck mehr ganz woanders hin.“
grünten Innenhof der Residenz. „Mit regelmäßig kontrolliert werden. Sie
der Entscheidung bin ich zufrieden. hat es sich jetzt zusammen mit Nina Als nächstes schaut Nina Baetzel bei
Ich fühle mich hier sicher“, sagt die Baetzel auf dem Sofa gemütlich Hildegard Schreurs, 86, vorbei. Sie
ehemalige Textil-Musgemacht.­Die Frauen hatte angerufen und um Hilfe beim
„Ich fühle mich
termacherin. Das fängt
unterhalten sich an- Bügeln einer Ausgehbluse gebeten.
mit dem täglichen Kongeregt und lachen ge- „Die Kollegin kommt sofort“, begrüßt
hier sicher“
taktanruf am Morgen
meinsam, während die Nina Baetzel die adrette alte Dame.
an und endet am Abend beim gemüt- Pflegerin den Blutdruck misst. „Wir „Ziehen Sie die schicke Blaugestreiflichen Beisammensein im Clubraum achten darauf, dass die Bewohner te an? Die macht sie mindestens um
der Residenz oder beim Stricken in möglichst immer von den selben 20 Jahre jünger.“
22 I Die Betreuung
Betreutes Wohnen bei Kursana – wie in der
Residenz Krefeld – bedeutet, die Vorteile des
individuellen Wohnens mit der Möglichkeit zu
verbinden, auch ambulante Leistungen zu nutzen
Pflegeformen bei Kursana
ambulante Pflege findet in der eigenen Wohnung
statt, bei Kursana in den Einrichtungen mit ‚Betreutem
Wohnen’. Der Leistungsumfang umfasst Grundpflege,­
Haushaltshilfe, soziale Betreuung und medizinische
Behandlungspflege.

Die Tagespflege ist eine Form der teilstationären Pflege
mit Grundpflege (ohne Morgenpflege), medizinischer Behandlungspflege, tagesstrukturierenden Beschäftigungen
und Freizeitaktivitäten, Verpflegung während der Betreuungszeit sowie Hin- und Rückbeförderung nach Hause.

Die Kurzzeitpflege und die Urlaubs-/Verhinderungspflege beinhalten die vorübergehende stationäre Unterbringung des Pflegebedürftigen. Sie schließen Grundpflege,
medizinische Behandlungspflege, soziale Betreuung sowie Unterkunft und Verpflegung ein.

Die vollstationäre Pflege – auch Langzeitpflege genannt –­
ist die dauerhafte, professionelle Rundum-Versorgung
und umfasst die Bereiche Grundpflege (Körperpflege,
Mobilität usw.), Verpflegung, Unterkunft, soziale
Betreuung­und medizinische Behandlungspflege.

Die
23
„... ein echtes Superorgan“
Giulia Enders ist jung und herzerfrischend ungeniert. „Darm mit Charme“
heißt ihr Bestseller-Sachbuch, in dem sie von dem Organ erzählt, das bisher
gern schamhaft totgeschwiegen wurde.
Woher kommt Ihre Begeisterung
für den Darm?
Ich wohnte während des Studiums in
einer Wohngemeinschaft. Eines Tages fragte ein Mitbewohner: „Giulia,
du studierst doch Medizin, wie geht
eigentlich Kacken?“ Ich war überrascht, wie wenig ich wusste. Im
Studium wurde der Darm eher stiefmütterlich behandelt. Also begann
ich, Bücher zu wälzen. Ein echtes
Superorgan. Er bildet zwei Drittel
des Immunsystems aus, hat hundertmal die Fläche der Haut, produziert mehr als zwanzig Hormone.
Und wie geht das mit dem
Stuhlgang?
Wir haben nicht nur den äußeren
Schließmuskel, den wir kennen –
auf und zu, alles klar –, da ist noch
ein innerer Schließmuskel, und der
will, dass alles raus kommt, was unangenehm ist. Und der Äußere guckt
dann erst, ob das in Ordnung geht.
einige besonders auf der Toilette an
und bauen zu viel Druck auf. Dieser Druck kann auf Dauer auch das
Risiko auf einen Schlaganfall erhöhen. Andere reagieren prompter.
Dann kommt es zur sogenannten
Stuhlgangsohnmacht. Sie kippen
einfach um.
Was machen wir denn falsch?
Sie schreiben, wir säßen nicht
Wir haben einen Muskel, der lassorichtig auf der Toilette. Wieso?
förmig um den Enddarm herumläuft.
Notfallmediziner werden oft früh Wenn wir sitzen oder stehen, zieht er
morgens von älteren Menschen ge- sich zu, und der Darm bekommt darufen. Zu dieser Zeit strengen sich durch eine Kurve. Diese Kurve bremst
das Ganze ab, so müssen die Schließmuskeln nicht alles allein aufhalten.
Wenn wir aufrecht auf der Toilette
sitzen, machen wir es uns also
unnötig schwer. Wir müssen
fester drücken, und so erhöht sich der Druck in
unseren Gefäßen.
Ein begehbarer Darm zeigt
anschaulich, wie das Verdauungsorgan von innen aussieht. Das abgebildete Modell
ist acht Meter lang und wird
bei Tagen der offenen Tür in
Krankenhäusern ausgestellt
24 I Das Experten-Interview
GENERELL
Und wie macht man es richtig?
Unsere Vorfahren haben das unbewusst gut gemacht. Die gingen
hinterm Busch in die Hocke. In der
Hockposition lässt das Lasso los,
weil dieser Muskel gelockert wird.
So kann alles besser flutschen.
krankungen wie Depressionen entstehen größtenteils durch unser
Denken, also im Kopf. Jetzt gibt es
immer mehr Hinweise darauf, dass
der gesamte Körper, und vor allem
der Darm, unsere Stimmung sehr
stark mitbeeinflusst.
Womit tue ich denn dem Darm
etwas Gutes?
Da der Darm für unser Immunsystem
und unsere Hormone verantwortlich
ist, sollten wir ihn mit den richtigen
In Ihrem Buch geht’s nicht nur
Lebensmitteln füttern. Dazu braudarum. Was hat Sie am meisten chen wir „gute“ Darmbakterien. Die
beeindruckt?
heißen Probiota. Man findet sie zum
Der Zusammenhang von Gehirn Beispiel in probiotischem Joghurt,
und Darm. Bisher dachten wir, Er- Kefir oder Sauerkraut.
Müssen wir in die Hocke gehen?
Nein. Es reicht schon, sich nach
vorne zu beugen und einen kleinen
­Hocker unter die Füße zu stellen.
Ein Hocker unter den Füßen kann den
Stuhlgang erleichtern
Zur Person: Giulia Enders
Die 24-Jährige forscht zurzeit für ihre
Doktorarbeit am Institut für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene in Frankfurt am Main. Mit dem Vortrag „Darm mit
Charme“, belegte sie 2012 den 1. Platz
bei drei Science Slams – Veranstaltungen, wo junge Wissenschaftler vor Publikum ein Projekt vorstellen. Aus dem
Vortrag entstand ein Sachbuch, das seit
Monaten die Bestsellerlisten anführt. Aufgrund dieses Erfolges wurde die Autorin
zu zahlreichen Talkshows eingeladen.
25
Händchen fürs Miteinander
Tatjana Schwind hat bei Kursana einen beachtlichen Aufstieg hingelegt: Die frühere
Reinigungskraft begann im Alter von 39 Jahren eine Ausbildung zur Altenpflegerin
und arbeitet jetzt als Wohnbereichsleiterin.
„Gab es etwas Außergewöhnliches?“ Tatjana Schwind klingt hellwach. Und das, obwohl draußen
gerade erst der Morgen graut. Im
Leitungszimmer „ihres“ Wohnbereichs im Kursana Domizil Barsinghausen lässt sich die 44-Jährige von
der Nachtschicht auf den neuesten
Stand bringen: Wer war unruhig?
Hatte jemand Schmerzen? Gibt es
Wünsche? Über das und vieles mehr
muss sie den Überblick behalten.
„Kein Problem“, sagt sie lachend.
Wenig später kommt das Team für
26 I Die Betreuung
den Frühdienst. Tatjana Schwind er- kraft. „Auch da hatte ich natürlich
klärt ihren Kollegen, was heute an- mit den Menschen hier zu tun. Ich
steht und teilt die Pflegekräfte ein. war manchmal so was wie ein ‚Kummerkasten‘.“ Ihr Talent für die Pfle„Ich arbeite gern im Team und habe ge entdeckte Domizil-Direktor Maik
hier eine große Verantwortung“, sagt Kilian: „Sie war engagiert und hatte
sie. „Das mag ich.“ Als 25-Jährige eine sehr angenehme Art, mit den Bekam die deutschstämwohnern um­zu­­gehen.
mige Tatjana Schwind „Ich habe eine große Außerdem merkte ich,
aus Kasachstan in die
dass sie sehr an mediVerantwortung“
Bundesrepublik. Sie
zinischen Themen inist verheiratet und hat eine Toch- teressiert ist. Da habe ich gefragt,
ter. Bis vor fünf Jahren arbeitete Tat- warum sie nicht eine Ausbildung in
jana Schwind hier als Reinigungs- der Altenpflege anfangen will?“
Ausbildungsberufe in
der Altenpflege
Altenpfleger/innen betreuen und pflegen
ältere Menschen. Sie unterstützen sie bei
der Alltagsbewältigung, beraten sie, motivieren sie zu Beschäftigungen und Freizeit­
aktivitäten und nehmen pflegerisch-medizinische Aufgaben wahr. Altenpfleger/in­ist
eine bundesweit einheitlich geregelte Ausbildung, deren schulischer Teil an Berufsfachschulen für Altenpflege und deren praktischer Teil in Altenpflegeeinrichtungen wie
Kursana durchgeführt wird. Die Ausbildung
dauert in Vollzeit drei Jahre und in Teilzeit
bis zu fünf Jahre. Darüber hinaus gibt es die
Möglichkeit, eine Berufsfachschulausbildung als Altenpfleger/in mit einem Hochschulstudium zu kombinieren.
Tatjana Schwind, ehemalige Reinigungskraft, ist heute Wohnbereichsleiterin
im Kursana Domizil Barsinghausen
Erst hatte Tatjana Schwind Beden- dem alle Bewohner ihr Frühstück beken: „Ich war 39 und dachte, es sei kommen haben, führt Tatjana Schwind
zu spät, um noch mal in die Schule viele Telefonate, vereinbart Termine
zu gehen.“ Doch Maik Kilian ließ nicht für Untersuchungen oder Krankenlocker, und auch die Bewohner spra- gymnastik. Kurz nach 9 Uhr muss
chen ihr Mut zu. „Mach das, Mädchen, sie zur Blitzbesprechung der Leidu wirst es schaffen“, sagte einer. tungsebene. Dort wird geklärt, was
Schließlich begann sie 2009 mit der hausübergreifend zu tun ist. Heute
Ausbildung. 2012 legte
geht es darum, eine
sie ihr Examen ab – mit „Ich dachte, mir fehlt Angehörigen- und InEinser-Schnitt. „Tatjana
noch Erfahrung“ teressentenrunde zu
war eine der wenigen,
planen. Dann ist es wiedie man vom ersten Tag an nach der der Zeit für die Pflege der Bewohner,
Ausbildung einsetzen konnte“, so der zum Blutdruckmessen oder um MeDirektor stolz. Ein Jahr später wurde dikamente individuell auszugeben.
ihr die Stelle der Wohnbereichsleitung angeboten. Wieder hatte sie Be- Um 11:30 Uhr hilft sie dabei das Mitdenken. „Ich dachte, mir fehlt noch tagessen zu verteilen. „Das Schönste
Erfahrung. Aber sogar das Team hat ist, wenn die Bewohner sich freuen,
gesagt: Mach das!“
wenn ich komme“, sagt sie, während
sie Hans Wolfgang Fleischmann, 95,
Von ihren anfänglichen Zweifeln ist danach für den Mittagsschlaf zudeckt.
heute nichts mehr zu spüren. Nach- Der lächelt wie zur Bestätigung.
Pflegeassistent/in oder Gesundheits- und
Pflegeassistent/in ist ein staatlicher Ausbildungs-Fachberuf und ersetzt im Bundesland Hamburg seit 2007 die bisherigen
pflegerischen Helferausbildungen (Altenpflegehelfer). Die duale Ausbildung dauert
zwei Jahre. In den meisten anderen Bundesländern gibt es den per Landesgesetz geregelten Beruf der Altenpflegehelfer/innen
mit mindestens einjähriger Ausbildung. Sie
unterstützen die Altenpflege-Fachkräfte bei
der Pflege und Betreuung kranker, pflegebedürftiger oder behinderter alter Menschen.
Zugangsvoraussetzungen: Mindestalter von
17 Jahren sowie der Hauptschulabschluss.
Seit der Pflegereform 2008 gibt es zudem
die Tätigkeit der Betreuungsassistent/in
oder Alltagsbegleiter/in, um die Pflege insbesondere demenziell erkrankter Menschen­
in stationären Einrichtungen zu unterstützen. Sie sind Absolventen von vier- bis
sechsmonatigen Qualifizierungsmaßnahmen
und werden häufig auch als Pflegehelfer
oder Pflegeassistenten bezeichnet.
Mehr Informationen unter
www.karriere.dussmanngroup.com/kursana
27
Streiflichter
Ein Ausschnitt aus der Vielfalt der Veranstaltungen, Engagements und Besonderheiten der 116 Kursana-Häuser.
Aus den Villen
„Mutmacherin“ für Jobchancen
Außergewöhnliche Lage und exklusive
räumliche Ausstattung zeichnen
die acht Villen aus. Jede bietet drei
individuelle Wohnformen: PremiumWohnen, Komfortpflege und spezielle
Komfort-Demenzpflege. Die Senioren leben in stilvollem GründerzeitAmbiente mit höchstem Wohnkomfort.
Spitzensportler als Concierge
Als Diskuswerfer, Kugelstoßer und
Speerwerfer gehört Raimund Spicher seit 2008 zur Spitze im Behindertensport. Bei den Internationalen
Deutschen Meisterschaften in Berlin im Juni gewann er Gold und Silber. Der 48-Jährige lebt mit einem
Spenderherzen und ist nach einer
Beinamputation auf den Rollstuhl
angewiesen. Ein Vorbild ist er nicht
nur sportlich: Als Concierge in der
Kursana Villa München prägt er das
Gesicht des Hauses.
28 I Aus den Häusern
ristenband Wiesbaden“ gemeinsam
Musik. In der Kursana Villa Königstein brachten sie mit Pop-, Rockund Swing-Liedern die Bewohner
und Gäste kräftig in Schwung. Das
Publikum war begeistert.
Munteres Treiben im Park
Fröhliches Kinderlachen lockt regelmäßig viele Bewohner in den Park
der Kursana Villa Bonn. Sie erfreuen sich am Toben der 2- bis 5-Jährigen bei den Besuchen des nahegelegenen Kindergartens Sankt Severin
(Foto). Als „Geschenke“ für die Senioren gibt es jedes Mal ein Potpourri
an Kinderliedern. Die Zusammenarbeit schließt Vorlesetage, Sommerund Osterfest und ein gemeinsames
Martinslieder-Singen ein.
Zum bundesweiten „Model“ hat es Angelika Otto, 36, Pflegehelferin in der
Kursana Villa Reinbek, gebracht. Ihre
Porträtgeschichte erschien jetzt im Themenheft „Durchstarten – Jobchancen
ohne Ausbildung“ der Bundesagentur
für Arbeit, das als „Mutmacher“ in allen Berufsinformationszentren (BiZ)
ausliegt. „Ich habe nach einer Tätigkeit gesucht, die mich in Kontakt mit Abendkonzert für Partner
anderen Menschen bringt“, sagt sie.
Noten statt Paragraphen
Früher haben sie Straftäter vor Gericht angeklagt, verteidigt oder verurteilt. Heute machen die sieben
pensionierten Rechtsanwälte, Staatsanwälte und Richter, die alle die 75
längst überschritten haben, als „Ju- Die Kursana Villa Oberursel liegt am
Epinay-Platz im Herzen der Stadt –
im doppelten Sinne: Zur 50-jährigen
Städtepartnerschaft mit dem französischen Epinay-sur-Seine gab es ein
abendliches Klavierkonzert auf einer
Freilichtbühne des Platzes. Pianist
Francois Dumont aus Paris spielte
u. a. Werke von Chopin und Ravel.
Aus den Domizilen
Kursana Domizile bieten pflegebedürftigen Senioren aller Pflegestufen ein sicheres und selbstbestimmtes Leben. Die Häuser entsprechen
dem neuesten Stand an Wohnkomfort und Funktionalität. Zentraler Bestandteil: die 24-Stunden-Betreuung.
Angeboten werden auch beschützende Wohnbereiche für Demenzkranke.
Domizil Lappersdorf hat er als Ehrenamtler sogar ein eigenes Büro. Er
organisiert Veranstaltungen, knüpft
Kontakte zu Vereinen und Schulen,
besorgt auch einmal Wohnungen für
Mitarbeiter … und hält für jeden Bewohner an Geburtstagen ein kleines
Geschenk bereit.
Fröhliches Miteinander beim Tanz
Grenzenlos gefeiert wurde beim inDie Dorfstraßen-Idylle im Domizil terkulturellen Fest im Kursana Domizil Bobingen. Gemeinsam mit dem
Deutsch-Türkischen Freundschaftsverein Bobingen findet regelmäßig ein
kultureller Austausch zwischen Bewohnern und Besuchern statt. Beim
jüngsten Fest mit dabei: der Ettringer Trachtenverein mit altbayerischschwäbischen Tänzen und eine türkische Tanzgruppe mit Volkstänzen
Neugierig schauen zwei Pferde aus wie „Hora“ und „Zeybek“.
ihren Boxen, an der Stalltür lehnt ein
Besen, auf der Fensterbank steht eine
Gießkanne, auf der Wäscheleine flattern Kleidungsstücke: Diese Idylle­einer Dorfstraße – einschließlich a­ ller
realer Requisiten zum Anfassen –
entstand im Flur des neugestalteten Wohnbereichs für Menschen mit
Demenz im Kursana Domizil Nienhagen. Zur Eröffnung kamen auch zwei Bäume bekamen Namensschilder
Damit Bewohner und Besucher die
­Miniponys als „Ehrengäste“.
Bäume im Park am Kursana DomiEin Engel namens „Gustl“
zil Berlin-Marzahn exakt bestimmen
können, erhielten sie von Direktor Ronald Sommerfeld kunstvoll verzierte Namensschilder. 14 verschiedene Bäume, darunter seltene wie den
Der Bundespräsident verlieh ihm die
Verdienstmedaille: Gustav Fliegerbauer, 77, sagt bescheiden: „Ich bin
halt Mädchen für alles.“ Im Kursana
Ginko-Baum, die Japanische Blütenkirsche und eine Koreatanne, pflanzte Kursana-Bewohner Fritz Wieseke,
heute 95, vor mehr als 30 Jahren als
Grundstock für den Park.
Kreatives im Garten der Sinne
Mit viel Kreativität und liebevollen
Ideen wird im Kursana Domizil Reichenbach der Alltag für Menschen
mit Demenz gestaltet. Zunächst entstand ein neuer Demenz-Wohnbereich, nun wurde die Außenanlage
zu einem „Garten der Sinne“ umgestaltet: mit einer Kräuter-Schnecke,
Blumen-Inseln und einer Holzdieme
(Schober). Handgefertigt am Eingang:
ein hölzernes Buch mit aufgeschlagenen Seiten und geschnitztem Text.
Radeln hält länger fit
„Fahrräder habe ich mein ganzes
Leben lang repariert“, sagt Werner
Tech, 83, einst Kraftfahrer. Erst die
eigenen, dann die der Enkel – und
nun im Kursana Domizil Greifswald.
Seine Hobbyidee: alte Fahrräder
wieder herrichten. Domizil-Direktor Hartmut Grotehans: „Toll. Wer
aktiv ist, bleibt länger fit – geistig
und körperlich.“
29
Aus den Residenzen
Residenzen haben einen hotelähnlichen Charakter, es gibt Ein- bis DreiZimmer-Appartements. Bei Bedarf
steht eine Vielzahl an Serviceleistungen zur Verfügung – bis zur Pflege
im Appartement oder im integrierten Pflegewohnbereich mit komfortablen Einzel- und Doppelzimmern.
Afrikanische Reise im Kopf
ter führten ihre Handwerkskünste
vor, außerdem waren u. a. eine alte
Apfelschäl- und Speiseeismaschine in Betrieb: Der „Erste Handwerkermarkt“ im weitläufigen Park der
Kursana Residenz Bad Pyrmont zeigte viel zum Staunen und zum Anfassen. „Das kenne ich alles noch von
meinen Eltern“, sagte eine Bewohnerin mit leuchtenden Augen.
Fangemeinde für Vorleserin
Fast ein Jahrzehnt war sie die „Vorleserin“ in der Kursana Residenz
Krefeld und hatte eine regelrechte
Fangemeinde: Dr. Elisabeth Goergens, 95. Für den Literaturkreis des
Hauses traf sie eine vielfältige Auswahl – ob Seemannsgarn, Berliner
Geschichten oder „Nero Corleone“
von Elke Heidenreich – und bewies
dabei immer Sinn für das AußergeDie Trommel rief: Heiße Rhythmen wöhnliche. Jetzt, sagt sie, fordere
und exotische Spezialitäten servier- das Alter seinen Tribut …
te die Kursana Residenz Regensburg
bei einem afrikanischen Nachmittag.
„Auch wenn das reale Reisen vielen
Bewohnern zu anstrengend geworden ist – mit den Augen und Gaumen schweift es sich immer noch
hervorragend in die Ferne“, meinte
Direktor Thomas Roth. Der musikalische Hochgenuss animierte sogar
einige zu einer flotten Tanzeinlage.
Alte Handwerkskünste hautnah
Eine Spinnerin mit ihrer mobilen
Spinnwerkstatt und ein StuhlflechKlassik neu mit Balalaika
Als herausragender Interpret für die
Balalaika gilt der in Moskau lebende
Star-Virtuose Professor Andrej Gorbatschow. Zusammen mit seinem
Klavierbegleiter Lothar Freund gab
er eines seiner Deutschland-Konzerte in der Kursana Residenz Fürth.
Das Repertoire setzt sich aus allen
30 I Aus den Häusern
Stilepochen der klassischen Musik
zusammen – vom Barock über die
Romantik bis hin zu zeitgenössischen
russischen Kompositionen.
Lese-Spaziergang an der Oder
„Heute nehmen wir die Oder durch“,
lautet der Buchtitel über „Heiteres
und Besinnliches“ aus der Heimat
der gebürtigen Breslauerin (polnisch:
Wroclaw) Elisabeth Franz, 87. Sie
lebt seit 2012 in der Kursana Residenz Prien. Die ehemalige Pädagogin will mit ihrem Buch dazu anregen, im Kopf „einen Spaziergang an
der Oder zu machen“.
Bobinger Musikantenstadl
Wer anderen Freude schenkt, tut sich auch selbst etwas Gutes. Das erfahren
Tag für Tag die zahlreichen Ehrenamtler bei Kursana. Zum Beispiel Hartmut Schütze.
„Im Frühtau zu Berge …“ sikalischen Familie und habe schon
schallt es durch das Restaurant im als Kind gern gesungen“, erzählt er.
Kursana Domizil Bobingen. Aus vol- Heute ist Hartmut Schütze Mitglied
ler Kehle haben die Bewohner das eines Gospelchors und der Kantorei
alte Volkslied angestimmt. Ganz vor- Bobingen/Schwabmünchen, mit der
ne steht „Vorsänger“
er auch Weihnachts„…
es
ist
schön,
Hartmut Schütze, 74.
konzerte im Kursana
Er gibt den Ton an bei das weiterzugeben“ Domizil gibt. „Wenn
den regelmäßig stattman etwas kann, ist
findenden Chorstunden. Mit vollem es doch schön, das weiterzugeben“,
Körpereinsatz ist er bei der Sache: Im sagt er lächelnd.
Takt wippend geht Hartmut Schütze
durch den Raum, setzt sich an jeden Bei der Gesangsstunde im Kursana
Tisch, nimmt den ein oder anderen Domizil geht es derweil immer fröhfreundlich in den Arm – und singt. licher zu. Es wird gelacht, geklatscht
und sogar das ein oder andere TänzDie Sangesfreude steckt an. „Es chen aufs Parkett gelegt. Beim alten
macht einfach Spaß“, sagt der ge- Paul-Kuhn-Hit „Es gibt kein Bier auf
bürtige Dresdner, der seit 1994 in Hawaii“ – Hartmut Schütze schwingt
Bobingen lebt. Vor rund anderthalb dazu gekonnt die Hüften – wird der
Jahren hatte er die Idee, seine Lei- Text sogar erweitert: „Drum fahr’n
denschaft für den Gesang mit den wir nicht nach Hawaii, drum bleib’n
Senioren zu teilen. Im Kursana Domi- wir … in Bobingen“, heißt es nun zum
zil wurde er mit offenen Armen auf- Schluss.
genommen. Direktor Klaus Ponkratz,
43: „Hartmut Schütze hat nicht nur
eine schöne Stimme – er kann die
Menschen auch richtig mitziehen.“
Das Talent wurde dem pensionierten Diplomingenieur in die Wiege gelegt: „Ich stamme aus einer muDie Sangesfreude von Hartmut
Schütze steckt an – und die Liedtexte kennen die meisten ohnehin
auswendig
Zwölf Millionen Helfer
„Das größte Geschenk, das unser Land
sich selber gemacht hat“, nannte Bundespräsident Joachim Gauck die Ehrenamtlichen. „Sie helfen Menschen, besser zu
leben.“ Mehr als zwölf Millionen Bürgerinnen und Bürger sind in Deutschland ehrenamtlich tätig – viele davon auch in den
Kursana Villen, Residenzen und Domizilen. Denn zur Betreuung der Bewohner bedarf es nicht nur qualifizierter, engagierter
Mitarbeiter. Jeder, der ein wenig Zeit übrig
hat, kann bei Kursana ehrenamtlich seine Fähigkeiten und Interessen einsetzen –
und anderen das Leben lebenswerter machen. Immer mehr Menschen nutzen auch
die Möglichkeit, zunächst in die ehrenamtliche Arbeit hineinzuschnuppern, bevor sie
sich regelmäßig engagieren. Alle KursanaHäuser stehen Interessenten offen.
Lebens-Lieder
Musik weckt Emotionen und Erinnerungen, sie schenkt Lebensfreude. Beim Projekt
„Klang und Leben“ musizieren bekannte Rockmusiker mit demenziell erkrankten
Menschen. Eindrücke aus der Kursana Villa Bonn.
Ingrid Walther, 87, wippt mit re Prominente an anderen Auftritts- sche Zeitreise und öffnen mit bekannden Füßen im Rhythmus der Musik. orten ist er gekommen, um das Pro- ten Liedern die Türen zur Erinnerung.
Eine andere Seniorin hat die Hand jekt zu unterstützen. Zudem möchte „Ich habe immer gerne getanzt. Mein
von Sänger Oliver Perau gegriffen und er sich einen Eindruck verschaffen, Mann und ich sind viel ausgegangen“,
tanzt mit ihm durch das Kaminzimmer. was professionelle Musiker im Seni- lächelt Ingrid Walther versonnen, als
Ausgelassen und froh ist die Stim- orenheim bewirken können. „Ich bin Graziano Zampolin sie anspricht.
mung. „Sag mir quanhier als interessier­ter
„Die
Lebensfreude
do, sag mir wann …“,
Laie“, sagt der 63-Jäh- Die positiven Effekte sind wissensingt der Leadsänger
rige, dessen Mutter schaftlich belegt. Die Musik hilft,
wird geweckt“
der Rockgruppe „Terry
auch an Demenz er- Orientierung im Gedächtnis zu finHoax“ ins Mikrofon. „… sag mir quan- krankt war. Was Niedecken erlebt, den, weil musikalische genauso wie
do, quando, quando, ich dich wieder- gefällt ihm: „Man sieht, wie die Men- emotionale Erinnerungen besonders
sehen kann“, stimmen die Senioren schen Spaß haben. Die Lebensfreu- lange erhalten bleiben. Die Wirkung
ein. Beim Text des Schlagers aus den de wird geweckt.“
geht aber noch weiter. „Das Klima im
1950er Jahren sitzt jede Zeile. Und
Haus wird wirksam verändert. Das
das, obwohl ein Großteil der Zuhö- Genau darum geht es beim Projekt strahlt auf alle aus“, sagt Professor
rer demenziell erkrankt ist.
„Klang und Leben“, das von Rockmu- Eckart Altenmüller von der Musiksiker Rainer Schumann („Fury in the hochschule Hannover, der das ProAuch bei Liedern wie „Bel Ami“ oder Slaughterhouse“) und
jekt wissenschaftlich
„Ich
habe
immer
„Caprifischer“ muss kaum jemand dem Demenzexperten
begleitet. Für die Seim Publikum einen Blick auf die Text- Graziano Zampolin im
nioren zählt an diegerne getanzt“
blätter werfen. Eine Ausnahme ist Sommer 2013 ins Lesem Nachmittag nur
Wolfgang Niedecken, Rocklegende ben gerufen wurde. Musiker begeben der Moment. „Wunderschön!“, sagt
der Gruppe „BAP“. Wie viele weite- sich mit den Senioren auf musikali- Walter Blum, 84, immer wieder.
32 I Die Betreuung
Zum Tänzchen angeregt: Musik aus der
Vergangenheit weckt
Erinnerungen­und die
Lebensgeister – davon
sind (rechtes Foto v.l.n.r.)
Wolfgang Niedecken,
Rainer Schumann und
Villen-Direktor Carsten
Weyand überzeugt
Rainer Schumann: „Wir erleben, wie sich die Menschen öffnen“
Als Schlagzeuger der Rockband „Fury in the Slaughterhouse“ stürmte Rainer Schumann, 50, die Charts und
füllte große Hallen. Seit 2013 widmet er sich dem Projekt „Klang und Leben“ und tourt mit professionellen
Musikern durch Senioreneinrichtungen.
der schon lange nicht mehr gesprochen hat, singt plötzlich
ganze Strophen. Das zu erleben, rührt mich jedes Mal.
Das ist auch für uns Musiker eine sehr schöne Erfahrung.
Wie erleben Sie die Veranstaltungen?
Wir erleben, wie sich die Menschen öffnen. Manchmal
sieht man das nur in den Augen, manchmal springt jemand spontan auf und fängt an zu tanzen. Oder jemand,
Wie wählen Sie die Lieder aus?
Wir greifen zurück auf die Lieder aus der aktiven Zeit
der Senioren. Aus einer Zeit, als die richtig Party gemacht haben.
Gab es eine herausragende Begebenheit?
Einmal war ein Mann im Publikum, der stark dement
Wie sind Ihre Erfahrungen?
war und vergessen hatte, dass er früher Gitarre gespielt
Es ist überwältigend, wie viel Zuspruch wir bekommen. hat. Wir haben ihm eine Gitarre in die Hand gegeben,
Der Kreis derjenigen, die das Projekt unterstützen, erst hat er sie gestreichelt. Dann hat er sich langsam
wächst immer mehr. Fast jeder hat einen Bezug zu dem erinnert und gespielt. Das war, wie einer Blume dabei
Thema Demenz. Unsere Idee funktioniert. Das ist toll. zusehen, wie sie aufgeht.
Wolfgang Niedecken: „Gefühle wurden wichtiger“
Gerade für nahe Angehörige ist es eine Herausforderung, mit einer Demenzerkrankung von Vater, Mutter
oder Partner umzugehen. Das bestätigt auch BAP-Gründer Wolfgang Niedecken, 63, dessen Mutter an Parkinson und Alzheimer erkrankt war.
gestorben ist. In der Zeit hat sich viel verändert. Meine Mutter war immer sehr couragiert gewesen. Sie war
Chef im Ring. Es war für mich bitter, mitanzusehen, wie
das nachgelassen hat. Sie wurde dann immer kleiner.
Gab es auch gute Momente?
Was bedeutete die Erkrankung für Sie als Sohn?
Ich hatte mit meiner Mutter eigentlich immer gute MoIch musste erst lernen, was überhaupt Alzheimer ist. mente. Meine Mutter war sehr positiv. Das Altersheim,
Da wusste ich sehr wenig drüber. Aber ich wusste auch in dem sie ihre letzten Jahre verbracht hat, war von uns
nicht, was ein Schlaganfall ist, bis ich selbst einen hatte. keine hundert Meter entfernt. Wir sind mit der ganzen
Familie hingegangen. Ich habe gemerkt, dass die Gefühle
Was war besonders schwierig für Sie?
wichtiger wurden. Auch wenn die Erinnerung allmählich
Meine Mutter hat drei oder vier Jahre gelitten, ehe sie verblasste, sie spürte das Vertraute. Gefühle bleiben.
33
Die Pflegereform
Was sich ab 1. Januar 2015 ändern soll
Mitte Oktober fand im Bundestag die abschließende Lesung zur Pflegereform statt. Die Reform sieht zwei
Stufen vor: Ab 1. Januar 2015 sollen erste Maßnahmen für bessere Pflegeleistungen gelten. Ab 2017 sollen die
Pflegestufen durch Pflegegrade ersetzt werden.
Wie der Versicherungs- Wer mehr Geld
beitrag steigt
bekommen wird
Der Pflegeversicherungsbeitrag wird ab 1. Januar­
2015 um 0,3 Prozent steigen, später
noch einmal um 0,2 Prozent.
Dadurch sollen sich die Leistungen für Pflegebedürftige
verbessern. Insgesamt fünf
Milliarden Euro stehen dann
dafür zur Verfügung.
Geplante Leistungen bei vollstationärer Pflege
Stufe der
Leistungen
Leistungen ab
Pflegebedürftigkeit 2014 pro Monat 2015 pro Monat
(in Euro)
(in Euro)
Pflegestufe I
1.023
1.064
Pflegestufe II
1.279
1.330
Pflegestufe III
1.550
1.612
Härtefall
1.918
1.995
34 I Rat und Tat
Insgesamt soll es durch die zusätzlichen Einnahmen der gesetzlichen Pflegeversicherung ab 2015
eine höhere Beteiligung der Pflegekassen an den
Kosten geben. Vorgesehen sind auch Verbesserungen für pflegende Angehörige und mehr Personal in Pflegeheimen. Pflegende Angehörige
sollen entlastet und besser unterstützt
werden. Die Vereinbarkeit von
Pflege und Beruf wird aufgewertet, dazu gibt es eine
zehntägige Lohnersatzleistung bei Pflege eines Angehörigen. Das Pflegegeld für häusliche
Pflege steigt zum Beispiel in der Pflegestufe I auf 244 und in der Stufe III auf 728 Euro.
Hinzu kommen steigende Sachleistungen, die
auch für die Hilfe durch einen ambulanten Pflegedienst eingesetzt werden können.
Außer­dem werden die Leistungen der Pflege­kasse
bei vollstationärer Pflege steigen: auf 1.064 Euro
in Pflegestufe I, auf 1.330 Euro in Pflegestufe II
und auf 1.612 Euro in Pflegestufe III, in Härtefällen bis auf 1.995 Euro (siehe Tabelle). Wer in einer Senioreneinrichtung in Tagespflege (siehe
Seite 23)­betreut wird, kann „teilstationäre Leistungen“ in Anspruch nehmen. Sie steigen zum
Beispiel in Pflegestufe III auf bis zu 1.612 Euro;
neu sind Leistungen in Pflegestufe 0 für Menschen mit Demenz.
Wozu das zusätzliche Wie vorüber­gehende
Geld noch dienen soll Pflege unterstützt wird
Schließlich sollen gesetzliche
und finanzielle Voraussetzungen geschaffen werden, damit
in den Pflegeeinrichtungen –
wie bei Kursana – zusätzliche
Betreuungskräfte eingestellt
werden können. Geplant ist,
deutschlandweit ihre Zahl von
derzeit 25.000 auf 45.000 zu
erhöhen. Insgesamt soll für
die stationäre Pflege eine
Milliarde Euro mehr ausgegeben werden.
In dieser ersten Stufe der Pflegereform soll ab 2015
auch der Ausbau von Kurzzeit-, Verhinderungs-, Tagesund Nachtpflege erfolgen. Macht die private Pflegeperson Urlaub oder ist sie durch Krankheit vorübergehend an der Pflege gehindert, übernimmt die
Pflegeversicherung die Kosten einer
Ersatzpflege. Ab 2015 ist eine Ersatzpflege bis zu sechs Wochen (jetzt vier
Wochen) pro Kalenderjahr möglich. Außerdem können bis zu
50 Prozent des Leistungsbetrags
für Kurzzeitpflege (das sind bis
zu 806 Euro) zusätzlich für Verhinderungspflege ausgegeben werden.
Was sich zusätzlich ab 2017 ändert
Ab 2017 soll in der zweiten Stufe der Pflegereform ein
neuer Pflegebedürftigkeits-Begriff eingeführt werden.
Die Kritik am bisherigen System lautet, dass Pflegebedürftige geringere Pflegeleistungen erhalten, als
sie eigentlich bräuchten. Künftig werden neben körperlichen Einschränkungen auch geistige Einschränkungen – wie bei demenziell Erkrankten – einbezogen. Anstelle der bisherigen drei Pflegestufen sollen
deshalb fünf Pflegegrade treten. Statt
wie bisher den Fokus auf die Zeit zu
legen, die ein Betroffener Hilfe benötigt, will man künftig differenzierter vorgehen. So
soll in acht Bereichen
festgestellt werden, inwiefern der Patient Hilfe braucht, und danach
entschieden werden.
Wie Pflegebedürftigkeit gemessen werden soll
Für die Pflegebedürftigkeit soll der Hilfsbedarf anhand
von mehr als 70 Einzelkriterien geprüft werden: von
Mobiltät bis hin zur Fähigkeit, sich selbst zu versorgen und mit altersüblichen Krankheiten umzugehen.
Auch das Alltagsleben und soziale Kontakte sowie außerhäusliche Aktivitäten werden hinterfragt. Letztendlich wird geklärt, inwiefern der Haushalt selbständig
geführt werden kann. Das alles
soll den fachlichen Rahmen für
die daraus folgende professionelle Pflege bieten – wenn der Gesetzgeber nach vielen Jahren der
Diskussion diesen Teil der Reform auch tatsächlich umsetzt.
35
Düfte für die Seele
Aromapflege kann das Wohlbefinden steigern, Schmerzen lindern
und Krankheiten vorbeugen. Die Bewohner der Kursana Villa Hannover
begeben sich mit Düften auch auf „Reisen nach Innen“.
Leise klassische Musik erfüllt der ätherischen Öle auf Körper und nerin Edith Bertram konnte mehrfach
den Raum, die Senioren schwenken Seele des Menschen. „Aromapflege von der Anwendung der ätherischen
bunte, mit ätherischen Ölen beträu- ist Kommunikation ohne Worte“, sagt Öle profitieren: „Eine Massage der
felte Tücher. Langsam breitet sich im der 51-Jährige. „Über
Thymusdrüse mit Myr„Ich weiß, dass
Festsaal der Kursana Villa Hanno- die Berührung erfahte und Neroliöl half mir
ver ein Duft aus Lavendel und Zimt ren unsere Bewohner
vor einer Herz-Operadie Öle wirken“
mit herb-fruchtigem Unterton aus. Wertschätzung, und
tion über die Anspan„Lassen Sie sich auf die Reise mit- der Duft vermittelt ihnen ein Wohl- nung hinweg. Und dank Lavendelöl
nehmen“, sagt Direktor Rainer Früh- gefühl. Auf diesem Weg kann man ist die Wunde schnell verheilt.“
sammer, 51. „Woran erinnert Sie die- auch Sterbenden Halt und Sicherser Duft?“ Karl-Heinz Haider hat die heit geben.“ Seit drei Jahren schult Am Ende der 30-minütigen DuftmeAugen geschlossen und atmet tief der ausgebildete Aromatherapeut ditation mit der belebenden Kompoein und aus. Er lächelt. „In der Weih- seine Mitarbeiter, und die Bilanz der sition aus Lavendel, Zimt und Zitronachtszeit habe ich immer zusam- Aromapflege kann sich sehen las- nenbasilikum ist Edith Bertram, 89,
men mit meiner Frau
sen: Seither brauch- gelöst und gut gelaunt. „Ich weiß,
„Den
Duft
hatte
ich
für unsere Kinder und
te kein Beruhigungs- dass die Öle wirken“, sagt sie und
Enkel zehn verschiede- tagelang in der Nase“ mittel mehr verabreicht strahlt.
ne Sorten Plätzchen
zu werden. Als Schlafgebacken“, schwärmt der 90-Jähri- mittel reichen den Bewohnern fast
ge. „Den wunderbaren Duft der Ge- immer zwei Tropfen Lavendelöl auf
würze hatte ich lange in der Nase.“ dem Kopfkissen. Rainer FrühNur wenige Tropfen der ätherischen
sammer leitet inzwischen die
Öle reichen: „Aromapflege ist
Wohltuende Gerüche sind für die Be- Kursana Residenz Prien. In
Kommunikation ohne Worte“
wohner der Villa ständige Begleiter Hannover ist Christine Renim Alltag. Schon am Eingang hüllt nekamp seine Nachfolgerin.
sie ein Orangenöl, das die elektrischen Duftlampen auf den Gängen Karl-Heinz Haider schwört
verströmen, in einen wohlig duften- bei der Aromapflege auf die reden Mantel. Bei der Pflege werden gelmäßige Massage seines Armes
Aromaöle beim Waschen, Einreiben mit Geraniumöl. „Daund Massieren benutzt.
durch macht mir meine Kriegsverletzung
Rainer Frühsammer beschäftigt sich weniger zu schaffen“,
sein halbes Leben lang mit der Wirkung sagt er. Auch Bewoh36 I Rat
Rubrik
undxyz
Tat
So entfalten Aroma-Öle ihre Wirkung
Für die Aromatherapie werden nur naturreine Öle in Bio-Qualität verwendet. Bei
Hautkontakt sollte die Verträglichkeit zuerst mit einem Tropfen in der Ellenbeuge
getestet werden.
Anwendung pur – Eine Schläfenmassage
mit kühlender Ackerminze („Japanisches
Heilpflanzenöl“) wirkt bei Verspannungen, Kopfschmerzen und Stress Wunder.
Lavendel (Lavandula Angustifolia) ist das
Erste-Hilfe-Mittel bei Brandblasen und
Wunden. Durch seine ausgleichende Wirkung fördert Lavendel den Schlaf. Eine Beduftung der Einlagen bei Inkontinenz mit
zwei Tropfen Lavendelöl schützt die Haut
und beugt Geruchsbildung vor.
Pflegeöle für Massagen – Für Massagen
gibt es Öl-Mischungen. Mit der Mischung
Aromapflegeöl mit Johanniskraut und Lavendel können betroffene Stellen zwei-
mal täglich eingerieben werden, um ein
Sich-wund-Liegen vorzubeugen. Das Pflegeöl zur „Revitalisierung der Haut“ mit Immortelle und Cistrose hilft bei Prellungen.
Eine Handmassage mit dem Pflegeöl zum
„Wohlfühlen“ mit Geranium und Weihrauch hält die Finger schön beweglich.
Waschungen und Bäder – Wenige Tropfen Lavendelöl im Waschwasser entspannen Haut und Gemüt. Im Sommer
erfrischt maximal ein Tropfen eines Zitrusduftes im Wasser. Männer bevorzugen oft
das kühlende Aroma von Weißtanne oder
Fichte. Zwei Tropfen Rosmarinöl und ein
Schuss Milch oder Sahne als Emulgator
im Fußbad beleben schwere Füße.
Duftlampe – Alle Zitrusdüfte erfrischen und
klären den Geist. Grapefruit, Limette und
Basilikum regen den Appetit an. Iris, Rose
oder Weihrauch unterstützen bei Trauer.
37
Rätseln & Gewinnen
Kennen Sie des Rätsels Lösung?
Dann schicken Sie eine Postkarte an:
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F
s
H
O
38
Ga
R
K
Herzlichen Glückwunsch! Herr Andreas Vette aus WeißOder: Geben Sie Ihre Postkarte einfach an der Rezep- wasser ist der Gewinner der letzten Ausgabe. Das
tion einer der Kursana-Einrichtungen ab.
­Lösungswort lautete „Windrose“.
Einsendeschluss ist der 28. Februar 2015.
Z
T
Standorte
Deutschland
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Grimmen Greifswald
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Wedel
Hamburg Stavenhagen
Torgelow
Oststeinbek
Stralendorf
Reinbek
Rastow
Buchholz
Bremen
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