Profilentwurf - Institut für Aerodynamik und Gasdynamik
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Profilentwurf - Institut für Aerodynamik und Gasdynamik
Profilentwurf Wintersemester 2008 / 2009 Skript zu Vorlesung und Seminar Dr.–Ing. Thorsten Lutz [email protected] Das vorliegende Skript stellt keine vollständige Abhandlung der in der Vorlesung besprochenen Sachverhalte dar. Es soll vom Mitschreiben entlasten, damit in der Vorlesung mehr Zeit zur Diskussion der aerodynamischen Phänomene sowie der Berechnungsmethoden verbleibt. Dabei sollte das Skript während der Vorlesung mit zusätzlichen Erläuterungen ergänzt werden. Inhaltsverzeichnis Symbolverzeichnis iii 1 Einleitung 1.1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . 1.2 Geometrische Parameter eines Profils . . 1.3 Definition von Auftrieb, Widerstand und 1.4 Aerodynamische Beiwerte . . . . . . . . 1.5 Ähnlichkeitszahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 2 4 5 5 2 Reibungsfreie Profilumströmung 2.1 Stromlinienverlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Potentialtheoretische Geschwindigkeits- und Druckverteilung . . . . . . . . . . . 7 7 7 . . . . . . . . . . . . Moment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Reibungsbehaftete Profilumströmung 3.1 Ausbilden einer Grenzschicht . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Grenzschichtzustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Laminar-turbulenter Grenzschichtumschlag . . . . . . 3.4 Grenzschichtablösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Laminare Ablöseblase . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Zusammenfassung der wichtigsten Grenzschichteffekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 10 11 12 13 14 15 4 Darstellung von Profilbeiwerten in Polardiagrammen 4.1 Die Laminardelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Maximalauftrieb und Abreißverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Übungsaufgabe zum Polardiagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 17 19 20 5 Einfluß wesentlicher Parameter auf die Profileigenschaften 5.1 Einfluß der Profildicke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Einfluß der Dickenrücklage . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Einfluß der Profilwölbung . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Einfluß eines Klappenausschlages . . . . . . . . . . . . . 5.5 Einfluß der Re-Zahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Einfluß von Verschmutzungen und Rauhigkeiten . . . . . . . . . . 23 23 25 26 27 28 31 . . . . . . . 34 34 35 36 37 38 42 44 6 Das 6.1 6.2 6.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Profilprogramm von R. Eppler Programme zum Entwurf subsonischer Profile . . . . . . . . . . Nachrechenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwurfsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3.1 Grundprinzip des Entwurfsverfahrens . . . . . . . . . . 6.3.2 Abschnittsweise Vorgabe der Geschwindigkeitsverteilung 6.3.3 Vorgabe der Hauptdruckanstiegsgebiete . . . . . . . . . 6.3.4 Der Schließungsanteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhaltsverzeichnis ii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 46 46 49 50 51 51 53 54 58 58 58 59 61 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 62 64 66 68 69 8 Tragflügelprofile für Segelflugzeuge 8.1 Starrprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2 Wölbklappenprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 71 74 9 Literaturempfehlungen und Links 77 Literaturverzeichnis 79 6.4 6.5 6.6 6.7 6.3.5 Hinterkanteniteration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berechnung laminarer und turbulenter Grenzschichten . . . . . . . . . . . 6.4.1 Integrales Grenzschichtverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4.2 Ermittlung des laminar-turbulenten Grenzschichtumschlages . . . 6.4.3 Widerstandsermittlung und Erfassung von Ablöseblasen . . . . . . Einführung in die Programmbedienung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5.1 Programmodule und Programmsteuerung . . . . . . . . . . . . . . 6.5.2 Vorgabeparameter für das Nachrechen- und das Entwurfsverfahren 6.5.3 Hinweise auf spezielle Programmoptionen . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zum Profilentwurf mit dem Profilprogramm nach Eppler . . . . 6.6.1 Verändern von Profilwölbung und -dicke . . . . . . . . . . . . . . . 6.6.2 Abbau von Saugspitzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.6.3 Realisierung von Umschlagsrampen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übungsaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Anmerkungen zur Auslegung von Laminarprofilen 7.1 Laminarer Teil des Profils . . . . . . . . . . . . 7.2 Gestaltung des Hauptdruckanstieges (HDA) . . 7.3 Turbulatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Instabilisierungsstrecken und Umschlagsrampen 7.5 Wölbklappenprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Symbolverzeichnis iii Symbolverzeichnis Lateinische Buchstaben Symbol Einheit Bedeutung A A b c c ca cd cD cf cl cm cp cw d f f F H12 , H32 KH KR l m M Ma M a∞ n n nkrit. N p q∞ [N ] [m] [m] [m] [m/s] [−] [−] [−] [−] [−] [−] [−] [−] [m] [m] [Hz] [m2 ] [−] [−] [−] [m] [kg] [N m] [−] [−] [m] [−] [−] [−] [N/m2 ] [N/m2 ] Auftrieb Amplitude Spannweite chord (Profiltiefe) Schallgeschwindigkeit Auftriebsbeiwert drag coefficient (Widerstandsbeiwert) Dissipationskoeffizient Wandschubspannungsbeiwert lift coefficient (Auftriebsbeiwert) Momentenbeiwert Druckbeiwert Widerstandsbeiwert Profildicke Profilwölbung Frequenz (Flügel)-Fläche Formparameter Schließungsanteil Summe der Schließungsanteile Profiltiefe Masse Moment Mach-Zahl Anström-Machzahl Wandnormalenabstand Anfachungsfaktor kritischer Anfachungsfaktor Anzahl der Profilkoordinaten statischer Druck Staudruck Symbolverzeichnis Re s S t Tu U, V, W Ue , Uδ U∞ W x, y, z xd xf [−] [m] [m2 ] [m] [−] [m/s] [m/s] [m/s] [N ] [m] [m] [m] iv Reynolds-Zahl Bogenlänge (Flügel)-Fläche Profiltiefe Turbulenzgrad Geschwindigkeitsbetrag Geschwindigkeit am Außenrand der Grenzschicht Anströmgeschwindigkeit Widerstand Komponenten des kartesischen Koordinatensystems Dickenrücklage Wölbungsrücklage Griechische Buchstaben Symbol Einheit Bedeutung α αi∗ αI δ δ δ1 δ2 δ3 ϕ ϕi η λ µ ν νi ρ τ τW ω ξ, η ζ [◦ ] bzw. [rad] [◦ ] [1/m] [−] [m] [m] [m] [m] [◦ ] bzw. [rad] [−] [◦ ] [−] [−] [m2 /s] [−] [kg/m3 ] [N/m2 ] [N/m2 ] [−] [−] [−] Anstellwinkel (Winkel zwischen Anströmrichtung und Sehne) Entwurfseingabeparameter Anfachungsrate relative Profildicke Grenzschichtdicke Verdrängungsdicke Impulsverlustdicke Energieverlustdicke Winkelkoordinate Abschnittsgrenze in der Zylinderebene ζ Klappenwinkel normierte Länge des Hauptdruckanstieges Konkavität des Hauptdruckanstieges kinematische Zähigkeit normierte Abschnittsgrenze in der Zylinderebene ζ Dichte Schubspannung Wandschubspannung Betrag des Hauptdruckanstieges komplexe Koordinaten in der Zylinderebene ζ komplexe Zylinderebene Tiefgestellte Indizes Symbolverzeichnis Symbol Bedeutung i L min max R S T Nummer der Abschnittsgrenze leading edge (Vorderkante) Minimalwert Maximalwert reattachment (Wiederanlegepunkt) separation (Ablösepunkt) transition (Umschlagspunkt) Hochgestellte Indizes Symbol Bedeutung ∗ vom Anwender vorgegebene Entwurfseingabedaten Entwurfseingabedaten für die Profilunterseite ¯ Abkürzungen Symbol Bedeutung HDA IT M OD OS RSM US Hauptdruckanstieg Modus der Hinterkanteniteration Oberseite recovery specification mode (Modus zur Auswahl der HDA-Parameter) Unterseite v 1 Einleitung 1.1 Vorbemerkungen SB-10 HKS 3 fs-24 Pho¤nix RJ-5 D 30 Cirrus Die aerodynamischen Charakteristika eines Tragflügels werden neben der Wahl des Grund- 60 risses und der Schränkung maßgeblich durch die Eigenschaften der Profilschnitte bestimmt. 50 Die Profile bestimmen die Eigenschaften direkt bei schwach gepfeilten wenig geschränkten Trag- 40 flügeln großer Streckung. Ein typisches Beispiel A W ist der Tragflügel eines Segelflugzeuges. Beim 30 aerodynamischen Entwurf von Segelflugzeugen kommt der Auslegung der Profile daher stets ei20 Holz / konventionelles Profil ne zentrale Bedeutung zu. Die Profile moderHolz / NACA 6-er Serie ner Segelflugzeuge sind äußerst leistungsfähig GFK / Eppler, FX Profile 10 und weisen durch die Maximierung der lamiCFK / Eppler, FX, HQ, DU Profile naren Laufstrecken ein extrem niedriges Widerstandsniveau auf. Der Entwurf eines derartigen 1940 1950 1960 1970 1980 1990 Laminarprofils stellt eine besonders spannende Abb. 1.1: Fortschritte bei der Entwicklung der LeiAufgabe dar. Der Schwerpunkt der Vorlesung stungsfähigkeit von Segelflugzeugen Profilentwurf“ liegt in der Diskussion von Aus” legungsaspekten von Laminarprofilen für den subsonischen Geschwindigkeitsbereich, die für vielfältige Anwendungen vom Modellflugbereich über Windturbinen bis zu Flugzeugen der Allgemeinen Luftfahrt relevant sind. Die Beispiele im Skript orientieren sich dabei häufig an Anwendungen für den Segelflugzeugbereich, da hier besonders umfangreiche Arbeiten und Erfahrungen sowie eine Vielzahl experimenteller Untersuchungen vorliegen. Üblicherweise geht man beim Entwurf von Profilen nicht so vor, daß man die Kontur solange geometrisch modifiziert, bis die Nachrechnung die gewünschten Profileigenschaften liefert. Vielmehr gibt der Entwickler, auf direkte oder indirekte Weise, eine gewünschte Geschwindigkeitsverteilung vor, da diese zusammen mit der Re-Zahl direkt die Grenzschichtentwicklung und damit die aerodynamischen Eigenschaften bestimmt. Manchmal wird auch die Entwicklung bestimmter Grenzschichtparameter vorgegeben und die zugehörige Geschwindigkeitsverteilung ermittelt. Die zugehörige Profilkontur wird dann mit Hilfe sogenannter inverser“ Berechnungs” methoden berechnet. Dabei sind gewisse Abweichungen von der gewünschten Druckverteilung zu tolerieren um eine geschlossene Kontur mit vernünftiger“ Hinterkantenform zu erhalten. Die ” geeignete Vorgabe der Geschwindigkeitsverteilung im Hinblick auf vorgegebene Profileigenschaften erfordert viel Erfahrung und darüberhinaus die Kenntnis spezifischer Besonderheiten und Schwächen der zur Berechnung der Polaren verwendeten Programme. Durch die Entwicklung derariger inverser Verfahren in Verbindung mit Methoden zur Berechnung der Grenzschicht wurde der zielgerichtete Entwurf von Profilen mit vorgegebenen aerodynamischen Eigenschaften ermöglicht. Der hierdurch erzielte Fortschritt läßt sich am Beispiel 1 1.2 Geometrische Parameter eines Profils 2 der Entwicklung der Leistungsfähigkeit von Segelflugzeugen ablesen. Neben der Einführung von technischen Innovationen wie der Kunststoffbauweise, konnte nicht zuletzt durch die Verbesserungen bei den Profilen in den letzten 40 Jahren ganz erhebliche Fortschritte hinsichtlich der Leistungsfähigkeit erzielt werden, siehe Abb. 1.1. In den nachfolgenden Abschnitten sollen elementare Grundlagen der Profilaerodynamik sowie einige wichtige Aspekte des Profilentwurfs diskutiert werden. 1.2 Geometrische Parameter eines Profils Ein Profilschnitt“ ist zunächst als Schnitt ei” nes Tragflügels bei konstanter Spannweitenkoordinate y definiert. Stellt man sich einen ungeschränkten und ungepfeilten Flügel mit unendlicher Spannweite und unveränderlicher ProU∞ filierung vor, so ist die Umströmung jedes Profilschnittes identisch. Der Strömungszustand hängt in diesem Fall lediglich von den beiden Koordinaten x und z ab und es liegt somit eine zwei dimensionale Strömung vor. Zur Berechnung der Strömung muß die Spannweitenkoordinate nicht betrachtet werden. Nachfolgend soll ausschließlich die zweidimensionale Strömung U∞ um Profile batrachtet werden. Die Kontur eines Profils wird üblicherweise in Form von Tabellen angegeben. Eine Ausnahme bilden ältere Profile, wie beispielsweise die NACA Profile der 4er Serie (s.u.), deren Kontur analytisch beschreibbar ist. Die x- und zKoordinaten werden jeweils mit der Profiltiefe t U∞ normiert. z Gesamtprofil = x z Skelettlinie x z + Profiltropfen x Das Gesamtprofil kann, wie in Abb. 1.2 veranschaulicht, geometrisch aus einer Überlage- Abb. 1.2: Aufbau eines Profils aus Skelettlinie und Profiltropfen rung von Skelettlinie (Wölbungsverteilung) und Profiltropfen (Dickenverteilung) gebildet werden. Die Wölbung bestimmt dabei neben dem Anstellwinkel den Auftrieb während die Dickenverteilung die Druckverteilung entlang der Kontur definiert. Diese beiden Effekte wurden früher separat modelliert und berechnet (SkelettTheorie, Tropfentheorie) und anschließend superponiert. Die heutzutage in der Profilaerody- Abb. 1.3: Wesentliche geometrische Parameter eines Profils (entnommen aus [24]) namik eingesetzten Methoden, wie Panelverfahren oder CFD-Methoden erfassen durch Diskretisierung der Kontur des Gesamtprofils beide Effekte simultan. Skelettlinie und Profiltropfen sind folgendermaßen definiert: Skelettlinie: Die Skelettlinie des Profils ist die Verbindung der Mittelpunkte der in das Profil einbeschriebenen Kreise. Das (angestellte) Skelett repräsentiert den sogenannten 1.2 Geometrische Parameter eines Profils 3 antimetrischen Anteil von Geometrie und Strömungsfeld und bestimmt im wesentlichen den Auftrieb des Profils. Profiltropfen: Die in das Profil einbeschriebenen Kreise ergeben, wenn sie auf einer geraden Linie aufgereiht werden, die Dickenverteilung des Profils, auch Profiltropfen genannt. Er repräsentiert den symmetrischen Anteil. Die Form des Profiltropfens hat zunächst einen vernachlässigbaren Einfluß auf den Auftrieb, beeinflußt allerdings die Geschwindigkeits- bzw. Druckverteilung entlang der Profilkontur. Sehne: Die Sehne des Profils ist die Verbindung zwischen vorderstem und hinterstem Punkt des Profils. Sie muß nicht notwendigerweise mit der x-Achse des Koordinatensystems zusammenfallen. Die Grundform des Profils läßt sich durch die nachfolgend aufgelisteten und in Abb. 1.3 veranschaulichten geometrischen Parameter beschreiben. Diese Parameter haben bereits einen wesentlichen Einfluß auf die aerodynamischen Profileigenschaften. • Profiltiefe t • Profildicke d bzw. relative Profildicke δ = d/t = maximaler Durchmesser der einbeschriebenen Kreise • relative Dickenrücklage xd /t • Wölbung f bzw. relative Wölbung f /t = maximale Überhöhung der Skelettlinie über der Sehne • relative Wölbungsrücklage xf /t • Nasenradius ρ = Radius des kleinsten einbeschriebenen Kreises an der Profilvorderkante • Anstellwinkel α = Winkel zwischen Anströmrichtung und Profilsehne Beispiel: NACA Profile der 4er Serie Als Beispiel für Profile, die sich in AbhängigNACA 2412 keit der o.g. geometrischen Parameter beschreiben lassen, seien die NACA Profile der 4er Serie genannt [1]. Diese bereits 1932 veröffentlichten Profile wurden seinerzeit im Windkanal systematisch untersucht, um den Einfluß der genannNACA 0018 ten geometrischen Parameter auf die aerodynamischen Profileigenschaften zu untersuchen. Es sei angemerkt, daß diese älteren Profile bei Segelflugzeugen heute keine Rolle mehr spielen, bei Motorflugzeugen der Allgemeinen Luftfahrt jedoch nach wie vor verbreitet sind. Aufgrund Abb. 1.4: NACA Profile der 4er Serie der Vielzahl an verfügbaren und veröffentlichten Messungen sind diese Profile zur Studie der Profilaerodynamik allerdings nach wie vor wertvoll. 1.3 Definition von Auftrieb, Widerstand und Moment 4 Die Nomenklatur der aus 4 Ziffern aufgebauten Profilbezeichung ist wie folgt: • 1. Ziffer: relative Profilwölbung in % • 2. Ziffer: Wölbungsrücklage in 1/10 der Profiltiefe • 3.+4. Ziffer: relative Profildicke in % Das in Abb. 1.4 dargestellte Profil NACA 2412 weist somit eine relative Wölbung von 2%, eine rel. Wölbungsrücklage von 40% sowie eine rel. Dicke von 12% auf, während das Profil NACA 0018 ein symmetrisches Profil mit 18% relativer Dicke ist. Die Dickenverteilung läßt sich bei den NACA Profilen der 4er Serie analytisch berechnen: r x 2 x 3 x 4 x z d x = ±5 · 0.2969 − 0.126 · − 0.3516 · + 0.2843 · − 0.1015 · (1.1) t t t t t t t Die überlagerte Wölbungsverteilung setzt sich aus zwei Parabelabschnitten zusammen, wobei für die Skelettlinie vor dem Punkt maximaler Wölbung xf gilt: xf x x 2 f /t z · 2· = · − (1.2) t t t t (xf /t)2 Der Abschnitt nach der größten Wölbung ergibt sich demgegenüber zu: xf xf x x 2 f /t z · 1−2· = +2· · − t t t t t (1 − xf /t)2 (1.3) Durch das Zusammensetzen zweier Parabelabschnitte resultiert für die Skelettlinie je nach Wölbungsrücklage ein mehr oder weniger stark ausgeprägter Krümmungssprung, der Unregelmäßigkeiten in der Druckverteilung zur Folge hat. 1.3 Definition von Auftrieb, Widerstand und Moment ~ im Bei der Umströmung eines Profils entstehen aerodynamische Kräfte, deren Resultierende R sogenannten Druckpunkt“ angreift. Bezüglich dieses Punktes ist das resultierende Profilmo” ment Null. Die Lage des Druckpunktes ist abhängig vom Anstellwinkel und a priori nicht bekannt. In der Profilaerodynamik gibt man die Kräfte und Momente üblicherweise bezüglich des ~ es liegt jedoch i.A. ein endliches Mot/4-Punktes des Profils an. Hier wirkt dieselbe Luftkraft R, ment M vor. Diesem Moment wird ein positives Vorzeichen zugewiesen, wenn es in hecklastiger Richtung (anstellwinkelerhöhend) wirkt, siehe Abb. 1.5. Wie in der Vorlesung Flugzeug- und ” Flugkörperaerodynamik I“ ausführlicher diskutiert wurde, fällt im Unterschall der t/4-Punkt näherungsweise mit dem sogenannten Neutralpunkt“ des Profils zusammen, der als Punkt de” finiert ist, bezüglich dessen das Moment unabhängig vom Auftrieb ist. ~ wird in zwei KomDie Luftkraftresultierende R W ponenten aufgeteilt. Der Auftrieb A ist als A R Komponente senkrecht zur ungestörten An~ strömrichtung U∞ definiert und der Widerstand U∞ W repräsentiert den Anteil in Richtung von ~ ∞ . Der Auftrieb resultiert im wesentlichen U M aus Druckkräften während der Widerstand bei t/4 anliegender Strömung fast ausschließlich durch Reibungskräfte hervorgerufen wird. Abb. 1.5: Definition von Auftrieb, Widerstand und Moment beim Profil 1.4 Aerodynamische Beiwerte 5 1.4 Aerodynamische Beiwerte Die dimensionsbehafteten Kräfte und Momente eines Tragflügels sind proportional zum Quadrat der Anströmgeschwindigkeit U∞ , zur Dichte des Fluids ρ∞ sowie zur Flügelfläche F . Um die aerodynamischen Eigenschaften verschiedener Profile besser vergleichen zu können, führt man 2 und der dimensionslose Größen ein. Hierzu werden die Kräfte mit dem Staudruck q∞ = ρ2∞ U∞ Fläche, das Moment zusätzlich mit der Momentenbezugslänge, dimensionslos gemacht. Bei Profilen wählt man als Momentenbezugslänge die Profiltiefe t. Damit resultieren die nachfolgend definierten aerodynamischen Beiwerte“ die für 2D Profile mit einem kleinen Index gekennzeich” net werden sollen: Auftriebsbeiwert: ca = Widerstandsbeiwert: cw = Momentenbeiwert: cm = A (1.4) W (1.5) M (1.6) ρ∞ 2 U∞ F 2 ρ∞ 2 U∞ F 2 ρ∞ 2 U∞ F t 2 Der Momentenbeiwert ist dabei, wie im letzten Abschnitt beschrieben, üblicherweise bezüglich des t/4-Punktes definiert. 1.5 Ähnlichkeitszahlen Häufig wird man bei der aerodynamischen Auslegung und Leistungsabschätzung von Luftfahrzeugen auf vorhandene Messungen zurückgreifen. Windkanalversuche werden an Modellen durchgeführt, deren Größe normalerweise nicht dem Original entspricht. Es stellt sich die Frage, unter welchen Umständen die Ergebnisse der Modellabmessungen auf das Original übertragbar sind. Grundsätzlich lassen sich die Ergebnisse dann übertragen, wenn Modell und Original geometrisch und physikalisch ähnlich sind. Geometrisch ähnlich bedeutet, daß das Modell maßstäblich skaliert sein muß und alle Details des Originals enthälten. Die physikalische Ähnlichkeit ist erfüllt wenn die relevanten sogenannten Ähnlichkeitszahlen“ bei der Vermessung des Modells und beim ” Original übereinstimmen. Sind beide Bedingungen erfüllt, dann stimmen die aerodynamischen Beiwerte des Originals mit den am Modell gemessenen Beiwerten überein. Die dimensionsbehafteten Kräfte und Momente des Originals lassen sich dann aus den im Windkanal ermittelten Beiwerten durch Umformen der Gleichungen (1.4) bis (1.6) bestimmen. Die für die Aerodynamik von subsonischen Flugzeugen maßgebliche Ähnlichkeitszahl ist die Reynoldszahl Re, welche das Verhältnis von Trägheits- und Reibungskräften in der Strömung beschreibt: U∞ · l · ρ ∞ U∞ · l = (1.7) Re = ν∞ µ∞ mit: U∞ l ν∞ µ∞ ρ∞ = = = = = = Anströmgeschwindigkeit charakteristische Länge des Körpers (beim Profil Tiefe t) kinematische Zähigkeit des Fluids 14.6 · 10−6 bei Standardbed. (T = 288.15K, Höhe H = 0m) dynamische Zähigkeit des Fluids Dichte des Fluids Beim Tragflügel eines Segelflugzeuges reichen die Reynoldszahlen beispielsweise von unter Re / 0.5 · 106 an der Flügelspitze beim Langsamflug bis über Re ≈ 3 · 106 an der Flügelwurzel 1.5 Ähnlichkeitszahlen 6 beim Schnellflug, siehe Abb. 1.6. Dieser Reynoldszahl-Bereich muß zusammen mit dem zugehörigen ca -Bereich beim Entwurf des Profils betrachtet werden. Für den Grenzfall sehr großer Rezahl Re → ∞ spricht man von reibungsfreier, wohingegen Re → 0 den Bereich der zäher bzw. schleichender Strömung darstellt. Neben den Reynoldszahlen müssen auch die Machzahlen bei Modell und Original übereinstimmen. Die Machzahl spiegelt Kompressibilitätseffekte wieder und ist als Verhältnis von (Anström)-Geschwindigkeit U∞ zu Schallgeschwindigkeit c definiert: M a∞ = U∞ c∞ (1.8) Bei Standardbedingungen beträgt die Schallgeschwindigkeit c∞ = 340.3m/s. Vergleicht man die Gleichungen (1.7) und (1.8) 1.2 30 kg/m 2 Re-Zahl so wird klar, daß sich bei Ca1.0 2.5 Windkanalversuchen i. A. 0.8 2 1.5 nicht beide relevanten 0.6 1 0.7 Kennzahlen gleichzeitig 0.4 0.5 einhalten lassen: Werden 0.2 die Versuche in Kanälen 0.0 0 1 2 3 4 5 6 7 b [m] durchgeführt, die mit Atmosphärenluft gespeist werden, 1.2 50 kg/m2 Re-Zahl Ca so stimmt die Zähigkeit 1.0 2.5 2 ν∞ des Strömungsmediums 0.8 1.5 1 von Modell und Original 0.6 0.7 in etwa überein. Um die 0.4 0.5 Reynoldsähnlichkeit zu 0.2 erfüllen muß in diesem 0.0 0 1 2 3 4 5 6 b [m] 7 Fall nach Gl. (1.7) die Kanalgeschwindigkeit U∞ entsprechend dem ReziprokDiscus wert des Modellmaßstabes erhöht werden. Weist das Windkanalmodell beispiels- Abb. 1.6: Reynoldszahl-Verteilung am Tragflügel des Discus in Abhängigkeit vom mittleren Auftriebsbeiwert weise einen Maßstab von M = 1 : 10 auf, so müßte die Kanalgeschwindigkeit zehnmal so groß wie die Fluggeschwindigkeit des Originals sein. Bei einer Erhöhung der Kanalgeschwindigkeit gegenüber der Fluggeschwindigkeit wird jedoch nach Gl. (1.8) die Machzahl-Ähnlichkeit verletzt. Auf die Einhaltung der Machähnlichkeit kann verzichtet werden, wenn Kompressibilitätseffekte sowohl beim Modell als auch beim Original eine untergeordnete Rolle spielen. Kompressibilitätseffekte beschreiben den Einfluß von Dichteänderungen des Fluids auf die Umströmung (Druckverteilung, aerodynamische Kräfte). Generell können Kompressibilitätseffekte bei hinreichend kleinen Machzahlen vernachlässigt werden. Im Allgemeinen nimmt man als obere Grenze M a∞ ≈ 0.3 an. Diese Grenze kann jedoch nur einen groben Näherungswert darstellen, da für den maximalen Einfluß der Kompressibilität nicht die Antröm-Machzahl sondern die maximal am Profil auftretende Machzahl maßgebend ist. Diese kann, insbesondere bei größeren Auftriebsbeiwerten, u.U. ganz erheblich über der Anström-Machzahl liegen. 2 Reibungsfreie Profilumströmung 2.1 Stromlinienverlauf Wird ein Profil umströmt, so übt es einen Einfluß auf das umgebende Strömungsfeld aus und lenkt die Fluidpartikel ab. Die Bahnen, auf denen sich einzelne Fluidpartikel für ein angestelltes Profil bei stationärer Strömung bewegen, sind in Abb. 2.1 veranschaulicht. Es ist ersichtlich, daß die Stromlinien oberhalb des Profils verdichtet sind, was darauf hinweist, daß die Geschwindigkeit dort höher als die Anströmgeschwindigkeit ist. Nach der Bernoulli-Gleichung ist damit eine Reduktion des Druckes verbunden. Unterhalb des Profils sind die Stromlinien demgegenüber auseinandergezogen, was einer Reduktion der Geschwindigkeit bzw. einer Erhöhung des Druckes entspricht. Weiter erkennt man, daß die Hinterkante im Gegensatz zur Vorderkante nicht umströmt wird, sondern daß die Richtung der Stromlinien an der Hinterkante tangential zur Kontur verläuft. Man spricht von einem glat” ten Abströmen“. Diese, eigentlich aufgrund von Reibungseffekten resultierende Bedingung, wird Kutta-Bedingung genannt und auch bei der potentialtheoretischen, reibungsfreien Berechnung der Profilumströmung explizit als Randbedingung angesetzt. Stromauf des Profils kann eine ausgezeichne- Abb. 2.1: Potentialtheoretisches Stromlinienbild um ein angestelltes Profil te Stromlinie identifiziert werden, die im Bereich der Vorderkante senkrecht auf das Profil trifft. Dies ist die sogenannte Staustromlinie“. Entlang der Staustromlinie verzögert die Geschwin” digkeit von der Anströmgeschwindigkeit U∞ auf den Wert Null im Staupunkt an der Profiloberfläche. Vom Staupunkt aus wird die Strömung entlang der Profiloberfläche zunächst wieder beschleunigt und im hinteren Profilbereich wieder verzögert. Der Verlauf der Geschwindigkeitsverteilung entlang der Profiloberfläche bestimmt maßgeblich die Entwicklung der Grenzschicht (vgl. Kap. 3) und damit die aerodynamischen Eigenschaften des Profils. 2.2 Potentialtheoretische Geschwindigkeits- und Druckverteilung In Abb. 2.2 ist die potentialtheoretische, d.h. die unter Vernachlässigung von Reibungseinflüssen berechnete Geschwindigkeitsverteilung entlang der Oberfläche des Profils AH 95-160 für einen Anstellwinkel von α = 10◦ dargestellt. Die Rechnung zeigt deutlich die starke Beschleunigung der Strömung stromab des Staupunktes (U/U∞ = 0). Die maximale Geschwindigkeit liegt auf der Oberseite teilweise erheblich über der Anströmgeschwindigkeit. Für den betrachteten Anstellwinkel ist die lokale Geschwindigkeit im Bereich der Profilnase beispielsweise mehr als doppelt 7 2.2 Potentialtheoretische Geschwindigkeits- und Druckverteilung 8 so hoch wie U∞ . Anschließend erfolgt entlang der Profiloberseite eine stetige Verzögerung bis zur Hinterkante. Die Geschwindigkeit an der Hinterkante ist – abhängig von der Profildicke – kleiner als die Anströmgeschwindigkeit. Ein hinterer Staupunkt mit U = 0 liegt potentialtheoretisch dann vor, wenn der Hinterkantenwinkel endlich ist oder die Hinterkante stumpf abgeschnitten ist. Zur Ermittlung von Auftrieb und Moment des Profils wird die Verteilung des statischen Druckes p bzw. des Druckbeiwertes cp benötigt. Der Druckbeiwert ergibt sich aus der Differenz von lokalem Druck p zum Druck p∞ in der Anströmung, normiert mit dem sogenannten 2 : Staudruck q∞ = ρ2∞ U∞ p − p∞ (2.1) cp = ρ ∞ 2 2 U∞ Für inkompressible Strömungen (Dichte ρ = konst.) läßt sich eine einfache, exakt gültige Beziehung zur Umrechnung zwischen dem lokalem Geschwindigkeitsbetrag U und dem Druckbeiwert angeben. Dazu wird die Bernoulli-Gleichung entlang der Staustromlinie, welche die Profilkontur repräsentiert, angesetzt. Mit U als lokalem Geschwindigkeitsbetrag gilt für ρ = ρ∞ = konst.: ρ ρ 2 U∞ + p ∞ = U 2 + p 2 2 ρ 2 ⇔ p − p∞ = U∞ − U2 2 (2.2) Setzt man diese Druckdifferenz in die Definitionsgleichung des Druckbeiwertes (2.1) ein, so resultiert die Umrechnungsformel: 2 − U2 U 2 U∞ =1− (2.3) cp = 2 U∞ U∞ -4 2.5 o o Profiloberseite, α=10 Profiloberseite Profilunterseite α=10o Profilunterseite, Profiloberseite, α=10 o Profilunterseite, α=10 -3 1.5 -2 cp U / U∞ 2 1 -1 Saugkraft 0.5 0 Druckkraft AH 95-160 0 0 0.25 0.5 0.75 1 x/t Abb. 2.2: Potentialtheoretische Geschwindigkeitsverteilung des Profils AH 95-160, α = 10◦ 1 0 0.25 0.5 0.75 1 x/t Abb. 2.3: Potentialtheoretische Druck(beiwert)verteilung des Profils AH 95-160, α = 10◦ Die Umrechnung der in Abb. 2.2 dargestellten Geschwindigkeitsverteilung ist in Abb. 2.3 veranschaulicht. Wie in der Aerodynamik üblich sind negative Druckbeiwerte in positive Ordinatenrichtung aufgetragen. Damit resultiert für die Druck(beiwert)verteilung ein qualitativ ähnlicher Verlauf wie bei der Geschwindigkeitsverteilung. Bereiche mit verzögerter Strömung 2.2 Potentialtheoretische Geschwindigkeits- und Druckverteilung 9 entsprechen Gebiete mit Druckanstieg, eine Beschleunigung entspricht einem Druckabfall. Im folgenden werden die Begriffe Druckanstieg und Verzögerung sowie Druckabfall und Beschleunigung synonym verwendet. Bei den betrachteten Anströmbedingungen resultiert im vorliegenden Fall im Bereich der Profilnase auf der Oberseite ein starker Unterdruck (cp ≈ −4). Man spricht von einer Saugspitze“, ” die sich bei größeren Anstellwinkeln zunehmend ausbildet. Auf der Oberseite ist in der hinteren Hälfte des Profils ein deutlich stärkerer, konkaver Druckanstieg erkennbar. Dies ist das sogenannte Hauptdruckanstiegsgebiet“ (HDA), vgl. Kap. 7.2. Dieser Druckanstiegsbereich wird stromab ” des Umschlagspunktes eingeführt ergibt sich aus der Forderung nach einer geschlossenen Profilkontur bei einer gewünschten Profildicke. Dabei gilt, daß mit zunehmender Profildicke ein größerer Druckanstieg notwendig ist. Negative Druckbeiwerte entsprechen einem lokalen Unterdruck gegenüber der Anströmung, während positive Werte einem Überdruck entsprechen. Bei cp = 0 entspricht der lokale Druck gerade demjenigen der Anströmung p∞ . Die Integration der Druckverteilung liefert den Auftrieb des Profils wobei strenggenommen zu berücksichtigen ist, daß Druckkräfte stets senkrecht auf die Profiloberfläche wirken. In erster Näherung liefert die Fläche zwischen den Druckverteilungen von Ober- bzw. Unterseite den Auftriebsbeiwert. Wie Abb. 2.3 zeigt, resultiert der Auftrieb überwiegend aus einem Unterdruck auf der Profiloberseite ( Saugseite“) und nicht aus einem ” Überdruck auf der Unterseite. Es sei angemerkt, daß die Integration der Druckverteilung bei reibungsfreier Umströmung verschwindenden Widerstand liefert. 2.5 2 o α=10 , OS o α=5 , OS 1.5 o α=0 , OS U / U∞ Abb. 2.4 zeigt schließlich die Geschwindigkeitsverteilungen für drei verschiedene Anstellwinkel. Die drei Linien mit dem höheren Geschwindigkeitsniveau repräsentieren dabei die Verteilungen entlang der Profiloberseite. Es wird deutlich, daß die Geschwindigkeiten mit steigendem Anstellwinkel stetig zunehmen. Die Geschwindigkeitsänderungen sind dabei im Bereich der Profilnase am größten, nahe der Hinterkante dagegen sehr klein. Auf der Unterseite nimmt das Geschwindigkeitsniveau mit zunehmendem Anstellwinkel stetig ab und die Fläche zwischen Ober- und Unterseitenverteilung entsprechend insgesamt zu. Auch auf der Unterseite bilden sich Saugspitzen an der Profilnase aus, sobald ein bestimmter Anstellwinkel unter schritten ist. α=0o, US 1 o α=5 , US o α=10 , US 0.5 AH 95-160 0 0 0.25 0.5 0.75 1 x/t Abb. 2.4: Potentialtheoretische Geschwindigkeitsverteilungen des Profils AH 95-160, α = 0, 5, 10◦ 3 Reibungsbehaftete Profilumströmung 3.1 Ausbilden einer Grenzschicht Bei einer reibungsbehafteten Körperumströmung muß die Geschwindigkeit an der Wand infolge der Haftbedingung“ zu Null ” werden. Der wandnahe Bereich, in dem die Geschwindigkeit vom Betrag Null auf die Außengeschwindigkeit ansteigt wird Grenzschicht genannt. Die Außengeschwindigkeit entspricht dabei in erster Näherung der im letzten Abschnitt diskutierten potentialtheoretischen Geschwindigkeit. Nach Prandtl ist der Reibungseinfluß (für große Reynolds-Zahlen) im wesentlichen auf den Bereich dieser Grenzschicht beschränkt, während Zähigkeitskräfte Profilumströmung im übrigen Strömungsfeld, der Außenströmung, Abb. 3.1: Reibungsbehaftete und Ausbilden einer Grenzschicht (Profil vernachlässigt werden können. Abb. 3.1 veranWW 97-155WW, Re = 3 · 106 , M a∞ = 0.1, schaulicht die Verteilung der Geschwindigkeit α = 4◦ , vollturbulente Umströmung, nuinnerhalb der Grenzschicht am Beispiel eines merische Berechnung mit einem Verfahren zur Lösung der reynoldsgemittelten Profils für Segelflugzeuganwendungen. Die Navier-Stokes-Gleichungen) Form dieses Grenzschichtprofils“ charakteri” siert den Zustand der Grenzschich. Grundsätzlich sind laminare, turbulente und abgelöste Grenzschichten zu unterscheiden. Sofern keine massiven Grenzschichtablösungen auftreten ist eine separate theoretische Behandlung der beiden Strömungsbereiche unter Anwendung jeweils spezieller, vereinfachter Berechnungsmethoden möglich. Zur Berechnung der Außenströmung können potentialtheoretische Methoden angewendet werden. Die resultierenden reibungsfreien Geschwindigkeitsverläufe lassen sich speziell als Geschwindigkeitsverteilungen entlang des Außenrandes der Grenzschicht auffassen. Diese Verteilungen können dann als Randbedingung zur Berechnung der Grenzschichtentwicklung mit Hilfe spezieller Grenzschichtverfahren dienen. Alternativ lassen sich die jeweiligen Grundgleichungen zur Berechnung der Außenströmung und der Grenzschicht miteinander koppeln und simultan lösen, wobei jedoch ebenso ein iteratives Lösungsschema erforderlich ist. Dieser alternativen Ansatz wird beispielsweise beim Programm XFOIL von M. Drela (vgl. 6.1) verwendet. Es sei angemerkt, daß die Grenzschicht eine Rückwirkung auf die Außenströmung hat. So ist für die Berechnung der Außenströmung genau genommen nicht die eigentliche Profilkontur, sondern ein um die Verdrängungsdicke der Grenzschicht aufgedicktes Profil maßgebend. Da die Verteilung der Verdrängungsdicke erst nach Durchführung der Grenzschichtrechnung bekannt ist, erfordert die zutreffende Ermittlung der Gesamtlösung ein iteratives Vorgehen. 10 3.2 Grenzschichtzustände 11 3.2 Grenzschichtzustände Bei einer Umströmung in der freien Atmosphäre ist laminare turbulente ablösende Grenzschicht Grenzschicht Grenzschicht die Grenzschicht am Profil stromab des Staupunkn n tes zunächst laminar. Lami- n nare Grenzschichten zeichnen sich durch eine geordnete Bewegung der Fluidteilchen in Schichten (nahedU/dn dU/dn zu) parallel zur Oberfläche klein groß dU/dn = 0 aus, siehe Abb. 3.2. Die U/Uδ U/Uδ U/Uδ Fluidteilchen in verschiedenen Abständen zur Oberfläche beeinflussen sich gegenseitig kaum. Es findet naim abgelösten Gebiet hezu kein Austausch von kiWirbelbildung und Rückströmung chaotische Bewegung netischer Energie zwischen geordnete Bewegung energiereichen“ wandfernen Abb. 3.2: Geschwindigkeitsverteilung innerhalb einer laminaren bzw. einer ” und energiearmen“ wandturbulenten Grenzschicht sowie am Ablösepunkt ” nahen Bereichen bzw. umgekehrt statt. Als Folge ist das Geschwindigkeitsprofil in 0.01 Wandnähe wenig völlig“ (siehe Abb. 3.2) und c f ” weist an der Profiloberfläche einen kleinen Ge~x-0.5 schwindigkeitsgradienten dU/dn (mit n als loka~x-0.2 le Wandnormalenrichtung), d.h. eine vergleichsturbulent weise große Steigung der Tangente in der Darstellung nach Abb. 3.2 auf. Da dieser Geschwindigkeitsgradient proportional zur Wandschublaminar spannung ist, zeichnen sich laminare Grenzschichten durch einen niedrigen Reibungswiderstand aus, siehe auch Abb. 3.3. Auf der ande- 0.001 4 5 6 7 10 10 10 10 Rex ren Seite verträgt“ eine laminare Grenzschicht ” nur sehr wenig Druckanstieg. Wird die Außen- Abb. 3.3: Abhängigkeit des Wandschubspannungskoströmung verzögert, so ist die kinetische Energie effizienten einer laminaren bzw. turbulenten Plattengrenzschicht in `Abhängigkeit´ in Wandnähe rasch aufgebraucht und die Grenz·x von der lokalen Re-Zahl Rex = U∞ ν schicht löst“ schließlich ab. Dieser Sachverhalt vgl. [27] ” und die damit verbundenen Konsequenzen werden später eingehender diskutiert. Turbulente Grenzschichten zeichnen sich durch eine ungeordnete Teilchenbewegung aus, was einen starken Impulsaustausch in Wandnormalenrichtung hervorruft, siehe Abb. 3.2. Hierdurch kann kinetische Energie in den wandnahen Grenzschichtbereich transportiert werden. Das Grenzschichtprofil ist hierdurch im wandnahen Bereich völliger“ und die Grenzschichtablösung kann ” hinausgezögert werden. Turbulente Grenzschichten vertragen dadurch erheblich mehr Druckanstieg als laminare Grenzschichten. Dieser Vorteil muß allerdings mit einem erhöhten Reibungswiderstand erkauft werden. Abb. 3.3 zeigt für eine laminar bzw. turbulent umströmte ebene Platte den Verlauf des Wandschubspannungskoeffizienten cf in Abhängigkeit von der lokalen 3.3 Laminar-turbulenter Grenzschichtumschlag 12 Reynolds-Zahl Rex . Es wird deutlich, daß der Vorteil einer laminaren Grenzschicht mit der Re-Zahl zunimmt. 3.3 Laminar-turbulenter Grenzschichtumschlag Die strömungsphysikalischen Mechanismen beim Übergang vom laminaren in den turbulenten Zustand (Grenzschichtumschlag oder Transition) sind äußerst komplex und können theoretisch nur unzulänglich und mit enormem numerischen Aufwand berechnet werden. Grundsätzlich resultiert der Umschlag aus einer Instabilität der Grenzschicht gegenüber eingebrachten Störungen. Über einen Re” zeptivität“ genannten Mechanismus müssen zunächst Störungen, die in der Außenströmung vorhanden sind (Druck- oder Geschwindigkeitsschwankungen), in Störwellen innerhalb der Grenzschicht umgesetzt werden. Durch Abb. 3.4: Visualisierung von Λ-förmigen Strukturen beim Grenzschichtumschlag (entnommen die Instabilität der Grenzschicht werden diese aus [23]) Störungen (Geschwindigkeitsfluktuationen) angeregt, d.h. in ihrer Amplitude vergrößert und zwar selektiv, d.h. in Abhängigkeit ihrer Frequenz. Ab einer bestimmten Schwellenamplitude treten die verschiedenen, zunächst unabhängigen, Störwellen in Wechselwirkung miteinander und es resultiert eine Dreidimensionalität der Grenzschichtströmung. In Strömungsvisualisierungen lassen sich als Folge Λ-förmige Strukturen erkennen, siehe Abb. 3.4. turbulente Grenzschicht Rezeptivität stabil laminare Grenzschicht Störwellen−Anfachung lineares Stadium nichtlineares Stadium Tollmien−Schlichting−Wellen Λ−Wirbel Haarnadel−Wirbel Turbulenzflecken Abb. 3.5: Schematische Darstellung des laminar-turbulenten Übergangs am Beispiel der ebenen Platte In einem letzten Stadium des Umschlagsprozesses bilden sich aus den Spitzen der Λ-Wirbel sogenannte Harrnadelwirbel aus, die sich zu Turbulenzflecken entwickeln. Diese Turbulenzflecken sind lokal begrenzte turbulente Bereiche mit chaotischen Fluktuationen, die sich in der ansonsten laminaren Grenzschicht stromab bewegen und schließlich zu einer vollturbulenten Grenzschicht zusammenwachsen. Der komplette Umschlagsprozeß ist schematisch am Beispiel einer ebenen Platte in Abb. 3.5 dargestellt. Aufgrund der nur mit enormem numerischen Aufwand zu erfassenden komplexen Vorgänge 3.4 Grenzschichtablösungen 13 beim Grenzschichtumschlag ist man beim aerodynamischen Entwurf und der Nachrechnung von Profilen auf vereinfachte empirische oder halbempirische Umschlagskriterien“ (vgl. Kap. 6.4.2) ” sowie Experimente angewiesen. Tendenziell läßt sich festhalten, daß die Umschlagslage auf dem Profil abhängig ist von: • der Reynolds-Zahl Re = U∞ ·t ν : mit zunehmendem Re wandert der Umschlag stromauf • der Geschwindigkeitsverteilung am Außenrand der Grenzschicht und damit von der Form des Profils und vom Anstellwinkel: Druckanstieg forciert den Umschlagsprozeß • Art und Niveau der Störungen (Druck- oder Geschwindigkeitsfluktuationen) in der Anströmung: höhere Anströmturbulenz verschiebt den Umschlag stromauf • der Oberflächengüte des Profils: Oberflächenrauhigkeiten verschieben den Umschlag sukzessive stromauf, sonstige Oberflächenstörungen oder Turbulatoren führen nach Überschreiten einer bestimmten kritischen Höhe zum sofortigen Umschlag (siehe Abschnitt 5.6) 3.4 Grenzschichtablösungen Bei Druckanstieg (= Verzögerung der Außenströmung) wird kinetische Energie innerhalb der Grenzschicht aufgezehrt“, was speziell im ” wandnahen Bereich zu einer relativ raschen Reduktion der Geschwindigkeit führt. Bei entsprechend starkem Druckanstieg kann das Ge- Abb. 3.6: Visualisierung einer laminaren Grenzschichtablösung an einem angestellten schwindigkeitsniveau so weit abfallen, daß der NACA 64A015 Profil (entnommen aus [25]) Geschwindigkeitsgradient an der Wand dU/dn schließlich zu Null wird, was einer vertikalen Tangente des Grenzschichtprofils entspricht, siehe rechtes Bild in Abb. 3.2. An diesem Punkt löst“ die Grenzschicht von der Profiloberfläche ” ab. Bei laminaren Grenzschichten ist dieser Punkt, wie bereits erwähnt, schon bei einer geringen Verzögerung erreicht, während eine turbulente Grenzschicht einen weitaus größeren Druckanstieg verträgt. Eine laminar abgelöste Grenzschicht kann u.U. wieder turbulent an die Profiloberfläche anliegen (siehe nächster Abschnitt) während dies bei turbulenten Grenzschichten in aller Regel nicht möglich ist. Bei einer Ablösung ohne Wiederanlegen resultiert gegenüber dem ablösefreien Fall eine deutliche Änderung der Druckverteilung, siehe Abb. 3.7: Berechnete Druckverteilung für ein Profil Abb. 3.7. Dies hat eine drastische Erhöhung des mit turbulenter Ablösung auf der Oberseite im Vergleich zur potentialtheoretischen (Druck)-Widerstandes sowie einen Abfall des Verteilung Auftriebes gegenüber der potentialtheoretischen 3.5 Laminare Ablöseblase 14 Umströmung zur Folge. Die Auswirkungen sind dabei umso größer je länger die abgelöste Strecke ist. 3.5 Laminare Ablöseblase Aufgrund des sehr geringen Impulsaustausches in Wandnormalenrichtung ist bei verzögerten laminaren Grenzschichten die kinetische Energie in Wandnähe rasch aufgebraucht. Erfolgt kein rechtzeitiger Umschlag in den turbulenten Zustand, so löst eine laminare Grenzschicht daher kurz hinter dem Druckminimum ab. Die Gefahr einer solchen Ablösung besteht insbesondere bei kleinen Reynoldszahlen am Beginn des Hauptdruckanstieges, (siehe Abb. 3.9, vgl. Kap. 7). Darüberhinaus treten laminare Grenzschichtablösungen – auch bei großen Re-Zahlen – an der Profilnase auf, wenn sich bei hohen Anstellwinkeln Saugspitzen ausbilden. δ nstr Tren omlin ie v=0 11111111111111111111111111111111111111111111 11111111111111111111111111111111111111111111 11111111111111111111111111111111111111111111 11111111111111111111111111111111111111111111 S T R 11111111111111111111111111111111111111111111 11111111111111111111111111111111111111111111 11111111111111111111111111111111111111111111 Abb. 3.8: Schematische Darstellung einer Ablöseblase im zeitlichen Mittel (S = laminare Ablösung, T = Transition, R = Wiederanlegen) Im laminar abgelösten Bereich liegt in Wandnähe im zeitlichen Mittel eine kleine, meist kaum meßbare, Rückströmung vor (vgl. Bild 3.8). Die zugehörigen Geschwindigkeitsprofile weisen einen Wendepunkt auf und sind im Vergleich zu anliegenden Grenzschichten sehr viel instabiler gegenüber Störwellen. Dies führt im allgemeinen zu einem raschen Grenzschichtumschlag. Im Bereich des Umschlags liegen starke (großskalige) Schwankungsbewegungen vor, die zusammen mit den (kleinskaligen) turbulenten Bewegungen zu einem Impulsaustausch und damit zu einem Anreichern“ des wandnahen Bereichs mit kinetischer Energie führen. Das Grenzschicht” profil wird in Wandnähe aufgefüllt“ was einem Wiederanlegen der Grenzschicht gleichkommt. ” Der von der Trennstromlinie und der Wand eingeschlossene Bereich wird laminare Ablöseblase genannt (vgl. Bild 3.8). Die Trennstromlinie ist dabei als Grenzlinie definiert, unterhalb derer der integrierte Massenstrom Null ist. Abb. 3.9 zeigt als Beispiel die im Windkanal gemessene (zeitlich gemittelte) Verteilung des Druckbeiwertes cp sowie den Verlauf der Verdrängungsdicke δ1 und der Impulsverlustdicke δ2 (siehe Abschnitt 6.4.1) für den Bereich der Ablöseblase am Profil XIS40MOD [29]. Zum Vergleich ist die Druckverteilung eingezeichnet, die sich ergibt, wenn der Umschlag mit Hilfe eines Turbulators kurz vor der laminaren Ablösestelle erzwungen wird. Das Profil wird in diesem Fall ablösefrei umströmt und die Druckverteilung entspricht nahezu dem potentialtheoretischen Verlauf. 3.6 Zusammenfassung der wichtigsten Grenzschichteffekte 15 Im vorliegenden Beispiel löst die ungestörte -0.4 0.007 Grenzschicht kurz nach Beginn des Hauptdruck-0.2 0.006 anstieges laminar ab. Die Verdrängungsdicke δ1/t 0.005 der Grenzschicht δ1 nimmt stromab des Ablöse- 0.0 cp δ2/t ohne Turbulator punktes zunächst stark zu. Aufgrund der Ver- 0.2 mit Turbulator 0.004 drängungswirkung bleibt der Druck im lami0.003 naren Teil der Ablöseblase typischerweise na- 0.4 δ1/t hezu konstant bzw. steigt leicht an. Stromab 0.6 δ2/t 0.002 des Umschlages kommt es durch das angespro0.8 0.001 chene Auffüllen des Grenzschichtprofils zu ei0.000 nem Abfall der Verdrängungsdicke. Gleichzeitig 1.00.6 0.7 0.8 s / s 0.9 1.0 max steigt der statische Druck abrupt an und erreicht ungefähr das Niveau des ablösefrei um- Abb. 3.9: Druckverteilung sowie Verlauf der Verströmten Profils. Die beschriebenen Charaktedrängungs- bzw. Impulsverlustdicke in einer Ablöseblase (Profil XIS40MOD, Re = ristika sind typisch für eine Ablöseblase im 1, 2 · 106 , α = −3◦ ; Experiment Würz [29]) Bereich des Hauptdruckanstieges (sogenannte midchord-bubble“). Bei Ablöseblasen an der ” Vorderkante, die sich infolge einer potentialtheoretischen Saugspitze bei größeren Anstellwinkeln ergeben, beobachtet man einen weitaus größeren Druckanstieg im laminaren Blasenteil. Wie in Kap. 7 noch diskutiert wird kann im Reynoldszahl-Bereich von Segelflugzeugen beim Auftreten von Ablöseblasen eine teilweise erhebliche Widerstandserhöhung gegenüber dem ablösefreien Fall resultieren. Der Widerstand nimmt dabei umso stärker zu je größer der Druckanstieg zwischen laminarem Ablöse- und turbulentem Wiederanlegepunkt ist, siehe Kap. 7.4. 3.6 Zusammenfassung der wichtigsten Grenzschichteffekte Laminare Grenzschicht: • geordnete Bewegung in Schichten • geringer Impulsaustausch innerhalb der Grenzschicht und mit der Außenströmung • niedriger Reibungswiderstand • verträgt wenig Druckanstieg und ist daher ablösegefährdet Turbulente Grenzschicht: • ungeordnete, chaotische Teilchenbewegung • starker Impulsaustausch innerhalb der Grenzschicht und mit der Außenströmung • großer Reibungswiderstand • verträgt mehr Druckanstieg als laminare Grenzschicht und ist daher weit weniger ablösegefährdet Grenzschichtablösung ohne Wiederanlegen: • Ablösegrenze ist erreicht wenn Geschwindigkeitsgradient normal zur Wand verschwindet 3.6 Zusammenfassung der wichtigsten Grenzschichteffekte 16 • je nach abgelöster Länge starke Veränderung der Druckverteilung, großer Druckwiderstand und Reduktion des Auftriebs • Auftreten von Ablösungen limitieren den maximal erzielbaren Auftrieb Laminare Ablöseblase: • erfolgt der Umschlag in einer laminar abgelösten Grenzschicht kann diese wieder turbulent an die Profiloberfläche anliegen • hat im wesentlichen eine lokale Auswirkung auf die Druckverteilung • führt im Reynoldszahl-Bereich von Segelflugzeugen und darüber im Allgemeinen zu einer Widerstandserhöhung • lange, flache Ablöseblasen können gegenüber dem getrippten“ Zustand zu einer Wider” standsreduktion führen 4 Darstellung von Profilbeiwerten in Polardiagrammen Zur kompakten Darstellung der aerodynamischen Kräfte und Momente werden die dimensionslosen aerodynamischen Beiwerte in sogenannten Polardiagrammen aufgetragen. Wie aus Abb. 4.2 zu ersehen ist definiert der Zusammenhang zwischen Auftriebs- und Widerstandsbeiwert die Widerstandspolare, die Abhängigkeit des Auftriebsbeiwertes vom Anstellwinkel (relativ zur Sehne) die Auftriebspolare und die Abhängigkeit des Momentenbeiwertes vom Anstellwinkel die Momentenpolare. Das im mittleren Bild dargestellte kombinierte Polardiagramm stellt ein Ausgabediagramm des Profilprogramms von R. Eppler [10] dar und entspricht in seiner Form der auch bei Profilkatalogen (z.B. [5]) üblichen Darstellung. Neben der Auftragung der Kraft- und Momentenbeiwerte enthält das kombinierte Polardiagramm darüberhinaus die Verläufe der Umschlagslage auf der Oberseite (hier mit U.O. gekennzeichnet) bzw. der Unterseite (U.U.) in Abhängigkeit des Auftriebsbeiwertes. Ferner sind die Positionen von eventuell vorhandenen turbulenten Grenzschichtablösungen angegeben. In ein Koordinatensystem sind u.U. mehrere Polaren eingezeichnet, bei denen sich jeweils die Reynolds-Zahl, oder bei einem Profil mit Wölbklappe der Klappenwinkel, unterscheidet. 4.1 Die Laminardelle Zunächst soll eine typische Widerstandspolare etwas genauer betrachtet werden. Wie in Abb. 4.1 zu erkennen ist, ändert sich der Widerstandsbeiwert recht stark mit dem Auftriebsbeiwert. Je nach Profilauslegung gibt es einen ausgezeichneten ca -Bereich mit sehr niedrigen Widerstandsbeiwerten. In diesem Bereich liegen auf beiden Profilseiten ausgedehnte laminare Laufstrecken vor. Im ReynoldszahlBereich von Segelflugzeugen können die laminaren Laufstrecken auf beiden Seiten jeweils mehr als 50% betragen. Läßt sich der Bereich niedriger cw -Werte Abb. 4.1: Beispiel für eine Laminardelle (entnommen aus [24]) klar abgrenzen, spricht man von einer Laminardelle. In Abb. 4.1 ist dies der Bereich zwischen den Punkten 1 und 3. Bei einer Erhöhung des Anstellwinkels von Punkt 3 nach 4 nimmt der zu überwindende Druck- 17 4.1 Die Laminardelle 18 Abb. 4.2: Darstellung dimensionsloser Profilbeiwerte in Form von Polardiagrammen (entnommen aus [14]) 4.2 Maximalauftrieb und Abreißverhalten 19 anstieg auf der Profiloberseite zu, was eine Verschiebung des Umschlagspunktes in Richtung Profilnase zur Folge hat (nur auf der Oberseite!). Der Widerstandsbeiwert nimmt entsprechend zu. In diesem ca -Bereich spielt der Beitrag der Profilunterseite zum Widerstand eine untergeordnete Rolle, so daß sich eine eventuelle Stromabverschiebung des Umschlags auf der Unterseite mit zunehmendem Anstellwinkel nur wenig auf den Gesamtwiderstand auswirkt. Entsprechend wandert bei Anstellwinkeln unterhalb von Punkt 1 der Umschlag auf der Unterseite stromauf während auf der Oberseite noch ausgedehnte laminare Laufstrecken vorliegen. 4.2 Maximalauftrieb und Abreißverhalten Bei einer weiteren Erhöhung des Anstellwinkels wird der Druckanstieg auf der Oberseite schließlich so groß, daß er auch von einer turbulenten Grenzschicht nicht vollständig zu überwinden ist. Die Strömung löst turbulent ab, was erhebliche Wechselwirkungen zwischen Grenzschicht und Außenströmung nach sich zieht. Aufgrund des Verdrängungseffektes der Grenzschicht weicht die Druckverteilung zunehmend von der potentialtheoretischen Verteilung ab, siehe Abb. 3.7. Die Abweichung ist so, daß die Fläche zwischen den Druckverteilungen auf Ober- und Unterseite gegenüber dem potentialtheoretischen Ergebnis verkleinert wird. Der tatsächliche Auftriebsbeiwert wird daher gegenüber dem reibungsfreien Wert reduziert. Ist der HDA so ausgelegt, daß die turbulente Ablösung stetig von der Hinterkante in Richtung Profilnase wandert, weicht die Auftriebspolare zunehmend vom linearen Verlauf ab, siehe Abb. 4.1. Gleichzeitig erhöht sich der Widerstand stark. Bei einer nochmaligen Steigerung des Anstellwinkels wird der maximale Auftriebsbeiwert camax erreicht. Der turbulente Ablösepunkt auf der Oberseite liegt dabei in etwa im Bereich der Profilmitte. Wird der Anstellwinkel weiter erhöht, wandert der Ablösepunkt in diesem Anstellwinkelbereich weiter stromauf und der Auftriebsbeiwert sinkt gegenüber camax ab. Je nachdem wie rasch der Ablösepunkt in diesem Anstellwinkelbereich wandert kann die ca -Abnahme sehr abrupt oder auch stetig erfolgen. Im ersten Fall spricht man von einem harten“, im zweiten ” Fall von einem gutmütigen“ Abreißverhalten oder Stall“-Verhalten des Profils, siehe Abb. 4.3. ” ” Wie später noch diskutiert wird hängt das Abreißverhalten von der Gestaltung des Hauptdruckanstieges auf der Oberseite sowie von der Auslegung im Bereich der Profil- ca vorderkante ab. Die oben diskutierten Sachverhalte gelten bei negativen Anstellwinkel für die Profilunterseite ganz entsprechend. Es sei angemerkt, daß das Abreißverhalten des kompletten Flugzeuges nicht nur durch die Stalleigenschaften des Profils sondern ebenso von der Auslegung des Tragflügels bestimmt werden. Beispielsweise weist der Flügel bei einer zu starken Tiefenabnahme zur Flügelspitze hin im Außenbereich eine ca -Überhöhung auf. Dies hat zur Folge, daß das camax des Profils zuerst an der Flügelspitze erreicht wird und der Flügel - auch bei gutmütigen Profileigenschaften - einseitig abkippen kann. hartes Abreißverhalten gutmütiges Abreißverhalten α Abb. 4.3: Gutmütiges bzw. hartes Abreissverhalten eines Profils 4.3 Übungsaufgabe zum Polardiagramm 20 4.3 Übungsaufgabe zum Polardiagramm Anhand der gemessenen Polaren (Abb. 5.13) sowie der potentialtheoretischen Geschwindigkeitsverteilung des Profils AH 93-157 (Abb. 4.4) sollen die nachfolgenden Fragen beantwortet werden. Zunächst wird die Polare für Re = 1.5 · 106 betrachtet. 1.) Wie groß ist der minimale Widerstandsbeiwert cwmin ? cwmin = 2.) Bei welchem Auftriebsbeiwert und bei welchem Anstellwinkel tritt cwmin auf? ca (cwmin ) = α (cwmin ) = 3.) Wo liegt der Umschlagspunkt auf der Ober- bzw. Unterseite xtrans,OS bzw. xtrans,U S xtrans,OS = xtrans,U S = 4.) Würden Sie einen Turbulator verwenden? Wenn ja, auf welcher Profilseite und an welcher ungefähren Position würden Sie den Turbulator aufkleben? Profilseite: xT urbulator /t = 5.) Bestimmen Sie den Nullauftriebswinkel α0 in Grad! α0 = 6.) Wie groß ist das maximale Gleitverhältnis Emax ? Emax = ca cw |max = 7.) Wie groß ist der maximale Auftriebsbeiwert? camax = Nun soll aus den gegebenen Polaren die Reynoldszahl-abhängige Polare ermittelt werden, die für den stationären Flug eines Segelflugzeuges relevant ist. Hierbei herrscht ein Kräftegleichgewicht zwischen dem Flugzeuggewicht G = m · g und dem Auftrieb des Tragflügels 2 ·S·c A = ρ2 U∞ am . Folgende Daten sind gegeben: Flächenbelastung: m/S = 30kg/m2 mittlere Flügeltiefe: tm = 1m Erdbeschleunigung: g = 9.81m/s2 kinematische Zähigkeit: ν = 14.9 · 10−6 Dichte: ρ = 1.225kg/m3 mittlerer Auftriebsbeiwert: cam variiert mit U∞ mittlere Re-Zahl: Rem variiert mit U∞ Betrachten Sie vier Punkte, welche durch die vermessenen Reynoldszahlen gegebenen sind und tragen Sie die errechneten Punkte in Abb. 4.5 ein! 4.3 Übungsaufgabe zum Polardiagramm Abb. 4.4: Kontur und potentialtheoretische Geschwindigkeitsverteilung des Profils AH 93-157 21 4.3 Übungsaufgabe zum Polardiagramm Abb. 4.5: Gemessene Polaren des Profils AH 93-157 22 5 Einfluß wesentlicher Parameter auf die Profileigenschaften 5.1 Einfluß der Profildicke -2.5 -2 NACA 0015 NACA 0010 NACA 0005 -1.5 -1 cp Der prinzipielle Einfluß der Profildicke auf die Druckverteilung sowie die resultierenden Polaren soll zunächst anhand symmetrischer NACAProfilen der 4er“ Serie (vgl. Kap. 1) dis” kutiert werden. Abb. 5.1 zeigt die potentialtheoretischen Druckverteilungen der Profile NACA 0005, NACA 0010 und NACA 0015 (5%, 10% bzw. 15% relative Dicke) für einen Anstellwinkel von α = 5◦ . Dies entspricht in etwa einem Auftriebsbeiwert von ca ≈ 0.6. Man erkennt folgende, typische Auswirkungen bei einer Variation der Profildicke: -0.5 0 0.5 • Bei größeren Profildicken ist das Druck1 0 0.25 0.5 0.75 1 x/t niveau insgesamt niedriger (zu negativen Werten von cp verschoben), d. h. die Abb. 5.1: Einfluß der Profildicke auf die potenÜbergeschwindigkeiten sind aufgrund des tialtheoretische Druckverteilung, symmegrößeren Verdrängungseffektes höher. trische NACA-Profile, α = 5◦ • Bei dünneren Profilen erfolgt die Ausbildung einer Saugspitze früher, d. h. bei niedrigeren Anstellwinkeln. • Bei dünneren Profilen mit kleinerem Nasenradius ist der Druckanstieg im unmittelbaren Nasenbereich größer. • Bei dickeren Profilen liegt bis auf den Nasenbereich insgesamt ein stärkerer Druckanstieg vor. • Der Gradient der Auftriebspolare ist im linearen Bereich weitgehend unabhängig von der Profildicke. Potentialtheoretisch nimmt der Auftriebsgradient mit der Profildicke leicht zu. Die genannten Unterschiede bei den Druckverteilungen haben direkt nachvollziehbare Auswirkungen auf die in Abb. 5.2 dargestellten Polaren. Zunächst weisen die dünneren Profile auf- 23 5.1 Einfluß der Profildicke 24 grund des geringeren Druckanstieges bei kleinen Anstellwinkeln längere laminare Laufstrecken und damit einen niedrigeren Widerstandsbeiwert auf. Der Minimalwiderstand innerhalb der Laminardelle ist niedriger als bei dicken Profilen. Auf der anderen Seite weist die Laminardelle jedoch eine geringere Breite auf. Dies resultiert aus dem Umstand, daß sich bei einer Anstellwinkelerhöhung rasch eine Saugspitze auf der Profiloberseite ausbildet was zu einem erheblich schnelleren Vorwandern des laminar-turbulenten Umschlages und damit verbunden zu einer starken Widerstandszunahme führt. Bei dicken Profilen erfolgt das Vorwandern des Umschlagspunktes und damit der Widerstandsanstieg langsamer. Noch deutlicher wird der Einfluß der Profildicke auf die Gestalt der Laminardelle anhand der in Abb. 5.3 dargestellten Polaren für NACA Laminarprofile der 6er Serie. Abb. 5.2: Einfluß der Profildicke auf die berechneten Polaren, symmetrische NACA-Profile, Re = 1 · 106 5.2 Einfluß der Dickenrücklage 25 Bei einer weiteren Anstellwinkelerhöhung wird bei dünneren Profilen aufgrund der stärkeren Saugspitze früher der Zustand erreicht bei dem die Grenzschicht auf der Oberseite im Vorderkantenbereich ablöst. Dünnere Profile weisen daher im ReynoldszahlBereich von Segelflugzeugen einen niedrigeren maximalen Auftriebsbeiwert auf. Der maximale Auftriebsbeiwert läßt sich allerdings durch eine Erhöhung der relativen Dicke nicht beliebig erhöhen. Abhängig von der Re-Zahl Abb. 5.3: Einfluß der Profildicke auf die potentialtheoretische Druckvernimmt der erzielbare Wert teilung und Laminardelle am Beispiel symmetrischer NACAvon camax oberhalb einer Laminarprofile der 6er-Serie (entnommen aus [24]) bestimmten Dicke wieder ab. Es sei angemerkt, daß sich die obigen Aussage nicht auf den Bereich sehr kleiner Re-Zahlen (Re / 1 · 105 ) übertragen lassen. 5.2 Einfluß der Dickenrücklage Die Dickenrücklage xd /t bestimmt bei kleinen Anstellwinkeln die Lage des Druckminimums auf dem Profil. Der Punkt maximaler Dicke trennt den Bereich mit günstigem Druckabfall im vorderen Profilteil vom Bereich mit Druckanstieg (Haupdruckanstiegsgebiet) voneinander ab und bestimmt im ReynoldszahlBereich von Segelflugzeugen damit maßgeblich die Lage des Umschlagspunktes. Je größer die Rücklage des Dickenmaximums umso größere laminare Lauf- Abb. 5.4: Einfluß der Dickenrücklage auf die potentialtheoretische Druckverteilung und Laminardelle am Beispiel symmetrischer NACAstrecken lassen sich realiLaminarprofile der 6er-Serie (entnommen aus [24]) sieren. Entsprechend nimmt der minimale Widerstandsbeiwert mit zunehmender Dickenrücklage ab, siehe Abb. 5.4. Auf die Breite der Laminardelle 5.3 Einfluß der Profilwölbung 26 hat die Dickenrücklage (bei gleicher relativer Dicke) zunächst einen untergeordneten Einfluß. Allerdings wird mit zunehmender Dickenrücklage der Druckanstieg im hinteren Profilteil immer steiler, wodurch die Gefahr turbulenter Grenzschichtablösungen ansteigt. Außerhalb der Laminardelle wandert die Umschlagslage schneller zur Profilnase, der Widerstand nimmt schneller zu und das camax ist niedriger als bei Profilen mit kleinerer Dickenrücklage. 5.3 Einfluß der Profilwölbung cp -2.5 Der Einfluß der Wölbung auf die potentialtheoretische Druckverteilung ist in Abb. 5.5 anNACA 4410 -2 NACA 2410 hand der Profile NACA 0010, NACA 2410 und NACA 0010 NACA 4410 (jeweils 10% relative Dicke) veran-1.5 schaulicht. Die Wölbung dieser Profile variiert zwischen 0% und 4% bei einer Wölbungsrückla-1 ge von 40%. Der betrachtete Anstellwinkel beträgt α = 5◦ . Es wird deutlich, daß mit zu-0.5 nehmender Wölbung die Druckbeiwerte auf der Oberseite kleiner (negativer), auf der Unterseite 0 demgegenüber größer werden. Die Fläche zwischen den beiden Kurven und damit auch der 0.5 Auftriebsbeiwert nimmt mit der Wölbung ent1 sprechend zu. Es wird darüberhinaus sichtbar, 0 0.25 0.5 0.75 1 x/t daß zur Erzielung des höheren Auftriebes auf der Oberseite bis auf den unmittelbaren HinAbb. 5.5: Einfluß der Wölbung auf die potentialtheoterkantenbereich kein größerer Druckanstieg zu retische Druckverteilung, α = 5◦ überwinden ist. Der Umschlag und schließlich auch die turbulente Grenzschichtablösung wandern demzufolge erst bei großen ca -Werten stromauf. Dies äußert sich in einer zu höheren ca Werten verschobenen Laminardelle und in einem größeren camax -Wert. Die Form der Widerstandspolaren ändert sich dabei nicht wesentlich und das Widerstandsniveau innerhalb der Laminardelle liegt nur unwesentlich über dem des ungewölbten Profils, siehe Abb. 5.7. Der Einfluß der Wölbung auf die Lage und Form der Laminardelle ist in Abb. 5.6 am Beispiel von NACA Laminarprofilen der 6er Serie nochmals verdeutlicht. Mit der Verschiebung der Laminardelle nimmt der Nullauftriebswinkel bei einer Wölbungsvergrösserung betragsmässig zu, d.h. er der Abb. 5.6: Einfluß der Profilwölbung auf Laminardelle am Beispiel von NACA-Laminarprofilen der 6er-Serie (entnommen aus [24]) Anstellwinkel, bei dem der 5.4 Einfluß eines Klappenausschlages 27 Auftrieb verschwindet wird negativer. Als negativer Effekt resultiert zudem eine betragsmässige Erhöhung des kopflastigen Momentes bei einer Erhöhung der Wölbung, siehe Abb. 5.7. Neben einer Vergrößerung des Flügeltorsionsmomentes führt dies zu einer Vergrößerung der erforderlichen Höhenleitwerksgröße sowie der absoluten Leitwerkslasten. Abb. 5.7: Einfluß der Wölbung auf die berechneten Polaren, NACA-Profile, Re = 1 · 106 5.4 Einfluß eines Klappenausschlages Während des Fluges wird durch Ausschlagen der Querruder oder der Wölbklappe die Profilwölbung verändert. Die Auswirkungen auf die Profilumströmung sind grundsätzlich ähnlich wie im oberen Abschnitt diskutiert. Allerdings treten zusätzliche aerodynamische Effekte auf, die besonders zu beachten sind. Abb. 5.8 zeigt, daß bei einem positiven Klappenausschlag η (Ausschlag nach unten“) neben einer Vergrößerung der Fläche zwischen den Druckverläufen ” von Ober- und Unterseite, und damit einer Auftriebsvergrößerung, lokale Einflüsse auf die cp Verteilung resultieren. Auf der Profiloberseite zeigt die potentialtheoretische Druckverteilung eine konvexe Aus” beulung“ auf Höhe des Klappendrehpunktes. Dies führt zu einer lokalen Beschleunigung der Strömung stromauf der Klappe und zu einem vergrößerten, steileren Druckanstieg stromab davon. Derartige Unregelmäßigkeiten sind ungünstig für die Grenzschichtentwicklung. Konkret steigt die Ablösegefahr im Bereich der Klappe beträchtlich an und es muß unbedingt vermieden werden, daß die Grenzschicht auf Höhe des Klappendrehpunktes noch laminar ist. 5.5 Einfluß der Re-Zahl 28 Auf der Profilunterseite wird die Strömung stromauf der Klappe lokal verzögert und anschließend wieder beschleunigt, so daß sich eine konkave Ausbeulung“ der Druckverteilung er” gibt. Sofern kein Turbulator appliziert wird, ist die Grenzschicht bei kleineren bis mittleren ReZahlen (Modellflug, Segelflug) im Bereich der lokalen Verzögerung noch laminar und es resultiert eine laminare Ablöseblase. Neben diesen lokalen“ Einflüssen hat der ” Ausschlag einer Hinterkantenklappe jedoch noch eine wichtige Auswirkung auf die Druckverteilung im Bereich der Vorderkante. Abb. 5.8 zeigt, daß bei gleichem Anstellwinkel die Saugspitze auf der Oberseite bei positivem Klappenausschlag deutlich stärker ausgeprägt ist. Dies hat zur Folge, daß ein Profil mit positiv ausgeAbb. 5.8: Einfluß eines Klappenausschlages auf die schlagener Klappe normalerweise ein härteres“ potentialtheoretische Druckverteilung am ” Abreißverhalten als bei neutraler KlappenstelBeispiel des NACA 0012 Profils, α = 3◦ , η = 0◦ , η = +10◦ lung aufweist. Dieser unerwünschte, jedoch unvermeidbare, Effekt läßt sich anhand der in Abb. 5.10 dargestellten Polaren des Profils HQ 35 (abb. 5.9) für verschiedene Klappenwinkel verdeutlichen. Die Widerstandspolaren werden bei zunehmend positiver Klappenstellung am oberen Ende der Laminardelle immer eckiger. Dies zeigt, daß der Umschlag aufgrund einer sich plötzlich ausbildenden Saugspitze zunehmend abrupter zur Vorderkante wandert. Als Konsequenz löst die stärker belastete Grenzschicht am Beginn der Wölbklappe turbulent ab was einen lokalen Einbruch in der Auftriebskurve zur Folge hat. Der Auftriebseinbruch nach Überschreiten des Maximalauftriebs wird bei positiv ausgeschlagener Klappe ebenso abrupter und das Abreißverhalten somit härter. Die diskutierten Besonderheiten bei der Umströmung von Profilen mit Klappenausschlag müssen bei der Auslegung von Wölbklappenprofilen sorgfältig beachtet werden. 5.5 Einfluß der Re-Zahl Um den Einfluß der Reynoldszahl auf die Profileigenschaften zu verdeutlichen sollen zunächst die Polaren für das dünne, symmetrische Abb. 5.9: Einfluß eines KlappenausProfil NACA 0005 diskutiert werden. Bei diesem Profil spielen lamischlages auf nare Ablöseblasen im betrachten Bereich eine untergeordnete Rolle die gemessene und die Profileigenschaften werden durch die Reynoldszahl-abhängiDruckverteigen Längen der laminaren Laufstrecken geprägt. Anschließend werden lung des Profils HQ 35/12.29 Reynoldszahl-Effekte beim Auftreten von Ablöseblasen am Beispiel (entnommen eines Segelflugzeugprofiles betrachtet. aus [26]) 5.5 Einfluß der Re-Zahl 29 Abb. 5.10: Einfluß eines Klappenausschlages auf die Polaren am Beispiel des HQ 35/12.29, entnommen aus [26] Abb. 5.11: Einfluß der Re-Zahl auf die berechneten Polaren des symmetrischen Profils NACA 0005 5.5 Einfluß der Re-Zahl 30 Abb. 5.11 zeigt die berechneten Polaren für das Profil NACA 0005. Es ist zunächst zu erkennen, daß für die niedrigste betrachtete Re-Zahl bei kleinen ca -Werten sehr ausgedehnte laminare Laufstrecken möglich sind (Umschlag bei x/t ≈ 0.95 für ca = 0). Es liegt eine ausgeprägte Laminardelle vor und der Minimalwiderstand ist für den untersuchten Reynoldszahl-Bereich bei Re = 1 · 106 am niedrigsten. Außerhalb der Laminardelle, wo die Strömung auf einer der beiden Profilseiten nahezu vollturbulent ist, resultiert für die niedrigste Re-Zahl demgegenüber der höchste Widerstandsbeiwert. Bei einer Erhöhung der Re-Zahl nimmt bei turbulenter Strömung der Beiwert des Reibungswiderstandes und damit auch der cw -Wert außerhalb der Laminardelle stetig ab (vgl. Abb. 3.3). Innerhalb der Laminardelle wirkt sich die Erhöhung der Re-Zahl beim betrachteten Profil umgekehrt aus. Zunächst werden die laminaren Laufstrecken kürzer. Die damit verbundene Erhöhung des Reibungswiderstandes (cfturbulent > cflaminar ) dominiert gegenüber der cw -Reduktion infolge Re-Zahl Erhöhung. Der Widerstandsbeiwert nimmt in diesem ca -Bereich daher mit der Re-Zahl insgesamt zu und die Laminardelle ist weniger stark ausgeprägt. Abb. 5.12 zeigt die Kontur sowie die Geschwindigkeitsverteilung für das Profil AH 93157. Die Auslegung der Profiloberseite erfolgte derart, daß Ablöseblasen im untersuchten Reynoldszahlbereich eine untergeordnete Rolle spielen und keinen nennenswerten Einfluß auf den Widerstand haben. Auf der Unterseite ist die Geschwindigkeitsverteilung so gestaltet, daß innerhalb des Einsatzbereiches (ca ' 0.3, Re / 3 · 106 ) eine laminare Strömung bis etwa 80% der Profiltiefe realisiert werden kann. Stromab erfolgt ein steiler Druckanstieg. Bei der praktischen Anwendung dieses Profils wird der Umschlag kurz vor Beginn dieses Druckanstieges mit Hilfe eines Turbulators erzwungen. Um die verschiedenen Reynoldszahl-Effekte zu verdeutlichen wurden die in Abb. 5.13 dargestellten Messungen allerdings ohne erzwungenen Umschlag durchgeführt. In diesem Fall bildet sich auf der Unterseite innerhalb eines großen ca -Bereiches eine dicke, widerstandserhöhende laminare Ablöseblase aus. Betrachtet man zunächst die Polare für die kleinste untersuchte Re-Zahl von Re = 7 · 105 so erkennt man lediglich einen äußerst engen Bereich bei ca ≈ 0.2 in dem ein niedriger Widerstandsbeiwert vorliegt. In diesem Anstellwinkelbereich hat sich auf der Unterseite bereits eine kleine Saugspitze ausgebildet welche die Grenzschicht Abb. 5.12: Potentialtheoretische Geschwindiggerade so destabilisiert, d.h. die Störwellen gekeitsverteilungen für das Profil AH rade so angefacht werden, daß der Umschlag 93-157 kurz vor Beginn des Hauptdruckanstieges erfolgt. So kann die maximale laminare Laufstrecke genutzt werden, ohne daß widerstandserhöhen- 5.6 Einfluß von Verschmutzungen und Rauhigkeiten 31 de Ablöseblasen auftreten. Der für diesen Zustand resultierende Minimalwiderstand markiert das Widerstandsniveau das mit Hilfe eines optimierten Turbulators innerhalb der gesamten Laminardelle erzielbar wäre. Ohne Turbulator bildet sich für alle Werte ca ' 0.2 die angesprochene Ablöseblase aus, die zu einem deutlich sichtbaren Widerstandseinbruch führt. Bei Steigerung der Re-Zahl wird die Ablöseblase kürzer und der Widerstandseinbruch gegenüber dem Minimalwiderstand fällt geringer aus. Abb. 5.13: Gemessene Polaren für das Profil AH 93-157 ohne erzwungenen Umschlag Weiter ist beim Vergleich der Polaren wiederum zu erkennen, daß das untere Laminardelleneck mit zunehmender Re-Zahl zu immer größeren ca -Werten hin verschoben wird. Auch wandert im gesamten ca -Bereich der Umschlag auf beiden Profilseiten bei Erhöhung der Re-Zahl kontinuierlich stromauf. 5.6 Einfluß von Verschmutzungen und Rauhigkeiten Um die theoretisch möglichen laminaren Laufstrecken auch in der Praxis zu erzielen und das Potential des Profils auszuschöpfen ist eine glatte Flügeloberfläche unabdingbar. Weist der Flügel Rauhigkeiten oder Welligkeiten auf, hat dies grundsätzlich eine Verkürzung der laminaren Laufstrecken und damit i.A. eine Leistungseinbuße zur Folge. Die erforderliche Oberflächengüte läßt sich bei Tragflügeln in Kunststoffbauweise problemlos realisieren. Es muß allerdings sichergestellt werden, daß die Oberfläche nicht im Laufe des Betriebes, z.B. durch Mücken verunreinigt wird (vgl. Abb. 5.15). Bei Hochleistungs-Segelflugzeugen wird der Flügel daher vor dem Flug gereinigt und poliert. Während des Fluges können Verschmutzungen mit Hilfe sogenannter Mückenput- 5.6 Einfluß von Verschmutzungen und Rauhigkeiten 32 zer entfernt werden. Bei älteren Segelflugzeugmustern mit Tragflügeln in Holzbauweise war ein enormer fertigungstechnischer Aufwand zur Erzielung einer für maximale laminare Laufstrecken hinreichend guten Oberflächenqualität notwendig. Dies zeigen die in Abb. 5.14 dargestellten Gleitzahlpolaren der RJ-5, bei der eine aufwendige schrittweise Verbesserung der Oberflächenqualität erforderlich war um die angestrebte Leistung zu erzielen. Hinsichtlich ihrer Wirkung auf den Grenzschichtumschlag unterscheidet man 3D Einzelrauhigkeiten, wie beispielsweise eine Mücke oder eine einzelne Noppe, und 2D Rauhigkeiten, wie einen über der gesamten Spannweite aufgeklebten Turbulator. Für beide Arten von Rauhigkeiten gilt jeweils eine kritische Rauhigkeitshöhe“. ” Ist der Turbulator niedriger so ist sein Einfluß auf die Umschlagslage i.A. gering und wird zudem durch die Grenzschichtinstabilität stromab des Rauhigkeitselementes bestimmt. Mit Überschreiten der kritischen Rauhigkeitshöhe ändert sich das Verhalten abrupt. Es erfolgt sogenannte Bypass-Transition direkt am Rauhigkeitselement. Eine weitere Erhöhung der Rauhigkeit resultiert ab einem bestimmten Schwellenwert in zusätzlichem Device-Drag“ durch das Rauhig” keitselement selbst und kann zu einer Stromaufverschiebung der turbulenten Ablösung führen. Die unerwünschten Konsequenzen von RauAbb. 5.14: Einfluß von Verbesserungen der Oberhigkeiten auf die Polaren eines Laminarproflächenqualität auf die Flugleistungen des fils sind in Abb. 5.17 dargestellt. Mücken oder RJ-5 Segelflugzeuges Mückenteile, die beim Start eingefangen werden können und die auf der Oberfläche im Bereich der Vorderkante haften bleiben, überschreiten i.A. die kritische Rauhigkeitshöhe. Dies führt dazu, daß der Grenzschichtumschlag bereits im Nasenbereich erfolgt und die Oberseite vollturbulent umströmt wird. Eine merkliche Erhöhung des Reibungswiderstandes ist die unvermeidliche Folge. Darüberhinaus kann es innerhalb des Auslegungsbereiches des Profils zu turbulenten Ablösungen im Hauptdruckanstiegsbereich kommen. Dies ist in Abb. 5.16 stromab des Turbulenzkeiles an den auftretenden wirbelartigen Strukturen zu erkennen. Turbulente Ablösungen bewirken eine deutliche, weitere Widerstandserhöhung. Bei Mückenbesatz von Laminarprofilen sind drastische Leistungseinbußen daher nicht zu vermeiden. Bei der Profilauslegung ist allerdings darauf zu achten, daß sich das Abreißverhalten nicht verschlechtert und das camax nicht einbricht. Bei den in Abb. 5.17 dargestellten, im Windkanalversuch ermittelten Polaren resultiert im Falle von simulierten Mücken (aufgeklebtes Noppenband) in etwa eine Widerstandsverdopplung. Die Auftriebspolare zeigt im Bereich des camax jedoch kaum einen Einfluß der künstlichen Mücken und das Abreißverhalten ist nach wie vor gutmütig. Neben den oben beschriebenen negativen Effekten von Rauhigkeiten auf die Profileigenschaften kann der Einfluß auf den Grenzschichtumschlag in Form sogenannter Turbulatoren bewußt genutzt werden. Der Einsatz von Turbulatoren und die Berücksichtigung beim Profilentwurf wird in Kapitel 7.3 näher diskutiert. 5.6 Einfluß von Verschmutzungen und Rauhigkeiten Abb. 5.15: Tragflügel eines Segelflugzeuges mit Verunreinigungen durch Mücken im Nasenbereich (Quelle: http://www.dgflugzeugbau.de/) 33 Abb. 5.16: Ausbilden eines Turbulenzkeiles stromab einer Einzelrauhigkeit Abb. 5.17: Einfluß von simulierten Mücken auf die Polaren eines Segelflugzeug-Profils 6 Das Profilprogramm von R. Eppler 6.1 Programme zum Entwurf subsonischer Profile Zum Entwurf von Profilen für den Unterschallbereich haben sich insbesondere die Profilentwurfsund Nachrechenprogramme von R. Eppler [10] sowie das Programm XFOIL [8] von M. Drela bewährt. Das Verfahren von Eppler wird im Rahmen des Seminars verwendet, weshalb elementare, für die Anwendung des Verfahrens relevante Aspekte von Theorie und Bedienung des Programms in den nachfolgenden Abschnitten etwas ausführlicher diskutiert werden. Detaillierte Informationen zu den theoretischen Grundlagen finden sich in [10], [11] und [12], Hinweise zum Entwurf unter Anwendung des Verfahrens sowie zahlreiche ausgeführte Profilentwürfe für verschiedenste Anwendungen inklusive Entwurfs-Eingabedaten sind in [10] dokumentiert. Eine ausführliche, aktuelle Programmbeschreibung wird zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt. Der Entwurf von Profilen erfolgt beim Programm von Eppler mit Hilfe eines inversen Ansatzes basierend auf der Methode der konformen Abbildung. Die Geschwindigkeitsverteilung wird dabei vom Anwender auf eine indirekte Art definiert, wobei die Vorgabe abschnittsweise für unterschiedliche Anstellwinkel erfolgt. Durch diesen Multi-Point“ Ansatz lassen sich die ” Profileigenschaften für einen ganzen Entwurfsbereich besser steuern als bei einer Vorgabe der Geschwindigkeitsverteilung für einen einzelnen Anstellwinkel. Bei der Nachrechnung vorgegebener Profilkonturen erfolgt die Berechnung der Außenströmung mit Hilfe eines sogenannten Panelverfahrens. Reibungseinflüsse werden mit einem integralen Grenzschichtverfahren ermittelt, wobei zur Bestimmung der Umschlagslage ein nicht-lokales empirisches Umschlagskriterium, und in einer aktuellen Erweiterung ein en -Kriterium, dient. Die Berücksichtigung des Verdrängungseffektes anliegender Grenzschichten auf die Außenströmung ist prinzipiell möglich und erfolgt durch eine iterative Kopplung. Der Einfluß laminarer Ablöseblasen auf den Widerstand wird mit einem empirischen Modell berücksichtigt. Das XFOIL-Programm von M. Drela kann kostenlos vom Internet geladen werden: http://raphael.mit.edu/xfoil/ Die Nachrechnung vorgegebener Profile basiert beim Verfahren von Drela auf einem Panelverfahren dessen Grundgleichungen mit den integralen Grenzschichtgleichungen zur Erfassung von Reibungseffekten direkt gekoppelt wurden. Diese gekoppelten Gleichungen werden simultan gelöst wodurch der Verdrängungseffekt der Grenzschicht automatisch berücksichtigt wird. Laminare Ablöseblasen werden dabei ebenso erfasst. Die Nachrechenmethode wurde von Drela zu einem sogenannten teilinversen“ Verfahren ausgebaut. Hierbei kann für einen Abschnitt ” des Profils die Geometrie, für einen anderen Abschnitt die Geschwindigkeitsverteilung vorgegeben werden. Darüberhinaus enthält das Programm ebenso ein inverses Verfahren basiered auf der Methode der konformen Abbildung bei dem die Geschwindigkeitsverteilung direkt über der Bogenlänge des Profils vorgegeben wird. 34 6.2 Nachrechenverfahren 35 6.2 Nachrechenverfahren Nach Prandtl ist der Viskositätseinfluß des Strömungsmediums für große Reynoldszahlen im wesentlichen auf eine dünne, wandnahe Grenzschicht beschränkt, während die Zähigkeitskräfte in der umgebenden Außenströmung vernachlässigt werden können. Sofern keine massiven Ablösungen auftreten, ermöglicht dieser Ansatz eine separate theoretische Behandlung der beiden Strömungsbereiche unter Anwendung jeweils spezieller, vereinfachter Grundgleichungen. Das Geschwindigkeitsfeld der reibungsfreien Außenströmung liefert dabei die notwendigen Randbedingungen für die Grenzschichtberechnung. Für vorgegebene Profilkonturen wird die Außenströmung beim vorliegenden Profilprogramm mit Hilfe einer Singularitätenmethode berechnet. Liegt eine drehungsfreie Strömung vor, so kann zur Beschreibung des Strömungsfeldes ein skalares Geschwindigkeitspotential ϕ eingeführt werden, dessen Gradientenfeld das Geschwindigkeitsfeld um das Profil beschreibt. Beschränkt man sich auf inkompressible Strömungen, so resultiert nach Einsetzen in die Kontinuitätsgleichung die Laplace-Gleichung zur Bestimmung des Geschwindigkeitspotentials, welche die Grundgleichung für die vorliegende Nachrechenmethode darstellt. Da diese Form der Potentialgleichung eine lineare Differentialgleichung darstellt, ist eine Superposition einzelner Fundamentallösungen (Parallelströmung, Quell-/Senken-, Dipolströmung oder Potentialwirbel) möglich. Beim vorliegenden Verfahren wird die Profilumströmung durch Überlagerung einer Parallelströmung mit einer stetigen Wirbelverteilung entlang der Profiloberfläche modelliert. Die Wirbelverteilung wird dabei so bestimmt, daß als Randbedingung die Kontur nicht durchströmt wird. Konkret wird beim Verfahren von Eppler angesetzt, daß die Tangentialgeschwindigkeit entlang der inneren Berandung des Profils verschwindet. Es lässt sich zeigen, daß diese Randbedingung die Forderung der Nicht-Durchströmung der Profilkontur sicherstellt. Diese Problemstellung führt zunächst auf eine Integralgleichung zur Bestimmung der unbekannten Wirbelverteilung. Zur Ermöglichung einer numerischen Lösung für allgemeine, vorgegebene Profilkonturen wird die Integralgleichung diskretisiert und in eine Summe überführt. Die Profilkontur wird dazu in eine diskrete Anzahl von Abschnitten (=Panels) unterteilt. Man nennt daher numerische Singularitätenverfahren auch Panel-Verfahren. Als Konsequenz der Diskretisierung lässt sich die Randbedingung nicht mehr entlang der kompletten Profilkontur sondern lediglich an diskreten Kontrollpunkten, deren Anzahl der Panelzahl entspricht, erfüllen. Sowohl die Kontur als auch die Singularitätenverteilung innerhalb eines Panels wird durch geeignete Ansatzfunktionen approximiert. Meist werden bei Panelverfahren Polynomansätze verwendet, wobei der Grad der verwendeten Polynome die Ordnung des Panel-Verfahrens bestimmt (Low Order / Higher Order). Während bei weit verbreiteten Low-Order Methoden ein Polygon zur Beschreibung der Kontur dient und die Singularitätenstärken panelweise konstant angesetzt werden, wird bei der vorliegenden Methode eine abschnittsweise kubische Konturbeschreibung und eine parabolische Wirbelverteilung angesetzt. Hierdurch wird eine sehr gute Genauigkeit bereits bei mäßigen Panelzahlen (üblicherweise 30 bis 60 Panels je Profilseite) erzielt. Darüberhinaus treten auch bei der Analyse von dünnen Profilen normalerweise keine Schwierigkeiten auf.1 1 Bei dünnen Profilen besteht insbesondere bei Low-Order-Verfahren im hinteren Bereich die Gefahr, daß die Induktion eines Panels auf die jeweils andere Profilseite durchschlägt“, d.h. diese stärker beeinflusst als seine ” unmittelbaren Nachbarpanels. Besonders groß ist diese Gefahr, wenn die Axialkoordinaten der Panelgrenzen zwischen Ober- und Unterseite versetzt zueinander sind. Das Durchschlagen“ wird verständlich, wenn man ” sich vor Augen führt, daß die stetige linienhafte Wirbel- oder Dipolverteilung bei Low-Order Verfahren durch diskrete Einzelwirbel an den Paneleckpunkten approximiert wird, die ein singuläres Verhalten bei Annäherung an den Singularitätenaufpunkt aufweisen. Zur Erfüllung der Randbedingung resultieren dann u.U. unrealistische Singularitätenstärken auf der gegenüberliegenden Seite, was sich in Unstetigkeiten in der Druckverteilung äussert. 6.3 Entwurfsverfahren 36 Ein weiterer Vorteil des vorliegenden Higher-Order Verfahrens besteht darin, daß die Kontrollpunkte zur Erfüllung der Randbedingungen auf die vom Anwender vorgegebenen Koordinatenpunkte gelegt werden kann. Dies wird durch den Ansatz einer Wirbelverteilung erreicht, die stetig entlang der kompletten Profilkontur ist. Auch die resultierenden Geschwindigkeiten oder Drücke können damit für die vorgegebenen Koordinatenpunkte direkt ermittelt werden. Bei einem Low-Order Ansatz zur Darstellung von Kontur und Singularitätenverteilung resultieren an den vorgegebenen Koordinatenpunkten, die üblicherweise den Paneleckpunkten entsprechen, Singularitäten der induzierten Geschwindigkeiten. Die Kontrollpunkte zur Erfüllung der Randbedingung müssen daher in den Bereich der Panelmitte verlegt werden. Bei ebenen Panels liegen die Kontrollpunkte damit systematisch innerhalb der tatsächlichen Profilkontur was eine gewisse Ungenauigkeit zur Folge hat und die Verwendung einer größeren Panelanzahl erforderlich macht. Die Geschwindigkeiten resultieren zudem für die Kontrollpunkte und müssen geg. auf die vorgegebenen Koordinatenpunkte interpoliert werden. An der Hinterkante muß als zusätzliche Randbedingung die Kutta-Bedingung erfüllt sein, nach der ein glattes Abströmen“ vorliegen muß, d.h. die Hinterkante darf nicht umströmt wer” den. Bei Profilen mit scharfer Hinterkante (verschwindende Hinterkantendicke) kann dies bei der vorliegenden Modellierung dadurch sichergestellt werden, daß sich die Wirbelstärken von Ober- und Unterseite an der Hinterkante gerade aufheben. Würde an der Hinterkante eine resultierende Wirbelstärke ungleich Null vorliegen, so wäre die induzierte Geschwindigkeit an der Hinterkante singulär was eine Umströmung der scharfen Hinterkante mit unendlicher Geschwindigkeit zur Folge hätte. Mit dem vorliegenden Panel-Verfahren ist auch die Analyse von Profilen mit endlicher Hinterkantendicke möglich. Zur Simulation wird dabei die stumpfe Basis mit einer Wirbel- und einer Quellverteilung belegt. Die Verteilungen werden so festgelegt, daß die Strömung jeweils glatt von der Ober- sowie der Unterseite abfließt. Dazwischen wird ein Tot” wassergebiet“ simuliert, vergleichbar mit der Wirkung eines abgelösten Strömungsbereiches bei der realen Umströmung von Profilen mit stumpfer Hinterkante. Insgesamt führt das Ansetzen aller Randbedingungen der diskretisierten Integralgleichung auf ein Lineares Gleichungssystem zur Bestimmung der unbekannten Wirbelverteilung, die direkt die Tangentialgeschwindigkeit entlang der Profiloberfläche liefert. Programmintern wird die Wirbelverteilung lediglich für zwei ausgezeichnete Anstellwinkel (α = 0◦ , α = 90◦ ) bestimmt und für dazwischenliegende Winkel unter Ausnutzung des Superpositionsprinzips durch lineare Überlagerung gewonnen. Eine komplette Beschreibung der theoretischen Grundlagen und verwendeten Formeln des Nachrechenverfahrens findet sich in [11]. 6.3 Entwurfsverfahren Die Form der Geschwindigkeits- bzw. Druckverteilung entlang der Profiloberfläche bestimmt die Entwicklung der Grenzschicht und damit die aerodynamischen Eigenschaften eines Profils. Es ist daher sinnvoll beim Profilentwurf direkt die relevante Geschwindigkeitsverteilung vorzugeben anstatt über geometrische Modifikationen indirekt die Profileigenschaften zu beeinflussen. Aufgabe des Entwurfsverfahrens ist dann die Ermittlung der zugehörigen Profilkontur. Dies kann prinzipiell auf zwei unterschiedliche Arten erfolgen. Zum einen kann ein Nachrechenverfahren iterativ eingesetzt werden. Ausgehend von einem Startprofil wird dabei die resultierende Geschwindigkeitsverteilung mit der vom Anwender vorgegebenen Zielverteilung verglichen und die Profilkontur gezielt variiert. Dieser Vorgang wird solange wiederholt bis die Differenzen zur Ziel- 6.3 Entwurfsverfahren 37 verteilung minimiert sind. Bei einem echten“ inversen Verfahren wird aus einer vorgegebenen ” Zielverteilung auf direktem Weg die zugehörige Profilkontur ermittelt. Das vorliegende Verfahren löst das inverse Problem unter Anwendung der Methode der konformen Abbildung. Bei den meisten Entwurfsverfahren kann die gewünschte Geschwindigkeits- oder Druckverteilung lediglich für einen ausgezeichneten Anstellwinkel definiert werden. Man spricht von einem One-Point Entwurfsverfahren. Mit derartigen Verfahren hat man keine direkte Kontrolle über die Änderung der Geschwindigkeitsverteilung und damit der aerodynamischen Eigenschaften bei einer Änderung des Anstellwinkels gegenüber dem Entwurfspunkt. Beim vorliegenden Entwurfsverfahren kann die Geschwindigkeitsverteilung demgegenüber abschnittsweise für unterschiedliche Anstellwinkel definiert werden. Damit ist eine gezielte Steuerung der aerodynamischen Eigenschaften über einen breiteren Entwurfsbereich möglich. Dies erleichtert den praktischen Profilentwurf, der in der Regel als Kompromiss für eine Reihe von Anströmbedingungen zu erfolgen hat. 6.3.1 Grundprinzip des Entwurfsverfahrens Die Grundgleichung für das Entwurfsverfahren ist wiederum die Laplace-Gleichung zur Beschreibung drehungsfreier, inkompressibler Strömungen. Bei der vorliegenden Methode wird die bekannte Potentialströmung um einen zirkulationsbehafteten Kreiszylinder konform auf die Umströmung der zunächst unbekannten Profilkontur abgebildet. Die gewünschte Geschwindigkeitsverteilung um das unbekannte Profil wird vom Anwender auf indirekte Weise vorgegeben. Aufgabe des Entwurfsverfahrens ist nun die Bestimmung der Abbildungsfunktion, welche gerade die bekannte Zylinderströmung auf die vorgegebene Geschwindigkeitsverteilung am Profil abbildet. Unter Verwendung dieser Abbildungsfunktion lässt sich anschließend die Profilkontur durch Transformation der Zylinderkontur bestimmen. Das Vorgehen ist dabei vergleichbar mit dem bei der Joukowsky-Abbildung, wobei die vorliegende Abbildungsfunktion allgemeiner in Form eines Reihenansatzes formuliert ist, um im Rahmen der notwendigen Diskretisierung beliebige Geschwindigkeitsverteilungen am Profil realisieren zu können. Die Kontur eines Einheitszylinders (Radius R = 1) in der komplexen ζ-Ebene ist gegeben durch: ζ = ξ + i η = eiϕ (0 ≦ ϕ ≦ 2π) (6.1) Die Umströmung eines zirkulationsbehafteten Kreiszylinders lässt sich durch Überlagerung einer Dipolsingularität und eines Potentialwirbels im Mittelpunkt sowie einer Parallelströmung als Elementarlösung modellieren. Die Zirkulation wird dabei gerade so festgelegt, daß bei einer Anströmung des Zylinders unter dem Winkel α der hintere Staupunkt auf die reelle Achse fällt, siehe Abb. 6.1. Dies stellt sicher, Abb. 6.1: Umströmung von Einheitskreis und Profil in der komplexen Ebene daß nach der konformen Ab(entnommen aus [10]) 6.3 Entwurfsverfahren 38 bildung in der Profilebene die Kutta-Bedingung erfüllt ist. Das komplexe Potential der Zylinderumströmung ist in diesem Fall gegeben zu (vgl. Grundlagenvorlesung Strömungslehre): F (ζ) = e−iα ζ + eiα + 2 · i · sin α · ln ζ ζ (6.2) Der Geschwindigkeitsbetrag wz in der Profilebene z ist in Abhängigkeit der Ableitung des Potentials in der Zylinderebene dF/dζ und der Ableitung der Abbildungsfunktion dζ/dz definiert: dF dζ (6.3) wz = · dζ dz Zur Veranschaulichung des Prinzips kann man sich nun vorstellen, daß wz vom Anwender entlang der Profilkontur vorgegeben wird, die Ableitung dF/dζ aus Differentiation von Gl.( 6.2) bekannt ist und sich mit Gl. (6.3) schließlich die gesuchte Abbildungsfunktion durch Integration prinzipiell bestimmen lässt. Tatsächlich ist das mathematische Vorgehen zur Bestimmung der Abbildungsfunktion weitaus komplexer. Für Details sei auf [11] verwiesen. 6.3.2 Abschnittsweise Vorgabe der Geschwindigkeitsverteilung Im vorliegenden Verfahren wird nicht direkt die Verteilung des Geschwindigkeitsbetrages wz in der Profilebene als Funktion der Axialkoordinate x oder der Bogenlänge s vorgegeben. Vielmehr erfolgt eine Vorgabe der Geschwindigkeit in Abhängigkeit des Polarwinkels ϕ in der Zylinderebene als wz (ϕ) (vgl. Abb. 6.1). Diese gemischte“ Vorgabe erscheint zunächst etwas ungewöhnlich ” da man eher eine Vorstellung über den gewünschten Geschwindigkeitsverlauf in der physikalischen Ebene als wz (x) hat. Eine approximative Beziehung zwischen dem Winkel ϕ und der x-Koordinate in der Profilebene kann man sich z.B. über die bekannte Abbildungsfunktion der ebenen Platte besorgen: x ϕ = arccos 2 · − 1 (6.4) t 1 x = · (1 + cos ϕ) t 2 (6.5) Diese Gleichung stellt für gewölbte Profile endlicher Dicke freilich lediglich eine Näherung dar. Die exakte Beziehung ϕ ↔ x ist das Ergebnis der inversen Berechnung und variiert von Profil zu Profil. Genügt nach Lösen des Entwurfsproblems die resultierende Geschwindigkeitsverteilung in der Profilebene wz (x) nicht den Anforderungen, z.B. weil ein exakt definierter Beginn des Hauptdruckanstieges realisiert werden soll, so müssen die Entwurfseingabedaten nachkorrigiert werden, bis der gewünschte Verlauf vorliegt. Zur Vorgabe von wz (ϕ) wird der Einheitskreis zunächst in I-Abschnitte unterteilt. Zu Beginn eines Entwurfes werden dabei in der Regel wenige Abschnitte ausreichen (vgl. Kap. 6.6), während sich die Anzahl der Abschnitte bei zunehmend verfeinerter Vorgabe der Geschwindigkeitsverteilung im Laufe des Entwurfsprozesses erhöht. Die jeweiligen Abschnittsgrenzen sind durch Vorgabe eines Polarwinkels ϕ definiert. Der erste Abschnitt in Abb. 6.2 erstreckt sich von der reellen Achse (ϕ0 =0) bis zum Winkel ϕ1 . In der Profilebene entspricht dies einem Abschnitt ab der Hinterkante entlang der Profiloberseite bis 6.3 Entwurfsverfahren 39 zum Abszissenwert x (ϕ1 ). Die weiteren Abschnitte folgen in Zylinder- und Profilebene jeweils im Gegenuhrzeigersinn, bis zur letzten Abschnittsgrenze ϕI = 2π bzw. xt (ϕI ) = 1 an der Hinterkante auf der Unterseite. Zur übersichtlicheren Vorgabe werden die im Bogenmaß definierten Winkel ϕi für die Eingabe im Programm auf folgende Art normiert: νi∗ = ϕ∗i · N 2π (6.6) Der Index ∗ in obiger Gleichung sowie in den nachfolgenden Definitionen soll zur Unterscheidung der vom Anwender vorgegebenen Größen von den programmintern zur Berechnung verwendeten Größen dienen. Die Box soll Entwurfs-Eingabedaten kenntlich machen, also Größen die dem Programm beim Profilentwurf vorzugeben sind. In obiger Gleichung (6.6) ist N die Anzahl der Koordinaten mit der programmintern diskretisiert wird und die schließlich als Ergebnis des Entwurfs ausgegeben werden. Eine beim praktischen Profilentwurf, übliche Koordinatenanzahl beträgt N = 60. In diesem Fall variieren die Zahlenwerte der Abschnittsgrenzen νi zwischen Werten ν1∗ > 0 und νI∗ = 60. Die νi∗ -Werte können prinzipiell in beliebigen Inkrementen in aufsteigender Reihenfolge vorgegeben werden. Bei Wahl ganzzahliger νi∗ -Werte fallen die Abschnittsgrenzen mit den Aufpunkten der internen Berechnung zusammen, was zu leichten Ecken in der resultierenden Geschwindigkeitsverteilung führen kann. Ein Glättungseffekt wird erzielt wenn nicht-ganzzahlige Werte νi∗ = ∗.5 definiert werden. Abb. 6.2: Unterteilung des Einheitskreises zur Vor- Eine Besonderheit in der Vorgabe der Abgabe der Geschwindigkeitsverteilung (entnommen aus [10]) schnittsgrenzen besteht im Bereich der Profilvorderkante. Der Zahlenwert der Grenze des Abschnittes, in welcher die Profilvorderkante zu liegen kommt, darf vom Anwender nicht fest vorgegeben werden, sondern ist Ergebnis der Entwurfsberechnung (vgl. [11], [10]). Zur Kennzeichnung dieser speziellen Abschnittsgrenze νi∗L ist vom Anwender der Zahlenwert Null vorzugeben. Der resultierende, vom Programm berechnete, Zahlenwert νiL wird im Programmlisting ausgegeben. Generell lässt sich sagen, daß νiL bei symmetrischen Profilen gerade N/2 beträgt, während für positiv gewölbte Profile Werte νiL > 0 resultieren. Der Umstand, daß der resultierende Wert νiL /2 a priori nicht bekannt ist kann beim praktischen Entwurf zu Problemen führen wenn vom Anwender im Bereich der Vorderkante viele, dicht beieinander liegende Abschnitte vorgegeben werden. In diesem Fall kann die vom Programm berechnete Abschnittsgrenze νiL in den vom Anwender vorgegebenen nächsten oder vorigen Abschnitt fallen und das Programm wird ohne Ergebnis abbrechen. Im Ausgabelisting ist die Verteilung der resultierenden Abschnittsgrenzen aufgeführt, so daß der Anwender Hinweise zu notwendigen Änderungen der Diskretisierung oder Verschiebung der Abschnitssgrenze νi∗L erhält. Innerhalb der einzelnen Abschnitte wird die Geschwindigkeitsverteilung auf indirekte Weise definiert. Die Verteilung wird dabei nicht, wie man es für ein inverses Verfahren erwarten könnte, als Funktion wz (x) bzw. wz (ϕ) vorgegeben. Vielmehr ist vom Anwender für jeden Abschnitt ein 6.3 Entwurfsverfahren 40 Anstellwinkel vorzugeben, für den die resultierende Geschwindigkeit innerhalb des Abschnittes konstant ist. Diese Anstellwinkel sind relativ zur Nullauftriebsrichtung definiert: αi∗ [◦ ] (6.7) Über den Auftriebsgradienten lässt sich direkt der zugehörige potentialtheoretische Auftriebsbeiwert bestimmen: ca = dca ·α dα ≈ 2 π · α [rad] bzw. ca ≈ 2 π · (6.8) π · α [◦ ] ≈ 0.11 · α [◦ ] 180◦ Der Winkel αi∗ steuert im Grunde genommen den Geschwindigkeitsgradient innerhalb des Abschnittes i, wobei die Sensitivität im Bereich der Vorderkante größer als nahe der Hinterkante ist. Der Betrag der Geschwindigkeit wird vom Programm bestimmt, so daß ein stetiger Verlauf an den Abschnittsgrenzen sichergestellt ist. Der Anwender des vorliegenden Entwurfsverfahrens modelliert“ also durch Vorgabe einer gewissen Anzahl an Wertepaaren νi∗ , αi∗ die ” Geschwindigkeitsverteilung. cp ➠ Auch wenn die abschnittsweise Definition einer konstanten Geschwindigkeit NACA 0012 für einen vorgegebenen Anstellwinkel αi∗ zunächst den Eindruck einer Einschränkung vermittelt, so lässt sich mit diesem Ansatz bei Wahl einer hinreichend großen Anzahl an -1.5 Abschnitten jede beliebige Geschwindigkeitsverteilung Ma = 0.3 DA VA2 generieren. Dies soll anα = 2° Eppler redesign -1 hand des Nachentwurfs Bezier-curve redesign eines gegebenen Profils demonstriert werden, siehe -0.5 Abb. 6.3. Ziel war, durch Vorgabe einer geeigneten αi∗ (νi∗ )-Verteilung die Ge0 schwindigkeitsverteilung des Profils DA VA2 zu reproduzieren. Die Zielver0.5 teilung wurde vorab mit DA VA2 Hilfe des Nachrechenverfahrens (Kap. 6.2) berechnet. 1 0 0.25 0.5 0.75 1 Als Ausgangsprofil des x Nachentwurfs diente das NACA 0012, das in I = 30 Abb. 6.3: Nachentwurf der Geschwindigkeitsverteilung des Profils DA VA2 unter Anwendung des vorliegenden Entwurfsverfahrens [17] 6.3 Entwurfsverfahren 41 Abschnitte mit den zugehörigen νi∗ -Werten unterteilt wurde. Für jeden Abschnitt wurde der Winkel αi∗ unter Anwendung einer numerischen Optimierungsmethode solange variiert, bis die resultierende, nachentworfene Geschwindigkeitsverteilung der vorgegebenen Zielverteilung des Profils DA VA2 möglichst nahe kam. Abb. 6.3 zeigt, daß sowohl die Geschwindigkeitsverteilung als auch die Kontur des Nachentwurfs bis auf Strichstärke mit dem Original übereinstimmt. An der Vorderkante muß bei der Vorgabe der νi∗ , αi∗ Paare eine wichtige Bedingung eingehalten werden. Der Wert αi∗L im Abschnitt iL , der von νiL−1 bis νiL reicht, (vgl. Abb. 6.2) muß größer sein, als der Winkel αi∗L+1 für den darauffolgenden Abschnitt auf der Unterseite:2 αi∗L > αi∗L+1 (6.9) Bei üblichen Profilen stellt die Einhaltung dieser Bedingung kein Problem dar und wird vom Anwender zum Entwurf sinnvoll gestalteter Profilvorderkanten zwangsläufig vorgegeben (vgl. Vorgehen in Kap. 6.6). Zur Modellierung sehr dünner Profile mit scharfer Vorderkante können die αi∗ -Werte von Ober- und Unterseite jedoch recht kleine Differenzen aufweisen. Iteriert das Programm, wie in Abschnitt 6.3.5 diskutiert, während der Lösung des Entwurfsproblems intern die Levels der αi∗ -Verteilungen, kann es zu einer Verletzung von Bedingung (6.9) kommen. Das Programm bricht in diesem Fall die Berechnung ab und der Anwender muß die αi∗ -Werte im Vorderkantenbereich korrigieren, bis eine Lösung ermöglicht wird. Die beschriebene Art der indirekten Vorgabe erscheint zunächst etwas abstrakt, erweist sich beim praktischen Profilentwurf aber als sinnvoller und wertvoller Ansatz mit dem sich die Geschwindigkeitsverteilung gezielt steuern lässt. Um die physikalische Bedeutung dieses Ansatzes zu erkennen, muß man sich vor Augen führen, daß ein Abschnitt mit konstanter Geschwindigkeit i.A. Gebiete mit Druckabfall=Beschleunigung stromauf, und Bereiche mit Druckanstieg=Verzögerung stromab voneinander trennt. Eine beschleunigte Strömung stabilisiert die Grenzschicht und verzögert den laminar-turbulenten Grenzschichtumschlag, während Druckanstieg den Umschlag forciert bzw. die Ablösegefahr erhöht. Unter Vernachlässigung von Reynoldszahl-Effekten lässt sich sagen, daß der Umschlag in erster (grober) Näherung in Bereiche des Überganges von beschleunigter zu verzögerter Strömung stattfindet. Durch die Vorgabe der Abschnittsgrenze νi∗ mit dem zugehörigen Winkel αi∗ lässt sich somit steuern, bei welchem Anstellwinkel (relativ zur Nullauftriebsrichtung und damit bei welchem Auftriebsbeiwert) der Umschlag an einer gewünschten Position stattfindet. Eine geeignete Verteilung des vorgegebenen Verlaufes αi∗ (νi∗ ) definiert damit nicht nur auf indirekte Weise die Geschwindigkeitsverteilung, sondern kann gezielt zur Steuerung des Umschlagsverlaufes xtrans /t vs. ca nutzen. Faktisch resultiert eine Korrelation der Verläufe αi∗ (νi∗ ) und xtrans /t (ca ). Entscheidend für die Durchführung eines zielgerichteten Enwturfs mit der vorliegenden Methode ist die Kenntnis, wie sich die Änderung eines αi∗ -Wertes auf die lokale Geschwindigkeitsverteilung bzw. den lokalen Geschwindigkeitsgradient auswirkt. Generell gilt: 2 Die Ursache für diese Bedingung liegt in der Behandlung des Staupunktes. Der Staupunkt wird im Bereich der Vorderkante zu liegen kommen, wobei seine Position mit dem Anstellwinkel variiert. Es ist einleuchtend, daß der Staupunkt niemals für α = αiL in den Abschnitt iL und für α = αiL+1 nicht in den Abschnitt iL+! fallen darf. Ansonsten würde die vorliegende Methodik verlangen, daß die Geschwindigkeit im kompletten Abschnitt konstant ist und die Staupunktsgeschwindigkeit Null annimmt. Dies ist physikalisch und mathematisch jedoch nicht möglich. Wählt man nun für den Abschnitt iL+1 auf der Unterseite einen kleineren Wert αi∗L+1 , so fällt der Staupunkt auf die Oberseite in den Abschnitt iL . Wird dort ein größerer Wert αi∗L > αiL+1 vorgegeben, so wird keine konstante Geschwindigkeit erzwungen und es besteht kein Problem. Umgekehrt liegt der Staupunkt bei einem größeren Anstellwinkel α = αiL > αiL+1 im Abschnitt iL+1 der Unterseite. Auch hier entsteht kein Problem wenn αiL+1 < αiL ist. 6.3 Entwurfsverfahren 42 • auf der Profiloberseite führt die Erhöhung eines αi∗ -Wertes lokal zu einer Erhöhung des Gradienten dv/dx • auf der Profiloberseite führt die Reduktion eines αi∗ -Wertes lokal zu einer Reduktion des Gradienten dv/dx • auf der Profilunterseite ist die Wirkung einer αi∗ -Änderung gerade umgekehrt Dieses Verhalten kann man sich folgenderα=10o masen erklären. Es soll ein einzelner Abschnitt v auf der Profiloberseite betrachtet werden, für o den z.B. αi∗ = 10◦ vorgegeben wurde, siehe αi*=8 Abb. 6.4. Betrachtet man die Geschwindigkeitsverteilung nun für einen Anstellwinkel α = αi∗ = αi*=10o 10◦ , so wird die Geschwindigkeitsverteilung in αi*=12o diesem Abschnitt definitionsgemäß gerade konstant sein. Würde die Analyse für einen größeren Anstellwinkel α > 10◦ durchgeführt, so bildet sich auf der Oberseite zunehmend eine Saugspitze aus und die Strömung wird im betrachteten Abschnitt verzögert, vgl. auch Abb. 2.4. Umgex/t kehrt wird die Strömung lokal beschleunigt für ∗ α < 10◦ . Stellt man sich nun vor, daß für den Abb. 6.4: Qualitative Auswirkung von αi -Änderungen auf die lokale GeschwindigkeitsverteiAbschnitt αi∗ = 12◦ > 10◦ vorgegeben wurde, so lung auf der Profiloberseite zeigt die Geschwindigkeit definitionsgemäß bei α = 12◦ einen konstanten Verlauf. Beim Referenzustand α = 10◦ muß daher entsprechend obiger Überlegung lokal eine Beschleunigung vorliegen. Entsprechend ruft eine αi∗ -Reduktion eine lokale Verzögerung hervor. Auf analoge Weise lässt sich die Auswirkung von αi∗ -Änderungen auf der Profilunterseite erklären. Wie bereits oben angemerkt wirken sich αi∗ -Änderungen im vorderen Profilteil stärker auf die Geschwindigkeitsverteilung aus als im hinteren Teil. 6.3.3 Vorgabe der Hauptdruckanstiegsgebiete Wie in Kap. 7 diskutiert werden Laminarprofile so ausgelegt, daß sie zur Laminarhaltung der Grenzschicht im vorderen Profilbereich geringe Druckgradienten aufweisen. Stromab des Um- v (xW) schlags wird ein definierter, meist leicht konkaver Hauptdruckanstieg (HDA) eingeführt, dem die turbulente Grenzschicht ohne Ablösung folgen kann. Die Realisierung derartiger Geschwin- v (1) digkeitsverteilungen im HDA über eine αi∗ (νi∗ )Verteilung ist für einen manuellen Entwurfsprozess umständlich. Beim vorliegenden Verfahren besteht daher die Möglichkeit, stromauf der xW / t Hinterkante auf der Ober- sowie der Unterseider te jeweils einen Bereich einzuführen, bei dem Abb. 6.5: Definition Funktion die Geschwindigkeitsverteilung formelmäßig als Funktion v(x) vorgegeben werden kann. Es wur- 1 x/t Hauptdruckanstiegs- 6.3 Entwurfsverfahren 43 de eine Funktion gewählt mit der sowohl konvexe, lineare als auch konkave, Stratford-ähnliche (Kap. 7) Hauptdruckanstiege realisierbar sind: x/t − x /t W −1/µ (6.10) v(x) = v (xW ) · 1 + ω −1 · 1 − xW /t In dieser Gleichung definiert xW den Abszissenwert am Beginn des HDA. Zur Definition der Länge des HDA λ muß dem Programm wiederum der korrespondierende Winkel in der Zylinderebene vorgegeben werden, der analog zu Gl. (6.6) normiert ist: λ= ϕW · N 2π (6.11) Die Größe ω in Gl. (6.10) beschreibt das Verhältnis der Geschwindigkeit an der Hinterkante zur Geschwindigkeit am Beginn des HDA: ω= v (x/t = 1) v (xW /t) Werte ω < 1 definieren also einen Druckanstieg=Geschwindigkeitsabfall, wobei der Betrag des Druckanstieges mit abnehmendem ω zunimmt. µ=-0.20 µ=-0.30 µ=-1.00 µ= 2.00 µ= 0.50 µ= 0.23 1 v(x) / v(xW) Der Parameter µ schließlich legt die Konkavität und damit die Form des HDA fest: (6.12) 0.8 0.6 µ Konkavität (6.13) Abb. 6.6 veranschaulicht den Kurvenverlauf für verschiedene Werte von µ. Man stellt fest: µ = −1 −1 < µ < 0 0.4 0.5 0.6 0.7 x/t 0.8 0.9 1 linearer Geschwindigkeitsabfall Abb. 6.6: Hauptdruckanstiegs-Funktion für verschiedene Werte der Konkavität µ konvexer Verlauf µ → −0 konvexes Eck µ → +0 konkaves Eck µ>0 konkaver Verlauf µ ≈ 0.23 Stratford-artiger Druckanstieg Die Definition des HDA über die Parameter λ, ω, µ ist lediglich eine von verschiedenen Möglichkeiten zur Vorgabe (siehe User’s Guide). Die Parameterisierung des HDA wird vom Anwender durch Vorgabe des Recovery Specification Mode“ (RSM) festgelegt. Oben diskutierte ” Parameterisierung wird ausgewählt mit: RSM = 2 (6.14) Dieser Modus hat sich für den praktischen Profilentwurf bewährt und wird zur Verwendung im Rahmen des Seminars empfohlen. 6.3 Entwurfsverfahren 44 Der HDA auf der Profilunterseite wird analog definiert. Vom Anwender sind die Größen RSM , λ, ω, µ (6.15) vorzugeben, wobei die Querstriche Parameter für die Unterseite kennzeichnen soll. Zu beachten ist, daß die Länge des HDA auch auf der Unterseite ab der Hinterkante gerechnet wird. Somit ist λ in Abhängigkeit des Polarwinkels ϕW folgendermaßen definiert: λ= (2π − ϕW ) 2π (6.16) Normalerweise ist es hinreichend, wenn man bei der Unterteilung des Einheitskreises (Abschnitt 6.3.2) jeweils nur einen Abschnitt für die Hauptdruckanstiege vorsieht, also: ν1∗ = λ, ∗ νI−1 =N −λ (6.17) In diesem Fall gilt die Definition des HDA nach Gl. (6.10) für die in den beiden Abschnitten ∗ ∗ . Es ist jedoch auch eine Einführung ν1∗ und νI−1 vorgegebenen Anstellwinkel α1∗ bzw. αI−1 mehrerer νi∗ -Abschnitte und Vorgabe einer nicht-konstanten αi∗ -Verteilung innerhalb des HDA möglich. Die Hauptdruckanstiegsfunktion (6.10) gilt dann abschnittsweise für unterschiedliche Anstellwinkel, so daß sich die Wirkung beider Möglichkeiten quasi superponiert, wobei wegen der geringen Sensitivität u.U. große αi∗ -Änderungen für eine sichtbare Änderung des HDA-Verlaufes erforderlich sein können. 6.3.4 Der Schließungsanteil Die wesentlichen Entwurfs-Eingabeparameter wurden in den vorangegangenen Abschnitten diskutiert. Mit Hilfe dieser Parameter lässt sich prinzipiell jede beliebige Geschwindigkeitsverteilung modellieren. Es ist damit jedoch noch nicht sichergestellt, daß physikalisch sinnvolle, geschlossene Profile resultieren. Wird im vorderen Profilteil beispielsweise eine starke Beschleunigung eingeführt, so resultiert eine große Profildicke am Ende der Beschleunigungsstrecke. Stromab ist dann ein starker Druckanstieg erforderlich um das Profil an der Hinterkante zu schließen. Wird ein zu geringer HDA eingeführt liefert die Abbildungsfunktion theoretisch ein Profil mit offener“ Hinter” kante. Umgekehrt kann bei Einführung eines zu starken HDA ein Profil resultieren, bei dem sich Ober- und Unter- Abb. 6.7: Überlagerter Schließungsanteil seite im hinteren Profilteil überschneiden und wiederum eine offene Hinterkante (mit negativer“ Dicke) liefern. ” Es wurden in die Entwurfsmethodik daher zwei zusätzliche Bedingungen aufgenommen, die sicherstellen, daß die Hinterkante bezüglich der Abszissen- und Ordinatenwerte zusammenfallen: xHinterkante, Oberseite = xHinterkante, Unterseite yHinterkante, Oberseite = yHinterkante, Unterseite (6.18) 6.3 Entwurfsverfahren 45 Zur Erfüllung dieser Bedingungen werden stromauf der Hinterkante programmintern zusätzliche Druckanstiege auf Ober- und Unterseite eingeführt, die der vom Anwender definierten Geschwindigkeitsverteilung überlagert werden. Diese überlagerten sogenannten Schließungsantei” le“ haben einen parabelförmigen Verlauf und sollten auf den unmittelbaren Hinterkantenbereich beschränkt bleiben. Der notwendige Betrag dieser zusätzlichen Druckanstiege, gekennzeichnet durch die Größen KH bzw. K H werden programmintern ermittelt. Der Anwender gibt lediglich die Länge der Schließungsanteile vor: λ∗ , λ∗ (6.19) Die Größen λ∗ (Oberseite) bzw. λ∗ (Unterseite) stellen wieder Winkel ab der Hinterkante in der Normierung (6.6) dar. Sinnvolle Werte liegen in der Größenordnung λ∗ = λ∗ ≈ N/20, wobei nicht-ganzzahlige Werte (λ∗ = λ∗ = 2.5/3.5/ . . .) zur Glättung der Geschwindigkeitsverteilung in diesem Bereich verwendet werden sollten. 6.3.5 Hinterkanteniteration Die Einführung der Schließungsbedingungen stellt zwar in jedem Fall sicher, daß die resultierende Profilkontur an der Hinterkante geschlossen ist. Bei ungünstiger Vorgabe der EntwurfsEingabeparameter (αi∗ , νi∗ , HDA) können jedoch nach wie vor unrealistische Profilformen resultieren. Wurde vom Anwender ein zu starker HDA vorgegeben, so können sich Überschneidungen ergeben. Wurde zu wenig HDA eingeführt, muß durch den Schließungsanteil die Profildicke im unmittelbaren Hinterkantenbereich abrupt zusammengezogen werden. Den drastischen Druckanstieg kann die Grenzschicht nicht ablösefrei überwinden und es resultiert ein sehr großer, vom Programm bei der Polarenberechnung jedoch nicht erfaßter, Basiswiderstand. Derartige Profile sind unbrauchbar und der Anwender sollte darauf achten, daß die Schließungsanteile KH bzw. K H keine allzu großen Werte annehmen. Dies kann prinzipiell durch eine manuelle Korrektur der vorgegebenen Entwurfs-Eingabedaten erreicht werden, in dem der HDA oder die αi∗ (νi∗ )Verteilung angepasst wird, bis sich eine vernünftige“ Hinterkantenform ergibt. ” Das Programm bietet jedoch eine elegantere Option, in dem bestimmte, ausgewählte Entwurfsparameter solange programmintern iteriert werden, bis eine vom Anwender definierte Summe der Schließungsanteile KR = KH + K H (6.20) erreicht ist. Die Größe KR beschreibt die Summe der zur Schließung des Profils insgesamt notwendigen Druckanstiege und ist damit ein Maß für die Einschnürung des Profils an der Hinterkante und somit für die Stumpfheit“ der Hinterkante. Sinnvolle Werte für KR hängen von der ” Profilform ab. Als Anhaltswert kann mit Werten KR ≈ 0.4 gearbeitet werden. Die Auswahl der vom Programm zu iterierenden Parameter erfolgt durch Vorgabe des Iterationsmodus: IT M OD (6.21) Es stehen insgesamt 9 verschiedene Modi zur Verfügung (siehe User’s Guide). Für die meisten Anwendungen ist die Iteration des Niveaus der αi∗ -Werte auf der Oberseite bzw. der Unterseite am sinnvollsten. Dabei bleibt die Charakteristik der über die αi∗ (νi∗ ) vorgegebenen Geschwindigkeitsverteilung sowie der spezifizierten Hauptdruckanstiege erhalten. Es wird lediglich der Anstellwinkel, bei dem der gewünschte Verlauf realisiert wird, verschoben. Abschließend kann optional eine Fehlergrenze definiert werden, um welche die Summe der Schließungsanteile KH + K H vom gewünschten Wert KR abweichen darf. Üblicherweise wird gesetzt: Ktol = 0 (6.22) 6.4 Berechnung laminarer und turbulenter Grenzschichten 46 6.4 Berechnung laminarer und turbulenter Grenzschichten 6.4.1 Integrales Grenzschichtverfahren Grundlage zur Berücksichtigung viskoser Effekte stellen beim vorliegenden Verfahren zunächst die Prandtlschen Grenzschichtgleichungen 1. Ordnung dar. Die Grenzschichtgleichungen lassen sich aus den Reynoldsgemittelten Navier-Stokes-Gleichungen ableiten unter der Annahme, daß die Gradienten der zeitlich gemittelten Strömungsgrößen in Hauptströmungsrichtung mindestens eine Größenordnung kleiner als die Gradienten in Wandnormalenrichtung sind. Diese Annahme ist bei dünnen Grenzschichten für hohe Reynolds-Zahlen in guter Näherung erfüllt. Die Prandtl’schen Grenzschichtgleichungen können unter Vorgabe von Anfangs- und Randwerten mit Hilfe von Finite-Differenzen-Ansätzen numerisch gelöst werden. Diese Feldverfahren erfordern Abb. 6.8: Zur Definition der Verdrängungsdicke (entnommen eine Diskretisierung sowohl in Hauptströmungs- als auch aus [20]) in Wandnormalenrichtung und liefern als Resultat die Geschwindigkeits- und Schubspannungsverteilung in der Grenzschicht. Zur Berechung turbulenter Grenzschichten ist die Implementierung eines Turbulenzmodelles erforderlich. Eine starke Vereinfachung bei der Lösung der Grenzschichtgleichungen resultiert, wenn die Impulsgleichung für eine festgehaltene Position s vorab über die Grenzschichthöhe aufintegriert wird. Dies führt auf den integralen Impulssatz (von Kármán-Gleichung), der für stationäre inkompressible zweidimensionale Grenzschichten folgende Form annimmt: cf dδ2 H12 + 2 dUe + δ2 · = (6.23) ds Ue ds 2 Hierbei stellen die Impulsverlustdicke δ2 und die Verdrängungsdicke δ1 sowie der zugehörige Formparameter H12 = δ1 /δ2 charakteristische Grenzschichtparameter dar, die ebenso wie der Wandschubspannungskoeffizient cf lediglich Funktionen der Bogenlänge s sind. Den genannten Grenzschichtgrößen liegen folgende Definitionen zugrunde: cf = τW ρ 2 2 Ue Zδ u(y) dy 1− δ1 = Ue (6.24) (6.25) 0 δ2 = Zδ 0 u(y) u(y) 1− dy Ue Ue (6.26) Hierbei ist τW die Wandschubspannung, u(n) die Geschwindigkeit beim Wandabstand y und Ue der Geschwindigkeitsbetrag am Außenrand der Grenschicht bei y = δ. Die Verdrängungsdicke δ1 stellt ein strömungsmechanisch interpretierbares Maß für die Dicke der Grenzschicht 6.4 Berechnung laminarer und turbulenter Grenzschichten 47 dar. Bei einer potentialtheoretischen Analyse müssen die Randbedingungen an einer um die Verdrängungsdicke aufgedickten Profilkontur angesetzt werden um (in linearisierter Näherung) die Druckverteilung unter Erfassung des Grenzschichteinflusses (Verdrängungseffekt der Grenzschicht) zu berechnen. Die Verdrängungsdicke entspricht der Höhe des Rechtecks welches flächengleich zu der Fläche unter dem Geschwindigkeitsprofil ist, vgl. Abb. 6.8. Die Impulsverlustdicke δ2 stellt physikalisch ein Maß für den ab dem Staupunkt bis zum betrachteten Punkt geleisteten Reibungs- und Formwiderstand der Grenzschicht dar. Gleichung (6.23) stellt eine gewöhnliche Differentialgleichung dar und bildet die Grundlage der vorliegenden sowie der meisten sonstigen integralen Grenzschichtmethoden. Multipliziert man die Impulsgleichung vor der Integration über die Grenzschichthöhe mit der lokalen Geschwindigkeit u(y), so resultiert der integrale Energiesatz nach Wieghardt: 3 dUe dδ3 + δ3 = cD (6.27) ds Ue ds Hierin sind die Energieverlustdicke δ3 sowie der Dissipationskoeffizient cD wie folgt definiert: δ3 = Zδ 0 " # u(y) 2 u(y) 1− dy Ue Ue 1 cD = ρ 3 2 Ue Zδ τ ∂u dy ∂y (6.28) (6.29) 0 Die Energieverlustdicke δ3 ist mit der dissipierten Energie verknüpft. Aus den oben definierten integralen Grenzshcihtdicken lassen sich nachfolgende Formparameter definieren, welche Informationen über den qualitativen Verlauf des Grenzschichtprofils und Aussagen zum Zustand der Grenzschicht liefern: H12 = δ1 δ2 H32 = δ3 δ2 (6.30) Je kleiner beispielsweise der Formparameter H12 ist, desto völliger ist das Grenzschichtprofil und desto weiter ist die Grenzschicht von der Ablösung entfernt. Die laminare Ablösung liegt beim vorliegenden Verfahren vor wenn H12 ≈ 4 erreicht ist. Der turbulente Ablösepunkt ist im Gegensatz zum laminaren Ablösepunkt nicht ausschließlich vom Formparameter abhängig, sondern wird zudem von Re beeinflußt. Abb. 6.9 zeigt exemplarisch gemessene und berechnete Verläufe der diskutierten integralen Grenzschichtparameter für ein Laminarprofil bei einer Reynoldszahl von Re = 1 · 106 [16]. Bei dieser Re-Zahl treten beim betrachteten Profil merkliche, widerstandserhöhende Ablöseblasen auf. Der Formparameter H12 nimmt im Bereich des Umschlagspunktes innerhalb der Ablöseblase Werte bis zu H12 ≈ 10 an. 6.4 Berechnung laminarer und turbulenter Grenzschichten 48 1.4 16 1.2 12 H12 4 x H32 8 Experiment LWK, Ue/Uoo Ue/Uoo Experiment LWK, H12 Experiment LWK, H32 1.0 Rechnung, nkrit. = 13,6 0.8 4 0.6 0.2 1.4 1.2 0.4 0.6 s/smax 0.8 0.006 Experiment LWK, Ue/Uoo Ue/Uoo 0 1.0 0.008 δ1,2,3/t Experiment LWK, δ1/t Experiment LWK, δ2/t 1.0 0.004 Experiment LWK, δ3/t Rechnung, nkrit. = 13,6 0.8 0.002 0.6 0.2 0.4 0.6 s/smax 0.8 0.000 1.0 Abb. 6.9: Grenzschichtentwicklung am Profil AH 83-151 [6], Oberseite, Re = 1 · 106 , α = 0◦ Durch die vorab durchgeführte, allgemeine Integration über die Grenzschichthöhe ist zur Lösung der integralen Grenzschichtgleichungen (6.23) und (6.27) keine Diskretisierung in Wandnormalenrichtung erforderlich. Eine Diskretisierung in Hauptströmungsrichtung, d.h. entlang der Profiloberfläche, ist hinreichend. Da die gekoppelten Differentialgleichungen (6.23) und (6.27) mit δ1 , δ2 , δ3 , cf und cD allerdings drei Unbekannte mehr aufweisen, als Gleichungen zur Verfügung stehen, werden zur Lösung weitere Beziehungen benötigt. Diese sogenannten Schließungsbedingungen sind im allgemeinen algebraische Beziehungen zwischen einzelnen Grenzschichtparametern. Sie können entweder empirisch korreliert oder durch Auswerten geeigneter Profilfamilien (Schar möglicher Grenzschichtprofile) ermittelt werden. Für laminare Grenzschichten basieren diese Schließungsbedingungen auf einer Auswertung der Geschwindigkeitsprofile für ähnliche Grenzschichten, die sich als Lösungen der Falkner-Skan Gleichung ergeben. Für turbulente Grenzschichten ist man auf emprische Schlißungsbedingungen angewiesen, die durch Auswertung verfügbarer Grenzschichtmessungen korreliert wurden. Für nähere Einzelheiten sei auf [10] verwiesen. 6.4 Berechnung laminarer und turbulenter Grenzschichten 49 Sind diese Schließungsbedingungen definiert, müssen zur numerischen Integration der Differentialgleichungen lediglich Startwerte im Staupunkt sowie die Geschwindigkeitsverteilung Ue (s) entlang des Außenrandes der Grenzschicht vorgegeben werden. Man setzt hier die potentialtheoretische Verteilung an, wie sie das Panel-Verfahren (Kap. 6.2) bei der Nachrechnung vorgelegter Profile bzw. das inverse Verfahren (Kap. 6.3) beim Entwurf von Profilen liefern. Als abhängige Variablen werden bei der Integration von (6.23) und (6.27) die Impulsverlustdicke δ2 sowie die Energieverlustdicke δ3 verwendet. Die übrigen Unbekannten werden als algebraische Funktionen der abhängigen Variablen bzw. des Formparameters H32 = δ3 /δ2 korreliert und stellen die verwendeten Schließungsbedingungen dar. 6.4.2 Ermittlung des laminar-turbulenten Grenzschichtumschlages Seit 2005 wurde ein halb-empirisches en -Kriterium zur Umschlagsermittlung in der offiziellen Programmversion verfügbar gemacht. Bei der en -Methode wird die erste Phase des Umschlagsprozesses, die lineare Anfachung der Tollmien-Schlichting-Wellen (vgl. Abb. 3.5), betrachtet und quasi bis zum Umschlagspunkt extrapoliert. Im Rahmen des en -Ansatzes wird der Übergang vom laminaren zum turbulenten Zustand angenommen, wenn die Amplitudenvergrößerung der am stärksten angefachten Störwellenfrequenz einen bestimmten kritischen Wert nkrit. erreicht hat. Hierzu wird zunächst die sogenannte Anfachungsrate αI für verschiedene Frequenzen der Tollmien-Schlichting-Wellen entlang der Profiloberfläche berechnet und anschließend für jede physikalische Frequenz separat integriert. Die Anfachungsrate stellt den Gradienten der Amplitudenänderung dar und ist wie folgt definiert: αI = − d ln A 1 dA =− A dx dx (6.31) In dieser Gleichung beschreibt A die Amplitude der betrachteten Störwelle und s die Bogenlänge ab dem Staupunkt. Die Zahlenwerte der Anfachungsrate lassen sich unter Anwenden der Linearen Stabilitätstheorie durch Lösen der Orr-Sommerfeld-Gleichung berechnen. Dabei muß das Grenzschichtprofil, also die Geschwindigkeitsverteilung innerhalb der Grenzschicht, eine charakteristische lokale Reynoldszahl (z.B. Reδ2 = Ue ·δ2 /ν) sowie die betrachtete Störfrequenz f vorgegeben werden. Wird die Grenzschicht mit Hilfe eines Finite-Differenzen-Verfahrens (vgl. 6.4) berechnet, so stehen die Grenzschichtprofile direkt zur Verfügung. Bei Integralverfahren kann man sich behelfen, indem man für die berechneten integralen Grenzschichtparameter (z.B. H12 ) die zugehörigen Falkner-Skan-Profile für die Stabilitätsanalyse heranzieht. Bei Verwendung einer eindeutig definierten Schar an potentiellen Grenzschichtprofilen lassen sich die Anfachungsraten vorab ein für allemal berechnen und als Funktion dreier Parameter (z.B. H12 , Reδ2 , f ) abspeichern. Während der eigentlichen Umschlagsermittlung kann dann auf die tabellierten Werte zurückgegriffen werden [18]. Beim vorliegenden Verfahren ist ein derartiges en -Tabellenverfahren implementiert, was zu einer dramatischen Reduktion der Rechenzeit bei der Profilanalyse gegenüber einer direkten Lösung der Orr-Sommerfeld-Gleichung führt. An jeder Stützstelle der Grenzschichtrechnung wird nun für einen Satz ausgewählter Frequenzen separat zum Anfachungsfaktor n aufintegriert: A A(f, s) n(f, s) = ln = ln =− A0 A(f, s0 ) Zs s0 αI (f )ds (6.32) 6.4 Berechnung laminarer und turbulenter Grenzschichten 50 Der Anfachungsfaktor n stellt das logarithmische Verhältnis der lokalen Störwellenamplitude A(f, s) zur fiktiven Anfangsamplitude A0 (f, s) zu Beginn des angefachten Bereiches dar. ln (A / A0) In einem nächsten Schritt wird die Einhüllende der Anfachungskurven der verschiedenen betrachteten Frequenzen gebildet (siehe Abb. 6.10) und geprüft, wo der Anfachungsfaktor den kritischen Wert nkrit. erreicht. An dieser Position wird der nkrit. Umschlag angenommen und in der Grenzschichtrechnung von den laminaren auf die turbulenten Schließungsbedingungen umgeschaltet. E l nve op e Der kritische Anfachungsfaktor hängt von den Anströmbedingungen ab und wird normaskrit. s0 s lerweise als Funktion des Turbulenzgrades der Anströmung korreliert. Darüberhinaus spielen Abb. 6.10: Umschlagsermittlung nach der en -Methode die jeweilige Definition des Umschlagspunk” tes “ sowie das verwendete Grenzschichtverfahren eine Rolle. Häufig wird ein Wert nkrit. = 9 angesetzt, was den Bedingungen in einem Windkanal mit mittlerem Turbulenzgrad entspricht. Eine spezifischere Bestimmung von nkrit. in Abhängigkeit des Turbulenzgrades T u ermöglicht die Verwendung der Korrelation von Mack: nkrit.T b = −8, 43 − 2, 4 ln T u (6.33) 6.4.3 Widerstandsermittlung und Erfassung von Ablöseblasen Der Widerstand eines umströmten Körpers resultiert aus Reibungs- und Druckkräften, welche auf die Oberfläche wirken. Der Druckwiderstand wird im auftriebsfreien subsonischen Fall durch die Verdrängungswirkung der Grenzschicht und des Nachlaufs hervorgerufen und stellt den Formwiderstand der Grenzschicht dar. Bei CFD-Verfahren werden diese beiden Anteile separat durch Integration der Wandschubspannungs- bzw. Druckverteilung entlang der umspülten Oberfläche integriert. Bei gekoppelten Panel-Grenzschichtverfahren ist dieser Ansatz zur Bestimmung des Gesamtwiderstandes problematisch, da die exakte Druckverteilung unter Berücksichtigung der Verdrängungswirkung der Grenzschicht zur Quantifizierung des Druckwiderstandes nicht hinreichend genau berechnet werden kann. Um die explizite Integration der Wandschubspannungs- und der Druckverteilung zu umgehen, wird beim vorliegenden Verfahren die Methode von Squire & Young zur Widerstandsbestimmung eingesetzt. Der Ansatz basiert auf der Anwendung des Impulssatzes, wobei die Nachlaufdelle in einer Ebene weit stromab des Körpers ausgewertet wird. Entspricht der statische Druck in dieser Ebene dem der ungestörten Anströmung, ist eine direkte Berechnung des Widerstandes aus der Impulsverlustdicke möglich. Unter der vereinfachenden Annahme eines linearen Zusammenhanges zwischen Außengeschwindigkeit und Formparameterverlauf im Nachlauf läßt sich dieser Impulsverlust aus den Grenzschichtparametern an der Profilhinterkante bzw. am Körperende bestimmen. Der Widerstandsanteil einer Profilseite berechnet sich nach Squire & Young [21] zu: cw = 2δ2 (x = t) Ue (x = t) U∞ H12 (x=t)+5 2 (6.34) 6.5 Einführung in die Programmbedienung 51 Nach Eppler [10] ergeben sich bessere Resultate, wenn für den Formparameter H12 (x = t) an der Profilhinterkante ein Maximalwert von H12 = 2, 5 eingesetzt wird. In neueren Programmversionen ab 2005 wird eine von Eppler abgeleitete alternative Formel zur Widerstandsbestimmung eingesetzt. Der durch eventuell auftretende laminare Ablöseblasen hervorgerufene Zusatzwiderstand wird beim vorliegenden Verfahren unter Anwendung eines semi-empirischen Blasenmodells erfaßt und bei den ausgegebenen Polaren defaultmässig berücksichtigt. 6.5 Einführung in die Programmbedienung 6.5.1 Programmodule und Programmsteuerung Wie in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben, besteht das Profilprogramm von R. Eppler aus drei verschiedenen Programmodulen: • Nachrechenverfahren – Panelmethode (siehe Kap. 6.2) • Entwurfsverfahren – Konforme Abbildung (siehe Kap. 6.3) • Grenzschichtberechnung (siehe Kap. 6.4) Die verschiedenen Module können sequentiell aufgerufen werden und stehen, je nach Aufgabe, miteinander in Wechselwirkung. Beispielsweise wird bei der Polarenberechnung vorgegebener Profilkonturen zunächst das Nachrechenprogramm aufgerufen und die potentialtheoretische Geschwindigkeitsverteilung berechnet. Die Ergebnisse dienen zur Vorgabe der Randbedingungen für die nachgeschaltete Grenzschichtrechnung zur Ermittlung der aerodynamischen Eigenschaften. Optional kann darüberhinaus eine iterative Grenzschichtkopplung durchgeführt werden. Dabei wird der aus der Grenzschichtrechnung resultierende Verlauf der Verdrängungsdicke bei einer nachfolgenden Berechnung der Außenströmung berücksichtigt, was zu einer leicht veränderten Geschwindigkeitsvorgabe für die anschließende Grenzschichtrechnung führt. Auch bei der Durchführung eines Profilentwurfes unter Nutzung des inversen Verfahrens wird man an den aerodynamischen Eigenschaften interessiert sein, so daß nach der Bestimmung von Profilkontur und Außenströmung wieder eine Grenzschichtrechnung initiiert wird. Alle drei Module werden z.B. genutzt, wenn für einen Profilentwurf die Wirkung von Klappenausschlägen geprüft werden soll. Zunächst wird mit Hilfe des Entwurfsverfahrens die Kontur des Basisprofils ermittelt. Dies wird bei der Vorgabe eines Klappenausschlages anschließend geometrisch modifiziert. Zur Berechnung der Geschwindigkeitsverteilung für die veränderte Kontur muß das Nachrechenverfahren herangezogen werden. Schließlich werden über eine Serie von Grenzschichtrechnungen die Polaren ermittelt. Die Definition der Profilkontur, die Vorgabe der Entwurfsdaten sowie die Steuerung des Programmablaufes inklusive der Initiierung der Ausgabe von Plots zur Veranschaulichung der Ergebnisse erfolgt über einen Eingabefile im ASCII-Format. Das Profilprogramm wird unter Angabe des relevanten Eingabefiles gestartet. Anschließend führt das Programm die gewünschten Berechnungen durch und gibt zunächst ein Listing mit der alphanumerischen Ausgabe der Berechnungsergebnisse aus. Das Listing hat denselben Filenamen wie der Eingabefile, ist aber durch den Extender *.L gekennzeichnet. Neben den Berechnungsergebnissen enthält dieser File auch Hinweise zu möglichen Inkonsistenzen oder Fehlern im Eingabefile und damit verbundene Programmabbrüche. Sofern die Ausgabe von Graphiken initiiert wurde, gibt das Programm zusätzlich 6.5 Einführung in die Programmbedienung 52 den Plot-Metafile PLOTPP.D aus, der mit Hilfe eines Postprozessors in ein postscript-Format zur Visualisierung oder zum Ausdruck gewandelt werden kann. Bei den im Rahmen des Seminars zur Verfügung gestellten Programminstallationen sind Skripte vorbereitet, die Programmablauf, Konvertierung und graphische Anzeige automatisiert durchführen. Nähere Einzelheiten können dem READ ME-File in den Arbeitsverzeichnissen entnommen werden. Der Eingabefile besteht aus verschiedenen Zeilen mit spezifischen Namen“, welche die Be” rechnungen und den Programmablauf definieren: Spalte 1-4: alphanumerischer Zeilenname Spalte 5-7: 3 Integer-Zahlen der Länge 1 (3I1) NUPA“, NUPE“, NUPI“ ” ” ” 1 Integer-Zahl der Länge 3 (1I3) NUPU“ ” bis zu 14 REAL-Zahlen F-Wörter F1 –F14“ ” Spalte 8-10: Spalte 12-80: Die Zeilennummern geben bereits einen Hinweis auf die Funktion, beispielsweise dient die Zeile ALFA“ zur Definition der Anstellwinkel für die eine Berechnung durchgeführt werden ” soll. Die 4 Integer-Zahlen NUPA“, NUPE“, NUPI“ und NUPU“ sind Steuerflags, die spe” ” ” ” zielle Programmoptionen anwählen. Für die meisten Standardrechnungen werden diese Flags nicht benötigt und der Eingabefile ist an den entsprechenden Positionen durch Blanks (keine Tabs!) aufzufüllen. Die F-Wörter“ definieren schließlich die Entwurfsdaten, wie Profilkoordina” ten, Entwurfs-Eingabedaten oder sie enthält Informationen über die zu analysierenden Anstellwinkel oder Reynoldszahlen. Nachfolgend ist eine Übersicht über die wichtigsten Befehlszeilen für den Entwurf und die Nachrechnung von Profilen aufgelistet. Der Eingabefile sollte stets mit einer REMO1-Zeile beginnen um auf die formatfreie Eingabe der F -Wörter umzuschalten. Die Abarbeitung eines Eingabefiles wird durch die ENDE-Zeile terminiert. Nachfolgende Inhalte des Files werden vom Programm ignoriert. Aufbau eines typischen Eingabefiles: REMO1 Umschalten auf formatfreie Eingabe Entwurfsmodus: TRA1 Vorgabe der νi∗ , αi∗ -Werte (max. 28) ··· TRA2 Eingabe der sonstigen Entwurfs-Eingabeparameter Nachrechenverfahren: FXPR . . . Eingabe von Profilkoordinaten Geschwindigkeitsvert.: ALFA Festlegen der Anstellwinkel (max. 22) DIAG Erzeugung eines Plotfiles Profilpolaren: ALFA Festlegen der Anstellwinkel (max. 22) RE Vorgabe der Re-Zahlen, Initiierung der Grenzschichtrechnung CDCL Erzeugung eines Plotfiles mit den Profilpolaren ENDE Programmstop Im Laufe der Jahre sind eine Vielzahl von Optionen in das Programm implementiert worden. Die wichtigsten Befehle werden im Rahmen des Profilseminars diskutiert. Ein Überblick über 6.5 Einführung in die Programmbedienung 53 sämtliche verfügbaren Programmoptionen sowie Beispiele zu entsprechenden Eingabefiles finden sich im User’s Guide“ [9], der zu Beginn des Seminars in jeweils aktualisierter Form ausgegeben ” wird. 6.5.2 Vorgabeparameter für das Nachrechen- und das Entwurfsverfahren In den Arbeitsverzeichnissen der beim Profilseminar bereitgestellten Programminstallation befinden sich zwei exemplarische Eingabefiles. Der File bsppan.dat enthält ein Beispiel für die Eingabe von Koordinaten zur Analyse einer vorgegebenen Kontur. Es sei darauf hingewiesen, daß die Koordinaten stets beginnend mit dem Hinterkantenpunkt auf der Oberseite über die Profilvorderkante zum Hinterkantenpunkt der Unterseite vorzugeben sind. Darüberhinaus müssen die Koordinaten mit der Profiltiefe t normiert werden, so daß die Abszissenwerte den Bereich x/t = 0.0 . . . 1 abdecken. Zur einfacheren Wandlung von Profilkoordinaten, die in Tabellenform vorliegen auf das Format der FXPR-Zeile im vorliegenden Profilprogramm wird den Seminarteilnehmern das Programm koordgla.exe zurVerfügung gestellt. Das Programm kann neben der Umformatierung auch zur Interpolation und Glättung von Profilen verwendet werden. Nähere Informationen zu diesem Programm finden sich im READ ME-File sowie der separaten Programmdokumentation, die beide in den Arbeitsverzeichnissen abgelegt sind. Ein Beispiel für einen Eingabefile des Entwurfsverfahrens bspdes.dat wird in der Vorlesung erarbeitet und zu Beginn des Seminars in die Arbeitsverzeichnisse kopiert. Nachfolgend sind die in Kap. 6.3 eingeführten Entwurfs-Eingabeparameter zusammengefasst, die als F -Wörter in den Befehlszeilen TRA1 und TRA2 vorzugeben sind. TRA1-Zeile: νi∗ Abschnittsgrenze i, für die der nachfolgende αi∗ -Wert definiert werden soll αi∗ Anstellwinkel (rel. zur Nullauftriebsrichtung) für den im Abschnitt i die Geschwindigkeit konstant sein soll. TRA2-Zeile: F1 Länge des Schließungsanteiles der Profiloberseite λ∗ (Empfehlung λ∗ ≈ N/20) F2 Länge des Hauptdruckanstiegsgebietes der Profiloberseite λ F3 Auswahl der Vorgabeparameter des HDA der Oberseite RSM (Empfehlung F3 = 2) F4 1. Parameter des HDA der Oberseite (F4 = µ=Konkavität, falls F3 = 2 gewählt wurde) F5 2. Parameter des HDA der Oberseite (F4 = ω=Größe des HDA, falls F3 = 2 gewählt wurde) F6 –F10 analog zu F1 –F5 für die Unterseite F11 Modus der Hinterkanteniteration IT M OD ITMOD=1 Alle αi∗ -Werte der Oberseite werden um einen konstanten Wert ∆αi∗ korrigiert. Die αi∗ -Werte der Unterseite bleiben unverändert. 6.5 Einführung in die Programmbedienung 54 ITMOD=2 Alle αi∗ -Werte der Unterseite werden um einen konstanten Wert ∆αi∗ korrigiert. Die αi∗ -Werte der Oberseite bleiben unverändert. ITMOD=3 Alle αi∗ -Werte der Ober- und Unterseite werden um einen betragsmässig konstanten Wert |αi∗ | korrigiert, wobei sich das Vorzeichen der Korrektur zwischen Ober- und Unterseite unterscheidet. F12 KR = Maß für die Größe des Hinterkantenwinkels (Empfehlung KR ≈ 0.4) F13 Ktol = zulässige Abweichung vom vorgegebenen Wert KR (i.A. Null gesetzt) F14 Falls F14 = 2 gesetzt wird, so werden an der Vorderkante automatisch zusätzliche Punkte eingesplint (v.a. bei Profilen mit kleinem Nasenradius empfehlenswert) 6.5.3 Hinweise auf spezielle Programmoptionen Im Laufe der Entwicklungszeit wurden eine Vielzahl von Optionen in das Profilprogramm implementiert, welche über die reine Berechnung von Polaren hinaus gehen. Die Fülle der verfügbaren Optionen kann hier nicht beschrieben werden. Es wird vielmehr auf die Programmbeschreibung [9] verwiesen. In der Vorlesung und den Gruppenübungen werden die für den Profilentwurf wichtigsten Optionen anhand eines exemplarischen Entwurfs erläutert. In den Arbeitsverzeichnissen der für das Profilseminar bereit gestellten Programminstallation befindet sich ein Beispielfile (bspfeat.dat), welcher Eingabezeilen zur Initiierung der wichtigsten Programmoptionen inklusive Erläuterungen enthält. Die Initiierung Flugzeug-orientierter Polaren erfordert noch einige Zusatzerläuterungen, die nachfolgend beschrieben werden. Für Details und die Beschreibung weiterer Optionen zu den Flugzeug-Polaren wird auf die Programmbeschreibung verwiesen [9]. Flugzeug-orientierte Polaren (FLZW Zeile) Bei den mittels CDCL Zeile erzeugten Profilpolaren werden die Beiwerte jeweils für eine konstante Reynolds-Zahl ermittelt. Wird der stationäre Flug eines Flugzeuges betrachtet, so besteht jedoch eine Abhängigkeit zwischen Reynolds-Zahl und Auftriebsbeiwert. Bei einer kleinen Fluggeschwindigkeit, entsprechend einer kleinen Reynolds-Zahl, ist ein grosser Auftriebsbeiwert zur Erzielung des vertikalen Kräftegleichgewichtes (dimensionsbehafteter Auftrieb = Gewichtskraft) erforderlich. Bei höherer Fluggeschwindigkeit / Reynolds-Zahl liegt demgegenüber ein kleinerer Auftriebsbeiwert vor. Eine zur Beschreibung der für ein Flugzeug relevanten Profilpolare muss diese Abhängigkeit der Polare von der Reynolds-Zahl wiederspiegeln. Die FLZW-Zeile ermöglicht die Initiierung entsprechender, Flugzeug-orientierter Profilpolaren. Es ist wichtig festzuhalten, dass diese Polaren nach wie vor reine Profilpolaren sind, die keine dreidimensionalen Effekte, wie induzierten Widerstand, berücksichtigen. Flugzeugpolaren inklusive induziertem und schädlichem Widerstand werden mit der im nächsten Abschnitt beschriebenen PLW Zeile initiiert. Programmintern wird nach Vorgabe der Flächenbelastung m/S in [kg/m2 ], des Anstellwinkels α und der Dichte ρ in [kg/m3 ] die Fluggeschwindigkeit für stationäres Gleichgewicht berechnet nach folgender Formel: s g·m (6.35) v= ρ S 2 · cA 6.5 Einführung in die Programmbedienung 55 Der Auftriebsbeiwert wird dabei entsprechend dem potentialtheoretischen Auftriebsgradienten der ebenen Platte nach folgender Beziehung aus dem vorgegebenen Anstellwinkel α relativ zur Nullauftriebsrichtung bestimmt: cA ≈ 0.11 · α (6.36) Da die Fluggeschwindigkeit bei Vorgabe kleiner Anstellwinkel stark ansteigt bzw. bei Vorgabe von α = 0◦ singulär wird kann die Fluggeschwindigkeit durch Vorgabe einer maximalen Fluggeschwindigkeit vmax limitiert werden. Die Reynolds-Zahl ergibt sich schliesslich nach Vorgabe der Profiltiefe c und der kinematischen Zähigkeit ν zu: v·c (6.37) Re = ν Dabei können zur Analyse mehrerer Profilschnitte am Tragflügel mehrere Profiltiefen vorgegeben werden, wobei für jede vorgegebene Profiltiefe eine Polare resultiert. Weisen die betrachteten Profilschnitte unterschiedliche Einstellwinkel auf, ist der Tragflügel also geschränkt, so kann für jeden Profilschnitt ein Schränkungswinkel Θ vorgegeben werden, um den der Anstellwinkel α in Gl. (6.36) korrigiert wird. Wird vor der FLZW Zeile eine MACH Zeile eingeführt so werden Kompressibilitätseffekte berücksichtigt. Da bei kompressibler Umströmung der Auftriebsbeiwert von der Mach-Zahl abhängt ist programmintern ein iteratives Vorgehen zur Bestimmung der Re-Zahl erforderlich. Insgesamt ist die Re Zahl damit für jeden Punkt der mittels FLZW Zeile initiierten Polare eine Funktion von: m Re = Re α, (Θ), , c, (M a) (6.38) S Vor der FLZW Zeile ist im Eingabefile eine ALFA Zeile zur Vorgabe der Anstellwinkel erforderlich. Nach der FLZW Zeile initiiert eine CDCL Zeile die Generierung des Plotfiles mit den Flugzeug-orientierten Polaren. Die Vorgabeparameter der FLZW sind im einzelnen: FLZW-Zeile: NUPU Umschlagsmodus (siehe RE Zeile) sofern für alle betrachteten Profilschnitte derselbe Modus gewünscht wird F1 Flächenbelastung m/S in [kg/m2 ] F2 maximale Fluggeschwindigkeit vmax in [m/s] F3 Luftdichte ρ in [kg/s], falls F3 = 0 wird ein Default-Wert von ρ = 1.229kg/m3 gesetzt F4 kinematische Zähigkeit ν in m2 /s multipliziert mit 106 , falls F4 = 0 wird ein Default-Wert von ν = 13.6 · 10−6 m2 /s gesetzt F5 Profiltiefe c in [m], falls F5 = 0 dann wird keine Flugzeug-orientierte Profilpolare berechnet, sondern die Eingabewerte der FLZW Zeile werden für eine nachfolgende PLW Zeile gespeichert F6 Schränkungswinkel Θ in [◦ ], mit F6 kann zudem bei Bedarf für jeden Profilschnitt ein individueller Umschlagsmodus definiert werden (siehe Programmbeschreibung [9]) F7 / F8 bis F13 / F14 Profiltiefe und Schränkungswinkel für eventuelle, weitere Profilschnitte 6.5 Einführung in die Programmbedienung 56 Geschwindigkeits- oder Leistungspolare (PLW Zeile) Mit der PLW Zeile wird die Ausgabe einer Geschwindigkeits- oder einer Leistungspolaren initiiert. Die Geschwindigkeitspolare enthält dabei die Auftragung der Sinkgeschwindigkeit vs sowie der aerodynamischen Güte A/W über der Fluggeschwindigkeit v. Bei der Berechnung werden die Werte für vmax , ρ und ν aus der vorausgehenden FLZW Zeile übernommen. In der PLW Zeile selbst muss noch der Flügelgrundriss definiert werden. Der Flügelgrundriss wird abschnittsweise vorgegeben. Für jeden Abschnitt ist vom Anwender die mittlere Tiefe sowie die spannweitige Ausdehung des Tragflügelsegmentes zu definieren. Dabei ist zu beachten, dass die Summe der spannweitigen Längen die gesamte Spannweite des Flügels und nicht die Halbspannweite definiert. Somit sind in der Vorgabe beide Flügelhälten zu definieren oder aber die vorgegebenen spannweitigen Segmentlängen enthalten für jeden definierten Abschnitt der Anteil beider Flügelhälften. Ein Beispiel findet sich in der Programmbeschreibung [9] bzw. im Beispielfile bspfeat.dat. Im Gegensatz zur FLZW Zeile werden bei der PLW Zeile der induzierte sowie der schädliche Widerstand berücksichtigt. Der Beiwert des induzierten Widerstandes wird dabei über nachfolgende Formel bestimmt: c2 (6.39) cDi = k · A π·Λ Der k-Faktor beschreibt dabei die relative Erhöhung gegenüber dem mittels Traglinientheorie für eine elliptische Zirkulationsverteilung berechneten Optimalwert. Der Default-Wert beträgt k = 1.03 und kann vom Anwender bei Bedarf geändert werden. Die Streckung Λ ergibt sich aus den vorgegebenen Daten zur Beschreibung des Flügelgrundrisses. Neben dem induzierten Widerstand kann bei der Berechnung der Geschwindigkeitspolaren der sogenannte schädliche Widerstand berücksichtigt werden. Darin sind alle Widerstandsanteile enthalten, die nicht im Profilwiderstand und im induzierten Widerstand erfasst sind. Zum schädlichen Widerstand zählen der Widerstand des Rumpfes, der Leitwerke und sonstiger Anbauten wie Triebwerksgondeln oder Fahrwerk sowie der Interferenzwiderstand. In der Eingabe ist eine schädliche Widerstandfläche Ap in [m2 ] vorzugeben, die als Quotient von dimensionsbehaftetem schädlichem Widerstand Wp und Staudruck q∞ definiert ist und die Einheit einer Fläche besitzt: Wp Ap = (6.40) q∞ Bei der Berechnung der Geschwindigkeitspolaren wird vereinfacht angenommen, dass die Widerstandsfläche unabhängig vom Auftriebsbeiwert respektive von der Fluggeschwindigkeit ist, der dimensionsbehaftete Widerstand Wp steigt jedoch entsprechend Gl. (6.40) proportional zum Staudruck an. Der Wert der schädlichen Widerstandsfläche hängt stark vom Typ des Flugzeuges sowie von der Flugzeuggrösse ab. Da bei einem Unterschallflugzeug der schädliche Widerstand vornehmlich aus Reibungswiderstand besteht, ist die schädliche Widerstandfläche direkt abhängig von der umspülten Oberfläche von Rumpf, Leitwerken und Anbauteilen. Dabei weisen beispielsweise Segelflugzeuge, die aerodynamisch optimiert sind, im Verhältnis zur umspülten Oberfläche eine vergleichsweise kleinere schädliche Widerstandsfläche als Motorflugzeuge, wie beispielsweise eine Cessna, auf. Anhaltswerte für Wp finden sich in einschlägiger Literatur zum Vorentwurf von Flugzeugen [19]. Bei der Übernahme von Literaturwerten ist allerdings zu beachten, dass sich Angaben zur schädlichen Widerstandfläche häufig auf die komplette umspülte Oberfläche einschliesslich Flügelfläche beziehen und den Nullwiderstand des Tragflügels beinhalten. 6.5 Einführung in die Programmbedienung 57 Zur Definition der Widerstandfläche als Vorgabe für das vorliegende Profilprogramm können neben der Übernahme von Literaturwerten zwei weitere Wege beschritten werden. Wird ein Flugzeug mit optimierter aerodynamischer Gestaltung und minimierten Anbauteilen betrachtet, kann der für ein Segelflugzeug abgeschätzte Wert aus dem Beispiel in der Programmbeschreibung verwendet werden. Dieser Wert Ap bezieht sich auf eine Flügelfläche von 12.6m2 und muss mit der Flügelfläche S des betrachteten Flugzeuges skaliert werden: Ap = 0.05 ·S 12.6m2 (6.41) Bei weniger optimaler aerodynamischer Gestaltung des Flugzeuges ist dieser Wert entsprechend nach oben zu korrigieren. Liegen für das betrachtete Flugzeug vermessene Flugleistungen, wie beispielsweise die aerodynamische Güte A/W für eine gegebene Fluggeschwindigkeit, vor, so kann der Wert Ap im Eingabefile solange variiert werden, bis die angegebene Leistung von der Rechnung reproduziert wird. Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten und der resultierende Wert sollte auf Plausibilität geprüft werden. Wie oben erwähnt müssen vor der PLW Zeile eine FLZW Zeile sowie eine ALFA Zeile eingeführt werden. Aus der FLZW Zeile werden die Werte für vmax , ρ und ν übernommen. Die wichtigsten Vorgabeparameter der PLW Zeile lauten wie folgt: PLW-Zeile: NUPA Information über den Status des Plots (z.B. NUPA=1: Polare wird geplotted und Plot wird geschlossen) NUPE Auswahl der Linienart für die Polare NUPI Auswahl der Polare (NUPI geradzahlig: Ausgabe einer Leistungspolaren; NUPI ungerade: Ausgabe einer Leistungspolaren) NUPU Umschlagsmodus (siehe RE Zeile) sofern für alle betrachteten Profilschnitte derselbe Modus gewünscht wird F1 Wenn F1 < 1 dann erfolgt die Analyse für das vorgegebene Flugzeuggewicht, keine Gewichtserhöhung in Abhängigkeit der Profildicke F2 Flugzeugmasse m in [kg] F3 Mass Penalty Factor, wenn F3 = 0 dann erfolgt keine Gewichtserhöhung in Abhängigkeit der Profildicke F4 schädliche Widerstandsfläche Ap in [m2 ] F5 mittlere Profiltiefe des ersten Flügelsegmentes in [m] F6 zugehörige spannweitige Länge des ersten Flügelsegmentes in [m] F7 / F8 bis F13 / F14 Profiltiefen und spannweitige Längen eventueller weiterer Flügelsegmente 6.6 Hinweise zum Profilentwurf mit dem Profilprogramm nach Eppler 58 6.6 Hinweise zum Profilentwurf mit dem Profilprogramm nach Eppler 6.6.1 Verändern von Profilwölbung und -dicke Generell läßt sich die relative Profildicke durch Einführung eines größeren Druckanstieges erhöhen. Hierzu kann einerseits der HDA bzgl. des Betrages des Druckanstieges (ω, ω) und/oder der Länge (λ, λ) vergrößert werden. Durch Nutzung der Hinterkanteniteration wird dabei die αi∗ -Verteilung automatisch angepasst. Alternativ kann die Differenz der αi∗ -Werte zwischen Hinterkante und Vorderkante vergrößert und damit die αi∗ -Verteilung quasi gedreht werden. Dies hat ebenso einen stärkeren Druckanstieg, verteilt über die komplette Profiltiefe, und somit eine Vergrößerung der Profildicke zur Folge. Eine letzte Möglichkeit, die nur in eingeschränktem Maße und mit Bedacht genutzt werden sollte (vgl. Kap. 6.3.4), besteht in der Vergrößerung des Parameters KR . Zusammenfassend läßt sich die Profildicke somit durch folgende Änderungen der EntwurfsEingabedaten vergrößern: • HDA vergrößern (ω bzw. ω verkleinern) • HDA verlängern (λ bzw. λ vergrößern) • Differenz der αi∗ -Werte zwischen Vorder- und Hinterkante vergrößern • KR vergrößern Die Wölbung läßt sich mit dem vorliegenden Entwurfsverfahren auf sehr elegante Weise ändern. Zur Vergrößerung der Wölbung muß lediglich das Niveau der αi∗ -Werte erhöht werden, indem auf die vorgegebenen αi∗ -Werte der TRA1-Zeile ein konstanter Betrag ∆αi∗ addiert wird. Dies bedeutet, daß der vorgegebene Verlauf der Geschwindigkeit bei einem um ∆αi∗ größeren Anstellwinkel (relativ zur Nullauftriebsrichtung) realisiert wird, was quasi einer Wölbungserhöhung gleichkommt. Auf diese Art wird der gewünschte physikalische Effekt (z.B. Verschiebung der Laminardelle) besser erzielt als bei einer geometrischen Modifikation der Skelettlinie. Es muß allerdings das Zusammenspiel der αi∗ -Vorgabe mit der gewählten Hinterkanteniteration beachtet werden. Eine alleinige Erhöhung des αi∗ -Niveaus auf der Unterseite hat z.B. keinerlei Wirkung wenn durch Wahl von IT M OD = 2 die αi∗ -Werte programmintern iteriert werden. Bei IT M OD = 2 ist daher zur Wölbungserhöhung das αi∗ -Level auf der Oberseite zu vergrößern. 6.6.2 Abbau von Saugspitzen Wenn ein Profil ausgehend von der NACA Laminarprofil-Philosophie entworfen wird, so treten zunächst starke Saugspitzen außerhalb der Laminardelle auf. Dies führt zu einem Vorwandern der Ablösung und einem schlechten Abreissverhalten sowie niedrigen camax -Werten. Zur Verbesserung dieser Eigenschaften müssen die Saugspitzen abgebaut werden. Dies kann auf der Profiloberseite durch eine sukzessive Erhöhung der αi∗ -Werte zur Vorderkante hin erzielt werden. Hierzu sind zusätzliche Abschnitte einzuführen um eine glatte Geschwindigkeitsverteilung zu erzielen. Ein progressives Anwachsen hat sich dabei bewährt. Dabei werden die Inkremente ∗ ∆αi∗ = αi∗ − αi−1 zur Nase hin stetig vergrößert. Auf der Profilunterseite ist i.A. ein weniger starker Abbau der Saugspitze als auf der Oberseite erforderlich. Zum Abbau einer Saugspitze 6.6 Hinweise zum Profilentwurf mit dem Profilprogramm nach Eppler 59 auf der Unterseite müssen die αi∗ -Werte (ausgehend von der Hinterkante) zur Vorderkante hin progressiv reduziert werden. Details zur günstigen Gestaltung der αi∗ -Verteilung im Hinblick auf die Gestaltung der Saugspitze werden während der seminarbegleitenden Gruppenübungen diskutiert. 6.6.3 Realisierung von Umschlagsrampen Die in Kap. 7 diskutierten Umschlagsrampen“ stellen Instabilisierungsstrecken zur Forcierung ” des Grenzschichtumschlages zur Vermeidung widerstandserhöhender laminarer Ablöseblasen bei kleinen bis mittleren Reynoldszahlen dar. Bei Profilen mit definiertem HDA wird eine Umschlagsrampe, die über einen größeren Anstellwinkel- und Reynoldszahl-Bereich wirksam sein soll, durch eine konvexe Ausrundung der Geschwindigkeitsverteilung zwischen dem Ende des laminaren, vorderen Profilteils und dem HDA realisiert. Diese Ausrundung kann man prinzipiell durch Einführung einer geeigneten αi∗ -Verteilung generieren. Als elegantere Lösung bietet das Programm unter Nutzung der RAMP-Zeile die Möglichkeit einer automatisierten Rampengenerierung. Der Anwender muß lediglich die Länge der Rampe vorgeben. Das Programm führt dann eine konvexe Ausrundung der Geschwindigkeitsverteilung am Beginn des HDA ein, wobei ein glatter Übergang stromauf und stromab der Rampe gewährleistet ist. Die Vorgabe der Länge wird dabei in eine Länge stromauf des HDA-Beginns und in einen Abschnitt stromab aufgeteilt um eine gezielte Steuerung der Rampenform zu ermöglichen. Die beiden Längen können für Ober- und Unterseite unabhängig voneinander vorgegeben werden. Die Längenangaben erfolgen wiederum in der Normierung der νi∗ -Werte, siehe Gl. (6.6). Insgsamt sind somit vier Größen ∆ν vorzugeben, wobei mit ∆ν = 0 auch verschwindende Rampenlängen im betreffenden Abschnitt realisierbar sind: ∆νf,OS Länge vorderer Rampenteil, Oberseite ∆νr,OS Länge hinterer Rampenteil, Oberseite ∆νf,U S Länge vorderer Rampenteil, Unterseite ∆νr,U S Länge hinterer Rampenteil, Unterseite Wie in Kap. 7 diskutiert wird müssen die Umschlagsrampen umso länger sein, je niedriger die Reynoldszahl ist. Die richtige Länge ergibt sich einerseits aus der Bedingung, daß keine Widerstandserhöhung infolge der Ablöseblase resultiert. Andererseits soll die Umschlagsrampe die laminaren Laufstrecken, insbesondere im Schnellflug, nicht verkürzen. Ein guter Kompromiß kann mit Hilfe von Grenzschichtberechnungen für verschiedene Rampenlängen gefunden werden. Weiter ist es günstig, die vordere Rampenlänge auf der Profiloberseite länger als den hinteren Rampenteil zu gestalten. Für die Unterseite ist es gerade umgekehrt. Der Hintergrund ist, daß bei größeren Anstellwinkeln (unterhalb des oberen Laminardellenecks) auf der Oberseite der vordere Rampenteil relevant ist, da er das erste Gebiet mit nennenswertem Druckanstieg darstellt. Auf der Profilunterseite ist bei größeren Anstellwinkeln demgegenüber der hintere Rampenteil relevant. Größere Anstellwinkel bedeuten größere Auftriebsbeiwerte und damit, beim stationären Flug eines Flugzeugs, kleinere Geschwindigkeit und Reynoldszahlen. Bei kleinen Reynoldszahlen muß eine wirksame Rampe länger ausfallen. Entsprechend wählt man einen längeren vorderen Rampenteil auf der Oberseite und auf der Unterseite einen längeren hinteren Rampenteil. Bei Reduktion des Anstellwinkels ist auf der Oberseite der hintere, auf der Unterseite 6.6 Hinweise zum Profilentwurf mit dem Profilprogramm nach Eppler 60 der vordere Rampenteil relevant. Bei den höheren Reynoldszahlen bei kleinen Anstellwineln können die entsprechenden Rampenteile kürzer gewählt werden. 6.7 Übungsaufgabe 61 6.7 Übungsaufgabe Mit Hilfe des in der Vorlesung besprochenen Entwurfsverfahrens soll ein Laminarprofil für den Tragflügel eines Segelflugzeuges der Standardklasse (keine Wölbklappe) entwickelt werden. Folgende aerodynamische Anforderungen werden an das Profil gestellt: • Unteres Laminardelleneck bei caLmin = 0.3 für Re = 3 · 106 • Maximale aerodynamische Güte (ca /cw ) bei ca ≈ 0.8 für Re = 2 · 106 • Maximaler Auftriebsbeiwert camax ≥ 1.5 bei Re = 1 · 106 • Gutmütiges Abreißverhalten 1.) In einem ersten Schritt ist das Profil aus 2 Abschnitten darzustellen. Auf der Unterseite soll bei caLmin (Re = 3 · 106 ) eine laminare Laufstrecke von 70% erzielt werden. Es ist auf der Unterseite ein konkaver Hauptdruckanstieg nach Stratford einzuführen. Der Umschlag soll mit Hilfe eines Turbulators erzwungen werden. 2.) Durch Einführen zusätzlicher Abschnitte soll die Saugspitze auf der Profiloberseite abgebaut werden. Wählen Sie einen Iterationsmodus bei dem die Unterseite unverändert bleibt! 3.) Führen Sie auf der Profiloberseite eine Umschlagsrampe ein, so daß laminare Ablöseblasen im mittleren ca -Bereich (Re = 1 · 106 ) möglichst vermieden werden! Verbessern Sie den Entwurf solange, bis die gewünschten Anforderungen an das Profil erfüllt werden! 3.) Aus statischen Gründen wird eine relative Profildicke von 15% gefordert. Modifizieren Sie das Profil entsprechend, ohne daß die aerodynamischen Anforderungen verletzt werden! 4.) Verändern Sie die Wölbung, so daß das untere Laminardelleneck bei caLmin = 0.2 (Re = 3 · 106 ) liegt! 5.) Berechnen Sie die Geschwindigkeitsverteilungen sowie die Polaren des Profils mit ausgeschlagenem Querruder (η = ±10◦ )! Wie könnte das Profil modifiziert werden, damit bei ausgeschlagener Klappe eine günstigere Geschwindigkeitsverteilung vorliegt? 7 Anmerkungen zur Auslegung von Laminarprofilen Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde eine unüberschaubare Anzahl an Profilen entworfen, im Windkanal vermessen und teilweise veröffentlicht. Eine Auswahl findet sich beispielsweise in [1], [4] und [5]. Die sinnvolle Auswahl von Profilen für eine spezifische Anwendung erfordert die genaue Kenntnis der Anforderungen. Nach einer entsprechenden Vorauslegung des Flugzeuges müssen beispielsweise bekannt sein: • Reynoldszahl-Bereich • Einsatz eines Starrprofils oder eines Wölbklappenprofils • Definition ausgezeichneter Auslegungspunkte (z.B. minimales cw im Schnellflug bei ca = 0.3, bestes Gleiten bei ca = 0.8 o.ä.) • Lage, Form und Breite der Laminardelle • gewünschte qualitative Profileigenschaften wie Abreißverhalten, Mückenempfindlichkeit • aerodynamische Randbedingungen wie cmA=0 , camax • geometrische Randbedingungen wie relative Profildicke, Klappentiefe Trotz der Vielzahl an verfügbaren Profilen werden für ein neues Flugzeugmuster individuelle Tragflügelprofile entwickelt, die auf die besonderen Anforderungen hin optimiert und den Wünschen des Herstellers angepaßt sind. Dabei wird von den Herstellern ein detaillierter Anforderungkatalog definiert, der mit dem Entwickler des Profils während des Entwurfsprozesses intensiv abgestimmt wird. Das neu entwickelte Profil wird in aller Regel erst eingesetzt wenn seine aerodynamischen Eigenschaften und Leistungen im Windkanalversuch verifiziert wurden. In den nachfolgenden Abschnitten sollen einige grundlegende Aspekte angesprochen werden, die beim Entwurf von Laminarprofilen relevant sind. Dabei wird speziell die Auslegung bei Segelflugzeugen betrachtet. Viele Aspekte sind auch auf die Auslegung von Laminarprofilen für andere Anwendungen in vergleichbarem Reynoldszahl-Bereich übertragbar. 7.1 Laminarer Teil des Profils Beim Entwurf eines Profils wird man im Hinblick auf eine Widerstandsminimierung zunächst bemüht sein, den laminar-turbulenten Umschlag durch eine entsprechende Gestaltung der Druckverteilung möglichst hinauszuzögern. Druckabfall verzögert dabei den Umschlag während Druckanstieg den Umschlagsprozeß beschleunigt. Dabei gilt, je größer die Re-Zahl, desto stärker 62 7.1 Laminarer Teil des Profils 63 muß die Strömung beschleunigt werden um die Grenzschicht laminar zu halten. Für den Reynoldszahl-Bereich von Segelflugzeugen gilt in erster Näherung, daß die Grenzschicht solange laminar gehalten werden kann solange am Profil kein Druckanstieg vorliegt. Auf diesem Prinzip basiert die Entwurfsphilosophie der frühen NACA Laminarprofile der 6er-Serie [1]. Diese Profile sind so gestaltet, daß die Außengeschwindigkeit bei einem bestimmten Anstellwinkel bis zu einer vorgegebenen Position am Profil gerade konstant ist. Der Anstellwinkel bei dem dies auf der Oberseite der Fall ist bestimmt die Lage des oberen Laminardellenecks, der Anstellwinkel bei dem die Geschwindigkeit auf der Unterseite konstant ist die Lage des unteren Laminardellenecks. Umso länger die Bereiche konstanter Geschwindigkeit gewählt werden, desto später erfolgt der Umschlag und desto niedriger ist der erzielbare Minimalwiderstand. Auf der anderen Seite wird die Laminardelle (bei gleicher Profildicke) mit zunehmender Rücklage des Druckanstieges schmäler. Dieser Sachverhalt wurde bereits im Zusammenhang mit dem Einfluß der Dickenrücklage in Kap. 5 angesprochen und anhand von Abb. 5.4 verdeutlicht. Die laminaren Laufstrecken können freilich nicht beliebig lang gewählt werden. Für eine gegebene Profildicke resultiert bei einer Verlängerung der laminaren Laufstrecke zwangsläufig ein steilerer Druckanstieg im hinteren Profilteil (HDA), was die Gefahr einer turbulenten Grenzschichtablösung erhöht. Für Segelflugzeugprofile ist es nicht günstig, die Außengeschwindigkeit auf der Profiloberseite im laminaren Teil konstant zu wählen. Diese Auslegung hat zur Folge, daß sich außerhalb der Laminardelle rasch Saugspitzen ausbilden. Dies führt zu einem abrupten Vorwandern des Umschlags und bei weiterer Anstellwinkelvergrößerung zu einem abruptem Abreißen der Strömung, was für die Oberseite nicht toleriert werden kann. Auf der Profiloberseite muß daher die Geschwindigkeitsverteilung im Nasenbereich ausgerundet werden um die Saugspitzen abzubauen, siehe Abb. 7.1. Wie Abb. 7.2 zeigt hat dies ein Ausrunden des oberen Laminardellenecks zur Folge. 2.0 cl U/U 8 0.3 0.7 1.1 1.5 Turbulator lower side Re = 0.7 x 106 Re = 1.0 x 106 Re = 1.5 x 106 Re = 2.0 x 106 Re = 2.5 x 106 1.5 cl 1.0 1.0 0.5 0.5 WW97-155 0.0 0.0 0.5 x/c 1.0 Abb. 7.1: Potentialtheoretische Geschwindigkeitsverteilungen des Profils WW 97-155 0.0 0 0.005 0.01 cd 0.015 Abb. 7.2: Gemessene Widerstandspolaren WW 97-155 0.02 des Profils Im Hinblick auf eine Maximierung der Laminardellenbreite ist es günstig beim Anstellwinkel des unteren Laminardellenecks auf der Profilunterseite bewußt eine kleine Saugspitze einzubauen, siehe Abb. 7.1. Hierdurch läßt sich das frequenzspezifische Anfachungsverhalten der Toll- 7.2 Gestaltung des Hauptdruckanstieges (HDA) 64 mien-Schlichting-Wellen berücksichtigen und die Grenzschicht kann über eine lange Strecke nahe der Umschlagsgrenze“ gehalten werden, ohne diese zu überschreiten. In diesem Fall resul” tiert ein sehr scharfes unteres Laminardelleneck, siehe Abb. 7.2. Es sei angemerkt, daß eine derart scharfe“ Auslegung die Verwendung eines zuverlässigen Umschlagskriteriums erfordert, das die ” Physik des laminar-turbulenten Umschlagsprozesses, wie die frequenzspezifische Anfachung der Tollmien-Schlichting-Wellen berücksichtigt. Da das physikalisch mögliche Potential praktisch ausgereizt wird, bestehen allerdings wesentlich höhere Anforderungen an die Baugenauigkeit des Flügels. Andernfalls besteht die Gefahr, daß das untere Laminardelleneck in der Praxis bei zu hohen ca -Werten zu liegen kommt, was für den Schnellflug äußerst schädlich ist. Es sei angemerkt, daß bei größeren ca -Werten die Profiloberseite mehr zum Gesamtwiderstand beiträgt als die Unterseite. Dies ergibt sich aus dem Umstand, daß bei positivem ca das Geschwindigkeitsniveau auf der Oberseite höher ist. Da die Geschwindigkeit quadratisch in den dimensionsbehafteten Reibungswiderstand eingeht ist der Beitrag der Oberseite entsprechend höher. Bei hohen Auslegungs ca -Werten ist also prinzipiell eine Maximierung der laminaren Laufstrecke auf der Oberseite im Hinblick auf minimalen Widerstand günstig. Wie oben angesprochen resultiert dann allerdings ein steilerer Hauptdruckanstieg und das Abreißverhalten verschlechtert sich. Darüberhinaus ist auf der Unterseite zum Schließen des Profils ein längerer Druckanstieg notwendig, was insgesamt eine große Hinterkantenbelastung (großer Druckunterschied ∆cp zwischen Ober- und Unterseite) und damit ein hohes negatives Moment zur Folge hat. Bei Segelflugzeugprofilen wählt man aus diesen Gründen auf der Unterseite maximale laminare Laufstrecken und gestaltet die Oberseite so, daß das obere Laminardelleneck beim gewünschten ca -Wert liegt und das Abreißverhalten gutmütig ist. Bei der Optimierung des Profils muß aber immer die Widerstandsbilanz des Gesamtflugzeuges beachtet werden, z.B. beträgt beim Segelflugzeug der induzierte Widerstand am oberen Delleneck etwa das Doppelte des Profilwiderstandes. 7.2 Gestaltung des Hauptdruckanstieges (HDA) Zur günstigen Gestaltung des Hauptdruckanstieges (HDA) stromab des Umschlagspunktes wurden verschiedene theoretische und experimentelle Untersuchungen durchgeführt, beispielsweise von Wortmann [28], Stratford [22] oder Eppler [10]. Stratford schlägt beispielsweise vor, den Druckanstieg so zu gestalten, daß die turbulente Grenzschicht überall gerade an der Ablösegrenze ist, ohne diese jedoch zu überschreiten. Da die Wandschubspannung cf nahe der Ablösegrenze gegen Null geht erscheint dieser Ansatz im Hinblick auf eine Widerstandsminimierung plausibel. Es muß allerdings angemerkt werden, daß eine Grenzschicht nahe der Ablösegrenze stark aufdickt und einen entsprechend großen Formwiderstand hervorruft. Die Widerstandsreduktion durch eine Stratford-artige Druckverteilung sind daher zwar nicht so groß wie auf den ersten Blick zu vermuten wäre, sie sind aber dennoch vorhanden und lassen sich theoretisch und experimentell nachweisen. Eine Stratford-Druckverteilung weist einen stark konkaven Verlauf mit einem steilen Gradienten am Beginn des Druckanstieges auf, siehe Abb. 7.3, wobei der realisierbare Druckanstieg abhängig von der Re-Zahl ist. 7.2 Gestaltung des Hauptdruckanstieges (HDA) 65 Die Stratford-Verteilung wird häufig auch als Druckverteilung angesehen, welche den größten Druckanstieg innerhalb einer vorgegebene Strecke ermöglicht, ohne daß Ablösung auftritt. Hieraus schlußfolgern einige Autoren, daß sich bei Verwendung einer derartigen Verteilung auch der Maximalauftrieb eines Profils steigern läßt (siehe z.B. Liebeck Profile [15]). Dabei ist jedoch zu beachten, daß die Grenzschicht eines Profils zu Beginn des HDA üblicherweise nicht die bei einer Stratford-Verteilung vorausgesetzten Bedingung einer voll entwickelten turbulenten Grenzschicht an der Ablösegrenze erfüllt. Normalerweise wird die Grenzschicht merklich von der Ablösegrenze entfernt sein. Wird die gesamte Grenzschichtentwicklung stromab des Umschlagspunktes mit einbezogen Abb. 7.3: Druckverteilung nach Stratford [22] ergeben sich Optimal“-Verteilungen, die sich ” von der ursprünglichen Stratford-Verteilung unterscheiden. Diese Problematik wurde beispielsweise von Eppler [10] untersucht. Es sollen nun noch die Nachteile einer stark konkaven, Stratford-artigen Druckverteilung auf der Profilober- ca seite diskutiert werden. Wenn der Druckanstieg so gestaltet ist, daß die Grenzschicht beim Auslegungs-ca gerade über den gesamten HDA an der Ablösegrenze ist, so wird bei einer leichten Anstellwinkelerhöhung die turbulente Ablösung schlagartig von der Hinterkante zum Beginn des HDA vorspringen. Dies hat eine abrupte Reduktion des Auftriebs sowie eine massive Widerstandserhöhung zur Folge. Ist der vordere Profilteil darüberhinaus so gestaltet, daß Saugspitzen auftreten, führt dies insgesamt zu einem äußerst harten Abreißverhalten. Weist der vordere Profilteil hingegen einen weichen Druckanstieg ohne Saugα spitze auf, so resultiert immerhin ein lokaler Einbruch der Auftriebspolaren, siehe Abb. 7.4. Eine derartige Charak- Abb. 7.4: Schematische Darstellung teristik ist bei Segelflugzeugen unerwünscht. einer Auftriebspolare für ein Profil mit einer stark konkaven Ein weiterer Nachteil der Stratford-Druckverteilung Stratford-Druckverteilung ist, daß beispielsweise eine durch Mückenbesatz hervorgeauf der Saugseite rufene Stromaufverschiebung des Umschlagspunktes den Grenzschichtzustand am Beginn des HDA so ändern kann, daß die Grenzschicht dort selbst innerhalb des Auslegungsbereiches (teilweise) ablöst mit entsprechendem Einfluß auf Auftrieb und Widerstand. Derartige Profile weisen daher eine besonders große Mückenempfindlichkeit auf. Wenn auf der anderen Seite der Grenzschichtumschlag nicht rechtzeitig vor Beginn des HDA erfolgt, so resultieren laminare Ablöseblasen die bei einer Stratford-artigen Druckverteilung eine besonders starke Widerstandserhöhung zur Folge haben. Dies liegt daran, daß der Zusatzwiderstand infolge Ablöseblasen maßgeblich vom Verhältnis der Geschwindigkeiten in Ablöse- und Wiederanlegepunkt abhängt. Bei einer steilen, stark konkaven Druckverteilung ist das Geschwindigkeitsverhältnis selbst bei kurzen Blasen groß. 7.3 Turbulatoren 66 Es gibt daher zahlreiche Gründe auf der Oberseite eines Segelflugzeugprofils von der Stratford-Druckverteilung abzuweichen, auch wenn diese den niedrigsten Widerstand verspricht. Typische Starrprofile von Segelflugzeugen weisen als Kompromiß einen leicht konkaven HDA in Verbindung mit einer Umschlagsrampe (vgl. nächster Abschnitt) auf, siehe Abb. 7.1. Auf der Unterseite kann hingegen durchaus ein steiler, stark konkaver HDA eingeführt werden, sofern durch Verwendung eines Turbulators sichergestellt ist, daß der Umschlag rechtzeitig erfolgt. Auf diese Weise läßt sich die laminare Laufstrecke maximieren und zudem der turbulente Reibungswiderstand im HDA minimieren. 7.3 Turbulatoren Vor Beginn des HDA muß die Grenzschicht am Profil turbulent sein, damit widerstandserhöhende Ablöseblasen vermieden werden. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen läßt sich durch geeignete Gestaltung der Druckverteilung stromauf des HDA ein rechtzeitiger Umschlag erzielen. Bei dieser Methode spricht man von einer Umschlagsrampe“. Zum anderen kann der Umschlag ” mit Hilfe eines auf dem Flügel aufgeklebten Turbulators erzwungen werden. Turbulatoren werden in verschiedenen Ausführungen eingesetzt: • Klebestreifen (2D Turbulator) • Zackenband (3D Turbulator) • Noppenband (3D Turbulator) • Blasturbulatoren (Ausblasen von Luft durch kleine Löcher) Üblicherweise wird die Turbulatorhöhe so gewählt, daß die kritische Rauhigkeitshöhe überschritten ist und ein unmittelbarer Umschlag hervorgerufen wird (vgl. Kap. 5.6). Derartige Turbulatoren sind nur dann sinnvoll, wenn ein definierter Beginn des HDA vorliegt und die Position der laminaren Ablösung (ohne Turbulator) weitgehend unabhängig vom Auftriebsbeiwert und der Re-Zahl ist. Auf der Oberseite wird eine solche Gestaltung der Druckverteilung im Hinblick auf ein gutmütiges Abreißverhalten normalerweise nicht gewählt werden. Da die üblichen 2D und 3D Turbulatoren innerhalb einer Ablöseblase nicht wirksam sind richtet sich die notwendige Turbulatorposition und -Höhe nach der vordersten kritischen Lage der Ablöseblase, die bei höheren ca -Werten auftritt. Ein entsprechend weit vorne aufgeklebter Turbulator wird jedoch auch bei niedrigeren ca -Werten wirksam sein, bei denen theoretisch sehr viel längere laminare Laufstrecken möglich sind. Damit ruft der Turbulator einen unnötig frühen Umschlag hervor und man verschenkt im Bereich des Schnellfluges, wo niedriger Widerstand besonders wichtig ist, laminare Laufstrecke. Auf der Unterseite ist die Situation anders. Wie im letzten Abschnitt erläutert kann hier ein abrupter Stratford-artiger Druckanstieg eingeführt werden und die Position der Ablöseblase ist im gesamten Einsatzbereich des Profils fixiert“. Bei Verwendung eines Turbulators kurz vor ” Beginn des HDA wird lediglich bei großen ca -Werten etwas laminare Laufstrecke verschenkt. Da bei hohen Auftriebsbeiwerten die Unterseite jedoch einen äußerst geringen Beitrag zum Gesamtwiderstand liefert fällt der theoretische Verlust an laminarer Laufstrecke nicht ins Gewicht. Die Bestimmung der optimalen Turbulatorart, -höhe und -position ist auf rein theoretische Weise nur äußerst unzureichend möglich. Dies liegt daran, daß zur Abschätzung der kritischen 7.3 Turbulatoren 67 Abb. 7.5: Einfluß der Position eines Turbulators auf der Unterseite des Profils WW 97-155 Rauhigkeitshöhe von Turbulatoren lediglich einige empirische Kriterien bekannt sind, die zumeist basierend auf Windkanalexperimenten an der ebenen Platte (cp = konst.) abgeleitet wurden. Bei Profilen liegen jedoch z.T. erhebliche Druckgradienten vor und die Kriterien sind entsprechend mit Unsicherheiten behaftet. Die Optimierung eines Turbulators muß daher sinnvollerweise im Windkanalversuch erfolgen. Dabei ist zu beachten, daß der Turbulator für den gesamten Einsatzbereich des Flugzeuges auszulegen ist. So muß der Turbulator im Langsamflug (hohes ca , niedriges Re) noch wirksam sein, darf aber im Schnellflug (niedriges ca , großes Re) keine Widerstandserhöhung hervorrufen. Die Turbulatoroptimierung ist daher oft ein langwieriger Prozeß, der eine Vielzahl von Polarenmessungen erfordert. Abb. 7.5 zeigt exemplarisch am Profil WW 97155 (vgl. Abb. 7.1) den Einfluß einer geringfügigen Variation der Turbulatorposition (Unterseite) auf die gemessenen Polaren. Es wird deutlich, daß der Wirkungsbereich bei einer Vorverlagerung des Turbulators von 78% über 77% bis 76 sukzessive zu niedrigeren ca -Werten erweitert wird. 7.4 Instabilisierungsstrecken und Umschlagsrampen 68 7.4 Instabilisierungsstrecken und Umschlagsrampen Wie im letzten Abschnitt gezeigt (siehe Abb. 7.5) resultieren dicke, stark widerstandserhöhende Ablöseblasen, wenn eine laminare Grenzschicht auf einen abrupten, konkaven Druckanstieg trifft. Das Maß der Widerstandserhöhung über der Blase, charakterisiert durch das Verhältnis der Impulsverlustdicken im Wiederanlegepunkt δ2R zur Größe im Umschlagspunkt δ2T ≈ δ2S lässt sich durch Anwenden des integralen Impulssatzes zwischen dem berechneten Umschlagspunkt T innerhalb der Ablöseblase und dem turbulenten Wiederanlegepunkt R [18]. Zur Integration müssen einige Vereinfachungen getroffen werden, wobei das Ergebnis jedoch für den praktischen Profilentwurf recht intuitiv ist. Es zeigt sich, daß die relative Erhöhung der Impulsverlustdicke δ2R /δ2T zum einen vom Formparameter im Umschlagspunkt H12T und zum anderen vom (potentialtheoretischen) Geschwindigkeitsverhältnis UT /UR zwischen Umschlagsund Wiederanlegepunkt abhängig ist, siehe Abb. 7.6. Der Formparameter H12T korreliert mit der 10 Dicke der Ablöseblase und ist damit von der H12 Länge der Ablöseblase und vom Ablösewin20 kel abhängig. Letzterer nimmt u.a. mit dem 18 8 (potentialtheoretischen) Geschwindigkeitsgra16 14 dient über der Ablöseblase zu. Dies bedeu- δ2R /δ2T 12 tet, daß der durch die Ablöseblase hervorge6 10 8 rufene Zusatzwiderstand geringer ist je fla6 cher der Druckanstieg stromab des erwarte4 ten laminaren Ablösepunktes gestaltet wird. Diese Charakteristik ist bei den nachfolgend diskutierten konvexen Umschlagsrampen ge2 geben. Ist der potentialtheoretische Druck1.00 1.10 U /U 1.20 1.30 anstieg stromab des Ablösepunktes über eiT R ne größere Strecke klein, so resultieren zwar lange, aber flache Ablöseblasen, die u.U. zu Abb. 7.6: Anstieg der Impulsverlustdicke in einer Ablöseblase (H12R = 3, 5) einer Reduktion des Profilwiderstandes gegenüber einem erzwungenen Umschlag vor der Ablösung führen können. Dieser Effekt kann insbesondere bei dünnen Profilen für niedrige Reynoldszahlen (Modellflugbereich) ausgenutzt werden. T Auf der Oberseite eines Starrprofils für Segelflugzeuge verwendet man üblicherweise keinen Turbulator, sondern versucht einen rechtzeitigen Umschlag mit Hilfe sogenannter Instabilisie” rungsstrecken“ oder über Umschlagsrampen“ zu erzielen. Das Prinzip dabei ist die Druck” verteilung so zu gestalten, daß die Tollmien-Schlichting-Wellen in der Grenzschicht gezielt angefacht werden, so daß der Umschlag kurz vor Beginn des HDA erfolgt, ohne daß eine zu große laminare Ablösung auftritt. Dies gelingt durch Einführen eines leichten Druckanstieges stromauf des HDA. Wird die Grenzschicht z.B. bei einem konstanten Formparameter kurz vor der Ablösegrenze gehalten, so ist die Grenzschicht äußerst instabil und die Tollmien-SchlichtingWellen werden stark angefacht, wodurch ein natürlicher Umschlag provoziert wird. Die zugehörige Druckverteilung läßt sich mit Hilfe eines inversen Grenzschichtverfahrens bestimmen. Es resultiert ein leicht konkaver Druckanstieg, ähnlich einer Stratford-Verteilung, allerdings mit erheblich kleineren Druckgradienten, siehe Abb. 7.7 (Bereich x/t ≈ 0.4 − 0.65). Der Entwurf derartiger Instabilisierungsstrecken gelingt zunächst allerdings nur für einen einzelnen Auslegungspunkt. Für andere ca -Werte und Re-Zahlen müssen die Instabilisierungs- 7.5 Wölbklappenprofile 69 strecken bezüglich Länge und Druckgradient anders ausgebildet werden. Bei einem Segelflugzeugprofil mit breitem Einsatzbereich ist es daher erforderlich die Druckverteilung als Kompromiß aus einer Vielzahl von Instabilisierungsstrecken für verschiedene Werte von ca und Re auszulegen. Als Kompromiß hat sich eine konvexe Ausrundung der Druckverteilung zwischen vorderem Profilteil und HDA bewährt. Eine derartige Ausrundung bezeichnet man als Umschlagsrampe“, ” siehe Abb. 7.1 (Oberseite, Bereich x/t ≈ 0.5 − 0.7). Bei der Auslegung von Instabilisierungsstrecken oder Umschlagsrampen ist es grundsätzlich wichtig zu wissen, daß diese um so länger ausgebildet sein müssen, je kleiner die Re-Zahl ist. Im Reynoldszahl-Bereich von Modellflugprofilen oder aber auch bei Winglets von Segelflugzeugen sind u.U. Rampen erforderlich, die sich über die gesamte Profiltiefe erstrecken. Es sei angemerkt, daß Umschlagsrampen stets einen Kompromiß darstellen und daß in bestimmten Bereichen von ca und Re Ablöseblasen unvermeidlich sind. Da die Druckgradienten im Rampenbereich jedoch sehr klein sind, resultieren, wie oben diskutiert, lediglich flache Ablöseblasen, die, wenn überhaupt, nur einen sehr kleinen Zusatzwiderstand hervorrufen. Bei einer guten Rampenauslegung lassen sich daher über einen größeren ca und Re Bereich maximale laminare Laufstrecken ohne merklichen Widerstandszuwachs realisieren. 7.5 Wölbklappenprofile Bei Profilen mit Wölbklappe läßt sich die Laminardelle in ca -Richtung verschieben und dem aktuellen Flugzustand anpassen, vgl. Kap. 5.4. Durch diese Möglichkeit der Anpassung können die Profile so ausgelegt werden, daß die Laminardelle gegenüber Starrprofilen schmäler und entsprechend tiefer ist. D.h. die laminare Laufstrecken sind länger und der Minimalwiderstand ist niedriger. Wölbklappenprofile sind i.A. dünner als entsprechende Starrprofile. Die Einhüllende der Widerstandspolaren für verschiedene Klappenstellungen ist gegenüber der Polare eines Starrprofiles zu niedrigeren cw Werten hin verschoben. Nachfolgend sollen eini- Abb. 7.7: Profil FX 75-141 mit konkaven Instabilisierungsstrecken ge Besonderheiten diskutiert werden, die bei der Auslegung von Wölbklappenprofilen grundsätzlich zu beachten sind, siehe auch Kap. 8.2. Wie in Kap. 5.4 erläutert, ruft ein positiver Wölbklappenausschlag ( nach unten“) auf der ” Profiloberseite einen steileren Druckanstieg stromab des Klappendrehpunktes, auf der Unterseite einen steileren Anstieg stromauf des Klappendrehpunktes hervor. Dies führt zu einer starken Erhöhung der Ablösegefahr. Wölbklappenprofile dürfen daher grundsätzlich weniger Druckan- 7.5 Wölbklappenprofile 70 stieg im HDA-Bereich aufweisen als Starrprofile. Um die genannten negativen Einflüsse eines Klappenausschlages auf die lokale Druckverteilung zu reduzieren wird häufig der Beginn des HDA auf der Unterseite in den Klappendrehpunkt gelegt. Dies hat zur Folge, daß bei positivem Klappenausschlag die Ecke zwischen laminarem Profilteil und HDA weggenommen“ wird, siehe Abb. 7.8. Der Beginn des HDA auf der Ober” seite wird demgegenüber stromauf des Klappendrehpunktes gelegt. Der HDA darf ruhig einen Stratford-artigen Verlauf aufweisen. In diesem Fall wird der vordere Teil des HDA bei positivem Klappenausschlag aufgefüllt“ und die laminare Laufstrecke läßt sich gegenüber neutraler ” Klappenstellung vergrößern. Häufig ist die Verwendung von Turbulatoren auf beiden Profilseiten notwendig um einen rechtzeitigen Umschlag bei verschiedenen Klappenstellungen sicherzustellen. Nachteilig an der beschriebenen Auslegungsphilosophie ist, daß bei negativem Klappenausschlag auf der Oberseite stromauf und auf der Unterseite stromab des Klappendrehpunktes ein sehr steiler Druckanstieg mit entsprechend hoher Ablösegefahr resultiert. Eine noch etwas extremere Auslegung wurde beispielsweise beim Profil HQ 35 (siehe Abb. 5.9), den Delfter Wölbklappenprofilen oder bei einigen der in [4] veröffentlichten Stuttgarter Profilen verfolgt. Im Schnellflug bei neutraler Klappenstellung weist das Profil HQ 35 eine stetige Kontur und Druckverteilung auf der Unterseite und einen konkaven Knick auf der Oberseite im Bereich des Klappendrehpunktes auf. Bei positivem Klappenausschlag (hier bei η = 20◦ ) ist demgegenüber die Oberseite glatt während die Unterseite einen Knick aufweist. Wie bereits in Kap. 5.4 diskutiert ist bei der Auslegung von Wölbklappenprofilen grundsätzlich zu beachten, daß bei positivem Klappenaus- Abb. 7.8: Einfluß eines Klappenausschlages auf die potentialtheoretische Druckverteilung des schlag schärfere Saugspitzen an der Profilnase Profils AH 79-K-143/18, α = 2◦ , η = 0◦ , als bei neutraler Klappenstellung auftreten. Die η = +10◦ Gestaltung des Nasenbereiches muß bei Wölbklappenprofilen daher im Hinblick auf das Abreißverhalten besonders sorgfältig erfolgen. 8 Tragflügelprofile für Segelflugzeuge Abschließend sollen einige Tragflügelprofile für Segelflugzeuganwendungen zusammen mit Windkanalvermessungen vorgestellt werden. Dabei werden jeweils ältere Beispiele mit modernen Profilen verglichen um die Unterschiede bei den Auslegungsphilosphien sowie die in den letzten Jahren erzielten Fortschritte zu diskutieren. Im Bereich des Entwurfs von Profilen für Segelflugzeuganwendungen wurden bzw. werden wesentliche Beitäge geleistet von: • F.X. Wortmann • R. Eppler • K.H. Horstmann & A. Quast • D. Althaus • L.M.M. Boermans • u.a. Diese Beträge haben, wie anhand von Abb. 1.1 diskutiert zu erheblichen Leistungssteigerungen moderner Segelflugzeuge beigetragen. 8.1 Starrprofile Das Profil FX 66-S-196 stellt ein älteres Starrprofil dar, welches beim Cirrus eingesetzt wurde. Die Geschwindigkeitsverteilung in Abb. 8.1 zeigt eine relativ konservative Auslegung mit einem frühen, flachen und nur leicht konkaven HDA auf beiden Profilseiten. Die laminaren Laufstrecken betragen auf beiden Seiten lediglich etwa 40%. In Verbindung mit der großen Dicke von 19.6% hat dies eine extrem breite Laminardelle zur Folge, die praktisch bis zum maximalen Auftriebsbeiwert reicht. Der gemessene Minimalwiderstand beträgt bei Re = 3 · 106 etwa 0.0065. Das Profil WW 97-155 dokumentiert die Fortschritte, die in den letzten 30 Jahren gemacht wurden. Die Geschwindigkeitsverteilung (siehe Abb. 8.3) zeigt viele der in den vorangegangenen Abschnitten diskutierten Auslegungscharakteristika. Das Profil wurde für die Verwendung eines Turbulators auf der Unterseite ausgelegt. Auffällig ist zunächst, daß der minimale Widerstandsbeiwert bei einer Reynoldszahl von Re = 2.5·106 unter cw ≈ 0.005 liegt, was eine beträchtliche Reduktion gegenüber dem älteren FX-Profil darstellt. Weiter wird deutlich, daß durch entsprechende Auslegung der Umschlagsrampe das obere Laminardelleneck mit abnehmender Re-Zahl zu immer höheren ca -Werten hin verschoben ist. Bei einer für den Langsamflug relevanten niedrigen Re-Zahl von Re = 7 · 105 reicht die Laminardelle immerhin bis zu einem ca -Wert von ca ≈ 1.2. Die Auftriebspolare zeigt außerhalb der Laminardelle zwar eine Reduktion des Auftriebsgradienten, allerdings keinen lokalen Einbruch (vgl. Abb. 7.4) und das Abreißverhalten ist als gutmütig zu bezeichnen. 71 8.1 Starrprofile 72 Abb. 8.1: Kontur und potentialtheoretische Geschwindigkeitsverteilung des Profils FX 66-S-196 V1 (entnommen aus [5]) Abb. 8.2: Gemessene Polaren des Profils FX 66-S-196 V1 (entnommen aus [5]) 8.1 Starrprofile 73 2.0 cl U/U 8 0.3 0.7 1.1 1.5 1.0 0.5 WW97-155 0.0 0.0 0.5 x/c 1.0 Abb. 8.3: Potentialtheoretische Geschwindigkeitsverteilungen des Profils WW 97-155 Abb. 8.4: Gemessene Polaren des Profils WW 97-155 8.2 Wölbklappenprofile 74 8.2 Wölbklappenprofile Mit dem Wölbklappenprofil FX 67-K-170/17 soll zunächst wieder ein älteres Profil vorgestellt werden, das bei den Segelflugzeugen Kestrel, Janus oder Nimbus Verwendung fand. Auch bei diesem Profil zeigt sich eine verhältnismäßig konservative Auslegung mit einem Beginn des HDA auf der Oberseite bei etwa 50%. Die Geschwindigkeitsverteilung weist bei neutraler Klappenstellung eine leicht konkave Beule im Bereich des Klappendrehpunktes auf, die bei positivem Klappenausschlag aufgefüllt wird. Auf der Unterseite wurde bereits merklich stromauf des Klappendrehpunktes ein leichter Druckanstieg eingeführt. Die gemessenen Polaren (Abb. 8.6) zeigen wiederum eine sehr breite Laminardelle, wobei der Minimalwiderstand gegenüber dem Starrprofil FX 66-S-196 merklich gesenkt werden konnte. Der Einfluß eines Wölbklappenausschlages auf die Lage der Laminardelle ist recht gering. Lediglich oberhalb ca ≈ 1.4 zeigen sich Vorteile durch einen Klappenausschlag. Der camax -Wert läßt sich allerdings erheblich steigern. Das Profil DU89-134/14 (siehe Abb. 8.7) stellt ein neueres Wölbklappenprofil dar, das bei der ASH-26E und der ASW-27 eingesetzt wird [7]. Auch bei diesem Profil finden sich einige der in den vorigen Abschnitten angesprochenen Auslegungsphilosophien wieder. Bei neutraler Klappenstellung weist die Oberseite einen konkaven Knick auf, während die Unterseite stetig ist und der Druckbeiwert am unteren Delleneck (α ≈ 1◦ ) bis etwa 95% nahezu konstant ist. Im Schnellflug lassen sich damit auf der Unterseite extrem lange laminare Laufstrecken realisieren. Wie Abb. 8.8 zeigt, ist der erzielbare Minimalwiderstand im Vergleich zu den zuvor diskutierten Profilen äußerst gering. Es sollte allerdings erwähnt werden, daß die Polaren dieses Profils im Delfter Windkanal gemessen wurden, während die anderen in diesem Kapitel dargestellten Ergebnisse im Stuttgarter Laminarwindkanal ermittelt wurden. Zwischen disen beiden Kanälen zeigen sich bei Vergleichen durchweg geringe Unterschiede beim gemessenen Widerstand, wobei in Stuttgart stets ein etwas höheres cw gemessen wird. Für einen direkten Vergleich der Profile wäre daher eine vergleichende Messung im selben Windkanal wünschenswert. Beim Profil DU89-134/14 ruft ein Ausschlag der Wölbklappe eine deutliche Verschiebung der Laminardelle hervor, wobei die Einhüllende eine erheblich bessere Leistung als bei einem Starrprofil zeigt. 8.2 Wölbklappenprofile 75 Abb. 8.5: Kontur und potentialtheoretische Geschwindigkeitsverteilung des Profils FX 67-K-170/17 (entnommen aus [5]) Abb. 8.6: Gemessene Polaren des Profils FX 67-K-170/17 (entnommen aus [5]) 8.2 Wölbklappenprofile 76 Abb. 8.7: Kontur und potentialtheoretische Druckverteilung des Profils DU89-134/17 (entnommen aus [7]) Abb. 8.8: Gemessene Polaren des Profils DU89-134/17 (entnommen aus [7]) 9 Literaturempfehlungen und Links Buchveröffentlichungen • F. Thomas: Grundlagen für den Entwurf von Segelflugzeugen [24] Neben allgemeinen, gut verständlich beschriebenen Grundlagen finden sich informative Abschnitte zur Aerodynamik von Segelflugzeugprofilen. Der Anhang enthält eine Liste mit Angabe der bei verschiedenen Segelflugzeugmustern verwendeten Profile. • I.H. Abbott und A.E. von Doenhoff: Theory of wing sections [1] Klassiker. Darstellung der theoretischen Grundlagen zum Entwurf der NACA Profile. Sammlung von Profilkoordinaten und gemessenen Polaren der NACA Profile. • D. Althaus und F.X. Wortmann: Stuttgarter Profilkatalog I [5] Umfangreiche Sammlung von gemessenen Profilpolaren aus dem Laminarwindkanal des IAG, Universität Stutgart. Den Schwerpunkt bilden die Wortmann Profile für Segelflugund Windenergieanwendungen. • D. Althaus: Niedriggeschwindigkeitsprofile [4] Fortsetzung des Stuttgarter Profilkataloges mit neueren Messungen, inklusive Datendiskette mit Profilkoordinaten und gemessenen Polaren. Neben Wortmann Profilen sind zahlreiche Profile von Althaus sowie weitere im Laminarwindkanal für verschiedene Anwendungen vermessene Profile enthalten. • R. Eppler: Airfoil Design and Data [10] Zusammenfassende Darstellung der theoretischen Grundlagen des Profilprogramms von R. Eppler, zahlreiche Hinweise zum Entwurf von Laminarprofilen, Sammlung von EpplerProfilen für verschiedenste Anwendungen inklusive Entwurfs-Eingabedaten, berechneten Geschwindigkeitsverteilungen und Polaren. • D. Althaus: Profilpolaren für den Modellflug Band I & II [2], [3] Versuchsergebnisse aus dem Modellwindkanal des IAG, Universität Stuttgart für den Bereich kleiner Reynoldszahlen (Re / 2 · 105 ) • M. Selig: Summary of Low–Speed Airfoil Data Volume 1 – 3 [13] Hinweise zum Entwurf von Profilen für den Bereicch kleiner Reynoldszahlen, zahlreiche Windkanalexperimente. Windkanaldaten sind auch im Internet verfügbar (s.u.). 77 78 Links • Website zu Vorlesung und Seminar Profilentwurf. http://www.iag.uni-stuttgart.de/IAG/institut/luftfahrzeugaerodynamik/profilsem contents.ht • Martin Hepperle: Informationen zur Aerodynamik von Profilen, Flugmodellen, Propellern, MH-Profile. Online-Analyse von Profilen und Berechnung von Propellern. • Mark Drela: XFOIL Profilentwurfs und Analyseprogramm zum Download. http://raphael.mit.edu/xfoil/ • Laminarwindkanal des IAG, Universität Stuttgart. http://www.iag.uni-stuttgart.de/IAG/institut/laminarwindkanal/ • Martin Hepperle: Informationen zur Aerodynamik von Profilen, Flugmodellen, Propellern, MH-Profile. Online-Analyse von Profilen und Berechnung von Propellern. http://www.mh-aerotools/airfoils/index.htm • Michael Selig: Koordinaten zu über 1000 Profilen, Windkanalergebnisse für Modellflugprofile. http://www.ae.uiuc.edu/m-selig/ads.html • David Lednicer: Auflistung der Tragflügelprofile zu einer Vielzahl verschiedener Flugzeugmuster. http://www.ae.uiuc.edu/m-selig/ads/aircraft.html Literaturverzeichnis [1] Ira H. Abbott und Albert E. von Doenhoff: Theory of Wing Sections. Dover Publications Inc., New York, 1959. Unabridged and corrected version of the first edition first published by McGraw-Hill in 1949. [2] D. Althaus: Profilpolaren für den Modellflug. Schwenningen, 1980. [3] Dieter Althaus: Profilpolaren für den Modellflug. Schwenningen, 1985. Vol. 1, Neckar Verlag, VillingenVol. 2, Neckar Verlag, Villingen- [4] D. Althaus: Niedriggeschwindigkeitsprofile. Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 1996. ISBN 3-528-03820-9. [5] D. Althaus und F. X. Wortmann: Stuttgarter Profilkatalog I. Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden, 1981. [6] D. Althaus und W. Würz: Schlußbericht für die Deutsche Forschungsgemeinschaft über das Forschungsvorhaben ”Experimentelle Untersuchung laminarer Ablöseblasen”. institutsbericht, Institut für Aerodynamik und Gasdynamik, Universität Stuttgart, Dezember 1988. [7] L. M. M. Boermans und A. van Garrel: Design and Windtunnel Test Results of a Flapped Laminar Flow Airfoil for High-Performance Sailplane Applications. Technical Soaring, Vol. 21, No. 1, S. 11–17, Januar 1997. Presented at the 24th OSTIV Congress, Omarama, New Zealand, 1995. 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Auflage, 1990. frühere Auflagen von Werner Thies. 79 Literaturverzeichnis 80 [15] Robert Liebeck und Allen I. Ormsbee: Optimization of Airfoils for Maximum Lift, Vol. 7. No. 5, S. 409–416, 1970. [16] Th. Lutz: Berechnung und Optimierung subsonisch umströmter Profile und Rotationskörper. Dissertation, Institut für Aerodynamik und Gasdynamik, Universität Stuttgart, 2000. VDI Fortschritt-Berichte, Reihe 7: Strömungstechnik, Nr. 378, ISBN 3-18-337807-8. [17] Thorsten Lutz, Andreas Sommerer und Siegfried Wagner: Parallel Numerical Optimisation of Adaptive Transonic Airfoils. In: Proceedings of the Symposium Transsonicum IV, 2.–6. September 2002, Göttingen, Germany, 2002. [18] Thorsten Lutz und Siegfried Wagner: Numerical Shape Optimization of Subsonic Airfoil Sections. In: ECCOMAS 2000: European Congress on Computational Methods in Applied Sciences and Engineering, September 11–14, 2000, Barcelona, Spain, 2000. [19] J. Roskam und C.T. Lan: Aircraft Aerodynamics and Performance. 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[27] Siegfried Wagner: Vorlesungsmanuskript Strömungslehre I/II. Institut für Aerodynamik und Gasdynamik, Universität Stuttgart, 1993. [28] F. X. Wortmann: Ein Beitrag zum Entwurf von Laminarprofilen für Segelflugzeuge und Hubschrauber, Vol. 3. No. 10, S. 333–345, Oktober 1955. [29] Werner Würz: Hitzdrahtmessungen zum laminar-turbulenten Strömungsumschlag in anliegenden Grenzschichten und Ablöseblasen sowie Vergleich mit der linearen Stabilitätstheorie und empirischen Umschlagskriterien. Dissertation, Institut für Aerodynamik und Gasdynamik, Universität Stuttgart, 1995.