Goethe im Harz - Harzdruckerei Wernigerode

Transcription

Goethe im Harz - Harzdruckerei Wernigerode
Sonderausgabe Nr. 17
Goethe
im Harz
Die historische Reihe aus der
Auf den Spuren des großen deutschen Dichters
2015|2016
Schutzgebühr: 1 
Das größte Abenteuer, das man erleben kann
Die Teufelsmauer im Blickpunkt
Harz. Ein »rechter Brocken«
ganz im wörtlichen Sinn ist
Bernd Wolffs Romantrilogie,
die den Spuren der drei
Harzreisen Johann Wolfgang
von Goethes in den Jahren
1777, 1783 und 1784 folgt.
Als kühne Selbsterprobung
die erste – mit einer Brockenbesteigung mitten im
Dezember – mit dem elfjährigen Fritz von Stein die
zweite und in nochmals anderer Mission die dritte: In
ihrer lebensgeschichtlichen
wie literarischen Spezifik
steht jede dieser Schilderungen für sich, und doch ergeben sie zusammen – auch
mit dem Roman über die
Harzreise Heinrich Heines
vier Jahrzehnte später – ein
umso opulenteres Zeitpanorama. So anschaulich und
präzise, wie Wolff die ihm
vertraute Landschaft, das
sich beständig wandelnde
Schauspiel der Natur beschreibt, so faktenreich und
lebensnah bringt er uns die Die Teufelsmauer hat es nicht nur Goethe angetan. Sie ist wegen
Kultur wie den Alltag jener ihrer exorbitanten Gesteinsformationen eine oft von Wanderern
besuchte Felsengruppe.
Foto: D. Günther
Epoche nahe.
Weltkulturerbe
Quedlinburg
Unser Arrangement:
Faszination
Romanik
2 x Übernachtungen,
1 x Halbpension Menü oder Buffet*,
Harzer Brotzeit und Stadtrundgang durch
Quedlinburg, Kombiticket für Stiftskirche und
Schlossmuseum
Ab 169,00 € pro Person im Doppelzimmer
* Entscheidung des Küchenchefs
Hotel & Restaurant
Schlossmühle
Kaiser-Otto-Straße 28
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Friedhart Knolle in einem
Aufsatz, wie frevelhaft 1936
der Goethesaal in der Baumannshöhle in Rübeland
ausgebaut wurde. Wir berichten über die I überraschende Ankündigung des
Nordharzer Städtebundtheaters (Halberstadt/Quedlinburg), den »Faust« endlich
wieder auf die Bretter der
Harzer Bühnen zu bringen.
Auch gehen wir auf Spurensuche, was einen der berühmtesten Märchenerzähler
der Welt – den dänischen
Dichter Hans Christian Andersen – so am Harz begeistert hat. Der Schöpfer der
»kleinen Meerjungfrau«,
»Däumelinchen« und der
»Schneekönigin« war vor 210
Jahren geboren worden und
starb vor 140 Jahren.
Welche zweifelhaften Erkenntnisse deckt das angeblich erste Buch über die Teufelsmauer auf? Und was hat
es eigentlich mit dem Branconi-Zimmer auf Schloss
Wernigerode auf sich? Diesen und vielen weiteren Themen spüren wir in der neuen
Ausgabe von »Goethe im
Harz« nach. Wir danken an
dieser Stelle allen, die unser
Anliegen mit der Herausgabe
dieser Zeitung befördert haben. Und wer nach dem Lesen unserer neuen Ausgabe
GOETHES HARZREISEN
◗ 1. HARZREISE: 1777 – Winterbesteigung des Brockens
von Nordhausen über Ilfeld, Elbingerode, Wernigerode,
Goslar, Clausthal, Altenau, Brocken, St. Andreasberg,
Duderstadt nach Mühlhausen
S. 2–6
◗ 2. HARZREISE: 1783 – mit geologischen Studien
von Langenstein über Blankenburg, Rübeland, Halberstadt,
Zellerfeld, Brocken, Schierke, Elend, St. Andreasberg nach
Göttingen
S. 7–8
◗ 3. HARZREISE: 1784 – mit zeichnerischen Studien
von Lauterberg über Osterode, Clausthal-Zellerfeld,
Wildemann, Goslar, Brocken, Elbingerode, Thale,
Blankenburg nach Langenstein
S. 9–13
◗ 4. HARZREISE: 1805 – »Wallfahrt nach dem Roßtrapp«
von Halberstadt über Thale, Bodetal, Gernrode, Ballenstedt
nach Aschersleben
S. 14–15
Lust bekommen hat, nicht
nur Bernd Wolffs Romane
»Winterströme«, »Im Labyrinth der Täler« und »Würde
der Steine« zur Hand zu nehmen, dem sei auch eine Empfehlung des deutschen
Schauspieles Thomas Thieme
durchaus ans Herz gelegt.
Thieme spielte unlängst den
wegen Steuerhinterziehung
inhaftierten Fußballmanager
Uli Hoeneß. Auf die Frage,
wie sich jemand wie seine
Figur zurückziehen könne,
antwortete der gebürtige
Weimarer: »Das ist für einen
wie ihn ohne Frage schwer,
aber er sollte es wagen: Er
sollte sich eine Gesamtausgabe von Goethe besorgen,
wenn er noch keine hat, und
sich mal so richtig schön
langweilen. Goethe lesen ist
ja zunächst sehr langweilig,
aber dann, wenn man plötzlich versteht, was der Typ da
schreibt, dann wird es zum
größten Abenteuer, was man
überhaupt erleben kann.«
Lesen Sie aus der historischen Reihe:
»Faszination Straße der Romanik«
und »Höhepunkte
GARTENTRÄUME«
jährlich neu
aufgelegt mit
vielen Tipps
und Informationen
Lebendige Zeitrei
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Förderer der „Straße
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Im Harz, der Altmark,
der Magdeburger Börde, dem
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Saale-Unstrut oder
dem UNESCOBiosphärenreservat
Mittelelbe
nen reizvolle Naturlandschaftenkönerkundet werden.
Will man der „Straße der Romanik“
in ganzer Länge
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dann besser
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und Kirchen
in die Zeit des
Mittelalters, als
Geniessertouren
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in die Romanik
des heutigen
gibt es auch
Höhepunkte 2015
Der Autor, der in Blankenburg lebt und arbeitet, ist in
diesem Jahr mit dem Kulturpreis der Stadt Wernigerode
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dere Würdigung seines jahrwww.harzdruckerei.de
zehntelangen literarischen
Schaffens, dem ausgerechnet
in seiner Heimat nicht immer
der Stellenwert beigemessen
wird, den es verdient. Umso
schöner ist es, auch an dieser
Stelle über diesen längst
überfälligen Preis für Bernd
Wolff zu berichten.
In der inzwischen 17. Ausgabe von »Goethe im Harz«
widmen wird uns neben den
schon traditionellen Reisebeschreibungen des großen
deutschen Dichters im Harz
und Ausflügen in die Geschichte dieses »gewaltigsten
Felsengebirges nördlich der
Alpen« einmal mehr auch
aktuellen Bezügen zu J. W. Diese historische Postkarte gibt grob den Eindruck wieder, den Goethe bei seiner Winterbesteigung
Goethe. So beschreibt bei- 1777 gehabt haben könnte. Hotels und andere Bauten gab es damals noch nicht auf dem Berg, nur
spielsweise Harzkenner das Wolkenhäuschen.
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auch spätantike,
der Vergangenheit
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Das
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1525 lebten hier
Bis
ottonischer Zeit.
Quedlinburgs
Teil des UNESCO-Welterbes.
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Mittel- Krypta
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tägl. 11:00
das historische
Rathaus
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ganzjährig Mo–Sa
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mit dem Nachtwächter oder Stiftshauptmann
Dauer 75–90 min,
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16.02.15 13:06
Goethe im Harz
1.
HARZREISE
2
Was trieb Johann Wolfgang Goethe in den Harz?
Zwischen Juristerei, Dichtung und Schwärmerei
gar Kammerpräsident. Kurzum: Die staatspolitischen
Ämter fra­ßen einen großen
Teil seiner Zeit auf und ließen ihm zuweilen nur noch
wenig Raum, seinen eigentlichen Intentionen nachzukommen. Er glaubte an die
Bestimmung durch den
Schöpfer, dass er insbesondere als Dichter und Zeichner Wichtiges zu schaffen
Goethe, gemalt 1779 von habe.
Georg Oswald May, zwei Jahre
nach seiner ersten Harzreise.
Foto: Wikipedia
FRANKFURT. Goethe hatte
nach dem Studium der Juristerei und wenig erfolgreicher
Anwalts­tätigkeit in Frankfurt
am Main die Bekanntschaft
des damals 17-jährigen Erbprinzen vom Thüringischen
Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach Carl August
gemacht. Dieser bewog den
acht Jahre Älteren alsbald in
das den Musen zugewandte
Weimar umzuziehen. Weimar hatte damals als Residenzstadt nur 6000 Einwohner, das Schloss war gerade
abgebrannt und ein Anschluss an die Postkutsche
fehlte.
Hier nun machte ihn der junge Herzog bereits mit 26
Jahren zum Geheimen Lega­
tionsrat mit Sitz und Stimme
im Concilium. Wenige Jahre
später avancierte Goethe gar
zum Superminister, war verantwortlich für die Bergwerks-, Kriegs- und Wegebaukommission, wurde
Geheimer Rat, geadelt und
Berühmte Zeilen
Hinzu kamen seine zahlreichen Frauenbekanntschaften,
denen er allerdings immer,
wenn der bürgerliche Ehehafen angesteuert werden sollte, entsagte. Denn die daraus
30.11.1777
Nur einen Kilometer von der KZ-Gedenkstätte Dora-Mittelbau
ritt einst Goethe über Niedersachswerfen/ Ilfeld in den Harz.
erwachsenden Pflichten – so
meinte er – würden ihn örtlich und zeitlich über die Maßen binden. So stand er zeit­
lebens im Zwiespalt
öffentlichen Ämtern und den
Tages­pflichten zu gehorchen
oder seine Seele zu ergrün-
Die Lyonel-Feininger-Galerie ist ein Museum für grafische Künste. Das Haus
verfügt mit der Sammlung Dr. Hermann Klumpp über einen der umfangreichsten
Bestände an Druckgrafik, die es von diesem bedeutenden Künstler der Klassischen Moderne weltweit gibt. Der einmalige Fundus wurde 1986 zum Gründungsanlass der Galerie. Sie zeigt mit über 40 Werken in einer Dauerausstellung
neben Malerei und Grafik auch Modelle, Spielzeug und Objekte, die einen sehr
persönlichen Zugang zur Schaffensweise Feiningers erlauben. Darüber hinaus
entfaltet sich die Galerie zu einem Kunsthaus für hochkarätige Grafik aus allen
Epochen. Das Programm für Sonderausstellungen schließt neben internationaler
Weltkunst auch Geschichte und Gegenwart der Region ein.
Dauerausstellung Lyonel Feininger und Sonderausstellungen
Öffnungszeiten:
April – Oktober
Mo – So 10 – 18 Uhr
November – März
Die – So 10 – 17 Uhr
Eintritt:
6 Euro / erm. 3 Euro
Projektraum
frei
Öffentliche Führungen: jeden Sonntag
11 – 12 Uhr
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Schlossberg 11
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Tel./Fax: 03946 6895930
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den und der reichen Gefühlswelt Ausdruck zu verleihen.
1771 wird der »Götz von Ber­
lichingen« – obwohl Goe­the
mit der überarbeiteten Fassung noch nicht zufrieden ist
– kurzerhand veröffentlicht
und ein Riesen­erfolg.
Über Nacht macht ihn dieses
Schauspiel als Dichter berühmt. Aus einer krisenhaften Liebesbeziehung entsteht
durch »Selbstheilung« der
Briefroman »Die Leiden des
jungen Werther«, der ihn
dann europaweit reüssieren
lässt. In manchen Ländern
wurde der »Werther« sogar
wegen seiner »Gefährlichkeit« für empfindsame Naturen verboten, weil man darin
einen Anstoß zum Freitod
sah.
Schon früh hatte sich die
Vorliebe entwickelt, der Natur ihre Geheimnisse abzulauschen. Diese schöpferische Unruhe entspricht
seinem Umhergetriebensein,
seiner Lust am Reisen und
seiner tiefen Angst vor örtlicher und menschlicher Bin-
1. HARZREISE
November/Dezember 1777
dung, die für ihn Unglück,
insbeson­dere für sein dichterisches Schaffen, bedeuteten.
Zwischen 1765 und 1823 –
so will es ein Wissenschaftler
ermittelt haben – ist Goethe
37.765 Kilometer gereist, zumeist per Kutsche, per Pferd
oder per pedes.
In Weimar machte er die Bekanntschaft Charlotte von
Steins, die, verheiratet und
sieben Jahre älter, nicht nur
eine enge Vertraute und
ständige Briefpartnerin wird,
sondern sein Leben maßgeblich beeinflusst.
»Ich drehe mich auf
einem sehr kleinen
aber sehr merkwürdigen Flecken Welt
herum.«
Goslar, 6./7. Dezember 1777
Gleichwohl sie seine Liebe
mit der gebotenen höflichen
Zurückhaltung erwidert, liest
er ihr aus seinen Manuskripten vor und schreibt ihr sehr
persönliche Briefe. Goethe
leidet und gewinnt durch
KALENDARIUM
30.11. über Nordhausen
nach Ilfeld
Dezember 1777
1.12. Ilfeld – Sophienhof –
Trautenstein – Elbin­gerode – Rübeland –
Elbingerode
2.12.Elbingerode – Rübe­
land – Elbingerode
3.12. Elbingerode –
Werni­gerode
4.12.Wernigerode –
Ilsenburg – Goslar
5.12. Goslar
6.12. Goslar – Oker –
Goslar
7.12. Goslar – Clausthal
8.12. Clausthal
9.12. Clausthal – Altenau
10.12. Altenau – Torfhaus –
Brocken – Torfhaus
11.12. Torfhaus – Clausthal
12.12. Clausthal –
St. Andreasberg
13.12.St. Andreasberg –
Duderstadt
14.12.Duderstadt –
Mühlhausen (Thür.)
15.12.Mühlhausen –
Eisenach
diese Liebe, sie lässt ihn reifen und hoffähig werden,
zeitweise hält er ihr auch
nicht mehr stand, flieht beispielsweise nach elf Jahren
abschiedslos für zwei Jahre
nach Italien. Seelisch gebeutelt durch die Liebe zu Charlotte, zog es ihn 1777 fort
von ermüdenden Regierungsgeschäften, um in der
Einsamkeit nahezu unberührter Natur zu sich selbst
zu finden. »Seltsame Gedanken« beschäftigten ihn und
er befand sich in einem Zustand »wunderbar dunkler
Verwirrung«, der ihn mit
Der Rammelsberg als Weltkulturerbe für den über 1000-jährigen Abbau von Erzen ist heute ein Macht in den Harz zieht.
sehenswertes Museum.
Fotos (2): W. Schilling Die erste Harzreise beginnt.
Goethe im Harz
3
1.
HARZREISE
HARZ. Unter dem Vorwand,
den jungen gemütskranken
Plessing, einen Leser seines
»Werther«, den Freitodgedanken umtreiben, in Wernige­
rode besuchen zu wollen und
Studien am Harzer Bergbau
zu vollführen, entfernt sich
Goethe im November 1777
von der herzog­lichen Wildschweinjagd.
Eigentliches Ziel ist, sich
Klarheit über die eigene Lebensperspektive zu verschaffen und auf dem sagenumwobenen Brocken das Orakel
zu befragen. Dr. Rolf Denecke
schreibt in seinem Buch
»Goe­thes Harzreisen«: »Das
Gebirge, insbesondere der
Brocken, versprach jene eindringliche Begegnung mit
der Natur, die sich der Dichter in seinem derzeitigen
Seelenzustand wün­schte und
der er auch unausweichlich
bedurfte«.
Diese existenzielle Krise mit
ihrer inneren Zerrissenheit
lässt ihn über Sondershausen
an Nordhausen vorbei am
30. November nach Ilfeld an
den Südharzrand gelangen.
Unter dem Pseudonym »Maler Weber« will er als Dichter
unerkannt reisen, kann so
auch einfacher im Bergbau
Informationen sammeln,
weil er als unbescholtener
Fremder nicht als Konkurrent em­p­funden wird.
Mit bösem Spätherbstwetter
beginnt die Reise. Weil die
Nacht hereinbricht, logiert er
im Ilfelder Stiftsgasthof, der
als Gaststätte »Zur Goldenen
Krone« bekannt ist. Der Ort
hat heute einen gu­ten Namen durch die idyllischen
Wanderwege und den Anschluss an die HSB.
Bereits am nächsten Morgen
ließ sich »Maler Weber« von
einem Ortskundigen hinauf
in den Harz geleiten. Das
Die erste Harzreise: Vom Hofe Carl Augusts in die Berge
Eindringliche Begegnungen mit der Natur
einzige Steinkohlenbergwerk
des Harzes, den heutigen
»Rabensteiner Stollen« in
Netzkater konnte Goethe
nicht besichtigen, da der
Bergbau hier seit 1770 hochverschuldet darnieder lag.
Erst 60 Jahre später kam die
Steinkohlenförderung wieder
in Gang.
Bergbautradition
Für heutige Reisende lohnt
ein Abstecher aber sicher.
Ein 200-jähriger Abbau wird
anschaulich bei Führungen
durch die historische Grubenanlage lebendig. Dazu
kommt ein großes Freigelände samt Grubenzug, auf dem
Bergbaumaschinen und Modelle den technischen Wan­­
del »begreifbar« machen. Außerdem findet man in
Netzkater einen Anschluss
an das Schienennetz der
Harzer Schmal­s purbahn
(HSB), die 2012 ihr 125-jähriges Jubiläum feierte.
Goethes Weg führte wahrscheinlich über Sophienhof
– Trautenstein – nahe Königshütte – über die Trogfurther (Bode) Brücke nach
Elbingerode. Dort quartierte
sich der Harzreisende wohl
im »Blauen Engel« ein. Ihn
drängt es, die im nächstgelegenen Ort Rübeland (ein
Dorf mit 270 Einwohnern)
seit 1536 als älteste Schauhöhle weltweit bekannte
Baumannshöhle aufzusuchen. Zwei Tage fesselt ihn
das unterirdische Abenteuer
mit seinen geheimnisvoll anmutenden Tropfsteinen und
die mit angeblich magischen
Kräften versehenen Versteinerungen. Die schon seinerzeit berühmte Tropfsteinhöhle faszinierte ihn und
bediente damit bestens Goe-
thes Hang zum Mystischen.
Führungen waren auf den
Wegen des Labyrinths im
Schein von Fackeln oder
Grubenlampen und über
schwankende Leitern an
dunk­len Abgründen vorbei
lebensgefährlich, zumindest
abenteuerlich. Man kam nur
langsam voran und war nach
einer Stunde sicher froh,
wieder Tageslicht zu sehen.
Auch hier finden sich keine
geologischen Notizen in
Goethes Aufzeichnungen.
Als Resümee blieb nur eine
Zeichnung und ein paar
schnell an Charlotte hinskizzierte Eindrücke: »Wie doch
nichts abenteuerlich ist als
das Natürliche und nichts
groß als das Natürliche … in
der ungeheuren Natur, da ich
kritzele und mir’s sehr wohl
war …«
Noch heute zählen die Baumanns- und die Hermannshöhle zu den absoluten Sehenswürdigkeiten des
Mittelgebirges und das nicht
nur, weil es Goethe beliebte
hier hereinzuschauen. Der
Wolfgangsee und das Naturtheater, der Goethe-Saal, sollen an ihn erinnern.
Zurück zu Goethe, der nach
diesen beiden beeindruckenden Tagen gen Wernigerode
weiterreist, um besagten Studenten Victor Leberecht
Plessing zu treffen. Der hatte
ihm zwei verzweifelte Briefe
nach dem Lesen des
»Werther« geschrieben. Goethe hatte diese Briefe nicht
beantwortet und traf Plessing wohl eher aus psycho-
Das Okertal mit seinen Granitfindlingen und einer wilden Natur lädt zu einer Wanderung oder
zum Klettern ein.
Foto: W. Schilling
logischen Gründen. Im Pfarrhaus von St. Sylvestri am
Oberpfarrkirchhof ist der
»Maler Weber« willkommen.
Selbst als der Pfarrerssohn
aus den Briefen an Goethe
vorliest, enthüllt dieser sein
Inkognito nicht.
Später werden beide Manuskripte austauschen und der
Geheimrat den Fortgang des
Studenten fördernd beeinflussen.
Zu lästig wurden ihm wohl
bei seiner Visite die düsteren
Gedanken, hatte er doch
schon genug Gründe sich
selbst zu begegnen. Dazu
zieht es ihn magisch auf den
Blocksberg. Er nächtigt im
heute nicht mehr bestehenden Gasthaus »Zur Goldenen
Forelle«, besichtigt weder das
Schloss, noch hinterlässt er
eine Beschreibung des heute
viel frequentierten Fachwerkstädtchens. Bevor er
Wir geben Ihrem Urlaub Farbe
und bieten Ihnen:
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geradezu frevelhaft, ließe man
bei einem Abstecher in die
UNESCO-Weltkulturerbestadt
die Altstadt mit ihrem nie zerstörten historischen Stadtkern
ungesehen. Die hervorragend
restaurierte Bausubstanz
macht sie über­aus reizvoll und
kündet von Ansehen, Ruhm
und Wohlstand, den Goethe
abfällig so beschrieb: »Hier
bin ich nun wieder in Mauern
und Dächern des Altertums
versenkt … Seltsame Empfindungen, aus der Reichsstadt,
die in und mit ihren Privilegien vermodert.«
Das Weltkulturerbe
In Goslar gibt es für mehr als
einen Tag genug zu sehen.
Das Breite Tor mit seinen gewaltigen Mauern, der Zwinger, eine Feste wie aus dem
Bilderbuch, der Historie mittelalterlichen Glanzes atmende Marktplatz mit dem
berühmten gotischen Rathaus inklusive Huldi­gungs­
saal, gegen­über nicht minder
prächtig die Kaiserworth.
All dies scherte den Maler
und Dichter nicht, schon bald
verlässt er die alte Kaiserstadt in Richtung Oker, heute
ein Ortsteil Goslars, um dort
die Messinghütte zu visitieren. So wandert er anschlie­
ßend durch das Okertal.
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seine geheimen Wünsche erfüllen kann, führt der Weg
nach Goslar. Widrige Witterung beschreibt er so: »Ein
ganz entsetzliches Wetter habe ich heute ausgestanden,
was die Stürme für Zeugs in
diesen Gebirgen ausbrauen,
ist unsäglich, Sturm, Schnee,
Schloßen (Hagel), Regen und
zwei Meilen an einer Nordwand eines Waldgebirges
her, alles fast ist naß …Es
regnet gar arg, und niemand
reist, außer wen Not treibt
und dringend Geschäft; und
mich treiben seltsame Gedanken in der Welt herum.«
In Goslar angekommen,
wohnt er unweit des Marktplatzes in der Worthstraße 2,
dem Gasthaus Scheffler.
Doch auch hier interessiert
ihn die alte Hansestadt samt
mittelalterlichem Fach­werk
und der berühmten Kaiserpfalz wenig. Mag das
scheußliche Wetter ihm das
Schlendern durch die Gassen
verleidet haben, mag es der
zu Goethes Zeiten eher
schmucklose Anstrich der
Häuser gewesen sein, plötzlich entsinnt er sich seiner
Profession und stattet dem
dazumal bereits mit einer
800-jährigen Tradition be­
rühmten Rammelsberger
Bergbau einen Besuch ab.
Heute präsentiert sich Goslar
weit reizvoller und es wäre
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Schierke
Brockenstraße 10
38879 Wernigerode OT Schierke
Telefon 039455 8680
Fax 039455 403
www.schierke-am-brocken.de
[email protected]
Redaktion: Jens Müller, Wolfgang Schilling, Ivonne Sielaff
Verlag und Druck: Harzdruckerei GmbH, Wernigerode,
Max-Planck-Str. 12, Tel.: 0 39 43/54 24 - 0, Fax: 54 24 99,
www.harzdruckerei.de
Anzeigen: W. Schilling, R. Harms
Fotos: J. Müller, W. Schilling, M. Feige, D. Günther
Erscheinungsweise: 17. Jahrgang, jährlich, 17.000 Exemplare
Verteilung über die touristischen Einrichtungen des gesamten
Harzes, Magdeburg, Braunschweig und Halle
Schutzgebühr: 1,00 Euro
Für die freundliche Unterstützung danken wir allen Goethefreunden und Inserenten, die dieses Projekt förderten.
Alle Rechte vorbehalten. Druck und jegliche Arten der Re­produktion, auch
auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Der Verlag
haftet nicht für die Richtigkeit der Eintragungen und für etwaige redaktionelle und technische Fehler.
Goethe im Harz
4
Die abenteuerliche Bezwingung des Brockens im Winter
»Die Berge waren im Nebel, man sah nichts«
HARZ. Noch einmal kehrt
Goethe nach Goslar zurück,
übernachtet dort und strebt
dann nach Clausthal-Zellerfeld. Die 1777 noch getrennten Städte – Clausthal war
hannoversch, Zellerfeld
braunschweigisch-wolfenbüttelsch –, auf einer waldreichen Hochebene 600 m
über NHN gelegen, hatten eine wechselvolle Geschichte
und so manche Blütezeit der
Montanindustrie hinter sich.
Großen Anteil daran, dass
der Bergbau im Harz nach
der Pest im 14. Jahrhundert
und kriegerischen Wirren
des Mittelalters nicht ganz
zum Erliegen kam, hatten
men, wo von unterirdischem etwas weniger Glück das EnSegen die Bergstädte fröhlich de der Reise, möglicherweise
nachwachsen.«
des Lebens gewesen, was
Goethe schwer beeindruckte:
»… und meine schwankende
Person hätte es gleich nieAm Tode vorbei
dergedrückt und mit der völQuartier nimmt er im Rat- ligen Last zerquetscht. Es
haus oder in dem noch heute war immerhin ein Stück von
wohlsituierten Hotel »Zur fünf, sechs Zentnern …«
Goldenen Krone«. Tags dar- Auch heute erwarten den Beauf fuhr er in die Gruben sucher viele SehenswürdigDorothea, Benedicte und Ca- keiten. Neben dem Oberharroline ein, die damals bes- zer Bergwerksmuseum
tens in Betrieb waren und finden sich auf der Borndurch einen Wasserlösungs- hardtstraße weitere Att­
stollen miteinander in Ver- raktionen, die hier nicht verbindung standen. Bereits schwiegen werden sollen: die
1777 ergänzten museums- St. Salvatorius-Kirche beähnlich angelegte tech­nische herbergt einen 4 x 4,20 Meter messenden Altar, gemalt
von Professor Werner Tübke.
Nur wenige Schritte entfernt,
am Ende der Straße auf dem
Künstlerhof angelangt, bietet
die Glashütte Clausthal Einblicke in die Kunst der Glasbläserei mit Live-Vorführungen. Die Marktkirche ist als
Deutschlands größte Holzkirche bekannt.
Unbelastet von Dichterruhm
und unentdeckt schwatzt
Dass der Brocken in seiner Launenhaftigkeit auch mit derben unser Harzreisender mit den
Wetterkapriolen aufwartet, ist hier bei Glatteis im Dezember zu Ortsansässigen, findet Absehen.
Foto: W. Schilling stand von den »seltsamen
Gedanken«. Am Nachmittag
Bergleute des Erzgebirges, Konstruktionen die Führun- des folgenden Tages besucht
die mit Privilegien in den gen. Im Gästebuch der Gru- G. das Mineralienkabinett
Harz gelockt wurden. In bei- be Dorothea zeichnet er mit des Apothekers Ilsemann.
den Städten wohnten im- »Johann Wilhelm Weber aus Am 9. Dezember drängt es
merhin doppelt so viele Ein- Darmstadt, den 8. Dez. ihn jedoch, seinem eigentliwohner wie in Weimar. 1777«. Über Dutzende von chen geheimen Ziel näher zu
Berg-, Hütten- und Forstwe- Leitern kletternd, ging es in kommen, der Brockenbesteisen standen in Blüte. Noch so einem Bergwerk manch- gung. Aufbruch nach Alteheute existiert im Ort eine mal auch recht gefährlich zu. nau, der jüngsten der sieben
bergbauliche Universität. Vor Ort löste sich ein größe- Oberharzer Bergstädte. BeGoethe versprach sich von rer Felsbrocken, der Goethe reits hier verlässt ihn das Inden im 18. Jahrhundert pro- beinahe zu einem Unfall-Op- teresse am Bergbau wieder,
sperierenden jungen Berg- fer gemacht hätte. Der Stein obwohl am Ort eine Silberbaustädten Erkenntnisse, traf den vorangehenden und Eisenhütte vor sich hin
dem darniederliegenden Bergbeamten, dessen ge- dümpeln. Ihn zieht es zum
Bergbau in Ilmenau wieder schicktes Ausweichen größe- Brocken; übernachtet im
Leben einhauchen zu kön- ren Schaden vermied. Für Rathaus, das bis 1994 als
nen: »… hier heraufzukom- »Maler Weber« wäre das mit Hotel betrieben wurde und
auch heute ein historisches
Goethezimmer zu bieten hat.
An Charlotte schreibt er: »Ich
hab an keinem Orte Ruh, ich
hab mich tiefer ins Gebürg
gesenckt, und will morgen
von da in seltsame Gegenden
streifen, wenn ich einen Führer durch den Schnee finde.«
Beschwerlicher Weg
Bereits in aller Frühe verlässt
er den heutigen Kurort und
betreibt eifrige Vorbereitungen für die winterliche Brockenbesteigung. Goethe wird
einer der ersten sein, von
dem verbürgt ist, den rauen
Berg im Winter erwandert zu
Goethe fand die Bequemlichkeit dieses Rasthaus auf dem Brocken mit Turm noch nicht vor. Es
wurde erst um 1835 errichtet. Die einzige Herberge vorher existierte auf der Heinrichshöhe.
Zeichnung: L. Thümling
haben. Zuerst jedoch muss er
die sieben beschwerlichen
Kilometer mit 335 Metern
Höhenunterschied bei 30
mension. Der verharschte
Schnee fördert das Gelingen.
Als er das gefährliche Abenteuer bestanden hat, steht er
»Die nordischen Hexen wußt‘ ich wohl zu meistern, Mir wird‘s nicht just mit diesen fremden
Geistern.Der Blocksberg bleibt ein gar bequem
lokal, Wo man auch sei, man findet sich zumal.«
Faust II, Walpurgisnacht
Zentimetern Schnee meistern, um am Torfhaus den
Förster Degen zu treffen.
Torfhaus ist mit 811 Metern
die höchste Stelle, die man
mit dem Fahrzeug über die
von Bad Harzburg in Richtung Braunlage verlaufende
Bundesstraße 4 dem Brocken
nächstliegend erreichen
kann. Von hier aus star­ten
viele Wanderer ihren Brockenbesuch, gleichsam auf
dem Goetheweg (gekennzeichnet mit dem handschriftlichen G) wandelnd,
der nach knapp neun Kilometern auf dem Blocksberg
endet. Ein großer Parkplatz
erleichtert das Unterfangen,
und von hier aus kann man
schnell die aktuelle Wetterlage über­blicken, ist doch »Vater Brocken« fast zum Greifen nah und doch für seine
Wetterkapriolen bekannt.
Förster Degen nun empfängt
G. mit Ablehnung für den
aberwitzigen Plan, im Winter bei Nebel und Schnee auf
den Berg zu steigen: »… Die
Berge waren im Nebel, man
sah nichts …«
Schließlich lässt er sich umstimmen, wohl weil er bemerkt, dass Goethe dieser
Kraxelei eine fast abergläu­
bische Bedeutung beimisst –
er will das Orakel befragen
und dazu muss er auf den
Brocken! Für ihn erlangte
der Marsch durch »Schnee,
eine Elle tief, der aber auch
trug …« eine dämonische Di-
um die Mittagszeit überwältigt vor einer unwirklichen
Szenerie auf dem Gipfel: »Ich
hab’s nicht geglaubt, bis auf
der obersten Klippe. Alle Nebel lagen unten, und oben
war herrliche Klarheit …«
Das Ziel seines Verlangens
ist erreicht, das Orakel hat
sich erfüllt, die innere Befreiung ist – zumindest für
einige Zeit – gelungen. Dieses metaphorische Bild verdichtet sich – für immer eingeprägt – dreißig Jahre
später zu einer wilden
orgias­tischen Beschreibung
im Faust: der Walpurgisnacht­szene.
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Goethe im Harz
5
Erster Schriftsteller in der Riege
Kunstpreis 2015 an Bernd Wolff verliehen
WERNIGERODE. Für seine
kulturellen und künstlerischen Leistungen für Wernigerode und die Region wurde
der Schriftsteller Bernd Wolff
am 18. Juni mit dem Wernigeröder Kunstpreis 2015 ausgezeichnet.
Der 75-Jährige Schriftsteller rode. Nach dem Abitur stuengagiert sich seit vielen dierte er Pädagogik in Erfurt.
Jahrzehnten für die Literatur Seit 1960 arbeitete er als
des Harzes. Im Laufe der Lehrer für Deutsch und
Jahre wurde er dabei weit Kunsterziehung, zunächst in
über die Landesgrenzen hin- Werben an der Elbe, dann in
weg bekannt und wird von Benneckenstein, 1967 führte
Literaturgesellschaften und ihn der Beruf nach Blankeninsbesondere Goethefor- burg wo er verwurzelte auch
»Natur und Kunst,
schern sehr geschätzt.
heute noch lebt. Der 2002
sie scheinen sich
In unserer Goethezeitung pensionierte Schriftsteller ist
zu fliehen und hawar er häufiger präsent, sei verheiratet und hat zwei
ben sich eh` man
es, dass wir seine Bücher Kinder.
es denkt, gefunden«
vorgestellt haben oder ihn Frühzeitige literarische BetäGoethe
wie 2004 interviewt haben. tigung führte 1968 zur VerAls ausgewiesenen Goethe- öffentlichung des ersten
Die Verleihung fand traditi- kenner kann man ihn zu fast Kinderbuches und der Mitonsgemäß im Rahmen einer allen Fragen rund um den gliedschaft im Deutschen
festlichen Sondersitzung des Meister konsultieren.
Schriftstellerverband. In der
Stadtrates statt. Den Preis
überreichte Oberbürgermeister Peter Gaffert gemeinsam
mit Stadtratspräsident UweFriedrich Albrecht. »Ich freue
mich, dass der Kunstpreis in
diesem Jahr an den Schriftsteller Bernd Wolff vergeben
wird. Mit seinen Texten
schafft er es, unsere Bunte
Stadt am Harz deutschlandweit und darüber hinaus auf
eine positive Weise publik zu
machen. Davon profitiert eine ganze Region«, äußerte Die Übergabe des Kunstpreises der Stadt Wernigerode 2015
sich das Stadtoberhaupt. Die durch Oberbürgermeister Peter Gaffert
Eintragung ins Goldene
Buch der Stadt erfolgte an- Der Sohn eines Försters ver- DDR schrieb er vorwiegend
schließend. Die Laudatio brachte sein Kindheit und Kinder- und Jugendbücher,
hielt Rainer Schulze.
die Jugendjahre in Wernige- die zum Teil verfilmt wur-
den. 1987 verfasste er seinen
ersten Roman »Winterströme« über Goethes Harzreise
1777, in dem der Brocken als
»waffenstarrender Berg« beschrieben wurde. Zahlreiche
weitere Bücher folgten. Inzwischen sind es zwanzig
Bände geworden. Im Nationalpark Harz dichtete er für
die Wege in den Brockenurwald poetische Beschreibungen, die seine Beziehung
zum Brocken und zur Natur
ausdrücken, jüngst engagierte er sich für den neuen
»Teufelsstieg«.
Seit Jahren setzt er sich für
den Umweltschutz, besonders im Harz ein. In der
»Neuen Wernigeröder Zeitung« veröffentlicht er regelmäßig Artikel zu Tieren und
Pflanzen des Jahres. Er ist
ein Mann des behutsamen
Umgangs mit der Natur und
ein Mahner die Schöpfung
zu achten. »Für mich zählt
das Miteinander von Mensch
und Natur in seiner gegenseitigen Abhängigkeit« antwortet Wolff in seinen Dankesworten.
Der Kunstpreis wird im
Wechsel mit dem Kulturpreis
alle zwei Jahre an Bürger
verliehen, die sich um Wernigerode in diesem Bereich
verdient gemacht haben.
Bernd Wolff ist der erste
Schriftsteller, der diesen
Kunstpreis erhält. In seiner
Dankesrede freute sich der
Geehrte, dass nach anderen
Künsten nun auch »dem gestalteten Wort ein Ehrenplatz
eingeräumt wurde. Dass ausgerechnet meine Literatur
auserkoren ward, diesen
Platz einzunehmen, erfüllt
mich mit Stolz und Freude,
schon deshalb, weil ich in
dieser Stadt sprechen und
schreiben gelernt habe«.
Noch immer hat die Beschäf-
Bernd Wolff bei einer Lesung
2012 im Gleimhaus.
tigung mit Goethe für ihn
kein Ende, arbeitet er doch
gegenwärtig an einer Verortung der Verse aus dem
»Faust« im Harz auf seine
ganz eigene Weise.
Natur- und Geopark
Lichtblick auf dem Hexenstieg
Herberge »Waldkater« und der
Pension und Ausflugsgaststätte »Königsruhe« nach einem Steinschlag komplett gesperrt worden. Seither müssen
Wanderer auf die andere Seite
der Bode ausweichen. Derweil
hat der Regionalverband Harz
22 neue Informationstafeln
zwischen Treseburg und Tha- Faust-Verse am Beginn des Teufelsstiegs in Elend.
le an exponierten Orten auf- gestellt, denn dieses Gebiet
gehört zum Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und
hat eine außergewöhnliche
und völlig naturbelassene
Ausstattung, wie es sie anKultur ist unsere
dernorts nur noch selten gibt.
Ballenstedt
Ballenstedt als ehemaliger Stammsitz
des Fürstengeschlechts der Askanier und
ehemalige Residenz der Herzöge von
Bernburg-Anhalt liegt landschaftlich
reizvoll am nördlichen Rand des Harzes.
KLOSTER DRÜBECK
Die Roßtrappe im Bodetal war schon immer der Anziehungspunkt für Harzreisende, erst später jagte ihr der Hexentanzplatz
diesen Rang ab.
Fotos (4) W. Schilling
THALE. Ein kleiner Lichtblick im Bodetal bei Thale.
Wie das Ministerium für
Landwirtschaft und Umwelt
Sachsen-Anhalts erklärte,
sollen nach Ende der Ausschreibungen noch im Herbst
die Sicherungsarbeiten am
gesperrten Teilstück des beliebten Wanderweges »Harzer Hexenstieg« vorbereitet
werden. Wann die Arbeiten
tatsächlich beginnen, sei
nach wie vor offen, da dies
vom Wetter abhängig sei, so
ein Ministeriumssprecher.
Der Landesforstbetrieb habe
insgesamt eine Million Euro
für die Sicherung eines Hanges bereitgestellt.
Vor knapp zwei Jahren war
der Wanderweg zwischen der
Das Kloster Drübeck ist ein modernes Tagungszentrum
der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, das
in der Anlage eines ehemaligen Benediktinerinnenklosters mit historischen Gärten beste Voraussetzungen
für Einkehr, Tagung und Urlaub bietet.
Der staatlich anerkannte Erholungsort
kann auf eine beachtenswerte geschichtliche Vergangenheit zurückblicken. Namen wie Uta von Naumburg, Albrecht
der Bär und Wilhelm von Kügelgen versprechen einen spannenden Besuch.
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attraktive Ausflugsziele. Erleben Sie kulturelle Highlights wie den Schlossopernball, Aufführungen im Schlosstheater
und Konzerte beim Kultur- und Musiksommer.
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Öffnungszeiten der
Klosterkirche St. Vitus:
täglich 6.30 bis 19.00 Uhr
Führungen:
April bis Oktober, Di. bis Sa. 14.00 Uhr
sonn- und feiertags 11.00/14.00 Uhr
und nach Vereinbarung (ganzjährig)
Café mit Klosterladen:
Di. bis So.,
März bis Nov. 11.00–17.30 Uhr
Dez. bis Feb. 14.00–17.00 Uhr
Am Abend als Weinstube geöffnet
Mo. bis Sa. 19.30–24.00 Uhr
[email protected] | Telefon: 039452.94330
Natur
Tourist-Information Ballenstedt
Anhaltiner Platz 11
06493 Ballenstedt
Tel 039483/ 263 Fax 039483/ 97 110
Mail [email protected]
Web www.ballenstedt.de
Fotos: Jürgen Meusel
Goethe im Harz
6
Maria Antonia Branconi
Die schönste Frau von Langenstein
Schönheit war zu allen Zeiten kein Nachteil. Gesellte
sich noch Klugheit hinzu,
war es meist um die Männerwelt geschehen. So wie heute war das auch zu Goethes
Zeiten. Nicht einmal den
Dichterfürsten kann man
von solcherlei »Fremdsteuerungen« ausnehmen.
ten) zu kaufen. Hier ließ sie
zwischen 1777 und 1783 ein
Schloss mit einem Landschaftspark errichten. Als es
fertig war, hatten Entfremdung und Distanz die Liebe
zu Ferdinand eingeholt.
Nachdem dieser sich einer
anderen Gespielin zugetan
sah, hatte sie freie Hand. Jo-
tenriss der Grazie sehr angetan, als er ihn anonym analysierte. Hier las er aus ihren
Gesichtszügen »siegt mit
Pfeilen«. Bereits in der
Schweiz verzückte den Weimaraner diese »überschöne«
Person und als sie ihn 1780
zu Hause besuchte, hatte
man kurzweilige, frohe Stun-
Das Branconizimmer im Schloss Langenstein mit heutiger Möblierung
Zu ihrer Zeit galt Maria Antonia Pessina di Branconi als
die schönste Frau Europas.
Als G. sie in Lausanne kennenlernte, war es fast um ihn
geschehen - der erste Eindruck hielt für lange.
Die Branconi, eine Tochter
aus deutsch-italienischem
Hause wurde am 27. Oktober
1746 in Genua geboren, war
schon mit 20 verwitwet und
lernte 1766 den Braunschweigischen Thronfolger
Karl-Wilhelm Ferdinand
kennen, der ihrem Charme
nicht widerstehen konnte.
Als seine Mätresse erhielt sie
nicht nur einen neuen
Wohnsitz in Braunschweig
sondern auch das Vermögen,
sich 1776 Gut Langenstein
(zu dem die Dörfer Sargstedt
und Kleine Quenstedt gehör-
hann Caspar Lavater, Theologe und Entdecker der Physiognomik wurde danach
eine Schlüsselfigur in ihrem
Leben. Über ihn machte sie
mit vielen berühmten Literaten Bekanntschaft.
»Zeitverkürzend ist
immer die Nähe
der Geliebten«
JWG »Dichtung und
Wahrheit« 11. Buch.
Neben der Braunschweiger
Intelligenz lernte Maria Antonia auch 1773/74 den Halberstädter Domprediger und
Literaturfreund Ludwig
Gleim kennen. Goethe, den
sie 1779 in Lausanne traf,
bewunderte an ihr »Geist, Leben und Offenmuth« und
war bereits 1775 vom Schat-
Fotos: (3) W. Schilling
den. Anschließend floh er
verwirrt auf den Kickelhahn,
um sich zu sammeln. Hier
entstanden die berühmten
Zeilen Ȇber allen Wipfeln
ist Ruh`«. Briefwechsel und
weitere Besuche. »In Ihrer
Gegenwart wünscht man
sich reicher an Augen, Ohren
und Geist, um nur zu sehen,
und glaubwürdig und begreiflich finden zu können,
daß es dem Himmel, nach so
viel verunglückten Versuchen, auch einmal gefallen
und geglückt hat, etwas Ihresgleichen zu machen«
schwärmt er. Und doch gelingt am Harzrand nicht, worauf im Stillen wohl beide
gehofft haben.
Warum aus diesen Besuchen
in Langenstein nicht mehr
geworden ist, darüber wird
trefflich spekuliert. War es
Fritzens Präsenz, das Anhängsel der von Stein oder
Goethes Angst vor schönen
Frauen, davor, von ihnen dominiert zu werden, in ihrer
Nähe nicht mehr seiner literarischen Mission nachkommen zu können, Panik vor
einer festen Bindung oder
ganz banal die Angst vor
Geschlechtskrankheiten?
Wie es gewesen sein könnte,
darüber machte sich auch der
Schriftsteller Bernd Wolff in
seinem Roman »Im Labyrinth der Täler« Gedanken,
spekuliert, fabuliert und zeigt
uns einen irrenden Goethe,
der sich nicht entscheiden
kann: »Sie sind die außergewöhnlichste Frau, die mir je
begegnet ist, Marquise. Vor
so viel Schönheit fühlt man
sich unvollkommen und
klein« lässt er Goethe charmant säuseln. Das Resümee:
zu viel geplaudert, gewogen,
taktiert und gezaudert, zerredet die Gunst der Stunde,
verronnen die Chance.
Man verspricht sich Freundschaft, ohne später sich grämen zu müssen, über eine
Episode gestolpert zu sein.
Und schon schreibt Johann
Zeichnung der Maria Antonia von Branconi, heute ausgestellt im
Kleinen Schloss von Blankenburg
schöne Fee. Tage später hat er
sich wieder gefasst, der Abstand heilt die frischen Wunden. Mag sein, er sieht es als
Prüfung seiner Liebe zur
Charlotte von Stein an, den
Reizen der Versuchung und
der flüchtigen Begierde eines
amourösen Abenteuers zu
widerstehen. Es kommt wie
so oft in Goethes Leben. Das
meiste spielt sich im Kopf ab,
einiges davon füllt anschlie-
In der sog. Henrichskammer zeigt das Schloss Wernigerode in
Reminiszenz an die schöne Frau von Langenstein Möbel aus dem
ehemaligen Sitz der Mätresse von Karl-Wilhelm Ferdinand.
Wolfgang wieder Charlotte,
reflektiert über den Besuch,
will sie eifersüchtig machen
auf die außergewöhnliche
ßend Papier... ein Teil davon
gerinnt zu Weltliteratur.
Trotzdem sieht Goethe die
Umschwärmte noch einmal
für zwei Tage nach einer größeren Klippentour 1784 auf
Gut Langenstein. Aber auch
hier versandet der Traum. Sie
sehen sich nie wieder.
Für Interessierte gibt es in
dem später von der Familie
Rimpau erworbenen Schloss
Langenstein ein Festzimmer
und einen Raum, der an Maria Antonia erinnert, gestaltet im Stil der Branconi, leider nicht mehr mit den
originalen Möbeln. Das Objekt ist heute eine Heimstätte
für autistische Kinder und
deshalb nur bedingt auf Besichtigungen der Räumlichkeiten eingerichtet. Auf Anfrage wird dies aber
ermöglicht. Das Gut selbst
im Ort macht heute einen
verwilderten, ungenutzten
Eindruck.
Der Bestand an Möbeln aus
der Zeit nach Frau Branconi
ist verkauft und soll seit 2011
auf Schloß Wernigerode© in
einer stilvoll hergerichteten
Zimmerhälfte an die einst so
begehrte Frau erinnern. Wie
Christian Juranek, Geschäftsführer der Schloß
Wernigerode GmbH auf Anfrage mitteilte, seien der
Spiegelschrank von 1770
und das Portrait der Branconi die wertvollsten Stücke,
die man dort (nach dem Erwerb von der Familie Rimpau) seit 2011 in der sog.
»Henrichskammer« sehen
kann (siehe auch Goethe im
Harz, Ausgabe 2011).
Ihr mobiler Reiseführer zur
„Straße der Romanik“
landesweit in Sachsen-Anhalt www.strassederromanik.de
Familie Wewer · Mandelholz 1 · 38875 Elend
Goethe im Harz
7
HALBERSTADT. Im Sommer
1783 flatterte bei Anna Amalia in Weimar eine Einladung
des Halberstädter Domherren
Ernst Ludwig von Spiegel ins
Haus. Sie solle bei ihrer
Rückreise aus Braunschweig
doch seine neuen ungewöhnlichen Parkan­lagen und das
Jagdschloss besichtigen.
Auch Goethe wurde zu diesem Besuch gebeten. Dem
frisch Ge­adelten kam dies
gerade recht. Denn im nahen
Langenstein residierte die
schöne Madame de Branconi.
Außerdem wollte er mit dem
Viceberghauptmann Wilhelm
Heinrich Trebra geologische
Studien betreiben.
Am 6. September reist Goethe in Weimar ab. In Langenstein vermutlich am 8.
September angekommen, erwartet ihn Frau von Branconi in ihrem Schloss.
Nach einem Ruhetag unternimmt Goethe Ausflüge in
den nord­östlichen Teil des
Harzes. Sein erstes Ziel ist
am 11. September die Roßtrappe bei Thale. Der Sage
nach ist dort der Hufeisenabdruck eines Riesenpferdes
zu sehen. Noch heute ist dieser Abdruck eine Touristenattraktion (s. dritte Harzreise). Während Goethe mit
dem kleinen Fritz von Stein,
dem Lieblingssohn seiner
angebeteten Charlotte, über
schroffe Felsen und unbefestigte Wege klettern musste
(und durfte!), fahren heute
Seilbahnen zu den Aussichtspunkten.
Die zweite Harzreise: Weibliche Reize locken nach Langenstein
Mit dem kleinen Fritz über Stock und Stein
KALENDARIUM
8.9.1783
2. HARZREISE
September 1783
tel »Victoria Luise«, hat Inhaberin Andrea Heres eine stilvolle Goethe-Kammer
eingerichtet.
Dreharbeiten auf dem Großen Schloss Blankenburg zur Fernsehreihe »Geschichte Mitteldeutschlands« über das Leben und Wirken der Mechthild von Magdeburg.
Auf dem Regenstein
Goethe und sein junger Begleiter wandern nun weiter
nach Blankenburg. Die Resi-
Vom Ziegenkopf und seinem Aussichtsturm hat man heute eine
herrliche Sicht auf Blankenburg
Fotos: (3) W. Schilling
denzstadt versprüht heute
noch einen gewissen Hauch
ihrer Glanzzeit als Residenz
des Herzogs Ludwig Rudolf
von Braunschweig-Wolfenbüttel von 1690 bis 1735. Im
Gasthof »Goldener Engel«,
der damals am Markt stand,
sollen die beiden Wanderer
übernachtet haben. Heute
befindet sich dort ein Geschäftshaus mit einer recht
schlichten Architektur. An
den berühmten Gast und seinen Begleiter erinnert aber
nichts.
Dafür befinden sich in den
Goethe-Sammlungen in
Weimar mehrere Gesteins­
proben, die Goethe bei seinen Studien am Regenstein,
einem Felsmassiv bei Blankenburg in Richtung Langenstein, mitgenommen hatte. Auch einige Zeichnungen
entstanden von diesem Berg
mit seiner Burg­ruine. Gezeichnet wurden sie von Georg
Melchior
Kraus
(s. dritte Harzreise). Der Regenstein ist heute ein
Touristen­mag­net Blankenburgs. In diesem Freilichtmuseum finden alljährlich
Ritterfestspiele statt. Im Ho-
9.–10. 9. Langenstein
11. 9.Langenstein –
Blankenburg
12. 9.Blankenburg –
Rübeland ­–
Langenstein
13. 9.Langenstein –
Halberstadt
14.–17. 9. Halberstadt
18. 9.Halberstadt –
Zellerfeld
19.–20. 9. Zellerfeld
21. 9.Zellerfeld –
Torfhaus –
Brocken –
Heinrichshöhe
22. 9.Brocken –
Schierke – Elend
– St. An­dreasberg
23. 9.St. Andreasberg
– Zellerfeld
24.–25. 9. Zellerfeld
26. 9.Zellerfeld –
Göttingen
schen Gesellschaft«. Tief enttäuscht war Gleim, dass ihn
der berühmte Goethe nicht
wie andere Dich-tergrößen aber nicht gefunden, er war
in seinem »Tempel der mir hier zu kalt, zu hofmänFreundschaft und der Mu- nisch und dort (in Weimar) zu
Nach Halberstadt
sen«, einem Zimmer seines feurig und stolz – ich lieb’
Hauses, besuchte. Später ihn aber doch, wie man die
Von Langenstein reist Goe- schrieb Gleim an Herder:
Mädchen liebt, von welchen
the nach Halberstadt weiter.
Die von Spiegel angelegten
Gärten mit ihren Bauten machen auf den Dichter keinen
guten Eindruck. Er schreibt
Jahre später in seinen Tagund Jahresheften von der in
Stein gehauenen »vermaledeiten Gesellschaft« und
»häßlichen Kreaturen«. Die
wie englische Gärten angelegten Parks in den Spielgelsbergen waren damals der
Öffentlichkeit zugänglich
und sind es auch heute noch. »Die vermaledeite Gesellschaft« nannte Goethe die Bauten im
In Halberstadt traf Goethe Landschaftspark Spiegelsberge in Halberstadt abschätzig. Diese
nicht nur auf von Spiegel, Zeichnung von Rab. Oeissler entstand 1828.
sondern auch auf Johann
Wilhelm Ludwig Gleim, ei- »Könnt’ ich mich rühmen, man geliebt zu werden keine
nen der berühmtesten Söhne daß ich Euren Goethe gefun- Hoffnung hat, und beklage,
der Stadt. Der Domsekretär den hätte …, so bät’ ich, auch daß er stolz und feurig nicht
war Mitglied der »Literari- den zu grüßen; ich hab’ ihn geblieben ist.«
PRACHT DES
MITTELALTERS
AM HARZ
Domschätze
Halberstadt und Quedlinburg
www.die-domschaetze.de
Fotos: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták, perner&schmidt
2.
HARZREISE
Goethe im Harz
8
Der Natur auf der Spur
Spekulation, Abenteuer, Geognostik
HARZ. Stand die erste Harzreise ganz im Zeichen der
Selbstfindung und war geprägt von der Subjektivität
des Künstlers, so tritt bei den
folgenden Abstechern ins Gebirge immer mehr der Naturforscher, Geologe und objektiv Urteilende in den
Vordergrund. In die fremde
Welt unter Tage taucht er ein,
forschend und dabei auch vor
sich selbst fliehend. Es gab
noch keine universal anerkannten Naturgesetze, auch
Goethe betrat Neuland auf der
Suche nach einem alles steuernden ursprünglichen Weltzusammenhang.
Verborgene Weisheit zu erfahren, steigt er in die
Schächte und Höhlen hinab.
Gleichzeitig soll wie beim Alchimisten dank wundersamer
Erkenntnisanhäufung und
der Beherrschung von Geheimkunst aus dem Blei des
Alltags das Gold der Erkenntnis gerinnen. So sammelt er 18.000 Mineralien
und Gesteinsproben, die er
vergleichend in ein System
bringen will. Vordergründig
sind es aber weiterhin die Il-
NATURa
verbunden
gleich ganz unmöglich. Der
Kleine Brocken (Heinrichshöhe) wird erreicht, wo es ein
Nachtlager gibt.
»Zwischen diesen Felsen hoff’
ich noch viel für meine Spekulation, es ist ein Durchschnitt, der sehr lehrreich ist«
berichtet er an Johann Gottfried Herder am 6.6.1784.
Natürlich ließ sich der Dichter
nicht den Sonnenuntergang
entgehen und hinterließ eine
Eintragung im Brockenstammbuch. Man war ja auf
dieser Reise nicht mehr inkognito unterwegs, sondern als
Staatsmann und berühmter
Poet. Am 22. September erreicht er über den Glashüttenweg Schierke, unterwegs
auch die Feuersteinklippen
passierend. Auch heute noch
ist Schierke die dem Brocken
nächstgelegene Gemeinde.
Zwischen großen Granitfelsen
idyllisch in die Wälder gebettet, ist sie ein beliebter Urlaubsort mit Flair geworden.
Über die Schnarcherklippen
durch das Tal der Kalten Bode gelangen die Wanderer
nach Elend. Im »Faust« wird
diese Gegend eindrucksvoll
im Gespräch Mephisto-FaustIrrlicht beschrieben (Walpurgisnacht-szene). Eine alte
Straße führt sie zum berühmten Dreieckigen Pfahl, der ein
Dreiländereck markiert.
Oderbrück (Abstecher zum
Achtermann einplanen!) hinter sich lassend, geht es über
den Oderteich (damals die
erste größere Talsperre
Deutschlands, von Bergleuten als Sammelbecken für
den Betrieb von Fahrkünsten
und Pumpen gebaut), den
Rehberger Graben entlang.
Durch diesen wurde das angestaute Wasser nach St.
An­dreasberg geleitet. Trebra
konnte dem geologisch interessierten Freund an der
Rehberger Hohen Klippe eine
Besonderheit zeigen: hellen
Granit mit aufgesetztem,
blau­­schwar­zen Ton. Dieses
Kontaktge­stein­ist sehr hart
und vulkanischen Ursprungs.
Der Ort heißt heute Goe­thePlatz und liegt an einem
geo­logischen Wanderpfad im
GeoPark Harz.
An Frau von Stein: »Ich habe
mich recht mit Steinen angefüttert …; sie sollen mir, denke ich, wie die Kiesel dem
Auerhahn zur Verdauung
meiner übrigen Winterspeise
helfen.«
Anschließend begaben sich
Trebra und seine Begleiter
noch in die Silbergrube
Samson in St. Andreasberg.
Dieser Schacht galt mit seinen 810 Metern bis Anfang
des 20. Jahrhunderts als der
weltweit tiefste! Im Oberharz
erfand man 1834 auch das
Drahtseil.
Die nächsten Tage weilt der
hohe Gast in Zellerfeld, um
alsdann mit Fritz von Stein
nach Göttingen abzu­reisen.
Die 1. Schierker Waldfee Alexandra Disput staunt über die Erinnerungsplakette an Goethes und
Krausens Visite 1784 bei den Schierker Feuersteinen. Leicht zu finden, zwei Minuten oberhalb des
Bahnhofs von Schierke.
Foto: W. Schilling
menauer Bergwerke, denen erwies sich dabei aus heuti- nicht, dass der ortskundige
er studienhalber im Harz sei- ger Sicht manchmal auch als Trebra die Führung zum Brone Visiten widmet. An Char- trügerisch, nur fehlten ja ckenaufstieg übernahm. Über
lotte notiert er in dem Glau- auch wichtige Grundlagen zu den Dietrichsberg, das Okerben »auf dem rechten Wege seiner Zeit.
tal und den Ochsenberg wanmit meinen Spekulationen Bereits 1776 hatte er in Wei- derte die kleine Gesellschaft
über die alte Kruste der neu- mar die Bekanntschaft des zu den Lerchenköpfen, um
en Welt« zu sein. Seine Me- schriftstellernden Bergmanns auf der alten Straße von
thode, vom Bekannten zum Wilhelm Heinrich Trebra ge- Braunschweig nach NordhauUnbekannten vorzudringen, macht, den als Viceberg- sen ein Stück zum Torfhaus
hauptmann ähnliche Proble- zurückzulegen. Dort gibt es
me zwickten wie sie in ein Wiedersehen mit Förster
Ilmenau von Goethe zu lösen Degen (s. erste Harzreise).
waren: Schlendrian in der Während man im frostigen
Verwaltung, Aberglauben im Winter recht leidlich die zuBergbau, mangelhafte techni- gefrorenen Sümpfe und Moosche Ausrüs­tung und ein Feh- re durchqueren konnte, war
len wissenschaftlich-geolo­ dies im September schon
gischer Grundlagen. Hinzu schwieriger; mit einem Pferd
kamen Faulheit und Desinteresse der Bergleute. Schnell
fanden beide eine gemeinsame Sprache, verband sie doch
auch das Inte­resse für Mineralien. Trebra zog erst 1779 in
den Harz und wohnte in der
heutigen Museumsgaststätte
(Bornhardtstraße in Clausthal-Zellerfeld).
Wissenschaftliche Forschungen und der Aufbau einer
sehr umfangreichen Mineraliensammlung durch Trebra
machten einen Besuch bei
dem Freund naheliegend. Der
Gedankenaustausch sollte
zeitlebens fortgesetzt werden Die Schierker Feuersteinklippen in einer Zeichnung von 1924 gezeichnet von Prof. Ernst Hoffund so verwundert es auch mann, damals noch unbewaldet.
Bodetal (Foto: VDN/Hilke Steinecke)
Goethe und die roten Beeren
Gleich dreimal besuchte der Dichter das
Bodetal. Rings um den nach ihm benannten Goethefelsen klammern sich die
Ebereschen an steile Felswände. Ihre
leuchtend roten Beeren erfreuen gleichsam Besucher und zahlreiche Vögel.
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Goethe im Harz
9
3.
HARZREISE
HARZ. Kaum ein Jahr ist
vergangen, da ist der dichtende Minister der Gesellschaft bei Hofe erneut derart
überdrüssig, dass er wiederum versucht, die lästigen
Amtsverpflichtungen mit
seinen eigenen Intentionen
geschickt zu verbinden. In
der Zwischenzeit zeigt er
Begeisterung für die aufkommende Ballonfahrt und
bewährt sich beim Katastrophenschutz nach einem Saalehochwasser. Doch diese
profanen Beschäftigungen
können den ruhelosen Geist
nicht bannen. Magnetisch
zieht es vordringlich den Naturforscher an die Stätten
geologischer Spurensuche
ins Gebirge.
Wäre da nicht der ständige
Drang die nahezu vergötterte
Geliebte Charlotte von Stein
fortlaufend über das eigene
Befinden zu unterrichten,
wir hätten wohl über diese
Wallfahrt nur die staubigen
Mit Melchior Kraus streift Goethe durch den Harz
Felsen entschädigen für höfische Zwänge
Mit Kraus unterwegs
9. 8. Lauterberg
10. 8.Lauterberg –
Osterode – Claus­
thal-Zel­ler­feld
11. 8.Clausthal-Zellerfeld
12. 8.Clausthal-Zellerfeld – Wildemann
– Grund – Claus­
thal-Zellerfeld
13. 8.Clausthal-Zellerfeld
14. 8.Clausthal-Zellerfeld – Hanskühnenburg – Claus­
thal-Zel­lerfeld
15. 8.Clausthal-Zellerfeld – Goslar
16. 8.Goslar –
Braunschweig
17.-31. 8. Braunschweig
1. 9.Braunschweig
– Goslar
2. 9.Goslar-Oker
3. 9.Oker – Torfhaus
– Brocken
(Heinrichshöhe)
4. 9.Brocken – Heinrichshöhe –
Schierke
5. 9.Schierke –
Elbin­gerode
6. 9.Elbingerode
7. 9.Elbingerode –
Wendefurt
8. 9.Wendefurt – Thale
10. 9.Teufelsmauer und
Neinstedt
11. 9.Blankenburg
– Rübeland –
Blankenburg
– Langenstein
12. 9. Langenstein
14. 9.Abreise von
Langenstein
Richtung Weimar
1789unternimmt
Goethe weitere
spontane Wanderungen durch den
östlichen Harz
3. HARZREISE
10.8.1784
Umgang guter Freunde genießen und behalte noch Zeit
und Kräfte für (die) eine oder
andere Lieblingsbeschäftigung.«
Das »Rehberger Grabenhaus« ist ein Idyllisch gelegenes Gasthaus an dem neuerdings ein Wasserrad und ein Gefluder an
bergbauliche Künste erinnern.
Fotos (2): W. Schilling
Eintragungen im Geognostischen Tagebuch, in dem er,
inzwischen in geologischen
Termini bewandert, für die
Außenwelt recht müßige Notizen über Gesteinsausprägungen und deren Zuordnungen vermerkt.
KALENDARIUM
nach 8 Tagen, 2 Wochen
Staatsbesuch
in Braunschweig
Auch diese Harzreise findet
im Sommer statt und beginnt
Anfang August 1784 im bereits bekannten (Bad) Lauterberg. Auf der dritten Reise
sucht und genießt er die Begleitung des 16 Jahre älteren
Malers und Kupferstechers
Georg Melchior Kraus, der
ausgezeichnete Abbilder aus
dem Harz mit seinen geologischen Eigentümlichkeiten
liefert. Goethe wird nicht müde Charlotte von den großartigen Zeichnungen zu berichten, die er ihr im Detail nach
der Reise schildern möchte.
Die Gesellschaft nächtigt im
Rathaus, dem heutigen Hotel
Ratskeller. Zur Besichtigung
der Königshütte am darauffolgenden Tag heißt es im
Geognos­tischen Tagebuch:
»Auf der Königshütte schmelzen sie Eisenstein von Elbingerode, Lerbach und Andreasberg.«
Auch der nahegelegenen Einhornhöhle und der Burgruine
von Scharzfeld stattet er einen Besuch ab. Die Legende
vom Einhorn entpuppt sich
aber als Knochenreste einer
ausgestorbenen früheiszeitlichen Höhlenbärenart.
Bereits auf der ersten Harzreise zeigt Goethe keine Neigung Schlösser zu besuchen.
Der Wernigeröder Bau wird
ignoriert. Ganz ähnlich verfährt er diesmal. Von Herzberg erwähnt er weder das
bedeutsame Welfenschloss
noch den Ort überhaupt, dagegen imponieren ihm die
Zechsteinformationen am
Wegesrand. Schneeweiße
Felsen des Gipszuges, wie sie
teilweise über hundert Meter
aufragend, in imposanter
Kulisse mit der Landschaft
kontrastieren, inspirieren ihn
bei seinen geologischen For-
August/September 1784
schungen. Andererseits befanden sich die Schlösser damals in Privatbesitz und
waren öffentlich gar nicht
zugänglich. Die Teufelsbäder
(wassergefüllte Erdwälle) nahe Osterode werden passiert.
Heute kann der Wanderer
auf zahlreichen Karstwanderwegen um Osterode den
eigenartigen Reiz dieser seltenen Landschaft nachspüren. Der Ort selbst hat ein sehenswertes historisches
Fachwerkzentrum, das »Museum im Ritterhaus« und ein
Spaßbad zu bieten.
Goethe gelangte auf der alten
Harzstraße Osterode – Goslar
nach Clausthal-Zellerfeld
wo er Freund Trebra wiedersieht. In den Briefen umschwärmt er Frau von Stein
als zärtlicher Verehrer, fühlt
sich sichtlich wohl in diesem
ausgewogenen Zustand als
Geologe, Dichter, Ilmenauer
Bergwerksdirektor und Liebender. Ein Abstecher nach
(Bad) Grund, der ältesten,
aber auch kleinsten der Oberharzer Bergstädte gilt der
Iberger Tropfsteinhöhle, die
im 18. Jahrhundert im Gegensatz zu heute noch nicht
begehbar war. Das Heilbad
und das Höhlenerlebniszent-
Die gesamte Reise hindurch
berichtet er Charlotte über
den Fortgang eines Epos’, das
in seiner Huldigung ihrer Zuneigung gilt. Den Harz
durchstreifend reifen sukzessive die Zeilen zum bekannten Gedicht »Zueignung«. Ein
Roman über das Weltgefüge
war geplant, zu Wilhelm
Meister entstand das vierte
Buch. Eine Freundschaft mit
dem Dichterehepaar Herder
verfestigt sich. Goethe beschreibt 35-jährig seine Lebensverhältnisse an die Mutter so: »Ich bin nach meiner
Konstitution wohl, kann meinen Sachen vorstehen, den Die Burgruine Scharzfeld bei Herzberg ist auch Stempelstelle der Harzer Wandernadel.
rum können wir heute als herausragende Besonderheiten
dieses Ortes nennen.
Ganz in der Nähe liegt ebenfalls in einem Tal malerisch
versteckt der Ort Wildemann. Benannt nach einer
der ältesten Sagengestalten
des Harzes, findet der Gast
hier abgeschiedene Ruhe,
herrliche Radwanderwege
durch das Innerstetal und das
Besucherbergwerk »19-Lachter-Stollen«. Kraus zeichnet
vor Ort flözartig gelagerte
Grauwacke. Am 13. August
fährt die Gesellschaft erneut
in die Gruben »Caroline« und
»Dorothea« ein. Am Tag darauf unternimmt man eine
Exkursion. Goethe: »Heute
geht es nach einem hohen
Berg, wo eine schöne Klippe
zu sehen ist, und morgen
nach Goslar hinunter.«
Gemeint ist der von Mooren
und Urwaldfichten umgebene lang gestreckte Höhenzug
aus Quarzitfelsen mit dem
Scheitelpunkt Hanskühnenburg (811 m). Der Name leitet
sich von einem verwunschenen Schloss des kühnen Ritters Hans her. Heute lädt den
Wanderer ein Gasthaus zur
Rast ein. Auf der Spur von
geologischen Zusammenhängen des Granits hofft er
sich »aus dieser anscheinenden Verworrenheit herauswinden zu können und den
Ariadneischen Faden bald zu
besitzen«.
Vermutlich besucht er das
Rammelsberger Bergwerk
erneut kurz. Dann trennen
sich die Wege von Kraus und
Goethe. Staatsgeschäfte fordern vom Minister sich nach
Braunschweig zu begeben
und die Reise für profane
Dinge zu unterbrechen.
»Die übrige Zeit verstrich
mit nichtigem Geschwätz
über nichts … Dafür hat’s
aber auch lange Sitzungen
gegeben in der Oper, an der
Hoftafel; zumal die letzteren
langweilen mich entsetzlich … Hätt’ ich mehr freie
Zeit, ich leistete sicher was
für die Naturgeschichte.«
Seinen Geburtstag hätte er
gern auf dem Brocken gefeiert, muss aber wegen dienstlicher Belange noch in
Braunschweig verweilen.
»Morgen entschädigen uns
die schönsten Felsen für all
den Zwang, den wir uns bis
jetzo auferlegt haben.«
Charlotte wirkt wie ein
Beichtstuhl für Gefühle, ihr
öffnet er sein Seelen­
leben
und braucht sie förmlich,
sein Inneres auszubreiten.
Goethe im Harz
10
Märchenhafter Stadtrundgang mal anders(en)
Auf den Spuren von Hans Christian Andersen
Einem der bedeutendsten Märchenschreiber der Welt sind im
Harz zwei besondere Wanderungen gewidmet worden: Hans
Christian Andersen. Der dänische Volksdichter hat bei seinen
Reisen auch die Harzstadt Blankenburg und das Selketal besucht und sie liebevoll beschrieben.
BLANKENBURG. Im Sommer
1831 macht sich Hans Christian Andersen (1805–1875),
Schöpfer der kleinen Meerjungfrau, der Schneekönigin
und vieler anderer berühmter
Märchenfiguren, von seiner
Heimat Dänemark auf in den
Harz. Er besteigt den Brocken, durchstreift das Ilsetal,
bestaunt die Teufelsmauer,
die Rübeländer Höhlen, den
Blauen See. Von Quedlinburg
aus wandert er nach Blankenburg. Sein Ziel ist zunächst das herzogliche
Schloss, wo er allerdings enttäuscht wird. »Wir kamen an
ein Tor, doch hier war ein
Plakat aufgehängt, auf dem
stand, dass das Gebäude renoviert würde«, hält Andersen in seinem Tagebuch fest.
Weiter heißt es »Wir mussten
uns mit der hübschen Aussicht von der Terrasse begnügen, von dort aus gesehen
lag die Stadt Blankenburg
mit ihren roten Dächern zwischen Wäldern und den grünen Gärten wie eine Kirsche
auf einem Kohlblatt.«
Diese Aussicht können Blankenburger und deren Gäste
auch 184 Jahre später noch
immer bewundern, auch
wenn sich der Anblick der
Stadt von diesem prägnanten
Punkt ziemlich verändert hat.
Faszinierend ist er allemal.
enge Freundschaft mit der
Familie eines Geschäftspartners aus Dänemark. »Die Dänen lieben den Harz«, weiß
er. Deshalb kam er auch gern
der Bitte nach, zwei Gedenktafeln zu sponsern, die an
den Blankenburg-Besuch
Hans Christian Andersens erinnern. Sie wurden während
der Premieren-Stadtführung
an der Terrasse unterhalb des
Spurensucher im Blankenburger Barockgarten.
Für Carmen Niebergall und
Beate Hagen aus Magdeburg,
die kulturelle Stadtführungen
in ganz Sachsen-Anhalt anbieten, lag es auf der Hand,
in der Harzstadt an den berühmten Gast zu erinnern.
Unterstützung bekamen sie
dabei nicht nur von der Tourist- und Kurinformation,
sondern auch von Helmut
Plättner. Den Unternehmer
verbindet seit Jahren eine
Foto: J. Müller
Schlosses und in der Langen
Straße enthüllt. Helmut
Plättners Wunsch: »Vielleicht
kommen bald noch mehr Dänen nach Blankenburg, um
auf Andersens Spuren die
Stadt zu erkunden.«
Zur Premiere am 30. Mai dieses Jahres erlebten ein Dutzend Gäste eine Rundgang
unter dem Motto: »Wandern
einmal anders(en) – Auf den
Spuren von Hans Christian
Andersen im Harz«. Die Tour
startete am Großen Schloss
und führte von dort aus zum
historischen Rathaus. Dort
wartet eine ganz besondere
Überraschung auf die Teilnehmer. Die Mädchen und
Jungen der Theatergruppe
der Integrativen Bewegungskindertagesstätte »Am Regenstein« führten dort ihr
Märchenspiel »Die Prinzessin
auf der Erbse« auf. Weiter
ging es in die Lange Straße,
wo einst das Hotel »Weißer
Adler« stand, in dem Andersen 1831 übernachte hatte
und von der »malerischen
Aussicht« schwärmte.
Letztes Ziel der Tagestour war
der Regenstein. Über die »Riesen-Mumie«, wie er die Burgruine nannte, schrieb Andersen einst: »Der Regenstein
selbst mit seinen engen Gemächern, eingestürztem
Brunnen und Treppen, die nur
aus der freien Luft in das gleiche Element führten, erhielt,
wie ein Bild für sich, einen eigenen Platz in dem Pantheon
meiner Erinnerung.«
Zum Ende seiner Harzwanderung 1831 erreichte Hans
Christian Andersen übrigens
Mägdesprung – einen Ort,
»der jeden tief ergreift, der
die Natur liebt«, schrieb der
Dichter in sein Tagebuch. Ergriffen war er auch, der
»große, vernünftige und
konfirmierte Mensch«, angesichts des Kreuzes auf dem
Felsen der Mägdetrappe von
der Sage über das Riesenmädchen Amala und deren
Sprung über das Selketal. Er
stieg zum eisernen Obelisken
hinauf, dem Wahrzeichen
des ehemaligen Hüttenortes
Mägdesprung, und schrieb
seinen Namen auf das Denkmal. Dann wanderte er mit
zwei Begleitern weiter nach
Alexisbad, das schon zu dieser Zeit ein populärer Kurort
war. Dort ließen sich die drei
»wie durstige Kamele«
Wasser aus dem Alexisbrunnen reichen. Schließlich erreichte Andersen Harzgerode.
Das Städtchen mit seinen
historischen Fachwerkhäusern und seinem schönen
Schloss sei »wirklich eine
Hans Christian Andersen portraitiert 1836 von Constantin
Hansen
nette Stadt«, schrieb er in
sein Tagebuch. Er übernachtete im damaligen Hotel
»Weißes Ross«. Das Haus in
der Oberstraße 16 ist heute
noch zu sehen.
Jens Müller
Literaturtipp: Beate Hagen,
»Auf den Spuren von Hans
Christian Andersen von
Braunschweig nach Leipzig«,
192 Seiten, Verlag: Janos
Stekovics,
ISBN-13: 978-3899232349.
Das Blankenburger Schloss gezeichnet von Andersen
Der Teufelsstieg nimmt Gestalt an
hier aus hatte Woick den
Stieg bereits vor zehn Jahren
bis Bad Harzburg ausführen
lassen. Nun folgten ebenso
13 km abwärts bis zur Wanderzentrale. Dabei merkte so
mancher, dass Weltliteratur
auch ganz schön anstrengend sein kann und viele erhielten einen ganz neuen
Zugang zu den physischen
Leistungen, denen sich Goe-
Am 3. Oktober 2014 konnten Benno Schmidt und Horst Woick
freudestrahlend die Übergabe des Teufelsstieges verkünden.
Einer der bekanntesten Wanderwege des Harzes ist der
»Harzer Hexenstieg«. Inzwischen ist er ergänzt worden
durch den »Teufelsstieg«, den
die beiden Harzwanderer
Horst Woick und Benno
Schmidt gegen viele Zauderer nun mit der Unterstützung des Harzklubs und der
Tourismus GmbH Wernigerode umgesetzt haben.
Zum Deutschen Wandertag
in Bad Harzburg gab es im
vergangenen Jahr bereits eine Testwanderung, die sich
als Versuchung für die Kondition herausstellte. Woick
und Schmidt führten eine
Schar von 16 Wanderern
unter Verlesung einzelner
Passagen aus Goethes
»Faust« vom Ausgangspunkt
der »Talwächterfichte« im
Elendstal 13 km bergauf
über Schierke, die Schnarcherklippen und das Eckerloch auf den Brocken. Von
the im 18. Jahrhundert unterworfen hat.
Eingeweiht wurde der neue
Teufelsstieg offiziell am 3.
Oktober 2014, dem Tag der
deutschen Einheit. Symbolisch verbindet er auf dem
Wanderwege die Orte Bad
Harzburg-Brocken-SchierkeElend als gesamtdeutsches
Wanderprojekt auf literarisch
angelehnten Spuren, die
man bis in Goethes Faust
verfolgen kann.
Die beiden Wanderfreunde
würden sich über Spenden
zur weiteren Realisierung
des »Teufelsstieges« freuen.
Inzwischen sind die Informationstafeln am Parkhaus
und hinter der Jugendherberge Schierke montiert, dazu soll eine Tafel in der Hütte am Knochenbrecher mit
Unterstützung des Nationalparks Harz kommen. Auch
der Harzer Tourismusverband (HTV) hat mit einem
Flyer zum Teufelsstieg nachgezogen.
Das Projekt wird als gemeinsame Aktion von Harzklub
e.V., Wernigerode Tourismus
GmbH gestaltet und vom
Nationalpark Harz unterstützt.
DIE SIXTINA DES NORDENS
Werner Tübkes Monumentalgemälde »Frühbürgerliche Revolution in Deutschland« (Öl auf Leinwand, 14 x 123 m)
Panorama Museum • Am Schlachtberg 9 • 06567 Bad Frankenhausen • Tel: 03 46 71 / 61 90
www.panorama-museum.de • [email protected]
April bis Oktober 10 - 18 Uhr • November bis März 10 - 17 Uhr • montags Schließtag
Goethe im Harz
11 Goethes Studien im Bodetal bei Thale
Grandioses Tal fasziniert Dichter erneut
BODETAL. Die geologischen
Forschungen führten Goethe
und seinen Begleiter von Elbingerode hinab nach Wendefurth. Die Nacht vom 7.
zum 8. September verbringen die beiden in diesem Ort.
Besonders ausführlich berichtet G. in seinem »Geognostischen Tagebuch« über
die Beobachtungen, die er
während des Weitermarsches
in Richtung Thale macht.
Melchior Kraus fertigt viele
Zeichnungen an. In Goethes
Aufzeichnungen werden die
Orte Altenbrak und Treseburg erwähnt, wo sich damals die Ludwigshütte befand.
Die beiden Orte haben sich
inzwischen zu kleinen Perlen
im Bodetal entwickelt. Wer
Ruhe, landschaftliche Schönheit und romantische Wanderungen liebt, ist dort genau richtig.
Nicht weit entfernt liegt die
Kleinstadt Thale. Die heute
mit knapp 15.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des
Altkreises Quedlinburg hat
ihre Größe vor allem dem Eisen- und Hüttenwerk zu verdanken. Noch 1798 gab es
auf Landkarten nur die
Blechhütte. Thales Stadtwerdung vollzog sich außergewöhnlich spät mit der industriellen Expansion. Erst am
9. Juni 1922 erhielt Thale
Stadtrecht.
Die Geschichte der über 600
Jahre alten Eisenhütte von
Thale sowie die Entstehung
des EHW wird eindrucksvoll
im Hüttenmuseum beschrieben, das direkt am Eingang
zum Bodetal liegt. Hier findet der Besucher auch Antworten darauf, warum Thalenser Emaille-Waren mit
dem Namen »Löwen-Emaille« versehen wurden.
Vom Eingang des Bodetals
aus Richtung Bahnhof kommend sind weitere Attraktio-
Das Harzer Bergtheater ist einer der Kulturtempel mit Flair, deren Besuch man im Harz nicht verpassen sollte. Hier gab es Robin Hood.
Foto: W. Schilling
nen kaum zu übersehen.
Blickt der Besucher nach
rechts, bringt ein Sessellift
die Gäste auf die berühmte
Roßtrappe.
Vom Riesen Bodo
Der Sage nach soll der Riese
Bodo die Prinzessin Brunhilde verfolgt haben. Um nicht
in die Hände ihres Verfolgers
zu fallen, wagte sie den
Sprung auf die andere Seite
des Tales, zur Roßtrappe. Ihr
Pferd schlug mit solch einer
Wucht auf dem gegenüberliegenden Felsen auf, dass
noch heute der Hufabdruck
zu sehen ist. Der Riese Bodo
fiel in den Fluss, wo er am
tiefsten war. Seitdem bewacht er als Höllenhund die
kleine Krone, die Brunhilde
bei ihrem Sprung verlor. Der
Fluss heißt seither Bode.
Geht der Besucher einige
Schritte weiter, erreicht er
die Talstation der Schwebebahn. Anfang der 1970-er
Jahre von tschechischen Arbeitern erbaut und inzwischen modernisiert, ist sie
die bequemste Art auf den
Hexentanzplatz zu gelangen. Am 3. Oktober 2011 war
der letzte Betriebstag der al-
ten Kabinenbahn zum Hexentanzplatz. Nach knapp 41
Jahren und mehr als 36 Millionen Fahrten verabschiedete sich die »alte Lady« in den
wohlverdienten Ruhestand.
Am 21. April 2012 wurde die
neue Kabinenbahn zum Hexentanzplatz offiziell in Betrieb genommen. Bereits in
den ersten beiden Tagen
werden mehr als 8000 Besucher gezählt.
Die Gondeln schweben rund
zehn Minuten in Höhen von
bis zu 60 Metern über dem
Boden. Von den rundumverglasten Kabinen hat man einen imposanten Blick über
das Bodetal und nach Quedlinburg.
Goethe und Melchior Kraus
hatten sich auf die Geologie
konzentriert und beobachteten die schroffen Felsformationen und die mit Findlingen aus der Eiszeit übersäte
Bode.
Schwierige Passagen
Das Flüsschen, vor dem Bau
der Rappbodetalsperre ein
recht munteres Gewässer,
müssen Kraus und Goethe
mehrfach kennengelernt haben. Denn die Brücken, die
heute das Wandern unge-
mein erleichtern, gab es
noch nicht. Um die engsten
Stellen des Tales zu erreichen, stand man einst bis zu
den Schultern im Wasser.
Nichtsdestotrotz war Goethe
vom Bodetal begeistert. Eu-
tember 1783 mit ihm zu Mittag gegessen haben. Der
Felsbrocken erhielt später
den Namen Goethestein. Übrigens gibt es im Bodetal
auch einen Goethefelsen.
Georg Melchior Kraus hat
ihn als »Granitfelsen im Bodetal« mit Bleistift verewigt.
Der schroffe Granit hieß früher Siebenbrüderfelsen. Zu
Goethes 200. Geburtstag, am
28. August 1949, wurde eine
Bronzetafel an diesem monumentalen Fels enthüllt.
Nach den anstrengenden Tagen zuvor könnten die beiden Wanderer einen Ruhetag
eingelegt haben. Wie Rolf
Denecke in »Goethes Harzreisen« schildert, ist über den
9. September nichts bekannt.
Vermutlich haben sie in Thale übernachtet.
Erst über den 10. September
gibt es wieder Tagebuchauf-
dem Weg in Richtung Blankenburg. Von dort wiederum
ging es wahrscheinlich zur
Baumannshöhle in Rübeland. Kraus fertigt vor Ort
seine bekannte Zeichnung
des Höhleneinganges. Es
folgt ein zweitägiger Besuch
bei Frau von Branconi in
Langenstein.
Weiter und weiter …
Für Goethe selbst brachte die
dritte Reise äußerst viel. Seine Verbundenheit zu der unwirklichen Bergwelt mit
ihren schroffen Felsformationen, saftigen Wiesen und
dunklen Wäldern äußerte er
in seinen Briefen. So schrieb
er an Herzog Ernst II. von
Sachsen-Gotha: »Es kommt
mir … selbst wunderbar vor,
wie ich nach und nach, ohne
Mit der Seilbahn fahrend eröffnet sich ein schöner Überblick auf die Stadt Thale mit der Bodetaltherme, die zu Erholung und Wellness einlädt.
Foto: D. Günther
phorisch bezeichnete er dieses imposante Gebilde als
»das gewaltigste Felsental
nördlich der Alpen«.
Bereits auf seiner ersten Reise hatte er mit dem kleinen
Fritz von Stein die landschaftlichen Reize genossen.
Auf einer Granitplatte, die
tal­aufwärts mitten im Flussbett liegt, soll er am 11. Sep-
zeichnungen. Da­rin ist von
»freistehenden Klippen« und
»übriggebliebenen Wänden
eines Sandsteingebirges« die
Rede. Dies lässt den Schluss
zu, dass Goethe und sein Begleiter die Teufelsmauer bei
Neinstedt besichtigt haben.
Auch am nächsten Tag treffen sie auf »wunderbare Gestalten« eines »Sandgebirges«. Damit könnte der Teil
der Teufelsmauer bei Timmenrode gemeint sein. Denn
dieser Ort liegt genau auf
es gleichsam selbst zu bemerken, indem Stein- und Gebeinreiche ansässig geworden
bin. Es hängt in natürlichen
Dingen alles so nah zusammen, daß, wenn man sich
einmal eingelassen hat, man
vom Strome immer weiter
und weiter geführt wird …«
Am 14. September reist Goethe aller Wahrscheinlichkeit
von Langenstein zurück
nach Weimar. Es sollte aber
nicht seine letzte Reise in
den Harz bleiben.
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Goethe im Harz
12
WELTKULTURERBE RAMMELSBERG
Schwarze Höhlen – springende Felsen
GOSLAR. 4. Dez. 1777.
Wie uns Herr Scheffler, Wirt
des Gasthauses »Römischer
Kaiser«, vertraulich mitteilte,
weilt derzeit Goethe, der Weimarer Bergwerkskommissar
und be­rühmte Autor des »Wer­
ther«, unter falschem Namen
in Goslar. Da Goethe bei »ingrimmig« Wetter und völlig
durchnässt unsere alte Reichsstadt erreicht hat, konnten wir
während des Kleiderwechsels
einen heimlichen Blick auf
seine Aufzeichnungen werfen,
wo zu lesen war: »Ich heise
Weber, bin ein Maler habe
Jura studiert, oder ein Reisender überhaupt, betrage
mich sehr höflich gegen jedermann, und bin überall
wohl aufgenommen. Mit
Frauens hab ich noch gar
nichts zu schaffen gehabt.«
Goethes Geist erscheint und experimentiert vor den Augen der
Besucher.
SCHEINBARE VEGETATION FASZINIERT GOETHE
Bekanntlich beschäftigte
sich Goethe intensiv mit den
Erscheinungen der Natur.
Am Rammelsberg galt sein
Interesse neben der »Spionage« für den Ilme­nauer Bergbau auch dem Aufbau der
Gesteine und Mineralien.
Seinen Besuchen und alchimistischen Forschungen am
Rammelsberg ist im Museum
ein eigenes Ausstellungssegment gewidmet. Zwei seiner
Experimente werden gezeigt: die »leuchtenden Steine«, Goethes frühe Entde-
ckung des ultravioletten
Lichts, und das Aufschießen
eines »Mars­baumes«.
Letzterer faszinierte die Forscher der Aufklärung, die die
Grenze zwischen belebter
und unbelebter Welt suchten:
Aus eigentlich toter Materie,
ganz einfachen Mineralien,
sprießt im Experiment eine
scheinbar belebte, farbenprächtige, dicht veräs­
telte
Vegetation! In Wirklichkeit
bilden sich aber Metallsalze,
die durch Wasserdruck aufplatzen und zu wachsen
scheinen. Trotz der modernen Erklärung bleibt es ein
fesselnder Vorgang!
Der Marsbaum wird am
Rammelsberg nicht nur als
fertiges Ergebnis gezeigt,
sein »Wachsen« lässt sich
auch im Film verfolgen. Interessierte Gruppen können
Marsbaum-Experiment im das Experiment nach VoranMuseum. Foto: Rammelsberg meldung selbst durchführen.
Wie zu erfahren war, sind es
berufliche Gründe, die den
28-jährigen Weimarer Bergwerkskommissar zum Rammelsberg geführt haben.
Rammelsberg. 5. Dez. 1777.
Bis auf den Sumpf, die tiefste Stelle der Gruben (260 m),
ist Goethe im Labyrinth des
Berges vorgedrungen.
Rammelsberg. 3. Sept. 1784.
Der berühmte Weimarer Minister Goethe hat unseren
Rammelsberg zum zweiten
Mal beehrt.
Dieses Mal konnte er die
jahrhundertealte Technik des
Erzabbaus am Rammelsberg,
das Feuersetzen, erleben.
Hoher Besuch bei Oberbergmeister Roeder: 1811 bewundert König Jeromé das Feuersetzen.
Mit Goethes Geist im Rammelsberg
Die Literatur-Tour im Rammelsberg, die Sonderführung
mit Schauspieleinlagen im
Roe­der-Stollen, wurde völlig
neu konzipiert und kann ab
sofort wieder von Besuchergruppen gebucht werden.
Wie bei der regulären Roe­
der-Stollen-Tour fahren die
Besucher in Begleitung eines
Grubenführers in den Berg
ein. Literaturzitate unterschied­licher Autoren sorgen
für die rechte Stimmung und
einen neuen Blick auf die
Untertagewelt des Rammelsberges. Besuche früherer berühmter Rammelsberg-Reisender werden in Erinnerung
gerufen, wie der des dänischen Schriftstellers HansChristian Andersen (1831)
oder Jérômes, Napoleons
Bruder und Königs von
Westphalen (1809 und 1811).
Der berühmteste von ihnen
erscheint gleich selbst – der
einstige Weimarer Bergwerkskommissar und bekannteste deutsche Dichter
Johann Wolfgang von Goethe – oder besser: sein Geist.
Bei dieser theatralen Untermalung gibt er fachkundig
Auskunft zu Fragen des
Bergbaus und der Chemie,
denn Goethe selbst war
mehrfach vor Ort. Und in
seinem Tagebuch findet sich
der Eintrag: »Dies war der
5. December 1777. Wir haben den ganzen Rammelsberg
bis ins tiefste befahren, bis
auf den Sumpf durchaus«
(die damals tiefste Stelle war
260 m).
Bei seiner zweiten Reise am
3. September 1784 erlebte
Goethe die jahrhundertealte
Technik des Feuersetzens, die
ihn stark beeindruckte. Dazu
schichtete man riesige Holzstapel auf und zündete sie
an. Durch die große Hitze
und die Temperaturunterschiede zwischen Berg und
Feuer zersprang das Erz. Das
Anzünden der Holzstapel geschah am Wochenende, so
dass der Rauch bis zur Montagsschicht wieder abgezogen war. Die riesigen Feuer
unter Tage müssen sehr faszinierend gewesen sein. Goethe schreibt: »Schwarze Höhle. Erleuchteter Kamin.
Flammen Geprassel. Rauch,
Zug, Glut. Funken sprühen,
Knall, dumpfes Getöse der
springenden Felsen. Zusammenstürzende Flammen. Getös, Hitze, Vitriolzapfen.«
Sie können sich verzaubern
lassen von einer stimmungsvollen Führung durch den
Roe­d er-Stollen. Goethes
Geist erfreut sie dabei mit
kluger und amüsanter Ansprache und lässt sich sogar
für ein kleines chemisches
Experiment gewinnen.
Gesine Reimold
Dieses große Kehrrad ist nur
eins von mehreren, die im
Rammelsberg untertage eingebaut zu bestaunen sind.
Fotos (3): W. Schilling
· Feuer und Wasser
im Roeder-Stollen
· 4 Museumshäuser
über Tage
· mit der Grubenbahn
zu den Maschinen
· Faszination in der
Erzaufbereitung
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Goethe im Harz
13 Was würde der Dichter heute wohl sagen?
Der Goethesaal der Baumannshöhle
Schon im 18. Jh. galt die
Baumannshöhle neben dem
Brocken als herausragendes
Naturwunder, das ein Harzreisender gesehen haben
musste. Man rühmte ihre
Tropfsteinbildungen – darunter insbesondere die sogenannte »Klingende Säule«.
1777, 1783 und 1784 besuchte so auch Johann Wolfgang von Goethe als einer
der prominentesten Besucher
die Höhle. Von Goethe sind
Beschreibungen der Höhle,
Zeichnungen seines Begleiters Georg Melchior Kraus
und einige Gesteinsproben in
seiner Harzsammlung überliefert.
Viel ist über Goethes Besuche in der Höhle geschrieben
worden, auch über den posthum nach ihm benannten
»Goethesaal« mit dem »Wolfgangsee«. Im Sommer finden
hier inmitten der Höhle Theateraufführungen statt. Doch
wer weiß schon, wie der Saal
entstand, wie er früher hieß
und wie er vor dem Umbau
zum Theatersaal aussah?
Die Sage vom
Bergmann Baumann
Bekanntlich ist die Sage, der
Bergmann Baumann habe
1536 die Baumannshöhle
entdeckt, wirklich nur eine
Sage, und noch dazu eine
frei erfundene. Die Höhle
war seit Menschengedenken
bekannt – vermutlich schon
die Steinzeitmenschen nutzten ihre Eingänge.
Mit der Zeit und dem aufkommenden frühen Harztourismus wurde die Höhle immer populärer und die Zahl
der Besucher nahm zu. So ist
es auch zu erklären, dass die
Baumannshöhle eine der ersten Höhlen der Welt ist, von
Der von Merian in einem Kupferstich noch als Tanzsaal bezeichnete Raum vor seiner Zerstörung
und dem Umbau zum Theaterraum
der ein Höhlenplan existiert
(1665). 1649 erhielten der
Rübeländer Valentin Wagner
und seine Familie, die das
Haus in der heutigen Blankenburger Straße 37 besaß,
das Privileg für offizielle
Höhlenführungen. Als er
verstarb, nahmen die Zerstörungen wie Raubgrabungen
nach dem sogenannten Einhorn, das als Allheilmittel
galt, und Tropfsteinvandalismus wieder zu. Daraufhin
ließ Rudolf August, Herzog
zu Braunschweig und Lüneburg, die Höhle verschließen
und erließ am 10. April 1668
eine erste Schutzverordnung.
Es heißt in dem herzoglichen
Erlass unter anderem, dass
die Baumannshöhle jederzeit
von allen verständigen Leuten für ein sonderbares Wunderwerk der Natur gehalten
worden sei.
In Nachfolge von Valentin
Wagner wurde dessen
Schwiegersohn, der Rübeländer Bergmann Hans
Jürgen Becker, nunmehr mit
der offiziellen Aufsicht über
das Naturdenkmal betraut.
Damit war der erste beamtete Harzer Höhlenführer bestallt – einer der ersten seiner Art weltweit, vielleicht
sogar der erste.
noch gewürdigt wird. Bernhard Lange arbeitete eng mit
Klagges zusammen. Unter
Langes Regie entstand in den
Jahren 1935/36 der heutige
Zuschauerraum (»Goethesaal«) in der Baumannshöhle,
nachdem die riesigen Felsblöcke der früher »Tanzsaal«
den in der jetzigen Form. Ob
Goethe das gut gefunden
hätte, darf bezweifelt werden, denn die Höhle wurde
dadurch massiv verändert
und beeinträchtigt. Heute
wäre solch ein Eingriff gar
nicht mehr genehmigungsfähig.
Es waren wahrscheinlich despektierliche Äußerungen
über die Verschandelung der
Baumannshöhle durch diese
»untertägige Thingstätte«,
die dem damals führenden
Höhlenforscher Dr. Friedrich
Stolberg einigen Ärger mit
dem System und auch berufliche Nachteile einbrachten.
Stolberg hat besonders das
Absägen der großen »Klingenden Säule« aus dem alten
Teil der Höhle kritisiert, die
dann auf die Bühne des Höhlentheaters versetzt wurde –
wo sie natürlich beim Anschlagen nur noch »klack«
macht und nicht mehr den
vormals so berühmten Glockenton von sich gibt. Dieses
Detail ist aus Höhlenschutzgründen in der Tat besonders
ärgerlich. Aber auch archäologisch wertvolle Fundschichten wurden seinerzeit
rücksichtslos zerstört.
Aus dem Tanzsaal
wird der Goethesaal
1933 wurde der Nazi Dietrich
Klagges Ministerpräsident
des Freistaats Braunschweig,
zu dem auch Rübeland gehörte. Klagges war es, der als
Innenminister 1932 Adolf
Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft verschafft hatte. Seit 1925 war der 1886 in
Zwickau geborene Bernhard
Lange Rübeländer Höhlendirektor – eine Person, die in
Rübeland mit ihren durchaus
bemerkenswerten Leistungen
erstaunlicherweise kaum
Bauarbeiter 1936 während der Umgestaltung zum Goethesaal
genannten Halle zerkleinert
und weggeräumt worden
waren. Die beiden Bühnen
und der kleine See entstan-
Offen für NEUE WEGE!
Lange wollte feiern und suchte dazu einen passenden Anlass. So wurde für die auf das
Jahr 1936 angesetzte »400-
Jahr-Feier« das Märchen von
Bergmann Baumann umgemünzt auf 1536. So einfach
wird Geschichte gefälscht! Im
gleichen Jahr fand im Stil der
braunen Zeit die Uraufführung des Volksstücks »Die
vom rauhen Lande« von
Bernhard Lange statt.
Auf die Geschichtsklitterei
rund um den Namen »Baumann« und das frei ausgedachte »Entdeckungsjahr«
1536 haben bereits 1986 Dr.
Horst Scheffler und Dr. Hartmut Knappe im Heft 15/16
(»Korallen, Kalk und Höhlendunkel«) der vom Harzmuseum Wernigerode herausgegebenen Reihe »Der Harz –
eine Landschaft stellt sich
vor« hingewiesen, fanden
damit aber nur wenig Gehör.
Die Autoren verwiesen auch
darauf, dass ein »Baumann«
erst im 18. Jh. in Rübeländer
Registern auftaucht.
Ein Luftschutzraum
mit Goethes Namen
Die Nazis überfielen bald
nach ihrer Machtübernahme
fast ganz Europa – auch die
Höhlen sollten in der Rüstung eine wichtige Rolle
spielen. Daher wurden sowohl die Höhlenforschung
als auch die Schauhöhlen
gleichgeschaltet. Der 1938
neugeschaffene »Bund der
Höhlen und Schaubergwerke
e.V.« (später »Reichsbund
Deutscher Höhlen- und
Schaubergwerke e. V.«) bekam seinen Sitz in Rübeland
im Harz – sein Bundesleiter
wurde der Rübeländer Höhlendirektor Bernhard Lange.
Später im Krieg wurde die
Baumannshöhle auch als
Luftschutzraum umgerüstet.
Wie Goethe wohl alle diese
Entwicklungen in »seinem
Saal« kommentiert hätte?
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Goethe im Harz
2.
HARZREISE
BODETAL. Vermutlich entschloss sich Goethe erst in
Halberstadt doch noch einen
Abstecher ins Bodetal zu unternehmen. Spontan reiste
man also nach Thale. Es ist
anzunehmen, dass Goethe die
wildromantische Landschaft
seinem Sohn unbedingt zeigen wollte, da ihn diese Naturgewalten bereits selbst auf
den Reisen 1783 und 1784
stark beeindruckt hatten. Zunächst besuchte die kleine
Reisegruppe den Thalenser
Eisenhammer, der seit 1686
bestand. Er bildete den Vorläufer der späteren Eisen- und
14
Zum dritten Mal zwischen Teufelsbrücke und Hexentanzplatz
Vom Bodetal zum Stubenberg
1000-jähriges Kleinod
8.9.1783
Am Tag darauf fuhr die Gesellschaft von Thale aus am
nörd­lichen Harzrand entlang
über (Bad) Suderode. Die
Gemeinde, die sich inzwischen zu einem gefragten
Kurort entwickelt hat, verdankt ihren Aufschwung vor
allem den Mineralquellen.
Ihr calciumhaltiges Wasser
wird unter anderem von der
»Paracelsus-Harz-Klinik«
therapeutisch eingesetzt. Das
große Kurzen­trum, das 1996
feierlich eingeweiht wurde,
wurde leider am 30. Juni
2. HARZREISE
September 1783
the und seine Begleiter weiter in Richtung Gernrode.
Dieser Ort wurde von Markgraf Gero im 10. Jahrhundert
gegründet und bietet den Besuchern eine Vielzahl von
Überraschungen. Zu nennen
ist die 1000-jährige Stiftskirche an der »Straße der
Romanik«. Sie ist ein gern
gewählter Ort für Konzerte
und eine der am besten erhaltenen Sakralbauten aus
ottonischer Zeit.
Oberhalb von Gernrode in
Mit den Bequemlichkeiten der Dampfbahn ins Selketal zu komRichtung Harzgerode liegt
men hätte sicher auch Goethe gefallen, doch sie war damals
der Stubenberg. Von der Ternoch nicht erfunden.
rasse hat der Besucher einen
phantastischen Blick über
Hüttenwerke (s. zweite Reise). 2013 geschlossen und soll
Gernrode mit den patinabeIn einem beschwerlichen Auf- privatisiert werden. Von Sulegten Türmen der Stiftskirche St. Cyriakus, das waldstieg erklommen die drei derode aus ging es für Goereiche Hagental und die Orte
Wanderer die Roßtrappe, über
um Quedlinburg. Auch Goedie Schurre, wo sie bei sommerlichem Wetter die grandithes Reisegesellschaft ließ
ose Aussicht über das Harzsich diesen wunderschönen
vorland genossen haben
Ausblick nicht entgehen;
wohlweislich, dass gerade
(derzeit gesperrt).
Gegenüber der Roßtrappe
sein »Freund« Gleim dort auf
liegt der Hexentanzplatz.
dem Berg ein SchriftstellerDie alte germanische Kulttreffen veranstalten wollte,
stätte und Fluchtburg (Sachdas Goethe sogar als »Geniesenwall) ist heute besonders
kongress« bezeichnet hatte.
bekannt durch ihre ausgelasVon Gernrode aus ging die
Reise weiter ostwärts nach
senen Spektakel zu Walpurgis. Anfang der 1970-er JahBallenstedt. Die heute 8000
re kam nicht nur die
Einwohner zählende Stadt
Bergstation der Schwebewar Stammsitz des Gebahn hinzu, sondern auch
schlechts der Askanier sowie
ein sehenswerter Tierpark.
Heimatort der Uta von
Ins Staunen kommt man
Naumburg und Albrechts des
auch im Harzer Bergtheater.
Bären. Die Grabstätte AlbEs gilt als eine der schönsten
rechts ist heute wieder zu beNaturbühnen Deutschlands.
sichtigen. Die Stadt BalSie wurde 1903 von Dr. Ernst
lenstedt hat das Schloss – es
Wachler im Stil eines griewar bis 1945 Sitz derer von
chischen Amphitheaters an- Der Behringer Brunnen mit seiner Calciumquelle wartet seit der Anhalt – aufwändig restaugelegt und feierte 2003 ihr Schließung des Kurzentrums auf eine Wiederbelebung nachdem rieren lassen. Im kleinen
mehrmals der Verkauf gescheitert ist.
100-jähriges Bestehen.
Schlosstheater finden regel-
mäßig Konzerte und Theateraufführungen statt.
Goethe reiste an Ballenstedt
vorbei in Richtung Aschersleben. Dabei muss er am Ort
Meisdorf vorbeigekommen
sein, wo sich heute der einzige 18-Loch-Golfplatz im
Ostharz befindet.
KALENDARIUM
14. 8.Halberstadt – Thale
– Bodetal
15. 8.Thale – Suderode
– Gernrode – Stubenberg – Ballenstedt –
Aschersleben –
weiter Richtung Halle
In Aschersleben kann der Besucher in der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts auch in schönen Parks und Gärten lustwandeln, hier
zu sehen ist der Bestehornpark.
Fotos (3): W. Schilling
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Goethe im Harz
15 »Hab mich recht mit Steinen angefüttert«
Erstes Buch über Teufelsmauer
Die Teufelsmauer gehört zu
den spektakulären Gesteinsformationen des Harzes. Der
20 Kilometer lange Höhenzug erstreckt sich zwischen
Ballenstedt und Blankenburg/ Heimburg. Dass es
über diese Klippen bisher
kein aussagekräftiges Buch
gab, verwundert. Nun hat die
Edition Leipzig ein sehr
schön bebildertes Werk (Fotos Gottfried Bürger) mit
Texten von Egbert Günther
vorgelegt, das sich den Sagen, der Geologie (ein Extrabeitrag von Dr. Hartmut
Knappe), dem Raubbau am
Material und selbstverständlich den Naturerscheinungen
dieser reich beschenkten Gegend widmet. Extreme Formenvielfalt, seltene Pflanzen
und Tiere wie Uhu und
Schwarzkehlchen sind in
dem nur teilweise bewaldeten Gesteinsrücken zu Hause.
Gottfried Bürger hat mit der
Kamera sehr feinfühlig den
Schönheiten dieser die Fantasie anregenden Gesteine
nachgespürt. Es ist eine
Freude, die Aufnahmen zu
genießen, wenn es auch oft
viele Anläufe brauchte, bis
sie im Kasten waren, wie er
bei der Premiere mit einigen
Anekdoten verriet. Selbst
eifrige Wanderer werden
noch neue Stellen finden, die
es zu besuchen gilt. Dem
Tourismus und der inzwischen verbotenen Kletterei
sind ebenfalls Kapitel gewidmet, wie man überhaupt sehr
schnell herausfindet, dass
beide engagierte Naturkenner und -schützer sind. Sicher ein guter Grund sich für
dieses Ökoparadies einzusetzen. Waren mit Caspar David
Friedrich, Ludwig Richter,
der Ballenstedter Malerin
Caroline Bardua und Hans
Christian Andersen berühmte Künstler an der Teufelsmauer, so hielt es selbstredend auch Goethe nicht von
diesem diabolischen Werk
fern. Und gerade hier verwirrt das Buch mit seltsamen
Ansichten, gleitet gar die
Syntax weg. Dass der fanatische Steinesammler G. nur
seinen »Hofmaler« Kraus zu
dieser Mauer geschickt haben könnte, dürfte höchst
unwahrscheinlich sein. Goethe galt zu seiner Zeit als einer der häufig zu Fuß Reisenden, der keine Mühe
scheute, auch unwegsames
Gelände bei schlechter Witterung aufzusuchen. Was Die markant gezackten Felsnadeln des Königssteins inspirieren die Fantasie und locken Wanderer an.
Dr. Hartmut Knappe war in Gestalt des Teufels bei der Buchpremiere nicht hinreichend gewürdigt worden, weshalb der Belzebub kurzerhand publikumswirksam die Reste der Teufelsmauer sprengte …
Fotos (3): W. Schilling
soll ihn nun davon abgehalten haben, hier persönlich
aufzuwarten? Auch der dazu
konsultierte Goethekenner
Bernd Wolff zeigt sich konsterniert. Hat er doch bei seinen intensiven Recherchen
zu Goethes Harzreisen in einer mehrteiligen Fortsetzung
unter dem Namen »Krausens
steinerner Harz« (Neue Wernigeröder Zeitung 2011) die
Orte aufgesucht, die der
großartige Zeichner gemeinsam mit Goethe 1784 bereist
hat. In Goethes Geognostischem Tagebuch steht zur
Teufelsmauer der Eintrag zu
lesen: »Rotes, toniges Gebirg
gegen das Land zu, nicht
recht bemerkt, Sandgebirge;
dessen wunderbare Gestalten... Blankenburg. Verstei-
nerungen im Sandstein.
Blätter-Abdrücke«. Sei`s
drum. Dieses Buch bietet viele Tipps, wie man sich schönen Solitärfelsen wie dem
Königsstein oder auch der
mit 332 m höchsten Erhebung, dem Großvater nähert,
wo man parken sollte und
dass es sogar an den Gegensteine eine bronzezeitliche
Siedlung gab. Später wurden
die Steine in vielen Brüchen
zum Siedlungsbau verwendet und es ist dem Quedlinburger Landrat Weyhe zu
verdanken, dass dem mit der
Unterschutzstellung 1833
ein Ende bereitet wurde und
wir noch heute ansehnliche
Reste einer einst viel größeren Sandsteinformation bewundern können. Den Auto-
ren ist es mit Sicherheit sehr
gut gelungen, ein außergewöhnliches Stück Heimat
sensibel zu betrachten, die
komplizierte Geologie kam
dabei verständlich für Laien
in Schaubildern dargestellt
rüber und es finden sich
reichlich Ansatzpunkte, einmal selbst wieder zu den mit
eigenwilligen Namen bedachten Felsen wie Opferstein, Großmutter, Schweineschnauze, Mönch, Bettler
und Mittelstein zu schauen.
Dass die Bildunterschriften
eine Lupe benötigen, ist zu
verschmerzen. Sowas hat
man ja ...
Günther, E./Bürger, G.,
Die Teufelsmauer am Harz,
Edition Leipzig,
ISBN 978-3-361-00712-3
Nordharzer Städtebundtheater inszeniert Klassiker neu
Faust. Der Tragödie erster Teil
»Die Wirkungsgeschichte von
Goethes ‘Faust‘ ist einmalig.
Zwar haben auch Shakespeare, Dante und Corneille
Nationalepen geschaffen, die
zur Weltliteratur zählen –
doch bei keinem vergleichbaren klassischen Autor sind
Ruhm, Identifikationsangebot
und Wirkung so mit einem
einzigen Text verbunden wie
bei Goethe.« (Willi Jasper).
Und deshalb wird das Nordharzer Städtebundtheater einen neuen Anlauf nehmen
und diesen Klassiker in der
aktuellen Spielzeit inszenieren!
»Faust« wurde zur deutschen
»Nationalbibel«, die alle gebildeten Kreise verband und
auf die sich viele beriefen:
Lehrer, Politiker, Dichter,
Künstler – und auch die Soldaten des ersten Weltkrieges
langt zu, wo er nur kann, ist
Hedonist und fühlt sich wie
neu geboren. Er schlittert
durch das Weltgeschehen,
zur »Gretchenfrage« hinein
in seine Tragödie. Wird er
gerichtet? Wird er gerettet?
Das können Sie ab 10. Oktober im Großen Haus in Quedlinburg erfahren.
Weitere Termine gibt es unter: www.harztheater.de
:GESCHICHTE ERLEBEN
… in Osterode am Harz
Faust in einer früheren Inszenierung in der Baumannshöhle.
hatten ihren »Tornisterfaust«
dabei.
»Wie verliebt war Deutschland – und ist es immer
noch! – in seinen Doktor
Faust.« (Jasper)
Und so finden die beiden zu
dem berühmtesten Pakt der
europäischen Kulturgeschichte. Mephisto reist mit
Faust von Ort zu Ort. Faust
11 Abteilungen auf 3 Etagen
Museumsführungen jeden 1. Samstag im Monat kostenlos
Rundgänge durch Altstadt und Museum
Themenführungen nach individueller Absprache
Kinder im Museum:
„Spannende Zeitreise“, historische Spiele
und vieles mehr …
Öffnungszeiten:
Di – Fr 10.00 – 13.00 Uhr und 14.00 – 17.00 Uhr
Sa – So 14.00 – 17.00 Uhr
Auskünfte und Anmeldungen:
Rollberg 32 · 37520 Osterode am Harz
Tel. (0 55 22) 91 97 93
www.museum.osterode.de
Goethe im Harz
16
Eldorado für Literaturfreunde
Gleimhaus wurde verschönert
Gleims Netzwerk der Freundschaft
Eine historische Fachwerkfassade ist gewandert
Ein früher „Netzwerker“ im literarischen Sinne war Wilhelm Ludwig Gleim, der über seine Portraitsammlung und einen intensiven Briefverkehr Kontakt zu vielen Schriftstellern und Künstlern
des 18. Jahrhunderts hielt. Foto: Gleimhaus
Wenn von »Netzwerken der
Freundschaft« die Rede ist,
denken viele sicherlich an
moderne Kommunikationsmedien und ihre Möglichkeiten, mit vielen Menschen
weltweit in Verbindung zu
treten (z. B. Facebook, Google+, Instagram). Betrachtet
man die freundschaftlichen
Verbindungen Johann Wilhelm Ludwig Gleims (17191803), so lässt sich ebenfalls
von einem »Netzwerk der
Freundschaft« sprechen.
Der Dichter war ein wichtiger Knotenpunkt freundschaftlicher Kommunikation
im nord- und mitteldeutschen Raum. Er hatte teil an
einer neuen freundschaftlichen Briefkultur. Er war ein
wichtiger Vertreter einer lebendigen literarischen Geselligkeit. Und er erfasste
früh, dass seine Zeit – modern gesagt – durch einen
Medien- und Kommunikationswandel geprägt war.
Gleim wurde zum ersten und
wichtigsten Sammler dieses
neuen freundschaftlichen
und geselligen Lebens. Sein
»Freundschaftstempel« (die
umfangreichste Porträtgemäldesammlung der deutschen Aufklärung), sein
Handschriftenarchiv und
seine Bibliothek erzählen
Geschichten von den vielfachen Verbindungen der
Schriftsteller, Gelehrten,
Künstler und Literaturinteressierten untereinander und
ihren ‚Projekten‘.
Gleim war ein Genie der
Freundschaft. Auch wenn er
bisweilen empfindlich war,
so hatte er doch ein großes
Herz, stärkte seine eigene
Identität durch sein umfangreiches Freundesnetz und
war begabt, Freundschaften
über Generationen hinweg
zu knüpfen und zu pflegen.
Viele seiner Freunde, vor allem die jüngeren unter ihnen, konnten sich Gleims
großzügiger Förderung erfreuen. Er selbst ahnte, dass
sein »Jahrhundert der
Freundschaft« vorübergehen
würde und sorgte mit der
Einrichtung einer Stiftung
dafür, dass sein Netzwerk
der Freundschaft durch seine
Sammlungen für die Nachwelt erhalten blieb.
‚Netzwerk‘ ist ein Begriff,
dem wir heute an vielen
Stellen begegnen – in der
Naturwissenschaft wie in der
Technik wie in der Wirtschaft, vor allem aber im Sozialen und in der Computerwelt. Das Internet ist die
exemplarische Verkörperung
des Phänomens Netzwerk,
und hier insbesondere das
Social Network.
Ein typisches Netzwerk ist
dezentral organisiert und
nicht hierarchisch gegliedert.
Diese Verbindung von vielen
mit vielen trägt zur Überwindung geografischer Entfernung bei, zum Ausgleich
der Kluft zwischen Zentrum
und Peripherie, zu barrierefreiem Wissenserwerb, frei-
Note :
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Diese segensreichen Effekte
des Networking machten
sich wie im 21. Jahrhundert
auch bereits die literarischund künstlerisch gebildeten
Zeitgenossen Gleims zunutze, die miteinander in Austausch standen und die von
der Aufklärungsforschung in
Anlehnung an Klopstocks
Utopie als »Gelehrtenrepublik« bezeichnet wird. Assoziiert wird hierbei, dass die
vielen Verbindungen der literarischen Freunde untereinander auf einen Zusammenhang zielten, der wiederum
mit dem Streben nach einer
neuen Freiheit, neuen Ideen,
gesellschaftlichem Wandel
und humanitärem Fortschritt
verbunden war. In Gleims
Porträtgalerie, in seinem
Handschriftenarchiv und seiner Bibliothek ist dieses
Netzwerk der deutschen Gelehrtenrepublik dokumentiert.
Reimar Lacher
HALBERSTADT. Seit Mitte
Mai 2015 eröffnet sich ein
völlig anderer Blick auf den
Ostgiebel des Gleimhauses.
Der wurde nämlich Dank eines ehrgeizigen Projektes des
Lions Clubs Halberstadt anlässlich seines 25jährigen
Bestehens mit vielen engagierten Unterstützern verschönert. Eine historische
Fachwerkfassade ist gewandert vom nahe gelegenen
Westendorf zum Domplatz
vor den Ostgiebel des Gleim-
hauses. Die Fassade aus dem
15. Jahrhundert war Teil eines Gebäudes, das durch
Nachbarhäuser verbaut war.
2004 verursachte ein Sturm
den Einsturz des Gebäudes.
Jedoch konnten Hölzer und
Steine gerettet und eingelagert werden. Nun ist die Fassade wieder aufgebaut worden und erstrahlt in neuem
altem Glanz und ist eine
deutliche optische Aufwertung für die Rückseite des
Gleimhauses.
Halberstädter Bürgerinnen und Bürger beim Richtfest für die
historische Gleimhaus-Fassade.
(Foto: Ute Huch)
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