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OnlineReport – 01 / 2014
www.friedensdorf.de
Liebe Freundinnen und Freunde des Friedensdorfes,
ich hoffe, dass Sie gesund ins neue Jahr gekommen sind und wünsche Ihnen, dass
Sie in den kommenden Monaten möglichst viele Ihrer gefassten Vorhaben
verwirklichen können.
2013 war für das Friedensdorf ein bewegendes und ereignisreiches Jahr, positiv wie
auch negativ.
Negativ waren die fortlaufend schlechten Meldungen aus Afghanistan. Die dortige
Bevölkerung kommt nicht zur Ruhe. Laut Regierung soll der nunmehr seit Jahrzehnten
andauernde Bundeswehr-Einsatz der Zivilhilfe dienen und die Situation verbessern. Im
vergangenen Jahr waren wir bereits zum 67. Mal im Rahmen der Einzelfallhilfe in
Kabul. Von Jahr zu Jahr werden die Hürden zu Erteilung der Visa höher und erschweren unsere ohnehin schwierige Arbeit im krisengebeutelten Land. Und auch für
den kommenden 68. Afghanistan Einsatz, der in wenigen Tagen beginnen wird, wurden
uns bereits weitere bürokratische Hürden von der deutschen Visastelle in Kabul vorgegeben. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Lage am Hindukusch nach dem Abzug der Bundeswehr wie auch der weiteren
ISAF Kräfte nicht verschlimmert.
In Angola haben wir hingegen mit ganz anderen Gegensätzen zu kämpfen. 2014 blicken wir auf 20 Jahre Einzelfallhilfe in
dem südwestafrikanischen Land. Einem der reichsten Länder des afrikanischen Kontinents und gleichzeitig einem, das
im UN Human Development Index weltweit stets einen hinteren Platz einnimmt. Doch wie in allen anderen Ländern auch
sind es die Glücksmomente, die uns motivieren, wenn Kinder nach erfolgreichen medizinischen Behandlungen ihren
Familien zurückgegeben werden können.
Erfreulich ist ebenfalls, dass 2013 der wichtige Arbeitsbereich der Friedensdorf-Projektarbeit ausgeweitet werden konnte.
In Kambodscha arbeiten bereits 19 Basisgesundheitsstationen und bieten tausenden Menschen aus abgelegenen
Dörfern Zugang zu einer medizinischen Basisversorgung. Im Rahmen einer Projektreise im September wurde der Bau
einer weiteren Station beschlossen sowie ein Zirkus-Projekt initiiert und Pläne für den Ausbau eines Provinzkrankenhauses geschmiedet. Gründe, warum das Titelthema dieses Online Reportes der Friedensdorf-Projektabteilung
gewidmet wurde. Natürlich findet auch die 21. Paketaktion darin Erwähnung.
So wichtig die Projektarbeit auf lange Sicht auch ist, entlässt sie uns nicht aus der Verantwortung, weiterhin medizinische
Einzelfallhilfe zu leisten bis sich die Lebensbedingungen in den entsprechenden Ländern gebessert haben. Wir wollen
aber weiterhin die Projektarbeit ausweiten, um nach Möglichkeit die Herausnahme des Kindes aus dem Kulturkreis zu
vermeiden. Zahlreiche Anfragen aus verschiedenen Ländern zeigten 2013 wieder einmal, dass die Brandherde dieser
Welt nach wie vor unsere Arbeit bestimmen. Einigen dieser Anfragen konnten wir nachkommen, anderen leider nicht. Es
ist nicht einfach, Notlagen zu sehen und nicht helfen zu können, doch sind die Handlungsmöglichkeiten des
Friedensdorfes aus verschiedenen Gründen begrenzt. Das Wissen darüber, dass immer mehr Hilfe gebraucht wird als
wir leisten können, darf jedoch nicht den Wert dessen schmälern, was wir bereits mit Ihnen zusammen erreicht haben –
und das ist sehr viel!
Ihnen liebe Spender, Förderer, Ehrenamtliche, Mandatsträger und Mitarbeiter gilt mein Dank für die finanzielle, tatkräftige
und persönliche Unterstützung im vergangenen Jahr. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch 2014 gemeinsam vieles
bewegen können und ich freue mich darauf, diese Herausforderung mit Ihnen anzugehen.
Ihr Thomas Jacobs
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2.420 Euro für neues
Friedensdorf-Projekt
in Kambodscha
„Mit diesem tollen Ergebnis hat
keiner gerechnet“, sagt Uli Preuss
zum Erlös seiner Bilder-Versteigerung. Nachdem seine Friedensdorf-Ausstellung „Am Rande der
Schöpfung“ nach 10 Jahren „on
tour“ 2013 in den Ruhestand
gegangen war (wir berichteten im
letzten Online Report), hatte der
Solinger Bildjournalist und Friedensdorf-Freund beschlossen, acht
seiner Bilder zu versteigern. Der
Erlös kommt einem neuen Friedensdorf-Projekt in Kambodscha
zugute. „Solingen-House“ wird die
22. Basisgesundheitsstation heissen, die in der Kommune Kokkong
West in der Provinz Prey Veng
errichtet wird und für deren Finanzierung sich Solinger Unternehmen, Mediziner und Journalisten
einsetzen.
44 Jahre im
Friedensdorf – Marlis
Staudt geht in Rente
Wenn man ehrlich ist, ändert sich
mit dem Jahreswechsel trotz guter
Vorsätze meist doch wenig. Bei
Marlis Staudt ist das in diesem
Jahr anders. Ihr Leben wird nicht
mehr so sein wie in den letzten 44
Jahren, denn am Silvestertag ist
die gute Seele des Friedensdorfes
in Rente gegangen. Die heute 63jährige gelernte Bürokauffrau begann ihren Dienst im Friedensdorf
am 1. Mai 1969 und hat im Laufe
der Jahre viele Höhen und Tiefen
www.friedas-dorf.de
in der Kinderhilfsorganisation
durchlebt.
Immer hat sie dem Friedensdorf
die Treue gehalten und will es auch
fortan tun, „wenn mal Not am Mann
ist“, sagt sie. Die gesamte Mitarbeiterschaft des Friedensdorfes dankt
Marlis Staudt für ihren unvergleichlichen Einsatz und wünscht ihr für
ihren verdienten Ruhestand nur
das Beste, viel Gesundheit und
Entspannung.
Jahresprogramm
des Friedensdorf
Bildungswerkes
Das neue Programmheft des Bildungswerkes für 2014 ist erschienen. Es liegt an vielen öffentlichen
Stellen aus oder kann unter der
Rufnummer 02064/ 4974-141 angefordert werden. Ferner steht es
als pdf-Datei zum Download auf
www.friedensdorf.de/bildungswerk
zur Verfügung.
Einen Schwerpunkt bilden die
Angebote im Bereich der Familienbildung. Kurse wie "Erste Hilfe am
Kind", "Starke Eltern – starke
Kinder" und PEKiP sind nur einige
Beispiele. Darüber hinaus gibt es
u.a. Medien- und Sprachkurse,
Vorträge und Kurse zu Themen wie
Infektionskrankheiten, Umgang mit
Trauer und Atem-Entspannung
sowie Themenabende zu nachhaltigem Konsumieren und "Energie und Ressourcen". Mit seinen
Angeboten möchte das Bildungswerk einen Beitrag zum friedlichen
Zusammenleben aller Menschen
leisten und lädt Bürgerinnen und
Bürger zum Teilnehmen und Mitmachen ein.
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INHALT
Titelthema:
4
Die Friedensdorf-Projektabteilung
Übersicht Friedensörfer & Projekte
10
Kurznews & Termine
11
Ziele sind wichtig
13
Spenden aus Japan
53. Angola Hilfseinsatz
14
Das Portrait:
17
Ehrenamtler Günter Wulf
Kinder helfen Kindern
19
Weihnachten in Nattandiya
20
Kontaktadressen
21
IMPRESSUM
Aktion FRIEDENSDORF e.V.
Postfach 14 01 62, 46131 Oberhausen
Vereinsregister Duisburg: 40770
Zentralstelle:
Lanterstr. 21, 46539 Dinslaken
Tel: +49 2064 4974-0
Fax: +49 2064 4974-999
Info: [email protected]
Leitung und V.i.S.d.P.: Thomas Jacobs
stellv. Leitung: Kevin Dahlbruch,
Wolfgang Mertens
Redaktion: Jasmin Peters
Öffentlichkeitsarbeit: Beate Kleinbrahm
Layout und Produktion: www.ok-kom.de
Fotos (soweit nicht anders
gekennzeichnet) © FRIEDENSDORF
INTERNATIONAL
Stark durch Kooperationen
So arbeitet die Friedensdorf-Projektabteilung
Es ist kalt und windig, es regnet
und allmählich wird es auch dunkel.
Es ist ein später Nachmittag Anfang
November und die Personen auf
dem Vorfeld des Düsseldorfer
Flughafens könnten sich jetzt Schöneres vorstellen als in dicken
Mänteln mit Kapuzen und gelben
Warnwesten im zugigen Freien zu
stehen. Doch sie sind da und das
aus gutem Grund! In knapp drei
Stunden soll der Charterflug des
53. Angola-Hilfseinsatzes starten
und bevor die Kinder und ihre
Begleiter den Airbus betreten,
wollen um die vier Tonnen Hilfsgüter und das Gepäck der Kinder
verladen werden.
„Kannst du bitte noch oben mithelfen? Wir kommen hier unten klar!“
Marcel Köster vom Fahrdienst hat
zusammen mit Birgit Stifter, Leiterin
der Projektabteilung, die haupt- und
ehrenamtlichen Helfer eingeteilt, die
beim Beladen der Maschine helfen.
Mit „oben“ ist der Passagierraum
gemeint, wo die blauen Kindertaschen in die Gepäckfächer und
die sogenannten Dauermedi-Kartons auf die letzten Sitzreihen
gepackt werden. „Unten“ ist der
Frachtraum im Bauch des Flugzeugs. Dort werden die großen
Kartons mit medizinischen Hilfsgütern und Kleidung gestapelt, die
hinterher an die jeweilige Partnerorganisation ausgegeben und von
dieser vor Ort verteilt werden.
Das Beladen dauert rund eine
Stunde und ist trotz der Förderbänder durchaus ein Kraftakt.
Allerdings ist dem Verladen der
Fracht am Flughafen auch bereits
Verladeaktion am Düsseldorfer Flughafen vor Angola-Hilfseinsatz
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einiges an Arbeit vorausgegangen.
Wochenlang haben Mitarbeiter der
Projektabteilung eingehende Sachspenden geprüft, gelagert, verpackt, gewogen, schließlich die
Kartons zugeklebt, gelabelt und auf
Europaletten gestapelt. „Es ist
wichtig, dass auf allen sechs Seiten
des Pakets ein Label ist. So gibt es
keine Probleme beim Scannen, egal
wie das Paket liegt“. Gabi Weigl ist
seit 28 Jahren beim Friedensdorf
und kennt sich mit den Besonderheiten der Hilfsgüterabfertigung
aus. „Es ist toll, dass uns so viele
Menschen Hilfsmittel zur Verfügung
stellen, anstatt sie wegzuschmeissen. Leider bekommen wir nicht
immer nur brauchbare Hilfsgüter
geliefert. Defekte Geräte oder abgelaufene Medikamente müssen wir
kostenpflichtig entsorgen“.
Die langjährige Mitarbeiterin weiß,
dass viele unbrauchbare Spenden
oft aus gutem Willen und Unwis-
senheit abgegeben werden. „Viele
Leute denken, dass wir hier Rollstühle reparieren oder angebrochene Tablettenpackungen aufbrauchen können. Wir haben aber leider
keine Werkstatt und sind natürlich
auch an Zollvorschriften gebunden,
weswegen Medikamente zum Beispiel noch mindestens ein Jahr
haltbar sein müssen, wenn wir sie
verschicken wollen.“
Noch während Gabi Weigl spricht,
klingelt das Telefon in der Lagerhalle. In ein paar Minuten kommt
eine Spenderin vorbei, die einen
Rollstuhl und Gehhilfen abgeben
möchte. Das Rolltor wird hochgefahren und die Spenderin erwartet.
Bei der Annahme gibt es keine
Probleme. Birgit Stifter hatte bereits
im Vorfeld mit der Dame abgeklärt,
dass der Rollstuhl über Fußstützen
verfügt und die Bremsen funktionieren. Tatsächlich sehen die Hilfsmittel fast wie neu aus und sind es
auch, wie die Dame erläutert. Ihr
Vater hatte sie nur noch kurz nutzen
können bevor er verstarb. „Bei mir
würden sie nur im Keller herumstehen und hier im Friedensdorf
werden sie gebraucht“, freut sie sich
über den sinnvollen Verwendungszweck.
Nicht nur Hilfsgüter
für die Kinder
Zwar ist das Friedensdorf eine
Kinderhilfsorganisation, doch es
werden gleichermaßen Hilfsgüter
und in kleinerem Umfang Kleidung
in Erwachsenengrößen benötigt.
Diese Teile werden natürlich nicht
für die Ausstattung der Kinder im
Oberhausener Friedensdorf verwendet, sondern als Hilfsgüter mit
in die Einsatz- und Projektländer
gegeben. Sowohl die Familien der
Kinder profitieren davon als auch
weitere bedürftige Menschen. Die
Partnerorganisationen des Friedensdorfes sorgen dafür, dass die
wertvolle Fracht tatsächlich bei
denen ankommt, die sie benötigen.
Gabi Weigl „in Aktion“ beim Verpacken der Hilfslieferungen
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„Wir verschicken aber nicht nur
gespendetes Material. Zum Beispiel
werden die isotonischen Brausetabletten extra für das Friedensdorf
produziert“, erzählt Birgit Stifter. Die
Kollegin aus der Krankenhausabteilung führt die Bestellung durch
und die Projektabteilung ist für den
Versand zuständig. Im Jahr fallen
für diese Bestellungen gut und
gerne 90.000 Euro an. Die „Brausetabs“, wie sie im Friedensdorf der
Einfachheit halber genannt werden,
sind eine wichtige Ergänzung bei
Mangelernährung und liefern dem
Körper lebensnotwendige Mineralstoffe, wenn diese etwa aufgrund
von Durchfallerkrankungen geschwächt sind. Birgit Stifter ist mit
den ausländischen Partnern in
stetigem Kontakt, um deren Bedarf
an verschiedenen Hilfsmitteln abzuklären. So ist gewährleistet, dass
nur geliefert wird, was auch tatsächlich verwendet werden kann.
Vor einem halben Jahr fand die
letzte große Lieferung nach Usbekistan statt – 680 Kilogramm oder
8.496 Röhrchen á 20 Brausetabs.
Unverzichtbares Hilfsmittel auf den Flügen: Kindersitze für die Kleinen
Zusammenarbeit
mit elf Ländern
Aktuell sind es elf Länder, mit
denen das Friedensdorf zusammenarbeitet und mit denen auch die
Mitarbeiter der Projektabteilung
folglich in Kontakt stehen. Jedes
Land hat seine Besonderheiten und
unterschiedliche Projekte. Sieben
der zehn Länder werden über die
viermal jährlich stattfindenden
Hilfseinsätze erreicht. Für die
Verträge mit der Chartergesellschaft zeichnet die Projektabteilung
ebenso verantwortlich wie für die
Logistik rund um den Flug: Passagieranzahl, Catering, Frachtbriefe,
Start- und Landegenehmigungen,
verschiedene Gebührenbefreiungen
für die humanitäre Hilfe des Friedensdorfes, Zollangelegenheiten
und diverse andere Listen und
Schreiben wandern über den
Schreibtisch von Birgit Stifter und
Lisa Notthoff in der zweiten Etage
der Dinslakener Zentralstelle. Auch
scheinbar „kleine“ Anliegen wie die
Mitnahme eines Kindersitzes für
das eineinhalbjährige Kind, das mit
dem Charterflug zur Behandlung
nach Deutschland geholt werden
soll, werden dort geklärt.
Anders als für Angola, Afghanistan,
Tadschikistan, Usbekistan, Kirgistan, Armenien und Georgien
stehen für Gambia, Kambodscha
und Sri Lanka separate Flug-
buchungen an, die Hilfsgüter für
Rumänien werden gar auf dem
Landweg transportiert. Da aus Gambia bislang nur wenige Kinder
Aufnahme im Friedensdorf fanden,
war die Reise „per Linie“ gut
möglich. Gleiches gilt für Kambodscha und Sri Lanka, von wo seit
einigen Jahren keine Kinder mehr
aus medizinischen Gründen ausgeflogen werden mussten, sondern
ausschließlich Projekte durchgeführt werden, die von FriedensdorfMitarbeitern regelmäßig besucht
werden.
Bis die derzeit 19 aktiven Basisgesundheitsstationen (BGS) in
Kambodscha ihre Arbeit aufnehmen
konnten, durchquerten viele Emails
zwischen Birgit Stifter und dem
kambodschanischen Projektpartner
Chau Kim Heng das „world wide
web“. Doch nicht allein die elektronische Vernetzung, sondern besonders die persönliche Verbindung
zwischen den Friedensdorf-Mitarbeitern und den ausländischen
Partnern ist für eine gelingende
Projektarbeit enorm wichtig. Von der
Auswahl des Bauplatzes, über die
Gespräche mit der lokalen Gesundheitsbehörde bis hin zur Beauftragung kambodschanischer
Baufirmen bzw. Arbeiter liegen die
Aufgaben in der Hand Chau Kim
Hengs – der natürlich alle Entscheidungen mit den Verantwortlichen in
Dinslaken abstimmt.
In der Friedensdorf-Projektarbeit
gelten einige Grundsätze, wie zum
Beispiel derjenige, dass das jeweilige Land Baugrundstücke kostenlos
zur Verfügung stellt, dass eine
Bedarfsermittlung vorgelegt werden
muss, dass die Ausführung der
Grundkonzeption, Detailplanung
und alle weiteren Arbeiten mit
einheimischem Personal durchgeführt werden und auch, dass
nach Baufertigstellung alle Rechte
und Pflichten wie z.B. Personalstellung, Ausstattung und Medikamentenbedarf in die Verantwortung
der jeweiligen Gesundheitsbehörde
gegeben werden. Während das
Friedensdorf weiter als beratende
und helfende Organisation zur
Verfügung steht, ist von den Projektpartnern ein Nachweis über die
ordnungs- und vertragsgemäße
Verwendung des Projektes zu
führen. Und so landen regelmäßig
diverse Berichte aus unterschied-
www.friedas-dorf.de
An dieser Stelle soll in 2014 die neue BGS 22 ("Solingen-House") entstehen.
lichen Ländern in der Dinslakener
Projektabteilung. Darin wird von
interkulturellen Events im srilankischen Friedensdorf Nattandiya
erzählt, über die medizinische Arbeit
in den Basisgesundheitsstationen
Kambodschas oder den Fortgang
des landwirtschaftlichen Trainings
im Comped Home – der Behinderten- und Blindenschule in Phnom
Penh. Dieses Projekt führt das
Friedensdorf in Kooperation mit der
Thüringisch-Kambodschanischen
Gesellschaft durch.
Ausgemusterte
Laptops heiß begehrt
Recht neu ist die Kooperation mit
„Labdoo“ – einem in Deutschland,
Österreich und der Schweiz tätigen
Hilfsprojekt, das ungenutzte oder
ausgemusterte Laptops und Tablets
7
sammelt und diese für den internationalen Einsatz in sozialen
Projekten aufbereitet. Die ersten
Laptops sind bereits für die Friedensdorf-Partner in Kambodscha
fertiggemacht, weitere für die Partnerorganisationen in Tadschikistan,
Usbekistan und Kirgistan sollen
folgen. Auch im Oberhausener
Lernhaus stehen zwei Computer mit
Lernprogrammen für die Kinder
bereit. Übrigens freuen sich die
ehrenamtlichen Mitarbeiter von
Labdoo über jede Laptopspende
und stehen gern für Fragen zur
Verfügung! www.labdoo.org
Vom indischen Ozean und Südostasien lohnt sich ein gedanklicher
Sprung nach Zentralasien und in
den Kaukasus, wo ebenfalls erfolgreiche Projekte arbeiten – und aus
Dinslaken begleitet sein wollen. In
Armenien nehmen sich die Mitarbei-
ter der dortigen Partnerorganisation,
der „Armenischen Kinderstiftung“,
Kindern an, die physiotherapeutische Hilfe benötigen. Zum einen
findet die Therapie im Rehabilitationszentrum in der Hauptstadt
Jerewan statt, zum anderen wird
das Angebot seit 2010 durch
Hausbesuche bei solchen Familien
ergänzt, die sich eine Anfahrt in die
Hauptstadt nicht leisten können
bzw. deren Kinder sehr schwer
behindert und somit nicht mobil
sind.
In Usbekistan startete im Jahr 2003
das erste Projekt zur Behandlung
von Kindern mit Lippen-KieferGaumenspalten, 2008 folgte ein
zweites Projekt für Mädchen und
Jungen mit orthopädischen Fehlstellungen wie z.B. Klumpfüßen.
Seit 2011 behandeln usbekische,
durch das Friedensdorf unterstützte
Ärzte außerdem Kinder plastischchirurgisch. Eine Dienstreise nach
Zentralasien zur Besichtigung der
Projekte wird in der Regel jährlich
durchgeführt.
überdurchschnittlich häufig erwähnt:
Paketaktion.
21. Paketaktion
leistet Hilfe im Winter
Die drei Länder sind die Empfänger
der rund 5000 Pakete, die engagierte Bürger mit haltbaren Lebensmitteln packen. Zwar handelt es
sich dabei um eine Winterhilfe, doch
die Vorbereitungen der beliebten
Hilfsaktion beginnen bereits zu
einer wärmeren Jahreszeit. Schon
im Juli werden die Leerpakete mit
dem bekannten Aufdruck produziert,
damit der Verkauf pünktlich zum
Dorffest im September starten kann.
Bis Ende November werden die
gepackten Pakete in der Dinslakener Zentralstelle entgegengenommen oder auch von Friedensdorf-Mitarbeitern abgeholt. Die
Organisation der kompletten Paketaktion liegt in den Händen der
Projektabteilung, wobei ehrenamtliche Hilfe dringend notwendig ist.
Ob bei Abholfahrten, dem Nachkontrollieren gepackter Pakete auf
zerbrechliche oder ungeeignete
Gegenstände oder dem Palettieren
und Labeln. Eine große und wichtige Unterstützung ist ferner diejenige durch Speditionen wie das
Bocholter Unternehmen Hillert, die
Spedition Hellmann und die „Transportbotschafter“, die den Transport
der rund 80 Tonnen Fracht zum
Düsseldorfer Flughafen unentgeltlich durchführten.
Neben den Projektberichten gehen
natürlich auch Rechnungen bei
Birgit Stifter ein, die sorgfältig
geprüft werden. Gibt es einmal
Unklarheiten, hilft der Griff zur
Tastatur oder noch besser zum
Telefonhörer. „Eine gute Kommunikation ist das A und O“, weiß
sie aus ihrer mehr als zehnjährigen
Erfahrung im Friedensdorf. „Die
Arbeit, die unsere Partner vor Ort
leisten, ist großartig. Sie kennen die
Kultur des Landes, kennen soziale
Strukturen und wissen, wen sie für
welche Themen ansprechen können. Das könnten wir hier aus
Deutschland gar nicht leisten.“
In den Berichten und Emails aus
Tadschikistan und den Kaukasusländern Armenien und Georgien
wird zum Ende des Jahres ein Wort
Tadschikische Kinder freuen sich über den Inhalt der Pakete.
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Am 16. Dezember 2013 war die
Boeing 777 in Richtung Kaukasus
und Zentralasien gestartet und
einen Tag später auch dort gelandet. Die Verteilung der Pakete zieht
sich jedoch nicht selten über
Wochen hin, da besonders in Tadschikistan einige Bergregionen im
Winter sehr schwer zugänglich sind.
Es ist also nicht unwahrscheinlich,
dass gerade in diesem Moment
noch Pakete an bedürftige Familien,
www.friedensdorf.de
Waisenkinder oder Flüchtlinge ausgegeben werden, die auf diese
Weise nicht nur nahrhafte Unterstützung, sondern auch die wärmende Botschaft erhalten, dass sie
nicht vergessen sind.
Ebenso wenig vergessen sind alle
freiwilligen Helfer, die in den kalten
Stunden am Düsseldorfer Airport
beim Verladen der Fracht für den
53. Angola-Hilfseinsatz und rund
um die Paketaktion mit angepackt
haben – mehr zur Paketaktion auf
Seite 12. Einige von ihnen stehen
bereits für die nächste Aktion in den
Startlöchern: im Februar steht der
68. Afghanistan-Hilfseinsatz an und
mehrere Tonnen Hilfsgüter warten
bereits in der Lagerhalle darauf,
flugfähig gemacht zu werden.
Schon gewusst?
Es gibt auch eine Friedensdorf
Gemeinschaftsstiftung, die 2001
gegründet wurde, um die Arbeit des
Friedensdorfes langfristig abzusichern. Mit den Zinserträgen des
Stiftungskapitals wurde seit 2004
ein Großteil der Projektkosten in
Kambodscha abgedeckt – für den
Bau von Basisgesundheitsstationen
und die laufenden Kosten des
„Comped Home“. Birgit Stifter, die
Leiterin der Projektabteilung, ist
gleichzeitig Ansprechpartnerin für
alle Stiftungsangelegenheiten
([email protected]).
www.friedas-dorf.de
10
Tage reisten Friedensdorf Leiter
Thomas Jacobs
und Mitarbeiterin
Birgit Hellmuth im September 2013
durch Sri Lanka und Kambodscha.
Das seit 1996 bestehende Friedensdorf Nattandiya auf Sri Lanka bietet
regelmäßig interkulturelle Treffen an,
die die Begegnung und friedliche
Verständigung von singhalesischen,
tamilischen und muslimischen Kindern fördern sollen. Durch die
klimatischen Bedingungen und ein
Erdbeben in Sumatra im Juli 2013
bedarf es einer dringenden Sanierung der Bausubstanz. Ferner erfuhren die Friedensdörfler von religiösen Radikalisierungen auf Sri Lanka
wie sie auch in anderen Ländern
zunehmend festzustellen sind. Umso
wichtiger erscheint vor diesem
Hintergrund die Arbeit des Friedensdorfes Nattandiya.
15
Tage, zehn Städte,
drei Länder: das
ist das numerische
Resümee der Dienstreise nach Zentralasien im April 2013.
Doch hinter den Zahlen steckt noch
mehr. Es war auch der erste Besuch
in Kirgistan, an dessen Ende die
Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung mit der kirgisischen
Organisation „Together For Health“
stand. Dort wurde ebenso wie in
Tadschikistan einmal mehr die
Schwierigkeit bzw. Unmöglichkeit für
viele Familien offenbar, mit einem
kärglichen durchschnittlichen Monatseinkommen von 60 bis 80 USDollar einer zunehmenden Priva-
9
Der Besuch von Thomas Jacobs und
Birgit Hellmuth in Kambodscha fiel
wieder einmal in die Regenzeit.
Dabei spitzte sich die Situation
einige Tage nach ihrer Abreise erst
zu. Die Überflutungen waren so
heftig wie lange nicht mehr und
forderten Medienangaben zufolge
sogar Menschenleben, zerstörten
Wohnhäuser und Reisfelder.
Die Landwirtschaft ist für viele
Familien in Kambodscha Existenzgrundlage. Trotz der Wetterbedingungen konnte das FriedensdorfTeam einige der aktiven Basisgesundheitsstationen (BGS) besuchen
und auch Zusagen für neue Stationen machen. 2014 sollen zwei BGS
neu gebaut werden, eine weitere
teilerneuert. Ferner soll das Provinzkrankenhaus in Romeas Hek (Provinz Svay Rieng) um eine dringend
notwendige Gynäkologie und Kinderklinik erweitert werden.
tisierung besonders im Gesundheitssektor zu begegnen. Der Besuch in Usbekistan hielt neben der
Besichtigung der drei sehr effektiv
und effizient arbeitenden medizinischen Projekte eine Festveranstaltung zum 20. Jubiläum der
Partnerorganisation „Sog’lom avlod
uchun – Stiftung für eine gesunde
Generation“ bereit. Auch Thomas
Jacobs und Maria Tinnefeld aus dem
Friedensdorf waren eingeladen und
erfuhren große Wertschätzung von
den usbekischen Vertretern für die
mehr als zehnjährige gute Zusammenarbeit – welche die Friedensdörfler ohne Einschränkung erwiderten.
Friedensdörfer und Projekte
Afghanistan
Sri Lanka
• Friedensdorf Kabul
• Krankenhaus des afghanischen
• Friedensdorf Nattandiya, Begeg-
•
•
Roten Halbmondes, Kabul
Deut. Kinderkrankenhaus, Kabul
Marastoon – Gemeinschaft für Frieden, Kabul
Angola
nungsstätte für Frieden
"
"
Tadschikistan
• Friedensdorf Duschanbe
Usbekistan
• Stiftung für eine gesunde Genera-
• Kimbo Liombembwa,
Luanda
•
Armenien
• Armenische Kinderstiftung,
Jerewan
tion, Taschkent
Programm zur Behandlung von
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten,
orthopädischen Problemstellungen
und Problemfällen für die plastische
Chirurgie
Vietnam
• Union „Gesunde Kinder“
• Friedensdorf DaLat I,
Kambodscha
• 19 Basisgesundheitsstationen in
•
•
•
•
verschiedenen Provinzen – BGS
20 + 21 im Bau, 22 in Planung
Tuberkulose-Station,
Kampot,
Behinderten- und Blindenschule
COMPED HOME,
Phnom Penh
Zirkus-Projekt,
Battambang
Entbindungsklinik, Romeas Hek,
Baubeginn 2014
•
•
Schulungszentrum für beh. Kinder
• Friedensdorf Ho Chi Minh Stadt I,
Kinderkrankenhaus für dioxingeschädigte Kinder
• Friedensdorf Ho Chi Minh Stadt II,
Pflege-Sondereinrichtung für Mehrfachbehinderte
• Friedensdorf Tay Ninh,
Kinderkrankenhaus
• Friedensdorf Hue,
Kinderkrankenhaus
• Friedensdorf Ha Tay,
Heimeinrichtung und Gesundheitsversorgung
• Friedensdorf Song Be,
Georgien
Tbilissi
• Friedensdorf Hanoi II,
Therapiezentrum für Kinder
Friedensdorf DaLat II,
Rehabilitation, Orthopädiewerkstatt
Friedensdorf DaNang,
Rehabilitation, Orthopädiewerkstatt
• Friedensdorf Hanoi I,
Kinderkrankenhaus, Rehabilitation
Rehabilitationseinrichtung, Kinderklinik
• Fischerei-Schulschiff
„Hoa-Binh-Frieden“
• 3 Schulen in den Gemeinden
Dai Loc und Kann Tho
• Landesweit über
100 Basisgesundheitsstationen
Kirgistan
• Together for Health,
Bischkek
Rumänien
• Friedensdorf Sinnicolau Mare
Lagebesprechung am Bauplatz der zukünftigen BGS 22 in Kambodscha.
10
www.friedensdorf.de
Andrang bei
15. Modellbörse
Zwischen Modellautos, Legos und
Schallplatten schlenderten am 10.
November zahlreiche Besucher
durch die Lagerhalle des Friedensdorfes. Auf der 15. Modellbörse
konnte gestöbert, gekauft und getauscht werden. „Von Jahr zu Jahr
finden sich immer mehr Besucher zu
unserer Modellbörse ein“, stellte
Friedensdorf-Mitarbeiter Thomas
Killmann erfreut fest.
Eine große Attraktion bot wieder die
Eisenbahn-AG vom Bottroper Heinrich Heine Gymnasium. Die Schüler
haben gemeinsam mit ehrenamtlichen AG-Unterstützern eine beeindruckende H0 Dampflockanlage
aus den 1960er Jahren vorbereitet,
die in der Halle zu besichtigen war.
Auch die Kinder des Friedensdorfes
konnten sich für die ausgestellte
Ware begeistern. So beobachteten
sie gespannt die Lokomotive, die mit
Dampf über den Ausstellungstisch
fuhr. Der Erlös aus dem Verkauf der
angebotenen Sammler- und Tauschstücke kam wieder den Kindern des
Friedensdorfes zugute.
welches die kleinen Patienten selbst
auf die Beine gestellt hatten. Zu
sehen gab es einen Tanzauftritt
einiger Mädchen zu Popmusik aus
dem Kaukasus und ein Theaterstück,
in dem die Jüngeren – auch den
Erwachsenen – ins Gedächtnis
riefen, wie auch die Tierwelt trotz der
Unterschiede miteinander leben
kann. „Das können wir hier auch“,
fügte der siebenjährige Mohammed
aus Kabul begeistert hinzu. Einige
afghanische Jungen hatten sogar
selbst Lieder über ihre Heimat
geschrieben, die sie begleitet mit
Trommelmusik vor dem Publikum
vortrugen. Neben traditioneller FarsiMusik gab es noch Popmusik aus
Angola, die die angolanischen Dorfbewohner in ihrer Heimatsprache
Portugiesisch mit gekonnter Tanzeinlage zum Besten gaben. Es wurde
mitgesungen und mitgeklatscht und
gemeinsam über kleine Fauxpas
gelacht. Mit dabei waren auch drei
Kinder aus Gambia, die rund eine
Woche zuvor angekommen waren
sowie ein Junge aus Nigeria, der erst
einen Tag zuvor in Deutschland
gelandet war. Der Zehnjährige leidet
unter einem schweren urologischen
Problem, welches in seinem Heimatland nicht, in Deutschland aber sehr
wohl, behandelt werden kann.
Hilfsgüter für
Rumänien
Der erste Hilfsgütertransport des
Friedensdorfes im Jahr 2014 ging
nach Rumänien. Mehrere Tonnen
medizinische Hilfsgüter und Kleidung
sind für bedürftige Menschen in den
Gemeinden Sinnicolau Mare und
Cenad, zu denen das Friedensdorf
langjährige Kontakte pflegt, eine
wichtige Unterstützung. Trotz des
EU-Beitritts 2007 haben sich für viele
Rumänen ihre Lebensbedingungen
nicht verbessert. Deswegen setzt
Friedensdorf International seine Hilfe
dort fort.
Laut, bunt und
sehr lustig
In der Rua Hiroshima, wo sich die
kleinen Dorfbewohner, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie geladene ehrenamtliche Freunde am 30 .
Dezember versammelt hatten, war
die Stimmung ausgelassenen und
fröhlich. Das Fest glich einer großen
Kinder-Geburtstagsparty, mit Musik,
Tanz und Geschenken. Laut, bunt
und lustig: So geht Frieden! Neben
den Geschenken standen vor allem
das Beisammensein und das kleine
Bühnen-Programm im Vordergrund,
www.friedas-dorf.de
Es tut sich etwas in Rumänien,aber noch nicht genug.
EU-Gelder fließen unter anderem in den Straßenbau.
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Friedensdorf erhält
erneut das DZISpendensiegel
Auch im Jahr 2013 hat Friedensdorf
International das Spendensiegel des
Deutschen Zentralinstituts für soziale
Fragen (DZI) zuerkannt bekommen.
Das Siegel ist ein Zeichen für Transparenz und Vertrauenswürdigkeit bei
Spendenorganisationen und muss
jedes Jahr neu beantragt werden. Mit
der Vergabe des Siegels würdigt das
DZI auch die mit 6,73 Prozent sehr
niedrigen Ausgaben für Werbe- und
Verwaltungskosten des Friedensdorfes. Die Höhe der Verwaltungskosten ist für Spenderinnen und
Spender meist besonders wichtig.
Sie gibt Auskunft über die Effizienz
der Arbeit einer Organisation und
darüber, welcher Anteil der Zuwendungen direkt den konkreten Projekten zugute kommt. Die Verwaltungskosten dürfen nicht mehr als 35
Prozent der Gesamtausgaben betragen, 0-10 Prozent gelten als niedrig.
kistan zu begeben. Wenige Tage
nach der Landung haben die Partner
in allen drei Ländern mit der Verteilung der Pakete begonnen. Aufgrund
der eisigen Temperaturen und der
Armut großer Teile der Bevölkerung
in der Kaukasusregion und in Zentralasien sind die haltbaren Lebensmittel
und einige Kleidungsstücke eine
wichtige Unterstützung im Kampf
gegen Kälte und Hunger. Sie kommen dort hilfsbedürftigen Familien
und Waisenkindern auch in entlegenen Regionen zugute. Zudem freuen
sich die Menschen über das gute
Gefühl, nicht vergessen zu sein.
Ohne die Mithilfe vieler Bürger wäre
diese große Aktion nicht möglich, das
BRK Miltenberg und BRK Ansbach
unterstützte die Friedensdorf-Mitarbeiter zudem bei Paket-Abholtouren.
Besonderen Dank für ihre Unterstützung auch an die Speditionen Hillert
(Bocholt), Hellmann (Duisburg) und
Transportbotschafter (Düsseldorf).
Termine 2014
21. Paketaktion
erfolgreich
Die Paketaktion des Friedensdorfes
ist inzwischen schon zur Tradition
geworden. Menschen in Georgien,
Armenien und Tadschikistan werden
durch sie in den kalten Wintermonaten unterstützt. Zu diesem Zweck
packten auch 2013 wieder Familien,
Betriebe, Schulen, Kindergärten und
Kirchengemeinden Kartons mit haltbaren Lebensmitteln. 5.045 Kisten
kamen dieses Jahr zusammen. Verpackt auf Paletten machte sich die
über 80 Tonnen schwere Last in den
Lastwagen verschiedener Speditionen auf den Weg zum Düsseldorfer Flughafen, um sich am Abend
des 16.12. in die Lüfte in Richtung
Armenien und später nach Tadschi-
Genau darauf wies die Veranstaltung
im Oberhausener Bert-Brecht-Haus
hin. Anlässlich des Tages der Menschenrechte hatte das Netzwerk
interkulturelles Lernen (NIL), dem
das Friedensdorf Bildungswerk angehört, am Nikolaustag eingeladen, um
sich dem Thema „Geschenke und
Wünsche in allen Kulturen“ zu widmen. Zahlreiche Kinder verschiedener Oberhausener Schulen, Vereine und Besucher des Bert-BrechtHauses kamen in Begleitung von
Eltern, Großeltern und Freunden. Die
Mitarbeiter des Friedensdorf Bildungswerkes boten den jungen Besuchern eine besondere Aktion:
Buttons, Spiegel oder Flaschenöffner
mit verschiedenen Motiven passend
zum Thema Menschenrechte oder
zur Weihnachtszeit selbst zu erstellen. Begeistert nahmen nicht nur
die Kinder das Angebot wahr; auch
Erwachsene entdeckten die Chance,
ein besonderes Weihnachtsgeschenk
selbst zu basteln.
Auch im Jahr 2014 hat Friedensdorf
International einiges zu bieten. Für
alle Interessierten die wichtigsten
Termine zum Vormerken:
•
9. März 2014
16. Modellbörse
•
28. Juni 2014
Peace im Pott
•
30. August 2014
Friedenslauf
•
13. September 2014
Dorffest
•
09. November 2014
17. Modellbörse
•
29. November 2014
Adventsbasar
Menschenrechte-Buttons
Tag der
Menschenrechte
Viele Menschen müssen weiterhin
um die eigene Sicherheit, ihre Gesundheit oder gar ihr Leben bangen,
werden verfolgt und diskriminiert,
bekommen keine Hilfe. In zu vielen
Ländern dieser Welt sind Menschenrechte eher Theorie als Praxis, auch
dort, wo das Friedensdorf aktiv ist.
12
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Ziele sind wichtig
Geschäftsmann aus Japan sammelt seit Jahren Spenden
Es ist wichtig, sich Ziele zu setzen.
Yasuhiko Osaka weiß das. So hat es
der rührige Japaner im Laufe der
Jahre nicht nur geschafft, aus dem
elterlichen Betrieb mit Unterstützung
seiner Familie ein Unternehmen mit
über 1000 Mitarbeitern zu errichten.
Auch engagiert er sich seit 2001 für
das Friedensdorf und führt regelmäßig und erfolgreich die von ihm
erkorene „Eine-Million-Yen-Aktion“
durch. Kunden und Geschäftsfreunde
informiert er dadurch über die Arbeit
des Friedensdorfes und bittet gleichzeitig um Spenden. Yen für Yen wandert auf diese Weise in die Sammeldose und wenn die Eine-Million-Marke
erreicht ist, macht Herr Osaka sich
auf den Weg, die Spende persönlich
im Friedensdorf zu überreichen.
Siebter Besuch
im Friedensdorf
Oder er tut es schon früher, wie am
Mittwoch, 20. November geschehen.
Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs,
stellvertretender Leiter Wolfgang Mertens und die japanischen Kolleginnen
Maki Nakaoka und Chie Miyamoto
begrüßten Osaka-san und seine
sieben Begleiter herzlich in der
Oberhausener Heimeinrichtung. Was
für Herrn Osaka nach dem siebten
Besuch fast zu einem Heimspiel
geworden ist, ist für seine Begleiter –
allesamt japanische Geschäftsleute in
führenden Positionen – Neuland. Und
genau das war der Grund für ihren
Besuch. Yasuhiko Osaka ist Gründer
der „Osaka-Schule“, in der er Geschäftsführer in Managementstrategien ebenso unterrichtet wie in Lebensplanung.
Die Verknüpfung von geschäftlichem
Erfolg und sozialer Verantwortung
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spielt dabei eine große Rolle. Die Idee
für dieses Konzept basiert auf der
Lebenserfahrung von Yasuhiko Osaka
selbst. Als junger Mann bereiste er
per Anhalter Europa und ließ dabei
einen Teil seines Herzens in Deutschland. Bereits damals fasste er den
Entschluss, in diesem Land helfen zu
wollen, wenn er selbst die finanziellen
Mittel und Möglichkeiten dazu haben
würde.
Bleibende Erinnerung
für Managementschüler
Sein Lebensplan ging auf. Der wirtschaftliche Erfolg stellte sich ein und
Yasuhiko Osaka gründete die Managementschule. Rund 170 Unternehmen haben darüber bereits von Herrn
Osakas Konzept erfahren – und damit
auch vom Friedensdorf.
Nun ermöglichte Herr Osaka seinen
„Schülern“ das, was sich in keinem
Unterricht theoretisch vermitteln lässt:
die Begegnung mit den Kindern aus
Kriegs- und Krisengebieten, die gemeinsam an einem großen Ziel arbeiten: gesund zu werden.
Während die Besucher diese Erfahrung mit nach Hause nahmen, ließen
sie auch etwas zurück: 3000 Euro, für
die das Friedensdorf herzlich dankt
und die es in die medizinische Hilfe für
die Mädchen und Jungen aus Angola,
Afghanistan, Tadschikistan und weiteren Ländern investieren wird.
Herr Osaka wird sich in Japan weiter
der Erreichung seiner Lebensziele
und den damit verbundenen Aufgaben
widmen, die von Deutsch-Redewettbewerben über Lehraufträge an der
Kagawa-Universität und seinen Tätigkeiten als Präsident der „Gesellschaft
zur Förderung des japanisch-deutschen Austausches“ bis hin zum
Sammeln einzelner Yens reichen.
Yasuhiko Osaka (untere Reihe Mitte) bei seinem Besuch im Dorf.
13
B
eim 53. Angola-Hilfseinsatz des
Herzlichen Dank auch den kooperierenden
Friedensdorfes wurden 80 Kinder nach
Krankenhäusern, behandelnden Ärzten und dem
erfolgreich abgeschlossener Behand-
Pflegepersonal, den Rettungsdiensten des BRK
lung zurückgeführt und 64 neue
aus Ansbach und Miltenberg sowie
Patienten aufgenommen. Die
des DRK aus Solingen, Ubstadt und
Finanzierung des Charterflugs
Köln-Porz, der STOAG GmbH und
wurde wesentlich und zum wieder-
der Verkehrsleitung des Düssel-
holten Male von den „Stern-
dorfer Flughafens. Unsere Prakti-
stunden“ sichergestellt, der Benefizaktion des
kantin Carla Westenberger hat die neuen
Bayerischen Rundfunks.
Patienten mit in Empfang genommen.
Mein erster Hilfseinsatz
Klatschen und Singen im Bus mit den Kindern aus Angola
Erschöpft, verwirrt und müde. Das
waren meine ersten Eindrücke von
den neuen Kindern aus Angola.
Eingehüllt in Decken wurde ein Kind
nach dem anderen aus dem Flugzeug
getragen. Aber wir sollten am Anfang
beginnen.
Um halb 4 klingelt der Wecker, denn
das Flugzeug landet in aller Frühe auf
dem Düsseldorfer Flughafen. Ausweis. Warnweste. Dicker Pullover und
Jacke. Das sind die wichtigsten
Utensilien für diesen Angola-Einsatz.
Zum 53. Mal werden verletze Kinder
aus dem südwestlichen Land in Afrika
eingeflogen, um hier operiert und
behandelt zu werden. Für mich ist
dies der erste Einsatz, die meisten
Helfer sind jedoch schon routiniert
und kennen das Prozedere. Nach und
nach parken immer mehr Autos auf
dem Gelände vor dem Flughafen,
darunter viele Einsatzwagen des
Deutschen Roten Kreuzes, Fahrzeuge des Friedensdorfs und ein
Linienbus der Oberhausener Verkehrsbetriebe STOAG.
Aber noch ist nicht alles für die
Neuankömmlinge bereit. Die Sitze im
Bus müssen vorbereitet werden,
letzte Formalitäten geklärt und
Rettungshelfer instruiert werden,
Praktikantin Carla mit Minori aus Japan auf dem Rollfeld des Düsseldorfer Flughafens. Foto: Mathias Hoffmann
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welches Kind in welchen Krankenwagen gehört.
Eindrucksvolle Bilder
der Hilfsbereitschaft
Doch auf einmal kommt Bewegung in
die Gruppe, der Reihe nach fahren
alle Fahrzeuge aufs Rollfeld, um von
dort aus zu starten, sobald das
Flugzeug gelandet ist. Ein eindrucksvolles Bild, wie dutzende Helfer in
gelben Warnwesten und roten Einsatzjacken die allerletzten Vorbereitungen treffen um die Kinder so
schnell und geordnet wie nur möglich
aus der Kälte herauszubringen. Und
dieses Bild bleibt auch nach vielen,
vielen Einsätzen noch genauso besonders wie beim ersten Mal, das
versichern mir gleich mehrere Helfer.
Dann geht auf einmal alles ganz
schnell, das Flugzeug steht bereit, die
Autos fahren in einer großen Kolonne
bis kurz vor die Flugzeugtreppe und
schon kommen die ersten Begleiter
aus dem Flugzeug. Sie waren vor Ort
in Luanda, um die im letzten halben
Jahr genesenen Kinder zu ihren
Familien zurückzubringen und neue,
verletzte Kinder nach festgelegten
Kriterien auszuwählen und nach
Deutschland zu holen.
Portugiesisch lernen
für die Kinder
Ein Kind nach dem anderen wird von
den Helfern aus dem Flugzeug getragen, ich warte mit einer japanischen Volontärin im Bus auf die eintreffenden Kinder. Diese werden auf
die Plätze verteilt und in Decken
gewickelt. Vorher haben wir uns noch
ein paar portugiesische Begriffe zurecht gelegt, um die Kinder in ihrer
Landessprache zu beruhigen. Doch
das war gar nicht nötig, kein Kind
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Die Neuankömmlinge werden am Flughafen empfangen.
weinte, quengelte oder wollte wieder
nach draußen laufen.
Einige Kinder legen sich direkt über
zwei Sitze, sie sind von dem langen
Flug und den neuen Eindrücken völlig
erschöpft. Andere gucken sich neugierig ihr Umfeld an, fahren mit den
Fingern über die Rahmen und
Schrauben des Busses und unterhalten sich leise. Weitere Decken
werden verteilt und nach kurzer Zeit
sind wir startklar und bereit zur
Abfahrt. Die Hälfte der Reisenden
konnte direkt in passende Krankenhäuser in ganz Deutschland überwiesen werden, die restlichen Kinder
werden die ersten Tage im Friedensdorf verbringen und dort auf ein freies
Krankenhausbett warten.
Aber nicht für alle ist dieses Verfahren
neu. Einige Kinder sind zum zweiten
Mal in Deutschland, sie wurden hier
bereits behandelt und kommen zur
Nachkontrolle oder erneuten Behandlung. Sie übersetzen für die anderen
und erklären ihnen, wie es im Friedensdorf so zugeht. Die Stimmen
werden lauter, hier und da wird
vereinzelt gekichert und gelacht. Die
Anspannung löst sich langsam,
unsere Befürchtungen waren umsonst. Und während die Kinder tapfer
15
und stoisch jede Bodenwelle ertragen,
die der Bus überquert, regt sich bei
mir die Reiseübelkeit. Fazit: Die
angolanischen Kinder sind deutlich
taffer als ich. Als wir auf den Parkplatz
des Friedensdorfes fahren, stehen
dort weitere Helfer bereit. Sie sind für
den Heimbereich zuständig und
werden sich im Anschluss um die
Kinder kümmern.
Klatschen und singen:
Alle machen mit!
Zusammen klatschen und rufen wir
die Namen derjenigen Helfer, die die
Kinder bereits bei ihrem ersten
Besuch kennengelernt haben. Und
auch wenn nicht alle wissen, wer nun
gemeint ist, machen sie trotzdem alle
mit. Nach der Übergabe der Kinder
geht es für uns zurück in die Zentrale.
Die erste Arbeit ist getan und alle
Kinder sind wohlbehalten im Friedensdorf angekommen.
Ich bin gespannt darauf, wie sie sich
hier einleben werden, welche Freunde
sie hier finden und was für spannende
Geschichten sie erzählen können,
wenn sie in einigen Monaten gesund
und munter zu ihren Familien nach
Angola zurückkehren.
N
ach wie vor ist ein Großteil
der angolanischen Bevölkerung auf Hilfe aus dem
Ausland angewiesen. Seit
Ende des Bürgerkrieges
im Jahr 2002 bemüht man sich in
Angola um einen Wiederaufbau der
Infrastruktur. Fachkräftemangel soll
kompensiert werden, das Ankurbeln
der Wirtschaft steht im politischen
Vordergrund, das Gesundheitswesen soll verbessert werden. Doch
wie in so vielen Ländern der Welt,
lastet auch auf Angola ein Ressourcenfluch: trotz reichhaltigem Vorkommen von Rohöl und Diamanten
leidet die Bevölkerung des Landes
unter Korruption und Misswirtschaft.
Eine Mittelklasse existiert nicht, die
Schere zwischen Arm und Reich
klafft weit auseinander. Bestrebungen zur Verbesserung der
Situation der Armen scheinen nur
bedingt oder gar nicht auf fruchtbaren Boden zu fallen.
So versprach Präsident Jose Eduardo dos Santos im Zuge der
Parlamentswahlen im Jahr 2008
den Bau neuer Wohneinheiten für
Bedürftige. Denn immer noch leben
über 70 Prozent der Angolaner
Sie fliegen gleich zurück nach Angola: Gruppenfoto im Dorf.
unter widrigen Umständen. Ein
umfangreiches Bauprojekt wurde
initiiert, doch das Ergebnis gleicht
einer Schmach: An der Stadtgrenze
Luandas wurde die Satellitenstadt
Nova Cidade de Kilamba fertig
gestellt. Das staatlich geförderte
Projekt, welches vom chinesischen
staatlichen Unternehmen China
International Trust and Investment
Corporation (CITIC) errichtet wurde,
sah Sozialwohnungen für nahezu
eine halbe Million Bürger vor. Doch
die Rechnung ging nicht auf. Spekulationen und Korruption trieben
Geisterstadt Kilamba, Angola
die Immobilienpreise in die Höhe,
kaum ein Angolaner kann sich die
zwischen 120.000 und 200.000 USDollar teuren Immobilien leisten.
Schließlich lebt mehr als die Hälfte
unter der Armutsgrenze, also einem
Tageseinkommen unter 1,25 USDollar am Tag. Das Wohnprojekt
Kilamba mutierte zu einer Geisterstadt. Dennoch wurde die Regierung von Eduardo dos Santos
2012 wiedergewählt. Der Fokus der
parteipolitischen Ziele liegt auf einer
stärkeren öffentlichen Investition zur
Sicherstellung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung. Insbesondere in den Bereichen sauberes
Trinkwasser, Energie und adäquater
Gesundheitsversorgung soll und
muss verstärkt gehandelt werden.
Wellblechhütten und Müll: Armut mitten in Luanda.
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101 Gesichter
Günter Wulf betreut seit 15 Jahren Kinder aus dem Friedensdorf
Aktuell sind es Antonio und Helder
aus Angola, die Günter Wulfs Aufmerksamkeit auf sich ziehen:
Beide Jungen leiden unter einer
Knochenentzündung im linken Bein.
Um medizinische Hilfe zu bekommen, hatte das Friedensdorf sie im
November nach Deutschland geholt. Im Krankenhaus Neuwerk
Mönchengladbach werden sie nun
fachmännisch und liebevoll betreut
– vom medizinischen Personal und
von Günter Wulf.
Der pensionierte Versicherungskaufmann kümmert sich seit 15
Jahren ehrenamtlich um die Betreuung der Friedensdorf-Kinder im
Mönchengladbacher Raum. „Das
erste Kind war Eliza. Sie kam im
Januar 1999 aus Georgien und ihr
Kehlkopf war durch Schwefelsäure
zerstört worden.“ Doch nicht nur an
Eliza kann Günter Wulf sich gut
erinnern, auch an all die anderen
Kinder. Sein gutes Gedächtnis und
eine akribisch geführte Liste mach-
Seit 15 Jahren Ehrenamtler für das Friedensdorf: Günter Wulf.
ten es ihm insofern leicht, festzustellen, dass Antonio und Helder
„besondere Kinder“ sind. „Mit ihnen
wird die 100er Grenze überschritten“, sagt der engagierte Mann
Günter Wulf hat viele Stunden an Krankenhausbetten verbracht.
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nicht ohne Stolz. Doch nicht die
Zahl an sich fasziniert Günter Wulf,
der dem Verein „Mensa in Deutschland e.V.“ – dem Zusammenschluss hochbegabter Menschen
mit einem IQ von mindestens 130 –
angehört.
„Es gab während meiner langjährigen Tätigkeit für das Friedensdorf
so viele bewegende Momente mit
den Kindern, die ich niemals missen möchte“, erzählt er. Erlebnisse,
von denen einige schön und andere
erschreckend waren. Er denkt
dabei zum Beispiel an sein Erlebnis
mit dem 6-jährigen Habib aus
Afghanistan im Röntgenraum des
St. Franziskus Krankenhauses. „Auf
dem Röntgenbild konnte man
eindeutig den Granatsplitter sehen,
der in der Harnröhre des Jungen
steckte. Das war schrecklich.“
Glücklicherweise konnte dem kleinen Afghanen geholfen werden,
ebenso wie Dawid. Der 3-jährige
Georgier war mit einem HarnleiterReflux und einer geschädigten
Niere nach Deutschland geholt
worden. Im Elisabeth-Krankenhaus
Rheydt wurde dem Jungen operativ
geholfen. Günter Wulf setzte sich
mit einer ehrenamtlichen Mitstreiterin, die er damals als eine der
ersten gewinnen konnte, dafür ein,
dass auch Dawids Augen untersucht wurden. Mit dem Ergebnis,
dass nicht nur das Schielen behoben, sondern auch eine erhebliche Sehschwäche festgestellt
wurde, die wiederum dafür gesorgt
hatte, dass Dawid sich vor dem
Laufen fürchtete. Eine Brille löste
sein Problem. Als der Junge im
August 2002 nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in Deutschland zu seiner Familie zurückkehrte, hatte er eine enorme Veränderung durchgemacht. „Was
werden die Eltern staunen! Nach
nur einem halben Jahr in Deutschland bekommen sie ihr Kind zurück,
das gesund ist, eine Brille trägt,
laufen gelernt hat und Wörter in
einer fremden Sprache sprechen
kann!“, formuliert Günter Wulf.
Günter Wulf beim Puzzeln.
Inzwischen macht seine eigene
Gesundheit ihm ein wenig zu
schaffen, weswegen er sich von der
direkten Krankenhausbetreuung
auf Organisatorisches verlegt hat.
Immer noch
hoch motiviert!
Nach und nach hatte er in den
vergangenen Jahren immer mehr
freiwillige Helfer gefunden, die sich
ihm anschlossen und zum Freundeskreis Mönchengladbach wurden. Mit seiner langjährigen Erfahrung steht er den übrigen Betreuern
heute mit gutem Rat zur Seite,
managt Termine und hält Kontakte
aufrecht – oder knüpft neue.
„Während hier in und um Mönchengladbach früher überhaupt nichts
los war in Sachen Friedensdorf,
konnte ich zunehmend mehr
Personen dafür begeistern und
auch Krankenhäuser dazu bewegen, Kinder zu behandeln“, freut er
sich. Auch wenn Günter Wulf
inzwischen immer seltener selbst
am Krankenbett sitzt, sind die
Kinder nach wie vor seine Motivation zum Weitermachen. „Ich habe
so viele schöne Bilder im Kopf, das
reicht als Ansporn.“ Wie viele
Kinder er noch beim Gesundwerden begleiten wird, weiß er
nicht und die Zahl sei auch nicht
wichtig, sagt er, denn jedes einzelne Kind zählt. Das gilt natürlich
auch für Antonio und Helder. Die
beiden werden hoffentlich bald zum
ersten Mal in ihrem Leben Schnee
sehen. Ihre staunenden Gesichter
wird Günter Wulf zu seiner Bildersammlung im Kopf hinzufügen.
18
A
m 19. Dezember sind drei
weitere Jungen aus Gambia
im Friedensdorf angekommen. Auf sie wartet medizinische Hilfe, die sie in ihrer westafrikanischen Heimat nicht bekommen
konnten. Obwohl Gambia inzwischen
das Ziel vieler Touristen ist, weist vor
allem die medizinische Versorgung viele
Mängel auf. Die Hauptstadtregion um
Banjul ist mit einigen Schulen und
Krankenhäusern infrastrukturell besser
erschlossen als der Rest des Landes.
Allerdings herrscht bei den meist
ausländischen Klinikärzten eine hohe
Fluktuation, so dass nicht alle Fachgebiete permanent abgedeckt sind. Auf
dem Land sind fast nur Health Center
vorhanden, in denen Krankenpfleger
arbeiten. Für die drei Jungen war dort
keine Behandlung möglich.
Eines der Kinder leidet unter einer
schwerwiegenden Speiseröhrenverletzung, die anderen beiden haben mit
massiven urologischen und orthopädischen Problemen zu kämpfen. Die
Eltern der Kinder waren mit ihren
Hilfsanfragen an die Mitarbeiter von
„Project Aid The Gambia“ / Hattinger
Projekthilfe herangetreten, mit denen
das Friedensdorf kooperiert.
Nur zehn Tage nach der Ankunft der
gambischen Kinder traf auch ein Junge
aus Nigeria und damit ebenfalls aus
Westafrika im Friedensdorf ein, der
dringend medizinische Hilfe benötigt.
Während in Gambia knapp die Hälfte
der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt, sind es in Nigeria sogar 70
Prozent. In beiden Ländern ist die
Kindersterblichkeit mit rund 70 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten erschreckend hoch. Insgesamt befinden
sich derzeit Kinder aus neun verschiedenen Ländern in der Obhut des
Friedensdorfes.
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Kinder helfen Kindern
Friederike und Naemi im Einsatz für das Friedensdorf
Eigentlich ist es ein Morgen wie
jeder andere. Die Familie Westerhoff sitzt gemütlich am Frühstückstisch, blättert in der Tageszeitung
und unterhält sich. Doch etwas ist
anders. Anstatt über das Wetter
oder das vergangene Wochenende
zu plaudern, diskutiert die Familie
über die Lebensbedingungen von
Kindern aus anderen Ländern.
Anlass dafür ist eine Anzeige in der
Zeitung, die unmissverständlich klar
stellt, dass es viele Kinder gibt,
denen es schlecht geht und die
Hilfe benötigen. Für Friederike, die
zurzeit die 6. Klasse des WillibrordGymnasiums Emmerich besucht,
steht fest: Ich möchte helfen!
Diese Einstellung liegt der Familie
im Blut. „Seit dem ersten Irakkrieg
engagiere ich mich für das Friedensdorf. Es ging mir damals so
wie Friederike. Ich wollte etwas
tun!“, erzählt Oma Ursula von
Ewald. Kurzerhand beschließt Friederike Spendengelder für die Kinderhilfsorganisation zu sammeln
und das Friedensdorf auf diese Art
zu unterstützen. Friederike entwirft
einen Spendenaufruf, in dem sie
darum bittet mit 50 Cent oder einem
Euro zu helfen. Aber damit nicht
genug. In jeden der rund 170 Dornicker Briefkästen wirft sie eigenhändig ihre Aufrufe.
Vom 1. bis zum 9. November zog
sie dann, ausgestattet mit einem
roten Umhängebeutel, von Haus zu
Haus. Das fröhliche Mädchen war
von der Großzügigkeit der Spender
beeindruckt. Die einzelnen Haushalte übergaben weit mehr als sie
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erwartete. Neben hohen Spendensummen faszinierte Friederike vor
allem die Mithilfe eines Kindes, das
20 Euro aus dem eigenen Sparschwein spendete, sowie eine spon-
engagierten sich für das Friedensdorf und tun es bis heute. Ebenso
ihre Eltern, die einen Tag nach ihrer
Hochzeit das Dorffest im Friedensdorf besuchten und auch sonst
vielfach engagiert sind. In der
dritten Generation scheint diese
Überzeugung nun auch bei Naemi
gefruchtet zu haben.
Spendengelder
statt Geschenke
Friederike Westerhoff mit
Thomas Jacobs im Friedensdorf
tane Einladung zum Tee einer älteren
Dame. Abschließend kam Friederike
persönlich in Begleitung ihrer
Mutter und Oma in Oberhausen
vorbei, um den gesamten Betrag
von 628 Euro zu überreichen.
Überzeugte Helferin
Mit drei Wochen war Naemi das
erste Mal im Friedensdorf, woran
sie sich natürlich nicht erinnern
kann. Dennoch gehört das Friedensdorf seit jeher zu ihrem Leben.
Sie hat es quasi mit der Muttermilch
eingesogen. Schon ihre Großeltern,
die gebürtig aus Portugal stammen,
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Am 15. November feierte die Mülheimerin ihren ersten zweistelligen
Geburtstag – und übergab kurze
Zeit später eine stolze dreistellige
Summe ans Friedensdorf! „Ich
wollte mir nicht irgendeinen Blödsinn wünschen und da kam mir die
Idee, um Geld für das Friedensdorf
zu bitten“, erzählt sie. Beim „Erwachsenengeburtstag“ mit den
Verwandten wanderten dann auf
Wunsch der Schülerin zahlreiche
Scheinchen in eine dekorative
pinkfarbene Geschenkbox, die sie
als Sparschwein auserkoren hatte.
So kamen am Ende des Tages 125
Euro und sogar noch ein paar
Spielsachen und ein Kindersitz
zusammen, die die Gäste mitbrachten. All das hat Naemi persönlich
mit ihren Eltern im Friedensdorf
übergeben. Trotz dieser „reifen
Leistung“ ist sie aber zum Glück
immer noch Kind geblieben und hat
gemeinsam mit ihren Freunden
Geburtstag gefeiert und gespielt.
Eine Sache, die unbezahlbar und
auch für die Friedensdorf-Kinder
unendlich wichtig ist.
Naemis und Friederikes selbstlose
Aktionen beweisen, dass auch
Kinder bereits viel bewegen können. Ihre Spenden tragen dazu bei,
dass das Friedensdorf auch in
Zukunft Kindern eine medizinische
Behandlung und damit auch das
Kindsein ermöglichen kann. Danke
ihr beiden!
Naemi aus Mülheim mit neuen Freundinnen im Friedensdorf
Weihnachten in Nattandiya
Alle Hände voll zu tun hatte der barfüßige, aber rot gewandete Santa
Claus, der 80 Kinder im Friedensdorf
Nattandiya auf Sri Lanka besuchte.
Bei fast 30 Grad Celsius Geschenke
zu verteilen ist kein leichtes Spiel.
Glücklicherweise hatte er Unterstützung von einer japanischen Delega-
tion der JICA. Die „Japan International Cooperation Agency“ setzt sich
als staatliche Organisation für internationale Kooperationen ein und
unterstützt die sozioökonomische
Entwicklung benachteiligter Länder.
Der Kontakt zwischen JICA und
Friedensdorf International war durch
eine Japanerin zustande gekommen,
die sich mehrere Monate als Freiwillige in der Oberhausener Heimeinrichtung des Friedensdorfes engagiert hatte und nun für JICA tätig ist.
Das srilankische Friedensdorf Nattandiya fördert durch mehrmals jährlich stattfindende interkulturelle
Events den Austausch von singhalesischen, tamilischen und muslimischen Kindern. Obwohl der Krieg auf
Sri Lanka seit 2009 beendet ist,
herrschen immer noch viele Spannungen und Vorurteile zwischen den
unterschiedlichen ethnischen und
religiösen Gruppen.
Spannungen
im Inselstaat
Der barfüßige Santa Claus brachte den Kindern Geschenke und viel Spaß.
20
Ein Friedensdorf-Team, das im
September 2013 eine Dienstreise
nach Sri Lanka durchführte, berichtete sogar von sichtbaren religiösen
Radikalisierungen in dem Inselstaat
im Indischen Ozean. Ein Grund mehr,
die interkulturellen Events im kommenden Jahr fortzusetzen. Bis dahin
dürfen die Kinder sich aber über ihre
Geschenke freuen und friedlich
miteinander spielen.
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Mal eben schnell mit den
Fachabteilungen im
FRIEDENSDORF Kontakt
aufnehmen… Fragen
stellen, Kritik äußern,
vielleicht auch mal ein
Lob: Sie erreichen uns
immer via E-Mail!
Regelmäßig geändert wird das Aufmacherfoto auf der Facebook-Seite
Allgemeine Informationen, Adressen,
Wolfgang Mertens (stellv. Leiter)
Änderungen, Konten, neue Förderer
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Thomas Jacobs (Leitung)
Medien und Öffentlichkeit
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Tagesaktuelle Meldungen rund um die
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Telefax: 02064 / 4974999
Kevin Dahlbruch
(stellv. Leiter, ehrenamtl. Mitarbeit,
Einsatzkoordination)
[email protected]
Spendenkonto Stadtsparkasse Oberhausen
IBAN: DE59 3655 0000 0000 1024 00 / SWIFT-BIC: WELADED1OBH
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