Infoblättsche #16 – St. Pauli

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Infoblättsche #16 – St. Pauli
VORWORT
[Phil] Hallo Betze-Fans,
habt ihr auch schon das Kribbeln im Bauch?
Diese Mischung aus Vorfreude, gespickt mit Anspannung und Nervosität? Noch drei Spiele in
dieser Saison haben wir und unser FCK vor der
Brust und die Rechenspiele laufen bei einigen
im Kopf schon hoch und runter. Wie viele Punkte benötigen wir noch um Platz zwei zu verteidigen? Was wäre das beste Ergebnis beim Spiel
des KSC gegen Darmstadt? Klar, mit drei Siegen
aus drei Spielen wären wir natürlich sicher zurück in der ersten Liga, doch leider ist die Praxis nicht so leicht einfach umzusetzen wie die
Theorie. So kommt heute mit dem FC St. Pauli
ein Gegner, für den es um den Klassenverbleib
in Liga zwei geht und unserer Mannschaft nicht
viel schenken wird.
ßerte sich unser Trainer über den Schiedsrichter, was nun Ärger mit dem DFB mit sich bringt.
Nach Pyrotechnik und Wunderkerzen sind nun
auch emotionale Äußerungen auf dem Fußballplatz nicht mehr erwünscht.
Aber schauen wir nach vorne, es liegen drei
Spiele vor uns, in denen wir und die Mannschaft
jedem klarmachen müssen, dass wir wieder in
diese verdammte erste Liga wollen. Habt ihr nicht
auch genug von diesen unsäglichen Montagsspielen und diesen Anstoßzeiten um 13:00 Uhr?!
Es ist wichtig, dass wir zusammen mit der Mannschaft diese letzten drei Spiele alles geben. Ich
möchte an dieser Stelle keine Floskeln raushauen, aber jeder sollte nach diesen drei Spielen
von sich sagen können, dass er alles für unser
Ziel getan hat, alles dafür gegeben hat unseren
FCK wieder ins Oberhaus zu bringen. Dort wo
wir hingehören.
Apropos schenken, nachdem erneut ein unberechtigter Elfmeter gegen uns gepfiffen wurde,
bleibt heute zu hoffen, dass nicht die Schiedsrichter diesen Aufstiegskampf entscheiden.
Nach den Spielen in Aalen und Düsseldorf war
der erneute Elfmeterpfiff in Darmstadt nun Noch drei Schritte sind zu gehen, heute Pauli,
auch für Coach Kosta endgültig zu viel. So äu- morgen Aue, holen wir uns diesen Aufstieg!
Vorschau:
16.05.2015, 14:00 Uhr - FCK II - FK Pirmasens - Fritz-Walter-Stadion, Kaiserslautern
17.05.2015, 15:30 Uhr - BSG Wismut Aue - FCK - Erzgebirgstadion, Aue
23.05.2015, 14:00 Uhr - SpVgg Neckarelz - FCK II - Elzstadion, Neckarelz
24.05.2015, 15:30 Uhr - FCK - FC Ingolstadt - Fritz-Walter-Stadion, Kaiserslautern
04.06.2015, 09:30 Uhr - FCK-Fanclubturnier im Sportpark Rote Teufel
Infoblättsche der Generation Luzifer · Auflage: 1.000 Stück · Herausgeber: Generation Luzifer
Redaktion: Julian, Phil, Niklas, Sissy, Toni, Jelena · Layout: Daniel · online unter: www.gl98.de
Das Infoblättsche ist kein Erzeugnis im presserechtlichen Sinne. Es dient vielmehr als Rundbrief von Fans für Fans des 1. FC Kaiserslautern. Alle hier dargestellten Fotos und Berichte stellen lediglich Tatsachen dar und sollen weder zu Gewalt noch zu Alkoholkonsum
aufrufen. Es sei auch darauf hingewiesen, dass das Abbrennen von Pyrotechnik in deutschen Stadien verboten ist! Berichte und Fotos
spiegeln lediglich die Meinung der jeweiligen Autoren wieder, nicht zwangsläufig die Meinung der Generation Luzifer.
| Spielberichte
1. FC Kaiserslautern - Leipzig 1:1
Bullenschweine
[Jelena] Zum zweiten Mal in Folge legte die
DFL ein Spiel unserer Elf auf einen Montagabend. Trotz dieser bescheidenen Anstoßzeit
zog es gegen den Außenseiter aus Leipzig etwas mehr als 31.000 Betzefans ins traditionsreiche Fritz-Walter-Stadion.
Bissig und engagiert starteten unsere Jungs in
die Partie. Von der ersten Minute an sah man
ein leidenschaftliches und ereignisreiches
Spiel. Leider lag unsere Mannschaft durch einen Konter der Dosen nach 16 Minuten mit
0:1 zurück. Dennoch wurde dagegenhalten,
gekämpft und gelaufen was das Zeug hielt,
sodass Zoller nur vier Minuten später zum
1:1 ausgleichen konnte. Somit war alles wieder offen und es blieb bei einer hitzigen Partie. Beide Mannschaften hatten weitere gute
Torchancen, welche leider nicht zum wichtigen Heimsieg führten. Vor allem unser FCK ließ
in der zweiten Hälfte einige Großchancen liegen, kämpfte jedoch immer weiter. Am Schluss
reichte es nicht für den Siegtreffer und es blieb
bei einem hart umkämpften Remis.
|3
heutigen Tag war aufgrund des gemeinsamen
Es war jedoch nicht nur das Spiel, welches Feindbildes die alte Betzestimmung spürbar.
an diesem Tag aggressiv und emotional war, Zusätzlich wurde mit einigen Spruchbändern
sondern auch die Stimmung. Immer wieder die Abneigung gegenüber dem ekelhaften
Produkt aus Leipzig verdeutlicht. Vor der Westkurve hing ein großes Spruchband mit der Aufschrift „Lautern sagt Nein zu RB“, welches das
Motto dieses Spieltages darstellte.
Scheiß RB!
wurde es laut, der Gegner wurde bei jeder
Ballberührung ausgepfiffen, der Hass wurde
von den Rängen auf den Rasen getragen. Am
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| Spielberichte
VfL Bochum - 1. FC Kaiserslautern 0:2
Lautern allez
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[Niklas] Auf unserer angepeilten Abschiedstournee durch die 2. Liga wurde am
30. Spieltag dem VfL Bochum im Ruhrstadion
ein Besuch abgestattet. Zur frühen Mittagszeit
starteten ein vollbesetzter und bestens aufgelegter GL-Bus sowie ein Neuner die Reise in
den tiefsten Ruhrpott. Bei schönsten Klängen
aus den Achtzigern und Neunzigern, kulinarischen Spezialitäten und feinstem Gerstensaft
bemerkte man kaum den zäh fließenden Verkehr. Trotz dessen erreichten wir pünktlich das
Stadion und die Ordner gingen einem dieses
Jahr dankenswerterweise weniger auf die Ner- Ausgleich. Hofmann erlöste den FCK-Anhang
ven.
mit seinem Kopfballtreffer zum 2:0 (76.) und
sicherte somit drei ganz wichtige Punkte im
Sportlich wussten unsere Männer in Rot heu- Aufstiegsrennen. Stimmungstechnisch konnte zu überzeugen, überstanden die ersten te man über die komplette Spielzeit mit dem
Minuten ohne Gegentreffer und gingen nach gesamten Gästebereich ein akustisches Aus31 Spielminuten in Führung. Nach der Halb- rufezeichen setzen. Besonders das „Lautern
zeitpause spielte der VfL erfolglos auf den allez“ ließ den Mob heute völlig durchdrehen
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| Spielberichte
und zeigt, wie viel Potenzial in unserer Anhängerschaft steckt. Selbst eine Stunde nach
Abpfiff, als das Stadion bereits menschenleer
und vereinzelt schon die Lichter ausgeschaltet waren, feierte man seine große Liebe, den
1.FC Kaiserslautern noch lautstark. Die Mannschaft wurde aus der Kabine gesungen, wo
mancher Akteur wohl schon unter der Dusche
gestanden hatte. So wurde sich zum zweiten
Mal feiernd von der Mannschaft verabschiedet
und die Heimreise angetreten, welche diesen
perfekten Tag letztendlich krönte.
SV Darmstadt 98 - 1. FC Kaiserslautern 3:2
Freedom and liberty for one love
[Toni] Das viertletzte Spiel sollte unsere Teufel
nach Darmstadt führen. Mit großer Euphorie
machten sich fünf Szenebusse gemeinsam
morgens gen Hessen auf, um unsere Männer
zu unterstützen. Unsere Auswärtsbilanz sieht
zwar nicht wie die eines Aufsteigers aus, doch
wollte man trotzdem heute den vierten Auswärtssieg dieser Saison feiern und einen riesigen Schritt in Richtung Aufstieg machen.
Zunächst lief auch alles wie geplant; nach einem gelungenen Intro beider Fanseiten, bei
dem von FY das Motto „Mir sin die Tramps vun
de Palz“ ausgerufen wurde, ging der FCK durch
eine direkt verwandelte Ecke in Führung. Der
ohnehin schon gut aufgelegte Gästeblock
explodierte förmlich, man sah in so manchen
Gesichtern schon die Pläne in welche Stube
man denn im Falle des Aufstiegs einkehren
würde. Doch nur wenige Minuten später entschied ein gewisser Schiedsrichter, der seinem
Namen keine Ehre machte, fälschlicherweise auf Elfmeter für Darmstadt. Marius Müller
hatte angeblich einen Darmstädter regelwidrig vom Ball getrennt, dass das nicht der Fall
war, ist ganz eindeutig zu erkennen gewesen.
Ärgerlich, zum dritten Mal eine krasse Elfmeterfehlentscheidung gegen unsere junge
Mannschaft in dieser Saison, die uns Punkte
kosten sollte. Nach dem Ausgleich verloren die
Roten Teufel komplett den Faden, sodass es zur
Halbzeit 1:3 aus unserer Sicht stand. Die Stimmung war auf beiden Seiten eher durchwachsen, wir konnten nicht den ganzen Gästeblock
mitziehen und dementsprechend war praktisch die ganze Zeit nur ein kleiner Haufen
dabei, seine Mannschaft nach vorne zu peitschen. Darmstadt trotz 3:1-Führung auch nicht
wirklich im Gästeblock zu hören. In der zweiten Halbzeit ging das Leid dann weiter und
man schaffte lediglich den 2:3-Anschlusstreffer kurz vor Schluss, welcher das FCK-Publikum
nochmals richtig laut werden ließ. Gebracht
hat es am Ende aber auch nichts. Mit der Leistung wird’s verdammt schwer aufzusteigen.
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| Fußballkulturen
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Enttäuscht machte man sich dann wieder auf
den Weg zu den Bussen, um in die Pfalz zurückzukehren, nicht ahnend welches Highlight
uns noch erwarten sollte. Denn kurz vor Kaiserslautern, als ein wenig des Frustes schon
weggetrunken war, ging auf einmal die Sitzheizung auf der Rückbank an. An und für sich
nichts Außergewöhnliches, doch als es dann
anfing nach Rauch zu riechen, schaute man
doch mal aus der Heckscheibe raus und sah
Rauchschwaden und Funken aus dem Auto
entweichen. „Ey Kutscher, dei Audo brennt“,
und schon brachte selbiger sein Gefährt auf
dem Seitenstreifen zum Stehen.
Busunternehmen, welches immer mal wieder
für besondere Aktionen gut ist. Alles in allem
ein Riesenerlebnis, welches noch lange in Erinnerung bleiben wird. Was auf der A6 geschah,
bleibt auf der A6!
Den Abend ließ man dann noch auf einer Party, welche unseren Stadionverbotlern gewidmet war, ausklingen.
Freedom and liberty for one love - Durchhalten Jungs!
Alle verließen sofort den Bus, um sich das mal
anzuschauen. Gut drei Viertel der Insassen
wurden dann von einem anderen Bus aus dem
Konvoi mitgenommen und eine kleine Gruppe
wartete darauf, abgeholt zu werden. Indessen
ging der Bus langsam aber sicher lichterloh in
Flammen auf und brannte komplett aus. Während der Stunde die wir warten mussten hatten wir aber sichtlich Spaß, besangen unseren
Kutscher, den Bus und natürlich ein bekanntes
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| Zu Gast bei Freunden
Metz und Minga
Vier Tage...Vier Spiele...
Voller Vorfreude auf ein abwechslungsreiches
Wochenende mit vier Spielen in drei Tagen
sagte man der Familie für das Osterfest ab – die
Tasche wurde gepackt für Lautern, Metz und
den TSV. Den Anfang machten wir samstags
daheim auf dem Betzenberg; dass wir Heidenheim mit 4:0 vom Platz fegen würden, damit
hatte wohl keiner gerechnet. Die Roten Teufel
bescherten uns ein ansehnliches Spiel und die
Hoffnung auf den Aufstieg wurde erneut bestärkt. Mit guter Laune und Gastgeschenken
für unsere französischen Freunde machten
wir uns nach dem Heimsieg mit zahlreichen
Autos auf den Weg nach Metz. Nach einigen
Turbulenzen auf der Route - irgendjemand
schafft es immer, sich zu verfahren - fanden
wir uns ohne Verluste im Bistro ein. An diesem
Tag traten Metz und Toulouse zum Kellerduell
in der Ligue 1 an. Davon merkte man jedoch
überhaupt nichts, so wurde ausgiebig und
hemmungslos gefeiert - noch vor dem Spiel.
Die Party begann bereits um 10 Uhr morgens,
als ein paar alte Freunde von BFS Toulouse in
Metz ankamen. Unter dem Motto Boire, Fumer,
Supporter hatte man vor einigen Jahren schon
einmal das Vergnügen, in Metz mit Toulouse
einen unvergesslichen Abend zu verbringen.
Wiedersehen macht Freude! In Erinnerungen
schwelgend verteilte man die Gastgeschenke
an die Horda und die altehrwürdigen Mitglieder von BFS. Mit viel Krach und nicht ganz legalen Bengalen machten sich Lautrer, Metzer und
Toulouser mit Banner, Liedern und tobender
Menge auf den Weg zum Stade Saint-Symphorien. Auch bei diesem Spiel konnten wir einen
weiteren Sieg mit vielen Toren verbuchen. Der
FC Metz gewann mit 3:2. Den Abend ließ man
gemütlich mit französischem Bier und interessanten Gesprächen ausklingen, waren doch
viele GL-Mitglieder an diesem Tag zum ersten
Mal bei unseren Freunden zu Besuch. Die Mentalität der Horda muss man einfach mal erlebt
haben. Nach wenigen Stunden Schlaf ging es
gegen 6:30 Uhr weiter in Richtung München.
Die gute Laune hielt trotz Müdigkeit an und
die Besatzung unseres Luxusmietwagens hatte unterwegs viel Spaß. Nach Ankunft an der
hässlichen Arena trafen wir unsere Spezl dann
wenige Stunden vor Anpfiff am Treffpunkt.
Dieses Spiel war sehr wichtig für die Löwen,
die diese Saison hart um den Klassenerhalt
kämpfen müssen. Nachdem unsere Reisegruppe bislang zwei Siege sehen durfte, hoffte man
doch daran anzuknüpfen. Die Gäste aus dem
Erzgebirge schafften es jedoch, die wichtigen
drei Punkte zu holen und so gewann Aue 1:0.
Im Anschluss hatte jeder die Möglichkeit, sich
von der Niederlage zu erholen und abends traf
man sich in der Boazn. In der Hoffnung, auf die
Roten zu treffen, suchte man in Kleingruppen
die Stadt ab oder hielt Stellung in der Kneipe.
In Giasing war diesbezüglich nichts los und
so blieb es bei einer ruhigen Nacht vor dem
kleinen Ama-Derby. Am nächsten Morgen
war es dann endlich soweit! Das letzte Spiel
am letzten Tag unserer Reise und wir hofften
unser multikulturelles Fußballwochenende
mit einem Derbysieg abzurunden. Nach etlichen Schikanen seitens der bayrischen Bullen
und einem mehr als übertriebenen Polizeiaufgebot wurde man dann mehr oder weniger
zum Grünwalder Stadion geführt. Auch vor
dem Spiel zeigten sich die Roten trotz zahlreicher Pöbeleien und lautstarken Hassgesängen nicht. Der Block war total überfüllt und
die Stimmung ließ wegen zu vieler Eventfans
zu wünschen übrig. Derbystimmung ist was
anderes. Die Bayernfans konnten mit spielbezogenem Support und einem stimmigen Kurvenbild überzeugen. Leider übertrug sich dies
auch auf den Rasen, wo die Amateurmannschaft von Bayern München letzten Endes mit
1:0 gewann. Nach einer letzten vergeblichen
Jagd auf die roten H********* verabschiedeten
wir uns von unseren Freunden der Giasinga
Buam und traten die Heimreise an.
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| Groundhopping
FK Velež Mostar - HŠK Zrinjski Mostar 1:0
Derby in Mostar
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Bosnien und Herzegowina | Mostar | Stadi- kurzem Sammeln auf in die Altstadt. Meiner
on Vrapčići | Premijer Liga (1. Liga)
Meinung nach ist Mostar eine der schönsten
Städte auf dem Balkan, wenn nicht ganz EuNach einem gemütlichen Umtrunk in München und dem kulturellen wie fußballerischen
Tourstart im alten und neuen Zagreb wurde ich
am frühen Samstagmorgen mit zwei Nachtbussen in den Knochen etwas zerzaust an den
Ufern der Neretva angespült. „Autobusni kolodvor Mostar“ kündete es draußen, na dann
mal nichts wie raus. Dass die Umgebung so
gar nicht zu den vorbereitend getätigten
Aufzeichnungen passte, schob man zunächst
noch auf den eigenen Dämmerzustand, doch
als an einer Wand auch noch den Kriegsopfern
von Vukovar gedacht wurde war klar, dass man ropas. Neretva, Velež und Čabulja, Moscheen
doch glatt auf der falschen Flussseite ausge- und Kirchen, eine bunte Mischung verschiestiegen war. Woher soll man es auch besser dener Kulturen und natürlich die Stari most
wissen, wenn sich beide Busbahnhöfe gleich ergeben zusammen eine wahre Augenweide.
nennen? So ging es früher als gedacht über Dabei ist das Trauma des Bosnienkrieges, in
das herrlich kristallblaue Gewässer und nach welchem 1993 auch das Mitte des 16. Jahrhun-
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derts von den damals herrschenden Osmanen
erbaute Wahrzeichen völlig zerstört worden
war, noch gar nicht so lange her und erst vor
zehn Jahren konnte der originalgetreue Wiederaufbau abgeschlossen werden. Seit den
Gräueln des zerfallenden Jugoslawiens leben
Kroaten und Bosniaken durch den Fluss strikt
voneinander getrennt und so erhält das ohnehin schon explosive Stadtderby zwischen dem
(mittlerweile) bosniakischen FK Velež und dem
kroatischen HŠK Zrinjski zusätzliche Brisanz.
seiner kroatisch-patriotischen Gesinnung von
den jugoslawischen Machthabern weniger
gut gelitten und 47 Jahre lang kurzerhand
komplett verboten. Bedingungen, wie sie
Dorthin war es nach schmackhaften Ćevapi und einem kühlen Sarajevsko Zeit, mit ein
paar gerade kennengelernten Fans von Velež
aufzubrechen, genauer in den nördlichen
Stadtteil Vrapčići, wo die Roten seit dem im
Anschluss an den Krieg erzwungenen Auszug
aus dem Stadion pod Bijelim Brijegom spielen, mit dem sie bis heute die Sternstunden
der Vereinsgeschichte, die beiden Triumphe
im Kup Jugoslavije 1981 und 1986 sowie das
UEFA-Pokal-Viertelfinale 1975 verbinden und
welches nun der verhasste Stadtrivale besetzt hält. Zrinjski hingegen war aufgrund
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nicht bei vielen Derbys vorherrschen. Dass
jedoch wieder einmal keine Gästefans zugelassen sein würden, war schon im Vorhinein
klar gewesen und sportlich gesehen hätte
Velež dem Kontrahenten theoretisch noch
die Meisterschaft versauen können, wenn,
ja wenn in Bosnien bei Punktegleichheit das
Torverhältnis und nicht der direkte Vergleich
zählen würde. Den hatte Zrinjski gegen den
Verfolger Široki Brijeg bereits für sich entschieden und somit ging es „nur“ noch ums
Prestige, doch das wird hierzulande in Ehren
gehalten. Die Choreo der Red Army 1981 mit
der Aussage „Mostarski div se budi“ (Mostars
Riese erwacht) passte gegen den frisch gebackenen Meister vielleicht nicht ganz, doch
ansonsten machte man Zrinjski schon das
Leben zur Hölle. Insbesondere die „Haupttribüne“ deckte die Spieler des Feindes immer
wieder mit Böllern, Dosen, Flaschen und was
halt sonst noch so zu greifen war ein und als
manche irgendwann meinten, dass es nun genug sei, gab es auch noch untereinander Haue
und ein paar Schuhsohlen in die Visage. Wenn
sportlich auch wertlos, man merkte doch,
wie wichtig der 1:0-Sieg für die Gemüter war.
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