südfrankreich - Kölner Weinkeller

Transcription

südfrankreich - Kölner Weinkeller
WEI N BREVI ER
EINE REISE DURCH
SÜDFRANKREICH
Zeit für Neues
Entdeckungen
aus dem Süden!
Ab in den Süden
Reisetipps für
Weinfreunde
Die Küche des Südens
La Table
de Reine
INHALT
PIC ST.-LOUP
ZEIT FÜR
Pierre Clavel S. 14 – 17
Clos Marie S. 18 – 19
NEUES
EINE REISE DURCH
SÜD
FRANK
REICH
Uzès
Pic Saint-Loup
Provence
LanguedocRoussillon
ROUSSILLON
Mas Crémat S. 22 – 23
Clot de l´Oum S. 24 – 26
Puig-Parahy S. 28 – 30
PROVENCE
Château Les Valentines S. 39
REBSORTENGUIDE
S. 44 – 47
DAS UNBEKANNTE
LANGUEDOC
Perdrix-Lasouche S. 8 – 10
DIE WEINE S. 48 – 52
WEIN & SPEISEN
S. 42 – 43
DER FILM ZUM BREVIER
WWW .KOELNER-WEINKELLER. DE / FILME
Bélesta
Espira-de-l'Agly
Passa
02
Stetiger Wandel, innovative Tradition;
Wein ist ständig in Bewegung und
doch beharrlich, heimatverbunden
und ziemlich geerdet. Er entzieht sich
der Schnelllebigkeit, weil die Rebe
Jahrzehnte zum Wachsen braucht,
die Traube Monate zum Reifen. Und
doch benötigt Wein jeden Tag Unternehmer- und Erfindergeist, Mut und
Geschick. Er braucht glühende Leidenschaft und stille Liebe, ruhige Nerven
und Geschäftssinn. Große Weine entstehen nur dort, wo Winzer lieben,
was sie tun, und genauso enthusiastisch wie gelassen sind. Große Weine
erzählen vom Land, in dem sie ihre
Wurzeln haben, von den Händen und
Ideen des Winzers und von der Tradition, aus der sie stammen. Vor allem:
Große Weine, wie wir sie verstehen,
müssen nicht teuer sein.
In manch einem Anbaugebiet haben
die Winzer und Händler in den letzten Jahren gedacht, die Preisspirale würde nie ein Ende finden und
der Weinfreund sei auch in mäßigen oder schlechten Jahren, die man
gerne auch die „klassischen“ Jahre
nennt, bereit, viel Geld auszugeben,
wenn nur der richtige berühmte
und bekannte Name auf der Flasche
steht. Spätestens mit dem Jahrgang
2013 wissen wir, das ist nicht so. Zum
Glück!
Zeit also, sich einmal dort umzusehen, wo man noch Neues entdecken
oder Altes wiederentdecken kann, wo
große Weine entstehen, die Reben
und nicht die Preise in den Himmel
wachsen, wo man noch die Auswahl
hat, wo es eine unglaubliche Vielfalt an Terroir gibt und man richtigen
Winzern noch die Hand drücken kann.
Zeit also, mal wieder nach Südfrankreich zu fahren.
WWW.
La Londes-les-Maures
K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE
03
DER WEIN DES ANSTOSSES
„U
zès? Nie gehört ...“ Ehrlich gesagt, das
Interesse war mäßig, als ein guter
Freund, ein Kenner der Wein-Szene,
uns von einem Weingut da unten irgendwo im
Süden vorschwärmte. Geschwärmt wird viel und
manchmal ist es für uns schwer, zwischen aufrichtiger Bewunderung für ein Weinprojekt, persönlichen Vorlieben und Interessen oder einfach
nur netten Urlaubserinnerungen zu unterscheiden.
„Der Winzer ist übrigens auch Belgier wie ich und
so viele von uns gibt es ja nicht, da müssen wir
zusammenhalten“, sprach Filip und fügte noch im
Rausgehen hinzu: „Der kommt mal bei Euch vorbei
...“ Ein belgischer Winzer irgendwo aus dem Süden.
Hobby wahrscheinlich, mit seltsamen Preisvorstellungen sicher, so etwas kennen wir. Brauchen wir
nicht, zum Glück kommt der nicht vorbei, der Süden
ist weit weg und Köln nicht auf der Reiseroute kleiner belgisch-südfranzösischer Winzer. Zwei Tage
später schon rief ein Koen Strobbe bei uns an, um
einen Termin zu vereinbaren. Wir versuchen ja zu
jedem freundlich und nett zu sein und den vielen
Winzern, die so vorbeikommen, bei einem Espresso
zu erklären, dass auch unser großer Keller endlich
ist und wir leider nicht jeden Wein dieser Welt führen können, nicht einmal jeden guten. Wir trinken
viele Espressi.
Aber Filip ist ein netter Kerl und hat viel Ahnung
von Wein, also machten wir mit seinem Freund
Koen zumindest aus Höflichkeit und einer gewissen Neugier einen Termin. „Na, ich bin gerade hier,
um Freunde zu besuchen“, erzählte er uns in sehr
gutem flämisch gefärbtem Deutsch, „wir haben
ja hier in Kölle lange gelebt. Mein Vater war hier
stationiert.“ Ok, dachten wir etwas entsetzt, den
werden wir so schnell nicht los. Vater bei der belgischen Truppe, Freunde in Köln, sehr freundlich,
das sind die Hartnäckigsten, die Schlimmsten, die
rufen immer wieder an oder kommen vorbei. Er
erzählte also sehr nett von Uzès, seiner neuen Heimat, wir tranken sogar zwei Espressi und dann ließ
er ein paar Flaschen da und verabschiedete sich mit
einem fröhlichen „Bis bald.“
Die Flaschen wanderten in den Keller, machten
aber an diesem Freitag nicht den Umweg über
das „Unverlangt eingesandt“-Regal, dessen Tiefe
erstaunlich ist und in dem sich die Weine ungefragt
zu vermehren scheinen. Freitagsnachmittags gibt
es bei uns oft ein kleines Weinspiel. Ein Kollege
sucht ein oder zwei Weine aus oder bringt etwas
mit und die anderen müssen raten, was es ist. Da
ist dann auch das Dasein oben in den Büros nicht
mehr ganz so trocken. „Südfrankreich stimmt“,
meinte Bart, als wir die ersten Tipps abgaben.
„Lecker“, meinten die Kollegen in den anderen
Büros, „echt feiner Stoff. Haben wir das im Sortiment?“ Jetzt dämmerte es uns ein wenig, dass
der lapidare Tipp von Filip ein echter Geheimtipp
war. „Aus Südfrankreich könnten wir ja gut noch
was reinnehmen“, meinte Bart und damit hatte er
absolut recht. Denn angesichts der Qualitäten, der
neuen Ideen und der Traditionen, die es dort gibt,
war unser Sortiment da ein wenig bescheiden. Wir
setzten uns also zusammen und besprachen, wie
wir vorgehen. Was ist gut, was kennen wir, welche
Regionen, welche Stilistiken brauchen wir, welche
Preisklassen kommen in Frage. Die nächsten Monate wurde also Südfrankreich gesammelt. Languedoc, Roussillon, Provence. Wir verkosteten vielleicht
300 Weine, bewerteten, verglichen und stellten
erste Kontakte zu Winzern her. Uns wurde immer
klarer, wie gut die Weine von da unten sind und
vor allem wie gut und günstig auch die Weine von
unserem flämisch-kölsch-südfranzösischen Winzer im Vergleich mit manchen bekannten Namen
waren. Vor allem waren sie dafür erstaunlich günstig. Südfrankreich birgt noch echte Entdeckungen!
Wie groß die waren und dass unser Keller dafür
kaum ausreicht, wurde uns erst am Ende der Reise
bewusst, auf die wir uns dann aufmachten.
EN VACANCES
LES CHERCHEURS DU VINS
Andreas Brensing
Geschäftsführer des Kölner Weinkellers, hat sich mit seiner Kollegin Frau Rudolph auf den Weg in den Süden gemacht. Als gelernter Germanist ist er natürlich für die Texte zuständig, aber auch
für viele der Fotos und durfte auf den verschlungenen Wegen zu
den Weingütern das Steuer in der Hand halten. Die Verantwortung dafür, dass Ihnen die Weine schmecken, trägt er ja sowieso.
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WWW.
Noreen Rudolph
Sommelière des Jahres 2011 und im Keller für die Sortimentsgestaltung zuständig, ist eine große Kennerin der Weine des
Südens. Sie hat zwei Jahre in Loumarin bei Reine Sammut als Sommelière gearbeitet und scheint dabei Eindruck gemacht zu haben.
Guy Sammut wollte sie jedenfalls sofort wieder abwerben. Eine
deutsche Weinberaterin in einem französischen Sternerestaurant,
wow. Natürlich spricht sie perfekt französisch und ist auch den
Eigenarten der okzitanischen Aussprache gewachsen. Sehr wichtig auf einer Entdeckungsreise durch Languedoc und Rousillon.
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„Schönen Urlaub“, wünschten uns die Kollegen, als
Noreen und ich Ende April in den Süden aufbrachen. Wir
hatten einen Flieger nach Marseille, ein Auto am Flughafen und
im Gepäck statt Strandmuschel und Badematte Filmapparat und
Verkostungsheft und viele, viele Termine im Kalender. Feste, weniger feste
und ziemlich vage, was nach ziemlich viel hin- und herfahren und weniger nach
Urlaub klang. Aber natürlich ist es nicht wirklich unangenehm, einmal quer durch die
Provence, das Languedoc, das Roussillon und wieder zurück zu fahren und dabei besondere Winzer zu treffen und ihre Weine zu verkosten. Und eines ist bei so einer Tour ganz sicher:
Man freut sich abends, nach dem letzten Winzertermin, auf ein Bier.
Um 5 Uhr morgens ging es am gemütlichen Deutzer Bahnhof los. Der Flieger in Frankfurt hieß ganz
standesgemäß Deidesheim, aber leider gab es kein Glas Buhl´schen Riesling-Sekt zum Frühstück. Am Flughafen in Marseille funktionierte dann erst einmal unsere Mietwagenbuchung über die Zentrale irgendwie nicht.
„Ja, kann passieren, wenn Ihr Unternehmen nicht mehr zahlungsfähig ist ...“, meinte der Herr hinter dem Counter
etwas süffisant. „Die REWE Group?! ... Vielleicht ist es ja doch ein Fehler im System.“ Nach einem kurzen Telefonat klickte der Mann ein wenig rum und schließlich tippte er alles noch einmal von vorne ein. Das geht ja gut los. „Wahrscheinlich
bekommen wir jetzt auch noch ein Auto mit deutschem Nummernschild“, meinte Noreen. Der Supergau für jeden Südfrankreicherfahrenen: direkt als Tourist erkennbar, ein gefundenes Fressen für die Landplage des Südens, die Autoknacker. Klar, was kam, war ein
ungewaschener, aber nagelneuer 1er BMW mit Münchner Kennzeichen. Wir konnten ihn übrigens ohne eingeschlagene Scheibe zurückgeben, wahrscheinlich genießen Weinhändler im Süden Immunität.
05
DAS UNBEKANNTE LANGUEDOC
Tour Fenestrelle
UZÈS?
Der Palast der Herzöge von Uzès
D
ie kleine Stadt Uzès liegt etwa 20 Kilometer nördlich von Nîmes und dass man
sie kaum kennt, ist verwunderlich, denn
sie gehört zu den schönsten alten Städten, die ich
in Frankreich kenne. Und das liegt an der guten
Freundschaft, die die Herzogin von Uzès mit dem
Schriftsteller André Malraux pflegte, der damals
auch Kultusminister war. Die Adelige und der Kommunist werden in vielen Dingen verschiedener
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Meinung gewesen sein, in einem waren sie sich
einig: Während man in den 50er und 60er Jahren
in vielen anderen Städten in moderne Infrastruktur,
also Abriss und Neubau, investierte, schaffte man
hier im Herzen von Uzès eine „Schutzzone“, in der
man genau das nicht durfte. Die Gelder aus Paris
wurden sehr früh schon in den Erhalt des Alten
gesteckt, zu einer Zeit, als Denkmalschutz noch
gar nicht en vogue war. Wahrscheinlich von der
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Herzogin nicht ganz uneigennützig, denn mitten in der Altstadt liegt auch der Herzogspalast.
Heute ist die Stadt ein Juwel, denn sie besteht
nicht aus verkitschten Nachbauten und ist auch
keine reine Touristenattrappe, sondern eine sehr
lebendige französische Kleinstadt. Auf dem Weg
dorthin kommt man unweigerlich am Canyon du
Gardon vorbei und damit an einer der wichtigsten
Attraktionen Frankreichs, der Pont du Gard. Wer die
18 € dafür ausgibt, sein Auto in der Nähe der Brücke
abstellen zu dürfen, bekommt neben dem wirklich
eindrucksvollen Aquädukt auch eine Unzahl amerikanischer, japanischer, chinesischer, deutscher und
sonstiger Touristen zu sehen. In Uzès, gerade mal
15 Minuten davon entfernt, ist davon nur wenig
zu spüren. Dafür gibt es Frankreich pur und in der
Saison einen der größten Trüffelmärkte Frankreichs.
Die Appellation (AOP) Duché d´Uzès gibt es erst
seit 2013, vorher war das alles Vin de Pays. Gerade
einmal 1.500 Hektar ist sie groß und es gibt nur 14
Vollerwerbswinzer und viele Nebenerwerbswinzer,
die ihre Trauben an die örtliche Genossenschaft
verkaufen. Viel größer wird die Appellation auch
nicht werden, denn die INAO in Paris beschränkt die
AOP-Weine streng auf die Kalkböden, die allenfalls
eine leicht lehmige Auflage haben. So ist es etwas
unübersichtlich, wo ein Weinberg zur AOP gehört
und wo er einfachen Landwein ergibt. „Hier ist
jeder Weinberg einzeln untersucht worden“, hat
man uns erzählt und man ist mächtig stolz darauf, klein und fein auf so besonderen Böden Wein
anbauen zu dürfen.
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DAS UNBEKANNTE LANGUEDOC
Das Weingut Perdrix-Lasouche
Koen & Ilse
PERDRIX-LASOUCHE –
EIN AUSSTEIGER-TRAUM
„I
lse und ich haben uns ein Sabbatt-Halbjahr
hier in der Region gegönnt“, erzählt Koen
fröhlich auf der Terrasse seines Hauses,
„und dann haben wir uns schon nach zwei Wochen
gefragt, wollen wir eigentlich wieder zurück? Nach
Flandern?!“ Eine Frage, die man eigentlich schnell
beantworten kann, in Brüssel regnet es an ungefähr 200 Tagen und im Durchschnitt scheint am Tag
4,5 Stunden die Sonne, im Languedoc sind es 8,2
Stunden Sonne und wenn an 120 Tagen mal etwas
Regen fällt, dann ist es schon ein wasserreiches Jahr.
Ok, das kennen wir alle, im Urlaub überlegt man, ob
denn nicht das kleine Häuschen reicht, man nicht
mit weniger auskommt, einem alten Renault statt
einem neuen Mercedes. Man kann ja im Garten
anbauen, was man braucht, ein paar Ziegen, Schafe
und Hühner halten, ein wenig was dazuverdienen
und am Ende dieser Überlegungen findet man sich
dann doch im Büro wieder. „Nein, wir sind nicht
vom einen auf den anderen Tag dageblieben. Wir
haben geplant, wie wir es machen. Erst haben wir
überlegt, was wir überhaupt machen“, erzählt Koen
und es klingt ein wenig wie eine Mischung aus
08
einer Lausbubengeschichte und einem eiskalten
Plan. „Wein kannte ich immer nur von der anderen
Seite, der des Konsumenten, aber ich war zum
Glück naiv genug zu glauben, das kann ich auch,
und dann kam einiges an Glück hinzu. Wir haben
von der italienischen Grenze bis zu den Cevennen
gesucht, und wenn man schon Land kauft, um sich
ein Haus zu bauen, dann kann man ja direkt auch
was Rebland dazukaufen. Wir kannten einen Notar
aus der Region, der im Nebenberuf auch noch Winzer war und seine Trauben an die Genossenschaft
ablieferte, wie viele hier unten. Hier sind die Leute
Klempner und Winzer, Arzt und Winzer oder eben
auch Notar und Winzer. Der hatte einen Genossenschaftskollegen, der von seinen 40 Hektar was verkaufen wollte.“ Damals waren die Weinberge rund
um Uzès noch relativ günstig, denn ob die Region
ihren AOC-Status bekommen würde, stand noch in
den Sternen, und von Aufbruch keine Spur. „Nun ja,
ich wollte eigentlich auch nicht der Romanée-Conti
von Uzès werden, aber etwas Wein machen und
ein paar Zimmer vermieten, das würde ja für den
Anfang reichen, danach sieht man dann weiter.“
WWW.
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Also traf man sich. „Da hat sich dann eins zum
anderen gefügt, wir haben uns sofort bestens verstanden, das Land war perfekt für das Haus, das wir
bauen wollten, und drumherum gab es noch Weinparzellen mit alten Rebstöcken drauf.“ Und um die
gab es gerade Ärger, denn der Besitzer, der jetzt
übrigens Koens bester Freund ist, verkaufte seine
Trauben an die Genossenschaft und war der nicht
unberechtigten Meinung, dass er für die Reben aus
seinen ältesten Weinbergen ein paar Euro mehr als
für all das andere Massenzeug bekommen sollte.
Denn die Erträge sind hier äußerst gering und was
dabei als Wein herauskam, war so viel besser, dass
man es gesondert hätte ausbauen müssen. Aber
die Genossenschaft war der gut sozialistischen
Meinung, dass jede Traube gleich viel wert sei,
und der Traubenbauer, der das mittlerweile auch
nur noch im Nebenerwerb machte, wollte keinen
eigenen Wein mehr keltern. Ein klassisches Patt. „Er
hat mir bei ein paar Gläsern davon erzählt und sich
dabei so aufgeregt, dass ich spontan dachte, dem
Mann muss und kann geholfen werden.“ Am Ende
des Abends hatte Koen zu dem Land, wo jetzt Haus
und Garten sind, noch ein paar Hektar der feinsten
Weinberge von Uzès. Und auch das Winzerproblem
war irgendwie schnell gelöst. „Ich kann aber noch
keinen Wein machen“, meinte Koen irgendwann
etwas verlegen. „Ich aber und das bring ich dir
auch noch bei“, sagte der Traubenbauer, der seinen Über-die-Bande-Sieg über die Genossenschaft
auskostete.
2003 fing Koen an, sein Haus zu bauen, schon 2004
gab es den ersten Wein. Bis jetzt macht er gerade
mal 15.000 Flaschen. „Ja ...“, meint er, „das soll noch
ein bisschen mehr werden. Es kommt bald noch
etwas Weißwein dazu und hier und da können wir
noch ein wenig was Neues anpflanzen, aber ein
Großwinzer will ich auf keinen Fall werden. Schließlich ist das ja das Großartige an diesem Job, so wie
ich ihn mache: Ich kann das meiste selbst und alleine machen.“ Dabei schwebt Koen auch keine dieser
Mikro-Winerys vor, die mit ihren geringen Erträgen
und kleinen Mengen hausieren gehen und daraus
dann oft erstaunliche Preis-Wahnvorstellungen
entwickeln. Koen ist nicht nur sehr entspannt, was
das angeht, er ist auch erstaunlich bodenständig
geblieben. „Ich freue mich über jede Flasche, die ich
verkaufe. Wenn mir jemand vor 15 Jahren gesagt
hätte, dass ich mal Winzer bin ... haha ... so liebe ich
jeden Tag, an dem ich das machen darf.“
Syrah, Grenache und Merlot stehen bei Koen in
den Parzellen. Wobei der Merlot auf den ersten
Blick etwas erstaunlich ist, gehört er doch nicht
zu den klassischen Rebsorten des Südens und ist
auch als AOP-Wein gar nicht zugelassen. Aber so
wie Koen sich nicht wirklich darum geschert hat,
ob er Winzer ist, kümmert ihn auch die AOP wenig.
„Ich mache die Weine, die mir gefallen, und da
hier nun mal alte Merlot-Reben standen, hab ich
sie auch verwendet. Am Anfang war schon der
Gedanke da, sie rauszureißen, aber da war mein
Freund ziemlich entsetzt. Sein Großvater war für
diese Reben extra ins Bordeaux gefahren und hatte
sich da Merlot-Reben, die etwas hitzebeständiger
sind, dafür aber sehr wenig Ertrag geben, ausgesucht. Sein Lieblingswein war das. Und er hatte
recht, da interessiert es mich wenig, ob das AOC
Duché d‘Uzès oder einfach Vin de Pays d‘Oc draufsteht. „Der Merlot profitiert hier von der perfekten
Mischung zwischen hoher Sonneneinstrahlung
und der Abkühlung nachts. Uzès liegt in einer
Ebene, die an drei Seiten von Bergen umgeben
ist. Vor allem die nahen Cevennen sorgen durch
das Tal des Gardon nachts für Kaltluftzufuhr und
so hat man erstaunliche Temperaturunterschiede
zwischen Tag und Nacht. Außerdem hat er ihn sehr
geschickt in einer Lage mit einer etwas dickeren
Lehmauflage gepflanzt, so erleidet der Merlot keinen Trockenstress.“ Unten im Rhône-Tal hat es der
Merlot deutlich schwerer, aber natürlich ernten wir
hier keinen Bordelaiser Merlot mit seinen etwas
herben Tanninen. Unser Wein ist etwas runder,
sehr dunkel, mit blauen Waldfrüchten und immer
einer guten Portion Mokka und Bitterschokolade
versehen. Ein echt mediterraner Wein und trotzdem immer noch mit einer sehr lebendigen Säure.
Eine kleine Menge Grenache und Syrah sind da der
ideale Partner, sie geben der Cuvée noch etwas
mehr Lebendigkeit und Tiefe.“ Wenn man den Entre
Lunes verkostet, glaubt man Koen, wenn er sagt:
„Ich versuche meine Weine so zu machen, wie ich
sie als Kunde damals gerne gehabt hätte. Ich glaube, ich hatte auch als Konsument einige Ahnung
von Wein, war aber eigentlich nie ein Wein-Freak,
der permanent unheimlich komplizierte Weine, bei
denen man mehr denken als schmecken musste,
brauchte. Ich hab Weine immer gerne mit Freunden
und mit meiner Frau getrunken, Wein ist für mich
immer Genuss und den teile ich gerne. So sollte
mein Wein dann auch schmecken.“
Ähnlich hält er es mit dem Syrah, der seine Lieblings-Rebsorte ist. Reinsortige Weine sind in der
AOP nicht erlaubt, hier gibt es nur Cuvées und
eigentlich sollten bis zu 20 % andere Rebsorten
drin sein, damit der Wein AOP-Status bekommt.
Aber auch der Syrah kommt aus einer besonderen Parzelle und die wollte Koen nicht in eine
Cuvée geben, sondern so, wie sie ist, ausbauen.
„Schon der erste Jahrgang war so, wie ich mir einen
Syrah vorstelle, oder besser, wie ich einen Rotwein
liebe, und das würde ja mit jedem Jahrgang besser
werden“, meint Koen. Man fand also eine sehr
französische Lösung. „Es stehen ja auch ein paar
andere alte Reben im Syrah-Weinberg, die werden
natürlich mitvinifiziert, früher hat man ja immer
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DAS UNBEKANNTE LANGUEDOC
etwas gemischt gepflanzt. Schreib doch einfach
nicht nur Syrah da drauf, haben die Kollegen von
der AOP-Stelle gesagt, das kann man doch auch
etwas ... na, sagen wir mal poetischer umschreiben. Wie viel Prozent Cuvée das ist, kann man ja
auch nicht so genau bestimmen. Also ist aus dem
Syrah ein Poème de Syrah geworden, der ... sagen
wir mal überwiegend ... aus Syrah besteht und
dann auch den AOP-Status haben wird. Aber mal
sehen“, sagt Koen lächelnd, „als Winzer bin ich noch
jung, vielleicht ändere ich da auch noch was. Aber
momentan gefällt mir das so“, meint er. Der Poème
de Syrah schwebt zwischen der Kühle der SyrahWeine der nördlichen Rhône und der südlichen
Würze des Languedoc. Er hat auch mit einiger Reife
noch die Frische, die man eher im Norden findet,
aber eindeutig die runde, volle, fast anschmiegende
Art der südlichen Weine. „Da hab ich mir selber
meinen Lieblingswein gemacht.“ Leider war, als
wir Koen besuchten und mit ihm über Mengen
sprachen, sein XII Nuits schon ausverkauft. („Ist
doch toll für einen Jungwinzer wie mich ....“), aber
vom Poème und vom Entre Lunes gab es noch zwei
Jahrgänge, schließlich verkauft Koen seine Weine
8,90 €
9,90 €
22650-10 0,75 L (1l=11,87 €)
11,00 €
22651-10
erst dann, wenn sie einigermaßen gereift sind, auch
so ein kluger Schachzug. Und mit den Jahrgängen
10 und 11, die klimatisch so unterschiedlich waren,
findet man dann auch direkt das verbindende Glied
in den Weinen, ihre eleganten Tannine, die feine
Frucht und diese unglaubliche Saufigkeit. Bei den
11ern etwas runder und offener, fruchtiger, bei den
10ern expressiver und etwas höher in der Säure.
Wir kamen gar nicht auf die Idee, uns hier zwischen
den Jahrgängen zu entscheiden. Wir sind extrem
glücklich, beide zeigen zu können.
Pont du Grad
9,90 €
0,75 L (1l=13,20 €)
TIPPS FÜR UZÈS
WAS MAN GESEHEN HABEN SOLLTE:
• Pont du Gard und das Tal des Gardon
• Uzès mit seinen alten Gassen und
dem schönen Marktplatz natürlich
• Nîmes, Avignon, Montpellier,
die Camargue, aber auch die Cevennen
sind nicht weit entfernt.
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WWW.
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ESSEN & TRINKEN:
• Le Castellas in Collias:
Boutique-Hotel mit Restaurant;
man isst auf Sterneniveau
ohne Sternepreis
• La Table d‘Uzès
(im Hotel La Maison d‘Uzès):
*Michelin, moderner französischer Stil,
tolles Ambiente
• Bistro Les 80 Jours in Uzès
• Le Vieux Café in Uzès,
wenn man genug Wein verkostet hat,
hier gibt es eine große Bier-Auswahl.
WO MAN WOHNEN KANN:
• Natürlich bei Koen und Ilse Strubbe
nur wenige Kilometer vor Uzès
([email protected])
• La Bégude de Saint-Pierre in der
Nähe vom Pont du Gard
• Siehe auch unter Restaurants
ILSES & KOENS BESONDERER TIPP:
• Der Samstagsmarkt in Uzès:
viele lokale Anbieter und in der Saison
ein Trüffelparadies
ALLE WEINE VON PERDRIX-LASOUCHE FINDEN SIE AUF SEITE 48
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PIC SAINT-LOUP
Pic St.-Loup & Montagne de l´Hortus
DER MONT BLANC DES LANGUEDOC
K
ein besonders hoher Berg und wenn man
ein paar Höhenmeter nicht scheut, von
seiner Südseite her auch recht einfach zu
besteigen. Ein steiler, steiniger Pfad führt hinauf
und wenn man oben ist, kann man die grandiose
Aussicht auf Montpellier, das Mittelmeer und
die Cevennen genießen. Aber man sollte nicht
erschrecken, denn auf seiner Nordseite fällt der Pic
St.-Loup mehr als 500 Metern senkrecht ab. Den
freundlich steilen Hügel hat es irgendwann einmal buchstäblich zerrissen und jetzt verteilen sich
die Reste des einst mächtigen Berges, der auch die
weiß leuchtenden Felsen des gegenüberliegenden
Mont l‘Hortus einschloss, als helles Kalkgeröll auf
die Weinberge und die Garrigue rund um den Pic.
Es riecht intensiv nach Kräutern, nach wildem
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Fenchel, nach Lorbeer, Thymian, Rosmarin und
vielem mehr. Im Sommer, wenn das Land trocken
ist, muss man sich in Acht nehmen, denn die
niedrigen Sträucher brennen wie Zunder und die
vielen kleinen Dörfer, die verteilt zwischen den
Bergen und Felsen liegen, werden immer wieder
von Buschbränden bedroht. Natürlich haben die
Römer hier schon Wein angebaut, wo haben sie
das nicht, in Britannien vielleicht. Aber da setzte ja
die einheimische Bevölkerung auch eher auf einen
Tropfen heißen Wassers. Aber die Landgüter zur
Zeit des Imperium Romanum waren erstaunlich
gut organisierte Lebensmittel-Produktionsbetriebe. Und der Wein war eines ihrer wichtigsten Produkte. Nicht nur dass er bei den lebensfreudigen
Römern als Genussmittel beliebt war, auf Reisen
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und bei Feldzügen, wenn man kaum frisches,
unbedenklich zu trinkendes Wasser zur Hand
hatte, war er, oft als Posca, also in Mischung mit
etwas Wasser und vergorenem Wein (also Essig),
das einzige sterile Getränk und somit lebensnotwendig. Die Überlegenheit der römischen Armee
beruhte nicht zuletzt auf der guten Verpflegung
und der Möglichkeit, die Truppen überall ausreichend zu versorgen. So entstanden auch nahe der
großen Garnisonsstädte Nîmes, Arles, Avignon
und Montpellier unzählige landwirtschaftliche
Mischbetriebe.
Zu seinem Namen kam der Pic im Mittelalter
und natürlich muss es im Land der Troubadoure
eine Geschichte mit Liebe und Tod sein. Die drei
Brüder Alban, Guiral und Thierry Loup hatten sich
alle in dieselbe Frau verliebt, die schöne Bertade.
Da sie Bertade nicht vor die Wahl stellen wollten,
beschlossen sie, das Kreuz zu nehmen und ins
Heilige Land zu gehen. Nur wenige kamen von
den Kreuzzügen damals wieder und wenn es
einer schaffen würde, so könnte er ja die schöne
Bertrade zur Frau nehmen. Aber sie kamen alle
drei wieder aus dem Heiligen Land und als sie in
ihr Heimatdorf kamen, mussten sie zu ihrem Entsetzen hören, dass Bertrade am Tag zuvor, dem 19.
März, vor Kummer gestorben sei. So beschlossen
die drei Brüder, der Welt zu entsagen, und jeder
zog sich als Einsiedler auf einen Berg in der Nähe
des Dorfes zurück. Jedes Jahr am 19. März entzündeten sie ein (höchst gefährliches) Feuer auf ihren
Bergen zum Gedenken an Bertrade. Thierry hatte
den höchsten Berg gewählt und er war auch der
letzte der Brüder, der verstarb, und als irgendwann
sein Feuer nicht mehr entflammte, benannten
die Dorfbewohner, die die drei Brüder wie Heilige
verehrten, den höchsten Berg nach ihnen, den Pic
St.-Loup und zünden bis heute dort jedes Jahr am
19. März ein Feuer an.
Der eigentliche Siegeszug des Weins rund um
den Pic St.-Loup begann erst nach dem Zweiten
Weltkrieg. 1955 bekam man den VDQS-Status
und es dauerte noch einmal fast 50 Jahre, bis
man von der INAO in Paris die begehrte AOCAuszeichnung verliehen bekam. Erstaunlich, was
diese Aufwertung bewirkt hat. Waren vorher
die Qualitätswinzer eine Art Geheimtipp in der
Region, nimmt man die Weine vom Pic St.-Loup
jetzt weltweit wahr. Sie sind zu einer Art Leuchtturm für das Languedoc geworden. Das Terroir hat
sich natürlich nicht geändert, aber in einer AOC
trauen sich die Winzer noch mehr, auf Qualität zu
setzen. Und vor allem, es gibt immer mehr Erzeuger, die ihre Pläne, besondere Weine zu machen,
auch verwirklichen. Wir waren erstaunt, was hier
für Weine entstehen, und ehrlich gesagt hätten
wir auch ein WeinBrevier nur mit Pic-St.-LoupWeinen machen können. Da hätten wir uns viele
gefahrene Kilometer gespart und wären vielleicht
zwischen den Weinguts-Besuchen auch mal zum
Klettern an den weißen Felsen der Region gekommen. Na, vielleicht im nächsten Jahr.
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PIC SAINT-LOUP
Garrigues & Pierre Clavel
10,00 €
11,00 €
11,50 €
24162-12 0,75 L (1l=13,33 €)
12,50 €
24161-13 0,75 L (1l=14,67 €)
14,50 €
15,90 €
24164-12 0,75 L (1l=19,33 €)
89 Parker Punkte
7,90 €
8,90 €
24160-12 0,75 L (1l=10,53 €)
Alle 4 Weine sind Bio-Weine.
PIERRE CLAVEL – MANN MIT HUND
Ein Labrador liegt etwas träge in der Einfahrt, in die
sich gerade ein großer LKW zu zwängen versucht.
Keine Chance. Ein Rätsel, wie später die Weinpaletten auf den Anhänger kommen werden. Der Hund
schaut nur ein wenig auf und gibt ein heiseres
„Wuff“ von sich. „Keine Angst“, ruft Pierre lachend
aus einiger Entfernung, „der ist schon über 90. Der
will nur kurz zeigen, dass es ihn noch gibt.“ Auf der
Mas da Calage blühen Rosen in allen Farben und
hunderte andere Blumen an jeder Ecke. „Ich bin
für den Wein zuständig, meine Frau Estelle mehr
für die Blumen“, meint Pierre, „was meint ihr, wer
macht den besseren Job?“ Dabei versprüht er wieder sein fröhlich ansteckendes Lachen. Irgendwie
muss man höllisch aufpassen, um mitzubekommen, wenn Pierre etwas wirklich ernst meint, dann
geht sein Blick vielleicht etwas mehr in die Ferne
und er spricht leiser. „Jetzt müssen wir aber erst
einmal Bayard besuchen.“ Hinter ein paar Hecken,
rechts von der Auffahrt, finden wir Bayard auf einer
Wiese. Er trägt eine blonde Mähne und steht mit
vier kräftigen Hufen im Gras. „Bayard ist noch in
der Ausbildung. Wir werden bald unsere besten
Weinberge nur noch mit dem Pferd bearbeiten, da
muss er jetzt lernen, den Pflug zu ziehen“, meint
14
Pierre und hält ihm eine Karotte hin. Aber Bayard
ist heute scheinbar etwas nervös und nimmt sie
nur widerwillig, zu viele Leute. „Vielleicht ist es auch
eine spanische Karotte“, lacht Pierre, „Bayard mag
nur französische ... Bevor wir uns Keller und Weinberge ansehen, gehen wir aber erst mal was essen.“
Schließlich ist es schon fast 13 Uhr und Mittag-
essen mit Freunden ist in Frankreich ja ein heiliger
Akt. Les Caves passent à Table liegt an einem wenig
pittoresken Verkehrskreisel zwischen Autohäusern,
Baumärkten und einem Gemüseladen halb im Keller. Wären wir nie drauf gekommen. „Aber der Inhaber hat mehr Ahnung von den Weinen der Region,
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als ich je haben werde“, meint Pierre, „hier finde ich
immer was spannendes Neues und das Essen ist
sensationell.“ Und natürlich probieren wir hier auch
keinen Wein von Clavel, sondern etwas Neues und
ziemlich Spannendes. „Es gibt noch viel zu entdecken“, erzählt Piere und rattert Regionen, Unterregionen und Winzernamen herunter. Der Weißwein
war jedenfalls sensationell, ist für die nächste Tour
notiert. „Der Wein ist das wahre Erbe Frankreichs“,
erzählt Pierre und obwohl er lächelt, merken wir,
jetzt meint er es wirklich ernst. „Wir haben so
viel unterschiedliches Terroir, wir haben so viele
unterschiedliche Kulturen, aber was Frankreich seit
2.000 Jahren immer geeint hat, war der Wein. Er ist
die Identität Frankreichs, er ist die gelebte Vielfalt,
die Heimat, die zugleich überall verfügbar ist und
auch noch konsumiert werden kann.“ Dabei erhebt
er das Glas: Santé. Sein Sohn nickt und lächelt. Er
studiert gerade Weinbau und wird wohl das Familienweingut eines Tages übernehmen. Pierre war
der Weinbau irgendwie in die Wiege gelegt worden
und andererseits auch nicht. Sein Vater war zwar
Genossenschaftswinzer, hat sich aber zeitlebens
mehr mit Weinbau-Politik beschäftigt. „Als junger
Mann hat er noch etwas Wein gemacht, dann ist
>>
TIPPS FÜR
DIE REGION
PIC ST.-LOUP
WAS MAN GESEHEN HABEN SOLLTE:
• Natürlich den Pic St.-Loup. Am besten
steigt man hinauf und besucht dabei auch
die Ruinen des Châteaus de Montferrand.
• Montpellier, eine der schönsten
Städte des Südens
• Das Tal der Hérault und (außerhalb
der Saison) Saint-Guilhem-le-Désert,
das einsame Tal bei Saint-Jean-de-Buèges
und natürlich den Canyon de la Vis mit
dem Cirque de Navacelles
ESSEN & TRINKEN
• Les Caves passent à Table; 34980 Montferrier-sur-Lez (Keiner hat mehr Weine
aus der Region und mehr Ahnung davon!)
• Restaurant Le Pic Saint-Loup;
34270 Les Matelles
• Bistro Vinaigrette; 34730 Prades-le-Lez
• L’Auberge du Cèdre; 34270 Lauret
(auch Hotel)
Pierre & Estelle
WO MAN WOHNEN KANN:
• L’Auberge du Pont Romain;
30250 Sommières
• Chambres d’Hôtes L’Ostal du Pic Saint
Loup; 34270 Saint Jean de Cuculles
• Gîtes Le Mas des Violettes; 34270 Valflaunès
• Gîtes du Mas de Luzière;
34190 Saint-André-de-Buèges
PIERRES UND ESTELLES GEHEIMTIPPS:
• Natürlich die Bauernmärkte der Region
• „Marché des Arceaux“ samstags
in Montpellier
• „Joli marché au pied du Pic Saint Loup“:
sonntagsmorgens in Valflaunès
• „Notre petit marché secret“ sonntagsmorgens im Sommer in Sainte Croix Vallée
• Die Bäckerei Simone et Emile in Claret
• Pélardon du Pic Saint-Loup (aromatischer
Ziegenkäse) bei Michel et Sandra Carrie
in Le Frouzet bei Saint-Martin-de-Londres
• In Bouzigues am Étang de Thau
kann man Austern direkt beim
Produzenten kaufen.
• Les tielles bei Sophie Cianni in Sète (kleine
Pastetchen mit Meeresfrüchten gefüllt)
ALLE WEINE VON PIERRE CLAVEL FINDEN SIE AUF SEITE 48
15
PIC SAINT-LOUP
er einer der Väter der AOC Languedoc geworden.
Er hat sich zeit seines Lebens für den Wein des
Südens eingesetzt. Den authentischen Wein, den
Wein der Winzer, den er nie als industrielles Produkt gesehen hat. Wein war für ihn immer Kulturgut, aber irgendwann hat er selber keinen mehr
gemacht. Dafür unterhält er jetzt noch, mit 80
Jahren, ein paar Weinblogs, zum Beispiel zum Winzeraufstand von 1907 (siehe Kasten Seite 27), und
er fährt fast den ganzen Tag Fahrrad. Ob Regen oder
Sturm, wie ein Verrückter. Mit 80 – der ist fitter als
ich.“ Pierre hatte eigentlich gar nicht so richtig vor,
Winzer zu werden. Mit 16 hat er erst einmal die
Schule geschmissen. Genug gelernt, genug in den
Bänken gesessen. „Ich wollte irgendwas in der Region machen, irgendwas mit Essen und Trinken und
mit regionalen Produkten ...“ Also ist er erst einmal
Ziegen hüten in den Cevennen gegangen. Dann
hat er regionale Spezialitäten verkauft, als Négoc
mit Wein gehandelt und schließlich, 1986, mit 25,
pachtete er die ersten Weinberge. „Das Geld hab ich
bei Freunden, die keine Ahnung von Wein hatten,
zusammengeschnorrt. 50.000 französische Francs,
dafür gab es irgendwie 37 Hektar, zum Teil mit
unfassbar schlechten, zum Teil mit guten Reben,
einen alten, etwas baufälligen Weinkeller mit riesigen Tanks, mehr für eine große Genossenschaft
als für ein kleines Qualitätsweingut gedacht. Das
16
Geld verschwand nur so. Nach einem Monat waren
wir quasi pleite“, dann folgt wieder das entwaffnende Lächeln, mit dem er sicherlich damals auch
seine Geldgeber bei der Stange gehalten hat. „Wir
haben uns irgendwie durchgewurschtelt.“ Jetzt, 28
Jahre später, gehört die Domaine Clavel sicher zu
den angesehensten der Region und ist dazu noch
einer der Vorreiter für biologischen Weinbau. Aber
geradezu legendär ist in der Region, dass Pierre,
egal wie viele Preise und Punkte er für seine Weine
bekommt, egal wie gering die Ernte ausfällt, egal
wie schnell er ausverkauft ist, seine Preise immer
nur marginal erhöht, sodass seine Weine selbst für
die Region Pic St.-Loup noch erstaunlich günstig
sind. „Was soll ich machen“, meint er mit einem in
die Ferne gerichteten Lächeln, „ich bin halt ein alter
Linker, ich finde, meine Weine soll sich jeder leisten
können. Und ich lebe doch ganz gut.“
Dann stehen wir an der Südseite des Pic St.-Loup.
Weißes Kalkgeröll, kantige, große Steine, man kann
kaum gerade gehen auf dem Boden, gut, dass ich
meine Wanderschuhe angezogen habe. „Das sind
hier alles unsere Weinberge“, Pierre zeigt stolz in
die Runde. „Da vorne stehen Roussanne und Grenache blanc. Für den Weißwein gibt es keine AOP
Pic St.-Loup, aber das Terroir da ist für die beiden
Rebsorten so einzigartig, der Boden, der kalte Wind
der hier durchgeht, dass wir ihn auch einfach als
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Coteaux du Languedoc verkaufen. Trotzdem ist es
ein typischer Pic St.-Loup“, meint er etwas trotzig.
Wir werden später sehen und schmecken, ein Weißwein, wie wir ihn aus Südfrankreich nicht erwartet
haben. Knackig, zupackend, mit Kräutern, reifen
Früchten, schlank, mit mineralisch frischer Säure,
der Cascaille ist einer der vielen Lieblingsweine,
die wir auf der Reise entdeckt haben. „Das ist zwar
hier alles ein sehr ähnlicher Boden, aber im Detail
gibt es dann doch Unterschiede. Hier, wo der Grenache noir steht, sind die Weine deutlich voller und
würziger, weiter oben wird der Boden noch etwas
steiniger, da sind die Weine karger und zugleich
eleganter. Da hinten haben wir reinen Kalk, da steht
dann mehr Weißwein. Das werdet ihr nachher auch
schmecken. So sind Grenache, Syrah, Mourvèdre
auf die verschiedenen Böden verteilt.“ Er steht
ein wenig da wie ein Feldherr, der seine Truppen
dirigiert. Dass er taktisch versiert ist, sehen wir
nachher im Keller. Die fünf, sechs Gebäude der Mas
de Calage liegen auf einem Hügel wie ein kleines
Dorf. Das nächste Haus ist weit entfernt. Absolute
Ruhe, Ruhe für perfekte Weine. Jetzt begleitet uns
auch Garrigues. Noreen, die eigentlich Angst vor
Hunden hat, fängt sofort an, ihm Stöckchen zu werfen. Der Border Collie rennt wie ein wahnsinniger
und kommt sofort wieder. „Oh là là“, meint Pierre,
„den wirst du jetzt nicht mehr los. Das kann der bis
zum Jüngsten Tag machen.“ Gefolgt von Garrigues
sehen wir uns den steilen Weinberg hinter dem
Haus und den Keller an.
„Stockinger“, er spricht das, als würde er gerade in
Stöckelschuhen auf den Pic steigen. Österreichische
Namen sind für französische Zungen ungeeignet.
„Das ist der Rolls-Royce unter den Fässern.“ Bei
Pierre wird nur sehr wenig in kleinen Fässern ausgebaut. Das meiste kommt in große Stückfässer.
„Wir wollen die Identität des Weines, die Frucht,
die Kräuternoten, die Finesse, die Typizität erhalten, da brauchen wir keine zusätzlichen Holztöne.
Der Wein spricht für sich selber.“ Punkt! Pierre
kann so herrlich freundlich konsequent sein. Aber
natürlich ist er auch experimentierfreudig. Im Keller stehen auch vier neue Beton-Eier, der neueste
Schrei im Weinbau. „Wir haben da einen Teil des
Weißweins drin ausgebaut, jetzt probieren wir es
mal mit dem Syrah, der weiter oben am Pic wächst.
Das entwickelt sich fantastisch. Können wir gleich
mal probieren, aus dem großen Holz, dem Edelstahl und dem Ei. Höchst interessant.“ Werden
wir probieren und noch viel mehr. Die Verkostung
gerät länger als gedacht, deutlich länger. Pierre und
Noreen diskutieren über jeden Wein, beschreiben,
was dazu passt. Pierre schneidet pantomimisch
mehrere Côtes de Boef auf, Noreen möchte einen
gereiften Comté zum Cascaille. Pierres Frau Estelle
und ich sitzen amüsiert dabei. Der Garrigues strotzt
vor den Kräutern der namensgebenden Buschlandschaft, ein maulfüllender und trotzdem einfach
zu trinkender Wein, animierend, lebendig. Nicht
kompliziert, aber auch alles andere als schlicht.
Merguez, Lammkeule, Ratatouille, ein Wein zur südfranzösischen Küche und ein echter Preisbrecher.
Wo im Bordeaux bekommt man für knapp 9 € so
viel Wein geschenkt? Der Bonne Pioche wächst
direkt am Fuße des Pic in der Nähe von SaintJean-de-Cuculles. Syrah, Grenache, Mourvèdre, die
Rebsorten des Languedoc. „Une rouge et noir“,
sagt Pierre, ein Wein, der von roten und schwarzen
Früchten nur so strotzt, erstaunlich frisch für den
Süden und extrem lebendig. Dabei zeigt er eine
Tiefe, wie man sie sonst von den großen Weinen der
nördlichen Rhône gewohnt ist, ein Hauch Pfeffer,
etwas Schokolade, ein sehr sinnlicher Wein, der
mit einem langen Abgang brilliert. Bonne Pioche
ist beim Kartenspiel übrigens die Karte, die besonders gut sticht. Einen passenderen Namen kann
ein Wein kaum haben. Der Copa Santa ist wohl
einer der bekanntesten Weine Pierres, weil er in
einer legendär gewordenen Verkostung des FEINSCHMECKER vor dem um ein Vielfaches teureren
Côte Rôtie von Guigal landete, und trotzdem ist
er in vielerlei Hinsicht kein Verkostungs-BlenderWein, sondern ein echter Clavel. Denn erstens ist er
immer noch bei dem linksradikalen Bruchteil-Preis,
den er in der Verkostung schon hatte. Zweitens hat
er jene saftig-saufige Eleganz, die die Weine von
Pierre nicht nur groß, sondern im wahrsten Sinne
des Wortes großartig machen und drittens besitzt
er eine enorme Tiefe und Länge, jene verführerische
schwarze Frucht, jene würzige Garrigue-Aromatik
und die Frische, die so manchem Wein aus dem
Süden abgeht. Pierre erzählt von einem Freund, der
einmal 12 Jahrgänge Copa Santa aufstellte, und
dabei leuchten seine Augen und uns geht auf, dass
dieser Wein, der jetzt schon so, ja, sagen wir es,
lecker ist, ein Lagerpotenzial besitzt, das manchen
teuren Bordeaux vielleicht blass aussehen lässt.
An diesem Nachmittag fällt es uns sehr schwer,
Pierre zu verlassen, wir hätten ihm noch stundenlang zuhören und Border Collie Garrigues genauso
lang Stöckchen werfen können. Zum Abschied sitzt
Pierre mit seinem Hund leise summend vor dem
Haus in der Sonne und schaut über die Hügel in
die Ferne zum Pic St.-Loup. Er winkt lächelnd und
zufrieden und Garrigues bellt noch ein-, zweimal
freundlich. In der Heimat guten Wein anzubauen
scheint glücklich zu machen und uns ist so, als
würden wir viel von diesem Glück in Pierres Weinen
wiederfinden.
17
PIC SAINT-LOUP
Françoise Julien
CLOS MARIE –
ACHTUNG, IKONE!
Der Begriff Wein-Ikone wird ja geradezu inflationär gebraucht. Alles, was irgendwann einmal in
irgendeiner Zeitung erwähnt worden ist oder bei
Herrn Parker mal ordentlich Punkte eingefahren
hat, alles, was irgendein Sommelier in einem TopRestaurant seinen Gästen mal empfohlen hat,
wird in Werbeprospekten schnell als Kult-Weingut oder Wein-Ikone bezeichnet. Dabei hat das
Languedoc ein Problem und ein Glück zugleich:
Eigentlich hat es keine Wein-Ikonen. Es gibt zwar
Weingüter, die ihre Weine zuteilen müssen, aber
es gibt eigentlich keine Weingüter, mit denen
Weinkenner vor weniger wissenden Weinfreunden mit Bestimmtheit angeben können. Languedoc und Roussillon sind Weinregionen für Eingeweihte mit Weinen für jedermann. Eigentlich
eine sensationelle Kombination für alle, die Weine
entdecken und nicht Etiketten trinken möchten.
In der Region selber sieht das etwas anders aus.
Hier, wo jeder stolz ist auf seine Weine, auf die
lokalen Produkte, auf seine Herkunft und auf
den Süden, hier gibt es auch Weingüter, deren
Namen für alle Languedociens den Klang haben
wie ein Romanée-Conti nördlich der Cevennen.
„Ah, ihr wart bei Clos Marie ...“, sagte man überall,
wo wir noch hinkamen und schaute uns etwas
neidisch bewundernd an und es ist bezeichnend
für das Languedoc, dass wir eigentlich bei keinem
„alten“ Weingut waren, keinem, das auf Jahrhunderte Tradition zurückblicken könnte und dessen
Weine schon am Hofe einer der vielen Louis
auf dem französischen Thron genossen wurden.
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Christophe Peyrus und Françoise Julien sind, in
diesen Dimensionen gedacht, eigentlich Newcomer. Mitte der 90er haben sie die ersten Weine
unter dem Namen Clos Marie herausgebracht,
anstatt die Trauben bei der örtlichen Genossenschaft abzuliefern. Erstaunlich ist auch, dass sie in
den 20 Jahren nicht versucht haben, ihr Weingut,
das gerade einmal 20 Hektar hat, zu vergrößern.
Der Ehrgeiz von Christophe und Françoise richtet
sich weniger nach außen, sondern nach innen.
Ihnen ist die Qualität wichtiger als die Quantität.
Sicherlich könnte man auch bei 40 Hektar große
Weine machen, aber es geht den beiden darum,
individuelle Weine zu machen, ihre Weine, und
daher machen sie auch fast alles selber. Das
schränkt die Größe von alleine ein. Sie waren auch
eines der ersten Weingüter, die den biodynamischen Weinbau eingeführt haben in der Region,
alles nur, um dem Wein des Pic St.-Loup mehr
Typizität zu verleihen.
Jetzt stehen wir also vor dem unscheinbaren
Gebäude mitten in Lauret und klingeln am Gartentor. Es ist fünf nach elf, fünf Minuten zu spät,
Noreen ist schon etwas nervös. Es dauert etwas,
dann bellt ein Hund, es dauert noch etwas und
Françoise kommt heraus, schaut auf die Uhr, „Ah,
les Allemands …“, sie schüttelt den Kopf, „ich habe
noch gar nicht mit euch gerechnet. Immer so
pünktlich, tz, tz, tz.“ Fünf Minuten später sitzen
wir schon im kleinen, sehr gemütlichen Verkostungsraum. „Die Leute denken immer, die Weine
des Südens wären schwer und fett“, erzählt Fran-
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çoise lachend, „wir finden, hier am Pic St.-Loup
ist genau das Gegenteil der Fall. Wir haben hier
relativ viel Regen um den Pic herum und der Wind
weht gerne kalt. Zusammen mit den richtigen
Rebsorten und dem biodynamischen Anbau ergibt
das sogar eher sehr feine Weine, die mehr an die
nödliche Rhône erinnern als an das Châteauneuf
zum Beispiel.“ Zum Beweis schenkt sie etwas von
ihren raren Weißweinen ein. Wir sind verblüfft.
Das hat erstaunlich viel Säure und wirkt eher
wie ein Hermitage blanc als wie das, was wir als
südliches Vorurteil im Kopf haben. „Das sind alles
alte Rebsorten, die hier heimisch sind. Grenache
blanc, Grenache gris und Macabeo können auch in
heißen Sommern feine Weine ergeben. So stellen
wir uns den Weißwein des Südens vor, er hat die
Kraft und die Frucht, die Kräuter der Garrigue und
das Herz vom Kalkboden, auf dem er wächst, er
ist aber kein Stück schwer.“ Wir probieren den
L'Olivette, der auf einer Parzelle wächst, auf der
ganz früher einmal Olivenbäume standen. „Das
war früher Standard hier,“ meint Françoise, „die
Menschen hatten Oliven, Reben, Äcker, wo der
Boden etwas weniger steinig war, und Schafe,
Ziegen, Hühner. Halt alles, was ging.“ Was für
uns heute pittoresk und idyllisch klingt, war für
die Menschen damit pure Überlebensstrategie.
Man versuchte, nicht nur auf eine Ertragsweise
zu setzen und so viel wie möglich für den eigenen
Bedarf selber zu erzeugen. Im alten Olivenhain
stehen jetzt Grenache, Syrah und Cinsault. „Das
ist sicherlich unser südlichster Wein“, meint Fran-
çoise, dabei ist auch er von einer fast burgundisch
anmutenden Eleganz gekennzeichnet. Was ihn
auch extrem süffig macht. „Un vin de soif“, nennt
Françoise das. Wir versuchen „geringer Trinkwiderstand“ ins Französische zu übersetzen, aber
am Schmatzen erkennt Françoise schon, was wir
meinen. Wir gehen in den Keller zum Fass mit
dem Simon. „Wie kommen die Namen Simon und
Manon zustande?“, fragt Noreen. „Das sind die
Vornamen meines Sohnes und meiner Tochter“,
erzählt Françoise, „c´est tout, pas de secret.“ Wir
fragen nach Ausbau, nach den Reben, nach dem
Terroir, auf alles gibt Françoise beiläufig freundlich Antwort und immer hört es sich an, als wäre
das alles ganz einfach und eigentlich könnte das
jeder machen, „pas de secret“. Wenn wir wirklich
große Winzer besuchen, hören wir das häufig:
Alles ganz einfach, es gibt keine Geheimnisse, da
fragen wir uns immer wieder, warum es dann so
viele langweilige, uniforme, ja sogar schlechte,
groteske Weine gibt und warum wir hier auf eine
permanent lächelnde Frau treffen, die einige der
besten Weine des Südens macht und uns erzählt,
großer Wein sei kein Geheimnis. Im Keller sagt sie
das ganz leise, so als könnte sie den Wein, der da
in den Fässern heranreift, mit lauten Gesprächen
stören, und jetzt dämmert uns, dass es vielleicht
doch ein Geheimnis gibt. Eine Art geheimer Interaktion zwischen Winzer und Wein. Als sie an den
verschiedenen Fässern probiert, sagt sie: „Die
Fässer sind wie Kinder, eigentlich ist in allen derselbe Wein, aber sie entwickeln sich doch ganz
unterschiedlich. Man muss immer wieder nach
ihnen schauen, aber viel beeinflussen kann man
dann doch nicht mehr.“ Es ist dieses Gefühl, dass
auch Christophe in den Weinbergen hat, dass
minimale Interventionen, kleinste Drehungen an
den richtigen Stellschrauben die Natur so beeinflussen können, dass aus einem guten Grundstoff
ein großer Wein entsteht. Auf Clos Marie, so viel ist
uns klar, beherrscht man diese Kunst, die vielleicht
deshalb wirklich kein Geheimnis ist, weil man
sie nicht weitergeben, weitererzählen kann, man
muss sie sich aneignen im Einklang mit den Reben
und dem Wein. Ein steter Prozess, ein Leben mit
und für den Wein, das Ruhe und Gelassenheit gibt
und einen im Keller automatisch leiser sprechen
lässt, wie in einer Kathedrale, nur mit viel mehr
Fröhlichkeit. Wir verkosten noch den Glorieuses,
einen Wein, der zugeteilt wird wie ein großer
Burgunder und der uns sowohl fasziniert als auch
ein wenig ratlos zurücklässt. Vielleicht müssen
wir doch unsere Urteile über die eher einfachen,
guten Trinkweine des Südens schleunigst revidieren. Nach dem Besuch dreier Weingüter schon.
Wir haben gelernt: Großer Wein muss nicht teuer
sein, der Süden ist eben auch Eleganz und Finesse,
individuell und trotzdem allgemeinverständlich,
traditionell und höchst innovativ und das Wichtigste ist, dass es selbst bei den Wein-Ikonen des
Südens keine Geheimnisse gibt. Pas de secret,
dafür viel Gelassenheit und noch mehr Freundlichkeit, sowohl in den Weinen als auch bei deren
13,95 €
14,95 €
24156-12 0,75 L (1l=18,60 €)
Erzeugern.
ALLE WEINE VON CLOS MARIE FINDEN SIE AUF SEITE 49
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ROUSSILLON
Weinberge auf Clot de l´Oum
karg und felsig und touristisch noch nicht so überlaufen wie die Provence am anderen Ende der
Mittelmeerküste. Es gibt einsame, fast verfallene
Dörfer, man kann in den Bergen wandern gehen
und ist gleichzeitig in wenigen Minuten am Meer.
Am Pic Carlit gibt es sogar ein großes Skigebiet und
für die Bewohner des Roussillon ist ein Ausflug
nach Barcelona immer noch naheliegender als ein
Wochenende in Paris.
Im Roussillon wird die im Languedoc vorherrschende Syrah-Rebe durch die Grenache abgelöst. Die
Grenache liebt die Extreme. Hitze, Kälte, steinige
Böden, all das führt zu geringen Erträgen und nur
so wird aus der eher einfach süffigen Grenache
ernsthafter Wein. Auch der Carignan braucht dringend die Zügel des Winzers in der Ebene und wenn
man ihn lässt, kann er schon mal 200 Hektoliter
pro Hektar bringen, will man Qualität, sollte man
nur ca. 20 % davon ernten. Syrah und Mourvèdre
ergänzen die Rotwein-Reben. Oft sind die trockenen
Weine des Roussillon etwas karger und schlanker
als die, die weiter westlich wachsen. Aber vielleicht
hat das auch mit den Winzern des Roussillon zu
tun. Außerdem gibt es hier eine große Tradition an
Süßweinen. In Maury, Bandol, Rivesaltes wachsen
immer noch Weine, die jahrhundertelang weltweit geschätzt wurden und mittlerweile leider fast
vergessen sind. In den letzten Jahren hat sich viel
getan im Roussillon. Junge Winzer kommen mit
neuen Ideen und beleben damit die alten Traditionen. Hier ist der Weinbau sehr individuell, da Klima
und Boden sich in kurzen Abschnitten ändern
können. Eine der traditionsreichsten und zugleich
innovativsten Regionen Frankreichs und all das mit
sagenhaftem Blick auf den Canigou.
Das Fenouillet
Bélesta und der Pic Canigou
DAS PAYS CATHARE – ROUSSILLON
Es ist ein regelrecht verstörender Anblick, wenn
man die Autoroute de Sud entlangfährt. Man
kommt vorbei am Étang de Thau, man passiert
den Étang de Bages-Sigean und kurz danach Cap
Leucate. Süden, Sonne, Meer, Strandfeeling stellt
sich unweigerlich ein und plötzlich, nach einem
unbedeutenden Hügel auf der Autobahn, plötzlich
steht man vor einer Wand. Weiß und mächtig ragt
ein Berg aus dem Blau. Erst einmal sieht man links
und rechts nichts, nur die drei, vier weißen Gipfel,
die direkt vor einem zu stehen scheinen, und man
bekommt fast Angst, dass man, wenn man die
nächste Abfahrt verpasst, in diesen Klotz aus Granit
hineinfährt. Der Pic du Canigou!
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Er ist der heilige Berg der Katalanen und die Menschen, die von ihrer Heimat auf diesen Berg sehen
können, fühlen sich erst einmal als Katalanen, als
französische Katalanen mit wenigen Bestrebungen,
katalanische Katalanen zu werden, oder als spanische Katalanen, bei denen das schon etwas anders
aussieht. 2.785 Meter ist er hoch und lange Zeit galt
er als der höchste Berg der Pyrenäen, ja im Altertum
hat man ihn manchmal sogar als höchsten Berg der
Welt angesehen, weil er so eindrucksvoll aufragt,
als käme er direkt aus dem Meer und endete im
Himmel. Meer und Berge, das ist das Spannungsfeld des Roussillon. Nur rund um Perpignan und
im Tal der Tête und Tech gibt es flache Abschnitte.
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In den Hügeln und Bergen war die Landwirtschaft
eher mühsam und die Verkehrswege schwierig.
Wein wurde angebaut, wo nichts anderes wuchs,
und weil er haltbar und somit einigermaßen transportfähig war. Damals war er zumeist süß. Bis
zum Pyrenäenfrieden 1659 gehörte die Grafschaft
Rosselló noch zu Katalonien, war also eher nach
Spanien orientiert. Die Grenze lag auf den Gebirgszügen östlich von St. Paul de Fenouilledes und ging
rüber bis Cap Leucate, hier ist das Pays Cathare, das
Land, wo im 12. und 13. Jahrhundert die Katharer
(siehe Kasten Seite 40) ihren größten Zuspruch
und ihre letzte Zuflucht fanden. Das Pays Cathare
ist einerseits atemberaubend schön, andererseits
21
ROUSSILLON
MAS CRÉMAT – LA TERRE NOIR
Rivesaltes kennen die Weinfreunde zumeist vom
Muscat de Rivesaltes, einem frisch schmeckenden
Süßwein, der gerne als Apéro getrunken wird.
Dass hier, auf ganz besonderem Boden, auch
noch ganz besonderer Wein wächst, war auch
uns vorher nicht bekannt. Espira-de-l'Agly liegt
an der Grenze der Küsten- und Bergregion des
Roussillon, hier windet sich eine enge Straße
zwischen Katharer-Burgen und Felsen durch das
nur spärlich besiedelte Fenouillet in die Pyrenäen.
Nach Süden, hinter Rivesaltes, ist aber auch das
Meer nicht weit. Auf dieser Grenze bekommt die
Erde plötzlich eine ganz andere Farbe und Struktur.
Der Boden ist steinig und staubig zugleich. Eine
besondere Art von Schiefer kommt hier an die
Oberfläche und zwischen den Felsbrocken liegt
zu Staub zerriebenes Gestein. Alles ist dunkelgrau
bis schwarz, aber von jener eigentümlich glänzend irisierenden Art, als hätte jemand alles mit
Graphitstaub überzogen. Ein seltsamer Boden,
von dem sich das Grün der Weinreben leuchtend
abhebt. Hier steht die Domaine Mas Crémat, wo
Catherine, Christine & Julien Jeannin-Mongeard
erstaunliche Weine ernten. Sie hatten unseren
Roussillon-Verkostungs-Contest in der Sparte
„Trinken & Spaß haben“ eindeutig gewonnen.
Über einen holprigen Feldweg näherten wir uns
dem kleinen Weingut, hinter dem die Berge direkt
ansteigen. Wir wurden von zwei laut bellenden
Hunden begrüßt, bei denen das aber eher normales Pflichtprogramm als Aggressivität war. Kaum
hatte uns Julien die Hand gegeben, gehörten wir
schon zur Familie und wurden nur noch dösend
aus dem Augenwinkel beachtet und wohlwollend
22
angewufft. „Warum habt Ihr nicht die Straße
genommen?“, kam Julien uns entgegen. Na ja, weil
ein zugegeben etwas älteres Schild den Feldweg
runterzeigte. Mal wieder typisch allemand, folgen
immer den Schildern. Schnell gesellten sich seine
Frau Christine dazu, seine beiden Schwestern
und schließlich noch die Mutter. 12:30 Uhr. „Wir
sollten vielleicht erst einmal was essen“, meinte
Madame Mongeard, „ich hab da ein bisschen was
vorbereitet.“ Ein bisschen ... Brot mit Schinken
aus der Region, gegrillte Paprika mit Anchovis aus
Collioure und dann ein typisches katalanisches
Gericht, Bohnen mit Fleischklößchen, alles ganz
leicht, versteht sich, und schließlich noch Käse und
frische Erdbeeren mit Crème bavaroise. Danach ist
man zu jeder Arbeit unfähig und ehrlich gesagt
haben wir hier nicht nur aus Höflichkeit ordentlich zugelangt. „Jaja“, meint Juliens Mutter, „die
katalanische Küche ist sehr deftig. Aber wenn man
den ganzen Tag im Weinberg hart gearbeitet hat
...“ Haben wir aber nicht, wir haben den Vormittag
im Auto gesessen. Also nach der letzten Erdbeere
beschließe ich: Das Abendessen fällt heute aus.
Eigentlich sind wir ja gekommen, um die Weinberge und den Keller zu sehen, aber beim gemeinsamen Essen erfährt man viel Interessantes. Also zog
sich das Mittagessen hin. Die Familie Mongeard
kommt eigentlich aus dem Burgund und hat dort
natürlich auch Wein gemacht, aber Juliens Vater
hat 1990 beschlossen, in den Süden zu gehen.
Damals war Land hier unten noch billig und
Weinland erst recht. „Ihn hat diese schwarze Erde,
die Nähe zu Berg und Meer angezogen“, wirklich
ein einmaliger Ort. „Mit den Know-how aus dem
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6,30 €
6,90 €
0,75 L (1l=8,40 €)
24170-13
Burgund haben wir hier angefangen, aber hier
mussten die Weine natürlich ganz anders werden“, erzählt uns Julien. Die 90er, das war die Zeit
der Monsterweine aus Übersee, es konnte gar
nicht dunkel und schwer genug sein. Ein Wein
war dann top, wenn man sich nach dem ersten
Glas schon fühlte, als habe man ein ganzes katalanisches Menü verputzt. „Der verwitterte Schiefer
hier sorgt zwar für sehr reifes Traubengut, aber das
Erstaunliche ist, dass es nicht so extrahiert wirkt.“
Wie überall, wo Wein auf Schiefer wächst. „Der
kalte Wind, der hier das Tal der Agly von Maury her
herunterweht, tut sein Übriges.“ Ja, davon erzählen alle Winzer, tags viel Sonne, nachts kühl ... Aber
als wir nach dem Kaffee in die Weinberge gehen,
weht es wirklich in Sturmstärke aus den Pyrenäen
kühl herunter. Selbst mit dem Stativ ist es nicht
möglich, ruhige Filmaufnahmen zu machen. Es
wackelt und zittert in einem Stück. „Oben am
Puig Carlit liegt noch jede Menge Schnee. Gerade mal 40 km Luftlinie von hier. Die kühle Luft
fällt runter und wird durch das Tal wie in einer
Düse in Richtung Meer geblasen.“ Ein natürlicher
Windkanal, der die Trauben kühlt und trocken hält.
„Wenn der mal bläst, dann hält das fünf bis sechs
Tage an. Pausenlos und mit 90 km/h. Hält uns
aber die Trauben trocken. Mehltau?“, meint Julien
lachend. „Ich weiß gar nicht, wie der aussieht ...“
35 Hektar haben die Mongeards mittlerweile, fast
alle direkt zwischen dem Flüsschen Agly und den
Bergen gelegen. Natürlich gibt es hier den Muscat
d'Alexandrine, aus dem der süße Muscat de Rivesaltes bereitet wird. Aber eben auch die anderen
mediterranen Rebsorten. „Die Rolle, die in Italien
Vermentino heißt, haben wir hier noch nicht so
lange, die ist aus der Provence rübergekommen.“
Und da hielt sie wohl vor einigen Generationen
aus Italien Einzug. Der Mittelmeerraum lebt, in der
Küche wie im Weinbau, vom Austausch. Kein Wunder, dass hier oft das Imperium Romanum noch so
lebendig ist, da waren die Regionen enger zusammengeschweißt als jetzt in der EU. Aber Julien und
seine Familie denken auch schon weiter. Vor einigen Jahren haben sie noch eine Parzelle mit rotem
Tuffstein erworben, ca. 8 km von Agly entfernt.
„Das ist gut, wenn es hier mal hagelt, wir haben
ja sonst alles in einem kleinen Kreis ums Weingut. Außerdem ist die Parzelle was kühler und
reift später, in wärmeren Jahren bewahrt das die
Frische in unseren Weinen.“ Erstaunlich ist, dass
selbst hier im Süden, wo man denkt, das Klima sei
einheitlich und die Unterschiede nicht so groß, die
Ernte vier bis sechs Wochen dauert. „Wir haben in
den letzten Jahren gelernt, dass der Lesezeitpunkt
immer das Wichtigste ist. Man kann nachher
und vorher viel machen, aber wenn man zu spät
oder zu früh liest, bekommt man nie einen guten
Wein. Für uns heißt das, lesen, wenn die Tannine
schön reif sind und die Säure noch nicht zu stark
abgefallen ist. Wir wollen Weine, die nicht lange
auf der Flasche reifen müssen, daher brauchen wir
runde, reife Tannine und eine nicht ganz so hohe
Säure.“ Ein echter Preis-Genuss-Knüller ist, für das
Roussillon ungewöhnlich genug, der Weißwein
aus Macabeu und Grenache blanc, der Balmettes.
Er gerät auf dem ungewöhnlichen Boden erstaunlich cremig und fast schlank. Dabei zeigt er eine
tolle Frische und das bei sehr niedrigen Säure-
13,00 €
14,50 €
24173-11 0,75 L (1l=17,33 €)
werten. Envie ist eine starke Grenache-SyrahCuvée, die von dunklen eingekochten Früchten
nur so strotzt, man denkt an Oliven-Tapenade
und natürlich den schwarzen Boden. Sensationell
ist die Trinkfreude, die dieser Wein versprüht,
sicherlich ein Preis-Genuss-Top-Tipp. Bei der Cuvée
Bastien ist die auch zu finden, aber hier kommen
noch Lakritze, Nelken, Rote Bete und einige Kräuter hinzu. Ein Wein, der nach drei bis vier Jahren
perfekt und trotzdem ein großer Südfranzose ist.
Die Lebensfreude der Mongeards findet sich in
jeder Flasche wieder.
ALLE WEINE VON MAS CRÉMAT FINDEN SIE AUF SEITE 49
23
ROUSSILLON
CLOT DE L'OUM –
EIN UMWEG
24,00 €
25,50 €
24184-10
0,75 L (1l=32,00 €)
18,50 €
19,50 €
24183-10 0,75 L (1l=24,67 €)
Beide Weine sind Bio-Weine.
D
a wollten wir gar nicht hin. Caramany liegt abgelegen in den Hügeln und
Bergen hinter Perpignan. „Großer Stein“
heißt der Ortsname auf Okzitan und Steine und
Buschwerk scheinen die Wahrzeichen der Region
zu sein. Hier und da, meist unterhalb des Ortes,
Richtung Latour-de-France-Weinberge. Caramany
gibt seinen Namen für eine Côtes-de-RoussillonVillages-Appellation her. Ein Geheimtipp, denn
viele Winzer gibt es hier nicht.
Am Abend vorher hatten wir in einem kleinen
Wein-Restaurant in Perpignan einen Caramany
auf der Weinkarte gesehen. Vor Jahren war ich
einmal zum Wandern in den Pyrenäen und an
einem Tag haben wir uns von Prades auf zu den
Katharer-Burgen gemacht. Wie immer auf kleinen
Straßen, mitten durch die Berge, durch Caramany.
„Den probieren wir mal.“
Was der Kellner ins Glas goss, war sehr eigen, aber
extrem gut. Ein Wein, der Leute wie uns, die schon
ziemlich viel probiert haben, begeistert. Cuvée
Saint Bart. Man merkte ihm sofort an, dass er aus
den Steinen geboren war, dass der Winzer keinen
Mainstream machen wollte und dass er mehr
von der Natur als von der Technik bereitet wurde.
Auch angesichts des vernünftigen Preises, wow.
24
Am nächsten Tag hatten wir eigentlich mal keinen
Wein-Termin. Ruhetag, quasi. Aber was machen
Weinhändler an ihrem Ruhetag? Genau. „Da fahren wir morgen mal vorbei.“ Wo ist das? Bélesta.
Google kannte erst einmal nur ein Bélesta in den
Pyrenäen beim Montségur, da wächst kein Wein.
Aber oben, etwas südlich von Caramany, gab es
auch ein Bélesta. Eine Hochebene, 5 bis 700 Meter
über dem Meer. Gneis, Schiefer, Granit, wie wir
später lernen sollten, vom Wind krummes Buschwerk, Kräuter und hier und dort, sehr verstreut, ein
paar Weinberge. Irgendwo, kurz vor Bélesta, gab
es dann auch ein Schild Clot de l'Oum und nach
einigen Metern Feldweg ein Tor mit einer Telefonnummer, aber keinen Handy-Empfang. Irgendwie
haben wir dann doch Eric am Telefon gehabt.
Nein, er sei leider gerade nicht da, er sei in Brüssel, wo er seinen „Nebenjob“ beim Europäischen
Patentamt mache, aber sein Vater sei in Bélesta.
Eine halbe Stunde später trafen wir dann Jacques.
Wir glaubten sofort, dass Jacques Winzer seit Kindesbeinen an war, dass er zwischendurch Schafe
gehütet und Käse gemacht hatte, dass er niemals
von Bélesta herunter in die Ebene gestiegen sei,
weil er den Fels, die Steine und den einmaligen
Blick auf den Canigou, den heiligen Berg der Kata-
WWW.
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lanen, brauchte wie die Luft zum Atmen. „Ich bin
Ingenieur bei Alcatel gewesen“, erzählt Jacques,
während er durch die Weinberge schlurft, „und
irgendwann, als ich in Rente ging, haben Eric und
ich beschlossen, wir machen ein Weingut in meiner alten Heimat …“
Die kleine Halle, die irgendwo zwischen Ginsterund Rosmarinbüschen steht, sieht nicht wirklich
wie ein Weingut aus. Aber drinnen stehen Fässer,
Pressen, Tanks, alles, wie es sein muss. „Ja, das
ist alles noch ein wenig improvisiert, aber wir
sind ja auch Jungwinzer.“ Wir gehen die Weinberge suchen. Suchen, in der Tat, denn sie liegen
verstreut zwischen den Büschen an kleinen Hängen, die wie wahllos hingeworfen aussehen. „Wir
haben auch erst gedacht, hier hat jeder irgendwo,
wie es gerade passte, mal ein paar Reben hingestellt, aber bei den Neuanlagen, die wir gemacht
haben, fiel uns dann auf, wie unterschiedlich das
Terroir hier ist. Hier wechselt der Boden alle paar
Meter, wir haben Schiefer, Gneis und Granit. Auf
allen drei Böden bauen wir Reben an, aber das
geht nicht überall. Die Wasserzufuhr und Drainage, die Sonneneinstrahlung, die Frostgefahr, all
das wechselt hier in der Höhe Meter für Meter.“
Was wie Chaos aussieht, ist also eine Mischung
>>
ALLE WEINE VON CLOT DE L´OUM FINDEN SIE AUF SEITE 50
25
ROUSSILLON
aus dem Wissen aus Jahrhunderten und ingenieursmäßiger Herangehensweise an das Thema
Weinbau unter extremen Bedingungen. Wir fahren ein paar Kilometer über kleine Straßen und
Feldwege, nur um auf der anderen Seite des überwucherten Hügels wieder rauszukommen. Auf
der einen Seite steht ein perfekter Weinberg, bei
dem gerade das Unkraut untergepflügt wird, auf
der anderen Seite Uralt-Reben in einem Meer von
Kräutern und Gräsern, Wildwuchs par excellence.
Papa Monné scheint das nicht weiter zu stören.
„Das ist eigentlich unsere kühlste Lage“, meint er
zu den zwei kleinen, steilen Flächen, „da steht der
Weißwein.“ Und der schmeckt, wie die Weinberge
aussehen. Ziemlich verrückt. Liebstöckel; Zimt,
Sellerie, Thymian, sehr straff, mit hoher Säure und
irgendwie undefinierbar spannend. Weiter mit
dem Wagen, Schlaglöcher, Schotterwege, Ausblicke auf die Katharer-Burgen Peyrepertus und
Queribus und immer wieder auf den mattweißen
Canigou, der vor einem den Himmel einnimmt.
Oberhalb von Bélesta auf ca. 500 Metern Höhe
stehen zwei einsame Weinberge mitten im Busch-
26
werk. Der Blick auf den Canigou und das alte befestigte Dorf Bélesta ist atemberaubend. „Gneis“,
sagt Jacques und zeigt nach rechts, „Granit“, und
zeigt nach links. Der Wind weht kühl und ich
überlege: Granit? Wer baut schon Wein auf Granit
an? Wer baut überhaupt etwas auf Granit an? Auf
Granit wächst nichts, außer vielleicht Moos und
Flechten. Hier auf der dünnen Schotter- und LehmAuflage stehen alte Syrah-Reben und bohren ihre
Wurzeln in die kleinen Felsspalten, die die Zeit
gesprengt hat. Der Wein, der daraus entsteht, der
Numero Uno, besitzt eine rasende Eleganz. Er ist
einfach Süden und doch ist er kühl und filigran.
Der Saint Bart kommt aus einer Lage, in der der
Syrah auf Schiefer steht, ein Weinberg, der vor der
Säkularisation dem Kloster von Saint Barthélemy
gehörte. Nebenan gibt es aber noch Grenache auf
Granit und Carignan auf Granit und auf Gneis.
Fertig ist die Cuvée mit den tänzelnden Tanninen,
der Thymian-, Brombeer-, Haselnuss- und Wasweißichwas-Note. Der Wein, der uns am Vorabend
so fasziniert hat. Neben fast jedem Weinberg
steht eine alte Steinütte, die die Monnés liebevoll
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restauriert haben. „Wenn wir hier arbeiten, dann
sitzen wir immer gerne noch was herum“, meint
Jacques schmunzelnd, „wir schauen so gern in die
Landschaft ...“ Bei der Ruhe, die uns umgibt, und
dem Wind und den summenden Insekten, die ein
leichtes Grundrauschen geben, können wir das
nachvollziehen. „Ja, das ist das ganze Geheimnis“,
meint Jacques, „die Landschaft. An den Reben
machen wir nicht viel, ein bisschen schneiden,
ein bisschen pflügen, nicht spritzen, nicht düngen
und den Wein macht Eric auch einfach so. Gären
lassen, ins Fass oder Tank laufen lassen, abfüllen.“
„Pas de secret“, hätte Françoise jetzt gesagt. Jacques: „Oh, jetzt ist es Zeit, meine Freundin wartet
mit dem Essen.“ Er grinst breit, drückt uns noch
ein paar Flaschen in die Hand, damit wir mal in
Ruhe alle Weine von Clot de l'Oum verkosten können, und verschwindet leicht schlurfend. Und wir
müssen wieder runter vom Berg, dessen Geheimnis wir schmecken können, aber leider nicht wirklich ergründen. Vielleicht hätten wir uns dazu
einmal einige Jahre vor eine der Hütten setzen
sollen und in die Landschaft schauen.
Das ausgehende 19. Jahrhundert war nicht
leicht gewesen für den Weinbau. Die ReblausKatastrophe vernichtete in vielen Regionen
mehr als zwei Drittel aller Rebstöcke und der
einstmals größte Arbeitgeber, der Weinbau,
fiel weg. Es dauerte einige Jahrzehnte, bis
man genug reblausresistente Reben angepflanzt hatte, um wieder ausreichend Wein
zu produzieren, und damit kam man direkt in
die nächste Bredouille. Denn die neuen Reben
produzierten ungleich mehr Wein als die alten
und oft kranken oder ertragsschwachen Klone.
Außerdem kamen Unmengen an Importweinen auf den Markt. Weine, die oft den Namen
gar nicht verdient hätten, Gemische aus Weinresten, Zucker, Farbstoffen, Früchten und allem,
was man so auftreiben konnte. Zwar gab es
ein Dekret aus dem Jahr 1905, das für landwirtschaftliche Erzeugnisse Qualitätsstandards
festlegte, aber irgendwie ging trotzdem alles
durch. Außerdem wurde die Importware gerne
auch unter den Namen der französischen
Regionen verkauft, um sie aufzuwerten. Jeder
machte, was und wie er es wollte. Paris, das das
kontrollieren sollte, war weit weg.
Die vielen Landarbeiter und kleinen Bauern, die
während der Reblaus-Krise schon alles verloren
hatten, standen wieder vor dem Ruin. Kein
Absatz, keine Arbeit, die Landwirte konnten
ihre Kredite nicht zurückzahlen, die sie hatten
aufnehmen müssen, um die Weinberge mit
neuen Reben zu bestocken. Die Jahrgänge 1904
und 1905 brachten europaweit unglaubliche
Mengen an Wein ein und so fiel der Preis auf
ein Viertel des normalen Wertes. Als 1906 wieder viel geerntet wurde, war er gar nicht mehr
zu verkaufen. Es gab kaum genug Fässer und
Tanks, um alles zu lagern, selbst die Händler
blieben auf ihren Kontingenten sitzen. Man
konnte ihn nicht mal mehr verschenken. Für
die Wirtschaft des Südens ein unglaubliches
Desaster.
Zuerst war es die kleine Gemeinde Baixas,
dann Argilliers im Minervois, die sich weigerten, ihre Steuern an die Zentralregierung
in Paris abzuführen. Schließlich waren es an
die 600 Gemeinden. Im März folgten einem
Demonstrationsaufruf des Weinbauern Marcelin Albert 300 Menschen, nicht einmal drei
Monate später, am 9. Juni 1907, gingen in
Montpellier 700.000 auf die Straße. Der Süden
kochte, Paris war alarmiert. Ausgerechnet der
sozialistische Ministerpräsident Clemenceau
lehnte jede Verhandlung, jede Konzession ab
und schickte Truppen. In Narbonne kam es zu
Zusammenstößen zwischen Demonstranten
und dem Militär, das in die Menge schoss.
Das 17. Regiment der leichten Kavallerie, eine
Eliteeinheit, die sich bei Austerlitz und Auerstedt ausgezeichnet hatte, wurde zum Marsch
von Béziers nach Adge abkommandiert, wo
Schließlich verweigerte fast die gesamte Kompanie den Gehorsam und marschierte zurück
nach Béziers, wo sie von der Bevölkerung mit
reichlich Wein empfangen und gefeiert wurde.
Trotzdem kam es an vielen Stellen zu blutigen Straßenschlachten, als andere Truppen
versuchten, die Anführer der Rebellion festzunehmen. Schließlich musste Clemenceau
zumindest minimal einlenken, denn immer
mehr Truppenteile weigerten sich, auf ihre
Landsleute zu schießen. Man verhandelte und
sicherte den Demonstranten eine Amnestie zu.
Die Regionen selber durften jetzt die strenger
gefassten Weinbaugesetze kontrollieren und
die Herstellung von Kunstweinen wurde endgültig untersagt.
Als Reaktion auf die Meutereien verlegte man
nach und nach alle Truppen in Gebiete fern
von der Heimat und sieben Jahre später wurde
sowieso Wein in Massen gebraucht, um die
Soldaten in den Schützengräben von Verdun
und am Hartmannsweilerkopf zu betäuben.
Petain soll ihn sogar einmal als eine der wichtigsten Waffen Frankreichs bezeichnet haben.
In vorderster Front durften die Soldaten des 17.
Regiments kämpfen, die Generalität hatte sie
nicht vergessen. Clemenceau gab unterdessen
Zeitungen heraus und mischte sich erst 1917
die nächste große Kundgebung stattfinden
sollte. Als sich herumsprach, wozu sie ausrückten, regte sich erster Widerspruch, die
meisten Soldaten kamen aus der Region und
viele ihrer Väter, Brüder, Freunde waren Winzer.
wieder in die Politik. Schließlich saß er 1918 am
Tisch von Versailles und forderte einen Frieden,
von dem der amerikanische Präsident Wilson
sagte, er sei dazu erschaffen, jeden Frieden zu
beenden.
27
ROUSSILLON
PUIG-PARAHY – JAHRHUNDERTE IM KELLER
Weiter geht es Richtung spanische Grenze. Weil
wir den Termin in Passa erst am Nachmittag
haben, fahren wir noch einmal durch die Berge,
hoch über den Col de la Bataille zum Força Réal,
einer alten Ermitage auf einem Felssporn hoch
über dem Têt-Tal. Hier scheint der Canigou zum
Greifen nah und man kann sich kaum sattsehen
an dem mächtigen Berg. Aber der kalte Wind treibt
uns bald davon. Wir ahnen noch nicht, dass wir
schon zwei Tage später wieder hier oben stehen
werden. Es geht an den Ausläufern der Pyrenäen
an Thuir vorbei Richtung Spanien. Die Berge werden zu Hügeln, die aromatisch duftende Macia zu
Getreide, Gemüse und Rebstöcken. Das ländliche
Frankreich zwischen Idylle und Langeweile. Das
Navi zeigt nicht genau an, wo es langgeht, die
Avenue des Pyrénées ist eine Ansammlung von
Schlammlöchern, auch Google kennt das Weingut
nicht und fragen können wir niemanden, denn in
dem kleinen alten Winzerdorf sind um die Mittagszeit alle Fenster und Türen verschlossen. Man
hat den Eindruck, auch dieser Ort sei, wie so viele
oben in den Bergen, fast entvölkert. Wir fahren
fünfmal um die Kirche von Passa, Einbahnstraßen
kennt man hier schon. Noreen zuckt mit den Achseln. „Ist was her, dass ich hier war, und die Häuser
sehen alle so gleich aus.“ An den Wein und den
Keller kann sie sich deutlich besser erinnern. „Chef,
da wirst Du Augen machen ...“, hatte sie gesagt.
Werde ich, und wie. Das kleine Haus direkt neben
der Kirche ist völlig unscheinbar. Nichts deutet
darauf hin, dass hier ein Winzer einen der größten
Schätze hütet, die ich je in Weinkellern sehen
durfte. Das handgeschriebene Schild Puig-Parahy
an der Klingel ist kaum zu entziffern, aber Georges Mutter führt uns freundlich erzählend ins
Wohnzimmer. „George ist sicher schon unterwegs“, meint sie. Wir waren mal wieder pünktlich,
glaube, das sollten wir uns bald abgewöhnen.
Im Wohnzimmer stehen auf einem alten Tisch
ungefähr dreißig bis vierzig Flaschen, die meisten
geöffnet. Auf dem Boden in jeder Ecke unter
dem Tisch stehen weitere, viele. An die zweihundert Flaschen liegen im Halbdunkel eines alten
südfranzösischen Wohnzimmers herum. „Rivesaltes“, flüstert Noreen und lächelt wissend. Ich
schaue dagegen wohl etwas blöd: Rivesaltes, das
ist doch der Aperitif. Der wird doch normalerweise
nicht in diese komischen dunklen halben Flaschen
gefüllt. „Bonjour“, flüstert George leise. Viel wird
er darüber hinaus nicht sagen mit seiner feinen,
nasalen Stimme. „Oui ...“, manchmal, „Non ....“, seltener „peut-être ...“ Er lächelt eher etwas verlegen,
28
wenn man seine Weine lobt, und in sich hinein,
wenn er sie selber verkostet. Dann bekommen
seine Augen jenen müden Glanz, der die Freude
von Generationen umfasst und Glück und etwas
Traurigkeit darüber, dass nur noch wenige diese
große Tradition pflegen und noch weniger sie
schätzen.
Erst einmal verkosten wir aber die beiden trockenen Weine von Puig-Parahy. Der George 2011.
„Oui“, sagt George, „da fragen gerade viele Leute
91 Parker Punkte
7,90 €
8,90 €
24191-11 0,75 L (1l=10,53 €)
nach. Vielleicht wegen der 91 Parker Punkte ...“
Wir sind uns nicht sicher, ob das ein Ausdruck der
Freude über die Bewertung ist. Eine wunderbar
mundfüllende Syrah-Cuvée mit lebendigen Sauerkirschnoten, jodigen Tönen, toller Präsenz und einfach ready to drink. „Oui“, meint George, „der 09er
und 10er brauchten einfach mehr Zeit.“ Wobei der
Ausdruck „mehr Zeit“ klingt, als sei es der eigentliche Wertmesser für Qualität. Der Fort Saint Pierre
zeigt, dass die Weine von George oft genau das
brauchen, Zeit. Der 10er muss ordentlich belüftet
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werden, bevor er seine Stärken zeigt. Die alten
Rebstöcke ergeben einen Wein, der zwar ähnlich
wie der George ist, aber mehr Ledernoten und
ein pfeffrigeres, kräutrigeres Aroma besitzt. Zwei
Weine mit einem grandiosen Preis-Genuss-Verhältnis. Trotzdem, wenn ich an jenen Nachmittag
im dunklen Wohnzimmer der Familie Puig denke,
dann ist mir fast nur das präsent, was jetzt folgte.
George griff zu einer jener dunklen halben Flaschen, auf denen nur eine Nummer und kein
Etikett angebracht war. Sie standen und lagen in
jeder Ecke des Zimmers. Verschlossen, geöffnet,
halbvoll, fast leer, überall. „2009“, sagte er leise.
Was jetzt kam, war ein Frontalangriff auf die
Sinne. Es war rot, aber eindeutig auf dem Weg
ins Bräunliche, es roch verführerisch nach Süßkirschen in Schokolade, nach den Kräutern des
Roussillon und vor allem sprang es einen im Glas
an. Man hatte regelrecht Angst, seine Nase ins
Glas zu stecken. Dieser 09er war irgendwie ein
wildes Tier. Mein Gaumen war perplex. Süßwein.
Ok, das hatte ich jetzt auch schon geahnt und dass
die Nummern auf den Flaschen die Jahrgänge
waren, geschenkt, aber dem wilden Tier, das jetzt
auf meiner Zunge explodierte, war ich noch nicht
begegnet. „Wow“, sagte ich laut, „grandios!“ „Peutêtre“, meinte George und lächelte in sich hinein,
er wusste ja, dass dies erst ein kleiner Auftakt war,
„2005.“ Das war deutlich anders, oxidativer, aber
nicht so wie Madeira oder Tawny Port. Auch hier
war mehr Frische und diese herrliche Frucht, die
dem Wein eine wunderbare Lebendigkeit verlieh,
dabei kein so wildes Tier mehr, sondern eine
elegante Dame in einem verführerischen DiorKleid. Ich war verliebt. „Äh“, jetzt war der Moment
gekommen, sich zum Affen zu machen, „was ist
das jetzt genau?“ „Oooch Chef“, meinte Noreen. „Rivesaltes“, antwortete George nachsichtig
freundlich. Er war es wohl gewohnt, dass selbst
Weinkenner das nicht wirklich kannten. „Früher
war es üblich, aus den besten Jahrgängen, wenn
ein Kind geboren wurde oder man heiratete, die
besten Trauben der Ernte nicht durchgären zu
lassen. Sie wurden mit Alkohol abgestoppt, so
blieb der natürliche Traubenzucker erhalten und
die Weine waren fast unbegrenzt haltbar“, George
wurde richtig gesprächig, „irgendwann war es ein
Statussymbol, einen Keller mit möglichst vielen
alten Weinen zu haben. Das war der Wein für die
großen Jubiläen in der Familie, für die Mitgift und
in schlechten Zeiten konnte man davon auch was
verkaufen.“ „Wie lange macht ihr das schon so?“
Er lächelte sehr freundlich, „Ma famille? Dix>>
Im Keller von George Puig
29
ROUSSILLON
1914 – 1945
GESCHICHTSWEINE
RIVESALTES –
DER VERGESSENE WEIN
huit générations ...“ „Achzehn Generationen?“
„Oui ... seit 1446 ... eine lange Zeit.“ Es gab 1995,
dann 1963, dann 1958. Die Weine wurden immer
dunkler und konzentrierter. Das Erstaunliche war,
dass mit der Konzentration der Süße auch die
Säure zunahm und beides ein überaus spannendes
Gleichgewicht eingingen. Der 1940 kam dickflüssig
ins Glas und wirkte trotz seiner Süße, seiner karamelligen und tabakigen Noten fast frisch. 1930.
„George, wie viele Flaschen hast du denn noch vom
30er ...?“ Er lächelte freundlich. „Flaschen? Der 30er
liegt doch noch im Betontank ...“ Ich musste etwas
nach Luft schnappen. „Irgendwann, wenn er ALT
ist, kommt er dann ins Holzfass.“ Wenn er ALT ist,
der 30er. Jetzt fing George an, unter dem großen
Esstisch nach was zu suchen, er hatte sich selbst
das Stichwort gegeben und kam wieder hoch mit
zwei Flaschen in der Hand. „Ja, vielleicht sollten wir
mal was Altes verkosten“, meinte er und schenkte
aus einer Flasche ein, auf der eintausendneunhundertundvierzehn stand.
30
Als die Trauben für diesen Wein geerntet wurden, begann in Flandern der endlos grausame
Stellungskrieg. Der Grande Guerre, das große
Unglück war in vollem Gange und hier im Roussillon machte man einen Wein, der 100 Jahre später
den Erbfeind von damals in größere Verzückung
versetzen sollte. Nicht nur geschmacklich wurden
wir ein wenig überwältigt und nervös, als wir
davon nippten. Wir vergaßen sogar, Notizen zu
machen. „Un siècle. Exactement“, meinte George
versonnen. Auf der letzten Flasche stand neunzehnhundertundeins. 113 Jahre hatte dieser Wein
im Betontank und schließlich im Holzfass in einem
Keller von Passa zugebracht, er hatte Kaiser und
Könige kommen und gehen sehen, hatte zwei
Weltkriege überlebt und zauberte jetzt ein seliges,
inwendiges Lächeln in unsere Augen. Wir merkten, dass wir George gar nicht zu diesem Wein
beglückwünschen mussten, schließlich hatte sein
Groß- oder sogar Urgroßvater ihn bereitet und für
die kommenden Generationen beiseitegelegt. Er
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war nicht das Produkt eines einzelnen Menschen,
er war, wie alle Rivesaltes von Puig-Parahy, das
Werk einer Familie, einer Abfolge der immer selben Idee von Identität, er war in der Tat ein flüssiges Kulturerbe – zum Genuss und damit auch
zur Vernichtung bestimmt. „Peut-être“, meinte
George. „Wie viel habt ihr denn überhaupt noch
so von den älteren Sachen?“, fragte ich. George
wiegte den Kopf. „Wir legen immer mindestens so
viel beiseite, wie wir entnehmen, das haben wir
schon immer so gemacht.“ Es scheint gar nicht
drauf anzukommen, wie viel viel ist. Man kann
nur hoffen, dass die nächste Generation das auch
so sieht. Wir stiegen noch in den Keller, vorbei an
einem Betontank mit einem 84 Jahre alten Wein,
in einen Keller, in dem in jeder Ecke, unter dem
Staub der Jahrhunderte, Fässer standen. Kleine,
große, alte, sehr alte. Fässer, auf denen viele Zahlen standen, in einer Ecke 1910, 1898 und 1895.
ist nicht nur der helle und jung zu trinkende Muscat de Rivesaltes, es ist auch ein besonderer edelsüßer Rotwein, der einmal weltweit gefragt und
heute fast verschwunden ist. Er ist ähnlich wie
der Muscat ein klassischer „Vin doux naturel“, das
heißt, bei der Gärung des Weines wird zu einem
bestimmten Zeitpunkt, meist wenn ca. 6 – 7 %
Alkohol erreicht sind, reiner Weinbrand hinzugegeben. Die Hefen stellen daraufhin ihre Arbeit ein
und der Wein behält einen hohen Gehalt an natürlichem Traubenzucker. Die Mischung aus Alkohol,
Tanninen, Säuren und vor allem Traubenzucker
macht ihn extrem haltbar. Man kann ihn jetzt jung
füllen oder zwei Jahre im Fass lagern. Das alles ist
sozusagen ziemlich netter Wein, großer Wein wird
daraus, wenn man ihn als Hors d´âge ausbaut.
Das heißt, er muss mindestens fünf Jahre im Fass
liegen und dabei passiert etwas, was sonst bei
Wein überhaupt nicht erwünscht ist, er oxidiert.
Durch die Fassdauben und im kühlen Keller geht
dies im Idealfall aber extrem langsam und je langsamer es geht, desto feiner wird das sogenannte
Rancio-Aroma.
Bei Puig-Parahy sind fünf Jahre allerdings kein
wirkliches Zeitmaß. George verkauft den Fünf-
jährigen nur, weil er da noch gar nicht so viel
von seinem oxidativen Charakter zeigt, es ist
sozusagen noch ein junger, frischer Wein in der
Puigschen Weltanschauung. Richtig eigen und
damit spannend wird es ab 20, 30, 50 Jahren
und es hört kaum auf. Die Weine werden von
Jahr zu Jahr immer konzentrierter, weil ein Teil
verdunstet. Da aber hauptsächlich der Wasseranteil (ist in den meisten Weinen ca. 85–88 %)
verdunstet, bleiben halt Zucker, Extrakt, Säure und
alles, was das Aroma gibt, erhalten und werden
stärker konzentriert. Dabei wandeln sich auch die
expressiven, frischen, fruchtigen Noten langsam
in komplexere Töne um. In alten Rivesaltes findet
man Mokka, Schokolade, Tabak, Orangenzesten,
Unterholztöne, reife Pflaumen, Rumtopf und vieles mehr. Alles gerät immer mehr in Balance und
bleibt trotzdem spannend. Man fühlt sich beim
Probieren, als würde man sich eine Fuge von Bach
auf der Zunge zergehen lassen. Junge Rivesaltes
passen zu Desserts, zu Früchten oder auch zum
Pfeffersteak, mittelalte zur Schokoladenmousse,
zu Wild oder zur Zigarre, die ganz alten sind zwar
auch Essensbegleiter, aber irgendwie trinkt man
sie, um mit der Zeit selber anzustoßen.
Das Wetter schlug Kapriolen in diesem Jahr, das
die beiden großen Tragödien Europas begründen sollte. In Frankreich war der Winter lang, in
Deutschland flogen im Februar schon die ersten
Schmetterlinge, dafür versanken Eifel und Westfalen im Sommer zeitweise in sintflutartigen
Regenfällen. Der August, an dessen erstem Tag
der deutsche Kaiser Russland den Krieg erklärt
hatte, brachte brütende Hitze und als die Trauben
im Bordeaux, an der Rhône, an Rhein und Mosel
reif waren, verschanzten sich die deutschen Truppen an Marne und Aisne und der Stellungskrieg
begann. Es sollte ein Gemetzel jenseits jeder Vorstellungskraft werden. In der Champagne erntete
man, dort wo man ernten konnte, Ende August
einen großen Jahrgang. Im Süden waren kaum
noch Arbeiter da, die die Trauben pflücken konnten, Frauen und Kinder mussten raus, um die
wenigen Reben, die einen konzentrierten und
großen Wein ergaben, abzuernten. Einunddreißig
Jahre später war Europa von den beiden großen
Kriegen und dem Unfrieden dazwischen versehrt,
aber man erntete immer noch Wein und für viele
Europäer war es ein besonderes Zeichen, dass der
Jahrgang 1945 einer der größten aller Zeiten werden sollte. Im Süden, im Bordeaux, in der Champagne, aber auch in Deutschland. Den 14er durften
wir bei George Puig verkosten, ein Elixier, das trotz
seiner Süße unglaublich ausgewogen wirkt, ein
Wein, dem das Jahrhundert Form und Struktur
gegeben hat und der über die Zeiten nicht müde
geworden ist. Vom 45er hatte George gerade keine
Flasche zur Hand. „Den muss ich erst füllen“, sagte
er etwas verlegen. Aber schließlich hat er sechs
Flaschen für uns gefüllt und wir finden, beide Jahrgänge muss man unbedingt mit einem Toast auf
die deutsch-französische Freundschaft genießen.
Sie hat es verdient!
ALLE WEI N E VON PU IG-PARAHY AU F SEITE 51
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ROUSSILLON
Der Canigou
Ein blühendes Land im Süden Frankreichs, in
dem Ritter von Liebe und Heldentaten sangen
und wenn die Troubadoure die Feder niederlegten, so griffen sie zum Schwert, um das Recht der
Schwachen zu verteidigen. Bilder, die sich immer
noch aufdrängen und in manchem der in den
letzten Jahren epidemisch erscheinenden historischen Romane wird Okzitanien oder Occitania,
wie es eigentlich heißt, als ein wahres Paradies
dargestellt. Das war es sicherlich nicht, aber in
dem milden Klima und bei der relativen Unabhängigkeit der Grafen von Toulouse, die den
größten Teil des Südens beherrschten, ließ es
sich sicher ganz gut leben. Es lag vielleicht auch
am Gegenentwurf, der aus Norden und Italien
kam und Occitania und seine Eigenheiten für
immer vernichtete, dass man so von den alten
Zeiten schwärmte. Erst einmal konnte man Occitania nicht alleine durch die im französischen
Mittelalter sehr verworrenen Herrschafts- oder
Lehensverhältnisse definieren. Occitania war ein
Sprachgebiet. Im Süden hieß das Wörtchen „ja“
„oc“, im Norden „oil“, und so teilte sich Frankreich
ins Languedoc und ins Languedoil.
Aber auch politisch war Frankreich alles andere
als eins. Gerade im Süden gab es viele Grafschaften, die nicht alleine dem König in Paris, sondern auch dem König von Aragón und Kastilien
lehnspflichtig waren und überhaupt war Paris
deutlich weiter weg als Barcelona. Man pflegte
also seine Eigenständigkeit. Das war auch in religiösen Dingen so. So gab es im Süden zahlreiche
christliche Abweichler und als unter Raimond
VI., dem Herzog von Toulouse, die Bonshommes,
die von der katholischen Kirche Katharer oder
Albigenser genannt wurden, ihre Kirche ganz
offen vertreten konnten, wurde es dem Papst zu
viel. (Siehe Kasten Katharer Seite 40)
32
Nach den vielen Kreuzzügen ins Heilige Land
rief Innozenz III., dessen Name eine Art Gegenprogramm zu seinem Tun war, zu einem Kreuzzug Christen gegen Christen auf. Vorher war
er geschickt genug, dem französischen König
mehrere Schreiben zukommen zu lassen, in
denen er ihn einerseits zu seiner Christenpflicht,
gegen die Ketzer im Süden vorzugehen, ermahnte, ihn andererseits aber auch darauf hinwies,
dass eine Unterwerfung Occitanias natürlich
Macht und Reichtum des Königs stärken würde.
Anfang 1209 versammelten sich 10.000 Ritter in
Lyon und zogen die Rhône hinunter nach Süden.
Ihr Ziel war Béziers. Hier gab es eine größere
Katharer-Gemeinde, wenn sie auch bei Weitem
nicht die Mehrzahl der Bewohner stellten.
Durch einen schwerwiegenden Fehler standen
die Stadttore von Béziers offen und die Streitmacht ritt direkt hinein. Als die Kreuzfahrer
den päpstlichen Legaten, der sie anführte, fragten, wie sie denn die Ketzer erkennen würden,
die sie erschlagen sollten, antwortete Arnaud
Amaury: „Caedite eos! Novit enim Dominus
qui sunt eius.“ (Erschlagt sie alle! Gott wird die
seinen schon erkennen.) So wurde die gesamte
Bevölkerung von Béziers niedergemacht. Katholiken, Katharer, Juden, Kinder, Greise, Frauen,
alle. Dann plünderte man, was man tragen
konnte, und zündete die Stadt an. In gloriam dei
sollte sich diese Vorgehensweise als Standardverfahren bei den Katharer-Feldzügen verfestigen. Jedes Mal, wenn ein neues Heer aufbrach,
wurde in der nächstgelegenen Stadt die BéziersMethode wiederholt.
Besonders tat sich Simon de Montfort dabei
hervor, ein eher unwichtiger Adeliger aus Nordfrankreich, der hier seine große Chance sah, ein
großer Mann im französischen Reich zu wer-
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den, und schließlich der Schrecken Occitaniens
wurde. Als er am 25. Juni 1218 starb, war er
der Gegengraf von Raimund und damit einer
der mächtigsten Männer im Süden. Erschlagen
wurde er vor den Mauern von Toulouse. Der
Stein, der ihn traf, wurde, so sagt es die Legende, von einem Katapult abgeschossen, das von
Tolosaner Frauen bedient wurde, die Occitanier
wehrten sich mit allem, was sie hatten.
Das war auch einer der Gründe, warum sich,
trotz der Übermacht, die Kreuzzüge bis 1229
hinzogen, denn man verteidigte in erster Linie
nicht die Minderheitenkirche der Katharer,
obwohl sie viele Freunde in der Region hatte,
sondern seine Eigenständigkeit. Man fühlte sich
eben nicht richtig zu Frankreich gehörig. Erst
als 1226 der französische König massiv eingriff, er hatte unterdessen dem Sohn Simon
de Montforts seine verbliebenen Ländereien
abgekauft und zeigte nun gesteigertes Interesse am Rest des Südens, neigte sich die Zeit
Occitaniens dem Ende zu. 1228 unterwarf sich
der Sohn Raimund VI., und besiegelte die
Zugehörigkeit zur französischen Krone ein Jahr
später. Die Katharer waren aber noch nicht
geschlagen, um sie kümmerte sich jetzt die
Inquisition, die hier zum ersten Mal flächendeckend Folter und Spitzeltum anwandte. Es sollte
bis 1244 dauern, bis auch dieser Krieg beendet
und die Katharer vernichtet waren. Die Inquisition freilich suchte sich neue Opfer.
Das Okzitanische, das als die romanische Sprache mit den meisten Worten gilt, verschwand
– fast. Im Val d'Aran, einem sehr schönen Tal
mitten in den Pyrenäen, und in einigen abgelegenen Tälern der Piemonteser Alpen, in die sich
die letzten Katharer geflüchtet hatten, spricht
man bis heute Okzitan.
TIPPS FÜR DIE REGION ROUSSILLON
WAS MAN GESEHEN HABEN SOLLTE:
• Perpignan mit dem Palais des Rois de
Majorque
• Collioure (in der Nebensaison!) und die
D86 hoch zum Tour Madeloc (Achtung,
nichts für schwache Nerven!)
• Die Katharer-Burgen Peyrepertus und Queribus, Anfahrt über die abenteuerliche D7
durch die Gorges de Galamus
• Das Tal der Têt (evtl. mit dem Petit Train
Jaune das Tal hochfahren!)
ESSEN & TRINKEN:
• Le 5ème Péché in Collioure
(Masashi Iijima kocht südfranzösisch
mit japanischem Einschlag!)
• La Balette im Hotel Le Relais de trois Mas,
Sterne-Küche mit einmaligem Ausblick
auf Collioure, den mal leider auch mitbezahlen muss
• Les Loges du Jardin d'Aymeric in Clara, am
Fuße des Canigou, auch Zimmer (*Michelin)
• La Galinette in Perpignan (*Michelin)
• L'Auberge du Cellier, Montner (*Michelin)
• Restaurant La Coopérative im Hotel Riberach
in Bélesta (*Michelin), auch Designerhotel
im alten Kelterhaus, am Rande von Bélesta
• Am endlosen Strand von Torreilles bei Zaza
WO MAN WOHNEN KANN:
• Mitten im Nichts auf Clot de l´Oum
(www.airbnb.fr/rooms/3198182 – Haus
oder Apartment unter 3840133)
• Laurence Jonquères à Corneilla del Vercol
(man spricht deutsch …)
• Le Relais de trois Mas in Collioure, Lage,
Ausblick, Collioure = nicht billig
• Wenn man es etwas ruhiger mag, gibt
es gute Möglichkeiten im Tête Tal, z. B. in
Prades mit schönen Bed & Breakfast
(Villa Lafrabègue z. B.)
GEHEIMTIPPS:
• In der Boulangerie le Couvent in Ille-surTêt gibt es Backkurse.
• Wandern in den Pyrenäen! Hoch zum Col
de Mantet auf den Pomerola und in das
einsame Tal von Alemany; zu den Seen
von La Bollosa und auf den höchsten Berg
Kataloniens, den Pic Carlit (mehr Tipps
dazu gerne per Mail oder Telefon)
DER FILM ZUM BREVIER
WWW .KOELNER-WEINKELLER. DE / FILME
33
TOUT LE SUD
HECHT & BANNIER – DIE SCHATZSUCHER
Am Abend fahren wir nach Collioure, einem der
schönsten, aber leider auch meistbesuchten
Küstenorte Frankreichs. Wir werden dort François
Bannier treffen, keine Neuentdeckung für uns, aber
François ist einer der größten Kenner des Südens
und immer wieder überrascht er uns mit seinen
Weinen. Also mehr als nur ein wichtiger Weinlieferant, ein Ratgeber, ein guter Freund. Als wir ihm vor
unserer Reise erzählten, dass wir mehr Weine aus
dem Süden ins Sortiment nehmen wollten, weil wir
das Thema bei uns im Keller unterrepräsentiert fanden, hat er uns direkt Tipps gegeben. Ausreichend,
um in den nächsten Jahren vielleicht noch mehrere
WeinBreviers Le Sud zu füllen. So sind die meisten
kleinen Winzer noch, man kennt sich, man schätzt
sich gegenseitig und oft genug hilft man sich auch.
Dabei ist François gar kein richtiger Winzer, denn
er und Gregory Hecht sind Négociants. Im Burgund
oder der Champagne ist das auch im Qualitätssegment etwas ganz Normales. Im Süden kannte
man das bisher als Einkäufer von Billigweinen für
Massenfüllungen, dabei ist gerade hier deutlich
mehr möglich. Auf 70 % der Rebfläche des Südens
machen die Besitzer nämlich gar keinen eigenen
Wein. „Im Languedoc und Roussillon werden viele
Weine deutlich unter Wert verkauft“, meint Francois, „oder besser, auch unter Wert hergestellt. Hier
stehen alte Rebstöcke auf genialem Terroir und die
Leute, denen die Reben gehören, verkaufen das
an die Genossenschaft oder den Einkäufer eines
großen Füllunternehmens für ein paar Cent. So
wird dann auch angebaut und produziert. Menge,
spritzen, lieblos. Das Schlimme ist, dass Qualität
oft nicht nachgefragt wird, man mit dem Massenwein aber auch kein Geld verdienen kann. Ein
Teufelskreis. Großes Potenzial, aber noch niemand
hatte es wirklich versucht. Bei unserer Reise durch
den Süden fällt uns auf, wie grandios die Idee von
François und Gregory ist und wie konsequent sie
sie umsetzen. Wenn wir irgendwo bei einem Winzer
erzählen, wen wir wo treffen werden, dann heißt es
immer: „Ah, Collioure, wie schön“ und „François?
Super, schöne Grüße.“ Es scheint, als würden ihn
alle Winzer kennen und schätzen. Und natürlich
kennt er alle Winzer und auch den hintersten Winkel der Region. „Als wir angefangen haben, war
klar, dass wir erst einmal kein Weingut haben
wollten“, erzählt er über den Anfang, „wo denn
auch? Wir lieben die Weine aus der Provence, wie
die aus Saint-Chinian, die edelsüßen aus Maury
sind uns genauso wichtig wie die trockenen roten
aus dem Roussillon und dann gibt es ja auch noch
34
Weißweine und Rosés ...“
Diese, na ja, Entscheidungsschwäche hat zu dem
genialen Konzept geführt. „Wir kaufen hauptsächlich fertige Weine im Fass, manchmal auch
Trauben, aber die Cuvéetierung, der Ausbau und
vor allem die Reifung sind unsere Sache.“ Schon
das „Einkaufen“ ist so eine Sache. „Ja“, hatte ein
Winzer uns lachend gesagt, „wenn François und
Gregory da waren, weiß ich immer, welche Fässer
bei mir im Keller sich am besten entwickeln wer-
93 Parker Punkte
22028-10
13,50 €
0,75 L (1l=18,00 €)
den. Denn die wollen die beiden dann haben.“ Aber
es ist eben nicht nur damit getan, die besten Partien
für ihre Cuvées herauszusuchen, in den wenigen
Jahren, die sie das schon machen, haben sie die
Winzer auch immer beraten und versucht, die Qualität direkt am Stock zu verbessern. „Dadurch, dass
wir viel rumkommen und viel hören, was wo wie
gemacht wird, können wir auch Tipps geben und
WWW.
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den Winzern helfen, selber besser zu werden. Auch
die reinen Traubenproduzenten und die Winzer,
die das meiste an die Genossenschaft abgeben,
schätzen das, denn langfristig heißt mehr Qualität
auch mehr Geld.“ Wie oft François dabei unterwegs
ist, sieht man schon daran, dass es extrem schwer
war, in den zwei Wochen einen Termin mit ihm
zu machen. Eigentlich wollten wir uns in Aix-enProvence treffen, wo er wohnt. Da er aber einige
Tage im Roussillon war, ist es Collioure geworden.
Wir sitzen also im alten Hafen auf der Kaimauer
vor der berühmten Kirche, die Matisse, Derai und
Braque schon gemalt haben, holen Bier und Pastis
aus der nächsten Kneipe und François erzählt über
seine Ideen. „An der Rhône gibt es Guigal oder
Châpoutier, im Burgund Faiveley, Jadot, Magnien
und viele andere. Da basiert ein Großteil der Produktion auf dem Négoc-Prinzip. Fast die gesamte
Champagne kauft ihre Weine oder Trauben von
Winzern, die nicht selber vermarkten oder nicht
einmal Wein herstellen. Sicher werden wir so keinen
Einzellagen-Cru aus der kleinsten und steilsten Lage
am Picwieauchimmer machen. Aber es fragt sich,
ob das im Süden überhaupt Sinn macht. Hier ist der
Unterschied der einzelnen Lagen nicht ganz so groß,
der der einzelnen Regionen kann aber riesig sein.“
Den Vorteil, den er als Négociant hat, erklärt er uns
am Beispiel seines (und auch unseres) LieblingsRotweins, des Saint-Chinian. „Saint-Chinian ist eine
kleine Appellation und trotzdem haben wir hier drei
völlig verschiedene Böden. Es gibt Kalkstein, Sandstein und schwarzen Schiefer. All das mit sehr ähnlichen klimatischen Bedingungen. Der Saint-Chinian
lebt davon, dass die unterschiedlichen Rebsorten
auf unterschiedlichem Terroir stehen und dann
zusammenkommen. Wir haben nun den Vorteil,
dass wir je nach Witterungsverlauf unser Blend
etwas anders gestalten können. In sehr heißen Jahren kann der Syrah vom Schiefer schnell etwas überreif werden, dann können wir mehr Wein von den
etwas kälteren Böden nehmen oder wir verändern
den Anteil von Mouvèdre und Grenache ein wenig.
Was wir damit rausarbeiten können, ist eben immer
ein typischer Saint-Chinian. Für uns heißt das, er hat
immer diese delikate südliche Art, aber auch eine
unheimlich belebende Frische. Auch die Reifung
des Weins ist dabei sehr wichtig. Im Laufe der Jahre
sind wir dazu gekommen, viele Weine immer später
auf den Markt zu bringen. Die Reifung in großen
Holzfässern und später auf der Flasche gibt dem
Wein noch eine zusätzliche Dimension und erlaubt
es uns, auch Weine auf den Markt zu bringen, wenn
sie anfangen, sich zu entwickeln. Bei Blindverkostungen sind wir dann oft ziemlich überrascht:
„Toller Côte-Rôtie“, hören wir dann häufig, aber das
ist wohl, weil die Weine des Südens immer noch
unterschätzt werden.“ Ein anderer genialer Wein,
der so nur bei einem Négoc entstehen kann, ist z. B.
der Languedoc rouge. Im einfachen Languedoc dürfen nämlich Trauben sowohl aus dem Languedoc als
auch aus dem Roussillon vertreten sein. Viele Winzer und Abfüller nutzen das sozusagen heimlich,
um Mengen- und Nachfrageschwankungen auszugleichen, der Unterschied „Erzeugerabfüllung“ oder
einfach „Abfüller“ auf dem Etikett fällt ja nur den
wenigsten auf. François und Gregory nutzen diese
Freiheit ganz bewusst und sehr intelligent aus. „Im
Languedoc gibt es den besten Syrah, im Roussillon den besten Grenache und aus dem Minervois
kommt noch etwas an Carignan“, erzählt Francois,
„für uns ergibt das eine Art Fingerabdruck des
Südens, ein Wein, der typischer kaum sein kann, und
auch den lassen wir einige Zeit reifen, aber nicht
in Holzfässern, sondern im Stahltank.“ Wenn man
François zuhört, merkt man, wie groß die Vielfalt
im Süden ist und wie viele Gedanken man sich bei
Hecht & Bannier macht, diese adäquat abzubilden.
„Faugères“,“, sagt er, „ist einer der verborgenen Schätze des Languedoc. Die Appellation gehört zu den
kleinsten der Region und ihr Boden an den Abhängen der Montagnes Noirs, der schwarzen Berge, ist
einzigartig. Reiner Schiefer. Hier stehen Carignan,
Cinsault, Grenache, Mourvèdre und Syrah. Unser
Faugères ist hauptsächlich Syrah und Mourvèdre.
Mourvèdre ist eigentlich ungewöhnlich für uns,
aber der wächst hier perfekt. Zum Vinifizieren ist
er aber ein Albtraum, wegen der, na, sagen wir mal
im Idealfall gut strukturierten Tannine. Der Wein ist
immer etwas schüchtern, wenn er auf die Flasche
kommt, aber er hat mit das beste Entwicklungspotenzial im Süden.“
Wir wechseln von der Kaimauer ins Restaurant,
wo der Abend noch lang wird. François erzählt von
Winzern, von Orten in der Region, von Geheimtipps
und wo welche Rebsorte warum und wie am besten
wächst. Wenn man ihm zuhört, dann hat man den
Eindruck, dass der Süden seine beste Zeit noch vor
sich hat und dass man sich hier unten häufiger und
genauer umsehen muss. Zu jeder Geschichte hat
er direkt auch eine Flasche parat, sodass nachher
sechs oder acht Flaschen H&B neben uns auf dem
Tisch stehen. Die Sonne ist längst untergegangen
und Collioure ist jetzt, außerhalb der Saison, wie
ausgestorben.
18,50 €
19,95 €
22029-11 0,75 L (1l=24,67 €)
ALLE WEI N E VON H EC HT & BAN N I ER AU F SEITE 51
François Bannier
35
PROVENCE
DIE KÜCHE DES SÜDENS:
LA TABLE DE REINE
Lourmarin, ungefähr 30 km nördlich von Aix-enProvence, am Fuße der Montagne du Luberon,
wurde von einem deutschen Journalisten auch
schon mal als das Sylt Frankreichs bezeichnet.
Vielleicht etwas übertrieben, aber es wird hier
und da schon mal ein Gast aus Paris mit dem
Hubschrauber eingeflogen und den gut renovierten Häusern in und um das Dorf sieht man
an, dass die Region nicht wirklich arm ist. Viele
der alten Steinhäuser sind allerdings nur in den
Ferien oder an langen Wochenenden bewohnt.
So gesehen hat der Ort tatsächlich was von Sylt,
nur den Friesennerz braucht man hier deutlich
seltener, denn hier ist man in der Provence und das
heißt blauer Himmel und Sonne. Eng verbunden
mit dem Aufstieg des mittelalterlichen Ortes zu
einem In-Treff der Pariser ist La Table de Reine, das
Restaurant von Reine und Guy Sammut, wenige
Kilometer vor Lourmarin. Nur wenige Pariser pilgerten nämlich zum Grab von Albert Camus auf
dem Friedhof von Lourmarin, die meisten kamen
zu den Kochtöpfen von Reine. Die Autodidaktin
kommt eigentlich aus den Vogesen, verliebte sich
aber in einen provenzalischen Jungen. Mit dessen Mutter und Großmutter zusammen kochte
sie und irgendwann eröffnete man ein eigenes
Restaurant. Reine in der Küche, Guy im Service.
Das Restaurant ist heute ein großes Anwesen mit
Hotelzimmern und zusätzlichem Bistro. Aber alles
in kleinen alten Gebäuden untergebracht, die sich
in einem Olivenhain verlieren.
Als sie anfingen, in den Achtzigern, war die französische Küche noch von schweren Saucen und
Schmorgerichten geprägt. Selbst die Nouvelle
Cuisine kannte Gemüse nur als Beilage und Olivenöl galt als typische Zutat der Bauernküche.
Bei Reine nahm all das den Mittelpunkt ein und
sie verfeinerte und perfektionierte es. Es war die
Leichtigkeit des Südens in ihrem Essen und trotzdem war es eben keine einfache Bauernküche,
36
sie war aber ganz deutlich von ihr inspiriert. „Wir
haben doch alles hier im Süden“, sagt sie. „Wenn
ich auf den Markt gehe, habe ich das ganze Jahr
über eine Auswahl wie fast nirgends auf der
Welt. Fisch und Meeresfrüchte kommen aus dem
Mittelmeer. Gemüse werden hier in der Ebene
angebaut, aus den Bergen kommen wilde Kräuter,
Lammfleisch und Käse. Die Alpen sind nicht fern
und an der Küste gibt es die alte Handelsstätte, deren Küche schon immer auch von Arabern
und Afrikanern inspiriert wurde. Das verbindende
Band der Küche des Südens ist das Mittelmeer,
über das all die Gewürze und Zubereitungsarten
zu uns kamen und die lokalen Traditionen immer
wieder bereichert haben.“ Kein Wunder, dass Reine
Sammut als eine der ersten für ihre provenzalische
Küche einen Stern bekam. Abends dürfen wir in
der Küche von Reine ein wenig filmen und es ist
erstaunlich. Ich habe schon viele Küchen gesehen
und in allen ist es heiß, hektisch und zumeist
auch laut. Bei Reine herrscht Ruhe und Freundlichkeit, sodass ich direkt plane, hier mal Urlaub
zu machen. In der Küche! Aber auch bei Reine
geht kein Gericht raus, ohne dass die Chefin es
selber noch einmal begutachtet hat, dabei erklärt
sie aber jedem Mitarbeiter freundlich und in Ruhe
lächelnd, warum sie etwas gerne so oder so hätte.
Dann geht sie wieder fröhlich singend in ihre Ecke
und putzt Artischocken, eigentlich eine typische
Commis-Arbeit und nicht die der Küchenchefin.
Aber bei der Freude, mit der sie das macht, geht
einem sofort auf, was das La Table de Reine so
besonders macht: die Liebe zur klassischen provenzalischen Küche, die bei den scheinbar unwichtigen Dingen beginnt.
La Table de Reine
in der Auberge de la Fenière
84160 Cadenet +33 490681179
www.reinesammut.com
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DAS REINE SAMMUT
KOCHBUCH
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Reine bietet natürlich auch Kochkurse an, in denen
die Gäste die Grundlagen der südfranzösischen
Küche erlernen können. Diese Stunden sind keine
dekonstruktivistischen Molecular-Food-Experiences, bei Reine lernt man eher, wie einfach große
Landesküche ist. Aus diesen Kursen hat Reine
irgendwann ein Kochbuch zusammengestellt, das
so einfach ist wie ihre Küche und so unkompliziert
und gut gelaunt wie sie als Köchin. „Mediterranean Cuisine“ zeigt Gerichte, die da sind, um
Gäste und sich selber glücklich zu machen und
nicht, um zu beeindrucken. Wir haben einige
Exemplare (in Englisch) davon mitgebracht. Große
Küche kann so einfach sein!
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PROVENCE
CHÂTEAU LES VALENTINES –
GLÜCK MUSS DER WEINFREUND HABEN
PROVENCE – DAS GELOBTE LAND
Das Land ist ein Leuchten, der Himmel strahlt,
das Meer versinkt im Blau, die Küste glänzt
golden und der Lavendel blüht in violetter
Schönheit. Wer möchte nicht hier sein. An der
Côte d´Azur liegen die Jachten der Reichen, an
den Kaps stehen ihre Villen, ihre Landgüter
weiter im Land und überall zwischendurch
machen verstreut Franzosen, Amerikaner,
Japaner und Russen Urlaub. Die Strände sind
weiß und weit, die Felsen dazwischen pittoresk und die Olivenhaine glänzen endlos
grün-silbern.
Man sitzt bei Rosé, Pastis, Bouillabaisse und
Artichauts in der untergehenden Sonne,
blickt über den Hafen, den Dorfplatz, die Garrigue und findet das Leben schön. Das Land
ist ein Traum.
Aber viele Menschen träumen diesen. Die
Immobilienpreise schießen in die Höhe, ein
einfacher Kaffee mit schöner Aussicht kann
schon mal 6 € kosten, die Hotelpreise in der
Saison stehen oft in einem abenteuerlichen
Verhältnis zur Hotelqualität und an manchen
Stränden geht das Weiß des Sandes nur durch
ein paar Quadratmeter blauer Poollandschaft
getrennt in das endlose Weiß der Hotelanlagen über. Ein Land zwischen Traum und Albtraum. Der Tourist zerstört das, was er sucht,
indem er es findet.
Trotzdem gibt es hier noch viel Landwirtschaft, Bergregionen, in denen es fast gar
keine Touristen, aber auch wenige Einwohner gibt, und die Landschaft, die Menschen
verströmen eine Ruhe und Gelassenheit, die
man woanders so kaum findet. Und es gibt
Wein und eben nicht nur den Rosé, der oft
Meer und Urlaub braucht, um seinen Preis
zu rechtfertigen, sondern echten Wein, der
Ruhe und Gelassenheit im Glas verströmt
und strahlt und leuchtet.
Weinberge von Valentines
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K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE
24130-13
„Glück haben wir gehabt,“ meint Gilles, als wir auf
einem der ersten Hügel des Massif des Maures
stehen und auf Wein und Olivenhaine, auf das
blau funkelnde Mittelmeer, die Isle de Porquerolles und die Gebäude von Château Les Valentines
blicken, „viel Glück. Heute wäre so etwas nicht
mehr möglich.“ In der Tat, in der letzten Zeit sind
die Grundstücks- und auch die Weinbergs-Preise in
diesem eher vergessenen Winkel der Côte d´Azur
enorm angestiegen, sodass sich der Neu-Einstieg
kaum noch lohnt.
1997 war La Londe-les-Maures noch ein echter
Geheimtipp. Als Gilles und Pascal beschlossen, in
den Süden zu gehen und Wein zu machen, war
die alte Dame, die oberhalb von Londe ein paar
Hektar Weinberge und ein altes baufälliges Haus
besaß, ziemlich froh, als jemand bei ihr anklopfte.
Die Familie wollte keinen Wein mehr machen und
sie selber hatte alle Trauben an die Genossenschaft
verkauft und konnte sich jetzt auch darum nicht
mehr kümmern. „Das war perfekt“, meint Gilles,
„genug, um anzufangen, aber nicht zu viel. Ich
musste ja noch die Schulbank drücken und erst
Winzer lernen.“ Aber von Anfang an hatte er diesen
Plan. Das Weingut auf ca. 30 Hektar erweitern,
um vernünftig und produktiv arbeiten zu können.
Rosé, ja, wichtig, Weißwein auch, aber eben auch
Rotwein, der in der Provence ja immer unterschätzt
wird. Bio war das Ziel, denn schließlich waren sie
ja auch wegen der einmaligen Landschaft und der
Natur hier an den Rand der Berge und des Mittelmeers gezogen. Auch die Stilistik der Weine hatte
er sofort im Auge, klar, fruchtig, präzise. Eher weniger Freak-Weine, aber auch keine weichgespülten
Touristen-Schoppen. Weine, so wie Gilles eben auch
ist, klar, charmant, gut gelaunt, aber nicht überschwänglich. Na, wenn man nicht in der Provence
wäre, würde man fast sagen preußisch.
Die Gebäude, die er als Weingut errichtet, eigentlich
nüchterne Zweckbauten, lässt er im Ockerton der
Weinberge streichen. Ein Gebäude, um den Wein
zu machen, eines, um ihn zu verarbeiten, eines, um
ihn zu lagern und eines, um den Versand zu organisieren. Alles im Quadrat, praktisch, überschaubar,
perfekt, um sauber und gut zu arbeiten. Gilles
scheint zufrieden, wenn die Sachen reibungslos
funktionieren. „Auch die Erweiterung des Weinguts
ging erstaunlich gut und schnell“, erzählt er. „Hier
in der Gemeinde darf kein landwirtschaftlicher
Boden mehr in Baugrund umgewandelt werden
und die Leute sind mehr an Ferienhäusern und
Ruhesitzen für Superreiche interessiert, damit kann
man schneller Geld verdienen als mit Wein. Da
muss man ja richtig arbeiten.“ Er zeigt uns eine
Parzelle, die er vor Kurzem neu erworben hat.
„Die wollte niemand haben, dann versteigert die
Gemeinde sie irgendwann, so ist das Land dann
noch bezahlbar.“ An der Landstraße, die hoch in
die Berge führt, hat er vor Kurzem dann noch einen
modernen Verkaufs- und Verwaltungsraum gebaut.
Zeitgenössische Architektur, sehr licht und chic,
sehr aufgeräumt und mit leichter Eleganz. „Die
Kunden, die bei uns vorbeikommen, sind immer
noch ganz wichtig für uns. Menschen, die in der
Region wohnen, und auch Touristen auf dem Heimweg, die noch ein paar Kisten einpacken.“ Es scheint
sich herumgesprochen zu haben, dass die Valentines-Weine noch nicht zu Touristen-Abzock-Preisen
verkauft werden. Das war uns auch aufgefallen, als
wir das Weingut 2012 neu listeten.
12,50 €
0,75 L (1l=16,67 €)
Château Les Valentines kannte keiner von uns,
außer Noreen, die ganz in der Nähe gearbeitet
hatte. „Das war so ein Geheimtipp unter den
Gastronomen der Region“, meinte sie, „bin aber
nie dagewesen.“ In unserer ziemlich umfangreichen Verkostung damals, die gerade was das PreisGenuss-Verhältnis anging, manch ernüchternde
Ergebnisse brachte, waren die Weine immer weit
vorne dabei und waren immer die günstigsten.
Erstaunlich. Vor allem der Rosé Les Valentines zauberte damals im kühlen Frühjahrsregen 2012 ein
sonniges Lächeln auf die Gesichter unserer Verkoster. Eindeutig der Sieger, und zwar nicht nur des
Gaumens, es war sozusagen der Sieger der Herzen.
Schön, dass unsere Kunden das auch so sehen,
und Gilles erscheint eigentlich wenig überrascht
darüber, als wir später mit ihm am Strand bei
Tapas und seinem Rosé sitzen. Er beschreibt das,
was er macht, mit viel Freude, aber man merkt an
jedem seiner Sätze, dass noch mehr Überlegung
dahintersteckt, dass guter Wein planbar ist. „Wenn
das Wetter mitspielt“, meint er noch, „und das ist
hier meistens der Fall.“ Er blickt lachend auf die
Isle de Porquerolles, die bei angenehmen 23 °C in
der Sonne liegt, während ich auf dem Smartphone
sehe, dass es zu Hause in Köln bei 12 °C gemütlich
regnet. Vielleicht sollte ich mir auch einmal einen
Plan zurechtlegen.
ALLE WEI N E VON C HÂTEAU LES VALENTI N ES AU F SEITE 52
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FINIS
Als 1321 der Erzbischof von Narbonne im klei-
geben. Sie tranken keinen Alkohol, aßen kein
nen Weiler Villerouge-Thermènes einen Scheiterhaufen entzünden ließ, um dort im Namen
der heiligen Inquisition Guillaume Bélibaste zu
verbrennen, ging damit die gut 300 Jahre währende Geschichte zu Ende. Er war der letzte Parfait, der letzte Würdenträger der katharischen
Kirche, von der danach nichts geblieben ist als
unzählige Mythen und ein paar beeindruckende Burgmauern im Roussillon. Die einst mächtige Kirche wurde vollständig ausgelöscht, sie
starb mit ihren letzten Mitgliedern, denn sie
errichteten keine Gotteshäuser, hinterließen
kaum gelehrte Schriften und keine Kunstwerke.
Sie lebten gemäß ihrem Glauben, in dem alles
Irdische nichts war. In der ganzen Christenheit
hatte die Laienbewegung ihre Anhänger und
sogar in Köln gab es Mitte des 12. Jahrhunderts
Katharer. Hier wurde auch aus dem Begriff
Katharer das Wort Ketzer für alle kirchlichen
Abweichler überhaupt. Denn im Gegensatz
zur katholischen Kirche glaubten die Katharer
nicht, dass die Erde von Gott erschaffen sei.
Ganz im Gegenteil, die Erde war der Ort allen
Übels und so konnte es hier gar nichts Gutes
geben, man konnte sich auch nicht durch gute
Taten das Himmelreich verdienen. Die Welt war
außerhalb der göttlichen Schöpfung und das
Ziel des Menschen musste es sein, durch die
Gnade Gottes die Erde zu verlassen, um in das
göttliche Reich einzugehen. Die Befreiung der
Seele gelang nur durch das Consolamentum,
den Segen eines Erwählten der katharischen
Fleisch, verzichteten auf jede Form der Gewalt
und wanderten umher, um ihren Glauben zu
verbreiten.
Im eher genussorientierten Okzitanien waren
sie dennoch hoch angesehen und die Herren der Castres, der kleinen Wehrburgen und
Dörfer, die in der Regel neben Ehefrauen noch
einige Mätressen hielten und bei denen der
Wein in Strömen floss, beherbergten sie gerne.
Der Erlösung waren sie damals alle bedürftig und die bescheiden auftretenden Perfecti
waren den kleinen Edelleuten allemal lieber als
die herrschsüchtigen Abgesandten Roms. Man
gab oft den Katharern, was man Rom vorenthielt, und da sie keine Prunkbauten errichteten,
wurde die katharische Kirche schnell reich. Persönlicher Besitz war den Perfecti aber verboten
und nach allem, was man weiß, hielten sie sich
auch daran. Die Kirche, in der es übrigens kein
Zinsverbot gab, investierte aber in Landgüter und gab den Bedürftigen, und im Roussillon war sie innerhalb von einhundert Jahren
deutlich beliebter geworden als die römische.
Dies und ein ganz besonderer Umstand wurde
ihr zum Verhängnis. Die Katharer lehnten das
Schwören ab. Das gesamte mittelalterliche
Weltgefüge basierte aber auf dem Schwur
bei Gott. Die Fürsten schworen dem König,
die Ritter den Fürsten, die Bauern den Rittern
und alle der Kirche. Vor Gericht galt der Schwur
mehr als jeder faktische Beweis und selbst die
Ehe war nichts anderes als ein Schwur. Auch
Kirche, den man kurz vor dem Tod erhielt.
Diese Erwählten, die Perfecti, lebten enthaltsam, Männer und Frauen (es gab auch weibliche Perfecti) durften sich nicht einmal die Hand
sie war den Katharern null und nichtig. Und
trotzdem war ihr Ideal das eines enthaltsamen,
sehr tugendhaften Lebens. Selbst die Fortpflanzung lehnten sie eigentlich ab, die Welt,
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K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE
wie sie war, sollte ruhig vergehen, sie war ja
nicht Gotteswerk. 1209 war es Rom dann zu
viel, man schickte ein Kreuzfahrerheer in den
Süden (siehe Kasten Occitanien Seite 32) und
nach zwanzig Jahren Krieg unterwarf sich der
Herzog von Toulouse, der mit den Katharern
sympathisiert hatte. Es dauerte aber noch bis
1244, bis die römische Kirche den Katharern
den entscheidenden Schlag versetzen konnte.
Am 28. Mai 1242 tagte die heilige römische
Inquisition in Avignonet südlich von Toulouse.
In der Nacht stürmten einige katharische Ritter
und viele der Verfolgung überdrüssige Bauern
die kleine Burg, richteten ein Blutbad unter den
Inquisitoren an und vernichteten ihre Akten.
Ein Jahr später standen königliche Truppen vor
Montsegur, einer Bergfestung auf einem 1.200
Meter hohen Felsen, uneinnehmbar – fast. Ein
Jahr lang dauerte es, dann musste Montsegur
sich ergeben. In den letzten Tagen der Burg
kam es zu einem Waffenstillstand zwischen
den königlichen Truppen und den Verteidigern. Man hatte vereinbart, dass die weltlichen
Verteidiger der Burg Amnestie erhielten, die
Katharer, die konvertierten, geringe Strafen und
alle, die an ihrem Glauben festhielten, auf den
Scheiterhaufen mussten. Viele der Soldaten in
Montsegur ließen sich jetzt noch zu Perfecti
weihen, ihr Todesurteil. Kein einziger schwor
ab und so wurden am Fuße des Montsegur
fast 200 Katharer den Flammen übergeben.
Hier und da lebte in entlegenen Pyrenäendörfern der Glaube zwar wieder auf, aber weiterhin verfolgt von der Inquisition und nicht
mehr unterstützt von den lokalen Herrschern
verschwand er immer mehr.
FINIS
Es geht zurück. Zwei Wochen kreuz und quer durch
Südfrankreich. Ein bis zwei Winzer pro Tag, neue,
unbekannte, Kilometer über enge Bergstraßen,
matschige Feldwege und halbleere Autobahnen.
Jeden Tag eine neue Stadt, ein neues Hotelzimmer. Zwischendurch war ich unsicher, in welcher
Stadt ich jetzt gerade aufwachte. Wir haben viel
verkostet, wir haben Fotos gemacht, einen Film
gedreht und die Ideen, den Geist der Winzer versucht einzufangen. Wir haben erfahren, dass der
Mythos des Südens mehr als ein Mythos ist, dass
diese grandiose Landschaft auch jenseits der Toueren
Sie uns
Sehen
S ü d f ra n k re i c h
ristenströme großartige Menschen beherbergt,
denen gutes Essen und Trinken extrem wichtig ist.
Für uns hat sich der Süden als eine der spannendsten Weinbau-Regionen der Welt dargestellt. Hier
werden von den unterschiedlichsten Menschen
viele extrem individuelle Weine gemacht. Hier
wird von Neuwinzern und Quereinsteigern die
Tradition neu erfunden und gleichzeitig gepflegt.
Sechs neue Weingüter haben wir mitgebracht und
wenn wir etwas mehr Zeit gehabt hätten, wären
es vielleicht auch sechzig geworden. Wir werden
wiederkommen und sicherlich noch mehr an Viel-Film unter:
W W W . KO E L N E
R- W E I N K
ELLER.D
E/FIL
falt aus dem Süden in den Kölner Weinkeller bringen. Denn während andere Regionen in Frankreich
Wein als Anlagegeschäft, als Goldgrube, als LuxusLivestyleprodukt etablieren wollen, haben wir hier
Menschen kennengelernt, die Wein zum Genuss
machen. Menschen, die Wein machen, weil sie
den Wein und weniger das Geld lieben und die
eine Geschichte haben, die nicht eine Werbeagentur, sondern das Leben geschrieben hat und die
in ihren Weinen von dieser Geschichte erzählen.
ME
41
WEIN & SPEISEN
IN AUSGESUCHTEN RESTAURANTS FINDEN SIE WEINE
AUS UNSEREM SÜDFRANKREICH-WEINBREVIER UND
Griechischer Salat:
Calamares – Schafsjoghurt – Rote Garnele
DIE PASSENDEN SPEISEN DAZU. SCHLIESSLICH
Entrecote vom US-Rind – Barbecue-Jus –
Mais – Vogelmiere
GEHÖREN, VOR ALLEM IN SÜDFRANKREICH,
WEIN UND GUTES ESSEN UNTRENNBAR ZUSAMMEN.
RESTAURANT SCHLOSS LERBACH
Nils Henkel aus dem Zwei-Sterne-Restaurant
Lerbach und sein Chef-Sommelier Peter H. Müller haben sich Gedanken zu unseren Weinen
gemacht und präsentieren Gerichte ihrer sensationellen leichten „Pure Nature“-Küche zu ihren
Lieblingsweinen.
Griechischer Salat:
Pappardelle – Tomate – Artischocke – Parmesan
Calamares – Schafsjoghurt – Rote Garnele
Die wunderschöne Vielfalt mediterraner Aromen
auf einem Teller. Krustentier- und Meeresaroma,
die Würze von Olive, die Frische von Gurke, die
Rauchigkeit von gegrillter Spitzpaprika und ein
Hauch von Knoblauch, gestaltet in Nils Henkels
Handschrift, die dem Gericht Klarheit und Aromendichte einflößt, ohne ihm dabei Schwere einzuverleiben.
Diesen Gang begleiten wir mit Cine Panettone aus
dem Jahr 2012 von der Domaine Clot de l’Oum.
Ein duftiger, intensiver und charakterstarker Wein
mit Aromen von gelbem Apfel und dessen Blüten
sowie Anklängen von Gerstenmalz, Kamille und
ätherischer Würze. Am Gaumen präsentiert er
einen langen, feinen Säurebogen sowie einen
salzigen Nachhall und begegnet dem griechischen
Salat auf Augenhöhe.
42
Entrecote vom US-Rind – Barbecue-Jus –
Mais – Vogelmiere
Ein Gericht, welches wohlig-bekannte Komponenten in sich trägt und schlicht und ergreifend das
kulinarische Thema Pasta hochleben lässt. Pasta
mit Tomatensoße; kann in der Zubereitung von 20
Minuten bis zu vier Stunden komplett variieren
und ist somit ein Gericht, welches zwischen den
Welten steht. Je nach Ausrichtung der Soße kann
hier zu Rot oder Weiß gegriffen werden.
Hat man eine fruchtig-frische, dazu von der grünen Kräutrigkeit von Basilikum unterstützte Soße,
kann man diese sehr schön mit einem saftigen
Weißwein begleiten. Saftig, charmant, elegant und
auf die positivste Art unkompliziert. Diese Attribute
erfüllt der 2013er Balmettes der Domaine Mas
Crémat mit Bravour.
Verpasst man seiner Pasta Tiefgang durch eine
lange eingeköchelte, dunkle Tomatensoße mit dem
Spiel von geschmorter Süße und Würze; so empfiehlt sich ein kräftiger Rotwein, der nichtsdestotrotz durch eine lebhafte Säure Trinkvergnügen ins
Glas bringt. Prince Charming. Dunkelbeerig, saftig,
klar. Das ist zum Beispiel der 2010 Entre Lunes von
der Domaine Perdrix-Lasouche aus Merlot, Syrah
und Grenache noir.
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Ein ordentliches, saftiges Stück gegrilltes Rindfleisch. Rauchige Noten von Holzkohle und würziger Tiefgang in der Soße. Frische und leicht
vegetabile Süße des Mais in verschiedenen Zubereitungsarten. Ein Gericht, das in seiner Ganzheitlichkeit vor Wohlempfinden nur so strotzt.
Dem gilt es in Sachen Wein Paroli und Contra bieten zu können, ohne daraus ein plumpes Kräftemessen zu machen. Meine Empfehlung zu einem
solch satten Gericht ist ein satter Wein.
2011 Georges von der Domaine Puig-Parahy. Das
ist Roussillon pur. Carignan, Grenache noir, Mourvèdre und Syrah verschmelzen zu einem dichten,
stoffigen Wein. Aromen von Blaubeeren treffen
auf pfeffrige Würze von Piment und Wacholder
sowie einen Hauch von Zartbitterschokolade. Ein
satter Wein mit einem reifen, doch kraftvollen
Tannin-Gerüst.
Peter H. Müller, Chef-Sommelier Restaurant
Schloss Lerbach
Alle Gerichte können Sie direkt bei Nils Henkel
probieren. Reservierungen unter
www.schlosshotel-lerbach.com
Pappardelle – Tomate – Artischocke – Parmesan
Alle Bilder: Nils Henkel-Schloss Lerbach
MAISON BLUE
OUZERIA
WEIN AM RHEIN
Das Maison Blue in der Kölner Südstadt bereitet
ein klassisches Herbstgericht zum 2012 Envie
der Mas Crémat. Duett von der Ente – confierte
Keule und rosa gebratene Brust mit Brombeerjus,
lauwarmem Rotkrautsalat und hausgemachten
Sesam-Schupfnudeln. Die kraftvoll reife Art des
Envie passt perfekt zum leicht süßlichen und
intensiven Aroma der Ente und zur dunklen Frucht
der Brombeeren.
Eines der besten Tapas-Restaurants in Köln. Gelli
und Giorgio servieren hier mediterrane Kleinigkeiten. Zum gegrillten Oktopus der Valentines blanc,
zu Lammkoteletts der Bonni Pioche ...
Die täglich wechselnde Karte an der Tafel garantiert viel Abwechslung und vor allem sind hier
die Fischgerichte immer frisch und äußerst lecker.
Maison Blue, Im Ferkulum 18-22, 50678 Köln
Reservieren unter: www.maisonblue-koeln.de
oder +49 221 9328996
Ouzeria,
Brüsseler Straße 68, 50674 Köln,
+49 221 51 39 98
Im Wein am Rhein empfiehlt ihnen Sommelière
Melanie Panitzke einige Weine aus unserem
neuen Südfrankreich-Sortiment zur aktuellen
Speisekarte unter anderem von Clot de l´Oum.
Das Weingut hat es ihr besonders angetan. „Zum
rosa Hirschrücken und der geschmorten Keule
mit Shiitake-Pilzen, Pflaumen und Cassoulet gibt
es den Compagnie des Papillons. Denn die leichte
Animalik von Hirsch und Shiitake spiegelt die
Erdigkeit des Weines wider. Durch die Pflaumen
wird die Frucht des Weines unterstützt und das
Cassoulet soll als Geschmacksverstärker agieren.
Der Clou ist die Sauce. Wir machen eine Wild-Jus
und verfeinern sie mit Kubeben-Pfeffer und jetzt
riech mal in den Wein rein, das passt, als hätte der
Winzer ihn extra dafür gemacht.“
Wein am Rhein, Johannisstraße 64, 50668 Köln
Reservieren unter: www.weinamrhein.eu oder
+49 221 91248885
43
DIE REBEN DES SÜDENS
SYRAH – DIE UNWIDERSTEHLICHE
Die Syrah ist eine echte Grande Dame des
Südens! Stilbewusst und elegant kommt sie
daher und kann sich, wenn sich der Winzer
darauf versteht, mit dunkler Frucht, Würze
und viel Struktur in die Herzen der Genießer
schleichen. Aufgrund des schönen Namens
vermutete man lange Zeit ihre Herkunft in der
persischen Stadt Shiraz, doch neue Forschungen widerlegten diese so passende Erklärung.
Sie ist in der Region um Savoyen und Ardèche
beheimatet, von wo aus sie ihren Siegeszug in
die ganze Welt antrat und Winzer- wie auch
Genießer-Herzen von Australien (Shiraz) über
Neuseeland bis hin nach Südafrika und Mexiko
eroberte.
Größte Bedeutung und auch immer noch Verbreitung findet die spät austreibende Sorte
jedoch im Süden Frankreichs, wo sie auf steinigen, wenig fruchtbaren Böden wunderbare
Weine hervorzubringen vermag. Das trockenheiße Klima dort verleiht ihr eine herbe, fast
schon raue Art, die ihre Weine komplex, körperreich und sehr lagerfähig werden lässt.
Die Aromen reichen von schwarzer Kirsche
und Wildkräutern über Lakritz und Gewürze
bis hin zum typischen Veilchen, welches vor
allem bei zunehmendem Alter bei keinem
Syrah-Wein fehlen darf, egal welche Sprache er
spricht. Insbesondere die Syrah-Weine an der
Rhône haben große Bekanntheit erlangt, wo
sie Bestandteil des majestätischen Hermitage,
des eleganteren Côte Rôtie, des leichteren St.
Joseph und der Cornas, Crozes-Hermitage und
natürlich des Châteauneuf-du-Pape ist.
44
CARIGNAN NOIR – DER WILDE
Ein waschechter Warmduscher ist der spätreifende Carignan noir. Nur mit viel Sonne,
Wärme und trockenen Böden entwickelt er
sich zur vollen Pracht – also keine Rebsorte,
welcher es bei uns in Deutschland besonders
gefallen würde …
Deshalb hat sie ihren Ursprung auch in Spanien, rings um die Stadt Cariñena, welche
auch zugleich namensgebend für den Carignan war. Seit dem 12. Jahrhundert ist er auch
in Frankreich verbreitet, wo er auf mageren,
wenig fruchtbaren Böden farbintensive und
körperreiche Weine ergibt. Aufgrund seiner
kräftigen, gerbsäurebetonten und teils auch
leicht bitteren Art wird der Carignan meist
als Verschnittpartner für Syrah, Grenache und
Cinsault verwendet. Er verleiht dem Wein eine
gewisse Weichheit und Substanz, jedoch ist
seine wilde, fast schon exzessive Art kaum zu
bändigen. Häufig wird diese Sorte jedoch auch
als Massenträger missbraucht und ist somit
maßgeblich an den Weinüberschüssen in Europa beteiligt. Wegen seiner hohen Erträge ist
der Carignan noir auch in der neuen Welt sehr
beliebt, wobei hier einfache Industrieweine
hergestellt werden. Besonders jedoch die Winzer im Languedoc und Roussillon beweisen,
dass diese Rebsorte feine, charaktervolle Weine
hervorbringen kann.
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GRENACHE NOIR – DIE VERFÜHRERISCHE
MOURVÈDRE – DER INTENSIVE
CARIGNAN GRIS – DER NACHKOMME
Diese Spielart des Carignan noir wurde 1892
von Alois Combettes entdeckt und erstmals
beschrieben. Gleich ihrem Vorfahren ist sie
anfällig für Krankheiten wie den echten und
falschen Mehltau und auch für Botrytis. Aufgrund ihrer späten Reife wird sie jedoch vor
Frösten verschont. Ihre gräulich gefärbten,
mittelgroßen Beeren haben eine dicke Schale
und erbringen meist gleichmäßig hohe Erträge
und Mostgewichte. Das Ergebnis sind leichte,
säurereiche Weine. Größte Bedeutung findet
sie in Südfrankreich, wo sie häufig als Verschnittpartner für die Sorten Macabeo, Grenache gris und Grenache blanc dient.
CARIGNAN BLANC – DIE NEUE
Ein weiterer Abkömmling des Carignan noir,
welcher erstmals 1900 entdeckt und beschrieben wurde. Auch sie wird hauptsächlich für
Verschnitte mit anderen weißen Sorten verwendet, dabei verleiht sie den Cuvées eine
frische, säurebetonte Note.
Dieser rote Geselle wird im Süden Frankreichs
seit dem Mittelalter angebaut. Beheimatet
ist der Mourvèdre jedoch in Spanien, vermutlich in den Orten Murviedro und Mataro bei
Valencia, wo er unter dem Namen Monastrell
bekannt ist. Eine Renaissance erlebt die dunkle
Rebsorte jedoch in der Provence, hier vor allem
im Bandol. Der Mourvèdre ergibt farbintensive
Weine mit Aromen von schwarzen Beeren,
Kräutern und Gewürzen. Trotz der intensiven
Tanninstruktur sind die Weine weich und von
einer urtümlichen Fruchtigkeit, was ihn zum
idealen Verschnittpartner macht. Der Ausbau
im Barrique ist für diese Rebsorte wie gemacht.
Durch die Holzfasslagerung entstehen langlebige Weine mit vollmundigem Bukett, wobei
Jungweinen noch eine gewisse Rauheit und
Herbe anhaften.
Aus dem nordspanischen Aragon stammend,
kam die Grenache noir nach Südfrankreich, wo
sie mittlerweile die meistangebaute Rebsorte
an der Rhône ist und auch im restlichen Süden
Frankreichs weite Verbreitung fand. Wurde sie
häufig als Massenträger missbraucht, ergibt
sie auf kargen Böden unter extremen klimatischen Bedingungen (Trockenheit, Hitze, Wind)
und bei sehr geringen Erträgen konzentrierte,
vollmundige und ausgesprochen lagerfähige
Rotweine. Die Aromen von Schwarzer Johannisbeere, Brombeere, Pfeffer und Kräutern verleihen den Rotweinen eine intensive Frucht
und Fülle. Zusammen mit diesen Eigenschaften
und seiner körperreichen und alkoholstarken
Art eignet sich der Grenache noir perfekt als
Cuvée-Partner für tanninhaltigere Weine wie
Syrah, Mourvèdre und Tempranillo. Seine Neigung zur Oxidation sollte jedoch nicht außer
Acht gelassen werden. Bekannte Weine, welche aus der Grenache noir gekeltert werden,
sind unter anderem die süßen, gespriteten Vins
doux naturels wie Banyuls, Beaumes-de-Venise,
Maury, Rasteau und Rivesaltes. Zudem ist diese
verführerische Rote auch Basis für die großen
Châteauneuf-du-Pape-Weine des Rhône-Tals.
45
MUSTER SUBLINE
DIE
REBEN DES SÜDENS
MUSTERHEADLINE
VIOGNIER – DER DELIKATE
MARSANNE – DIE STARKE
MACABEU – DER WANDELBARE
ROUSSANNE – DIE FINESSENREICHE
GRENACHE GRIS – DIE ÜPPIGE
GRENACHE BLANC – DIE SÜSSE
Eine Spielart der Grenache noir ist die Grenache blanc. Diese weiße Rebsorte ist hauptsächlich im Roussillon verbreitet, wo sie häufig
für den Ausbau von Süßweinen, aber auch trockenen Weißweinen verwendet wird. Dabei
entstehen körperreiche, langanhaltende
Weine, welche jedoch mitunter eine unzureichende Säure aufweisen. Aufgrund dessen wird
sie meist mit den Sorten Macabeo und Carignan gris oder blanc verschnitten. Die Aromen
reichen von Anis-Samen über Kräuter bis zu
floralen Noten.
46
Die Grenache gris ist der letzte Teil der „Grenache-Trilogie“. Wie auch die Grenache noir
und blanc wird auch sie häufig für die Erzeugung von Süßweinen verwendet. Zudem spielt
sie auch eine wichtige Rolle in der Produktion
der Vins Gris; blassrote Weine aus dunklen
Trauben, welche Ähnlichkeit mit Rosés aufweisen. In Südfrankreich gedeiht die Sorte besonders gut auf kargen, steinigen Hanglagen, da
sie eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen
Wind und Trockenheit besitzt. Die Weine, welche aus der Grenache gris entstehen, sind
körperreich, rund und üppig, mit Aromen von
Anis, Kräutern und Wiesenblumen.
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Eine finessenreiche und anspruchsvolle Weißwein-Rebsorte ist die Roussanne, welche ihren
Namen durch die vollreifen rostroten (roux)
Beeren erhielt. Beheimatet ist sie in Frankreich,
wo sie speziell im Süden auf warmen, steinigen und wasserarmen Hangböden oder auf
Lehm-Kalk-Böden gut gedeiht. Ihre Anfälligkeit gegenüber echtem Mehltau und Botrytis
lässt ihre Verbreitung jedoch zurückgehen. Die
Rebsorte ergibt elegante, stilvolle und komplexe Weine mit blumigen Noten, Aromen von
Weißdorn und Aprikose und anregender Säure.
Meist wird sie mit den Rebsorten Marsanne,
Grenache blanc und gris oder Carignan blanc
verschnitten.
Diese ertragsstarke weiße Rebsorte stammt
aus Frankreich und ist vermutlich nach der
gleichnamigen Gemeinde im südöstlichen
Département Drôme benannt und hauptsächlich an der nördlichen Rhône verbreitet. Dort
findet sie – häufig zusammen mit den Sorten
Roussanne oder Viognier – im weißen Hermitage sowie in den Weißweinen von Saint-Joseph,
Côtes du Rhône, Côtes du Rhône Villages und
Crozes-Hermitage sowie in den Coteaux du
Languedoc Verwendung.
Die körperreichen und goldgelben Weine
bestechen durch feine haselnussige, blumige
Aromen und mittlerem Säuregehalt, wobei ihr
Reifepotenzial mit dem der Roussanne nicht
mithalten kann. Im Wallis werden die Trauben
bei Überreife gelesen und ergeben süße körperreiche Weine, wobei sie in Italien häufig als
Sekt-Grundwein verwendet werden.
Der Macabeu (oder auch Macabeo) ist die
meistangebaute weiße Rebsorte in Nordspanien. Nicht zuletzt, da sie in den Bereichen
Penedès und Conca de Barberà häufig für die
Produktion von Cava verwendet wird. Darüber
hinaus sorgt sie unter dem Namen Viura im
Rioja für 90 % des weißen Bestandes und wird
vor allem für früh trinkbare, frische Weißweine
mit niedrigem Alkoholgehalt verwendet. Aber
auch im Roussillon in Südfrankreich wird sie
häufig als Verschnittpartner für Grenache gris
und blanc sowie Carignan blanc und Bourboulenc angebaut. Werden die Trauben auf
dem Höhepunkt der Reife gelesen, ergeben sie
feine, fruchtige Weine mit Aromen von gelben
Früchten und weißen Blüten. Sie eignen sich
auch gut für die Herstellung bernsteinfarbener
Dessertweine wie den Rivesaltes.
Eine Rebsorte, die fordert! Der schwer zu kultivierende und auszubauende Viognier verzeiht
keinen Fehler und verlangt so dem Winzer alles
ab. Er gedeiht am besten in trockenen, warmheißen Klima an vollbesonnten Hanglagen
oder Terrassen. Jedoch sind die Erträge der Rebsorte gering und nach der Reblauskrise Anfang
des 19. Jahrhunderts wurden viele schwer zu
bearbeitende Steillagen aufgelassen. Aufgrund
dessen verschwand die Traube fast komplett;
1968 wurden nur noch 14 Hektar Rebfläche
in Frankreich verzeichnet. Mit der seit Mitte
der 1980er Jahre einsetzenden Renaissance
der Rhône-Weine erlebte aber auch die Viognier-Rebe einen Aufschwung. Bekanntheit
erlangten vor allem die schweren, langlebigen
Condrieu-Weine aus dem Rhônetal, wovon
ausgehend die Rebsorte sich auch im Süden
Frankreichs, im Languedoc und Roussillon, verbreitete. Aus den Viognier-Trauben entsteht,
wenn trocken ausgebaut, ein Wein mit einer
vielschichtigen Aromenfülle von gelben Früchten wie Mango, Pfirsich und Aprikose, frischen
Blumen und Gewürzen, aber auch Mandeln
und Haselnüssen. Er wirkt weich und vollmundig und bereitet sofortiges Trinkvergnügen,
wobei die Condrieu-Weine ihre volle Pracht erst
nach zwei bis drei Jahren entfalten.
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DIE WEINE
2011
Poème de Syrah
22650-11 0,75 L
8,90 €
9,90 €
2012
1l=11,87 €
mehr als 95 % Syrah, saftiger Wein, konzentrierte dunkle Frucht, Cassis, Brombeere, Wacholder
16 °C, bis 2018, passt zu: marinierter Rinderrippe
2010
INHABER: Koen Strobbe
REGION: AOP Duché d'Uzès, zwischen
Nîmes und Arles
REBSORTEN: Syrah, Grenache, Merlot
PRODUKTION: 18.000 Fl./ Jahr
REBFLÄCHE: 5 Hektar
Poème de Syrah
22650-10 0,75 L
8,90 €
9,90 €
Entre Lunes
22651-11 0,75 L
9,90 €
11,00 €
INHABER: Françoise Julien und
Christophe Peyrus
1l=11,87 €
REGION: AOP Pic Saint-Loup, Languedoc
1l=13,20 €
REBSORTEN: Grenache blanc, Grenache
gris, Roussane, Carignan blanc, Rolle,
Muscat, Clairette, Grenache, Carignan,
Syrah, Cinsault, Mourvèdre
überwiegend Merlot, frisch und präsent mit mundfüllender Frucht, elegant mit feinen Tanninen
16 °C, bis 2017, passt zu: Hirschmedaillons mit Preiselbeeren
2010
Entre Lunes
22651-10 0,75 L
9,90 €
11,00 €
24156-12 0,75 L
14,95 €
13,95 €
1l=18,60 €
15,90 €
1l=21,20 €
Pfeffer, rote frische Früchte, Orangenzeste, Teer, Süßholz, tänzelt förmlich auf der Zunge,
„geringer Trinkwiderstand“, dekantieren!
16 °C, bis 2020, passt zu: Lammfilet
komplex, filigrane Tannine, Tee, Brombeeren, etwas rauchig, guter Abgang, Bitterschokolade
16 °C, bis 2018
2011
L´Olivette
1l=13,20 €
confierte dunkle Früchte, Kirsche, Tannine sehr präsent, aber tolle Fruchtigkeit, lang im Abgang (dekantieren!)
16 °C, bis 2017, passt zu: Entrecôte (natürlich blutig gebraten)
PRODUKTION: 73.000 Fl./Jahr
STILISTIK: terroirbetonte, geradlinige
und klare Weine, große Unterschiede
zwischen den Jahrgängen
2012
Manon
24155-12 0,75 L
16,90 €
Da könnte man stundenlang die Nase reinhalten! Verändert sich permanent. Kamille, Blumiges, Kräuter,
kandierte gelbe Frucht, Ananas, sehr präsent, braucht aber unbedingt Luft, dekantieren.
10 – 12 °C, bis 2020, passt zu: pochiertem Fisch mit Zitronenbutter
2012
Simon - Vorverkauf -
24158-12 0,75 L
24,90 €
23,00 €
1l=30,67 €
2011
Simon
24158-11 0,75 L
24,90 €
23,00 €
1l=30,67 €
52,00 €
1l=69,33 €
Noch etwas zurückhaltend in der Nase, braucht viel Luft, Wein mit großem Potenzial!
16 °C, bis 2025
2012
Les Glorieuses - Vorverkauf -
24157-12 0,75 L
REBFLÄCHE: 20 Hektar
STILISTIK: komplexe, vielschichtige Weine
mit großer Lagerfähigkeit
TERROIR: an den Hängen kalkhaltiger
Boden, in der Ebene eher Kalk
und Mergel
Die Auslieferung der Vorverkaufs-Weine erfolgt voraussichtlich im November 2014.
TERROIR: Lehm, Kalk und Kalkgeröll
BESONDERHEITEN: biodynamischer
Anbau seit einigen Jahren, Zertifizierung erfolgt aber erst mit den
kommenden Jahrgängen
BESONDERHEITEN: belgischer Aussteiger
in Südfrankreich, der selber für seine
Gäste hervorragend kocht
INHABER: Pierre Clavel
REGION: AOP Pic Saint-Loup, Languedoc
REBSORTEN: Roussanne, Grenache blanc,
Muscat à petits grains, Carignan blanc,
Syrah, Grenache, Mourvèdre
INHABER: Catherine, Christine & Julien
Jeannin Mongeard
2012
Les Garrigues
24160-12 0,75 L
7,90 €
8,90 €
PRODUKTION: ca. 150.000 Fl./Jahr
frische rote Beeren, zart und doch etwas animalisch, Teer, Tabak, sehr präsent (dekantieren)
16 °C, bis 2017, passt zu: allem aus der mditerranen Küche, hält auch Kräuter und Knobi aus
REBFLÄCHE: 33 Hektar
2012
STILISTIK: saftige, kräutige Weine mit
konzentrierter Frucht
TERROIR: extreme Bodenvielfalt, von
Sandstein über roten Ton zu oberflächigem und tiefem felsigen Kalkstein und
Lehmboden
BESONDERHEITEN: biologisch bewirtschaftetes Weingut, immer gut gelaunter Winzer, hyperaktiver Border Collie
Garrigues
48
Bonne Pioche
24162-12 0,75 L
11,50 €
10,00 €
1l=10,53 €
89 Parker
Punkte
bio
1l=13,33 €
bio
dunkel, rotfruchtig, Cassis, Minze, Melisse, animierend, frische Säure, saftige Tannine, ein Hauch Bitterschokolade
16 °C, bis 2019
2013
Cascaille blanc
24161-13 0,75 L
12,50 €
11,00 €
1l=14,67 €
bio
spannender Wein mit erstaunlicher Frische, toller Schmelz, Butter, Birne, Nuss, weiße Blüten, gelbe Früchte,
kann etwas Luft gebrauchen
10 – 12 °C, bis 2019, passt zu: Cassoulet, gegrilltem Gemüse
2012
Copa Santa
24164-12 0,75 L
15,90 €
14,50 €
1l=19,33 €
bio
Dekantieren! Brombeer, Anis, Pflaume, noch erkennbar jung. Tannine reif, aber noch sehr präsent.
Großer Jahrgang des Copa Santa, unbedingt einlagern!
16 °C, bis 2022, passt zu: Lammkeule aus dem Ofen
2012
2012
Bonne Pioche - Magnum Copa Santa - Magnum -
24163-12
24165-12
1,5 L
1,5 L
23,00 €
31,80 €
21,00 €
29,50 €
REGION: Côtes de Roussillon
1l=19,67 €
bio
bio
Les Balmettes
24170-13 0,75 L
6,90 €
6,30 €
1l=8,40 €
Pfirsich, gelbe Früchte, Zitrus, Thymian, saftig am Gaumen, gelbfruchtig mit Schmelz, tolles Preis-Genuss-Verhältnis
10 – 12 °C, bis 2016, passt zu: Grillgerichten, Gemüse mit Kräutern
PRODUKTION: 90.000 Fl./ Jahr
trinkfreudiger Wein, dunkle eingekochte Frucht, Tapenade, sehr harmonisch und zugänglich
16 °C, bis 2018, passt zu: mediterraner Küche, aber auch zur Roulade
REBFLÄCHE: 35 Hektar
STILISTIK: zugängliche, trinkfreudige
Weine, toll für einen Abend mit
Freunden und auch Kennern
TERROIR: schwarzer Schiefer
1l=14,00 €
2013
REBSORTEN: Grenache noir, Syrah,
Mourvèdre, Carignan, Grenache blanc,
Macabeo, Roussanne, Rolle
BESONDERHEITEN: hervorragende
Kochkünste der Hausherrin
2012
2012
L'Envie
Rivesaltes
24172-12 0,75 L
24174-12 0,75 L
8,50 €
1l=11,33 €
10,00 €
1l=13,33 €
13,90 €
12,50 €
1l=16,67 €
14,50 €
13,00 €
1l=17,33 €
9,50 €
11,50 €
der klassische Apéro- und Dessert-Wein, Gewürze, Zitrusfrüchte, frisch und süß zugleich
2011
Les Sentinelles
24171-11 0,75 L
Fenchel, Anis, gelbe Frucht, Kumquats, sehr gut strukturiert, langer Abgang
10 – 12 °C, bis 2017, passt zu: Geflügel in Sahnesauce
2011
Cuvée Bastien
24173-11 0,75 L
je ein Drittel Syrah, Grenache und Mourvèdre, eingekochte Frucht, Lakritz, Nelke, Rote Bete,
ausgewogen und zugleich konzentriert
16 °C, bis 2018, passt zu: Lamm oder einfach zur Pizza
B ESTELLEN SI E DI R EKT U NTER: WWW.KOELN ER-WEI N KELLER.DE ODER TEL: +49 (0)221 1397280
= Rotwein
= Weißwein
= Roséwein
49
DIE WEINE
2011
Georges
24191-11
0,75 L
8,90 €
7,90 €
1l=10,53 €
91 Parker
Punkte
Erfreulich klassischer Roussillon. Leder, Speck, Rauch, Teer, animalische Noten. Schönes Tannin,
stoffig, saftig, ätherisch, konzentriert. Toll zu Schmorgerichten.
16 °C, bis 2018
2010
INHABER: Eric Monné
INHABER: Georges Puig
REGION: Côtes de Roussillon, Caramany
REGION: Côtes du Roussillon
REBSORTEN: Syrah, Carignan, Grenache,
Mourvèdre, Grenache gris und blanc,
Carignan gris und blanc, Macabeo
REBSORTEN: Grenache, Mourvèdre,
Syrah, Carignan, Muscat a petit grains
PRODUKTION: 100.000 Fl./Jahr
PRODUKTION: 22.000 Fl./Jahr
REBFLÄCHE: 47 Hektar
REBFLÄCHE: 13 Hektar
STILISTIK: langlebiger Rivesaltes, wunderbare Rotweine mit sensationellem
Preis-Genuss-Quotienten
STILISTIK: puristisch, konzentriert, nichts
für schwache Nerven!
TERROIR: Granit, Gneis, Schiefer in
350 bis 600 Meter Höhe
TERROIR: von Schiefer bis zu Moränenschotter, Kalk und Lehm
BESONDERHEITEN: biologischdynamisches Weingut, 30 kleine,
verschiedene Parzellen
2011
La Compagnie des Papillons
BESONDERHEITEN: zurück in die Vergangenheit mit Georges, Rivesaltes mit
enormer Jahrgangstiefe, teilweise mit
100 Jahren und mehr Fassreifung!
24180-11 0,75 L
13,90 €
12,50 €
1l=16,67 €
bio
1l=18,00 €
bio
wild, ungestüm, Teer, Lakritz, Walnüsse, Thymian, Hagebutte, dabei angenehm kühl und frisch
15 – 17 °C, bis 2018
2009
Carignan Novo
24182-09 0,75 L
14,90 €
13,50 €
reinsortiger Carignan, Leder, Himbeerbonbon, Salbei, etwas ätherisch, tolle fruchtige Harmonie, griffige Tannine,
sehr ansprechend, dekantieren
15 – 17 °C, bis 2019, passt zu: würzigen Speisen mit vielen Kräutern
2010
Saint Bart Vieilles Vignes
24183-10 0,75 L
19,50 €
18,50 €
1l=24,67 €
bio
Der Wein, der uns für Clot de l´Oum begeistert hat! Thymian, Sesam, Granatapfel, Brombeere, leicht nussig,
tolle Frische und dabei enorm packende Struktur, kein Stück breit und süß, unbedingt 2 bis 3 Stunden vorher dekantieren.
15 – 17 °C, bis 2022, passt zu: Lamm, Rindfleisch mit Gemüsen, Käse
2012
Cine Panettone
24181-12 0,75 L
19,50 €
18,50 €
1l=24,67 €
bio
Braucht Luft, dekantieren! Liebstöckel, Zimt, Sellerie, Thymian, sehr straff, fordernder Wein mit gutem Druck.
Außergewöhnlich, aber nichts für schwache Nerven!
10 – 12 °C, bis 2020
2010
Numero Uno
24184-10 0,75 L
25,50 €
24,00 €
1l=32,00 €
bio
Teer, Pflaumen-Chutney, Röstnoten, Kümmel, rote Paprika, Rosmarin, sehr elegant und trotzdem griffiges Tannin,
wird sich noch entwickeln
15 – 17 °C, bis 2022
2009
Numero Uno
24184-09 0,75 L
25,50 €
24,00 €
1l=32,00 €
reinsortiger Syrah, Blutorangen, Brombeeren, Zeder, schwarzer Pfeffer, blumig, filigran und elegant, mit immer
noch etwas harschem Tannin
15 – 17 °C, bis 2022
50
bio
Le Fort Saint Pierre
24192-10
0,75 L
11,00 €
10,00 €
1l=13,33 €
klassischer Roussillon, Kräuteraroma (Salbei, Bohnenkraut), etwas Zimt, Graphit und Kirschen, fleischig und nicht schwer
16 °C, bis 2018
2009
Rivesaltes
24190-09 0,375 L
19,50 €
18,00 €
1l=48,00 €
erstaunliche Frische, expressiv, Orangenblüten, Cassis, Himbeeren, Korinthen, Curry, Chili, springt einen alles direkt aus dem
Glas an und explodiert auf dem Gaumen
16 °C
2005
Rivesaltes
24190-05 0,375 L
35,00 €
32,50 €
1l=86,67 €
Schon leicht oxidativ, wunderbare Rosinen, Lakritz, Lorbeer und Karamellnoten, Zartbitterschokolade, getrocknete
Feigen, fast zart und geschmeidig, extrem lang im Abgang. Der Einstieg in die einmalige Welt der gereiften Rivesaltes.
16 °C
1995
Rivesaltes
24190-95 0,375 L
65,00 €
1l=173,33 €
1989
Rivesaltes
24190-89 0,375 L
79,00 €
1l=210,67 €
1975
Rivesaltes
24190-75 0,375 L
119,00 €
1l=317,33 €
1963
Rivesaltes
24190-63 0,375 L
125,00 €
1l=333,33 €
1953
Rivesaltes
24190-53 0,375 L
185,00 €
1l=493,33 €
1945
Rivesaltes
24190-45 0,375 L
290,00 €
1l=773,33 €
1940
Rivesaltes
24190-40 0,375 L
350,00 €
1l=933,33 €
1932
Rivesaltes
24190-32 0,375 L
395,00 €
1l=1053,33 €
1914
Rivesaltes
24190-14 0,375 L
850,00 €
1l=2266,67 €
2013
Rosé de Languedoc
22303-13 0,75 L
5,90 €
5,50 €
1l=7,33 €
2012
Languedoc Bio
22026-12 0,75 L
7,95 €
7,30 €
1l=9,73 €
bio
13,50 €
1l=18,00 €
93 Parker
Punkte
INHABER: Gregory Hecht und François
Bannier
REGION: Côte Languedoc / Roussillon /
Provence
REBSORTEN: alle typischen Rebsorten
des Südens
PRODUKTION: 400.000 Fl./Jahr
frisch und würzig, rote Bete, Lakritz, Pfeffer, angenehme Tannine, super zum Entrecote
16 °C, bis 2017
REBFLÄCHE: keine eigene Rebfläche
2010
STILISTIK: sehr typische Weine für die
jeweilige Unterregion
TERROIR: alle Terroir-Arten des Südens
BESONDERHEITEN: Négociant, d. h., sie
bauen keinen Wein selber an, sondern
produzieren mit kleinen Winzern und
Traubenproduzenten ihre Weine. Der
erste Top-Négoc der Region!
Saint Chinian
22028-10 0,75 L
Braucht Luft! In der Nase Zitronenmelisse, Brombeeren, Pflaumen, auch leicht speckige und rauchige Noten.
Tolle Frische mit immer noch jungen Gerbstoffen. Sehr komplex und präzise.
16 – 18 °C, bis 2018
2011
Côtes du Roussillon Villages
22030-11 0,75 L
13,50 €
12,90 €
1l=17,20 €
2010
Maury
23601-10 0,75 L
17,20 €
16,00 €
1l=21,33 €
2011
Faugères
22029-11 0,75 L
19,95 €
18,50 €
1l=24,67 €
90 Parker
Punkte
Dekantieren, dann passiert das Wunder! Dunkel, mediterran, schmeichelnd und herausfordernd zugleich,
Thymian, Rosmarin, Pfeffer. Lakritz, dunkle Schokolade, seeehr lang.
16 – 18 °C, bis 2022
2009
Bandol
B ESTELLEN SI E DI R EKT U NTER: WWW.KOELN ER-WEI N KELLER.DE ODER TEL: +49 (0)221 1397280
22070-09 0,75 L
= Rotwein
19,95 €
= Weißwein
18,50 €
1l=24,67 €
= Roséwein
51
DIE WEINE
INHABER: Gilles & Pascale Pons
REGION: AOP Côtes de Provence
REBSORTEN: Cinsault, Grenache, Syrah,
Mourvèdre, Cabernet Sauvignon
PRODUKTION: 400.000 Fl./Jahr
REBFLÄCHE: 35 Hektar
STILISTIK: elegante, finessenreiche
Weine, mineralisch, mit provenzalischen
Kräuternoten
TERROIR: lehm- und kalkhaltige Böden
mit Schiefer
BESONDERHEITEN: organischer Weinbau,
durchschnittlich 30 Jahre alte Weinreben, hochwertiger Rotwein aus der
Provence
2013
Caprice de Clémentine rosé
24133-13 0,75 L
2013
Caprice de Clémentine blanc
24134-13 0,75 L
9,50 €
9,50 €
1l=12,67 €
bio
8,50 €
1l=11,33 €
bio
1l=16,67 €
bio
animierender Wein, sehr „trinkig“, Lindenblüten, Mandeln, Birne, Ananas, Melisse, toller Schmelz
8 – 10 °C, bis 2015
2013
Château Les Valentines rosé
12,50 €
24130-13 0,75 L
Unser Referenzrosé! Johannisbeeren, Granatäpfel, tolle Würze, extrem saftig und animierend, leichtfüßige, toll
eingebundene Tannine, trocken und trotzdem verführerisch.
8 – 10 °C, bis 2015
2013
Château Les Valentines blanc
24132-13 0,75 L
12,90 €
11,50 €
1l=15,33 €
bio
elegant und ausdrucksstark, gelbe Früchte, Birnen, Pfirsiche, Quitte, Anis, frische, aber sehr harmonische Säurestruktur,
zarte Würze im Abgang
8 – 10 °C, bis 2016
2010
Château Les Valentines rouge
24131-10 0,75 L
12,90 €
11,50 €
UND AUF KEINEN FALL VERPASSEN:
1l=15,33 €
Der Beweis, dass guter Provence-Rotwein auch außerhalb des Bandol geht. Dunkle Frucht, leicht animalische Noten, Lorbeer,
Zitronenthymian, weißer Pfeffer, blumig. Tannine sehr saftig und harmonisch. Toller Trinkfluss.
16 – 18 °C, bis 2017, passt zu: Wildschweinmedaillons
2013
La Punition
24135-13 0,75 L
13,50 €
12,50 €
1l=16,67 €
2010
La Gourmande des Valentines
24136-10 0,75 L
21,50 €
19,00 €
1l=25,33 €
Den Film über unsere
Entdeckungsreise in den
Süden finden Sie unter
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ausgezeichnet von der
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