Nussbäume – edles Wertholz in kurzer Produktionszeit

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Nussbäume – edles Wertholz in kurzer Produktionszeit
WA L D W I R T S C H A F T
Nussbäume – edles Wertholz
in kurzer Produktionszeit
Die ARGE Waldveredelung mit
Geschäftsführer DI Werner
RUHM, BFW Wien, veranstaltete im Juni 2011 eine Exkursion
am Oberrhein (Kaiserstuhlgebiet) und in die Schweiz, welche
speziell dem Thema der Wertholzproduktion mit Nussbäumen gewidmet war.
Andreas EHRING von der Forstlichen
Versuchs- und Forschungsanstalt BadenWürttemberg war ein engagierter Organisator und Exkursionsleiter.
Nussbaumhölzer erzielen bei Wertholzsubmissionen konstant Spitzenerlöse.
Die forstlichen Anbaumöglichkeiten sind
bei uns zufolge der hohen Ansprüche von
Nussbäumen zwar beschränkt, können
aber auf geeigneten Standorten sicher
ausgebaut werden.
Die Walnuss (Juglans regia) wurde in
Süd- und Mitteleuropa über Jahrtausende
auf Frucht hin selektiert, sodass schöne
Stammeigenschaften nur in Ausnahmefällen zu finden sind. Das Interesse von
Forstleuten galt daher schon seit Jahrzehnten Walnussherkünften mit guten
Stammeigenschaften. Diese wurden auch
in der ursprünglichen Heimat der Walnuss, nämlich dem Kaschmirgebiet
Indiens sowie auch in Pakistan, gefunden. In Obfelden in der Schweiz wurde
bereits 1984 und 1988 mit Nachzucht aus
den genannten Gebieten aufgeforstet, und
das Ergebnis ist vielversprechend.
Die Schwarznuss (Juglans nigra) stammt
aus dem Osten Nordamerikas. Etwa um
1900 wurden erste Aufforstungen speziell in den Rhein- und Donauauen
durchgeführt. Auf gut nährstoffversorgten und durchlüfteten Böden geht das
Standortsspektrum der Schwarznuss auch
über die Auwaldstandorte hinaus. Die
Schwarznuss besticht durch ihre Tendenz
zu lotrechtem Wuchs und hat beste
Stammeigenschaften.
Die Hybridnuss (Juglans Intermedia) ist
ein Kreuzungsprodukt zwischen der
Schwarznuss und der Walnuss und wird
auch als „Intermedia“ bezeichnet. Sie
zeichnet sich durch besonders rasches
Wachstum aus und hat ähnliche Standortsansprüche wie die Schwarznuss.
Alle Nussbaumarten sind ausgesprochene Lichtbaumarten!
Dynamische Ästung
An einem Auwaldstandort – Oberrheinisches Tiefland – präsentierten der Leiter
des Forstbezirkes Rastatt, Herr Heinz
Wicht sowie Revierleiter Willi Renkert
Ing. August VABOSCHEK
Arbeitskreis Mischwald
des Kärntner Landesforstdienstes
BFI Wolfsberg, FAST WO West
heute 15-jährige Aufforstungen mit Intermedianuss und Saatbegründung 13-jährig
mit Schwarznuss, welche sich in einem
intensiven Pflegezustand befinden.
Begründung der Intermedianuss: Pflanzung 10 x 4 m = 250 Pflanzen / ha.
Schwarznuss: Saat, im Verband 10 x 1 m,
pro Saatplatz 3 Nüsse
Dynamische Ästung erfolgte bisher
2006, 2008, 2009, 2010 und 2011 !
Bei der „dynamischen Ästung“ wird nach
den herkömmlichen Prinzipien des Formschnittes und der Astung gearbeitet.
Zufolge des oft explosionsartigen
Jugendwachstums von Nussbäumen nehmen Astdurchmesser innerhalb eines Jahres extrem zu.
Es werden daher nicht nur Zwiesel und
Steiläste geastet bzw. Einkürzungen vorgenommen, sondern besonders auch
Starkäste in hohem Ausmaß entfernt.
Mindestens 50 % der Baumhöhe muss
jedoch als Grünkrone erhalten bleiben.
Astdurchmesser von mehr als 4 cm dürfen sich nicht entwickeln.
Sortenversuch der IG Nuss
Seit 1991 besteht die Interessengemeinschaft zur Förderung des Anbaus von
Nussbäumen und wird vom geschäftsführenden Vorsitzenden Wolfgang Hertel
geführt.
Schwarznuss - dynamisch geästet !
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KFV Info 66/Oktober 2011
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Walnussherkünfte im Vergleich
Eine ehemalige Deponiefläche (mit 50
cm Humus beschüttet) in GaggenauOberweiler wurde im Jahr 2000 durch
Saat und Pflanzung mit allen damals verfügbaren Nusssorten bestückt.
Die Fläche im Ausmaß von ca. 3 ha hat
man in insgesamt 45 Teilflächen mit je 20
x 20 m Ausmaß unterteilt. Walnussbäume aus verschiedensten Herkunftsgebieten (Deutschland, Frankreich, Schweiz,
Österreich,
Ungarn,
Tschechien),
Schwarznuss, Hybridnuss, Butternuss,
Hickory-Nuss, kann man in einem 11jährigen Entwicklungsstadium beobachten. Ein Vorwald mit Schwarzerle im
Verband 5 x 5 m sollte Bodenverbesse-
rung und Frostschutz bewirken. Ausfälle
(Wühlmäuse) wurden auch mit der
Baumhasel nachgebessert.
Die bis jetzt beobachtbaren dramatischen
Unterschiede im bisherigen Wachstumsverlauf nach Wuchsleistung und Qualität
werden nicht ausschließlich den verschiedenen Sorten und Herkünften der
Nussbäume, sondern teilweise auch
gewissen standörtlichen Unterschieden
(Bodenverdichtungen), zugeschrieben.
Nussbaumschule Schott
In Leiselheim im Zentrum des Kaiserstuhlgebietes liegt die Baumschule des
Herrn Anton Schott, welcher sich als
Hickory-Nuss
„Nussspezialist“ einen großen Bekanntheitsgrad erarbeitet hat.
Bei Schott sind alle erdenklichen Fruchtformen der Walnuss erhältlich, nicht nur
solche mit großen Nüssen, sondern auch
Hängeformen, geschlitzt- und rotblättrige
Arten, langsamwüchsige Nussbäume,
etc. …Vor allem aufgepfropfte Nussbäume vorwiegend als Containerpflanzen
werden angeboten.
Herr Schott arbeitet auch intensiv mit der
„Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Abt. Waldwachstum“, im Besonderen mit Andreas
Ehring zusammen.
Baumschule Anton Schrott
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Schwarznuss 52 jährig
durchschn. BHD 42 cm, h 30 m
astreine Stammlänge 10,7 m
Er ist somit wesentlich an der Nachzucht
von forstlich interessanten Nussbäumen
beteiligt, und er produziert für den forstlichen Zweck vorwiegend einjährige
Sämlinge von Walnuss, Schwarznuss und
auch der Hybridnuss. Leider kann die
Produktion mit dem Bedarf nicht mithalten, und die begehrtesten Walnusssorten
(z.B. Nachzucht Dachigam) bzw. Hybridnuss Intermedia sind auf Jahre hinaus
ausverkauft. Herr Schott ist zudem
wesentlich am Aufbau von Nuss Samenplantagen beteiligt.
Nussbestände im Alter zwischen
39 und 56 Jahren
Im Gemeindewald Bahlingen entstand aus
Naturverjüngung ein Laubmischbestand
von Walnuss (Eintrag durch Vogelsaat
bzw. Nager aus naheliegenden Feldnussbäumen), Bergahorn und sonstigen Laubhölzern, wobei besonders die heute 39jährige Walnuss begünstigt wurde. Ziel sind
80 Walnussbäume je ha. Derzeit mittlerer
BHD 36 cm und 7,2 m astfreie Schaftlänge. Eine Qualitätsansprache der Zukunftsbäume ergab, dass immerhin 88 % eine
unbefriedigende Schaftform aufweisen.
Ein Vergleich der bisherigen Höhenentwicklung von Bergahorn und Walnussbäumen zeigt, dass beide Baumarten eine
praktisch idente Höhenentwicklung aufweisen. Zufolge der mit zunehmendem
Alter angenommenen nachlassenden Vitalität der Walnuss im Vergleich zum Bergahorn wird von Einzelbaummischungen
dieser beiden Baumarten abgeraten.
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Revierleiter Umhauer sen. mit 56-jähriger Hybridnuss
BHD 70 cm, Baumhöhe 36 m, astreine Stammlänge 15 m
Wuchs- und Wertleistung auf ehemals
landwirtschaftlich genutzter Fläche bei
einem heute 52 jährigen Schwarznussbestand war Gegenstand einer Präsentation im Versuchsgelände Liliental der
Forstl. Versuchs- und Forschungsanstalt
Baden-Württemberg.
Beeindruckende Wuchsleistung, besonders gute Schaftformen, jedoch vielfach
zu kleine Kronen wurden nach unserer
subjektiven Ansprache auch von den
Messdaten bestätigt.
Z-Bäume haben derzeit einen mittleren
BHD von 42 cm, eine mittlere Höhe von
30 m, und eine mittlere astfreie Stammlänge von 10,7 m.
Zudem konnte man im Versuchsgelände
die berühmte „Liliental-Kirsche“ (52jährig) incl. Saatgutplantage, sowie eine
Unzahl von verschiedenen Baumarten
aus verschiedensten Ländern durchwandern.
Eine erst vor 7 Jahren angelegte Walnusssamenplantage mit Klonen von Plusbäumen der autochthonen Walnussherkünfte
Dachigam und Manshi ist noch im Aufbau begriffen.
Als besonderer Höhepunkt konnte im
Gemeindewald Königschaffhausen ein
56-jähriger Intermedianussbestand
(Schwarznuss x Walnuss) gezeigt werden.
Als Zufallskreuzung in einem nahe gelegenen Forstgarten ursprünglich als
Schwarznusspflanzen gezogen und lange
nicht als Hybridnussbäume erkannt, hat
sich Forstkollege Umhauer besonders
dieser Pflanzen angenommen. Sohn Arno
Umhauer ist heute zuständiger Revierleiter. Beide konnten mit Recht stolz die
unglaubliche Wuchsleistung eines Spitzenzielbaumes der Intermedianuss vorstellen: BHD mit 56 Jahren 70 cm,
Baumhöhe 36 Meter, astreine Stammlänge 15 Meter (eingewachsene Äste waren
erkennbar, da es keine künstliche Ästung
gab).
Walnussprovenienzen
aus dem ursprünglichen
Verbreitungsgebiet
In Obfelden in der Schweiz – Kanton
Zürich – hat die Professur für Waldbau
der ETH Zürich seit dem Jahr 1984 in 4
Etappen einen Versuch mit Pflanzungen
von autochthonen Walnussbäumen
durchgeführt. Diese Versuchsflächen
sind untrennbar mit dem Namen Hansjörg Lüthy verbunden, welcher über seine
aktive Dienstzeit hinaus nun in Pension
die Versuchsflächen auf freiwilliger
Basis weiterführt.
Die Versuchsfläche umfasst insgesamt 32
Teilflächen mit 19 Walnuss, 1 Schwarznuss, 1 Butternuss- und 1 Traubennussprovenienz.
Die Walnussprovenienzen stammen vorwiegend aus dem Kaschmirgebiet
Indiens (Dachigam), aus Pakistan (Manshi, Kanshian), und auch aus Kirgistan.
Sie kommen aus Gebieten in Seehöhen
von 1600 bis 2400 m und darüber.
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Einige Bestandesdaten aus den bisher mit
28 Jahren ältesten Teilen der Versuchsflächen:
Werte gerechnet auf jeweils 100 Auslesebäume je ha bei astreinen Stammlängen
von 6 – 7 m:
Herkunft:
Manshi, Pakistan – BHD 27 cm,
Baumhöhe 18,2 m
Dachigam, Indien – BHD 29,8 cm,
Baumhöhe 18,7 m
Die autochthonen Herkünfte zeigen ausgeprägte Wipfelschäftigkeit bei relativ
schmalen Kronen und unterscheiden sich
daher sehr von heimischen Kulturformen
der Walnuss. Während der Altersperiode
10 bis 28 Jahre ist der jährliche Durchmesserzuwachs von mindestens 1 cm
durchaus beachtlich.
Seit 1997 fruktifizieren die erfolgreich
eingebürgerten Herkünfte und zeigen in
Anbauten dasselbe positive Bild wie ihre
Eltern.
Probleme bei allen Nussflächen waren
„Spätfröste“, welche aber gerade bei den
autochthonen Herkünften wieder gut verwachsen.
Weiteres spielt der Hallimasch bei Nussbäumen eine relativ große Rolle, weshalb
Wurzel- bzw. Stammverletzungen unbedingt zu meiden sind.
Die Wertholzproduktion mit Nussbäumen setzt zuerst eine genaue Standortansprache voraus (keine Frostlagen, beste
Bodeneigenschaften). Weiters spielen
beim Pflanzgut die verwendeten Herkünfte eine entscheidende Rolle. In Folge
Mitgliederstand
Mit Stichtag 31.12.2010 hat
der Kärntner Forstverein
1.532 Mitglieder
Redaktionsschluss
für die nächste Ausgabe der
Kärntner
Forstvereinsinformation
(Nr. 67, Jänner 2012)
ist der
30. November 2011
Exkursionsleiter Andreas Ehring
(links) u. Hansjörg Lüthy
Mitgliedsbeiträge 2011
(KFV-Konto-Nr.: 100220393, BLZ 17000)
muss ein enorm hoher Pflegeaufwand bis zu einer Höhe der Nussbäume von ca.
12 – 15 Metern jährlich (spätestens 2-jährig) Formschnitte bzw. dynamischer
Ästung - ausgeführt werden. Und nicht
zuletzt ist ohne permanente und großzügige Kronenfreistellung von Zielbäumen
im Abstand von mindestens 12 m zueinander, kein „Wertholzdurchmesser“ zu
erreichen.
Nussbäume belohnen den Waldbesitzer
jedoch für den getätigten Aufwand, und
im Vergleich zu anderen Baumarten
schon in relativ kurzer Zeit.
• Waldbesitzer, Bauern
EURO
bis 100 ha Wald
17,-101 - 300 ha Wald
35,-301 – 1000 ha Wald
60,-1001 ha und darüber
150,-• Körperschaften, Sägewerker
und Holzverarbeiter
50,-• Forstmaschinenbau und -handel,
Forstunternehmer
50,-• Höherer Forstdienst
19,-• Förster
13,-• Forstwarte, Forstarbeiter, Jäger
10,-• Forstpensionisten
10,-• Schützer und Freunde des Waldes 10,--
Kärntner Forstverein
Information
Auflage: 2.500 Exemplare
Medieninhaber und Verleger:
Kärntner Forstverein
Anschrift des Medieninhabers, der Redaktion
und des Herausgebers:
Mageregger Straße 175 1, 9020 Klagenfurt
Präsident des Kärntner Forstvereines
Forstrat hc Dipl.-Ing. Christoph HABSBURGLOTHRINGEN
Geschäftsführer des Kärntner Forstvereines
Dir. Dipl.-Ing. Günter SONNLEITNER
Redaktionelle Bearbeitung:
Dipl.-Ing. Walter WUGGENIG
Landesforstdirektion Kärnten.
Die Information erscheint 2-3 mal jährlich
und informiert die Mitglieder des Vereines
und an der Forstwirtschaft Interessierte über
das forstliche Geschehen in Kärnten und
über die Aktivitäten des Forstvereines.
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier
Layout: Creative – Die Werbeagentur
9400 Wolfsberg
Druck: Druckerei Thaler, 8055 Graz
Autochthone Walnussherkunft Dachigam 28-jährig
mit lotrecht- wipfelschäftigem Wuchs und schmalen Kronen
KFV Info 66/Oktober 2011
Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem Papier:
Certificat SGS-PEFC/COC-0490
PEFC / 01-4-12
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