E46 mit Leichtbauelementen Alcantara-Lenkrad

Transcription

E46 mit Leichtbauelementen Alcantara-Lenkrad
CSL"light"
E46 mit Leichtbauelementen
Alcantara-Lenkrad und Recaro
Schalen sorgen auch im Innenraum
für ein ähnliches Ambiente wie im CSL.
D
Die Lettern „CSL“ stehen für Coupé Sport Leicht und besitzen in BMW-Enthusiasten-Kreisen eine Strahlkraft, die nur von der Kurzbezeichnung der Bayerischen
Motoren Werke AG selbst übertroffen werden: Den raren Leichtbaucoupés
sagen Eingeweihte beinahe magische Kräfte nach. Kaum verwunderlich also,
dass der M3 CSL oft Pate steht, wenn es um die Optimierung eines E46 geht.
Auch Benjamin Wieser orientierte sich am abgespeckten Über-M3 und baute
auf Basis eines Facelift-Modells seinen persönlichen Wunsch-E46 mit Leichtbauelementen auf.
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as Fundament für den Ruf des CSL als kompromisslosester Sportler in der BMW-Palette setzten die 3,0 CSL Coupés der Baureihe E9 in den 70er-Jahren. Als Homologationsmodelle für den Motorsport boten diese Fahrzeuge weniger
für mehr: Durch das Weglassen von Ausstattungsmerkmalen wie
Servolenkung und E-Fenstern sowie Gewicht-Sparmaßnahmen
wie etwa die Verwendung von Alu-Türen und -Hauben oder
auch feststehender hinterer Seitenfenster aus Plexiglas, konnten
gegenüber dem 3,0 CS satte 250 kg eingespart werden. Dafür
kostete das Leichtbaumodell rund 3.000 Mark – oder rund zehn
Prozent – mehr als der besser ausgestattete 3,0 CS.
Auf Rennstrecken rund um die Welt feierten vom Straßen-CSL
abgeleitete Boliden mit bis zu 3,5 Litern Hubraum und mehr als
440 PS großartige Erfolge, unter anderem beim 24-h-Rennen
in Daytona 1976. Entsprechend hoch waren die Erwartungen,
als BMW im Jahr 2004 eine CSL-Variante des damals aktu-
ellen M3 der Baureihe E46
vorstellte. Auch dieses Mal
griffen die Münchner tief in
die Trickkiste, um einen M3
auf die Räder zu stellen, der
auf schnelle Rundenzeiten optimiert war wie kein anderer straßenzugelassener BMW.
Wie bei seinem historischen Vorgänger übte man sich zunächst
im Weglassen: Klimaanlage, Radio und elektrisch verstellbare
Sitze fehlten ebenso wie ein Großteil der Schalldämmung. Gezielte Gewichtseinsparungen, zum Beispiel durch eine Dachhaut
aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff und eine Dünnglas-Heckscheibe halfen dort Gewicht zu sparen, wo es „wehtut“: nämlich im
oberen Bereich der Karosserie, wo jedes Kilo sich ungünstig auf
die Schwerpunktlage auswirkt. Hinzu kamen ein leistungsgesteigerter Motor, ein neu abgestimmtes Fahrwerk und eine ganze
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Originale CSL-Luftgitter: Sie
wurden in die Kotflügel des
Facelift-Coupés eingesetzt.
Liste weiterer Goodies, die den CSL schneller machten. Dafür
kostete die serienmäßig auf Semislicks ausgelieferte LeichtbauAusführung verglichen mit dem Standard M3 allerdings satte
85.000 anstatt 55.000 Euro.
Als Benjamin sich nach einem Ersatz für seinen 323 ti umsah,
stand bald fest, wo die Reise hingehen sollte: „Der E46 hat mir
schon lange gefallen, besonders als Coupé. Daher war klar, nach
was ich suche. Ich wollte ein E46 Facelift Coupé im legendären
M3-CSL-Design erschaffen, den es leider so nie zu kaufen gab.“
Weil Benjamin sich mehr Schub als in seinem Compact wünschte, konzentrierte er seine Suche auf 3-Liter-Coupés. Nach gut
sechsmonatiger Suche machte er einen 330 Ci aus erster Hand
mit einem Kilometerstand von knapp über 100.000 Kilometern
ausfindig: „Der Wagen wurde im Februar 2006 ausgeliefert, es
handelt sich also um einen der letzten Gebauten."
Der gepflegte Dreier brachte eine attraktive Ausstattung mit, darunter Shadowline und das „Edition Sport"-Ausstattungspaket.
Ein Großteil dieser Werksextras sollte jedoch schon bald Benjamins Umbauplänen weichen: Die zur Sport Edition gehörende
M-Technik-II-Frontschürze war zum Beispiel unvereinbar mit
dem angepeilten CSL-Look und wurde daher durch eine Karbonfiber-Dynamics-Frontschürze mit dem charakteristischen Lufteinlass auf der Fahrerseite ersetzt. Ein entscheidender Baustein
um die gewünschte Optik zu erzielen, waren die richtigen Räder:
Infrage kamen ausschließlich BMW „Styling 163“-Leichtmetallräder, wie sie am originalen CSL verwendet wurden.
Um die 19"-Leichtmetallräder optimal in den Radhäusern platzieren zu können, verbaute Benjamin ein K-Sport-Gewindefahrwerk, das vorn über einstellbare Domlager verfügt. An der
Hinterachse gewann er Spielraum in Hinblick auf die Sturzverstellung, indem er einstellbare Querlenker verbaute. So passen
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die Hinterräder im Format 9,5 x 19 trotz des extrem niedrigen
Höhenstands in die um zwei Zentimeter pro Seite gezogenen
Radhäuser.
Ausgefüllt werden die M3-Felgen vorn von einer mächtigen
BMW-Performance-Bremsanlage, deren Scheiben einen Durchmesser von 345 Millimetern aufweisen und von Sechskolbensätteln gepackt werden. Damit erreicht das Coupé nicht nur brachiale Verzögerungswerte, sondern verströmt schon auf den ersten
Blick Motorsport-Appeal, worauf es Benjamin besonders ankam.
Natürlich durfte auch eine CSL-Heckklappe nicht fehlen, denn
der Heckdeckel aus Verbundkunststoff mit seinem angeformten
Spoiler-Bürzel ist das wohl stärkste optische Erkennungsmerkmal
des Leicht-Dreiers. Obwohl im Zubehör eine ganze Reihe von
Nachfertigungen angeboten wird, kam für Benjamin nur ein
Original infrage. Für die Beschaffung dieses speziellen Ersatzteils
musste er allerdings die Fahrgestellnummer eines echten CSL
angeben. Ein Internet-Forenkollege, der eins der seltenen Originale besitzt, „lieh“ Benjamin seine FIN, sodass die Bestellung
problemlos akzeptiert wurde. Bis das Teil endlich geliefert wurde
,vergingen jedoch über vier Monate.
Für vorne orderte der Elektroniker eine Karbonhaube mit Luftschlitzen im M3-GTR-Look, die ebenfalls in Silbergau lackiert
wurde. Die Frontklappe unlackiert zu lassen war keine Option
REPORTFACTS
(Halter- bzw. Herstellerangaben)
Motor: DOHC-Reihensechszylinder Typ
M54B30, 2.979 ccm, Bohrung × Hub in mm:
84,0 × 89,6, Verdichtung 10:1, Doppel-VANOS,
DISA, Inside Performance M3 CSL Look Auspuffanlage in Verbindung mit Vorschalldämpferersatzrohren und Mittelschalldämpfer-Attrappe
von RS1 Tuning
BMW 330 Ci Edition Sport (E46), Baujahr 2006
80 mm und hinten 60 mm, hinten einstellbare
Querlenker, Wiechers Stahldomstreben vorn und
hinten (Zinkgelb lackiert)
Bremsen: BMW-Performance-6-Kolben-Bremszangen mit gelochten 345-mm-CSL-Scheiben und
BMW/Brembo-Bremsbelägen vorn, EinkolbenFaustsattel, gelochte 325mm BMW Compound
Scheiben mit ATE Ceramic Bremsbelägen hinten
zend, M3 CSL Seitenschweller, Carbonfiber Dynamics M3 CSL Frontschürze mit Karbon Flaps,
M3 CSL Aussenspiegel, M3 CSL Seitenkiemen,
Dach von CR Car Wrapping mit Karbonfolie foliert, M3 CSL Heckklappe, Carbonfiber Dynamics
M3 GTR Motorhaube, Mor-Vision M3 CSL Look
Karbon Diffusor, hintere Radläufe um circa 2 cm
gezogen
Maximales Drehmoment: 300 Nm bei
3.500 U/min
Räder: Original BMW-M3-Competiton-Paket/
CSL-Felgen „Styling 163“ in 8 x 19" ET47,
20 mm Spurverbreiterungen vorn / 9,5 x 19"
ET27 hinten, Karbon Felgendeckel
Kraftübertragung: Sechsgang-Schaltgetriebe mit
BMW Short Shift , Heckantrieb
Reifen: Falken „FK453“ in 215/35 R19 vorn und
225/35 R19 hinten
Interieur: 3-Speichen-Multifunktions-Sportlenkrad mit Alcantara-Bezug und 12-Uhr-Markierung, BMW Performance Alcantara Schalthebelmanschette, BMW Performance Alcantara
Handbremshebel, Wiechers M3 Clubsport Bügel
in Gelb pulverbeschichtet (mit H-Strebe und
X-Kreuz), M-Pedalerie, Recaro „Poleposition“
Vollschalensitze
Fahrwerk: K-Sport Upsidedown Gewindefahrwerk mit Uniball Domlagern, Tieferlegung vorne
Karosserie: Karbon-Embleme vorne und hinten,
Salberk Performance Nieren in Schwarz glän-
ICE: 16:9 Navi von I-Car Tech, Harman Kardon
HiFi-System
Leistung: 231 PS bei 5.900 U/min
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für Benjamin, weil sich der Wagen damit bereits zu weit vom
angepeilten Look entfernt hätte. Anstatt dessen wurde das Dach
von CR Car Wrapping mit Karbonfolie belegt, um sich dem Gesamteindruck des CSL weiter zu nähern. Unter die Diffusorblende
an der Heckschürze im Karbonlook von Mor Design montierte
der Crailsheimer eine Vier-Rohr-Auspuffanlage von RS 1 Tuning.
Sportlich aufgerüstet wurde auch der Innenraum: An Stelle der
schweren elektrisch verstellbaren Sportsitze traten schlanke
Recaro Schalen und das Multifunktionslenkrad wurde in Alcantara bezogen sowie mit einer 12-Uhr-Markierung versehen.
Außerdem konnte Benjamin noch einen Clubsport Bügel von
Wiechers auftreiben, der, ebenso wie die Domstreben und die
Bremszangen, in Gelb glänzt. Die hinteren Sitzplätze mussten
dem Überrollschutz geopfert werden und wurden vom TÜV
ausgetragen, sodass das Coupé offiziell zum Zweisitzer wurde.
Nach rund anderthalb Jahren betrachtet Benjamin dem Umbau
als abgeschlossen, obwohl er immer wieder kleine Verbesserungen vornimmt: „Leute, die sich mit BMW auskennen, erkennen sofort an den Facelift Scheinwerfern, dass es kein M3 sein
kann. Trotzdem finde ich, dass der Umbau gut gelungen ist und
auf jeden Fall muss man zweimal hinsehen, um zu merken, dass
es kein Originaler ist.“
Text: Frank Mundus // Fotos: Erwin Bauer
Typisch CSL: Frontschürze mit
Lufteinlass auf der Fahrerseite,
die Facelift-Scheinwerfer fallen
erst auf den zweiten Blick auf.
Individualserie Classic: Die
Alublende im SonnenschliffFinish am Armaturenbrett war
Teil der Sonderausstattung.
Einstellbare „Camber Arms“:
erlauben einen großzügigen negativen Sturz an der Hinterachse.
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