Bericht zur sozialen Lage in der Euregio Maas-Rhein

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Bericht zur sozialen Lage in der Euregio Maas-Rhein
RECES - Reseaux Euregional Contre l`Exclusion Sociale
(Euregionales Netzwerk gegen soziale Ausgrenzung) :
Bericht zur sozialen Lage in der
Euregio Maas-Rhein
Inhalt
1. Einleitung
2. Soziale Ausgrenzung in der Euregio
Maas-Rhein
3. Provinz Lüttich
4. Belgisch Limburg
5. Südlimburg (Niederlande)
6. Regio Aachen
7. Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens
-1-
Einleitung
Zwar kann man ohne zu Zögern behaupten, dass die Europäische Union als
politischer und wirtschaftlicher Raum eine der reichsten Regionen unseres Planeten
ist, und dass sich dies zwar sowohl hinsichtlich der Konzentration dieser Reichtümer
auf internationaler Ebene als auch hinsichtlich der Verteilung dieser Reichtümer in
der Bevölkerung der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sagen lässt, so ändert
dies aber nichts am Vorhandensein prekärer Situationen und von Armut in besagten
Ländern. Es handelt sich hierbei um dynamische Phänomene, die die Folge von
Prozessen sind, die sämtliche Länder Europas betreffen, und zwar insbesondere die
der Euregio Maas-Rhein, die Niederlande, Belgien und Deutschland, wobei fünf
Regionen dieser Länder Gegenstand vorliegenden Berichts sind.
Als einer der Hauptfaktoren, die Ursache dieser prekären Situationen und der Armut
sind,
ist
seit
einigen
Jahren
das
bezogen
auf
die
Entwicklung
der
Lebenshaltungskosten zu geringe Einkommensniveau zu nennen. Ein Phänomen,
das 2008 immer größere Ausmaße annimmt und in unterschiedlichem Verhältnis die
Niederlande, Belgien, Deutschland und noch einige andere Länder durchzieht. Das
aufgetretene Problem der zur Deckung des täglichen Bedarfs unzureichenden Löhne
und Gehälter hat in den letzten Jahren eine Kategorie armer Arbeiter entstehen
lassen, die den in den USA bereits hinlänglich bekannten „Working poors” immer
ähnlicher werden. In Haushalten mit nur einem Einkommen, in Haushalten mit einem
oder mehreren Kindern sowie in solchen mit einem Einkommen aus Teilzeitarbeit
wird dieses Phänomen noch verschärft. Ganz allgemein bringt es bedeutende
Konsequenzen, was die Art angeht, mit der die öffentliche Hand die Armut
wahrnimmt sowie die Art, mit der die Gesellschaft als solche sich um die Ärmsten
kümmert und wie sie definiert, wer zu dieser sozialen Kategorie gehört, mit sich. In
der Tat war die bloße Tatsache, Arbeit zu haben, lange Zeit ausreichend, um sich vor
einer prekären Situation zu schützen. Heute aber muss diese Arbeit auch stabil und
gut bezahlt sein, sonst bietet sie keinen Schutz vor Armut mehr.
Es ist festzustellen, dass zu den Hauptfaktoren, die prekäre Situationen und Armut
entstehen lassen, in einer Konsumgesellschaft, in der jedem daran gelegen ist, sich
-2-
so viele, oft teure und unnütze, selten jedoch unabdingbare Dinge wie möglich
anzuschaffen, auch das Problem der Überschuldung gehört. Im europäischen Raum
ist der Einzelne nicht nur Bürger, sondern vor allem auch Konsument, der dazu
gebracht wird, alle möglichen Dienstleistungen zu zahlen und jedwede Art von
Produkten zu kaufen. Dies zeugt zwar einerseits von der wirtschaftlichen Vitalität der
Europäischen
Union,
andererseits
aber
auch
von
den
Grenzen
eines
Konsummodells, in dem die Probleme jeden Tag größer werden (Verschmutzung,
Ungleichheiten, öffentliche Gesundheit, etc.). Vor einem wirtschaftlichen Hintergrund,
in dem die Lebenshaltungskosten schneller steigen als die Einkommen, kann der
Bürger als Konsument schnell in die Schuldenfalle geraten, insbesondere, wenn er
mit seinen Einkünften bereits seinen täglichen Bedarf nicht decken kann.
Die europäische Bevölkerung altert und gleichzeitig nimmt die Jugendarbeitslosigkeit
zu. Die Renten sind unzureichend, um ein würdiges Leben zu führen, und oft scheint
es für die jungen Generationen keine Zukunftsperspektiven zu geben. Insbesondere,
aber nicht nur in den Euregio Maas-Rhein Ländern ist die Armut bei Jugendlichen
und älteren Menschen nicht mehr zu übersehen.
Beschäftigt man sich mit dem Problem der Ausgrenzung und sucht nach einer
Definition, die sich den vielfältigen Situationen und Zusammenhängen anpasst, muss
man sowohl die objektiven, konkreten und messbaren Gegebenheiten, als auch die
subjektiven, ideologischen und symbolischen Aspekte betrachten. Bei einer
Untersuchung dieses sozialen Phänomens sind sowohl Überlegungen über die
Charakteristika der Ausgrenzung als auch über den Sinn, den wir ihr geben,
anzustrengen. In dieser Hinsicht gibt es verschiedene Grundlagen für die
Fragestellung: Erlebnisse und Gefühle des Ausgegrenzten, konkrete Indikatoren für
die Ausgrenzung oder auch die Beweggründe öffentlicher, politischer bzw. sozialer
Akteure, die sich zu ausgegrenzten Bevölkerungsteilen äußern.
Ausgrenzung ist in den Grundfesten jeglichen gesellschaftlichen Lebens verankert. In
der Tat existiert die Gesellschaft hauptsächlich durch die reelle und/oder symbolische
Konfrontation ihrer Mitglieder, die Werte, Glauben und soziale Normen schaffen,
festschreiben, und verändern. Sie birgt zahlreiche soziale Repräsentationen,
geschaffen von einzelnen Personen und gesellschaftlichen Gruppen, von denen sich
-3-
aber nur ein Teil durchsetzt und die sozialen Beziehungen prägt. Genau wie Glück
und soziale Integration ist auch Ausgrenzung Teil eines in der Gesellschaft geführten
globalen Diskurses und wird durch soziale Repräsentationen legitimiert, die nur von
einem Teil der Gesellschaft verankert, aber von der Mehrheit akzeptiert werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ausgrenzung zu messen. Man kann den
absoluten Vergleich wählen und das tatsächliche Einkommen pro Tag jedes
Bewohners der Erde erheben. Diese Methode, die die Komplexität der Ausgrenzung
unberücksichtigt lässt, hat den Vorteil, die enormen Unterschiede zwischen einzelnen
Regionen, Ländern und Kontinenten aufzudecken. Sie kommt zum Einsatz, wenn in
den Medien zusammenfassend ein fernes, oft afrikanisches oder asiatisches Land
beschrieben wird, und es heißt, dass die Einwohner von weniger als einem Dollar pro
Tag leben.
Man kann auch einen relativen Vergleich wählen und die Analyse in den sozialen
und wirtschaftlichen Zusammenhang des betreffenden Landes setzen. Auf diese
Weise erhält man eine Armutsschwelle pro Land und kann feststellen, wie viele
Menschen unterhalb dieser leben und somit als arm zu bezeichnen sind. Es handelt
sich hierbei um eine relative Methode, da die Armutsschwelle einzig anhand von
landeseigenen Kriterien festgelegt wird.
Schließlich kann man auch eine qualitative Analyse der Lebensbedingungen
zugrunde legen,
und darauf abzielen, die Empfindungen und Erlebnisse der
Menschen, die sich als ausgegrenzt betrachten oder das Gefühl haben, auf dem
Weg dorthin zu sein, zu verstehen. Diese Analyse stützt sich also auf Interviews mit
den betroffenen Personen, in denen es um die ihnen verfügbaren Mittel und um
zahlreiche Aspekte ihres Lebens geht (Kleidung, Freizeit, Unterkunft, Schulden, etc.).
Der Vorteil der qualitativen Analyse besteht in dem sich bietenden Einblick in die
Prozesse, die zur Ausgrenzung führen. Sie macht z.B. deutlich, dass arbeitslos zu
sein nicht nur in dem Beziehen eines Ersatzeinkommen besteht, sondern auch
weniger Kontakt zu anderen bedeutet und somit zu sozialer Isolation und dem
Fehlen eines Freundes- und Bekanntenkreises führt. In der Untersuchung wird das
-4-
Gefühl der Einsamkeit und Langeweile, das einen Langzeitarbeitslosen befallen
kann, beschrieben, sie zeigt auf, dass er Mehrausgaben hat, etc.
Die drei Methoden lassen sich gut miteinander kombinieren, da jede einzelne
wertvolle Erkenntnisse bringt.
Eine Betrachtung der sozialen Ausgrenzung im Rahmen der Euregio Maas-Rhein ist
in vielerlei Hinsicht interessant. Zunächst einmal bietet sich die Gelegenheit, Daten
und Zahlen von fünf Regionen, die, wenn es nicht um breiter angelegte Vergleiche
auf europäischer oder internationaler Ebene geht, selten gemeinsam in einem
Bericht behandelt werden, miteinander zu vergleichen. Zudem weist die Euregio
Maas-Rhein als Euregio-Gebiet aufgrund der Nähe der fünf Regionen zum einen
sehr große Ähnlichkeiten, zum anderen, aufgrund ihrer drei unterschiedlichen
Staatsstrukturen aber auch bedeutende Unterschiede auf. Dies ermöglicht eine
Aussage darüber, in welchen Punkten diese Regionen vergleichbar sind und in
welchen nicht. Und schließlich, in Anbetracht des die Europäische Union
ausmachenden Integrationswillens, bietet ein euregionaler Vergleich auch die
Möglichkeit, festzustellen, inwieweit dieser auf lokaler Ebene von fünf Grenzregionen
vorhanden ist.
In den Jahren 2003 und 2004 erdacht und 2005 für einen Zeitraum von drei Jahren
gestartet, sollte das euregionale Netzwerk gegen soziale Ausgrenzung (RECES) die
Zusammenarbeit
im Bereich des Wissens und des Kampfes gegen soziale
Ausgrenzung fördern. RECES wurde auf einem assoziativen Pfeiler, der Treffen und
Events mit lokalen Akteuren der Euregio, die auf dem Gebiet der sozialen
Ausgrenzung
tätig
sind,
ermöglicht
hat
(Verbände,
Akteure
aus
dem
Gesundheitsbereich, NROs, etc.), und auf einem „Forschungs”-Pfeiler, der sich aus
mehreren Universitäten und Hochschulen der Euregio zusammensetzte, um Wissen
über soziale Ausgrenzung auszutauschen und zu verbreiten, aufgebaut und sollte so
Plattform des Austauschs zwischen Akteuren, die nie oder nur selten die Möglichkeit
zu einem Treffen haben, sein.
Für den zweiten Pfeiler („Forschung”) wurden drei Aufgaben festgelegt. Erste
Aufgabe sollte die Abfassung eines Berichts über soziale Ausgrenzung aus
-5-
euregionalem Blickwinkel sein, was mit vorliegendem Text erfolgreich umgesetzt
wurde. Als zweites sollten umfassende Kolloquien über soziale Ausgrenzung
organisiert werden und als drittes sollten Seminare in den verschiedenen Städten der
Euregio Maas-Rhein veranstaltet werden.
Die praktische Umsetzung bestand in zwei in Lüttich abgehaltenen Kolloquien. Bei
ersterem ging es um die Notwendigkeit, eine euregionale Aktion zur Bekämpfung
sozialer Ausgrenzung in der Euregio Maas-Rhein ins Leben zu rufen, bei zweiterem
standen soziale Integration und Bürgerschaft in der Euregio im Mittelpunkt. Ein
weiteres Ergebnis des RECES war die Organisation von vier Seminaren: In Eupen
zum Thema „Kindheit, Jugend und Armut: Ausgrenzung bekämpfen!”, in Hasselt zum
Thema „An den sozialen Zusammenhalt in der EMR angepasste Hochschulbildung”,
in Aachen zum Thema „Migrantenorganisationen und die Herausforderung
Integration” und schließlich in Lüttich zum Thema „Armut und Immigration”.
Abgesehen von dieser kleinen Einleitung enthält vorliegender Bericht die fünf
Berichte über die fünf Regionen der Euregio Maas-Rhein a. Nach einer
Beschreibung des allgemeinen Zusammenhangs sind in jedem Bericht einige Daten
über
Bevölkerung,
Beschäftigung,
Wohnungssituation sowie
Gesundheit,
Bildungswesen
und
die politischen Maßnahmen in diesen Bereichen
zusammengestellt. Jeder Bericht ist mit einer Bibliographie versehen.
Im zweiten Teil wird eine Queranalyse der fünf Berichte vorgenommen. Diese zielt
zunächst auf das Wesen eines Euregio-Gebiets und den Sinn sowie die Grenzen
eines Vergleichs in diesem Bereich ab. Dann werden eine Reihe von Themen in
vergleichender
Hinsicht
wieder
aufgegriffen,
so
z.B.
Beschäftigung
und
Arbeitslosigkeit, Gesundheit, Unterstützung und soziale Sicherheit oder auch die
Situation der Ausländer in der Euregio Maas-Rhein.
Darüber hinaus existieren fünf Fallstudien, die im Rahmen der Tätigkeiten des
RECES durchgeführt wurden. Jeder Text veranschaulicht ein spezifisches, soziale
Ausgrenzung betreffendes Problem. Bei den Fallstudien handelt es sich um
autonome Beiträge, die die Lektüre der fünf Sozialberichte sowie die EuregioAnalyse bereichern sollen.
-6-
Dieser Bericht beruht zugleich auf individueller als auch auf gemeinschaftlicher
Arbeit. Einleitung und Euregio-Analyse sind ein Gemeinschaftswerk. Bei den
Sozialberichten und Fallstudien handelt es sich um Arbeiten, die jeder Forscher auf
Basis seiner eigenen Quellen und Mittel vorgenommen hat. Allgemein kann man
sagen, dass der Bericht Sammlung und Synthese der dreijährigen Gruppenarbeiten
des RECES-Projekts darstellt.
Juni 2008
Jérôme Jamin
Almut Kriele
Tanja Mertens
Karel Toussaint
Ilse Vanderstukken
Gwendolyn Verhulst
-7-
Soziale Ausgrenzung in der Euregio Maas-Rhein
Das Konzept der "Region" kam in den 60er Jahren im institutionellen Kontext Europas auf.
Unter anderem diente die Region als Instrument zur Lösung bestimmter Probleme, die der
Staat nicht effizient behandeln konnte. Außerdem stellte das Konzept der Region die Antwort
auf gewisse regionalistische Ambitionen innerhalb der Staaten dar. In den 80er Jahren
übertragen mehrere Staaten der Europäischen Union durch Änderungen der nationalen
Verfassungen besondere Machtbefugnisse und Zuständigkeitsbereiche auf die Regionen,
welche innerhalb der staatlich geduldeten Grenzen zunehmend politische Autonomie
gewinnen.
Wie Professor Beaufays im Rahmen des zweiten RECES-Workshops (20.02.061) darlegte,
können mehrere Typen von Regionen unterschieden werden. Einerseits gibt es die auf die
praktische Wirklichkeit bezogene Region ohne legalen Rahmen, welche nur auf Grund der
Notwendigkeit, als Region angesehen zu werden, existiert, sowie die institutionelle Region,
welche einen durch gesetzgeberische Regelung bestätigten legalen Status und einen eigenen
Etat für spezifische Aufgaben besitzt. Auf der anderen Seite lässt sich zwischen internen
Regionen innerhalb eines Staates und seiner Grenzen sowie grenzüberschreitenden Regionen,
welche über Staaten und Grenzen hinausgehen, unterscheiden. Grenzüberschreitende
Regionen innerhalb der Europäischen Union werden innereuropäische länderübergreifende
Regionen genannt.
Eine innereuropäische länderübergreifende Region verfügt über verschiedene
Aufgabengebiete. Diese reichen von Wirtschaft und Handel bis hin zu Beschäftigung,
Berufstraining und dem Status von Grenzgängern und erstrecken sich von den Bereichen
Umwelt und Umweltverschmutzung, Gebietsmanagement und Verkehrswesen bis hin zu
sozialen Fragen, Gesundheit, Migration, Tourismus und Kultur. Grenzen stehen für
Anziehungskraft, Gegensätze und auch Misstrauen. Sie rufen all jene Aktivitäten,
Konfrontationen und Kooperationen hervor, welche zu europäischen Programmen wie dem
Interreg geführt haben.
1
Colloque international « Intégration sociale et citoyenneté au sein de l’Euregio ». Liège (Jemeppe), Haute
Ecole de la Province de Liège Léon-Eli Troclet (20/02/06). Siehe auch BEAUFAYS J., Théorie du régionalisme.
Bruxelles, Story–Scientia, 1986.
-1-
Die Euregio Maas-Rhein als innereuropäische länderübergreifende Region wurde im Jahr
1976 gegründet und besitzt seit 1991 legalen Status. Sie wird euregional genannt, da von ihr
mehrere Staaten über ihre Grenzen hinweg betroffen sind, welche jedoch alle innerhalb der
Europäischen Union liegen. Am Schnittpunkt von Deutschland, Belgien und den
Niederlanden gelegen umfasst die Euregio Maas-Rhein fünf Partnerregionen: die Region
Aachen (1.288.000 Einwohner), die Provinz Lüttich (963.000 Einwohner ohne die
deutschsprachige Gemeinschaft ), die belgische Provinz Limburg, den Süden der
niederländischen Provinz Limburg (810.000) sowie die deutschsprachige Gemeinschaft
Belgiens (72.000). Insgesamt handelt es sich also um 3.880.000 Bewohner.
Die Euregio Maas-Rhein konzentriert sich auf vier wesentliche Bereiche: (1) Wirtschaft,
Tourismus, Mittelklasse, Technologie und Beschäftigung; (2) Natur, Umwelt und
Verkehrswesen; (3) Jugend, Kultur, Bildung und euregionale Identität; (4) Gesundheit,
Sozialwesen und Sicherheit. Als ein Netzwerk von Organisationen die gegen soziale
Ausgrenzung kämpfen, behandelt RECES sozialen Themen wie Arbeitslosigkeit, Gesundheit
und Verarmung.
Hin zu einem euregionalen Vergleich
Soziale Ausgrenzung ist ein komplexes Phänomen. Es hat unterschiedliche Ursachen und
spezielle Wirkungen hinsichtlich Gesundheit, Wohnungswesen, Beschäftigung und des
täglichen sozialen Leben. Im Rahmen der Euregio kann dieses Phänomen auf mindestens drei
Ebenen verglichen werden: (1) hinsichtlich der Gründe für soziale Ausgrenzung, (2) ihrer
Auswirkungen und (3) der dagegen ergriffenen lokalen und nationalen politischen
Maßnahmen.
Daniel-Louis Seiler definiert «Politikvergleich» als einen Zweig der Politikwissenschaften,
der eine vergleichende Methode auf die Analyse territorialer Einheiten auf transregionaler
oder transnationaler Ebene anwendet, um politische Phänomene auf diese Weise klassifizieren
und verstehen zu können2. Giovanni Sartori seinerseits definiert «Politikvergleich» als die
Konstruktion einer erklärenden Theorie, welche durch Überprüfung mehrerer Bereiche eines
untersuchten Phänomens falsifizierbar sein muss. Diese Kontrolle stellt in erster Linie eine
2
Seiler D.-L., (2004), La méthode comparative en science politique, Paris : Armand Colin, S.41.
-2-
vergleichende Überprüfung dar, da Vergleiche dazu dienen, die Richtigkeit unserer
Verallgemeinerungen über unterschiedliche Bereiche hinaus zu bestätigen oder zu entkräften.
Vergleiche dienen dazu zu kontrollieren, ob ein einheitliches Prinzip (Analogien) in allen
unterschiedlichen Fällen und Situationen verfügbar ist, in denen es angewendet werden soll3.
Im Rahmen der Euregio kann die Überprüfung auf einer vergleichenden, einer
experimentellen oder einer statistischen Grundlage durchgeführt werden. Unter
Berücksichtigung der Möglichkeiten, über die wir im Kontext von RECES verfügen, wird die
Untersuchung von Ausgrenzung hauptsächlich aus einer vergleichenden und statistischen
Perspektive durchgeführt werden. Laut Sartori ist nicht alles miteinander vergleichbar und es
ist notwendig auf der Grundlage eines spezifischen Merkmales zu vergleichen und zu
differenzieren. Auch wenn "Äpfel und Birnen hinsichtlich einiger ihrer gemeinsamen
Merkmale vergleichbar sind, lassen sie sich in Bezug auf Eigenschaften, die sie nicht teilen,
nicht vergleichen." "Äpfel und Birnen sind insofern vergleichbar, dass sie Früchte und essbar
sind oder dass sie auf Bäumen wachsen; bezüglich ihrer Form sind sie jedoch nicht
vergleichbar. Abschließend lässt sich feststellen, dass zwei Objekte, die gleich sind, ein und
dieselbe Einheit ausmachen und bei zwei Gebilden, die sich auf allen Ebenen unterscheiden,
der Vergleich sinnlos ist4. In Bezug auf bestimmte Merkmale wie dem Prozess, der zu
Ausgrenzung führt, sind die fünf Regionen der Euregio als Teile dreier unterschiedlicher
Länder vollständig vergleichbar. Hinsichtlich anderer Merkmale sind sie es nicht.
Vor- und Nachteile eines euregionalen Vergleiches
Seit einigen Jahren ist es üblich innerhalb der Europäischen Union Best Practices miteinander
zu vergleichen. Die mit dem Ziel der Auswertung und des Vergleichs von Best Practices mit
Unterstützung der EU durchgeführten und finanzierten Treffen, Forschungsarbeiten und
Workshops sind zahllos. Der Vorteil eines solchen Ansatzes ist evident. Durch die
Gegenüberstellung sozialer und wirtschaftlicher Themen wie dem der Ausgrenzung auf
geographischer Grundlage, zwischen verschiedenen Regionen und Ländern mit ihren jeweils
eigenen lokalen und nationalen Strategien, führt der Vergleich zu einer effizienten
Evaluierung des sozialen Kontextes und der notwendigen Vorgehensweisen.
3
Sartori G., “Bien comparer, mal comparer” in Revue Internationale de Politique Comparée, Vol.1, n°1, 1994,
S.20 und 21.
4
Sartori, op. cit., S.22.
-3-
Erstens bietet der Vergleich die Möglichkeit zu überprüfen, ob dieselben Ursachen dieselben
Folgen nach sich ziehen, wie zum Beispiel im Falle der Verknüpfung von Arbeitslosigkeit,
Einsamkeit oder Isolation und sozialer Ausgrenzung. Zweitens erlaubt er die Überprüfung der
Frage, ob dieselben politischen Maßnahmen zu denselben Ergebnissen führen, so zum
Beispiel was die Anforderungen hinsichtlich Bildung und Mindestlohn zum Schutz gegen
Ausgrenzung anbelangen. Drittens ermöglicht der Vergleich die Verbreitung von Praktiken
was ihre Ergebnisse und Angemessenheit innerhalb spezifischer Kontexte angeht. Und
Viertens bringt er politische Entscheidungsträger dazu, für ihre eigene Region oder Stadt die
richtigen Best Practices auszuwählen.
Wenn man die Aufgabe von RECES darin sieht, eine euregionale Analyse mit dem Ziel der
Erörterung möglicher Best Practices durchzuführen, trifft die Methode des Vergleiches auf
drei Ebenen auf verschiedene Schwierigkeiten. Zuerst einmal führt soziale Ausgrenzung nicht
in jedem Kulturkreis und in jedem Land zur selben Definition. Gesundheit, Gehalt,
Beschäftigung, Wohnungswesen, Bildung und Charakteristika von Privathaushalten stellen
verschiedene Formen dar, über Ausgrenzung zu reden. Als ein soziales Konstrukt, welches
eine soziale und wirtschaftliche Realität beschreiben soll, sind diese Unterschiede zu
berücksichtigen, auch wenn in der Europäischen Union heutzutage übereinstimmende
Kriterien verwendet werden. Zweitens unterscheiden sich die Institutionen und politischen
Vorgehensweisen der einen Region von denen der andren. So führen diese Ungleichheiten zu
unterschiedlichen Terminologien und Kategorien, welche den Vergleich zwischen der
berufstätigen und den arbeitslosen Bevölkerung, den Sozialhilfeempfängern, Rentnern etc.
erschweren. Als Drittes hat die Tatsache, dass die Bevölkerung nicht nach denselben Kriterien
unterteilt und erfasst wird, zur Folge, dass sich Daten und Statistiken nicht auf dieselben
sozialen und wirtschaftlichen Realitäten beziehen. Die Datenerfassung mag in dem einen und
dem anderen Land differieren und auch die durch die Daten abgedeckten ausgewählten
Bereiche können je nach nationalen Vorlieben und politischer Agenda voneinander
abweichen.
Mögliche Vergleiche im Rahmen der Euregio
Auch wenn erkennbare und interessante Unterschiede nicht unerwähnt bleiben dürfen, haben
Berichte und Vorträge von Leeranstalten und Universitäten im Rahmen von RECES
-4-
verschiedene gemeinsame Trends zur Beschreibung und Erklärung von Ausgrenzung und
Armut in der Euregio Maas-Rhein aufgezeigt. Neben anderen gemeinsamen Charakteristika
im Bereich Ausgrenzung kann als erstes die Verwendung einer auf "objektiver Ausgrenzung"
basierenden Kontrolle durch alle Behörden und Regierungen (sowohl auf lokaler als auch auf
nationaler Ebene) genannt werden.
Wie von RECES-Forschern am 13.09.05 in Eupen auf einem Seminar hervorgehoben wurde,
ist es möglich zwischen "subjektiver Ausgrenzung" und "objektiver Ausgrenzung" zu
differenzieren5. Erstere bezeichnet die Ausgrenzung, wie sie von Menschen erlebt wird, die
von Armut betroffen sind. Sie führt zu ihrem besonderen Standpunkt und der Art und Weise,
wie sie sich innerhalb einer sozialen Gemeinschaft wahrnehmen. Der zweite Begriff, die
objektive Ausgrenzung, bezieht sich auf all die Beobachtungen, Feldstudien, Daten und
Analysen die von Behörden genutzt werden um Ausgrenzung zu verstehen, zu definieren und
gegen sie zu kämpfen. Diese Informationen werden nicht von Betroffenen, sondern von
speziellen Einrichtungen und nach besonderen Kriterien erstellt: Beschäftigung,
Wohnungswesen, Gesundheit, Bildung etc. Auch wenn bekanntlich gewisse Verbindungen
zwischen subjektiver und objektiver Ausgrenzung bestehen, untersucht letztere keine soziale
Empfindung, sondern eine soziale Realität, die mit entsprechenden Mitteln und Werkzeugen
gemessen werden kann.
Innerhalb der drei Länder und fünf Regionen der Euregio nutzen Behörden, Politiker und
soziale Akteure die "objektive Ausgrenzung" als ein Instrument um gegen Armut vorzugehen
und Handlungsstrategien in diesem Bereich zu entwickeln. Arbeitslosigkeit wird, neben
anderen Faktoren, in allen fünf Regionen übereinstimmend als Hauptfaktor zur Erklärung von
sozialer Ausgrenzung angesehen. Arbeit ist ein Instrument um eine Entlohnung zu erhalten,
verschafft aber auch den Eintritt ins soziale Leben. Somit ist eine Beschäftigung, selbst bei
Vorhandensein eines Ersatzlohnes für Arbeitslose, der erste Schritt zum Schutz gegen
Ausgrenzung. Auch wenn sich jede der Regionen mit dieser Problematik konfrontiert sieht,
hat der Vergleich zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden eine spezifische
Verwendung der Kategorie "erwerbstätige Arme" im letztgenannten Land offen gelegt. Diese
Kategorie wird von Behörden verwendet, um sich auf Beschäftigte ohne ausreichende
5
Siehe Jamin J. « Exclusion en Science humaine - Exclusion en Province de Liège », Liège : RECES (working
Paper), Octobre 2005. http://reces.bugiweb.com (../usr/Ressources/Internes/JAMINworkingpaperRECES[2].pdf)
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finanzielle Mittel für eine würdige Existenz zu beziehen. Die Problematik der erwerbstätigen
Armen ist von großer Bedeutung, da sie der Idee widerspricht, dass Beschäftigung die
Patentlösung im Kampf gegen Ausgrenzung darstellt. Außerdem zeigt dies, dass das Fehlen
dieser Kategorie in Belgien und Deutschland nicht das Fehlen von erwerbstätigen Armen
bedeutet.
In dem Bericht "Berufstätig aber dennoch arm" (Werkend en toch arm) des Forums für
wirtschaftlichen Studien Nyver von 2004 wurde festgestellt, dass in den Niederlanden eine
Schicht erwerbstätiger Armen existiert und diese obendrein rasant anwächst: "Arbeit ist keine
Garantie um Armut zu entgehen". Die Anzahl der betroffenen Menschen wurde auf 250.000
geschätzt. Dies liegt der niederländischen Gewerkschaftsorganisation FNV zufolge zum Teil
an der Tatsache, dass ein Großteil der Erwerbsbevölkerung in Teilzeitjobs oder Saisonarbeit
beschäftigt ist und dies, wenn es das einzige Einkommen darstellt, zu Armut führen kann6.
Die Thematik der "erwerbstätigen Armen" führt außerdem zur Frage des Mindesteinkommens
und seiner Verknüpfung mit den Lebenshaltungskosten bezüglich Unterkunft, Bildung,
Gesundheit usw. in den einzelnen Regionen. Im Gebiet der Euregio definiert sich das
Mindesteinkommen in Belgien als das Minimum, was ein Arbeitgeber im
privatwirtschaftlichen Sektor einem Vollzeitangestellten für einen Monat Arbeit garantieren
muss. Es ist verboten weniger zu zahlen als den Mindestlohn und dieser gilt auch für
Teilzeitarbeit, natürlich proportional zu den geleisteten Arbeitsstunden (so berechtigen z. Bsp.
20 Wochenarbeitsstunden in einer Firma mit 38-Stunden-Woche zu 20/38 des Mindestlohnes).
Der nationale Mindestlohn wird in Belgien nicht per Gesetz sondern im Zuge von
Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern festgelegt. Er variiert je nach Alter und Dauer
der Berufstätigkeit. Neben anderen Altersklassen bekommen 16-Jährige einen Mindestlohn
von 863,94 EUR, 19-Jährige haben Anspruch auf 1.086,10 EUR und über 22-Jährige mit 12
Monaten Berufserfahrung würden 1.283,34 EUR erhalten. Die Festsetzung der Löhne für
belgische Firmen erfolgt größtenteils durch Vereinbarungen, die in paritätisch
zusammengesetzten Ausschüssen ausgehandelt werden, welche sowohl die Gewerkschaften
als auch die Arbeitgeberverbände repräsentieren. Darin werden Berufskategorien
entsprechend der Art der Tätigkeit der Arbeitnehmenden sowie ihrer Qualifikationen
6
Für eine vergleichende Studie zu Beschäftigten im Niedriglohnsektor und erwerbstätigen Armen siehe:
http://www.eiro.eurofound.eu.int (../2002/08/study/tn0208101s.html)
-6-
festgelegt. Für jede einzelne Berufsklasse wird ein Mindestlohn festgelegt, der dem
gesetzlichen Mindesteinkommen entspricht oder dieses übertrifft.
In Deutschland existiert kein generelles staatliches Mindesteinkommen sondern einzelne
Mindestlöhne mit Beschränkung auf einzelne Wirtschaftssektoren. Deutschland gehört zu der
kleinen Gruppe europäischer Ländern in denen der Grossteil der Angestellten (in diesem Fall
annähernd 70 %) bezüglich ihres Lohns und ihrer Arbeitsbedingungen durch
Branchentarifverträge erfasst werden. Traditionellerweise handeln die Sozialpartner
(Gewerkschaften und Arbeitgeber) für ihre jeweilige Branche kollektivvertraglichen
Vereinbarungen aus7 Abhängige Angestellte werden durch diese Tarifverträge, die oft
Bestimmungen über einen Mindestlohn enthalten, geschützt. Aus diesem Grund spielen die
Sozialpartner in Deutschland bei der Festsetzung von Mindestlöhnen eine wichtige Rolle.
Doch trotz dieser Vereinbarungen wächst der Niedriglohnsektor auf Grund verschiedenartiger
Motive. Die Erfassungsrate von Tarifverträgen sinkt, mehr und mehr Arbeitnehmer arbeiten
als Freelancer und in Deutschland tätige ausländische Unternehmen setzen deutsche Arbeiter
und Firmen mit ihrer eigenen billigeren Belegschaft unter Druck. Um weiteres Lohndumping
einzudämmen, wurde 1996 das Arbeitnehmerentsendegesetz (AEntG) erlassen und seit 1997
in einzelnen Branchen Mindestlöhne eingeführt. Im Rahmen dieses Gesetzes haben die
deutschen Arbeitsminister die Möglichkeit den Geltungsbereich eines für einen Sektor
ausgehandelten Mindestlohnes durch Ministerentscheidung auf die gesamte Branche
auszuweiten. Dies bedeutet, dass alle Arbeitgeber dieser Wirtschaftszweige, also auch
ausländische und einheimische Unternehmer, die nicht in Arbeitgeberverbänden organisiert
sind, wenigstens den kollektivvertraglich vereinbarten Mindestlohn zahlen müssen.
Aktuelle allgemeinverbindliche Mindeststundenlöhne liegen in Westdeutschland in der
Bauindustrie bei 10,30 EUR (unqualifizierten Arbeiter) und 12,40 EUR (qualifizierte
Arbeiter); im Dachdeckerhandwerk bei 10 EUR , im Malerhandwerk bei 7,85 EUR
(unqualifizierten Arbeiter) und 10,73 EUR (qualifizierte Arbeiter), im Abbruch- und
Abwrackgewerbe bei 9,49 EUR (unqualifizierten Arbeiter) und 11,60 EUR (qualifizierte
Arbeiter) sowie in im Reinigungsgewerbe bei 8,50 EUR8
7
8
Siehe: www.tarifregister.nrw.de
Daten gelten für September 2006.
-7-
Es findet in Deutschland eine intensive Debatte zur Frage eines gesetzlich verankerten
allgemeinen Mindestlohnes statt, doch sind die Blickwinkel streng geteilt zwischen der
Arbeitgeber- und der Gewerkschaftsseite. Aus diesem Grund ist die Einführung eines
gesetzlich verankerten Mindestlohnes in Deutschland heute nach wie vor eher
unwahrscheinlich.
In den Niederlanden schließlich hat jeder Angestellte zumindest Anspruch auf einen
gesetzlich verankerten Mindestlohn. Bei Angestellten unter 23 Jahren gilt ein
Jugendmindestlohn. Der Mindestlohn wird zweimal jährlich an die durchschnittliche
Lohnentwicklung angepasst. Für einen erwachsenen Angestellten (23 Jahre oder älter) in
einem Vollzeitbeschäftigungsverhältnis gilt der folgende Mindestbruttolohn: monatlich
1284,60 EUR, wöchentlich 296 EUR und pro Tag 59,29 EUR9.
Die minimalen Nettolöhne belaufen sich zum Beispiel für 23-Jährige auf monatlich 1094
EUR (253 EUR wöchentlich), mit 20 Jahren besteht Anspruch auf 710 EUR pro Monat (164
EUR pro Woche) und 17-Jährige erhalten mindestens 499 EUR im Monat (115 EUR pro
Woche). Der Mindestlohn bezieht sich auf den Gesamtarbeitstag, die Gesamtarbeitswoche
oder den Gesamtarbeitsmonat (ohne Überstunden). Bei Teilzeitarbeit wird proportional
gezahlt.
Wie in zahlreichen anderen europäischen Ländern gelten in den Niederlanden für junge
Arbeitnehmer niedrigere Tarife. Allerdings ist es ungewöhnlich, die Altersgrenze, von der an
Angestellte den vollen Erwachsenentarif erhalten, auf 23 Jahre zu setzten. Des Weiteren ist
der Jugendtarif, der von 85% des Erwachsenentarifs für 22-Jährige auf 30% für 15-Jährige
(niedrigste Rate) absinkt, deutlich niedriger angesetzt als der Erwachsenentarif10.
Wenn manche Menschen sich keinen angemessenen Lebensstandard leisten können, obwohl
sie einer Beschäftigung nachgehen und über ein Einkommen verfügen, offenbart dies eine
Diskrepanz zwischen dem Mindesteinkommen und seiner Berechnungsmethode auf der einen
Seite, sowie zwischen den Lebenshaltungskosten und ihrer Bewertung auf der anderen. So
mag die Verwendung der Kategorie "erwerbstätige Arme" und die Sammlung nützlicher
9
Daten gelten für Juli 2006.
Siehe zu Mindestlöhnen: http://epp.eurostat.ec.europa.eu (../cache/ITY_OFFPUB/KS-NK-06-009/EN/KS-NK06-009-EN.PDF#search=%22minimum%20wages%20in%20the%20netherlands%20in%202006%22)
10
-8-
Daten zu dieser Thematik in der Zukunft eine mögliche Handlungsstrategie im Kampf gegen
Armut und Ausgrenzung darstellen.
Bei der Untersuchung von "objektiver Ausgrenzung" in der Euregio weisen die Vergleiche
zwischen den fünf Regionen den Faktor "Bildung" als weiteren gemeinsamen Indikator neben
dem der Arbeitslosigkeit aus. Ein niedriger Bildungsstand führt auf dem Wege zweier
unterschiedlicher Prozesse zu Ausgrenzung. Auf der einen Seite stellt das Fehlen von Bildung
den unmittelbaren Grund für Schwierigkeiten bei der Beschäftigungsuche dar. Auf der
anderen Seite führt ein niedriges Bildungsniveau zu prekären Beschäftigungsverhältnissen in
denen Arbeitnehmer leicht ersetzbar sind. Wie der Mindestlohn im oben behandelten
Abschnitt spielt in diesem Zusammenhang die Existenz einer Schulpflicht die Schlüsselrolle.
In Belgien besteht vom 6. bis zum 18. Lebensjahr eine Bildungspflicht. Das bedeutet, dass
Eltern dazu verpflichtet sind, ihre Kinder lernen zu lassen. Es gibt keine Schulpflicht in
Belgien, Kinder müssen nicht notwendigerweise in die Schule gehen um zu lernen. So ist zum
Beispiel Hausunterricht möglich (Eltern müssen diesen jedoch selber organisieren und
finanzieren). Behinderte Kinder unterliegen denselben Verpflichtungen. Sie können entweder
in eine Behindertenschule gehen oder in eine reguläre Schule integriert werden. Dieselben
Regeln gelten für Kinder ausländischer Herkunft (unabhängig davon ob sie über eine
offizielle Aufenthaltserlaubnis verfügen oder nicht) und für Kinder von Eltern ohne festen
Wohnsitz (Binnenschiffer, Schausteller, Wohnwagenbewohner). Um die Rechte dieser Kinder
zu schützen sind Schulen dazu verpflichtet, sie aufzunehmen.
Die Bildungspflicht dauert bis zum 18. Geburtstag bzw. bis zum 30. Juni des Jahres, in
welchem der 18. Geburtstag liegt. Wenn ein Kind die weiterführende Schule vor Erreichen
des 18. Lebensjahres erfolgreich vollendet, endet die Bildungspflicht mit dem Abschluss. Die
Vollzeitbildungspflicht reicht bis zum 15 oder 16 Lebensjahr. Vom 16. Lebensjahr an besteht
sie nur noch halbtags. Es muss erwähnt werden, dass die meisten Teenager auch nach der
Erlangung des 16. Lebensjahres weiter am Vollzeitunterricht teilnehmen.
In Deutschland besteht eine gesetzliche Schulpflicht sowohl für alle Kinder deutscher
Nationalität als auch für ausländische Kinder, die in Deutschland leben. Die Zuständigkeit für
die Organisation und Verwaltung des Schulsystems unterliegt ausschließlich der Hoheit der
16 Gliedstaaten der Bundesrepublik Deutschland. So legt zum Beispiel die Verfassung des
-9-
Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW) in Artikel 8,2 fest: "Es besteht allgemeine
Schulpflicht; ihrer Erfüllung dienen grundsätzlich die Volksschule (Grund- und
weiterführende Schulen) und die Berufsschule." Jedes der deutschen Bundesländer verfügt
über ein eigenes Schulgesetz, welches mehr oder weniger ähnliche Bestimmungen über den
Schulbesuch festlegt. Der Schulbesuch ist kostenlos.
In NRW beginnt der Schulbesuch mit dem 6. Lebensjahr und dauert 10 Schuljahre. Alle
Kinder verbringen die ersten 4 Jahre gemeinsam in der Grundschule, bevor sie aufgeteilt
werden. Im Alter von 10 Jahren können sie entweder eine Hauptschule, eine Realschule, eine
Gesamtschule oder ein Gymnasium besuchen. Nach Abschluss der Hauptschule sind sie
gehalten, eine Berufschule zu besuchen. Wer seine berufliche Bildung an einer
berufsbildenden Schule erhält, für den endet die Schulpflicht bei Erreichen des 18.
Lebensjahres mit Ende des Schuljahres. Die berufsbildende Schule als Teilzeitschule ist
verpflichtender Bestandteil des dualen Berufsausbildungssystem in Deutschland. Man kann
sagen, dass Schüler in Deutschland normalerweise 12 Jahre die Schule besuchen. Nichts desto
trotz gibt es einen gewissen Anteil von Schulabbrechern. Sie können durch die Polizei und
Ämter zum Schulbesuch gezwungen werden, wenn sie noch der Schulpflicht unterliegen.
Das internationale Programm für die Bewertung von Schulleistungen (Program for
International Student Assessment - PISA) hat kürzlich aufgezeigt, dass das deutsche
Schulsystem an der Aufgabe scheitert, soziale Klassenschranken zu überwinden. Besonders
Kinder aus Einwandererfamilien mit Deutsch als Zweitsprache bereitet der Versuch einer
guten Integration in das Schulsystem Schwierigkeiten. Doch auch deutsche Kinder erzielten
in Mathematik und Textverständnis nur unterdurchschnittliche Resultate. Ganztagschulen, die
den Effekt sozialer Klassenschranken für Kinder durch zusätzliche Unterstützung verringern
könnten, sind noch unüblich.
Die reine Anzahl der Schuljahre ist nicht ausschlaggebend für einen späteren Erfolg bei der
Suche nach einer Anstellung. Am wichtigsten ist es, die Schulzeit mit einer guten formalen
Qualifikation zu beenden. Ohne Qualifikation besteht später ein größeres Armutsrisiko.
In den Niederlanden besteht eine Schulpflicht, die in Wirklichkeit eine Bildungspflicht
darstellt. Diese Verpflichtung besteht seit 1969 gemäß dem Lehrpflichtgesetz (Leerplichtwet).
- 10 -
Sie beginnt mit dem fünften Lebensjahr und endet nach 12 Jahren Ausbildung oder mit Ende
des Schuljahres wenn der Schüler 16 wird. Mit 17 Jahren besteht dann eine 2- oder 1Tagespflicht zum Schulbesuch (eingeschränkte Schulpflicht / Partieel leerplicht). In
Verbindung mit der Bildungspflicht steht das Problem der Schulabbrecher, welche die Schule
vor Erlangung des 23. Lebensjahres ohne ausreichende Bildung verlassen und für den
Arbeitsmarkt unterqualifiziert sind. 2002 gab es 71.000 Schulabbrecher, 64.000 im Jahre
2003, 64.000 im Jahre 2004 und 2005 waren es 56.963.
In den Niederlanden sind 15 % der jungen Menschen unter 23 arbeitslos und in den
Großstädten sind es 25 % der Jugendlichen mit Migrationshintergrund. In Süd-Limburg gab
es im Schuljahr 2002-2003 1221 Schulabbrecher von denen die Mehrzahl männlich (58%)
und 20% ausländischer Herkunft waren11.
Auch Einsamkeit und Isolation mögen den Prozess der Ausgrenzung erklären. Analysen und
Daten aus den unterschiedlichen Regionen zeigen eine Verbindung zwischen Armut und der
Familien- und Haushaltsstruktur auf. Das Kriterium "Einsamkeit und Isolation" kann dazu
genutzt werden, Armut innerhalb der Euregio zu vergleichen, aber nur in Verbindung mit
anderen Indikatoren. In der Tat leben in Universitätsstädten wie Lüttich, Aachen und
Maastricht viele Studenten alleine, ohne wie einige arbeitslose Menschen von Armut
betroffen zu sein. Schlussendlich zeigen die verfügbaren Analysen und Daten aus den
unterschiedlichen Regionen, dass die Verschuldung von Individuen ebenso ein Faktor zur
Erklärung des Ausgrenzungsprozesses ist.
Während Arbeitslosigkeit und Bildungstand die Hauptursachen von Ausgrenzung zu sein
scheinen, dienen Einsamkeit, Isolation und Verschuldung als Kennzeichen, die diesen Prozess
verstärken können. Diese Trends wurden in den fünf Regionen der Euregio mit einem
besonderen und spezifischen Anknüpfungspunkt zwischen Armut und Altern im belgischen
Limburg analysiert.
Im Jahre 2005 wurden 471 Kinder in sozial benachteiligten Familien geboren. Das sind 6,17%
von allen in Limburg geborenen Kindern und damit liegt der Prozentsatz etwas über dem
Durchschnitt in Flandern (5,65%). In Heusden-Zolder (einer der alten Bergwerksstädte)
wurden bis zu 305 der Kinder (27.21%) in benachteiligte Familien geboren.12 Von allen
11
12
Bezüglich spezifischer Daten über Ausländer in der Euregio, siehe weiter unten.
Welzijnsmonitor 32.01
- 11 -
zwischen 18- und 24-Jährigen in Limburg sind 0,46% auf einen "leefloon"
(Integrationseinkommen) angewiesen. Diese Zahl liegt weit unter dem Durchschnitt in
Gesamtflandern (1,19%).13 Kann dies daran liegen, dass eine größere Anzahl von
Jugendlichen von ihrer Familie versorgt wird? Wenn wir uns die Situation der älteren
Bevölkerungsteile ansehen, lässt sich feststellen, dass der Prozentsatz von Menschen über 60
Jahren im Süden von Limburg höher ist als in anderen Gegenden. In Limburg sind 5.771 von
122.317 Menschen (4,72%) über 65 Jahren auf ein “inkomensgarantie voor ouderen”
(Garantiertes Einkommen für ältere Menschen) angewiesen. Im Vergleich zu Flandern
(8,93%) ist das wesentlich niedriger … Wieder zeigt Süd-Limburg einen höheren
Durchschnitt als der Rest der Provinz.14
Arbeitslosigkeit in der Euregio
In Bezug auf die Arbeitslosigkeit haben Belgien, die Niederlande und Deutschland jedes
sein eigenes spezifisches System. Sei es was die Zahlung eines Ersatzlohnes durch spezielle
Organisationen angeht, sei es was die Methoden der Datenerhebung zur Arbeitslosigkeit
betrifft.
In Belgien führen zwei unterschiedliche Sachlagen zur Arbeitslosenunterstützung. Die erste
Kategorie betrifft Individuen, die zu mindest einen Hauptschulabschluss haben und im Forem
gemeldet sind15. Wer unter 18 Jahre alt ist, kann nach 6 Monaten eine
Arbeitslosenunterstützung beantragen, für zwischen 18- und 25-Jährige gilt das nach 9
Monaten und nach 12 Monaten sind über 26-Jährige berechtigt. In diesem Zeitraum müssen
Arbeitssuchende alle angemessenen beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen oder Jobangebote
annehmen.
Die zweite Kategorie betrifft ehemalige bezahlte Angestellte. Diese können eine auf Basis des
letzten Lohnes berechnete Arbeitslosenunterstützung beantragen. Wer unter 36 Jahre alt ist,
muss mindestens 312 Tage gearbeitet haben, für zwischen 36- und 49-Jährige sind es 468
13
Welzijnsmonitor 32.06
Welzijnsmonitor 35.05
15
Forem ist der belgische öffentliche Dienst für Beschäftigung und Berufsbildung.
14
- 12 -
Tage und ab 50 Jahren muss man 624 Tage gearbeitet haben. Die Unterstützung steht nicht
zur Verfügung, wenn der betreffende Angestellte seine Arbeit absichtlich gekündigt hat16.
Die von Arbeitslosigkeit betroffene Person behält ihr Anrecht auf Beihilfe so weit den
Anforderungen entsprochen wird. Die Höhe der bewilligten Beihilfe hängt von der
persönlichen Situation des Antragstellers ab. Das Gesetz unterteilt hier in drei verschiedene
Kategorien: (1) alleinstehende Einzelpersonen, (2) Personen mit unterhaltsberechtigten
Familienmitgliedern oder Ehepartnern und (3) Personen die mit nicht unterhaltsberechtigten
Familienmitgliedern oder Ehepartner zusammenleben. Neben diesen unterschiedlichen
Kategorien wird die Unterstützung auf Basis des letzten Lohnes berechnet.
Wie aus den Berichten ersichtlich wird, gibt es in der Provinz Lüttich (die deutschsprachige
Gemeinschaft inbegriffen) 16.615 Kurzzeitarbeitslose (1,61v. H.) sowie 64.162
Langzeitarbeitslose (6,23 v. H.).
Im Jahre 2005 gab es in Limburg durchschnittlich 38.737 Arbeitslose (10,62%17). Dies liegt
weit über dem durchschnittlichen Prozentsatz im Jahre 2005 in Flandern (8,52%). 2005 waren
in Limburg mehr Frauen (22.196) als Männer (16.541) arbeitslos. 9.517 waren jünger als 25,
13.980 zwischen 25 und 40 Jahren alt und 15.240 älter als 40. In Bezug auf die Schulbildung
ist zu bemerken, dass 18.596 davon über einen niedrigen Bildungsstand verfügten, 5.997
besaßen eine höhere Schulbildung und 13.205 waren auf einem mittleren Niveau anzusiedeln.
Die meisten waren unter einem Jahr arbeitslos (21.553); 7.506 waren zwischen einem und
zwei Jahren arbeitslos während 9.678 über mehrere Jahre hinweg von Arbeitslosigkeit
betroffen waren. 1.634 verfügten über eine nicht-europäische Staatsangehörigkeit während
5.864 einer nicht-europäischen Ethnie angehörten. 20.104 der Arbeitslosen waren Arbeiter,
17.694 Angestellte.
Die nationale Arbeitslosenquote belief sich in Belgien 2005 auf 8,5 v. H.18.
16
Allgemeine Vereinbarungen siehe auf der Webseite der Gewerkschaft FGTB. http://www.fgtb.be
(../code/fr/fram019.htm)
17
Dieser Prozentsatz ergibt sich aus dem zahlenmäßigen Verhältnis von Arbeitssuchenden unter 65 und der
erwerbsfähigen Bevölkerung unter 65 Jahren.
18
Daten abrufbar auf Statbel, der offiziellen Webseite für Statistik der belgischen Föderalregierung.
http://www.statbel.fgov.be (../figures/d31_fr.asp#5bis)
- 13 -
In den Niederlanden kann man, wenn man ohne eigenes Verschulden entlassen wurde und
keine andere Anstellung findet, zum Erhalt von Arbeitslosenunterstützung berechtigt sein.
Bedingung ist, dass man mindestens 6 Monate gearbeitet haben muss. Höhe und Dauer der
Unterstützung hängen vom Beschäftigungsverlauf ab. Die Unterstützungsleistung ist immer
zeitlich begrenzt. Es ist wichtig, sich direkt nach Eintritt der Arbeitslosigkeit beim Zentrum
für Arbeit und Einkommen (CWI) anzumelden. Das Arbeitslosenversicherungssystem erfasst
Arbeitnehmer unter 65 Jahren in bezahlten Beschäftigungsverhältnissen im Falle eines
Verlustes von mindestens 5 Arbeitsstunden pro Woche.
In diesem Fall wird für ein halbes Jahr eine Beihilfe von 70% des Mindestlohns gezahlt
(kurzfristige Leistung / kortdurende uitkering). Lag für die letzten 4 Jahre ein
Beschäftigungsverhältnis vor, beträgt die Beihilfe für 6 Monate 70% des letzten Lohnes. Bei
einem Beschäftigungsverhältnis von 5 bis 9 Jahren liegt die Dauer bei 9 Monaten und bei 20
bis 24 Jahren bei 24 Monaten. Bei einem Beschäftigungsverlauf von 35 bis 39 Jahren wird 48
Monate Beihilfe gezahlt und bei über 40 Jahren 60 Monate. Selbständig Beschäftigte sind
selbst für die Absicherung gegen das Arbeitslosigkeitsrisiko verantwortlich.
Prinzipiell muss jeder Bewohner der Niederlande durch Arbeit für seinen Lebensunterhalt
sorgen. Sollte dies nicht möglich sein und die Person über keinerlei Mittel verfügen sich
selbst zu versorgen, wird ihm oder ihr von den städtischen Behörden Sozialhilfe
zugesprochen. Diese Hilfeleistung ist prinzipiell zeitlich begrenzt, Ziel ist es, dass der
Empfänger der Beihilfe so schnell wie möglich durch Arbeit wieder selbst für seinen
Lebensunterhalt aufkommt.
Seit 2001 ist der Arbeitslosenanteil von 3,9% auf die heutigen (2004) 6,7% angestiegen19.
2005 waren in Limburg 57.000 Leistungsempfänger beim CWI gemeldet. In Süd-Limburg
sind beinahe ein Viertel davon Langzeitarbeitslose. Die höchsten Arbeitslosenquoten finden
sich in Kerkrade (17.3%), Heerlen (17.2), Brunssum (14.2%) und Maastricht (13.6%),
während der nationale Durchschnitt bei 9.2% und der Limburgs bei 11% liegen.
In Deutschland...
19
http://statline.cbs.nl
(../StatWeb/Table.asp?STB=G3&LA=nl&DM=SLNL&PA=37847hk1&D1=8&D2=0&D3=0&D4=05,8,11,14,17,20,23&D5=a&HDR=T,G4&LYR=G1:0,G2:0)
- 14 -
Das Gesundheitssystem in der Euregio
Auch im Bereich Sozialhilfe haben Belgien, die Niederlande und Deutschland ihr jeweils
eigenes spezifisches System was die Anforderungen des Zugangs zu Sozialhilfe, die Klassen
der Leistungsempfänger und die Datenerhebungsmethode in diesem Bereich anbelangt.
In Belgien bezeichnet der Begriff Sozialversicherung ein Ersatzeinkommen für Arbeitslose,
Rentner oder aus gesundheitlichen Gründen erwerbsunfähige Personen. Die
Sozialversicherung übernimmt auch die teilweise oder vollständige Zahlung der
medizinischen Kosten im Krankheitsfall: Medikamente, Arztbesuche, usw. Die
Leistungsempfänger sind in drei Klassen eingeteilt: Angestellte, Beamte, Selbstständige und
deren unterhaltsberechtigte Angehörige (Kinder, usw.). Um in den Genuss der
Sozialversicherung zu kommen, müssen die Leistungsempfänger eine Versicherung auf
Gegenseitigkeit auswählen und dieser beitreten. Personen, die unter keine der drei Klassen
fallen, haben Anspruch auf Sozialhilfe. Innerhalb dieses Systems ist die Zahl der
Leistungsempfänger im Gesundheitswesen mit Daten zur Beschäftigung und
Zusammensetzung der Haushalte verknüpft.
In Deutschland gibt es zwei Arten von Krankenversicherungen: Die private
Krankenversicherung (PKV) und das staatliche Gesundheitssystem bestehend aus den
gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Alle Angestellten mit einem Einkommen
unterhalb einer bestimmten Bemessungsgrenze sind per Gesetz zum Beitritt zu einer
gesetzlichen Krankenversicherung verpflichtet. Bei einem Einkommen oberhalb der
Bemessungsgrenze besteht die Wahl zwischen der gesetzlichen und der privaten
Krankenversicherung. Die gesetzlichen und die privaten Krankenversicherungen sind
unabhängige selbstverwaltete Fondsgesellschaften. Rund 89% der Bevölkerung werden von
der obligatorischen gesetzlichen Krankenversicherung erfasst, mehr als 8% haben sich für die
freiwillige private Krankenversicherung entschieden und rund 0,3% sind nicht versichert.
Die Versicherten bilden eine Gemeinschaft, die auf der Solidarität zwischen der gesunden und
der kranken Bevölkerung aufgebaut ist und nehmen an der Selbstverwaltung ihrer
Gesellschaft teil. Die Beitragssätze werden von den Fondsgesellschaften als Prozentsatz vom
Gehalt der Angestellten errechnet. Die Beiträge werden in der Regel zu gleichen Teilen von
den Versicherten und den Arbeitgebern entrichtet. Studenten zahlen eine niedrigere Prämie
- 15 -
und Familienangehörige ohne eigenes persönliches Einkommen sind kostenlos mitversichert.
Arbeitlose, welche Arbeitslosenunterstützung von der Bundesagentur für Arbeit beziehen,
sind automatisch versichert. Die Krankenversicherung ist zwingend vorgeschrieben für alle
Personen, die sich mehr als sechs Monate in Deutschland aufhalten oder eine
Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten wünschen.
Alle Versicherten, die einer Krankenversicherung angehören, haben Anspruch auf die
medizinischen Leistungen, die zum möglichst weitgehenden Erhalt des Lebensstandards
erforderlich sind. Die Versicherung deckt alle erforderlichen Behandlungskosten ab. Die von
den Versicherern zu stellenden Grundleistungen sind gesetzlich festgelegt. Mit der
Versicherungskarte können Versicherte Allgemein- oder Fachärzte aufsuchen. Trotz allem
müssen die Patienten in steigendem Maße die Kosten für ihre Behandlung, Medikamente und
Arztbesuche selber tragen.
Im Januar 2006 trat in den Niederlanden ein neues Versicherungssystem für
Behandlungskosten im Gesundheitswesen in Kraft. Gemäß dem neuen
Krankenversicherungsgesetz (Zorgverzekeringswet) besteht für alle Einwohner der
Niederlande Versicherungspflicht.
Bei dem neuen System handelt es sich um eine private Krankenversicherung auf sozialer
Basis. Das System wird von privaten Krankenversicherungsgesellschaften betrieben. Die
Versicherer sind zur Aufnahme jedes Einwohners in ihrem Einzugsgebiet verpflichtet. Ein
Risikoausgleichssystem ermöglicht die Aufnahmeverpflichtung und verhindert die direkte
oder indirekte Risikoselektion. Die Versicherten entrichten dem Krankenversicherer eine
Grundprämie. Die Grundprämie betrug 2006 1.106 EUR. Versicherte mit identischem Schutz
zahlen identische Versicherungsprämien. Das Krankenversicherungsgesetz sieht weiter einen
einkommensbezogenen Beitrag vor, der von den Versicherten zu entrichten ist. Die
Arbeitgeber leisten mit Hilfe eines Pflichtzuschusses einen Beitrag zum
einkommensbezogenen Versicherungsbeitrag ihrer Angestellten.
Die neue Krankenversicherung umfasst ein Standardpaket an grundlegenden
Gesundheitsleistungen. Das Paket umfasst die grundlegenden Behandlungsleistungen, die mit
den Kriterien nachweisbare Wirksamkeit, Kosteneffizienz und dem Bedürfnis nach
kollektiver Finanzierung überprüft wurden. Das Paket umfasst allgemein- und fachärztliche
- 16 -
Leistungen, Medikamente nach dem GVS-System, vertragliche Krankenhaus- und
Rehaleistungen und Zahnbehandlungen für Versicherte unter 18 Jahren.
Vor dem Jahr 2006 gab es zwei Arten von Krankenversicherungen: Die gesetzliche und die
freiwillige Krankenversicherung. Angestellte, Sozialhilfeempfänger und Selbstständige mit
einem Einkommen unter einer bestimmten Bemessungsgrenze waren gemäß dem Gesetz der
Sozialen Krankenversicherung (Ziekenfondswet) gesetzlich versichert. Leute mit höheren
Einkommen konnten sich privat versichern oder unversichert bleiben.
In den Niederlanden haben alle Beitragszahler ohne Ausnahme Anspruch auf eine Erstattung
von bis zu 255 EUR wenn im Vorjahr keine Leistungen in Anspruch genommen wurden. Das
System ist unter dem Namen 'Erstattung bei Leistungsfreiheit' bekannt. Versicherte, die
Leistungen im Wert von unter 255 EUR einreichen, erhalten eine reduzierte Ermäßigung in
Höhe der Differenz zwischen den tatsächlichen Kosten und dem maximalen
Erstattungsbetrag. Versicherte, deren Gesundheitskosten 255 EUR übersteigen erhalten
keinerlei Erstattung. Zu Ende des Jahres 2005 erhielten beinah vier Millionen
niederländischer Versicherungsnehmer eine volle oder teilweise Erstattung.
Die Kosten für Besuche beim Allgemeinarzt und Mutterschaftspflege (vor und nach der
Geburt) bleiben von der Berechnung des Erstattungsanspruchs ausgenommen. Die Regel der
Erstattung bei Leistungsfreiheit gilt nur für den Standardversicherungsschutz und erstreckt
sich nicht auf Zusatzversicherungen. Weiter gilt diese Regel nicht für Personen unter 18 (da
diese von der Beitragszahlung befreit sind).
Die Regel der Erstattung bei Leistungsfreiheit wurde am 1. Januar 2005 eingeführt.
Schätzungen aus dem Jahr 2006 zufolge ist das Bewusstsein für die tatsächlichen
Gesundheitskosten in der Bevölkerung deutlich gestiegen. Beispielsweise entscheiden sich
viele Leute nun für günstigere verschreibungspflichtige Medikamente und medizinische
Hilfen. In diesem Sinne hat die Regierung beschlossen, die Regel zu belassen und nicht durch
eine (zusätzliche) Zwangszahlung zu Absicherung des 'eigenen Risikos' zu ersetzen.
Sozialhilfe innerhalb der Euregio
Auch im Bereich Sozialhilfe haben Belgien, die Niederlande und Deutschland ihr jeweils
eigenes spezifisches System was die Anforderungen des Zugangs zu Sozialhilfe, die Klassen
der Leistungsempfänger und die Datenerhebungsmethode in diesem Bereich anbelangt.
- 17 -
In Belgien besagt das Gesetz vom 8. Juli 1976 bezüglich der Sozialhilfe, dass in jeder Stadt
ein öffentliches Sozialhilfezentrum vorhanden sein muss (CPAS: Centre public d’aide
sociale). Die Finanzierung fällt in die Zuständigkeit der örtlichen Verwaltung, welche
Unterstützung von den Regionen und den Gemeinden, den föderalistischen Teilen des Südens
und Nordens des belgischen Bundesstaats erhält.
Die CPAS haben zwei Aufgaben: Die erste besteht in der Hilfe für Personen, die zwar über
finanzielle Ressourcen verfügen, diese jedoch zur Bedürfnisdeckung nicht ausreichen. Die
soziale Eingliederung wird mit Hilfe von Beschäftigungsprogrammen oder der Gewährung
einer "Eingliederungbeihilfe" im Rahmen eines speziellen Eingliederungsprogramms,
welches die Eingliederung von Menschen gemäß ihrer Besonderheiten (Befähigungen, Alter,
usw.) zum Ziel hat. Die zweite Aufgabe bezieht sich auf die Sozialhilfe in allgemeinem
Rahmen. Sie deckt Finanzhilfen, Beiträge für Gesundheitskosten, Sozialwohnungen und viele
andere Ausgaben mit ab20.
Seit August 2005 beträgt die "Eingliederungsbeihilfe" 625 EUR im Monat für Alleinstehende
und 417 EUR pro Person im Falle eines Mehrpersonenhaushalts. Im Jahr 2004 lag die Zahl
der Empfänger der "Integrationsbeihilfe" in Belgien bei rund 83.000. In Wallonien lag die
Zahl der Leistungsempfänger bei 37.000 und in Flandern bei 26.00021.
Die Zahlen belegen anhand des Beispiels der Provinz Lüttich aus dem Jahr 2004, dass
Leistungsempfänger in der Regel in der Stadt leben. In Herstal leben 347
Leistungsempfänger, 539 in Huy, 6.091 in Lüttich, 1.044 in Seraing und 1.581 in Verviers.
In Limburg leben insgesamt 1.577 Leistungsempfänger22. Wir zählen 199 Begünstigte in
Hasselt, 144 in Sint-Truiden, 141 in Genk, 92 in Tongeren, 89 in Beringen, 69 in HeusdenZolder, 67 in Lommel, 65 in Maasmechelen und 63 in Houthalen-Helchteren. Dies entspricht
einem Anteil von 0,3% der Einwohner von Limburg im Alter zwischen 18 und 64 Jahren.
20
Siehe « La politique d’intégration sociale en Belgique » : http://www.cpas.fgov.be
(../FR/themes/Stats/publicaties/politique.html)
21
Daten entnommen aus « Service de lutte contre la pauvreté, la précarité et l’exclusion sociale » :
http://www.luttepauvrete.be (../chiffres_revenu_integration.htm)
22
Januar 2004 / FOD Sociale Zekerheid
- 18 -
Bezüglich der Provinz Lüttich leben die meisten Leistungsempfänger der deutschsprachigen
Gemeinde in Gebieten mit relativ hoher Bevölkerungsdichte: in Kelmis (1,5% der
Gesamtbevölkerung von Kelmis) und Eupen (1,2% der Gesamtbevölkerung23) In allen
anderen "Gemeinden" liegt der Anteil zwischen 0,2 und 0,5% der Gesamtbevölkerung. Am
31. Dezember 2005 lebten insgesamt 531 Personen von der Sozialhilfe (0,9% der
Gesamtbevölkerung über 18 Jahren).
73% leben in Eupen und Kelmis. Im Jahr 2004 lebten 539 Personen von der Sozialhilfe.
In Deutschland fungieren Sozialhilfe und die Grundsicherung für Arbeitssuchende als letztes
Sicherheitsnetz zum Schutz vor Armut. Im Januar 2005 trat eine große Reform des
Sozialgesetzes bezüglich der Leistungen für Langzeitarbeitslose (länger als ein Jahr) und der
Sozialhilfe in Kraft. Die sogenannte "Hartz IV Reform" stellte eine Reaktion dar auf die
ungewollte Entwicklung, dass die frühere Sozialhilfe in meisten Fällen von Arbeitslosen
benötigt wurde. Die Sozialhilfe (SGB XII) bleibt jetzt einem kleineren Kreis von Personen
vorbehalten, die wegen ihres Alters oder Erwerbsunfähigkeit nicht arbeiten können und deren
Rente, andere Sozialeinkünfte oder Ersparnisse zu gering sind, um einen angemessenen
Lebensstandard finanzieren zu können. Die frühere Arbeitslosenhilfe wurde abgeschafft.
Alle Personen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind und als erwerbsfähig eingestuft werden
erhalten keine Sozialhilfe mehr. Anstelle der Sozialhilfe haben Bedürftige im Alter zwischen
15 und 65 Jahren, die fähig sind, mindestens drei Stunden am Tag zu arbeiten Anspruch auf
das Arbeitslosengeld II (oder Grundsicherung für Arbeitssuchende, ALG II, SGB II). Die
früheren Sozialhilfeempfänger haben jetzt Zugang zu Stellenvermittlungs- und
Eingliederungsstellen. Um Arbeitslosenunterstützung in Anspruch nehmen zu können,
müssen sie sich bei der örtlichen Agentur für Arbeit oder einem Jobcenter als arbeitslos
melden. Ein Teil davon wird dort in ein persönliches Eingliederungsprogramm aufgenommen.
Ehe das Arbeitslosengeld II gewährt wird, müssen eigene Ersparnisse und Ressourcen der
Bedürftigen und ihrer Angehörigen verwendet werden. Ein eigenes Einkommen oder das
Einkommen des Lebenspartners mindert den Unterstützungsbetrag. Tatsächlich erhalten viele
Leute Arbeitslosengeld II, weil sie nicht genug zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts
verdienen. Wenn die verbleibenden Mittel nicht zu Sicherung eines angemessenen
23
Daten vom Dezember 2005.
- 19 -
Lebensstandards ausreichen, haben die bedürftige Person und die Mitglieder des Haushalts
Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Derzeit liegt der Höchstbetrag für einen
Einpersonenhaushalt oder einen Haushalt mit einem Angehörigen bei einer Pauschale von 345
EUR. Lebenspartner und Erwerbsunfähige im Alter von 18 Jahren und älter erhalten jeder 311
EUR, Kinder bis zum Alter von 14 Jahren erhalten 207 EUR und Kinder im Alter zwischen
15 und 17 Jahren bis zu 276 EUR Sozialhilfe. Zusätzlich werden die Kosten für eine
angemessene Wohnung und die Heizkosten von der Gemeinde übernommen. Ein
Mindestbeitrag zur Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung wird vom Staat übernommen.
So entstehen keine Versicherungsausfallzeiten mehr bei Empfängern von Arbeitslosengeld II
und Sozialhilfe.
Das Arbeitslosengeld II und die Sozialhilfe werden aus Steuergeldern finanziert und nicht auf
der Basis früherer Versicherungsbeiträge berechnet. Es handelt sich um einen reinen
Wohlfahrtszuschuss, der vom Staat zur Deckung der täglichen Lebenshaltungskosten bereit
gestellt wird. Der Gesamtbetrag des Arbeitslosengelds II entspricht mehr oder weniger dem
Sozialhilfebetrag. Beide entsprechen dem offiziellen Existenzminimum. Zur Vermittlung
eines besseren Bildes der betroffenen Personen: In der Gemeinde Aachen lebten im
September 2006 25.453 Personen in Haushalten, welche Arbeitslosengeld und Sozialhilfe
bezogen. Das sind 10,1% der arbeitsfähigen Bevölkerung (zwischen 15 und 65 Jahren). All
diese Personen leben am Rande des Existenzminimums und ein Großteil davon sind Kinder.
Das Arbeitslosengeld II ist zeitlich nicht befristet, wenn die Empfänger die diesbezüglichen
Bedingungen erfüllen. Es wird jedoch von ihnen erwartet, sich um die Erlangung einer neuen
Beschäftigung zu bemühen. Alle Stellenangebote gelten als zumutbar und dürfen nicht
abgelehnt werden. Besonders Personen im Alter unter 25 Jahren welche eine Stelle ablehnen,
haben eine Kürzung der Beihilfe zu gewärtigen.
Bei der Umsetzung des Arbeits- und Sozialhilfegesetzes in den Niederlanden (Wet Werk en
Bijstand) sind die Gemeinden für die (Rück)-führung der Leistungsempfänger in den
Arbeitsmarkt verantwortlich. Zusammen mit dem Zentrum für Arbeit und Verdienst kommt
ihnen eine Schlüsselstellung bei Personen zu, die ohne zusätzliche Unterstützung auf dem
Arbeitsmarkt geringe Chancen hätten, wie Langzeitarbeitslose und Arbeitssuchende mit
geringer Qualifikation.
- 20 -
In Nuth leben 199 Sozialhilfeempfänger, was einem Anteil von 1,2% der Einwohnerschaft
entspricht (2006:16.026).
Der Durchschnitt liegt bei 1,5%, beträgt in Roermond jedoch mehr als 4%24.
Im Januar 2005 entfielen in den Niederlanden auf die insgesamt 365.030
Sozialhilfeempfänger 209.500 Einpersonenhaushalte, 92.770 Haushalte mit einem
Angehörigen, 61.750 Mehrpersonenhaushalte und 1.030 sonstige. Im Juli 2006 lagen diese
Zahlen bei 346.210; 199.870; 86.910, 58.390 and 1.04025.
Ausländer und Ausgrenzung innerhalb der Euregio
Daten und Berichte aus den fünf Regionen zeigen bedeutende Unterschiede zwischen
Staatsangehörigen und Ausländern in den Bereichen Wohnungswesen, Gesundheit,
Beschäftigung und Bildung. Innerhalb der verschiedenen Ausländerkategorien zeigt sich auch
ein Unterschied zwischen europäischen und nicht-europäischen Ausländern. Der Vergleich
zwischen den einzelnen Regionen gestaltet sich aus verschiedenen Gründen schwierig.
Erstens weisen die fünf Regionen und deren große Städte Migranten verschiedener
Staatsangehörigkeit auf, zweitens gilt es, einen Unterschied zu machen zwischen Ausländern
aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien innerhalb der Euregio und Ausländern
anderer Herkunft (aus der EU oder anderen Ländern). Drittens ist die Datenerhebung
unterschiedlich. Beispielsweise wird in den Statistiken das Herkunftsland eingebürgter
Personen in den Niederlanden angegeben, während in Belgien nur die belgische
Staatsangehörigkeit bei Ausländern angegeben wird, die in Belgien eingebürgert wurden.
Viertens sind die Bedingungen und Anforderungen zum Erhalt der Staatsbürgerschaft in den
drei Ländern unterschiedlich.
Trotz der vergleichserschwerenden Unterschiedelassen sich einige ähnliche Prozesse
aufzeigen, die in den drei Ländern und den fünf Regionen zur Ausgrenzung führen. Ausländer
24
Siehe http://www.rwi.nl
(../CmsData/File/2006/PDF/Arbeidsmarktanalyse2006.pdf#search=%22%20aantal%20bijstandsgerechtigden%2
0in%20heerlen%22)
25
Siehe http://statline.cbs.nl (../StatWeb/table.asp?HDR=T&LA=nl&DM=SLNL&PA=37470abu&D1=0,710&D2=a&D3=0&D5=38,51,64,(l-22)-l&STB=G4&LYR=G1:0,G2:0,G3:0)
- 21 -
aus nicht-europäischen Ländern sehen sich verschiedenen herkunftsbedingten sozialen und
wirtschaftlichen Nachteilen ausgesetzt. Diese werden in drei spezifischen Bereichen sichtbar26
Der erste Bereich betrifft die Beschäftigung. Studien zufolge sehen sich Ausländer bei der
Suche nach einer stabilen und attraktiven Beschäftigung Hindernissen ausgesetzt. Ausländer
aus nicht-europäischen Ländern, wenn sie überhaupt Arbeit haben, sind in den unsichersten
Bereichen wie Hotel/Restaurant/Café-Gewerbe, Bauwesen, Gebäudereinigung, der
Landwirtschaft, usw. tätig. Sie haben niedrig qualifizierte Arbeitsplätze und eingeschränkte
Arbeitsbedingungen. Die Studien zeigen, dass bei gleichen Befähigungen (Diplome und
Berufserfahrung) die Arbeitgeber bei Bewerbungen manchmal beim Einstellungsprozess
einen Unterschied zwischen Staatsangehörigen und nicht-europäischen Ausländern machen.
Solche Personen haben mit Hindernissen zu kämpfen, die weder mit der wirtschaftlichen
Situation des Unternehmens noch mit ihrer Ausbildung sondern mit ihrer Herkunft in
Zusammenhang stehen. Die Diskriminierung ist in den fünf Regionen präsent. In einigen
wichtigen Bereichen haben Bewerber nicht-europäischer Herkunft während des
Einstellungsprozesses mit mehr Hindernissen zu kämpfen als Staatsangehörige.
Zweitens werden im Bereich Bildung die Schulen für zahlreiche Migrantenkinder heutzutage
weit mehr zu einem Ort des Misserfolgs als des Erfolgs. Es bestehen ernsthafte Risiken der
Ausgrenzung und der sozialökonomischen Marginalisierung für die neue Generation was die
berufliche Befähigung anbelangt. Es ist heutzutage bekannt, dass Ausländer oft in die schlecht
angesehenen Netzwerke der Hauptschulen abgeschoben werden, wo ein starkes
Ungleichgewicht im Vergleich zum Anteil an Staatsangehörigen besteht. Einige Studien27
zeigen etliche Ungleichheiten zwischen Staatsangehörigen, europäischen und nichteuropäischen Ausländern auf. Diese Unterschiede zeigen sich bezüglich Befähigungen und
bezüglich der Beförderung auf Fachschulen. Auf dem Arbeitsmarkt steckt neben anderen
Gründen die Diskriminierung hinter diesem Prozess.
Drittens hängt bei ausländischen Einwohnern die Wohnungssituation von ihrer Möglichkeit
ab, eine Stellung zu erhalten und ein regelmäßiges Einkommen zu beziehen. Die
26
Zu einer europäischen Überwachung der sozio-ökonomischen Situation von Migranten in Europa, siehe unter
anderem: Koff H. (ed.), (2003), Migrant Integration in European Cities, Rome : Ethnobarometer; and Ethnic
conflict and Migration in Europe, CSS-CEMES, Rome, 1999.
27
Idem.
- 22 -
Diskriminierung existiert im Wohnungswesen und steht in Verbindung mit den sozialen
Ungleichheiten und dem Ausgrenzungsprozess, welche manchmal rassistische Züge
annehmen können und hauptsächlich auf die Unmöglichkeit des Zugangs zum Arbeitsmarkt
zurückzuführen sind (Arbeitslosigkeit des Vaters, unsichere Beschäftigung der Mutter,
Diskriminierung bei der Anstellung der Kinder, usw.) Das Misstrauen, welches Hausbesitzer
bei der Vermietung ihrer Immobilien an Ausländer und besonders an nicht-europäische
Ausländer an den Tag legen ist ein offensichtliches Phänomen der Segregation, welche
Migrantenfamilien in Stadtviertel abdrängt, die von den Staatsangehörigen verlassen wurden.
- 23 -
Soziale Ausgrenzung in der Provinz Lüttich
Daten, Zahlen und Maßnahmen der öffentlichen Hand
Dr. Jérôme Jamin
CEDEM – ISHS
Universität Lüttich
Den 31. Mai 2008
-1-
Einleitung
Die allgemeinen Gegebenheiten in Belgien
Wallonien und Flandern im Schoße der Europäischen Union
Die Provinz Lüttich und die in sozioökonomischer Hinsicht am meisten benachteiligten
Gemeinden Walloniens
1. Bevölkerung
1.1 Die Bevölkerung in der Provinz Lüttich
1.2 Die Zusammensetzung der Haushalte: Ein Vergleich zwischen der Provinz Lüttich und
der Provinz Limburg
2. Beschäftigung
2.1 Sozialhilfe und Integrationseinkommen: Ein Vergleich zwischen der Provinz Lüttich und
der Provinz Limburg
2.2 Zeitweilige und Langzeit-Arbeitslosigkeit: Die Provinz Lüttich im Vergleich mit dem
flämischen Limburg und der Deutschsprachigen Gemeinschaft
2.3 Einkommen: Die Provinz Lüttich im Vergleich mit dem flämischen Limburg und der
Deutschsprachigen Gemeinschaft
3. Gesundheit
4. Bildung
4.1 Die Bildung in der Französischen Gemeinschaft Belgiens
4.2 Die Maßnahmen der Provinz und der Stadt Lüttich
5. Wohnungssituation
6. Bibliographie
-2-
Einleitung
In den letzten Jahren haben sich viele Arbeiten, Studien, Untersuchungen und andere
universitäre Forschungsarbeiten mit den Themen Ausgrenzung und soziale Integration
beschäftigt. Die großen internationalen Studien mit Daten über Belgien in vergleichender
Hinsicht zu anderen EU-Mitgliedsstaaten oder auch die im Rahmen ganz internationaler
Organismen (OECD, BIT, UNO, etc.), werden von zahlreichen Studien über Armut in
Belgien, über Ausgrenzung und sozialen Zusammenhalt in Wallonien oder auch über die in
sozioökonomischer Hinsicht am meisten benachteiligten Gemeinden in Wallonien ergänzt1.
Unabhängig vom genauen Gegenstand der Studie, dem gewünschten Vergleich und den der
Studie zugrunde gelegten Kriterien, sehen sich die Autoren jedesmal damit konfrontiert,
wichtige methodische und definitorische Entscheidungen zu treffen. Diese zeugen sowohl von
der Schwierigkeit, das Phänomen der sozialen Ausgrenzung zu untersuchen als auch von der
Notwendigkeit, sich der Grenzen einer solchen Unternehmung, was das Beschreiben der
tatsächlichen Gegebenheiten angeht, bewusst zu sein.
In der Einleitung des Premier Rapport sur la Cohésion sociale en Région wallonne (Erster
Bericht über den sozialen Zusammenhalt in der Wallonischen Region )2, veröffentlicht von
der Direction interdépartementale de l’Intégration sociale, sind die Autoren gleich auf die
verschiedenen Facetten der Armut eingegangen: „Die Armut geht häufig mit einem Mangel
an Kaufkraft des Haushalts einher. Aus diesem Grund soll auf das Haushaltseinkommen
eingegangen werden, um festzustellen, ob es für ein menschenwürdiges Leben in einer
gegebenen Gesellschaft ausreicht. Die Grenze dieser Art des Ansatzes liegt darin, dass als
Kriterium rein nur die monetäre Situation herangezogen wird, wohingegen der Vorteil in der
Machbarkeit und Vergleichbarkeit (räumlich und zeitlich) der auf diesem monetären
Kriterium beruhenden Messungen besteht. Aber, so die Autoren der Studie weiter „zahlreiche
andere Ansätze können in Betracht gezogen werden (…), ob auf Basis einer subjektiven
1
Siehe u.a. folgende Publikationen: « Abolir la pauvreté. Une contribution au débat et à l’action politiques »,
Bericht (Dezember 2005), herausgegeben vom: Centre pour l’égalité des chances et la lutte contre le racisme –
Service de lutte contre la pauvreté, la précarité et l’exclusion sociale, 115 S.; « Premier Rapport sur la Cohésion
sociale en Région wallonne », 2001, herausgegeben von der Direction interdépartementale de l’Intégration
sociale, 385 S.; « Les communes les plus défavorisées sur le plan socio-économique en Wallonie », Bericht von
Olivier Colicis, Marc Debuisson, Laurence Dussart, Christine Mainguet, Laurence Vanden Dooren und Valérie
Vander Stricht, (September 2004), herausgegeben vom: Institut wallon de l’évaluation, de la prospective et de la
statistique, 74 S.
2
« Premier Rapport sur la Cohésion sociale… », op. cit.
-3-
Definition von Armut oder auf Grundlage der Lebensbedingungen (wie z.B. Besitz als in der
Gesellschaft, in der der Haushalt lebt, unabdingbar erachteter Güter).”3 [Anm. d. Übers.: Die
Zitate in diesem Bericht wurden frei aus dem Franz. übersetzt]
In der Tat ist es, wie wir dies in einem kürzlichen Arbeitsbericht4 feststellen konnten,
erforderlich, die, wie wir sie genannt haben, subjektive Ausgrenzung von der objektiven zu
trennen. Erstere beschreibt die Gesamtheit der sozialen Repräsentationen, Erlebnisse, Gefühle
und Erfahrungen, die das Gefühl der Ausgrenzung bei einigen Bevölkerungsgruppen
bestimmen und wachhalten. Zweitere, die objektive Ausgrenzung, meint alle
Feldbeobachtungen und -analysen, die den von einer anderen als der als ausgegrenzt
bezeichneten Gruppe aufgestellten Ausgrenzungskriterien entsprechen. In vorliegendem Fall
sind das diejenigen, die ermächtigt sind, über die objektive Gegebenheit der ausgegrenzten
Gruppe sowie die Identität der betroffenen Personen zu entscheiden: Internationale
Organisationen, Öffentliche Hand, Statistikämter, Verwaltungsbeauftragte, etc.
Im Premier Rapport sur la Cohésion sociale en Région wallonne stellen die Autoren die
objektive Ausgrenzung, die sie vor allem auf Basis der Einkommen bemessen, der
subjektiven Ausgrenzung, die sich auf das Armutsgefühl bzw. die Konsequenzen der
finanziellen Schwierigkeiten, mit denen die Menschen sich konfrontiert sehen können,
bezieht, gegenüber. Die Analyse der subjektiven Ausgrenzung erfolgt hier über die
Berücksichtigung „der Beurteilung der Menschen, inwieweit ihre Mittel ausreichen, ihre
Bedürfnisse zu befriedigen. Auf dieser Basis, erklären sie, können zwei Haushalte, in zwei
identischen Situationen (…) völlig unterschiedliche Einschätzungen ihrer Lebensumstände
abgeben. So können manche Menschen bei gleichen ihnen verfügbaren Mitteln ganz
unterschiedliche Bedürfnisse haben, da jede Person ihre Lebensumstände und Bedürfnisse
bezogen auf ein Minimum, das von ihrem sozialen bzw. familiären Umfeld und den
entsprechend vermittelten Normen bestimmt wird, einschätzt.”5
In vorliegendem Bericht stellen wir die Untersuchung der objektiven Ausgrenzung speziell
anhand der Armutsfrage ins Zentrum der Betrachtung. Die Armut wird in vergleichender
3
Ibidem, S.30
« Exclusion en science humaine – Exclusion en Province de Liège », Arbeitsbericht, verfügbar auf der
Internetseite des Euregionalen Netzwerks gegen soziale Ausgrenzung (RECES) unter folgender Adresse:
http://reces.bugiweb.com (../usr/Ressources/Internes/JAMINworkingpaperRECES[2].pdf)
5
« Premier Rapport sur la Cohésion sociale… », op. cit., S.42
4
-4-
Weise, gestützt auf eine Reihe von Indikatoren wie Beschäftigung, Einkommen,
Arbeitslosigkeit oder auch Zugang zur Sozialhilfe, bemessen. Mit dem Bericht über den
Nationalen Aktionsplan Eingliederung 2003-2005 und seiner Vorausschau für 2005-2006,
beschäftigen wir uns zunächst mit den verschiedenen Faktoren, die eine Bemessung der
Armut und der sozialen Ausgrenzung ermöglichen. Diese erste Untersuchung nehmen wir auf
Ebene des föderalen Belgiens vor, ohne dabei Vergleiche anzustrengen.
Auf Basis des Europäischen Haushaltspanels (ECHP) nehmen wir uns dann noch einmal die
potentiellen Armutsindikatoren an den Beispielen Wallonien und Flandern mit einem
Vergleich auf Ebene der Europäischen Union vor. Diese ersten beiden Teile dieses Berichts
ermöglichen es uns, eine Einschätzung vorzunehmen, inwieweit der Bezug einer Sozialhilfe,
die Registrierung als Kurzzeit- oder Langzeitarbeitsloser oder auch das Einkommen
Möglichkeiten zur Bewertung von Armut und sozialer Ausgrenzung bieten.
Schließlich beschäftigen wir uns in einem euregionalen Vergleich speziell mit präzisen und
zugänglichen Daten auf Ebene der belgischen Provinzen und der Deutschsprachigen
Gemeinschaft. So können wir, dank der im Portal des Service public de la politique
d’intégration sociale, einem Dienst, der die Umsetzung, Bewertung und Kontrolle sozialer
Integrationspolitik auf föderaler Ebene sichert, die Zahlen zur Sozialhilfe und dem
Integrationseinkommen der Provinzen Lüttich und Limburg miteinander vergleichen.
Dank der statistischen Daten von Ecodata des Föderalen Öffentlichen Dienstes „Wirtschaft,
KMU, Mittelstand und Energie” können wir auch, was die Kurzzeit-Arbeitslosigkeit, die
Langzeit-Arbeitslosigkeit und die Einkommen angeht, einen Vergleich zwischen der Provinz
Lüttich und dem flämischen Limburg sowie der Deutschsprachigen Gemeinschaft ziehen.
Die allgemeinen Gegebenheiten in Belgien
Für das föderale Belgien machen der Bericht über die Umsetzung des Nationalen
Aktionsplans Eingliederung 2003-2005 und seine Vorausschau für 2005-20066 deutlich, dass
die allgemeinen Gegebenheiten der Studie über Armut und soziale Ausgrenzung, wie die
Jahre zuvor „beeinflusst werden von einer Reihe langfristiger Tendenzen wie der
demographischen Entwicklung (Alterung), den Veränderungen der Haushaltsstrukturen
6
Bericht verfügbar im Portal des Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter folgender
Adresse: http://www.mi-is.be (../Fr/Themes/AB/PANincl%202005-2006%20-%20FR.pdf)
-5-
(Verkleinerung der Familien), der kulturellen Trends (Individualisierung), den strukturellen
Veränderungen in der Wirtschaft sowie den schnellen Änderungen auf dem Arbeitsmarkt.”
Was das Armutsrisiko betrifft, gibt der Bericht an, „dass sich 2001 13% der Belgier mit dem
Armutsrisiko konfrontiert sahen, was bedeutet, dass sie nicht über 60% des entsprechenden
Medianeinkommens, also 9.295 € auf Jahresbasis für einen Single-Haushalt oder 19.520 € für
ein Paar mit 2 Kindern (1.627 € pro Monat) verfügten.” Außerdem, dass „7% sich dem Risiko
dauerhafter Armut stellen mussten, was bedeutet, dass sie mindestens drei der 4 vergangenen
Jahre unterhalb der Schwelle lagen.” Zu den am meisten betroffenen Gruppen der belgischen
Bevölkerung zählen Forscher Frauen, ältere Menschen, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose,
Alleinlebende7 und Familien mit nur einem Elternteil.
In Bezug auf die Kaufkraft lässt sich sagen, dass die der Belgier von Mitte der 80er bis Ende
der 90er Jahre praktisch konstant geblieben ist. Diese Feststellung impliziert, dass sich in
diesem Zeitraum die Mindesteinkommen nicht verändert haben, und das trotz der
Wohlstandsentwicklung „ausgedrückt bezogen auf das nationale Pro-Kopf-Einkommen und,
in geringerem Maße, dass sie hinter der Entwicklung des durchschnittlichen
Nettoeinkommens zurückgeblieben ist.” Ab 2000 „wurden die verschiedenen
Mindesteinkommen in realen Werten entscheidend angehoben. (Und) Simulationen zeigen,
dass die Kaufkraft der Familien, die ausschließlich vom Mindesteinkommen leben müssen,
um 12% gestiegen ist.”8
Überschuldung ist ganz unbestritten eines der größten und beunruhigendsten Probleme für die
Menschen, die in Armut leben. Ein sehr geringes, gar inexistentes Einkommen, kombiniert
mit dem Druck der Konsumgesellschaft (unerwünschte Werbung, etc.) und insbesondere mit
den immer zahlreicheren Kreditmöglichkeiten in allen Lebenslagen, vom klassischen
Bankkredit über die Abzahlung einer Wohnzimmereinrichtung bis hin zum Fernsehkauf, kann
in die Schuldenspirale führen. Eine Spirale, die Einzelpersonen und Haushalten
Rückzahlungsraten bescheren, die in keinem Verhältnis zu ihrer Kaufkraft stehen. „Die
Belgische Nationalbank registriert die Zahlungsausfälle bei Konsumkrediten sowie bei von
natürlichen Personen zu privaten Zwecken abgeschlossenen Hypothekendarlehen.” Daten
7
Siehe weiter unten die Armutsrisikorate nach Haushaltstypen unter dem Abschnitt „Wallonien und Flandern im
Schoße der Europäischen Union”
8
« Rapport sur la mise en oeuvre du Plan d’Action National Inclusion… » (Bericht über den Nationalen
Aktionsplan Eingliederung), op. cit.
-6-
zeigen, dass für 2004 „4,2% der erwachsenen Bevölkerung aufgrund von
Rückzahlungsrückständen in dieser Zentrale für Privatkredite registriert waren (…). Dies
entspricht einem leichten Rückgang (-1,1 %) gegenüber 2003.” Aber, so in der Studie
genauer, es „ist weniger positiv, festzustellen, dass sich dieser Rückgang nur bei Personen, die
mit ein, zwei oder drei Zahlungsterminen in Verzug sind, zeigt. Denn die Zahl der Personen,
die mit mehr als 3 überzogenen Zahlungsterminen registriert sind, ist hingegen in Bezug auf
2003 gestiegen und erreicht 2004 10% der registrierten Personen.”9 Diese Feststellung zeigt,
dass die Zahl der geringfügig Verschuldeten zwar sinkt, die der total Verschuldeten (mit
mehreren Krediten im Rückstand) hingegen steigt.10
Hinsichtlich Beschäftigung und Langzeitarbeitslosigkeit zeigt das Verhältnis, dass das Risiko
der Armut und der sozialen Ausgrenzung für Menschen ohne Arbeit bedeutend höher ist als
für Menschen mit Arbeit. Im Jahr 2001 „gehörte etwa ein Drittel (32%) der Arbeitslosen
einem Haushalt mit Armutsrisiko an, dem gegenüber stehen nur 4% der Erwerbstätigen.”
Arbeitslosigkeit und vor allem Langzeit-Arbeitslosigkeit sind also wichtige Indikatoren, wenn
es darum geht, den Prozess des Eintritts in die Armut zu bemessen und zu bewerten.
Ihrerseits daran erinnernd, wie wichtig es ist, sich nicht nur auf die mangelnde Kaufkraft eines
Haushalts oder einer Person zu konzentrieren, erklären die Autoren des Berichts, dass ein
„Arbeitsplatz nicht nur ein Einkommen bedeutet, sondern auch eine Aufwertung der Person,
ihre Unabhängigkeit, die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen. Ein qualifizierter
Arbeitsplatz kann also ein wesentlicher Faktor sozialer Eingliederung sein. Deshalb ist es
wichtig, dass alle Gruppen der Gesellschaft über die gleichen Möglichkeiten des Zugangs auf
den Arbeitsmarkt verfügen.” Und es bestehen per se bedeutende Unterschiede zwischen der
Beschäftigung von Belgiern, von in Belgien lebenden europäischen Ausländern und von
nicht-europäischen Ausländern: „Die Beschäftigungsrate der Personen, die nicht die
Staatsbürgerschaft eines der 15 EU-Mitgliedsstaaten haben, lag 2003 27,9 Punkte unter der
belgischer und europäischer Staatsbürger (18,4 Punkte geringer als die Rate der
Gesamtbevölkerung), und ihre Arbeitslosenrate war 23,9 Punkte höher (4,3 Punkte höher als
die Rate der Gesamtbevölkerung).” Diese Feststellung ist in mancherlei Hinsicht auch auf
Menschen mit Behinderung, Frauen, Jugendliche sowie ältere Menschen übertragbar.
9
Idem.
Siehe zu diesem Thema in diesem Bericht auch den Abschnitt „Nombre de personnes avec des difficultés de
remboursement” (Anzahl der Personen mit Rückzahlungsschwierigkeiten) im ECHP-Bericht.
10
-7-
Schließlich wird in dem Bericht auch erwähnt, dass durch die Tatsache, einen Arbeitsplatz zu
besitzen, das Armutsrisiko zwar sinkt, dies aber keineswegs eine absolute Garantie darstellt.
So sahen sich 2001 „4% der Erwerbstätigen mit dem Armutsrisiko konfrontiert: 3 % der
Beschäftigten und 10% der Selbständigen.”11
Was den „Indikator bezogen auf die in Haushalten ohne Erwerbstätigkeit lebende
Bevölkerung angeht”, der zeigen soll, inwieweit die Bevölkerung in Kontakt mit der
Arbeitswelt ist, steht Belgien sehr schlecht da. Im Jahr 2004 „lebten 28% der Kinder in
Brüssel, 18% der wallonischen Kinder, 8% der flämischen Kinder, 24% der Erwachsenen von
Brüssel (2003), 18% der wallonischen Erwachsenen und 11% der flämischen Erwachsenen in
einem Haushalt ohne Beschäftigung, wohingegen der europäische Durchschnitt bei 10%
lag.”12
Wallonien und Flandern im Schoße der Europäischen Union
Armutsindikatoren auf Ebene von Wallonien und Flandern, eingebettet in einen Vergleich auf
Ebene der Europäischen Union können auf Basis des Europäischen Haushaltspanels (ECHP)
berechnet werden. „Das ECHP ist eine auf einem harmonisierten Fragebogen beruhende
europäische Untersuchung, im Rahmen derer jedes Jahr ein repräsentatives Panel von
Haushalten und Einzelpersonen in jedem Land befragt wird.”13 Die Erhebung deckt ein
breites Spektrum an Themen wie Einkommen, Gesundheit, Bildung, Wohnungssituation,
Beschäftigung sowie eine Reihe soziodemographischer Charakteristika ab. Wir greifen hier
einige Daten auf, die die Position Flanderns und Walloniens im Verhältnis zueinander und in
Bezug auf den europäischen Durchschnitt darstellen.
Bezüglich des Armutsrisikos in der Bevölkerungsgruppe ab 16 Jahren zeigen die Daten, dass
sich Belgien mit 14 im europäischen Durchschnitt der 25 (14) befindet, wobei Flandern einen
Punkt darunter (13) und Wallonien einen Punkt darüber (15) liegt14. Bei einer Unterteilung in
Altersgruppen zeigt die Erhebung, dass die Rate des Armutsrisikos bei den 16- bis 24-
11
« Rapport sur la mise en oeuvre du Plan d’Action National Inclusion… », op. cit.
Idem.
13
Siehe « Plan d’Action nationale Inclusion sociale 2005/2006 – Indicateurs », Bericht im Portal des
Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter folgender Adresse: http://www.miis.be/Fr/Themes/AB/Indicateurs%20PANIncl%202005%20-%202006%2012_07.pdf
14
Ibidem, S.33.
12
-8-
Jährigen, in der Wallonischen Region mit 17 gegenüber 8 in der Flämischen Region
wesentlich höher ist, dass die Raten sich bei den 25- bis 49-Jährigen (9 und 10) und bei den
50- bis 64-Jährigen (12 und 12) annähern, und dass sich die Tendenz bei den über 65-Jährigen
mit einer Rate von 28 für Flandern gegenüber 24 für Wallonien dann umkehrt15.
Auf nationaler Ebene ergibt sich gemäß Erhebung für die Armutsrisikorate (Bevölkerung der
ab 16-Jährigen) nach häufigstem Erwerbsstatus und Geschlecht folgende Reihenfolge:
arbeitslose Männer (40), Arbeitslose (gesamt) (32), arbeitslose Frauen (27), sonstige
erwerbslose Frauen (24) und schließlich männliche Rentner (22). Während in der Flämischen
Region männliche Rentner und Arbeitslose (gesamt) mit einer Rate von 25 am meisten
betroffen sind, sind es in Wallonien die Arbeitslosen (gesamt) mit 37 und die arbeitslosen
Frauen mit (36).16
Nach wie vor auf nationaler Ebene ergibt die Erhebung für das Armutsrisiko nach
Haushaltstypen folgende Reihenfolge: Alleinlebende ab 65 Jahren (27), Haushalte mit zwei
Erwachsenen ohne unterhaltsberechtigte Kinder mit mindestens einer Person über 65 Jahren
(26) und Einpersonenhaushalte (eine Frau) (26). In Flandern sind Alleinlebende ab 65 Jahren
(29) und in Wallonien die Haushalte mit nur einem Elternteil (38) am stärksten betroffen.17
Diese Daten bestätigen, was wir vorangehend bereits festgestellt haben, nämlich dass es einen
manchmal systematischen Zusammenhang zwischen Isolation und Armut gibt.
Das Armutsrisiko nach Bildungsniveau für die ab 16-Jährigen bekräftigt den zuvor bereits
angesprochenen Zusammenhang zwischen beiden Komponenten. Die Rate beträgt 23 bei
Personen mit einem geringen Bildungsniveau, 12 bei Personen mit mittlerem Bildungsniveau
und 4 bei Personen mit hohem Bildungsniveau.18
Das ECHP erwähnt ebenfalls das von ihm so genannte anhaltende Armutsrisiko, das sich
durch ein entsprechendes, verfügbares Einkommen unter 60% des entsprechenden nationalen
Medianeinkommens einerseits im laufenden Jahr und andererseits während mindestens zwei
der letzten drei Jahre definiert. Zwei Arten von Unterschieden können hier herausgehoben
werden. Ganz allgemein, ob auf Ebene Belgiens, Flanderns oder Walloniens, sind es stets die
15
Ibidem, S.34.
Ibidem, S.35 et 36
17
Ibidem, S. 36 und 37
18
Ibidem, S.40
16
-9-
Frauen mit Raten von respektive 9, 8 und 11, die am stärksten betroffen sind, wohingegen die
Rate der Männer in allen drei Fällen 7 beträgt. Andererseits sind die Raten, außer für Männer,
sowohl insgesamt als auch für die Frauen in Wallonien (9 und 11) höher als in Flandern (7
und 8)19.
Der Unterschied zwischen Wallonien und Flandern bestätigt sich auch noch durch andere
Daten wie dem Prozentsatz an Personen, die in einem Haushalt leben, dessen Referenzperson
von diesem sagt „dass er nur mit Mühe und Not über die Runden komme.” So ergeben sich
jeweils für Belgien, die Flämische und die Wallonische Region Raten von 12, 8 bzw. 14 für
die Frauen, von 9, 6 bzw. 12 für die Männer und von 10, 7 bzw. 13 für die jeweilige
Gesamtbevölkerung. Und beim Vergleich der großen bzw. sehr großen Schwierigkeiten, über
die Runden zu kommen, ergeben sich für Belgien, die Flämische und die Wallonische Region
Raten von respektive 7, 5 bzw. 9 für die großen und von 3, 2 und 4 für die sehr großen
Schwierigkeiten.20
Hinsichtlich „der aufgrund von Rückzahlungsschwierigkeiten in der Zentrale für Privatkredite
der Nationalbank registrierten Personen” bietet die ECHP-Erhebung sehr interessante Daten
nach Provinzen. So ergeben sich Raten in aufsteigender Reihenfolge von 2,5 für FlämischBrabant, 2,9 für Antwerpen, 2,9 für Limburg, 3 für Ostflandern, 3 für Westflandern, 3,8 für
Wallonisch-Brabant, 5 für Luxemburg, 5,1 für Brüssel-Hauptstadt, 6 für Lüttich, 6 für Namur
und 7,2 für Hennegau. Mit anderen Worten ergibt sich eine aufsteigende Reihenfolge von
den 5 Provinzen Flanderns zu den 5 Provinzen Walloniens mit einem maximalen Unterschied
zwischen der 2,5 von Flämisch-Brabant und der 7,2 des Hennegaus. Außerdem zeigt sich ein
bedeutender Unterschied zwischen Limburg und Lüttich, zwei Gebieten der Euregio MaasRhein21, in denen sich zwei Städte befinden, die sich in ihren Daten nach „Arrondissements”
mit 3,3 für Hasselt und 6,8 für Lüttich bei einem belgischen Durchschnitt von 4,2 ebenfalls
deutlich unterscheiden22.
Wir haben bereits gesehen, dass Langzeit-Arbeitslosigkeit ein Armutsfaktor ist. Auf Ebene
der Europäischen Union verzeichnet Belgien eine Rate von 3,8 gegenüber 3,4 für die Union
der 15 und 4,1 für die Union der 25. Und auf Ebene der Regionen ist die flämische Rate mit
19
Ibidem, p.43.
Ibidem, p.48.
21
Ibidem, p.54.
22
Ibidem, p.55.
20
- 10 -
1,7 gegenüber 5,3 für Wallonien und 7 für Brüssel die niedrigste.23
Und was schließlich den Prozentsatz an Kindern, die in einem Haushalt ohne bezahlte Arbeit
leben, betrifft, weist Belgien eine Rate von 13,2 gegenüber 17,6 für Wallonien und nur 7,9 für
Flandern auf. Ein Unterschied, der auch für den Prozentsatz an in einem Haushalt ohne
bezahlte Arbeit lebenden Erwachsenen gilt: 14,4 für Belgien gegenüber 18,2 für Wallonien
und nur 10,7 für Flandern.24
Die Provinz Lüttich und die in sozioökonomischer Hinsicht am meisten
benachteiligten Gemeinden Walloniens
Im Jahr 2004 hat das Wallonische Institut für Bewertung, Zukunftsforschung und Statistik
(IWEPS) einen Bericht über die in sozioökonomischer Hinsicht am meisten benachteiligten
Gemeinden Walloniens25 veröffentlicht. Diese Untersuchung erfolgte auf Basis von neun
Indikatorgruppen: „drei sozioökonomische Indikatorgruppen bezogen auf den Arbeitsmarkt,
die Arbeitslosigkeit und die Einkommen”; „vier soziale Indikatorgruppen bezogen auf die
Themen Gesundheit und Sterblichkeit, Haushalte, Wohnungssituation und Umfeld sowie
Bildungsniveau (…)”; und „zwei wirtschaftliche Indikatorgruppen bezogen auf das Niveau
der Wirtschaftstätigkeit und das Wachstum.”
Das Kapitel „Gesamtindikator und Beitrag jeder Indikatorgruppe” ist von großem Interesse
für vorliegenden Bericht, da hier sämtliche Indikatoren in einer Tabelle und die 52 am
meisten benachteiligten Gemeinden aufsteigend von der prekärsten Lage zur am wenigsten
benachteiligten Situation dargestellt werden. Zunächst lässt sich feststellen, dass von den 52
Gemeinden 14 der Provinz Lüttich angehören.26 So stehen Lüttich und Dison an siebter und
achter Stelle nach Colfontaine (Nr.1), Charleroi, Boussu, Hastière, Dour und Farciennes.
Ebenso findet man Seraing (Nr.13), Flémalle (Nr.19), Saint-Nicolas (Nr.20), Verviers
23
Ibidem, S.57 und 58.
Ibidem, S.66 und 68.
25
« Les communes les plus défavorisées sur le plan socio-économique en Wallonie », Bericht von Olivier
Colicis, Marc Debuisson, Laurence Dussart, Christine Mainguet, Laurence Vanden Dooren und Valérie Vander
Stricht, (September 2004), herausgegeben vom Institut wallon de l’évaluation, de la prospective et de la
statistique, 74S., verfügbar unter folgender Internetadresse: http://statistiques.wallonie.be
(../dyn/14/fichiers/Clascom384.pdf)
26
Die vollständige Liste der Gemeinden der Provinz Lüttich ist auf der offiziellen Seite der Provinz unter
folgender Internetadresse verfügbar: http://www.prov-liege.be (../index.php?page=communes)
24
- 11 -
(Nr.25), Beyne-Heusay (Nr.28), Huy (Nr.33), Herstal (Nr.34), Engis (Nr.35), Grâce-Hollogne
(Nr.39), Amay (Nr.43), Oupeye (Nr.48) und Saint-Georges-sur-Meuse (Nr.50).
Die neun Gemeinden der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind Kelmis, Lontzen, Raeren,
Eupen, Bütgenbach, Büllingen, Amel, Sankt Vith und Burg-Reuland. Es gilt anzumerken,
dass keine dieser Gemeinden auf dieser Liste auftaucht, auch wenn wir im Folgenden sehen,
dass sie sich, bezüglich einiger Indikatoren, dem Mittelwert der Provinz Lüttich annähern.
1. Bevölkerung
Mit etwa 1 Million Ausländern, die hier neben etwa 9 Millionen Menschen belgischer
Staatsbürgerschaft,
darunter
einige
Hundertausend
Ausländer,
die
die
belgische
Staatsbürgerschaft in den letzten Jahrzehnten erworben haben, leben, hat sich Belgien im
Laufe der Zeit zu einem multikulturellen Land entwickelt.
Den folgenden Tabellen können wir einige relative Angaben zur Verteilung der Ausländer auf
nationaler Ebene, zur Zahl der jährlichen Einbürgerungen und zu den Hauptnationalitäten, die
diese Bevölkerungsgruppe ausmachen, entnehmen. Diese Zahlen sind insofern wichtig, als sie
helfen, die zusammenhängenden Gegebenheiten der Provinz Lüttich gegenüber der
allgemeineren Lage in den Regionen und auf nationaler Ebene zu verstehen.
Entwicklung der belgischen und der ausländischen Bevölkerung
Gesamt
Staats-
Ausländer
angehörige
Ausländer
gesamt (%)
1983
9.858.017
8.966.773
891.244
9,04
1984
9.853.023
8.962.150
890.873
9,04
1985
9.857.721
8.960.091
897.630
9,11
1986
9.858.895
9.012.413
846.482
8,59
1987
9.864.751
9.011.504
853.247
8,65
1988
9.875.716
9.017.066
858.650
8,69
1989
9.927.612
9.058.855
868.757
8,75
1990
9.947.782
9.066.970
880.812
8,85
- 12 -
1991
9.986.975
9.082.447
904.528
9,06
1992
10.021.997
9.099.495
922.502
9,20
1993
10.068.319
9.159.054
909.265
9,03
1994
10.100.631
9.180.063
920.568
9,11
1995
10.130.574
9.208.236
922.338
9,10
1996
10.143.047
9.233.278
909.769
8,97
1997
10.170.226
9.258.305
911.921
8,97
1998
10.192.264
9.289.144
903.120
8,86
1999
10.213.752
9.321.772
891.980
8,73
2000
10.239.085
9.341.975
897.110
2001
10.263.414
9.402.129
861.685
2002
10.309.725
9.462.991
846.734
2003
10.355.844
9.505.767
850.077
2004
10.396.421
9.536.134
860.287
2005
10.445.853
9.574.991
870.862
2006
10.511.382
9.610.909
900.473
2007
10.584.534
9.679.204
905.330
Ecodata/INS/CEDEM: 1999
Nationalitäten
Die ausländische Bevölkerung in Belgien setzte sich in den letzten zehn Jahren aus einem
Dutzend Nationalitäten zusammen, die insgesamt mehr als 58 % der Ausländer in Belgien
ausmachen.
Die Italiener kommen mit 190.792 Personen an erster Stelle, gefolgt von den Franzosen mit
111.146 Personen, den Holländern mit 92.561 Personen, den Marokkanern mit 90.642
Personen, den Türken mit 45.866 Personen, den Deutschen mit 34.660 Personen, den
Engländern mit 26.363 Personen, den Portugiesen mit 25.753 Personen, den Griechen mit
17.578 Personen, den Zairern mit 12.974 und den Nordamerikanern (11.814).
Weitere 15% der ausländischen Bevölkerung stammen hauptsächlich aus etwa 20 Ländern,
darunter Finnland und Dänemark, Rumänien und Polen sowie Algerien und Tunesien.
- 13 -
Die 20 Hauptnationalitäten in Belgien
Land
Anzahl
EU vs. Nicht-EU
Italien
190.792
EU
Frankreich
111.146
EU
Holland
92.561
EU
Marokko
90.642
Non-EU
Türkei
45.866
Non-EU
Spanien
44.958
EU
Deutschland
34.660
EU
Verein. Königreich
26.363
EU
Portugal
25.753
EU
Griechenland
17.578
EU
Zaire
12.974
Non-EU
Vereinigte Staaten
11.814
Non-EU
Gesamt
846.734
(Dem. Rep. Kongo)
INS/CEDEM: 2002
Geographische Verteilung
Die Italiener befinden sich mit 138.416 Staatsangehörigen hauptsächlich in Wallonien, dem
gegenüber stehen 23.868 in Flandern und 28.508 in der Region Brüssel-Hauptstadt. Die
Gruppe der Marokkaner findet sich in erster Linie in der Region Brüssel-Hauptstadt, und zwar
mit 47.657 Staatsangehörigen gegenüber 29.332 in Flandern und 13.653 in Wallonien. Die
Franzosen leben mit 56.796 Staatsangehörigen hauptsächlich in Wallonien gegenüber 36.967
in der Region Brüssel-Hauptstadt und 17.383 in Flandern. Die Holländer sind mit 80.680
Staatsangehörigen vor allem in Flandern gegenüber 6.727 in Wallonien und 5.154 in der
Region Brüssel-Hauptstadt. Die Türken schließlich befinden sich vor allem in Flandern, mit
21.328 Staatsangehörigen gegenüber 13.577 in der Region Brüssel-Hauptstadt und 10.961 in
Wallonien.
- 14 -
1.1 Die belgische und die ausländische Bevölkerung in der Provinz Lüttich
Bei 1.024.130 Bewohnern insgesamt leben 917.862 Belgier und 106.268 Ausländer auf dem
Gebiet der Provinz Lüttich.
Genauer gesagt sind es im Arrondissement Huy 3.900 Ausländer und 97.324 Belgier, im
Arrondissement Lüttich 75.197 Ausländer und 510.529 Belgier, im Arrondissement Verviers
25.362 Ausländer und 242.438 Belgier und im Arrondissement Waremme 1.809 Ausländer
und 67.571 Belgier.27
Verteilung der Belgier und Ausländer in der Provinz Lüttich nach Nationalitäten
Gesamtbevölkerung
1.024.130
Ausländer insgesamt
106.268
Europäische Union
Belgien
917.862
Deutschland
13.336
Österreich
88
Dänemark
56
Spanien
7466
Finnland
40
Frankreich
7.723
Griechenland
1.597
Luxemburg
554
Irland
63
Italien
46.946
Niederlande
3.821
Portugal
1.234
Großbritannien
531
Schweden
72
27
Diese Zahlen stammen aus « Population et ménages. Population étrangère au 01 01 2002 », Brüssel: Institut
national de statistiques.
- 15 -
Übriges Europa
Bulgarien
107
Bosnien-Herzegowina
272
Zypern
4
Kroatien
191
Estland
1
Ungarn
89
Lettland
6
Litauen
9
Mazedonien
93
Norwegen
20
Polen
865
Rumänien
427
Russland
154
Slowakei
19
Slowenien
15
Schweiz
135
Tschechoslowakei
17
Tschechien
35
Türkei
4.068
Jugoslawien (Ex)
822
Andere Länder Europas
255
Asien
Bangladesch
65
China
348
Indien
203
Indonesien
37
Iran
49
Israel
25
Japan
50
Libanon
55
- 16 -
Pakistan
182
Philippinen
36
Syrien
56
Thailand
116
Vietnam
114
Andere Länder Asiens
232
Afrika
Südafrika
10
Algerien
579
Angola
348
Burundi
85
Kamerun
230
Kongo (Dem. Rep..)
1.838
Elfenbeinküste
122
Ägypten
25
Ghana
153
Marokko
6.478
Mauritius
111
Nigeria
30
Ruanda
96
Senegal
51
Tunesien
363
Andere Länder Afrikas
531
Amerika
Brasilien
119
Kanada
135
Chile
51
Kolumbien
27
Dominikanische Republik
15
Vereinigte Staaten von Amerika
271
Peru
33
- 17 -
Andere Länder Amerikas
153
Ozeanien
Australien
22
Andere Länder Ozeaniens
4
Staatenlos oder Unbekannt
Staatenlose
41
Unbekannte
34
1.2 Die Zusammensetzung der Haushalte: Ein Vergleich zwischen der
Provinz Lüttich und der Provinz Limburg
Die bei Ecodata28 verfügbaren statistischen Daten unterteilen die Haushalte in 9
unterschiedliche Kategorien: Allein lebende Männer, allein lebende Frauen und
Privathaushalte von 2, 3, 4, 5, 6, 7 oder 8 Personen. In dem Bewusstsein, dass Isolation ein
Faktor prekärer Situationen und Armut ist, kann anhand der diesbezüglichen Daten ein
Vergleich zwischen den Provinzen Lüttich und Limburg gezogen werden.
Profil der Haushalte der Provinz Lüttich
Prozentsatz29
Allein lebende
Allein lebende Gesamt
Männer
Frauen
2000
68.409
83.054
151.453
14,68
2001
70.377
84.611
154.988
15
2002
73.228
85.827
159.055
15,42
2003
75.432
86.927
162.359
15,74
2004
78.277
88.371
166.648
16,16
Lüttich
Quelle: Ecodata 2004 und Cedem 2006
28
29
Internetseite: http://ecodata.mineco.fgov.be (../Fr/begin_fr.htm)
Bezogen auf das Mittel der Gesamtbevölkerung zwischen 2000 und 2004.
- 18 -
Die oben und unten angeführten Zahlen machen bedeutende Unterschiede zwischen den
beiden Provinzen deutlich. In der Tat weist die Provinz Lüttich im Jahr 2000 bezogen auf die
Gesamtbevölkerung einen fast doppelt so hohen Prozentsatz allein lebender Personen auf wie
die Provinz Limburg. Diese Tendenz bestätigt sich von 2000 bis 2004 in jedem Jahr.
Außerdem steigt der Prozentsatz zwar in beiden Provinzen an, aber in Limburg nur von 7,86
im Jahr 2000 auf 9 im Jahr 2004, was einem Anstieg um 1,14 entspricht, wohingegen er in der
Provinz Lüttich von 14,68 im Jahr 2000 auf 16,16 im Jahr 2004 steigt, also um 1,48 wächst.
Profil der Haushalte der Provinz Limburg
Prozentsatz30
Allein lebende
Allein lebende Gesamt
Männer
Frauen
2000
29.328
34.153
63.481
7,86
2001
30.302
35.404
65.706
8,13
2002
31.369
36.446
67.815
8,4
2003
32.529
37.685
70.214
8,7
2004
33.661
38.720
72.381
9
Limburg
Quelle: Ecodata 2004 und Cedem 2006
2. Beschäftigung
2.1. Sozialhilfe und Integrationseinkommen: Ein Vergleich zwischen der
Provinz Lüttich und der Provinz Limburg
Jede Person, die sich in Belgien aufhält, hat Anspruch auf Sozialhilfe, und zwar ganz
unabhängig von ihrem Status: Belgier, sich rechtmäßig in Belgien aufhaltende europäische
oder nicht-europäische Ausländer sowie sich illegal hier aufhaltende Ausländer. Die
Sozialhilfe „hat den Zweck, jedem ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen”31, und in
30
Bezogen auf das Mittel der Gesamtbevölkerung zwischen 2000 und 2004.
Siehe « La politique d’intégration sociale en Belgique »: http://www.cpas.fgov.be
(../FR/themes/Stats/publicaties/politique.html)
31
- 19 -
dieser Hinsicht wurde gemäß dem Gesetz vom 08. Juli 1976 in jeder Gemeinde ein Sozialamt
(CPAS) errichtet. Die gewährte Hilfe wird auf lokaler Ebene mit den Verwaltungen, die
jährlich einen Teil der Mittel für den Betrieb ihrer CPAS bereitstellen, neben der Hilfe, die
von der flämischen und französischen Gemeinschaft sowie der Region Brüssel-Hauptstadt
kommt, festgelegt und organisiert.
Das CPAS bietet zwei Leistungen: „das Recht auf soziale Integration durch einen Arbeitsplatz
oder ein Integrationseinkommen, einhergehend oder auch nicht mit einem individuell
abgestimmten Projekt sozialer Integration”, sowie die Sozialhilfe in weiterem Sinne. Die erste
Leistung richtet sich an Personen, die zwar über ein Einkommen verfügen, das aber für ein
würdiges Leben und zur Befriedigung des Bedarfs nicht ausreicht. Dem CPAS stehen hierzu
drei Instrumente zur Verfügung: „Beschäftigung, ein Integrationseinkommen und ein
individuell abgestimmtes Projekt sozialer Integration oder eine Kombination dieser
Instrumente.” Die zweite, allgemeinere Leistung, umfasst verschiedene Formen der Hilfe:
finanzielle Hilfe; die Basisleistungen, die ergänzenden Leistungen und Regelung der
Zusatzversicherung; Medikamente und pharmazeutische Produkte, die nicht in einer
Krankenpflegeeinrichtung ausgegeben werden; die Rückführungskosten; die
Unterkunftskosten; Vermittlungs- und Aufenthaltskosten; garantierte Familienleistungen und
Geburtenzulage etc.32
Auf lokaler Ebene organisiert und auf nationaler Ebene strukturiert bieten die CPAS
statistische Daten, die zwei wichtige Vorteile haben. Auf der einen Seite zielen die
Maßnahmen dieser Ämter auf die bedeutendsten Kategorien der benachteiligten Bevölkerung
ab (ausgesteuerte Arbeitslose, Obdachlose, Erwerbstätige mit unzulänglichen Einkommen
etc.), und auf der anderen ermöglichen die verfügbaren Daten einen Vergleich zwischen den
Regionen und Provinzen.
Recht auf soziale Integration – Entwicklung der Anzahl der Bezieher des Integrationseinkommens
bezogen auf die entsprechende Gesamtbevölkerung
Flandern
32
2003
Gesamtbevölk. %
2005
Gesamtbevölk. %
23.179
5.995.553
19.886
6.058.368
0,39%
Idem.
- 20 -
0,33%
Limburg
1.531
802.528
0,19%
1.341
811.962
0,17%
Lüttich
13.193
1.025.842
1,29%
13.600
1.036.588
1,31%
Wallonien 33.784
3.368.250
1%
33.305
3.402.216
0,98%
Quelle: Portal soziale Integration33
Vorstehende Tabelle lässt deutliche Unterschiede zwischen Flandern und Wallonien
erkennen, und in noch erheblicherem Maße zwischen den Provinzen Lüttich und Limburg,
Mitgliedern der Euregio Maas-Rhein. Zunächst einmal ist in der Tat die Zahl der Bezieher des
Integrationseinkommens bezogen auf die Bevölkerungszahl in Flandern fast dreimal so
niedrig wie in Wallonien. Dann wiederum ist der Prozentsatz dieser Bezieher in Limburg nur
halb so hoch wie der von Flandern, und schließlich ist der Satz von Lüttich höher als der von
Wallonien, 0,98 gegenüber 1,31. Diese Zahlen machen einen Unterschied hinsichtlich Armut
und prekärer Situation deutlich, der von der Entwicklung dieser Daten bestätigt wird: Die
Prozentsätze sinken 2003 bis 2005 für Flandern und Limburg, stagnieren für Wallonien und
steigen für die Provinz Lüttich an. Eine Entwicklung, die sich auch in den nachfolgenden
Tabellen wiederfindet.
Recht auf soziale Integration – Entwicklung der Anzahl an Personen mit Anspruch auf soziale Integration
12/2002
12/2003
12/2004
01/2005
Flandern
25.178
26.135
24.996
22.529
Limburg
1.769
1.792
1.884
1.613
Lüttich
14.027
14.295
15.040
14.681
Wallonien 36.840
37.201
37.845
36.911
Quelle: Portal soziale Integration 34
33
Rufen Sie unter folgender Adresse alle statistischen Daten ab: http://www.cpas.fgov.be
(../FR/themes/Stats/publicaties/chiffres.html)
- 21 -
Recht auf soziale Integration – Entwicklung der Anzahl der Bezieher des Integrationseinkommens
12/2002
12/2003
12/2004
01/2005
Flandern
22.687
23.310
21.988
19.886
Limburg
1.513
1.520
1.567
1.341
Lüttich
13.113
13.224
13.879
13.600
Wallonien 33.615
33.483
33.932
33.305
Quelle: Portal soziale Integration 35
Recht auf soziale Integration – Entwicklung der Anzahl an Sozialhilfeempfängern
12/2002
12/2003
12/2004
01/2005
Flandern
24.609
23.546
20.799
19.155
Limburg
2.895
2.679
2.224
2.096
Lüttich
4.951
5.200
5.057
4.906
12.971
12.926
12.502
Wallonien 12.518
Quelle: Portal soziale Integration 36
Die verschiedenen oben stehenden Tabellen bekräftigen die bedeutenden Unterschiede
zwischen Flandern und Wallonien und insbesondere zwischen den Provinzen Limburg und
34
Idem.
Idem.
36
Idem.
35
- 22 -
Lüttich. Während die Zahlen in Wallonien und der Provinz Lüttich steigen, sich stabilisieren
und kaum sinken, gehen sie im Norden des Landes und speziell in der Provinz Limburg
zurück. Andere Zahlen, insbesondere, was die Bezieher finanzieller Hilfe angeht, gehen in die
gleiche Richtung.37
2.2 Zeitweilige und Langzeit-Arbeitslosigkeit: Die Provinz Lüttich im
Vergleich mit dem flämischen Limburg und der Deutschsprachigen
Gemeinschaft
Die bei Ecodata38 verfügbaren Daten unterteilen die Arbeitslosigkeit in mehrere Kategorien:
arbeitsuchende entschädigte Vollarbeitslose; Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit und
familienbedingte Beurlaubungen; Zeitkredit; Unterbrechungen der Berufstätigkeit (andere);
Frührentner; zeitweilig Arbeitslose und aufgrund ihres Alters nicht mehr meldepflichtige
Arbeitslose. Aus diesen Kategorien greifen wir hier im Folgenden die Zahlen von Januar 2004
und von Dezember 2005 der „ arbeitsuchenden entschädigten Vollarbeitslosen” und der
„zeitweilig Arbeitslosen” auf. Auf Grundlage der Zahl der Gesamtbevölkerung haben wir
außerdem die Prozentsätze der Provinzen Lüttich und Limburg sowie der Deutschsprachigen
Gemeinschaft berechnet.
Januar 2004
Bevölkerung Zeitweilig
Prozent-
Langzeit-
Prozent-
Arbeitslose satz
Arbeitslose
satz
Lüttich
1.029.605
16.615
1,61
64.162
6,23
Limburg
805.786
19.794
2,45
26.630
3,3
1.394
1,9
1.382
1,9
Deutschsprachige 71.899
39
Gemeinschaft
Quelle: Ecodata 2004 und Cedem 2006
37
Idem.
Internetseite: http://ecodata.mineco.fgov.be (../Fr/begin_fr.htm)
39
Die Daten entstammen, unter der Schirmherrschaft der Deutschsprachigen Gemeinschaft, folgenden
Gemeinden: Kelmis, Lontzen, Raeren, Eupen, Bütgenbach, Büllingen, Amel, Sankt Vith et Burg-Reuland.
38
- 23 -
Die Daten von Januar 2004 zeigen, dass die Langzeit-Arbeitslosigkeit in der Provinz Lüttich
ein mehr als dreimal so großes Problem ist wie die zeitweilige Arbeitslosigkeit (1,61 zu 6,23),
die Zahlen in der Provinz Limburg (2,45 und 3,3) sowie in der Deutschsprachigen
Gemeinschaft (1,9 in beiden Fällen) hingegen viel näher beieinander liegen. Bedenkt man,
dass Langzeitarbeitslosigkeit ein Indikator für prekäre Situationen und Armut ist, zeigen diese
Zahlen deutlich, dass die Provinz Lüttich besonders betroffen ist.
Dieses Phänomen scheint sich, betrachtet man nachfolgende Zahlen von Dezember 2005,
noch zu verschärfen. In der Tat zeigen die Zahlen, dass der Prozentsatz der zeitweiligen
Arbeitslosigkeit in allen drei Regionen drastisch sinkt, wohingegen bei der LangzeitArbeitslosigkeit nur eine minimale Entwicklung festzustellen ist. Die Provinz Lüttich ist also
weiter schwerwiegend von Langzeit-Arbeitslosigkeit und damit von einem bedeutenden
Armutsrisiko betroffen.
Dezember 2005
Bevölkerung Zeitweilig
Prozent-
Langzeit-
Prozent-
Arbeitslose satz
Arbeitslose
satz
Lüttich
1.034.024
3.930
0,3
67.498
6,5
Limburg
809.942
2.619
0,3
29.213
3,6
188
0,25
1.651
2,3
Deutschsprachige 72.512
Gemeinschaft
Quelle: Ecodata 2005 und Cedem 2006
2.3 Einkommen: Die Provinz Lüttich im Vergleich mit dem flämischen
Limburg und der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Die bei Ecodata verfügbaren Daten unterteilen die Einkommen in mehrere Kategorien: das
steuerpflichtige Gesamtnettoeinkommen in Tausend Euro der Bevölkerung, die Anzahl der
Erklärungen unter 2.500 Euro, die Anzahl der Erklärungen zwischen 2.500 Euro und 6.200
Euro, 6.200 Euro und 12.400 Euro, 12.400 Euro und 17.400 Euro, 17.400 und 24.800 Euro,
sowie die Anzahl der Erklärungen über 24.800 Euro. Aus diesen Kategorien sind unten die
Zahlen der Jahre 1997, 2000 und 2003 bezüglich des steuerpflichtigen Gesamtnetto- 24 -
einkommens in Tausend Euro der Bevölkerung auf Ebene der Provinzen Lüttich und Limburg
sowie der Deutschsprachigen Gemeinschaft angeführt.
Jeweilige Bevölkerung, Gesamteinkommen und Pro-Kopf-Einkommen 1997
Bevölkerung
Gesamteinkommen
Pro-Kopf-Einkommen
Lüttich
1.014.941
9.113.195
8.900 Euro
Limburg
779.969
7.099.844
9.100 Euro
597.929
8.600 Euro
Deutschsprachige 69.703
Gemeinschaft
Quelle: Ecodata 1997 und Cedem 2006
Die statistischen Daten in Bezug auf die Gesamt- und Pro-Kopf-Einkommen der Provinzen
Lüttich und Limburg sowie der Deutschsprachigen Gemeinschaft machen die Grenzen der
oben aufgestellten Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Armut deutlich. Tatsächlich wies
letztere im Gegensatz zu den beiden anderen Regionen eine relativ geringe LangzeitArbeitslosigkeit auf, aber die Zahlen zum Einkommen sprechen mit einem niedrigeren ProKopf-Einkommen als in den Provinzen Limburg und Lüttich eine andere Sprache. Dieser
Eindruck wird noch verstärkt, wenn man sieht, dass die oben und unten stehenden Zahlen
belegen, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft 1997 mit 8.600 Euro pro Kopf gegenüber
8.900 für Lüttich und 9.100 für Limburg an dritter Stelle steht. Im Jahr 2000 liegt sie mit
9.100 Euro gegenüber 9.900 für Lüttich und 10.100 Euro für Limburg ebenfalls an dritter
Position. Und 2003 sind es 10.400 Euro gegenüber 11.000 für die Provinz Lüttich und 11.900
Euro pro Kopf für Limburg.
Jeweilige Bevölkerung, Gesamteinkommen und Pro-Kopf-Einkommen 2000
Bevölkerung
Gesamteinkommen
Pro-Kopf-Einkommen
Lüttich
1.019.442
10.091.143
9.900 Euro
Limburg
791.178
8.010.971
10.100 Euro
646.781
9.100 Euro
Deutschsprachige 70.831
Gemeinschaft
Quelle: Ecodata 2000 und Cedem 2006
- 25 -
Jeweilige Bevölkerung, Gesamteinkommen und Pro-Kopf-Einkommen 2003
Bevölkerung
Gesamteinkommen
Pro-Kopf-Einkommen
Lüttich
1.025.842
11.374.514
11.000 Euro
Limburg
802.528
9.552.675
11.900 Euro
743.780
10.400 Euro
Deutschsprachige 71.571
Gemeinschaft
Quelle: Ecodata 2003 und Cedem 2006
3. Gesundheit
Die Gesundheit der Bevölkerung ist von besonderem Interesse, wenn es um soziale
Ausgrenzung geht, insofern, als sie ein auslösender bzw. erschwerender Faktor der
Mechanismen die zu prekären Situationen und Armut führen, sein kann. Ist eine Person über
einen mehr oder weniger langen Zeitraum krank, kann sich dies durchaus auch auf andere
Bereiche ihres Lebens und des ihrer Angehörigen auswirken, insbesondere, wenn sie das
Familienoberhaupt ist, auf das weitere Personen angewiesen sind. Schlechte Gesundheit kann
zum Verlust des Arbeitsplatzes und zu Arbeitslosigkeit führen, was wiederum eine prekäre
Situation nach sich ziehen und für alle Familienmitglieder eine Reihe von Problemen, die
ihrerseits gesundheitliche Folgen haben, bedeuten kann.
Zwar verfügt in Belgien die große Mehrheit der Bevölkerung über eine Krankenversicherung,
dennoch muss ein Teil der Bevölkerung aus finanziellen Gründen weiter auf bestimmte
Dienste und Medikamente verzichten. Es ist heute erwiesen, dass die Gesundheit in Armut
lebender Personen schlechter ist. Zahlen belegen, dass der Gesundheitszustand von Menschen
von geringerem Sozialstatus (in Bezug auf Bildung, Familiensituation und Zusammensetzung
des Haushalts, Einkommen, beruflichen Status) häufig schlechter ist, sie haben einen
geringeren Zugang zur Krankenpflege als die anderen oder sterben jünger als die Personen,
die auf der sozialen Leiter weiter oben stehen.
- 26 -
Der Bericht Des faits et des chiffres40 des Dienstes zur Bekämpfung von Armut, prekären
Lebensumständen und sozialer Ausgrenzung besagt: „Die Lebenserwartung der Belgier steigt
weiter an und die Kindersterblichkeit sinkt.” Aber die sozialen Ungleichheiten im Bereich der
Gesundheit sind weiterhin stark ausgeprägt und die „Indikatoren bestätigen (…) die Existenz
großer Ungleichheiten im Bereich des Gesundheitszustands, des Gesundheitsverhaltens und
des Zugangs zur Krankenpflege. Diese Unterschiede werden von praktisch allen Faktoren
bestätigt: Kindersterblichkeit, subjektive Entwicklung der Gesundheit, Grad der Schwierigkeit
der Ausübung der täglichen Aktivitäten infolge einer Krankheit, Depression, Übergewicht,
Nikotinsucht,
Teilnahme
an
Vorsorgeuntersuchungen
gegen
Gebärmutterhals-
und
Brustkrebs.”
Nach Angaben des Dienstes bestehen große Unterschiede zwischen den Regionen Wallonien,
Brüssel und Flandern, und die Indikatoren zeugen von einem besseren Gesundheitszustand
der Bevölkerung in Flandern als der in Brüssel und vor allem als der in Wallonien. Gestützt
auf vorherige, auf zwischen 1991 und 1997 gesammelten Daten basierenden Untersuchungen,
kann man sagen, dass in Belgien „Personen geringer Qualifikation (kein Abschluss oder nur
ein Grundschulabschluss) nicht nur weniger lang leben (Frauen: 2,8 Jahre; Männer: 5,2 Jahre)
sondern auch ein wesentlich kürzeres Leben in guter Gesundheit führen (Frauen: 14,5 Jahre;
Männer: 15,5 Jahre) als äußerst qualifizierte Personen (Hochschulabschluss)41. Und je höher
das Ausbildungsniveau „desto besser der Zugang zu Gesundheitsinformationen und desto
besser die Voraussetzungen, diese Kenntnisse in die Praxis umzusetzen. Andererseits, so der
Bericht weiter, trägt das Ausbildungsniveau dazu bei, die Position auf dem Arbeitsmarkt
sowie die berufliche Zufriedenheit und damit indirekt den Gesundheitszustand zu bestimmen.
Es besteht außerdem ein klarer Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Position und
Lebensstil.”
Im Gesundheitsbereich sind in der Region Lüttich zahlreiche Akteure vertreten und in der
Datenbank für soziale und psycho-medizinisch-soziale Informationen der Provinz Lüttich
gelistet.42 Hierzu gehören Hilfs- und Schutzverbände, Gesundheitszentren, Vorsorgezentren,
Zentren für ganzheitliche Gesundheit, maisons médicales (Medizinhäuser), lokale Zentren für
Gesundheitsförderung, Teams für Gesundheitsförderung an Schulen, Verbände und
40
http://www.luttepauvrete.be/chiffres_sante.htm
Die verschiedenen Auszüge stammen aus dem gleichen Bericht.
42
Siehe zu diesem Thema die Informationen unter folgender Adresse: http://www.prov-liege.be
(../telesoc/SMNC.HTM)
41
- 27 -
Koordinierungszentren,
Allgemeinkrankenhäuser,
Polikliniken
und
Pflegezentren,
Genesungsheime, Zusatzversicherungen, Dienste für Gesundheitsförderung, Dienste für
häusliche Palliativpflege, Einrichtungen für Palliativpflege sowie Krankentransportdienste.
4. Bildung
Die gegenwärtige Gesellschaft ist, was berufliche Qualifikation angeht, anspruchsvoller
geworden. Wer über keinen Abschluss oder nur geringe Qualifikationen verfügt, sieht sich
dem Risiko der Arbeitslosigkeit bzw. eines Arbeitsplatzes in prekären Berufsfeldern, wo die
Arbeit schwierig und die Vergütung gering ist, ausgesetzt. In dem Wissen, dass Bildung,
Ausbildung und ein guter Abschluss auf der sozialen Leiter eine immer entscheidendere Rolle
spielen, haben die Autoren des Berichts über den Nationalen Aktionsplan Eingliederung
2003-2005 und seiner Vorausschau für 2005-200643 festgestellt, dass sich das Armutsrisiko
umgekehrt proportional zum steigenden Ausbildungsniveau verhält. So erreichte im Jahr 2001
„das Armutsrisiko einen Prozentsatz von 23% für Personen mit höchstens einem Abschluss
der Sekundarstufe I, während er für Hochschulabsolventen bei nur 4% lag.”44 Diese
Feststellung gilt in besonders alarmierender Weise für nicht-europäische Ausländer.
4.1 Die Bildung in der Französischen Gemeinschaft Belgiens
Der Ursprung des Dekrets der Französischen Gemeinschaft zur „Sicherung gleicher Chancen
bei der gesellschaftlichen Emanzipation aller Schüler, insbesondere durch Umsetzung einer
positiven Diskriminierung”45 veranschaulicht die Bedeutung der Bildung im Kampf gegen
Ausgrenzung. Zu Beginn der 90-er Jahre hielten Gewalt und Schulabbrüche ihren Einzug in
einige Sekundarschulen der Französischen Gemeinschaft. Es handelt sich dabei um zwei
beunruhigende Phänomene, die an Berufsschulen, die von einer großen Zahl Jugendlicher mit
Immigrationshintergrund besucht werden, noch wesentlich stärker ausgeprägt sind.
43
Bericht verfügbar im Portal des Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter folgender
Adresse: http://www.mi-is.be (../Fr/Themes/AB/PANincl%202005-2006%20-%20FR.pdf)
44
Idem.
45
Das Dekret vom 30. Juni 1998 zur Sicherung gleicher Chancen bei der gesellschaftlichen Emanzipation aller
Schüler, insbesondere durch Umsetzung einer positiven Diskriminierung ist auf der Internetseite des Centre de
documentation administrative der Französischen Gemeinschaft Belgiens unter folgender Adresse verfügbar:
http://www.cdadoc.cfwb.be
(../RechDoc/docForm.asp?docid=2370&docname=19980630s22209)
- 28 -
Der öffentlichen Hand ist damals bewusst geworden, dass die Ursache hierfür in der praktisch
nicht vorhandenen Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren aus dem Bereich
der Schulbildung, d.h. Schüler, Lehrer, Schulleitung und Eltern, zu suchen war. Daraufhin
wurde beschlossen, in einigen Einrichtungen „pädagogische Maßnahmen zur Sicherung
gleicher Chancen bei der gesellschaftlichen Emanzipation aller Schüler” zu fördern und am
30. Juni 1998 ein Dekret erlassen, dass, insbesondere durch die Umsetzung einer positiven
Diskriminierung, allen Schülern die gleichen Chancen bei der gesellschaftlichen
Emanzipation sichern sollte.
Artikel 34 des Dekrets vom 30. Juni 1998 besagt, neben anderen Bestimmungen zur
Förderung sozialer Integration: „Es gibt einen schulischen Mediationsdienst, der die Aufgabe
hat, Gewalt und Schulabbrüchen in den Sekundarschulen vorzubeugen, insbesondere in
denen, die in Artikel 4 benannt sind. Die Mediation soll das Vertrauensklima, welches
zwischen dem Schüler, seinen Eltern bzw. seinem Sorgeberechtigten, wenn er minderjährig
ist, und der Schuleinrichtung herrschen sollte, fördern, bewahren bzw. wiederherstellen. Der
Mediationsdienst ist der Kommission für positive Diskriminierung unterstellt.”
Artikel 4 des Dekrets vom 30. Juni 1998 fordert seinerseits „dass solche Einrichtungen,
Schulen bzw. Standorte von positiver Diskriminierung profitieren sollen, die von einem von
der Regierung gemäß § 3, einerseits für die Grundschulbildung, andererseits für die
Sekundarstufe, bestimmten Anteil an Schülern besucht werden, die gemessen anhand
objektiver Kriterien in einem der folgenden Umfelder leben: a) mit niedrigeren Niveaus als
der nationale Durchschnitt in sozioökonomischer Hinsicht unter Berücksichtigung der
Wohnverhältnisse, der Mittel der Haushalte, ausgedrückt pro zum Haushalt gehörender
Person sowie der Abschlüsse; b) mit einem höheren Arbeitslosenanteil gemessen an der
Gesamtbevölkerung; c) mit einem höheren Anteil an Familien, die das Minimex
(Integrationseinkommen) oder Sozialhilfe beziehen. Die in Absatz 1 bezeichneten Niveaus
und Verhältnisse werden als sozioökonomische Niveaus bezeichnet.”
Es ist festzustellen, dass der Text nicht von immigrierten Jugendlichen oder Jugendlichen mit
Immigrationshintergrund spricht, sondern die Auswahl der Schulen für die positive
Diskriminierung im Wesentlichen auf der Basis der „nachteiligen” sozialen und kulturellen
Herkunft der Schüler erfolgt. Diese Wahl ist durch den Willen der Französischen
Gemeinschaft, eine allgemeine Politik sozialer Integration, die nicht nur auf einen Teil der
- 29 -
Bevölkerung, in diesem Fall Personen ausländischer Herkunft, abzielt, zu erklären. Damit hat
das Dekret der Französischen Gemeinschaft zur Sicherung gleicher Chancen bei der
gesellschaftlichen Emanzipation aller Schüler, insbesondere durch Umsetzung einer positiven
Diskriminierung eine ganz andere Ausrichtung als das regionale Dekret vom 04. Juli 1996 zur
Integration ausländischer Personen oder solcher mit ausländischer Herkunft, welches klar die
Personen benennt, auf die diese politischen Maßnahmen insbesondere abzielen.
4.2 Die Maßnahmen der Provinz und der Stadt Lüttich
Die Bekämpfung sozialer Ausgrenzung erfolgt über ein politisches Maßnahmenpaket, das eng
mit Bildung und Ausbildung zusammenhängt. Diese Maßnahmen werden auf lokaler Ebene
durch den Gemeindevorstand (Gemeindeebene) und auf Provinzebene durch den Ständigen
Ausschuss entwickelt. Je nach Verteilung der Befugnisse, können mehrere politische
Verantwortliche mit Aspekten der sozialen Integration betraut sein. Diese unterliegt also eher
einer
kollegialen
Verwaltung
als
den
Vorrechten
des
einen
oder
anderen
Gemeinderatmitglieds.
Konkret nehmen die Politikbeauftragten und die Verwaltungen auf dreierlei Weise an der
Entwicklung der lokalen Initiativen hinsichtlich Ausbildung, Unterrichtswesen und Bildung
im Allgemeinen teil.
Zunächst können sie gemeinsam auf direkte Weise ihre eigene Politik umsetzen, indem sie
einen Teil der ihnen verfügbaren Finanzen für spezifische politische Maßnahmen in den
Schulen oder auf Ebene der Sozialhilfe verwenden (CPAS - Sozialämter). Dann können sie
auch logistisch (Räumlichkeiten, Materialverleih, Bereitstellung öffentlicher Plätze, etc.) oder
finanziell (direkte Zuschüsse) lokale, von Verbänden deren Gesellschaftszweck auf
pädagogische und die Bildung betreffende Maßnahmen abzielt (Ausstellungen, Konferenzen,
Debatten, etc.) Projekte unterstützen.
Schließlich können sie auf lokaler Ebene auch als Mittlerstelle der öffentlichen Hand für auf
Gemeinschafts-, regionaler oder föderaler Ebene ins Leben gerufene Initiativen sein. Auch
können sie einen indirekten Beitrag zu diesen Initiativen leisten, indem sie die hierfür nötigen
Räumlichkeiten bzw. Arbeitskräfte zur Verfügung stellen.
- 30 -
Um sich eine bessere Vorstellung der verschiedenen Partnerschaften zwischen den
öffentlichen Instanzen unterschiedlicher Befugnisebenen und den lokalen Akteuren zu
machen, sollten die großen Kategorien der im Bereich der sozialen Integration tätigen
Verbände und Organismen angeführt werden. Im Bereich des Bildungswesens sind in der
Region Lüttich folgende Akteure aktiv46: Dienste für finanzielle Beihilfen und
Studiendarlehen, Tageseinrichtungen für Jugendliche, die die Schule abgebrochen haben,
Zentren für Bildung und alternierende Ausbildungsgänge, Zentren für allgemeine oder
spezielle
psychologische,
medizinische
und
soziale
Betreuung
und
Beratung,
Hausaufgabenbetreuungen und Schulen zur Vermeidung von Schulversagen, schulische
Weiterbildung (psychisch-medizinisch-sozialer Bereich), soziale und paramedizinische
Hochschulbildung,
Verbände
und
Koordinierungszentren,
Informations-
und
Forschungsdienste, Nachhilfeeinrichtungen und schulische Vermittlungsdienste sowie
Sozialdienste für Studenten.
5. Wohnungssituation
Entsprechend dem Beispiel der Gesundheit können auch die Qualität der Wohnung (Zustand
und Lage) sowie der Status des Bewohners (Eigentümer oder Mieter) eine Reihe von
Schwierigkeiten nach sich ziehen, die sich auf die Gesundheit, die Bildung, die
Arbeitsplatzsuche und ganz allgemein auf die Lebensqualität auswirken können. Eine
unsaubere Unterkunft kann zu spezifischen Gesundheitsproblemen führen, während sich
durch eine abgelegene, weit vom Stadtzentrum entfernte Wohnung auch einfach die Fahrt zur
Arbeit schwierig gestalten kann.
Das Armutsrisiko nach Status als Eigentümer bzw. Mieter macht bedeutende Unterschiede
deutlich und bestätigt, dass Eigentum das Armutsrisiko mindert. In der Tat ist es so, dass je
größer der Anteil des Einkommens ist, der auf die Miete entfällt, desto geringer der für andere
Ausgaben verfügbare Teil ausfällt. In Belgien liegt das Armutsrisiko für Eigentümer nur bei
10% gegenüber 28% für Mieter. Auf europäischer Ebene ist festzustellen, dass 10% für die
Eigentümer im Vergleich zu vielen anderen Ländern ein äußerst geringer Wert ist,
46
Diese Dienste sowie die Informationen zu den gelisteten Verbänden stammen aus der Datenbank für soziale
und psycho-medizinisch-soziale Informationen der Provinz Lüttich. Für Informationen zu diesem Thema siehe
unter folgender Adresse: http://www.prov-liege.be/telesoc/SMNC.HTM
- 31 -
wohingegen umgekehrt 28% im Vergleich zu den gleichen Ländern ziemlich hoch ist. Das
bedeutet, dass der Zusammenhang zwischen Armut und dem Status als Mieter in Belgien
deutlich ausgeprägter ist als in der übrigen Europäischen Union.47
Mehrere Arbeiten zur Wohnsituation, die Daten der Volkszählung, die Daten der
gemeinnützigen Wohnungsunternehmen sowie die verfügbaren Studien haben die
Schwierigkeiten eines Teils der Bevölkerung aufgezeigt, eine Wohnung, und insbesondere
eine qualitativ hochwertige Wohnung zu finden. Diese Schwierigkeiten sind auf
wirtschaftliche Gründe (Arbeitslosigkeit, mangelnde Qualifikation, etc.) zurückzuführen,
liegen aber auch in diskriminierenden Verhaltensweisen der Besitzer bei der Wahl ihrer
Mieter und dem Verhältnis von Wohnqualität und Preis begründet. Dies sorgt dafür, dass
ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen oder solche, die unter bestimmten Benachteiligungen
leiden, zum Teil unsaubere, in den am meisten benachteiligten, von der öffentlichen Hand oft
aufgegebenen Wohnbezirken liegende Wohnungen, beziehen.
Im Bereich des Wohnungswesens sind in der Region Lüttich folgende Akteure aktiv 48:
Agenturen für Sozialwohnungen, Aufnahmezentren für Erwachsene in Schwierigkeiten,
Verbände und Koordinierungszentren, Dienste zur Vermietung von Übergangs- und
Integrationswohnungen sowie öffentliche Wohnungsgesellschaften (Sozialwohnungen49, etc.).
6. Bibliographie
-
« Abolir la pauvreté. Une contribution au débat et à l’action politiques », Bericht
(Dezember 2005), herausgegeben vom: Centre pour l’égalité des chances et la lutte
contre le racisme – Service de lutte contre la pauvreté, la précarité et l’exclusion
sociale (Zentrum für Chancengleichheit und Bekämpfung des Rassismus – Dienst zur
Bekämpfung von Armut, prekären Lebensumständen und sozialer Ausgrenzung),
115S.
47
Siehe S.38 des Berichts « Plan d’Action nationale Inclusion sociale 2005/2006 – Indicateurs » im Portal des
Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter folgender Adresse: http://www.miis.be/Fr/Themes/AB/Indicateurs%20PANIncl%202005%20-%202006%2012_07.pdf
48
Diese Dienste sowie die Informationen zu den gelisteten Verbänden stammen aus der Datenbank für soziale
und psycho-medizinisch-soziale Informationen der Provinz Lüttich. Für Informationen zu diesem Thema siehe
unter folgender Adresse: http://www.prov-liege.be/telesoc/SMNC.HTM
49
Zu den Daten bezüglich der Wohnungshilfe siehe Abschnitt 2.1 „Sozialhilfe und Integrationseinkommen: Ein
Vergleich zwischen der Provinz Lüttich und der Provinz Limburg”.
- 32 -
-
Ecodata – Statistische Daten. Internetseite: http://ecodata.mineco.fgov.be
(../Fr/begin_fr.htm)
-
« Exclusion en science humaine – Exclusion en Province de Liège », Arbeitsbericht,
verfügbar auf der Internetseite des Euregionalen Netzwerks gegen soziale
Ausgrenzung (RECES) unter folgender Adresse: http://reces.bugiweb.com
(../usr/Ressources/Internes/JAMINworkingpaperRECES[2].pdf)
-
« La politique d’intégration sociale en Belgique ». Internetseite:
http://www.cpas.fgov.be (../FR/themes/Stats/publicaties/politique.html)
-
« Les communes les plus défavorisées sur le plan socio-économique en Wallonie »,
Bericht von Olivier Colicis, Marc Debuisson, Laurence Dussart, Christine Mainguet,
Laurence Vanden Dooren und Valérie Vander Stricht, (September 2004),
herausgegeben vom: Institut wallon de l’évaluation, de la prospective et de la
statistique, 74S.
-
« Plan d’Action nationale Inclusion sociale 2005/2006 – Indicateurs » verfügbar im
Portal des Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter
folgender Adresse: http://www.miis.be/Fr/Themes/AB/Indicateurs%20PANIncl%202005%20-%202006%2012_07.pdf
-
« Premier Rapport sur la Cohésion sociale en Région wallonne », 2001, herausgegeben von der
Direction interdépartementale de l’Intégration sociale, 385S.
- 33 -
BELGISCH LIMBURG IN ZAHLEN
1
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
1.8
1.9
Bevölkerung
Bevölkerungszahlen
Bevölkerungsdichte
Staatsangehörigkeit
Zivilstand
Lebenserwartung
Bevölkerungskurve 2004
Altersaufbau am 01.01.2005
Demographische Koeffizienten
Bevölkerungsentwicklung
4
4
4
5
6
7
7
10
12
13
2
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
Beschäftigung
Durchschnittliches Gesamtnettoeinkommen
Beschäftigungsquote
Arbeitsplatzquote
Arbeitslosenquote
Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende
Leistungsberechtigte / eingeschränkte Existenzmittel
Schulden
15
15
15
16
17
17
19
21
3
3.1
3.2
Gesundheit
Lebenserwartung
Gesundheitszustand
22
22
22
4
4.1
4.2
4.3
4.4
Schule und Ausbildung
GOK-Schüler
Gefährdete Schullaufbahnen
Unterrichtsformen
Bildungsniveau
24
25
25
25
26
5
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
5.6
Wohnungswesen
Wohnungsart
Art des Rechtsanspruchs auf die Wohnung
Fläche der bewohnten Wohnungen
Komfortniveau
Soziale Miet- / Etagenwohnungen
Nichtbenutzung und Verfall
27
27
27
27
28
28
31
BEVÖLKERUNG1
1
1.1
Bevölkerungszahlen
Am 1. Januar 2005 zählte Limburg 809.942 Einwohner, 404.376 Männer und
405.566 Frauen. Limburg steht an siebter Stelle der zehn belgischen Provinzen. Der
Anteil Limburgs an der belgischen Bevölkerung beträgt nicht ganz 8%. Flandern hat
6.043.161 Einwohner, die sich wie folgt auf die fünf flämischen Provinzen verteilen:
Antwerpen (1.676.858), Ostflandern (1.380.072), Westflandern (1.138.503),
Flämisch-Brabant (1.037.786) und Limburg (809.942). Der Anteil Limburgs an der
Bevölkerung in der Flämischen Region beträgt 13,4%. In Belgien ist die Bevölkerung
weiter gewachsen und erreicht nunmehr 10.445.852 Einwohner.
Anzahl der Einwohner nach Geschlecht und Provinz am
01.01.2005
Männer
Frauen
Gesamt
Antwerpen
Ostflandern
Westflandern
Flämisch-Brabant
Limburg
827.616
679.039
560.587
508.207
404.376
849.242
701.033
577.916
529.579
405.566
1.676.858
1.380.072
1.138.503
1.037.786
809.942
27,7
22,8
18,8
17,2
13,4
16,1
13,2
10,9
9,9
7,8
Flämische Region
2.979.825
3.063.336
6.043.161
100,0
57,9
Hennegau
Lüttich
Namur
Wallonisch-Brabant
Luxemburg
620.445
502.256
221.899
176.732
126.582
665.830
531.768
233.964
187.044
129.422
1.286.275
1.034.024
455.863
363.776
256.004
37,9
30,4
13,4
10,7
7,5
12,3
9,9
4,4
3,5
2,5
Wallonische Region
1.647.914
1.748.028
3.395.942
100,0
32,5
483.586
523.163
1.006.749
9,6
5.111.325
5.334.527
10.445.852
100,0
Region Brüssel-Hauptstadt
Belgien
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
1.2
Bevölkerungsdichte
Die Bevölkerungsdichte liegt mit 334 Einwohnern pro km² unter dem landesweiten
Durchschnitt (342) und dem Durchschnitt in der Flämischen Region (447). Das war
bereits bei der Volkszählung 1981 der Fall: Die Bevölkerungsdichte betrug damals für
Limburg 296 Einwohner pro km², 323 für Belgien und 416 Einwohner pro km² in der
Flämischen Region.
Anzahl der Einwohner am 01.01.2005, Fläche in km² und Bevölkerungsdichte pro
km²
Männer
LIMBURG
Flämische Region
Frauen
Gesamt
Fläche
in km²
Einwohner
pro km²
404.376
405.566
809.942
2.422
334
2.979.825
3.063.336
6.043.161
13.522
447
1
De Limburgse bevolking op 01.01.2005, Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe,
85p.
3
Belgien
5.111.325
5.334.527
10.445.852
30.528
342
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
1.3
Staatsangehörigkeit
Von insgesamt 809.942 Einwohnern in Limburg sind 65.527 Personen von nicht
belgischer Staatsangehörigkeit oder 8,1% der Limburger Gesamtbevölkerung. In der
Flämischen Region beträgt der Anteil der Nicht-Belgier (297.289) 4,9% der
Gesamtbevölkerung. Im Königreich gibt es insgesamt 870.862 Einwohner mit
ausländischer Staatsangehörigkeit, das sind 8,3% der Gesamtbevölkerung.2
Anzahl der Belgier und Nicht-Belgier pro Gemeinde am 01.01.2005. Prozentanteil der
Nicht-Belgier an der Gesamtbevölkerung.
BELGIER
Männer
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
NICHT-BELGIER
Frauen
Gesamt
Männer
Frauen
GESAMT%
BEVÖLKERUNG NICHTBELGIER
Gesamt
370.661
373.754
744.415
33.715
31.812
65.527
809.942
8,1
2.825.406
4.665.615
2.920.466
4.909.375
5.745.872
9.574.990
154.419
445.710
142.870
425.152
297.289
870.862
6.043.161
10.445.852
4,9
8,3
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
Anzahl der Nicht-Belgier am 01.01.2005 nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit
MÄNNER
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
Türken
Italiener Marokkaner Spanier
Andere
Griechen Zwischen- Staatsangehörige
Summe
Nieder- Sonstige
länder
2.496
6.718
1.069
942
623
11.848
18.057
3.810
9.396
19.835
13.211
97.517
13.832
42.617
5.205
21.646
2.043
8.661
43.687
190.276
50.142
57.166
60.590
198.268
Anzahl
Nicht-Belgier
33.715 100,0
154.419
445.710
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
Frauen
LIMBURG
Türken
4.574
LIMBURG
Flämische Region
Marokkaner
819
Griechen Zwischen- Andere Staatsangehörige
Summe
NiederSonstige
länder
62.277
207.649
Italiener
1.049
Spanier
16.172
Türken
5.625
Marokkaner
Flämische Region
9.708
9.722
12.795
4.798
1.621
38.644
41.949
Belgien
20.050
81.498
38.662
21.554
7.927 169.691
47.812
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
GESAMT
2.961
Italiener
Spanier
612
11.066
Griechen Zwischen- Andere Staatsangehörige
Summe
Sonstige
Niederländer
5.457
12.343
2.118
1.761
1.235
22.914
34.229
8.384
19.104
22.933
26.627
10.003
3.664
82.331
92.091
122.867
Anzahl
Nicht-Belgier
31.812 100,0
142.870
425.152
Anzahl
Nicht-Belgier
65.527 100,0
297.289
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie
01.01.2005
2
4
Belgien
39.885
179.015
81.279
43.200
16.588
359.967
104.978
405.917
870.862
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
Die Verteilung der Anzahl Nicht-Belgier nach den oben genannten
Staatsangehörigkeiten zeigt, dass in Limburg in den letzten Jahren die Niederländer
die größte Gruppe bilden (34.229 oder etwas mehr als die Hälfte) und ihre Zahl
weiter wächst. Die zweite Gruppe bilden seit 1998 die Italiener, gefolgt von den
Türken. Des Weiteren wohnen in Limburg 2.118 Marokkaner, 1.761 Spanier und
1.235 Griechen. Und schließlich gibt es noch 8.384 Personen mit verschiedenen
anderen Staatsangehörigkeiten.
1.4
Zivilstand
Die Verteilung der Bevölkerung nach Zivilstand spiegelt zum Teil die Altersstruktur
wieder (siehe unten). Anfang 2005 war einer von zwei Limburgern verheiratet, 40%
unverheiratet, beinahe 6% sind verwitwet und eine fast ebenso große Gruppe ist
geschieden. Verglichen mit Flandern und Belgien gibt es in Limburg verhältnismäßig
weniger geschiedene und verwitwete Personen: diese Gruppe macht beinahe 12%
der Limburger Bevölkerung aus, 13% der flämischen Bevölkerung und 14% der
belgischen Gesamtbevölkerung.
Zivilstände am 01.01.2005
MÄNNER
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
Ledig
Verheiratet (*)
Verwitwet
Geschieden
Gesamt
175.030 43,3
198.462 49,1
9.343 2,3
21.541 5,3
404.376
100,0
1.298.015 43,6
2.339.181 45,8
1.411.882 47,4
2.290.307 44,8
81.203 2,7
136.261 2,7
188.725 6,3
345.576 6,8
2.979.825
5.111.325
100,0
100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
(*) Zu der Gruppe der verheirateten Personen gehören ebenfalls gesetzlich von Tisch und Bett
getrennt lebende Personen.
Frauen
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
Ledig
Verheiratet (*)
145.710 35,9
198.741 49,0
1.119.708 36,6
2.046.393 38,4
1.413.626 46,1
2.294.968 43,0
Verwitwet
37.612
Geschieden
Gesamt
9,3
23.503 5,8
405.566
100,0
316.871 10,3
585.178 11,0
213.131 7,0
407.988 7,6
3.063.336
5.334.527
100,0
100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
(*) Zu der Gruppe der verheirateten Personen gehören ebenfalls gesetzlich von Tisch und Bett
getrennt lebende Personen.
GESAMT
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
Ledig
Verheiratet (*)
Verwitwet
Geschieden
Gesamt
320.740 39,6
397.203 49,0
46.955 5,8
45.044 5,6
809.942 100,0
2.417.723 40,0
4.385.574 42,0
2.825.508 46,8
4.585.275 43,9
398.074 6,6
721.439 6,9
401.856 6,6
753.564 7,2
6.043.161 100,0
10.445.852 100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
5
Die Verteilung der Zivilstände nach Geschlecht zeigt, dass es am 01.01.2005
verhältnismäßig mehr Witwen als Witwer gab: 2% der Limburger Männer sind
Witwer, 9% der Limburger Frauen sind Witwen. In absoluten Zahlen gibt es viermal
mehr Witwen (37.612) als Witwer (9.343).
1.5
Lebenserwartung
Das ist unter anderem auf die höhere Lebenserwartung der Frauen im Vergleich zu
den Männern zurückzuführen. So beträgt die erwartete Lebensdauer für einen
neugeborenen Limburger 79,39 Jahre, 76,53 Jahre, wenn es ein Junge ist, 82,26
Jahre bei einem Mädchen.
Lebenserwartung bei der Geburt in Jahren (Zeitraum 2001-2003)
Männer
Frauen
Gesamt
Limburg
76,53 Jahre
82,26 Jahre
79,39 Jahre
Flämische Region
76,65 Jahre
82,29 Jahre
79,49 Jahre
Belgien
75,62 Jahre
81,68 Jahre
78,69 Jahre
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion, Studiengruppe
1.6
Bevölkerungskurve 2004
Drei Faktoren bewirken Veränderungen in der Bevölkerungszahl: Geburten,
Sterbefälle und Migration. Der Bevölkerungszuwachs kann daher in einen natürlichen
und einen migrationsbedingten Zuwachs unterteilt werden.
Der natürliche Bevölkerungszuwachs ist die Differenz zwischen der Geburten - und
der Sterberate. Das Migrationssaldo ist die Differenz zwischen den Zu- und
Abwanderungszahlen. Der Gesamtzuwachs ist demnach die Summe des natürlichen
Wachstums und des Migrationssaldos3.
Zwischen dem 1. Januar 2004 und dem 1. Januar 2005 ist die Limburger
Bevölkerung um 4.062 Personen gewachsen. Pro 1.000 Einwohner ist das ein
Zuwachs von 5,04. In der Flämischen Region (4,3‰) und in Belgien (4,52‰) ist der
Bevölkerungszuwachs geringer.
Bewegung der Bevölkerung vom 01.01.2004 bis 01.01.2005
Bevölkerung
am
01.01.2004
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
Zuwachs
(*)
Zuwachs
pro 1.000
Einwohner
Statistische
Korrektur
Bevölkerung
am
01.01.2005
805.786
4.062
5,04
94
809.942
6.016.024
10.396.421
26.279
47.013
4,37
4,52
858
2.418
6.043.161
10.445.852
3
Hierzu möchten wir darauf hinweisen, dass seit 1988 bei der Berechnung des Wachstums neben
dem natürlichen Saldo und dem Migrationssaldo auch die nach einer Streichung aus den Registern
neu eingetragene Personen (in Limburg sind das 2004 mehr als 1.122 Personen) und die von Amts
wegen aus den Registern gestrichene Personen (1.500 Limburger in 2002) mit berücksichtigt werden.
Seit 1998 beobachtet das NSI auch die Anzahl der Personen, die aus dem Warteregister kommen und
als Einwohner von Limburg angemeldet werden (316 Personen in 2002).
6
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation,
Dienststelle Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
(*) Zuwachs: einschließlich der aus dem Warteregister kommenden Personen, der nach Streichung
aus den Registern erneut angemeldeten Personen und der von Amts wegen aus den Registern
gestrichenen Personen.
Bevölkerungsbewegung nach Geschlecht
BELGIER
EINTRAGUNGEN
GEBURTEN
Männer
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
STREICHUNGEN
ZUWANDERUNGEN
Frauen
Männer
STERBEFÄLLE
Frauen
Männer
ABWANDERUNGEN
Frauen
Männer
Frauen
SALDO DER
VERÄNDERUNG
DER STAATSANGEHÖRIGKEIT
Männer
Frauen
3.870
3.571
11.344
11.704
2.926
2.816
11.847
12.115
1.112
1.154
30.430
55.509
28.714
52.386
110.703
218.489
113.220
223.459
27.407
47.513
27.295
48.922
110.467
222.850
112.498
226.780
6.162
17.361
6.497
17.393
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
NICHT-BELGIER
EINTRAGUNGEN
GEBURTEN
Männer
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
STREICHUNGEN
ZUWANDERUNGEN
Frauen
Männer
STERBEFÄLLE
Frauen
Männer
ABWANDERUNGEN
Frauen
Männer
Frauen
275
258
3.760
3.687
273
179
2.407
1.631
3.920
1.599
3.803
22.067
62.129
22.671
62.580
947
3.264
550
2.247
14.968
46.859
2.160
SALDO DER
VERÄNDERUNG
DER STAATSANGEHÖRIGKEIT
Männer
-1.112
Frauen
-1.154
13.727
-6.162
-6.497
43.132 -17.361 -17.393
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
GESAMT
EINTRAGUNGEN
GEBURTEN
Männer
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
STREICHUNGEN
ZUWANDERUNGEN
Frauen
Männer
Frauen
STERBEFÄLLE
Männer
Frauen
ABWANDERUNGEN
Männer
Frauen
4.145
3.829
15.104
15.391
3.199
2.995
14.254
14.275
32.061
59.429
30.313
56.189
132.770
280.618
135.891
286.039
28.354
50.777
27.845
51.169
125.435
269.709
126.225
269.912
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
Aus den einzelnen Wachstumskomponenten lassen sich folgende Entwicklungen
erkennen:
(a) Natürliche Zahlen
Zwischen 1997 und 2003 gab es einen rückläufigen Trend bei den Geburten (in
absoluten und relativen Zahlen), im Jahresverlauf 2004 gab einen leichten Anstieg:
7.974 Kinder erblickten das Licht der Welt. Die Geburtenrate – die Anzahl der
Geburten auf 1.000 Einwohner – liegt noch immer unter 10 (9,90‰) und unter den
Geburtenraten für die Flämische Region (10,37‰) und Belgien (11,12‰).
Die Sterberate (Sterbefälle auf 1.000 Einwohner) ist in Limburg mit 7,69‰ noch
immer spürbar niedriger als anderswo: 9,34‰ in der Flämischen Region und 9,81‰
in Belgien. Diese Unterschiede sind auf die ‚jüngere‘ Altersstruktur der Limburger
Bevölkerung zurückzuführen.
7
Der natürliche Saldo (die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen) beträgt
2,21‰ (1.780 Personen in 2004). Durch die in Limburg niedrigere Sterberate ist der
natürliche Zuwachs dort noch immer höher als in Flandern (1,03‰) und in Belgien
(1,32‰).
Übersichtstabelle über die relativen Bevölkerungszahlen: Natürliche Zahlen (auf
1.000 Einwohner)
GEBURTENRATE
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
absolut
relativ
7.974
9,90
62.374
115.618
10,37
11,12
STERBERATE
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
absolut
relativ
NATÜRLICHER SALDO absolut
6.194
7,69
LIMBURG
56.199
101.946
9,34
9,81
Flämische Region
Belgien
relativ
1.780
2,21
6.175
13.672
1,03
1,32
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
(b) Migrationsziffern
2004 gab es in Limburg 30.495 Zuwanderungen. Unter Zuwanderung werden hier die
interne Zuwanderung (Umzug von einer anderen Provinz des belgischen
Hoheitsgebiets nach Limburg) und die externe Zuwanderung (Umzug über die
Landesgrenzen nach Limburg) verstanden. Die Abwanderung beläuft sich auf
28.529 Personen (35,41 auf 1.000 Einwohner). Mit Abwanderung ist hier die interne
Abwanderung (Umzug von Limburg in eine andere Provinz des belgischen
Hoheitsgebiets) und die externe Abwanderung (Umzug von Limburg über die
Landesgrenzen) gemeint4.
2004 kamen pro 1.000 Personen 37,85 Zuwanderer nach Limburg.
Der Migrationssaldo (die Differenz zwischen Zu- und Abwanderungen) befindet sich
für Limburg im positiven Bereich (1.966 in 2004). Relativ gesehen ist er aber in
Limburg niedriger (2,44‰) als in Flandern (2,83 pro 1.000 Einwohner) und Belgien
(2,60 auf 1.000 Einwohner).
Übersichtstabelle über die relativen Bevölkerungszahlen: Migrationszahlen (pro
1.000 Einwohner)
ZUWANDERUNGEN
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
absolut
relativ
ABWANDERUNGEN
30.495
37,85
LIMBURG
268.661
566.657
44,66
54,51
Flämische Region
Belgien
absolut
relativ
MIGRATIONSSALDO
28.529
35,41
LIMBURG
251.660
539.621
41,83
51,90
Flämische Region
Belgien
absolut
relativ
1.966
2,44
17.001
27.036
2,83
2,60
4
Seit 2003 hat der FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation die
Methode für die Berechnung der Auswanderungszahl geändert: die Bilanz der von Amts wegen
gestrichenen Personen abzüglich der wieder eingetragenen Personen wird mit zu der externen
Abwanderung gezählt.
Diese Zahlen deuten an, was sich in den meisten Fällen feststellen lässt, nämlich dass es sich bei
Personen, die gestrichen und nicht wieder eingetragen wurden, meistens um Ausländer handelt, die in
ihr Herkunftsland zurückgekehrt sind, ohne die Gemeindeverwaltung zu benachrichtigen. Wir ziehen
diese plausible Arbeitshypothese einer Methode vor, die darin bestanden hätte, die gestrichenen
Personen mit zu der Abwanderung ins Ausland zu zählen und die Wiedereintragungen zur
Zuwanderung aus dem Ausland zu zählen. Bei der zuletzt genannten Darstellungsart würde die
Anzahl der Zuwanderungen unverantwortlich anschwellen, obwohl es hier gar nicht um Personen
handelt, die tatsächlich neu ins Land kommen.
8
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
1.7
Altersaufbau am 01.01.2005
Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die Altersstruktur der Belgier, Nicht-Belgier
und der Gesamtbevölkerung. Neben einer Einteilung in Fünfjahresklassen werden
einige spezielle Alterskategorien angegeben, wie die Aufteilung in noch nicht
wirtschaftlich Aktive (0-19 Jahre), junge Aktive (20-39 Jahre), ältere Aktive (40-59
Jahre) und die nicht mehr wirtschaftlich Aktiven (60 Jahre und älter) aufgeteilt, sowie
eine Aufschlüsselung der alternden Bevölkerung.
Am 1. Januar 2005 waren etwas mehr als 22% der Limburger Bevölkerung jünger als
20 Jahre, 27% waren zwischen 20 und 40 Jahre alt, 30% zwischen 40 und 60 Jahre,
während die über Sechzigjährigen 20% der Limburger Gesamtbevölkerung
ausmachen.
Seit 2001 ist der Anteil der jungen Leute an der Gesamtbevölkerung in Limburg nicht
mehr höher als in Belgien: 23,1% der Bevölkerung in Belgien ist jünger als 20, in
Limburg haben wir noch 22,3% junge Leute.
Auch der Anteil der jungen Aktiven (20-40 Jahre) an der Limburger
Gesamtbevölkerung nähert sich weiter dem flämischen und belgischen Durchschnitt.
Der Anteil der Altersklasse der Älteren (60 Jahre und älter) ist aber (noch immer)
höher als in der Flämischen Region und im Königreich insgesamt (+ 2 bzw. +1,5 ppt.)
Zusammenfassung nach Altersklassen am 01.01.2005
BELGIER
0-19 Jahre
20-39 Jahre
40-59 Jahre
60 Jahre und älter
GESAMT
LIMBURG
170.329 22,9
199.140 26,8
221.727 29,8
153.219 20,6
744.415 100,0
Flämische Region
1.285.639 22,4
1.474.257 25,7
1.651.316 28,7
1.334.660 23,2
5.745.872 100,0
Belgien
2.270.808 23,7
2.465.774 25,8
2.686.251 28,1
2.152.157 22,5
9.574.990 100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
NICHT-BELGIER
0-19 Jahre
LIMBURG
10.311
Flämische Region
Belgien
15,7
20-39 Jahre
21.126
32,2
40-59 Jahre
21.656
33,0
60 Jahre und älter
GESAMT
12.434
19,0
65.527
100,0
57.079
19,2
111.615
37,5
85.726
28,8
42.869
14,4
297.289
100,0
143.233
16,4
324.969
37,3
261.181
30,0
141.479
16,2
870.862
100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
9
GESAMTBEVÖLKERUNG
0-19 Jahre
20-39 Jahre
40-59 Jahre
60 Jahre und älter
GESAMT
LIMBURG
180.640 22,3
220.266 27,2
243.383 30,0
165.653 20,5
Flämische Region
1.342.718 22,2
1.585.872 26,2
1.737.042 28,7
1.377.529 22,8
6.043.161 100,0
Belgien
2.414.041 23,1
2.790.743 26,7
2.947.432 28,2
2.293.636 22,0
10.445.852 100,0
809.942 100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
BELGIER
55 Jahre und älter
LIMBURG
65 Jahre und älter 80 Jahre und älter
GESAMT
199.578 26,8
117.029 15,7
23.664
3,2
744.415 100,0
Flämische Region
1.700.934 29,6
1.044.640 18,2
249.705
4,3
5.745.872 100,0
Belgien
2.756.525 28,8
1.697.450 17,7
428.522
4,5
9.574.990 100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
NICHT-BELGIER
55 Jahre und älter
65 Jahre und älter 80 Jahre und älter
GESAMT
LIMBURG
17.151
26,2
8.721
13,3
1.306
2,0
65.527
Flämische Region
60.253
20,3
29.240
9,8
4.995
1,7
297.289
100,0
193.597
22,2
102.050
11,7
19.130
2,2
870.862
100,0
Belgien
100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
GESAMTBEVÖLKERUNG
55 Jahre und älter
LIMBURG
65 Jahre und älter 80 Jahre und älter
GESAMT
216.729 26,8
125.750 15,5
24.970
3,1
809.942 100,0
Flämische Region
1.761.187 29,1
1.073.880 17,8
254.700
4,2
6.043.161 100,0
Belgien
2.950.122 28,2
1.799.500 17,2
447.652
4,3
10.445.852 100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
Altersaufbau Limburg 01.01.2005
BELGIER
Männer
0-4 Jahre
5-9 Jahre
10-14 Jahre
15-19 Jahre
20-24 Jahre
25-29 Jahre
30-34 Jahre
35-39 Jahre
40-44 Jahre
19.352
4,1
20.758
4,1
23.907
3,8
23.663
4,2
25.207
6,3
24.142
7,9
24.077
9,7
28.193
10,3
31.553
9,0
Frauen
18.023
4,1
19.860
4,0
22.555
3,8
22.211
3,9
24.000
5,4
22.886
7,3
23.525
9,3
27.110
10,2
30.920
9,7
NICHT-BELGIER
Gesamt
37.375
5,0
40.618
5,5
46.462
6,2
45.874
6,2
49.207
6,6
47.028
6,3
47.602
6,4
55.303
7,4
62.473
8,4
Männer
1.365
4,0
1.301
3,9
1.283
3,8
1.220
3,6
1.551
4,6
2.284
6,8
3.013
8,9
3.421
10,1
3.507
10,4
Frauen
1.292
4,1
1.313
4,1
1.202
3,8
1.335
4,2
1.991
6,3
2.502
7,9
3.092
9,7
3.272
10,3
2.854
9,0
GESAMTBEVÖLKERUNG
Gesamt
2.657
4,1
2.614
4,0
2.485
3,8
2.555
3,9
3.542
5,4
4.786
7,3
6.105
9,3
6.693
10,2
6.361
9,7
Männer
20.717
5,1
22.059
5,5
25.190
6,2
24.883
6,2
26.758
6,6
26.426
6,5
27.090
6,7
31.614
7,8
35.060
8,7
Frauen
19.315
4,8
21.173
5,2
23.757
5,9
23.546
5,8
25.991
6,4
25.388
6,3
26.617
6,6
30.382
7,5
33.774
8,3
Gesamt
40.032
4,9
43.232
5,3
48.947
6,0
48.429
6,0
52.749
6,5
51.814
6,4
53.707
6,6
61.996
7,7
68.834
8,5
10
45-49 Jahre
50-54 Jahre
55-59 Jahre
60-64 Jahre
65-69 Jahre
70-74 Jahre
75-79 Jahre
80-84 Jahre
85-89 Jahre
90-94 Jahre
95 Jahre und älter
GESAMT
30.120
7,9
26.972
7,0
23.518
6,6
17.970
5,6
17.940
4,6
15.003
3,9
10.333
2,7
5.772
1,6
1.579
0,5
535
0,2
67
0,0
29.459
8,6
26.344
7,5
22.841
7,2
18.220
5,7
18.893
4,8
17.340
3,9
13.856
2,6
9.638
1,4
3.715
0,4
1.948
0,1
410
0,0
59.579
8,0
53.316
7,2
46.359
6,2
36.190
4,9
36.833
4,9
32.343
4,3
24.189
3,2
15.410
2,1
5.294
0,7
2.483
0,3
477
0,1
3.116
9,2
2.700
8,0
2.602
7,7
1.923
5,7
1.685
5,0
1.349
4,0
834
2,5
425
1,3
102
0,3
31
0,1
3
0,0
2.525
7,9
2.237
7,0
2.115
6,6
1.790
5,6
1.452
4,6
1.232
3,9
863
2,7
494
1,6
173
0,5
63
0,2
15
0,0
5.641
8,6
4.937
7,5
4.717
7,2
3.713
5,7
3.137
4,8
2.581
3,9
1.697
2,6
919
1,4
275
0,4
94
0,1
18
0,0
33.236
8,2
29.672
7,3
26.120
6,5
19.893
4,9
19.625
4,9
16.352
4,0
11.167
2,8
6.197
1,5
1.681
0,4
566
0,1
70
0,0
31.984
7,9
28.581
7,0
24.956
6,2
20.010
4,9
20.345
5,0
18.572
4,6
14.719
3,6
10.132
2,5
3.888
1,0
2.011
0,5
425
0,1
65.220
8,1
58.253
7,2
51.076
6,3
39.903
4,9
39.970
4,9
34.924
4,3
25.886
3,2
16.329
2,0
5.569
0,7
2.577
0,3
495
0,1
370.661
100,0
373.754
100,0
744.415
100,0
33.715
100,0
31.812
100,0
65.527
100,0
404.376
100,0
405.566
100,0
809.942
100,0
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie
1.8
Demographische Koeffizienten
Wir geben einen Überblick über einige demographische Koeffizienten: die
Reproduktionsziffer, den Überalterungs- und Abhängigkeits-Koeffizienten, den
Übergangskoeffizienten und die Intensität des Verhältnisses der internen
Vergreisung.
Die Reproduktionsziffer gibt das Verhältnis zwischen der Gruppe der jungen Aktiven
(20-39 Jahre) und den älteren Aktiven (40-59 Jahre) an und gibt Hinweise dazu, in
welchem Ausmaß die Reproduktion der aktiven Bevölkerung stattfindet.
Der Abhängigkeitskoeffizient oder Abhängigkeitsgrad misst das Verhältnis zwischen
der Zahl der Jungen (-20 Jahre) und Älteren (60 und älter) einerseits und die Zahl der
Personen im erwerbsfähigen Alter (20-59 Jahre) andererseits. Anders ausgedrückt
handelt es sich um das Verhältnis zwischen dem wirtschaftlich unproduktiven Teil der
Bevölkerung und dem Teil, der wirtschaftlich produktiv ist, womit man einige
Hinweise erhält, was die gesellschaftliche Tragfläche der zuletzt genannten Gruppe
gegenüber den zwei anderen betrifft.
Der Übergangskoeffizient ist das Verhältnis zwischen der Bevölkerungsgruppe der
10-24 Jährigen und der Bevölkerungsgruppe der 50-64 Jährigen und spiegelt daher
wieder, inwieweit die Personen, die in absehbarer Zeit aus dem Arbeitsleben
ausscheiden, durch junge Menschen, die sich in Kürze in den Arbeitsmarkt eintreten
werden, ersetzt werden. Ein Koeffizient des beruflichen Übergangs unter 100 weist
darauf hin, dass die erwerbstätige Bevölkerung in einer Region schrumpfen wird,
jedenfalls bei einem gleich bleibenden Grad der Beteiligung am Berufsleben.
Der Überalterungskoeffizient gibt das proportionale Verhältnis zwischen der Anzahl
der Älteren (60 Jahre und älter) zur Anzahl der Jungen (-20 Jahre) wieder.
Die interne Vergreisung ist der Anteil der mindestens Achtzigjährigen an den
mindestens Sechzigjährigen. Eine hohe interne Vergreisung zeigt, dass die ältere
Bevölkerung aus recht vielen Hochbetagten besteht. Wohlgemerkt ist das
unabhängig vom Umfang der Bevölkerung der über Sechzigjährigen, aber nicht ohne
Bedeutung für die Abstimmung des Pflegeangebots.
11
Reproduktionsziffer
Abhängigkeitskoeffizient
Beruflicher
Übergangskoeffizient
LIMBURG
91
LIMBURG
75
LIMBURG
Flämische Region
91
Flämische Region
82
Flämische Region
Belgien
95
Belgien
82
Belgien
Überalterungskoeffizient
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
92
103
95
101
98
102
Interne
Vergreisung
LIMBURG
15
Flämische Region
18
Belgien
20
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
1.9
Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung unserer Bevölkerung in den letzten zwei Jahrzehnten zeichnet sich
durch ein starkes aber vor allem abnehmendes Wachstum aus.
Zwischen 1960 und 2005 vermehrte sich die Limburger Bevölkerung um 560.853
Einwohner auf 809.942. Das ist ein Zuwachs von 249.089 Personen oder 44%. In der
Flämischen Region stieg die Bevölkerung ‚nur‘ um 20%. Für das Königreich beträgt
die Zunahme 13%. Beinahe ein Viertel (24%) der gesamten Bevölkerungszunahme
in der Flämischen Region und beinahe ein Fünftel (18,9%) der
Bevölkerungszunahme Belgiens erfolgte in der Provinz Limburg.
Die wichtigsten Gründe für das abnehmende Bevölkerungswachstum ist der
rückläufige natürliche Saldo (die Differenz zischen der Geburten- und Sterberate).
1960 betrug der natürliche Zuwachs von Limburg noch 16,28‰. 1970 war dieser auf
9,48‰ zurückgegangen. 1980 betrug der natürliche Zuwachs noch 7,65‰ und nach
den jüngsten Zahlen von 2004 nur noch 2,21%.
Relative Bevölkerungszahlen: die Entwicklung in Limburg von 1960 bis 2004
12
25
Zuwachs
20
15
Natürlicher Saldo
10
5
0
Migrationssaldo
-5
60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Graphik: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
Da die Sterberate nahezu konstant bleibt (7,99‰ in 1960, 7,69‰ in 2002) ist der
Rückgang des natürlichen Zuwachses beinahe ausschließlich durch den Rückgang
der Geburtenrate bedingt. Diese betrug 1960 in Limburg noch 24,27‰ (13.807
Geburten). 2004 war es nur noch die Hälfte (9,90‰ bzw. 7.974 Geburten) und
erreichten wir einen historischen Tiefpunkt. Die Limburger Geburtenrate liegt unter
der Zahl für die Flämische Region und das Königreich.
Der im Vergleich zur Flämischen Gemeinschaft und Belgien höhere natürliche
Zuwachs in Limburg ist mit anderen Worten eine Folge der niedrigeren Sterberate
(7,69‰ in Limburg, 9,34‰ in Flandern und 9,81‰ in Belgien) und nicht mehr wie in
der Vergangenheit auch auf eine höhere Geburtenrate zurückzuführen.
Neben dem natürlichen Saldo ist der Migrationssaldo der zweite entscheidende
Faktor für das Bevölkerungswachstum. Hier lassen sich sowohl Zeiträume mit
negativen als auch mit positiven Saldi feststellen. Zu Beginn der sechziger Jahre
wurden infolge der zahlreichen Zuwanderungen aus dem Ausland hohe positive
Migrationssaldi aufgezeichnet. Ende der sechziger Jahre war der Migrationssaldo
dann wieder negativ. Die Migrationssaldi der siebziger Jahre sind positiv, werden
aber immer kleiner. In den achtziger Jahren gibt es dann wieder eine Wendung.
Nach diesem Saldo verliert Limburg auswanderungsbedingt beinahe 11.000
Einwohner. Ab 1989 verzeichnet Limburg wieder positive Migrationssoldi.
Entwicklung der Gesamtbevölkerung seit 1970, 1981, 1991 und 2001
(Volkszählungen)
Bevölkerung Bevölkerung Bevölkerung Bevölkerung
am
am
am
am
31.12.1970 01.03.1981 01.03.1991 01.10.2001
BEVÖLKERUNG AM 01.01.2005
absolute
Zahlen
Index
Index
Index
Index
1970=100 1981=100 1991=100 2001=100
13
LIMBURG
Flämische Region
Belgien
652.547
716.888
750.435
5.416.583
9.650.944
5.630.129
9.848.647
5.768.925
9.978.681
798.036
809.942
124,1
113,0
107,9
101,5
5.968.074 6.043.161
10.296.350 10.445.852
111,6
108,2
107,3
106,1
104,8
104,7
101,3
101,5
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle
Demographie
Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe
14
2
Beschäftigung
2.1
Durchschnittliches Gesamtnettoeinkommen
Der Limburger verfügt über ein durchschnittliches Gesamtnettoeinkommen von 12
407 Euro. Das sind 2% weniger als der Durchschnittsbelgier und 8% weniger als der
Durchschnittsflame. Die Limburger sind noch immer die ärmsten aller Flamen. Sie
verdienen durchschnittlich sogar 20% weniger als die Einwohner von FlämischBrabant, die am besten verdienen. In den letzten 10 Jahren konnte Limburg seinen
Rückstand etwas verkleinern. Verdiente der Durchschnittslimburger 1994 noch 5,5%
weniger, waren es 2003 nur noch 1,96%. Der Einkommensrückstand im Vergleich
zum Durchschnittsflamen hat sich in derselben Zeit von 10% auf 8% verringert.
(Steuerliche Einkommen sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten).
Durchschnittliches
Wohlstandsindex
Gesamtnettoeinkommen
pro Einwohner 2003
Belgien
12 655
100,00
Flämische Region
13 485
106,56
Wallonische Region
11 713
92,55
Hauptstadtregion Brüssel
10 846
85,70
Flämisch-Brabant
15 125
119,51
Antwerpen
13 582
107,32
Ostflandern
13 566
107,20
Westflandern
12 521
98,94
Limburg
12 407
98,04
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation
Gesamtnettoeinkommen
insgesamt
Gesamtsteuer
Durchschnittliches Durchschnittliches Medianes
Einkommen pro
Einkommen pro
Einkommen
Einwohner
Steuererklärung
Steuererkläru
Belgien
131.313.686.046 30.407.673.805
12.655
24.455
Flämische 80.988.238.305 19.184.458.992
13.485
25.163
Region
Limburg
9.977.005.796 2.120.866.152
12.407
23.525
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation
2.2
Beschäftigungsquote
In Limburg ist die Beschäftigungsquote5 um 4,3% niedriger als in Flandern. Auch
wenn man die Beschäftigungsquote nach Alter oder Geschlecht aufschlüsselt, bleibt
diese Tendenz bestehen: Limburg schneidet immer schlechter ab als Flandern. Nur
die 18-24-Jährigen bilden hier eine Ausnahme. Auffällig ist die niedrige
Beschäftigungsquote der Frauen (51,9% in Limburg und 57,8% in Flandern) und der
50-64-Jährigen (38,1% in Limburg, 43,8% in Flandern).
5
Beschäftigungsquote: der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im aktiven Alter (18-64 Jahr)
15
18.7
19.3
18.9
Beschäftigungsquote nach Geschlecht und Alter
2002
Quelle: STEUNPUNT WAV
nach Geschlecht
Männer
nach Alter
Frauen
18-24 j.
25-49 j.
50-64 j.
Insgesamt
Limburg
72,3
51,9
49,3
76,8
38,1
62,3
Flämische Region
75,1
57,8
49,0
81,8
43,8
66,6
Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 03
Die Geschlechterkluft bei der Beschäftigungsquote beträgt 0,74: auf 100
erwerbstätige Limburger Männer kommen 74 erwerbstätige Frauen6. Das bedeutet,
dass der Arbeitsmarkt für Frauen deutlich weniger zugänglich ist als für Frauen.
Wenn man dazu die Entwicklung in Flandern zwischen 1998 und 2002 vergleicht,
wird deutlich, dass sowohl die Anzahl der werktätigen Männer als auch die der
werktätigen Frauen in Limburg mehr gestiegen ist als in Flandern.
Entwicklung der Werktätigen
1998-2002
Quelle STEUNPUNT WAV
1998
Männer
Limburg
Flämische Region
186 712
1 407 399
Differenz 2002/1998
Frauen Insgesamt
119 612
Männer
Index 1998 = 100
Frauen nsgesamt Männer
Frauennsgesamt
306 324
4 388
12 858
17 246
102
111
106
990 027 2 397 427
16 341
78 747
95 088
101
108
104
Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 02
2.3
Arbeitsplatzquote
Die Arbeitsplatzquote7 liegt in Limburg (57,8%) niedriger als in Flandern (61,7%).
Darüber hinaus ist der Anstieg zwischen 1998 und 2002 in Limburg um einiges
geringer (nur 0,8% verglichen mit 2,4% in Flandern).
Entwicklung der Arbeitsplatzquote
1998-2002
Quelle: STEUNPUNT WAV
1998
2002
Differenz 02/98
Limburg
57,8
58,6
0,8
Flämische Region
61,7
64,0
2,4
Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 06
6
Welzijnsmonitor 12.04 / Quelle: Steunpunt WAV 30.06.2003
Das Verhältnis der Anzahl verfügbarer Arbeitsplätze in einem bestimmten Gebiet zur Anzahl der Einwohner im
erwerbsfähigen Alter dieses Gebiets
7
16
2.4
Arbeitslosenquote
Arbeitslosenquote nach Geschlecht und Alter
2002
Quelle: STEUNPUNT WAV
nach Geschlecht
nach Alter
18-24 j.
25-49 j.
50-64 j.
Insgesamt
Männer
Frauen
Limburg
5,7
11,3
17,7
7,5
2,8
8,1
Flämische Region
5,6
8,5
16,1
6,4
3,0
6,9
Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 07
Entwicklung der Arbeitslosenquote nach Alter und Geschlecht
1998-2002
Quelle: STEUNPUNT WAV
1998
ingesam
Frauen 18-24 j. 25-49 j. 50-64 j.
t
16,1
19,5
9,8
3,1
10,2
Geschlecht 1998
Männer
Limburg
5,9
Flämische Region
5,7
Differenz 2002/1998 in ppt
Alter 1998
11,4
17,4
7,7
3,6
8,1
M
F 18-24 25-49 50-64Gesamt
-0,2
-4,8
-1,8
-2,3
-0,3
-2,1
-0,1
-2,8
-1,3
-1,3
-0,7
-1,2
Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 07
Die Arbeitslosenquote8 liegt in Limburg insgesamt höher als in Flandern, außer bei
den 50-64-Jährigen. Vor allem bei den Frauen ist der Unterschied groß (11,3% in
Limburg verglichen mit 8,5% in Flandern). Von 1998 bis 2001 sank die
Arbeitslosenquote. Zwischen 2001 und 2002 ist erneut eine Zunahme festzustellen.
2003 lag die Arbeitslosenquote in Limburg bei 9% im Vergleich zu 7,5% in Flandern.
Es ist auch eine deutliche Geschlechterkluft bei der Arbeitslosenquote festzustellen:
auf 100 nicht erwerbstätige Arbeit suchende Limburger Männer kommen 176 nicht
erwerbstätige Arbeit suchende Frauen. In Flandern beträgt dieses Verhältnis „nur“
1,45. Das Risiko der Arbeitslosigkeit ist für Frauen somit bedeutend größer als für
Männer.9
2.5
Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende (NWWZ – niet werkende
werkzoekende)
Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende nach Alter (NWWZ)
Dezember 2005
Quelle: VDAB
% 25-49 jaar
- 25 jaar
Limburg
Flämische Region
%
50+ jaar
%
8 972
23,7%
22 811
60,2%
6 108
16,1%
54 148
23,4%
134 487
58,0%
43 170
18,6%
Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 09
Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende (NWWZ) nach Bildungsniveau
Dezember 2005
Quelle: VDAB
8
9
PU
%
USU
%
OSU
8 840
61 098
% sch/Univers.
23,3%
9 346
24,7%
13 471
35,6%
26,4%
49 188
21,2%
77 546
33,5%
%
Sonstige
%
4 374
11,5%
1 646
4,3%
35 019
15,1%
8 954
3,9%
Anteil der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden (NWWZ) unter der aktiven Bevölkerung ab 15 Jahre
Welzijnsmonitor 12.01+ 12.02 / Quelle: VDAB, steunpunt WAV 30.06.2003
17
Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 09
Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende (NWWZ) nach Dauer der Arbeitslosigkeit
Dezember 2005
Quelle: VDAB
Limburg
Flämische Region
-1 jaar
%
1-2 jaar
%
19 189
122 198
50,9%
8 451
22,4%
7 285
19,3%
2 752
7,3%
52,7%
49 397
21,3%
44 475
19,2%
15 735
6,8%
2-5 jaar
% 5 jaar en +
%
Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 10
NWWZ nach ethnischer Zugehörigkeit
Dezember 2005
Quelle: VDAB
Europäer
Limburg
Flämische Region
Maghrebiner und Türken sonstige Nicht-Europäer
31 133
82,6%
5 603
14,9%
941
2,5%
192 644
83,1%
25 274
10,9%
13 887
6,0%
Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 10
Bei den nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden bestehen nicht nur Unterschiede je
nach Geschlecht, auch das Alter, das Bildungsniveau, die Dauer der Arbeitslosigkeit
und die ethnische Zugehörigkeit spielen eine Rolle.
Den größten Anteil der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden stellen die 25-64Jährigen, was logisch ist, da sie auch die größte Gruppe bilden.
Beinahe die Hälfte der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden hat nur einen
Primarschulabschluss (PU) oder der Unterstufe des Sekundarunterrichts (USU).
35% haben einen Abschluss der Oberstufe des Sekundarunterrichts (OSU) und nur
11,5% haben einen höheren Abschluss.
Beinahe die Hälfte aller nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden ist seit weniger als
einem Jahr arbeitslos, etwas mehr als ein Viertel ist seit mehr als zwei Jahren
arbeitslos und 7,3% sind bereits seit mehr als 5 Jahren ohne Arbeit.
Beinahe 15% der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden sind maghrebinischer oder
türkischer Herkunft, weitere 2,5% haben eine andere nicht europäische
Staatsangehörigkeit.
Bei einer näheren Betrachtung der Arbeitsuchenden lassen sich noch eine Reihe von
Risikofaktoren feststellen: kein Abschluss der Oberstufe des Sekundarunterrichts,
seit mehr als 2 Jahren arbeitslos, älter als 30 Jahre, aus einem ehem.
Auswanderungsland der EU oder einem Niedrigeinkommensland stammend. Wir
betrachten jeweils den Anteil dieser Gruppen an der Gesamtzahl der nicht
erwerbstätigen Arbeitsuchenden und vergleichen Flandern und Limburg.
nicht erwerbstätige
Arbeitsuchende (Dez.
2004)
Ohne Abschluss Oberstufe
Sekundarunterricht
Länger als 2 Jahre
arbeitslos
30 Jahre und älter
Limburg
Flandern
53,6%
51,9%
23,2%
23,1%
62,4%
63,3%
18
Ehem.
Auswanderungsländer der
EU und
Niedrigeinkommensländer
Min. 2 Risikofaktoren
Min. 3 Risikofaktoren
Arbeitsunfähig
<25 Jahre & > 1 Jahr
arbeitslos
<25J & kein
Oberstufenabschluss des
Sekundarunterrichts
9,4%
48,8%
14,1%
13,7%
6,62%
48,5%
14,2%
11,4%
5,73%
10,3%
10,6%
Welzijnsmonitor 21.01. bis 21.09.
Quelle: VDAB Dezember 2004
2.6
Leistungsberechtigte / begrenzte Existenzmittel
Abschließend werfen wir einen Blick auf die Leistungsberechtigten:
Limburg
Flandern
Empfänger des 1577
0,3%10
23779
Eingliederungseinkommens
Personen mit
4456
0,8511
34018
Behinderung
Ältere
5771
4,72%12
94358
Menschen
Gesamt
11804
1,83%13
152155
0,63%
0,91%
8,93%
3,16%
Welzijnsmonitor 31.01. - 31.03.
Quelle: FÖD Soziale Sicherheit (Januar 2004)
Das Gesetz vom 26.05.2002 über das Recht auf soziale Eingliederung sieht die
Gewährung eines Eingliederungseinkommens vor.
Voraussetzungen für den Erhalt des Eingliederungseinkommens:
- Alter: volljährig (+18 Jahre)
- Staatsangehörigkeit: hat keinerlei Bedeutung, eingetragen im
Einwohnerverzeichnis der Gemeinde oder im Fremdenregister (Status des
anerkannten Flüchtlings oder Staatenloser)
- Einkommen:
kein eigenes Einkommen oder ein eigenes Einkommen von weniger als:
- 834,14 EUR pro Monat (10 009,67 EUR pro Jahr)
für eine Person mit Familienlast
10
Anzahl der Empfänger des Eingliederungseinkommens / Anzahl der 18-64-jährigen
Anzahl der Personen mit einer Behinderung, die Anspruch auf eine Beihilfe zur Ersetzung des Einkommens
haben / Gesamtanzahl der Einwohner von 21 Jahren und älter
12
Anzahl der älteren Menschen mit Einkommensgarantie für ältere Menschen oder einem garantierten
Einkommen für Betagte / Gesamtzahl der Einwohner von 65 Jahren und älter
13
Anzahl der Personen mit einem Eingliederungseinkommen oder Einkommensgarantie / Gesamtzahl der
Einwohner von 18 Jahren und älter
11
19
-
- 625,60 EUR pro Monat (7 507,25 EUR pro Jahr)
für eine allein stehende Person
- 417,07 EUR pro Monat (5 004,83 EUR pro Jahr)
pro zusammen wohnende Person
Alle eigenen Einkommen werden verrechnet mit Ausnahme von Kindergeld,
Unterhaltsgeld, Stipendien…
Ausschöpfung Ihrer Rechte: Lohn- und Gehaltsansprüche / Arbeitslosengeld /
Krankengeld / Rente / Unterhaltsgeld oder andere mögliche Zuwendungen
erschöpft
Pflichten: Zeigen, dass Sie arbeitsbereit sind und dass Sie die nötigen
Anstrengungen unternehmen, um eine geeignete Arbeit zu finden (wenn Sie aus
gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten können, müssen Sie ein ärztliches Attest
vorlegen).
Das Eingliederungseinkommen beträgt:
417,07 EUR pro Monat (5 004,83 EUR pro Jahr) pro zusammen wohnende Person
625.60 EUR pro Monat (7,507.25 EUR pro Jahr) für eine allein stehende Person
834,14 EUR pro Monat (10 009,67 EUR pro Jahr) für eine Person mit Familienlast
(ausschließlich Zusammenwohnen mit Kindern, von denen mindestens eines
minderjährig ist und/oder einem Partner).
Die angegebenen Beträge sind Höchstbeträge. Alle eigenen Existenzmittel werden
verrechnet.
Voraussetzungen für den Erhalt einer finanziellen Unterstützung, die dem
Eingliederungseinkommen entspricht:
- kein Anrecht auf ein Eingliederungseinkommen und kein eigenes Einkommen
haben
- Asylbewerber mit einer gültigen Aufenthaltsgenehmigung oder Nicht-Belgier,
die im Fremdenverzeichnis eingetragen sind
- alle Voraussetzungen für das Eingliederungseinkommen erfüllen, außer die
Voraussetzung der Staatsbürgerschaft
Für die Gewährung dieser finanziellen Unterstützung untersucht der Sozialarbeiter
die Wohn- und Familiensituation und alle Einkommen des Haushalts.
In Limburg haben 0,3% der Bevölkerung Anspruch auf das
Eingliederungseinkommen. 0,85% der Limburger ist wegen einer Behinderung nicht
mehr in der Lage, mehr als ein Drittel dessen zu verdienen, was eine gesunde
Person durch die Ausübung eines Berufs auf dem Arbeitsmarkt verdienen kann, und
erhält daher eine Beihilfe zur Ersetzung des Einkommens. 4,72% der älteren
Menschen verfügen über unzureichende Existenzmittel und haben finanzielle Hilfe
nötig, um über die Runden zu kommen.
Insgesamt verfügen 1,83% der Limburger Bevölkerung nicht über ausreichende
Existenzmittel und sind auf ein Eingliederungseinkommen oder eine
Einkommensgarantie angewiesen.
Eine andere Herangehensweise besteht darin, die Personengruppe zu betrachten,
die aufgrund ihrer prekären Lage oder beschränkten Existenzmittel für eine erhöhte
Beihilfe in Frage kommen, mit dem Zweck, die Gesundheitspflege zugänglicher zu
machen. Das sind u.a. Empfänger des Eingliederungslohns, Witwen und Witwer,
20
Waisen, Betagte mit einer Einkommensgarantie für Betagte oder einem garantierten
Einkommen und Behinderte mit einer Beihilfe zur Ersetzung des Einkommens. In
Limburg sind das 8% der +18-Jährigen (8,1% in Flandern)14.
Personen, die von Amts wegen gestrichenen wurden, sind Personen, die für längere
Zeit oder endgültig ins Ausland gehen, ohne sich abzumelden, aber auch Menschen,
die sich irgendwo in Belgien aufhalten aber keinen Wohnsitz haben. Dadurch ist es
für sie schwierig, die Hilfs- und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. 2003 ging
es dabei in Limburg um 1382 Menschen (1,72 pro 1000 Einwohner, verglichen mit
2,78 in Flandern)15.
Auch Asylbewerber bilden eine sehr prekäre Gruppe. Am 01.01.2004 hatte Limburg
3736 Asylbewerber oder 0,46 pro 100 Limburger16.
2.7 Schulden
Provinz
Anzahl
der registrierten
Personen
(Einheiten)
Anteil an der
Gesamtzahl
der registrierten
Personen
(Prozente)
Anteil
der registrierten
Personen an der
Bevölkerung17
(Prozente)
Provinz Antwerpen
Provinz FlämischBrabant
Provinz Limburg
37 376
19 953
10.9
5.8
2.8
2.4
18 563
5.4
2.4
Provinz Ostflandern 32 924
Provinz
26 538
Westflandern
Flandern
135 354
9.6
7.7
3.0
2.9
39.4
2.7
Provinz Lüttich
13.8
5.8
47 268
14
Welzijnsmonitor 31.05 / Quelle: FÖD Soziale Sicherheit 01.01.2004
Welzijnsmonitor 31.06 / Quelle: FÖD Wirtschaft – Abteilung Statistik, Bevölkerungsstatistiken (Kurve in
2003)
16
Welzijnsmonitor 31.07 / Quelle: PRIC-Umfrage bei den Limburger Gemeindeverwaltungen 01.01.2004
17
Das betrifft die volljährige Bevölkerung pro Bezirk und pro Provinz; Quelle: Berechnungen auf
Grundlage von NSI-Daten (Bevölkerungszahlen)
15
21
Wallonien
158 047
46.1
6.0
Brüssel Hauptstadt
39 311
11.5
5.0
Belgien
343 020
100
4.2
Aus den Zahlen der Zentrale für Kredite an Privatpersonen geht hervor, dass Ende
2005 2,4% der Limburger Schulden hatte. Das sind weniger als im flämischen
Durchschnitt (2,7%). In Wallonien haben 6% der Bevölkerung Schulden. In der
Provinz Lüttich 5,8%.
22
Lebenserwartung bei der Geburt nach Region und Provinz in Jahren (1997/1999 – 2001/2003)
Männer und Frauen
Dreijahreszahlen
1997/1999
2000/2002
Männer
2001/2003
1997/1999
2000/2002
Belgien
78,02
78,52
78,69
74,78
75,36
Region Brüssel-Hauptstadt
78,04
78,51
78,57
74,52
75,25
Flämische Region
78,76
79,28
79,49
75,75
76,35
78,77
79,29
79,59
75,89
76,60
- Antwerpen
- Flämisch-Brabant
79,13
79,74
79,90
76,17
76,88
78,88
79,38
79,54
75,74
76,27
- Westflandern
- Ostflandern
78,24
78,79
79,05
75,04
75,71
78,93
79,25
79,39
76,13
76,31
- Limburg
Wallonische Region
76,72
77,16
77,29
73,13
73,61
78,48
79,18
79,20
75,37
76,26
- Wallonisch-Brabant
- Hennegau
76,13
76,46
76,63
72,34
72,59
77,00
77,39
77,46
73,65
74,08
- Lüttich
- Luxemburg
76,53
77,67
77,77
72,95
74,11
76,60
76,93
77,17
72,77
73,28
- Namur
Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie.
Frauen
2001/2003
75,62
75,47
76,65
77,01
77,13
76,48
76,02
76,53
73,79
76,17
72,81
74,23
74,27
73,64
1997/1999
81,18
81,21
81,73
81,57
82,05
81,99
81,45
81,71
80,22
81,45
79,87
80,19
80,18
80,39
2000/2002
81,59
81,42
82,16
81,91
82,54
82,48
81,84
82,21
80,65
81,96
80,30
80,58
81,30
80,52
2001/2003
81,68
81,33
82,29
82,08
82,60
82,58
82,04
82,26
80,72
82,09
80,42
80,57
81,36
80,62
3
3.1
Gesundheit
Lebenserwartung
Die Lebenserwartung bei der Geburt liegt in Belgien bei 78,69 Jahren. In der
Flämischen Region beträgt sie beinahe ein Jahr mehr, nämlich 79,49 Jahre. Limburg
schneidet nur ein kleines bisschen schlechter ab als Flandern. Mit 79,39 Jahren ist
die Lebenserwartung in Limburg höher als die gesamtbelgische. Innerhalb der
Flämischen Region steht Limburg allerdings auf dem vorletzten Platz (vor
Ostflandern).
Bei der Lebenserwartung gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Männern und
Frauen. Auch in Belgien ist das so: Bei der Geburt beträgt der Unterschied etwas
mehr als 6 Jahre. Männer im Hennegau haben die niedrigste Lebenserwartung in
Belgien (72,81 Jahre), Frauen in Flämisch-Brabant die höchste (82,60 Jahre).
In Limburg haben die Frauen eine Lebenserwartung von 82,26 Jahren und die
Männer von 76,53 Jahren. Das liegt erneut knapp unter den Zahlen für die Flämische
Region als Ganzes.
3.2
Gesundheitszustand
Beinahe 80% der Limburger - ebensoviel wie in Flandern - antwortete 2001 (WIVGesundheitsumfrage), dass ihre Gesundheit bestens sei (gut bis sehr gut, auf die
Frage nach ihrem Gesundheitszustand). Ist das vielleicht auch eine Folge davon,
dass sie über viel Raum und Grün verfügen? Oder besteht ein Zusammenhang mit
dem größeren Anteil der flämischen Sportvereine (19% haben ihren Sitz in Limburg)?
Auf Grundlage dieser Indikatoren lassen sich keine echten Schlussfolgerungen
ziehen. Vergessen wir nicht, dass die Sterberate in Limburg höher ist als anderswo.
Auch scheint es, dass die Limburger mehr rauchen (31% verglichen mit 27,5%). Und
sie schauen auch tiefer ins Glas als der Durchschnittsflame (21,5% verglichen mit
19,5%). Auffallend ist die größere Zahl der Einwohner, die in der
Gesundheitsumfrage von 2001 angab, im vergangen Jahr eine Depression gehabt zu
haben (6,9% verglichen mit 5,3%).18
18
Statistisches Profil der Provinz Limburg. APS nota’s 2
4
Schule und Ausbildung
4.1
GOK-Schüler
In Flandern werden Zahlen über den Unterricht im Rahmen des Dekrets über gleiche
Unterrichtschancen (Gelijke Onderwijskansen – GOK) gesammelt. Auf GOK-Schüler
trifft einer der ersten vier Indikatoren zu.
Treffen zwei der fünf Indikatoren für das Kind zu, gilt es als chancenarmer Schüler.
- Die Mutter hat keinen Sekundarschulabschluss und hat nicht am
Sekundarunterricht teilgenommen.
- Das Kind soll zeitweise oder auf Dauer außerhalb der Familie untergebracht
werden.
- Die Eltern gehören zur umherziehenden Bevölkerung.
- Das Kind gehört einem Haushalt an, der von Ersatzeinkommen lebt.
- Ist die Familiensprache Niederländisch oder nicht (die Familiensprache ist
keine unserer Landessprachen)
Primarunterricht GOK
2002/2003
Limburg
23%
Flandern
19%
Zuhause kein
Niederländisch
12%
10%
Chancenarm
11%
8,5%
Gefährdete
Schullaufbahn
13,5%
14%
Quelle: Lokale Konzertierungsplattformen (LOP) 2002-2003
erste Stufe des
GOK
Sekundarunterrichts
2002/2003
Limburg
25%
Flandern
20%
Zuhause kein
Chancenarm
Niederländisch
Gefährdete
Schullaufbahn
10,5%
8,5%
21%
20%
11%
8%
Quelle: Lokale Konzertierungsplattformen (LOP) 2002-2003
Primärunterricht
2005
GOK-Schüler
Limburg
Flandern
19288
128270
GOK-Schüler +
Familiensprache
nicht Niederländisch
22000
158487
Quelle: http://www.ond.vlaanderen.be/onderwijsstatistieken/
erste Stufe des
GOK-Schüler
Sekundarunterrichts
2005
Limburg
4480
Flandern
26145
GOK-Schüler +
Familiensprache
nicht Niederländisch
4916
30672
Quelle: http://www.ond.vlaanderen.be/onderwijsstatistieken/
2. und 3. Stufe des GOK-Schüler
Sekundarunterrichts
2005
Limburg
1368
GOK-Schüler +
Familiensprache
nicht Niederländisch
Flandern
14149
Quelle: http://www.ond.vlaanderen.be/onderwijsstatistieken/
4.2
Gefährdete Schullaufbahnen
Wir berechnen zugleich den Anteil einer bestimmten Gruppe von Schülern im
Verhältnis zu der Anzahl der Schüler im Vorschul-, Primar bzw. Sekundarunterricht.
Schüler mit gefährdeter Schullaufbahn werden definiert als Schüler deren
Schullaufbahn sich verzögert und Schüler aus dem Sonderschulunterricht (im
Sekundarunterricht werden dort auch diejenigen dazugezählt, die zeitweise dem
Berufsunterricht folgen).
Vorschulunterricht
- verzögerte Schullaufbahn
- Sonderschulunterricht
- gefährdete Schullaufbahn
Anzahl der Schüler
222
262
484
% der Gesamtanzahl
0,75%
0,88%
1,63%
Welzijnsmonitor 23.01.-23.03.
Quelle: Ministerium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und
Datenverwaltung 01.02.2004
Primarunterricht
- verzögerte Schullaufbahn
- Sonderschulunterricht
- gefährdete Schullaufbahn
Anzahl der Schüler
6785
4211
10996
% der Gesamtanzahl
12,1%
7,53%
19,7%
Welzijnsmonitor 23:04:00.-23.06.
Quelle: Minsterium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und
Datenverwaltung 01.02.2004
Sekundarunterricht
- verzögerte Schullaufbahn
- Sonderschulunterricht
- Teilzeit-Berufsunterricht
- gefährdete Schullaufbahn
Anzahl der Schüler
16688
2527
705
19920
% der Gesamtanzahl
27,1%
4,1%
1,14%
32,3%
Welzijnsmonitor 23:07:00.-23.10.
Quelle: Minsterium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und
Datenverwaltung 01.02.2004
4.3
Unterrichtsformen
Sekundarunterricht
1. Stufe A-Zug
1. Stufe B-Zug
2. und 3. Stufe allgemeiner SU
2. und 3. Stufe technischer SU
2. und 3. Stufe künstlerischtechnischer SU
2. und 3. Stufe beruflicher SU
Anzahl der Schüler
16703
3190
13745
13148
735
% der Gesamtanzahl
84%
16%
35,3%
33,7%
1,89%
11350
29,1%
Welzijnsmonitor 23:14:00.-23.19.
Quelle: Minsterium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und
Datenverwaltung 01.02.2004
Übergang zum
Hochschulunterricht
Anzahl der Schüler
2213
% der Gesamtanzahl
23,2%
Welzjnsmonitor 23.13
Quelle: Minsterium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und
Datenverwaltung
4.4
Bildungsniveau19
Über die Generationen hinweg lässt sich sowohl in Limburg als auch in Flandern ein
enormer Anstieg des Bildungsniveaus feststellen. Das lehrt uns die
sozioökonomische Untersuchungen, die 2001 stattgefunden hat. In der Gruppe der
65-74-jährigen Limburger erreichten drei Viertel (78,4%) höchstens einen
Primarschulabschluss oder einen Abschluss der Unterstufe des Sekundarunterrichts.
Bei den jungen Erwachsenen (18-24-Jährige) beträgt der Anteil der Personen mit
niedriger Schulbildung nur noch 17,2%. In Flandern betragen diese Prozentanteile
jeweils 74,7% und 15,6%. So zeigt sich, dass in Limburg doch ein paar mehr
Personen mit niedriger Schulbildung wohnen. Dass dort weniger Leute mit
Universitätsabschluss wohnen (bleiben), ist ebenfalls eine signifikante Tatsache. Bei
der jungen aktiven Bevölkerung (25-34-Jährige) haben in Limburg 11,6% einen
Universitätsabschluss erreicht, während das in Flandern durchschnittlich 15,8% sind.
Vielleicht hat das damit zu tun, dass es kein vollständig ausgebautes Universitätsund Hochschulangebot gab und keine gut ausgestatteten Wirtschaftspforte, welche
normalerweise eine größere Nachfrage nach Hochschulabsolventen bewirken. Das
sind auch Anreize für junge Leute, um ein Studium zu beginnen.
In Limburg wächst der Prozentanteil der Studenten, die sich dafür entscheiden (oder
die Chance bekommen, sich dafür zu entscheiden), in ihrer eigenen Provinz zu
studieren (heute 74,2%, vor einigen Jahren noch 71%). Beim Universitätsstudium
fällt der Anstieg geringer aus: heute 23%, vor einigen Jahren noch 21,5%. Dabei ist
die Tatsache zu berücksichtigen, dass der Begriff ‚eigene Provinz‘ durch die aktuelle
grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Maastricht eine neue Bedeutung erhält.
Die Limburger bemühen sich eindeutig, eine tatkräftige Bevölkerung zu werden und
zu bleiben. Die Zahl der Kursteilnehmer, die einer VIZO-Fortbildung für Unternehmer
gefolgt sind, ist zwischen 2002 und 2003 um 61% gestiegen (in Flandern um 39%).
Einer von drei flämischen Kursteilnehmern bei VIZO kommt aus Limburg.
Sehen wir uns mal das Bildungsniveau der werktätigen Bevölkerung an
(sozioökonomische Untersuchung, 2001), sehen wir, dass in Flandern 65,4% keinen
höheren Schulabschluss hatten, in Limburg sind es 68,8%. Von den Arbeitsuchenden
in Limburg haben 14% keinen höheren Schul- oder Universitätsabschluss. In
Flandern beträgt dieser Anteil 18,8%. Höher geschulte Limburger sind seltener
arbeitslos.
19
Statistisches Profil der Provinz Limburg, APS nota’s 2
5
Wohnungswesen
5.1
Wohnungsart
In Limburg sind 84,6% der Wohnungen Einfamilienhäuser. Nur 14,9% der
Wohnungen sind Appartements. In Flandern ist dieser Prozentanteil niedriger, bzw.
höher. Wahrscheinlich hat das mit dem ländlichen Charakter von Limburg zu tun, das
weniger urbanisiert ist als das restliche Flandern.
Bewohnte Wohnungen nach Wohnungstyp
*Index 1981 = 100 | **Index 1991 = 100
Limburg
Flämische Region
1981
186 995
1 535 952
84,4%
Limburg
Flämische Region
1981
34 073
412 810
15,4%
Limburg
Flämische Region
%
78,3%
%
21,0%
%
1981
221 654 100,0%
1 961 481 100,0%
in 1981, 1991, 2001
Quelle: FÖD Wirtschaft - Abteilung Statistik, ASE2001
Einfamilienhäuser
%
%
Index**
1991
Index*
2001
212 577 82,9%
114
243 437 84,6%
115
1 680 534 78,5%
109 1 831 905 79,6%
109
Etagenwohnung
%
%
Index**
1991
Index*
2001
43 209 16,9%
127
42 742 14,9%
99
457 183 21,3%
111
459 711 20,0%
101
Insgesamt
%
%
Index**
1991
Index*
2001
256 275 100,0%
116
287 802 100,0%
112
2 141 557 100,0%
109 2 301 400 100,0%
107
Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten,
Datenblatt 01
5.2
Art des Rechtsanspruchs auf die Wohnung
Von Belgiern sagt man, dass sie mit einem Backstein im Bauch geboren werden…
Für Limburger gilt das scheinbar noch mehr als für den durchschnittlichen Flamen.
79% der Limburger sind Eigentümer der von ihnen bewohnten Wohnung. In
Flandern liegt dieser Prozentsatz bei 73,8%.
Privatwohnungen nach Rechtsanspruch auf die Wohnung
*Index 1981 = 100 | **Index 1991 = 100
Limburg
Flämische Region
1981
161 233
1 275 638
Limburg
Flämische Region
1981
59 827
672 306
Limburg
Flämische Region
Bron: FOD Economie - Afdeling Statistiek, ASE2001
1991
72,9%
192 178
65,5% 1 462 210
%
%
27,1%
34,5%
in 1981, 1991, 2001
1991
60 109
650 346
%
1981
1991
221 060 100,0%
252 287
1 947 944 100,0% 2 112 556
Eigentümer
%
%
Index**
Index*
2001
76,2%
119
224 130 79,0%
117
69,2%
115 1 668 886 73,8%
114
Mieter
%
%
Index**
Index*
2001
23,8%
100
59 526 21,0%
99
30,8%
97
593 607 26,2%
91
Insgesamt
%
%
index**
Index*
2001
100,0%
114
283 656 100,0%
112
100,0%
108 2 262 493 100,0%
107
Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten,
Datenblatt 02
5.3
Fläche der bewohnten Wohnungen
Wenn wir uns die Fläche der bewohnten Wohnungen ansehen, erhalten wir
folgendes Bild: In Limburg gibt es etwas weniger kleine Wohnungen (bis zu 54m²) als
in Flandern und etwas mehr mittelgroße (55m² - 104m²) und große Wohnungen (ab
105m²).
Bewohnte Wohnungen nach Fläche
in 1981, 1991, 2001
*Index 1981 = 100 | **Index 1991 = 100
Limburg
Flämische Region
1981
27 438
338 807
Limburg
Flämische Region
1981
150 042
1 237 770
Limburg
Flämische Region
1981
43 494
366 288
Quelle: FÖD Wirtschaft - Abteilung Statistik, ASE2001
bis zu 54 m²
%
1991
Index*
2001
12,4%
32 170 12,6%
117
61 256
17,4%
390 719 18,2%
115 581 429
55 m² - 104 m²
%
%
1991
Index*
2001
67,9%
143 801 56,1%
96 134 550
63,7% 1 144 934 53,5%
92 1 038 500
ab 105 m²
%
%
1991
Index*
2001
19,7%
80 304 31,3%
185
68 162
18,9%
605 904 28,3%
165 506 949
%
%
Index**
190
149
23,2%
27,3%
%
Index**
94
91
51,0%
48,8%
%
Index**
25,8%
23,8%
85
84
Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten,
Datenblatt 04
5.4
Komfortniveau
Wenn wir das Komfortniveau betrachten, sehen wir, dass Wohnungen in Limburg
über folgende Ausstattungen verfügen:
- 84,4% haben Zentralheizung (72,4% in Flandern)
- 89,7% haben ein Badezimmer (97% in Flandern)
- 98% haben ein Wasserklosett (97,4% in Flandern)
Limburg schneidet hier auf allen Gebieten besser ab, als der flämische Durchschnitt.
Wohnungen nach Komfort
in 1981, 1991, 2001
*Index 1981 = 100 | **Index 1991 = 100
Limburg
Flämische Region
1981
140 837
1 027 643
Limburg
Flämische Region
1981
183 711
1 488 994
Limburg
Flämische Region
1981
187 267
1 533 968
Quelle: FÖD Wirtschaft - Abteilung Statistik, ASE2001
Zentralheizung
%
Index*
72,8%
133
61,1%
127
Badezimmer
%
%
1991
Index*
82,9%
238 060 92,9%
130
75,9% 1 891 035 88,3%
127
Wasserklosett
%
%
1991
Index*
84,5%
243 159 94,9%
130
78,2% 1 949 918 91,1%
127
1991
63,5%
186 638
52,4% 1 308 109
%
2001
242 870
1 666 263
84,4%
2001
283 948
2 233 043
98,7%
2001
281 937
2 241 157
%
72,4%
%
97,0%
%
98,0%
97,4%
Index**
130
127
Index**
119
118
Index**
116
115
Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten,
Datenblatt 05
Die Zahl der Haushalte, die kein Badezimmer und WC haben, ist ein Indikator für den
Umfang der Gruppe von Haushalten, für die das Recht auf qualitätvolles Wohnen
dadurch in Bedrängnis gerät, dass ihre Wohnung nicht über bestimmte
Grundeinrichtungen verfügt. In Flandern sind das 4,54% der privaten Haushalte
(10381 Wohnungen ohne Komfort), in Limburg sind es weniger: 3,34% (oder 112618
Wohnungen ohne Komfort)20
5.5
Soziale Miet- / Etagenwohnungen
Auch über die sozialen Mietwohnungen gibt es Daten:
- 16,9% haben 1 oder 2 Schlafzimmer (19,7% in Flandern)
- 65.6% haben 3 Schlafzimmer (65,2% in Flandern)
- 17,5% haben 4 oder mehr Schlafzimmer (15% in Flandern)
Soziale Mietwohnungen nach Anzahl der Schlafzimmer
in 2000, 2002, 2004
Index 2000 = 100
Bron: VHM
1 oder 2 Schlafzimmer
2000
Limburg
Flämische Region
%
2002
%
Index
2004
%
Index
1 656
15,5%
1 799
16,6%
109
1 826
16,9%
110
11 436
17,7%
12 972
19,2%
113
13 398
19,7%
117
3 Schlafzimmer
2000
Limburg
Flämische Region
%
2002
%
Index
2004
%
Index
7 103
66,4%
7 141
65,8%
101
7 071
65,6%
100
43 016
66,4%
44 174
65,5%
103
44 282
65,2%
103
4 und mehr Schlafzimmer
2000
Limburg
Flämische Region
%
2002
%
Index
2004
%
Index
1 939
18,1%
1 909
17,6%
98
1 885
17,5%
97
10 294
15,9%
10 261
15,2%
100
10 217
15,0%
99
Insgesamt
2000
%
2002
%
Index
2004
%
Index
Limburg
10 698 100,0%
10 849 100,0%
101
10 782 100,0%
101
Flämische Region
64 746 100,0%
67 407 100,0%
104
67 897 100,0%
105
Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten,
Datenblatt 07
Bei den sozialen Mietwohnungen ergibt sich folgendes Bild:
- 21,8% haben 1 Schlafzimmer (32,2% in Flandern)
- 58,4% haben 2 Schlafzimmer (49,6% in Flandern)
- 19,8% haben 3 oder mehr Schlafzimmer (18,2% in Flandern)
Bei den Sozialwohnungen findet sich derselbe Trend wieder, dass die Limburger
Wohnungen im Durchschnitt größer sind als die flämischen. Wir verweisen hier
erneut auf die weniger ausgeprägte Urbanisierung in Limburg.
20
Welzijnsmonitor 22.06 / Quelle: FÖD Wirtschaft – Abteilung Statistik, Allgemeine sozioökonomische
Erhebung Oktober 2001
Soziale Mietwohnungen nach Anzahl der Schlafzimmer (und VHM-Studios)
in 2000, 2002, 2004
Index 2000 = 100
Bron: VHM
1 Schlafzimmer
2000
Limburg
Flämische Region
%
2002
%
Index
2004
%
Index
1 114
20,8%
1 282
21,7%
115
1 351
21,8%
121
18 141
31,7%
20 183
32,2%
111
20 797
32,2%
115
2 Schlafzimmer
2000
Limburg
Flämische Region
%
2002
%
Index
2004
%
Index
3 052
57,0%
3 425
58,1%
112
3 615
58,4%
118
28 027
48,9%
30 908
49,4%
110
31 996
49,6%
114
3 und mehr Schlafzimmer
Limburg
2000
1 189
%
22,2%
2002
1 191
%
20,2%
Index
100
2004
1 224
%
19,8%
Index
103
Flämische Region
11 093
19,4%
11 534
18,4%
104
11 752
18,2%
106
Limburg
%
2000
5 355 100,0%
%
2002
5 898 100,0%
Index
110
%
2004
6 190 100,0%
Index
116
Flämische Region
57 261 100,0%
62 625 100,0%
109
64 545 100,0%
113
2000
2002
Insgesamt
Limburg
Flämische Region
Studios
Index
2004
Index
42
52
124
54
129
2 535
2 595
102
2 615
103
Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten,
Datenblatt 08
Als Indikator für die Beschaffenheit und Zugänglichkeit des Wohnungsmarktes wird
die Anzahl der sozialen Mietwohnungen und Etagenwohnungen im Vergleich zur der
Gesamtanzahl der privaten Haushalte betrachtet: So erfahren wir, welche Haushalte
auf den sozialen Wohnungsbau angewiesen sind, um ihr Recht auf Wohnung zu
verwirklichen21.
In Limburg gab es Ende 2003 10697 soziale Mietwohnungen (3,44%). In der
Flämischen Region waren es 65365 (2,64%). In Limburg gibt es also verhältnismäßig
mehr soziale Mietwohnungen. Es gibt jedoch verhältnismäßig weniger soziale
Etagenwohnungen in Limburg (5939 oder 1,91%) als in Flandern (62167 oder
2,51%). Insgesamt sind in Limburg 5,35% der privaten Haushalte auf den sozialen
Wohnungsbau angewiesen. Das ist mehr als in Flandern (5,14%).
Um ein Bild von der Knappheit der sozialen Mietwohnungen zu erhalten, sehen wir
uns die Anzahl der Personen an, die sich bei einer sozialen
Wohnungsbaugesellschaft für eine soziale Mietwohnung beworben haben22. Da das
21
22
Welzijnsmonitor 22.02 -22.04 / Quelle: VHM 31.12.2003
Welzijnsmonitor 22.05 / Quelle: VHM 31.12.2003
derzeitige Angebot für die Nachfrage nicht ausreicht, gibt es Wartelisten für Bewerber
für Sozialwohnungen. (Wohlstandsmonitor 22.05)
In Limburg stehen 3,43% der privaten Haushalte (oder 10 652 Bewerber) auf der
Warteliste. In Flandern sind dies „nur“ 2,81% (69582 Bewerber).
5.6
Nichtbenutzung und Verfall
Zum Schluss sagt der Indikator für Nichtbenutzung und Verfall (die Anzahl der
Wohnungen, die im Verzeichnis als nicht benutzt, verwahrlost,
unbewohnbar/ungeeignet stehen) etwas über die Qualität des Wohnungsangebots
und die Bestandsfähigkeit (z.B. Verlotterung, Spekulation) aus. In Limburg gibt es
1292 derartige Wohnungen (0,42% der Anzahl der privaten Haushalte); das ist
weniger als in Flandern, wo es 20 458 leer stehende und verfallende Wohnungen
gibt (0,82%)23.
23
Welzijnsmonitor 22.07 / Quelle: Ministerium der Flämischen Gemeinschaft – Abteilung Umwelt und
Infrastruktur AROHM (Ende 2003)
Nol Reverda, Lektor CESRT/Hochschule Zuyd
Vergleichende europäische Sozialforschung und Theorie
Comparative European Social Research and Theory
Drs. Karel Toussaint
Maastricht/Sittard
Mai 2006
CESRT
Demografie Südlimburgs, verglichen
mit Limburg und den Niederlanden im
Rahmen des Euroregionalen Projekts
RECES (Réseau Eurégionale Contre l Exclusion Sociale)
Comparative European Social Research and Theory (CESRT, Vergleichende europäische Sozialforschung und Theorie) ist ein Wissenskreis der Hochschule Zuyd innerhalb der Fakultät
Sozialstudien. Die Zielsetzung der CESRT ist sowohl das Liefern eines Beitrags zum Curriculum der Sozialarbeitsausbildung als auch das Professionalisieren von Dozenten. Mit der
Durchführung der angewandten Forschung liefert die CESRT auch einen Qualitätsimpuls
für die soziale Berufspraxis. Thematisch steht bei der CESRT der Prozess des sozialen Ausschließung und Einschließung im Mittelpunkt
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E-Mail: [email protected]
CESRT
2
Demografie Südlimburgs, verglichen mit Limburg und den Niederlanden
Arbeitspapier RECES: Karel Toussaint
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.
Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.1
Limburg vergreist und junge Menschen ziehen fort . . . . . . . . . 7
1.2
Migranten
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10
1.3
Relativ viele Verheiratete in Limburg
. . . . . . . . . . . . . . . 13
1.4
Haushalte
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.
Wirtschaft und Arbeitslosigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.1
Wirtschaftliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.2
Große regionale Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.3
Wirtschaftsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
2.4
Limburgs internationale Ausrichtung . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.5
Erwerbstätige Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.6
Arbeitslosigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.7
Verfügbares Einkommen und Armutsrisiko . . . . . . . . . . . . . 21
2.8
Schulden
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.9
Sozialfürsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.
Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3.1
Lebenserwartung und Todesursachen. . . . . . . . . . . . . .
25
3.2
Arbeitsunfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
25
3.3
Körperliche und psychische Verfassung. . . . . . . . . . . . . .
27
3.4
Nachfrage und Angebot von Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
4.
Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
4.1
Bildungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
29
4.2
Schulabbrecher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
31
5.
Wohnen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
5.1
Wohnungsvorrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2
Eigentums- und Mietwohnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
5.3
Preise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
5.4
Obdachlose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Quellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
32
Vorwort
Dieses Arbeitspapier ist ein Beitrag zur Vereinbarung innerhalb des RECES-Projekts, um eine Reihe von Daten zur weiteren Analyse des sozialen Ausschließens insbesondere im wirtschaftlichstrukturellen Bereich nebeneinander zu legen. Dabei wird zwischen materieller Deprivation und
unzureichendem Zugang zu sozialen Rechten / (staatlichen) Einrichtungen unterschieden. Aber
soziale Ausschließung muss, insbesondere aufgrund unzureichender sozialer Partizipation und
ungenügender kultureller und normativer Integration, auch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Außer der Teilnahme am Arbeitsprozess bzw. den Arbeitsmöglichkeiten und der
Armut ist dieses noch nicht näher untersucht worden. Mit Ausnahme einiger möglicher Aktualisierungen von Zahlen im Jahr 2008 ist fast der gesamte Text dieses Dokuments soweit dies möglich
im Jahr 2006 verfasst worden.
CESRT
4
1.
Bevölkerung
Am 1. Januar 2005 lebten in Limburg fast 1 136 000 Einwohner. Das sind ungefähr 7 % der Einwohnerzahl der Niederlande. Am 1. November 2007 war diese Zahl bereits um 10 000 auf 1 124
409 Einwohner gesunken. In Limburg gibt es jetzt sogar einen Geburtenrückgang.
Limburg in Zahlen
2003
2004
2005*
2006**
Bevölkerung am 1. Jan.
1 142 017
1 139 048
1 135 962
1 131 938
Geburtenüberschuss im
460
176
43
-28
Vorjahr
Migrationssaldo im Vor76
-1 506
-1346
-3000
jahr
Wohnungsvorrat am 1.
482 234
483 985
486 492
Januar
Betriebsgeländefreigabe
70,98
49,46
69,91
im Vorjahr in Hektar
367,15
355,34
354,12
Betriebsgelände zurzeit
freigegeben am 1. Januar
in Hektar
Berufstätige im Vorjahr
513 784
504 787
504 393
Berufstätige am 1. Januar
515 990
515 679
518 358
Arbeitsunfähige im Vor50 650
50 170
83 470
jahr
Nicht erwerbstätige Ar46 888
54 112
57 083
beitsuchende am 1. Januar
• * 2005 Pressebericht Provinz Limburg vom 19. September 2005
• ** CBS 11-2-2008 (Datenbank des Statistischen Zentralamts der Niederlande)
2007**
1 124 409
-73
Von allen Limburgern wohnen circa 60 % in Südlimburg, 25 % in Nordlimburg und der Rest in
Mittellimburg. In den letzten drei Jahren ist die Einwohnerzahl in Limburg zurückgegangen. Zwischen Januar 2004 und Januar 2005 sank die Einwohnerzahl um fast 3 400 Personen. In Prozent ausgedrückt sind dies 0,3 %. Im Jahr 2003 betrug die Abnahme noch 0,2 % (ungefähr 2 700 Einwohner).
Somit kann also von einem beschleunigten Bevölkerungsrückgang gesprochen werden. Landesweit gibt es auch eine verringerte Bevölkerungszunahme, auch wenn diese immer noch positiv ist,
(2004: +0,2 %).
Der Bevölkerungsrückgang in 2004 geht vollständig auf die Rechnung von Südlimburg. Die Einwohnerzahl sank hier um mehr als 4 000 Personen (-0,6 %). Nordlimburg (+0,2 %) und Mittellimburg (+0,1%) lassen eine leichte Zunahme erkennen. Auffällig ist, dass Mittellimburg im Jahr 2003
noch eine leichte Abnahme (-0,1 %) verzeichnete.
In zwei Drittel der limburgischen Kommunen ist die Einwohnerzahl im Jahr 2006 gesunken, insbesondere in den größeren Kommunen wie Maastricht, Heerlen und Kerkrade. (WEBMAGAZINE CBS
MAANDAG 26 MAART 2007 9:30)
CESRT
5
In Südlimburg gibt es 23 Kommunen. In alphabetischer Reihenfolge sind dies: Beek, Brunssum,
Echt-Susteren, Eijsden, Gulpen – Wittem, Heerlen, Kerkrade, Landgraaf, Maasbracht, Maastricht,
Margraten, Meersen, Nuth, Onderbanken, Schinnen , Simpelveld, Sittard-Geleen, Stein, Vaals,
Valkenburg aan de Geul und Voerendaal.
Insgesamt leben in Südlimburg 627 580 Einwohner. Die Zahl der weiblichen Einwohner (319 953)
ist etwa um 10 000 größer als die der männlichen Einwohner. (StatLine. CBS 14-12-2005).
Die Bevölkerungsentwicklung von Limburg gerät im Vergleich mit der durchschnittlichen Entwicklung in den Niederlanden immer mehr aus dem Tritt. Im Zeitraum 1996-2005 nahm die Einwohnerzahl in Limburg um nur 0,2 % (circa 2 300 Personen) zu.
Landesweit lag das Wachstum mit 5,2 % wesentlich höher. In der Provinz nimmt die Wachstumsintensität von Norden nach Süden ab. Nordlimburg zeigte mit einer Zunahme von 3,6 %das größte
Wachstum, Mittellimburg nimmt mit +2,0 % eine Mittelposition ein und Südlimburg wird auch
über einen längeren Zeitraum mit einer schrumpfenden Bevölkerungszahl (-1,9 %) konfrontiert.
Gegenüber 1996 gab es in dieser Region insgesamt einen Rückgang um fast 12 000 Einwohner.
Gebiet
Bevölkerung Gesamtam 1.1.2005
wachstum in
2004
Absolut
Niederlande
16 258 030
Limburg
1 139 340
Nordlimburg 277 970
Mittellimburg 233 790
Südlimburg
627 580
Quelle: Limburg in Zahlen
*CBS StatLine 11-2-2008
34 320
-3 370
470
190
-4 030
Bevölkeru
am
1.11.2007*
%
0,2
-0,3
0,2
0,1
-0,6
Geburtenüberschuss
57 030
40
920
280
-1 150
Migrationssaldo
14 460
-1 350
-180
310
-1 470
Saldokorrektur
-37 170
-1 060
-270
-400
-1 410
16 398 390
1 124 409
278 883
234 117
611 409
Nach den Prognosen für die Provinz Limburg wird der Umfang der Bevölkerung auch in den
nächsten Jahren weiter abnehmen. Zwischen 2005 und 2010 wird die Einwohnerzahl nochmals um
1,1 % schrumpfen. In absoluten Ziffern geht es dabei um einen Rückgang um 11 500 Personen.
Am 1. November 2007 war diese Zahl bereits überschritten und näherte sich der Zahl von 15 000
Personen. (CBS StatLine). In der Provinz Limburg wird bis 2010 nur in Nordlimburg (+0,5 %) ein
leichtes Wachstum der Bevölkerungszahl erwartet. In Mittellimburg (-0,8 %) und insbesondere in
Südlimburg (-1,9 %) werden die Einwohnerzahlen sinken.
1.1
Limburg vergreist und junge Menschen ziehen fort
In Limburg lebt ein relativ hoher Prozentsatz Älterer und die Zahl der 65-Jährigen und Älteren
nimmt überdurchschnittlich zu, (siehe auch Havermans, Schouten: Trouw 1.4.2006). 16,7 % der Bevölkerung ist älter als 65 Jahre. Zum Vergleich: landesweit beträgt dieser Anteil 14 %. Eine starke
Abnahme ist bei den 25- bis 39-Jährigen zu erkennen. Zwischen 2000 und 2005 hat die Zahl der 65Jährigen und Älteren in Limburg verhältnismäßig schneller zugenommen als im Landesmittel. In
Limburg beträgt die Zunahme 9,1 %, in den Niederlanden nur 6,3 %. In den anderen Altersklassen
bleibt Limburg hinter der Landesentwicklung zurück. Der Unterschied in der Wachstumsintensität
ist in der Altersklasse 0 – 14 Jahre am größten. In Limburg sank der Anteil dieser Altersklasse um
4,3 %, landesweit beträgt das Wachstum 2,1 %. Die stärkste Abnahme ist jedoch bei den 25 – 39-
CESRT
6
Jähringen zu erkennen. Im Zeitraum 2000 – 2005 sank die Zahl der Personen dieser Altersklasse um
15,5 %. Auch landesweit gibt es in dieser Altersklasse eine deutliche Abnahme (-8,2 %). Bereits seit
geraumer Zeit ziehen mehr Menschen in andere Provinzen aus Limburg fort als nach Limburg
kommen. In den letzten zehn Jahren sind per Saldo mehr als elftausend Einwohner fortgezogen.
Hierbei handelt es sich vor allem um junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren.
Quellen: Bevölkerung Limburg 2004 – 2035
Aufstellung 8.1
Bevölkerung nach Alter
Niveau Limburg
Prozentuale Änderung pro Jahr
Niederlande
Limburg
Absolute Änderung p.J.
Limburg
0 – 4 Jahre
65 Jahre u.a.
gesamt
85 Jahre u.a.
Quelle: CBS, Etil
Opmerking van de vertaler: duizendtallen (groepen van 3 cijfers) worden in het Duits door een spatie en NIET door een punt gescheiden.
Uitzonderingen:
1. Jaargetallen woorden zonder spatie geschreven.
2. Geldbedragen; als aanpassing aan de internationale bancaire
schrijfwijze worden punten gebruikt.
CESRT
7
Altersklassen
0 – 4 Jahre
Die Zahl der Geburten hat in den 1960er-Jahren drastisch abgenommen, (Abb. 8.1). Ab 1975 gab es
eine leicht steigende Tendenz, aber Anfang des Jahres 1990 hat eine erneute leichte Abnahme der
Geburtenrate eingesetzt. Die Abnahme der Geburten seit 1990 bedeutet für die nächsten zehn Jahre
eine Abnahme der Kinderzahl unter vier Jahren (-2,1 % ).
5 – 14 Jahre
Auch die Zahl Kinder der Altersklasse 5 – 14 Jahre sinkt in Limburg wegen der niedrigen Geburtenziffern in den neunziger Jahren inzwischen. In den übrigen Niederlanden ist dies nicht der Fall.
15 – 24 Jahre
Die Zahl junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren hat infolge des genannten Geburtenrückgangs in den 1960er-Jahren in den letzten Jahren abgenommen. Diese Abnahme (-1,1 %pro Jahr in
den letzten zehn Jahren) ist zum Stillstand gekommen. Das niedrige Niveau, das jetzt erreicht
worden ist, bleibt vorläufig bestehen. In zehn Jahren wird die Geburtenrate erneut sinken, jedoch
in geringerem Maße.
25 – 34 Jahre
Die Abnahme der Geburten in den 1960er-Jahren (die hintere Flanke des Nachkriegs-Babybooms)
verursachte in den letzten zehn Jahren in Limburg einen starken Rückgang in der Altersklasse 2534 Jahre (-3,2 %). Diese Abnahme verringert sich in den nächsten zehn Jahren, (-1,2 %pro Jahr).
35 – 54 Jahre
Der Anstieg des Nachkriegs-Babybooms hat in den letzten Jahren zu einer erheblichen Zunahme
der Personen von 35 – 54 Jahren geführt. Dieses Wachstum liegt jetzt hinter uns. Nach 2010 setzt
ein Rückgang ein.
55 – 64 Jahre
Der Nachkriegs-Babyboom führt für einige Zeit zu einer erheblichen Zunahme der über 55Jährigen. Die vordere Flanke des Babybooms erreichte 2003 das Alter von 57 Jahren. In den nächsten Jahren wird die Anzahl Personen im Alter von 55 – 64 Jahren in Limburg um 1,5 % pro Jahr zunehmen. Dies entspricht dem landesweiten Durchschnitt.
65 – 74 Jahre
Die Zuname der Einwohner zwischen 65 und 74 Jahren war in den letzten zehn Jahren größer als
landesweit, (1,1 % gegenüber 0,6 %). In den nächsten zehn Jahren wird die Zunahme von 2,2
%niedriger als der Landesdurchschnitt von 2,9 % sein.
75 Jahre und älter
Die Zahl der Einwohner von 75 – 84 Jahren nimmt in den nächsten zehn Jahren in Limburg um
durchschnittlich 1,4 % pro Jahr zu; landesweit in den Niederlanden beträgt die Zunahme 0,8 %).
Die Zahl der 85-Jahrigen und Älteren steigt viel schneller (3,3 % pro Jahr) und in Limburg auch viel
schneller als landesweit (1,9 %).
Quelle: Etil Bevölkerung Limburg 2004 – 2035.)
Der Bevölkerungsrückgang, der für die kommenden Jahre für Limburg vorausgesagt wird, wird
sich bei den jüngeren Bevölkerungsgruppen manifestieren. Bei der Altersklasse 0 – 14 Jahre wird
bis 2010 eine Abnahme von 8,3 % vorhergesagt. Die potentielle berufstätige Bevölkerung (15 – 65
Jahre) geht um 1,7 % zurück und die einzige Altersklasse, die in Limburg an Umfang zunehmen
wird, ist die Altersklasse der 65-Jährigen und Älteren (+8,8 %). Mit diesen Entwicklungen wird sich
der Prozess der Überalterung von Limburg und der Abgang der jüngeren Jahrgänge unvermindert
fortsetzen.
CESRT
8
Das Wachstum der Zahl der 65-Jährigen und Älteren wird bis 2010 in Mittellimburg mit +11,4 %
und in Nordlimburg mit +11,0 % seinen Höhepunkt erreicht haben. Die Zunahme in Südlimburg
ist mit 7,1 % etwas geringer. Hier wird insbesondere eine kräftige Abnahme der Anzahl junger
Menschen (bis 14 Jahre) erwartet (-10,0 %). Auch in anderen Regionen wird diese Altersgruppe abnehmen. Die Zahl der Einwohner von Limburg sinkt seit 2002 und diese vor allem durch Südlimburg verursachte Abnahme wird sich fortsetzen.
In der 'Parkstadt Limburg' (Brunssum, Kerkrade, Heerlen, Landgraaf, Onderbanken und Voerendaal) sind innerhalb Südlimburgs die älteren Jahrgänge am stärksten vertreten. Die Kommunen in
Südlimburg mit der verhältnismäßig größten Anzahl älterer Menschen sind Valkenburg aan de
Geul, Brunssum, Kerkrade, Heerlen, Vaals, Simpelveld und Nuth.
Die Zahl der jungen Einwohner (0 – 14 Jahre) in Südlimburg sinkt seit 2000. Die Abnahme ist am
größten in der Parkstad Limburg (und hat hier auch früher eingesetzt) und ist am kleinsten in
Maastricht-Mergelland. Die relativ jüngste Bevölkerung finden wir in der Region Westelijke
Mijnstreek (Sittard-Geleen, Stein). Je nach Kommune gibt einen hohen Jungendquotienten (groene
druk) (25,1 % - 30,0 %) in Eysden, Margraten, Beek, Onderbanken, Schinnen, Meerssen und Voerendaal. Der Jungendquotient (das Verhältnis der Anzahl Personen in der Altersklasse 0 – 19 Jahre
zur Altersklasse 20 – 64 Jahre) beträgt in Limburg mit 36,4 % ungefähr 3,4 % weniger als im Landesdurchschnitt.
Die Zahl der 65-Jährigen und Älteren (65+) wird sich in Limburg im Jahr 2030 gegenüber 2001 fast
verdoppelt haben (von 15 % der Bevölkerung auf 28 %). Die Zahl der Älteren wird im Jahr 2030 in
der 'Parkstadt Limburg' am Größten sein, (30,6 % der Bevölkerung).
Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren in Prozent der Bevölkerung je Region in 2001 und 2030:
Region
2001
2030
Nordlimburg
13,4
27,3
Mittellimburg
14,0
28,4
'Westelijke Mijnstreek'
14,9
29,0
'Parkstadt Limburg'
16,4
30,6
Maastricht und Mergelland 15,6
25,6
Provinz Limburg
14,5
28,2
Niederlande
13,6
21,7
Der demografische Druck ist eine Größe, die angibt, wie viele 'nicht Aktive' es im Verhältnis zu
erwerbsfähigen Einwohnern gibt. Sie ist praktisch die Summe des Jugendquotienten und des Altenquotienten. Der demografische Druck ist in Limburg nur um einen Bruchteil geringer als im
Landesdurchschnitt. In Limburg wird ein Wert von 62,3 % berechnet, in den Niederlanden beträgt
dieser 62,6 %. Der Altenquotient, das Verhältnis der Zahl der 65-Jährigen und Älteren zur Zahl der
20 – 64-Jährigen, hat hierdurch auch stärker zugenommen. Der Altenquotient beträgt in Limburg
25,9 % gegenüber 22,8 % in den Niederlanden. Die regionalen Ziffern offenbaren, dass Südlimburg
mit einem Altenquotienten von fast 28 %am meisten überaltert ist. Am Rande ist zu vermerken,
dass der Anteil der Gruppe der Älteren in den beiden anderen Regionen relativ schneller wächst.
In Nordlimburg (23,1 %) nähert sich der Altenquotient dem Landesdurchschnitt, in Mittellimburg
liegt dieser ungefähr 2 % höher.
Vor allem Südlimburg (34,4 %) drückt den Wert der Provinz. In Nordlimburg ist der Jugendquotient wesentlich höher (30,1 %). In dieser Region wohnen somit relativ viele jüngere Menschen.
CESRT
9
Zwischen 2000 und 2005 ist der demografische Druck in Limburg stärker gestiegen als im Landesdurchschnitt. Landesweit beträgt die Zunahme 1,4 %, in Limburg sind dies 2,7 %. Die Zunahme in
Limburg ist in den beiden nördlichen Regionen am größten und wird insbesondere durch den höheren Altenquotienten verursacht. Landesweit ist die Zunahme des Altenquotienten etwas niedriger als in Limburg. Bei der Zunahme des Jugendquotienten sind die Rollen vertauscht. Eke Zijlstra,
Vorsitzende des Verwaltungsrates von Atrium Medisch Centrum, mit Niederlassungen in Heerlen,
Brunssum und Kerkrade, hat den Einfluss der Überalterung auf "Arbeit und Wohnen in Parkstad"
untersucht. "Die Bevölkerung gerät durch eine große Gruppe vergreisender Inaktiver und einem
Mangel an jungen Menschen aus dem Gleichgewicht. Nach der Landflucht erleben wir jetzt eine
Stadtflucht, wodurch eine schlecht ausgebildete überalterte Gruppe von Arbeitslosen zurückbleibt.
Dieser verschafft man durch Innovation keine neue Arbeit." (Trouw 1.4.2006).
Jugendquotient
Altenquotient
Demografischer
Druck
Jugendquotient
Altenquotient
Demografischer
Druck
Zunahme gegenüber 2000 in %
Niederlande
39,8
22,8
62,6
0,4
1,0
1,4
Limburg
36,4
25,9
62,3
0,1
2,7
2,7
Nordlimburg
40,1
23,1
63,2
0,5
2,7
3,1
Mittellimburg
37,4
24,9
62,4
0,3
3,1
3,3
Südlimburg
34,4
27,5
61,9
-0,2
2,6
2,3
Tabelle: Demografischer Druck in Limburg, den Niederlanden und den drei limburger Regionen (2005)
Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater
Von allen limburger Kommunen ist die Bevölkerung in der Gemeinde Thorn im Jahr 2004 am
schnellsten gewachsen (+3,0 %). Das Wachstum in den Gemeinden Sevenum (+1,4 %), Nederweert
(+1,0 %), Bergen (+0,9 %) und Brunssum (+0,7 %) war ebenfalls überdurchschnittlich. Die größten
Abnahmen verzeichneten die Kommunen von Vaals (-2,7 %), Kerkrade (-1,4 %), Valkenburg aan de
Geul (-1,4 %), Heerlen (-1,1 %) und Eijsden (-1,1 %). Von den größeren Städten hatte nur Venlo
(+0,5 %) ein größeres Wachstum. Weert und Roermond blieben auf demselben Wert, Maastricht (0,5 %), Sittard-Geleen (-0,5 %) und Heerlen (-1,1 %) waren im Minus.
Am stärksten war der Rückgang bei der Gemeinde Vaals (-7,1 %).
Verhältnismäßig viele Ältere wohnen in den Gemeinden Valkenburg aan de Geul (19,5 %), Vaals
(18,3 %), Kerkrade (18,2 %) und Nuth (18,0 %).
1.2
Migranten
In Limburg wohnten am 1. Januar 2004 insgesamt 224 086 Migranten. (CBS, 14-12-2005) (2006: 221
658). Dies sind 19,7 % der Bevölkerung. Landesweit liegt der Anteil geringfügig niedriger (19,0 %).
Der hohe Prozentsatz Migranten rührt vor allem von der Anwesenheit einer großen Anzahl westlichen Migranten her. Ungefähr drei Viertel aller Migranten in Limburg kommt ursprünglich aus
einem westlichen Land. Der Anteil nicht westlicher Migranten ist im Vergleich mit der landesweiten Situation relativ niedrig. So kann in Limburg ungefähr 5 % der Bevölkerung als 'nicht westlich'
( 2006: 59 054) bezeichnet werden; landesweit sind dies 10,3 %.
CESRT
10
Vor allem in Südlimburg lebt mit 22,2 % (2006: 21,9 %) ein hoher Anteil Migranten. Insgesamt
wohnten dort 627 580 Einwohner, von denen 161 916 (22,2 %) Migranten waren. Davon sind 34 531
(4,7 %) (2006: 28 603) nicht westliche Migranten. Dabei sind die Indonesier noch nicht mitgerechnet. Sie zählen 17 005 Einwohner (2,3 %) ( niederl. Zentralamt für Statistik, CBS StatLine 2003)
Die Zahl der Antillianer beträgt 1 980 (0,022 %); Surinamer: 1 401 (0,019 %); Marokkaner: 7 480 (1
%); Türken: 5 152 (0,7 %).
Mittellimburg folgt mit 16,9 %, Nordlimburg kommt auf 16,5 %. Wenn nach der Herkunft unterschieden wird, zeigt sich, dass Nordlimburg den größten Anteil nicht westlicher Migranten, nämlich 6,0 % der Gesamtbevölkerung hat. In Mittel- und in Südlimburg sind diese Werte etwas geringer, 5,5 % und 4,7 %. In Südlimburg leben mit 110 374 vor allem westliche Migranten (fast 18 % der
Gesamtbevölkerung). Im Jahr 2006 war diese Zahl auf 106 954 zurückgegangen.
(http://Statline.cbs.nl/StatWeb/start.asp?KEYWORDS=economische+groei+noord+limburg+2004&BOOL=0&LA=NL&DM=SLNL&lp=Search/SResults)
Aufgeschlüsselt nach Kommunen wohnen im Verhältnis die meisten Migranten in den Gemeinden
Vaals (53 %), Kerkrade (34 %), Roermond (28 %), Heerlen (28 %), Venlo (25 %). Landgraaf (22 %),
Brunssum (21 %), und Onderbanken (20 %).
Von allen Kommunen haben nur Roermond und Venlo einen Anteil nicht westlicher Migranten
von mehr als 10 % (nämlich 13,8 % und 10,4 %). Die größeren Städte in Südlimburg haben im Verhältnis die meisten nicht westlichen Migranten: Maastricht und Heerlen (jeweils 7 %) und SittardGeleen (5 %). In den anderen Kommunen liegt dieser Wert unter 4 %.
Die meisten (westlichen) Migranten kommen aus den Nachbarländern Belgien und Deutschland.
Dabei ist Deutschland mit fast 54 % der westlichen Migranten und ca. 40 % der Gesamtzahl der
Migranten das wichtigste Herkunftsland. Ungefähr 12 % der westlichen Migranten stammen aus
Belgien.
Die Zahl der Migranten in Limburg hat im Zeitraum 2000 – 2004 um mehr als 3 400 Personen zugenommen. Das prozentuale Wachstum (+1,6 %) ist etwas geringer als in den gesamten Niederlanden (über 11 %). Insbesondere die Entwicklung der westlichen Migranten (-2,9 %) hat das limburgische Wachstum verringert. Die Zunahme des Anteils nicht westlicher Migranten (+17,2 %)
war etwas größer. Die regionalen Unterschiede mit Bezug auf die Entwicklung der Gesamtanzahl
Migranten sind groß. Nordlimburg notiert mit 7,4 % das größte Wachstum , Mittellimburg kommt
auf +4,0 % und in Südlimburg sank der Anteil an Migranten auf 0,9 %.
*******************************
CESRT
11
Für die einzelnen Kommunen ergibt sich folgendes Bild:
Einwohner- Migranten gesamt
zahl
ohne Indo.
nicht westliche Migranten
Indo. Mar. Ant.
Beek
17065
2370
361
517
153
35
Brunssum
29942
7466
1050
712
414
125
Echt-Sustereren
32107
5295
673
457
75
53
Eijsden
11938
1481
154
134
11
9
Gulpen-Wittem
15340
2233
246
153
27
11
Heerlen
93969
25706
6187
2882 2192
628
Kerkrade
50295
17156
1753
883
396
228
Landgraaf
40055
9874
898
787
66
63
Maasbracht
13727
1837
198
123
8
4
Maastricht
121982
25769
8104
3713 1622
582
Margraten
13592
1595
196
176
10
13
Meersen
20039
2188
400
333
30
23
Nuth
16371
2308
438
169
32
24
Onderbanken
8420
1902
164
106
48
6
Schinnen
13598
2231
313
216
24
20
Simpelveld
11448
2216
117
84
6
5
Sittard-Geleen
97806
21012
5219
3183 1854
297
Stein
26596
3718
532
601
225
33
Vaals
10628
5572
352
88
13
5
Valkenburg a/d Geul
17896
2581
453
225
29
16
Voerendaal
13087
1741
215
176
13
18
Quelle: Soziale und multikulturelle Integration in der Euregio Maas-Rijn 2003
1.3
Sur.
24
65
70
10
9
372
47
37
15
360
12
10
33
15
8
9
304
26
7
26
14
Tür.
46
45
42
5
10
508
205
108
12
1463
16
29
48
4
28
5
464
5
27
47
9
Relativ viele Verheiratete in Limburg
Von allen Einwohnern in Limburg sind circa 47 % verheiratet. Der Anteil Unverheirateter beträgt
41 %. Der Rest besteht aus Personen, die geschieden (6 %) oder verwitwet sind (6,1 %). Von diesen
Werten weichen die Verhältnisse in den Niederlanden etwas ab. Der Anteil Verheirateter ist mit 43
% niedriger als in Limburg, aber der Anteil lediger Einwohner ist mit 45 % etwas höher.
Wenn man die drei limburger Regionen betrachtet, fällt es auf, dass in Mittellimburg am meisten
verheiratete (48 %) und in Südlimburg relativ viele verwitwete und geschiedene Einwohner leben.
Der Anteil Lediger ist in Nordlimburg am größten (42,4 %).
Einwohner Ledige Verheiratete Verwitwete Geschiedene
gesamt
%
%
%
%
Niederlande
16 254 930
45,4
43,2
5,4
5,9
Limburg
1 139 050
40,8
47,0
6,1
6,0
Nordlimburg
277 840
42,4
47,3
5,4
4,9
Mittellimburg
233 380
40,6
48,3
5,8
5,3
Südlimburg
627 520
40,2
46,4
6,6
6,8
Verteilung der limburger Bevölkerung nach Familienstand (2004) Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater
Gebiet
CESRT
12
Die Zahl der Ehescheidungen hat in den letzten Jahren wie in den Niederlanden auch in Limburg
stark zugenommen. Zwischen 2000 und 2004 stieg die Zahl um 3 % pro Jahr, in Limburg gar um
3,2 %. Die Zahl der Verheirateten schrumpft in Limburg schneller als landesweit. In fünf Jahren ist
deren Anteil in Limburg um 2,9 % gegenüber -0,6 % in den Niederlanden gesunken. Das hat allerdings nicht im gleichen Zeitraum zu einer stärkeren Zunahme der Zahl der Ledigen in Limburg
geführt. Im Gegenteil, die Zunahme des Anteils Lediger liegt mit +1,2 % weit unter der landesweiten Zunahme von 4,8 %. Auch aus diesem Grund bleibt in Limburg der Anteil der Verheirateten
höher und der Ledigen niedriger als in den Niederlanden insgesamt.
1.4
Haushalte
Im Jahr 2004 sind in der Provinz Limburg über 491 000 Haushalte gezählt worden. Der durchschnittliche Haushalt besteht aus 2,3 Personen. Wenn die Zusammensetzung betrachtet wird, zeigt
sich, dass die kinderlosen Haushalte mit 32,0 % den größten Anteil ausmachen, direkt gefolgt von
Single-Haushalten (31,0 %) und Haushalten mit Kindern (30,5 %). Der Anteil der Familien mit einem Elternteil beträgt etwas mehr als 6 %. Verglichen mit der Situation in den ganzen Niederlanden ist der Anteil der Single-Haushalte in Limburg relativ niedrig (31,0 % gegenüber 34,4 %). Auch
der Anteil der Haushalte mit einem Elternteil liegt etwas unter dem landesweiten Prozentsatz (5,8
% gegenüber 6,2 %). Der Anteil der Mehrpersonenhaushalte (mit und ohne Kinder) ist in Limburg
wiederum höher als der Landesdurchschnitt.
Südlimburg hat innerhalb der Provinz Limburg mit 34,2 % den größten Anteil an SingleHaushalten. Der Grund hierfür ist unter anderem die große Zahl von Studenten und Älteren, die in
dieser Region leben. In Nordlimburg (26,6 %) und Mittellimburg (26,8 %) gibt es weitaus weniger
Single-Haushalte. Die Haushalte mit Kindern in Nordlimburg machen mit 35,1 % den größten Teil
aller Haushalte aus. Dies passt zu dem relativ hohen Jugendquotienten in dieser Region. Auch in
Mittellimburg (33,9 %) ist der Anteil Haushalte mit Kindern relativ groß. Südlimburg (27,6 %) ist
hier deutlich das Schlusslicht.
Zwischen 2000 und 2004 hat der Anteil von Haushalten um 2,0 % zugenommen. Dies entspricht
9 900 Haushalten. Allerdings bleibt die Zunahme in Limburg deutlich hinter der landesweiten Entwicklung (+3,7 %) zurück. Der limburgische Wachstumsrückstand geht auf Rechnung der Haushalte mit Kindern. Diese Kategorie sank im genannten Zeitraum um 4,2 %. Landesweit gab es damals noch ein kleines Plus von +0,4 %. Sowohl in den Niederlanden (+13,2 %) als auch in Limburg
(+9,0 %) wächst die Zahl der Familien mit einem Elternteil am schnellsten. Die Single-Haushalte
(+7,4 %) und die kinderlosen Haushalte (+2,3 %) haben in Limburg (+6,7 %) schneller zugenommen als landesweit (+1,9 %).
Innerhalb der Provinz Limburg gibt es große regionale Unterschiede in der Entwicklung der Anzahl Haushalte. Das schnellste Wachstum vollzog sich in Nordlimburg. Hier hat die Zahl der
Haushalte im Zeitraum 2000 – 2004 um 4,1 % zugenommen. Mittellimburg kommt auf +2,4 %, Südlimburg ist Schlusslicht mit +1,1 %. Das relativ niedrige Wachstum in Südlimburg ist der erheblichen Abnahme der Familien mit Kindern (-6,1 %) zuzuschreiben. Dem steht allerdings eine relativ
starke Zunahme der Familien mit einem Elternteil gegenüber, (+10,3 %). Auch in den anderen Regionen hat die Zahl der Haushalte mit Kindern abgenommen, allerdings weniger intensiv.
Zwischen 2000 und 2004 gab es von allen limburger Kommunen in der Gemeinde Swalmen mit
+5,3 % das stärkste Wachstum der Zahl der Haushalte. Auch Venlo und Venray (beide +5,0 %) zei-
CESRT
13
gen ein überdurchschnittliches Wachstum. Von einer ganz anderen Größenordnung sind die
Wachstumsziffern von Vaals (-2,5 %), Brunssum (-1,7 %), Nuth (-0,9 %) und Landgraaf (-0,5 %).
Die Zahl der Haushalte mit Kindern ist zwischen 2000 und 2003 in Südlimburg gesunken (-3 %). In
diesem Zeitraum stieg in Südlimburg vor allem die Zahl der Haushalte mit einem Elternteil (+5 %)
und der Single-Haushalte (+3 %). (Quelle: Sozialbericht Südlimburg 2004, Sociaal Rapport Zuid Limburg 2004).
CESRT
14
2
Wirtschaft und Arbeitslosigkeit
2.1
Wirtschaftliche Entwicklung
Von 1997 bis 2004 ist das wirtschaftliche Wachstum der Provinz Limburg jedes Jahr zurückgegangen. Die limburgische Wirtschaft ist strukturell weniger erfolgreich als die Wirtschaft der Niederlande. Die Ursache dieses Rückstands ist unter anderem in der Strukturempfindlichkeit der limburgischen Wirtschaft begründet. Im Jahr 2003 erreichte die niederländische Wirtschaft ihre Talsohle. Damals sank das Bruttosozialprodukt, BSP, um 0,9 % und in Limburg sogar um 1,2 %. Im
Jahr 2004 ist es mit der niederländischen Wirtschaft wieder bergauf gegangen und realisierte ein
Wachstum von 1,7 %1. Laut dem Statistischen Zentralamt der Niederlande, CBS, betrug das wirtschaftliche Wachstum im Jahr 2006 in Limburg 1,1 %. Innerhalb der Provinz Limburg gibt es bei
der Entwicklung des BSP große regionale Unterschiede. Anschaulich sind die Wachstumsziffern
für 2003: In Mittellimburg wuchs die Wirtschaft mit +2,1 %relativ stark, während sie in Nordlimburg mit -1,3 % und vor allem in Südlimburg mit -2,2 % stark zurückgegangen ist.
Im ersten Quartal 2006 vollzog sich ein seit fünf Jahren nicht mehr erlebtes Wachstum von 2,9 %,
(NRC 11. Mai 2006). Die niederländische Wirtschaft wuchs schließlich im Jahr 2006 um 3,0 %. Das
war die höchste Wachstumsziffer seit sechs Jahren. Die Niederlande übertreffen hiermit sogar die
Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Italien. Den wichtigsten Beitrag am wirtschaftlichen
Aufschwung hatte der Export.
Für das rasante Wachstum haben vor allem der Konsum der Haushalte und die Investitionen gesorgt. Mit dem überdurchschnittlichen wirtschaftlichen Wachstum im Jahr 2006 bewegen sich die
Niederlande wieder am Rande der Hochkonjunktur. Der Arbeitsmarkt zog kräftig an, die Arbeitslosigkeit sank auf 5,5 % der erwerbsfähigen Bevölkerung, aber die Tariflohnsteigerung beschränkte
sich auf 2,0 %. Auch durch diese gemäßigte Steigerung erreichte die Inflation im Jahr 2006 mit 1,1
Prozent einen historischen Tiefpunkt. (CBS Die Niederländische Wirtschaft 2006).
Wirtschaftliches Wachstum /Mehrwert (brutto, Basispreise) je Provinz
Volumenänderungen jeweils gegenüber dem Vorjahr in %
2002#
2003#1)
2004 1)
2005 2)
Niederlande 2)
0,2
0,0
1,7
1,5
Groningen
2,8
1,4
3,8
-0,8
Friesland
-1 ,5
- 0,9
0,8
1,8
Drenthe
0,5
- 1,1
0,5
1,3
Overijssel
- 0,5
0,1
1,4
1,6
Flevoland
1,6
2,4
3,4
3,7
Gelderland
- 0,7
- 0,2
1,2
2,3
Utrecht
- 1,1
- 1,8
1,8
1,7
Nordholland
2,5
0,7
1,9
2,0
Südholland
- 0,6
0,5
1,5
1,3
Zeeland
3,9
0,3
0,1
1,1
Nordbrabant
1,0
0,2
1,3
2,1
Limburg
1,2
- 0,3
1,1
0,6
1) Vorläufige Ziffern, Quelle: CBS
2)CBS Pressebericht PB07-051 10-7-2007
1
2006 2)
3
-1,1
2,9
1,6
3,3
3,6
3,1
4,2
3,2
3,1
2,9
3,3
2,8
CBS PB05-117 12. Oktober 2005 9.30 Uhr
CESRT
15
Große regionale Unterschiede
Innerhalb der Provinz Limburg gibt es große regionale Unterschiede in der Entwicklung des BSP.
Anschaulich sind die Wachstumsziffern für 2003. In Mittellimburg wuchs die Wirtschaft mit +2,1
%relativ stark, während sie in Nordlimburg mit -1,3 % und vor allem in Südlimburg mit -2,2 %
stark zurückgegangen ist. Die Provinz Limburg kann da mit einem Wachstum von 0,9 % nicht mithalten. Nord- und Mittellimburg liegen mit 1,3 % knapp unter dem Wachstum der Niederlande.
Südlimburg erreicht diesen Wert mit nur 0,6 % bei Weitem nicht. Verantwortlich hierfür sind mehrere Gewerbezweige. Auch die Abnahme der Einwohnerzahl um fast drei Viertel Prozent dämpft
das Wirtschaftswachstum.
Landesweit nahm die Einwohnerzahl im Jahr 2005 um 0,2% zu. (CBS PB06-076 18-7-2006)
Niederlande
Limburg
Nordlimburg
Mittellimburg
Südlimburg
2000
3,5
2,9
3,7
3,5
2,5
2001
1,6
0,8
1,5
0,6
0,5
2002
0,4
0,9
0,0
-0,1
1,6
2003
-0,5
-1,2
-1,3
2,1
-2,2
2004
1,4
2005
1,5
0,9
1,3
1,3
0,9
2006
2,9+)
Tabelle: Wirtschaftswachstum in Limburg und in den Niederlanden in der Zeit von 2000 bis 2004
• Noch nicht bekannt. Bei der Ziffer für die Provinz Limburg handelt es sich um eine Schätzung von ETIN Berater
Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater
+) 2005 und 2006 auf Basis des Volkskrant/CBS 12. Mai 2006, 2006): erstes Quartal
Das Zentrale Planungsamt der Niederlande, CPB, hat die Prognose für das Wachstum der niederländischen Wirtschaft für 2006 herabgesetzt. Die niederländische Wirtschaft ist im ersten Quartal
2005 sogar um 0,5 % geschrumpft. Wichtigste Ursache für diese Entwicklung ist der Export. Das
Exportwachstum ist im ersten Quartal um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Darüber hinaus
sind weniger Investitionen getätigt worden und die Konsumenten haben sich zögernd verhalten.
Nur die staatlichen Ausgaben nahmen geringfügig zu. Letztendlich hat sich ein Wirtschaftswachstum von 1,5 % eingestellt.
Auch die Niederländische Bank (Nederlandsche Bank/DNB) hat infolge des enttäuschenden Wirtschaftswachstums die Erwartungen für 2005 stark herabgesetzt. Laut CPB wird im Jahr 2006 ein
Wirtschaftswachstum von 2,0 % erwartet. Auch werden die Inlandsinvestitionen in die Höhe gehen. Erwartet wird, dass Limburg in beiden Jahren vermutlich eine ähnliche Entwicklung durchmacht. Das erste Quartal 2006 lässt ein seit fünf Jahren nicht mehr erlebtes Wachstum von 2,9 %
erkennen. (NRC 11. Mai 2006).
2.3
Wirtschaftsstruktur
Die Struktur der limburgischen Wirtschaft wird gekennzeichnet durch einen relativ großen Anteil
von Industrie und einem relativ kleinen Anteil kommerzieller Dienstleistungen. Die Industrie in
Limburg erreicht einen Anteil von 25 % des Mehrwerts, landesweit beträgt dieser Wert 19 %. Trotz
des Rückgangs des Industriegewerbes ist Limburg immer noch eine der am meisten industrialisierten Provinzen der Niederlande.
Auf Rechnung der kommerziellen Dienstleistungen gehen etwa 44 %, gegenüber 49 % landesweit.
Die Anteile der nicht kommerziellen Dienstleistungen (24,3 %) und der Landwirtschaft (2,6 %) sind
mit den landesweiten Anteilen zu vergleichen, wobei das Baugewerbe etwas schlechter abschnei-
CESRT
16
det, (4,9 % gegenüber 5,9 %). Auffällig ist der relativ geringe Anteil der Landwirtschaft am Mehrwert, (11 %).
In Südlimburg ist vor allem der Dienstleistungssektor stark vertreten. Dabei geht es sowohl um
kommerzielle und nicht kommerzielle Dienstleistungen.
Wenn die Arbeitsplatzstruktur betrachtet wird, zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Industrie bleibt
mit 19 % der Zahl der Arbeitsplätze der wichtigste Arbeitsplatzbeschaffer in Limburg. Die industriellen Arbeitsplätze werden überwiegend von den großen Arbeitgebern von der chemischen Industrie, (wie DSM und Sabic), vom Automobilsektor, (wie Nedcar und Inalfa), und von der elektrotechnischen Industrie, (wie Océ und Xerox Manufactoring), gestellt. Der Handel steht nach der
Industrie mit einem Arbeitsplatzanteil von 17 % an zweiter Stelle. An dritter Stelle kommt der Gesundheitssektor (14,9 %) und an vierter Stelle stehen Dienstleistungen für Unternehmen, (10,2 %).
Diese vier Sektoren sorgen zusammen für über 60 % aller Arbeitsplätze.
Sektor
Firmen
Limburg
Arbeitsplätze
Limburg
Arbeitsplatzstruktur (%)
Limburg
Nordlimburg
Agrarsektor
6 320
24 550
4,9
10,7
Industrie
3 700
95 860
19,0
21,2
Baugewerbe
4 510
26 780
5,3
4,3
Handel und
15 180
85 370
16,9
17,4
Reparatur
Hotels und
4 420
27 530
5,5
5,9
Gaststätten
Transport , La1 060
31 040
6,2
7,5
gerung, Kommunikation
Finanzdienst1 220
11 400
2,5
1,6
leistungen
Dienstleistungen
9 510
51 580
10,2
6,3
f. Unternehmen
Behörden
240
26 040
5,2
4,3
Ausbildung
1 520
27 990
5,5
4,3
Gesundheits-/
3 000
75 080
14,9
13,4
Sozialfürsorge
Sonstige
5 580
20 170
4,0
3,0
Gesamt
57 240
504 390
100,0
100,0
Tabelle : Arbeitsplatzstruktur nach Region (2004)
Quelle: Firmenregister Limburg, LISA; Bearbeitung ETIN Berater
Mittellimburg
6,0
20,8
6,5
18,2
Südlimburg
1,6
17,3
5,4
16,2
Niederlande
3,8
12,9
6,3
17,9
4,8
5,4
4,1
5,3
5,8
6,4
1,9
3,1
3,6
8,1
12,9
14,0
4,6
4,8
14,2
5,8
6,4
16,0
5,9
6,3
14,3
4,9
100,0
4,1
100,0
4,5
100,0
Südlimburg hat sich in zunehmendem Maß zu einer wichtige Region für Dienstleistungen für Unternehmen entwickelt, auch wenn hier der quartäre Sektor (insbesondere das Bildungs- und Gesundheitswesen) einen wichtigen Beitrag zur regionalen Arbeitsplatzbeschaffung leistet.
Die Struktur der limburgischen Wirtschaft ist ganz deutlich einem Wandel unterworfen. Ein wichtiger Trend ist die wachsende Bedeutung der Dienstleistungen in der Wirtschaft. Dies lässt sich auf
der Grundlage der Verschiebungen in der Arbeitsplatzstruktur sichtbar machen. Wenn man die
prozentualen Anteile der Arbeitsplätze in den verschiedenen Sektoren von 2000 und 2004 vergleicht, zeigt sich, dass vor allem die Dienstleistungen auf dem Vormarsch sind und die Landwirtschaft und das Handwerk (Industrie plus Bauhandwerk) an Bedeutung eingebüßt haben.
CESRT
17
Die Verschiebungen in der Arbeitsplatzstruktur laufen in Limburg größtenteils mit denen in den
Niederlanden parallel. Dennoch sind Unterschiede zu erkennen. So geht die Industrie in Limburg
deutlich mehr zurück als landesweit. Des Weiteren fällt auf, dass der Sektor Handel in Limburg
zulegt und landesweit zurückgeht. Gleiches gilt auch für das Transportwesen und die Kommunikation.
Nach der Definition des Instituts für angewandte naturwissenschaftliche Forschung, TNO, ist die
kreative Industrie in Limburg in 1 800 Firmen mit circa 9 400 Mitarbeitern vertreten. Damit gehören 4,9 % aller Firmen und 1,9 % aller Arbeitsplätze zur kreativen Industrie. Sowohl der Anteil
"kreative Tätigkeit' als auch der Anteil 'kreative Arbeitsplätze' liegen in Limburg unter dem landesweiten Durchschnitt, (jeweils 4,9 % und 2,9 %). In der ganzen Provinz Limburg kann Südlimburg als am kreativsten bezeichnet werden.
Zum Sektor Tourismus und Freizeit (T&R-Sektor) gehörten im Jahr 2004 in Limburg ungefähr 5 460
Betriebe und gut 35 000 darin tätige Personen. Dies entspricht 9,5 % aller Betriebe und 6,9 % aller
Arbeitsplätze. Zum Vergleich betragen diese Werte landesweit jeweils 6,9 % und 5,6 %. Der Sektor
T&R ist somit in Limburg überdurchschnittlich vertreten und kann als wichtiger Eckpfeiler der
limburgischen Wirtschaft bezeichnet werden.
Innerhalb der Provinz Limburg gilt Südlimburg als touristischer 'Hotspot'. Auf Rechnung dieser
Region gehen fast 58 % aller T&R-Betriebe in der Provinz und etwa 54 % der T&R-Arbeitsplätze .
Besonders auffällig ist die große Anzahl der T&R-Betriebe in Südlimburg, ihr Anteil beträgt 10,9 %
aller Betriebe. Allerdings handelt es sich dabei meist um kleine Firmen (mit durchschnittlich 6 Arbeitsplätzen pro Firma).
Von allen Kommunen hat Maastricht die meisten Arbeitsplätze im T&R-Sektor (5 030), weit weniger sind es in Venlo (1 640), Valkenburg aan de Geul (1 410) und Heerlen (1 370).
2.4
Limburgs internationale Ausrichtung
Der größte Exporteur in den Niederlanden und in Limburg ist die Industrie. In Limburg gehen auf
Rechnung der Industrie schätzungsweise 85 % des gesamten Exports. Innerhalb der Industrie
kommt fast die Hälfte des Umsatzes aus dem Ausland. Landesweit ist dieser Prozentsatz etwa 5
Prozent niedriger. Insbesondere die chemische Industrie ist stark aufs Ausland ausgerichtet. Fast
70 % des Umsatzes in der Chemie kommt aus dem Export und schätzungsweise ein Viertel der gesamten Ausfuhr aus der Provinz stammt aus chemischen Unternehmen. Auch die Transportmittelindustrie und die elektrotechnische Industrie sind wichtige Pfeiler des Exports der Provinz Limburg , (jeweils 18 % und 14 % des gesamten Exportvolumens). Außer der Industrie haben auch der
Großhandel (32 %) und die Landwirtschaft (30 %) einen überdurchschnittlichen Anteil am Export.
Das Baugewerbe, der Einzelhandel und eine Reihe von Dienstleistungssparten sind mehr vom inländischen Absatz abhängig.
Im Allgemeinen gilt, dass der limburgische Export in Zeiten einer florierenden Weltwirtschaft extra
profitiert, aber auch wieder abnimmt, wenn die Konjunktur rückläufig ist.
Die internationale Ausrichtung von Limburg äußert sich ebenfalls in der Anwesenheit ausländischer Unternehmen. Im Jahr 2004 gab es in Limburg insgesamt 312 ausländische Niederlassungen
mit fast 42 000 Beschäftigten.
2.5
Berufstätige Bevölkerung
CESRT
18
Am 1. Januar 2005 waren in Limburg 518 360 Personen berufstätig. Die Anteile der drei Regionen
entsprechen genau der Verteilung der gesamten Bevölkerung . Ungefähr 54 % leben in Südlimburg,
ein Viertel in Nordlimburg und die restlichen 21 % wohnen in Mittellimburg.
Die Altersstruktur der limburgischen berufstätigen Bevölkerung kennzeichnet sich durch eine überdurchschnittliche Zahl von älteren Berufstätigen, während die Jüngeren unterdurchschnittlich
vertreten sind. Die Unterschiede mit der niederländischen Struktur sind in den Altersklassen '25 –
34 Jahre' und '45 – 54 Jahre' am größten. In Limburg ist 21 % der berufstätigen Bevölkerung zwischen 25 und 34 Jahre alt, landesweit sind dies 24,4 %. Bei den 45- bis 54-Jährigen ist die Situation
umgekehrt, in Limburg sind dies 26,6 %, landesweit sind es 24,0 %. In den Altersklassen '35 – 44
Jahre' sind die Unterschiede weniger groß.
Alter
Gesamt absolut
15-24 Jahre
57 160
25-34 Jahre
113 180
35-44 Jahre
151 190
45-54 Jahre
137 740
55-64 Jahre
58 090
Gesamt
518 360
Limburg % Niederlande % Unterschied %
11,0
12,2
-1,2
21,8
24,4
-2,6
29,4
28,5
0,8
26,6
24,0
2,6
11,2
10,9
0,3
100,0
100,0
0
Tabelle : Altersstruktur der limburgischen und niederländischen berufstätigen Bevölkerung (2005)
Quelle: ETIN Berater
Ungefähr 42 % der gesamten berufstätigen Bevölkerung ist weiblich. Als Folge der zunehmenden
Arbeitspartizipation ist dieser Anteil in den letzten Jahren ständig gestiegen. Zur Illustration, im
Jahr 1995 betrug der Anteil der weiblichen berufstätigen Bevölkerung noch 38 %. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Laut Prognosen der ETIN Berater werden im
Jahr 2015 fast 46 % der berufstätigen Bevölkerung weiblich sein. Der Anteil der Frauen in der berufstätigen Bevölkerung variiert stark mit der Altersklasse. Allgemein gilt, je älter die Frauen, desto
kleiner ist der Anteil in der berufstätigen Bevölkerung. So beträgt der Anteil Frauen in der Altersklasse '15 – 24 Jahre' fast 47 % und in der Altersklasse 55 – 64 Jahre' nur etwa 30 %. Dennoch steigt
die Partizipation auch in der höheren Altersklasse ständig.
2.6
Arbeitslosigkeit
Von 2001 bis 2006 hat die Arbeitslosigkeit in den Niederlanden und in Limburg ständig zugenommen. Laut des CBS waren im Jahr 2004 6,7 % der limburgischen arbeitsfähigen Bevölkerung arbeitslos, etwas mehr als der niederländische Durchschnitt (6,4 %). Zum Vergleich, im Jahr 2001 betrug die Arbeitslosigkeit in Limburg noch 3,9 %. Die Zahl der Arbeitslosengeldempfänger (WW)
stieg im Zeitraum 2000 – 2005 von 16 370 auf 31 030, in Südlimburg von 9 040 auf 18 020, wovon
der Anteil Arbeitslosengeld empfangender Männer 34 % der gesamten Arbeitslosengeldempfänger
betrug, (StatLine CBS 14-12-2005).
2007 waren durchschnittlich 344 000 Personen arbeitslos. Damit ist der Jahresdurchschnitt um
69 000 niedriger als im Jahr 2006. Dieser Rückgang ist genau so groß wie im Vorjahr. Die Arbeitslosigkeit sank im Jahr 2007 in allen Altersklassen, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern.
In den letzten drei Monaten von 2007 hat sich die Abnahme der Arbeitslosigkeit unvermindert
fortgesetzt. Dies zeigen die neuesten Zahlen des CBS, (CBS PB08- 002 17. Januar 2008).
CESRT
19
Im Jahr 2007 ist die Arbeitslosigkeit auf der ganzen Linie zurückgegangen. Bei den Männern sank
sie noch etwas stärker als bei den Frauen. Übers Jahr gerechnet waren durchschnittlich 3,6 % der
männlichen und 5,7 der weiblichen berufstätigen Bevölkerung arbeitslos.
Die Arbeitslosigkeit hat im Jahr 2007 in allen Altersklassen abgenommen. Die stärkste Abnahme
zeigte sich bei den 25 – 44-Jährigen. In dieser Kategorie sank die Arbeitslosigkeit auf 3,6 %. Die
Jugendarbeitslosigkeit betrug im Jahr 2007 durchschnittlich 9,2 %, während die Arbeitslosigkeit unter den 45-Jährigen und Älteren 4,3 % betrug.
Bereits seit zwei Jahren sinkt der Jahresdurchschnitt der Arbeitslosigkeit kräftig. Im Jahr 2005, als
die Arbeitslosigkeit ihren Höhepunkt erreicht hatte, waren durchschnittlich 483 000 Erwerbsfähige
arbeitslos. Seitdem ist die Arbeitslosigkeit auf 344 000 im Jahr 2007 gesunken. Allerdings ist die
Zahl der Arbeitslosen in 2007 immer noch erheblich größer als am Tiefpunkt des Jahres 2001, als es
252 000 Arbeitslose gab.
Auch das 'Zentrum für Arbeit und Einkommen' (Centrum voor Werk en Inkomen, CWI) sammelt Daten über die Zahl nicht erwerbstätiger Arbeitsuchender. Am 1. Januar 2005 lebten in Limburg über
57 000 erwerbstätige Arbeitsuchende oder 11 % der gesamten berufstätigen Bevölkerung (landesweit: 9,2 %). Im Jahr 2004 ist die Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden in Limburg um 5,5
% gestiegen (als Zahl: 1 120 Personen). Landesweit gab es eine leichte Abnahme (-0,2 %). Insbesondere in der zweiten Hälfte von 2004 nimmt die Arbeitslosigkeit in Limburg wieder zu.
In Südlimburg ist die Gruppe der Arbeitslosen in der berufstätigen Bevölkerung noch immer am
höchsten, und zwar 12,5 %. Nord- und Mittellimburg bleiben mit 9,1 % und 9,6 % noch unter dem
limburgischen Durchschnitt. Am schnellsten ist im Jahr 2004 die Arbeitslosigkeit in Südlimburg
gestiegen. Hier nahm die Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden um 7,1 % zu, In Nordlimburg beträgt die Zunahme 4,1 % und in Mittellimburg bleibt der Schaden mit +1,5 % begrenzt.
Gebiet
Niederlande
Provinz
Limburg
Nordlimburg
Mittellimburg
Südlimburg
Nicht erwerbstätige
Arbeitsuchende am 1.
Januar 2005
Anteil an der
berufstätigen
Bevölkerung
Zunahme
gegenüber
Januar
2004
Anteil Anteil
Anteil
Frauen Migranten über 35
Monate
In Zahlen
704 110
9,2
-0,2
%
48,9
25,3
22,2
57 090
11,0
5,5
48,0
14,3
23,4
11 940
9,1
4,4
49,5
15,9
19,7
10 530
9,6
1,5
47,4
17,9
24,2
34 620
12,5
7,1
47,6
12,6
24,5
Tabelle: Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende am 1. Januar 2005 nach Gebiet
Quelle: CWI; Bearbeitung ETIN Berater
Kerkrade ist mit 17,3 % Spitzenreiter in Limburg bei den nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden,
auf dem Fuße gefolgt von Heerlen (17,2 %). In einigem Abstand kommen Roermond (15,5 %),
Brunssum (14,1 %) und Maastricht (13,6 %).
CESRT
20
Gut 14 % der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden (circa 8 140 Personen) in Limburg sind nicht
niederländischer Herkunft. Landesweit liegt dieser Anteil weitaus höher, (25,3 %). Gegenüber Anfang des Jahres 2004 hat die Anzahl Migranten unter den Arbeitslosen abgenommen, damals betrug der Anteil noch 15,4 % der limburgischen Arbeit suchenden Migranten.
Das Durchschnittsalter der limburgischen nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden ist etwas höher als
durchschnittlich in den Niederlanden. In Limburg sind 55 % der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden älter als 40 Jahre, landesweit sind dies 3 % weniger. Der Anteil der 50-Jährigen und Älteren beträgt 28,4 %, der landesweite Durchschnitt beträgt 27,0 %. Die unteren Altersklassen sind in
Limburg etwas unterdurchschnittlich vertreten. Zur Illustration, die Gruppe der 25 – 39-Jährigen
beträgt 32,7 % der Gesamtbevölkerung, in Limburg sind dies 30,2 %.
Wenn man die Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden nach ihrem Alter betrachtet, zeigt
sich, dass vor allem die Zahl der arbeitslosen Jungen (<25 Jahre) stark gestiegen ist. In Limburg
stieg die Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden unter 25 Jahren zwischen dem 1. Januar
2004 und 1. Januar 2005 um mehr als 55 % (landesweit: +47 %). Auch de Zahl der älteren Arbeitslosen stieg in dieser Zeit. So stieg der Anteil der 40 – 49-Jährgen um 11,9 % (landesweit: +4,6 %) und
der Anteil der 50-Jährigen und Älteren um 5,7 % (landesweit: +2,9 %). Eine Abnahme der Zahl der
nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden ist in der Gruppe der 25 – 39-Jährigen erkennbar. In Limburg sank der Anteil dieser Gruppe um 13,1 %, landesweit um 17,5 %.
Am 1. Januar 2005 waren 23,4 % der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden in Limburg länger als
drei Jahre registriert. Ein Jahr vorher waren dies geringfügig weniger (22,8 %). Der Anteil Langzeitarbeitsloser liegt in Limburg etwas höher als im Landesdurchschnitt (22,2 %). Auch innerhalb
der Provinz gibt es Unterschiede. Südlimburg (24,5 %) und Mittellimburg (24,2 %) haben einen
größeren Anteil von Langzeitarbeitslosen als Nordlimburg (19,7 %).
Wenn die Zahlen der Langzeitarbeitslosen in den Jahren 2003 und 2004 bei Eurostat verglichen
werden, erkennt man, dass diese in den Niederlanden, in Belgien und Deutschland alle gestiegen
sind. Niederlande: von 1,0 auf 1,6 %; Belgien : von 3,6 % auf 3,9 % und Deutschland: von 4,5 % auf
5,4 % (epp.eurostat.eu 21.12.2005).
Etwas mehr als die Hälfte aller nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden hat eine niedrige Schulbildung (Berufsschule, Hauptschule oder niedriger). Von dieser Gruppe sind etwa 31 % (15,4 % der
Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden) als ungelernte Kräfte bezeichnet werden. Des Weiteren haben fast 38 % eine höhere Schulbildung (Höhere Berufsschule, Realschule, Gymnasium)
und etwa 12 % sind höher ausgebildet (FH oder Hochschule/Uni). Wenn der Bildungsstand der
limburgischen Arbeitslosen mit der niederländischen Situation verglichen wird, zeigt sich, dass
Limburg relativ viele Arbeitslose mit niedrigem und mittleren Bildungsstand hat. Der Anteil der
ungelernten und der der hoch ausgebildeten Arbeitskräfte ist etwas geringer. Gegenüber dem 1.
Januar 2004 hat die Zahl der Ungelernten abgenommen und vor allem die Zahl der höher Gebildeten ist gestiegen.
2.7
Verfügbares Einkommen und Armutsrisiko
Im Jahr 2000 betrug das durchschnittliche verfügbare Einkommen von privaten Haushalten (ohne
Studentenhaushalte mit Einkommen) in Limburg etwa € 25.200. Landesweit wurden je Haushalt
durchschnittlich € 25.900 verdient. Somit liegt Limburg hinter dem Landesdurchschnitt.
CESRT
21
Das niedrigere Einkommen in Limburg geht vollständig auf Rechnung von Südlimburg. Hier beträgt
das durchschnittliche verfügbare Einkommen € 24.600, -. Die beiden anderen Regionen, Nordlimburg und Mittellimburg, notieren hierfür € 26.200, - und € 26.000, - etwas höher und erreichen ein
Niveau über dem Landesdurchschnitt.
Ein ähnliches Bild entsteht, wenn man das standardisierte Einkommen betrachtet. In diesem Fall
werden die Einkommen nach Größe und Zusammensetzung der Haushalte korrigiert. Auch hierbei liegt Limburg hinter dem niederländischen Durchschnitt. Limburg kommt auf € 17.300,-, landesweit wird ein Betrag von € 18.000,- berechnet. Südlimburg ist wiederum Schlusslicht (€ 17.100,-),
aber der Unterschied zu Nord- und Mittellimburg (beide € 17.600,-) ist jetzt geringer.
Die niedrigsten Einkommen werden im Südosten der Provinz verdient. Konkret handelt es sich hierbei um die Orte Brunssum, Heerlen, Kerkrade und Landgraaf. In Heerlen betrug im Jahr 2002 das
durchschnittliche verfügbare Einkommen der erwerbstätigen Bevölkerung € 19.000 (Niederlande: €
20.900) (Kernzahlen Heerlen 2006).
Ein niedriges Einkommen nach der Niedriglohngrenze im Jahr 2003 ist für einen Alleinstehenden €
10.220, für ein Ehepaar ohne Kinder € 14.000 und mit 2 Kindern € 19.300, für eine(n) Alleinerziehende(n) € 13.300 und einen allein stehenden 65-Jährigen und Älteren € 10.200.
Wenn das soziale Minimum, das gesetzliche Existenzminimum, das in der politischen Beschlussfassung festgelegt worden ist, als Ausgangspunkt genommen wird, sind die Beträge etwas anders:
für einen Alleinstehenden € 9.800, für ein Ehepaar ohne Kinder € 13.800 und mit 2 Kindern € 16.300,
für eine(n) Alleinerziehende(n) € 14.100 und einen allein stehenden 65-Jährigen und Älteren €
10.400. (Armut hat ein Gesicht bekommen Beilage).
Die Einwohnergruppen, die in den Niederlanden ein erhöhtes Risiko auf Armut haben, sind: Alleinerziehende und Alleinverdiener mit niedrigem Einkommen und mit minderjährigen Kindern.
Laut 'Armutsmonitor 2005' betrifft dies 430 000 Kinder. Andere Risikogruppen sind Unterstützungsempfänger, chronisch Kranke und Personen in Wohneinrichtungen, die nur ein Taschengeld
erhalten, Alte (etwa 15 % aller Alten), nicht westliche Migranten (3 von 10 Haushalten türkischer,
marokkanischer und antillianischer Herkunft haben ein niedriges Einkommen), arbeitende Arme
(working poor, innerhalb von 15 Jahren ist die Zahl dieser Haushalte von 131 000 auf 250 000 im Jahr
2004 gestiegen). Insbesondere die Hälfte der Bauernfamilien hat ein Einkommen unter dem Existenzminimum, kleine Selbstständige mit einem niedrigen Einkommen (13 % laut des Wirtschaftsinstituts für Mittel- und Kleinbetriebe für die Niederlande und auch für Limburg), Frauen (Feminisierung der Armut) und junge Menschen (fast 40 % der arbeitenden Jugendlichen haben Schulden
von durchschnittlich 900 Euro).
Der Anteil der Haushalte mit einem niedrigen Einkommen ist in Limburg geringfügig größer als
landesweit, (12,9 % gegenüber 12,7 %). Von den drei limburger Regionen ist Südlimburg mit fast 14
% am schlechtesten dran. Gleiches gilt für den Anteil von Haushalten, die mit dem sozialen Minimum oder weniger auskommen müssen. Auch auf der Basis dieses Indikators wird ersichtlich,
dass Limburg (9,1 %) nur leicht hinter der landesweiten Ziffer (9,4 %) zurückliegt. Innerhalb Limburgs sind die Unterschiede jedoch wieder groß. Mittellimburg (8,4 %) und Nordlimburg (8,5 %)
weisen Anteile auf, die unter dem Landesdurchschnitt liegen. Aber Südlimburg liegt wieder weit
darüber.
Gebiet
Haushalte Niedrigeinkommen
insgesamt
LangzeitNiedrigeinkommen
Soziales Minimum
oder weniger
CESRT
22
x 1000
Niederlande
Limburg
Nordlimburg
Mittellimburg
Südlimburg
6 623,8
471,2
108,0
93,7
269,6
% ins- gegengesamt über 1998
13,9
13,6
12,6
12,3
13,7
-1,2
-0,7
-0,9
-0,8
0,3
% insgesamt
gegenüber 1998
6,4
6,2
5,6
5,6
6,5
-0,7
-0,6
-0,8
-0,6
-0,3
%
insgesamt
9,6
9,4
8,7
8,8
9,5
gegenüber 1998
-0,5
0,0
-0,2
-0,4
0,5
Tabelle: Anteile der Haushalte mit niedrigem Einkommen, Langzeit-Niedrigeinkommen und Einkommen, die gleich
oder niedriger als das soziale Minimum sind (2000)
Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater
Wenn die Anteile Haushalte betrachtet werden, die mit einem Einkommen auskommen müssen,
dass gleich oder niedriger als das soziale Minimum ist, springt die Position der großen Städte ins
Auge. In Heerlen, Kerkrade, Roermond, Maastricht und Venlo gehören mehr als 10 %aller Haushalte zu der Gruppe, die ein Einkommen von ungefähr dem sozialen Minimum haben. Spitzenreiter in Limburg ist jedoch Heerlen, wo 18,7 % der Haushalte mit einem niedrigen Einkommen auskommen müssen; 5,8 % seit langem (mehr als 4 Jahre).
% Haushalte mit
% Haushalte
Niedrigeinkommen
105 % Soziales Min.
Brunssum
17,2
12,7
Heerlen
18,7
14,2
Kerkrade
15,3
11,5
Landgraaf
13,3
9,8
Maastricht
14,5
10,4
Sittard-Geleen
14,2
10,4
Vaals
15,1
11,5
Roermond
17,7
13,2
Venlo
17,1
12,7
Limburg
13,3
9,8
Quelle: Armut hat ein Gesicht bekommen Beilage 2006-06-15
% Haushalte 105 %
soz. Min. Langzeit
5
5,8
4,5
3,9
4,2
4
4,9
5,2
5,2
3,9
Wenn man die verschiedenen Zielgruppen betrachtet, Selbstständige, Arbeitnehmer, Fürsorgeempfänger/Arbeitslose, Arbeitsunfähige und Rentner, wohnen mehr als der Durchschnitt der Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen (2,1 %) in Brunssum (3,1 %), Heerlen (2,6 %), Maastricht, Sittard-Geleen und Kerkrade. Mehr als der Durchschnitt der Sozialhilfeempfänger/Arbeitslosen (4,4
%) wohnen in Heerlen (8,5 %), Brunssum (5,7), Kerkrade, Vaals Landgraaf Sittard-Geleen und
Maastricht. Mehr als der Durchschnitt der armen Rentner (3,6 %) wohnen in Vaals (5,1 %), Valkenburg, Heerlen, Onderbanken, Maastricht und Brunssum.
Zum Vergleich: der Prozentsatz für Risiko auf Armut, (weniger als € 9.295 pro Jahr verfügbar für
einen Alleinstehenden oder € 19.520 pro Jahr für ein Ehepaar mit 2 Kindern) betrug in Belgien im
Jahr 2001 13 % und für Langzeitarmut 7 % (docjerome).
2.8
Schulden
Laut Bericht von Armutmonitor (Armoedemonitor) der Provinz Limburg (Februar 2006) ist es mit
dem Armutmonitor 2005 mit Hilfe der verfügbaren Informationen nicht gut möglich die Zahl der
CESRT
23
Haushalte mit Schuldenproblemen und deren Weiterentwicklung zu bestimmen. Tatsache ist jedoch, dass in den letzten Jahren sowohl eine starke Zunahme der Inkasso-Aufträge bei Verbrauchern als auch der Zahl der Anträge auf Schuldnerhilfe, der Zahl der gesetzlichen Schuldensanierungen, der Zahl der Mieter mit Mietrückstand und der Zahl der Zwangsräumungen zu verzeichnen ist.
In Limburg sind im Jahr 2004 bei der Kredietbank Limburg 2 580 Anträge auf Schuldnerhilfe gestellt
worden, die zu 1 315 Schuldenhilfemaßnahmen geführt haben.
Haushalte mit einem niedrigen Einkommen haben häufiger finanzielle Probleme als Haushalte mit
höherem Einkommen. Sie haben öfter Zahlungsrückstände (im Jahr 2006 handelte es sich um 13 %,
bzw. 5 % der Haushalte) und können sich bestimmte Ausgaben größtenteils nicht leisten. So sagt
über 10 % der Haushalte unter Niedrigeinkommensgrenze nicht genügend Geld für das Heizen
ihrer Wohnung zu haben und behaupten 60 %, dass ein Ersetzen verschlissener Möbel oder ein Urlaub einmal im Jahr finanziell nicht möglich ist. Laut Armutmonitor sagt fast die Hälfte der Befragten, dass sie (sehr) schlecht auskommt.
Der Anteil, der im Jahr 2007 Schulden machen musste, ist allerdings niedriger als in den vorhergehenden Jahren. Von den Haushalten an der unteren Grenze der Einkommensskala musste 5 %
Schulden machen, von den Haushalten mit höherem Einkommen war dies 1,2 %:
2.9
Sozialhilfe
Im Zeitraum 2000 – 2003 ist in Limburg die Zahl der Leistungen im Rahmen des Sozialhilfegesetzes von 21 710 auf 23 850 gestiegen.
Der größte Teil geht auf Rechnung von Südlimburg, wo die Zahl von 15 880 auf 16 430 gestiegen ist.
Der Anteil Frauen sank in diesem Zeitraum um 1 % von 56 % (8 670) auf 55 % (8 670) (Regionale
Kerndaten Nederland StatLine CBS 14-12-2005).
Für 2006 rechnet die Gemeinde Heerlen nicht mit einer Abnahme der Zahl der Sozialhilfeempfängern im Rahmen der 2004 geänderten Sozialhilfe im neuen Arbeits- und Sozialhilfegesetz (Wet
Werk en Bijstand). Die Zahl bleibt konstant bei 4 800.
(http://heerlen.nl/interweb/100.homepage/persberichten/BEGROTING%202006%20concept%20
college%2030%208.pdf)
In den Niederlanden ist im Jahr 2007 die Zahl der Leistungen im Rahmen der Sozialhilfe von 327
420 im Januar auf 305 800 am 1. Dezember 2007 gesunken.
CESRT
24
3.
Gesundheit
3.1
Lebenserwartung und Todesursachen
Die durchschnittliche Lebenserwartung in den Niederlanden beträgt 77,9 Jahre mit steigender
Tendenz (POL-Omgevingsmonitor 2002). In Limburg ist die durchschnittliche Lebenserwartung allerdings niedriger, am niedrigsten ist sie in Parkstad Limburg, nämlich 76,7 Jahre. 2003 betrug die
Lebenserwartung bei der Geburt für Männer 76,2 Jahre und für Frauen 80,9 Jahre. Frauen leben
also statistisch 4,7 Jahre länger als Männer, (RIVM). Der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen niedrig und höher ausgebildeten Männern und Frauen beträgt 4,9 bzw. 2,6 Jahre. Die Lebenserwartung für Männer mit nur Grundschulbildung beträgt 73,1 Jahre, Männer mit höherer
Schulbildung leben durchschnittlich 78,0 Jahre. Niedrig ausgebildete Frauen haben eine Lebenserwartung von 79,5 Jahren, während höher ausgebildete Frauen durchschnittlich 82,1 Jahre leben.
Auch die gesunde Lebenserwartung ist in Limburg niedriger als im ganzen Land. Niederländer
haben durchschnittlich 61,6 gesunde Lebensjahre. In Parkstad Limburg ist diese Zahl über 5 Jahre
niedriger, 56 Jahre. Körperliche Einschränkungen machen sich vor allem ab einem Alter von 75
Jahren bemerkbar. In der Altersklasse der 75 – 84-Jährigen haben beispielsweise 45 % der Menschen mäßige bis ernsthafte Einschränkungen. Bei der jüngeren Altersgruppe der 65 – 74-Jährigen
sind dies nur 20 %. (Beleidssignalement Demografische doorbraak, 2004).
Die häufigsten Todesursachen in den Niederlanden sind Herz-/Gefäßkrankheiten, Krebs und
Krankheiten der Atmungsorgane. (POL-Omgevingsmonitor).
In den Regionen Mittellimburg und Maastricht/Mergelland sind die Ziffern hierfür etwa gleich
dem Durchschnittswert in den Niederlanden. In den drei anderen Regionen Nordlimburg, Westelijke Mijnstreek und Parkstad Limburg sterben mehr Menschen als durchschnittlich in den Niederlanden an Herz-/Gefäßkrankheiten und Krankheiten der Atmungsorgane. Insbesondere diese
Krankheit ist in den Regionen Westelijke Mijnstreek und Parkstad Limburg eine weitaus häufigere
Todesursache als durchschnittlich in den Niederlanden.
Nach den Ziffern des CBS sterben vor allem Männer an Krebs und Frauen an Herz- und Gefäßkrankheiten. Im Jahr 2005 starben in den Niederlanden 21 000 Männer an Krebs und 20 800 an
Herz- und Gefäßkrankheiten, bei Frauen ist dies umgekehrt: 18 100 starben an Krebs 21 600 an
Herz- und Gefäßkrankheiten. (NRC 15.5.2006)
Jedes Jahr sterben 1 000 Menschen (9,7 je 100 000 Männer und 3,4 je 100 000 Frauen) an den Folgen
eines Verkehrsunfalls (Durchschnitt der Jahre 1999 – 2003). Vor allem Jüngere zwischen 15 und 24
Jahren sind relativ oft Opfer von tödlichen Verkehrsunfällen (23 %, 240) und drei Viertel der Opfer
sind männlich (74 %, 770). Die Statistik der Todesursachen nennt die niedrigste Sterberate durch
Straßenverkehrsunfälle in der Region Eindhoven mit 0,4 Todesfällen je 10 000 Einwohner. Des Weiteren gibt es vermehrt Regionen mit niedrigen Todesfällen in der Randstad und in Südlimburg (0,5
je 10 000 Einwohner), (Nationale atlas voor de Volksgezondheid).
3.2
Arbeitsunfähigkeit
Ende 2004 lebten in Limburg etwa 83 470 arbeitsunfähige Personen. Dies sind 16,2 % der berufstätigen Bevölkerung. In den Niederlanden erhielten im Jahr 2004 8,5 % der Bevölkerung zwischen 15
und 64 Jahren eine Berufsunfähigkeitsrente. Die Prozentzahlen variieren von 4,1 bis 15,3 %. Viele
Kommunen in Südlimburg und im Osten der Provinz Groningen haben einen großen Anteil an ar-
CESRT
25
beitsunfähigen Einwohnern. Die Gemeinden Heel (Südlimburg) und Reiderland (Groningen) haben mit 15,3 % den höchsten Anteil, (http://www.rivm.nl/vtv/object_map/o1540n21463.html).
Der Anteil der Bevölkerung, der wegen Arbeitsunfähigkeit nicht arbeiten kann, ist in der Provinz
Limburg bereits seit langem (seit den Bergwerksschließungen) größer als der Durchschnitt der Niederlande. Insbesondere in Südlimburg wohnen verhältnismäßig viele Arbeitsunfähige. Mit einem
Anteil von 18,2 % ist dies ein deutlicher Unterschied zwischen Nord- und Mittellimburg (beide ungefähr 14 %).
In der Gemeinde Heel wohnen in Limburg prozentual die meisten arbeitsunfähigen Einwohner (23
%). Auch Gennep, Brunssum, Kerkrade und Onderbanken haben einen relativ hohen Anteil. Die
große Zahl Arbeitsunfähiger in Heel und Gennep lässt sich unter anderem durch das Vorhandensein von Einrichtungen für Menschen mit einer Behinderung erklären.
Gebiet
Niederlande
Limburg
NLimburg
MLimburg
SLimburg
Arbeitsunfähige
insgesamt
in Zahlen
Invalidenrente
Arbeitsunfähige
berufstät.
Bevölkg.
%
Berufsunfähigkeitsrente für
Selbstständige
(WAZ)
%
Zunahme
gegenüber 4.
Quartal 2003
%
5,8
-2,2
12,4
938 330
79,1
Berufsunfähigkeitsrente für
junge Menschen
(Wajong)
%
15,1
83 470
17 820
78,1
74,2
15,0
16,7
6,8
9,1
-3,2
-2,0
16,2
13,7
15 470
75,6
16,4
8,0
-1,5
14,2
50 180
80,3
14,0
5,7
-4,2
18,2
%
Tabelle : Verteilung der Arbeitsunfähigen und Anteil an der berufstätigen Bevölkerung (4. Quartal 2004)
Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater
Die Arbeitsunfähigen lassen sich in drei Gruppen einteilen, die regulären arbeitsunfähigen Personen (mit Berufsunfähigkeitsrente, WAO), die arbeitsunfähigen jungen Behinderten (Wajong) und
die arbeitsunfähigen Selbstständigen (WAZ). Die erste Gruppe ist mit 78 % die größte, die beiden
anderen Gruppen haben Anteile von jeweils 15 % und 7 %. In Nordlimburg leben überdurchschnittlich viele junge und selbstständige Arbeitsunfähige und in Südlimburg leben relativ viele
reguläre Arbeitsunfähige. Hierbei handelt es sich sowohl um völlige Arbeitsunfähigkeit (80 – 100 %)
als auch um Teilarbeitsunfähigkeit (unter 80 %). Für die Niederlande gilt ein Verhältnis von 71 % :
29 %. Dieses Verhältnis ist vor allem im Hinblick auf die Reintegration von Bedeutung.
In Limburg haben Männer in der gesamten Gruppe Arbeitsunfähiger einen Anteil von 57,9 %. Bezogen auf die berufstätige Bevölkerung ist die Arbeitsunfähigkeit zwischen Männern und Frauen
mehr oder weniger im Gleichgewicht. Von der männlichen berufstätigen Bevölkerung sind 16 %
arbeitsunfähig, von der weiblichen berufstätigen Bevölkerung sind dies 16,4 %.
Die Wahrscheinlichkeit arbeitsunfähig zu werden nimmt mit dem Alter zu. Zur Altersklasse der 55
– 65-Jährigen zählen in Limburg 42 % aller Arbeitsunfähigen, zur Altersklasse der 45 – 55-Jährigen
zählen immerhin etwa 29 %. Etwas mehr als 11 % aller Arbeitsunfähigen in den Niederlanden ist
jünger als 35 Jahre.
CESRT
26
Zwischen Männern und Frauen gibt es je nach Altersklasse deutliche Unterschiede der Arbeitsunfähigkeit. In der jüngeren Altersklasse sind relativ mehr Frauen als Männer berufsunfähig. So sind
von den 25- bis 35-Jährigen mehr als 56 % weiblich. In der Altersklasse der 55 – 65-Jährigen ist dieser Anteil nur 33 %. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede der Arbeitsunfähigkeit hängen auch
mit der geringeren Partizipation der Frauen in den höheren Altersklassen zusammen.
Die Zahl der jungen Frauen mit einer Berufsunfähigkeitsrente ist seit 2003 mehr als halbiert. Laut
UWV bezogen 2003 noch 20 000 der unter 30-jährigen Frauen eine Berufsunfähigkeitsrente, im Jahr
2006 nur noch 8500.
Seit Ende 2002 sinkt die Zahl der Arbeitsunfähigen. Dieser Trend setzte sich auch 2004 fort. Im Jahr
2006 ist die Zahl aller Personen unter 50 Jahren mit Berufsunfähigkeitsrente infolge der Neuuntersuchung auf 688 400 gesunken, (NRC 29.5.2006). Ende 2004 gab es in Limburg ungefähr 1 770 Arbeitsunfähige weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dies bedeutet eine Abnahme von
3,2 % (landesweit: -2,2 %). Die schnelle Abnahme in Limburg kann insbesondere Südlimburg zugeschrieben werden. Hier sank de Anteil Arbeitsunfähiger innerhalb eines Jahres um 4,2 %. Südlimburg (-2,0 %) und Mittellimburg (-1,5 %) verzeichnen ebenfalls eine Abnahme. Die Abnahme der
Zahl der Arbeitsunfähigen in Limburg ist gleichmäßig auf Männer und Frauen verteilt. Allerdings
gibt es Unterschiede zwischen den drei Gruppen von Arbeitsunfähigen. Die Gruppe, die eine Berufsunfähigkeitsrente bezieht (WAO) hat die größte Abnahme (-4,2 %), aber auch der Anteil der
Selbstständigen (-3,7 %) sank kräftig. Die Abnahme geht noch weiter, denn am Ende des 2. Quartals gab es noch 81 040 Arbeitsunfähige, (StatLine CBS 14-2-2005). Ein krasser Gegensatz zeigt sich
bei den jungen Arbeitsunfähigen (Wajong). Diese Gruppe wuchs um 2,3 %, (Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater.)
3.3
Körperliche und psychische Verfassung
Südlimburg weicht nicht vom übrigen Limburg ab, wenn es um die vorkommenden Formen körperlicher Krankheiten und Beschwerden geht. Die häufigsten Formen sind Migräne, ernste Beschwerden in Rücken, Hals und Schultern, Bluthochdruck und Gelenkverschleiß an Hüften und
Knien.
Diese Krankheiten kommen in Südlimburg häufiger vor als in Nord- und Mittellimburg. In Südlimburg kommen fast alle Krankheiten (auch die selteneren) in Parkstad Limburg häufiger vor als
in Westelijke Mijnstreek und Maastricht-Mergelland. Der größte Teil der Bevölkerung von Südlimburg (über 55 %) leidet unter einer oder mehreren psychosozialen Problemen. Auch dieser Anteil
liegt in Südlimburg höher als in Nord- und Mittellimburg. Hierbei handelt es sich um persönliche
Probleme, Beziehungsprobleme oder Probleme mit Bezug auf Einkommen, Arbeit und Wohnung.
Mehr als 1 von 5 Limburgern leidet unter depressiven Symptomen, häufiger in Nord- als in Mittellimburg.
Die meisten Einwohner von Südlimburg beurteilen ihre Gesundheit als gut bis ausgezeichnet.
Dennoch gibt es noch eine erhebliche Anzahl, ca. 20 %, die ihre Gesundheit eher als mäßig bis
schlecht betrachten. Die Einwohner von Südlimburg beurteilen ihre Gesundheit öfter als mäßig bis
schlecht als die Einwohner von Nord- und Mittellimburg. Eine kleine Minderheit von 8 bis 9 % der
Südlimburger leidet unter Einsamkeit. Auch hierbei ist die Situation in Südlimburg etwas negativer als in Nord- und Mittellimburg, (Quelle: Sozialbericht Südlimburg 2004).
Ein großer Teil der Einwohner von Südlimburg lebt nach einem ungesunden Lebensstil, einem so
genannten Risikoverhalten. Hierbei geht es insbesondere um Bewegungsmangel (ca. 70 % der Einwohner) und Übergewicht (bei ca. 50 %).
CESRT
27
Anderes Risikoverhalten kommt in geringerem Maße vor, aber ein Viertel der Südlimburger ist
Raucher und etwa 15 % sind alkoholgefährdet. Das Risikoverhalten ist in Südlimburg größer als in
Nord- und Mittellimburg. (Siehe eventuell auch: http://statline.cbs.nl/StatWeb/Temporary
%20Files/download75602B57.xls).
3.4
Nachfrage und Angebot von Pflege
Südlimburg hat verhältnismäßig weniger Plätze für Menschen mit einer Behinderung und Ältere
(in Pflegeheimen, Seniorenwohnungen/betreutes Wohnen) als in ganz Limburg und landesweit
(2002).
Die Zahl der Krankenhausbetten entspricht dem Durchschnitt für Limburg.
Ende 2003 standen 1 600 Menschen in Südlimburg auf der Warteliste für eine Pflegeeinrichtung.
Die Warteliste ist am längsten in der Region Westelijke Mijnstreek, gefolgt von Parkstad Limburg.
Vor allem wird auf die Seniorenheimpflege gewartet (insbesondere in Maastricht – Mergelland
und Westelijke Mijnstreek). In der Region Parkstad wird noch oft auf Pflegeheimplätze gewartet.
Die durchschnittliche Wartezeit für Heimpflege beträgt über 16 Monate und ist am längsten für die
Hauspflege und die Aufnahme in ein Pflegeheim.
Die meisten Wartenden (70 %) bekommen eine Art Überbrückungspflege, während sie auf der
Warteliste stehen. Wartende für die Hauspflege erhalten weniger oft eine Überbrückungspflege.
Die Zahl der Wartenden für die Hauspflege und Heimpflegeplätze ist gegenüber 2002 gesunken.
Für die Seniorenheimpflege stieg die Zahl der Wartenden.
Seit 2004 stehen in Südlimburg 730 körperlich und geistig Behinderte auf der Warteliste für Pflegeplätze. Die Warteliste betrifft insbesondere Wohneinrichtungen, Kurzunterbringung und Tagesaufnahmen.
Ab Mitte des Jahres 2003 stehen in Südlimburg fast 4 200 Menschen auf der Warteliste für geistige
Gesundheitspflege. Die meisten warten auf ein Beurteilungsgespräch.
In Südlimburg ist die Zufriedenheit über das Angebot des 'Grünen Kreuzes' weniger groß, (nicht
ausreichend in direkter Nähe). Darüber hinaus ist die Zufriedenheit insbesondere in der Region
Parkstad Limburg weniger groß über das Angebot der Krankenhauspflege, (nicht ausreichend in
direkter Nähe).
Das Angebot von Hausarzthilfe außerhalb der Sprechzeiten ist in Südlimburg nicht ausreichend.
Dies gilt für die Region Parkstad Limburg: 57 % der Einwohner hält das Angebot auf diesem Gebiet nicht für ausreichend. (Maastricht-Mergelland 40 %; Westelijke Mijnstreek 35 %).
Die Nachfrage nach Pflege wird durch die Überalterung der limburger Bevölkerung steigen. Hierdurch werden Pflegeeinrichtungen und freiwillige Betreuung von Pflegebedürftigen auch in steigendem Maße in Anspruch genommen werden. Der Personalbedarf bei der Pflege wird (beträchtlich) steigen.
Auch öffentliche Einrichtungen und kommerzielle Unternehmen müssen sich mehr nach den Bedürfnissen und Wünschen von Alten richten.
30 % der Limburger weisen auf einen Mangel an Einrichtungen in ihren Gemeinden hin, um möglichst lange selbstständig wohnen bleiben zu können. In dieser Sache gibt es wenig Unterschiede
zwischen den Regionen. Eine Zunahme der Zahl von Älteren führt zu einer wachsenden Nachfrage
nach Wohnungen, die für Ältere geeignet sind, eventuell in Verbindung mit einem Angebot auf
dem Gebiet von Pflege und Wohlergehen.
In Limburg wird es im Jahr 2010 einen Bedarf an 8 300 zusätzlichen Wohnungen für betreutes
Wohnen und an 14 600 anderweitig geeigneten Wohnung geben. Dem stehen 3 430 Pflegewohnun-
CESRT
28
gen gegenüber, die bis 2010 im Rahmen der Politik für Wohnen-Wohlergehen errichtet werden.
Darüber hinaus gibt es eine Vereinbarung mit Kommunen, die mit anderen beteiligten Parteien ein
Aktionsprogramm für die Realisierung von Pflegewohnungen und anderen angepassten Wohnungen auf der Basis einer Bedarf-Inventarisierung aufstellen.
CESRT
29
4.
Ausbildung
4.1
Bildungsstand
In der limburger berufstätigen Bevölkerung gibt es relativ wenige Menschen mit hohem Bildungsstand. Der Bildungsstand der limburger Bevölkerung im Alter von 15 bis 65 Jahren ist etwas niedriger als das allgemeine niederländische Niveau. So haben in Limburg 41 % der Bevölkerung nur
die Grundschule besucht, im Vergleich zum ganzen Land sind dies 4 % weniger. Der Anteil der
höher Gebildeten in Limburg und in den Niederlanden (beide ca. 39 %) liegt auf einem ähnlichen
Niveau. Der Anteil der hoch Gebildeten (FH und Hochschule) liegt in Limburg (19,2 %) jedoch unter dem landesweiten Durchschnitt (23,4 %).
Kernziffern für Schüler und Studenten
Anzahl Schüler und Studenten
Gesamt
Quelle: http://www.minocw.nl/documenten/eurydice_nl.pdf)
In den letzten Jahren ist der Bildungsstand der limburger Bevölkerung etwas gestiegen. Der Anteil
Einwohner mit einem Hochschuldiplom stieg zwischen 1998 und 2002 um fast 9 %.
Landesweit betrug die Steigerung in diesem Zeitraum über 11 %. Die Zahl der niedrig ausgebildeten Menschen sank konform der landesweiten Entwicklung um über 2 %.
Die Zunahme des Anteils der hoch Gebildeten war in Mittellimburg am größten, er stieg um mehr
als 15 %. In Nordlimburg betrug der Anteil wie im ganzen Land 11 %. Südlimburg verzeichnete ein
Wachstum von 6 %. In absoluten Zahlen gibt es in Südlimburg, auch wegen der dortigen Universität, die meisten hoch Gebildeten. In relativen Zahlen liegt Mittellimburg (20 %) jedoch fast gleichauf. Nordlimburg bleibt mit einem Anteil von 16 % hoch Gebildeter etwas zurück.
Eine leichte Verbesserung ist auch mit Bezug auf den Indikator 'Bevölkerung mit hohem Bildungsstand' (FH und Hochschule) zu erkennen. Im Jahr 2002 betrug der Anteil in Limburg 19,5 %, in
2003 wurden 20,0 % erreicht. Der Rückstand zum Durchschnitt in den Niederlanden (24,8 %) und
in der EU (21,8 %) bleibt gleich. (Limburg in Zahlen, 2004).
Bildungsstand niedrig
Bildungsstand höher
Bildungsstand hoch
Niederlande Limburg
Limburg
(niederländisch) (belgisch)
32,2
37,7
42,4
42,8
42,7
33,4
25,0
19,6
24,2
Lüttich
44,6
29,4
25,9
CESRT
30
Quelle: Wichtigste regionale Indikatoren, 2004 Quick Scan A. Riga
Auch in der Euregio Maas-Rijn schneidet Limburg schlecht ab, wenn es um hohes Ausbildungsniveau geht. Zwar ist der Prozentsatz von niedrigem Bildungsstand in Limburg klein, aber wenn
Deutschland mit einbezogen wird, ist das Niveau von den Niederlanden wieder relativ. Der Großraum Arnheim-Nimwegen hat nur 17 % mit niedrigem Bildungsstand.
(epp.eurostat.cec.eu 21-12-2005).
Der relativ große Anteil von Älteren in der berufstätigen Bevölkerung beeinflusst den Bildungsstand. Ältere sind im Allgemeinen weniger hoch ausgebildet als die heutige jüngere Generation. Im
Übrigen muss darauf hingewiesen werden, dass der Anteil hoch Gebildeter zwischen 1998 und
2002 in Limburg stärker als in den Niederlanden insgesamt zugenommen hat. Der Bildungsstand
der berufstätigen Bevölkerung ist in Südlimburg höher als in den beiden anderen Regionen. Über
26 % haben ein Fachhochschul- oder Hochschulstudium absolviert. Mittellimburg liegt mit 25,5
%auch noch über dem Durchschnitt der ganzen Provinz Limburg. Nordlimburg liegt mit einem
Anteil hoch Gebildeter von 20 % etwas zurück. Der Anteil von 32 % mit niedrigem Bildungsstand
ist hier überdurchschnittlich groß.
In 2003 lernten in Südlimburg fast 34 000 Schüler in höheren Schulen.
Schüler in höheren Schulen nach Gebiet, absolut und prozentual (2003)
Gebiet
Nordlimburg
Mittellimburg
Südlimburg
Limburg
Niederlande
Höhere Schüler
gesamt abs.
Allgemeines
Schuljahr
VMBO
VMBO
LWOVBK
VGT
Realschule
Höhere Schule
14 113
4,6 %
49,0 %
12,2 %
16,6 %
17,6 %
11 367
16,1
25,5
15,2
20,9
22,3
33 957
60 437
881 148
10,2
10,1
14,9
32,9
35,2
36,7
14,9
14,3
13,7
19,1
18,9
16,1
22,9
21,5
18,5
Fast die Hälfte der höheren Schüler in Südlimburg (47,8 %) besucht eine VBMO-Schule (Berufsvorbereitung). Die Mehrzahl hiervon besucht (innerhalb des VMBO) berufsvorbereitende und basisberufsorientierte Schulen (LWOVBK), eine Minderheit einen allgemeinen und theoretischen Ausbildungsweg der Berufsvorbereitung.
Die Zahl der Schüler im LWOVBK in Südlimburg (32,9 %) ist viel kleiner als in Nordlimburg (49,0
%), aber größer als in Mittellimburg (25,5 %). Der Anteil der VBMO-Schüler in höheren Schulen
entspricht etwa dem Niveau der Provinz Limburg und der Niederlande.
Der Anteil Realschüler (19,1 %) und Oberschüler (22,9 %) in den höheren Schulen in Südlimburg
liegt über dem Niveau der Provinz Limburg und dem der Niederlande. Im Zeitraum 2000 – 2003
stieg in Südlimburg vor allem die Zahl der VBMO-(LWOVBK-)Schüler um 34,9 %.
Diese Zunahme war in ganz Limburg groß (30,0 %). Landesweit war die Zunahme viel geringer.
Die Zahl der Realschüler stieg zwischen 2000 und 2003 in Südlimburg um 12,8 %.
Die Zunahme der Gymnasialschüler war geringer, +7,3 %. Per Saldo nahm die gesamte Zahl von
höheren Schülern in Südlimburg zwischen 2000 und 2003 um 12,1 % zu und war damit größer als
der Durchschnitt der Provinz Limburg (9,4 %).
CESRT
31
4.2
Schulabbrecher
Ein Schulabbrecher ist ein junger Mensch unter 23 Jahren, der/die seine/ihre Ausbildung vor dem
Ende des regulären Schulbesuchs beendet. Er/sie hat dann keinen Berufsschulabschluss Niveau 2
erreicht oder kein Realschul- oder Gymnasiumsabschlusszeugnis erhalten, die als Qualifikation für
den Arbeitsmarkt gelten.
Im Jahr 2002 betrug die Zahl der Schulabbrecher 71 000, in 2003 : 64 000, in 2004: 64 000, in 2005: 56
963. 15 % der jungen Menschen unter 23 Jahren ist arbeitslos (6,5 % der berufstätigen Bevölkerung).
In den großen Städten sind 25 % der Jugendlichen mit Migrationshintergrund arbeitslos . (NRC
31.5.06)
Im Schuljahr 2002 – 2003 gab es in Südlimburg 1 221 Schulabbrecher. Hierbei handelt es sich um
Schüler ohne Startqualifikation für den Arbeitsmarkt. Die Region Westelijke Mijnstreek hat die
meisten Schulabbrecher: 640, Parkstad Limburg hat 299, Maastricht-Mergelland hat 282.
Die meisten Schulabbrecher (45,3 %) kommen aus dem VMBO (Berufsvorbereitungsschulen). (Von
einer Region, Westelijke Mijnstreek, fehlen Angaben). Darüber hinaus kommt fast ein Drittel vom
berufsfachgerichteten (22,4 %) oder berufsbegleitenden (13,3 %) Ausbildungsweg des ROC (Regionales Ausbildungszentrum).
Die meisten Schulabbrecher sind männlich (58,0 %) und haben einen Migrationshintergrund (circa
80 %). (Von einer Region, Westelijke Mijnstreek, fehlt die letzte Angabe).
Die meisten Schulabbrecher sind 17,22 Jahre alt (53,9 %). Fast ein Drittel ist 16 Jahre alt; die übrigen
sind jünger als 16 Jahre. 39,9 % der Schulabbrecher sind wieder untergebracht worden (487 Jugendliche). Vor allem in Parkstad Limburg sind viele Jugendliche untergebracht worden (über 90
%), ebenso in Maastricht-Mergelland (über 40 %). In Westelijke Mijnstreek sind nur wenige Schulabbrecher wieder untergebracht worden (über 10 %). Die meisten Schulabbrecher sind normal in
den Arbeitsmarkt, über eine Eingliederungsmaßnahme oder ein Zeitarbeitsbüro eingegliedert worden, (30,1 %). Dies hängt mit dem Alter (> 17 Jahre) der meisten Schulabbrecher zusammen. Über
ein Viertel (25,4 %) ist nach dem berufsfachgerichteten oder berufsbegleitenden Ausbildungsweg
des ROC wieder untergebracht worden.
Die Anteile der Schulabbrecher im Jahr 2003 für die Niederlande, Belgien und Deutschland betragen jeweils 14,2 %, 12,8 % und (ebenfalls) 12,8 %. Für 2004 sind diese Werte: 14 %, 11,9 % und 12,1
%, für 2005: 13,6 % und 13 %. Die Zahl für Deutschland war noch nicht bekannt (epp.eurostat.
cec.eu 21.12.2005).
in %
2003
2004
2005
Niederlande
14,2
14,
13,6
Belgien
12,8
11,9
13
Deutschland
12,8
12,1
CESRT
32
5.
Wohnen
5.1
Wohnungsvorrat
Am 1. Januar 2005 gab es in der Provinz Limburg einen Wohnungsvorrat von über 486 000 Wohnungen. Die durchschnittliche Personenzahl in einer Wohnung ist etwas niedriger als vor zehn Jahren. In Limburg teilen sich 2,3 Personen eine Wohnung, landesweit sind dies 2,4 Personen. Der
höchste Wert, 2,5 Personen, gilt für Nordlimburg, Mittellimburg folgt mit 2,4 und Südlimburg mit
2,2. Die wichtigste Ursache für das sinkende Verhältnis zwischen der Einwohnerzahl und der
Wohnungszahl ist der Trend der Individualisierung und Überalterung (mehr Verwitwete).
In Limburg ist die Wohnungsdichte größer als im Landesdurchschnitt. Beginn des Jahres 2005 gab
es 226 Wohnungen je Quadratkilometer gegenüber 203 in den Niederlanden. Die relativ hohe Wohnungsdichte kann völlig der Region Südlimburg zugeschrieben werden. Hier gibt es durchschnittlich 426 Wohnungen je Quadratkilometer. Der Unterschied mit den anderen Regionen ist groß. Mit
134 und 145 Wohnungen je Quadratkilometer liegen Nord- und Mittellimburg weit hinter dem
Durchschnittswert der Provinz Limburg und der Niederlande. Auf Gemeindeebene übertreffen die
südlimburgischen Orte Kerkrade, Heerlen und Maastricht mit 1 049, 995 und 975 Wohnungen je
Quadratkilometer alle anderen.
5.2
Eigentums- und Mietwohnung
In Limburg gibt es relativ viele Eigentumswohnungen. Das Verhältnis Eigentum-Miete in Limburg
beträgt 60 : 40, das landesweite Verhältnis 54 : 46 weicht hiervon deutlich ab. Die meisten Eigentumswohnungen liegen in Mittellimburg, denn hier sind nur 32 % der Wohnungen Mietwohnungen. In Südlimburg liegt dieser Anteil etwa 12 % höher.
Maastricht, Heerlen und Venlo sind die drei Orte mit den relativ wenigsten Eigentumswohnungen,
ihr Anteil liegt unter 50 %. In Zahlen führt Sittard-Geleen die Liste mit 25 000 Eigentumswohnungen an. Maastricht folgt an zweiter Stelle mit 22 000 Wohnungen. Die limburgische Hauptstadt ist
führend mit der Zahl der Mietwohnungen (32 000). Heerlen und Venlo liegen hiermit auf Platz
zwei und drei.
Vom gesamten Wohnungsvorrat in Limburg sind etwas mehr als 20 % frei stehende Einfamilienhäuser. Landesweit ist dieser Prozentsatz etwa 5,5 % kleiner. In der Provinz Limburg hat Mittellimburg mit 28,8 % den größten Anteil Einfamilienhäuser, in Südlimburg ist dieser Anteil mit 16,3
% erheblich geringer. Auch der Anteil Doppelhäuser ist in Limburg (22,5 %) deutlich höher als im
Landesdurchschnitt (12,7 %). Eckhäuser (von Reihenhäusern) (11,7 %), Reihenhäuser (20,7 %) und
Etagenwohnungen (23,1 %) sind weniger vorhanden. Die Verteilung der Wohnformen wirkt sich
auch auf die Zahl der Wohnhäuser mit Garage/Carport und Garten aus. In Limburg haben 49,1 %
der Wohnhäuser eine Garage und/oder einen Carport, landesweit beträgt dieser Anteil nur 29,8 %.
Auch ist der Prozentsatz von Wohnhäusern mit Garten in Limburg (80,1 %) höher als durchschnittlich in den Niederlanden (73,7 %). Mittellimburg liegt sowohl bezüglich der Zahl der Wohnhäuser
mit Garage als der Häuser mit Garten in der Provinz Limburg an der Spitze.
Wenn man die Bauperiode des Wohnungsvorrats betrachtet, zeigt sich, dass ein großer Teil aus
den Jahren 1960 – 1974 stammt. Insgesamt sind 32 % aller Wohnhäuser/Wohnungen in dieser Zeit
gebaut worden. Auch im Zeitraum 1975 – 1989 ist mit 25 % reichlich gebaut worden. Ungefähr 16
CESRT
33
% aller Wohnhäuser/Wohnungen stammen aus der Zeit vor 1945. Diese Angaben enthalten noch
keine Zahlen der Jahre 2003 und 2004, so dass der Prozentsatz der nach 2000 gebauten Wohnhäuser/Wohnungen inzwischen etwas größer sein dürfte (über 2 %). Verglichen mit der landesweiten
Verteilung gibt es in Limburg relativ viele Wohnhäuser/Wohnungen aus den Zeiträumen 1945 –
1959 und 1960 – 1974.
Zwischen 1996 und 2005 stieg die Zahl der Wohnhäuser/Wohnungen in Limburg um 7,3 %. In absoluten Zahlen geht es um 33 000 Wohnhäuser/Wohnungen. Der Wohnungsvorrat wuchs nicht so
schnell wie landesweit. Hier betrug das Wachstum 9,3 %. Sowohl in Limburg als auch landesweit
wächst der Wohnungsvorrat schneller als die Einwohnerzahl.
Nordlimburg folgte im Zeitraum 1996 – 2005 bezüglich des prozentualen Wachstums des Wohnungsvorrats (+9,2 %) dem landesweiten Trend. In Südlimburg kamen relativ die wenigsten neuen
Wohnhäuser/Wohnungen auf den Markt (+6,1 %). Mit einem Wachstum von 8,6 %nimmt Mittellimburg eine Mittelstellung ein.
Das Wachstumstempo des limburgischen Wohnungsvorrats hat in den letzten Jahren abgenommen.
Im Zeitraum 1996 – 2005 hat die Zahl der Wohnungen um durchschnittlich 0,8 % pro Jahr zugenommen, in den letzten fünf Jahren betrug die Zunahme durchschnittlich +0,6 % und im Jahr 2004
nur +0,5 %. Auch in den Niederlanden ging der Wohnungsbau etwas zurück.
Im Jahr 2004 sind in Limburg insgesamt 3 590 Wohnungen hinzugekommen. Andererseits sind
1 100 Wohnungen verloren gegangen, per Saldo also eine Zunahme des Wohnungsvorrat von 2 500
Wohnungen. Dies ist gegenüber 2003 eine Steigerung des Wohnungsvorrats um etwas mehr als
2 000 Wohnungen. Die neu gebauten Wohnungen sind zu fast 20 % Mietwohnungen. Der größte
Teil sind also Eigentumswohnungen/Eigenheime. Bei den abgerissenen Wohnungen ist das Verhältnis umgekehrt (69 % gegenüber 31 %). Durch die große Anzahl abgerissener Wohnungen gab
es im Jahr 2004 eine Schrumpfung des Vorrats an Mietwohnungen (-22 Wohnungen). Dadurch geht
die Zunahme des Wohnungsvorrats im Jahr 2004 vollständig auf die Rechnung neuer Eigenheime.
5.3
Preise
Das Preisniveau von Wohnungen liegt in Limburg deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Im ersten Quartal 2005 betrug der durchschnittliche Verkaufspreis einer Wohnung € 184.000,-, während
landesweit Wohnungen für durchschnittlich € 217.000,- verkauft wurden. Der Preisunterschied
wird insbesondere durch die relativ niedrigen Verkaufspreise in Südlimburg verursacht, wo für
eine Wohnung durchschnittlich € 161.000,- bezahlt wurde. In Mittellimburg liegt der Verkaufspreis
durchschnittlich etwas über € 200.000,-, Nordlimburg kommt auf € 192.000,-.
Im Jahr 2004 sind die Verkaufspreise in Limburg um 1,1 % gesunken. Landesweit gab es noch eine
Zunahme um 1,9 %. Vor allem in Südlimburg (-3,6 %) sanken die Preise ziemlich stark, aber auch
Nordlimburg (-1,0 %) lässt eine Abnahme erkennen. Nur in Mittellimburg (+1,0 %) sind die Häuserpreise gestiegen.
Über einen längeren Zeitraum betrachtet sind die Preise in Nordlimburg am stärksten gestiegen. In
dieser Region stieg der durchschnittliche Verkaufspreis seit 2001 um über 12 %. Mittellimburg
zeigt eine Zunahme von 10,4 %. Ein krasser Gegensatz ist die Preisentwicklung in Südlimburg, wo
der durchschnittliche Verkaufspreis um 3,6 % sank. Durch diese negative Preisentwicklung ist die
Preisdifferenz zwischen der Provinz Limburg und den Niederlanden in den letzten Jahren etwas
größer geworden. In Limburg stiegen die durchschnittlichen Häuserpreise zwischen 2001 und 2005
um durchschnittlich 5,7 %, landesweit waren dies 16,0 %.
CESRT
34
5.4
Obdachlose
Nicht sesshafte Obdachlose sind auch in unserem Land ein fester Teil des Straßenbilds großer Städte geworden. Die Heilsarmee schätzte die Zahl der Obdachlosen Ende 2000 auf über 30 000 gegenüber 15 000 im Jahr 1996 – eine Verdoppelung in fünf Jahren! Die Gesamtzahl der Menschen, die
im Jahr 2000 für kürzere oder längere Zeit nicht sesshaft oder obdachlos waren, schätzt die Heilsarmee auf über 50 000.
Die Gruppe der Obdachlosen ist sehr unterschiedlich und besteht unter anderem aus pflegebedürftigen Alten, psychiatrischen Patienten, Drogen-, Alkohol- oder Glücksspielsüchtigen, Jugendlichen
und ehemaligen Häftlingen, Illegalen, aus Auffanglagern gewiesene Asylbewerber und auf die
Straße gesetzte Familien mit Kindern.
Nach einer Untersuchung im Auftrag des Gesundheitsministeriums (VS) gibt es in den Niederlanden 3 500 jugendliche Obdachlose. Die 'Stiftung Straßenkinder' (Stichling Zwerfkinderen Nederland)
ist der Meinung, dass die gesamte Zahl der jugendlichen Obdachlosen sogar 10 000 beträgt. Sie plädiert für 10 bis 15 neue Heime eigens für jugendliche Obdachlose. Die Praxis zeigt, dass den Jugendlichen mit einer speziell auf diese Menschengruppe gerichteten Rund-um-die-Uhr-Betreuung
eine Chance zur Rückkehr in die Gesellschaft ermöglicht wird.
Nach Berechnungen des niederländischen Rechnungshofes in Den Haag leben in der Region
Maastricht / Geleen-Sittard etwa 117 jugendliche Obdachlose. Impuls schätzt auf Grund eigener
Feststellungen und Registrierung, dass diese Zahl eher höher als niedriger ist.
http://www.opvangcentrum-impuls.nl/2002.html
CESRT
35
Zusammenfassung
Demografische Situation in Limburg: Limburg, insbesondere Südlimburg verliert Einwohner: die jungen Menschen ziehen fort und die Älteren bleiben, (dies gilt nicht für den Rest der EMR
(Euregio Maas-Rijn), die Überalterung ist groß: 16,6 %, (aber in Aachen noch größer: 17,2 %), die
Zahl der Haushalte mit Kindern nimmt ab, die Zahl der Ehescheidungen nimmt durchschnittlich
mehr als in den Niederlanden zu, die meisten Geschiedenen wohnen in Südlimburg, der größte
Teil der Migranten besteht aus Deutschen und der Prozentsatz nicht westliche Migranten ist halb
so groß wie der niederländische Durchschnitt.
Beschäftigungsgrad: Das wirtschaftliche Wachstum stagniert und ist konjunkturempfindlich, der Sektor Industrie ist noch groß (25 %), die Zunahme der limburgischen Firmen (4,9 %)
bleibt hinter dem landesweiten Trend (5,4 %) zurück, die kreative Industrie ist noch begrenzt im
Gegensatz zum touristischen Freizeitsektor. Die berufstätigen Bevölkerung, bei der eine Zunahme
von Frauen festgestellt wird, ist überaltert; die Arbeitspartizipation beträgt in Südlimburg 64 %, in
Limburg in der Region Parkstad ist die Arbeitslosigkeit am höchsten und das Einkommensniveau
am niedrigsten (€ 17.100).
Gesundheit: die durchschnittliche Lebenserwartung (mit Parkstad als niedrigste: 76,7 Jahre)
und die hohe Sterblichkeitsrate an Herz- und Gefäßerkrankungen und Krankheiten der Atmungsorgane, in Südlimburg leben relativ viele Arbeitsunfähige, obwohl diese Zahl abzunehmen scheint;
Südlimburg kämpft mehr als durchschnittlich mit Krankheiten und es gibt Wartelisten für verschiedene Formen von Pflege, der Bedarf an Pflege wird wegen der Überalterung zunehmen.
Bildung: In Limburg leben relativ wenige hoch ausgebildete Menschen, über 26 % der südlimburgischen Bevölkerung hat eine Fachhochschul- oder Hochschulausbildung (etwa gleich mit
Belgien). Der Anteil von VMBO-Schülern im Jahr 2003 weicht nur gering vom landesweiten Durchschnitt (36,7 %) ab, aber die meisten Schulabbrecher kommen aus dem VMBO.
Wohnen: Das Verhältnis von Eigentumswohnungen zu Mietwohnungen beträgt 60 : 40,
Maastricht und Heerlen haben nur 50 % Eigentumswohnungen; 16 % der Wohnhäuser/Wohnungen stammen aus der Zeit vor 1945; die Zunahme des Wohnvorrats hat in den letzten
Jahren abgenommen; der Verkaufspreis einer Wohnung in Südlimburg beträgt durchschnittlich €
161 00 (Niederlande € 217.000) und die Mietpreise in Limburg stiegen um durchschnittlich 5,7 % (
Niederlande 16 %). Die Zahl der Obdachlosen in den Niederlanden wird auf 30 000 geschätzt, wovon der Anteil der jugendlichen Obdachlosen immer größer wird.
CESRT
36
Quellen:
-
-
Onno Havermans en Gertie Schouten Bevolkingsdaling (Bevölkerungsschrumpfung) / Friesland en Limburg krimpen nu al (schrumpfen jetzt schon) in Trouw de Verdieping 1.4.2006
CBS StatLine Centraal Bureau voor de Statistiek, Heerlen,Voorburg
CBS De Nederlandse economie 2006
Provincie Limburg pboo Sociaal Rapport 2004
Provincie Limburg Limburg in cijfers 2005
Wim Derks Van groei naar afname (Von Wachstum zur Abnahme) in Rooilijn 2.3. 2006
ETIL Limburg aan het werk (Limburg an der Arbeit)Vestigingenregister (Niederlassungsregister) Limburg 2005, structuren en dynamiek in beeld (Strukturen und Dynamik in Bildern) Februar 2006
W.M. Derks, J.C.G. Hensgens, J.M.M.J. Nieuweboer Etil Bevolking Limburg 2004-2035 op
www.etil.nl/bestand.asp?id=22
http://www.voortijdigschoolverlaten.nl/docs/Factsheets_6.pdf
http://www.minocw.nl/documenten/eurydice_nl.pdf
RIVM: Nationale Atlas Volksgezondheid
Armoedemonitor (Armutsmonitor) 2007 : C. Vrooman, S. Hoff, F. Otten, W. Bos Sociaal en
Cultureel Planbureau Den Haag, Dezember 2007 Centraal Bureau voor de Statistiek
Sociale en multiculturele integratie in de Euregio Maas-Rijn K.Toussaint, N.Reverda
HSZuyd/CESRT 2003 Maastricht
Belangrijkste regionale indicatoren (Wichtigste regionale Indikatoren), 2004 Quick Scan A. Riga HSZuyd/CESRT
CESRT
37
1. General context
In diesem Berichtsteil sollen einige Aspekte der sozialen Lage der Bevölkerung in der Regio
Aachen dargestellt werden. Die Regio Aachen ist eine heterogene Region, in der je nach
Teilraum voneinander abweichende Lebensbedingungen anzutreffen sind und sich die
Bevölkerung sozialstrukturell voneinander unterscheidet. Daher treten soziale Problemlagen
je nach Ort auch unterschiedlich stark in Erscheinung. Einen Sozialbericht für die Regio
Aachen gab es bisher noch nicht. Anhand einer kleinen Auswahl von Indikatoren wird im
Folgenden verdeutlicht, in welchen Lebensbereichen eine soziale Benachteiligung sichtbar
wird und welche Bevölkerungsgruppen besonders armutsgefährdet sind.
Die Regio Aachen selbst ist keine administrative Einheit, sondern besteht aus fünf
Gebietskörperschaften: der Stadt Aachen und den vier Landkreisen Aachen, Düren,
Euskirchen und Heinsberg. Für den vorliegenden Berichtsteil wurden überwiegend Daten des
Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen und der
Bundesagentur für Arbeit verwendet. Wo es möglich und sinnvoll war, wurde aus den
Zahlenwerten für die fünf Kommunen ein Wert für die Regio Aachen errechnet. Als
Vergleichsebene wurden die Werte für das Land Nordrhein-Westfalen hinzugenommen.
Armut, soziale Ausgrenzung und die Lebensbedingungen der Bevölkerung werden in
Deutschland auf nationaler Ebene mit groß angelegten Bevölkerungsumfragen erforscht.
Auch das Land Nordrhein-Westfalen veröffentlichte zuletzt im Jahr 2007 einen ausführlichen
Sozialbericht. Diese Untersuchungen geben leider keine Auskunft über die Verhältnisse in
kleineren räumlichen Einheiten. Sie werden hier dennoch an geeigneter Stelle zitiert, um
einen Eindruck über die Situation in Deutschland und Nordrhein-Westfalen zu vermitteln.
Die Regio Aachen ist ein Agglomerationsraum, der in unmittelbarer Nähe starker Wirtschaftsräume liegt. Eine Kernstadt mit zentraler Versorgungsfunktion für das Umland ist die Stadt
Aachen. Hier ist die Hochschule eng verkoppelt mit der ansässigen Wirtschaft. Die Bevölkerungsdichte ist relativ hoch, weist aber innerhalb der Regio Aachen deutliche Unterschiede
auf. Während es sich bei den Kreisen Aachen und Heinsberg um hoch verdichtete Kreise handelt, ist der Kreis Euskirchen eher ländliches Gebiet. Die durchschnittliche Siedlungsdichte
fällt geringer aus als der Landesdurchschnitt.
Bevölkerungsdichte (Bevölkerung je km² am 31.12.2006)
Aachen,
Aachen,
Düren,
Euskirchen, Heinsberg, Regio
Land
Stadt
Kreis
Kreis
Kreis
Kreis
Aachen*
NRW
1609,0
567,6
287,8
154,7
409,7
366,36
528,9
Quelle: LDS NRW und *EIS 2007
Die Bevölkerungsentwicklung einer Region wird durch die natürliche Bevölkerungsbewegung, also das Verhältnis von Geburten und Sterbefällen, und den Migrationssaldo, das
Verhältnis von Zu- und Abwanderung bestimmt. Die Alterung der Bevölkerung ist in ganz
Deutschland zu beobachten. Sie wird je nach Region durch Zuwanderung mehr oder weniger
abgeschwächt, ist aber letztlich nicht mehr aufzuhalten. Der demographische Wandel ist
besonders für die Kommunen eine Herausforderung, da sie für ihre Bürger Versorgungseinrichtungen planen und bereitstellen müssen.
Bevölkerungsbewegung in der Regio Aachen 2006
Bevölkerung Überschuss der
MigrationsGesamtsaldo
31.12.2006
Geborenen (+) oder saldo absolut
absolut
Gestorbenen (-)
Aachen, Stadt
258770
- 78
+ 638
+ 562
Aachen, Kreis
310093
- 600
+ 427
- 174
Düren, Kreis
270917
- 385
- 1180
- 1561
Euskirchen, Kreis
193191
- 530
+ 416
- 113
Heinsberg, Kreis
257282
- 298
+ 256
- 44
Regio Aachen
1290253
- 1891
+ 557
- 1330
Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen
1.290.253 Einwohner zählte die Regio Aachen zum Jahresende 2006. Die Bevölkerungsentwicklung in der Regio Aachen verlief in den 90er Jahren dynamisch. Es zogen weit mehr
Menschen in die Region, als abwanderten. Am meisten profitierten in diesem Zeitraum der
Kreis Heinsberg, der Kreis Euskirchen und der Kreis Düren von einem Anwachsen der Bevölkerung. Der im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen überdurchschnittlich hohe Zugewinn an
Bevölkerung war einem positiven Wanderungssaldo zu verdanken, der den allgemeinen
Trend des Geburtenrückgangs überlagerte. Die Zahl der Geburten sinkt seit etlichen Jahren in
allen Gebietskörperschaften der Regio Aachen und wird von der Zahl der Sterbefälle übertroffen.
Seit dem Jahr 2006 wird der Negativsaldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung abgesehen
von der Stadt Aachen nicht mehr durch Zuwanderung ausgeglichen. Das Bevölkerungswachstum in der Regio Aachen schwächt sich schon seit einigen Jahren ab. Die stärkste
Bevölkerungsabnahme weist der Kreis Düren auf, da hier in jüngster Zeit offenbar eine
Abwanderung eingesetzt hat. Die Stadt Aachen konnte durch eine Kampagne im Jahr 2003
viele Studenten als Einwohner gewinnen, was den Anstieg von 3,45 % erklärt.
Entwicklung des Gesamtsaldos je 1000 Einwohner (31.12.) von 2000 bis 2006
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Aachen, Stadt
+ 2,3
+ 5,7
+ 7,9
+ 34,5
+ 4,7
+ 1,5
Aachen, Kreis
+ 3,3
+ 4,4
+ 4,2
+ 1,3
+ 1,9
+ 0,2
Düren, Kreis
+ 7,8
+ 9,3
+ 5,1
+ 1,7
- 0,1
- 1,6
Euskirchen, Kreis
+ 7,6
+ 6,6
+ 5,5
+ 4,9
+ 3,2
+ 0,5
Heinsberg, Kreis
+ 8,5
+ 7,4
+ 9,1
+ 4,7
+ 4,6
+ 1,4
Quelle: LDS NRW
2006
+ 2,2
- 0,6
- 5,8
- 0,6
- 0,2
Der demographische Wandel verändert die Altersstruktur der Bevölkerung. In der gesamten
Regio Aachen nimmt der Anteil der Kinder kontinuierlich ab und die Zahl der Senioren und
Hochbetagten wächst. Die Zahl der Über-80-Jährigen hat in der Regio Aachen von Ende 2000
bis Ende 2006 um 32,2 % von 41.494 auf 54.869 Personen zugenommen. Die Hochbetagten
haben mittlerweile einen Anteil von 4,3 % an der Bevölkerung. Die Stadt Aachen bildet mit
ihrem hohen Anteil an jungen Menschen in Ausbildung und Studium eine Ausnahme. Die
mittleren Altersgruppen sind hier stärker besetzt. Im Kreis Heinsberg leben verhältnismäßig
mehr Familien mit Kindern.
– 104 –
Alterstruktur der Bevölkerung am 31.12.2006, Anteil der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung in Prozent
unter 6
6 - 18
18 - 25 25 - 50 50 - 65 65 und mehr
Aachen, Stadt
4,7
10,0
11,4
40,4
16,0
17,5
Aachen, Kreis
5,4
13,8
7,7
35,1
18,3
19,6
Düren, Kreis
5,2
14,0
7,9
36,0
18,2
18,6
Euskirchen, Kreis
5,3
14,2
7,8
35,4
18,4
19,0
Heinsberg, Kreis
5,4
14,7
8,2
36,5
17,9
18,2
Land NRW
5,3
13,0
8,1
36,0
18,0
19,7
Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen
Im Allgemeinen sind es die 20 bis 60-Jährigen, die im Erwerbsleben stehen. Es sind ihre
Sozialbeiträge und ihr Steueraufkommen, mittels derer die Infrastrukturausgaben für die Jüngeren und die Älteren getragen werden. Das Verhältnis der bis 20-Jährigen an den 20 bis 60Jährigen wird Jugendquotient genannt. Dieser gilt als Indikator für die Zukunftsfähigkeit einer
Region oder Kommune. Der Altersquotient errechnet sich als Anteil der ab 60-Jährigen an
den 20 bis 60-Jährigen und ist ein Indikator für die Chancen (Ehrenamt) und Belastungen
(Investitionen in altengerechte Infrastruktur, verringerte Einnahmen aus der Einkommenssteuer) durch den demographischen Wandel.
Jugend- und Altenquotient am 31.12.2004
Aachen,
Aachen,
Düren,
Euskirchen,
Heinsberg,
Stadt
Kreis
Kreis
Kreis
Kreis
Jugendquotient
28,3
41,5
41,0
41,8
43,6
Altenquotient
36,5
46,3
42,5
44,2
42,3
eigene Berechungen
Die Veränderung des Altersaufbaues der Bevölkerung bleibt nicht ohne Einfluss auf die
Größe der Haushalte. Knapp 600.000 Haushalte gibt es 2006 in der Regio Aachen, wovon ein
gutes Drittel (36,2 %) Einpersonenhaushalte sind.1 Im Allgemeinen sind Einpersonenhaushalte überwiegend Haushalte von älteren Menschen und ihre Zahl wird weiter zunehmen. Am
höchsten ist der Anteil der Einpersonenhaushalte in der Stadt Aachen. Dies ist für eine Universitätsstadt eine normale Erscheinung. Circa 39.000 Studenten studieren gegenwärtig an der
RWTH Aachen oder einer der Fachhochschulen. Die durchschnittliche Haushaltsgröße ist im
Kreis Euskirchen und Heinsberg höher, da es hier verhältnismäßig mehr Familien (Mehrpersonenhaushalte) gibt.
Haushalte (in 1000) im Jahr 2006
insgesamt
1 Person
Aachen, Stadt
149
84
Aachen, Kreis
141
48
Düren, Kreis
120
35
Euskirchen, Kreis
81
21
Heinsberg, Kreis
108
29
Regio Aachen
599
217
Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen
1
siehe dazu auch EIS, Euregio Maas Rhein in Zahlen, S. 28
– 105 –
Einpersonenhaus- durchschnittl.
halte in Prozent
Haushaltsgröße
56,4
1,74
34,0
2,21
29,2
2,26
25,9
2,38
26,9
2,38
36,2
2,15
Die ausländische Bevölkerung wird in der kommunalen Statistik nach dem Kriterium der
Staatszugehörigkeit erfasst. Der Bevölkerungsanteil mit Zuwanderungsgeschichte ist in
Wirklichkeit wesentlich höher und wird für Nordrhein-Westfalen mit 22,4 % (2005) angegeben.2 Die Zahl der Einbürgerungen hat durch die Reform des Staatsbürgerschaftsrechtes zugenommen, ist aber im internationalen Vergleich nach wie vor eher gering. Kinder ausländischer Eltern, die länger als acht Jahre mit einer Aufenthaltsberechtigung oder seit drei Jahren
mit einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis in Deutschland leben, erhalten seit 2000 bei ihrer
Geburt automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. Spätaussiedler aus Osteuropa tauchen in
der Statistik über Ausländer ebenfalls nicht auf, obwohl sie seit dem Zusammenbruch der
Sowjetunion eine der größten Einwanderergruppen in Deutschland sind. Sie gelten nach dem
Grundgesetz als Deutsche und erhalten mit ihrer Einwanderung die deutsche Staatsbürgerschaft. In der Regio Aachen wurden zwischen 1989 und 2007 etwa 40.800 Aussiedler aufgenommen, was einem Anteil von etwa drei Prozent an der Gesamtbevölkerung (31.12.2006)
entspricht.3 Inzwischen ist der Zuzug von Spätaussiedlern fast zum Erliegen gekommen.
Ausländische Bevölkerung am 31.12.2006
absolut
in Prozent
Aachen, Stadt
44339
17,1
Aachen, Kreis
31592
10,2
Düren, Kreis
26357
9,7
Euskirchen, Kreis
10140
5,2
Heinsberg, Kreis
25151
9,8
Regio Aachen
137579
10,7
Land NRW
1914424
10,6
Quelle: LDS NRW
Der Ausländeranteil entspricht in der Regio Aachen fast dem Landesdurchschnitt, doch ist die
ausländische Bevölkerung sehr unterschiedlich auf die Gebietskörperschaften verteilt. Den
geringsten Ausländeranteil hat der Kreis Euskirchen mit 5,2 %, den höchsten die Stadt
Aachen mit 17,1 %. Türken sind in der Regio Aachen mit einem Anteil von ca. 29 % an der
ausländischen Bevölkerung die größte Migrantengruppe. Im Kreis Aachen und im Kreis
Düren machen sie ein gutes Drittel der dort lebenden Ausländer aus.4 Etwa ein Fünftel der im
Kreis Heinsberg lebenden Ausländer sind Niederländer, die sich vor allem in der Gemeinde
Selfkant niedergelassen haben. Die Regio Aachen hat innerhalb der Euregio Maas-Rhein mit
mehr als 7 % den größten Anteil an Nicht-EU-Ausländern.5
Das verfügbare Einkommen pro Kopf, auch Kaufkraft genannt, gilt als Indikator für den
Wohlstand und das Konsumpotential einer Region. Das verfügbare Einkommen ist das Einkommen, das nach Abzug aller Steuern und Sozialbeiträge den Bürgern für ihren privaten
Verbrauch verbleibt.
2
vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 290
eigene Berechnungen nach Daten des LDS NRW
4
eigene Berechnungen nach Daten des LDS NRW
5
vgl. EIS, Euregio Maas Rhein in Zahlen, S. 30
3
– 106 –
Verfügbares Einkommen je Einwohner 2000 - 2005
2000
2001
2002*
2003*
2004*
2005*
Entw.
Aachen,
16522
17129
17047
16864
16988
17352
+830
Stadt
+5%
Aachen,
15872
16694
16684
16926
17196
17472
+1600
Kreis
+10,1%
Düren,
15833
16580
16484
16636
16970
17330
+1497
Kreis
+9,5%
Euskirchen,
16035
16725
16710
16843
17075
17309
+1274
Kreis
+7,9%
Heinsberg,
15133
15798
15666
15864
16091
16469
+1336
Kreis
+8,8%
Land NRW
17116
17775
17774
17973
18340
18724
+1608
+9,4%
Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen
* Jahre mit vorläufigen Zahlenwerten
Das verfügbare Einkommen aller Stadt- und Landkreise der Regio Aachen liegt kontinuierlich
unterhalb des nordrhein-westfälischen Niveaus. Die Regio Aachen weist im Jahr 2005 zwischen den Kreisen keine großen Unterschiede in der Kaufkraft auf, mit Ausnahme des Kreises
Heinsberg, wo das Einkommensniveau deutlich niedriger liegt. Die Stadt Aachen führt die
Kaufkraft in der Region an, tritt aber diesen ersten Platz im Jahr 2003 vermutlich vorübergehend an den Kreis Aachen ab. In der Stadt Aachen geht im Jahr 2003 das verfügbare Einkommen je Einwohner zurück, da durch eine Kampagne viele Studenten als Einwohner in
Aachen dazu gewonnen wurden. Sichtbar schlägt sich auch das Rezessionsjahr 2001 im
verfügbaren Einkommen nieder. Am empfindlichsten reagierte in dieser Beziehung der Kreis
Heinsberg auf die angespannte Wirtschaftslage mit einem Rückgang des Pro-KopfEinkommens von 132 Euro von 2001 auf 2002, während die Kaufkraft in NordrheinWestfalen, im Kreis Euskirchen und im Kreis Aachen im gleichen Zeitraum nur unwesentlich
zurückging.
Das Ausmaß der Armutsgefährdung in der Bevölkerung wird anhand des durchschnittlich
verfügbaren Nettoeinkommens gemessen. Als relativ arm und armutsgefährdet gelten Personen, denen weniger als 50 % oder 60 % des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens
zur Verfügung steht. Innerhalb der Europäischen Union ist zu Vergleichszwecken eine Armutsrisikogrenze von 60 % gebräuchlich. Die Armutsgefährdungsquote sagt aus, wie hoch
der Anteil der Personen an der Gesamtbevölkerung ist, der mit einem Einkommen unterhalb
dieser Grenze lebt.
Um europaweit vergleichbare Daten bezüglich armer und ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen zu erhalten, führt man in allen europäischen Ländern seit 2005 das EU-SILC (englisch:
Community Statistics on Income and Living Conditions) durch. Eines der Hauptziele dieser
Erhebung, die auch „Leben in Europa“ genannt wird, ist die Ermittlung der Armutsgefährdungsquote. In Deutschland wurde die Erhebung „Leben in Europa“ für das EU-SILC erstmalig im Jahr 2005 durchgeführt. Rund 25.000 Personen in 13.000 Haushalten wurden dafür
befragt. Das mittlere Äquivalenzeinkommen lag in Deutschland im Jahr 2004 bei 1427 Euro
und die 60 %-Armutsgefährdungsgrenze bei 856 Euro im Monat. Gemessen daran waren
13 % der deutschen Bevölkerung armutsgefährdet.6 Es zeigen sich hinsichtlich der Armutsge6
vgl. Statistisches Bundesamt, Armut und Lebensbedingungen, Leben in Europa, S. 17
– 107 –
fährdung jedoch große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen sozio-demographischen
Gruppen. Die größte Armutsgefährdung besteht für junge Alleinlebende zwischen 16 und 24
Jahren (53 %), Arbeitslose (43 %), Alleinerziehende (30 %), Alleinlebende (27 %) und Personen ohne Schul- und Berufsausbildung (26 %). Letztere laufen Gefahr, zu den Working
Poor zu gehören, die trotz voller Erwerbstätigkeit arm bleiben. Es gibt ferner Anhaltspunkte
dafür, dass eine Armutsgefährdung intergenerationell weitergegeben wird. Kinder, deren Eltern beide keinen Schulabschluss haben, sind mit 27 % überdurchschnittlich armutsgefährdet.
Mit den Daten des EU-SILC können auch die Einkommens- und Lebensbedingungen von
Nordrhein-Westfalen analysiert werden. Das monatliche Äquivalenzeinkommen von Nordrhein-Westfalen lag im Jahr 2004 bei 1510 Euro und war somit höher als das gesamtdeutsche
Äquivalenzeinkommen. Die 60 %-Armutsgefährdungsschwelle betrug 906 Euro. In Nordrhein-Westfalen befanden sich 2004 hochgerechnet rund 2,5 Millionen Menschen in relativer
Einkommensarmut. Die Armutsgefährdungsquote der nordrhein-westfälischen Bevölkerung
betrug 14,2 % und lag über der bundesweiten Armutsgefährdungsquote von 13 %. Auch in
Nordrhein-Westfalen sind Arbeitslose mit einer Quote von 44,7 %, Alleinerziehende mit einer
Quote von 34,7 %, Paare mit mehr als 3 Kindern mit einer Quote von 27,7 % und Alleinlebende mit einer Quote von 27 % am stärksten armutsgefährdet. Über ein Fünftel (22,2 %)
der Geringqualifizierten ist von relativer Einkommensarmut betroffen.7
Auch dem Sozialbericht NRW 2007 kann entnommen werden, welche sozialstrukturellen
Merkmale die Haushalte in NRW aufweisen, die überdurchschnittlich von Einkommensarmut
betroffen sind.8 Im Landesdurchschnitt von NRW waren 2005 bei einer 50 %-Armutsgrenze
von 615 Euro insgesamt 14,3 % der Bevölkerung von relativer Einkommensarmut betroffen.
Das größte Armutsrisiko haben Erwerbslose. 43,4 % von ihnen liegen mit ihrem Haushaltseinkommen unterhalb der 50 %-Einkommensgrenze. Haushalte mit drei oder mehr Kindern sind zu 43,3 % armutsgefährdet. Die Armutsrisikoquote Alleinerziehender liegt bei
37,8 %, ähnlich hoch ist sie bei nichtdeutschen Haushalten (38,4 %) oder Personen mit
Migrationshintergrund (32,1 %).9 Die soziale Lage der gegenwärtigen Generation von Rentnern ist im Allgemeinen gut und ihre Armutsquote (6,8 %) ist relativ gering. Viele von ihnen
konnten über ein langes, kontinuierliches Erwerbsleben genügend Rentenansprüche aufbauen,
um für sich und ihren Ehepartner einen Lebensabend in Wohlstand zu garantieren. Trotzdem
gibt es auch heute Altersarmut speziell bei Rentnerinnen und Migranten.
Für die regionale Ebene gibt es bezüglich der Armutsquote nur Näherungswerte. Laut Sozialbericht NRW 2007 weist die Region Heinsberg/Düren und die Region Euskirchen/Erftstadt
eine Armutsrisikoquote von weniger als 12 % auf. Im Gegensatz dazu liegt die Armutsrisikoquote der Region Aachen Stadt/Aachen Kreis über 17 %.10
Aus allen drei Untersuchungen lassen sich folgende Gruppen identifizieren, die einem hohen
Armutsrisiko ausgesetzt sind: Arbeitslose, Geringqualifizierte und Personen ohne Schulabschluss, Migranten, Alleinerziehende sowie kinderreiche Familien und ihre Kinder. Die Armutsquote steigt beträchtlich, wenn mehrere der Merkmale zusammentreffen, zum Beispiel
bei einem Haushalt mit mehreren Kindern und arbeitslosen Eltern. Ausschlaggebend dafür, ob
7
vgl. Habenicht, Petra, Leben in Europa: Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in NRW, S. 7ff.
vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 124.
Es werden hier auf die Daten des Mikrozensus (jährliche Befragung von 1% der deutschen Bevölkerung) die
50%-Grenze und die alte OECD-Skala angewendet.
9
vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 125
10
vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 135
8
– 108 –
ein Haushalt unter die Armutsgrenze gerät, sind die Erwerbsbeteiligung, die Arbeitsmarktund Einkommensposition der Haushaltsmitglieder.
Arbeitslosigkeit ist eine der wichtigsten Ursachen für Armut und Ausgrenzung. Für den Einzelnen geht Arbeitslosigkeit mit empfindlichen Einschränkungen im verfügbaren Einkommen
einher. Aber auch in seiner sozialen Absicherung und Altersvorsorge entstehen Lücken. Neben den materiellen Einbußen wird der Arbeitslose auch psychisch belastet. Die Lebenszufriedenheit eines arbeitslosen Menschen ist viel geringer als die seiner arbeitenden Mitmenschen. In der deutschen Gesellschaft wird der Berufsarbeit ein hoher Wert zugeschrieben.
Langzeitarbeitslose finden daher kaum eine Quelle gesellschaftlicher Anerkennung. Sie empfinden sich schnell als überflüssig, ihre frühere Berufserfahrung verliert an Wert, ihre sozialen
Netzwerke schrumpfen, Struktur und Sinn verschwinden aus ihrem Lebensalltag. Langzeitarbeitslosigkeit ist auch für die Europäische Union einer der Hauptindikatoren für soziale Exklusion. Im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern besteht in Deutschland eine
äußerst hohe Langzeitarbeitslosigkeit, übertroffen nur noch von derjenigen in Polen und der
Slowakei.
Langzeitarbeitslosigkeit in der Europäischen Union im Jahr 2006
EU 15
EU 27
Belgien
Deutschland Niederlande Polen
3,3
3,7
4,2
5,5
1,7
7,8
Quelle: Eurostat
Slowakei
10,2
Arbeitslosigkeit wird in Deutschland von zwei verschiedenen Einrichtungen gemessen, dem
Statistischen Bundesamt und der Bundesagentur für Arbeit. Das Statistische Bundesamt
(Destatis) erhebt monatlich im Rahmen der harmonisierten EU-weiten Arbeitskräfteerhebung
nach dem Labour-Force-Konzept der Internationalen Arbeitsorganisation ILO eine international vergleichbare Erwerbslosenquote. Die Erwerbslosenquote der ILO-Arbeitsmarktstatistik
betrug für Deutschland im Oktober 2007 7,6 % und saisonbereinigt 8,1 %. Frauen und Jugendliche unter 25 Jahren sind nach dieser Quote etwas häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen.
Erwerbslosenquoten der ILO-Arbeitsmarktstatistik für Deutschland, Oktober 2007
Männer
Frauen
insgesamt
unter 25
ab 25 Jahren insgesamt
unter 25
ab 25 Jahren
Jahren
Jahren
7,3
10,0
7,0
8,1
9,7
7,9
Quelle: Statistisches Bundesamt
Für Nordrhein-Westfalen betrug die Erwerbslosenquote nach dem ILO-Konzept im Jahr 2005
10,5 %. 54 % der Arbeitslosen waren mehr als ein Jahr arbeitslos und damit langzeitarbeitslos. Langzeitarbeitslosigkeit betrifft vor allem ältere und geringqualifizierte Arbeitslose.
Die Bundesagentur für Arbeit ermittelt monatlich zwei verschiedene Arbeitslosenquoten, deren Werte beide deutlich über der Erwerbslosenquote nach ILO-Standard liegen und die sich
für internationale Vergleiche nicht verwenden lassen. Im Sinne der Arbeitslosenstatistik der
Bundesagentur für Arbeit gilt als arbeitslos, wer sich arbeitslos gemeldet hat, eine Arbeit
sucht und dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung steht, keine Beschäftigung hat
oder weniger als 15 Stunden in der Woche arbeitet. Die Arbeitslosenquote wird entweder in
Relation zu allen zivilen Erwerbspersonen, zu denen auch Selbständige und mithelfende Familienangehörige zählen, oder zu den abhängig zivilen Erwerbspersonen errechnet. Zu den
– 109 –
abhängig zivilen Erwerbspersonen zählen alle voll sozialversicherungspflichtig Beschäftigten,
Auszubildende, geringfügig Beschäftigte, Beamte und alle gemeldeten Arbeitslosen.
Die Gesamtzahl der Arbeitslosen setzt sich seit der Hartz IV-Reform aus den Arbeitslosen im
Rechtsbereich des Sozialgesetzbuches III (SGB III) und den Arbeitslosen im Rechtsbereich
des SGB II zusammen. Arbeitslose nach SGB III erhalten als ihre persönliche Versicherungsleistung das Arbeitslosengeld, während Arbeitslose nach SGB II als Sozialleistung das
Arbeitslosengeld II erhalten. Damit leben diese auf dem Niveau des sozialen Existenzminimums. Das Verhältnis der Arbeitslosen aus dem SGB III zu den Arbeitslosen aus dem SGB II
beträgt in Nordrhein-Westfalen etwa 1 zu 3. Die Arbeitslosen im Rechtsbereich des SGB II
sind zum allergrößten Teil länger als ein Jahr arbeitslos. Die Arbeitslosenquote im SGB II
kann daher näherungsweise als Langzeitarbeitslosenquote gelesen werden.
Die Arbeitslosenquoten haben sich in Deutschland mit dem Inkrafttreten der Hartz IV-Reform
Anfang des Jahres 2005 erhöht. Sie sind im Verlauf des Jahres 2006 leicht zurückgegangen.
Im Jahr 2007 setzte sich die Entspannung auf dem deutschen Arbeitsmarkt weiter fort. Im
November 2007 erreichte die Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen wieder ein Niveau wie
zuletzt im Jahr 2002. Die Regio Aachen ist eine der 16 Arbeitsmarktregionen in NordrheinWestfalen. Bildet man den Durchschnitt der oft sehr unterschiedlichen Werte der vier Kreise
und der Stadt Aachen bezüglich Ausmaß und Struktur der Arbeitslosigkeit, so kann man feststellen, dass es zwischen der Regio Aachen als ganzer und Nordrhein-Westfalen kaum einen
Unterschied gibt.
Arbeitslosenquoten 2005, 2006 (Jahresdurchschnitt) und November 2007
bezogen auf die zivile Erwerbsbevölkerung
2005
2006
November 2007
gesamt
SGB III
SGB II
Aachen, Stadt
14,5
13,9
11,1
2,4
8,8
Aachen, Kreis
13,3
13,0
9,1
2,0
7,1
Düren, Kreis
11,3
11,4
8,2
2,1
6,2
Euskirchen, Kreis
9,5
8,3
6,1
2,4
3,7
Heinsberg, Kreis
11,8
11,5
8,6
2,6
6,0
Land NRW
12,0
11,4
8,7
2,2
6,5
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Von Arbeitslosigkeit sind die verschiedenen Bevölkerungsgruppen mehr oder weniger stark
betroffen. Am höchsten ist die Arbeitslosenquote bei Ausländern. Sie sind im Vergleich zur
deutschen Bevölkerung mehr als doppelt so häufig arbeitslos. Zum überwiegenden Teil sind
sie zugleich langzeitarbeitslos und fallen in den Bereich des SGB II. Jüngere sind dagegen
leicht unterdurchschnittlich arbeitslos. Von der positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes im
Jahr 2007 konnten alle Bevölkerungsgruppen profitieren, besonders aber die ausländischen
und die jüngeren Arbeitslosen, deren Arbeitslosenquoten stärker zurückgingen.
– 110 –
Spezifische Arbeitslosenquoten im Jahr 2006 bezogen auf die abhängig zivilen Erwerbspersonen der jeweiligen Bevölkerungsgruppe
Jahr 2006
gesamt Männer
Frauen
bis unter
Ausländer Deutsche
25 Jahre
Aachen, Stadt
15,6
16,1
14,6
10,8
29,0
13,4
Aachen, Kreis
14,2
14,1
14,2
13,7
30,1
12,8
Düren, Kreis
12,6
11,9
13,4
13,7
28,1
11,1
Euskirchen, Kreis
9,3
9,4
9,0
9,6
20,2
8,8
Heinsberg, Kreis
12,7
12,7
12,7
12,0
22,9
12,0
Land NRW
12,6
12,7
12,5
11,1
27,7
10,9
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen liegt bei etwa 50 % und ist damit
recht hoch. In der Stadt Aachen waren im November 2007 52,5 % der gemeldeten Arbeitslosen schon länger als ein Jahr ohne Arbeit, im Kreis Euskirchen lag der Anteil mit 35,5 % am
niedrigsten. Die Arbeitslosen sind etwa zur Hälfte Frauen und Männer. Jeder Zehnte ist unter
25 Jahre alt und etwa jeder Zwanzigste ist schwerbehindert. Ein besonderes Problem stellt die
Integration älterer Menschen in den Arbeitsmarkt dar. Ein Viertel aller Arbeitslosen in der
Regio Aachen ist älter als 50 Jahre. Die wirksamste Armutsbekämpfung ist zweifelsohne eine
Arbeitsmarktpolitik, der es gelingt, so viele Menschen wie möglich zu existenzsichernden und
humanen Konditionen am Erwerbsleben zu beteiligen und vor allem die Langzeitarbeitslosigkeit zu senken.
Auch Empfänger von sozialstaatlichen Grundsicherungsleistungen sind als arm zu betrachten,
da sie auf soziale Sicherungsleistungen angewiesen sind. Neben materieller Bedürftigkeit
drückt diese Form der Armut ebenso einen Mangel an Autonomie aus, da der Betroffene
seinen Lebensunterhalt nicht aus eigener Kraft bestreiten kann. Fasst man all die Personen,
die auf Sozialleistungen, die ihren basalen Lebensbedarf sicherstellen sollen, angewiesen
sind, zusammen, hat man ein Maß für das offizielle Armutspotenzial. Im gegenwärtigen
System der sozialen Sicherung in Deutschland gehören dazu a) Asylbewerber, b) Empfänger
von Sozialhilfe nach dem Sozialgesetzbuch XII und c) Personen, die Sozialleistungen nach
dem Sozialgesetzbuch II (Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld) beziehen. In NordrheinWestfalen haben am 31.12.2005 10,3 % der Bevölkerung eine dieser Sozialleistungen
empfangen.
In der Regio Aachen gab es Ende 2004 3550 Asylbewerber.11 Davon leben die meisten im
Kreis Aachen (1027) und Kreis Düren (828). Asylbewerber erhalten den notwendigen Bedarf
an Verpflegung, Nahrung und Unterkunft, oft in Gemeinschaftsunterkünften, als Sachleistung, im Ausnahmefall auch als Wertgutschein oder Barleistung. Die Zahl der Asylbewerber
ist in Deutschland stark zurückgegangen.
Die Sozialhilfe ist das unterste Netz der sozialen Sicherung in Deutschland. Sozialhilfe
erhalten vorübergehend Erwerbsunfähige, längerfristig Erkrankte, Personen mit einem stationären Aufenthalt von mehr als 6 Monaten, allein stehende Kinder bis 15 Jahren oder Vorruhestandsrentner mit niedriger Rente. Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung
ist ebenfalls eine Form der Sozialhilfe. Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung
erhalten vor allem dauerhaft Erwerbsunfähige, Schwerbehinderte, Rentner, behinderte und
pflegebedürftige Menschen in oder außerhalb von Einrichtungen. 12.655 Menschen waren am
11
eigene Berechnung nach Daten des LDS NRW
– 111 –
31.12.2006 in der Regio Aachen Sozialhilfeempfänger. Das entspricht etwa einem Prozent der
Bevölkerung.12
Arbeitslose Personen, die grundsätzlich erwerbsfähig sind und keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben, sowie deren Familienangehörige erhalten Leistungen nach dem im Januar
2005 neu eingeführten SGB II. Erwerbsfähige Personen ab 15 Jahre beantragen das Arbeitslosengeld II (Alg II). Leben in ihrem Haushalt Kinder unter 15 Jahren, so erhalten diese Sozialgeld. Etwa 90 % aller Sozialleistungsempfänger fallen in den Bereich des Sozialgesetzbuches II. Daher ist die SGB II-Quote zu einem wichtigen Indikator für die angespannte soziale Lage eines großen Teils der Bevölkerung geworden. Die Bilanz der ersten zwei Jahre
nach Inkrafttreten der Reform bringt zum Vorschein, dass in Deutschland mehr als 10 Millionen Menschen diese Leistung bereits in Anspruch nehmen mussten.13 Überdurchschnittlich
oft ist die ausländische Bevölkerung auf eine Unterstützung nach dem SGB II angewiesen.
In Nordrhein-Westfalen betrug im Juli 2007 die SGB II-Quote 11,7 %. Zur gleichen Zeit bedurfte etwa jeder achte Einwohner (12,6 %) der Stadt Aachen einer Grundsicherungsleistung
nach dem SGB II. Nur im Kreis Euskirchen liegt mit 7,6 % die Abhängigkeit von SGB IILeistungen deutlich unter dem Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen.
Empfänger von Arbeitslosengeld II (Alg II) und Sozialgeld in der Regio Aachen im Juli 2007
Empfänger
Alg II-Quote*
Quote SozialSGB IIinsgesamt
geldempf. bis 15 Quote***
Jahre**
Aachen, Stadt
26.942
10,7
23,0
12,6
Aachen, Kreis
29.333
10,1
17,7
11,8
Düren, Kreis
22.769
8,9
15,0
10,3
Euskirchen, Kreis
11.942
6,6
11,3
7,6
Heinsberg, Kreis
19.989
8,1
14,1
9,5
Regio Aachen
110.975
9,1
16,3
10,6
Land NRW
1.689.149
11,7
Quelle: Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen
*Arbeitslosengeld II-Quote: Anteil der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen an der erwerbsfähigen Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre) in Prozent
**Quote der Sozialgeldempfänger bis 15 Jahre: Anteil der Sozialgeld empfangenden Kinder
an der Bevölkerung bis 15 Jahre in Prozent
***SGB II-Quote: Anteil der Sozialleistungsempfänger nach SGB II an der Bevölkerung bis
unter 65 Jahren in Prozent.
In den ersten anderthalb Jahren nach der Einführung des neuen SGB II ist in der Regio
Aachen die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, die diese Leistung in Anspruch nehmen, kontinuierlich gestiegen. Erst Mitte 2006 zeichnete sich dank des Wirtschaftsaufschwunges eine
Wende ab und seitdem gingen die Zahlen in der Regio Aachen erstmals wieder leicht zurück.
Im Juli 2007 gab es in der Regio Aachen 53.403 Bedarfsgemeinschaften, in denen annähernd
111.000 Menschen ALG II oder Sozialgeld empfingen und damit auf dem Niveau des sozialen Existenzminimums lebten.
12
13
eigene Berechnung nach Daten des LDS NRW
vgl. Graf, Bedarfsgemeinschaften 2005 und 2006, IAB-Kurzbericht Nr. 17/2007, S. 3
– 112 –
Die Stadt Aachen hat in der Region mit 10,7 % die höchste Alg II-Quote, dicht gefolgt vom
Kreis Aachen mit einem Anteil von 10,1 % Alg II-Empfängern. Im Kreis Euskirchen sieht die
soziale Lage in dieser Hinsicht am besten aus. Hier sind nur 6,6 % der erwerbsfähigen Bevölkerung abhängig von Alg II.
Die Anzahl und die Quote der Sozialgeldempfänger signalisieren das Ausmaß der Kinderarmut in der Regio Aachen. Im Juli 2007 erhielten in der Regio Aachen 32.006 Kinder Sozialgeld. Sie alle wachsen in von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Familien oder Einelternfamilien auf, die mit der knapp bemessenen Unterstützung nach dem SGB II auskommen
müssen. In der Stadt Aachen ist der Quote der Sozialgeld empfangenden Kinder (23 %) erschreckend hoch. Jedes vierte bis fünfte Kind lebt hier von dieser Sozialleistung.
Man muss in Deutschland von einer hohen Dunkelziffer an Menschen ausgehen, die aus Unkenntnis, aber auch aus Stolz oder Scham auf diese Leistungen verzichten. Die Dunkelziffer
der Armut ist bei erwerbstätigen Haushalten, deren Erwerbseinkommen unterhalb des Existenzminimums liegt, besonders hoch. Außerdem könnten etwa doppelt so viel Alleinerziehende als gegenwärtig Leistungen beanspruchen.14 In verdeckter Armut leben bundesweit
schätzungsweise 1,9 Millionen Geringverdiener und eine Million Kinder.15
2. Employment
Der mit dem Begriff der Tertiarisierung umschriebene Strukturwandel der nordrhein-westfälischen Wirtschaft vom klassischen Industriestandort hin zur Dienstleistungsgesellschaft ist
weit vorangeschritten und noch nicht abgeschlossen. In Nordrhein-Westfalen trug im Jahr
2005 der tertiäre Sektor mit über 70 % zum Bruttosozialprodukt bei.16 Sowohl die Steigerung
des Wirtschaftswachstums als auch des Arbeitsvolumens der Arbeitnehmer finden vorrangig
im Dienstleitungsbereich, und dort vor allem bei den unternehmensnahen Dienstleistungen,
statt. Der größte Teil der Arbeitsplätze wurde hingegen im produzierenden Gewerbe abgebaut. Diese Entwicklung gilt auch für die Regio Aachen, wo das Verarbeitende Gewerbe den
größten Beschäftigungsrückgang und der Dienstleistungsbereich die größten Beschäftigungsgewinne aufweist. Folgende Übersicht zeigt, wie sich die sozialversichert beschäftigten
Arbeitnehmer in der Regio Aachen auf die vier Wirtschaftszweige mit dem größten Beschäftigungsumfang verteilen. Im Verarbeitenden Gewerbe ist im Schnitt nur noch jeder Vierte von
ihnen beschäftigt.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) am 30.06.2006 nach den vier bedeutendsten Wirtschaftszweigen in Prozent an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
Verarbeitendes Gewerbe
Aachen, Stadt
Aachen, Kreis
Düren, Kreis
16,1
28,7
26,2
Handel und
Instandhaltung
Dienstleistungen für
Unternehmen
14,7
17,7
12,2
14
20,3
10,8
18,0
Erziehung,
Unterricht,
Gesundheit,
Sozialwesen,
priv. Haushalte
alle übrigen
(Baugewerbe,
Gastgewerbe,
Verkehr, öffentl.
Verwaltung, u.a.)
30,1
19,7
18,4
18,8
23,1
25,2
vgl. Becker, Armut in Deutschland, Bevölkerungsgruppen unterhalb der Alg II-Grenze, S. 37
vgl. Hans-Böckler-Stiftung, Millionen arbeiten auf ALG II-Niveau
16
vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht 2007 NRW, S. 67
15
– 113 –
Euskirchen, Kreis
Heinsberg, Kreis
Land NRW
Quelle: LDS NRW
26,1
23,3
24,9
15,6
20,7
16,1
8,3
9,0
13,5
21,2
20,4
20,2
28,8
26,6
25,3
Der Strukturwandel der Wirtschaft wirkt sich auf die Form von Beschäftigungsverhältnissen
aus. Durch den Bedeutungszuwachs der Dienstleistungsbranchen hat sich auch die Beschäftigung im Niedriglohnsektor ausgeweitet und haben Teilzeitarbeitsplätze und geringfügige
Beschäftigung enorm zugenommen. Mehr und mehr Arbeitnehmer gehen eine befristete
Tätigkeit oder einen Leiharbeitsvertrag mit einer Zeitarbeitsfirma ein. Während diese atypischen Beschäftigungsformen zunehmen, verliert das Normalarbeitsverhältnis weiterhin an
Bedeutung. Der Anteil der Erwerbstätigen, die noch in einem klassischen Normalarbeitsverhältnis beschäftigt sind, war in NRW 2004 auf 63,7 % zurückgegangen. Geringere Chancen
auf ein unbefristetes Normalarbeitsverhältnis haben jüngere Erwerbstätige, Frauen und Unqualifizierte.17 Für viele Erwerbstätige geht der Strukturwandel also auch mit einer Flexibilisierung und Prekarisierung ihrer Arbeitssituation einher.
2001 war in Nordrhein-Westfalen ein Jahr der Rezession. Es folgten 2002 und 2003 zwei
Jahre der wirtschaftlichen Stagnation, bis 2004 und 2005 die Konjunktur wieder anzog. Der
wirtschaftliche Aufschwung führte aber nicht unmittelbar zu einer Verringerung der Arbeitslosigkeit und einem Anwachsen der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, sondern
kam erst ab Mitte 2006 spürbar den Erwerbspersonen zugute. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat ab 2001 auch in der Regio Aachen kontinuierlich abgenommen. Die Regio Aachen hat zwischen 2001 und 2006 insgesamt 22.786 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze eingebüßt, was einem Rückgang von - 6,4 % entspricht. In der Stadt
Aachen ging die Zahl der sozialversichert Beschäftigten sogar um - 8,4 % zurück. Im gleichen
Zeitraum ging die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen nicht
ganz so stark um - 6,2 % zurück.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am Arbeitsort (vorläufige Werte, Stichtag 30.06.)
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Entw.
Aachen, Stadt
114380
115105
110899
107805
104411
104698 - 8,4
Aachen, Kreis
72692
72564
70643
69876
68056
67272 - 7,5
Düren, Kreis
73415
71684
70980
69925
69287
69230 - 5,7
Euskirchen, Kreis
46076
45999
45318
44361
43866
44149 - 4,2
Heinsberg, Kreis
51393
51646
51086
50716
49999
49821 - 3,1
Regio Aachen
357956
356998
348926
342683
335619
335170 - 6,4
Land NRW
5929580 5889812 5736058 5631485 5556270 5560958 - 6,2
Quelle: LDS NRW
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind all die Beschäftigten und Auszubildenden, für
die Beiträge in die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung und/oder Arbeitslosenversicherung entrichtet werden müssen. In diesen Arbeitsverhältnissen genießt man also einen gewissen Sozialschutz für den Fall der Krankheit oder der Arbeitslosigkeit und das Alter.
Von den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten etwas mehr als 80 % der Arbeitnehmer Vollzeit und etwas weniger als 20 % Teilzeit. Hierin entspricht die Regio Aachen in
17
vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S.
328ff.
– 114 –
etwa dem Landesdurchschnitt. Zum überwiegenden Teil werden Teilzeitarbeitsplätze von
Frauen eingenommen. Das trifft zwar häufig ihr Interesse, da sie mit einer Teilzeitstelle besser
Beruf und Familie miteinander vereinbaren können. Auf der anderen Seite kann dies mit einer
nicht ausreichenden sozialstaatlichen Absicherung für ihre Altersversorgung einhergehen.
Immer mehr Beschäftigte in Deutschland sind geringfügig beschäftigt. Darunter versteht man
Beschäftigte, deren monatlicher Verdienst die Höchstgrenze von 400 Euro nicht überschreiten
darf. Viele üben den Minijob als Zweitjob aus. Doch für etwa drei Viertel der geringfügig
Beschäftigten stellt der Minijob die einzige Erwerbsquelle dar. Vor allem Frauen sind in dieser Beschäftigungsform tätig und verdienen damit etwas zum Haushaltseinkommen dazu.
Rentner, Arbeitslose und Studenten bessern mit einem Minijob ihre Einkommen auf. Typische Felder, in denen die Minijobber beschäftigt sind, sind das Gastgewerbe, der Handel, die
Gebäudereinigung, Büros von Rechtsanwälten, Ingenieuren, Maklern etc. und Privathaushalte. Der Arbeitnehmer ist als Minijobber von der Versicherungspflicht befreit. Geringfügig
Beschäftigte erhalten nur einen stark reduzierten versicherungsrechtlichen Schutz und sie
bleiben oft von dem Erwerbseinkommen anderer Haushaltsmitglieder abhängig.
Geringfügig entlohnte Beschäftigte am Wohnort (ohne Nebenjob) 2000 - 2006
30.06.2000
30.06.2006
Entwicklung %
Aachen, Stadt
12440
17061
+ 37,1
Aachen, Kreis
18842
23142
+ 22,8
Düren, Kreis
14928
19232
+ 28,8
Euskirchen, Kreis
10630
13509
+ 27,1
Heinsberg, Kreis
15801
19924
+ 26,1
Regio Aachen
72641
92868
+ 27,8
Quelle: Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen
Auch in der Regio Aachen hat die Zahl der Personen, deren Erwerb ausschließlich auf einer
geringfügigen Beschäftigung beruht, stark zugenommen. In der Stadt Aachen gab es seit 2000
den größten Zuwachs an geringfügig Beschäftigten. Ihre Zahl ist innerhalb von sechs Jahren
um mehr als ein Drittel angewachsen. Die geringste Steigerungsrate innerhalb der Regio
Aachen hat der Kreis Aachen mit 22,8 %.
Die Integration in den Arbeitsmarkt ist für die meisten Menschen eine Vorbedingung für
ihren Schutz vor Armut, für ihren persönlichen Wohlstand und ihre Selbstbestätigung. Die
Erwerbstätigenquote gibt an, wie hoch der Anteil an der Erwerbsbevölkerung (18 - 64 Jahre)
ist, der einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgeht. Setzt man die sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen ins Verhältnis zu den Frauen von 18 bis 64 Jahren
erhält man die Frauenerwerbstätigenquote. Die Frauenerwerbstätigenquote kann verdeutlichen, in welchem Umfang es Frauen gelingt, am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Ältere
Personen haben größere Schwierigkeiten, sich am Arbeitsmarkt zu beteiligen, vor allem
nachdem sie einmal arbeitslos geworden sind. Ihre Erwerbstätigenquote fällt entsprechend
gering aus.
Erwerbstätigenquote (30.06.2003)
Erwerbstätigen- Frauenerwerbs- Erwerbstätige
quote
tätigenquote
55-64 Jährige
Aachen, Stadt
41,3
39,4
26,6
Aachen, Kreis
48,7
41,0
23,7
Düren, Kreis
47,8
40,3
25,0
– 115 –
Euskirchen, Kreis
Heinsberg, Kreis
Land NRW
Quelle: Bertelsmann Stiftung
48,6
44,9
49,6
41,6
36,8
43,3
24,5
21,4
26,5
Die Erwerbstätigenquote ist in der Stadt Aachen mit 41,3 % recht niedrig. Die Beteiligung der
Frauen am Arbeitsmarkt ist überall geringer als die der Männer, am geringsten jedoch im
Kreis Heinsberg. Nur etwa ein Viertel der 55 – 64 Jährigen ist mit einer sozialversicherten
Beschäftigung am Arbeitsleben beteiligt.
3. Health
Die Gesundheit ist eines der höchsten Güter des Menschen. Ist ein Mensch längerfristig
schwer erkrankt, kann er auch schwerwiegende Beeinträchtigungen in anderen Lebensbereichen erfahren. Seine Erwerbschancen und sein Einkommen aus einer Teilnahme am Arbeitsmarkt sind eingeschränkt, gleichzeitig steigen seine krankheitsbedingten finanziellen Aufwendungen.
Die Lebenserwartung gilt weltweit als Indikator für die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens. In hoch entwickelten Gesellschaften wie auch Deutschland erreichen die Menschen
ein immer höheres Lebensalter. Doch die Lebenserwartung differiert nicht nur nach dem Geschlecht, sondern auch nach dem sozioökonomischen Status. Personen mit geringer Bildung
und niedrigem Einkommen sind mit größerer Wahrscheinlichkeit gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt als besser gestellte Schichten. Sie verrichten oft körperlich schwere und stressreiche Arbeit. Sie gehen seltener zum Arzt, dagegen öfter krank zur Arbeit. Sie verzichten auf
eine Krankenversicherung, um Geld zu sparen. Sie wohnen häufiger in Wohngebieten mit
hoher Lärmbelastung und schlechter Luft. Ihr alltägliches Verhalten ist ihrer Gesundheit abträglich, wenn sie sich nicht ausgewogen ernähren, sich zu wenig bewegen und rauchen. Bei
schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen wirkt eine Vielzahl von Faktoren zusammen, die
ihre Gesundheitsgefährdung wachsen lässt. Eine erste ausführlichere Untersuchung der
Schichtabhängigkeit des Mortalitätsrisikos in Deutschland ergab, dass die Lebenserwartung
der Einkommensarmen (weniger als 60 % des verfügbaren Nettoeinkommens) im Durchschnitt um 14 Jahre niedriger liegt als die der Wohlhabenden (mehr als 150 % des verfügbaren Nettoeinkommens).18
Mittlere Lebenserwartung 2004 in der Regio Aachen
Männer Frauen
Aachen, Stadt
77,0
81,0
Aachen, Kreis
75,8
81,2
Düren, Kreis
75,8
80,9
Euskirchen, Kreis 75,1
80,7
Heinsberg, Kreis 76,1
81,0
Region Aachen
76,0
81,1
Land NRW
75,8
81,0
Deutschland
76,0
81,4
Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, INKAR 2006
18
vgl. Lampert u.a., Soziale Ungleichheit der Lebenserwartung in Deutschland, S. 16
– 116 –
Die Lebenserwartung in Nordrhein-Westfalen ist etwas geringer als im Bundesdurchschnitt.
Die Regio Aachen weicht bezüglich der Lebenserwartung nicht sehr von Nordrhein-Westfalen ab. Die männliche Bevölkerung der Stadt Aachen weist jedoch eine signifikant längere
Lebensdauer auf. Männer haben hier durchschnittlich eine um 1,2 Jahre längere Lebenserwartung als in Nordrhein-Westfalen gesamt. Dies liegt sicher am hohen Anteil Hochqualifizierter an den Einwohnern.
Die Wurzeln der geringeren Lebenserwartung sozial benachteiligter Menschen liegen meist
schon in deren Kindheit. Körperliche Schädigungen in den ersten Lebensjahren, die schon
während der Schwangerschaft einsetzen können, wirken sich negativ auf die Gesundheit im
weiteren Lebensverlauf aus. Die soziale Stellung der Eltern bestimmt die gesundheitlichen
Voraussetzungen für das spätere Leben der Kinder. Studien konnten beispielsweise einen Zusammenhang zwischen dem Untergewicht bei Säuglingen und der sozialen Stellung der Mutter nachweisen.
Kinderarmut äußert sich auch in Entwicklungsverzögerungen wie zurückbleibenden sprachlichen und motorischen Fähigkeiten und einem schlechteren gesundheitlichen Zustand. Übergewicht ist einer der Gesundheitsindikatoren, die von der Schichtzugehörigkeit beeinflusst
werden. Bildungsstand, Einkommen, Bewegungsmangel und häusliche Esskultur haben großen Einfluß auf eine Fehlernährung der Kinder. Migrantenkinder haben überdurchschnittlich
oft ein zu hohes Körpergewicht.
Viele Kinder sind schon zu Beginn der Schulzeit übergewichtig oder adipös. Folgende Tabelle gibt wieder, bei wie viel Prozent der Kinder durch Einschulungsuntersuchungen Adipositas19 festgestellt wurde. Jungen sind im Alter von etwa 6 Jahren häufiger von Fettleibigkeit
betroffen als Mädchen. Auffällig ist der große Anteil adipöser Kinder in der Stadt Aachen und
im Kreis Aachen.
Adipositas bei Mädchen und Jungen 2005 in Prozent
Mädchen
Jungen
Aachen, Stadt
4,7
7,0
Aachen, Kreis
4,8
6,5
Düren, Kreis
3,6
4,0
Euskirchen, Kreis
3,1
4,6
Heinsberg, Kreis
-*
-*
Land NRW
4,6
5,0
Quelle: lögd, Gesundheitsatlas NRW, Stand Dezember 2007
*keine Daten vorhanden
Zum Zeitpunkt der Schulentlassung hat sich die Zahl der an Adipositas erkrankten Schüler
dann mehr als verdoppelt. Sie haben ein erhöhtes Risiko, an bestimmten Folgekrankheiten
(z.B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten, orthopädische Probleme) zu erkranken und damit
eine niedrigere Lebenserwartung. Sie sind vor größere Schwierigkeiten gestellt, einen Ausbildungsvertrag und Arbeitsplatz zu bekommen und am sozialen Leben teilzuhaben.
4. Education
19
Grenzwerte des Body-Mass-Index nach Kromeyer-Hauschild
– 117 –
In modernen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaften steigen die Anforderungen an die
berufliche Qualifikation. Wer aber die Schule ohne allgemeinbildenden Abschluss verlässt,
hat kaum eine Chance, jemals einen beruflichen Ausbildungsabschluss zu erwerben. Menschen ohne Schulabschluss oder ohne berufliche Qualifikation haben ein größeres Risiko,
arbeitslos zu werden oder nur eine prekäre Beschäftigung zu einem geringen Lohn zu finden.
Eine gute Schul- und Berufsausbildung schützen also effektiv vor Einkommensarmut und
sind für jeden Einzelnen eine Grundlage seiner Verwirklichungschancen und gesellschaftlichen Teilhabe.
Schulentlassungen je nach Art des Abschlusses in Prozent, Stand 15.10.2006
insge- ohne
mit
mit
mit
samt
Hauptschul- HauptschulFachoberFachhochschulabschluss
abschluss
schulreife
/Hochschulreife
Aachen, Stadt
2853
5,6
22,0
30,7
41,6
Aachen, Kreis
3548
7,1
23,0
42,2
28,0
Düren, Kreis
3435
5,7
23,1
45,3
25,9
Euskirchen, Kreis
2427
3,5
23,2
43,2
30,2
Heinsberg, Kreis
3568
5,3
22,1
43,5
29,1
Regio Aachen
15831
5,6
22,7
41,3
30,6
Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen
2006 haben in der Regio Aachen 5,6 Prozent der Schulentlassenen die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Dabei kommen etwas mehr als die Hälfte der Schulabgänger ohne
Hauptschulabschluss von den unterschiedlichen Förderschulen, wo nicht alle einen Hauptschulabschluss anstreben, sondern den Abschluss der jeweiligen Förderschule erwerben. Die
übrigen Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss kommen meist von der Hauptschule. Ihre
Chancen auf ein Leben ohne Armutsgefährdung sind denkbar gering, wenn es ihnen nicht
noch gelingt, an einer anderen Bildungseinrichtung einen Abschluss nachzuholen. Auffallend
hoch ist die Prozentzahl der Schulentlassenen ohne Abschluss (7,1 %) im Kreis Aachen.
Im Kreis Aachen ist der Anteil ausländischer Schüler (12,3 %) an den Schulen größer als in
den übrigen Kreisen, aber nicht so groß wie in der Stadt Aachen (16,7 %). Die ausländischen
Schüler verteilen sich sehr unterschiedlich auf die Schulformen. So sind ein Drittel der
Aachener Hauptschüler ausländischer Nationalität, dagegen nur 7,7 % der Gymnasiasten.
Haupt- und Förderschulen haben den größten Ausländeranteil unter den Schülern. Ausländische Schüler verlassen überproportional oft die Schule ohne Abschluss. In der Stadt Aachen
sind nach Angaben der Bertelsmann Stiftung 30,9 % der Schulabgänger ohne Abschluss ausländische Schüler, im Kreis Aachen sind es 20,0 %.
Schulabgänger 2005 ohne Hauptschulabschluss in Prozent
Schulabgänger
ausländische
ohne Abschluss Schulabgänger an den
Schulabgängern ohne
Abschluss
Aachen, Stadt
6,1
30,9
Aachen, Kreis
7,3
20,0
Düren, Kreis
6,3
15,7
Euskirchen, Kreis
3,7
16,3
Heinsberg, Kreis
6,3
14,7
– 118 –
Land NRW
6,9
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Daten vom Dezember 2007
25,6
So positiv ins Auge fällt, dass die Stadt Aachen als Standort von hochrangigen Bildungsinstitutionen auch überdurchschnittlich vielen Hochqualifizierten als Wohnort dient und viele
Schulabgänger mit Fachhochschul- oder Hochschulreife hervorbringt, so sehr fällt andererseits negativ auf, dass viele ausländische Schüler hier ohne Abschluss die Schule verlassen.
5. Housing
Die Wohnung erfüllt für den Menschen elementare Bedürfnisse. Er braucht sie, um sich vom
anstrengenden Tag zu erholen und als Freiraum seiner intimen Beziehungen und persönlichen
Entfaltung. Es wiegt schwer, wenn die Wohnung negativ als Ort der Unsicherheit, der finanziellen Belastung, der Vereinsamung oder der Enge erlebt wird. In jeder größeren deutschen
Stadt gibt es Stadtviertel, die ihre Bewohner vielfältigen Belastungen aussetzen. Oft liegen sie
an der Peripherie der Stadt und sind schlecht an das Stadtzentrum angebunden. Die Bewohner
werden häufig durch Luftverschmutzung und Verkehrslärm belastet. Wichtige, alltagsnahe
Infrastruktur ist verschwunden und der öffentliche Raum wird vernachlässigt. Erwachsene
beklagen ein unsicheres Lebensgefühl und Vandalismus. Diese benachteiligten Stadtviertel
beeinflussen wiederum die Lebenschancen und die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen
negativ. Die eigentliche Ursache ist die wachsende soziale Spaltung in Arm und Reich und
die Tendenz in der Bevölkerung, sich sozial voneinander zu trennen und auf Distanz zu gehen. Benachteiligte Stadtviertel gibt es auch in den Städten der Regio Aachen.
Die bauliche Beschaffenheit des Immobilienbestandes in Deutschland ist allgemein von guter
Qualität. Selbst ca. 95 % der einkommensschwachen Mieter, die einen Wohnzuschuss erhalten, bewohnen Wohnungen mit Sammelheizung und Bad.20 Im internationalen Vergleich leben in Deutschland relativ viele Menschen zur Miete. Nur 45,1 % der Haushalte wohnt im
eigenen Haus oder der eigenen Wohnung (BRD west, 2002). Der Konsum an Wohnfläche ist
über die Jahre kontinuierlich gestiegen. Im Schnitt bewohnen die Deutschen mittlerweile pro
Person etwa 42 m². Ein zur Miete wohnender Haushalt mit zwei Kindern verfügte zum Beispiel im Jahr 2002 durchschnittlich über etwa 93 m² Wohnfläche.21 Die deutsche Untersuchung zum EU-SILC stellte jedoch fest, dass 5 % der Bevölkerung im Durchschnitt weniger
als 20 m² Wohnfläche pro Person zur Verfügung stehen. Unter den armutsgefährdeten Stadtbewohnern sind es 14 %, die nicht mehr als 20 m² pro Person bewohnen.22
Die Wohnfläche pro Person
Wohnfläche pro Person
Aachen, Stadt
Aachen, Kreis
Düren, Kreis
Euskirchen, Kreis
Heinsberg, Kreis
35,9
37,3
38,8
39,4
40,2
20
Anteil Wohnungen in Einoder Zweifamilienhäusern
24,3
58,4
64,9
76,2
76,9
vgl. Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Lebenslagen in Deutschland, S.126
vgl. Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Lebenslagen in Deutschland, S.119f.
22
vgl. Statistisches Bundesamt, Armut und Lebensbedingungen, Leben in Europa, S.29.
21
– 119 –
Land NRW
38,0
Quelle: Bertelsmann Stiftung 2006
42,5
Die Mietpreise haben sich in den letzten Jahren kaum verändert. Der Wohnungsmarkt gilt als
entspannt. Die Nettokaltmiete für eine Wohnung mittlerer Güte und Lage beträgt in der Stadt
Aachen um die 6 Euro/m² und liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt von aktuell
6,25 Euro/m². Die stärkere finanzielle Belastung beim Wohnen ist auf die stark angestiegenen
Kosten für Gas und Strom zurückzuführen. Im Schnitt gaben deutsche Haushalte im Jahr
2003 etwa 200 Euro monatlich für Energie aus.23 Haushalte in finanzieller Not versuchen vor
allem bei den Energiekosten sparen. Als Entlastung von hohen Wohnkosten gibt es für einkommensschwächere Haushalte das Wohngeld. Es muss von den Haushalten eigenständig
beantragt werden und wird abhängig vom monatlichen Einkommen berechnet. In der Regio
Aachen haben im Jahr 2006 etwa 10.300 Haushalte Wohngeld in einer Höhe von durchschnittlich 100 Euro erhalten.24
Die Anzahl der verfügbaren Sozialwohnungen geht zurück. Ein großer Teil der staatlich geförderten Sozialwohnungen fällt in den nächsten Jahren aus der Mietpreisbindung. In vielen
deutschen Städten findet außerdem ein Verkauf kommunaler Wohnungsgesellschaften mit
ihren Wohnungsbeständen statt. Mit dem Verkauf städtischer Wohnungsunternehmen wollen
die Städte ihre angespannte Haushaltslage sanieren. Preiswerter Wohnraum wird also knapper
werden, obwohl angesichts anhaltender Arbeitslosigkeit und wachsender Altersarmut die
Gruppe der Menschen, die diesen Wohnraum nachfragt, größer werden wird.
Die Kommunen sind in Deutschland dafür verantwortlich, Wohnungslosigkeit zu beheben.
Sie teilen sich diese Aufgabe mit den freien Trägern der Wohlfahrtspflege, die traditionell
einen Teil der Hilfen für Menschen in Wohnungsnot übernehmen. Als wohnungslos gelten
Personen, die keine eigene mietvertraglich abgesicherte Wohnung haben. Wohnungslos ist,
wem von der Kommune eine Notunterkunft zugewiesen wurde oder wer in Heimen, Notübernachtungsstellen oder Frauenhäusern untergebracht wurde. Manche Wohnungslose wohnen in
Billigpensionen, die sie selbst bezahlen oder sie leben bei Freunden oder Verwandten. Am
sichtbarsten wird Wohnungslosigkeit dort, wo Menschen als „Nichtsesshafte“ ganz auf der
Straße leben.
Der häufigste Grund für die Obdachlosigkeit ist eine fristlose Kündigung, weil der Mieter mit
seinen Mietzahlungen in Verzug geraten ist. Materielle Armut ist bei fast allen Wohnungslosen anzutreffen. Nur 4 % haben ein Einkommen aus Erwerbstätigkeit. Zwei Drittel der
Wohnungslosen sind auf staatliche Transferleistungen angewiesen.25 Bei langjährig obdachlosen Menschen, in der Regel alleinstehende Männer, spielen psychische Erkrankungen,
Süchte oder vergangene Haftzeiten und Heimerfahrung oft eine Rolle. Über die genaue Zahl
der wohnungslosen Menschen kann man keine Angaben machen. Nach einer Schätzung der
Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. waren im Jahr 2004 in ganz Deutschland 345.000 Menschen ohne Wohnung. Erfreulich ist, dass sich die Zahl der Wohnungslosen
über die Jahre hinweg kontinuierlich verringert hat. 2006 fiel die Zahl der Obdachlosen in
Nordrhein-Westfalen auf den niedrigsten Stand seit 1996. Die offizielle Obdachlosenstatistik
in NRW enthält nur diejenigen Personen, die bei den Ordnungsbehörden der Kommunen als
wohnungslos registriert wurden. Laut Obdachlosenstatistik waren 1035 Menschen in der Regio Aachen im Jahr 2006 bei den Kommunen als obdachlos registriert.
23
vgl. Bundesamt für Statistik, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2003, S.55f.
eigene Berechnung nach Daten des LDS NRW
25
Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V.
24
– 120 –
Obdachlose Personen in der Regio Aachen 1996 - 2006
1996
2006 Entwicklung (%)
1996-2006
Aachen, krfr. Stadt
528
379
- 28,2
Aachen, Kreis
643
223
- 65,3
Düren, Kreis
673
98
- 85,4
Euskirchen, Kreis
523
120
- 77,1
Heinsberg, Kreis
758
215
- 71,6
Regio Aachen
3125
1035
- 66,9
Land NRW
52181
15068
- 71,1
Quelle: LDS NRW
6. Over-indebtedness
Deutschland ist ein überaus attraktiver, umkämpfter Markt für Anbieter von Konsumentenkrediten. Etwa ein Drittel der deutschen Haushalte lebt heute mit einer Kreditverpflichtung,
die vor allem für die Finanzierung einer Immobilie oder eines PKW eingegangen wird. Zum
Gesamtbild der Schuldenbelastung gehören überzogene Girokonten, offenstehende Forderungen von Warenversandhäusern, Möbelgeschäften, Ämtern, Versicherungen, Vermietern,
Energie- und Telefongesellschaften. Den meisten Kreditnehmern gelingt es, ihre Schulden zu
begleichen, aber ein stetig wachsender Teil von ihnen ist dazu nicht mehr in der Lage. Diese
Menschen geraten über einen längeren Prozess von der Verschuldung in die Überschuldung.
In Deutschland gelten über 3 Millionen Haushalte als überschuldet. Das bedeutet, dass etwa
jeder 11. Haushalt davon betroffen ist.26 In Nordrhein-Westfalen geht man von 720.000
überschuldeten Privatpersonen aus.27 Hier ist Überschuldung höher als in den südlicheren
Bundesländern.
Jemand gilt als überschuldet, wenn ihm über seine nötigsten Lebenshaltungskosten hinaus
keine finanziellen Mittel verbleiben, seinen Kredit zu bedienen oder umgekehrt, ihm nicht
mehr genug zum Leben bleibt, wenn er seinen Ratenzahlungen nachkommt. Ein überschuldeter Haushalt lebt somit in der Regel an der Armutsgrenze und erfährt soziale Ausgrenzung.
Überschuldete Menschen werden vom gewöhnlichen wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen,
wenn sie aufgrund einer Lohnpfändung arbeitslos werden oder bleiben und ihnen wegen einer
Kontopfändung das Girokonto gekündigt wird. Da Miete und Energierechungen kaum mehr
bezahlt werden können, droht der Verlust der Wohnung. Schulden überschatten das gesamte
Leben eines Haushaltes. Überschuldete Menschen leiden oft unter Ängsten, psychischem
Druck, Selbstwertzweifeln und Spannungen in der Partnerschaft.
Der Weg von der Verschuldung in die Überschuldung ist meist ein längerer Prozess. Ein Ausstieg aus der Verschuldung fällt Haushalten mit geringem Einkommen sehr schwer. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist einer der häufigsten Auslöser einer Überschuldung. Das höchste
Überschuldungsrisiko besteht in Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit. Von vielen Betroffenen
wird eine Ehescheidung als Ursache ihrer Überschuldung angegeben. Frauen sind häufig auch
überschuldet, weil sie für ihren Ehepartner Kreditverträge unterschrieben oder Bürgschaften
abgegeben haben. Gescheiterte Selbständigkeit ist eine weitere Ursache der privaten Über26
27
vgl. Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Lebenslagen in Deutschland, S. 49
vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 109
– 121 –
schuldung. Für viele entpuppt sich der Traum von den eigenen vier Wänden als Schuldenfalle
und endet in der Zwangsversteigerung. Alleinlebende und besonders Alleinerziehende sind
die beiden Haushaltsformen, die überdurchschnittlich von Überschuldung betroffen sind.28
In Deutschland gibt es kein Schuldenobservatorium, in dem das Ausmaß der Verschuldung
innerhalb der Bevölkerung differenziert festgehalten werden würde. Formaljuristische Indizien für eine Überschuldung sind die Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung, ein vorliegender Haft- oder Suchbefehl zur Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung oder eine beantragte
Verbraucherinsolvenz. Am 1.1.1999 schuf der deutsche Gesetzgeber mit der neuen Insolvenzordnung verschuldeten Privatpersonen die Möglichkeit, Insolvenz anzumelden. In der
Regio Aachen gab es laut Verbraucherinsolvenzstatistik des LDS NRW bis Ende 2005 an die
3800 Privatinsolvenzen und 2006 kamen schätzungsweise 1000 weitere dazu. Das Insolvenzverfahren schützt den Schuldner vor dem Zugriff der Gläubiger und bietet ihm die Aussicht
auf eine Restschuldbefreiung am Ende des Verfahrens und damit auf ein Leben ohne Schulden.
Wirtschaftsauskunfteien wie die SCHUFA Holding AG und die Creditreform Consumer
GmbH Neuss verfassen jährlich Schuldenberichte. In der SCHUFA ist so gut wie jeder geschäftsfähige Erwachsene registriert. Wird der SCHUFA eine Zahlungsstörung gemeldet,
erhält die betreffende Person einen negativen Eintrag. Das kann eine angemahnte, unbezahlten Telefonrechung, ein überzogener Dispokredit, eine ausstehende Ratenzahlung und anderes
mehr sein. Die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung, ein Haftbefehl zur Abgabe einer
eidesstattlichen Versicherung sowie die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gelten als hartes
Negativmerkmal und sicheres Kennzeichen einer Überschuldung. Der Schuldenatlas des Inkassounternehmens CEG Creditreform Consumer GmbH verwendet für die räumliche Abbildung der Ver- und Überschuldung ebenfalls gemeldete Zahlungsstörungen und formaljuristische Indikatoren wie eidesstattliche Versicherungen und Privatinsolvenzen und errechnet daraus die Schuldnerquote, das heißt den Anteil der zahlungsunfähigen Personen an der Bevölkerung ab 18 Jahren.
Ver- und Überschuldung von Privatpersonen in der Regio Aachen
Personen mit
Schuldnerquote
Privatinsolvenzen
Negativmerkmal an
2007**
1999 bis 2005***
allen registrierten
Personen 2006*
Aachen, Stadt
8,4
10,76
580
Aachen, Kreis
10,3
12,89
924
Düren, Kreis
9,6
11,98
801
Euskirchen, Kreis
8,7
12,18
434
Heinsberg, Kreis
9,5
12,96
1025
Land NRW
9,2
-49707
BRD
8,0
10,85
-Quellen: *SCHUFA, **CEG Creditreform Consumer GmbH, ***LDS NRW und eigene
Berechnungen
Besonders auffallend ist die überdurchschnittlich hohe Überschuldung im Kreis Aachen.
Auch der Kreis Heinsberg und der Kreis Düren liegen hinsichtlich der Überschuldungsrate
über dem nordrhein-westfälischen Durchschnitt. Nach den Angaben der CEG Creditreform
28
vgl. Angele, Überschuldung privater Haushalte, S. 950
– 122 –
Consumer GmbH ist der Kreis Heinsberg am meisten von Überschuldung betroffen, dicht
gefolgt vom Kreis Aachen. Diese Ergebnisse finden eine Entsprechung in den Fallzahlen der
Insolvenzstatistik, die für den Kreis Heinsberg, den Kreis Aachen und den Kreis Düren eine
höhere Zahl an Privatinsolvenzen aufweist. Dem Datenmaterial der Creditreform Gruppe zufolge ist in der Regio Aachen mit steigender Tendenz jeder achte (Kreis Heinsberg und
Aachen) bis zehnte (Stadt Aachen) geschäftsfähige Bewohner mit Zahlungsschwierigkeiten
und Überschuldung belastet. Der Jahresbericht der Schuldnerberatungsstellen im Kreis Düren
stellt fest, dass jeder neunte Volljährige im Kreis Düren überschuldet ist.29
Schuldnerberatung wird in Deutschland von den Schuldnerberatungsstellen der Wohlfahrtsverbände, den Verbraucherzentralen, von Kommunen oder von Rechtsanwälten und Notaren
angeboten. Sie bereiten, wenn nötig, für ihre Klienten das gerichtliche Verfahren der Privatinsolvenz vor. Die Kapazität der Schuldnerberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen reicht nicht
aus, um allen Ratsuchenden zu helfen. Nur ein kleiner Teil der Überschuldeten hat bisher das
Insolvenzverfahren wahrnehmen können. Der Privatinsolvenz gehen viele Jahre eines Lebens
in der Überschuldung voraus und es folgen etliche weitere, bis man als schuldenfreier Mensch
wieder in das wirtschaftliche Leben integriert ist.
29
Diakonie des Kirchenkreises Jülich und evangelische Gemeinde Düren (Hg.): Jahresbericht der
Schuldnerberatungsstellen im Kreis Düren 2006
– 123 –
Literatur
Angele, Jürgen 2007: Überschuldung privater Haushalte im Jahr 2006. In: Wirtschaft und
Statistik 10/2007, Statistisches Bundesamt Wiesbaden
Becker, Irene 2006: Armut in Deutschland: Bevölkerungsgruppen unterhalb der Alg IIGrenze. Arbeitspapier Nr. 3 des Projekts „Soziale Gerechtigkeit“. Oktober 2006
(http://www.boeckler.de/pdf_fof/S-2006-863-4-3; eingesehen am 12.10.2007)
Diakonie des Kirchenkreises Jülich und evangelische Gemeinde Düren (2006): Jahresbericht
der Schuldnerberatungsstellen im Kreis Düren 2006 (http://www.schulden-insolvenzberatungdueren.de/Jahresbericht%202006.pdf; eingesehen am 25.09.07)
EIS – Euregionaler Informations-Service (Hg.) 2007: Euregio Maas-Rhein in Zahlen. Februar
2007. Limburg-NL
Graf, Tobias 2007: Bedarfsgemeinschaften 2005 und 2006. Die Hälfte war zwei Jahre lang
bedürftig. IAB-Kurzbericht Nr. 17/2007 (http://doku.iab.de/kurzber/2007/kb1707.pdf; eingesehen am 13.11.2007)
Habenicht, Petra 2007: Leben in Europa. Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in
NRW. In: Statistische Analysen und Studien NRW, Bd. 48
Hans-Böckler-Stiftung 2006: Millionen arbeiten auf ALG-II-Niveau. In: Böcklerimpuls
16/2006 (http://www.boeckler.de/pdf/impuls_2006_16_3.pdf; eingesehen am 16.10.2007)
Lampert, Thomas; Kroll, Lars Eric; Dunkelberg, Annalena 2007: Soziale Ungleichheit der
Lebenserwartung in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 42/2007, S. 11-18
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.)
2007: Arbeitsmarktreport NRW – 3. Quartalsbericht September 2007
(http://www.mags.nrw.de/08_PDF/001/Arbeitsmarktreport_03_2007.pdf)
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (Hg.) 2007: Sozialbericht NRW 2007. Armuts- und Reichtumsbericht. Düsseldorf
Regierung der Bundesrepublik Deutschland (Hg.) 2002: Lebenslagen in Deutschland. Der 2.
Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Berlin
Statistisches Bundesamt (Hg.) 2006: Armut und Lebensbedingungen. Ergebnisse aus Leben in
Europa für Deutschland 2005. Presseexemplar. Wiesbaden
(http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pk/2006/EUSilc/Pressebroschuere__EU__Silc,property=file.pdf)
– 124 –
Datenquellen
Bertelsmann Stifung – Wegweiser demographischer Wandel
http://www.wegweiserdemographie.de
Bundesagentur für Arbeit
http://www.arbeitsagentur.de/
Statistik der Bundesagentur für Arbeit
http://www.arbeitsagentur.de/nn_216654/Navigation/zentral/Veroeffentlichungen/Statistik/
Statistik-Nav.html
Bundesamt für Statistik
http://www.destatis.de
Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2003
http://www.destatis.de/presse/deutsch/pk/2004/evs_2003i.pdf
Gesundheitsatlas NRW
http://www.loegd.nrw.de/gesundheitberichterstattung/gesundheitsindikatoren/gesundheitsatlas
-nrw/frameset.html
LDS NRW, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen
http://www.lds.nrw.de
Landesdatenbank des LDS NRW
https://www.landesdatenbank.nrw.de/ldbnrw/online/logon
CEG Creditreform Consumer GmbH
http://www.creditreform.de
Eurostat
http://epp.eurostat.ec.europa.eu
Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen (lögd)
http://www.loegd.nrw.de
SCHUFA Holding AG: Interaktive Deutschlandkarte zum Schulden-Kompass 2007
http://www.schulden-kompass.de/deutschlandkarte/index.php
– 125 –
Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens
Einige Zahlen
1. Allgemeines
1.1. Bevölkerungsentwicklung
1.2. Ausländische Bevölkerung
1.3. Alterstruktur
1.4. Familienstruktur
1.5. Einkommen
1.6. Sozialhilfebezug
1.7. Überschuldung
2. Beschäftigung
2.1. Abhängige Beschäftigung
2.2. Pendler
2.3. Selbständig Beschäftigte
2.4. Aktivitätsstruktur
2.5. Arbeitslosigkeit
3. Gesundheit
3.1 Allgemeines
3.2 Zugang zu medizinischen Dienstleistungen
4. Bildung
4.1. Erklärung Schulsystem
4.2. Aufteilung der Schüler nach Schulsystem
4.3. Schulrückstand
4.4. Förderschulen und sonderpädagogischer Förderbedarf
4.5. Teilzeitunterricht
4.6. Ausländische Kinder
4.7. Armut und sozioökonomischer Hintergrund auf Bildungschancen
5. Wohnen
5.1. Allgemein
5.2. Zugang zum Wohnungsmarkt
1
1.Allgemeine Angaben zur Deutschsprachigen Gemeinschaft
Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens erstreckt sich entlang der deutsch-belgischen Grenze von Kelmis, nahe
dem Dreiländereck Belgien-Niederlande-Deutschland bis zur Ortschaft Burg-Reuland, wo Belgien, Deutschland und
Luxemburg aneinander stoßen.
Sie ist Teil der Wallonischen Region und der Provinz Lüttich und umfasst 9 Gemeinden mit einer Gesamtbevölkerung
von 73 675 Einwohnern. Die bevölkerungsstärkste Gemeinde ist Eupen mit 18 313 Einwohnern, die
Bevölkerungsschwächste Burg Reuland mit 3 957 Einwohnern. (Stand 1.Januar 07, ABEO)
Der nördliche Teil der DG, zu dem die Gemeinden Lontzen, Raeren, Kelmis und Eupen gehören wird vom südlichen Teil,
zu dem die Gemeinden Bütgenbach, Büllingen, Burg-Reuland, Amel und St. Vith gehören durch das Hohe Venn, einem
Hochmoor getrennt, die DG bildet also geographisch gesehen keine Einheit.
Ein ländliches Gebiet
Etwa 65% der Gesamtfläche besteht aus Wald und Weideflächen. Nur 3,6% der Fläche ist bebaut.
Die Bevölkerungsdichte beträgt durchschnittlich 86,3 Einwohner/km2. Die vier nördlichen Gemeinden sind dichter
besiedelt als die südlichen Gemeinden. Kelmis ist dabei die mit Abstand am dichtesten besiedelte Gemeinde mit einer
Dichte von 577,9 Einwohnern/km2. (Stand 1.Januar 07, ABEO)
In der DG leben ca. 0,7% der gesamten Belgischen Bevölkerung.
Eine bewegte Geschichte:
Das Gebiet gehörte bis ins 12. Jahrhundert zum Herzogtum Limburg, fiel nach der Schlacht von Worringen an Brabant.
Im 15. Jahrhundert fiel es durch Heirat an die Herzöge von Burgund, dann an die spanischen und 1713 nach dem
Frieden von Utrecht an die österreichischen Habsburger. Von 1794-1815 gehörte es zum französischen Département
Ourthe. Nach dem Wiener Kongress 1815 zum Königreich Preußen, und Deutsch wurde als offizielle Sprache eingeführt.
Nach dem Versailler Vertrag kam das Gebiet 1920 an Belgien.
Während des 2.Weltkrieges wurde das Gebiet für 5 Jahre durch Deutschland annektiert.
Als Folge der Sprachgesetzgebung von 1963 wurde Belgien in drei Sprachgemeinschaften aufgeteilt, diese wurden 1970
umgesetzt und somit konnte der RDK (Rat der deutschsprachigen Kulturgemeinschaft Belgiens) als direkter Vorläufer
der Deutschsprachigen Gemeinschaft, eingesetzt werden, wo heute Deutsch Schul-, Amts- und Gerichtssprache ist.
Weitreichende politische Autonomie:
Das deutsche Sprachgebiet Belgiens verfügt in Folge der Föderalisierung über weitreichende politische Zuständigkeiten,
die sie autonom verwaltet. Sie verfügt dazu über ein Parlament und eine Regierung (mit zur Zeit 4 Ministern)
Die Zuständigkeiten der Deutschsprachigen Gemeinschaft:
die kulturellen Angelegenheiten (Jugend- und Erwachsenenbildung, Medien, Schutz der Sprache,
Freizeitgestaltung und Animation, Tourismus, berufliche Umschulung und Fortbildung, Schöne Künste,...)
die personenbezogenen Angelegenheiten ( Betreuungspolitik innerhalb und außerhalb von Pflegeanstalten
(vorrangig Krankenhäuser und Altenheime), Gesundheitserziehung und vorbeugende Medizin, Unterstützung
von bestimmten Personengruppen (Familienpolitik, Sozialhilfe, Integration, Betreuung von Behinderten und
Senioren, Jugendhilfe, Hilfe für Strafgefangene und ehemalige Strafgefangene).
das Unterrichtswesen, allerdings mit folgenden Ausnahmen:
- die Festsetzung von Beginn und Ende der Schulpflicht,
- die Mindestbedingungen für die Ausstellung der Diplome,
- die Pensionsregelungen für das Personal des Unterrichtswesens
zwischengemeinschaftliche und internationale Zusammenarbeit einschließlich der Vertragsabschlüsse in den
vorgenannten Angelegenheiten,
Denkmal und Landschaftsschutz
Beschäftigungspolitik
Aufsicht über und Finanzierung der Gemeinden
Aufsicht über die ÖSHZ
2
1.1 Bevölkerungsentwicklung
So wie generell in Belgien, ist auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) in den letzten Jahren ein allgemeiner
Geburtenrückgang zu erkennen.
1990 wurden in der DG 869 Geburten gezählt, im Jahre 2006 6851. Dies entspricht einem Rückgang um ca. 20%.
Die Bevölkerungszahl, ist im Gegensatz zur Geburtenzahl jedoch kontinuierlich gestiegen von 64 632 Einwohnern in
1980 auf 73 675 in 2006. Die DG ist nach der Region Brüssel-Hauptstadt der Teil Belgiens mit der höchsten
Bevölkerungswachstumsrate.
Graphik 1: Geburtenentwicklung und Bevölkerungsentwicklung:
Interessant ist in diesem Zusammenhang zu bemerken, dass der Geburtenrückgang in der DG noch ausgeprägter ist als
in den anderen Landesteilen. Dies ist auch in 2006 nicht anders: DG: 9,36 Geburten pro tausend Einwohner, Flandern:
10,80 und Wallonie: 11,57 1. Der Bevölkerungszuwachs ist denn auch vorwiegend der steigenden Anzahl Zuwanderern
zu verdanken und hier vor allen dingen aus dem benachbarten Deutschland.
1.2 Ausländische Mitbürger- Auf dem Weg zur multikulturellen Gesellschaft
Von 73 119 Einwohnern am 01.01.06 sind 13 904 nicht belgischer Nationalität. Dies entspricht einem Anteil von 19% an
der Gesamtbevölkerung, auf Landesebene beträgt dieser Anteil 9%. Raeren ist dabei die Gemeinde mit dem höchsten
2
Ausländeranteil Belgiens, sprich etwa 49,72 %.
Dazu gehören vorwiegend Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit (10 914 Einwohner). Die zweitstärkste Gruppe wird von den
Niederländern mit 727 Personen gebildet.
Anteile an Gesamtbevölkerung nach Nationalität
Stand 2004:
82,1% Belgier
14,5% Deutsche
Stand 2006
80,9% Belgier
14,9% Deutsche
Stand 1996
84% Belgier
13,2% Deutsche
2,2% Übrige EU Länder
2,4% Übrige EU-Länder
2,2% übrige EU-Länder
1,1% Nicht EU
1,9% Nicht EU
0,6% Nicht EU
Wie man sieht, nimmt der Anteil der belgischen Bevölkerung stetig ab und erfährt der Anteil der Nicht-EU Bürger den
größten Zuwachs.
1
2
Angaben: Dienst für Kind und Familie
ABEO, INS Gesamtbevölkerung und Ausländische Bevölkerung, eigene Berechnung
3
Vor allen Dingen die Anzahl anerkannter Flüchtlinge hat in den letzten Jahren stark zugenommen:
Am 01.01.04 lebten 86 Flüchtlinge in der DG, in 1996 waren es 60.
Am 01.01.05 betrug die Anzahl der Flüchtlinge bereits 191.
Am 01.01.06 betrug die Anzahl der Flüchtlinge 276 (125 sind dabei unter 18 Jahre alt)3.
Die Anzahl der Flüchtlinge hat sich also innerhalb von 2 Jahren quasi verdreifacht und seit 1996 fast verfünffacht.
Allerdings spiegeln die oben genannten Zahlen nur einen Teil der Bevölkerung, da die Menschen, die im Warteregister
eingetragen sind (also noch kein definitives Statut erhalten haben), hier nicht mitberücksichtigt sind. Alleine in Eupen
sind derzeit ca. 200 Menschen in diesem Register eingetragen.
So leben in Eupen heute beispielsweise 80 verschiedene Nationalitäten zusammen und stellen die Bosnier mittlerweile
nach den Deutschen den größten ausländischen Bevölkerungsanteil.
Für die DG stellt diese Entwicklung eine Herausforderung dar, da es sich um ein relativ neues Phänomen handelt.
1.3 Alterstruktur
Der Bevölkerungszuwachs ist auch durch die Tatsache bedingt, dass die Menschen immer älter werden. Die
Lebenserwartung lag in der DG im Jahre 1994 bereits bei 75,13 Jahren bei Männern und bei 81,78 Jahren bei Frauen.
Lebenserwartung 2003 in Belgien: 75,86 bei Männern und 81,69 Jahren. Dadurch verändert sich die Alterstruktur der
Bevölkerung:
1948
0-14
15-64
65 +
Total
16 671
45 054
6 242
24,5%
66,2%
9,2%
67 967
1962
14 602
36 889
6 036
25,4%
64,1%
10,5%
57 527
1981
13 343
43 225
8 346
20,6%
66,6%
12,8%
64 914
1990
11 944
46 274
8 789
17,8%
69,1%
13,1%
67 007
2005
12 919
47 163
12 430
17,8%
65%
17,2%
72 512
Quelle:
Bemerkenswert ist hier die Verdoppelung des Anteils der über 65 Jährigen in den letzten 50 Jahren und des Rückgangs,
allerdings weniger ausgeprägt, des Anteils der 0-14 Jährigen.
Laut Simulation des Nationalen Instituts für Statistiken, wird der Anteil der 0-14 Jährigen bis 2010 in der DG auf 16%
sinken um danach, allerdings nur leicht, zu steigen. Gleichzeitig wird der Anteil der über 65 Jährigen bis 2010 auf
18,25% steigen und laut INS bis 2030 auf 24,25%. Im gleichen Zeitraum wird der Anteil der 15-65 Jährigen, also der
potentiell erwerbsfähigen Bevölkerung, um 5% sinken.
1.4 Familienstruktur
Auch in der DG verändert sich das Bild von Familie und werden die Familienformen immer komplexer. Eineltern- und
Patchworkfamilien kommen immer häufiger vor. Innerhalb von 10 Jahren ist die Zahl der Eheschließungen auf
Landesebene um 30% zurückgegangen. In der DG sind die Eheschließungen im gleichen Zeitraum um ca. 40%
gesunken4.
Gleichzeitig konnte in der DG eine Zunahme von 72 (1983) auf 172 Ehescheidungen (2002) festgestellt werden, eine
Steigerung von 138% in knapp 20 Jahren. Es gab somit 172 Scheidungen auf 277 Eheschließungen; dies entspricht
einem ungefähren Verhältnis von 3 zu 2. Auf Landesebene beträgt das Verhältnis 4 zu 35.
Dementsprechend steigt auch die Anzahl an Einelternfamilien. Sie machen mittlerweile einen Anteil von ca. 18% aller
Familien mit Kindern aus. Zwar sind es auch in der DG vor allen Dingen Mütter, die alleinerziehend sind. In den letzten
4 Jahren ist die Anzahl der alleinerziehenden Väter jedoch fast im gleichen Maße gestiegen, wie die Anzahl der
alleinerziehenden Mütter6.
3
4
Quelle: ABEO, INS Ausländische Bevölkerung der DG nach Herkunft und Altersgruppen – 1.1.06
Masterthesis: „Entwicklung eines Designs für eine Familienbefragung“ J. Schröder
5
idem
6
Les noyaux familiaux belges par années et par commune – Ecodata (direction générale des statistiques)
4
Generell nimmt die Haushaltsgröße ab und steigt die Anzahl Single-Haushalte. Mittlerweile leben ca.10 000 Menschen
(14%) in der DG alleine. In 1991 waren es noch ca. 7000.
Von den rund 19 185 Familien, die im Jahre 2004 in der DG lebten, waren 12 7177 Familien mit Kindern:
Davon 9 201 verheiratete Paare mit Kindern, 1 932 alleinerziehende Mütter mit Kindern, 465 alleinerziehende Väter mit
Kindern und 1 119 unverheiratete Paare, Patchworkfamilien,...
Die meisten Einelternfamilien leben dabei in den eher „städtischen“ Gebieten Kelmis und Eupen, so dass dort ihr Anteil
bereits bei ca. 25% liegt.
In den meisten Texten zu Einelternfamilien auf Landesebene geht man davon aus, dass 12 –14%8 der Familien in
Belgien in 2004 Einelternfamilien sind, Tendenz steigend. Wahrscheinlich wird hierbei von der Gesamtanzahl Familien
ausgegangen, also auch Familien ohne Kinder. In der DG beträgt der Anteil Einelternfamilien so berechnet ebenfalls
etwa 12% . In Flandern liegt der Anteil jedoch laut einer Untersuchung des flämischen „Centrum voor Bevolkings- en
Gezinsstudie“ (CBGS) niedriger als in der Wallonie oder in Brüssel Hauptstadt.
1.5 Einkommen
Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens in Belgien 2003 (Mittleres Einkommen pro Einwohner) in 1.000,- €
9
Die Statistik zeigt das mittlere Einkommen pro Einwohner, sprich den Quotient aus dem versteuerbaren
Nettoeinkommen der jeweiligen Region und dem Durchschnittswert der Einwohnerzahl zwischen dem 1. Januar und
dem 31. Dezember. Es betrug für die DG im Jahre 2001 9 740€ und im Jahr 2003 10 820€. Das mittlere Einkommen
7
Zusammensetzung der Familien nach Anzahl Kinder und ihrem Alter / INS- Auswertung WSR
8
Welke oplossing? Eenoudergezinnen – Synthese van het Colloquium van 24 okt. 2000, KBS
9
bis 2003 (letzten verfügbaren Daten, Stand September 2007)
5
pro Einwohner liegt dabei seit Jahren unter dem auf Landesebene. Allerdings vermindert sich der Abstand in den letzten
Jahren.
Das mittlere Einkommen pro Steuererklärung ist der Quotient aus dem verssteuerbarem Nettoeinkommen der
jeweiligen Region und der Anzahl Steuererklärungen und betrug im Jahre 2001 23 720€ und in 2003 24 838€.
Erstmalig seit 1980 liegt dieser Wert für die DG leicht über dem Landesdurchschnitt (24 455€). Dies ist einerseits durch
die Tatsache zu erklären, dass auch in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr in der DG eine Steigerung erzielt werden
konnte, andererseits im gleichen Zeitraum das mittlere Einkommen pro Steuererklärung in Flandern zurückgegangen
ist. Dennoch liegt der Wert der DG immer noch unter dem Flanderns.
Allerdings liegt die Zuwachsrate von 1980 bis jetzt auch höher als im belgischen Durchschnitt.
Mittleres Einkommen pro Steuererklärung in Belgien 1980: 11 970€
2003: 24 455€ (+ 104,3%)
Mittleres Einkommen pro Steuererklärung in der DG 1980: 10 510€
2003: 24 838€ (+ 136,3%)
Das mediane Einkommen ist der Wert, der sich in der Mitte der Reihe befindet, nachdem die verschiedenen
Einkommen der Höhe nach geordnet wurden. Anders ausgedrückt zeigt dieser Wert das Einkommen der
Steuererklärung, die genau in der Mitte aller der Höhe nach geordneten Steuererklärungen liegt (d.h. 50 % der
Erklärungen weisen ein höheres und 50 % ein niedrigeres Einkommen als diesen Wert auf). Dieser betrug im Jahre
2001 19 140€ und in 2003 19 909€. Da dieser Wert nahe beim mittleren Einkommen pro Steuererklärung liegt, kann
man vermuten, dass viele Einkommen/Steuererklärung um diesen Wert rangieren und die Einkommensdisparitäten in
der DG nicht so groß sind.
Diese Zahlen geben zwar einen Anhaltspunkt, doch können sie wenig aussagen über die tatsächliche Verteilung der
Einkommen in der DG.
Um das tatsächlich zur Verfügung stehende Einkommen pro Einwohner genauer analysieren zu können, müssen
Einkommenserhebungen durchgeführt werden, die ebenfalls die Anzahl Personen aufführen müssen, die vom
Haushaltseinkommen leben.
Solche Erhebungen werden auf Landesebene durchgeführt, es gibt jedoch keine spezifischen Daten diesbezüglich zur
DG, da die Anzahl der in diesem Rahmen interviewten Menschen aus der DG zu gering ist um eine statistisch relevante
Größe zu erreichen, die Aussagen über die tatsächliche Verteilung in der DG zulassen würden.
Die Tabelle belegt jedoch, dass wohl kaum davon die Rede sein kann, die deutschsprachigen Belgier seien im
allgemeinen reicher als die anderen Bewohner des Landes. Das mittlere Pro Kopf-Einkommen ist seit 1980 immer
niedriger als in den anderen Landesteilen.
1.6 Eingliederungseinkommen
Das Eingliederungseinkommen hat am 1. Oktober 2002 das bis dahin sogenannte "Existenzminimum" oder "Minimex" abgelöst. Die
Maßnahme beinhaltet sowohl eine monatliche finanzielle Unterstützung als auch eine intensive soziale Begleitung. Ziel ist es, den
betroffenen Menschen zu helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Das Eingliederungseinkommen kann beim jeweiligen
Öffentlichen Sozialhilfezentrum der Gemeinde beantragt werden. Antragsteller, die unter 26 Jahre alt sind, müssen zudem noch ein
individualisiertes Projekt zur sozialen Eingliederung unterschreiben. In diesem Fall wird mit der Person gemeinsam eine Strategie
erarbeitet, wie die Integration in die Gesellschaft erreicht werden kann. Diese Strategie wird in einem Vertrag festgehalten und von
allen Beteiligten unterschrieben.
Monatliche Höhe des Eingliederungseinkommens nach Kategorien (seit April 07
-
10
10
)
Kategorie 1 (A): Zusammenlebend: 438,25€
Kategorie 2 (B): Alleinstehende Personen: 657,37€
Kategorie 3 (E): Person mit anderen Personen zu Lasten: 876,50€
POD Maatschappelijke Integratie
6
Bemerkung: Die Höhe des Eingliederungseinkommens liegt unter der Armutsrisikogrenze11.
Zu bedenken ist dabei jedoch, dass der Bezug von Sozialhilfe, bzw. Eingliederungseinkommen einige Vergünstigungen mit sich
bringt: Die „Fédération der CPAS“ hat kürzlich einen Bericht veröffentlicht über die „Arbeitsfallen“. Daraus geht hervor, dass ein
alleinerziehender Arbeiter/ eine alleinerziehende Arbeiterin mit einem Kind zu Lasten und der/die den vom Gesetzgeber garantierten
Mindestlohn verdient, mit etwa 175€ monatlich weniger auskommen muss als ein/e alleinerziehende/r Bezieher/in des
Eingliederungseinkommens in gleicher familiärer Situation (Vor allen Dingen die Kosten für die Kinderbetreuung schlagen hier zu
Buche, obwohl bei dieser Berechnung der ONE-Tarif angewandt worden ist, der ja bekanntlich Einkommensgebunden ist) 12
Empfänger des Existenzminimums bzw. ab 1.10.2002 Eingliederungseinkommen in der Deutschsprachigen
Gemeinschaft13
Im Laufe
Im Laufe
des
31.12.06
Stichtag
31.12.00 31.12.01
31.12.02
31.12.04 des Jahres 31.12.05
Jahres
04
05
Amel
12
9
8
15
13
25
16
22
Büllingen
11
14
11
15
11
24
12
23
Burg-R.
11
3
8
7
14
18
11
28
Bütgenbach
10
6
3
7
7
17
7
17
St. Vith
32
19
22
18
20
45
21
47
Eupen
302
200
204
223
251
417
236
377
Kelmis
165
110
109
139
160
230
156
206
Lontzen
24
16
20
19
17
39
19
36
Raeren
59
29
41
42
46
84
54
91
Total
406
426
485
539
899
532
847
626
Von 2000 bis 2006 hat die Zahl der Empfänger des Eingliederungseinkommens um beinahe 55% zugenommen. Zwar
war die Zahl von 2005 im Vergleich zu 2004 rückläufig (Dies ist vor allen Dingen damit zu erklären, dass einige andere
Ersatzleistungen auf die Höhe des Eingliederungseinkommens erhöht worden sind und dadurch ein Anspruch auf
weitere Hilfe, seitens der ÖSHZ weggefallen ist, defakto hatte sich dadurch die finanzielle Situation dieser Menschen
jedoch nicht verändert), jedoch ist von 2005 auf 2006 der höchste Zuwachs zu verzeichnen im Vergleich zu den
anderen Jahren.
Vergleich mit Flandern und Wallonie.14
Jahr 2005:
Belgien: 7,1/1000 Einwohner; Flandern: 3,5 / 1000 Einwohner; Wallonie: 9,9/ 1000; Einwohner und DG etwa:
7,2/1000 Einwohner
Bemerkung: Mittlerweile (31.12.06) liegt der Anteil der Empfänger des Existenzminimums an der Gesamteinwohnerzahl
bei 8,4 pro 1000 Einwohner in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Interessant zu vermerken sei noch, dass in der DG proportional doppelt so viele Kinder und Jugendliche vom
Eingliederungseinkommen (ihrer Eltern) leben als Erwachsene.
11
12
13
14
Laut EU-SILC Daten lag die Armutsrisikogrenze im Referenzjahr 2005 (Einkommen 2003) bei 822€ für eine Alleinstehende Person
Fédération des CPAS, Analyse 2005 des pièges à l’emploi
Ministerium der DG, Abt. FGSO
POD matschappelijke Integratie und Ministerium der DG, Abt. FGSO
7
1.7 Überschuldung:
Die Zahl der überschuldeten Haushalte ist auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft steigend. Die Gründe für diese
Entwicklung sind vielfältig: Trennung oder Scheidung, Arbeitslosigkeit, Krankheit oder schlechte Haushaltsführung
können Personen und Familien in die Überschuldungsfalle hineinsteuern.
Von „Überschuldung“ ist dann die Rede, wenn das vorhandene Einkommen oder Ersatzeinkommen nicht mehr
ausreicht, um allen finanziellen Verpflichtungen fristgerecht nachzukommen.
Menschen, die von Überschuldung betroffen sind, können sich in der DG an folgende Dienste wenden:
1. Die anerkannten Schuldnerberatungsstellen
Dazu gehören die Öffentlichen Sozialhilfezentren der Gemeinden St.Vith, Raeren, Eupen, Kelmis und Lontzen.
Die vier ÖSHZ der übrigen südlichen Gemeinden haben eine Konvention mit der Verbraucherschutzzentrale
abgeschlossen. Die Gemeinde St. Vith hat ebenfalls eine Konvention mit der Verbraucherschutzzentrale abgeschlossen
um die juristische Beratung zu gewährleisten.
2. Das Referenzzentrum der Verbraucherschutzzentrale Ostbelgien
Neben der „kollektiven Schuldenregelung“ kümmert sich das Referenzzentrum um die Akten überschuldeter
Selbständiger, um überschuldete Personen mit Immobilienbesitz und um Personen, die Schulden im Ausland haben.
Auch bemühen sich die Mitarbeiter um die Präventionsarbeit, um Überschuldungssituationen möglichst frühzeitig
vorzubeugen.
3.Der Entschuldungsfond der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Dieser wurde 1992 eingerichtet und gewährt zinslose Kredite an überschuldetet Haushalte. Die Vergabebedingungen
sind im Dekret vom 29.04.1996 festgelegt.
Entwicklung:
Seit Bestehen des Entschuldungsfonds wurden insgesamt 53 Anträge genehmigt, davon 26 in der Periode von 1993 bis
2003 und 27 in der Periode von 2002-2005.
Auch bei den Schuldnerberatungsstellen und dem Referenzzentrum wächst die Zahl der Akten.
Im Jahr 2004 belief sich die Zahl der gesamten Akten (Beratungsstellen und Referenzzentrum) auf 410.
Davon waren 104 Paare mit Kindern betroffen und 78 Alleinerziehende.
Beim Entschuldungsfonds wurden 2005 7 Anträge genehmigt, wobei bei 5 Anträgen Familien mit Kindern betroffen
waren.
Besorgniserregend ist die Tatsache, dass immer mehr Schulden in existentiellen Bereichen gemacht werden
(Gesundheit, Wohnen, Energie).15
15
Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Statistische Erfassung von überschuldeten Personen
8
2. Beschäftigung
2.1 Abhängige Beschäftigung
Laut Angaben des LSS gab es am 31.12.2004 in den Betrieben der DG 21.095 Beschäftigte, was im Vergleich zum
Vorjahr einen relativ starken Rückgang der Anzahl Arbeitsplätze um 249 Einheiten bedeutet (- 1,2%). Im Gegensatz
dazu hat die Zahl der Arbeitsplätze in Flandern und der Wallonie zugelegt (Flandern +1,2%, Wallonie +1,4%, in Brüssel
hingegen -0,3%).
Betriebsbezogene Daten machen deutlich, dass es in der DG zwischen 2002 und 2005 einen deutlichen Stellenabbau in
einigen größeren Betrieben im Sekundärsektor (Industrie und Bausektor) und im Tertiärsektor (z.B. im Transportwesen)
gegeben hat. Dieser ist teilweise auch auf Betriebsabwanderungen ins Ausland zurückzuführen16.
Allerdings zeigt folgende Tabelle auch deutlich, dass die Entwicklung seit 1978 bis 2002 sehr positiv war und die DG die
zweithöchste Zuwachsrate (nach Flandern) zu verzeichnen hatte.
Den höchsten Zuwachs an Arbeitnehmern seit 1980 ist im Tertiärbereich zu verzeichnen (+62%). Im Sekundärsektor
sind die Arbeitnehmerzahlen hingegen zurückgegangen (-17,9%). Im Primärbereich ist ebenfalls eine positive
Entwicklung festzustellen, wenn auch weitaus weniger ausgeprägt als im Tertiärbereich (+8,2%). Allerdings sind in der
DG immer noch proportional mehr Arbeitnehmer in der herstellenden Industrie tätig als auf Landesebene (DG 23,3%,
auf Landesebene 16,5%, Stand 2004)17.
2.2 Pendler
Aufgrund der Grenzlage zwischen Deutschland, Luxemburg und dem französischsprachigen Teil Belgiens spielen die
Pendlerbewegungen für die DG eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Pendler/innen nach Luxemburg Stand 31.3.2006
Die Zahl der Pendler/innen ins Großherzogtum ist erneut angestiegen von 2.550 auf 2.651 Personen (+101
oder +4% zu 2005).
Der Anstieg ist in diesem Jahr vor allem im Baufach (+66) und Handel/Reparatur (+39) zu beobachten und
betrifft deutlich mehr Männer (+82) als Frauen (+19). Die Pendler nach Luxemburg sind sehr stark in den
mittleren Altersgruppen konzentriert, der Anteil Älterer ist vergleichsweise niedrig.
Pendler/innen nach Deutschland (Stand 2005)
Die Zahl der Auspendler/innen nach Deutschland ist nach einer mehrjährigen Stagnation von 2004 nach 2005 wiederum
angestiegen (um 145 Personen oder +2%). 2005 lag die Zahl der Pendler aus Belgien nach Deutschland bei 6.943
16
idem
17
ABEO Sozial- und Wirtschaftsstatistiken Aktualisierung 2007
9
Personen, wobei nicht genau bekannt ist, wie viele dieser Personen aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft stammen.
Der Großteil dieser Pendler arbeitet in den herstellenden Industrien, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen, dem
Handel sowie den Dienstleistungen für Unternehmen. Auffällig ist der steigende Anteil der älteren Pendler/innen.18
2.3 Selbständige Beschäftigung
2004 waren 6.724 Personen in der DG als Selbständige registriert, was in etwa der Zahl vom Vorjahr entspricht. Die
Zahl der Selbständigen war 2003 im ganzen Land deutlich gestiegen, was allerdings vorwiegend (wenn nicht gar
ausschließlich) auf die Änderung des Selbständigenstatuts zurückzuführen ist (automatische Sozialversicherung für
mithelfende Ehepartner/innen).
Der Zuwachs entfiel im wesentlichen auf die Selbständigen im Haupterwerb (und hier bei den weiblichen Gehilfen). Bei
den nebenberuflich Selbständigen ist 2004 ebenso wie in den Vorjahren - ein leichter Anstieg festzustellen, während die
Zahl der nach der Pension noch Aktiven relativ beständig bleibt.
Die Verteilung der Selbständigen auf die Sektoren hat sich jedoch durch den statistischen Effekt kaum verändert. 2004
sind rund 28% der Selbständigen im Handels- und Horecasektor, 24% in Industrie und Handwerk und 23% in der
Landwirtschaft beschäftigt. Längerfristig betrachtet, ist ein Rückgang der Anzahl Landwirte (-21% in 10 Jahren) und
eine Zunahme vor allem bei den Freien Berufen (+84% in 10 Jahren) und Dienstleistungsberufen (+52%) festzustellen.
Doch auch die Industrie- und Handwerkstätigkeit hat über diesen Zeitraum zugelegt (+21%).19
Wie bereits gesagt und wie die beiden Graphiken zeigen, ist der Rückgang der Anzahl Selbständigen im
landwirtschaftlichen Bereich sehr ausgeprägt. Klammert man den landwirtschaftlichen Bereich aus, so zählt die
Deutschsprachige Gemeinschaft die zweithöchste Zuwachsrate im Bereich der Selbständigkeit in Belgien.
18
idem
19
idem
10
2.4 Aktivitätsstruktur
Die aktive Bevölkerung, d.h. die Zahl der Personen zwischen 15 und 64 Jahren, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung
stehen (beschäftigt oder arbeitsuchend), weist in der DG bislang noch eine steigende Tendenz auf und beläuft sich laut
Berechnungen des statistischen Dienstes der Wallonischen Region (IWEPS) in 2004 auf 31.787 Personen (2003: 31.340
Personen). Aus der Relation der aktiven Bevölkerung zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ergibt sich für die DG
eine Aktivitätsrate von 68,0%20.
Die aktive beschäftigte Bevölkerung hat im Vergleich zu 1997 um 10,6% zugenommen (Stand 2005). Dies ist der
höchste Zuwachs im Vergleich zu den anderen Regionen Belgiens. Gleichzeitig hat jedoch auch die Arbeitslosenrate im
Vergleich zu den anderen Regionen in der DG am meisten zugenommen (+25,4%, Landesdurchschnitt im gleichen
Zeitraum: +1,8%)21:
Vor allen Dingen bei den Frauen hat sich die Beschäftigungsrate erhöht. Waren 1997 noch 46,9% der Frauen aktiv
beschäftigt (als Arbeitnehmerin oder Selbstständige) so sind es in 2005 54,3%, dies entspricht einem Zuwachs von
15,8%. Im gleichen Zeitraum ist die Beschäftigungsrate bei den Männern um nur 2,9% gestiegen (Beschäftigungsrate
2005 bei Männern:73,6%). Die Beschäftigungsrate sowohl bei Frauen als auch bei Männern lag damit in 2005 über dem
Landesdurchschnitt.
Allerdings sind Frauen nach wie vor weitaus häufiger teilzeitbeschäftigt als Männer: 59% der beschäftigten Frauen und
9% der beschäftigten Männer arbeiten Teilzeit (Stand 2004). Bemerkenswert ist auch, dass es diesbezüglich kaum
Unterschiede zwischen dem südlichen und nördlichen Teil der DG gibt.
Voll- und Teilzeitberufstätigkeit nach Geschlecht
*Sonstige: Interim-Beschäftigung, Saisonarbeit, zeitweilige Beschäftigung, unbestimmt
Die Beschäftigungsrate liegt im Süden der Gemeinschaft höher um 5% höher als im Norden.
2.5 Arbeitslosigkeit
Im Jahr 2000 lag die Arbeitslosenrate bei 5% in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Zu dem Zeitpunkt konnte man
vor allen Dingen bei den Männern noch von einer quasi Vollbeschäftigung sprechen. Damals war die Arbeitslosenrate in
der DG die niedrigste Belgiens.
Von 2000 bis 2005 hat sich die Zahl der Arbeitslosen in der DG jedoch um 60% erhöht. Prozentual gesehen ist dies ein
wesentlich höherer Anstieg als in den anderen Landesteilen, die im gleichen Zeitraum ebenfalls eine kontinuierliche
Zunahme der Arbeitslosigkeit gekannt haben.
20
Tätigkeitsbericht des Arbeitsamtes der Deutschsprachigen Gemeinschaft 2006
21
ABEO Sozial- und Wirtschaftsstatistiken-Aktualisierung 2007
11
Dieser Trend kehrt sich in Flandern allerdings um, dort sind seit 2006 sinkende Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen, so
dass die Arbeitslosenrate in der DG jetzt über der Flanderns liegt.
Obwohl in 2007 auch in der DG ein leichter Abwärtstrend der Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr festzustellen
ist (durchschnittliche Arbeitslosenrate 2006: 8,3%; im ersten Halbjahr 2007: 7,8%), ist die Arbeitslosenrate im Mai 07
in Flandern immer noch um 1,6% Prozentpunkte niedriger als in der DG, wo sie bei 7,6% liegt. Auf Landesebene
beträgt sie 10,9%22.
Laut Tätigkeitsbericht 2006 des Arbeitsamtes der Deutschsprachigen Gemeinschaft23 dürfte der starke Anstieg der
Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren vor allen Dingen auf folgende Faktoren zurückzuführen sein:
- Nach 2001 ist die Konjunktur allgemein deutlich eingebrochen und hat auch in der DG zu einer insgesamt negativen
Beschäftigungsentwicklung – und einem Anstieg bei den entschädigten Arbeitslosen - geführt. Diese Entwicklung zieht
sich durch nahezu alle Sektoren und Berufsgruppen und bedeutet eine geringere Aufnahmefähigkeit des
Arbeitsmarktes.
- Die Arbeitsmarktchancen für gering Qualifizierte haben sich weiter verschlechtert und auch der Rückgang der
Stellenangebote im ABM-Bereich (Arbeitsbeschaffende Maßnahmen, sprich Arbeitsstellen die staatlich bezuschusst sind)
dürfte hierzu beigetragen haben.
- Die demographische Verschiebung in Ostbelgien führt zu einer spürbaren Veralterung der Bevölkerung und die
Anhebung der Altersgrenze für die Freistellung von der Arbeitsuche von 50 auf 58 Jahre (seit Juli 2002) erhöht
nochmals zusätzlich die Zahl der aktiven Älteren.
- Die DG kennt eine verstärkte Zuwanderung von Ausländern, wobei insbesondere Personen aus Nicht- EU-Ländern mit
größeren Integrationsschwierigkeiten konfrontiert sind. Doch auch die Zahl der deutschen Arbeitslosen ist merklich
gestiegen, was auf Arbeitsplatzverluste bei den Pendlern hindeutet.
- Die unbefristete Eintragung von Sozialhilfeempfängern als Arbeitsuchende (ÖSHZ-Abkommen 2001), deren Zahl
insgesamt ebenfalls deutlich angestiegen ist, sowie der Wegfall der Freistellung für LBA-Beschäftigte (ab Ende 2004)
hat ebenfalls zum Anstieg der Vollarbeitslosen geführt.
Dadurch fallen auch in der Zusammensetzung der Arbeitslosigkeit einige Verschiebungen auf: Der Anteil der Belgier ist
rückläufig auf Kosten anderer Nationalitäten (vorwiegend Deutsche und Nicht-EU-Bürger aus dem osteuropäischen
Raum). Der Anteil der Männer, der Langzeitarbeitslosen und insbesondere der Älteren wächst; ebenso der Anteil der
Personen, die aufgrund vorheriger Teilzeitarbeit bzw. von einem ÖSHZ entschädigt werden. Der Anteil der
Schulabgänger ist zurückgegangen, während vermehrt Personen aus den Sektoren Gesundheit & Soziales, Öffentliche
Verwaltung und aus dem Horecasektor arbeitslos wurden.
Dauer der Arbeitslosigkeit:
Gut ein Drittel der Arbeitslosen (35%) war in 2006 seit weniger als 6 Monaten arbeitslos (Flandern:36%; Wallonie:
25%). Dieser Anteil ist in den letzten Jahren stark gesunken, vor allem auf Kosten der Gruppe der seit 2-5 Jahren
Arbeitslosen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen (über 1 Jahr arbeitslos) hat sich innerhalb von 3 Jahren verdoppelt und
ist nunmehr deutlich höher als die Zahl der Kurzzeitarbeitslosen (weniger als 6 Monate arbeitslos). Auch im Mai 2007
sind 50,2% der registrierten Arbeitslosen länger als 1 Jahr arbeitslos.
Ausbildungsniveau und Gender:
Laut Tätigkeitsbericht des ADG von 2005 beläuft sich der Anteil der unterqualifizierten Arbeitslosen (d.h. Personen, die
höchstens über einen Primarschulabschluss oder die Mittlere Reife verfügen) in der DG auf 45% (im vgl. zu 49% in
Flandern und 54% in der Wallonie). Ihr Anteil an den Arbeitslosen ist in den letzten Jahren etwas gesunken, während
vorwiegend der Anteil der Personen mit einem ausländischen Schulabschluss entsprechend angestiegen ist.
Die am wenigsten von Arbeitslosigkeit Betroffenen sind Menschen mit Hochschul- oder Universitätsdiplom und
Menschen mit einer abgeschlossenen Lehre. Allerdings war der Anteil der arbeitslosen Frauen mit Uni- oder
Hochschuldiplom im Vergleich zu Männern mit gleichem Ausbildungsniveau bisher sehr hoch: im Jahresdurchschnitt
2004, 2005 und 2006 fast immer doppelt so hoch.
Im Mai 07 sehen diese Zahlen jedoch anders aus: hier sind es „nur“ noch 141 Frauen im Vergleich zu 99 Männern.
22
Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft
23
Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft- Jahresbericht 2006, S. 9
(http://www.dglive.be/PortalData/2/Resources/downloads/arbeit_beruf/ADG_TB_2006.pdf )
12
Im Gegensatz dazu ist der Anteil der arbeitslosen Frauen und Männer mit einer abgeschlossenen Lehre in den letzten
Jahren fast immer gleich.
Etwa 55% der Arbeitslosen sind Frauen. Dieser Anteil liegt noch etwas über dem Wert der anderen
Regionen Belgiens (52% im Landesschnitt). Die Arbeitslosenrate der Frauen in der DG liegt mit 10,7%
deutlich über derjenigen der Männer (6,4%).
Die Frauenarbeitslosigkeit insgesamt hat jedoch in den letzten zehn Jahren um ca.11% abgenommen, während sie bei
den Männern um ca. 26% zugenommen hat.
Jugendarbeitslosigkeit
Die Aufgliederung der Arbeitslosen nach Altersgruppen zeigt, dass die Mehrheit der Arbeitsuchenden in der
Altersgruppe der 35-50jährigen zu finden ist. Ein Vergleich mit dem Jahr 2001, als die Arbeitslosigkeit in der
DG einen Tiefststand erreichte, zeigt jedoch, dass der seitdem erfolgte Anstieg der
Arbeitslosigkeit insbesondere die über 50jährigen und die unter 25jährigen betrifft. Der Anteil der über
50jährigen an den Vollarbeitslosen ist damit von 12 auf 20% gestiegen, während der Anteil der Jugendlichen
mit 21% stabil geblieben ist.
Allerdings war im Jahr 2005 auch ein leichter Rückgang der Arbeitslosenrate bei den unter 25-jährigen zu verzeichnen
im Vergleich zum Vorjahr und scheint sich dieser Trend für 2007 zu bestätigen. Stand Mai 2007: 17,9%24
Auf Landesebene beträgt die Jugendarbeitslosenrate (unter 25-Jährige) in Belgien laut Eurostat im April 07 19,5%, in
den Niederlanden 5,6% und in Deutschland 12%25
Nationalität der Arbeitsuchenden
Stand 2004
Stand 2006
Hier zeigt sich deutlich, dass Nicht EU Bürger, die im Jahr 2004 1,1% der Gesamtbevölkerung repräsentierten
überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen waren. In 2006 hat der Anteil der Arbeitslosen Nicht-EU
Bürger jedoch etwas abgenommen, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung weiter zugenommen hat.
24
Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft
25
Eurostat, Pressemitteilung 1. Juni 07 (kein direkter Vergleich möglich mit Zahlen der DG da andere Berechnungsgrundlage)
13
3. Gesundheit
3.1 Allgemeines
Neben den Angaben der Dienststelle für Personen mit Behinderung der Deutschsprachigen Gemeinschaft kann ich an dieser Stelle
meist nur auf allgemeine Tendenzen auf Landesebene verweisen und auf Ergebnisse der letzten Volkzählung.
Laut Angaben der Dienststellen für Personen mit Behinderung26 der Deutschsprachigen Gemeinschaft
• stellen Treppen und Bordsteine für 3-4 % der Bevölkerung ein Hindernis dar (Mütter mit Kinderwagen
nicht eingerechnet), 0,25 % sind für ihre Fortbewegung auf einen Rollstuhl angewiesen;
• haben 2,6 % eine geistige Behinderung;
• sind 2,1 % der Bevölkerung pflegebedürftig;
• sind 0,13 % der Menschen erblindet, davon:
- 16 % unter 16 Jahren
- 25 % zwischen 18 und 60 Jahren (vorwiegend auf Unfälle zurückzuführen)
- 60-65 % über 65 Jahre;
• sind 0,1 % der Bevölkerung hörgeschädigt, 75 % davon stark hörgeschädigt;
• sind 0,15% der Menschen an Multipler Sklerose erkrankt;
• leiden etwa 0,1 ‰ der Bevölkerung an der Huntington'schen Krankheit;
weisen 0,5 ‰ der Menschen eine autistische Behinderung auf (davon 4/5 Jungen und 1/5 Mädchen);
• benötigen etwa 0,5 ‰ der Bevölkerung aufgrund einer psychischen Behinderung einen angepaßten
Arbeitsplatz;
• leiden 3 ‰ der Bevölkerung an Aphasie (ein durch Schädigung des Gehirns entstandener vollständiger
oder teilweiser Verlust der Fähigkeit, mündlich oder schriftlich mit anderen zu kommunizieren);
• liegen jährlich aufs Neue 0,5 ‰ der Bevölkerung 1-2 Wochen, 0,2 ‰ der Bevölkerung 3-4 Wochen und
0,06 ‰ der Bevölkerung ein halbes Jahr und länger im Koma;
• werden jährlich 0,03 ‰ der Menschen durch einen Unfall querschnittgelähmt;
• leiden 2,4 % der Menschen an Diabetes (Typ I und II);
• leiden 0,6 % der Bevölkerung an Epilepsie (inklusive einmalige Anfälle);
• leiden 4 % der Menschen an Osteoporose.
3.2 Zugang zu medizinischer Dienstleistung
In Belgien besteht ein breiter Zugang zur Krankenversicherung, beinahe 99% der Bevölkerung profitieren von diesem
System und doch lebten im Jahre 2004 10% der Bevölkerung in Haushalten, in denen mindestens ein Mitglied des
Haushalts aus finanziellen Gründen eine notwendige medizinische Intervention verschieben oder fallen lassen musste.
Auch das Observatoire du Crédit et de l’endettement weist darauf hin, dass der Anteil der “Gesundheits- Schulden“ sich
in den letzten 10 Jahren verdoppelt hat. Dabei hat sich auch der schuldig gebliebene Betrag in diesem Zeitraum um
25% erhöht. (von durchschnittlich 836,22€ auf 1045,39 €).
Auch flämische Hausärzte machen auf die steigende Anzahl Klienten aufmerksam, die Schwierigkeiten haben ihre
Rechnung zu bezahlen (ca. 10%). Zwar kann auf das System des „Drittzahlers“ zurückgegriffen werden (eine
Errungenschaft des ersten allgemeinen Berichts über die Armut, die es Menschen mit geringem Einkommen ermöglicht
nur den Eigenanteil an den Arzt zu entrichten, der Arzt rechnet den Rest direkt mit der Krankenkasse ab), jedoch stellt
selbst dieser relativ geringe Betrag für einige Familien ein Problem dar.
Des Weiteren gibt es zahllose medizinische Interventionen, die kaum oder geringfügig rückerstattet werden von der
Krankenkasse (Brillen, Zahnspangen, ...).
Vor allen Dingen wenn Krankenhausaufenthalte oder Spezialisten konsultiert werden müssen, können die Kosten leicht
60% des Einkommens erreichen.
Auch die ÖSHZ der Deutschsprachigen Gemeinschaft müssen immer öfter in Gesundheitskosten intervenieren und
verschulden sich Menschen immer häufiger um ihre medizinischen Behandlungen zahlen zu können27.
26
Sozial- und Wirstschaftsstatistiken- Aktualisierung 2007, ABEO
27
Laut Analyse des Ministeriums - Entschuldungsfond
14
Menschen, die keinen legalen Aufenthaltsstatus haben, sind noch viel mehr benachteiligt. Zwar haben diese, im
Gegensatz zu den Menschen in den Niederlanden und Deutschland, in Belgien ein Recht auf „dringende“ medizinische
Versorgung, doch bietet dieses System einen weniger umfassenden Zugang zu medizinischen Dienstleistungen wie
beispielsweise das Krankenkassensystem.
Und es mangelt an Wissen über die Rechte in bezug auf die dringende medizinische Hilfe, da der dringende Charakter
verschiedenartig interpretiert wird, was zu Rechtsunsicherheit führt.
Laut der letzten Volkszählung, die in 2001 in Belgien durchgeführt wurde, sind die Menschen in der Deutschsprachigen
Gemeinschaft am wenigsten zufrieden mit den Angeboten an medizinischen Dienstleistungen. Vor allen Dingen die
Gemeinden mit sehr ländlichem Charakter schneiden hier schlecht ab28.
3.3 Leben mit einer Behinderung
Die genaue Zahl der behinderten Menschen, die in der Deutschsprachigen Gemeinschaft leben, ist nicht bekannt. Eine
vollständige Erfassung dieser Menschen würde ein ethisches Problem aufwerfen, da genau definiert werden müsste,
wer als behindert gelten muss. Eine Behinderung hängt zudem weitgehend vom gesellschaftlichen Umfeld ab, d.h.
inwiefern behindern wir die betreffende Person im Alltag, im Beruf, im Zugang zu Gebäuden,...
Auf Ebene der Deutschsprachigen Gemeinschaft liefert die Anzahl der bei der Dienststelle für Personen mit Behinderung
eingeschriebenen Personen jedoch einen Anhaltspunkt. Die Dienststelle verwaltet etwa 4000 Akten (d.h. 5,7% der
Bevölkerung), jährlich kommen durchschnittlich 65 neue Akten hinzu.
Was die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit einer Behinderung anbelangt, so ist diese Zahl ebenfalls nicht zu
beziffern. Im Jahresbericht der Dienststelle heißt es hierzu: Bei etwa 8% der Neugeborenen sind
Entwicklungsverzögerungen zu verzeichnen, 2,5% von ihnen bleiben behindert. Hier bezieht man sich jedoch auf
Zahlen der Weltgesundheitsorganisation, die so nicht ohne weiteres übertragbar auf die Situation der DG sind. Kind en
Gezin, das flämische Pendant zum Dienst für Kind und Familie der DG, nennt in seinem Jahresbericht, dass in Flandern
1,5% der Kinder mit einer Entwicklungsverzögerung geboren werden. Diese Zahl ist jedoch auch nicht sehr deutlich, da
bei der Geburt selten bereits von Entwicklungsverzögerung gesprochen werden kann.
Etwa 5,7% der Gesamtbevölkerung werden also von der Dienststelle für Personen mit Behinderung begleitet. Die
Frühhilfe Ostbelgien, der ambulante Frühförderungsdienst der Dienststelle, betreute im Gegensatz dazu im Jahre 2005
ca. 1,4% der 0 bis 6 Jährigen.
„Nutznießer“ des Kindergelds die weniger als 21 Jahre alt sind und eine Beeinträchtigung aufweisen29
Hierbei handelt es sich um einen Kindergeldzuschlag, der für Kinder gezahlt wird, die mindestens zu 66% beeinträchtigt
sind (körperlich oder geistig). Nach dem neuen Punktesystem, dass für Kinder, die nach dem 1. Januar 1996 geboren
sind, gilt, wird unterschieden zwischen körperlicher und geistigen Einschränkungen, Einschränkungen in der Aktivität
und der Partizipationsmöglichkeiten des Kindes und die Konsequenzen für das familiäre Umfeld. Die Höhe des Zuschlags
richtet sich dabei nach dem Ausmaß der Einschränkungen in den 3 genannten Bereichen.
In der DG erhielten im Jahr 2003 157 Kinder und Jugendliche diesen Zuschlag. Dies sind 1,88% aller Kinder für die
Kindergeld in der DG gezahlt wird. Dieser Proporz ist dabei der höchste in ganz Belgien (zum Vergleich: Proporz für
Belgien insgesamt: 1,34%, Proporz in der Provinz Luxemburg: 1,26%).
28
Sozial- und Wirtschaftsstatistiken – ABEO, Aktualisierung 2007
29
Recensement géographique – 2003, ONAFTS
15
4. Bildung
4.1
Allgemeines
Leider verfügt die Deutschsprachige Gemeinschaft kaum über Zahlenmaterial zum allgemeinen Bildungsniveau der
Bevölkerung.
Auch gibt es kaum Angaben zu Hochschulabsolventen, da die Deutschsprachige Gemeinschaft nur über 1 Hochschule
verfügt (Autonome Hochschule, Krankenpflege + Grundschullehrerausbildung) und nicht bekannt ist, wie viele
Studenten aus der DG an Universitäten und Hochschulen im übrigen Landesteil oder im Ausland studieren und dort
einen Abschluss erzielen.
Allerdings fördert die DG in den letzten Jahren verstärkt das „Lebensbegleitende Lernen“ einerseits durch spezielle
Fördermittel bei der Teilnahme an Weiterbildungen (Berufliche Aus- und Weiterbildungsoffensive) und durch eine
Informationsstelle, die umfassend über die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten informiert und berät (WIB:
Weiterbildung – Information - Beratung).
Gut dokumentiert ist hingegen die Schulbevölkerung. Allerdings wird hier, im Gegensatz zu Flandern, nicht der
sozioökonomische Hintergrund der Schüler/innen systematisch erfasst, so dass wir diesbezüglich nur auf die
Internationale Vergleichsstudie „Pisa“ zurückgreifen können, die neben den Kenntnissen auch den sozioökonomischen
Hintergrund der Schüler/innen abfragt.
4.2
Das Schulsystem
Die Organisation des Unterrichtswesens gehört seit 1990 zu den Kompetenzen der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Rund 14 000 Schülerinnen und Schüler besuchen jährlich die Kindergärten, Grund- und Sekundarschulen der
Deutschsprachigen Gemeinschaft. Dabei können sie 3 Kindergartenjahre besuchen (im Alter von 3 bis 6 Jahren), 6 bis
maximal 7 Grundschuljahre (in der Regel im Alter von 6 bis 12 Jahre), und mindestens 6 Sekundarschuljahre (von 12
bis 18 Jahren).
In Belgien besteht Unterrichtspflicht von 6 bis 18 Jahren. Allerdings muss der Unterricht dabei nicht in einer Schule
erfolgen. Eltern können ihre Kinder auch beispielsweise zu Hause unterrichten (lassen). Ab dem Alter von 15 Jahren
und nach Beendigung des zweiten Sekundarschuljahres besteht Teilzeitunterrichtspflicht.
Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern ist der Kindergarten in Belgien fester Bestandteil des
Unterrichtswesens. Ab dem Alter von 3 Jahren haben alle Kinder das uneingeschränkte Recht den Kindergarten zu
besuchen (Bemerkung: in den beiden anderen belgischen Gemeinschaften besteht dieses Recht bereits ab dem Alter
von 2,5 Jahren).
Obwohl für Kinder unter 6 Jahren keine Unterrichtspflicht besteht, besuchen rund 98% der 3-Jährigen den Kindergarten
regelmäßig. In der Regel besuchen die Kinder den Kindergarten daher während 3 Jahren.
Im Mittelpunkt der erzieherischen Arbeit des Kindergartens stehen die Sprachförderung, die Sozialisation und die
Persönlichkeitsentfaltung des Kindes.
Vom Kindergarten bis zum 6. Schuljahr ist der Unterricht für alle Kinder gleich (Ausnahme Förderschule).
Die 1. Stufe des Sekundarunterrichts (die Beobachtungsstufe) ist eine gemeinsame Stufe. Konkret bedeutet dies, dass
für alle Kinder an gleich welcher Sekundarschule ein identisches Angebot in der 1. Stufe besteht; lediglich in den
Ergänzungsfächern und in den musischen Fächern bestehen Unterschiede, die dem jeweiligen Schulprojekt
entsprechen. Am Robert-Schuman-Institut (RSI), am Technischen Institut St.Vith(TI) und am Maria-Goretti- Institut
(MG) bestehen in der ersten Stufe differenzierte Klassen (sogenannte berufliche Klassen) für Schüler, die nicht über das
Grundschulabschlusszeugnis verfügen oder große Lernschwierigkeiten aufweisen. Ziel dieser Klassen ist es, den
Schülern die Möglichkeit zu geben, nach dem 1. oder gegebenenfalls nach dem 2. Jahr das Grundschulabschlusszeugnis
zu erwerben. Nach der Beobachtungsstufe folgen die Orientierungsstufe (3.+4. Jahr) und die Bestimmungsstufe (5. +
6. Jahr). Ab der Orientierungsstufe wird unterschieden zwischen dem Allgemeinbildenden Unterricht, dem technischen
Übergangsunterricht, und dem technischen und beruflichen Befähigungsunterricht.
16
Für Schüler mit erheblichen Lernschwierigkeiten oder mit einer leichten bis schweren geistigen Behinderung, in einigen
Fällen auch mit körperlichen Schwächen verbunden, bestehen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft vier
Förderprimarschulniederlassungen und eine Fördersekundarschule.
Seit 1998 besteht für die Förderschüler auch die Möglichkeit in die Regelschule integriert zu werden für jeden Schüler
muss ein Projekt erstellt werden und seitens des Ministeriums werden im Rahmen der Möglichkeiten Fachkräfte zur
Verfügung gestellt, um diese Schüler besonders zu unterstützen.
Im allgemeinen erzielen die Schüler/innen der Deutschsprachigen Gemeinschaft in internationalen Vergleichen (Pisa)
überdurchschnittlich gute schulische Resultate.
Allerdings lässt sich nur wenig sagen über das Ausbildungsniveau welches die Schüler der DG letztendlich im
allgemeinen erreichen. Der Wirtschafts- und Sozialrat der Deutschsprachigen Gemeinschaft schätz in einer Studie zur
Ausbildung und Beschäftigung30, dass weniger als die Hälfte der Schüler die Schulen der DG mit dem Abitur verlassen.
Vergleicht man den Proporz der letzten Jahre, so kann man einen leichten Rückgang im allgemeinbildenden Unterricht und eine
Zunahme im beruflichen und technischen Unterricht feststellen:
Aufteilung der Schüler/innen nach Schultyp (Sekundarbereich)31
Schultyp
1. Jahr AU
1. Jahr BU
3. Jahr AU
3. Jahr BU
3. Jahr TB
3. Jahr TÜ
6. Jahr AU
6. Jahr BU
6. Jahr TB
6. Jahr TÜ
Alle AU
Alle BU
Alle TB
Alle TÜ
Schuljahr01-02
94,3%
5,7%
56,7%
17,61%
21,3%
4,3%
61,6%
10,2%
24,09%
3,9%
70%
12,6%
13,9%
2,7%
02-03
91%
9%
55,4%
17,9%
21,4%
5,1%
64,2%
8,6%
21,8%
5,1%
69,4%
13,5%
13,8%
3,1%
04-05
90,3%
9,7%
57%
17,4%
21,9%
3,4%
56%
10,4%
25,6%
6,8%
68,8%
14,1%
13,9%
3%
(AU= allgemeinbildender Unterricht; BU= beruflicher Unterricht; TB technischer Befähigungsunterricht; TÜ technischer
Übergangsunterricht)
4.3
Schulrückstand in der DG
Von Schulrückstand spricht man dann, wenn ein/e Schüler/in eine niedrigere Klassenstufe besucht, als es aufgrund
ihres/seines Alters möglich wäre. Dies kann zwei Hauptursachen haben:
Spätere Einschulung
Wiederholung des Schuljahres
Bereits 1993 ist eine sehr interessante Studie32 zum Schulversagen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft
veröffentlicht worden, in der der hohe Schulrückstand ebenfalls behandelt wurde. Die Situation hat sich seitdem nicht
verändert, obwohl einige der Empfehlungen, die in dieser Studie gemacht worden sind, wie beispielsweise die
Anwendung der Stufenpädagogik in den Grundschulen, eingeführt worden sind.
30
Ausbildung und Beschäftigung 2010-Im Rahmen von ISAQ durchgeführte Studie im Auftrag des WSR, 2004
31
Unterrichtsverwaltung der DG, eigene Berechnungen
32
Schulversagen- Versuch einer Bestandsaufnahme- Plädoyer für eine Pädagogik des Anschlusses, April 93 - CAB
17
Genannte Gründe des Unterrichtsministeriums33 für den Anstieg des Schulrückstand:
Anstieg der Anzahl Kinder, die die deutsche Sprache nicht beherrschen ( seit 99 zunehmend mehr
Asylbewerberkinder)
Anstieg der sozialen Probleme, vor allen Dingen Trennung der Eltern
Zunehmender Medienkonsum
Spätere Einschulung der Kinder (vor allen Dingen im Norden der DG)
Auffallend ist vor allen Dingen, dass der Schulrückstand bereits in der 6. Primarschulklasse bei etwa 20% liegt und
schon im Kindergarten einsetzt. Dabei ist der Rückstand in der 1. Stufe der Grundschule im Norden der Gemeinschaft
signifikant höher als im Süden. Auch sind hier weitaus mehr Jungen als Mädchen betroffen. Hier spielt sicherlich auch
die Tendenz einiger Eltern, vor allen Dingen im Norden der DG, eine Rolle ihre Kinder später einzuschulen als vom
Gesetzgeber vorgesehen.
Schüler/innen mit Schulrückstand nach Schultyp34
Schultyp und Stufe
Schuljahr 01-02
Schuljahr 02-03
Schuljahr 04-05
1. Kindergartenjahr
3. Kindergartenjahr
6. Primarschulklasse
4,4%
6,8%
17,8%
8,7%
18,2%
1,1%
9,36%
21,27%
1. Jahr AU
1. Jahr BU
22%
61%
20%
70%
22%
72%
3.
3.
3.
3.
Jahr
Jahr
Jahr
Jahr
AU
BU
TB
TÜ
21%
68%
56%
26%
19%
71%
53%
25%
21%
68%
49%
29%
6.
6.
6.
6.
Jahr
Jahr
Jahr
Jahr
AU
BU
TB
TÜ
21,5%
70%
44%
28%
15,8%
64,4%
57%
33%
21%
75%
61%
33%
Schulrückstand von 15-Jährigen in der DG35 im Vergleich zu anderen Regionen:
Flämische Gemeinschaft: 23% (2003: 27%)
Französische Gemeinschaft: 44% (2003: 42%)
Deutschsprachige Gemeinschaft: 42% (2003:46%)
Finnland: 0 % (zwar existiert auch in Finnland noch das „Sitzen bleiben“, jedoch nur in absoluten Ausnahmefällen, die
Zahl ist dabei so verschwindend gering, dass sie statistisch gesehen kein Gewicht hat)
Die DG, die Französische Gemeinschaft, Deutschland, Frankreich sowie Luxemburg gehören denn auch zu den Gebieten
mit dem höchsten Schulrückstand der im Rahmen der Pisa-Studie untersuchten Länder.
4.4
Förderschule und sonderpädagogischer Förderbedarf
Laut Eurydice Angaben wiesen im Jahr 2000 2,7 % der Schüler der DG einen sonderpädagogischen Förderbedarf auf.
2,3% dieser Schüler waren in getrennten Strukturen untergebracht (Sonderschulen). In 2007 besuchen 1,7% der
33
Gespräch mit einem Beamten des Unterrichtswesens
34
Abteilung Unterrichtswesen, statistische Jahrbücher
35
Pisa 2003-Pädagogische Dienstsstelle und Pisa 2006- Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft
18
Primarschüler/innen eine Förderschule, davon 0,3% im Kindergarten. Daneben wurden rund 200 Kinder in der
Regelschule sonderpädagogisch betreut.
4.5
Teilzeitunterricht
Der Teilzeitunterricht ist 1996 offiziell per Dekret in der Deutschsprachigen Gemeinschaft eingeführt worden. Bis dahin
hatte es aber schon fast 10 Jahre lang inoffizielle Projekte gegeben.
Er richtet sich an.
o
o
o
o
Jugendliche denen es schwer fällt, dem Vollzeitunterricht zu folgen
Jugendliche, die keinen Zugang zur mittelständischen Lehre haben
Jugendliche, die sich für das duale System entschieden haben und im Rahmen einer Industrielehre oder eines
Arbeitsvertrages § 497 den TZU besuchen.
Schulschwache Schüler, die einer beruflichen und sozialen Reintegration bedürfen
Die Schüler erhalten am Ende des Schuljahres eine Schulbescheinigung und/oder ein Zertifikat über die erworbenen
Fähigkeiten. Sie können im Teilzeitunterricht also keinen anerkannten Abschluss erwerben.
Ein Lehrplan existiert nicht.
Der Groβteil der 44 im Schuljahr 05-0636 eingeschriebenen Schüler/innen, des TZU sind männlich (ca. 80%) und
zwischen 16 und 17 Jahren.
Seit Schaffung des TZU steigen die Schülerzahlen kontinuierlich an, vor allen Dingen die Zahl der Schüler/innen, die
eine Lehre abgebrochen haben steigt37.
4.6
Situation ausländischer Kinder
Bemerkung: im folgenden verwende ich den Begriff ausländische Schüler/innen für Schüler/innen die weder die
belgische, noch die deutsche, noch die luxemburgische Staatsangehörigkeit haben.
Das Thema ausländische Kinder ist für das Unterrichtswesen der DG relativ neu. Nachdem der Gesetzgeber 1999
beschlossen hatte, dass jede belgische Gemeinde verpflichtet ist, eine bestimmte Anzahl Asylbewerber aufzunehmen,
zogen Asylbewerber und ihre Kinder erstmals verstärkt in die DG.
Mit dieser neuen Situation konfrontiert, verabschiedete der Rat ein Dekret für die sogenannten „Neuankommenden“
Schüler/innen:
Für die Betreuung von sogenannten „Neuankommenden Schülern, sprich Schüle/innen die frühestens seit dem 1.
Februar des vorhergehenden Schuljahres in einer Schule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft eingeschrieben sind
und zwischen 3 und 18 Jahre alt sind, der Unterrichtssprache nicht mächtig sind und ihren Wohnsitz oder
ständigen Aufenthaltsort in einer der neun Gemeinden des deutschen Sprachgebietes haben oder die Schule bzw.
Studienrichtung, in die sie sich einschreiben möchten, ist die nächstgelegene Unterrichtseinrichtung, erhalten Schulen
eine spezifische Unterstützung. Einerseits kann eine Übergangsklasse eingerichtet werden (für Primarschulen, dort wo
ein Aufnahmezentrum für Asylsuchende eingerichtet worden ist, für Sekundarschulen eine im Norden und eine im
Süden der Gemeinschaft) andererseits kann das Stundenkapital erhöht werden, je nach Anzahl Neuankommender
Schüler.
Seither wächst die Zahl der ausländischen Schüler/innen von Jahr zu Jahr.
Im Schuljahr 01-02 besuchten 93 ausländische Kinder die Primarschulen der DG.
Im Schuljahr 04-05 sind es bereits 333 ( 5,56% aller Schüler/innen).
36
Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft - Unterrichtsverwaltung
Teilzeitunterricht in der Deutschsprachigen Gemeinschaft- Studienabschlussarbeit zur Erlangung des Graduates in Arbeits- und
Sozialwissenschaften, Ingrid Schleck-Pauels
37
19
Im gleichen Schuljahr besuchten 219 ausländische Schüler/innen die Sekundarschulen der DG ( 4,4% aller Schüler/innen). Im
Schuljahr 01-02 waren es 189 Schüler/innen.
94 von diesen 219 Schüler/innen besuchten dabei Schulen mit ausschließlich beruflicher oder technischer Qualifikationsrichtung,
sprich 42% (belg. Schüler/innen: 31%). 50% dieser Schüler/innen weisen einen Schulrückstand auf. Auch in der Primarschule
weisen 50% der ausländischen Kinder (Nicht-EU) einen Schulrückstand auf und rund 13% der belgischen Schüler38.
4.7
Armut und Sozioökonomischer Einfluss auf Bildungschancen
Generell ist Belgien eines der Länder, in denen der sozioökonomische Hintergrund die Schülerleistung stark beeinflusst.
Belgischer Spitzenreiter dabei ist die Wallonie, wobei auch in Flandern der sozioökonomische Hintergrund eines Kindes
noch immer einen großen Einfluss auf dessen Leistungen hat.
Bisher war dies auch der Fall in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Die Pisa Studie 2003 ergab, dass die Chance
eines Kindes dessen Eltern dem unteren Quartil angehörte (geringe Bildung, niedriges Einkommensniveau, zu Hause
gesprochene Sprache eine andere als die „Schulsprache“, Besitz von Kulturgütern,...), 2,3 mal höher war auch im
unteren Leistungsniveau im Bereich Mathematik zu landen als bei anderen Kindern. Der OECD-Durchschnitt betrug
damals 2,2.
Die letzte Pisa –Studie39 kommt jedoch zu ganz anderen Ergebnissen. Demnach ist die DG nach Finnland das Gebiet in
dem der sozioökonomische Hintergrund eines Schülers am wenigsten Einfluss auf die Schülerleistungen hat. Für
Flandern und die vor allen Dingen die Wallonie bleibt der Einfluss jedoch ungebrochen groß.
Über die Gründe für diese erfreuliche Veränderung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft kann zu diesem Zeitpunkt
nur spekuliert werden und bedarf es näherer Untersuchungen. Eines dürfte jedoch mit Sicherheit dazu beigetragen
haben: Chancengleichheit im Unterricht ist in den letzten Jahren in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit in der
Bildungspolitik der Deutschsprachigen Gemeinschaft gerückt. Dementsprechend wurden Maßnahmen ergriffen und sind
weitere in Planung. Die Zukunft wird zeigen, spätestens bei der nächsten Pisa –Studie, ob diese den Einfluss des
sozioökonomischen Hintergrunds auf die Schülerleistungen nachhaltig beeinflussen.
38
Statistische Jahrbücher, Unterrichtswesen der DG
39
Pisa 2006, Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft
20
5. Wohnsituation
5.1 Allgemeines
Im allgemeinen sagt man, die Belgier seien mit einem Ziegelstein im Bauch geboren und auch in der DG gibt es viele Häuslebauer
und so lebt auch die Mehrzahl der Bevölkerung in Einfamilienhäuser. Allerdings ist die Zahl der Wohnungen (Häuser), die von den
Hauseigentümern und ihren Nutznießern bewohnt sind, niedriger als auf Landesebene.
Der Wohnkomfort ist im allgemeinen höher als in den beiden übrigen Landesteilen, so gibt es hier mehr Wohnungen mit
Zentralheizungen und einem Bad als auf Landesebene40.
5.2 Zugänglichkeit zum Wohnungsmarkt
Dennoch gibt es auch hier Probleme im Wohnbereich. Um diese Probleme zu lösen stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung:
A) Soziale Wohnungsbaugesellschaften
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft bestehen 2 soziale Wohnungsbaugesellschaften:
„Nosbau scrl“ für die nördlichen Gemeinden Kelmis, Raeren, Lontzen und Eupen und
„Öffentlicher Wohnungsbau Eifel s.c.“ für die fünf südlichen Gemeinden St. Vith, Büllingen, Bütgenbach, Burg-Reuland
und Amel.
„Nosbau scrl“ verwaltet 1055 Häuser und Wohnungen in der DG und „Öffentlicher Wohnungsbau Eifel s.c.“ 123
Wohneinheiten. Insgesamt also 1178 Wohneinheiten.
Die Zuteilung der Wohnung liegt einem Punktesystem zugrunde. Je nach Dringlichkeit und familiärer und sozialer
Situation werden den Antragstellern Punkte zugewiesen. Daneben muss die Wohnung der Zusammensetzung der
Familie entsprechen.
Die Miete wird nach dem Wert der Wohnung, dem Einkommen und der Zusammensetzung des Haushalts berechnet.
B) Soziale Immobilienagentur
Im Gegensatz zu den öffentlichen Wohnungsgesellschaften ist die soziale Immobilienagentur nicht Besitzer der Häuser, welche sie
zur Verfügung stellt, sondern sie versucht, bestehenden Wohnraum auf dem privaten Wohnungsmarkt für Menschen in prekären
Situationen zu erschließen.
Das Rahmengesetz der wallonischen Region beschreibt die Aufgaben der sozialen Immobilienagentur folgendermaßen:
Die bestmögliche Anpassung der potentiell verfügbaren Wohnungen an die auf lokaler Ebene registrierten
sozialen Bedürfnisse anvisieren.
Wohnungsverwaltungs- und Mietverträge mit deren öffentlichen oder privaten Eigentümern abschließen.
Die vorerwähnten Güter in das Mietangebot der gesunden Wohnungen zugunsten der Haushalte in prekären
Verhältnissen oder mit geringem Einkommen eingliedern oder wieder eingliedern.
Als Vermittler zwischen den Eigentümern –Vermietern und den Mietern, die sich kurz vor dem sozialen
Ausschluss befinden, handeln.
Seit dem 1. Juni 2005 ist die VoE Wohnraum für Alle, die bereits seit 1995 existiert als soziale Immobilienagentur von
der wallonischen Region anerkannt.
Diese verwaltet zur Zeit 32 Wohnungen und Häuser. Daneben begleitet und unterstützt sie weitere 21 Familien oder
Alleinstehende, die auf Wohnungssuche sind41.
C) Notaufnahmewohnungen
Gesetzliche Grundlagen: Dekret der Deutschsprachigen Gemeinschaft vom 9. Mai 1994:
Demnach sind Notaufnahmewohnungen, Wohnungen, die von Einrichtungen für die vorübergehende Unterbringung von
Personen, die sich in einer Notlage befinden, eingerichtet sind. Auch muss eine Begleitung der Bewohner durch einen
Sozialdienst gewährleistet werden. Das öffentliche Sozialhilfezentrum entscheidet, ob eine Notlage vorliegt und stellt
eine entsprechende Bescheinigung aus. Das Öffentliche Sozialhilfezentrum, bei dem die Bescheinigung beantragt
worden ist, überprüft regelmäßig die Lebenslage der Personen, die in einer Notaufnahmewohnung untergebracht sind.
40
Laut Ergebnissen einer sozioökonomischen Erhebung – Volkszählung 2001
41
Wohnraum für Alle -Tätigkeitsbericht 2005
21
Wenn die Notlage nicht mehr besteht, entscheidet es über den Entzug der Bescheinigung nachdem es das Gutachten
des Trägers eingeholt hat.
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft bestehen zur Zeit insgesamt 77 Notaufnahmewohnungen, in denen maximal
203 Personen aufgenommen werden können.
Im Süden: 15 Wohneinheiten
Im Norden: 62 Wohneinheiten
Neben diesen Maßnahmen, können die Öffentlichen Sozialhilfezentren auch Mietzuschüsse gewähren.
Entwicklung:
Von 1996 bis 2001 sind die Mietpreise in Belgien um durchschnittlich 10,6% gestiegen. Am deutlichsten gestiegen sind
die Preise im sozialen Wohnungsbau (19,8%42). Sprich, gerade die Wohnungen, auf die Menschen mit geringem
Einkommen zurückgreifen müssen, haben eine höhere Preissteigerung erfahren als andere Wohnungen.
Die Autoren des Zweijahresberichts des Zentrums für Chancengleichheit weisen denn auch in ihrem Bericht von 2003
auf die Aktualität und Brisanz dieser Thematik hin (zunehmend mehr Obdachlose, ungesunde, zu enge Wohnungen).
Dabei ist das Recht auf menschenwürdiges Wohnen in der Belgischen Verfassung (Art. 23) fest verankert.
In der DG scheint die Entwicklung nicht anders zu sein. Auch hier leben Menschen in zu engen, ungesunden Wohnungen und wird
der Zugang zu qualitativen, dabei jedoch erschwinglichen Wohnraum immer schwieriger.
Im August 2005 lagen Nosbau beispielsweise 589 Anträge auf eine Sozialwohnung vor, davon gehörten 360
Antragsteller zur niedrigsten Einkommensklasse, sprich mit einem steuerbaren Jahreseinkommen unter
10 000€ für Alleinstehende und 13 650€ für einen Mehrpersonen-Haushalt (plus 1850€ pro Kind)
Demgegenüber standen 56 Auszüge in diesem Monat.
Im Oktober 200743 stehen 568 Kandidaten auf der Warteliste.
Allerdings sieht der Gesetzgeber vor, dass die Sozialen Wohnungsbaugesellschaften auch Angebote im mittleren
Wohnungsbau vorsehen müssen, sprich für Menschen mit einem Einkommen bis 37 500€/Jahr. Dies hat zur Folge, dass
einerseits Wohnungen leer stehen, weil im mittleren Wohnungsbau das Angebot größer ist als die Nachfrage,
andererseits eine lange Warteliste bei den unteren Einkommenskategorien besteht.
Auch die Mieteinnahmen sinken, weil die Einkommen der Mieter sinken (die Miete richtet sich nach dem Einkommen)
und ein Ende dieser Tendenz ist nicht absehbar, da die Einkommen der Kandidaten auf der Warteliste im Durchschnitt
noch geringer sind als die der jetzigen Mieter.
Auch die soziale Immobilienagentur moniert in ihrem Jahresbericht 2005:
„Es scheint uns von Jahr zu Jahr schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden und zu behalten. Die Mietpreise auf dem
privaten Wohnungsmarkt sind in den letzten Jahren erschreckend gestiegen... Immer mehr Menschen bedürfen unserer
Hilfe, um angepassten Wohnraum zu finden.“
Aussage eines Mitarbeiters des Wohnungsdienstes der Stadt Eupen, der unter anderem die Notaufnahmewohnungen
betreut:
„Die Rotation (Ein- und Auszug) könnte erhöht werden, wenn genügend erschwinglicher Wohnraum zur Verfügung
stehen würde. Die Mietpreise sind jedoch in den letzten Jahren sehr stark gestiegen und die Wartelisten bei den
öffentlichen Wohnungsgesellschaften lang.“
Ein Studio für eine alleinlebende Person (25-30 m2) kostet durchschnittlich auf dem privaten Wohnungsmarkt zwischen
280 und 350 € + Nebenkosten. Dies ist für jemand der bspw. das Eingliederungseinkommen bezieht, also 644,48 € pro
Monat, kaum erschwinglich.
Übrig bleiben häufig Wohnungen in schlechtem Zustand, zu enge Wohnungen oder weit ab von den Zentren, was
wiederum Mobilitätsprobleme mit sich bringt.
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La hausse des loyers- Institut pour un Développement Durable avril 2004
Interview mit dem Präsidenten, Vize-Präsidenten und Geschäftsführer von Nosbau, Grenz-Echo vom 20.10.07
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Alarmierend ist besonders die Tatsache, dass die Hälfte der von der sozialen Immobilienagentur vermittelten Mieter ihr
Einkommen aus einer bezahlten Arbeit beziehen. Das Wohnungsproblem betrifft also nicht nur Arbeitslose und
Empfänger des Eingliederungseinkommens, sondern zunehmend auch Menschen mit Arbeit, deren Einkommen nicht
reicht eine angemessene Wohnung auf dem privaten Wohnungsmarkt zu finden. Betroffen sind hier vor allen Dingen
Einelternfamilien.
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Quellenverzeichnis
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Dienst für Kind und Familie, Tätigkeitsbericht 2005
Arbeitsmarktbeobachtungsstelle (ABEO), Sammelmappe Sozial- und Wirtschaftsstatistiken, Aktualisierung 2007
Institut National des statistiques (INS), SPF Economie, PME, classe moyenne et Energie, Rubriques Statistiques
Masterthesis: „Entwicklung eines Designs für eine Familienbefragung“ J. Schröder, 2006
Les noyaux familiaux belges par années et par commune – Ecodata (Direction Générale Statistiques et
information économique, SPF Economie)
Welke oplossing? Eenoudergezinnen – Synthese van het Colloquium van 24 okt. 2000, KBS
POD Maatschappelijke Integratie
EU-SILC Daten
Fédération des CPAS, Analyse 2005 des pièges à l’emploi
Ministerium der DG, Abt. Familie, Gesundheit und Soziales
Ministerium der DG, Abt. Unterrichtswesen
Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Tätigkeitsbericht 2006
Eurostat, Pressemitteilung 1. Juni 07
Recensement géographique – 2003, ONAFTS
Wohnraum für Alle -Tätigkeitsbericht 2005
Nosbau, Zahlen 2005
Ausbildung und Beschäftigung 2010-Im Rahmen von ISAQ durchgeführte Studie im Auftrag des WSR, 2004
Schulversagen- Versuch einer Bestandsaufnahme- Plädoyer für eine Pädagogik des Anschlusses, April 93 - CAB
Pisa 2003 - Pädagogische Dienststelle des Ministeriums der DG
Teilzeitunterricht in der Deutschsprachigen Gemeinschaft- Studienabschlussarbeit zur Erlangung des Graduates
in Arbeits- und Sozialwissenschaften, Ingrid Schleck-Pauels
Lernen für die Schule von Morgen -erste Ergebnisse von Pisa 2000, OECD
School Factors related to Quality and Equity- results from Pisa 2000, OECD
Dienst zur Bekämpfung von Armut, Prekären Lebensumständen und Sozialer Ausgrenzung, des faits et des
Schiffres
Interessante Links:
www.dglive.be
http://www.armutbekampfung.be/index.htm
http://www.unterrichtsverwaltung.be/
http://statbel.fgov.be/home_fr.asp
http://www.mi-is.be/index_fr.htm
http://ecodata.mineco.fgov.be/Fr/begin_fr.htm
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