Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989

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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989
TECHNIK-ESSAY
Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Konrad L. Maul
„Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989 - 2008)“
Abb. 1: Grundig Entwicklungsarbeiten vom 3D-TV 100 Hz Bildröhrengerät mit Shutterbrille
zum brillenlosen autostereoskopischen 3D-LCD-TV Flachbildgerät
(Grundig M 72-490 Reference; Grundig 3D Tharus 30; Brille Elsa)
Inhaltsverzeichnis
1.
Einführung
2.
Geometrie des räumlichen Sehens
3.
3D-Bildwiedergabe in der Ära der Bildröhren von 1989 bis 2002
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
Entwicklungsanstoß aus der Grundlagenforschung
Prinzip der Shutterbrillentechnik (LCD-Lichtventil)
Realisation des ersten Prototypen eines Grundig 3D-TV-Monitors
Entwicklungszusammenarbeit mit der Fa. Zeiss Oberkochen (Medizintechnik)
Entwicklungszusammenarbeit mit der Fa. Wolf Endoskope (Medizintechnik)
Entwicklungszusammenarbeit mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Entwicklungszusammenarbeit mit Fa. SYSDRAI (Consumer 3D-TV)
4.
3D-Bildwiedergabe in der Ära der LCD Flachbildschirme von 2002 bis 2008
4.1
4.2
4.3
Entwicklungszusammenarbeit mit X3D Technologies und 3D-Image Processing
Prinzip der Verfahren ohne Brille (Autostereoskopische Verfahren)
Realisation der Grundig 3D-LCD-TV Geräte
5.
Zusammenfassung und Ausblick
6.
Literaturverzeichnis
Konrad L. Maul
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1.
Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Einführung
Dem Traum der Menschen von einer naturgetreuen Übertragung und Wiedergabe von Szenen
und Ereignissen in die eigenen vier Wände kommen heutige Fernsehgeräte mit neuester
Signalverarbeitung und Displaytechnologie schon sehr nahe. Der flache Bildschirm an der
Wand ist Realität geworden. Die großformatige, detailgetreue Wiedergabe, angepasst an die
Physiologie des menschlichen Gesichtssinnes durch 16:9 und HDTV ermöglicht eine bisher
nicht gekannte Einbezogenheit in das Geschehen auf dem Bildschirm. Dies wird mit
Telepräsenz oder heute auch mit Immersion bezeichnet.
Nun fehlte den hochauflösenden Bildern nur noch die dritte Dimension der realen Welt d.h.
die räumliche Darstellung, was mit neueren 3D-Flachbildfernsehgeräten inzwischen auch
möglich geworden ist.
Im Folgenden soll nun am Beispiel der Grundig Fernsehentwicklung gezeigt werden, dass
diese technische Innovation nicht plötzlich vom Himmel gefallen ist, sondern schon
Jahrzehnte vorher hierfür Entwicklungsarbeiten geleistet wurden.
2.
Geometrie des räumlichen Sehens
Bevor wir den Entwicklungsfortgang von 3D bei Grundig schildern betrachten wir zum
besseren Verständnis zunächst die geometrische Basis des räumlichen Sehens.
Weil die beiden Augen horizontal um den Augenabstand (bei Erwachsenen ca. 60 bis 70 mm)
voneinander getrennt sind, sehen wir dieselbe visuelle Szene von zwei unterschiedlichen
Ausgangspunkten und damit aus zwei unterschiedlichen Perspektiven.
Abb. 2: Die Geometrie des räumlichen Sehens. Horizontaler
Schnitt durch das rechte (AR) und linke Auge (AL)
von oben gesehen.
(Eigene Zeichnung nach Tyler C.W. 2004
Binocular Vision; in Ponco R. et.al. 2008 Stereopsis)
Konrad L. Maul
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Abb.2 veranschaulicht dies anhand eines horizontalen Schnitts durch das rechte (AR) und
linke Auge (AL), der von oben gesehen wird. Um den Pfeil scharf und dreidimensional zu
sehen schwenken die Augenmuskeln die Augen in den jeweils entsprechenden Winkel
(Konvergenz) und der Muskel der Augenlinse sorgt durch Einstellung der richtigen
Brennweite (Akkommodation) für eine scharfe Abbildung. Wie wir sehen können sind die
Abbildungen des Pfeiles auf der Netzhaut des rechten und des linken Auges unterschiedlich.
Jedes technische 3D-Verfahren, das eine originalgetreue Wiedergabe ermöglichen will, muss
dafür sorgen dass diese zwei unterschiedlichen Perspektiven dem jeweils richtigen Auge
wieder angeboten werden. In Abb. 3 sehen wir wie jetzt an der Stelle der beiden Netzhäute
des rechten und des linken Auges die beiden Bildaufnahmesensoren der rechten und der
linken Kamera angeordnet werden. Auch die beiden Kameras müssen im Normalfall im
Augenabstand voneinander montiert sein. Wenn dies aufgrund der Baugröße nicht möglich
ist, wie das z.B. bei professionellen Film- oder Fernsehkameras der Fall ist, wird dies mittels
des optischen Strahlengangs durch Spiegel und Prismen gewährleistet.
Abb. 3: Horizontaler Schnitt durch rechte und linke Kamera (von oben gesehen)
Bei der Aufnahme eines Stereobildes werden die beiden Augen durch die beiden Kameras ersetzt
(Eigene Zeichnung nach Tyler C.W. 2004 Binocular Vision; in Ponco R. et.al. 2008 Stereopsis)
Konrad L. Maul
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3.
Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
3D-Bildwiedergabe in der Ära der Bildröhren von 1989 bis 2002
3.1
Entwicklungsanstoß aus der Grundlagenforschung
Bei Grundig kam der Anstoß im Januar 1989 durch das damalige Kernforschungszentrum
Karlsruhe Abteilung Steuerungssysteme und Kommunikation (heute Forschungszentrum
Karlsruhe).
Dort wurde darüber nachgedacht das weltweit erste 100 Hz Serienfernsehgerät, den Grundig
Monolith 70-390/7, als Basis für einen kostengünstigen 3D-Monitor zu verwenden. Ziel war
es, ein fernsteuerbares Fahrzeug, das über Greifarme verfügte, mit einer Stereokamera
auszustatten, so dass die bedienende Person die Aktionen des Fahrzeugs und der Greifarme
auch räumlich beurteilen konnte. Als Einsatzgebiete waren Situationen gedacht die für
Menschen mit sehr großen Gefahren verbunden gewesen wären (z.B. radioaktive Strahlung,
giftige Gase, Einsturzgefahr usw.). Heute würde man dies als Rescue-Roboter bezeichnen.
3.2
Prinzip der Shutterbrillentechnik (LCD-Lichtventil)
Seit Anfang der 80er Jahre waren Liquid Crystal Shutters schnell genug um als Lichtventil für
die 3D-Film- und 3D-Video-Technik eingesetzt werden zu können. Bei diesem Verfahren
werden sequentiell hintereinander das Bild für das linke- und das rechte Auge gezeigt (siehe
Abb.4).
Abb. 4: Das Shutterbrillenverfahren. Die Brille lässt für das linke und das rechte Auge nur das
zugehörige Kamerabild passieren.
Konrad L. Maul
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Die Shutterbrille wird mit einem drahtlosen Synchronsignal angesteuert und die eingebaute
Steuerelektronik sorgt dafür, dass dann jeweils das richtige Auge freie Sicht bekommt.
Bei dem damals üblichen PAL/CCIR Standard beträgt die Halbbildfrequenz 50 Hz, es werden
also 50 Halbbilder in der Sekunde auf dem Bildschirm gezeigt. Würde man nun jeweils
aufeinanderfolgend ein linkes und ein rechtes Bild auf dem Bildschirm darstellen, so würde
die Wechselfrequenz nur 25 Hz betragen. Es würde ein starker Rechts/Links-Flickereffekt
entstehen, der das System Auge/Gehirn zu stark belasten würde. Deswegen ermöglichte erst
eine weitere technische Innovation in der Fernsehgerätetechnik, die sogenannte 100 Hz
Technik, die Entwicklung eines kostenmäßig akzeptablen 3D TV-Systems.
Anstoß für die Entwicklung der 100 Hz Technik war das Großflächenflimmern bei
Bildröhren. Dabei zeigten große helle Bilder oder Bildteile ein deutliches Flimmern. Die
Ursache dafür lag in der zu niedrigen Bildwechselfrequenz. Physiologische Untersuchungen
erbrachten, dass bei Bildröhren Bildwechselfrequenzen von mindestens 70 Hz für eine
flimmerfreie Bildwiedergabe erforderlich waren. Dies galt für Bildschirmarbeitsplätze mit
Bildröhrenmonitoren in der EDV-Technik damals schon als Richtlinie. Hier sei kurz die
Bemerkung eingeschoben, dass die Anwendung von höheren Bildfrequenzen wie 100 Hz
oder 200 Hz bei heutigen LCD-Flachbildgeräten eine andere augenphysiologische Ursache
hat (siehe Literaturverzeichnis: Maul, K. Die raffinierten Tricks der Bildverbesserer).
Der Grundig Monolith 70-390/7, der ab Juli 1987 in limitierter Auflage produziert wurde, war
nun als erstes Serien-Farbfernsehgerät mit 100 Hz-Technik ausgestattet.
Um schnellstmöglich ein großflächenflimmerbefreites Gerät fertigen zu können, wurde auf
die Verwendung von kundenspezifischen Schaltkreisen verzichtet. Deshalb mussten als
Speicherschaltkreise digitale CCD-Speicher (317 kbit) verwandt werden, da diese einen
wesentlich geringeren Steueraufwand für die mit Standard-Logik-Schaltkreisen aufgebaute
Speichersteuerung erforderten. Dieser digitale CCD-Speicher (SAA 9001 von Valvo) besaß
eine serielle Struktur. Dies bedeutete bei Verwendung in einem Bildfrequenzwandler (Scan
Rate Converter) zur Halbbildverdopplung, dass zwei Halbbildspeicher benötigt wurden. Der
eine wurde mit dem jeweils aktuellen „Sender“-Halbbild beschrieben, während der Inhalt des
Anderen, der das vorherige Halbbild enthielt, zweimal auf dem Bildschirm dargestellt wurde.
Bei 100 Halbbildwechseln in der Sekunde war selbst bei großen Helligkeitswerten kein
Großflächenflimmern mehr erkennbar. Abb. 4 zeigt dieses Gerät mit den beiden
aufgeklappten Platinen des mit Feature Box bezeichneten Moduls, das Bildspeicher und
Speichersteuerung enthielt. Wie zu sehen ist war diese Einheit mit fast 100 einzelnen
Standard IC’s aufgebaut.
3.3
Realisation des ersten Prototypen eines Grundig 3D-TV-Monitors
Das Kernforschungszentrum Karlsruhe rüstete nun einen Grundig M70-390/7 mit einer
weiteren Feature Box aus und erhielt so den Prototyp eines 3D-Monitors für die Wiedergabe
von räumlichen Bildern nach dem Shutterbrillenprinzip. Über diesen Prototyp hinaus
entfaltete das Kernforschungszentrum Karlsruhe keine weiteren Aktivitäten bezüglich des
Grundig100 Hz TV-Gerätes. Wahrscheinlich war die Zeit noch nicht reif für „RescueRoboter“ mit 3D-Bildübertragung zur Fernhandhabung.
Der Grundig M70-390/7 (DIGI I) wurde damals mit einer limitierten Auflage von ca. 3000
Stück gefertigt.
Konrad L. Maul
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Abb. 4: Erstes 100 Hz TV-Seriengerät Grundig M70-390/7 Text mit aufgeklappten Platinen der Feature Box
(Bildspeicher, Steuerschaltung, AD- und DA-Converter). Das Kernforschungszentrum Karlsruhe
erweiterte das Gerät um eine weitere Feature Box um 3D-Betrieb zu ermöglichen.
(Maul, K.; Müller, G. 1987 TV-Bild ohne Flimmern Funkschau Heft 14, 1987, Franzis Verlag)
3.4
Entwicklungszusammenarbeit mit der Fa. Zeiss Oberkochen (Medizintechnik)
Um die Baugröße und die Anzahl der Schaltkreise zu verkleinern wurde schon 1988 die
zweite Generation von Grundig 100 Hz Fernsehgeräten (DIGI II) entwickelt und in den
Fertigungsprozess überführt. Mit der inzwischen erfolgten Markteinführung von Dual Port
DRAM-Speichern erforderte nun die Halbbildverdopplung im Gegensatz zur ersten Grundig
100 Hz Generation nur mehr einen Halbbildspeicher. Um den hohen Datenstrom, den ein
digitalisiertes Videosignal liefert mit den damaligen DRAM-Zugriffszeiten speichern zu
können, musste auf eine breite Parallelisierung der Daten gesetzt werden. Es kamen neun
Dual Port DRAM’s mit jeweils 64k x4 also 256 kbit zum Einsatz. Die
Halbbildspeicherkapazität betrug damit ca. 2,3 Megabit. Die Speichersteuerung und das Einund Ausgangsinterface zu den Dual Port DRAM’s, sowie die komplette Multistandard
Farbdecodierung und Ablenkungsansteuerung wurde nun auf Basis digitaler
Signalverarbeitung mit Large Scale Integration ICs realisiert. Diese wurden bei Valvo (Philips
Halbleiter) und Siemens Halbleiter entwickelt. Die Grundig Fernsehentwicklung mit ihrem
spezifischen TV-Geräte und Systemwissen lieferte begleitend dazu wertvolle Beiträge.
Aber erst mit der dritten Generation 100 Hz-Geräte (DIGI III) wurden wieder 3D-Aktivitäten
gestartet. Diese Geräte, die 1990 in Serienproduktion gingen, verfügten jetzt zusätzlich zur
Halbbildverdopplung über eine erweiterte digitale Signalverarbeitung zur
Rauschunterdrückung und Reduzierung des Farbübersprechens des PAL-Standards
(Crosscolor), sowie Eingänge zur separaten Y/C Verarbeitung für die nun erhältlichen SVHS Videorecorder und Camcorder.
Konrad L. Maul
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Das Elektroniklabor des Geschäftsbereiches Medizinisch-Optische Geräte von Zeiss in
Oberkochen hatte eine Erweiterung für das Grundig 100 Hz-Gerät M70-100 IDTV (DIGI III)
entwickelt um dieses nachträglich tauglich für 3D-Wiedergabe nach dem Shutterbrillenprinzip
zu machen. Dabei wurden ein weiterer Halbbildspeicher sowie eine kleine Steuereinheit in
das Seriengerät eingebaut. In der Patentschrift DE 41 34 033 C1 „Vorrichtung zur Darstellung
von dreidimensionalen Bildern“ vom 15.10.91ist explizit auf das Grundig Farbfernsehgerät
100 IDTV als Basis hingewiesen (Abb. 5).
Abb. 5: Auszug aus der deutschen Patentschrift DE 41 34 033 C1; Anmeldetag 15.10.91;
Patentinhaber Fa. Carl Zeiss;
„Vorrichtung zur Darstellung von dreidimensionalen Bildern“;
Hinweis auf die Grundig Farbfernsehgeräteserie M…-100 IDTV.
Im Informationsblatt Med aktuell der Firma Zeiss Ausgabe Nr.: 28/91über neue med-opt.
Geräte heißt es dazu:
„Neu: Räumliches Fernsehen in der Mikrochirurgie mit dem 3D-Videosystem von Carl Zeiss.
Anlässlich der MEDICA ’91, die vom 20. - 23. November 1991 in Düsseldorf stattfindet,
werden die Messebesucher am Zeiss Stand eine hochinteressante Neuigkeit bestaunen (und
bestellen) dürfen:
Während der Ausstellung wird das System am Operationsmikroskop OPMI CS-I gezeigt, es
lässt sich jedoch an alle Zeiss Operationsmikroskope, Untersuchungsmikroskope und
Spaltlampen anschließen. Anwendungen in der Endoskopie werden ebenfalls möglich sein.
Das Kernstück des Systems bildet ein Fernsehgerät, welches alle signalverarbeitenden
Komponenten enthält.“
Und in den VDI Nachrichten Nr.34 vom 21. August 1992 war die Meldung zu lesen:
„Videosysteme für die Fertigung:
Räumliche Fernsehbilder für den Einsatz in der Industrie, z.B. in Verbindung mit
Endoskopen oder fernsteuerbaren Manipulatoren, bietet Carl Zeiss Oberkochen, seit diesem
Sommer an. Entwickelt wurde das neue System ursprünglich für die Medizin. Das neue 3DVideosystem zeichne sich durch seinen kompakten Aufbau und seine einfache Bedienung
aus, heben die Zeiss-Experten hervor. Zwei handelsübliche TV-Kameras sind an ein
Fernsehgerät angeschlossen, welches das Kernstück des Systems bildet. Hier ist die
Elektronik für die 3D-Bildaufzeichnung und -wiedergabe eingebaut.“
Konrad L. Maul
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Im August 1993 erhielt ich von Fa. Zeiss die Mitteilung, dass das auf 3D-Wiedergabe
erweiterte Grundig 100 Hz-Gerät M70-100 IDTV ein großer Erfolg sei. Gemessen natürlich
an den in der Medizintechnik üblichen kleinen Stückzahlen.
3.5
Entwicklungszusammenarbeit mit der Fa. Wolf Endoskope (Medizintechnik)
Im Juni 1992 fand ein Gespräch zwischen der Grundig Fernsehentwicklung und der
Forschung und Entwicklung der Fa. Richard Wolf Endoskope statt. Die Fa. Wolf war an uns
herangetreten ob wir einen 3D-Monitor nach dem Shutterbrillensystem auf Basis unserer 100
Hz TV-Seriengeräte für sie entwickeln und fertigen könnten. Als Einsatzgebiet war dort auch
die Medizintechnik und speziell die minimal invasive Chirurgie angedacht.
Das von der Fa. Zeiss gewählte Verfahren mit der Nachrüstung nur eines weiteren
Halbbildspeichers in die digitale Signalverarbeitung des Grundig Gerätes mit dann nur einem
A/D Konverter sowie nur einem Farbdecoder hatte den gravierenden Nachteil, dass vertikale
Auflösung sowie Bewegungsauflösung verloren ging. Die Fa. Wolf wollte für ihre Kunden
aber die beste mögliche Performance des Stereobildes.
Deswegen machte ich den Vorschlag die von der Fa. Wolf gewünschte Stereobildsequenz
AR AL BR BL mittels zweier kompletter Feature Boxen zu realisieren.
Das Verfahren sei anhand meiner originalen Entwurfsskizze aus dem Jahre 1992 erläutert
(Abb.6).
Wir sehen auf der linken Seite die Eingänge der rechten und die linken Kamera. Die beiden
Kameras sind mittels einer Synchronleitung (Gen Lock) miteinander verkoppelt und liefern
jeweils ein FBAS-Signal. Die drei digitalen Signalverarbeitungsblöcke, Analog/Digital
Konverter (ADC) mit digitalem Farbdecoder (DMSD), Halbbildspeicher und Digital/Analog
Konverter (DAC) stehen für die komplette digitale Signalverarbeitung, der Feature Box der
Grundig 4. Generation (DIGI IV) 100 Hz-Geräte wie z.B. dem M70-781 IDTV.
Einer der wichtigen Neuerungen bei dieser Serie war die Implementierung eines neuen
Bildspeicher IC’s der Fa. Siemens Halbleiter. Es waren nur mehr drei SDA 9251 mit je 212k
x 4bit Speicherkapazität anstatt der neun Dual Port DRAM’s mit je 256 kbit erforderlich um
den Halbbildspeicher mit ca. 2,5 Mbit zu bilden. Erreicht wurde dies durch die
Implementierung von einem Schreibport und zwei unabhängigen Leseports in den Speicher
IC.
Wie schon erwähnt, wurde aus Gründen der Performance diese komplette Feature Box noch
einmal in das Gerät eingebaut. Der Vorteil dabei war auch, dass Prüftechnik und Service beim
3D-Gerät mit nur einem Standardmodul kostengünstiger zu erreichen waren.
Am Ausgang des Blocks ADC digitaler Farbdecoder stand das decodierte Farbsignal als
Luminanz (Helligkeit) sowie die beiden Farbdiffernzsignale U und V in digitaler paralleler
Form zur Verfügung. Im Halbbildspeicher wurde dann das jeweilige eingelesene
Kamerahalbbild (50 Hz entsprechend 20 msec) mit doppelter Geschwindigkeit ausgelesen,
sodass die Dauer halbiert wurde (100 Hz entsprechend 10 msec). Diese quasi in der Norm
gewandelten digitalen 100 Hz Y, U, V Signale wurden dann im Block D/A Konverter (DAC)
in analoge 100 Hz Y, U, V Signale gewandelt. Ein dreipoliger elektronischer Umschalter
wählte nun, (in der Prinzipskizze Abb. 6 nur einpolig gezeichnet), das für die Sequenz der 100
Hz Wiedergabe erforderliche Halbbild in der Reihenfolge AR AL BR BL aus dem D/A
Ausgangssignal Rechts und dem D/A Ausgangssignal Links aus (Abb. 6 B Zeitdiagramm).
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Abb. 6: Prinzipschaltbild für einen Grundig 3D-Monitor
basierend auf den Seriengeräten der 4. Generation 100 Hz wie z.B. M70-781 IDTV
(originale Handentwurfszeichnung des Autors von 1992)
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Wie aus dem Zeitdiagramm auch zu ersehen ist, konnte das Auslesen des 100 Hz Halbbildes
A und Halbbildes B jeweils erst 10 msec nach dem Beginn des Einlesens des 50 Hz
Halbbildes A und Halbbildes B erfolgen. Dies war prinzipiell bedingt, da andernfalls sich
noch Teile des vorhergehenden Halbbildes im Speicher befunden hätten und fälschlicher
Weise ausgelesen worden wären. Die Sequenz am Ausgang des Umschalters wurde an den
Schaltkreis für die Bildröhrenansteuerung weitergeleitet, der mit seiner Matrix die 100 Hz R,
G, B Signale generierte und die RGB-Endstufen ansteuerte, die die Bildröhrenkathoden mit
Signal versorgten. Der Block „Vollbilderkennung und Displaysteuerung“ konnte in der
praktischen Realisierung entfallen, denn die Signale zur Steuerung des Displayumschalters
und der Shutterbrille konnten aus vorhandenen Signalen der Feature Box gewonnen werden.
Es folgen noch ein paar Bemerkungen zum praktischen Aufbau. Wie schon erwähnt wurde ja
ein Grundig Serien 100 Hz Fernsehgerät M70-781 IDTV so nachgerüstet, dass ein M70-781
IDTV 3D zur räumlichen Bildwiedergabe entstand. Dazu wurde die steckbare Feature Box
entfernt und eine Adapterplatine eingesteckt auf die zwei Feature Boxen für die
Stereowiedergabe gesteckt werden konnten (Abb. 7). Weiterhin wurde die originale steckbare
Buchsenplatte gegen eine neue für 3D entworfene getauscht. Diese Anschlussplatte enthielt
die Anschlüsse für die rechte und linke Kamera (BNC und Hosiden Anschlussbuchsen) und
die Anschlussbuchse für die Shuttersteuerung (SH). Für die VCR Aufnahme der
Stereokameras und Wiedergabe der aufgenommenen Stereosignale waren ebenfalls Buchsen
vorgesehen. Auch die Audiosignale wurden natürlich berücksichtigt. Abb. 8 zeigt die
Anordnung der Anschlussbuchsen. Für ihr Gesamtkonzept benutzte die Fa. Wolf
Shutterbrillen und Infrarot-Sender von Stereo Graphics. Der Sender wurde an die
Shuttersteuerung (SH) angesteckt.
Abb. 7: Mechanischer Aufbau des M70-781 IDTV 3D;
Mittels Adapterplatinen konnten die für die räumliche Wiedergabe benötigten zwei Feature Boxen
sowie die Ausgangsmultiplexer (Umschalter) in das unveränderte Chassis gesteckt werden.
(Aus der Umbauanleitung für die Grundig Gerätefertigung)
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Am 17.08.1993 erhielt die Grundig Fernsehentwicklung das VDE und CB Test Certificate des
VDE Prüfinstituts für das Vorseriengerät. Die Serienfertigung hätte beginnen können. Leider
konnte die Fa. Wolf im Gegensatz zu Zeiss das 3D-System nicht im Markt etablieren, sodass
keine Serienfertigung erfolgte.
Abb. 8: Mechanischer Aufbau der Platte für die externen Anschlüsse (Buchsenplatte des M70-781 IDTV 3D;
(Aus der Umbauanleitung für die Grundig Gerätefertigung)
3.6
Entwicklungszusammenarbeit mit der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg
Im April 1995 nahm Herr Dr.-Ing. Wunderlich vom Institut für Strömungstechnik und
Thermodynamik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Kontakt mit mir auf. Einer
der Tätigkeitsfelder des Instituts war die Untersuchung von Strömungsverhältnissen in
Pumpen. So kann z.B. in Kreiselpumpen durch Flüssigkeits-Gas-Gemische bei zunehmender
Pumpenleistung die Bildung einer Gasglocke zum Aussetzen der Pumpleistung führen. Diese
Forschungsrichtung hatte ihren Hintergrund schon zu DDR Zeiten in der Unterstützung der
Pumpenentwicklung für die sowjetische Erdölförderung. Um die Strömungsverhältnisse
innerhalb der Pumpe zu untersuchen wurden durchsichtige „Fenster“ in die Pumpengehäuse
eingebaut und durch diese Stereofotoaufnahmen, natürlich noch mit Film, gemacht.
Anschließend wurden diese mittels zweier Diaprojektoren mit Polfiltern auf einen geeigneten
Projektionsschirm projiziert und vom auswertenden Betrachter, der ebenfalls eine
Polfilterbrille (Polfilter 3D-Technik siehe Literaturverzeichnis: Maul K. „Quo vadis 3D“)
trug, mit Hilfe einer Traversiereinrichtung ausgemessen. Anschließend erfolgt mit Hilfe der
bekannten Lage der im Objekt angebrachten Fixpunkte eine Umrechnung der Messwerte auf
die Tiefenlage der gemessenen Bildpunkte.
Herr Dr. Wunderlich wollte nun den Nachteil einer zeitaufwendigen und mit Kosten
verbundenen Bearbeitung des Filmmaterials durch den Einsatz von 3D-Videotechnik
überwinden. Er hatte aber durch Messungen festgestellt, dass mit einer Anordnung, wie von
Konrad L. Maul
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der Fa. Zeiss Oberkochen (siehe Beschreibung weiter oben) in das Grundig M70-100 IDTV
100 Hz-Seriengerät eingebaut, die linken und rechten Bilder nicht aus gleichen
Bewegungsphasen stammen. In der Strömungstechnik ist es aber wichtig, dass auch schnelle
Bewegungsabläufe dreidimensional mit 50 Stereobildern pro Sekunde dargestellt werden
können. Wobei das linke und rechte Bild eines Stereobildes jeweils aus der gleichen
Bewegungsphase stammen muss.
Die obigen Probleme waren aber mit dem Grundig Serien 100 Hz Fernsehgerät M70-781
IDTV 3D gelöst, das wir für die Fa. Wolf Endoskope entwickelt hatten. Deswegen stellte ich
Herrn Dr. Wunderlich eines dieser Pilotseriengeräte für seine Untersuchungen zur Verfügung.
Seine Messungen bestätigten, dass mit diesem Gerät Bewegungsabläufe optimal dargestellt
werden konnten.
Aus der Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Wunderlich entstand unser gemeinsames Deutsches
und Europäisches Patent „Verfahren und Anordnung zur dreidimensionalen
Videobildauswertung“ (EP 0 777 104 A2). Das Deckblatt dieses Patents ist in Abb. 9 gezeigt
und enthält mit Fig.1 die Prinzipskizze der Erfindung. Anhand dieser soll nun die Funktion
des Systems kurz beschrieben werden.
Mit 1 ist das auszumessende Objekt bezeichnet. Zwei mit 2 bezeichnete Videokameras liefern
den rechten und den linken Bildauszug. Sie sind so aufgestellt, dass sich ihre optischen
Achsen hinter dem Objekt schneiden. (Dies entspräche zum Beispiel einer Einstellung der
beiden Kameras auf das Pfeilende in der Abb. 3 zur Geometrie des räumlichen Sehens.) Die
beiden Kameras sind mittels ihrer Kamerasteuergeräte 3 synchronisiert und speisen ihre
Signale in das Grundig 100 Hz Fernsehgerät M70-781 IDTV 3D, mit 5 bezeichnet, ein. 4
stellt die beiden Feature Boxen des Gerätes dar, die wie schon beschrieben jeweils getrennte
Videosignalverarbeitungsschaltungen und Bildspeicher enthalten. Das virtuelle 3D-Bild ist
mit 6 bezeichnet und wird bedingt durch die beschriebene Anordnung der Kameras vor dem
Fernsehgerät erzeugt. Nur auf diese Weise ist eine Auswertung oder Vermessung des
räumlichen Bildes des TV-Gerätes möglich. Die Infrarot-Shutterbrillensteuerung 7 sorgt für
die Steuerung der Shutterbrille 8, sodass der Beobachter 9 mit dem linken Auge das Bild der
linken Kamera und mit dem rechten Auge das Bild der rechten Kamera sieht. Die
Travesiereinrichtung 10 dient zum Ausmessen des virtuellen 3D-Bildes. Mit dieser kann ein
Lichtleiterkabel, dessen um 90° gebogene Spitze zum Beobachter zeigt, in den drei
räumlichen Koordinaten verschoben werden und die jeweiligen Werte auf Skalen abgelesen
werden. Anschließend erfolgt, wie schon erwähnt, mit Hilfe der Fixpunkte eine Umrechnung
der Messwerte auf die Tiefenlage der gemessenen Punkte.
12 stellt eine Aufzeichnungseinrichtung dar, die entweder durch zwei synchronisierte
Videorecorder oder durch einen Videorecorder mit zwei Videosignalspuren gebildet wird. Die
Verwendung von Videoaufzeichnung ermöglicht zeitlich sehr lange Aufnahmen zu speichern
und diese zu einem späteren Zeitpunkt auszuwerten.
Die Stereobilder können entweder durch „einfrieren“ der originalen Kamerasignale zum
interessierenden Zeitpunkt im Bildspeicher (digitales 3D-Standbild) oder durch Wiedergabe
der Magnetbandaufzeichnung zu einem gewählten Zeitpunkt ausgemessen werden.
Fig. 2 und Fig. 3 des Patentes zeigen Blockschaltbild und Zeitdiagramm der Erfindung.
Dabei wurde die Entwurfshandzeichnung des Autors für das Grundig 100 Hz Fernsehgerät
M70-781 IDTV 3D verwendet, das für die Fa. Wolf Endoskope entwickelt wurde (vergleiche
Abb.6). Die Funktionsbeschreibung dazu wurde schon weiter oben angegeben.
Damit konnte Grundig quasi als „Spin Off“ auch einen sehr schönen Beitrag zur Erweiterung
der Messverfahren in der Strömungstechnik liefern.
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Abb. 9: Europäische Patentanmeldung EP 0 777 104 A2 Anmeldetag 27.11.1996
Verfahren und Anordnung zur dreidimensionalen Videobildauswertung
Erfinder: Konrad Maul und Dr. Bernd Wunderlich
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Abb.10: Europäische Patentanmeldung EP 0 777 104 A2 Anmeldetag 27.11.1996
Verfahren und Anordnung zur dreidimensionalen Videobildauswertung
Blockschaltbild und Zeitdiagramm nach der Entwurfshandzeichnung des Autors (siehe Abb.6)
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3.7
Entwicklungszusammenarbeit mit Fa. Sysdrai (Consumer 3D-TV)
Im April1998 erhielt der Autor einen Anruf von der Fa. Sysdrai, die sich mit Datensystemen
und Multimedia beschäftigte. Die Fa. Sysdrai war im Rahmen ihrer Marktuntersuchungen in
den USA auf VHS-Kauf-Cassetten gestoßen, die in 3D produziert worden waren. Gedacht
waren diese für die 3D-Wiedergabe mit einem Standard VHS-Videorecorder und einem
Shutterbrillensystem, das zusammen mit einem normalen Fernsehgerät betrieben werden
konnte.
Inzwischen hatte auch bei Computerspielen die 3D-Technik Einzug gehalten. Daher waren
preiswerte Shutterbrillen, die mittels Kabel an einen Computer angeschlossen werden konnten
oder sogar über eine Infrarotübertragung gesteuert wurden, nun verfügbar.
Mit diesen Brillen und einem kleinen Zusatzgerät, das ebenfalls an das Ausgangssignal
(FBAS) des Videorecorders angeschlossen wurde, und die synchronisierten Wechselimpulse
für die Brillensteuerung generierte, konnte nun die Wiedergabe dieser 3D-VHS-Kaufcassetten
erfolgen.
Die Aufzeichnungstechnik machte sich das Zeilensprungverfahren zunutze bei dem ja
bekanntlich zwei Halbbilder sequentiell übertragen werden. Anhand der Abb. 14 sei nun kurz
das Prinzip der Aufzeichnung erläutert. Die beiden Halbbilder des Fernsehsignals werden wie
üblich mit A und B bezeichnet. Die folgenden Ziffern 0, 1, 2 geben die zeitliche Reihenfolge
der Vollbilder an. Die Indizes L und R geben an ob die Halbbilder von der linken oder rechten
Kamera stammen. Wir sehen nun, dass mittels eines Umschalters die folgende Signalfolge
gebildet werden kann: A1L, B1R, A2L, B2R usw.
Dabei enthält jeweils ein Vollbild (Frame) ein Halbbild mit der Perspektive der linken und ein
Halbbild mit der Perspektive der rechten Kamera. Damit kann passend in das zeitliche Raster
des PAL/CCIR Systems ein 3D-Signal eingebaut werden, das von einem
Standardvideoaufzeichnungsgerät aufgenommen und auf Video-Kauf-Cassetten vervielfältigt
werden kann. Auch senden ließe sich dieses Signal allerdings nicht rückwärtskompatibel zum
Standard 2D Fernsehgerät.
Da das amerikanische NTSC-TV-System 60 Hz Vertikalfrequenz und damit 60 Halbbilder
pro Sekunde darstellt ergaben sich bei Stereobetrieb 30 Wechsel vom linken zum rechten
Bild. Das daraus resultierende Umschaltflimmern von 30 Hz ist aber für den Betrachter sehr
störend. Wie wir Eingangs bei der Beschreibung des Shutterbrillen 3D-Systems gesehen
haben würde beim damals üblichen PAL/CCIR-System die Umschaltsequenz nur 25 Hz
betragen und wäre vollkommen inakzeptabel gewesen. Deswegen wurde bei der Fa. Sysdrai
die Überlegung angestellt, ob man nicht die inzwischen etablierte 100 Hz-Gerätetechnik für
eine flimmerfreie Wiedergabe benutzen könnte. Und daraus ergab sich die oben erwähnte
Anfrage an Grundig.
Bei Grundig war inzwischen seit 1997 die Serienproduktion der sechsten Generation
(DIGI VI) der 100 Hz Fernsehgeräte angelaufen. Diese enthielten Weiterentwicklungen, die
der 3D-Wiedergabe entgegen kamen.
Zum ersten wurde in diesen Geräten eine weitere Störung des Standard-TV-Systems
(PAL/CCIR sowie SECAM), das sogenannte Zwischenzeilenflimmern beseitigt. Bei
Einführung des elektronischen Fernsehens mit 625 Zeilen und 25 Vollbildern pro Sekunde
nach dem zweiten Weltkrieg wurde festgelegt das Zeilensprungverfahren zu verwenden.
Dabei werden zunächst die ungeraden Zeilen eines Vollbildes also Zeile 1, 3, 5, 7 usw. bis
Zeile 625 übertragen und danach die geraden Zeilen dieses Vollbildes also 2, 4, 6, 8 und so
fort bis Zeile 624. Ein Vorteil dabei ist, dass dadurch zwei Halbbilder entstehen (A und B) mit
jeweils nur 20 msec Dauer, was eine Bildfrequenz von 50 Hz ergibt, und damit das
Großflächenflimmern stärker verringert werden konnte als wenn Vollbilder mit 25 Hz
Bildfrequenz übertragen worden wären. Ein Übertragen des kompletten 625 Zeilenvollbildes
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
mit einer Vollbildfrequenz von 50 Hz hätte natürlich auch das Großflächenflimmern reduziert
aber die doppelte Übertragungsbandbreite erfordert.
Da nun jedoch bei diesem Zeilensprungverfahren benachbarte Zeilen aus verschiedenen
Halbbildern stammen tritt an horizontalen Kanten des Fernsehbildes eine Flackererscheinung
von 25 Hz auf. Beispielsweise springt bei einer Tennisübertragung die Kante der Grundlinie
in diesem 25 Hz-Rhythmus.
Um diese Störung zu beseitigen benötigte man einen Bildspeicher der beide Halbbilder, also
alle 625 Zeilen eines Vollbildes abspeichern konnte.
Damit war es dann möglich das Vollbild nicht wie bisher nur in Halbbildwiederholung
AABB, sondern auch in der Sequenz ABAB mit einer verdoppelten Zeilensprungsequenz
wiederzugeben. Bezüglich der Synchronisation des Rasters spricht man von αβαβ anstatt wie
bisher bei 100 Hz-Geräten mit nur einem Halbbildspeicher ααββ.
Damit konnte man bei Fernsehbildern mit keinem oder nur sehr geringem Bewegungsanteil
das Zeilenflimmern komplett eliminieren.
Bei bewegten Objekten oder Kamerabewegungen (z.B. Schwenk) führte dieses einfache
Verfahren aber zu Störungen an senkrechten Kanten (Auszahnen), weil ein Rücksprung in alte
Bewegungsphasen erfolgte.
Deswegen war ein Bewegungsdetektor erforderlich, der durch blockweisen Bildvergleich den
Grad von Bewegungen im Fernsehbild feststellen konnte.
Bei einer mittleren Bewegung wurden mittels einer Rechenvorschrift (Algorithmus) dann die
Bildpunkte von benachbarten Zeilen so korrigiert, dass dies das Zwischenzeilenflimmern
beseitigte.
Bei Grundig wurde ein Verfahren eingesetzt, dass auf dem Algorithmus von Herrn Prof. Dr.
Schröder (Universität Dortmund) basierte. Dieser Algorithmus wurde für Grundig patentiert.
Dabei wird das digitale Fernsehsignal in den vertikalen Höhen- und Tiefenanteil aufgespalten
und unterschiedlich prozessiert.
Wurde vom Bewegungsdetektor sehr starke Bewegung signalisiert ging das System
automatisch in den Rückfallmodus AABB mit der Rastersequenz ααββ.
Bei Kinofilmen die mit 24 Bildern pro Sekunde gedreht werden und im Fernsehen mit 25
Vollbildern wiedergegeben werden sind die beiden Halbbilder A und B bezüglich der
Bewegungsphase identisch. Also konnte man generell das Verfahren ABAB mit der
Rastersequenz αβαβ ohne Umschaltung auf den „Schröder Algorithmus“ oder Rückfallmodus
verwenden.
Die Firma Siemens Halbleiter setzte mit der Unterstützung der Grundig Fernsehentwicklung
dieses Verfahren in einen digitalen CMOS-Signalprozessor um. Er wurde als Fieldmixer
(SDA 9270) bezeichnet.
Abb. 11 zeigt die Speicherplatte eines 100 Hz Seriengerätes der Serie DIGI VI (z.B.
M72-410 Reference). Es sind die sechs Speicherbausteine SDA 9251 mit je 212k x 4 Bit,
die den Videovollbildspeicher mit rund 5 Megabit bilden, zu sehen.
Links unten ist der Fieldmixer SDA 9270, oben rechts der Picture Processor SDA 9290 und
oben links der Memory Sync Controller SDA 9220 angeordnet.
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Abb.11: Speicherplatte eines 100 Hz Seriengerätes der Serie DIGI VI z.B. M72-410 Reference.
Es sind die sechs Speicherbausteine SDA 9251 mit je 212k x 4 Bit Speicherkapazität,
die den Videovollbildspeicher mit rund 5 Megabit bilden.
Links unten der Fieldmixer SDA 9270. Oben rechts der Picture Processor SDA 9290.
Oben links der Memory Sync Controller SDA 9220.
Die zweite Weiterentwicklung der DIGI VI 100 Hz Geräteserie betraf die Erweiterung um
einen VGA Eingang. Inzwischen hatte sich das Internet etabliert und ein großformatiges
Fernsehgerät als Monitor für einen PC verwenden zu können stellte ein sehr gutes
Gerätefeature dar. Da die Grundig 100 Hz-Geräte mit Zeilenablenkfrequenzen von 31,25 kHz
liefen, die RGB-Endstufen für die 100 Hz Wiedergabe auf die doppelte Videobandbreite
ausgelegt waren (10 MHz anstatt 5 MHz) und eine gleichstromgekoppelte Vertikalablenkung
zum Einsatz kam, war die Einführung eines VGA-Standard-Eingangs möglich. Dazu war ein
VGA-Steckmodul entwickelt worden, das in jedes Gerät der DIGI VI Geräteserie
nachgerüstet werden konnte. Abb. 12 zeigt die Standards die Grundig Geräte dieser Serie
beherrschten.
Schon zur Internationalen Funkausstellung 1997 hatte das Heinrich Herz Institut zwei
Grundig M 95-410/9 Reference DIGI VI als 100 Hz-Monitore mit Shutterbrillen zur
Präsentation ihrer 3D-Forschungen benutzt. Sie zeigten einen kompletten 3D-Signalweg am
Beispiel von DVB-T Sender und DVB-T Empfänger. Dabei wurden für das rechte und linke
Bildsignal jeweils ein MPEG 2 Datenstrom benutzt. Und damit natürlich zwei MPEG 2
Decoder auf der Empfängerseite. Die Bildqualität der übertragenen 3D-Testfilme war
ausgezeichnet und der 3D-Effekt auf den großen 95 cm Bildschirmen überzeugend. Das
empfängerseitige Blockschaltbild des Aufbaus zeigt Abb. 13.
Weiterhin hatte Grundig eine sogenannte Internet-Box WB 1 in das Geräteprogramm
aufgenommen. Dies war der erste Versuch ein kleines Zusatzgerät zu kreieren, das einen
Internetzugang nun auch auf dem Wohnzimmerbildschirm ermöglichte. Angeschlossen wurde
die WB 1 über ein EuroAV-Kabel (Scart RGB) oder im Fall eines Grundig 100 Hz DIGI VI
Gerätes mit nachgerüsteter VGA-Adapterplatte über ein VGA-Kabel.
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Abb.12: Auszug aus einer Grundig Mitteilung vom 05.09.1997 über die möglichen Eingangssignale beim
Betrieb der DIGI VI 100 Hz Geräteserie (z.B. M72-410 Reference) bei Nachrüstung mit einer VGAAdapterplatte. Wie unter 4 zu sehen ist konnten diese Geräte als 100 Hz Monitor für 3D-TV Signale
eingesetzt werden.
Abb.13: Blockschaltbild der Empfängerseite des Messeaufbaus einer 3D-TV Übertragung mittels zwei MPEG 2
Datenströmen auf der Internationalen Funkausstellung 1999. Zur Darstellung wurde ein Grundig M95411/9 Reference mit einer nachgerüsteten VGA-Adapterplatte benutzt.
(Eigene Zeichnung nach Unterlagen des HHI Berlin)
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Da Internetseiten aus viel Text und Bildern bestehen würden bei der Wiedergabe auf dem
Fernsehgerät, dessen Ablenkung im Gegensatz zum PC-Monitor im Zeilensprungverfahren
(Erklärung siehe oben) arbeitet, horizontale Kanten stark im 25 Hz-Rhythmus flickern.
Ausweg wäre natürlich, wie schon erwähnt das DIGI VI Gerät über die VGA-Schnittstelle
anzuschließen. Da aber die VGA-Adapterplatte ein Nachrüstmodul war, konnte man nicht
davon ausgehen, dass jeder Kunde der eine Internet-Box WB 1 erwarb auch noch das Gerät
mit VGA nachrüsten lassen würde. Deswegen wurde in der Gerätesoftware für die AVStellungen eine Einstellmöglichkeit vorgesehen. Der Kunde konnte im Bildschirmmenü dem
benutzten Euro AV Anschluss (Scartbuchse) die gewünschte Betriebsart zuordnen. Für die
Internet-Box galt, wie für die Wiedergabe von Kinofilmen, dass zwischen den Halbbildern A
und B keine Bewegung von Objekten stattfindet. Damit kann man, wie schon erwähnt, den
Fieldmixer per Software so einstellen, dass für den Bildinhalt ABAB und für die
Synchronisation des Fernsehrasters αβαβ benutzt wird. Damit flickern die horizontalen
Kanten nicht mehr mit 25 Hz sondern mit 50 Hz und dies wird dann vom menschlichen
Gesichtssinn nicht mehr als störend empfunden. Auch bei der Wiedergabe von Fotografien
vom Foto-CD- oder DVD-Player war dann diese Einstellung von großem Vorteil für die
Bildqualität. Im Menü wurde für diese Einstellung die Kurzbezeichnung Foto-CD / Web Box
gewählt.
Diese Einstellmöglichkeit zusammen mit dem vorher erklärten Vollbildspeicher mit
Fieldmixer war auch der Schlüssel dafür, dass jedes DIGI VI Seriengerät für die Wiedergabe
von 3D im Shutterbrillensystem geeignet war.
Wie schon eingangs angeführt, kann man das Zeilensprungverfahren mit den beiden
Halbbildern A und B dazu benutzen ein 3D-Signal einzufügen. Wie in Abb. 14 gezeigt ergibt
das dann die Sequenz A1L, B1R, A2L, B2R als Eingangssignal für das Grundig DIGI VI 100
Hz-Gerät. Mit obiger Einstellung (Foto-CD / Web Box / 3D-TV) ergab sich dann nach der
100 Hz Konvertierung am Ausgang des Displayteils und damit auf der Bildröhre dargestellt
die Sequenz / A1L, B1R / A2L, B1R / A2L, B2R /. Die Vollbilder sind jeweils durch die
Schrägstriche zusammengefasst. Damit konnte ein flimmerfreies 3D-Bild mit dem
Serienstand der Grundig DIGI VI 100 Hz Geräte dargestellt werden. Nachteil dieser
einfachen Variante war die geringere Bewegungsauflösung. Und zwar nicht nur wie bei der
Wiedergabe von Kinofilmen eine Reduzierung auf 25 Bewegungsphasen pro Sekunde
sondern es kam auch noch zu einem Auszahnen von senkrechten Kanten bei schnellen
Kameraschwenks oder schnellen Objektbewegungen, weil in vorhergehende
Bewegungsphasen zurückgesprungen werden muss. Dies ist in obiger Sequenz am Vollbild
/ A2L, B1R / zu sehen, denn Halbbild B1R ist aus der vorhergehenden Bewegungsphase.
Abb. 15 zeigt das besprochene 3D-TV System wie es zum ersten Mal anlässlich der
Internationalen Funkausstellung 1999 im Händlerzentrum des Grundig Standes unter
Verwendung eines Seriengerätes DIGI VI M72-410 Reference der Fachpresse und Experten
des Fachhandels vorgeführt wurde.
Die Fa. Sysdrai war von Grundig beauftragt worden mit ihrem 3D-TV-Kamerasystem einen
3D-Präsentationsfilm für die Messe zu erstellen. Dieses Demo-3D-Video wurde auf eine
digitale DV-Cassette kopiert um beste Qualität zu erreichen. Auf der Messe wurde dann ein
Grundig Digital-Camcorder nach dem DV Standard zur Wiedergabe des vorproduzierten DVBandes verwendet. Damit wurde eine noch bessere Bildqualität als mit einem
analogen VHS-Videorecorder erreicht. Die Firma Sysdrai hatte auch das kleine zusätzliche
Steuermodul entwickelt, das über eine Scartbuchse des Fernsehgerätes mit dem 3D-FBASSignal versorgt wurde. Aus diesem Signal extrahierte eine elektronische Schaltung die 50 Hz
Bildsynchronimpulse und die Vollbildkennung, die zur Infrarot Steuerung der Shutterbrillen
benötigt wurden. Als Shutterbrillen wurden die serienmäßigen Brillen der Firma Elsa
eingesetzt.
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Die Vorführung hatte eine sehr gute Resonanz bei Fachautoren und Experten. Zur Hausmesse
der Grundig Niederlassung in der Schweiz wurde die Präsentation im März des Jahres 2000
nochmals wiederholt.
Leider konnte weder die Firma Sysdrai noch Grundig bei Anbietern von bespielten VideoCassetten Interesse an der Produktion von 3D-Material wecken.
Abb.14: Zeitdiagramm bei Verwendung eines 100 Hz Seriengerätes der Serie DIGI VI z.B. M72-410 Reference
zur 3D-Wiedergabe.
Das Ausgangssignal des Umschalters ist das Eingangssignal des Fernsehgerätes (3D FBAS-Signal) und
kann entweder wie gezeichnet Live von einer Stereokamera, von einem Videorecorder oder als
Sendersignal kommen.
Abb.15: Anordnung 3D-TV Präsentation im Händlerzentrum des Grundig Standes unter
Verwendung eines 100 Hz Seriengerätes der Serie DIGI VI M72-410 Reference.
Als Programmquelle wurde der Grundig digitale Camcorder verwendet. In diesem wurde das
vorproduzierte DV-Band eingelegt. Damit wurde eine noch bessere Bildqualität als mit einem
analogen VHS-Videorecorder erreicht.
Konrad L. Maul
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4.
Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
3D-Bildwiedergabe in der Ära der LCD Flachbildschirme
von 2002 bis 2008
Die Ära der LCD-Flachbildschirme wurde in der Grundig Fernsehentwicklung 2002/2003 mit
dem Tharus 51 (LCD 51-9310), einem Gerät mit 20 Inch LCD Display, eingeleitet.
Große Flachbildschirme, wie 42 Inch (also 107 cm Diagonale) ließen sich zu dieser Zeit nur
mit Plasmadisplays realisieren.
Basis für das erste Grundig LCD-TV-Gerät war ein hochintegrierter Schaltkreis für die
digitale Signalverarbeitung, der „Falconic“ von NXP (der früheren Philips Semiconductors).
Dieser war für die Großflächenflimmer- und Zeilenflimmerbefreiung von 100 Hz
Bildröhrenfernsehgeräten entwickelt worden. Der Ansatz war anders als beim vorher
beschriebenen „Fieldmixer“ mit seinem Grundig-Algorithmus. Beim Falconic wurde grob
gesprochen das Fernsehbild in Blöcke aufgeteilt und die jeweiligen Blöcke mit den Blöcken
des vorhergehenden Bildes verglichen um so die Bewegung von einzelnen Blöcken zu
ermitteln. Für diese bewegten Blöcke konnte dann der Bewegungsvektor, also seine
Verschiebung in Pixeln und Zeilen ermittelt, werden. Damit wurde es dann möglich bei den
zu berechnenden neuen Halbbildern bei der 100 Hz-Wiedergabe die bewegten Blöcke passend
einzubauen (Bewegungsschätzung).
LCD-Flachdisplays benötigen eine progressive Ansteuerung, d.h. sie können nicht wie
Bildröhren im Zeilensprungverfahren betrieben werden. Ein sogenannter „Deinterlacer“ muss
aus den beiden Halbbildern A und B ein Vollbild errechnen mit dem das Display angesteuert
werden kann. Da diese ersten kleinen LCD-TV-Displays nur eine Auflösung von 640 x 480
Pixeln (VGA-Standard) hatten wurde bei Grundig die Idee entwickelt diesen 100 HzFernsehschaltkreis „Falconic“ als „Deinterlacer“ und „Scaler“ einzusetzen. Unter Skalierung
versteht man die Umrechnung des 720 x 576 Pixel Bildinhaltes eines PAL/CCIR Vollbildes
auf die Displaywerte, hier 640 x 480 Pixel. Damit entstand das erste LCD-TV-Gerät in Serie,
das alle Funktionen eines „Highend“ 100 Hz-Röhrenfernsehgerätes besaß. Dieser Tharus 20
schnitt in den einschlägigen Testmagazinen hervorragend ab.
Die Entwicklungsarbeiten an den langsam verfügbar gewordenen größeren LCD-Displays,
wie 23“, 26“ und 30“ wurden durch die Insolvenz der Grundig AG im Jahre 2003
unterbrochen. Der mörderische Preiskampf in der Unterhaltungselektronikbranche hatte den
Fernsehbereich voll erfasst.
Der Grundig Unterhaltungselektronikbereich wurde 2004 gemeinschaftlich von BEKO (Koc)
und Alba übernommen und eine neue Gesellschaft, die Grundig Intermedia AG gegründet. In
Nürnberg konnte sich eine kleine, bewährte Entwicklungsabteilung unter meiner Leitung
weiter mit der Entwicklung von „Highend“ LCD-TV-Geräten befassen.
Es entstand das Chassiskonzept G1 auf der Basis eines „Scalers“ der Firma Trident
(inzwischen von Sigma Designs übernommen), das die nun üblichen LCD-Displays mit 1280
x 768 Pixeln (WXGA) ansteuern konnte. Zu dieser Zeit waren die Bildschirmgrößen 26“ also
66 cm und 30“ also 76 cm verfügbar.
4.1
Entwicklungszusammenarbeit mit X3D Technologies und 3D-Image Processing
Anfang 2005 hatte die Firma 3D Image Processing bei Grundig Intermedia angefragt ob nicht
Interesse bezüglich einer Zusammenarbeit an einem LCD-Fernseher mit brillenloser 3DWiedergabe bestünde. 3D Image Processing hatte sein 3D-RealTime Vision System unter
anderem für einen namhaften Kunden der Fertigungsautomation entwickelt um damit z.B.
Abstands- und Lagemessungen in automatisierten Fertigungsstraßen (Roboterhandhabung)
durchführen zu können. Und hauptsächlich natürlich um der generell wachsenden Nachfrage
der Industrie nach in Echtzeit erstellten präzisen visuellen 3D-Modellen, 3D-Filmen und 3D-
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
TV Inhalten für Designentwicklungen, Marketingaufgaben und Werbung nachkommen zu
können.
Für diese Anwendungen, wenn wir z.B. an die Werbung denken, ist die Benutzung von
Brillen ein großes Handicap. Nehmen wir den Fall ein Werbespot oder eine
Produktvorstellung soll in Verkaufsräumen laufen und die Kunden müssten beim
Vorbeischlendern erst dazu gebracht werden Brillen aufzusetzen, dann wäre der Erfolg
wahrscheinlich nicht besonders umwerfend. Springt ihnen aber beim flüchtigen Blick auf den
Bildschirm ein räumliches Bild quasi entgegen, sollte dies für Interesse sorgen. Bevor wir auf
den spezifischen Algorithmus von 3D Image Processing eingehen zunächst eine kurze
Funktionserklärung des brillenlosen 3D Verfahrens.
4.2
Prinzip der Verfahren ohne Brille (Autostereoskopische Verfahren)
Abb. 16: Prinzipdarstellung des brillenlosen Verfahrens für 2 Ansichten (Links und Rechts).
(Eigene Zeichnung nach Holliman N. (2005) 3D Display Systems; University of Durham)
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Ein Grundprinzip dazu wurde schon 1912 vom Schweizer Augenarzt Walter R. Hess als
„Lentikular-Folien-Stereogramm“ patentiert.
Bei einer Anwendung dieser Technik auf 3D-TV-Geräte wird eine Linsenrasterfolie
(Fresnellinsenfilterfolie) direkt auf dem Flachdisplay (LCD oder Plasma) aufgebracht. Die
Ansteuerung des Displays erfolgt dann so, dass vertikale Streifen des linken und rechten
Bildes aufeinander folgen (was allerdings die örtliche Auflösung in der horizontalen
Richtung halbiert). Der Abstand zwischen den Augen sorgt dafür, dass das linke Auge nur
die linken Pixel-Streifen und das rechte Auge nur die rechten Pixel-Streifen sieht und
damit das dreidimensionale Bild vom Betrachter gesehen werden kann. Praktisch ergibt
sich aber ein sehr kleiner Bereich (kleiner Sweet Spot) in dem das Bild korrekt
stereoskopisch gesehen werden kann. Deswegen wurden Systeme entwickelt, die mit einer
Kamera die Augen des Betrachters erfassen und Distanz und Augenabstand ermitteln und
danach die Linsenrasterplatte mechanisch verschieben. Oder die vorgesetzte
Linsenrasterplatte ist fest fixiert und die Links-Rechts Pixelmuster werden in der
Graphikkarte eines PC oder Notebook mit der Kamerainformation nachgesteuert um so
den 3D Eindruck bei Kopfbewegungen beibehalten zu können. Diese Systeme sind für die
damals angedachten Anwendungen sowie für ein im Heimbereich verwendbares 3D-TVGerät nicht brauchbar. Deswegen wurde ein Verfahren entwickelt, das mehrere Ansichten
benutzt und damit den Winkelbereich aus dem 3D gesehen werden kann entsprechend
vergrößert (großer Sweet Spot).
In Abb. 17 ist so ein Verfahren mit 5 Ansichten dargestellt. Es sind nun nicht wie vorher
vertikale Streifen mit abwechselnder linker und rechter Ansicht sondern es folgen
vertikale Streifen aus jeweils 5 Perspektiven aufeinander. Aufgrund des optischen
Strahlenganges (Fresnellinsenfilterfolie) und des Augenabstandes sieht der Beobachter
jeweils nur zwei Ansichten, im dargestellten Beispiel V4 und V2. Bewegt der Zuschauer
den Kopf nach links wechselt er zu den Ansichten V5 und V3. Bei einer Kopfbewegung
nach rechts sind es dann die Ansichten V3 und V1. Es kommt also nicht vor, dass wie im
Fall, wenn nur die rechte und die linke Ansicht benutzt wird bei Kopfbewegung der
Raumeindruck zerstört wird.
Bei einer Ausführung wie in Abb. 17, nach dem Prinzip der ausschließlich vertikal
orientierten Linsenrasterfolie, verringert sich die horizontale Auflösung (Anzahl der
Bildpunkte) bei fünf Ansichten um den Faktor fünf, was zu einer sehr bescheidenen
Bildqualität führen würde. Deswegen werden bei diesem autostereokopischen Verfahren
mit mehreren Ansichten die jeweiligen Pixel der Ansichten in einem Muster in der
Horizontalen und in der Vertikalen verteilt. Die Linsenrasterfolie muss natürlich
entsprechend angepasst werden. Mit dieser Anordnung kann man dann einen in
horizontaler und vertikaler Richtung ausgewogenen Auflösungsverlust erreichen.
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Abb. 17: Prinzipdarstellung des brillenlosen Verfahrens für 5 Ansichten (Links und Rechts).
(Eigene Zeichnung nach Holliman N. (2005) 3D Display Systems; University of Durham)
4.3
Realisation der Grundig 3D-LCD-TV Geräte
Nun aber wieder zurück zur Grundig 3D-Historie. Damals Anfang 2004 war HDTV noch
nicht in Deutschland eingeführt und die mit SXGA bezeichnete Auflösung von 1280 x 768
Pixel war bei LCD-TV-Geräten üblich.
3D Image Processing hatte den mit COBAM (Coherence Based Modelling) bezeichneten
Algorithmus entwickelt und sich diesen patentieren lassen. Er simuliert und reproduziert das
menschliche räumliche Sehen und die damit verbundenen neuronalen Prozesse. Einfach
gesprochen wird aus dem linken und rechten Bild einer Stereokamera eine sogenannte
Tiefenkarte (Depth Map) berechnet. In Abb. 18 ist dies schematisch dargestellt. Die
Tiefenkarte gibt nun die Entfernung eines Punktes (Pixel) vom Betrachtungsort an. In Abb.
18 sind diese Werte in Form von Grauwerten dargestellt. In unserem Beispiel weiß für die
nahe gelegenen Punkte wie die Schnauze der Drachenfigur und ganz schwarz für den entfernt
liegenden Hintergrund. Die dazwischen liegenden Grautöne entsprechen den jeweiligen
Entfernungen. COBAM berechnet nun mittels Tiefenkarte und eines virtuellen 3D-Modells
die für das jeweilige brillenlose 3D-LCD-TV-Display benötigten Ansichten.
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Es waren zwar Verfahren bekannt die Ansichten mittels entsprechend ausgestatteter PC´s zu
berechnen, aber eben nicht in Echtzeit. Man benötigte für eine lange Stereosequenz mehrere
Stunden Rechenzeit. Eine Livewiedergabe war damit nicht möglich.
Grundig Intermedia nahm das Angebot zur Zusammenarbeit mit 3D Image Processing an. Das
Ziel war auf der nächsten Funkausstellung die erste Liveübertragung (Stereokamera zum
Grundig 3D-LCD-TV Gerät) zu präsentieren. Und weitergehend eine limitierte Auflage dieser
3D-Tharus 30 zu fertigen, um sie B2B Kunden für Marketing und Werbezwecke anzubieten
bzw. auch selbst für diese Anwendungen zu nutzen. Damit konnte Grundig Intermedia zeigen,
dass der alte technische Pioniergeist noch vorhanden war.
3D Image Processing hatte die Aufgabe übernommen ihren Algorithmus für acht Ansichten in
einem Versuchsaufbau mit mehreren digitalen Signalprozessoren und damit realtimefähig
umzusetzen. Nach gelungener Präsentation sollte einer der namhaften Halbleiterhersteller im
Bereich Videosignalprocessing dafür gewonnen werden einen hochintegrierten Schaltkreis für
diesen Algorithmus zu bauen.
Die Firma X3D Technologies, die Expertise in Gestaltung und Aufbringung der
Fresnellinsenfolien für Flachdisplays hatte, übernahm die Aufbringung der Linsenrasterfolie
für acht Ansichten.
Die Grundig Intermedia Fernsehentwicklung selektierte vor dem Aufbringen der Folie für den
3D-Umbau Seriengeräte Tharus 30 mit minimaler Pixelfehlerrate des LCD-Displays und
gleichmäßiger Leuchtdichte auf der ganzen Displayfläche. Ferner unterstützte die Grundig
Intermedia Fernsehentwicklung die konstruktive Anpassung des Folienrahmens an den
Displayrahmen des Panels.
Abb. 18: Prinzipdarstellung des brillenlosen Verfahrens nach dem COBAM Algorithmus
von 3D-Image Processing.
(Eigene Zeichnung nach Vorlagen von 3D-Image Processing GmbH Kissingen)
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Rechtzeitig zur Internationalen Funkausstellung 2005 konnte dann tatsächlich das ganze
System zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die 3D-TV-Kamera nahm ein
menschliches Table Soccer Spiel oder eine Zaubershow am Grundig Stand live auf. Es
wurden in Echtzeit die 8 Ansichten mit dem „Black Betty“ genannten Hardwareaufbau von
3D Image Processing berechnet und auf die 3D-Tharus 30 mittels digitaler DVI Schnittstelle
(Digital Video Interface) übertragen. So konnten auf den Geräten die Darbietungen ohne
Brille räumlich betrachtet werden (siehe Abb. 19 und Abb. 20).
Diese erste Livepräsentation kam bei Experten und Messebesuchern sehr gut an und hatte eine
sehr gute Resonanz bei der Fachpresse.
Abb. 19: Internationale Funkausstellung 2005. Die am Ausleger befestigte Stereo-TV-Kamera
nimmt live das menschliche Table Soccer Spiel auf.
Es wurden in Echtzeit die 8 Ansichten berechnet und auf die 3D-Tharus 30 mittels digitaler DVI
Schnittstelle übertragen auf denen dann die Show ohne Brille räumlich betrachtet werden konnte.
(Aufnahme 3D-Image Processing GmbH Kissingen)
Abb. 20: Internationale Funkausstellung 2005. Die 3D-TV-Kamera nahm die Zaubershow am Grundig
Stand live auf. Es wurden in Echtzeit die 9 Ansichten berechnet und auf die 3D-Tharus 30 mittels
digitaler DVI Schnittstelle übertragen auf denen dann die Show ohne Brille räumlich betrachtet
werden konnte.
(Aufnahme 3D-Image Processing GmbH Kissingen)
Konrad L. Maul
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Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Wie eingangs schon erwähnt wurde nur eine kleine limitierte Auflage dieser 3D Tharus 30
Geräte gefertigt.
Um eine Serienproduktion starten zu können, hätten damals für die folgenden Punkte schon
Lösungen vorhanden sein müssen:
Schaltbarer Strahlteiler (Auflösung):
Durch das Vorsetzen der Fresnellinsenrasterfolie, die man ja nicht mehr vom 3D-TV Gerät
entfernen kann, wurde die Auflösung auch bei der normalen nichträumlichen 2D-Wiedergabe
reduziert. Das war natürlich für einen breiten Einsatz im Consumergerätemarkt nicht
akzeptabel. Deswegen wurde an der Entwicklung elektrisch „abschaltbarer“ Filter gearbeitet.
Prinzipielle Verringerung der Auflösung:
Wie wir gesehen haben beträgt bei 3D-Betrieb die Zahl der Pixel pro Ansicht bei z.B. acht
Ansichten nur mehr ein Achtel der Panelpixelzahl. Kunden würden einen so starken Abfall
der Auflösung nicht akzeptieren. Es musste also abgewartet werden bis man hochauflösende
Panels mit akzeptablen Preisen für diese Applikation einsetzen können würde.
3D-Content nicht vorhanden:
Damals gab es keine im Consumer-Markt verfügbaren 3D Quellen und damit auch kein
Programmangebot seitens optischen Speichermedien wie DVD. Das HDTV-Medium Bluray
war damals noch in der Entwicklungsphase.
Fernsehübertragungsstandard:
Die Codierung mittels zweier MPEG 2 Videodatenströme also einen für das rechte
Kamerabild und einen für das linke Kamerabild, wie es das Heinrich Hertz Institut anlässlich
der Internationalen Funkausstellung 1999 gezeigt hatte, scheiterte daran, dass die doppelte
Datenrate benötigt würde und im Empfänger zwei MPEG 2 Decoder vorhanden sein müssten.
In heutigen Realisationen werden acht, neun oder sogar 15 Ansichten eingesetzt.
Dies bedeutet aber nach wie vor bei einem HDTV-Bild mit 1920 x 1080 Bildpunkten und z.B.
neun Ansichten eine Reduzierung auf 640 x 360 Bildpunkte (Pixel) und ist damit sogar
schlechter als Standard PAL Qualität. Um damit hochauflösendes Fernsehen (HDTV) in 3D
realisieren zu können muss man Flachdisplays mit mehrfacher HDTV-Auflösung einsetzen.
Es gibt zwar schon LC-Displays mit mehrfacher HDTV-Auflösung, die aber aufgrund der
hohen Kosten bisher nur für sehr spezielle Anwendungen (z.B. Medizintechnik) eingesetzt
werden konnten.
Zur Funkausstellung 2011 hatte die Firma Toshiba ihre ersten brillenlosen 3D-TV-Geräte
vorgestellt. Diese Geräte benutzten ein Display mit der vierfachen HDTV Pixelzahl (3840 x
2160 Pixel also ca. 8 Megapixel) und basierten auf 9 Ansichten. Trotz des Panels mit der
vierfachen HDTV Auflösung ergab sich bei 9 Ansichten nur mehr eine Auflösung von ca. 0,9
Megapixeln also weniger als die Hälfte der HDTV Pixelzahl.
Zusätzlich zur reduzierten Pixelzahl kam noch die prinzipiell geringere Tiefenwirkung dieses
Prinzips, sowie der hohe Gerätepreis im Vergleich zu 3D-Geräten mit 3D-Brillen, sodass
diese brillenlosen 3D-TV-Geräte nach ca. einem Jahr wieder vom Markt verschwanden.
Um bei zukünftigen brillenlosen 3D-TV-Geräten nicht in der Bildschärfe (Pixelzahl)
abzufallen müsste das verwendete Display mindestens die 9 fache HDTV Auflösung besitzen.
Dass die Flachdisplayhersteller an solchen Panels arbeiten konnte man auf der
Funkausstellung 2011 sehen. Sharp zeigte einen Vorgeschmack eines zukünftigen Super-HiVision Systems mit 16-facher HDTV Auflösung.
Konrad L. Maul
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TECHNIK-ESSAY
Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Abschließend kann jedoch festgestellt werden, dass dieses autostereoskopische Verfahren
(basierend auf n-Ansichten) heute die einzige brillenlose 3D-Technik für den Heimbereich
darstellt, die das Potential zur breiteren Umsetzung in der näheren Zukunft besitzt.
5.
Zusammenfassung und Ausblick
Wie wir gesehen haben hat sich die Grundig Fernsehentwicklung frühzeitig mit der
räumlichen Bildwiedergabe beschäftigt.
Zunächst getrieben um fernbedienbare Handhabungsroboter im Raum besser steuern zu
können. Dann im medizinischen Bereich um bei Untersuchungen und Operationen mit
Endoskopen eine dreidimensionale Sicht zu ermöglichen. Und dann die erste Umsetzung,
mittels bespielter analoger oder digitaler Videobänder, mit normalen 100 Hz Bildröhren TVSerien-Geräten (Serie DIGI VI) nur durch die Anwahl des 3D-Modes im Benutzermenü Filme
stereoskopisch wiedergeben zu können.
2005 zeigte Grundig auf der Internationalen Funkausstellung dann die erste Live-3DÜbertragungsstrecke nach dem brillenlosen Verfahren (autostereoskopisch). Das heißt,
Liveszenen wurden direkt auf die Grundig 3D THARUS 30 LCD-TV Geräte übertragen.
Damit konnte jedoch noch nicht der Durchbruch in den Massenmarkt erreicht werden.
Nachdem der Koc-Konzern über Arcelik die Anteile von Alba übernommen hatte gehörte die
Grundig Intermedia AG zu 100 Prozent zur Koc Firmengruppe.
Die neue Geschäftsführung beschloss im November 2008 die Grundig Fernsehentwicklung in
Nürnberg zu schließen.
Damit konnten die nach dem 3D-Kino-Boom (Avatar) 2009 einsetzenden 3D-TV
Entwicklungsphasen bei Grundig Intermedia nicht mehr von den erfahrenen deutschen
Grundig-Entwicklungsingenieuren mit ihrer über viele Jahre erworbenen 3D-Kompetenz
begleitet werden.
Trotzdem ist es mir ab 2009 als selbständig tätiger Fachautor und Berater gelungen, meinen
Erfahrungsschatz im 3D-TV-Bereich in Vorträgen (u.a. an der Hochschule Aalen, in der VDI
BZG Erlangen, im Rahmen der "Langen Nacht der Wissenschaften" im Rundfunkmuseum der
Stadt Fürth), technischen Essays und Fachartikeln weiter zu vermitteln.
Insbesondere sei hier die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Fa. Burosch erwähnt, die
frühzeitig im 3D-TV-Bereich Testbilder, Testsequenzen und Messverfahren zur Beurteilung
der räumlichen Bildwiedergabe in ihr Produktportfolio aufgenommen hat. Als Beispiel sei
hier nur der „Tag der Technik“ im Rundfunkmuseum der Stadt Fürth am 25. März 2012
angeführt, bei dem 3D im Fernsehen eines der zentralen Themen war und wir gemeinsam die
interessierten Museumsbesucher zum Themenkreis 3D-TV sachkundig informierten.
Abschließend bleibt zu hoffen, dass all die Vorarbeiten sich letzten Endes gelohnt haben und
sich die räumliche Bildwiedergabe mit den großen Flachbildschirmen endlich auch im
heimatlichen Wohnzimmer einen festen Platz erkämpfen kann.
Konrad L. Maul
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TECHNIK-ESSAY
6.
Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Literaturverzeichnis
Holliman, N.
3D Display Systems
Department of Computer Science
University of Durham, Durham 2005
Howard, I. P.
Seeing in Depth
Volume I Basic Mechanisms
University of Toronto Press, Toronto, 2002
Howard, I. P.
Seeing in Depth
Volume II Depth Perception
University of Toronto Press, Toronto, 2002
Maul, K.; Müller, G.
TV-Bild ohne Flimmern
Weltweit erstes 100 Hz TV-Gerät in Serienproduktion
Funkschau Heft 14, 1987
Maul, K.
Die raffinierten Tricks der Bildverbesserer
Poing: Media Publishing Home Vision Heft 7, 2008
Maul, K.
„Das räumliche Sehen“ physiologische und geometrische
Grundlagen zu 3D / Stereo Vision / Stereopsis
http://www.m2counselling.de
Maul, K.
Quo vadis 3D? Übersicht der 3D-Verfahren und deren Vorund Nachteile / Probleme beim derzeitigen technischen
Stand der 3D-Verfahren
http://www.m2counselling.de
Ponce, R. (et al.)
Stereopsis.
Current Biology
Volume 18 No 18, 2008
Konrad L. Maul
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TECHNIK-ESSAY
Geschichte der Grundig 3D-TV Entwicklungen (1989-2008)
Konrad L. Maul
Dipl.-Ing. (FH)
Certified Counsellor
Konrad L. Maul war 37 Jahre in der Fernsehentwicklung tätig, davon 30 Jahre in leitender Position. Als
Gruppenleiter war er für das erste Grundig 100 Hertz-TV-Gerät verantwortlich. Von 2001 bis 2008 leitete er die
Fernsehentwicklung der Grundig AG und in der Nachfolge der Grundig Intermedia AG.
Damit ist er einer der erfahrensten und profiliertesten TV-Entwickler Deutschlands.
Heute arbeitet er als Berater für Einzelne, Gruppen und Organisationen in technischen, wirtschaftlichen und
sozialen Handlungsfeldern.
http://www.m2counselling.de
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