Katalog - Stefan Schwarzer
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Katalog - Stefan Schwarzer
Kindergeburtstag Stefan Schwarzer Kindergeburtstag Stefan Schwarzer Wie feiert man einen Kindergeburtstag ? von Denise Ackermann Als Kind hatte der Geburtstag etwas viel Verzaubernderes als es später der Fall im Erwachsenenalter ist. Warum? Zum einen waren da die Geschenke, bei denen man hoffte, dass es auch genau das ist, was man sich wünschte. Zum anderen gab es noch die Geburtstagsfeier, die besonders aufregend war, wenn sich nicht nur mit der Familie an den Kaffeetisch gesetzt wurde, sondern wenn die gleichaltrigen Freunde eingeladen werden durften und sich die Eltern als Partyausrichter ins Zeug legten. Dieser jährliche besondere Tag war für Stefan Schwarzer ein prägendes Ereignis, wie er mir im Vorfeld zu seiner Geburtstagsperformance am 13. Oktober 2012 in der Magdeburger dieHO-Galerie erzählte. Er bezieht sich insbesondere auf die Geburtstage, welche während seiner Grundschulzeit stattgefunden haben. Waren sie doch die Highlights im Jahresverlauf nicht nur der eigenen Geburtstage, sondern auch die der Mitschüler_ innen und Freunde. Für den eigenen Geburtstag wurde lange überlegt, wer Gast sein sollte. Darauf hatte wiederum Einluss, wer einen ebenfalls zu seiner bzw. ihrer Geburtstagsfeier eingeladen hatte. So etwas sorgte immer für Aufregung im Klassenalltag. Wer eine Einladung hatte, war glücklich und fühlte sich dazugehörig, wer keine erhielt, war zumindest insgeheim traurig und fühlte sich ausgeschlossen. Dabei sahen die Kindergeburtstage in Stefans Kindheit nicht immer gleich aus, obwohl sich die Geburtstagsspiele doch ähnelten. Seine eigenen und auch die Feiern von Mitschüler_innen waren auch abhängig von den Möglichkeiten der Eltern, vor allem inanziell. Diese zeigten sich anhand der Geschenke, aber auch, in welchen räumlichen Situationen gefeiert werden konnte. Noch immer erinnert er sich mit einer gewissen Begeisterung an eine Feier, wo alle geladenen Gäste die ganze Feier in einem Swimmingpool zubringen konnten. Grundsätzlich ging es natürlich darum, einfach Spass zu haben, es wurde gespielt, es gab be- sonderes Essen, und dies war auch eine Grundintention für Stefan Schwarzer, um die Kunstaktion Kindergeburtstag zu machen. Von seinem 10. Geburtstag existiert eine Videoaufzeichnung, die der Vater von Stefan Schwarzer damals machte, eine dokumentarische Leidenschaft, die es oftmals bei Vätern gibt und wohl auch einer meist männlichen Technikafinität Rechnung trägt. Diese Videoaufzeichnung hat Stefan Schwarzer sowohl bei der Erinnerung an seine Kindergeburtstage als auch bei der Vorbereitung und Durchführung der Kindergeburtstagsperformance unterstützt. So hat er Spiele, Gewinne und Essen aus der damals realen Situation in einen Kunstraum übertragen, um dort mit Kindern und Erwachsenen als Gästen seinen Geburtstag erneut zu feiern. Dabei schlüpfte er selber in die Rolle des Veranstalters, indem er die Geburtstagsspiele vorbereitete, Essen und Getränke besorgte und die Galerie in einen Partyraum verwandelte. Die Einladungen wurden zuvor mittels professioneller Flyerverteilung in Magdeburg gestreut und zeitgemäß wurde auch über E-Mail und Soziale Netzwerke eingeladen. Die Vorbereitungen waren beendet und 15:45 Uhr konnte es mit der Feier losgehen. Gekommen waren Kinder, deren Eltern und Jugendliche aus der Nachbarschaft der dieHO-Galerie Magdeburg. An diese, sowie Freunde des Künstlers richtete sich auch die Geburtstagseinladung. Für die Teilnahme an der Feier hatte Stefan Schwarzer in seiner Einladung eine Bitte geäußert: ein Geburtstagsgeschenk für sich. Dieser Aufforderung folgten auch alle Gäste. Als genügend Gäste eingetroffen waren, konnte sich endlich an den gedeckten Kaffeetisch gesetzt werden. Doch bevor gegessen wurde, gab es das geburtstagsübliche Ständchen. Auf der Kaffeetafel standen Schokoladenkuchen und Mufins, zu denen wahlweise Kakao oder Pfefferminztee gereicht wurde. Und danach wurde gespielt! Das Besondere bei allen Spielen war dabei, dass es immer etwas zu gewinnen gab. Beim Begrifferaten durch pantomimische Darstellung hat jeder Gast, der den Begriff zuerst richtig erraten hat, einen Gewinn aus der „Schatztruhe” bekommen. Gleiches galt für denjenigen, der die meisten Punkte beim „Stadt-Name-Land”-Spiel hatte, dem darauf folgenden Spiel. Der Gewinn in Form einer Schokoladentafel lag beim nächsten Spiel dann schon als Spielelement mit bereit, denn wer eine Sechs würfelte, durfte mit Messer und Gabel so viel Schokolade essen, wie er konnte, d. h. bis der oder die nächste eine Sechs gewürfelt hatte. Allerdings wurde das Ganze erschwert, indem Mütze, Schal und Handschuhe angezogen werden mussten, bevor es an die Schokolade ging. Schon die vorherigen Spiele hatten Wettkampfcharakter, da es ja um einen Gewinn aus der Schatzkiste ging. Doch bei diesem speziellen SchokoladeEssen war dann auch der Ehrgeiz unter den Gästen lautstark ausgebrochen. Typische Beschuldigungen wie: „Du schummelst!”, welche dann meist auch elterliches Einschreiten erforderlich machten, wurden laut. Allerdings war dies nicht das einzige Schokoladenspiel, denn auf dieses folgte sogleich ein weiteres: „Das berüchtigte Mehlspiel”. Hierbei handelte es sich um aufgehäuftes Mehl, auf dem zuoberst ein Stück Schokolade lag. Nun musste mittels Löffel von den Mitspieler_innen Mehl vom Haufen weggenommen werden, ohne dass das Stück Schokolade nach unten iel. Fiel es dennoch, so musste ohne Zuhilfenahme der Hände die Schokolade aus dem Mehl geholt werden, die zur „Belohnung” dann auch gegessen werden durfte. Zur gegenseitigen Belustigung hatten fast alle Mitspieler_innen zum Schluß wunderbare Mehlgesichter. Nachdem bei den Spielen bisher jeder für sich um den Griff in die „Schatzkiste” kämpfte, folgte nun das erste Gruppenspiel. Es wurden zwei Mannschaften gebildet und es gab eine „Olympiade” mit Sackhüpfen, Eierlaufen, Kleiderwechsel-Lauf und Wattepusten. Doch alle Teilnehmer_innen dieser Olympiade hatten am Ende eine Medaille gewonnen und jede_r hat mindestens einmal in die Schatzkiste greifen dürfen. Eine Erinnerung an eine solche Feier darf natürlich auch nicht fehlen, daher gab es nun die Aufstellung zum Gruppenfoto. Darauf folgte ein weiteres Begrifferaten, diesmal allerdings wurden die zu erratenden Begriffe blind an die Tafel gezeichnet. Das nächste Spiel war Knickzeichnen, das bedeutet, jeder Gast begann mit einem Kopf, faltete diesen nach hinten und gab das Papier zu seinem Sitznachbarn weiter. Auf dem nun neu erhaltenen Papier wurde dann ein Oberkörper gezeichnet, dann wurde wiederum die Zeichnung geknickt und weitergereicht. Zum Schluss wurden dann Beine und Füße gezeichnet. Die so entstandenen Zeichnungen füllten dann die mit bunten Krepppapier behangenen Galeriewände. Nach all diesen Spielen gab es Abendbrot, nämlich Nudeln mit Tomatensoße und es wurde kurzzeitig recht ruhig auf der Geburtstagsfeier, allen schien es zu schmecken. Als das Abendbrot beendet war, gab es noch weitere drei Spiele mit Musik, zunächst der Stuhltanz, auf den dann die „Toilettenpapiermumie” folgte, ein Mitspieler wurde vom anderen mit Toilettenpapier eingewickelt. Zum Abschluss wurde zur gemeinsamen Polonaise durch die gesamte Galerie aufgefordert und die Schlange schlängelte sich fröhlich durch alle Räume. Danach durften alle noch mal in die Schatzkiste greifen und so ging die Geburtstagsfeier zu Ende. Im Normalfall ist nach der Feier noch aufzuräumen, aber nicht bei einer Kunst-Geburtstagsfeier. Die Durchführung der Geburtstagsfeier „gestaltete” den Galerieraum, lediglich die verderblichen Dinge und Stolperfallen (z. B. der Rest der „Toilettenpapiermumie”) wurden be- seitigt und vier Wochen nach der Feier als Kunst ausgestellt. Ist dies nun Kunst? Das fragte berechtigterweise auch einer der jungen Geburtstagsgäste. Nun ist davon auszugehen, dass jener junge Gast von etwa zehn Jahren eine Vorstellung von Kunst hat, die weder den gesamten historischen noch den zeitgenössischen Kunstdiskurs beinhaltet. Innerhalb dieses Diskurses wird jene Frage von den Beteiligten zumeist nicht gestellt, da Kunst ist, was als Kunst behandelt wird. Dennoch ist diese Frage berechtigt. Vom Künstler selbst wurde die Frage während der Aktion mit dem Verweis beantwortet, dass man sich in einer Kunstgalerie beindet, also sei es Kunst. Ob diese Antwort befriedigend für den jungen Gast war, ist schwerlich einzuschätzen, aber da es doch ums Feiern und Spielen ging, geriet die Frage rasch wiederin den Bereich des aktuell Unwichtigen. Die Autorin des Textes hat sich in Vorbereitung der hier vorliegenden Ausführungen diese Frage gleichermaßen gestellt, gleichwohl sie behaupten würde, einen geringen Wissensvorsprung gegenüber dem zehnjährigen fragenden Gast hinsichtlich des Kunstdiskurses zu haben. Eine andere Antwort außer „es ist Kunst, weil es als Kunst behandelt wird” kann sie allerdings für den vorliegenden Text auch nicht geben. Damit soll allerdings keineswegs die Berechtigung von Kunst im Allgemeinen und der stattgefundenen Aktion im Besonderen in Frage gestellt werden. Was die an der Aktion Teilnehmenden und die Besucher_innen der dieHO-Galerie in der Ausstellung nach der Aktion gezeigt bekommen, ist ein typischer familiärer Ritus bzw. dessen Spuren. Dienen Geburtstagsfeiern und nicht nur die von Kindern doch der Vergegenwärtigung von Strukturen der Kernfamilie und darüber hinaus der sozialen Eingebundenheit in Freundeskreise. Dabei geben Kindergeburtstage in ihrer Ausgestaltung gleichermaßen auch ein Bild über die gesellschaftlichen Verhältnisse wieder, das durch die Schaffung einer Beobachtungsebene durch die Kunstaktion ermöglicht wird. Der Ausgangspunkt für Stefan Schwarzer war der eigene zehnte Geburtstag, der tatsächlich 1994 in Leipzig stattgefunden hat. Die Eltern waren die Organisatoren der Feier sowie Spielleiter_in und mit relativ einfachen Mitteln wurden die Spiele selbst gestaltet. Stehen Eltern heute vor der Aufgabe, den Sprösslingen einen unvergesslichen Kindergeburtstag auszurichten und ziehen dafür das Internet zu Rate, dann lassen sich hier jede Menge Webseiten mit Ratgebertexten und -bildern inden, welche das gute Gelingen dieses Festes versprechen. Weiter noch gibt es eine ganze Reihe kommerzieller Anbieter_innen, die nur darauf spezialisiert sind, den „besten” Kindergeburtstag auszurichten. Auch auf Seiten von Jugendämtern lassen sich Hinweise bzw. Ansprechpartner_innen für gelungene Kinderfeste inden. Diese Dinge haben die Eltern von Stefan Schwarzer zur Vorbereitung seiner Geburtstagsfeier zu seinem Zehnten wohl nicht genutzt. Aber für das Remake des Kindergeburtstags 2012 im Kunstkontext hat er das genutzt, da er sich über die eigenen Erinnerungen hinaus mit dem Thema auseinandersetzte. Und die anwesenden erwachsenen Gäste im Jahr 2012, sowie die Besucher_innen der Ausstellung konnten sich mit ihren eigenen Erfahrungen auseinandersetzen. Die Beschäftigung mit Kindheit sowie mit der eigenen Kindheit ist innerhalb der Kunst nichts Neues oder Verwunderliches. So lagen Kinderzeichnungen gewissermaßen auch auf dem Weg zur Abstraktion (z. B. bei Pablo Picasso). Stefan Schwarzer wählte den Weg einer räumlichen Installation, die durch eine tatsächliche Aktion entsteht, d. h. eine wirkliche Kindergeburtstagsparty, die so ihre eigentliche Form erhält. Es wurde also wirklich gefeiert, damit der Eindruck einer abgehaltenen Party entstehen kann. Es wurde eine möglicherweise stattgefundene Feier und deren Spuren eben nicht nach geahmt, sondern eine reale Aktion abge- halten, wenn gleich innerhalb des Kunstkontextes, die der Schaffung des Kunstwerks Kindergeburtstag diente. Dabei waren alle Gäste praktisch Mitwirkende bei der Gestaltung des Kunstwerkes. Diese Arbeitsweise mag sicherlich beeinlusst sein durch den einsemestrigen Studienaufenthalt von Stefan Schwarzer in der Klasse von Christian Jankowski an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Dessen Arbeiten haben zumeist ebenfalls eine tatsächliche Inszenierung eines Themas, gleichsam im Kunstkontext, zum Ausgang, dem dann zumeist ein Video als zweiter Teil der Arbeit folgt. Eine Videodokumentation gehört gleichermaßen zu Stefan Schwarzers Kindergeburtstag, wie auch Objekte (Geburtstagsgeschenke), Zeichnungen, die Rauminstallation und Fotos. Insgesamt sind durch die Vorbereitung von Stefan Schwarzer, mit der tatsächlichen Feier und den Mitwirkenden mehrere Formen entstanden, die sich zur Arbeit Kindergeburtstag zusammenfügen. Über das Aufinden der Skulptur von Peter Möller Erinnerung: Ein Gruppenfoto von faschingfeiernden Burg- Giebichenstein- Studenten aus dem Jahre 1923 mit der einfachen Bildunterschrift: „Fasching 1923”. Damals war noch klar, dass es sich um Fasching und weder um eine Performance noch eine Soziale Plastik handelt, keinesfalls also um das Eigentliche des künstlerischen Tuns. Immerhin taucht heute, nach der Erindung jener (neuen?) Tatbestände, die Vermutung auf, bei jenem Fasching könne es sich möglicherweise doch um etwas Wesentlicheres auch schon der damaligen künstlerischen Praxis gehandelt haben. Wie das Foto des goldbestäubten Künstlers (Joseph Beuys 1965), der dem toten Hasen die Bilder erklärt, setzt auch das 1923er Faschingsfoto sofort Assoziationsketten in Gang und erzeugt eine virtuelle Skulptur, die aus nichts anderem besteht als aus Hörensagen im Gemisch mit den jeweils eigenen (kollektiv unterfütterten) Erfahrungen eines „Rezipienten“. Während die klassische Skulptur noch ganz im statischen Bild bleiben konnte, hat sich die nachmoderne vehement in Bewegung gesetzt. Durch einen quantenmechanisch umgewandelten Herstellungsprozess ist sie aus dem Tatsächlichen ins Mögliche gerückt, aus dem Ort durch die Zeit über beide hinaus. Soweit die kurze Vorrede. Stefan Schwarzer zeichnet seinen 10. Geburtstag nach. Als Naturstudium (es war auch die unmittelbare Anregung für diese Arbeit) dient ihm der damals vom Vater gedrehte Video8- Film; als Gestaltungslehre der damals von der Mutter erdachte und inszenierte Ablauf der Feier, die originale Dramaturgie des ursprünglichen Ereignisses. Mit seiner 18 Jahre später in Szene gesetzten Dramaturgie bleibt Schwarzer sehr nahe am Original. Zeitablauf, Art und Reihenfolge der Spiele, die Materialien, Speisen und Getränke werden akribisch, ja übergenau zitiert. Im Unterschied zum Original schmückt er aber nun den Raum opulent aus. Aus dem originalen Geburtstagskind wird der planende, lenkende und moderierende Künstler. Die Feier ist bunt, laut und süß. Ist sie Skulptur? Wenn ja, wo inden wir sie auf? Es ist – eigentlich – genauso, wie es uns Werner Heisenberg schon vor 80 Jahren über das Elektron beschrieben hat. Wenn wir genau hinschauen, ist es immer dort eben gerade nicht, wo wir momentan so genau hinschauen. Da es aber etwas, was wir Elektron nennen, geben muss, ist gerade das eine seiner wesentlichen Eigenschaften. Der originale 10. Geburtstag des nachmaligen Künstlers Schwarzer ist nicht die Skulptur, er ist aber mehr als das Material zu einer späteren Inszenierung, weil eben diese Inszenierung rückspiegelnd auch dieses Material verändert. Die nach-inszenierte Feier in einer Magdeburger Galerie ist nicht die Skulptur, weil sie ohne ihr Material (das Original) und ohne unsere Kenntnis ihres Stattindens im Hermetischen verbliebe. Das erhaltene Material – Geschenke, Teile der Dekoration, Film, Fotos – ist nicht die Skulptur, weil dieses Material (lediglich) auf etwas verweist, was es selbst nicht ist. Die Skulptur sitzt zwischen allen Stühlen. Sie verbirgt sich in einer Struktur, in der und durch sie zugleich offenbar wird. Dort und nur als solche ist sie Skulptur. Gerade iel mir ein kleiner Text in die Hände, in dem Carl Friedrich von Weizsäcker Platon so zitiert, dass der Künstler in einer göttlichen Inspiration Wahrheiten ausspreche, die er als Mensch nicht versteht. Und, weiter von Weizsäcker: Wer die Lebensprobleme von Künstlern kenne, würde vielleicht die These nicht übertrieben inden, dass ein Künstler eigentlich nicht leben könne; er sei durch das, was in ihm ständig geschehe, über die Grenzen des Normalen hinausgetrieben, ohne in einem anderen Raum einen festen Stand zu inden...Kunst sei eine Ersatzleistung. Zuende zitiert. (Tatsächlich wollte von Weizsäcker als Mystiker immer auch noch philosophierender Physiker bleiben. Geht aber nicht. Das nur nebenher. Beim nächsten Mal lieber Max Stirner zitieren!) Andererseits erkennen wir dadurch aber, dass wir uns nicht genötigt fühlen müssen, die Arbeit von Stefan Schwarzer irgendwie psychologisch zu interpretieren. Nicht nur, dass es für ihn selbst gar nicht intendiert ist. Nicht nur, dass es nicht nötig ist. Es wäre kontraproduktiv und würde nichts anderes freilegen, als die tiefe Psyche des Interpreten selbst. Die Arbeit ist das Bild. Dort liegt seine Qualität und sein einziger Grund. Das Bild ist der Raum, in dem der Künstler seinen festen Stand inden kann. Weizsäcker müsste es als Quantenphysiker eigentlich auch wissen: Das Elektron, sein Ort, sein Impuls, seine Bahn erscheinen nur, wenn der beobachtende Physiker Ort, Impuls und/oder Bahn erfragt. Genauso ist es mit der Skulptur. Indem der Künstler seine Beobachtung tätigt (und uns anderen ebendies vorschlägt), entsteht die Skulptur. Es ist völlig legitim, das als Material zu benutzen, was sich dem Künstler vor die Füße legt. Für Stefan Schwarzer war es naheliegend, die eigene Biograie heranzuziehen. Er hat das mit „Street Fighter II“ schon einmal sehr erfolgreich getan und die Pläne für weitere derartige Zugriffe sind in Arbeit. Nicht zuletzt sind es auch Übungen, um ins Bild zu kommen (Bildende Kunst). Mit den „Street Fighter II“- Arbeiten hat er noch weitgehend auf tradierte Medien zurückgegriffen, sie sich verfügbar gemacht. „Kindergeburtstag“ geht nun einen ersten großen Schritt weiter und, wenn ich das richtig verstanden habe, wird dieses mediale Ausschreiten noch weitere Kreise ziehen. How can you celebrate a children's birthday ? by Denise Ackermann For a child a birthday was much more charming than as it is the case in the age of adults later on. Why? Firstly, there were the presents, where you hoped these are exactly the ones you wished to get. On the other hand, there was the birthday party, which was very exciting, if it was not only a sitting around the coffee table together with the family, but if you were allowed to invite friends of the same age and the parents hustled in organising the party. This special day happening every year was a formative event for Stefan Schwarzer, as he told me in the lead-up to his birthday performance on October 13th, 2012, taking place in the Magdeburg dieHO-Gallery. He especially refers to the birthdays that took place during his times in primary school. These were the highlights over the year, not only his own birthdays, but also those of his schoolmates and friends. For his own birthday it took a long time to think about who should be the guests. The result of it was then again inluenced by the invitations to birthday parties you had got by others. These things always put the cat among the pigeons in the daily life in class. Who had such an invitation was happy and felt associated, who had not, was at least secretly sad and felt himself excluded. Thereby the children's birthdays in Stefan's childhood didn't always look similar, although the birthday games resembled. His own parties and those of his classmates were also dependent on the possibilities of the parents, especially for inancial reasons. These showed off by the presents, but also in what kind of rooms you could party. Even today with a certain enthusiasm he remembers a party where all invited guests could spend the whole party in a swimming pool. Of course, in general it was about just having fun, there were games, a special meal, and this was the basic intention of Stefan Schwarzer to make the art performance Kindergeburtstag. There still exists a video record of his 10th birthday, which the father of Stefan Schwarzer did then, a documentary passion, you can see with fathers very often and it also probably takes a mostly male afinity for technology into account. This video record helped Stefan Schwarzer both, remembering his children's birthdays and preparing and executing the children's birthday performance. So he transferred games, prizes and food from the then real situation into an art space in order to celebrate his birthday there again together with children and adults as his guests. Thereby he slipped into the role of the organiser himself by preparing the birthday games, delivering food and drinks and transforming the Gallery into a party place. The invitations were delivered before by a professional distribution of lyers in Magdeburg and it was also up-to-date invited by e-mails and social networks. The preparations were inished and at 3.45 p. m. the party could get started. Children, their parents and teenagers from the neighbourhood of the dieHO-Gallery Magdeburg arrived. The birth- day invitation was addressed to those and friends of the artist. In his invitation to the attandence of the party Stefan Schwarzer had made a request: a birthday present for himself. All the guests followed this request. When enough guests arrived, they inally could sit at the covered coffee table. But before they could start eating the ordinary birthday song was sung. On the coffee table stood chocolate cake and mufins to which there was passed a choice of cocoa or peppermint tea. And afterwards the playing of games began! The special with all games was that you could win something all the time. Every guest who correctly guessed the term irst at guessing terms by a pantomime performance got a prize out of the ”treasure chest”. The same applied for the one who had the most points at the subsequent Categories game. The prize in the form of a chocolate bar was then ready as an element of the next game, because who was dicing a six was allowed to eat with a knife and fork as much chocolate as he could, i.e. up to the next dicing a six. But that was made more dificult, because they had to wear a cap, scarf and gloves before eating the chocolate. The previous games already had a competitive character, because it was about a prize from the treasure chest. But the ambition of the guests raised a hue and cry at this special chocolate meal. Typical accusations were loud like ” You are cheating!” and mostly necessitated also parental intervention. However this was not the only chocolate game, because it was followed by another one: ”The notorious lour game”. It was about heaped up lour with a piece of chocolate placed at the top. Then, with the help of a spoon the teammates had to remove lour from the pile without falling down of the bar of chocolate. If it was falling anyway you had to get the chocolate out of the lour without using your hands and were allowed to eat it as a kind of ”remuneration”. As a mutual amusement nearly all teammates had wonderful lour faces at the end. After ighting so far at the games for his or her own to enter the ”treasure chest”, the irst group game followed. Two teams were formed and it took place an ” Olympiad” containing a sack race, an egg and spoon race, the changing clothes race and wadding blowing. But at the end all the participants of this Olympiad won a medal and at least once everyone could catch at the treasure chest. And of course, there must be a memory at such a party. That's why, then followed the formation for the group photo. Thereon another guessing of terms succeeded, but at this time the terms to be guessed were drawn on a blackboard blindly. The next game was kink drawing, that means every guest started with a head, folded it backwards and passed the paper to his neighbour. On this newly received paper an upper body was drawn next, then the drawing was folded again and passed. At the end bones and feet were drawn. These evolving drawings this way illed the Gallery walls, which were decorated with coloured crepe paper. After all these games there was dinner, namely pasta and tomato sauce. And it became fairly quiet for a short time at this birthday party, it seemed to taste to all. As the dinner was inished, there were still three other games with music, irstly Musical Chairs, followed by the ” toilet paper mummy”, a teammate was wrapped with toilet paper by another one. At the end, all were asked for a jointly Polonaise through the whole Gallery and the queue was meandering cheerful through all rooms. After that all were allowed to catch at the treasure chest again and so the birthday party came to an end. In the normal case after the party it is to clean up, but not at an art birthday party. The performing of the birthday party ”decorated” the Gallery room, only the perishable things and trip hazards (e.g. the rest of the ” toilet paper mummy”) were removed and presented as art four weeks after the party. Is this art then? One of the young birthday guests rightly asked this question. Well, one can assume that this young guest of about ten years has got an idea of art that doesn't contain both the whole historical and contemporary art discourse. In this discourse that question is mostly not asked by the persons involved, because art is what is treated as art. Nevertheless this question is justiied. By the artist himself this question was answered during the performance referring to the fact that you are in an art gallery. That means it must be art. Whether this answer was satisfactory for the young guest, is dificult to estimate, but because it was about having a party and playing games, this question rapidly was going to disappear in the present irrelevant. In preparation of the elaboration here presented the author of this text asked herself this question, as well. Although she would like to claim having a slight knowledge lead towards the asking ten years old guest referring to the art discourse. But she can't give another answer for the present text than ”art is what is treated as art”. However thereby the right of art in general and the happened performance in particular shall not be questioned at all. What the participants in the performance and visitors of the dieHO-Gallery in the exhibition are being presented after this performance is a typical family like rite or its traces respectively. Then birthday parties, and not only children's ones, serve as the realization of structures of the nuclear family and furthermore the social integration of circles of friends. In the process birthday parties and its arrangements also relect an image on social conditions, which will only be enabled by the setting-up of an observation level through the art performance. The starting point of Stefan Schwarzer was his own tenth birthday, which took place in Leipzig in 1994 indeed. The parents were the organisers of the party and the game masters, as well, and the games were created themselves with relatively simple resources. If parents face the challenge of organising an unforgettable children's birthday for their offsprings today, they can consult the internet. There you can ind a lot of websites with texts and pictures giving advice, which promise every success for this party. Additionally, there are a whole string of commercial providers, which are just specialized in organising ”the best” children's birthday. You can also ind tips and contact persons for felicitous children's parties at websites of youth welfare ofices. The parents of Stefan Schwarzer probably didn't use these kind of things for preparing his tenth birthday party. But he used it for the remake of the children's birthday in 2012 in the art context, because he dealt with the topic beyond his own memory. And the present adult guests in 2012 and the visitors of the exhibition could deal with their own experiences. Dealing with childhood in general and with his or her own childhood in particular is not a new or astonishing phenomenon in art. So, to some extent there were also children's drawings on the way to abstraction (e.g. by Pablo Picasso). Stefan Schwarzer chose the way of a spatial installation, which results of an actual performance, i.e. a real children's birthday party that receives its originally form. The people really celebrated that the impression of a given party may arise. A possibly happened party and its traces were simply not imitated, but hold as a real performance, although in the art context, which served as the creation of the artwork Kindergeburtstag. In doing so nearly all guests were virtually contributors to the creation of the artwork. This working method may surely be inluenced by Stefan Schwarzer's one-semester study visit at the class of Christian Jankowski at the Stuttgart State Academy of Art and Design. His works mostly start with a real production of a topic, as well, so to speak in the art context, which then follows mostly a video as second part of the work. A video documentation belongs to Stefan Schwarzer's Kindergeburtstag likewise, as well as objects (birthday presents), drawings, the room installation and photos. By the preparation of Stefan Schwarzer altogether several forms with the real party and the participants arose that join the work Kindergeburtstag together. About Locating the Sculpture by Peter Möller A memory: a group photo of carnival celebrating students at the Burg Giebichenstein Art College in 1923, with the simple caption: ”Carnival 1923”. Then, it was still very clear that it was about carnival and neither a performance nor a social sculpture, not at all about the essential of artistic doing. After the invention of those (new?) facts, at least today the speculation arises that this carnival might possibly even be about something more substantial, also of the then artistic practice. Like the photo of the gold dust artist (Joseph Beuys in 1965), who ex- plains the paintings to the dead hare, also the carnival photo of 1923 conjures up chains of associations immediately and creates a virtual sculpture, which consists of nothing else than of hearsay in the mixture with every own (backed up collectively) experiences of the ”recipients“. While the classical sculpture could still totally stay in the static frame, the postmodern one has gone beyond it vehemently. By a quantum mechanically transformed production process it has moved from the real to the possible, from the place by the time and beyond both. So much for a short foreword. Stefan Schwarzer traces his 10th birthday. The video 8 ilm, then made by his father, served him as the study of nature (it was also the direct motivation for this work); as the design theory the then by his mother conceived and staged procedure of the party, the original dramaturgy of the initial event. Schwarzer stays tuned very close to the original by his dramaturgy put in the limelight 18 years later. The timing, the type and order of the games, the materials, food and drinks are quoted precisely and meticulously, indeed. But in difference to the original he decorates the room opulently. The original birthday child becomes the planning, guiding and moderating artist. The party is colorful, noisy and cute. Is it a sculpture? And if yes, where can we ind it? It is – really – as Werner Heisenberg already described it on the electron 80 years ago. If we look closely, it isn't always there where we look at this moment so exactly. But there must be something what we call an electron, that is just one of its signiicant characteristics. The original 10th birthday of the later artist Schwarzer is not the sculpture, but it is more than the material for a later staging, because just this staging also transforms this material rearmirroring. The restaged party in a Magdeburg gallery is not the sculpture, because it stayed in the hermetic without its material (the original) and without our knowledge of its happening. The received material – presents, parts of the decoration, the ilm, photos – is not the sculpture, because this material (only) refers to something that isn't it itself. The sculpture is caught between that. It is hidden in a structure, at the same moment in and by will it be apparent. There and only as such it is a sculpture. I just read a small text where Carl Friedrich von Weizsäcker quoted Platon in the way that the artist expressed truths in a divine inspiration, which he doesn't understand as a human. And von Weizsäcker went on: Who knew the life problems of artists, didn't think the thesis is not exaggerated that an artist could not actually live; he was driven beyond the borders of the normal by that what always happened in himself, without inding a foothold in another room... art was a compensation. End of quote. (Actually von Weizsäcker as a mystic always wanted to stay also a philosophizing physicist. Doesn't work. That is just by the by. Next time rather to quote Max Stirner!) On the other hand, we can realize thereby that we don't have to feel compelled to interprete the work by Stefan Schwarzer somehow psychologically. Not only that it is not intended for himself. Not only that it is not necessary. It were counterproductive and wouldn't expose anything else than the deep psyche of the interpreter himself. The work is the picture. There is its quality and its only reason. The picture is the room where the artist can ind its foothold. Weiszsäcker also ought to know it as a quantum physicist: The electron, its place, its impulse, its trajectory only appear, if the observing physicist asks for this place, impulse and/or trajectory. This is the same with the sculpture. While the artist does his observation (and suggests this exactly to us other ones), the sculpture arises. It is quite legitimate to use it as material what has been laid down before the artist's feet. It was obvious for Stefan Schwarzer to use his own biography. He has already done it very succesfully with ”Street Fighter II” and plans for more such accesses are in work. Not at least these are also exercises to come into the picture (plastic arts). With the”Street Fighter II” works he still referred mainly to passed on media, made them available for himself. ”Children's birthday” now takes a major irst step forward and, if I understood it correctly, this medial step out will still spread itself out. Anhang / Annex Ausstellungen / Exhibitions Stefan Schwarzer 2012 Kindergeburtstag – Einzelausstellung dieHo-Galerie, Magdeburg 2012 Kindergeburtstag – solo exhibition dieHo-gallery, Magdeburg 2012 Street Fighter II Turbo – Einzelausstellung Galerie Weltecho, Chemnitz 2012 Street Fighter II Turbo – solo exhibition Gallery Weltecho, Chemnitz 2011 Scholarship of the German National Foundation 2012 Neue Klasse – Gruppenausstellung kuratiert von Gregor Schneider und Christian Jankowski Wiensowski & Harbord, Berlin 2012 Neue Klasse – group exhibition curated by Gregor Schneider and Christian Jankowski Wiensowski & Harbord, Berlin 2011 Jury-Preis des Kunstfestivals Begehungen Nr.8, Chemnitz 2011 Jury award of art festival Begehungen Nr.8, Chemnitz 2011 Just printed – Gruppenausstellung Galerie Module 2, Dresden 2011 Just printed – group exhibition gallery Module 2, Dresden 2012 Gastsemester, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart Studiengang Bildhauerei Fachgebiet Video / Performance / Installation bei Prof. Christian Jankowski 2012 Guest semester, Stuttgart State Academy of Art and Design course of studies sculpture degree course video / performance / installation by Prof. Christian Jankowski 2011 Street Fighter II – Einzelausstellung Computerspielemuseum, Berlin 2011 Street Fighter II – solo exhibition Computer game museum, Berlin 2011 Begehungen Nr.8 – Kunstfestival Ehemalige JVA „Kaßberg”, Chemnitz 2011 Begehungen Nr.8 – art festival Former prison” Kaßberg”, Chemnitz 2012 Zweiter Preisträger des dieHo-Kunstpreises, Magdeburg 2012 Second prize of dieHo-art prize, Magdeburg 2010 Galerie Lorch + Seidel, Berlin What´s up in Halle – Gruppenausstellung 2010 What´s up in Halle – group exhibition Gallery Lorch + Seidel, Berlin 1984 geboren in Leipzig 1984 born in Leipzig, Germany 2008 Studium, Burg Giebichenstein Kunsthochschule, Halle Studiengang Malerei / Graik Fachgebiet Bild / Raum / Objekt / Glas bei Prof. Christine Triebsch 2008 Art studies, Burg Giebichenstein University of Art and Design, Halle course of studies painting / graphics degree course image / object / space / glass by Prof. Christine Triebsch 2011 Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes Impressum / Imprint Die Dokumentation Kindergeburtstag erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in der dieHo-Galerie, Magdeburg vom 13.10. bis 11.11.2012. This book is published on the occasion of the exhibition Kindergeburtstag in the dieHo-Galerie, Magdeburg from October 13 to November 11, 2012. © 2013 Stefan Schwarzer © Fotograie: Phillip Hiersemann © Text: Denise Ackermann, Peter Möller Vielen Dank an Alle, die mir geholfen haben, das Projekt zu realisieren. Besonderer Dank gilt allen Teilnehmer_innen der Performance. Many thanks to all who have helped me. Special thanks to all paticipators of the performance. dieHo-Galerie, Phillip Hiersemann, Nadja Hagen, Walter Precht, Lukas Lehmann, Carina Sperk, Denise Ackermann, Karen Weinert, Thomas Mende, Sandro Reppe, Peter Möller und meiner Familie. Layout und Satz: Stefan Schwarzer Übersetzung: Sandro Reppe Lektorat: Karen Weinert, Thomas Mende www.SchwarzerStefan.de www.dieho.de Limitierte Aulage von 200 Exemplaren Limited edition of 200 copies Alle Rechte an den Arbeiten liegen bei Stefan Schwarzer. All rights reserved. HESPERUS Verlag Potsdam | Dresden Klaus Peter Möller Postfach 60 11 44, D ‐ 14471 Potsdam Tel.: | Fax: +49 331 951 2201 www.Hesperus -Verlag.de HESPERUS Verlag Potsdam | Dresden | ISBN: 978-3-932607-29-5