Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung

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Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
Martin Kappas, Gunter Menz, Michael Richter und Uwe Treter
Klima, Witterung und Wetter
Die Alltagserfahrung unterscheidet das
sich täglich und stündlich ändernde
Wetter sowie die Witterung. Unter dem
Begriff der Witterung wird dabei der Zustand der Atmosphäre während mehrerer Tage oder einer längeren Phase, in
der sich das Wetter nicht ändert, verstanden. Der durchschnittliche jährliche Ablauf der Witterung wird als das
Klima eines Ortes, eines Gebietes oder
eines Landes bezeichnet. Es setzt sich
aus den Ausprägungen und dem Zusammenwirken seiner einzelnen Elemente
zusammen. Klimaelemente sind die
Temperatur der Luft, der Niederschlag,
die relative Luftfeuchte, der Luftdruck,
Luftbewegungen und anderes.
Zur vollständigen Klimabeschreibung
gehören sowohl Angaben über den
durchschnittlichen Zustand der Witterungselemente und ihre Schwankungen
( Beiträge Endlicher/Hendl, S. 32;
Klein/Menz, S. 42 und S. 44) als auch
12
eine Beschreibung des typischen Witterungsablaufs. Die Gestaltung des Geländes – also die topographischen Gegebenheiten wie Höhe über dem Meeresspiegel, Relief, Hangneigung und Exposition – spielen dabei eine wichtige modifizierende Rolle ( Beiträge Goßmann/Thamm, S. 68; Siegmund, S. 70).
Das Klima ist eine langfristige, meist
stabile charakteristische Eigenschaft einer Landschaft oder Region, gebildet
durch den langjährigen Durchschnitt
des Wetters. Wir können sagen, wie
warm eine Region ist oder wie kalt, wie
feucht sie normalerweise ist oder wie
trocken. Aber wie kommt das Klima zustande? Wie schnell und warum kann es
sich ändern? Wie sieht es mit mittelbis langfristigen Klimaveränderungen
aus?
Nördliche Hemisphäre
Variation der bodennahen Mitteltemperatur
Schematische Rekonstruktion
Temperatur in °C
21
„Super-Warmzeit”
der Zukunft?
„Optimum” des
Holozän
Temperatur in °C
17
„Optimum” des
Holozän
„Optimum” der Römerzeit
unsicher
Die Darstellung Deutschlands in seiner
physisch-geographischen Dimension
umfasst zahlreiche Aspekte. In Ergänzung zu den Themenbereichen Relief,
Boden und Wasser, die in Band 2 des
Nationalatlas behandelt werden, befasst
sich der vorliegende Atlasband mit dem
Klima, der Pflanzen- und der Tierwelt
in Deutschland.
19
Mittelalterliches
„Optimum”
17
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11
15
„Pessimum” zur Zeit der
Völkerwanderung
10
8
6
4
Zeit in Jahrtausenden vor heute
Kaltzeitklima der
Vergangenheit
(Würm-Eiszeit)
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
2
0
13
„Kleine Eiszeit”
heutiges Klima
Trend
(hypothetisch)
nach SCHÖNWIESE 1995
Klima im Wandel
Wie wir aus der Vergangenheit wissen,
ist das Klima außerordentlich veränderlich. So war es in der noch gar nicht so
lange zurückliegenden sog. kleinen Eiszeit deutlich kühler als im 20. Jh.
Aus den Aufzeichnungen meteorologischer Stationen ist ersichtlich, dass
auch seit ungefähr 1920 wieder merkliche Klimaveränderungen stattfinden.
In der aktuellen Berichterstattung
häufige Schlagworte wie „Klimaerwärmung“ oder „El Niño“ erzeugen bestimmte Bilder in den Köpfen der Menschen und belegen das Vorhandensein
ständiger Klimavariationen. Es gibt also
gar kein „Normalklima“!
Die Ergebnisse von Instrumentenaufzeichnungen, historischen und paläoklimatologischen Untersuchungen zeigen,
dass Klimaschwankungen in der Erdgeschichte schon immer aufgetreten sind
. Betrachtet man längere Zeiträume,
so werden die Schwankungen ausgeprägter sichtbar als in kürzeren . So
waren die Temperaturabweichungen
während der Eiszeiten (2,5 Mio. bis
10.000 Jahre v.h.) ( Beitrag Liedtke,
Bd. 2, S. 66) größer als während der
„kleinen Eiszeit“ von etwa 1550 bis
1800, bei der die durchschnittlichen
Temperaturen in Europa ca.1,5 °C niedriger als heute lagen. Die Alpengletscher wurden deshalb deutlich größer
und reichten weiter in die Täler hinunter. Die Folgen waren große Ernteausfälle und Hungersnöte.
In relativ warmen Epochen („Klimaoptima“) dagegen konnten sich Kulturen besonders gut entfalten. In einer
solchen Epoche fand z.B. die Blüte des
römischen Reiches statt ; das Klima
ließ zwischen 300 v.Chr. und 400 n.Chr.
sogar Bergbau in den heutigen Dauerfrostgebieten der Alpen zu. In relativ
kalten Epochen dagegen kam es vermehrt zu hohen Niederschlägen und
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt
Sturmfluten; die Zeit der Völkerwanderung fällt in ein solches „Klimapessimum“ (450-850).
Da das Klima als Ausdruck der hochkomplexen Vorgänge in der Atmosphäre einen großen mittelbaren und unmittelbaren Einfluss auf alle Erscheinungsformen des Landes und des Meeres ausübt und mit diesen in mehr oder weniger starken Wechselwirkungen steht,
lassen sich aus dem Zustand bzw. den
Veränderungen in beispielsweise der
Biosphäre oder der Hydrosphäre
Rückschlüsse auf den Klimawandel ziehen. So sind die Verbreitung von Pflanzen und Tieren, die Temperatur und die
Eisbedeckung der Meere, der Massenhaushalt der Gletscher und vieles andere mehr aufs engste mit dem Klima verwoben.
Die Eiszeiten, die kleine Eiszeit oder
das El Niño-Phänomen sind typische
Beispiele für Klimaschwankungen in
verschiedenen Zeitskalen ( Beiträge
Rapp/Schönwiese, S. 56; Gerstengarbe/
Werner, S. 58; Hupfer/Jacobeit, S. 60).
El Niño ist eine im Abstand von drei
bis acht Jahren auftretende Störung des
pazifischen Klimasystems, die weltweite
Auswirkungen hat (eine sog. Telekonnektion). Das Typische eines El NiñoEreignisses ist das Auftreten ungewöhnlich hoher Wassertemperaturen in den
üblicherweise kalten Auftriebswässern
vor der südamerikanischen Pazifikküste.
Da dieses Phänomen um Weihnachten
herum beginnt, wurde es im Spanischen
El Niño getauft, was auf Deutsch
Christkind heißt. Mit der dabei auftretenden Erhöhung der ozeanischen Oberflächentemperatur um mehr als 5 °C gehen Änderungen der atmosphärischen
Zirkulation und der globalen Niederschlagsverteilung einher. Es handelt
sich hierbei also um ein typisches Beispiel für die Wechselwirkungen zwi-
schen Ozean und Atmosphäre, bei der
sich das Klima als Ausdruck eines weltweit zusammenhängenden komplexen
Systems erweist, das großen Veränderungen unterliegt. Auch das Klima in
Deutschland wird dadurch beeinflusst.
Neben den genannten Klimaereignissen und Effekten sind gerade im 20. Jh.
weitere Veränderungen des Klimas festzustellen. Danach veränderten sich im
Zeitraum 1901 bis 2000 die durchschnittlichen Temperaturen, die Eisflächen und der Meeresspiegel, die Niederschlagsmengen sowie die Zusammensetzung der Atmosphäre. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde
ist um 0,6 °C gestiegen. Die 1990er Jahre waren dabei die wärmste Dekade seit
1861, dem ersten Jahr, für das globale
Klimamessungen vorliegen. 1998 war
das wärmste Jahr seit 1861. Erweiterte
Analysen und rekonstruierte Temperaturen aus Baumringen (Dendrochronologie, Beitrag Anhuf u.a., S. 88) belegen sogar, dass die 1990er Jahre die
wärmste Dekade in den vergangenen
1000 Jahren war. Aufgrund dieser Temperaturentwicklung hat die schneebedeckte Fläche seit 1960 weltweit um ca.
10% abgenommen. Die meisten Gletscher sind deutlich geschrumpft. In der
Arktis verzeichnet das Meereis seit
1950 einen Rückgang um 10-15%. In
der Antarktis ist hingegen kein Rückgang zu erkennen. Der Meeresspiegel ist
durch abschmelzende Eismassen und
durch die Ausdehnung des erwärmten
Meerwassers um 10-20 cm gestiegen.
Die Niederschläge auf der Nordhalbkugel haben in den mittleren und höheren
Breiten (zwischen 30° und 90° nördlicher Breite) um 0,5-1% pro Dezennium zugenommen, in den Tropen (d.h. in
dem um den Äquator gelegenen Gürtel
zwischen 10° südlicher und 10° nörd
licher Breite) um 0,2-0,3% pro
Beobachtungsstationen des Deutschen Wetterdienstes
List
und kooperierender Organisationen, Stand: Juli 2003
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Luftfeuchte
Windrichtung/Windgeschwindigkeit
gW geschätzte Windrichtung/
Windstärke
E Erdbodentemperatur
S Sonnenscheindauer
N Bewölkung (Bedeckung)
R Niederschlag
SH Schneedecke
() nicht an allen Stationen
Landhöhen (in m)
2000 bis 3000
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Depression
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Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
© Deutscher Wetterdienst
25
50
75
Maßstab 1: 2750000
Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
13
100 km
Komponenten und Einflüsse des Klimas
Sonneneinstrahlung
Wärme
Assimilation
Selektion
der Flora
Verwitterung /
Bodenbildung
Luftbewegung / Wind
Selektion
der Fauna
Veränderung der
Morphologie
ökonomische
Optionen
Pflanzenproduktion
Fauna
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
Autor: M. Kappas
Dezennium. In den Subtropen (d.h. zwischen 15° und 35° nördlicher Breite),
in denen z.B. Mittelamerika, die Sahara, der Sahel oder Indien liegen, sind
die Niederschläge hingegen um 0,3%
pro Dezennium zurückgegangen. Das
Auftreten von Niederschlagsextremen
hat seit 1901 weltweit um etwa 2-4%
zugenommen.
Die Menschheit als Klimafaktor
Die erdgeschichtlichen Klimawechsel
sind im Wesentlichen durch die Veränderungen der Erdrotationsachse bedingt. In der jüngeren Geschichte hat
jedoch auch das Wirtschaften des Menschen in zunehmendem Maße Einfluss
auf das Klima, ohne dass dieser immer
exakt zu quantifizieren wäre.
Beispielsweise hat sich die Zusammensetzung der Erdatmosphäre deutlich
verändert. Der Kohlendioxidgehalt der
Luft hat sich seit 1750 um ein knappes
Drittel erhöht, der heutige Wert ist der
höchste in den letzten 420.000 Jahren.
Drei Viertel dieser Erhöhung gehen auf
die Nutzung fossiler Brennstoffe zurück,
ein Viertel auf Veränderungen der
Landbedeckung und -nutzung (z.B. Rodungen). Erst zögerlich setzt sich in den
letzten Jahrzehnten die Nutzung alternativer Energiequellen durch, wodurch
eine weitere Erhöhung dieser Werte
eingedämmt werden könnte ( Beitrag
Eberhard, S.76; zu Wind- und Wasserenergie Beitrag Klein, Bd. 8). Auch
der Methangehalt der Atmosphäre, der
eng an die globale Bevölkerungsentwicklung gekoppelt ist, ist seit 1750 um
das Zweieinhalbfache gestiegen, der
Anteil von Lachgas im gleichen Zeitraum um 17%. Parallel dazu erhöhte
sich in der unteren Atmosphäre (Troposphäre) die Ozonkonzentration um ein
Drittel. In der Stratosphäre ist der
Ozongehalt hingegen deutlich zurückgegangen, was auch als Ozonloch beschrieben wird ( Beitrag Kappas u.a.,
S. 80). Als weitere Größen sind die natürliche und die vom Menschen verursachte Radioaktivität zu nennen, die im
14
Energie verwandelt werden und initiiert
weitere Reaktionen mit der festen und
flüssigen Erdoberfläche, sowohl mit deren toten wie auch mit den lebenden
Komponenten. Dabei werden ganze Reaktionsketten ausgelöst. Die eingestrahlte Menge an Licht kann im Maximum den Betrag von 4000 Joule/cm²
und Tag erreichen, kann aber auch gegen Null sinken, wie zum Beispiel im
Winter der Polarregionen. Es gibt also
saisonale Schwankungen, die von den
Polen zu den äquatorialen Zonen immer
geringer werden. In den Tropen finden
wir das gesamte Jahr über eine fast konstante Einstrahlung an Lichtenergie von
3000 bis 4000 Joule/cm² und Tag.
Durch Erwärmung und Erkalten der
Erdoberfläche werden verschiedenste
Prozesse in Gang gesetzt, die u.a. die
Verwitterung von Gestein und die Verdunstung von Wasser zur Folge haben.
Je nach Material und Struktur der Erdoberfläche wärmt sich diese in unterschiedlichem Maße auf, was wiederum
Temperaturunterschiede der darüber
stehenden Luft und damit Dichteunterschiede derselben zum Resultat hat.
Durch den Ausgleich von Druck- und
Temperaturunterschieden der Luft entsteht Wind ( Beitrag Bürger, S. 52),
und mit dem Wind wird Feuchtigkeit
transportiert, in der Regel von den Ozeanen hin zu den Landmassen. In
Deutschland bewirkt dies einen abneh-
Klima als ökologische Komponente
Verdunstung
Wassertransport und
Niederschläge
20. Jahrhundert stetig angestiegen ist
und – durch spezielle Ereignisse verursacht – deutliche Schwankungen erfahren hat ( Beitrag Endlicher/Steinkopff, S. 82).
All dies belegt den enormen menschlichen Einfluss auf das Klima und die
Witterung, deren Beobachtung zu den
wichtigsten Aufgaben der Klimatologie
gehört.
Das Klima eines Ortes, einer Region
oder eines Landes ist eine wesentliche
Komponente des komplexen ökologischen Systems unserer Umwelt . Die
Einwirkung der Sonneneinstrahlung auf
die Erdoberfläche löst verschiedene
physikalische und chemische Reaktionen aus ( Beiträge Endlicher/VentSchmidt, S. 38; Anhuf/Czeplak/Hoppmann, S. 40), die sowohl die feste Erdoberfläche wie auch die flüssige, d.h.
die großen Wassermassen der Ozeane,
betreffen. Dadurch werden die physikalischen Zustandsformen der Atmosphäre – Temperatur, Luftfeuchtigkeit und
Niederschlag – beeinflusst. In Abhängigkeit vom Sonnenstand und der Menge an Licht (kurzwellige Strahlung),
welche die Erdoberfläche erreicht, wird
eine bestimmte Energiemenge importiert. Diese Energie kann in Wärme
oder durch Photosynthese in biotische
menden maritimen Einfluss des Atlantiks von West nach Ost. Mit der Abkühlung von feuchten Luftmassen sind
Niederschläge, mit der Erwärmung derselben sind Wasseraufnahme und Trockenheit verbunden.
Von Pflanzen wird die eingestrahlte
Lichtenergie in chemische Bindungsenergie überführt und so gespeichert. In
dieser Form steht sie den Pflanzen selbst
und schließlich jenen tierischen Organismen, die von Pflanzen leben, als Energiequelle zur Verfügung. Saisonale
Schwankungen in der Lichteinstrahlung
haben eine selektive Wirkung auf Pflanzen und Tiere. Die Zusammensetzungen
von Flora und Fauna sind also ebenfalls
ein Resultat der klimatischen Gegebenheiten.
Schließlich zeigt die ökologische Betrachtung, dass die Zusammenfassung
all der genannten vom Klima abhängigen Erscheinungen und Wirkungen von
Bedeutung für die Art des Wirtschaftens
des Menschen sind . Nicht nur die
Landwirtschaft ( Beitrag Endlicher,
S. 74) und der Tourismus müssen
Wettererscheinungen bei typischen Wetterlagen
bei Nordlagen
mPA
Nordlagen
Nordwestlagen
mP
feucht
kühl
gute Sicht Schauerwetter
örtliche Gewitter
mPT
Westlagen
cPA
trocken
Wi: strenge Kälte
Wi: zeitweise
geringer Schneefall
trocken, dunstig
Wi: Schneeschauer
Front-Gewitter
Frühling und Herbst:
Nachtfröste
So: unbeständig, regnerisch
So: warm, heiter
Wi: kalt
örtliche Gewitter
Vb-Lagen
(Troglagen)
feuchtwarm, diesig
mT
feuchtwarm
starke Bewölkung
Sprühregen
So: heiß, dunstig
Wärmegewitter
ergiebige
Niederschläge
Südlagen
Südostlagen
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schlechte Sicht
heiß, staubführend
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Südlagen
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Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt
200
400
600
800 1000 km
Maßstab 1: 40000000
Wettererscheinungen
im Sommer
im Winter
zu allen Jahreszeiten
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
Ostlagen
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trocken, dunstig
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nach HEYER 1988
cP
So: warm und trocken
wolkenarm
feucht, stark bewölkt
Wi: Tauwetter, diesig bis neblig
zeitweise Regen, nasser Schnee
So: kühl
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Südwestlagen
Nordostlagen
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gute Sicht
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sehr gute Sicht
Schauerniederschläge
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Juli 2003
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Maßstab 1: 2750000
Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
15
100 km
Tage / Jahr
arktische Polarluft
aus der Arktis über das Nordmeer
sehr kalt, feucht
grönländische
Polarluft
aus der Arktis über
die Grönlandmeere
kalt, feucht
Meeresluft
vom Nordostatlantik über
die Britischen Inseln
mild, feucht
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30
nordsibirische Polarluft
aus Nordsibirien
über Russland
extrem kalt, trocken
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15
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erwärmte Polarluft
aus der Arktis über
die Azoren
kühl, feucht
95
70
russische Polarluft
aus Russland über Osteuropa
kalt, trocken
rückkehrende
2 Polarluft
Festlandsluft
stationär in Mitteleuropa
warm oder kalt,
meist trocken
95
aus der Arktis über
Südosteuropa
erwärmt, trocken
asiatische Tropikluft
40
atlantische Tropikluft
von den Azoren über Westeuropa
warm, feucht
1
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warm, trocken
afrikanische Tropikluft
aus der Sahara über den Balkan
Mittelmeer- heiß, trocken
tropikluft
aus Afrika über
das Mittelmeer
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Autor: M. Kappas
200
300
400
500 km
Maßstab 1 : 20 000 000
Beschreibung der Luftmassen
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
russische Polarluft
aus Russland über Osteuropa
kalt, trocken
berücksichtigen, was unter den jeweils
gegebenen klimatischen Bedingungen
möglich ist, sondern beispielsweise auch
auf Wasser oder auf reine Luft angewiesene Industrien.
Luftmassen über Deutschland
In Deutschland herrscht ein gemäßigtes, humid-mesothermales Klima (Cf
nach der Klimaklassifikation von Köppen ), das durch ganzjährige Niederschläge und mittlere Monatstemperaturen von wenigen Graden über Null in
der kalten Jahreszeit und um 20 °C in
den Sommermonaten charakterisiert
ist. Innerhalb der globalen atmosphärischen Zirkulation liegt Deutschland im
so genannten Westwindgürtel, in dem
Tiefdruckgebiete von West nach Ost
wandern ( Beitrag Klein/Menz,
S. 42). Um Wetter, Witterungsabläufe
und Klima zu verstehen, ist es notwendig, die Abfolge verschiedener Luftmassen unterschiedlicher Herkunft und ihre
Wirkungen zu kennen ( Beitrag Bissoli/Dittmann/Lang, S. 62).
Ihrem Ursprung nach lassen sich für
Deutschland und Mitteleuropa zwei
wirksame Hauptluftmassen unterscheiden: Luftmassen polarer und Luftmassen
subtropischer Herkunft, deren Abgrenzung die Polarfront oder Frontalzone
bildet (FRANKENBERG/KAPPAS 1991). Die
Polarluft wie auch die Tropikluft gelangen, abhängig vom Ursprungsgebiet, in
drei unterschiedlich temperierten Varianten nach Mitteleuropa. Je nachdem,
ob die Luftmassen über Land oder über
Meer geführt werden, besitzen sie kontinentale bzw. maritime Eigenschaften.
Durch die Nähe Deutschlands zum Atlantik übt die vorherrschende Westwinddrift einen überwiegend maritimen
Einfluss aus.
16
Bezeichnung
Ursprungsgebiet und Weg
Eigenschaften
Im langjährigen Durchschnitt bestimmen zwölf verschiedene Luftmassen das
Wetter und die Witterung in Deutschland. Dabei sind insbesondere das Ursprungsgebiet, der Weg der Luftmasse
sowie ihre Eigenschaften
und Auftrittshäufigkeiten
von Bedeutung.
Am leichtesten ist die nordsibirische
und russische Polarluft zu identifizieren,
die Deutschland strenge Kälte bei ausgeprägter Trockenheit bringt. Die arktische Polarluft importiert kalt-feuchte
Luft nach Mitteleuropa und führt häufig
zu ausgiebigen Schauern. Die grönländische Polarluft, aus Nordwesten anströmend, besitzt ähnliche Eigenschaften
wie die arktische, wenn auch in schwächerer Ausprägung. Insgesamt ist vor allem der Anteil der aus Westen nach
Deutschland gelangenden erwärmten
Polarluft (sog. rückkehrende Polarluft)
bedeutend, da diese durch den hohen
Feuchtigkeitsgehalt zu großer Unbeständigkeit über Mitteleuropa führt.
Echte Meeresluft wird aus dem Bereich
des Nordost-Atlantiks nach Deutschland importiert. Weiter südlich im Bereich der Azoren ist das Ursprungsgebiet der atlantischen Tropikluft zu finden. Von diesem Raum strömt aus Südwesten feuchtwarme Luft nach Deutschland. Zu den selteneren Luftmassen
über Mitteleuropa gehören Strömungen
der asiatischen Tropikluft, der schwülen
Mittelmeer-Tropikluft und der heißen
afrikanischen Tropikluft.
Die aus den genannten Himmelsrichtungen zuströmenden Luftmassen werden „fremdbürtig“ genannt. Auf ihrem
weiten Weg über Landflächen und Meere verändert jede Luftmasse ihre ursprünglichen Eigenschaften – sie altert.
Es ist erstaunlich, wie lange eine Luftmasse über weite Entfernungen hinweg
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt
Wetterlagen und Bioklima
Der Wechsel unterschiedlich temperierter Luftmassen hat nicht nur einen wesentlichen Einfluss auf das Wettergeschehen, sondern auch auf das Wohlergehen des Menschen. Schon in Goethes
Faust wird die Frage gestellt: „Sind wir
ein Spiel von jedem Druck der Luft?“
Wir sind es, denn heutzutage ist es
nachweisbar, dass etwa jeder dritte Bundesbürger wetterfühlig ist und auf Luftdruckschwankungen reagiert. Darunter
befinden sich überwiegend Menschen
mit Herz- und Kreislaufproblemen sowie Rheumaleidende. Extreme Temperaturwechsel (z.B. Föhnlagen, vgl. )
wirken sich nicht nur auf das körperliche Befinden ( Beitrag Grätz/Jendritzky, S. 72), sondern auch auf die
Psyche des Menschen aus.
Besondere Bedeutung kommt den
winterlichen Hochdruckwetterlagen in
den deutschen Niederungslandschaften
zu. Bei schwacher Luftbewegung kann
es zur Ausbildung von Sperrschichten
(Inversionen) oberhalb einer Hochnebeldecke kommen, die den vertikalen
Luftaustausch behindern, so dass bei
starker Luftverschmutzung und stagnierenden Abgasen medizinisch-biologisch
äußerst belastende Smog-Situationen
entstehen können. Smog – eine Wortbildung aus den englischen Wörtern für
Rauch (smoke) und Nebel (fog) – bildet
sich auch in den Sommermonaten,
beispielsweise durch den starken An-
stieg von bodennahem Ozon während
strahlungsreicher Wetterlagen ( Beitrag Kappas u.a., S. 80).
Die verschiedenen Luftmassen mit
ihren spezifischen Eigenschaften lassen
sich immer wiederkehrenden Mustern
zuordnen, den so genannten mitteleuropäischen Großwetterlagen, die seit
mehr als 100 Jahren untersucht und
klassifiziert werden ( Beitrag Bissoli/
Dittmann/Lang, S. 62). Bezeichnungen
wie Hochdrucklage, Westwetterlage,
Ostwetterlage oder Tiefdrucklage vermögen mit einem einzigen Wort den
vorherrschenden Wetterzustand zu charakterisieren. Jede Jahreszeit wird dabei
von bestimmten Großwetterlagen dominiert, wobei im Mittel über Deutschland die Westwetterlagen unterschiedlicher Ausprägung ( zyklonale,
antizyklonale, südliche oder winkelförmige Westwetterlagen) dominieren,
die in Extremfällen sogar orkanartige
Ausprägung annehmen können
( Beitrag Kurz, S. 34).
Für die Prognostik gilt es, diese Wetterlagen möglichst objektiv zu erfassen.
In Deutschland bildet der 10. Längengrad Ost, also ungefähr die Linie Hamburg – Ulm, eine grobe Grenze zwischen einem überwiegend maritimen
Klima im Westen und einem vor allem
im Winter öfter den kontinentalen Ein-
Vorgänge bei Stau und Föhn
Hochdruck
Luvseite
Stau
Föhnmauer
Leeseite
Föhn
Tiefdruck
Föhnfische
2000 m
3,6 °C
feuchtadiabatischer
Temperaturgradient:
0,6 K / 100 m
(für 900 m = 5,4 K)
Kondensationsniveau
Steigungsregen
9 °C
trockenadiabatischer
12,6 °C
1100 m Temperaturgradient:
1 K /100 m
(für 2000 m = 20 K)
trockenadiabatischer
Temperaturgradient:
1 K / 100 m
(für 1100 m = 11 K)
20 °C
Erwärmung
Mittlere Häufigkeit
dennoch ihre Eigenschaften zu erhalten
vermag, bis sich etwa durch Feuchtigkeitsverlust eine maritime Luftmasse in
eine kontinentale verwandelt.
Abkühlung
Luftmassen und ihre Häufigkeit über Mitteleuropa
23,6 °C
Föhn -- warmer, trockener Fallwind; Föhn tritt an der Leeseite (dem Wind abgewandte
Seite) quer zur Windrichtung liegender Gebirgsmassive auf, wo die über das
Gebirge strömende Luft höhere Temperaturen und geringere Feuchte aufweist als
in gleicher Höhe auf der Luvseite (dem Wind zugewandte Seite).
Verursacht werden die Temperatur- und Feuchteunterschiede durch den luvseitig
erzwungenen Aufstieg der Luftmassen (Stau), deren Abkühlung, Wolkenbildung
und den schließlich einsetzenden Steigungsregen. Dabei kühlt die aufsteigende,
feuchte Luft relativ langsam ab (feuchtadiabatischer Temperaturgradient). Die
nach Überströmen des Gebirgskammes abfallenden Luftmassen erwärmen sich
und trocknen zugleich ab, ein vergleichsweise schnell ablaufender Vorgang
(trockenadiabatischer Temperaturgradient).
Die klassischen Föhngebiete Deutschlands liegen am Nordabfall der Alpen und
im Alpenvorland. Jedoch kommt es bei entsprechender Windrichtung und
Windgeschwindigkeit auch an deutschen Mittelgebirgen zu Föhnerscheinungen,
darunter am Harz und am Erzgebirge.
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
nach HEYER 1988
Die meteorologische Hochstation auf der
Zugspitze in 2962 m Höhe wurde im Jahr
1900 in Betrieb genommen
unserer größeren Siedlungsgebiete und
Arbeitsräume sind zudem durch ein
Niederungs- und Beckenklima geprägt
(z.B. Oberrheinebene, Stuttgart, Dresden). Dies weist – besonders in Kombination mit dem Stadtklima ( Beitrag
Helbig, S. 66) – die stärkste bioklimatische Belastung auf, da beide Situationen die Bildung von Inversionswetterlagen begünstigen.
Die Erfassung des Klimas
flüssen unterliegenden Klima im Osten.
Zwischen Nord- und Süddeutschland ergeben sich zudem klimatische Unterschiede aufgrund der größeren Nähe
Norddeutschlands zu den Zentren der
atlantischen Tiefdruckgebiete. Eine Folge ist, dass Norddeutschland wesentlich
windreicher ist als Süddeutschland. In
Deutschlands Mittelgebirgen entscheiden Luv- (im Anströmungsbereich) und
Leelagen (im Windschatten) über die
hygrische und thermische Ausprägung des regionalen Klimas. In den
Luvlagen überwiegt ein niederschlagsreiches und sonnenscheinarmes Klima,
in den Leegebieten ein sonnigeres und
trockeneres Klima. In Süddeutschland
wird das Klima stark vom sich westöstlich erstreckenden Alpenkamm geprägt.
Föhn- und Stauwirkungen
reichen
weit in das Alpenvorland hinein. Einige
Die Klimatologie befasst sich mit den
mittel- und langfristigen Erscheinungen
des Klimas und seiner Dynamik und gilt
als Teilgebiet der Meteorologie, die allgemein die Eigenschaften und Ursachen
des Wettergeschehens erforscht. Den
Einfluss der Witterung auf die belebte
Natur – Mensch, Pflanzen- und Tierwelt – untersuchen die Mikroklimatologie und die Bioklimatologie. Die Mikroklimatologie ist dabei die Lehre von
den kleinräumigen, durch die Geländegestalt bedingten Abwandlungen des
Zustands der Atmosphäre, und die Bioklimatologie erforscht die Einwirkung
der Atmosphäre auf die Lebewesen
( Beiträge Grätz/Jendritzky, S. 72;
Kappas u.a., S. 80).
Wie wird nun das Klima erfasst bzw.
gemessen? An erster Stelle sind hier die
Klimastationen der amtlichen Wetterdienste (Seewetterwarten, Landstationen des DWD ) oder privater Wetterdienste zu nennen , an denen in unterschiedlichem Maße die verschiedenen Elemente des Klimas erfasst werden: Niederschläge ( Beiträge Klein/
Menz, S. 42 und 44), Luftdruck und
Luftfeuchtigkeit, Windrichtung und
-stärke ( Beitrag Bürger, S. 52), Temperatur ( Beitrag Alexander, S. 36)
und Sonnenscheindauer ( Beiträge
Endlicher/Vent-Schmidt, S. 38; Hanewinkel, S. 30).
Der Deutsche Wetterdienst führt an
173 Wetterstationen tägliche Messungen durch, unterstützt von 3550 ehrenamtlichen Kräften. Auf dem Hohenpeißenberg im Voralpenland südlich von
München werden z.B. seit 1781 kontinuierlich meteorologische Messungen
vorgenommen. Damit liefert die Station
die am weitesten zurückreichenden regelmäßigen Wetterbeobachtungen von
einer Bergstation (977 m Höhe über
NN). Besondere Witterungserscheinungen wie Nebel und Schnee werden an
solchen Stationen gesondert erfasst
( Beitrag Schneider/Schönbein,
S. 48).
Basierend auf Messungen dieser Klimastationen liegen in Deutschland Daten über die Klimakomponenten innerhalb eines statistisch gesicherten Rahmens vor, wobei in der Regel 30-jährige
Intervalle zur Berechnung der Durchschnittswerte von z.B. jährlichem Niederschlag oder Temperatur herangezogen werden (klimatische Normalperiode von 30 Jahren, z.B. 1961-1990).
Die Messungen der Klimastationen
haben in der Zwischenzeit in Verbindung mit modernen Radar- und Satellitenmessungen einen wichtigen Einfluss
auf unsere technisierte Welt. Frühzeitige Nebelwarnungen für Auto- und Flug-
verkehr werden heute selbstverständlich
flächenhaft abgeleitet ( Beitrag Bendix, S. 50). Die Erweiterung der Messwerterfassung über die eigentlichen Klimaelemente hinaus auf Schadstoffmessungen in der Atmosphäre bietet eine
wesentliche Informationsquelle für die
Bewertung von Gesundheitsrisiken in
Ballungsgebieten.
Die terrestrischen Messstationen werden heute in zunehmenden Maße durch
moderne Fernerkundungstechniken
(Regenradar, Wettersatelliten) ergänzt;
zudem haben die Wettersatelliten entscheidenden Anteil an der Vorhersage
des Wetters und der Analyse der Luftströmungen.
Die Wettersatelliten ermöglichen die
Erfassung der Dynamik der Atmosphäre
Inforin hoher zeitlicher Auflösung (
mationskasten S. 18/19). Während der
METEOSAT der alten Generation alle
30 Minuten ein Der Meteorologe und
Klimatologe Wladimir
Peter Köppen wurde
am 25. September
1846 in St. Petersburg
geboren und starb am
22. Juni 1940 in Graz.
1875-1918 arbeitete er
an der Deutschen
Seewarte in Hamburg.
Sein Hauptwerk „Die
Klimate der Erde“
(1923) enthält die
weltweit anerkannte
Klimaklassifikation, auf
die auch heute noch
Bezug genommen wird.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
17
Bild lieferte, betragen die Intervalle bei
der zweiten Generation (MSG 2) nur
15 Minuten. Dabei wird nicht nur eine
flächenhafte Erfassung des atmosphärischen Geschehens durch die Satelliten
erzielt, sondern es werden auch zusätzliche Informationen erfasst, die Angaben
über Wasserdampfgehalt, Wolkenhöhe
und Wolkenoberflächentemperaturen
ermöglichen. Durch die flächenhafte
Betrachtung des Wetters via Satellit
werden also nicht nur großräumige
Wettertrends, sondern auch lokale und
regionale Klimaausprägung in hoher
Zeitauflösung erkennbar.
Vom Klima zur Pflanzenwelt
Die aufgezeigten regionalklimatischen
Unterschiede ( Beiträge Goßmann/
Thamm, S. 68; Siegmund, S. 70) dürfen
nicht darüber hinwegtäuschen, dass
Deutschland von einem relativ einheitlichen Klimaregime geprägt wird: Die
Westwind-Dominanz bedingt selbst in
den östlichen Landesteilen immer noch
maritime Einflüsse mit vorwiegend milden Sommern und kühlen Wintern sowie nahezu ganzjährig humide Verhältnisse.
Ein Spiegelbild dieses einheitlichen
Klimatyps liefern die Vegetation und
Tierwelt, indem der horizontale Florenund Faunenwandel in der Nord-Südund West-Ost-Zonierung weitaus
schwächer ausgeprägt ist als der vertikale in den Höhenstufen der Mittelgebirge und Alpen ( Beitrag Erasmi u.a.,
S. 64). So lässt sich die natürliche Vegetation im temperierten Mitteleuropa
Berge im Frühnebel
Ökozonen in Europa
.
Die Invasion der Pflanzen
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© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
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nach OZENDA /BOREL 2000
mediterran
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20°
zwischen dem kühlen Skandinavien und
dem wintermilden bzw. sommerwarmen
Mittelmeergebiet einer nemoralen
Waldzone zuordnen . Dieser Komplex
zwischen borealen Wäldern im Norden und mediterranen im Süden erweist
sich als recht homogen und wurde vor
Beginn der intensiven Nutzung durch
den Menschen vornehmlich von winterkahlen Laub- und Laub-Nadelmischwäldern, in höheren Lagen auch von
reinen Nadelwäldern eingenommen.
Moore und stellenweise reliktäre
Steppenfragmente nahmen kleinere Flächen ein, die man, ähnlich wie die Vegetation auf strandnahen Küstendünen,
als azonale Vorkommen bezeichnen
kann. Der zonale Typus würde dagegen
bei fehlender Beeinflussung durch den
Menschen weitgehend verschiedenen
Rotbuchenwald-Gemeinschaften
( Foto S. 20) entsprechen ( Beitrag
Bohn/Welß, S. 84). Diesen können je
nach Standortbedingungen in unterschiedlichem Maße andere Baumarten
beigemengt sein, oder es treten andere
in den Vordergrund, etwa Eichen auf
sauren, Kiefern auf trockenen oder Erlen auf nassen Standorten. Den mitteleuropäischen Rotbuchenwäldern entsprechen vergleichbare Gemeinschaften
in der temperierten Klimazone entlang
der nordamerikanischen Atlantikküste
sowie im östlichen China und in Japan
(RICHTER 2001).
montan
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Nikossubalpin/alpin
30°
Maßstab 1 : 30 000 000
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt
Die heutige aktuelle Vegetation unterscheidet sich von der ehemaligen bzw.
potenziellen natürlichen ganz erheblich. Rotbuchenwälder gibt es zwar
noch relativ reichlich, jedoch handelt
es sich um durchforstete und gepflegte
Bestände, denen der frühere Urwaldcharakter restlos verloren gegangen ist
( Foto S. 20), sieht man von wenigen
Ausnahmen ab ( Beitrag Steinecke/
Venzke, S. 92). Daneben nehmen Fichten- und Kiefernforste große Flächen
ein, die den natürlichen Verhältnissen
kaum entsprechen. Dies mag angesichts
der vielerorts bekannten Fichtendominanz verwundern, die als spezifisch mitteleuropäischer Zug in der neueren
Landschaftsgeschichte gilt (KÜSTER
1995). Zwar drangen Fichten schon
frühzeitig und vor Rotbuche, Hainbuche und Tanne von Südosten gegen
Mitteleuropa vor ( Beitrag Anhuf
u.a., S. 88), jedoch vermochten sie sich
gegen die bereits vor 8000 Jahren bestehenden Hasel-, Eichen-Birken- und
Kiefernwälder im Westen und Norden
nicht durchzusetzen. Natürliche
Schwerpunkte der Fichtenverbreitung
beschränkten sich weitgehend auf niederschlagsreichere Bereiche der Mittel
gebirge, so im Böhmerwald,
„Teils heiter, teils wolkig ...“ ist für Deutschland zwar nicht die überwiegende Wetterprognose, aber wir lauschen erwartungsvoll den
täglichen Vorhersagen der „Wetterfrösche“, da
ihre Informationen entscheidend für unsere
Freizeitplanung und viele andere Lebensbereiche sind. Das Wetter entscheidet auch über
Ernteerfolg oder Missernten und damit
vielerorts über Leben und Tod. Daher ist es
nicht verwunderlich, dass die Menschen – und
vor allem die Bauern – seit alters her bemüht
waren, das Wetter mit seinen folgenschweren
Schwankungen möglichst präzise vorherzusagen. Traditionell orientierte man sich hierzu
an Beobachtungen in der Natur. Dem Volksmund nach erklimmen Laubfrösche bei einset-
METEOSAT Second Generation ( Foto) ist
ein Kooperationsprogramm der ESA (European Space Agency) und der EUMETSAT
(Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites). Während ESA die
technische Entwicklung und spätere Überwachung der Satelliten zur Aufgabe hat,
bildet EUMETSAT die Plattform aller 18
Mitgliedsstaaten, auf der die verschiedenen Bedürfnisse der nationalen Wetterstationen definiert und die gewonnenen Daten
verwaltet werden.
zenden Hochdruck- und Schönwetterlagen
die höher liegenden Sträucher, während
Schwalben bei Eintritt von Schlechtwetter
den Tiefflug bevorzugen sollen.
Den Meteorologen stehen inzwischen weit
wissenschaftlichere und fundiertere Vorhersagemöglichkeiten zur Verfügung, auch wenn
sich die Prognosen des Wetterberichts hin und
wieder als falsch herausstellen mögen. Neben
konventionellen bodengebundenen Messstationen ist der Betrieb von Wetterbeobachtungssatelliten eine nicht mehr wegzudenkende
Stütze detaillierter und zuverlässiger Wetterprognosen.
Die Versorgung Europas und Deutschlands
mit flächendeckenden, hochauflösenden Satellitendaten übernimmt derzeit das Satellitenprogramm METEOSAT. Seit 1977 betreiben mehrere europäische Länder ein Programm so genannter geostationärer Wettersatelliten, die die Erde synchron mit ihrer Rotation umlaufen, so dass sie stets über einem
METEOSAT – das Wetter Europas im Überblick
Stefan Erasmi, Martin Kappas und Alexander Seidlich
Punkt der Erdoberfläche zu stehen scheinen.
Sie können so ständig neue Daten über Wetterveränderungen eines ausgewählten Bereiches auf der Erde liefern.
Seit dem erfolgreichen Start von METEOSAT 1 befindet sich inzwischen der achte Satellit (MSG 1 – Meteosat Second Generation
1) auf einer Umlaufbahn von ca. 36.000 km
Höhe mit Position über dem Schnittpunkt
zwischen Äquator und Nullmeridian. Sein
Blickwinkel deckt ungefähr ein Drittel der
Erdoberfläche ab, wovon er alle 15 Minuten
ein Bild an die Bodenstation sendet. Die Kameras an Bord registrieren Wolkenfelder und
deren Bewegung, und ein ganzes Arsenal an
Sensoren misst u.a. Temperaturen in unterschiedlichen Höhen der Atmosphäre. Seit
dem Start des ersten Satelliten konnten ca.
1,5 Mio. Aufnahmen gewonnen werden.
Informationsgehalt von METEOSAT
METEOSAT registriert die Strahlung in mehreren Wellenlängenbereichen, d.h. es handelt
sich um einen multispektralen Sensor, der
auch für unser Auge unsichtbare Phänomene
wie Infrarotinformationen und hierdurch z.B.
den Wasserdampfgehalt der Atmosphäre erkennt. Die Anzahl der Wellenlängenbereiche
konnte von bisher 3 auf 12 Spektralkanäle erhöht werden .
METEOSAT dreht sich mit 100 Umdrehungen pro Minute um seine eigene Achse
und tastet dabei die Erde zeilenweise ab, beginnend am Südpol. Nach ca. 13 Minuten ist
der Nordpol erreicht und das Rohbild über
Spektralkanäle METEOSATs
Kanal
1.Generation
2.Generation
sichtbar
(visible)
0,5-0,9
VIS 0,6
VIS 0,8
IR 1,6
Wasserdampf
(water vapour)
WV 6,4
WV 6,2
WV 7,3
IR 11,5
IR
IR
IR
IR
Infrarot
thermales
Infrarot
3,8
8,7
10,8
12,0
IR 9,7
IR 13,4
Angabe der Wellenlänge in Nanometern (nm)
die Empfangsstation in Fucino/Italien vollständig an das Kontrollzentrum in Darmstadt
übermittelt. Dort wird das Rohbild aufbereitet
und wieder an METEOSAT geschickt, damit
es anschließend die Nutzer erreicht. Zwei Minuten werden zur Rückstellung des Spiegelsystems im Satelliten benötigt, anschließend beginnt die nächste Abtastung der Erde, d.h.
ungefähr alle 15 Minuten entsteht ein neues
METEOSAT-Bild.
Aufgaben von METEOSAT
Das METEOSAT-System hat eine Reihe von
Aufgaben. Es stellt die kontinuierliche Versorgung mit meteorologischen Daten und Wet-
tersituationen über Afrika und Europa sicher
und überwacht die Strahlungsintensität der
Erde. Der Satellit verfügt zudem über ein
Search & Rescue-Transpondersystem (Suchund Rettungssignalsystem), welches Notfallsignale z.B. des Schiffsverkehrs empfängt und
weiterleitet.
Die primäre Aufgabe des MSG 1 besteht
darin, durch die Abtastung der Erde in zwölf
Spektralbereichen eine chronologische Bilderfolge der Erdoberfläche und der atmosphärischen Bedingungen zu erstellen. Diese Rohbilddaten werden direkt bearbeitet, und aus
Standort, Lage und Umdrehungsgeschwindigkeit des Satelliten wird die Korrektur der Bilder berechnet, d.h. eine geographisch einwandfreie Zuordnung der einzelnen Bildpunkte vorgenommen. Diese Daten werden
teilweise verschlüsselt an die Bodenstation gesendet sowie bei EUMETSAT archiviert.
Aus den Bilddaten werden geophysikalische Parameter für meteorologische Zwecke
abgeleitet. Sie bilden die Grundlage zur Bestimmung von Windvektoren, Meeresoberflächentemperaturen, relativer Feuchte der oberen Troposphäre, Wolkenverteilungsanalysen,
Höhe der Wolkenobergrenzen, Niederschlagsindex, etc.
Weiterhin dient der MSG 1 als Kommunikationssatellit, indem er Daten automatischer
Messplattformen (z.B. Bojen) erfasst und an
das internationale meteorologische Telekommunikationssystem (GTS) weiterleitet. Alle
Beobachtungsdaten, Wetterkarten, Vorhersagekarten u.a. werden über METEOSAT an
Wetterdienste verteilt.
Praktischer Nutzen der Satellitendaten
Im Gegensatz zu Beobachtungen von Wetterstationen, die teilweise weit voneinander entfernt liegen und nicht immer kontinuierlich
Wetterdaten aufnehmen, stehen Beobachtungen von Wettersatelliten flächendeckend und
im Falle der geostationären Wettersatelliten
auch in hoher zeitlicher Wiederholrate zur
Verfügung.
Der wesentliche Nutzen der METEOSATDaten liegt jedoch in der Wetterüberwachung
und bei der Wettervorhersage für die nächsten
ein bis drei Stunden. Durch genaues Studium
einer Abfolge von Bildern in Verbindung mit
anderen Daten (Stationsmeldungen, Niederschlagsradar, Blitzortung) lassen sich kurzfristige Aussagen über die Wetterentwicklung
machen. So können z.B. gefährliche Wettererscheinungen frühzeitig erkannt und damit
Schäden durch Katastrophen verhindert oder
gemildert werden.
Der große Vorteil der Satelliten ist, dass sie
auch Daten von Gebieten liefern, von welchen sonst kaum meteorologische Messungen
vorliegen, wie z.B. von Ozeanen oder Wüstenregionen.
Windrichtung und -stärke lassen sich aus
der Verlagerung von Wolken in aufeinander
folgenden Satellitenbildern erkennen. Im infraroten Spektralbereich (IR) misst der Satellit die Wärmestrahlung der Erde und der Wolken. Daraus lassen sich Temperaturen der
20.10.1998
12:00 UTC
Meeresoberflächen und der Wolkenoberflächen bestimmen. Aus letzteren kann man
wiederum auf die Höhe der Wolke schließen.
Außerdem lassen sich Bedeckungsgrad und
Art der Wolken sowie der Feuchtegehalt der
Atmosphäre in 5-10 km Höhe aus dem Wasserdampfkanal von METEOSAT ermitteln.
Die Bilder, die alle 15 Minuten aufgenommen werden, lassen sich auch zu einem Film
zusammensetzen. Diese Zeitrafferaufnahmen
zeigen eindrucksvoll die Entwicklung von
Wettersystemen und sind für die Wetterüberwachung notwendig (z.B. zur Erkennung von
Gewitterentwicklungen oder zur Überwachung von tropischen Stürmen). Außerdem
werden solche Filme im Fernsehen zur Verdeutlichung des aktuellen Wetters gezeigt und
im Internet zur Verfügung gestellt.
Ausblick
Die alte METEOSAT-Reihe wurde Anfang
September 1998 mit dem Start von METEOSAT 7 abgeschlossen. Dieser war im operationellen Betrieb bis er Ende August 2002 durch
den Start des METEOSAT Second Generation
abgelöst wurde. Die neue Systemreihe sieht
vor, noch zwei weitere Satelliten zu starten,
die jeweils für eine siebenjährige Betriebszeit
ausgelegt sind. Wird der MSG 2 gestartet, befinden sich zwei funktionale Wetterbeobachtungssatelliten im geostationären Orbit, der
operative über äquatorial West-Afrika, der
andere um zehn Längengrade getrennt auf
„stand-by“-Position. Inzwischen wird der
MSG 3 gebaut und gelagert. Die Bereitstellung eines vierten Satelliten ist für das nächste Jahrzehnt vorgesehen, um die kontinuierliche meteorologische Datengewinnung nachhaltig aufrechtzuerhalten.
Geschichte der Wettersatelliten
Start
Name
4.10.1957
SPUTNIK1
31.1.1958
EXPLORER1
1.4.1960
TIROS1
23.11.1977
METEOSAT 1
19.6.1981
METEOSAT 2
15.6.1988
METEOSAT 3
6.3.1989
METEOSAT 4
2.3.1991
METEOSAT 5
20.11.1993
METEOSAT 6
2.9.1997
METEOSAT 7
29.8.2002
METEOSAT
Second
Generation1
Auftrag
erster künstlicher Erdtrabant
(Satellit) in der Umlaufbahn (UdSSR)
zweiter Satellit (USA)
erster meteorologischer Satellit
(TIROS = Television and Infrared
Observation Satellite)
Beginn des europäischen
Wettersatellitenprogramms
Beginn der neuen Systemreihe
Second Generation
Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
19
Wirtschaftswald in der Sächsischen Schweiz
Ostasien derartige Bestände als artenarm gelten.
Über die heutige Natur: Nichts
bleibt, wie es ist ...
Frankenwald, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Thüringer Wald und Harz.
Derartige Rekonstruktionen der
holozänen Einwanderungsgeschichte
einzelner Arten im Speziellen und damit der Vegetationsgeschichte im Allgemeinen lassen sich aus Pollenanalysen ablesen. Hierbei liefern in der Vergangenheit in Seesedimenten und Torfen abgelagerte Pollen und Sporen, die
sich unter anaeroben Bedingungen als
zersetzungsresistent erweisen, je nach
Tiefenlage der Ablagerungsschichten
Hinweise über zeitliche Veränderungen
der Zusammensetzung windbestäubter
Pflanzen. Anhand der Mengenverhältnisse der Pollengruppen ergeben sich
Rückschlüsse auf die Wanderungs- und
Verdrängungsgeschichte von Sippen
und somit auf klimabedingte und
menschliche Einflüsse im Vegetationsbild. Die chronologische Abfolge lässt
sich nicht nur relativ datieren, sondern
auch zeitlich fixieren, sobald organische
Bestandteile in den Proben eine Radiokarbon-Datierung erlauben. Aus dem
Pollenarchiv des inzwischen verlandeten Luttersees zeichnet sich die spätglaziale und nacheiszeitliche Vegetationsentwicklung für Nord- und Mitteldeutschland in folgenden Phasen ab:
• bis etwa 10.000 v.h. bei den Baumpollen Dominanz von Birken und
Kiefern, ferner Weidengebüsche, die
Buchenwald auf Rügen
20
jedoch alle nur in offenen Bestände
auftreten – wenn überhaupt;
• von 10.000 bis 8000 v.h. deutliche
Dominanz der Hasel, die fast bis zur
Zeitenwende stark vertreten blieb,
während Ulmen und Eichen hinzukommen;
• Erlen nehmen von 5000 bis 2000 v.h.
eine wichtige Position ein, Rotbuchen und Hainbuchen erst seit der
Zeitenwende; Fichten spielen in
Nord- und Mitteldeutschland nur
eine untergeordnete Rolle.
• Auch bei den Nichtbaumpollen ergeben sich deutliche Veränderungen,
indem zunächst die Gräser der Tundren während der Wiederbewaldung an
Gewicht verlieren und ebenso der
Wermut als Anzeiger für trockenes
Klima zurückgedrängt wird.
• Dies ändert sich mit den Rodungsphasen seit 3000 v.h. und vermehrt
seit dem Mittelalter, das neben leicht
erhöhten Graspollen-Anteilen auch
durch einen deutlichen Anstieg an
Getreidepollen gekennzeichnet ist,
begleitet von altweltlichen Beikräutern wie den Meldengewächsen.
Die kaltzeitlichen Bedingungen bis etwa
10.000 v.h. hatten natürlich gravierende Folgen auf die Zusammensetzung der
damaligen Flora Mitteleuropas, auf die
sich die heutige aufbaut. Hier ist
zunächst davon auszugehen, dass, wie in
den vorangegangenen Eiszeiten, zahlreiche Sippen nach Süden auswichen oder
ausgelöscht wurden. Diesem Prozess der
Artendezimierung ist für Mitteleuropa
insofern besonderes Gewicht beizumessen, als hier die Überlebensvoraussetzungen aufgrund fehlender Wanderungswege weitaus ungünstiger waren
als zum Beispiel in Ostasien oder in
Nordamerika: Während dort eine NordSüd-Migration weitgehend ungehindert
ablaufen konnte, erwiesen sich die Alpen und die Pyrenäen als eine WestOst-Barriere. Nur wenige Schleusen
standen für das Entweichen und die
Rückkehr der Arten zur Verfügung, so
etwa die Donausenke zwischen Bayerischem Wald und Ostalpen oder die
schmalen Küstensäume südlich der Seealpen und östlich bzw. westlich der Pyrenäen. Es verwundert also nicht, dass
der Artenanstieg in Mitteleuropa, der
in Abbildung beispielhaft für Meck-
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt
Mit diesen Ausführungen ist allerdings
die real vorhandene Vegetation in Mitteleuropa unzureichend gekennzeichnet,
denn der Kurvenverlauf in Abbildung
deutet auf ein weiteres Phänomen
hin, nämlich den anthropogenen Arteneintrag. Gegenüber den heimischen
Pflanzen sind heute längst solche Arten
in der Überzahl, die vom Menschen bewusst eingeführt bzw. unbewusst z.B.
über Saatgut eingeschleppt wurden. Nur
wenige davon könnten ohne ihren Urheber fortbestehen ( Agriophyten),
während die Mehrzahl als kulturabhängige Begleitflora ohne menschliche Tätigkeit wieder verschwinden würde. Dies
betrifft einen Großteil der Beikräuter
(früher Unkräuter) auf landwirtschaftlichen Nutzflächen (Segetalpflanzen) und
im überbauten Siedlungs- und Verkehrs-
lenburg dargestellt ist, im Verlaufe der
Nacheiszeit nur langsam verlief und
sich erst nach fast 9000 Jahren auf einer
Art Sättigungsniveau einpendelte (etwa
vor 1000 Jahren). Ebenso ist infolge der
eiszeitlichen Sippenverarmung auf die
geringe Anzahl von Baumarten hinzuweisen, die in Mitteleuropa zu recht
einfachen Naturwaldstrukturen führte.
Während bei einem Baumbestand von
fünf Arten pro Hektar in deutschen
Wäldern bereits von einer „reichen
Buntmischung“ gesprochen wird, würden im temperierten Nordamerika oder
Pollendiagramm vom Luttersee
im Untereichsfeld, südliches Harzvorland
Zeit (Jahre)
-10000
-8000
-6000
-4000
-2000 -1000
0
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Beifuß
Gänsefußgewächse
Heidekrautgewächse
Getreide
Gräser
Sanddorn
Krähenbeere
200 Pollendichte
Pollen/cm²
100
Hasel
Tanne
Fichte
0
50 Pollenanteil
Hainbuche
Anteil in %
(im unteren Teil der
Abb. ohne Kontur)
0
Rotbuche
Erle
Esche
Linde
Eichenmischwald
Eiche
Ulme
Kiefer
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© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
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XI
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Weide
Phasen der
Waldentwicklung nach
STEINBERG
nach FIRBAS 1949
Phytodiversität
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Stand:
August 1997
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Inn
Ammersee
Starnberger
See
Bereich mit
hoher Zahl an
gefährdeten
Arten
Chiemsee
Bodensee
nach HAEUPLER/VOGEL 1999
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
Bezugsfläche ist jeweils ein Gebiet von 3 x 3
Blättern der topographischen Karte 1 : 25 000.
bereich (Ruderalpflanzen) auf Trümmern, Halden, Plätzen, Stadtbrachen
und Verkehrswegen. Viele davon haben
ihren festen Platz im Wohn- und Arbeitsumfeld des Menschen (etablierte
Epökophyten wie die Brennessel, das
Hirtentäschelkraut, die Nachtkerze), andere treten nur vorübergehend auf (passante Ephemerophyten).
0
25
50
75 100 km
Maßstab 1 : 6 000 000
Ein erheblicher Teil der kulturabhängigen Beikräuter gelangte bereits während
der indogermanischen Völkerwanderung und der nordwärtigen Expansion
des römischen Reiches nach Mitteleuropa. Diese Archäophyten, die auf
dem Landweg eingetragen wurden
( Fotos), werden seit der Entdeckung
der neuen Welt durch Neophyten er-
Mecklenburg
Zuwachs an Pflanzenarten im Holozän
Artenzahl
2500
passante Ephemerophyten
(wildwachsende, zeitweilig auftretende Pflanzen)
kulturabhängige Epökophyten
(Pflanzen der vom Menschen geschaffenen Sekundärvegetation)
2000
kulturabhängige Agriophyten
(Pflanzen der naturnahen Vegetation)
1500
heimische Idiochorophyten
(Pflanzen der von menschlicher Tätigkeit unbeeinflussten
Vegetation; ggf. ein-, oder rückgewandert)
1000
500
-12000
-10000
-8000
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
-6000
-4000
-2000 -1000
nach FUKAREK 1992
0
1000 heute
0
Zeit (Jahre)
Klatschmohn (Papaver rhoeas) (oben) und
Kornblume (Centaurea cyanus) (unten) sind
typische Vertreter der Alteinwanderer,
während die Kanadische Goldrute (Solidago
canadensis) ein typischer Neophyt ist. Sie
wurde im 17. Jh. als Zierpflanze eingeführt
und hat sich als Gartenflüchtling an
Wegrändern und auf Ruderalflächen stark
verbreitet. Heute ist sie in weiten Teilen
Europas fest eingebürgert und wird vom
Naturschutz sogar bekämpft.
gänzt ( Beitrag Kowarik, S. 110), die
infolge der rasanten Ausweitung des
globalen Verkehrs in zunehmenden Maßen aus anderen Kontinenten eingeschleppt werden ( Foto). Somit verursachen die „Adventivpflanzen“, also die
menschlichen Begleiter, seit Jahrhunderten eine Bereicherung der Flora Mitteleuropas (KOWARIK 2003).
Neue Zuzügler werden aber oftmals
als „Müllpflanzen ohne Wert“ oder als
Schädlinge bezeichnet, so z.B. der japanische Flügelknöterich als dominante
Uferpflanze oder der kaukasische Riesen-Bärenklau als expansive Staude an
Waldrändern und Bachläufen. Solche
Vertreter zeichnen sich gegenüber den
heimischen Konkurrenten als aggressive
Exoten aus. Weitgehend unbeachtet
verbreiten sich zugleich viele Gehölze.
Dies gilt kurioserweise insbesondere für
städtische Bereiche, wo aus Nordamerika oder Asien stammende Ahorn-,
Kreuzdorn- oder Weißdorn-Arten
ebenso wie Essigbaum und Schmetterlingsflieder zur – wenn auch begrenzten
– Flucht etwa von Kinderspielplätzen
und Friedhöfen, aus Gärten oder Parks
neigen. Hieraus erklärt sich, dass Berlin
in Deutschland mittlerweile zur Region
mit dem größten Reichtum an Baumarten avanciert ist. So kommt es nicht
von ungefähr, dass heute gerade Großstädte als „hot spots“ der Phytodiversität zu erachten sind ( Beitrag Gewalt, S. 102). Und ebenso wenig mag es
erstaunen, dass die Mehrzahl der schützenswerten Rote-Liste-Arten
keineswegs der heimischen Flora entstammt, sondern aus Kulturbegleitern
besteht.
Wo allerdings die Grenze zwischen
schützens- und bekämpfenswerten Teilhabern einer schon seit Jahrhunderten
bestehenden und unvermeidbaren Invasion liegt, bleibt eine naturschützerische Streitfrage. Oftmals richten sich
die Ziele des Artenschutzes auf eine Priorität des Artenerhaltes einer vorindustriellen Kulturlandschaft oder einer historischen Naturlandschaft aus, also auf
einen Landschaftstyp mit musealem
Charakter. Dies betrifft auch den Naturschutz im weitesten Sinne ( Beiträge
E. Schmitt, S. 94; Job/Losang, S. 96; Jedicke, S. 98), der in Deutschland in
eine andere Zielrichtung als etwa in den
USA oder in vielen Tropenländern
stößt. Die Ursache hierfür ist auf den
Mangel an „echter“ Natur in Mitteleuropa zurückzuführen, die zumeist nur
noch in den wenigen Nationalparks zu
finden ist ( Beitrag Job/Losang,
S. 96). Da also Urwälder als Prototypen
der ursprünglichen Natur fehlen, er-
scheinen in Deutschland Restbestände
einer gelegentlich stark romantisierten
und stets nur in Details wiedergegebenen traditionellen Kulturlandschaft als
besonders erhaltenswert.
Ob es sich bei den Lebensgemeinschaften einer traditionellen Hecke um
eine „bessere“ oder „wertvollere“ Natur
handelt als um jene einer Industriebrache, sei aber dahingestellt. Dennoch ist
der Bedarf an Biotopschutz für Hecken
verständlicher als für urbane, industrielle bzw. postindustrielle Lebensgemeinschaften. Denn im ersten Fall handelt
es sich um linienhafte Strukturen einer
erhöhten Biodiversität, die als Bindeglieder zwischen anderen naturnahen
Standorten fungieren; durch ihre fortschreitende Vernichtung drohen sie, aus
dem Landschaftsbild zu verschwinden
( Beitrag Fickert/Richter, S. 120). Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
21
Rothirsch
ab, bei dem jegliche behördliche Pflegemaßnahme als Eingriff in einen anfänglichen Entwicklungsprozess gesehen
werden kann, wobei „die Sukzession
immer wieder gestoppt, ein Stück weit
zurückgeworfen, annulliert und auch aboder umgelenkt“ wird (HARD 1998).
Solche „Störprozesse“ fördern eine Trivialvegetation, die zwar gängigen Vorstellungen von Ästhetik widerspricht,
als Wildwuchs jedoch für eine zunehmende Zahl an Betrachtern „das Wünschenswerte als unbeabsichtigte Folge
absichtsvollen Handelns“ verkörpert.
Wenn Urwälder, Hecken oder Trockenrasen als Zeugen einer traditionellen Kulturlandschaft einer naturfernen
Stadtvegetation gegenübergestellt werden, so weist dieses Vorgehen auf die
breite Palette unterschiedlicher Natürlichkeitsgrade von Lebensgemeinschaften hin ( Beitrag Jedicke, S. 28). Die
so genannten Stufen der Hemerobie zeigen die Spannweite zwischen wenigen,
vom Menschen kaum berührten bis hin
zu vollständig umgestalteten künstlichen Ökosystemen auf. Gänzlich unberührte Natur gibt es hingegen in Mitteleuropa nicht mehr, denn von versteckten bzw. indirekten menschlichen Einflüssen von außen – beispielsweise in
Dies gilt auch für Feuchtbiotope oder
Trockenrasen ( Beitrag Jentsch,
S. 122) als weitere Lieblingsobjekte des
deutschen Natur- bzw. Biotopschutzes.
Stadt- bzw. Industriebrachen benötigen
dagegen keinen zwingenden Schutz,
denn sie sind ohnehin da und entwickeln sich bei mangelnder Pflege
oftmals in einer derart vielfältigen (und
zufälligen) Weise, dass ihre „Profanvegetation“ kaum verbesserungsbedürftig
erscheint ( Beitrag Block, S. 108).
Ähnliches zeichnet sich bei genauerem
Hinsehen aber auch für das Stadtgrün
Der Kartoffelkäfer mit Larve
Ausbreitung des Kartoffelkäfers in Europa 1925-1960
.
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Phasen der Ausbreitung
bis 1925
bis 1939
bis 1930
bis 1943
bis 1933
bis 1955
bis 1935
bis 1960
Ausbreitungsrichtung
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Maßstab 1 : 30 000 000
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30°
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt
Form von Luftverunreinigungen –
bleibt kein Standort verschont. Dies betrifft nicht nur Wälder ( Beitrag
Steinecke/Venzke, S. 106) – das Phänomen des Waldsterbens ist der Öffentlichkeit vertraut – sondern ebenso
nahezu alle Standorte, die mit dem Problemfeld Luftverschmutzung bislang
noch nicht in Verbindung gebracht werden. Betroffen können etwa die wenigen verbliebenen Hochmoore sein
( Beitrag Jeschke/Joosten, S. 112),
wenn Luftstoffe (Aerosole) eine „Düngung“ verursachen, die wiederum zur
Eutrophierung und infolgedessen zum
Absterben von Arten führen, die nährstoffarme Standorte benötigen.
Handelt es sich hierbei um flächenhafte Veränderungsimpulse indirekter
Herkunft, so können auch kleinste unmittelbare Eingriffe zu unabsehbaren
Veränderungen führen. Dazu zählt die
so genannte Ansalbung nichtheimischer Arten zum Zweck der Verwilderung und Bestandsveränderung z.B.
durch Hobby-Biologen. Hiervon bleiben beispielsweise auch Hochmoore
nicht verschont, wo Arten wie die
Großfrüchtige Moosbeere oder die
Schmalblättrige Lorbeerrose (beides
Heidekrautgewächse) aus dem östlichen
Nordamerika ausgesetzt wurden und
sich verbreiten. Noch häufiger ist aber
das Ausbrechen fremder Nutz- und Zierpflanzen, die sich unter anderem als
Garten- oder auch Friedhofsflüchtlinge
ausbreiten und die auch in einer potenziell natürlichen Vegetation fortbestehen würden. Zu diesen Agriophyten
zählen das Große Löwenmaul, das Indische Springkraut, die Gewöhnliche Mahonie und der Götterbaum ( Beitrag
Kowarik, S. 110).
Der entscheidende Faktor für die Artenzusammensetzung sind jedoch – neben solchen schleichenden Prozessen
einer direkten Einflussnahme – die gravierenden Veränderungen der Natur für
eine wirtschaftliche und soziale Inwertsetzung. Dies betrifft inzwischen auch
die Randbereiche der Ökumene, also
des Interessenbereiches menschlichen
Wirtschaftens und Siedelns, zu denen
Hochgebirge und letztlich auch die Küsten zählen. In beiden Fällen tragen
Landnutzung und seit etwa einem Jahrhundert der Fremdenverkehr zur Umge-
staltung und damit zu Störeinflüssen auf
die Ökosysteme bei. Die Küsten, die in
Deutschland an Formen und Ökosystemen recht vielgestaltig auftreten
( Beitrag Schickhoff/Seiberling,
S. 116), sind dabei noch stärker bedroht
als die Alpen ( Beitrag Rödl/
Schmidtlein, S. 118). Hier ist
zumindest in den Hochlagen eine rückläufige Landnutzung zu verzeichnen.
Trotz entsprechender Chancen für eine
„rückkehrende Natur“ durch die Aufgabe der Almwirtschaft zeitigen Störeinflüsse infolge eines in seine Grenzbereiche vorstoßenden Fremdenverkehrs
weiterhin Negativfolgen, da der Tourismus z.B. eine Beeinträchtigung von
Rückzugsgebieten seltener Vogelarten
mit sich bringt.
Die Invasion der Tiere
Für das Vorkommen und die Verbreitung der heutigen Faunenelemente in
Deutschland und Mitteleuropa ist der
Verlauf der Wiederbesiedlung, die mit
dem Abklingen der letzten Vereisung
einsetzte, von Bedeutung. Während der
letzten Kaltzeit (in Süddeutschland
Würm-, in Norddeutschland Weichseleiszeit) dominierten in den eisfreien
Gebieten Mitteleuropas aus der Gruppe
der Säugetiere Arten wie Rentier, Wolf,
Eisfuchs, Schneehase und Lemming, die
heute für die subarktischen Tundren
charakteristisch sind. Die nacheiszeitliche Klimaerwärmung führte zu einer
allmählichen Wiederbewaldung
( Beitrag Anhuf u.a., S. 88), und die
Tiere der Tundra zogen sich nach Norden in ihre gegenwärtigen subarktischen Lebensräume zurück. Die an
Waldlandschaften gebundenen Säugetiere wie Bär, Luchs, Hase, Fuchs und
Rothirsch ( Foto) stießen zusammen
mit den vielen anderen Tierarten aus
den südost- bzw. südwesteuropäischen
Refugialgebieten wieder nach Norden
vor. Diese Rückwanderung ist für manche Tierarten noch nicht abgeschlossen.
Das lässt sich z.B. daraus herleiten, dass
die Zahl der Käferarten von Süden nach
Norden erheblich abnimmt und noch
laufenden Veränderungen unterliegt
( Beitrag Müller-Motzfeld, S. 132).
In die sich allmählich etablierenden
Lebensgemeinschaften aus Pflanzen und
Tieren hat der Mensch zu allen Zeiten
dem Einfluss der Klimaerwärmung findet beispielsweise die Arealveränderung
der Zecke statt. Da die Zecke Krankheiten wie Borreliose und Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, FSME) übertragen kann, ist die Verlagerung der Verbreitungs- und damit
auch der Risikogebiete von größtem Interesse .
Natur heute: Flickenteppich
und Einheitsbrei
Was bei der Phytodiversität für die
Flora gilt, gilt auch für die Vielfalt der
Fauna: Häufig sind es die Städte, in denen bestimmte Sippen besonders vielfältig auftreten. Lässt sich beispielsweise
Berlin als Region mit der höchsten
Baumarten-Anzahl ausweisen, so ist
hieran auch die Vielfalt an Vogelarten
gebunden, die in der Hauptstadt bundesweit ebenfalls führend ist. Aber
nicht nur in urbanen Räumen hat die
Umgestaltung der Natur tief greifende
Konsequenzen auf die Zusammensetzung
der Lebewelt. Längst besteht Deutschland auch auf dem Lande aus einem engen Flickenteppich von verschiedensten
Nutzungsformen mit jeweils spezifischen, aber auch weit verbreiteten Arten.
Somit besteht eine naturräumliche
Gliederung, wie sie ohne Eingriff des
Menschen existieren würde, lediglich
auf dem Papier bzw. auf der Karte –
zumindest was die Ausstattung der Flora
und Fauna betrifft. Nur noch relativ wenige Pflanzenarten zeichnen die einzelnen Naturräume liniengetreu nach,
während die standortvage Mehrzahl auf
vielen Bodensubstraten und in verschiedenen Regionalklimaten auftritt. So gewinnen euryöke Arten mit breiter
ökologischer Toleranz bei Artenkartierungen in Mitteleuropa an Raum, während stenöke Arten mit speziellen
Ansprüchen durch Flächenwirkungen
(saurer Regen, Stickstoffeinträge etc.)
sowie durch den nutzungsorientierten
Landschaftsaufbrauch immer stärker zurückgedrängt oder gar zu Rote-Liste-Arten werden.
Nur vereinzelt paust sich eine ganz
klare räumliche Trennung von Arten
durch, wie am Beispiel des Einzugsgebietes der Regnitz in Franken vorgestellt sei . Hier schließen sich einzelne Pflanzen in ihren standortspezifischen Bedürfnissen noch weitgehend
aus: Die Prachtnelke (Dianthus
Türkentauben
Ausbreitung der Türkentaube in Europa 1900-1986
.
Phasen der Ausbreitung
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in unterschiedlichem Ausmaß eingegriffen und sie in vieler Hinsicht beeinflusst und verändert. Besonders gravierend waren in Mitteleuropa die mittelalterlichen Rodungen für die Gewinnung von Ackerflächen. Dadurch wurden die Waldgebiete stark reduziert und
vor allem fragmentiert. Dies und die direkte Verfolgung durch den Menschen
hatten zur Folge, dass einige Arten wie
Ur, Wisent, Wolf, Luchs und Braunbär
entweder vollständig ausgerottet oder
aus ihren angestammten Lebensräumen
zurückgedrängt wurden ( Beitrag
Stubbe, S. 128).
In den vom Menschen nahezu restlos
umgewandelten Kulturlandschaften fanden zahlreiche Tierarten neue Lebensräume. So gilt der Steinmarder als ein
Kulturfolger, der sich erst nach der Entwaldung und menschlichen Besiedlung
in Mitteleuropa erfolgreich ausgebreitet
hat. Auch unter den Vögeln gibt es
eine Anzahl von Kulturfolgern wie Amsel, Haussperling, Mauersegler, Rauchund Mehlschwalbe, die selbst im Zentrum der Städte zahlreich vorkommen
( Beitrag Dziedzioch/Paulsch, S. 136).
Andere Vogelarten finden in den Garten- und Parkanlagen der städtischen
Siedlungen geeignete Lebensräume, die
ihnen in der z.T. ausgeräumten und intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft verloren gegangen sind.
Als Bewohner offener Landschaften
haben Arten wie Feldhase, Hamster,
Feld- und Brandmaus zunächst von der
Ausdehnung der Kulturlandschaften
profitiert. Allerdings wird ihr Lebensraum durch die Intensivierung der
Landwirtschaft zunehmend eingeschränkt ( Beitrag Stubbe, S. 128).
Verschiedene Arten mit hoher Anpassungsfähigkeit wie der Rotfuchs sind
allerdings von den durchgreifenden
Landschafts- und Lebensraumveränderungen kaum betroffen.
Dem Verlust vieler Tierarten durch
gezielte Ausrottung und Verdrängung
von vermeintlichen Nahrungskonkurrenten des Menschen (Wolf, Luchs,
Greifvögel), aber vor allem durch Zerstörung und Umwandlung der Lebensräume steht jedoch die Bereicherung
durch neu hinzugekommene Arten gegenüber, die verschiedene Ursachen
und Gründe hat. Einbürgerungen von
Tierarten finden durch gezielte Auswilderungen, z.B. von Bisam, Waschbär
und Nutria, oder durch unbeabsichtigte
Freisetzungen und Einschleppung, z.B.
von Schadinsekten wie dem Kartoffelkäfer ( Foto, S. 22) und der Reblaus
aus Nordamerika, statt ( Beitrag
Block/Lingenhöhl, S. 144).
Durch die Besetzung freier ökologischer Nischen und wegen des Fehlens
natürlicher Feinde sind diese Neuan-
kömmlinge oft überaus erfolgreich und
haben sich mit z.T. stark expandierenden Populationen – manchmal unter
Verdrängung der heimischen Tierwelt –
einen festen Platz erobert. Zum aktuellen Faunenwandel tragen auch die sog.
Heimkehrer bei, die aus der heimischen
Fauna bereits völlig verschwunden waren und zu denen als prominenteste
Vertreter Wolf, Luchs und Bär zählen.
Mit dem Rückzug der Landwirtschaft
aus Ungunstgebieten, mit der verstärkten Ausweisung von Schutzgebieten vor
allem im Osten Deutschlands, durch
das Verbot von Umweltgiften (DDT)
sowie durch die Anwendung strengerer
Jagdgesetze ( Beitrag Kremb, S. 146)
beginnt die Wiederkehr und Wiederausbreitung von Arten, die als gefährdet
gelten und einen Platz auf der Roten
Liste haben ( Beitrag Lingenhöhl,
S. 142). Es gibt aber auch Arten, die
ohne erkennbaren Grund ihr Verbreitungsgebiet ausdehnen. Ein gut dokumentiertes Beispiel ist die Türkentaube
( Foto), die sich seit 1900 von der
Türkei aus über den Balkan kontinuierlich nach Nordwesten und Nordosten
ausbreitet und Deutschland in den
1950er Jahren vollständig besiedelt hatte.
Die Artenvielfalt eines Gebietes ist
nicht nur abhängig vom Verlauf der artspezifischen Besiedlungs- und Einwanderungsgeschichten, sondern in hohem
Maß auch von den strukturellen Eigenschaften der Landschaftsräume. Denn
die Verbreitungsmuster, die Häufigkeit
und nicht zuletzt der Gefährdungsgrad
von Tierarten und Tiergruppen stehen
in unmittelbarem Zusammenhang mit
ihren Lebensraumansprüchen, zu denen
vielfältige räumliche Strukturen, ausreichende Flächengrößen und Nahrungsquellen gehören ( Beiträge T.
Schmitt, S. 124; Dziedzioch/Paulsch,
S. 136; Fölber, S. 140). Durch Monokulturen in der Land- und Forstwirtschaft, Biozidbelastungen und Verdichtung des Straßennetzes werden wesentliche Lebensraumeigenschaften für
viele Tierarten eingeschränkt oder zerstört. Der zunehmenden Fragmentierung zusammenhängender Lebensräume
( Beitrag Schumacher/Walz, Bd. 10,
S. 132) soll durch Biotopverbundsysteme entgegengewirkt, und mit der Umsetzung der FFH-(Fauna-FloraHabitat-)Richtlinie ( Beitrag Jedicke,
S. 98) sollen Gebiete mit besonderer
floristischer, faunistischer und biozönotischer Ausstattung als Schutzgebiete auf Dauer erhalten werden
( Beitrag Müller-Motzfeld, S. 132).
Die Kenntnis der aktuellen Verbreitung der Arten und der Veränderung ihrer Areale ist nicht nur eine wichtige
Grundlage für das Erfassen von Gefährdungsursachen und für die Entwicklung
von Schutzmaßnahmen, sondern sie
kann auch direkt für den Menschen von
Bedeutung sein. Das gilt immer dann,
wenn tierische Organismen als Schädlinge im Haus oder in der Forst- und
Landwirtschaft auftreten oder als
Krankheitsüberträger wirken. Unter
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Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
30°
23
superbus) belegt den Gips- und teilweise
auch den Sandsteinkeuper des südlichen
Steigerwalds, das Silbergras (Corynepherus canescens) die sandigen Schotterflächen der Regnitzauen, und das Rote
Waldvöglein (Cephalanthera rubra) konzentriert sich auf die kalkreiche Frankenalb. Demgegenüber verteilen sich
auf nationaler Ebene das Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra) und die AckerLichtnelke (Silene noctiflora) schon
standortvager über verschiedenste Naturräume, schließen sich in ihren Arealen aber dennoch nahezu aus: Ersteres
bevorzugt kalkarme Sandböden in wintermilden Regionen und damit vor allem den Nordwesten Deutschlands;
letztere zieht den sommerwarmen Süden und Osten auf kalkreichen Lehmund Tonböden vor. Die Beispiele liefern
also standortökologische Informationen; für festgelegte Flächen (von
Standorten bis hin zu großen Landschaftsräumen) lassen sich diese mittels
Analysen der so genannten Zeigerwerte
aller anwesenden Pflanzenarten statistisch berechnen und in Zahlen ausdrücken (ELLENBERG u.a. 1992). Hierfür stehen die mittleren Reaktionswerte, ermittelt auf Grundlage aller höheren
Pflanzenarten, die im Rahmen der Flo-
ristischen Kartierung Deutschlands auf
allen Messtischblättern (TK 1:25.000)
(HAEUPLER/SCHÖNFELDER 1989; BENKERT
u.a. 1996) erfasst wurden und nun für
ökologische Interpretationen verfügbar
sind (KORSCH 1999) . Hier spiegeln
die Verteilungsmuster saurer, neutraler
und basischer Substrate grob die Verbreitung von Bodentypen wider
( Beitrag Adler u.a., Bd. 2, S. 103,
Abb. 3).
Trendgegensätze: Flächenstilllegung und Flächenaufbrauch
Die naturräumliche Differenzierung als
Gegenstand standortökologischer Betrachtungen ist um prozessökologische
Beobachtungen zu ergänzen. Dynamische Standortveränderungen sind in
Deutschland vielerorts an zwei gegenläufige Trends gebunden: das Brachfallen vormaliger Agrarflächen auf dem
Lande und die Ausweitung von Wohnund Gewerbeflächen in der Stadt. Beide
Prozesse werden von vielen Naturschützern argwöhnisch beobachtet, aber
beide beinhalten auch spannende Abläufe, die von wissenschaftlich-ökologischer Seite seit etwa drei Jahrzehnten
mit wachsendem Interesse verfolgt werden.
Aus der Bewirtschaftung herausgenommen werden vornehmlich ertragsarme oder schwer zugängliche Nutzflächen. Letzteres trifft z.B. auf steile Reblagen an der Mosel zu, wenn Maschineneinsatz nur unter hohem finanziellem Aufwand möglich ist. In Abbildung
23 lassen sich Brachestadien verschie
nach Material der Informationszentrale
gegen Vergiftungen der Universität Bo nn
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Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt
Naturraum, naturräumliche Einheiten, Naturraumgliederung
Konrad Großer
Der Naturraum ist ein Ausschnitt der
Geosphäre (Erdhülle), der bei Betrachtung
in einem vorgegebenen Maßstabsbereich
und auf der damit verbundenen Abstraktionsstufe hinsichtlich seiner natürlichen
Strukturen und Prozesse als einheitlich
angesehen wird. Zu seiner Charakterisierung werden herangezogen: der geologische Untergrund, das Relief, der Boden,
das Wasser, das Klima und die Vegetation, die für die Abgrenzung von benachbarten Naturräumen von unterschiedlicher Bedeutung sein können.
Karte basiert in den Grundzügen auf
der in den 1950er Jahren unter Leitung
von Emil MEYNEN und Josef SCHMITHÜSEN erarbeiteten Naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Ausgewiesen werden die auf dieses frühe Projekt zurückgehenden Gruppen naturräumlicher
Haupteinheiten nach BURAK/ZEPP 2000,
die im Hydrologischen Atlas von
Deutschland Verwendung finden. Sie
sind mit durchgezogenen und gerissenen
Linien abgegrenzt und mit Namen beschriftet.
BARTHEL 1983 unterscheidet vier Maßstabsbereiche (Dimensionen):
Gruppen naturräumlicher Haupteinheiten liegen ebenso der Gliederung von
SSYMANK u.a. 1998 zugrunde (durchgezogene Linien, rote Nummerierung).
Unter Berücksichtigung von Landschaftseinheiten (IFAG 1979) und biogeographischer Gesichtspunkte wurden
jedoch einige Einheiten weiter zusammengefasst und anders benannt. So bilden beispielsweise die Isar-Inn-Schotterplatten und das Unterbayerische Hügelland die Einheit D65.
• topisch (von griech. tópos – Ort), für
die kleinste, weitgehend homogene
Landschaftseinheit; 1: 5000 bis
1:25.000
• chorisch (von griech. chóros – Raum),
für Klein- bis Großlandschaften; 1:
25.000 bis 1:5 Mio.
• regionisch, auf die Kontinente und
ihre Großregionen bezogen; 1:5 Mio.
bis 1:15 Mio.
• planetarisch oder geosphärisch (heute
als global bezeichnet), auf die Landschaftszonen der Erde bezogen; 1:10
Mio. bis 1:40 Mio.
Diese Maßstabsbereiche bauen – ggf.
unter Einschaltung von Zwischenstufen –
hierarchisch aufeinander auf. Beim Übergang zur nächsthöheren Ordnungsstufe,
d.h. dem nächstkleineren Maßstab, werden Mosaike niederrangiger Räume verallgemeinernd zu größeren Einheiten zusammengefasst.
Die Gliederung in Naturräume hat
zum Ziel, von der Natur her bestimmte
Teilgebiete des geographischen Raumes
zu erkennen und kartographisch zu erfassen. Sie werden in Erläuterungstexten
unter möglichst einheitlichen Gesichtspunkten beschrieben. Ein weiteres Ziel
ist die Benennung der ausgewiesenen
Einheiten (zusammengefasst nach RICHTER
1978). Sofern die Naturräume weitgehend mit den traditionellen, durch Augenschein abgegrenzten Landschaften
( Beitrag Liedtke, Bd.2, S.30) übereinstimmen, können sie deren Namen tragen, z.B. Harz oder Vogelsberg. Nicht
selten werden sie jedoch mit wissenschaftlichen Namen belegt, die u.a. vom
Reliefcharakter, ihrer Entstehung oder
den geologischen Verhältnissen abgeleitet sind, z.B. Thüringer Becken und
Randplatten oder Subalpines Jungmoränenland (s.a. LIEDTKE 2002).
denen Alters ausmachen, die zusammengenommen eine deutliche Bereicherung der Artenvielfalt beinhalten.
Denn ein solches Mosaik aus Entwicklungsphasen zwischen Verkrautung und
Wald sowie aus Sonderstandorten wie
Rebmauern oder Felsköpfen beherbergt
jeweils zugehörige Pflanzen- und angekoppelte Tiergemeinschaften ( Beitrag T. Schmitt, S. 124). Zwar nehmen
die Artenzahlen mit zunehmender Verbuschung im Waldreben- und Brombeerstadium ab, jedoch ist hier das Nebeneinander zahlreicher Lebensräume
entscheidend für die Diversitätssteigerung. Erst wenn die Sukzession aller
Brachen ein fortgeschrittenes Stadium
erreicht, also am Unterhang nur noch
Als übergeordnete Raumeinheiten sind in
den Nebenkarten biogeographische Regionen nach SSYMANK u.a. 1998 (links)
und physisch-geographische Großlandschaften nach LIEDTKE 2002 (rechts) ausgewiesen. Die Unterschiede zwischen
den beiden Gliederungen ergeben sich
aus den vom jeweiligen Zweck bestimmten Ansätzen der Autoren.
Verwiesen sei zudem auf die Weiterentwicklung der Naturräumlichen Gliederung Deutschlands (BfLR 1948/49-1994,
RICHTER u.a. 1990). Andere Ansätze zur
naturräumlichen Gliederung stellen eine
typisierende Klassifizierung der natürlichen Landschaftskomponenten in den
Vordergrund. Dazu gehören der Beitrag
von Burak/Zepp im Band 2, S. 28 des Nationalatlas, die Naturraumtypen der DDR
von RICHTER 1978 und BARSCH/RICHTER 1981
sowie das größermaßstäbige Projekt von
HAASE u.a. 1997.
Naturraumeinheiten der chorischen Dimension, in deren oberen Bereich der
Hauptmaßstab des Nationalatlas fällt,
liefern vor allem die Bezugsgrundlage für
wissenschaftliche Bestandsaufnahmen,
für Bewertungen und Planungen (z.B.
zur Umsetzung der europäischen FFHRichtlinie in Deutschland) und deren kartographische Darstellung. In diesem Sinne wird die Naturraumgliederung in den
Beiträgen Gewalt, S. 102 und
Jedicke, S. 98 dieses Bandes verwendet.
Rebflächen und in den Steillagen und
am Oberhang nur noch Wälder vorherrschen, ist von einer Verringerung der
Ökotop-Komplexität und damit von einem Rückgang der Artenvielfalt auf
den Ausgangszustand auszugehen. Verbrachung an sich sorgt also zumindest
vorübergehend für einen Zuwachs an
Ökosystemen und letztlich auch für
eine Rückkehr zur Natur.
Dem gegenüber steht die Ausweitung
urbaner Lebensräume, die einem Aufbrauch der Natur entspricht –
zumindest im landläufigen Sinne. Tatsächlich erfolgt aber eher ein Aufbrauch eines anderen Nutzungstypus,
nämlich der umliegenden Agrarflächen,
d.h. eine künstliche Natur wird
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Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
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Rotem Waldvöglein/Naturraumeinheiten
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Rotes Waldvöglein (Cephalanthera rubra)
Maßstab 1 : 1700000
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Jeder Punkt repräsentiert das Vorkommen der Art im Gebiet
eines Blattes der Topographischen Karte 1:25000.
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Vorland der Nördlichen Fränkischen Alb
Mittelfränkisches Becken
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Floristische Kartierung Deutschlands
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Die Mäusegerste findet sich heute in allen
Städten.
außergewöhnlich differenzierte Nutzungs- und Strukturvielfalt auszeichnen,
ergibt sich eine extreme Standortviel21 Sie wird unterlegt von stadtliefalt .
benden Arten im Zentralbereich bis hin
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zu stadtmeidenden im Randbereich .
Erstere entsprechen eher dem „Überlebenskünstler mit anarchischen Charaktereigenschaften“, letztere eher dem
„festverwurzelten Bürger friedliebender
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weniger offensichtliche einer Stadt. Gerade hier herrschen vom Stadtwald bis
zur vegetationslosen Fläche mehr Natürlichkeitsgrade vor als außerhalb
( Beitrag Jedicke, S. 28) ( Fotos). So
erweisen sich Stadt- und Industriebrachen, Müll- und Schuttdeponien sowie
Verkehrs- und Hafenanlagen häufig als
interessante Tummelplätze von Fremdarten aus den Mediterrangebieten oder
den kontinentalen Steppen, die als etablierte Gartenflüchtlinge oder spontane
Transportbegleiter die Wärme und Trockenheit der Städte als einzigartige
Standorte in feuchtkühler Umgebung
schätzen. Das enge Mosaik von Schlagschatten und Lichtflecken, von versiegelten und offenen Flächen sowie von
verschiedensten Substraten und Nährstoffgehalten bedingt eine extreme
Vielfalt an ökologischen Nischen. Hinzu kommt, dass diese wiederum für die
jeweiligen Baustrukturtypen spezifisch
ausgeprägt sind, also in dicht bebauten
Innenstädten anders aussehen als im
randstädtischen Einzelhausviertel mit
Ziergärten. Da sich Städte durch eine
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6,0 - 6,5
> 6,5
basisch
Saarbrücken
Do n
au
u
Dona
R hein
R hein
Stuttgart
ckar
Ne
Inn
au
Inn
Do
n
München
Ammersee
Chiemsee
Norddeutsches
Tiefland
S. 15
Zentraleuropäisches
Mittelgebirgsland
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
26
Chiemsee
Bodensee
Bodensee
Großlandschaften
Starnberger
See
Südwestdeutsches
Mittelgebirge /
Stufenland
Alpenvorland
0
Alpen
25
50
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt
0
75 100 km
Maßstab 1: 6000000
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
25
50
75 100 km
Maßstab 1 : 6 000 000
Eisenbahn
C
B
Kanal
D
Autobahn
21 Stadtökologisches Zonen-Sektoren-Modell und Gradienten
wichtiger stadtökologischer Parameter im schematischen
Querschnitt
A
Feld
Deponie
Industriefläche
außerstädtischer
Gewerbepark
Industriebrache
Hafen
Industriefläche
Einkaufszentrum
innerstädtische
Blockrand Wohnviertel
innerstädtisches
Bürozentrum
(CBD)
Stadtpark
Unterzentrum
(ehemaliges Dorfgebiet)
Blockviertel mit
Abstandsgrün
Wiese
randstädtische
Einzelhausviertel
mit Ziergärten
Wald
a
Grundwasser
heutiger Grundwasserspiegel
Boden
natürlicher Grundwasserspiegel
Boden verdichtet
Boden versiegelt
Luft
Aerosolgehalt
tens- bzw. vernichtenswert sind, darüber
debattieren Naturschützer, Naturwissenschaftler beobachten dagegen den
Tatbestand mit großem Interesse und
mögen zu dem Resultat kommen, dass
sich natürliche Globalisierungsprozesse
in Deutschland kaum vermeiden lassen.
Wie der vorliegende Atlasband ausweist, haben wir umfassende Kenntnisse
über das Klima und seine Veränderungen sowie über die Flora und Fauna
Deutschlands und Mitteleuropas. Das
betrifft ihre Verbreitung, ihre ökologischen Ansprüche, ihre Vernetzung in
Lebensgemeinschaften, ihre Veränderungen mit und ohne Mitwirkung des
Menschen sowie ihren Gefährdungsgrad
in einer sich wandelnden Umwelt. Es
ist Aufgabe der Wissenschaft, diese
Kenntnisse und Einsichten der Öffentlichkeit zu vermitteln und verständlich
zugänglich zu machen. Dazu tragen
zahlreiche Informationszentren in unterschiedlichster Trägerschaft (vgl. BfN
1999, S. 180/81) sowie auch die vielen
naturkundlichen Lehrpfade bei ( Beitrag Kremb, S. 148), die inzwischen
überall im Lande eingerichtet worden
sind.
Lufttemperatur
Luftbewegung
Auf Friedhöfen entwickelt sich oft ein ganz eigenes Pflanzenspektrum.
Das Moseltal mit Valwig bei Cochem
maximale Oberflächentemperatur
23 Valwig bei Cochem (Rheinland-Pfalz)
Zahl der Pflanzenarten
Phasen der Rebbrache im Moseltal
einheimische Arten
ruderale Adventivarten
segetale Adventivarten
fremde Zierarten
Rebkultur
Phasen der Rebbrache
Wildkrautphase
1-5 Jahre
Kampfzone
Waldrebenphase
5-10 Jahre
Mantel
Gewerbe
Feld
Innenstadt
Halde
Randstadt
Feld
Mantel
Wiese
Wald
250
Brombeerphase
10-20 Jahre
Flechtenwüste
GebüschPolykormone
20-30 Jahre
nach SUKOPP/WITTIG 1993
Buschwindröschen
Anemone nemorosa
Kleinblütiges Knopfkraut
Galinsoga parviflora
Rasen mit Holzarten
20-40 Jahre
Mischgebüsch
>40 Jahre
20
0
22 Münster
Verteilung stadtmeidender, stadtneutraler und stadtliebender
Pflanzenarten 1980/82
Mäusegerste
Hordeum murinum
Vogelkirschenwald
>40 Jahre
150
Sonstige Standorte
naturnaher Wald
Plenterwald
Felsgebüsch
Felsstaudenflur
10m-Höhenlinie
100
50m-Höhenlinie
Parzellengrenze
relativ urbanophob
urbanoneutral
urbanophil
Weg
0
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
nach WITTIG u.a. 1985
1
2
3
4
Maßstab 1 : 300 000
5 km
0
© Leibniz-Institut für Länderkunde 2003
nach RICHTER 1997
Klima, Pflanzen- und Tierwelt – eine Einführung
25
Maßstab 1: 2250
27
50 m