Zwischenbericht - Zweefvliegenonline

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Teil 2 : Zwischenberichte
Zwischenbericht
Identifikation
Art des Ereignisses:
Unfall
Datum:
12. Juni 2014
Ort:
Flugplatz Borkenberge
Luftfahrzeug:
Segelflugzeug mit Hilfsantrieb
Hersteller / Muster:
Schempp Hirth / Ventus cT
Personenschaden:
Pilot schwer verletzt
Sachschaden:
Luftfahrzeug schwer beschädigt
Drittschaden:
keiner
Informationsquelle:
Untersuchung durch Beauftragte der BFU
Aktenzeichen:
BFU 3X056-14
Veröffentlicht:
September 2014
Sachverhalt
Ereignisse und Flugverlauf
Um 11:45 Uhr1 startete das Segelflugzeug auf der Windenstartstrecke des Verkehrslandeplatzes Borkenberge in Startrichtung 07.
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Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet,
entsprechen Ortszeit.
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Zeugen an der Startstelle beobachteten, wie das Luftfahrzeug in etwa 20 – 30 m Höhe nach links zu drehen begann.
Der Windenfahrer gab an, dass er, nachdem er die Drehbewegung gesehen hatte,
den Schlepp abgebrochen habe, indem er vom Gas gegangen sei.
Zeugen berichteten, dass sie keine Ruderausschläge als Reaktion des Segelflugzeugführers beobachtet hätten. Das Segelflugzeug kippte nach Zeugenaussagen
über die linke Tragfläche ab und prallte etwa 300 m von der Startstelle entfernt auf
den Boden.
Der Pilot wurde schwer verletzt und das Segelflugzeug wurde zerstört.
Angaben zu Personen
Der 74-jährige Pilot war seit dem 24.04.2014 im Besitz einer Segelfluglizenz LAPL-S
der Europäischen Union mit den eingetragenen Startarten Windenstart (Winch) und
Schleppstart hinter Luftfahrzeugen (Aero Tow).
Sein fliegerärztliches Tauglichkeitszeugnis Klasse LAPL war bis zum 05.05.2016 gültig.
Seine Gesamtflugerfahrung betrug etwa 550 Stunden bei 995 Starts.
In den letzten 90 Tagen vor dem Unfall hatte er acht Windenstarts mit einer Flugzeit
von 4:13 Stunden absolviert.
Er war am 09.09.2012 auf das betroffene Muster mit drei Starts eingewiesen worden
und hat seitdem etwa 3:30 Stunden bei zwei Starts geflogen.
Angaben zum Luftfahrzeug
Der Ventus cT ist ein einsitziger, freitragender Mitteldecker in Faserverbundbauweise
mit T-Leitwerk. Die Tragfläche mit 17,60 m Spannweite verfügt über Wölb- und Störklappen. Das Luftfahrzeug, Baujahr 1987 war mit einem klappbaren Hilfsmotor Solo 2350 und einem Propeller vom Typ OE-FL 5.83/83 ausgerüstet. Der Motorsegler
befand sich in Vereinsbesitz und war in Deutschland zum Verkehr zugelassen. Seit
der Herstellung wurden ca. 2 807 Stunden bei 758 Starts geflogen. Die Motorlaufzeit
betrug etwa 147 Stunden. Die letzte Bescheinigung über die Prüfung der Lufttüchtigkeit wurde am 05.05.2014 ausgestellt. Seitdem wurden mit dem Luftfahrzeug
40:30 Stunden bei neun Starts geflogen.
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Meteorologische Informationen
Die Wetterstation am Flugplatz Borkenberge zeichnete um die Unfallzeit einen Wind
von ca. 10 km/h aus Nord bei einer Temperatur von 16,5 °C und 2/8 Bewölkung in
1 000 – 1 500 m Höhe auf.
Die Sicht im 30 km entfernten Münster wurde mit etwa 30 km bei einem Luftdruck
(QNH) von 1 027,4 hPa angegeben.
Funkverkehr
Es fand kein Funkverkehr auf der Platzfrequenz 135,00 MHz mit der Flugleitung Borkenberge statt.
Nach Zeugenaussagen wurden die Startkommandos vom Piloten über Flugfunk
übermittelt. Das Flugfunkgerät auf der Winde war auf die Frequenz 135,00 MHz eingestellt.
Angaben zum Flugplatz
Der Verkehrslandeplatz Borkenberge (EDLB) liegt in einer Höhe von 158 ft etwa
30 km südwestlich der Stadt Münster.
Er verfügt über eine 619 (721) m lange Asphaltpiste mit der Ausrichtung 07/25 die für
Motorflugzeuge und Helikopter bis 2 t maximale Abflugmasse (MTOM) + Do 28 zugelassen ist. Zudem ist der Betrieb von Motorseglern, Segelflugzeugen und Ultraleichtflugzeugen genehmigt. Der Betrieb von Ballonen und Gleitsegeln ist nach vorheriger
Anfrage (PPR) gestattet.
Südlich der asphaltierten Hauptbahn liegt parallel eine Startstrecke für Segelflugbetrieb in der Startart „Flugzeugschlepp“ mit den Abmessungen 974 x 30 m, die teilweise befestigt ist.
Südlich davon verläuft parallel eine 850 m lange und 96 m breite Graslandebahn für
Segelflugbetrieb.
Südlich davon werden vier befestigte Windenschleppstrecken mit paralleler Ausrichtung genutzt. Die hierfür zur Verfügung stehende Fläche misst 1 095 x 110 m.
Platzhalter ist die Borkenberge Gesellschaft e.V. Interessengemeinschaft luftsporttreibender Vereine im Deutschen Aero-Club e.V. In ihr sind zehn am Flugplatz ansässige Vereine zusammengeschlossen, die gemeinsam den Flugbetrieb organisieren.
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Flugdatenaufzeichnung
Der BFU stand ein Flugrechner LX 8000 zur Auswertung zur Verfügung.
Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug
Die Unfallstelle lag etwa 20 m nördlich der Windenschleppstrecken im südlichen Teil
der Graslandebahn für Segelflug.
Hier war das Segelflugzeug etwa 300 m vom Startpunkt entfernt quer zur Startrichtung in seine Endlage gekommen. Die Längsachse des Luftfahrzeuges war mit dem
Cockpit nach Süden ausgerichtet.
Das Cockpit war vom Haubenausschnitt aus nach unten gebrochen, wobei die rechte
Seite die größeren Beschädigungen aufwies.
Die Trümmer der Cockpithaube waren um das Luftfahrzeug verstreut.
Der Leitwerksträger war etwa in der Mitte durchgebrochen. Die rechte Klappe des
Motorkastens war abgerissen und lag vor der linken Tragfläche. Das weitgehend unbeschädigte Leitwerk war noch mit dem abgebrochenen Teil der Rumpfröhre verbunden. Es lag mit dem Höhenruder nach unten quer zur Flugzeuglängsachse.
Beide Tragflächenwurzeln waren noch mit dem aufrecht stehenden Rumpf verbunden und beide Tragflächenenden lagen auf dem Boden auf. Die Zunge der Tragflächenverbindung am rechten Tragflügel war nach hinten abgeknickt.
Ein ca. 1,5 m langes Teilstück der rechten Tragfläche war abgebrochen und steckte
ca. 15 m vom Hauptwrack entfernt im Boden. Um dieses herum waren Trümmerteile
des Querruders sowie des Ansteckflügels verteilt. Die Bremsklappe der rechten
Tragfläche war ausgefahren.
Die linke Tragfläche war äußerlich weitgehend unbeschädigt. Die Landeklappe war
ca. 2 cm ausgefahren. Der dazu gehörende Ansteckflügel lag in zwei Teilen südlich
vor der Tragfläche.
Die Verbindungen der Ruderflächen und Steuerelemente waren intakt.
Es wurden keine Hinweise auf Mängel in der Steuerung des Segelflugzeuges gefunden.
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Unfallstelle
Foto: BFU
Untersuchungsführer:
Stefan Maser
Untersuchung vor Ort:
Thomas Brandes
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