aspekte Nr. 2-2016 - Vorwerker Diakonie

Transcription

aspekte Nr. 2-2016 - Vorwerker Diakonie
aspekte
Das Magazin der Vorwerker Diakonie 2 | 2016
4 Pflege à la carte
8 Bewegung bis
zur Seele
11 Unterstützung für
Wohnungslose
12 Zwischen Hörsaal
und Pflegebett
IhrHochbau-und
Sanierungsspezialist
• AltbausanierungenandenkmalgeschütztenGebäuden
• An-,Um-undNeubauten
• Maurer-/Putzarbeiten
• Beton-/Stahlbetonarbeiten
• Zimmerer-/Trockenbauarbeiten
• Fenster-/Türeinbau
• Fliesenarbeiten
• Estricharbeiten
• Wärmedämmverbundsystem
• Erdbauarbeiten
Ansprechpartner:JanHardorp
Telefon: 0451 / 4002-50464
Mail: [email protected]
Vorwerker Dienste GmbH | Triftstraße 139-143 | 23554 Lübeck
editorial
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
liebe Freundinnen und Freunde der VORWERKER DIAKONIE!
Fred Mente
Geschäftsführer der Vorwerker Diakonie
‚Pflege à la carte‘ – so lautet der Ti- Umfang in Anspruch.
Und doch hat sich das Leistungsspektel dieser Ausgabe. Zugegeben, beim
ersten Lesen habe ich mir die Frage ge- trum für pflegebedürftige Menschen
stellt: Was hat denn ein Begriff aus der durch die gesetzlichen Änderungen in
Gastronomie mit Pflege zu tun? Doch den vergangenen Jahren deutlich erbeim zweiten Lesen kam mir mehr und weitert. Die Anforderungen an die Qualität der Pflege haben sich erhöht und
mehr die Erkenntnis: Sehr viel!
Denn bei beiden geht es um Ver- die Möglichkeiten erweitert. Und vielertrauen, Transparenz, Respekt und orts gibt es heute ein vielfältiges AngeWertschätzung. Würden Sie in ein Re- bot. Doch – und da bin ich wieder am
staurant gehen, dessen Küchenchef Anfang – die Leistungen sind leider nicht
Sie nicht trauen? Würden Sie auf einer wie in einem Restaurant ganz einfach
Speisekarte Speisen aussuchen, de- auf einer Speisenkarte ablesbar und beren Beschreibung Sie nicht verstehen? stellbar. Der Leistungskatalog hat eine
Möchten Sie sich von einer Servicekraft Sprache für sich und ist für den Laien
bedienen lassen, die unfreundlich zu Ih- nicht verständlich. Er bedarf der Übernen ist? Und: Würden Sie kommentarlos setzung und Durchsetzung mit Untereine Speise zu sich nehmen, die ganz stützung eines Partners des Vertrauens.
Hier sehen wir in der Vorwerker
und gar nicht Ihren Vorstellungen entspricht, Ihnen aber alternativlos als die Diakonie für uns einen wichtigen Aufeinzig mögliche vorgesetzt wird? Ich trag: Pflegebedürftige Menschen und
ihre Angehörigen als Experten und Verdenke nein.
Das gilt eben so im Bereich der Pfle- trauenspersonen darin zu unterstützen,
ge. Doch kein anderer Bereich sozialer die Leistungen der Pflege zu erhalten,
Dienstleistungen hat in den vergan- die ihrem individuellen Pflegebedarf
genen Jahren so viele gesetzliche Än- und ihrer Lebenswirklichkeit entsprederungen und Reglementierungen er- chen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie uns
fahren. Kein anderer Bereich ist für die
Betroffenen so intransparent und so Ihr Vertrauen entgegenbringen.
voller Hürden wie das Leistungsrecht
Herzlichst Ihr
der Pflege. Im Ergebnis dieser Intransparenz nehmen übrigens 60 Prozent
der betroffenen Pflegebedürftigen und
Angehörigen die ihnen eigentlich zuFred Mente
stehenden Leistungen nicht in vollem
Impressum
Titelbild
Herausgeber: Vorwerker Diakonie gGmbH, Triftstraße 139-143, 23554 Lübeck
Eines der Angebote der Vorwerker
Telefon: 0451 / 4002-0 | Fax: 0451 / 4002-50552 | Internet: www.vorwerker-diakonie.de
Diakonie ist die Tagespflege:
E-Mail: [email protected] | Druck: Druck-Kontor 2.0 der Vorwerker Diakonie
Pflegebedürftige Menschen, die
Redaktion: Lutz Regenberg | Beirat: Gerhard Backschat, Christine Glienke, Jürgen Holznagel,
in ihrem eigenen Zuhause leben,
Susanne Katzberg, Judith Reincke, Kristin Wendt | Fotos und Abbildungen: Vorwerker Diakonie,
werden tagsüber in einer Einrichtung
Gerhard Backschat | Grafik / Layout: RESULTED
gepflegt und begleitet, erleben dort
Spendenkonto: IBAN: DE58251205100004408044, BIC: BFSWDE33HAN, Bank für Sozialwirtschaft
Gemeinschaft und viele Aktivitäten.
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titel
Pflege à la carte
Wenn ein Mensch im Alter pflegebedürftig wird, denken seine Angehörigen oft sofort an ein Pflegeheim. Dabei sind die
Angebote für Seniorinnen und Senioren heute individueller und vielfältiger als jemals zuvor. Ein Beispiel dafür ist die
Geschichte von Christa Bohm, die trotz Pflegebedürftigkeit noch lange in ihrer eigenen Wohnung bleiben konnte.
Von: S. Katzberg und K. Wendt
Auf Doreen Boniakowskys Wohnzimmertisch liegt ein Stapel bunter Fotos.
Die 42-Jährige nimmt eines davon in die
Hand und zeigt es ihrem Bruder Manuel.
„Guck mal, da haben wir mit Oma Weihnachten gefeiert, da kam doch sogar
noch der Weihnachtsmann vorbei.“ Der
31-Jährige lacht und meint: „Ja, da war
Oma noch ganz sie selbst.“
Aktive, selbstständige Frau
Christa Bohm, die Großmutter der
Geschwister, wurde 1930 auf der Insel
Poel bei Wismar geboren. Als junge Frau
machte sie eine Lehre zur Näherin und
Polsterin. Während einer kurzen Ehe bekam sie eine Tochter, die Christa Bohm
nach der baldigen Scheidung als alleinerziehende, berufstätige Mutter großzog. „Das war zu der Zeit natürlich eher
ungewöhnlich“, sagt Manuel Boniakowsky. „Aber Oma war eine sehr aktive,
selbstständige Frau und hätte für ihre
Familie alles getan. Sie hat das einfach
angepackt.“ Auch zu ihren Enkelkindern
pflegt Christa Bohm später einen engen Kontakt. „Wir haben zum Beispiel
die Sommerferien fast aussschließlich
mit Oma bei unserem Urgroßvater auf
der Insel Poel verbracht“, erinnert sich
Doreen Boniakowsky. „Oma war immer
eine sehr gesellige Frau, die gerne Menschen um sich hatte. Und sie hatte einen ausgeprägten Humor und trug den
Schalk im Nacken!“
„Oma baute immer mehr ab.“
Im Jahr 2004 verstarb Christa Bohms
Tochter - Manuel und Doreen Boniakowskys Mutter - danach wurde vieles
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Manuel und Doreen Boniakowsky schauen sich Fotos von ihrer Oma Christa Bohm an. „Sie war eine anpa
Nacken“, erzählen die Geschwister. „Als sie im Alter immer weiter abbaute, war das für uns alle ein gewa
anders. Die damals 74-Jährige zog sich
in sich zurück und ihre Enkelkinder stellten fest, dass einige Dinge nicht mehr so
liefen, wie bisher. „Mir fiel das zunächst
bei ihren Medikamenten auf“, sagt Doreen Boniakowsky. „Sie musste wegen
einiger Grunderkrankungen Tabletten
nehmen - diese lagen jetzt im Schrank
durcheinander und Oma nahm sie kaum
noch oder anders ein, als es eigentlich
verordnet war.“ Auch die Haushaltsführung wurde für Christa Bohm immer
mehr zur Herausforderung, Bad und
Küche blieben häufiger ungeputzt. Es
wurde deutlich, dass Christa Bohm Unterstützung brauchte. „Es war schwierig
für mich zu sehen, wie Oma immer mehr
abbaute, manchmal war ich deshalb sogar richtig wütend“, erinnert sich Manuel Boniakowsky. „Ich musste erst lernen,
damit umzugehen und mich auf die veränderte Situation einzustellen. Und ich
hätte auch gar nicht gewusst, welche
Möglichkeiten sich an dieser Stelle für
uns als Familie boten - wahrscheinlich
hätte ich sehr früh schon an ein Pflege-
titel
ackende, sehr aktive Frau - und hatte den Schalk im
altiger Umbruch.“
heim gedacht. Zum Glück hatte ich meine Schwester.“
Möglichkeiten zu wenig bekannt
Denn Doreen Boniakowsky ist Expertin in Sachen Pflege. Sie leitet den
entsprechenden Geschäftsbereich der
Vorwerker Diakonie und kennt die gesamte Angebotsbreite für Senioren und
pflegebedürftige Menschen. „Ich stelle
immer wieder fest, dass wir in Deutschland ein wirklich gutes Pflegesystem
haben, mit vielen Möglichkeiten für ren. „Alle Entscheidungen, die jetzt anPflegebedürftige und ihre Angehö- standen, musste ich erstmal gegen den
rigen. Aber diese sind zu wenig be- Willen von Oma treffen“, erzählt Doreen
kannt - zum einen, weil sich kaum Boniakowsky. „Das war natürlich nicht
jemand mit den Themen Altwerden leicht. Später fand sie dann aber, dass
und Pflegebedürftigkeit beschäfti- die Veränderungen ihr gut taten.“
gen möchte. Und zum anderen, weil
Pflege-Paket aufgebaut
diese Möglichkeiten gerade durch die
Pflege- und Krankenkassen nicht geIm folgenden Jahr nahmen die derade beworben werden.“ Dass Anträge von den Kassen oftmals zunächst mentiellen Erscheinungen bei Christa
abgelehnt werden und das System Bohm zu. Sie fand beispielsweise Saeine gewisse Nervenstärke und Hart- chen nicht wieder, räumte alle Schränke
näckigkeit verlangt, hatte Doreen aus. Außerdem baute sie körperlich ab.
Boniakowsky in ihrem Beruf von An- „Da wurde klar, dass Oma intensivere
gehörigen schon oft erfahren. Jetzt Unterstützung braucht und so haben wir
erlebte sie es persönlich am Beispiel bei der Pflegekasse einen Antrag auf
eine Pflegeeinstufung gestellt“, sagt
ihrer Oma.
die Enkelin. Dieser wurde nach der BeMehrere Schritte
gutachtung erst einmal abgelehnt. „Ich
bin dann in Widerspruch gegangen,
„Im ersten Schritt ließ ich über den schriftlich - und dann hat Oma doch
Hausarzt ein Rezept, genauer gesagt die Pflegestufe 2 bekommen.“ Doreen
eine Verordnung für die häusliche Boniakowsky rät deshalb, eine AbKrankenpflege ausstellen“, so Doreen lehnung immer noch einmal prüfen zu
Boniakowsky. „Damit konnte ich ei- lassen, im Zweifel mit professioneller
nen Ambulanten Pflegedienst beauf- Beratung und Hilfe. „Diese bieten zum
tragen, der von da an regelmäßig zu Beispiel Hausärzte, Pflegestützpunkte
Oma kam und das Medikamenten- oder Einrichtungen wie die Vorwerker
management übernahm. Außerdem Diakonie.“ Trotz der Pflegestufe konnhabe ich eine Haushaltshilfe organi- te Christa Bohm weiterhin in ihrer gesiert.“ Ihrer Großmutter war das zu- wohnten Umgebung bleiben, denn ihre
nächst gar nicht recht, ihr waren das Angehörigen bauten eine Kombination
zu viele fremde Menschen im Haus. aus Ambulanter Pflege und familiärer
„Auch als ich einige Zeit später ‚Essen Betreuung auf. „Der Pflegedienst überauf Rädern‘ bestellte, weil sie zwar nahm alle pflegerischen und körperhyeinen übervollen Kühlschrank hatte, gienischen Tätigkeiten, wir haben beiaber nicht mehr für sich kochen konn- spielsweise für sie eingekauft und ihre
te, war sie lange bockig mit mir.“ Auch Wäsche gewaschen. Das funktionierte
diese Erfahrung machen viele Ange- so natürlich nur, weil wir in der Nähe
hörige: der oder die Pflegebedürftige wohnten.“ Zusätzlich nahm die Familie
möchte die eigene Hilfebedürftigkeit das Angebot der Tagespflege in Annicht wahrhaben oder nicht akzeptie- spruch - nachdem Doreen Boniakowsky
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„Wir helfen durch de
Pflegeexperte Joachim Christahl (46)
Mitarbeitenden fast 600 Patienten in
Pflegebedürftigen und deren Angeh
Fortsetzung: Pflege à la carte
die Kostenübernahme durch den Sozialhilfeträger eingeklagt hatte. „Es hieß
zunächst, die Leistung werde nicht
übernommen. Aber wir bekamen Recht.
Und so konnte Oma tagsüber gemeinsam mit anderen Seniorinnen und Senioren in einer Tagespflege-Einrichtung
des Diakoniewerks im nördlichen Mecklenburg betreut werden, wovon sie total begeistert war.“ Außerdem musste
Christa Bohm nach einiger Zeit in eine
altersgerechte Wohnung umziehen, da
sie die Treppen in die vierte Etage nicht
mehr bewältigen konnte. „Auch diesen
Umzug haben wir über die Pflegekasse finanziert“, so Doreen Boniakowsky.
„Alle Pflegestufenempfänger können
sogenannte wohnumfeldverbessernde
Maßnahmen beantragen, also zum Beispiel auch den Einbau einer ebenerdigen
Dusche. So können sie möglichst lange
in ihrer häuslichen Umgebung bleiben.“
Über das Alter sprechen
Erst ganz zuletzt kam der Punkt, an
dem dieses individuelle Paket nicht mehr
funktionierte. Christa Bohm stürzte nun
oft, baute körperlich und geistig weiter ab. „Sie brauchte jetzt eine Rundum-die-Uhr-Versorgung, deshalb entschieden wir uns für den Umzug in eine
Seniorenpflegeeinrichtung des Diakoniewerks in Wismar.“ Dort lebte Christa
Bohm noch ein Jahr, bevor sie mit 82
Jahren verstarb. „Im Rückblick erscheint
dieser ganze Weg logisch“, meint Manuel Boniakowsky. „So konnte Oma noch
lange Zeit ihr eigenes, unabhängiges
Leben behalten. Und sie hat sich immer
wohlgefühlt.“ Damit das auch bei anderen Pflegebedürftigen der Fall ist, rät
Doreen Boniakowsky, sich rechtzeitig
über das Thema zu unterhalten. „Was
wünscht man sich für das Alter und die
eventuelle Pflegebedürftigkeit? Passt
das Pflegeheim zu mir oder möchte
ich lieber zu Hause bleiben?“ Auch das
Erteilen einer Vorsorgevollmacht sei
wichtig. „Es reicht nicht aus, verheiratet
zu sein, um im Ernstfall bestimmte Entscheidungen für den Partner treffen zu
können. Das gilt übrigens auch schon in
jüngeren Jahren.“
Ein Bild aus alten Zeiten: Christa Bohm (rechts) bei einer Weihnachtsfeier im Kreise ihrer Familie.
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Von: Lutz Regenberg
aspekte: Herr Christahl, ein
Mensch, der pflegebedürftig wird,
und auch seine Angehörigen wissen
oft nicht, was auf sie zukommt. Entsprechend machen sie sich Sorgen.
Welche sind das?
Joachim Christahl: Dazu zählt beispielsweise die Sorge, dass einem
gar keine Leistungen zustünden
oder dass erhebliche finanzielle Belastungen auf einen zukämen. Meiner Erfahrung nach hängt das vor
allem mit dem Leistungsdschungel
zusammen, dem sich Pflegebedürftige und deren Angehörige gegenüber sehen. Dieser ist in den letzten
Jahren so undurchsichtig geworden,
dass sich darin nur noch richtig gute
Fachleute zurecht finden.
aspekte: Aber es gibt doch Möglichkeiten, sich schlau zu machen, im
Zweifel bei den Pflegekassen selbst?
Christahl: Das sollte man zumindest denken. Doch die Pflegekassen haben häufig gar kein Interesse,
dass der Betroffene einen Überblick
über seine Ansprüche hat. Ich habe
den Eindruck, dass deren Ziel eher
ist, die Ausgaben niedrig zu halten.
Und je weniger der Betroffene weiß,
was ihm zusteht, desto weniger fordert er ein.
aspekte: Was kann man da tun?
Christahl: Meine Empfehlung ist,
sich zum frühestmöglichen Zeitpunkt an eine unabhängige Pflegeberatungsstelle oder an einen
vertrauensvollen Pflegedienst zu
wenden. Wir beispielsweise beraten
Pflegebedürftige und deren Angehörige kostenlos. Dabei zeigen wir
auf, welche Ansprüche und Optionen es gibt und auch, was finanziell
titel-Interview
en Pflege-Dschungel“
), leitet seit 2011 den Ambulanten Pflegedienst der Vorwerker Diakonie. Hier versorgt er mit über 100
n deren eigenen Wohnungen. Eine der besonderen Stärken des Pflegedienstes ist die Beratung von
hörigen. So bekommt der Pflegebedürftige die Leistungen, die ihm zustehen und die er braucht.
auf die Betroffenen zukommt.
aspekte: Sie sagten ja bereits, dass
die finanzielle Komponente den Betroffenen oft Sorgen bereitet.
Christahl: Wenn man jedoch alle
Möglichkeiten des Leistungskataloges
kennt, kann man die eigenen Zuzahlungen in der Regel relativ niedrig halten. Statistiken zeigen übrigens, dass
gerade einmal 40 Prozent der Betroffenen den Katalog der Möglichkeiten
voll ausschöpfen.
aspekte: Können Sie einmal ausschnittsweise aufzählen, welche Leistungen möglich sind?
Christahl: Neben der ambulanten
Pflegeleistung in den eigenen vier
Wänden stehen beispielsweise auch
Mittel zur Verfügung, um das Wohnumfeld anzupassen. Etwa, wenn
eine Tür verbreitert werden muss,
weil man mit Rollstuhl nicht hindurch
kommt. Oder wenn man Räume im
Obergeschoss nutzt, aber die Treppen
nicht mehr steigen kann. Dann gibt es
beispielsweise Mittel für einen Treppenlifter. Die ambulante Pflege lässt
sich übrigens auch sehr gut mit einem
Tagespflegeangebot verbinden, damit
der Pflegebedürftige tagsüber nicht
allein sein muss. Auch Ansprüche aus
der Kurzzeit- und Verhinderungspflege kann man integrieren. Alles zusammen ist in unterschiedlicher Form
kombinierbar. Welches Paket sich
schließlich anbietet, kommt natürlich
auf die individuelle Situation an. Ändert sich diese, kann das Paket angepasst werden.
aspekte: Viele Angehörige fühlen
sich nicht wohl, wenn sie die Mutter oder den Großvater von Fremden
pflegen lassen.
Christahl: Ich rede häufig mit An-
Joachim Christahl leitet die Ambulante Pflege der Vorwerker Diakonie.
gehörigen genau über dieses Thema.
Dann frage ich, ob es nicht besser für
die persönliche Beziehung zur Mutter
wäre, wenn eine Fachkraft das Thema
Pflege und Körperhygiene übernimmt
und man seine Zeit für echte Besuche,
die eben nicht von Pflegetätigkeiten
geprägt sind, nutzt. Wenn es um die
Frage einer Heimunterbringung geht,
besprechen wir gemeinsam, ob ein
solcher Schritt nicht eher ein Gewinn
an Lebensqualität für den Pflegebedürftigen wäre. Ich empfehle dann
oft, zunächst auf Probe einzuziehen
- auch das ist möglich. Meine Erfahrung ist übrigens, dass die meisten
Senioren, die den Schritt in eine Pflegeeinrichtung machen, sich dort sehr
wohl fühlen – und in jedem Fall wohler
als sie gedacht haben.
aspekte: In der nebenstehenden
Reportage wird berichtet, dass man
häufig Widerspruch gegen Entscheidungen der Pflegekassen erheben
oder seine Ansprüche sogar einklagen
muss. Teilen Sie diese Erfahrungen?
Christahl: Leider ja. Deswegen
empfehle ich Betroffenen und deren
Angehörigen auch in diesem Fall, sich
professionelle Unterstützung zu holen. Diese bieten wir immer gerne an.
So erreichen Sie die Pflegeexperten
der Vorwerker Diakonie:
Doreen Boniakowsky:
0451/4002-50360 oder -50349
Joachim Christahl:
0451/4002-56870 oder 0451/77705
www.vorwerker-diakonie.de
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Spenden
Bewegung bis zur Seele
Alpaka Leopold besucht Seniorinnen und Senioren im Lotti-Tonello-Haus - und bewirkt erstaunliche Veränderungen.
Mit seiner sensiblen und ruhigen Art öffnet er die Herzen und zaubert ein Lächeln auf fast jedes Gesicht.
Advents-Basar hatten wir Leopold als kas sind sehr sensible und ruhige Tiere,
Von: Susanne Katzberg
Wenn Leopold seinen Arbeits- besondere Attraktion zu uns eingela- die sich gut auf Menschen mit Handiplatz erreicht, gibt es ein großes Hallo. den. Da waren unsere Seniorinnen und cap einstellen können“, erklärt Holter.
Schon im Eingangsbereich des Lotti- Senioren so begeistert, dass wir das „Und das kuschelig-weiche Fell lädt diTonello-Hauses wird er freudig von Be- unbedingt wiederholen wollten.“ Der rekt zum Anfassen ein. Streicheln und
wohnerinnen und Bewohnern begrüßt. große Wunsch ist, dass Leopold in Zu- Füttern machen aber nicht nur Spaß,
Aber Leopold kennt das, egal wo er kunft zweimal im Monat kommen kann. sondern trainieren auch alle Sinne und
auftaucht, erntet er überraschte Blicke. „Das würde vielen Bewohnerinnen und die motorischen Fähigkeiten. So können die Tiere zum Wohlbefinden der
Das liegt sicher auch daran, dass Leo- Bewohnern sehr gut tun!“
Menschen maßgeblich beitragen.“
pold kein ganz „gewöhnlicher“ MitSensibel und neugierig
arbeiter ist - sondern ein vierjähriger
Es war einmal...
Alpaka-Hengst mit weichem weißen
Wenn Leopold nicht gerade unterFell und symphatischen dunklen KulLeopold ist unterdessen unterleraugen. „Wir haben kein Pferd auf wegs ist, dann lebt er auf dem Alpadem Flur, sondern ein Alpaka“, sagt kahof am Iserberg in der Nähe von wegs in den ersten Stock des LottiEinrichtungsleitung Manuela Zastrow- Schwerin. Dort wurde er von seinem Tonello-Hauses. Ganz routiniert fährt
Behrendt schmunzelnd. Und berichtet, Züchter Marco Holter für die tierge- er mit dem Fahrstuhl und lässt sich
wie es dazu kam: „Bei unserem letzten stützte Therapie ausgebildet. „Alpa- von seinem Halter über die Flure füh-
ein Tier kann uns sehr ans
Herz wachsen. Ob es der Hund
ist, der uns mit Freudensprüngen
zu Hause begrüßt oder die Katze,
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die sich abends zu uns kuschelt mit unseren tierischen Freunden
verbindet uns ein Gefühl von
Geborgenheit, Vertrauen und einer
ganz ursprünglichen Liebe, die von
menschlichen Fehlern nichts weiß.
Viele Seniorinnen und Senioren, die
in unseren Häusern leben, hatten
selbst früher Tiere und erinnern sich
gerne an sie. Aber es mischt sich in
diese Erinnerungen auch manchmal
Traurigkeit - über das, was einmal
war und heute nicht mehr ist.
Leopold hat bei seinem Besuch
vielen Bewohnern ein Lächeln auf
das Gesicht gezaubert und mit
seiner sensiblen Art die Herzen
geöffnet. Es war wunderbar, wie er
in kurzer Zeit kleine Veränderungen
bewirkt hat: Hände, die ruhelos
waren, wurden beim Streicheln und
Füttern ganz ruhig. Und ein Blick,
der vorher in sich gekehrt wirkte,
war plötzlich klar und aufmerksam.
Deshalb bitte ich Sie heute herzlich
um Ihre Hilfe. Machen Sie Leopold
mit Ihrer Spende zum neuen
„Mitarbeiter“ im Lotti-Tonello-Haus.
Mit herzlichem Dank,
spenden
Vielen Dank!
In der letzten Ausgabe haben
wir um Unterstützung für unser
Bildhauer-Projekt gebeten. Über
2400.- Euro haben Sie schon
gespendet. Darüber freuen wir
uns sehr. Herzlichen Dank!
Ehrenamt!
Über 250 Menschen
engagieren sich ehrenamtlich
in der Vorwerker Diakonie.
Karl-Heinz Behrend freut sich über den Besuch von Leopold - und erinnert sich.
ren. Immer wieder bleiben die beiden soziale Betreuung im Lotti-Tonellostehen, halten einen netten Plausch Haus. „Tiere wecken Erinnerungen und
und Leopold genießt sichtlich die Auf- Emotionen, fördern Körper und Geist
merksamkeit und die Streichelein- und verscheuchen manchmal auch die
heiten durch die Bewohner. An einer Traurigkeit, die sich einschleichen kann,
Tür machen Mensch und Tier Halt. Hier wenn der eigene Aktionsradius kleiner
wohnt Karl-Heinz Behrend. Leopold ist wird.“
bei dem 91-Jährigen heute als Besuch
Bewegung bis zur Seele
angekündigt. Als Leopold das Zimmer
betritt, huscht ein Lächeln über das
Leopold öffnet nicht nur die HänGesicht von Karl-Heinz Behrend. „Du
hast aber ein schönes weiches Fell“, de, die streicheln und füttern, sondern
sagt er. „Ein hübsches Tier!“ Karl-Heinz auch die Herzen der Senioren. „Das ist
Behrend mag Tiere. Seine Großeltern Bewegung bis zur Seele“, ist Zastrowhatten einen Bauernhof und später be- Behrendt überzeugt. „Wir hoffen sehr,
saß er einen Hund. „Ein Neufundländer, dass wir dies in Zukunft weiterhin
der wollte immer laufen“ erinnert er möglich machen können. Für Angesich. „Ja, es war einmal...“ Karl-Heinz bote wie die Alpaka-Besuche bekomBehrends Blick schweift kurz in die men wir aber keine Mittel. Wir sind auf
Ferne, die Vergangenheit ist in diesem Spenden angewiesen und hoffen sehr
Moment wieder ganz präsent. Dann ist auf die Hilfe der Leserinnen und Leser.“
der Rentner wieder im Hier und Jetzt, Rund 400 Euro kostet ein Monat Alpahält Leopold die geöffnete Hand mit ka-Besuche - Einzel- und Gruppentherapie sowie die Teilnahme an Festen
Futter hin und lacht.
„Wir sehen, dass sich die Menschen als besondere Attraktion eingeschloshier bei uns den Tieren ganz öffnen“, sen. Leopold freut sich jedenfalls schon
berichtet Freya Pahlke, Fachkraft für sehr auf seinen Einsatz!
Bei Jana Müseler heißt es: Bingo!
So auch Jana Müseler. Die
22-jährige Medizinstudentin
kommt einmal im Monat in
die Seniorenpflegeeinrichtung
Wilhelmine Possehl. Dort spielt
sie mit Senioren Bingo. „Ich kann
hier sehr viel lernen. Und mein
Ehrenamt macht einfach Spaß.“
online spenden
Spenden Sie sicher und
schnell und erfahren Sie
mehr zum Thema unter:
www.vorwerkerdiakonie.de/spenden
SPENDENKONTO
IBAN: DE58 2512 0510 0004 4080 44
BIC: BFSWDE33HAN
Bank für Sozialwirtschaft
NOCH FRAGEN?
Ihre Fragen beantworten wir gerne
unter Tel. 0451 4002-50187
E-Mail: [email protected]
Deutscher
Spendenrat e.V.
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AKTUELL
Vorwerker
Notizen
Willkommensbesuche gehen weiter
Seit 2012 werden in der Hansestadt
Lübeck unter dem Motto „Willkommen
im Leben – willkommen in Lübeck!“
Neugeborene und ihre Familien begrüßt. Jetzt hat die Hansestadt ent-
Eltern mit Kindern bis zu sechs Monaten haben
Anspruch auf einen Willkommensbesuch.
schieden, die Willkommensbesuche
fortzusetzen. Seit Start wurden bereits
mehr als 3.700 Lübecker Familien mit
Neugeborenen besucht. „Dadurch soll
die gesunde Entwicklung der Kinder
unterstützt werden“, sagt Christiane
Prüßmann von der Berufsausbildungsund Qualifizierungsagentur (BQL), die
gemeinsam mit der Vorwerker Diakonie die Willkommensbesuche im Auftrag der Hansestadt organisiert. „Es
geht vor allem um konkrete Informati-
onen und Hilfen für diese neue und aufregende Lebensphase, die die Familien
bewältigen müssen. Außerdem erhalten die Eltern vielfältige Informationen
über Angebote, die sie in ihrer neuen
Lebenssituation gut gebrauchen können.“ Durchgeführt werden die Willkommensbesuche von Hebammen, die
neben dem Informationspaket auch
ein kleines Begrüßungsgeschenk mitbringen. „Die Begrüßungsgeschenke
werden von der gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck ermöglicht“,
ergänzt Prüßmann. Familien, die einen
Willkommensbesuch vereinbaren wollen, wenden sich dazu entweder direkt
an ‚ihre‘ Hebamme, oder an den Verbund Willkommensbesuche unter Telefon 0451 4002-57842.
Benefizabend bringt 5.500 Euro
Zum zweiten Mal begrüßte Fred
Mente, Geschäftsführer der Vorwerker
Diakonie, am 9. Februar 2016 zum neu
gestalteten, exklusiven Benefizabend.
Mit Bischöfin Kirsten Fehrs als Ehrengast, einem ausgewählten 4-GängeMenü und musikalischer Unterhaltung
durch den Fachbereich Musik und Kultur wurde der Abend zu einem beson-
deren Erlebnis für die rund 40 Gäste.
Bischöfin Kirsten Fehrs stellte sich den
Fragen des Moderators und Gäste in
einer lockeren Talkrunde. Die Fragen
drehten sich dabei um ihr Berufsleben
als Bischöfin, genauso wie um ihre privaten Interessen. Das exklusive Menü
Bischöfin Kirsten Fehrs las beim Benefizabend
unter anderem aus dem Buch „Sungs Laden“.
wurde von Koch Marcel Weis vom AROSA-Resort Travemünde und der
Jugendgruppe des Vereins Lübecker
Köche zubereitet. Das Servieren übernahmen Schülerinnen und Schüler der
Gewerbeschule Nahrung und Gastronomie. Der Erlös belief sich am Ende
des kurzweiligen Abends auf rund
5.500 Euro. „Dieses Geld wird direkt in
zwei unserer Projekte für Menschen
in sozialen Notlagen fließen“, so Fred
Mente.
Aktionstag Pflege
Am 12. Mai 2016 fand unter dem Motto „Unsere Pflege – eine runde Sache“
der Tag der Pflege statt. Um auf die engagierte Arbeit der vielen Pflegekräfte
aufmerksam zu machen, verteilten auch Mitarbeitende der Vorwerker Diakonie in Lübeck und Bad Schwartau Blumen und informierten zum Thema Pflege.
„Wir hatten 100 Rosen dabei, die nach zwei Stunden verteilt waren“, erzählt
Gernot Brunke vom Pflegezentrum Travemünde. „Man merkte aber, dass sich
die Menschen grundsätzlich ungern auf das Thema Pflege einlassen.“
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Pflegedienstleiter Gernot Brunke kam mit einer Damengruppe ins Gespräch.
AKTUELL
Unterstützung für Wohnungslose
In der Karwoche steht für die Diakonie in Schleswig-Holstein stets das Thema Wohnungslosigkeit im Fokus. Denn
die Zahl der davon Betroffenen steigt weiter. Auch aus diesem Grund startet die Vorwerker Diakonie ein neues
Unterstützungsmodell.
überschuldet ist, einen Schufa-Eintrag
hat oder unter psychischen Problemen
leidet, dem bleibt der erneute Zugang
zum Mietmarkt oft versperrt“, erläutert Raddatz-Kossak.
Signal aus der Wohnungswirtschaft
Heike Raddatz-Kossak von der Vorwerker Diakonie und Landespastor Heiko Nass.
Von: Lutz Regenberg
Die Zahl der Wohnungslosen und
von Wohnungslosigkeit Bedrohten in
Schleswig-Holstein ist im vergangenen
Jahr erneut gestiegen. Über 7.000 Fälle
wurden 2015 registriert und damit fast
1.000 mehr als in 2014. „Wir schätzen,
dass die Dunkelziffer noch viel höher
liegt“, sagte Landespastor Heiko Naß
von der Diakonie Schleswig-Holstein
am 22. März 2016 in Lübeck. „Diese
Entwicklung ist ein weiterer Hinweis
dafür, dass es trotz guter Konjunktur
und sinkender Arbeitslosenzahlen Personengruppen gibt, die dauerhaft von
Armut betroffen oder bedroht sind.“
Wohnungslosigkeit im Mittelpunkt
Die Diakonie in Schleswig-Holstein
hat sich vorgenommen, jedes Jahr in
der Karwoche das Thema Wohnungslosigkeit in den Mittelpunkt zu rücken.
Dabei hat sie nicht nur Medien und
Politik im Blick, sondern auch die Betroffenen selbst. „Der Landespastor ist
kurz vor Ostern in unsere Wohnungslosenunterkunft gekommen und hat
zu einem Mahl eingeladen“, so Heike
Raddatz-Kossak von der Vorwerker
Diakonie. „Die Teilnehmer haben das
sehr genossen.“
Zu wenige Sozialwohnungen
Wesentliche Ursache für die steigenden Wohnungslosenzahlen ist neben den ganz persönlichen Notlagen
der Betroffenen der anhaltend hohe
Druck auf dem Markt für bezahlbare
Wohnungen. Während es immer weniger Sozialwohnungen gibt, wächst
gleichzeitig die Zahl der Bedürftigen.
Dabei haben neben Hartz-IV-Empfängern und Flüchtlingen gerade die Wohnungslosen meist die schlechtesten
Chancen, bei der Vergabe von Wohnungen zum Zuge zu kommen. „Wer
Land und Wohnungswirtschaft haben das Problem erkannt. Sie planen
den Bau von 4.000 geförderten Wohnungen in Schleswig-Holstein. „Das ist
ein wichtiges Signal“, so Landespastor
Naß. „Wir vermissen allerdings eine
verbindliche Regelung für ein Kontingent an Wohnungen, die allein Wohnungslosen zur Verfügung stehen. Nur
so kann verhindert werden, dass sie
gegenüber anderen Bedürftigen benachteiligt werden.“
Neues Konzept
Um bereits jetzt Abhilfe zu schaffen,
verfolgt die Vorwerker Diakonie ein
neues Konzept. Sie mietet Wohnungen
an, die dann an Menschen weiter
vermietet werden, die schon länger
in einer Notunterkunft leben. Hinzu
kommt eine abgestimmte Betreuung
der Betroffenen durch Mitarbeitende
der Vorwerker Diakonie. „Die Wohnungseigentümer haben den Vorteil,
dass alle Risiken wie Mietausfall oder
befürchtete Schäden durch uns abgedeckt werden. Auf diese Weise wollen
wir noch in diesem Jahr 50 Wohnungslosen eine Perspektive für normalen
Wohnraum bieten“, meint RaddatzKossak. Diesem Ziel ist die Vorwerker
Diakonie bereits ein gutes Stück näher
gekommen: Seit Jahresbeginn konnten
schon zehn Betroffene mit einer Wohnung versorgt werden.
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menschen
Zwischen Hörsaal und Pflegebett
In Kooperation mit der Universität zu Lübeck bietet die Vorwerker Diakonie seit 2015 den Bachelor-Studiengang Pflege
an. Tilman Huckle ist einer der ersten Teilnehmer. Nach mehrjährigen Stationen in England und Wien ist der gebürtige
Bayer für das Studium in die Hansestadt gezogen und hat hier die Nähe zur Praxis gefunden, die er suchte.
Von: Kristin Wendt
„In anderen Ländern ist es ganz normal, dass man Pflege auch studieren
kann“, sagt Tilman Huckle. „Hier in
Deutschland ist diese Möglichkeit noch
ziemlich neu.“ Seit Oktober 2015 belegt
der 26-Jährige den Studiengang Pflege an der Universität zu Lübeck. Den
Praxisteil dieses Dualen Studiums absolviert er bei der Vorwerker Diakonie.
„Nach vier Jahren werde ich dann zwei
verschiedene Abschlüsse haben: den
Berufsabschluss als examinierter Altenpfleger und den Studienabschluss
als Bachelor. Das eröffnet mir viele
Möglichkeiten.“
Mehrere Jahre in England
Tilman Huckle entdeckte seine Begeisterung für die „Arbeit mit Men- Tilman Huckle auf der Dachterrasse der Seniorenpflegeeinrichtung „Lotti-Tonello-Haus“.
schen“ in Großbritannien, während
eines Freiwilligen Sozialen Jahres in zu arbeiten und sie zu unterstützen.“ Tilman Huckle von Anfang an begleitet
einer Camphill Community. „Das ist Diese Gefühle fehlten ihm, als er nach hatte, ihre Schulzeit ab. Außerdem war
eine Schule für Kinder und Jugendliche dem Freiwilligen Sozialen Jahr in Wien seine Tätigkeit für ihn inzwischen zur
mit Behinderungen, die nach der Leh- ein Studium der Bildungswissenschaf- Routine geworden, ihn lockte etwas
re Rudolf Steiners arbeitet“, erklärt der ten begann. „Das war mir zu theore- Neues. „Deshalb entschied ich mich
junge Mann. Nach dem Abitur im Jahr tisch und zu weit weg von dem, was dafür, nach Deutschland zurückzu2008, das der gebürtige Bayer in Dach- ich gerne gemacht hätte“, so Tilman kehren und einen akademischen Abau bei München absolvierte, hatte sich Huckle. „Außerdem ist die Universität schluss zu machen, mit dem ich weiTilman Huckle gleich über Freiwilligen- in Wien sehr überrannt, der größte Teil terkommen kann“, so Huckle. Zunächst
einsätze im Ausland informiert. „Ein des Studiums fand online statt und war dachte er dabei an eine Laufbahn bei
Studium reizte mich damals noch nicht, dadurch sehr anonym.“ Kurzerhand der Polizei. „Dort bekam ich aber keiich wollte gerne etwas Praktisches fragte er bei der Camphill Community nen Platz, deshalb habe ich zunächst
machen und das gerne in einem ande- an, ob er dort weiterarbeiten könnte ein Elektrotechnik-Studium angefanren Land.“ Mit seiner Familie hatte er - und bekam einen Job. So ging er für gen. Und dann schnell gemerkt, dass
bereits zweimal für ein Jahr in den USA mehrere Jahre noch einmal an die das nicht das Richtige für mich ist. Ich
vermisste es, praktisch zu arbeiten und
gelebt und sprach fließend Englisch. Schule in England.
mich - sagen wir - nützlich zu fühlen.“
Entsprechend konnte er in England
Tilman Huckle informierte sich im In„Ich möchte mich nützlich fühlen.“
schnell Fuß fassen. „In Camphill gefiel
ternet über verschiedene Studiengänes mir richtig gut, die Schule bot eine
Im Sommer 2014 schlossen dann ge, die der Begleitung von Menschen
tolle Gemeinschaft und es lag mir total, mit den Kindern und Jugendlichen die Schülerinnen und Schüler, die gewidmet sind. So stieß er auf den Ba12
» Schülerjobs
» Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
» Bundesfreiwilligendienst (BFD)
» Praktika
» verschiedene Ausbildungsgänge
chelorstudiengang Pflege an der Universität zu Lübeck. „Der kam mir sehr
gut organisiert vor: Vorlesungszeiten
an der Uni und Arbeitseinsätze bei
einem Praxispartner wechseln sich ab
- und am Ende ist man für eine ganze
Reihe von Tätigkeiten qualifiziert. Man
kann direkt in der Pflege und gleichzeitig wissenschaftlich arbeiten oder man
kann noch einen Master machen - aber
vor allem ist der Bachelor-Abschluss
auch in anderen Ländern anerkannt.“
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Vorwerker Diakonie | Telefon 0451/4002 50 278 | www.vorwerker-diakonie.de/karriere
Theorie in der Praxis anwenden
Auf der Liste der möglichen Praxispartner für den Studiengang sprach
Tilman Huckle die Vorwerker Diakonie
am meisten an. „Das Pflege-Studium
kann entweder den Schwerpunkt
Krankenpflege oder Altenpflege haben
- ich entschied mich für die Altenpflege.“ Nach seiner Bewerbung, einem
erfolgreichen
Vorstellungsgespräch
und einem zweiwöchigen Praktikum in
der Seniorenpflegeeinrichtung „LottiTonello-Haus“ der Vorwerker Diakonie
konnte Tilman Huckle zum Wintersemester 2015/16 sein Studium in Lübeck
beginnen. „Ich habe schon im ersten
Semester gemerkt, dass Theorie und
Praxis wirklich gut ineinander greifen“,
sagt der angehende Bachelor. „Zum
Beispiel konnte ich Inhalte aus den Fächern Anatomie und Psychologie im
folgenden Praxisblock direkt anwenden.“ Neben dem „Lotti-Tonello-Haus“
wird Huckle auch weitere pflegerische
Einrichtungen der Vorwerker Diakonie
kennen lernen. „Man ist in diesem Studium wirklich rundum gefordert - und
den Schichtdienst spürt man schon.
Aber damit komme ich gut zurecht.“
Begeistern ist einfach.
Wenn man einen starken Finanzpartner hat, der sich vor Ort
für Musik, Sport, Bildung und Kultur engagiert.
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zu Lübeck
13
Aktiv
Vorwerker
Tipp
Bananenflankenliga in Lübeck gegründet
Die Gründungsmitglieder der Bananenflankenliga Lübeck mit Maskottchen Manni Ballnane. Ganz rechts: Judith
Reincke, Fred Mente und Sönke Dethleff von der Vorwerker Diakonie.
Die Idee kommt aus Regensburg dieser Idee zukam, waren wir sofort
und ist jetzt in Lübeck angekommen: Feuer und Flamme und bereit GrünDie Bananenflanken-Liga. Sie bietet dungsmitglied zu werden“, sagt Fred
speziell für Kinder, Jugendliche und jun- Mente, Geschäftsführer der Vorwerge Erwachsene mit Lern- und geistiger ker Diakonie. 20 junge Menschen mit
Behinderung ein professionelles Fuß- Behinderungen, die in der Vorwerker
balltraining und einen regelmäßigen Diakonie begleitet werden, nehmen
Spielbetrieb. Dazu steht ein mobiler am wöchentlichen Training teil. Dieses
Soccer-Court zur Verfügung, der zu findet beim VfB Lübeck statt. Der Spielden Spieltagen an öffentlichen Orten betrieb soll in der zweiten Jahreshälfte
aufgestellt wird. „Als man auf uns mit 2016 starten.
Wichtige Termine
13. September 2016,
15 Uhr
Gottesdienst der Vorwerker Diakonie für
Seniorinnen und Senioren im Dom zu Lübeck
5. und 6. November
2016
34. Martinsmarkt der Vorwerker Diakonie auf
dem Zentralgelände an der Triftstraße 139143, 23554 Lübeck - Achtung: nur am Samstag
und am Sonntag, jeweils von 11 bis 18 Uhr!
14
Letzte
Meldung
Grundsteinlegung
Die Bauarbeiten in der Lübecker Fliederstraße haben Fahrt
aufgenommen. Seit Jahresbeginn
laufen hier die Vorbereitungen
für den Neubau des Pflegezentrums Travetal. Damit entstehen
am ehemaligen Standort der Seniorenpflegeeinrichtung JochenKlepper-Haus, die im Herbst 2015
abgerissen wurde, 178 Pflegeplätze in Einzelzimmern und jeweils eigenem Sanitärbereich.
Zusätzlich werden zehn Mietwohnungen mit Größen bis zu
60 Quadratmetern geschaffen.
„Diese werden wir mit Serviceleistungen anbieten. Das heißt,
die Mieter leben hier selbständig
in ihrer eigenen Wohnung und
können nach Wunsch zusätzliche
Unterstützung erhalten“, erläutert Fred Mente, Geschäftsführer
der Vorwerker Diakonie.
Im April 2016 waren die notwendigen Erdarbeiten abgeschlossen. „Mit dem Start des eigentlichen Baus wollten wir auch
den Grundstein für das Gebäude legen“, so Mente. Unter den
Augen von Lübecks Stadtpräsidentin, Gabriele Schopenhauer,
wurde dazu eine Metallhülse,
die unter anderem mit einer
aktuellen Tageszeitung, einer
aspekte-Ausgabe und Kleingeld
gefüllt war, im Fundament des
Pflegezentrums versenkt.
Die Bauarbeiten halten noch
bis ins kommende Jahr an. „Das
Bauunternehmen rechnet mit
der Fertigstellung im Sommer
2017“, so Mente.
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» 2 x Ti m m e nd orfe r S t ran d
» 2 x Ba d S c hwa rta u
15
„Herr, hilf mir!“
flehte die Frau und
fiel vor Jesus nieder.
Jacob Cornelisz. van Oostsanen: Noli me tangere, 1507.
(Matthäus 15,25)
Wie lang ist es her, dass ich es gesagt:
„Komm doch und hilf mir, ich schaffe es nicht!“
Wann hab ich zuletzt einen Menschen gefragt:
„Hast Du mal Zeit? Ich brauche Dich!“
Wie gut, wenn ein Mensch für sich selbst sorgen kann.
Man muss keinen fragen, kann tun, was man will.
Nie jemand zu brauchen, ist aber ein Wahn.
Alleinsein macht einsam. Im Leben wird´s still.
Solange ich klein war, war´s noch ganz leicht:
„Nimm mich auf den Arm, ich kann nicht mehr!“
Der Weg war so lang, bis das Ziel war erreicht
Ein Ohr für mein Flehen, das wünschte ich sehr.
Ich brauche die and´ren auf meinem Weg,
ein Mensch, der mir zuhört, eine Hand, die mich stützt.
Wie find ich Begleiter, wenn ich mich nicht reg?
Ich will wieder fragen, weil´s mir und Dir nützt.
Es dauerte Jahre, bis ich selbständig war.
Doch dann war ich stolz, alleine zu geh´n.
So frei zu sein, nicht abhängig, na klar,
gehört doch zur Würde, wie wir sie versteh´n!
Die Bitte um Hilfe, sie öffnet uns Türen,
die verschlossen dem bleibt, der aus Stolz lieber schweigt.
Es wird kein Mensch seine Würde verlieren,
der offen die Sehnsucht nach Beistand zeigt.
Hans-Uwe Rehse
Vorwerker Diakonie - Ihr Partner für:
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Jugendhilfe | Suchtkrankenhilfe | Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie