Das kleine Lexikon zum Wasser der Hauptstadt

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Das kleine Lexikon zum Wasser der Hauptstadt
Was|ser|fi|bel, Berliner:
Das kleine Lexikon zum Wasser der Hauptstadt
0002011
Berliner Wasserfibel
002011. 4
Was|ser|be|trie|be, Berliner [dt.] die; -, -: Trinkwasserver- und Schmutzwasserentsorger, Beauftragter des Landes für die Ableitung und Behandlung
des Regenwassers. Die »Berliner Wasserbetriebe« sind mit 4.581 Mitarbeitern und 321 Auszubildenden einer der größten Arbeitgeber Berlins. Die
»Berliner Wasserbetriebe« bilden das Kerngeschäft der Berlinwasser Gruppe
und gehören zu den größten Unternehmen der Trinkwasserversorgung und
Abwasserentsorgung in Deutschland. Sie versorgen die 3,5 Mio. Einwohner
Berlins mit Trinkwasser, entsorgen und reinigen deren Abwasser. Die Firmenzentrale (Lage: 52° 31‘ N, 13° 25‘ O) befindet sich im Stadtzentrum, in
der Nähe des Molkenmarktes zwischen Am Krögel und Neuer Jüdenstraße. Den Berliner Verbrauchern sind die »Berliner Wasserbetriebe« bekannt
dank ihres guten Wassers, ihres Maskottchens, der gelben Ente, und durch
ihren prägnanten Werbeslogan »Ohne uns wäre es nur nass«.
Impressum
Herausgeber
Berliner Wasserbetriebe, Berlinwasser Holding AG
1. Auflage 2012
V. i. S. d. P.: Stephan Natz
Design, Satz und Illustration: rohloff-design mit Ben Buschfeld
Druck und Bindung: Königsdruck, Berlin
Sämtliche Ergebnisse bzw. Informationen
beziehen sich auf den Stand vom 31. Dezember 2011.
Alle Rechte vorbehalten.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation – leider gar nicht.
Macht nix, Sie haben ja ein Exemplar. Detaillierte Informationen zum
Herausgeber sind im Internet über ›www.bwb.de‹ abrufbar.
Was|ser|fi|bel, Berliner:
Das kleine Lexikon zum Wasser der Hauptstadt
3 2 1,0 0
Auszubildende
Ab|was|ser [dt.] das; -s, - : Nicht nur alphabetisch steht bei uns das »Abwasser«
ganz oben auf der Agenda – die Reinigung und Aufbereitung von gebrauchtem
und verschmutztem Wasser aus Haushalt, Gewerbe und Industrie ist eine der
Kernaufgaben der Berliner Wasserbetriebe. Diese spezielle Form des Recyclings
geschieht vor allem in sechs großen Klärwerken. Je nach dem Grad der Verschmutzung wird unser »Abwasser« dort mechanisch, biologisch oder chemisch gereinigt. Es gibt auch Anlagen, bei denen Pflanzen die Reinigung unterstützen. Und
es gibt verdammt viel zu tun: Die 3.490.000 Einwohner in Berlin haben 2011 rund
246.000.000 m3 »Abwasser« erzeugt. Das sind mehr als 19 Mio. Lkw-Ladungen
mit einem rund 12.560 l fassenden Tanklastzug.
Ar|ma|tur [lat.] die; -, -en: Der Begriff meint weit mehr als nur den einsam vor
sich hin tropfenden Wasserhahn im Bad. Wie viele solche Singles in den Berliner Haushalten leben, ist uns auch nicht bekannt. Wohl aber die Zahl der von
uns belieferten »Armaturen«, also aller Entnahme­stellen, Drossel- und Absperrvorrichtungen, aus denen zentral für einen Haushalts-, Freiraum-, Straßen- oder
Gewerbekomplex Wasser verteilt werden kann. Im Großraum Berlin existieren:
Absperrschieber und Klappen
96.425 Stück
Hydranten
68.021 Stück
Hausanschlüsse
272.794 Stück
Aus|bil|dungs|be|ruf [dt.] der; -s, -e: Damit das Wasser auch morgen noch frisch
aus der Leitung sprudelt, brauchen wir ebensolche Experten. Und als einer der
größten Arbeitgeber in Berlin bildet die Berlinwasser Gruppe auch aus: Im Jahr
2011 waren das 321 junge Menschen in insgesamt 22 »Ausbildungsberufen«.
Auszubildende gesamt
davon in Kooperation mit anderen Unternehmen
321
2
Anlagenmechaniker/in
43
Bachelor of Arts, Fachrichtung Industrie
11
Bachelor of Engineering, Fachrichtung Angew. Industrielle Elektrotechnik
10
Bachelor of Engineering, Fachrichtung Bauwirtschaftsingenieurwesen
10
Bachelor of Engineering, Fachrichtung Maschinenbau
Bachelor of Science, Fachrichtung Wirtschaftsinformatik
Bauzeichner/in
5
11
2
Bürokaufmann/-frau
34
Elektroniker/in für Betriebstechnik
30
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Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste
Fachinformatiker/in
10
4
Fachkräfte für Abwassertechnik
17
Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice
12
Industriekaufmann/-frau
35
Industriemechaniker/in
31
Informatikkaufmann/-frau
5
IT-Systemelektroniker/in
6
Kaufmann/-frau für Dialogmarketing
6
Koch/Köchin
6
Mechatroniker/in
25
Techn. Zeichner/in
3
Vermessungstechniker/in
5
Ba|by|nah|rung [dt.] die; -, -en: Für unsere liebsten Kleinen ist uns das Beste
gerade gut genug. Das gilt besonders für die Ernährung, da sich die Verdauung
des Säuglings erst langsam entwickelt. Für den Nachwuchs kommen neben der
Muttermilch deshalb nur Nahrungsmittel in pürierter oder in Flüssigkeit gelöster Form in Frage. Denn was ins Fläschchen kommt, muss nicht nur leicht
bekömmlich sein, sondern darf auch keine belastenden Schadstoffe enthalten.
Das Wasser aus den Hähnen der Hauptstadt ist auch für die jüngsten Berliner
hervorragend geeignet, da es bereits ohne Abkochen die hohen Anforderungen
bestens erfüllt. Eine Sorge weniger also ...
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Ba|de|ho|se [dt.] die; -, -n: Seit Conny Froboess untrennbar verknüpft mit dem
Wannsee. Dort liegt, gleich neben dem Strandbad, unser drittgrößtes Wasserwerk, das Wasserwerk Beelitzhof. Seine Brunnengalerien liegen nicht nur mitten
im berühmten Strandbad (das übrigens einen eigenen Lido hat), sondern entlang des von zahllosen kleinen Stränden gesäumten östlichen Havelufers. Und
direkt neben dem Strandbad fördert eine Pumpe Wannseewasser in eine An­
lage, die es filtert und chemisch von Phosphor befreit. Das glockenklare Ergebnis fließt dann in die zwei Meter über dem Wannsee gelegenen Grunewaldseen
Schlachtensee und Krumme Lanke, die – dank der Berliner Wasserbetriebe –
zu den schönsten Berliner Badeseen gehören.
Ba|na|nen|quark [dt.] der; -s, - : Die Kantine der Berliner Wasserbetriebe hat
2011 ca. 550 kg Bananenquark hergestellt und verkauft.
Be|le|bungs|bec|ken [dt.] das; -s; - : Teil einer Kläranlage. Im »Belebungsbecken«
schaffen wir günstige Lebensbedingungen für unsere wohl kleinsten Mitarbeiter: Diese Mikroorganismen lieben Abwasser. Praktisch, denn sie »verspeisen«
dabei nicht gewünschte organische Inhaltsstoffe und entfernen so Kohlenstoff,
Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser. Übrig bleibt ein nachwachsender
Energieträger, aus dem wir Strom plus Wärme gewinnen – der Klärschlamm.
Be|lüf|ter [dt.] der; -s, - : B. sind wichtige Bestandteile eines Wasserwerks. Ein­
B. funktioniert im Grunde wie ein sehr großer Duschkopf, indem er das aus
dem Grundwasser entnommene Wasser versprüht oder über künstliche Wasserfälle lenkt, sodass es sich mit Luft vermischt. Das erfüllt einen doppelten
Zweck: Unerwünschte Gase wie Kohlendioxid (CO2) oder Schwefelwasserstoff
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(H2S) können entweichen, und aus der Luft nimmt das Wasser frischen Sauerstoff auf, der mit anorganischen Verbindungen wie Eisen und Mangan reagiert.
Ber|lin-Christ|church [geograf.]: Fernreisestrecke, die für Neuseeland-Touristen
leider nur mit Umweg über Frankfurt, London und Sydney möglich ist. Die Dis­
tanz von knapp 18.400 Kilometern entspricht aber zufällig der Länge des unterirdisch verlegten Rohr- und Kanalsystems der Berliner Wasserbetriebe.
Ber|lin-Ma|ra|thon [dt./gr.] der; -s; -s: Vor allem beim Sport ist regelmäßige
Wasserzufuhr ein absolutes Muss: Der Wasserbedarf des Menschen variiert je
nach körperlicher Verfassung, Gewicht, Klima und motorischer Aktivität. Bei
den beiden großen Berliner Laufveranstaltungen über volle und halbe Marathon-Distanz wurden im Jahr 2011 rund 1,4 Mio. Becher Wasser ausgegeben.
1,4 Mio. Becher für Halb- und Berlin-Marathon
1400000
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Ber|li|ner Pflan|ze [ugs.] die; -; -n: Dieser Züchtungserfolg der Berliner Wasserbetriebe bezeichnet einen hochwirksamen Mineraldünger. Die »Berliner Pflanze«
besteht chemisch aus Magnesium-Ammonium-Phosphat und ist trotz ihres Ursprungs alles andere als ein Abfallprodukt: Mit einem selbst entwickelten und
patentierten Verfahren werden täglich 4 t dieses kristallinen Mineraldüngers
aus dem Klärschlamm des Klärwerkes Waßmannsdorf gewonnen und verkauft.
Ber|lin|was|ser [Eigenn.] -; -; - : Name der Unternehmensgruppe, deren Kern die
Berliner Wasserbetriebe bilden.
Be|schaf|fung [wirts.] die; -; -en : Um die Wasserversorgung Berlins und seines
Umlandes sicherzustellen, sorgt unsere »Beschaffung« dafür, dass alle benötigten Waren und Produktionsmittel auch zur rechten Zeit und in der richtigen
Stückzahl vor Ort vorhanden sind. Dafür ist nicht nur eine ganze Menge Organisationstalent, sondern auch Wissen und Phantasie gefragt, denn auf unserem
Einkaufszettel befindet sich mehr als nur Rohre, Schrauben und Kopierpapier
– etwa
Laborgläser
Kabel
Babyflaschen aus Glas
Rattenriegel (gegen Wanderratten – Lebensmittel geprüft)
Fischerstiefel hüfthoch
Schwefelsäure
Graffiti-Entferner
ca. 1.300 Stück
229 km
440 Stück
2.200 kg
27 Paar
140 t
13 Flaschen
Be|schwer|de [dt.] die; -, -n: Eine Äußerung, die nicht nur das Kundenmanagement aufhorchen lässt und bei den Berliner Wasserbetrieben nicht ohne Konsequenzen zur Kenntnis genommen wird. (vgl. Servicecenter)
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Be|wäs|se|rungs|an|la|ge [dt.] die; -, -n: Nicht nur der gemeine Berliner, auch
der englische Rasen im Tiergarten, Obst, Gemüse, Gärten oder Golfplätze brauchen regelmäßig Wasser. Aber nicht jeder hat den sprichwörtlichen grünen
Daumen, Zeit und Überblick. Schon früh begann man, die Wasserversorgung
technisch zu optimieren. Über Schläuche, Sprinkler und Tröpfchenbewässerung bekommen Pflanzen nur so viel Wasser, wie sie zum Wachsen benötigen.
Die ältesten »Bewässerungsanlagen« finden sich in Indien, Syrien und Ägypten.
Brau|nes Was|ser [ugs.] das; -s, - : Bei Arbeiten am Rohrnetz oder der Hausinstallation wird das Wasser meist abgestellt – für wenige Minuten oder mehrere
Stunden. Die Folge: Wasser steht in den Leitungen, die gerade nicht benutzt
werden. Werden die Leitungen wieder angeschlossen und wird das Wasser mit
einem Druck von 4,5 bis 5,5 bar durchgeleitet, können sich Spuren von Mineralien – vor allem Eisen, Calcium, Magnesium und Mangan – von den Innenwänden lösen. Das ist nicht schön, aber auch keine Gefahr für die Gesundheit,
jedoch für die Weißwäsche. Die Lösung: Drehen Sie Ihre Wasserhähne voll auf
und lassen Sie das Wasser ablaufen, bis die Braunfärbung verschwunden ist.
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Meldungen von »Braunem Wasser«
1999
1.605
2006
697
2007
576
2008
427
2009
379
2010
344
2011
417
Brun|nen [dt.] der; -s, - : Nichts für Kinder und Krüge, aber eine erstklassige
Quelle für das gute Berliner Trinkwasser. Aus rund 800 »Brunnen« fördern die
Berliner Wasserbetriebe Grundwasser, das in neun Wasserwerken zu Trinkwasser aufbereitet wird. Übrigens: Die »Brunnen« sind zwischen 30 m und 170
m tief. Hauptsächlich werden Vertikalbrunnen betrieben, die stündlich jeweils
zwischen 40 und 400 m3 Rohwasser fördern. Zwei Horizontalfilterbrunnen können stündlich bis zu 1.600 m3 Rohwasser je »Brunnen« liefern.
BWB [Abk.] die; -, - : Internes Kürzel für die Berliner Wasserbetriebe. Für die
externe Verwendung ist diese Kurzform nicht geeignet, da bereits durch die
»Berliner Werkstätten für Behinderte« sowie das »Bundesamt für Wehrtechnik
und Beschaffung« belegt.
Cal|ci|um [lat./chem.] das; -s, - : Im Wasser schwimmen viele wertvolle natürliche Mineralstoffe. »Calcium«, kurz Ca, gehört dazu. Auch die Schreibweise
»Kalzium« ist gebräuchlich, führt jedoch leicht zu Verwechselung mit Kalium,
kurz K. Der Name des Minerals leitet sich vom lateinischen »calx« ab, der römischen Bezeichnung für Kalkstein, Kreide und speziellen Mörtel. Auch der
Mensch braucht diesen »Mörtel«: »Calcium« ist u. a. wichtig für Aufbau und
Erhaltung von Knochen, Zähnen und Nervenzellen.
Chlor [gr./chem.] das; -s, - : ist ein gelbgrünes, stechend riechendes Gas, das
sich im Wasser zu Chlor-Wasser löst. Der Name leitet sich vom griechischen
»chlōrós« für »hellgrün, frisch« ab. In öffentlichen Badeanstalten ist der Ein-
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satz von »Chlor« zur Hygienisierung in Ordnung, da es Krankheitserreger und
unerwünschte Bakterien fern hält und Wasser so schnell und einfach desinfiziert werden kann. Aber gechlortes Wasser schmeckt und riecht komisch. Anders als in vielen anderen Metropolen der Welt kommt Berliner Trinkwasser
dank der Arbeit der Berliner Wasserbetriebe komplett ohne »Chlor« aus.
Com|pu|ter|netz [engl./dt.] das; -es, -e: Nicht durch alle Leitungen der Berliner
Wasserbetriebe fließt Wasser, ohne Transportwege für Bits & Bytes geht es natürlich auch nicht. Aktuell sind dies rund 4.900 Rechner an knapp 100 Standorten, 281 Server und viele hundert Kilometer Datennetz. Allein das Leit- und
Informationssystem Abwasser (LISA) überwacht und steuert aus seiner Zentrale an der Holzmarktstraße (Friedrichshain) rund 300 abwassertechnische
Anlagen in und um Berlin, darunter alle 150 Abwasserpumpwerke der Stadt.
Druck|pro|be [dt.] die; -, -n: Das Berliner Trinkwasser wird mit einem Druck
von rund 5 bar transportiert. Um sicher zu sein, dass eine Leitung dem hohen
Innendruck standhält, wird im Rahmen einer »Druckprobe« vor dem Betrieb
getestet, ob sie auch dicht ist. Denn wer hat schon gern einen Vorgarten, der
unter Wasser steht? (vgl. auch Höhenprofil)
Dü|ker [niederdt.] der; -s, - : meint eine Wasser- oder Abwasserleitung, die unter
einer Straße, einem Fluss oder einer U-Bahn-Linie durchführt. Der aus dem
Altdeutschen entlehnte Begriff meint soviel wie »Taucher«. Die Unterführung
überwindet Hindernisse, ohne dass zusätzlich gepumpt werden muss. »Düker«
gibt es auch bei Rohrleitungen für Gas oder Öl.
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Durch|schnitts|al|ter [dt.] das; -s, - : Bei den Berliner Wasserbetrieben verbinden
sich Investitionen in die Zukunft mit Erfahrung und Tradition. So beträgt das
D. unserer 321 Auszubildenden jugendliche 20,63 Jahre. Dagegen ist der durchschnittliche Mitarbeiter mit 49,8 Jahren schon ein alter Hase im Geschäft. Noch
älter als unsere Stammbelegschaft, aber trotzdem noch lange nicht im pensionsfähigen Alter, ist das Kanalnetz – nämlich im Mittel 68 Jahre.
Durchschnittsalter Kanalnetz
68 Jahre
26 %
0 – 25 Jahre
19 %
über 25 – 50 Jahre
10 %
über 50 – 75 Jahre
15 %
über 75 – 100 Jahre
30 %
über 100 Jahre
Ei|gen|strom|er|zeu|gung [dt.] die; -, - : Natürlich wird zur Wasseraufbereitung und im Klärprozess auch eine ganze Menge Strom benötigt. Wussten
Sie jedoch, dass die Berliner Wasserbetriebe auch Stromproduzenten sind? In
fünf Blockheizkraftwerken mit einer elektrischen Gesamtleistung von rund
7,85 MW sowie einer Mikrogasturbine mit 200 kW Leistung wird Klärgas aus
dem Faulungsprozess verstromt. Beim Thema Energie setzen die Wasserbetriebe – genau wie beim Wasser – auf moderne und umweltschonende Technologien. So steht eine der größten Berliner Solarstromanlagen auf dem Gelände
des Wasserwerkes Tegel. Sie speiste 2011 rund 553 MWh Strom in das Netz
ein. 2012 sollen außerdem drei Windräder auf dem Gelände unseres Klärwerks
Schönerlinde gebaut werden. Die Anlagen mit einer Leistung von je 2 MW
sollen pro Jahr insgesamt rund 15.000 MWh Strom produzieren. Insgesamt
produzieren die Wasserbetriebe so rund 25 % der von ihnen benötigten Energie
selbst. Eine stolze Zahl, die weiter steigen soll. Parallel ist es uns zudem gelungen, den Netzstrombezug seit 1995 um fast 30 % zu reduzieren.
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Ein|hei|ten|vor|satz [dt./tech.] der; -es, -sätze: Um im Großen wie im Kleinen
den Überblick zu behalten, gibt es das System der »Einheitenvorsätze«. Sie ermöglichen es, lange Zahlenfolgen anhand von Zehnerpotenzen mit ganzzahligen Potenzen und eindeutig festgelegten Bezeichnungen und Maßeinheiten zu
bestimmen. Die international gültigen Buchstabenkürzel für Teile einer Einheit
werden in Kleinbuchstaben notiert, während alle Zeichen für das Vielfache einer Einheit oberhalb Faktor 1.000 als Großbuchstaben geschrieben werden. Die
Grenze des im Labor Nachweisbaren liegt im Piko-Bereich. Laut der DIN-Norm
Nummer 1301 sind folgende »Einheitenvorsätze« definiert:
Name
Ursprung
Tera (T)
téras [gr.] = Ungeheuer
Wert
Giga (G)
gígas [gr.] = Riese
1.000.000.000
Mega (M)
méga [gr.] = groß
1.000.000
Kilo (k)
chílioi [gr.] = tausend
Hekto (h)
hekatón [gr.] = hundert
Deka (da)
déka [gr.] = zehn
Eins
Referenzwert ohne Einheit
Dezi (d)
decimus [lat.] = 10
Zenti (c)
centesimus [lat.] = 100
Milli (m)
millesimus [lat.] = 1000
Mikro (μ)
mikrós [gr.] = klein
Nano (n)
nános [gr.] = Zwerg
Piko (p)
piccolo [it.] = klein
Femto (f)
skand. femton/femten = fünfzehn
Atto (a)
skand. arton/atten = achtzehn
Zepto (z)
lat. septem = sieben
Yokto (y)
lat. octo = acht
1.000.000.000.000
1.000
100
10
1
0,1
0,01
0,001
0,000.001
0,000.000.001
0,000.000.000.001
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0,000.000.000.000.000.000.001
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Ein|lauf|bau|werk [dt.] das; -s, -e: Das E. bezeichnet den höchsten Punkt eines
Klärwerks. Er befindet sich immer dort, wo das zu reinigende Abwasser im Klärwerk eintrifft. Diese Konstruktion ist ökologisch und finanziell sinnvoller als
das schmutzige Wasser durch alle einzelnen Reinigungsstufen zu »heben«.
ELaN [Abk./Kunstw.] das; -, - : Hinter diesem nicht umsonst schwungvoll anmutenden Kürzel verbirgt sich ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben, an dem
die Berliner Wasserbetriebe mit drei von 19 Teilprojekten beteiligt sind. Das
Projekt »Entwicklung« eines integrierten »Landmanagements« durch nachhal-
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tige Wasser- und Stoffnutzung in »Nordostdeutschland« soll Antworten für die
Nachnutzung alter Rieselfelder und Radialsysteme geben. Das dient nicht nur
der Naherholung und Wasserversorgung, sondern hilft auch, aus menschlich
erzeugten Schadstoffen neue Wertstoffe zu gewinnen. (vgl. Berliner Pflanze)
En|te [dt.] die; -, -n: Ein Klassiker für Alt und Jung. Wir kennen sie aus dem
heimischen Badezimmer ebenso wie aus Loriots berühmtem Sketch der beiden ­älteren Streithähne, Herrn Müller-Lüdenscheid und Herrn Dr. Klöbner, der
prinzipiell nur »mit Ente« badet. Wir meinen, das sollte jeder selbst entscheiden. Für uns dennoch Grund genug, den sympathischen Zeitgenossen als
Maskottchen zu wählen, um mit Ihnen gemeinsam in die Materie Wasser einzutauchen.
Flansch [mittelhochdt.] der; -(e)s, -e: bezeichnet eine gängige mechanische
Verbindung zweier Rohrteile. Der aus dem Mittelhochdeutschen stammende
Begriff meinte damals so viel wie »Mund« oder »Maul«. Dieses hoffentlich
nicht lose Mundwerk befindet sich am Ende eines Rohrteils und besteht aus
einem umlaufenden Rand mit Löchern, sodass zwei solche ringartigen Enden
mit Schrauben und Muttern fest verbunden werden können.
Flanschübergangsstück 80/50
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Fle|der|maus [dt.] die; -, -mäuse: Gern gesehene Gäste bei den Berliner Wasserbetrieben. In den Wasserwerken Tegel und Friedrichshagen finden ganze Kolonien Quartier. Kein Wunder, dass die Wasserfledermaus hier am häufigsten zu
finden ist: 785 Exemplare wurden im Januar 2012 gezählt. Aber auch die anderen Besucher kennen wir inzwischen gut, denn »Fledermaus« ist nicht gleich
»Fledermaus«: 487 Fransenfledermäuse fühlen sich ebenfalls in den beiden
Wasserwerken heimisch, und auch für 369 Große Mausohren sowie 174 Braune
Langohren sind Tegel und Friedrichshagen die erste Überwinterungsadresse.
För|der|men|ge [dt.] die; -, -n: Das Berliner Trinkwasser wird ausschließlich aus
Grundwasser gewonnen. Es entsteht damit genauso wie das lokale Mineral­
wasser: Wasser sickert langsam durch die verschiedenen Schichten des Bodens.
Dabei wird es auf natürliche Weise gereinigt und gleichzeitig mit Mineralien
angereichert. Um jedoch Durst und Wasserbedarf der Hauptstadt zu stillen, gilt
es, dieses Grundwasser wieder zu Tage zu fördern und zu den Hausanschlüssen
und Entnahmestellen zu transportieren. Die mittlere Fördermenge pro Tag liegt
bei über einer halben Million m3 oder umgerechnet 500 Mio. l.
Grundwasserentnahme:
201,6 Mio. m3 in 2011
Trinkwasserförderung:
198 Mio. m3 in 2011
mittl. Tagesförderung:
540.000 m3
Spitzen-Tagesförderung:
720.900 m3
Maximalkapazität pro Tag:
1.100.000 m3
Ge|wäs|ser|gü|te|klas|se [dt.] die; -, -n: Fast wie damals auf dem Schulzeugnis
gibt es auch für die Reinheit eines Gewässers Noten. Es gibt fünf »Gewässergüteklassen«: von I – unbelastet – bis V – ökologisch zerstört. Der Berliner
Musterschüler ist der Tegeler See mit der – für innerstädtische Gewässer hervorragenden – Güteklasse II. Das ist möglich dank der sorgfältigen Reinigung
zufließenden Wassers und unsere Zielvorgabe auch für alle anderen Berliner
Seen. Aber die wirklichen Überflieger sind keine Städter, sondern vor allem Gebirgs- und Mittelgebirgsbäche. An der Güteklasse ist ablesbar, ob die Lebensgemeinschaft der Pflanzen- und Tierwelt durch Abwasser oder von den unweigerlich aus der Umgebung zufließenden Nähr- und Schadstoffen beeinträchtigt ist.
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Ge|wichts|ein|heit [dt.] die; -, -en: Erst durch die Kombination eines festen
Grundpreises und für den Käufer nachvollziehbarer G. konnte der moderne
Handel entstehen. Festgelegt wurde die Klassifizierung von G. dann während
der Französischen Revolution mit dem 1793 unter der Gewaltherrschaft der
Jakobiner eingeführten metrischen System. Aus dieser Verordnung entwickelte sich später das bis heute gebräuchliche, auf dem Dezimalsystem beruhende Inter­nationale Einheitenvorsatz-System, abgekürzt SI (von frz. Système
interna­tional d’unités). Folgende »Gewichtseinheiten« werden unterschieden:
1 Tonne (t)
103 Kilogramm (oder 1 m3 Wasser)
1 Kilogramm (kg)
1 Gramm (g)
1.000 Gramm
1.000 Milligramm oder 0,001 bzw. 10-3 Kilogramm
1 Milligramm (mg)
1.000 Mikrogramm oder 10-6 Kilogramm
1 Mikrogramm (µg)
1.000 Nanogramm oder 10-9 Kilogramm
1 Nanogramm (ng)
10-12 Gramm (vgl. auch Spurenstoff)
Grau|guss [dt.] der; -es, - : Material, aus dem über die Hälfte aller Berliner Wasserleitungen gefertigt ist. Es handelt sich um eine graue Form des Gusseisens,
einer Eisenlegierung mit einem hohen Anteil von Kohlenstoff (> 2 %) und Silicium (> 1,5%) plus Bestandteilen wie Mangan, Chrom und Nickel. Im Vergleich
zu Stahl oder reinem Eisen besitzt »Grauguss« zwar eine eher geringe Dichte
(etwa 7.200 kg/m3), verfügt dafür aber über eine gute Wärmeleitfähigkeit sowie
gute Dämpfungseigenschaften und hohe Formsteifigkeit. Seit etwa 30 Jahren
verwenden die Berliner Wasserbetriebe nur noch duktiles (»schmiedbares«)
Gusseisen mit Kugelgraphit, das sich bei Überbelastung verformen kann. Der
Vorteil bei Wasserrohren ist eine höhere Toleranz bei mechanischer Beanspruchung durch Bauarbeiten oder Verkehrslasten. Während »Grauguss« schneller
bricht, verzeiht duktiler Guss deutlich mehr.
Material
techn. Länge
Anteil
Grauguss
4.061 km
52,2 %
duktiles Gussrohr
2.050 km
26,2 %
Faserzement
872 km
11,0 %
Stahl
738 km
9,4 %
Beton
55 km
0,7 %
PE/PVC
31 km
0,4 %
Sonstige
10 km
Summe
7.817 km
0,1 %
100,0 %
002011. 21
H2O
002011. 22
H 2O [chem. Abk.]: Auch Chemiemuffeln dürfte diese Summenformel für reines
Wasser noch im Ohr klingen. Für alle anderen zur Auffrischung: Ein Wassermolekül besteht aus einer Verbindung von zwei Wasserstoff-Atomen (= H2) und
einem Atom Sauerstoff (= O). Und weil wir schon dabei sind, gleich noch eine
wichtige Verbindung, die uns vor allem aus der Diskussion um den Klimawandel vertraut ist: »CO2«. Diese Summenformel meint die Verbindung aus einem
Kohlenstoff- plus zwei Sauerstoffatomen. In gelöster Form wird Kohlendioxid
umgangssprachlich auch als Kohlensäure bezeichnet. So weit, so gut. Was die
meisten Menschen jedoch nicht wissen, ist, dass das Trinken von Leitungswasser nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch unserer Umwelt gut tut. Warum? Dazu ein kleines Rechenbeispiel: Durchschnittlich trinkt jeder Deutsche
138 l Mineralwasser pro Jahr. Multipliziert mit der Einwohnerzahl ­Berlins (rund
3,5 Mio.) ergibt sich ein jährlicher Mineralwasserkonsum von 483 Mio. l. Ungekühltes Mineralwasser verursacht dabei CO2-Emissionen von ca. 99.165,42 t.
Die CO2-Emissionen für ungekühltes Leitungswasser liegen hingegen bei nur
ca. 169,10 t. 99.165,42 t minus 169,10 t ergibt 98.996,32 t – Fazit: Würden
alle Berliner Leitungswasser statt Mineralwasser trinken, könnten die CO2Emissionen um knapp 99.000 t jährlich gesenkt werden!
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Haus|an|schluss [dt.] der; -es, -schlüsse: Die Verantwortung der Berliner Wasserbetriebe reicht bis zum »Hausanschluss«. Hierbei wird in Trinkwasser (TW) und
Abwasser (AW) unterschieden. Die Zahl der Anschlüsse in Berliner Haushalten
ist seit Jahren steigend.
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
TW
257.579
262.332
267.323
270.948
274.242
276.707
272.794
AW
232.825
254.425
260.213
263.514
265.988
267.482
272.599
Haus|halts|ver|brauch [dt./ugs.] der; -s, - : Umgangssprachliche Bezeichnung
für die Nutzung des Wassers im Haushalt. Eigentlich müsste man jedoch eher
von »Haushaltsgebrauch« sprechen, da der Großteil des Wassers frisch aus der
Leitung sprudelt und danach verschmutzt wieder in die Kanalisation geleitet
wird. Egal, fest steht: Ohne sauberes Wasser ginge es bei uns zu Hause ganz
schön dreckig zu. Wo wir tagtäglich wie viel Wasser verbrauchen, zeigt folgende
Tabelle:
Art des Verbrauchs
Menge
Anteil
Essen und Trinken
6 Liter
5%
Körperpflege
46 Liter
40 %
Toilettenspülung
34 Liter
31 %
Waschen und Geschirrspülen
16 Liter
14 %
Sonstiges
10 Liter
Summe
112 Liter
002011. 24
10 %
100 %
Hauptbahnhof
Volkspark
Friedrichshain
Zoologischer Garten
Ho|brecht-Plan [Eigenn./gr.] der; -s, -Pläne : 1862 in Kraft getretener und nach
seinem Hauptverfasser, James Hobrecht, benannter Bebauungsplan des heutigen
Berlin. Seine Planung sollte die Führung von Ring- und Ausfallstraßen und die städtebauliche Erschließung von Berlin und Charlottenburg plus der fünf umgebenden
Gemeinden – Reinickendorf, Weißensee, Lichtenberg, Rixdorf und Wilmersdorf –
regeln. Hintergrund der Planungen waren die im Zuge der Industrialisierung stark
anwachsende Bevölkerungszahl und, damit verbunden, die sich dramatisch verschlechternden hygienischen Verhältnisse des erst 1920 durch Zusammenschluss
mehrerer Stadt- und Landgemeinden entstandenen »Groß-Berlin«. Nicht nur die für
Berlin so typische Blockrandbebauung mit in die Tiefe gestaffelten Höfen, sondern
auch weite Teile der heutigen Kanalisation gehen auf Hobrechts visionäre Ansätze
zurück. Parallel zu einem leistungsfähigen Straßennetz wurden auch die Grundlagen für eine effektive Art der großräumigen Wasserversorgung geschaffen. So
gehen die zwölf existierenden Radialsysteme und alle sich anschließenden Versorgungsleitungen ebenfalls auf die Planung Hobrechts zurück. Diese Art der Wasserversorgung war nicht nur international wegweisend, sondern ist bis heute in Kraft.
002011. 25
5,2 0
mittlerer Wasserdruck in bar
5,0 bar
5,3 bar
Höhenprofil Berlins
(stark überhöht)
Kladow
32 m ü. NN
Teufelsberg
118 m ü. NN
Havel
Salzwasser führende Schicht
002011. 26
Hö|hen|pro|fil [dt./gr.] das; -s, -e: Für Alpinisten wirkt Berlin flach wie ein Brett,
aber das täuscht, auch hier gibt es Berg und Tal. Das ist eine Folge der letzten
Eiszeit. Vor rund 18.000 Jahren entstand das Warschau-Berliner Urstromtal, das
Berlin von Südost nach Nordwest durchquert und heute von der Spree durchflossen wird. Der nordöstliche Teil Berlins liegt auf der Hochebene des »Barnim«,
knapp die Hälfte der Stadtfläche im südwestlichen Bereich auf der Hochebene
des »Teltow«. Eine der höchsten natürlichen Erhebungen Berlins ist der Teufelsberg (118 m ü. NN), die tiefsten Bereiche sind die Havelseen im Südwesten
(32 m ü. NN). Das Zentrum der Stadt liegt etwa bei 31 m ü. NN. Diese überraschend
»hügeligen« Verhältnisse haben Auswirkungen auf den Wasserdruck, der in den
Leitungen der Wasserbetriebe herrscht. Wie dieser sich je nach Stadtgebiet unterscheidet, ist auf der Grafik zu sehen. Übrigens wurden die »Höhen«Berlins
schon für den richtigen Wasserdruck genutzt, bevor es Wassertürme gab: Zu
Beginn der zentralen Wasserversorgung wurde das Wasser aus dem Wasserwerk
am Oberbaum in einen offenen Hochbehälter auf dem Windmühlenberg an der
heutigen Knaackstraße in Prenzlauer Berg gepumpt, von wo es in Springbrunnen und Häuser in der etwa 15 Meter tiefer gelegenen Stadt floss.
5,0 bar
4,5 bar
Brandenburger Tor
31 m ü. NN
Alexanderplatz
31 m ü. NN
Hohenschönhausen
55 m ü. NN
Spree
002011. 27
Höchst|wert [dt.] der; -s, -e: »Höchstwerte« sind Werte, die in der Trinkwasserverordnung festgelegt sind und nicht überschritten werden dürfen. Hierzu sind
Stoffe festgelegt, die über bestimmte Konzentrationen hinaus unsere Gesund­
heit beeinträchtigen können oder nichts im Trinkwasser zu suchen haben. Alle
Wasserversorgungsunternehmen sind daher verpflichtet, das Gesundheitsamt
zu informieren, wenn Grenzwerte oder Anforderungen nach der Trinkwasser­­verordnung nicht erfüllt sind.
0,5 6 8 2 6
1 Pint umgerechnet in Liter
Hohl|maß [dt.] das; -es; -e: definiert die Größe eines Hohlkörpers anhand der
Raumausdehnung des innenliegenden Holhlraums. In der Praxis wird das
»Hohlmaß« meistens anhand der Füllmenge von Flüssigkeiten, der Trinkfestig­
keit von Vorgesetzten und dem internationalen Einheitenvorsatzsystem in
Liter, Hektoliter oder Kubikmeter gemessen. Daneben existieren aber auch
landestypische Definitionen. So entsprechen sowohl das britische als auch das
US-amerikanische Erdölbarrel ziemlich genau 159 l. Das erste wird jedoch lokal
mit 35, das zweite mit 42 Gallonen definiert. Schlichtweg weil eine britische
Gallone größer ist als ihr amerikanisches Pendant. Dasselbe gilt für Quarts, Gills
und Pints. Diese Abweichungen mögen für Freunde globaler Normen und WallStreet-Experten theoretisch ernüchternd erscheinen. Das ändert sich aber spätestens beim Betreten eines Pubs und wird ebendort so manchem zum Verhängnis. Also besser lernen, sonst gilt: »Wer sich in die Bar begibt, fällt darin um ...«
brit. Einheit
dt. Abk.
Größen
intern. Einheit
Liter
minim, drop
min.
1/20 scruple
59,2 µl
0,000 059 193 9 l
fluid scruple
fl.scr.
1/3 drachm
1,18 ml
0,001 183 877 677 603 l
fluid drachm
fl.dr.
1/8 ounce
3,55 ml
0,003 551 633 032 809 l
0,028 413 l
fluid ounce
fl.oz.
1/5 gill
2,84 cl
glass
Glas
1/2 gill
7,10 cl
0,071 033 l
gill, noggin
gi.
1/4 pint
1,42 dl
0,142 065 l
0,568 26 l
pint
fl.pt., pt.
1/2 quart
5,68 dl
quart
qt.
1/4 gallon
1,14 l
1,136 52 l
gallon
gal.
277,42 inch
3 4,55 l
4,546 09 l (petrol)
barrel
bl., bbl.
35 gallon
1,59 hl
159,113 l
002011. 28
Hyd|rant [gr./lat./dt.] der; -en, -en: Wasser eignet sich wegen seiner physikalischen Eigenschaften hervorragend zur Brandbekämpfung. Aber nicht nur
die Feuerwehrleute schließen ihre Schläuche an »Hydranten« an, auch Gärtner
und Straßenfeste profitieren von den öffentlichen »Tankstellen« des Wasserleitungsnetzes. In erster Linie dienen sie jedoch dem technischen Betrieb des
Rohrnetzes, um die Leitungen nach Sperrungen und Baumaßnahmen zu ent­­
lüften und zu spülen. Anders als etwa in amerikanischen Filmen gibt es in
Ber­lins Straßen jedoch keine beim Auffahrunfall berstenden überirdischen,
son­dern nur sicher in Straßen und Gehwege eingelassene unterirdische »Hyd­
ranten«. Zu ihnen gehören auch die an vielen Fassaden angebrachten rot-weißen Hinweisschilder mit den beiden in Metern aufgeführten Distanzangaben.
Sie weisen auch bei Schnee und Eis sicher den Weg zur nächsten »Wasserquelle«.
4,5 Meter
3,5 Meter
IMEBA [Abk.]: kurz für Innovative mechatronische Eingriffssysteme zur Be­
triebs­­optimierung komplexer Abwassersysteme. So heißt ein Forschungs­
projekt der Wasserbetriebe mit der TU Berlin und Projektpartnern. Ziel ist ein
modernes Werkzeug, das Verstopfungen von Abwasserpumpen im Ansatz erkennt, Störungen automatisch beseitigen hilft und damit Ausfälle und Technikschäden minimiert. Nach erfolgreichen Laboruntersuchungen am Fachgebiet
Fluidsystemdynamik der TU Berlin wird nun im Hauptpumpwerk Lichtenberg
das neu entwickelte Werkzeug in die Praxis übertragen.
002011. 29
In|di|ka|tor|pa|ra|me|ter [lat./gr.] der; -s, - : Zusätzlich zur gesetzlich vorgeschriebenen Überwachung des Trinkwassers mit einer Analysekette vom
Grundwasser bis zum Verbraucher werden in den Berliner Wasser- und Trinkwasserpumpwerken im Sekundentakt elektrische Leitfähigkeit, Trübung, pHWert, Sauerstoffgehalt und Temperatur des Wassers gemessen. Jede Veränderung eines Wertes dient als Signal, das dann mit Labormitteln geprüft werden
kann. Dieser schnellstmöglichen Anzeige dienen auch Biosensoren, an denen
die Berliner Wasserbetriebe gemeinsam mit zwei Fraunhofer-Instituten plus einigen kleineren Mitarbeitern forschen: Nach Versuchen mit Wasserflöhen und
Moderlieschen (kleinen Fischen) arbeiten wir aktuell mit Leuchtbakterien.
In|dus|trie-Klär|an|la|ge [lat./dt.] die; -, -n: Industrie lässt nicht nur das Brutto­sozialprodukt, sondern auch den Verschmutzungsgrad vor Ort steigen. Meistens
wird stark belastetes Industrieabwasser vorbehandelt, ehe es in die öffentliche
Kanalisation in Richtung Klärwerk gelangt. Hierfür gibt es spezielle Kläranlagen, die auch mit schwerwiegenden oder gefährlichen Verschmutzungen wie
Ölen, Salzen oder Chemikalien fertig werden und deren gereinigtes Abwasser –
wie das aus kommunalen Kläranlagen – direkt in Gewässer abfließen darf.
ADI
CMS
ASS
IWRM
KunO
DMS
GIS
ERP
FFH
UBI
MAO
CIS
In|for|ma|ti|ker-Spra|che [lat./dt.] die; -, -n: Mindestens so viel Respekt wie vor
Ärzten und Politikern haben die meisten Normalsterblichen vor der Spezies
Computerfachmann, die sich in ihrer erwachsenen und professionellen Erscheinungsform meistens auch als »IT«- oder »EDV«-Experte bezeichnet. Bei
jugendlichen Exemplaren ist auch die Bezeichnung »Nerd« gebräuchlich. Die
002011. 30
Verständigung dieser entwicklungsgeschichtlich noch relativ jungen Spezies ist
voller Anglizismen und Abkürzungen. Hier eine kleine Auswahl:
CIS
Costumer Information System
CMS
Content Management System
EDV
Elektronische Datenverarbeitung
ERP
DMS
GIS
IT
MAP-Info
Enterprise Resource Planning
Document Management System
Geologisches Informationssystem
Informations-Technologie
Software für raumbezogene Daten im Kundenmanagement
UBI
Unterstützungssoftware Betrieb und Instandhaltung
SPS
Share-Point-System, Software für gemeinsame Datenverarbeitung
In|ge|ni|eur-Spra|che [lat./dt.] die; -, -n: Wer sich schon mal auf eine Party mit
lauter Gästen aus einem fremdartigen Berufsfeld verirrt hat, weiß, wie es sich
anfühlt, wenn das Gegenüber ein lockeres Gespräch mit der Vorbereitung des
nächsten Fachkongresses verwechselt und dabei mit Fachwörtern und Abkürzungen nur so um sich wirft. Kein Problem, einige Begriffe und Abkürzungen
haben wir in diesem Buch knapp zusammengefasst. Hier noch einige Kürzel
für ihr nächstes Gespräch mit einem Ingenieur der Berliner Wasserbetriebe:
ADL
AQUA.net
ASS
IWRM
MAP
Druckleitung
Bezeichnet das Intranet von Berlinwasser
Ablaufsteuerungssystem
Integriertes Wasser Ressourcen Management
Magnesium-Ammonium-Phosphat (vgl. Berliner Pflanze)
In|ter|na [lat.]: ist sprachhistorisch eigentlich die Pluralform zu lat. »Internum«,
hat sich jedoch auch als Abkürzung für das Wissen um innerbetriebliche Abläufe etabliert. Neben Ingenieuren, Technikern und Informatikern haben wir
»hausintern« noch eine dritte Spezies mit bisweilen eigentümlich anmutenden
Lautäußerungen, nämlich die Leute aus der Marketingabteilung ...
CI/CD
CSR
Corporate Identity/Corporate Design (vgl. auch Ente)
Corporate Social Responsibility
002011. 31
FFH
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie
KM
Kundenmanagement
Kundenorientierung (vgl. auch Servicecenter)
KunO
Wasserspiegel
Mitarbeiterzeitung
In|ves|ti|ti|ons|vo|lu|men [lat.] das; -s , -mina: 2011 haben die Berliner Wasserbetriebe 277,9 Mio. € in das Anlagevermögen investiert. Neben den Investitionen in das Rohr- und Kanalnetz (189,5 Mio. €) wurde eine Anlage zur UVDesinfektion im Klärwerk Ruhleben gebaut sowie im Klärwerk Schönerlinde
das Rechenhaus erneuert. Darüber hinaus erneuerten die Wasserbetriebe die
Belüfter im Wasserwerk Beelitzhof. Und das neu gebaute Abwasserpumpwerk
Berlin IV in Berlin-Mitte wurde in Betrieb genommen.
Einkaufs-/Beschaffungsvolumen 2011
Anteil
davon Tiefbau
45 %
davon Bauleistungen
16 %
davon Dienstleistungen
15%
davon Lieferungen
14 %
davon Energie
10 %
408 Mio. €€
Gesamt
15 %
16 %
43 %
14 %
100,0 %
10 %
Ka|li|brie|rung [gr./fr.] die; -, -en: bezeichnet einen Messprozess zur Bestimmung von Abweichungen von einer gültigen zum Standard erhobenen Norm.
Konkret dient die K. dazu, dass jeder nur so viel Wasser bezahlt, wie er tatsächlich benötigt und entnimmt. Deshalb werden Wasserzähler alle sechs Jahre
ausgetauscht und ähnlich einer Uhr neu und verbindlich eingestellt.
002011. 32
Ka|na|li|sa|ti|on [it./dt.] die; -, -en : Um die hygienische Situation des heutigen
Berlins zu verbessern, wies bereits 1868 der bekannte Arzt Rudolf Virchow in
einem Gutachten auf die Notwendigkeit einer »Kanalisation« für Berlin hin, welche dann wenig später anhand konkreter Bebauungspläne auch umgesetzt wurde. Bereits 1878 wurden, dem Hobrechtplan folgend, in Berlin dann die ersten
Entwässerungs- und Radialsysteme in Betrieb genommen. Dieses Kanalnetz bildet auch heute noch die Grundlage der Berliner »Kanalisation« und wurde seitdem beständig erweitert. Über die »Kanalisation« wird in unterirdischen Kanälen Abwasser, Regen- und Schmelzwasser gesammelt und in Richtung Klärwerke
transportiert. Im Fachjargon spricht man auch von einer Entwässerungsanlage.
Das Schmutzwasser gelangt heute über 150 Pumpwerke in sechs Klärwerke
der Berliner Wasserbetriebe. Die Berliner Kanalnetze sind – ohne das rund 1.160
km lange Abwasserdrucknetz – mehr als 9.606 km lang.
Material
Gesamtlänge
Anteil
Steinzeug
5.917 km
61,6 %
Beton/Stahlbeton
2.379 km
24,8 %
Faserzement
551 km
5,7 %
Mauerwerk
396 km
4,1 %
Guss/Stahl
49 km
0,5 %
Sonstige inkl. Kunststoff
314 km
3,3 %
Gesamt
9.606 km
100,0 %
002011. 33
Klär|werk [dt.] das; -s, -e: Eine Kläranlage, auch »Klärwerk« genannt, reinigt gebrauchtes Wasser aus Haushalt, Gewerbe und Industrie. Dieses Abwasser wird
zunächst in der Kanalisation gesammelt und zum »Klärwerk« gepumpt. In Berliner »Klärwerken« wird eine Kombination mechanischer, physikalischer, biologischer und chemischer Reinigungsverfahren verwendet.
Klar|was|ser [dt.] das; -s, - : meint das mit modernster Technik gereinigte Abwasser, das wieder ohne Gefahr für Mensch, Flora und Fauna in ein Gewässer
eingeleitet werden kann. Besonders bei Klärwerken der Größenklasse 5 (also
mit Einzugsgebieten von mehr als 100.000 Einwohnern) ist eine weitgehende
Nährstoffentfernung vorgeschrieben, wodurch auch Keime, Viren und Spurenstoffe teilweise entfernt werden. An der Zulassung von »Klarwasser« zur Bewässerung in der Landschaft und Landwirtschaft wird auch im Rahmen von
wissenschaftlichen Forschungsprogrammen wie etwa ELaN gearbeitet.
klas|se|was|ser.de [Kunstw.]: klasse Internetseite für Kinder und Jugendliche.
Mi|kro|fil|tra|ti|on [gr./lat.] die; -, -en: Die »Mikrofiltration« ist ein sehr feines
aber auch recht energieintensives mechanisches Reinigungsverfahren, mit dem
noch kleinste stoffliche Verunreinigungen aus dem Abwasser entfernt werden.
Das funktioniert im Prinzip wie ein Teesieb, ist nur erheblich feiner. Ein Mikrofilter hat so engmaschige Poren, dass er alles zurückhält, was »größer« als
0,1 Mikrometer ist – und ein Mikrometer entspricht nur 0,001 Millimeter.
Mi|kro|or|ga|nis|mus [gr.] der; -, -men:
Bärtierchen
Bakterien
Geißeltierchen
Wechseltierchen (auch »Rhizopoden« oder »Amöben«)
Wimpertierchen (auch »Ciliaten«)
Glockentierchen (Untergruppe der »Wimpertierchen«)
Sauginfusorien (oder »Suctorien«)
Rädertiere
Phagen
Ebenfalls mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind unsere wichtigsten,
zahlreichsten und vor allem gefräßigsten Mitarbeiter: »Mikroorganismen«, umgangssprachlich auch Mikroben genannt, sind uralt und bevölkern bereits seit
rund 3,8 Mrd. Jahren die Erde. (Zum Vergleich: die ersten Entwicklungsstufen des Menschen wie den »homo sapiens« gibt es erst seit 130.000 Jahren!).
002011. 34
Die Winzlinge sind überall: Rund 70 % der lebenden Biomasse besteht aus
»Mikroorganismen«. Ein Glück für uns, denn die Kleinen leisten Großes und
sind die wahren Heinzelmännchen unseres Planeten – sie verstoffwechseln
kritische chemische Elemente wie Stickstoff oder Kohlenstoff und helfen mit,
das Berliner Wasser sauber und die Erde bewohnbar zu halten.
MIME [Abk.]: hier kein anderes Wort für Schauspieler, sondern kurz für Mischwasser-Messprogramm. Ein Forschungsprojekt, das alle Wasser- und Stoff­
ströme im sanierten Einzugsgebiet des Abwasserpumpwerks Wedding erfasst.
Ein ähnliches Ziel verfolgt das Projekt MIA-CSO (Monitoring and impact
assessment of combined sewer overflows, zu deutsch: Überwachung und
Wirkungs­bewertung von Mischwasserüberläufen), das vergleichbare Daten für
ein noch unsaniertes Gebiet am Schloss Charlottenburg erhebt, und von den
Wasserbetrieben gemeinsam mit Veolia und dem KompetenzZentrum Wasser
Berlin durchgeführt wird. Ziel ist auch hier eine saubere Spree.
Mi|ne|ral|ge|halt [dt.] der; -s, - : Wussten Sie, dass auch unsere Nahrung oft zu
einem Großteil aus Wasser besteht? So beträgt etwa der Wassergehalt einer
Banane pro 100 g essbarem Anteil
7 3 ,9
002011. 36
Prozent Wassseranteil.
Apfel
84,9 %
Champignon
91,0 %
Avocado
66,0 %
Gurke
96,0 %
Banane
73,9 %
Kartoffel
77,8 %
Erdbeere
89,5 %
Kohlrabi
91,6 %
Honigmelone
85,4 %
Möhre
88,2 %
Kiwi
83,2 %
Paprika (grün)
92,3 %
Pfirsich
87,3 %
Radieschen
94,1 %
Misch|was|ser [dt./fachspr.] das; -s, - : Müsste eigentlich Mischabwasser heißen.
Fachdeutsch für Siedlungsabwasser, das gemeinsam mit Regenwasser in einem
Kanal »gemischt« abgeleitet wird. In Berlin hat das gesamte Zentrum Mischwasserkanäle. Die Außenbezirke der Stadt haben eine Trennkanalisation, also
jeweils eigene Kanäle für Schmutz- und Regenwasser.
Misch|was|ser|über|lauf [dt.] der; -s, -läufe: Schwere Wolkenbrüche überfordern
gelegentlich die Kapazitäten des Mischwasserkanalnetzes. Denn die Leistung
der Pumpwerke ist so beschränkt, dass in den Klärwerken der biologische Reinigungsprozess nicht durch zu viel Verdünnung gefährdet wird. Deshalb sind in
der Kanalisation Regenüberläufe als »Sollbruchstellen« angeordnet. Springen
sie an, dann läuft dort mit Regen verdünntes Schmutzwasser ins nächste Gewässer. Um das zu verhindern, wird mit dem Bau von Stauraumkanälen und
dem Umbau von Regenüberläufen unterirdischer Speicher geschaffen bzw.
aktiviert, dessen dreckige Fracht nach Regenende ganz regulär zum Klärwerk
gepumpt werden kann. Das Land Berlin hat mit den Wasserbetrieben ein Programm zur Verbesserung der Gewässergüte vereinbart. Es sieht vor, bis 2020
insgesamt 302.000 m3 Stauraumkapazität in der innerstädtischen Mischwasserkanalisation zu schaffen. Davon sind bereits 213.000 m3 fertig. (vgl. MIME)
Na|no|gramm [gr.] das; -s, -e : Ein Nanogramm (ng) sind 10 – 12 g oder
1 Mrd. Moleküle eines Spurenstoffes. Wie winzig das ist, wird am besten an
einem Beispiel deutlich: Wird eine Tablette des für Epileptiker wichtigen
002011. 37
Medikaments Carbamazepin im Tegeler See gelöst und dann der See komplett
durchmischt, müsste man zehn Eimer Wasser entnehmen, um 1 ng wieder aufzufangen. (Wer es klein mag, siehe auch Einheitenvorsatz und Spurenstoff)
Nele [Eigenn.]: ist ein am 22. Januar 2009 geborenes Flusspferd, für das die Berliner Wasserbetriebe die Patenschaft übernommen haben. Flusspferde wurden
2006 in die Rote Liste bedrohter Tierarten aufgenommen und existieren in der
freien Natur ausschließlich in Afrika. Die Dickhäuter haben jedoch in Berlin
als Publikumslieblinge eine lange Tradition. Ältere Berliner erinnern sich zum
Teil noch an »Knautschke«, der als einziges Großtier den Zweiten Weltkrieg
überlebte.
Nie|der|schlags|men|ge [dt.] die; -, -n: Anders als das Wasser aus der Leitung,
lässt sich die N. nicht so einfach steuern. Sie entscheidet aber, ob wir eher
Schirm und Flugplan oder doch lieber Sonnenhut und Gartensprenger zur Hand
nehmen. Aalten sich 2010, in dem meteorologisch trockensten Sommerhalb­jahr
der letzten 60 Jahre, viele Menschen zu Hause in der Sonne, war der Berliner
Sommer 2011 mit über 300 l Regen pro Quadratmeter schon eher feucht. Noch
deutlich nasser fiel das Jahr 2007 mit rund 830 l pro Quadratmeter aus. Von Mai
bis August fiel so viel Regen wie normalerweise in einem ganzen Jahr – und der
Sommer damit quasi ins Wasser. Ob der nicht nur aus Geldgründen beliebte
Urlaub auf Balkonien auch 2012 eine gute Idee ist, wird sich zeigen ...
Nie|der|schlags|was|ser [dt.] das; -s, - : bezeichnet alles, was als feste und flüssige Wasserteilchen aus der Atmosphäre zur Erde fällt. Dazu zählen neben Regen
und Schnee auch Eisnadeln, Griesel, Frostgraupeln und Hagel. Bildet sich Eis
erst am Boden aus Wasserdampf, so bezeichnet man diese Ablagerung als Reif.
Ober|flä|chen|was|ser [dt.] das; -s, - : ist Wasser aus natürlichen oder künstlichen oberirdischen Gewässern wie Bächen, Flüssen, Teichen, Talsperren und
Seen. Und davon hat Berlin eine ganze Menge: Über 60 km2 Wasserfläche gehören zu Berlin, das sind knapp 7 % des Stadtgebietes. Hinzu kommen rund
180 Kilometer schiffbare Wasserstraßen. Gemeinsam mit Brandenburg ist Berlin damit Europas größtes Binnengewässernetz. Und: Berlin hat definitiv mehr
Brücken als Venedig oder Amsterdam; nach Angaben des Statistischen Landesamts nämlich genau 916 Stück – auch wenn die konkreten Zahlen je nach Definition und Zählweise etwas unterschiedlich ausfallen. Kleiner Wermutstropfen
der oft zitierten Städtekonkurrenz: Der Titel der brückenreichsten Stadt Europas gebührt doch wohl eher Hamburg mit 2.485 Stück.
002011. 38
Ohr|stöp|sel [dt.] der; -s, - : Leise rieselt der Schnee. Stimmt, aber bei der Aufbereitung und Verteilung von 198 Mio. m³ Trinkwasser wie im Jahr 2011 wird
es manchmal auch ganz schön laut. Der Verbrauch an »Ohrstöpseln« bei den
Mitarbeitern der Berliner Wasserbetriebe pro Woche beträgt daher 144 Stück.
ODOCO [Abk.]: ist ein Forschungsprojekt der Wasserbetriebe, das für Odour
(Geruch) und Corrosion (Korrosion) in Abwasserkanälen und Klärwerken beziehungsweise, besser gesagt, für deren Bekämpfung steht. Denn wenn Abwasser
fault, entstehen Schwefelwasserstoff und Schwefelsäure, was Nasen, Beton und
Metalle angreift. Hierzu haben wir in einem Neuköllner Pumpwerk einen Versuchskanal installiert. Dort werden Chemikalien dosiert, verschiedene Betonarten und Beschichtungsmaterialien für Rohre getestet sowie – der Technik sei
Dank – neuartige »elektronische Nasen« erprobt.
OXIRED [Abk.]: und noch ein Forschungsprojekt, das in Kooperation mit Veolia
und dem KompetenzZentrum Wasser Berlin und der TU Berlin nachweisen
soll, dass die Infiltration von mit Ozon behandeltem Wasser in den Boden un-
002011. 39
bedenklich ist. Anhand der Forschungsergebnisse wird sichergestellt, dass auch
zukünftig die naturnahe Trinkwassergewinnung für Berlin funktioniert.
Phos|phor [gr./chem.]: Das chemische Element mit dem Kürzel P und der Ordnungszahl 15 ist einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe. Aber was dem Acker
nützt, schadet dem Gewässer. Denn »Phosphor« düngt auch die Algen und trübt
sowohl Ökosysteme als auch Badefreuden. Deshalb sind Klärwerke vor allem
darauf ausgerichtet, Nährstoffe zu entfernen – Verbindungen um die Elemente Kohlenstoff, Stickstoff und eben »Phosphor«. Trotzdem sollen ja auch die
guten Eigenschaften des »Phosphors« nicht verloren gehen: Deshalb recyceln
wir aus dem Klärschlamm neuen, hochwertigen Dünger. (vgl. Berliner Pflanze).
Pe|gel [dt.] der; -s, - : Ein »Pegel« ist ein Messgerät, das den Wasserstand in Flüssen, Meeren und anderen Gewässern feststellt.
Preis-|Leis|tungs-|Re|la|ti|on [dt./lat.] die; -, -en: Was kostet ein Liter bestes
Trinkwasser – frisch gezapft aus dem Wasserhahn? Leitungswasser ist das am
besten überwachte Lebensmittel überhaupt und kostet trotzdem nur 0,5 Cent
je Liter. Erstaunlich, denn in der Berechnung sind sogar bereits die Abwasser-
0,0 0 5
002011. 40
€
EUR
gebühr und alle Steuern enthalten. Vom Kistenschleppen ganz abgesehen, dazu
der direkte Vergleich: Für Mineralwasser geben die Menschen rund 20 Cent
pro Liter aus. Und für den Preis, den viele Gäste im Restaurant für eine Flasche
Wasser mit edlem Etikett bezahlen, bekommen sie von den Berliner Wasserbetrieben locker einen ganzen Kubikmeter (1.000 l) Trinkwasser. Kostenunterschied: tausend mal günstiger.
Pump|werk [dt.] das; -s, -e: Im Trinkwassernetz muss der Druck stimmen, damit
auch höher gelegene Ortsteile und Wohnungen in oberen Etagen stabil versorgt
werden. Wo dies die Pumpen der neun Wasserwerke allein nicht schaffen, sind
im Netz zusätzliche fünf große »Pumpwerke« und zahlreiche kleinere Druck­
erhöhungsstationen angeordnet. Im Abwassernetz heben 150 »Pumpwerke«
das Ab­wasser in weiterführende Kanäle oder pumpen es über Abwasserdruck­
leitungen zu den Klärwerken. Zwölf weitere Abwasserpumpwerke sind geplant.
Ra|di|al|sys|tem [lat./gr.] das; -s, -e: Bereits am 1. Januar 1878 gingen in Berlin die ersten Entwässerungssysteme in Betrieb. Nach Entwürfen von James
Hobrecht wurden für Berlin von 1873 bis 1909 zwölf voneinander unabhängige
Entwässerungsgebiete, sogenannte »Radialsysteme«, gebaut. Über die je von
einem zentralen Bauwerk ausgehenden unterirdischen Entwässerungskanäle,
die sternförmig aus dem städtischen Siedlungskern führten, wurde das Abwasser
der Stadt zu den am Stadtrand oder damaligen Umland angelegten sogenannten
»Rieselfeldern« geleitet. In dieser Vorstufe moderner Klärwerke konnte das Abwasser kontrolliert versickern und wurde auf dem Weg durch das Erdreich auf natürlichem Wege biologisch gefiltert, bevor es durch Versickerung wieder Teil des
Grundwasserreservoirs wurde. Neben den imposanten und heute zum Teil um»Schiebeschild«
Reinigungsvorrichtung
Seitenansicht
002011. 41
genutzten Industriebauten sind die von Hobrecht angelegten Kanäle mit ihrem
aus Stabilitätsgründen meist eiförmigen Zuschnitt auch heute noch in Gebrauch.
Auch verfügen die Kanäle des »Radialsystems« über ebenso einfache wie effektive mechanische Reinigungssysteme, bei denen eine Art Blech, durch den
Wasserdruck vorangetrieben, grobe Verunreinigungen ausfiltert und vor sich
her schiebt.
»Schiebeschild«
Reinigungsvorrichtung
Vorderansicht
Re|chen [dt.] der; -s, - : Im Klärwerk ebenso wie vor Abwasserpumpwerken sind
»Rechen« eingebaut. Das können eng nebeneinander stehende Stäbe oder Metallplatten mit Löchern sein, die wie ein Sieb funktionieren und grobe Verunreinigungen wie Papier und Textilien aus dem Abwasser zurückhalten. Wir
unterscheiden Grob- und Feinrechen. Die Stoffe, die hier eingesammelt werden,
nennen wir Rechengut.
Re|gi|o|na|les [lat.] das; -en; - : Die Berliner Wasserbetriebe fördern nicht nur
Wasser, sondern auch die lokale Wirtschaft – unter anderem über die Vergabe
von Bau- und Dienstleistungen an Betriebe aus Berlin und Brandenburg.
Auftragsvolumen 2011
davon Berlin
407,56 Mio. €
63 % (257,80 Mio. €)
davon Brandenburg
18 % (71,31 Mio. €)
davon übrige
19 % (78,45 Mio. €)
002011. 42
Rei|ni|gungs|ver|fah|ren [dt.] das; -s, - : Abwasser wird in Klärwerken in verschie­denen Stufen gereinigt. Hier unterscheiden wir vier Verfahren/Stufen:
1. mechanisch Grobe Verunreinigungen aus dem Abwasser werden zurückgehalten. Dies geschieht in der »Vorklärung« des Klärwerks zum Beispiel mit unterschiedlichen Rechen, Sieben oder im Sandfang.
2. biologisch Bei der biologischen Reinigung nutzen wir Vorgänge, die auch in
Gewässern natürlich stattfinden. Hier werden gelöste organische Stoffe sowie
Phosphor- und Stickstoffverbindungen abgebaut. Den Abbau leisten Bakterien
und andere Mikroorganismen.
3. chemisch Zusätzlich zur biologischen Phosphorentfernung kann bei Bedarf
eine chemische Simultanfällung durchgeführt werden. Hierbei wird das Fällmittel Eisen(II)-Sulfat in gelöster Form in die Belebungsbecken gegeben. Es
entsteht Eisen(III)-Phosphat.
4.
002011. 43
4. Reinigungsstufe Die ersten drei Verfahren reinigen das Abwasser bereits von
rund 96 % aller Schmutzstoffe. Um der letzten vier Prozent auch noch Herr
zu werden, testen die Berliner Wasserbetriebe mehrere Verfahren, darunter die
UV-Behandlung, die Behandlung von Klarwasser mit Ozon sowie das Filtern
mittels Membranen. Auch die Oberflächenwasser-Aufbereitungsanlage (OWA)
Tegel gehört in diese Kategorie. Hier werden aus dem Zufluss aus Nordgraben
und Tegeler Fließ in vier Schritten durch Flockung, Fällung, Sedimentation und
Filtration Phosphorverbindungen und Schwebstoffe jeweils um bis zu 99 %
reduziert.
Rein|was|ser [dt.] das; -s, - : In der Sprache unserer Ingenieure der Begriff für
das Wasser, welches nach seiner Förderung künstlich belüftet und gefiltert das
Wasserwerk verlässt. Das freut nicht nur die Wissenschaftler, die »Reinwasser«
konstanter Qualität für die Reproduzierbarkeit von Versuchen benötigen, sondern auch alle Berliner, denn: »Reinwasser« – nicht zu verwechseln mit Rheinwasser – ist für den Verbraucher schlicht Trinkwasser.
Rohr|scha|den [dt.] der; -s, -schäden : Wird umgangssprachlich häufig auch –
dramatischer, aber selten zutreffend – als »Rohrbruch« bezeichnet. Die Statistik
unterscheidet nicht zwischen kleinen Rissen und Roststellen, durch die es nur
ein wenig sickert, und Schalenbrüchen, deren Auswirkungen unangenehmer
sind, die aber eher selten vorkommen. Im rund 7.800 km langen Trinkwasserrohrnetz Berlins gibt es am Tag durchschnittlich zwei Schäden. Ursachen
können Materialermüdung, Rost, Frost, Wasser-Druckstöße oder Unachtsamkeit von Bau­firmen sein. Die gute Nachricht: Seit 15 Jahren geht die Zahl der
Schäden in Berlin stetig zurück.
00605
Rohrschäden an Haupt- und
Versorgungsleitungen
002011. 44
techn. Rohrnetzlänge insgesamt (Durchschnittsalter 52 Jahre)
7.817 km
davon DN < 275
6.220 km
davon DN 300 – 1.400
1.597 km
davon Ost
3.376 km
davon West
4.441 km
Rohrschäden insgesamt
605
Anteil
davon Versorgungsleitungen DN < 275
534
88 %
davon Hauptleitungen DN 300 – 1.400
71
12 %
davon Ost
327
54 %
davon West
278
46 %
Roh|was|ser [dt.] das; -s, - : Unbehandeltes Grundwasser, das im Wasserwerk zu
Reinwasser – oder synonym – Trinkwasser aufbereitet wird.
Salz|was|ser [dt.] das; -s, - : Rund 83% allen Wassers auf der Erde enthält ge­löste
Salze. »Salzwasser« hat einen Salzgehalt von mindestens 1% und ist damit für
den Menschen nicht gerade wohlschmeckend. Die meisten Berliner kennen derart salziges Nass jedoch nur aus dem Urlaub und greifen bei seinem Anblick
reflexartig zur Badehose.
Sand|fang [dt.] der; -s, -fänge: Um bewegte Teile in einem Klärwerk oder in
einem Abwasserpumpwerk vor Sand, Steinen oder Glasscherben zu schützen,
werden diese Stoffe in speziellen Becken vorher »eingefangen«. Sie setzen sich
auf dem Beckengrund ab und werden mechanisch vom Abwasser getrennt. Für
»Sandfänge« gibt es verschiedene Formen: Lang-, Rund- und Tiefsandfänge.
Ser|vice|cen|ter [lat./engl.] das; -s, - : Den Dienst am Kunden nehmen wir sehr
ernst. Deshalb kümmern sich die kompetenten Fachleute unseres Tochterunternehmens bluepartner um die Sorgen und Fragen unserer Kunden. Und die
Kolleginnen und Kollegen kennen sich nicht nur gut aus, sie sind mittlerweile
wahre Tastenakrobaten, da immer mehr Anfragen per E-Mail eintreffen.
Jahr
Briefe
Anrufe
E-Mails
2011
135.000
177.500
24.600
2010
130.500
178.200
20.700
2009
133.500
182.800
15.500
2008
151.500
194.900
12.800
2007
151.000
202.500
11.500
002011. 45
Spül|ana|ly|se [dt./gr.] die; -, -n: Großveranstaltungen wie eine Fußball-Weltmeisterschaft, die Olympischen Spiele oder eine Bundestagswahl ziehen viele
Menschen in den Bann und lassen den Wassergebrauch zu Hause in die Höhe
schnellen. Diesem Umstand ist sogar ein spezieller Beruf gewidmet, der TV-Inspektor. Er kontrolliert das TV-Programm und leitet rechtzeitig vor Beginn der
Halbzeit eine Extraportion Spülwasser ins Netz. Wann die Wassernutzung in
Berlin besonders hoch ist, zeigt unsere Spülanalyse, denn die Spannung eines
TV-Ereignisses steht in direkter Wechselwirkung zur Spül-Spitze. Hier ein Beispiel aus dem Viertelfinale der WM 2010: Deutschland-Argentinien.
Anpfiff
002011. 46
Halbzeitpause
Schlusspfiff
Spu|ren|ele|ment [dt/lat.] das; -s, -e: Trinkwasser ist nicht anzusehen, wie gut
es eigentlich ist. So enthält Wasser eine ganze Reihe lebensnotwendiger Mineralien und »Spurenelemente«, die dem Körper von außen zugeführt werden
müssen. Das bloße Auge erkennt sie nicht. Dennoch sind sie da. Das Berliner
Trinkwasser enthält folgende wichtige Mineralstoffe und »Spurenelemente«
Spurenelement
Mittelwert
Calcium
94 – 147 mg/l
Empfohlene Tagesmenge
800 mg
Kalium
Magnesium
3 – 8,3 mg/l
8,3 – 15,7 mg/l
300 mg
Natrium
28 – 62 mg/l
200 mg
Chlorid
41 – 91 mg/l
250 mg
1 mg
Spu|ren|stoff [dt.] der; -s, -e: Nicht nur Giftmörder, Geheimagenten und Homöopathen wissen: Es gibt Stoffe, die entfalten schon in verschwindend geringer Dosierung ihre Wirkung. Einige dieser sogenannten »Spurenstoffe«, etwa
Rückstände von Arzneimitteln oder Keime, könnten in Zukunft gefährlich
werden, wenn sie zum Beispiel im Zuge steigenden Medikamentenkonsums
das Grundwasser erreichen. Grund genug für die Berliner Wasserbetriebe, in
Kooperation mit der TU Berlin, weiteren Partnern sowie gefördert durch das
Bundesministerium für Bildung und Forschung das Forschungs- und Entwicklungsprojekt ASKURIS (»Anthropogene Spurenstoffe und Krankheitserreger
im urbanen Wasserkreislauf: Bewertung, Barrieren und Risikokommunikation«) zu unterstützen. Ziel ist es, unter Einbeziehung verschiedener Faktoren
und möglicher Maßnahmen, die Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser in
Berlin mittel- und langfristig zu sichern.
Stick|stoff|li|mi|ta|ti|on in Binnengewässern [Eigenn.]: Hierbei handelt es
sich um ein Forschungsprojekt mit den Technischen Universitäten von Berlin, Cottbus und Dresden sowie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie,
der Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz und des KompetenzZentrums
Wasser Berlin. Gemeinsam wollen wir die Frage beantworten, ob eine Reduk­
tion von Stickstoff für die Gewässergüte ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich
vertretbar ist. Das Projekt soll die Kosten und Nutzen von Maßnahmen zur
Verringerung von Stickstoffeinträgen analysieren und darauf basierend Empfehlungen für eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung am Beispiel der Unterhavel erarbeiten.
002011. 47
Trink|was|ser [dt.] das; -s; -: ist Süßwasser mit einem so hohen Reinheitsgrad,
dass es für den menschlichen Gebrauch, insbesondere zum Trinken und zur
Zubereitung von Speisen, geeignet ist. »Trinkwasser« darf keine krankheitserregenden Mikroorganismen enthalten und sollte eine Mindestkonzentration
an Mineralstoffen enthalten. Es ist das wichtigste und am besten überwachte
Lebensmittel und kommt bei uns komfortabel direkt aus der Wasserleitung.
Trink|was|ser|ver|ord|nung [dt.] die; -; -en : Die Güteanforderungen an Trinkwasser sind in Deutschland in der DIN 2000 und der »Trinkwasserverordnung«
(TrinkwV) festgelegt: frei von Krankheitserregern, geschmacklich neutral und
kühl, farblos, geruchlos, nicht gesundheitsschädigend, mit einem Gehalt an gelösten mineralischen Stoffen in bestimmten Konzentrationen. Es ist so beschaffen, dass bei lebenslangem Genuss von zwei bis drei Litern pro Tag die menschliche Gesundheit nicht beeinträchtigt wird. Sollte das Wasser kein Trinkwasser
sein, muss ein extra Schild darauf hinweisen: Kein Trinkwasser!
Trink|tem|pe|ra|tur [dt.] die; -; -en : Wasser schmeckt schlechter, wenn es abgestanden oder lauwarm ist. Feinschmecker bevorzugen 8 Grad Trinktemperatur.
Ufer|fil|tra|ti|on [dt./lat.] die; -; - : ist ein Verfahren, bei dem durch Versickerung
vorgefiltertes Oberflächenwasser aus Brunnen entnommen wird, die in der Nähe
von Flüssen, Seen oder Gewässern liegen. Je nach der Distanz der Brunnen zum
Gewässer ist ein einzelner Wassertropfen zwischen drei und sechs Monaten
unterwegs und durchläuft verschiedene Boden- und Gesteinsschichten, die so
als natürliche Filter für Schadstoffe und Verunreinigung wirken. Berliner Trinkwasser wird zu etwa 70 % über »Uferfiltration« gewonnen. Das »Uferfiltrat«
enthält mit Grundwasser vermischtes Flusswasser. Das Grundwasser strömt
von den beiden Hochflächen Barnim und Teltow in das Urstromtal zu den
Brunnen an den großen Flussseen Tegeler, Müggel- und Wannsee. Auch dieses
Wasser wurde über Monate, zum Teil sogar Jahre quasi natürlich vorgefiltert.
So benötigt das Grundwasser zum Unterqueren des Tegeler Sees zum Beispiel
mindestens zwölf Jahre. Dass Berliner Grundwasser ist übrigens so gut, dass
zur Aufbereitung als Trinkwasser im Wasserwerk nicht mehr viele Schritte nötig
sind.
UV-Be|hand|lung [dt.] die; -, -en: Nein, gemeint ist hier nicht das Sonnenstudio
um die Ecke, sondern ein innovatives Desinfektionsverfahren. Die Berliner Wasserbetriebe investierten 2,5 Mio. € in eine Anlage, die etwa ein Fünftel des im
Klärwerk Ruhleben gereinigten Abwassers zusätzlich noch mit ultraviolettem
002011. 48
(UV) Licht desinfiziert. Diese Anlage ist im April 2011 in Betrieb gegangen.
Keime und Bakterien, die bislang mechanischen und biologischen Reinigungsverfahren durch die Lappen gehen, sollen keine Chance haben, das Badevergnügen und den Freizeitspaß in den sich an Spree und Havel anschließenden
Gewässern zu trüben. Bei Betrieb der Anlage kann in den Sommermonaten
zusätzlich keimfreies Klarwasser in die Spree abgeleitet werden. Die für die
Desinfektionswirkung benötigte Energie der Anlage ist im Wesentlichen von
der UV-Sensitivität der Organismen und der Durchlässigkeit des Klarwassers
für UV-Strahlung abhängig.
Voll|ana|ly|se [dt. /gr.] die; -, -n: Eine Vollanalyse nach der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) 2001 macht ihrem Namen alle Ehre – sie enthält 239 Parameter
und basiert auf einer gewaltigen Zahl an Proben und Untersuchungen.
Probenanzahl Wasser
damit mikrobiologische Untersuchungen
damit physikalisch-chemische Untersuchungen
dazu Fahrleistung Probennahme Wasser:
Probenanzahl Abwasser
dazu Fahrleistung Probennahme Abwasser:
18.400
66.075
311.483
132.485 km (3,3 x um den Äquator)
53.000
129.234 km
Vo|lu|men|ein|hei|ten [tech./dt.] die; -, -: Wieviel passt in ein Glas, in eine
Blumenvase, ins Aquarium oder in die Badewanne? Um diese Frage exakt zu
beantworten, benutzt man »Volumeneinheiten«. Hier einige der gängigsten
»Volumeneinheiten« und ihre Umrechnung:
1 Kubikmeter (m3)
1 Liter (l) / Kubikdezimeter (dm3)
1 Milliliter (ml) / Kubikzentimeter (cm3)
1.000 Liter
1.000 Milliliter
1.000 Kubikmillimeter
002011. 49
Vor|flu|ter [techn.] der; -s, - : Der Begriff meint offene Fließgewässer, die Wasser
aus Entwässerungsanlagen oder aus dem Grundwasser aufnehmen und in den
natürlichen Wasserkreislauf zurückführen. Typische »Vorfluter« sind Kanäle,
Bäche, Flüsse, Ströme, Rinnen und Drainagen.
Vor|klä|rung [dt.] die; -, -en: In diesem Teil des Klärwerks findet eine erste »Vorklärung« statt. Im Abwasser enthaltene Feststoffe setzen sich als Klärschlamm
ab. Eine erste Reinigung des Abwassers geschieht durch Faulungsprozesse: Die
organischen Bestandteile im Abwasser beginnen, sich zu zersetzen. Für feine
Nasen gibt es an dieser Stelle ein nicht immer angenehmes Geruchserlebnis.
Vir|tu|el|les Was|ser [lat./dt.]: Das Konzept des »virtuellen Wassers« versucht,
die gesamte Wassermenge, die im Verlaufe des Lebenszyklus etwa eines Produktes aufgewendet wird, zahlenmäßig zu erfassen. Dies ist in der Regel ein
Vielfaches seines Eigengewichtes.
11.000
1.040
Liter
Liter
400.000
Liter
2764
32
Liter
002011. 50
Liter virtuelles Wasser für
150 g Rindfleisch
75
Liter
Am besten lässt sich dies an einem Beispiel verdeutlichen: Ein Berliner steht
am Morgen auf und macht sich sein Frühstück. Dies besteht aus einem Glas
Milch (200 Milliliter), einer Tasse Kaffee, einem Ei und 100 g Käse. Für diese
kleine Mahlzeit wurden in der Herstellung 1.040 l Wasser verwendet. Gestärkt
macht er sich nun fertig für die Arbeit. Die Jeans, die er anzieht, besteht virtuell
aus 11.000 l und das Auto, mit dem er zur Arbeit fährt, gar aus unglaublichen
400.000 l Wasser. Am Arbeitsplatz angekommen, schaltet er seinen Computer
ein, dessen Mikrochip allein 32 l unsichtbares Nass enthält. Am Mittagstisch
bestellt er sich einen halben Liter Apfelsaft, drei Tomaten und 150 g Rindfleisch
– die Herstellung dieser Mahlzeit hat 2.764 l Wasser verschlungen. Nach getaner Arbeit freut er sich dann verdientermaßen auf sein Feierabendbier, das
wiederum aus 75 l virtuellem Wasser besteht. In der Summe ergibt sich allein
durch die genannten Güter eine virtuelle Wassermenge von rund 421.000 l.
Hätten Sie das gedacht?
2 ,5 0
Was|ser|här|te [dt.] die; -, -n: Die W. wird bedingt durch die Konzentration von
Calcium und Magnesium. Je höher ihr Anteil, desto höher ist auch die Härte.
Da das Berliner Trinkwasser viele Mineralien enthält, ist es »hart«. Die Werte
bewegen sich zwischen 14 und 25 °dH (Grad deutscher Härte). Dies bedeutet,
002011. 51
dass das Berliner Trinkwasser mehr als 2,5 Millimol Calciumcarbonat je Liter
enthält. Gesetzlich festgelegt sind drei Härtebereiche: weich, mittel und hart.
Die Härte spielt auch bei der Dosierung von Waschmitteln eine Rolle. Je weicher das Wasser, desto weniger Wasserenthärter (bzw. Waschmittel) sind erforderlich. Die Wasserhärte beeinflusst auch den Geschmack des Wassers.
Was|ser|be|trie|be, Berliner [dt.] die; -, -: Trinkwasserver- und Schmutzwasserentsorger, Beauftragter des Landes für die Ableitung und Behandlung des Regenwassers. Die »Berliner Wasserbetriebe« sind mit 4.581 Mitarbeitern und 321
Auszubildenden einer der größten Arbeitgeber Berlins. Die »Berliner Wasserbetriebe« bilden das Kerngeschäft der Berlinwasser Gruppe und gehören zu den
größten Unternehmen der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in
Deutschland. Sie versorgen die 3,5 Mio. Einwohner Berlins mit Trinkwasser,
entsorgen und reinigen deren Abwasser. Die Firmenzentrale (Lage: 52° 31‘ N,
13° 25‘ O) befindet sich im Stadtzentrum, in der Nähe des Molkenmarktes zwischen Am Krögel und Neuer Jüdenstraße. Den Berliner Verbrauchern sind die
»Berliner Wasserbetriebe« bekannt dank ihres guten Wassers, ihres Maskottchens, der gelben Ente, und durch ihren prägnanten Werbeslogan »Ohne uns
wäre es nur nass«.
Was|ser|be|trie|be, Berliner – in Brandenburg [dt.] die; -, - : Auch wenn es der
Name nicht vermuten lässt, sind die Berliner Wasserbetriebe auch in Brandenburg aktiv und übernehmen dort als Dienstleister kaufmännische und/oder
technische Geschäftsführung für Kommunen und Verbände. Das Abwasser von
rund 535.000 Brandenburgern wird über Klärwerke der Berliner Wasserbetriebe
entsorgt; im Jahr 2011 waren dies 26,1 Mio. m3. Außerdem trinken rund 75.000
Brandenburger Berliner Wasser, das waren 2011 rund 3,5 Mio. m3.
Was|ser|kreis|lauf [dt.] der; -s, -läufe: beschreibt die natürliche Bewegung des
Wassers als Wasser, Wasserdampf und Eis auf, unter und über der Erde.
Was|ser|mo|le|kül [dt./franz.] das; -s, -e: Im »Wassermolekül« sind die zwei
Wasser­stoffatome zum Sauerstoffatom in einem Winkel von 105° angeordnet.
Was|ser|schutz|ge|biet [dt.] das; -s, -e: Das Einzugsgebiet der Wasserwerke
bilden ausgedehnte Wasserschutzzonen, in denen bestimmte gewerbliche und
Verkehrs-Nutzungen ausgeschlossen sind. Die »Wasserschutzgebiete« sind Erholungsgebiete und Lebensräume für Pflanzen und Tiere in der Großstadt. In
Berlin steht fast ein Drittel des Stadtgebietes – mehr als 220 km2 – unter Wasserschutz. Das sorgt nebenbei auch für gute Luft.
002011. 52
Stolpe
Tegel
Spandau
Kaulsdorf
Tiefwerder
Kladow
Wuhlheide
Friedrichshagen
Beelitzhof
Was|ser|wer|ke, Berliner [dt.] die; -s, - : I. Irrtümliche Bezeichnung für die
Berliner Wasserbetriebe, die aber dem Umfang der Aufgaben nicht gerecht
wird. II. Insgesamt gibt es neun von den Berliner Wasserbetrieben betriebene
»Wasserwerke«. Alle neun Berliner »Wasserwerke« liegen in der Nähe eines
Gewässers. Aus gutem Grund, denn sie nutzen sogenanntes Uferfiltrat. Das ist
Grundwasser, das durch den Sog der Pumpen in den Tiefbrunnen versickert
und dabei im Boden natürlich gereinigt wird (vgl. Uferfiltration). Es gibt große
»Wasserwerke« wie Tegel und für Berliner Verhältnisse kleine wie Kladow oder
Kaulsdorf.
Fördermenge pro Jahr
Tegel
49 Mio. m3
Friedrichshagen
45 Mio. m3
Beelitzhof
33 Mio. m3
Stolpe
20 Mio. m3
Spandau
19 Mio. m3
Tiefwerder
12,5 Mio. m3
Wuhlheide
7 Mio. m3
Kladow
Kaulsdorf
6,5 Mio. m3
6 Mio. m3
002011. 53
Waß|manns|dorf [Eigenn.]: Stadteil der Gemeinde Schönefeld und Standort
eines unserer Klärwerke. Unser Personal vor Ort arbeitet hier unter aufmerksamer Beobachtung: Nicht nur Mikroorganismen tummeln sich in den Belebungsbecken auf dem Gelände, auch ein Rudel Rehe fühlt sich in »Waßmannsdorf« seit mehreren Jahren heimisch.
Web-»Brau|ser« [engl./dt., Kunstwort]: der; -s, - : (im nicht-sanitären Bereich
auch Browser) Im Internet lassen die Berliner Wasserbetriebe eine wahre
Dusche von Informationen herabregnen – auf alle, die sich für klare Aussagen
und einen verlässlichen Informationsfluss interessieren. Die Form der Brause
(so sagt der Berliner auch zur Limonade) ist dabei durchaus unterschiedlich,
aber es geht immer nur um eines: Wasser. Alle Fakten zum Unternehmen
gibt es auf bwb.de. Die Seite berlinwasser.de fasst alle Informationen zu den
anderen Unternehmen der Berlinwasser Gruppe zusammen. Für Kinder und
Jugendliche gibt es klassewasser.de, das Museum der Berliner Wasserbetriebe ist
auf museum-im-wasserwerk.de zu finden, und wer sich für Wasser-Kunst interessiert, ist auf der Seite unserer Wassergalerie, wassergalerie-berlin.de, genau
richtig.
WELLMA [engl./Kunstw.]: steht für Well Management, zu deutsch: BrunnenOrganisation. Könnte auch ein etwas eigensinniger Frauenname sein, ist aber
ein Forschungsprojekt bei den Berliner Wasserbetrieben, das die Diagnose der
Brunnenalterung verbessern hilft. Denn auch Brunnen »altern«, was sich auf die
Qualität des geförderten Wassers auswirken kann.
002011. 54
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002011. 55
Zäh|ler [dt.] der; -s, - : Praktisch die Registrierkasse. Wenn der Wasserhahn aufgedreht wird, »zählt« der »Zähler« wie viel Wasser für Zähneputzen, Waschen,
Duschen oder Blumengießen gebraucht wird. Relevant für die Wasserbetriebe
sind die Hausanschlusszähler. Je nachdem wie viel Wasser durch eine Rohrleitung passt, gibt es verschiedene Zählergrößen. So hat jedes Haus einen »Zähler«, der die gesamte Wassermenge misst, die im Haus gebraucht wird.
Zählergröße in QN
Mengen
2008
2009
2010
2011
2,5
0 – 100 m
3
74.882
75.606
76.332
78.416
2,5
101 – 200 m3
62.626
62.619
63.815
63.608
2,5
201 – 400 m
3
23.926
24.247
24.168
23.569
2,5
401 – 1000 m3
17.375
17.460
17.360
17.419
2,5
ab 1001 m
3
9.162
9.140
9.132
9.322
6
0 – 400 m3
8.240
8.076
8.015
7.891
6
ab 400 m
37.441
37.778
37.966
38.221
17.475
17.425
17.293
17.235
3
10
15
929
913
884
826
40
2.959
2.933
2.902
2.833
60
2.004
1.983
1.952
1.907
150
875
868
849
826
Summe der installierten Zähler
257.894
259.048
260.668
262.073
Die Geschäftsberichte
2011
der Berliner Wasserbetriebe und
der Berlinwasser Holding finden Sie auch unter
www.bwb.de/presse/geschaeftsbericht2011
002011. 56
r
Wasserzähle
262073
002011. 57
Will|kom|men Sie wollen keine langatmigen Traktate lesen? Wenn Sie
jetzt in Ihrem Innersten mit Ja geantwortet haben, haben wir was für Sie:
Statt eines »trockenen« Geschäftsberichts möchten wir Ihnen mit diesem
Buch eine Auswahl interessanten Wissens aus der Welt der Berliner Wasserbetriebe an die Hand geben. Staunen, Schmunzeln, Neues lernen und
Altes besser verstehen – dieses nicht ganz umfassende, aber kurzweilige
kleine Lexikon von A wie »Abwasser« bis Z wie »Zähler« macht es möglich.
Eine Fibel nicht alltäglichen Wissens, die man auch nach der Arbeit gerne
mit aufs Sofa nimmt und nach deren Lektüre Sie demnächst ganz beiläufig
ein wenig angeben können. Die hier versammelten, mal mehr, mal weniger nützlichen Fakten, mit denen der geneigte Leser in trauter Runde diskret zu glänzen versteht, werden ergänzt durch humorvolle Illustrationen.
Und für alle diejenigen, die es dann doch ganz genau wissen wollen (oder
müssen), gibt es den ganz klassischen »Geschäftsbericht« auf einer CD im
Inneren des Buches oder als Download über unsere Website. Wir danken
für gute Zusammenarbeit und wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre ...