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Lesesaal
Inhalt || BuB
BuB
Seite Eins
Erst den Körper, dann das Wissen
bewegen (Michael Reisser) _____________ 284
Der Funke soll überspringen / Kampagne
»Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek«
will dem Image der Bibliotheken Pfeffer
geben (Julia Hellmich) ________________ 268
Fortbildung kostet Zeit und Geld, keine
Fortbildung kostet die Zukunft! / Offener
Brief an die bibliothekarische Fachöffentlichkeit (Ulrich Hohoff, Susanne Riedel) __ 285
Öffentliche Bibliothek
Indexierung
Bundespräsident Köhler besucht Stadtbibliothek Brilon / Anerkennung für herausragende Leistungen – Eine Kleinstadt im
Ausnahmezustand (Ute Hachmann) _____ 269
Register generell in schlechtem Zustand /
DNI mahnt mehr Qualität an – Kontakt zu
verwandten Organisationen gesucht
(Jochen Fassbender) __________________ 287
RFID ermöglicht längere Öffnungszeiten /
Stadtbücherei Biberach nutzt Automatisierungsgewinne – Teamkleidung eingeführt
(Frank Raumel) ______________________ 270
Verbünde
»Ehrenamtliche Leseklubs sind kein Ersatz« /
In Hamburg kämpft eine Bürgerinitiative
explizit für den Erhalt einer Bücherei mit
Fachpersonal (Axel Kopido) ____________ 274
Freiwillige als Chance für Bibliotheken /
Offizieller DBV-Standpunkt ist offenbar
nicht überall bekannt (Konrad Umlauf) ___ 275
Public Libraries durch Volunteers gestärkt /
In den USA sind Einsatzgebiete von
Fachpersonal und Freiwilligen klar
voneinander abgegrenzt (Beate Hörning) _ 276
Nur außerhalb des Kerngeschäfts /
Wie die Zusammenarbeit mit
Ehrenamtlichen ohne Misstöne
gelingen kann (Elisabeth Sträter) ________ 276
Zwischen Ästhetik und Funktionalität /
Im Herzen Berlins entsteht mit dem
Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum der
Humboldt-Universität eine imposante
neue Bibliothek (Milan Bulaty,
Olaf Eigenbrodt) _____________________ 317
Richtfest für die große Unbekannte /
Baustelle der Superlative: In Berlins
Zentrum entsteht die neue Staatsbibliothek (Jeanette Lamble, Barbara
Schneider-Kempf) ____________________ 323
Trends in der Inneneinrichtung /
Rahmenbedingungen und Optionen
für die Gestaltung zeitgemäßer Bibliotheksräume (Martin Götz) _____________ 328
Information für jedermann / Studenten
diskutieren beim BOBCATSSS-Symposium
in Zadar Chancen und Risiken des Web 3.0
(Jessica Euler, Anastasia Schadt) _________ 288
DIN-Fachbereicht 13 soll auch
Öffentliche Bibliotheken einbeziehen /
Planungsgrundlage wird überarbeitet
und hiermit in BuB zur Diskussion
gestellt (Roman Rabe) _________________ 331
Linz macht Leipzig und Frankfurt
Konkurrenz / Die internationale Buchmesse LITERA lädt nach Österreich ein
(Susanne Richt) ______________________ 289
Farbe wirkt! Farbberater gibt Tipps für
Raumgestaltung in Bibliotheken
(Alfred Schleicher) ____________________ 334
Problemlösung vor Ort statt Warten auf
die Zentrale / Regionale Seminare fördern
Selbstständigkeit türkischer Bibliothekare
(Bülent Yılmaz) _______________________ 290
Die Pracht der Bücherhäuser /
www.bibliotheksbauten.de gibt einen
Überblick über die wichtigen Epochen
des Bibliotheksbaus in Mitteleuropa
(Philipp Mayr, Engelbert Plassmann) _____ 336
Nachrichten _________________________ 291
Die Bibliothek in der schmucken Scheune /
Stadtbücherei Schweinfurt residiert im
umgebauten Ebracher Hof
(Anita Kaltenbach) ____________________ 338
–B
Diskussion
Ausland
–u
Kinder- und Jugendbuchportal gefragt /
Ausgabe in weiteren Sprachen geplant –
Nützlich für Lektoratsarbeit ____________ 273
Bibliotheken in Berlin, Brandenburg
und Bayern kooperieren / Zweitgrößter
Verbundkatalog in Deutschland _________ 287
Dilibri: Digitalisierungsportal
Rheinland-Pfalz ______________________ 291
Stadtbibliothek Verden erhält Preis
der VGH-Stiftung ____________________ 292
.B
Blick in die Kinder- und Jugendbibliothek
der Zukunft / Bewährte Projekte und
mutige Ideen für morgen (Susanne Brandt) _ 272
»Keine Angst vor der Ästhetik!« /
Architekt Rolf Ramcke fordert mehr
Mut bei der Gestaltung: Bibliotheken
sollen stimulieren und Orte der
Identifikation sein (Bernd Schleh) _______ 313
e
Mannheim bietet Fortbildung für jeden
Geschmack __________________________ 283
.d
Foyer
Mit dem Wohnmobil von Bibliothek
zu Bibliothek _________________________ 294
Magazin
Termine
Bildungsbürgertum statt Migranten
im Blick / Große Unterschiede bei interkultureller Bibliotheksarbeit in Berlin
(Patricia Kern, Sibel Ulucan) ____________ 278
Fortbildungen von April – Juni 2008 _____ 295
Blickpunkt Internet
Herausragende medienpädagogische
Projekte gesucht _____________________ 295
Aktuelles aus der ganzen Welt / Zeitungsartikel – eine oft ignorierte Kategorie der
Volltexte (Jürgen Plieninger) ___________ 341
w
Integration
Die Bibliothek als Kulturvermittler /
3. Konferenz über »Bibliotheken und
Integration von Migranten« in
Kopenhagen (Patricia Kern) ____________ 279
w
Auf dem Weg zur multikulturellen
Informationsgesellschaft / Studierende
stellen Buch zur interkulturellen Bibliotheksarbeit vor (Sebastian Wilke)________ 280
Hochschule
w
Gemeinsames Projekt zur Vorbeugung von
Datenverlusten / Deutsche und Schweizerische Hochschulen entwickeln E-LearningModule zur Langzeitarchivierung _______ 281
Seminare zur Kinder- und Jugendliteratur _ 296
Informationstag zum Master-Studiengang »Informations- und Wissensmanagement« in Hannover ____________ 297
Zum Lesen verlocken /
1. Jugendbuchmesse der Deutschen
Akademie für Kinder- und Jugendliteratur 298
Markt ______________________________ 298
Lesesaal
Bachelor-Student landet ganz vorne /
Kontrovers diskutierte Themen beim
Innovationspreis 2008 _________________ 282
SCHWERPUNKT:
Die Botschaft der Häuser
Master-Infotag an der HdM Stuttgart /
Berufserfahrung willkommen ___________ 282
Fünf Häuser, fünf Botschaften / Architektonische Highlights aus Linz, Amsterdam,
Delft und Weimar (Wolfram Henning) ___ 301
Bibliothekartag 2008
Die ganze Vielfalt des Tagungsprogramms /
Diskussionen, Vorträge, Workshops:
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Die Botschaft der Häuser / Trends und
Tendenzen im modernen Bibliotheksbau
(Wolfram Henning) ___________________ 309
Fachliteratur
Buchfieber. Zur Geschichte des Buches im
3. Reich (Peter Vodosek) _______________ 343
Aus dem
Berufsverband
BIB-Vorstandswahl 2008: Hinweise zum
Wahlverfahren (Präsenz- und Briefwahl) • Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten.
– Service: Mitgliedernachrichten ________ 345
Editorial ____________________________ 268
Impressum __________________________ 335
Summary · Résumé ___________________ 350
Stellenmarkt _________________________ 351
267
267
BuB | Foyer
Seite Eins
Seite Eins
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Kampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« will dem Image der Bibliotheken Pfeffer geben
»So viel mürrische Gleichgültigkeit, so viel Trostlosigkeit wie in
Bibliotheken trifft man sonst allenfalls auf dem Einwohnermeldeamt an oder an den Schaltern
der Bundesbahn«, schrieb der
frühere BuB-Redakteur Dietrich
Segebrecht ketzerisch vor gut 30
Jahren. Seitdem hat die Bibliotheksszene jede Menge Modernisierungsschübe erlebt. Doch
hat das auch jeder mitgekriegt,
der es wissen sollte? Mit der
Image-Kampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek«
will der Deutsche Bibliotheksverband (DBV) das Ansehen der
Bibliotheken kräftig aufpolieren.
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Im Zeitalter der digitalen Speichermedien ist die Bibliothek schon
vielfach totgesagt worden. Dennoch erlebt der Bibliotheksbau
derzeit geradezu eine Renaissance – häufig in prominenter Innenstadtlage und als bewusster baulicher Ausdruck kultureller Werte
und Traditionen.
Beispiel Berlin: Dort entstehen – von der Öffentlichkeit bisher
kaum wahrgenommen – zwei der imposantesten und teuersten
Bibliotheksgebäude in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die
prächtige neue Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität
soll öffentlicher, urbaner Wissenschaftsstandort und ein Klassiker des Open Access werden, mit Baukosten in Höhe von 75 Millionen Euro, mit 2 Millionen Medien in Freihandaufstellung und
500 Computerarbeitsplätzen (Seite 317). In unmittelbarer Nähe
wächst ein zweiter Neubau der Superlative: Die Staatsbibliothek
zu Berlin als größte wissenschaftliche Universalbibliothek
im deutschsprachigen Raum bekommt am Standort Unter den
Linden ihr funktionales und architektonisches Herz zurück, das
im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde (Seite 323).
Im Themenschwerpunkt dieser Ausgabe stellt ArchitekturExperte Wolfram Henning weitere zukunftsweisende Bibliotheksbauten in Europa vor (Seite 301) und deckt dabei das breite Spektrum ihrer möglichen – und kontrovers diskutierten – Funktionen auf: kulturelle Erlebnisstätte mit hohem Unterhaltungs- und
Erlebniswert versus Ort der Ruhe und des konzentrierten Lesens
und Lernens. Manche Häuser verbinden gekonnt beide Extreme
und setzen auf klar unterscheidbare Bereiche innerhalb der
Bibliothek.
Trotz aller Meinungsunterschiede, der Trend ist offenkundig:
Bibliotheken haben die Museen inzwischen als wichtigste Bauaufgabe im öffentlichen Bereich abgelöst. Norman Foster in Berlin, Santiago Calatrava in Zürich, Rem Koolhaas in Seattle – kaum
ein Stararchitekt, der noch keine Bibliothek gebaut hat. Alles
bestens also?
Aus Sicht der Bibliothekare nicht unbedingt, stellt Architekt
Rolf Ramcke im Interview (Seite 313) kritisch fest. Der Bauexperte
und Dozent am Institut für Informations- und Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin attestiert den Bibliothekaren einen ausgeprägten Mangel an ästhetischem Bewusstsein: »Wenn sich ein ganzer Berufsstand darauf kapriziert, nur die
Funktion zu erfüllen, hat er, ohne es zu wissen, eine ästhetische
Entscheidung gefällt. Und zwar eine sehr negative.«
Die standardisierten bibliothekarischen Baurichtlinien, wie die
HIS-Standards der Hochschul-Informations-System GmbH, sind
Ramcke ein Gräuel: »Sie wurden von Leuten entworfen, die von
Sinn und Wesen einer Bibliothek offenbar wenig Ahnung haben.«
Statt auf statistische Zahlen und Faktenhuberei zu setzen, fordert
der Architekt: »Mehr Mut zur Ästhetik!« Wie das konkret aussehen kann, zeigen Martin Götz anhand aktueller Trends bei der
Inneneinrichtung (Seite 328) und Alfred Schleicher mit unkonventionellen Tipps zur Farbgestaltung (Seite 334).
Im Spannungsfeld zwischen Funktionalität, Ästhetik sowie sozialen und
kulturellen Anforderungen bleibt der
Bau einer Bibliothek eine aufregende
Aufgabe, wie dieser Themenschwerpunkt zeigt.
Der Funke soll überspringen
Bernd Schleh (BuB-Redakteur)
Oktober Veranstaltungen zum
Thema Lesen auf die Beine stellen. Promis vom Format Xavier
Naidoo, Lukas Podolski oder
Sarah Kuttner sollen gewonnen
werden, auf Plakaten, in Werbeanzeigen, vielleicht sogar Fernsehspots, für Bibliotheken zu
trommeln.
Bundespräsident Horst Köhler hat die Schirmherrschaft
übernommen, das Bildungsministerium tritt als Hauptsponsor
auf. Der DBV stellt eine Webseite mit Veranstaltungskalender
und Material im kampagneneigenen Corporate Design bereit,
organisiert die Zusammenarbeit
mit überregionalen Medien und
Prominenten. Weitere Partner
sind der Dachverband Bibliothek & Information Deutschland (BID), das Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (knb),
die staatlichen und kirchlichen
Fachstellen, die ekz.bibliotheksservice GmbH, der Borromäusverein und die Werbeagentur
Heymann Schnell. (Ausführliche Infos: www.treffpunkt-bib
liothek.de.)
Vorbild für die Aktion ist die
furiose Kampagne »Österreich
liest. Treffpunkt Bibliothek«.
Mit Tausenden Literaturveranstaltungen in einer Woche
ist es dort gelungen, das größte
landesweite Literaturfestival zu
inszenieren, so Gerald Leitner,
Geschäftsführer des Büchereiverbands Österreichs. Wie ein
Lauffeuer hat der Erfolg der
Kampagne die Bibliotheksszene
ergriffen. Der Funke ist auch bei
uns gezündet – und muss jetzt
nur noch überspringen.
Julia Hellmich
(BuB-Redakteurin)
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Renaissance der Bücherhäuser
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Editorial
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268
Hohe Ausleihzahlen, digitale
Dienstleistungen, atemberaubende Architektur, Bildungspartnerschaften, zielgruppenorientierte Konzepte, hochkarätige Kulturveranstaltungen – es
gibt massig Belege dafür, dass
Bibliotheken mit Erfolg im 21.
Jahrhundert angekommen sind.
Die Wertschätzung hinkt
noch immer hinterher. »Ideal
wäre […], wenn der Benutzer
die Bibliothek gar nicht erst
betreten könnte«, sinniert Umberto Ecco in seiner bissigen Satire zur Nutzerunfreundlichkeit
mancher Bibliotheken.
Menschenscheu und Langeweile wird dem Berufsstand
sofort zugetraut: »Wer sich mit
sozialen Problemen nicht abgeben will oder kann, soll Bibliothekar werden oder Gärtner«,
empfiehlt ein Kommentator im
Jugendmagazin »Jetzt.de« der
Süddeutschen Zeitung.1
Um dem Image Pfeffer zu
verpassen, startet der DBV eine
nationale Kampagne, die es in
dieser Dimension hierzulande
1 Den Hinweis auf die beiden Zitate
noch nicht gegeben hat:
verdanke ich Monika Bargmann
Rund um den »Tag der Bibaus Wien, die in der nächsten
liotheken« am 24. Oktober solBuB-Ausgabe eine Literaturmonlen Bibliotheken jedes Typs in
tage zum Image von Bibliothekaren veröffentlicht.
der Woche vom 24. bis zum 31.
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Foyer | BuB
Öffentliche Bibliothek
Öffentliche Bibliothek
Bundespräsident Köhler
besucht Stadtbibliothek Brilon
Bundespräsident Köhler informierte sich ausführlich über die Bausteine
der Leseförderung der Stadtbibliothek Brilon und sprach auch mit den
beteiligten Kindern.
Foto: Ralph Sondermann/nrwbild.de
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Hoher Besuch in der Stadtbibliothek Brilon: Bibliotheksleiterin Ute Hachmann erläutert eines ihrer vorbildlichen Projekte. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (von links), Bundespräsident
Horst Köhler und der Minister für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz in NRW, Eckhardt Uhlenberg, hören aufmerksam zu.
Foto: Ralph Sondermann/nrwbild.de
jedes Buch und alle Schränke
wurden von den Hunden beschnüffelt.
Um 10 Uhr traf Bundespräsident Köhler, begleitet vom
Ministerpräsidenten des Landes
Nordrhein-Westfalen, Jürgen
Rüttgers, im historischen Rathaus der Stadt Brilon ein, um
sich ins Goldene Buch der Stadt
einzutragen. Nach einem halbstündigen Gang durch die Fußgängerzone erreichten die beiden
mit einem Tross von unzähligen
Sicherheitsbeamten und Journalisten die Stadtbibliothek.
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Große Überraschung in der
Stadtbibliothek Brilon – Anfang
Februar kündigte Bürgermeister Franz Schrewe der Leiterin
der Stadtbibliothek, Ute Hachmann, ganz »harmlos« einen Besuch von zwei Herren aus Berlin
an. Hinter dieser »Mini«- Gruppe verbarg sich dann tatsächlich
das »Vorbereitungskommando«
für den Besuch von Bundespräsident Horst Köhler – bestehend
aus Mitarbeitern des Bundespräsidialamtes, des Bundeskriminalamtes, der Staatskanzlei in
Düsseldorf, der lokalen Polizei
und dem Verwaltungsrat der
Stadt Brilon.
»Der Bundespräsident kommt
am 27. Februar nach Brilon. Und
er möchte sich in der Stadtbibliothek ein Bild von der Arbeit
machen. Er hat ausdrücklich
den Wunsch geäußert, mit Erzieherinnen, Lehrern, Kindern
und Schülern zu sprechen«, so
die Information aus Berlin.
Eine Herausforderung für das
kleine Team der Stadtbibliothek
Brilon. Schnell war klar, dass die
Bibliothek dem Bundespräsidenten ein möglichst umfassendes Bild der Arbeit des lokalen
Lesenetzwerkes vorstellen wollte. Nach Absprache mit dem
Protokoll des Bundespräsidenten durfte die Stadtbibliothek
40 Gäste zum Besuch von Horst
Köhler in ihre Räume einladen.
Der Morgen des 27. Februar
begann für alle spannend und
aufregend. Von den knapp hundert Polizisten, die inzwischen
nach Brilon gekommen waren,
rückten zunächst sechs mit zwei
Sprengstoff hunden in die Bibliothek ein. Nahezu jede CD,
w
Im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Nordrhein-Westfalen
hat Bundespräsident Horst
Köhler am 27. Februar die
Stadtbibliothek Brilon besucht.
Eine große Ehre und eine große
Herausforderung für das kleine
Bibliotheksteam. Doch die gerade mal sieben Bibliotheksmitarbeiter präsentierten dem hohen
Gast souverän die Briloner Vorzeige-Einrichtung, wie Bibliotheksleiterin Ute Hachmann in
folgendem Bericht beschreibt.
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Anerkennung für herausragende Leistungen /
Eine Kleinstadt im Ausnahmezustand
Herzliche Begrüßung
Ute Hachmann begrüßte den
Bundespräsidenten
herzlich
und lud ihn zu einem Rundgang durch die Bibliothek ein.
Dort hatte Köhler an vier Stationen Gelegenheit, mit unterschiedlichsten Projektpartnern
(Sponsoren, Ärzten, Säuglingsschwestern, Lehrern, Erziehern,
Vorlesepaten) und 25 Kindern
(vom Bücherbaby Leonard, acht
Monate alt, bis hin zu Schülern
der weiterführenden Schulen)
zu sprechen und sich über die
einzelnen Bausteine der Leseförderung der Stadtbibliothek
Brilon zu unterrichten.
Besonders interessiert war das
Staatsoberhaupt an der Kooperation der Stadtbibliothek mit
dem örtlichen Krankenhaus
und mit den Offenen Ganztagsschulen. Sichtlich erfreut
und beeindruckt über das sehr
gut funktionierende Lesenetzwerk, bestehend aus engagierten Menschen und vielfältigen
Institutionen, trug er sich in das
»grüne« Gästebuch der Stadtbibliothek mit folgenden Sätzen
ein:
»Das Buch und das Lesen sind
der beste Zugang zu Wissen und
Bildung. Hier in Brilon wird im
besten Sinne Bildung vermittelt.
Dafür danke ich allen Angehörigen der Stadtbibliothek, der
unterstützenden Gemeinschaft
der Stadt und der Landesregierung. Hier erleben wir ein Vorbild, dem ich viele Nachahmer
wünsche.«
Der Bundespräsident ist
nun wieder in Berlin. Und was
macht Brilon? Über 4 500 Briloner haben einen freundlichen,
kompetenten, nachdenklichen
Präsidenten beim Bad in der
Menge kennengelernt, der doch
tatsächlich »nur« wegen ihrer
Bibliothek ins Sauerland gekommen war. Für Brilon war es ein
unvergessliches Ereignis, für die
Bibliotheksfachwelt sicherlich
ein weiterer wichtiger Schritt in
die Zukunft.
Ute Hachmann,
Leiterin der Stadtbibliothek
Brilon
269
BuB | Foyer
Öffentliche Bibliothek
RFID ermöglicht längere
Öffnungszeiten
Stadtbücherei Biberach nutzt Automatisierungsgewinne / Teamkleidung eingeführt
Das Projekt wurde mit einem
Umfang von 350 000 Euro beantragt. Als Ziele wurden definiert:
spürbare Verbesserung der
Servicequalität,
schnellere und bequemere
Medienausleihe,
längere (40 statt 30,5 Wochenstunden) und besser zu
merkende Öffnungszeiten,
Medienrückgabe 7 mal 24
Stunden lang,
Erhöhung der Verbuchungskapazitäten ohne Personalaufstockung,
Erschließung neuer Zielgruppen durch erweiterte
Öffnungszeiten,
Erhöhung der Wirtschaftlichkeit, gemessen an den
Kosten je Ausleihe,
mehr Zeit für Projekte, zum
Beispiel im Bereich Bildungspartnerschaft, gewinnen,
die technische Zukunftsfähigkeit sichern.
auf Selbstbedienung umgestellt
und eine automatische Grobsortierung installiert. Seit Februar
2008 stehen den Kunden eine
Innen- und eine Außenrückgabe (7 mal 24 Stunden) zur Verfügung, eine Sortiermaschine
verteilt den Rücklauf nach Abteilungen und Medienarten in
neun Container. Aus den Containern wird bei Schichtwechsel
das Material entnommen und
auf Buchwagen feinsortiert. Der
Rücklauf der AV-Medien wird
Das Medien- und Informations- den Kunden sofort wieder zur
zentrum (MIZ) Biberach wies Verfügung gestellt.
2007 rund 73 000 Medieneinheiten, 300 000 Kundenkontakte und 500 000 Entleihungen
auf. Der Bericht streift die technische Umsetzung nur am Rande. Er will vielmehr aufzeigen,
dass die Automatisierungsgewinne nicht zu Personaleinsparungen führen müssen, sondern
gewinnbringend für Leser und
Bibliothek eingesetzt werden
können.
Bereits 1996 wurde mit dem
Umzug in einen renovierten Altbau die Selbstverbuchung auf
EM-Basis eingeführt. Nach elf
Jahren erfolgreichem Einsatz ist
jetzt auf radiofrequente Verbuchung umgestellt worden. Statt
zweier in die Verbuchungstheke
eingelassener Geräte stehen den
Lesern nunmehr drei »Selbstverbucher« dezentral im Erdgeschoss zur Verfügung. Damit
wird zunächst ein Qualitätssprung für die Kunden erzielt:
Statt aufwendiger Arbeit durch
einscannen und entsichern jedes
einzelnen Mediums, können die
LeserInnen durch Auflegen kleinerer Stapel ihre Medien in Sekundenschnelle verbuchen und
entsichern lassen.
Um alle Automatisierungseffekte von RFID auszuschöpfen, Die Kunden können durch Auflegen kleiner Stapel ihre Medien in Sekunwurde auch die Medienrückgabe denschnelle verbuchen und entsichern.
Erweiterte Öffnungszeiten
Um die um 30 Prozent erweiterten Öffnungszeiten (seit März
2008: Di – Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10
– 14 Uhr) mit dem vorhandenen
Personal betreiben zu können,
mussten weitreichende Veränderungen in der Betriebsorganisation vorgenommen werden:
Die Service- und Beratungsangebote – bislang getrennt im
Erd- und Obergeschoss angeboten – wurden auf einen zentralen Servicepoint im Erdgeschoss
konzentriert.
Die lange Servicetheke mit
vier Arbeitsplätzen wurde durch
einen deutlich kürzeren Servicepoint mit maximal drei Arbeitsplätzen ersetzt.
Die Besetzung des Servicepoint erfolgt paritätisch mit je
einem Diplom-Bibliothekar und
einer Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste.
Der Kunde hat nur noch einen Ansprechpartner, denn das
Serviceteam berät und erledigt
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Die Umstellung der Medienverbuchung auf RFID (Radio
Frequency Identification) ist
heute nichts Besonderes mehr.
Die neue Technik setzt sich bei
Öffentlichen Bibliotheken, vor
allem bei großen und mittleren
Betrieben, immer mehr durch.
Dass die Umstellung auch für
kleinere ÖBs interessant sein
kann, zeigt der folgende Erfahrungsbericht aus Biberach an
der Riß (32 000 Einwohner).
Die Investition soll sich durch
Gewinnung neuer Leser und
eine moderate Gebührenanhebung (gedacht ist an vier Euro
mehr für die Jahreskarte bei
Barzahlern) mittelfristig refinanzieren.
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Öffentliche Bibliothek
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Es galt, nicht nur einheitliche
Kleidung für Frauen und
Männer in einem breiten
Größenspektrum und mit
langfristiger Wiederbeschaffungsgarantie zu finden,
sondern auch Geschmacksdiskussionen zu einem
Ergebnis zu führen.
an einer Stelle alle administrativen Vorgänge (Gebühren
bezahlen, neue Ausweise und
Ausweis-Verlängerungen und so
weiter) gibt Auskünfte, hilft bei
der Mediensuche und berät.
Die Arbeitszeiten ändern sich
und wurden in einen neuen Arbeitsplan gefasst.
Um Abendveranstaltungen
ohne Konkurrenz zu den Reinigungsarbeiten durchführen zu
können, wurde die Arbeitszeit
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Foyer | BuB
Öffentliche Bibliothek
Fachangestellte durch entsprechende berufsbegleitende Weiterbildungsangebote auch die
formale Voraussetzung für eine
höhere Eingruppierung schaffen
könnten.
Vor Ort bleibt bislang nur die
Möglichkeit, die Stellenbewertungen zu aktualisieren, sobald
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te Garderobe verleiht vor allem
jüngeren und kleiner gewachsenen MitarbeiterInnen mehr
Autorität.
Arbeitspapiere und Checklisten mussten zusammengefasst
werden, die Arbeitsplätze waren neu zu organisieren. Kassen
wurden zusammengelegt, Arbeitsabläufe kritisch überprüft
und optimiert.
Danach durchliefen alle MitarbeiterInnen mehrere InhouseSchulungen, wobei es einerseits
darum ging, sich gegenseitig auf
den neuesten Wissensstand zu
bringen, andererseits neue Arbeitsfelder lernend zu erschließen (das Auskunftsinterview,
die Kundenanmeldung, Gebührenzahlungen, Recherchieren
im Bestand und im Netz …).
Durch den Wissensausgleich
verschwimmen natürlich die
Grenzen zwischen den Berufsständen, und es wäre wünschenswert, dass sich geeignete
Teamkleidung in der Stadtbücherei Biberach: Das einheitliche Outfit
schafft Identifikation und leichte Erkennbarkeit – und kommt bei den
Nutzern gut an.
Fotos: Stadtbücherei Biberach
Teamkleidung
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Mehr Autorität
Die Zustimmung des Personalrates erfolgte problemlos, da
die flankierenden Maßnahmen
zugesichert werden konnten:
Eine Umkleidemöglichkeit mit
Garderobe wurde installiert,
ein Arbeitspapier zur Kleiderpflege, Nutzung und eventueller
Übernahme bei Zeitverträgen
erstellt, neue Mitarbeiter bereits
bei der Einstellung informiert
und im Budget der Stadtbücherei wurden ausreichend Mittel
zur Verfügung gestellt. Seit Januar tragen nun alle MitarbeiterInnen während des Publikumsdienstes Teamkleidung. Die
Namensschilder wurden grafisch angepasst. Die Reaktionen
der Kunden sind überwiegend
positiv. Die Einheitlichkeit der
Kleidung schaff t Identifikation
und Erkennbarkeit, die korrek-
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Die Frage der Teamkleidung
wurde bei einer zweitägigen
Teamfortbildung im Februar
2007 im Rahmen des Themas
»Weiterentwicklung
unseres
Leitbildes« intensiv diskutiert.
Aus der Überzeugung heraus,
dass sich ein einheitliches Outfit positiv auf Sichtbarkeit und
Image der Bücherei auswirken
werde, wurde der Beschluss gefasst, bis Ende 2007 eine Einigung zu Art, Form und Farbe der
Teamkleidung herbeizuführen.
Eine zweiköpfige Arbeitsgruppe löste diese schwierige
Aufgabe, denn es galt, nicht nur
einheitliche Kleidung für Frau-
en und Männer in einem breiten
Größenspektrum und mit langfristiger Wiederbeschaff ungsgarantie zu finden, sondern
auch Geschmacksdiskussionen
zu einem Ergebnis zu führen.
Nach der Marktsichtung wurden Hemden, Blusen, Jacketts
und Polo-Shirts beschaff t. Wir
einigten uns auf eine klassischzeitlose Schwarz-weiß-Kombination, die unserem Selbstverständnis von unaufdringlicher
Professionalität am ehesten Ausdruck verleiht.
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der (hauseigenen) Kräfte in die
frühen Morgenstunden verlegt.
Struktur und Rhythmus der
Teambesprechungen wurden
angepasst. Die Besprechungen
der Servicemitarbeiter wurde
auf alle Mitarbeiter, ausgenommen Hausdienste, erweitert.
Damit die Kunden nach Auflösung der festen Informationsstelle im Obergeschoss trotzdem
schnell einen Ansprechpartner
für Fragen finden, laufen die
zwei Mitarbeiter im Erdgeschoss
abwechselnd »Patrouille«. Damit sie für die Kunden besser
erkennbar sind, tragen sie eine
einheitliche Oberbekleidung
und ein gut lesbares Namensschild.
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Die Einheitlichkeit der
Kleidung schafft Identifikation und Erkennbarkeit, die
korrekte Garderobe
verleiht vor allem jüngeren
und kleiner gewachsenen
MitarbeiterInnen mehr
Autorität.
die Tarifpartner die alten Eingruppierungsregelungen durch
eine neue »Entgeltordnung« ersetzt haben.
Frank Raumel,
Stadtbücherei Biberach
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Öffentliche Bibliothek
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Der erste Tag war verschiedenen
Vorträgen gewidmet, mit denen
bemerkenswerte und erprobte
Projekte aus kleinen und großen
Kinder- und Jugendbibliotheken
beschrieben und zur Diskussion
gestellt wurden. Ute Hachmann
(Stadtbibliothek Brilon) berichtete vom nordrhein-westfälischen Erfolgsmodell Sommerleseclub und Leseclub Junior
(www.sommerleseclub.de), bei
dem vor allem die »magische
Kombination« aus Lesen als
Freizeitinteresse, Zertifikat als
Ansporn, »Partystimmung« und
Gruppengefühl für vielfältige
Anreize zum Mitmachen – auch
für Nichtleser – sorgt. Was in der
kleine Stadt Brilon vor einigen
Jahren begonnen hat, kommt
2008 in 118 nordrhein-westfälischen Städten zur Umsetzung,
hat inzwischen auch in anderen
Bundesländern
Nachahmer
gefunden und erreicht somit
bundesweit viele tausend Kinder
(siehe dazu auch den Beitrag auf
Seite 269).
In ganz anderen Dimensionen bewegt sich die »Hörclub«Idee für Bibliotheken, die von
Susanne Brandt (Gemeindebücherei Westoverledingen) vorgestellt wurde. Sie betonte in ihrem Vortrag die oft unterschätzte Bedeutung des Zuhörens für
die Lese- und Sprachförderung
und zog daraus die Konsequenz,
der Zuhörförderung in der Programmarbeit mehr Aufmerksamkeit und Intensität zu geben.
Angeregt durch ein Modell der
Stiftung Zuhören (www.zuhoeren.de) wird in Westoverledingen seit mehreren Jahren in Kooperation mit einer Grundschule ein Hörclub angeboten, der in
wöchentlicher Kleingruppenarbeit mit einer Mischung aus
Tonträgerbeispielen, Erzählen,
Vorlesen und Musik, Gesprächen, Spielen und Experimenten
mit Geräuschen die »klassische«,
eher buchbezogene Leseförderung um neue Facetten ergänzt.
Facettenreich waren auch die
Praxisbeispiele aus verschiedenen Berliner Bezirken, die Gisela
Rhein und Ina Taege vom Facharbeitskreis für die Bibliotheksarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Schulen präsentierten.
Sie verwiesen auf die inspirierende und hilfreiche Zusammenarbeit mit dem Berliner Zentrum
für Kinder- und Jugendliteratur
»LesArt« (www.lesart.org), das
viele kreative Impulse in die Arbeit der Bibliotheken einbringt,
erzählten aber auch von anderen
gelungenen Kooperationen wie
etwa beim Spandauer Jugendliteratur-Preis (mit Karstadt), bei
der Lehrerfortbildung, bei der
vom Quartiersmanagement unterstützten Familienlesezeit und
bei der engagierten und außerordentlich öffentlichkeitswirksamen KinderLiteraTour mit
den Berliner S-Bahnen.
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Um Modelle, Standpunkte und
Erfahrungen aus der Kinderund Jugendbibliotheksarbeit
ging es im Februar bei einem
Workshop in Berlin, zu dem
das Weiterbildungszentrum
der Freien Universität und die
DBV-Expertengruppe »Kinder- und Jugendbibliotheken«
eingeladen hatten. Die rund 30
teilnehmenden Kolleginnen und
Kollegen kamen überwiegend
aus den verschiedenen Bezirken
Berlins, aber auch aus anderen
Bundesländern.
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Bewährte Projekte und mutige Ideen für morgen
gebot den Freizeitinteressen von
Jugendlichen gerecht zu werden.
Einzigartig in der räumlichen
Gestaltung wie auch in der finanziellen Ausstattung erinnert
in diesem »coolen Laden« kaum
mehr etwas an eine Bibliothek,
die sich in ihrer konventionellen
Form oft nur halbherzig auf die
Bedürfnisse von Jugendlichen
einzustellen vermag.
Frischen Wind brachte auch
die niederländische Kollegin
Karen Bertrams, indem sie nicht
nur die beachtlichen Möglichkeiten der zentralen Serviceund Beratungsstelle Probiblio
(www.probiblio.nl) darstellte,
sondern vor allem einen farbigen Einblick in die »Bibliothek
der 100 Talente« von Heerhugowaard bei Amsterdam vermittelte. Dort finden Kinder zwischen
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Blick in die Kinder- und Jugendbibliothek der Zukunft
von lernenden Jugendlichen mit
Migrationshintergrund abgestimmte Lernzentrum der Stadtbibliothek Neukölln vor, das mit
ausgewählten Lernhilfen zu allen Schulfächern, Beratung und
Arbeitsplätzen eine wichtige
Unterstützung zum Erreichen
des mittleren Schulabschlusses
wie auch für den Einstieg in die
Berufsausbildung bietet (www.
stadtbibliothek-neukoelln.de).
In gänzlich anderer Weise wendet sich dagegen die
Hamburger Jugendbibliothek
HOEB4U (www.hoeb4u.de)
an Menschen zwischen 14 und
24 Jahren. Leiterin Janette Achberger schilderte den staunenden Kollegen, wie es gelingen
kann, nach dem Konzept eines
»Juniorbetriebs« und mit einem
topaktuellen Multimedia-An-
–B
Öffentliche Bibliothek
w
272
Hilfe beim Berufseinstieg
Um Angebote für Jugendliche
wie auch um Erfahrungen aus
den Niederlanden ging es am
Vormittag des zweiten Workshop-Tages. Hana Bayne stellte
das speziell auf die Bedürfnisse
Stadtbibliothek Salzgitter
als Bildungspartner etabliert
»ABC Lesen« heißt ein neues
Projekt zur Sprach- und Leseförderung, das die Stadtbibliothek
Salzgitter gemeinsam mit dem
Fachdienst Gesundheit im Januar gestartet hat. Im Rahmen der
vierjährigen Kampagne erhalten
Eltern bei der Schuleingangsuntersuchung ihres Kindes zum
Schulstart ein kostenloses Lesestart-Set. Das Set enthält Bücher,
Spiele, einen Bibliotheksausweis
für die angehenden Schulkinder, einen Ratgeber zur Leseförderung für die Eltern sowie eine
Ausgabe der Kinderzeitung »Der
bunte Hund«. Darüber hinaus
betätigt sich die Stadtbibliothek
Salzgitter auch gezielt als Bildungspartner für örtliche Schulen. Dabei hat sich besonders die
sei Sommer 2007 bestehende
Partnerschaft mit dem KranichGymnasium bewährt. Mit vielfältigen Angeboten wie Medienkisten, Klassenführungen, Handapparaten für Seminarfächer,
Literaturprojekten und Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag
wird Schülern Appetit aufs Lesen gemacht und gleichzeitig deren Informationskompetenz gestärkt.
Foto: Stadtbibliothek Salzgitter
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Öffentliche Bibliothek
w
BuB | 60 (2008) 04
.B
w
.d
e
Die Vorträge des Workshops
wie auch die von Karin Rösler
eingebrachten und weiterhin
sehr bedenkenswerten »Fragen
an die Zukunft« sind im Bibliotheksportal
(www.bibliotheksportal.de) nachzulesen.
Susanne Brandt, Gemeindebücherei Westoverledingen
Öffentliche Bibliothek
Kinder- und Jugendbuchportal gefragt
Ausgabe in weiteren Sprachen geplant /
Nützlich für Lektoratsarbeit
Vor einem Jahr, zur Leipziger
Buchmesse 2007, ging das Kinder- und Jugendbuchportal des
Goethe-Instituts online. Entwickelt haben es Professoren und
Studierende des Fachbereichs
Medien in Kooperation mit
dem Goethe-Institut und der
ekz.bibliotheksservice GmbH.
Um die Nutzung weltweit zu
erleichtern, so heißt es in einer
gemeinsamen Pressemeldung,
wurde das zunächst in deutscher Sprache erstellte Portal
nun in die englische Sprache
übersetzt.
–u
Angesprochen wurde auch das
Phänomen, dass Jugendbibliotheken in gewisser Weise schon
wieder generationsübergreifende Züge annehmen, wenn die
»jungen Älteren« ebenso das
Angebot nutzen wie jugendliche Eltern, die mit ihren kleinen
Kindern kommen. Lässt sich da
die sogenannte Jugendbibliothek, lässt sich Bibliotheksarbeit
überhaupt noch über bestimmte
Altersgruppen definieren oder
taugt vielmehr die Milieustruktur als Orientierungsrahmen?
Zur Bedeutung von lokalen
und globalen Netzwerken für
Kinderbibliotheken stellten die
Teilnehmenden fest, dass es viele Kooperationspartner gibt, mit
denen aber zum Teil nur sehr
sporadisch zusammengearbeitet
wird. Bei den Partnern sei zwischen »Entscheidern« und »Machern« zu unterscheiden, wobei
Bibliotheken als Netzwerker
auch vermehrt lernen müssten,
Aufgaben an andere abzugeben.
Mit Blick auf mögliche überregionale Netzwerke wurde
der Wunsch nach einer eigenen Marke »Kinderbibliothek«
geäußert. Hilfreich wäre eine
zentrale Einrichtung, die ähnlich wie Probiblio in den Niederlanden zentrale Dienste und
praktische Serviceleistungen für
die Kinderbibliothek anbietet
und die Lobbyarbeit durch ein
gemeinsames Logo und Werbematerialien unterstützt.
Bei dem Versuch, Visionen
für eine Leseförderung der Zukunft – mit allen Sinnen und
allen Medien – zu entwickeln,
wurde festgestellt, dass es in der
täglichen Arbeit oft an Freiräumen zum Experimentieren fehlt.
Für viele Ideen erweisen sich die
Strukturen und Einrichtungen
als viel zu starr und unbeweglich. Hier dennoch nicht müde
zu werden, mit vielleicht unkonventionellen Schritten erste
Veränderungen zu bewirken,
bleibt eine zentrale Herausforderung. Dabei wäre eine größere
interdisziplinäre
Vernetzung
mit anderen Partnern außerordentlich hilfreich. Es gilt, Konkurrenzgedanken abzubauen
und viel mehr Durchlässigkeit
zwischen einzelnen Nachbarbibliotheken wie auch mehr
Offenheit gegenüber anderen
Institutionen zuzulassen, um
eine größere Vielfalt an Erfahrungen und Methoden in der
Kinderbibliothek zu ermöglichen.
–B
Lokale Netzwerke
w
0 und 13 Jahren Materialien
und Räumlichkeiten, die ganz
auf die Vielfalt kindlicher Fähigkeiten und Erfahrungswege
ausgerichtet sind. Während sich
Bibliotheken sonst hauptsächlich »sprachbezogen« definieren,
bietet die »Bibliothek der 100
Talente« im Sinne der ReggioPädagogik eine Fülle von weiteren Experimentiermöglichkeiten zur Welterfahrung an, bezieht Kinder in die Gestaltung
der Bibliothek aktiv mit ein und
weiß die Arbeit von Künstlern,
Museen und Werkstätten lebendig zu integrieren.
Im Schlussteil des überaus
anregenden Workshops stellte
Karin Rösler (Stuttgart) entscheidende
Zukunftsfragen
zur Diskussion und leitete so
zum Gespräch in Kleingruppen
über:
Wie definieren wir Lesen in
Zukunft? Wie wird der Leser
der Zukunft sein? Wie unterscheiden wir zwischen virtuellem und wirklichem Leben?
Und bleiben Bibliotheken dabei
die Verbindungsstelle zwischen
Menschen und Medien? Oder
haben sie sich zukünftig auf
ganz neuen Aufgaben und Arbeitsformen einzustellen?
Abschließende Antworten
konnten auf diese und andere
Fragen und daraus sich ergebende Teilaspekte in der Kürze der
Zeit nicht gefunden werden. Lediglich Denkanstöße wie diese:
Bei der Frage, wie die Jugendbibliotheken
attraktiver
zu gestalten wäre, schien es
den Teilnehmenden zunächst
wichtig, dass Jugendliche mit
ihren anderen Kommunikationsstrukturen akzeptiert und
in Entscheidungen zu Einrichtung, Bestand und inhaltlicher
Konzeption ernsthaft mit einbezogen werden. Diskutiert, aber
letztendlich offen blieb, welche
Rolle das Medium Buch für Jugendliche und für die Bibliothek
in Zukunft spielen wird, ob neue
Technologien wie RFID mehr
zeitlichen Freiraum schaffen für
individuelle Kundengespräche
und ob die Bibliothek als »Haus
der Begegnung und Kommunikation« neben der virtuellen
Bibliothek bestehen bleibt.
Aufgrund des großen Interesses
und der hohen Zugriffszahlen
plant das Goethe-Institut weitere Sprachversionen, wie etwa
eine spanische oder eine arabische.
Neben wertvollen Diensten
für die Vermittlung deutschsprachiger Literatur im Ausland,
ist das Portal auch im Inland anerkannt. Lehrer, Bibliothekare,
Eltern sowie junge Erwachsene
nutzen es zur Information und
Literaturauswahl. »Die enorme
Titelproduktion von Kinderund Jugendliteratur mit ihrer
qualitativen Vielfalt ist kaum
noch überschaubar. Aus diesem Grund werden verlässliche
Informationsquellen, die eine
qualitative Vorauswahl vornehmen, im privaten Rahmen wie
auch für Institutionen, immer
mehr an Bedeutung gewinnen«,
prognostiziert die für das Projekt verantwortliche Professorin
Kerstin Keller-Loibl.
Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde im Sommer 2007
eine Befragung nach der Nutzung von Online-Angeboten
zur Kinder- und Jugendliteratur
an 100 Bibliotheken in Städten
mit über 100 000 Einwohnern
durchgeführt. Die Untersuchung ergab, dass das Kinderund Jugendbuchportal bei 53
Prozent der befragten Bibliotheken bekannt war. 30,3 Prozent
nutzen es bereits in der bibliothekarischen Arbeit.
Laut Meinung der Praktiker
ist das Online-Angebot besonders für die Lektoratsarbeit geeignet, weil die Informationen
fundiert aufbereitet sind und
zielgruppenspezifisch recherchiert werden kann. »Wenn man
bedenkt, dass das Portal erst seit
Ende März 2007 im Netz ist,
also nur drei Monate zwischen
Freischaltung und Befragung
lagen, kann der erreichte Bekanntheitsgrad als hoch eingeschätzt werden«, erklärt KellerLoibl.
Dazu beigetragen hat auch
die Präsentation des Portals auf
Kongressen und internationalen
Tagungen. Erst jüngst wurde es
auf dem Internationalen Kongress BOBCATSSS 2008 im
kroatischen Zadar (siehe hierzu
Beitrag auf Seite 288) vorgestellt.
273
BuB | Foyer
Diskussion
–u
.B
w
In Hamburg gab es bis vor etwa
zehn Jahren noch 52 Bibliotheksstandorte. Im Zuge einer
Strukturreform hat sich ihre Anzahl auf 39 reduziert. Mit Blick
auf die Finanzausstattung der
Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) ist zu erwarten, dass dieser Trend anhält.
Ein besonders betroffener
Standort ist das »Grindelviertel«
im Stadtteil Eimsbüttel. Dort
wurde im Sommer 2003 eine der
meistbesuchten Bücherhallen
dichtgemacht. Auch eine nahegelegene Kinder- und Jugendbibliothek, teilweise mit Sponsorengeldern und ehrenamtlichen
Mitarbeitern betrieben, musste
2003 schließen, weil sich der
Hauptsponsor zurückgezogen
hatte. Diese Bibliothek, die
»Kolibri«, war erst 1998 aus einer Bürgerinitiative zum Erhalt
einer von Schließung bedrohten
Bücherhalle hervorgegangen.
Um nach Schließung dieser
beiden Bibliotheken dem Bürgerprotest die Spitze zu nehmen,
wurde im März 2004 eine Modellbibliothek für Kinder am
Grindel eröffnet, in die Teile der
»Kolibri« integriert wurden. Es
entstand eine zentrale Anlaufstelle für junge Leser, mit Lekto-
w
Wenn Stadtteilbibliotheken geschlossen werden sollen, führen
mitunter engagierte Bürger die
Einrichtung ehrenamtlich weiter. Dass solche Modelle jedoch
schnell am Ende sein können,
beweisen Beispiele aus Hamburg: Die ehrenamtlich geführte »Kolibri«-Bibliothek stand
vor dem Aus, nachdem sich ein
Sponsor zurückzog, und ein
»Leseklub« im Stadtteil Sasel,
der eine Bücherhalle ersetzen
sollte, muss bereits wenige
Monate nach der Eröffnung
einräumen, dass die Weiterfinanzierung nicht gesichert ist.
Im Stadtteil Eimsbüttel kämpft
jetzt eine Bürgerinitiative um
den Erhalt der Kinderbibliothek
»KiBi« – und fordert explizit,
dass der Standort mit bibliothekarisch ausgebildetem Personal
erhalten bleiben und weiter von
der Stadt getragen werden soll.
Axel Kopido, ein Sprecher der
Initiative »KiBi muss bleiben«,
stellt die Situation aus Sicht der
engagierten Bürger dar.
e
In Hamburg kämpft eine Bürgerinitiative explizit für
den Erhalt einer Bücherhalle mit Fachpersonal
deutlich über 80 Prozent (25
Kitas).
Trotz dieser Zahlen, die den
großen Erfolg der Einrichtung
auf einen günstigen Standort
zurückführen lassen, hat der
Hamburger Senat im Juni 2007
beschlossen, die KiBi zum Sommer 2008 in die Zentralbibliothek zu verlegen, in die Nähe des
Hauptbahnhofs: eine Gegend,
in der es kaum Schulen oder Kitas gibt.
Als die Umzugspläne bekannt
wurden, formierte sich Widerstand. Eine Elterninitiative organisiert seitdem den Protest
und bringt Aktionen auf den
Weg, die ein starkes Echo in der
regionalen Presse finden, wie der
Laternenumzug mit über 700
Teilnehmern und die Malaktion an drei Grundschulen. Bei
der Malaktion entstanden 1 000
Postkarten, die Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust beim
CDU-Neujahrsempfang überreicht wurden.
Zuletzt fand eine Lesung mit
Promienten Autoren und Schauspielern statt. Auf der Homepage
www.kibi-muss-bleiben.de wird
ausführlich darüber berichtet.
Von Anfang an macht die
Elterninitiative klar, dass es ihr
um den Erhalt einer voll funktionsfähigen Bibliothek mit Profi-Personal geht. Ein Leseklub,
wie in einigen Stadtteilen bereits
realisiert und von Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos)
als Ersatz angeboten, wird als
Zumutung empfunden und abgelehnt.
Denn aus der negativen Erfahrung mit der »Kolibri«-Bib-
.d
»Ehrenamtliche Leseklubs
sind kein Ersatz«
rat und schulbibliothekarischer
Arbeitsstelle.
Mit Eröffnung der Kinderbibliothek (KiBi) kehrte zunächst Ruhe im Quartier ein.
Die KiBi entwickelte sich sogar prächtig: Ständig steigende
Ausleihzahlen und lange Warteschlangen am Schalter zeugten
von einer gelungenen Konzeption.
Kein Wunder, befindet sich
diese Bibliothek doch inmitten
eines Gebiets mit einer für europäische Verhältnisse einmalig
hohen Dichte von Kindergärten
und Schulen. Einer Drucksache
des Hamburger Senats zufolge, liegen circa 48 Prozent der
Schulen (nämlich 14 Schulen),
die in regelmäßigem Austausch
mit der KiBi stehen, in einem
Umkreis von unter 2,5 Kilometer. Bei den Kitas sind es sogar
–B
Diskussion
w
274
Plakat für eine Protest-Veranstaltung zur Rettung der Hamburger Kinderbibliothek »KiBi«. Die engagierten Eltern wollen unbedingt eine Bibliothek mit Fachpersonal und Anbindung ans Ausleihsystem in ihrem
Stadtteil behalten.
Plakat: Initiative »KiBi muss bleiben«
Bei der Finanzierung des
Unterhalts der Leseklubs
sieht es ähnlich düster aus.
Sie soll durch Sponsoren
gewährleitstet werden.
liothek und durch Informationen aus anderen Stadtteilen
wissen die Initiatoren der Elterninitiative, dass ein solcher ehrenamtlich geführter Leseklub
keinerlei Ersatz sein kann für die
Leistung, die durch eine professionell geführte Bibliothek und
ihre Mitarbeiter erbracht wird.
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Diskussion
Diskussion
Freiwillige als Chance
für Bibliotheken
e
Offizieller DBV-Standpunkt ist offenbar
noch nicht überall bekannt
w
BuB | 60 (2008) 04
Es scheint, dass dieser Gedanke »Freiwilligenarbeit als
Festigung der kommunalpolitischen Stellung der Bibliothek«
noch immer nicht überall erkannt wurde. Die bibliothekarischen Verbände stehen hier noch
vor einer bedeutsamen Aufgabe.
Gerade durch die Einbeziehung von Freiwilligen gewinnen Öffentliche Bibliotheken
eine über die Informationsfunktion hinausgehende Funktion,
oder genauer gesagt: Eine Funktion, die sie schon längst reklamiert haben, wird Bestandteil
eines gesellschaftspolitischen
Konzepts. Als kommunaler
Treffpunkt wird die Bibliothek zu einem stadtteil- oder
nachbarschaftsbezogenen Zentrum.
So wenig man sich vorstellen
kann, dass vollprofessionelle
und hochspezialisierte Informationsdienstleistungen in Bibliotheken ehrenamtlich erbracht
werden, so sehr erscheint es
sinnvoll, an Aufgaben von Bibliotheken in Wohnquartieren
wie gerade die kulturellen und
sozialen Aufgaben die Bürger als
Volunteers zu beteiligen. Dieses
Bürgerengagement kann die
Verankerung der Bibliothek im
lokalen Umfeld stärken.
Das darf jedoch nicht als
bloße Abwälzung von Kosten
in Form von unbezahlter Arbeit
missbraucht werden.
Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Freiwilligen setzt nicht
nur überhaupt Hauptamtlichkeit voraus, sondern erfordert
von den Hauptamtlichen soziales Engagement in bisher unbekannter Qualität und Quantität.
Konrad Umlauf,
BuB-Herausgeber,
Humboldt-Universität zu Berlin
.d
w
.B
–u
Bibliothekare verlieren ihre Arbeit, Bürger ihre Anbindung an
ein Bildungssystem, Kinder die
Möglichkeit, überhaupt erst zu
einer Bibliothek zu gelangen.
Die betroffenen Bibliotheka- Spätestens mit der DBV-Brorinnen und Bibliothekare aber schüre (Freiwillige – (k)eine
Chance für Bibliotheken? Ein
Positionspapier des Deutschen
Biblotheksverbandes. Berlin,
Die betroffenen Bibliothekarinnen und Bibliothekare 1999) hat sich der verbandsoffizielle Standpunkt geändert:
aber treten bei all den
Widerständen und Aktionen Jetzt wird ehrenamtliches Engagement gutgeheißen, wenn dakaum in Erscheinung – sie
durch eben kein Ersatz bezahlter
machen gute Miene zu
durch unbezahlte Arbeit erfolgt
bösem Spiel.
und die kommunalpolitische
Stellung der Bibliothek gefestigt
treten bei all den Widerständen und gestärkt wird. Die Broschüund Aktionen kaum in Erschei- re enthält konkrete Tipps zur
nung. Sie sind durch ihre Ver- Organisation der Mitarbeit der
träge zur Loyalität verpflichtet Freiwilligen bis hin zu Vertragsund machen gute Miene zu bö- mustern.
sem Spiel.
Unterstützung von InitiatiViele Wege führen zu
ven, die es in Hamburg bei fast
allen
Standortschließungen
gab, oder eigenständige Proteste
dringen kaum nach außen. Aktionen der Bürgerinitiative, die
Forum
direkt in der KiBi stattfinden
sollen, werden untersagt. Und
Bibliothek und
die Leiterin der HÖB sieht sich
Information
offenbar vor allem gezwungen,
Gartenstraße 18
die wechselnden politischen
72764 Reutlingen
Vorgaben umzusetzen: bei stetig
Postfach 13 24
steigenden Anforderungen und
72703 Reutlingen
Kosten und einem real immer
Telefon 0 71 21/34 91-0
mehr sinkenden Etat.
Telefax 0 71 21/30 04 33
Axel Kopido,
[email protected]
Initiative »KiBi muss bleiben«
www.b-u-b.de
Kontakt: [email protected]
w
Die geplante Ausstattung des
Klubs mit circa 300 Medien erscheint zudem geradezu lächerlich: 2005 kamen 60 000 Besucher in die KiBi und 150 000
Medien wurden ausgeliehen.
Außerdem ist der Bestand eines
Leseklubs nicht erschlossen und
nicht systematisiert. Sowohl
eine gezielte Suche als auch eine
Beratung sind dort nicht möglich.
Überdies fehlt die Anbindung an das Ausleihsystem der
HÖB, sodass Ausleihen über
den Bestand des Klubs hinaus
ausgeschlossen sind.
Bei der Finanzierung des
Unterhalts der Leseklubs sieht
es ähnlich düster aus. Sie soll
durch Sponsoren gewährleistet
werden. Doch es ist kaum zu
erwarten, dass Stiftungen oder
private Spender bereit sind, sich
dauerhaft an der Finanzierung
einer öffentlichen Einrichtung
zu beteiligen. Aktuelles Beispiel:
Ein erst im September 2007 im
Stadtteil Sasel eröffneter Leseklub räumt nach einem halben
Jahr bereits ein, dass die Finanzierung nicht mehr vollständig
gesichert ist.
Im Ganzen besteht bei den
Bürgern der Eindruck, dass die
Einrichtung von Leseklubs darauf abzielt, das einstmals dichte
Netz von Bibliotheken in Hamburg abzuwickeln beziehungsweise auf einige wenige Standorte zu beschränken. Dabei
gibt es Verlierer auf allen Seiten:
–B
Die Kinder- und Jugendbuchautorin Kirstin Boie liest auf einer Protestveranstaltung in Hamburg für den Erhalt der Kinderbibliothek »KiBi« im
Stadtteil Eimsbüttel.
Foto: Initiative »KiBi muss bleiben«
Deutsche Bibliothekare waren
bis zum Jahr 1999 offiziell strikt
gegen ehrenamtliche Mitarbeit
in Bibliotheken. Das Thema
wurde als heißes Eisen aufgefasst und stand unter den Auspizien eines Abwehrkampfes: In
berufsständischer Perspektive
galt es, den Ersatz bezahlter
Arbeit ausgebildeter Fachkräfte
durch unbezahlte Arbeit von
Laien abzuwehren. Die Position
des DBV hat sich inzwischen
geändert.
BuB
275
BuB | Foyer
Diskussion
–u
Es gibt ausführliche
Materialien für die Arbeit mit
Volunteers, herausgegeben
von der American Library
Association (ALA).
.B
Eingangsbereich), Homebound
Services (Haus-Betreuung von
Alten und Behinderten), Talking Library (Service für Blinde), Computerkurse (eine der
»Männer-Domänen«), Ausstellungsführungen, Unterstützung
bei Veranstaltungen, Englischkurse für Immigranten, Bücherflohmärkte, Regionalgeschichtliche Projekte (wie Genealogie,
Oral History) und das sehr weite
Feld »Teen-Volunteering«.
Trotz finanzieller Einschnitte, die viele Public Libraries
besonders in den letzten Jahren
erfahren mussten, ist man dort
– dies war bisher mein persönlicher Eindruck – überwiegend
der optimistischen Auffassung,
dass die eigentliche fachliche
Arbeit, die nur ein ausgebildeter
Bibliothekar leisten kann, weiterhin unangetastet bleibt.
Ich kann die Meinung der
finnischen Kollegin, Ehrenamt
gäbe es nur in Ländern, wo das
Bibliothekswesen unterentwickelt ist (siehe BuB-Februarausgabe, Seite 133) – so nicht
teilen. In den USA, wo mehr als
50 Prozent der Einwohner eingetragene Benutzer einer Public
w
Die Volunteer Managers oder
Volunteer Coordinators sorgen
in den größeren Öffentlichen
Bibliotheken der USA für Rekrutierung, Bewerbungsgespräche, Auswahl, schriftliche Vereinbarungen und Schulung der
Freiwilligen.
Sie erstellen die wöchentlichen Einsatzpläne, sind Ansprechpartner bei Problemen,
treffen Absprachen mit den
Friends of the Library, kümmern sich um Versicherungsund Steuerbelange und um
die Zusammenarbeit mit kommunalen Einrichtungen sowie
bundesstaatlichen VolunteerOrganisationen. Sie bereiten
jährliche Auszeichnungs-Veranstaltungen vor, verfassen den
Annual Volunteer Report und
sorgen für ein gutes Miteinander von Angestellten und Freiwilligen.
Es gibt ausführliche Materialien für die Arbeit mit Volunteers, herausgegeben von der
American Library Association
(ALA). Auch wenn in einzelnen
Bibliotheken natürlich unterschiedliche Bedingungen herrschen, bilden sie eine wichtige
Arbeitsgrundlage.
Hier seien nur einige Beispiele für Freiwilligen-Einsatzgebiete in US Public Libraries
genannt: Story Time (Lese- und
Theaterprojekte in den KinderAbteilungen), Welcome Ambassador (Begrüßungstheke im
w
»Die Verwendung von Freiwilligenarbeit als kostenloser Ersatz
für bezahlte Arbeitskräfte ist
ein Missbrauch des zivilgesellschaftlichen Engagements«,
schreibt Konrad Umlauf im
Editorial der BuB-Februarausgabe. Überall, wo Angestellte und
Freiwillige gemeinsam in einer
Einrichtung arbeiten, ist diese
potenzielle Gefahr – so denke
ich – nicht einfach von der Hand
zu weisen. Das Beispiel USA
zeigt aber, dass es sehr wohl
möglich ist, die Einsatzgebiete
der Freiwilligen (Volunteers) so
eindeutig zu definieren, dass
damit eine klare Abgrenzung
gegenüber den Tätigkeiten
des bezahlten Fachpersonals
möglich ist.
Nur außerhalb
des Kerngeschäfts
e
In den USA sind Einsatzgebiete von Fachpersonal
und Freiwilligen klar voneinander abgegrenzt
Diskussion
Wie die Zusammenarbeit
mit Ehrenamtlichen ohne
Misstöne gelingen kann
.d
Public Libraries durch
Volunteers gestärkt
Library sind und es in den auch
technisch gut ausgestatteten Öffentlichen Bibliotheken mehr als
136 000 bezahlte (auf Vollzeitäquivalente umgerechnete) Arbeitskräfte gibt (das heißt etwa
0,5 auf 1 000 Einwohner), kann
von Unterentwicklung keine
Rede sein.
Wenn auf dieser soliden
Grundlage zahlreiche Freiwillige den Wunsch haben, ihre
Public Library vor Ort zu unterstützen (etwa ein Drittel der
Frauen und ein Viertel der Männer in den USA üben eine oder
mehrere freiwillige Tätigkeiten
aus), so ist dies ein Gewinn für
die Gemeinschaft insgesamt.
Volunteers bringen sich auch
vielfältig in die Kommunalpolitik ein. Zwei Beispiele: Wenn es
um geplante Budget-Kürzungen
geht, sind es die Freiwilligen,
die für das bibliothekarische
Fachpersonal streiten und Unterschriften sowie persönliche
Briefe der Einwohner an die
Stadt- oder Gemeindeoberhäupter sammeln. Und wenn
die Library Budget Votes stattfinden (Wahlen, bei denen die
Einwohner über den Bibliotheksanteil aus dem kommunalen Steuertopf abstimmen), sind
die Volunteers die Hauptorganisatoren.
Obwohl man die amerikanischen Verhältnisse, besonders
in Hinsicht auf die historischen,
mentalen und soziologischen
Gegebenheiten sowie auch die
–B
Diskussion
w
276
Volunteer Managers
sorgen in den größeren
Öffentlichen Bibliotheken für
Rekrutierung, Bewerbungsgespräche, Auswahl, schriftliche Vereinbarungen und
Schulung der Freiwilligen.
unterschiedliche Rolle von Staat
und Gewerkschaften nicht auf
Deutschland übertragen kann,
halte ich es für sehr lohnenswert,
einen Erfahrungsaustausch mit
den US-Kollegen anzustreben.
Dabei denke ich besonders an
das ganze Spektrum des Managements von Freiwilligenarbeit.
Beate Hörning
Bürgerschaftliches Engagement
besteht in der Stadtbibliothek Reutlingen bereits seit
1981 durch den Freundeskreis
»Freunde der Stadtbibliothek
Reutlingen e.V.«, der anlässlich
der Planungen für den Neubau
der Stadtbibliothek gegründet
wurde und mittlerweile 130
Mitglieder zählt. Außerdem
gibt es eine Reihe freiwilliger
Helferinnen und Helfer in den
Zweigstellen. Da diese ehrenamtliche Unterstützung sich nur
auf ergänzende Tätigkeiten zum
Kerngeschäft bezieht, gelingt
die Zusammenarbeit ohne
Misstöne.
Die »Freunde der Stadtbibliothek Reutlingen« unterstützen
die Bibliothek unter anderem bei
Veranstaltungen und Ausstellungen, wie Bücherflohmärkten,
oder beim Tag der offenen Tür
durch Bewirtung mit Kaffee
und Kuchen. Großer Beliebtheit
erfreut sich inzwischen die von
ihnen organisierte wöchentliche
»Hellblaue Stunde«; eine Vorlesestunde für Sechs- bis Achtjährige, die durchschnittlich von 25
Kindern besucht wird. Die Kinder bekommen ein Heft, in dem
jeder Besuch abgestempelt wird.
Für sechs Besuche erhalten sie
ein Buchgeschenk.
Die Stadtbibliothek arbeitet
darüber hinaus seit circa fünf
Jahren mit Ehrenamtlichen in
verschiedenen
Zweigstellen.
Durch die Freiwilligen können
dort Angebote geschaffen werden, für die normalerweise keine
Zeit und kein Personal zur Verfügung stehen.
Die Freiwilligen werden fast
ausschließlich als Lesepaten
eingesetzt, wobei die Gestaltung der Vorlesestunden in den
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Diskussion
w
.B
w
BuB | 60 (2008) 04
.d
–u
einer anerkannten, viel genutzten städtischen Einrichtung. Sie
bekommen einen Einblick in die
fachlich qualifizierte Arbeit einer Öffentlichen Bibliothek.
Die Stadtbibliothek gewinnt
außerdem durch die ehrenamtlich Tätigen Multiplikatoren
für ihre Aktivitäten. Bei einem
Koordinations- und Betreuungsaufwand für die Ehrenamtlichen von ungefähr vier Stunden wöchentlich ist der Nutzen
hoch, den die Bibliothek durch
die zusätzlichen Serviceangebote durch Freiwillige hat.
Im Jahre 2003 wurde bei einer Diskussion über mögliche
Zweigstellenschließungen von
der Verwaltung und Politikern
der Vorschlag unterbreitet,
Zweigstellen durch Ehrenamtliche betreiben zu lassen. Die
Bibliotheksleitung konnte sich
in intensiven Gesprächen mit
der Verwaltungsspitze und dem
Gemeinderat mit ihrem Argument durchsetzen, dass sich der
Einsatz von Freiwilligen auf ergänzende Tätigkeiten außerhalb
der bibliothekarischen Kernaufgaben beschränken müsse. Dies
ist ein auch weiterhin gültiger
Grundsatz.
Unter diesen Voraussetzungen müssen die Erfahrungen der
Stadtbibliothek Reutlingen mit
dem bürgerschaftlichen Engagement als ausschließlich positiv
bezeichnet werden.
Elisabeth Sträter,
Personalchefin der
Stadtbibliothek Reutlingen
–B
Die Freiwilligen sind zuverlässig, motiviert und identifizieren sich in hohem Maße
mit ihren Aufgaben in einer
anerkannten, viel genutzten
städtischen Einrichtung.
e
gen sind überwiegend Frauen,
die im schulischen oder sozialpädagogischen Bereich berufstätig sind, oder nicht (mehr)
Berufstätige – wie pensionierte
Lehrerinnen oder Hausfrauen. Die Fluktuation ist äußerst
gering. Die Freiwilligen sind
sehr zuverlässig, motiviert und
identifizieren sich in hohem
Maße mit ihren Aufgaben in
w
einzelnen Zweigstellen unterschiedlich ist. Es gibt regelmäßige, monatlich durchgeführte
Vorlesestunden oder saisonbedingte, wie »Lesepicknicks« im
Sommer oder den »Literarischen
Adventskalender«. Manchmal
wird im Anschluss an das Vorlesen gebastelt. Die Vorlesestunden haben gemeinsam, dass sie
als offene Veranstaltungen für
Kinder ab circa sechs Jahren
angeboten werden. Sie dauern
45 bis 90 Minuten, und sie werden – ebenso wie die »Hellblaue
Stunde« – durch die Bibliothek
im Monatsprogramm, auf der
Homepage, mit Handzetteln
sowie durch Veröffentlichung in
der örtlichen Presse beworben.
Die Resonanz ist mit 10 bis 15
Teilnehmern durchweg gut. Außer der Werbung übernehmen
die Bibliotheksmitarbeiterinnen
die Vorbereitung der Vorlesestunden, teilweise die Auswahl
zum Vorlesen geeigneter Bücher,
sie führen regelmäßige Treffen
mit den Freiwilligen durch und
organisieren Seminare.
Ein besonderes Projekt ist die
in der Zweigstelle Rommelsbach
durchgeführte »Kernzeitbetreuung mit Lesepaten«, die in Kooperation mit dem Förderverein
der Grundschule stattfindet.
Hierbei handelt es sich um eine
90-minütige, wöchentlich stattfindende geschlossene Veranstaltung für Kinder, die an der
Kernzeitbetreuung teilnehmen.
Jedes Kind fertigt im Laufe
des Schuljahres ein Lesetagebuch an, in dem die vorgelesenen
Titel dokumentiert und illustriert werden; außerdem gibt es
ein Bewegungs- oder Geschicklichkeitsspiel oder eine kleine
Bastelei. An der Durchführung
sind eine vom Förderverein finanzierte Sozialpädagogin, eine
Vorlesepatin und die Zweigstellenleiterin beteiligt.
Als Dankeschön für ihr Engagement erhalten die Freiwilligen entweder einen Gutschein
für die Jahresgebühr oder ein
vergleichbares Präsent. Und die
Stadt Reutlingen lädt alle ehrenamtlich Engagierten zu einem
gemeinsamen Fest ein.
Die in der Stadtbibliothek
Reutlingen ehrenamtlich Täti-
277
BuB | Foyer
Integration
Integration
Bildungsbürgertum statt
Migranten im Blick
0,31 Euro. Die Schieflage wird
bei genauerem Hinsehen noch
deutlicher: Der Versorgungsgrad der Gesamtbevölkerung
in Marzahn-Hellersdorf beträgt
1,43. Der Versorgungsgrad an
fremdsprachigen Medien ist etwas geringer und liegt bei 1,23.
Allerdings sind 10 bis 14 Prozent
der Einwohner Marzahn-Hellersdorfs aus dem russischsprachigen Raum. Ihnen stehen aber
weniger als 0,00004 Medien pro
Kopf zur Verfügung, insgesamt
.d
–B
–u
.B
Mitglieder des BIB
werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift
und der Beitragsgruppe, nicht
dem Verlag von BuB, sondern
der Geschäftsstelle des BIB
mitzuteilen.
w
Für die größte deutsche Stadt
Berlin wurde 2007 eine Untersuchung durchgeführt, die die
einzelnen Bibliotheksangebote
für Migranten näher untersuchte und gleichzeitig Lösungsvorschläge für eine Neustrukturierung machte.1 Im Folgenden
werden die Ergebnisse kurz zusammengefasst:
Unter den 3,34 Millionen
Einwohnern Berlins2 leben
offiziell gut eine halbe Million Menschen nicht-deutscher
Staatsangehörigkeit. Mit knapp
120 000 Personen bilden dabei
Zuwanderer türkischer Staatsangehörigkeit die größte Gruppe. Der tatsächliche Anteil an
Einwohnern, die nicht-deutscher Herkunft sind, ist jedoch
statistisch schwer erfassbar, da
einige Gruppen aus der Berliner
Statistik herausfallen: Aussiedler, Kinder mit doppelter Staatsangehörigkeit, Asylbewerber,
sogenannte Illegale und Saisonarbeitskräfte. Berücksichtigte
die Statistik auch diese Gruppen, so erhöhte sich Schätzungen zufolge die Migrantenquote
Berlins von 13,9 Prozent auf circa 19 Prozent.
Die Öffentlichen Bibliotheken in Berlin weisen einige Besonderheiten auf: So gibt es zum
Beispiel kein einheitliches großstädtisches Bibliothekssystem,
dafür aber zwölf Bibliothekssysteme, die in die Kulturhoheit
und Trägerschaft der einzelnen
Bezirke fallen. Daher variiert
die Qualität der einzelnen Bibliotheksangebote für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen stark innerhalb der Stadt.
Und auch die Kosten der Angebote sind mangels Kooperationen vergleichsweise hoch.
In der Untersuchung wurden
im Wesentlichen drei Punkte
untersucht:
die Integrationsarbeit und
Sprachförderungsangebote,
die Bestandskonzepte und
der Versorgungsgrad mit
Medien in den Sprachen der
Migranten und
interkulturelle Programme
und Aktionen.
1. Die Programmarbeit für Kinder mit Migrationshintergrund
kann in den Stadtbibliotheken
Friedrichshain-Kreuzberg und
Mitte als hervorragend beurteilt
werden. In anderen Stadtbiblio-
w
Öffentliche Bibliotheken sind in
Deutschland die am häufigsten
frequentierten öffentlichen Einrichtungen und verfügen gleichzeitig über ein positives Image.
Das macht sie zu einem idealen
Ort für die Integrationsarbeit.
Doch wie sieht eigentlich die
interkulturelle Bibliotheksarbeit
der Öffentlichen Bibliotheken in
Deutschland aus?
theken wird zu wenig oder nichts
für die Sprach- und Leseförderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund geboten. Allerdings wird
Sprachförderung ausschließlich
zur Förderung der deutschen
Sprache geleistet.
Den Hauptbestandteil der
Angebote für Migranten in
Friedrichshain-Kreuzberg und
Mitte bildet das Programm
»Kinder werden WortStark«.
Das Programm besteht mittlerweile aus sieben Bausteinen und
richtet sich an Kinder im Alter
von zwei bis zwölf Jahren. Allen
Modulen ist gemein, dass Kinder die Bibliothek, die sie über
einen längeren Zeitraum regelmäßig aufsuchen, als einen Ort
des Lernens wahrnehmen und
wertvolle Erfahrungen mit der
Kulturtechnik Lesen und dem
Kulturgut Buch sammeln.
So können zum Beispiel
Grundschulkinder der zweiten
Klasse mit Migrationshintergrund die am Modul »Lesen
ist schön« teilnehmen, einmal
wöchentlich ein Jahr lang in
Kleingruppen das Sprechen, Lesen und Schreiben auf Deutsch
zusammen mit Kinderbibliothekarinnen und Studentinnen
der Erziehungswissenschaften
in spielerischer Form ohne den
Schuldruck üben.
Das Programm »Kinder werden WortStark« ist mehrfach
ausgezeichnet worden und hat
bereits mehrere Nachahmer gefunden.
2. Die interkulturellen Bestandskonzepte der Berliner Bibliotheken sind in der Regel auf
den Fremdsprachenbedarf des
deutschen Bildungsbürgertums
ausgerichtet. Menschen mit Migrationshintergrund sind in allen Bezirken an Medien in ihrer
Muttersprache unterversorgt.
Darüber hinaus sind einige der
vorhandenen Bestände teilweise
veraltet und werden daher kaum
noch genutzt.
Während der Gesamtbevölkerung pro Kopf 1,32 Medien
und ein Medienetat von 0,83
Euro zur Verfügung stehen, sind
es bei den Einwohnern nichtdeutscher Herkunft circa 0,09
Medien und ein Medienetat von
e
Große Unterschiede bei interkultureller
Bibliotheksarbeit in Berlin
w
278
BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
www.bib-info.de
Wie die nachahmenswerten
Programme in Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte
zeigen, ist es selbst unter den
schwierigen Berliner Verhältnissen möglich, Angebote für
Migranten zu schaffen.
793 Medien, während sich zum
Beispiel der englischsprachige
Medienbestand auf 7 868 beläuft.
3. Programmarbeit oder
kulturelle Veranstaltungen in
Migrantensprachen
werden
praktisch nicht angeboten. Programmarbeit für Jugendliche
und Erwachsene mit Migrationshintergrund wird insgesamt
zu wenig bis gar nicht geleistet.
Wie die nachahmenswerten
Programme in FriedrichshainKreuzberg und Mitte zeigen, ist
es selbst unter den schwierigen
Berliner Verhältnissen möglich,
Angebote für Migranten zu
schaffen. Damit diese Programme und Angebote jedoch nicht
weiterhin als einsame Sterne
leuchten, bedarf es einer verstärkten Zusammenarbeit der
Bibliotheken untereinander und
einer kosten- und ressourcensparenden Kooperation in der
Erwerbung und Erschließung.
Patricia Kern, Sibel Ulucan
1 Die Ergebnisse der Masterarbeit
(Humboldt-Universität zu Berlin) von Sibel Ulucan kann man
ausführlich in »Bibliothek, Forschung und Praxis«, Heft 1, 2008,
Seite 19 bis 44 nachlesen.
2 Stand: 30. Juni 2006
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Integration
w
–u
.B
w
Eröffnet wurde die Konferenz
von der IFLA-Präsidentin Claudia Lux, die in ihrer Rede betonte, dass Bibliotheken mehr als
nur ein Ort seien, an dem man
Bücher ausleihen kann. Bibliotheken seien Kulturvermittler.
Und diese Rolle würde in der
Zukunft wichtiger denn je werden.
Ein interessanter Beitrag
stammte von dem Italianisten
und Schriftsteller Thomas Harder, der in seinem Vortrag »Besser zweisprachig als doppelzüngig« analysierte, welche Konnotationen der Begriff zweisprachig
in Dänemark mittlerweile hat:
zum einen ist er ein Synonym
für alle möglichen Probleme der
Integration von Migranten geworden.
Gleichzeitig hat er eine Definitionsverengung
erfahren:
Wird zum Beispiel von zweisprachigen Schulkindern gesprochen, impliziert man damit
gleichzeitig die Integrationsprobleme dieser Kinder. Man verwendet diesen Begriff jedoch nur
bei Kindern mit beispielsweise
Türkisch, Arabisch oder Somalisch als Zweitsprache. Kinder,
die Schwedisch, Norwegisch
oder auch Deutsch als zweite
Sprache sprechen, fallen nicht
unter diese Definition, und bei
ihnen impliziert man auch kein
Integrationsproblem.
Ähnliches lässt sich auch
bei der jüngsten Diskussion in
Deutschland beobachten: Während wir gute Kenntnisse des
Englischen als Vorraussetzung
für jeglichen Bildungs- und Berufserfolg sehen, von jedem Studenten erwartet wird, mindestens ein Semester im fremdsprachigen Ausland zu verbringen
und Schulen, die bereits den
Jüngsten Unterricht auf Englisch,
Französisch oder Spanisch anbieten, Rekordanmeldungen verbuchen, steht die Beherrschung
des Türkischen, Arabischen oder
Russischen im Verdacht, die Migrantenkinder in ihrem Schulerfolg zu behindern.
Wollen Bibliothekare Migranten Medien in ihrer Muttersprache anbieten, haben sie mit
dem Vorurteil zu kämpfen, dass
die Unterstützung der Zweisprachigkeit in diesen Sprachen die
Bildung von Parallelgesellschaften fördert.
Die Orientwissenschaftlerin
Helle Lykke Nielsen analysierte,
wie sich die unterschiedlichen
Gesellschaftsstrukturen auf den
Umgang mit Wissen und die Erlangung von Informationskompetenz auswirken.
w
Ende Januar 2008 fand in
Kopenhagen die dritte Konferenz über Möglichkeiten und
Formen der Integrationsarbeit
von Öffentlichen Bibliotheken
statt. Veranstaltet wurde die
Konferenz von der Statsbibliotek und dem BiblioteksCenter
for Integration, der früheren
Indvandrerbibliotek. Diese
Konferenz beschäftigte sich mit
Einwanderung und kultureller
Vielfalt aus soziologischer, politischer und linguistischer Sicht
und stellte einige der Aufgaben
von Bibliotheken im Integrationsprozess heraus.
BuB | 60 (2008) 04
e
3. Konferenz über »Bibliotheken und Integration
von Migranten« in Kopenhagen
Selbstständiges Lernen
Die westlichen Gesellschaften
fordern ein selbstständiges Lernen, das Individuum trägt die
Verantwortung für das eigene
Lernen und es wird schon früh
der kritische Umgang mit Informationen geübt. Der berufliche
Erfolg und der Status eines Individuums richtet sich nach seinem Wissen.
gesellschaftliche Integration, sie
sei aber nicht ausreichend. Eine
Einwanderergesellschaft muss
sich auch als solche definieren,
den Zuwanderern ein Gefühl
der Zugehörigkeit zur Gesellschaft vermitteln und einen gemeinsamen Kanon an Werten
und Überzeugungen schaffen.
Emotionsgeladenes Thema
.d
Die Bibliothek als
Kulturvermittlerin
Migrantenkinder aus Familien, die aus dem arabischen
Raum oder aus Entwicklungsländern stammen, sind gegenüber einheimischen Kindern
in ihrem Bildungsweg benachteiligt. In ihren Herkunftsgesellschaften wird Wissen reproduziert, nicht hinterfragt. Was
man lernt, wird von »oben« vorgegeben. Der Status innerhalb
dieser Gesellschaften richtet
sich nach dem Alter und dem
Geschlecht.
Ein Problem, für das sich keiner so richtig zuständig fühlt:
Die Schule schiebt die Verantwortung für die Vermittlung
von
Informationskompetenz
auf die Bibliotheken und die
Bibliotheken schieben die Verantwortung wieder zurück. An
der Universität wird die Informationskompetenz bereits vorausgesetzt, was dazu führt, dass
diese Migrantenkinder in ihrem
universitären und beruflichen
Werdegang auf ein für sie unsichtbares Hindernis stoßen.
Ein gutes Beispiel hierfür sind
Studenten der Literaturwissenschaft, die zwar die geforderte
Literatur eines Seminars lesen,
aber nicht verstehen können,
warum das nicht genug ist. Es
hat ihnen ja keiner gesagt, dass
sie noch Sekundärliteratur, zum
Beispiel zur historischen Einordnung eines Romans, lesen
sollen.
Bibliothekare müssen sich
dieser Problematik bewusst
sein. Sie treffen hier auf Nutzer,
bei denen es nicht mehr genügt
zu sagen, wo ein Buch steht. Sie
müssen vielmehr Hilfestellung
bei der Suche nach Informationen und der kritischen Einordnung von Informationen geben.
Der kanadische Politikwissenschaftler Keith Banting beschäftigte sich mit den sozialen
und politischen Bedingungen
von Einwanderung und gelungener Integration.
Integration ist keine Einbahnstraße, sondern ein Prozess, bei
dem sowohl die Einwanderer als
auch die aufnehmende Gesellschaft Veränderungen durchlaufen. Ökonomische Integration der Zuwanderer ist eine
wichtige Vorraussetzung für die
–B
Integration
Zuwanderung ist ein emotionsgeladenes Thema, und bei den
aufnehmenden Gesellschaften
herrschen oft Ängste vor, welche
Auswirkungen Zuwanderung
auf die Gesellschaft und die
Wirtschaft eines Landes haben.
Dies sind vor allem zwei Ängste: Wird kulturelle Vielfalt die
soziale Integration in einer Gesellschaft verringern, findet eine
Spaltung der Gesellschaft statt
und werden Parallelgesellschaften entstehen? Wird kulturelle
Vielfalt den Sozialstaat unterminieren, wird unser sozialer
Fortschritt behindert?
Keith Banting erklärte anhand von wirtschaftlichen Daten
aus verschiedenen Zuwandererländern weltweit, dass es keinen
Zusammenhang zwischen dem
Umfang der Zuwanderung und
der sozialen Stabilität einer Gesellschaft oder dem Umfang der
sozialen Sicherungssysteme gibt.
Banting betonte in seinem
Vortrag die wichtige Rolle, die
Bibliotheken in einer Zuwanderergesellschaft spielen: Sie sind der
erste Anlaufpunkt für Zuwanderer, um sich Informationen über
die Gesellschaft des Aufnahmelandes zu besorgen. Sie sind ein
Ort, wo Zuwanderer ohne staatlichen Druck die Landessprache
lernen können. Und sie sind ein
Ort, an dem sich sowohl die einheimische Bevölkerung als auch
die Zuwanderer treffen und kennenlernen können.
Für 2009 ist in Kopenhagen
eine vierte Konferenz zum Thema »Integration und Bibliotheken« geplant, diesmal als mehrtägige, internationale Konferenz
auf Englisch (weitere Informationen unter: www.statsbiblioteket.dk/sbci).
Patricia Kern, Universitäts- und
Landesbibliothek Saarbrücken
279
BuB | Foyer
Integration
–u
Starke Netzwerke
zu pflegen. Auf der anderen Seite
bieten Bibliotheken den idealen
Einstiegspunkt, um über das Erlernen der neuen Sprache einen
leichteren Zugang zu Gesellschaft und kulturellem Leben
zu finden. Die Herausforderung
besteht also darin, Bibliotheksangebote zu entwickeln und zu
forcieren, die auf die beschriebenen veränderten Bedürfnisse
einer verstärkt multikulturell
geprägten Informationsgesellschaft ausgerichtet sind.
Sebastian Wilke, Student,
Humboldt Universität zu Berlin
.B
Interkulturelle Bibliotheksarbeit bedeutet auch Kooperation.
Aufgrund ihrer vielfältigen Aktivitäten können Öffentliche
Bibliotheken starke Netzwerke
in ihrem lokalen Umfeld aufbauen. Dabei stehen sie im Idealfall im Zentrum, zwischen Bildungseinrichtungen, privaten
Organisationen, dem Jugendamt, Firmen et cetera – als ver1 Das Europäische Parlament und
mittelnde Instanz, interkulturell
die Mitgliedsstaaten der EU erkompetent und ausgestattet mit Ort des Austausches
nennen 2008 zum »Jahr des Ineinem breiten Medienangebot.
terkulturellen Dialogs«: Alleine
In diesem Falle bietet sich der Auch die Vereinten Nationen
die steigende Zahl von Sprachen
und die ethnische und kulturelle
Bibliothek die große Chance, haben die Interkulturalität verVielfalt Europas verdeutlichen,
stärkt im Blick und das Jahr
»wie wichtig der interkulturelle
2008 zum »Jahr der Sprachen«
Dialog auf dem Weg zu einem euausgerufen. Nicht zuletzt dieropäischen Bewusstsein ist«. Vgl.
In den Reihen des Biblioses Beispiel zeigt, welch großer
European Year of Intercultural
thekspersonals wird häufig
Stellenwert von politischer Seite
Dialogue – About the Year: www.
eine Vielzahl von Sprachen
interculturaldialogue2008.eu.
zurzeit den Themen Interkultugesprochen. Es erscheint nur
ralität und Sprachenvielfalt auf 2 Zu diesem Thema fand am
logisch, dieses natürliche
27.04.2007 in der Freien Uniinternationaler Ebene zugesproPotenzial zu nutzen.
versität Berlin eine internationale
chen wird. Gerade Bibliotheken
Tagung statt, die vom Weiterbilnehmen in diesem Zusammendungszentrum der Freien Unihang einen wichtigen Platz ein.
versität Berlin und der Expersich auch gegenüber Lokalpoli- Sie können aktiv zur Förderung
tenkommission »Interkulturelle
Bibliotheksarbeit« des Deutschen
tikern neu zu positionieren.
des interkulturellen Prozesses
Bibliotheksverbandes ausgerichAuf dem Gebiet interkultu- beitragen, indem sie sich als
tet wurde. Die Beiträge dieser Tareller Bibliotheksarbeit haben Treffpunkt und sozialer Ort des
gung bilden den Grundstock für
Öffentliche Bibliotheken in Austausches in ihrem Umfeld
»Brücken für Babylon«.
Deutschland bereits ein breites etablieren.
w
Was die Förderung interkultureller Lese-, Medien- und
Sprachkompetenz angeht, bieten Öffentliche Bibliotheken bereits eine Vielzahl kreativer Projekte an: »Interkulturelle Medienkisten« ermöglichen nicht
nur Kindern, sondern auch den
Eltern einen Zugang zu Sprache
und verschiedenen Medienformen. Spezielle Bibliotheksführungen schaffen einen sicheren
Umgang mit Informationsdiensten und Bibliotheksressourcen. Lesungen mit Autoren
verschiedener Herkunft und
anschließende Diskussionen erlauben einen aktiven Austausch
zwischen den Kulturen. Die genannten Beispiele formen nicht
nur Sprach- und Lesefähigkeit,
sondern sorgen vor allem für
Toleranz und ein vertieftes interkulturelles Verständnis aller
Beteiligten.
In den Reihen des Bibliothekspersonals wird häufig eine
Vielzahl von Sprachen gesprochen. Es erscheint nur logisch,
dieses natürliche Potenzial zu
nutzen, wenn es zum Beispiel
darum geht, einen Bestand
fremdsprachiger Literatur gewissenhaft und kompetent aufzubauen. Darüber hinaus bilden
diese Sprachfähigkeiten die
wichtigste Grundlage für den
Erwerb interkultureller Kompetenzen. In Kombination mit
gezielten Fortbildungen werden
die Mitarbeiter in die Lage versetzt, verschiedenste Arten von
Veranstaltungen durchzuführen.
Länder wie Kanada,
Dänemark oder die Niederlande machen schon seit
Langem vor, wie erfolgreiche
interkulturelle Bibliotheksarbeit funktionieren kann.
w
Studierende am Institut für
Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt Universität zu Berlin
haben anlässlich des »Jahres
des interkulturellen Dialogs«1
eine Publikation zum Thema
interkulturelle Bibliotheksarbeit
initiiert, die im vergangenen
Wintersemester unter der Leitung von Petra Hauke realisiert
wurde. »Brücken für Babylon.
Interkulturelle Bibliotheksarbeit:
Grundlagen – Konzepte – Erfahrungen«2 stellt Strategien und
Projekte zur Überwindung der
kulturellen Diskrepanz vor und
soll Anregungen zur Unterstützung der Arbeit mit Menschen
mit Migrationshintergrund
geben. Dabei werden zunächst
verschiedene Perspektiven
auf bestehende Aktivitäten an
deutschen Öffentlichen Bibliotheken eröffnet.
e
Studierende stellen Buch zur interkulturellen
Bibliotheksarbeit vor
Durch vielfältige Projekte
und Serviceangebote sind Nutzer mit Migrationshintergrund
dazu in der Lage, sich mit ihrer
eigenen Kultur auseinanderzusetzen und ihre Muttersprache
.d
Auf dem Weg zur multikulturellen Informationsgesellschaft
Spektrum vielversprechender
Projekte initiiert. Doch leider
handelt es sich dabei nur allzu
häufig um engagierte Einzelaktionen. Zu wenig ist dieses wichtige Thema bislang im Leitbild der
Bibliotheken verankert. So ist
es aktuell denn auch die größte
Herausforderung, Erfahrungen
und Konzepte der interkulturellen Arbeit derart zu kommunizieren, dass es inner- und außerhalb des Bibliothekswesens
zur verstärkten Bildung eines
Bewusstseins von Verantwortung für dieses Thema kommt.
Es geht schließlich darum, sich
der Bedürfnisse von Menschen
anzunehmen, die mittlerweile
einen erheblichen Teil unserer
Gesellschaft ausmachen.
»Brücken für Babylon« bereichert die Diskussion zusätzlich
durch eine Reihe internationaler
Beispiele. Länder wie Kanada,
Dänemark oder die Niederlande machen zum Teil schon seit
Langem vor, wie erfolgreiche
interkulturelle Bibliotheksarbeit
auf breiter Ebene funktionieren
kann. Internationales und interkulturelles Denken korrelieren
dabei stark miteinander: Denn
wer bereit ist, nationale Grenzen hinter sich zu lassen und den
Blick über den eigenen Tellerrand zu wagen, wird beeindruckende Erfahrungen gewinnen
und ein globales Verständnis
dafür entwickeln, was Interkulturalität heutzutage bedeutet.
–B
Integration
w
280
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Hochschule
–u
.B
Das E-Tutorial »Digitale
Langzeitarchivierung« wird
bisher in Zusammenarbeit
mit der FH Köln, der HWTK
Leipzig und der HTW Chur
aufgebaut.
w
w
Das Modul »Formate und Datenträger« ist nach dem Motto
»von Studierenden für Studierende« konzipiert. Es orientiert sich an häufig gestellten
Fragen der Studierenden: Was
sind Formate? Wie sind Dateien aufgebaut? Welche Formate
und Datenträger gibt es und
welche eignen sich für die Archivierung? Welche Verfahren
eignen sich bei der Aufbereitung veralteter Formate? Außerdem werden Formate zum
Austausch von elektronischen
Dokumenten, wie sie gerade im
Zusammenhang mit E-Government benötigt werden, vorgestellt.
Jede Lektion besteht aus einer 90-minütigen Lerneinheit
mit einem Textteil zur Wissensvermittlung, einer Übung zur
Wissensvertiefung und einem
anschließenden Test zur Wissensüberprüfung. Das E-Tutorial nutzt hierfür »moodle« als
Lernplattform.
Formate und Datenträger
haben bei der dauerhaften Erhaltung digitaler Daten eine
hohe Bedeutung: Durch ständige Weiterentwicklungen lassen
sich ältere Dokumente nicht
mehr lesen. Gerade herstellerabhängige Formate führen mit
heutigen Softwareumgebungen
nur zu Datenmüll. Nur wenige
Formate und Datenträger sind
für die dauerhafte Archivierung
geeignet, um dem Anspruch gerecht zu werden, dass auch digitale Dokumente, Bilder, Filme
und Tonaufnahmen von kommenden Generationen gelesen
werden können.
Das E-Tutorial »Digitale
Langzeitarchivierung« wird bisher in Zusammenarbeit mit der
FH Köln, der HWTK Leipzig
und der HTW Chur aufgebaut.
Jede Hochschule trägt mit ebenfalls von Studierenden erarbeiteten Modulen zum E-Tutorial
bei.
Nach dem Baukastensystem können so ganze Kurse
oder Kurseinheiten für das ELearning an den Hochschulen
genutzt werden. Das Modell
geht auf die Idee Potsdamer
Studierender des Fachbereichs
Informationswissenschaften zurück.
Ende Januar trafen sich die
Modulproduzenten aus Chur,
w
Im Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam
ist im Rahmen eines E-Tutorials
zur digitalen Langzeitarchivierung das Modul »Formate
und Datenträger« entwickelt
worden. Wie die Fachhochschule mitteilt, haben Studierende
der Studiengänge Archival
Studies/Archiv und Information
Studies/Information und Dokumentation im Wintersemester
2007/ 2008 unter der Leitung
von Karin Schwarz Texte, Übungen und Tests erstellt, die für
die E-Learning-Methode am
Fachbereich eingesetzt werden
können.
BuB | 60 (2008) 04
Köln, Leipzig und Potsdam zu
einem Workshop an der FH
Potsdam und stellten ihre Arbeitsergebnisse vor. Ab Mitte
April sind für die beteiligten
Hochschulen neben dem Potsdamer Beitrag auch Module zur
Einführung in die Langzeitarchivierung digitaler Objekte,
Die Studierenden lernen
bei der Erstellung der Module
nicht nur die Inhalte des
bearbeiteten Themas,
sondern auch die nutzergerechte Vermittlung von
Informationen.
e
Deutsche und Schweizerische Hochschulen entwickeln E-Learning-Module zur Langzeitarchivierung
In Zukunft sollen weitere
Module an der FH Potsdam
entstehen und so zu dem Kooperationsvorhaben beitragen.
Die Studierenden lernen bei der
.d
Gemeinsames Projekt zur
Vorbeugung von Datenverlusten
zur digitalen Langzeitarchivierung von CAD-Daten und
GIS-Daten sowie Module für
das Referenzmodell OAIS in der
digitalen Langzeitarchivierung
nutzbar.
Sie werden im kommenden
Semester gegenseitig evaluiert.
Hiernach werden die Module
öffentlich zugänglich sein und
können für die Lehre eingesetzt
werden. Die HU Berlin stellt
hierfür ihre Lernplattform moodle zur Verfügung und betreut
sie.
Das
Kompetenznetzwerk
nestor, eine in Deutschland
allgemein anerkannte Kompetenzplattform für die digitale
Langzeitarchivierung, betreut
das Vorhaben federführend.
In einem Memorandum of
Understanding haben sich insgesamt acht Hochschulen aus
Deutschland, Österreich und
der Schweiz auf eine gegenseitige Zusammenarbeit in der Lehre verständigt.
–B
Hochschule
Erstellung der Module nicht
nur die Inhalte des bearbeiteten
Themas, sondern auch die nutzergerechte Vermittlung von Informationen.
Ansprechpartnerin für weitergehende Informationen ist
Karin Schwarz vom Fachbereich
Informationswissenschaften der
Fachhochschule Potsdam (Telefon 0 33 15 80-15 28, E-Mail:
[email protected]).
281
BuB | Foyer
Hochschule
Hochschule
Bachelor-Student landet
ganz vorne
Stuttgart, und Myra Thürsam
von der Hochschule für Angewandte Wissenschaft Hamburg
teilen sich den 3. Preis. Carola
Schreiber bekam die Auszeichnung für ihre Bachelor -Arbeit
»Aspekte der Rhetorik und ihre
Bedeutung für die bibliothekarische Arbeit in Bezug auf Benutzerschulungen, Mitarbeitergespräche und Verhandlungen
mit dem Unterhaltsträger« und
Myra Thürsam für ihre Diplomarbeit »Vorschulische Sprachund Leseförderung von Kindern
»Der Preis ist eine schöne Bestätigung, dass es uns gelingt,
die Studierenden neugierig auf
die Zukunft zu machen.« Prof.
Wolfgang Ratzek hat mit Carola Schreiber nun zum dritten
Mal eine Preisträgerin betreut
und sieht seine »CoachingPhilosophie« aus projektintegriertem Studieren und »über
den Tellerrand gucken« bestätigt.
Mit der Frage »Bibliotheken
in Second Life. Was hat die virtuelle Welt mit den realen Bildungsproblemen Deutschlands
und der dramatischen Entwicklung im Bibliothekswesen zu
tun?« beschäftigte sich DiplomBibliothekar Jin Tan im Rahmen seiner Diplomarbeit, mit
der er im Herbst 2007, betreut
von Prof. Dr. Hans-Christoph
Hobohm vom FB Informationswissenschaften, sein Studium
an der Fachhochschule Potsdam
abschloss. Tan kommt in seiner
Arbeit zu dem Schluss, dass virtuelle Welten eine Brücke zwischen dem Analogen und dem
.d
–B
–u
Wer sich überlegt, sich zum
kommenden
Wintersemester
für den Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule
der Medien Stuttgart zu bewerben, kann sich über dieses Studienangebot beim Master-Infotag am 17. April persönlich informieren und beraten lassen;
Näheres dazu unter: www.hdmstuttgart.de/master/infotag.
Das
neue
Masterstudium startete im Oktober 2007;
in BuB wurde darüber im Heft
10/2007 berichtet. Die Erfahrungen nach dem ersten Semester bestätigen das Konzept des
Stuttgarter Masters. Zwar hatte sich die Mehrzahl der Studierenden gleich nach Abschluss
des Bachelor-Studiums für das
Weiterstudieren entschieden.
Doch hat sich gezeigt, dass gerade auch Berufserfahrene vom
dem neuen »BI-Master« sehr
profitieren und ihrerseits eine
Bereicherung für die Lerngruppe sind. Insgesamt bewerteten
alle Studierende das inhaltliche
Angebot als attraktiv und anspruchsvoll; positiv werden außerdem die Organisation des
w
Jin Tan setzt die Erfolgsserie
der Potsdamer Bibliothekswissenschaftler fort, die seit
2003 fast jedes Jahr einen der
Preisträger stellen.
Master-Infotag an der HdM Stuttgart /
Berufserfahrung willkommen
.B
Mit dem 1. Preis wurde die
Bachelor-Arbeit von Benjamin Stasch von der Stuttgarter
Hochschule der Medien (HdM)
mit dem Thema »Musik-, Filmund Hörbuchdownloads: Eine
Perspektive für das Dienstleistungsangebot Öffentlicher Bibliotheken?« ausgezeichnet. Den
2. Preis erhielt Jin Tan, FH Potsdam, für die Diplomarbeit »Bibliotheken in Second Life«. Carola Schreiber, ebenfalls HdM
mit Migrationshintergrund in
Bibliotheken: Konzeption eines
Programms für die Bücherhalle
Wilhelmsburg«.
Carola Schreiber und Benjamin Stasch sind nunmehr die
siebten Preisträger aus dem Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement an der
HdM Stuttgart. Prof. Cornelia
Vonhof, Studiendekanin des
Studiengangs Bibliotheks- und
w
Der B.I.T.online-Innovationspreis wird seit 1999 in Zusammenarbeit mit der Kommission
für Ausbildung und Berufsbilder
des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) bundesweit
ausgelobt. Er wird für herausragende Abschlussarbeiten
und innovative Studienprojekte
vergeben, die in die Berufswirklichkeit übertragbar sind. Die
diesjährigen Preisträger des mit
jeweils 500 Euro dotierten Innovationspreises stehen jetzt fest.
Informationsmanagement, freut
sich, dass Absolventen des ersten
Bachelor-Jahrgangs der HdM
im Wettbewerb mit zahlreichen
eingesandten Diplom-Arbeiten
gleich zwei von vier Preisen erringen konnten. Sie wertet dies
als Beleg für die Qualität des
Bachelor-Studiums: »Die Fachcommunity darf sich freuen:
Die künftigen Absolventen können dank des Bachelors früher
in den Beruf einsteigen und sind
dafür durch den neuen Studiengang gut gerüstet.«
Ihr Kollege Prof. Sebastian
Mundt, der den 1. Preisträger
Benjamin Stasch betreut hatte,
hebt hervor, dass dieser sich mit
seinem Thema der Musik- und
Film-Downloads einem innovativen und kontrovers diskutierten Thema gestellt habe.
e
Kontrovers diskutierte Themen beim
Innovationspreis 2008
w
282
Studiums – die Lehrveranstaltungen finden von Mittwoch
bis Freitag statt – sowie die
Vielfalt der Lehr- und Lernformen empfunden. Lohnenswerte Herausforderungen sind unter anderem auch die eigenen
praktischen Lehrerfahrungen
mit Studierenden in den Bachelor-Studiengängen im Pflichtfach »Fachdidaktische Kompetenz«.
Mindestvoraussetzung für
die Bewerbung ist eine Abschlussnote von 2,5. Da uns erfolgreiche berufliche Praxis im
Bereich Bibliothek und Information jedoch auch viel Wert ist,
können damit weniger gute Noten kompensiert werden.
Wer keine Möglichkeit hat,
den Master-Infotag zu besuchen, findet alles Wissenswerte über die Masterstudiengänge der HdM unter: www.
hdm-stuttgart.de/master. Die
Studiendekanin steht außerdem
jederzeit persönlich, telefonisch
und per E-Mail ([email protected]) für Informationen
und Beratung zur Verfügung.
Ingeborg Simon,
Studiendekanin
Alle Preisträger werden
ihre Arbeiten im Rahmen des
Innovationsforums 2008
auf dem 97. Bibliothekartag in Mannheim vorstellen.
Digitalen darstellten, die vor allem auch Jugendliche erreichten.
Second Life sei also mitnichten
ein simples Computerspiel, sondern eine wichtige Möglichkeit,
bestimmte Personen auf eine
zielgruppengerechte Art und
Weise anzusprechen und wird
deshalb zunehmend für die Bildungs- und Informationsarbeit
der Bibliotheken interessant.
Jin Tan setzt die Erfolgsserie der
Potsdamer Bibliothekswissenschaftler fort, die seit 2003 fast
jedes Jahr einen der Preisträger
stellen.
Alle Preisträger werden ihre
Arbeiten auf Einladung der
Kommission für Ausbildung
und Berufsbilder des BIB im
Rahmen des Innovationsforums
2008 auf dem 97. Bibliothekartag in Mannheim vom 3. bis
zum 6. Juni 2008 vorstellen.
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Bibliothekartag 2008
283
Bibliothekartag 2008
Die ganze Vielfalt
des Tagungsprogramms
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Ändert Bologna die bibliothekarische Ausbildung?
Zukünftige Wege zum wissenschaftlichen Bibliotheksdienst
Veranstalter: VDB-Kommission für berufliche Qualifikation
Moderation: H. Schiffer, Köln
Teilnehmer der Podiumsdiskussion: M. Seadle, Berlin;
Johlen-Budnik, Düsseldorf;
K. Südekum, Würzburg; U.
Steigerwald, Dieburg; B. Meier,
Dieburg; A. Oßwald, Köln; P.
Hätscher, Konstanz
.d
»Wissen bewegen. Bibliotheken in der Informationsgesellschaft« lautet
das Motto des 97. Deutschen Bibliothekartages, der vom 3. bis zum 6.
Juni in Mannheim stattfinden wird.
–B
Veranstalter: IFLA-Nationalkomitee bei DBV/KNB Internationale Kooperationen
Moderation: H. Klauser, Berlin
zerdialog: Auskunft, Beratung,
Öffentlichkeitsarbeit
Themenkreis 9: Kulturelles
Erbe
Moderation: T. Wolf, Heidelberg
Neue Entwicklungen im
Bereich Digitalisierung
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
–u
Dienstag, 3. Juni,
Vormittag
erfolgreiche Lobbyarbeit für
Bibliotheken
.B
»Wissen bewegen. Bibliotheken
in der Informationsgesellschaft«
– unter diesem Motto findet die
größte Fachtagung der Bibliothekare und Informationsspezialisten in Deutschland vom
3. bis zum 6. Juni 2008 in
Mannheim statt. Die 97. Ausgabe des Deutschen Bibliothekartages bietet eine Fülle
von Fortbildungsmöglichkeiten.
Im Folgenden präsentiert BuB
einen Überblick über die wichtigsten Fachveranstaltungen.
Das komplette Programm und
weiterführende Informationen
sind im Internet unter www.
bibliothekartag2008.de/de/
Programm.htm zu finden.
e
Diskussionen, Vorträge, Workshops:
Mannheim bietet Fortbildung für jeden Geschmack
10 Jahre FaMI.
Ein Beruf emanzipiert sich
Veranstalter: BIB-Kommission
für Ausbildung und Berufsbilder
Moderation: W. Zick, Berlin,
S. Taege, Potsdam
Themenkreis 6: Wissensmarkt
Moderation: D. Lülfing, Berlin
Themenkreis 9: Kulturelles
Erbe
Wissen erschließen und vermitteln – historische Sammlungen im digitalen Zeitalter
Veranstalter: AG Handschriften
und Alte Drucke der Sektion 4
des DBV
Moderation: M. Riethmüller,
Bonn
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Bibliotheken und Politik
Regionale Konsortien als
Säulen der Informationsversorgung
Fachreferat und Projekte
– Fachreferat als Projekt?
Konturen eines sich wandelnden Berufsfeldes
Moderation: B. Lison, Bremen
Veranstalter: HBZ
Mittwoch, 4. Juni,
Vormittag
Themenkreis 9: Kulturelles
Erbe
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
Schwerpunktthema 2:
Veranstalter: VDB-Kommission für Fachreferatsarbeit
Moderation: K. Oberdieck,
Braunschweig
Wissen bewahren – Bestandserhaltung heute
Aktuelle Bibliotheksneu- und
-umbauten
Wer bewegt das Wissen:
Wo stehen wir in 10 Jahren?
Veranstalter: AG Bestandserhaltung beim DBV/Sekt. IV
Moderation: A. Mälck, Berlin
Veranstalter: UB Mannheim
Moderation: C. Benz, Mannheim
Veranstalter: ManagementKommission des DBV
Moderation: W. Neubauer
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
Metadaten: Präsentation,
Retrieval und Verwaltung
Bibliotheken als Bildungspartner der Schulen – Schulbibliotheken als Basis der neuen
Lernkultur
w
w
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
Dienstag, 3. Juni,
Nachmittag
Moderation: A. Ruppert,
Freiburg
Wer bewegt das Wissen: Wo
stehen die Bibliotheken heute?
w
Einsatzmöglichkeiten und Beispiele des Single Sign-On Verfahrens Shibboleth im Rahmen
einer föderativen Umgebung.
Praxisberichte
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Schwerpunktthema 1:
Moderation: U. Schwens,
Frankfurt/M.
Bibliothekare auf die Tagesord- Themenkreis 4: Wissensorganinung – Personalentwicklung
sation und Wissensvermittlung
und Profilbildung für eine
Wissensvermittlung im BenutBuB | 60 (2008) 04
Moderation: M. Pfeffer,
Mannheim
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Management und betriebliche
Steuerung von wissenschaftlichen Bibliotheken
Moderation: A. Schüller-Zwierlein, München
Veranstalter: DBV-Expertengruppe Bibliothek und Schule
Moderation: R. Schneider,
Oberhausen
Themenkreis 6: Wissensmarkt
E-Book – das ewig neue
Medium
BuB | Foyer
Bibliothekartag 2008
Veranstalter: Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten
(KIM-Workshop)
Moderation: H. Neuroth,
Göttingen
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Management und betriebliche
Steuerung von Öffentlichen
Bibliotheken
Moderation: H. Albrecht,
Bochum
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
Best Practice bei der Vermittlung von Informationskompetenz für Studierende: Modelle
und ihre Bewertung
Mittwoch, 4. Juni,
Nachmittag
Öffentliche Bibliotheken
im Spannungsfeld von
demographischem Wandel
und Migration
Moderation: U. Moeske,
Dortmund
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
Bildungspartnerschaften
stärken
Veranstalter: Expertengruppe
Kinder- und Jugendbibliotheken des DBV
Moderation: K. Keller-Loibl,
Leipzig
Veranstalter: Dienstleistungs-
rigen Bibliothekartages »Wissen bewegen« – am 24. Mai in
Mannheim beim sogenannten
»Dämmer-Marathon« starten
wird und dafür noch Mitläufer/innen begeistern will. Denn
nicht jede/r muss die komplette Distanz über 42 Kilometer laufen, der Marathon kann
auch geteilt (Duo-Marathon:
2 x 21 Kilometer) oder geviertelt (Team-Marathon: 4 x 10,5
Kilometer) werden. Speziell für
den Duo-Marathon und die Bildung von Vierer-Teams werden
noch Läufer/innen gesucht. Ein
spezielles Funktionslaufshirt mit
einheitlichem Design wird gestellt.
Interessiert? Infos zum Dämmer-Marathon (Startzeit: 18.15
Uhr!) finden Sie im Netz unter
www.marathonmannheim.de.
Interessierte melden sich bitte bei der BIB-Geschäftsstelle ([email protected]; Telefon 0 71 21/34 91-13). Bitte geben Sie an, welche Distanz für
Sie infrage kommt, über welche
Lauferfahrungen Sie verfügen
beziehungsweise welche Zeiten Sie schon gelaufen sind. Bitte beachten: Walker sind beim
Mannheim-Marathon nicht zugelassen.
Michael Reisser,
BIB-Geschäftsführer
–u
w
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bibliothekartage klagen darüber, dass ihnen
während der Tagungswoche
kaum Zeit bleibt, um die Stadt
am Veranstaltungsort einmal intensiver zu erkunden. Sofern Sie
regelmäßig laufen und körperlich fit sind, haben Sie in diesem
Jahr die Möglichkeit, die Bibliothekartagsstadt Mannheim und
das angrenzende Ludwigshafen
schon zwei Wochen vor der Tagung kennenzulernen – und das
auf dem Fußweg. Speziell dafür
werden für Sie ganze Straßenzüge durch die beiden Innenstädte und einige Vororte gesperrt.
Und alle paar Kilometer reichen
Ihnen freundliche Menschen Erfrischungsgetränke und kohlehydratreiche Snacks. Sie haben sogar die Wahl, ob Sie auf
große Tour gehen wollen oder
sich auf eine der beiden Städte beschränken. Alternativ besteht noch die Möglichkeit, einen kürzeren Lauf durch ausgewählte Stadtteile zu machen.
Und damit nicht genug: Sie
müssen nicht einmal alleine laufen (es sei denn, Sie wollen das
unbedingt). Im Berufsverband
Information Bibliothek gibt es
eine Gruppe laufbegeisterter
Kolleginnen und Kollegen, die –
passend zum Motto des diesjäh-
.B
Veranstalter: Göttinger Digitalisierungszentrum (GDZ) /
SLUB Göttingen
Moderation: R. Stockmann,
Göttingen
Zurück in die Steinzeit des
Leihverkehrs? Auswirkungen
des novellierten Urheberrechts
auf die Fernleihe
Erst den Körper, dann das
Wissen bewegen
w
Nachhaltige Massendigitalisierung: Kooperative Produktion
und Präsentation von digitalen Medien mit Open Source
Software
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
Europaweite Infrastruktur zur
Authentifizierung und Autorisierung in einem föderativen
Umfeld. Ein Statusbericht
Moderation: A. Ruppert,
Freiburg
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Zum Thema Geld: Fachhochschulbibliotheken und ihre
Finanzierung
Moderation: H. Vogt,
Würzburg
Themenkreis 9: Kulturelles
Erbe
Themenkreis 5: Recht
kommission des DBV
Moderation: R. Schmolling,
Bremen
e
Sind Metadaten teamfähig
oder was macht Metadatenformate interoperabel?
Softwarelösungen für wissenschaftliche Bibliotheken mit
Produkten von Ex Libris
Veranstalter: Arbeitsgemeinschaften zur Informationskompetenz Baden Württemberg,
Bayern, GBV und NordrheinWestfalen
Moderation: S. Rockenbach,
Kassel
.d
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
–B
Veranstalter: Bayerische Staatsbibliothek / Expertengruppe
Erwerbung und Bestandsentwicklung des DBV
Moderation: K. Kempf, München
w
284
Veranstalter: AG der Fachhochschulbibliotheken im DBV
Moderation: S. Peters, Wernigerode
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
Treffpunkt Standardisierung
Veranstalter: Standardisierungsausschuss
Moderation: B. Dugall, Frankfurt
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
»In einem Boot? – Bibliotheken
und Volkshochschulen«: Erwartungen an Zusammenarbeit
und Erfahrungen aus bereits
vorhandenen Kooperationen
Veranstalter: Sektionen 3A, 3B
und 6 im DBV
Moderation: U. Flammersheimer, Lohr a. Main
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
Management von Forschungsund Primärdaten
Veranstalter: Technische Informationsbibliothek Hannover
(TIB) / GeoForschungszentrum Potsdam
Moderation: M. Lautenschlager, Hamburg
Themenkreis 6: Wissensmarkt
Die »Onleihe« als digitaler
Mehrwertdienst öffentlicher
Bibliotheken
Moderation: C. Hasiewicz,
Wiesbaden
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Bibliothekartag 2008
Öffentliche Bibliotheken:
Problemlöser im gesellschaftlichen Wandel. Bibliothekskonzepte als Mittel zur Profilierung
und Verankerung Öffentlicher
Bibliotheken vor Ort
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Informationslösungen im
Unternehmen
Moderation: P. Knudsen,
Mannheim
Veranstalter: Fachkonferenz
der Bibliotheksfachstellen in
Deutschland
Moderation: G. Bassen, Lüneburg
Themenkreis 9: Kulturelles
Erbe
Donnerstag, 5. Juni,
Vormittag
Forum Langzeitarchivierung
– aktuelle Entwicklungen und
praktische Anwendungsfelder
»Shakers and movers of information – where do we stand
internationally?« (Wer bewegt
das Wissen: Wo stehen wir
international?)
Veranstalter: Kompetenznetzwerk nestor
Moderation: M. Jehn, A. Oßwald, Köln
(Veranstaltung wird am Nachmittag fortgesetzt)
Moderation: J. Peters, CEO
Emerald,
Veranstalter: Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme
Moderation: W. Hamedinger,
Wien
(Veranstaltung wird am Nachmittag fortgesetzt)
Open Access – Bewegung
durch Vernetzung
Themenkreis 5: Recht
Aktuelles aus dem Arbeits- und
Dienstrecht
Veranstalter: VDB-Kommission für Rechtsfragen
Moderation: C. Hall,
Wiesbaden
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
Semantisches Information
Retrieval: Aufbruch vom
Catalog Enrichment bis zum
Knowledge Dienstleister des
Landes
w
Themenkreis 6: Wissensmarkt
.B
Web 2.0, Bibliothek 2.0, Verbund 2.0. Zukunftsweisende
Aktivitäten und Kooperationen
Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme
Donnerstag, 5. Juni,
Nachmittag
w
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
w
Veranstalter: DINI Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren
Moderation: P. Schirmbacher,
Berlin
(Veranstaltung wird am Nachmittag fortgesetzt)
Moderation: H. Weigel,
Bregenz
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Neue Entwicklungen in Studium und Ausbildung
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
Moderation: I. Simon, Stuttgart
Das Ende der bibliothekarischen Sacherschließung.
Alternative Formen der Inhaltserschließung
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
BuB | 60 (2008) 04
Fortbildung kostet Zeit und
Geld, keine Fortbildung kostet
die Zukunft!
Liebe Kolleginnen und
Kollegen,
Bibliotheken sind Bildungseinrichtungen – darüber sind wir
uns nicht erst seit Pisa und »Bibliothek 2007« einig! Viele Bibliotheken, ob wissenschaftliche
oder öffentliche, leisten einen
aktiven Beitrag als Bildungspartner, der immer deutlicher
von Politik und Gesellschaft
wahrgenommen und geschätzt
wird. Mit dem Themenschwerpunkt »Lebenslanges Lernen«
profilieren sich Bibliotheken als
unverzichtbare Einrichtungen
der Bildungslandschaft.
Aber wie sieht es mit dem
lebenslangen Lernen in unseren Bibliotheken aus? Mit dem
lebenslangen Lernen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
oder gar der Entwicklung der
Bibliothek zu einer lernenden
Organisation?
Wir wissen alle: Kontinuierliche Fortbildung im Rahmen einer professionellen Personalentwicklung ist entscheidend
für die Existenzsicherung von
Bibliotheken in der Zukunft.
Die technologische und gesellschaftliche Entwicklung erzwingt die konsequente Weiterqualifizierung der Beschäftigten
in Bibliotheken. Der demografische Wandel wird diese Herausforderung noch verstärken,
denn wir werden mit längerer Lebensarbeitszeit, höherem
Durchschnittsalter in den Belegschaften und schwer zu gewinnendem Nachwuchs konfrontiert sein.
Die bibliothekarischen Berufsverbände BIB und VDB bieten kontinuierlich ein breites
Spektrum an Fortbildungsangeboten zu den aktuellen Themen des Berufsstandes an. Die
Professionalität dieses Angebots hat in den letzten Jahren
merklich zugenommen. Dazu
tragen die vielen ehrenamtlich
–u
Schwerpunktthema 3:
Offener Brief an die
bibliothekarische Fachöffentlichkeit:
e
Veranstalter: Dienstleistungskommission des DBV
Moderation: W. Tiedtke,
Hamburg
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
.d
Veranstalter: UB Mannheim
Moderation: H. Stuckenschmidt, Mannheim
–B
Selbstverbuchung per RFID:
Können wissenschaftliche
Bibliotheken von öffentlichen
Bibliotheken lernen? Technische Standards und praktische
Erfahrungen
»Wissensvermittlung braucht
Professionalität«: Möglich-
Engagierten in den Berufsverbänden bei, die sich gerade die
Entwicklung und Organisation
von Fortbildungsangeboten auf
die Fahnen geschrieben haben.
Dieses Angebot wird den hohen
Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerecht,
aber auch den Anforderungen
der Führungskräfte in den Bibliotheken, die wissen, dass nur
gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Beitrag zum Erfolg der Einrichtung
leisten können.
Die Qualität der Vorträge
und Workshops auf dem diesjährigen Deutschen Bibliothekartag in Mannheim ist ein beredtes Zeugnis dieser Entwicklung. Wir laden Sie ein, nach
Mannheim zu kommen und für
Ihre persönliche und berufliche
Entwicklung davon zu profitieren!
Eine besondere Bitte haben wir an die Führungskräfte
auf allen Ebenen der Bibliotheken:
Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, den
Bibliothekartag zu besuchen!
Hochkarätige Fortbildungsangebote, die Möglichkeit zum
kollegialen Erfahrungsaustausch
und zum Knüpfen professioneller Netzwerke sind Chancen, die
sie nutzen sollten!
Ermöglichen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bitte den Besuch des Bibliothekartags!
Freistellungen
und finanzielle Unterstützung
sind Signale dafür, dass Personalentwicklung und lebenslanges Lernen nicht nur ein Thema
für Sonntagsreden der Politiker
sind, sondern eine praktische
Notwendigkeit!
Susanne Riedel, Vorsitzende
des Berufsverbandes Information Bibliothek e.V. (BIB),
Dr. Ulrich Hohoff,
Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare e.V. (VDB)
285
BuB | Foyer
Bibliothekartag 2008
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
Netzwerke bewegen das
Wissen – aber wie bewegt man
ein Netzwerk? Erfahrungen aus
dem Kompetenznetzwerk für
Bibliotheken (KNB)
Veranstalter: Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (KNB)
Moderation: U. Wimmer,
Berlin
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
»Normdaten als Bausteine
der Wissensorganisation und
Wissensvermittlung« –
Normdaten-Anwendertreffen
Bibliothekartag 2008
Veranstalter: Arbeitsstelle
Normdateien
Moderation: C. Hengel, Frankfurt/M.
Fortbildungsforum: Best
Practice in der Veranstaltungsarbeit
Veranstalter: BIB-Kommission
für Fortbildung
Moderation: U. Kraß, Freiburg
Wissensorganisation mit
Instrumenten des Web 2.0
Bestandsentwicklung im Spannungsfeld von Medienvielfalt
und Integration
w
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
e
.d
Veranstalter: BIB-Kommission
für Ausbildung und Berufsbilder
Moderation: K. Holste-Flinspach, Frankfurt/M.
Themenkreis 6: Wissensmarkt
Veranstalter: Managementkommission des DBV
Moderation: P. Hätscher,
Konstanz
Moderation: A. Bonte,
Dresden
Themenkreis 4: Wissensorganisation und Wissensvermittlung
2. Korb Urheberrecht im
Bibliotheksalltag
Qualitätsentwicklung durch
kollegiale Beratung
Veranstalter: Allianz für Bestandserhaltung
Moderation: T. Bürger, Dresden, U. Schwens, Frankfurt
Bilder für die Wissenschaft. Innovative Dienstleistungen aus
Bildarchiven und Fototheken
BIB-Innovationsforum:
Verleihung des »Innovationspreises 2008« mit Vorträgen
der Preisträger/innen
Moderation: P. Danowski, Berlin, W. Stephan, Stuttgart
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Langzeitverfügbarkeit
kultureller und wissenschaftlicher Überlieferung. Ziele
der Allianz für die Erhaltung
des schriftlichen Kulturguts
in Deutschland
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
Freitag, 6. Juni,
Vormittag
Themenkreis 5: Recht
Veranstalter: Rechtskommission des DBV
Moderation: U. Moeske, Dortmund
Themenkreis 9: Kulturelles
Erbe
–B
Veranstalter: BIB-Kommission
für One-Person Librarians
Moderation: F. Merken, Wipperfürth
gen. Die Öffentlichen Bibliotheken haben in der Vergangenheit
bemängelt, dass ÖB-Themen zu
wenig berücksichtigt worden
seien. An Themen für die wissenschaftlichen
Bibliotheken
fehlt es weniger. Natürlich ist es
trotzdem möglich, interessante
Themen für wissenschaftliche
oder andere Bibliotheken vorzuschlagen.
Deshalb möchte ich Sie bitten, machen Sie sich Gedanken
über Themen oder Themenkreise, die Ihnen wichtig sind und
die für die Praxis nützlich sind
– und lassen Sie uns das wissen. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!
Barbara Jokisch,
Erfurt; Kontakt: erwerbung.
[email protected]
–u
Das Robinson Crusoe Syndrom
und was man dagegen tun
kann
Der Bibliothekartag in Mannheim hat noch nicht einmal begonnen, und schon laufen die
Vorbereitungen für die nächste Veranstaltung 2009 in Erfurt.
Der 98. Bibliothekartag wird
vom 2. bis zum 5. Juni 2009
stattfinden, das Motto wird voraussichtlich »Ein neuer Blick auf
Bibliotheken« lauten.
Folgende Bitte richtet das
Ortskomitee an alle Fachkollegen:
Gesucht werden nun Themenvorschläge für die Programmgestaltung – besonders
solche, die Öffentliche Bibliotheken betreffen – gern auch
gleich mit Referentenvorschlä-
.B
Veranstalter: BIB-Kommission
für Bibliothekspolitik
Moderation: M. Reisser, Reutlingen
Teilnehmer: Lutz Jahre, Mannheim; Harald Pilzer, Bielefeld;
Johannes Ziegler, Berlin; Ruth
Zeddies, Münster
Themen für Erfurt
2009 gesucht
w
keiten und Grenzen des
Ehrenamts in Bibliotheken
(Podiumsdiskussion)
w
286
Veranstalter: Expertengruppe
Erwerbung und Bestandsentwicklung des DBV
Moderation: F. Wein, Erfurt,
M. Moravetz-Kuhlmann,
München
Themenkreis 6: Wissensmarkt
Digitale Ressourcen überregional: Lizenzmodelle, Strukturbildung, Perspektiven
Moderation: W. Reinhardt,
Siegen
Themenkreis 7: Technik und
Technologie
Neue Portale und Software
für die Wissensorganisation
und den direkten Zugang zum
Wissen
Moderation: A. Osterode,
Berlin
Themenkreis 8: Management
und betriebliche Steuerung
Bixomanie – Evaluationen auf
dem Prüfstand
Veranstalter: BIB/VDB-Kommission für Management und
betriebliche Steuerung
Moderation: D. Klages,
Bremen
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Indexierung
Indexierung
Verbünde
Register generell in
schlechtem Zustand
Bibliotheken
in Berlin,
Brandenburg
und Bayern
kooperieren
w
BuB | 60 (2008) 04
e
.d
einer langfristigen Entwicklungspartnerschaft und zur InDie Kooperation dient der
tegration ihrer Verbundkataloge
Weiterentwicklung des
unterzeichnet. Die VereinbaBibliotheks- und Informatirung sieht die gemeinschaftliche
onswesens im deutschspraEntwicklung innovativer Dienschigen Raum und ist offen
te, zum Beispiel in den Bereifür weitere Partner.
chen Semantic Web und Social
Software für die insgesamt 360
Verbundteilnehmer vor.
integrierter
Dienstleistungs-
–u
.B
w
Die Qualität der Register und
das Fachwissen zur Registererstellung befindet sich hierzulande nach DNI-Einschätzung
generell in einem schlechten Zustand – auch im wissenschaftlichen Verlagswesen. Grundlegende Fehler kommen immer
wieder vor, sowohl was die
Erstellung der Index-Einträge
als auch typografische Aspekte
angeht. Oft wird auch bei der
Vorgehensweise der Registererstellung das Rad neu erfunden,
obwohl es bewährte Techniken,
Methoden und Software gibt.
Das DNI möchte helfen, diesen Zustand zu verbessern und
derartige Defizite und verbreitete Fehleinschätzungen zum
Indexing abzubauen.
Ein Schwerpunkt der bisherigen Info-Veranstaltungen auf
der Buchmesse waren Präsentationen moderner Software
für die Indexerstellung. Dabei
handelt es sich um Programme,
die die intellektuelle Arbeit des
Indexers auf effektive Weise unterstützen. Diese spezielle Indexing-Software ist in der weltweit
führenden Indexing-Szene in
angloamerikanischen Ländern
weit verbreitet.
Das DNI unterhält sehr gute
Beziehungen zu den Partnerverbänden in anderen Ländern, so
zum Beispiel zum Nederlands
Indexers Netwerk (NIN), aber
auch zu den großen Fachverbänden, der Society of Indexers
(SI) in Großbritannien und der
American Society of Indexers
(ASI). Die SI feierte letztes Jahr
ihr 50-jähriges Bestehen und
gibt seit 1958 die Fachzeitschrift
»The Indexer – The International
Journal of Indexing« heraus.
Auf der DNI-Website (www.
d-indexer.org) werden im Bereich »Fragen« Aspekte der Registererstellung erläutert. Der
Bereich »Ressourcen« beinhaltet
unter anderem eine Bibliografie
mit deutschsprachigem Kontext,
Index-Rezensionen und Links
zu Indexer-Fachverbänden. Im
Bereich »Mitglieder« finden sich
auch diejenigen Indexer, die Registererstellung für Verlage und
andere Auftraggeber anbieten.
Für eine spezielle Suche innerhalb der Website steht ein ständig aktualisierter Site Index zur
Verfügung.
Das DNI ist stets daran interessiert, neue Kontakte zu knüpfen, insbesondere auch zu fachlich verwandten Organisationen
und Personen, die ein Interesse
daran haben, Registererstellung
als eigenständiges Fachgebiet
hierzulande voranzubringen.
Kontakt: Jochen Fassbender
(DNI-Koordinator), E-Mail:
[email protected]
Jochen Fassbender, Bremen
w
Das Deutsche Netzwerk der
Indexer (DNI) wurde von
einigen Indexing-Spezialisten
im Sommer 2004 gegründet. Es
fungiert als fachliche Plattform
von Indexern im deutschsprachigen Raum, um das
Bewusstsein für professionelle
Registererstellung (= Indexing)
in der Allgemeinheit und in der
Fachwelt zu fördern, um Kontakte von Indexern und Fachverbänden auszubauen, um die
Qualität der Registererstellung
zu verbessern und das fachliche
Verständnis zu verbreiten. Dazu
veröffentlichen Mitglieder des
DNI Fachbeiträge in Zeitschriften und Büchern, halten Kurse
und Seminare ab, organisieren
eine jährliche Info-Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse, bieten Verlagsberatung
und – last but not least – bieten
selbst Registererstellung als
Serviceleistung an.
–B
DNI mahnt mehr Qualität an / Kontakt zu
verwandten Organisationen gesucht
künftig kooperativ in der gemeinsamen Verbunddatenbank.
Hierdurch entstehen bedeutende Synergiegewinne vor allem
bei der Datenübernahme und
Kataloganreicherung.
BVB und KOBV verfolgen
als gemeinsame Ziele den Aufund Ausbau kontinuierlich optimierter Services für die Benutzerinnen und Benutzer bei
gleichzeitiger EffizienzsteigeZweitgrößter Verbundrung für die Bibliotheken. Auf
der Grundlage dieser Ziele wird
katalog in Deutschland
die strategische Allianz von
BVB und KOBV im Rahmen
Der Bibliotheksverbund Bayern gemeinsamer
Entwicklungs(BVB) und der Kooperative
projekte Zukunftsfelder geBibliotheksverbund Berlin-Bran- stalten und gemeinsame Dienstdenburg (KOBV) haben bereits leistungen anbieten. Mit dem
Ende Dezember 2007 eine
innovativen Konzept der »EntVereinbarung zur Begründung
wicklungspartnerschaft
mit
Beide Verbünde bringen signifikante finanzielle und personelle
Kapazitäten in die Entwicklungspartnerschaft ein. Der
Entwicklungsbereich wird dem
KOBV angegliedert, der durch
seine Einbindung in das renommierte Konrad-Zuse-Zentrum
Die beteiligten Bibliotheken
beider Verbünde katalogisieren ihre Bestände künftig
kooperativ in der gemeinsamen Verbunddatenbank.
für Informationstechnik Berlin
(ZIB) ideale Voraussetzungen
dafür bietet.
Darüber hinaus werden die
Datenbestände beider Verbünde in einer gemeinsamen Verbunddatenbank zusammengeführt, die vom BVB betrieben
wird. Mit rund 20 Millionen
Titeldatensätzen entsteht so der
zweitgrößte Verbundkatalog in
Deutschland. Die beteiligten
Bibliotheken beider Verbünde
katalogisieren ihre Bestände
komponente« wird bibliothekspolitisch ein Zeichen gesetzt für
eine intensive und arbeitsteilige
Zusammenarbeit der Verbünde
nicht nur auf dem Feld klassischer, katalogorientierter Aufgaben, sondern gerade auch im
Bereich der institutionalisierten
Innovationspartnerschaft. Diese Kooperation dient der Weiterentwicklung des Bibliothekswesens im deutschsprachigen
Raum und ist offen für weitere
Partner aus Wissenschaft und
Wirtschaft.
Für Rolf Griebel, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, ist die Kooperationsvereinbarung ein »entscheidender Beitrag zur Sicherung der
Zukunfts- und Innovationsfähigkeit von BVB und KOBV«.
Wolfgang Zick, Vorsitzender
des KOBV-Kuratoriums, betont: »Mit der Integration von
Entwicklungspartnerschaft und
Katalogkooperation verfügen
KOBV und BVB über ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Verbundlandschaft.«
287
BuB | Foyer
Ausland
–u
.B
w
Drei Tage lang bot die Hafenstadt Zadar die Kulisse, um
über das Thema »Providing Access to Information for Everyone« zu diskutieren. Knapp 350
Teilnehmende aus 26 Ländern
trafen sich vom 28. bis 30. Januar in Kroatien, um mit den
Organisatoren – die LIS-Fachbereiche der Humboldt-Universität Berlin, der Fachhochschule
Potsdam sowie die Universitäten Osijek und Zadar – Projekte
vorzustellen und Perspektiven
zu entwickeln.
Zahlreiche Vorträge, acht
Workshops, fünf Panels und
drei Posterpräsentationen, bei
denen das Poster »It’s time to
change – Hamburg is ready for
it!« aus Deutschland den dritten
Platz belegte, fesselten das Publikum. Diverse Veranstaltungen und Exkursionen luden die
Teilnehmenden ein, die Stadt
zu erkunden, sich abends in entspannter Atmosphäre weiteren
Fachgesprächen zu widmen und
Kontakte zu knüpfen.
Mit Unterstützung des Hochschulchors von Zadar und der
Opernsängerin Barbara Othman führten zwei kroatische
und zwei deutsche Organisationsmitglieder durch die Eröffnungsfeier und boten einen gelungen Einstieg in die dreitägige
Konferenz.
Die Hauptreden hielten
Ana Marušic, Herausgeberin
des Croatian Medical Journal,
und Claudia Lux, Präsidentin
des Weltbibliotheksverbandes
(IFLA). Mit »How long libraries will exist as we have the
internet?« warf Lux den Fokus
auf das Image und die Rolle der
Bibliotheken und motivierte
den Nachwuchs, sich aktiv an
einer positiven Veränderung zu
beteiligen. Sie appellierte vor
allem an die Studierenden und
jungen Professionellen, sich zu
engagieren.
Mehrere Workshops und
Vorträge informierten ausführlich über gelungene Praxisbeispiele und über bedenkliche
Umfrageergebnisse in Bezug auf
den Zugang zu Informationen
in unterschiedlichen Ländern.
w
Der Zugang zu Informationen
ist entscheidend für die persönliche und soziale Entwicklung
eines jeden Einzelnen. Trotzdem bleiben vielen Menschen
wichtige Informationen verschlossen. Ziel des diesjährigen
BOBCATSSS-Symposiums war,
den Zugang zu Informationen
für jedermann aus technischer,
politischer, gesetzlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher
Perspektive zu betrachten.
Unter der Schirmherrschaft
des kroatischen Ministerpräsidenten wollte der Kongress
die bestehenden Barrieren im
Informationszugang aufzeigen.
Neue Konzepte, Ideen und
Beispiele aus der Praxis wurden
vorgestellt, um den Zuhörern
die Problematik ins Bewusstsein
zu rufen und neue Lösungsansätze zu finden.
e
Studenten diskutieren beim BOBCATSSS-Symposium
in Zadar Chancen und Risiken des Web 3.0
»Beiträge zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft« erscheinen. Außerdem wurde dem
Thema gemäß zur Vorbereitung
der Konferenz auf Open Source
Software zurückgegriffen.
Dank der in die E-LearningPlattform Moodle integrierten Kommunikationsfunktionen wie Wikis und Foren gelang
es den Organisatoren, die außerordentliche Herausforderung
der Kommunikation zwischen
den neun kroatisch und deutsch
besetzten Arbeitsgruppen zu
bewältigen. Die Teilnehmer
konnten über Moodle Dateien
und Arbeitsergebnisse austauschen. Wichtig war, dass alle
Teilnehmer die Plattform regelmäßig nutzten und sich an Diskussionen beteiligten, um eine
demokratische Organisation zu
ermöglichen.
Zur Konferenz-ProgrammOrganisation wurde das Open
Source Programm Pentabarf genutzt, das mit »Ruby on Rails« –
einem in Ruby geschriebenen
und quelloffenen Web-Framework – und speziell für die Konferenzorganisation
programmiert ist. Um das Tagungsprogramm zu gestalten, wurden
die eingereichten Kurzreferate
in Pentabarf eingepflegt. Dort
konnten sie eingesehen und
nach Relevanz zum Tagungsthema bewertet werden.
Das Thema des nächsten
BOBCATSSS-Symposiums
lautet »Challenges for the New
Information Professional«, das
einige Vertreter aus Portugal
und Finnland während der drei
Tage mit einem eigenen Stand
und einem Powerpoint-Vortrag
während der Schlussfeier präsentierten. Vom 28. bis 30. Januar
2009 werden sich dann in Porto
wieder Studierende, Lehrende
der Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie Vertreter
der Bibliothekspraxis treffen,
um anregende Diskussionen zu
führen, sich auszutauschen und
Kontakte zu knüpfen. Mehr
Informationen hierzu unter:
http://bobcatsss2009.org/.
Jessica Euler und
Anastasia Schadt,
Studierende der HU Berlin und
FH Potsdam
.d
Information für jedermann
In Foren wurde unter anderem
über die Existenz und Definition des Web 3.0 und über den
Wandel der Rolle des Bibliothekars diskutiert. Genauso angeregt debattiert wurde die wichtige Frage, ob Bibliotheken ihre
Informationen zensieren sollten und ob dabei zum Beispiel
Öffentliche Bibliotheken und
Schulbibliotheken unterschiedlich betrachtet werden müssten.
Mit einer Firmenausstellung
sowie Firmenvorträgen wagten
sich die jungen Informationswissenschaftler auf dünnes Eis,
jedoch ohne dies bereuen zu
müssen. Viele der Firmen bemühten sich, ihre Programme
und Produkte dem Publikum
interessant zu präsentieren,
ohne eine Atmosphäre der Werbepräsentation aufkommen zu
lassen. Vorträge wie Ausstellung
wurden durchweg positiv aufgenommen und gut besucht.
Erstmals in der BOBCATSSS-Geschichte
haben
sich die Organisatoren dazu
entschlossen – entsprechend
dem Symposiumsthema – den
Tagungsband in hybrider Form
zu veröffentlichen. Die Vorträge
der Konferenz sind nun sämtlich als Open Access-Fassung
auf dem edoc-Server der Humboldt-Universität
verfügbar:
edoc.hu-berlin.de/conferences/
bobcatsss2008. Sie werden zudem im Verlag Bock + Herrchen als Band drei der Reihe
–B
Ausland
w
288
Das deutsch-kroatische Organisationsteam des BOBCATSSS-Symposiums bei Vorbereitungen zum Kongress.
Foto:Bobcatsss
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Ausland
Ausland
Linz macht Leipzig und
Frankfurt Konkurrenz
w
1 Eigentlich hätte die Internationale Buchmesse in Linz im Jahr
2007 das erste Mal stattfinden
sollen. Auf Bitten der Stadt Linz
wurde der Start der LITERA jedoch um ein Jahr verschoben.
2 Die »Lange Nacht der LITERAtur« am Freitag soll zusätzlicher
Publikumsmagnet sein, die Messe
ist zwischen 19 und 23 Uhr für
alle kostenlos zugänglich.
3 Berthold Greif im Gespräch mit
Conrad Lienhardt, www.linz09.
info – business&culture
BuB | 60 (2008) 04
.d
–B
Im Design Center Linz wird die erste internationale Buchmesse Österreichs, die LITERA, stattfinden.
Foto: Design Center Linz
ratur, Lyrik, Hörbuch-Gestaltung, Wirtschaftsliteratur und
ein »Preis für Demokratie und
Freiheit« in der Presse.
Bleibt nun nur noch die Frage offen, wie sich die LITERA
am Markt etablieren kann. Die
Linzer Buchmesse weist starke Parallelen zum Konzept der
Leipziger Buchmesse auf. Diese
beiden deutschsprachigen Messen haben einen starken Fokus
auf kleinere Verlage und möchten die Kontakte nach Osteuropa fördern. Während Leipzig
in diesem Jahr verstärkt auf
die kroatische Literatur setzt,
–u
.B
w
Die LITERA wird als gemeinnütziges Projekt angekündigt,
das sich die Literatur- und Leseförderung sowie den Erhalt
der Medienvielfalt auf die Fahnen geschrieben hat. Erwirtschaftete Überschüsse sollen
in verschiedene Kultur- und
Bildungsprojekte fließen. Die
internationale Buchmesse Linz
sieht sich als Buchmesse der
Vielfalt, möchte sie doch für alle
Genres und Informationsträger
offen stehen. Laut Andrea Zöbl
von der Linzer Kongressgesellschaft ist die LITERA vor allem
eine Publikumsmesse und soll
ein Lesefest für alle Beteiligten
werden. Die Schwerpunkte im
Jahr 2008 liegen auf Autoren,
Jugend und Osteuropa. Diese
Themen sollen rund 25 000 Besucher, hauptsächlich aus dem
Ballungsraum Linz, aber auch
aus dem übrigen Österreich und
dem süddeutschen Raum anlocken. Es werden voraussichtlich rund 230 Aussteller auf der
LITERA vertreten sein.
Die Autorenförderung ist ein
besonderes Anliegen der Messebetreiber, sie möchten bisher
unbekannten
Schriftstellern
die Chance bieten, mit Verlagen
in Kontakt zu treten und ihre
Werke einem breiten Publikum
vorzustellen. Aber auch schon
bekannte Größen wie Peter
Turrini und Petri Tamminen
werden sich und ihre Werke
präsentieren. Für den Schwerpunkt Kinder- und Jugend sind
spezielle Lesungen und MangaWorkshops geplant.
Die LITERA will sich als
Literaturportal von und nach
Osteuropa etablieren und hat
zu diesem Zweck eine Vielzahl
osteuropäischer Staaten dazu
ermuntert, ihre Länder und
deren Literatur und Kultur
zu präsentieren. So entsendet
zum Beispiel die Slowakei die
Lyrikerin Mila Haugová (ins
Deutsche übersetzt: »Sandatlas«, Edition Korrespondenzen).
Zeitgleich mit der LITERA
findet auch das erste Linzer
LITERAturFestival statt. Das
Programm verspricht eine große
Anzahl verschiedener Lesungen,
Vorträge, Diskussionen und
Aktionen rund um das Thema
Literatur auf dem Messegelände
und an verschiedenen Orten in
der Stadt. Als weiteres Projekt
der Literaturförderung werden
auf der LITERA im Rahmen der
»Langen Nacht der LITERAtur«2 Literaturpreise in sieben
Kategorien verliehen: Belletristik, Kinder- sowie Jugendlite-
w
Wer auf der Frankfurter oder
Leipziger Buchmesse war, dem
ist der neongrüne Stand der
LITERA vielleicht aufgefallen.
Dort rührten die Österreicher
nämlich schon kräftig die
Werbetrommel, denn neben
Leipzig und Frankfurt soll nun
auch in der Stadt Linz ein großer
internationaler Literaturevent
etabliert werden. Vom 23. bis
27. April öffnet die LITERA zum
ersten Mal1 ihre Pforten im
Design Center Linz. Hauptveranstalter ist die Linzer Kongressgesellschaft.
e
Die internationale Buchmesse LITERA lädt
nach Österreich ein
Die LITERA in Kürze
Die LITERA wird vom 23. bis
27. April im Design Center
Linz abgehalten. Die Eintrittspreise zur LITERA betragen für
das Tagesticket 6 Euro (ermäßigt 4), für Fachbesucher ist
auch eine über zwei Tage gültige Eintrittskarte zum Preis
von 10 Euro erhältlich.
Öffnungszeiten
Mittwoch
9 – 19 Uhr
Donnerstag
9 – 19 Uhr
Freitag
9 – 24 Uhr
(ab 18 Uhr »Lange Nacht
der LITERAtur«)
Samstag
9 – 19 Uhr
Sonntag
9 – 16 Uhr
Weitere Informationen unter
www.litera-linz.at
ric
haben die Linzer ein breiteres
Spektrum, es werden Autoren
aus Bulgarien, Ungarn, Lettland, der Slowakei und anderen
osteuropäischen Staaten erwartet.
Auch das Rahmenprogramm
in Linz und Leipzig ist recht
ähnlich. Zudem finden die
Buchmessen in den beiden Städten sehr zeitnah statt. Die Linzer Kongressgesellschaft wählte
diesen Termin für die LITERA
unter anderem darum, weil der
April ein veranstaltungsarmer
Monat in Linz sei. Berthold
Greif, Präsident der Linzer Kongressgesellschaft, meint zum
Konkurrenzproblem: »Einen
direkten Vergleich zu Frankfurt oder Leipzig soll man nicht
herstellen. Das sind einfach
verschiedene
Dimensionen.
LITERA ist überschaubar konzipiert, ist kleinräumiger als
Frankfurt und Leipzig.«3
Die Linzer wollen ihre Buchmesse von nun an jedes Jahr veranstalten, jeweils in der Woche,
in die der Welttag des Buches
fällt. Spannend wird es dann
noch mal im Herbst, da steigt
auch Wien in den Messereigen
ein. Die Wiener Buchwoche des
österreichischen Buchhandels
zieht vom Rathaus in die Messe
Wien um und wird unter dem
Label »BuchWien« fortan jährlich als Publikumsmesse mit
internationalem Fachbesucherbereich veranstaltet werden.
Susanne Richt
289
BuB | Foyer
Ausland
Ausland
Regionale Seminare fördern Selbstständigkeit
türkischer Bibliothekare
Positive Evaluation
–B
.d
Am Ende der Seminare wurde
eine Evaluation durchgeführt.
92 Prozent der Teilnehmer bestätigten, dass die behandelten
Themen für sie von großem
Nutzen gewesen seien. Die
Teilnehmer brachten zum Ausdruck, dass die Seminare ihren
Horizont erweitert, ihr Selbstvertrauen gestärkt, ihre Kenntnisse vergrößert, ihnen neue
Perspektiven verschaff t, ihre
Motivation und ihre Stimmung
verbessert, eine Atmosphäre von
Kommunikation und Interaktion geschaffen, sie ermutigt und
den Wunsch, Projekte durchzuführen, geweckt haben.
Als Kritik wurde vorgebracht,
dass die Seminare zu kurz, zu intensiv und zu anstrengend und
das Rahmenprogramm zu gering seien. Die Teilnehmer forderten Seminare zu den Themen
Informations- und Kommunikationstechniken, Digitalisierung, Kommunikation, Mediennutzung, Beschaff ung von
Sponsoren, Gedankenfreiheit
und Zensur.
Bei den Seminaren entwickelten die Bibliothekare einige
Beispiele für künftige kreative
Dienstleistungen, wie zum Beispiel das Sammeln von Erinne- 1 In der Türkei, die circa 71 Millionen Einwohner hat, gibt es ein
rungen älterer Menschen der
zentrales öffentliches BibliotheksRegion, die Umwandlung des
system, das dem Ministerium für
Bibliotheksgartens in einen LeKultur und Tourismus untersegarten oder die Veranstaltung
steht. In den 81 Provinzen gibt es
1 179 Öffentliche Bibliotheken,
von Fahrrad-Rallyes, bei denen
in denen 2 628 Personen arbeidie Gewinner Bücher geschenkt
ten. Davon sind wiederum 326
bekommen.
ausgebildete Bibliothekare. Die
Infolge der Seminare hat unBibliotheken verfügen über einen
ter den Bibliothekaren, die an
Bestand von knapp 13 Millionen
den Seminaren teilnahmen, ein
Medien. Die Öffentlichen Bibliotheken wurden im Jahre 2006 von
Kommunikationsprozess bemehr als 21 Millionen Personen
gonnen. Bei Gesprächen und
benutzt, die rund 4,5 Millionen
Beobachtungen waren erste,
Medien ausliehen; außerdem sind
wenn auch noch schwache An60 mobile Bibliotheken im Einzeichen für eine Verschiebung
satz.
der »Erwartungshaltung gegen- 2 Übersetzung von Kathrin Neuüber der Zentralverwaltung« zumann, Istanbul
–u
.B
Besonders für junge Bibliothekare, die erst neu ins
Berufsleben eingetreten sind,
hatte die Teilnahme an den
Seminaren einen positiven
Einfluss auf ihre Motivation.
tungen in Öffentlichen Bibliotheken«, »Projektentwicklung«
und »Öffentlichkeitsarbeit«. Die
Seminare setzten sich aus PPTPräsentationen, Vorführungen
von Fotos und Filmen, Workshops, Besuchen von Öffentlichen Bibliotheken, Gesprächen
mit Provinz-Gouverneuren und
den Direktoren der Kultur- und
Tourismus-Ämter und Evaluationsgesprächen der Teilnehmer
zusammen.
Insgesamt haben 300 Bibliothekare teilgenommen. Das
bedeutet, dass circa 25 Prozent
der an Öffentlichen Bibliotheken arbeitenden Bibliothekare
w
Die Bewusstseinsveränderung,
die durch die genannten Entwicklungen an Wichtigkeit
gewonnen hat und bei den Bibliothekaren vollzogen werden
muss, können wir als Wandel
»weg von einer Erwartungshaltung gegenüber der Zentralverwaltung« und »hin zu einer
Problemlösung auf der Basis
lokaler kreativer Projekte in
Kooperation mit den NGO’s«
beschreiben. Vor diesem Hintergrund wurden in den Jahren
2006 und 2007 in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für
Kultur und Tourismus, dem
Goethe-Institut und dem Verein türkischer Bibliothekare
regionale Fortbildungsseminare
veranstaltet.
Es wurde geplant, mit diesen
neun regionalen Seminaren die
Öffentlichen Bibliotheken in
allen Provinzen zu erreichen.
Bei der Planung ging man von
einer Teilnehmerzahl von circa
30 Bibliothekaren pro Seminar
aus. An den Seminaren nahmen
das Leitungspersonal der Bibliotheken und ausgebildete Bibliothekare teil. Außerdem wurde zu den Seminaren von den
Kultur- und Tourismus-Ämtern
und den Stadtverwaltungen der
gastgebenden Provinzen je eine
Person eingeladen. Darüber hinaus nahm ein Beobachter der
dem Ministerium für Kultur
und Tourismus unterstehenden
Generaldirektion für Bibliotheken und Veröffentlichungen
teil. Den Inhalt des Seminars
vertraten der Lehrbeauftragte
des Fachbereichs für Information und Dokumentation (Bilgi
ve Belge Yönetimi Bölümü) an
der Hacettepe-Universität, Prof.
Bülent Yılmaz, und der Direktor
der öffentlichen Atatürk-Bibliothek in Izmir, Talat Aydilek.
Die Seminare wurden in den
Städten Manisa, Gaziantep,
Bartın, Antalya, Ankara, Trabzon, Erzurum, Van und Istanbul durchgeführt.
Behandelt wurden die Themen »Innovative Dienstleis-
w
In den vergangenen Jahren
waren zwei Entwicklungen
zu beobachten, die zu grundlegenden Veränderungen im
türkischen öffentlichen Bibliothekssystem1 führen werden.
Diese sind der Prozess der
Eingliederung der Türkei in die
Europäische Union sowie die
Übertragung der Öffentlichen
Bibliotheken aus der Zuständigkeit des Ministeriums an die
regionalen Verwaltungen. Für
die türkischen Bibliothekare an
Öffentlichen Bibliotheken ist es
wichtig, auf diese Veränderungen vorbereitet zu sein.2
gunsten einer »Problemlösung
auf Basis lokaler kreativer Projekte« festzustellen. Besonders
für junge Bibliothekare, die erst
neu ins Berufsleben eingetreten
sind, hatte die Teilnahme an den
Seminaren einen sehr positiven
Einfluss auf ihre Motivation.
Die Vorgeschichte der regionalen Seminare: Im Jahr
2005 fand mit Unterstützung
des Goethe-Instituts eine Reise nach Deutschland statt, an
der 15 Bibliothekare türkischer
Öffentlicher Bibliotheken teilnahmen. Ziel dieser Reise war,
das deutsche öffentliche Bibliothekssystem und seine Dienstleitungen kennenzulernen. Bei
den im Anschluss stattfindenden
Evaluationsgesprächen wurde
beschlossen, die neu erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen auf regionalen Seminaren
an die Bibliothekare der Öffentlichen Bibliotheken in der
Türkei weiterzugeben. Außerdem kam man überein, auch die
Erfahrungen der Bibliothekare,
die in den Jahren 2002 bis 2003
im Rahmen des PULMAN-XTProjektes nach Finnland gereist
waren, in diesen Seminaren weiterzugeben.
Prof. Dr. Bülent Yılmaz,
Ankara (Türkei) – Kontakt:
[email protected]
e
und Verwaltungskräfte erreicht
wurden. Das heißt, bei den dezentralen Seminaren handelt es
sich um die größte innerberufliche Fortbildungsveranstaltung,
die in der Türkei für den öffentlichen Bibliotheksbereich bisher
organisiert worden ist.
Problemlösung vor Ort
statt Warten auf die Zentrale
w
290
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Nachrichten
Nachrichten
400 000 Euro-Spende
für neue Bücherei
.d
Günter Röttcher
verstorben
w
Erläuterungen zum
Urheberrecht
w
Berlin. Die Rechtskommission
des Deutschen Bibliotheksverbands (DBV) will in den nächsten Monaten bibliotheksrechtliche Erläuterungen zum neuen
Urheberrecht veröffentlichen.
Dabei werden die einzelnen
neuen Vorschriften des 2. Korbes von verschiedenen Experten
behandelt. Bereits frei abrufbar
ist eine Auslegung der Vorschrift
zum Kopienversand von Armin
Talke unter: www.bibliotheksverband.de/ko-recht/dokumente/Aufsatz_53a_gekuerzt.pdf.
BuB | 60 (2008) 04
–B
Für die Pilotphase wurden von
beiden beteiligten Einrichtungen urherberrechtsfreie Werke
verschiedener Publikationsformen und mit unterschiedlichen
Schrifttypen ausgewählt: historische Zeitschriften, Adressbücher, landeskundliche Monografien, illustrierte Werke wie zum
Beispiel Rheinalben des 19. Jahrhunderts, Schulschriften et cetera.
Während der Pilotphase sollte ein Workflow für bereits vorliegende beziehungsweise selbst
erstellte Scans entwickelt und
Erfahrungen in der Nutzung der
Software gesammelt werden.
Die Erarbeitung eines Webauftritts mit gemeinsamer Oberfläche für alle Teilnehmer war
–u
Berlin. Der Ansturm auf die
neue Philologische Bibliothek
der Freien Universität ist nach
wie vor groß. Wegen nicht ausreichender
Arbeitsplatzkapazität musste der Zugang zur
Bibliothek Mitte Februar sogar
eingeschränkt werden. Vorrang
beim Zutritt haben Mitglieder
des Fachbereichs Philosophie
und Geisteswissenschaften sowie des zentralen Lateinamerika-Instituts.
Dilibri (www.dilibri.de) ist die digitalisierte Sammlung von landeskundlichen Werken zu Rheinland-Pfalz sowie von Beständen
aus rheinland-pfälzischen Bibliotheken.
In einer von September bis
Dezember 2007 dauernden Pilotphase wurde dilibri von der
Universitätsbibliothek Trier und
dem Landesbibliothekszentrum
Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit der semantics GmbH
und der Walter Nagel GmbH
& Co KG aufgebaut. Weitere
rheinland-pfälzische Bibliotheken und Einrichtungen werden
sich an dem Projekt beteiligen
und ihre digitalisierten Bestände
gemeinsam in diesem Portal präsentieren.
.B
Großer Ansturm auf
Philologische Bibliothek
Dilibri: Digitalisierungsportal
Rheinland-Pfalz
w
hat für den Neubau der Stadtbücherei am Ernst-Reuter-Platz
400 000 Euro gespendet. Mit
dem Geld soll eine Medienbibliothek mit CDs, DVDs und
Hörbüchern aufgebaut werden,
die vor allem junge Leute anspricht. Von der Spende sollen
gerade auch Schüler profitieren:
Für sie ist ein Bereich »Schule &
Lernen« vorgesehen, mit Literatur aus ganz unterschiedlichen
Fachbereichen. Gleichzeitig ist
geplant, das Angebot für Migranten zu erweitern. Der Neubau soll Ende des Jahres fertiggestellt werden.
ebenso Ziel wie die Nutzung von
diversen Schnittstellen.
Nicht zuletzt sollten Erfahrungen in Bezug auf Personaleinsatz
und Kosten (Hosting, Speicherung) gesammelt werden.
Die eingesetzte Software Visual Library bietet im Backend
eine automatisierte Qualitätskontrolle der Digitalisate, die
automatisierte Generierung von
Metadaten (OAI, METS, RSS),
die automatisierte Einspielung
der Digitalisate in die Webpräsentation und die Generierung
von URN für eine persistente
Identifikation. Auch der Einsatz
von OCR-Erkennung wurde in
der Pilotphase getestet.
Die Webpräsentation ermöglicht die intuitive Navigation innerhalb eines Objektes und die
Betrachtung der Digitalisate in
verschiedenen Vergrößerungsstufen. Die Nutzer haben die
Möglichkeit der Volltext- und
Metadatensuche im gesamten
Bestand. Die Dateien stehen im
PDF-Format zum Download zur
Verfügung.
Damit ist der Startschuss für
ein gemeinsames Digitalisierungsportal Rheinland-Pfalz und
für die kontinuierliche Bereitstellung von Digitalisaten rheinland-pfälzischer Provenienz gefallen.
Barbara Koelges,
Elmar Schackmann;
Landesbibliothekszentrum
Koblenz
e
Augsburg. Die Stadtsparkasse
291
Bonn. Der langjährige Direktor
der Stadtbibliothek (1963 bis
1984), Dr. Günter Röttcher, ist
am 19. Februar verstorben. Röttcher war in Fachkreisen durch
zahlreiche Veröffentlichungen
und als Mitautor am noch heute in Überarbeitung benutzten
grundlegenden Lehrbuch für die
Assistentenausbildung »Basiskenntnis Bibliothek« bekannt.
Außerdem hat er maßgeblich
an der Institutionalisierung des
damaligen Berufs »Assistent an
Bibliotheken« in Nordrhein-
Westfalen mitgewirkt. Darüber
hinaus war Röttcher nebenamtlicher Dozent und Mitglied der
Prüfungskommission sowohl
am damaligen BibliothekarLehrinstitut NRW als auch an
der damaligen Bibliotheksschule
des Borromäusvereins in Bonn.
Größtes Wörterbuch
Bremen. Das wohl größte
Wörterbuch der Welt steht seit
Februar in der Universitätsbibliothek. Es umfasst 25 Bände
à 2 000 Seiten, nachzuschlagen
sind 50 400 Begriffe in 225
Sprachen. Zusammengetragen
wurde das Ganze in 25 Jahren
von dem bei Bremen lebenden
Gregg Cox. Der US-Amerikaner hat seine Unterlagen – darunter auch über 100 Jahre alte
Bücher über Indianersprachen
– nach Abschluss seiner Freizeittätigkeit komplett der UB
gestiftet. Die Direktorin, Maria Elisabeth Müller, versichert:
»Die Wissenschaftler haben signalisiert, dass die Cox’sche Bibliothek wissenschaftlich interessante Anteile enthält.« Zuvor
hatte die Stadtbibliothek, laut
»Weser Kurier«, die Annahme
der Sammlung abgelehnt.
BuB | Foyer
Nachrichten
RAK-NBM im Netz
Frankfurt am Main. Auf der
Weihnachten im April
Gerlingen. Die Stadtbücherei
feiert ihren zehnten Geburtstag
im neuen Gebäude. Die Feierlichkeiten beginnen Anfang
April mit den Marketingkampagnen »www.ich-bin-dein.de«
und
»www.weihnachten-im-
–B
.d
e
Inhalte von »Spiegel Online«,
Einträge von Wikipedia sowie
der Lexika und Wörterbücher
Hamburg. Der »Spiegel« hat von Bertelsmann, eine Videonach eigenen Angaben die größ- und Bildermediathek.
te kostenfreie Recherche-Datenbank im deutschsprachigen
Internet gestartet. Unter www. »Lesestart« geht
wissen.spiegel.de gibt man wie in die zweite Runde
bei Google ein Suchwort ein
und erhält dann Informationen Heidelberg. Die Initiative »Heiaus folgenden Quellen: Archiv delberg schenkt Kindern Zudes »Spiegel« bis zur Gründung kunft« ist bereits im Februar
1947 zurück (mit Ausnahme der in die zweite Runde gegangen.
beiden aktuellen Ausgaben), alle Nachdem im vergangenen Jahr
1 500 Familien, deren Kinder in
der Heidelberger UniversitätsFrauenklinik geboren wurden,
ein erstes Lesestart-Set erhalten
hatten, können diese sich nun
das Fortsetzungs-Set in der
Stadtbücherei abholen. Darin
finden sie weiterführende Anregungen. Zu den Sets gehören
ein zweiter Vorleseratgeber mit
neuen Tipps, ein Ravensburger
Bilderbuch, eine Aufkleberserie
und eine »Leselatte«, in der neben der Größe des Kindes auch
seine »Bilderbuch-Vorlieben«
eingetragen werden können.
Stadtbibliothek Verden
erhält Preis der VGH-Stiftung
Die Stadtbibliothek Verden
(Foto) erhält den Bibliothekspreis 2008 der VGH-Stiftung.
Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre von
der VGH-Stiftung und dem Landesverband Niedersachsen im
Deutschen Bibliotheksverband
e.V. gemeinsam ausgelobt. Der
Bibliothekspreis der VGH-Stiftung würdigt Einrichtungen, die
vorbildliche und innovative Arbeit leisten, in diesem Jahr wird
er zum fünften Mal vergeben.
Die Jury ehrt mit der Verleihung
des Bibliothekspreises das überzeugende Gesamtkonzept der
Stadtbibliothek Verden, das sich
durch ausgeprägte Kundenorientierung, zukunftsorientierte
Partnerschaften sowie zielgerichtete Medien- und Öffentlichkeitsarbeit auszeichne. Mit
w
Webseite der Deutschen Nationalbibliothek steht ab sofort eine
elektronische Ausgabe der RAKNBM RAK-NBM. Stand: Printausg. 1996 u. Präzisierungen
2001 sowie Aktualis. 2004 u.
2006 kostenfrei zur Verfügung
(http://nbn-resolving.de/urn:
nbn:de:101-2007072733).
Kostenfreie
Recherche-Datenbank
–u
site »Europeana« soll künftig
den direkten Zugang zu mehreren Millionen digitaler Objekte
aus Europas Bibliotheken, Museen, Archiven und audiovisuellen Sammlungen über ein einziges Portal bieten. Eine DemoWebsite ist inzwischen in der
Deutschen Nationalbibliothek
vorgestellt worden. Dort wurde
gezeigt, wie Benutzer anspruchsvolle Such- und BrowsingWerkzeuge nutzen können, um
Gemälde, Fotografien, Objekte,
Bücher, Zeitungen, Archivalien, Filme und Tonaufnahmen
zu finden, die von europäischen
Kulturinstitutionen digitalisiert
wurden. Das Projekt European
digital library network begann
im Herbst 2007 mithilfe finanzieller Unterstützung der
Europäischen Kommission mit
der Entwicklung der Europeana. Das Nutzerverhalten in der
Demo-Version der Europeana
wird online beobachtet. Dadurch soll sichergestellt werden,
dass der Prototyp, der im November 2008 der Öffentlichkeit
vorgestellt werden wird, alle
Funktionalitäten bietet, die die
Nutzer benötigen. Die DemoWebsite ist unter www.euro
peana.eu zu finden.
.B
Frankfurt am Main. Die Web-
april.de«, die auf den Beginn
der Festwoche am 19. April hinweisen. Am 20. April wird unter
anderem der Gerlinger Stadtbücherei-Imagefilm der Öffentlichkeit präsentiert. Dieser Imagefilm ist genauso wie das Veranstaltungskonzept ein Produkt
aus der Zusammenarbeit mit
einer Projektgruppe des Bachelor-Studiengangs Bibliotheksund Informationsmanagement
der Hochschule der Medien in
Stuttgart unter der Leitung von
Prof. Wolfgang Ratzek.
w
Online-Portal Europeana
w
292
ihrem Engagement habe sich
die Stadtbibliothek Verden zu
einem wichtigen Lern-, Begegnungs- und Veranstaltungsort
in der Stadt entwickelt.
Mit dem »Preis für Kleine
Bibliotheken« wird die Bücherei Elbmarsch in Marschacht
ausgezeichnet. Gewürdigt wird
damit das große Engagement
in allen bibliothekarischen Arbeitsfeldern, die stete Leistungsentwicklung und die positive Verbindung von Schul- und
Gemeindebücherei. Der Preis
ist mit 5 000 Euro dotiert. Die
Katholisch-Öffentliche Bücherei Haselünne erhält einen mit
3 000 Euro dotierten Sonderpreis. Diese Auszeichnung gilt
dem besonderen ehrenamtlichen Engagement der Bücherei.
Foto:Helge Krückeberg
Zwist an UB Heidelberg
Heidelberg. Anfang April wech-
selt der Fachmann für frühe
Handschriften und alte Drucke
Armin Schlechter an die Pfälzische Landesbibliothek nach
Speyer. Schlechter war zuvor
zehn Jahre lang Leiter der berühmten Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek
Heidelberg. In der Fachwelt und
in der Stadt selbst hat Schlechters Kündigung Überraschung
und Verwunderung ausgelöst.
Laut einem Bericht der »Stuttgarter Zeitung« vom 23. Februar ist ein seit Längerem andauernder Zwist zwischen dem
Leiter der Heidelberger UB, Veit
Probst, und Armin Schlechter
der Grund für den Stellenwechsel. Die Zeitung schreibt: »Beide,
so hört man im Umfeld der UB,
hätten sich noch nie besonders
gemocht. Mit der wachsenden
Bekanntheit des Handschriftenexperten Schlechter sei es nicht
besser geworden.« Ein anonymer Kenner wird zitiert: »Probst
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Nachrichten
w
SLA-Award 2007
Karlsruhe. Der Geschäftsführer
der Online Consultants International GmbH, Michael Fanning, hat den SLA-Award 2007
der Special Libraries Association
(SLA) erhalten. Der Preis wurde
dem deutschen Informationsexperten für sein herausragendes
Konzept für eine MitgliederBuB | 60 (2008) 04
tet sich das Betreuungsangebot
an die Kinder von Mitarbeitern.
Freibleibende Plätze werden gerne an ›befreundete Institutionen‹ sowie Münchener Familien
vergeben«, so Griebel.
Mailingliste für
Spezialbibliotheken
Marburg. Ab sofort gibt es auch
eine Mailingliste für Spezialbibliotheken. Der fachliche
Austausch umfasst Fragen und
Antworten,
Stellenangebote,
Fundstücke und Ähnliches.
Die Subskribierung der Liste
»ASpB-Spezialbibliotheken« ist
möglich unter www.listserv.dfn.
de/cgi-bin/wa?SUBED1=aspbspezialbibliotheken-l&A=1.
Propädeutik in der
Schulbibliothek
München. Das Staatsinstitut
für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) hat eine Broschüre herausgegeben, in der
ein Kapitel dem »Lernort Bibliothek« (Seite 117 ff.) gewidmet
ist. Darin werden Bedeutung,
Funktion und Aufgaben der
Schulbibliothek im Rahmen der
e
Kinderkrippe in der
Staatsbibliothek
Bachelor-Studiengänge
erfolgreich gestartet
Potsdam. Die drei Bachelor-
.d
München. Nach einem knappen Jahr Vorbereitungszeit ist
die hauseigene Kinderkrippe der
Bayerischen
Staatsbibliothek
offiziell eröffnet worden. Nach
und nach wurden bereits seit
Ende 2007 Kinder im Alter von
acht Wochen bis zu drei Jahren
in der Krippe aufgenommen, um
ihre Betreuer kennenzulernen.
Seit März teilen sich in den 120
Quadratmeter großen Räumlichkeiten mit angrenzendem
Gärtchen insgesamt 22 Kinder
18 Betreuungsplätze. Der Generaldirektor der Bayerischen
Staatsbibliothek, Rolf Griebel,
unterstützt das Vorhaben nachdrücklich. »In erster Linie rich-
–u
ter 2009 wird vom Institut
fuer Informationswissenschaft
der Fachhochschule ein neuer
berufsbegleitender Weiterbildungs-Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft angeboten. Der viersemestrige, bologna-konforme
MA-Studiengang wird folgende
Charakteristika haben: berufsbegleitend mit 14 Präsenztagen
in Köln im 1. und 2. Semester;
komplementär
E-Learningbasierte Fernstudieneinheiten;
projektorientiertes Studium im
3. und 4. Studiensemester; 50
Prozent der Lehrenden werden
aus der einschlägigen beruflichen Praxis kommen. Bewerbungsschluss für den ersten
Studienjahrgang ist der 30. Juni
2008. Weitere Informationen
unter:
www.fbi.fh-koeln.de/
studium/wbma/wbma.htm.
–B
Köln. Ab dem Sommersemes-
w
Heidelberg. Am 22. Januar ist
Monika Münnich verstorben.
Münnich war bis zu ihrem Ruhestand vor einigen Jahren und
auch darüber hinaus eine engagierte Bibliothekarin. Bis Juni
2004 war sie ein aktives Mitglied der Expertengruppe Formalerschließung des Standardisierungsausschusses und zuvor
Vorsitzende des Vorgängergremiums, der Expertengruppe
RAK der Kommission des DBI
für Erschließung und Katalogmanagement. Schon früh
erkannte sie die Vorteile einer
Internationalisierung deutscher
Regelwerke. Münnich war eine
der Personen, die die Übersetzung der AACR2 ins Deutsche
initiierten und durchführten.
Auch nach ihrer Pensionierung
arbeitete sie aktiv für das Bibliothekswesen,
insbesondere
auf internationaler Ebene, bei
der IFLA Cataloguing Section.
Darüber hinaus war Münnich
langjähriges Mitglied der damaligen Kommission Neue Technologien des VdDB (Verein der
Diplom-Bibliothekare an wissenschaftlichen Bibliotheken).
wissenschaftspropädeutischen
Seminare in der gymnasialen
Oberstufe beschrieben. Download unter www.gymnasialeoberstufe-bayern.de/index.
php?Seite=2547&.
Weiterbildungs-Master
.B
Monika Münnich
verstorben
werbekampagne für die internationale Einrichtung in Deutschland (»Impulse for Growth!«)
zuerkannt.
w
kann es eben nicht gut ertragen,
dass Schlechter öfter in den Medien vorkommt als er selbst.« In
einem offenen Brief an den Rektor der Heidelberger Universität
hatten zuvor 30 Fachleute und
Mitarbeiter großer Bibliotheken
zwischen Stuttgart, Wolfenbüttel und Princeton (USA) gegen
die bereits Ende 2007 erfolgte
Abberufung Schlechters als Leiter der Handschriftenabteilung
protestiert.
Studiengänge am Fachbereich
Informationswissenschaften der
Fachhochschule – Archival Studies, Bibliotheksmanagement,
Information Studies – haben
ihre Probezeit bestanden. Die
95 Studierenden gaben den Studiengängen nach dem ersten Semester gute Noten. Als äußerst
positiv am Studium in Potsdam
wurden der persönliche Kontakt
zu den Lehrenden sowie der Einsatz von begleitendem E-Learning empfunden, während der
bauliche Zustand des Gebäudekomplexes am Alten Markt
deutlich in der Kritik stand.
Zum Anfang des Studiums im
293
BuB | Foyer
Nachrichten
Gutes Geschäft
mit Schulbibliotheken
Reutlingen. In Baden-Württem-
w
berg entstehen – wie in anderen
Bundesländern auch – weitere neue Schulbibliotheken.
Mehrere davon hat die ekz.
bibliotheksservice GmbH mit
Mobiliar und Grundbestand
ausgestattet, so zum Beispiel die
Bibliothek der Grund-, Hauptund Werkrealschule in Balingen-Frommern, die Bibliothek
des Bildungszentrums Nord in
Reutlingen-Rommelsbach, die
Freie Evangelische Schule Reutlingen, die Grundschule Mittelberg in Biberach und die Mediothek im Pestalozzi-Gymnasium
Biberach. Aber nicht nur im Inland, auch im Ausland herrscht
Interesse an deutscher Bibliothekstechnik und deutschem
Know-how. Zuletzt besuchten
Vertreter der Deutschen Schule
Shanghai die ekz und wählten
dort den Grundbestand für die
hauseigene Bibliothek aus. Unterdessen hat die ekz auch die
Rundumerneuerung ihrer Website abgeschlossen: Unter der
bisherigen Adresse www.ekz.de
präsentiert das Unternehmen
seine Informationen nun in neuem Design.
Bibliotheksfilm
Salzgitter. Flickr und Youtube
gehören im Internet zu den am
meisten aufgerufenen Seiten
weltweit. Die Stadtbibliothek
Salzgitter greift verstärkt auf
diese Möglichkeiten zu, die das
World Wide Web bietet, um
ihre Serviceleistungen publik zu
machen. Nachdem über die Ho-
e
ziert wurde. Das Team ist auch
für seine Filmbeiträge für TV 38
(Pauls Kunstsplitter) bekannt.
Dieser in Niedersachsen bisher
einzige Film über eine Stadtbibliothek bietet einen sehenswerten Eindruck über Architektur,
Angebote, Veranstaltungen und
Arbeit in den drei Bibliotheken
Salzgitters. Die Homepage der
Stadtbibliothek Salzgitter: www.
salzgitter.de/rathaus/fachdienst
uebersicht/stadtbibliothek/
index.php.
.d
Das Beste aber sei das Quiz,
bei dem es regelmäßig Süßigkeiten zu gewinnen gibt und
bei dem kein Kind leer ausgeht, wissen Lilo Almstadt und
Heinz Meyer. Abgerundet wird
die Bremer Show durch ein Gespräch mit den Kindern. Heinz
Meyer: »Sie dürfen sich mit einbringen.«
In diesem Jahr sind unter anderem eine Lesereise auf Einladung mit der niedersächsischen
Bibliothekszentrale, Lesungen
im Rahmen der schleswig-holsteinischen
Jugendbuchwoche und erstmals ein Einsatz im
Raum Stuttgart geplant. – Kontakt: Telefon 04 21/3 96 57 39;
E-Mail [email protected].
Ulf Buschmann
–B
Fachbereichs Informationswissenschaften der Fachhochschule gibt es zum Sommersemester
einen Wechsel: Neuer Dekan
wird Professor Dr. Hans-Christoph Hobohm, neuer Prodekan
Professor Dr. Hartwig Walberg.
Vor eineinhalb Jahren brachte
der Bremer Schünemann-Verlag
das Buch »So leben und glauben wir in Deutschland« auf den
Markt. Nachdem die Autoren
Lilo Almstadt und Heinz Meyer
damit in heimischen Gefilden für
Furore sorgten, sind sie seit dem
vergangenen Jahr hauptsächlich
in Niedersachsen, SchleswigHolstein und Nordrhein-Westfalen mit ihrer Multimediashow
zum Buch unterwegs. Ihre Zielgruppe: Kinder.
Im Gegensatz zu anderen
Autoren benötigen die Bremer
kein Hotel, sondern verbringen
die Nächte in ihrem Wohnmobil. Es sei zwar ein wenig eng,
doch das stört die beiden überhaupt nicht. »Ich schlafe neben
der Leinwand«, meint Lilo Almstadt mit einem Lachen: »Denn
wir bringen das gesamte Equipment mit.«
Die überaus positiven Reaktionen der Mädchen und Jungen
zeigen dem dynamischen Autorenduo, dass das auf die junge
Zielgruppe abgestimmte Konzept richtig ist.
In ihren Veranstaltungen
gehen sie zunächst gemeinsam der Frage nach, was Menschen benötigen, um ihre Geschichten überhaupt aufschreiben zu können. Danach folgt
die Vorstellung der Familien,
die im Buch »So leben und glauben wir in Deutschland« vorkommen.
–u
Potsdam. An der Spitze des
Mit dem Wohnmobil
von Bibliothek zu Bibliothek
.B
Wechsel an der Spitze
Lesereise
w
Oktober 2007 hatte es noch Unklarheiten über die Berufsbilder
gegeben, die sich hinter den
Studienangeboten im Fachbereich
Informationswissenschaften verbergen. Jetzt wurde
bestätigt, dass das interdisziplinäre Konzept der gemeinsamen
Studien für Archivare, Bibliothekare und Dokumentare eine
gute Wahl sei. Manche Studenten wünschten sich sogar noch
mehr Flexibilisierung.
w
294
Auf Achse in Sachen Völkerverständigung: das Bremer Autorenpaar Lilo Almstadt und Heinz
Meyer in ihrem Wohnmobil
Foto: mk vegesack
mepage der Bibliothek via flickr.
com auf fast 200 Fotos zugegriffen werden kann, die die Aktivitäten und Veranstaltungen
dokumentieren, steht ab sofort
über youtube.com beziehungsweise über die Homepage der
Bibliothek der neu entstandene
offizielle Bibliotheksfilm zur
Verfügung, der von Paul Heinrichs und Marco Gudat produ-
Absolventenumfrage
Stuttgart. Die Hochschule der
Medien startet eine Umfrage
unter Ehemaligen. Zur Beteiligung aufgerufen sind sämtliche
Ehemaligen-Jahrgänge
bis einschließlich 2007. Dazu
zählen auch die Absolventen der
HdM-Vorgängereinrichtungen:
die Fachhochschule für Druck
(FHD), die Fachhochschule
für Bibliothekswesen (FHB),
die Hochschule für Druck und
Medien (HDM) und die Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI). Die Ergebnisse werden voraussichtlich
im April 2008 auf der Webseite der Hochschule veröffentlicht. Die Studie wird über das
Alumni-Portal der HdM (www.
hdm-stuttgart.de/alumni) abgewickelt. Die Teilnahme erfolgt
anonym, ohne Verbindung zum
Teilnehmenden oder seinem
Nutzerkonto im Portal.
Alles übers Symposium
Zadar (Kroatien). Die Procee-
dings des 16. BOBCATSSS
Symposiums, das vom 28. bis
zum 30. Januar unter dem Motto »Providing Access to Information for Everyone« im kroatischen Zadar stattfand, sind auf
dem edoc-Server der HumboldtUniversität Berlin unter http://
edoc.hu-berlin.de/conferences/
bobcatsss2008 frei zugänglich.
Die gedruckte Ausgabe ist als
Band 3 der Reihe »Beiträge zur
Bibliotheks- und Informationswissenschaft« im Verlag Bock +
Herchen erschienen.
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Termine
Wie sag’ ich es meinen Kunden?: Das Auskunftsinterview
23. – 24. April – Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt
(Main) · BuB 2/2008
Einführung der
kommunalen Doppik in
Öffentlichen Bibliotheken
28. April – Büchereizentrale Niedersachsen, Lüneburg ·
BuB 2/2008
Mai
w
Braunschweig-Exkursion
mit Besuch des Georg-EckertInstitut für Internationale
Schulbuchforschung und
der Stadtbibliothek
6. Mai – Georg-Eckert-Institut
für Internationale Schulbuchforschung · BuB 3/2008
Steuerrechtliche Fragen
in der Medienbearbeitung
7. Mai – Universitätsbibliothek Johann Christian SenBuB | 60 (2008) 04
Das Projekt
»Vorlesen in Familien«
des Zentrums für Literatur,
Wetzlar
22. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 3/2008
Google I
Effiziente Suche im Internet
22. Mai – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 3/2008
Herausragende medienpädagogische
Projekte gesucht
Mit dem Dieter Baacke-Preis
zeichnet die Gesellschaft für
Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend bundesweit
beispielhafte Projekte aus, die in
der Bildungs-, Sozial- und Kulturarbeit entstanden sind. Bewerben können sich Institutionen, Initiativen oder Einzelpersonen, die innovative, originelle
oder mutige Projekte zur Förderung einer pädagogisch orientierten
Medienkompetenz
durchführen. Das kann beispielsweise ein kreatives Internetprojekt in der Jugendarbeit
sein, ein Kinderradioprojekt,
ein Film- und Fernsehworkshop
für Familien oder ein außergewöhnliches multimediales Fotoprojekt. Im Zentrum der Preis-
w
Besichtigung Leibniz-Institut
für Katalyse e.V. und der Bibliothek, anschließend Stammtisch im »Klock 8«, Rostock
4. Mai – Leibnitz-Institut für
Katalyse e.V., A.-Einstein-Str.
29a, Rostock · BuB 3/2008
Vorlesen und Erzählen!
Oder »Wie fessle ich meine
Zuhörer« – Workshop
7. Mai – Beratungsstelle für
Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen, Hildesheim ·
BuB 3/2008
Freie Informationsquellen
im Internet
21. Mai – Büchereizentrale
Niedersachsen in Lüneburg ·
BuB 3/2008
–u
Alles Online – oder was?
24. April – Stadtbücherei
Würzburg · BuB 2/2008
»2. Runder Tisch« zum Thema
Kooperationsvereinbarungen
Bibliothek und Schule als
Bildungspartner
7. Mai – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 3/2008
.B
Studienfahrt nach Flensburg
23. April – Abfahrt ab S-Bahnhof Bahrenfeld · BuB 2/2008
Workshop für die
EDV-MitarbeiterInnen
der wissenschaftlichen
Bibliotheken in Thüringen
7. Mai – Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek
Jena · BuB 3/2008
w
Was für ein Service!
Der Weg zu Auskunftsstandards in Ihrer Bibliothek
21. April – Münchner Stadtbibliothek, Rosenheimer Str. 5,
· BuB 2/2008
Hier gibt’s was auf die Ohren:
Hörbücher für Erwachsene
14. Mai – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 3/2008
Fortbildungsexkursion 2008
– Thüringen-Rundfahrt Jena/
Erfurt/Weimar
22. – 25. Mai – Magdeburg /
Halle · BuB 3/2008
Arbeitskreis Fahrbibliotheken
23. Mai – Stadt- und
Landesbibliothek Potsdam ·
BuB 3/2008
e
April
HABIT: Ein Bibliotheks-Trainingsprogramm für Klasse 10
7. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 3/2008
Vorlesen und Erzählen!
Oder »Wie fessle ich meine
Zuhörer« – Workshop
8. Mai – Büchereizentrale
Niedersachsen in Lüneburg ·
BuB 3/2008
Wer nicht lesen will –
darf hören!: Hörbücher für
Erwachsene
26. Mai – Bibliothek am Meer
Bad Zwischenahn ·
BuB 3/2008
.d
ckenberg, Frankfurt (Main) ·
BuB 3/2008
–B
Fortbildung
vergabe steht nicht allein das
Produkt, sondern auch der medienpädagogische Prozess.
Die Ausschreibung richtet
sich an Projekte außerschulischer Träger (zum Beispiel Jugendzentren,
Kindergärten,
Medienzentren und Medieninitiativen) und Kooperationsprojekte zwischen schulischen und
außerschulischen Trägern. Das
Projekt sollte entweder im Jahr
2007 oder bis zum 31. August
2008 abgeschlossen sein. Die
Preisträger erhalten eine Zuwendung für ihre medienpädagogische Arbeit in Höhe von:
3 000 Euro (1. Preis); 1 500 Euro
(2. Preis); 500 Euro (3. Preis). Bewerbungsschluss ist der 31. August. Information und Anmeldung unter: www.gmk-net.de/
wettbewerb/dieter_baacke_
preis.php.
Podcast, Wiki, Blog & Co:
Wie Bibliotheken neue Trends
im Internet für sich nutzen
können
26. Mai – Landesfachstelle
München · BuB 3/2008
Mit allen Sinnen. Konzepte
und Erfahrungen zur LiteracyErziehung zwischen 0 und 4
Jahren (Vortrag)
27. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 3/2008
Wer nicht lesen will –
darf hören: Hörbücher für
Erwachsene
27. Mai – Büchereizentrale
Niedersachsen · BuB 3/2008
Der Weg ist das Ziel: Wie
man Ziele formuliert, Kennzahlen entwickelt und diese
auch kontrolliert
28. Mai – Landesbibliothek
Wiesbaden · BuB 3/2008
BIBLIOTHECA2000Anwendertreffen
28. Mai – Landesfachstelle
für Öffentliche Bibliotheken,
Erfurt · BuB 3/2008
Was ist eine Klassenführung?: Workshop zu
Qualitätsstandards von
Klassenführungen
28. Mai – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 3/2008
Wer nicht lesen will –
darf hören!: Hörbücher für
Erwachsene
295
BuB | Foyer
Termine
Leselust durch neuen
Lesestoff (Klassen 10–13)
Zielgruppe: Lehrkräfte der
Klassen 10 bis 13
3. Juni – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover
Veranstalter: Akademie für
Leseförderung der Stiftung
Lesen, Hannover
w
Buchstabensuppe: Feine Rezepte zur Leseförderung – von
Bibliotheken für Kindergärten
2. Juni – Landesfachstelle, Außenstelle Würzburg
Veranstalter: Landesfachstelle
für das öffentliche Bibliothekswesen, Außenstelle Würzburg
Referentin: Sita Freihold, Bremen
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: Stephan Niemeyer, Landesfachstelle, Außenstelle Würzburg, Telefon:
09 31/30 46 91-4, stephan.
[email protected]
Buchstabensuppe: Feine Rezepte zur Leseförderung – von
Bibliotheken für Kindergärten
3. Juni – Landesfachstelle
München
Veranstalter: Landesfachstelle
für das öffentliche Bibliothekswesen, München
Referentin: Sita Freihold,
Bremen
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: Ulrich Gäßlein,
Landesfachstelle München,
Der Deutsche Jugendliteraturpreis prämiert jährlich herausragende Werke der Kinder- und
Jugendliteratur. Seit über 50
Jahren ist der einzige deutsche
Staatspreis für Literatur ein verlässliches Gütesiegel für hohe literarische Qualität, aber auch
Orientierungshilfe auf dem mittlerweile fast unüberschaubaren
Kinder- und Jugendbuchmarkt.
In eintägigen Praxisseminaren
unter dem Titel »Ausgezeichnet!« können Teilnehmer kreative Vermittlungsmethoden zu
den nominierten Büchern des
Deutschen Jugendliteraturpreises 2008 für ihren Berufsalltag
kennenlernen und erproben.
Die Seminare bieten morgens
und nachmittags Workshops zu
den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch und Jugendbuch an. Die
Idee des neuen Seminarangebotes ist es, praxisorientierte
Konzepte zu den ausgezeichneten Büchern auf kompakte Art
und Weise in verschiedene Regionen Deutschlands zu bringen. So finden Tagesseminare
am 6. Juni in Berlin, am 11. Juni
in Dortmund und am 25. Juni in
Stuttgart statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 68 Euro (inklusive Verpflegung).
Programm und Anmeldung
jeweils unter: www.jugendlite
ratur.org.
–u
Juni
Der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. (AKJ) bietet zwei Seminare an, die auch für Bibliothekare von Interesse sind:
1. Wohin sich die Kinderliteratur in der Medienlandschaft
verändert
Die Medienlandschaft und damit das Umfeld der Kinder- und
Jugendliteratur wandelt sich mit
zunehmender Geschwindigkeit.
Die Rolle des Buchs muss neu
definiert werden. Kinder erwerben Medienkompetenz auf moderne Weise, und es stellt sich
die Frage: Zählt Lesekompetenz
als grundlegende Kulturtechnik
überhaupt noch? Wie werden
Bücher inhaltlich dem neuen
Anspruch gerecht? Wen wollen
und sollen sie erreichen? Und
wie? – Unter dem Titel »Alles ist
möglich?« möchte die Tagung
vom 30 Mai bis zum 1. Juni in
Freising die vielfältigen medialen und kinderliterarischen Veränderungen skizzieren und aus
ihnen konkrete Folgen für die
Arbeit in der Praxis ableiten. Die
Teilnahmegebühr beträgt 200
Euro (inklusive Unterbringung
im Doppelzimmer und Verpflegung) beziehungsweise 210
Euro (im Einzelzimmer).
2. Eintägige Praxisseminare zu
den nominierten Büchern
des Deutschen Jugendliteraturpreises 2008
.B
Leseförderung von Anfang
an – Spielerischer Lesespaß
für Kinder zwischen 0 und 4
Jahren
30. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 3/2008
Buchstabensuppe: Feine Rezepte zur Leseförderung – von
Bibliotheken für Kindergärten
4. Juni – Landesfachstelle,
Außenstelle Regensburg
Veranstalter: Landesfachstelle
Seminare zur Kinder- und
Jugendliteratur
w
Weblogs, Wikis und RSS:
Überblick, Nutzung und
Erstellung
29. – 30. Mai – Landesbibliothekszentrum RheinlandPfalz/Pfälzische Landesbibliothek Speyer · BuB 3/2008
für das öffentliche Bibliothekswesen, Außenstelle Regensburg
Referentin: Sita Freihold,
Bremen
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: Ingrid Schneider, Landesfachstelle, Außenstelle Regensburg, Telefon: 09 41/5 95 63-67, ingrid.
[email protected]
e
Leseförderung von Anfang
an – Spielerischer Lesespaß
für Kinder zwischen 0 und 4
Jahren
29. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 3/2008
Referent: Dr. Andreas Müller,
Akademie für Leseförderung
Anmeldung: (bis 19. Mai) Dr.
Andreas Müller, www.akade
miefuerlesefoerderung.de,
[email protected],
Telefon: 05 11/12 6 7-215
.d
Telefon: 089/286 38-28 73,
[email protected]
–B
28. Mai – Beratungsstelle für
Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen, Hildesheim ·
BuB 3/2008
w
296
Allegro-C (ÖB)-Anwendertreffen – Workshop
4. Juni – Landesfachstelle
für Öffentliche Bibliotheken,
Erfurt
Veranstalter: Landesfachstelle
für Öffentliche Bibliotheken in
Thüringen, Erfurt
Referent: Herr Hartmann,
Büchereizentrale Lüneburg
Anmeldung: (bis 5. Mai) Landesfachstelle für Öffentliche
Bibliotheken in Thüringen,
Schillerstr. 40, 99096 Erfurt,
Christina Kummer-Bolz,
Telefon: 03 61/26 28 93 73,
E-Mail: kummerbolz@lf
erfurt.de
Buchstabensuppe: Feine Rezepte zur Leseförderung – von
Bibliotheken für Kindergärten
5. Juni – Landesfachstelle,
Außenstelle Nürnberg
Veranstalter: Landesfachstelle
für das öffentliche Bibliothekswesen, Außenstelle Nürnberg
Referentin: Sita Freihold,
Bremen
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: Norbert Hellinger, Landesfachstelle,
Außenstelle Nürnberg,
Telefon: 09 11/9 28 92-13,
[email protected]
Web 2.0
Jeder spricht von Web 2.0.
Was ist das? Welche Bedeutung hat das Web 2.0 für
Bibliotheken?
9. Juni – Münchner Stadtbibliothek
Veranstalter: BIB Landesgruppe Bayern
Referent: Karl Dietz, Dipl.-Dokumentar, Schwäbisch Gmünd
Gebühr: BIB-Mitglieder 40
Euro, Nichtmitglieder 90 Euro
Anmeldung: (bis 26. Mai)
Anette Hagenau, StadtBuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Termine
Informationstag zum Master-Studiengang »Informations- und Wissensmanagement« in Hannover
.d
stelle für Öffentliche Bibliotheken
Referent: Rainer Rudloff, Institut für lebendige Sprache,
Lübeck
Anmeldung: Hessische
Fachstelle für Öffentliche
Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr. 55-57, 65185 Wiesbaden,
Telefon 06 11/334-269 0
–u
.B
w
w
w
Lese-Rezepte II
Zielgruppe: Mitarbeiter/innen
BuB | 60 (2008) 04
Telefax: 0 64 41/40 01-49, EMail: [email protected].
Plaza ein. Vorträge zum Wissensmanagement und Workshops zu den Studieninhalten
vermitteln einen Eindruck von
Inhalt, Konzeption und Ausrichtung des Studienprogramms.
Des Weiteren können sich Studieninteressierte zu Studienvoraussetzungen,
Studienablauf
und -inhalten von Dozenten
und den Master-Studierenden
des ersten Jahrgangs beraten
lassen. Weitere Informationen
gibt es unter www.fakultaet3.
fh-hannover.de/de/studium/
master/MIWM.
e
Im Wintersemester 2008/2009
werden erneut Studierende zum
Master-Studiengang
»Informations- und Wissensmanagement« mit dem Abschluss Master of Arts zugelassen. Der Weiterbildungsstudiengang
umfasst fünf Semester und ist berufsbegleitend als Teilzeitprogramm mit Präsenzphasen und
E-Learning organisiert. Am 19.
April lädt die Fakultät III – Medien, Information und Design
zu einem Informationstag von
10 bis 15 Uhr an die Fachhochschule Hannover auf der Expo
–B
an Öffentlichen Bibliotheken
und Schulbibliotheken
12. Juni – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein, Rendsburg
Veranstalter: Büchereizentrale Schleswig-Holstein,
Rendsburg
Referentin: Dr. Gudrun
Neue Leserezepte – Aktivierende Methoden für die Praxis Sulzenbacher, Autorin und
9. Juni – Büchereizentrale Nie- freie Mitarbeiterin des
dersachsen in Lüneburg
Pädagogischen Instituts
Veranstalter: Büchereizentrale Bozen (Südtirol)
Niedersachsen in Lüneburg
Gebühr: 35 Euro
Referentin: Dr. Gudrun SulAnmeldung: (bis 22. Mai) Büchereizentrale Schleswig-Holzenbacher
Anmeldung: (bis 19. Mai) Bü- stein, Margret Much, Wranchereizentrale Niedersachsen, gelstr. 1, 247 68 Rendsburg,
Telefon: 0 43 31/12 54 53,
Lüner Weg 20,
E-Mail: [email protected]
21337 Lüneburg,
Telefon: 0 41 31/95 01-0,
E-Mail: info@bz-niedersachsen. Lesescouts – Schüler motiviede, www.bz-niedersachsen.de ren andere Schüler zum Lesen
Zielgruppe: Beschäftigte in
weiterführenden Schulen und
Neue Leserezepte – Aktivierende Methoden für die Praxis Öffentlichen Bibliotheken
12. Juni – Gottfried Wilhelm
10. Juni – Beratungsstelle für
Öffentliche Bibliotheken Süd- Leibniz Bibliothek, Hannover
Veranstalter: Akademie für
niedersachsen, Hildesheim
Leseförderung der Stiftung
Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Lesen, Hannover
Südniedersachsen, Hildesheim Referentin: Sarah Rickers,
Referentin: Dr. Gudrun SulMitarbeiterin der Stiftung
zenbacher
Lesen
Anmeldung: (bis 19. Mai) Be- Anmeldung: (bis 28. Mai)
ratungsstelle für Öffentliche
www.akademiefuerlesefoer
Bibliotheken Südniedersachderung.de, Anke Märk-Bürsen, Richthofenstr. 29,
mann, [email protected],
311 37 Hildesheim, Telefon:
Telefon: 05 11/12 67-215
0 51 21/708-313, E-Mail:
bst-hildesheim@bz-nieder
Vorleseseminar: Lebendig
sachsen.de, www.bz-nieder
und nachhaltig vorlesen
sachsen.de
16. Juni – Stadtbücherei GroßGerau
Neue Leserezepte – AktivieVeranstalter: Hessische Fachrende Methoden für die Praxis
11. Juni – Stadtbibliothek Leer
Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken
Weser-Ems
Zentrum für Literatur
Referentin: Dr. Gudrun Sulzenbacher
Das Zentrum für Literatur in
Anmeldung: (bis 19. Mai)
Wetzlar bietet unterschiedliBeratungsstelle für Öffentliche Fortbildungen an. Die Lische Bibliotheken Weser-Ems,
te der Angebote kann auf der
Esenser Str. 26, 26603 Aurich,
Internetseite www.phantastik.
Telefon: 0 49 41/9 73 79-30,
eu eingesehen werden. KonE-Mail: bst-weser-ems@bztakt: Zentrum für Literatur,
niedersachsen.de, www.bzTurmstraße 20, 35578 Wetzniedersachsen.de
lar, Telefon 0 64 41/40 01-40,
bücherei Traunstein, Haywards-Heath-Weg 1,
83278 Traunstein, anette.
[email protected]
Weitere Information: www.
bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm
297
5. Wetzlarer Bibliothekstag
16. Juni – Zentrum für
Literatur, Wetzlar
Information: Zentrum für
Literatur, Turmstraße 20,
35578 Wetzlar,
Telefon: 0 64 41/400 1-40,
[email protected]
Lese-Rezepte – Workshop 2
18. Juni – Landesfachstelle
für Öffentliche Bibliotheken,
Erfurt
Veranstalter: Landesfachstelle
für Öffentliche Bibliotheken in
Thüringen, Erfurt
Referentin: Gudrun Sulzenbacher, Autorin
Gebühr: 15 Euro
Anmeldung: (bis 9. Mai)
Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen,
Schillerstr. 40, 99096 Erfurt,
Christina Kummer-Bolz,
Telefon: 03 61/26 28 93 73,
E-Mail: kummerbolz@lf er
furt.de
Leistungsbezogene Vergütung im TVöD – Leistungsanreize für Beschäftigte in Öffentlichen Bibliotheken
18. Juni – Stadt- und Landesbibliothek Potsdam
Veranstalter: Landesfachstelle für Archive und öffentliche
Bibliotheken im Brandenburgischen Landeshauptarchiv
Referentin: Kristina Lippold,
Vorsitzende der BIB-Kommission Eingruppierung und Besoldung
Anmeldung: Landesfachstelle für Archive und öffentliche
Bibliotheken im Brandenburgischen Landeshauptarchiv, Susanne Taege, An der Orangerie
3, 14469 Potsdam, Telefon:
03 31/6 20 32-14, E-Mail:
Susanne.Taege@blha.
brandenburg.de
Google II
Effiziente Literaturrecherche
mit Google
Zielgruppe: Mitarbeiter/innen aus Bibliotheken mit Auskunftstätigkeit
Vorkenntnisse: Teilnahme an
einem früheren Google-Kurs
(oder Google I) bzw. sicherer
Umgang mit Suchmaschinen
19. Juni – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein
Veranstalter: Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg
BuB | Foyer
Markt
Erfahrungsaustausch und
anderes – BIB-Stammtisch
Hannover
Zielgruppe: BIB-Mitglieder
(und andere Kolleginnen und
Kollegen) im Raum Hannover
25. Juni – Restaurant »Maestro«, Hannover, Künstlerhaus,
Sophienstr. 2
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Niedersachsen/Bremen
Anmeldung: (bis 11. Juni)
Elke König-Gerdau c/o Stadt-
e
derbuch« durch Klaus Willberg
(avj). Am zweiten Tag werden
neben Referaten auch sieben
verschiedene Workshops angeboten, unter anderem »Jugendbücher des Deutschen Jugendliteraturpreises 2007«. Renate
Paßmann-Lange möchte Einblicke in die Tätigkeit des Arbeitskreises für Kinder- und Jugendliteratur gewähren und die neuen
Preisträger vorstellen.
Es wird ein Tagungsbeitrag
von 85 Euro erhoben (ermäßigt 45 Euro). Das Gesamtprogramm, die genaue Adresse sowie das Anmeldeformular stehen unter www.akademie-kjl.
de. Dort können auch Hotelzimmer reserviert werden.
ric
bibliothek Neustadt a. Rbge.,
Telefon: 0 50 32/93 97 19,
[email protected]
Weitere Information: www.
bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm
Referentin: Renate Schiffers,
Kinderbibliothek, Hamburger
Öffentliche Bücherhallen
Gebühr: 15 Euro
Anmeldung: (bis 16. Juni)
Büchereizentrale SchleswigHolstein, Margret Much,
Wrangelstr. 1,
24768 Rendsburg,
Telefon: 0 43 31/12 54 53,
E-Mail: [email protected]
–B
–u
Büchereiforum Kinder und
Jugend 2008 – Programmarbeit für Minis
Zielgruppe: Mitarbeiter/innen
in Kinderbibliotheken
25. Juni – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein, Rendsburg
Veranstalter: Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Rendsburg
Veranstaltungen, die vom Berufsverband Information Bibliothek (BIB) angeboten werden, finden sich ab sofort
ebenfalls in dieser Rubrik. Eine
Sammlung von Links zu bibliothekarischen Fortbildungsveranstaltungen bietet die
Website
www.bib-info.de/
event.htm.
Zeutschel GmbH:
Bedienungsfreundliches
Scannen auch im
Großformat
pr. – Mit dem OS 12000 A1
präsentiert Zeutschel einen
neuen Farbscanner für die Digitalisierung von großformatigen
Dokumenten, Zeitungen und
Büchern. Der Aufsichtsscanner
erfasst Vorlagen bis zu einem
Format von A1 und zeichnet
sich durch innovative Lichttechnologien, ein intuitives Bedienkonzept und ein attraktives
Preis-/Leistungsverhältnis aus.
.d
»Bücherwege – vom Verlag zum
Leser« – so lautet das Motto der
ersten Kinder- und Jugendbuchmesse in Unterfranken. Vom 29.
bis 31. Mai stellen verschiedene
Kinder- und Jugendbuchverlage
im »Divino« Nordheim ihr Programm vor. Begleitend werden
verschiedene Kinderbuchautoren, wie Manfred Mai und Jutta Richter, aus ihren Werken lesen.
Zusätzlich besteht für Fachpublikum am 29. und 30. Mai
die Möglichkeit, an der alljährlichen Frühjahrstagung mitzuwirken. Am ersten Tag des Kongresses liegt der Schwerpunkt
auf Vorträgen wie zum Beispiel
»Qualität und Kommerz im Kin-
w
Web. 2.0, Weblogs, Wikis &
Co.: Grundlagen und Einsatz
von Social Software in Öffentlichen Bibliotheken
25. Juni – Büchereizentrale
Niedersachsen in Lüneburg
Veranstalter: Büchereizentrale
Niedersachsen in Lüneburg
Referent: Dipl.-Bibl. Stephan
Kieck
Anmeldung: (bis 4. Juni)
Büchereizentrale Niedersachsen, Lüner Weg 20,
21337 Lüneburg, Telefon:
0 41 31/95 01-0, E-Mail:
[email protected],
www.bz-niedersachsen.de
1. Jugendbuchmesse der Deutschen Akademie für
Kinder und Jugendliteratur e.V.
.B
Web 2.0, Weblogs, Wikis &
Co.: Grundlagen und Einsatz
von Social Software in
Öffentlichen Bibliotheken
23. Juni – Volkshochschule
Hildesheim
Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken
Südniedersachsen, Hildesheim
Referent: Dipl.-Bibl. Stephan
Kieck
Anmeldung: (bis 4. Juni)
Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen, Richthofenstr. 29,
31137 Hildesheim, Telefon:
0 51 21/708-313, E-Mail:
bst-hildesheim@bz-nieder
sachsen.de, www.bz-nieder
sachsen.de
Markt
Zum Lesen verlocken
w
Referent: Oke Simons, Lektor
in der Büchereizentrale Schleswig-Holstein
Gebühr: 10 Euro
Anmeldung: (bis 5. Juni) Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Margret Much, Wrangelstr. 1, 24768 Rendsburg,
Telefon: 0 43 31/12 54 53,
E-Mail: [email protected]
w
298
Bilderbuchkino als Mittel
zur Leseförderung in Kindergarten und Schule
Zielgruppe: Beschäftigte in
Kindergärten, Grundschulen
(1./2. Klasse) und Öffentlichen Bibliotheken
26. Juni – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover
Veranstalter: Akademie für
Leseförderung der Stiftung
Lesen, Hannover
Referentin: Anke Märk-Bürmann, Akademie für Leseförderung
Anmeldung: (bis 11. Juni)
www.akademiefuerlesefoer
derung.de, Anke MärkBürmann, anke.maerk@gwlb.
de, Telefon: 05 11/12 67-215
Ein patentiertes LED-Beleuchtungssystem führt zu einer
optimalen Lichtfokussierung.
Das Resultat ist eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit von
drei Sekunden in Graustufe und
fünf Sekunden in Farbe sowie
eine Minimierung der Lichtbelastung. Durch die geringe
Lichtemission werden die wertvollen Dokumente geschont
und ein ergonomisches Arbeiten
ermöglicht.
Die rückwärtige, blendfreie
Beleuchtung verhindert SchlagDer integrierte Monitor
erlaubt eine Voransicht des
Scans. Fehlkopien gehören
somit der Vergangenheit an.
schatten und störende Reflexe
und stellt somit auch bei problematischen Dokumenten eine
bestmögliche Ausleuchtung des
Buchfalzes sicher.
Eine perfekte Entzerrung des
Buchfalzes bietet die optional
erhältliche 3D-Scantechnologie
»Perfect Book«. Das zusammen
mit der Otto-von-Guericke
Universität in Magdeburg entwickelte Verfahren erfasst während des Scanvorgangs die 3DOberflächenform der Buchseite.
Darauf aufbauend korrigiert
»Perfect Book« die Verzerrung
der Zeichen zur Buchmitte hin;
BuB | 60 (2008) 04
Foyer | BuB
Markt
w
BuB | 60 (2008) 04
.B
e
die vierte Großstadtbibliothek
der DBV-Sektion 1, die auf Software von BOND setzt. Köln ist
die erste Bibliothek dieser Größenordnung, die sich für die
zukunftsweisende webbasierte
Software BIBLIOTHECA.net
entschieden hat.
Im Rahmen des Auswahlverfahrens und anhand eines
anspruchsvollen Pflichtenheftes wurden das Unternehmen
BOND und das Potenzial der
Software intensiv geprüft. Mit
der Software ausgestattet werden neben der Zentralbibliothek
Köln auch elf Stadtteilbibliotheken, der Bücherbus, die Blindenbibliothek, das Literaturin-Köln-Archiv und das Heinrich-Böll-Archiv. Im gesamten
Bibliothekssystem stehen nahezu eine Million Medien zur
Verfügung. Diese werden in einem mehrstufigen Prozess in die
neue Software migriert.
Die webbasierte Technologie
von BIBLIOTHECA.net ermöglicht den Bibliotheksmitarbeitern den flexiblen Zugriff auf
die Software per Web-Browser.
Die Software wird über einen
zentralen Server bereitgestellt.
So ist die EDV-Abteilung
der Stadtbibliothek Köln in
der Lage, das System zentral,
schlank und zeitsparend zu administrieren.
Nach der Software-Umstellung können die Bibliotheksbenutzer im Web-OPAC.net im
Medienbestand online recher-
.d
Zur Ausleihe von DVDs/CDs
in Bibliotheken ist die neue
»DVD Media-Box«
eine vielfältig nutzbare
»Universalbox«.
ne Vollsicherung erfolgt, kann
entweder der Einleger oder die
Box mit einem RFID-Etikett
gesichert werden. Die weiteren
DVDs/CDs beziehungsweise
Booklets werden mit DummyEtiketten gesichert. So können
bis zu fünf CDs in CD-Taschen
in der DVD Media- Box ausgeliehen werden.
Kostenlose Muster können
angefordert werden unter Telefon 09 11/44 44 54.
www.noris-transport
verpackung.de
–u
Durch die CD-Taschen können
keine CDs durch unsachgemäße
Entnahme beschädigt werden.
Ob für Hörbücher oder Konzerte mit mehreren CDs, ob mit
einem dicken Textheft oder nur
für mehrere CDs – die NORIS
Media-Boxen 8, 14 und 24 bieten für viele Anforderungen die
ideale Lösung.
Mit nur drei Boxen, die gleiche Außenmaße haben und sich
nur durch die Rückenbreite unterschieden, kann eine Vielzahl
von Anforderungen für den Verleih abgedeckt werden. Alle drei
Boxen haben eine Klarsichtfolie
für Einleger, die eigenhändig
sehr variabel gestaltet werden
können. Hilfsmittel dazu wie
doppelseitig
selbstklebende
Pads gibt es auch im Katalog von
NORIS.
Zur Ausleihe von DVDs/
CDs in Bibliotheken ist die neue
»DVD Media-Box« eine vielfältig nutzbare »Universalbox«.
Die Außenmaße entsprechen
der Standard-DVD-Box. Innen
befindet sich kein Knopf zur
Disc-Aufnahme. Die Disc wird
in einer CD-Tasche in die Box
eingelegt.
Dadurch entstehen keine
Beschädigungen mehr durch
unsachgemäße Entnahme. Die
Original-Einleger können verwendet werden. Auch wenn die
CDs zum Beispiel in Jewelboxen
aufbewahrt werden, kann diese
w
die Zeichen werden exakt gerade
ausgerichtet, die Seiten automatisch getrennt und im passenden
Format gescannt.
»Simplify it« lautet das Motto der OS 12000-Bedienerführung. So lassen sich am Bedienfeld der Zeutschel Scanner
die wichtigsten Funktionen in
wenigen Schritten aktivieren.
Besonders praktisch: Der integrierte Monitor erlaubt eine Voransicht des Scans. Fehlkopien
gehören somit der Vergangenheit an.
Der OS 12000 A1 ist ab der
Jahresmitte 2008 erhältlich.
Neben dem A1-Modell gibt es
den OS 12000 auch im A2-Format als Graustufen- (OS 12000
G) und Farbscanner (OS 12000
C) sowie als Buchkopierer (OS
12000 Bookcopy in Grau oder
Farbe) mit angeschlossenen
Drucksystemen.
»Der OS 12000 macht das
Buchscannen einfacher, schneller und preisgünstiger. Dadurch
wird aus einer Nischenanwendung eine interessante Option
für Bibliotheken und Archiven
in den Bereichen Kopierlösungen
und elektronische Lieferdienste,
aber auch für neue Zielgruppen
wie Behörden, DMS-Dienstleister und Versicherungen«, charakterisiert Hans-Peter Heim,
Geschäftsführer der Zeutschel
GmbH, das neue Scanner-Konzept.
w
Mit dem OS 12000 A1 präsentiert
Zeutschel einen neuen Farbscanner
für die Digitalisierung von großformatigen Dokumenten, Zeitungen
und Büchern.
Foto: Zeutschel
Bereits im März ist der neue
Katalog von NORIS für Medienverpackungen erschienen.
Die Produktauswahl gerade
für den Bedarf in Bibliotheken wurde um einige Artikel
erweitert. Eine Produktgruppe
hat sich in den letzten Monaten
für Bibliotheken zum absoluten Favoriten entwickelt: Die
NORIS Media-Boxen 8, 14 und
24 mit den dazu passenden
CD-Taschen doppelseitig mit
Vlies und Abheftrand gehören
zur Grundausstattung jeder
Bibliothek mit der Ausleihe von
neuen Medien.
zum Transport in die DVD Media-Box gepackt werden.
Die zerbrechlichen Jewelboxen werden geschützt. Auch bei
der Selbstverbuchung mit RFID
kann mit der DVD Media-Box
gearbeitet werden. Wenn kei-
–B
NORIS:
Neue Ideen für
Medienverpackungen
BOND:
Stadtbibliothek Köln
entscheidet sich für
BIBLOTHECA.net
pr. – Die Stadtbibliothek Köln,
Nach der Software-Umsteleine der größten Öffentlichen
lung können die BibliotheksBibliotheken Deutschlands,
benutzer im Web-OPAC.net
wechselt zur Bibliothekssoftim Medienbestand online
ware BIBLIOTHECA.net. Das
recherchieren.
webbasierte Bibliotheksmanagement-System von BOND
wird die bisher eingesetzte Soft- chieren. Neben den klassischen
ware ablösen.
Selbstbedienungsfunktionen
»Wir freuen uns sehr und sind
stolz, mit der Stadtbibliothek
Köln eine der renommiertesten und größten Bibliotheken
Deutschlands im Kreis unserer
Kunden begrüßen zu dürfen«,
so die BOND-Geschäftsführer
Michael König und Wolfgang
Nathusius. Nach Frankfurt,
Stuttgart und Bielefeld ist Köln
(suchen, vormerken, verlängern)
bietet der Web-OPAC.net zahlreiche zukunftsweisende neue
Möglichkeiten:
RSS-Feeds,
automatisierte Medienempfehlungen und Medienlisten (zum
Beispiel Top10-Ausleihen), Bewertungs-Möglichkeiten durch
die Leser, Feedback-Funktionen
»Tell us« und »Tell a friend« sowie Social-Bookmarking.
299
BuB | Foyer
Markt
pr. – Die Schwabmünchner
Stadtbücherei ist nach dem
Abschluss von umfangreichen
Sanierungsarbeiten wieder in
ihr angestammtes Domizil in der
Grundschule zurückgekehrt.
Seither nutzt sie auch modernste Informationstechnik:
Als erste Bibliothek setzt sie ein
Internet- Bibliothekssystem in
Verbindung mit RFID-Technologie (Radio Frequency Identification) von EasyCheck ein.
–u
.B
w
w
Matthias Joos, Bibliothecas
CEO, bringt das Ziel des Relaunches auf den Punkt: »Mit
zwei Klicks gelangt der Bibliothekar zu allen wichtigen
Fakten über uns und unser
modulares, offenes RFID-System. Der dritte Klick offenbart
weiterführende Details. Interessenten und Kunden können
auf dieser neuen Plattform einen
professionellen Überblick über
unsere große Bandbreite moderner, kundenspezifischer BiblioKomponenten erhalten.« Produktseiten vermitteln auf einen
Blick die Vielzahl der Produktund Softwarefeatures. BiblioChip-systemeigene, technische
Benefits und diverse Modellvarianten werden in anschaulichen
Videos offensichtlich.
Referenzberichte internationaler Installationen und eine
umfangreiche
News-Section
mit aktuellen Meldungen, Medienberichten und NewsletterAngebot gestalten den Auftritt
besonders praxisnah. Mit einem
Klick ist das Support-Team erreichbar. Und der persönliche
Ansprechpartner für eine weiterführende Beratung vor Ort ist
über ein differenziert gestaltetes,
globales Kontaktmenü einfach
zu finden.
Ein umfassender Downloadbereich bietet zudem vielfältige
Zusatzinformationen zur Technologie und aus der Praxis, wie
White Papers, Bilder und Filme
einzelner Installationen.
Zu diesem Zweck wurde die
RFID-Lösung von EasyCheck,
Göppingen, in das InternetBibliothekssystem WinBIAP.
net von datronic, Augsburg,
integriert. Die lokal angeschlossenen RFID-Geräte wurden
von EasyCheck netzwerkfähig
gemacht, damit der HostingServer sie über das Internet ansprechen kann.
»Durch Outsourcing konnte
die gesamte IT-Verantwortung
auf das datronic-Rechenzentrum übertragen werden«, so die
Büchereileiterin Erika Jakob.
»Wir starten aus dem normalen
Browser heraus die komplette
WinBIAP.net-Applikation und
ob Sie sich in der Bibliothek
selbst oder an Ihrem Heimarbeitsplatz befinden, spielt dabei
keine Rolle.«
Herzstück der RFID-Technologie ist ein winziger Transponder (Mikrochip und Antenne),
Wiley InterScience:
Zusammenarbeit mit
Swets bei E-Books
pr. – Wiley, ein weltweit führender Verlag hochwertiger naturwissenschaftlicher, technischer,
medizinischer und professioneller Inhalte, gibt bekannt,
mit Swets eines der weltweit
führenden Unternehmen für
Abonnementmanagement als
globalen Vertriebspartner für
seine E-Book-Sparte gewonnen
zu haben. Dieses Geschäft umfasst den gesamten Bereich des
elektronischen Buchmaterials
auf der Webplattform Wiley InterScience, das nun direkt über
Swets bezogen werden kann.
e
pr. – Seit Februar ist die neue
dynamische Website von Bibliotheca RFID Library Systems
online. Aktuelle, bibliotheksspezifische Informationen rund
um das BiblioChip RFID-System
werden klar und übersichtlich
präsentiert. Ein frisches und modernes Layout, das dem neuen
Corporate Design ent-spricht,
sowie ein stabiles, seitliches
Hauptmenü erleichtern die Navigation durch alle Rubriken wie
News, Unternehmen, Technologie, Produkte und Referenzen.
der auf Medien (Büchern, CDs,
DVDs, Kassetten, Hörbüchern,
Spielen) angebracht wird und
auf dem die Medien-Informationen gespeichert werden. Diese
können mithilfe von RFIDLesegeräten automatisch, kabel- und berührungslos bis auf
einige Meter Entfernung gelesen
werden. Die RFID-Technologie erlaubt es, von einer Vielzahl von Transpondern ganzer
Medienstapel Informationen
gleichzeitig auszulesen. Dies erspart das manuelle Scannen von
Barcodes auf einzelnen Medien
bei der Ausleihe oder Rückgabe
und kann künftig von den Lesern selbstständig an der Selbstverbuchungstheke ausgeführt
werden.
Neu ist auch die elektronische
Sicherung der Medien gegen
Diebstahl. Am Ausgang der Bibliothek ist der Durchgangsleser
EasyGate installiert, der sofort
Alarm auslöst, wenn ein Medium nicht ordnungsgemäß ausgeliehen und verbucht wurde.
Die Stadtbücherei Schwabmünchen hat bei der Ausleihe
eine Zentralfunktion als Stadtund Schulbibliothek. Mit über
21 000 Medien werden jährlich
rund 70 000 Ausleihen getätigt.
Den Bibliotheksmitarbeitern
stehen zwei PC-Arbeitsplätze
zur Verfügung, die über das Internet an das datronic-Rechenzentrum angeschlossen sind.
Zwei PCs stehen den Besuchern
für die Recherche im WEB-Katalog und zwei weitere für die
Internet-Recherche zur Verfügung.
.d
Datronic:
RFID für OutsourcingBibliothekssystem
–B
Bibliotheca RFID:
Mit zwei Klicks zu den
zentralen Informationen
w
300
Die RFID-Technologie erlaubt es, von einer Vielzahl von Transpondern
ganzer Medienstapel Informationen gleichzeitig auszulesen.
Foto: Datronic
Wiley InterScience OnlineBooks sind vom Kunden in frei
wählbaren Titel-Paketen beziehbar, wodurch die E-BooksKollektion des Kunden flexibler
Derzeit sind mehr als
2 900 Titel verfügbar – und
ihre Zahl steigt weiter an.
ausgebaut werden kann. Derzeit
sind mehr als 2 900 Titel verfügbar.
Wiley InterScience ermöglicht Bibliotheken Zugriff auf
hochwertige Inhalte aus Naturwissenschaft, Technik und
Medizin, Wirtschaft, Geisteswissenschaften,
Finanzen
und weiteren Bereichen. Mit
COUNTER-kompatiblen Benutzungsstatistiken können die
Bibliotheken die Nutzung ihrer
Wiley InterScience OnlineBooks Titel für Titel bewerten
und jedes Jahr die wenig genutzten Titel austauschen.
»Wir verstehen es als unsere
Aufgabe, unseren Kunden zu
helfen, Zugriff auf die benötigten Informationen im von ihnen
gewünschten Format zu erhalten«, sagte Arie Jongejan, Chief
Executive Officer von Swets.
»Indem unsere Kunden OnlineBooks direkt bei Swets ordern,
erhalten sie auf effiziente und
wirtschaftliche Art Zugang zu
der von Wiley angebotenen Fülle von Informationen.«
BuB | 60 (2008) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
301
I
Wissensturm Linz
Eine Idee wurde zum Turm – und wie spiegelt der Turm die Idee? Ausgangspunkt
war der Gedanke, Öffentliche Bibliothek
und Volkshochschule möglichst eng und
systematisch miteinander zu verknüpfen.
Vorangetrieben wurde dieses Konzept
von Hubert Hummer, dem heutigen Direktor des Wissensturms. »Auf der Basis
eines integrativen Konzepts sollen die
Volkshochschule, die Stadtbibliothek und
die Medienwerkstatt ein Stück weit zusammenwachsen und ihre Leistungen aufeinander abstimmen. Dazu wurden sieben
Sachbereiche gebildet, in denen gemischt
besetzte Teams die Programmierung vornehmen. Gibt es in der Volkshochschule
einen Schwerpunkt Entspannung, so soll
das Thema auch im Medienbereich entsprechend vertreten sein und umgekehrt.
Aus dem Konzept darf dabei kein Korsett
werden, das die Entwicklung behindert.
Der Nutzen für die BesucherInnen des
Wissensturms und die Effizienz von Lernprozessen kann dadurch aber gesteigert
werden.«1
Die sieben Sachbereiche heißen: Gesellschaft und Politik, Natur und Technik,
Der Linzer Wissensturm ist im Herbst 2007
eröffnet worden und ein Beitrag zum Linzer
Kulturhauptstadtjahr 2009.
Foto: Herzenberger, Magistrat Linz
Gesundheit und Wohlbefinden, Haushalt
und Wohnen, Grundbildung und Beruf,
Kultur und Kreativität, Sprachen.
Die Stadt Linz beschloss einen gemeinsamen Neubau für die beiden sehr unzulänglich untergebrachten Bildungseinrichtungen Bibliothek und Volkshochschule.
Linz, mit reicher Bautradition, aber auch
mit aktuellen Kulturbauten gesegnet – ars
electronica, neues Kunstmuseum, ein neues Musiktheater ist im Bau – beschloss ein
Projekt in einem Viertel zwischen Bahnhof und historischem Zentrum, das sich
zurzeit im Umbruch befindet.
w
w
w
.B
–u
Spannende neue Bibliotheksgebäude
verkörpern aktuelle Architekturtendenzen: Zum Beispiel der Wissensturm im
österreichischen Linz, ein über die Dächer
der Stadt ragendes bildungspolitisches
Symbol mit Aussicht, oder auch die neue
Öffentliche Bibliothek Amsterdams,
die mit 28 000 Quadratmeter Fläche
wahrscheinlich die größte in ganz Europa
ist. Wolfram Henning hat für BuB fünf
interessante neue Bibliotheksgebäude in
Linz, Amsterdam, Delft und in Weimar
besucht.
e
Architektonische Highlights
aus Linz, Amsterdam, Delft und
Weimar
.d
Fünf Häuser, fünf
Botschaften
m Januar und Februar 2008 besuchte
ich in Deutschland, Österreich und
den Niederlanden einige neue Bibliotheken, auf deren Konzepte und Häuser
ich neugierig war. Die folgenden Berichte
sind nicht komplett. Sie wollen Wesentliches pointieren und die abstrakte Darstellung von Tendenzen (siehe dazu den
Bericht auf Seite 309 bis 312) mit Leben
erfüllen. Mein Dank gilt den auskunftsbereiten Kolleginnen und Kollegen in Linz,
Delft, Amsterdam und Weimar.
–B
Wolfram Henning
Im Wissensturm im österreichischen Linz sind Öffentliche Bibliothek und Volkshochschule unter
einem Dach untergebracht. Als bildungspolitisches Symbol und städtebaulicher Akzent macht
sich der Turm vorzüglich.
Foto: Herzenberger, Magistrat Linz
BuB | 60 (2008) 04
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
w
.B
–u
w
Kreatives Design im Wissensturm Linz, dem 63 Meter hohen, elliptischen Turmbauwerk, das international Beachtung findet.
Foto: Herzenberger, Magistrat Linz
w
Der Bau ist ein Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr 2009. Das architektonische
Grundkonzept der Architekten Kneidinger und Stögmüller wurde vom Gebäudemanagement der Stadt Linz weitergeführt.
Die Bezeichnung »Wissensturm« charakterisiert die Sache und zugleich das Hauptmerkmal des Bauwerks.
Es entstand ein 63 Meter hohes, elliptisches Turmbauwerk mit 15 Obergeschossen sowie einem dreigeschossigen Sockelbauwerk und einem Untergeschoss. Die
Bibliothek nimmt das Erdgeschoss, ein
Zwischengeschoss und zwei Obergeschosse ein.
e
Website: www.wissensturm.at
Bibliothekstyp: Öffentliche Bibliothek
Einwohner Linz: 190 000
Bestand: 100 000 Medieneinheiten
Eröffnung: 2007
Öffnungsstunden pro Woche: 41
Art der Baumaßnahme:
Gemeinsamer Neubau für
Bibliothek und Volkshochschule
Architekten: Franz Kneidinger und
Heinz Stögmüller (Grundkonzept),
Egon Wurzinger und Manfred Diessl
(Weiterführung)
Fläche: Nettofläche Volkshochschule
4 560 Quadratmeter, Nettofläche Bibliothek 3 350 Quadratmeter, Synergieflächen 1 570 Quadratmeter
Kosten: circa 32 Millionen Euro
nutzt. In den Kursräumen sorgen Wandfelder in sanften Farben für gelöste Atmosphäre. Sehr praktisch: Tische, die unter
zwei Beinen kleine Räder haben, sodass
ein unangestrengtes Umgruppieren möglich ist.
Zum Haus gehört eine Medienwerkstatt, die Radio- und Fernsehsendungen
produziert. Der Gedanke der Synergie
zwischen Volkshochschule und Bibliothek
verdichtet sich im sogenannten Lernzentrum. Es liegt an der Schnittstelle zwischen
beiden Einrichtungen, enthält einmal einen offenen Lernbereich mit Computerarbeitsplätzen und Multimediaplätzen, daneben einen Raum, in dem professionelle
Lernberatung stattfindet.
Speziell geschulte Bibliotheks- und
Volkshochschul-Mitarbeiter
fungieren
als »Lerncoaches«. Räumliche Synergien
werden außerdem, wie schon erwähnt, im
Eingangsgeschoss und bei der Kinderbetreuung wirksam; diese ist neben der Kinderbibliothek angesiedelt, wird aber per
Outsourcing betrieben.
Die inhaltliche Verknüpfung von Bibliothek und Volkshochschule, die Arbeit
in gemeinsamen Teams, wird von Hubert Hummer und der Bibliotheksleiterin
Heike Merschitzka als »work in progress«
betrachtet. Durch die Gebäudeform sind
fließende Übergänge zwischen beiden
Einrichtungen beschränkt. Im Turm muss
gestapelt werden. Als bildungspolitisches
Symbol und eindrucksvolles städtebaulicher Akzent macht er sich allerdings vorzüglich.
.d
Wissensturm Linz
Das Sockelbauwerk kann grob als rechteckig bezeichnet werden. Im elliptischen
Turm befinden sich Verwaltungsräume
(drittes bis fünftes Obergeschoss), die
Räume der Volkshochschule und zuoberst
ein Seminarzentrum.
Der Turm gestattet schöne Rundblicke
auf Stadt und Umgebung. Die von außen
ablesbare Panoramaliftgruppe hat spezielle Brandschutzmaßnahmen erfordert.
Besonderer Wert wurde auf behindertengerechte Ausstattung gelegt. Leitsysteme
für Gehörlose und Sehbehinderte wurden
entwickelt sowie spezielle optische und
akustische Alarmsysteme.
Die Möglichkeiten der großen Eingangshalle sind noch nicht voll ausgereizt.
Sie fungiert als Verteiler und bietet direkte Zugänge zu Bibliothek, Tapas-Bar und
Veranstaltungssaal. An einem Infopoint
erhält man Orientierungsauskünfte, ein
Servicecenter bietet Volkshochschulanmeldungen und Bürgerservice sowie
–B
302
Buchrückgabe. Es fehlt einstweilen Animation, Wecken von Neugier auf das große Wissensvergnügen...
Die Bibliothek konnte einen Entwicklungssprung vollziehen. Sie präsentiert
sich ruhig und klar gegliedert. Verbucht
wird mit RFID-Technik. Designermöbel
sorgen für Form- und Farbakzente.
Die Volkshochschule kommt in ihren 39 sachlich-modern möblierten und
technisch ausgezeichnet ausgestatteten
Seminarräumen mit den ellipsenförmigen
Geschossgrundrissen gut zurecht. Kleine
Restflächen, die sich ergeben, werden als
Gruppenräume oder Pausenbereiche ge-
Openbare Bibliotheek Amsterdam (OBA)
Zehn Minuten Fußweg vom Amsterdamer
Hauptbahnhof – und man erreicht auf einer Insel die größte Öffentliche Bibliothek
der Niederlande, wenn nicht Europas.
Ihre Fläche beträgt 28 000 Quadratmeter.
(Zum Vergleich: die geplante »Bibliothek
21« in Stuttgart wird 11 200 Quadratmeter haben).
Auf Oosterdokseiland befindet sich
nicht nur die neue Bibliothek, weitere große Bauten wie das Konservatorium oder
ein Interimsgebäude für das Stedelijk Museum sind schon hochgezogen oder werden noch geplant.
Der Abstand dieser Hochbauten voneinander ist sehr gering. Der Architekt
der Bibliothek Jo Coenen (bekannt durch
seinen Bibliotheksbau in Maastricht) fand
das treffende Bild von einem aufgeschnit-
1 Wissensturm. Einladung zur Entdeckungsreise. Magistrat Linz, 2007, S. 12
BuB | 60 (2008) 04
Lesesaal | BuB
.d
–B
–u
Magazin sitzt unter der Kinderbibliothek.
Eine Rolltreppenanlage, deren Verkleidung auch Teilfunktionen des Leitsystems
übernimmt, verbindet die Geschosse; die
Aufzüge sind mit künstlerischen Installationen verbunden; zum Restaurant führt
eine breite Treppe.
Für die geforderte Bibliotheksgröße
orientierte man sich an San Francisco, das
bei etwa gleicher Einwohnerzahl 30 000
Quadratmeter hat. Die Stadt Amsterdam
brauchte eine starke Zentralbibliothek,
damit Oosterdokseiland als vielbesuchter
Ort funktioniert.
Schlüsselwort für die Bibliotheksphilosophie ist nach Direktor Hans van Velzen
»belevenis« – das meint das Erlebnis Bibliothek im Ganzen, aber auch die Wahrnehmung einzelner Bereiche und Aktivitäten. Ausgangspunkt ist, dass man jeden
Tag etwas in der Bibliothek erleben kann.
Technisch ist man auf dem neuesten
Stand: Sonnenkollektoren auf dem Dach,
Glasfaserkabel in den Fußböden, eine
Mediensortiermaschine in Verbindung
mit RFID, Selbstverbuchung in mehreren
Geschossen, professionelle Beleuchtungstechnik im Bibliothekstheater.
Die PCs mit Sprachprogrammen – Niederländisch als Fremdsprache – sind mit
Kopfhörern und Mikrofon gekoppelt. Es
gibt Sessel in der Form liegender Eier, aus
denen ein Segment entfernt wurde, um die
Sitzfläche zu gewinnen; derart platziert
hat man vor sich eine Säule mit Tastatur
und iMac – Computerplätze fantasievoller
Art.
Teile der Bibliothek sind virtuell »nachgebaut« und können im Second Life bespielt werden. Um die guten alten Bücherrücken attraktiver zu gestalten, hat man
Leuchtdioden in die Regale integriert, nun
glitzert das Gutenbergmedium verheißungsvoll …
w
Schwerpunkt
Openbaare Bibliotheek Amsterdam: Von der geräumigen Eingangshalle führen flache, kindgerechte Stufen hinunter in die Kinderbibliothek, in die ebenfalls Tageslicht hineinscheint.
Foto: OBA
.B
tenen Brotlaib, so dicht sind die Häuser
beieinander. Durch eine Ausnahmegenehmigung gelang es, dass die Bibliothek
trotzdem ein wenig aus der Baufluchtlinie
hervorspringt und gleichzeitig einen Vorplatz erhielt.
Jo Coenen musste sich dem Zwang fügen, dass die Bibliothek nicht mit Terrassen nach außen ausgestattet werden konnte. So entwarf er Terrassen nach innen,
entwarf gegeneinander versetzte Lufträume, die Tageslicht von oben hereinholen
und um die herum sich ein großer Teil der
600 Internetplätze gruppiert.
Von der geräumigen Eingangshalle
führen flache, kindgerechte Stufen hinunter in die Kinderbibliothek, die ebenfalls
Tageslicht erhält. Halbgeschossig über
der Eingangshalle finden sich Café und
Zeitschriften, das erste Obergeschoss ist
der Multimediaabteilung vorbehalten, die
zweite Etage bietet Belletristik und Comics, die Etagen drei bis sechs enthalten
die nach der Dewey-Klassifikation geordneten Sachgebiete; Restaurant und literarisches Theater verbinden sich im siebten
Obergeschoss mit einer Aussichtsterrasse.
Kleine Museumsbereiche und Plätze sind in einige Geschosse integriert. Es
gibt Seminarräume, die auch vermietet
werden. Den großartigen Ausblick nach
Westen über glänzendes Wasser in die
Stadt Amsterdam hinein kann man von
besonderen Sitz- und Liegelandschaften
aus genießen.
Pro Geschoss beträgt die Fläche in der
Regel 2 500 Quadratmeter, ein geräumiges
Themenschwerpunkte in BuB
w
w
Heft 11-12/2007:
Teaching Library
Heft 1/2008:
Die Bibliothek der Zukunft
Heft 2/2008:
Trend zum Ehrenamt
Heft 3/2008:
Streitfall Bildschirmmedien
Heft 4/2008:
Die Botschaft der Häuser
Heft 5/2008:
Fremdbild – Wie sehen uns andere?
Heft 6/2008:
Bibliothekarische Berufsbilder
BuB | 60 (2008) 04
303
e
Die Botschaft der Häuser
Openbare
Bibliotheek
Amsterdam (OBA)
Website: www.oba.nl
Bibliothekstyp: Öffentliche Bibliothek
Einwohner: 743 000
Bestand: 1,7 Millionen Bücher
(übrige Medien nicht beziffert)
Eröffnung: 2007
Öffnungsstunden pro Woche:
84 (an 7 Tagen von 10 Uhr bis 22 Uhr)
Art der Baumaßnahme:
Selbstständiger Neubau
Architekt: Jo Coenen
Fläche: 28 000 Quadratmeter
Kosten: 73,5 Millionen Euro
Die Kinderbibliothek hat eine besondere Raumkonzeption. Die weißen Regale
bilden Kreissegmente, sodass Binnenräume entstehen. Auch bei den farbigen
Sesseln und Liegelandschaften setzt man
auf Rund und dimensionierte sie so, dass
Platz für mehrere Personen entsteht. Kegelförmige weiße Leuchten schweben über
dem Ganzen. Sehr funktional sind Computertische in unterschiedlicher Höhe
ausgeführt. Zur Kinderbibliothek gehören
ein »Laboratorium« und ein »story telling
room«.
Es gibt einige kritische Stimmen. Der
Bau sei zu groß, das Interieur überrasche
aber positiv. Ein Fachkollege vermisst lebhaftere Farbgestaltung – die Farbe Weiß
dominiert. Ein Mediathecarius der Amsterdamer Akademie für Baukunst wird im
Internet grundsätzlich: Eine Bibliothek als
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Über dem verglasten Eingang prangt
ein Schriftzug: »dok Library Concept
Center«. Das Kürzel DOK steht für
DiscOtake, Openbare Bibliotheek und
Kunstcentrum – drei Einrichtungen, die
im Vorgängerbau getrennt arbeiteten und
nun auf städtischen Wunsch zu einer Einrichtung verschmolzen sind.
mitunter spektakulärer Veranstaltungen,
die in Delft nicht als Anhängsel, sondern
als wichtiger Teil des Leistungsangebots
und der Ausstrahlung der Bibliothek in
die Stadt angesehen werden.
Um die Halle gruppieren sich Belletristik und Kinderbibliothek sowie die Musikund Filmabteilung. An dem Platz mit dem
besten seitlichen Tageslicht findet sich der
Bilderverleih, reichlich Fläche für die Präsentation des Bildangebots ist vorhanden,
ein Ausstellungsbereich schließt sich an.
Zum Farbkonzept gehören orangene
Wandflächen, kräftig gelbe Theken und
die leuchtenden Orange- und Rottöne der
fantasievollen Sitzmöbel. Die mattschwarzen Regale stehen auf hellem Boden.
Zahlreiche Details fallen auf: die großzügigen Regalkojen mit innen situierten
Arbeitsplätzen; die klare Binnengliederung der Kinderbibliothek, die auch ohne
Teddybärenkitsch Geborgenheit signalisiert; ein rosarotes Kabinett mit Liebesromanen, das die seriöse Romanabteilung
ergänzt – und natürlich die poppigen Präsentations-, Hör- und Sehinseln im Musik- und Filmbereich.
Es gibt iPod-Sessel mit integrierten
Lautsprechern; Macs, die vom Personal
mit neuester Musik und neuesten Filmen
gefüttert werden; Spielkonsolen und den
sogenannten »Tank U«, von dem man sich
von der Bibliothek bereitgestellte Inhalte
aufs Handy laden kann. Auch Delft demonstriert RFID-Verbuchung und moderne Transporttechnik.
Wie wird der selbstbewusste Anspruch
des »library concept centers« eingelöst?
Die Medienwelt ändert sich dramatisch,
aber es bleibt das Interesse der Menschen
an »stories« im weitesten Sinn des Wortes. So das Credo des Bibliotheksdirektors
Eppo van Nispen tot Sevenaer, der vom
Fernsehen zu DOK Delft gekommen ist.
Was tut es zur Sache, ob die Story als Buch
existiert, als CD, als DVD, als MP3-Player-Botschaft oder als Kunstwerk?
Man studiert die besten Bibliothekskonzepte Amerikas, denkt nach über die
Rolle von Spielen für Bildung und den Erwerb bestimmter Fähigkeiten, die man in
Zukunft brauchen wird. Wenn die Menschen, das heißt der wichtigste »Bestand«
der Bibliothek, glücklich sind, dann hat
die Bibliothek eine Zukunft.3
.B
–u
–B
.d
kultureller Supermarkt sei da entstanden,
die echte Bibliothek befinde sich im Magazin.
Ins Positive gewendet: die Öffentliche Bibliothek als ein akustisch sogar
recht annehmbares Kulturkaufhaus für
6 000 Besucher täglich. Es ist ähnlich
wie bei einem Bienenkorb, aus dem ja
e
304
Computerarbeitsplätze der fantasievollen Art gibt es in Amsterdams Öffentlicher Bibliothek: Die
Sessel vor den Bildschirmen haben die Form liegender Eier.
Foto: OBA
Die Publikumsbereiche erstrecken sich
über zwei Hauptgeschosse, das vorhandene Stützenskelett wurde beibehalten, metallene Technikkanäle werden offen unter
der Decke geführt. Diese quasi industrielle
Ausstrahlung kontrastiert absichtsvoll mit
der losen Möblierung und dem Farbkonzept der Bibliothek.
Die Raumfolge erschließt sich für das
Publikum so: Aus dem eher niedrigen
Erdgeschoss mit den Sachbuchbeständen
führt eine breite Holztreppe hinauf in
eine großzügige, schön proportionierte
zentrale Halle, die durch ein Podium mit
einigen witzig-voluminösen Sesseln komplettiert wird. Ein schräges Glasdach, das
hoch über der gesamten Halle liegt, führt
Tageslicht von oben ins Haus.
Die Halle wird seitlich vom Zeitschriftenangebot und dem Bibliothekscafé flankiert. Große Tische für jeweils acht Personen sind so weit auseinandergerückt, dass
plaudernde Gruppen einander nicht stören. Die Halle ist zugleich ein Ort großer,
w
auch kein Einzelgeräusch heraussticht
– und »De Bijenkorf« sieht sich als das
inspirierendste Warenhaus der Niederlande.2
DOK Delft
w
w
Von der Kanalseite kommend, sieht man
einen langgestreckten, ochsenblutfarbenen Backsteinbau. In diesen hat, im Zuge
einer partiellen Umnutzung, die Stadt
Delft ihre Öffentliche Bibliothek einpassen lassen.
Den Bau umrundend, begreift man die
Logik des Standorts: ein neu geschaffener
zentraler Platz öffnet sich, mit Theater,
Kino, Geschäften und Wohnbebauung.
Die Bibliothek zeigt zur Platzseite viel
Glas, schwungvolle weiße Linien auf den
Glasflächen deuten Buchrücken an. Der
Frequenzbringer Bibliothek stärkt diesen
neuen zentralen Ort der kleinen, mit eindrucksvollen historischen Bauten gesegneten niederländischen Stadt.
2 Informationen und Abbildungen in »Bibliotheekspecial«, Juni 2007
3 Dazu DOK Delft, internes Arbeitspapier
4 Olaf Eigenbrodt: Living Rooms and Meeting Places – aktuelle Annäherungen an den
Raum der Bibliothek. In: Die Bibliothek als
öffentlicher Ort und öffentlicher Raum. Berlin: Bib Spider, 2006, S. 47–61, zit. S. 54
BuB | 60 (2008) 04
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
e
Das ist sehr weit weg von der altbackenen Versicherung: Wir haben Bücher »und
mehr«. Konzept und Erscheinungsbild von
DOK Delft entsprechen einander. Öffentliche Bibliotheken in Deutschland, konstatiert ein fachkundiger Kollege, bemühten sich zwar sehr darum, Treff punkt zu
sein. Es fehle ihnen aber an »Hippness«.4
Delft ist hipp!
DOK Delft
–B
w
w
Website: www.dok.info
Bibliothekstyp: Öffentliche Bibliothek
Einwohner: 97 000
Bestand: Bücher 120 000,
Non-Books 47 000, Kunstwerke 4 000
Eröffnung: 2007
Öffnungsstunden pro Woche: 48
Art der Baumaßnahme: Umnutzung
Architekten: Dok architecten
(Liesbeth van der Pol)
Innenausstattung: Aequo. (Aat Vos)
Fläche: Gesamtfläche 4 300 Quadratmeter
Kosten: Gebäude: keine Angabe (Teil
eines größeren Projekts), Einrichtung:
2,35 Millionen Euro
führt, wird durch eine leicht hervorspringende Betonnase unterbrochen – Signal
für einen weiteren Eingang. Ganz intim
wirkt das kleine historische Tor, das direkt
vom Frauenplan zur UB führt. Von Goethe zum Bauhaus – ein Katzensprung!
Die Architekten Andreas Meck und
Stephan Köppel haben die zweiflügelige
Bibliothek – die Flügel bilden ein Y – so
organisiert, dass ein Platz im Innern des
Quartiers entsteht, das Hochschulfo-
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gerückt. Sie liegt nun in geringer Entfernung zu den Hauptstandorten der Hochschule. Es kam der Universität zupass, dass
ein vorheriges Nutzungskonzept für das
Grundstück – die Errichtung einer »Kulturfabrik« – gescheitert war.
Das neue Gebäude, das Bibliothek und
Audimax enthält, wurde in seine Umgebung im Brauereiquartier eingepasst. Der
Neubau ist von vier Seiten erreichbar. So
gibt es den großen Hauptaufgang von
Westen, der von ehemaligen Brauereigebäuden flankiert wird, im »Limona«-Gebäude befinden sich zwei Zweigstellen der
Bibliothek.
Die Baufluchtlinie der Steubenstraße,
die vom Frauenplan in die Innenstadt
–u
Schlüsselwort für die Bibliotheksphilosophie ist nach Direktor Hans van
Velzen »belevenis« – das meint das
Erlebnis Bibliothek im Ganzen, aber
auch die Wahrnehmung einzelner
Bereiche und Aktivitäten.
Die helle Lese- und Veranstaltungshalle im DOK Delft wird seitlich vom Zeitschriftenangebot
flankiert. Große Tische sind so weit auseinandergerückt, dass plaudernde Gruppen einander
nicht stören.
Foto: Arjen Schmitz
.B
Die Bauhaus-Universität hat ihre Wurzeln
im 19. Jahrhundert. Seit 1996 trägt sie den
verpflichtenden Namen der berühmten
Gestaltungs- und Ausbildungsinstitution,
die 1925 aus der Stadt vertrieben wurde
und ihre Arbeit dann in Dessau fortsetzte.
Sie hat heute die Fakultäten Architektur,
Bauingenieurwesen, Gestaltung und Medien.
Der Bibliotheksneubau hat die Bibliothek stärker ins Zentrum der Universität
.d
Universitätsbibliothek der
Bauhaus-Universität Weimar
BuB | 60 (2008) 04
Den Bau des DOK Delft umrundend, begreift man die Logik des Standorts: Ein neu geschaffener
Platz öffnet sich, mit Theater, Kino, Geschäften und Wohnbebauung. Die Bibliothek zeigt zur
Platzseite viel Glas.
Foto: Arjen Schmitz
305
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
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Studienzentrum der
Anna Amalia Bibliothek Weimar
Der furchtbare Brand vom 2. September
2004 und die glanzvolle Wiedereröffnung
Prof. Wolfram
Henning hat nach
dem Studium von
Germanistik, Zeitungswissenschaft
und Theaterwissenschaft und der bibliothekarischen Ausbildung in Stuttgart
seine berufliche Laufbahn 1968 als Direktionsassistent bei der Stadtbibliothek
Bremen begonnen. Bis 2005 lehrte er an
der Hochschule der Medien Stuttgart
(und ihren Vorläuferinstituten) Bibliothekskonzepte, Bibliotheksbau und Kulturmanagement. Vorträge und Publikationen, besonders zu Bibliotheksbau und
-einrichtung, einschlägige Beratungstätigkeit im In-und Ausland, Mitwirkung
in Wettbewerbsjurys zum Bibliotheksbau. Henning gehört der 2006 einberufenen Arbeitsgruppe zur Überarbeitung des DIN-Fachberichts 13 »Bau und
Nutzungsplanung von Bibliotheken«
an. – Kontakt: Wolfram Henning, Pfarrstr. 86, 70734 Fellbach, [email protected]
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rum. Der schmalere Flügel mit dem Verwaltungsbereich wendet sich einem ruhigen Innenhof in Richtung Frauenplan zu.
Das Gebäude fällt von Nord nach Süd,
sodass zwei Zugangsebenen entstanden.
Das führt zu interessanten Blickbeziehungen. Der verglaste Baukörper wirkt ruhig
und stark horizontal betont. Für die Architekten ist das Haus »wie ein großer Rahmen, einem Regal vergleichbar, in dem
über die Geschosse die Regalreihen eingestellt sind wie Bücher in die Regalböden«.5
Die Verwaltungsräume haben roten
Estrich und gestrichenen Beton. Das
Farbkonzept beschränkt sich auf RotBraun-Orange-Töne, die an die Bauhausarchitektur erinnern sollen. Die Bibliothek
weist Decken und Treppen aus Eichenholz
auf. In ruhiger Reihung stehen die schwarzen Regale auf eichenen Holzpodesten.
Wie studiert es sich in dieser Weimarer
UB? Die Ausleihe auf der Haupteingangebene ist verglast, sodass kein Lärm nach
außen dringt. Im Übrigen findet sich hier
die (sehr nüchterne) Bibliothekslounge
mit zentraler Information, Normen und
Presse. Die Ebene »minus Eins« enthält die
Lehrbuchsammlung, darunter liegt das
Magazin. Alle zwei Stunden werden Magazinbestände bereitgestellt.
Auf den Ebenen »plus Eins« und »plus
Zwei« finden sich die diversen Sachgebiete, Semesterapparate und Zeitschriften.
400 Benutzerarbeitsplätze, 100 öffentliche
PC-Plätze und flächendeckend W-LAN
sind verfügbar. Ein PC-Pool mit 15 Plät-
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Website: www.uni-weimar.de/ub
Bibliothekstyp: Universitätsbibliothek
Einwohner: 64 000
Studenten: 4 500
Bestand: 435 000 Bände, zahlreiche
weitere Medien
Eröffnung: 2006
Art der Baumaßnahme: Neubau
Architekten: Andreas Meck (meck architekten) und Stephan Köppel
Fläche: Hauptnutzungsfläche 4 431
Quadratmeter
Kosten: 18 Millionen Euro, 1,2 Millionen
Euro Einrichtungskosten
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Universitätsbibliothek der
Bauhaus-Universität Weimar
zen für Datenbank-Schulungen wird angeboten.
Besondere Beachtung verdienen die
großzügigen Carrels, Gruppenarbeitsplätze und Gruppenräume. Die heute häufig
geforderte störungsarme, aber auch stimulierende Lernumgebung wird dort ganz
unspektakulär realisiert. Die großzügigen
Tischflächen fallen auf, geschaffen für die
umfänglichen Planmaterialien von Architekturstudenten. Eine entsprechende
technische Ausstattung mit PC, Leinwand
und Multimediatechnik gehört dazu.
Das Problem vom störanfälligen, aber
ach so repräsentativen Lesesaal löst man
mit Understatement: Es gibt ein »Lesesaalzitat«, wie sich Direktor Frank Simon-Ritz
ausdrückt. Eine Anbindung der neuen
Bibliothek an das Limonagebäude auf der
Ebene »minus Eins« soll demnächst realisiert werden.6
Im Jahr 2006 erhielten die Architekten
den Thüringer Staatspreis für Architektur
und Städtebau. Weimar hat etwas gewonnen, was dem von einzigartiger Bauhistorie, aber auch von ästhetischem Konservativismus geprägten Städtchen gut tut: ein
öffentliches Gebäude von sachlich-entschiedener Modernität.
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Die Botschaft der Häuser
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Mit dem Neubau der Universitätsbibliothek
hat Weimar etwas gewonnen, was der von
einzigartiger Bauhistorie, aber auch von ästhetischem Konservativismus geprägten
Stadt gut tut: ein öffentliches Gebäude von
sachlich-entschiedener Modernität.
Foto: A. Burzik/ Bauhausuniversität
der restaurierten Anna Amalia Bibliothek
Weimar am 24. Oktober 2007 hatten
merkwürdige Effekte: Untergang, Verluste
und Auferstehung der Bibliothek mit dem
berühmten Rokokosaal, deren Leitung
Goethe 35 Jahre lang innehatte, gerieten
zu nationalen Ereignissen.
In ihrem Schatten reiste die Nachricht
von der Entstehung eines wohl einzigartigen Studienzentrums, das am 4. Februar
2005 eingeweiht werden konnte. Wenige
Wochen nach dem Brand hätten die gesamten Bestände des Stammbaus hierhin
umsiedeln sollen.
Platzmangel und offenbar auch konzeptionelle Unschlüssigkeit waren im Grünen
Schloss, das Herzogin Anna Amalia 1766
5 Andreas Meck und Stephan Köppel: Bibliotheks- und Hörsaalgebäude in Weimar. In:
Architektur + Wettbewerbe 2005, Nr. 209
Bibliotheken und Archive, S. 20–23
6 Frank Simon-Ritz: Im Herzen der Universität
– der Bibliotheksneubau der Bauhaus-Universität Weimar. In: Bibliothek, Forschung
und Praxis 2003(1/2), S. 122–124
7 Hilde Barz-Malfatti und Karl-Heinz
Schmitz: Zur Architektur. In: Die Herzogin
Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Das Studienzentrum. Hrsg. v . Michael Knoche. Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 2006,
S. 31f.
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Lesesaal | BuB
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Das neue Gebäude, das die Bibliothek und das Audimax der Universität Weimar enthält, wurde
in seine Umgebung in einem Brauereiquartier eingepasst. Foto: A. Burzik/ Bauhausuniversität
reiche haben eine Kapazität von 200 000
Bänden. Man denkt ans Prinzip der barocken Saalbibliothek: Bücherwände bilden
den Raum.
Über der Eingangshalle liegt zwischen
Stammhaus und Kubus ein repräsentativer Lesesaal mit 32 Plätzen. Studiencarrels
finden sich an der Fensterfront zum Park.
Die Tiefgeschosse bergen unter anderem
eine zur ausgleichenden Unterhaltung der
Forschenden gedachte Romanbibliothek,
die von der Suhrkamp-Verlegerin Ulla
Berkéwicz zum Andenken an Siegfried
Unseld geschenkt worden ist.
Bis zu neun Metern unter der Erde
finden sich die historischen Bestände der
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te mit Recht gefordert, erwies sich trotz
aller heterogenen Bauteile als machbar.
Man betritt das Studienzentrum durch
ein neues Torhaus und erreicht im Erdgeschoss Servicetheke, eine Mediathek mit
Sehbehindertenarbeitsplatz, die Fotothek
mit 100 000 Motiven zur Kulturgeschichte Weimars, einen kleinen Hörsaal und
eine für Veranstaltungen nutzbare Freifläche im Zentrum des Kubus. Ein Lesecafé
ist ebenfalls im Erdgeschoss angesiedelt.
Das Erdgeschoss des Studienzentrums
ist ein Informationsbereich, über dem sich
in zwei Geschossen Freihandbestände und
Arbeitsplätze ausbreiten. Die Freihandbe-
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zur Bibliothek umbauen ließ, schon länger
zu Hause. Michael Knoche, der im Jahr
1991 Direktor der Bibliothek wurde, stellte sich die Aufgabe, beiden Missständen
ein Ende zu bereiten.
Eine Denkschrift brachte 1994 das Thema in den politischen Raum. Mindestens
so wirkungsvoll war zwei Jahre später die
Meldung, dass die wertvollen Bestände
vom Schimmel bedroht wurden. Später
rückte eine Spendenkampagne der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Nöte der
Bibliothek ins helle Licht.
Wie wäre zu bauen? Ein funktionaler
Neubau an anderem Platz schien sich anzubieten. Dann wäre eine Zweiteilung entstanden: hier die Forschungsbibliothek,
dort das Stammhaus als musealer Ort.
Dagegen hielt Knoche mit einer riskanten, aber dem genius loci entsprechenden Idee – nämlich durch Umnutzung
einiger weiterer historischer Gebäude ein
Ensemble zu errichten, dessen sämtliche
Teile baulich miteinander verbunden sein
sollten.
Heute besteht dieses Gebäudeensemble
aus Bestandsbauten: Rotes Schloss, Gelbes Schloss, Gleichenscher Hof, ein Bau
von 1910, Neue Wache, zwei Torhäuser.
Dazu kamen oberirdisch ein Eingangsneubau mit Lesesaal und Konferenzraum
sowie ein Bücherkubus. Dieser Kubus ist
das Kernstück der neuen Anlage. Er ermöglicht oberirdische Leseplätze, dient
als Bücherhort und Veranstaltungsort,
verknüpft Wege und kann als modernes
Pendant zum Rokokosaal des Grünen
Schlosses angesehen werden.
Unterirdisch entstand ein zweigeschossiges Tiefmagazin unter dem Platz der Demokratie und ein etwas düsterer weiterer
Lesebereich.
Für die Architekten ging es um Verbindung von Gebäuden aus fünf Jahrhunderten. Die Grundrisse wurden von den historischen Gebäuden beeinflusst. Zu den
baulichen Eingriffen gehörten Veränderungen des Bodenniveaus und die Anlage
von drei neuen Treppenhäusern.
Die technische Ausstattung ist umfassend: klimatisierte Freihand- und Magazinräume, nachrüstbare Elektro- und
Datenverkabelung im gesamten Komplex,
Rauchmelder in allen Gebäudeteilen, eine
Sprühnebelanlage für das Tresormagazin.
Die Gesamtwirkung der Räume ist ruhig. Die Tischlerregale sind aus Kirschholz und kanadischem Ahorn. »Behagliche Eleganz« wurde von den Architekten
angestrebt und erreicht. Für ihre Leistung
erhielten sie den Thüringer Staatspreis
2006 für Architektur und Städtebau.7
Barrierefreiheit, bei Neubauten heuBuB | 60 (2008) 04
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Die Botschaft der Häuser
Neues Eingangsportal des Studienzentrums der Anna Amalia Bibliothek Weimar.
Foto: Ulrich Schwarz
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Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
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Studienzentrum
der Herzogin
Anna Amalia
Bibliothek Weimar
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Bücherkubus des Studienzentrums der Anna Amalia Bibliothek. »Behagliche Eleganz« wurde von
den Architekten angestrebt und erreicht.
Foto: Ulrich Schwarz
muss. Enormer Publikumsmagnet in der
Metropole Amsterdam. Vertrauen auf
»stories«, in welchem Medium auch immer, in Delft.
Systematische Erkundung des Miteinanders von Bibliothek und Volkshochschule im hochsymbolischen Wissensturm
zu Linz. Komfortable neue Studien- und
Forschungswelten im klassischen Weimar.
Faulkner-Browns »zehn Gebote« des
funktionalen Bibliotheksbaus haben eine
Nachfolge gefunden. Die »Top Ten«-Qualitäten guter Bibliotheksräume, die der
Londoner Bibliothekswissenschaftler Andrew McDonald fordert, decken sich nur
zum Teil mit den bekannten Forderungen
nach Wirtschaftlichkeit, Veränderbarkeit,
Sicherheit und so weiter. Interessant ist,
worin McDonald abweicht:
Funktionalität bedeutet, die Menschen
ins Zentrum der Planung zu stellen.
Zugänglichkeit ist ein soziales Thema,
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Bibliothek im Tiefmagazin. Eine große
Vielfalt von Leseplätzen ist im Gebäudekomplex vorhanden. Das Studienzentrum
hat 130 komfortabel ausgestattete Plätze
(vorher 30).
Die Anna Amalia Bibliothek ist nicht
nur beträchtlich erweitert, sie hat ein geschärftes, klares Profil bekommen. Auch
das Grüne Schloss ist kein von der modernen Entwicklung abgeschnittener
Museumsbau geworden. Das ist eine Teilfunktion, zur Freude von Besuchern und
lebhafter Schulklassen.
Aber zugleich ist das Gebäude nun ein
Lern- und Forschungszentrum für das
alte Buch. Michael Knoche bilanziert das
Gesamtprojekt: »Aus der Fürstenbibliothek wird eine Forschungsbibliothek.«8
Man fühlt sich in diesem Gebäudekomplex ganz eigen. Goethe könnte da
oder dort um die Ecke schreiten, in den
weitläufigen Tiefen mag man schon an
Faustens Gang zu den Müttern denken,
im Kubus oben genießt man das helle
Licht moderner Erkenntnis.
.d
Website: [email protected]
Bibliothekstyp: Forschungsbibliothek
Einwohner: 64 000
Bestand: 1 Million Bände,
zahlreiche weitere Medien
Eröffnung: Studienzentrum 2005,
restauriertes Stammgebäude 2007
Öffnungsstunden pro Woche:
67 Stunden (Information),
52 Stunden (Ausleihe)
Art der Baumaßnahmen: Restaurierung/
Umbau/Neubau
Architekten: Walther Grunwald
(Restaurierung: Grünes Schloss),
Karl-Heinz Schmitz und
Hilde Barz-Malfatti (Studienzentrum)
Flächen: Hauptnutzungsfläche 6 218
Quadratmeter (nur Studienzentrum)
Kosten: 21,1 Millionen Euro mit Inventar
Das elfte Gebot
Die Botschaft der Häuser ist stark – auch
wenn das nicht für alle Zeiten so bleiben
nicht einfach ein Aspekt der Wegeführung.
Die Bibliotheksräume müssen ganz unterschiedliche Aktivitäten zulassen.
Die Räume müssen inspirierend wirken.
Und – das ist McDonalds elftes Gebot!
– neue Bibliotheksräume müssen etwas
schwer zu Fassendes, aber Notwendiges
aufweisen: »the oomph- or wow-factor«.9
8 Michael Knoche: Das neue Studienzentrum
– Vorgeschichte und Nutzungskonzept. In:
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in
Weimar. Das Studienzentrum. Hrsg. v. Michael Knoche. Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung 2006, S. 9 – 17
9 Andrew McDonald: The Top Ten Qualities
of Good Library Space. In: IFLA Library
Building Guidelines: Developments & Reflections. München: Saur 2007, S. 14–29
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
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Bibliotheksgebäude sind nicht nur eine
»Rahmenbedingung«, um darin Menschen und Medien zu beherbergen: Sie
entscheiden mit über Substanz, Profil und
Qualität der gesamten Einrichtung. Die
Bibliotheksarchitektur erregt inzwischen
wieder Aufsehen, Stars der Szene wie
Rem Koolhaas, Norman Foster, Gottfried
Böhm, Herzog und de Meuron bauen
Bibliotheken. Die wichtigsten Tendenzen
im modernen Bibliotheksbau erläutert
Wolfram Henning in folgendem Beitrag.
.d
Trends und Tendenzen im
modernen Bibliotheksbau
Die Zeiten sind vorbei, in denen Designermöbel reflexartig abgelehnt wurden und Farbkonzepte
als unnötig galten. Modern sind Ideen von Atmosphäre, Aufenthaltsqualität und öffentlichem
»living room«, wie hier im DOK Delft.
Foto: DOK Delft
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den sehen sich einer nach wie vor starken
Buchproduktion und zugleich den neuartigen Angeboten gegenüber. »Diese Gemengelage im Übergang von Büchern zu
Bytes ist das Hauptmerkmal der hybriden
Bibliothek.«4
Versucht man einen Überblick über
aktuelle Tendenzen, stößt man teils auf
Themen, die von raschem Wandel zeugen
– Kommunikationstechnik, Gebäudetechnik, Selbstverbuchung – andernteils
auf die angesagten Interpretationen klassischer Fragen wie etwa Grundriss und
Flexibilität.
Tendenzen im Bibliotheksbau
Öff entliches Wohnzimmer
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Die Botschaft
der Häuser
ier Pfeiler tragen die Bibliothek:
als Hauptkapital ihr qualifiziertes
Personal, sodann die Bestände und
die Einbindung in Netzwerke im Zeichen
der Digitalisierung. Und schließlich das
Gebäude. Studienzentrum und Treffpunkt soll es sein, Teil der zentralen Funktionen der Gemeinde. Vom Zustand aller
vier Pfeiler hängt es ab, wie die Bibliothek
ihre Aufgaben wahrnimmt in den Feldern
Information, Bildung, Kultur, als Inspirationsquelle für das Lesen und als Podium
für Diskussionen, als öffentlicher Platz. So
sieht es die Vereinigung öffentlicher Bibliotheken in den Niederlanden.1
Das Bibliotheksgebäude ist also nicht
eine Rahmenbedingung, um Menschen
und Medien trocken zu halten, es entscheidet unverzichtbar mit über die Substanz
der Bibliothek. Misstrauenserklärungen
angesichts des Trends, »das Bibliothekswesen sozusagen über die Architektur zu
modernisieren«, greifen zu kurz.2
Welche Tendenzen spiegeln sich gegenwärtig in dem, was ich die »Botschaft der
Häuser« nennen möchte? Vorweg sei an
eine verstorbene Lieblingsidee der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts erinnert:
»Die Fassade wird nicht mehr aus Steinen
erbaut […], sondern sie besteht aus Pixeln
auf Tausenden über die ganze Welt verstreuten Bildschirmen […] alles Feste löst
sich in Luft auf.«3
Kopfschüttelnd oder erfreut betrachten
die Auguren die anhaltend lebhafte Bautätigkeit. Die Planer von Bibliotheksgebäu-
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Wolfram Henning
309
Die ursprüngliche Idee, aus dem häuslichprivaten Raum in den öffentlichen Raum
der Bibliothek zu wechseln, hat sich differenziert: Via Internet wird das private Refugium zum Empfangs- und Sendeplatz
weltweiter Kommunikation.
Der von Tausenden aufgesuchte öffentliche Bibliotheksraum wird seit einigen
Jahren von Architekten wie Bibliothekaren gern als Wohnzimmer bezeichnet.
Olaf Eigenbrodt: »Öffentliche Orte, die
Kommunikation ermöglichen und gleichzeitig eine private Atmosphäre inszenieren,
werden also nicht gemieden, sondern im
Gegenteil gesucht.«5 Das hat Konsequenzen für Raumangebot, Bereichsbildung,
Gestaltung und Möblierung.
Standort und Stadtentwicklung
Die klassische Forderung »Next to Woolworth!« – die Öffentliche Bibliothek gehört neben die großen Kaufhäuser – wird
von den Politikern aus Gründen der Stadtentwicklung gern variiert.
»Im Spannungsfeld zwischen ›Verslumung‹ und Belebung wurde der Gürtel
zum besonderen Objekt der Stadtplanung
und Stadtsanierung«, erläutert Alfred Pfoser die Standortwahl für die neue Zentralbibliothek in Wien.6
Friedrichshafen am Bodensee überlegte,
mit welcher Idee man das Geschäftsviertel
stärker beleben könnte. Lösung: die Verpflanzung der Öffentlichen Bibliothek, die
nun als »Medienhaus am See« nachhaltig
Besucherströme erzeugen wird.
Nicht im Zentrum der Stadt wird sich
die kurz vor der Eröffnung stehende Bibliothek in Luckenwalde finden. Als dritter
Punkt eines »Kräftedreiecks« mit Rathaus
und Kreishaus soll sie das tote Bahnhofsviertel revitalisieren. Der Bahnhof wird
zur Bibliothek.
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Bibliotheksbau als Symbol
Grundriss
Bibliotheksbauten können symbolhafte Wirkung haben. Die vier (funktional
höchst fragwürdigen) Türme der Bibliothèque de France werden als aufgeschlagene Bücher gedeutet und gemahnen an
die »grands projets« französischer Präsidenten.
Die großen Gebärden der Nationalbibliotheken von Tallin und Zagreb zeugen
von frisch errungener nationaler Unabhängigkeit, der eher unauffällige Neubau
der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am
Main dagegen von Verlegenheit. Ein architektonisches Zeugnis bildungspolitischen
Willens ist der Wissensturm in Linz.
In Seattle »wird das Gebäude selbst zu
einem ikonischen Symbol gegenüber der
Stadt«. Die eigenwillige Form lässt sich
als logische Konsequenz aus dem Bibliotheksprogramm begreifen.11 Inmitten
kleinmaßstäblicher Wohnbebauung symbolisiert das Oval der Stadtteilbibliothek
Bremen-West den außergewöhnlichen
Ort, der für alle da ist.
»Das Haus soll als kompakte Einheit auf
dem einem Quadrat mindestens angenäherten Grundriss zusammengefasst sein«, lautete die strikte Forderung vergangener Jahrzehnte. Nur so ergäben sich die benötigten
raumorganisatorischen »Spielflächen«.12
Heute bemerken wir raumorganisatorisch durchaus befriedigende fächerförmige Grundrisse; die UB Magdeburg ist um
ein glasgedecktes Atrium herum organisiert; durch elegante Brücken sind die Gebäudearme der Stadtbibliothek Gütersloh
verbunden; die Öffentliche Bibliothek in
Münster bildet ein Häuserduo, das durch
eine zentrale Brücke und ein durchgehendes Untergeschoss geschickt miteinander
verbunden ist; organische Formen begegnen im finnischen Tampere oder bei der
amöbenförmigen Grundrisslösung der
UB Cottbus.
Grenzen werden sicherlich dort überschritten, wo bei knappen Flächen Spitzwinkligkeit mit schmalen Podesten und
häufigen Niveausprüngen korrespondiert.
Räume
Flexibilität
Der Begriff der »modernen Einraumbibliothek« fasst nicht alle praktischen Be-
Ist Flexibilität ein übergeordnetes Planungsziel oder ein Instrument, um wichti-
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Die Kombination der Bibliothek mit einer
anderen Einrichtung in einem Gebäude
oder Gebäudekomplex ist nach der Kulturzentrumswelle vor dreißig Jahren erneut zum Thema geworden.
Als Frequenz- und Imagebringer findet sich die Bibliothek in Einkaufszentren. Programmatisch ist die räumliche
Verbindung mit Volkshochschulen, sei es
additiv wie in Chemnitz oder im Rahmen
eines gemeinsamen Bildungskonzepts und
gemeinsamer Organisation wie in Unna
oder seit Kurzem in Linz.
Die Londoner Idea Stores demonstrieren in sozial schwierigen Vierteln einen
unbekümmerten Mix von Bibliotheks-,
Lern- und Freizeitangeboten.10
Kombinationen
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Eine typische Bibliotheksarchitektur
– historisch lässt sie sich sehr schön an
der wissenschaftlichen Großbibliothek
mit Hochmagazin festmachen – existiert
nicht. Etwas vage konstatiert man also
Modern Freestyle, weist auf typische Materialien wie Beton, Stahl und Glas hin,
empfindet Gebäude als offen, einladend
und transparent oder freut sich am nostalgischen Charme umgenutzter Altbauten.
Feststellen lässt sich, dass nach einer Periode aufsehenerregender Museumsbauten
in den letzten Jahren auch Bibliotheken
von Öffentlichkeit und Architekturkritik
als Attraktionen empfunden werden. Stars
der Architekturszene wie Rem Koolhaas,
Norman Foster, Gottfried Böhm, Herzog
und de Meuron bauen Bibliotheken.
Die Bilder der Public Library Seattle,
der gläsernen Pyramide von Ulms neuer
Zentralbibliothek und des Informations-,
Kommunikations- und Medienzentrums
der Universität Cottbus gehören zum
»Zeichenvorrat«, ebenso wie der Rokokosaal der 2004 durch Feuer zerstörten und
nun restaurierten Anna Amalia Bibliothek
in Weimar.
Eine britische Bibliothekarin hat nach
einer Deutschlandreise bilanziert, dass die
neuen deutschen Universitätsbibliotheken
»at the fore front of modern library design«
stehen.7
Der Architekt Rolf Ramcke weist darauf hin, dass durch den stürmischen Wandel der Informationstechnologien »sich
Arbeitsweisen und Arbeitsabläufe und
damit auch die Arbeitsorte entscheidend
ändern«. Das meint Verwaltungsabläufe,
Zugriff zu den Beständen und die Berücksichtigung heutiger Benutzungsformen.
»Orientierung und Stimulanz« sind für
Ramcke übergeordnete Leitbegriffe für
die Entwicklung adäquater architektonischer Lösungen.8 (Siehe hierzu auch das
Interview auf Seite 313.)
Eine Verallgemeinerung wagt die Redaktion der Zeitschrift »Architektur +
Wettbewerbe« in einem Themenheft zum
Bibliotheksbau:
»Bibliotheksbauten boomen. Architektonisch äußert sich dies in fließenden,
spannungsvollen und dennoch hochgradig funktionierenden Räumen, frischen
Farben, geschmackvollen Möblierungen
dürfnisse. Er ist gerechtfertigt, sofern er
meint, dass man die Hauptpublikumsbereiche in einem Raum oder doch in fließender Raumfolge organisieren kann.
Auch Café- und Ausstellungsflächen
werden gern in diese offene Struktur eingebunden. Anders ist es mit Gruppenräumen, Computerschulungsräumen, Lerntreffs, Kinderwerkstätten, story telling
rooms. Attraktive Seminar- und Konferenzräume lassen sich vermieten.
Die Überlegung, Veranstaltungsflächen offen zu halten, ist plausibel, damit
sie auch im Alltag nutzbar sind. Während
der Öffnungszeiten sind Veranstaltungen
dann freilich gar nicht oder nur in begrenztem Rahmen möglich.
Es begegnen ergänzende Nutzungen
wie Buchhandlung oder Restaurant. Die
Interessenabwägung kann schwierig sein:
zusätzliche Stell- und Arbeitsflächen gewinnen oder doch ein attraktives Bistro
einplanen?
Gestalterisch triff t man auf attraktive
Bibliothekslandschaften mit vielfältigen
horizontalen und vertikalen Durchblicken. Akustische Probleme können der
Preis sein. Barrierefreiheit wird mit Recht
als verpflichtend angesehen und am unbürokratischsten in Absprache mit den Vertretern entsprechender Verbände erreicht.
–B
Architektur
und Einbauten sowie interessanten Fassadenkonzepten.«9
Unverändert häufig ist auch die Umnutzung historischer Bauten für Bibliothekszwecke. Das geht von der Zehntscheuer (siehe Beitrag auf Seite 338) bis
zum Polizeipräsidium. Die Kombination
historischer Räume mit moderner Erweiterung kann zu besonders reizvollen und
funktional durchaus befriedigenden Lösungen führen.
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Nur von Fall zu Fall lässt sich klären,
ob solche zunächst bibliotheksfremden
Erwägungen der Bibliothek schaden oder
ihr möglicherweise eine Schubkraft bescheren, die sie mit allen inhaltlichen Argumenten nicht erreichen könnte.
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BuB | 60 (2008) 04
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Café- und Ausstellungsflächen werden gern in die offene Struktur der Räume eingebunden, wie
hier im Wissensturm Linz.
Foto: Herzenberger, Magistrat Linz
Die bibliothekspädagogische Vorstellung von in die Buchbestände integrierten neuen Medien
wird in der Praxis manchmal konterkariert: Scharen junger Leute bevölkern die geballten Medienbereiche, die Bücher stehen anderswo.
Foto: DOK Delft
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ge Teilforderungen zu realisieren? Die Idee
unbegrenzter Flexibilität war lange mit der
Idee vom idealen Grundriss verknüpft.
Der britische Architekt Harry FaulknerBrown reüssierte auch in der deutschen
Fachdiskussion mit seiner Vorstellung
vom voll flexiblen, kompakten, beliebig
veränderbaren Bau. Die von ihm entworfene UB Nottingham mit der Grundrissform eines dem Quadrat angenäherten
Rechtecks bot das Beispiel: fi x sind hier
nur Treppen, Lift und Toiletten.13
Auch bei Neubauten – von der Bibliotheksnutzung historischer Gebäude ganz
zu schweigen – regte sich Widerspruch gegen diese rigide Position.
Der Wissenschaftsrat fordert für Hochschulbibliotheken Flexibilität in der Errichtung, um Änderungswünsche während der langen Planungszeiten auffangen
zu können und Flexibilität im Betrieb,
das heißt hohe Tragfähigkeit der Decken,
leicht versetzbare Trennwände und zukunftsorientierte Verkabelung.14 Elmar
Mittler plädierte schon 1980 für »gegliederte, nicht mehr voll flexible Gebäude«.15
In jüngster Zeit unterschied das Büro
Rem Koolhaas am Beispiel Seattle zwischen uniformer Flexibilität – ein Bereich
wächst, ein anderer wird zusammengedrängt – und der Flexibilität innerhalb
einzelner Bibliotheksbereiche – ohne Bedrohung von Nachbarbereichen.16
Die neue Philologische Bibliothek der
FU Berlin ist aufgrund des Architektenentwurfs und des sie umgebenden Gebäudebestandes im Innern schwerlich veränderbar und schon gar nicht im Sinne der
äußeren Flexibilität zu erweitern. Dennoch
zählt »the Brain« zu den spannendsten Bibliothekserlebnissen der jüngsten Zeit.
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Die Botschaft der Häuser
Gebäudetechnik
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Auf den ersten Blick sind die klassischen
Themen geblieben: die Position von Wänden und Stützen, natürliche Belichtung,
künstliche Beleuchtung, Klima, Akustik,
Elektroinstallationen, Sicherheit.
Sie erfahren jedoch neue Interpretationen. Ökologisches Bauen, Wärmerückgewinnung, Bauteilkühlung mit Nachtluft,
Energieeinsparung, horizontale und vertikale Ausdehnung von Kabelnetzen.
Natürliches Licht wird immer virtuoser
auch in die Tiefen vielgeschossiger Gebäude geholt. Die künstliche Beleuchtung hat
die Aufgabe erhalten, der Bibliothek ein
eindrucksvolles »Nachtgesicht« zu geben.
Bildschirme mit elektronischen Anzeigen von Bibliotheksdiensten und -veranstaltungen oder Hinweisen zur Orientierung im Gebäude sind übers ganze
BuB | 60 (2008) 04
Die Kinderbibliothek im DOK Delft ist ein Ort zum Wohlfühlen – und das ganz ohne Teddybärenkitsch.
Foto: DOK Delft
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Ausstattung
Wer sich der Zeiten erinnert, da Parkett als
zu edel für Öffentliche Bibliotheken galt,
Designermöbel reflexmäßig für unfunktional erklärt und Farbkonzepte abgelehnt
wurden, weil doch dank Buchrücken und
Benutzergewandung ohnehin Farbe ins
Haus käme – der wird dankbar registrieren, dass der Trend zu anspruchsvoller
Raumgestaltung und hochwertiger Möblierung sich auf Dauer nicht aufhalten
ließ. Er korrespondiert mit den Ideen von
Atmosphäre, Aufenthaltsqualitäten und
öffentlichem »living room«, von der Bibliothek als Erlebnis.
Balance
Bibliotheksbereiche
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Everything goes? Bei der Fülle möglicher
Interpretationen der Bibliothek durch
Bibliothekare, Architekten und natürlich
auch erfolgssüchtige Bauherren sind klare
Grundideen gefragt, um sich nicht heillos
zu verirren.
Zwei Hauptpositionen lassen sich ausmachen. Walter Umstätter spricht vom
Spannungsverhältnis zwischen dem Erwerb von Macht durch Wissen, das aber
von den Lesern in harter Arbeit erst erworben werden muss, und dem Kampf um die
Nutzerzahlen beziehungsweise »Kunden«,
durch attraktive Freizeitangebote. Strebt
zum Beispiel die Öffentliche Bibliothek
Wissensvermittlung oder Unterhaltung
an?« Muss man sich gar »an Rom vor dem
Untergang« erinnert fühlen?19
Dagegen setzt Olaf Eigenbrodt auf unterscheidbare Bereiche innerhalb der Bibliothek. Schon in der Gebäudestruktur
sollte sich ablesen lassen, welche Zonen
eher für konzentriertes Arbeiten und welche für Begegnung und Kommunikation
gedacht sind. Sein Leitgedanke ist die soziale Funktion der Bibliothek, nicht der
Primat von Technologie, Ökonomie und
voller Flexibilität.20
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Beobachtungen einzelner Bibliotheksbereiche zeigen:
Es gibt (und es entstehen) immer noch
Eingangsbereiche, die man als »no action
areas« bezeichnen könnte: Abfertigungstheken oder Garderoben, sonst nichts.
Dagegen hat die UB Frankfurt am Main
ihren »abgelebten« Eingangsbereich in
einen Kommunikationsbasar verwandelt:
zentraler Anlaufpunkt für Benutzer, Bistro, Zeitungen, Gruppensitzplätze, Gespräche, Computerrecherchen, eigenwilliges Mobiliar, Boxen in Schwarz, Rot und
Petrol. Eine vergleichbare Tendenz zeigt
die Verwandlung eines Zeitungslesesaals
in eine Library Lounge an des Universitätsbibliothek Passau.18
Die RFID-Selbstverbuchung gestattet
und erfordert Veränderungen der Raumorganisation, Dezentralisation statt Bündelung sämtlicher Vorgänge in einem Verbuchungsbereich ist möglich.
Die bibliothekspädagogische Vorstellung von in die Buchbestände integrierten
neuen Medien wird zum Teil von einer
Praxis konterkariert, die auf Unterhaltungswert und technische Attraktivität
neuer und allerneuester Medien setzt.
Scharen junger Leute bevölkern diese geballten Medienbereiche, Bücher stehen
anderswo.
Dem einen großen und störanfälligen
Lesesaal der wissenschaftlichen Bibliothek
wird heute vielfach eine Absage erteilt;
1 Vereniging van Openbare Bibliotheeken. Den
Haag, December 2005
2 Walther Umstätter: Die Rolle des Bibliotheksbaus für die moderne Bildungs- und
Wissensproduktion in der optimal verteilten
Bibliothek. In: Libreas 2005(1)
3 William J. Mitchell: City of Bits – Leben in
der Stadt des 21. Jahrhunderts. Basel u.a.:
Birkhäuser, 1996
4 Glen E. Holt, Jens Ingemann Larsen und Ton
van Vlimmeren: Selbstbedienung in der hybriden Bibliothek. Gütersloh: Bertelsmann
Stiftung, 2002, S. 9
5 Olaf Eigenbrodt: Living Rooms and Meeting Places – aktuelle Annäherungen an den
Raum der Bibliothek. In: Die Bibliothek als
öffentlicher Ort und öffentlicher Raum. Berlin: Bib Spider, 2006, S. 47–61, zit. S. 51
6 Alfred Pfoser: Der Gürtel wird Bibliothek.
Bibliotheksbau und Stadtplanung. In: Büchereiperspektiven 2004, 1, S. 20 f.
7 Alison Wilson: Germany – leading library design. In: Cilip Update 2004, 9, S. 25–29
8 Rolf Ramcke: Bibliotheken – Gebäude, Betrieb, Nutzung. In: Detail 2005, 3, S. 164
– 71, zit. S. 164 und 166
9 Architektur + Wettbewerbe 2005, Nr. 209
Bibliotheken und Archive, Editorial
10 Dazu Hannelore Jouly: Königswege durch
Experimentierfelder? In: BuB 58(2006)11/12,
S. 764–767. Der Idea Store Whitechapel in
London wird vorgestellt in Architektur +
Wettbewerbe 2005, Nr. 209 Bibliotheken
und Archive, S. 50–53
11 Anna Klingmann: Datascapes als Informationslandschaften. In: Susanne Bieri und
Walther Fuchs (Hrsg.): Bibliotheken bauen
– Tradition und Vision. Basel u.a.: Birkhäuser
2006, S. 377–405, zit. S. 394
12 Werner Mevissen: Tendenzen im Bibliotheksbau – öffentliche Bibliotheken. In: Verband
der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt 1969, Sonderdruck
13 Harry Faulkner-Brown: Der offene Plan und
die Flexibilität. In: Bibliotheken wissenschaftlich planen und bauen. München 1981,
S. 9–25
14 Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung von Hochschulbibliotheken. Köln: Wissenschaftsrat 2001,
S. 38
15 Elmar Mittler: Bibliotheksbau in Deutschland um die Jahrtausendwende. In: Bibliothek, Forschung und Praxis 2003, 1/2, S. 8
16 Rem Koolhaas: Content. AMOMA 2003.
Taschen-Verlag, S. 140ff.
17 Ingo Kolasa: Bibliotheksbau. In: Die moderne Bibliothek. Ein Kompendium der Bibliotheksverwaltung. München: Saur, 2004, S.
61–92
18 Zu Frankfurt: Wolfram Henning: Bibliotheken – Häuser des Lesens, In: Hessen, Kultur
und Politik. Die Bibliotheken. Stuttgart:
Kohlhammer, 2005, S. 115–130. Zu Passau:
Anita Kellermann und Steffen Wawra: Die
Library@Lounge an der Universitätsbibliothek Passau. In: BuB 2006, S. 359–362
19 Umstätter, s. Anm. 2
20 Eigenbrodt, s. Anm.5, zit. S. 57
e
Schon vor einigen Jahren hat zum Beispiel Ingo Kolasa darauf hingewiesen, dass
man das Thema nicht auf die Ergonomie
von Bildschirmarbeitsplätzen reduzieren
kann. Netze und Hardware stellen erhöhte Anforderungen an Klimatisierung und
stabile Stromversorgung, Kabelkanäle
und Hohlraumböden müssen Reserven
für künftigen Ausbau enthalten, Wireless
Local Areas Network (W-LAN) ist zu ermöglichen, Hybridlösungen mit drahtlosen und drahtgebundenen Bereichen sind
bei größeren Neubauvorhaben einzuplanen.17
Eine Herausforderung: Wie kann der
Besucher die verschiedensten neuen Medien und Programme nutzen, ohne aus
»technischen Gründen« mehrfach den
Platz wechseln zu müssen?
Quellen:
.d
IT-Technik
statt seiner begegnen kleinere »Lesesaalzitate«, ein immer differenzierteres Angebot
an Einzelarbeitsplätzen und mehr Arbeitsmöglichkeiten für Gruppen. Bei Öffentlichen Bibliotheken wird die Auswahl an
»informellen« Sitz- oder auch Liegeplätzen, ohne und mit Bildschirmen, immer
reichhaltiger.
–B
Haus verteilt; wer die neue Amsterdamer
Zentralbibliothek betritt, bekommt so im
Eingangsbereich die neuesten Tagesnachrichten serviert.
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
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zu wissen, eine ästhetische Entscheidung
gefällt. Und zwar eine sehr negative. Da
kann keiner entwischen – auch Bibliothekare nicht. Wenn man das versucht, dann
entsteht häufig diese muffige, unerträgliche Ausstrahlung, die dem ganzen Berufsstand nicht zur Ehre gereicht.
.d
Kämpfen mit diesem Problem auch andere
Berufsgruppen?
Meiner Ansicht nach handelt es sich
hier um ein typisches, sehr bibliothekarisches Problem. Und was erschwerend
hinzukommt: Die Bibliothekare selbst bemerken es gar nicht. Ich habe in meinem
Berufsleben viele Gebäude entworfen,
für viele Berufsbereiche, diesen Mangel
an ästhetischem Bewusstsein habe ich
bei keinem anderen Berufsstand in dieser
Ausprägung gefunden. Gepaart ist dieser Mangel übrigens mit einer geradezu
kritiklosen Begeisterung an ästhetischen
Fragen, was wiederum zeigt, dass man
sich über Ästhetik keine großen Gedanken macht. Eine ästhetische Entscheidung
ist ein Wagnis, dabei kann man sich auch
bloßstellen. Bibliothekare sind offensichtlich dazu wenig bereit. Sie sind zu vorsichtig, zu zurückhaltend.
–B
Könnte die Aktualität auch daher rühren,
dass Bibliotheken inzwischen mit das letzte Bollwerk gegen die graduelle Erosion des
öff entlichen Raums aufgrund zunehmender
Kommerzialisierung sind?
Das sehe ich nicht so. Man versucht da
mit dem verschwommen Begriff »Kommunikationszentrum« Bibliotheken als öffentliche Räume darzustellen, das ist aber
eher ein Wunschdenken der Bibliothekare.
Im Strategiekonzept »Bibliothek 2007«
wird behauptet, dass mehr als 60 Prozent
der Deutschen die Bibliothek benutzen.
Die Zahl sagt aber nur, dass so viele Deutsche irgendwann mal in einer Bibliothek
waren. Aktive Benutzer sind aber rund 10
Prozent der Bevölkerung. Zieht man hiervon noch mal die Hälfte ab, die gezwungenermaßen eine Bibliothek benutzen, zum
Beispiel Studierende, dann ist der Rest,
der freiwillig in eine Bibliothek geht, eine
marginale Größe, bei der man nicht von
Bollwerk sprechen kann.
Was machen die Bibliothekare falsch?
Bibliothekare denken im Wesentlichen
an ihre Arbeit, an die Bücher, an die Medien, an eine effiziente Betriebsweise – aber
sie denken sehr wenig daran, wie sie auf
ihre Kunden wirken. Das ist ein grundsätzlicher Fehler. Die Darstellung, die
Wirkung auf den Menschen ist entscheidend für die Herstellung und Strukturierung eines öffentlichen Raumes.
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Im Zeitalter der digitalen Speichermedien ist das Buch schon vielfach totgesagt
worden. Dennoch erlebt der Bibliotheksbau derzeit geradezu eine Renaissance.
Das ist nicht nur Anlass zur Freude, wie
Architekt Rolf Ramcke im Interview mit
BuB-Redakteur Bernd Schleh feststellt.
Statt auf die drei wesentlichen Elemente
einer gelungenen Bibliotheksarchitektur
– Verhaltenssicherheit, Stimulation und
Identifikation für die Nutzer – zu setzen,
würden sich allzu viele Neubauten in der
Beliebigkeit verlieren. Der Bauexperte und
Dozent am Institut für Informations- und
Bibliothekswissenschaft der HumboldtUniversität zu Berlin fordert eine Neuorientierung, nicht zuletzt deshalb, weil er
den Bibliothekaren einen ausgeprägten
Mangel an ästhetischem Bewusstsein
attestiert: »Wenn sich ein ganzer Berufsstand darauf kapriziert, nur die Funktion
zu erfüllen, hat er, ohne es zu wissen, eine
ästhetische Entscheidung gefällt. Und
zwar eine sehr negative.«
–u
Architekt Rolf Ramcke fordert
mehr Mut bei der Gestaltung:
Bibliotheken sollen stimulieren
und Orte der Identifikation sein
BuB: Herr Ramcke, der Bibliotheksbau erlebt derzeit eine Renaissance. Handelt es sich
dabei um ein letztes Aufbegehren oder sind
Bibliotheken tatsächlich so aktuell wie selten
zuvor?
Rolf Ramcke: Die aktuelle Blüte der
Bibliotheken hat meines Erachtens keinen
tieferen Grund. So eine Entwicklung entsteht ganz unvorhersehbar: Im Bauwesen
stehen immer irgendwelche Themen im
Vordergrund. Vor den Bibliotheken waren
es die Museen. Beide Themen sind vielleicht durch die Vergangenheitsorientierung der Menschen in den Vordergrund
gerückt.
.B
»Keine Angst
vor der Ästhetik!«
313
Das heißt, Bibliothekaren ist die Funktion
ihrer Einrichtung wichtiger als die Ästhetik?
Schon in Ihrer Formulierung ist das
Grundproblem erkennbar: Es gibt keine Trennung zwischen Funktion und
Ästhetik. Funktionen sind immer eine
ästhetische Kategorie. Das heißt, es gibt
keine funktionale Anordnung, zum Beispiel innerhalb einer Bibliothek, ohne ihre
ästhetische Auswirkung. Wenn sich ein
ganzer Berufsstand darauf kapriziert, nur
die Funktion zu erfüllen, hat er, ohne es
Sind denn dann alle Bibliotheken hässlich?
Nein, natürlich nicht. Es gibt sehr attraktive Bibliotheksgebäude. Aber oft
steckt dahinter kein eigentlich ästhetischer
Ansatz, sondern so eine Art Markendenken: Man erstrebt nicht die Schönheit des
Gebäudes, sondern den Namen des Stararchitekten. Das geht am Kern des Problems
vorbei. Auf diesen vordergründigen Effekt
setzen übrigens nicht nur Bibliotheken,
sondern in jüngster Zeit beispielsweise
auch Automobilkonzerne, die sich Stararchitekten holen, um ihre Kundenzentren
als Kommunikationsräume zu erschaffen.
Norman Foster in Berlin, Santiago Calatrava in Zürich, Rem Koolhaas in Seattle
– warum bauen Star-Architekten gerne Bibliotheken?
Die kriegen die Angebote hinterhergeworfen. Die Auftraggeber wollen ja, dass
sich die Attraktivität der Bibliothek durch
den prominenten Erbauer erhöht. Sie wollen die Marke.
In der Regel sind das ja auch ästhetisch schöne Gebäude.
Das muss man differenzierter sehen.
Calatrava schaff t beiläufig auf gerade
800 Quadratmetern in der Fakultät der
Rechtswissenschaften in Zürich einen
bezaubernden Bibliotheksraum. Die Koolhaas-Bibliothek in Seattle ist auf zigtau-
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
übereinander, das ist wie eine Bühne, wie
ein Bühnenbild als Bild der Bibliothek.
Man kann die Bücher benutzen, man muss
aber nicht – und dennoch: Durch diese Inszenierung weiß der Besucher immer wo
er ist, dort wo es Bücher gibt, in der Bibliothek. Das Ganze ist derartig inszeniert,
dass man einerseits die grandiose Pracht
des Buchbestandes sieht, gleichzeitig aber
auch an den Abschied vom Buch erinnert
wird. In der Mitte der Bibliothek befindet
sich eine Art Kegel, der die bogenförmige
Decke durchstößt, gewissermaßen als Paraphrase auf den klassischen Lesesaal. In
diesem Kegel sind auf verschiedenen Ebenen Arbeits- und Leseplätze vorhanden,
ganz locker angeordnet und durch schmale Stege mit der Bücher-»Bühnenwand«
verbunden. Der gesamte Raum wird durch
eine parallel zum Eintretenden verlaufende hohe Glaswand getrennt, hinter der
sich ein riesiger Arbeitssaal befindet, in
dem kein Buch steht, sondern nur Tische
und Datensichtgeräte. In der Halle sind
locker aufgebaut ein Informationstresen,
ein Café, Zeitschriftenregale und im Eingangsbereich ein langer Doppeltisch mit
den Rechercheplätzen und in blockhaften
Regalen die zugehörige Literatur. Das ist
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In der Mitte der Bibliothek der TU Delft befindet sich eine Art Kegel, der die bogenförmige Decke
durchstößt, gewissermaßen als Paraphrase auf den klassischen Lesesaal. In diesem Kegel sind auf
verschiedenen Ebenen Arbeits- und Leseplätze vorhanden, ganz locker angeordnet und durch
schmale Stege mit der Bücher-»Bühnenwand« verbunden.
Foto: Christian Richters
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Der spektakuläre Neubau der Bibliothek der Technischen Universität im niederländischen Delft:
Für Architekt Rolf Ramcke sind dort alle Probleme ansprechend gelöst, die heute in der Fachwelt
diskutiert werden: »Das ist ein Bibliothek, in der man sich gerne aufhält, ein Ort mit einem inspirierenden Konzept.«
Foto: Christian Richters
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send Quadratmetern mit viel aufgepfropfter Theorie von einer Beliebigkeit, die im
Kern eigentlich mit einer Bibliothek nicht
viel zu tun hat.
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…was bei den Besuchern aber gut ankommt.
Ja, aber damit wird nicht das vorgenannte Problem gelöst. Es ist mehr dem
Komplex kritikloser populärer Begeisterung zuzuordnen. Außerdem stellt sich die
Frage, ob die Bibliothek in Seattle in ihrer
Beliebigkeit eigentlich noch eine Bibliothek ist.
Wie sieht denn eine rundum gelungene Bibliothek aus?
Da möchte ich den Neubau der Technischen Universität im niederländischen
Delft nennen. In dieser Bibliothek sind
eigentlich alle Probleme ansprechend gelöst, die heute in der Fachwelt diskutiert
werden. Das ist ein Bibliothek, in der man
sich gerne aufhält, ein Ort mit einem inspirierenden Konzept.
Können Sie das näher beschreiben?
Der Weg des Nutzers in das Gebäude
führt trichterförmig in den Untergrund,
aus dem gleichzeitig die Bibliothek mit einem bogenförmigen Dach herauswächst,
ein Bild der in sich widersprüchlichen
Grundgegebenheit einer Bibliothek. Das
Dach, das übrigens außen begrünt und begehbar ist, steigt auf eine Höhe von 14 Metern an. Vor dem Eintretenden erscheint
am Ende des Raumes, herrlich beleuchtet,
eine riesige Bücherwand, vier Geschosse
»Die Vorzeige-Bibliothek in
Deutschland ist für mich die Universitätsbibliothek in Rostock.«
ein Bild der Bibliothek der Zukunft. Ein
Bild dessen, was uns bevorsteht: Das Buch,
als leuchtende, theaterhafte Inszenierung
immer vor Augen, das wird nie verloren gehen, die elektronischen Arbeitsplätze existieren daneben, durch die Glaswand bleiben die Bücher sichtbar – und benutzbar.
Gibt es in Deutschland Vergleichbares?
Nein, so brillant nicht. Die VorzeigeBibliothek in Deutschland ist für mich
die Universitätsbibliothek in Rostock.
Sie ist wunderbar geordnet, mit Fenstern
zum Campus hin weit geöffnet. Ein winkelförmiges Gebäude, ganz simpel, mit
einem Lichtgraben, der die Leseplätze auf
der einen Seite vom Freihandbestand auf
der anderen Seite trennt. Das ist Übersichtlichkeit, verbunden mit einer klaren
Abgrenzung. Die Leseplätze sind beim
Buch und nicht im fernen Lesesaal. Dazwischen liegen die entsprechenden Informationszonen, die logisch und einfach gegliedert sind. Der Buchbestand ist direkt
als Freihand-Kompaktus erreichbar. Das
ist heutzutage die beste Aufstellungsform.
Diese Charakteristik ist auch auf den ÖBBuB | 60 (2008) 04
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
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Architekt Rolf Ramcke redet Klartext im BuB-Interview: »Bibliothekare denken im Wesentlichen
an ihre Arbeit, an die Bücher, an die Medien, an eine effiziente Betriebsweise – aber sie denken
sehr wenig daran, wie sie auf ihre Kunden wirken. Das ist ein grundsätzlicher Fehler.«
Foto: Karin Blüher
Praxis und Lehre fruchtbar
verbunden
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Was sollten Bibliothekare über die Architektur ihrer Einrichtung dem Benutzer vermitteln?
Das sind drei Dinge. Erstens: Verhaltenssicherheit. Derjenige, der in eine
Bibliothek hineingeht, muss das Gefühl
haben, in einen Raum zu kommen, in
dem er sich aufhalten kann, ohne auf alles
mögliche achten zu müssen. Er muss sich
dort gut orientieren und deshalb wohlfühlen können. Zweitens: Stimulation.
Der Benutzer muss von seiner Umgebung
angeregt werden. Das kann durch Farbe,
Licht, Atmosphäre, durch vielfältige innenarchitektonische Mittel geschehen.
Man muss den Raum so gestalten, dass die
Leute geweckt, ermuntert werden, sich zu
informieren, keine graue schläfrige Ruhe.
Drittens: Identifikation. Man kann einen
öffentlichen Raum nicht »machen«, obwohl man ihn plant. Er entsteht, und zwar
dadurch, dass Menschen, die dort hinkommen, sich selbst wiederfinden – was
Identifikation im Wortsinne ja bedeutet:
zu Hause sein, das Gefühl haben, persönlich angesprochen zu werden. Öffentliche
Räume, die Erfolg haben, haben Identifikationsmöglichkeiten. Denken Sie an den
öffentlichen Raum einer Diskothek, damit
identifiziert sich eine ganze Altersgruppe.
Vor allem mit den Themen Identifikation
und Stimulation hat sich der bibliothekarische Berufsstand wenig beschäftigt. Für
die Bibliothekare gilt: Die Angst vor der
Ästhetik muss verschwinden!
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Bereich übertragbar. Die Bibliothek ist
überzeugend in ihrer Einfachheit, ohne
Firlefanz und ohne eitles Getue der Architekten, wie zum Beispiel beim IKMZCottbus.
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Wie kann das geschehen?
Dazu muss man sich, wie immer in Krisen, über Grundsätzliches klar werden:
Was ist Sprache? Was ist Wortklang? Was
ist Schrift? Es braucht eine Auseinandersetzung mit Schrift, Buchstaben, Wort,
Satz, Buch – und daraus entwickelt sich
schließlich eine Auseinandersetzung darüber, was eine Bibliothek eigentlich ist. Die
ganzen Widersprüche, die im bibliothekarischen Bereich von Anfang an vorhanden
waren, müssen ins Bewusstsein zurückkommen. Beispiel: das Thema Lesen. Die
Bibliothekare haben einen viel zu engen
Begriff des Lesens. Es geht ja nicht nur
ums Buchaufschlagen und Reinschauen.
In der Bibliothek wird die Kommunikation mit dem Buch in Ruhe und Abgeschiedenheit zu eng in den Mittelpunkt gestellt.
Der weitergehende menschliche Begriff
des Lesens wird gar nicht beachtet.
BuB | 60 (2008) 04
Rolf Ramcke, 74 Jahre alt, verheiratet,
vier Kinder, acht Enkelkinder; Abitur 1954
in Neumünster; Architekt: Studium an der
Technischen Hochschule (heute Universität)
Hannover, Diplom 1962; sofort danach bei
der Landeshauptstadt Hannover als Mitglied
des persönlichen Entwurfsstabs von Professor Hillebrecht eingestellt, dort bis 1995 als
Planungsleiter tätig; Planung, Entwurf und
Ausführung vieler Projekte für die Stadt
Hannover und andere Bauherren, Wettbewerbserfolge,
Preisgerichts-Tätigkeiten,
viele Projekt- und Textveröffentlichungen,
Architekturpreise, Träger der Walter-Gieseking-Medaille.
Von 1974 bis 1979 Gastdozent an der FU
Berlin, seit 1979 dort Honorarprofessor für
Grundlagen und Methoden der Planung sowie Bau und Einrichtung von Bibliotheken;
von 1976 bis 1983 als Nachfolger von Werner Mevissen Mitglied der Baukommission
des DBV (später des DBI); seit 1994 Berufung an die Humboldt-Universität zu Berlin
mit dem gleichen Lehrgebiet, dort bis heute tätig.
Herausgeber und Verfasser von mehreren architektonischen und bibliothekarischen Fachbüchern, unter anderen einem
Standardwerk über Mauerwerksbau sowie
von ungezählten Beiträgen in den entsprechenden Fachzeitschriften. (Eine Bibliografie hierüber gibt es noch nicht.)
Seit 2002 Beirat des Goethe-Instituts im Bereich Information und Bibliothek. Hier tätig als Gutachter und Entwerfer bei Planungs- und Baufragen, (zum
Beispiel 2007: Neukonzeption der Informationszentren der Goethe-Institute in Rom
und Paris) sowie vielen Vortrags- und Seminartätigkeiten in verschiedenen Erdteilen.
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
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Auslaufmodell Lesesaal: »Von einer Lächerlichkeit, die kaum zu überbieten ist«, meint Rolf Ramcke zum Lesesaal der neuen SLUB Dresden, der auf diesem Foto noch im Urzustand des Probebetriebs aus dem Jahr 2002 zu sehen ist.
Foto: Ahlers
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Besinnung ist im Augenblick am Notwendigsten – damit muss sich der Berufsstand
jetzt unbedingt auseinandersetzen, um die
Zukunft meistern zu können.
Wie viel Einfluss sollten die Mitarbeiter einer Bibliothek bei der Planung eines Neubaus haben?
Der Einfluss der Mitarbeiter ist nach
meiner Erfahrung außerordentlich wichtig. Meist wird Planung viel zu wenig
beachtet. Das liegt auch daran, dass man
seine tägliche Arbeit macht, sich mit Planung aber wenig beschäftigen muss. Der
Neubau der Bibliothek wird meist erst
richtig wahrgenommen, wenn die Baugrube ausgehoben ist. Entscheidend ist
aber die Zeit davor. Man muss keine großen Versammlungen von Mitarbeitern
und Architekten initiieren, dabei kommt
meist nichts heraus. Mitarbeiterversammlungen sollten intern stattfinden. Danach
sollten sich Beauftragte mit den Architekten unterhalten, und zwar mit regelmäßiger Rückkoppelung. Bei einem Neubau
gibt es unendlich viele Einzelprobleme,
die man lösen muss, die Arbeitsabläufe,
der Weg des Buches durch das Haus, die
Anordnung der Informationsplätze und
so weiter. Hier sind die Bibliothekare die
Experten, das wissen Architekten in der
Regel nicht.
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Apropos Lesen. Das Urbild der Bibliotheken
aus dem 19. Jahrhundert, ein großer Lesesaal
unter weitem Kuppelhimmel ist im modernen Bibliotheksbau weitgehend verschwunden. Heute setzen Architekten auf dezentral
über die Bibliothek verteilte Arbeitsplätze.
Warum?
Da herrscht inzwischen weitgehend Einigkeit zwischen Bibliothekaren und Architekten, dass die Frage der Arbeitsplätze
nicht mehr über einen großen Lesesaal gelöst werden kann. Es gibt ein lehrreiches
Gegenbeispiel, die SLUB Dresden, mit
einem zentralen Lesesaal, der unter die
Erde gebaut ist, von einer Lächerlichkeit,
die kaum zu überbieten ist. Die SLUB hat
insgesamt fast 1 000 Arbeitsplätze, davon
sind gerade mal 180 im Lesesaal vereint.
Das heißt, das ist nur so eine Art Schauraum.
Die zweite Lächerlichkeit besteht darin,
dass alles, was zu einem klassischen Lesesaal gehört, nämlich Lexika, Rechercheliteratur, Bibliografien und so weiter, im
Lesesaal nicht enthalten ist. Die Bücher
dort stammen aus dem pädagogischen
Fachbereich, damit ist der Lesesaal nichts
anderes als ein Fachbereich der pädagogischen Abteilung.
Die dritte Lächerlichkeit: Auf der Galerie, die zum Schema des klassischen Lesesaals gehört, steht in Dresden kein Buch
– weil sie nicht richtig zugänglich ist. Ein
weiteres Beispiel für so einen unsinnigen
Lesesaal wird es wohl bald auch in meiner
direkten Nähe geben: Der Leiter der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität hat gefordert, dass die neue Zentralbibliothek einen Lesesaal bekommt. Begründet hat er dies mit dem angeblichen
Bedürfnis der Rückbesinnung auf die
Werte einer Bibliothek, eine Auffassung
aus dem 19. Jahrhundert, die komplett
an den Problemen der Bibliothek vorbeigeht.
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Die Botschaft der Häuser
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Das heißt, das Informationsbedürfnis heutiger Benutzer kann nicht sinnvoll in einem
Lesesaal befriedigt werden?
Genau, die Nutzer informieren sich
heute zu einem großen Teil elektronisch.
Und wenn sie Bücher brauchen, dann sind
die heute nicht zentral gesammelt, sondern verteilt auf Fachbereiche. Die fachlichen Dinge haben Bibliothekare immer
perfekt im Griff, die sind hervorragend
geregelt. Bibliothekare regeln aber ohne
Einbeziehung der prägenden Wirkung der
Architektur das, was ihnen für eine Bibliothek wichtig erscheint. Von der fachlichen
Seite ist das ausgesprochen gut organisiert, nur im Bereich der Planung und des
Bauens fehlt eine Neuorientierung. Diese
Der Weltverband der Bibliothekare IFLA
hat nach langjähriger Bearbeitungszeit ein
Standardwerk zum Thema Bibliotheksbau
mit dem Titel »IFLA Library Building Gui-
delines« veröff entlicht. Spielt diese Publikation unter Architekten eine Rolle?
Eher nicht. Das wird wenig gelesen. Es
ist Aufgabe der Bibliothekare, die Architekten im Vorfeld einer Planung auf diese
Standards hinzuweisen und fachlich zu
erläutern, denn jedes Haus hat über die
Standards hinaus seine individuelle Arbeitsweise, etwa durch Zielgruppenbezug.
Wie sieht es bei den HIS-Standards der
Hochschul-Informations-System
GmbH
aus?
Von denen halte ich nicht viel. Diese
Standards ärgern mich sogar. Sie wurden
von Leuten entworfen, die von Sinn und
Wesen einer Bibliothek offenbar wenig
Ahnung haben. Das ist so ein richtiges
Verwaltungswerk.
Wird dem Thema Bibliotheksbau bei der
Ausbildung deutscher Bibliothekare genügend Aufmerksamkeit gewidmet?
Diesem Bereich wird schon Aufmerksamkeit gewidmet. Grundsätzlich sehe ich
jedoch darin ein Problem, dass Methoden
der Planung und planerisches Denken
im Berufsalltag eher wenig bekannt sind.
Wenn man darin gebildet ist, kann man
bei einem Neubau viel Schlechtes verhindern und viel Gutes erreichen. Das Thema
Planung ist im Lehrplan nicht sehr zentral verankert – spielt aber weit über die
Bauplanung hinaus eine ganz wesentliche
Rolle, eigentlich in allen Arbeitsbereichen,
vor allem in krisenhaften Zeiten der Veränderung.
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
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In Berlin Mitte entsteht die prächtige
neue Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität – das Jacob und
Wilhelm-Grimm-Zentrum. Milan Bulaty,
Direktor der Universitätsbibliothek, und
Olaf Eigenbrodt, Bibliothekswissenschaftler und Baureferent, beschreiben das
moderne Konzept dieser neuen Einrichtung. Neben Funktionalität kommen darin
auch soziologische Gesichtspunkte nicht
zu kurz. Die Bibliothek soll öffentlicher,
urbaner Wissenschaftsort und ein Klassiker des »Open Acess« sein, ein Ort, an
dem auch in Zukunft still und konzentriert
Bücher und Texte studiert werden, ein
Raum mit spezialisierten Auskunftsbereichen, rund 500 Computerarbeitsplätzen
und einem großen Lesesaal als Herzstück.
Nicht zuletzt soll das Haus hohen ästhetischen Ansprüchen genügen und die
großen Freihandbereiche mit rund zwei
Millionen Büchern sollen auch zum Stöbern und Entdecken anregen. Sogar ein
Kinderbereich ist von vorneherein eingeplant, damit Eltern ihre Kinder problemlos
mitbringen können.
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Im Herzen Berlins entsteht
mit dem Jacob und Wilhelm
Grimm-Zentrum der HumboldtUniversität eine imposante
neue Bibliothek
mit dem Computer- und Medienservice
(CMS) erstmals ein gemeinsames Gebäude geplant und realisiert: das Erwin
Schrödinger-Zentrum, in dem die Zweigbibliothek Naturwissenschaften und der
Hauptsitz des CMS untergebracht sind.*
Die produktive Zusammenarbeit zwischen der UB und dem CMS bezog sich
nicht nur auf die Bauplanung, sondern
umfasst bis heute auch die gemeinsame Entwicklung und Präsentation von
Dienstleistungen mit dem Schwerpunkt
Elektronisches
Publizieren.
Unsere
Dienstleistungsangebote werden im Erwin Schrödinger-Zentrum zwar in benachbarten Räumlichkeiten erbracht, aber
unsere Nutzerinnen und Nutzer nehmen
sie als Einheit wahr.
Diese enge und bewährte Zusammenarbeit zwischen der Bibliothek und dem
Rechenzentrum wird auch im neuen Jacob
und Wilhelm Grimm-Zentrum fortgeführt, das zurzeit in Berlin-Mitte zwischen
der Planck- und der Geschwister-SchollStraße direkt neben den Hochbahnschienen zwischen den S-Bahnhöfen Friedrichstraße und Hackescher Markt entsteht.
Hier werden die Zentralbibliothek, die
geistes-, sozial-, kultur- und wirtschaftswissenschaftlichen Zweigbibliotheken des
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Zwischen Ästhetik
und Funktionalität
as Bibliothekssystem der Humboldt-Universität zu Berlin (HU)
wird seit den Neunzigerjahren des
vergangenen Jahrhunderts in jeder Hinsicht umgestaltet: bibliothekarisch, personell, technisch, räumlich.
An allen Veränderungsprozessen hat
sich die Universitätsbibliothek von Anfang
an aktiv beteiligt und nicht nur Vorgaben
und Planungen für die drei großen Standorte der Humboldt-Universität – Campus
Adlershof, Campus Mitte, Campus Nord
– übernommen und umgesetzt. So haben
wir keine bösen Überraschungen und
keine Enttäuschungen erlebt. Vielmehr
konnten wir unsere Vorstellungen bei der
Zusammenlegung von Zweigbibliotheken
einbringen und realisieren.
Die umfassenden Veränderungen fanden und finden statt, damit Studierende,
Dozenten und alle anderen wissenschaftlich Interessierten professionell mit Literatur und Informationen versorgt werden
können.
Eine breite Öffentlichkeit nahm diese
Veränderungsprozesse zum ersten Mal
deutlich wahr durch die Einweihung des
Campus für naturwissenschaftliche Fächer in Berlin-Adlershof. Dort hat die
Universitätsbibliothek (UB) zusammen
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Milan Bulaty, Olaf Eigenbrodt
Der Lesesaal wird nicht nur symbolisch das Herz des Hauses sein. Wenn wir uns ältere Bibliotheken anschauen, ist dort der Lesesaal stets das Zentrum.
Grafik: Max Dudler
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Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
gesucht haben, was aber neue Gedanken
hervorruft. Selbstverständlich werden
wertvolle Bücher (circa 500 000 Bände)
nicht in Freihand angeboten, aber circa
zwei Millionen Bände werden frei zugänglich sein.
Dieser freie Zugang zu den Regalen soll
durch restriktive Öffnungszeiten nicht
ad absurdum geführt werden. Vielmehr
wollen wir die Bibliothek jeden Tag, auch
Samstag und Sonntag, durchgehend oder
bis spät in die Nacht öffnen. Es ist nicht
nur Bedürfnis und Wunsch der Nutzer,
zu jeder Zeit die Bibliothek betreten zu
können, sondern auch eine wirtschaftliche
Überlegung.
Durch die umfassende Nutzung der
Bibliothek sind die Investitionen in Bau,
Erwerb und Erschließung der Medien effektiv eingesetzt. Deswegen ist das Betreiben der Bibliothek mit nur drei Personen
von vornherein eingeplant. Ob wir unsere
Absicht in vollem Umfang verwirklichen
können, hängt von Betriebs- und Personalkosten ab. Momentan allerdings unterstützt der Präsident der Universität unsere
Position und macht sie sich zu eigen.
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Freier Zugang rund um die Uhr
Wir haben uns zunächst grundsätzlich für
die Freihandaufstellung unserer Bestände
entschieden, da sie Eigenschaften besitzt,
die durch Ansammlungen von Informationen in anderer Form (zum Beispiel
Magazinbibliothek oder digitales Archiv)
nicht ersetzt werden können.
Die Bibliothek ist nicht nur ein Container für Informationen oder Wissen, sondern auch ein Ort der in Schrift, Bildern,
Formen und Tönen festgehaltenen Gedanken und Gefühle von Menschen.
Eine Freihandbibliothek erlaubt uns,
nicht nur ein konkretes Buch zu suchen
und zu finden, sondern auch an den Regalen entlang zu schauen, zufällig oder
systematisch in uns unbekannte Bücher
hineinzulesen, sich Anregungen zu holen,
die wir sonst nicht bekommen hätten, die
wir durch eigenes Nachdenken nicht produzieren könnten. Denn in diesem Sammelsurium von unterschiedlichen Gedanken und Gefühlen werden wir auch mit
Erfahrungen – und deren Verarbeitung
– aus zweitausend Jahren Menschheitsgeschichte konfrontiert, die wir selbst nicht
machen können.
Wir finden in einer so gestalteten Bibliothek vielleicht etwas, was wir nicht
Lesesaalatmosphäre
Eine zweite wichtige konzeptionelle Festlegung ist unsere Entscheidung für einen
zentralen Lesesaal mit circa 520 Arbeitsplätzen, den wir bereits in der Ausschrei-
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Der Bau einer Bibliothek wirft immer wieder die Frage nach einer »guten« Bibliothek
auf. Eine gute Bibliothek muss nicht immer eine große Bibliothek sein. Aber eine
große Menge Medien, gepaart mit bibliothekarischen und elektronischen Dienstleistungen, ist in einem ansprechenden
Gebäude leichter in eine gute Bibliothek
zu verwandeln als in einem ungeeigneten
Gebäude.
Und eine große Bibliothek ist in der
Regel besser als eine kleine Bibliothek,
weil sie ganz einfach mehr Bücher und
Informationsmittel anbieten kann und
damit eine umfangreichere Auswahl für
den Nutzer. Dass Qualität eine entscheidende Rolle spielt, ist offensichtlich. Nur
bei hoher Qualität ist mehr Auswahl auch
besser.
Kritik an der vereinfachten Behauptung, eine große Bibliothek sei eine gute,
wird stets mit den Argumenten der Unübersichtlichkeit und der Unauffindbarkeit geäußert. Nun ist es aber gerade eine
der Hauptaufgaben von Bibliothekaren,
Informationen und Daten so aufzubereiten, dass sie handhabbar und durch Anleitung und Hilfe nutzbar sind. Daher ist
es unser Ziel, möglichst viele Bücher aus
möglichst vielen Bibliotheken in das neue
Bibliotheksgebäude zu integrieren.
Die Grenzen dieses Vorhabens sind
durch das uns zur Verfügung stehende
Grundstück in Berlin-Mitte festgelegt.
Eine weitere Einschränkung ergibt sich
–u
Höher, weiter, besser?
aus dem Wunsch, die Fachliteratur der
Zweigbibliotheken auch in Zukunft in
räumlicher Nähe zu den entsprechenden
Instituten anzubieten. Ein Fußweg von
10 bis 15 Minuten ist aus unserer Sicht die
obere Grenze für die Entfernung zwischen
Bibliothek und Institut. Unter anderem an
diesem Kriterium orientierte sich die Zusammenführung von Zentralbibliothek,
Zweigbibliotheken und CMS.
.B
Campus Berlin-Mitte sowie die öffentlichen Bereiche des CMS, zum Beispiel PCPool sowie Multimedia Lehr- und Lernzentrum, einziehen.
–B
Erster Entwurf von K.F. Schinkel für einen Bibliotheksbau im Garten der Universität an der Universitätsstraße, Gebäudeansicht 1833.
Copyright: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett
Ins Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum werden unter anderem die Zentralbibliothek und
die geistes-, sozial-, kultur- und wirtschaftswissenschaftlichen Zweigbibliotheken des
Campus Berlin-Mitte einziehen.
Grafik: Max Dudler
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
w
Ästhetik und Funktionalität
w
Neben der Freihandaufstellung und einem großen zentralen Lesesaal spielen
Fragen der Funktionalität im Verhältnis
zur Ästhetik eine wichtige Rolle in unserem Konzept. Wenn ich als Leser vor der
*
Milan Bulaty: Konzentration und Kooperation – Das Erwin Schrödinger-Zentrum der
Humboldt-Universität zu Berlin. In: ABITechnik 23(2003), S. 315 ff.
BuB | 60 (2008) 04
Jacob und Wilhelm
Grimm-Zentrum
e
Bauherr
Humboldt-Universität zu Berlin, vertreten durch ihre Technische Abteilung
Baudienststelle
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
/ Abteilung V – Hochbau
Architekt
Max Dudler (Berlin, Zürich,
Frankfurt am Main)
.B
–u
–B
.d
Entscheidung zwischen einem schönen
Arbeitsplatz in einer nichtfunktionalen
Bibliothek und einem hässlichen Arbeitsplatz in einer funktionalen Bibliothek
stünde, würde ich mich für die erste Alternative entscheiden.
Meiner Erfahrung nach triff t eine sehr
große Anzahl von Nutzern diese Entscheidung ganz ähnlich. Als Bibliothekare, die
für den Arbeitsablauf und die Organisation der Bibliothek verantwortlich sind, so
vermute ich, entscheiden sich die meisten
von uns für die zweite Alternative. Funktionalität wird oft vor Fragen der Ästhetik
verhandelt und so einer anregenden Atmosphäre vorgezogen.
Können und sollen Bibliothekare sich
von ästhetischen Kriterien bei der Planung, Auswahl und Realisierung eines
Bibliotheksneubaus leiten lassen? Oder
sollen sie nur die funktionalen Aspekte
verfolgen und die ästhetischen den Architekten überlassen? Sind nicht die Architekten die Fachleute für die ästhetische
Raumgestaltung und die Bibliothekare
für die funktionale?
Die Antwort auf diese Fragen fiel uns
leicht, nachdem wir uns mit der häufig
geforderten Flexibilität von Bibliotheksbauten auseinandergesetzt hatten. Sie ist
entstanden, als Bibliothekare merkten, wie
schnell neue Technologien die Bedürfnisse
der Nutzer ändern.
Wir wissen aber auch, dass wir derartige technische Veränderungen für die
Zukunft nicht vorhersagen können. Wir
wissen nicht, welche Geräte in 10, 20, geschweige denn 50 Jahren in einer Bibliothek üblich sein werden. Deswegen aber
eine umfassende Flexibilität zu fordern ist
übertrieben, unvernünftig und letztlich
auch unwirtschaftlich. Auch die Erfahrung mit Bibliotheksbauten, die »praktisch, quadratisch, gut« gestaltet wurden,
um Flexibilität zu garantieren, hat gezeigt,
wie wenig diese überhaupt in Anspruch
genommen wurde.
Wir sind deswegen davon ausgegangen,
dass es auch in 50 Jahren noch Bücher in
Freihand geben wird, dass wir Menschen
diese Bücher auf Tischen studieren und
dazu auf Stühlen sitzen werden.
Flexibilität dagegen haben wir gefordert
am Rande der Freihandbereiche, um Regalflächen zu Arbeitsplätzen umzuwandeln. Wir bauen mit öffentlichen Mitteln
ein neues Haus, in dem unsere Nutzer jetzt
und auch in vielen Jahren räumlich und
ästhetisch einzigartig anregende Bedingungen vorfinden sollen.
Selbstverständlich sollen auch die Arbeitsräume und -bedingungen für die
Mitarbeiter gut sein; denn sie verbringen
w
bung für den Neubau forderten. Er wird
durch dezentrale Arbeitsplätze, Computerarbeitsplätze, 180 betreute Arbeitsplätze
im PC-Pool, 55 Studienkabinen, 10 Gruppenarbeitsräume und Arbeitsplätze für
Eltern mit Kindern vielfältig ergänzt.
Der Lesesaal soll nicht nur symbolisch
das Herz des Jacob und Wilhelm GrimmZentrums sein. Wenn wir uns ältere Bibliotheken anschauen, ist dort der Lesesaal
stets das Zentrum der Bibliothek. Einige
Kollegen kritisieren unsere Entscheidung
für einen zentralen Lesesaal, weil sie mit
Recht darauf hinweisen, dass ein zentraler
Lesesaal nur in einer Magazinbibliothek
eine sinnvolle und eindeutige Funktion
erfüllt. In unserem als Freihandbibliothek
konzipierten Neubau sei diese Funktionalität nicht mehr gegeben, sodass ein zentraler Lesesaal nun nicht zeitgemäß, sondern rückschrittlich sei.
Die Beschreibung der Funktion des Lesesaals in früheren Magazinbibliotheken
ist zutreffend, dennoch ist die Schlussfolgerung falsch. Die Funktion des zentralen
Lesesaals bewerten wir anders. Es gibt viele Leserinnen und Leser, die einen großen
zentralen Lesesaal gegenüber dezentralen
Arbeitstischen – die wir auch in großer
Zahl anbieten werden – bevorzugen. Das
heißt, heute müssen wir uns fragen, warum so viele Studierende und andere Leser
den zentralen Lesesaal besuchen, obwohl
er seine ursprüngliche Funktion in einer
Freihandbibliothek verloren hat.
Die Antwort ist einfach: wegen der
Atmosphäre. Wir können weiter gehen
und fragen, warum sie diese Atmosphäre
bevorzugen und nicht eine andere. In diesem Sinne können wir auch fragen, warum
wir Kleidung tragen, die nach dem jetzigen Stand der Technik mehr oder weniger unfunktional ist, die sich aber durch
Tradition, Kultur und damit Sozialisation
und Gewöhnung durchgesetzt hat. Die
Kleidung – wie der zentrale Lesesaal – hat
nicht nur eine bestimmte Funktion, sondern viele, und die ästhetische Funktion ist
für uns Menschen nicht die unwichtigste.
Nutzer
ZE Universitätsbibliothek und
ZE Computer- und Medienservice
Kosten
75,5 Millionen Euro
Fertigstellung
Sommer 2009
Hauptnutzfläche
20 296 Quadratmeter
Öffentliche Arbeitsplätze
circa 1 250
davon circa 500 Computerarbeitsplätze – davon im betreuten PC-Pool circa
180 Plätze, Multimediaarbeitsplätze 44,
Plätze in Computer-Schulungsräumen:
55, Gruppenarbeitsräume (6 bis 10 Personen): 10, Einzelarbeitskabinen: 55
Inhaltliche Ausrichtung
Integration der Zentralbibliothek
und von 11 Zweig- und Teilbibliotheken
der Geistes-, Kultur-, Sozial-, und
Wirtschaftswissenschaften
Medienbestand
bis zu 2,5 Millionen Einheiten
im Haus, davon 2 Millionen in
Freihandaufstellung
circa 2 400 laufende Zeitschriften
Dienstleistungen
zentrale bibliothekarische Fachauskunft;
bibliografische Auskunft / Datenbankrecherche; dezentrale fachbezogene
Auskünfte und Beratung; umfassender
Kopier-, Druck- und Scanservice;
breites Schulungsangebot zur Informationskompetenz; Ausleihe und Rückgabe von Medien in Selbstbedienung;
drahtloser Netzzugang im ganzen Haus;
Videoschnittplätze; Grafikbearbeitung;
Hardwareservice; Elektronisches Publizieren; Videokonferenzen
Sonderbereiche
Multimedia Lehr- und Lernzentrum; Videokonferenzräume; Forschungslesesaal
mit 57 Plätzen; Diathek & Mediathek;
Zeitschriftenleselounge; Eltern-Kind-Arbeitsbereich; Ausstellungsraum; Auditorium mit circa 180 Plätzen; Cafeteria
319
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Bibliothek im Stadtraum
Das Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum
ist in einer für Wissenschaft, Bildung und
Kultur nahezu idealen stadträumlichen
Umgebung verortet. Die Dorotheenstadt
in der Mitte Berlins ist, wenn nicht für diese Aufgaben geschaffen, doch von Beginn
ihrer Entwicklung im 17. Jahrhundert an
Grimm-Zentrum an einem gemeinsamen
städtischen Platz liegen. Von dort aus öffnet sich entlang des Kompetenzzentrums
der Staatlichen Museen eine Passage zur
Museumsinsel und darüber hinaus ein
Weg bis in die Spandauer Vorstadt. Am
Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum vorbei verlängert sich diese neue Wegführung
bis zum Bahnhof Friedrichstraße.
Das Foyer des Hauses nimmt diesen
Weg der Kultur buchstäblich auf und eröffnet einen einfachen Zugang für Jedermann. Ausstellungsbereich, Cafeteria,
aber auch das Auditorium werden so zu einem Teil des explizit öffentlichen Raums,
der sich mit dem Raum der Bibliothek
durchdringt. Hier kommt nicht nur das
Selbstverständnis der Universitätsbibliothek als der Öffentlichkeit zugängliche
wissenschaftliche Bibliothek zum Tragen
– der Klassiker des Open Access – sondern
auch ein Bewusstsein für die Bedeutung
der Universität als gestaltender Teil eines
Stadtraums.
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–u
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.d
vermutlich viel mehr Zeit in dem Haus als
die Nutzer. Das heißt, wir haben bei der
Auswahl des Entwurfes darauf geachtet,
dass das neue Gebäude schön ist, beständig schön, auch nach Jahrzehnten.
Wir sollten den Anspruch auf Schönheit, Qualität und Beständigkeit vorrangig vor allen anderen Anforderungen an
einen Bibliotheksneubau stellen, obwohl
e
320
Großbaustelle Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum: Das Bibliothekssystem der Humboldt-Universität wird in jeder Hinsicht umgestaltet – bibliothekarisch, personell, technisch, räumlich.
Foto: Ernst Fesseler
von zentralen kulturellen Einrichtungen
des preußischen und später deutschen
Staates geprägt. Gerade im ausgehenden
19. Jahrhundert hatte man in Preußen die
Museen, die Staatsbibliothek, die Akademie der Wissenschaften und die Universität mit der Bibliothek immer auch als ein
aufeinander bezogenes und sich ergänzendes wissenschaftliches System gesehen.
Heutzutage ist allein die Konzentration
der Bibliotheken und ihrer Bestände in der
unmittelbaren Umgebung beinahe einzigartig. Dies spiegelt sich auch in der eher
profanen Tatsache wieder, dass die beiden
aktuell größten Bibliotheksbaustellen des
Landes nur einen Block voneinander entfernt liegen.
Der Entwurf ist auf diese stadträumliche Umgebung nicht nur bezogen, er
sieht das Gebäude auch als einen vitalen
Teil des Ganzen. Mit den geplanten Museumshöfen wird das Jacob und Wilhelm
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sie so schwer und dauerhaft zu charakterisieren sind.
Ihre Merkmale aus der Vergangenheit
abzuleiten, heißt nicht, sie zu kopieren oder
nachzuahmen. Die Anforderungen der
Bibliothekare waren in der Vergangenheit
oft rein funktional und technisch interpretiert beziehungsweise gesellschaftlich
untermauert. Unsere Herangehensweise
hat diese Aspekte aufgenommen, aber in
einen anderen Zusammenhang gestellt.
Wir wissen zugleich, dass dies im besten
Fall nur die notwendigen Bedingungen
sind, die eine gute Bibliothek in der Zukunft charakterisieren. Die hinreichenden
Bedingungen können wir nie vollständig
aufzählen. Dadurch wird auch deutlich,
warum die Architektur nicht nur ein
Handwerk, sondern eine Kunst ist. Unsere
Vorgehensweise ist keine Garantie für das
Gelingen. Wissen, Handwerk und Gespür,
letztlich aber auch Glück sind dafür nötig.
Vielfalt der Funktionen –
Vielfalt der Räume
Dem Gebäude liegt das Achsmaß der Regale als Raster zugrunde, eine deutliche
Reminiszenz an die von Milan Bulaty betonte Bedeutung des Freihandbestandes.
Die besondere Beachtung der Symmetrie
hat es in der Planungsphase nicht immer
einfach gemacht, die Vielfalt der Funktionen auch räumlich darzustellen. Im Endeffekt werden aber ästhetisch anspruchsvolle
und funktional klare Räume entstehen,
die bei aller Wiedererkennbarkeit doch
nicht auf Identität verzichten.
Dabei entwickelt sich der Raum insgesamt von einer verkehrsreichen, kommunikativen und quirligen Atmosphäre im
Erdgeschoss über die technisch dominierten Computer- und Multimediabereiche
des ersten Obergeschosses hin zu den eher
ruhigen, konzentrierten Arbeitsbereichen
des zweiten bis fünften Obergeschosses,
die auch den Großteil des Freihandbestandes in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz aufnehmen.
Besonderen Wert wurde immer auf die
Trennung der Etagen gelegt, nachdem »offene« Entwürfe in Bibliotheksbauten der
Neunzigerjahre immer wieder zu größeren
akustischen und klimatischen Problemen
geführt hatten.
Lediglich der große, durch ein Glasdach
beleuchtete Saal mit den Leseterrassen verbindet alle Freihandbereiche optisch miteinander und ist über die einzelnen Terrassen von fünf Etagen her zugänglich, ohne
dass im Raum selbst Verkehr entstehen
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
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Dr. Milan Bulaty
studierte Philosophie, Linguistik und
Psychologie in Prag,
Freiburg im Breisgau und Heidelberg.
Nach der Promotion 1979 war er Bibliotheksreferendar
an der Universitätsbibliothek der Freien
Universität. Er arbeitete an der AmerikaGedenkbibliothek in Berlin und ist seit
1992 der Direktor der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin.
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enfreundlichen Bibliothek soll Eltern die
Gelegenheit gegeben werden, ihre Kinder
mitzubringen und in der Nähe ihres Arbeitsplatzes zu beschäftigen, ohne sie aus
den Augen zu verlieren oder andere Nutzer
zu stören.
Schon diese kursorische Darstellung
macht deutlich, wie viel Wert auf eine
größtmögliche Vielfalt von Räumen und
damit auch Identifikationsangeboten gelegt wurde. Die Nutzer sind eingeladen,
die Flächen für sich zu entdecken und
teilweise können sie diese sogar in ihrem
Sinne umgestalten. Es entsteht ein offenes
und kommunikatives Raumensemble, das
erst durch seine Nutzung wirkliche Bewährung erfahren wird.
Flexibilität ist hier weder Selbstzweck,
noch diktierendes Gestaltungselement,
sondern die Architektur lädt zur flexiblen
Nutzung der unterschiedlichen Bereiche
ein. Computertechnik, vom anspruchsvollen Multimedia-Arbeitsplatz bis zum
omnipräsenten W-LAN, fügt sich selbstverständlich in diese Struktur ein, ohne
unterzugehen oder dominant zu sein.
Automatisierung und
persönliche Kommunikation
.B
Insgesamt setzen wir mit dem Jacob und
Wilhelm Grimm-Zentrum nicht nur die
erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen
CMS und UB in einer anspruchsvollen
technischen Infrastruktur fort, sondern
wir verwirklichen auch konsequent die
Automatisierung bestimmter Dienstleistungen, um mehr Zeit für direkte Kontakte mit den Nutzern in den Auskunftsbereichen zu haben.
w
kann. Durch Glasscheiben getrennt und
mithilfe einer Holzverkleidung akustisch
gedämpft, bildet er das ruhige Herz der
Bibliothek.
Auch die Einzelarbeitskabinen und
Gruppenräume, die sich über die Etagen
verteilen, sind auf den Saal bezogen – wenn
auch hinter Glas. Die Raumfolgen, die
hier entstehen, laden zum konzentrierten
Arbeiten ein und werden durch die Zonen
der formellen und informellen Kommunikation ergänzt, die Schulungsräume,
Gruppenarbeitsbereiche und frei nutzbare
Räume innerhalb der Bibliothek bieten.
Spezielle Bereiche finden sich im sechsten und siebten Obergeschoss. Ein Forschungslesesaal bietet nicht nur genug
Platz für die intensive Auseinandersetzung
mit dem historischen Altbestand und den
Spezialsammlungen der Bibliothek, er öffnet sich zudem in einen Freihandbereich,
der auch schützenswerte und sonst nicht
in Freihand zugängliche Bände anbietet.
Hier soll sich die Wissenschafts-, Kulturund Geistesgeschichte des weiteren 19.
Jahrhunderts erschließen und zudem eine
intensive Betreuung wissenschaftlicher
Projekte auf diesem Gebiet stattfinden.
In der siebten Etage befindet sich mit
der Diathek und Mediathek eine Einrichtung, die von Universitätsbibliothek und
kunstgeschichtlichem Seminar gemeinsam betrieben wird. Bildmedien, aber
auch Mikrofilme, Videos und ähnliches
Material können hier angesehen und bearbeitet werden.
Auf diesem Obergeschoss sind außerdem noch weitere offene Gruppenarbeitsbereiche und ein Eltern-Kind-Arbeitsbereich angesiedelt. Im Sinne einer famili-
Olaf Eigenbrodt
studierte Germanistik, Kunstgeschichte, Geschichte und
Philosophie in Bochum und Münster
und absolvierte sein
Referendariat an der
Humboldt-Universität zu Berlin. Heute
ist er Baureferent der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität und
Lehrbeauftragter am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft.
Seit 2007 ist er Mitglied im Standing
Committee der IFLA »Library Buildings
and Equipment Section« und stellvertretender Vorsitzender (Berlin) des VDBRegionalverbandes Berlin-Brandenburg.
Seine Forschungsschwerpunkte sind
Bibliothekssoziologie, Bibliotheksbau
und psychologische Aspekte der Bibliotheksbenutzung. Er ist Autor mehrerer
Veröffentlichungen zum Bibliotheksbau
und zur Bibliothekssoziologie. – Kontakt: [email protected]
321
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Architekten – Bibliothekare
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Dudlers. Gleichzeitig sind bei Letzterem
aber Anleihen an die des Bauhaus und an
Max Dudlers Lehrer Oswald Matthias
Ungers zu erkennen; vor allem auch in
der Gestaltung großer, proportionierter
Räume.
So unterschiedlich die Konstellationen
und Aufgaben im Bibliotheksbau sind, so
verschieden sind die Erfahrungen, die Bibliothekare mit Architekten machen – und
umgekehrt, darüber ist schon viel gesagt
und geschrieben worden. Die HumboldtUniversität hat hier in zweifacher Hinsicht Glück gehabt. Der Architekt teilt
die grundsätzlichen Überlegungen und
Überzeugungen sowie die Philosophie,
die hinter dem Projekt steht, und die HU
ist selber Bauherr des Jacob und Wilhelm
Grimm-Zentrums.
Dies macht Abstimmungen und Diskussionen wesentlich einfacher und hat im
bisherigen Planungsverlauf immer dazu
geführt, dass für beide Seiten akzeptable
Kompromisse entstanden, wo keine Übereinstimmung hergestellt werden konnte.
Dabei waren sicher auch gemeinsame Besuche anderer Bibliotheken hilfreich.
An dieser Stelle sollte einmal die Kollegialität erwähnt werden, die in den meisten Bibliotheken herrscht. Wir wurden
nicht nur freundlich willkommen geheißen, sondern es wurden auch manch heiße Eisen angefasst und viele Fehler offen
diskutiert.
Natürlich ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und ein gegenseitiges Verständnis auch in anderen Bereichen wie
der Technikplanung essenziell, der ständige Diskussionsprozess zwischen Bibliothekaren und Architekten bildet aber den
Kern der Gesamtplanung.
Das Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum wird das Gesicht der Dorotheenstadt, der Universität und der Bibliothek
selbst nachhaltig verändern. 175 Jahre
musste die Zentrale Universitätsbibliothek
ohne eigenes, adäquates Haus auskommen. Zum 200. Jahrestag ihrer Gründung
wird die Humboldt-Universität nun um
ein Informations- und Kommunikationszentrum bereichert, das nicht nur
eine Infrastruktur für CMS und UB auf
höchstem Niveau bietet, sondern als Treffpunkt und Schaufenster der Universität
das Hauptgebäude im Palais des Prinzen
Heinrich ergänzt und erweitert.
Im Mittelpunkt unserer Planungen stehen die Nutzer mit ihren sich verändernden Bedürfnissen. Dem versuchen wir
entgegenzukommen, indem wir Ästhetik
und Funktionalität als sich ergänzende,
unverzichtbare Eigenschaften des neuen
Hauses begreifen.
.d
Entwurfs ist es aber nicht möglich, sie als
Backoffice-Bereich in die Bibliothek direkt
zu integrieren. So entsteht wie in vielen anderen Fällen eine Bibliothek mit einem eigenen Verwaltungsbereich im achten und
neunten Obergeschoss.
Trotzdem wurde versucht, einen Teil der
Büros für die Nutzer einfacher zugänglich
zu machen. So liegen im ersten Obergeschoss unmittelbar am Benutzungsbereich
wichtige Anlaufstellen der Benutzungsabteilung und auch im Erdgeschoss sowie
im sechsten und siebten Obergeschoss
ist das Personal für die Nutzer leicht erreichbar.
–u
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Mit Entwurf und Planung des Jacob und
Wilhelm Grimm-Zentrums wurde das
Architekturbüro Max Dudler beauftragt.
Die Architektur zeichnet sich durch eine
formale Strenge aus, die sich an die geometrische Formensprache der klassischen Moderne anschließt, ohne sie zu
kopieren. Gerade das lässt den Entwurf,
der sich in einem Wettbewerb gegen ein
breites Teilnehmerfeld durchgesetzt hat,
in einer Hinsicht klassisch-zeitlos erscheinen.
Besonders lohnend ist hier ein Vergleich
etwa mit Friedrich Schinkels Skizze einer Bibliothek im Garten der Universität
von 1833. Die regelmäßige Gliederung
der Fassade und die klare, rechteckige
Grundform des Gebäudes vermitteln
die gleiche Strenge wie der Entwurf Max
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Als eine der ersten Bibliotheken
Deutschlands wird das Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum über eine kombinierte Buchrückgabe-, -sortier- und
-transportanlage verfügen. Die Kapazität ist so geplant, dass auf eine manuelle
Rücknahme von Medien (außer Fernleihen) in der Regel verzichtet werden kann.
Der Neubau macht es hier einfach, eine
leistungsfähige Kastenförderanlage an die
Buchsortierung anzuschließen. Auch die
Ausleihe soll durch eine ausreichende Anzahl an Selbstverbuchern weitestgehend
automatisiert werden.
Die Interaktion zwischen Nutzern und
Bibliothekaren verlagert sich damit in
andere Bereiche. Nicht ein uniformierter
Wachmann wird die Besucher des Gebäudes empfangen, sondern Mitarbeiter der
Bibliothek, bei denen sie schon im Foyer
generelle Informationen einholen können.
Innerhalb der Bibliothek befindet sich
im Erdgeschoss eine Auskunfts- und Beratungszone. Anstelle einer großen dominanten Theke sollen hier vor allem auch
spezielle, für intensive Beratung nutzbare
Tische stehen. Lediglich für die quantitativ sehr wichtigen Schnellauskünfte
stehen auch Thekenplätze zur Verfügung.
Hier wird konsequent auf Doppelmonitore gesetzt.
Auch auf den einzelnen Etagen finden
sich Informationsbereiche, die je nach
Nachfrage und Personalstärke mit Mitarbeitern besetzt werden können. Damit sie allerdings nicht verlassen wirken,
wenn kein Mitarbeiter vor Ort sein kann,
sind sie so gestaltet, dass sie dann auch als
Opac-Inseln dienen können.
Alle Informations- und Auskunftsplätze werden durch Lichtstelen und eine besondere Beleuchtung hervorgehoben und
damit auch ohne Blick auf das Leitsystem
leicht auffindbar.
Obwohl das Konzept des gemeinsamen
Dienstleistungsangebots von UB und
CMS weiter ausgebaut werden soll, hat
sich ein gemeinsamer Beratungsbereich
inzwischen als schwierig erwiesen. Zu
differenziert sind die Anfragen der Nutzer
und zu unterschiedlich ist die Qualifikation des Personals, um einen solchen Bereich
befriedigend organisieren zu können.
Daher wird es im ersten Obergeschoss
unmittelbar am PC-Pool eine Informationstheke des CMS mit entsprechender Besetzung geben. Der Multimediaservice des
CMS bietet im Haus Videokonferenztechnik an. Face-to-Face-Kommunikation
wird hier auch ortsunabhängig möglich.
Die Lage der Mitarbeiterbüros im
Haus wurde im Vorfeld lange diskutiert.
Aufgrund der Gebäudegeometrie des
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322
Leseplätze an der Fassade. Es sollen ästhetische und funktional klare Räume entstehen,
die bei aller Wiedererkennbarkeit nicht auf
Identität verzichten.
Grafik: Max Dudler
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
323
Jeanette Lamble,
Barbara Schneider-Kempf
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Richtfest für die
große Unbekannte
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Das Haus Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin heute, im Vordergrund das Reiterdenkmal Friedrich des Großen. Die Baustelle ist von außen kaum sichtbar, da sich alle Bauarbeiten hinter den Mauern vollziehen.
Foto: Staatsbibliothek – PK
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m 5. Februar 2008 feierten die ausführenden Baufirmen zusammen
mit Vertretern der Bundesregierung, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Staatsbibliothek zu Berlin und mit
den Architekten und Planern das Richtfest. Parallel wird bis zum Jahr 2011/12
das dann knapp einhundert Jahre alte
Gebäude generalsaniert und für einen modernen Bibliotheksbetrieb instand gesetzt.
Die Baukosten trägt der Bund und unterstreicht damit die Bedeutung der größten
wissenschaftlichen Universalbibliothek
im deutschsprachigen Raum.
»Größte unsichtbare Baustelle«, »Großbaustelle im Verborgenen«, »Die große
Unbekannte« betitelten Anfang Februar
große deutsche Zeitungen ihre Beiträge
über die größte Kulturbaustelle des Bundes, auf der am Tag zuvor Richtfest gefeiert wurde.
Erstaunen, immer wieder Erstaunen
ruft diese Baustelle inmitten der Staatsbibliothek zu Berlin hervor: über die bauliche
Dimension dieses Projekts, das nicht nur
für die nationale und internationale Wissenschaftslandschaft, sondern auch für
die städtebauliche Entwicklung Berlins
bedeutend ist; und darüber, dass es möglich ist, direkt am prächtigsten Boulevard
der Hauptstadt, an der Straße Unter den
Linden, ein in jeder Hinsicht gigantisches
Bauwerk derart geräuschlos, unsichtbar
und von der Außenwelt unbemerkt wachsen zu lassen.
Täglich verharren Hunderte Menschen
vor dem Gebäude, gehen in den Brun-
w
Nicht nur die Humboldt-Universität zu
Berlin bekommt einen neuen, eindrucksvollen Bibliotheksbau im Herzen der
Hauptstadt. In unmittelbarer Nachbarschaft wird an einem weiteren Neubau
der Superlative gewerkelt, und zwar für
die Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung
Preußischer Kulturbesitz. Die größte
wissenschaftliche Universalbibliothek im
deutschsprachigen Raum bekommt damit
am Standort Unter den Linden ihr funktionales und architektonisches Herz zurück,
das im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer verloren ging. Die Pressesprecherin
Jeanette Lamble und die Bibliotheksdirektorin Barbara Schneider-Kempf stellen
den imposanten Neubau vor, der zunächst
so unauffällig vor sich ging, dass die Baustelle in den Tageszeitungen der Hauptstadt schon als die »größte unsichtbare
Baustelle« und »große Unbekannte«
von sich reden gemacht hat.
.d
Baustelle der Superlative:
In Berlins Zentrum entsteht
die neue Staatsbibliothek
nenhof, zögernd erst, dann voller Bewunderung für die mit Wein bewachsenen
Gemäuer und die über dem Eingang eingelassenen Statuen, lassen ihre Blicke der
majestätischen Fontäne in die Höhe und
weiter die Fassade 13 Etagen hoch folgen
– und ahnen doch meist nicht, was da im
Innern dieses Gebäudekomplexes, der 107
mal 170 Meter misst, entsteht.
Erst der Zugang zum Richtfest eröffnete Journalisten, Politikern, Bibliothekaren,
Bibliotheksbenutzern und vielen anderen
geladenen Gästen den ersten räumlichen
Eindruck vom künftigen Allgemeinen Lesesaal, dem Rara-Lesesaal, den Tresormagazinen und dem Freihandmagazin – den
Neubauten. Und führte endlich vor Augen, wie sich ab 2009 der außen geschlossen stehende Altbau funktional und architektonisch mit den im Zentrum stehenden
Neubauten verbinden wird.
Bestände, Sammlungen,
Benutzungskomfort
Das, wofür gebaut wird, ist ebenso außerordentlich wie der Bau selbst. Umsichtige
Erwerbungspolitik, königliche Zuwendung, einzigartiges Expertenwissen und
manches glückliche Händchen beim
Ankauf heute unschätzbarer Objekte,
der Aufschwung der Wissenschaften seit
dem 18. Jahrhundert, die Explosion der
Buchproduktion seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts, die Ausweitung des Erwerbungsspektrums hin zu den heutigen
Sammelschwerpunkten in den Geistes-
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
zugleich die Stabilität des umliegenden
Gebäudes sowie der Baustelle während der
Bauarbeiten sichert.
Dazu wurde im HochdruckinjektionsVerfahren waagerecht Spezialbeton verspritzt, welcher zuvor durch rund 3 000
senkrechte Bohrungen in die Tiefe gelangte. Der zentrifugal verspritzte Beton musste unterirdisch so überlappen, dass er sich
zu einer festen Schicht verbinden konnte.
Doch auch diese Düsenstrahlsohle
selbst musste vor dem Aufschwemmen gesichert werden, wofür sie in der darunterliegenden Erdschicht mit rund 500 Kleinbohrverpresspfählen in einem gerasterten
Abstand von drei mal drei Metern rückverankert wurde. Nach mehreren Tests
bestand Gewissheit, dass die Düsenstrahlsohle dicht und fest ist. Möge niemals jemand diese zu Gesicht bekommen!
Über der Sohle befinden sich fünf Meter hoch verdichteter Boden sowie eine
Drainage und Sauberkeitsschicht, wel-
e
sich die Bestände und Dienstleistungen
der Bibliothek heute verteilen. Nach der
Vereinigung der beiden Standorte im Jahr
1992 wurde das Konzept der »einen Bibliothek in zwei Häusern« entwickelt und
im Jahr 1998 vom Stiftungsrat Preußischer Kulturbesitz beschlossen.
Um im Rahmen dieses Zwei-HäuserModells die Möglichkeiten der Bibliothek
voll entfalten zu können, sind sowohl die
Instandsetzung und Modernisierung des
1914 in Betrieb genommenen Altbaus Unter den Linden als auch seine Ergänzung
um Neubauten erforderlich. In einem
internationalen Wettbewerb zur Lösung
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und Sozialwissenschaften, die universale
Ausrichtung der Sammlungen (alle Zeiten, alle Länder, alle Sprachen) bei gleichzeitiger Betonung des wissenschaftlichen
Wertes der Sammlungsobjekte – all dies
formte im Laufe von 350 Jahren einen Bestand an Sammlungen, der sich mit denen
der großen Bibliotheken in London, Paris,
Moskau und anderen Städten misst.
Zu den unikalen Werken gehören zum
Beispiel die Matthäuspassion von Bach,
die Zauberflöte von Mozart, Beethovens
9. Sinfonie, Schriftstücke von Lessing,
Goethe, Kleist, die Nachlässe von Herder und Hauptmann, das älteste Druck-
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324
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Trümmer im Lesesaal: Am 14./15. Februar 1944 traf eine Luftmine den Kuppellesesaal; bis zum
Jahr 1975 blieb die Ruine des Raumes im Zentrum des Gebäudes stehen.
Foto: Staatsbibliothek – PK
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werk der Welt aus Japan 764/770. Hinzu kommen über 10,5 Millionen Bände
seit 1501 gedruckter Literatur aus allen
Wissenschaftsgebieten, Hunderttausende Frühdrucke und Musikdrucke, über
eine Million Karten, des Weiteren Atlanten, historische Zeitungen, umfangreiche
Parlamentaria, Archive und Nachlässe,
elektronische Zeitschriften, Datenbanken, CD-ROMs, Mikrorollfilme, Mikrofiche und vieles mehr. Insgesamt über 22
Millionen Objekte aller Art werden hier
gesammelt, sorgsam gepflegt und für die
Benutzung bereitgestellt.
Die Bestände der Bibliothek sind groß
und großartig. Groß sind auch die beiden
Standorte Unter den Linden und Potsdamer Straße, rund 1,5 Kilometer im Zentrum Berlins voneinander entfernt, auf die
dieser anspruchsvollen Aufgabe setzte sich
im Jahr 2000 der renommierte Stuttgarter
Architekt HG Merz durch, nach dessen
Plänen nun gebaut wird.
Umfangreiche Planungen sowie logistische und technische Meisterleistungen
waren stets zu vollbringen, bevor wieder
ein Meilenstein erreicht wurde: erster
Spatenstich im Mai 2005, Grundsteinlegung für die Neubauten im April 2006,
Aufsetzen der Richtkrone im Februar
2008.
So vollzog sich zwischen Spatenstich
und Grundsteinlegung unterirdisch eine
der zahlreichen ingenieurtechnischen
Spitzenleistungen an diesem Bau: Ein halbes Jahr lang wurde in 13,5 Metern Tiefe
zunächst ein Betontrog errichtet, welcher
das Berliner Grundwasser fernhält und
»Größte unsichtbare Baustelle«,
»Großbaustelle im Verborgenen«,
»Die große Unbekannte« betitelten
Anfang Februar große deutsche
Zeitungen ihre Beiträge über die
größte Kulturbaustelle des Bundes.
che in 8,5 Metern Tiefe unterhalb der
Erdkante abschließt. Bis auf diese Ebene
wurde nun das darüberliegende Erdreich
ausgebaggert, 26 000 Kubikmeter Erde, in
denen sich so mancher Rest des früheren
Kuppellesesaals und der alten Holzpfahlgründung fand.
In gut 20 Monaten nach der Grundsteinlegung im April 2006 wuchsen die
Fundamente und die zwei Geschosse Tresormagazin, das angrenzende Freihandmagazin und der separate Rara-Lesesaal,
schließlich die Stahlbetonkonstruktion
für den neuen zentralen Lesesaal, die bald
in einen 35 Meter in die Höhe ragenden
Lichtkubus gehüllt wird, empor.
Ein Zusammenschnitt von Fotos, die
seit Mai 2005 täglich um 11 Uhr aufgenommen werden, zeigt im Zeitraffer beeindruckend, wie die Baustelle vorbereitet, riesige Versteifungen für den Halt des
umliegenden Gebäudes angebracht, die
Baugrube ausgehoben und schließlich die
Neubauten in die Höhe getrieben wurden,
zu betrachten unter http://bauen.staatsbibliothek-berlin.de.
Zwischen der Grundsteinlegung und
dem Richtfest wurden 17 500 Kubikmeter Beton vor Ort gegossen, dabei 3 600
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Lesesaal | BuB
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Die Botschaft der Häuser
der Baumasse als auch vom Finanzvolumen her ist dies die größte Einzelbaustelle
des Bundes für kulturell-wissenschaftliche
Zwecke, 333 Millionen Euro kosten allein
die Neubauten und die Generalsanierung.
Auch die architektonischen, städtebaulichen und denkmalpflegerischen
Anforderungen bewegen sich auf höchstem Niveau: Architekt HG Merz – übrigens einem breiten Publikum durch die
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Tonnen Stahlbewehrung verbaut, 4 000
Stahlbeton-Fertigteile als Gerüst für den
transluzenten Glaskubus verschweißt. Die
Schweißarbeiten wurden von 40 extra für
diese Aufgabe qualifizierten Facharbeitern
ausgeführt; jetzt sind die Fertigteile mit
2,8 Kilometern Schweißnaht verbunden,
für deren Herstellung ein Schweißer allein
sieben Jahre gebraucht hätte.
Für den Aufbau der Dachkonstruktion
aus den Stahlbeton-Fertigteilen sowie für
den späteren Innenausbau des zentralen
Lesesaals wurde ein Gerüst eingerichtet,
welches nicht zuletzt ob seiner Einzigartigkeit als Fotomotiv überrascht.
Es war ein erhebender Moment, als sich
am 5. Februar 2008 der Richtkranz emporhob. Denn jetzt wurden endlich die
Konturen des Lesesaals sichtbar; nicht
länger beugt man sich über Modelle, sondern hat gebaute Materie vor sich und über
sich – und es nähert sich die Zeit, in der es
mehr denn je eine Freude sein wird, in den
Lesesälen der Staatsbibliothek zu Berlin
historische Forschungen zu betreiben.
Dieses Bauvorhaben ist in jeder Hinsicht
mit Superlativen zu beschreiben. Aus Sicht
des Bundes ist zu vermerken: Sowohl von
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Arbeiten auf der größten Kulturbaustelle des Bundes. Hier werden die Stahlbau-Fertigteile für die Deckenkonstruktion verschweißt.
Foto: hg merz architekten
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Grundsteinlegung für den Neubau der Superlative mit dem Stuttgarter Architekten Hans-Günter
Merz und seinen Mitarbeitern aus dem Berliner Büro.
Foto: Staatsbibliothek – PK
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Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Freihandbestand – Magazinbestand
Die Staatsbibliothek zu Berlin ist eine Magazinbibliothek. In den Magazinen wird das Gros
der zehn Millionen Bände und der vielen anderen Materialien der bedeutenden Sammlungen aufbewahrt. Der Anteil der in den
Lesesälen frei zugänglichen Literatur (überwiegend Referenzliteratur wie Nachschlagewerke, Handbücher, große Quelleneditionen)
wird in den nächsten Jahren auf über fünf Prozent erhöht. Die maximalen Kapazitäten aller Freihandbestände wachsen im Haus Unter
den Linden auf 460 000 Bände, im Haus Potsdamer Straße auf 210 000 Bände.
Tresore für herausragende Sammlungen
Tresore sind gelegen im ersten und zweiten
Untergeschoss unterhalb des neuen Lesesaals,
18 Grad Celsius temperiert, 50 Prozent Luftfeuchtigkeit, UV-freie Beleuchtung, einsturzsicher, 3 000 Quadratmeter Nutzfläche, ausgestattet mit Kompaktregalanlagen.
Künftiger Allgemeiner Lesesaal
im Zentrum des Gebäudes (ab 2008)
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Internet an allen Benutzerarbeitsplätzen, WLAN in allen öffentlichen Benutzungsbereichen, Buchtransportanlage mit 17 Linear- und
4 Umlaufzügen, Gesamtlänge 1 500 Meter
Handschriften-Lesesaal: 48 Standardarbeitsplätze, 10 Rechercheplätze; Karten-Lesesaal:
40 Standardarbeitsplätze, 10 Rechercheplätze; Musik-Lesesaal: 70 Standardarbeitsplätze,
10 Abspiel-, 10 Rechercheplätze; ZeitungsLesesaal: 50 Standardarbeitsplätze, 15 Rechercheplätze; Kinder- und Jugendbuch: 12
Standardarbeitsplätze, 6 Rechercheplätze;
Freihandbestand in diesen Lesesälen insgesamt 120 000 Bände
250 Arbeitsplätze, davon 90 Standardarbeitsplätze, 140 Forscherarbeitsplätze, 19 Carrels,
1 Blindenarbeitsplatz, 10 Rechercheplätze,
125 000 Bände Freihandbestand, 9 000 Quadratmeter Nutzfläche
Neue Öffentlichkeitsbereiche
(ab 2011/2012 im Neubau)
Auf der Ebene des Erdgeschosses entstehen
Bereiche, welche für eine breite Öffentlichkeit
zugänglich sein werden. Interessierte können
sich – auch ohne Benutzer der Bibliothek zu
sein – über die Staatsbibliothek, die moderne Informationsdienstleistungen erbringt sowie nationales und Weltkulturerbe sicher verwahrt, auf vielfältige Weise informieren.
308 Quadratmeter großes Bibliotheksmuseum mit Dauerausstellung zur Entwicklung der Staatsbibliothek als wissenschaftliches und kulturelles Zentrum Berlins, Preußens und Deutschlands
auf 66 Quadratmetern entsteht die »Schatzkammer«, welche baulich in den Bereich
der Tresormagazine integriert wird; Raum
für wechselnde Ausstellungen, 248 Quadratmeter
3 Veranstaltungssäle
Cafeteria, Buchshop
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Technische Ausstattung
Qualität der Arbeitsplätze: Standardarbeitsplatz mit Tisch, Stuhl, IT-Anschluss; Forscherarbeitsplatz wie Standard und abschließbarer Roll-Container, reservierbar; Carrel wie
Forscherarbeitsplatz, jedoch abgeschlossener
Raum, längere Zeit mietbar; Rechercheplatz
mit PC für Internet- und Katalog-Recherche
oder Mikrofiche-Lesegerät oder Readerprinter; Blindenarbeitsplatz wie Standardarbeitsplatz und besondere technische Ausstattung
wie PC mit Scanner, Braille-Zeile, Sprachausgabe, Vergrößerungssoftware für Monitor;
Abspiel-Platz mit Audio-Anlage
Freihandmagazin, angrenzend
an den Allgemeinen Lesesaal
(in Betrieb ab 2011/2012)
175 000 Bände Literatur mit Erscheinungsjahr
bis 1945
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Daten zum Neubau
Informationszentrum für
das Historische Buch (ab 2008)
65 Rechercheplätze, 50 000 Bände Freihandbestand
Arbeitsplätze und Freihandbestände
für hohen Benutzungskomfort
Sonderlesesaal für Seltene Drucke
(ab 2008)
Insgesamt entstehen im gesamten Gebäude
656 internetfähige Benutzerarbeitsplätze verschiedener Ausstattung. Der Zugang zum Internet über W-LAN ist aus allen Benutzerbereichen möglich.
50 Standardarbeitsplätze, 30 000 Bände Frei- Die Werkstätten der Staatsbibliothek – Rehandbestand, 700 Quadratmeter Nutzfläche staurierung, Buchbinderei, Digitalisierung,
Druckerei, Mikroverfilmung, Reprografie –
Weitere Sonderlesesäle (ab 2011/2012)
beziehen im Nordteil des Gebäudes im sanier281 Benutzerarbeitsplätze insgesamt, davon ten Altbau 1 500 Quadratmeter Fläche.
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326
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Sanierung der Alten Nationalgalerie auf
der Museumsinsel, den mehrfach preisgekrönten, neuen zentralen Gedenkort
der Gedenkstätte Sachsenhausen oder die
Konzeption des neuen Daimler-Museums
in Stuttgart bekannt – plante für diese bedeutende Bibliothek einen funktionalen
und zugleich repräsentativen Bau.
Ein besonderer Aspekt war dabei sicher
auch die räumliche Situierung des Gebäudes – im Zentrum der deutschen Hauptstadt gelegen, wo in nie da gewesenem
Umfang historische Gebäude mit moderner Architektur ergänzt werden können,
nein müssen; zugleich am weltberühmten
Forum Fridericianum mit seinen Kulturund Bildungsstätten angrenzend.
Planern und Bauherren gab und gibt
dies zusätzlich einzigartige Chancen, aber
eben auch immense Verantwortung mit
auf ihren langen Weg: Neues muss mit Altem auf höchstem Niveau klug und positiv
nachhaltig verbunden werden.
Zu den unikalen Werken gehören
zum Beispiel die Matthäuspassion von
Bach, die Zauberflöte von Mozart,
Beethovens 9. Sinfonie und Schriftstücke von Lessing, Goethe und Kleist.
Beispiele aus dem nun bereits Jahre
dauernden Baualltag in der Staatsbibliothek können die gigantischen Aufgaben
rund um diesen Bau und den Bauablauf
nur schlaglichtartig illustrieren: Vom 7.
Werkstätten der Staatsbibliothek
bis zum 13. Obergeschoss, damit bis unter
das Dach, ist das Gebäude vom LipmanRegalsystem durchzogen, dessen Auf- und
Einbau zu Beginn des letzten Jahrhunderts
sowohl planerisch als auch technisch eine
Meisterleistung war.
Diese zusammenhängende Stahlkonstruktion bildet den statischen Kern der
oberen Gebäudehälfte und kann weder
entfernt noch verändert werden, ist vielmehr im Gebäudebestand zu sanieren.
Oder die Fenster: Mehr als 1 200 Fenster sind denkmalgerecht aufzuarbeiten,
darunter die von der Charlottenstraße aus
besonders auffallenden 6,50 Meter hohen
Rundbogenfenster. Von diesen bringt allein der Mittelflügel mit 700 Kilogramm
das Gewicht eines Kleinwagens auf die
Waage.
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
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Jeanette Lamble ist
Pressesprecherin
der Staatsbibliothek
zu Berlin. Sie studierte Englisch und
Swahili mit sprachwissenschaftlichem
Schwerpunkt. Seit
Oktober 2000 arbeitet sie in der Staatsbibliothek zu Berlin,
im Jahr 2004 erwarb sie den Abschluss
Master of Library and Information Sciences. – Kontakt: Jeanette.Lamble@sbb.
spk-berlin.de
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Orte für das Patrimonium der Deutschen
Deutschland – ohne »eigentliche« Nationalbibliothek – benötigt in der Hauptstadt
Berlin einen Kristallisationspunkt zur Dokumentation des nationalen gedruckten
und handschriftlichen Kulturerbes. Zur
Identifikation mit der eigenen Nationalgeschichte ist es unabdingbar, das Entstehen
Deutschlands als Kulturstaat in breiten
Sammlungen zu dokumentieren.
Die Sammlungen der Staatsbibliothek
zu Berlin verkörpern in ganz herausragender Weise das Patrimonium der Deutschen
– und wir sind stolz und glücklich, dass
diesen Schätzen der Menschheit eine neue,
würdige und sichere Heimstatt erwächst.
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Oder die fortlaufenden Maßnahmen
zur »Herstellung der Baufreiheit«, in deren Zuge immer wieder nicht nur Bücher,
Sondermaterialien und Regale umziehen
müssen, sondern auch die Konsequenzen
daraus zu bedenken sind: So wurden 70
Kilometer dicht an dicht gestellte Bücher
aus den Magazinen in das Interimsdepot
Westhafen gebracht, welches seinerseits
zunächst aufwendig herzurichten war.
Zugleich mussten die Bibliothekare
dafür sorgen, dass die umgezogenen Bücher trotz ihres neuen Standorts weiterhin
recherchierbar und ausleihbar sind, sie
fügten für jeden bewegten Band einen entsprechenden Vermerk im elektronischen
Katalog der Bibliothek ein, eine Arbeit, die
absolut fehlerfrei zu erledigen ist.
Groß sind aber auch die Belastungen
für die Mitarbeiter, welche zum Nutzen
der Leser den Bibliotheksbetrieb mit großen Anstrengungen und Geduld aufrechterhalten: Baubedingt wird niemand daran
vorbeikommen, in den Jahren bis zum Abschluss der Generalsanierung mindestens
einmal mit Arbeitsplatz oder Büro umzuziehen, und viele werden dann vorübergehend in einem Ausweichcontainer neben
dem Bibliotheksgebäude sitzen.
Und die Leser? Sie rechnen es hoch an,
dass sie trotz umfassender Bauarbeiten
und daraus erwachsender Belastungen,
wie sich ständig ändernder Wege, weiterhin die Sammlungen der Bibliothek nutzen können.
sind dies montags bis samstags rund 4 000
am Tag – den unendlichen Kosmos der
Wissenschaften vorfinden.
Während der Bestand an Freihandliteratur im Allgemeinen Lesesaal der Potsdamer Straße auf 280 000 Bände ausgebaut
wird, ist die Kapazität des Allgemeinen
Lesesaals inklusive Freihandmagazin Unter den Linden für 300 000 Bände ausgelegt, bei Letzterem ein enormer Zuwachs
gegenüber dem jetzigen Bestand.
Als Groborientierung für den zu erwartenden Inhalt der in den beiden Lesesälen
aufgestellten Freihandliteratur dient das
Einsetzen der »Moderne zum Beginn des
20. Jahrhunderts«, wobei dies von Fachgebiet zu Fachgebiet noch genauer zu bestimmen sein wird.
Der Allgemeine Lesesaal und das Informationszentrum im historischen Haus
Unter den Linden widmen sich dann der
Literatur sämtlicher Epochen der Vormoderne, der Allgemeine Lesesaal der Potsdamer Straße wird die Moderne bis zur
Gegenwart besetzen.
Bei der Verteilung der Sonderabteilungen auf die beiden Häuser gilt künftig folgende Faustregel: Die materialbezogenen
Abteilungen – Handschriften, Musik,
Karten, Zeitungen, Kinder- und Jugendbuch – sind im Haus Unter den Linden,
die auf Regionen bezogene Abteilungen
– Orient, Ostasien, Osteuropa – im Haus
Potsdamer Straße zu finden.
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Barbara SchneiderKempf ist seit 2004
Generaldirektorin
der Staatsbibliothek
zu Berlin, von 2002
bis 2003 war sie
Ständige Vertreterin
des Generaldirektors. Von 1992 bis
2002 leitete sie die neu gegründete Universitätsbibliothek Potsdam. Nach dem
Erwerb des Diploms in Architektur und
einem bibliothekswissenschaftlichen Referendariat war sie von 1984 bis zu ihrem Wechsel nach Potsdam an den Universitätsbibliotheken in Hannover und
Duisburg als Fachreferentin, später als
Leiterin mehrerer Dezernate tätig.
327
Profilierung der Standorte
Schon bald werden in kurzer Distanz zueinander an den Standorten Potsdamer
Straße und Unter den Linden zwei große
allgemeine Lesesäle betrieben. In beiden
werden die Benutzer und Leser – derzeit
BuB | 60 (2008) 04
Grundsteinlegung mit Politik-Prominenz im April 2006 (von links): Polier der Firma SchälerBau,
Engelbert Lütke-Daldrup (Staatssekretär im Bundesbauministerium), Florian Mausbach (Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung), Klaus-Dieter Lehmann (Präsident der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Barbara Schneider-Kempf (Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin), Bernd Neumann (Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien)
Foto: Staatsbibliothek – PK
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
ICT, Elektronische Ressourcen,
virtuelle Präsenzen
Künftig wird es, wegen des Bedeutungszuwachses, eine noch bedeutendere Aufgabe
sein, Online-Ressourcen deutlich sichtbar
hervorzuheben, transparent und dadurch
auffindbar und leicht verständlich benutzbar zu machen. Dafür braucht es eindeutige und ausdrucksstarke Leit- und Hinweissysteme.
Jetzt dominieren Bücher immer noch
das Innere von Bibliotheken, sie bilden
eine Art Festung. Der Weg geht sicher in
Richtung Lern- und Bildungszentrum,
weniger Bedeutung hat die Bibliothek als
Ausleihstätte, viel Präsenznutzung, aber
auch steigende virtuelle Nutzung3 (vom
eigenen Schreibtisch aus) charakterisieren
ihren Gebrauch.
Bestand an und Zugang zu elektronischen Medien müssen ebenso wie Dienstleistungen ausgebaut werden. Insgesamt
gilt noch für viele Jahre: Weiterhin müssen
reale Räume vorgehalten werden; virtuelle
Präsenzen kommen dazu.
Das kann und wird gehen bis zu virtuellen 3-D-Filialen zum Beispiel in Second
Life4. Und: Die Gesamtentwicklung führt
dazu, dass für die gesamte IT-Ausstattung
die erforderliche architektonische Umgebung geschaffen und einhergehend damit
mehr Fläche eingeplant werden muss.5
Auch sogenannte Helpdesks sollen für
die Hilfe beim Umgang mit Informationstechnologie eingeplant und bereitgehalten werden. Das ist ein zusätzlicher
Raumfaktor.
Darüber hinaus werden Geräte und
Räume benötigt, um die vorhandenen
Bestände zu digitalisieren. IT-Trends sind
(bereits schon): RFID, Selbstverbuchung,
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Es bewegt sich was in den Bibliotheksräumen. Nach wie vor besteht zum Beispiel
die Herausforderung, neue Medien noch
geschickter und attraktiver zu integrieren,
aber auch mehr Platz zum Lernen und
Arbeiten zu schaffen. Und bei der Gestaltung ist Mut zu Farben, Kreativität und
Gefühl gefragt. Diese und andere Trends
und Tendenzen bei der Innengestaltung
von Öffentlichen wie wissenschaftlichen
Bibliotheken schildert Martin Götz in
folgendem Beitrag. Er wirft dabei auch
einen Blick auf neueste Entwicklungen in
Technik und Gestaltung, auf die Bibliotheken sich heute schon einstellen sollten,
um zeitgemäß planen zu können.1
Lernen
Lern- und Bildungszentren bieten in
Zukunft unterschiedliche Lernarrangements: Gruppenarbeitsräume (also flexible Räume unterschiedlicher Größe) für
selbst organisierte Lernkooperationen, in
denen Kleingruppen diskutieren können
und sich Stoff gemeinsam erarbeiten und
Ergebnisse erörtern können, ohne andere zu stören, aber auch Schulungsräume,
Vortrags- und Seminarräume werden gebraucht – mit der nötigen EDV ausgestattet, zum Beispiel für Informationskompetenz-Schulungen.
Nach wie vor haben Einzelarbeitsplätze
und Doppelarbeitsplätze für Zweier-Grup-
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Rahmenbedingungen und
Optionen für die Gestaltung
zeitgemäßer Bibliotheksräume
Rückgabeautomaten, die rund um die
Uhr benützt werden können, Rücksortierautomaten, Funknetze, Online-Leitsysteme. Neu hinzu kommt die LED-Technik.6
Auch Room-Ware7 wird mehr Verbreitung
finden (siehe dazu Abbildung 1 auf der folgenden Seite).
–B
Trends in der
Inneneinrichtung
s verbietet sich, pauschal über die
Ausstattung der »Bibliothek der
Zukunft« zu sprechen. Klar ist: die
Inneneinrichtung wird immer von Art
und Konzept der jeweiligen Bibliothek
abhängen: ist sie eine Öffentliche oder
wissenschaftliche Bibliothek, will sie Informations- und Lernzentrum sein, Ideengenerator, Wissenstauschbörse, Wissensbegegnungsstätte2, kulturelle Drehscheibe
und Treffpunkt einer Kommune oder legt
sie ihren Schwerpunkt auf Information
Literacy und/oder traditionelle Leseförderung?
Trotzdem können Teilaspekte beleuchtet werden. Ihre Entwicklung und ihre
Bedeutung für die Bibliothek der Zukunft
muss man, um »modern« bauen und einrichten zu können, möglichst weitgehend
antizipieren.
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Martin Götz
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328
Der Begriff »intelligente Gebäude«
wird im Zusammenhang mit der
Gebäudeleittechnik und der elektronischen Gebäudeausrüstung der
Heimautomatisierung verwendet.
pen und Carrels, in denen man alleine und
ungestört arbeiten kann, hohe Bedeutung.
Von den Studierenden geht ein steigender
Druck aus, weil sie, nach Bezahlung von
Studiengebühren, auch eine entsprechende Leistung dafür bekommen wollen.
Nötig ist, dass Zeitbudgetanalysen8
angestellt werden, um zu ermitteln, ob
und wie sich das Lernverhalten der Studierenden im Zuge des Bologna-Prozesses
verändert hat und um daraus gegebenenfalls Konsequenzen für die Anzahl und
Ausstattung der Arbeitsplätze ziehen zu
können.
Es ist davon auszugehen, dass durch
den Bologna-Prozess das Studium komprimiert wurde, eine stärkere Verschulung
eingesetzt hat und dass Studierende zu
häufigeren Bibliotheksbesuchen gezwungen sind. Eine Umstellung der Lehre in
Richtung Gruppen- und Projektarbeit
führt zudem zu einem erhöhten Bedarf an
Gruppenarbeitsplätzen.
Insgesamt bedeutet dies, dass eine Zunahme des Bedarfs an Arbeitsplätzen in
Bibliotheken sehr wahrscheinlich ist.9
Bibliotheken bieten den Kunden in
Zukunft eine Vielfalt von ArbeitsmögBuB | 60 (2008) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
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Dr. Martin Götz,
geboren 1961, studierte von 1987 bis
1990 an der FHB
Stuttgart (ÖB) und
war danach zwei
Jahre lang als Assistent am Fachbereich
Information und Dokumentation tätig. Von 1992 bis 1995
absolvierte er das Magisteraufbaustudium Kulturmanagement an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg
und war von 1995 bis 2001 als Berater an der Staatlichen Fachstelle für das
Öffentliche Bibliothekswesen Freiburg
tätig. Im Jahr 2000 promovierte Martin Götz an der Humboldt-Universität
zu Berlin zum Thema Öffentlichkeitsarbeit, nahm Lehraufträge für die HdM
Stuttgart wahr und arbeitete als Berater bei der Hessischen Fachstelle Wiesbaden. Von September 2004 bis März
2006 war er Vorstandsvorsitzender des
Berufsverbandes BIB der Landesgruppe Hessen. Seit 2005 ist er Mitglied des
Standing Committee »Library Buildings
and Equipment« der IFLA. Seit März
2006 lehrt Martin Götz als Professor an
der HdM Stuttgart mit den Lehrgebieten
Bibliotheksbau, Kulturmanagement, Bibliothekspolitik und Bibliothekskonzepte. – Kontakt: [email protected]
Intelligente Gebäude
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Für die Mehrzahl der deutschen Bibliotheken ist die Ausweitung der Öffnungszeiten
(für die physisch zugänglichen Räume)
ein Hauptwunsch.
Dies triff t vor allem auf die zahlreichen kleinen und mittleren Öffentlichen
Bibliotheken zu; sie sind öffentliche Einrichtungen, die immer noch überwiegend
geschlossen sind!
Zahlreiche, vor allem wissenschaftliche Bibliotheken sind erheblich kundenfreundlicher. Die nötigen Sicherheitsvorkehrungen, die für den immer häufiger
angebotenen 24-Stunden-Betrieb nötig
sind10, müssen getroffen werden.
Es wird Gebäude geben, die sich selbst
steuern, selbsttägig Tageslicht und Temperaturen regulieren, energiesparend sind,
intelligent »wirtschaften«, und damit die
Kosten deutlich reduzieren.
Das Hauptziel ist: Wohnen und Arbeiten angenehm gestalten, das Nebenziel ist:
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Öff nungszeiten, Sicherheit
Abbildung 1: Verschiedene RoomWare-Komponenten. Quelle: Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI), Fraunhofer-Gesellschaft Darmstadt und www.foresee.biz
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lichkeiten, im Stehen und im Sitzen. Flexibles Lern-Mobiliar (Trennwände, FlipChart-Ständer, White-Boards, virtuelle
Tische und so weiter) ermöglicht schnelle
Veränderung und damit ein passgenaues
Angebot. Hiervon existieren zurzeit nur
Skizzen und Entwürfe, die »perfekten«
Lernumgebungen müssen noch realisiert
werden.
Leichtbauweise ist angesagt. Funktionen von einzelnen Bereichen ändern sich
häufig, ja müssen sich manchmal schon
im Laufe eines Tages ändern. Dafür ist,
wenigstens teilweise, große Flexibilität erforderlich – aber wirklich nur für Teile der
Bibliothek, eine Vollflexibilität soll hier
nicht gemeint sein.
Allgemein gesprochen: Den hohen Ansprüchen der Kunden (genauer: einzelnen
Zielgruppen als Untermenge davon) muss
man gerecht werden und Umgebungen
schaffen, die den Bedürfnissen von Studieren, Forschen, Weiterbilden und zum
Beispiel Lehren entsprechen.
Dazu gehören ein zufriedenstellend
großes Raumangebot, viel Tageslicht,
wenig Lärm (beziehungsweise ausgesprochen ruhige Zonen), angenehme Temperaturen und eine interessante, farblich
ansprechende Gestaltung – wozu auch
der Mut gehört, kräftige Farben einzusetzen.
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Der Begriff »intelligente Gebäude« wird
im Zusammenhang mit der Gebäudeleittechnik und der elektronischen Gebäudeausrüstung der Heimautomatisierung
verwendet. Das passende Stichwort ist
hier der intelligente Kühlschrank, der
meldet, wenn die Milch ausgeht und sie
gleich beim Lebensmittelhändler bestellt, der sie sozusagen »just in time«
liefert.
BuB | 60 (2008) 04
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Die Botschaft der Häuser
ökologisch und ökonomisch sinnvoller
Umgang mit den Ressourcen.
Personalarbeitsplätze
Arbeiten die BibliothekarInnen in der
Zukunft mehr mit Desk-Sharing? Es gibt
heute schon Bibliotheken (zum Beispiel
in Maastricht), in denen die Mitarbeiter
keine individuellen Arbeitsplätze mehr
haben.11
Planung
Computeranimierte 3-D-Modelle, mit
denen die geplanten Räume visualisiert
werden können, perfektionieren den Planungsprozess – mit allen Vorteilen, die Simulationen haben.12
Vielleicht wird es in Zukunft noch
mehr geschlechtsspezifische Angebote
und Dienstleistungen geben, und demzufolge dann geeignete physische und virtuelle Räume, in denen diese bereitgehalten
und genutzt werden können.
Konzeption
Bibliotheken werden zukünftig eher Bildungseinrichtung sein und auf individuelle Lebensstile und Lernstile eingehen.
Also müssen wir unterschiedliche Lernbedürfnisse eruieren und befriedigen.
Hier herrscht zurzeit noch ein Mangel:
Wir wissen aus der Forschung wenig über
die konkreten Lernbedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen. Wir benötigen
aber systematische und tiefer gehende Informationen über diese Lernbedürfnisse,
um unsere Kundenorientierung weiter
voran zu treiben.
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Wohlfühlen
Die Bibliothek bietet immer mehr Flächen
zum Chillen, Reden, Dösen, Telefonieren
und zum Musik hören. Diese Bereiche
können sogenannte Lounge Areas oder
Talking Floors mit Wohnzimmeratmosphäre sein, die Sofas oder Entspannungsmöbel beherbergen et cetera. Innen und
außen werden Cafés eingerichtet, Leseterrassen, Innenhöfe oder Dachgärten bieten
die Möglichkeit, frische Luft zu schnappen. Power-Napping-Möbel bieten intime
Räume in der Öffentlichkeit.13
Roboter
Es wird noch eine Zeit lang dauern, bis
Roboter in Bibliotheken die physischen
Medien rücksortieren. Ein Vorgeschmack
darauf sind »Automated Storage and Retrieval-Systeme (ARS)«.
Die funktionale Optimierung von Bibliotheken ist, auch in Deutschland, schon
weit vorangeschritten16, die ästhetische
Komponente darf ruhig noch viel stärker betont werden. Bibliotheken können
großartig und begeisternd sein, und sie
sollen es auch!
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Design hat nach Meinung von Kennern
seine ästhetische Komponente in der Vergangenheit überbetont: Minimalismus in
Schwarz, Weiß und Chrom, das war einmal. Der Grundsatz: »Gute Gestaltung
schaff t mehr Lebensqualität«, gilt jedoch
weiterhin.
Innenarchitekten sind mehr und mehr
nicht nur »für die oberen Zehntausend« tätig, sondern auch in Kindergärten, Krankenhäusern und Altenheimen. Innenarchitektur hat viel mit Emotionen zu tun,
zu fordern sind Mut zu Farbe, Kreativität
und Gefühl14!
Besonders interessant sind elektrolumineszierende Tapeten, die Räumen innerhalb kurzer Zeit unterschiedlichstes Aussehen verleihen können.
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Funktionalität und Ästhetik
Design
Kundenorientierte Bestandspräsentation
Interessante Forschungsergebnisse15 zur
Platzierung und Präsentation warten
darauf, berücksichtigt zu werden. Beide
Aspekte wurden sorgfältig unterschieden, definiert und erstmals als genuine
e
4 Wie etwa Wolfgang Tiedtke von den Hamburger Bücherhallen erwägt (siehe Wolfgang
Tiedtke: Per Mausklick durch die Bücherhalle. In BuB 60(2008)1, S. 54–60
5 Vgl. die Ausführungen von Elmar Mittler in
seinem Referat (unveröffentlicht): »Moderne
Bibliotheksbauten weltweit 1« auf der Fortbildung »Bibliotheken bauen und ausstatten«
am 6.11.2007 in Berlin.
6 Leuchtdioden LED (Licht emittierende Dioden) sind Halbleiterverbindungen, die den
Strom direkt in Licht umwandeln können.
Die Leuchtdioden verhalten sich, bezogen auf
Effizienz, Größe und Lebensdauer zu konventionellen Glühlampen wie Halbleiterdioden
zu Röhrendioden, das heißt sie werden die
Beleuchtungstechnik in ähnlicher Weise verändern, wie die Halbleitertechnologie bereits
die Elektronik verändert hat – revolutionär.
Künstliches Licht kann mit LEDs höchst
differenziert gestaltet werden (Leuchtdichte,
Beleuchtungsstärke, Lichtfarbe, Farbwiedergabe, Blendung usw.).
7 Wände, Türen, Möbel etwa, in die Informations- und Kommunikationstechnik integriert
ist.
8 Vgl. Ausführungen von Ulrich Naumann und
Olaf Eigenbrodt auf der Fortbildung »Bibliotheken bauen und ausstatten« am 6.2.2008 in
Berlin.
9 Vgl. Ute Drechsler: Lern(w)ort Bibliotheken:
Antworten aus Fachhochschulbibliotheken.
In: Information und Ethik – Dritter Leipziger Kongress für Information und Bibliothek.
Herausgegeben von Barbara Lison. Wiesbaden: Verlag Dinges & Frick, S. 316–321
10 Hier ist beispielhaft die Universität in Karlsruhe zu nennen, die im Erdgeschoss der UB
Karlsruhe ihren Sicherheitsdienst für das
gesamte Gelände stationiert hat. An vielen
Regalen in den oberen Stockwerken sind
Notknöpfe angebracht, die Überwachungskameras aktivieren und das Sicherheitspersonal alarmieren.
11 Vgl. die Ausführungen von Klaus Werner in
seinem Referat (unveröffentlicht): »Stand der
Neufassung des DIN Fachberichts 13« auf der
Fortbildung »Bibliotheken bauen und ausstatten« am 6.2.2008 in Berlin.
12 Vgl. Erik Friedling, Martin Götz und Claudio Schmidt: Spaziergang durch die gedachte
Bibliothek. In: BuB 60(2008)1, S. 65–68.
13 Einfache Liegen werden in einem der obersten Geschosse der Stadtbibliothek Ulm in der
Mittagspause zum Beispiel von Angestellten
häufig zur Entspannung in der Mittagspause
aufgesucht, so berichtete Jürgen Lange, Leiter
der Stadtbibliothek Ulm, dem Verfasser.
14 Vgl.: Wenn das Wohnen zum Leben wird.
Rudolf Schricker aus Ditzingen ist neuer Präsident des Bundes Deutscher Innenarchitekten. In: Stuttgarter Zeitung vom 01.12.07.
15 Vgl. Natalie Fischer: Kundenorientierte Platzierung der Medien in Öffentlichen Bibliotheken, Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin 2007 (Berliner Arbeiten zur
Bibliotheks- und Informationswissenschaft;
18).
16 Vgl. Konrad Heyde: Bibliotheksplanung im
Spannungsfeld ästhetischer und funktionaler
Konzeption. In: Bibliotheks(t)räume. Hrsg.
von Magdalena Pisarik. Wien, 1997
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Es gibt einen Trend, verschiedene Einrichtungen unter einem Dach zu vereinen. In
gemeinsam genutzten Häusern werden
mehr und mehr gemischte Funktionen
angeboten: Volkshochschulen, Bürgerservicecenter, Museen, Archive, Cafés, Buchhandlungen, Ticketcenter für Kulturangebote, Karriere- oder Berufsberatungscenter (etwa durch das Studentenwerk oder
die Agentur für Arbeit) et cetera.
Flexibilität und gegenseitige Offenheit
sind von elementarer Bedeutung. In Universitäten werden mehr und mehr Bibliotheken, Rechenzentren, Universitätsverlage eng kooperieren beziehungsweise
ineinander integriert werden (obwohl das
vielerorts nicht reibungslos klappt).
Marketinginstrumente von Bibliotheken
identifiziert, und auch Kenntnisse der
Produktpräsentation werden in die Bibliothekswissenschaft übernommen.
Ein erhellendes Beispielergebnis sei
stellvertretend genannt: Platzierungsgruppenbildung (also eine Gruppenbildung
der zusammen zu platzierenden Medien): ein Sortierexperiment ergab, dass die
Gruppen Literatur, Belletristik, Sprache,
fremdsprachige Belletristik und bibliografische Literatur von Kunden in einem
»Cluster« gesehen werden und daher im
Zusammenhang präsentiert werden sollten, und: dass ihnen vor allem die Farben
Gelb und Rot zugeordnet wurden.
Der räumliche Bereich, in dem diese
Medien stehen, sollte zur besseren Orientierung der Kunden auch mit diesen
Farben versehen sein. Diese Farbassoziationen (jeweils die beiden meistgenannten
Farben) hat die Autorin für Medien zu
allen Bereichen ermittelt und damit eine
Grundlage für eine kundenorientiertere
Bestandspräsentation geschaffen.
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Kooperation
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Quellen und Anmerkungen:
1 Der Text ist die Kurzfassung eines Referats
»Aktuelle Trends in der räumlichen Gestaltung von Bibliotheken«, gehalten am 12.12.
2007 auf dem ekz-Workshop »Räume und
Inneneinrichtung für die Bibliothek 2030
– Zukunftsorientierte Gestaltungskonzepte«.
2 Vgl. Joscha Remus: Die Bibliothek neu erfinden! In: BuB 60(2008)1, S. 40
3 Durch sämtliche klassischen Funktionalitäten wie Recherche in Opacs, Kontoeinsicht,
Vorbestellung und Verlängerung, aber auch
Informationsbeschaff ung in Datenbanken,
Auskunft per E-Mail, Chat oder Internet-Telefonie, Lieferung elektronischer Dokumente,
Hördownloads, Filmdownloads, Downloads
von E-Books, »Besuchen« von E-LearningSprachkursen et cetera.
BuB | 60 (2008) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
Roman Rabe
DIN-Fachbericht 13 soll auch
Öffentliche Bibliotheken einbeziehen
K
–u
–B
.d
ernstück des Fachberichtes bildet
das Kapitel 5 »Nutzflächen« und in
diesem besonders das Kapitel 5.2,
das sich mit den »Grundflächen für Bestände« beschäftigt. Das Kapitel bietet eine
Formel, mit deren Hilfe der Flächenbedarf
für Bestände einschließlich Bewegungsflächen (also Haupt- und Nebengängen)
nach einer vorgegebenen Medienzahl einfach ermittelt werden kann. Voraussetzung
sind Aussagen beziehungsweise Festlegungen zu Faktoren wie: Achsabstand (Summe aus Regaltiefe eines Doppelregals und
Bediengangbreite), Zahl der Medien pro
Regalboden, Regalböden übereinander
und – in Zukunft – auch durchschnittliche Länge der Regalreihen.
Damit der Nutzer des Fachberichtes
nicht selbst rechnen muss, bietet das Kapitel Tabellen an, aus denen der Flächenbedarf pro 1 000 Medien und die Medienzahl pro Quadratmeter für verschiedene
Werte der oben genannten Faktoren abgelesen werden kann.
Bisher enthalten die Tabellen nur Werte
für Bücher und Zeitschriften in wissenschaftlichen Bibliotheken. Für Nonbookmedien existieren nur Beispielrechnungen
ohne Varianten.
Zur Integration der Belange Öffentlicher Bibliotheken müssen im neuen DINFachbericht zusätzliche Werte für Buchregale (zum Beispiel niedrigere Regalhöhen
und größere Achsabstände) und erstmals
auch Werte für Nonbookmedien ergänzt
werden.
Nonbooks spielen in Öffentlichen Bibliotheken eine größere Rolle. Ihr Flächenbedarf muss ähnlich differenziert betrachtet werden wie bei Büchern (abhängig von
der Funktion der Bibliothek und der Aufstellungsart).
Da hier zum Teil Neuland betreten
wird, lohnt es sich, Erfahrungen aus der
bibliothekarischen Praxis zu bündeln, und
dem Arbeitskreis, der den DIN-Fachbericht überarbeitet, an die Hand zu geben.
Konkret geht es um die Frage: Welche
Werte können oder dürfen die einzelnen
Faktoren bei verschiedenen Bibliothekstypen, Aufstellungsformen und Medienarten annehmen?
.B
Der DIN-Fachbericht 13 »Bau- und
Nutzungsplanung von wissenschaftlichen Bibliotheken«1 zählt seit 1988 zu
den wichtigsten Planungsgrundlagen
für den Bibliotheksbau. Nachdem er sich
bisher auf wissenschaftliche Bibliotheken
beschränkte, hat das Deutsche Institut
für Normung 2007 eine Überarbeitung
auf den Weg gebracht, deren Ziel diesmal
nicht nur eine Aktualisierung, sondern zusätzlich die Integration von Öffentlichen
Bibliotheken und von Archiven ist. Roman
Rabe stellt die Überlegungen für BuB vor
– und möchte einen Erfahrungsaustausch
damit anregen. Erfahrungen und Feedback sind ausdrücklich erwünscht und
sollen bei der Ausarbeitung der Normen
berücksichtigt werden.
w
w
Messen und zählen Sie die
in den Tabellen aufgeführten
Werte in Ihrer Bibliothek nach
und teilen Sie mir Ihre Ergebnisse mit. Sie helfen damit,
den DIN-Fachbericht 13 auch
in seiner neuen Form praxisgerecht zu gestalten.
w
Kontakt:
Roman Rabe
Städtische
Bibliotheken Dresden
Freiberger Straße 33
01067 Dresden
Tel. 03 51/8 64 81 20
[email protected]
BuB | 60 (2008) 04
e
Planungsgrundlage wird überarbeitet und hiermit der
Fachöffentlichkeit zur Diskussion gestellt
Der Autor schlägt in Tabellen Spielräume für Werte und Maße vor, die er
hiermit der Fachöffentlichkeit zur Diskussion stellt, bevor er sie im Arbeitskreis
als Grundlage für die Erstellung neuer
Berechnungstabellen vorschlägt. Berufskollegen, die mit Bibliotheksbau und -einrichtung beschäftigt sind, haben dadurch
die Möglichkeit, ihre Erfahrungen direkt
in die Gestaltung des neuen DIN-Fachberichtes 13 einfließen zu lassen.
Noch eine Anmerkung zu Nonbooks:
Auch wenn für Nichtbuchmaterialien (so
heißen Nonbooks im Fachbericht bisher)
ähnlich differenzierte Flächenberechnungen angestrebt werden wie für Bücher, ist
es doch unmöglich, die ganze Vielfalt an
Möbeln zu berücksichtigen, die der Markt
dafür bereithält. Der Autor ist deshalb
stets von Regalen ausgegangen.
Testrechnungen haben ergeben, dass
mit verbreiteten auf Flächenoptimierung
getrimmten Sondermöbeln ungefähr die
gleichen Kapazitäten pro Quadratmeter
Fläche erreicht werden wie mit Regalen,
sodass dieses Verfahren zu brauchbaren
Ergebnissen führt.
Die bisherige Trennung der Medienarten in verschiedene Unterkapitel soll möglichst aufgegeben werden. Die folgenden
Tabellen gelten folgerichtig weitgehend
für alle Medienarten und, wo sinnvoll,
auch für unterschiedliche Aufstellungsformen.
1. Regalbodentiefen
Die Regalbodentiefen beeinflussen den
Achsabstand (Faktor in der Flächenberechnungsformel).
Eine zu starke Differenzierung kann
problematisch sein, wenn sich die Anteile der Medienarten innerhalb eines Bestandes immer wieder wandeln. Relativ
einheitliche Regalbodentiefen sichern auf
Kosten des Flächenbedarfs einen flexibleren Einsatz der Regale. Auf Regalbodentiefen unter 200 mm wurde deshalb verzichtet. Siehe zu Regalbodentiefen Tabelle
1 auf Seite 332.
2. Bediengangbreiten
Die Bediengangbreiten beeinflussen ebenfalls den Achsabstand. Da hier rechtliche
und ergonomische Anforderungen ins
Spiel kommen (Gefährdung und Belastung von Personal und Nutzern), haben
1 DIN-Fachbericht 13: Bau- und Nutzungsplanung von wissenschaftlichen Bibliotheken
(1998). 2., aktualisierter Nachdruck, 2002.
Berlin: Beuth
331
BuB | Lesesaal
Bücher (Oktav und Quart)
Bücher (Folio)
Bücher (Großfolio)
Zeitschriften/Zeitungen
Karten/Pläne gefaltet
Schallplatten
stehend, Rückenansicht
stehend, Rückenansicht
liegend
liegend
stehend, Frontalansicht
stehend, Rückenansicht
stehend, Frontalansicht
stehend, Rückenansicht
stehend, Frontalansicht
stehend, Rückenansicht
stehend, Frontalansicht
stehend, Rückenansicht
stehend, Frontalansicht
stehend, Rückenansicht
CD, CD-ROM
MC
DVD
Video
Tabelle 1: Empfohlene Regalbodentiefen für verschiedene Medienformate und Lagerungsarten
3. Regallängen
Bereich
4. Regalhöhe und Anzahl
der Regalböden übereinander
Freihandmagazin
Bediengangbreite in m
0,80 bis 0,90
–B
Freihand-, Lesesaal- und Informationsbereich,
auch Freihandbereich Kinder
0,90
bis
1,10
1,10
bis
1,50
Tabelle 2: Empfohlene Bediengangbreiten in den einzelnen Bibliotheksbereichen
Bereich
geschlossenes Magazin
durchschnittliche Länge
der Regalreihen in m
5 – 8
5
–
7
Freihandbereich
3
–
7
–u
Freihandmagazin
Tabelle 3: Regallänge
Öffentlichen Bibliotheken variieren die
Regalhöhen nach Zielgruppe, Wand- oder
Raumaufstellung und Raumgestaltung
stark.
Wegen der Fülle an unterschiedlichen
Maßen werden die Anzahl der Regalböden übereinander für Bücher und für
Nonbooks in zwei Tabellen angegeben.
Die empfohlenen Pfostenhöhen für
Nonbooks sind mit denen für Bücher
identisch. Siehe dazu Tabelle 4 und 5 auf
dieser und der folgenden Seite.
w
Die Pfostenhöhe ist kein Faktor in der
Berechnungsformel, aber sie wirkt sich
auf den Faktor »Anzahl der Regalböden
übereinander« aus. In wissenschaftlichen
Bibliotheken wird fast ausschließlich mit
2,25 Meter hohen Regalen gearbeitet. In
Geschlossenes Magazin
.B
Dieses Maß spielte für die Flächenbedarfsberechnung im alten DIN-Fachbericht
keine Rolle. Eine gegenüber dem DINFachbericht abweichende durchgehende
Praxis in den Bibliotheken, Hauptgänge
im 90 Grad-Winkel zu den Regalreihen
anzuordnen (im DIN-Fachbericht bisher
parallel zu den Regalen betrachtet), macht
den Anteil der Bewegungsflächen an den
Gesamtflächen für Regalbereiche stark
von der Regallänge abhängig.
Hier macht sich eine Änderung in der
Formel notwendig. Der Faktor für Bewegungsflächen (bisher als »Zuschlag« für
Bewegungsflächen in Prozent) ergibt sich
direkt aus der Regallänge. Die Regallänge
wird selbst ein Faktor in der Formel. Siehe
dazu Tabelle 3 auf dieser Seite.
Regalbodentiefe
Einfachregal in mm
Die Botschaft der Häuser
250 bis 300
300 bis 400
400 bis 500
300 bis 400
250 bis 300
300 bis 400
300 bis 400
200 bis 250
250 bis 400
200 bis 250
250 bis 400
200 bis 250
250 bis 400
200 bis 250
e
Gudrun Faller und Petra Janssen, Landesunfallkasse NRW, das Thema in ihrer
Stellungnahme 1 zur HIS-Studie »Bibliotheken an Universitäten und Fachhochschulen«2 aufgegriffen.
Weil die Pfosten meist einige Zentimeter über das Regalbrett hinausstehen
(nicht selten auch Medien), sind die Bediengangbreiten in der Wirklichkeit oft
circa 5 Zentimeter schmaler als in der Tabelle dargestellt. Siehe dazu Tabelle 2 auf
dieser Seite.
Art der Lagerung
.d
332
Schwerpunkt
Medienart
w
Bereich
5. Kapazität der Regalböden
Das seit Jahren kontrovers diskutierte
Thema bietet nicht zuletzt wegen der HISStudie, die höhere Werte ansetzt als der
DIN-Fachbericht, Sprengstoff. Die in der
Tabelle 6 angegebenen Werte integrieren
die Ergebnisse der HIS-Studie.3 Bei Kleinschrifttum sind eher die oberen, bei Altbeständen eher die unteren Werte zu veranschlagen. Siehe dazu Tabelle 6 auf der
folgenden Seite.
Pfostenhöhe in m
Regalböden
übereinander
2,25
6 bis 7
Freihandmagazin – Aufstellung nach numerus currens
2,25
6 bis 7
Freihandmagazin – systematische Aufstellung
2,25
5,5 bis 6
Freihhand- und Informationsbereich –
Wandregale
2,05 (öffentliche Bibliotheken)
2,25 (wissenschaftliche Bibliotheken)
5 bis 6
5,5 bis 6,5
Freihand-, Lesesaal- und Informationsbereich –
freistehende Regale
1,80 (öffentliche Bibliotheken)
2,05 (öffentliche Bibliotheken)
2,25 (wissenschaftliche Bibliotheken)
4,5 bis 5
5 bis 6
5,5 bis 6,5
Freihandbereich Kinder –Wandregale
1,50
1,80
3 bis 4
4 bis 5
Freihandbereich Kinder – freistehende Regale
1,50
w
Magazin und Kompaktmagazin – Aufstellung nach numerus currens
3 bis 4
Tabelle 4: Pfostenhöhe und Anzahl der Regalböden übereinander bei Büchern
BuB | 60 (2008) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
Regalböden übereinander
Art der Lagerung
ohne oder mit Safer
Pfostenhöhe
2,25 m
Pfostenhöhe
2,05 m
Pfostenhöhe
1,80 m
Pfostenhöhe
1,50 m
Zeitschriften
Schrägablage, dahinter liegend
–
6
5
5
4
stehend, Frontalansicht
–
3
stehend, Rückenansicht
–
5
–
2
ohne Safer
10
mit Safer
9
e
Medienformat
3
MC
stehend, Frontalansicht
stehend, Rückenansicht
stehend, Frontalansicht
stehend, Rückenansicht
stehend, Frontalansicht
stehend, Rückenansicht
3
2
2
1
9
8
7
7
6
4
4
3
12
11
10
8
10
9
8
7
4
4
4
3
ohne Safer
7
7
6
5
mit Safer
6
6
5
4
ohne Safer,
mit Safer
3
3
3
2
ohne Safer
7
7
6
5
mit Safer
7
6
5
4
ohne Safer,
mit Safer
ohne Safer
ohne Safer,
mit Safer
–u
Video
4
.B
DVD
5
8
mit Safer
stehend, Frontalansicht
stehend, Rückenansicht
2
4
–B
CD,
CD-ROM
3
.d
Karten
Schallplatten
Tabelle 5: Pfostenhöhe und Anzahl der Regalböden übereinander bei Nichtbuchmedien
6. Flächenbedarf zur
Erschließung der Regalblöcke
Bereich
25 bis 35
Freihandmagazin (Aufstellung nach numerus currens)
25 bis 35
Freihandmagazin (systematische Aufstellung)
20 bis 30
Freihandbereich, Informationsbereich und Lesesaal
20 bis 30
Kinderbuchbereich
25 bis 35
w
w
w
Um unnötigen Befürchtungen vorzubeugen, sei hier noch eine Tabelle angefügt.
Der Schritt in Richtung eines insgesamt
geringeren Platzbedarfs durch höher angesetzte Regalbodenkapazitäten bei Büchern
wird mindestens ausgeglichen durch einen
höheren Bedarf für Bewegungsflächen,
siehe Punkt 3 und Tabelle 7 auf dieser Seite.
In beiden Anpassungen sieht der Autor Schritte in Richtung einer die Praxis
genauer abbildenden Berechnung. Er plädiert deshalb für eine breite Akzeptanz.
Bände je 1 m Regalboden
Magazin und Kompaktmagazin
(Aufstellung nach numerus currens)
2 Gudrun Faller, Petra Janssen: Berechnung des
Flächenbedarfs für Bestandsaufstellungen in
Hochschulbibliotheken – Stellungnahme der
Landesunfallkasse NRW. In: ABI-Technik
27(2007)1, S. 43–46
3 Silke Cordes, Bernd Vogel: Bibliotheken an
Universitäten und Fachhochschulen. Hannover: HIS-Hochschulplanung 179, 2005
BuB | 60 (2008) 04
Tabelle 6: Kapazität von Regalböden bei Büchern (Rückenpräsentation)
durchschnittliche
Länge der
Regalreihen in m
8
Faktor Flächenbedarf
für Regalerschließung, circa
1,30
Kompaktmagazin, Magazin,
Freihandmagazin, Freihandbereich
7
6
1,35
1,40
Kompaktmagazin, Magazin, Freihandmagazin, Freihandbereich, Kinderbereich
5
1,50
Freihandbereich,
Kinderbereich
4
1,60
3
1,75
Kinderbereich
2
2,10
Bereich
Kompaktmagazin, Magazin
Tabelle 7: Flächenbedarf zur Erschließung der Regalblöcke
333
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Farbe wirkt!
Farbberater gibt Tipps für Raumgestaltung in Bibliotheken
e
wird auch nachgesagt, appetitanregend zu
sein.
Grün ist die Farbe der Natur und der Schöpfung. Grün ist deshalb auch ein Stabilisierungselement. Ein Raum mit Grüntönen wirkt
ausgleichend, wohltuend und entspannend.
Blau strahlt Zufriedenheit und Ruhe aus.
Stress, Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen werden durch die Farbe Blau erfahrungsgemäß positiv beeinflusst.
Violett gilt als Farbe des Geistes und der
Spiritualität. Sie fördert seelisches Gleichgewicht und Entschlusskraft und wirkt durch
.B
–u
–B
.d
Die Farbe bestimmt, neben der Architektur,
das Erscheinungsbild einer Bibliothek und
gehört zur »Corporate Identity«. Wenn ein
Gebäude außen oder innen farblich neu gestaltet wird, verhilft ihm dies unweigerlich zu
einer neuen Identität.
Farbe ist nicht nur zufälliger Bestandteil
der Architektur, sondern wirkt noch bevor
Formen wahrgenommen werden. Durch Farben werden Emotionen und Stimmungen im
Raum erzeugt. Farbgestaltung ist nicht nur
eine Sache des Geschmacks, sondern ergibt
sich aus vielen objektiven Kriterien.
In einer Zeit, die geprägt ist durch technologische Veränderungen und sich stets verändernde Rahmenbedingungen, ist es auch für
die Bibliotheken angesagt, an ihrem Image
zu arbeiten. Will eine Bibliothek ihren Service
verbessern, sollte auch das Erscheinungsbild
einbezogen werden. Farbe ist nicht das einzige Mittel, aber es ist immer das schnellste
und kostengünstigste.
Zeitgemäßes Bibliotheksdesign bedeutet
jedoch nicht, dass optisch alles auf moderne
Technik ausgerichtet ist, die gefühlskalt und
seelenlos wirkt. Das Erscheinungsbild eines
Unternehmens oder eines Raumes wird geprägt durch seine Farbigkeit. Diese muss jedoch nicht bunt sein, das Geheimnis ist die
Kombination.
Eintönigkeit sollte vermieden werden,
denn sie ist ermüdend. Eine gewisse Vielfalt ergibt sich durch eine leichte Reizung
der Augen und Augenadaption, sie lässt der
Fantasie mehr Spielraum. Die Bibliothek soll
großzügig und übersichtlich sein, wobei die
Farben ordnend wirken können, ruhig und
friedlich. Insgesamt ist eine dezente Farbigkeit empfehlenswert, die jetzt modern und
zeitlos ist, aber dies auch in zehn bis zwanzig
Jahren noch sein wird.
Psychologisch wirken Farben direkt auf
uns – wir empfinden sie sofort als warm oder
kalt, leicht oder schwer, hell oder dunkel.
Farbe wirkt auf Empfindungen und Sinne,
aber ebenso auf das Unterbewusstsein.
w
w
w
334
Wirkungen ausgewählter Farben
Gelb ist eine warme Farbe und steht für die
strahlende Sonne, für Kreativität, Kommunikation und einen schnellen Verstand. Es wirkt
vordergründig und kommt auf uns zu.
Orange steht für Wärme, Geborgenheit
und Gemütlichkeit und für Feuer. Orange
Blau strahlt Zufriedenheit und
Ruhe aus. Stress, Nervosität, Unruhe
und Schlafstörungen werden durch
die Farbe Blau erfahrungsgemäß
positiv beeinflusst.
die Mischung von Rot und Blau zweideutig,
mystisch und magisch.
Rot hat eine belebende und positiv verstärkende Wirkung auf emotionaler Ebene,
ist Vitalkraft und Willensstärke. Rot ist eine
sehr starke Farbe und gilt als Symbol für das
Leben und steht für Blut, Energie und körperliche Aktivität. Das anregende Rot kann jedoch leicht in Aggressivität umschlagen.
Dies soll und kann nur ein kleiner Auszug
der Wirkungen und Assoziationen von Farben sein. Farben wirken aber im Raum nicht
für sich alleine, sondern immer im Konzert .
Der Farbakkord ergibt die Gesamtfarbstimmung und damit auch die Wirkung und Identität einer Einrichtung – dieses Gestaltungselement sollte bewusst eingesetzt werden.
Alfred Schleicher
Alfred Schleicher ist
Diplom Farbberater
und -designer. Seinen
Titel erwarb er bei der
International Association of Colour-Consultants in Salzburg.
1980 gründete er das
»Farbatelier Schleicher« mit den Arbeitsschwerpunkten öffentliche Gebäude,
Siedlungsbau, Arbeitsplatz und Industriegestaltung. – Webseite: www.farbatelier.de,
Kontakt: [email protected]
BuB | 60 (2008) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
e
(www.b-u-b.de)
w
w
w
.B
–u
–B
.d
(Bis 2000: »Buch und Bibliothek«)
Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband
Information Bibliothek e.V.
(www.bib-info.de)
60. Jahrgang,
Nr. 04, April 2008
ISSN 0340-0301
Das Erscheinungsbild eines Raumes wird geprägt durch seine Farbigkeit. Das Geheimnis dabei
ist die Kombination. Das obere Foto zeigt den Blick in den Freihandbereich einer deutschen Bibliothek. Die beiden anderen Fotos demonstrieren, wie Atmosphäre und Raumwirkung durch den
gezielten Einsatz unterschiedlicher Farben verändert werden können.
Fotos: Alfred Schleicher
BuB | 60 (2008) 04
Herausgeber:
Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover
Prof. Dr. Konrad Umlauf, Berlin
Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart
Redaktionsbeirat:
Dale S. Askey, Kansas State University
Library, Manhattan, KS .Prof. Jürgen
Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lodemann,
Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und
Essen . Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal . Prof. Dr.
Elmar Mittler, Göttingen . Walburgis Otte,
Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven . Dr. Georg Ruppelt,
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover
. Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Dr. Harald Weigel,
Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz
Redaktion:
BuB
Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen
Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen
Telefon (0 71 21) 34 91-0
Telefax (0 71 21) 30 04 33
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Julia Hellmich (hel)
Bernd Schleh (verantwortlich, slh) . unter
Mitarbeit von Michael Reisser (rei)
Verlag und Anzeigenverwaltung:
BOCK + HERCHEN Verlag
Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef
Reichenbergerstraße 11 e .
53604 Bad Honnef
Telefon (0 22 24) 57 75
Telefax (0 22 24) 7 83 10
E-Mail: [email protected]
Anzeigenverwaltung: Gabi Bott
Herstellung:
Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef
Druck: Strube OHG, Gudensberg
Erscheinungsweise:
zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/August und November/Dezember)
Preis:
je Heft € 12,50, jährlich € 88,–
Studierende sowie Mitglieder des
VDB jährlich € 44,–
Preise einschließlich Mehrwertsteuer
und zuzüglich Versandgebühr.
Für Mitglieder des BIB ist der Bezug
im Mitgliedsbeitrag enthalten.
BuB ist kündbar bis jeweils
15. November.
Bezug durch den Verlag
Redaktionsschluss
für Heft 6/2008: 15. April
Anzeigenschluss
für Heft 6/2008: 5. Mai
335
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Die Pracht der Bücherhäuser
–B
–u
einzelnen Bibliotheken bieten nur die allerwichtigsten Sachinformationen und die erforderlichen Kontaktdaten, dazu in den meisten Fällen nur einen einzigen Literatur-Hinweis. Nach Möglichkeit ist hierfür ein neuer
oder wenigstens neuerer Titel ausgewählt
worden, der die betreffende Bibliothek monografisch behandelt und weiterführende
Literaturangaben enthält. Die knappe Information über die Gelegenheit, bei der die AufHistorismus: UB Leipzig (Haupt-Album 07, nahmen der jeweiligen Bibliothek gemacht
Foto Nr. 10)
Foto: Christoph Seelbach worden sind, soll die Erinnerung daran wach
halten, dass die gesamte Präsentation »Das
Buch und sein Haus« aus der akademischen
Lehre erwachsen ist und nicht aus einem vorher festgelegten, theoretisch bestimmten
Konzept.
w
w
Im digitalen Zeitalter werden eigene Gebäude zur dauerhaften Aufbewahrung, öffentlichen Präsentation und freien Nutzung der
Informationsmedien von manchen als nicht
mehr notwendig, ja als überholt angesehen;
der heimische Bildschirm genüge, so heißt es.
Angesichts der durch solche Auffassungen
entstandenen Spannung auf dem Felde der
Informationskultur soll die Sammlung einen
originären Beitrag zur Entspannung leisten.
Die umfangreiche private
Diasammlung, die über Jahre
auf Exkursionen entstanden ist,
zeigt Bilder von dem ArchitekturFotografen Christoph Seelbach.
.B
Bibliotheksbau gehört seit der vorchristlichen
Antike zu den spannendsten Herausforderungen der Baukunst. Viele der im Lauf der Jahrhunderte gebauten Bücherhäuser stellen bedeutende Zeugnisse der Kulturgeschichte dar
und bereichern das Verständnis für die großen Linien der europäischen Wissenstradition. Auf der frei zugänglichen Website www.
bibliotheksbauten.de1 mit dem Titel »Das
Buch und sein Haus« wird eine Reihe solcher
Zeugnisse präsentiert; der geografische Rahmen ist durch Deutschland und seine Nachbarländer bestimmt, der zeitliche durch die
letzten sechs Jahrhunderte.
.d
e
www.bibliotheksbauten.de gibt einen Überblick über
die wichtigen Epochen des Bibliotheksbaus in Mitteleuropa
»Alte« und »Neue Medien« gehören zusammen, am besten unter einem Dach. Dem
aufmerksamen und geduldigen Betrachter
zeigt die Sammlung nicht nur, welchen Rang
man in früheren Zeiten den Bücherhäusern
zuerkannt hat, sondern auch, welcher Rang
ihnen an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert nach wie vor zukommt.
Die umfangreiche private Diasammlung,
die über Jahre auf Exkursionen entstanden
ist, zeigt Bilder von dem Architektur-Fotografen Christoph Seelbach2. Die Texte zu den
Gliederung nach kunsthistorischen Epochen
Die 15 Haupt-Alben repräsentieren in erster
Linie die für den Bibliotheksbau wichtigen
(kunst-)historischen Epochen seit dem späten
Mittelalter, berücksichtigen aber auch andere
Der gegenwärtige Umfang der
Präsentation wird demnächst noch
erheblich erweitert.
w
336
Gesichtspunkte. Sie enthalten insgesamt 128
Unteralben (die einzelnen Bibliotheken), die
ganze Präsentation bietet zurzeit 1 432 einzelne Bilder.
Der gegenwärtige Umfang der PräsentatiBarock und Rokoko: der Prunksaal der Nationalbibliothek Wien (Haupt-Album 04, Foto Nr.
14)
Foto: Christoph Seelbach on wird demnächst noch erheblich erweitert.
BuB | 60 (2008) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
–B
.d
e
Die Botschaft der Häuser
.B
Die dritte Ebene stellen die Detailansichten der einzelnen Fotografien dar. Jedes Bild auf den Übersichtsseiten existiert
in größeren Auflösungen, die durch Klick
auf die Thumbnail-Ansicht geladen werden.
Der Benutzer kann zwischen einer mittleren
Bildgröße und einer Vollansicht der Bilder
wählen.
Philipp Mayr, Engelbert Plassmann
1 Zu Entstehungsgeschichte und Grundgedanken
des Projekts: Engelbert Plassmann, Philipp Mayr
(2005): Das Buch und sein Haus – ein Digitalisierungsprojekt am Institut für Bibliothekswissenschaft. In: B.I.T.online 8, Nr. 3, Seite 233–240;
www.ib.hu-berlin.de/~mayr/arbeiten/plassmann-mayr_bitonline05.pdf
2 www.seelbachfotografie.de
3 http://gallery.sourceforge.net
4 http://bibliotheksbauten.de/albums.php
5 h t t p : / / b i b l i o t h e k s b a u t e n . d e / v i e w _ a l b u m.
php?set_albumName=Gegenwart
w
Zum einen müssen vorhandene Aufnahmen
aus etlichen Bibliotheken noch eingescannt
und dann in das jeweils zuständige Album eingereiht werden; zum andern bestehen konkrete Pläne, in einzelnen besonders signifikanten
in- und ausländischen Bibliotheken erstmals
Aufnahmen zu machen, um das Gesamtbild des mitteleuropäischen Bibliotheksbaus
in Geschichte und Gegenwart weiter abzurunden.
Ende 2004 wurde damit begonnen auf Basis der Open Source Software Gallery3 (Version 1) die Präsentation aufzubauen. Die Albenstruktur der Sammlung ist vergleichsweise
flach (drei Hierarchie-Ebenen). Die Samm-
–u
Abbildung 1. In der frei zugänglichen Präsentation werden die wichtigen Epochen des Bibliotheksbaus in Mitteleuropa in den letzten Jahrhunderten, das heißt vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, in anschaulichen Bildern dokumentiert. Hier sind verschiedene Ansichten der
SLUB Dresden zu sehen.
w
Ende 2004 wurde damit
begonnen auf Basis der Open Source
Software Gallery (Version 1) die
Präsentation aufzubauen.
w
lung besteht zunächst aus einer Übersichtsseite4 mit aktuell 15 Haupt-Alben, die den
Epochen sowie anderen Gruppeneinteilungen
entsprechen. Die zweite Ebene stellen bereits
die einzelnen Bibliotheks-Alben dar, die in die
Haupt-Alben eingruppiert sind. Zum Beispiel
befinden sich im Album »13 Bibliotheksbau
der Gegenwart«5 19 Bibliotheken als UnterAlben, die alphabetisch in drei Spalten ange- Bibliotheksbau der Gegenwart: UB Cottbus (Haupt-Album 13, Foto Nr. 10)
Foto: Christoph Seelbach
ordnet sind (siehe Abbildung 1).
BuB | 60 (2008) 04
337
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Stadtbücherei Schweinfurt
residiert im umgebauten
Ebracher Hof
.B
–u
Seit dem Jahr 1979 hauste die Stadtbücherei Schweinfurt in einem Wohn- und
Geschäftshochhaus in der sechsten Etage.
Inzwischen ist sie in eines der ältesten
öffentlichen Gebäude der Stadt aus dem
Jahre 1431 in zentraler Lage umgezogen,
in den Ebracher Hof. Dort residiert sie in
der ehemaligen »Zehntscheune« des früheren Zisterzienserklosters. Die stilvolle
neue Heimat kommt an – und sorgt für
Besucherrekorde.
D
Für die Stadtbücherei wurden SynergieEffekte geschaffen, denn die Mitarbeiter
der Firmen und Behörden in der Innenstadt und die Gäste des Hotels besuchen
jetzt die neue Bücherei. Die Hackeschen
Höfe in Berlin Mitte inspirierten für die
Gestaltung.
Die Resonanz kann sich sehen lassen:
Von Mai bis Dezember 2007 verzeichnete
das neue Haus 105 000 Besucher. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres besuchten
55 000 Menschen die Zentrale der Stadt-
e
Die Bibliothek in der
schmucken Scheune
ie Stadtverwaltung hatte 1999
einen internationalen Architektenwettbewerb für die Gestaltung
des Gebäude-Ensembles ausgelobt. Das
italienisch-argentinische Architekturbüro von Bruno Fioretti Marquez aus Berlin setzte sich durch mit der Idee eines
unterirdischen, mit Tageslicht erhellten
Erweiterungsbaues, der die Silhouette
des ursprünglichen Bauwerkes kaum beeinträchtigt und einen Platzgewinn versprach. Der erste Spatenstich wurde 2004
.d
Anita Kaltenbach
–B
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Früher wurde in der Zehntscheune ein Zehntel der Ernte in Naturalien aufbewahrt. Heute wird
dort Wissen in Form von Medien gelagert – eine würdige Umnutzung.
Foto: Stadt Schweinfurt
gestochen, und im Mai 2007 wurde das
neue Haus eingeweiht.
Die Stadtbücherei ist in der ehemaligen
»Zehntscheune« untergebracht. Früher
wurde dort ein Zehntel der Ernte der Steuerpflichtigen in Naturalien aufbewahrt.
Heute wird dort Wissen in Form von Medien gelagert; eine würdige Umnutzung
im Informationszeitalter.
Die Industriestadt Schweinfurt befindet sich in einem Strukturwandel zur
Dienstleistungs- und Kulturstadt. Neben
der Stadtbücherei wurden in einem neuen
Gebäude die Zollverwaltungen von Oberund Unterfranken zusammengefasst, in
das Hinterhaus des Ebracher Hofes zog ein
Hotel mit Feinschmeckerküche und Business-Menü.
bücherei. Dies entspricht einer Steigerung
von über 90 Prozent.
Auch die Zahl der Neuanmeldungen ist
deutlich gestiegen von 600 auf 1 300 Neuanmeldungen von Mai bis Dezember, also
Die Industriestadt Schweinfurt befindet sich in einem Strukturwandel zur
Dienstleistungs- und Kulturstadt.
um 114 Prozent. Die Besucher verweilen
länger, denn sie halten sich gerne hier auf.
Das Gebäude wurde beim Umbau in
seinen Umrissen nicht verändert und die
ursprüngliche großräumige Aufteilung
wegen des Denkmalschutzes beibehalten.
BuB | 60 (2008) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Die Botschaft der Häuser
Das weitläufige Untergeschoss in vier
Metern Tiefe setzt sich aus zwei trapezför-
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Von der Romanabteilung aus kann der
Besucher einen schönen Ausblick auf
den Main, den Stadteingang und in
den Innenhof genießen.
–u
migen Flächen zusammen. Diese Formgebung ist durch die Grundstücksgrenze
bedingt und wird geschickt als Studienzone mit acht Internetplätzen und die Sachbuchabteilung genutzt. Auch die JugendSachbücher sind dort integriert.
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BuB | 60 (2008) 04
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Studienzone mit Internetplätzen
Anita Kaltenbach,
geboren 1959 in
Nürnberg, ist seit
1996 Leiterin der
Stadtbücherei
Schweinfurt. Nach
dem Abitur 1978
absolvierte sie eine
Buchhändlerausbildung. Von 1980 bis 1982 Tätigkeit im
Benutzungsdienst und in der EDV der
Zentralbibliothek der Stadtbibliothek
Nürnberg. Von 1982 bis 1985 bibliothekarisches Studium in Stuttgart,
Praktikum an der Avon County-Library in Bristol. Von 1985 bis 1986 als Bibliothekarin im Benutzungsdienst der
Zentralbibliothek der Stadtbibliothek
Nürnberg tätig. Von 1986 bis 1996 Leiterin der Stadtbücherei Einbeck. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte sind Marketing und Management mit Schwerpunkt
Kostenmanagement und Kosten- und
Betriebsoptimierung. – Kontakt: Anita.
[email protected]
e
Im Sommer lässt sich ein kleiner, südländisch anmutender Innenhof zur Lektüre nutzen. Dort wird sichtbar, dass der Architekt durch seine hispanische Herkunft
inspiriert wurde.
Vom Markt aus gelangt man in die
oberen Etagen zur Romanabteilung, zu
Literaturwissenschaft und in die Kinderbücherei und nach unten in die Sachbuchabteilung und die Videothek.
.B
Es galt, die gestalterischen Zwänge kreativ
zu nutzen.
Vom Vorplatz am Stadteingang gelangt
man in das Gebäude: Blickfang dabei
sind die 33 Meter lange Glaslaterne, die
das Untergeschoss beleuchtet und das
neu entstandene Hauptzollamt, in dessen
Fenstern sich das historische Gebäude der
Zehntscheune spiegelt.
Man betritt das Erdgeschoss und steht
in der Verbuchungszone und im »Markt«.
Dort befinden sich wechselnde Medienausstellungen zu Jubiläen und Gedenktagen sowie viel genutzte Bestände wie
DVDs, die Elternbibliothek, CDs und
CD-ROMs.
Ein schwarzer, polierter Teerboden,
schwarze Magic Boxes, dreidimensionale
Präsentationsmöbel, inspiriert vom Bildhauer Richard Serra, sowie Decken, Fachwerk und Wände in Weiß dominieren das
Erscheinungsbild.
In Erdgeschoss befindet sich auch das
Lesecafé mit historischem Tonnengewölbe. Dort kann man ungestört Zeitungen
und Zeitschriften lesen und leckere Kaffeesorten genießen. Einmal im Monat lädt
die Bücherei zum Erzählcafé ein.
Im Untergeschoss entstand ein tagheller, ruhiger Raum durch die oberirdische Glaslaterne, die den ehemaligen
339
340
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Die Botschaft der Häuser
Stadtbücherei Schweinfurt
Einwohnerzahl
Schweinfurt: rund 54 000
e
Anschrift
.d
Stadtbücherei Schweinfurt
Ebracher Hof
Brückenstraße 29
97421 Schweinfurt
Träger/Bauherr
Stadt Schweinfurt
Leitung
Dipl.-Bibl. Anita Kaltenbach
Fläche
–B
1 281 Quadratmeter
Ausstattung
Eigenentwurf des Architekten
Datenverarbeitung
Bibliotheca
Auf den Etagen herrscht eine wunderbare Stille, da das Gebäude bis zu 120 Zentimeter dicke
Mauern hat, die jeden Straßenlärm abhalten.
Foto: Kaltenbach
Kosten
Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez
Bestand
92 000 Medien,
davon 56 700 im Ebracher Hof
Etat
2008: 1,38 Millionen Euro,
davon 87340 000 Euro Buchetat
Personal
12 Stellen, davon 8,56 im Ebracher Hof
Öffnungszeiten
Das Haus war schon als Sanierungsobjekt am Tag des Offenen Denkmals zu
besichtigen. Die Stadt ist stolz auf ihr
jüngstes Architekturjuwel.
w
Montag 10 bis 19 Uhr, Dienstag 10 bis 18
Uhr, Mittwoch 13 bis 18 Uhr, Donnerstag
10 bis 18 Uhr und Freitag 10 bis 19 Uhr
an den historischen Fenstern stehen.
Von hier aus kann der Besucher einen
schönen Ausblick auf den Main, den
Stadteingang und in den Innenhof genießen.
Da in den oberen Etagen nur historische, kleinere Fenster zu finden sind, entschied sich der Architekt dafür, die Regale,
.B
Planung/Architekt/Gestaltung
–u
9 Millionen Euro
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Verlauf der Stadtmauer (virtuell) andeutet. Sichtbeton und Eichenstützen,
eine Reminiszenz an die alten Fachwerkstützen in den oberen Etagen, Eichenholz-Regale und eine Natursteinwand erzeugen eine einmalige Atmosphäre.
Im ersten Stock befindet sich die Belletristik und die Sekundärliteratur dazu. Das
»Literarische Kabinett« ist die ehemalige
Kapelle des Klosters. Hier sind Hörbücher,
allgemeine Biografien, fremdsprachige
Belletristik und literaturwissenschaftliche
Sekundär-Literatur untergebracht sowie
eine ruhige Studienzone.
Die Romanabteilung wird von Lesetischen und Leseplätzen umrahmt, die
das Fachwerks und die Wände in Weiß zu
halten, um mehr Helligkeit in den Raum
zu bringen.
In der zweiten Etage befindet sich die
Kinderbücherei. Sie wurde bewusst in der
Nähe der Romanabteilung angesiedelt,
damit Eltern und Kinder zueinander kurze Wege haben – und dennoch über ein
eigenes Reich verfügen.
Die weißen, kindgerechten Regale kontrastieren mit bunten Sitzmöglichkeiten
aus Schaumgummi, die auch zum Bauen
genutzt werden können und die kindliche
Fantasie anregen. Wir entdecken täglich
neue Gebilde, von kleinen Künstlern geschaffen.
Die zum Teil mobilen Regale in der
Kinderbücherei bilden kleine Innenräume, in denen es sich die Kinder gemüt-
lich machen zum Spielen und Lesen. Die
bunten Kinderbücher sind Farbkleckse in
dieser hellen Umgebung, beleuchtet durch
die vielen Dachgaubenfenster der ehemaligen Scheunenböden.
Wunderbare Stille
Auf den Etagen herrscht eine wunderbare
Stille, da das Gebäude bis zu 120 Zentimeter dicke Mauern hat, die jeden Straßenlärm der Innenstadt abhalten.
Das Haus war schon als Sanierungsobjekt am Tag des Offenen Denkmals zu besichtigen. Die Stadt ist stolz auf ihr jüngstes Architekturjuwel, das bereits auf neue
Technologien vorbereitet ist. Die Stadtführungen gehen zu den Öffnungszeiten
der Bücherei durchs Haus.
Aktionen wie »Senioren ans Netz« und
»Frauen ans Netz« geben Gelegenheit, sich
mit dem Internet, unserer Homepage und
dem Internetkatalog, mit der 24-StundenRecherche und der Verlängerungsfunktion bekannt zu machen.
Die Stadtbücherei versteht sich als Portal zur Welt der (neuen) Medien. Die beiden ehemaligen großen Scheunentore, die
heute durch große Glasfenster ersetzt sind,
gewähren ebenerdigen Einblick in das Geschehen, die neu ausgestellten Medien und
die Internetplätze für Jugendliche. Sie ziehen Laufkundschaft an. Das Programm
des Hauses wurde so in Architektur und
Leben umgesetzt.
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Magazin
Lesesaal || BuB
BuB
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Internet
Zeitungsartikel – eine oft ignorierte Kategorie der Volltexte
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Volltexte – also Texte, welche nicht zuerst
bibliografisch recherchiert und deren Standort und Verfügbarkeit dann in einem zweiten Rechercheschritt gesucht werden muss
– sind eine der attraktiven Inhalte des Internet. Suchen und gleich nutzen können, was
könnte besser sein?
Von bibliothekarischer Seite (beispielsweise bei Schulungen) wird dabei meist an
elektronische Zeitschriften und Bücher gedacht und eine Kategorie der Volltexte oft
übersehen, welche für unsere Benutzer von
hohem Wert ist – die Zeitungsartikel, welche neudeutsch meist »news« genannt werden. Zeitungen sind geschichtlich gesehen
das Rückgrat der Öffentlichkeit, bilden also
einen Baustein der Demokratie (und der Bildung), sodass sie schon immer einen wichtigen Teil im Bestand von Bibliotheken bildeten. Auch wenn die Presse in der Nutzung
durch andere Massenmedien wie Radio oder
TV überholt wurde, auch wenn behauptet
wird, dass Zeitungen durch Weblogs ersetzt
werden könnten (was nicht der Fall ist),
auch wenn die Qualität von Presseartikeln
tendenziell sinkt: Die Funktion und Bedeutung der Presse wird bleiben.
Folglich sollten Bibliotheken weiterhin
für ihre Verbreitung sorgen, auch wenn steigende Abonnementspreise und sinkende
Bibliotheksetats oft dazu führten, das Angebot an Titeln einzuschmelzen oder gar
ganz einzustellen. Um so mehr sollte man
dann dafür Sorge tragen, dass die Nutzung
der frei zugänglichen Zeitungen im Internet steigt. Wie man gezielt darauf zugreifen
kann, stelle ich hier vor.
Prinzipiell muss man im Voraus bemerken, dass der Markt unübersichtlich ist und
sich stets in Bewegung befindet. Es ist nur
ein Teil der Inhalte kostenlos verfügbar und,
um dies auch zu erwähnen, extensiv mit
Werbung versehen. Von diesen wandert ein
großer Teil nach einer Periode von 5 bis 24
Tagen ins kostenpflichtige Archiv. – Der erste Zugang zu – zumindest bei den aktuellen
Ausgaben – kostenfrei zu nutzenden Zeitungen sind Linksammlungen. Es gibt einige, welche die Zeitungen international aufführen, sodass man nicht nur die deutschen
Titel im Blick hat. Das macht Sinn, denn man
sollte auch an Mitbürger mit Migrationshintergrund denken! Wenn Sie einmal miterlebt haben, was für einen in Deutschland
lebenden Spanier die Zeitung »El País« für
eine Bedeutung hat, dann wüssten Sie, was
es bedeutet, dass diese Zeitung nicht nur frei
im Netz zugänglich ist, sondern unlängst
auch ihr Archiv seit 1976 für die kostenlose
Nutzung geöffnet hat (www.elpais.com).
Aber nach diesem Exkurs zurück zu den
Linksammlungen: Metagrid www.meta
grid.de und Newspaperindex www.news
paperindex.com decken eigentlich so ziemlich alles ab, was benötigt wird. Manche der
in diesen Sammlungen aufgeführten Titel
sind erst nach einer Registrierung kostenlos
zu nutzen. Wer hier seine Daten nicht eingeben mag, die/der kann den Dienst BugMeNot www.bugmenot.com verwenden, bei
dem man sich für viele Registrierungsseiten
einfach Registrierungsdaten borgen kann.
.B
Volltexte sind neben allgemeinen Informationen der Mehrwert, den das WWW bietet. Eine oft vergessene Kategorie der Volltexte sind Neuigkeiten und Artikel aus Zeitungen.
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@
Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen und ist im Internet als
Informationsanbieter und Rechercheur aktiv.
Näheres zur Person unter http://homepages.
uni-tuebingen.de/juergen.plieninger
BuB | 60 (2008) 04
Wenn Sie jetzt Zugriff auf einen Titel und
vielleicht auch auf dessen Archiv haben, so
denken Sie bitte nicht, dass Ihnen jetzt alles,
was auf Papier erschienen ist, elektronisch
zur Verfügung steht! Wie alle Online-Medien bieten Zeitungen und Zeitungsarchive keinerlei Informationen darüber, welche
Lücken bestehen. In den Online-Ausgaben
fehlt oft der Inhalt ganzer Rubriken, ebenso
verschwanden vor einiger Zeit in US-amerikanischen Zeitungsarchiven kommentarlos
alle Artikel, die von freien Mitarbeitern verfasst worden waren. Der US Supreme Court
hatte befunden, dass diese für eine OnlineVeröffentlichung erneut zu entlohnen seien,
was dazu führte, dass deren Beiträge einfach aus den Online-Zeitungsarchiven verschwanden.
Merke: Sie haben also bei der elektronischen Ausgabe einer Zeitung stets etwas,
aber selten alles!
Einen netten Dienst möchte ich Ihnen
noch nennen, »Today’s Front Pages« des
Newseums
www.newseum.org/todays
frontpages. Er bietet weltweit von ausgesuchten Titeln tagesaktuell jeweils die Ansicht der Frontseite in Original-Layout. Zugegebenermaßen ist das Angebot nur für
die USA sehr breit, gleichwohl bietet dieser
Dienst einen speziellen Mehrwert, welchen
Ihre Nutzer vielleicht schätzen.
Wenn nun nicht der Zugriff über einzelne Zeitungen gewünscht wird, sondern die
Suche nach Beiträgen zu bestimmten Themen im Vordergrund steht, dann sind Spezialsuchmaschinen das Mittel der Wahl. Meist
sind diese Zeitungssuchmaschinen bereits
in die bekannten Suchmaschinen als Option eingegliedert worden, aber es gibt daneben auch Einzel- und Metasuchmaschinen,
welche die Presse erschließen. Alle unterscheiden sich – wie könnte es auch anders
sein? – in Datenbestand und Performanz
der Suche, sodass man wie immer bei Online-Suchdiensten nur empfehlen kann,
stets mehrere zu verwenden! Freilich ist es
auch hier wieder so, dass Google der Marktführer nach Breite der erschlossenen Titel,
Suchmöglichkeiten und Darstellung der Ergebnisse ist, aber ich hoffe, dass ich Ihnen
einige andere Angebote schmackhaft machen kann, die als zusätzliche Suchmöglichkeit infrage kommen.
Fangen wir mit Googles Newssuche an:
Wenn man die deutschsprachige Newssuche von Google news.google.de aufruft –
e
Aktuelles aus der ganzen Welt
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BuB
BuB || Magazin
Lesesaal
Internet
Blickpunkt Internet
w
e
gefenster) in die Homepage einbinden, jedoch sollte man vorher die urheberrechtlichen Fragen abklären, beispielsweise bei der
Lokalpresse die Einwilligung einholen, Titelzeilen auf der Bibliothekshomepage anzuzeigen.
Wissenschaftliche Bibliotheken können
ihre Nutzer auf diesen Volltexttyp aufmerksam machen, sei es in Schulungen oder auf
Fachinformationsseiten. Hier sollte auch die
Möglichkeit des Abonnements von Suchanfragen per RSS mit kommuniziert werden,
da die Benutzer so eine genau konfigurierte und stets aktualisierte Anzeige von interessanten Artikeln zu gewünschten Themen
bekommen.
Zwei Dinge fallen mir noch ein: Zum einen gibt es spezialisierte Zeitungen, auf die
man in bestimmten Fächern hinweisen sollte. Man findet sie meist unter den Ergebnissen von Zeitungssuchmaschinen, wenn
man nach speziellen Themen gesucht hat.
Beispielsweise ist die »Neue Musikzeitung«
www.nmz.de ein frei zugänglicher Titel,
der im Bereich Musik interessante Beiträge
bringt. Solche Titel sollten bei einschlägigen
Linksammlungen und Fachinformationsseiten mit aufgeführt werden.
Zum anderen gibt es thematisch spezialisierte Pressedienste, welche die Zeitungsartikel für bestimmte Themengebiete dokumentieren. Ein Beispiel habe ich Ihnen in einem zurückliegenden »Fundstück« bereits
genannt, den »Perlentaucher« www.per
lentaucher.de, der die Feuilletonbeiträge
großer deutscher Tageszeitungen inhaltlich
referiert. Und für den Bereich der Europäischen Union bietet seit einiger Zeit die Bundeszentrale für politische Bildung den Pressedienst Eurotopics an www.eurotopics.
net/de. Solche Dienste – falls bekannt und
frei zugänglich – sollten unbedingt beim
Thema »Zeitungsartikel« mit bedacht werden.
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–u
–B
.d
Für den internationalen Bereich gibt es
den Suchdienst Wordnews www.world
news.com, welcher auch die Suche in bestimmten Weltregionen ermöglicht. Darüber hinaus bekommt man hier bei den Ergebnissen zum Teil auch passende Pressefotos
angezeigt, was sonst nur das internationale
Yahoo! (und dies auch sehr versteckt) bietet.
Etliche Metasuchmaschinen wie zum Beispiel clusty.com und www.metacrawler.
com bieten die Möglichkeit, mehrere Zeitungssuchmaschinen auf einmal abzufragen. Meiner Erfahrung nach sind die Ergebnisse aber nicht so gut, als dass sich die
Verwendung wirklich lohnt. Im Vergleich
dazu kann die Verwendung von Suchinterfaces reizvoll sein, da diese mehrere Zeitungssuchmaschinen nebeneinander auflisten und die sukzessive Abfrage mit denselben Stichwörtern erlauben. So kann man
gut vergleichen! Probieren Sie doch mal
www.trovando.it oder www.intelways.com
aus.
Blicken wir zum Schluss noch auf die Suche nach Zeitungsartikeln, deren Erscheinungsdatum bereits länger zurückliegt und
die nicht mehr frei zugänglich sind. Romso
habe ich in dieser Hinsicht bereits erwähnt,
Google bietet seit neuestem auch eine erweiterte News-Suche und eine Suche nach
weiter zurückliegenden Artikeln; news.
google.com/archivesearch.
Eine Metasuche über viele deutschsprachige Titel (einzuschränken auf überregionale oder regionale Titel) ermöglicht German Business Information (GBI) www.geni
os.de. Man kann hier sogar mit Boole’schen
Operatoren und Klammerungen arbeiten
und somit sehr genau abfragen. So wäre beispielsweise die Recherche von »(bibliothek*
and pankow) and etatkürzungen« möglich,
um Artikel zu Etatkürzungen in Berlin-Pankow zu recherchieren.
Was ist die Nutzanwendung des bisher
Geschilderten? Was haben unsere Benutzer davon?
Öffentliche Bibliotheken können diese
Kategorie der Volltextsuche in ihre Schulungen übernehmen und Links in ihre Homepage integrieren, welche die Zeitschriftensuchmaschinen allgemein betreffen oder
auch bestimmte Suchabfragen (beispielsweise zur Lokalgeschichte oder Kommunalpolitik). Man könnte sogar die betreffenden
Pressemeldungen selbst per Widget (Anzei-
w
es gibt weitere für andere geografische
beziehungsweise Sprachbereiche –, so sehen Sie links Rubriken wie in Zeitungen (Politik, Wirtschaft, Sport, …) und in der Mitte die wichtigsten neuen Meldungen, unter anderem mit Bildern aus den Artikeln
garniert. Es wird dem Nutzer also ein Index
der wichtigsten Beiträge angeboten, durch
die man sich je nach Interesse durchklicken
kann.
Oben über den einzelnen Kurztiteln gibt
es ein Suchfeld, in dem man Stichworte eingeben kann. Die oft gebündelt dargestellten
Ergebnisse kann man sich entweder nach Relevanz in einem Ranking oder chronologisch
geordnet darstellen lassen. Die erweiterte
Suche erlaubt einem genauer konfigurierte
Suchanfragen. Bemerkenswert ist noch die
Option »Alert Service« links unter den Rubriken. Dort kann man die aktuell durchgeführte Suchanfrage »abonnieren«, das heißt
sicherstellen, dass neue Artikel zu dieser Abfrage einem per E-Mail oder RSS zugesendet
werden. So ist man nicht mehr gezwungen,
bei langfristigem thematischem Interesse
immer wieder die Suchmaschine zu laden,
die bewährten Stichworte einzugeben und
zu checken, ob neue Artikel angezeigt werden. Man bekommt nun aktuelle Ergebnisse
stets aufs Neue zugesandt, ohne dass man
daran denken und aktiv werden muss. Das
ist Zeitmanagement pur!
Zwei weitere Suchmaschinen für deutschsprachige Zeitungen sollten Sie bei der Suche berücksichtigen: Romso www.romso.de
und die Newssuche von web.de suche.web.
de/search/newshp. Romso verarbeitet einzelne oder mehrere Suchbegriffe und ordnet
die Ergebnisse chronologisch. Dabei sind die
Kurztitelangaben oft nicht so aussagekräftig
wie bei Googles Newssuche, dafür aber mit
Schlagwörtern versehen, die Orientierung
geben. Romso kümmert sich nicht darum,
ob die betreffenden Artikel zugänglich sind
oder nicht, das heißt, man kann die Spezialsuchmaschine auch für die Suche nach weiter zurückliegenden Zeitungsartikeln verwenden.
Web.de bietet mit seiner Newssuche die
Möglichkeit, nach einer Suche mithilfe einer
auf der Ergebnisseite links eingeblendeten
Leiste mit »geclusterten« Begriffen (Begriffe, welche in den Ergebnissen öfter vorkommen) die Suche weiter einzuschränken, sich
also relevanten Artikeln schneller nähern zu
können.
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342
342
Fundstück
In einem der ersten Internet-Blickpunkte wurde auf den Biblioblog-Planeten
von Lambert Heller hingewiesen. Er wurde durch einen noch benutzerfreundlicheren Aggregator unter rss.netbib.de ersetzt. Hier können Sie die Neuigkeiten aus
den verschiedensten Bibliotheks- und Bibliothekars-Weblogs in einem zur Kenntnis
nehmen.
BuB | 60 (2008) 04
Magazin
Lesesaal || BuB
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Fachliteratur
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Buchfieber. Zur Geschichte des Buches im
3. Reich. Gerd Simon und unzählige Mitarbeiter [Walter Back, Steffen Bender, Peter
Michael Berger…]. Tübingen: Gesellschaft
für Interdisziplinäre Forschung, 2007. X,
328 Seiten: Illustrationen. – broschiert
30,– Euro
»Tödlicher Bücherwahn«
.B
Gewöhnungsbedürftig ist die Verfasserangabe auf Umschlag und Titelblatt (»Gerd
Simon und unzählige Mitarbeiter«). Auf
dem Gegentitel werden wie auf einem
Besetzungszettel 52 »Mitwirkende« namentlich aufgeführt und auf »viele andere
mehr« hingewiesen. Vermutlich handelt es
sich zum großen Teil um Studierende aus
den Lehrveranstaltungen des Autors. Das
ist ehrenwert, aber in den Texten selbst ist
diese Mitwirkung nicht erkennbar, zumal
ein »Ich« häufig hervortritt.
Simon hat an der Universität Hamburg
Germanistik, Evangelische Theologie,
Philosophie und Pädagogik studiert, an
Interdisziplinarität orientiert. Von 1970
bis 2002 wirkte er als Akademischer Rat
beziehungsweise Oberrat am Deutschen
Seminar der Universität Tübingen. Er ist
Mitbegründer und Vorsitzender einer Gesellschaft für interdisziplinäre Forschung
Tübingen (GIFT) – das Buch ist dieser
Vereinigung als »Geschenk« zum zehnjährigen Bestehen gewidmet – sowie Gründer
und Leiter eines Philologiehistorischen
Forschungsauftragsdienstes (PFAD). Dieses und vieles andere mehr, darunter ein
umfängliches
Publikationsverzeichnis
und von ihm verfasste Texte, sind seiner
Homepage zu entnehmen.
Der Band enthält zwischen Einleitung
und Nachwort fünf Kapitel, die jedes ein
w
w
w
Privatanschrift des Rezensenten: Prof. em. Dr.
Peter Vodosek, Seestraße 89, 70174 Stuttgart;
[email protected]
BuB | 60 (2008) 04
eigenes Inhalts- und Literaturverzeichnis haben. Ein Anhang bietet eine Reihe
von Kurzbiografien. »Buch und Schwert«,
Kapitel eins, gibt einen ersten Überblick
über das deutsche Buchwesen im Dritten
Reich. »Himmlers Bibel« handelt von der
bereits erwähnten »Ura-Linda-Chronik«,
eines der vielen literarischen Machwerke
dieser Zeit.
»Zwangsbücherverbrennung und KZ«
beschäftigt sich mit der nationalsozialistischen Sprachpolitik im Elsass. In »Tödlicher Bücherwahn« geht es um das relativ
bekannte, tragische Schicksal des jüdischen Albanologen und Bibliothekars an
der Wiener Nationalbibliothek Norbert
Jokl. »Der Kampf gegen die Bücherflut«
meint die der Deutschen Gesellschaft
für Dokumentation bei ihrer Gründung
zugedachte Aufgabe. Die bewusst reißerisch formulierten Überschriften verführen aber weniger zur Lektüre, als dass sie
falsche Erwartungen wecken. »Tödlicher
Bücherwahn« ist eben kein Krimi aus der
Feder von Agatha Christie.
–B
Buchhistorischer Sammelband
zum Dritten Reich mit
interdisziplinärem Anspruch
üsste man dieses Buch mit einem Wort charakterisieren,
böte sich »apart« mit seiner Bedeutungsbreite an: von »ungewöhnlich«
bis »abseitig«. Die Schwierigkeiten für den
Rezensenten beginnen bereits mit dem Titel. Der Begriff »Buchfieber« fasst, gemäß
der Einleitung, »Phänomene wie Bücherfälschung, Buchverfolgung, Bücherwahn,
aber auch Bücherflut« zusammen. Wie
weit ein solcher Metabegriff trägt, soll hier
nicht erörtert werden. Er suggeriert aber
eine gewisse inhaltliche Einheit, zumindest aber einen roten Faden, der jedoch
nur schwer auszumachen ist.
Zwischen der ominösen Ura-LindaChronik und der Gründungsgeschichte
der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (DGD) 1941 liegen jedoch
Welten. Der Zusatz zum Titel (»Zur Geschichte des Buches im 3. Reich«) begrenzt
das Spektrum zwar zeitlich, macht aber
aus den disiecta membra noch kein Ganzes. Diese einleitenden Bemerkungen sollen keine Fundamentalkritik a priori sein,
denn eine Aufsatzsammlung zum Buch in
Nazi-Deutschland hat ihre grundsätzliche
Berechtigung.
e
M
Vom Tod durch
Ertrinken in
Information
bis zur Beihilfe
zum Mord…
Hehrer Anspruch
Nach der Selbstaussage des Verfassers
greifen einige Kapitel auf ältere Fassungen oder Vorfassungen zurück, die er im
Internet zur Verfügung stellt. Aus seinen
Bemerkungen zum Wissenschaftsbetrieb
lässt sich herauslesen, dass er sich als alternativer oder besser kritischer Wissenschaftler betrachtet. Seiner Meinung nach
neige Wissenschaft zum Marginalismus,
zum »Nebensachenwahn«; eine Fehlentwicklung; die durch eine Umstellung der
verbreiteten wissenschaftlichen Methodik auf das Bedeutende korrigiert werden
müsse.
Sein Buch soll am Beispiel der Geschichte des Informationsträgers Buch zeigen,
wie die Wiedergabe interdisziplinärer Forschung praktiziert werden kann. Es bringe
Übersichten, »wie man sie in dieser Stringenz nirgendwo findet, mit Detailstudien
auf Grund von autoptional gewonnenen
Primärinformationen und faktennahen
Interpretationen«.
Diesem hehren Anspruch gegenüber
sieht die Realität etwas anders aus. Es soll
nicht bestritten werden, das in dem Buch
bisher nicht oder nicht ausreichend bekannte »Primärinformationen« zu finden
sind. Sehr vieles aber ist ergänzungs- oder
korrekturbedürftig.
250 Bücher täglich?
Um mit etwas Grundsätzlichem zu beginnen: Simon spricht immer wieder von
344
BuB
BuB || Magazin
Lesesaal
Neue Fachliteratur
w
Brown, David J.; Richard Boulderstone:
The impact of electronic publishing. The
e
future for publishers and librarians: München: Saur, 2008. ca. 304 Seiten. – gebunden 88,– Euro
.d
liotheksarbeit. Grundlagen – Konzepte
– Erfahrungen. Einführung von Claudia
Lux. Herausgeber: Petra Hauke und Rolf
Busch. 1. Auflage. Bad Honnef: Bock +
Herchen, 2008. 320 Seiten. – broschiert
39,90 Euro
–B
Aus der Kurzbiografie von Alfred Petrau
(Seite 241 f.) erfährt man im Grunde nicht,
welches »Kleinunternehmen« er geleitet
und was er tatsächlich »zentral mit der Geschichte des Buches« als »Privatforscher«
im Sinn gehabt hat. Bei etlichen Biografien sind die Lebensdaten unvollständig,
obwohl sie in den meisten Fällen unschwer
zu ermitteln gewesen wären. Unwillkürlich drängt sich die Frage auf, wie bei solcher Sorglosigkeit im Detail die Statik den
methodologischen Oberbau trägt.
In formaler Hinsicht befremdet die
Angabe des Datums im Abschnitt »Einige Daten zur Geschichte der Buch- und
Dokumentationswissenschaft«
nach
»amerikanischem Muster« (Seite 258 ff.).
Zahlenungetüme wie »14500000« (soll
schlicht 1450 bedeuten) sind alles eher als
benutzerfreundlich. Allzuviele Leser in
den USA wird die Veröffentlichung wohl
nicht finden, um ihnen dergestalt entgegenkommen zu müssen.
Um sich nicht in Quisquilien zu verlieren, soll hier abgebrochen werden. Nicht
ohne Enttäuschung legt man ein Buch aus
der Hand, das zumindest von seiner Intention her die Forschungsliteratur zum Thema hätte bereichern können.4
Peter Vodosek
w
Bertha von Suttner (Seite 172) hieß nicht
Barbara und verstand sich in erster Linie
als Pazifistin und Schriftstellerin, nicht
als Frauenrechtlerin. Zur Geschichte der
Deutschen Gesellschaft für Dokumentation sei zusätzlich auf die in Deutschland
viel zu wenig bekannte verdienstvolle Untersuchung von Pamela Spence Richards
hingewiesen.2
Nicht recht glücklich wird man auch
mit den »Kurzbiographien« zu einigen
Buch-, Dokumentations- und Informationswissenschaftlern im 3. Reich«. Warum
im Fall der Würdigung von Hanns Wilhelm Eppelsheimer (Seite 216) die »Buchwissenschaftshistoriker« (wer immer die
sein mögen) nur »ausnahmsweise« einmal
lobend zu erwähnen sind, bleibt Geheimnis des Autors. Adolf von Harnack war
nicht Inhaber des Lehrstuhls für Bibliothekswissenschaft an der Universität Berlin (Seite 266). 1921 wurde vielmehr Fritz
Milkau als sein Nachfolger Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek und
erhielt danach 1928 die neu geschaffene
Professur für Bibliothekswissenschaft.
Wessen »Hauszeitschrift« (Seite 268)
das 1884 von Otto Hartwig (Halle) gegründete »Zentralblatt für Bibliothekswesen« sein soll, wird nicht ersichtlich. Nachfolger von Josef Bick als Generaldirektor
Neue Fachliteratur
Brücken für Babylon. Interkulturelle Bib-
Lebensdaten unvollständig
–u
Verwechslungen
der Wiener Nationalbibliothek war nicht
Robert Teichl (Seite 288), sondern Paul
Heigl. Teichl wurde sein Stellvertreter. Die
Aussage, die Deutsche Bücherei habe den
Umfang des (Deutschen) Gesamtkatalogs
auf 330 Bände und die Erscheinungsdauer
auf 200 Jahre geschätzt, wird nicht belegt
(Seite 283).3 Gustav Abb war nicht Leiter
der UB Krakau (Seite 284), sondern Direktor der neu gegründeten Staatsbibliothek Krakau.
.B
Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaften, ohne diesen Plural irgendwo
theoretisch zu begründen. Zumindest im
Fall der Buchwissenschaft(en) sei an die
Überlegungen von Ludwig Delp erinnert,
die schon vor Jahrzehnten die Fachdiskussion belebt haben.
Zum ersten Kapitel wäre zu sagen, dass
das Motto »Das Buch, ein Schwert des
Geistes« (Seite 1) nicht erst 1937, sondern
bereits für die erste »Woche des Deutschen
Buches« vom 27. Oktober bis 3. November
1935 in Münster geprägt wurde. Werner
Schochow (Seite 6) hat für seine angeführten Zitate sehr wohl auf eine exakte Quellenangabe hingewiesen.1
Dietrich Strothmanns Monografie »Das
System der nationalsozialistischen Schrifttumspolitik« sollte doch besser nach der
4. Auflage 1985 zitiert werden, zumal sie
mit der 2. Auflage beträchtlich erweitert
wurde. Die Zahlenangabe von fünf Millionen durch den Verfasser eingesehener
Schriftstücke aus dem 3. Reich (Seite 127,
Fußnote 2) erscheint doch sehr zweifelhaft, wenn er bei einer angenommenen
50-jährigen wissenschaftlichen Tätigkeit
nicht tagtäglich über 250 Stücke in die
Hand genommen hat.
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344
344
1 Und zwar in Peter Vodosek/Manfred Komorowski [Hrsg.]: Bibliotheken während des
Nationalsozialismus. Teil 1. Wiesbaden: Harrassowitz, 1989, Seite 25
2 Pamela Spence Richards: Scientific Information in Wartime. The Allied-German Rivalry
1939–1945. Westport (Connecticut), London: Greenwood Press, 1994
3 Vgl. dazu die maßgebliche Untersuchung von
Bernd Hagenau: Der deutsche Gesamtkatalog. Wiesbaden: Harrassowitz, 1988.
4 Christina Koch: Das Bibliothekswesen im
Nationalsozialismus. Eine Forschungsstandanalyse anhand der Fachliteratur. Marburg:
Tectum-Verlag, 2003
Fuchs, Thomas: Bibliothek und Militär.
Militärische Büchersammlung in Hannover vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.
Mit einem Katalog der Handschriften der
ehemaligen Wehrreichsbibliothek II in der
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek. 1.
Auflage. Frankfurt (Main): Klostermann,
2008. 205 Seiten: Illustrationen (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie: Sonderbände; 93). – gebunden
64,– Euro (im ZfBB-Abonnement 57,60
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Providing access to information for
everyone. 16 BOBCATSSS Symposi-
um 2008 (Zadar, Croatia, 28.01.2008
– 30.01.2008). Hrsg. Petra Hauke … 1.
Auflage. Bad Honnef: Bock + Herchen,
2008 (Beiträge zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 3). XIV, 379 Seiten: Illustrationen. – broschiert 25,– Euro
[Online-Version unter http://edoc.hu-ber
lin.de/conferences/bobcatsss2008]
Tan, Jin: Bibliotheken in Second Life. 1.
Auflage. Wiesbaden: Dinges & Frick,
2008 (B.I.T.online innovativ; 17). 100
Seiten: Illustrationen. – broschiert 24,50
Euro
Wissen, Dirk: Zukunft der Bibliographie – Bibliographie der Zukunft. Eine
Expertenbefragung mittels DelphiTechnik in Archiven und Bibliotheken
in Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Berlin: Logos-Verlag, 2008
(Berliner Arbeiten zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft ; 20). 456 Seiten: grafische Darstellungen. – broschiert
56,– Euro
BuB | 60 (2008) 04
Aus dem Berufsverband
Lesesaal || BuB
BuB
345 345
345
Wie in der Vergangenheit wird auch der
nächste Bundesvorstand für die Wahlperiode 2008 bis 2011 von den eingeschriebenen BIB-Mitgliedern auf einer Mitgliederversammlung in geheimer Abstimmung
gewählt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der Briefwahl.
Die Präsenzwahl findet im Rahmen des
diesjährigen Deutschen Bibliothekartages
in Mannheim auf der BIB-Mitgliederversammlung statt, und zwar am Donnerstag, 5. Juni 2008, im Congress Center
Rosengarten Mannheim, Saal Ludwig
van Beethoven I (Dorint Hotel). Die Versammlung beginnt um 9 Uhr, Ende gegen
13 Uhr.
BIB-Mitglieder, die keine offiziellen
Teilnehmer des Bibliothekartags sind,
erhalten für die Zeit der Mitgliederversammlung auch ohne Teilnehmerkarte
Zutritt zum Gebäude. Die offizielle Einladung mit detaillierter Tagesordnung wird
in der nächsten BuB-Ausgabe veröffentlicht.
Briefwahl
Kandidatinnen und Kandidaten
für den BIB-Bundesvorstand
2008/2011
Anforderung
w
w
w
Für BIB-Mitglieder, die die Mitgliederversammlung nicht besuchen können oder
wollen, besteht die Möglichkeit der Briefwahl. Dabei ist Folgendes zu beachten:
Die Wahlunterlagen für die Briefwahl
werden an die Mitglieder von der BIBGeschäftsstelle nur auf Anforderung verschickt. Die Materialien können seit Anfang März dieses Jahres (Hinweis in BuB
Heft 3/2008, Seite 257) bei der BIB-Geschäftsstelle bestellt werden (Adresse siehe
im Folgenden).
Der Versand der Wahlunterlagen an
die anfordernden Mitglieder beginnt mit
Erscheinen dieses Heftes. Die Zustellung
der Materialien erfolgt bis Freitag, 25.
April 2008. Letzter Rücksendetermin
(Poststempel) für die Wahlbriefe ist dann
Freitag, 23. Mai 2008 (Vierwochenfrist).
.d
Präsenzwahl
Die Briefwahlunterlagen werden ausschließlich von der BIB-Geschäftsstelle in
Reutlingen verschickt. – Kontakt:
BuB | 60 (2008) 04
zweiten Bildungsweg erworbenes Abitur
mit anschließendem Fernstudium der Informatik (Abschluss 2007).
Seit einigen Jahren nebenberuflich tätig
im Bereich Webdesign/Logoentwicklung.
Neben meinem Beruf bin ich in örtlichen
Vereinen und im Katastrophenschutz aktiv, lese gern, treibe ein wenig Sport und
verbringe meinen Urlaub zumeist jenseits
des Atlantiks (natürlich immer Pflicht:
Besuch der lokalen Bibliothek). Auch bin
ich sehr kommunikationsfreudig und
kann daher keiner guten Diskussion widerstehen – und das nicht nur zu bibliotheksbezogenen Themen.
Seit vielen Jahren bin ich im BIB aktiv
(unter anderem Mitarbeit in der Kommission für Neue Technologien, im Vorstand
der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen
und, derzeit, der Webredaktion des BIB).
Ein Berufsverband, der mich immer wieder inspiriert hat. Durch meine Mitgliedschaft sind viele Kontakte entstanden, die
ich heute nicht mehr missen möchte.
Nun möchte ich mich neuen, berufspolitischen Herausforderungen stellen und
kandidiere daher für einen Sitz im Bundesvorstand. Woran möchte ich künftig
mitwirken?
Den BIB als Dienstleister für seine Mitglieder stärken: umfangreiche Fortbildungsangebote, anregende Diskussionen, Erhalt und Ausbau von »Buch und
Bibliothek« (BuB) als hochqualifizierte
Fachzeitschrift
Ausbau der Mitgliederwerbung und
-bindung, professionelle Öffentlichkeitsarbeit
Positionierung des BIB als kompetenten Ansprechpartner in Fragen des beruflichen Alltags
Zusammenarbeit mit nationalen und
internationalen Verbänden, Organisationen und Institutionen (bibliothekarischen und nichtbibliothekarischen)
um unsere Ziele zu erreichen
Verknüpfung von Berufs- und Hochschulen mit Stätten der beruflichen
Praxis zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch
Etablierung des BIB als Partner der Politik, besonders auch im kommunalen
Bereich und auf Landesebene
Standpunkte zum Thema Aus- und
Weiterbildung konkretisieren und umsetzen
Strategien zur Entwicklung der Bibliothekslandschaft auch in Zeiten hart
umkämpfter finanzieller Mittel.
Wer sich in diesen Punkten, die nur einem
kleinen Teil meiner Vorstellungen entsprechen, wiederfindet – den bitte ich um seine
Stimme!
–B
Hinweise zum Wahlverfahren
(Präsenz- und Briefwahl)
–u
Information des Wahlausschusses:
Berufsverband Information Bibliothek e.V.
Stichwort »Briefwahl 2008«
Postfach 13 24, 72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
Bitte nennen Sie in der Anforderung Ihren
vollständigen Namen sowie die aktuelle
Anschrift. Die Unterlagen gehen Ihnen
dann umgehend zu. Die Materialien enthalten neben Stimmzettel, Wahlbriefumschlag und Postbriefumschlag eine detaillierte Erläuterung des Wahlverfahrens.
Die aktuelle Wahlordnung kann über
die BIB-Website unter www.bib-info.de/
vorstand/neue_wahlordnung_buvo.pdf
eingesehen werden. Fragen zur Briefwahl
beantwortet Ihnen BIB-Geschäftsführer
Michael Reisser (Telefon 0 71 21/34 91-13
oder [email protected]).
Für den Wahlausschuss:
Edgar Fixl (UB Konstanz), Vorsitzender
.B
Vorstandswahl 2008
e
BIB-Vorstandswahlen
Tibor Maxam
Tibor Maxam (Jahrgang 1975), aufgewachsen und verwurzelt in Springe am
Deister (liegt zwischen Hannover und
Hameln). Seit der Ausbildung zum Assistenten an Bibliotheken (1992 bis 1995) in
der Stadtbibliothek Springe dort beschäftigt. In der Stadtbibliothek in nahezu allen
Bereichen tätig, ein Schwerpunkt bildet
hier unter anderem die EDV. Auf dem
Berufsverband
BIB-Vorstandswahlen
e
entwickeln. Dies bedeutet andererseits, die
vielfältigen Angebote der Landesgruppen
und Kommissionen zu unterstützen und
eigene Angebote zu verwirklichen. Voraussetzung dafür ist ein Bundesvorstand,
der koordinierend und moderierend, aber
auch handelnd und führend die vielfältigen Aktivitäten und die Aktiven des BIB
bündelt.
Mein Diplom-Examen habe ich 1996 in
München abgelegt. Seit 1997 leite ich die
Bibliothek der Fachhochschule Ansbach.
Für 1 800 Studierende (und 3 000 externe
Kunden) leisten wir mit 4,5 Personalstellen den vollen Service einer Hochschulbibliothek. Kleine FHBs sind die ÖBs unter den WBs: moderner Kundenservice
auch ohne die angemessene Personal- und
Etatausstattung ist die tägliche Herausforderung.
In Bibliotheken schlägt der Puls der
Informationsgesellschaft. Diese besondere Bedeutung der Bibliotheken und aller
Menschen, die in diesen Einrichtungen
arbeiten (und einen sehr beträchtlichen
Teil ihres Lebens verbringen) muss zuallererst uns selbst bewusst sein, um dann
als positiv verstandene Lobbyarbeit zu den
Entscheidungsträgern transportiert zu
werden. Dazu trägt mein Engagement im
BIB bei.
Ich gehöre dem Bundesvorstand als
stellvertretender Vorsitzender seit 2002
an. In den vergangenen Jahren habe ich
mich vor allem um die Verbandsfinanzen gekümmert. Solide Finanzen sind die
Basis einer guten Verbandsarbeit. Darauf
vertrauen unsere hauptamtlich Beschäftigten, daraus leben die mannigfaltigen
Unternehmungen im Bund, in den Ländern, in den Fachkommissionen. Trotz der
schwierigen Lage der Vorjahre konnten
wir im Vorstand gemeinsam die Verbandsfinanzen sanieren und bei ausgeweitetem
Leistungsspektrum positive Ergebnisse erzielen. Leider machen Kostensteigerungen
und neue Forderungen zum Beispiel des
Finanzamtes eine Anpassung der Beiträge
ab 2009 unumgänglich. Weitere Tätigkeitsfelder, um nur noch ein paar Beispiele zu nennen, waren die Organisation der
Sommerkurse 2005 in Potsdam und 2006
in Kempten, auch für die Tagung »Die
lernende Bibliothek« 2007 in Innsbruck
konnte ich mich einbringen.
Der Bundesvorstand 2005 bis 2008 hat
als gemeinsame Anstrengung den Verband
ein gutes Stück nach vorne gebracht. Die
umfassenden Reorganisationen in Geschäftsstelle und der Kommissionsarbeit
waren nur möglich, weil dieser Vorstand
inhaltlich wie persönlich vertrauensvoll
und fruchtbar zusammenarbeitete. Dies
w
w
Drei Jahre BIB-Vorstandsarbeit – eine bereichernde und spannende Zeit, in der wir
als Bundesvorstand gemeinsam als Team
eine Menge erreicht haben. Erfolgreich
waren wir, zusammen mit vielen Kollegen, bei der weiteren Konsolidierung des
Verbandes. Der Personalverband BIB
steht auf festen Beinen: Der finanzielle
Schwund konnte gestoppt werden, und die
Mitgliederentwicklung zeigt nicht mehr
steil nach unten. Und das Angebot, das der
BIB seinen Mitgliedern macht, war nie so
reichhaltig wie derzeit – ob das die Fortbildungsangebote oder die Ergebnisse der
Kommissionsarbeit anbelangt. Der BIB
ist stärker geworden und wahrnehmbarer
– im Interesse aller Mitarbeiter/innen im
Informationsbereich.
Aber es gibt keinen Grund sich auszuruhen, und rückblickend müssen wir auch
feststellen, dass noch lange nicht alles, was
wir uns vorgenommen haben, auch verwirklicht wurde. Ganz oben auf der Agenda wird weiterhin die Gewinnung neuer
Mitglieder stehen – wir sind beispielsweise
dabei, ein Konzept zu entwickeln, dass es
dem Verband erlaubt, auch nicht persönliche Mitglieder als fördernde Mitglieder
aufzunehmen. Das wird dem Verband
neue Impulse und Unterstützung bringen.
Der Arbeitsalltag in den Bibliotheken
hat sich in den letzten Jahren dramatisch
verändert; diese Veränderung aufzunehmen und umzusetzen in neue Angebote
für die Mitglieder, auch das bleibt eine
wichtige Aufgabe. Die Umstrukturierungen der Kommissionen ist dafür wichtige
Voraussetzung – und wurde vertrauensvoll mit den Aktiven in den Kommissionen und Landesgruppen realisiert.
Ich möchte gerne mit meinen Kollegen
im Bundesvorstand auch zukünftig an diesen Aufgaben arbeiten – weil es dafür keine
Einzelkämpfer, sondern ein Team braucht.
Daneben werde ich mich gerne weiterhin,
–u
Prof. Dr. Haike Meinhardt
–B
.d
wie die letzten drei Jahre, dafür einsetzen,
dass die Lektoratskooperation in Zusammenarbeit von BIB, ekz und DBV, ihre
Stärken ausbauen kann. Sie ist unverzichtbares Instrument für die Öffentlichen Bibliotheken, und ihre Existenzsicherung wie
Weiterentwicklung ist mir ein wichtiges
Anliegen. Auch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der ekz, zum
Beispiel im Rahmen des bundesweit angebotenen ekz-BIB-Seminars, gilt es weiter
zu entwickeln und zu intensivieren.
In meinem beruflichen Leben bin ich
seit rund fünf Jahren Professorin an der
Fachhochschule Köln mit dem Lehrgebiet
»Strukturen des Bibliothekswesens und
des Informationsbereichs«. Diese Arbeit
macht mir nicht nur viel Freude, sondern
erfüllt mich auch immer wieder mit Optimismus, denn das Interesse am Beruf Bibliothekarin/Bibliothekar ist ungebrochen,
wie wir jedes Jahr erneut beobachten können! Vorherige berufliche Stationen waren
die Reaktion BuB (Redakteurin) und die
Stadtbibliothek Apolda (Thüringen), in
der ich als stellvertretende Leiterin gearbeitet habe.
.B
346
BuB
BuB || Aus
Lesesaal
dem
w
346
346
Jens Renner
Wozu brauchen wir einen Berufsverband
Information Bibliothek? Meine Antwort:
Den Berufsstand nach außen profilieren,
unsere Berufspraxis nach innen professionalisieren, das ist unser Auftrag. Nur
wenn wir unserem immer anspruchsvoller werdenden Job gewachsen sind, und
nur wenn unsere Unterhaltsträger unsere
Unverzichtbarkeit tatsächlich erkennen,
werden Bibliotheken auch in Zukunft
bestehen können. Dafür arbeitet der Bundesvorstand des BIB.
Dies bedeutet einerseits eine wahrnehmbare Stimme für den Gesamtverband zu
BuB | 60 (2008) 04
.d
und miteinander zu lernen – eine wichtige
Aufgabe eines Personalverbands ist es, den
beruflichen Alltag zu erleichtern und persönliches Fortkommen zu unterstützen.
Gründe genug, um die Arbeit der Landesgruppen zu fördern und zu stärken! Das
wird ein nächster Schritt sein; da möchte
ich dabei sein.
Als relativ kleine Berufsgruppe haben
es Bibliothekarinnen und Bibliothekare
schwer, gehört beziehungsweise gesehen
zu werden. Zudem ist es in Deutschland
leider notwendig, die Bedeutung und
Kompetenz von Bibliotheken immer wieder herauszustellen und so das Image bibliothekarischer Arbeit zu verbessern. Neben dem Beitrag, den jeder von uns täglich
in seiner Bibliothek vor Ort dazu leistet,
müssen Allianzen gebildet werden, um
möglichst großes Gewicht auf politischer
Ebene zu erlangen. An die Erfolge bei der
spartenübergreifenden Lobbyarbeit für
Bibliotheken, die im Zusammenspiel mit
den anderen Verbänden im Dachverband
BID erzielt wurden, muss angeknüpft
werden. Die positive Wahrnehmung des
Bundespräsidenten, die in seiner »Weimarer Rede« zum Ausdruck kam, die Initiativen für Bibliotheksgesetze und die
geplante Kampagne »Deutschland liest«
sind vielversprechende Ansätze. Aber auch
unsere Kooperationen auf anderer Ebene
mit in- und ausländischen Partnern möchte ich weiter festigen.
Als ich vor drei Jahren den Vorsitz im
BIB-Bundesvorstand übernahm, wusste
ich nur, dass meine neuen VorstandskollegInnen ähnliche Prioritäten setzen wollten wie ich. Dass wir uns aber inhaltlich
ausgezeichnet ergänzen, dass wir auf persönlich-menschlicher Ebene harmonieren
und kompatible Ansprüche an die Verbandsarbeit haben, ist ein Glücksfall und
hat uns zu einem belastbaren, konstruktiv
arbeitenden Team gemacht.
Drei Jahre sind eine lange Zeit – wenn
man sie vor sich hat. Im Rückblick reichte
die Zeit gerade, um Ideen zu entwickeln,
die Umsetzung zu beginnen und erste Ergebnisse zu sehen. Ich möchte mir die Zeit
nehmen, um zusammen mit den BIB-Gremien aus vielversprechenden Anfängen
verlässliche Strukturen und erfolgreiche
Dienstleistungen für Sie zu machen. Ich
bitte Sie deshalb für weitere drei Jahre um
Ihr Mandat.
Zur Person: Susanne Riedel, Jahrgang
1963. Buchhändlerin, Dipl.-Bibl. (WB),
Abschluss FH Hamburg 1988. 1988 bis
2002 UB Osnabrück, Bereichsbibliothek
Rechts- und Wirtschaftswissenschaften.
Seit 2002 UB Bielefeld, Abteilung Elektronische Dienstleistungen.
Sabine Stummeyer
Susanne Riedel
w
w
w
Warum noch mal? – Der aktuelle Vorstand ist mit einer Bestandsaufnahme in
seine Amtszeit gestartet. Seinerzeit haben
wir eine Ziel- und Strategiediskussion angeregt, um die Arbeitsschwerpunkte für
die nächsten Jahre festzulegen. Es stellte
sich heraus, dass der BIB ein schärferes
Profil braucht und attraktiver, reaktionsschneller, kompetenter sein sollte, um zukunftssicher zu werden.
Ein erster Schritt dahin ist gemacht:
Gemeinsam mit dem Vereinsausschuss
haben wir die Kommissionsstruktur
überarbeitet. Es hat viel Zeit und Energie gekostet, aber es hat sich gelohnt. Das
Kommissionsspektrum ist gestärkt aus
dem Veränderungsprozess hervorgegangen und bildet nach wie vor das Rückgrat
für unsere Arbeitsschwerpunkte Mitgliederberatung, Netzwerk, Information,
Aus- und Fortbildung, Politik, Kommunikation und Marketing. Ich möchte verfolgen, wie es weitergeht.
In den Landesgruppen spielt sich ein
wichtiger Teil des Verbandslebens ab, dort
treffen sich Interessierte, Mitglieder und
BIB-Aktive, um Informationen auszutauschen, Koalitionen zu bilden, voneinander
.B
–u
–B
geschah in einem Umfang, der nicht selten die Grenzen des Ehrenamtes auslotete.
Denn Vorstandsarbeit findet auch im Hintergrund als umfassende Detailarbeit in
einer Vielzahl von Fragen und Problemen
statt. Stets wurden dabei alle anstehenden
Fragen und Entscheidungen im aktuellen
Vorstand und mit dem Geschäftsführer
gemeinsam besprochen und einvernehmlich gelöst. Um die begonnenen Projekte
vorantreiben und abschließen zu können,
würde ich in diesem Rahmen gerne weiterarbeiten wollen und bin bereit, im Falle
einer Wahl wiederum die Finanzverantwortung zu übernehmen.
e
Aus dem Berufsverband
Lesesaal || BuB
BuB
347 347
347
BuB | 60 (2008) 04
Wohin geht die bibliothekarische Reise?
Die Bibliotheken in Deutschland und
mit ihnen ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen befinden sich auf einer Reise der
Herausforderungen, deren Ziel noch nicht
in Sicht ist, an deren »Haltepunkten« aber
zum Beispiel die Veränderungen im Urheberrecht, Digitale Medien, Lebenslanges
Lernen – um nur einige zu nennen – stehen. Eines ist nur schon jetzt klar: Die Veränderungsprozesse, auf die hier reagiert
werden muss, laufen immer schneller ab.
Um bei diesen Prozessen »mithalten« zu
können, brauchen Bibliothekare und Bibliothekarinnen einen starken, professionell organisierten Berufsverband, der ihre
Interessen sowohl im Gesamtverband, als
auch auf Landesebene wirkungsvoll vertritt. Und der für seine Mitglieder attraktive Angebote zur persönlichen Fort- und
Weiterbildung bereithält. Der BIB tut dies
zum Beispiel mit der Organisation des
Sommerkurses und des Bibliothekartages
sowie den zahlreichen Veranstaltungen
auf regionaler Ebene.
Berufsverbände leben von ehrenamtlich
Aktiven. Nach dem ich meine Ausbildung
in Hannover 1987 abgeschlossen hatte,
führten mich meine beruflichen Stationen
1988 zum Deutschen Wetterdienst nach
Offenbach und 2000 wieder an die TIB/
UB nach Hannover. Seit 1992 engagiere
ich mich in BBA und vba, den beiden Vorläuferorganisationen des BIB, jeweils im
Vorstand. Seit Gründung des BIB, im Jahr
2000, bin ich im Bundesvorstand. Dort
bin ich derzeit die einzige Vertreterin der
mittleren Qualifikationsebene und vertrete besonders die Interessen der Bibliotheksassistentinnen und der FaMIs.
In der vergangenen Amtsperiode war
ich für den »Bau« des Standes und die
Organisation der Veranstaltungen am
Berufsverband
e
Herzen. Der Berufsverband und der ganze
Berufsstand brauchen qualifizierten und
engagierten Nachwuchs. Für die kommende Wahlperiode würde ich deshalb gerne
meinen Erfahrungen mit Mentoring-Projekten für den BIB nutzbar machen und
hier eine Initiative starten.
Es gibt aber auch ein Leben neben dem
BIB! Der berufliche Teil davon spielt sich
für mich an der Hochschule der Medien
Stuttgart (HdM) ab. Als Professorin für
Public Management und Studiendekanin
des Bachelor-Studiengangs Bibliotheksund Informationsmanagement stehen die
Entwicklung von Bibliotheken und die
Qualifizierung des Nachwuchses Tag für
Tag im Mittelpunkt. 15 Jahre Leitungstätigkeit in Öffentlichen Bibliotheken,
ein betriebswirtschaftliches Studium,
einige Jahre als Unternehmensberaterin
mit Schwerpunkt »Öffentlicher Sektor«
gehören ebenfalls zu meinem beruflichen
Hintergrund.
–u
–B
.d
die vielen Aktiven im BIB) viel erreicht
haben, drei Jahre, in denen ich viel über
Bibliotheken und von Kolleginnen und
Kollegen gelernt und erfahren habe, drei
Jahre, die viel Spaß gemacht haben! Aus
all diesen Gründen bewerbe ich mich für
weitere drei Jahre für den Bundesvorstand
des BIB.
Mein Verständnis von den Aufgaben
des Bundesvorstands eines Berufsverbandes mit über 6 400 Mitgliedern, mit
aktiven Landesgruppen, die den direkten
Kontakt zu den Mitgliedern halten, und
engagierten Kommissionen, die die fachliche Arbeit des Verbandes voranbringen,
hat sich in den letzten drei Jahren für mich
erweitert und präzisiert.
Neues zu initiieren, den BIB als Ganzes im Blick zu haben, seine Schlagkraft
für die Zukunft zu sichern und ihm eine
Stimme im Zusammenspiel mit Partnern,
anderen Verbänden im In- und Ausland
zu geben, sind wichtige Aspekte dieser Arbeit.
Dafür haben wir einiges getan: Ausgehend von einer Diskussion der Ziele des
BIB, haben wir begonnen, die Struktur
des Verbandes neu zu gestalten. Neue
Kommissionen mit neuen Aufgabenbeschreibungen sind das erste sichtbare Ergebnis eines nicht immer einfachen Veränderungsprozesses, in dem der BIB steht.
Wir haben den Verband auf finanziell stabile Füße gestellt – auch wenn dies
nicht einfach und keineswegs konfliktfrei
verlief. Die anstehende Anpassung der
Mitgliedsbeiträge ist ein Element in diesem Konzept, das der aktuelle Vorstand
initiiert hat, um die Zukunftsfähigkeit des
BIB zu sichern. Wir halten dies für unabdingbar – wissen aber auch, dass dies von
unseren Mitgliedern durchaus kritisch gesehen wird.
Diesen begonnen Weg möchte ich mit
meinen VorstandskollegInnen weiter gehen, und ich möchte mich auch in der
nächsten Wahlperiode dafür einsetzen,
dass der BIB für seine Mitglieder die bestmöglichen Dienstleistungen erbringt.
Meine Arbeit als delegierte Herausgeberin für BuB möchte ich gerne ebenso
fortsetzen wie die bibliothekspolitische
und konzeptionelle Arbeit am Strategiepapier »Bibliothek 2012«. Hier habe ich
im letzten Jahr den BIB als Mitgliedsorganisation im Dachverband BID vertreten. Den BIB attraktiv zu machen für den
Berufsnachwuchs ist ein weiteres Thema,
das ich verfolge. Der Newcomer-Treff auf
unseren Jahrestagungen, der Studierenden und Auszubildenden ein Forum bietet
und Kontakte zwischen Praktikern und
Newcomern herstellt, liegt mir deshalb am
Mitglieder
Neueintritte
w
w
Stand während des Bibliothekartages und
des Bibliothekskongresses verantwortlich.
Weitere Aufgaben waren Aktivitäten zur
Mitgliederwerbung sowie die Betreuung
der Landesgruppen Niedersachsen/Bremen und Schleswig-Holstein. Ein besonderes Augenmerk galt meiner Arbeit in
der »Management of Library Associations
Section – MLAS« der IFLA. Durch diesen Blick über den »nationalen Tellerrand«
konnte ich an den IFLA-Tagungen 2005
und 2007 teilnehmen und dort die Interessen des BIB vertreten. Das Netzwerk von
Kontakten, die ich dort knüpfen konnte,
ermöglicht es dem BIB, künftig Mitgliedern bei der Vermittlung von Praktikumsplätzen in den USA, Großbritannien,
Dänemark, Holland, Schweden und
Finnland zu helfen. Außerdem versuche
ich Know-how aus anderen Verbänden
und Ländern auch hierzulande bekannt zu
machen.
In der Zukunft möchte ich weiter an der
Stärkung des Verbandes nach außen mitarbeiten, indem Positionen vertreten und
Lobbyarbeit geleistet wird. Aber auch eine
Professionalisierung des Verbandes nach
innen ist notwendig, zum Beispiel durch
die Erarbeitung eines Konzepts zur Mitgliedschaft für fördernde Mitglieder.
Der gegenwärtige Vorstand vereint
unterschiedlichste Interessen und Fähigkeiten, die die grundlegenden Veränderungen in dieser Amtszeit ermöglicht
haben. Ich möchte in diesem Team meinen Beitrag dazu leisten und meine bisherigen Aufgaben zum Nutzen des BIB
und seiner Mitglieder fortführen.
Mitglieder
.B
348
BuB
BuB || Aus
Lesesaal
dem
w
348
348
Prof. Cornelia Vonhof
Seit 2005 arbeite ich im Bundesvorstand
des BIB: Drei arbeitsreiche Jahre, drei Jahre, in denen wir (der Bundesvorstand und
BuB | 60 (2008) 04
Aus dem Berufsverband
Lesesaal || BuB
BuB
349 349
349
Mitglieder
Mitglieder des BIB
.d
e
werden gebeten, alle Änderungen ihrer
personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und
der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag
von BuB, sondern der Geschäftsstelle des
BIB mitzuteilen:
.B
–u
–B
BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
w
w
w
Änderungen
Verstorben
Impressum »Aus dem Berufsverband«
Herausgeber:
BIB . Berufsverband Information
Bibliothek e.V., Postfach 13 24,
72703 Reutlingen
Redaktion:
Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig,
Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig
Telefon 0 68 61/85-393/-394
Telefax 0 68 61/85-158
[email protected]
Redaktionsschluss für
Verbandsmitteilungen
BuB Heft 6/2008: 15. April
BuB | 60 (2008) 04
BuB
BuB || Summary/Résumé
Lesesaal
Summary/Résumé | BuB
Summary of the Main Articles
se, but only a kind of brand-name approach: »One
ter. Milan Bulaty, library director, and Olaf Eigen-
Ramcke Calls for More Courage in Library Design:
aspires not to the beauty of a building, but rather
brodt, librarian and building specialist, describe here
Libraries Should Be Stimulating and Create a Sense
the name of a famous architect.« This happened,
the plans for this new and modern building.
of Identification
for example, in the case of the new library in Seatt-
Along with functionality, the design draws abo-
le, USA, which was designed by the Dutch architect
ve all on a sociological point of view. The library is
In the age of digital storage media the book has re-
Rem Koolhaas. »With its thousands of square feet,
to be a public, urban and scholarly site and a clas-
peatedly been given up for dead. Nevertheless libra-
Koolhaas’s library is designed with arbitrary bits of
sic case of »open access«. It will be a place in which,
ry construction is currently enjoying a renaissance.
theory which basically have very little to do with a
even in the future, books and written matter can be
This is not entirely a cause for rejoicing, as architect
library,« he criticizes.
studied in peace and quiet, and also a place with
.d
(pp. 313–316)
e
»No Need to Fear Aesthetics!« / Architect Rolf
Rolf Ramcke made clear in an interview with BuB’s
Completely obsolete, in Ramcke’s opinion, is a
specialized reference areas, 500 computer stations
editor Bernd Schleh. Instead of concentrating on
central reading room: »For the most part users today
and a large reading room at its core. Last but not
the three essential elements of successful library ar-
gather information electronically. When they need
least the building needs to satisfy a high standard of
chitecture – behaviour security, stimulation and user
books, these are not collected on a central location,
aesthetics. The large open shelving with approxima-
identification – too many new projects are losing
but divided up by subject.«
tely two million volumes is intended to encourage
browsing and discovery. There is even a children’s
–B
their focus through arbitrariness. As building expert
area included in the original plans, thus allowing
and instructor at the Institute for Information and
Library Science at the Humboldt University in Ber-
Between Aesthetics and Functionality / An Impres-
parents to bring along their children without any
lin, Ramcke calls for a new orientation, among other
sive New Library Building for the Jacob and Wil-
problems.
things, because he finds a serious lack of aesthetic
helm Grimm Center at Humboldt University in the
awareness among librarians: »If an entire professio-
Heart of Berlin (Milan Bulaty, Olaf Eigenbrodt)
(pp. 317–322)
nal body sets its heart on nothing more than fulfilling
At the center of all planning for the Jacob and
Wilhelm Grimm Center are the users and their changing needs. The planers have attempted to accommodate this by conceiving of aesthetics and func-
function, it is unconsciously making an aesthetic de-
tionality as complementary and indispensable ele-
Even in supposedly attractive new library buil-
the heart of Berlin is a magnificent new university li-
ments of this new library domicile.
dings Ramcke can often detect no aesthetic impul-
brary building – the Jacob and Wilhelm Grimm Cen-
–u
Under construction at the Humboldt University in
cision – and a very negative one at that.«
Translated by Martha Baker
.B
Résumé des principaux articles
»N‘ayons pas peur de l‘esthétique«! L‘architecte
pas de fondement esthétique, mais plutôt une sorte
spécialiste des bibliothèques et professeur pour la
Rolf Ramcke demande plus de courage lors de la
de référence à une marque: »On ne recherche pas
construction décrivent la conception moderne de ce
construction: Les bibliothèques doivent stimuler et
la beauté du bâtiment, mais le nom de l‘architecte-
nouvel établissement.
être des lieux d‘identification.
star.« C‘est selon notre architecte, le cas de la nou-
Outre la fonctionnalité, la conception s‘appuie
velle bibliothèque de Seattle. »La bibliothèque de
avant tout sur des points de vue sociologiques. La
A l‘heure des supports électroniques de conser-
Koolhaas est, avec ses milliers de kilomètres carrés
bibliothèque se doit d‘être un lieu scientifique pu-
vation, la mort du livre a été annoncée souvent.
et sa greffe pléthorique de théorie, d‘une banalité,
blic, ouvert sur la ville et un classique de »l‘open ac-
Et pourtant on assiste actuellement à une véritab-
qui dans le fond a très peu de choses à voir avec une
cess«. Un lieu où, dans le futur aussi, on pourra étu-
le renaissance de la construction de bibliothèques.
bibliothèque«, critique-t-il.
dier en silence et dans la concentration des livres et
w
(pp. 313–316)
Une salle de lecture centrale lui semble désormais
des textes, mais aussi un espace offrant des lieux de
l‘architecte Rolf Ramcke dans une interview avec le
complètement obsolète. »Aujourd‘hui, les usagers
renseignement spécialisé, et quelques 500 places de
rédacteur de BuB, Bernd Schleh. Au lieu de parier
s‘informent essentiellement de façon électronique.
travail informatisées, ainsi qu‘une grande salle de
sur les trois éléments importants d‘une architectu-
S‘ils ont besoin de livres, ceux-ci ne doivent pas être
lecture en sa partie centrale.
re de bibliothèque réussie, à savoir la pérennité, la
rassemblés de façon centralisée, mais répartis en do-
stimulation et l‘identification des usagers, trop de
maines thématiques.«
w
Cela n‘est pas seulement un sujet de joie, affirme
Le bâtiment doit aussi répondre à des exigences
esthétiques importantes. Les grands espaces en
constructions nouvelles se perdent dans la banalité.
libre-accès avec leurs deux millions de livres doi-
L‘expert en construction et professseur à l‘institut
vent aussi inciter à la flânerie et à la découver-
de l‘information et des sciences des bibliothèques
Entre esthétique et fonctionnalité / Au coeur de
te. Il est même prévu un espace pour enfants, afin
de l‘université Humboldt de Berlin, demande une
Berlin une nouvelle bibliothèque imposante est en
que les parents puissent amener leurs enfants sans
nouvelle orientation, notamment parce-qu‘il repro-
train de naître au centre Jacob et Wilhelm Grimm de
problème.
che aux bibliothécaires un défaut généralisé de sens
l‘Université Humboldt (Milan Bulaty, Olaf Eigen-
esthétique. »Quand le caprice de toute une profes-
brodt)
w
350
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(pp. 317–322)
sion est de ne vouloir que l‘exigence de fonctionnali-
Les usagers du Centre Jacob et Wilhelm Grimm
et leurs besoins changeants sont au centre de la planification. Les réalisateurs essaient de les satisfaire
té, cette profession a pris, sans le savoir, une décision
Au centre de Berlin se construit actuellement la su-
en considérant que l‘esthétique et la fonctionnalité
d‘ordre esthétique. Et une décision très négative.«
perbe bibliothèque de l‘Université Humboldt, le cen-
sont les qualités complémentaires et indispensables
Même dans de nouveaux bâtiments de bibliothè-
tre Jacob et Wilhelm Grimm. Milan Bulaty, directeur
du nouveau bâtiment.
ques prétendument attractifs, Ramcke ne discerne
de la bibliothèque universitaire et Olaf Eigenbrodt,
Traduit par Suzanne Rousselot
BuB | 60 (2008) 04