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Kultur 7
WZ DIENSTAG, 14. FEBRUAR 2012
Ich habe keine Lust auf Lehrer
INTERVIEW Jungstar David Kross über den Druck
bei Steven Spielbergs „Gefährten“ und den
Abbruch der Schauspielschule in London.
Das Interview führte Sigrid Fischer
Herr Kross, Sie sind 21 Jahre alt
und haben gerade „Gefährten“ mit
Steven Spielberg gedreht – hätten
Sie sich so etwas als Jugendlicher
mit Schauspiel-Ambitionen in Ihrem Heimatort Bargteheide je
träumen lassen?
Kross: Da ist schon ein großer
Traum in Erfüllung gegangen.
Ich versuche aber immer auch,
mich zu erinnern, wie es war, als
ich die Rolle bekommen habe. Es
klingt immer so, als würde ich
ganz cool darüber reden. Das war
ich natürlich nicht, sondern ich
war sehr aufgeregt und nervös.
da ein anderer Druck herrscht,
weil da viel mehr Leute zugucken.
Man spielt eine Szene in einem
Film, an dem Tausende von Leuten beschäftigt sind.
■
DAVID KROSS
PERSON David Kross, geboren am
4. Juli 1990, stammt aus dem
schleswig-holsteinischen Bargteheide. Die Tochter des Regisseurs
Detlev Buck soll ihren Vater auf
den damals 15-Jährigen aufmerksam gemacht haben. Nach dem
Casting bekam Kross die Hauptrolle in dem Film „Knallhart“. Im
Sommer 2009 zog Kross nach London, im März 2010 nach Berlin.
und zwar sehr enthusiastisch.
Man hat gemerkt, dass er in seinen Filmen lebt. Er ist ziemlich
gut darin, eine gelassene und geborgene Stimmung entstehen zu
lassen, man fühlt sich als Schauspieler sehr sicher.
Wie sind Sie mit dem Pferd klargekommen?
Kross: Ganz gut. Das waren sehr
schöne Tiere! Die waren alle gut
trainiert. Ich konnte nicht so gut
reiten vorher, das hab ich für den
Film gelernt.
Ihre Rolle in dem Film ist eher
klein. Wie viel haben Sie von dem
großen Ganzen überhaupt mitbekommen?
Kross: Das Set hatte schon eine andere Dimension, das war alles viel
größer, es gab mehr Komparsen,
mehr Pferde (lacht), von allem
einfach viel mehr. Ich habe als
Schauspieler schon gemerkt, dass
Und diese enge Beziehung zwiFILME „Krabat“ (2006), „Der Vorschen Mensch und Tier konnten
leser“ mit Kate Winslet (2008),
Sie nachvollziehen?
„Same Same But different“
Kross: Meine Familie hat sich vor
(2009), „Das Blaue vom Himmel“
kurzem einen Hund gekauft, der
(2011). Spielbergs „Gefährten“
ist dann schon auf einmal Teil der
läuft Donnerstag in den Kinos an.
Familie. Das ist zwar auch viel Arbeit, aber die mögen den alle,
man geht eine Bindung ein. Das
kann ich schon nachvollziehen. wie man die Stimme benutzt. Die
Schule war auch gut, aber ich hatWarum haben Sie nach recht kur- te einfach nicht die Motivation.
zer Zeit die Schauspielschule in
Sie leben inzwischen in Berlin, was
London abgebrochen?
Kross: Ich hatte keine Lust darauf, in Internet-Blogs auch diskutiert
dass mir ein Lehrer sagt, wie ich wird. Können Sie sich noch ungeetwas genau machen soll. Ich stört bewegen?
hatte auch gerade die Schule be- Kross: Doch, ich kann noch ganz
endet und wollte nicht wieder in normal S-Bahn fahren und so.
dieses System rein, sondern lie- Ich habe im Frühjahr letzten Jahber beim Film bleiben – weil mir res einen Film mit Rupert Grint
gedreht, der ja den Ron Weasley
das einfach mehr Spaß macht.
in den Harry Potter-Filmen geHaben Sie denn grundsätzlich das spielt hat. Das war schon eine anGefühl, Sie könnten etwas lernen dere Nummer. Wir haben in eiauf einer Schauspielschule?
nem kleinen schwedischen Ort
Kross: Ja sicher, einiges. Technik gedreht, und wenn er durch die
zum Beispiel, ich bin ja kein Straße gegangen ist, ist die halbe
Schauspieler, der alles aus der Stadt hinter ihm hergelaufen.
Technik rausholt. Muss man ja Nachts standen sie vorm Hotel
auch nicht, man kann seine eige- und haben geschrien.
ne Art und Weise finden, wie
man mit Stoffen umgeht. Fanta- Wird man da neidisch?
sie können die einem sicher Kross: Neidisch auf keinen Fall. Er
nicht beibringen, ist damit wahnsinnig gut umgeaber Körper- gangen. Für mich kann ich mir
gefühl oder das nicht vorstellen.
Haben Sie ein normales Casting
absolviert oder wurden Sie ohne
besetzt?
Kross: Nein, es gab schon ein richtiges Casting. Bei internationalen Filmen muss man eine Szene spielen und sich auf Video
aufnehmen. Das ist sehr unpersönlich, ich bin auch nicht
der Profi in so etwas und habe
mir wenig Hoffnungen gemacht. Vielleicht hat auch mein
Film „Der Vorleser“ noch geholfen, den kannte Spielberg ja.
So habe ich relativ schnell eine
Zusage bekommen.
Spielberg hat im vorigen Jahr zwei
Filme parallel gedreht – „Gefährten“ und „Tim und Struppi“. War
er überhaupt oft genug am Set?
Kross: Ja, der arbeitet viel, aber
das hat man nicht gemerkt. Er war immer dabei,
David Kross: „Bloß nicht so bekannt werden, dass
die Leute hinter einem herlaufen.“
Foto: dpa
Literaturpreis
aus Aachen für
Michael Lentz
Aachen. Der in Berlin lebende
Schriftsteller Michael Lentz erhält
den Walter-Hasenclever-Literaturpreis der Stadt Aachen 2012.
Lentz (Foto: Fischerverlag)
habe ein beeindruckend facettenreiches Werk
geschaffen und
sich als Erzähler,
Lyriker, Herausgeber und Literaturwissenschaftler einen Namen gemacht, hieß es gestern in
der Begründung. Der 47-Jährige,
der unter anderem 2001 den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen hat, habe eigene Texte teilweise in Zusammenarbeit mit
avantgardistischen Musikern in
verschiedenen
intermedialen
Formaten produziert. Bekannt
wurde der in Düren bei Aachen
geborene Lentz durch seinen Roman „Pazifik Exil“.
Die Auszeichnung zählt zu den
höchstdotierten Literaturpreisen
Die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung, die alle zwei Jahre verliehen wird, zählt zu den höchstdotierten Literaturpreisen in
Deutschland. Benannt ist der
Preis nach dem 1890 in Aachen
geborenen Schriftsteller Walter
Hasenclever. Die vorherigen
Preisträger waren Herta Müller,
Christoph Hein und Ralf Rothmann.
dpa/Red
„The Artist“ räumt in London ab
GALA Wim Wenders’ „Pina“ geht bei britischen Filmpreisen leer aus.
Von Britta Gürke
und Anne Grages
London. Der Stummfilm „The Artist“ hat seinen phänomenalen
Erfolgszug auch bei den BaftaFilmpreisen in London fortgesetzt. „Bester Film“, „Bester
Schauspieler“, „Beste Regie“ –
fast alle großen Auszeichnungen
gingen an den für zehn Oscars
nominierten Schwarz-Weiß-Film
des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius. Insgesamt sieben Trophäen konnte das Team
entgegennehmen. Die BaftaFilmpreise, die wichtigsten im
Königreich, gelten als Stimmungsbarometer für die Oscars,
und für „The Artist“ könnte es
jetzt kaum höher ausschlagen.
Britische Produktionen verlieren
gegen französischen Stummfilm
Die Briten hatten bei den BaftaFilmpreisen zwar selbst einiges zu
bieten. Meryl Streep bekam auch
den Preis als beste Schauspielerin
für den Thatcher-Film „The Iron
Lady“, die britische Schauspielerriege im Spionagedrama „Dame,
König, As, Spion“ konnte sich
über den Preis für den „Herausragenden Britischen Film“ freuen. Doch gegen die Konkurrenz
aus Frankreich kamen sie nicht
an.
Der Stummfilm über einen
Hollywoodstar, der mit der Umstellung auf den Tonfilm nicht
zurechtkommt, gilt als Überraschungserfolg der diesjährigen
Filmpreis-Saison. Schon bei den
Golden Globes sorgte er für Aufregung. Der Erfolg von „The Artist“ habe gezeigt, dass „Schweigen tatsächlich manchmal Gold
sein kann“, sagte Bafta-Moderator Stephen Fry.
Er könne es kaum fassen, dass
er unter solchen Stars wie Brad
Pitt oder Gary Oldman als der
Beste ausgewählt worden sei, sagte „The Artist“-Hauptdarsteller
Jean Dujardin.
Streep verteidigte ihre Eiserne Lady
gegen Kritik aus der Politik
Der Film über die frühere britische Premierministerin Margaret
Thatcher war in Großbritannien
heftig diskutiert worden. Meryl
Streep verteidigte in ihrer Dankesrede „Die Eiserne Lady“ gegen
Vorwürfe von Weggefährten, die
die Politikerin in dem Drama
falsch dargestellt sehen. „Jemand
hat mal gesagt, es sei das Schicksal
der Berühmten, dass sie falsch
verstanden werden“, sagte Streep.
„Der Film hat den Ehrgeiz, das
Leben der Eisernen Lady als Ganzes zu betrachten und etwas
Wahres zu finden, etwas vielleicht
Verstecktes, aber Wahres, aus
dem Leben eines Menschen, von
dem wir alle denken wollen, wir
wüssten schon alles über ihn.“
Der deutsche Regisseur Wim
Wenders war mit seinem Film
„Pina“ über die verstorbene
Wuppertaler Choreografin Pina
Bausch und ihr Tanztheater in
der Kategorie „Nicht-englisch-
Jean Dujardin, Hauptdarsteller von
„The Artist“, kommt aus den Dankreden gar nicht mehr heraus. (Reuter)
sprachiger Film“ nominiert. Die
Juroren vergaben den Preis jedoch an Pedro Almodovars Film
„Die Haut, in der ich lebe“.
Daniel Radcliffe war auch im
Saal, aber „Harry Potter und die
Heiligtümer des Todes II“ – der
letzte der Potter-Reihe – gewann
lediglich in den Nebenkategorien
Design und Spezialeffekte.
Das Staraufgebot bei der Zeremonie im Königlichen Opernhaus in London fiel in diesem
Jahr auffällig groß aus. Aus Hollywood waren George Clooney, Penelope Cruz, Michael Fassbender
und Russell Crowe angereist.
KURZ NOTIERT
Billy Bob Thornton bringt das Lachen zur Berlinale
Berlin. Endlich darf auch
mal gelacht werden. Gab
es bislang im BerlinaleWettbewerb jede Menge
Grausamkeiten
und
Grund zur Schwermut,
hat Billy Bob Thornton
mit „Jayne Mansfield’s
Car“ dem Festival zu
einem großartigen Film
und mehr Leichtigkeit verholfen. Mit einer gut ausbalancierten Mischung Billy Bob Thornton verhilft dem Festival
aus schwarzem Humor mit „Jayne Mansfield’s Car“ zu mehr Leichund Gefühl für tragische tigkeit.
Foto: Reuters
Momente erzählt Thornton als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller, wie Krieg
über Generationen hinweg Familien versehrt. Im Alabama des
Jahres 1969 zeigt er Weltkriegsveteranen, Hippies und einen jungen Mann, der nach Vietnam ziehen will. Sie sind unfähig zu
kommunizieren, die Komik ihrer Dialoge ist aber bestechend. Ein
klarer Bären-Kandidat. tro
Grafisches Werk von Neo Münchhausenpreis geht
Rauch in Aschersleben
an Hermann van Veen
Aschersleben. Das grafische
Werk des Leipziger Malers Neo
Rauch ist vom 1. Juni an in
einer Ausstellung in Aschersleben (Sachsen-Anhalt) zu
sehen. Rauch hatte es seiner
Heimatstadt im vergangenen
Jahr überlassen. Es soll der
Öffentlichkeit in wechselnden
Ausstellungen gezeigt werden.
Die erste große Ausstellung soll
bis zum 3. März 2013 laufen.
Rauch (51) wurde in Leipzig
geboren und wuchs bei seinen
Großeltern in Aschersleben
auf. Er gilt als Wegbereiter der
„Neuen Leipziger Schule“ und
zählt zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Gegenwart. dpa
Bodenwerder. Der niederländische Liedermacher und Entertainer Herman van Veen (66)
erhält am 5. Mai den Münchhausenpreis 2012. Die Stadt
Bodenwerder (Niedersachsen)
ehre damit einen begnadeten
Poeten und charmanten
Erzähler, der in der Tradition
des Freiherrn von Münchhausen stehe, sagte Bürgermeister
Joachim Lienig gestern. Der
Preis erinnert an den als
Lügenbaron bekannten Hieronymus von Münchhausen, der
1720 in Bodenwerder geboren
wurde. Bisherige Preisträger
sind unter anderem Rudi Carrell, Dieter Hildebrandt und
Jürgen von der Lippe. dpa
A
Knackige Carmina
CD-TIPP
Die „Carmina Burana“, Carl Orffs berühmte
Sammlung bäuerlicher Gesänge, werden
meist im Original mit großem Orchester
aufgeführt. Nicht zu unterschätzen ist aber
auch die schlanke Bearbeitung durch den
Komponistenkollegen Wilhelm Killmayer für zwei Klaviere, Soli, Chor und Schlagzeug. Gewiss wirkt das Klangbild nicht so opulent
und farbenreich. Doch die musikalische Struktur, Harmonien und Rhythmen
kommen klar und knackig zum Vorschein. Das gilt ganz besonders im Falle
einer brillanten Darbietung wie der beim Schleswig-Holstein-Musikfestival
unter der Leitung von Rolf Beck. Stars des Live-Mitschnitts sind der Schlagzeuger Martin Grubinger und das Percussive Planet Ensemble, die vom donnernden Paukenschlag bis zum zartesten Tremolo alle Gefilde des Perkussiven abzubilden vermögen. Auch die differenzierte Spielweise der PianistenGeschwister Ferhan und Ferzan Önder trägt zur Plastizität des Klangbilds
bei. (wall)
Martin Grubinger & The Percussive Planet Ensemble: „Carl Orff –
Carmina Burana“, ca. 62 Min., Sony Classical.
Dokumentarfilm als
Forschungs-Großprojekt
Franka Potente spielt
Bordellbesitzerin
Stuttgart. Mit einem Budget
von mehr als 2,5 Millionen
Euro wollen Forscher in den
nächsten acht Jahren die
Geschichte des Dokumentarfilms in Deutschland zwischen
1945 und 2005 untersuchen.
Das Projekt sei damit im
Moment bundesweit das
größte im Bereich Filmgeschichte, sagte Koordinator
Kay Hoffmann vom Haus des
Dokumentarfilms in Stuttgart.
Bisher gebe es nur einzelne
Analysen, aber keinen umfassenden Überblick. dpa
Toronto. Franka Potente übernimmt die weibliche Hauptrolle in der internationalen
Serienproduktion „Copper“,
die auch im deutschen Fernsehen zu sehen sein soll. Die
37-Jährige steht jetzt in
Toronto als New Yorker Bordellbesitzerin um 1850 neben
Tom Weston-Jones vor der
Kamera, der einen Polizisten
spielt. Die Münchner Produktionsfirma Beta Film arbeitet
hier zum zweiten Mal nach der
Serie „Borgia“ mit dem USAutor Tom Fontana zusammen. Welcher Sender „Copper“ zeigt, ist noch offen. dpa
Lautdichter Christian Ide
Hintze ist gestorben
Wien. Der Wiener Dichter
Christian Ide Hintze, Mitbegründer der „Schule für Dichtung“ (sfd), ist tot. Der Lyriker,
Performer und Lautdichter
starb unerwartet im Alter von
58 Jahren, erklärte die sfd auf
ihrer Homepage. Hintze verband in seiner Arbeit Sprache,
Klang und Bild und war über
Jahre hinweg auf internationalen Lyrikfestivals zu Gast. dpa
Franka Potente dreht bis Mai in
Toronto.
Archivfoto: dpa