Die Ellbogendysplasie (ED)

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Die Ellbogendysplasie (ED)
Die Ellbogendysplasie (ED)
Inhalt:
A)
B)
C)
D)
E)
F)
Einleitung
Begriffe
Anatomie
Behandlung
Bekämpfung
Fallbeispiele
A) Einleitung
Die Ellbogendysplasie ist eine bei Hunden weit verbreitete Ursache von Lahmheiten der
Vordergliedmassen.
Sie kommt bei verschiedensten Hunderassen vor, insb. betroffen sind alle Retrieverarten, Berner
Sennenhund, Grosser Schweizer Sennenhund, Rottweiler, Deutscher Schäferhund, diverse andere
Schäferhunde, Collies, Bernhardiner, Mastiff – Arten, und diverse andere.
Die Variante UAP (Begriffserklärungen s. weiter unten) kommt insb. beim Deutschen Schäferhund, beim
Rottweiler, beim Bernhardiner und der Deutschen Dogge, aber (selten) auch bei anderen (i.d.R.
grossen) Hunderassen vor.
Verursacht wird die ED durch eine genetische Disposition. Ein Hund, der keine genetische Disposition
zu dieser Erkrankung aufweist, wird kaum an einer ED erkranken, auch wenn Fütterungsfehler
gemacht werden und / oder der Hund im Junghundealter starken Belastungen ausgesetzt wird. Diese
beiden Faktoren würden andere Probleme auslösen (z.B. Störungen in der Knochenmineralisation
(generell), Uebergewicht, Bänderprobleme, Knochenbrüche, u.a.).
Für die Gradeinteilung der ED wird von der IEWG (International Elbow Working Group) der
Schweregrad der Arthrose verwendet. Hierbei wird das Ausmaß der Knochenzubildungen
(Osteophyten) beurteilt. Zusätzlich werden aber auch noch feinere Veränderungen und
Primärläsionen berücksichtigt und erfasst.
Das Auftreten spezifischer Läsionen (FCP, OCD, UAP , Begriffserklärungen s. weiter unten) wird
vermerkt.
Schweregrad
der Arthrose
Kriterien
Normal, keine
Arthrose
keinerlei Osteophyten oder Sklerose
ED-Grade:
Grad 0
Osteophyten kleiner als 2 mm und / oder subchondrale Sklerose
(Incisura trochlearis / Basis der Processus coronoidei) der Elle
Grad I
Mittelgradige
Arthrose
Osteophyten zwischen 2 und 5 mm groß
Grad II
Hochgradige
Arthrose
Osteophyten größer als 5 mm
Grad III
Leichtgradige
Arthrose
Anmerkungen:
Falls eine (oder mehrere) Primärläsionen (FCP, OCD, UAP, deutliche Inkongruenz,) vorhanden sind
kann von einer hochgradigen ED (entsprechend Grad III) gesprochen werden.
Rüden sind von ED deutlich häufiger betroffen als Hündinnen (ca. doppelt so häufig).
Vom Phänotyp (Ausmass der Arthrose) kann nicht auf den Genotyp geschlossen werden. D.h. dass
beispielsweise ein Hund mit ED Grad 1 u.U. die ED genauso stark vererben kann wie ein Hund mit
ED Grad III.
Die Seite mit der stärkeren Arthrose ist für die Angabe des ED - Grades relevant.
B) Begriffe
Dysplasie ist ein griechischer Fachbegriff und heisst: Fehlentwicklung.
Ellbogendysplasie ist demnach eine Fehlentwicklung des Ellbogengelenkes.
FCP ist die Abkürzung für einen englischen Fachbegriff und heisst Fragmented Coronoid Process
(fragmentierter („zerbrochener“) innerer Kronenfortsatz). Der Kronenfortsatz gehört zur Elle und ist
Teil der Gelenkpfanne des Ellbogengelenkes. Wegen der Komplexität dieser Erkrankung wird seit
einiger Zeit auch von MCD (medial coronoid disease) gesprochen.
OCD ist die Abkürzung für einen lateinischen Fachbegriff und heisst Osteochondrosis dissecans und
bedeutet etwa Knochen-Knorpelkrankheit mit Bildung eines (Knorpel-) Chips. Eine OCD kann auch in
anderen Gelenken vorkommen (z.B. Schulter-, Knie-, Hüft- Sprunggelenke). Es ist nicht sehr häufig,
dass zu dem FCP (MCD) noch zusätzlich eine OCD vorhanden ist (an der inneren Gelenkrolle, die
Teil des Oberarmknochens (Humerus) ist). Die OCD verschlechtert die Prognose
(Heilungsaussichten) etwas, da die Arthrosebildung dann i.d.R. deutlich beschleunigt und verstärkt
wird.
FCP und OCD wie auch mit der Zeit dann die Arthrose (die u.U. schon im Alter von sieben oder
acht Monaten auftreten kann!) sind Folgeerscheinungen der ED.
UAP ist die Abkürzung für einen englischen Fachbegriff und heisst Ununited Anconaeal Process. Es
handelt sich hier um eine spezielle Form der ED, bei der der Processus anconaeus (die von der Elle
gebildete „Gelenksnase“) isoliert bleibt und sich nicht mit der Elle verbindet. Die entsprechende
Knorpelfuge wird nicht mit Knochen durchgebaut.
Arthritis ist ein griechischer Fachbegriff und bedeutet Gelenksentzündung.
Arthrose ist ein griechischer Fachbegriff und heisst etwa Gelenkdeformation. Meistens ist diese mit
einer chronischen Entzündung (Arthritis) und Schmerzen verbunden.
C) Anatomische Verhältnisse (gesunde Gelenke)
D) Behandlung der ED
1. Chirurgische (arthroskopische) Entfernung von Fragmenten (bzw. des cranialen Anteils der
Spitze des Processus coronoideus medialis) und Knorpelchips. Beim UAP kann das
Fragment angeschraubt werden wenn es noch nicht allzu deformiert ist.
2. Arthrosebehandlung mit Schmerzmitteln, Entzündungshemmern, Gelenkflüssigkeitsersatz,
Glucosaminglykane („Muschelextrakt“), homöopathischen Substanzen, etc.
E) Bekämpfung der ED
Hauptmassnahme zur Bekämpfung der Ellbogendysplasie ist züchterisches
Verantwortungsbewusstsein (konsequente Zuchtselektion). Es sollten ausschliesslich ED – freie
Tiere zur Zucht eingesetzt werden. Idealerweise sollten zudem auf dem Stammbaum der Zuchttiere
möglichst alle Vorfahren ED – frei sein (gemäss Eintrag des Röntgenbefundes der offiziellen EDAuswertung). Die Graduierung (ED 1,2,3 etc.) ist ein Bewertungsmassstab für den Phänotyp (d.h. für
die auf dem Röntgenbild sichtbaren Gelenksveränderungen), der von verschiedenen Faktoren
beeinflusst werden kann wie z.B. der Lebhaftigkeit, des Gewichtes, des Alters etc. des Hundes. Die
Schlussfolgerung „geringer ED-Grad gleich geringe Vererbbarkeit“ kann also nicht gemacht werden.
D.h., dass auch ein Hund mit ED Grad 1 die genetische Anlage zu dieser Krankheit trägt.
F) Fallbeispiele
1. Bullmastiff, 6 Monate alt. Ellbogendysplasie (ED, mit FCP, OCD, u. ersten
Arthroseanzeichen)
2. Deutsche Dogge, 8 Monate alt. Fragmentierter Processus anconaeus
(UAP).
3. Deutscher Schäferhund, 5 Monate alt . Fragmentierter Processus
anconaeus (UAP).