Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen

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Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Helaba Volkswirtschaft/Research
März 2010
Die größten Unternehmen
in Mittel- und Nordhessen
Herausgeber:
Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale
Volkswirtschaft/Research
Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirt/Leitung Research
Redaktion Dr. Stefan Mitropoulos
MAIN TOWER
Neue Mainzer Straße 52-58, 60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24, Telefax: 0 69/91 32-22 44
Erscheint auch als Report Nr. 781 der
HA Hessen Agentur GmbH
Wirtschafts- und Regionalforschung
Abraham-Lincoln-Str. 38-42, 65189 Wiesbaden
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Der Beitrag der Hessen Agentur wurde finanziert aus Mitteln
des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und
Landesentwicklung.
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren
Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können.
Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen
nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Editorial
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
wer an Mittel- und Nordhessen denkt, hat vermutlich eher grüne Hügel auf seinem Radar als große
Unternehmen. So entspricht unser Titelbild wahrscheinlich den Erwartungen an eine Publikation
über diese Region. Doch was gibt es tatsächlich zu sehen?
Für Eingeweihte ist das ein Leichtes. Natürlich handelt es sich um die Wasserkuppe – mit 950
Metern über dem Meeresspiegel der höchste Berg Hessens. Und dieser kleine runde Pilz ist kein
Wasserhäuschen, sondern Symbol einer ehemaligen strategischen Position: Es handelt sich um
eine Radarkugel aus der Zeit des Kalten Krieges, die heute als Aussichtsplattform und Veranstaltungsort dient. Das ist aber noch nicht alles: Hätten Sie gewusst, dass die Wasserkuppe die Geburtsstätte des modernen Segelfluges ist?
Was zeichnet die Region noch aus? Von der Schönheit der Landschaft abgesehen, kann sie mit
kulturellen Gütern aufwarten. Aus Ökonomensicht stehen jedoch eher die wirtschaftlichen Aspekte
im Vordergrund. Deshalb haben wir in der vorliegenden Studie „Die größten Unternehmen in
Mittel- und Nordhessen“ die Unternehmen identifiziert, die die meisten Arbeitsplätze aufweisen.
Neben namhaften Unternehmen wie K+S, VW Kassel, B.Braun Melsungen, Continental, Viessmann, Buderus und Leica finden sich darunter auch viele kleinere, weniger bekannte Unternehmen. Nichtsdestotrotz handelt es sich dabei häufig um international erfolgreich agierende Firmen.
Vielleicht ist das Wirken im Verborgenen etwas, was die Region auszeichnet. Oder hätten Sie
gewusst, dass die für das Informationszeitalter wichtigste Innovation aus dieser Region kommt?
Nein, nicht Bill Gates hat den Computer erfunden. Es war der Erfinder und Unternehmer Konrad
Zuse. Er gründete 1949 nahe Hünfeld - quasi am Fuße der Wasserkuppe - die Zuse KG. Dort entwickelte er die Z3 weiter zur Z4, den zu jener Zeit einzigen funktionierenden Computer in Europa
und den ersten kommerziellen Computer weltweit.
Die Region Mittel- und Nordhessen bringt also Innovationen mit globaler Dimension hervor. Forschung und Bildung sind der Nährboden dafür, und dies gilt es auch in Mittel- und Nordhessen
weiter zu fördern.
Ihre
Dr. Gertrud R. Traud
Anja Gauler
Chefvolkswirt/Leitung Research
Helaba
Leitung Standortentwicklung
Hessen Agentur
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3
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Inhalt
Seite
Editorial
3
Zusammenfassung
5
1
Mit wechselnder Gangart aus der Krise
6
1.1
Mittel- und Nordhessen langfristig überdurchschnittlich
6
1.2
Wohl und Wehe der Industrie
7
1.3
Ausblick 2010: Kräftemessen zwischen Konjunktur und Struktur
2
3
10
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
13
2.1
Datenbasis und Methodik der Studie
13
2.2
Die Ranking-Tabelle
15
2.3
Die 10 größten Unternehmen: Schwergewichte im Ranking
17
2.4
Regionale Konzentration
19
2.5
Branchenschwerpunkt Industrie
21
2.6
Eingetrübte Beschäftigungsperspektiven
21
Wachstumstrend bis 2030: Mittel- und Nordhessen vorne
22
Redaktionsschluss: 10. März 2010
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4
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Zusammenfassung
Autoren:
Barbara Bahadori,
Helaba
Telefon: 0 69/91 32-2446
Uwe van den Busch,
Hessen Agentur
Telefon: 0 611/7 74-8333
Warum „Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen“?
Anfang 2009 haben wir, Landesbank Hessen-Thüringen und Hessen Agentur, die 100 größten
Unternehmen in Hessen vorgestellt. Dabei zeigte sich, dass rund 80 Unternehmen ihre Hauptniederlassung im Süden Hessens hatten. Um ein umfassenderes Bild auch für die anderen
hessischen Regionen zu erstellen, wurde nun eine „Extra“-Rangliste der größten Unternehmen
in Mittel- und Nordhessen ermittelt.
unter Mitarbeit von:
Beschäftigte als Maßstab
Dr. Kerstin Frings,
Um die Bedeutung der Unternehmen in und für Mittel- und Nordhessen zu messen, wurde nur
auf die Mitarbeiter abgestellt, die an den Standorten der Firmen in der Region beschäftigt
waren. Nach der Definition des Instituts für Mittelstandsforschung sind in das Ranking Großunternehmen eingegangen, die rund 500 und mehr Beschäftigte haben. Das Ergebnis sind 78
Unternehmen mit insgesamt 125.000 Mitarbeitern. Bei den größten Unternehmen in Mittelund Nordhessen sind also 12 % der Erwerbstätigen in diesen Regionen tätig.
Hessen Agentur
Sabrina Jeworrek,
Helaba
Geografische Verteilung auf Mittel- und Nordhessen fast ausgeglichen
Die Aufteilung der Großbetriebe zwischen den zwei Regierungsbezirken ist nahezu ausgeglichen: 38 Firmen liegen im Mittelhessischen und 40 im Nordhessischen. Dies entspricht in
etwa den wirtschaftlichen Gewichten der jeweiligen Region, denn der Norden Hessens hat
einen Anteil am mittel- und nordhessischen BIP von 56 %. Auffällig ist, dass die meisten
Großbetriebe entlang der Autobahnachsen angesiedelt sind. Die logistische Anbindung ist
demnach ein wichtiger Aspekt für die Standortwahl der Unternehmen.
Ausblick 2010: Zyklische Wachstumskräfte setzen sich durch
Mit einem Rückgang des BIP von preisbereinigt 5 % hat Deutschland 2009 stärker als alle
anderen großen Flächenstaaten in der Eurozone unter der Krise gelitten. Die Ursache für diesen Einbruch ist die überdurchschnittliche Bedeutung der zyklischen Industrie hierzulande.
Dieser Nachteil im Abschwung kann jetzt zum Vorteil werden: Die weltweit expansive Geldpolitik sowie die umfangreichen Konjunkturpakete sorgen derzeit für erhebliche Wachstumsdynamik. Gleiches gilt auch für die Regionen Mittel- und Nordhessen, die stark von der Industrie geprägt sind. Aufgrund der Strukturprobleme, insbesondere der weltweit hohen
Staatsverschuldung, wird sich das Trendwachstum jedoch auf einem niedrigeren Pfad einpendeln. Damit kann 2010 in Deutschland mit einem Wirtschaftswachstum von 1,7 % (nicht
arbeitstäglich bereinigt) gerechnet werden, das Hessen in etwa auch erreichen dürfte.
Langfristiger Wachstumstrend: Mittel- und Nordhessen vorne
Die Hessen Agentur erstellt Langfristprognosen für Hessen insgesamt und für die Regionen,
die als Grundlage für die Landesentwicklungsplanung dienen. In dem Prognosezeitraum von
2009 bis 2030 weisen Mittel- und Nordhessen ein Wachstum aus, das über dem hessischen
Durchschnitt liegt. Allerdings dämpft die Wirtschaftskrise das Durchschnittswachstum bis
2015 erheblich. In den sich anschließenden fünf Jahren können Mittel- und Nordhessen im
Jahresdurchschnitt mit real 1,5 % wachsen; Südhessens Wirtschaft kann eine Steigerungsrate
von 1,3 % erreichen. Danach flacht sich das Wachstum demografisch bedingt ab. Damit sich
die aufgezeigten Wachstumskräfte tatsächlich entfalten können, muss dem demografisch
bedingten Auseinanderlaufen von Nachfrage und Angebot auf den regionalen Arbeitsmärkten
rechtzeitig gegengesteuert werden. Dabei gilt es nicht nur quantitative, sondern vor allem
auch qualitative Aspekte – Stichwort: Fachkräftemangel – zu berücksichtigen. Aus- und Weiterbildung von der Grundschule bis ins hohe Alter sind erfolgversprechende und notwendige
Maßnahmen, um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen.
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Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
1 Mit wechselnder Gangart aus der Krise
1.1
Regierungsbezirke
Mittel- und Nordhessen langfristig überdurchschnittlich
Hessen ist in drei Verwaltungsregionen gegliedert, wobei im Folgenden der Regierungsbezirk
Gießen synonym für Mittelhessen, der Regierungsbezirk Kassel für Nordhessen und der Regierungsbezirk Darmstadt für Südhessen verwendet wird.
stehen für die drei
hessischen Regionen
Insgesamt leben in Mittel- und Nordhessen 2,3 Mio. Einwohner auf rund 13.700 km2. Damit bewohnen 38 % aller Hessen 65 % der Fläche Hessens. In der südlichen Region leben mit rund 3,8
Mio. Menschen 62 % der hessischen Bevölkerung. Die Bevölkerungsdichte nimmt somit von
Süden nach Norden deutlich ab.
Hohe Konzentration der Wirtschaft im Süden
Anteil an Hessen in %
26%
17%
65 % der Fläche
Hessens
35%
39%
62%
21%
38 % der Bevölkerung
Hessens
Mittelhessen
Nordhessen
15%
66%
19%
Südhessen
34 % der Erwerbstätigen
Hessens
70%
30% des BIP
Hessens
13%
17%
Quellen: VGR der Länder, Helaba Volkswirtschaft/Research
Südhessen dominiert
hessischen Durchschnitt
Bevor eine Beurteilung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Mittel- und Nordhessens vorgenommen wird, stellt sich die Frage nach dem adäquaten Vergleich. Ein naheliegender Maßstab
wäre der hessische Durchschnitt. Dieser ist allerdings deutlich von Südhessen geprägt, da in dieser
Region 70 % des hessischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) konzentriert ist. Fast könnte man sagen,
dass Südhessen = Hessen ist, wenn man von wirtschaftlichen Entwicklungen spricht. Der Vergleich mit dem hessischen Durchschnitt würde bedeuten, dass man Mittel- und Nordhessen an
einer in Deutschland einmaligen Region mit internationalem Finanzplatz und globalem Logistikdrehkreuz misst. Dass diese Meßlatte nicht fair ist, versteht sich von selbst. Deshalb werden zur
Beurteilung der Wirtschaftskraft der deutsche Durchschnitt und entsprechende Werte der Nachbarländer Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Thüringen hinzugezogen.
Wirtschaftskraft Mittel- und Nordhessens höher als in den meisten Nachbarländern
Nominales BIP pro Einwohner in % von Deutschland, 2007
135%
120%
100%
100%
99%
96%
93%
88%
88%
72%
Südhessen
Hessen
Deutschland
Nordhessen
Nordrhein- Mittel-/NordWestfalen
hessen
Mittelhessen
Niedersachsen
Rheinland- Thüringen
Pfalz
Quellen: VGR der Länder, Helaba Volkswirtschaft/Research
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6
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
BIP pro Kopf in Mittelund Nordhessen
durchschnittlich
Der Anteil Mittel- und Nordhessens am gesamthessischen BIP beträgt 30 %. Wie ist es um die
Wirtschaftskraft bestellt? Die Region insgesamt erreicht inzwischen mit einem BIP von rund
28.400 € pro Einwohner 96 % des gesamtdeutschen Durchschnitts. Die beiden Regierungsbezirke
zusammen übertreffen damit die Nachbarländer Niedersachsen, Rheinland-Pfalz sowie Thüringen
und liegen nur geringfügig unter dem Pro-Kopf-BIP Nordrhein-Westfalens. Nordhessen für sich
genommen hat dabei die Nase vorn mit einer Wirtschaftskraft, die genau so hoch ist wie der Bundesdurchschnitt. Mittelhessen ist auf diesem Niveau noch nicht angekommen und liegt bei 93 %
des gesamtdeutschen BIP pro Kopf.
Die besondere Rolle Südhessens zeigt sich in der Wirtschaftskraft, die den deutschen Durchschnitt
bei weitem übertrifft. Dank des hohen Gewichts dieser Region liegt auch das hessische BIP pro
Kopf um 20 % über der deutschen Durchschnittsleistung.
Dynamisches Mittel- und Nordhessen
Nominale Veränderung des BIP, 2007 gegenüber 1997 in %
28,9%
Thüringen
28,5%
Mittelhessen
27,3%
Nordhessen
26,9%
Hessen
26,5%
Südhessen
26,5%
Deutschland
24,9%
Niedersachsen
22,6%
22,1%
RheinlandPfalz
NordrheinWestfalen
Quellen: VGR der Länder, Helaba Volkswirtschaft/Research
Überdurchschnittliche
Dynamik
Der letzte statistisch verfügbare Zehn-Jahreszeitraum für das Wirtschaftswachstum in den Regierungsbezirken erstreckt sich von 1997 bis 2007. Hier können Mittel- und Nordhessen mit einer
nominalen Wachstumsrate von 28,5 % bzw. 27,3 % punkten, die über dem Bundesdurchschnitt
und dem hessischen Zehnjahreswachstum liegt. Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und NordrheinWestfalen lassen diese Regionen weit hinter sich. Nur Thüringen konnte als neues Bundesland ein
etwas höheres Wachstum verzeichnen. Nahezu die gleiche Rangfolge ergibt der Fünf-Jahresvergleich.
1.2
Wohl und Wehe der Industrie
Der Industrie getriebene Zyklus war die Ursache für das überdurchschnittliche Abschneiden Mittel- und Nordhessens. Summa summarum stieg die nominale Bruttowertschöpfung in der Industrie
Mittelhessens zwischen 1997 und 2007 um 30 % und in der Nordhessens um 23 %; das Industriewachstum in diesen Regionen war damit spürbar höher als in Südhessen (+12 %).
Der industrielle Impuls konnte die regionale Konjunktur besonders in Mittel-, aber auch in Nordhessen in Schwung versetzen, da das Gewicht des Verarbeitenden Gewerbes vor allem hier hoch
ist. Der Anteil an der Bruttowertschöpfung erreicht in Mittelhessen fast 30 % und in Nordhessen
immerhin 25 %. In Südhessen dagegen trägt die Industrie nicht einmal 20 % zum wirtschaftlichen
Output der Region bei.
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Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Regionen mit unterschiedlichem Profil
Anteil an der Bruttowertschöfpung in %, 2007
Öffentliche und private
Dienstleister
24%
24%
26%
22%
24%
24%
19%
17%
Finanzierung, Vermietung,
Unternehmensdienstleister
28%
25%
24%
29%
25%
28%
37%
41%
15%
17%
15%
18%
19%
17%
19%
21%
27%
26%
25%
21%
19%
Niedersachsen
Nordhessen
Hessen
Südhessen
Handel, Gastgew., Verkehr
Baugewerbe
Produzierendes Gewerbe
(ohne Bau)
Land-, Forstwirtschaft
29%
29%
Mittelhessen
27%
Rheinland- Thüringen NordrheinPflalz
Westfalen
Quellen: VGR der Länder, Helaba Volkswirtschaft/Research
In dem letzten weltweiten Aufschwung stiegen auch die Exportquoten steil an, was die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher und insbesondere mittel- und nordhessischer Produkte eindrucksvoll belegt. So viel zunächst zum Wohl der Industrie.
Doch wie reagierten die Regionen auf die jüngste Wirtschaftskrise? Der weltwirtschaftliche Abschwung traf die mittelhessische Industrie härter als Hessen insgesamt. Der Umsatzrückgang war
2009 mit 19 % deutlich ausgeprägter als im hessischen Durchschnitt von 13 %. Immerhin blieb
damit der Industriesektor Mittelhessens etwa auf dem Niveau der gesamtdeutschen Schrumpfung
von 18 %. In Nordhessen musste die Industrie ebenfalls Absatzeinbußen verkraften. Das Ausmaß
war mit einem Minus von 15 % aber geringer als in Mittelhessen.
Industrie von
Wirtschaftskrise stark
betroffen
Exportquoten stagnieren auf hohem Niveau
Industrie am heftigsten vom Abschwung erfasst
Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz in %
Nominaler Umsatz: Veränderung gegenüber Vorjahr in %
50
45
Hessen
50
Deutschland
45
Nordhessen
40
Mittelhessen
35
Deutschland
10
5
35
30
30
25
25
0
-5
-5
-10
-10
-15
-15
-20
00
01
02
03
04
05
06
07
08
2000-2007: Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten
2008/2009: Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Heftige Rückgänge in
Metallbranche belasten
Mittelhessen
09
10
5
Hessen
0
40
Nordhessen
-20
Mittelhessen
-25
-25
01
02
03
04
05
06
07
08
09
2009: Unternehmen mit 50 u. mehr Beschäftigten
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Bei der Suche nach den Ursachen für die relativ moderate Schrumpfung in Hessen sowie die
schwierigere Situation in Mittelhessen stößt man auf die regionale Industriestruktur. Die Metallbranche ist besonders stark in Mittelhessen vertreten. Gerade dieser Wirtschaftszweig musste auch
auf Bundesebene heftige Einbußen hinnehmen und kämpfte in Hessen mit einem Umsatzrückgang
von 26 % bei der Metallerzeugung/-bearbeitung und 30 % bei den Metallerzeugnissen. Fast ein
Drittel der mittelhessischen Industriebeschäftigten haben dort ihren Arbeitsplatz. Dass sich Mittelhessen dennoch im Bundesvergleich behaupten kann, hängt mit der zweitwichtigsten Industriebranche der Region zusammen: Der hessische Maschinenbau schlägt sich konjunkturell wacker
und musste bisher nur Umsatzeinbußen verkraften, die spürbar unter dem gesamtdeutschen Wert
liegen. Dies dürfte auch für die Mitte Hessens gelten und den Negativkräften der konjunkturanfälligen Metallbranche entgegenwirkt haben.
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Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Industrielle Schwergewichte …
… in Mittel- und Nordhessen
Anteil an den sozialvers. Beschäftigten in %, Dezember 2008
Anteil an den sozialvers. Beschäftigten in %, Dezember 2008
Mittelhessen
20%
Nordhessen
Hessen
Deutschland
Mittelhessen
Nordhessen
Hessen
Deutschland
10%
Chemische
Industrie
Gummi- u.
Kunststoffwaren
Geräte der
Elektrizitätserzeugung/verteilung
Medizin-,
Messtechnik,
Optik, Uhren
Ernährungsgewerbe
Metallerzeugung,
-bearbeitung
Maschinenbau
Quellen: Bundesagentur f. Arbeit, Helaba Volkswirtschaft/Research
4%
3% 4%
3%
5%
3%
Metallerzeugnisse
7%
5%
5%
8%
2% 2%
1%
Sonst.
Fahrzeugbau
10% 9%
Kraftwagen,
Kfz-Teile
7%
11%
Verlags-,
Druckgewerbe,
Vervielfältigung
Datenträgern
13%13%
10%
Quellen: Bundesagentur f. Arbeit, Helaba Volkswirtschaft/Research
In Nordhessen dagegen liegt der Schwerpunkt in dem Bereich Automobilindustrie und deren Zulieferbranchen wie z. B. der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren. Durch die Abwrackprämie im vergangenen Jahr wurden die Kfz-Produzenten unterstützt; die Schrumpfungsrate blieb
in Hessen mit 15 % sogar deutlich unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 21 %. Davon
dürften auch die nordhessischen Unternehmen profitiert haben.
Konjunkturpakete
stützen Fahrzeugbau
Die umfangreichen Konjunkturprogramme nicht nur in Deutschland sondern auch weltweit sorgten zudem für Halt im Wirtschaftszweig sonstiger Fahrzeugbau, zu dem die in Nordhessen aktiven
Branchen Schienenfahrzeugbau und Wehrtechnik gehören. Die Minusrate von 7 % blieb deutlich
unter dem Durchschnittswert der nordhessischen Industrie von 15 %. Der nordhessische Branchenmix bewährte sich also in der Krise.
Heftige Einbußen in den relevanten Industriezweigen Mittelhessens, Nordhessen weniger betroffen
Nominaler Umsatz 2009: Veränderung gegenüber Vorjahr in %
Chemie Nahrungs- Sonst.
Gummi-, Pharma
u. Futter- Fahrzeug- Kunststoffmittel
waren
bau 2
-17
Maschinenbau
Metall- EDV-Geräte, MetallElektr.
Optik,
Austrüs- erzeug.,
erzeugtungen -bearbeit. Elektronik nisse
-2
-7
-9
-14
-12
Deutschland
-4 -4
Hessen
-3
Kraftwagen,
Kfz-teile
-15
-17
-21
-19 -18
-22
-22
-23
-26
-27
-30
-34
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Stat. Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Chemie/Pharma mit
geringeren Rückgangen
Der hohe Anteil der chemischen und pharmazeutischen Industrie in Hessen insgesamt milderte die
Rezession. So sanken die Chemieumsätze 2009 nur geringfügig um 3 % und der Bereich Pharma
schrumpfte weniger als die hessische Industrie insgesamt. Allerdings zählen diese Branchen nicht
zu den größten in Mittel- oder Nordhessen, sondern sie sind hauptsächlich im südhessischen Raum
ansässig.
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Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
1.3
2010: Starke zyklische
Kräfte
Ausblick 2010: Kräftemessen zwischen
Konjunktur und Struktur
Mit einem Rückgang des BIP von real 5 % hat Deutschland 2009 stärker als alle anderen großen
Flächenstaaten in der Eurozone unter der jüngsten Wirtschaftskrise gelitten. Die Ursache für diesen Einbruch ist die überdurchschnittliche Bedeutung der zyklischen Industrie hierzulande. Dieser
Nachteil im Abschwung kann jetzt zum Vorteil werden: Die weltweit expansive Geldpolitik sowie
die umfangreichen Konjunkturpakete sorgen derzeit für erhebliche Wachstumsdynamik.
Weltwirtschaftliche Erholung 2010
BIP: Reale Veränderung gegenüber Vorjahr in %
2
0
2010
6
4
2008
2009
6
2006
8
2007
8
4
2
0
-2
-4
USA
Eurozone
Deutschland
Asien
ohne Japan
Japan
Lateinamerika
-6
-2
-4
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research, Hessen Agentur
Verstärkt wird dieser Aufschwung durch einen kräftigen Lagerzyklus und den Nachholbedarf der
Unternehmen nach einer extremen Investitionszurückhaltung. Die Industrie profitiert als Erste vom
in Gang kommenden Lagerzyklus und den weltweit aufgelegten Konjunkturprogrammen. Sowohl
das Geschäfts- und das Exportklima als auch die Auftragslage haben sich deutlich verbessert.
Insgesamt wird sich diese Erholung als nachhaltig erweisen, d.h. es kommt 2010 nicht zu einem
Rückfall in die Rezession. Als Reaktion auf die Finanzkrise und die durch sie akzentuierten Strukturprobleme wird sich das Trendwachstum jedoch auf einem niedrigeren Pfad einpendeln. Damit
kann in Deutschland für 2010 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,7 % (nicht arbeitstäglich
bereinigt) gerechnet werden, das auch Hessen in etwa erreichen dürfte.
Zyklische Kräfte aktivieren Auftragseingänge
Auslandsnachfrage auch wieder am Steigen
Volumenindex (2005=100), Originalwerte
Hessen: Volumenindex (2005=100), Originalwerte
150
150
130
175
(Großauftrag)
Hessen
130
130
130
110
110
110
90
90
110
Ausland
90
Deutschland
70
Jan Mrz Mai
08 08
08
Jul
08
Sep Nov Jan Mrz Mai
08 08 09 09 09
Inland
70
70
Jul Sep Nov Jan
09 09
09 10
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
90
70
Jan Mrz
08 08
Mai
08
Jul
08
Sep Nov Jan
08 08 09
Mrz Mai
09 09
Jul Sep Nov Jan
09 09
09 10
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Auch in Hessen beginnen die zyklischen Antriebskräfte zu wirken. Die Auftragseingänge erholen
sich seit dem 3. Quartal 2009 mit Veränderungsraten, die im Vorjahresvergleich wieder im positiven Bereich sind. Dabei gingen die Impulse zunächst stärker von der Inlandsnachfrage aus, die
durch einen Großauftrag zusätzlich vorangetrieben wurde. Zum Jahresende hin haben sich auch
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Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
die Auslandsorder stabilisiert. Im Januar 2010 lag die Zunahme gegenüber dem Vorjahr mit 23 %
deutlich über den ebenfalls kräftig gestiegenen Inlandsaufträgen (14 %).
Talsohle in vielen
Branchen durchschritten
Die Entwicklung in den einzelnen Industriebranchen verläuft sehr unterschiedlich. In dem für
Mittelhessen wichtigen Wirtschaftszweig Metallerzeugnisse kommt die Erholung bisher nur sehr
schleppend voran. Die Talsohle scheint zwar inzwischen durchschritten zu sein, doch konnte im
Vorjahresvergleich erst im Januar 2010 ein leichtes Plus verbucht werden. Ähnliches gilt für elektronische und optische Erzeugnisse, die ebenfalls noch nicht voll von der einsetzenden Erholung
profitieren können.
Anders sieht es dagegen bei der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie im Bereich elektrische
Ausrüstungen aus. Hier nahmen die Auftragseingänge im letzten Quartal 2009 um rund 50 % zu,
nachdem Ende 2008 die Nachfrage stark gedrosselt worden war. Damit sind die Aussichten für
Mittelhessen insgesamt zwar durchwachsen, doch sollten sich mit dem Einsetzen des Investitionszyklus die positiven Tendenzen in allen Branchen verfestigen und entsprechend für wirtschaftliche
Dynamik in der Region sorgen.
Auftragseingänge erholen sich …
… unterschiedlich schnell
Volumenindex (2005=100), Originalwerte
Volumenindex (2005=100), Originalwerte
150
130
Chemie
Pharma
150
180
130
160
110
110
90
90
70
50
Metallerzeugung,
-bearbeitung
Metallerzeugnisse
30
70
Elektrische
Ausrüstungen
205
180
160
140
140
120
120
100
100
80
80
50
60
30
40
Kraftwagen, -teile
Maschinenbau
60
40
Jan 08 Apr 08 Jul 08 Okt 08 Jan 09 Apr 09 Jul 09 Okt 09 Jan 10
Jan 08 Apr 08 Jul 08 Okt 08 Jan 09 Apr 09 Jul 09 Okt 09 Jan 10
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
EDV-Geräte, elektronische
u. optische Erzeugnisse
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
In Nordhessen kommen die Impulse dank großer Aufträge aus dem Bereich sonstiger Fahrzeugbau, zu dem der Schienenfahrzeugbau und die Wehrtechnik gehören. Das Auftragsvolumen verdoppelte sich 2009 gegenüber dem Vorjahr. Für die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren
wird kein Auftragseingang veröffentlicht; aus der Umsatzentwicklung für ganz Hessen (-9 %) lässt
sich aber schließen, dass die Wirtschaftskrise in dieser Branche nicht so gewütet hat. Dies dürfte
zum Teil auf die Abnehmer aus dem Sektor Kraftwagen und Kfz-Teile zurückzuführen sein.
2010 läuft jedoch die durch Abwrackprämien angekurbelte „Auto-Konjunktur“ in Deutschland
und Europa aus. Diese Nachfragelücke kann zum Teil von den wieder stärker wachsenden asiatischen Ländern und Nordamerika ausgeglichen werden. Inwieweit deutsche Autohersteller davon
profitieren können, bleibt abzuwarten. Für die weltweite Nachfrage nach Metallerzeugnissen und
Maschinen dürfte diese Entwicklung aber förderlich sein. Da diese Branchen in Nordhessen stark
vertreten sind, wird die Region an dem wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben können.
Arbeitsmarkt kann Schonfrist nutzen
Arbeitsmarkt bislang
robust
Gemessen an der Schwere des Wirtschaftseinbruchs war der Anstieg der Arbeitslosigkeit in
Deutschland bislang gering. Dies trifft auch auf Mittel- und Nordhessen zu. So stieg 2009 die
durchschnittliche Anzahl der Arbeitslosen in Mittelhessen nur um 1,7 %. In Nordhessen betrug die
Zunahme 4,7 %, was in etwa dem Bundesdurchschnitt von 4,8 % entsprach, aber noch deutlich
unter dem westdeutschen Durchschnitt von 8,2 % lag. Allerdings hatte die Region nur zum Jahresanfang 2009 stark gestiegene Arbeitslosenquoten zu verzeichnen. Im Jahresverlauf sank die Ar-
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11
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
beitslosenquote fast auf das mittelhessische Niveau. Auch insgesamt stellt sich die Arbeitsmarktsituation in den hessischen Regionen gut dar. Die regionalen Arbeitslosenquoten liegen seit Jahren
deutlich unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt.
Mittel- und Nordhessens Arbeitslosenquote
unterdurchschnittlich
Nordhessischer Arbeitsmarkt startet 2010 gut
Arbeitslosenquote in % aller Erwerbspersonen, Jahresdurchschnitte
Arbeitslosenquote in % aller Erwerbspersonen
12
12
Deutschland
Nordhessen
11
11
10
10
Mittelhessen
9
9
Westdeutschland
8
9,5
8,5
7
Hessen
6
6
98
99
00
01
02
03
04
05
06
07
08
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
09
Februar des
jeweiligen Jahres
8,5
Mittelhessen
7,5
7,5
Hessen
8
7
9,5
Nordhessen
6,5
6,5
5,5
2007
5,5
2008
2009
2010
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Selbst den Vergleich mit dem westdeutschen Durchschnitt braucht Hessen nicht mehr zu scheuen.
Hessens Arbeitslosenquote lag 2009 mit 6,8 % leicht unter der westdeutschen Quote von 6,9 % ,
nachdem sie im Jahr zuvor 0,2 Prozentpunkte höher gewesen war. Der hohe Dienstleistungsanteil
in Hessen sorgt zudem dafür, dass Kurzarbeit weniger verbreitet ist. So liegt der Anteil der hessischen an den deutschen Kurzarbeitern mit 6,4 % (neuester Wert: September 2009) deutlich unter
dem Anteil an den Erwerbstätigen von 7,8 %.
Branchenmix stützt
Arbeitsmarkt in Mittelund Nordhessen
Steigende Insolvenzen
belasten
Am aktuellen Rand hat besonders Nordhessen ein solides Ergebnis erzielt. So lag die Arbeitslosenquote im Februar 2010 mit 7,4 % zwar über dem hessischen Durchschnitt von 7,0 %, aber die
Verbesserung gegenüber dem Vorjahreswert von 8,0 % ist beachtlich. In Mittelhessen blieb die
Erwerbslosenrate im Vorjahresvergleich unverändert. Dies sind Anzeichen, dass die Mischung aus
Industrie, Forschung & Bildung und Gesundheitswirtschaft für den Arbeitsmarkt eine Stütze darstellt. Zudem ist das Arbeitsplatzangebot gerade in der Industrie in etlichen Gebieten Hessens so
umfangreich, dass zum Teil schon ein Fachkräftemangel zu beobachten ist. Dies sowie der begonnene Aufschwung sind die Gründe dafür, dass die Unternehmen versuchen, so lange wie möglich
ihren Mitarbeiterstamm zu halten.
Dennoch kann für 2010 keine Entwarnung gegeben werden. Wie nach früheren Rezessionen werden Insolvenzen und Arbeitslosigkeit noch weiter ansteigen, auch wenn die konjunkturelle Erholung schon begonnen hat. Viele Unternehmen zehren nämlich während der Krise einen Großteil
ihrer Reserven auf. Beispielsweise müssen sie arbeitsmarktpolitische Maßnahmen gegenfinanzieren, um sie in Anspruch nehmen zu können. Selbst bei anziehender Konjunktur bedarf es eines
spürbaren realwirtschaftlichen Impulses, um die Insolvenz- sowie die Arbeitsmarktentwicklung
grundlegend zu verbessern. So dürfte zunächst in Hessen wie bundesweit mit weiter steigenden
Insolvenzen zu rechnen sein, mit entsprechend negativen Folgen für den Arbeitsmarkt.
Helaba Volkswirtschaft/Research · März 2010· © Helaba
12
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
2 Die größten Unternehmen in Mittel- und
Nordhessen
2.1 Datenbasis und Methodik der Studie
Anfang 2009 haben wir, Landesbank Hessen-Thüringen und Hessen Agentur, die 100 größten
Unternehmen in Hessen vorgestellt. Dabei zeigte sich ein deutlicher regionaler Schwerpunkt, denn
rund 80 Unternehmen hatten ihre Hauptniederlassung im Süden Hessens. Um ein umfassendes
Bild auch für Mittel- und Nordhessen zu erstellen, wurde nun eine „Extra“-Rangliste der größten
Unternehmen in Mittel- und Nordhessen ermittelt. Denn jede Region hat ihre Besonderheiten und
„Leuchttürme“. Zumeist spielen dabei große Unternehmen eine entscheidende Rolle. Sie sind
häufig Kristallisationspunkte für den Mittelstand.
Mitarbeiterzahl ist
Messgröße im Ranking
Umsatz oder Wertschöpfung häufig nicht
regionalisierbar
Die Vorarbeiten für dieses sich über alle Branchen erstreckende Ranking waren vielschichtig. So
musste geklärt werden, nach welchen Kriterien die Rangliste aufgestellt werden sollte. Die Entscheidung fiel auf die Anzahl der Beschäftigten, wie bei der Studie für Hessen insgesamt. Um die
Bedeutung der Unternehmen in und für die Region zu messen, wurde somit nur auf die Mitarbeiter
abgestellt, die an den mittel- und nordhessischen Standorten der Firmen beschäftigt waren. Die
gewählte Messgröße „Beschäftigte“ sorgte zudem in der später folgenden Unternehmensbefragung
für eine hohe Antwortbereitschaft. Um den Aufwand der Informationsaufbereitung für die Unternehmen gering zu halten, wurde auf eine Umrechnung von Teilzeitbeschäftigten in VollzeitÄquivalente verzichtet.
Hingegen war eine Sortierung nach der Wertschöpfung oder dem Umsatz der Unternehmen, d.h.
nach ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, nicht möglich. Ein Großteil der „Großen“ ist nämlich national und international tätig oder in Konzerne eingebunden, so dass eine Abgrenzung des
Umsatzes und der Vorleistungen auf das mittel- und nordhessische Territorium schwer darstellbar
ist. Zudem erfordert dies Detailinformationen, die die Unternehmen nur den Statistischen Landesämtern zur Verfügung stellen. Auch sind Kapitalgesellschaften mit der Veröffentlichung solcher
Angaben außerhalb des Pflichtkanons sehr zurückhaltend.
Methodik: Drei Stufen zur Datengewinnung
Unternehmensresearch der Hessen Agentur,
Helaba, IHKs, Wirtschaftsförderer, Presse,
Internet, Datenbank-Recherchen
Eingrenzung auf privatwirtschaftliche Unternehmen,
Berücksichtigung bundesweit tätiger Firmen
Kontaktaufnahme mit den Unternehmen
zwecks Aktualisierung der Daten
Quellen: Hessen Agentur, Helaba Volkswirtschaft/Research
Eingrenzung auf nichtstaatliche Unternehmen
Vorgegangen wurde nach einem dreistufigen System: Die Grundlage bildeten Ranglisten, die aus
Datenbank-Recherchen, öffentlich zugänglichen Quellen und dem Unternehmensresearch der
Hessen Agentur erstellt wurden. Diese wurden kreisscharf aufbereitet und den jeweiligen Wirtschaftsförderern sowie den Industrie- und Handelskammern zur Prüfung und Ergänzung vorgelegt.
Für deren Hinweise und kollegiale Unterstützung bedanken wir uns an dieser Stelle herzlich.
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13
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Als Zweites erfolgten die Sichtung und Prüfung des Datenmaterials. Gemeinnützige Organisationen und öffentliche Einrichtungen, auch wenn sie in einer privatrechtlichen Rechtsform geführt
werden, wurden nicht berücksichtigt. Ausnahmen sind Versorgungsunternehmen und der öffentliche Bankensektor, die in einem marktwirtschaftlichen Umfeld agieren. Damit soll sichergestellt
werden, dass die nicht-staatlichen Initiatoren der mittel- und nordhessischen Wirtschaftskraft ermittelt werden.
Ergänzt wurden bundesweit tätige Firmen mit Hauptsitz außerhalb Hessens, zu denen insbesondere Versicherungen und Einzelhandelsketten gehören. Allerdings wiesen etliche dieser Unternehmen keine regionalisierten Daten aus, so dass eine Aufnahme in die Rangliste letztendlich nicht
möglich war, obwohl ihre Bedeutung für Mittel- und Nordhessen zum Teil erheblich sein dürfte.
Aktualisierung des
Datenmaterials durch
direkten Kontakt
Im dritten Schritt erfolgte eine Kontaktaufnahme zu jedem einzelnen Unternehmen. Die Firmen
wurden nach Mitarbeiterzahl, Tochtergesellschaften und Eigentumsverhältnissen befragt, um das
vorhandene Datenmaterial zu aktualisieren und zu vervollständigen. Hierfür herzlichen Dank an
die mittel- und nordhessischen Betriebe. Nur mit ihrer geduldigen Mitwirkung konnte das aufwändige Projekt verwirklicht werden.
Dankend nehmen wir künftig Informationen entgegen, die uns trotz umfangreicher Recherchen auf
nicht erfasste „große“ Unternehmen aufmerksam machen. Einige uns bekannte Unternehmen hätten grundsätzlich in die Liste aufgenommen werden können, doch konnten die Angaben für Mittelund Nordhessen ohne Mithilfe nicht ausreichend präzisiert werden. Vielleicht können wir diese
Firmen beim nächsten Mal für eine Teilnahme gewinnen.
Basisjahr 2008
Die Unternehmensbefragung erstreckte sich hauptsächlich über den Zeitraum September bis Dezember 2009. Als letztes abgeschlossenes Geschäftsjahr stand daher bei den meisten Firmen das
Jahr 2008 als Basis zur Verfügung. Tendenzaussagen für das Jahr 2009 ergänzen und aktualisieren
das Ranking.
Da die Beschäftigtenangaben der Unternehmen und der öffentlich zugänglichen Quellen zum Teil
nur in gerundeter Form zugänglich waren, wurden die Angaben der übrigen Firmen ebenfalls gerundet. Dabei wurde bei den größten Unternehmen mit 5.000 und mehr Beschäftigten auf Hundert
und bei den restlichen auf Fünfzig gerundet.
Eingegangen in das Ranking der Großunternehmen in Mittel- und Nordhessen sind letztlich alle
Betriebe mit 500 und mehr Beschäftigten. Dies entspricht der Definition des Instituts für Mittelstandsforschung.
Klassifizierung der Unternehmensgröße
Unternehmensgröße
Zahl der
Beschäftigten
Umsatz € / Jahr
klein
bis 9
bis unter 1 Million
mittel
10 bis 499
1 bis 50 unter
Millionen
groß
500 und mehr
50 Millionen
und mehr
Quelle: Institut für Mittelstandforschung
Helaba Volkswirtschaft/Research · März 2010· © Helaba
14
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
2.2
Rang
Die Ranking-Tabelle
Name des Unternehmens
Mitarbeiter
in Mittel- u.
Nordhessen
2008
2009
Branche,
Tätigkeitsschwerpunkt
Hauptstandorte
in Mittel- u.
Nordhessen
1
Volkswagen AG Werk Kassel
13.200
13.100
Automobilindustrie
Baunatal
2
Universitätsklinikum
Gießen-Marburg GmbH
8.500
etwa
gleich
Gesundheitswesen
Gießen,
Marburg
3
B. Braun Melsungen AG
5.600
mehr
Medizintechnik, Pharma
Melsungen
4
Continental AG
5.500
weniger
Automobilzulieferer
Korbach
5
K + S Gruppe
4.600
etwa
gleich
Düngemittel, Salze
Kassel
6
Friedhelm Loh Gruppe
4.500
4.150
Metallerzeugnisse,
Elektrotechnik
Haiger
7
Viessmann Gruppe
4.150
etwa
gleich
Maschinenbau
Allendorf
8
Fritz Winter Eisengießerei
GmbH & Co. KG
3.450
2.800
Metallerzeugung,
Metallbearbeitung
Stadtallendorf
9
Ferrero MSC GmbH & Co. KG
3.000
k.A.
Ernährungsgewerbe
Stadtallendorf
·
Daimler AG (Mercedes-Benz
Werk Kassel)
3.000
k.A.
Automobilindustrie
Kassel
11
Schunk Gruppe
2.900
etwa
gleich
Materialtechnik,
Maschinenbau
Heuchelheim
12
Böhler-Uddeholm AG
(Buderus Edelstahl)
2.800
k.A.
Metallindustrie
Wetzlar
13
Bosch Gruppe
2.600
k.A.
Maschinenbau,
Metallindustrie
Breidenbach
14
EDAG GmbH & Co. KGaA
2.550
etwa
gleich
Ingenieurdienstleistungen,
Maschinenbau
Fulda
15
SMA Solar Technology AG
2.500
mehr
Solartechnik
Niestetal
Gies Dienstleistungen GmbH
2.500
etwa
gleich
Gebäudemanagement,
Zeitarbeit
Stadtallendorf
Wicker Gruppe
2.000
etwa
gleich
Gesundheitswesen
Bad Wildungen
tegut... Gutberlet Stiftung &
Co.
2.000
k.A.
Handel
Fulda
19
Siemens AG
1.800
k.A.
Medizintechnik
Marburg
20
Asklepios Kliniken
1.700
k.A.
Gesundheitswesen
Bad Wildungen
21
Krauss-Maffei Wegmann
GmbH & Co. KG
1.500
k.A.
Maschinenbau,
Fahrzeugbau
Kassel
22
Goodyear DunlopTires Germany GmbH
1.400
k.A.
Gummi- und
Kunststoffindustrie
Fulda
23
Sell GmbH
1.250
etwa
gleich
Leichtmetallbau
Herborn
Kasseler Sparkasse
1.250
etwa
gleich
Kreditgewerbe
Kassel
AKG Gruppe
1.200
1.100
Maschinenbau
Hofgeismar
·
STI - Gustav Stabernack
GmbH
1.200
etwa
gleich
Verpackungen
Lauterbach
·
·
Volksbank Mittelhessen eG
1.200
1.550
Kreditgewerbe
Gießen
Novartis Behring
1.200
k.A.
Pharma
Marburg
·
Jumo Gmbh & Co. KG
1.200
etwa
gleich
Mess-, Regeltechnik
Fulda
·
17
·
·
25
Helaba Volkswirtschaft/Research · März 2010· © Helaba
15
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Rang
Name des Unternehmens
Mitarbeiter
in Mittel- u.
Nordhessen
2008
2009
Branche,
Tätigkeitsschwerpunkt
Hauptstandorte
in Mittel- u.
Nordhessen
30
General Logistics Systems
Germany GmbH & Co. OHG
1.100
k.A.
Verkehrsgewerbe
Neuenstein
31
Edeka Handelsgesellschaft
Hessenring mbH
1.050
etwa
gleich
Handel
Melsungen
Küster Unternehmensgruppe
1.050
k.A.
Automobilzulieferer
Ehringshausen
33
Bickhardt Bau AG
1.000
1.100
Baugewerbe
Kirchheim
34
Hoppe AG
950
900
Metallerzeugnisse
Stadtallendorf
·
Kühne + Nagel
950
1.000
Verkehrsgewerbe
Haiger
·
Alternate Computerversand
GmbH
950
etwa
gleich
Handel
Linden
·
E.ON Mitte AG
950
1.000
Energieversorgung
Kassel
·
Sparkasse MarburgBiedenkopf
950
etwa
gleich
Kreditgewerbe
Marburg
39
Universal-Reinigungsdienst
GmbH Fulda
900
etwa
gleich
Gebäudemanagement
Fulda
·
Bombardier Transportation
GmbH
900
k.A.
Fahrzeugbau
Kassel
·
Kamax-Werke Rudoplh Kellermann GmbH
900
k.A.
Automobilzulieferer
Homberg (Ohm)
Mundipharma GmbH
850
900
Pharma
Limburg
·
Sparkasse Fulda
850
etwa
gleich
Kreditgewerbe
Fulda
·
Hübner GmbH
850
800
Gummi- und
Kunststoffverarbeitung
Kassel
Johnson Controls GmbH & Co.
KG
800
k.A.
Automobilzulieferer
Dautphetal
·
Rheinmetall Landsysteme
GmbH
800
800
Maschinenbau,
Fahrzeugbau
Kassel
·
Carl Zeiss AG
800
k.A.
Optische und
Elektroindustrie
Wetzlar
·
Raiffeisen-Warenzentrale
Kurhessen-Thüringen GmbH
800
etwa
gleich
Handel
Kassel
·
ThyssenKrupp Nirosta GmbH
800
weniger
Metallerzeugung
Dillenburg
·
Herz- und Kreislaufzentrum
Rotenburg
800
800
Gesundheitswesen
Rotenburg
a. d. Fulda
BASF Gruppe
650
k.A.
Energieversorgung
Kassel
·
·
·
Seidel GmbH & Co. KG
650
k.A.
Metallerzeugnisse
Marburg
Libri GmbH (Logistik-Zentrum)
650
k.A.
Verkehrsgewerbe
Bad Hersfeld
QVC eServices Inc. & Co. KG
650
k.A.
Call Center
Kassel
·
Roth Industries GmbH & Co.
KG
650
600
Maschinenbau
Dautphetal
·
Eisenwerk Hasenclever und
Sohn GmbH
650
600
Metallverarbeitung,
Automobilzulieferer
Battenberg
Sparkasse Gießen
600
etwa
gleich
Kreditgewerbe
Gießen
Performance Fibers GmbH
600
k.A.
Kunststoffverarbeitung
Bad Hersfeld
Kreditgewerbe
Wetzlar
Gesundheitswesen
Bad Wildungen
·
42
45
51
57
·
·
Sparkasse Wetzlar
600
etwa
gleich
·
Kliniken Hartenstein GmbH &
Co. KG
600
etwa
gleich
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16
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Rang
Name des Unternehmens
Mitarbeiter
in Mittel- u.
Nordhessen
Branche,
Tätigkeitsschwerpunkt
Hauptstandorte
in Mittel- u.
Nordhessen
2008
2009
Viehmeier GmbH & Co. KG
550
k.A.
Ernährungsgewerbe
Gilserberg
·
Berkenhoff GmbH
550
450
Metallerzeugnisse
Heuchelheim
·
Linde + Wiemann GmbHKommanditgesellschaft
550
etwa
gleich
Automobilzulieferer
Dillenburg
·
Pfeiffer Vacuum Technology
AG
550
550
Maschinenbau
Asslar
·
HEWI Heinrich Wilke GmbH
550
etwa
gleich
Kunststoff-,
Metallverarbeitung
Bad Arolsen
·
Sparkasse WaldeckFrankenberg
550
550
Kreditgewerbe
Korbach
Carl Cloos Schweißtechnik
GmbH
500
etwa
gleich
Maschinenbau
Haiger
·
Kasseler Bank eG
500
etwa
gleich
Kreditgewerbe
Kassel
·
Tucker GmbH
500
500
Automobilzulieferer
Gießen
·
Isabellenhütte Heusler GmbH
& Co. KG
500
500
Metallerzeugnisse,
Elektrotechnik
Dillenburg
·
Gebr. Bode GmbH & Co. KG
500
500
Automobilzulieferer
Kassel
·
Christmann & Pfeifer GmbH &
Co. KG
500
500
Baugewerbe
Angelburg
·
Technolit GmbH
500
k.A.
Maschinenbau, Handel
Großenlüder
·
Klingspor Schleifsysteme
GmbH & Co. KG
500
k.A.
Herstellung von
Schleifkörpern
Haiger
·
Wilhelm Felden und Kaiser &
Roth KG Handels GmbH & Co.
500
k.A.
Handel
Marburg
·
Leica Microsystems CMS
GmbH
500
500
Optische und
Elektroindustrie
Wetzlar
·
Selzer Fertigungstechnik
GmbH & Co. KG
500
350
Automobilzulieferer
Driedorf
·
TI Automotive GmbH
500
k.A.
Automobilzulieferer
Fuldabrück
61
67
Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research, Hessen Agentur
2.3
78 Unternehmen mit 500
und mehr Beschäftigten
Die 10 größten Unternehmen: Schwergewichte im Ranking
Das Ranking der Großunternehmen in Mittel- und Nordhessen umfasst 78 Firmen, die nach der
Definition des Instituts für Mittelstandsforschung 500 und mehr Beschäftigte haben. Der Größenunterschied zwischen ihnen ist relativ hoch. Die Volkswagen AG, das größte Unternehmen im
Ranking, beschäftigte im Jahr 2008 rund 13.200 Arbeitnehmer in ihrem Werk in Baunatal.
Die nächstgrößten Unternehmen haben bereits deutlich weniger Beschäftigte in der Region: Auf
Platz zwei steht die Universitätsklinikum Gießen-Marburg GmbH mit 8.500 Mitarbeitern. Dann
folgt eine Gruppe von zehn Unternehmen, die alle zwischen 3.000 und 5.600 Beschäftigte vorweisen. Bis auf die B. Braun Melsungen AG (drittgrößtes Unternehmen), die K+S Gruppe und Ferrero
stammen diese aus dem Bereich Metall, Maschinenbau und Automobilindustrie.
Zur Kategorie mit 1.000 bis unter 3.000 Beschäftigten gehören 23 Großbetriebe. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen, nämlich 45 Firmen, hat einen Mitarbeiterstamm, der zwischen 500
und 950 Beschäftigen liegt.
Helaba Volkswirtschaft/Research · März 2010· © Helaba
17
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
40 % der erfassten Mitarbeiter arbeiten bei den 10 Größten
Kumulierter Beschäftigungsanteil
Kumulierter Beschäftigungsanteil in %
100
100
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
Anzahl der Unternehmen
0
10
0
10 20 30 40 50 60 70
Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research, Hessen Agentur
Hohe Konzentration bei
den ganz Großen
Insgesamt arbeiten rund 125.000 Beschäftigte bei den größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen mit 500 und mehr Mitarbeitern. Das sind 12 % der Erwerbstätigen in diesen Regionen.
Dabei konzentrieren sich die Arbeitnehmer auf die zehn größten Unternehmen: Rund 45 % der im
Ranking erfassten Mitarbeiter sind bei ihnen angestellt, während die letzten 50 % der Unternehmen nur für 20 % der Beschäftigten einen Arbeitsplatz bieten.
Umsatzstarke Großunternehmen in Hessen
Große und mittelgroße Unternehmen wichtige Arbeitgeber
Hessen: Umsatzsteuerstatistik 2007, Anteil in %
Hessen Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Juni 2008, Anteil in %
90% 90%
Anteil an
allen Unternehmen
Anteil am
gesamten Umsatz
81% 80%
Anteil an
allen Unternehmen
Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
66%
62%
60% 61%
Hessen
Deutschland
Deutschland
25% 28%
10% 10%
19% 19%
Mittelgroße
Untern.
24%
21%
16% 17%
8% 9%
0,3% 0,2%
0,4% 0,3%
Kleinuntern.
Hessen
Großuntern.
Kleinuntern.
Mittelgroße
Untern.
Quelle: Stat. Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Großuntern.
Kleinuntern.
Mittelgroße
Untern.
Großuntern.
Kleinuntern.
Mittelgroße
Untern.
Großuntern.
Quelle: Bundesagentur f. Arbeit, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Bedeutung der großen Unternehmen zeigt sich jedoch nicht nur bei der Beschäftigtenzahl.
Eine andere Quelle – die Umsatzsteuerstatistik – bietet Daten, aus denen sich ihr Anteil am Gesamtumsatz nach den Kriterien des Instituts für Mittelstand berechnen lässt. Diese Unternehmen
mit einem Umsatz von 50 Mio. € und mehr nehmen in der hessischen Unternehmensstruktur einen
herausragenden Platz ein: Sie steuern zwei Drittel zum Umsatz aller Unternehmen bei. Dabei ist
die reine Anzahl der großen Firmen in Hessen mit knapp 800 relativ gering, bezogen auf die Gesamtanzahl von rund 250.000 umsatzsteuerpflichtigen Firmen (Anteil: 0,3 %).
Großbetriebe in Hessen
besonders wichtig
In Deutschland ist die Relation ähnlich, aber der Beitrag der Großunternehmen etwas weniger
ausgeprägt. Auch auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bezogen sind Großbetriebe in
Hessen ein bedeutender Faktor. 24 % aller Arbeitnehmer sind in Firmen mit 500 und mehr Beschäftigten angestellt; in Deutschland insgesamt liegt der Anteil etwas niedriger.
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18
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
2.4
Mittel- und Nordhessen
als Standort für
Großunternehmen
Regionale Konzentration
Aus der Studie „Die 100 größten Unternehmen in Hessen“ von Februar 2009 geht hervor, dass
rund 80 % der Firmen ihren Hauptstandort in Südhessen haben. Diese hohe Konzentration korrespondiert mit dem gesamtwirtschaftlichen Schwerpunkt: Denn rund 70 % des hessischen BIP werden im Regierungsbezirk Darmstadt, also der Rhein-Main-Region, erwirtschaftet. Eine derartig
hohe regionale wirtschaftliche Konzentration in einem Regierungsbezirk ist in keinem anderen
Bundesland anzutreffen.
Dies war der Auslöser für weitere Untersuchungen, denn auch in den anderen Regionen Hessens
waren bedeutende Unternehmen zu vermuten. Eindrucksvolle 78 Firmen mit 500 und mehr Beschäftigten sind das Ergebnis dieser Suche in Mittel- und Nordhessen. Doch wie verteilen sie sich
innerhalb der Region?
Die Aufteilung der Großbetriebe zwischen den zwei Regierungsbezirken ist nahezu ausgeglichen:
38 Firmen liegen im Mittelhessischen und 40 im Nordhessischen. Dies entspricht in etwa den
wirtschaftlichen Gewichten der jeweiligen Region, denn der Norden Hessens hat einen Anteil am
mittel- und nordhessischen BIP von 56 %. Betrachtet man die regionale Beschäftigung in den
Großunternehmen, korrespondiert diese ebenfalls mit den BIP-Anteilen. Es sind 57 % der im Ranking erfassten Arbeitnehmer bei nordhessischen Firmen angestellt.
Großunternehmen nicht gleichverteilt über alle Landkreise in Mittel- und Nordhessen
Anteil in %
Anteil der Großunternehmen
6 6 3
4
Werra-MeißnerKreis
13
7 10
WaldeckFrankenberg
7 4 6
Schwalm-EderKreis
14
Kassel, Lk.
8 5
Fulda, Lk.
Kassel, St.
4 3 2
Nordhessen
1 1
Vogelsbergkreis
6
131714 11
9 8
HersfeldRotenburg
Anteil der Beschäftigten in den Großunternehmen
22
LimburgWeilburg
18
11
MarburgBiedenkopf
Gießen, Lk.
Lahn-Dill-Kreis
19
12 13 12
8 5
Mittelhessen
BIP-Anteil
5651 57
49
44 43
0 0
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research, Hessen Agentur
Anzahl der Großunternehmen in Landkreisen
unterschiedlich
In den Landkreisen ist die Situation sehr unterschiedlich. So gibt es Landkreise, die überdurchschnittlich viele Großunternehmen vorweisen können, aber bei den Arbeitsplätzen durchschnittlich
abschneiden, wie beispielsweise der Lahn-Dill-Kreis und die Stadt Kassel. In den Landkreisen
Marburg-Biedenkopf, Landkreis Kassel und Waldeck-Frankenberg sind die Verhältnisse umgekehrt. Sie beheimaten Großunternehmen mit überdurchschnittlich vielen Mitarbeitern.
Auffällig ist weiterhin, dass die meisten Großbetriebe entlang der Autobahnachsen angesiedelt
sind. Die logistische Anbindung ist demnach ein wichtiger Aspekt für die Standortwahl der Unternehmen.
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19
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Regionale Verteilung der größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
nach Hauptstandorten
Straßennetz wichtig für
Großunternehmen
Quellen: Hess. Stat. Landesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research, Hessen Agentur
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20
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
2.5
Industrie überdurchschnittlich vertreten
Branchenschwerpunkt Industrie
Die Branchenauswertung des Rankings zeigt einen eindeutigen Schwerpunkt: 66 % der erfassten
Beschäftigten sind in der Industrie angestellt. Verglichen mit der Struktur über alle mittel- und
nordhessischen Beschäftigten hinweg ist dieser Anteil deutlich überproportional. Innerhalb dieser
Gruppe gibt es vier Hauptakteure: Rund ein Drittel der Industriearbeitnehmer sind im Sektor Automobilhersteller/-zulieferer tätig. Maschinenbau und Elektrotechnik/Optik sind zwei weitere
Branchen, die bei der mittel- und nordhessischen Großindustrie mit einem Beschäftigtenanteil von
jeweils 20 % stark vertreten sind. Metallerzeugung/-erzeugnisse ist ebenfalls eine „starke“ Branche, in der rund 10 % der Beschäftigten der großen Industrieunternehmen angestellt sind.
Wichtigster Arbeitgeber im Ranking: Industrie
Anteil in %
66,0
Beschäftigtenstruktur der
größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Beschäftigtenstruktur in Mittel- und Nordhessen insgesamt
27,7
10,9
Industrie
14,6
5,3
9,2
15,0
5,2 2,1
Gesund- Unternehmens- Kreditheitsdienstleister
gewerbe
wesen
4,2
Handel
3,7 0,9
2,2 4,8
Bergbau,
VerkehrsGewinnung von gewerbe
Steinen und Erden
1,3 0,7
Energieversorgung
1,2
5,4
Baugewerbe
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Helaba Volkswirtschaft/Research, Hessen Agentur
In der Fokussierung des Rankings auf die Industrie kommt zum einen der traditionsreiche Standort
Mittel- und Nordhessen für Metall, Maschinenbau, Fahrzeugbau und Elektrotechnik/Optik zum
Ausdruck. Andererseits ist die Regionalisierung der Beschäftigtenzahlen innerhalb eines Bundeslandes für viele Unternehmen nicht möglich. Dies führt dazu, dass besonders der Dienstleistungssektor in der Rangliste unterrepräsentiert ist.
Gesundheitswesen
zweitgrößte Branche im
Ranking
Die zweitgrößte Branche im Ranking ist das Gesundheitswesen, in dem fast 11 % der Beschäftigten arbeiten. Namhafte Vertreter sind: Universitätsklinikum Gießen-Marburg GmbH, Wicker
Gruppe, Asklepios Kliniken. Damit ist das zweite Standbein der Region Mittelhessen, Bildung/
Forschung insbesondere im Fachbereich Medizin, auch prominent bei den größten Unternehmen in
der Region vertreten und ergänzt die medizintechnischen Unternehmen aus dem Industriesektor.
Unternehmensdienstleister und Kreditgewerbe sind mit einem Anteil von jeweils gut 5 % im Ranking repräsentiert. Da hier bei ersterer Branche viele kleine und mittelgroße Unternehmen aktiv
sind, bleibt ihre Bedeutung im Ranking unter dem Beschäftigungsanteil für Mittel- und Nordhessen insgesamt. „Last but not least“ ist der Handel nicht unbedeutend. Allerdings ist der Handel im
Ranking der Großunternehmen vergleichsweise unterrepräsentiert, da auch für ihn eine regionale
Zuordnung der Beschäftigtenzahlen besonders schwer durchführbar zu sein scheint.
2.6
Eingetrübte Beschäftigungsperspektiven
Dass das Jahr 2009 ein wirtschaftliches Krisenjahr war, wird nicht zuletzt in der Antwortbereitschaft der Unternehmen spürbar. Wollten für das gesamthessische Ranking der 100 größten Unternehmen nur 16 Großbetriebe keine Informationen zur aktuellen Beschäftigungssituation im Jahr
2008 herausgeben, so hielten sich 2009 bei der Umfrage in Mittel- und Nordhessen 26 von 78
Unternehmen mit Angaben zum derzeitigen Beschäftigungsstand zurück.
Helaba Volkswirtschaft/Research · März 2010· © Helaba
21
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Angaben für 2009 eher
zurückhaltend
Bei der Mehrzahl der Firmen, die Auskunft gaben – über 70 % –, sollte die Belegschaft 2009 weitgehend unverändert bleiben. Dieser Prozentsatz ist geringer als noch ein Jahr zuvor bei allen hessischen Großunternehmen (80 %) und spiegelt damit die Verschlechterung der Konjunktur wider.
Allerdings traf die Wucht des konjunkturellen Abschwungs im vergangenen Jahr nicht in gleichem
Ausmaß den hessischen Arbeitsmarkt, so dass der Wert als noch relativ hoch einzustufen ist. Einen
Personalabbau planten oder realisierten 9 der 52 (17 %) der Firmen, die Angaben zur Beschäftigungssituation 2009 gemacht haben. Immerhin 6 Großbetriebe (12 %) haben ihren Mitarbeiterstamm erweitert.
Mittel- und nordhessische Großunternehmen spüren Krise
Anteil an den Unternehmen mit Angaben zur Beschäftigungssituation 2009, in %
mehr
Beschäftigte
12%
etwa gleich
71%
weniger
Beschäftigte
17%
Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research, Hessen Agentur
Insgesamt hat sich 2009 der Beschäftigungstrend aufgrund der Rezession auch bei den Großunternehmen gedreht. Eine schnelle Trendwende ist im laufenden Jahr nicht zu erwarten, laufen doch
viele arbeitsmarktpolitische Maßnahmen aus. Diese müssen von den Unternehmen mitfinanziert
werden, was angesichts der nur langsam steigenden Kapazitätsauslastung viele Betriebe überfordern dürfte. Auch die großen Unternehmen in Mittel- und Nordhessen werden deshalb weiterhin
Anpassungen vornehmen müssen.
3 Wachstumstrend bis 2030:
Mittel- und Nordhessen vorne
Methodik der Prognose
Hessen Agentur erstellt
Langfrist-Prognosen
Die Hessen Agentur erstellt für Hessen insgesamt sowie für die Regionen langfristige Wirtschafts-,
Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsprognosen, die als Grundlage für die Landesentwicklungsplanung
dienen. Für die Wirtschaftsprognose wird in Anlehnung an den Deutschland Report 2030 von
Prognos eine sektoral differenzierte Abschätzung der Wirtschafts- und Erwerbstätigentrends vorgenommen. Darauf aufbauend werden Prognosen für Hessen und seine drei Regierungsbezirke bis
2030 hochgerechnet. Da die Modellrechnungen einen langfristigen Charakter haben, werden im
Folgenden keine einzelnen Jahre, sondern Entwicklungspfade für Mehrjahreszeiträume aufgezeigt. 1 Wesentliche Annahmen von Prognos – z.B. zu den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, zur Wechselkursentwicklung oder zum technischen Fortschritt – werden dabei implizit übernommen, mögliche Strukturbrüche und externe Schocks außen vorgelassen. Zahlreiche ceteris
paribus Annahmen liegen somit dieser Langfrist-Prognose zu Grunde. Insgesamt wird für
Deutschland davon ausgegangen, dass der Produktionseinbruch im Jahr 2009 erst 2015 wieder
aufgeholt sein dürfte. Dann folgen Jahre, in denen an die Wachstumsdynamik der Vergangenheit
1
Eine eingehende Erläuterung der Methodik und tiefer gehende Sektoral- und Regionalergebnisse werden im Hessenreport
2010 veröffentlicht.
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22
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
angeknüpft werden kann. Im Jahrzehnt 2020 bis 2030 wird laut Prognos der Rückgang der Bevölkerung zunehmend die Wirtschaftsentwicklung dämpfen.
Überdurchschnittlicher Anstieg der Wirtschaftsleistung in Mittel- und Nordhessen bis 2030
Mittel- und Nordhessen
im Basiszeitraum
überdurchschnittlich
Die Berechnung der regionalen Wachstumstrends für Hessen basiert auf den Daten für den Zeitraum 2000 bis 2008. Dabei musste die Hessen Agentur zunächst eine Preisbereinigung des statistischen Materials vornehmen, da die Rohdaten nur in nominaler Form vorliegen. Die Berechnungen
ergeben dann, dass Mittel- und Nordhessen in der Wirtschaftsdynamik überdurchschnittlich abschnitten. Die Bruttowertschöpfung, d. h. alle entgeltlich erstellten Waren und Dienstleistungen,
stieg in den Regierungsbezirken Gießen und Kassel jeweils real um 13 % an, bei einem hessischen
Durchschnitt von 10 %. Dies war etwas stärker als in Deutschland mit 12 % und übertraf die südhessische Wachstumsrate von 9 % deutlich.
Der Wachstumsvorsprung Mittel- und Nordhessens gegenüber Südhessen fußt insbesondere auf
einer dynamischeren Industrie. Aber auch im Dienstleistungssektor verlief die Entwicklung in
weiten Teilen günstiger als in Südhessen. Starke Wachstumsimpulse gingen u. a. von den Bereichen Logistik, Mikro- und Optoelektronik, Medizintechnik sowie regenerative Energietechnik aus,
allesamt Wirtschaftsbereiche mit guten Zukunftsaussichten.
Wachstumsvorsprung bis 2030 ausgebaut
Mittel- und Nordhessen mit mehr Dynamik
Reale Bruttowertschöpfung, Veränderung 2030 gg. 2008 in %
Reale Bruttowertschöpfung, 2008 = 100, 5-Jahresdurchschnitte
25,1%
125
24,3%
21,3%
20,8%
19,7%
Mittelhessen
Nordhessen
Hessen
Deutschland
Südhessen
120
120
115
115
110
110
105
105
100
100
Nordhessen
Mittelhessen
Quelle: Hessen Agentur
Wachstum zunächst
gebremst, dann wieder
auf Potenzialpfad
Hessen
Deutschland
Südhessen
125
2008
2015
2020
2025
2030
Quelle: Hessen Agentur
2008 begann in Deutschland aufgrund der sich rapide verschärfenden Weltwirtschaftskrise eine
tiefe Rezession. Auch wenn nun deutliche Erholungszeichen sichtbar sind, werden die Nachwirkungen noch länger zu spüren sein. Das durchschnittliche Wachstum wird im ersten prognostizierten Zeitraum bis 2015 spürbar gedämpft. Nach erfolgreicher Bewältigung der Krise sollte sich der
Wachstumsvorsprung von Mittel- und Nordhessen bis 2030 wieder zeigen. So dürften sich in dem
anschließenden Prognosezeitraum von 2015 bis 2020 die Wachstumsraten erholen. Mittel- und
Nordhessen können dann im Jahresdurchschnitt mit real 1,5 % wieder entlang des langfristigen
Potenzialpfads wachsen; Südhessens Wirtschaft kann eine Steigerungsrate von 1,3 % erreichen.
Auf den gesamten Prognosezeitraum von 2009 bis 2030 bezogen fallen die Wachstumsraten allerdings niedriger aus. Zu gravierend ist die Wirtschaftskrise zu Beginn gewesen. Umgerechnet in
jahresdurchschnittliche Veränderungsraten steigt die reale Bruttowertschöpfung zwischen 2008
und 2030 in Mittel- und Nordhessen jährlich um 1 %. Damit liegen die Regionen über dem gesamtdeutschen und dem hessischen Durchschnitt von 0,9 %. Auch der Abstand zu Südhessen
weitet sich aus, da die Wachstumsrate dort nur bei 0,8 % liegt. Insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung bis 2030 in Nordhessen um real 25 % über dem Ausgangsniveau von 2008 liegen. Mittelhessen steht dem mit einem Zuwachs von 24 % kaum nach. Die südhessische Region erreicht im
gleichen Zeitraum voraussichtlich einen Anstieg von real knapp 20 %.
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23
Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Sinkende Erwerbstätigenzahlen in allen Regionen
Beschäftigungshöchststand 2008
Mit dem Industrie getriebenen Aufschwung kam es bis ins Jahr 2008 hinein insgesamt zu einem
kräftigen Anstieg der Erwerbstätigenzahlen und einem spürbaren Rückgang der Arbeitslosenquoten. Aus heutiger Sicht dürften die damals erreichten Erwerbstätigenzahlen „Allzeit-Maximalwerte“ darstellen: Für Deutschland weist die Statistik 40,3 Mio. und für Hessen 3,1 Mio. Erwerbstätige aus. Die Modellrechnungen für die Regierungsbezirke ergeben Erwerbstätigenzahlen von
2,0 Mio. in Südhessen, 0,6 Mio. in Nordhessen und 0,5 Mio. in Mittelhessen.
Für die Anpassungsphase nach der Wirtschaftskrise ist mit einem Rückgang der Erwerbstätigkeit
zu rechnen. Im ersten Prognosezeitraum bis 2015 dürften somit die Beschäftigtenzahlen insgesamt
um 2 bis 4 % zurückgehen. Südhessen und Deutschland lägen dann in etwa wieder auf dem Niveau des Jahres 2000, das zum Ende der New Economy Euphorie kein schlechtes Jahr war. In
Mittelhessen wird der Rückgang etwas gemäßigter ausfallen, in Nordhessen etwas stärker.
Erwerbstätigenzahlen sinken langfristig, …
… aber demografische Bremse wirkt unterschiedlich
Erwerbstätige, Veränderung 2030 gg. 2008 in %
Erwerbstätige, 2008 = 100, 5-Jahresdurchschnitte
0
0
0
0
100
100
0
0
98
98
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
96
96
94
94
-6,4%
0
-7,8%
0
0
-7,8%
-8,9%
0
0
-9,1%
0
0
Mittelhessen
Südhessen
Quelle: Hessen Agentur
Hessen
Nordhessen Deutschland
92
0
Mittelhessen
Nordhessen
Hessen
Deutschland
Südhessen
90
90
2000
92
2008
2015
2020
2025
2030
Quelle: Hess. Stat. Landesamt, Hessen Agentur
Zwischen 2015 und 2020 ist für alle hessischen Regionen eine Stabilisierung der Erwerbstätigenzahlen zu erwarten, da die Wirtschaft wieder auf ihren langfristigen Wachstumspfad zurückkehrt.
Spätestens ab 2020 wird die Entwicklung der Erwerbstätigen von der Demografie dominiert. Dies
führt zu rückläufigen Erwerbstätigenzahlen. Der Abwärtstrend wird gegen Ende des Beobachtungszeitraums etwa ab dem Jahr 2025 sogar noch leicht an Tempo gewinnen.
Entscheidend für die Hochrechnungen der Hessen Agentur in punkto Erwerbstätigkeit sind die
künftigen Bevölkerungsentwicklungen in den Regionen. Dies zeigt sich überdeutlich in Kombination mit alters- und geschlechtsspezifischen Erwerbsquoten: Ab 2020 werden die Engpässe auf den
regionalen Arbeitsmärkten sehr klar hervortreten. Die Unternehmen und die Gebietskörperschaften
werden es zunehmend schwerer haben, selbst ihre rückläufige Nachfrage nach Arbeitskräften mit
dem noch stärker schrumpfenden Angebot an Arbeitskräften in Einklang zu bringen.
Demografischer Wandel
langfristig entscheidend
für Arbeitsmarkt
Der demografische Wandel dürfte insbesondere in Nordhessen zu einer Verknappung des Produktionsfaktors Arbeit führen. So hat der Regierungsbezirk Kassel schon zwischen 2000 und 2008
annähernd 12.000 Einwohner im Alter zwischen 18 und 45 Jahren durch Wegzüge verloren. Diese
Personen fehlen zukünftig auf dem Arbeitsmarkt. Die Wanderungsbilanz im Regierungsbezirk
Gießen war nahezu ausgeglichen (-2.250). Dagegen konnte Südhessen im gleichen Zeitraum über
100.000 Einwohner dieses Alters durch Wanderungen gewinnen. Bezogen auf den Bevölkerungsbestand der 18- bis unter 45-Jährigen im Jahr 2008 musste Nordhessen ein Minus von rund 3 %
verkraften. In Mittelhessen blieb der Rückgang innerhalb dieser Altersgruppe mit weniger als
einem Prozent moderat. Im Süden Hessens war dagegen ein Plus von rund 8 % zu verzeichnen.
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Die größten Unternehmen in Mittel- und Nordhessen
Zuwachs der Arbeitsproduktivität in Nordhessen besonders hoch
Produktivität steigt
langfristig
Im Jahr 2008 trug jeder Erwerbstätige in Hessen nominal rund 63 Tsd. € zur Wirtschaftsleistung
des Landes bei. Dieses Ergebnis liegt deutlich über dem Bundeswert von 55 Tsd. € und ist auf den
südhessischen Ballungsraum mit 68 Tsd. € pro Erwerbstätigen zurückzuführen. Dank dieses hohen
Niveaus wird die Arbeitsproduktivität in Südhessen und Hessen selbst bei niedrigeren Wachstumsraten einen größeren absoluten Zuwachs bis zum Jahr 2030 aufweisen als die meisten Regionen
Deutschlands.
Der Regierungsbezirk Kassel kann Schritt halten und erreicht die gleiche absolute Zunahme wie
im hessischen Durchschnitt von etwa 40 Tsd. €. Mittelhessen kann die regionale Produktivität
absolut um rund 37 Tsd. € steigern und befindet sich damit etwa auf dem gesamtdeutschen Durchschnitt.
Produktivität nimmt deutlich zu
Großer Produktivitätszuwachs in Nordhessen
Nominale Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen, in Tsd. €
Nominale Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen, 2008 = 100
108
103
92
63
55
180
92
Mittelhessen/Deutschland
Nordhessen
Hessen
Südhessen
160
160
55
140
140
120
120
100
100
Nordhessen
Mittelhessen
Quelle: Hessen Agentur
Deutschland
Hessen
180
68
2008
56
2030
95
Südhessen
2008
2015
2020
2025
2030
Quelle: Hessen Agentur
Auf die zu erwartende Verknappung der Arbeitskräfte können die Unternehmen mit weiteren Produktivitätssteigerungen reagieren. Bereits in der Vergangenheit konnten die nordhessischen Unternehmen höhere Produktivitätsfortschritte realisieren als in den übrigen Landesteilen. In Mittelhessen dürfte der Anstieg der Arbeitsproduktivität quasi identisch sein mit Deutschland, in Südhessen
wird das Wachstum im gesamten Zeitraum von 2008 bis 2030 hingegen verhaltener ausfallen, was
allerdings auf das hohe Ausgangsniveau zurückzuführen ist.
Fazit: Nachhaltiges Wachstum nur mit dem Faktor Mensch möglich
Forschung und Bildung
als langfristige
Wachstumsmotoren
Sollte sich die Entwicklung aus der Basisperiode bis 2030 fortsetzen, sind die wirtschaftlichen
Aussichten für Mittel- und Nordhessen langfristig als recht positiv zu bewerten. Damit sich die
aufgezeigten Wachstumskräfte tatsächlich entfalten können, muss dem demografisch bedingten
Auseinanderlaufen von Nachfrage und Angebot auf den regionalen Arbeitsmärkten rechtzeitig
gegengesteuert werden. Dabei gilt es nicht nur quantitative, sondern vor allem auch qualitative
Aspekte – Stichwort: Fachkräftemangel – zu berücksichtigen. Aus- und Weiterbildung von der
Grundschule bis ins hohe Alter sind erfolgversprechende und notwendige Maßnahmen, um die
Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen.
Gefordert sind Unternehmen und insbesondere auch die Großunternehmen, möglichst frühzeitig
Lösungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Zudem sollte die Politik alles dafür tun, diesen
Prozess zu fördern und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, gerade was die staatlichen Bildungsangebote betrifft. Schließlich muss sich jeder einzelne Mensch umstellen und gegenüber Bildung als Investition in die eigene Zukunft aufgeschlossen sein. Helaba Volkswirtschaft/Research · März 2010· © Helaba
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Adressen der Landesbank Hessen-Thüringen
Hauptsitze
Niederlassungen
Immobilienbüros
Frankfurt am Main
MAIN TOWER
Neue Mainzer Straße 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/91 32-01
Telefax 0 69/29 15 17
Paris
118, avenue des Champs Elysées
75008 Paris
Frankreich
Telefon +33 1/40 67-77 22
Telefax +33 1/40 67-91 53
München
Brienner Straße 29
80333 München
Telefon 0 89/5 99 88 49-11
Telefax 0 89/5 99 88 49-10
Erfurt
Bonifaciusstraße 16
99084 Erfurt
Telefon 03 61/2 17-71 00
Telefax 03 61/2 17-71 01
Niederlassungen
Kassel
Ständeplatz 17
34117 Kassel
Telefon 05 61/7 06-60
Telefax 05 61/7 06-8 65 72
Dublin
PO Box 3137
5 George’s Dock
IFSC
Dublin 1
Irland
Telefon +35 31/6 46 09 02
Telefax +35 31/6 46 09 99
London
3rd Floor
95 Queen Victoria Street
London EC4V 4HN
Großbritannien
Telefon +44 20/73 34-45 00
Telefax +44 20/74 89-03 76
Teilrechtsfähige Anstalt
Repräsentanzen
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(für Spanien und Portugal)
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Bajo Dcha.
28004 Madrid
Spanien
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Telefax +34 91/39 11-1 32
Moskau
Naberezhnaya Tarasa
Shevchenko 23a
Sektor B, 20th Floor
121151 Moskau
Russland
Telefon +7 495 730-08-01
Telefax +7 495 730-08-02
Shanghai
6450, Shanghai World
Financial Center
100 Century Avenue
Shanghai 200120
China
Telefon +86 21 68 77 77 00
Telefax +86 21 68 77 77 09
Immobilienbüros
New York
420, Fifth Avenue
New York, N.Y. 10018
USA
Telefon +12 12/7 03-52 00
Telefax +12 12/7 03-52 56
Berlin
Potsdamer Platz 9
10117 Berlin
Telefon 0 30/2 06 18 79-50
Telefax 0 30/2 06 18 79-69
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Wirtschafts- und
Infrastrukturbank Hessen
Strahlenbergerstraße 11
63067 Offenbach am Main
Telefon 0 69/91 32-01
Telefax 0 69/91 32-24 83
Auswahl der Beteiligungsund Tochtergesellschaften
Frankfurter Sparkasse
Neue Mainzer Straße 47-53
60311 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/26 41-0
Telefax 0 69/26 41-29 00
1822direkt Gesellschaft der
Frankfurter Sparkasse mbH
Borsigallee 19
60388 Frankfurt am Main
[email protected]
Telefon 0 69/9 41 70-0
Telefax 0 69/9 41 70-71 99
Frankfurter
Bankgesellschaft AG
JUNGHOF
Junghofstraße 26
60311 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/1 56 86-0
Telefax 0 69/1 56 86-1 40
Helaba Invest
Kapitalanlagegesellschaft mbH
JUNGHOF
Junghofstraße 24
60311 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/2 99 70-0
Telefax 0 69/2 99 70-6 30
26
Auswahl der Beteiligungsund Tochtergesellschaften
Auswahl der Beteiligungsund Tochtergesellschaften
Helaba Trust
Beratungs- und
Management-Gesellschaft mbH
JUNGHOF
Junghofstraße 24
60311 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/2 99 70-0
Telefax 0 69/2 99 70-1 94
Helaba Dublin
Landesbank Hessen-Thüringen
International
PO Box 3137
5 George’s Dock
IFSC
Dublin 1
Irland
Telefon +35 31/6 46 09 00
Telefax +35 31/6 46 09 99
HANNOVER LEASING
GmbH & Co. KG
Wolfratshauser Straße 49
82049 Pullach
Telefon 0 89/2 11 04-0
Telefax 0 89/2 11 04-2 10
GWH
Gemeinnützige
Wohnungsgesellschaft mbH
Hessen
Westerbachstraße 33
60489 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/9 75 51-0
Telefax 0 69/9 75 51-1 50
OFB Projektentwicklung
GmbH
Myliusstraße 33-37
60323 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/9 17 32-01
Telefax 0 69/9 17 32-7 07
Helaba
International Finance plc
PO Box 3137
5 George’s Dock
IFSC
Dublin 1
Irland
Telefon +35 31/6 46 09 01
Telefax +35 31/6 46 09 99
LB(Swiss) Privatbank AG
Börsenstraße 16
8022 Zürich
Schweiz
Telefon +41 44/2 65 44-44
Telefax +41 44/2 65 44-11
LB Immobilienbewertungsgesellschaft mbH
MAIN TOWER
Neue Mainzer Straße 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/299 599-0
Telefax 0 69/299 599-199
GGM
Gesellschaft für GebäudeManagement mbH
Neue Rothofstraße 12
60313 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/77 01 97-0
Telefax 0 69/77 01 97-77
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27
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Straße 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon 0 69/91 32-20 24
Telefax 0 69/91 32-22 44
Bonifaciusstraße 16
99084 Erfurt
Telefon 03 61/2 17-71 00
Telefax 03 61/2 17-71 01
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