nackte Wahrheit - KristinaReiss.com

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Mütter | Körper
Zusatz | Rubrik
Bei der
ersten
Schwangerschaft nahm
ich 35 kg zu,
ich fühlte
mich wie ein
gestrandeter
Wal.
Julia, 21
Nackte
Wahrheit
Während der
Schwangerschaft
hat es mir beim
Bauchnabelpiercing
und an den
Oberschenkeln die
Haut zerrissen.
Der Busen riss beim
Milcheinschuss.
Mit den Streifen
muss ich jetzt leben.
Alexandra, 28
Schwangerschaftsstreifen, Hängebusen, ein Bäuchlein –
Souvenirs des Kinderkriegens. Die nackte Wahrheit sieht
anders aus als die Models, die vom Gebärsaal direkt auf den
Laufsteg rennen. Und wir wollen sie nicht länger verstecken.
Text Kristina Reiss
26
Während der
Geburt riss die
äussere
Schamlippe und
hinterliess ein
bleibendes
«Loch». Beim
Bücken habe ich
nach 6 Jahren
noch immer das
Gefühl, ein Kind
sei im Bauch.
Katrin, 38
Fotos Jade Beall
wireltern 5/2014
wireltern 5/2014
27
Kinderzimmer
Mütter
| Körper
| Selbermachen
Bei einem Lachoder Hustenanfall muss ich
schon mal aufpassen,
dass nichts in die
Hose geht.
Laura, 27
Nach vier Kindern ist mein
Bauch schwabbelig und dick.
Doch ich stehe zu meinem
Körper. Durch Promiwelt und
Fitnesswahn habe ich mich nie
verrückt machen lassen. Ich bin
gepflegt und mache mich
hübsch auch mit meinen
Pfunden, und bin seeehr
glücklich, darf ich Mutter sein!
Seit der Geburt
meiner zwei Kinder
habe ich noch mehr
Gewicht verloren.
Nach der Stillzeit
sind die Brüste so gut
wie weg. Ich selber
fühle mich zurzeit
nicht sehr wohl, bin
aber froh dass mein
Mann mich so liebt,
wie ich bin.
Anja, 32
Rhea, 29
28
wireltern 5/2014
wireltern 5/2014
29
Mütter | Körper
Meine Brüste sind
klein, aber sie waren
wohlgeformt. Ich war
stolz auf sie und
werde den Tag nicht
vergessen, als ich sie
aus dem Kampferverband, den ich zum
Abstillen trug,
wickelte: Sie sahen
traurig aus, wie zwei
ausgesogene
Packungen CapriSonne. Ich weinte.
Sonja, 37
Ich bin total «zerrissen». Bis unter
die Knie in die Waden hinein
haben sich die Schwangerschaftsstreifen ausgebreitet. Seit
dem Abstillen sind meine Brüste
total flach. Eigentlich immer
noch gross, aber sie hängen …
total. So sehr, dass ich
Ausschlag kriege, weil die Haut
drunter keine Luft bekommt.
Selbst meine
hängenden Brüste,
bei denen die Warzen
in verschiedene
Richtungen zeigen,
wenn ich sie nicht
richtig und gleichmässig im BH
verpacke, finde ich
mittlerweile wieder
schön. Schliesslich
haben sie mein
Kind ernährt.
Sereina, 41
Sabina, 27
30
wireltern 5/2014
wireltern 2/2014
31
Kinderzimmer
Mütter
| Körper
| Selbermachen
Nach der Geburt sah
mein Bauch zwei
Monate lang exakt wie
eine zermatschte
Wassermelone aus.
Auch mein Bauchnabel
ist seitdem, statt
sexy nach innen zu
gehen, zu so einer
Art Klingelknopf
geworden.
Meine Schamlippen sind ein Fall für die Intimchirurgie:
verfötzelt, mehr schlecht als recht zusammengeflickt, Wahrzeichen einer Turbo-Geburt im Stehen.
Britta, 26
Lena, 31,
Ich war noch nie der Typ Pamela Anderson. Ausser
in Schwangerschaft und Stillzeit. 3 BH-Nummern
grösser. Ich musste mich wirklich daran gewöhnen,
dass mir Männer plötzlich ins Dekolleté statt ins
Gesicht geschaut haben. Gefallen hat mir mein
plötzlicher Reichtum aber nicht. Er passte nicht zum
Rest des Körpers und ich sah aus, als würde ich
gleich vornüber kippen. Die Pracht hat sich nach
dem Abstillen dann verflüchtigt. Als Erinnerung sind
mir ein paar Schwangerschaftsstreifen an der Brust
geblieben. Ich bejammere die manchmal. Mein
Mann allerdings hat sie bisher noch nicht entdeckt.
Die Tochter wird jetzt 15…»
Ich versuche seit
zwei Jahren,
den Speck auf
den Hüften
wieder loszuwerden. Das bin
ich meinem
Körper
und meinem
Mann schuldig.
Mia, 25
Nathalie, 47
32
wireltern 5/2014
wireltern 5/2014
Z
wei Wochen nach der
Geburt meiner Tochter fragte die kinderlose
Freundin: «Na, fühlt es sich gut an, den Körper wieder für sich zu haben?» Für sich?
Welchen Körper? Den leeren, unförmigen
Bauch? Die Atom-Brüste, die locker Vierlinge mit Milch versorgen könnten?
Nach neun langen Monaten ist das Baby
endlich da. 40 Wochen wuchs und gedieh es
im Bauch seiner Mutter, dehnte ihren Körper, beulte ihn aus, hinterliess Spuren:
33
Mütter | Körper
Schwangerschaftsstreifen, Hängebusen, ein
Bäuchlein – Souvenirs des Kinderkriegens,
die mitunter für immer bleiben. «Mein Sohn
ist jetzt zehn», sagt Mara, 41, «und ich fürchte
mittlerweile, die Zeichen der Schwangerschaft werde ich noch an mir sehen, wenn
mein Kind längst ausgezogen ist.»
Furcht vor Veränderung
Was eine Schwangerschaft dem weiblichen
Körper abverlangt und welche Spuren sie
hinterlassen kann, lehrt kein Kurs dieser
Welt. Noch immer ist es ein Tabu, wie
Frauen nach einer Geburt wirklich aussehen. Was wir hingegen kennen, sind die
Hochglanzkörper der Promis: Frühzeitige
Kaiserschnitte im achten Monat, damit der
Babybauch nicht zu dick wird, keine
Schwangerschaftsstreifen entstehen und bereits kurz nach der Geburt für Unterwäsche
gemodelt werden kann. Auftritte wie der
von Herzogin Kate letzten Sommer sorgen
da geradezu für Verwirrung. Nachdem sie
den britischen Thronfolger zur Welt ge-
bracht hatte, posierte sie vor der Klinik für
die Fotografen – mit einem immer noch
deutlich sichtbaren Bauch unter dem dünnen Kleid. Kein Wunder, war die Geburt
doch gerade erst wenige Tage her.
Das gewohnte Bild, das wir vermittelt bekommen, durch Fernsehen, Zeitschriften,
Internet, ist jedoch ein anderes: Michelle
Hunziker etwa, die letzten Oktober vier
Tage nach der Geburt ihrer Tochter schon
wieder im italienischen Fernsehen moderierte – im Minikleid und gertenschlank. Es
sind jene Bilder, die bei vielen Frauen unrealistische Erwartungen erzeugen. «Frauen
stehen heute unter Druck – während und
nach der Schwangerschaft», sagt denn auch
Franziska Summermatter, Inhaberin und
Gründerin der Hebammenpraxis Zürich.
Galt früher die Zeit der Schwangerschaft
als eine Art Schonfrist, in denen Frau für
einmal von sämtlichen Schönheitsidealen
befreit war, ist heute alles sehr viel öffentlicher und weniger schamhaft. Wallende, kaschierende Gewänder, mit denen die rund-
licher werdende Figur verhüllt wurde, sind
abgelöst von eng anliegenden, bauchbetonenden Kleidern. Eine kleine Kugel vor sich
her zu tragen gilt gerade noch als annehmbar – selbst eine Kugel zu werden aber bitte
nicht.
«Wie lange dauert es, bis ich wieder so
aussehe wie vor der Schwangerschaft?», ist
denn auch die zentrale Frage der Frauen, die
in Franziska Summermatters Rückbildungskurse kommen. Die Hebamme wird dann
nicht müde zu erklären, dass der Kurs nicht
zum Abnehmen da ist, sondern in erster Linie, um den Beckenboden wieder auf Vordermann zu bringen.
Doch die Furcht vor Veränderungen des
eigenen Körpers sitzt tief. Erst kürzlich veröffentlichten britische Wissenschaftlerinnen eine Studie, für die sie 739 Schwangere
befragt hatten. Jede Vierte gab dabei an,
grosse Angst vor einer Gewichtszunahme
und der Veränderung ihrer Körperformen
zu haben. Eine Tatsache, die allein nicht weiter verwundert. Denn keine Frau wird an-
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gesichts der Aussicht, in wenigen Monaten
etwa 15 Kilogramm zuzunehmen, in Jubel
ausbrechen. Schliesslich hat sich das Selbstverständnis von Schwangeren längst geändert. Spätestens seit viele Frauen wieder
schnell in den Beruf einsteigen und im
Schnitt in der Schweiz nur 1,53 Kinder bekommen, ist Kinderkriegen eine Episode,
aber längst nicht einziger Lebensinhalt.
Frauen wollen deshalb auch nicht immer
nur als Mütter oder Ex-Schwangere wahrgenommen werden.
Aus der Zeit gefallen
Vor allem aber sind wir es gewohnt, sämtliche Bereiche unseres Lebens kontrollieren
zu können: Welchen Beruf wir ergreifen,
wann Karriereschritte anstehen, dass wir
nicht schwanger werden wollen. Kommt der
Kinderwunsch auf, machen einige dann das
erste Mal die Erfahrung, dass sich nicht alles planen lässt. Spätestens in der Schwangerschaft und bei der Geburt aber ist es völlig aus mit der Kontrolle: Es kommt, wie es
kommt. Und so enden manche Frauen mit
Dehnungsstreifen und Hängebusen, während andere auch nach dem vierten Kind
aussehen, als seien sie nie schwanger gewesen.
Seit einiger Zeit beobachten nun Ärzte,
dass es vermehrt Frauen gibt, die in der
Schwangerschaft oder kurz danach Essstörungen entwickeln. Die Zahl der Betroffenen ist bislang nicht riesig; aber eine Spezialklinik in Bayern hat auf die Nachfragen
reagiert und bietet nun spezielle Therapieplätze an – für Schwangere bzw. Mütter mit
Säuglingen. Die Essstörung, so erklären Experten, gebe den Erkrankten das Gefühl,
wenigstens noch eine Sache kontrollieren
zu können.
So sind Schwangerschaft und ihre Begleiterscheinungen heute ein aus der Zeit
gefallenes Relikt, ein Anachronismus: Nicht
kontrollieren zu können, was mit unserem
Körper vor sich geht und welche Formen
er annimmt, passt so gar nicht zu unserem
Lebensstil.
Jade Beall, die selbst im Februar
2012 einen Sohn bekommen hat,
fotografiert mit grosser Ehrfurcht
«Super-(S)heros», lässt sie ihre
Geschichte erzählen und zeigt, wie
ihre Post-Baby-Bodys nach der Geburt
wirklich aussehen.
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wireltern 5/2014
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