TUD Poker Challenge

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TUD Poker Challenge
Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
TUD Poker Challenge
- Einführung in menschliche Strategien Hendrik Schaffer
Oliver Uwira
Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Agenda
•
•
•
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Einleitung
Allgemeine Grundlagen
Beispielhand
Die einzelnen Spielphasen
–
–
–
–
Preflop
Flop
Turn
River
• Ausgewählte Standardkonzepte
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Einleitung
• Das menschliche Spiel ist viel mehr von Erfahrung und Intuition
geprägt als das von Maschinen
• Beispiel Schach:
• Schachengines
• bewerten Blätter eines Mini-Max-Baumes
=> Alle Züge bis zu bestimmter Suchtiefe
• Schachmeister erwägen nur „plausible Züge“
• Beispiel Poker:
• Mensch kann nicht so schnell „Kopfrechnen“
=> Erfahrung und Übung wichtig
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Allgemeine Grundlagen
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Expected Value
The Fundamental Theorem of Poker
Odds und Outs
Spielertypen
Position
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Expected Value
• Nach welchem Prinzip sollen wir unsere Entscheidungen
beim Pokern treffen?
=> Expected Value (Erwartungswert)
• Beispiel:
Spieler A zahlt 1€ und würfelt. Würfelt er einer der Zahlen 1,2,3 oder 4,
so verliert er seinen Einsatz. Bei 5 oder 6 gewinnt er 5€.
Ist dieses Spiel gut für ihn?
EV = 4/6 * (-1) + 2/6 * 5 = 1 > 0 (Spieler A kann bei diesem Spiel erwarten,
im Schnitt 1€ zu gewinnen)
• Beim Pokern stellen wir genau die gleichen Überlegungen
an und wählen diejenige Strategie, die unseren
Erwartungswert maximiert!
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
The Fundamental Theorem of Poker
• Postuliert von David Sklansky in „The Theory of
Poker“
• Ausgehend von der Überlegung, dass bei offen
liegenden Karten eine mathematisch optimale
Strategie bestimmt werden kann:
– Spielt ein Spieler anders, als er es bei offen
liegenden Karten der Gegner tun würde, so steigt
der Erwartungswert der Gegner
– Spielen die Gegner anders, als sie es bei offen
liegenden Karten dieses Spielers tun würden, so
steigt der Erwartungswert des Spielers
⇒ Hand Reading aus diesem Grund sehr wichtig
⇒ Deception erschwert dem Gegner das Hand Reading
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Odds und Outs
• Draws oder Drawing Hands sind unvollständige
Hände, die „Hilfe“ brauchen, um die Hand noch
gewinnen zu können
• Zentrale Frage: Wann kann man seine Draws
profitabel spielen?
=> mathematische Grundlage zum Bewerten von Draws:
Konzept der Odds und Outs
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Odds und Outs – Definitionen
• Als Out bezeichnet man alle Karten, die die eigene Hand
verbessern
• Die Odds geben an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist,
dass man noch eines seiner Outs trifft
Odds = nicht hilfreiche Karten / hilfreiche Karten
• Pot Odds beschreiben das Verhältnis vom meinem
möglichen Gewinn zu meinem Einsatz
Pot Odds = möglicher Gewinn / zu zahlender Einsatz
• Vergleich von Odds mit Pot Odds führt zu einer
Entscheidung:
– Wenn Pot Odds >= Odds, dann ist ein Call profitabel
– Wenn Pot Odds < Odds, dann fold
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Odds und Outs – Beispiel
• Unsere Hand :
• Flop:
Jedes der vier Asse und jeder der vier 6en gibt
uns eine Straße. Wir haben hier also insgesamt
acht Karten, die unsere Hand verbessern (8 Outs)
Unsere Odds berechnen sich dann als:
(47-8) / 8 = 4,875 : 1
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Odds und Outs – Discounted Outs
• Beim zählen der Outs muss man allerdings beachten,
dass manche unserer Outs gleichzeitig auch dem
Gegner eine besser Hand geben könnten.
Diese Outs müssen wir abziehen („discounten“)!!
• Unsere Hand :
Gegner:
• Flop:
Wir haben zwar immer noch die acht Outs auf die Straße, jedoch geben das Pik
Ass und die Pik 6 unserem Gegner einen Flush, der unsere Straße schlägt
=> Effektiv können wir uns auf diesem Board deshalb nur 6 volle Outs geben!
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Odds und Outs – Implied Odds
• Bisher haben wir nur folgende Situationen beim Berechnen
der Pot Odds betrachtet:
• Angenommen wir halten Preflop ein kleines Pocket Paar:
– Odds von ca. 8:1 um ein Set zu treffen
=> Pot Odds von mind. 1:8 um profitabel callen zu können
• Da unsere Gegner aber nicht wissen können, dass wir ein Set
getroffen haben, werden wir von ihnen auf den späteren
Straßen oft noch mehrere Bets einsammeln, wodurch wir hier
auch mit schlechteren Pot Odds von ca. 1:6 callen können.
• Die direkten Pot Odds zusammen mit dem erwarteten Gewinn
auf späteren Straßen bezeichnet man als implied odds
=> ermöglichen Calls, für die wir die Pot Odds zunächst nicht
haben
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Odds und Outs
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Spielertypen
• Calling Stations (loose-passiv)
– loose Preflop, callen oft mehrere Bets mit schwachen Händen, gehen oft zum
Showdown und versäumen es aus ihren guten Hand das Maximale herauszuholen.
– Wir können mit mehr Händen value-betten, als bspw. gegen einen Rock oder TAG
• Rock (tight-passive)
– spielt extrem tight, steigt nur mit sehr guten Händen in den Pot ein, blufft selten
– Value rausholen, indem man versucht die Blinds und Pötte in denen beide Spieler
nichts getroffen haben zu stehlen
• TAG (tight-aggressive)
– unser „Angstgegner“, spielt Preflop nur ausgewählte Hände, aber wenn er im Pot
ist, spielt er oft aggressiv und tricky
• LAG (loose-aggressive)
– Im Gegensatz zum TAG spielt dieser Gegner Preflop zu viele Hände, was bedeutet,
dass wir auch hier mit einer größeren Zahl an Händen callen oder sogar value
betten können.
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Position
• Position ist wichtiger Aspekt einer Pokerhand
• Spieler in den frühen Positionen sind auf jeder Straße
zuerst dran und müssen sich entscheiden
• Spieler in den späteren Positionen haben dadurch
einen Informationsvorsprung, den sie nutzen können
• Daher sollten wir bei unseren Überlegungen
beachten, ob wir vor (out of position) oder nach
unserem Gegner (in position) dran sind und
dementsprechend unsere Spielweise anpassen
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Eine Beispielhand zum Einstieg (1)
• Wir sitzen an einem 6er Tisch im UTG und
bekommen 99 ausgeteilt.
• wir raisen
• alle Spieler folden, bis auf einen Gegner im BU, der
uns 3-bettet
• wir callen und der Flop kommt:
• Frage: Wie spielen wir diese Hand weiter?
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Eine Beispielhand zum Einstieg (2)
Informationen, die wir über den Gegner haben:
• Wir schätzen seine Range, mit der er uns hier raist
auf: {AA-TT, AK, AQs}
• Weiterhin schätzen wir ihn auf diesem Flop so ein,
dass er die Hand in Abhängigkeit von unserer Aktion
folgendermaßen weiterspielt:
– wenn wir den Flop checken, bettet er mit jeder Hand
– wenn wir den Flop betten, called er mit jeder Hand
– wenn wir den Flop check-raisen, called er mit allen Händen
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Eine Beispielhand zum Einstieg (3)
• Sein Verhalten am Turn in Abhängigkeit unserer
Aktion:
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Eine Beispielhand zum Einstieg (4)
Jetzt können wir eine optimale Spielweise bestimmen:
• Unter Berücksichtigung unserer Hand und des Flops
können wir zunächst die Wahrscheinlichkeiten
berechnen, mit denen er seine Starthände halten
kann:
– P(AA) = 3/42
– P(KK, QQ,JJ,TT) = 6/42
– P(AK) = 12/42
– P(AQs) = 3/42
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Eine Beispielhand zum Einstieg (5)
• Überlegen wir uns nun einige Strategien und
berechnen deren Erwartungswert:
Strategie 1 = Check-folding am Flop
Strategie 2 = Check-calling am Flop und check-raise am Turn
mit der Intention die Hand aufzugeben, wenn der Gegner
Widerstand leistet
Strategie 3 = Wir check-raisen den Flop und betten den Turn,
geben die Hand aber danach auf, falls der Gegner
Widerstand leistet
Strategie 4 = Wir betten den Flop und den Turn
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Eine Beispielhand zum Einstieg (6)
Schauen wir uns die einzelnen Erwartungswerte an:
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Eine Beispielhand zum Einstieg (7)
• Gegen diesen Gegner wäre es also ein sehr großer
Fehler, am Flop check-fold zu spielen.
=>Das Beispiel zeigt, dass man Entscheidungen im
Pokern eigentlich immer in Abhängigkeit seines
konkreten Gegners treffen muss und es schwer ist,
Spielweisen zu verallgemeinern.
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Preflop – Optimales Spiel (1)
• Fundamentales Prinzip: Pot Equity
– Prozentualer Wert, der die Gewinnchance unserer Hand relativ
zu den Händen unserer Gegner angibt (voraussgesetzt, dass alle
bis zum River gehen)
• Beispiel: AQo hat gegen zwei zufällige Hände eine Equity
von 46%.
Angenommen wir raisen den Flop und werden von der SB
und der BB gecalled. Dann befinden sich im Pot 6 SB, von
denen uns laut der Equity 46% = 2,76 SB gehören. Da wir
jedoch selbst nur 2 SB bezahlt haben, haben wir somit
einen „Gewinn“ von 0,76 SB durch unseren Raise
gemacht!
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Preflop – Optimales Spiel (2)
• Daher gilt, dass wir unseren Equity Vorteil Preflop
durch einen Raise maximal nutzen sollten!
• Generell haben wir einen Equity Vorteil, wenn unsere
Equity höher ist als die Durchschnittsequity
(= 1/Anzahl der Spieler * 100 %)
• Bei einem Spieler vor uns beträgt die
Durchschnittsequity also 50%, bei zweien nur noch
33% usw.
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Preflop – Optimales Spiel (3)
• Um dieses Wissen anwenden zu können, müssen wir
noch zwei Dinge berücksichtigen:
1. Was passiert im Schnitt hinter mir? (Wieviele Gegner sind
noch dran? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für eine
bessere Hand?)
2. Was ist vor mir passiert? (Wieviele Gegner sind schon in
den Pott eingestiegen? Was sind das für Gegner? Welche
Hände spielen sie normalerweise?)
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Preflop – Optimales Spiel (4)
• Die erste Frage können wir beantworten, indem wir
einfach die nach uns kommenden Spieler zählen und
überlegen, mit welchen Händen wir gegen diese
zufälligen Hände einen Equity Vorteil haben
• Daraus ergibt sich folgende Tabelle, in der alle Hände
aufgelistet sind, mit denen wir open-raisen (also
raisen, wenn vor uns noch kein Spieler in den Pot
eingestiegen ist) sollen.
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Preflop – Optimales Spiel (5)
• Sind vor uns jedoch schon Gegen in den Pot
eingestiegen, wenden wir das Equity Prinzip an:
1. Hat meine Hand einen Equity Vorteil gegen die Gegner
hinter mir?
⇒ Wenn unsere Hand im ORC, dann hat sie einen Equity Vorteil
2. Hat meine Hand einen Equity Vorteil gegen die Gegner
vor mir?
Komplexe Fragestellung:
⇒ Wir müssen zunächst die Range des Gegners abschätzen und
dann ausrechnen, ob wir gegen diese Range einen Equity Vorteil
haben
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Preflop – Optimales Spiel (6)
Dazu ein Beispiel:
Ein Gegner mit einem PFR von 10% raist in MP2. Wir sitzen in MP3. Mit welchen
Händen sollten wir callen, mit welchen raisen und mit welchen folden?
Wir schätzen, dass dieser Gegner in MP1 ca. 8% seiner Hände raist (die -2% wegen
der schlechten Position)
=> ergibt folgende Range: 88+,ATs+,KTs+,QJs+,AJo+
Jetzt analysieren wir, mit welchen Händen wir eine Equity > 50% haben:
- TT (53%)
- AKo (55%)
- AQs (50%)
⇒ Das heißt also, dass wir mit allen Händen TT+, AKo+, AQs+, 3-betten.
⇒ Wir folden alle anderen Hände (wir callen mit KEINER Hand)
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Preflop – Optimales Spiel (7)
• Stellen wir uns jetzt noch folgende Situation vor. Vor
uns raist ein Spieler, von dem wir bis jetzt noch keine
oder nur sehr wenige Informationen haben und wir
fragen uns, mit welchen Händen wir hier 3-betten
können.
• Wir nehmen an, der Gegner spielt auch nach
unserem optimalen Konzept.
• Jetzt können wir wieder überlegen, mit welchen
Händen wir gegen diese Ranges einen Equity Vorteil
haben
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der Flop
Prägender Moment einer Hold'em-Hand
• Durch 3 zusätzliche Karten sind stärkere Hände als
ein Paar möglich
=> Stärkeverhältnisse können sich grundlegend
geändert haben (z.B. AA vs. T9 auf Flop 876)
• Wir unterteilen unsere Hände in zwei Kategorien:
– Made Hands => Ein Paar oder besser
– Drawing Hands => Pot Odds sind bestimmend, da
Hilfe auf dem Turn benötigt wird.
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der Flop – Typische Situationen
• Overcards : zwei Karten höher als höchste Flop-Karte
– Drawing Hand, kann aber evtl. alleine gewinnen
– Zwei Einflussfaktoren auf Entscheidung ob Fold oder Call:
• Textur des Flops: Gefahr bei möglichen Draws
• Pot Odds: Es wird Hilfe auf dem Turn benötigt
• Top Pair: Eine Karte mit der höchsten Flop-Karte gepaart
– Made Hand
– Höhe der Beikarte (Kicker) wichtig, falls Gegner auch Top Pair
hält
– Gefahr durch Overcards auf dem Turn (selten Slow Play!)
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der Flop – Typische Situationen
• Overpair: Ein Pocket Pair höher als höchste Flop-Karte
– Ähnlich zu spielen wie Top Pair
– Obwohl stärker als Top Pair Top Kicker droht Gefahr durch
Overcards auf dem Turn (AA ausgenommen)
– Beschützen eines Overpairs (und Top Pairs) durch Betten zur
Verschlechterung der gegnerischen Pot Odds.
• Two Pair: Beide Karten mit Karten des Flops gepaart
– Zumeist sehr starke Hände
– Eignen sich selten für Slow Play, da:
• Gepaartes Board verbessert ein Overpair zu Two Pair
• Overcards können gegnerischen Kicker paaren.
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der Flop – Typische Situationen
• Straight Draw : eine Karte fehlt zur Straße
– Entscheidung über Weiterspielen nach Pot Odds:
• Open-Ended-Straight-Draw: 8 Outs => Starkes Draw
• Inside-Straight-Draw: 4 Outs => Im allgemeinen: Fold
– Gefahr bei möglichem Flush Draw oder gepaartem Board
• Flush Draw : eine Karte fehlt zum Flush
– Entscheidung über Weiterspielen nach Pot Odds:
• Nut-Flush-Draw (mit As der Flushfarbe) sehr stark
• Gefahr bei gepaartem Board
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Flop – Typische Situationen
• Monster: sehr starke Made Hands
– Trips (Drilling bei gepaartem Board)
• Sehr stark, aber Kicker-Problematik
– Set (Drilling mit einem Pocket Pair)
• Sehr stark, da für die Gegner schwer zu erkennen
– Full House (Drilling und Paar)
• Sehr stark, Gefahr durch höheres Full House
– Quads, Straight Flush
• Meistens Slow Play, um noch Bets gewinnen zu können
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Turn
Die Straße der Wahrheit:
• Erste Straße mit Big Bets.
• Dadurch ist gezeigter Stärke auf dem Turn mehr Gewicht
beizumessen als auf dem Flop
• Wird man mit Stärke konfrontiert, so sind die Pot Odds in
Betracht zu ziehen, da man wahrscheinlich hinten liegt
• Der Turn eröffnet manchmal Bluffmöglichkeiten in Form
von Scare Cards
• Später stellen wir Standardkonzepte vor, die vor allem
auf dem Turn häufig anzutreffen sind.
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der River
Grundsätzliche Überlegungen am River:
1.
Wie stark ist meine eigene Hand in Relation zum Board?
2.
Wie stark ist meine eigene Hand in Relation zum Gegner?
3.
Wie hoch ist die Chance, dass unser Gegner mit einer schlechteren Hand called?
4.
Wie hoch ist die Chance, dass unser Gegner mit einer besseren Hand called?
5.
Wie hoch ist die Chance, dass unser Gegner mit einer schlechteren Hand den River
bluffed ?
6.
Wie hoch ist die Chance, dass unser Gegner mit einer besseren Hand raised ?
7.
Wie hoch ist die Chance, dass unser Gegner mit einer schlechteren Hand raised ?
8.
Wie hoch ist die Chance, dass unser Gegner eine schlechtere Hand folded ?
9.
Wie hoch ist die Chance, dass unser Gegner eine bessere Hand folded ?
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der River – Heads Up
• Bet/Fold
– Wir spielen Bet/Fold am River um knappe Value Bets
gegen passive Gegner rauszuholen, da wir gegen diesen
Gegnertyp nach einem raise oft einen easy fold haben und
somit maximal auch nur einen Bet verlieren, wenn wir
hinten liegen
• Nachteile:
– wir sind stark exploitable, sobald unser Gegner bemerkt,
dass wir mit schwachen Händen bet/fold spielen
=> Gegner wird mit vielen Händen bluff raisen!
– Keine Möglichkeit einen Bluff zu induzieren
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der River – Heads Up
• Bet/Reraise
– Wir haben eine sehr starke Hand und wollen das Maximum
herausholen
• Bet/Call
– Bet/Call spielen wir oft OOP, wenn ein Draw am River
angekommen ist, wir selbst jedoch eine starke Hand (Set, two
Pair) halten und dem Gegner keinen Free Showdown geben
wollen.
• Check/Call
– Prinzipiell gegen jeden Gegnertyp einsetzbar
– Vorteil hierbei: wir können keinen Bluff-Raise bekommen und
erhalten durch einen Bluff des Gegners oft auch noch eine Bet,
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der River – Heads Up
• Check/Fold
– der Pott ist klein, wir haben keinen Showdown Value und
können sicher sein, dass der Gegner eine bessere Hand
hält
• Check/Raise
– spielen wir in der Regel nur gegen TAGs und LAGs
– schwer die richtigen Spots für einen Check-raise zu finden:
• einerseits müssen wir relativ sicher sein, dass der Gegner auch den
River oft genug bettet und
• andererseits verlieren wir vielleicht eine Bet, wenn der Gegner uns
direkt geraist hätte, so dass wir hätten 3-betten können
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der River – Heads Up
• abschließend noch ein Beispiel:
• versuchen wir die eingangs gestellten Fragen zu
beantworten, um eine Entscheidung treffen zu
können.
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der River – Heads Up
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
8)
9)
Wir haben eine marginale Hand
In Relation zum Gegner (Calling Station) bewegt sich die Hand im
marginalen Bereich mit leichter Tendenz zu einer starken Hand
Die Chance, dass unser Gegner mit einer schlechteren Hand called ist
wahrscheinlich
Bessere T sowie eine Q callen hier bestimmt
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass unser Gegner bluffed
Calling Station ist sehr passiv. Er wird nur mit Two-Pair oder besser den
River raisen
Er ist passiv, daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass er eine schlechtere
Hand als unsere betten wird => oft spielt er Check-behind am River
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er eine schlechtere made Hand folded
Siehe 8)
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der River – Heads Up
Daraus ergibt sich:
1) Unser Gegner wird den Flush raisen.
2) Unser Gegner wird mit jeder 2,7,T,Q,6 und Pockets
nur callen.
3) Unser Gegner wird nicht bluffen, sollten wir
Check/Call spielen.
4) Mit jeder schlechteren Hand spielt er Check-behind.
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Der River – Heads Up
Nun betrachten wir die einzelnen Bet-Sequenzen, die hier sinnvoll sind:
Check/Call :
PRO
- man kann uns nicht bluffen
- wir inducen Bluffs
- ein paar bessere Hände geben uns einen Freeshowdown
CONTRA
- wir bekommen kein Value von schlechteren Händen
- er wird nur bessere Hände betten
Bet/Fold:
PRO
- wir bekommen Value von allen schlechteren Händen
- wir haben gegen einen Raise einen easy Fold
CONTRA:
- wir verhindern, das ein paar bessere Hände uns einen Freeshowdown geben könnten
=> Daher ist Bet/Fold River hier die bessere Spielweise
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Deception
Aktionen eines Spielers stehen der eigentlichen Stärken
seiner Hand diametral gegenüber:
–
Bet und Raise mit schwacher Hand (=> Bluffing)
–
Check und Call mit starker Hand (=> Slow Play)
• Das Ziel ist, dem Gegner falsche Informationen über die eigene
Hand zu kommen zu lassen (vorteilhaft nach dem FTOP)
• Ein gewisses Maß an Deception im eigenen Spiel ist notwendig, um
nicht zu einfach lesbar für die Gegner zu werden
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Deception – Bluff
• Bei einem erfolgreichen Bluff foldet der Gegner eine stärkere Hand
• Dies ist nach dem FTOP ein sehr profitables Ergebnis:
• Hätte der Gegner unsere Karten gesehen, hätte er anstatt zu folden
geraist!
• Beispiel für einen spieltheoretisch optimalen Bluff
• Der Gegner kann heads-up auf dem River nur einen Bluff schlagen
• Im Pot sind $100 und wir betten $20 => Odds 6-1
• Wenn wir Value Bet und Bluff in einem Verhältnis von 6-1 mischen, ist
der Gegner indifferent zwischen Call und Fold, beides mit EV = 0
• EV(Call) = $120 * 1 - $20 * 6 = 0, EV(Fold) = 0
• Die Blufffrequenz sollte randomisiert werden!
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Deception – Slow Play
• Gelegenheiten für ein korrektes Slow Play sind viel seltener als
Gelegenheiten für einen korrekten Bluff
• Mit einer starken Hand riskiert man durch ein Slow Play, durch eine Karte
geschlagen zu werden, die der Gegner nur deshalb sieht, weil wir ihm
günstige Pot Odds gegeben haben.
• Check anstatt Bet => Risiko: für den Gegner günstige Free Card
• Call anstatt Raise => Aufgabe von Value
• Zwei ausgewählte Situationen:
• Big-Blind-Special
• Starke Hand auf dem Flop in ungeraistem Pot (im BB)
• Check-Raise hat gute Chance auf Erfolg
• Monster (Full House oder Quads)
• Slow Play, um zusätzliche Bets zu gewinnen
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Standardkonzepte – Semi Bluff
• Semi-Bluff = Bluff, aber mit Outs, falls der Bluff gecallt wird
• Eine Semi-Bluff hat positiven EV aufgrund der verschiedenen
Gewinnmöglichkeiten:
• Alle Gegner folden
• Der Bluffer trifft sein Draw und gewinnt
• Der Bluffer hält sogar schon die beste Hand (z.B. Ace High)
• Der Bluffer blufft auf eine Scare Card ein weiteres Mal
• Die Verteidigung gegen einen Semi-Bluff ist schwierig:
• Normalerweise Frage ob Fold oder Raise, schwierige
Entscheidung bei marginalen Händen
• Call nur in Ausnahmesituationen (Großer Pot, Delayed SemiBluff, gegen aggressiven Gegner auf einem Draw)
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Standardkonzepte – Semi-Bluff (Bsp.)
• Wir halten
auf einem Flop
• Der Flop wird von allen Spielern gecheckt
• Auf dem Turn fällt die
• Die Turnkarte hat uns ein Nut-Flush-Draw (9 Outs) mit einem InsideStraight-Draw (4 Outs) gegeben
• Falls nun jemand bettet, sollten wir raisen. Dieser Semi-Bluff hat positiven
EV, aufgrund der summierten Wahrscheinlichkeiten der einzelnen
Gewinnwege:
• Die Gegner folden
• Wir treffen unser Draw
• Wir gewinnen mit unserem As
• Wir bluffen erfolgreich auf dem River, wenn eine Scare Card fällt
(bspw. ein König oder eine Dame => Overcards)
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Standardkonzepte – Freecard Raise
• Raise auf dem Flop in Position mit einem starken Draw
•
Idee:
• Aufgrund der gezeigten Stärke checken die Gegner den Turn
• Haben wir unser Draw nicht getroffen, checken wir auch und
sehen die Riverkarte „umsonst“
• Alternative: Bluffen auf dem Turn
• Funktioniert das Free Card Raise, haben wir eine Small Bet gespart:
• Call Flop, Call Turn = 1 SB + 1 BB = 1,5 BB
• Raise Flop, Check Turn = 2 SB + 0 BB = 1 BB
• Nachteil: Checken wir den Turn, so „weiß” der Gegner, dass wir ein
Draw haben => Wir können auf dem River nicht mehr bluffen
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Standardkonzepte – Freecard Raise
Beispiel:
• Wir sind am BU mit
und alle folden zu uns.
Wir entscheiden uns nur zu callen. Der SB completet
und der BB checkt.
Der Flop kommt:
Der SB checkt und der BB bettet, wir ???
• Hier sollten wir raisen und uns am Turn eine Freecard
nehmen
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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Seminar: TUD Poker Challenge – Menschliche Strategien
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
Und hoffentlich sehen eure Graphen
demnächst auch so aus ☺
Hendrik Schaffer und Oliver Uwira
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