Pernausches Wochenblatt.

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Pernausches Wochenblatt.
Pernausches Wochenblatt.
Das Pernausche Wochenblatt
erscheint an jedem Sonnabend.
Der Pränumerationspreis be­
trägt fürs ganze Jabr 3 Rbl.,
für Pernau mit der Zustellung
ins Haus 3 Rbl. 30 Kop., mit
M t7
Versendung durch die Post 4
Rbl. 50 Kp. S.-M. Bestellun
gen auf dasselbe werden ange
nommen in allen resy. Postäm
tern des Reichs und in Pernau
bei dem Buchdrucker W. Borm.
Sonnabend, den 28. April
IUKS
ner) abgeschafft werden. Mit diesen wurde bis­
her ein großer Luxus getrieben, indem man
P e r n a u , 27. April. Nachdem die Eisdecke einem etwas höher gestellten Offizier zwei oder
unserer Bucht bei einem schwachen NO.-Winde drei solcher Diener zutheilte. Statt ihrer sollen
circa 1 Meile seewärts getrieben worden, gelang in Zukunft die Offiziere eine entsprechende Geld­
es am 24. d. M. der Hannöverschen Galliot „An­ entschädigung erhalten. Ferner soll künftig die
na", Capt. M. I. Poelmann, von Flensburg mit Beurlaubung im Heere in einem bedeutend erwei­
Ballast, an I. Jacke
Co. adressirt, unsern terten Maßstabe geschehen, die Weise der Rekru­
Hafen zu erreichen, und eröffnete demnach die dies­ tenaushebung größere Veränderungen erfahren,
besonders aber die Verproviantirung der Trup­
jährige Navigation.
pen
und ihre Ernährung, wenn sie auf den Dör­
R i g a , 21. April. ( H a n d e l s b e r i c h t . )
Flachspreise: Krön 40 Rubel, Wrack 37 Ru­ fern in Quartier liegen, bedeutend gebessert wer­
bel, Dreiband 32 Rubel. Ohngeachtet die Preise den. Ist der wohlwollende und zugleich prakti­
also abermals um 1 Rubel ermäßigt worden, sche Sinn des jetzigen Kriegsministers nicht genug
bleibt der Umsatz der Wechsel - Course wegen anzuerkennen, so können wir doch nicht umhin
noch immer schleppend. Hanfpreise: Rein, zu hoffen, er werde seine ganze Theilnahme auch
31»/? Rubel, Ausschuß 30 Rubel, Paß 29»/? der moralischen Hebung des Soldatettstandes zu­
Rubel pr. Berkowiz. Getraidepreise: Rog­ wenden, und besonders dazu mitwirken, daß die
gen, Russ. "6/i?pfd. z
Rubel pr. 15 Tschtw. Dienstzeit des gemeinen Soldaten verkürzt und
Gerste, Kur. ^/io2pfd. 92. Rbl. pr. 16 Tschtw. der Soldatenstand nicht ferner als eine Art von
Hafer, Russ. ^/?spfd. 83 Rbl. nominell pr. 20 Strafanstalt betrachtet werde, der man vorzugs­
Tschetw. S ä e s a a t : 9^2 Rbl. und Schlagsaat weise schlechte Individuen als Rekruten übergiebt.
Ein gemeiner Soldat, der nach beendigter fünf­
6 2/2 Rbl. S. contant pr. Tonne. (Rig. Z.)
R e v a l . Nach aus St. Petersburg eingetrof­ zehnjähriger Dienstzeit entlassen wird, befindet sich
fener Nachricht ist daselbst vor Kurzem unser ehe­ in einer mißlichen Lage. Er ist zu alt und stumpf,
maliger Civil-Gouverneur, Herr Geheimrath I. um noch etwas zu lernen, und zu sehr dem bür­
von Grünewaldt, nach langjährigen Leiden gerlichen Leben entfremdet, um sich noch als ein
nützliches Glied demselben einzureihen. Ohne Exi­
mit Tode abgegangen. (Rev. Z.)
S t . P e t e r s b u r g . Es werden, wie die „ S t . stenzmittel muß er nothwendig dem Gemeinwesen
Petersburger Zeitung" schreibt, verschiedene Re­ zur Last fallen.
— Die Newa ist am 16. April in ihrem gan­
formen im Militairwesen beabsichtigt. So sollen
zen
Laufe vom Eise frei geworden. Im Ladoga­
z. B. die sogenannten Denschtschiki (Offiziersdie­
Inländische Nachrichten.
126
see ist von Schlüsselburg aus, so weit das Auge
reicht, kein Eis zu sehen. Der Fluß Wolchow
und der ihm benachbarte Theil des Ladogakanals
wurde am 16. April vom Eise frei. Am 4. April
ging die Ssura und am 29. März die Gshat bei
einer Höhe von 2^ Arschin und die Wasusa bei
einer Höhe von 8^ Arschin über den gewöhnli­
chen Wasserstand auf. (Rev. Z.)
S t . P e t e r s b u r g . Der „Russ. Bote" ent­
hält die Nachricht, daß im Juli dieses Jahres die
erste allgemeine Versammlung Russischer Aerzte
und Naturforscher in Moskau stattfinden wird.
(Rig. Z.)
M o s k a u . Die Zahlungseinstellung von A. Marc
Co. in Moskau, welche früher widerrufen, wird
nun bestätigt. Das Haus zählte bis vor Kurzem
zu den größten Firmen der Gegenwart und übte
in Moskau einen geradezu dominirenden Einfluß.
Die Passiven belaufen sich auf Millionen. — Der
Stand der Masse dieses Hauses liegt überaus un­
günstig, indem sie kaum 5^ für die Gläubiger in
Aufsicht stellt. In Petersburg ist lediglich die
Firma I. E. Günzburg mit 25,000 Rbl. bethei­
ligt, sonst fast nur der Platz Moskau selber und
das Ausland. Das Fallissement ist dadurch her­
beigeführt worden, daß der Chef des Hauses an
einen Schwager 700,000 Rbl. verloren hat. Da
die Passiva indeß nach dem vorliegenden Status
überhaupt nur ca. 700,000 Rbl. (?) betragen, so
würde sich daraus ergeben, daß das Haus eigent­
lich schon vor. dem eben angeführten Verluste sein
Vermögen eingebüßt hatte, und zwar ist dies, über­
einstimmenden Nachrichten zufolge, durch enorme
Speculationen in Russischen Eisenbahnen gesche­
hen. — In der Fallitmasse Clementz, Tunder ä:
Co. in Petersburg werden die Activa auf 1,478,800
S.-Rbl., die Passiva auf 1,187,800 S.-Rbl. an­
gegeben, so daß sich ein Ueberschuß von 291,000
S.-Rbl. herausstellen würde. Die unter der Fir­
ma Carl Clementz, Löh Co. in Quellenstein be­
triebene Tuchfabrik ist dabei mit 1,036,200 S.Rbl. eingeschätzt, und zwar nach wiederholten An­
gaben um etwa die Hälfte über den Liquidations­
werth, so daß die Unterbilanz sich auf ppt. 250,000
S.-Rbl. belaufen dürfte. Deutsche Handelsplätze
interessiren sich bei der Masse: Hamburg mit etwa
280,000 S.-Rbl., Berlin mit etwa 22,000 S.-R.,
Dresden mit etwa 9000 S.-Rbl., Elberfeld mit
etwa 10,000 S.-Rbl. und Libau (Lübeck!) mit
etwa 1000 S.-Rbl. (Rig. Hand.-Z.)
— Die Anlegung neuer Telegraphen-Linien ist
für folgende Distancen von der Staatsregierung
bestätigt worden: von Malmysche bis Wiatka, 281
Werst; von Wosnessensk bis Petrosawodsk, 129
Werst; von Kusnetzowa bis Archangel, 528 Werst;
von Nowaja-Ladoga bis Kusnetzowa, 384 Werst;
von Saratow bis Zarizyn, 366 Werst; von Za­
rizyn bis Nowa-Tscherkask, 412 Werst; von War­
schau bis Luck, 395 Werst; von Omsk über Tomsk,
Krasnojarsk bis Jrkutsk 2476 Werst und Tjumen bis Omsk 632 Werst. Die Kosten dieser Li­
nien belaufen sich auf 459,883 Rbl. 52 Kop.
W a r s c h a u , 29. April. Heute am Geburts­
tage des Kaisers, veröffentlicht der officielle „Dziennik powszechny" die Befreiung der arbeitenden
Classe von der Classensteuer sür 1862; außer­
dem publicirt das Blatt 89 Straferlasse, unter an­
deren für Bialobrzeski, Stecki, Otto Schlenker,
Bayer und Hispanski, und 14 Strafermäßigun­
gen, worunter Maciejewski und Kramstuck. Al­
len zu nicht mehr als 10 Tagen Arrest Verur­
teilten ist die Strafe erlassen. (Rig. Z.)
— Aus der Zahl der wegen in der St. JoHannis-Kirche am 11. April verübter Excesse Ver­
hafteten ist auf Befehl des Statthalters einer als
Hauptschuldiger dem Kriegsgericht übergeben wor­
den, 12 Personen sind als Gemeine zum Kriegs­
dienst designirt, die übrigen, weniger Schuldigen
auf einige Wochen in den Kasematten inhaftirt.
Ausländische Nachrichten.
Deutschland.
B e r l i n , 23. April. Der berühmte Augen­
arzt Dr. v. Gräfe ist vorgestern von seiner Reise
nach Italien über Paris hierher zurückgekehrt.
Er wurde auf dem Bahnhof von vielen Freunden
und Verehrern empfangen.
B e r l i n , 29. April. Das Ministerium von
der Heydt hat durch die Urwahlen am 28. April
eine eclatante Niederlage erlitten. Der Sieg der
Fortschrittspartei ist, wie in der Hauptstadt des
Landes, so in den Provinzen gleich entschieden.
Es kann daher bereits als gewiß angenommen
werden, daß das nächste Abgeordnetenhaus einen
127
noch bestimmter ausgesprochenen liberalen Cha­
rakter an sich tragen wird, als das aufgelöste.
Die Fortschrittspartei hat seit den letzten Wahlen
jedenfalls an Terrain noch gewonnen.
'— Die „Thüringer Zeitung" schreibt aus Er­
furt: „So weit sich das Ergebniß der Urwahlen
beurtheilen läßt, hat die liberale Partei einen
glänzenden Sieg erfochten. Nicht der fünfzehnte
Theil der städtischen Wahlmänner gehört der conservativen Partei an. Wir sahen städtische und
Königliche Beamte ruhig an den Wahltisch treten
und ihre Stimme für die liberale Partei abge­
ben — nein, nicht für die Partei, sondern um zu
constatiren, daß nach ihrer Ueberzeugung das auf­
gelöste Abgeordnetenhaus nicht hervorgegangen
ist aus freventlichen Wahl-Agitationen einer um­
sturzsüchtigen Partei, daß die unbefangene Erwä­
gung der Lage des Staates die Wahlmänner und
Abgeordneten des alten Hauses auf den politischen
Schauplatz gestellt hat."
— Der Kronprinz ist laut telegraphischer De­
pesche am 29. April in Windsor eingetroffen.
Ein in Stettin eingetroffener Privatbrief aus
Newyork vom 4. d. M. meldet die Ankunft der ent­
sprungenen ehemaligen Offiziere Sobbe und Putzki
daselbst. Der Schreiber dieses Briefes knüpft an
diese Nachricht folgende Mittheilung: „Sobbe und
Putzki sind hier bereits aus der Deutschen Gesell­
schaft verwiesen worden und ist ihnen nicht allein
jeder Zutritt in Deutsche Vereine verweigert wor­
den, sondern es haben auch Deutsche Gastwirthe und
Hotelbesitzer, sowie mehrere Amerikaner von Anse­
hen eine öffentliche Erklärung abgegeben, daß sie
ihnen den Zutritt' zu ihren Localen nicht gestatten
würden. Die hiesige Presse ist voll von bittern
Bemerkungen und wird namentlich gegen eine even­
tuelle Aufnahme derselben in das Amerikanische
Heer Verwahrung eingelegt." (N.-Z.)
Kassel, 29. April. Das Gesetzblatt veröffent­
licht einen landesherrlichen Erlaß vom 26. d.,
welcher die Ständewahlen auf Grund des 1860ger
Wahlgesetzes anordnet. Wer activ oder passiv an
der Wahl Theil nehmen will, muß zuvor zu Pro­
tokoll die Erklärung abgeben, daß er die 1860er
Verfassung anerkenne. Zuwiderhandeln der Wahl­
commissarien gegen diese Bestimmung wird mit
einer Geldstrafe von 30 bis 50 Thalern bedroht.
K a r l s r u h e , 26. April. I n der gestrigen
Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde das Ge­
setz über die bürgerliche Gleichstellung der Israe­
liten einstimmig angenommen.
K a r l s r u h e , 29. April. Die zweite Kammer
hat sich in ihrer heutigen Sitzung durch einstim­
migen Beschluß für das Kurhessische Wahlgesetz
von 1849 erklärt.
K ö l n , , 15. April. Die Op^fer der i m vorigen
Herbst und Winter am Niederrhein epidemisch auf­
getretenen Wuthkrankheit der Hunde mehren sich
fortwährend. Kaum waren vor einigen Tagen
in den unten belegenen Dörfern Horrem und
Frechen zwei Männer an der Wasserscheu gestor­
ben, als diese entsetzliche Krankheit auch bei einem
Einwohner von Kalk (bei Deutz) ausbrach, und
tödtlich endete. Dieser letztere Fall ist insofern
bemerkenswerth, als er zeigt, wie sehr Gemüthsstimmung und Affecte auf den Ausbruch des Uebels
einwirken. Der zu Kalk Verstorbene war am 4.
October v. I. gebissen worden, und hegte nicht
die geringste Besorgniß mehr. Da erfuhr er am
11. d. den zu Horrem erfolgten Todesfall, der zu­
fällig einen seiner Verwandten betroffen, wurde
von der Nachricht erschüttert, und lag wenig Stun­
den nachher schon in den Wuthkrämpfen. Hier
zeigte sich augenscheinlich, daß der Ausbruch der
Wasserscheu an keine Frist gebunden ist. Zu Hor­
rem trat die Erkrankung schon ein paar Wochen
nach empfangener Bißwunde ein, zu Kalk erst
nach sechs Monaten.
H o m b u r g , 21. April. Der Landgraf von Hefsen-Homburg hat dem Schützenverein in seiner Re­
sidenz den Besuch des Deutschen Schützenfestes in
Frankfurt a. M. verboten. (N. Pr. Z.)
O e st e r r e i ch.
W i e n , 30. April. Das Slavische Journal mel­
det: Hussein-Pascha habe die Insurgenten ange­
griffen und sei geschlagen. Er verlor 2000 Mann,
1000 Pferde, 4 Kanonen und viel Munition und
Lebensmittel.
— I n S a l z b u r g beschloß der Gemeinderath
einstimmig, den dortigen Protestanten, auf ihr
Ansuchen den dortigen Rathhaussaal zur Abhal­
tung ihrer gottesdienstlichen Functionen zu be­
willigen.
128
K r a k a u , 21. April. Gestern Nachmittags wurde
eine Militair-Patrouille in der Nikolausgasse un­
ter Steinwürfen insultirt. Ein durch einen Stein­
wurf getroffener Soldat schoß sein Gewehr los; die
übrigen schössen ohne Commando in die Höhe. Nie­
mand wurde verletzt. Die Veranlassung dieses Vor­
falls soll die Verhaftung eines Mannes wegen
Absingens verbotener Lieder gewesen sein.
T r i e f t , 1. M a i . Nach Berichten aus Athen
vom 26. v. Mts. ist die Sardinische Station im
Piräus durch zwei Avisodampfer verstärkt worden.
Die Blockade des Golfs von Argos ist aufgeho­
ben, die amnestirten Soldaten sind in das Heer
eingereiht worden und das Belagerungscorps von
Nauplia ist in seine Garnisonen zurückgekehrt.
I t a l i e n .
T u r i n . Der Genueser „Corr. Merc." ver­
nimmt, der König habe, als er die in Genua an­
wesenden Senatoren und Deputirten empfing, sich
geäußert, daß für das laufende Jahr kein Krieg
in Aussicht stehe, außer im Falle eines Angriffes
von Seiten Oesterreichs. Trotz seines lebhaftesten
Wunsches, die Lösung der schwebenden Fragen zu
beschleunigen, müsse man sich noch einige Verzö­
gerung gefallen lassen, die Zeit jedoch thätig und
einträchtig benutzen. Er sei -indessen auf dem
Punkte, in der Römischen Frage einen Schritt zu
thun. Schließlich habe der König seine volle Zu­
versicht ausgedrückt, daß die Dinge sowohl im
Innern, als nach Außen einen günstigen Verlauf
nehmen werden.
T u r i n . Garibaldi hat i n Brescia wieder ei­
nen Gichtanfall gehabt, der aber am 19. April
wieder gehoben war, so daß er seine Rundreise
fortsetzen konnte. Die Regierung hat beschlossen,
der Reihe nach alle Truppen an der Jagd auf
die Bourbonischen Banden Theil nehmen zu las­
sen, um ihnen auf diese Weise Gelegenheit zu ge­
ben, sich in der Führung des kleinen Krieges zu
üben und abzuhärten. Auch soll die Norditalieni­
sche Jugend, die sich auf den großen National­
kampf, der das Werk der Unabhängigkeit krönen
soll, vorbereiten will, sich im Süden in Märschen
und Mannöverw üben. Die Genueser Carabinieri haben sich unter Führung von Menotti Ga­
ribaldi dem Kriegsminister zu einem Zuge nach
dem Süden zur Verfügung gestellt, und auch an­
dere Freiwilligen-Bataillone haben Aehnliches vor.
Das Genueser Bataillon, das früher von Nino
Bixio geführt wurde, besteht aus lauter gebilde­
ten jungen Leuten von wohlhabender Familie;
auch Garibaldi's Schwiegersohn, Canzio, Teresita's Gatte, gehört zu diesem Bataillon. Garibal­
di, der Vater, hat durch eine Zuschrift diesen Früh­
jahrszug veranlaßt.
— Der Prinz von Capua ist in der Nacht vom
21. auf den 22. April in Turin gestorben. Der­
selbe erreichte ein Alter von 50 Jahren 6 Mo­
naten. Prinz Karl Ferdinand wurde am 10. October 1811 geboren und vermählte sich am 5.
April 1836 mit Penelope, Tochter von Grice Smith
von Ballynatray. Er war Oheim Franz' II. und
Bruder der verwittweten Königin Christiana ron
Spanien.
N e a p e l , 28. April. König Victor Emanuel
ist soeben, von Italienischen und Französischen
Schiffen begleitet, hier eingetroffen und enthusia­
stisch empfangen worden; die Stadt war illuminirt.
M a i l a n d , 29. April. Neapolitanische Sol­
daten in der Caserne Ambrosio, mit ihren Waf­
fen, Dolchen und Pistolen versehen, waren ver­
schworen, das heimathliche Räubersystem auch in
der Lombardei einführen zu wollen. Ungefähr
40 derselben sind verhaftet. Ein ähnlicher Ver­
such hat zu Monza stattgefunden. Eine MilitairCommifsion leitet die Untersuchung. Auch mehrere
Priester sind verhaftet worden. (Rig. Z.)
R o m . Die Geistlichkeit der Stadt Lecce hat
eine mit 700 Unterschriften bedeckte Adresse nach
Rom geschickt, welche den Papst bittet, der welt­
lichen Herrschaft zu entsagen und Italien und des­
sen König zu segnen. Dagegen hat der Erzbischof
von Otranto die Priester, welche an Garibaldi's
Namenstag eine kirchliche Feier angeordnet hat­
ten, suspendirt/ Die Bischöfe der Provinz Umbrien haben eine Beschwerdeschrift beim GesammtMinisterium in Turin eingereicht, worin sie sich
über die Neuerungen ausgelassen, welche ihnen
die neue Ordnung gebracht hat. Sie beklagen
sich über die Wegnahme der Klostergüter, über
die Noth, in der die Verwaltung der Kirchenkasse
eine Menge Mönche und Nonnen lasse, über die
Abschaffung der Zehnten, über die Einführung
der Civilehe, welche der Marchefe Pepoli während
seiner Dictatur mit dem Code Civil in Umbrien
einführte, während die Einführung derselben in
den übrigen Landestheilen des Reiches erst noch
bevorsteht. In der Denkschrift ist eine Note an­
geführt, worin die Bischöfe dem Ministerium er^klären, sie seien nicht gemeint, die politische Frage
zu erörtern, wollten aber nicht verabsäumen, hier
zu erklären, daß sie nach wie vor den Papst in
Rom als ihren rechtmäßigen Souverain betrach­
teten.
— Nachdem gestern, am grünen Donnerstag,
der Papst das heilige Sacrament aus der Sistina
nach der paulinischen Capelle getragen, begab er
sich von dort nach der Mittlern Loggia der Pe­
terskirche, um die Benediction zu ertheilen. Das
ist schon ein großer Moment, und man braucht
kein Katholik zu sein, um davon erfaßt zu wer­
den. Ueber der immensen Domkuppel und dem
kolossalen Platz, den Tausende von Menschen füll­
ten, wölbte sich der Himmel so durchsichtig, als
könnte man tief in ihn hineinschauen. Goldenes
Licht überstrahlte warm und belebend die Menschen,
die den Segen erwartend hinauf nach der Loggia
blickten, welche mit bunten kostbaren Teppichen ge­
schmückt und von einem Riesenvelarium gegen die
Sonnenstrahlen geschützt war. Nun erscheint un­
ter dem Donner der Kanonen der Engelsburg der
Papst und erhebt segnend die Hände, und alles
Volk neigt das Haupt, kniet und betet, hier un­
ten auf dem Platz der ärmste Fachin und dro­
ben auf der Gällerie der Arcadenreihe, welche zur
Scala Regia führt, die bleiche Königin von Nea­
pel und die Römischen Fürstinnen. Nach dem Se­
gen begab sich der heilige Vater in die Basilika
von Ht. Peter, deren linkes Querschiff zur Fuß­
waschung der dreizehn Pilger hergerichtet war.
In weißen Gewändern und derwischähnlichen Mü­
tzen saßen sie unter einem Gobelin welches das
Abendmahl darstellte, und demüthig ging der Papst
von einem zum andern um ihm den niedern Dienst
der Fußwaschung zu erweisen. Später bediente
dieselben Pilger der Papst beim Mahl, welches
ihnen im Saal über den Pronaos der Peterskirche
gereicht wurde. Auch diese anstrengenden Ceremonieen verrichtete Pius IX. ohne Beschwerde.
F r a n k r e i c h .
P a r i s , 21. April. Die hier anwesenden J a ­
panesischen Gesandten wohnten gestern einer Abend­
gesellschaft in den für diese Veranlassung mit wahr­
haft orientalischer Pracht ausgestatteten Salons
der Prinzessin Mathilde bei. Die Gesandten rauch­
ten einige Cigarren, für welche sie eine beson­
dere Vorliebe hegen, und die ihnen deshalb die
Prinzessin hatte überreichen lassen. Am Sonnabenh besuchten sie die Kaiserliche Druckerei, wo
vor ihren Augen geographische und Schlachtkarten
abgezogen und schließlich ein Blatt mit Franzö­
sischem und Japanischem Text zur Erinnerung
an diesen Besuch gedruckt wurde. Erst am näch­
sten Sonntag verlassen sie Paris. Sie gehen von
hier nach London, dem Haag, Berlin, Wien und
Petersburg.
— Durch den Frost haben in den meisten öst­
lichen Departements die Obstbäume noch viel mehr
als der Weinstock gelitten. Im Departement Doubs
schätzt man den Schaden in den Weingärten auf
ein Fünftel der Ernte. Kirschen, Pflaumen und
Nüsse wurden überall vernichtet. Weniger Scha­
den wurde im Jura angerichtet. Auch die Cham­
pagne hat weniger gelitten. I n Bar-sur-Aube
ist der Schaden am Wein nicht gering, am Obst
sehr empfindlich. Unter den Landwirthen des De­
partements d'Ionne herrscht wegen des allgemei­
nen Schadens große Bestürzung. Am meisten kla­
gen die Winzer. In C6te-d'Or und in Baune
wurde an den edlen Weinen geringer Schaden
angerichtet; hingegen wird der Schaden in der
Bourgogne auf ein Viertel, oder gar ein Drittel
geschätzt. Es bleibt jedoch im Allgemeinen die
Hoffnung, eine andauernd günstige Witterung wer­
de den Schaden zum Theil wieder gut machen.
Heute hatten wir schönes Wetter.
P a r i s , 23. April. M a n erzählte heute an der
Börse, daß Mires sein Bankhaus mit einem Ca­
pital von 200 Millionen neu zu begründen ge­
denke. (N.-Z)
P a r i s , 26. April. Eine aus Ragusa hier
eingetroffene Depesche vom heutigen Tage meldet,
daß Omer Pascha dem Fürsten von Montenegro
vorgeschlagen habe, auf Grundlage der Autonomie
der Herzegowina mit ihm in Unterhandlungen zu
treten. Der Fürst habe dies angenommen.
P a r i s , 28. April. Nach Berichten aus Rom
vom gestrigen Tage hat der Papst die Sendung
130
eines Nuntius nach St. Petersburg verweigert,
weil Rußland die Forderung gestellt, daß der
Nuntius seine Beziehungen zur Geistlichkeit nur
durch Vermittelung der Cultusdirection unterhal­
ten solle.
England.
L o n d o n , 19. April. Gestern Mittag hat i n
der Kirche von Whippingham die Firmelung I.
K. H. der Prinzessin Helena in Gegenwart I.
M. der Königin, der Prinzessinen Alice und Louise
und der Prinzen Arthur, Alfred und Leopold statt­
gefunden.
L o n d o n , 29. April. I n der heutigen Sitzung
des Unterhauses machte der Unterstaatssecretair
der auswärtigen Angelegenheiten die Mittheilung,
daß der Englische Consul -zu Sevilla durch die
dortigen Behörden genöthigt worden sei, den pro­
testantischen Gottesdienst im Consulate einzustel­
len. Der Englische Gesandte zu Madrid habe ge­
gen dies Verfahren Protest erhoben.
— I n S h o e b u r y n e ß sind i n den letzten Ta­
gen neue Versuche mit der ungezogenen schmie­
deeisernen Armstrong-Kanone angestellt worden.
Die Scheibe bestand aus drei aneinander ge­
schmiedeten sünszölligen Platten — einer Masse
Schmiedeeisen von 15 Zoll Dicke, also einer fast
vier Mal größeren Dicke, als die Platten des
„Warrior" haben. Gegen diese Scheibe wurden
nach einander drei Schüsse mit einer Ladung von
50 Pfund Schießpulver abgefeuert. Jeder Schuß
brach alle drei Platten; die erste wurde zerschmet­
tert, die zweite gespalten und gesplittert, die dritte
gespalten. (N.-Z.)
L o n d o n , 1. Mai. Die Eröffnung der Welt­
ausstellung hat mit großer Pracht und unter un­
geheurer Betheiligung zu der festgesetzten Zeit
stattgefunden. Die höchste Noblesse, sowie sämmtliche Notabilitäten waren anwesend. Die Compositionen Meyerbeer's, Auber's und Bennet's
wurden enthusiastisch aufgenommen. Die Stra­
ßen sind festlich geschmückt.
— Mit der „City of Baltimore" aus Newyork
eingegangene Berichte vom 18. v. Mts. melden,
daß die Bundestruppen die Forts Jackson und
Philipp, welche die Zugänge von Neworleans vertheidigen, angegriffen haben. Die Consöderirten
waren in Korinth stark verschanzt. Ein Ausfall
derselben aus Dorktown wurde zurückgeschlagen,
dieser Platz indessen von den Kanonenböten der
Union bisher erfolglos bombardirt. Die Ein­
nahme Pulaskis hat sich bestätigt. Es fielen bei
derselben den Bundestruppsn 47 Kanonen und
eine Quantität Munition in die Hände.
Dänemark.
I n K o p e n h a g e n herrscht bekanntlich das Monitor-Merrimac-Fieber in hohem Grade. Inge­
nieur Winstrup hat unter Anderem vorgeschla­
gen, zur Verteidigung der Dannewirkstellung eine
fahrende gepanzerte (Dampf-) Batterie auf der
Südschleswigschen Eisenbahn herzustellen. Ein Ar­
tilleriemajor hat andererseits vor, die Schlei durch
schwimmende gepanzerte Batterieen zu decken.
K o p e n h a g e n , 24. April. „Fädrelandet"
schreibt: Dem Vernehmen nach erwartet S. M. der
König einen Besuch Sr. Maj. König Karls XV. von
Schweden und Norwegen in der Mitte des JuliMonats, nachdem dieser einen Besuch von dem
Italienischen Kronprinzen erhalten hat. — Das
kürzlich für das Königreich Dänemark verkündete
Gesetz, welches den Unterthanen Schwedens, Nor­
wegens, Großbritanniens, der Vereinigten Staa­
ten von Nord-Amerika, der Niederlande, Belgi­
ens und Frankreichs Paßfreiheit gewährt, ist jetzt
auch auf das Herzogthum Schleswig ausgedehnt
worden. (N. Pr. Z.)
D o n a u f ü r st e n t h ü m e r .
Die Rumänische Legislative hat die Preßfrei­
heit mit 55 gegen 42 Stimmen abgeschafft. Die in
Bucharest erscheinende „Resorma" benützt den freien
Moment noch, um einen fulminanten Artikel ge­
gen diesen illiberalen Beschluß zu richten.
Türkei.
K o n s t a n t i n o p e l , 12. April. Der Eonflict
mit Montenegro nimmt die Aufmerksamkeit der
Pfortenregierung in vorwiegendem Grade in An­
spruch. Der Sultan selbst, durch die letzten Gräuel
und die Treulosigkeit, der eine Abtheilung Tür­
kischer Truppen zum Opfer fiel, empört, hat vor
einigen Tagen in einem Ministerräte, der unter
seinem Vorsitze stattfand, den Befehl ertheilt. Al­
les aufzubieten, damit das Expeditionscorps in
den Stand gesetzt werde, für diese Unbilden ge­
bührende Rache zu nehmen. Er ertheilte zu die­
sem Zweck dem Großvezier und dem Kriegsmini>
ster die umfassendsten Vollmachten und es wurde
das Nöthige vorgekehrt, um den Sold und die
Proviantirung der Truppen sicher zu stellen. Der
Serdar Ekrem Omer Pascha, hat in seinen letz­
ten telegraphischen Mittheilungen seinen Feldzugs­
plan entwickelt und bürgt für den Erfolg, wenn
er gehörige Unterstützung findet. Neue Sendun­
gen von Geld, Munition und Vorräthen sind an
ihn abgegangen; mehrere in Konstantinopel lie­
gende Regimenter erhielten Befehl sich zum Ab­
marsch bereit zu halten. Die Stärke des Armeecorps> die an der nördlichen Grenze der Herzego­
wina aufgestellt werden sollen, wird auf 40,000
Mann gebracht, und nach den letzten in Konstan­
tinopel eingetroffenen Telegrammen hat Omer Pa­
scha seine Operationen aus dem Gebiete des Für­
stenthums Montenegro selbst bereits begonnen. —
Das „I. de Const." meldet, der Sultan habe dem
Vicekönig von Egypten die Erlaubniß ertheilt,
eine Reise nach Europa zu unternehmen. Der Han­
delsvertrag mit Rußland wurde ratificirt.
Amerika.
N e w y o r k , I I . April, Morgens. Neue
Berichte über die Schlacht von Pittsburgh Lan­
ding, bei Korinth, sagen, daß auf jeder Seite
70,000 Mann kämpften. Der Verlust der Unionisten wird jetzt auf 7000 Mann angegeben; 2000
davon Gefangene. Präsident Lincoln hat dem Congreß einen neuen Vertrag mit England über den
Sclavenhandel vorgelegt.
— 12. April, Abends. General Beauregard
sagt in seinem Bericht über den ersten Schlacht­
tag von Korinth: „Wir haben einen vollkomme­
nen Sieg erfochten. General Albert Sydney John­
ston wurde getödtet, während er die Truppen im
dicksten Kampfgewicht anführte." Französische und
Englische Kriegsschiffe sind auf der Rhede von
Hampton, um das bevorstehende Gefecht zwischen
dem „Merrimac" und „Monitor" zu beobachten.
Nach Südstaatlichen Berichten hat sich Fort Kraig
in Neu-Mexico den Consöderirten ergeben. Die
Unionisten haben Hauteville, einen strategisch wich­
tigen Platz in Alabama, besetzt.
N e w y o r k , 15. April. Die Truppen der
Consöderirten haben sich hinter die Befestigungen
von Korinth zurückgezogen und sandten beträcht­
liche Verstärkungen nach Jorktown. Das Fort
Pulasky hat sich den Unionstruppen bedingungs­
los übergeben. General Mitchell besetzte die 100
Meilen Eisenbahn von Charlestown bis Memphis.
— 17. April. Der Gesandte des Kaisers der
Franzosen hat Washington verlassen, was zu al­
lerlei Vermuthungen Veranlassung giebt. MacClellan fährt fort, Vorbereitungen zum Sturm von
Aorktown zu machen.
Im Namen des General-Gouvernements der Ostsee­
provinzen gestattet den Druck:
Censor R. Jacoby.
Bekanntmachungen.
Demnach der hiesige Kaufmann 3. Gilde Edelhard Lezenius zum Concurfe provocirt hat;
als werden von Einem Wohledlen Rathe der Kai­
serlichen Stadt Pernau Alle und Jede, welche an
den Gemeinschuldner Ansprüche oder Anforderun­
gen haben sollten, hiermit aufgefordert, sich mit
solchen ihren Ansprüchen und Anforderungen in­
nerhalb sechs Monaten a äato dieses Proclams,
also spätestens den 18. October d. I. sub poena
prsectusi entweder in Person oder durch gesetzlich
legitimirte Bevollmächtigte, allhier anzugeben und
selbige in Erweis zu stellen. Zugleich werden auch
Alle Diejenigen, welche dem Gemeinschuldner ver­
schuldet sein sollten, hiermit angewiesen, den Be­
trag ihrer Schuld und die etwa in Händen ha­
benden Kostenpfänder in ebenmäßiger Frist Hier­
selbst einzuliefern, bei Strafe des Doppelten der
verschwiegenen Summe.
Pernau, Rathhaus, den 18. April 1862.
Im Namen und von wegen des Rathes der Stadt
Pernau
Justiz-Bürgermeister Fr. Rambach.
M 742.
Schmid, Secrt.
^
Von Einem Wohledlen Rathe der Kaiserlichen
Stadt Pernau wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß auf Requisition Eines Kaiser­
lichen 6. Kirchspielsgerichts RigaschenKreises, die
zur Nachlaßmasse des weiland Kaufmanns C h r i ­
stian Schulmann gehörigen, bei dem hiesigen
Schlossermeister Oestberg befindlichen Schiffs­
schrauben, am 7. Mai d. I. Vormittags 11 Uhr
gegen gleich baare Bezahlung Hierselbst öffentlich
versteigert werden sollen.
Pernau, Rathhaus, den 7. April 1862.
Im Namen und von wegen des Rathes der Stadt
Pernau
Justiz-Bürgermeister Fr. Rambach.
M 680.
Schmid, Secrt.
Von dem Pernauschen Brand-Collegio wird hier­
durch zur Kenntniß gebracht, wie dasselbe im MaiMonate d. I. sich von der Beschaffenheit der Brand­
mauern, Schornsteine, Oefen und Küchen in den
Häusern der Stadt und der Vorstädte überzeugen
wird. Zugleich werden die resp. Hausbesitzer des­
mittelst aufgefordert die erforderlichen häuslichen
Löschutensilien in Bereitschaft zu halten, und wo
diese theilweise fehlen sollten, bis dahin anzu­
schaffen.
Pernau, Brand-Collegium, am 14. April-1862.
Brandherr I. F. Specht.
24.
Brackmann, Notr. ^
Nachdem von Einem Hochedlen Rathe der Kai­
serlichen Stadt Pernau der Hapsalsche Schorn­
steinfegermeister Johann Selmer, an Stelle
des gewesenen Brandmeisters Holm, als Brand­
meister der Stadt Pernau bestätigt und beeidigt
worden ist; als bringt das Brand-Collegium die­
132
ses hierdurch allen Denen zur Kenntniß, die seit­
her mit Holm, hinsichtlich der Bereinigung der
Feuerstellen in ihren Besitzungen, in Verbindung
gestanden, bei der Eröffnung, daß mit dem 1. Mai
d. I. der Brandmeister Selm er sein Amt Hier­
selbst antreten werde.
Um Zweifel oder Unrichtigkeiten vorzubeugen,
diene zur Kenntniß, daß den Brandmeistern als
taxenmäßige Gebühr zustehet:
Für das jedesmalige Reinigen eines
großen Schornsteins..
.>
15 Kop.
eines mittelmäßigen Schornsteins.
10 „
eines kleinen Schornsteins.. .
6 „
einer Röhre die aus dem Dache geht. 7 „
einer kleinen Röhre. .
.. 6 „
Pernau, Brand-Collegium, am 21. April 1862.
Brandherr I. F. Specht.
M 27.
Brackmann, Notr. ^
Die Benutzung der hiesigen Stadt-Viehweide be­
ginnt in diesem Jahre mit dem 1. Mai und sind
die Weidezeichen bei dem Herrn Aeltermann Florell, des Morgens von 8 bis 10 Uhr und am Nach­
mittage von 2 Uhr ab bis 6 Uhr Abends zu lösen.
Erhoben werden:
für ein Pferd 2 Rbl. S.
für eine Kuh 90 Kop. S.
für ein Schaf zc. 30 Kop. S.
Pernau, Weide-Commission, am 14. April 1862.
Vorsitzer I. A. Klein.
Brackmann, Notr.
Am 2. Mai Vormittags 11 Uhr werden in dem
zur Concursmasse des insolventen Kaufmanns Lezenius gehörigen Hause: 1 Pferd, 1 Kuh, 2 alte
Schafe, 1 Lamm und 3 Hühner gegen baare Be­
zahlung öffentlich versteigert werden.
Pernau, den 27. April 1862.
Vor Eröffnung des Salons sieht sich die MusseGesellschast veranlaßt, folgendes zur allgemeinen
Kenntniß zu bringen:
1) Nur Mitgliedern und deren Familien, wie
auch Damen und Fremden, wenn sie sich zur
Muffe - Gesellschaft qualificiren und von Mitglie­
dern eingeführt find, ist der Zutritt in den Salon
und der Aufenthalt unter der Eolonade gestattet.
2) Nach § 31 der Statuten der Müsse-Gesell­
schaft dürfen Personen aus der Stadt und aus
den nahe belegenen Kirchspielen den Salon nur
als Mitglieder besuchen.
Z) Jedes Mitglied zahlt für die Dauer der
Saison 5 Rbl. 50 Kop.
4) Fremde können nur durch Mitglieder der
Müsse an drei aufeinanderfolgenden Tagen ein­
geführt werden; bei längerem Aufenthalte aber
entrichten sie für eine Woche 1 Rubel, für einen
Monat 2 Rbl. 50 Kop. und für die Dauer der
Saison, wie jedes Mitglied, 5 Rbl. 50 Kop.
Pernau, im April 1862.
Gutes trockenes Grahnen-Brennholz zu
2 Rbl. 50 Kop. pr. Faden verkauft
August Göschel. ^
O. DlÜMl lll NM, Schloßstraße, No. 1?,
empfiehlt sich zu Auftragen auf
besten Dachfchiefer (Schieferdecker werden überwiesen), Mosaik-Fußböden für Gewachshäu­
ser, Vorhallen zc., Wood's amerikanische Original-Mah-Maschinen, Ashby's berühmte Heu­
wenden und Pferdeharken (Atteste aus dem Jnlande liegen über diese Maschinen vor),
Ashdy's kleine Dreschmaschinen, die das Korn zugleich putzen, Nähtisch-Maschinen zu 30
Rbl. für jeden Haushalt, für leichte Stoffe, Differenzial-Scheibenblö'cke für Gewichte
von 30 bis 120 Pud, welche kräftiger wirkend sind, als die bisherigen und die Hangende
Last wie von selbst zurückgehen lassen, für Mühlen :c. sehr beachtenswerth.
Mein in der Vorstadt, Henostraße, unter M 105
belegenes Wohnhaus beabsichtige ich zu verkaufen.
'
F r i e d r . Schultz. ^
Zunge tragbare Obstbäume
verkauft zu billigen Preisen
M. Lutkewitsch,
Kunst- und Handelsgärtner in Pernau.
Ein kleiner Kummwagen, mit und ohne
Verdeck zu fahren, steht zum Verkauf im Ar­
menhause.
^
Kurische Rauchwurft zu 20 Kop
pr. Pfund verkauft
C. N. Frey. ^
Das Gut Staelenhos verkauft Planken,
Bretter und Schindeln. Den Preis über
die verschiedenen Gattungen des Materials erfährt
man bei dem Verwalter
R. Staak. ^
Alle Gattungen trockener Planken, Bret­
ter und Schaaken sind käuflich zu haben auf
der ehemaligen Harderschen Sägemühle.
s2^
(Beilage zum pernauschen Wochenblatt 1862
17.)
Einunddreißigste öffentliche Rechenschaft der Pernauschen Leichenkasse „die Hilfe" genannt,
vom 1. September 1860 bis zum 31. August 1861.
S. Rbl
S. Rbl. Kop.
Einnahme.
A
Am 1. September 1860 betrug das Capital der Hilfe ..... 3318
An Beiträge zu 18 Sterbefälle
1554
An jährliche Beiträge zu den Unkosten
154
An gewonnene Renten ...............
19
An Eiuschreibe-Gelder von aufgenommenen 3 Paar Eheleuten . .
5
An Abzug von den für an verstorbene auswärtige Mitglieder ge­
zahlten Sterbequoten
70
Silb. Rubel 5122
Bilanz
38
—
20
99
4
u
s
g
a
b
e
.
per Beerdigungsgelder für 18 Sterbefälle . .
Gagen u n d Druckkosten . . . . . .
Restantien-Conto für gestrichene Mitglieder
verbleibt das Capital der Hilfe . . . .
77
38
Silb. Rubel
am i. September I8«i.
S. Rbl. Kop
S. Rbl. Kop.
An
An
An
An
An
das Conto der vorräthigen Gesetzbücher
diverse arme Mitglieder . . . . .
Restantien-Conto . . . . . . . .
Doenmenten-Conto .
Cassa-Conto-Bestand . . . . . . .
52 76
240 36
1421 10
800
775 49
3289 71
per 2 unbezahlte Sterbefälle . . . .
I>er Personen, welche Einschüsse machten
?el- C a p i t a l - C o n t o . . . . . . . .
132
13
3143
89
80
2
3289
71
—
Silb. Rubel
Silb. Rubel
A n m e r k u n g : Beim Schlüsse des verflossenen Jahres betrug die Z a h l der männlichen Mitglieder 2 0 9 , die der weiblichen 3 1 5 , zusammen 524. Aufgenommen
wurden im Laufe des Jahres 3 männliche und 3 weibliche, zusammen 6. Verstorben sind in diesem Jahre 9 männliche und 9 weibliche; ausgetre­
ten ist 1 männliches und 1 weibliches; ausgeschlossen wurden 5 männliche und 10 weibliche, zusammen 35. Es verbleiben demnach beim Schlüsse
dieses Jahres männliche.Mitglieder 197, weibliche 298, zusammen 495.
C. 9t. Frey, derz. Vorsteher.
W. Schultz, derz. Vorsteher.
Schütz, derz. Vorsteher»
C. Rogenhagen, Buchführer.