Korrelation oder Kausalität?

Transcription

Korrelation oder Kausalität?
GewaltgegenFrauen
DerMeisterschützeneffekt
DieverlorenenMädchenvonGorleben
PolensindfleißigeralsDeutsche
RisikoistnichtgleichRisiko
WerverstehtProzente?
Vorsicht:ImOktoberistBrustkrebsmonat!
DieNull‐Risiko‐Illusion
Arbeitslosenquotenleichtgemacht
DieHauptstadtderKriminalität:derVatikan
IstDeutschlandaufdemWeginsArmenhaus?
GenmaistötetundSchokolademachtdünn
DerMythosvonderKrebsgefahr
Dickmachtdoof
Jeälter,destoglücklicher?
UngleicherLohnfürungleicheArbeit
„IstesauchWahnsinn,sohatesdochMethode.“
Hamlet,2.Akt,2.Szene
IST DEUTSCHLAND AUF DEM WEG INS ARMENHAUS?
Soziale Unruhen im Ruhrgebiet
Paritätischer Wohlfahrtsverband im Armutsbericht 2011: Die Armutsgefährdungsquote in Dortmund sei zwischen 2005 und 2010 von 18,6 auf 23 % angestiegen, verglichen mit 14,5 % in Gesamtdeutschland. Wirtschaftlicher Aufschwung geht an den Armen vorbei.
Definition von arm:
Als arm bzw. „armutsgefährdet“ gilt, wer weniger als 60 % des Median‐
einkommens zur Verfügung hat.
Aufschwung geht nicht an den Armen vorbei:
Einkommen an Armutsgefährdungs‐
schwelle ist zwischen 2005 und 2010 von 1.545 auf 1.735 Euro gestiegen. Armutsgefährdungsquote verringerte sich von 14,7 % auf 14,5 %.
Vergleichsmaßstab (Bundesrepublik):
Wird das Medianeinkommen der jeweiligen Großstadt verwendet, hatte Dortmund 2010 eine geringere Armutsgefährdungsquote als Düsseldorf, Hannover, München oder Stuttgart. In Duisburg mit 13,9 % am geringsten.
15,8 % armutsgefährdet
Statistisches Bundesamt: 15,8 % der Bevölkerung waren 2010 armutsgefährdet.
Definition:
„armutsgefährdet“: jährlich netto weniger als 60 % vom Median (2010: 11.426 Euro für Alleinstehende; 23.994 Euro für eine Familie mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern unter 14 Jahren).
Damit ist in armen Ländern die Armutsgrenze niedriger als in reichen. Zieht ein Gastarbeiter aus Portugal, der hier im Jahr nur 11.000 Euro zur Verfügung hat, in seine Heimat zurück, nimmt die kollektive Armut in Deutschland und Portugal gleichermaßen ab (da mit 11.000 Euro in Deutschland arm, in Portugal nicht). Einkommen als zentrale Größe
Handwerkliche Fehler bei der Erfassung zentraler Größen (Einkommen, Vermögen, Bedarfsgemeinschaften):
Bedarfsgemeinschaften (in der Regel Haushalt):
Wenn einer von zweien im Monat 10.000 Euro verdient und der andere nichts, dann ist nicht der eine arm und der andere reich, sondern beide sind einkommensmäßig überdurchschnittlich gut dabei.
Äquivalenzskalen (berücksichtigen Fixkosten eines Haushalts):
Bundesdeutschen Sozialhilfe: Bewertet Haushaltsvorstand mit dem Gewicht 1, weitere Erwachsene mit 0,9 und Kinder je nach Alter mit 0,6 bis 0,8. OECD: Bewertet jede Person nach dem Haushaltsvorstand im Alter von 15 und mehr mit 0,5 und alle anderen mit 0,3.
Werden die Extra‐Lebenshaltungskosten für zusätzliche Familienmitglieder eher niedrig eingeschätzt (wie in den USA), braucht eine große Familie weniger für menschenwürdiges Leben.
Einkommen als zentrale Größe
Handwerkliche Fehler bei der Erfassung zentraler Größen (Einkommen, Vermögen, Bedarfsgemeinschaften):
Zugrundeliegende Periode:
Ein Saisonarbeiter, der als Kellner in einem Luxushotel pro Sommermonat 6.000 Euro und im Winter nichts verdient, ist nach allgemeiner Sichtweise nicht arm. Soll nun das Monatseinkommen, das Jahreseinkommen oder vielleicht sogar das Lebenseinkommen als Indikator für die Armut zahlen?
Die meisten deutschen Studenten/Studentinnen sind während ihres Studiums nach offizieller Sichtweise der Bundesregierung arm. Jedoch verdienen sie hinterher oft so viel mehr, dass ein durchschnittlicher Akademiker im Lebenseinkommen über eine Million Euro oberhalb des Durchschnitts aller anderen Bundesbürger liegt.
Einkommen versus Vermögen
Ludwig Thoma:
„Wer sechs Roß im Stall stehen hat, ist ein Bauer und sitzt im Wirtshaus beim Bürgermeister und beim Ausschuß. Wenn er das Maul auftut und über die schlechten Zeiten schimpft, gibt man acht auf ihn [...] Wer fünf Roß und weniger hat, ist ein Gütler und schimpft auch. Aber es hat nicht das Gewicht und ist nicht wert, dass man es weitergibt. Wer aber kein Roß hat und seinen Pflug von ein paar mageren Ochsen ziehen läßt, der ist ein Häusler und muß das Maul halten.“
Einkommen versus Vermögen
Wie misst man Einkommen?
Einnahmen, Summe der Einkünfte, Gesamtbetrag der Einkünfte (unterscheidet sich von der Summe der Einkünfte durch Abzug des Altersentlastungsbetrags und des Freibetrags für Land und Forstwirtschaft), Einkommen, zu versteuerndes Einkommen, Einkommen nach Steuer, Einkommen nach den Sozialgesetzen?
Mangelnde internationale Vergleichbarkeit:
In Deutschland ohne Arbeitgeberbeiträge zur Pflege‐, Kranken‐ und Renten‐
versicherung, international mit. Geldwerte Staatstransfers:
USA: Zuschüsse zu Ausbildungskosten zählen zum Einkommen; in Deutschland sind dies Sachleistungen (keine Studiengebühren).
Armut ist nicht nur materiell
Wer ist arm?
Der, den andere als arm betrachten?
Armut als Mangel an Einfluss und Gestaltungsmöglichkeiten, als reine Geisteshaltung, durch das Verhalten und den persönlichen Charakter festgelegt?
Armut als Unvermögen, sich selbst aus Zwangslagen herauszuhelfen?
Als Mangel an subjektiver Lebensfreude?
Aufgrund dieser Unbestimmtheit des Armutsbegriffs unterscheiden die Vereinten Nationen vier Dimensionen der Armut.
Die Todsünde:
Problem der meisten Armutsstudien: mechanisches Festmachen der Armutsgrenze am Durchschnittseinkommen einer wie auch immer definierten Vergleichsgruppe.
Diese Armutsmaße messen weniger die Armut als die Ungleichheit; sie kümmern sich weniger um Defizite als um Unterschiede.
Echte Armut entsteht nie nur dadurch, dass es anderen besser geht.
Der Armutsbegriff von Sen:
Amartya K. Sen (Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften des Jahres 1998, geboren im indischen Shantiniketan im Jahre 1933, heute Professor für Volkswirtschaftslehre an der Harvard University):
Der „harte, absolute Kern der Armutsgrenze“ setzt sich nicht aus Dingen zusammen, die man gerne hatte (das würde nur wieder das Phänomen der Ungleichheit in die Armutsmessung einführen), sondern aus Dingen, die man für das Funktionieren als soziales Lebewesen nach absoluten Maßstäben braucht.
Diese unverzichtbaren Grundbedürfnisse hängen von der natürlichen, aber auch von der sozialen Umwelt ab.
Beispiele: PKW, Telefon, Heizung und warme Kleidung in Hawaii vs. Schweden Der allgemeine Wohlstand fließt auch in die Sen’sche Armutsgrenze ein, aber nur indirekt. (Beispiel Kühlschrank und PC)
Armut und Reichtum hängen von den Entfaltungsmöglichkeiten ab, d.h. in einer Gemeinschaft als akzeptiertes Mitglied auftreten zu können. Der Sen‘sche Armutsbegriff in der Praxis:
Ein Maß, das dem Sen’schen Armutsbegriff am nächsten kommt, ist die Mindestsicherungsquote (wird aber in der öffentlichen Diskussion vollkommen ignoriert).
Anteil der Empfänger von Sozialleistungen an der Gesamtbevölkerung (Sozialleistungen: Arbeitslosengeld II, Sozialgeld nach dem SGB II, Sozialhilfe nach dem SGB XII, Regel‐
leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, laufende Leistungen der Kriegsopferfürsorge).
Sollen ein soziokulturelles Existenzminimum im Sen’schen Sinn gewährleisten; definiert nach Ansicht des Gesetzgebers denjenigen Geldbetrag, den man bei sparsamem Wirtschaften für eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben braucht.
Der Sen‘sche Armutsbegriff in der Praxis:
Fazit
Die Armutsgefährdungsquote misst keine Armut sondern Ungleichheit!
„…dieEinkommensunterschiede,wonachFrauennochimmernur77
ProzentdesmännlichenEinkommensverdienen,wohlgemerktfür
gleicheArbeit...“
BundesministerinUrsulavonderLeyenimDeutschenBundestag
UNGLEICHER LOHN FÜR UNGLEICHE ARBEIT
Äpfel und Birnen
Equal Pay Day: Internationaler Aktionstag, der erstmals im Jahr 1988 von den amerikanischen Business and Professional Women (BPW) ausgerufen wurde, um auf die Unterbezahlung von Frauen hinzuweisen.
Seit Jahren beträgt die Differenz der durchschnittlichen Brutto‐Stundenlöhne von Männern und Frauen in Deutschland zwischen 22 und 23 %.
Aber: Vergleich von Äpfel und Birnen!
FAZ: „Der Unterschied ist zum größten Teil darauf zurückzuführen, dass Frauen und Männer unterschiedliche Arbeit leisten. Während die Hochlohnbranchen der Industrie Männerdomänen sind, prägen Frauen die niedriger entlohnten Sozialberufe; zudem arbeiten sie öfter Teilzeit und sind seltener in Spitzenpositionen.“
Äpfel und Birnen
§ 3 Abs. 1 AGG: Eine unmittelbare Benachteiligung liegt vor, „wenn eine Person wegen eines in § 1 genannten Grundes (ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexuelle Identität) eine weniger günstige Behandlung erfährt, als eine andere Person in einer vergleichbaren Situation erfahrt, erfahren hat oder erfahren würde.“
Entscheidender Punkt: „vergleichbare Situation“ = alle für die Entlohnung entscheidenden Faktoren müssen identisch sein.
Die bereinigte Lohnlücke
Kann man nicht wenigstens einen Apfel der Sorte Braeburn mit einem Apfel der Sorte Granny Smith vergleichen?
Bereinigtes Lohndifferential: Zerlegt die durchschnittliche Lohndifferenz in zwei Teile: • einen, den man mit den oben genannten Unterschieden von Frauen und Männern erklären kann, und
• einen, der mit diesen Unterschieden eben gerade nicht zu erklären ist.
Letzterer wird dann als derjenige Lohnunterschied interpretiert, der auf einer Ungleichbehandlung beruht.
Statistisches Bundesamt: Vergleicht man Frauen und Männer mit denselben Eigenschaften (unter anderem Berufserfahrung, Branche, Berufs‐ und Schul‐
abschluss, Beschäftigungsstatus, Arbeitszeit, Beruf), verdienen Frauen 8 % weniger als Männer.
Würden weitere Eigenschaften berücksichtigt, verringern sich die 8 % weiter (Obergrenze!)
Wachsende Diskriminierung bei sinkendem Lohndifferential
Personen, die keiner Arbeit nachgehen, gehen mit einem Lohn von „Null“ in die Berechnung ein!
Beobachtbare Unterschiede können Folge von Diskriminierung sein:
• Wer darauf rechnen darf, diskriminiert zu werden, investiert vielleicht auch weniger in seine Ausbildung.
• Und wenn ich davon ausgehe, mich einmal um die Kinder oder die Eltern kümmern zu müssen, werde ich Berufe ergreifen, die mir einerseits die notwendige Flexibilität dafür und auch nach einigen Jahren Pause wieder eine Rückkehr in den Beruf erlauben.
Medialer Fokus auf durchschnittliches Lohndifferential verschleiert die wahren Gleichstellungsprobleme!
(Richtige Fragen: Warum arbeiten vor allem Frauen in Teilzeit? Warum wählen
Frauen systematisch andere Berufe als Männer? …)
Internationale Vergleiche
Werden Frauen in Slowenien, Polen und Italien gerechter behandelt als in Deutschland, Osterreich und Estland?
Eher Nein!
Geringere Beschäftigungsquote von Frauen in Slowenien, Polen und Italien!
Vielleicht haben in Polen und Italien nur Frauen mit einer sehr guten Ausbildung und damit hohen Löhnen Chancen, überhaupt einen Arbeitsplatz zu erhalten. Ist vielleicht deswegen dort die durchschnittliche Lohndifferenz so niedrig?
Fetisch Akademikerquote
Alljährliche Mahnung der OECD, die Akademikerquote in Deutschland – da unter dem OECD‐Durchschnitt – sei zu gering.
OECD vergleicht ebenfalls Äpfel mit Birnen (und dies durchaus regelmäßig):
• Unterschiedliche Ausbil‐
dungsquoten machen int. Vergleich schwierig (Krankenpfleger)
• Duales Ausbildungssystem.
Fazit
Durchschnittliche Differenzen sind in den wenigsten Fällen aussagekräftig. Zumeist werden Äpfel mit Birnen verglichen.
„WennicheineganzeFlascheRotkäppchengetrunkenhatte,wurde
meineFraudanachregelmäßigschwanger.“
HansMeyer,FußballtrainerundPhilosoph
GENMAIS TÖTET UND SCHOKOLADE
MACHT DÜNN
Korrelation vs. Kausalität
Turbogenerator für Unstatistiken: Schluss von der Gleichzeitigkeit beobachteter Phänomene, auch Korrelation genannt, auf einen kausalen Zusammenhang (das eine ist die Ursache, das andere die Wirkung).
Lehrbuchbeispiel – Anzahl der Störche und Geburten:
Ursache ist eine dritte Variable:
Größe des Dorfes
Viele Dächer – viele Häuser – viele Störche
Viele Häuser – viele Frauen – viele Geburten
Die vergessene Variable
Korrelation Ausländeranteil Kriminalität
Hintergrundvariable: Größe der Gemeinde (große Stadt zieht viele Ausländer und viele Kriminelle an), Altersstruktur (Kriminalität in Altersgruppe 20+ sehr hoch und unter den Ausländern hoher Anteil dieser Altersgruppe)
Haarpracht von Männern und Einkommen
Hintergrundvariable: Alter (mit wachsendem Alter steigt das Einkommen und die Haare fallen aus)
Die vergessene Variable
Die vergessene Variable
Was ist Ursache, was Wirkung?
Zweiseitige Kausalität: Selbst wenn vergessene Variablen auszuschließen sind, lassen sich Korrelationen häufig immer noch nicht kausal interpretieren. Denn wer sagt uns, welche Größe die Ursache und welche die Wirkung ist? Häufig wirkt sogar A auf B und gleichzeitig B auf A.
Apotheken‐Umschau:
„Konsum von Fast Food löst Depressionen aus.“
Tageszeitungen:
„Schokolade macht dünn“
Zweiseitige Kausalität:
Depressionen führen zu Essstörungen, d.h. Ursache ist Depression und Wirkung ist Konsum von Fast Food.
Dicke Menschen versuchen, Kalorien da zu sparen, wo es ihnen eher leicht fällt, und essen deshalb weniger Schokolade, d. h. Ursache ist ein hohes Gewicht und Wirkung der Verzicht auf Schokolade.
Das perfekte Experiment
Die kontrafaktische Situation: Das zentrale Problem von Beobachtungsstudien liegt darin, dass ausnahmslos jede empirische Untersuchung mit einer nicht zu beobachtenden Situation – der sogenannten kontrafaktischen Situation (einer „Was‐wäre‐wenn“‐Frage) konfrontiert ist. So wissen wir nicht, ob Frau Meyer auch schwanger geworden wäre, wenn Herr Meyer keine Flasche Rotkäppchen‐Sekt getrunken hätte.
Lösung – Randomisiertes Experiment:
Grenzt man auf einem Weizenfeld zwei Flächen voneinander ab und behandelt nur eine der beiden mit einem Dünger, wird der Weizen auf der gedüngten Fläche besser wachsen. Dieses Experiment kann man beliebig wiederholen. Der Zusammenhang „Düngen verbessert das Wachstum“ ist damit belegt.
Problem:
In den Wirtschafts‐ und Sozialwissenschaften und in der Epidemiologie sind derartige reproduzierbare Experimente nicht oder nur unter einem erheblichen finanziellen und organisatorischen Aufwand möglich.
Das perfekte Experiment
Quasi‐experimentelle Studien: Das Gedankenexperiment eines „perfekten Experiments“ erlaubt die Konstruktion empirischer Ansätze, die einem „perfekten Experiment“ möglichst nahe kommen. Beispiel Aktive Arbeitsmarktpolitik:
‐ Wie würde ein perfektes Experiment aussehen?
‐ Wie kann man dieses Experiment mit Beobachtungsdaten möglichst gut nachstellen? ‐ Wie weicht die zu beobachtende Situation vom perfekten Experiment ab (keine Zufallsauswahl, d.h. Selektionsprobleme)?
‐ Welche Annahmen benötigen wir zur Rekonstruktion der kontrafaktischen Situation?
‐ Ansätze:
‐
‐
‐
Natürliches Experiment
Statistische Zwillinge
Random Discontinuity
Das perfekte Experiment
Wissenschaftlerteam um Gilles‐Eric Séralini: Ratten, die über einen längeren Zeitraum mit genmodifiziertem Mais gefüttert worden waren, zeigten schwere gesundheitliche Schäden. Insbesondere starben diese Ratten häufiger als andere an Krebs. Damit sei das genmodifizierte Futter als Verursacher von Krebs entlarvt.
Unkritische Berichterstatter, drei französische Minister forderten die EU zum Handeln auf.
Probleme:
• Anzahl von Ratten, die binnen eines gegebenen Zeitraums an Krebs sterben, schwankt sehr stark, ob mit Genmais gefüttert oder nicht.
• Nur zehn Tiere in der Kontrollgruppe der nicht mit Genmais gefütterten Tiere.
• Die Gruppe von Ratten mit dem höchsten Anteil an Genmais im Futter hatte tatsächlich die höchste (!) Überlebensrate.
Fazit
Verwechseln Sie niemals Korrelation mit Kausalität!
Wenn zwei Variablen systematisch in die gleiche Richtung gehen, kann dies auf drei Arten geschehen:
Die erste verursacht die zweite, die zweite verursacht die erste oder keine von beiden verursacht die andere.
Im letzten Fall hängen beide, sofern nicht der Zufall die Korrelation verursacht hat, gemeinsam von einer dritten Variablen ab. „SchnulleralsIQ‐Killer.WeralsSäuglingamSchnullersaugt,hatals
ErwachsenereinenniedrigerenIQ.“
DieNachrichtenagenturAssociatedPress
DICK MACHT DOOF
Schlagzeilen
Allergieauslöser Verkehr, Asthma durch Raumspray,
Ausdauersport begünstigt Herzrhythmusstörungen, warme
Autositze schlecht für Sperma, Brustkrebs durch Flatrate‐
Trinken, erhöhter Blutdruck durch Fluglärm, dicke Freunde
machen dick, Fernsehen schadet Kleinkindern, Fluglärm
schadet dem Herz, Hochspannungsleitungen erhöhen
Alzheimer‐Risiko, Infarktrisiko Bauchfett, jedes Jahr sterben
60.000 Menschen durch Schiffs‐Abgase, Marathonläufer
erkranken öfter an Krebs, krebserregende Stoffe im Urin,
erhöhtes Krebsrisiko bei Fleisch‐ und Wurstessern,
Mittelohrentzündungen durch Luftschadstoffe, schlechtere
Schulleistungen durch Schnarchen, Straßenverkehr erhöht das
Arterioskleroserisiko, Zickenterror macht krank.
Was steht am Anfang?
Ärzte‐Zeitung:
„Den Tag sollte man mit einem guten Frühstück beginnen. Denn: Wer nicht frühstückt, weist ein um 27 % erhöhtes Risiko für Herzinfarkt oder Herztod auf.“
Ärzte‐Zeitung:
„Dick macht dumm“ (negativer Zusammenhang zwischen Übergewicht und den Ergebnissen von Intelligenztests)
Tageszeitungen:
„Schule macht dick“ (Studie, derzufolge
Kinder gerade in dem Alter, in dem sie üblicherweise eingeschult werden, besonders an Gewicht zulegen.)
Korrelation vs. Kausalität:
Besonders auffällig war der Zusammen‐
hang bei ledigen Männern mittleren Alters. Vielleicht erleiden diese aber auch deshalb überproportional häufig einen Herzinfarkt, weil sie privat und beruflich mehr Stress ausgesetzt sind als ältere Männer (bei denen findet man den Zusammenhang nämlich nicht), und lassen deshalb das Frühstück häufiger ausfallen?
Grundlage: üblicherweise epidemiologische Beobachtungsstudien.
Cholera und Rauchen
Epidemiologie ist die Mutter und der Motor der steigenden Lebenserwartung. Giovanni Maria Lancisi (frühes 18. Jahrhundert): Bessere Hygiene und Austrocknung von Sümpfen führt zu Rückgang der Malaria.
John Snow (1854): Ursache der Cholera (Keime im Trinkwasser)
Ignaz Semmelweis (um 1850): Mütter sterben weniger am tödlichen Kindbettfieber, wenn sich der Arzt häufiger die Hände wäscht.
Fritz Licknit (1929):
Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs.
Und wieder – Korrelation oder Kausalität?
Grenzen der Epidemiologie:
• Abwesenheit randomisierter Experimente (mit Menschen nicht möglich)
• Rückgriff auf Kohortenstudien. Problem: zweiseitige Kausalität, fehlende Variablen. Zusammenhang Rauchen – Krebs
Raucher werden häufiger ermordet oder vom Bus überfahren, trinken mehr Alkohol (risikofreudigere Menschen)
Kaffeetrinken und Pankreas‐Krebs
In der Kaffeetrinkergruppe waren Raucher überproportional vertreten.
Hausvogel‐Hysterie (90‐Jahre):
Meldungen, Halter von Hausvögeln Vogelfreunde gehören eher niederen
hätten verglichen mit dem Rest der sozialen Schichten an, in denen man mehr Bevölkerung ein siebenmal höheres raucht.
Risiko, an Lungenkrebs zu sterben.