Parkchaos in Linum / Vogelschützer fordern Parkplatz und

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Parkchaos in Linum / Vogelschützer fordern Parkplatz und
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28.10.2011
KRANICHZUG: „Ungeregelte Besucherzahl“
Parkchaos in Linum / Vogelschützer fordern Parkplatz und Halteverbote
LINUM - Jedes Wochenende das gleiche Chaos: Die etwa 800 Einwohner Linums bekommen Besuch von einem Mehrfachen an
Gästen, die den Kranichzug beobachten wollen. Bis zu 3000 Kranichinteressierte kommen an einem Wochenendtag, so
schätzen Kranichschützer. Die Touristen stellen ihre Autos wild in der Gegend ab und ignorieren teilweise Bitten der
Vogelschützer, die Felder nicht zu betreten. Einfahrten werden zugeparkt. An der Straße zwischen Kuhhorst und Flatow standen
am vergangenen Wochenende so viele Autos, dass die Landwirte mit ihren Erntemaschinen nicht mehr durchkamen. Der
Hennigsdorfer Kranichrastplatzbetreuer Ekkehard Hinke spricht von „einem einzigen Chaos“, Eberhard Schneider vom Linumer
Vogelschutz-Komitee von „einer völlig ungeregelt sich über das Areal ergießenden Besucherzahl“.
Die Folge: Die Linumer sind von den Kranichen und ihren Sympathisanten genervt. „Im Ort gibt es eine erhebliche Stimmung
gegen die Kraniche“, sagt Schneider. Ein Landwirt aus der Region hat die Schilder, die darum bitten, einen ausreichenden
Abstand zu den scheuen Tieren zu halten, aus dem Boden gerissen. Die Leegebrucher Kranichschützerin Renate Niethammer
hat sogar beobachtet, wie Kraniche mit einem Allradfahrzeug extra aufgescheucht wurden.
Linum, so fordern Niethammer, Schneider und Hinke, braucht unbedingt einen Parkplatz, der die Besuchermassen am
Wochenende aufnimmt. Entsprechende Pläne gab es zwar schon. Allerdings seien sie verworfen worden, als ein Fehrbelliner
Agrarbetrieb seine Zustimmung zu einer Beobachtungskanzel zurückzog. Zudem müsste es auf bestimmten Straßenabschnitten
Halteverbote mit entsprechenden Polizeikontrollen geben, fordern Niethammer und Schneider. Bislang fehle es an „jeglicher
wirksamer Überwachung“. Anderswo, im Storchendorf Rühstädt in der Prignitz etwa, werden die Besucherströme auch
geregelt, sagt Schneider.
Und die Kraniche? „Die Vögel werden permanent gestört“, warnt Niethammer. Dadurch würden sie vor ihrem Flug in den
Süden unnötig Energie verlieren. „Man kann die Kraniche auch wegbeobachten“, sagt Schneider. Über kurz oder lang könne
das Luch sein Prädikat, größtes Kranichrastgebiet Europas zu sein, verlieren.
Mehr als 40 000 Kraniche rasten derzeit im Rhin-Havelluch – weit weniger als etwa im Rekordjahr 2008. Für den Betreuer des
Rhinluchrastgebietes Hinke noch kein bedrohliches Zeichen. Die Tiere hätten genug Platz, um sich zurückzuziehen, sagt er.
Rekordzahlen an Kranichen würde er sich ohnehin nicht wünschen. Denn dann würden noch mehr Besucher kommen.
Hinke übt Kritik an der Naturschutzstation Storchenschmiede. Die Naturschutzstation wirbt derzeit massiv für einen Besuch des
Rhin-Luchs. Um die möglicherweise negativen Konsequenzen des Besucherstroms kümmere sich die Station jedoch nicht. Wer
Besucher werbe, müsse sich auch um den Schutz der Äsungsflächen bemühen, findet Hinke. Die vier derzeit existierenden
Kranichbeobachtungskanzeln seien vom Landschaftsförderverein Oberes Rhinluch gebaut worden. Genutzt würden sie jedoch
unentgeltlich von der Naturschutzstation. (Von Frauke Herweg)
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