Vorfreude auf das Fussballfest KLOSE JAGD AUF DEN WM

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Vorfreude auf das Fussballfest KLOSE JAGD AUF DEN WM
NR. 32, 30. MAI 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
SÃO PAULO
WIE DER FUSSBALL
NACH BRASILIEN KAM
BLATTER
64. FIFA-KONGRESS
IST WEGWEISEND
KLOSE
JAGD AUF DEN
WM-TORREKORD
Vorfreude auf das Fussballfest
BRASILIEN
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
I N H A LT
6
23
S epp Blatter
Der FIFA-Präsident spricht über den 64. FIFA-­
Kongress und hält fest: “Er vereint alle 209 Mitgliederverbände und bildet die demokratische
Basis. Das Ereignis wird auch ohne Wahlen und
ohne WM-Vergabe wegweisend sein.”
36
Z ehn Minuten im Amt
Leroy Rosenior hält einen legendären Rekord:
Er wurde als Trainer von Torquay United nach
zehn Minuten wieder entlassen. Der Engländer
über den Wendepunkt in seinem Leben.
37
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
Noch 13 Tage
Die WM ist in greifbarer Nähe. Am 12. Juni
eröffnet Gastgeber Brasilien gegen Kroatien die
zwanzigste Ausgabe des grössten Sportanlasses
der Welt. Wir blicken nochmals zurück auf die
glorreiche Geschichte des brasilianischen
Fussballs und erklären, weshalb der sechste Titel
für das Land so wichtig ist.
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
18
Ecuador
Nationalcoach
­Reinaldo Rueda
prophezeit den
­Europäern eine
­schwierige WM.
G ünter Netzer
48 Gruppenspiele werden an der WM ausge­
tragen. Unser Kolumnist erklärt, warum Sie
die Partie Italien – England im brasilianischen
Dschungel nicht verpassen dürfen.
17
São Paulo
In der Wirtschafts­
metropole liegen
die Anfänge des brasilianischen Fussballs.
Brasilien
Unser Titelbild zeigt den Strand
­Ipanema in Rio de Janeiro.
Entstanden ist die Aufnahme am
Abend des 9. Januar 2014.
WM-Gruppen A–C
Yasuyoshi Chiba / AFP
Gruppe A
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag neu und in fünf
Sprachen und ist auch auf Ihrem Tablet
verfügbar.
2
T H E F I FA W E E K LY
Gruppe B
Gruppe C
Brasilien
Spanien
Kolumbien
Kroatien
Niederlande
Griechenland
Mexiko
Chile
Elfenbeinküste
Kamerun
Australien
Japan
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
14
Japan
“Samurai Blue” setzt
in der WM-­
Vorbereitung auf ein
sehr hartes Trainingsprogramm.
25
Miroslav
Klose
Bricht der Deutsche
den Rekord von
Ronaldo? Noch zwei
Treffer fehlen Klose
für die alleinige
Führung der ewigen
WM-Torschützenliste.
WM-Gruppen D–H
imago, Getty Images (3)
Gruppe D
Gruppe E
Gruppe F
Gruppe G
Gruppe H
Uruguay
Schweiz
Argentinien
Deutschland
Belgien
Costa Rica
Ecuador
Bosnien-Herzegowina
Por tugal
Algerien
England
Frankreich
Iran
Ghana
Russland
Italien
Honduras
Nigeria
USA
Korea
T H E F I FA W E E K LY
3
UNCOVERED
Die Vorfreude wächst
Adrenalinschub Selten leiden und feiern Fussballfans so wie bei einer Weltmeisterschaft.
N
Klammer / Keystone / Laif
icht einmal zwei Wochen trennen uns noch
vom Auftakt der Fussball-WM 2014 in
­Brasilien. Der Gastgeber will nach seinem
sechsten WM-Titel greifen – und dabei das
Trauma kurieren, das Uruguay den Brasilianern an der WM 1950 zugefügt hat. Damals
verpasste die Seleção den WM-Triumph nur
knapp, wie unser Autor Thomas Renggli schildert. Für die folgenden besten Jahre des brasilianischen Teams zeichnet Pelé mitverantwortlich. Sein Vater weinte 1950, als der grosse
Erfolg wider Erwarten ausblieb. “Am 13. Juli
2014 möchte ich nicht weinen”, sagt Pelé heute
und hofft, dass seine Farben siegreich aus dem
WM-Finale hervorgehen werden.
D
er deutsche Goalgetter Miroslav Klose
­bereitet sich auf seine vierte WM-Teilnahme vor. Der disziplinierte und naturverbundene Profi von Lazio Rom wird bald 36 Jahre
alt. Er sagt: “Ich denke, dass es mein letztes
Turnier sein wird.” Mit seinen 14 WM-Treffern
allerdings liegt er nur einen hinter der Marke
von Ronaldo. Er könnte in Brasilien der neue
Allzeit-WM-Torschützenkönig werden. Franco
Nicolussi hat ihn in Rom besucht.
W
as geschieht in den Camps der WM-Teams?
Und wo bereiten sich die Mannschaften auf
das vierwöchige Turnier vor? Unsere Mitarbeiter Sven Goldmann und Jordi Punti erzählen Geschichten rund um das japanische beziehungsweise das spanische Teamlager.
A
m 10. und 11. Juni findet in Saõ Paolo der
64. FIFA-Kongress statt. FIFA-Präsident
Blatter bezeichnet die diesjährige Tagung
als wegweisend. Denn es gelte, “die Beschlüsse
umzusetzen, die uns der Kongress vergangenes
Jahr auf Mauritius erteilt hat.” Im Zentrum stehen “der Reformprozess, aber auch andere Themen, die unverändert aktuell sind: Rassismus,
Spielmanipulationen und Sicherheitsfragen
rund um den Fussball.” Å
Perikles Monioudis
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© David Alan Harvey/Magnum Photos
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SEHNSUCHT
MARACANÃ
Viva Brasil! Nach 64 Jahren kehrt die WM-Endrunde ins Land
der unbegrenzten fussballerischen Möglich­keiten zurück.
Die Vorfreunde und die Erwartungen sind weltmeisterlich gross.
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Z
Thomas Renggli
uckerhut, Copacabana, Ipanema:
In Brasilien tragen Schönheit und
Ästhetik viele Namen. Eleganz,
Leichtigkeit und Spielfreude
­gehören zum Volksgut – das Joga
Bonito als Lebenseinstellung. Die
grösste nationale Sehnsucht
­konzentriert sich in den nächsten
anderthalb Monaten vor allem auf
einen Ort – auf das Maracanã-Stadion im gleichnamigen Stadtteil
von Rio de Janeiro, der Bühne des
WM-Endspiels, Schauplatz des finalen Kapitels
einer Geschichte, die in kollektivem Freudentaumel und gelb-grün-blauem Konfetti­regen
münden soll: Karneval im Juli.
Die Bedeutung des Fussballs in Brasilien
übersteigt die allgemeine Vorstellungskraft.
Das Spiel prägt die Kultur und Identität des
­Landes, ist so stark im öffentlichen Leben und
Denken verankert wie kaum an einem anderen
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T H E F I FA W E E K LY
Ort der Erde: “Brasilien ist Fussball – und Fussball ist Brasilien”, sagt FIFA-Präsident Blatter.
Die brasilianische Schriftstellerin Betty Milan
schreibt im Buch “Brasil, o País do Futebol”:
“Der Fussball ist in Brasilien nicht nur Sport.
Er ist ein artistisches Spiel, die Kunst des Dribbelns, das Austricksen des Gegners mit maliziösen Finten. Im Verlauf einer Partie kann es
passieren, dass Brasilianer das Toreschiessen
vergessen, überzeugt, dass Erfolg ohne Spass
ein Widerspruch in sich selbst ist.”
Die Schockstarre von 1950
Für die Seleção und ihre Fans bleibt zu hoffen,
dass diese literarische Einschätzung eine Fehl­
interpretation bleibt. Denn alles andere als der
Gewinn des WM-Titels wäre für Brasilien die
Neuauflage einer nationalen Tragödie – die
­Reprise der als Maracanaço in die Geschichte
eingegangenen Niederlage gegen Uruguay im
entscheidenden Spiel der WM 1950 in Rio. Das
ganze Land erwartete damals den Titelgewinn.
Ein Unentschieden hätte Brasilien genügt. Doch
der Uruguayer Alcides Ghiggia zerstörte die
­Party. Er traf in der 79. Minute vor 200 000
­Zuschauern zum spielentscheidenden 2:1. Glaubt
man den Zeitzeugen, war es, als hätte jemand an
einer Silvesterfeier exakt um Mitternacht den
Stecker aller elektronischen Anlagen herausgezogen, den Champagner weggespült und die
­Gäste zum Ausfüllen der Steuererklärung genötigt. Brasilien, das Land der unbegrenzten fussballerischen Möglichkeiten, stürzte in eine
Schockstarre.
Dabei war das Drehbuch bis ins letzte Detail
geschrieben. Kurz vor dem entscheidenden
­Treffer verliess FIFA-Präsident Jules Rimet die
Ehrenloge, stieg ins Stadioninnere, um nach
dem Schlusspfiff den Brasilianern den Pokal zu
übergeben. In seinem Buch “Die wunderbare
Geschichte des Weltpokals” schrieb Rimet: “Als
ich für die Pokalübergabe auf den Platz kam,
herrschte im Stadion eine Totenstille. Plötzlich
gab es keine Ehrengarde mehr, keine Nationalhymne, keine Ansprache, keine glanzvolle
Siegesfeier. Ich fand mich allein inmitten der
Allsport/Getty Images
Finale 1970 Pelé fällt Torhüter Ado nach dem 4:1 gegen Italien in die Arme.
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WM-Highlights
19 Endrunden, 8 Titelgewinner.
Die Geschichte der Weltmeisterschaften produzierte Dramen,
Wunder und Helden – aber auch
skurrile Geschichten. Eine Tour
d’Horizon durch 80 WM-Jahre
und über vier Kontinente – von
Uruguay bis Südafrika.
1930
Uruguay Dank einem 4:2 gegen Argentinien
kann sich Uruguay als erster Weltmeister
feiern lassen. Bei der Eingangskontrolle
werden 1600 Revolver beschlagnahmt.
1934
Aufwärmen 2013 Neymar unter den gestrengen Blicken von Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari (hinten links)
während des Konföderationen-Pokals.
Italien Uruguay nimmt als Revanche für das
europäische Desinteresse an der WM 1930
nicht teil. Auch England boykottiert die
WM. Italien feiert den ersten Titelgewinn.
1938
“Brasilianer sind
überzeugt, dass
Erfolg ohne Spass
ein Widerspruch
in sich selbst ist.”
imago, Getty Images (2)
Betty Milan
Volksmenge, von allen Seiten bedrängt, mit dem
Pokal in meinen Händen, ohne zu wissen, was
ich tun sollte. Ich hielt nach dem uruguayischen
Kapitän Ausschau, und überreichte ihm − fast
im Geheimen − den Pokal und streckte ihm die
Hand hin, ohne ein Wort sagen zu können.”
Luiz Felipe Scolari, der aktuelle brasilianische Nationaltrainer, gewinnt dem Scheitern
von damals rückblickend auch etwas Positives
ab: “Das Team von 1950 hat eine Tür aufgestossen und uns auf einen Weg gebracht, der uns
fünf Weltmeistertitel einbrachte. Das ist die
Sichtweise, die ich an die aktuellen Nationalspieler über das Turnier von 1950 weitergebe.”
Vollendete Spielkunst Pelés
Durch die “aufgestossene Tür” trat acht Jahre
später ein 17-jähriger Jüngling auf die Weltbühne des Fussballs: Edson Arantes do Nascimento – Pelé. Zu Beginn des Turniers setzte
Trainer Vicente Feola den Youngster auf die
Ersatzbank und überliess die Bühne den bewährten Kräften: Gilmar, Djalma Santos, Didi,
Garrincha. Erst im abschliessenden Vorrundenspiel gegen die S
­ owjetunion erhielt Pelé
seine Chance. Es war der Beginn eines beeindruckenden Steigerungslaufs durchs Turnier.
Pelé verzauberte das ­P ublikum mit techni-
Frankreich Das Turnier steht im Schatten
der politischen Entwicklung. Grossdeutschland scheitert in den Achtelfinals an der
Schweiz. Italien gewinnt in den von
Mussolini verordneten schwarzen Trikots.
1950
Brasilien Die Seleção stürmt an der HeimWM in Richtung Titel – und stolpert im
entscheidenden Moment über Uruguay. Nach
dem Maracanaço führen die Brasilianer ihre
weissen Trikots der Altkleidersammlung zu.
1954
Schweiz
Die Fussball-Welt
feiert das
Wunder von
Bern. Das
vermeintlich
unschlagbare ungarische Team scheitert an Deutschland. Die Mannschaft von Sepp Herberger
wahrt im Finale dank den ersten Stollenschuhen das Gleichgewicht.
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scher Extraklasse und ­beeindruckender Kaltblütigkeit. Im Viertelfinale gegen Wales erzielte er den einzigen Treffer, im Halbfinale gegen
Frankreich gelang ihm ein Hattrick, und im
Endspiel gegen Gastgeber Schweden inszenierte er seine persönliche Kür. Sein Treffer
zum 3:1 war ein Muster an vollendeter
­Spielkunst – 42 Jahre später schaffte es die
zirkusreife Einlage in die Liste der schönsten
Tore des Jahrhunderts auf Platz 3. Dabei
klingt das Meisterstück in Pelés Erinnerung
ganz ­
einfach: “Ich stand mit dem Rücken
zum Tor, stoppte den Ball mit dem Oberschenkel, hob ihn mir selbst über den Kopf, drehte
mich und schoss.” Im Rasundastadion von
Stockholm ­verneigten sich sogar die schwedischen ­
Zuschauer vor dem brasilianischen
­Magier. “Mit 17 war alles wie ein Traum. Die
Weltmeisterschaft in Schweden war mein
­erster Aufenthalt in Europa überhaupt. Ich
spielte mit der Unbeschwertheit eines Newcomers, und alles ging fast wie von selbst”,
­erzählt Pelé.
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Gott sei Dank
Mit Pelé träumte eine ganze Nation. Und die
Welt schaute fasziniert zu, wie der Fussball auf
eine neue Ebene gehoben wurde – mit
Verspieltheit, Unbekümmertheit und einer
­
Technik, die das Gefühl eines ganzen Landes
spiegelte. Das Dribbling ist in Brasilien sozusagen eine Lebenseinstellung, der Aufstand
­gegen die Obrigkeit, die Versinnbildlichung von
Kreativität und Inspiration. Und Brasilien ist
ein Land von Dribblern, die das Spiel an den
weissen Stränden lernen und es mit Eleganz
und Leichtigkeit ins Scheinwerferlicht tragen.
Mit diesen Qualitäten dominierten die
­Südamerikaner zwischen 1958 und 1970 den
Weltfussball.
Im Zentrum stand Pelé, der König der Fussballer. Zusammen mit Garrincha, dem Frauenhelden mit den von Geburt an deformierten
Beinen, spielte er die Gegner schwindlig.
­Brasilien verlor nie, wenn die beiden zusammen
stürmten. Dahinter führte Didi Regie. Im Zentrum aber stand Pelé. Ein Rundfunksprecher
bezeichnete ihn als “übernatürliches W
­ esen”
und
dankte
Gott,
dass
er
diesen
­“Wunder-Kreolen” gerade Brasilien und keiner
anderen Nation beschert habe. Als Pelé am
19. November 1969 im Maracanã vor 200 000
Zuschauern sein tausendstes Tor auf Penalty erzielte, schaute die ganze Welt zu. Im Stadion
stürmten seine Bewunderer aufs Spielfeld, der
Schiedsrichter musste das Spiel unterbrechen,
damit Pelé in einem Trikot mit der Nummer 1000
eine Ehrenrunde drehen konnte. Im ­ganzen Land
läuteten Kirchenglocken und ­verkündeten das
grosse Ereignis. Dass zur ­gleichen Stunde amerikanische Astronauten den Mond betraten, interessierte in Brasilien kaum jemanden.
Endgültig zum ersten Superstar des Fussballs wurde Pelé 1970 – als er Brasilien zum
dritten Titel führte. “An diesem Turnier habe
ich meinen besten Fussball gespielt”, sagt er
heute. Die Seleção perfektionierte das Spiel –
individuelle Extraklasse verschmolz mit der
kollektiven Vollkommenheit. Neben Pelé brillierte ein schmächtiger Stürmer mit grandioser
Bob Thomas/Getty Images
Frustriert und fassungslos 1982 Toninho Cerezo (5) und Oscar (3) werden vom Italiener Paolo Rossi auf dem falschen Fuss erwischt.
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1958
Schweden Pelé betritt das WM-Parkett und
führt Brasilien zum ersten Titelgewinn. Sein
Traumtor im Finale gegen Schweden ist bis
heute Bestandteil jeder WM-Enzyklopädie.
1962
Hoffnungsträger 2014 Thiago
Silva nimmt im Länderspiel gegen
Frankreich Mass.
Entschlossen
Neymar (l.)
blickt dem
Startspiel
gegen Kroatien
entgegen.
Chile Brasilien zum Zweiten – und der letzte
Tanz einer der grössten Mannschaften der
Geschichte: Pelé verletzt sich in der Vorrunde.
1966
England Als bisher einziger Spieler erzielt der
Engländer Geoff Hurst in einem WM-­Finale drei
Tore. Das 3:2 gegen Deutschland (4:2 n.V.) geht
als Wembley-Tor in die Geschichte ein.
Bereit
Dante (r.) ist für
die defensive
Absicherung
zuständig.
1970
Mexiko Das Halbfinale zwischen Deutschland und Italien (3:4) gilt bis heute als
”Jahrhundertspiel”. Doch am Schluss jubeln
auch in Mexiko wieder Brasilien und Pelé.
1974
Getty Images (4), imago
Brasilien musste
lernen zu verteidigen. Es war wie
ein Verrat an der
eigenen Identität.
Schusstechnik und unerhörtem Aktionsradius –
Tostão. Don Seraphin, Bischof von Belo Horizonte und Radiokommentator, erklärte: “Pelé ist das
Genie, er macht alles mit dem Instinkt. Tostão
aber ist das Talent, er macht alles mit seiner In-
telligenz.” Im Finale gegen Italien traf Pelé vor
107 000 Zuschauern im Aztekenstadion zum
1:0, Brasilien gewann 4:1. Das war ­Höhepunkt
und Ende einer Ära.
Der Weg zum fünften Titel
Die grossen brasilianischen Ballzauberer traten
ab. 1974 scheiterten sie an der orangen Revolution – dem niederländischen Team um Johan
Cruyff. Der dritte Platz von 1978 war wie ein
Trostpreis. Die Spiellust schien im defensiven
Korsett zu ersticken. Nationaltrainer Cláudio
Coutinho sagte: “Dribbling ist verlorene Zeit.”
1982 und 1986 kehrte Brasilien unter Telê
Santana zum Joga Bonito zurück: fantasievoll,
elegant, fliessend. Doch Angriff ist nicht immer
die beste Verteidigung. Die europäischen Teams
hatten dazugelernt. 1982 stoppte Italien den Rekordweltmeister, vier Jahre später Frankreich.
Brasilien erhielt einen schmerzhaften
Denkzettel – musste lernen zu verteidigen. Es
war wie ein Verrat an der eigenen Identität. Die
Globalisierung des Fussballs schlug sich in
Bundesrepublik Deutschland Holland
zelebriert den “Fussball total”. Gegen die
deutsche Mannschaft bleibt er aber ein un­­
vollendetes Werk. Johan Cruyff muss Franz
Beckenbauer zum Titel gratulieren.
1978
Argentinien Eine Endrunde mit Nebengeräuschen: die deutsche Schmach von Cordoba
und Fussball im Zeichen der politischen
Situation von Argentinien. Holland scheitert
im Finale am Gastgeber.
1982
Spanien
Der
Italiener
Rossi
zieht den
Brasilianern in der
Zwischenrunde den
Boden
unter den Füssen weg. Und im Finale stürmt
die Squadra Azzurra gegen Deutschland
zum dritten Titel.
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Und wenn alles anders kommt?
Ohne Emotionen, ohne Kalkül: Wenn Wissenschaftler ihre Daten
zur WM auswerten, können die Resultate überraschend ausfallen.
Brasilien werde den Titel nicht gewinnen.
Ricardo Manuel Santos, Trinity
University, San Antonio (USA)
Schliesslich fanden wir heraus, dass
in den letzten 40 Jahren nur zweimal
eine Mannschaft Weltmeister wurde,
iese Studie konzentriert sich auf das
die eine der drei Auflagen zuvor gewonnen hatte (Argentinien 1986 und BrasiWM-Endrundenturnier und verfolgt drei Hauptziele. Erstens die
lien 2002). Dies kann üblicherweise
Entwicklung eines ökonometrischen
den Generationszyklen zugeschrieben
Modells, das in der Lage ist, die letzten
werden, die alle Nationalmannschaften
WM-Sieger korrekt zu erklären. Zweidurchlaufen. Eine Generation guter
Spieler bestreitet drei oder vier
tens wollen wir die Prognosefähigkeit
der FIFA-Weltrangliste für die ErmittWM-Endrunden zusammen, anschlies­
send entsteht eine Lücke von ein oder
lung des WM-Siegers bewerten. Und
drittens wird untersucht, ob ein raffizwei Turnieren mit schwächeren
nierter Wettspieler entgegen aller
Kadern. Falls unser Modell bestätigt,
dass dies ein wichtiger Faktor ist,
Wahrscheinlichkeit e
­ inen Gewinn aus
dem Markt herausholen kann – oder
­werden Brasilien, Italien und Spanien
WM-Orakel Krake Paul brachte es als Fussball-Prophet zu Weltruhm.
ökonomisch ausgedrückt: Es wird un(die letzten drei Gewinner) einen schwetersucht, ob der Wettmarkt effizient ist.
ren Stand haben.
Unsere empirische Analyse ergibt, dass die Austragung des Turniers
Wir verwenden ein Logit-Modell, um für jedes Team bei jedem
die Wahrscheinlichkeit auf den Titelgewinn erhöhen kann (6 der insge­Turnier die Gewinnwahrscheinlichkeit zu schätzen. Dabei konzentrieren
samt 19 Gewinner waren Gastgeber). Die Qualität der Mannschaft ist ein
wir uns auf Turniere, die zwischen 1994 und 2010 stattgefunden haben,
weiterer offenkundiger Faktor. Wird die FIFA-Weltrangliste verwendet,
da die FIFA-Rangliste erst seit 1993 verfügbar ist. Das Modell sagt vier
um die Rolle der Teamqualität bei den letzten fünf Turnieren zu quantider letzten fünf Gewinner korrekt vorher.
fizieren (die Rangliste ist erst seit 1993 verfügbar), so stellt sich heraus,
dass drei der fünf Gewinner auf den ersten zwei Plätzen der WeltrangDeutschland macht das Rennen
liste standen. Der dritte Faktor, der berücksichtigt wird, ist das VorhanDa die Fussball-Weltmeisterschaft 2014 in Kürze beginnt, besteht der
densein eines Superstars in der Mannschaft (wer erinnert sich nicht an
ambitionierte Test für unser Modell darin, ob es den Gewinner korrekt
Pelé 1958, Maradona 1986 oder Zidane 1998?). Es stellte sich heraus, dass
vorhersagen kann. Unter Verwendung der Team-Statistiken und der
Mannschaften, welche die WM gewinnen, durchschnittlich zwei Star­
Koeffizienten aus der Regressionsanalyse wird die Wahrscheinlichkeit
spieler in ihren Reihen haben, im Vergleich zu nur 0,5 Stars in den andefür jedes Team ermittelt und eine Rangliste aller Teams erstellt. Wir
ren Teams.
prognostizieren, dass in Brasilien Deutschland mit einer Wahrscheinlichkeit von 26,6% den Titel gewinnen wird, dicht gefolgt von Argentinien mit einer Wahrscheinlichkeit von 21,8%. Spanien und Brasilien sind
Die meisten Weltmeister hatten neue Trainer
Zu den weiteren Ergebnissen gehörte, dass der Gewinner zwar immer
die nächsten Favoriten, doch die Wahrscheinlichkeiten sinken bereits
auf 6% beziehungsweise 5%.
über grosse Erfahrung verfügt, es aber unwahrscheinlich ist, dass dies
unter den zehn besten Teams ein Unterscheidungsmerkmal darstellt (alle
In einem letzten Analyseschritt vergleichen wir die Prognosen unsesind sehr erfahren). Gleichwohl versuchen weniger erfahrene Nationen,
res Modells mit den Spitzenreitern der FIFA-Weltrangliste vor Beginn
diesen Mangel durch erfahrene Trainer auszugleichen (Bora Milutinovic
der letzten fünf WM-Endrunden (Platzierungen im Mai) sowie mit einigen der bekanntesten Wettanbieter im Fussballgeschäft. Wir gelangen
mit den USA 1994, mit Nigeria 1998 und mit China 2002; Henri Michel
mit Marokko 1998 und mit der Elfenbeinküste 2006). Länder, die den
zu dem Ergebnis, dass die FIFA-Rangliste eine schwache Wirkungs­
WM-Pokal gewinnen, haben normalerweise Trainer, die zum ersten Mal
variable für den Ausgang des Turniers ist und dass die Mannschaft mit
den höchsten Wett-Gewinnchancen die WM häufiger nicht gewinnt als
bei einer WM arbeiten (dies war bei 13 der insgesamt 19 Turniere der Fall).
gewinnt. Daraus schlussfolgern wir, dass die Leistung des Modells zum
Die Entfernung zwischen den teilnehmenden Nationen und dem
­Ausrichterland ist eine weitere Variable, welche die Wahrscheinlichkeit
Erstellen einer Prognose der WM-Ergebnisse beiden Alternativen
beeinflussen kann. Bei den insgesamt zehn Weltmeisterschaften, die in
­überlegen ist.
Europa stattfanden, konnten neunmal europäische Teams den Pokal in
Doch Überraschungen sind möglich, und die Zufälligkeit (unerklärte
die Höhe stemmen. Bei den neun WM-Endrunden, die ausserhalb
Abweichung) kann jedes Forschungsergebnis beeinflussen. Deshalb kann
­Europas über die Bühne gingen, krönte sich hingegen nur einmal ein
ich als Portugiese nur wünschen und hoffen, dass Cristiano Ronaldo
europäisches Team zum Weltmeister (Spanien 2010 in Südafrika).
mein Modell widerlegt … Å
12
T H E F I FA W E E K LY
imago
D
B R A S I L I E N 2 0 14
­ aktik und Physis nieder. Athletik kam plötzT
lich vor Brillanz. Brasilien konnte sich nicht
mehr erlauben, brasilianisch zu spielen. Der
Triumphzug zum Titelgewinn 1994 mutete wie
ein Abgesang auf den Fussball-Samba von Pelé
an – und es ist kein Zufall, dass im Finale der
verschossene Penalty des Italieners Roberto
Baggio als prägendes Ereignis in Erinnerung
bleibt. Acht Jahre später wurde die Spiellust
wieder belebt – Rivaldo, Ronaldo, Ronaldinho
und Roberto Carlos führten der Welt vor
­Augen, dass in Brasilien noch immer die grössten Talente heranwachsen. Unter Felipe Scolari
schlug Brasilien im Finale Deutschland 2:0.
Ronaldo schenkte dem stolzen Land mit zwei
Toren die “Penta”, den fünften Titel.
“Am 13. Juli nicht weinen”
Zwölf Jahre später soll zu Hause die “Hexa”
folgen – und die Schmach von 1950 endlich
getilgt werden. Auch für Pelé wäre das ein
Stück persönliche Vergangenheitsbewältigung: “Mein Vater weinte nach dem Finale
1950 hemmungslos. Ich – damals neun Jahre
alt – verstand gar nichts und fragte ihn, was
passiert sei. Er antwortete, Brasilien habe
­gegen Uruguay verloren. Ich möchte am 13.
Juli dieses Jahres nicht weinen.”
Der sechste Titel ist eine Art Obsession der
Brasilianer. Doch kennt Scolari das Erfolgs­
rezept auch zwölf Jahre nach seinem ersten
WM-Titel? In seinem Aufgebot hat er Artisten
wie Robinho oder Ronaldinho übergangen.
Scolari lenkt das brasilianische Genie an
­kurzen Zügeln. Organisation steht über Improvisation, Athletik über Inspiration.
Wer die Muskeln des portugiesischen
­Modellathleten Ronaldo sieht, kommt gar nicht
auf die Idee, dass die Stars früher am Sandstrand geboren wurden, dass beispielsweise
Romário, der Weltmeister von 1994, seine technischen Fähigkeiten beim Fussball-Tennis
­verfeinerte. Wer heute die Copacabana entlangschlendert, sieht bewundernd, dass es hier
noch immer Romários und Ronaldos zu geben
scheint. Doch von Fachleuten hören wir, dass
Spielkunst und Intuition allein an der WM
höchstens noch für den Trostpreis reichen.
Aber vielleicht belehren uns die Brasilianer in
den nächsten Wochen eines Besseren – der
Fussballromantiker wünscht sich nichts mehr
als das. Å
1986
Mexiko
Das Turnier von
Maradona – mit
dem Solo des
Jahrhunderts und
der “Hand Gottes”
führt er Argentinien zum Titel. In
seiner Heimat
wird “Dieguito”
auf eine Stufe mit
Pelé gehoben.
1990
Italien Deutschland lässt den italienischen
Traum platzen. Kaiser Franz krönt sich
auch als Trainer – Roger Milla tanzt
Lambada.
1994
USA Brasilien triumphiert zum vierten Mal.
Roberto Baggio setzt den entscheidenden
Penalty in den Himmel, und Effenberg zeigt
den Stinkefinger.
1998
Frankreich
Zinédine
Zidane
zelebriert die
vollendete
Fussballkunst.
Beckham und
England
sehen gegen
Argentinien
Rot.
2002
Korea / Japan Brasilien triumphiert dank
Ronaldo, Frankreich schiesst kein Tor, und
der deutsche Torhüter OIiver Kahn verbreitet Angst und Schrecken.
2006
Deutschland Der Gastgeber schreibt das
Sommermärchen. Italien feiert ein Happy
End.
Corbis, imago, Getty Images (2)
2010
Konfettiregen 2014 Flamengo (Leonardo Moura mit dem Pokal) feiert den Triumph in der Campeonato Carioca im
Maracanã. Brasilien sehnt sich nach einem erneuten “Wolkenbruch” am 13. Juli.
Südafrika Die afrikanische Premiere setzt
ein Zeichen für den Frieden. Und Spanien
zelebriert Tiki-Taka in Vollendung.
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13
CAMP
Hitzetest und
Feriengefühle
Thomas Renggli ist Autor
bei The FIFA Weekly.
“Rumble in The Jungle” heisst es für
England und Italien am 14. Juni im Direktduell in Manaus. Die Trainer Roy Hodgson
und Cesare ­Prandelli bereiten ihre Teams
mit unkonventionellen Methoden auf den
­Hitzetest vor. Die Italiener simulieren das
Tropen­k lima im Verbandszentrum Coverciano in der Toskana bei täglichen Sauna­
besuchen. Die Engländer absolvieren die
Trainingseinheiten an der Algarve in
­Portugal in langer Thermounterwäsche.
Ebenfalls an der Algarve hat die holländische Delegation Quartier bezogen – im
Cascade Resort, einem Fünfsterne-Ferien­
domizil mit angeschlossener Fussball­
akademie. In der Eigenwerbung wird die
Unterkunft als “luxuriösestes Hotel der
Region” bezeichnet. Auch die deutsche
­Delegation nächtigt in diesen Tagen nicht
in einer J­ ugendherberge. 73 Suiten hat der
drei­fache Weltmeister im Hotel Andreus
im Passeiertal bei Meran bezogen. Neben
einem Fussballplatz stehen dem Team von
Bundestrainer Joachim Löw ein Golfplatz,
eine Reitanlage, fünf Tennisplätze und
eine rund 7000 Quadratmeter grosse
Gartenlandschaft zur Verfügung. Å
Schweiss und harte Arbeit Verteidiger Hiroki Sakai hat im WM-Vorbereitungscamp wenig Grund zum Lachen.
Japan
Die schweren Tage
von Ibusuki
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim “Tagesspiegel” in
Berlin.
Wer in die Kaserne einrückt,
stimmt sich nicht auf einen
Urlaubsaufenthalt ein. Sie haben schon geahnt,
was da auf sie zukommen möge bei der japanischen Nationalmannschaft, die sich selbst als
“Samurai Blue” vermarktet – als in blaue
Fussball-Uniformen gewandete Nachkommen
eines kriegerischen Adelsgeschlechts. Aber
dass es so hart werden würde ... Shinji Kagawa,
einer der Stars des Asien-Meisters, sprach nach
den ersten Tagen im WM-Vorbereitungsquartier Ibusuki in der Präfektur Kagoshima den
Satz: “So harte Einheiten kenne ich noch nicht
mal von Manchester United.” Dort verdient er
im Alltag der Premier League sein Geld als
filigraner Mittelfeldspieler, war zuletzt allerdings nur in Teilzeit beschäftigt. Kagawa, der
bei United unter David Moyes nur selten
zum Einsatz kam, kann die Einheiten im
Samurai-Camp sicherlich ganz gut gebrauchen.
Ibusuki liegt im Süden Japans und ist bekannt für seinen schwarzen Sandstrand.
Diesen bekommen die Spieler in der WM-Vorbereitung aber eher selten zu sehen. Gotoku
Sakai, der Verteidiger vom deutschen Bundesligisten VfB Stuttgart, musste gar einen
Tag lang aussetzen. Offiziell wegen Unwohlseins. Doch das harte Trainingsprogramm
dürfte daran wohl nicht ganz unschuldig
gewesen sein. Japans italienischer Trainer
14
T H E F I FA W E E K LY
Alberto Zaccheroni mag sich nicht nachsagen
lassen, es habe an der Fitness gelegen, sollte
die WM-Expedition den erhofften Erfolg
verfehlen. Der frühere Trainer von Juventus
Turin und der AC Milan hat einiges vor mit
seiner Mannschaft – es soll endlich einmal
mehr sein als nur die Qualifikation für das
Achtelfinale. Dort war Japan vor vier Jahren
in Südafrika denkbar unglücklich im
Elfmeter­schiessen an Paraguay gescheitert.
Japan trifft bei der Weltmeisterschaft in
Gruppe C auf Griechenland, Kolumbien und
die Elfenbeinküste, an den klimatisch eher
problematischen Standorten Natal, Cuiabá
und Recife. “Dort ist nichts ist so wichtig wie
die Ausdauer”, sagt der Stürmer Shinji
Okazaki. Auch er steht, wie insgesamt sieben
japanische Nationalspieler, in Deutschland
unter Vertrag. Mit dem FSV Mainz 05 hat er
sich einigermassen überraschend für die
Europa League qualifiziert. Ebenfalls überraschend kam die Nominierung von Yoshito
Okubo. Der Stürmer des japanischen Profivereins Kawasaki Frontale hatte zuletzt im
Februar 2012 für die “Samurai Blue” gespielt
und damals auch nur eine Halbzeit im Test
gegen Island.
Am Wochenende stiessen aus Zaccheronis
Heimat noch Keisuke Honda von der AC Milan
und Yuto Nagatoma vom Lokalrivalen Inter
zur Mannschaft. Ihnen blieb der Grossteil der
schweren Tage von Ibusuki erspart. Weiter
geht es für die Japaner nun im anschliessenden Trainingslager in Florida. Vielleicht
kommen sie dort ein wenig zum Durchatmen.
Denn in den USA dürfte Zaccheroni wohl
mehr am taktischen Feinschliff arbeiten. Å
imago
“Die Ersten werden die
Letzten sein”, heisst es in
der Bibel. Die Australier
hoffen, dass dies auch für de Zeitdauer
ihrer WM­-Kampagne zutrifft. Die Socceroos waren die ersten, die in Brasilien
ihre Zelte aufschlugen – 16 Tage vor ihrer
ersten Partie. Coach Ange Postecoglou will
sichergehen, dass seine Spieler genügend
Eingewöhnungszeit haben, weder von
Klima noch von der Zeitumstellung auf
dem falschen Fuss erwischt werden und
erst dem “letzten Aufruf” für die Heimreise folgen müssen – nach dem Finale. Vor
Lagerkoller fürchtet er sich offenbar nicht.
CAMP
Spanien
Das Problem ist
das Trikot mit der
Nummer 9
Jordi Punti ist Romanautor und
Verfasser zahlreicher Fussball-­
Features in den spanischen Medien.
Vicente del Bosque hat es
nicht eilig. Während die
meisten Trainer bereits die Spieler bekannt­
gegeben haben, die sie zur WM mitnehmen –
mit allen Überraschungen und Enttäuschun­
gen –, hat sich der spanische Nationaltrainer
noch immer nicht entschieden. “Wir haben
bis zum 2. Juni Zeit, der FIFA die endgültige
Liste zu übermitteln. Warum sollten wir es
also vorher tun?”, erklärt er mit der für ihn
typischen Gelassenheit und räumt ein, dass er
im Augenblick noch “begründete Zweifel”
habe. Am vergangenen Samstag hat der
Trainer in Lissabon das Finale der Champions
League zwischen Atlético Madrid und Real
Madrid verfolgt; er konnte allerdings nur
wenige Schlüsse aus Reals deutlichem 4:1-Sieg
nach Verlängerung ziehen. Nur einen der
Treffer erzielte ein spanischer Spieler, und
zwar Sergio Ramos, der ohnehin ein Stütz­
pfeiler der spanischen Abwehr ist. Das grösste
Kopfzerbrechen bereitet Del Bosque jedoch
der Einfluss der Stürmer.
und wurde nicht einmal zehn Minuten
später wieder ausgewechselt. Die Ungeduld,
die er beim Auskurieren seiner Muskelverlet­
zung gezeigt hat, könnte für ihn jetzt das
WM-Aus bedeuten.
Position steht Del Bosque jedoch eine lange
Reihe von Mittelfeldspielern zur Verfügung,
auf die er im Bedarfsfall zurückgreifen kann,
von Cazorla über Silva und Iturraspe bis hin
zu dem oben erwähnten Cesc Fàbregas.
Bei der von Del Bosque bevorzugten Spiel­
weise stehen die Mittelfeldspieler stark im
Vordergrund, während der Stürmer in der
Regel eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Bei mehreren Gelegenheiten hat der Trainer
Cesc Fàbregas aufgrund seines guten Zusam­
menspiels mit den Aussenspielern als “fal­
schen Stürmer” aufgeboten. Nach derzeiti­
gem Stand der Dinge ist es am wahr­­schein­lichsten, dass der Angriff derselbe sein wird
wie im Finale der WM in Südafrika gegen die
Niederlande, wo Pedro, Villa und Torres zum
Einsatz kamen. Das wäre sicher keine
schlechte Option für die erste Partie der
WM, und auch eine Verbeugung vor der
Vergangenheit. Tatsache ist allerdings, dass
Del Bosque die allmähliche Verjüngung des
Spielerstamms plant, der ihm so viele Erfolge
gebracht hat. Ein gutes Beispiel dafür ist
Xavi, der Taktgeber des FC Barcelona und
der spanischen Nationalmannschaft. Die
logische Alternative für den mittlerweile
34-Jährigen wäre wohl Thiago – aufgrund
einer Verletzung fällt der Akteur von Bayern
München jedoch für die WM aus. Für diese
Bevor er am 2. Juni die endgültige Kaderliste
einreichen muss, hat Del Bosque noch eine
Möglichkeit, seine Zweifel in Bezug auf die
Stürmer zu beseitigen, die er mit nach Brasili­
en nimmt. Am 30. Mai bestreitet Spanien
nämlich ein Freundschaftsspiel gegen Bolivi­
en, für das nur drei reine Angreifer nominiert
wurden: Pedro, Torres und – grosse Überra­
schung – der junge Deulofeu. Der gerade
einmal 20-Jährige hat in der letzten Saison
für Everton gespielt und kehrt dieses Jahr in
den Kreis des FC Barcelona zurück. “Wir
setzen sehr viel Vertrauen in ihn, er könnte
eine gute Lösung sein”, so Del Bosque im
Vorfeld des ersten Auftritts des Aussenstür­
mers im Trikot der A-Nationalmannschaft.
Zwar ist es ganz natürlich, dass Del Bosque
Interesse daran hat, einen so auffälligen,
kreativen und technisch versierten Spieler in
Aktion zu sehen, seine Worte verraten ihn
jedoch auch. Denn nach Lösungen sucht man
schliesslich nur, wenn es Probleme gibt. Und
gerade einmal drei Wochen vor WM-Beginn
trägt das Problem in Spanien wohl das Trikot
mit der Nummer 9. Å
Sergio Perez / Reuters
Vor fast einem Jahr, im letzten Sommer,
mussten die Verantwortlichen des spani­
schen Fussballs miterleben, wie die Mehrheit
der herausragenden Torjäger ins Ausland
abwanderte, vor allem die Mittelstürmer.
Fussballer, die bereits ihre Chance in der
Nationalmannschaft gehabt hatten, wie
Llorente (Juventus Turin), Negredo (Man­
chester City) oder Soldado (Tottenham
Hotspur) taten es Fernando Torres (FC Chel­
sea) gleich. Zwischenzeitlich erlangte der
Brasilianer Diego Costa, Torschützenkönig
von Atlético Madrid, die spanische Staatsbür­
gerschaft und avancierte dank seines etwas
aggressiveren Profils zu einer wertvollen
Alternative für Del Bosque.
Nun hat der Trainer die Auswahl aus einem
ganzen Staraufgebot, allerdings hat es den
Anschein, als geniesse im Augenblick keiner
der Spieler sein vollstes Vertrauen. Negredo,
Soldado und Torres haben in England eine
eher durchwachsene Saison mit Höhen und
Tiefen hinter sich. Llorente ist bereit für die
WM, war allerdings nie erste Wahl. Und wie
sieht es mit Diego Costa aus? In den letzten
beiden Partien, einschliesslich des Cham­
pions-League-Finales, stand er in der Startelf
Unscharf Vicente del Bosques Vision ist noch nicht klar.
T H E F I FA W E E K LY
15
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C O U N T D O W N B R A S I L I E N 2 0 14 : N O C H 1 3 T A G E
Heimspiel in São Paulo
In 13 Tagen wird in São Paulo die WM eröffnet. Die Wirtschafts­
metropole spielt eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Landes,
denn hier liegen auch die Anfänge des brasilianischen Fussballs.
Eine Stadt in Gelb-Grün-Blau São Paulo ist bereit für das Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien.
Dominik Petermann
F
Rahel Patrasso / Keystone
ussball lebt in São Paulo, er ist immer
­Gesprächsstoff: ob auf der Strasse, beim
Friseur oder am Karneval. Jeder hat seinen bevorzugten Klub, ein jeder eine Leidenschaft für das schöne Spiel. Mit einer
Metropolregion von fast 8000 km² ist die
Stadt der grösste industrielle Ballungsraum Lateinamerikas und gleichzeitig das wichtigste
Wirtschafts-, Finanz- und Kulturzentrum des
Landes. Vor 120 Jahren nahm hier die Fussballgeschichte Brasiliens ihren Lauf.
Von England nach Brasilien
1894 war es, als der in São Paulo geborene Schotte Charles William Miller mit einem Regelbuch,
zwei Trikots, einem Paar Fussballschuhe, einer
Luftpumpe und zwei Bällen von England in seine Heimat zurückkehrte und verblüfft feststellte, dass “Football” in Brasilien völlig unbekannt
war. Der erst 19-Jährige erkannte seine Mission
darin, das königliche Spiel zu verbreiten. Im
­E isenbahnwesen tätig, fand Miller die idealen
Bedingungen zur Formung einer Fussballmannschaft vor. Mit Kollegen bildete er das “São
Paulo Railway Team” und trug am 14. April
1895 das erste öffentlich dokumentierte
Fussball­spiel auf brasilianischem Boden aus.
Gegner waren Arbeiter eines ortsansässigen
Gasunter­nehmens. Die legendäre Stätte, ­damals
Vàrzea do Carmo genannt, ist heutzutage die
Park­anlage Dom Pedro II zwischen den Stadtautobahnen von São Paulo. Auf dem staubigen
Platz wird heute noch gekickt, seit Kurzem
schmücken gar zwei neue Tore das Spielfeld.
Miller war auch die treibende Kraft hinter
der Einführung der Staatsmeisterschaft von
São Paulo, der ersten Fussballliga Brasiliens. In
den Reihen des ersten Fussballvereins der
Stadt, dem São Paulo Athletic Club (SPAC), gewann er sie in den Jahren 1902, 1903 und 1904.
Ein neues Stadion zur WM
São Paulo blickt heute auf eine lange Fussballtradition zurück und ist Heimat für einige der
erfolgreichsten Klubs: die Corinthians, Palmeiras, der São Paulo FC oder der benachbarte
Santos FC. Das berüchtigtste Stadtderby ist
das “Derby Paulista” zwischen den Corinthians und Palmeiras. Letztere wurden 1914 von
in São Paulo lebenden Italienern gegründet,
und einige seiner frühen Mitglieder waren
Überläufer der Corinthians gewesen, die fortan von ihrem alten Verein als Verräter angesehen wurden. Die Atmosphäre zwischen den
beiden Klubs gilt als vergiftet und sorgt noch
heute für Zündstoff.
Die Heimstätte der Corinthians steht
­prominent an der Praça Charles Miller. Trotz
der grössten Anhängerschaft in São Paulo war
der Klub aber bis anhin der einzige, der über
kein Stadion mit ausreichender Kapazität
­verfügte. Dies änderte sich nun dank der WM.
In Ita­quera, einer traditionellen Hochburg der
Corinthians-Fans im Osten der Stadt, entstand
die Arena de São Paulo, wo insgesamt sechs
WM-Spiele ausgetragen werden. Å
T H E F I FA W E E K LY
17
DAS INTERVIEW
“Es wird schwierig für
die Europäer”
Ecuador gehört zu den neuen Grössen im Weltfussball. Nationaltrainer Reinaldo R
­ ueda
erklärt, weshalb seine Mannschaft schon Brasilien geschlagen hat und was Südamerikaner
von den Deutschen lernen können.
Señor Reinaldo Rueda, alle WM-Turniere auf
dem amerikanischen Kontinent endeten mit
einem südamerikanischen Sieg. Worauf führen
Sie das zurück?
Reinaldo Rueda: Erfahrungsgemäss ist die
Ausgangslage vor allem für die Europäer in
Südamerika schwierig. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: die Reise, das Klima,
die Unterkunft. Mit einer optimalen Organisation werden die Verbände diese Einflüsse aber
reduzieren und sich in einem von äusseren
Einflüssen unabhängigen Umfeld bewegen. So
bringen wohl beispielsweise alle WM-Teilnehmer ihre eigenen Köche mit.
Inwiefern kann Eucador vom “Heimbonus”
profitieren?
Das ist zu relativieren. Denn Brasilien ist
ein riesiges Land – mit den unterschiedlichsten klimatischen Einflüssen – fast wie ein
eigener Kontinent. Uns erwartet in der
Vorrunde in BrasÍlia und Rio de Janeiro eher
warmes, in Curitiba dagegen kühleres Wetter.
Für die Teams, die im Tropenklima von
Manaus spielen müssen, sieht alles wieder
ganz anders aus.
Apropos Heimvorteil. Vor allem in der Höhen­
lage von Quito ist Ecuador eine Macht. In der
Qualifikation gaben Sie nur beim Unentschieden
gegen Argentinien Punkte ab. Wie beeinflusst
die Höhenlage Ihre Taktik und Spielweise?
Wir versuchen, immer gleich zu spielen:
kämpferisch, mutig – erfolgreich. In der
Qualifikation haben wir bewiesen, dass wir
auch bei grosser Hitze bestehen können. In
Venezuela und Uruguay erreichten wir jeweils
ein Unentschieden.
In Quito wurde schon Brasilien geschlagen …
Wir haben eine sehr impulsive und
emotionale Mannschaft. Das macht uns zu
Hause sicher noch stärker. Grundsätzlich
setze ich auf eine gute Organisation und
eine klare Rollenverteilung. Gerade an
einem grossen Turnier ist es angesichts des
Drucks entscheidend, dass man sich auf ein
stabiles Mannschaftsgefüge verlassen kann.
18
T H E F I FA W E E K LY
Die Balance zwischen Risiko und Absicherung muss stimmen.
Sie qualifizierten sich 2010 mit Honduras für
die WM-Endrunde. Was unterscheidet die
damalige Ausgangslage von der heutigen mit
Ecuador?
Für die Spieler der honduranischen Mannschaft war die WM-Teilnahme damals eine
Premiere – das erschwerte die Situation.
Routine ist an grossen Turnieren wichtig.
Auch in Ecuador haben wir eine neue Generation am Start. Nur fünf Spieler waren schon
vor acht Jahren an der Endrunde in Deutschland dabei. Aber in der Qualifikation hat das
Team bewiesen, dass es mit den Weltbesten
mithalten kann.
Und ausgerechnet Honduras ist ein Vorrundengegner Ihrer Mannschaft …
Das ist für mich eine sehr spezielle Situation. Ich war vier Jahre in Honduras tätig
und erlebte dort eine sehr schöne Zeit – mit
vielen wunderbaren Begegnungen und Erlebnissen. Die Menschen dieses Landes sind mir
ans Herz gewachsen. An der WM zählt dies
aber nicht mehr. So ist unser Beruf. Und ich
werde entsprechend professionell mit dieser
Ausgangslage umgehen.
Wie stufen Sie generell Ihre Chancen auf die
Achtelfinalqualifikation ein? Gegen die
Schweiz, Frankreich und eben Honduras
scheint das Ziel nicht unerreichbar …
Die Herausforderung ist gross. Frankreich startet als Favorit – mit vielen bekannten Namen und herausragenden Fussballern.
Allein die Tatsache, dass es ManchesterCity­-Star Samir Nasri nicht ins Aufgebot
geschafft hat, sagt alles über die Qualität der
Franzosen. Ich hätte Nasri wohl aufgeboten
(lacht). Die Schweiz verfügt über eine spielerisch wie organisatorisch starke Mannschaft. Die souveräne Qualifikation spricht
für sich. Und Honduras ist immer ein unbequemer Gegner – mit grosser Zweikampfstärke und der Erfahrung aus dem Turnier
in Südafrika.
Die ecuadorianische Liga-Führung scheint
nicht sonderlich optimistisch. Die Landesmeisterschaft nimmt ihren Betrieb just am Tage des
WM-Finales wieder auf …
(Lacht) Das klingt tatsächlich nicht nach
einem grossen Vertrauensbeweis. Aber die
Spieler kennen ihren Auftrag: sieben Partien
in Brasilien zu bestreiten. Ich kann nur
hoffen, dass vor dem Finale niemand abreist.
Sie stammen aus Kolumbien – Ihre Ausbildung
absolvierten Sie an der Sporthochschule Köln.
Was können Südamerikaner von den Deutschen
lernen?
Ich habe sehr stark von meinen Erfahrungen in Deutschland profitiert – planerisch,
taktisch, psychologisch. In dieser Beziehung
können wir viel von den Europäern lernen.
Doch die Europäer können auch viel von uns
lernen. Grundsätzlich werden die Unterschiede aber immer kleiner. Denn schliesslich
spielen die meisten Topstars in den europäischen Ligen.
Wer wird Weltmeister?
Ich rechne mit einem der Topfavoriten:
Kandidat Nummer 1 auf den Titel ist Brasilien. Dahinter kommt für mich Deutschland.
Es ist kein Zufall, dass sich an der WM noch
nie ein Aussenseiter durchsetzen konnte.
Denn die Erfahrung spielt an einem solchen
Turnier eine Schlüsselrolle.
Mit Reinaldo Rueda sprach
Thomas Renggli
Name
Reinaldo Rueda
Geburtsdatum, Geburtsort
16. April 1957, Cali (Kolumbien)
Sven Thomann / Blicksport
Stationen als Trainer
Cortuluá, Deportivo Cali, Independiente
Medellín, Kolumbien U-20, Kolumbien,
Honduras, Ecuador (seit 2010)
Weltmeisterschaft 2014
Gruppenspiele: Schweiz (15. Juni),
Honduras (20. Juni), Frankreich (25. Juni)
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19
First Love
20
T H E F I FA W E E K LY
Ort: Recife, Brasilien
D at u m : 17. Ju n i 2 0 1 3
Zeit: 21. 37 Uhr
Simon Stacpoole / Offside
T H E F I FA W E E K LY
21
DEBAT T E
Reformen und Erfolge
Passspiel FIFA-Präsident Sepp Blatter will die Beschlüsse des letztjährigen Kongresses (auf Mauritius) umsetzen.
Sarah Steiner und Perikles Monioudis
A
m 10. und 11. Juni findet in São Paulo der
64. FIFA-Kongress statt. Er ist das
­gesetzgebende Organ der FIFA – das
Parlament des Weltfussballverbands.
Im Geiste einer Demokratie hat ­jeder
Verband eine Stimme, unabhängig von
seiner Grösse oder Leistungsstärke im Fussball. Die Verbände entscheiden zum ­Beispiel
über die Änderung der Statuten und genehmigen die Bilanz sowie den Tätigkeitsbericht der
FIFA oder bestimmen die Aufnahme, Suspendierung oder Ausschluss eines Mitglieds. Zudem wählen die Verbände den Präsidenten.
Der Kongress hat sich verpflichtet, den
Fussball zu fördern und hat dazu zahlreiche,
weitreichende Entscheidungen auf den Weg
gebracht. Hier eine kleine Auswahl:
22
T H E F I FA W E E K LY
Buenos Aires 2001
Am ausserordentlichen FIFA-Kongress verabschieden die Delegierten der Mitgliedsverbände eine Resolution gegen Rassismus. Damit
sollten alle aufgefordert werden, Rassismus im
Fussball zu bekämpfen, stärker dagegen vorzugehen und Werte wie Toleranz zu fördern.
Zürich 2011
Der Kongress genehmigte in Zürich Vorschläge
zu weitreichenden Reformen in der FIFA:
­Namentlich die Ermächtigung des Kongresses
(anstelle des Exekutiv-Komitees) zur Vergabe
der zukünftigen WM-Endrunde. Zudem wurde
die Ethikkommission durch Aufteilung in eine
Untersuchungs- und Justizbehörde gestärkt.
Eine neue FIFA-Kommission für Corporate
­Governance wurde eingesetzt.
Mauritius 2013
2013 konnte man auf umgesetzte Reformen
aufbauen. Bereits 2012 wurden die Zuständigkeiten der Audit- und Compliance-Kommission
erweitert und die Ethikkommission in zwei
Kammern unterteilt. 2013 wurde dann unter
anderem das erste weibliche Mitglied ins FIFA-­
Exekutivkomitee berufen. Des Weiteren wurde
die neue Resolution gegen Rassismus und Dis-
kriminierung verabschiedet. Sie basiert auf
den Grundsätzen Aufklärung, Prävention und
Sanktionen.
São Paulo 2014
Gespannt schaut die Fussballwelt nun nach
Brasilien. Am diesjährigen Kongress sind die
Mitgliedsverbände bestrebt, den Reformprozess voranzutreiben. Sie werden über die Punkte Alters- und Amtszeit­beschränkung entscheiden. Auf der Tagesordnung stehen zudem unter
anderem folgende Trak­tanden: die Reform des
FIFA-Spielervermittlersystems, die Verlängerung der Mandate der ins Exekutivkomitee
berufenen weiblichen ­Mitglieder und das Projekt “Football for Health”. Å
Die Weekly-Debatte.
Was brennt Ihnen unter den Nägeln?
Über welche Themen wollen Sie
diskutieren? Ihre Vorschläge an:
[email protected]
Jamie McDonald / Getty Images
Der 64. FIFA-Kongress steht
vor der Tür. Erklärtes Ziel
des Weltfussballverbands ist
es, seine Reformprozesse
weiterzuführen.
DEBAT T E
PRESIDENTIAL NOTE
The FIFA Weekly fragte auf FIFA.com:
Wie lässt sich Rassismus im Fussball
bekämpfen?
Rassismus ist sehr schwer zu bekämpfen.
Der Rassismus ist leider im Wesen des Menschen verankert. Wenn man heranwächst,
beginnt man, nach Erklärungen zu suchen
und zu verstehen, dass es Unterschiede
zwischen den einzelnen Menschen gibt.
Damit fängt alles an. Es gibt nichts, womit
man den Rassismus ausrotten könnte, aber
wir sollten Toleranz und gegenseitigen Respekt fördern. Das ist die Grundlage für die
Bekämpfung des Rassismus.
NJLOR17, USA
Wir müssen den Leuten begreiflich machen,
dass alle Menschen gleich sind, unabhängig
von der Ethnie. Vielleicht ist es eine Möglichkeit, viele Fussballveranstaltungen auf der
ganzen Welt durchzuführen, bei denen
Menschen unterschiedlicher Ethnien und mit
unterschiedlichen Idealen zusammenkommen, um Fussball zu spielen. Wer hat schon
etwas gegen ein Spielchen einzuwenden?
Frieden durch Fussball!
Ponchito_C, USA
Wenn es sich um eine Spielerin oder einen
Spieler handelt, sollte es eine Sperre von
mindestens zwei Spielen und eine Geld­
strafe für den betreffenden Klub geben. Im
Wiederholungsfall sollte der Klub mit dem
Zwangsabstieg bestraft werden, um ein
deutliches Zeichen zu setzen. Im Falle eines
Fans sollte es ein lebenslanges Stadionverbot
geben.
Die Veränderung muss im Jugendfussball
beginnen. Wir haben in den USA dieses
Wochenende bei einem Spiel zwischen 14-Jährigen einen Zwischenfall miterlebt. Man sollte
über das Marketing eine positive Botschaft
verbreiten, die Konsequenzen müssten aber
auch schon für Spieler und Teams auf der
Jugendebene spürbar sein. Und die Konsequenzen müssen durchgesetzt werden. Wenn
diese Jugendlichen dann erwachsen sind,
sollte das Problem behoben sein. Falls die
Schuld bei den Fans zu suchen ist, sollten sie
aus dem Stadion eskortiert und für den Rest
der Saison mit einem Stadionverbot belegt
werden. Fans mit Dauerkarten werden nicht
bezahlen und auf eine ganze Saison verzichten wollen. Das sollte zumindest dafür sorgen, dass sie den Mund halten und niemanden den ignoranten Vorurteilen aussetzen, die
wir wohl niemals ganz ausmerzen können.
tammydfw , USA
“Die Veränderung
muss im Jugend­
fussball beginnen.”
double_nash, Ghana
Wir könnten eine gemeinsame Hymne
einführen, die nach jedem Spiel abgespielt
wird und bei der sich jeweils ein Spieler der
einen neben einen Spieler der anderen
Mannschaft stellt … Wir müssen etwas in
ihren Herzen verändern – und Regeln und
Vorschriften können das nicht leisten.
bassiishaan, Indien
“Eine gemeinsame
Hymne nach
­jedem Spiel.”
Mit einem neuen Slogan! “Verschiedene
Farben, ein Blut” – Stoppt Rassismus!
bshamieh, Senegal
Man kann versuchen, mit den Schuldigen
zu reden, um sich ihren Hintergrund anzu­
schauen und herauszufinden, warum sie so
empfinden und warum sie Schwarzen
gegenüber so feindlich eingestellt sind.
Dann kann man versuchen, einen Ausweg
aufzuzeigen, statt einfach nur Klubs und Fans
zu sanktionieren. Wenn du einem Fan verbietest, sich ein bestimmtes Spiel anzuschauen,
wird er einfach zu einem anderen gehen und
dasselbe tun. Sei deinen Freunden nah und
deinen Feinden noch näher, wie es so schön
heisst. Das sollten wir in die Praxis umsetzen.
tatekere, Simbabwe
Die Arbeit
geht weiter
W
ir alle fiebern dem WM-Kickoff entgegen –
mit dem ersten Auftritt von Gastgeber
­Brasilien gegen Kroatien. Am Tag zuvor
­findet in São Paulo der 64. FIFA-Kongress statt.
Es ist ein wegweisendes Ereignis – obwohl (oder
gerade weil) weder Endrunden-Vergaben noch
Wahlen traktandiert sind.
Denn so bietet sich uns die Möglichkeit, jene
Aufträge vorwärtszutreiben und Beschlüsse
umzusetzen, die uns der Kongress vergangenes
Jahr auf Mauritius erteilt hat. Im Zentrum steht
der Reformprozess, aber auch andere Themen,
die unverändert aktuell sind: Rassismus, Spielmanipulationen und Sicherheits­fragen rund um
den Fussball.
Der Kongress bietet dafür die perfekte
Plattform. Denn er vereint alle 209 Mitgliederverbände und bildet die demokratische Basis
des Fussballs. Jeder Verband besitzt eine
Stimme – unabhängig von seiner Grösse oder
geografischen Lage – jeder kann seine Lösungsansätze und Sichtweisen, aber auch seine
Probleme einbringen – von A wie Anguilla bis
Z wie Zimbabwe.
Wir alle haben ein gemeinsames Ziel: die
Interessen des Fussballs auf jeder Stufe zu
wahren und gegen negative Einflüsse zu
schützen. Um dies zu erreichen, gilt die gleiche
Taktik wie auf dem Fussballplatz: Teamwork,
Disziplin, Respekt und Fair Play.
Der Kongress vom 11. Juni könnte auch
wegweisend dafür sein, wohin die FIFA geht –
und wie sie künftig geführt wird. Etwas steht
bereits jetzt fest: Die Arbeit ist noch lange
nicht abgeschlossen.
Ihr Sepp Blatter
T H E F I FA W E E K LY
23
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MIROSL AV K LOSE
Die letzte Mission
Mit zwei weiteren WM-Toren würde sich Miroslav Klose in den Geschichtsbüchern
verewigen. Wie von alleine geschähen die Tore, sagt er. Er dürfe nur nicht daran denken.
Franco Nicolussi, Rom
Gary Engel
K
urz vor der WM auf den Mann zu treffen,
der mit den meisten WM-Treffern im Gepäck in Brasilien antritt, kann ein Fehler
sein. Tor, Tor und noch ein Tor – so ausschliesslich denkt wohl ein Spieler, der
bei drei Weltmeisterschaften 14 Tore
­erzielt hat und in Brasilien den Allzeit-Rekord
von Ronaldo (15 WM-Tore), als bestem Torschützen der WM-Geschichte, einstellen kann.
Doch Miroslav Klose ist entspannt. Er versteht es, ohne Angst auf den grossen Moment
zu warten. “Ich weiss”, sagt er, “dass in meinem
Leben als Stürmer alles an den Toren gemessen
wird. Da mag es nach aussen so erscheinen, als
sei es mir nur wichtig, Tore zu schiessen und
einen prestigeträchtigen Rekord wie den von
Ronaldo zu brechen. Doch daran sind eher die
Liebhaber von Statistiken interessiert.”
Stapelt der Stürmer der deutschen Nationalmannschaft bewusst tief, um den Druck von
seinen Schultern zu nehmen? Um die psychologische Komponente – beim Toreschiessen
genauso wichtig wie technisches Können –
weiss Klose jedenfalls bestens Bescheid: “Ich
habe gelernt, nicht alle meine Gedanken um die
Tore kreisen zu lassen. Wenn ich nicht daran
denke, dann passieren die Tore von alleine.
­A lles was ich tun muss, ist, im richtigen Moment präsent zu sein.” Am Anfang seiner Karriere sei das anders gewesen, da studierte Klose
seine Aktionen: “Ich habe mir früher all meine
Tore auf Video angesehen. Heute habe ich mehr
Abstand. Immer wieder werde ich gefragt, welches mein schönstes Tor war. Es waren viele
schöne dabei. Aber ich kann kein spezielles
nennen, weil es jedes Mal unterschiedliche
emotionale Hintergründe gab.”
Vor der Karriere eine Schreinerlehre
Abstand nehmen von dem, was dich gross gemacht hat. Im Fall von Miroslav Klose bedeutet
es, die Wichtigkeit der Tore kleinzureden, die
ihn zum Ausnahmekönner gemacht haben.
68 Tore hat Klose in 131 Länderspielen im deutschen Team erzielt und damit im vergangenen
September den Uralt-Rekord von Gerd Müller
eingestellt.
Vieles im Leben des Miroslav Klose war
­bereits auf das Toretreffen ausgerichtet, als er
T H E F I FA W E E K LY
25
MIROSL AV K LOSE
26
T H E F I FA W E E K LY
Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen mussten. Damals habe ich gelernt, dass es im Leben
um mehr geht, als darum, Tore zu schiessen”,
sagt Klose, “aber ich habe auch verstanden,
dass es mir viel mehr Spass macht, einem Tor
hinterher zu jagen. Das hat mich ungemein angespornt, ich habe mich danach sehr angestrengt beim Training in Homburg.”
Die Fussballkarriere begann spät, dafür
ging es für Klose sofort steil nach oben. 1999
wurde Klose Profi bei Kaiserslautern, 2002 –
drei Jahre nach der abgeschlossenen Schreinerlehre – spielte er zum ersten Mal im Trikot des
deutschen Nationalteams eine Weltmeisterschaft. Beim Debüt gegen Saudi Arabien traf
Klose gleich dreimal. “Diese Tore habe ich besonders ins Herz geschlossen”, sagt er. Rudi
Völler, Jürgen Klinsmann und Joachim Löw
werden seine Trainer. Klose wird ein Fussballstar – wenn auch ein untypischer.
Zu Hause wird polnisch gesprochen
In Rom lebt Klose zurückgezogen mit Frau
­Sylwia und den neun Jahre alten Zwillingssöhnen Luan und Noah. Zuhause wird polnisch
gesprochen, die Urlaube verbringt die Familie
beim Angeln. Die Söhne eifern dem berühmten
Papa schon heute nach und verfolgen seine
Spiele vor dem Fernseher. “Luan spielt Sturm,
Noah im Mittelfeld”, erzählt Klose. Es waren
die Kinder, die Klose auf die Saltos verzichten
liessen, die er nach seinen Toren zu vollführen
pflegte. “Damit habe ich aufgehört, als mich
Noah vor dem Fernseher imitierten wollte und
Stephane Mantey / Presse Sports / freshfocus
im Juni 1978 in Opole in Polen auf die Welt
kam. Mutter Barbara war eine wichtige Spielerin der polnischen Handball-Nationalmannschaft, Vater Josef spielte im Sturm von Auxerre in Frankreich. Zwei Torjäger, die neben ihrer
Leidenschaft einer normalen Arbeit nachgingen. Von ihnen lernte Miroslav Klose, dass im
Leben die Pflicht an erster Stelle steht. “Meine
Eltern haben mir erst erlaubt, meinen Traum
von der Fussballkarriere zu leben, nachdem ich
eine Lehre absolviert hatte”, erzählt Klose. Und
so wurde der junge Miroslav erst mal Schreiner
und verbrachte die für andere Fussballer entscheidende Zeit von 17 bis 21 Jahren auf Baustellen. In einer Jugendmannschaft hat Klose
nie gespielt. “Ich verbrachte meine Lehrjahre
täglich mit Menschen, die jeden Tag mit harter
MIROSL AV K LOSE
“In solchen Momenten
agiert man ohnehin
instinktiv, ohne gross
nachzudenken.”
Name
Miroslav Klose
Geburtsdatum, Geburtsort
9. Juni 1978, Opole (Polen)
Stationen
SG Blaubach-Diedelkopf,
FC 08 Homburg II, FC 08 Homburg,
1. FC Kaiserslautern Amateure,
1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen,
FC Bayern München, Lazio Rom
Torproduzent Die argentinische
Verteidigung ist ausgespielt –
­Miroslav Klose erzielt an der WM
2010 einen weiteren Treffer.
sich dabei verletzte. Ich habe gelernt, dass ich
dies nicht weiter vormachen kann, weil sonst
zu Hause noch Schlimmeres passiert wäre.”
Und wenn er bei der Weltmeisterschaft in
Brasilien das Tor erzielen sollte, das ihn mit
Ronaldo gleichziehen lassen kann? Wird
­K lose sich dann den Salto verkneifen? “In
­solchen Momenten agiert man ohnehin instinktiv, ohne gross nachzudenken”, sagt Klose
und lächelt.
Klose spricht leise. Das Gestikulieren seiner italienischen Teamkollegen bei Lazio Rom
ist ihm auch nach drei Jahren in der Ewigen
Stadt fremd. Sein Blick und seine Stimme verraten wenig Emotion, dafür wilde Entschlossenheit und den unbeugsamen Willen, sein Ziel
zu erreichen.
Nationalteam Deutschland
131 Einsätze, 68 Tore
Weltmeisterschaft 2014
Gruppenspiele: Portugal (16. Juni),
Ghana (21. Juni), USA (26. Juni)
So tritt Miroslav Klose mit 36 Jahren zu
s­ einer vierten und letzten Weltmeisterschaft an
und hebt zum ersten Mal in diesem langen Gespräch die Stimme, als er sagt: “Deutschland ist
reif für den Titel. Wir gehören sicher zum engeren
Favoritenkreis und wir wollen den Titel gewinnen. Um die Zukunft des deutschen Fussballs
müssen wir uns keine Gedanken machen, wenn
ich an die jungen Spieler wie Mesut Özil oder Toni
Kroos denke.”
keine einfachen Gegner für Deutschland, aber
besiegbare. Klose sieht auch diesen Umstand
pragmatisch: “Wir sind Deutschland und unsere Fussballtradition gibt uns vor, immer das
Maximale erreichen zu wollen.”
Wenn Klose im Team gesetzt ist, könnten
schon die drei Gruppenspielen reichen, um den
einen Treffer zu erzielen, der ihn mit Ronaldo
gleichziehen lassen würde. Alles was er tun
muss, ist nicht daran zu denken, dann passieren die Tore ja von alleine. Å
Mit viel Gelassenheit
“Ich will den Torschützenrekord”, würde Klose
niemals sagen. Dass er gebrochen wird und
Klose sich in den Geschichtsbüchern als
WM-Torschützenkönig verewigt, ist wahrscheinlich. Portugal, Ghana und die USA sind
T H E F I FA W E E K LY
27
A FIFA World Cup
in Brazil is just like Visa:
everyone is welcome.
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F I F A ’ S 11
FREE KICK
Historische WM-Tore
Fussballverrückte
Väter
Alan Schweingruber
T
oni war ein netter Junge. Einzelkind,
sechs Jahre alt, mit einem guten Herzen.
Er ass am liebsten Honigbrote und mochte Boote. Alle Arten von Booten. Grosse
und schnelle, in denen braun gebrannte
Frauen und Männer die Meeresbuchten
entlangfuhren. Kleine Boote in der Badewanne.
Aber auch alte Boote, solche, die es nur in
­Museen zu sehen gab. Toni sei ein richtiger
Boot-Typ, meinte sein Onkel.
Eines fand Toni hingegen richtig doof:
Fussball. Das war insofern kein Problem, als es
ja neben der Schule immer reichlich zu tun gab,
wenn man als Boot-Typ geboren worden war.
Zum Beispiel war Onkel Julian froh um Hilfe,
wenn der Lack an seinem Boot abblätterte und
ein neuer Anstrich nötig war. Gerne schlenderte Toni auch einfach durch den Hafen und
schaute, wie es sich die anderen Bootsliebhaber
auf Deck gemütlich gemacht hatten.
Tonis Vater aber, der war kein Boot-Typ. Tonis Vater war mit Leib und Seele Fussballfan.
Sein Verein kickte irgendwo in der dritten Liga.
Nichts Wildes. Die Spiele wurden so gut wie nie
am Fernsehen übertragen. Und genau in dieser
provinziellen Verbissenheit lag der Ursprung von
Tonis Problem: Er musste nämlich alle zwei Wochen mit ins Stadion. Und das lag vierzig Autominuten entfernt. In der Regel trank sein Vater
dann noch ein Bier vor dem Spiel oder ass eine
Kleinigkeit. So ging der ganze Nachmittag drauf.
Dabei wäre es auf dem Boot von Onkel Julian so
schön gewesen. Es gab da auch Honigbrote.
Und so ging das weiter. Auch an seinem
siebten Geburtstag fand Toni unter seinem
Kopfkissen ein hellblaues Fussballshirt. Es war
das übliche Ritual. Sein Vater schenkte ihm
jedes Jahr ein hellblaues Shirt des Drittliga-Klubs in der richtigen Grösse. Toni hatte die
Farben gleich erkannt. Er tat so, als ob er sich
freuen würde und streifte es sich vor den Augen
seines Vater über. Drei Monate später stieg die
Mannschaft mit den hellblauen Trikots aus der
dritten Liga ab. Danach reiste Toni mit seinem
Vater zu allen Heimspielen in der vierten Liga.
An einem warmen Sonntag aber, da blieb
Toni zu Hause im Bett liegen. Er fühlte sich
­u nwohl, und sein Vater fuhr alleine ins Stadion.
Ausgerechnet zum Spiel gegen den grossen
Küstenrivalen. Der Vater trank zu viel an diesem Nachmittag und kehrte euphorisch zurück. Als er dann am Bett seines Sohnes sass
und vom Sieg erzählte, sah er die Salzrückstände auf Tonis Armen. “Du warst am Meer,
stimmt’s?”, fragte er und Toni nickte zögerlich.
“Das ist in Ordnung, Toni. Geh am Wochenende
ruhig öfter aufs Boot.”
Später, am Küchentisch, sagte Tonis Vater
zur Mutter: “Ich habe uns etwas aus dem Stadion mitgebracht.” Sie packte das kleine Geschenk aus und erkannte die Farben sofort. Es
waren hellblaue Baby-Socken. Als sie dann begann, über ihren Bauch zu streichen, fragte er:
“Wann genau ist der Termin?” Å
Die wöchentliche Kolumne aus der
The-FIFA-Weekly-Redaktion
1.
Lucien Laurent, Frankreich
Spiel: Frankreich - Mexiko
Tor zum: 1:0 (4:1)
Datum: 13. Juli 1930
100.
A ngelo Schiavio, Italien
Spiel: Italien - USA
Tor zum: 5:1 (7:1)
Datum: 27. Mai 1934
200.
Harry Andersson, Schweden
Spiel: Schweden - Kuba
Tor zum: 8:0 (8:0)
Datum: 12. Juni 1938
500.
Bobby Collins, Schottland
Spiel: Paraguay - Schottland
Tor zum: 3:2 (3:2)
Datum: 11. Juni 1958
1 000.
Rob Rensenbrink, Niederlande
Spiel: Schottland - Niederlande
Tor zum: 0:1 (3:2)
Datum: 11. Juni 1978
1 200.
Jean-Pierre Papin, Frankreich
Spiel: Kanada - Frankreich
Tor zum: 0:1 (0:1)
Datum: 1. Juni 1986
1 500.
Claudio Caniggia, Argentinien
Spiel: Argentinien - Nigeria
Tor zum: 1:1 (2:1)
Datum: 25. Juni 1994
1 800.
Beto, Portugal
Spiel: USA - Portugal
Tor zum: 3:1 (3:2)
Datum: 5. Juni 2002
2 000.
Marcus Allbäck, Schweden
Spiel: Schweden - England
Tor zum: 1:1 (2:2)
Datum: 20. Juni 2006
2 200.
rjen Robben, Niederlande
A
Spiel: Uruguay - Niederlande
Tor zum: 2:3 (2:3)
Datum: 6. Juli 2010
2 208.
ndrés Iniesta, Spanien
A
Spiel: Niederlande - Spanien
Tor zum: 0:1 (0:1 n.V.)
Datum: 11. Juli 2010
Quelle: FIFA
(FIFA World Cup, Milestones & Superlatives,
Statistical Kit, 12.05.2014)
T H E F I FA W E E K LY
29
DER EXPERTE
Für eine WM ohne Doping
Die FIFA wird vor der Weltmeisterschaft in Brasilien alle teilnehmenden Spieler einem unangekündigten Dopingtest unterziehen.
Prof. Jiri Dvorak
E
xperten von internationalen Sportver­
bänden, dem Internationalen Olympischen
Komitee (IOC), der Welt-Anti-­
DopingAgentur (WADA) sowie Labor­spezialisten
sprachen im vergangenen Jahr im Novem­
ber in Zürich über die zukünftige Strategie
für einen dopingfreien Sport. Es gab einen ein­
deutigen Konsens darüber, dass der Kampf gegen
Doping koordiniert und in Zusammenarbeit mit
Sportärzten, Laborspezialisten, Wissenschaftlern
und den Sportlern selbst erfolgen muss. Die
Ergebnisse wurden in der Mai-Ausgabe der
­
­renommierten britischen Fachzeitschrift “British
Journal of Sports Medicine” unter dem Titel
“Neue Anti-Doping-Strategie” veröffentlicht.
30
T H E F I FA W E E K LY
Die Geschichte des Dopings
Erste Tests auf Medikamenteneinnahmen bei
Fussballern (und Sportlern im Allgemeinen)
wurden während der WM 1966 in England und
später bei den Olympischen Spielen 1968 in
­Mexiko-Stadt durchgeführt. Ursache für die
Einführung der Tests waren Todesfälle bei den
Olympischen Spielen 1960 in Rom sowie bei der
Tour de France 1967. Die betreffenden Sportler
waren gleichzeitig mit der verbotenen
­Einnahme von Stimulanzen wie Amphetami­
nen in Verbindung gebracht worden. Seitdem
werden bei den meisten grossen Sportwett­
bewerben Dopingkontrollen durchgeführt.
In den 1990er-Jahren erlangten Nahrungs­
ergänzungsmittel enorme Beliebtheit unter
den Sportlern. Eine umfassende Analyse
von über 600 Nahrungsergänzungsmitteln er­
gab, dass sage und schreibe 15 Prozent von
ihnen verbotene anabole Steroide enthielten.
Nach B
­ ekanntwerden dieser alarmierenden
Daten lancierte die FIFA eine Aufklärungs­
kampagne, in der Fussballer vor der Verwen­
dung von ­
Nahrungsergänzungsmitteln
­gewarnt wurden, und riet ausdrücklich von
deren willkürlichen Einnahme ab.
In den 1990er-Jahren wurde auch das
­Blutdoping unter Verwendung von EPO (Eryth­
ropoietin) beziehungsweise durch Bluttransfusi­
onen bekannt. Die FIFA führte daraufhin als
erster internationaler Verband bei der WM in
Korea/Japan ein Blutprobenverfahren ein. Die
Ergebnisse ergaben keinerlei Verdacht auf
­Blutmanipulation.
Nacho Doce / Reuters
Am 1. Januar 2015 tritt der überarbeitete Welt-Anti-Doping-Kodex in Kraft. Nachdem der Kodex letztes Jahr einhellige Zustimmung gefunden hatte, wurde im
Home of FIFA ein Treffen zum Kampf gegen Doping im Sport abgehalten. Ziel war
es, einen Leitfaden für die Umsetzung der neuen Bestimmungen zu erstellen.
DER EXPERTE
Teure Anti-Doping-Strategie
Die FIFA setzt in all ihren Wettbewerben ein
sehr striktes System zur Dopingkontrolle ein
– von der U-17-Ebene bis zur WM der Stars. Pro
Spiel und Team werden jeweils zwei Spieler
nach dem Z
­ ufallsprinzip ausgewählt, die sich
direkt im Anschluss an die Partie einer Dopingkontrolle unterziehen müssen. Die Anzahl
der Spieler kann im Falle eines Dopingverdachts erhöht werden.
Seit 2005 verfasst die WADA Jahresberichte zu weltweiten Dopingkontrollen, in denen
unter anderem die Gesamtzahl unerwünschter
analytischer Befunde genannt wird. Der Prozentsatz der aufgrund des Missbrauchs anaboler Steroide positiv getesteten Fälle beläuft sich
im Fussball durchschnittlich auf 0,03 Prozent
im Vergleich zu 0,4 Prozent in der Gesamtstatistik der WADA. Das heisst, dass der Missbrauch anaboler Steroide im Fussball zehnmal
geringer ist als in anderen Sportarten.
Allerdings ist die Umsetzung der aktuellen
Anti-Doping-Strategie teuer. Die Kosten eines
einzigen Dopingtests werden durchschnittlich
auf etwa 1000 US-Dollar veranschlagt. Folglich belaufen sich die Gesamtkosten angesichts von rund 30 000 Tests, die pro Jahr im
Weltfussball durchgeführt werden, auf etwa
30 Millionen US-Dollar. Auf der Grundlage
dieser Statistik kostet es rund drei Millionen
US-Dollar, im Fussball einen Doping-Sünder
der Einnahme anaboler Steroide zu überführen. Diese einfache Rechnung belegt die Notwendigkeit, langfristig etwas an der Strategie
zu ändern.
Prävention durch Auf klärung
Die FIFA hat in Zusammenarbeit mit allen
­Konföderationen eine komplexe Aufklärungskampagne eingeführt, die sich insbesondere an
junge Fussballer richtet. Dabei wird vor allem
betont, dass es kein Medikament gibt, das die
Leistung bei einer so komplexen Sportart wie
dem Fussball steigern könnte. Vielmehr sind
gute Technik, Cleverness, Schnelligkeit im
Sprint, Ausdauer, Koordination sowie die richtige mentale Einstellung erforderlich, um
r folgreich zu sein. Hinzu kommt noch das
­
­notwendige Quäntchen Glück vor dem gegnerischen Tor.
Auf der anderen Seite ist die Einnahme
­verbotener Substanzen mit dem Risiko verbunden, überführt zu werden. Manchmal bedeutet
dies das ­Karriereende. Für den Welt-Anti-Doping-Kodex 2015 wurden die Sperren beim
­ersten Verstoss gegen die Bestimmungen zur
Dopingkontrolle von zwei auf vier Jahre heraufgesetzt.
Alle Spieler werden getestet
In der Medizin ist es gang und gäbe, gesunde
Normalwerte durch die Analyse von Blut- oder
Urinproben oder anderer Körpergewebe wie der
Haare zu bestimmen. Bei der alltäglichen Untersuchung von Patienten werden diese Parameter
regelmässig kontrolliert, und die Ärzte halten
nach Abweichungen Ausschau, die auf eine
Es gibt kein Medi­
kament, das einen
Torerfolg wahr­
scheinlicher macht.
mögliche Krankheit hindeuten könnten. Das­
selbe Prinzip kommt beim biologischen Pass zur
Anwendung. Jegliche Abweichung vom “genetischen Fingerabdruck” eines Sportlers kann auf
einen potenziellen Missbrauch hinweisen.
Andererseits kann eine Abweichung bei
­d iesen über einen langen Zeitraum getätigten
Beobachtungen aber auch auf eine Krankheit
hindeuten. In diesem Fall wären weitere Untersuchungen erforderlich. Ein beeindruckendes
Beispiel ist der Nachweis des humanen Choriongonadotropin – eines Hormons – bei Männern.
Dabei handelt es sich um eine Substanz, die zur
Leistungssteigerung missbraucht werden kann.
Es kann bei jungen Männern aber auch zu
­Hodenkrebs führen. Bei dieser Krebsart kommt
es auf die frühzeitige Erkennung und unverzügliche Behandlung an. Das Anti-Doping-Team der
FIFA hat einen solchen Fall im Rahmen von
­Routinekontrollen aufgedeckt und den Fussballer unverzüglich in Kenntnis gesetzt, damit er
weitere medizinische Untersuchungen und
­Behandlungen in die Wege leiten kann.
Die Erstellung eines biologischen Profils
­(gemeinhin auch als biologischer Pass bekannt)
erfordert mehrere Blut- und Urinproben, damit
Laborspezialisten und Ärzte Vergleichswerte ermitteln können. Derzeit baut die FIFA in
­Zusammenarbeit mit den Konföderationen eine
Datenbank auf, um die Profile der Fussballer im
Laufe ihrer gesamten Profikarriere überwachen
zu können. In Zukunft werden sich auch die
­ ationalen Ligen an diesem Prozess beteiligen.
n
Die Laborergebnisse werden in einer zentralen
Datenbank gespeichert und sind so leicht vergleichbar. Die FIFA hat dieses Verfahren während
der Klub-Weltmeisterschaften 2011–2013 sowie
beim Konföderationen-Pokal 2013 erstmals angewandt und dabei alle beteiligten Spieler ­getestet.
Die WM in Brasilien wird bei der Entwicklung der Zukunftsstrategie als Massstab dienen.
Alle beteiligten Spieler müssen sich vor dem Wettbewerb unangekündigten Kontrollen unterziehen. Die Werte werden dann mit den Werten
abgeglichen, die bei den Routinetests nach j­ edem
Spiel ermittelt werden. Die Datenbank wird
­ausserdem durch die Proben ergänzt, die von der
UEFA während der Champions League 2013 und
2014 sowie der EURO 2012 analysiert wurden.
Die ersten Ergebnisse dieser möglicherweise effizienteren und kosteneffektiveren Strategie, die zudem einen höheren Abschreckungseffekt hat, sind vielversprechend. Ausserdem
kann die FIFA eine positive Einstellung aller
Teams zu diesem Verfahren feststellen, wodurch noch einmal untermauert wird, dass es
innerhalb der Fussballgemeinde ein breit angelegtes Engagement für einen dopingfreien
Sport gibt. Å
Dopingfälle im Fussball
2005
2010
2013
Analysierte
Proben
gesamt
23 478
30 398
tbc
Positive Fälle
gesamt
76
(0,32%)
105
(0.35%)
47
(tbc)
Statistik der echten positiven Fälle im
Fussball weltweit. Die Gesamtzahl der von
Fussballern entnommenen Proben basiert
auf dem Statistikbericht der WADA (2013
noch nicht veröffentlicht).
Prof. Jiri Dvorak ist der medizinische
Leiter der FIFA.
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
White Hart Lane,
London, England
Fussballer fotografieren Fussballer: Die Tottenham-Hotspur-Spieler Jimmy Greaves und
Mel Hopkins (v.l.) nehmen ihre Teamkameraden in den Sucher.
32
T H E F I FA W E E K LY
Keystone / Getty Images
1962
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Turf Moor,
Burnley, England
2014
Imago
Fussballer fotografieren sich selbst: Spieler des FC Burnley schiessen nach dem Aufstieg
in die Premier League ein Selfie.
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© 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
get ready
for the battle
#allin or nothing
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DAS FIFA-R ANKING
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Rang Team
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11
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20
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25
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30
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42
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47
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Spanien
Deutschland
Portugal
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Kolumbien
Uruguay
Argentinien
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Frankreich
Ukraine
Russland
Mexiko
Kroatien
Elfenbeinküste
Schottland
Dänemark
Ägypten
Bosnien und Herzegowina
Schweden
Algerien
Ecuador
Slowenien
Serbien
Honduras
Rumänien
Armenien
Costa Rica
Panama
Tschechische Republik
Iran
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Slowakei
Japan
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Kamerun
Guinea
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Usbekistan
Montenegro
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Norwegen
Paraguay
Island
Mali
Australien
Burkina Faso
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Senegal
Jordanien
Südafrika
Republik Irland
Vereinigte Arabische Emirate
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Marokko
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903
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871
830
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798
795
795
795
794
787
759
759
756
750
748
739
731
715
713
711
673
666
665
665
631
623
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613
613
597
583
580
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577
555
551
551
551
546
545
545
528
522
511
510
507
504
499
497
488
486
484
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457
455
454
452
Rang
12 / 2013
01 / 2014
02 / 2014
03 / 2014
04 / 2014
05 / 2014
1
-41
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-209
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79
80
81
82
83
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85
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87
88
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90
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92
93
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97
98
99
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101
102
103
104
105
106
106
108
109
110
111
112
113
114
114
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126
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140
141
142
143
144
Platz 1 Aufsteiger des Monats Israel
Sambia
EJR Mazedonien
Jamaika
Oman
Belarus
Nordirland
Aserbaidschan
Uganda
Gabun
DR Kongo
Togo
Kuba
Botsuana
Kongo
Estland
Angola
Katar
VR China
Benin
Simbabwe
Moldawien
Irak
Äthiopien
Niger
Georgien
Litauen
Bahrain
Kenia
Zentralafrikanische Republik
Kuwait
Lettland
Kanada
Neuseeland
Luxemburg
Äquatorial-Guinea
Mosambik
Libanon
Vietnam
Sudan
Kasachstan
Liberia
Namibia
Tadschikistan
Malawi
Tansania
Guatemala
Burundi
Dominikanische Republik
St. Vincent und die Grenadinen
Malta
Afghanistan
Zypern
Suriname
Ruanda
St. Lucia
Gambia
Syrien
Grenada
DVR Korea
Neukaledonien
Mauretanien
Philippinen
Lesotho
Antigua und Barbuda
Thailand
Belize
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13
3
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Absteiger des Monats
450
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443
420
418
404
400
398
395
386
380
374
371
369
367
366
347
338
333
332
327
325
321
319
315
303
293
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284
284
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266
261
251
251
242
241
235
234
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227
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212
212
204
204
201
197
197
191
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188
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202
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207
Malaysia
Kirgisistan
Singapur
Indien
Puerto Rico
Liechtenstein
Guyana
Indonesien
Malediven
St. Kitts und Nevis
Aruba
Turkmenistan
Tahiti
Hongkong
Pakistan
Nepal
Barbados
Bangladesch
Dominica
Färöer
Tschad
Palästina
São Tomé und Príncipe
Nicaragua
Bermuda
Chinese Taipei
Guam
Salomon-Inseln
Sri Lanka
Laos
Myanmar
Seychellen
Curaçao
Swasiland
Jemen
Mauritius
Vanuatu
Fidschi
Samoa
Komoren
Guinea-Bissau
Bahamas
Mongolei
Montserrat
Madagaskar
Kambodscha
Brunei Darussalam
Osttimor
Tonga
Amerikanische Jungferninseln
Cayman-Inseln
Papua-Neuguinea
Britische Jungferninseln
Amerikanisch-Samoa
Andorra
Eritrea
Südsudan
Somalia
Macau
Dschibuti
Cook-Inseln
Anguilla
Bhutan
San Marino
Turks- und Caicos-Inseln
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T H E F I FA W E E K LY
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TURNING POINT
“Zuerst
glaubte ich
an einen
Witz”
Am 24. Mai 2007 wird Leroy
Rosenior Coach bei Torquay
United. Zehn ­Minuten später
ist er seinen Job ­bereits wieder
los – Rekord. Der f­ rühere Goal­
getter berichtet, wie sich die
Ereignisse überschlugen.
36
T H E F I FA W E E K LY
Vorname, Name
Leroy Rosenior
Geburtsdatum, Geburtsort
24. August 1964, London (England)
Vereine als Spieler
Fulham, Queens Park Rangers,
West Ham United, Charlton
Athletic, Bristol City, Fleet Town,
Gloucester City
Vereine als Trainer
Gloucester City, Merthyr Tydfil,
Torquay United, Brentford
mann bringen. Offensiven Fussball spielen lassen. Aufsteigen. Solche Dinge.
Gegen 16.40 Uhr, zehn Minuten nach dem
Ende der Interviews, ruft mich Mike erneut an.
Er sagt, er habe den Klub verkauft. Zuerst glaube
ich an einen Witz. Das würde zu Mike passen,
wir scherzen oft zusammen. Ich fahre zu ihm,
wir trinken Tee, und er versichert mir: Er hat
seine Anteile von 51 Prozent abgestossen. Es gibt
einen neuen Besitzer, Cris Boyce, und – wie ich
erfahre – auch einen neuen Trainer: Paul Buckle.
Ich denke: Zehn Minuten im Amt, das muss Rekord sein. Mike entschuldigt sich, aber das muss
er nicht. Wir lachen beide über die absurde Situation. Bald bekommen die Journalisten Wind
von meinem Blitz-Intermezzo. Der “BBC” gebe
ich zu Protokoll: “Ich habe in diesen zehn Minuten hier einen ausgezeichneten Job gemacht.”
Ein bisschen Selbstironie muss sein.
Ich würde jederzeit wieder gleich handeln.
Es ging darum, einem Freund zu helfen. Wir
haben nicht einmal einen Vertrag abgeschlossen, es musste ja schnell gehen. Ich werde heute noch oft auf die Episode angesprochen, aber
ich sehe sie nicht negativ. Mich stört es nicht,
wie alles gelaufen ist, im Gegenteil: Ich kann
darüber lachen und bin mit mir im Reinen. Ich
wünschte mir bloss, Torquay wäre mehr Erfolg
beschieden. Der erneute Abstieg in die Conference Premier in dieser Saison hat mich
­geschmerzt. Å
Aufgezeichnet von Nicola Berger
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen
von einem wegweisenden Moment in
ihrem Leben.
Stu Forster / Getty Images
I
ch sitze zu Hause in Bristol, es ist Frühling,
aber das Wetter ist schlecht. Meine letzte
Anstellung als Trainer ist schon ein paar
Monate her, im November wurde ich in
Brentford entlassen. Im Moment bemühe
ich mich, als Journalist Fuss zu fassen und
tüftle an Kolumnen. Am Nachmittag ruft mich
Mike Bateson an. Ich kenne ihn schon lange,
er ist der Besitzer von Torquay United, wir
­haben früher zusammengearbeitet. Er erzählt
mir, er wolle den Klub verkaufen – nach 17
­Jahren an der Spitze. Aber er brauche jemanden, um die Zeit zu überbrücken. Einen, der
zum Rechten schaut. Der Verein ist gerade in
die fünftklassige Conference abgestiegen. Ich
sage trotzdem sofort zu.
Ich arbeitete schon zwischen 2002 und
2006 als Manager der “Gulls”, der Verein ist mir
ans Herz gewachsen. Und Mike tue ich gerne
einen Gefallen. Ich freue mich, zurück zu sein,
ich habe Freunde in der Stadt. In meiner Ära
schafften wir trotz des kleinen Budgets von
900 000 Pfund den Aufstieg in die League One.
Ich frage mich, ob wir die alten Erfolge neu aufleben lassen können. Aber mir ist auch bewusst, dass das Abenteuer zu Ende sein wird,
sobald Mike einen Käufer findet.
Am nächsten Tag fahre ich mit dem Auto
von Bristol nach Torquay. Ich habe mit Mike
vereinbart, zwei- bis dreimal pro Woche vor Ort
zu sein. Die Saison ist gerade zu Ende gegangen,
es gibt kein Training zu leiten. Ich verzichte auf
ein Hotel, es sind ja nur 100 Meilen. Für den
Nachmittag ist eine Pressekonferenz einberufen worden. Die Journalisten fragen mich, was
ich erreichen wolle. Na ja, den Klub auf Vorder-
NET ZER WEISS ES!
DAS OBJEK T
Welches Gruppenspiel
darf ich auf keinen Fall
verpassen?
Frage von Melvin Olsson, Göteborg
Stratege Günter Netzer, hier mit 26 Jahren, bevorzugte in der Regel spielerische Einheiten.
Hostmüller / SZ-Photo
N
un, es gibt da eine Reihe von Gruppenspielen, die Sie nicht verpassen dürfen.
Die Eröffnungspartie Brasilien gegen
Kroatien zum Beispiel. Es geht dabei
weniger um die Affiche, als um die
­
­Tatsache, dass mit diesen 90 Minuten ein
wundervoller Monat beginnt. Die Atmosphäre
des ersten WM-Tages ist faszinierend. Ein spannendes Spiel bereichert den Start natürlich.
Ich gehe davon aus, dass Sie diese Partie
ohnehin schauen werden, Herr Olsson. Und
deshalb habe ich vorsorglich ein zweites Spiel
herausgestrichen. Es wird Sie als Europäer um
ein paar Stunden Schlaf bringen. Aber es lohnt
sich. In der Nacht auf den 15. Juni trifft Italien
auf England – um Mitternacht (MEZ). Das
Spiel ist schon deshalb interessant, weil es
mitten im brasilianischen Dschungel stattfindet. In ­Manaus. Die vielen Stars dort spielen
zu sehen – das wird ein Genuss.
Das erste Spiel eines langen Turniers hat es
in sich. Vieles hängt von einem guten Start ab.
Ein Warmlaufen, ein Abtasten wird auch für
Italien und England in Manaus notwendig sein.
Und trotzdem darf sich keines der beiden
Teams zu passiv verhalten. Die Gruppe ist
stark. Gewinnt nämlich Uruguay, der dritte
Weltmeister in der Gruppe, ein paar Stunden
zuvor gegen Costa Rica, dann stehen die beiden
Rivalen schon unter Druck.
Die Italiener sind taktisch stark, mit ihnen
wird zu rechnen sein. Und die Briten ihrerseits
stehen für Tradition und Kampfgeist. Es ist gut
möglich, dass sie befreit aufspielen, weil keiner
mit ihnen rechnet. Ich erwarte ein grosses Spiel
in der Nacht auf den 15. Juni. Å
Perikles Monioudis
Die funktionale Ausdifferenzierung in der
­A rbeitswelt ist alt – bestimmt aber viel älter als
die Ideen des Henry Ford, der in den 1910er-­
Jahren mit seinen Fliessbändern eine neue Ära
in der industriellen Produktion nicht nur von
Automobilen begründete.
Im Fussball sitzen heute Trainer, Assistenztrainer, Teamarzt und weitere Personen
auf der Bank, bereit, im richtigen Moment
­einzugreifen – der Trainer mit Anweisungen
und A
­ uswechslungen. Früher aber, als auch der
Fussball in seiner funktionalen Ausdifferenzierung noch nicht sehr weit gekommen war,
war der Trainer auch darum besorgt, verletzte
­Spieler zu behandeln.
Verschlug es einem Spieler den Atem, etwa
nach einem Kopfballduell im Strafraum und
einem unglücklichen Fall auf den platt-­
gestampften Sand, reichte der Trainer ihm
noch auf dem Platz die Flasche mit dem Riechsalz bzw. er liess den Spieler daran schnuppern,
damit er bald wieder im Spiel mittun konnte.
Heute findet Riechsalz keine Verwendung
mehr im modernen Sport, und auch der Trainer
hat das Medizinische delegiert. Den Flaschen
und der Ledertasche, die sie barg (Prägung:
Ramsgate F.C., 3; FIFA-Sammlung), begegnet
man auf Fussballplätzen auch nicht mehr – obwohl die Ledertasche an sich ein schmuckes
Vintage-Objekt hergeben würde.
Den modisch bewussten Trainern José
Mourinho oder Pep Guardiola stünde eine
­Ledertasche in der Art der oben abgebildeten
ohne Weiteres. Auch wenn Guardiola seine
Spieler nicht unbedingt in ein funktional
ausdifferenziertes Torproduktionsgefüge zu
­
­integrieren sucht, sondern von ihnen verlangt,
alles gleich gut zu können, nein; alles perfekt
zu beherrschen, ja perfekt zu sein.
Eine perfekte Tasche würde dazu passen.
Zwar kein Spanier, aber der perfekte Spieler
schlechthin, der Portugiese Cristiano Ronaldo,
liesse sich ja auch gut mit diesem Accessoire
denken, nicht wahr? Å
Was wollten Sie schon immer über
Fussball wissen? Fragen Sie Günter
Netzer: [email protected]
T H E F I FA W E E K LY
37
EVERY GASP
EVERY SCREAM
EVERY ROAR
EVERY DIVE
EVERY BALL
E V E RY PAS S
EVERY CHANCE
EVERY STRIKE
E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L
SHALL BE SEEN
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“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.
FIFA - R ÄT SEL - CUP
The FIFA Weekly
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football
Association (FIFA)
Wer räumt die WM-Tickets ab, wer spielt im Maracanã
und wer wird leider nicht Weltmeister?
Internet:
www.fifa.com/theweekly
Herausgeberin:
FIFA, FIFA-Strasse 20,
Postfach, CH-8044 Zürich
Tel. +41-(0)43-222 7777
Fax +41-(0)43-222 7878
1
Welches Tier ist auf
diesem WM-Trikot
für 2014 zu sehen?
C
F
G
T
Präsident:
Joseph S. Blatter
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit:
Walter De Gregorio
Chefredakteur:
Perikles Monioudis
Redaktion:
Thomas Renggli (Autor),
Alan Schweingruber, Sarah Steiner
Art Direction:
Catharina Clajus
2
Bildredaktion:
Peggy Knotz
A Kolumbien
O Portugal
Produktion:
Hans-Peter Frei
Layout:
Richie Krönert (Leitung),
Marianne Bolliger-Crittin,
Cornelia Kälin, Mirijam Ziegler
Der Fussballwettbewerb mit mehr als einem Dutzend Nationalmannschaften aus aller Welt wurde in ganz Brasilien ausgetragen.
Im Finale im Stadion Maracanã spielte Brasilien gegen …
3
Korrektorat:
Nena Morf, Kristina Rotach
I Frankreich
R Ghana
WM-Tickets für 2014: Die meisten gehen natürlich nach Brasilien.
Und wer liegt auf Platz 2 der Ticket-Käufer?
Ständige Mitarbeitende:
Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando,
Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler,
Jordi Punti, David Winner,
Roland Zorn
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Nicola Berger, Lucia Clement (Bild)
Prof. Jiri Dvorak,
Franco Nicolussi, Markus Nowak,
Dominik Petermann, Alissa Rosskopf,
Ricardo Manuel Santos,
Andreas Wilhelm (Bild)
Redaktionssekretariat:
Honey Thaljieh
Projektmanagement:
Bernd Fisa, Christian Schaub
A
4
I
L
O
Schade für die beiden Herren rechts: Denn noch nie wurde der Sieger oder der Zweite der
letzten Wahl am Ballon d’Or anschliessend Weltmeister. Nur ein paar Drittplatzierte der Wahl
schafften es, gleich darauf Weltmeister zu werden. Wer gehört nicht dazu?
D
L
R
T
Übersetzung:
Sportstranslations Limited
www.sportstranslations.com
Druck:
Zofinger Tagblatt AG
www.ztonline.ch
Kontakt:
[email protected]
Der Nachdruck von Fotos und
Artikeln aus The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit
Genehmigung der Redaktion
und unter Quellenangabe
(The FIFA Weekly, © FIFA 2014)
erlaubt. Die Redaktion ist nicht
verpflichtet, unaufgefordert
eingesandte Manuskripte und Fotos
zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene
Warenzeichen. In der Schweiz
hergestellt und gedruckt.
Ansichten, die in The FIFA Weekly
zum Ausdruck gebracht werden,
entsprechen nicht unbedingt den
Ansichten der FIFA.
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: Game (ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly).
Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 4. Juni 2014 an die E-Mail-Adresse
[email protected]. Die korrekten Lösungen für alle seit dem
Ballon d’Or 2013 erschienenen Rätsel nehmen am 11. Juni 2014 an der
­Verlosung von zwei Eintrittskarten für das WM-Finale am 13. Juli 2014
teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die
Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis
nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind:
http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140417_german.pdf
T H E F I FA W E E K LY
39
F R A G E N S I E T H E W E E K LY
UMFR AGE DER WOCHE
Welchem Team trauen Sie an der
WM eine Überraschung zu?
Welcher Klub stellt am meisten
Spieler an der WM?
Horst Dreher, Berlin (Deutschland)
In den vorläufigen Kadern (mit
30 Spielern) ist der deutsche
Doublegewinner Bayern München mit 17 Spielern am stärksten
vertreten. Aus der Bundesliga
dürfen insgesamt 102 Spieler auf
die Teilnahme an der WM hoffen.
Das grösste Kontingent stellt die
englische Premier League mit
131 Spielern. Aus der italienischen
Serie A figurieren 101 Profis auf
den Aufgebotslisten, aus der
spanischen Primera División 80.
Im Gastgeberland Brasilien sind
dagegen nur 16 der WM-Kandi­
daten beschäftigt. Die Verbände
müssen ihre bereinigten Kader
mit 23 Spielern am 2. Juni
benennen. (thr)
Belgien, Bosnien-Herzegovina, Chile,
Japan, Nigeria, der Schweiz oder einer
anderen Nation? Wer kann die Favoriten
in Bedrängnis bringen? Ihre Meinung an:
[email protected]
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE
Wie schneidet
Titelverteidiger
Spanien an der
WM 2014 ab?
10% Spanien scheitert
im Achtelfinale
20% Spanien scheitert
im Finale
15% Spanien scheitert
im Halbfinale
5+10+401520
5% Spanien scheitert in
der Gruppenphase
10% Spanien wird
wieder Weltmeister
40% Spanien scheitert
im Viertelfinale
Z AHLEN DER WOCHE
Meistertitel hat Crvena
Zvezda (im Bild Dragan
136
Pflichtspieltore in den
regulären Spielzeiten
bedeuten einen neuen
Rekord für die Major
League Soccer. Aufge-
ghanaische Meistertitel
Saison auf dem Konto
stellt hat ihn Landon
in Folge hat Asante
und ist damit wieder
Donovan. Am Sonntag
Kotoko (im Bild Osei Kofi)
alleiniger Rekordmeister
traf der 32-Jährige
Serbiens. Der Klub, der
beim 4:1 gegen Phila­
früher international als
delphia Union gleich
Roter Stern Belgrad
doppelt und verbesser-
bekannt war, sicherte
te so die bisherige
sich den Titel mit einem
Bestmarke, die er
Spiel in der Hinterhand.
zusammen mit Jeff
Damit endete zugleich
Cunningham inne­
eine für Crvena Zvezda
hatte – im ersten Spiel
bittere sechsjährige
nach der Ankündigung
Erfolgsserie des Stadt­
seiner Nichtberücksich-
rivalen Partisan Belgrad.
tigung für die WM.
Mrdja) nach dieser
3
nun gewonnen. Zwei
Spiele vor Saisonende ist
der Vorsprung des
Tabellenführers uneinholbar. Für die Porcupine
Warriors ist es bereits der
24. Meistertitel. Damit
bauen sie ihren Vorsprung auf den Erzrivalen
Hearts of Oak (19 Meistertitel) in der ewigen
Bestenliste weiter aus.
Getty Images (3), imago, zvg
26