Symposium

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Symposium
Postgeschichte
- live in Sindelfingen
29. – 31. Oktober 2010
Symposium
© by Messe Sindelfingen GmbH, Mahdentalstr. 116, 71065 Sindelfingen im Auftrag des PGL-Teams
Nachdruck, auch auszugsweise nur mit Genehmigung des Herausgebers
Symposium für Postgeschichte
Unter der Leitung von Dr. Thomas Mathá
Freitag, 29. Oktober 2010
14:00 – 14:15 Uhr
Eröffnung und Einführung
14:15 – 15:00 Uhr
Die Anfänge des Postdienstes in Polens Zweiter
Republik 1918 – 1920 / The Beginnings of the Postal
Service in Poland’s Second Republic 1918 – 1920
Referent: Julian Auleytner, PL-Warschau
15:15 – 16:00 Uhr
Private Schifffahrtsgesellschaften in Westindien /
Private Shipping companies in the West Indies
Referent: Federico Borromeo D’Adda, I-Rom
16:15 – 17:00 Uhr
Deutsche Post in Marokko /
Les bureaux allemands du Maroc
Referent: Maurice Hadida, F-Paris
Samstag, 30. Oktober 2010
10:30 – 11:15 Uhr
Die italienische Besetzung Frankreichs 1940 – 1943 /
L’occupation italienne en France 1940 - 1943
Referent: Claude Gérard, F-Cuers
11:30 – 12:15 Uhr
Postverkehr zwischen dem Gebiet der Deutschen
Reichspost und den Vereinigten Staaten von
Nordamerika 04.05.1871 - 31.12.1875
Referent: Hansmichael Krug, D-Frankfurt
12:30 – 13:15 Uhr
Die Allegorie-Ausgabe Madagaskars und der
zugehörigen Inseln /
The Group Type from Madagascar & Dependencies
Referent: Edward Grabowski, USA-Westfield
13:15 – 13:45 Uhr
Schlussdiskussion und Resümee über das Symposium
13:45 – 14:15 Uhr
Verleihung der Urkunden an die Aussteller der
„Postgeschichte – live in Sindelfingen“
15:00 – 16:30 Uhr
Gespräche Aussteller – Jury an den Exponaten der
Postgeschichte – live, 1. Teil, nach Voranmeldung
Sonntag, 31. Oktober 2010
10:30 – 11:15 Uhr
Gespräche Aussteller – Jury an den Exponaten der
Postgeschichte – live, 2. Teil, nach Voranmeldung
11:30 Uhr
Verleihung der „Posthörner“ im Forum für Sammler
Stand 12.10.2010, Änderungen vorbehalten
1
Inhaltsübersicht
Referent
Titel
Seite
Julian Auleytner
Die Anfänge des Postdienstes in Polens Zweiter
05 – 22
Warschau/Polen
Republik 1918 – 1920
The Beginnings of the Postal Service in Poland’s
23 – 34
Second Republic 1918 – 1920
Federico Borromeo D’Adda
Private Schifffahrtsgesellschaften in Westindien
35 – 44
Private Shipping companies in the West Indies
45 – 50
Deutsche Post in Marokko
51 – 59
Les bureaux allemands du Maroc
59 – 62
Claude Gérard
Die italienische Besetzung Frankreichs
63 – 73
Cuers/Frankreich
1940 – 1943
Rom/Italien
Maurice Hadida
Paris/Frankreich
L’occupation italienne en France 1940 – 1943
74 – 80
Hansmichael Krug
Postverkehr zwischen dem Gebiet der Deutschen
81 – 89
Frankfurt/Deutschland
Reichspost und den Vereinigten Staaten von
Nordamerika 04.05.1871 - 31.12.1875
Edward Grabowski
Die Allegorie-Ausgabe Madagaskars und der
Westfield/USA
zugehörigen Inseln
90 – 101
102 – 107
The Group Type from Madagascar &
Dependencies
Hinweis: Die Abbildungen entsprechen nicht der Originalgröße
2
Die Anfänge des Postdienstes
in Polens Zweiter Republik: 1918-1920
Julian Auleytner
Übersetzung: Rainer von Scharpen
Mit der Ausrufung der Unabhängigkeit Polens begann das Land, die früheren Postsysteme
Deutschlands und Österreichs und die beiden unterschiedlichen Währungen zu integrieren.
Die Anfänge waren schwierig. Die offizielle Währung in den vormals von Österreich und
Deutschland verwalteten Gebieten hatten einen Wechselkurs Mark – Krone von 1 zu 1¾.
Dieses Verhältnis wurde über längere Zeit beibehalten. Die Postgebühren bildeten eine
Ausnahme: sie wurden nur drei Wochen lang Ende 1918 / Anfang 1919 unterschieden. Die
östlichen Gebiete verwendeten weiterhin sowohl russische wie polnische Währung. In einer
solchen Situation war es notwendig, die Postgebühren zu vereinheitlichen, um Spekulationen
einen Riegel vorzuschieben. Dieser Prozess setzte neue Dienstvorschriften und eine neue
Infrastruktur voraus und dauerte bis Ende 1920, ohne Oberschlesien einzubeziehen.
Bevor die erste polnische Regierung gebildet wurde, übernahmen örtliche Verwaltungen sehr
schnell in den von Österreich und Deutschland abgetretenen Gebieten den Postdienst von
den früheren Behörden. Deutsche Marken in dem ehemaligen General-Gouvernement
Warschau wurden bis Mitte Dezember 1918 eingezogen.
Die Marken Österreichs, Bosnien und Herzegowinas, die man auch Vorläufer nennt, wurden
in dem Gebiet der Postdirektion Lublin bis Ende Februar 1919 aufgebraucht. Im Gebiet des
früheren Galiziens wurden die Marken offiziell mit Wirkung vom 20. Jan. 1919 eingezogen.
In Folge eines Aufstandes in Großpolen (Wielkopolska) nahm die polnische Post im Winter
1919 im westlichen Landesteil ihre Arbeit auf. Die Übergangsperiode in diesem Gebiet
dauerte bis zur deutschen Unterzeichnung des Vertrags von Versailles. Mittlerweile war
Polen am 1. Mai 1919 offiziell Mitglied des Weltpostvereins (UPU) geworden, was unter
anderem zur Folge hatte, dass alle regionalen Überdruckmarken aus dem Verkehr gezogen
wurden.
Gemäß den Vereinbarungen der Versailler Vertrages und seiner Ratifizierung durch
Deutschland übernahm Polen zwischen dem 17. Januar und 10. Februar 1920 Westpreußen
(Anm. des Übers.: dessen größter Teil wurde der sog. Polnische Korridor) und den südwestlichen Teil Großpolens (polnisch Wielkopolska, ehemalige Provinz Posen). Post- und
Telegrafenämter in diesen Gebieten kamen unter die direkte Kontrolle der polnischen Post.
Besondere Vereinbarungen waren für diejenigen Postämter in Westpreußen getroffen
worden, die unter der Kontrolle der Postdirektion Danzig verblieben. Diese organisatorische
Umgestaltung dauerte von Januar 1920 bis September 1921; alle Postämter in Westpreußen
wurden der Postdirektion in Bydgoszcz (Bromberg) unterstellt.
Der Versailler Vertrag übertrug Polen den gesamten Besitz der Deutschen Post
einschließlich der Bahnpost, gemäß einer Vereinbarung, die Deutschland im November 1919
unterzeichnete.
3
Die ersten polnischen Marken hatten einen lokalen und provisorischen Charakter. Es
handelte sich um Aufdrucke auf ungültig gewordenen deutschen und österreichischen
Marken.
Als Aushilfsmaßnahme wurden auch alte Vordrucke wie Formulare aller Art,
Überweisungsträger und Telegramme mit polnischen Notstempeln versehen. Diese Produkte
ersetzten die alten Vordrucke bis zur Einführung endgültiger nationaler Stempel.
Lokale Aufdrucke wurde zeitlich befristet nur in einigen der zwischenzeitlich zahlreich
eröffneten Postämtern verwendet, und zwar vornehmlich in kleinen Ortschaften, und von dort
sind kleine Bestände an Marken und sehr wenige Bedarfsbelege erhalten geblieben.
Postbüros wurden 1919 auch in Odessa und Konstantinopel eröffnet. Ersteres war nur 4½
Monate in Betrieb, das andere fast zwei Jahre lang. Geschäftspost aus diesen beiden
Postanstalten ist sehr selten.
In den östlichen Gebieten arbeitete die polnische Post von August 1919 bis Juli 1920. Die
Vorvereinbarungen des Vertrags von Riga legten schließlich im Herbst 1920 die Ostgrenze
Polens fest. Belege aus diesen Gebieten kann man nur als Unikate beschreiben. Dafür gibt
es mehrere Gründe: die sehr kurze Zeitspanne, während der die polnische Post tätig war;
das Analphabetentum der Bevölkerung (man schrieb nur sehr wenige Briefe); lange
Unkenntnis bei den Sammlern, welche Ortschaften in der betreffenden Region lagen;
ziemlich unansehnliche gewöhnliche Marken, die in großen Mengen verausgabt wurden.
Mein Vortrag beleuchtet die kurze Spanne, in der lokale Notlösungen angewandt wurden,
wodurch eine wohl einmalige postgeschichtliche Dokumentation dieser Zeit entstanden ist.
Aus dieser Periode haben nur einige wenige Belege von Privat-, Dienst- und Geschäftspost
überlebt. In einigen Fällen sind dies seltene Stücke oder gar Unikate, die heute zu den
philatelistischen Kostbarkeiten zählen1.
Die Seltenheit des Materials ist teilweise auf die Zerstörung von Briefen zurückzuführen, die
mit Marken der Teilungsstaaten oder mit überdruckten polnischen Marken freigemacht
waren. Im ersten Fall war dies eine natürliche Reaktion bösen Willens, und im zweiten Fall
war es ein Ausdruck der Neigung, lieber die interessanteren polnischen Marken zu sammeln
als die unattraktiven Umschläge jener Zeit.
Die Agentur Lublin kaufte die überdruckten polnischen Marken auf und zahlte doppelten
Nennwert für kleine Nominale und vollen Nennwert für die höheren Werte.
Das hier vorgestellte Material stammt aus der interessantesten
vernachlässigten Periode der polnischen Postgeschichte.
1
und
jahrelang
Näheres: J. Auleytner, Philatelic Gems in the Crown of II Republic of Poland 1918 – 1920, Warsaw
2009.
4
I. Vorläufer von Österreich, Bosnien-Herzegowina und Deutschland
Österreichische Vorläufer in der Postdirektion Lublin
Die polnische Post in Lublin nahm ihre Arbeit eine Woche vor der Befreiung Warschaus von
der deutschen Besetzung (11. Nov. 1918) aus. Das erste Anzeichen der Polonisierung der
Post war das Entfernen der Inschrift K.u.K. Etappenpostamt aus den österreichischen
Tagesstempeln. Bevor österreichische Marken im Dezember 1918 den Aufdruck Poczta
Polska erhielten, wurden die Okkupationsmarken verklebt, bis die Vorräte aufgebraucht
waren. Während der frühen Zeit der Unabhängigkeit wurden diese Marken nicht gesammelt;
im Gegenteil, alle Spuren der Besetzung wurden beseitigt.
Abb. 1: Janów zeigt einen Beleg, der von Janów nach Lwów (deutsch: Lemberg) gelaufen ist.
Freigemacht mit Marken Österreichs sowie Vorläufern von Bosnien-Herzegowina plus
überdruckten polnischen Marken jenes Gebiets. Die erhöhten polnischen Postgebühren traten
am 16. Dez. 1918 in Kraft und behielten bis zum 7./8. Jan. 1919 Gültigkeit. Die Gebühr für den
eingeschriebenen Brief betrug 90 Heller und war nur drei Wochen lang gültig. Während dieser
Zeit waren drei Marken des Lublin-Ausgabe I und der 45h-Wert der Ausgabe II in Umlauf. In
Janów waren die überdruckten Marken nicht erhältlich. Weil sie fehlten, wurden Marken
Österreichs und Bosnien-Herzegowinas verklebt, solange der Vorrat reichte. Folglich wurde
der Brief nach Lemberg auf originelle Weise freigemacht, doch in genauer Anwendung der
polnischen Gebührenordnung, die zu jenem Zeitpunkt 90 Heller vorschrieb. Die überdruckte
10h Lublin-Marke ist nur auf einigen wenigen Belegen bekannt und gehört zu den seltensten
polnischen Marken auf Brief.
5
Deutsche Vorläufer im früheren General-Gouvernement Warschau
Die am 21. Nov. 1918 nach Sosnowiec versandte Karte (Abb. 2) trägt einen polonisierten
Ankunftsstempel der noch immer arbeitenden örtlichen Post. Dies ist ein sehr seltener Beleg
einer funktionierenden Post Ende November, wahrscheinlich am Letzttag der Gültigkeit
dieser Serie.
Abb. 2
II. Lokalausgaben
Lokalausgaben der Polnischen Post wurden (mit wenigen Ausnahmen) im November und
Dezember 1918 verwendet. Alle Briefe und Postkarten mit diesen polnischen lokalen
Aufdrucken stellen größte Seltenheiten dar. Jahrzehntelang wurden sie von Philatelisten und
Katalogen verschmäht und zeigten erst bei einer deutschen Auktion im Mai 2009 ihre
Attraktivität und ihren Marktwert.
Lokale Aufdruckmarken auf Geschäftskorrespondenz sind für die folgenden vordem von der
österreichischen Post verwalteten sieben Ortschaften belegt: Baranów Sandomierski und
Czermin Galicyjski (nur zwischen dem 16. und 19. Dezember 1918), Bielsko (zwei
verschieden Aufdrucke: einfach und doppelt), Dziedzice (nur zwischen dem 14. und 20.
Januar 1919), Mielec (Nov. – Dez. 1918), Skałat (Nov. – Dez. 1919), Zwierzyniec (nur ein
Brief vom Jan. 1919).
Für die folgenden vordem von der deutschen Post verwalteten vierzehn Ortschaften sind
lokale Aufdruckmarken auf Geschäftskorrespondenz belegt: Aleksandrów Kujawski
(Pograniczny Dez. 1918 – Febr. 1919), Ciechocinek (nur zwischen 16.Dez. – 23
Dez.1918), Izbica Kuj. (nur Febr. 1919), Kalisz, Koło (zwei verschiedene Aufdrucke),
Konin (zwei verschiedene Aufdrucke), Łęczyca, Łuków, Ostrołęka, Ostrów, Poddębice,
Pułtusk, Włocławek (zwei verschiedene Aufdrucke), Zduńska Wola. Die anderen
bekannten Postämter mit lokalem Aufdruck auf Germania-Marken haben spekulativen
Charakter.
6
Drei Beispiele lokaler Aufdrucke:
1.
Ciechocinek: Selbst in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurden Belege mit
überdruckten Marken aus Ciechocinek als allergrößte Seltenheiten eingestuft. Bis heute ist
die Existenz von zwei Briefen, zwei Postkarten und einer 60 Pfg. Marke bekannt.
Abb. 3: zeigt einen Brief von Ciechocinek nach Warschau mit zwei lokalen Aufdruckma rken. Der
Brief wurde kurz vor Ausbruch des II. Weltkriegs (etwa1938) entdeckt.
2.
Ostrołęka: Das dortige Postamt verwendete Marken, die in Ostrów überdruckt
wurden. Der Aufdruck wurde für beide Städte getrennt vorgenommen in einer den örtlichen
Erfordernissen angepassten Auflage. Sofern es sich um ein und denselben Nennwert
handelte, wurden maximal 400 Stück hergestellt. Die meisten Marken der beiden lokalen
Aufdruckserien wurden von einem Warschauer Händler aufgekauft, der nicht nur Dutzende
von Sendungen verfertigte, sondern auch für seine eigenen Bedürfnisse eine unbekannte
Anzahl zusätzlicher Germania-Werte mit Aufdruck versah. Die Unterschiede in diesen
zusätzlichen Aufdrucken sind in der philatelistischen Literatur hinlänglich beschrieben
worden.
Von der ersten Ausgabe sind heute nur ein paar Belege gekannt, die nicht unter dem
Einfluss des erwähnten Händlers entstanden sind.
7
Abb. 4: zeigt eine Postkarte, die am 24. Nov. 1918 den Weg nach Kirsanow in Russland nahm.
Freigemacht ist sie mit lokalen polnischen Aufdruckmarken. Der rote handschriftliche Vermerk
lautet übersetzt: “keine Postverbindung, Beleg lagern.”
3.
Ostrów: Die Details zu den lokalen Aufdrucken sind dieselben wie für die Marken von
Ostrołęka. Gezeigt wird in Abb. 5 ein Brief von Ostrów nach Warschau vom November 1918.
Abb. 5
8
III. Ausgabe Poczta Polska / Gen.-Gouv. Warschau
Diese Ausgabe der Polnischen Post auf deutschen Marken mit Aufdruck GGW ist höchst
interessant. Da es während des Druckvorgangs viele Zufälle und Unzulänglichkeiten gab, ist
es in der Tat sehr schwer, diese Ausgabe ordentlich zu katalogisieren. Wir haben es mit
unterschiedlichstem Material zu tun, das für den Aufdruck vorgesehen war: Marken auf
unterschiedlichem Papier, verschiedene Aufdrucktypen und -farben sowie zahlreiche
Aufdruckfehler. Die erste Aufdrucktype kam am 15. Dez. 1918 zum Verkauf, die zweite (Type
II) war bereits Ende Dez. 1918 in Umlauf (z.B. in Łęczyca). Wir wissen heute, dass es
fünfmal weniger Aufdrucke in Type II gab – dort ist der Abstand zwischen dem 3. und 4.
Balken des Aufdrucks größer – als in Type I. Die ungleiche Verteilung zwischen den beiden
Typen wird anhand der noch erhaltenen Belege nochmals deutlicher: hier sind solche mit
Aufdruck in Type II erheblich seltener, und ihr Wert wird durch Aufdruckfehler noch erhöht.
Drei Beispiele lokaler Aufdrucke:
Gąbin
Abb. 6: zeigt einen Wertbrief nach Warschau. Das Porto wird durch fünf 20 Pfg. Marken in saphir-blau
entrichtet mit Aufdruck in Type I. Marken in diesem Farbton sind auf Beleg sehr selten,
besonders als Mehrfachfrankatur, und dies am fünften Tag der Gültigkeit der Marken, als das
Postamt auf ausgehenden Sendungen einen aptierten Stempel (deutsch: Gombin) abschlug.
Radzyn
Bei Abb. 7 handelt es sich um die einzig bekannte Paketkarte auf russischem VordruckFormular, aufgegeben in Radzyn Podlaski an das Gericht in Parczew und freigemacht mit
Germania-Marken mit Überdruck Poczta Polska / Gen.-Gouv. Warschau. Das Datum 26.
Febr. 1919 ist von Hand eingetragen. Paketkarten mit Marken dieser Ausgabe gehören zu
den ganz großen Seltenheiten. Die sechs Marken zu 60 Pfg. haben alle den seltenen graupurpurroten Farbton.
9
Abb. 7
Suwałki (früheres Ober Ost-Gebiet)
Bis vor Kurzem war die Existenz von Post aus Suwałki (im Nord-Osten Polens), die mit
Marken aus dem Frühjahr 1919 freigemacht ist, nicht bekannt. Bekannt war lediglich ein
Notstempel; das Porto wurde bar bezahlt. Dieser Stempel ist in Abb. 8 zu sehen. Er
entwertet Aufdruckmarken in Type II auf einem zensierten Brief nach Russland vom 10.
Februar 1919. Heute wissen wir, dass dies der zweite Verwendungstag der Ausgabe
(Montag) war. Am 8. Febr. 1919 war die Stadt von der polnischen Post übernommen
worden.
Abb. 8
10
IV. Polnische Post im Ausland
Odessa
Die Polnische Post in Odessa arbeitete vom Spätherbst 1919 bis Ende Januar 1920.
Verwendet wurden polnische Marken mit Aufdruck ODESA. In dem Werk Polskie Znaki
Pocztowe sind die für diese Zeit bekannten Belege ausführlich dargestellt. Einige Belege aus
Odessa haben die Wirren der Zeit überlebt. Wir präsentieren in Abb. 9 einen der erhaltenen
Briefe, der am 10. Jan. 1920 von Odessa nach Warschau lief. Alle Briefe unterlagen der
örtlichen Postzensur, die auf der Umschlag-Rückseite angebracht wurde. Für abgehende
Post galten die polnischen Postgebühren.
Abb. 9
Konstantinopel
Das Polnische Postamt in Konstantinopel war von 1919 bis 1921 geöffnet. Ein halbes
Dutzend Belege sind erhalten, und von ihnen sind solche mit dem Lokalaufdruck PPC (Poste
Polonaise Constantinople) am interessantesten.
Ein zeitweiliger Mangel an Marken mit Aufdruck Levant machten den erwähnten Aufdruck
auf polnischen Marken notwendig. Die Marken wurden ohne Aufdruck an das Postamt
geliefert. In der Folge wurden 200 Sätze überdruckt, aber Marken mit Aufdruck PPC auf Brief
sind Unikate. Sie waren von Oktober bis Dezember 1920 in Verwendung.
11
V. Wielkopolska (Großpolen, ehem. Provinz Posen)
und Pomorze (ehem. Westpreußen) nach dem Vertrag von Versailles2
Politischer Hintergrund
Es sei darauf hingewiesen werden, dass bis zur deutschen Unterzeichnung des Versailler
Vertrags am 10. Januar 1920 das Gebiet Großpolen, das auf französischen und deutschen
Landkarten als eine Demarkationslinie3 wiedergegeben wurde, die am 16. Februar 1919 in
Trier festgelegt worden war, den polnischen Behörden “nur” verwaltungsmäßig überstellt
war, was zu erheblichen Schwierigkeiten mit verbliebenen deutschen Beamten führte.
Durch den Vertrag von Versailles vom 28. Juni 1919 war das Gebiet, dessen man sich
während des Großpolnischen Aufstandes mit Waffengewalt bemächtigt hatte, um Pomorze
(ehemals Westpreußen) und jene Gebiete von Wielkopolska (Großpolen, ehem. Provinz
Posen), die westlich und südlich der Demarkationslinie lagen, erweitert worden. Diese
Erweiterung trat nicht sofort in Kraft. Die Übernahme der durch den Versailler Vertrag Polen
zuerkannten Gebiete war erst möglich, nachdem Deutschland diesen international
verbindlichen Akt ratifiziert hatte.
Verhandlungen zur Regelung der Einzelheiten der territorialen Übergabe fanden zwischen
polnischen und deutschen Delegationen im November 1919 statt. Zwei sehr wichtige und
heute gänzlich vergessene Vereinbarungen4 wurden unterzeichnet, denen in letzter Minute
im Januar 1920 in Paris einige Nachträge hinzugefügt wurden, bevor Deutschland die
Verträge ratifizierte.
Seltsamerweise scheint es in militärischen oder zivilen Archiven Polens keine Karten5 zu
geben, die diesen Abmachungen beigefügt waren und acht Zonen für den stufenweisen
deutschen Rückzug und die Übergabe an die polnischen Behörden festhielten.
Die von beiden Seiten beschlossenen Abmachungen besagten, dass die Übergabe
Westpreußens und des Teils von Großpolen (ehem. Provinz Posen) zwischen der
Demarkationslinie und der im Versailler Vertrag festgelegten Grenze an dem (derzeit
unbekannten) Tag der deutschen Unterzeichnung des Vertrags von Versailles beginnen
2
Weitere Ausführungen in: J. Auleytner, “Postal History on the Polish Borders.”
OPUS (Jahrbuch der AEP) Nr. IX, 2009, S. 36-46
3
Es gab zu jener Zeit keine polnischen Landkarten, da Polen nach internationalem Recht als eigener
Staat nicht existierte und daher keine Macht hatte, solche Karten herzustellen. Die Demarkationslinie
kann heute nicht mehr genau rekonstruiert werden. Ihr Verlauf ist am besten wiedergegeben in der
Karten in D. Vogt, Der Groβpolnische Aufstand 1918/1919, Bericht, Erinnerungen, Dokumente.
Marburg/Lahn 1980.
4
Der interessierte Leser sei verwiesen auf: Zbiór umów i układów zawartych pomiędzy rządem
polskim i niemieckim w Berlinie i w Paryżu w roku 1919 i w styczniu 1920 (Sammlung von
Vereinbarungen und Regelungen, die zwischen den polnischen und deutschen Regierungen in Berlin
und Paris 1919 und im Januar 1920 unterzeichnet wurden). Poznań / Posen 1920. Die erste
Vereinbarung, unterzeichnet am 9. November 1919, betraf die Normalisierung gewisser offizieller
Angelegenheiten, die zweite vom 25. November 1919 legte die Regeln für den Truppenrückzug und
die Übergabe der Zivilverwaltung fest.
5
Die Suche nach diesen Karten ist im Gange, doch fand man in polnischen Militär- oder Zivilarchiven
bisher keine Spur von ihnen.
12
sollte. Dies geschah am 10. Januar 1920, und am 17. Januar 1920 begann der Rückzug der
deutschen Truppen. Im Gegensatz zu dem Teil Großpolens, der während der
Feindseligkeiten von Aufständischen eingenommen worden war, ging die Übergabe der im
Vertrag zuerkannten Gebiete friedlich und ohne Blutvergießen vor sich.
Die Übergabe der Gebiete von den Deutschen wurde von den Armeen an zwei Fronten
durchgeführt – in Großpolen (ehem. Provinz Posen) unter dem Befehl von General J.
Dowbor-Muśnicki, und in Pomorze (ehem. Westpreußen) unter dem Befehl von General J.
Haller. Die erste Front übernahm den süd-westlichen Teil Wielkopolskas und bewegte sich
auf Tuchola (Tuchel) zu, wo die neue Grenze Ende Januar 1920 erreicht wurde. Die HallerArmee beendete am 10. Februar 1920 in Puck (Putzig) ihre Operationen mit der feierlichen
Zeremonie der Vermählung Polens mit dem Meer6. Auf beiden Seiten gibt es Feld- und
Zivilpost aus dieser Zeit.
Polnische Post in den neu erhaltenen Gebieten
Die Postämter in den von Deutschland abgetretenen Gebieten wurden von der polnischen
Verwaltung mit einigen Tagen Verzögerung übernommen. Der Tagesbefehl Nr. 16 des
Befehlshabers der 3. Großpolnischen Schützen-Division vom 20. Januar 1920 belegt, dass
die Postämter in Kępno (Kempen), Rawicz (Rawitsch), Zduny und Leszno (Lissa) am vierten
Tag nach Truppeneinmarsch in der Region7 vom polnischen Telegrafendienst übernommen
wurden, und von See her am achten Tag8. Bydgoszcz (Bromberg) bildete eine Ausnahme,
insofern als die Post dort am 20. Jan. 1920 übernommen wurde, d.h. am Tag der
Übernahme der Stadt durch die polnische Armee. Bedingt durch das Fehlen polnischer
Marken wurden eine Zeitlang deutsche Marken verwendet. So existieren Briefe von den
letzten Tagen der deutschen und den ersten Tagen der polnischen Verwaltung der neu
erhaltenen Gebiete.
Gemäß dem Zusatzprotokoll des Übergabeabkommens vom 9. Jan. 1920 überließen die
Deutschen der polnischen Seite allen Besitz in den Gebieten, so wie er Ende 1919
inventarisiert worden war. Die polnische Verwaltung erhielt alles, was zum Eigentum der
Post gehörte: Tagesstempel, Briefmarken, Formulare usw.
Das Protokoll regelte auch die Übergabe der Bahnpost an die polnische Seite, einschließlich
der Ausrüstung. Dies führte in den Jahren 1920 und teilweise 1921 zu sehr interessanten
Aushilfsstempeln der zivilen Bahnpost auf dem gesamten Gebiet der ehem. Provinzen
Westpreußen und Posen (poln. Pomorze und Wielkopolska). Die Bedeutung dieser
Bahnpost-Aushilfsstempel ist bislang noch nicht bemerkt worden; daher bleiben sie
6
Dies war eine würdevolle militärische Feier mit der polnischen Nationalhymne und Flagge, an deren
Ende General Haller einen goldenen Ring ins Meer warf.
7
Polak, B., Rewindykacja Pomorze i Wielkopolski 1920r. (Die Wiedergewinnung von Pomorze und
Wielkopolska im Jahre 1920), Koszalin (Köslin) 1999, S. 168.
8
Księga pamiątkowa Pomorze 1920 – 1930 (Erinnerungsbuch von Pomorze), Toruń (Thorn) 1930, S.
338.
13
unerkannt und sind noch nirgends gründlich dargestellt9. Auch die Preise sind weit entfernt
vom tatsächlichen Sammlerwert, bedingt durch die Tatsache, dass man über diesen
Abschnitt der Geschichte nichts weiß.
Die Angestellten in den meisten Postämtern der wiedergewonnenen polnischen Gebiete
waren weiterhin Deutsche, entweder weil sie von der Polnischen Post dazu gebeten wurden,
oder aufgrund eigener Wahl. Sie stellten ein politisches Problem dar, weil sie gegenüber der
neuen Verwaltung ethnische Vorbehalte hegten10.
Ursprünglich wurden im Postdienst in Pomorze zwei Amtssprachen verwendet. Am 1. April
1920 wurde Deutsch gestrichen.
Die an Polen abgetretenen Gebiete hatten drei Postdirektionen: Poznań (Posen), Bydgoszcz
(Bromberg) und Gdańsk (Danzig).
Die neu annektierten Städte Kępno (Kempen), Rawicz (Rawitsch), Leszno (Lissa), Zbąszyń
(Bentschen) und Międzychód (Birnbaum) wurden formell der Postdirektion Poznań (Posen)
zugeschlagen.
In den Verwaltungsbereich von Bydgoszcz (Bromberg) gehörten die Bezirke Bydgoszcz
(Bromberg), Teile von Inowrocław (Hohensalza), Chodzież (Kolmar), Wyrzysk (Wirsitz),
Sępólno (Zempelburg), Tuchola (Tuchel), Chojnice (Konitz), Toruń (Thorn), Brodnica
(Strasburg) und Działdowo (Soldau).
Die Postverwaltung mit Sitz in Gdańsk (Danzig)11 arbeitete bis zum 30. Sept. 1920 und war
zuständig für die Gebiete Puck (Putzig), Wejherowo (Neustadt), Kartuzy (Karthaus),
Kościerzyna (Berent), Tczew (Dirschau), Starogard (Pr. Stargard), Gniew (Mewe), Świecie
(Schwetz), Chełmno (Culm), Grudziądz (Graudenz) und Lubawa (Loebau).
Am 1. Okt. 1920 wurde der Bezirk Danzig der Postverwaltung von Bydgoszcz (Bromberg)
einverleibt. Pakete und Briefe aus den oben erwähnten Gebieten müssen für die Zeit von
Febr. 1920 bis Sept. 1921 direkt mit der polnischen Postverwaltung in Gdańsk (Danzig) in
Verbindung gebracht werden. Kazimierz Lenartowicz war der Kommissar dieser
Postverwaltung. Innerhalb seines Amtsbereichs ernannte er Postvorsteher. Erhalten ist eine
9
Eine unvollständige Aufstellung ohne Quellenangabe ist enthalten in der Arbeit von B. Brzozowski,
Stemple pocztowe Wielkopolski i Pomorze w latach 1918 – 1939 (Poststempel von Wielkopolski und
Pomorze der Jahre 1918-1939) PZF Warszawa (ohne Jahr).
10
Diese Probleme sind beschrieben in: P. Matusik, Księga pamiątkowa Pomorze (Erinnerungsbuch
von Pomorze), Toruń (Thorn) 1930, S. 331–333, Poczta poznańska 1918-1920. Trudne początki (Die
Post in Posen 1918–1920, Schwierige anfänge), 1998 und M. Wojciechowski, Powrót Pomorze do
Polski 1918–1920 (Die Rückkehr Pomorzes (ehem. Westpreußen) an Polen 1918-1920), Toruń 1981.
11
Księga Pamiątkowa Pomorze (Erinnerungsbuch von Pomorze), S. 334 in dem Artikel: Poczta,
telegraf i telefon na Pomorzu w latach 1920 – 1930 (Post, Telegraph und Telephon in Pomorze
(ehem. Westpreußen) in den Jahren 1920-1930). Es ist interessant, dass die Organisation der
polnischen Postdienste im ehem. Wetpreußen in einem bemerkenswerten Werk nicht diskutiert wird:
400 lat Gdańskiej Ordynacji Pocztowej (400 Jahre Post in Danzig), Gdańsk 2004 (Hadaś, E. und B.
Jesionowski, Hsgb.).
14
zweisprachige Ernennungsurkunde vom 17. Jan. 1920 für Pfarrer Czapla, der zum Leiter des
Postamtes in Subkowy (Subkau) und der Hilfspostämter in den umliegenden Städten und
Dörfern bestellt wurde12. Das Ausstellungsdatum der Urkunde belegt, dass die Postämter in
Pomorze (ehem. Westpreußen) von den Deutschen eine Woche nach Ratifizierung des
Versailler Vertrags übernommen wurden. Es gibt ein paar wenige Danziger Belege aus
dieser Zeit.
Postgeschichtliche Dokumentation
Für Postsendungen wurden in der Übergangsphase deutsche Briefmarken und Handstempel
verwendet. Letzter Gültigkeitstag deutscher Marken war der 15. April 1920; nach diesem
Datum wurde auf Briefe mit solchen Marken Nachporto erhoben.
Eine andere Art der Freimachung von Postsendungen kann man nach der Ratifizierung des
Versailler Vertrags im Gebiet von Wielkopolska (Großpolen, ehem. Provinz Posen)
beobachten. Obwohl in Pomorze (ehem. Westpreußen) für die Zeit Februar bis April 1920
Briefe mit deutsch-polnischer Mischfrankatur anzutreffen sind – die Daten sind zu überprüfen
–, tragen die Briefe und Postkarten aus den neu hinzugekommenen Gebieten in
Wielkopolska ausschließlich polnische Marken. Warum das so war, muss noch geklärt
werden. Bisher hat man Postsendungen aus Pomorze und den neu hinzugekommene
Gebieten von Wielkopolska stets mit solchen aus der Zeit des Aufstandes verwechselt.
Deutsche Handstempel (einschließlich die der Bahnpost) waren weit länger in Gebrauch als
deutsche Marken, bis sie sprachlich aptiert oder gänzlich durch polnische Handstempel
ersetzt wurden, was 1921 der Fall war.
Die interessantesten und völlig unterbewerteten Belege sind die aus der Zeit der Übernahme
der neuen Gebiete, d.h. aus der Übergangsphase vom 17. Januar bis 10. Februar 1920. Sie
dokumentieren, wie schnell die polnische Post die Arbeit aufnahm und welches Material zum
Einsatz kam.
Postzensur in den abgetretenen Gebieten
Postzensur wurde durch einen Geheimbefehl des Befehlshabers der 2. Schützen-Division
vom 24. Januar 192013 eingeführt, dem 8. Tag nach Übernahme der Gebiete.
Abb. 10: Ein Telegramm aus Wrocław
(Breslau) nach Kępno (Kempen) –
scheint dies zu bestätigen.
12
Aus der Sammlung des Postmuseums in Danzig.
13
Polak, B., Rewindykacja Pomorze i Wielkopolski 1920r. (Die Wiedergewinnung von Pomorze und
Wielkopolska im Jahre 1920), Koszalin (Köslin) 1999, S. 193-194.
15
Die Zensurstelle wurde in Bydgoszcz (Bromberg) sowie in Orten eingerichtet, in denen
Bezirkskommandeure ihren Sitz hatten. Die Order vom 24. Jan. 1920 führte sehr genau aus,
wie die Post zu zensieren war. Bis heute ist noch kein Nachweis für Postzensur in dem von
der J. Haller-Armee besetzten Gebiet aufgetaucht, und es ist schwer vorstellbar, dass der
Befehl eines Offiziers der J. Dowbor-Muśnicki Armee auch für J. Hallers Armee bindend war.
Zu den großen philatelistischen Raritäten dieser Zeit gehören Belege mit deutsch-polnischen
Aufklebern. Sie befreiten deutsche Kommissare von der Zensur. Deutsche Kommissare
wurden ernannt, um den polnischen Behörden alle zivilen Angelegenheiten zu überstellen.
Die Aufkleber wurden in Übereinstimmung mit dem deutsch-polnischen ÜbergabeÜbereinkommen (Teil B, Abschnitt III) verwendet. Nur zehn (!) Briefe mit vollständigen
Aufklebern sind bekannt, davon zwei aus Piła (Schneidemühl), das auf deutschem Gebiet
lag. Bydgoszcz (Bromberg) bildete hinsichtlich der Befreiung von der Zensur eine
Ausnahme; nur ein derartiger Brief ist von dort bekannt (Abb. 11).
Abb. 11
Das Porto ist in polnischen Marken entrichtet, aber auf der Rückseite klebt eine deutsche
Spendenvignette.
Der Forschungsstand hinsichtlich der Zensurstempel der neu gewonnenen Gebiete ist nicht
frei von Problemen. Das bedeutende Buch über Zensurvermerke von B. Brzozowski und J.
Tokar14 behandelt die Zensur nach der Ratifizierung des Versailler Vertrags nicht getrennt,
sondern fälschlicherweise in einem Kapitel zusammen mit der Zensur während des
Großpolnischen Aufstands. Brzozowski und Tokar erwähnen Zensurstellen in Grudziądz
(Graudenz), Toruń (Thorn), Bydgoszcz (Bromberg), Tczew (Dirschau), Międzychód
(Birnbaum) und Sulmierzyce (Sulmierschütz). Die beiden letzteren liegen „außerhalb“ der
polnisch-deutschen Demarkationslinie und sind echte Raritäten. Zensurvermerke all dieser
Zensurstellen haben nichts mit dem Großpolnischen Aufstand zu tun, sondern stehen im
Zusammenhang mit der friedlichen Übergabe der betreffenden Gebiete. Äußerst selten sind
14
Brzozowski, B. and J. Tokar, Polska cenzura korespondencji w latach 1918 – 1922 (Polnische
Postzensur in den Jahren 1918 – 1922), Gdańsk (Danzig) 2002.
16
Zensurvermerke auf einem eingeschriebenen Brief aus dem Hilfspostamt in Nowa Karczma
(Neukrug) im Bezirk Kościerzyna (Berent), mit Hauptsitz in Skarszewy (Schöneck, Aufkleber
+ handschriftlicher Kommentar der Militärzensur vom April 1920). Die Gebühr für den mit
polnischen Marken freigemachten Brief wurde nicht entsprechend der neuen polnischen
Gebührenordnung entrichtet, die seit 15. April 1920 galt, sondern nach der deutschen vom 1.
Oktober 1919.
Zusammenfassend darf ich sagen, dass ich es für notwendig erachte, die beiden Perioden
der Übernahme von Wielkopolska (Großpolen, ehem. Provinz Posen) und Pomorze (ehem.
Westpreußen) zu trennen. Sie werden in Pomorze von unterschiedlichen politischen
Rahmenbedingungen und Abmachungen bestimmt, die beiden Seiten aushandelten, und
nicht von militärischen Kampfhandlungen. Kurzlebige Bahnpost-Aushilfsstempel,
interessante und seltene Zensurvermerke sowie höchst seltene Belege aus den Danziger
Postämtern stammen aus dieser Zeitspanne.
Zeittafel der Übergabe
von Wielkopolska (Großpolen, ehem. Provinz Posen)
und Pomorze (ehem. Westpreußen) 15
(Hinweis: Es mag Verschiebungen um einen Tag geben, da es hinsichtlich des Datums des
Rückzugs der deutschen Armee und des Nachrückens der polnischen Armee
unterschiedliche Lesarten gab)
Wielkopolska (Großpolen, ehem. Provinz Posen)
17.01.1920 – Leszno (Lissa), Rawicz (Rawitsch), Kępno (Kempen), Zduny,
Zbąszyń (Bentschen), Międzychód (Birnbaum), Trzciel (Trischtiegel).
18.01.1920 – Margonin, Bralin
Pomorze (ehem. Westpreußen)
17.01.1920
18.01.1920
19.01.1920
20.01.1920
21.01.1920
22.01.1920
23.01.1920
– Gniewkowo (Argenau), Działdowo (Soldau), Golub (Gollub),
– (Sunday) Toruń (Thorn), Brodnica (Strasburg), Lidzbark (Lautenburg),
– Lubawa (Loebau), Nowe Miasto (Neumark), Kowalewo (Schoensee),
Chodzież (Kolmar), Ujście (Usch), entlang dem Ufer des BrombergKanals und der Netze
– Bydgoszcz (Bromberg), Fordon, Wąbrzeźno (Briesen),
– Chełmża (Culmsee), Łasin (Lessen), Radzyń (Rehden, Westpr),
Nakło (Nakel), Kornatowo,
– Chełmno (Culm), Mrocza (Mrotschen), Wyrzysk (Wirsitz),
Koronowo (Crone),
– Grudziądz (Graudenz), Sępólno (Zempelburg),
Więcbork (Vandsburg), Wysoka (Wissek),
15
Angaben nach: Polak B., Rewindykacja (Die Wiedergewinnung…) und den Tageszeitungen Dziennik
Poznański, Dziennik Bydgoski und Kurier Poznański vom Januar und Februar 1920, sowie Księga Pamiątkowa
Pomorze (Erinnerungsbuch von Pomorze)
17
24.01.1920
25.01.1920
27.01.1920
28.01.1920
29.01.1920
30.01.1920
31.01.1920
04.02.1920
08.02.1920
10.02.1920
– Ruhetag beider Armeen
– Świecie (Schwetz), Nowe Miasto (Neumark), Laskowice (Laskowitz),
– Nowe (Neuenburg), Skórcz (Skurz), Gniew (Mewe),
– Kamień Krajeń (Kamin),
– Tuchola (Tuchel), Tczew (Dirschau), Starogard (Stargard Pr.),
Pelplin, Czersk, Skarszewy (Schöneck)
– keine Angabe
– Chojnice (Konitz), Kościerzyna (Berent),
– Line: Przyjaźń (Rheinfeld) /Żukowo (Zuckau) – Mezowo –
(Smętowo (Schmentau)
– Kartuzy (Karthaus und Panzerzug Hallerczyk),
– Wejherowo (Neustadt), Puck (Putzig) und Hela.
VI. Die Zivilverwaltung in den östlichen Gebieten
Ukraine und Weißrussland
Dieser Teil stellt nur die Geschichte der polnischen Post auf dem umkämpften Gebiet der
Ukraine und Weißrussland dar. In Russisch-Ukraine war die polnische Post ein paar Monate
tätig, und Briefe aus der Region sind nur am polnischen Umschlag, dem Eingangsstempel in
Kamieniec Podolski (dreifach) und den polnischen Marken erkennbar, die mit einem MilitärHandstempel in Płoskirow entwertet wurden. Das offizielle Verzeichnis des Ministeriums für
Post und Telegraphie Nr. 9 vom 26. Mai 1920 weist aus, dass in Latyczów und Nowa Uszyca
ebenfalls Postämter eröffnet wurden. Sie unterstanden der Postverwaltung von Lviv
(Lemberg). Aus diesen Ämtern ist keine Zivilpost bekannt.
Eine Ausnahme ist aus Kovel (Juli – August 1919) bekannt, wo die polnische Zivilverwaltung
Aufdrucke auf ukrainischen Marken herstellen ließ16. Die Marken mit diesem Aufdruck
wurden aufgrund des Einschreitens den polnischen Postministeriums zurückgezogen.
Der Krieg mit Russland führte 1919 zur polnischen Übernahme der ehemaligen Provinz
Minsk. Das litauische Minsk selbst wurde im August 1919 von der polnischen Armee
eingenommen, und die polnische Postverwaltung nahm dort ab September ihren Dienst auf.
Etwa 15 Postämter wurden dort eröffnet17.
Anfangs wurde in Minsk ein russischer Entwertungsstempel für die polnischen Marken und
Postkarten verwendet. Nach dem 16. September 1919 war ein polnischer Stempel im
Einsatz.
16
Über den postalischen Charakter der ukrainischen Marken, die im Juli 1919 in Łuck gefunden
wurden und dann einen Aufdruck Poczta Polska erhielten, wird noch gestritten. In dem Werk Polskie
Znaki Pocztowe, Band IV, S. 130, wird die Meinung vertreten, dass die Marken nie postalisch in
Umlauf waren. Die abgebildete Postkarte beweist, dass diese Marken im August 1919 postalisch
verwendet wurden. Darüber hinaus gibt es aus dieser Zeit einige philatelistisch beeinflusste Belege,
die polnische Postembleme und militärische Zensurvermerke vorweisen. Sie alle werden von
Sammlern heiß begehrt.
17
Ihre Namen erscheinen im offiziellen Verzeichnis des Ministeriums für Post und Telegraphie Nr. 14
für 1919 und Nr. 5, 8 und 9 für 1920.
18
Abb. 12: zeigt eine polnische Postkarte vom 12. Sept. 1919, die mit einem russischen Stempel
entwertet und nach Deutschland adressiert ist.
Interessante deutsche Stempel belegen den vergeblichen Versuch, den Empfänger zu
ermitteln. Die Karte ging zurück nach Minsk, was durch den derzeitigen polnischen
Ankunftsstempel vom 11. Oktober 1919 nachgewiesen wird.
Die russische Offensive vom Juli 1920 hatte die Schließung aller Postämter im Kriegsgebiet
zur Folge, und die polnisch-russischen Verhandlungen, die mit dem Vertrag von Riga
beendet wurden, erkannten die neue Ostgrenze an. Alle vordem in Weißrussland errichteten
polnischen Postämter stellten ihre Arbeit ein, ebenso wie die anderen Postämter in den
Gebieten, die zeitweise von den Bolschewiken besetzt wurden.
Die zehn Monate, während denen die polnische Post in den zeitweise (September 1919 –
Juli 1920) verwalteten Gebieten tätig war, hinterließen nur wenige Briefe, wenn man die
weniger seltenen von Minsk nicht mitrechnet. Die Zahl der Belege aus Minsk dürfte bei 50-60
liegen. Das litauische Minsk hinterließ sehr seltene Belege wie etwa die des schwedischen
Roten Kreuzes nach Stockholm oder den Inlandsbrief, der an die polnisch-russische
Demarkationslinie in Loyev gerichtet ist. Auffällig ist die außergewöhnlich kleine Anzahl von
Belegen, die in diese Gebiete gelaufen sind. Sie liefen über Minsk, wo sie im dortigen
Postamt gestempelt und auf bislang unbekanntem Weg weitergeleitet wurden. Die
Extremdaten bekannter Belege aus dem litauischen Minsk sind der 3. September 1919 und
21. Juni 1920. Es ist bekannt, dass die polnische Armee am 8. Juli Minsk verließ; somit ist es
immer noch möglich, dass noch Briefe aus der Schlussphase der Anwesenheit der
polnischen Armee in jener Gegend auftauchen.
Korrespondenzen aus jener Gegend wurden in verschiedenen Sprachen verfasst: deutsch,
russisch, polnisch und jiddisch. Von Polen ausgehende Post wurde in Warschau oder
Krakau zensiert. Briefe nach Russland sind aus jener Zeit nicht bekannt, wohl aber solche
nach Europa, den USA und Kanada. Briefe nach Russland wurden über die USA gesandt,
19
aber sie liefen ohne Erfolg um die Welt, denn sie gingen zurück an den Absender. Briefe
nach Übersee gingen wegen fehlerhafter Adressen zurück an die Absender, aber da der
Weg, den sie zurücklegen mussten, sehr weit war und da in jener Gegend Krieg herrschte,
wurden sie in Warschau festgehalten. Das mag erklären, weshalb sie als postalische
Dokumente jener Zeit und Gegend erhalten blieben.
Aus kleinen Städten sind in Sammlungen fünf Belege aus Slutsk bekannt, drei aus
Koidanovo (heute Dzierzhinsk), einer aus Ureche und einer aus Osipovichi. Der Brief aus
Koidanovo ist seit den 1970er Jahren aus der amerikanischen Literatur bekannt, aber
niemandem ist bisher aufgefallen, dass das Datum auf dem Brief, der 8. Juli 1920, der letzte
Arbeitstag der polnischen Postverwaltung war. An diesem Tag startete die polnische Armee
aufgrund der bolschewistischen Offensive ihren Rückzug.
Aus den beschriebenen Gebieten kann man auch lokale Aushilfs-Handstempel finden. Als
die polnische Post ihre Arbeit aufnahm, wurden für eine kurze Zeit russische Handstempel
eingesetzt. Dies war in Minsk und Koidanovo der Fall. Belege mit diesen Stempeln sind
selten und gelten als Unikate. Der früheste bekannte russische Handstempel von Minsk trägt
das Datum des 3. September 1919, der späteste stammt vom 16. September 1919. Es sieht
so aus, als wäre er nur wenige Tage eingesetzt worden. Nur zwei Belege (von insgesamt
drei bekannten) Belegen aus Koidanovo tragen russische Handstempel.
Alle vorgestellten Briefe aus der betreffenden Region sind philatelistische Raritäten ersten
Ranges. Diese Einschätzung ist das Ergebnis eines Vergleichs mit den etwa zehn
bekannten Belegen der Polnischen Post in Odessa, deren dreimonatige Arbeit in der
Literatur gut bekannt ist.
Es sei nochmals daran erinnert, dass es für den Zeitraum 1919-1920 aus den östlichen
Grenzgebieten nur sehr wenige Briefe gibt. Die Erklärung für dieses Phänomen liegt darin,
dass Philatelisten jahrelang den Wert der alltäglichen polnischen Marken, die in diesen
Gebieten verwendet wurden, unterschätzten und die Namen der kleineren Postämter
unbekannt waren. Die Zeit zwischen 1939 und 1989 war in Polen aus erklärlichen Gründen
dem Sammeln von Marken und Belegen aus jener Gegend nicht zuträglich.
Analphabetentum mag ein weiterer Grund sein, den es erschwert Kommunikation. Als
Endergebnis gibt es keine ausreichende Anzahl von Postdokumenten, und obwohl diese
einzigartige Unikate sind, werden sie immer noch unterschätzt.
Liste der Postämter und Hilfspostämter in den Städten unter polnischer Verwaltung für die
Jahre 1919-1920, die nach dem polnisch-bolschewistischen Krieg in Russisch-Weißrussland
verloren gingen: Borovka, Ihumen, Koidanovo, Kraysk, Logoysk, Marina Gorka,
Mikashevichi, Mińsk Litewski, Osipovichi, Samohvalovichi, Semezhovo, Slutsk, Ureche,
Vitunichi, Wyzno, Zaslav and Zhytkovo.
20
The Beginnings of the Postal Service in Poland’s Second Republic:
1918-1920
Julian Auleytner
With the proclamation of Polish independence the country began integrating the former
postal systems of Germany and Austria as well as their two separate currencies. The
beginnings were difficult. The official currency in Polish territories, formerly administered by
Austria and Germany, had the exchange rate of mark to crown of 1 to 1¾. The proportion
was held for a longer period of time. The postal fees were an exception, and were diversified
only for three weeks at the end of 1918 and the beginning of 1919. The eastern territories still
used both Russian and Polish currencies. In such a situation it was necessary to unify the
postal fees, in order to avoid speculations. This process called for new official regulations
and infrastructure and lasted until the end of 1920, without having been extended to include
Upper Silesia.
Before the first Polish government was formed, local authorities in territories recovered from
Austria and Germany quickly took over the postal services from the former administrations.
German stamps in the former GGW area were withdrawn by mid-December 1918.
Those of Austria, Bosnia and Herzegovina, also called precursors, were used up in the area
covered by the Lublin postal directorate by the end of February 1919 and in the former
Galicia region they were officially withdrawn effective 20th January 1919.
As a result of the Uprising in Wielkopolska (Great Poland), the Polish Post began operating
in the western part of the country in the winter of 1919. The provisional period in this area
lasted until the ratification by Germany of the Treaty of Versailles. In the meantime, on 1 st
May 1919, Poland officially became a member of the Universal Postal Union, which among
often changes, resulted in the withdrawal from circulation all of the regionally overprinted
stamps.
According to the terms of the Treaty of Versailles and its ratification by Germany, Poland
took over Pomerania and the south-western part of Wielkopolska between 17th January and
10th February 1920. Post and telegraph offices in these territories came under the direct
control of the Polish Post. Special arrangements have been made for the post offices in
Pomerania, which remained under the direct control of the Gdansk directorate. This
organizational inclusion lasted from January 1920 until September 1921; all the post offices
in Pomerania were incorporated into the Bydgoszcz directorate.
The Treaty of Versailles transferred to Poland the entire property belonging to the German
Post, including German TPO‟s, according to the terms of the agreement with Germany
signed in November 1919.
The first Polish stamps had a regional and provisional character. These were overprints on
German and Austrian stamps withdrawn from the circulation.
21
As a temporary measure, old postal requisites such as forms, transfer orders and telegrams
were also made of Provisional Polish cancellers replaced the old ones, pending the
introduction of definitive national postmarks.
Local overprints were temporarily in use in only some post offices, a very large number of the
latter having been opened. They were mainly used in small localities and it is from these that
limited quantities of stamps and very few items of mail have survived.
Postal agencies have also been created in Odessa and Constantinople in 1919. The former
was in operation only for 4,5 months and the latter for nearly two years. Commercial mail
from these two agencies is very rare.
In the eastern territories the Polish Post was functioning from August 1919 to July 1920. The
preliminary terms of the Treaty of Riga finally defined the Polish eastern border in the autumn
of 1920. Items of mail from these territories can only be described as unique in account of
the very short period of the time that the Polish Post was in operation there, illiteracy among
the local population (few letters were written), long term ignorance among collectors of the
names of localities in the region and rather unattractive common stamps issued in large
quantities.
My paper illustrates the short period during which regional solutions were applied, resulting in
the creation of quite unique postal documentation from this historical time.
Only a few items of private, official and commercial mail have survived from that period. In
some cases these are rare or unique examples, which now represent real philatelic gems1.
The rarity of the material is at least partially due to the destruction of letters franked with the
stamps of the partitioning countries or with overprinted Polish stamps. In the first case it was
a natural reaction of ill-will and as far as the second one is concerned these was an
inclination towards collecting Polish stamps which were more interesting than the
unattractive envelopes of the time.
The Lublin agency was buying used Polish overprinted stamps and paid double their nominal
value in the case of lower denominations and a full nomination in the higher values.
The materials shown here, is from the most interesting and for many years decidedly
unappreciated period of the Polish postal history.
I.
Precursors of Austria, Bosnia and Herzegovina and Germany
Austrian precursors in Lublin Directorate
The Polish Post in Lublin began its operations a week before the liberation of Warszawa from
German occupation (11th November 1918). The first sign of the polonisation of the post was
the removal of the inscription ”K.u.K. Etappenpostamt” from Austrian date-stamps. Before
the Austrian stamps were overprinted “Poczta Polska”, which took place in December 1918,
the occupation stamps were used until their supplies ran out. In the first period of
1
More: J. Auleytner, Philatelic Gems in the Crown of II Republic of Poland 1918 – 1920. Warsaw 2009.
22
independence, they were not being collected and on the contrary all haves of occupation
were removed.
See figure 1 in the German version:
Janów. On the picture figure 1 shown here is the cover sent from Janów to Lvov (Lwów), franked by
Austrian and Bosnia and Hercegovina precursors + first overprinted Polish stamps on that territory.
th
The increased Polish postal rates came into effect on 16 December. 1918 and were valid until 7/8
Jan. 1919. The registered letter cost was 90 heller, but for a short time of 3 weeks. During that time
three stamps of the I Lublin issue and the 45h value from the II issue were in circulation. In Janow, the
overprinted stamps were not available. Due to their shortage, Austrian stamps along with those of
Bosnia and Herzegovina were used until supplies lasted. Thus, the letter to Lvov was franked in
original way but exactly in accordance to the Polish tariff, valid at that time 90h. The overprinted 10h
Lublin stamp is known to exist on just a few items of mail and is among the scarcest Polish stamps
used on cover.
German precursors in former GGW
The card sent on 21st November 1918 to Sosnowiec has a polonised arrival postmark of the
still functioning local town post.
See figure 2 in the German version.
This is very rare documentation of the operation of this post at the end of November,
probably the last day of issue.
II Local Issues
Local issues of the Polish Post were in use in November and December 1918 (with few
exceptions). All covers and postal cards with the polish local overprints are belonging to the
scarcest rarities. Not fully appreciated by philatelists and catalogues for whole decades they
finally revealed their attractiveness and market value at one of German auctions in May
2009.
The local overprints from commercial usage are known from the following seven post offices
previously administrated by Austrian post: Baranów Sandomierski and Czermin Galicyjski
(only between 16th – 19th December 1918), Bielsko (two different overprints: single and
double), Dziedzice (only between 14th and 20th January 1919), Mielec (Nov. – Dec. 1918),
Skałat (Nov. – Dec. 1919), Zwierzyniec (only one cover from Jan. 1919).
The local overprints from commercial usage are known from the following 14 post offices
previously administrated by German post: Aleksandrów Kujawski (Pograniczny Dec. 1918
- Febr. 1919), Ciechocinek (only between 16.Dec. – 23 Dec.1918), Izbica Kuj. (only Febr.
1919), Kalisz, Koło (two different overpints), Konin (two different overpints), Łęczyca,
Łuków, Ostrołęka, Ostrów, Poddębice, Pułtusk, Włocławek (two different overpints),
Zduńska Wola. The other known post offices with local overprints on Germania stamps have
speculative character.
23
Three examples for local overprints:
1. Ciechocinek: Even in the period between wars, mail with overprinted stamps from
Ciechocinek was classed as being among the greatest philatelic rarities. Up to now only
two covers, and two post cards and one 60fen stamp are known to exist. Appearing on
the Fig. 3 is a copy of a letter from Ciechocinek to Warsaw with two local overprinted
stamps. That letter has been discovered just before the II World War (about 1938).
See figure 3 in the German version.
2. Ostrołęka: In the local post office stamps overprinted in Ostrów were used. The
overprinting was done separately for both towns, with stamps numbers limited according
to local needs and in the case of same values no more than a maximum of 400 were
overprinted. Most of the stamps of both local issues were bought by a Warsaw dealer,
who not only sent dozens of items of mail, but also overprinted an unknown number of
additional German stamps for his own needs. The differences in these additionally
overprinted stamps have been described in philatelic literature.
From the first signed issue only a few items of mail not inspired by the above - mentioned
dealer are known to exist today.
See figure 4 in the German version:
Fig. 4 shows the post card send to Kirsanow in Russia on 24. Nov. 1918 franked by Polish local
overprinted stamps. Endorsement written manually in red: “no postal communication, the item for
storage”.
3. Ostrów: Details of local overprints are the same as those for Ostrołęka. Shown here on
the Fig. 5 is a letter from Ostrów to Warsaw, dated November 1918.
See figure 5 in the German version.
III. PP/GGW Issue
This issue of the Polish Post on German stamps overprinted GGW is among the most
interesting. As many variations occurred during the overprinting operation, it is indeed very
difficult to catalogue this issue in an orderly fashion. Here, we are dealing with a variegated
material assembled for overprinting: the stamps are printed on different papers, in different
overprint forms, colors and a variety of overprint errors. The first overprint form was put on
sale on 15th December 1918, the second one (form II) was already in use by the end of
December 1918 (e.g., in Łęczyca). We now know that there are five times fewer stamps
overprinted with form II (where the spacing between 3rd and 4th bars of the overprint is
greater) than with form I. This disparity is only all too clear from surviving items of mail on
which form II overprinted stamps are decidedly scarcer and their value is further increased by
the overprint errors.
24
Three examples for local overprints:
Gąbin
See figure 6 in the German version.
Illustrated here is the value letter sent to Warsaw, the postage having been paid with five 20
fen stamps in sapphire blue colors, overprinted with form I. Stamps in this color are very rare
on cover and especially so when there is multiple franking on an item of mail sent on the fifth
day after the stamps were issued with the post office applying a provisional postmark
(German Gombin) in outgoing post.
Radzyn
Illustrated here is the only known parcel card on a Russian postal form, mailed from Radzyn
Podlaski to the court in Parczew and franked with the stamps from PP/GGW issue. We see
here provisional cancellers “Radzyn” and “Poczta Polska” with a handwritten date 26. Febr.
1919. Parcel cards franked with the stamps of that issue belongs to the very scarce items.
The 6 stamps for 60 pf are in a rare grey purple colour.
See figure 7 in the German version.
Suwalki (former Ober Ost area)
Until recently, no items of mail from Suwałki (north east part of Poland) franked with stamps
of the early 1919 period were known to exist. There was only provisional canceller used and
postage was paid for in cash. The canceller is seen here used on form II overprinted stamps
on a censored letter to Russia, dated 10th February 1919. We know now, it was second day
of issue (Monday). That town has been overtaken by Polish post on 8.Febr.1919.
See figure 8 in the German version.
IV. Polish Postal Agencies Abroad
Odessa
The Polish postal agency in Odessa functioned from the late autumn of 1919 to the end of
January 1920. It was using Polish stamps overprinted ODESA. For this period, a detailed
account of items of mail sent, was published in Polskie Znaki Pocztowe. Up to now, several
items of mail are known to have survived from Odessa.
See figure 9 in German version
Illustrated here is one of the surviving letters from Odessa to Warsaw, dated 10 th January
1920. All letters were subject to local postal censorship, which was applied on the reverse of
the envelopes. Polish postal rates for letters outgoing from Odessa were applied.
Constantinople
The Polish postal agency in Constantinople was in operation from 1919 to 1921. After dozen
items of mail have survived and of these the most interesting are those which have local
overprint PPC (Poste Polonaise Constantinople).
A temporary shortage of stamps with the Levant overprint necessitated the use of the above
mentioned overprint on Polish stamps, delivered to the agency, but not overprinted. As a
result, some 200 sets were overprinted, but stamps with the PPC overprint on items of mail
can be closed as unique. They were in use from October to December 1920.
25
V. Great Poland and Pomerania after the Treaty of Versailles2
Political background
It should be noted that until the Treaty of Versailles was ratified by Germany on 10 January
1920, the Greater Poland area, indicated on the French and German maps by a demarcation
line3 which was established on 16 February 1919 in Trier, was “only” administratively
managed by the Polish authorities, who had serious problems with the German officials.
By the Treaty, from 28 June 1919, the territory which was secured by force during the
Greater Poland Uprising, was consolidated with Pomerania and a part of the Greater Poland
territory to the west and south of the demarcation line. Their incorporation did not take effect
at once. The takeover of the territories given to Poland by the Treaty of Versailles was only
possible after the German ratification of this international law act.
Negotiations concerning the details for the handover of the territories took place between
Polish and German delegations in November 1919. Two very important agreements4, today
completely forgotten, were signed, to which were added some last-minute appendices in
Paris in January 1920 before the ratification of the Treaty by the Germans.
It is curious that there appear to be no military or civil archive copies in Poland of the maps 5
accompanying the agreement, which indicated eight zones of the German gradual
withdrawal and hand-over to the Polish authorities.
The decisions made by both sides said that the taking over of Pomerania and the part of
Greater Poland between the demarcation line and the border line established in the Treaty of
Versailles were to start on the (unknown at the time) day of the ratification of the Treaty by
the Germans. It happened on 10 January 1920, and on 17 January 1920 the German army
started its withdrawal. In contrast with the part of Greater Poland taken over in the armed
action during the uprising, the territories assigned by the Treaty were taken over
peacefully, without bloodshed.
The acquisition of the territories from Germans was held by the armies on two fronts – the
Greater Poland one, under the orders of General J. Dowbor-Muśnicki and the Pomeranian
one, under the orders of General J. Haller. The first front took over the south-western part of
Greater Poland, and was going to Tuchola (Tuchel), where the new border was taken over at
the end of January 1920. The army of Haller ended their operation with the marriage to the
2
More: J. Auleytner, Postal History on the Polish Borders, OPUS IX, 2009, AEP.
3
There were no Polish maps at the time, as Poland did not exist as a separate state, according to the international law, and it did not have the power to create such maps. The demarcation line cannot be precisely
reconstructed now, its outline is best presented on the maps in D. Vogt, Der Groβpolnische Aufstand 1918/1919,
Bericht, Erinnerungen, Dokumente, Marburg/Lahn 1980.
4
Readers interested can be directed to: Zbiór umów i układów zawartych pomiędzy rządem polskim i niemieckim
w Berlinie i w Paryżu w roku 1919 i w styczniu 1920 (Collection of Agreements and Settlements Signed Between
the Polish and German Governments in Berlin and Paris in 1919 and in January 1920), Poznań 1920. The first
agreement, signed on 9 November 1919, concerned the normalization of certain official matters, the second, of 25
November 1919, determined the rules of withdrawal of the troops and the transfer of the civil government.
5
It is curious that there appear to be no military or civil archive copies in Poland of the maps which accompanied
the agreement, which indicated eight zones of the German gradual withdrawal and hand-over to the Polish authorities.
26
sea ceremony6 in Puck (Putzig) on 10 February 1920. Both sides kept military and civil post
from that period.
Polish post on the acquired territories
Post offices on the territories given away by the Germans were taken over by the Polish
administration with a few days‟ delay. The operation order nr 16 of the Commander of the 3rd
Greater Poland Rifle Division of 20 January 1920 shows that post offices in Kępno
(Kempen), Rawicz (Rawitsch), Zduny and Leszno (Lissa) were taken over by the Polish
telegraph services on the fourth day after the army entered the region7 and by the sea on the
eighth8. Bydgoszcz (Bromberg) was an exception, as there the post was taken over on 20
January 1920, i.e. on the day the town was taken over by the Polish army. Due to the lack of
Polish stamps, German stamps were temporarily used. Thus there exist covers from the last
days of the German administration and the first days of the Polish administration of the
acquired territories.
According to the additional protocol to the Handover Agreement of 9 January 1920, Germans
left all their property on the territories handed over to the Polish side, as registered at the end
of 1919. The Polish administration received everything that was the property of the post
offices, i.e. datestamps, postal stamps, forms etc.
The protocol regulated also the handing over of all TPOs (Traveling Post Offices) to the
Polish side, together with their equipment. This created very interesting provisional
postmarks of the civil TPO railway post on the whole territory of Greater Poland and
Pomerania in the period of 1920 and part o 1921. The significance of these provisional TPOs
postmarks has not been recognized till now, therefore they remain unknown and also not
thoroughly described 9.Their prices also remain far from their factual collector‟s value, due to
the fact that this fragment of common history is not known.
The employees in most post offices on the newly-regained Polish territories remained the
Germans, either because the Polish Post asked them to do so, or by choice. They were a
political problem, as they harbored ethnic aversion to the new authorities10.
Initially, in Pomerania two official languages were used within the postal administration. On 1
April 1920, the German language was withdrawn.
The territories that were handed over to Poland had three postal management districts:
Poznań (Posen), Bydgoszcz (Bromberg) and Gdańsk (Danzig).
6
This was a solemn military ceremony with the Polish anthem and flag, whose final part consisted in the throwing
into the sea a golden ring by General Haller.
7
Polak, B., Rewindykacja Pomorza i Wielkopolski 1920r. (Regaining of Pomerania and Greater Poland in 1920),
Koszalin 1999, page 168.
8
Księga pamiątkowa Pomorza 1920 – 1930 (Memorial Book of Pomerania), Toruń 1930, page 338.
9
An incomplete inventory, with no explanation where they came from, is presented in the work by Brzozowski, B.,
Stemple pocztowe Wielkopolski i Pomorza w latach 1918 – 1939 (Postal Stamps of Greater Poland and
Pomerania in the Period 1918-1939) PZF Warszawa (no date).
10
These problems are described in: P. Matusik, Księga pamiątkowa Pomorza (Memorial Book of Pomerania) ,
pages 331–333, Poczta poznańska 1918-1920. Trudne początki (Poznań Post 1918–1920, Difficult Beginnings),
1998 and M. Wojciechowski, Powrót Pomorza do Polski 1918–1920 (The Return of Pomerania to Poland 19181920), Toruń 1981.
27
The newly annexed cities of Kępno (Kempen), Rawicz (Rawitsch), Leszno (Lissa), Zbąszyń
(Bentschen) i Międzychód (Birnbaum) were formally incorporated in the area of the Poznań
Postal Management.
The jurisdiction of the Bydgoszcz Postal Management contained the districts of Bydgoszcz
(Bromberg), part of Inowrocław (Hohensalza), Chodzież (Kolmar), Wyrzysk (Wirsitz),
Sępólno (Zempelburg), Tuchola (Tuchel), Chojnice (Konitz), Toruń (Thorn), Brodnica
(Strasburg) and Działdowo (Soldau).
The Pomeranian Postal Management with the headquarters in Gdańsk (Danzig) 11 operated
till 30 September 1920 and was responsible for the Puck (Putzig), Wejherowo (Neustadt),
Kartuzy (Karthaus), Kościerzyna (Berent), Tczew (Dirschau), Starogard (Pr. Stargard), Gniew
(Mewe), Świecie (Schwetz), Chełmno (Culm), Grudziądz (Graudenz) and Lubawa (Loebau)
areas.
The Gdańsk district was incorporated in the Bydgoszcz Postal Management jurisdiction on 1
October 1920. Parcels and letters from the abovementioned regions from the period of
February 1920 – September 1921 must be directly connected with the Polish postal
administration in Gdańsk. Kazimierz Lenartowicz was the Commissioner of this Postal
Administration. Within his jurisdiction he appointed heads of post offices. There exists a
bilingual warrant of 17 January 1920 for Father Czapla, who was granted the power to take
over the post office and the postal agency in Subkowy (Subkau), as well as postal agencies
in the surrounding towns and villages12. The date of the warrant confirms the fact that post
offices in Pomerania were taken over from the Germans a week after the ratification of the
Treaty. There are very few covers from Gdańsk from that period.
Postal documentation
Postal correspondence temporarily used stamps and handstamps. As for the German
stamps, 15 April 1920 was the last day of their validity, after that date there were used
surcharges for the letters bearing such stamps.
Another diversification in stamping the letters can be observed in the Greater Poland area
after the ratification of the Treaty. Although in Pomerania the letters with mixed stamps were
still present in the period of February – April (to be checked), the letters and postcards from
the newly acquired territories of Greater Poland bore only Polish stamps. This matter needs
to be specified, as so far the circulation from the acquired part of Greater Poland and
Pomerania have been mistaken for the covers from the uprising period. The German
handstamps (also TPO ones) were used much longer, until they were linguistically adjusted
or completely replaced by Polish handstamps, which happened in 1921.
11
Księga Pamiątkowa Pomorza (Memorial Book of Pomerania)…. op.cit. page 334 in the article: Poczta, telegraf i
telefon na Pomorzu w latach 1920 – 1930 (Post, Telegraph and Telephone in Pomerania in 1920-1930). It is
interesting that the organization of the Polish postal services in Pomerania is not discussed in a remarkable work:
400 lat Gdańskiej Ordynacji Pocztowej (400 Years of the Postal Services in Gdańsk), Gdańsk 2004 (Hadaś, E.
and B. Jesionowski, eds.).
12
From the collection of The Museum of Post in Gdańsk.
28
The most interesting, and completely underestimated, are the covers from the period of the
taking over of the territories, i.e. from 17 January till 10 February. They are a proof of how
fast the Polish post operated and what kind of postal material was used.
Postal censorship on the territories taken over
Postal censorship was introduced by a secret order from the Commander of the 2nd Greater
Poland Rifle Division of 24 January 192013, the 8th day after taking over the territories.
See figure 10 in the German version:
The telegram from Wrocław (Breslau) to Kępno (Kempen) seems to confirm this.
The Censorship Office was established in Bydgoszcz and places where district commanders
acted. The order of 24 January 1920 very precisely determined the procedure for the control
of correspondence. Until now, no evidence of censorship in the territories occupied by the
Army of J. Haller has been found, and it is difficult to suppose that the order of an officer of J.
Dowbor-Muśnicki Army was in effect also in J. Haller‟s Army.
Postal stickers are another philatelic rarity. They exempted German commissioners from
censorship. German commissioners were appointed in order to hand over to the Polish
administration all civil affairs. The stickers were used in accordance with the German-Polish
withdrawal act (p. B part III). There are only ten (!) letters bearing full stickers, two of them
from Piła (Schneidemühl), which lay on the German territory. Bydgoszcz was an exception
as far as exemption from censorship is concerned; from where only one such letter was
preserved.
See figure 11 in the German version.
The postage is paid in Polish stamps but on the reverse is a German charity label.
Research into the censorship markings from the newly acquired territories has been
problematic. The important book on censorship markings, written by B. Brzozowski and J.
Tokar14 does not treat the censorship after the ratification of the Treaty of Versailles
separately. They are wrongly classified in the Greater Poland Uprising censorship group.
Brzozowski and Tokar mention censorship offices in Grudziądz (Graudenz), Toruń (Thorn),
Bydgoszcz (Bromberg), Tczew (Dirschau), Międzychód (Birnbaum) and Sulmierzyce
(Sulmierschuetz). These two last places were “outside” the Polish–German demarcation line
and are real rarities. The censorship markings from these offices do not relate to the Greater
Poland Uprising, but to the peaceful handing over of these territories. Extremely rare are also
the censorship markings on a registered letter from the postal agency in Nowa Karczma
(Neukrug) in the Kościerzyna (Berent) region, with the headquarters in Skarszewy
(Schoeneck, sticker + handwritten comment of military censorship of April 1920). The fee for
the letter bearing Polish postal stamps was paid not according to the new Polish Postal
Rates (valid from 15 April 1920) but the German one of 1 October 1919.
13
Polak, B., Rewindykacja Pomorza i Wielkopolski 1920r. (Regaining of Pomerania and Greater Poland in 1920)
Koszalin 1999, pages 193-194.
14
Brzozowski, B. and J. Tokar, Polska cenzura korespondencji w latach 1918 – 1922 (Polish Censorship of
Correspondence in 1918 – 1922), Gdańsk 2002.
29
To sum up, I have noticed the need to separate the two periods of the taking over of Greater
Poland and Pomerania. They are characterized by different political conditions and
settlements negotiated by the sides instead military action.
,
interesting and rare censorship markings and extremely rare covers from the post offices in
Gdańsk come from that period.
The Greater Poland and Pomerania takeover schedule15
(Attention: there might be one-day differences, as there were different interpretations of the
date of withdrawal of the German army and the entrance of the Polish army)
Greater Poland:
17.01.1920 – Leszno (Lissa), Rawicz (Rawitsch), Kępno (Kempen), Zduny, Zbąszyń
(Bentschen), Międzychód (Birnbaum), Trzciel (Trischtiegel).
18.01.1920 – Margonin, Bralin
Pomerania:
17.01.1920 – Gniewkowo (Argenau), Działdowo (Soldau), Golub (Gollub),
18.01.1920 – (Sunday) Toruń (Thorn), Brodnica (Strasburg), Lidzbark (Lautenburg),
19.01.1920 – Lubawa (Loebau), Nowe Miasto (Neumark), Kowalewo (Schoensee),
Chodzież (Kolmar), Ujście (Usch), along the banks of Bydgoszcz Canal
and the Noteć River
20.01.1920 – Bydgoszcz (Bromberg), Fordon, Wąbrzeźno (Briesen),
21.01.1920 – Chełmża (Culmsee), Łasin (Lessen), Radzyń (Rehden, Westpr), Nakło
(Nakel), Kornatowo,
22.01.1920 – Chełmno (Culm), Mrocza (Mrotschen), Wyrzysk (Wirsitz), Koronowo
(Crone),
23.01.1920 – Grudziądz (Graudenz), Sępólno (Zempelburg), Więcbork (Vandsburg),
Wysoka (Wissek),
24.01.1920 – Both armies rest
25.01.1920 – Świecie (Schwetz), Nowe Miasto (Neumark), Laskowice (Laskowitz),
27.01.1920 – Nowe (Neuenburg), Skórcz (Skurz), Gniew (Mewe),
28.01.1920 – Kamień Krajeń (Kamin),
29.01.1920 – Tuchola (Tuchel), Tczew (Dirschau), Starogard (Stargard Pr.), Pelplin,
Czersk, Skarszewy (Schoeneck)
30.01.1920 – no data
31.01.1920 – Chojnice (Konitz), Kościerzyna (Berent),
04.02.1920 – Line: Przyjaźń (Rheinfeld) /Żukowo (Zuckau) – Mezowo – (Smętowo
(Schmentau)
08.02.1920 – Kartuzy (Karthaus and armoured train Hallerczyk),
10.02.1920 – Wejherowo (Neustadt), Puck (Putzig) and Hela.
15
Based on: Polak B., Rewindykacja (Regaining)…and Dziennik Poznański, Dziennik Bydgoski and Kurier
Poznański of January and February 1920, as well as Księga Pamiątkowa Pomorza (Memorial Book of
Pomerania)….op.cit.
30
VI. The Civil Administration of the Eastern Territories
The territories of Ukraine and Belorussia
This part discusses only the history of Polish post on the territories of the conflict between
Ukraine and Russian Belorussia. In the Russian Ukraine, Polish post operated a few months
and the letters from that region are recognized only by the Polish cover and receiving
canceller in Kamieniec Podolski (three unities) and the Polish stamps validated with a military
handstamp in Płoskirow. Official Register of the Ministry of Post Offices and Telegraphs. nr 9
of 26 May1920 states that post offices in Latyczów and Nowa Uszyca were also created.
They were subjected to the Lviv Postal Management. No civil correspondence from these
offices is known.
The exeption is known from Kovel (Jul. – Aug.1919), where the Polish civil administration
made an overprint on the Ukrainians stamps16. The stamps with that overprint have been
withdrawn after the Polish Ministry of Post intervention.
The war with Russia in 1919 led to the Polish takeover the former Minsk province territories.
The Lithuanian Minsk itself was taken over by the Polish army in August 1919, and the Polish
postal administration started operating there from September. Around 15 post offices were
established there17.
At first a Russian canceller in Minsk was used on supplies of Polish stamps and post cards.
A Polish canceller was in use after 16th September 1919.
See figure 12 in the German version.
Shown here is a Polish post card, dated 10th September 1919, cancelled with the Russian
postmark and sent to Germany. There are interesting German postal markings pertaining to
the unsuccessful attempts to trace the addressee, that the card was returned to Mińsk in 11 th
October 1919 is confirmed by the Polish arrival date stamp then in use.
The Soviet offensive in July 1920 led to the closing of all post offices on the war territories
and Polish-Russian negotiations, which ended with the Treaty of Riga, which accepted the
new eastern border. All Polish post offices established earlier in Belorussia border stopped
working, as well as other offices located on the territories temporarily taken over by the
Bolshevik armies.
The 10 months when Polish post operated on the temporarily administered territories
(September 1919 – July 1920) left only several (!) letters, not counting the covers from the
Lithuanian Minsk, which are more common. The number of covers from Minsk preserved is
estimated at 50-60. The Lithuanian Minsk left very rare covers, such as the cover from the
Swedish Red Cross to Stockholm or the local one, sent to the Polish-Russian demarcation
line in Loyev. It has to be noted that there are exceptionally few covers addressed to these
16
There are controversies as to the postal character of the Ukrainian stamps found in Łuck in July 1919 and then
overprinted Poczta Polska. In Polskie Znaki Pocztowe, Volume IV, page 130, a view is expressed that they have
not been in postal circulation. The post card illustrated on the right proves that these stamps were in postal use in
August 1919. Moreover there are from this period a few philatelic items of mail, featuring Polish post emblems
and have military censor markings. All of them are very keenly sought by collectors.
17
Their names are printed in the Official Register of the Ministry of Post Offices and Telegraphs, nr 14 of 1919.
and 5,8 and 9 of 1920.
31
territories. They were passed through the office in Minsk, where they were stamped and
passed on, but it is not known in what way. The extreme dates of known covers from
Lithuanian Minsk are: 3 September 1919 and 21 June 1920. It is known that the Polish army
left Minsk on 8 July, so it is still possible that the letters from the final period of the presence
of the Polish army in that region will be found.
Correspondence sent from that region was written in various languages: in German,
Russian, Polish and Yiddish. Sent from Poland, it was censored as late as in Warsaw or in
Cracow. The letters to Russia from that period are not known, but the correspondence was
sent to Europe, the USA and Canada. The letters were sent to Russia via the USA, but
without success around the world, they came back to the sender. Overseas letters were
returned to the senders due to mistakes in the addresses, but because the way they had to
go was very long and due to the military action in that region, they were kept in Warsaw and
this might be the reason why they were preserved as postal documents of that time and
place.
Out of the small towns, in the philatelic collections there are five covers from Slutsk, three
from Koidanovo (now Dzierzhinsk), one from Ureche and one from Osipovichi. The letter
from Koidanovo has been known from American literature since the 1970s, but nobody has
noticed the fact the date on this letter, 8. July 1920, was the last day of operation of the
Polish postal administration. It was on this day that the Polish army started its withdrawal due
to the Bolshevik offensive.
On the territories described one can also find local provisional handstamps. At the time when
Polish post started operating, Russian handstamps were used for a short period. This was
the case in Minsk and Koidanovo. Covers bearing such postmarks are rare and they have
been classified as unique. The earliest known Russian handstamp from Minsk dates from 3
September 1919, the last – from 16 September 1919. It seems that it was used only for
several days. Only two covers from Koidanovo are known to bear Russian handstamp (out of
three known ones).
All letters from this region presented are high class philatelic rarities. Such estimation
results from a comparison with about 10 known letters from the polish agency from Odessa,
whose three-month operation is well-known in literature.
To recapitulate, there exist very few covers from the period 1919-1920 from the eastern
borderline territories. The reason for this state of affairs was the fact that for many years
philatelists underestimated the value of ordinary Polish stamps which were used on these
territories, as well as the names of the smaller post offices were not known. The period
between 1939 and 1989 was in Poland an obvious obstacle to the collecting of stamps from
that region. Illiteracy could be another reason, as it made communication difficult. The final
result was that there is no sufficient number of postal documents, and though unique, the
documents are still underestimated.
List of postal offices and agencies in the towns under the administration of the Polish Post
in the years of 1919-1920, and lost after the Polish-Bolshevik war in the Russian Belorussia:
Borovka, Ihumen, Koidanovo, Kraysk, Logoysk, Marina Gorka, Mikashevichi, Mińsk Litewski,
Osipovichi, Samohvalovichi, Semezhovo, Slutsk, Ureche, Vitunichi, Wyzno, Zaslav and
Zhytkovo.
32
Private Schifffahrtsgesellschaften in West-Indien
Federico Borromeo d’Adda
Übersetzung: Rainer von Scharpen
West-Indien, auch Indische Inseln genannt, ist ein Archipel in Nord- und Südamerika,
das die Großen und Kleinen Antillen und die Bahamas umfasst. Es ist ein Seegebiet
mit zahlreichen großen und kleinen Inseln ungefähr von der Größe Frankreichs und
Spaniens.
Postgeschichtlich ist es durch die vielen verschiedenen Postverwaltungen interessant,
die sich aus den europäischen Kolonien ergeben, oder die in diesem letztlich doch
relativ begrenzten Gebiet zu einigen unabhängigen Staaten gehörten. So gab es
englische, französische, spanische, holländische, dänische und sogar schwedische
Kolonien, während Haiti und die Dominikanische Republik unabhängig waren. Alle
Postverwaltungen führten nach und nach Briefmarken ein, als erste die von Trinidad im
Jahre 1847, und Haiti als letzte im Jahre 1882. Allen voran eröffnete Großbritannien
1842 zum Transport von Post und Fracht die British Packet-Linie, 1862 gefolgt von
Frankreich mit seiner Compagnie Générale Transatlantique. Zusätzlich gab es einige
private amerikanische, holländische, deutsche und venezolanische Gesellschaften und
viele kleine lokale Schiffe, die sich natürlich ein viel kleineres Verkehrsaufkommen
teilten. Einige dieser Schifffahrtsgesellschaften gaben eigene Briefmarken heraus. Zu
den staatlichen Dampfschifffahrtsgesellschaften wurden zwei große und ausführliche
Werke veröffentlicht: von Alan Robertson für die britische Post, und von Raymond Salle
für die französische.
Zum Verständnis der so genannten Lokalausgaben, zu denen die von den privaten
Gesellschaften herausgegebenen Marken zu rechnen sind, muss man sich einige
historische Fakten ins Gedächtnis rufen. Im späten 19. Jh. wurden Lokal- und
Privatpostmarken von Sammlern als wesentlicher Bestandteil der Philatelie angesehen.
Die Entscheidung von Stanley Gibbons, nach 1899 keine Lokalausgaben mehr in ihr
ständiges Angebot zu nehmen, führte bedauerlicherweise dazu, dass auch keine
Kataloge oder Albenblätter mehr für diese Ausgaben erschienen. Höchstwahrscheinlich
wurde die Entscheidung angesichts der Flut von „offiziellen“ und „privaten“
Neuausgaben getroffen. Neue Sammler waren danach über die Existenz und
Bedeutung dieser Marken nicht mehr informiert, vielleicht mit Ausnahme der Lady
McLeod. Später wurde ab 1942, leider während der Kriegswirren, von E. Hurt und L. N.
und M. Williams ein Katalog in fünf Lieferungen herausgegeben, der nur den
Lokalausgaben gewidmet war. Dennoch waren in diesen Katalog die Eisenbahnmarken
Großbritanniens, die Lokalausgaben der USA, die russischen Semstvo-Marken, die
ägyptischen Interpostals und alle deutschen Privatpostgesellschaften nicht
aufgenommen.
Erst viele Jahre später, 1972, kam durch Robson Lowe in Basel die berühmte
Sammlung mit den Marken der Schifffahrtsgesellschaften von Julius Steindler auf den
Markt, aber seltsamerweise wurde danach keine andere große Sammlung wie diese
mehr zusammengetragen. Schließlich brachten Tester und Ringström 1979 ihr
dreibändiges fundamentales Werk über „Private Schiffsbrief-Marken der Welt“ heraus,
wovon der erste Band der Karibik gewidmet ist. Ab diesem Zeitpunkt haben alle diese
Marken ihre philatelistische Würde und Bedeutung erlangt. Das einzige Problem für
den Sammler besteht darin, dass einige dieser Marken, wenn auch nicht besonders
selten, so doch äußerst gesucht und deshalb sehr kostspielig sind, wie im Falle der
Lady McLeod. Umgekehrt sind einige andere Marken zwar nicht so teuer, dafür aber
extrem selten und deshalb sehr schwer zu finden.
33
Abb.1: Trinidad, die 'Lady McLeod'
28 April 1847, adressiert an Messrs. Taylor, Graham and Angus, in Port of Spain, das früheste
bekannte Datum, entwertet mit neun kleinen Federstrichen, eine nur für diesen Beleg
bekannte Entwertung. Im Brief heißt es: “.... Sie müssen einige von Bryce‟s Marken kaufen zu
$ 4 per 100 Stück, sonst müssen wir für jeden Ihrer Briefe ein Bit zahlen.” Das Bit entsprach 5
Cents, dem Gegenwert von 2½ Pence. Aber alle, die den Dienst häufig in Anspruch nahmen,
hatten nur 4 Cents zu entrichten, was zwei Pence entsprach.
Die Geschichte dieser berühmten Marke ist höchst interessant. Jahre vor Ausgabe dieser
Marke hatten sich die Bewohner Trinidads für eine zuverlässige Postverbindung zwischen
den beiden bedeutendsten Städten der Insel stark gemacht. Nur ein altes Trampschiff, die
Paria, verkehrte unregelmäßig zwischen der Hauptstadt Port of Spain und San Fernando. Im
Jahre 1845 schließlich kaufte ein wohlhabender ortsansässiger Kaufmann ein 60-TonnenRaddampfer von 40 PS, der auf der Napier-Werft in Glasgow gebaut worden war. Nach der
Gattin des derzeitigen Gouverneurs trug das Schiff den Namen Lady McLeod, und seine
erste Reise ging im November 1845 nach Trinidad. Der erste Besitzer war die Firma Turnbull,
Stewart und Co. Für Abonnenten beförderte das Schiff Briefe für eine Gebühr von einem
Dollar pro Monat, während von Nicht-Abonnenten 10 Cent pro Brief verlangt wurden. Genau
ein Jahr später erwarb David Bryce den Dampfer. Er fand, dass es nur sehr wenige
Abonnenten gab, da die Leute es vorzogen, die Briefe selbst zum Schiff zu bringen. Bryce
konnte oft das nötige Kleingeld nicht herausgeben. Um das Problem zu lösen, kam er auf die
Idee einer Briefmarke. Am 16. April 1847 brachte die Lokalzeitung Port of Spain Gazette
folgende Notiz: „Da es dem Anbieter Mühe macht, Geld für die Briefe von Nicht-Abonnenten
einzutreiben, hat er Klebezettel vorbereitet, die bei ihm oder seinem Agenten für 5 Cent pro
Stück oder 4 Dollar pro Hundert erhältlich sind. Vom 24. d.M. an werden nur noch Briefe von
Abonnenten befördert, die im Voraus bezahlt haben, oder aber solche, die mit diesen
Klebezetteln freigemacht sind.“
Es wurde die Meinung vertreten, die Marke sei nicht zuletzt deshalb in 50er-Bögen gedruckt
worden, um die Abrechnung zu vereinfachen. Sie wurde gestochen und gedruckt von
demselben Charles Pétit, dem wenige Jahre später der Entwurf für die provisorische SteinHochdruck-Ausgabe anvertraut wurde.
34
Entwertet wurden die Marken mit Federzug; hierfür gab es vier Methoden: acht kleine Striche
(die seltenste Methode), zwei dicke Striche in Kreuzform, Kreuzstriche mit blasser Tinte, zwei
fast unsichtbare Kreuzstriche. Die Entwertung durch Abriss einer Ecke der Marke – wie bei
einigen Marken Afghanistans – ist wohl eher ein Trick, eine beschädigte Marke auf einem
Brief mit Mängeln aufzuwerten.
Vor Kurzem hat man versucht, anlässlich der Neuausgabe des Trinidad-Handbuchs von Sir
John Marriott durch die West-Indien-Arbeitsgemeinschaft (West Indies Study Circle) die
Anzahl der erhaltenen Marken zu erfassen. Aber man geht davon aus, dass immer noch
nicht alle Marken erfasst sind. Gleiches trifft für alle anderen Marken zu, die in diesem
Vortrag vorgestellt werden. Die Aufstellung listet 24 ungebrauchte Stücke, 23 gebrauchte und
39 auf Brief. Die Verwendungsdaten liegen zwischen dem 28. April 1847 und 21. August
1849. Die Zahlen zeigen eine der Merkwürdigkeiten dieser Marke: die Tatsache, dass
entgegen dem Trend bei anderen klassischen Ausgaben hier viele Exemplare noch auf Brief
sind. Die Erklärung ist darin zu finden, dass J. G. Taylor, einer der Adressaten einer ganzen
Reihe von Briefen, selbst Sammler wurde und die Belege aufhob, wodurch er ein Ablösen
der Marken verhinderte.
Abb. 2: Die Royal Mail Steam Packet Company (RMSPC)
Undatierter Umschlag mit einer Marke RMSPC zu 10 Cents karmin-rosa von 1875, Lochung
12½; schwache Federstrich-Entwertung und ovaler FRANCO-Stempel eines dominikanischen
Postamtes. Wahrscheinlich in SAMANA aufgegeben und nach GONAIVES in Haiti gerichtet.
Die karminrosa-farbene 10 C Marke, verausgabt auf Betreiben der Royal Mail Steam Packet
Company (Königliche Dampf-Postschiff-Gesellschaft), wurde im Buchdruckverfahren von De
la Rue in kleinen Bögen von 30 Marken, je sechs Marken in fünf Reihen, ohne
Wasserzeichen mit Zähnung 12½ hergestellt. Die Ausgabe traf auf heftigen Widerstand
seitens der britischen Postverwaltung, obwohl die Marke nur an Orten ohne britisches
Konsulatspostamt verkauft wurde und der Preis über den normalen Gebühren lag, die
ansonsten für Briefbeförderung in der Karibik verlangt wurden. Die normale Gebühr für einen
Brief von ½ Unze betrug 4 Pence, was 8 US-Cent entsprach.
Die Marke wurde bis etwa 1880 verwendet, als die meisten dortigen Länder der UPU
beigetreten waren. Gewöhnlich wurden die Marken mit dem typischen Ovalstempel der
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verschiedenen Schiffsagenten entwertet oder aber mit Federzug bzw. Farbstiftstrich. Nur in
Samana, in der Dominikanischen Republik, kamen offizielle Poststempel zum Einsatz.
Vollständige Bögen sind bekannt, ebenso Essays auf satiniertem Papier mit Datum Februar
1875. Als lose Marken sind die Stücke nicht besonders selten, aber auf Beleg sind nur drei
Exemplare bekannt. Einer davon, ehemals in der Steindler-Sammlung, lief nach Aux Cayes
(Haiti), die beiden anderen an denselben Empfänger in Gonaives, das auch in Haiti liegt.
Abb. 3: St. Lucia Steam Conveyance Co.
Zweite Ausgabe, von der nur vier Exemplare bekannt sind, alle mit Federzug-Entwertung.
Auf der Insel St. Lucia gab es weder gute noch sichere Inlandstraßen. Aus diesem Grunde
wurde um 1869 die St. Lucia Steam Conveyance Co. (St. Lucia Dampfer-TransportGesellschaft) gegründet, die 1870 nach dem Erwerb eines Schiffes in Barbados, der Aide,
ihren Dienst aufnahm. Ein zweites Schiff, die Creole, wurde später hinzugekauft. Beide
beförderten zweimal wöchentlich auch Postsendungen zwischen der Hauptstadt Castries und
einigen anderen Orten der Insel, die alle an der Westküste liegen, wie Soufrière, Choiseul
und Vieux Fort.
Erste Ausgabe
Anfangs kam eine sehr einfache Vignette ohne Rahmen in Verwendung. Sie wurde ähnlich
wie die Perot-Marke mit einem Stempel hergestellt, der ohne Nennwertangabe auf einem
einfachen Stück Papier abgeschlagen wurde. Der Handstempel bedeutet nicht „gebraucht“;
die Entwertung wurde vielmehr mittels zwei Federstrichen vorgenommen, wie bei den
Marken Trinidads. Das einzige gebrauchte Exemplar klebt auf einem Papierfragment, das
handschriftlich das Wort Mac trägt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Stück eines
Umschlags für einen Brief, der an eine Firma in Santa Lucia, die Herren M. A. MacFarlane,
gerichtet war. Rund zehn Briefe mit Marken von Trinidad sind bekannt, die an diese
Kaufleute gelaufen sind.
Zweite Ausgabe
Bei dieser Type, von der nur vier lose Exemplare bekannt sind, handelt es sich um eine blaue
Vignette mit Rahmen, ähnlich den Klebezetteln, die von Apothekern zum Beschriften ihrer
Medikamente verwendet werden. Darauf wurde vorab der ovale Stempel der Gesellschaft
abgeschlagen und nach dem Aufkleben auf den Umschlag mit zwei dicken Stichen entwertet.
In der berühmten Steindler-Sammlung gab es ein fünftes Exemplar auf einem Brief mit
Datum 13. Oktober 1871. Tragischer Weise ging der Beleg auf dem Postweg verloren, als
der neue Besitzer ihn zur Prüfung an Maurice Williams schickte.
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Dritte Ausgabe
Später – wahrscheinlich im Jahr 1873 – wurden in Frankreich drei Marken gedruckt, eine 1
Penny in blau, 3 Penny rosa malvenfarben und 6 Penny purpurfarben. Eine Druckplatte
bestand aus 72 Marken, zusammengesetzt aus 12 Reihen à sechs Marken. Kennzeichen
der ersten Auflage sind das sehr dicke Papier, brauner Gummi und das Fehlen der
Satinierung wie bei der zweiten Ausgabe. Sie sind mit einem ovalen Stempel der
Schiffsgesellschaft in violett entwertet. Sehr wenige Stücke sind bekannt, rund zehn für die
1d und etwa ein Dutzend für die 6d. Der einzige erhaltene Beleg befindet sich immer noch
auf der Insel, und zwar in der Delvaux-Sammlung, und trägt eine 1d Marke. Der Brief wurde
1980 auf einer Sondermarke von St. Lucia abgebildet.
Eine zweite Auflage, die wohl nie die Insel erreichte, da kein einziges gestempeltes Stück
bekannt ist, wurde um 1930 in Europa entdeckt. Es handelt sich um insgesamt etwa 2.000
Bögen, und natürlich sind diese Marken sehr gewöhnlich.
Abb. 4: HAPAG – Hamburg Amerikanische Paketfahrt Actien Gesellschaft
Undatierter Beleg ab New York, von St. Thomas aus durch den Spediteur Hurtzig & Co (sein
Riemen-Handstempel ist rückseitig abgeschlagen) am 7. Juni 1875 weitergeleitet und
endgültig nach Port au Prince / Haiti gesandt. Die Marke der ersten Auflage ist mit einem
stummen Fünfkreis-Stempel entwertet; nebengesetzter Tagesstempel von St. Thomas.
The Hamburg Amerikanische Paketfahrt Actien Gesellschaft (H.A.P.A.G.) wurde 1847
gegründet, aber die West-Indien-Linie erst im Spätjahr 1870 eröffnet. Das erste Postschiff
verließ Hamburg im Januar 1871. Die Marken der Gesellschaft wurden von Charles Fuchs in
Buchdruck mit geprägtem Mittelfeld hergestellt, in Bögen von 72 Marken mit Zähnung 12½.
Die beiden Auflagen lassen sich leicht an der Farbe unterscheiden: die erste von 1875 ist
hell-gelb, bei der zweiten von 1879 ist das Gelb dunkler, fast olivgrün. Die Marken haben
einen Nennwert 10 Cents, die währungsmäßig nicht bestimmt sind: es handelt sich um 10
Gold-Cents, was 40 Pfennig oder 5 Pence entsprach. Die Marken waren nur für Briefe
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zugelassen, die von der deutschen Gesellschaft befördert wurden. Sie wurden auch
verwendet, als einige westindische Länder zwischen April 1875 und Dezember 1879 dem
Weltpostverein beitraten.
Für gewöhnlich sind die Marken mit einem roten oder blauen Farbstrich entwertet
gelegentlich mit Federzug, oder aber mit mannigfachen Poststempeln oder Stempeln, die die
örtlichen Agenten erfanden. In St. Thomas aufgegebene Sendungen tragen einen
Entwertungsstempel der niederländischen Post, gewöhnlich ein Vierkreis- oder FünfkreisStempel. Die Dampfer trugen unverkennbar deutsche Namen wie Teutonia, Saxonia,
Alemannia, Lotharingia usw.
Soweit feststellbar verkehrte die deutsche Gesellschaft auf sechs verschiedenen Routen:
A - Puerto Cabello (Venezuela), St. Thomas, Port of Spain (Trinidad)
B - Samana (Dominikanische Republik), St. Thomas.
C - Puerto Plata (Dominikanische Republik), St. Thomas.
D - Cap Haitien (Haiti), St. Thomas, Panama.
E - Port au Prince (Haiti), St. Thomas.
F - Maracaibo (Venezuela), Curaçao (eine niederländische Kolonie), St. Thomas.
Die Destinationen der 65 bekannten vollständigen Belege ergeben folgendes Bild: etwa 30
gehen nach St. Thomas, 10 nach Haiti und Venezuela, sechs nach Trinidad, und sehr
wenige nach anderen Destinationen innerhalb oder außerhalb der Karibik. Man muss aber
hinzufügen, dass diese Aufstellung nicht vollständig ist; es müssen weitere Belege
existieren.
Abb. 5: St. Thomas – La Guaira – Puerto Cabello
9. November 1864, von La Guaira, weitergeleitet nach St. Thomas und von dort nach London,
Transit 28.11., und schließlich am 1. Dezember in Genua (Italien) zugestellt. Mit 10
französischen Décimes belastet, was 1 italienischen Lira entspricht; der Beleg trägt den
Verrechnungsstempel GB 1 F 60 C für unfrankierte Briefe, da die Lokalmarken nur auf der
Strecke von Venezuela bis St. Thomas gültig waren. Die 2 Reales grün stammt aus der ersten
Caracas-Auflage mit Zähnung „parallelle Hang-Linien‟ (rouletted „parallel sloping lines).
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Abb. 6: St. Thomas – La Guaira – Puerto Cabello
15. Oktober 1865, von St. Thomas nach Carupano, Venezuela, handschriftlicher Vermerk per
Robert Todd via La Guaira. Der Beleg trägt eine Marke 2 Reales gelb mit Zähnung 13 aus der
ersten Auflage von Waterlow & Sons in London vom Frühjahr 1864. Auf Beleg ist diese Marke
sehr selten, ebenso wie Sendungen von St. Thomas nach Venezuela. In St. Thomas wurden
die Marken immer mit Federzug entwertet.
Abb. 7: St. Thomas – La Guaira – Puerto Cabello
8. Oktober 1866, von Puerto Cabello nach Bordeaux, zugestellt am 31., 24 Tage später. Da für
den Brief nur die lokale Gebühr bar entrichtet worden war, ist der Verrechnungsstempel GB 1F
60c für unfrankierte Briefe abgeschlagen. Bei Ankunft wurde er mit 10 Centimes belastet, der
Gebühr für einen einfachen Brief. Wegen eines zeitweisen Briefmarkenmangels ist der Beleg
mittels des Handstempels der Gesellschaft freigemacht.
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Wegen der unregelmäßigen Seepostverbindungen aus Venezuela beschloss die
Landesregierung im November 1863, den Fregattenkapitän Robert Todd der Errichtung eines
regelmäßigen Postdienstes zwischen La Guaira und St. Thomas zu beauftragen. Aber noch
bevor der erste Dampfer, der den Namen seines Kapitäns trug, Venezuela erreichte, übertrug
Todd den Auftrag an den niederländischen Schiffer Blohm, Nolting & Co. Felix Rasco, ein
Drucker in Caracas, stellte ungezähnte Marken mit den Nennwerten ½, 1, 2, 3 und 4
Centavos her, während andere Werte von Waterlow in London gedruckt wurden. Diese
waren gezähnt und hatten höhere Nominale, nämlich ½ Real (5 Centavos) und 2 Reales (20
Centavos); sie wurden für gewöhnliche Post verwendet.
Es gab in Venezuela und Dänisch-Westindien unterschiedliche Wechselkurse; deshalb
wurden die Marken in verschiedenen Farben gedruckt: die für St. Thomas bestimmte ½ Real
in grau und die 2 Reales in gelb, die venezolanische ½ Real hingegen in rot und die 2 Reales
in grün. In Zeiten von Engpässen wurden die Marken zwischen beiden aufgeteilt, so dass in
Caracas im August und September 1867 die gelbe 2 Reales verwendet wurde, die eigentlich
nur in St. Thomas verkauft werden sollte. Dem gegenüber wurde in Puerto Cabello und
vielleicht auch in La Guaira bei Markenmangel zur Freimachung der amtliche Poststempel
der Gesellschaft verwendet. Von diesem Stempel sind zwei leicht unterschiedliche Versionen
bekannt.
Lose Marken sind gewöhnlich; einige findet man auf vollständigen Briefen. Sehr selten sind
die so genannten 'Provisorien' und Post aus St. Thomas wie auch Briefe, auf denen
'Jesurum'-Marken verklebt sind. Außergewöhnlich selten sind die Ziffer-Marken.
Diese sehr interessanten Markenausgaben können wie folgt zusammengefasst werden:
1 – mit Inschrift St. Thomas – La Guaira – P.to Cabello – Packet, gedruckt in Caracas,
ungezähnt, in den Nennwerten ½, 1, 2, 3 und 4 Centavos, höchst wahrscheinlich nur für
Drucksachen verwendet.
2 – mit Inschrift St. Thomas – La Guaira – P.to Cabello – Paquete, gedruckt von Waterlow in
London, gezähnt 13, in den Nennwerten ½ Real und 2 Reales. Dieselbe Zeichnung, aber
gedruckt in Caracas von Felix Rasco, aber durchstochen (Zickzack- oder Sägezähnung), in
den Nennwerten ½ Real und 2 Reales. Später gab es eine weitere Ausgabe in derselben
Zeichnung, ebenfalls in Caracas gedruckt, aber mit der fehlerhaften Inschrift Paoute statt
Paquete.
3 – mit Inschrift 'La Guaira – Paquete – P.to Cabello – San Thomas und mittig die
Buchstaben J. A. J. & Z. sowie Curaçao, herausgegeben für die Privatgesellschaft J. A.
Jesurum & Zoon. Diese Marken wurden von Waterlow in London entworfen und gedruckt.
4 – die so genannten Ziffer-Marken mit Inschrift La Guaira – Paquete – San Thomas,
durchstochen (Zickzack- oder Sägezähnung), in den Nennwerten 1 Centavo, ½ Real und 2
Reales, über die wenig bekannt ist.
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Abb. 8: J. A. Jesurum & Zoon
14. April 1870, von Amsterdam nach La Guaira, Ankunft 5. Mai, 20 Tage später.
Wahrscheinlich wurde der Brief privat nach St. Thomas geschickt und von dort durch den
Agenten Cameron Macaulay & Co. weitergeleitet. Zur Entwertung der 2 Reales Marke
verwendete er seinen ovalen Firmen-Handstempel.
Im Juli 1867 übernahm die Schifffahrtsgesellschaft Jesurum den Vertrag für die
Postbeförderung von Venezuela ins Ausland. Sie ließ bei Waterlow & Sons Ltd. in London
zwei Marken drucken, eine grüne ½ Real und eine rote 2 Reales, ohne weitere Farben. Sie
wurden im Mai 1869 ausgeliefert und in Venezuela bis Mai 1870 verwendet, bis der der
Gesellschaft gehörende Dampfer Honfleur von dem Diktator Guzman Blanco konfisziert
wurde, wahrscheinlich deswegen, weil seine Besitzer das gestürzte Regime unterstützt
hatten. Die Gesellschaft verwendete die Marken für weitere Jahre, zumindest bis 1877, auf
Sendungen zwischen St. Thomas und Curaçao.
Abb. 9: Die so genannten Ziffer-Marken bzw. ‚Ziffer„-Serie
Die drei bekannten Nennwerte: 1 Centavo gelb, ½ Real grün und 2 Reales blau.
Obwohl die Marken Spezialisten lange bekannt sind, weiß man wenig über ihre Herstellung,
den Drucker und die Verwendungszeit. Die Marken sind in Buchdruck ausgeführt, der
Entwurf dürfte sich wohl eng an die grüne 2½ Schilling-Marke in Buchdruck von Hamburg
aus dem Jahr 1864 anlehnen: neben dem Gesamteindruck ist die Ziffer 2 besonders ähnlich.
Nur drei Nennwerte sind bekannt: 1 Centavo gelb, ½ Real grün und 2 Reales blau. Die 2
Reales rosa gibt es nicht: tatsächlich handelt es sich bei dem in Ringströms Buch
beschriebenen Stück um eine Marke, die auf einem Fetzen einer spanischen Zeitung klebt;
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die Marke ist blau und befindet sich heute in dieser Sammlung. Lange hielt man diese
Marken für Schwindel, aber ihre Seltenheit schließt diese Deutung aus. Bislang sind für jeden
Nennwert nur sieben Marken bekannt. Zwei Marken zu 1 Centavo und eine der 2 Reales sind
gebraucht bekannt, die anderen sind postfrisch.
Abb. 10: Coro – La Vela
5. Juni 1891, von Coro nach New York, via Curaçao, zugestellt am 13., 9 Tage später,
rückseitiger Stempel New York – Paid All. Ein großer Umschlag, freigemacht mit einer Marke
der privaten venezolanischen Eisenbahngesellschaft mit Inschrift Porte Libre und
purpurfarbenem Aufdruck Anotada – CORREO DEL – KOMERCIO. Zusatzfrankatur Curaçao
von 50 Cents für einen Brief der 2. Gewichtsstufe.
Obwohl diese Marken streng genommen nicht Schiffspost-, sondern Eisenbahn-Marken sind,
gibt es genügend Hinweise, dass sie auch für Briefe verwendet wurden, die über See nach
Curaçao und von dort nach anderen Destinationen geschickt wurden. Die private
Eisenbahngesellschaft, die die Linie zwischen den venezolanischen Städten Coro und La
Vela (einem Hafen knapp dreißig Meilen von Curaçao) betrieb, brachte diese
markenähnlichen Vignetten heraus als Nachweis, dass die Transportgebühren für
Postsendungen bezahlt worden waren. Es gibt zwei Ausführungen, mit und ohne Nennwert.
Mit Nennwert handelt es sich um längliche Vignetten in Buchdruck mit schwarzer Inschrift
Correo de Coro à La Vela y vice versa; sie haben verschiedene Schmuckrahmen und sind in
hell chamois, gelb, orange, dunkelblau und rosa gedruckt, einige von ihnen auf satiniertem
Papier. Die ohne Nennwert tragen dieselbe Inschrift, aber mit dem Zusatz Vale 1 Real (Wert
1 Real) in verschiedenen Ausführungen, ohne Rahmen; sie sind nur in chamois bekannt. Die
Vignetten wurden von 1867 an verwendet.
Später, im Jahre 1889, wurde eine größere quadratische Vignette verausgabt mit einer viel
beeindruckenderen Zeichnung: sie zeigt mittig einen Vogel, der einen Brief im Schnabel hält.
Es gibt zwei Ausführungen: die erste in den Nennwerten ½ Real, 1, 2, 3, und 4 Reales, und
eine gelbe mit Inschrift Porte Libre (Porto frei).
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Private Shipping Companies in the West Indies
Federico Borromeo d’Adda
The West Indies, also called the Indies, are an archipelago in North and South America,
comprising the Greater Antilles, the Lesser Antilles and the Bahamas. It is a portion of sea in
which are scattered a great number of islands, large and small, with nearly the same area as
France, including the Caribbean Sea, as well as the Spanish Main.
From the point of view of the postal history, the interest arouses from the many different
postal administrations, connected with the European colonies, or from some independent
countries that were present in that area, an area after all, relatively limited. Actually, there
were English, French, Spanish, Dutch, Danish and even Swedish colonies, with Haiti and the
Dominican Republic being independent countries. All the postal administrations adopted
postage stamps from 1847, in Trinidad, the last classic stamps issue being the Haiti one, in
1882. Particularly Great Britain, from 1842 with the British Packet, and France with the
Compagnie Générale Transatlantique, from 1862, founded state-owned shipping companies
for the conveyance of mail and freight. Furthermore there were some American, Dutch,
German, Venezuelan private companies, as well as many small local coasting vessels,
sharing, of course, a much less amount of traffic. Some of these shipping companies issued
their own stamps. On this aspect of philately, concerning the state owned steam companies,
two large and erudite works were published: by Alan Robertson for the British mail, and by
Raymond Salle for the French mail.
For the so called local stamps, in which are falling those issued by the private companies, we
must recall a few historical facts. In the late 19th century, stamps of the local and private posts
were considered by many collectors to be an essential part of philately. Unfortunately the
decision of the Stanley Gibbons, after 1899, to cease to stock „locals‟, led to the consequence
that no more catalogues or albums were published. Most probably the decision was taken
because of the enormous amount of new stamps issues, both „official‟ and „private‟. New
collectors were then ignorant of the existence as well as the meaning of this kind of items,
with the exception, perhaps, of the Lady McLeod. Later on, in 1942, unfortunately in the
turmoil of the war, a new catalogue devoted only to „locals‟ was published in five instalments
by E. Hurt and by L. N. and M. Williams. In the catalogue, nevertheless, were omitted railway
stamps of Great Britain, local stamps of the United States, Zemstvos of Russia, Egyptian
Interpostals, and all the local express companies of Germany.
Many years later, in 1972, the famous Julius Steindler collection concerning Shipping
Companies Stamps went on the market, sold by Robson Lowe in Basel, but strangely no
other large collections like that one was ever formed afterwards. Finally, in 1979, Tester and
Ringström published their fundamental work in three volumes concerning the „Private Ship
Letter Stamps of the World‟, the first volume being devoted to the „Caribbean‟. From then on,
all these stamps have reached their philatelic dignity and respect. The only problem for the
collector is that some of these stamps are, even if not very rare, very much sought after, and
for that reason very costly, as in the case of the Lady McLeod. Some other stamps, on the
other hand, even if not very expensive, are extremely rare, and for that reason very difficult to
find.
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See figure 1 in the German version: Trinidad, the 'Lady McLeod'
28 April 1847, addressed to Messrs. Taylor, Graham and Angus, to Port of Spain, the earliest date
recorded, cancelled with nine small pen strokes, a cancellation only shown in this case. In the letter we
can read: “.... You must buy some of Bryce‟s stamps at $ 4 per 100, or else we must pay a Bit for each
of your letters.” The Bit was worth 5 cents, the equivalent of 2 1/2 pence. All those, however, who
made large use of the service were charged 4 cents equivalent to two pence.
The story of this famous stamp is one of the most interesting. For several years before this
stamp was issued the people of Trinidad had been agitating for a decent postal service
between the two most important towns of the island. Only an old tramp ship, the Paria, plied
irregularly between Port of Spain, the capital, and San Fernando. Finally, in 1845, a wealthy
local merchant bought a sixty tons paddle steamer of 40 horsepower, built by Napier of
Glasgow. The ship was named 'Lady McLeod' after the wife of the then Governor, and her
first trip to Trinidad was made in November 1845, the first owner being the firm Turnbull,
Stewart and Co. The ship was transporting the mail of subscribers at one dollar per month,
but letter of non-subscribers were charged ten cents each. Exactly one year later the steamer
was purchased by one David Bryce, who found that subscribers were very few, the people
preferring to take their letters to the ship, in consequence founding Bryce often short of small
change. For that reason, to obviate the difficulty, he decided to issue a stamp. On 16 April
1847 the Port of Spain Gazette carried the following notice: "The Subscriber experiencing
inconvenience in collecting the money for letters of non-subscribers, has procured labels,
which may be had of him or the Agent for the steamer, at five cents each, or four dollars per
hundred. No other letters but those of subscribers who have paid in advance, or such as
have these labels attached, will be carried, from and after the 24th instant.".
It has been also suggested that the stamp was printed in sheets of fifty, not least for ease of
reckoning and one may infer that the 'Lady McLeod' was engraved and printed by the same
Charles Petit who a few years later was entrusted with preparing the lithographed provisional
issue.
As for the cancellations, all in pen, four methods seem to have been used: eight small strokes
(the rarest method), two strong cross strokes, two cross strokes in faded ink, two almost
invisible cross strokes. The cancellation by having a corner of the stamp lifted and a part
skinned off, like some stamps of Afghanistan, looks more to be a trick to ennoble a defective
stamp placed over a defective cover.
A census has been recently completed in the occasion of the new edition of the Sir John
Marriott handbook concerning Trinidad, published by the West Indies Study Circle, but it is
assumed that this is still some distance short of a complete coverage. This fact will be true
also for the all the other stamps shown during this conference. The census is listing 24
unused items, 23 used and 39 on cover. The dates of usage range from 28 April 1847 to 21
August 1849. The figures themselves reveal one of the oddities about this stamp: the fact
that, contrary to the usual case with classic issues many exemplars are still attached to their
covers. The explanation lies in the curious fact that J. G. Taylor, one of the addressees of
numerous covers, himself became a stamp collector and preserved them, preventing the
inevitable dispersion.
See figure 2 in the German version: The Royal Mail Steam Packet Company (RMSPC)
Undated envelope, bearing a 1875 RMSPC 10 cents. carmine-rose, perf. 12 ½, cancelled by a
faint pen cross and by the oval „FRANCO‟ canceller of a Dominican post office. Presumably
posted in Samana and addressed to Gonaives in Haiti.
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The 10c carmine pink stamp issued on behalf of the Royal Mail Steam Packet Company was
typographed by De La Rue in small 30-stamp sheets, of 5 horizontal rows of six units, with no
watermark and perforated 12 1/2. The issue was hotly opposed by the British postal
authorities, even though the stamp was sold only in places where there was no British
consular post office, and the price was higher than the normal rates on letters circulating in
the Caribbean area. The normal rate was 4 pence, equivalent to US 8 cents, for a 1/2 ounce
letter. The stamp was used until about 1880, when most of the countries in the area had
joined the UPU. The stamps were usually cancelled with the typical oval postmark of the
various shipping agents or with pen or pencil strokes. It was only in Samana, in the
Dominican Republic, that official postmarks were used. Complete sheets are known, as well
as proofs on glazed card dated February 1875. Off cover these stamps are not particularly
rare, but only three covers are recorded, one sent to Aux Cayes, formerly in the Steindler
collection, and two to the same addressee in Gonaives, both Haitian localities.
See figure 3 in the German version: St. Lucia Steam Conveyance Co.
Second type, of which only four examples are known, all cancelled by pen strokes.
In the island of Santa Lucia there were no good nor safe inland roads. For that reason the St.
Lucia Steam Conveyance Co. was founded around 1869 and started to operate after the
purchase of a ship in Barbados in 1870, the Aide. A second boat, the Creole, was purchased
later. They carried also mail, twice a week, between Castries, the capital, and some other
ports in the island, all lying only on the west coast, like Soufrière, Choiseul and Vieux Fort.
First type
At the very beginning a very primitive unframed label was used, was made up using a
canceller (similar to the Perot stamp) struck on a simple piece of paper with no value
expressed. Note that the hand-stamp does not signify usage that is done by means of two
pen strokes, like for the stamps of Trinidad. The only known example is still adhering to a
small piece that shows the handwritten letters 'Mac', most probably part of a cover sent to a
Santa Lucia firm, Messrs. M. A. MacFarlane. Some ten covers, bearing Trinidad stamps, are
known addressed to these merchants.
Second type
This type, of which only four copies off cover are recorded, is a label framed in blue, said to
be also used by pharmacists to label their prescriptions. They were previously hand-stamped
with circular stamp of the Company and later, when on cover, cancelled by two heavy
strokes per item. There was a fifth example on a cover dated 13 October 1871, in the famous
Julius Steindler collection, that has been tragically lost in the mail when the new owner sent it
to Maurice Williams for expertisation.
Third type
Afterward, probably in 1873, three stamps, a 1 penny blue, a 3d rosy mauve and a 6 pence
purple, were printed in France, with the plates set up in 12 rows of six horizontal units forming
sheets of 72 stamps. This first printing shows a very thick paper, brown gum and the absence
of the shiny surface that characterises the second printing. They are found cancelled in violet
by the oval stamp of the Shipping Company, and very few copies are known, say ten of the
1d and a dozen of the 6d. The only letter survived is still in the island, in the Delvaux
collection, and bears a 1d stamp. This cover has been pictured in one of the St. Lucia
commemoratives issued in 1980.
45
A second printing, never sent to the island because no used examples are known, was found
in Europe around 1930, perhaps 2.000 sheets in all, and are of course very common.
See figure 4 in the German version:
HAPAG – Hamburg Amerikanische Paketfahrt Actien Gesellschaft
Undated entire from New York, forwarded from St. Thomas by the agent Hurtzig & Co (his belt type
hand-stamp being struck at back) on 7 June 1875, and definitely sent to Port au Prince, Haiti. The
stamp, of the first printing, is cancelled by the five rings target canceller, with alongside the St. Thomas
date-stamp.
The Hamburg Amerikanische Paketfahrt Actien Gesellschaft (H.A.P.A.G.) was established in
1847, but the West Indies line was inaugurated only late in 1870. The first Packet left
Hamburg in January 1871. The company‟s stamps were printed by C. Fuchs in lithograph,
with an embossed centre, in 72-stamp sheets with 12½ perforation. It is easy to distinguish
the two issues by the colour, the first issued in 1875 showing a light yellow, the second in
1879, where the yellow is darker, nearly olive. The stamps had only an undetermined 10
cents denomination, being a 10 cents gold equivalent to 40 Pfennig or 5 pence. Stamps were
valid only for letters carried by the German Company, and were used also when some
countries became members of the Universal Postal Union during the period from April 1875
till December 1879.
The stamps were usually cancelled with a red or blue crayon, by pen strokes, or with the
many postmarks and cancellations invented by the local agents. The letters posted in St.
Thomas had the stamp cancelled by the Dutch postal cancellations, usually a four or five
rings target. The steamers were bearing unmistakable German names such as Teutonia,
Saxonia, Alemannia, Lotharingia and so on.
As far as can be ascertained the German Company operated on six different routes:
A - Puerto Cabello (Venezuela), St. Thomas, Port of Spain (Trinidad)
B - Samana (Dominican Republic), St. Thomas.
C - Puerto Plata (Dominican Republic), St. Thomas.
D - Cap Haitien (Haiti), St. Thomas, Panama.
E - Port au Prince (Haiti), St. Thomas.
F - Maracaibo (Venezuela), Curaçao (a Dutch settlement), St. Thomas.
The destinations of the 65 recorded complete covers are as follows: Actually nearly 30 are
directed to St. Thomas, 10 to Haiti and to Venezuela, six to Trinidad, very few to other
destination or outside the Caribbean area. It must be said that this census is not complete,
not a few other covers must be in existence.
See figure 5 in the German version: St. Thomas – La Guaira – Puerto Cabello
9 November 1864, from La Guaira, forwarded to St. Thomas and from there to London, in transit the
28th., and finally delivered to Genova (Italy) on 1 December. Charged 10 French décimes, the
equivalent of 1 Italian Lira, the cover bears the boxed accountancy mark „GB 1 F 60 C‟ for unpaid
letters, the local stamps being valid only on the stretch of line from Venezuela to St. Thomas. The 2
Reales green comes from the first Caracas printing and is rouletted „parallel sloping lines‟.
See figure 6 in the German version: St. Thomas – La Guaira – Puerto Cabello
15 October 1865, from St. Thomas to Carupano, Venezuela, endorsed 'per Robert Todd via La
Guaira'. The entire bears a 2 Reales yellow with perforation 13 from the first issue printed by Waterlow
& Sons of London, in early 1864. This stamp is extremely rare on cover as is the mail sent from St.
Thomas to Venezuela. In St. Thomas the stamps were always cancelled by pen strokes.
46
See figure 7 in the German version: St. Thomas – La Guaira – Puerto Cabello
8 October 1866, from Puerto Cabello to Bordeaux, delivered the 31st, 24 days later. The letter having
paid only the local fee in cash, bears the accountancy mark „GB 1F 60c‟ for unpaid letters, and was
rated on arrival 10 centimes, the rate for a single port. Due to a temporary shortage of stamps, the
entire has been franked by means of the official hand-stamp of the Company.
Because of the irregularity of maritime service departures from Venezuela, the government of
that country decided in November 1863 to commission Commander Robert Todd to run a
regular postal service between La Guaira and St. Thomas. But before the steamer, named for
its captain, reached Venezuela, Todd endorsed the contract over to the Dutch shipper Blohm,
Nolting & Co. Felix Rasco, a printer in Caracas, produced imperforate stamps in the
denominations of 1/2, 1, 2, 3 and 4 centavos; while others were printed by Waterlow in
London. These were perforated and were more costly, namely 1/2 Real (5 centavos) and 2
Reales (20 centavos), and were used for ordinary mail.
There were different currency exchange values in Venezuela and in the Danish West Indies,
for that reason these stamps were printed in different colours: the 1/2 Real to be used in St.
Thomas was printed in grey and the 2 Reales in yellow, instead the 1/2 Real used in
Venezuela was printed in red and the 2 Reales in green. In times when there was a shortage
of stamps, they were split up, but in Caracas, in August and September 1867, was used the 2
Reales yellow that was supposed to be sold only in St. Thomas. At Puerto Cabello and
perhaps at La Guaira, instead, the official Company postmark was used to frank letters in the
absence of postage stamps. Two slightly different versions of this postmark are known.
These stamps off cover are common and some of them are also found on complete letters.
Very rare are the so-called Provisionals and the mail originating in St. Thomas, as well the
letters bearing the Jesurum stamps. Exceedingly rare are the 'Numeral' type.
These very interesting series of stamps can be summed up as follows:
1 - with the wording St. Thomas – La Guaira – P.to Cabello – Packet, printed in Caracas,
imperforate, in the denominations of 1/2, 1, 2, 3 and 4 centavos, most probably used only for
printed matters.
2 - with the wording San Thomas – La Guaira – P.to Cabello – Paquete, printed by Waterlow
in London, perforated 13, in the denominations of 1/2 Real and 2 Reales. With exactly the
same design, but printed in Caracas by Felix Rasco, with perforation percé en scie or percé
en zig-zag, in the denominations of 1/2 Real and 2 Reales. Later on a new issue with the
same design and also printed in Caracas, but with the wording 'Paoute' instead of 'Paquete'.
3 - with the wording La Guaira – Paquete – P.to Cabello – San Thomas and in the middle the
letters 'J. A. J. & Z.' and the word Curaçao issued for the private Company J. A. Jesurum &
Zoon. These stamps were designed and printed by Waterlow in London.
4 - the so called Numeral type with the wording La Guaira – Paquete – San Thomas, with
perforation percé en scie, in the denominations of 1 centavo, 1/2 Real and 2 Reales, of which
very little is known.
See figure 8 in the German version: J. A. Jesurum & Zoon
14 April 1870, from Amsterdam to La Guaira, arrived on 5 May, 20 days later. The letter was probably
privately sent to St. Thomas, and from there forwarded by the Agent Cameron Macaulay & Co. who
used his own oval hand-stamp to cancel the 2 Reales stamp.
47
In July 1867 the Jesurum shipping Company took over the contract for carrying mail abroad
from Venezuela. It had two stamps printed by Waterlow & Sons Ltd. in London, a green 1/2
Real stamp and a red 2 Reales one, with no more different colours. They were delivered in
May 1869 and used in Venezuela until May 1870, when the steamer Honfleur of the
Company, was confiscated by the dictator Guzman Blanco, most probably because the
owners were supporters of the overthrown Government. The company used these stamps for
mail between St. Thomas and Curaçao for some years more, at least until 1877.
See figure 9 in the German version: The so called 'Numeral' type
The three recorded denominations: 1 Centavo yellow, 1/2 Real green and 2 Reales blue.
Known by specialists for a long time, little is known concerning their production, printers and
period of use. The stamps are lithographed, the design being probably copied from the
Hamburg 2½ Shillings green lithographed in 1864: particularly similar is the figure 2 and the
general look. Only three denominations are recorded, 1 centavo yellow, ½ Real green and 2
Reales blue. The 2 Reales rose do not exists: actually that item described in the Ringström
book, having a portion of a Spanish newspaper adhering to the back, is blue and is now in
this collection. These stamps have been considered as bogus, but their rarity precludes the
possibility of being of such a nature. So far, only seven stamps for each denomination are
recorded. Two copies of the Centavo and one of the two Reales are known used, the others
being in mint condition.
See figure 10 in the German version: Coro – La Vela
10 - 5 June 1891, from Coro to New York, via Curaçao, delivered the 13th, 9 days later, back-stamped
on reverse 'New York - Paid All'. A large envelope franked with a 'Porte Libre' overcharged in purple
'Anotada - CORREO DEL - KOMERCIO' issued by the private Venezuelan railway Company. Further
franked with a 50 cents violet of Curaçao. being a double weight letter.
Although, strictly speaking, these stamps were not actually emanating from a Shipping
Company, but from a railway one, nevertheless there is ample evidence that they franked
letters sent by sea to Curaçao, and from there to other destinations. The private railway
Company operating between the Venezuelan cities of Coro and La Vela (a port barely thirty
miles from Curaçao), issued these stamp-like labels to show that transport rights had been
paid for mail. There are two types, with or without denominations. The former are simple
oblong lithographed labels issued with the inscription in black „Correo de Coro à La Vela y
vice versa' with different ornamental frames, printed in light chamois, but also in yellow,
orange, deep blue and pink, some of them on glazed paper. The latter bearing the same
inscription, but with the words 'Vale 1 Real' in different styles added, without any frame, and
are only known in chamois. These labels are known used from 1867.
Later on, in 1889, another type, a larger square label was issued, the design being much
more imposing, showing, in the middle, a stylized bird with a letter in his beak. There are two
types, the first showing different denominations, ½ real, 1, 2, 3, and 4 Reales, and a yellow
one with the inscription „Porte Libre‟.
48
Deutsche Post in Marokko
Maurice Hadida
Übersetzung: Rainer von Scharpen
Abb. 1: Karte von Nordafrika
Die Vorläufer
1890
Friedens- und Handelsvertrag zwischen Deutschland und Marokko
1890/1899
Beförderung von Postsendungen durch Schiffe
der deutschen ATLASLINIE und WOERMANNLINIE ab 1890
sowie der ab O.P.D.R. (Oldenburgisch-Portugiesische-Dampfschiffs-Rhederei)
ab 1895
-
Die Sendungen erhielten einen handschriftlichen Ursprungsvermerk,
gelegentlich gab es auch Firmenstempel, und wurden bei Ankunft in Hamburg
mit einem Rechteckstempel entwertet:
49
Abb. 2: Vorläuferbrief aus Westafrika
Vorläuferbrief aus Mogador vom 12.04.1893 mit Rechteckstempel AUS WEST AFRIKA
1893
Die Reichpost erlaubt den in den Häfen Marokkos gelegenen Agenturen der
Woermann-Linie den Verkauf deutscher Briefmarken und die Entgegennahme
von Briefen und Paketen
1894
Schiffe der Woermann-Linie erhalten ovale Tagesstempel mit Inschrift:
DEUTSCHE SEEPOST LINIE HAMBURG WESTAFRIKA
und der Nummer der Linie
Abb. 3: Vorläuferbrief der 3. Gewichtsstufe aus Mogador vom 10.09.1899 befördert
mit der Woermann-Linie XVII
50
-
Es wurden deutsche Freimarken verwendet, in seltenen Fällen auch solche
der anderen Posten akzeptiert.
Ein Netz von 16 Postanstalten
20.12.1899: Eröffnung von 7 Postanstalten mit Tanger als Hauptpostamt
Abb. 4 und 5: Die ersten Tage der deutschen Postanstalten: Ganzsachen aus TANGER und
MOGADOR (eröffnet am 20.12.1899), geschrieben am 20.12 und gestempelt am
21. bzw. 22.12.1899
1900/1911: Eröffnung 9 weiterer Postanstalten.
Die Postanstalten von Tanger und die im französischen Schutzgebiet schließen am
4.8.1914, jene in der spanischen Zone am 12.6.1919.
Die Tarife des Weltpostvereins (UPU) gelten bis 15.11.1907, danach treten für die
Verbindung nach Deutschland die deutschen Inlandstarife in Kraft.
51
Die vier Briefmarkenserien und ihre Ausgabedaten
20.12.1899:
Freimarken des Deutschen Reiches von 1899 (Krone/Adler) mit
schrägem Aufdruck MAROCCO und spanischer Währungsangabe
(Centimos und Pesetas)
Abb. 6: Erste Ausgabe vom 20.12.1899 – 1.10.1900:
Freimarken des Deutschen Reiches von 1899 (Krone/Adler) mit schrägem Aufdruck
MAROCCO und spanischer Währungsangabe (Centimos und Pesetas)
Abb. 7: Zweite Ausgabe vom 1.10.1900 – 1/10/1905:
Freimarken des Deutschen Reiches von 1900 (Reichpost) mit waagrechtem bzw. senkrechtem Aufdruck MAROCCO und spanischer Währungsangabe (Centimos und Pesetas).
Einschreibebrief der 2. Gewichtsstufe zu 75 cts, frankiert mit den beiden ersten Ausgaben
52
1.10.1900:
Freimarken des Deutschen Reiches von 1900 (Reichpost) mit
waagrechtem bzw. senkrechtem Aufdruck MAROCCO
Abb. 7: siehe oben
Abb. 8: MAZAGAN : eröffnet am 20.12.1899.
Einschreibebrief, frankiert zu 8,35 Pesetas mit dem höchsten Wert der Serie von 6,25 ptas auf
5 Mark
Abb. 9: TANGER, eröffnet am 20.12.1899.
Telegramm der Eastern Telegraph Company.
53
1.10.1905:
Freimarken des Deutschen Reiches von 1905 (Deutsches Reich) mit
demselben Aufdruck in Fraktur
Abb. 10: MAZAGAN : eröffnet am 20.12.1899.
Einschreibebrief 1. Gewichtsstufe mit Rückschein.
Tarif 60 cts (Einschreibebrief 35 cts + Rückschein 25 cts)
ab Jan. 1911: dieselbe Ausgabe, aber Landesname jetzt MAROKKO,
gleichfalls in Fraktur
Abb. 11: 4. Ausgabe 1911 – 1914: Freimarken des Deutschen Reiches von 1905
(Deutsches Reich), Landesname jetzt MAROKKO in Fraktur.
Postamt LARASCH, einfacher Brief
54
Organisation und Dienstleistungen
Von Anfang an waren die deutschen Postanstalten in Marokko dank ihrer Organisation und
Dienstleistungen auf alle Ebenen äußerst erfolgreich, bei Behörden ebenso wie bei
Geschäftsleuten und Privatkunden.
Drei Schlüssel zum Erfolg:
- Von Anfang an hatte man die französische Post als Hauptkonkurrentin im Auge.
- Die Post war effektiv und straff organisiert und lag in den Händen von ausgebildeten
Beamten.
- Man passte sich den Gewohnheiten und Bedürfnissen vor Ort an. Die Beamten wurden
besser bezahlt als die Kollegen der anderen Posten, und die örtlichen Rekkas (Boten zu
Fuß oder auf Eselsrücken) waren hoch motiviert dank Zusatzprämien für schnelles
Arbeiten. Die Tarife der Deutschen Post waren wettbewerbsfähig; zudem bot man
Dienste an, die bei anderen Posten fehlten: einfache Briefe bis 20 g, Pakete bis 5 kg,
internationale Postanweisungen bis 1000 Francs und innerhalb Marokkos in
unbegrenzter Höhe
Abb. 12: Postpaketadresse für ein Paket von 6½ kg, Tarif 1,50 Peseten, von TANGER nach RABAT.
-
Die Postverbindungen liefen häufig und regelmäßig.
Abb. 13: Postanweisung über 150 Hassani-Peseten von FEZ nach TANGER.
55
Das Ergebnis war ein ständiger Ausbau der Tätigkeitsbereiche bei wachsendem
Postaufkommen. Die Zahlen sprechen für sich: das Volumen der beförderten
Briefsendungen stieg von 726.000 im Jahre 1903 auf 1.380.470 im Jahre 1905, im Vergleich
zu 1.129.770 Briefen bei der französischen Post. Ähnlich sah es bei der Paketpost aus: hier
lag die deutsche Post mit 3854 Sendungen vorn gegenüber 2695 beim französischen
Konkurrenten, und genauso verhielt es ich bei den ausgezahlten oder angenommenen
Postanweisungen.
Mischfrankaturen Deutsche Post Marokko mit Lokalpost
-
Zum Zeitpunkt der Eröffnung der deutschen Postanstalten waren von den einst zwanzig
Lokalpostanstalten nur noch wenige aktiv.
Marokko gehörte nicht dem Weltpostverein (UPU) an. Deshalb mussten mit
Lokalpostmarken freigemachte Sendungen, die ins Ausland oder aber in solche Städte
Marokkos liefen, die nicht von einer privaten Post bedient wurden, einer der
Auslandsposten übergeben und von ihr nachfrankiert werden. Auf diese Weise entstanden die reizvollen Mischfrankaturen.
Die bekannten Mischfrankaturen betreffen ausschließlich drei Linien, bevor am 11.7.1900 die
deutsche Postanstalt in Marrakesch eröffnet wird:
- die Linie MAZAGAN-MARRAKECH von M. Brudo bis Juli 1900
- der Postdienst der italienischen und englischen Konsulate der Herren Morteo und
Spinney bis Mai 1900
- und die Linie MOGADOR-MARRAKECH des deutschen Handelshauses in Mogador
MARX & Co bis zum 14.01.1911.
Die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit den beiden ersten Privatpostdiensten beschränkt
sich mithin auf eine Zeitspanne von weniger als sieben Monaten zwischen dem 20.12.1899
und den 11.07.1900.
Mischfrankaturen Deutsche Post Marokko
mit der Scherifenpost
-
-
Die Gründung der Scherifenpost fällt in das Jahr 1892.
Sendungen wurden von den sog. Rekkas, d.h. Boten zu Fuß oder auf Eselsrücken,
ausgetragen.
In 13 Städten bestanden Postämter, jedes ausgerüstet mit einem runden und einem
achteckigen sog. Maghzen-Stempel.
Sie wurden in sechs verschiedenen Farben abgeschlagen (Angaben nach steigender
Seltenheit): violett, schwarz, blau, rot, grün und orange. Somit lassen sich insgesamt 156
Abschläge unterscheiden, je 78 runde und achteckige.
1912 wurden die Stempel durch Briefmarken ersetzt.
Am 1. Oktober 1913 fusionierte die französische Post mit der Scherifenpost.
Ebenso wie bei den Auslandsposten gibt es Mischfrankaturen mit den lokalen
Privatposten.
56
Abb. 14 : Brief aus dem I. Weltkrieg
Les bureaux allemands du Maroc
Maurice Hadida
Voir figure n° 1 dans la version allemande: Carte de l’Afrique du Nord
LES PRECURSEURS
•
•
•
Traité de paix et commerce signé entre l‟Allemagne et le Maroc en 1890.
1890/1899 : transport des correspondances par les paquebots des compagnies
allemandes ATLAS LINIE et WOERMANN dès 1890, O.P.D.R. (OldenburgischPortugiesische-Dampfschiffs-Rhederei) dès 1895.
Les correspondances recevaient une mention manuscrite indiquant l‟origine, parfois il y
avait également des cachets commerciaux, et étaient oblitérées à l‟arrivée à Hambourg
par des cachets rectangulaires:
Voir figure n° 2 dans la version allemande:
PRECURSEURS: Lettre de Mogador du 12/04/1893
AUS WEST AFRIKA
•
•
En 1893, le Reichspost autorisa les agences de la Woermann situées dans les ports du
Maroc à vendre des timbres allemands et à recueillir des lettres et des paquets.
En 1894, les paquebots de la Cie Woermann reçurent des cachets ovales à date avec :
DEUTSCHE SEEPOST LINIE HAMBURG WESTAFRIKA et le n° de la ligne.
Voir figure n° 3 dans la version allemande:
PRECURSEURS: Lettre de Mogador, triple port, du 10/09/1899 ligne XVII de la Woermann
•
Les timbres d‟Allemagne étaient utilisés et dans de rares cas ceux des autres postes
étaient acceptés
57
LES BUREAUX ALLEMANDS DU MAROC: UN RESEAU DE 16 AGENCES
•
20/12/1899 : ouverture de 7 agences dont Tanger bureau principal.
Voir figure n° 4 et 5 dans la version allemande :
LES PREMIERS JOURS DE LA POSTE ALLEMANDE:
Entiers de Tanger et Mogador (ouverts le 20/12/1899),
écrits le 20/12 et oblitérés les 21 et 22/12/1899
•
•
•
1900/1911: ouverture de 9 agences supplémentaires.
Les bureaux de Tanger et de la zone du protectorat français ferment le 4/08/1914 et ceux
de la zone espagnole le 12/06/1919.
Tarifs UPU jusqu‟au 15/11/1907, puis tarifs domestiques allemands pour les
correspondances avec l‟Allemagne.
LES BUREAUX ALLEMANDS DU MAROC:
4 EMISSIONS DE TIMBRES, DATES DE MISE EN VENTE
•
20/12/1899 : timbres d‟Allemagne de 1899 surchargés MAROCCO et en monnaie
Espagnole (centimos et pesetas).
Voir figure n° 6 dans la version allemande:
1ère émission 20/12/1899 – 1/10/1900: timbres d‟Allemagne de 1899 surchargés MAROCCO et en
monnaie Espagnole (centimos et pesetas).
•
1/10/1900 : timbres d‟Allemagne de 1900 (Reichpost) et même surcharge.
Voir figure n° 7 dans la version allemande:
2ème émission 1/10/1900 – 1/10/1905: timbres d‟Allemagne de 1900 (Reichpost) surchargés
MAROCCO et en monnaie Espagnole
(centimos et pesetas), lettre recommandée 2ème échelon de poids tarif 75 cts affranchie avec les
deux premières émissions
Voir figure n° 8 dans la version allemande: MAZAGAN, ouvert le 20/12/1899
Lettre recommandée, affr à 8,35 ptas avec la plus haute valeur de la série le 6,25 ptas sur 5 marks
Voir figure n° 9 dans la version allemande: TANGER, ouvert le 20/12/1899
Télégramme de l‟Eastern Telegraph Company
•
1/10/1905 : timbres d‟Allemagne de 1905 (Deutsches Reich) et même surcharge avec
caractères gothiques.
Voir figure n° 10 dans la version allemande: MAZAGAN, ouvert le 20/12/1899
Lettre recommandée avec AR, 1 er échelon de poids, tarif 60 cts (LR 35 cts + AR 25 cts)
•
1911: même émission mais avec MAROKKO au lieu de MAROCCO avec caractères
gothiques.
Voir figure n° 11 dans la version allemande:
4ème émission 1911 – 1914: timbres d‟Allemagne de 1905 (Deutsches Reich) surchargés
MAROKKO en caractères gothiques et en monnaie Espagnole (centimos et pesetas). BUREAU DE
LARACHE : oblitération LARASCH lettre port simple
58
LES BUREAUX ALLEMANDS DU MAROC: ORGANISATION ET ACTIVITE
Un grand succès tant auprès des officiels que des commerçants
et des particuliers.
LES 3 CLES DU SUCCES:
• Cible d‟entrée la poste française comme sa principale concurrente,
• Organisation méthodique et rigoureuse, confiée à des hommes de métier,
• Adaptation aux usages et aux nécessités locales, agents professionnels mieux
rétribués, rekkas (porteurs de courrier à pied puis à dos de mulet) motivés par des
primes de célérité, tarifs compétitifs et services plus étendus (lettre simple jsq 20 gr,
paquets jsq 5 kgs, mandats internationaux jsq 1000 Francs et valeur des mandats
illimitée pour l’intérieur du Maroc), liaisons fréquentes et régulières.
Voir figure n° 12 dans la version allemande: BULLETIN D’EXPEDITION DE COLIS POSTAUX.
Colis DE 6 ½ kg, tarif 1,50 pta de Tanger pour Rabat
Voir figure n° 13 dans la version allemande: MANDAT D’ARGENT.
Mandat de Fes pour Tanger en pesetas Hassani
RESULTATS:
• Croissance permanente de l‟activité et des volumes : le nombre de lettres expédiées
passe de 726.000 en 1903 à 1.380.470 en 1905 contre 1.129.770 pour la poste
Française; mêmes tendances pour les paquets poste (3854/2695) et la valeur des
mandats payés ou émis.
LES BUREAUX ALLEMANDS DU MAROC:
AFFRANCHISSEMENTS MIXTES AVEC POSTES LOCALES
•
•
•
•
A la date d‟ouverture des bureaux allemands très peu des 20 lignes de postes locales
étaient encore en activité.
Le Maroc ne faisant pas partie de l‟UPU, les lettres destinées à l‟étranger ou à une
ville du Maroc non desservie par une ligne privée, affranchies par les postes locales,
devaient être remises aux postes étrangères qui complétaient l‟affranchissement
avec leurs timbres : ce sont les affranchissements mixtes.
Les mixtes connus concernent exclusivement 3 services en attendant que le bureau
allemand de Marrakech soit crée le 11/07/1900 :
- la ligne MAZAGAN-MARRAKECH de M. Brudo jusqu‟en juillet 1900,
- le service des consulats italien et anglais de MM. Morteo et Spinney jusqu‟en mai
1900,
- et la ligne MOGADOR-MARRAKECH de la maison de commerce allemande de
Mogador MARX & Co jusqu‟au 14/01/1911.
Les possibilités de coopération avec les deux premiers services se limitent donc à
une période de moins de 7 mois entre le 20/12/1899 et le 11/07/1900.
59
LES BUREAUX ALLEMANDS DU MAROC:
AFFRANCHISSEMENTS MIXTES AVEC POSTES CHERIFIENNES
•
•
•
•
•
•
1892 : Création de la poste Chérifienne, service assuré par les rekkas (porteurs de
courrier à pied puis à dos de mulet)
13 bureaux ouverts dans 13 villes, dotés chacun de deux cachets, un rond et un
octogonal : ce sont les cachets maghzen
6 couleurs : violet, noir, bleu, rouge, vert et orange (dans l‟ordre de rareté)
Cachets remplacés en 1912 par des timbres poste
1/10/1913 : fusion avec la poste Française pour créer l‟Office Chérifien des Postes
Même particularité que pour les postes locales (affranchissements mixtes)
Voir figure n° 14 dans la version allemande:
Lettre de la Premiere Guerre mondiale
60
Die italienische Besetzung von Frankreich
im Spiegel des Postdienstes
(Juni 1940 bis September 1943)
Claude Gérard
Übersetzung: Rainer von Scharpen
1. Historischer Rückblick
Seit Herbst 1939 hatte Mussolini entlang der französischen Grenze die Erste und Vierte Armee
zusammengezogen, die Gewehr bei Fuß jederzeit zum sofortigen Einmarsch bereit standen, d.h.
22 Divisionen bzw. 300.000 Mann unter dem Befehl des Prinzen Umberto von Savoyen. Man darf
wohl sagen, dass Mussolini ehrgeizige militärische Pläne hatte!
Die Grenze zog sich über 400 km Hochgebirgsketten dahin, die nur schwer zu überqueren waren
und militärische Operationen kompliziert machten.
Am 10. Juni 1940 um 18 Uhr erklärte Mussolini den Krieg. Er dauerte 14 Tage bis zum 24. Juni.
Die ersten zehn Tage verbrachten beide Lager damit, sich gegenseitig zu beobachten und
abzuschätzen. Die italienische Offensive und die tatsächlichen Kämpfe begannen am 20. Juni und
dauerten nur vier Tage. Der italienische Vormarsch traf auf für die Jahreszeit scheußliches Wetter
(Kälte, Schnee, Nebel) und vor allem auf heldenhaften Widerstand der der französischen
Alpenarmee.
Das Ergebnis? Streng militärisch gesehen waren die die italienischen Gebietsgewinne minimal.
Während dieser Kämpfe benutzten die Soldaten die Feldpost, um ihren Familien zu schreiben. Sie
verwendeten Postkarten, die sie an Ort und Stelle vorfanden.
Da Marken fehlten, schrieben sie notgedrungen portofrei. Die Sendungen wurden bei Ankunft
nicht mit Nachporto belegt.
Entweder vertrauten sie ihre Sendungen der mobilen, sog. „fliegenden“, Feldpost an, oder aber sie
übergaben sie an Feldposten, die einer kämpfenden Einheit zugewiesen waren.
Mussolini nutzte die französische Niederlage gegenüber den Deutschen, um seinerseits
Frankreich einen Waffenstillstand aufzuzwingen, der am 24. Juni um 19:15 Uhr in der Villa Incisa
in der Nähe von Rom unterzeichnet wurde. Marschall Badoglio leitete mit Minister Ciano die
italienische Delegation, Frankreich wurde durch General Huntziger, Botschafter Noël und Admiral
Darlan vertreten.
Der Waffenstillstandsvertrag legte zwischen den beiden Ländern neue Grenzen fest: die besetzte
Zone, die genau dem Vormarsch der italienischen Truppen in Frankreich folgte; die
entmilitarisierte Zone von etwa 50 km Tiefe; die italienische Einflusszone, die dem Rhone-Tal
folgte und sich über den Süd-Osten Frankreichs erstreckte.
61
2. Die begrenzte Besetzung
Warum „begrenzt“? Weil diese Besetzung nur drei Gegenden Frankreichs betraf: die Gebiete an
der Grenze zu Italien, ferner Bordeaux und Desvres.
Die erste Zone bestand aus den Landtaschen, die von Italien militärisch eingenommen und
besetzt worden waren, d.h. ein Landstreifen von 840 km2, der einige Kilometer breit war, eine
Bevölkerung von 28.000 Einwohnern hatte (davon allein 21.000 in Menton) und dreizehn
Landgemeinden umfasste.
Ein Dekret der faschistischen Regierung mit Datum 20. Juli 1940, das sog. « Bando Mussolini »,
definierte den Status der besetzten Gebiete und legte de facto die Annektierung fest:
- Ernennung von Zivilkommissaren mit sehr weitreichenden Befugnissen, eine Art Präfekt
- Italienisch wird Amtssprache
- die Lire wird gesetzliches Zahlungsmittel
- die Strafjustiz wurde ab sofort dem Schwurgericht von Turin unterstellt
- italienische öffentliche Dienste traten an die Stelle der französischen: Zoll; Steuern;
Gesundheitsaufsicht; Schulwesen
- Straßen wurden auf Italienisch ausgeschildert
- die Einwohner erhielten einen italienischen Personalausweis
- die Eisenbahn zwischen Menton und Ventimiglia wurde sehr schnell elektrifiziert
- die Post wurde italienisiert: für Sendungen von Menton nach Italien galt der Inlandstarif
In diesem besetzten Gebiet richtete sich – nicht ohne Schwierigkeiten – die italienische Post ein.
Drei Gemeinden wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit italienischen Tagesstempels
ausgerüstet: Menton, Fontan und Montgenèvre. In diesen Postämtern wurden ausschließlich
italienische Briefmarken verwendet; es galt dort die jeweilige italienische Postgebührenordnung.
Das Postamt von Menton war das wichtigste in der besetzten Zone. Der erste eingesetzte
Tagesstempel war der für den Telegrafendienst:
Abb. 1: Feldpoststempel MENTONE / POSTE E TELEGRAFI auf einem Brief aus Belgien als
Ankunftsstempel vom 13. September 1941, d.h. dem dritten Tag nach Öffnung des italienischen
Büros, sicher das bislang früheste Verwendungsdatum
62
Wie in jedem bedeutenden Postamt besaß jeder einzelne Dienst seinen eigenen Tagesstempel:
die Briefpost für Ankunft und Abgang, Einschreiben, Wertbriefe, Pakete, Telegramme, Postbank
(Überweisungen, Postsparkasse…). Einige Beispiele:
Einschreiben und Wertbriefe: MENTONE ACCETTne RACC ED ASSICte
Abb. 3a/3b: Eingeschriebener Express-Brief, vier Tage vor dem Waffenstillstand (4.9.43) aufgegeben. Da der
Empfänger in Frankreich nicht erreicht werden konnte (handschriftlicher Vermerk des Zustellers),
wurde der Brief zurück an den Absender in Menton geschickt, das zwischenzeitlich wieder
französisch geworden war (vgl. den Tagesstempel Menton/ Alpes Mmes). Auf einem Beleg
nebeneinander der italienische und französische Tagesstempel.
Telegrammdienst: MENTONE/TELEGRAFO
Postbank: VAGLIA e RISPARMI
Ab Juni / Juli 1943 änderte sich der Status von Menton: aus der „annektierten“ wurde die „besetzte“
Stadt. Auf allen italienischen Tagesstempeln der ersten Phase wurden nun im unteren
Stempelsegment die Worte "ZONA OCCUPATA" hinzugesetzt
Abb. 2: Veränderter Tagesstempel, jetzt mit ZONA OCCUPATA im unteren
Stempel-Segment
63
Das Postamt von Fontan
Das zweite Zivilpostamt, das einen italienischen Tagesstempel erhielt, war Fontan, das in Fontano
umbenannt wurde. Das Dorf im Norde von Sospel im Tal der Roya liegt etwa 25 km von Ventimiglia
und zählte 400 bis 500 Einwohner. Das dortige Postamt nahm noch später als das von Menton seinen
Dienst auf, nämlich am 16. März 1942. Verwendet wurden zwei Tagesstempel: der erste ohne , der
zweite mit Zusatz ZONA OCCUPATA, wie in Menton
Abb. 4: Doppelkreis-Stempel ohne Angabe ZONA OCCUPATA (kleines Postamt)
.
Das Postamt von Montgenèvre
Noch später wurde ein drittes Postamt in der besetzten Zone eröffnet: das von Monginevro, einer
kleinen Gemeinde im Département Hautes-Alpes, in einer Höhe von 1850 m ganz nahe der
französisch-italienischen Grenze gelegen.
Warum überhaupt ein Postamt in einer so kleinen Ortschaft? Der Pass von Montgenèvre war zu
dieser Zeit der am stärksten benutzte Übergang zwischen Frankreich und Italien und blieb es bis
zur Eröffnung des Mont Blanc-Tunnels im Jahre 1965.
Das genaue Datum der Einrichtung des Postamtes ist uns nicht bekannt. Auf Grundlage der fünf
oder sechs aufgetauchten Belege kann man die Eröffnung zwischen Mai und Juni 1943 legen.
Alle Tagesstempel tragen den Zusatz ZONA OCCUPATA.
Abb. 5: Brief aus der Schweiz an einen Zivilinternierten im
Lager von Embrun mit dem Tagesstempel vom
Monginevro als Transitstempel
64
In den anderen in der besetzten Zone gelegen Orten (in Savoyen und der Gegend von Queyras)
gab es kein italienisches Zivilpostamt: die Post wurde weiterhin entweder über das örtliche
Feldpostamt geleitet oder durch den örtlichen Zivilkommissar dem nächsten italienischen Postamt
zur Weiterbehandlung übergeben. Der Zivilkommissar war auch ermächtigt, ab- oder eingehende
Sendungen zu kontrollieren.
Abb. 6: Schreiben der Notare von Lanslebourg (Haute Maurienne) nach Chambéry mit Zensur des
Zivilkommissariats, bevor der Brief von der französischen Post von Modane weiterbefördert wurde.
Der Flottenstützpunkt Bordeaux
Noch vor Ende der Feindseligkeiten mit Frankreich wurden bei einem Treffen in Friedrichshafen
am 21. und 22. Juni 1940 bilaterale Verträge über die Zusammenarbeit zwischen der italienischen
und deutschen Marine abgeschlossen. Sie sahen die Einrichtung eines U-Boot-Stützpunktes in
Bordeaux (in der von Deutschland besetzten Zone) vor.
Am 1. September 1940 wurde die XIe GRUPPO SOMMERGIBLI ATLANTICA (9. Gruppe der
Atlantik-U-Boote) gebildet, deren Rolle es war, die Nachschublinien Englands durch die USA zu
unterbrechen und feindliche Kriegsschiffe zu versenken.
Dieser Stützpunkt erhielt den Namen BETASOM: B für Bordeaux erscheint im Militärcode (nach
griechischem Alphabet) als BETA, und SOM steht für Sommergibile (U-Boot).
Ab 15. September 1940 kam der gängigste, da am längsten benutzte, Tagesstempel zum Einsatz.
Ende April 1942 wurde der Stützpunkt mit einem neuen Metallstempel ausgerüstet. Er trug die
Inschrift: FORZE SUBACQUEE ITALIANE IN ATLANTICO und zeigte mittig das Wappen von
Savoyen. Viel später gab es einen dritten und letzten Tagesstempel ohne das Wappen.
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Abb. 7: Brief vom 3. Mai 1944 ohne das Wappen von Savoyen
Als die Soziale Republik Italien geschaffen wurde und Mussolini an die Macht zurückkehrte, ließ
der Kommandant des Stützpunktes als Zeichen seiner Treue zum Duce und zur Republik von
Salo die alten Freimarken des Königreiches in Buchdruck mit einem Aufdruck versehen: Italia
Repubblica fascista / Base atlantica; die königlichen Wappen wurden unterdrückt. – Vorsicht
vor den vielen Gefälligkeits- oder Falschaufdrucken!
Der Luftwaffenstützpunkt Desvres
Sofort nach Ende der Feindseligkeiten mit Frankreich schuf Mussolini im Juli 1940 eine Luftwaffeneinheit,
um die deutsche Luftwaffe in der „Schlacht um England“ zu unterstützen. Sie wurde in Belgien auf den
Stützpunkten Maldegem und Chièvres zusammengestellt.
Die Luftangriffe auf England begannen im Oktober und dauerten bis Dezember 1940. Ab Januar 1941
kehrten viele Bomber nach Italien zurück, bevor sie an die Front in Griechenland, Jugoslawien und selbst
Libyen abkommandiert wurden.
Am 30. März 1941 wurde die 20. Luftwaffeneinheit nach DESVRES in der Nähe von Boulogne /
Frankreich verlegt und blieb dort acht Monate. Das Feldpostamt 940 ist der einzige postalische Hinweis
auf diese Luftwaffeneinheit in Frankreich.
3. Die allgemeine Besetzung
Ab November 1942 änderte sich die Situation. Tatsächlich betrachteten die Italiener nach dem
alliierten Einmarsch in Nordafrika das Waffenstillstandsabkommen als verletzt und besetzten
daraufhin am 12. November 1942 die Freie Zone.
Die Entscheidung fiel am 10. und 11. November in München zwischen Hitler, Ribbentrop und
Ciano. Laval, der ebenfalls anwesend war, wurde vor vollendete Tatsachen gestellt.
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Zwölf Départements wurden besetzt, elf auf dem Festland plus Korsika. Die Deutschen sicherten
sich die Kontrolle der wichtigen und strategischen Ortschaften: Lyon, Avignon
(Eisenbahnknotenpunkt), Aix en Provence (Luftkontrolle), Marseille (Hafen, Flughäfen von Istres
und Marignane) und Toulon (Waffenlager).
Vier Millionen Franzosen wurden von 200.000 italienischen Soldaten besetzt.
Wieder stellte die Feldpost, die den 24 Besatzungseinheiten zugeteilt war, die Postverbindung der
Truppe sicher. Portofreiheit genossen „alle Militärangehörigen von Einheiten, die eine Feldpost
besaßen“.
Die Militärbehörden der verschiedenen Einheiten verteilten an die Soldaten drei portofreie
Postkarten, zu denen ein wöchentlicher Kartenbrief hinzu kam, und später nochmals zwei
Propaganda-Postkarten.
Der Absender musste auf der portofreien Postkarte neben der Bemerkung Zone ohne Briefmarken
zum Nachweis der Berechtigung zur Portofreiheit den violetten Dienststempel seiner Einheit
abschlagen lassen. Sehr oft stand die erwähnte Bemerkung in der Mitte des Dienststempels;
andernfalls musste der Absender die Bemerkung von Hand hinzuschreiben.
Falls auf der Sendung die Angabe der Militäreinheit des Absenders fehlte, wurden bei Ankunft 50
c Nachporto erhoben (einfache Inland-Gebühr)
Man findet unterschiedliche Sendungen, die portofrei verschickt wurden: Drucksachen,
Telegramme, Einschreiben und Wertbriefe.
Die portofreien Karten konnten problemlos in allen italienischen Zivilpostämtern, die im vorherigen
Kapitel dargestellt wurden, aufgegeben werden. Hingegen konnten die Soldaten nicht die
französische Post benutzen; ihre Post ging dann an den Absender zurück.
Abb. 8: Seltene Ansichtspostkarte, vorschriftswidrig frankiert mit einem Pärchen der 1F20 « Pétain » und im
französischen Ortspostamt von Roquebrussane aufgegeben. Erklärung:
„Weil ich fürchte, dass, wenn ich die paar Ansichtskarten von dort, wo wir sind, bei der Militärpost
einwerfe, sie dich nicht erreichen…“
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Die Verwendung französischer portofreier Karten wurde toleriert, doch ist ihre Verwendung wenig
verbreitet.
Natürlich konnte Militärangehörigen ihre Post auch frankieren, aber nur mit italienischen
Briefmarken und bei Beachtung der gültigen Posttarife der Halbinsel.
Die italienische Luftwaffe
Ab November war sie auf allen französischen Flugplätzen des Festlands und Korsikas stationiert,
insgesamt 20, die die Nummern 38 bis 75 trugen.
Zur Weiterleitung der Postsendungen benutzte sie das Feldpostamt, das dem Flughafen zugeteilt
war, oder das Zentralpostamt 3100 für den gesamten Südosten, das in Alessandria lag (Abb. 9).
Abb. 9: Aéroport Toulon N° 72 (Flughafen Toulon), gleichzeitig dem Feldpostamt 3100 und 78 SEZ A
unterstellt.
Die königliche Marine hatte ebenfalls ihren eigenen Postdienst, der in Rom im Marineministerium
zentralisiert war.
Die Schiffpostämter, die in direkter Verbindung mit der Besetzung Frankreichs stehen, betrafen
nur die französischen Schiffe, die am 27. November in Toulon von der italienischen Flotte versenkt
und anschließend von ihnen weiterverwendet wurden.
Um sie von ihren eigenen Schiffen zu unterscheiden, setzte die italienische Marine vor die
Nummer, die sie den beschlagnahmten Schiffen zuteilte, die Buchstaben F.R. oder F. (für
Frankreich).
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Abb. 10: Stempel eines beschlagnahmten französischen Schiffes, F.R.22 : ehemaliger Zerstörer PANTHÈRE
Der Flottenstützpunkt von MENTON zentralisierte und kontrollierte die ein- und abgehende Post
für alle Marineangehörigen an der gesamten Mittelmeerküste, von Menton bis Toulon.
Abb. 11: Zensurstempel der Marinebasis Menton N° 238. Man kennt ihn in schwarz
und rot. Seltener rosa Klebezettel, von der Zensurstelle angebracht, mit dem
Hinweis: „Damit jedwede Sendung normal befördert wird, muss die Anschrift des
Absenders angegeben werden.“
Der charakteristische Kontrollstempel ist ein Kreis von 23 mm Durchmesser mit einem Anker und
darüber die Nummer des Zensors von 1 bis 12. Die Nummer 2 ist bislang noch nicht gesehen
worden.
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In den Alpen-Départements schließlich hatten die Italiener verschiedene Interniertenlager
eingerichtet wie etwa in Sospel und Embrun, wo politisch Oppositionelle und Widerstandskämpfer
eingesperrt wurden.
Für diese Lager haben wir bisher noch keine eigenen Zensurstempel gefunden. Nur die Anschrift des
Absenders oder Empfängers weist auf die Existenz der Lager hin.
Das dritte Interniertenlager in Frankreich befand sich in der Festung Esseillon bei Modane, wo 300 bis
325 Internierte untergebracht waren, die zumeist aus den Départements Alpes Maritimes und Var
stammten. Hier gab es einen besonderen violetten Dienststempel mit äußerem Zackenrand. – Davon
sind nur wenige Exemplare bekannt.
Abb. 12: Zivilinterniertenlager Festung Esseillon bei Modane. – Wenige Exemplare bekannt.
Schließlich gab es in den Alpen-Départements auch sog. Centres de séjour surveillé, d.h.
Zwangslager (wörtlich : Zentren des überwachten Aufenthalts), wo Juden aus ganz Europa bei
italienischen Militärbehörden Schutz vor der Verfolgung der Nazis oder der französischen VichyMiliz fanden.
Der einzige postalische Hinweis auf diese Lager ist ein Zensurstempel, der bei Ein- oder Abgang
auf Postsendungen abgeschlagen wurde: CSS / BARCELONNETTE / VERIFICATO. Er ist recht
selten.
Am 25. Juli 1943 wurde Mussolini vom König abgesetzt und durch Marschal Badoglio abgelöst.
Dieser Wechsel an der Spitze des Staates deutete auf einen baldigen Friedensschluss hin.
Allgemeine Erleichterung bei der Truppe, die den Frieden herbeisehnten. Die Soldaten beeilten
sich, alle Hinweise auf das faschistische Regime verschwinden zu lassen: Parolen,
Liktorenbündel, faschistische Jahresangaben…
Am 8. September 1943 wurde der Waffenstillstand mit Frankreich und England unterzeichnet. Am
10. September wurde die 4. Armee aufgelöst. Die Hälfte der Soldaten (ca. 62.000 Mann) wurde
von den Deutschen im Südosten Frankreichs, in Ligurien und dem Piemont gefangen genommen.
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Die französischen Behörden gliederten die im Juni 1940 besetzten Gebiete wieder in ihr
Staatsgebiet ein.
Zum Zeitpunkt des Waffenstillstands am 8. September 1943 stellte der Oberbefehlshaber des VII.
Armeecorps, MAGLI, seine Truppen an die Seite der korsischen Widerstandskämpfer und der
Anglo-Amerikaner und kämpfte gegen die deutschen Panzerdivisionen, die von Sardinien
übergesetzt hatten und die Insel durchquerten, um die italienische Halbinsel zu erreichen.
Lange nach dem Waffenstillstand gab es auf Korsika noch ein italienisches Feldpostamt für die
kämpfenden Truppen, die auf der Insel verblieben waren.
Der letzte postalische Hinweis in Frankreich auf die italienische Anwesenheit ist eine portofreie
Postkarte nach Messina vom 26. Januar 1944 (Abb. 13), dem bis heute spätesten bekannten
Datum.
Abb. 13: Portofreie Postkarte nach Messina vom 26. Januar 1944, dem bislang spätesten
Verwendungsdatum.
LITERATUR :
- PANICACCI, Jean Louis, L’occupation italienne Sud est de la France juin 1940 – septembre 1943. Rennes :
Presses universitaires, 2010
- CADIOLI, B. & CECCHI, A., La posta militare italiana nella Prima guerra mondiale. Roma : Ufficio Storico
dell‟Esercito, 1978
- ASTOLFI, Valter, Occupazioni ed annessioni italiane nella seconda Guerra mondiale: – Albania, Francia,
Grecia, Jugoslavia 1939-1943. La Posta Civile 1940-1943. Milano : Fiorenzo Zanetti ed., 1996
- GUZZI, Giampaolo, « L‟occupazione italiana di Mentone (1940-1943) ». Storia Postale, 2003.
- GERARD, Claude, « L‟occupation italienne en France à travers son service postal militaire (1940-1943) ».
Les Feuilles marcophiles , supplément au N°338, 2009.
- MARCHESE, Giuseppe, La posta militare italiana 1939/1945. Bd. I und II. Trapani : Edizioni Studio Filatelico
Nico
- Verschiedene Artikel der Zeitschrift des Club marcophile de la Seconde guerre mondiale (Stempel-Klub II.
Weltkrieg)
71
L’occupation italienne en France
à travers son service postal
(Juin 1940 à Septembre 1943)
Claude Gérard
1. Rappel historique
Depuis l'automne 1939, Mussolini avait massé le long de la frontière française la Première et
Quatrième armées prêtes à intervenir à tout moment, soit 22 divisions et 300 000 hommes
commandés par le prince Umberto de Savoie. C‟est dire si les desseins militaires de Mussolini
étaient ambitieux!
La frontière s‟étendait sur 400 KM, constitués de chaînes de montagnes alpines élevées,
difficilement franchissables, ce qui compliquait les opérations militaires.
La guerre fut déclarée par Mussolini le 10 juin 1940 à 18H. Elle dura 14 jours jusqu‟au 24 juin. Les
10 premiers jours chaque camp s‟observait et se jaugeait. L‟offensive italienne et les combats
effectifs commencèrent le 20 juin et ne durèrent que quatre jours. L‟avancée italienne rencontra
un temps épouvantable pour la saison (froid, neige, brouillard) et surtout une défense héroïque de
l‟armée française des Alpes.
Résultat ? D‟un point de vue strictement militaire, les gains territoriaux italiens furent minimes.
Pendant ces combats, les soldats utilisèrent la poste militaire pour écrire à leur famille.
Ils se servirent comme supports de CP trouvées sur place.
Dépourvus de timbres, ils écrirent par la force des choses en franchise. Le courrier à l‟arrivée
n‟était pas taxé. Ils utilisèrent soit des postes militaires mobiles de secours dites « volante », soit
des postes militaires affectées à une unité combattante.
Mussolini profita de la défaite française face aux Allemands pour imposer à son tour un armistice
à la France signé à la Villa Incisa le 24 juin à 19H 15. Le maréchal Badoglio dirigeait la délégation
italienne avec le ministre Ciano face à la délégation française représentée par le général
Huntziger accompagné de l‟ambassadeur Noël et de l‟amiral Darlan.
Cette convention fixait les nouvelles frontières entre les deux pays : la zone occupée qui suivait
exactement l‟avancée des troupes italiennes en France, la zone démilitarisée sur environ 50 km
de profondeur et la zone d‟influence italienne qui suivait la vallée du Rhône et s‟étendait sur le
quart sud-est de la France.
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2. L’occupation limitée
Pourquoi limitée ? Parce qu‟elle ne concernait que trois points du territoire français : les zones
frontalières, Bordeaux et Desvres.
La première zone était constituée par les poches gagnées militairement et occupées par l‟Italie,
c'est-à-dire une bande de terre de 840 km2, de quelques kilomètres de large, comptant 28.000
habitants (dont 21.000 Mentonnais) et renfermant treize localités rurales.
Dès le 30 juillet 1940, le décret du gouvernement fasciste dit « Bando Mussolini », définissait le
statut de ces territoires occupés et instaurait une annexion de facto :
- Nomination de Commissaires civils aux pouvoirs très élargis, sorte de préfets
- Italien : langue officielle
- Lire : monnaie légale
- La justice pénale dépendait désormais de la cour d‟assise de Turin
- Les services publics italiens se substituaient à leurs homologues français : douanes ;
fisc ; hygiène… enseignement
- les plaques des rues étaient en italien
- Les habitants recevaient une Carte d‟identité italienne
- Le chemin de fer fut très vite électrifié entre Menton et Vintimille
- La poste fut italianisée ; la correspondance entre Menton et l‟Italie fut soumise au tarif intérieur.C‟est dans ces zones occupées que s‟implanta, non sans difficulté, la poste civile italienne. Trois
communes furent dotées à des époques différentes de timbres à date italiens : Menton, Fontan et
Montgenèvre. Leurs bureaux utilisèrent exclusivement des timbres poste italiens et appliquèrent
les tarifs postaux en vigueur en Italie.
Le bureau de Menton fut le plus important de la zone occupée. Le premier timbre à date italien utilisé fut celui des services télégraphiques:
Voir figure n° 1 dans la version allemande
Comme dans tout bureau de poste important, chaque service postal possédait son propre timbre à
date : le courrier, au départ ou en arrivée, les recommandés, les chargés, les paquets, les
télégrammes, les services financiers (mandats, épargne …).
Service des recommandés et des valeurs déclarées :« MENTONE ACCETTne RACC ED
ASSICte »
Voir figure n° 3a et 3b dans la version allemande
Service des télégrammes : « MENTONE/TELEGRAFO »
Services financiers : « VAGLIA e RISPARMI »
A partir de juin / juillet 1943, le statut de Menton changea : de ville « annexée » elle devint ville
« occupée ». On rajouta alors à tous les timbres à date italiens de la période précédente dans le bas
de la couronne la mention "ZONA OCCUPATA" (fig. 2, 3a/b).
Voir figure n° 2, 3a et 3b dans la version allemande
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Le bureau de Fontan
Le second bureau de poste civil à adopter un timbre à date italien fut celui de Fontan, rebaptisé
Fontano. La commune située au nord de Sospel, dans la vallée de la Roya, à 25 km environ de
Vintimille, comptait alors entre 400 et 500 habitants. Ce bureau italien entra en fonction plus
tardivement encore que celui de Menton, le 16 mars 1942.
Il utilisa deux timbres à date: le premier sans indication de service et le second avec ZONA
OCCUPATA, comme à Menton
Voir figure n° 4 dans la version allemande
Le bureau de Montgenèvre
Encore plus tardivement s‟ouvrit un troisième bureau en zone occupée : celui de Monginevro,
petite commune des Hautes-Alpes, située à 1850 m d‟altitude, tout près de la frontière francoitalienne.
Pourquoi un bureau dans une si petite localité ? Le col de Montgenèvre était à cette époque le
passage le plus fréquenté entre la France et l'Italie. Il le restera jusqu'à l'ouverture, en 1965, du
tunnel du Mont-Blanc.
Sa date d‟ouverture précise nous est inconnue. A partir des 5 ou 6 pièces rencontrées, on peut
situer son ouverture entre mai et juin 1943. Tous les timbres à date portaient la mention « ZONA
OCCUPATA »
Voir figure n° 5 dans la version allemande
Dans les autres localités situées en zone occupée (Savoie, Queyras) il n‟y avait pas de bureau
civil italien : le courrier continuait d‟être acheminé soit par le bureau de poste militaire locale, soit
par le commissaire civil local qui se chargeait d‟acheminer le courrier par le bureau postal italien le
plus proche. Ce commissaire civil pouvait aussi contrôler le courrier au départ ou à l‟arrivée.
Voir figure n° 6 dans la version allemande
La base de Bordeaux
Avant même la fin des hostilités avec la France, les 21 et 22 juin 1940, lors de la rencontre de
Friedrichshafen, furent signés les accords bilatéraux de coopération entre la marine italienne et
allemande. Ils prévoyaient la constitution à Bordeaux (en zone d‟occupation allemande) d‟une
base de sous-marins.
Le 1 septembre 1940 fut établi le "XIe GRUPPO SOMMERGIBLI ATLANTICA" dont le rôle était de
couper l‟approvisionnement de l‟Angleterre par les Etats-Unis et de couler les bateaux de guerre
ennemis.
Cette base prit le nom de BETASOM : B comme Bordeaux traduit en code militaire BETA (lettre
grecque) et SOM comme Sommergibile (sous marin).
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Le 15 octobre 1940 apparut le timbre à date le plus courant car en fonction le plus longtemps. Fin
avril 1942, la base fut dotée d‟un nouveau cachet métallique portant l‟inscription « FORZE
SUBACQUEE ITALIANE IN ATLANTICO » avec au centre les armoiries de Savoie. Un troisième
et dernier timbre à date apparut beaucoup plus tard, sans les armoiries.
Voir figure n° 7 dans la version allemande
Lors de la création de la République Sociale Italienne et le retour au pouvoir de Mussolini, le
commandant de la base pour montrer son attachement au Duce et à la République de Salo fit
surcharger en typographie les anciens timbres de type Imperiale : « Italia Repubblica fascista /
Base atlantica. »et supprimer les armoiries royales.
Il faut se méfier des nombreuses surcharges de complaisance ou fausses.
La base aérienne de Desvres
Aussitôt les hostilités avec la France terminées, en juillet 1940, Mussolini créa un Corps d‟Armée aérien
pour renforcer le dispositif allemand lors de la « Bataille d‟Angleterre ». Il fut constitué en Belgique dans
les bases de Maldegem et Chièvres.
Les opérations sur l‟Angleterre commencèrent en octobre et durèrent jusqu‟en décembre 1940.
Puis dès janvier 1941, de nombreux bombardiers rentrèrent en Italie avant d‟être dirigés sur le
front grec, yougoslave et même libyen.
Le 30 mars 1941, le 20e groupe aéroporté fut transféré à DESVRES, près de Boulogne, en
France. Il y séjourna 8 mois. Le BPM 940 est la seule trace postale en France de ce Corps
d‟Armée aérien.
3. L’occupation généralisée
A partir de novembre 1942, la situation évolua. En effet, après le débarquement anglo-américain
en Afrique du Nord, les Italiens considérant que les accords d‟armistice avaient été violés,
occupèrent la zone libre le 12 novembre 1942. La décision fut prise à Munich les 10 et 11
novembre entre Hitler, Ribbentrop et Ciano. Laval, présent, fut mis devant le fait accompli.
Douze départements furent occupés, 11 départements continentaux et la Corse. Les Allemands
s‟assurèrent du contrôle des localités importantes et stratégiques : Lyon, Avignon (nœud
ferroviaire), Aix en Provence (contrôle aérien), Marseille (port, aéroports de Istres et Marignane) et
Toulon (Arsenal).
Quatre millions de Français furent occupés par 200.000 soldats italiens.
A nouveau la poste militaire rattachée aux 24 unités occupantes assura le service postal des
troupes. Le droit à la franchise était accordé à « tous les militaires des unités qui possédaient une
Poste Militaire ».
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Les autorités militaires des différentes unités distribuaient trois CPFM par semaine aux soldats,
auxquelles s‟ajoutait une carte-lettre hebdomadaire, puis, plus tard, en supplément deux cartes
FM de propagande.
L‟expéditeur devait faire apposer sur la CPFM, à côté de la mention « Zone dépourvue de timbresposte » le cachet administratif violet de son unité pour justifier de la franchise. Très souvent la
mention suscitée figurait au centre du cachet administratif, sinon l‟expéditeur devait l‟écrire à la
main sur son courrier.
Si la correspondance ne portait pas la mention de l‟unité militaire de l‟expéditeur, elle était taxée à
l‟arrivée à 50 c (Taxe simple pour l‟intérieur).
On trouvait des objets postaux divers envoyés en franchise : imprimés, télégrammes, lettres
recommandées et lettres chargées.
Les CPFM pouvaient être postées sans problème dans les bureaux de la poste civile italienne
étudiée dans la première partie. En revanche les soldats ne pouvaient utiliser la poste française
sous peine que leur courrier fût renvoyé à l‟expéditeur.
Voir figure n° 8 dans la version allemande
L‟utilisation des CPFM françaises était tolérée mais leur usage était peu courant
Bien sûr, les militaires pouvaient affranchir leur courrier mais uniquement avec des timbres-poste
italiens, en respectant les tarifs en vigueur dans la péninsule.
L’aviation italienne
Dès novembre 1942, elle occupa la plupart des aéroports français sur le continent et en Corse ;
20 au total numérotés entre 38 et 75. Pour acheminer le courrier, elle utilisait la PM à laquelle
l‟aéroport était rattaché ou le bureau centralisateur 3100 pour tout le Sud Est situé à Alessandria (f
Voir figure n° 9 dans la version allemande
La marine royale, elle aussi, avait son propre service postal centralisé à Rome au Ministère de la
Marine.
Les bureaux postaux embarqués ayant un rapport direct avec l‟occupation en France ne
concernaient que les navires français sabordés le 27 novembre 1942 à Toulon, remis à flot par les
Italiens et réutilisés par eux.
Pour les distinguer de ses propres bâtiments, la Marine italienne faisait précéder le numéro des
navires saisis par les lettres F.R. ou F. (pour France).
Voir figure n° 10 dans la version allemande
La base navale de MENTON centralisait et contrôlait le courrier des marins répartis sur tout le
littoral méditerranéen, de Menton à Toulon, aussi bien en arrivée qu‟en depart.
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Voir figure n° 11 dans la version allemande
La marque caractéristique de contrôle est le petit cercle de 23 mm de diamètre portant une ancre
marine surmontée d‟un numéro de lecteur de 1 à 12. A ce jour nous n‟avons jamais rencontré le
N°2.
Enfin, c‟est dans les départements alpins que les Italiens avaient concentré divers lieux
d‟internement : les camps d’internement comme ceux de Sospel et d‟Embrun où l‟on enfermait
les opposants politiques, les résistants. Nous n‟avons jamais rencontré de marque spécifique de
ces camps. Seule l‟adresse de l‟expéditeur ou du destinataire témoigne de leur existence.
Le troisième camp d‟internement en France fut celui du fort de l‟Esseillon près de Modane qui
regroupa entre 300 et 325 internés, originaires la plupart des Alpes Maritimes et du Var. Il
possédait un cachet administratif spécifique violet, cranté à l‟extérieur. Peu d‟exemplaires sont
connus.
Voir figure n° 12 dans la version allemande
Enfin il existait aussi dans les départements alpins des Centres de séjour surveillé comme à
BARCELONNETTE dans lesquels des Juifs, venus de toute l‟Europe, trouvaient protection auprès
des autorités militaires italiennes contre la traque des nazis ou de la milice française de Vichy.
La seule trace postale trouvée à ce jour de ces centres est une marque de censure utilisée au
départ ou à l‟arrivée du courrier : CSS / BARCELONNETTE / VERIFICATO. Elle est peu
courante.
Le 25 juillet 1943 Mussolini fut destitué par le roi et remplacé par le maréchal Badoglio. Ces
changements au sommet de l‟état laissèrent présager une paix prochaine.
Soulagement général des troupes qui aspiraient à cette paix. Les soldats s‟empressaient de faire
disparaître toutes les allusions au régime fasciste : Slogan, faisceau central, année fasciste.
Le 8 septembre 1943 l‟armistice fut signé avec la France et l‟Angleterre.
Le 10 septembre la 4e Armée fut dissoute. La moitié de ses éléments (environ 62 000 hommes)
fut capturée par les Allemands dans le Sud Est de la France, en Ligurie et dans le Piémont. Les
autorités françaises réintégrèrent les territoires occupés en juin 1940.
Lors de l‟armistice, le 8 septembre 1943, le général en chef du VIIe Corps d‟armée MAGLI plaça
ses troupes au côté des résistants corses et des anglo-américains et lutta contre les panzers
divisions allemandes venues de Sardaigne et qui traversaient l‟île pour rejoindre la péninsule
italienne. Un bureau de Poste militaire italien fonctionna longtemps après l‟armistice au service de
ces troupes combattantes restées sur l‟île.
La dernière trace postale en France de la présence italienne est une carte FM pour Messine datée
du 26 janvier 1944, date ultime connue à ce jour.
Voir figure n° 13 dans la version allemande
77
Bibliographie
- PANICACCI, Jean Louis, L’occupation italienne Sud est de la France juin 1940 – septembre 1943.
Rennes : Presses universitaires, 2010
- CADIOLI, B. & CECCHI, A., La posta militare italiana nella Prima guerra mondiale. Roma : Ufficio
Storico dell‟Esercito, 1978
- ASTOLFI, Valter, Occupazioni ed annessioni italiane nella seconda Guerra mondiale: – Albania,
Francia, Grecia, Jugoslavia 1939-1943. La Posta Civile 1940-1943. Milano : Fiorenzo Zanetti ed.,
1996
- GUZZI, Giampaolo, « L‟occupazione italiana di Mentone (1940-1943) ». Storia Postale, 2003.
- GERARD, Claude, « L‟occupation italienne en France à travers son service postal militaire (19401943) ». Les Feuilles marcophiles , supplément au N°338, 2009.
- MARCHESE, Giuseppe, La posta militare italiana 1939/1945. Bd. I und II. Trapani : Edizioni Studio
Filatelico Nico
- Divers articles parus dans la revue du Club marcophile de la Seconde guerre mondiale.
78
Postverkehr zwischen dem Gebiet der Deutschen Reichspost
und den Vereinigten Staaten von Nordamerika
4.5.1871 – 31.12.1875
Hansmichael Krug
I. Einführung und Interpretation der Transitwege
Am 4.5.1871 trat die Verfassung des Deutschen Reiches in Kraft. Bis zur Ausgabe eigener
Marken wurden die Marken des Norddeutschen Postbezirks weiterverwen-det und waren ab
diesem Datum Marken der Deutschen Reichspost. Die ab dem 1.1.1872 ausgegebenen
Brustschildmarken mit der Inschrift „Deutsche Reichspost“ waren mit den Wertstufen zu ½,
1, 2, 2½ und 5 Groschen noch bis zum 31.12.1875 gültig.
Abb.1: Transitwege
Ein klug ausgedachtes Speditionsverfahren der Deutschen Reichspostverwaltung
ermöglichte es, lange Wartezeiten auf abgehende Schiffsgelegenheiten nach den
Vereinigten Staaten zu vermeiden.
Jeden Mittwochvormittag ging ein Dampfer der HAPAG von Hamburg mit Zwischenstop in Le
Havre und jeden Samstagvormittag ein Dampfer des Norddeutschen Lloyd von Bremen mit
Zwischenstop in Southampton nach New York ab. Bei den Transiten über Bremen oder
Hamburg bestimmte daher der Wochentag der Aufgabe, ob die Korrespondenzen über
Bremen oder über Hamburg transitiert wurden, unabhängig vom Ort der Aufgabe.
79
Diese Schiffsgelegenheiten wurden ab Anfang 1874 durch Dampfer der Adler Line erweitert,
welche von Hamburg aus 14-tägig jeweils donnerstags abgingen. Im März 1875 fusionierte
diese Gesellschaft mit der HAPAG, die daraufhin die Donnerstags-fahrten einstellte.
Eine weitere Transitmöglichkeit via Stettin mit Dampfern des Baltischen Lloyd wurde wegen
den langen Überfahrtzeiten nur selten in Anspruch genommen.
Diese Transitmöglichkeiten über deutsche Häfen wurden ergänzt durch den teureren aber oft
schnelleren Transit über Aachen via Belgien und Großbritannien mit englischen Dampfern
nach New York.
Abb.2: Der Brief mit dem Hufeisenstempel von HAMBURG 27.Juni.73 (Freitag) wurde nicht über
Hamburg sondern am nächsten Tag über Bremen mit dem Dampfer „Deutschland“ des
Norddeutschen Lloyd nach New York befördert, denn der nächste Dampfer ab Hamburg wäre
erst 5 Tage später abgegangen. Daß der Transit tatsächlich über Bremen erfolgte, zeigt der
grauschwarze Einzeiler FRANCO von Bremen, sowie das Datum des roten Kreisstempel von
NEW YORK JUL 13 PAID ALL. Beide Stempel bestätigen die ausreichende Frankatur.
Zur Bestätigung der ausreichenden Frankatur wurden alle Briefe nach den USA bei den
Auswechslungspostämtern bis Ende 1873 mit einem FRANCO-Stempel gekennzeichnet.
Deren unterschiedliche Formen und Farben lassen erkennen, auf welchem Weg ein Brief
tatsächlich befördert worden ist. Durch das hohe Postaufkommen wurden mehrere
FRANCO-Stempel gleichzeitig eingesetzt bzw. verwendet. Ab November 1873 ging man aus
Arbeitsersparnisgründen dazu über, statt die korrekt frankierten Sendungen mit „Franco“ zu
stempeln nur noch die unfrankierten und die unzureichend frankierten Sendungen als solche
zu kennzeichnen. Ab diesem Zeitpunkt ist eine Zuordnung zu einem der Transitwege
erheblich schwerer.
In fast allen Fällen kann durch die Bestimmung des Wochentages und den Eingangsstempel
von New York, der in roter Stempelfarbe meist vorderseitig aufgesetzt ist, anhand der
Schifffahrtslisten feststellen, mit welchem Dampfer der Brief angekommen ist (siehe W.
Hubbard / R. F. Winter „North Atlantic Mail Sailings 1840 – 1875“).
80
Die FRANCO-Stempel können aufgrund ihrer Form und Stempelfarbe den 4 Transitwegen
wie folgt zugeordnet werden:
Abb.3 : Form und Farbe der Franco-Stempel
Abb.4: Der Brief mit dem blauen Kreisstempel von BREMEN 26 9 1872 (Donnerstag) wurde nicht
über Bremen, sondern auf Wunsch des Absenders über Aachen – Ostende – London –
Queenstown und von dort mit der Cunard Line per Dampfer „Russia“ nach New York
befördert. Diesen Beförderungsweg bestätigen sowohl der Ra1 „Franco.“ (teils auf die
Frankatur übergehend) als auch der rote Kreisstempel NEW YORK OCT 9 PAID ALL. Bei
einer Beförderung über Bremen wäre der Brief erst drei Tage später dort eingetroffen. Für den
Beförderungsweg über Großbritannien waren die Porti durch die zusätzlichen belgischen und
englischen Transitgebühren stets höher als auf dem direkten Transit über Bremen, Hamburg
oder Stettin.
81
Abb.5: Tabellarische Übersicht
II. Beispiele verschiedener Transitwege
II A: Transit via Bremen Kennzeichnung mit dem Einzeiler FRANCO
Die Postdampfschiffe des Norddeutschen Lloyd verkehrten von Bremen einmal wöchentlich
und zwar jeden Samstagvormittag via Southampton nach New York. Die auf diesem Weg
beförderten Briefe sind an den anfangs grauschwarzen, ab Januar bis Herbst 1872 blauen
und später wieder grauschwarzen Einzeilern FRANCO zu erkennen, bzw. bei Briefen aus
den Vereinigten Staaten nach Deutschland an dem dreizeiligen roten RahmenEingangsstempel BREMEN / Datum / FRANCO (zwei verschiedene Typen), welche die
Richtigkeit der Frankatur bestätigten.
Die Überfahrt dauerte in der Regel je nach Wetterlage 13 bis 18 Tage.
Abb.6: 7½ Groschen auf Brief der 3. Gewichtsstufe (über 30 - 45 Gramm) von BREMEN 23.2.72
(Freitag) via Southampton nach New York mit rotem Eingangsstempel NEW YORK PAID ALL
MAR 11, befördert mit dem NDL Dampfer „Hermann“. Frankiert mit ½ Ge + 2 Gr. + 5 Gr., alle
kleiner Schild (MiNr.3+5+6)
82
II Ba: Transit via Hamburg, unzureichend frankiert
Kennzeichnung durch den zweizeiligen Schreibschriftstempel von Hamburg
Die Behandlung unzureichend frankierter Briefe ist in den Ausführungs-bestimmungen zum
Postvertrag vom 21. 10. 1867 in der Gen. Verf. No.206/1867 festgelegt, und wurde bis zum
30. Juni 1875 beibehalten. Sie ist nachfolgend auszugsweise zitiert:
„Die mit Freimarken oder Franco- Couverts ungenügend frankierten Briefe werden als
unfrankierte Briefe behandelt und taxiert, jedoch wird der Werth der verwendeten Freimarken
etc. dabei zu Gute gerechnet...Bei der Umwandlung der Amerikanischen Währung in die
Thaler-Währung ist 1 Cent gleich 5 Pfennigen zu rechnen.“
Die im oben zitierten Vertrag angegebene Umrechnung von Cent in Pfennige (71 Cent = 1
Thaler) bezieht sich auf den Golddollar. Die US-Banknoten (Papiergeld, Notes) entsprachen
zu dieser Zeit nicht genau dem Wert des Golddollars. Ein täglich wechselnder
Umrechnungskurs legte den Wert der Banknoten bezogen auf den Golddollar fest. Der
Faktor, mit dem der Golddollar multipliziert werden musste, lag in dieser Zeit zwischen 1,06
und 1,20.
Abb.7: 2½ Gr. statt 5 Gr. auf Brief der 2. Gew. Stufe (15 - 30 Gramm, blaue 2 links oben) mit
„Würstchen“-Stempel von KIEL 21 5 72 (Dienstag) über Hamburg und von dort mit dem
HAPAG-Dampfer „Holsatia“ nach New York befördert. In Hamburg erhielt der Brief den
Zweizeiler „Unzureichend frankirt“ und in New York den EKr. NEW YORK 20 U.S.NOTES
JUN 5 für die Höhe der Nachgebühr.
Die Nachgebühr errechnet sich aus dem Porto für unfrankierte Briefe der 2. Gew.-Stufe über
Hamburg abzüglich der verklebten Frankatur. 2 mal 12 Cents abzüglich 6 Cents (2½ Gr. = 6
C.) sind 18 Cents, diese multipliziert mit 1,11 (dem Umrechnungsfaktor für Notes) ergeben
19,98 bzw. aufgerundet 20 Notes.
83
II Bb: Ohne Franco- Kennzeichnung via Bremen
Abb.8: 2½ Gr. Frankaturkombination ¼ Gr. im senkrechten Paar + 2 Gr., alle großer Schild auf Brief
bis 15 Gramm von BREMEN 22 5 74 (Freitag) mit dem NDL Dampfer „Oder“. Rücks. roter
EKr. NEW YORK PAID ALL JUN 9
II Bc: Transit via Hamburg, unfrankiert
Kennzeichnung durch den im Januar 1874 eingeführten einzeiligen Rahmenstempel
„Unfrankirt“
Abb.9: Ra1 „Unfrankirt“ von Hamburg auf unfrankiertem Brief mit rückseitigem DKr. HAMBURG 8 3
74 nach Iowa. Der Brief wurde schon in Hamburg in einem separaten Beutel für Post in den
Nordwesten der USA vorsortiert und erhielt daher nach der Ankunft des HAPAG Dampfers
„Westphalia“ in New York keinen Eingangsstempel, sondern rückseitig den EKr. CHICAGO
ILL. MAR 28 UNPAID und den blauen Zweizeiler U.S. CURRENCY / 13 für die Einziehung
von 13 Notes - entsprechend dem Porto für unfrankierte Briefe via Hamburg nach USA
von 12 Cent.
84
II C: Transit via Stettin
Kennzeichnung mit dem schwarzen Rahmenstempel FRANCO
Die ersten 10 Überfahrten erfolgten in den Jahren 1871 und 1872 bis auf 2 Direkt-Fahrten
mit Zwischenlandungen in Kopenhagen und Christiansand und dauerten in der Regel
zwischen 18 und 21 Tagen. Ab Juli 1872 erfolgten die Fahrten über Kopenhagen und Le
Havre (ab 16. Oktober über Antwerpen) und hatten dadurch extrem lange Überfahrtszeiten
von 6 - 8 Wochen.
Abb.10: 2½ Gr.- Porto auf Brief von RHEYDT 19.7.71 mit handschriftlichem Vermerk
„Via Stettin“ nach New York. Befördert mit dem Dampfer „Franklin“ vom Baltischen Lloyd auf
seiner Jungfernfahrt ab Stettin am 8. August ohne Zwischenlandung in Kopenhagen und
Christiansand über die Nordspitze von Schottland nach New York mit rotem EKr. NEW YORK
PAID ALL AUG 30. Bisher sind nur zwei Briefe über diesen Transitweg bekannt.
II D: Transit via Großbritannien
Kennzeichnung mit verschiedenen roten FRANCO Einzeilern
Die Beförderungszeiten der Korrespondenzen im Transit über Großbritannien waren in der
Regel deutlich kürzer als die über Bremen und Hamburg. Das lag zum einen an den
schnelleren englischen Schiffen und zum anderen an den täglich mindestens einmal
abgehenden
Schiffen
der
verschiedenen
englischen
Schifffahrtslinien.
Diese
Schifffahrtsgelegenheiten konnten schnell durch die Eisenbahnverbindung via Köln – Aachen
- Ostende und London erreicht werden.
Die auf diesem Weg beförderte Post wurde beim Bahnpostamt Nr.10 ambulant einzeln auf
die Richtigkeit der Frankatur geprüft und bei korrekter Frankatur mit einem roten FRANCO-
85
Stempel gekennzeichnet. Um die Masse der aufgelieferten Briefe bearbeiten zu können,
waren mehrere in der Form auch verschiedene FRANCO-Stempel gleichzeitig im Einsatz.
Die Portosätze für diesen Transitweg waren höher als die für den Transit von deutschen
Häfen aus, da zusätzlich eine belgisch-englische Transitgebühr zu entrichten war. Das Porto
für Briefe bis 15 Gramm betrug ab dem 1.7.1870 bis zum 30.9.1871 4 Groschen oder 14
Kreuzer bzw. 10 Cent, danach nur noch 3 Groschen oder 10 Kreuzer bzw. 7 Cent.
Einführung der Korrespondenzkarten zum ermäßigten Porto
Übereinkommen zur Versendung von Postkarten zum ermäßigten Porto von 1 Groschen
oder 4 Kreuzer bzw. 2 Cent; gültig ab dem 1.12.1873 im direkten Transit über deutsche
Häfen.
Abb.11: 2 Kr. Ganzsachenkarte + Zusatzfrankatur 2 Kr. orange kleiner Schild als 4 Kr.- Kartenporto
von FRANKFURT A. M. N1. 3 12 73 (Mittwoch) via Bremen mit dem Dampfer „Rhein“ des
Norddeutschen Lloyd nach New York. Über Bremen die früheste Möglichkeit, Karten zu dem
ermäßigten Tarif zu versenden.
86
Abb.12: Portotabelle ab 1.1.1875
III: Neue Porti und Bestimmungen durch den Allgemeinen Postvertrag
gültig ab dem 1.7.1875
Deutschland und die USA sind Gründungsmitglieder des Weltpostvereins, dessen erster
Vertrag am 1.7.1875 in Kraft trat. Dieser bestimmte unter anderem, dass das Porto für Briefe
pro 15 Gramm in alle Mitgliedsländer einheitlich unabhängig vom Transitweg 25 Centimes
(auf den franz. Goldfranken bezogen) betragen soll. Umgerechnet sind das für Deutschland
20 Pfennig und für die USA 5 Cent.
Abb.14: Sehr späte Aufbrauchsverwendung einer 2 Gr.- Marke als 20 Pfge.- Marke im Jahr 1875.
Brief bis 15 Gramm mit NDP EKr. OTTENSEN 5 11 75 (neuer NDP Postort) via Bremen mit
dem Dampfer „Neckar“ des Norddeutschen Lloyd nach New York, mit rückseitig rotem
Eingangsstempel EKr. NEW YORK PAID ALL NOV 21 und weiter nach New Brunswick NY.
Bisher sind nur 3 Brustschildbriefe mit dieser Portorate in die USA bekannt.
87
Exchange of Mail Between the
Territory of the German Reichspost
and the United States of North America
May 5, 1871 to Dec. 31, 1875
Hansmichael Krug
Translation: Rainer von Scharpen
I. Introduction and Interpretation of Transit Routes
On May 5, 1871, the constitution of the German Reich came into force. While waiting for own
stamps to be issued, the stamps of the North German Confederation (Norddeutscher
Postbezirk) continued to be used and by this date de facto became stamps of the German
Reichspost. The so-called breast-shield stamps issued on Jan. 1, 1872, bearing the
inscription Deutsche Reichspost remained valid until Dec. 31, 1875 for the values of ½, 1, 2,
2½ and 5 Groschen.
See figure 1 in the German version: Transit routes
A clever system of transport concocted by the administration of the German Reichspost
made it possible to avoid long waiting for ships going to the United States of America.
Every Wednesday morning a steamer of the HAPAG left Hamburg for New York calling at Le
Havre on the way, and every Saturday morning a steamer of the Norddeutsche Lloyd left
Bremen with a stop-over at Southampton. So for mail transiting via Bremen or Hamburg, it
was the weekday of depositing that determined whether a letter transited via Bremen or
Hamburg, independently of the locality of origin.
At the beginning of 1874, a new departure was added by steamers of the Adler line which left
Hamburg bi-weekly on Thursdays. In March 1875, the society merged with HAPAG who
thereupon discontinued the Thursday departures.
Another transit possibility via Stettin with steamers of the Baltic Lloyd was rarely used
because of the long time needed for the passage.
These transit possibilities through German ports were supplemented by the more expensive
but often faster transit route by way of Aachen via Belgium and Great Britain with British
steamers to New York.
See figure 2 in the German version:
This letter with a horse shoe canceller of HAMBURG 27. Juni 73 (a Friday) was not transported to
New York via Hamburg, but the next day via Bremen with the steamer Deutschland of the
Norddeutsche Lloyd, because the next steamer from Hamburg would only have left 5 days later.
The fact that the letter indeed transited through Bremen is evident from the one-line canceller
FRANCO of Bremen as well as from the red circular date-stamp NEW YORK JUL 13 PAID ALL.
Both cancellers testify to the sufficient postage.
88
To testify to the sufficient postage, all mail to the USA up to the end of 1873 received a
FRANCO canceller in the exchange post offices. Their different shapes and colours are a
clue to the way the letter took. Due to the large bulk of mail, several FRANCO cancellers
were used simultaneously. Starting from November 1873, in order to save time in the mailhandling process, only under-franked or un-franked mail were marked as such, instead of
marking correctly franked letters with the FRANCO canceller. From that moment on it is
much harder to attribute a specific transit route to a particular letter.
In almost all cases, on the basis of the weekday and the arrival canceller of New York which
is most often found in red on the front side of the cover, one can determine the steamer
which transported the letter when consulting the ship list of the period (cf. W. Hubbard / R. F.
Winter, North Atlantic Mail Sailings 1840 – 1875).
According to their shape, the FRANCO cancellers can be attributed to the four transit routes
as follows:
See figure 3 in the German version: Shape and colour of the Franco cancellers
See figure 4 in the German edition:
The letter bearing the blue circular date-stamp of BREMEN 26 9 1872 (Thursday) was not transported
via Bremen, but following the sender‟s endorsement via Aachen – Ostend – London – Queenstown
and from there with the Cunard line steamer Russia to New York.
This route is confirmed by the rectangular Franco canceller (partially covering the franking) as well as
the red circular date-stamp NEW YORK OCT 9 PAID ALL.
Had the letter departed from Bremen, it would have arrived three days later.
The postage for the route via Great Britain was always higher because of the additional
Belgian and British transit taxes than the direct transit via Bremen, Hamburg or Stettin.
See figure 5 in the German version: Table
II. Examples of Different Transit Routes
II A: Transit via Bremen:
Marking with the One-line Canceller FRANCO
The packet boats of the Norddeutsche Lloyd departed from Bremen via Southampton to New
York once a week, namely every Saturday morning. Mail transported on this route can be
recognized by the one-line FRANCO canceller which was initially grey-black, from January to
the autumn of 1872 it was blue and later grey-black again, while letters from the United
States to Germany bear a red three-line framed entrance canceller BREMEN / date /
FRANCO (two different types), which confirm the correct franking.
The regular passage took 13 to 18 days, depending on the weather.
See figure 6 in the German version:
7½ Groschen on a triple weight letter (> 30 - 45 g) from BREMEN 23.2.72 (Friday)
via Southampton to New York with red entrance date-stamp
NEW YORK PAID ALL MAR 11, transported on the NDL steamer Hermann.
Franked with ½ Gr. + 2 Gr. + 5 Gr., all small shield (MiNr.3+5+6)
89
II Ba: Transit via Hamburg, Under-franked Mail
Marking with the Two-line Script Canceller of Hamburg
The handling of under-franked mail is fixed in the General Instruction Nr. No.206/1867 of the
implementation regulations accompanying of the postal convention of 21 October 1867. It
reads as follows:
„Stamp under-franked letters or under-franked postal stationery envelopes are treated as unfranked letters and taxed, but the affixed stamps etc. are taken into credit… When converting
the US currency into the Thaler currency, 1 cent equals 5 pfennigs“.
The conversion of cent into pfennig quoted in the above convention (71 cents = 1 Thaler)
refers to the gold dollar. The US notes (paper money) of those days did not exactly
correspond to the value of the gold dollar of those days. An exchange rate changing daily
fixed the value of the notes in reference to the gold dollar. In those days, the converting
factor for the gold dollar ranged between 1.06 and 1.20.
See figure 7 in the German version:
2½ Gr. instead of 5 Gr. on a double weight letter (15 - 30 g, blue 2 in upper left corner)
with so-called „sausage“ canceller of KIEL 21 5 72 (Tuesday) via Hamburg and from there with the
HAPAG steamer Holsatia to New York. In Hamburg the letter received the two-line canceller
Unzureichend frankirt“ and in New York the single circular mark NEW YORK 20 U.S. NOTES JUN 5
to indicate the amount of the tax.
The tax was the postage for un-franked double weight letters via Hamburg minus the affixed stamps:
2 times 12 cents minus 6 cents (2½ Gr. = 6 C.) make 18 cents, multiplied by 1.11 (the converting
factor for notes) make 19.98, rounded 20 notes.
II Bb: Without Franco Marking via Bremen
See figure 8 in the German version:
2½ Gr. Franking combination vertical pair of ¼ Gr. + 2 Gr., all of them large shield
on letter < 15 g from BREMEN 22 5 74 (Friday) with NDL steamer Oder. On backside
red single circular date-stamp NEW YORK PAID ALL JUN 9.
II Bc: Transit via Hamburg, Un-franked
Marking with Framed Unfrankirt introduced in January 1874
See figure 9 in the German version:
Fig. 9: Framed Unfrankirt from Hamburg on un-franked letter;
on backside double circle canceller HAMBURG 8 3 74 to Iowa.
Already in Hamburg the letter was sorted out into a separate bag with mail for the North West of the
USA, so upon arrival of the HAPAG steamer Westphalia in New York it did not receive an arrival mark,
but on the backside a single circular date-stamp CHICAGO ILL. MAR 28 UNPAID
and the blue two-line canceller U.S. CURRENCY / 13 for collecting 13 notes –
corresponding to the postage of 12 cents for un-franked letters via Hamburg to the USA.
90
II C: Transit via Stettin
Marking with the Black Framed FRANCO
Except for two non-stop journeys, the first ten passages were undertaken in 1871 and 1872
with callings in Copenhagen and Christiansand und generally took between 18 and 21 days.
From July 1872 onwards callings were in Copenhagen and Le Havre (from 16 October via
Antwerp) resulting in extremely long passages of six to eight weeks.
See figure 10 in the German version:
Postage of 2½ Gr. Letter from RHEYDT 19.7.71 with hand-written endorsement
Via Stettin to New York. Transported with steamer Franklin of the Baltic Lloyd on the maiden voyage
from Stettin on 8 August without stop in Copenhagen or Christiansand via the northern coast of
Scotland to New York with red single circular date-stamp NEW YORK PAID ALL AUG 30.
Only two letters known so far for this transit route.
II D: Transit via Great Britain
Marking with Different Red One-line Cancellers FRANCO
Passage times for mail transiting via Great Britain were generally much shorter than via
Bremen and Hamburg. That was the result of the faster British boats on the one side and on
the other of at least one daily departure of the different British lines. These boat departures
could quickly be reached by the train correspondence via Cologne – Aachen – Ostend and
London.
Mail on this route was controlled individually in the ambulant Train Post Office Nr.10 as to the
correct franking and in that case marked with a red FRANCO canceller. In order to handle
the bulk of deposited mail, several FRANCO cancellers differing in shape were used
simultaneously.
The postage fort his route was higher than that for transit from German ports, because of the
additional Belgo-British transit taxes. From 1 July 1870 to 30 September 1871, the postage
for letters up to 15 g was 4 Groschen or 14 Kreuzer resp. 10 cents, afterwards only 3
Groschen or 10 Kreuzer resp. 7 cents.
Introduction of Correspondence Cards at a Reduced Postage Rate
Convention on the admission of post-cards at the reduced postage of 1 Groschen or 4
Kreuzer resp. 2 cents; valid from 1 Dec. 1873 in direct transit via German ports.
See figure 11 in the German version:
2 Kr. postal stationery card + additional franking of 2 Kr. orange small shield
for 4 Kr. post-card rate from FRANKFURT A. M. N1. 3 12 73 (Wednesday)
via Bremen with steamer Rhein of the Norddeutsche Lloyd to New York.
Earliest possibility to send post-cards at the reduced rate via Bremen.
See figure 12 in the German version:
Table of postage rates as of 1 Jan. 1875
91
III: New Postage Rates and Regulations According to the
General Postal Convention Valid as of 1 July 1875
Germany and the USA are founding members of the UPU whose first convention came into
force on 1 July 1875. Among others it determined that independently of the transit route
postage for letters to all member countries was 25 centimes (based on the French gold franc)
per 15 g. When converted, this amounts to 20 pfennig for Germany and 5 cents for the USA.
See figure 14 in the German version:
Very late usage of a 2 Gr. stamp as 20 pfg in 1875.
Letter < 15 g with NDP single circular date-stamp OTTENSEN 5 11 75 (new NDP post office) via
Bremen with steamer Neckar of the Norddeutsche Lloyd to New York, on backside red single circular
arrival canceller NEW YORK PAID ALL NOV 21 and sent to New Brunswick NY.
So far only 3 letters with breast-shield franking to the USA are known with this postage rate.
92
Postgeschichte der Marken im Typ Kolonial-Allegorie:
Verwendung in Madagaskar und den zugehörigen Inseln
Edward J. Grabowski
Übersetzung: Rainer von Scharpen
Der französische Typ Kolonial-Allegorie stellt den Höhepunkt der französischen
Anstrengungen dar, eine für die Verwendung in allen Kolonien bestimmte Dauerserie
herauszubringen. Die Zeichnung besteht aus der Figuren der Schifffahrt und des Handels,
die im Bug eines Schiffes sitzen.
Abb. 1: Pärchen mit Inschrift Sénegal und Mayotte
aus einem Druckprobe-Bogen des 1F Wertes der Allegorie-Marken.
Für die meisten Kolonien wurden Werte von 1 Centime bis 1 Franc hergestellt, einige
Kolonien erhielten je nach Bedarf auch Marken zu 2F und 5F. Die Namen der einzelnen
kolonialen Gebiete – insgesamt neunundzwanzig – wurden in einem zweiten Druckgang in
eine hierfür vorgesehene Kartusche gedruckt.
Die Verwendung der Marken in Madagaskar und den zugehörigen Inseln stellt eine der
komplexesten Verwendungen der Serie in einer der Kolonien dar, und zwar wegen der
komplexen Geschichte, die mit der Gründung dieser Kolonie verbunden ist. Die Kolonie
wurde offiziell im August 1896 gegründet, als die Kolonie ihre Marken im Typ Allegorie
erhielt. Die bestehenden Kolonien Diego Suarez, Nossi-Bé und Sainte Marie de Madagascar,
die die Marken im Typ Allegorie früher erhalten hatten, wurden der neuen Kolonie
Madagascar & Dépendances (Madagaskar und zugehörige Inseln) einverleibt. Die KomorenInseln Mayotte, Anjouan (St. Johanna), Groß-Komoren und Mohéli wurden schließlich 1911
der Verwaltung von Madagascar & Dépendances unterstellt, womit die Umgestaltung zu
einer der postgeschichtlich komplexesten französischen Kolonien ihren Abschluss fand. In
diesem Artikel werden postgeschichtliche Aspekte der Kolonial-Allegorie aus allen diesen
Kolonialgebilden in der sich entfaltenden Postgeschichte von Madagaskar und den
zugehörigen Inseln untersucht.
Diego Suarez, Nossi-Bé & Sainte Marie de Madagascar
Die Kolonien Diego Suarez und Nossi-Bé erhielten ihre Allegorie-Marken im Jahre 1892 und
Sainte Marie de Madagascar 1894, als diese Insel eine eigene Kolonie wurde. Anfangs
wurden Nossi-Bé und Sainte Marie von Diego Suarez aus verwaltet, weshalb anfänglich
denn auch im Jahre 1892 hergestellte Marken mit Inschrift DIEGO SUAREZ et
DEPENDANCES verwendet wurden. Dies wurde in der Folge, im Jahre 1894, in DIEGO
SUAREZ geändert, als die Bedeutung der Kolonie abnahm. Von Diego Suarez wird ein Brief
der 6. Gewichtsstufe gezeigt (6 x 25c Porto plus 25c Einschreiben), der am 5. September
93
1893 nach Paris ging, freigemacht mit einer 75c Marke im Typ Dubois Aufdruck-Ausgabe und
einer 1F Marke im Typ Allegorie. Die Allegorie-Marke belegt den Gebrauch der Marken mit
Inschrift DEPENDANCES während des ersten Verwendungsjahres.
Abb. 2: Diego Suarez , Einschreibe-Brief der 6. Gewichtsstufe aus dem Jahr 1893, der die frühe
Gleichzeitige - Verwendung von Marken mit Inschrift DÉPENDANCES zusammen mit einer
Aushilfs-Ausgabe im Typ Dubois belegt.
Ein Sondertarif nach Übersee von 15c anstatt 25c bestand für stationierte (nicht kämpfende)
Soldaten ab Januar 1899. Um in den Genuss dieser reduzierten Gebühr zu kommen, war auf
dem Umschlag der Stempel und/oder die Bestätigung und Unterschrift des Zahlmeisters
erforderlich.
Abb. 3: Brief der 3. Gewichtsstufe im Soldaten-Sondertarif aus Diego Suarez, 1897.
Abb. 3 zeigt eine solche Sendung vom 3. Februar 1897: Einschreibbrief der 3. Gewichtsstufe
(3 x 15c plus 25c Einschreiben) nach Frankreich mit dem Stempel einer in Diego Suarez
stationierten Marine-Einheit sowie Bestätigung und Unterschrift des Kommandanten. Die
Marken zu 20c und 50c zur Entrichtung dieser Gebühr tragen die Inschrift DIEGO SUAREZ.
Entwertet sind sie mit dem achteckigen Feldpoststempel CORRCES D’ARMEES DIEGO
SUAREZ und vervollständigen so einen der seltensten Militär-Sondertarife, die für die
Allegorie-Marken bekannt sind.
94
Sainte Marie de Madagascar war ursprünglich ein Zufluchtsort für örtliche Piraten, die im
Indischen Ozean ihr Unwesen trieben. Es wurde 1894 eine eigenständige Kolonie und erhielt
gleichzeitig seine Allegorie-Marken. 1896 wurde die Insel Madagaskar zugeschlagen, und
korrekt mit Allegorie-Marken freigemachte Sendungen aus dieser kurzen Zeitspanne von
zwei Jahren sind sehr selten, was angesichts der sehr wenigen Bewohner, die lesen und
schreiben konnten, nicht verwunderlich ist. 1888 erschien für Sainte Marie ein
Postkartenformular, ähnlich denen, die bereits für Frankreich und eine Reihe von
französischen Kolonien in Umlauf waren. Die Rückseite dieser Vordruckkarten enthält oft
eine gedruckte Benachrichtigung über die Ankunft einer Sendung, die am Postamt abzuholen
sei. Ein mit einer Marke im Typ Dubois freigemachtes Exemplar ist bekannt, und der Autor
weiß von drei Exemplaren mit 5c Allegorie-Frankatur.
Abb. 4a: Sainte Marie de Madagascar, Vordruck-Postkarte, verwendet 1896.
Abb. 4a zweigt ein solches Stück vom 27. September 1896, freigemacht mit einer 5c
Allegorie-Marke, das an einem Empfänger in Tamatave gerichtet ist. Die Rückseite (Abb. 4b)
informiert ihn, dass im Postamt von Sainte Marie mehrere Sendungen abzuholen seien.
Abb. 4b: Rückseite der Vordruckpostkarte von Sainte Marie mit der Benachrichtigung, dass im
Postamt von Sainte Marie Sendungen für den Empfänger eingegangen sind.
Die Komoren-Inseln (Mayotte, Anjouan, Groß-Komoren & Mohéli)
Die Komoren-Inseln Mayotte und Anjouan (St. Johanna) bestanden schon als Kolonien, als
sie 1892 Allegorie-Marken erhielten. Groß-Komoren wurde 1897 beliefert, und Mohéli erst
1906. Bis zur Angliederung der gesamten Inselgruppe an Madagaskar und zugehörige Inseln
95
im Jahre 1911 wurden sie zumeist von Mayotte aus verwaltet. Die größte dortige Ortschaft
war D‟Zaoudzi, und von dort stammt auch die meiste Post. Viel seltener sind Sendungen aus
dem kleinen Dorfpostamt von Mamoutzou wie in Abb. 5.
Abb. 5: Seltener Brief aus Mamoutzou, einem der kleinen Postämter von Mayotte.
Der Brief wurde im UPU-Tarif von 25c am 29. Dezember 1897 nach Frankreich aufgegeben.
Zu den seltensten Einzelfrankaturen der Allegorie-Marken gehört der 45c Wert: er deckt die
Gebühr für eine eingeschriebenen Doppelbrief in die französische Gemeinschaft ab (2 x 10c
plus 25c), wie er ab 1906 gültig war. Eine 45c Marke wurde für diesen Tarif für acht Kolonien
hergestellt; dennoch sind Einzelfrankaturen mit dieser Marke sehr selten. Andere Kolonien
hatten zu diesem Zeitpunkt bereits neue Marken mit bildlichen Darstellungen.
In Abb. 6 ist eine Einzelfrankatur zu 45c von Mayotte zu sehen, die am 14. September 1913
von Anjouan aus einen Brief nach Paris freimachte.
Abb. 6: Brief im Tarif zu 45c aus Anjouan mit der 45c Marke als Einzelfrankatur.
96
Die Mayotte-Marke war in Anjouan gültig, weil Anjouan zu diesem Zeitpunkt von Mayotte aus
verwaltet wurde.
Groß-Komoren wurde 1897 mit Allegorie-Marken beliefert und bis 1911 von Mayotte aus
verwaltet. Abb. 7a zeigt einen Brief im Tarif von 15c für die französische Gemeinschaft ab
Groß-Komoren vom 18. Januar 1905.
Abb. 7a: Schiffsunfall-Umschlag aus Groß-Komoren.
Post von Groß-Komoren wurde auf lokalen Schiffen nach Mayotte befördert und dort dem
Postschiff der Linie Réunion-Marseille, das das Gebiet von Madagaskar anlief, zum
Weitertransport übergeben. Allem Anschein nach havarierte das Schiff, dem dieser Brief
anvertraut wurde. Die Post wurde jedoch gerettet und an ihre Bestimmungsorte gesandt – in
diesem Fall Paris – von wo aus er nach Cannes weitergeleitet wurde. Als Erklärung für den
beschädigten Zustand des Briefes wurde auf der Rückseite ein spezieller Stempel
abgeschlagen (Abb. 7b) mit Hinweis auf die Havarie in den Groß-Komoren.
Abb. 7b: Rückseite des Schiffsunfall-Umschlags mit speziellem Stempel, der über die Ursache des
beschädigten Briefes aufklärt.
Dies ist einer von zwei bekannten Briefen aus diesem Schiffsunglück und eines der wenigen
Beispiele von Allegorie-Marken-Frankaturen überhaupt, die in einen Unfall verwickelt waren.
Mohéli war die letzte der Komoren-Inseln, die die Allegorie-Marken erhielt, und zwar erst im
Jahre 1906. Allerdings wurde das dortige Postamt bereits 1902, wie Abb. 8 belegt.
97
Abb. 8: Brief aus Mohéli nach Anjouan aus dem Jahr 1902 vor Ausgabe von eigenen Marken Mohéli.
Marken von Anjouan waren dort postgültig und wurden für einen Doppelbrief in die
französische Gemeinschaft (Tarif 2 x 15c) verwendet, Abgang 19. Oktober 1902 in die
Plantage Patsy auf Anjouan. Der Brief lief über Groß-Komoren und erhielt dort am 21.
Oktober den Transit-Tagesstempel MAYOTTE ET DEPENDANCES MOHELI. Dies ist eine
absolut außergewöhnliche Kombination einer Anjouan-Marke mit Mohéli Abgangs- und GroßKomoren-Transitstempel auf ein und demselbem Brief innerhalb der Komoren.
Madagascar & Dépendances (Tananarive und Tamatave)
Durch die militärischen Erfolge der Feldzüge, die 1895 in Majunga ihren Anfang nahmen,
wird im August 1896 offiziell die Kolonie Madagaskar ausgerufen, und sofort wurde die Insel
mit Allegorie-Marken ausgestattet. Sainte Marie de Madagascar war bereits im Januar 1896
Madagaskar angegliedert worden, und Diego Suarez sowie Nossi-Bé wurden der Hauptinsel
im Augenblick der Ausrufung der Kolonie unterstellt. 1911 kamen die vier Komoren-Inseln
Mayotte, Anjouan, Groß-Komoren und Mohéli hinzu, und damit war das Gebiet Madagascar
& Dépendances (Madagaskar und zugehörige Inseln) komplett. Tananarive, mehr oder
weniger in der Mitte der Kolonie gelegen, wurde die Hauptstadt. Der größte Teil der
Sendungen mit Allegorie-Marken kommt aus dieser Stadt, und an zweiter Stelle liegt die
Hafenstadt Tamatave, ein wichtiger Anlaufpunkt der Réunion-Marseille Postschiffs-Linie.
Abb. 9 zeigt eine Drucksache zu 5c, die am 25. April 1907 von Tananarive in das kleine Dorf
Vatomandry lief.
Abb. 9: Zurück geschickte Drucksache aus
Tananarive: sie belegt, dass bei
Drucksachen Weiter- und Rücksendung nicht im Tarif eingeschlossen
waren.
98
Der Empfänger konnte nicht ausfindig gemacht werden. Deshalb erhielt der Umschlag die
Stempel INCONNU (unbekannt), RETOUR A L’ENVOYEUR (Zurück an den Absender)
sowie AFFRANCHISSMENT INSUFFISANT (Porto unzureichend), ferner ein T im Dreieck
als Hinweis auf das fällige Nachporto. Alle diese Stempel sind die Folge des Umstandes,
dass der Drucksachentarif im Falle der Unzustellbarkeit weder die Weiter- noch die
Rückleitung der Sendung einschloss. So wurde der Beleg als unfrankiert behandelt und, mit
10c Nachporto belegt (nach Weltpostverein-Regelung dem Doppelten des fälligen Betrages),
fast sechs Monate später, am 23. November 1907, in Tananarive wieder zugestellt.
In seinem bedeutenden Werk über die Fiskalmarken der französischen Kolonien bemerkt
Duston1, dass auf Madagaskar in den späten 1890er Jahren kurze Zeit reguläre Freimarken
als Fiskalmarken verwendet wurden, doch liefert er für diese Verwendung weder einen
Quellenhinweis und noch einen Beleg. Abb. 10a ist ein Dokument, das den Nachweis für die
fiskalische Verwendung einer 50c Protektorats-Marke von Madagaskar (vor seiner Ausrufung
als offizielle Kolonie im Jahre 1896 war Madagaskar Protektorat und verwendete AufdruckMarken im Typ Sage) sowie einer 10c Allegorie-Marke liefert.
Abb. 10a: Dokument, das die Verwendung von Freimarken für Fiskalzwecke auf einem
Belobigungsschreiben für einen Eingeborenen belegt, der während der Kämpfe von 1896
Frankreich gegenüber loyal geblieben war.
Es trägt das Datum des 14. März 1897 und zeigt das Foto eines Einheimischen. Das
Dokument wurde für mich in der Botschaft der Republik Madagaskar in Washington
übersetzt, wofür ich zu Großem Dank verpflichtetu bin. Augenscheinlich hatte es im Juni
1896 seitens der Vonizongo einen Aufstand gegen die Franzosen gegeben. Die Vonizongo
sind einer von vielen eingeborenen Stämmen, ihr Siedlungsgebiet ist die Umgebung von
Tananarive. Der Herr auf dem Foto, das dieses Dokument schmückt, hatte sich während des
Aufstandes Frankreich gegenüber loyal verhalten und erhielt dafür von der französischen
Ortsverwaltung das vorliegende Belobigungsschreiben ausgestellt. Es ist von Said Rakoto,
dem Interim-General-Gouverneur der Region Vonizongo, unterzeichnet. Als solches ist es
eines der bemerkenswertesten französischen kolonialen Fiskalverwendungen, die mir je zu
Gesicht gekommen sind. Gleichzeitig illustriert das Dokument den Feldzug, der mit der
Schaffung der Kolonie endete. Eine Vergrößerung der Marken und des Fotos werden in Abb.
10b geliefert.
1
Donald L. Duston, French Colonies Revenues. 2nd edition 2000
99
Abb. 10b: Ausschnitt aus dem Fiskal-Dokument.
Tamatave, das an der Ostküste Madagaskars liegt, bleibt der wichtigste Handelshafen der
Insel, und auch hier gab es während der Verwendung der Allegorie-Marken ein großes
Postaufkommen. Zur Erleichterung der Kommunikation in dieser großen Kolonie errichteten
die Franzosen ein ausgedehntes Telegrafensystem als Teil des Postdienstes, obwohl sein
Wirken im Vergleich mit dem Postdienst im Allgemeinen wenig Aufmerksamkeit findet. In
einigen größeren Kolonien (Madagaskar, Senegal und Indochina) war es möglich, aus
kleinen im Inneren gelegenen Postämtern telegrafische Nachrichten an die Hauptpostämter
zu senden, von wo aus sie dann als gewöhnliche Post an ihren Bestimmungsort
weitergeleitet wurden. Dieser Dienst bestand als Abhilfe für die oft sehr langsame
Postbeförderung im Inneren der Kolonien und half, in der Übermittlung wichtiger Nachrichten
Tage, wenn nicht gar Wochen zu sparen. Spezielle Vordrucke, Umschläge und Handstempel
wurden für diesen Dienst geschaffen. Belege für diese Sendungsart sind im Allgemeinen
selten.
Abb. 11: Telegramm-Umschlag aus Tamatave, verwendet für die Weiterleitung von telegrafischen
Nachrichten aus Dörfern im Landesinneren.
Abb. 11 ist solch ein eingeschriebener Brief ab Tamatave am 3. Februar 1899 an eine
Handelsfirma in Lyon im Tarif zu 50c. Der Umschlag ist ein Standard-Dienst-Umschlag der
PTT aus jener Zeit mit Handstempel-Aufdruck TELEGRAMME als Hinweis auf diesen
Sonderdienst. Die Gebühr für den Einschreibebrief in die französische Gemeinschaft betrug
im Januar 1899 nur 40c, insofern lassen sich die verklebten 50c im Augenblick nicht einfach
erklären. Da die Kuvertierung und die Frankierung durch einen Postangestellten in Tamatave
100
vorgenommen wurden, sollten die 50c eigentlich stimmen. Handschriftlich ist auf der
Vorderseite noch 10 hinzugefügt, was als eine zusätzliche Gebühr interpretiert werden kann.
Möglicherweise handelt es sich dabei um eine an das aufgebende Postamt geschickte Art
von Bestätigung, dass der Telegrammbrief binnen angemessener Zeit an seinen
Bestimmungsort weitergeschickt worden war.
Verwendung in kleinen Dörfern
Sendungen aus kleinen Dörfern Madagaskars stellen während der Verwendungszeit der
Allegorie-Marken eine besondere Herausforderung dar. Durch die erfolgreichen Feldzüge
nahm die Kolonie sehr schnell an Größe zu, und fortwährend wurden neue kleine
Dorfpostämter eingerichtet. Dabei war es typisch, dass die Ämter als Feldpostämter eröffnet
und allmählich in Zivilpostämter umgeformt wurden. Die Zahl der Einwohner, die lesen und
schreiben konnten, war wie zu erwarten sehr gering, und daher ist Post aus diesen Dörfern
sehr selten. Oft war der Übergang vom Feldpost- zum Zivilpostamt nicht einfach und direkt.
Der Brief aus dem kleinen Dorf Beforona (Abb. 12) illustriert dies recht anschaulich.
Abb. 12: Einschreibebrief aus Beforona, der die Verwendung von handschriftlichen Vermerken als
Ersatz für fehlende reguläre postalische Handstempel belegt.
Der Brief wurde am 7. Dezember 1897 im Tarif von 50c als Einschreiben nach Frankreich
aufgegeben und mit einer 50c Allegorie-Marke frankiert. Obwohl er den handschriftlichen
Vermerk Corps d’occupation de Madagascar (Besatzungstruppen Madagaskar) trägt, kam
nicht der derzeit für dienende Soldaten bestehende Militär-Sondertarif zur Anwendung.
Wahrscheinlich war der Absender Offizier, und als solcher kam er nicht in den Genuss dieses
Tarifs. Ganz offensichtlich standen die Standard-Handstempel (Tagesstempel und R
[Registration] im Kasten für Einschreiben) noch nicht zur Verfügung, und der Dienst tuende
Postvorsteher vermerkte daher handschriftlich R no 78 für die Einschreibnummer und
Beforona 7/12 zur Angabe des Abgangsortes mit Datum. Die Entwertung der Marke
geschah durch handschriftlichen Vermerk des Ortes und einem merkwürdigen gekreuzten
Federzug. Unterwegs, höchst wahrscheinlich in Tamatave, wurde dann das Kasten-R zur
Kennzeichnung des Einschreibens hinzugefügt. Der Umschlag trägt einen Ankunftsstempel
von Nancy vom 15. Januar 1898, womit der Abgang in Madagaskar im Jahr 1897 bestätigt
wird. Ganz offensichtlich befand sich das Amt 1897 in einer Übergangsphase, aber da der
101
vorliegende Beleg der einzige ist, der diesen Prozess widerspiegelt, können weder die Dauer
dieser Übergangsperiode noch mögliche weitere Begleitumstände näher bestimmt werden.
Das Dorf Mananjary verwendete aushilfsweise während einer kurzen Zeit im Jahre 1899
einen Dreikreis-Tagesstempel, wie er auf der Postkarte nach Deutschland (Abb. 13) zu
sehen ist.
Abb. 13: Zahlen-Stempel 1, verwendet in dem Dorf Mandriakana.
Die Karte wurde mit einem Dampfer der Reunion-Marseille-Linie befördert und ist rückseitig
dicht beschrieben. Höchst wahrscheinlich stand ein voller Tagesstempel zu jenem Zeitpunkt
nicht zur Verfügung, und dies war dann die lokale Notlösung. Es sind wohl nicht mehr als
sechs Beispiele für die Verwendung dieses Tagesstempels bekannt.
Zahlen-Stempel
Auch als 1896 die Kolonie ausgerufen wurde, ging die Feldzüge zur Erweiterung und
Kontrolle der Kolonie weiter. Im Zusammenhang mit diesen Anstrengungen wurden
zahlreiche neue Postämter eröffnet. Um diese Ämter mit Tagesstempeln zu versorgen, griff
man auf ein System von Zahlenstempeln zurück, die vorübergehend eingesetzt wurden, bis
reguläre Tagesstempel hergestellt und geliefert werden konnten. Zwei Typen von
Tagesstempeln kamen zum Einsatz: solche mit der Zahl oben und MADAGASCAR unten,
und umgekehrt. Die Zahlen von 1 bis 99 wurden gebraucht, und aus dem Verkehr gezogene
Tagesstempel tauchten je nach Bedarf an anderer Stelle wieder auf. Die Verwendung von
Zahlenstempel begann 1899, und das System war so erfolgreich, dass es bis 1939
beibehalten wurde. Die Archivierung der Unterlagen ist im Allgemeinen recht dürftig, deshalb
haben Postgeschichtler versucht, anhand des vorhandenen Brief- und Postkartenmaterials
eine bestimmte Zahl mit einer Zeitspanne und einem kleinen Postamt zu koordinieren. Dr. J.
Desnos aus Frankreich ist in dieser Arbeit führend und zentraler Ansprechpartner.
102
Abb. 14: Buchstaben-Stempel AB aus einem unbekannten Dort auf Brief nach Norwegen
Abb. 14 ist ein Beispiel für die Verwendung des Zahlenstempels 1 (Zahl unten) auf einem
Brief im Tarif zu 15c für die französische Gemeinschaft, der am 13. Januar 1901 aus dem
kleinen Dorf Manjakandriano nach Paris lief. Das Jahr ergibt sich aus den Transitstempeln
auf der Rückseite des Umschlags. Der Name des Abgangsdorfes ist aus dem sehr
schwachen Abschlags des Stempels der Militäreinheit abzulesen, den der Absender zur
Verdeutlichung mit Tinte nachgeschrieben hat. Die komplette Ausstellungssammlung, auf der
dieser Artikel aufbaut, umfasst mehr als fünfzig Beispiele von Zahlen-Stempeln auf Briefen
mit Allegorie-Marken. Auch Buchstaben-Stempel sind bekannt (AB, NT, RI und TS). Einige
wenige Beispiele sind in der Literatur beschrieben, und wir wissen nur wenig über sie. Der
einzig bekannte Beleg eines Stempels mit der Buchstabenkombination AB wird in Abb. 15
vorgestellt auf einem Brief nach Norwegen vom 28. September 1901 im Weltpostvereinstarif
von 25c.
Abb. 15: Luftpost-Brief aus dem Jahre 1938 mit sehr später Verwendung der Aufdruck-Serie von 1923
auf 5F Allegorie-Marken.
103
Aushilfsweise Verwendung als Porto-Marken
Ungewöhnliche und außergewöhnliche Verwendungen der Allegorie-Marken kommen in
vielen Kolonien vor. Abb. 16 zeigt einen unfrankierten Brief ab Montmeyran, Frankreich, vom
25. Juni 1913 in das kleine Dorf Ambatomanga bei Manjakandriano. Zu dieser Zeit betrug
das Briefporto in die französische Gemeinschaft 10c, und im Abgangspostamt wurde der
Umschlag mit dem T im Dreieck für die Nachporto-Erhebung versehen. Bei Ankunft in
Manjakandriano wurde der Brief entsprechend der UPU-Regelung mit 20c Nachporto belegt.
Eine in Umlauf befindliche 10c Portomarke von Madagaskar und zwei 05/4 Aufdruck-Marken
von Anjouan aus dem Jahre 1912 der Allegorie-Aufbrauchsserie (Dépendances-Marken
waren zu dieser Zeit in allen Teilen der Kolonie gültig, ohne Rücksicht auf den Namen in der
Inschrift) wurden zur Vervollständigung des vom Empfänger zu entrichtenden Betrags hinzu
geklebt. Wahrscheinlich waren zu dieser Zeit in Manjakandriano die Portomarken
ausgegangen. Der Beleg stellt eine seltene aushilfsweise Verwendung der Allegorie-Marken
als Portomarken dar, ist aber kein Unikat. Die Familie Vernier, an die der Brief gerichtet war,
errichtete in einem früheren Lebensabschnitt die französischen Missionen in der Kolonie
Ozeanien, bevor sie sich in späteren Jahren nach Madagaskar zurückzog
.
Luftpost-Verwendung
In den meisten Kolonien war in der Zeit um den I. Weltkrieg die Verwendung von AllegorieMarken ausgelaufen; Freimarken mit bildlichen Darstellungen waren in ausreichender Zahl
vorhanden. In Madagaskar wurden 1923 Restbestände der 75c und 5F Allegorie-Marken mit
65c und 1F (den wichtigsten Einschreiben-Tarifen) überdruckt, um einem Bedarf in diesen
Wertstufen abzuhelfen. In Abb. 17 ist ein bemerkenswerter Einschreiben-Luftpostbrief zu
sehen, der am 28. März 1938 aus dem kleinen Dorf Fianarantosa nach Frankreich lief,
freigemacht mit einer Marke zu 1F50 der Ausgabe Internationale Ausstellung Paris 1937 und
einem Viererblock der 1F Allegorie-Marken-Aufdruckserie von 1923, insgesamt also eine
Frankatur von 5F50. Der derzeitigen Gebühren lagen bei 65c für das Porto, 1F50c für das
Einschrieben und 3F Luftpost-Zuschlag für Briefe bis zu 5 Gramm. Somit ist der Brief um 35c
überfrankiert. Vieles spricht dafür, dass dies die letzte bekannte Verwendung von AllegorieMarken aus irgendeiner Kolonie ist.
Damit endet der Überblick über die Verwendung der Allegorie-Marken von Madagaskar und
den zugehörigen Inseln. Selbst in einer so kurzen Darstellung wie dieser wird klar, dass es
aus einer Periode, die für die Postgeschichte der Kolonie von kritischer Bedeutung war, eine
ungeheure Vielfalt ungewöhnlichen Materials gibt.
104
POSTAL HISTORY OF THE FRENCH COLONIAL ALLEGORICAL
GROUP TYPE: USE IN MADAGASCAR & DEPENDENCIES
Edward J. Grabowski
The French Colonial Allegorical Group Type represents the culmination of French efforts to
provide a definitive issue for use in all of its colonies. The design consists of the figures of
Navigation and Commerce seated at the front of a boat.
See figure 1 in the German version: Pair with the Senegal and Mayotte legends
from a proof sheet of the 1F Group Type stamp.
Values of 1 centime to 1 franc were created for use in most colonies, with some of the
colonies receiving values of 2F and 5F stamps, depending on need. The names of the
individual colonial entities (twenty nine in total) were printed in the legend area of the stamps
in a second pass through the printing process.
Use of the Group Type from Madagascar & Dependencies represents one of the most
complex utilizations of the issue by any of the colonies, because of the complex history
surrounding the creation of this colony. The colony of Madagascar was officially created in
August 1896 when the colony received its Group Type stamps. The existing colonies of
Diego Suarez, Nossi-Bé and Sainte Marie de Madagascar, which had received Group Type
stamps earlier, were incorporated into the entity of Madagascar & Dependencies. The
Comoro Islands colonies of Mayotte, Anjouan, Grand Comoro and Mohéli were finally placed
under the administration of Madagascar & Dependencies in 1911 completing the
transformation to one of the most complex colonies in French Colonial history. Aspects of the
postal history of the Group Type from all of these entities in the evolving postal history
Madagascar & Dependencies are examined in this article.
Diego Suarez, Nossi-Bé & Sainte Marie de Madagascar
The colonies of Diego Suarez and Nossi-Bé received their Group Type stamps in 1892, and
Sainte Marie de Madagascar received its Group Type stamps in 1894 when it became a
separate colony. Initially, Nossi-Bé and Sainte Marie were administered by Diego Suarez,
hence the initial use of the DIEGO SUAREZ et DEPENDANCES legend in the stamps
prepared in 1892. This was subsequently changed to DIEGO SUAREZ in 1894 when the
importance of the colony lessened.
See figure 2 in the German version: Diego Suarez sixth weight registered letter from 1893
illustrating early use of the DEPENDANCES legend along with a Dubois provisional overprint.
Shown from Diego Suarez is a sixth-weight registered letter (6 x 25c postage plus 25c
registration) posted to Paris on September 5, 1893 franked with a 75c Dubois provisional
issue and a 1F Group Type stamp. The Group Type stamp illustrates use of the
DEPENDANCES legend during its first year of use.
A military concession rate of 15c in lieu of the 25c overseas rate existed until January 1899
for troops on station, but not engaged in combat. Validation of the rate via a unit cachet
and/or a commander’s endorsement and signature was required.
See figure 3 in the German version: Triple weight registered military concession rate from
Diego Suarez in 1897.
Shown in Figure 3 from February 20, 1897 is a triple weight registered military concession
rate letter (3 x 15c plus 25c registration) to France with the cachet of a marine unit stationed
105
at Diego Suarez and a manuscript endorsement and signature by the unit commander. The
legend in the 20c and 50c values used to prepay this rate correctly shows the DIEGO
SUAREZ inscription. The stamps are appropriately tied by the military datestamp: CORRCES
D’ARMEES DIEGO SUAREZ octagonal datestamp, completing one of the rarest of the
military concession rates recorded for all of the Group Type.
Sainte Marie de Madagascar was originally a haven for local Indian Ocean pirates, and it
became a separate French Colony in 1894 when it received its Group Type stamps. It was
subsequently attached to Madagascar in 1896, and properly franked Group Type mail from
this two year period is very rare, given the very few literate inhabitants of the island colony. In
1888 a formula card was prepared for Sainte Marie along the lines already established for
French and French Colonial formula cards. The reverse of these cards most often contains a
preprinted form indicating arrival of mail at the Sainte Marie post office requiring the attention
of the addressee. One example franked with a Type Dubois stamp has been recorded, and
the author is aware of three examples franked with 5c Group Type stamps.
See figure 4a in the German version: Sainte Marie de Madagascar formula card posted in 1896.
Shown in Figure 4a is the front of a Sainte Marie formula card franked with a 5c Group Type
stamp and posted to an addressee in Tamatave on September 27, 1896.
See figure 4b in the German version: Reverse of the Sainte Marie formula card illustrating use
to inform an addressee of the arrival of mail at the Sainte Marie office.
The reverse shows the completed preprinted form indicating the arrival of several letters at
the Sainte Marie post office requiring the addressee’s attention.
The Comoro Islands (Mayotte, Anjouan, Grand Comoro & Mohéli)
The Comoro Islands of Mayotte and Anjouan were existing colonies in 1892 when they
received their Group Type stamps. Grand Comoro received its stamps in 1897 and Mohéli
did not receive Group Type stamps until 1906. Until the Comoro Islands were incorporated
into the colony of Madagascar & Dependencies in 1911, they were mostly administered by
Mayotte. The principal village in Mayotte was D’Zaoudzi from which most of the mail is seen.
Much less common is mail from the small village post office of Mamoutzou as shown in
Figure 5.
See figure 5 in the German version: Rare letter from Mamoutzou one of the small offices of
Mayotte.
The letter was posted at the 25c UPU rate on December 29, 1897 to France.
Among the rarest of the single frankings of the Group Type is that of 45c which corresponded
to a double weight registered French Community letter (2 x 10c plus 25c) beginning in 1906.
A 45c stamp was created for eight of the French Colonies to meet this rate, but single use of
this stamp is very rare. Other colonies already had pictorial issue stamps covering this rate.
Shown in Figure 6 is an example of a single 45c stamp of Mayotte used from Anjouan on
September 14, 1913 to Paris to prepay this rate.
See figure 6 in the German version: Letter at the 45c rate from Anjouan showing single use of
the 45c stamp.
106
The Mayotte stamp was valid for use from Anjouan at this time because Anjouan was
administered by Mayotte.
Grand Comoro received its Group Type stamps in 1897 and was administered by Mayotte
until 1911.
See figure 7a in the German version: Ship wreck cover from Grand Comoro.
Shown in Figure 7a is a 15c French Community rate letter posted from Grand Comoro on
January 18, 1905. Mail from Grand Comoro traveled to Mayotte on local sailing ships to
connect with the Reunion-Marseille packet which served the Madagascar area. Apparently
the ship carrying this letter was involved in a wreck, but the mail was recovered and sent on
to its destinations, in this case Paris from where the letter was forwarded to Cannes. To
explain the damaged state of the letter, a special cachet was applied to the reverse of the
letter (Figure 7b) noting that it had been involved in a shipwreck in Grand Comoro.
See figure 7b in the German version: Reverse of the shipwreck cover showing special cachet
indicating reason for damage to the letter.
This is one of two letters recorded from this wreck, and is one of the few examples of Group
Type mail having been involved in an accident of any type.
Mohéli was the last of the Comoro Islands to receive Group Type stamps which was not until
1906. However, its post office was opened as early as 1902 as the letter in Figure 8
illustrates.
See figure 8 in the German version: Letter from Mohéli to Anjouan in 1902 prior to the issuance
of Mohéli stamps.
Anjouan stamps were valid for use and were used on this double weight French Community
commercial letter (2 x 15c rate) posted on October 19, 1902 to the plantation at Patsy on
Anjouan. The letter transited via Grand Comoro on October 21st, and illustrates use of the
MAYOTTE ET DEPENDANCES MOHELI datestamp. This is an exceptionally unusual
combination of Anjouan stamps, a Mohéli datestamp and a Grand Comoro transit being used
on a single letter within the Comoro Islands.
Madagascar & Dependencies (Tananarive and Tamatave)
With the success of the military campaign originating in Majunga in 1895, the colony of
Madagascar was officially declared in August 1896, and it received its Group Type stamps.
Sainte Marie de Madagascar had already been put under the Madagascar administration in
January 1896, and Diego Suarez and Nossi-Bé were placed under its administration at the
time of its formal creation. In 1911 the four Comoro Islands were added, officially completing
what was called Madagascar & Dependencies. Tananarive was the capital of the colony, and
is located more or less in the center of the colony. Most of the Group Type mail emanated
from Tananarive, with the second most important city being the port city of Tamatave, a key
stop on the Reunion-Marseille Packet.
See figure 9 in the German version: Returned printed matter rate from Tananarive illustrating
that forwarding and return to sender services were not covered under printed matter.
Shown in Figure 9 is a 5c printed matter rate posted in Tananarive on April 25, 1907 to the
village of Vatomandry. The addressee could not be located, and the envelope was marked
INCONNU (Unknown), RETOUR A L’ENVOYEUR (Return to Sender) and
AFFRANCHISSMENT INSUFFISANT (Insufficient Franking), and the envelope was struck
with a T in triangle indication postage due. All of these markings are a consequence of the
107
fact that printed matter rates did not cover forwarding of letters nor returning them to the
senders when they were undeliverable. Thus, the item was treated as unfranked printed
matter and charged 10c due (double the prevailing rate in accord with UPU regulations) on
return to Tananarive on November 23, 1907 almost six months later.
In his seminal work on the fiscal stamps of the French Colonies, Duston notes that regular
postage stamps were briefly used as fiscal stamps in the late 1890’s in Madagascar, but he
does not record or illustrate any such usages.
See figure 10a in the German version: Document illustrating use of postage stamps for fiscal
purposes on a letter of commendation for remaining loyal to French interests in 1896.
Shown in Figure 10a is a document illustrating fiscal use of the 50c Protectorate issue of
Madagascar (prior to its conversion to an official colony in 1896, Madagascar was a
protectorate and Type Sage French stamps were overprinted for use) and a 10c Group Type
issue. The document is dated March 14, 1897 and it shows a picture of a local citizen of the
colony. The document was translated for me by the Embassy of the Republic of Madagascar
in Washington, for which I am deeply grateful. Apparently, there was an insurrection against
French interests by the Vonizongo in June 1896. The Vonizongo are one of the many local
tribes that inhabit the island of Madagascar, and were located in the Tananarive area. The
gentleman pictured on this document apparently remained loyal to French interests during
this insurrection, and was presented with this document of commendation by the local French
governing officials. The document is signed by one Said Rakoto, Governor General ad
interim in the Vonizongo region. As such is it one of the most remarkable French Colonial
fiscal usages that I have ever seen, and serves to note the military campaign that resulted in
the creation of the colony. A detailed view of the stamps and photo are shown in Figure 10b.
See figure 10b in the German version: Details of the fiscal document.
Tamatave, located on the east coast of Madagascar, remains the island’s principal
commercial port, and also saw substantial mail during the period of the Group Type’s use. To
facilitate communication throughout this large colony, the French set up an extensive
telegraph system as part of the Post Office, though its activities generally remain hidden
relative to those of the Post Office. In a few of the larger colonies (Madagascar, Senegal and
Indochina), it was possible to send telegraph messages from inland small offices to the
principal offices from where the messages were dispatched by the regular mails to their final
destinations. This was done to obviate the slow internal transit systems for the colonies and
save days and weeks in the delivery of important messages. Special forms, envelopes and
handstamps were created to designate this special service. Examples of mail from this
service are generally rare.
Shown in Figure 11 is a registered letter from this service sent from Tamatave on February 3,
1899 to a commercial firm in Lyon at a 50c rate.
See figure 11 in the German version: Tamatave telegram envelope used to forward telegram
messages from interior villages.
The envelope is a standard PTT envelope from the period which has been handstamped
TELEGRAMME to denote this special service. The registered French Community rate as of
January 1899 was only 40c, so the 50c franking is not readily explained at the moment. Since
the envelope and franking were done by the PTT at Tamatave, the 50c rate should be
correct. The manuscript 10 added to the front of the envelope, suggests an additional 10c
charge was imposed. Possibly this was for some sort of advisory sent back to the originating
office indicating that the telegram letter had been forwarded to its destination in a timely
fashion.
108
Small Village Use
Mail from the small villages in Madagascar represents a special challenge during the period
of the Group Type’s use. The colony was rapidly expanding due to successful military
campaigns, and new small village offices were continually being opened. Typically these
started as military offices with a gradual transition to civilian offices. The numbers of literate
residents was typically very limited, and mail from these villages is generally scarce. Often
the transition from military to civilian office was not a simple and direct one. The letter from
the small village of Beforona shown in Figure 12 illustrates some of the issues very nicely.
See figure 12 in the German version: Beforona registered letter illustrating use of manuscript
markings due to absence of regular postal handstamps.
The letter was posted on December 7, 1897 at the 50c registered rate to France and franked
with a 50c Group Type stamp. Although the letter bears a Corps d’occupation de
Madagascar, it was not posted at a concession rate which was available to enlisted men at
the time. Possibly the sender was an officer to whom the concession rate was not available.
Clearly, the standard postal handstamps (datestamp and enclosed R for registration) were
not yet available, and the acting postmaster placed the manuscript endorsement: R no78
Beforona 7/12 to indicate the registration number and town of origin. The stamp was
cancelled in manuscript with the town name and a curious grouping of lines. Enroute, most
probably at Tamatave, the enclosed R was added to confirm registration. The envelope bears
an arrival datestamp from Nancy on January 15, 1898 confirming the 1897 origin in
Madagascar. Clearly the office was in transition in December 1897, but since this is the only
recorded piece of mail reflecting such, it is not possible to establish the length of the transition
period or what other perturbations in postal processing resulted from it.
The village of Mananjary used a provisional three-ringed datestamp during a brief period in
1899 as illustrated by the post card to Germany shown in Figure 13.
See figure 13 in the German version: Numeral cancel 1 used from the village of Mandriakana.
The card transited via the Reunion-Marseille Packet, and bears a full message on the
reverse. Most probably a full datestamp was not available at this time, and this represents a
local solution to the issue. Probably no more than six examples of the use of this datestamp
exist.
Numeral Cancels
With the establishment of the colony in 1896, military efforts to expand and control the colony
continued. Numerous new post offices were being opened in conjunction with these efforts.
To provide datestamps for the newly opened offices, a system of numeral cancels was
developed and used on a temporary basis until regular datestamps could be prepared and
shipped. Two styles of datestamps were used: those with the numeral at the top and
MADAGASCAR at the bottom and the reverse. Numbers from 1 to 99 were used, and
withdrawn datestamps often reappeared used from other offices as the need arose. The use
of the numeral cancels began in 1899, and the system was so successful that it was
employed until 1939. Record keeping was generally poor, so postal historians have
attempted to assign a given numeral cancel, time period and small office based on
information on the vehicles employing the cancels. Dr. J. Desnos of France has been the
leader and focus of the compilation efforts.
Shown in Figure 14 is a is an example of the use of the numeral 1 (number at the bottom)
cancellation at a 15c French Community rate from the small village of Manjakandriano on
January 13, 1901 to Paris.
109
See figure 14 in the German version: Letter cancel AB from an unknown village on a letter to
Norway.
The year date is based on the transits on the reverse of the envelope. The village of origin
was gleaned from a very light military unit handstamp which has been partially inked in for
emphasis by the sender. The overall exhibit on which this article is based features more than
fifty examples of numeral cancels on letters franked with the Group Type. Letter cancels (AB,
NT, RI and TS) have also been recorded. Very few examples have been noted in the
literature, and little is known about them. The only recorded example of the AB letter cancel
is shown in Figure 15 on a letter to Norway posted on September 28, 1901 at the 25c UPU
rate.
See figure 15 in the German version: Air mail letter posted in 1938 showing very late use of the
1923 overprint on the 5F Group Type stamp.
Use as Provisional Postage Due Stamps
Unusual and exceptional usages of the Group Type occur from many of the colonies. Shown
in Figure 16 is an unfranked letter sent from Montmeyran, France on June 25, 1913 to the
small village of Ambatomanga near Manjakandriano. At this time the French Community rate
was 10c, and the letter was handstamped with a T in triangle at the office of departure for
postage due. Upon arrival in Manjakandriano the letter was charged 20c due in accord with
UPU rules. A 10c current Madagascar postage due stamp and two 05/4 overprints of Anjouan
from the 1912 revaluation of Group Type remainders (Dependencies stamps were valid
throughout the colony at this time regardless of the name in the legend) were applied to
reflect the amount due from the addressee. Possibly there was a shortage of regular due
stamps in Manjakandriano at the time. This represents a rare, but not unique, provisional use
of the Group Type as postage due stamps. The Vernier family, to whom the letter was
addressed, established the French missions in the colony of Oceania earlier in their life, and
retired to Madagascar in their later years.
Air Mail Use
Most of the colonies had ceased using Group Type stamps around the time of World War I,
when ample supplies of new colonial pictorial issues were available. In Madagascar in 1923
remaining stocks of the 75c and 5F Group Type stamps were revalued at 65c and 1F
(prevailing registered rates) to meet a local need for these values. These are occasionally
seen on period covers. Shown in Figure 17 is a remarkable registered air mail letter posted
on March 28, 1938 from the small village of Fianarantosa to France and franked with a 1F50c
Exposition issue and a block of four of the 1F 1923 Group Type overprint for a total franking
of 5F50c. The rates at this time were 65c for postage, 1F50c for registration and 3F for the air
mail surcharge, the latter applicable to letters up to five grams. Thus, the letter is 35c over
franked. Quite possibly this is the latest recorded use of Group Type stamps from any of the
colonies.
So ends this overview of the use of the Group Type issue from Madagascar & Dependencies.
Even in a short presentation such as this, it is clear that there is a tremendous diversity of
unusual material from a period of critical importance to the Colony’s postal history.
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